Sport

Die Weltreiterspiele im Hauptstadion, in dem die Dressurreiter um in gelten, neben der Fußball-WM, als die Titel kämpfen, eine moderne Flutlichtanla- das größte Sportereignis der vergangenen ge installiert, das Springstadion erhielt einen zehn Jahre in Deutschland. Nach Schätzungen neuen Rasen, der auch bei starkem Regen der Veranstalter werden bis zum 3. September nicht aufweichen soll. Das meiste Geld jedoch rund eine halbe Million Zuschauer auf das Tur- ging in den Aufbau einer 6000 Meter langen niergelände in der Soers pilgern (die Fußball- Strecke mit Geländehindernissen für die WM sahen gut drei Millionen Fans in den Sta- Militaryprüfungen. dien). Das Fernsehen wird etwa 60 Stunden Die Weltreiterspiele in Aachen finden zu ei- von den Wettkämpfen berichten – und zwar nem guten Zeitpunkt statt: Der Reitsport in erstmals sogar zur Hauptsendezeit im Abend- Deutschland boomt. Nicht nur Großveranstal- programm. Es wird damit gerechnet, dass sich tungen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, bis zu sieben Millionen Fernsehzuschauer die sondern auch kleinere Turniere. Die Zahl der live übertragenen Entscheidungen in der Dres- Pferde hat sich seit den siebziger Jahren auf sur und im Springen anschau- über eine Million verdreifacht en. An den 15 Wettkampf- und die Zahl der Reiter auf tagen werden außerdem die 1,6 Millionen mehr als vervier- Weltmeister in den Disziplinen facht. Jeden Monat kommen Vielseitigkeit, Voltigieren, Ge- tausend neue Freizeitreiter spannfahren, Westerndressur hinzu – die meisten von ihnen (Reining) und Distanzreiten er- wollen erst gar nicht auf Tur- mittelt. Rund 800 Reiter und nieren starten, sondern tra- 1000 Pferde aus 61 Nationen ben lieber durch den Wald. treten in Aachen gegeneinan- Entstanden ist mittlerweile der an. Bei den vorangegange- eine Milliardenindustrie: Die nen Weltreiterspielen in Jerez Pferde brauchen Ställe, die in Spanien holten die deut- Reiter Ausrüstung und Reit- schen Reiter auf ihren vierbeinigen Athleten stunden. Drei Millionen Tonnen Heu und Hafer 4 von 15 Goldmedaillen. Vor allem in der müssen jährlich produziert werden, um die Dressur und im Springen dürften die Mann- Tiere zu ernähren, Haustierärzte und Spezial- schaften des Gastgeberlandes nur schwer zu kliniken sorgen dafür, dass sie gesund blei- schlagen sein. Die Kosten für die Pferde-WM ben. Eine Faustregel besagt: Jeweils vier Pfer- belaufen sich auf 39,3 Millionen Euro; allein de sorgen für einen sicheren Arbeitsplatz. Ins- 17 Millionen gingen in den Ausbau der Anlage gesamt beschäftigt die Reiterei heute etwa des traditionsreichen Aachen-Laurensberger 300000 Menschen, das sind neunmal so vie- Rennvereins, der dort jeden Sommer auch das le wie im Steinkohlebergbau in Deutschland – bekannte CHIO-Turnier veranstaltet. So wurde ganz ohne Subventionen.

SPIEGEL-GESPRÄCH „Ich liebe auch die Frauen“ Paul Schockemöhle, der Doyen des Reitsports in Deutschland, über seine Pferdeliebe, sein Firmenimperium und seine Erwartungen an die Weltreiterspiele in Aachen

SPIEGEL: Herr Schockemöhle, wie viele der SPIEGEL: Was bedeutet Ihnen bei so vielen Pferde, die jetzt bei den Aachener Weltrei- Tieren noch der einzelne Vierbeiner? terspielen starten, stammen aus Ihrem Stall? Schockemöhle: Mein Laden wäre zu groß, Schockemöhle: Das weiß ich nicht so genau, wenn ich nicht mehr jedes einzelne Pferd es sind vier bis fünf. Früher waren es auf mit seinen Stärken und Schwächen ken- großen Turnieren mehr. Da haben wir vor nen würde. allem Pferde verkauft, die gut ausgebildet SPIEGEL: Sie sagen immer wieder: Ich liebe waren und Erfahrungen auf Championaten Pferde. Kann man wirklich so viele Pferde gesammelt hatten. Heute verkaufen wir lieben? überwiegend junge Pferde, die noch aus- Schockemöhle: Ich liebe auch die Frauen, gebildet werden müssen. Es dauert Jahre, aber ich kann natürlich nicht 2400 Frauen ehe so ein Pferd auf einer Weltmeister- lieben. Was ich meine, ist: Pferde sind schaft auftaucht. die Tiere, für die ich die meisten Sym- SPIEGEL: Wie viele Pferde stehen denn hier pathien hege und die ich am besten in Mühlen? kenne. Schockemöhle: 400. Aber auf Gut Lewitz in SPIEGEL: Was fasziniert Sie vor allem am

Mecklenburg grasen noch mehr als 2000. Pferd? SUSE WALCZAK

104 der spiegel 34/2006 PA / INTER-TOPICS PA Deutsche Springreiter beim Berliner Werbe-Aufgalopp für die WM in Aachen*: „Wahrlich keine Neutra“

Schockemöhle: Der Charakter, das ist mir Schockemöhle: Ja. Natürlich gibt es auch Schockemöhle: Reiten wird wohl nie ein das Wichtigste. Wenn Pferde bocken oder unter Pferden Charakterschweine – wie Volkssport wie Fußball werden. Das liegt beißen, wurden sie meistens vorher vom bei den Menschen. schon daran, dass ein Pferd nun einmal Menschen falsch behandelt. Über 90 Pro- SPIEGEL: Welches war das Pferd Ihres teurer ist als ein Lederball. Außerdem sind zent der Pferde haben einen guten Charak- Lebens? die Leistungen für Laien schwerer zu be- ter, sie wollen lernen und mitmachen, das Schockemöhle: Natürlich der Wallach Deis- urteilen. Der Laie erkennt ja nicht, wel- merke ich bei der Ausbildung immer wieder. ter, ein Ausnahmetier, mit dem ich über cher Fehler von Pferd oder Reiter dazu ge- SPIEGEL: Das sagen Sie trotz aller Enttäu- 13 Jahre immer wieder Erfolge feiern führt hat, dass beim Springen die Stange schungen, die Sie mit Pferden auch erlebt durfte. Er hat mir viel beigebracht. Er ist gefallen ist. Beim Fußball hingegen haben haben? 2000 im Alter von 29 Jahren gestorben. wir über eine Million Bundestrainer. Auch SPIEGEL: Ein solches Wundertier fehlt dem die Formel 1 hat leichte Regeln: Wer am deutschen Reitsport zurzeit. Was er- schnellsten fährt, gewinnt. Und ein Auto Paul Schockemöhle warten Sie von den Reiterspielen in fährt schließlich jeder und glaubt deshalb, war einer der erfolgreichsten deutschen Spring- Aachen? etwas davon zu verstehen. reiter: Zwischen 1974 und 1987 wurde er Schockemöhle: Noch besser als bei den SPIEGEL: Fehlen im Reitsport die Helden? sechsmal Deutscher Meister, dreimal Europa- letzten Malen geht kaum noch. In der Schockemöhle: Es stimmt ja nicht, dass wir meister, und bei Olympischen Spielen holte er Mannschaftsdressur etwa sind wir kaum keine Stars mehr haben. Springreiter wie Silber und Bronze. Heute lebt er im oldenburgi- zu schlagen. Den Einzeltitel hingegen wird Ludger Beerbaum oder schen Mühlen, wo er einen Zucht- und Ausbil- sicher die Niederländerin Anky van Gruns- sind wirklich außergewöhnliche Figuren. dungsstall besitzt. Drei der vier Reiter, darunter ven gewinnen. Und auch beim Sprin- Aber sie haben es schwerer, die Popula- auch Ludger Beerbaum, die 1988 in gen sind die Deutschen Favoriten, keine rität von Hans Günter Winkler oder Fritz Olympia-Gold in der Mannschaft gewannen, ka- Frage. Thiedemann zu erreichen. Sie dürfen nicht men aus seinem Betrieb. Im mecklenburgischen SPIEGEL: Warum ist Reiten beim Publikum vergessen: Diese beiden Reiterlegenden Neustadt-Glewe hat er in den neunziger Jahren nicht so populär wie andere Sport- waren die einzigen Weltklassesportler, mit Millioneninvestitionen eine neue Zucht auf- arten? die Deutschland nach dem Zweiten Welt- gebaut. Außerdem veranstaltet Schockemöhle, krieg hatte. Seinen ersten Weltmeister- 61, internationale Turniere und Auktionen. * Marcus Ehning, Christian Ahlmann, Meredith Michaels- titel errang Winkler noch vor den Fuß- Beerbaum und Ludger Beerbaum am 6. August. ballern.

der spiegel 34/2006 105 Sport SVEN SIMON / IMAGO SVEN Dressurstadion in Aachen: „In der Mannschaft sind wir kaum zu schlagen“

SPIEGEL: Vielleicht müssten die Reiter an- Sonst dürfen Sie irgendwann an kein Tur- stellte sich heraus: Die Pellets waren ge- fangen, ihr Privatleben in der Boulevard- nierpferd mehr einen Tierarzt heranlassen, ringfügig mit Kakaoschnitzeln verunrei- presse auszubreiten. sei es auch noch so krank. Aber derzeit ist nigt. Das war auch nicht weiter schlimm, Schockemöhle: Das kommt ja gelegentlich das alles noch in der Schwebe. die Koffeindosis im Tier lag an der vor. Auch bei Profireitern gibt es schließ- SPIEGEL: Bei Pferden sollen die Doping- Nachweisgrenze. Mit einem vernünftigen lich Liebschaften und Scheidungen. Das regeln aber nicht nur künstliche Leistungs- Grenzwert wäre gar kein Dopingverdacht sind wahrlich keine Neutra. steigerungen verhindern, es geht auch um aufgekommen. SPIEGEL: Die Sportwelt redet zurzeit fast den Tierschutz. Wenn ein lahmes Pferd vor SPIEGEL: Ein Reiter, der beim Dopen er- nur übers Dopen. Auch im Reitsport einer Prüfung startklar gespritzt wird, kann wischt wird, erhält neuerdings eine Sperre scheint es mehr Dopingfälle als früher zu es einen bleibenden Schaden erleiden. von maximal zwei Jahren – wie ein gedop- geben. Von 40 untersuchten Pferden bei Schockemöhle: Wer ein krankes Pferd star- ter Radprofi. Finden Sie die Strafen ange- den Olympischen Spielen in Athen hatten ten lässt, handelt kriminell. Aber dafür messen? vier unerlaubte Stoffe im Urin. brauchen Sie auch eine Dosis an Schmerz- Schockemöhle: Meine Position dazu ist Schockemöhle: Das lag an der sogenannten mitteln, mit der Sie die zulässigen Grenz- glasklar: Ein Reiter, dem Doping wirklich Null-Lösung im Pferdesport, gegen die ich werte weit überschreiten. Ich behaupte: nachgewiesen wird, sollte sofort lebens- seit Jahren ankämpfe. Körperfremde Sub- 90 Prozent aller Dopingfälle im Reitsport lang gesperrt werden – Schluss, Ende, aus. stanzen waren bislang grundsätzlich und sind gar keine. Es sind schon die absurdes- Und das sollte auch für jede andere Sport- in jeder Dosierung verboten, auch wenn es ten Verdachtsfälle vorgekommen. art gelten. Sie glauben gar nicht, wie sich etwa nur um ein harmloses Medika- SPIEGEL: Ein Beispiel, bitte. schnell das dann aufhört. ment gegen eine Scheuerstelle handelt. Schockemöhle: Nehmen Sie den Fall des SPIEGEL: Sie selbst sind 20 Jahre lang auf Diesen Unsinn haben wir unserer früheren Schweizer Weltklassereiters Markus Fuchs. Turnieren gestartet, Sie waren sechsmal Weltverbandspräsidentin Prinzessin Anne Bei einem Turnier wurde im Körper des Deutscher und dreimal Europameister. Bei zu verdanken. Immerhin gibt es in diesen Tieres Koffein festgestellt. Und da Pferde der Nominierung zur deutschen Equipe Tagen ein Umdenken. Was hat es denn normalerweise keinen Kaffee trinken, wur- wurde Ihnen oft Ihr älterer Bruder Alwin auch mit Doping zu tun, wenn man mit de Markus Fuchs vier Wochen gesperrt. vorgezogen. Ein klassischer Bruderzwist? der modernen Analytik Restsubstanzen Einen Monat später durfte er wieder aufs Es war ja mal, mit Blick auf Sie beide, vom im Nanogrammbereich findet, die die Turnier – und wieder fanden die Veteri- Dallas in Oldenburg die Rede. Leistung nicht beeinflussen? näre Koffein. Der Reiter hatte keine Er- Schockemöhle: Alwin war lange der erfah- SPIEGEL: Sie unterschlagen, dass einige Me- klärung. Vier Wochen später auf einem renere und begabtere Reiter. Ich musste von dikamente eine leistungssteigernde Ne- Turnier das gleiche Spiel: Koffein positiv. ihm lernen, indem ich ihm zuschaute. Di- benwirkung haben. SPIEGEL: Und wie kam das Aufputschmittel rekt, durch Unterricht oder Korrekturen, hat Schockemöhle: Deshalb brauchen wir ein ins Pferd? er mir nie geholfen. Dafür habe ich schon ausgetüfteltes Regelwerk, das für unpro- Schockemöhle: Irgendjemand kam auf die mal ein Pferd – etwa Abadir – an Fremde blematische Stoffe Grenzwerte vorgibt. Idee, das Futter zu untersuchen. Und da verkauft, das er gern gehabt hätte. Aber das

106 der spiegel 34/2006 Sport ist alles vorbei. Heute verstehen wir zellente Pferde und in ihrem Land uns gut. Ich bin nicht nachtragend, da- kaum Konkurrenz. Für die deutsche von hat man nur Nachteile. Wir woh- Mannschaft wäre sie als Reiterin nen ja auch nebeneinander. nicht stark genug. In eine Top- SPIEGEL: Sie teilen sich den elter- Mannschaft kommt man nicht mit lichen Hof? Geld. Aber Geld hilft, das ist klar. Schockemöhle: Ja, aber meinen SPIEGEL: Sie selbst haben an den Tur- Grundstücksteil musste ich ihm ab- nierort Aachen, wo Sie insgesamt kaufen. Er war der alleinige Hof- 13-mal gestartet sind, nicht nur erbe, wie das bei den Bauern dieser positive Erinnerungen. Bei einem Gegend üblich ist. schweren Sturz 1989 stauchten Sie SPIEGEL: Alwin hat mal über Sie ge- sich einige Nackenwirbel und litten sagt: Wenn Paul einen Hufnagel lange an Kopfschmerzen. Haben Sie findet, denkt er gleich an ein Stahl- inzwischen einen Arzt gefunden, der geschäft. Schon als Abiturient be- Ihnen helfen konnte? saßen Sie 15 000 Hühner. Heute Schockemöhle: Das war heftig. Bei züchten Sie Pferde und Rinder, Sie dem Sturz hatten wir viel Speed haben ein Speditionsunternehmen, drauf, und ich bohrte mich unge- organisieren riesige Turniere wie spitzt mit dem Kopf in den Boden. jüngst das Pferdefest für den Sultan Dabei haben sich drei Nackenwirbel von Oman, mit 2000 Pferden, Sie verschoben. Es hätte nicht viel ge- machen Immobiliengeschäfte und fehlt, und ich wäre wie Christopher haben Futtermittelfabriken … Reeve im Rollstuhl gelandet. Ich war Schockemöhle: … mal langsam. Die dann bei einem Dutzend Neurolo- Futtermittelfabriken habe ich längst gen in der ganzen Welt, niemand verkauft, auch die Hühner. Dafür konnte etwas gegen die Kopf- habe ich die Lkw-Transporte inten- schmerzen tun. Am Ende landete ich siviert. Ich bin ja Speditionskauf- bei einem Spezialisten der Medi- mann. zinischen Hochschule Hannover. SPIEGEL: Wie viele Firmen besitzen Der schaute sich die Röntgenbil- Sie? der an und sagte: Kaufen Sie sich Schockemöhle: 40. Schuhe mit gedämpften Sohlen und

SPIEGEL: Müssen die anderen Firmen RAUCHENSTEINER hören Sie auf zu reiten, dann wird die Verluste, die Ihnen die Pferde Reiter Schockemöhle*: „Ein Ausnahmetier“ es Ihnen bessergehen. Genauso ist es bescheren, ausgleichen? gekommen. Schockemöhle: Das brauchen sie nicht. Schockemöhle: Natürlich. Ich habe ja auch SPIEGEL: Sie können sich nicht einmal mehr Meine Pferdeaktivitäten – Auktionen, als Pferdepfleger angefangen. Ich habe einen gemütlichen Ausritt gönnen? Zucht, Turnierorganisation, Verkauf – sind nicht viel geerbt. Es gibt für die teuren Schockemöhle: Nein. Ich bin nach dem in den schwarzen Zahlen, obwohl ich allein Pferde oft Sponsoren. In meinem Stall ar- Sturz noch ein paar Mal aufs Pferd gestie- dafür 170 Angestellte brauche. beiten einige junge Reiter – wie einst gen, aber jedes Mal wurde mir spätestens SPIEGEL: Verliert man bei alldem nicht Ludger Beerbaum, , Franke nach einer Viertelstunde vor Kopfschmer- leicht mal den Überblick und hat plötzlich Sloothaak –, die jede Chance haben, über zen übel wie bei einer Gehirnerschütte- riesige Steuerschulden? Erfolge mit meinen besten Pferden be- rung. Also habe ich es bleiben lassen. Ich Schockemöhle: Sie spielen auf die Steuer- kannt zu werden. bin Realist. nachzahlung im zweistelligen Millionen- SPIEGEL: Die jordanische Prinzessin Haya, SPIEGEL: Wird sich denn Ihre Tochter Vi- bereich an, die ich 1997 leisten musste. Lei- die Sie ausgebildet haben, hätte ohne vien, eine talentierte Springreiterin, in den der hatte ich damals einen schlechten Fi- das viele Geld, das ihre Familie besitzt, Sattel ihres Vaters schwingen und bald nanztreuhänder, auch wollten die Ämter nie auf internationalen Turnieren starten Deutsche Meisterin sein? nicht mehr anerkennen, dass Pferdezucht können. Schockemöhle: Die hat leider ein anderes und Reiterei eigentlich mein Hobby war, Schockemöhle: Prinzessin Haya, die zur- gesundheitliches Problem: Sie ist allergisch also womöglich steuerfrei. Ich habe ein zeit Vorsitzende der FEI, der Internatio- gegen Pferdehaare. Wir haben 30 verschie- gutes Kontrollsystem. nalen Reiterlichen Vereinigung, ist, hat ex- dene Methoden ausprobiert, nichts hat SPIEGEL: Das Reiten auf Grand-Prix- geholfen. Trotzdem reitet sie regel- Niveau setzt eine Menge Geld vor- mäßig, am liebsten im Freien. Aber aus: Sie selbst haben vor kurzem mit Profireiterin kann sie nicht werden. einem Partner den Zuchthengst Hot- SPIEGEL: In turbulenteren Zeiten ha- line für 800000 Euro erworben. Ein ben Sie damit gedroht, auszuwan- gutes Reitpferd kostet auf einer dern. Wohin wären Sie gegangen? mittelprächtigen Auktion schon mal Schockemöhle: Nach Amerika. Ich 70000 Euro und mehr. Hätten Rei- hatte schon eine Farm in den USA. terlegenden wie Kurt Jarasinski, der SPIEGEL: Aber Sie bleiben endgültig in den sechziger Jahren vom mittel- im Land und dem deutschen Pferde- losen Pferdepfleger zum Olympia- sport erhalten? Sieger aufgestiegen ist, heute noch Schockemöhle: Wenn ich nicht mor- eine Chance? gen gegen einen Baum fahre und auch sonst gesund bleibe, mache ich

SUSE WALCZAK das noch eine Weile. * Oben: auf Deister (1984); rechts: Olaf Stampf und Mathias Schreiber; im Hintergrund: Ehefrau Unternehmer Schockemöhle (M.), SPIEGEL-Redakteure* SPIEGEL: Herr Schockemöhle, wir Bettina Schockemöhle. „Ich bin Realist“ danken Ihnen für dieses Gespräch.

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