(Gattungen Orobanche Und Phelipanche). Teil 2: Von Linnés „Species Plantarum“ Bis Becks Monographie
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Kochia09_02:Layout 1 13.07.15 20:07 Seite 59 kochia 9: 59– 92 (2015) 59 Geschichte der Erforschung der Sommerwurzgewächse (Gattungen Orobanche und Phelipanche). teil 2: von linnés „Species plantarum“ bis Becks monographie. (Fortsetzung aus Kochia 8: 27–61) holger UhlIch Zusammenfassung: teil 2 der reihe beleuchtet 1. Einleitung die systematische erforschung der gattungen Orobanche und Phelipanche in der Periode von Die weitere verbreitung und vervollkommnung linnés „Species Plantarum“ 1753 bis zur ersten des Buchdrucks sowie die Fortschritte in der grundlegenden monographie zur gattung Oro- naturwissenschaft, namentlich der Botanik, banche von g. Beck 1890. ein abschließender brachten es mit sich, dass die zahl der veröf- abschnitt bringt ergänzungen zum ersten teil fentlichungen stieg. Im gegensatz zum ersten (behandelte den zeitraum von den anfängen teil dieser reihe ist es nun nicht mehr möglich, bis 1753; kochia 8: 27–61). Fünf neukombina- den zunächst angestrebten vollständigen Über- tionen werden vorgenommen: (1) Myzorrhiza blick über alle relevanten Werke zum thema californica subsp. grayana (Beck) UhlIch, (2) Sommerwurz-gewächse zu geben. D. h., dass Phelipanche mutelii var. nana (reUt.) UhlIch & sich der verfasser nun zunehmend auf die rÄtzel, (3) Phelipanche mutelii var. nana f. ma- Werke und arbeiten beschränken muss, die nostachys (Beck) UhlIch & rÄtzel, (4) Pheli- entweder wichtige Impulse für das verständnis panche caesia var. borealis (tUrcz.) UhlIch der Pflanzen, die gegenstand dieser abhandlung und (5) Diphelypaea coccinea var. boissieri sind, gaben oder weil ihre verfasser sich über (reUt.) UhlIch. die jahre intensiv mit der Pflanzengruppe be- schäftigt haben. Damit ist aber nicht gesagt, Abstract: history of the exploration of the dass unerwähnt gebliebene Werke nicht mit broomrape family (genera Orobanche and Sorgfalt oder gründlichkeit diese thematik dar- Phelipanche). part 2: From linnaeus’ “Species gestellt hätten. plantarum” to Beck’s monograph. Part 2 of Und wie es so oft geschieht, hat der 2014 er - the series covers the systematic study of the schienene Beginn dieser artikelserie einige (un- genera Orobanche and Phelipanche in the beabsichtigte) lücken offenbart, die zu schließen period of linnaeus’ “Species Plantarum“ 1753 mir hilfreiche naturfreunde und Botaniker dan- to the first fundamental monograph on the genus kenswerter Weise zur Seite sprangen. Orobanche by g. Beck in 1890. a final section Speziell möchte ich auf zwei taxonomische brings additions to the first part of this paper Fragestellungen in den Fuß- bzw. endnoten (covering the period from the beginnings to 25 und 32 über die Priorität von namen hin- 1753; kochia 8: 27–61). Five new combinations weisen, die mir im verlaufe der arbeit aufgefallen are made: (1) Myzorrhiza californica subsp. sind und zu denen möglicherweise auch andere grayana (Beck) UhlIch, (2) Phelipanche mutelii ansichten bestehen könnten. auch hier ist der var. nana (reUt.) UhlIch & rÄtzel, (3) Pheli- verfasser für weiterführende hinweise dank- panche mutelii var. nana f. manostachys (Beck) bar. UhlIch & rÄtzel, (4) Phelipanche caesia var. viele der aufgeführten arten stellen mittler- borealis (tUrcz.) UhlIch and (5) Diphelypaea weile Synonyme dar. Die zuordnung dieser im coccinea var. boissieri (reUt.) UhlIch. text verwendeten Synonyme zu den heute ak- zeptierten namen stellt tab. 1 am ende dieses artikels dar. holger Uhlich julius-Brecht-Straße 5, 60433 Frankfurt am main; [email protected] Kochia09_02:Layout 1 13.07.15 20:07 Seite 60 60 h. Uhlich 2. teil 2: Carl von linné (1753) bis Beck 1997: 789 ff.; BrUmmIt 2000: 263). von tUr- von mannagetta (1890) lanD & rUmSey (1997) wurde als lectotypus „herbar clifford 321, orobanche 1“ Bm- Bereits c. Bauhin hatte in „Pinax theatri Botanici“ 646202 ausgewählt, welcher O. caryophylla- (BaUhIn 1623) versucht, die botanische no- cea enthält. menklatur durch die verwendung der termini – O. ramosa l.: auch hier bezieht sich linné „gattung“ und „art“ zu strukturieren. eine Pflanze auf „hortus cliffortianus 321“. als lectotypus wurde bei Bauhin durch einen gattungsnamen wurde von tUrlanD & rUmSey (1997) „herbar und mindestens ein Beiwort (epitheton) be- clifford 321, orobanche 2“ Bm-646204 aus- schrieben, das die beschriebene art von anderen gewählt. arten der gleichen gattung unterschied. mit – O. virginiana l.: Diese Bezeichnung bezieht der entdeckung neuer Pflanzenarten wurden sich auf Epifagus virginianus (l.) Barton, die differenzierenden Phrasen („diagnostische“ ebenfalls eine Orobanchaceae. namen) immer länger. Um eine art zu zitieren, – O. uniflora l.: hierunter wird heute Aphyllon musste man faktisch die komplette Beschreibung uniflorum (l.) a. gray verstanden. der art angeben. Die bei linné zwischen Aeginetia und Orobanche Carl von linné (* 23.5.1707 răshult, † 10.1. eingefügte Obolaria virginica l. ist keine Som- 1778 Uppsala) kommt nun das verdienst zu, merwurz, sondern ein enziangewächs (Gen- mit „Species plantarum“ (lInnÉ 1753) eine viel tianaceae). strengere ausrichtung auf die binäre nomenklatur auf p. 605 f. desselben Werkes vereinigte vorgenommen zu haben, als dies c. Bauhin linné unter der gattung Lathraea l. die arten vermochte. In den von linné bis 1749 ausgear- Lathraea phelypaea l., L. anblatum l. und beiteten manuskripten zu Species Plantarum L. squamaria l., worunter sich arten der heutigen findet sich noch kein hinweis auf zweiteilige gattungen Cistanche und Diphelypaea verber- namen. Im Index des reiseberichtes „Ölandska gen. och gothländska resa“ (lInnÉ 1745) hatte er Im 1763 erschienenen zweiten Band der jedoch bereits die Pflanzennamen verkürzt in zweiten auflage von „Species Plantarum“ führt binärer Weise benannt. Die Idee eines „trivial- lInnÉ (1763: 881ff.) neben den bereits be- namens“ für die art formulierte linné zum ers - nannten arten auch O. cernua loeFl. auf. In- ten mal in den Paragraphen 212 und 256 f. von konsequent und systematisch falsch zieht er „Philosophia Botanica“ (lInnÉ 1751: 158, 202). die vorher generisch getrennte Aeginetia indica In linnés „Species Plantarum“ (lInnÉ 1753: nun als O. aeginetia zu dieser gattung. Die 632 f.) finden sich neben arten verwandter gat- dritte auflage (lInnÉ 1764) blieb unverändert. tungen (z. B. Aeginetia indica l.) auch solche 1767 beschreibt c. von linné in „mantissa“ der gattung Orobanche1: (lInnÉ 1767: 88) noch O. americana, die wir – O. laevis l.: Der name ist wegen mehrdeu- heute als Conopholis americana (l.) Wallr. tigkeit nach den nomenklatur-regeln (art. 56 kennen. IcBn & app. v) verworfen (tUrlanD & rUmSey c. von linnés binäre nomenklatur findet 1997, BarrIe 2006). ein typus wurde bisher nicht sofort und überall in der botanischen li- nicht ausgewählt. Unter O. laevis l. verstand teratur anklang. So verwenden z. B. ScoPolI man zumeist P. arenaria (Borkh.) Pomel, und (1760: 474)2, gerarD (1761: 288) und gronovIUS P. purpurea (jacQ.) Soják (vgl. dazu aus- (1762: 95 f.) noch die Phrasen aus der zeit vor führlich Beck 1926: 162 ff.), seltener auch 1753. Später war es – ähnlich zu linnés Boschniakia rossica (cham. & SchltDl.) „Species Plantarum“ (1753) – üblich, die Pflanze B. FeDtSch. (vgl. tUrlanD & rUmSey 1997: zwar mit einer ausführlich beschreibenden 789 ff.; BrUmmIt 2000: 263). Phrase zu nennen, aber den trivialnamen auf – O. major l.: Dieser name ist ebenfalls wegen den Seitenrand zu setzen. mehrdeutigkeit verworfen (tUrlanD & rUmSey an dieser Stelle bietet es sich an, kurz auf 1997, BarrIe 2006). Im laufe der zeit wurde das Pflanzensystem von Antoine-laurent de er vor allem für O. rapum-genistae thUIll., Jussieu (* 12.4.1748 lyon, † 17.9.1836 Paris) p. p., O. minor Sm., p. p., O. caryophyllacea einzugehen. er entwickelte zwischen 1773 und Sm., p. p., öfters auch für O. elatior SUtt., 1789 die von seinem onkel Bernard de jussieu p.p., verwendet (vgl. tUrlanD & rUmSey begründete Pflanzensystematik weiter, die be- Kochia09_02:Layout 1 13.07.15 20:07 Seite 61 geschichte der erforschung der Sommerwurzgewächse teil 2 61 sonders in Frankreich im wissenschaftlichen sammenhang ist auch auf die Bearbeitung der Widerstreit mit dem von linné vertretenen Sys- gattung von j.e. Smith in Sowerby (SmIth tem stand3. eine der Befürworter der Ideen 1794: pl. 184 f., 1797: pl. 421 ff. & 1799: pl. 568 f.) von jussieu war augustin-Pyrame de candolle hinzuweisen. Unter anderem beschreibt er hier (s. unten). In seinem Werk „genera Plantarum“ (SmIth 1797: pl. 422 f.) – und damit vor c. Sutton benennt jUSSIeU (1789: 117) zwar erstmals die – O. minor. Familie „Scrophulariae“ (= Scrophulariaceae Die namen zweier wesentlicher taxa, die jUSS., nom. cons.), stellt aber Orobanche noch auch heute noch Bestand haben, verdanken zu den „genera Pedicularibus affinia“ in seiner wir Jean louis thuillier (* 22.4.1757 creil, „ordo Pediculares“ (jUSSIeU 1789: 101). † 22.11.1822 Paris). In der 2. auflage seiner Étienne pierre ventenat (* 1.3.1757 limo- „Flore des environs de Paris“ (thUIllIer 1799: ges, † 13.8.1808 Paris) verwendet dann für 317) beschreibt er O. amethystea und O. ra- eine eigene Familie („ordre“) erstmals den na- pum-genistae. Damit waren am anfang des men „Orobanchoideae“ (= Orobanchaceae 19. jahrhunderts 13 Spezies beschrieben wor- vent., nom. cons.; ventenat 1799: 292). Dorthin den (vgl. auch Beck 1890: 5). stellt er zunächst die gattungen Hyobanche, 1800 erscheint der dritte Band der von Carl Obolaria, Orobanche und Lathraea. ludwig Willdenow (* 22.8.1765 Berlin, † 10.7. In „voyage en Barberie, … “ beschreibt 1812 Berlin) bearbeiteten 4. auflage