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Elizaveta Petcheniouk

30 St Mary Axe London – “Swiss Re Tower”

Ein Symbol der megalomanen Selbstdarstellung oder ein Meilenstein der Architektur?

Studienarbeit

Inhaltsverzeichnis

1. Neue Formen...... 2 2. Entwicklung des Projekts...... 2 3. Baubeschreibung...... 3 4. Stil - Epoche...... 6 5. Norman Fosters Beitrag...... 7 6. Gebäudevergleich ...... 9 7. Fazit ...... 10 8. Glossar ...... 12 9. Abbildungsverzeichnis...... 13 10. Literaturverzeichnis ...... 14

1. Neue Formen

Für Prince Charles ist jedes Hochhaus in London ein Dorn im Auge. Der Finanzdistrikt besteht seiner Meinung nach aus einem „rempelnden Gedränge von Wolkenkratzern, die untereinander um Aufmerksamkeit kämpfen.“ (1) Andere sehen in der Entwicklung der heutigen Architektur Gefahren der Selbstrepräsentation der Bauherren und Architekten und den Verlust des gesellschaftlichen Bezuges. SPIEGEL redet von „Architektonischen Höhenflügen“ und schreibt, dass die Gebäude entworfen werden um Aufsehen zu erregen um sich besser zu vermarkten, was man an der Entwicklung in Dubai und in Asien erkennen kann. Die Formen werden immer radikaler und skurriler. (2) Der Swiss Re Tower war noch vor seiner Fertigstellung Gegenstand vieler Diskussionen. (3) Seine revolutionäre Form, die wie kein anderes Hochhaus die Skyline Londons prägte, war höchst bestritten. Ob die Welt dafür schon bereit war oder nicht sei dahingestellt, die Frage ist, ob das Gebäude die Selbstverwirklichung einiger weniger oder ein Werk vom Menschen, für den Menschen ist und die gesellschaftlichen, sozialen und ästhetischen Aspekte gleichwertig behandelt oder nicht.

2. Entwicklung des Projekts

Das Projekt hatte in den 90iger Jahren seine Anfänge und viele Etappen waren zu bewältigen, bevor es 2004 fertig gestellt wurde. Eins der größten Rückversicherungsunternehmen weltweit, die Swiss Reinsurance Company, das 1863 gegründet wurde und mittlerweile 8000 Menschen weltweit beschäftigt, hatte das Bestreben seine fünf Zentren in London zusammenzuführen, um Interaktion und Ideenaustausch in der Firma zu ermöglichen. Nach langem Suchen, hatte man sich schließlich für einen Platz entschieden, auf dem sich vorher der Baltic Exchange befand. 1903 von den Architekten T.H. Smith und William Wimble fertig gestellt, diente das viktorianische Gebäude als Handelsplatz für Seehändler. Das aus teuerem Material gebaute Handelszentrum, das 1992 bei einem Bombenanschlag der IRA unreparabel zerstört wurde (Abb.1), sollte lange Zeit nicht zum Abriss freigegeben werden. Die Stadt kämpfte für den historischen Bau, jedoch

2 blieben die Investoren für das kostspielige Projekt aus. Obwohl das Architektenbüro GMW (Gollins, Melvins, Ward) 1995 die Baugenehmigung für ihren Entwurf erlangte, der die Fassade des Baltic Exchange integrieren würde, hat sich kein Interessent gefunden, der das unvorteilhaft projektierte Gebäude okkupieren würde. Nachdem die Swiss Re Company Ende 1997 Interesse an dem Grundstück zeigte, hat man sich schließlich gegen den GMW- Entwurf und für den renommierten Architekten Norman Foster entschieden. (4) Die Entwicklung der Form des Gebäudes wurde unter enger Zusammenarbeit mit der Stadtplanung und dem English Heritage vorgenommen. Aus dem ursprünglich 1996 von Foster entworfenen 400 Meter hohem London (Abb.2) entstand nach einer dreijährigen Entwicklungsphase, bei der die Höhe teilweise bis auf 100 Meter hinunterging, das heutige 180 Meter hohe Modell. (5)

3. Baubeschreibung

Das 30 St Mary Axe Gebäude befindet sich unweit vom Zentrum im östlichen Teil von London im Finanzdistrikt, wo sich weitere Bürogebäude befinden. Der Osten der Stadt eignet sich gut für Hochbauten, da er außerhalb des denkmalgeschützten Gebietes liegt. (Abb.3) Der 180 Meter hohe Tower steht zwar auf einem dicht bebauten Platz, ist aber trotzdem allumsichtig und freistehend. Von weitem ist das Gebäude nie als Ganzes zu sehen, da es immer teilweise durch Nachbarbauten verdeckt wird. Wie in den meisten Metropolen, herrscht auch in London ein städtebaulicher Stilmix aus verschiedenen Epochen, was sich auch an den umgebenden Bauten des Towers widerspiegelt. Dazu zählen der aus den 60iger Jahren stammende Commercial Union Tower, der futuristisch wirkende Richard Rogers Lloyd’s of London von 1986 und das Holland House von 1916, das den stärksten Kontrast zum im Jahre 2004 fertig gestellten gläsernen Versicherungsgebäude bildet. (Abb. 4-6) Von den Stadtbewohnern als erotische Gurke bezeichnet (6), ist das Hochhaus mittlerweile ein fester Bestandteil der Skyline und ein oft abgebildetes Wiedererkennungsmerkmal der Weltmetropole. (Abb.7) Das wahrscheinlich markanteste Charakteristikum des Gebäudes ist seine kurvige Form. Die Glassäule wird entasisartig zur Mitte des Gebäudes dicker und verjüngt sich nach oben zur

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