SWR2 MANUSKRIPT

SWR2 Musikstunde

Gaetano Donizetti – Meister des Belcantos (4)

Mit Ulla Zierau

Sendung: 1. Februar 2018 Redaktion: Dr. Ulla Zierau

Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.

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SWR2 Musikstunde mit Ulla Zierau 29. Januar – 02. Februar 2018

Gaetano Donizetti – Meister des Belcantos (4)

Gaetano Donizetti – er ist der Meister des Belcantos. Nach dem Tod des jungen Vincenzo Bellini macht ihm diesen Titel keiner mehr streitig. Endlich bringt er jetzt auch in Paris die Zuschauer zum Lachen und zum Weinen. Ihre Begleiterin durch Donizettis Leben für die Oper ist Ulla Zierau.

Titelmusik

Gaetano Donizetti steht mitten Leben und blickt auf eine Reihe von Opern zurück, nicht nur in Italien. In Paris hat er mit "“ seinen ersten Auftritt gehabt, zugegeben mit nur mäßigem Erfolg, dennoch hat er in der französischen Hauptstadt seinen Fußabdruck hinterlassen. Vom König wurde er zum Ritter geschlagen. Er ist Musikdirektor des Königlichen Theaters in Neapel und Kompositionslehrer am Musik-Konservatorium. Er hat sogar Chancen auf die Direktorenstelle. Im Moment läuft alles bestens. Donizettis Herz schlägt nach wie vor mit Leidenschaft für die Oper. In Neapel bringt er mal wieder eine buffa auf die Bühne, eine Farsa, zu der er selbst den Text geschrieben hat. „Il Campanello“, „Das Glöckchen“. Der ältliche Apotheker Annibale heiratet die junge Serafina, in die eigentlich Enrico bis über beide Ohren verliebt ist. In ihm brodelt es vor Eifersucht. Also klingelt er den frisch vermählten Apotheker während der Hochzeitsnacht mit der Nachtglocke gleich mehrmals aus dem Bett und bittet um Pillen und Säfte für all seine Leiden. Mal zwickt es da, mal zwackt es dort. Urkomisch ist das. (1’10)

Musik 1: Gaetano Donizetti: "Il Campanello", Szene Enrico -Don Annibale Enzo Dara (Bassbariton), Angelo Romero (Bariton) Wiener Symphonieorchester; Leitung: Gary Bertini SWF 336 0516 000, 4‘11

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Enzo Dara und Angelo Romero in dieser herrlichen Szene aus der komischen Oper "Il Campanello. Gary Bertini leitete das Wiener Symphonieorchester. Mit dieser musikalischen Posse begeistert Donizetti im Sommer 1836 die Neapolitaner.

Gerade sind die Donizettis in eine größere Wohnung in Neapel gezogen, da bricht die private Welt des Komponisten zusammen. Vor einem Jahr sind seine Eltern gestorben, jetzt verliert er seine kleine Familie, obwohl, eine Familie ist es eigentlich nie gewesen. Keines der Kinder hat überlebt und auch das dritte und letzte Kind bringt Virginia tot zur Welt. Wenige Tage später stirbt auch sie, mit nicht mal 29, an den Folgen der letzten Geburt. Während sie todkrank im Bett liegt und ganz Neapel durch die Cholera zu einem Totenhaus wird, flüchtet Donizetti in Arbeit. Er vertieft sich in das düstere Sujet, der Oper "" nach einem Text von Salvatore Cammarano. Eine zornige rachsüchtige Frau betrügt nicht nur ihren Mann, sondern verurteilt den treulosen Geliebten zum Tod, kalt und unwiederbringlich. Der Herzog von Nottingham versteht seine Frau nicht.

Musik 2: Gaetano Donizetti: "Roberto Devereux", Cavatine des Nottingham (1. Akt) Roberto Frintali (Bariton) Orchester des Königlichen Opernhauses Covent Garden; Leitung: Maurizio Benini Opera Rara LC 00691, ORC 24, 3‘00

Der Herzog von Nottingham beklagt hier die für ihn unverständliche Melancholie seiner Frau: "Eine fatale Schwermut verdüstert auch mein Leben. Auch ich bin oft den Tränen nah". Roberto Frintali und das Orchester des Königlichen Opernhauses Covent Garden unter der Leitung von Maurizio Benini.

Innerhalb der letzten drei Jahre hat Donizetti seine Eltern, seine drei Kinder und nun auch seine Frau verloren. Der einzige Mensch, der ihm noch bleibt, ist Virginias Bruder Antonio Vasselli, genannt "Totò".

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An ihn schreibt Donizetti wenige Tage nach dem Tod seiner Frau:

"Oh! mein Totò, lass‘ meine Trauer in der Deinigen ein Echo finden, denn ich brauche jemand, der mich versteht. Ich werde ewig unglücklich sein. Vertreibe mich nicht, denke, dass wir allein in dieser Welt sind. Oh Totò, Totò, schreib mir aus Mitleid, aus Liebe für Deinen Gaetano."

In das Lied “Amore e morte” – „Liebe und Tod“ legt Donizetti den Schmerz um den Verlust eines geliebten Menschen. Da wird eine verwelkte Blume vom Symbol der Zuneigung zum Pfand des Schmerzes.

Musik 3: Gaetano Donizetti: “Amore e morte” , Mezzosoparan / James Levine, Klavier M0274477 008, LC 0171, DECCA 455 513-2, 3’23

Cecilia Bartoli sang "Amore e morte", "Liebe und Tod" von Gaetano Donizetti. Am Klavier begleitete James Levine.

Über ihren Tod hinaus bleibt Donizetti seiner Frau Virginia treu. Trotz mancher Überlegung und dem Zureden einiger Freunde heiratet er nicht mehr. Affären gibt es schon, aber keine Ehe. Der Zerfall seiner kleinen, privaten Welt stürzt Donizetti in eine tiefe Krise. Nach dem Misserfolg der Oper "Maria di Rudenz" in Venedig kehrt er allein in die leere Wohnung nach Neapel zurück, wo er sich einsam fühlt.

Donizetti plant eine Premiere am Teatro San Carlo. Die Titelrolle der neuen Oper "" schreibt er für den Adolphe Nourrit. Der französische Sänger hat wegen Rivalitätskämpfen die Pariser Oper verlassen. Nun sucht er in Neapel nach neuen Aufgaben und trifft auf Donizetti. Und der muss sich wieder einmal mit der Zensur auseinandersetzen. Sie hat ihm schon manche Oper zerstört und Aufführung vereitelt, so auch diesmal. Der Inhalt sei zu religiös. „Poliuto“ wird verboten.

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Für Adolphe Nourrit eine existenzbedrohliche Entscheidung. Kurze Zeit später stürzt sich der 39-jährige Tenor von seinem Wohnhaus in Neapel in den Tod. Die Uraufführung des Poliuto findet erst viel später statt.

Musik 4: Gaetano Donizetti: "Poliuto", Arie des Poliuto (2. Akt) Roando Villazon (Tenor) Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi; Leitung: Daniele Callegari M0283388 008, Deutsche Grammophon, 4777593, 4‘02

Rolando Villazon mit der Arie des Poliuto aus dem 2. Akt der Oper. Daniele Callegari leitete das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi.

Die Zensur verbietet die Uraufführung des "Poliuto". Donizetti ist von Neapel, seiner langjährigen Wahlheimat, tief enttäuscht. Hinzu kommen heftige Ausein- andersetzungen am Konservatorium, wo er seit langer Zeit unterrichtet. Er ärgert sich so sehr und reicht als Musikprofessor seinen Rücktritt ein. Allein, missverstanden, bevormundet, Neapel ist nicht mehr das, was es einmal für ihn war. Nichts hält ihn mehr hier.

Da kommt ein Schreiben vom Intendanten der französischen Grand Opéra, Charles Duponchel wie gerufen. Donizetti soll zwei Opern für Paris schreiben. Ohne zu zögern, willigt er ein und wartet sehnsüchtig, ja ungeduldig auf ein des Franzosen Eugène Scribe.

Doch ganz so reibungslos, wie erwünscht läuft es nicht. Donizetti ist mit dem Textbuch unzufrieden und schickt es kurzerhand zurück. Jahrelang hat er auf ein Zeichen aus Paris gewartet. Und jetzt setzt er gleich zwei Aufträge der Pariser Grand Opéra aufs Spiel, weil ihm der Text nicht gefällt. Donizetti will Gefühle auf die Bühne bringen und keine Schlachten, wie er sagt. Vertrauensvoll wendet er sich an seinen Freund Gilbert Louis Duprez:

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„Ich habe geschrieben, dass ich einen solchen Stoff nicht haben möchte: ein Verräter seines Vaterlandes und Liebe fast nur wie eine Episode gefallen mir nicht. Ich wünsche ein charakteristisches Drama mit zwei oder drei interessanten, eindringlichen Situationen, die anders als die gewöhnlichen Sachen sind, die schon tausendmal in Italien gemacht worden sind. Bitte bringen Sie diese Sache ins Reine und tun sie es vorsichtig, damit Scribe nicht über die Änderungen, die ich in dem Libretto wünsche, beleidigt ist."

Zuversichtlich macht sich Donizetti auf den Weg nach Paris. Erst einmal will er seinen "Roberto Devereux" am Théâtre Italien aufführen und komponiert hierfür eine ordentliche Ouvertüre. Dann betreut er dort die Inszenierung seines Liebestranks. Eine begeisterte Besucherin schreibt am Abend nach der Aufführung noch an den Komponisten:

"Es ist mir unmöglich, diesen Tag zu Ende gehen zu lassen, ohne Ihnen für den unendlichen Genuss zu danken, den ich soeben beim Anhören der zauberhaften Musik des "Elisir d’amore" empfunden habe. Es ist ein herrliches Lustspiel voll Musik. Es ist lebhaft, geistvoll, zart und zugleich melancholisch und heiter, und nichts könnte den Reichtum ihres Talents besser zeigen. Trotzdem wir hier in Frankreich vorgeben, nur das Traurige zu lieben, zweifle ich nicht, dass "Elisir" einen großen und bleibenden Erfolg haben wird."

Musik 5 Gaetano Donizetti: L’elisir d’amore, Ausschnitt 2. Akt Roberto Alagna, Nemorino Elena Dan, Gianetta Chor und Orchester der Staatsoper Lyon; Leitung: Evelino Pidò LC 00171 Decca, 455 691-2, 2’00

Nemorino glaubt an die Kraft des Zaubertranks in dieser Szene aus dem 2. Akt des Liebestranks mit Roberto Alagna und Elena Dan. Evelino Pidò leitete Chor und Orchester der Staatsoper Lyon.

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"Elisir" werde einen großen und bleibenden Erfolg haben, so prophezeit es eine Besucherin in Paris. Sie wird Recht behalten. Nach dem Rührstück geht es wieder zurück zum ernsten Fach. Die Uraufführung der Grand Opéra "Poliuto" steht an. Scribe hat den Text übersetzt und bearbeitet. Der französische Titel lautet: "". An seinen alten Lehrer Mayr schreibt Donizetti:

"Französische Musik und Theaterdichtung haben ein ganz eigenes Gepräge, dem sich jeder Komponist anpassen muss, ob es sich um Rezitative oder die gesungenen Nummern handelt. Zum Beispiel, Crescendos sind verboten, die üblichen Kadenzen sind verboten, herrlich, dann haben sie zwischen einer Kabaletta und der nächsten immer Gedichtetes, das die Handlung verstärkt, ohne dass die bei unseren Dichtern üblichen Zeilen wiederholt werden."

So erklärt Donizetti das französische Rezept. Ärger mit den Theaterleuten gibt es im Übrigen auch in Paris. Die Aufführung der "Martyrs" verzögert sich. Donizetti wartet nicht untätig ab, sondern nimmt kurz entschlossen einen Auftrag der Opéra comique an. Wenn es schon mal richtig rund läuft in Paris, sollte man nichts auslassen. Innerhalb kürzester Zeit schreibt er ein wahres Meisterwerk, bald der Franzosen liebstes Kind: "La Fille du Régiment", die "Regimentstochter", gespickt mit den komischsten Szenen, wie die folgende: Marie bekommt am Hofe ihrer strengen Tante Gesangsstunden. Zum Entsetzen der Marquise singt sie jedoch lieber die Regimentshymne als langweilige Arien.

Musik 6: Gaetano Donizetti: "Regimentstochter", Trio (2.Akt) Edita Gruberova (Sopran), Rosa Laghezza (Alt); Philippe Fourcade (Bariton) Münchner Rundfunkrochester, Leitung: Marcello Panni SWF 3366783 200, Nightingale NC 070566-2, 8‘00

Edita Gruberova als ungehorsame Nichte Marie, Rosa Laghezza als strenge Tante. Marcello Panni leitete das Münchner Rundfunkrochester in dieser Szene aus Donizettis „Regimentstochter“. Der englische Kritiker Henry Chorley über die "Regimentstochter":

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"Die Musik ist von einer sorglosen Fröhlichkeit, die an Ausgelassenheit grenzt, von einer echt militärischen, aber nie ordinären Freimütigkeit. Sie ist leichtgewichtig, ist schnell vertraut, eingängig, sie ist alles, was die Pedanten gerne verurteilen."

"La Fille du Regiment" ist Donizettis erste original französische Oper. Hector Berlioz, selbst Komponist und angesehener Kritiker, ist das gar nicht recht. Er behauptet in aller Öffentlichkeit, Donizetti habe darin altbewährte Musik aus Italien einfach wieder aufgewärmt. Diesen Vorwurf lässt Donizetti nicht auf sich sitzen.

"Der Schreiber dieses Artikels zögert nicht zu behaupten“, kontert er, „dass meine Partitur bereits in Italien zu hören gewesen sei, zumindest zum großen Teil. Erlauben Sie mir meinerseits zu bestätigen, dass die Nummern, aus denen "La fille du regiment" besteht, alle speziell für die Opéra comique geschrieben wurden, und dass nicht eine einzige von ihnen je vorher in irgendeiner anderen Partitur erschienen ist."

Die Reaktionen des Publikums versöhnen Donizetti. Die Pariser feiern die "Regimentstochter" wie das Werk eines Franzosen. In knapp einem Jahr wird sie an der Opéra comique 50mal gespielt. Diese Zahl ist Triumph genug. Sie lässt das Nörgeln des Herrn Berlioz bald vergessen.

Sie ist übrigens eine Lieblingsoper der Franzosen geblieben. Sie gehört ebenso zum Nationalfeiertag, dem 14. Juli, wie die Marseillaise und das Feuerwerk.

Für einen Tenor gleicht die Rolle des Tonios einer Mutprobe. Neun hohe Cs muss er erklimmen. Legendär ist bis heute die Wiederbelebung der Oper durch Richard Bonynge und Joan Sutherland an Covent Garden im Jahr 1966. Diese Aufführung war auch Initialzündung für den damals jungen Tenor . In der halsbrecherischen Rolle des Tonios hat er als Stimmwunder zahlreiche Opernhäuser erobert, unter anderem auch die MET. (2’50)

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Musik 7: Gaetano Donizetti: "Die Regimentstochter", Arie des Tonio (1. Akt) Luciano Pavarotti (Tenor) Chor und Orchester des Königlichen Opernhauses Covent Garden; Leitung: Richard Bonynge M9031775 001, London 417011-2, 6’50

Luciano Pavarotti in der stimmakrobatischen Rolle des Tonios in Donizettis "Regimentstochter". Richard Bonynge leitete Chor und Orchester des Königlichen Opernhauses Covent Garden in einer Aufnahme aus dem Jahr 1967.

Nach dem spektakulären Intermezzo Donizettis an der Opera comique klappt es dann endlich auch mit der Premiere der "Martyrs" an der Grand Opera.

Donizetti amüsiert sich über eine Karikatur in einer Pariser Zeitung: Da sitzt er an einem Tisch, in beiden Händen eine Feder, mit der einen schreibt er eine ernste Oper und mit der anderen eine komische. Er fühlt sich geschmeichelt. Stolz schickt er die Zeichnung an seinen Freund Antonio Dolci.

Prompt folgt der nächste Auftrag. Eine ursprünglich für das Théâtre de la Renaissance vorgesehene italienische Oper soll wegen finanzieller Probleme nun unter dem Titel "" an der Grand Opera herauskommen. Dafür muss Donizetti die Oper - wie zuvor "Poliuto“ den Bedingungen anpassen. Das heißt ein vierter Akt muss her. Der Librettist Alphonse Royer erinnert sich:

"Die Musik für den vierten Akt wurde in einer einzigen Nacht komponiert. Vaëz und ich haben den Text dem Maître nach dem Abendessen gebracht; am nächsten Abend um die gleiche Zeit sang er sie uns am Klavier vor, verklärt durch seine musikalische Eingebung".

Trotz der Umarbeitungen bleibt die Oper recht italienisch. Donizetti befürchtet, dass er damit an der Grand Opera kein Glück haben werde. Während der Premiere geht

9 er unruhig spazieren. Seine Befürchtungen werden wahr. Die Partitur findet nicht mal einen Verleger."

Doch wie so oft, muss sich die Oper erst mal behaupten Nach einigen Aufführungen sieht es schon anders aus. Vor allem in der Provinz wird „La Favorite“ zum Lieblingsstück des Publikums. Das ist bemerkenswert. Nicht die Metropole bestimmt den Trend, sondern das Hinterland. Viele Melodien der "Favorite" verbreiten sich auch außerhalb des Opernhauses, dazu gehört die Arie "O mon Fernand".

Musik 8: Gaetano Donizetti: La Favorite, Arie der Leonore Elina Garanca (Mezzosopran) Filarmonica del Teatro Comunale di Bologna; Leitung: Yves Abel M0345681 011, Deutsche Grammophon 00289 4792241, 3‘32

Elina Garanca mit der Arie "O mon Fernand" aus "La Favorite". Yves Abel leitete die Philharmoniker des Theaters Bologna.

Innerhalb eines Jahres ist "La Favorite" in Frankreich so beliebt, dass der Verleger Leon Schlesinger bei einem jungen deutschen Komponisten sechs unterschiedliche Transkriptionen in Auftrag gibt: für Gesang und Klavier, für Klavier allein, Klavier vierhändig, Flötenquartett, zwei Geigen und für Kornett.

Und was glauben Sie, wer sich da an die Arbeit macht. Kein geringerer als der spätere Germanenschatz-Gräber Richard Wagner. Auf der Flucht vor seinen Gläubigern ist er in Paris gelandet und durchleidet hier drei elende Hungerjahre. Aus der Not heraus nimmt er sämtliche Aufträge an, schreibt novellistische Musikerzählung in Stile E.T.A. Hoffmanns und transkribiert Kompositionen aus fremder Hand, sogar die Oper eines Italieners. Viel Magenbitter mag er dabei trinken. Viel lieber würde er mit Hilfe von Meyerbeer seinen "Rienzi" an der Grand Opéra spielen. Doch nichts da. Er sitzt stundenlang über der Partitur der "Favorite" von Gaetano Donizetti und schreibt Note für Note.

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Musik 9: Gaetano Donizetti: La Favorite, Ouvertüre, Fassung für 2 Violinen Matthias Wollong und Jörg Faßmann (Violine) Oehms classics LC 12424, OC 371, 4’14

Matthias Wollong und Jörg Faßmann mit der Ouvertüre zur Oper “La Favorite” von Gaetano Donizetti, in der Fassung für zwei Violinen. Richard Wagner hat sie in Paris angefertigt, sicher nicht aus Liebe zu Donizetti, sondern weil er Geld brauchte. Morgen, in der letzten Folge über den Meister des Belcantos gehen wir mit Donizetti nach Wien und für Paris wird er seine letzte Opera buffa schreiben, den –bis dahin Ulla Zierau.

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