Ottonik-Rezeption
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Ottonik-Rezeption Dissertation zur Erlangung der Würde des Doktors der Philosophie der Universität Hamburg Susanne Wacker aus Tübingen Hamburg 2001 1. Gutachter: Prof. Dr. Martin Warnke 2. Gutachter: Prof. Dr. Bruno Reudenbach Tag des Vollzugs der Promotion: 12. April 2000 Dank Für ihre Betreuung und Annahme dieser Dissertation danke ich ganz herzlich Prof. Dr. Martin Warnke und Prof. Dr. Bruno Reudenbach. Meine ausdauerndste Gesprächspartnerin während der Entstehung dieser Arbeit war meine Mutter Gisela Wacker, die kürzlich ihre eigene Dissertation in Tübingen abgeschlossen hat. Ihr, Sibylle Frank, Nanna Heidenreich, Martin Eberhardt und Dr. Andreas Luft danke ich ganz besonders für ihre freundschaftliche Ermutigung und Unterstützung. Mein spezieller Dank gilt den Ärzten in Hamburg und an der Uniklinik Tübingen, die mich medizinisch betreut haben. Ich widme diese Dissertation meinen Eltern, Dr. Dietmar und Gisela Wacker, die mir mein Studium und vieles andere ermöglicht haben. Hamburg, im Juli 2001 Susanne Wacker Inhalt I. Einleitung............................................................................................................................1 II. Ottonik, Ottonische Kunst: Begriff und Bedeutung..........................................................16 1. Zum Titelbegriff "Ottonik" und seiner Verwendung in dieser Arbeit ...................16 2. Enzyklopädische Gegenstandsbestimmung ...........................................................17 3. Kunsthistorische Eigenart der Bezeichnung ..........................................................20 III. Aspekte der Rezeption bis 1873.......................................................................................22 1. Aus der Kirche in die Kiste: Translozierungen um 1800.......................................22 2. "Zimelien" in der Bayerischen Hof- und Centralbibliothek...................................25 3. Die "Patres" der kunsthistorischen Handschriftenforschung .................................27 4. Buchmalerei in Josef Viktor von Scheffels Roman "Ekkehard"............................34 IV. Miniaturenforschung im Zeichen von "Allseitigkeit und Abseitigkeit"..........................36 1. Zum Status von Wilhelm Vöges Dissertation in der Kunstgeschichte ..................36 2. Voraussetzungen: Handschriftenforschung in den 1880er Jahren .........................38 3. Wilhelm Vöge: "Eine deutsche Malerschule" (1890/91) .......................................42 Zu Entstehung, Anspruch und Erkenntnisziel................................................42 Inhalt der Untersuchung .................................................................................45 Politik im Medium der ottonischen Buchmalerei...........................................54 Zur Bewertung von Vöges Arbeit ..................................................................60 4. Wie es weiterging...................................................................................................63 V. Modernisten des Mittelalters I ..........................................................................................65 1. Wendezeit: Der Kunsthistorische Kongreß in München 1909...............................65 2. 'Traditionalisten' und 'Modernisten' ......................................................................67 3. Neue Akzente bei Swarzenski, Worringer und Hieber ..........................................68 VI. Modernisten des Mittelalters II........................................................................................74 1. 1914/1917: 'Schmerzhaft gewaltig' gegen Frankreich ...........................................74 2. Ottonische Buchmalerei im Kunstblatt (1917)......................................................76 3. Heinrich Wölfflin: "Die Bamberger Apokalypse" (1918) .....................................79 Stellenwert und Entstehung............................................................................79 Form und Inhalt der Ausgabe.........................................................................81 Die "Stilüberzeugung" der Bamberger Apokalypse und ihr Verhältnis zum Perikopenbuch Heinrichs II. .................................................83 Bezug zur Gegenwartskunst...........................................................................89 Zur politischen Dimension .............................................................................93 Schule der visuellen Mündigkeit....................................................................96 Rezensionen und Wirkung .............................................................................97 4. "nouveaux réactionaires"........................................................................................101 5. Neue Gesten der Annäherung.................................................................................104 6. Unmittelalterliches Mittelalter: "expressionistische" oder "klassizistische" Entdeckung der ottonischen Buchmalerei?.....................................107 7. "Ottonische Synthese"............................................................................................109 VII. Mythologen der Ottonik .................................................................................................113 1. 1935ff.: Die Ottonik und der 'Mythos vom geistigen Reiche der Deutschen' ..................................................................................................................113 2. Rezeptionsgeschichte als "Ikonographie" ..............................................................120 Die Gebärde....................................................................................................120 Die Evangelistenbilder ...................................................................................122 Das Verzerrte..................................................................................................125 Das Herrscherbild...........................................................................................126 3. Hans Jantzen: "Ottonische Kunst" (1947, 1958, 1990)..........................................129 4. Die "expressionistische Entdeckung" und andere Mythen.....................................135 VIII. Schluß............................................................................................................................143 IX. Verzeichnis der verwendeten Literatur............................................................................156 X. Abbildungen......................................................................................................................170 I. Einleitung "'Stilles Dienen, lautes Beten': Die expressionistische Entdeckung der ottonischen Buch- malerei" — so lautete das Thema, das mich am Anfang meines Studiums in einem Se- minar über ottonische Buchmalerei bei Martin Warnke beschäftigt hat. Die Ergebnisse meiner damaligen Recherchen an Quellentexten und Sekundärliteratur waren so irritie- rend, daß eine gründlichere Beschäftigung mit dem Thema "Ottonik-Rezeption" lohnend erschien. Irritierend war zunächst, daß ich weder in der Sekundärliteratur noch in Bildern konkrete Hinweise auf eine Rezeption ottonischer Miniaturen durch expressionistische Künstler fand. Wie also war die These von der "expressionistischen Entdeckung" zu verstehen? In der Literatur fand ich ottonische Miniaturen auffallend häufig als "expressiv", "expressionistisch" und als "Ausdruckskunst" gekennzeichnet.1 Bei Ernst- Günther Grimme las ich: "Erst als der Expressionismus den an der Kunst der italienischen Renaissance ausgerichteten Zeitgeschmack in Frage stellte und Heinrich Wölfflin seine säkulare Würdigung der 1921 [2. Auflage, SW] erschienenen Bamberger Apokalypse vorlegte [...] war der Weg frei für die rechte Erkenntnis der ottonischen Miniaturen als echter Alternative zu einer auf den Gesetzen der Perspektive und Anatomie aufbauenden Kunst."2 In seiner 1991 erschienenen Monographie "Ottonische Buchmalerei" assoziiert Henry Mayr-Harting Wölfflins Buch und die Bamberger Apokalypse — allerdings inhaltlich — mit der expressionistischen Kunst.3 Dagegen werden in dem Text von 1965, dem das oben erwähnte Zitat "Stilles Dienen, lautes Beten" entnommen ist, ottonische Miniaturen zwar in einer expressionistisch anmutenden Weise beschrieben, Parallelen zur Avantgardekunst aber explizit zurückgewiesen.4 — Für Hans Belting hat Wölfflin eine Forschungsrichtung angeführt, von der die ottonische Kunst „mit Begeisterung als früher Expressionismus der mittelalterlichen Kunst begrüßt und damit als erster wahrhaft deutscher Stil neu in Besitz genommen“ wurde.5 Auch Wolfgang Schenkluhn sieht die Entdeckung der 1 Vgl. u.a. Hermann Fillitz: Das Mittelalter I. Propyläen Kunstgeschichte, Bd. 5. Berlin 1990, 58 2 Ernst Günther Grimme: Die Geschichte der abendländischen Buchmalerei. 2. Aufl. Köln 1985, 78; Heinrich Wölfflin: Die Bamberger Apokalypse. Eine Reichenauer Bilderhandschrift vom Jahre 1000. 2., erweiterte Aufl. München 1921 (1. Aufl. 1918) 3 Henry Mayr-Harting: Ottonische Buchmalerei: Liturgische Kunst im Reich der Kaiser, Bischöfe und Äbte. Stuttgart, Zürich 1991, 419 — Vgl. dazu Kap. VI.3 dieser Arbeit. 4 Wolfram von den Steinen: Homo Caelestis: Das Wort der Kunst im Mittelalter. 2 Bde. Bern, München 1965, 123 (Textbd. 1). Näheres dazu in Kap. VII.5 dieser Arbeit. 5 Hans Belting: Die Deutschen und ihre Kunst. Ein schwieriges Erbe. München 1992, 46; Hervorhebung von mir. Ich zitiere die bei Belting etwas unklar formulierte Stelle hier noch einmal vollständig: „Die ottonische Kunst wurde mit Begeisterung als früher Expressionismus