Samstag, 21. Januar 2012 | az Rundschau 29 Die letzte Gelegenheit, um zu feiern 2013 sollen im Zentrum im oberen Langetental «700 Jahre Stadtrecht» gefeiert werden

VON JÜRG RETTENMUND

In einer Urkunde vom 1. August 1313 werde Huttwil zum ersten Mal als Stadt erwähnt, entnimmt man der «Heimatkunde von Huttwil», die Ernst Nyffeler 1915 herausgab, und die 1996 von der Druckerei in einer unverän- derten Neuauflage in heutiger Schrift herausgegeben wurde. Dies gab denn auch den Anlass, 2013 zum Jubiläums- jahr «700 Jahre Stadtrecht» zu erklä- ren und Festvorbereitungen in Angriff zu nehmen (vergleiche Kontext). Wer sich im Staatsarchiv in Bern die Urkunde vom 1. August 1313 her- vorholen lässt, wird zuerst einmal enttäuscht: Von einer Stadt Huttwil steht dort nichts, bloss von der «ei- genschaft ze Hutwyile», dem Eigen- tum in Huttwil, das die Grafen von Kiburg den Grafen von Habsburg übergaben und von ihnen als Lehen (in Leihe) zurückerhielten.

Eine zweite Urkunde Erst ein Blick in die Quellensamm- lung «Fontes Rerum Bernensis» bringt In der Urkunde von 1313 im Staatsarchiv Bern steht nichts von einer Stadt Huttwil (Markierung). FOTOS: JR eine Lösung des Rätsels: Es muss von der Abtretung und Zurückverleihung mann der Jüngere und sein Onkel eine zweite Urkunde gegeben haben. Hartmann der Ältere, die beiden letz- Allerdings existierte diese an der Wen- ten Kiburger, ihren Besitz unter sich de vom 19. zum 20. Jahrhundert, als die aufteilten. Hartmann der Jüngere Quellensammlung herausgegeben wur- wehrte sich dagegen, dass sein Onkel de, bloss noch in einer Abschrift aus seine Gattin Margaretha von Savoyen dem 17. Jahrhundert. Sie müsste heute mehr und mehr begünstigte, und in der Burgerbibliothek Bern sein, ist al- suchte dafür Unterstützung bei Ru- lerdings dort nicht mehr auffindbar. dolf von Habsburg. Diese Überlieferung der Urkunde Als die beiden letzten Kiburger wirft Fragezeichen auf, umso mehr, 1263 und 1264 ohne männliche Nach- als das erhaltene Pendant ihre Aus- kommen starben, gerieten Marga- sage nicht bestätigt. Das ist aller- rethas Bruder Peter von Savoyen und dings nicht weiter tragisch, denn Rudolf von Habsburg direkt aneinan- eine Stadt Huttwil gab es zu die- der – die von Plüss genannten «Rüs- sem Zeitpunkt unzweifelhaft. Das tungen». Rudolf von Habsburg war beweist ein Gang zurück ins Staats- Vormund von Anna von Kiburg, der archiv. Dort gibt es eine weitere Tochter Hartmanns des Jüngeren. Ihm Urkunde aus dem Jahr 1280. Unter gelang es, vollendete Tatsachen zu den dort aufgeführten Zeugen fin- schaffen und das Erbe an sich zu reis- det sich ein Konrad, Schultheiss von sen. 1273 legalisierte er seine Erobe- Huttwil. Den Titel Schultheiss tru- rungen, indem er eine Hochzeit zwi- gen in jener Zeit im deutschsprachi- schen seinem Neffen Eberhard von gen Gebiet südlich des Rheins die Habsburg-Laufenburg und Anna von Vorsteher einer Stadt. Doch bereits 1280 taucht in einer Urkunde ein Schultheiss, ein Stadtpräsident von Huttwil, auf (Markierung). Kiburg arrangierte, damit das Haus Neu-Kiburg begründete und diesem Schild Stadtrecht Huttwil 1265 Staatsarchivs Bern, im Jahr 1908 ver- Habsburg die letzte Hand angelegt, als Von August Plüss erhalten wir im- das kiburgische Erbe übergab. Um sich im Zusammenhang mit fasst hatte. Er schreibt: «Wir müssen er 1265 von Burgdorf aus gegen Peter merhin die Hauptpersonen mitge- Huttwil dürfte also im Verlauf die- einer 700-Jahr-Feier im Jahr 2013 ver- somit die Befestigung von Huttwil in von Savoyen umfassende Rüstungen teilt, die bei der Stadtgründung von ser Streitigkeiten zwischen 1250 und unsichern zu lassen, muss man aller- kiburgische Zeit verlegen . . . Natürlich betrieb.» Aus diesen Mutmassungen Huttwil eine Rolle spielten. Konkret 1280 zur Stadt befestigt worden sein. dings nicht ins Staatsarchiv Bern ge- ging die Befestigung Huttwils nur all- von August Plüss macht die Wappen- ging es um das Erbe der Grafen von Da dies 1980 nicht gefeiert wurde, ist hen. In einigen Huttwiler Haushalten mählich vor sich, vielleicht hat sogar scheibe also flugs die Verleihung eines Kiburg. Die Auseinandersetzungen 2013 die letzte Gelegenheit für eine genügt auch ein Blick zum Fenster erst der tatkräftige Graf Rudolf von Stadtrechts. begannen bereits um 1250, als Hart- 700-Jahr-Feier. hinaus. Dort hängt nämlich eine Wappenscheibe mit der Inschrift ■ 700 JAHRE HUTTWIL: «Stadtrecht Huttwil 1265». EIN FESTWOCHENENDE IM AUGUST Das Organisationskomitee Sie wurde als Gabe für das Em- Hansjörg Muralt (Jubiläumsstart Sil- mentalische Landesschiessen 1947 in Mit dem Glockenschlag um weh-Huttwiler. Bereits seit eini- beit liegt im jetzigen Zeitpunkt Wirkung für alle werden. Auch vester 2012, Jubiläumsende Silvester Huttwil hergestellt. Allerdings konn- Mitternacht am Silvester 2012 gen Jahren laufen im Hinter- in der Ausarbeitung der einzel- in Zukunft sollen sich die Hutt- 2013), Annette Leimer (Kommuni- te man sie nicht nur mit guten Au- beginnt für die Gemeinde grund diverse Vorarbeiten für nen Teilprojekte, wo es vom wilerinnen und Huttwiler be- kation mit den Vereinen, Organisation gen und ruhiger Hand herausschies- Huttwil ein Jubiläumsjahr. 2013 das Jubiläum. Mit dem Jahres- Logo bis zur Festschrift und wusst sein, was für Vorzüge Jahresprogramm), Jörg Flückiger (Ver- sen. Es gab sie nämlich auch in einer wird «700 Jahre Stadtrecht wechsel läuft nun der Count- vom grandiosen Jubiläumsstart und Schätze ihr Wohn- und teil- treter Herdgemeinde), Jacqueline Flü- käuflichen Version. Die Wappen- Huttwil» mit diversen Aktivitä- down für die Feierlichkeiten in über das Festwochenende bis weise auch Arbeitsort hat. ckiger (Logo/Plakette), Heinz Graf (Ver- scheibe zeigt Rudolf von Habsburg, ten gefeiert. Der Startschuss einem Jahr. Das Ziel im Jubilä- zum Schlusspunkt noch viel zu Ebenso wird der Markt- und treter Ref. Kirchgemeinde), Barbara der 1273 zum deutschen König ge- wird in der Silvesternacht umsjahr ist nicht nur Nostal- tun gibt. Das Ziel im Jubilä- Freizeitort Huttwil beleuchtet. Heiniger (Kommunikation nach aus- wählt wurde, hoch zu Pferd. Er über- gegeben und vom 23. bis gisches in den Mittelpunkt zu umsjahr ist, der Bevölkerung «Mittendrin und alle ziehen ge- sen), Samuel Lanz (Festwochenende gibt einem Huttwiler eine Urkunde, zum 25. August 2013 ist stellen, sondern auch ein Blick von Huttwil mit den Feier- meinsam am gleichen Strick» 23.–25. August 2013), Markus Leuen- eine so genannte Handfeste mit dem ein Festwochenende für al- in die Zukunft zu wagen. lichkeiten von «700 Jahre sollen nicht leere Worte, son- berger (Vertreter Burgergemeinde, Stadtrecht. le geplant. Die Anlässe sollen Bereits konnte ein Organisa- Stadtrecht» zum einen die dern gelebte Tatsachen sein. Märkte), Verena Mathys (Vertreterin Auf die Jahrzahl 1265 stösst man alle ansprechen, die ganze tionskomitee gebildet werden, stolze Geschichte des Städt- Ein Stück Erinnerung soll der Ref. Kirchgemeinde), Peter Müller im Zusammenhang mit der Stadt- Bevölkerung mit allen Genera- welches die diversen Anlässe chens aufzuzeigen. Zum an- Anlass zum Feiern sein und (Finanzen, Rechnungswesen), Jürg gründung im Aufsatz «Huttwil bis tionen vom Städtchen und der koordiniert und mit Subokas deren soll es aber ein prägen- über die Gemeindegrenzen Rettenmund (Festschrift, Museum), zum Übergang an Bern im Jahr 1408», Region, und besonders Heim- auch organisiert. Die Hauptar- des Ereignis mit nachhaltiger Verbindungen schaffen. (BHW) Daniela Steffen (Protokoll). (JR) den August Plüss, Mitarbeiter des

Bis Ende Jahr müssen Lösungen für das Schloss auf den Tisch Nachrichten

Aarwangen Am Donnerstagabend Müller () ein Architekt im Für die Startphase soll eine ex- lange nicht alle. Inputs von weiteren Rütschelen «Unsere hat sich die Ideengruppe Schloss Aar- Team. «Mit ihm fand am Donners- terne Moderation eingesetzt werden. Personen sind also willkommen.» Fledermäuse» wangen zum zweiten Mal getroffen. tag eine ausführliche Begehung des Da es sich um ein Projekt im Rahmen In einer zweiten Phase will sich Die Fledermaus ist das Tier des Unter dem Präsidium von Marcel Ca- Schlosses statt,», erklärt Stefan Cos- der Neuen Regionalpolitik (NRP) han- die Gruppe auf zwei bis drei ausge- Jahres 2012. Der Dorfverein vin suchen Vertreter aus den Berei- ta (Geschäftsführer Region Oberaar- delt, wird das Beco (Berner Wirt- wählte Projekte konzentrieren «Wir Rütschelen und der Vogel- und chen Politik, Kultur, Tourismus und gau). «Dabei haben wir gesehen, wor- schaft) sowie die Region haben uns aber auch einen Termin Naturschutz Rütschelen/Bleien- Wirtschaft nach einer möglichen auf man bei einer allfälligen Umnut- um finanzielle Unterstützung ange- gesetzt», sagt Stefan Costa. «Bis Ende bach/ haben aus diesem künftigen Nutzung des Schlosses. zung achten muss.» Eine komplexe fragt. 2012 muss sich herauskristallisie- Anlass Cécile Eicher, Fachfrau Neu engagieren sich mit Urs Zur- Angelegenheit, weil neben dem ren, ob eine realistische und finan- des Kantons Bern in Sachen linden ein von den ortsansässigen Denkmalschutz unter anderem auch Ideen gefragt zierbare Nutzung überhaupt möglich Fledermaus, eingeladen. Der Zeitungen unabhängiger Journalist der Uferschutz berücksichtigt wer- Gemäss Costa kann sich auch die ist.» Falls nicht, werde das Projekt Vortrag mit Powerpint-Präsenta- (Kommunikation), mit Thomas Rufe- den muss. Ein Umbau ist deshalb – Bevölkerung weiterhin aktiv an der «Umnutzung Schloss» nicht mehr tion im Gemeindesaal Rütsche- ner (Stadtpräsident von ) wenn überhaupt – nur in begrenz- Ideensuche beteiligen. «Unsere Grup- weiterverfolgt. «Auch wenn dies weh- len beginnt heute Samstag um ein weiterer Politiker sowie mit Beat tem Rahmen möglich. pe deckt zwar viele Bereiche ab, aber tut.» (IBA) 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. (MGT)