Das Cinema Boccaccesco
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Repositorium für die Medienwissenschaft Hans Jürgen Wulff; Ludger Kaczmarek Das Cinema boccaccesco: Die dekamerotische Filmkomödie nach Boccaccio, Aretino, Chaucer und anderen literarischen Vorlagen 2020-07-23 https://doi.org/10.25969/mediarep/14139 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Wulff, Hans Jürgen; Kaczmarek, Ludger: Das Cinema boccaccesco: Die dekamerotische Filmkomödie nach Boccaccio, Aretino, Chaucer und anderen literarischen Vorlagen. Westerkappeln: DerWulff.de 2020-07-23 (Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 195). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/14139. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: http://berichte.derwulff.de/0195_20.pdf Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0/ Attribution - Non Commercial - No Derivatives 4.0/ License. For Lizenz zur Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu dieser Lizenz more information see: finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 195, 2020: Cinema boccaccesco. Redaktion und Copyright dieser Ausgabe: Hans J. Wulff u. Ludger Kaczmarek. ISSN 2366-6404. URL: http://berichte.derwulff.de/0195_20.pdf. CC BY-NC-ND 4.0. Letzte Änderung: 23.07.2020. Das Cinema boccaccesco: Die dekamerotische Filmkomödie nach Boccaccio, Aretino, Chaucer und anderen literarischen Vorlagen Kompiliert von Hans J. ul! und "udger Kaczmarek Inhalt: 1. Boccaccio und das Kino: Eine Einleitung [1] / Hans J. Wulff 2. Filmographie ["] / Hans J. Wulff und Ludge Kac$ma e% 2.1 Decamerone&'da!tionen ["] 2.2 Die Canterbury Tales [1"] 2.) Tausendundeine Nacht [1*] 2.+ ,Mi.elalte se/0 [11] 2." T3&4e ien [21] ). Bi5liog aphie [))] $. Boccaccio und das Kino% &ine &inleitung Von Hans J. ul! (as 4innliche und Erotische6 das 7i%ante6 F i8ole und 'nzügliche6 abe auch das #9ste ne6 das 4chl9!: ige6 ;a sogar das <otige =ar imme 2eil des 8ol%stümlichen E $>hlens. 3om heimlichen Begeh en 5is zu Fleischeslust lie:e te das 4e/uelle einen nicht e sch?!@aren Auell des #achens. #ite arische <eugnisse sind seit de 'nti%e 95e lie:e t, =u den manch& mal sogar zum %ultu ellen Er5e. Benach5art $um Po nographischen =ar de e otische Medienwissenschaft: Berichte und Papiere wird herausgegeben von Hans J. Wulff und Ludger Kaczmarek in Verbindung mit Anna Drum (Dresden), Sophie G. Einwächter (Marburg), Dietmar Kammerer (Marburg), Franz Obermeier (Kiel) und Sebastian Stoppe (Leipzig). Binema 5occaccesco // Medienwissenschaft, 11"6 2C2C /// 2 4ch=ank auch in de Filmgeschichte 8on Beginn an ! äsent. 'nde s als de offen dem se& /uellen '%t ge=idmete Po noDlm geh? t ihm abe das augenz=inke nde 4!iel mit dem 3e 5otenen und e $=ungene Heimlich%eit $u. (ie 5esonde en Emstände6 die sich $uFällig einstellende Gelegenheit, manchmal auch die 'uHehnung gegen 3e haltensmaßregelun& gen J sie schaffen %u $e Inte imszenen de Hingabe an Begeh en, #ust, sinnliches 3e gnü& gen. Im Hinte grund diese Geschichten steht imme eine soziale K dnung, ins5esonde e ein Legelap!arat, de Beziehungen $=ischen den Geschlechte n in einen mo alischen Ko& de/ :asst und das <ulässige und <iemliche 8om 3e 5otenen scheidet. End de manchmal =eite geht und 8o allem die Wei5lich%eits olle mit eine ganzen Leihe 8on (9 :ens& und 4ollens8o gaben umstellt und die Mmeist ;ungen) F auen ge=isse maßen „unte 'u:sicht“ stellt J in 8ielen Geschichten =i d diese '!!arat 8on Besch änkungen zu eine 3e 5ots& zone6 die es zu 5et eten gilt Mgleichg9ltig, o5 sie au: dem G und soziale No men ode au: sel5stau:e legte Zucht und Konfo mität be uht). (ie :olgende Filmographie ist im <ent um einem <R%lus des dominant italienischen Kinos ge=idmet, das seinen Namen dem Qo8ellenzR%lus Il Decamerone 8e dankt6 das de italienische 4ch iSstelle Gio8anni Boccaccio =ah scheinlich in den Jah en $=ischen 1)+1 und 1)") 8o gelegt hatte. (e 2itel de 4ammlung ist dem G iechischen entlehnt Mdeka T zehn, hemera T 2ag) und 5e$eichnet die zehn 2age6 an denen die 1C/1C Geschichten e & zählt =e den. (ie Lahmenhandlung: Es sind zehn ;unge #eute J sie5en F auen und d ei -änne J6 die in ein Landhaus 5ei Fiesole6 in den H9geln von Flo enz, geH9chtet sind6 =eil in Flo enz im F 9h;ah und 4omme des Jah es 1)+U die Pest =9tet. Im #andhaus 8e su& chen sie sich gegenseitig zu unte halten. F9 ;eden 2ag 8e einba en sie ein Vema, ;ede e $ählt dazu eine Geschichte. Nach zehn Tagen keh en sie in die Stadt zu 9c%. (ie Einleitung des Dekameron =i %t =ie eine d9ste e Gegenstimme gegen den unbe& sch=e ten und daseins: ohen Bharakte de Geschichten. 4ie %ontrastie t die sel5stge& =>hlte Auarantäne J die 9!!igen G> ten um das lichtumstr?mte #andhaus6 4!iel und 2anz, mit dem die jungen Leute die Zeit ve 5 ingen – mit de d9ste en Vision eine von ei& ne 4euche heimgesuchten 4tadt, die in 2od und Bhaos unte zugehen d oht. Es ist diese imme ! >sente (iffe enz des 'ußen de E zähle mit de #eichtigkeit ih e E $>hlungen, de Kontrast 8on K ankheit, 2od und Bhaos mit de Weltzuge=andtheit de No8ellen, die au: die tie:e -o al de Geschichten hinweist: dem memento mori die #e5enslust $u 4eite zu denken. (ass im Hinte grund des Erotischen ein 4i.enkode/ d oht, ;a eine Politi% des Em& gangs mit menschliche 4innlich%eit, macht schon die 'ntwo t de Ki che Mde en 3e trete oS genug in den Qo8ellen 8e s!o.et =e denN au: das Dekameron deutlich6 die das Buch ablehnte und mit dem 3o =u :6 es handele sich um Po nographie6 es 8e 5ieten zu lassen ode zumindest gegen ;9nge es Pu5li%um abzuschi men 8e suchte. Wie tie: Boccaccios Buch abe in den 2 aditionen de eu o!äischen 3ol%s%ultu =u zelt, mag man in 3e 5in& dung mit Boccaccios eigene Wuße ung 5 ingen, dass die Geschichten nicht 8on ihm e & :unden seien, sonde n au: anti%e und mi.elalte liche Auellen zu 9c%geg iffen h>.en, au: : anzösische Legenden- und Sch=anklite atu so=ie älte e italienische E $>hltraditionen. (as Dekameron stehen ande e Qo8ellensammlungen zu 4eite: u.a. zählen dazu die Canterbury Tales Mu s! 9nglich mi.elengl.: Tales of CaunterburyN des #ondone Poeten und Geleh ten GeoffreR Bhauce Mgesch ie5en 1)U* :olgendeN6 ode das Heptaméron J eine 4ammlung 8on *2 %u zen E $>hlungen de K?nigin -arga ete 8on Qavar a M8e ?ffentlicht 1""UN J X und nat9 lich die in einen mRthischen indo&!e sischen K ient zu 9c%=eisenden, 8e schachtelten Geschichten aus Tausendundeine Nacht. (ie B9che =u den =ie das Deka! Binema 5occaccesco // Medienwissenschaft, 11"6 2C2C /// ) meron zu Klassi%e n de Weltlite atu 6 hunde tfach 95e setzt und imme =iede neu 8e & ?ffentlicht. Und sie blie5en po!ul> e Lesestoff. Es nimmt dahe nicht =unde 6 dass auch de Film sich diese 4toffe 5ediente und 5e& dient6 8on de 4tummDlm$eit 5is heute. 4o s!o adisch die 'daptionen 5is dahin ge=esen =a en, l?ste Pie Paolo Pasolinis Il Decameron M11*C/*1N eine =ah e Welle =eite e Filme aus. F9 7asolini =ar Il Decameron eine '5%eh 8on den de '.ischen 2 agödie 8e !Hich& teten 3o gänge Dlmen und eine <u=endung zu eine de 5en ( asti% de 4inne in de 3ol%s%ultu . 'uch =enn die 59 ge liche K iti% ihm das oS 8o ge=o :en hat, ging es ihm nicht um die Aus5eutung voReu istische Gel9ste (=ie im komme $iellen Se/Dlm de Zeit)6 sonde n um eine Qeu:o mulie ung de Kapitalismus% iti% in den Fo maten des 4innlich& Komischen. Ins <entrum ge 9c%t =i d dabei die O(arstellung des K? !e s und dessen h?chstem SRm5ol6 dem Geschlecht“. Die Vese6 dass K? !e e :ah ung als Lesiduum unve & mi.elte Er:ah ung und 4e/ualität Mund 4chme $N als nicht-entf emdete und nicht&%om& me zialisie te 'usd uc%s:o men des Ich& und des Wi &E le5nisses ge=e tet =e den m9s& sen, ist auch in ande en neomar/istischen K iti%en des Hoch& und Neo%apitalismus de Nach% iegszeit dis%utie t =o den Met=a in EnglandN. Nach Pasolini =i d den K? !e n und de „a chaischen, d9ste en, 8italen Ge=alt ih e se/uellen K ganeP ih e Lolle als Boll=e % gegen die $unehmende Y5e sch=emmung des Lealen du ch die medial 8e mi.elten Bilde des Lealen $uge=iesen Mso in einem Inte 8ie= im Corriere della "era6 1.11.11*"N. End ge a& de =eil de se/uelle 3oll$ug in de de%ame ones%en E zählung auch ein 3e stoI gegen die K dnung de se/uellen Be$iehungen ist, wohnt ihm ein Moment de K iti% per se inne. (as De%ame ones%e also in politische Funktion, in eine gegenü5e dem Kontrast von 2od und #e5enslust im 1+. Jah hunde t ganz neu ge:assten Konstellation; inso:e n scheint es auch !lausi5el $u sein, dass de Film die Lahmung des Geschehens im 7est-Flo enz nicht enth>lt. 7asolini e =eite te das sRm5ol!olitische 'nliegen seine 'daption in den 5eiden ande en Filmen seine O2 ilogie des #e5ensP Mtrilo#ia della $itaN: I racconti di Can! terbury (11*2N und Il fiore delle Mille e una no&e (11*+N.