Rainer Maria Rilke Und Merline : Zum Erwerb Von Baladine Klossowskas Nachlass Durch Die Bibliotheca Bodmeriana, Cologny

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Rainer Maria Rilke Und Merline : Zum Erwerb Von Baladine Klossowskas Nachlass Durch Die Bibliotheca Bodmeriana, Cologny Rainer Maria Rilke und Merline : zum Erwerb von Baladine Klossowskas Nachlass durch die Bibliotheca Bodmeriana, Cologny Autor(en): Bircher, Martin Objekttyp: Article Zeitschrift: Librarium : Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen- Gesellschaft = revue de la Société Suisse des Bibliophiles Band (Jahr): 47 (2004) Heft 2 PDF erstellt am: 02.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-388763 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch MARTIN BIRCHER RAINER MARIA RILKE UND MERLINE Zum Erwerb von Baladine Klossowskas Nachlaß durch die Bibliotheca Bodmeriana, Cologny Es war eine Sternstunde für die Fondation Die Geschichte der Bekanntgabe der Martin Bodmer in Cologny bei Genf, Briefe und der Lüftung des Geheimnisses als ihr ein Schweizer Freund des Malers um die Person Merlines darf, mit den und Schriftstellers Pierre Klossowski (1905- Worten eines Kenners, als «abenteuerlich» 2001) dessen von der Mutter ererbten bezeichnet werden. Mit Ausnahme von Rilke-Schatz zum Kauf anbot. Eine Bibliothek ein oder zwei längeren Briefzitaten ist der der französischen Schweiz erschien Besitz Merlines während über 23 Jahren ihm dafür besonders-wünschenswert: In nach dem Tod des Dichters völlig Genf hatte die Freundschaft Merlines mit unbekannt geblieben. ig50 erschien erstmals dem sechs Jahre älteren Dichter ihren eine Aufsehen erregende kleine Auswahl Anfang genommen. Die Briefe und Manuskripte von 42 Briefen Rilkes unter dem Titel für sie hat Rilke in Genfund Nyon, «Lettres françaises à Merline igig-1922» in Soglio und Berg am Irchel, vorab aber in Paris. Es fehlen jeder Hinweis auf die aus Muzot im Wallis geschrieben, und zwar Identität der Adressatin der Briefe sowie in den sieben Jahren seines Schweizer jeder Kommentar; selbst der Name eines Aufenthalts, von 191g bis 1926. Merline hatte Herausgebers wird verschwiegen. Aber Rilkes Briefe und Geschenke in Paris die Lektüre dieser Briefe läßt jeden Leser aufbewahrt; nach demTod des Dichters erhielt «überrascht aufhorchen, wegen des neuen sie alles, was sie ihm geschrieben hatte, Tons, der in der reich nuancierten Skala zurück. von Rilkes brieflichem Ausdruck sonst nirgends zu hören ist». «Ein völlig neues Wer ist Merline, Mouky, Baladine oder Phänomen», stellt 1954 Dieter Bassermann, Elisabeth? der beste Kenner der Briefe, fest, «ist die leidenschaftliche Dynamik aus untergründigen, Als sich Rilke einmal gegen die ihm sonst verschlossenen biographische Aufschlüsselung aller ihn Gefühlsbereichen.» Bassermann, ein verdienter umgebenden Figuren wehrte, schrieb er in einem Rilke-Forscher, war es dann auch, der Brief«... darum lasse man sich auch ab und 1954 im Max Niehans-Verlag in Zürich zu einen Namen gefallen, der nicht weiter eine von Merline autorisierte größere erläutert wird, wie eine Vogelstimme in Auswahl edierte: «Rainer Maria Rilke et Merline, dieser Natur, in der die inneren Windstillen Correspondance 1920-1926». Diese gefährlicher sind als die Stürme...». Diese Ausgabe - sie umfaßt immerhin über 600 Einstellung des Dichters mag - angesichts Druckseiten - stellt aber nur eine Auswahl seiner vielen Briefe an unbekannte junge aus dem gesamten Bestand dar; die Freundin Dichter oder Freundinnen - kaum verwundern. Rilkes wird an keiner Stelle mit ihrem Der Forschung hat sie jedenfalls stets richtigen Namen erwähnt; das Nachwort "ätsel aufgegeben; mancher Philologe, zur Ausgabe ist erst nach Bassermanns Tod manche Besitzer von Rilke-Briefen haben an anderer Stelle veröffentlicht worden. indes Rilkes Diskretion zu respektieren Zum ersten Mal finden sich übrigens in gewußt. der «Neuen Zürcher Zeitung» eindeutige 107 Hinweise auf Baladines Freundschaft mit und gesteht im ersten Satz: «Par ruse j'ai Rilke. Aus Paris schickt sie Ende 1951 découvert votre adresse.» Der Dichter Werner Weber aus ihrem Besitz einen Brief weilte damals bei der Gräfin Dobrzensky in Rilkes an die (namentlich nicht genannte) Nyon. Rilke hat sich in rührender Weise Bildhauerin Margrit Bay in Beatenberg. dem Flüchtlingsschicksal seiner Freundin Am 13. Dezember 1951 erschien «Ein Brief und ihrer Söhne angenommen; ihm war es Rilkes an eine Berner Bildhauerin, mitgeteilt zu verdanken, daß dank des Entgegenkommens von Baladine Klossowski». Im Begleitbrief von André Gide die Söhne einige an Werner Weber schrieb sie: Jahre später in ihre geliebte Geburtsstadt «Hoffentlich ist es nicht zu prétentieux meinen zurückkehren konnten, wohin ihnen Baladine vollen Namen unter den Titel zu setzen.» im Mai ig24 folgte. Von ungewöhnlicher In ihrem kurzen Kommentar weist sie auf Intensität ist der Briefwechsel in den ihre nahe Freundschaft zu Rilke hin. Sei Monaten November igi9 bis zum Mai es, daß inzwischen zu viele Menschen von 1920, die Rilke auf dem Schlößchen Berg dem «Geheimnis» um die wahre Merline am Irchel, dem Besitz von Oberst Richard wußten, sei es, daß sie in ihrem a\lter doch Ziegler, verbrachte. Fast täglich schreiben ihrer weiblichen Eitelkeit erlag, wenn ihre sich die Liebenden - Rilkes Briefe an seine Identität bezüglich ihrer großen Jugendliebe Mouky gehören zu den schönsten, die er gelüftet wurde: Heute kann in aller geschrieben hat Von allem Anfang an Offenheit über Merline alias Mouky alias überschattete indes eine Wolke ihre Liebe, und Baladine Klossowska alias Elisabeth Spiro es ist ihm bewußt, daß seine Vorbehalte gesprochen werden. Mouky, der liebenden Frau, kaum akzeptabel Am 21. Oktober 1881 wurde sie in Breslau sind : «vous êtes trop femme pour ne als Tochter des Abraham Baer Spiro pas infiniment souffrir durch das, was an geboren, des Kantors an der orthodoxen Liebes-Aufschub in dieser Aufgabe zu Synagoge am Storch. Sie dürfte schon in liegen scheint.» Mouky bringt den Konflikt Breslau Erich Klossowski, einen angehenden auf den Punkt: «ich will Dir nie mehr von Kunsthistoriker und Maler (1875- Deiner Arbeit reden, die im Entstehen mein 1949), kennengelernt haben, einen Studienfreund Feind ist.» ihres Bruders Eugen Spiro, mit dem sie lebenslang, auch nach seiner Emigration nach New York, freundschaftlich ZU DEN FOLGENDEN VIER SEITEN verbunden blieb. 1903 zogen sie nach Paris Klossowski und heirateten ihre beiden Söhne 1 Narcisse. Gedickt von Rilke. Balthus hier; gewidmet. Pierre (1905-2001) und namentlich Balthus 2 Brief von Baladine Klossowska an Rilke, Geiß ßO. (igo8-200i) sind später als Maler Juli igig, mit späteren Korrekturen von ihrer Hand. weltberühmt geworden. Nach dem Ausbruch ß Bneftvon Rilke an Baladine Klossowska, Soglio 4. des Ersten Weltkriegs mußten die Klos- August 1gìg. Aquarell von Baladine Klossowska: Rilke auf einem als 4 sowskis deutsche Staatsbürger Paris Soja in Muzot, mit Rilkes Gedicht «Der Gram ut schweres verlassen und ließen sich zunächst in Berlin Erdreich-. September ic)22. nieder. igi7 gelanges Baladine, zuerst nach ß Baladine Klossowska: Selbstporträt, Bleistiftzeichnung. Bern, später nach Genf zu übersiedeln; von 6 Baladine Klossowska: Rilke, Bleistftzeichnung. ihrem Mann sie sich. trennte y Seite aus dem Band von Rilke: Neue Gedichte, Merlines und ihrer Söhne Schicksal läßt 1. Band, Insel Verlag Leipzig ig20. Exemplar, das der sich von igig an bis zu Rilkes Tod in jeder Dichter «Mouky- zu Weihnachten 1920 schenkte, versehen mit zahlreichen und Einzelheit im Briefwechsel verfolgen. Sie Ergänzungen Erläuterungen von seiner Hand. hatte kennengelernt ihn im Sommer flüchtig 8 Schloß Muzot. Ausschnitt aus einer Postkarte von - am 30. Juli 191g schreibt sie ihm Rilke an Baladine Klossowska. fï fìSìrCoWjlr wtférw/T-e^- dt. /HTh, M-rvuj ùf-HlfiHscu. trf l*tx C(HtLL<&*UUs, A+. ft/ ~ AiJU- plriA/tArim ftìCVu MA**, C[Uf /V0Ct(A44CU>L(. Mxi &tXt f otrKjtù ßjfftu. jtrOijejiLrrtt, o^c&lcUu, oit. sffy^ ì<tteJ)UffLts À jCUrUAxm '/Otto Hcca^.... je^A^uis^M^jtMÀ/ àU" /*^mvetA4À: ¦Ùma, &aO>^cccj^£e^ t Jb WcsUAr OU,' ctctun /leu /*-tiM. 4tr COiifocctfJU 4 'OstterioAìrt *&fc»y £"£ -Û /C&tJLcv >' HurCccte C e^vt &, fCeXun<A, ch, A&iaA, ote^i^Oa* au: ßi^toüvt. v-Uuv tc-vt t*. Pu, aftiß cdt, £tftu/ /i ' ^u£ece^ fa ifayuAc - t - t£r $ Veiftrt - i£ t&U* £cL- Ax^Muiz, ûiyd Ucfi*mt, A.(ru^<<riA^£eA, AMi, Qjembut f ^KtAZ •w ^ l*vyy- _pvx>)o-r*r2pi;^j- »/ »»/if ^lrrvry jW/ -"n*Ts3 rm*4 -rryytnvvsp-' W frW ^jr^' XrmovyvJt *^£ ^^ •># -^y^ryn/*f "V WW' ^ ,^>*4' a^ -rcrrt^ *f> ^*"^ ' T - '"ìffftf o-rjy' ft™™^ 'irm ^ ''/t/~X-s.l*LrrCr:tä ~>ft, £ ~*?-,~s L*i"<f*fc? le. XtrrrT-iXirWr?
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