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Massnahmenplan Landwirtschaft Gewässerschutz für den Bodenseeraum 1999

Im Auftrag der Kommission Umwelt

Erarbeitet durch die Arbeitsgruppe Landwirtschaft / Gewässerschutz

In Zusammenarbeit mit der IGKB Bericht der Arbeitsgruppe Landwirtschaft/Gewässerschutz der Internationalen Bo- denseekonferenz, IBK.

Mitglieder: - Dr. Jürg Hertz (Vorsitz), Amt für Umwelt des Kantons - Dr. Beat Baumgartner, Amt für Umwelt des Kantons Thurgau - Dr. Roger Biedermann, Kantonales Laboratorium für Lebensmittel- kontrolle und Umweltschutz, - Anton Denninger, Amt für Landwirtschaft, Landschafts- und Boden- kultur, Ravensburg - Harald Gebhardt, Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden- Württemberg, Stuttgart (bis Dezember 1998) - Klaus Hoheisel, Landratsamt Ravensburg, Ravensburg - Dr. Herbert Hruschka, Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, Abteilung Gewässerschutz, München - Kurt Kreimes, Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden- Württemberg, Stuttgart (ab Januar 1999) - Dr. Stefan Kremb, Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau, Freising - Paul-Otto Lutz, Amt für Umweltschutz des Kantons Aus- serrhoden, - Fredy Mark, Amt für Umweltschutz des Kantons Appenzell Inner- rhoden, Appenzell - Hansueli Nef, Landwirtschaftsamt des Kantons St. Gallen, St. Gallen - Günter Osl, Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abt. Landwirt- schaft, (ab September 1998) - Dr. Josef Scherer, Umweltinstitut des Landes , Bregenz - Fredy Trefny, Amt für Umweltschutz des Kantons St. Gallen, St. Gallen Verabschiedung: Regierungskonferenz der IBK vom 2. Dezember 1999

Bearbeitung, Begleitung und Redaktion: Adrian Scheidegger, Sonja Gehrig INFRAS: Forschung, Wirtschafts- und Umweltberatung Gerechtigkeitsgasse 20, Postfach, CH - 8039 Tel. ++41 +1 205 95 95, Fax ++41 +1 205 95 99, E-mail: [email protected] Inhalt i

Inhalt

Vorwort und Ausblick ...... iii Zusammenfassung ...... 1 1. Ausgangslage und Ziel...... 5 2. Grundlagen ...... 9 2.1. Problemstellung...... 9 2.2. Quellen der Belastungen...... 13 2.3. Reduktionsmöglichkeiten...... 20 3. Die Situation in den Einzugsgebieten...... 23 3.1. Vorbemerkungen ...... 23 3.2. Bundesland Baden-Württemberg / Deutschland...... 26 3.3. Bundesland Bayern / Deutschland...... 29 3.4. Bundesland Vorarlberg / Österreich...... 32 3.5. Fürstentum Liechtenstein...... 35 3.6. Kanton ...... 38 3.7. Kanton ...... 40 3.8. Kanton Graubünden / Schweiz ...... 43 3.9. Kanton St. Gallen / Schweiz...... 45 3.10. Kanton Thurgau / Schweiz...... 47 3.11. Kanton Schaffhausen / Schweiz ...... 50 3.12. Gesamtes Einzugsgebiet ...... 52 4. Massnahmen auf betrieblicher Ebene ...... 59 4.1. Einleitung...... 59 4.2. Gegenwärtige Handlungsschwerpunkte ...... 60 4.3. Priorisierung der Massnahmen ...... 62 5. Instrumente zur Umsetzung ...... 65 5.1. Übersicht ...... 65 5.2. Gegenwärtig eingesetzte Umsetzungsinstrumente...... 69 5.3. Zusammenfassende Beurteilung, Defizite ...... 76 6. Zukünftige Handlungsschwerpunkte...... 79 6.1. Grundlagen...... 79 6.2. Aktionsprogramm ...... 80 Literatur ...... 89 ii Inhalt

Anhang 1: Glossar...... A-1 Anhang 2: Katalog von Massnahmen auf betrieblicher Ebene ...... A-13 Methodik...... A-13 1. Massnahmen auf Ebene Gesamtbetrieb...... A-15 2. Reduktion der Nährstoffemissionen in der Hofdüngerwirtschaft ...... A-19 3. Reduktion der Nährstoffemissionen aus der Pflanzenproduktion ...... A-38 Vorwort iii

Vorwort und Ausblick

Die Kommission Umwelt der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) beschloss im September 1995, das Thema "Freiflächenbewertung" in einer Arbeitsgruppe bearbeiten zu lassen. Als federführender Kanton wurde der Kanton Thurgau bestimmt. In einem Positionspapier des Kantons vom Februar 1996 wurden die möglichen Problemfelder aufgezeigt und priorisiert. Werden unter "Freiflächen" diejenigen Gebiete verstanden, welche nicht als Siedlungsgebiet bezeichnet werden können, so sind die zu bearbei- tenden Konfliktpotenziale einerseits im Bereich Landwirtschaft/Gewässerschutz und andererseits im Bereich Erholungsnutzung/Landwirtschaft/Natur- und Landschafts- schutz zu suchen. In einer ersten Diskussion wurde dem Vorschlag des Kantons - zugestimmt, in zeitlicher Priorisierung dem Problemgebiet Landwirtschaft/Ge- wässerschutz den Vorrang zu geben.

Dementsprechend wurde eine Arbeitsgruppe einberufen, in der sowohl der Gewässer- schutz, als auch die Landwirtschaft angemessen vertreten waren. Nach einer anfängli- chen Diskussion über Ziel und Inhalt der Tätigkeit der Arbeitsgruppe wurde beschlos- sen, einen Massnahmenplan Landwirtschaft/Gewässerschutz auszuarbeiten. Zur Un- terstützung wurde das Umwelt- und Wirtschaftberatungsbüro INFRAS beigezogen. In insgesamt elf Sitzungen wurde der nun vorliegende Bericht erarbeitet und intensiv diskutiert. Dabei wurde jeweils Rücksprache mit weiteren Stellen innerhalb der ein- zelnen Länder und Kantone genommen. Ein Berichtsentwurf wurde 1998 in verschie- denen Gremien der IBK und der IGKB zur Vernehmlassung gebracht und anschlies- send überarbeitet.

Die Diskussionen in der Arbeitsgruppe waren teils heftig und kontrovers, verliefen jedoch stets in einer angenehmen und konstruktiven Art und Weise. Für die engagierte Mitarbeit in der Arbeitsgruppe möchte ich allen Mitgliedern ganz herzlich danken.

Der vorliegende Bericht wurde am 2. Dezember 1999 der Regierungskonferenz zum Beschluss vorgelegt. Dabei wurde beschlossen, a) die Prioritäten entsprechend dem Bericht zu bestätigen und festzusetzen, b) die einzelnen Länder und Kantone mit der Umsetzung zu beauftragen.

Im Weiteren wurde beschlossen, ein Pilotprojekt zum Thema „Controlling und Kom- munikation der Umsetzung des Massnahmenplans und der Umweltleistungen der Landwirtschaft in der IBK“ durchzuführen. iv

Damit leistet der vorliegende Massnahmenplan einen wichtigen Beitrag zu einem harmonisierten Vollzug im Bereich Landwirtschaft/Gewässerschutz.

Die Regierungskonferenz der IBK hatte bereits im November 1998 beschlossen, die Umsetzung einer Agenda 21 für den Bodenseeraum an die Hand zu nehmen. Ziel der Agenda 21 ist es, gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, wirt- schaftlichen Wohlstand zu ermöglichen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

In einem ersten Schritt wurden thematische Schwerpunkte und Zielsetzungen der Bo- densee-Agenda 21 erarbeitet. Der Bereich „Entwicklung einer nachhaltigen Land- und Waldwirtschaft“ gehört dabei zu den prioritären Handlungsfeldern. Basierend auf den Resultaten breit angelegter Workshops wurden die folgenden Ziele formuliert:

• Sicherung und Entwicklung der lebens- und liebenswerten Kulturlandschaft unter Schutz und Förderung naturnaher Elemente.

• Landwirtschaftliche Nutzung mit ökologischem Leistungsauftrag.

• Regionale Kreisläufe fördern, u.a. mit Vermarktungsstrategien für umwelt- und tiergerecht produzierte Nahrungsmittel.

Unter dem Titel „Bodensee-Agenda 21“ sollen in den nächsten Jahren bestehende Ak- tivitäten vernetzt und neue Aktivitäten initiiert werden. Der vorliegende Bericht liefert auch dafür eine wesentliche Grundlage.

Dr. Jürg Hertz Amt für Umwelt des Kantons Thurgau Leiter der IBK-Arbeitsgruppe Landwirtschaft/Gewässerschutz im Bodenseeraum Zusammenfassung 1

Zusammenfassung

Ausgangslage und Ziel

Der vorliegende Massnahmenplan Landwirtschaft/Gewässerschutz für den Boden- seeraum wurde im Auftrag der Internationalen Bodenseekonferenz durch eine Ar- beitsgruppe erarbeitet. Diese bestand aus Vertretern von Landwirtschafts- und Um- weltschutzverwaltungen der Bundesländer und Kantone im Einzugsgebiet des Bo- densees.

Ziel des Massnahmenplans ist es,

• die Probleme, welche sich für den Gewässerschutz im Bereich Landwirtschaft im Bodensee-Einzugsgebiet stellen, aufzuzeigen und den Handlungsbedarf abzulei- ten,

• die Situation in den Einzugsgebieten bzgl. der Emissionen von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer und bzgl. der vorhandenen Gesetze und Anreizinstru- mente darzustellen sowie

• den Handlungsbedarf für die kommenden Jahre abzuleiten und konkrete Mass- nahmen vorzuschlagen.

Grundlagen

Die Emissionen von Phosphor und Stickstoff in die Oberflächengewässer sind in den vergangenen 10 Jahren insbesondere durch Massnahmen im Bereich der Abwasserrei- nigung deutlich zurückgegangen, während der relative Anteil der Landwirtschaft an der Gesamtbelastung zugenommen hat. Die Belastungen mit gelöstem Phosphor und Stickstoff stammen heute rund zur Hälfte aus der Landwirtschaft. Beim Stickstoff sind die Belastungen in den letzten 10 Jahren mit ca. 35% weniger deutlich zurückgegangen als beim Phosphor mit ca. 70%.

Die Phosphorkonzentration im Bodensee ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich zurückgegangen und liegt seit 1997 unter 20 mg P/m3 (Stand 1998/99: 15 mg P/m3). Da der Bodensee auch bei mehrjährig aufeinander folgenden ungünstigen Wetterbe- 2 Zusammenfassung

dingungen genügend Sauerstoff enthalten soll, ist eine weitere Reduktion der P- Zufuhr anzustreben.

Die Nitratbelastung des Grundwassers hat sich seit Beginn der 90er Jahre im Allge- meinen stabilisiert; die Ziel- und Grenzwerte (Grenzwert EU: 50 mg Nitrat/l, Quali- tätsforderung für Grundwasser CH: 25 mg/l) werden aber nach wie vor in einer grö- sseren Anzahl der Grundwasservorkommen überschritten. Die Stickstofffrachten in die Nordsee sollen gemäss Nordseeschutz-Konvention reduziert werden. Die Emissio- nen von Stickoxiden und Ammoniak in die Luft, und damit der Eintrag von Stickstoff in Boden und Gewässer, führt zu einer unerwünschten Düngung naturnaher Ökosy- steme.

Handlungsbedarf

Fast 90% der Landwirtschaftsfläche im Einzugsgebiet des Bodensees wird als Grasland genutzt. Die Abschwemmung aus Grasland ist der wichtigste vom Menschen verur- sachte diffuse Eintragsweg von gelöstem Phosphor in den Bodensee. Massnahmen zur weiteren Reduktion der Abschwemmung haben deshalb eine hohe Priorität.

Ein wesentlicher Teil des jährlichen Eintrags von Phosphor in die Gewässer wird durch Abschwemmung und Erosion nach wenigen Starkregenereignissen verursacht. Landwirtschaftlichen Massnahmen zur Reduktion dieser Spitzenbelastungen kommt deshalb eine hohe Bedeutung zu.

Während im eigentlichen Einzugsgebiet des Bodensees nur ein kleiner Teil der Land- wirtschaftsfläche ackerbaulich genutzt wird, befinden sich im weiteren Einzugsgebiet der IBK-Mitglieder grosse Ackerbaugebiete. Massnahmen zur Reduktion der Stick- stoffauswaschung sind vor allem in Gebieten mit genutzten Trinkwasservorkommen umzusetzen.

Landwirtschaftlicher Gewässerschutz kann nicht isoliert betrieben werden. Vielmehr ist ein Rückgang der Belastung sämtlicher Umweltmedien anzustreben.

Massnahmen auf betrieblicher Ebene

Massnahmen auf betrieblicher Ebene lassen sich grundsätzlich zwei verschiedenen Strategien zuordnen: Zusammenfassung 3

Die Strategie der technischen Optimierung geht davon aus, dass das Produktionsni- veau auf dem heutigen Stand gehalten werden muss, und dass Emissionsreduktionen durch technische Massnahmen innerhalb der verschiedenen Subsysteme (Stall, Tierfüt- terung, Fruchtfolge, etc.) erreicht werden können. Die Bedeutung dieser Strategie liegt insbesondere dort, wo mit geringem technischem und finanziellem Aufwand lokale und regionale Umweltprobleme gemildert werden können.

Die Strategie der Extensivierung geht davon aus, dass das heutige Produktionsniveau aus ökologischer und ökonomischer Sicht nicht auf die Dauer aufrechterhalten werden kann. Im Rahmen des vielerorts angestrebten Übergangs zu einer marktnäheren und ökologischeren Landwirtschaft gewinnt diese Strategie zunehmend an Bedeutung.

Instrumente zur Umsetzung

In den Bundesländern und Kantonen im Einzugsgebiet des Bodensees werden die Umweltziele durch einen Mix von Geboten und Verboten einerseits und von An- reizinstrumenten andererseits erreicht.

Die in den letzten Jahren erreichten Belastungsreduktionen sind zu einem beträchtli- chen Teil auf die verschiedenen Anreizinstrumente zurückzuführen. Die Programme MEKA (Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich, Baden-Württemberg), KULAP (Kulturlandschaftsprogramm, Bayern) und ÖPUL (Österreichisches Pro- gramm für umweltgerechte Landwirtschaft) sowie die schweizerischen Ökobeiträge honorieren umweltrelevante Leistungen der Landwirte. Diese Instrumente sollen des- halb beibehalten, wo nötig optimiert und allenfalls ausgebaut werden.

Aktionsprogramm

In einem Aktionsprogramm für die nächsten Jahre wurden nach breiter Diskussion fünf Themenbereiche identifiziert, welche mit hoher Priorität anzugehen sind. Es sind dies:

• Bestehende Anreizinstrumente zur Extensivierung der Produktion: Beibehal- tung und wo nötig Optimierung der bestehenden Anreizinstrumente mit dem Ziel der Reduktion der Emissionen von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln aus gewässerrelevanten Flächen. 4 Zusammenfassung

• Aus- und Weiterbildung, Beratung: Förderung des Umweltbewusstseins und des umweltgerechten Handelns, insbesondere im Hinblick auf den Gewässerschutz.

• Generelle Sorgfaltspflicht: Reduktion der Emissionen von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in die Gewässer durch Anwendung der guten fachlichen Praxis.

• Hofdüngerlagerkapazität: Bereitstellung von genügend Lagerkapazität als Vor- aussetzung für die bedarfs- und zeitgerechte Düngung.

• Wirkungskontrolle, Erfolgskontrolle: Verbesserte Akzeptanz bei politischen Ent- scheidungsträgern, bei betroffenen Landwirten und in der Gesellschaft für die fi- nanziellen Aufwendungen und betrieblichen Einschränkungen.

Das Aktionsprogramm enthält konkrete Teilziele und Instrumente für die Umsetzung. Ausgangslage und Ziel 5

1. Ausgangslage und Ziel

Im Rahmen der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) wurde die Gründung einer Arbeitsgruppe "Freiflächenbewertung" angeregt. Aus den möglichen Bearbeitungs- themen (siehe Figur 1) wurde der Bereich Gewässerschutz in der Landwirtschaft als vordringlich erachtet und in der Sitzung der Kommission Umwelt der IBK vom 23. Februar 1996 sowie an der ersten Arbeitsgruppensitzung vom 20. März 1996 als erste Priorität festgelegt.

Figur 1: Wechselwirkungen im Bereich Freiflächen 6 Ausgangslage und Ziel

Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe wurde so gewählt, dass die Bereiche Land- wirtschaft und Gewässerschutz angemessen vertreten sind und der Kontakt zum IGKB-Fachbereich „Einzugsgebiet“ sichergestellt ist.

Die weiteren in der Grafik angesprochenen Bereiche bilden Gegenstand allfälliger späterer Arbeiten.

Folgendes übergeordnetes Ziel wurde vom Ständigen Ausschuss der IBK formuliert: "Zentrales Anliegen ist die Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen zur Sicherstellung einer ökologisch verträglichen Nutzung und Bewirtschaftung der Freiflächen in der Region Bodensee."

Im prioritär zu behandelnden Bereich Landwirtschaft/Gewässerschutz heisst dies, dass anhand einer Situationsanalyse der Handlungsbedarf bezüglich Phosphor, Stick- stoff und Pflanzenschutzmittel (PSM) abgeklärt werden und daraus abgeleitet ein Massnahmenplan zuhanden der Regierungen erarbeitet werden soll.

Der Massnahmenplan soll: • Die wesentlichen Probleme aufzeigen und den Handlungsbedarf ableiten Es wird im wesentlichen auf die bestehenden Informationen der Länder, der Kantone sowie die Arbeiten der IGKB, insbesondere des Fachbereichs „Einzugs- gebiet“ abgestützt.

• Die Ziele der Länder und der Kantone aufzeigen und verdeutlichen Das generelle Ziel, die Reduktion insbesondere der N- und P-Immissionen sowie des Eintrags von Pflanzenschutzmitteln in die verschiedenen Umweltmedien ist, basierend auf dem Ist-Zustand und den abgeschätzten Reduktionsmöglichkeiten, zu konkretisieren.

• Mögliche Massnahmen aufführen und beurteilen Dabei wird auf die durch den Kanton Thurgau geleisteten Vorarbeiten abgestützt.

• Ein Vorgehenskonzept darstellen Es werden möglichst konkrete Handlungsschwerpunkte für die kommenden Jahre erarbeitet.

• Die Erfolgskontrolle sicherstellen Es sind Massnahmen (Messungen, Kontrollen) zur Erfolgskontrolle zu erarbeiten. Ein Konzept zur Öffentlichmachung ist vorzulegen. Ausgangslage und Ziel 7

Die Arbeitsgruppe erarbeitet konkrete Vorschläge für eine weitergehende Reduktion der Umweltbelastungen aus der Landwirtschaft. Gestützt darauf werden Empfehlun- gen zum weiteren Vorgehen in den einzelnen Bundesländern und Kantonen abgege- ben, welche das gemeinsame Ziel haben, die Beeinträchtigung des Bodensees und sei- ner Zuflüsse durch die Landwirtschaft zu verringern.

Aufbau des Massnahmenplans

Der vorliegende Massnahmenplan ist wie folgt aufgebaut: • Kapitel 2: Grundlagen: Ursachen und Wirkungen des Eintrages von Phos- phor, Stickstoff und Pflanzenschutzmitteln in die Gewässer im Boden- seeraum.

• Kapitel 3: Die Situation in den Einzugsgebieten: Ableitung des Handlungs- bedarfs aus dem Ist-Zustand (N- und P-Emissionen in die Gewässer) in den verschiedenen Einzugsgebieten. (Die detaillierten aktuellen Angaben zum Ist- Zustand liegen noch nicht vor.)

• Kapitel 4: Massnahmen auf betrieblicher Ebene: Diskussion der gegenwärtig angewendeten Massnahmen auf Betriebsebene auf Basis der Bewertung einer Vielzahl von möglichen Massnahmen (Anhang).

• Kapitel 5: Instrumente zur Umsetzung: Diskussion und Bewertung der ge- genwärtig in den verschiedenen Kantonen und Bundesländern angewendeten Umsetzungsinstrumente; Identifikation von Lücken und Defiziten.

• Kapitel 6: Zukünftige Handlungsschwerpunkte: Ableitung eines Aktions- programmes, das innerhalb der nächsten 5 Jahre von allen beteiligten Bun- desländern und Kantonen umgesetzt werden soll. Das Aktionsprogramm beinhaltet die Festlegung eines Verfahrens für die Erfolgskontrolle.

Grundlagen 9

2. Grundlagen

2.1. Problemstellung

Phosphor

Phosphor ist als limitierender Faktor für die Entwicklung der Algenbiomasse und da- mit für die Belastung des Bodensees entscheidend.

Die Phosphorbelastung bestimmt durch ihren Einfluss auf die organische Produktion, die Abbauintensität und den Sauerstoffgehalt weitgehend den Zustand des Sees. Ob- wohl die Konzentration von Phosphor markant zurückgegangen ist (siehe Figur 2), können sich die Sauerstoffverhältnisse witterungsbedingt immer wieder verschlech- tern (zirkulationsarme Winter, Trockenperioden; vgl. IGKB, 1998b). Zudem sind die Konzentrationen noch immer deutlich höher als zu Beginn der 50er Jahre.

100

90

80

70

60 Wasser

3 50

40

mg P / m 30

20

10

0

Figur 2: Entwicklung der P-Belastung des Bodensees (IGKB, 1998b)

Wie in der Einleitung des Berichtes Nr. 44 der IGKB (IGKB, 1993) festgehalten ist, ori- entiert sich der Schutz des Bodensees an der Ökologie der Lebewesen. Als wesentli- ches Kriterium hierfür gilt die Forderung, dass der See stets, auch bei mehrjährig auf- 10 Grundlagen

einander folgenden ungünstigen Wetterbedingungen, genügend Sauerstoff enthalten muss.

Die Begründung dazu ergibt sich daraus, dass bei Sauerstofffreiheit am Seegrund

• mindestens 600 Tonnen Phosphor aus dem Sediment zusätzlich rückgelöst wer- den können (IGKB, 1998a),

• weitere, auch toxische Stoffe freigesetzt werden können,

• sowohl die Abbauqualität als auch die Stoffabbaugeschwindigkeit erheblich ver- mindert wird,

• die Entwicklung von Fischeiern und Brut unterbunden wird und

• das seetypische Artenspektrum nachteilig verändert wird.

Um dieses Risiko einer klimatisch bedingten Verschlechterung des Seezustandes zu mindern, sollten die Phosphorfrachten soweit als möglich gesenkt werden.

Aus biologischer Sicht ist dabei zwischen partikulärem und gelöstem Phosphor zu unterscheiden. Die an erodiertes Bodenmaterial gebundenen Phosphate sind wesent- lich weniger mobil und zu einem deutlich geringeren Anteil für Wasserpflanzen ver- fügbar als die in gelöster Form eingetragenen oder aus den Unterwasserböden (aus P- Komplexen) zurückgelösten Phosphate.

Die öffentliche Abwasserentsorgung im Bodensee-Einzugsgebiet hat dank des grossen finanziellen Aufwandes einen hohen Standard erreicht. Massnahmen im landwirt- schaftlichen Bereich haben weiterhin einen bedeutenden Stellenwert.

Die gegenwärtige Belastung des Rheins unterhalb des Bodensees mit Phosphorverbin- dungen ist nicht leicht zu beurteilen. So werden an gewissen Standorten gleichzeitig ökologische Zeiger für eutrophe und für oligotrophe Verhältnisse gefunden. Viele Pflanzen sind mehrjährig. Ihr Vorhandensein hängt deshalb nicht nur von der aktuel- len, sondern auch von der vergangenen P-Konzentrationen in Wasser und Sediment ab.

Ausserdem ist zu beachten, dass sich die Phosphor-Vorräte im Boden in den letzten Jahren erhöht haben und damit die Gefahr eines P-Austrags durch Erosion zunimmt. Grundlagen 11

Es ist das Ziel der Bodenseeanrainerstaaten, den Eintrag von Phosphor in den Boden- see weiter zu reduzieren. Zu diesem Zweck sind auch Massnahmen im Bereich der Landwirtschaft zu treffen.

Stickstoff

Im Bereich Stickstoff sind drei Aspekte zu berücksichtigen.

• Die Nitratbelastung des Grundwassers war bis anfangs der 90er Jahre im Zuneh- men begriffen und hat sich seither stabilisiert. Die Ziel- und Grenzwerte der ein- zelnen Staaten (Grenzwert EU: 50 mg Nitrat/l, Qualitätsanforderungen für Grundwasser CH: 25 mg/l) werden in einer grösseren Anzahl der Grundwasser- vorkommen überschritten. Die bisher getroffenen Massnahmen zur Reduktion der Stickstoffbelastungen haben aufgrund der langsamen Erneuerung der Grundwas- servorkommen noch nicht die gewünschte Wirkung gezeigt.

• Die Gesamtfrachten, insbesondere in die Nordsee, sind hoch. Die Nordseeanlie- gerstaaten haben als Folge zu hoher Nährstofffrachten bereits 1987 an der Nord- seeschutz-Konferenz eine Absichtserklärung verabschiedet mit dem Ziel, die Phosphor- und Stickstoffeinträge um 50% zu reduzieren. Deutschland und die Schweiz haben sich im Rahmen der internationalen Rheinschutzkommission ver- pflichtet, die Stickstofffracht in den Rhein wesentlich zu reduzieren und damit zur Erreichung der Ziele der Nordseeschutz-Konferenz beizutragen. Diese Ziele sind im Wesentlichen erreicht. Eine weitere Reduktion kann durch eine Verringerung der diffusen Einträge erreicht werden.

• Die Belastung der Luft mit Stickoxiden und Ammoniak, und damit der Eintrag von Stickstoff aus der Luft in Boden und Gewässer, hat ein hohes Ausmass er- reicht. Dies führt zu einer unerwünschten Düngung natürlicher Ökosysteme. Die von der UN/ECE festgelegten "critical loads" insbesondere für Moore und für Wälder sind an vielen Orten überschritten (UN/ECE, 1995). Die critical loads betragen für den Stickstoffeintrag in Wälder je nach Vegeta- tionstyp 15-20 kg N/(ha⋅a). Diese Werte werden durch den Stickstoffeintrag aus der Luft, der auf 20-60 kg N/(ha⋅a) geschätzt wird, bereits deutlich übertroffen. 12 Grundlagen

Pflanzenschutzmittel

Untersuchungen an Rohabwässern ausgewählter Bodenseewasserwerke am und eine von der IGKB in den Jahren 1990 und 1991 durchgeführte orientierende Un- tersuchung auf Pestizide am Bodensee ergaben, dass auch im Bodenseewasser geringe Gehalte an Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen werden können.

Messungen von 1990-1993 an den wichtigsten baden-württembergischen Bodensee- zuflüssen haben gezeigt, dass die Konzentrationen einiger Substanzen dort wesentlich höhere Werte als im Bodenseewasser (bis zu 1 µg/l sowohl bei Atrazin als auch bei Diuron) erreichen können. Nachweisbar waren die Herbizide Atrazin, Desethylatra- zin, Simazin, Terbutylazin, Diuron und Isoproturon. Zwar sind die Konzentrationen von Atrazin infolge des Atrazinverbotes vom April 1991 seit 1992 meist bis auf die Bestimmungsgrenze (0.01 µg/l) zurückgegangen. Auffallend war seit 1991 jedoch eine deutliche Zunahme der Diuron-Konzentration mit Werten von bis zu 1 µg/l, welche an die Stelle der erhöhten Atrazingehalte trat. Diuron wird in erster Linie auf nicht landwirtschaftlichen Flächen eingesetzt.

Eine Überwachung der Einträge von Pflanzenschutzmitteln über Immissionsmessun- gen ist generell nur sehr lückenhaft möglich, da

• nur ein Teil der in den Anrainerstaaten zugelassenen Wirkstoffe analytisch ausrei- chend empfindlich nachweisbar ist und

• schwebstoffgebundene Substanzen analytisch nur unvollständig erfasst werden können.

Wegen der Bedeutung dieser Substanzen für die Qualität des Seewassers und damit für seine Lebewesen ist der Verwendung dieser Mittel und ihrer möglichen Eintritts- pfade in den Bodensee eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Die Bemühungen um eine Verminderung der Belastung des Bodensees müssen sich daher auf eine gene- relle Reduzierung des Pflanzenschutzmittel-Einsatzes und eine strenge Einhaltung der Regeln einer ordnungsgemässen Landwirtschaft konzentrieren. Abgesehen von Fällen mit besonderer Giftigkeit sind Verbote bestimmter Wirkstoffe wegen der Ersatzstoff- problematik kein allgemein brauchbarer Lösungsansatz.

Untersuchungen von Fliessgewässern und Kläranlagenabläufen in Baden-Württem- berg, Hessen und Nordrhein-Westfalen zeigen, dass im Bereich Pflanzenschutzmittel nach wie vor ein Überwachungsbedarf besteht. Zudem sollten die Anstrengungen zur Grundlagen 13

Erforschung der ökotoxikologischen Wirkung der Pflanzenschutzmittel verstärkt wer- den.

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass sowohl beim Stickstoff wie beim Phosphor ein Handlungsbedarf besteht. Dies gilt auch für Pflanzenschutzmittel, für die zusätzlich ein Überwachungsbedarf vorliegt.

2.2. Quellen der Belastungen

Phosphor

Die Studien der IGKB (IGKB, 1999) haben aufgezeigt, dass im Zeitraum 1996/97 von der Belastung des Bodensees mit Gesamtphosphor mehr als die Hälfte auf natürliche Erosion aus dem Hinterland zurückzuführen sind, rund 12% weiterhin aus dem Ab- wasser stammen und rund ein Drittel durch diffuse anthropogene Quellen, d.h. vor- nehmlich durch die Landwirtschaft, verursacht werden. Seit 1985/86 (IGKB, 1996) sind die Gesamtphosphor-Verluste um rund 36% zurückgegangen. Dazu hat insbesondere die signifikante Reduktion der Verluste aus dem Abwasser (um fast 70%) beigetragen.

100%

90%

80%

70%

60% anthropogen diffus 50% Abw asser natürlicher Hintergrund

Belastung 40%

30%

20%

10%

0% gesamt P gelöst P

Figur 3: Relative Bedeutung der verschiedenen Quellen der P-Frachten im Bodensee- Einzugsgebiet für das hydrologische Jahr 1996/97 (IGKB, 1999). 14 Grundlagen

Die Belastung mit gelöstem Phosphor stammt zur Hälfte aus anthropogen-diffusen Quellen, d.h. zum grössten Teil aus der Landwirtschaft (Figur 3). Auch hier hat im Vergleich zum Zeitraum 1985/86 die relative Bedeutung der Landwirtschaft zuge- nommen, während diejenige des Abwassers abgenommen hat. Die Emissionen aus der Landwirtschaft werden überwiegend der Abschwemmung und Erosion aus Grasland sowie der Erosion aus dem Ackerland zugeschrieben.

Landwirtschaftliche Phosphorbilanzen zeigen, dass bezogen auf den gesamten Phos- phor, welcher ins landwirtschaftliche System gelangt (importierte Futtermittel, Mine- ral- und Abfalldünger und Deposition) in der Schweiz 1990 nur rund 28% in der tieri- schen und pflanzlichen Produktion verwertet wurden. 72% gelten als Überschuss. Im Gegensatz zum Stickstoff wird der überwiegende Teil des überschüssigen Phosphors im Boden angereichert und verlässt das Ökosystem nicht (FAC, 1994).

Mineraldünger sind wichtige Phosphor-Inputs ins landwirtschaftliche System. Der spezifische Mineraldüngereinsatz (in kg P pro ha Landwirtschaftsfläche) ist seit Be- ginn der 80er Jahre in Deutschland und in der Schweiz von 50–80 kg auf weniger als 30 kg deutlich zurückgegangen (Figur 4). Ein Rückgang ist auf deutlich tieferem Ni- veau auch in Österreich zu beobachten. Der Rückgang dürfte in erster Linie auf die Anreizinstrumente und auf die landwirtschaftliche Beratung zurückzuführen sein. Grundlagen 15

Phosphor

80

70 A *** CH D BY BW

60

50

40

30

20 kg Landwirtschaftsfläche P/ha

10

0 1938/39 1960/61 1970/71 1980/81 1987/88 1988/89 1989/90 1090/91 1991/92 1992/93 1993/94* 1994/95** 1995/96** 1996/97** 1997/98**

* D: inkl. Neue Bundesländer, CH: neue Berechnungsnormen ** CH: Durchschnitt aus den Werten zweier Kalenderjahren seit 1996/97 *** A: in kg Reinnährstoff je ha düngerwürdiger Fläche (= LN abzgl. Hutweiden, Almen und Bergmähdern)

Figur 4: Mineraldüngereinsatz: Phosphor (in kg P/ha; Angaben: Bayerisches Landesamt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Ministerium für Umwelt und Verkehr Ba- den-Württemberg; SBV, 1997; Österreichische Düngerberatungsstelle (bis 1985/86), Getreidewirtschaftsfonds (bis 1991/1992), AMA).

Stickstoff

Über die natürlichen und anthropogenen Stickstoffflüsse sind verschiedenste Untersu- chungen durchgeführt worden. Einige wichtige Erkenntnisse sind im Folgenden zu- sammengefasst.

Die Studien der IGKB (IGKB, 1999) haben aufgezeigt, dass im Zeitraum 1996/97 beim Stickstoff rund ein Drittel der aktuellen Stickstofffrachten im Bodensee-Einzugsgebiet aus natürlichen Quellen stammt. Rund die Hälfte stammt aus anthropogen diffusen Quellen (v.a. Landwirtschaft), fast 20% aus dem Abwasser. Seit 1985/86 (IGKB, 1996) sind die Gesamt-Stickstoffverluste um rund 22% zurückgegangen. Dabei hat sowohl die Belastung aus dem Abwasser (um rund 35%) als auch die Belastung aus der Landwirtschaft (um rund 24%) abgenommen. 16 Grundlagen

100%

90%

80%

70%

60% anthropogen diffus 50% Abwasser natürlicher Hintergrund

Belastung 40%

30%

20%

10%

0% gesamt N gelöst N

Figur 5: Relative Bedeutung der verschiedenen Quellen der N-Belastung. Die Werte be- ziehen sich auf das hydrologische Jahr 1996/97 (IGKB, 1999).

Die anthropogen diffusen Einträge in den Bodensee stammen hauptsächlich aus Aus- waschung unter Ackerland und unter Grasland.

Die Stickstoffbilanz der Schweiz (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz / BUWAL, 1996) zeigt auf, dass von den rund 200'000 t N, die pro Jahr in Luft und Gewässer ein- getragen werden, rund 48% aus landwirtschaftlichen Quellen stammen. 43% der Emis- sionen werden durch Verkehr, Industrie und Gewerbe sowie Haushaltungen verur- sacht. Der Rest stammt aus natürlichen Quellen. Grundlagen 17

Verkehr / I+G / Haushalte 49

Import 78 Atmo- 92 NH / N O 60 sphäre 10 32 Export 42 Nahrung 130 N-Fixierung Deposition Abwasser/ 13 Abschwemmung/ Abschwemmung/ Deposi- Auswaschung Auswaschung tion Denitrifikation 37 55 3 Hydrosphäre

20 Export Zufluss, Im port 100

Figur 6: Vereinfachte Stickstoffbilanz der Schweiz (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz / BUWAL, 1996). Angaben in 1’000 t. Nicht berücksichtigt sind sämt-

liche N2-Frachten, die grenzüberschreitende Frachten von Stickstoffverbindun- gen in der Atmosphäre sowie die Sedimentation von Stickstoff in den Seen. Die Bilanzen der einzelnen Kompartimente sind deshalb unvollständig.

Von insgesamt rund 100'000 t N/a (ohne N2), welche von der Landwirtschaft emittiert werden, entfällt die Hälfte auf die Emissionen von Ammoniak, ein Drittel auf Nitrat- verluste und der Rest auf Abschwemmungen sowie auf die Emission von Lachgas.

Die vom schweizerischen Bundesrat eingesetzte Projektgruppe, welche Strategien zur Reduktion der Stickstoffbelastungen in der Schweiz erarbeitet hat (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz / BUWAL, 1996), beziffert das Reduktionspotenzial im Bereich Landwirtschaft auf ca. 25’000 t N/a. Die Umsetzung der entsprechenden Massnahmen entlastet einerseits die Umwelt: Es ist mit signifikanten Reduktionen der N-Frachten aus der Pedosphäre in die Hydrosphäre (Auswaschung, Abschwemmung) und in die Atmosphäre (Emissionen von NH3 und N2O) zu rechnen. Andererseits führt sie zu einer Reduktion der volkswirtschaftlichen Kosten der Landwirtschaft. 18 Grundlagen

In Deutschland wurden die N-Verluste aus der Landwirtschaft verschiedentlich quan- tifiziert. So werden folgende Stickstoffbilanzen ausgewiesen:

Niedersachsen Bayern Einsatz von Handelsdünger 94 kg N/(ha⋅a) 80 kg N/(ha⋅a) Einsatz von Hofdünger 75 kg N/(ha⋅a) 110 kg N/(ha⋅a) Eintrag durch Deposition 22 kg N/(ha⋅a) 1) Stickstoff-Fixierung 16 kg N/(ha⋅a) 1) Total Eintrag 209 kg N/(ha⋅⋅⋅a) 190 kg N/(ha⋅⋅⋅a) Entzug durch die Pflanzen 120 kg N/(ha⋅⋅⋅a) 120 kg N/(ha⋅⋅⋅a) Überschuss 90 kg N/(ha⋅⋅⋅a) 70 kg N/(ha⋅⋅⋅a) 1) Die Summe untergeordneter Einträge entspricht ungefähr den Austrägen durch Denitrifikation.

Tabelle 1: Landwirtschaftliche Stickstoffbilanzen für die Pflanzenproduktion für Nieder- sachsen (Niedersächsisches Umweltministerium, 1996) und für Bayern (StMELF, 1996) als Beispiel für die Situation in Deutschland

Es ist zu beachten, dass nur ein Teil der ausgewiesenen N-Überschüsse in der Pflan- zenproduktion technisch vermeidbar sind. Die technisch unvermeidbaren Verluste (z.B. gasförmige Verluste bei organischen Düngern und unvermeidbare Auswa- schungsverluste in Abhängigkeit vom Standort) dürften rund 50% der Überschüsse ausmachen. Sie könnten durch Extensivierung (bis hin zur Aufgabe der landwirt- schaftlichen Produktion) und durch andere Massnahmen reduziert werden.

Auch für die Schweiz wurden landwirtschaftliche Stickstoffbilanzen berechnet (FAC, 1994), welche allerdings teilweise auf anderen Abgrenzungen beruhen und deshalb nur bedingt mit den deutschen Werten vergleichbar sind. Insbesondere berücksichti- gen die Bilanzen auch die Tierproduktion. Bezogen auf den gesamten Stickstoff, wel- cher ins landwirtschaftliche System gelangt (importierte Futtermittel, Mineral- und Abfalldünger, Deposition und Fixierung) wurden 1990 nur rund 23% in der tierischen und pflanzlichen Produktion verwertet. 77% des im landwirtschaftlichen System vor- handenen Stickstoffs, total ca. 140’000 t N pro Jahr, gehen als Überschuss verloren1.

1 Die schweizerischen Werte beziehen sich auf das gesamte landwirtschaftliche System und sind mit den Angaben aus Deutschland (Tabelle 1) nicht vergleichbar, da letztere nur die Pflanzenproduktion berücksichtigen. Grundlagen 19

Dabei verteilen sich die Verluste etwa zu gleichen Teilen auf Ammoniak-Emissionen, Denitrifikation und die Auswaschung von Nitrat.

Stickstoff wird dem landwirtschaftlichen System durch importierte Futtermittel, durch den Einsatz von Mineral- und Abfalldüngern, durch Deposition und durch die Fixie- rung von Luftstickstoff zugeführt. Ein grosser Teil dieses Inputs stammt aus Mineral- düngern. Der Mineraldüngereinsatz (in kg N pro ha Landwirtschaftsfläche) ist seit Beginn der 80er Jahre zurückgegangen (Figur 7).

Stickstoff

140

120 A *** CH D BY BW

100

80

60

40 kg N/ha Landwirtschaftsfläche 20

0 1938/39 1960/61 1970/71 1980/81 1987/88 1988/89 1989/90 1090/91 1991/92 1992/93 1993/94* 1994/95** 1995/96** 1996/97** 1997/98**

* D: inkl. Neue Bundesländer; CH: neue Berechnungsnormen ** CH: Durchschnitt aus den Werten zweier Kalenderjahren seit 1996/97 *** A: in kg Reinnährstoff je ha „düngerwürdiger Fläche (= LN abzgl. Hutweiden, Almen und Bergmähdern)

Figur 7: Mineraldüngereinsatz: Stickstoff (in kg N/ha; Angaben: Bayerisches Landesamt für Bodenkultur und Pflanzenbau; Ministerium für Umwelt und Verkehr Ba- den-Württemberg; SBV, 1997; Österreichische Düngerberatungsstelle (bis 1985/86), Getreidewirtschaftsfonds (bis 1991/1992), AMA).

Pflanzenschutzmittel

Im Rahmen des Grundwasserüberwachungsprogrammes des Landes Baden-Württem- berg hat es sich auch 1996 gezeigt, dass bei den Pflanzenschutzmitteln nach wie vor landesweit eine Belastung festzustellen ist. An rund einem Drittel der Messstellen wurden positive Befunde ermittelt. Die nachgewiesenen Wirkstoffe können auf unter- schiedliche Verursacher zurückgeführt werden. So werden Wirkstoffe wie Bromocil, Hexazinon und Diuron hauptsächlich auf nicht-landwirtschaftlichen Flächen wie Parkplätzen, Betriebsflächen, Gleisanlagen, etc. eingesetzt. Die am häufigsten festge- 20 Grundlagen

stellten Wirkstoffe stammen jedoch aus der Landwirtschaft. Erfreulich ist hier die erstmalig feststellbare deutliche Abnahme von Atrazin.

In mehreren Untersuchungen in Hessen wurden die Hof- und Kläranlagenabläufe als wichtigster Eintragsweg von Pflanzenschutzmitteln festgestellt. Obwohl die Bedeu- tung dieses Eintragspfades noch endgültig geklärt werden muss, kann auf der Basis der heutigen Erkenntnisse angenommen werden, dass diese Belastungen durch die unsachgemässe Reinigung von Spritzgeräten und Gebinden von Pflanzenschutzmit- teln verursacht wird.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch die Landwirtschaft wesent- lich zu den Stickstoff- und Phosphorproblemen beiträgt und daher in diesem Bereich ein Handlungsbedarf besteht.

Im Bereich Pflanzenschutzmittel besteht in erster Linie beim korrekten Umgang mit Restbrühen und bei der Reinigung von Geräten Handlungsbedarf.

2.3. Reduktionsmöglichkeiten

Im vorangegangenen Kapitel wurde gezeigt, dass Nährstoffbelastungen der Gewässer aus den Abwasserreinigungsanlagen, aus der Landwirtschaft (als Hauptverursacherin im Bereich anthropogen diffuser Quellen) sowie aus natürlichen Quellen stammen. Da die natürlichen Quellen kaum beeinflusst werden können, müssen die Reduktions- strategien beim Abwasser und bei der Landwirtschaft fortgeführt werden.

In allen Einzugsgebieten des Bodensees wurden in der Vergangenheit grosse Investi- tionen im Bereich der Abwasserreinigung getätigt. Damit wurden insbesondere die Immissionen von organischen Stoffen und Phosphor in die Gewässer sehr stark redu- ziert. In Baden-Württemberg und Bayern beispielsweise ist das technische Potenzial zur Reduktion der Phosphoremissionen aus Kläranlagen weitgehend ausgeschöpft.

Hingegen war die ursprüngliche Konzeption der Kläranlagen zumeist nicht auf die N- Elimination ausgerichtet, weshalb die Wirkung auf Stickstoff vergleichsweise gering war. Der Einbau von zusätzlichen Nitrifikations- und Denitrifikationsstufen in Abwas- serreinigungsanlagen kann jedoch nur einen mässigen Beitrag leisten. Dieser Weg wurde in Baden-Württemberg und Bayern bereits weitgehend beschritten. Grundlagen 21

Um die Effizienz verschiedener Massnahmen zur Stickstoffminderung zu evaluieren, wurde deshalb im Rahmen des Projektes „Stickstoffhaushalt Schweiz“ eine Studie zum Eliminationspotenzial und den Kosten von Eliminationsmassnahmen in zentralen Abwasserreinigungsanlagen durchgeführt (BUWAL, 1996; Projektgruppe Stickstoff- haushalt Schweiz / BUWAL, 1996). Die entsprechenden Resultate wurden mit Poten- zial und Kosten von Reduktionsmassnahmen in den Bereichen Landwirtschaft und Luftreinhaltung verglichen. Es wurde gezeigt, dass mit technischen Massnahmen im Bereich der Abwasserreinigungsanlagen grosse Emissionsreduktionen erreicht werden können. Allerdings sind die Kosten hoch. Es wird geschätzt, dass die Denitrifikation pro kg eliminierten Stickstoffs ca. CHF 12.– kostet. Dazu kommt ein hoher Energiever- brauch von 74 kWh/kg N. Vorteil einer derartigen N-Elimination ist eine höhere Pro- zessstabilität, welche sich auch in einer zusätzlichen Reduktion der organischen Bela- stung äussert und die Phosphor-Elimination unterstützen kann. Gemäss Empfehlun- gen der Projektgruppe sollen Reduktionen der Stickstofffrachten aus Abwasserreini- gungsanlagen in der Schweiz durch betriebliche Optimierungen (Reduktionspotenzial ca. 800 t N/a) und durch den gezielten Einbau einer Stickstoffeliminationsstufe in neuen und wesentlich zu erweiternden Anlagen (Reduktionspotenzial ca. 1'800 t N/a) erreicht werden (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz / BUWAL, 1996).

Im Bereich Landwirtschaft sind die Massnahmen gemäss den Untersuchungen der Projektgruppe im allgemeinen kostengünstiger zu realisieren. Für die Schweiz konnte gezeigt werden, dass eine massive Stickstoffreduktion (22'000 t/a) alleine schon mit Massnahmen zur Effizienzsteigerung, d.h. letztlich unter Einsparung volkswirtschaft- licher Kosten, erreicht werden kann (Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz / BUWAL, 1996).

Die politische Abwägung landwirtschaftlicher Massnahmen gegenüber Massnahmen im Bereich der Abwasserreinigung muss neben den volkswirtschaftlichen Kosten und dem Reduktionspotenzial auch andere Faktoren wie die Realisierbarkeit, den Zeithori- zont sowie die rechtlichen Voraussetzungen berücksichtigen. So verlangen beispiels- weise in Deutschland sowohl das Schadstoffminimierungsgebot des Wasserhaushalts- gesetzes als auch die Richtlinien der EU, dass Emissionen der Nährstoffe aus Kläran- lagen, soweit als technisch und wirtschaftlich möglich, zu reduzieren sind.

Die Arbeitsgruppe Landwirtschaft/Gewässerschutz beschränkt sich – ihrer Aufgabe gemäss – im vorliegenden Massnahmenplan auf die Diskussion von Massnahmen im Bereich Landwirtschaft.

Die Situation in den Einzugsgebieten 23

3. Die Situation in den Einzugsgebieten

3.1. Vorbemerkungen

In den nachfolgenden Unterkapiteln wird für die politischen Einheiten (Bundesländer Deutschlands und Österreichs, schweizerische Kantone sowie Fürstentum Liechten- stein) im Einzugsgebiet des Bodensees ein Überblick über die Bodennutzung und die daraus resultierenden diffusen Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer gegeben. Diese stammen zu einem grossen Teil aus der Landwirtschaft und aus sind nicht Thema des Kapitels. Am Ende jedes Unterkapitels wird der Handlungsbedarf für das entsprechende Einzugsgebiet abgeleitet.

Grundlage für die Angaben ist der Bericht der Internationalen Gewässerschutzkom- mission für den Bodensee, der auf Basis eines Stofffluss-Modells die Phosphor- und Stickstoffeinträge aus diffusen Quellen in den Bodensee für die verschiedenen hydro- logischen Teil-Einzugsgebietefür das hydrologische Jahr 1996/97 abschätzt (IGKB, 1999). Im Auftrag der Arbeitsgruppe Landwirtschaft/Gewässerschutz der Internatio- nalen Bodenseekonferenz wurden die arealstatistischen Daten und die Nährstoff- frachten auf die politischen Einheiten (Bundesländer, Kantone sowie das Fürstentum Liechtenstein) umgelegt (Prasuhn, 1999). Die resultierenden Angaben werden für die folgenden politischen Einheiten dargestellt:

• Baden-Württemberg (BW) • Kanton Appenzell Ausserrhoden (AR)

• Bayern (BY) • Kanton Graubünden (GR)2

• Vorarlberg (A) • Kanton St. Gallen (SG)

• Fürstentum Liechtenstein (FL) • Kanton Thurgau (TG)

• Kanton Appenzell Innerrhoden (AI) Rund 0.5% des Einzugsgebietes des Bodensees gehört zu Italien, rund 0.1% zum schweizerischen Kanton Tessin. Die Beiträge dieser Gebiete zu den gesamten P- und N-Frachten im Einzugsgebiet sind entsprechend gering; sie werden deshalb nicht aus- gewiesen. Zudem ist weder Italien noch das Tessin Mitglied der IBK.

2 Der Kanton Graubünden ist nicht Mitglied der IBK; aufgrund des grossen Anteils des Kantons am Einzugsgebiet werden die N-und P-Frachten dennoch ausgewiesen. 24 Die Situation in den Einzugsgebieten

In den Grundlagenberichten der IGKB wurde die Grenze des Untersees zum Rhein oberhalb von gelegt, die Fläche des Kantons Schaffhausen liegt deshalb ausserhalb des Einzugsgebietes des Bodensees. Der Kanton ist jedoch IBK-Mitglied. Der Handlungsbedarf für den Kanton Schaffhausen wird deshalb aus den arealstatisti- schen Daten für den gesamten Kanton abgeleitet.

Im Unterkapitel Grundlagen werden für alle politischen Einheiten die wichtigsten are- alstatistischen Daten dargestellt. Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über die verwendeten Begriffe.

Arealstatistische Daten Waldfläche Gesamte bestockte Fläche Siedlungsfläche Gebäudeareal, Verkehrsflächen, Siedlungsgrün Unproduktive Fläche Gewässer, unproduktive Vegetation, vegetationslose Flächen Landwirtschaftsfläche • Grasland BY: Almen FL: Alpweiden - Alpflächen CH/VA: Alpwirtschaftliche Nutzflächen - Wiesen BW: Wiesen; Klee, Kleegras, Luzerne BY: Wiesen; Hutungen und Streuwiesen; Klee, Kleegras, Luzerne; Ackerwiese/weide VA: Naturwiese; Streuwiesen; Kleegras; Ackerwiese FL: Kunstwiese; Naturwiese/Maiensässe CH: Kunstwiesen; extensive und wenig intensive Wiesen; andere, übri- ge Dauerwiesen; extensive Wiese auf stillgelegtem Acker - Weiden BW: Heimweiden, Streuwiesen BY: Mähweiden, Weiden ohne Hutungen VA: Heimweiden FL/CH: Weiden • Ackerland - Getreide Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, übrige - Mais Körnermais, Silomais - Andere ackerbauliche Hackfrüchte, Raps, Gemüse, etc. Nutzungen • Übrige Nutzungen Andere Landwirtschaftsflächen: Rebbau, Obstbau, Hecken- und Feldge- hölze, Sonderkulturen, etc.

Tabelle 2: Erläuterung der in den nachfolgenden Kapiteln für die politischen Einheiten dargestellten arealstatistischen Daten auf Basis von (Prasuhn, 1999).

Im Unterkapitel „Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer“ werden die Phosphor- und Stickstoffverluste in die Gewässer für das betreffende Einzugsgebiet charakterisiert. Dazu werden in einem ersten Schritt einige Kennzahlen zu den abso- luten Nährstofffrachten ausgewiesen, wobei jeweils die natürlichen und die anthropo- Die Situation in den Einzugsgebieten 25

gen verursachten Nährstoffeinträge unterschieden werden. Weiter wird zwischen ge- lösten und partikulären Nährstoffeinträgen differenziert, da die gelösten Einträge we- sentlich besser pflanzenverfügbar sind.

In einem zweiten Schritt werden die relativen Anteile der für das gesamte Einzugsge- biet wichtigsten Nährstofffrachten dargestellt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die verwendeten Begriffe:

Diffuse Verluste von Phosphor in die Gewässer P-Auswaschung Grasland P-Verluste mit Sickerwasser unter Grasland P-Abschwemmung Grasland Transport von nicht an Bodenpartikel gebundenen Phosphor P-Erosion Ackerland Abtrag des Bodens und des darin gebundenen P durch Wasser P-Erosion „natürlich“ Gesamterosion von P abzgl. durch Landwirtschaft verursachter Anteil (inkl. erhöhte Abträge als Folge von Skipisten) Übrige Quellen P-Abschwemmung Ackerland, Wald, unproduktive Vegetation und Stras- sen; P-Auswaschung Ackerland, Wald, unproduktive Vegetation, Stras- sen, Siedlungsgrün; Drainageverluste Grasland/Ackerland; Direkteinträ- ge, sonstige partikuläre Einträge. Diffuse Verluste von Stickstoff in die Gewässer N-Auswaschung Grasland N-Verluste mit Sickerwasser unter Grasland N-Auswaschung Ackerland N-Verluste mit Sickerwasser unter Ackerland N-Auswaschung Wald N-Verluste mit Sickerwasser unter Wald N-Erosion „natürlich“ Abtrag des Bodens und des darin gebundenen N abzgl. durch Landwirt- schaft verursachten Anteil (z.B. erhöhte Abträge als Folge von Skipisten) Übrige Quellen N-Abschwemmung; N-Auswaschung unproduktive Vegetation, Sied- lungsgrün; Drainageverluste Grasland/Ackerland; Direkteinträge; sonsti- ge partikuläre N-Einträge

Tabelle 3: Erläuterung der in den nachfolgenden Kapiteln für die politischen Einheiten dargestellten Nährstofffrachten auf Basis von Prasuhn, 1999.

Bei der Berechnung der diffusen Verluste werden für Flächen, die biologisch oder ge- mäss Integrierter Produktion bewirtschaftet sowie für ökologische Ausgleichsflächen werden reduzierte Verlustfaktoren verwendet (vgl. auch GSA, 1997 und BUWAL, 1997). Entsprechend wirken sich der Anteil an IP- und Bio-Betrieben innerhalb eines Bundeslandes bzw. eines Kantons auf die ausgewiesenen diffusen Verluste aus.

Im Unterkapitel „Handlungsbedarf“ wird der konkrete Handlungsbedarf aufgrund der Einschätzungen der Vertreter des Einzugsgebietes abgeschätzt. 26 Die Situation in den Einzugsgebieten

3.2. Bundesland Baden-Württemberg

3.2.1. Grundlagen

Der Anteil des Bundeslandes Baden-Württemberg am gesamten Bodensee-Einzugs- gebiet liegt bei ca. 23%. Rund 13% der gesamten Zuflussmenge in den Bodensee (11’303 Mio. m3/a: IGKB, 1996) stammen aus dem Bundesland

Das See-Einzugsgebiet Baden-Württembergs setzt sich aus den hydrologischen Teil- Einzugsgebieten „Stockacher Aach“, „Seefelder Aach“, „Rotach“, „Schussen“, „Rand- gebiete Obersee BW“, „Randgebiet Untersee BW“ und „Radolfzeller Aach“ sowie aus einem Teil des hydrologischen Teil-Einzugsgebietes „Argen“ zusammen (IGKB, 1996).

Bodensee-Einzugsgebiet Baden-Württemberg

Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Siedlungs- fläche Getreide Weiden

Mais

Landwirtschaftsfläche Andere Waldfläche ackerbauliche Nutzungen

Wiesen

Figur 8: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Baden-Württem- berg (Prasuhn, 1999).

Rund 60% der Fläche ist Landwirtschaftsgebiet (Figur 8). Davon wird fast ein Drittel ackerbaulich genutzt. Damit weist Baden-Württemberg einen hohen Anteil an Acker- flächen auf (rund 80% der Ackerbaugebiete im Einzugsgebiet des Bodensees liegen in Baden-Württemberg). In erster Linie werden Mais und Getreide angepflanzt. Der Graslandanteil nimmt von Westen nach Osten zu.

Die durchschnittliche Betriebsgrösse liegt bei ca. 20 ha. Trotzdem sind mehr als 40% der Betriebe kleiner als 10 ha, davon viele Sonderkulturen. Ein Drittel der Landwirt- schaftsfläche wird durch Nebenerwerbslandwirte bewirtschaftet. Die Situation in den Einzugsgebieten 27

3.2.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

24% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 37% der anthropogen verursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Bundesland Baden-Württemberg.

Der Anteil der Verluste aus natürlichen Quellen ist im Bundesland vergleichsweise gering (etwa 20% der N-Verluste und rund ein Drittel der P-Verluste; Tabelle 4).

Baden-Württemberg Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 13 45 58 597 174 771 % 16% 51% 34% 18% 64% 21% Diffus anthropogene Belastung t 69 44 113 2811 97 2908 % 84% 49% 66% 82% 36% 79%

Gesamt t 82 89 171 3408 271 3679

Tabelle 4: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Bundesland Baden- Württemberg (Prasuhn, 1999).

Entsprechend dem hohen Anteil an Ackerland ist ein Grossteil der N-Verluste der Auswaschung unter Ackerland zuzuschreiben (Figur 9). Zudem trägt die Erosion auf Ackerland in signifikantem Ausmass zu den P-Verlusten bei. Im hydrologischen Ein- zugsgebiet der Rotach sind die Einträge an gelöstem Stickstoff im Vergleich mit den übrigen hydrologischen Einzugsgebieten überdurchschnittlich hoch (IGKB, 1999). 28 Die Situation in den Einzugsgebieten

P- und N-Verluste in Baden-Württemberg P-Auswaschung Grasland übrige übrige N-Auswaschung Quellen Quellen P-Abschwemmung Grasland Grasland N-Erosion "natürlich"

N-Auswaschung Wald

P-Erosion Ackerland N-Auswaschung Ackerland

Figur 9: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Baden-Württemberg (Prasuhn, 1999).

3.2.3. Handlungsbedarf

Aus ökologischer Sicht ist im Bundesland Baden-Württemberg neben der Phosphor- belastung des Bodensees insbesondere die Eutrophierung vieler Kleinseen problema- tisch. Hier spricht neben dem gelösten Phosphor auch der partikulär eingetragene Phosphor eine wichtige Rolle, weil daraus bei Sauerstoffmangel biologisch verfügbarer Phosphor zurück gelöst wird.

Der EU-Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter Trinkwasser wird eingehalten. Insbe- sondere im Westen des Bundeslandes liegen die gemessenen Werte jedoch im Bereich des EU-Richtwertes von 25 mg/l.

Aus Sicht des Bundeslandes Baden-Württemberg sind deshalb in den nächsten Jahren die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Reduktion der P-Verluste durch Reduktion der Abschwemmung auf Grasland.

2. Reduktion der N-Auswaschung.

3. Reduktion der P-Verluste durch Reduktion der Erosion auf Ackerland.

4. Verminderung der gesamten Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel, ins- besondere durch korrekte Anwendung. Die Situation in den Einzugsgebieten 29

3.3. Bundesland Bayern

3.3.1. Grundlagen

Von der über 70’000 km2 umfassenden Gesamtfläche Bayerns gehören weniger als 1% zum Einzugsgebiet des Bodensees. Das Einzugsgebiet Bayern setzt sich zusammen aus Teilen der nach (IGKB, 1996) abgegrenzten hydrologischen Teil-Einzugsgebieten „Ar- gen“, „Leiblach“, „Bregenzerach“ und „Randgebiet Obersee BY“. Der bayerische Teil macht rund 5% des gesamten Bodensee-Einzugsgebietes aus.

Die Landwirtschaftsfläche Bayerns im Einzugsgebiet wird zum grössten Teil durch Grasland genutzt. Daneben sind mit einem Anteil von 3% an der Landwirtschaftsflä- che die Obstanlagen (in der nachfolgende Figur den „Übrigen Nutzungen“ zugerech- net) von Bedeutung.

Bodensee-Einzugsgebiet Bayern

Unproduktive Übrige Siedlungs- Mais fläche Fläche Nutzungen Alpflächen

Wiesen

Waldfläche Landwirtschaftsfläche

Weiden

Figur 10: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Bayern (Prasuhn, 1999).

Die durchschnittliche Betriebsgrösse beträgt ca. 14 ha. Rund ein Viertel der Betriebe sind grösser als 20 ha (AfLuE Kemten/, 1997). Der Anteil der Haupterwerbs- betriebe liegt bei ca. 50%, der Rest sind Neben- und Zuerwerbsbetriebe. 30 Die Situation in den Einzugsgebieten

3.3.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

9% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 6% der anthropogen verur- sachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Bundesland Bayern.

Die diffusen Phosphor- und Stickstofffrachten in die Gewässer des Bundeslandes stammen je ungefähr zur Hälfte aus natürlichen Quellen (Tabelle 5).

Bayern Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 7 33 40 344 84 428 % 18% 80% 50% 43% 82% 47% Diffus anthropogene Belastung t 32 8 40 462 19 481 % 82% 20% 50% 57% 18% 53%

Gesamt t 39 41 80 806 103 909

Tabelle 5: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Bundesland Bayern (Prasuhn, 1999).

Bei den Phosphor-Verlusten dominieren die „natürliche Erosion“ sowie die Verluste aus dem Grasland; bei den Stickstoff-Verlusten die Auswaschung unter Grasland und unter Waldgebieten (Figur 11). In den hydrologischen Einzugsgebieten Argen, Bre- genzerach und Randgebiet Obersee Bayern sind die P-Einträge auf Grasland im Ver- gleich mit anderen hydrologischen Einzugsgebieten überdurchschnittlich hoch (IGKB, 1999). Dem bayrischen Seeufer entlang (hydrologisches Einzugsgebiet Randgebiet Obersee Bayern) sind zudem die Drainageverluste signifikant (rund 5% der N- Verluste; in der nachfolgenden Figur in „übrige Quellen“ enthalten). Die Situation in den Einzugsgebieten 31

P- und N-Verluste in Bayern

übrige P-Auswaschung Quellen Grasland übrige Quellen

P-Abschwemmung N-Auswaschung Grasland Grasland

N-Erosion "natürlich"

P-Erosion "natürlich" N-Auswaschung Wald

P-Erosion N-Auswaschung Ackerland Ackerland

Figur 11: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Bayern (Prasuhn, 1999).

In den Obstbaugebieten ist die Bodenerosion wegen des Bewuchses deutlich geringer als im Ackerland. Zudem liegt ein effizienter Einsatz des Stickstoffes im Interesse des Landwirtes, da eine N-Überdüngung vor allem zu Holz- und Laubproduktion führt. Hingegen werden Phosphor-Überschüsse im Boden akkumuliert. Entsprechend wer- den in Obstbaugebieten oft hohe P-Konzentrationen in den Böden gemessen.

In den letzten Jahren sind die P-Gehalte in den landwirtschaftlichen Böden im bayri- schen Einzugsgebiet des Bodensees zurückgegangen. Messungen der Jahre 1993 bis 1995 ergaben tiefere Durchschnittswerte und einen geringeren Anteil an Messwerten

über 30 mg P2O5/100 g Boden, als entsprechende Messungen der 80er Jahre (Angaben Amt für Landwirtschaft und Ernährung Kempten/Lindau; Wasserwirtschaftsamt Kempten).

3.3.3. Handlungsbedarf

Im bayrischen Einzugsgebiet des Bodensees sind in den nächsten Jahren die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Reduktion der Verluste aus dem Grasland.

2. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft: Die Extensivierung der Landwirtschaft ist im bayrischen Einzugsgebiet des Bodensees schon weit fortgeschritten. Nach Erfahrungen der Wasserwirtschaft ist aber insbesondere für empfindliche Ökosysteme die Intensität der Bewirtschaftung noch immer 32 Die Situation in den Einzugsgebieten

zu hoch. Der Handlungsbedarf bezüglich einer weitergehenden Extensivie- rung wird deshalb aus Sicht der Wasserwirtschaft als höher eingestuft als aus Sicht der Landwirtschaft. Die Förderung im Bayerischen Kulturlandschafts- programm sollte im Rahmen der Haushaltsmöglichkeiten künftig verstärkt auf einen effektiven Gewässerschutz ausgerichtet werden. Aus Sicht der Landwirtschaft sind Massnahmen, die über die gute fachliche Praxis hinaus- gehen, zu entschädigen.

3. Reduktion der durch kurzfristige Einträge verursachten Spitzenbelastungen (z.B. durch Störfallvorsorge, Lagerraumanpassung, Wetterprognosen).

3.4. Bundesland Vorarlberg

3.4.1. Grundlagen

Fast ein Fünftel des hydrologischen Einzugsgebietes des Bodensees (ca. 234’000 ha) liegen im Bundesland Vorarlberg. Damit gehören 90% der Landesfläche Vorarlbergs, nämlich die hydrologischen Teil-Einzugsgebiete „Dornbirnerach“, „Randgebiet Ober- see A“ sowie Teile der Teil-Einzugsgebiete „Leiblach“, „Bregenzerach“, „Rheintal“ und „Ill“, zum hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees (IGKB, 1996). Das flä- chenmässig wichtigste Teil-Einzugsgebiet ist dasjenige der Ill.

Während die Anteile der Landwirtschafts- und Waldflächen etwa denjenigen im ge- samten Bodensee-Einzugsgebiet entsprechen, ist der Anteil der unproduktiven Fläche deutlich höher (Figur 12). Praktisch die gesamte Landwirtschaftsfläche (98%) wird als Grasland genutzt. Die Situation in den Einzugsgebieten 33

Bodensee-Einzugsgebiet Vorarlberg

Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Mais

Siedlungs- fläche Wiesen

Landwirtschaftsfläche

Waldfläche Weiden

Alpflächen

Figur 12: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Vorarlberg (Prasuhn, 1999).

Rund die Hälfte aller Landwirtschaftsbetriebe Vorarlbergs verfügen über eine Eigen- tums- oder Pachtfläche von weniger als 10 ha (ohne Wald). Etwas mehr als ein Drittel der Betriebe wird durch Vollerwerbsbauern bewirtschaftet.

3.4.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

20% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 21% der anthropogen verursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Bundesland Vorarlberg.

Der Anteil der Verluste aus natürlichen Quellen ist im Bundesland Vorarlberg ver- gleichsweise hoch (64% der P-Verluste und 47% der N-Verluste; Tabelle 6). 34 Die Situation in den Einzugsgebieten

Vorarlberg Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 26 139 165 1096 331 1427 % 31% 80% 64% 41% 81% 47% Diffus anthropogene Belastung t 58 35 93 1547 80 1627 % 69% 20% 36% 59% 19% 53%

Gesamt t 84 174 258 2643 411 3054

Tabelle 6: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Bundesland Vorarlberg (Prasuhn, 1999).

Der hohe Anteil an unproduktiven und alpwirtschaftlich genutzten Flächen sowie der geringe Anteil an Ackerland führen dazu, dass die Verluste von Phosphor durch „na- türliche“ Erosion überdurchschnittlich hoch sind (Figur 13).

Die Landwirtschaftsfläche besteht im Bundesland Vorarlberg fast ausschliesslich aus Grasland. Entsprechend wichtig sind P-Abschwemmung auf sowie N-Auswaschung unter Grasland.

P- und N-Verluste in Vorarlberg

übrige P-Auswaschung Quellen Grasland übrige P-Abschwemmung Quellen Grasland N-Auswaschung Grasland

P-Erosion Ackerland

N-Erosion "natürlich"

P-Erosion "natürlich" N-Auswaschung N-Auswaschung Ackerland Wald

Figur 13: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Bundeslands Vorarlberg (Prasuhn, 1999).

Sowohl beim Phosphor wie auch beim Stickstoff geht ein relativ hoher Nährstoffanteil durch Drainagen unter Grasland verloren (in Figur 13 in „übrige Quellen“ enthalten). Die hydrologischen Teileinzugsgebiete „Bregenzerach“, „Dornbirnerach“, „Randgebiet Obersee A“ und „Rheintal“) weisen alle hohe Drainageverluste unter Grasland auf. Da Die Situation in den Einzugsgebieten 35

bei drainierten Böden das Wasser häufig entlang von Sickerwegen abfliesst, kann nicht nur Stickstoff, sondern auch Phosphor nach Niederschlägen durch die Bodensäule geschwemmt werden. Als Folge durchfliesst das Wasser häufig überdurchschnittlich schnell die Bodensäule, so dass die Filterfunktion und somit auch das Nährstoffrück- haltevermögen v.a. der Unterböden weniger stark zum Tragen kommen.

3.4.3. Handlungsbedarf

Aus Sicht des Bundeslandes Vorarlberg sind in den nächsten Jahren die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Reduktion der N-Auswaschung

2. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft.

3. Reduktion des P-Eintrages in den Bodensee durch Reduktion der Abschwem- mung auf Grasland.

3.5. Fürstentum Liechtenstein

3.5.1. Grundlagen

Der Anteil des Fürstentums Liechtenstein am gesamten Bodensee-Einzugsgebiet liegt bei ca. 1.5%. Das Fürstentum Liechtenstein gehört zu den hydrologischen Teil- Einzugsgebieten Rheintal und Ill.

Etwa 40% der Fläche des Fürstentums Liechtenstein werden landwirtschaftlich ge- nutzt, wobei der Anteil des Graslandes bei 83% liegt. 36 Die Situation in den Einzugsgebieten

Bodensee-Einzugsgebiet Fürstentum Liechtenstein

Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Getreide Mais Siedlungs- Andere fläche ackerbauliche Alpflächen Nutzungen

Landwirtschaftsfläche

Wiesen Waldfläche

Weiden

Figur 14: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Fürstentums Liechtenstein (Prasuhn, 1999).

Die durchschnittliche Betriebsgrösse im Fürstentum Liechtenstein liegt bei ca. 9 ha. Rund zwei Drittel der Landwirtschaftsfläche werden durch Nebenerwerbslandwirte bewirtschaftet (Angaben Landwirtschaftsamt FL).

3.5.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

1.1% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 2.1% der anthropogen verursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Fürstentum Liechtenstein.

Rund zwei Drittel der P-Verluste und ein Drittel der N-Verluste stammen aus natürli- chen Quellen (Tabelle 7). Die Situation in den Einzugsgebieten 37

Fürstentum Liechtenstein Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 1.4 7.8 9.2 52 27 79 % 36% 76% 65% 25% 79% 33% Diffus anthropogene Belastung t 2.5 2.4 4.9 156 7 163 % 64% 24% 35% 75% 21% 67%

Gesamt t 3.9 10.2 14.1 208 34 242

Tabelle 7: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Fürstentum Liechtenstein (Prasuhn, 1999).

Wichtigste Verlustquelle für Phosphor ist die natürliche Erosion (Figur 15). Stickstoff gelangt vor allem durch Auswaschung unter Grasland, Ackerland und Wald in die Gewässer. Überdurchschnittlich wichtig sind zudem die Drainageverluste und die Auswaschung unter Siedlungsgrün (in Figur 15 unter „übrige Quellen“ enthalten).

P- und N-Verluste im Fürstentum Liechtenstein P-Auswaschung übrige Grasland übrige Quellen P-Abschwemmung Quellen N-Auswaschung Grasland Grasland

P-Erosion Ackerland

N-Auswaschung N-Erosion Ackerland "natürlich" P-Erosion "natürlich"

N-Auswaschung Wald

Figur 15: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Fürstentum Liechtenstein (Prasuhn, 1999).

3.5.3. Handlungsbedarf

Aus Sicht des Fürstentums Liechtenstein sind in den nächsten Jahren die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft. 38 Die Situation in den Einzugsgebieten

2. Reduktion der durch kurzfristige Einträge verursachten Spitzenbelastungen in die Gewässer.

3. Reduktion der Abschwemmung auf Grasland.

3.6. Kanton Appenzell Innerrhoden

3.6.1. Grundlagen

Rund ein Fünftel der Fläche des Kantons Appenzell Innerrhoden gehört zum hydrolo- gischen Einzugsgebiet des Bodensees. Der Rest wird via Sitter in die Thur entwässert. Der Anteil des Kantons am Gesamt-Einzugsgebiet des Bodensees macht weniger als ein halbes Prozent aus.

Mehr als die Hälfte des zum Kanton gehörenden Bodensee-Einzugsgebietes wird landwirtschaftlich genutzt. Die gesamte Landwirtschaftsfläche wird als Grasland ge- nutzt.

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton Appenzell Innerrhoden Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Siedlungs- fläche Alpflächen

Weide

Landwirtschaftsfläche

Waldfläche

Wiesen

Figur 16: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Appenzell Innerrhoden (Prasuhn, 1999).

Die durchschnittliche Betriebsgrösse liegt bei ca. 11 ha. Rund 30 bis 40% der Landwirt- schaftsfläche werden durch Nebenerwerbslandwirte bewirtschaftet. Die Situation in den Einzugsgebieten 39

3.6.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

Jeweils etwa ein halbes Prozent der anthropogen verursachten diffusen P- und N- Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden.

Rund die Hälfte der P- und N-Verluste des Kantons stammen aus natürlichen Quellen (Tabelle 8).

Appenzell Innerrhoden Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 0.5 2.0 2.5 21 8 29 % 19% 80% 49% 43% 80% 49% Diffus anthropogene Belastung t 2.1 0.5 2.6 28 2 30 % 81% 20% 51% 57% 20% 51%

Gesamt t 2.6 2.5 5.1 49 10 59

Tabelle 8: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Kanton Appenzell Inner- rhoden (Prasuhn, 1999).

Aufgrund der topographischen Bedingungen sind im Kanton Appenzell Innerhoden fast die Hälfte der Phosphorverluste durch die „natürliche“ Erosion bedingt. Mehr als 40% der Verluste stammen aus der Abschwemmung auf und der Auswaschung unter Grasland (Figur 17).

Beim Stickstoff ist die Auswaschung unter Grasland mit ca 40% der wichtigste Ein- tragsweg in die Gewässer. 40 Die Situation in den Einzugsgebieten

P- und N-Verluste im Kanton Appenzell Innerrhoden

übrige P-Auswaschung übrige Quellen Grasland Quellen

N-Auswaschung Grasland N-Erosion "natürlich"

P-Erosion P-Abschwemmung "natürlich" Grasland

N-Auswaschung Wald

Figur 17: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Appenzell Innerrhoden (Prasuhn, 1999).

3.6.3. Handlungsbedarf

Aus Sicht des Kantons Appenzell-Innerrhoden sind in den nächsten Jahren die folgen- den Handlungsbereiche priortär anzugehen:

1. Reduktion der Abschwemmung von Phosphor aus Grasland.

2. Reduktion der durch kurzfristige Einträge verursachten Spitzenbelastungen in den Gewässern.

3.7. Kanton Appenzell Ausserrhoden

3.7.1. Grundlagen

Rund ein Drittel der Fläche des Kantons Appenzell-Ausserrhoden wird direkt oder via Rhein in den Bodensee entwässert. Der Anteil des Kantons am Gesamt-Einzugsgebiet des Bodensees macht weniger als 1% aus.

Mehr als die Hälfte des zum Kanton gehörenden Bodensee-Einzugsgebietes wird landwirtschaftlich genutzt. Der Anteil der ackerbaulichen Nutzung ist im Kanton ver- schwindend klein. Praktisch die gesamte Landwirtschaftsfläche wird als Grasland ge- nutzt. Die Situation in den Einzugsgebieten 41

Die mittlere Betriebsgrösse beträgt rund 12 ha.

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton Appenzell Ausserrhoden Unproduktive Übrige Siedlungs- Fläche Nutzungen fläche Weiden

Landwirtschaftsfläche Waldfläche

Wiesen

Figur 18: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Appenzell Ausserrhoden (Prasuhn, 1999).

3.7.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

1% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 0.7% der anthropogen ver- ursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden.

Rund 40% der P-Verluste und etwas weniger als die Hälfte der N-Verluste stammen aus natürlichen Quellen (Tabelle 9).

Appenzell Ausserrhoden Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 0.7 2.4 3.1 35 9 44 % 15% 83% 40% 41% 82% 45% Diffus anthropogene Belastung t 4.1 0.5 4.6 51 2 53 % 85% 17% 60% 59% 18% 55%

Gesamt t 4.8 2.9 7.7 86 11 97

Tabelle 9: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Kanton Appenzell Aus- serrhoden (Prasuhn, 1999). 42 Die Situation in den Einzugsgebieten

Die Nutzung des Graslandes verursacht mehr als die Hälfte der Verluste von Phos- phor in die Gewässer und mehr als 40% der N-Verluste; die „natürliche“ Erosion ver- ursacht etwa einen Drittel der Verluste (Figur 19).

P- und N-Verluste im Kanton Appenzell Ausserrhoden

übrige Quellen P-Auswaschung Grasland übrige Quellen

N-Auswaschung Grasland P-Erosion N-Erosion "natürlich" "natürlich"

P-Abschwemmung Grasland

N-Auswaschung P-Erosion N-Auswaschung Wald Ackerland Ackerland

Figur 19: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Appenzell Ausserrhoden (Prasuhn, 1999).

3.7.3. Handlungsbedarf

Die Graslandnutzung führt im Kantonsgebiet zu erhöhten Phosphorvorräten im Bo- den und damit zu erhöhten Phosphorverlusten durch Erosion und Abschwemmung. Hingegen stellt die Nitrat-Belastung der Quellen kaum ein Problem dar. Die durch die Landwirtschaft verursachten Probleme werden zu einem grossen Teil aus dem Kanton exportiert: Die Phosphor-Verbindungen belasten in erster Linie den Bodensee und später die Nordsee; die Emissionen von Ammoniak führen zu Überdüngung und Ver- sauerung von Wald- und anderen Ökosystemen innerhalb und ausserhalb des Kan- tons.

Aus Sicht des Kantons Appenzell Ausserrhoden sind deshalb in den nächsten 5 Jahren die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Reduktion Abschwemmung von Phosphor aus Grasland.

2. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft. Die Situation in den Einzugsgebieten 43

3.8. Kanton Graubünden

3.8.1. Grundlagen

Rund 60% der Fläche des Kantons Graubünden gehören zum hydrologischen Ein- zugsgebiet des Bodensees. Der Anteil des Kantons am Gesamt-Einzugsgebiet des Bo- densees beträgt rund 40%.

Fast 40% des zum Kanton gehörenden Bodensee-Einzugsgebietes wird landwirt- schaftlich genutzt (zu einem überwiegenden Teil als Grasland). Der Anteil an (wenig beeinflussbaren) Alpflächen ist sehr hoch.

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton Graubünden

Getreide Unproduktive Mais Fläche Alpflächen Wiesen

Weiden Landwirtschaftsfläche

Siedlungs- fläche Waldfläche

Figur 20: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Graubünden (Prasuhn, 1999).

Die durchschnittliche Betriebsgrösse beträgt rund 18 ha. Der Anteil der biologisch wirtschaftenden Betriebe liegt bei rund 35% (Angaben Landwirtschaftsamt GR).

3.8.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

36% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 21% der anthropogen verursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Kanton Graubünden. Nimmt man die natürlichen Hintergrundlasten dazu, so werden mehr als die Hälfte der P-Einträge und 30% der N- Einträge im Bodenseeeinzugsgebiet im Kanton Graubünden verursacht. 44 Die Situation in den Einzugsgebieten

Entsprechend ist der Anteil der Verluste aus natürlichen Quellen ist im Kanton ver- gleichsweise hoch (75% der P-Verluste und 57% der N-Verluste; Tabelle 10). Der grösste Teil des Phosphors gelangt in partikulärer Form in die Gewässer.

Graubünden Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 35 473 508 1298 840 2138 % 42% 80% 75% 47% 80% 57% Diffus anthropogene Belastung t 49 116 165 1438 205 1643 % 58% 20% 25% 53% 20% 43%

Gesamt t 84 589 673 2736 1045 3781

Tabelle 10: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Kanton Graubünden (Prasuhn, 1999).

Die Landwirtschaftsfläche besteht im Kanton Graubünden fast ausschliesslich aus Grasland. Entsprechend sind neben der natürlichen Erosion P-Abschwemmung auf Grasland sowie N-Auswaschung unter Grasland wichtig (Figur 21).

P- und N-Verluste im Kanton Graubünden P-Auswaschung übrige Grasland Quellen P-Abschwemmung übrige Grasland Quellen N-Auswaschung Grasland

N-Erosion P-Erosion N-Auswaschung "natürlich" "natürlich" Ackerland

N-Auswaschung Wald

Figur 21: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Graubünden (Prasuhn, 1999). Die Situation in den Einzugsgebieten 45

3.8.3. Handlungsbedarf

Aus Sicht des Kantons Graubünden besteht aufgrund des bereits heute hohen Anteils an Bio- und ÖLN-Betrieben und aufgrund des hohen Anteils an wenig beeinflussbaren Flächen im Bereich des landwirtschaftlichen Gewässerschutzes kein Handlungsbedarf.

3.9. Kanton St. Gallen

3.9.1. Grundlagen

Der Anteil des Kantons St. Gallen am hydrologischen Bodensee-Einzugsgebiet beträgt rund 6%. Der weitaus grösste Teil dieser Fläche gehört zum hydrologischen Teil- Einzugsgebiet „Rheintal“, ein kleinerer Teil zum „Randgebiet Obersee CH“ (IGKB, 1996).

Die Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons St. Gallen entspricht etwa der durchschnittlichen Bodennutzung der anderen Einzugsgebiete. Rund ein Drittel des Einzugsgebietes wird landwirtschaftlich genutzt, zu einem überwiegenden Teil als Grasland. Rund 20% der Landwirtschaftsfläche des Kantons sind Alpflächen (Figur 22).

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton St. Gallen Übrige Unproduktive Getreide Fläche Nutzungen Mais Andere Alpflächen ackerbauliche Nutzungen Siedlungs- fläche Weiden

Landwirtschaftsfläche

Waldfläche Wiesen

Figur 22: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons St. Gallen (Prasuhn, 1999). 46 Die Situation in den Einzugsgebieten

Die durchschnittliche Betriebsgrösse liegt bei 14 ha, wobei 60% der Landwirtschafts- fläche auf mittelgrosse Betriebe (10–25 ha LN) entfallen. 14% der Fläche werden von nebenberuflichen Landwirten bewirtschaftet.

3.9.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

6% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 8% der anthropogen verur- sachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Kanton St. Gallen.

Rund 60% der P-Verluste und ein Drittel der N-Verluste stammen aus natürlichen Quellen (Tabelle 11).

St.Gallen Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 6 36 42 244 107 351 % 24% 77% 58% 28% 80% 35% Diffus anthropogene Belastung t 19 11 30 618 26 644 % 76% 23% 42% 72% 20% 65%

Gesamt t 25 47 72 862 133 995

Tabelle 11: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Kanton St. Gallen (Prasuhn, 1999).

Aufgrund des hohen Anteils an Alpflächen und an unproduktiven Flächen gelangt mehr als die Hälfte der Eintragsfracht des Phosphors über die „natürliche“ Erosion in partikulärer Form in die Gewässer (Figur 23). Ein Grossteil des Bodenmaterials aus der „natürlichen“ Erosion stammt aus den Gerinnen (oder dem gerinnenahen Bereich). Alpine Regionen erreichen maximale Schwebstofffrachten und somit (trotz geringeren Nährstoffgehalten alpiner Oberböden) grosse Nährstoffverluste, die der natürlichen Erosion zugeschrieben werden. Wichtigste direkt anthropogen verursachte P-Verluste sind die Abschwemmung und Auswaschung unter Grasland.

Wichtigste N-Verlustquelle ist die Stickstoff-Auswaschung unter Grasland. Der hohe Anteil der Verluste aus „übrige Quellen“ ist in erster Linie durch Auswaschung unter Siedlungsgrün verursacht. Die Situation in den Einzugsgebieten 47

P- und N-Verluste im Kanton St. Gallen

übrige P-Auswaschung Quellen Grasland übrige Quellen P-Abschwemmung N-Auswaschung Grasland Grasland

P-Erosion P-Erosion Ackerland "natürlich"

N-Auswaschung N-Erosion Ackerland "natürlich"

N-Auswaschung Wald

Figur 23: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons St. Gallen (Prasuhn, 1999).

3.9.3. Handlungsbedarf

Aus Sicht des Kantons St. Gallen sind in den nächsten Jahren die folgenden Hand- lungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Reduktion der Abschwemmung aus Grasland.

2. Reduktion der durch kurzfristige Einträge verursachten Spitzenbelastungen in den Gewässern.

3. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft.

3.10. Kanton Thurgau

3.10.1. Grundlagen

Rund ein Viertel der Fläche des Kantons Thurgau gehört zum hydrologischen Ein- zugsgebiet des Bodensees. Dies entspricht ca. 23’800 ha oder 2% des gesamten Ein- zugsgebietes. Die übrige Kantonsfläche wird entweder direkt oder via Thur in den Rhein unterhalb des Bodensees entwässert.

Das hydrologische See-Einzugsgebiet Kanton Thurgau setzt sich aus den beiden in (IGKB, 1999) ausgewiesenen hydrologischen Teileinzugsgebieten „Randgebiet Obersee 48 Die Situation in den Einzugsgebieten

CH“ (Anteil 60%) und „Randgebiet Untersee CH“ zusammen. Rund 1.3% der totalen Bodenseezuflüsse stammen aus dem Kanton Thurgau.

Die Kenngrössen zur Flächennutzung des See-Einzugsgebietes Kanton Thurgau sind in Figur 24 zusammengefasst.

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton Thurgau Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Getreide

Siedlungs- Weiden fläche Mais

Andere ackerbauliche Nutzungen Landwirtschaftsfläche Waldfläche

Wiesen

Figur 24: Bodennutzung im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Thurgau (Prasuhn, 1999).

Der Kanton Thurgau weist einen hohen Anteil an Siedlungsflächen und an Landwirt- schaftsflächen sowie einen geringen Anteil an unproduktiven Flächen auf. Der Anteil der Ackerfläche an der Landwirtschaftsfläche ist im Bereich des Untersees deutlich höher als im Bereich des Obersees.

Die durchschnittliche Betriebsgrösse liegt bei ungefähr 14 ha. Ein Viertel der Land- wirtschaftsfläche wird durch Betriebe > 25 ha bewirtschaftet.

3.10.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

2.3% der anthropogen verursachten diffusen P-Frachten und 3.5% der anthropogen verursachten diffusen N-Frachten in die Gewässer im hydrologischen Einzugsgebiet des Bodensees stammen aus dem Kanton Thurgau.

Rund ein Viertel der P-Verluste und etwas weniger als 20% der N-Verluste werden durch natürliche Quellen verursacht (Tabelle 12). Die Situation in den Einzugsgebieten 49

Thurgau Phosphor Stickstoff Gelöst Partikulär Gesamt Gelöst Partikulär Gesamt

Natürliche Hintergrundlast t 1.1 3.0 4.1 48 12 60 % 15% 40% 28% 15% 60% 18% Diffus anthropogene Belastung t 6.3 4.5 10.8 265 8 273 % 85% 60% 72% 85% 40% 82%

Gesamt t 7.4 7.5 14.9 313 20 333

Tabelle 12: Kennzahlen zu den Nährstofffrachten von P und N im Kanton Thurgau (Prasuhn, 1999).

Im Kanton Thurgau werden rund 30% der Landwirtschaftsfläche als Ackerland und 10% („übrige Nutzungen“) für Obst- und Weinbau sowie für Sonderkulturen genutzt. Aufgrund der hohen spezifischen Emissionen ist die Erosion aus Ackerland der wich- tigste P-Verlustweg. Die Einträge von Stickstoff in den Bodensee werden in erster Li- nie durch die Auswaschung verursacht, wobei auch hier die Ackerlandnutzung die grössten Verluste verursacht (Figur 25).

P- und N-Verluste im Kanton Thurgau P-Auswaschung Grasland übrige übrige Quellen N-Auswaschung Quellen P-Abschwemmung Grasland Grasland

N-Erosion "natürlich" P-Erosion "natürlich" N-Auswaschung Wald

P-Erosion Ackerland N-Auswaschung Ackerland

Figur 25: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im Bodensee-Einzugsgebiet des Kantons Thurgau (Prasuhn, 1999).

Ausserhalb des Einzugsgebietes des Bodensees ist im Kanton Thurgau in erster Linie die Nitrat-Belastung des Grundwassers relevant.7 50 Die Situation in den Einzugsgebieten

3.10.3. Handlungsbedarf

Neben der P-Belastung des Bodensees sind im Kanton Thurgau aus ökologischer Sicht die Belastung des Grundwassers mit Nitrat und die durch die intensive Tierhaltung verursachten Ammoniak-Emissionen in die Luft relevant. In den nächsten Jahren sind deshalb die folgenden Handlungsbereiche prioritär anzugehen:

1. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft auf dem ganzen Kantonsgebiet.

2. Reduktion der N-Auswaschung.

3. Reduktion der durch kurzfristige Einträge verursachten Spitzenbelastungen in den Gewässern.

3.11. Kanton Schaffhausen

3.11.1. Grundlagen

In den Grundlagenberichten der IGKB (IGKB, 1996; IGKB, 1999) wurde die Grenze des Untersees zum Rhein oberhalb von Stein am Rhein gelegt, die Fläche des Kantons Schaffhausen liegt deshalb ausserhalb des Einzugsgebietes des Bodensees. Es liegen deshalb keine Daten für die P- und N-Verluste aus diffusen Quellen im Kanton Schaff- hausen vor. Der Handlungsbedarf für den Kanton Schaffhausen wird daher aus den arealstatistischen Daten für den gesamten Kanton abgeleitet (Figur 26).

Bodensee-Einzugsgebiet Kanton Schaffhausen

Unproduktive Übrige Fläche Nutzungen Siedlungs- Weiden fläche

Getreide Wiesen

Landwirtschaftsfläche

Waldfläche

Andere Mais ackerbauliche Nutzungen

Figur 26: Bodennutzung im Kanton Schaffhausen (BFS, 1997). Die Situation in den Einzugsgebieten 51

Etwas weniger als die Hälfte der Kantonsfläche wird landwirtschaftlich genutzt; der Anteil des Waldes liegt ebenfalls über 40%.

Rund zwei Drittel der Landwirtschaftsfläche wird ackerbaulich genutzt. Dabei ist ins- besondere der Anteil an Raps, Zuckerrüben und Kartoffeln („Andere ackerbauliche Nutzungen“) hoch.

Die durchschnittliche Betriebsgrösse liegt bei ca. 18 ha. Etwa 60% der Betriebe werden von hauptberuflichen Landwirten geführt.

3.11.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

Die Flächennutzung im Kanton bewirkt, dass die anthropogenen Quellen die natürli- chen dominieren. Der hohe Anteil der ackerbaulichen Nutzung dürfte dazu führen, dass die P-Erosion aus Ackerland und die N-Auswaschung unter Ackerland die wich- tigsten Verlustquellen für P und N sind. Im gesamten Kanton Schaffhausen spielen die Phophorverluste eine untergeordnete Rolle, da relativ wenig Vieh gehalten wird. Hin- gegen sind die Grundwasserbelastungen mit Nitrat aufgrund der intensiven acker- baulichen Nutzung vielerorts hoch.

3.11.3. Handlungsbedarf

Das ökologische Hauptproblem der Landwirtschaft des Kantons Schaffhausen besteht in der Nitratbelastung des Grundwassers. Die P-Einträge in den Bodensee sind von untergeordneter Bedeutung. Deshalb sind folgende Handlungsbereiche in den nächs- ten Jahren prioritär anzugehen.

1. Reduktion der Stickstoff-Auswaschung.

2. Reduktion des Verbrauches an Pflanzenschutzmitteln.

3. Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft. 52 Die Situation in den Einzugsgebieten

3.12. Gesamtes Einzugsgebiet

3.12.1. Grundlagen

Das gesamte hydrologische Einzugsgebiet des Bodensees umfasst eine Fläche von ca. 11'000 km2. Die nachfolgende Figur gibt einen Überblick über die Bodennutzung des Einzugsgebietes:

Gesamtes Bodensee-Einzugsgebiet

Übrige Unproduktive Nutzungen Getreide Fläche Mais Andere ackerbauliche Alpflächen Nutzungen

Siedlungs- fläche

Landwirtschaftsfläche

Wiesen

Waldfläche

Weiden

Figur 27: Bodennutzung im gesamtem Bodensee-Einzugsgebiet (Prasuhn, 1999).

Die Landwirtschaftsfläche macht rund 45% der gesamten Fläche des Einzugsgebiets aus. Ein wesentlicher Teil dieser Flächen wird als Wiese, Weide oder alpwirtschaftlich genutzt. Der Anteil der ackerbaulichen Nutzungen liegt bei rund 12%.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Anteile der Bundesländer und Kantone an wichtigen Flächenkategorien im gesamten Einzugsgebiet. Die Situation in den Einzugsgebieten 53

Flächenanteile in % Gesamtfläche LN * Ackerland Baden-Württemberg (BW) 23.2 % 28.1 % 79.3 % Bayern (BY) 5.4 % 6.7 % 0.4 % Vorarlberg (A) 21.3 % 23.9 % 3.3 % Fürstentum Liechtenstein (FL) 1.5 % 1.3 % 1.7 % Kanton Appenzell Innerrhoden (AI) 0.4 % 0.4 % 0.0 % Kanton Appenzell Ausserrhoden (AR) 0.6 % 0.8 % 0.0 % Kanton Graubünden (GR) 39.1 % 30.8 % 3.6 % Kanton St. Gallen (SG) 5.8 % 5.5 % 6.0 % Kanton Thurgau (TG) 2.0 % 2.5 % 5.6 % Kanton Tessin 0.1 % 0.0 % 0.0 % Italien 0.5 % 0.0 % 0.0 % Total (km2) 11‘000 5‘100 600 * Landwirtschaftsfläche

Tabelle 13: Anteile der Bundesländer und Kantone im Bodensee-Einzugsgebiet an wichtigen Flächenkategorien.

Es wird deutlich, dass fast 40% des hydrologischen Einzugsgebietes des Bodensees im Kanton Graubünden liegen. Hingegen gehören mehr als drei Viertel des Ackerlandes zum Bundesland Baden-Württemberg.

3.12.2. Einträge von Phosphor und Stickstoff in die Gewässer

Figur 28 gibt einen Überblick über die Herkunft der Nährstoffverluste nach politischen Einheiten. Es wird deutlich, dass der Hauptteil der Phosphor- und Stickstofffrachten aus den Gebieten Baden-Württemberg, Vorarlberg und Graubünden stammen. 54 Die Situation in den Einzugsgebieten

P- und N-Verluste im Einzugsgebiet des Bodensees Total (t)

r Anthropogen 470

Natürlich 840

Phospho Gesamt 1310

Anthropogen f 7800

Natürlich 5400

Stickstof Gesamt 13200

0% 20% 40% 60% 80% 100%

BW BY VA FL/AI/AR GR SG TG TI/I

Figur 28: Nährstoffverluste im Einzugsgebiet des Bodensees nach politischen Einheiten (Prasuhn, 1999).

Rund 70% der diffusen Verluste von Phosphor im gesamten Bodensee-Einzugsgebiet stammen aus der natürlichen Erosion. Wichtigster anthropogen verursachter Verlust- weg ist die Abschwemmung aus Grasland (Figur 28).

Beim Stickstoff sind Auswaschung aus Grasland, aus Ackerland und aus Wald die dominanten Verlustpfade. Wichtige Verlustquelle unter „übrige Quellen“ sind Aus- waschung aus Siedlungsgrün und unproduktiver Vergetation sowie die Drainagever- luste unter Grasland.

P- und N-Verluste im gesamten Bodensee-Einzugsgebiet

P-Auswaschung übrige Grasland Quellen P-Abschwemmung übrige Grasland N-Auswaschung Quellen Grasland P-Erosion Ackerland

N-Auswaschung N-Erosion Ackerland P-Erosion "natürlich" "natürlich" N-Auswaschung Wald

Figur 29: Verluste von Phosphor (links) und Stickstoff (rechts) aus diffusen Quellen in die Gewässer im gesamten Bodensee-Einzugsgebiet (Prasuhn, 1999). Die Situation in den Einzugsgebieten 55

3.12.3. Handlungsbedarf

Die nachfolgende Tabelle fasst die Einschätzung des Handlungsbedarfs durch die Vertreter der Einzugsgebiete zusammen:

DAFL CH BW BY VA AI AR GR SG TG SH

1 Reduktion der Erosion auf Ackerland

2 Reduktion der Abschwemmung (P-Verluste) auf Grasland (z.B. Gülle) 3 Reduktion der N-Auswaschung

4 Verminderung der gesamten Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel, insbesondere durch eine korrekte Anwendung 5 Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft

6 Reduktion der durch kurzfristige Einträge verur- sachten Spitzenbelastungen in den Gewässern

Tiefer (geringer) Handlungsbedarf Mittlerer Handlungsbedarf Hoher Handlungsbedarf

Erläuterungen aus Sicht einzelner Kantone/Bundesländer a) Bundesland Bayern 1. Aufgrund des unbedeutenden Ackeranteils ist der Handlungsbedarf in diesem Bereich gering. 2. Mittlerer Handlungsbedarf aufgrund des geschätzten Reduktionspotenzials; Hoher Forschungsbedarf im Bereich Interflow-/Drainageverluste. 3. Die im Einzugsgebiet überwiegende Grünlandnutzung lässt bei bedarfsgerechter Düngung keine weitere nennenswerte Reduktion zu. Auf den verbleibenden Ackerflächen sollte die Auswaschung jedoch gering gehalten werden. 4. Geringer Handlungsbedarf wegen des geringen Anteils an Ackerflächen. 5. Eine Extensivierung soll vor allem auf Betrieben mit zu hoher Intensität umgesetzt werden. 6. Durch den Ausbau von Güllelagern kann die Ausbringung zu „Unzeiten“ eingeschränkt werden. Hier sind weitere Anstrengungen nötig. b) Kanton Appenzell Ausserrhoden 2. Inklusive Interflow- und Drainageverluste 5. Mittlerer Handlungsbedarf, da die getroffenen Massnahmen (Durchsetzung des Gülleverbotes im Winter, Merkblätter) bereits Erfolge zeigen. c) Graubünden 5. Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist mit einem Anteil von ca. 35% Bio- und 50% ÖLN-Betrieben soweit fortgeschritten, dass sich aufgrund der erfolgten Massnahmen die übrigen Punkte regeln.

Tabelle 14: Übersicht über den Handlungsbedarf im Bereich Landwirtschaft in den verschie- denen Kantonen und Bundesländern im Einzugsgebiet des Bodensees. (Die ver- wendeten Begriffe sind im Glossar erläutert.) 56 Die Situation in den Einzugsgebieten

Aus Tabelle 14 ergeben sich die folgenden Prioritäten für das Gesamteinzugsgebiet des Bodensees:

Reduktion der Abschwemmung aus Grasland: Fast 90% der Landwirtschaftsfläche des Bodensee-Einzugsgebietes werden als Gras- land genutzt (IGKB, 1999; Zahlenbasis: 1996/97). Entsprechend ist die Abschwem- mung aus Grasland der wichtigste anthropogen verursachte diffuse Eintragsweg von Phosphor in den Bodensee. Gemäss (IGKB, 1999) ist die Abschwemmung für ca. 37% des diffus-anthropogenen Eintrages von Phosphor verantwortlich. Massnahmen zur weitergehenden Reduktion der P-Abschwemmung haben deshalb eine hohe Priorität (z.B. bedarfs-, standort- und zeitgerechte Ausbringung von Hofdünger).

Reduktion der durch kurzfristige Einträge in die Gewässer verursachten Spitzenbe- lastungen: Ein wesentlicher Teil der jährlichen Verluste von Phosphor wird durch Erosion und Abschwemmung nach einigen wenigen Starkregenereignissen verursacht. Ausserdem gelangen Nährstoffe durch Leckagen in die Gewässer. Massnahmen zur Reduktion solcher Spitzenbelastungen kommen deshalb eine grosse Bedeutung zu.3

Reduktion der Stickstoff-Auswaschung: Während im eigentlichen Einzugsgebiet des Bodensees nur ein kleiner Teil der Land- wirtschaftsfläche ackerbaulich genutzt wird, befinden sich im weiteren Einzugsgebiet der IBK-Mitglieder grosse Ackerbaugebiete. Massnahmen zur Reduktion der Stickstof- fauswaschung sind vor allem in Gebieten mit genutzten Trinkwasservorkommen um- zusetzen. Die Stickstoffbelastung der Oberflächengewässer ist dagegen (mit Ausnah- me der Nordsee) aus ökologischer Sicht weniger problematisch.

Ökologisierung der Landwirtschaft: Landwirtschaftlicher Gewässerschutz kann nicht isoliert betrieben werden. Vielmehr ist er in eine Ökologisierungsstrategie für die gesamte Landwirtschaft einzubetten. Diese Strategie strebt einen Rückgang der Belastung sämtlicher Umweltmedien an und verhindert, dass ein Rückgang von Emissionen in die Gewässer mit anderen Umwelt- belastungen (insbesondere einer Erhöhung der Ammoniak-Emissionen in die Luft) „erkauft“ wird.

3 Im vorliegenden Bericht wird nur der Handlungsbedarf bzgl. landwirtschaftlicher Massnahmen zur Reduktion der Spitzenbelastungen diskutiert. Zusätzlich sind wasserwirtschaftliche Massnahmen denkbar. Die Situation in den Einzugsgebieten 57

Verminderung der gesamten Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel, insbe- sondere durch korrekte Anwendung: Bei den Pflanzenschutzmitteln sind die Eintragswege und -mengen in die Gewässer wie auch ihre Wirkungen weniger bekannt als bei den Nährstoffen Phosphor und Stickstoff. Deshalb besteht einerseits ein Überwachungsbedarf, andererseits sollten die Anstrengungen zur Erforschung der ökotoxikologischen Wirkungen der Pflanzen- schutzmittel verstärkt werden. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollten zudem alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die möglichen Umwelteinwirkungen durch Re- duktion problematischer Stoffe und generell durch korrekte Anwendung der Pflan- zenschutzmittel zu minimieren.

Reduktion der Verluste durch Erosion auf Ackerland: Mitte der 90er Jahre wurden nur etwa 13% der Landwirtschaftsfläche im Einzugsge- biet des Bodensees als Ackerland genutzt. Massnahmen zur Reduktion der Verluste durch Erosion haben deshalb in erster Linie in Gebieten mit hohem Ackerlandanteil ihre Bedeutung.

Massnahmen auf betrieblicher Ebene 59

4. Massnahmen auf betrieblicher Ebene

4.1. Einleitung

Im Anhang zum vorliegenden Bericht ist ein Katalog von Massnahmen auf betriebli- cher Ebene zusammengestellt und bewertet. Dieser wurde in Gesprächen mit den Vertretern der verschiedenen Einzugsgebiete diskutiert. Die Massnahmen sind wie folgt gegliedert:

• Massnahmen auf Ebene Gesamtbetrieb,

• Massnahmen zur Reduktion der Nährstoffemissionen in der Hofdüngerwirt- schaft,

• Massnahmen zur Reduktion der Nährstoffemissionen aus der Pflanzenpro- duktion.

Die Wichtigkeit der einzelnen Massnahmengruppen in einem bestimmten Gebiet hängt von der entsprechenden Agrarstruktur ab.

Grundsätzlich lassen sich sämtliche vorgeschlagenen Massnahmen einer der beiden nachfolgend skizzierten Strategien zuordnen (Figur 30):

Die Strategie der technischen Optimierung geht davon aus, dass das Produktionsni- veau auf dem heutigen Stand gehalten werden muss, und dass Emissionsreduktionen durch technische Massnahmen innerhalb der verschiedenen Subsysteme (Stall, Tierfüt- terung, etc.) erreicht werden können.

Die Strategie der Extensivierung geht davon aus, dass eine nachhaltige Landwirt- schaft (siehe Glossar) mit dem heutigen Produktionsniveau nicht verträglich ist. Sie berücksichtigt die Veränderungen der Konsumgewohnheiten (beispielsweise grössere Nachfrage nach „umweltgerecht“ produzierten Nahrungsmitteln, tendenzieller Rück- gang des Fleischkonsums). Die zukünftigen Konsumgewohnheiten sind allerdings schwer abzuschätzen und dürften sich zudem regional unterscheiden. 60 Massnahmen auf betrieblicher Ebene

Figur 30: Strategien zur Reduktion der Umweltbelastungen aus der Landwirtschaft

4.2. Gegenwärtige Handlungsschwerpunkte

Im Rahmen der Gespräche mit den Vertretern der verschiedenen Einzugsgebiete wur- den die gegenwärtigen Aktivitäten der Landwirte diskutiert. Im Zentrum stand dabei die Frage „Was unternehmen die Landwirte im Einzugsgebiet gegenwärtig zur Re- duktion der Verluste von Phosphor und Stickstoff?“ Die in der nachfolgenden Tabelle vorgenommene Beurteilung beruht auf den Einschätzungen der Mitglieder der Ar- beitsgruppe und ist subjektiv. Massnahmen auf betrieblicher Ebene 61

D A FL CH BW BY VA AI AR GR SG TG SH

1 Massnahmen auf Ebene Gesamtbetrieb 1.1. Umstellung auf integrierte Produktion5 a Ebene Gesamtbetrieb, nach schweizerischen E *** *** *** *** *** *** *** Anforderungen (siehe Glossar) b Ebene Einzelkultur, nach deutschen/ E *** *** *** österreichischen Anforderungen1 1.2. Umstellung auf biologische Bewirtschaftung / E ** ** *** ** ** ** *** ** * * ökologischen Landbau nach den jeweiligen Richtlinien (siehe Glossar)

2 Reduktion der Nährstoffemissionen in der Hofdüngerwirtschaft 2.1. Verringerung des Tierbesatzes E * ** *** * ** */** *** ** ** * 2.2. Optimierung der Fütterung O *** ** ** * ** ** * *** **/*** ** 2.3. Optimierung der Stallsysteme O *************** 2.4. Massnahmen im Bereich Hofdüngerlagerung O *** *** *** *** *** *** *** *** *** *** 2.5. Technische und organisatorische Massnahmen zur O *** ** 2 ** 2 */**4 ** ** * ** * ** Reduktion der Verluste bei der Ausbringung von Hofdünger 2.6. Vermeidung von Leckagen (Eigenkontrolle) O ** ** *** * *** *** ** */** ** **

3 Reduktion der Nährstoffemissionen aus der Pflanzenproduktion 3.1. Bedarfsgerechte Düngung O *** *** *** *** ** *** *** *** *** *** 3.2. Massnahmen zum Schutz vor Erosion und Abschwemmung a Erosion auf Ackerland O ** *3 *3 * 333*** b Abschwemmung auf Grasland O * *********** *** * 3.3. Technische Massnahmen zum Schutz vor O *** ** ** ** ** ** * ** ** *** Auswaschung 3.4. Ausscheidung von Ausgleichsflächen E * * ** *** ** ** ** ** ** ** 3.5. Festlegung/Verbreiterung von Uferstreifen E ************

1 Inklusive integrierter Pflanzenbau nach bayrischen Richtlinien (siehe Glossar). 2 Der Einsatz technischer Massnahmen ist im Einzugsgebiet beschränkt. Aufgrund der Hanglagen ist beispielsweise der Einsatz von Ausbringgeräten mit Schleppschlauchtechnik schwer möglich. 3 Erosionsschutz auf Ackerland ist wegen des geringen bzw. fehlenden Ackeranteiles wenig bedeutend bzw. kann nicht angewendet werden. 4 Technische Massnahmen wenig (*), organisatorische Massnahmen teilweise (**) angewandt 5 In der Schweiz seit 1.1.1999 abgelöst durch den gleichwertigen ökologischen Leistungsnachweis

*** Häufig angewandte Massnahme E Extensivierungsmassnahme ** Teilweise angewandte Massnahme O Optimierungsmassnahme * Wenig/nicht angewandte Massnahme

Tabelle 15: Gegenwärtige Handlungsschwerpunkte der Landwirte zur Reduktion der Phos- phor- und Stickstoffemissionen in den verschiedenen Einzugsgebieten.

Bei den gesamtbetrieblichen Massnahmen steht die Umstellung auf die integrierte Produktion4 im Vordergrund. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff der integrierten

4 In der Schweiz seit 1.1.1999 abgelöst durch den gleichwertigen ökologischen Leistungsnachweis 62 Massnahmen auf betrieblicher Ebene

Produktion unterschiedlich verwendet wird: In der Schweiz betrifft eine Umstellung auf integrierte Produktion den gesamten Betrieb (inkl. Tierhaltung). In Österreich und in Deutschland hingegen wird der Begriff im Allgemeinen auf Einzelkulturen bezo- gen5.

Bei den Massnahmen zur Reduktion der Nährstoffemissionen haben gegenwärtig die Massnahmen im Bereich der Hofdüngerlagerung in allen Einzugsgebieten ein hohes Gewicht. Dies hängt mit der Umsetzung der entsprechenden gesetzlichen Vorschriften zusammen (in Deutschland beispielsweise die Düngeverordnung; vgl. Kap. 4). Weni- ger bedeutend sind gegenwärtig Massnahmen zur Optimierung der Fütterung und der Stallsysteme.

Die Massnahmen zur Reduktion der Nährstoffemissionen aus der Pflanzenproduktion sind in erster Linie in Ackerbaugebieten wichtig. Für die Landwirte steht dabei die bedarfsgerechte Düngung im Zentrum. In diesem Bereich ist in den letzten Jahren ein wichtiger Prozess in Gang gesetzt worden.

4.3. Priorisierung der Massnahmen

Die ökologisch und ökonomisch effizienteste Massnahme im Bereich der Optimie- rungsstrategie ist die bedarfsgerechte Düngung. Diese Massnahme entlastet die Um- welt bei einer gleichzeitigen Kostenreduktion beim Landwirt durch einen optimierten Hilfsstoffeinsatz. Weitere kostengünstige Möglichkeiten zur Emissionsreduktion las- sen sich im Bereich der Fütterung und bei der Optimierung der Hofdüngerausbrin- gung identifizieren. Massnahmen bei der Lagerung von Hofdünger sind sehr wirk- sam, aber zumeist mit hohen Investitionen verbunden. Die Massnahmen im Bereich der Hofdüngerlagerung sind jedoch eine wichtige Voraussetzung für die bedarfs- und zeitgerechte Düngung. Der Ausbau der Hofdüngerlagerkapazität wurde deshalb in den letzten Jahren durch gesetzliche Vorschriften und/oder finanzielle Anreize stark gefördert.

5 In Bayern wird der Begriff integrierter Anbau bzw. integrierter Pflanzenbau sowohl für einzelne Kulturen (Obstanbau) wie auch für den gesamten Betrieb (Acker- und Grünland) verwendet. In Österreich ist die im ÖPUL angebotene Massnahme des gesamtbetrieblichen Betriebsmittelverzichts in ihrer Wirkung der integrierten Produktion im Sinne der Schweizer Bestimmungen annähernd gleichwertig. Massnahmen auf betrieblicher Ebene 63

Schwerpunktmassnahme innerhalb der Strategie der Extensivierung ist die Umstel- lung der Produktionsform auf integrierte oder biologische Produktion. Diese Mass- nahme kann allerdings nur dann zur gewünschten Entlastung der Ökosysteme beitra- gen, wenn die entsprechenden Anforderungen konsequent kontrolliert und durchge- setzt werden.

Im Rahmen des Überganges zu einer marktnäheren und nachhaltigeren Landwirt- schaft, wie sie beispielsweise als Ziel der schweizerischen Agrarpolitik postuliert wird, gewinnt die Extensivierungsstrategie gegenüber der Optimierungsstrategie an Be- deutung. Eine Extensivierung entlastet sowohl die Umwelt als auch den Markt. Die teilweise bereits eingeleiteten technischen Massnahmen können aber kurz- und mittel- fristig signifikante Beiträge zur Reduktion der Umweltbelastungen leisten. Die Be- deutung der Strategie der technischen Optimierung liegt insbesondere dort, wo mit geringem technischem und finanziellem Aufwand lokale und regionale Umwelt- probleme gemildert werden können.

Aus der Analyse der Massnahmen (siehe Anhang) sowie aus den geführten Diskus- sionen lässt sich deshalb die folgende Priorisierung der Massnahmen ableiten:

Extensivierungsmassnahmen Optimierungsmassnahmen Hohe Priorität – Umstellung auf integrierte Produk- – Bedarfsgerechte Düngung tion * – Umstellung auf biologische Pro- duktion / ökologischen Landbau Mittlere Priorität – Verringerung des Tierbesatzes – Massnahmen zum Schutz vor Ero- – Ausscheidung von Ausgleichsflä- sion, Abschwemmung und Auswa- chen schung – Festlegung/Verbreiterung von – Massnahmen im Bereich Hofdün- Uferstreifen gerlagerung – Technische und organisatorische Massnahmen zur Reduktion der Verluste bei der Ausbringung von Hofdünger – Optimierung der Fütterung – Vermeidung von Störfällen Tiefe Priorität – Optimierung der Stallsysteme * Schweiz seit 1.1.1999: Einhaltung des ökologischen Leistungsnachweises

Tabelle 16: Priorisierung der Massnahmen auf betrieblicher Ebene.

Instrumente zur Umsetzung 65

5. Instrumente zur Umsetzung

5.1. Übersicht

Für den Erfolg einer Massnahmenplanung ist die konkrete Umsetzung von Massnah- men auf betrieblicher Ebene zentral. Die Frage lautet: Was muss auf Ebene Kan- ton/Bundesland unternommen werden, damit die Landwirtschaftsbetriebe die vorge- schlagenen Massnahmen ergreifen? Dabei ist die unterschiedliche politische Organi- sationsstruktur der Einzugsgebiete zu berücksichtigen.

In allen betrachteten Einzugsgebieten werden die Umweltziele durch einen Mix von Geboten und Verboten einerseits und Anreizinstrumenten andererseits erreicht. Dabei sollen die Gebote und Verbote einen gewissen Umweltstandard sicherstellen. Zusätzli- che Leistungen zugunsten der Umwelt werden durch Anreizinstrumente entschädigt. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick: 66 Instrumente zur Umsetzung

Gebote/Verbote Anreizinstrumente Baden-Württemberg – Düngeverordnung – Marktentlastungs- und Kultur- – Klärschlammverordnung landschaftsausgleich (MEKA) – Bundes-Bodenschutzgesetz – Landschaftspflege-Richtlinie (BBodSchG) – Schutzgebiets- und Ausgleichs- verordnung (SchALVO) Bayern – Düngeverordnung – Kulturlandschaftsprogramm – Klärschlammverordnung (KULAP) – Bayerisches Bodenschutzgesetz – Programm Stickstoff 2000 – Bundes-Bodenschutzgesetz (N 2000) (BBodSchG) – Bioabfallverordnung Vorarlberg – Wasserrechtsgesetz – Österreichisches Programm für – Klärschlammverordnung umweltgerechte Landwirtschaft ÖPUL Schweiz – Umweltschutzgesetz (USG), – Ökobeiträge nach Landwirt- Stoffverordnung (StoV) schaftsgesetz (LwG) – Gewässerschutzgesetz (GSchG) Fürstentum Liechtenstein – Stoffverordnung (StoV) * – Abgeltungsgesetz – Gewässerschutzgesetz (GSG)** * Im Rahmen des Zollvertrags mit der Schweiz übernommen ** Das revidierte Gewässerschutzgesetz dürfte auf den 1.1.2000 in Kraft gesetzt werden. Es entspricht weitgehend dem geltenden schweizerischen GSchG Tabelle 17: Wichtige Gebote/Verbote und Anreizinstrumente zur Erreichung der Umwelt- ziele im Bereich Landwirtschaft.

Vorarlberg

Der Schwerpunkt der Umsetzung landwirtschaftlicher Massnahmen liegt bei den För- derinstrumenten. Das wichtigste Instrument ist das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL). Gesetzliche Vorgaben greifen insbesondere bei der Festlegung von Bewirtschaftungsmassnahmen in Wasserschon- und -schutzge- bieten sowie bei der Klärschlammausbringung für Düngezwecke.

Baden-Württemberg

Wichtigste Grundlagen im Bereich Gebote/Verbote sind das Bundes-Bodenschutzge- setz, die Düngeverordnung des Bundes und die Schutzgebiets- und Ausgleichsver- ordnung (SchALVO). Die Düngeverordnung schreibt im Wesentlichen die gute land- wirtschaftliche Praxis fest, während die SchALVO landwirtschaftliche Massnahmen in Wasserschutzgebieten vorschreibt und entschädigt. Wichtige Anreizinstrumente sind das Programm Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich (MEKA) und die Instrumente zur Umsetzung 67

Landschaftspflege-Richtlinie, welche umweltrelevante landwirtschaftliche Massnah- men innerhalb und ausserhalb von Schutzgebieten fördert. Hofdüngerlager werden im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderung unterstützt. Das MEKA-Programm Baden- Württembergs enthält für bestimmte Gebietsklassen ebenfalls Begrenzungen des Tier- besatzes.

Bayern

Die Düngeverordnung des Bundes und das Bundes-Bodenschutzgesetz sind die wich- tigsten gesetzlichen Grundlagen im Bereich Gebote/Verbote. Das bayrische Kultur- landschaftsprogramm KULAP honoriert umweltrelevante Leistungen mit dem Ziel, die Kulturlandschaft zu erhalten. Beitragsberechtigt sind beispielsweise die „Extensive Grünlandnutzung“ und „besondere Bewirtschaftungsformen zum Schutz von Boden, Wasser und zum Erhalt der Kulturlandschaft“. Das 1995 abgeschlossene Güllepro- gramm hat die Bereitstellung von Hofdüngerlagern unterstützt (wovon vor allem auch der bayerische Teil des Bodensee-Einzugsgebietes profitiert hat). Hofdüngerlager wer- den im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderung unterstützt. Das 1995 initiierte Pro- gramm Stickstoff 2000 soll bisherige Initiativen zur Reduktion der Nitratbelastungen der Gewässer fortsetzen und durch zusätzliche Massnahmen ergänzen. Es sind fol- gende Entwicklungen abzusehen und Einzelmassnahmen geplant: • Verringerung der Tierbestände (Leistungsfortschritt, Strukturwandel, u.a.) • Förderung bodennaher Gülleausbringtechnik (läuft aus) • Nährstoffsaldierung • Neue Beratungsschwerpunkte (Grundfutteranalysen, Beobachtungsverfahren für Grünlandaufwüchse, u.a.)

Schweiz

Die wichtigste gesetzliche Grundlage ist das Gewässerschutzgesetz des Bundes, wel- ches u.a. Vorschriften zum maximalen Tierbesatz und zur minimalen Hofdüngerla- gerkapazität enthält. Die Stoffverordnung (StoV), welche auf dem Umweltschutzge- setz basiert, verlangt zusätzlich eine parzellenscharfe ausgeglichene Nährstoffbilanz.

Die Landwirtschaftspolitik der Schweiz ist aufgrund der Agrarreform im Umbruch. Die Reform strebt einerseits eine Liberalisierung der Marktordnungen, andererseits eine Ökologisierung der Landwirtschaft an. Seit Januar 1999 ist das neue Landwirt- 68 Instrumente zur Umsetzung

schaftsgesetz (LwG) mit den entsprechenden Verordnungen in Kraft. Nach einer Übergangsfrist von 5 Jahren sollen sämtliche Direktzahlungen des Bundes (d.h. so- wohl die Ökobeiträge als auch die allgemeinen Direktzahlungen) an einen ökologi- schen Leistungsnachweis gebunden werden. Der ökologische Leistungsnachweis um- fasst: a) eine tiergerechte Haltung der Nutztiere, b) eine ausgeglichene Düngebilanz, c) einen angemessenen Anteil an ökologischen Ausgleichsflächen, d) eine geregelte Fruchtfolge, e) einen geeigneten Bodenschutz sowie f) eine Auswahl und gezielte Anwendung der Pflanzenschutzmittel

Zudem richtet der Bund Direktzahlungen für besondere ökologische Leistungen (Ökobeiträge) aus. Es sind dies Beiträge für a) ökologische Ausgleichsflächen, b) die extensive Produktion von Getreide und Raps, c) den biologischen Landbau sowie d) die besonders tierfreundliche Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere.

Liechtenstein

Das liechtensteinische Gewässerschutzgesetz ist gegenwärtig (Frühling 1999) in Revi- sion. Das neue Gesetz, das weitgehend dem geltenden schweizerischen Gewässer- schutzgesetz entspricht, dürfte im Laufe des Jahres 2000 in Kraft treten.

Wichtigste Grundlage im Bereich der Anreizinstrumente ist das Abgeltungsgesetz (Gesetz über die Abgeltung ökologischer und tiergerechter Leistungen in der Land- wirtschaft). Es erlaubt finanzielle Beiträge für die Bewirtschaftung naturnaher Lebens- räume, für die bodenschonende Bewirtschaftung und für die umweltschonende und tiergerechte Betriebsführung (integrierte Produktion, biologischer Landbau, kontrol- lierte Freilandhaltung und tiergerechte Stallhaltung). Instrumente zur Umsetzung 69

5.2. Gegenwärtig eingesetzte Umsetzungsinstrumente

Im Rahmen der Gespräche mit den Vertretern der verschiedenen Einzugsgebiete wur- de eine Liste möglicher Umsetzungsinstrumente diskutiert. Die Ergebnisse der Dis- kussion sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

D A FL CH BW BY VA AIARGRSGTGSH

1 Beschränkung der Belastung durch Hofdünger + +++++ ++++++++++++ 2 Bestimmungen zur Hofdüngerlagerkapazität +++++++ ++++++++++++ 3 Forderung nach ausgeglichener Nährstoffbilanz ++ ++ + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ 4 Frachtbegrenzung für Gesamtstickstoff +++ooooooo 5 Bedarfsgerechter Einsatz des Klärschlamms ++ ++ ++ ++ ++ ++ +/++2 ++ ++ ++ 6 Forderung nach genereller Sorgfaltpflicht/guter ++ ++ ++ + ++ + + - - - landwirtschaftlicher Praxis 7 Bewirtschaftungseinschränkungen in ++ ++ ++ + ++ + ++ + + + Gewässerrandstreifen/Wasserschutzgebieten 8 Förderung ökologischer Ausgleichsflächen + ++1 ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ + 9 Kulturlandschaftsausgleich, ++ ++ ++ - - - + - + - Extensivierungsmassnahmen 10 Förderung der Integrierten Produktion a Ebene Gesamtbetrieb, nach schweizerischen o o - ++++++++++++++ Anforderungen (siehe Glossar) b Ebene Einzelkultur + + - o o o o ++ ++ ++ 11 Förderung der biologischen Bewirtschaftung / des ökologischen Landbaus nach den jeweiligen ++ ++ ++ ++ + ++ ++ ++ ++ + Richtlinien (siehe Glossar) 12 Beratung ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ 13 Information und Öffentlichkeitsarbeit ++++++++++++++++++ 14 Ausbildung ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ 15 Instrumente bei Nicht-Einhaltung von Richtlinien/Gesetzen: - Kürzung/Streichung allgemeiner Direktzahlung/Ausgleichszahlungen bei Nicht- ++ + ++ ++ + + + + + ++ Einhaltung der Gesetzgebung (insbes. Gewässerschutzgesetz) - Bussen bei Nichteinhaltung der Gesetzgebung +++++++++++++++ - Anreize (Direktzahlungen): Kontrolle der Einhaltung, Kürzung/Streichung bei Nicht- ++ ++ ++ ++ ++ ++ + ++ ++ ++ Einhaltung 16 Lenkungsabgaben auf Düngemittel oooooooooo 17 Instrumente zur Finanzierung landwirtschaftlicher Massnahmen (z.B. Wasserpfennig) ++ooooooooo

18 Förderung von Pilotprojekten ++ + o ++ + o ++ o + ++ 19 Kohärente Massnahmenplanung o + +++++++++ + + 20 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit +++++++++++ 21 Wirkungskontrolle ++++++++++ 22 Erfolgskontrolle am Gewässer + + ++ ++ ++ + ++ + + ++

1 die Förderhöhe ist meist zu gering 2 ab 1998 Klärschlammtrocknung

++ Gesetzliche Grundlagen ausreichend, Vollzug gut + Gesetzliche Grundlagen im Aufbau und/oder Vollzug verbesserungsfähig - Vollzug nur im Rahmen anderer Instrumente o Instrument nicht vorhanden Tabelle 18: Übersicht über mögliche Instrumente zur Umsetzung landwirtschaftlicher Massnahmen und ihre Anwendung in verschiedenen Bundesländern und Kan- tonen). 70 Instrumente zur Umsetzung

Im folgenden werden die je nach Einzugsgebiet unterschiedlichen Ansätze für einige wichtige Instrumente diskutiert.

Tierbesatz und Hofdüngerlagerkapazität

In Österreich ist im Wasserrechtsgesetz festgelegt, dass Betriebe mit mehr als 3.5 Grossvieheinheiten pro Hektare bewilligungspflichtig sind. Viel griffiger ist aber die Bestimmung, dass für eine ÖPUL-Förderung der Tierbesatz maximal 2 Grossviehein- heiten betragen darf.

In Bayern und Baden-Württemberg regelt die Düngeverordnung den maximalen Tier- besatz über sogenannte Obergrenzen für Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft. Die Obergrenze für Ackerland liegt im Betriebsdurchschnitt bei 170 kg N/ha landwirt- schaftlich genutzter Fläche, für Grünland im Betriebsdurchschnitt bei 210 kg N/ha, jeweils nach Abzug der maximal zulässigen Lagerungs- und Ausbringungsverluste (Basis ist jeweils der Gesamtstickstoff). In Bayern gehört ein maximaler Besatz von allgemein 2 Grossvieheinheiten/ha zu den Bedingungen für die KULAP-Förderung.

In Bayern und in Baden-Württemberg erfordert eine Investitionsförderung in der tieri- schen Erzeugung den Nachweis von ebenfalls 6 Monaten Lagerkapazität.

In der Schweiz bildet der Vollzug der Bestimmungen zu Tierbesatz und maximaler Hofdüngerlagerkapazität einen zentralen Bestandteil des Gewässerschutzes in der Landwirtschaft. Das Gewässerschutzgesetz des Bundes beschränkt den Tierbesatz auf maximal drei Düngergrossvieheinheiten pro Hektare Landwirtschaftsfläche und ver- pflichtet die kantonalen Behörden, weitergehende Vorschriften zu erlassen, sofern Bo- denbelastbarkeit, Höhenlage und topografische Verhältnisse dies erfordern. In den Kantonen St. Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden, Graubünden und Schaffhau- sen gelten gemäss dem sogenannten Harmonisierungsbeschluss der Konferenz der kantonalen Landwirtschaftsdirektoren die weitergehenden Grenzwerte zum Tierbe- satz gemäss Tabelle 19. Instrumente zur Umsetzung 71

Maximaler Tierbesatz Ackerbau- und Übergangszone 3 DGVE/ha Voralpine Hügelzone 2.5 DGVE/ha Bergzone I 2.1 DGVE/ha Bergzone II 1.8 DGVE/ha

Tabelle 19: Bestimmungen zu maximalem Tierbesatz und minimaler Hofdüngerlagerkapazi- tät in den schweizerischen Kantonen AR, SG, SH, TG, GR

Die minimale Lagerkapazität für Hofdünger ist in den verschiedenen Kantonen nicht ganz einheitlich geregelt. Die Minimalanforderungen liegen bei 4 Monaten in der Ak- kerbau- und Übergangszone und bei 5–6 Monaten in den Bergzonen. Bau und Erwei- terung von Hofdüngerlagern werden im Kanton Schaffhausen und in den Erschwer- niszonen der übrigen Kantone durch Subventionen gefördert.

Nach Inkrafttreten des neuen Gewässerschutzgesetzes werden im Fürstentum Liech- tenstein die gleichen Bestimmungen gelten wie in der Schweiz.

Ausgeglichene Düngebilanz

Die Bestimmungen zur ausgeglichenen Düngebilanz (Nährstoffbilanz) bilden einen zentralen Pfeiler im landwirtschaftlichen Vollzug in der Schweiz und in Deutschland. Allerdings sind die mit der konkreten Umsetzung dieser Forderung verbundenen Be- stimmungen unterschiedlich. In Vorarlberg existieren neben dem Anreizinstrumenta- rium ÖPUL gegenwärtig keine spezifischen gesetzlichen Bestimmungen. Der Entwurf zur ÖPUL 2000 sieht jedoch als wesentliche Neuerung das Instrument der Nährstoff- bilanzierung vor. Klärschlamm darf in Vorarlberg ab 1.1.1999 nur noch P-gesteuert und nur als Klärschlamm-Kompost oder Klärschlamm-Granulat ausgebracht werden.

In der deutschen Düngeverordnung ist festgelegt, dass erstmalig bis Ende 1997 grund- sätzlich jeder Landwirt eine Düngebilanz, den sogenannten Nährstoffvergleich, zu erstellen hatte. Der Vollzug dieser Bestimmung ist durch eine Musterverwaltungsvor- schrift konkretisiert und durch die Verwaltungsvorschriften der Länder geregelt.

In der Schweiz (und ab dem Jahr 2000 im Fürstentum Liechtenstein) ist gemäss Ge- wässerschutzgesetz eine ausgeglichene Düngebilanz anzustreben. Ab dem Jahr 2002 wird sie für alle Betriebe gesetzlich vorgeschrieben sein. Zudem ist die ausgeglichene Düngebilanz im ökologischen Leistungsnachweis enthalten und damit Voraussetzung 72 Instrumente zur Umsetzung

für den Bezug sowohl der Ökobeiträge als auch der allgemeinen Direktzahlungen. In Liechtenstein ist sie Voraussetzung für die Ausrichtung der Beiträge für die integrierte Produktion und den biologischen Landbau.

Sorgfaltspflicht, gute landwirtschaftliche Praxis

Die Forderung nach einer generellen Sorgfaltspflicht bzw. nach guter landwirtschaftli- cher Praxis ist in allen Einzugsgebieten gesetzlich verankert (Schweiz/Liechtenstein: Gewässerschutzgesetz; Deutschland: Düngeverordnung (Verordnung über die Grund- sätze der guten fachlichen Praxis beim Düngen), Pflanzenschutzgesetz (Grundsätze für die Durchführung der guten landwirtschaftlichen Praxis im Pflanzenschutz); Öster- reich: Verordnung zum Landwirtschaftsgesetz). Der Vollzug dieser Bestimmung wird in der Schweiz zumeist indirekt durch Beratung sichergestellt. Die deutsche Dünge- verordnung enthält zusätzlich eine ganze Reihe von Ordnungswidrigkeits- Tatbeständen, die mit Bussgeld geahndet werden.

In den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden wird die Forderung nach der allgemeinen Sorgfaltspflicht wohl am konsequentesten umgesetzt. So werden Landwirte aufgrund dieser Bestimmungen beispielsweise für Güllen auf Schnee oder für das Versickernlassen von Mistsäften verzeigt.

Integrierte Produktion, biologischer Landbau, ökologische Ausgleichsflächen, Kul- turlandschaftsausgleich

Die schweizerischen Ökobeiträge, das österreichische ÖPUL, das Programm MEKA und die Landschaftspflege-Richtlinie in Baden-Württemberg, das KULAP in Bayern sowie die liechtensteinischen ökologischen Direktzahlungen fördern auf unterschiedli- che Art die Extensivierung der Landwirtschaft. ÖPUL, MEKA und KULAP bestehen aus vielen Teilmassnahmen (beispielsweise Verzicht auf Herbizide, Verzicht auf Halmverkürzer, ganzjährige Begrünung, etc.). Das Programm MEKA in Baden- Württemberg fördert ausserdem die Einführung bzw. Beibehaltung eines ökologischen Anbauverfahrens im Gesamtbetrieb gemäss Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 sowie den völligen Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel im Gesamtbetrieb. Gleiches gilt auch für das österreichische ÖPUL und für das bayerische KULAP. Instrumente zur Umsetzung 73

Die schweizerischen und liechtensteinischen Ökobeiträge für integrierte Produktion (Schweiz: bis 19986) und für biologischen Landbau werden nur ausgerichtet, wenn der gesamte Betrieb die entsprechenden Bedingungen erfüllt (Figur 31). Die Förderrichtli- nien sehen vor, dass bei Bezug von Direktzahlungen 7% der entsprechenden Flächen als ökologische Ausgleichsflächen ausgeschieden werden müssen. Für bestimmte Ar- ten ökologischer Ausgleichsflächen (beispielsweise Buntbrache, Streueflächen, wenig intensiv genutzte Wiesen) werden zusätzliche Beiträge ausbezahlt7. Gegenwärtig fehlt eine Koordination der Ausscheidung ökologischer Ausgleichsflächen auf loka- ler/regionaler Ebene. Die Flächen werden deshalb in vielen Fällen weder aus Sicht des Gewässerschutzes noch aus Sicht des Naturschutzes optimal angelegt. Weitere wichti- ge Massnahmen sind die Ökobeiträge für die extensive Produktion von Getreide (Ver- zicht auf Halmverkürzer und Fungizid) und Raps sowie diejenigen für die besonders tierfreundliche Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere.

6 Seit 1.1.1999 werden in der Schweiz keine Beiträge mehr für die integrierte Produktion ausgerichtet. Die entsprechenden Anforderungen sind Bestandteil des ökologischen Leistungsnachweises und damit Voraussetzung für den Bezug von Ökobeiträgen und von allgemeinen Direktzahlungen. 7 Zusätzliche Beiträge für ökologische Ausgleichsflächen werden auf Basis des NHG (Natur- und Heimatschutzgesetzes ausbezahlt („Biotopschutz“). 74 Instrumente zur Umsetzung

Anteil der Flächen mit ökologischen Direktzahlungen

% LN an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche (1997)

100

90 Biologischer Landbau Biologische Integrierte Produktion Wirtschafts- weise 80

70 Betriebs- 60 mittel- verzicht Gesamt- 50 betrieb

40 Sonstige ökolog. 30 Direkt- zahlungen 20

10

0 AI AR SG TG SH GR Vorarlberg

Figur 31: Anteil der Landwirtschaftsfläche, für welche Direktzahlungen ausgeschüttet werden in den Kantonen des Einzugsgebietes sowie in Vorarlberg (nach BLW, 1998; für Vorarlberg nach dem ÖPUL-Evaluierungsbericht).

In Baden-Württemberg und in Bayern ist die integrierte Produktion in verschiedenen Bereichen (z.B. im Obst-, Gemüse- und im Hopfenbau) Standard. In Bayern wird ins- besondere das Programm „Umweltgerechter Pflanzenbau“ durch die Beratung stark gefördert. Auch das ÖPUL fördert die integrierte Produktion im Obst-, Wein-, Gemü- se- und Zierpflanzenanbau.

In Baden-Württemberg werden über die Landschaftspflege-Richtlinie zudem ökologi- sche Ausgleichsflächen gefördert, wobei die Planung jeweils auf Gemeindeebene er- folgt, damit eine möglichst gute Vernetzung erreicht werden kann. Auch im Rahmen des ÖPUL wird die Pflege ökologisch wertvoller Flächen gefördert. Das bayrische KULAP richtet unter dem Titel „langfristige Bereitstellung von Flächen für agraröko- logische Zwecke“ Beiträge für ökologische Ausgleichsflächen aus. Als problematisch wird angesehen, dass allfällige Direktzahlungen von Gemeinden für zusätzliche öko- logische Leistungen von den KULAP-Beiträgen in Abzug gebracht werden, so dass kein Anreiz für eine Förderung über die KULAP-Richtlinien hinaus besteht. Instrumente zur Umsetzung 75

Instrumente bei Nichteinhaltung von Richtlinien und Gesetzen

In allen Einzugsgebieten wird die Berechtigung zum Bezug von Fördermitteln regel- mässig kontrolliert. Bei Nichteinhaltung der Richtlinien werden die Fördermittel (bzw. Direktzahlungen) gekürzt oder gestrichen. Dabei müssen sie auch für vergangene Jah- re zurückgezahlt werden.

Der Vollzug von Geboten und Verboten kann auf grössere Schwierigkeiten stossen, da hier die Ahndung von Verstössen teilweise an komplizierte Verfahrensabläufe gebun- den ist.

Beratung, Information und Ausbildung

Das Beratungs- und Ausbildungsangebot wird in allen Einzugsgebieten als gut beur- teilt. Probleme können allenfalls entstehen, falls das Beratungsangebot für die Land- wirte unübersichtlich ist, da verschiedene öffentliche und private Beratungsstellen mit unterschiedlichen Schwerpunkten tätig sind (Gewässerschutz- und Bodenschutzfach- stellen, Landwirtschaftliche Schulen, Futtermühlen, etc.). Zudem nützt die Beratung nur demjenigen, der sie nutzt (und das ist nicht immer der, der sie nötig hat).

Die Aktivitäten im Bereich Information und Öffentlichkeitsarbeit hängen stark von der persönlichen Initiative und Kapazität der Beauftragten ab. Die Qualität wird als gut empfunden.

Erfolgskontrolle

In den verschiedenen Einzugsgebieten wird die Wirkung der getroffenen Massnah- men auf die Gewässer erhoben (beispielsweise durch regelmässige Messung der P- Konzentration im Bodensee und in den Zuflüssen, Messung der Nitratkonzentration im Grundwasser) eine gezielte Wirkungskontrolle der getroffenen Massnahmen wird jedoch nicht durchgeführt.

Auch die Auswirkungen der getroffenen Massnahmen auf die Landwirtschaft können durch verschiedene Indikatoren erfasst werden (Tierbesatz, Anteil Gewässer mit Puf- ferstreifen, Anteil biologisch wirtschaftender Betriebe, etc.).

Was jedoch in den meisten Einzugsgebieten noch fehlt, ist eine regelmässige und sy- stematische Auswertung sämtlicher relevanter Indikatoren mit dem Ziel, die Erfolge der Massnahmen sichtbar und einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen. 76 Instrumente zur Umsetzung

5.3. Zusammenfassende Beurteilung, Defizite

Deutschland: Baden-Württemberg, Bayern

Die Düngeverordnung vom 26. Januar 1996 ist zum 1. Juli 1996 in vollem Umfang in Kraft getreten und wurde erstmalig am 16. Juli 1997 novelliert.

Sie konkretisiert die Anwendung von Düngemitteln nach guter fachlicher Praxis und setzt ausserdem die Nitrat-Richtlinie der Europäischen Union (91/676/EWG) in na- tionales Recht um. Sie berücksichtigt darüber hinaus die Entschliessung des Bundes- rats vom 12. Mai 1989 (DS 52/89), wonach zur Vermeidung der Eutrophierung von Gewässern auch Massnahmen zur Vermeidung der Phosphat-Einträge vorgesehen werden sollen.

Die Düngeverordnung regelt in erster Linie die Grundsätze der guten landwirtschaft- lichen Praxis beim Düngen und ist auch ein Instrument, über betriebsbezogene Nähr- stoffbilanzen Düngefehler zu erkennen. Ob diese Regelungen auch ausreichen, die Ziele des Gewässerschutzes umzusetzen, wird sich im Vollzug zeigen.

Erforderlich ist die konsequente Umsetzung der Düngeverordnung, d.h. der Vollzug im Ordnungsrecht und die intensive Beratung. Dies beinhaltet auch die Einhaltung der durch die Düngeverordnung festgelegten Obergrenzen für Wirtschaftsdünger tieri- scher Herkunft. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Düngeverordnung ist die Förderung des weiteren Ausbaus von Hofdüngerlagerkapazitäten und die Förderung emissionsarmer Ausbringungstechniken notwendig. Ein weiterer Schwerpunkt ist in der Ausdehnung der integrierten Produktion zu sehen.

Die Förderinstrumente MEKA und Landschaftspflege-Richtlinie (Baden-Württem- berg), KULAP und Stickstoff 2000 (Bayern) sind erfolgreich und weisen eine hohe Be- teiligung auf.

Österreich: Vorarlberg

Die österreichische Landwirtschaftspolitik ist dort sehr erfolgreich, wo die Landwirte die Förderungen in Anspruch nehmen (im Bundesland Vorarlberg sind dies mehr als 95% der Landwirtschaftsfläche). Das schwerwiegendste Defizit dürften hier die feh- lenden Anforderungen zur ausgeglichenen Nährstoffbilanz sein. Dieses Defizit wird jedoch mit der Neufassung des ÖPUL-Programmes behoben. Instrumente zur Umsetzung 77

Schweiz

Die Anreizinstrumente der schweizerischen Agrarpolitik, die Ökobeiträge, wurden von den Landwirten in den vergangenen Jahren stark in Anspruch genommen. Das hat bewirkt, dass relativ rasch Verbesserungen im Gewässerschutz erzielt werden konnten. Mit dem in der neuen Landwirtschaftsgesetzgebung festgeschriebenen öko- logischen Leistungsnachweis, der als Voraussetzung für den Bezug von allgemeinen Direktzahlungen und von Ökobeiträgen gilt, gibt es seit Januar 1999 eine Handhabe, den Anliegen des landwirtschaftlichen Gewässerschutzes noch mehr Rechnung zu tragen. In besonders empfindlichen Gebieten (Nitrat-Auswaschung, vgl. GSchG, Art. 62a)) können zukünftig besondere ökologische Leistungen zusätzlich abgegolten wer- den.

Die Auswahl der ökologischen Ausgleichsflächen wird heute allein auf gesamtbe- trieblicher Ebene (ohne Einbettung in ein übergeordnetes Konzept) vorgenommen und nimmt deshalb oft wenig Rücksicht auf die Anliegen des Gewässerschutzes.

Fürstentum Liechtenstein

Die Situation in Liechtenstein wird sich im Bereich der Verbote und Gebote mit dem Vorliegen des neuen Gewässerschutzgesetzes derjenigen in der Schweiz annähern. Probleme bestehen insbesondere aufgrund der knappen personellen Kapazitäten für den Vollzug.

Zukü nftige Handlungsschwerpunkte 79

6. Zukünftige Handlungsschwerpunkte

6.1. Grundlagen

Das nachfolgend skizzierte Aktionsprogramm setzt Schwerpunkte für die Aktivitäten der Bundesländer und Kantone im Bereich Landwirtschaft/Gewässerschutz im Bo- denseeraum. Es soll innerhalb der nächsten 5 Jahre umgesetzt werden.

Das Programm geht vom im Kapitel 3.12 abgeleiteten Handlungsbedarf aus. Es defi- niert die Umsetzungsinstrumente (Kap. 5) und zeigt, welche betrieblichen Massnah- men (Kap. 3.1) mit den eingesetzten Instrumenten ausgelöst werden sollen (Figur 32).

Figur 32: Stellung des Aktionsprogrammes 80 Zukü nftige Handlungsschwerpunkte

Das Aktionsprogramm berücksichtigt die folgenden übergeordneten Grundsätze:

• Der landwirtschaftliche Gewässerschutz wird nicht isoliert betrachtet, sondern in eine allgemeine Ökologisierungsstrategie für die gesamte Landwirtschaft einge- bettet.

• Ansprechpartner des Aktionsprogrammes sind Bundesländer und Kantone. Die ausgelösten Aktivitäten sollen aber zu konkreten Veränderungen im Verhalten der Landwirte und zu messbaren Auswirkungen auf den Zustand der Gewässer füh- ren.

• Das Aktionsprogramm enthält sowohl Aktivitäten, welche von allen Einzugsge- bieten gemeinsam anzugehen sind, als auch solche, die getrennt umzusetzen sind. Wichtig ist in jedem Fall die breite Abstützung und Diskussion mit den beteiligten Akteuren innerhalb jedes Einzugsgebietes.

6.2. Aktionsprogramm

In einem ersten Schritt wurde basierend auf dem Handlungsbedarf (Kapitel 3.12) und auf den in Kapitel 5.3 festgestellten Defiziten ein Aktionsprogramm erarbeitet. Es ent- hält 12 Themenbereiche, die vier Handlungsbereichen zugeordnet sind.

In einem zweiten Schritt wurden die Themenbereiche durch die Vertreter der Ein- zugsgebiete priorisiert. Die nachfolgende Tabelle fasst die Ergebnisse zusammen: Zukü nftige Handlungsschwerpunkte 81

Themenbereich Priorität Handlungsbereich 1: Ökologisierung/Extensivierung der Landwirtschaft 1. Anreizinstrumente zur Extensivierung der Produktion ì 2. Beratung und grenzüberschreitende Zusammenarbeit î 3. Information und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Ökologisierung der î Landwirtschaft 4. Ausbildung ì 5. Finanzielle Steuerungsinstrumente î 6. Massnahmenplanung î Handlungsbereich 2: Reduktion der Emissionen in die Gewässer 7. Generelle Sorgfaltspflicht / gute landwirtschaftliche Praxis ì 8. Hofdüngerlagerkapazität ì 9. Beratung, Ausbildung sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit im î Bereich Reduktion der Emissionen in die Gewässer 10. Anwendungsorientierte Forschung î Handlungsbereich 3: Erfolgskontrolle 11. Wirkungskontrolle, Erfolgskontrolle ì Handlungsbereich 4: Querschnittsmassnahmen 12. Koordination mit anderen Politikbereichen î ì Hohe Priorität î Mittlere/tiefe Priorität

Tabelle 20: Priorisierung der Themenbereiche aufgrund einer detaillierten Umfrage.

Die fünf Themenbereiche hoher Priorität werden nachfolgend weiter konkretisiert. Insbesondere werden für jeden Themenbereich Leitlinien und Ziele formuliert. Zudem werden die Instrumente für die Umsetzung vorgeschlagen und die Verantwortlich- keiten zugewiesen. 82 Zukü nftige Handlungsschwerpunkte

1. Anreizinstrumente zur Extensivierung der Produktion

Leitlinie

Den Anreizinstrumenten zur Förderung extensiver Landnutzungsformen auf gewäs- serrelevanten Flächen kommt im Sinne eines Flächennutzungskonzeptes eine grosse Bedeutung zu.

Übergeordnetes Ziel

Reduzierung der Emissionen von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln aus gewäs- serrelevanten Flächen.

Begründung

Extensive Landnutzungsformen auf gewässerrelevanten Flächen, verbunden mit ange- passtem Betriebsmitteleinsatz, leisten einen Beitrag zur Verminderung der Gewässer- belastung.

Umsetzung Ziele Umsetzung Federführung Bündelung von Förder- Festlegung/Aussonderung gewässer- Landwirtschaftsverwal- mitteln für gewässer- schutzrelevanter Förderflächen tung, Wasserwirtschafts- schutzrelevante Mass- Formulierung von gewässerschutzrele- verwaltung nahmen vanten Fördermassnahmen, insbeson- dere Freihalteflächen an Gewässerrän- dern Integration in ein Förderkonzept (bei- spielsweise Förderrichtlinie als Anreiz- instrument, Erschliessung von EU- Mitteln) Vermehrte Teilnahme an Anpassung der Entschädigung an die Landwirtschaftsverwal- Umweltprogrammen Ertragslage tung, Wasserwirtschafts- verwaltung Erfolgskontrolle Die IBK informiert nach 5 Jahren über Arbeitsgruppe Landwirt- den Stand der Umsetzung in den Län- schaft/Gewässerschutz dern und Kantonen: Stand Ausschei- der IBK dung gewässerschutzrelevanter Förder- flächen; Anteil der Flächen, welche aus Gewässerschutzgründen von den Bei- tragszahlungen profitieren Zukü nftige Handlungsschwerpunkte 83

2. Aus- und Weiterbildung, Beratung

Leitlinie

Der Aus- und Weiterbildung und der Beratung in der Landwirtschaft über gewässer- schutzorientierte Bewirtschaftungsverfahren kommt eine sehr hohe Priorität zu.

Übergeordnetes Ziel

Förderung des Umweltbewusstseins und des umweltgerechten Handelns, insbe- sondere im Hinblick auf den Gewässerschutz.

Begründung

Vermeidungs- bzw. Verringerungspotenziale können durch Aus- und Weiterbildung sowie durch Beratung genutzt werden. 84 Zukü nftige Handlungsschwerpunkte

Umsetzung Ziele Umsetzung Federführung Vermittlung der Zusam- Aufnahme des Umwelt- und Gewässer- D: Landwirtschaftsver- menhänge zwischen schutzes als Unterrichtsprinzip in die waltung, Wasserwirt- landwirtschaftlicher Tätig- Lehrpläne der landwirtschaftlichen schaftsverwaltung, Kul- keit und Gewässerschutz Schulen turministerium Fort- und Weiterbildung mit dem ganz- A: Schulabteilungen heitlichen Ansatz „Landwirtschaft und CH: Landw. Schulen, Gewässerschutz“ Umweltschutzämter Kurse für Nebenerwerbslandwirte mit gleichen Inhalten Weiterbildung der Berater Regelmässiger Erfahrungsaustausch D: Landwirtschaftsver- und Verwaltungen zwischen Umwelt- und Landwirtschafts- waltung, Wasserwirt- verwaltung schaftsverwaltung Austausch von Ausbildungsinhalten der A: Schulabteilungen landwirtschaftlichen Schulen CH: Landw. Schulen, Umweltschutzämter Veranstaltungskalender im Rahmen des IBK-U Internet-Auftritts der Bodensee-Agenda 21 Organisation von Fachtagungen für IBK-U Berater im Bodensee-Einzugsgebiet Kommunikation Info-Mobil „Landwirtschaft im Boden- IBK-U seeraum“ Regelmässige Berichterstattung, insbe- IBK-U sondere auch über das Internet Erfolgskontrolle Die IBK informiert nach 5 Jahren über Arbeitsgruppe Landwirt- den Stand der Umsetzung in den Län- schaft/Gewässerschutz dern und Kantonen der IBK Zukü nftige Handlungsschwerpunkte 85

3. Generelle Sorgfaltspflicht

Leitlinie

Die Umsetzung der generellen Sorgfaltspflicht wird von den in der IBK vertretenen Ländern und Kantonen als hoch prioritär erachtet.

Übergeordnetes Ziel

Reduktion der Emissionen von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln in die Gewäs- ser durch Anwendung der guten fachlichen Praxis.

Begründung

Die Einhaltung der generellen Sorgfaltspflicht (insbesondere der standortgerechte An- bau, die bedarfs- und zeitgerechte Düngung sowie der fachgerechte Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln) leistet einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Gewässer- belastungen.

Umsetzung Ziele Umsetzung Federführung Umsetzung der bestehen- a) Information und Beratung der Land- Landwirtschaftsverwal- den Vorschriften und wirte über die bestehenden Vor- tung Empfehlungen zum Dün- schriften und Empfehlungen (Öffent- gereinsatz und zur Ein- lichkeitsarbeit, Merkblätter, Ver- haltung ausreichender sammlungen, Presse) Abstände zum Gewässer b) Intensivierung der Kontrolltätigkeit D, A: Vollzugsbehörden CH: Umweltschutzämter c) Überprüfung und gegebenenfalls Vollzugsbehörden Anpassung der Sanktionen bei Ver- stössen Reduktion der Ab- a) Identifikation von Gebieten mit be- Wasserwirtschafts- bzw. schwemmung und Aus- sonderer Abschwemmungs- und Umweltschutzverwaltung, waschung in Grundwas- serleiter, insbesondere Auswaschungsgefahr, Information Landwirtschaftsverwal- aus besonders gefährde- der Betroffenen tung ten Gebieten (Erosion, b) Ergreifen von besonderen Massnah- Oberflächenabfluss) men (z.B. Anbauempfehlungen, Ero- sionsschutzmassnahmen) Erfolgskontrolle Die IBK informiert in 5 Jahren über den Arbeitsgruppe Landwirt- Stand der Umsetzung in den Ländern schaft/Gewässerschutz und Kantonen der IBK 86 Zukü nftige Handlungsschwerpunkte

4. Hofdüngerlagerkapazität

Leitlinie

Die Sicherstellung der erforderlichen Lagerkapazitäten zur sachgerechten Ausbrin- gung der Hofdünger wird in den Ländern und Kantonen der IBK als hoch prioritär eingeschätzt.

Übergeordnetes Ziel

Reduktion der Emissionen von Nährstoffen in die Gewässer.

Begründung

Das Vorhandensein von genügend Lagerkapazität ist eine wichtige Voraussetzung für die zeit- und standortgerechte Düngung.

Umsetzung Ziele Umsetzung Federführung Schaffung der erforderli- a) Information und Beratung der Land- Landwirtschaftsverwal- chen Lagerkapazität wirte tung, Umweltschutzver- waltung b) Sicherstellung der minimal geforder- D, A: Vollzugsbehörden ten Lagerkapazitäten und der Qualität CH: Umweltschutzämter der Lager c) Überprüfung und gegebenenfalls Vollzugsbehörden Anpassung der Sanktionen bei Ver- stössen (insbesondere sind die Fol- gen von Verstössen auf die Ausrich- tung von Förder- bzw. Direktzahlun- gen zu überprüfen). d) Überprüfung von Förderungsmög- lichkeiten zur Erstellung von Hofdün- gerlagern. Erfolgskontrolle Die IBK informiert in 5 Jahren über den Arbeitsgruppe Landwirt- Stand der Umsetzung in den Ländern schaft/Gewässerschutz und Kantonen der IBK Zukü nftige Handlungsschwerpunkte 87

5. Wirkungskontrolle, Erfolgskontrolle

Leitlinie

Auf die Bilanzierung der durchgeführten Massnahmen und die Kontrolle ihrer Wir- kung auf die Verbesserung der Gewässergüte kann aus Sicht der Länder und Kantone nicht verzichtet werden.

Übergeordnetes Ziel

Verbesserte Akzeptanz bei politischen Entscheidungsträgern, bei betroffenen Land- wirten und in der Gesellschaft für die finanziellen Aufwendungen und betrieblichen Einschränkungen.

Begründung

Langfristig werden die mit dem Massnahmenkatalog verbundenen finanziellen Auf- wendungen und betrieblichen Einschränkungen nur akzeptiert,

• wenn das Bewusstsein vorhanden ist, dass alle Länder und Kantone die Mass- nahmen konsequent durchführen und

• wenn der Erfolg der Massnahmen auf die Verbesserung der Gewässerqualität nachgewiesen werden kann. 88 Zukü nftige Handlungsschwerpunkte

Umsetzung Ziele Umsetzung Federführung Abstimmung eines ge- Erhebung der relevanten Parameter für meinsamen Kontrollstan- die Erfolgskontrolle dards a) Umweltschutzseitig (gemeinsam mit Umweltschutzverwaltun- der IGKB sowie evtl. mit anderen gen bzw. Institutionen): IBK-U/IGKB – P- und N-Konzentrationen im Bodensee – Nitrat-Konzentration in ausge- wählten Grundwasservorkom- men – Konzentration an PSM an aus- gewählten Standorten (Grund- wasser und Oberflächengewäs- ser) – N-Deposition an ausgewählten Standorten – N-Immissionen, Abschätzung der Ammoniak-Emissionen im Einzugsgebiet b) Landwirtschaftsseitig: Landwirtschaftsverwal- – Anteil der Gewässer mit Puffer- tungen bzw. streifen bzw. ausgeschiedenen IBK-U/IGKB Gewässerrandflächen – Anteil extensiv genutzter Flä- chen an der gesamten landwirt- schaftlich genutzten Fläche – Verbrauch an PSM – Tierbesatz Erhebung und Darstellung Erfassung der Daten als Grundlage für Landwirtschaftsverwal- Ist-Zustand die Erfolgskontrolle; Darstellung der tung/Wasserwirtschafts- Stoffflüsse auf übergeordneter Ebene bzw. Umweltschutzver- waltung Kommunikation Die IBK informiert nach 5 Jahren um- IBK-Arbeitsgruppe Land- fassend über den Stand der Umsetzung wirtschaft/Gewässer- gewässerrelevanter Massnahmen in schutz den Ländern und Kantonen auf Basis der erfassten Daten und über den Erfolg der getroffenen Massnahmen Anerkennung der Umwelt- Aufklärung über die Umweltleistung der Landwirtschaftsverwal- leistung der Landwirt- Landwirtschaft (z.B. durch gemeinsame tung/Wasserwirtschafts- schaft durch den Verbrau- Broschüren) bzw. Umweltschutzver- cher waltung Literatur 89

Literatur

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Anhang 1: Glossar A-1

Anhang 1: Glossar

Abfalldünger (Sekundärrohstoffdünger)

Als Abfalldünger (Sekundärrohstoffdünger) gelten z.B. Klärschlamm und Kompost.

Abschwemmung

Transport von nicht an Bodenpartikel gebundenen Nährstoffen mit dem auf der Ober- fläche fliessenden Wasser, unabhängig davon, ob Bodenerosion stattfindet oder nicht. Betrifft vor allem Nährstoffe, die sich nach einem Düngeraustrag auf der Boden- und Pflanzenoberfläche befinden (IGKB, 1996).

Ackerland

Land, das in die Fruchtfolge einbezogen wird. Das Ackerland umfasst Anpflanzungen mit Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, etc.), Mais (Körnermais, Silomais) sowie andere ackerbauliche Nutzungen (Hackfrüchte, Gemüse, Acker- und Sojabohnen, Ei- weisserbsen, Raps, Sonnenblumen, Tabak, Hopfen, Erdbeeren, Blumen, etc.).

Allgemeine Ökologisierung der Landwirtschaft

Unter diesem Begriff werden Bestrebungen zusammengefasst, die zu einer Verminde- rung der verschiedenen Umweltbelastungen der Landwirtschaft führen und damit die Entwicklung der Landwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit fördern (siehe unter „Nachhaltige Landwirtschaft“).

Almen

In Bayern für Alpflächen.

Alpflächen

= Alpwirtschaftliche Nutzflächen = Almen, Maiensässe, Heualpen, Bergwiesen, Alp- weiden. A-2 Anhang 1: Glossar

Andere ackerbauliche Nutzungen

Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben), andere Gemüse, Acker- und Sojabohnen, Eiweisserb- sen, Raps, Sonnenblumen, Tabak, Hopfen, Erdbeeren, Blumen, etc. (= Ackerland mi- nus Getreide, Mais).

Anthropogen diffuse Einträge

Nährstoffeinträge in die Gewässer, welche sich durch die land- und alpwirtschaftliche Nutzung der Böden, durch Nutzung von paralandwirtschaftlichen Flächen, durch Luftverschmutzung mit anschliessender Deposition und durch freizeitbedingte Flä- chennutzung (Skipisten, Sportanlagen, Schrebergärten, etc.) ergeben (BUWAL, 1997).

Ausgeglichene Nährstoffbilanz

Die Nährstoffbilanz kann entweder auf Ebene Betrieb oder auf Ebene Parzelle (Schlag) berechnet werden. Vereinfacht gilt eine Nährstoffbilanz dann als ausgeglichen, wenn der Anfall an Nährstoffen bzw. die Nährstoffzufuhr (betriebsfremde Futtermittel, Hof-, Abfall-, und Mineraldünger sowie N-Bindung durch Leguminosen) der Wegfuhr bzw. dem Bedarf (tierische und pflanzliche Produkte, evtl. Hofdünger) entspricht. Die konkrete Berechnung variiert zwischen den verschiedenen Einzugsgebieten.

Auswaschung Grasland

Nährstoffverlust mit Sickerwasser unter Grasland. Stickstoffauswaschung ist v.a. ab- hängig vom N-Überschuss und dem Feuchtegehalt des Bodens (Denitrifikationsverlu- ste v.a. hoch bei häufig vernässten Böden). Phosphorauswaschung ist i.d.R. wegen der starken Bindung des Phosphors im Boden niedrig (Ausnahmen: hohe P- Konzentrationen als Folge von hohen Düngergaben, Vernässung von Mineralböden) (IGKB, 1996).

Auswaschung Siedlungsgrün

Nährstoffverlust mit Sickerwasser unter städtischen Grünflächen. Beträchtliche Aus- waschungsverluste, da Schrebergärten, Hausgärten, Parkanlagen, Friedhöfe und Sportplätze oft stark überdüngt sind (IGKB, 1996). Anhang 1: Glossar A-3

Auswaschung Wald

Nährstoffverlust mit Sickerwasser unter Waldflächen. Die Stoffverluste sind stark ab- hängig von der Hangneigung und dem Retentionsvermögen (Bedeckungsgrad, Bo- denbeschaffenheit, Evapotranspirationsleistung, etc.) des Waldes (IGKB, 1996).

Bedarfsgerechte Düngung

Zufuhr jener Düngemenge, welche die Pflanzen in ihrem jeweiligen Entwicklungssta- dium für einen ökonomischen Optimalertrag benötigen und welche durch den Boden- vorrat nicht abgedeckt ist (GSA, 1997).

Biologische Bewirtschaftung / biologischer Landbau / ökologischer Landbau

Der Begriff der biologischen Bewirtschaftung wird in den verschiedenen Einzugsge- bieten unterschiedlich verwendet. Generell gelten die folgenden Grundsätze: Die Bo- denbearbeitung erfolgt so, dass ein lebendiger Boden und damit eine natürliche Bo- denfruchtbarkeit gewährleistet ist. Gedüngt wird fast ausschliesslich mit organischen Düngern. Pflanzenschutz erfolgt mittels natürlicher Methoden und ausgewählten Sub- stanzen. Es besteht eine sehr strenge Kontrolle.

In der Schweiz gewährt der Bund Beiträge an Bewirtschafter, die nach Regeln des biologischen Landbaus einer Fachorganisation wirtschaften. Diese müssen vom Bun- desamt für Landwirtschaft anerkannt sein. Für diese Anerkennung müssen minde- stens die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein (Verordnung über Beiträge für be- sondere ökologische Leistungen in der Landwirtschaft; Öko-Beitragsverordnung vom 26. April 1993; Art. 17)8: a) Der Bewirtschafter muss auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, leicht- lösliche Mineraldünger und chemisch-synthetische Stickstoffdünger verzichten b) Es gelten ausserdem die Voraussetzungen für die integrierte Produktion (siehe dort). In Deutschland und Österreich gelten die EU-Richtlinien als Mindestanforderungen. In Österreich gelten darüber hinaus auch die Bestimmungen des österreichischen Le- bensmittel-Codex betreffend tierische Produktion.

8 Diese Forderungen werden in einer Weisung des Bundesamtes näher erläutert und konkretisiert (BLW, 1995: Weisungen über die Mindestanforderungen für die Anerkennung von Regeln des Bio- logischen Landbaus, 4 S.) A-4 Anhang 1: Glossar

Gemäss Bayrischer Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP) gelten in Bayern die folgenden Grundsätze: Der ökologische Landbau verzichtet im gesamten Betriebsablauf auf den Einsatz chemisch-synthetischer Dünge- und Pflanzenschutz- mittel. Deren ertragssteigernde und -sichernde Wirkung soll durch Förderung der Bo- denfruchtbarkeit, durch eine hohe Fruchtartenvielfalt sowie durch weitere Vorbeuge- massnahmen gegen Unkräuter, Krankheiten, Schädlinge, insgesamt durch eine Stär- kung der Selbstregulierungsmechanismen, erreicht werden. Alle Betriebe, die Pro- dukte, welche als Erzeugnisse aus ökologischem Anbau gekennzeichnet sind, erzeu- gen, aufbereiten, einführen oder vermarkten, unterliegen einem Kontrollverfahren gemäss EWG-Verordnung 2092/91.

Dauerwiesen

Wiesen, die nicht in die Fruchtfolge einbezogen sind.

DGVE

Düngergrossvieheinheit. Entspricht (in der Schweiz) dem durchschnittlichen jährli- chen Nährstoffanfall in Gülle oder Mist einer Kuh von 600 kg Gewicht mit einer Jah- resmilchleistung von 5’000 kg (15 kg Phosphor und 105 kg Stickstoff). In der deutschen Düngeverordnung wird der Begriff nicht verwendet. Sie basiert aus- schliesslich auf der Ausscheidung in kg Nährstoff pro Tier. In Bayern entspricht eine Grossvieheinheit (GVE) dem Nährstoffanfall einer Kuh mit 6‘000 lt. Jahresmilchlei- stung (115 kg N; 39 kg P2O5 [ca. 17 kg P]).

Diffuse Verluste von Phosphor in die Gewässer

Verluste durch P-Auswaschung unter Grasland, P-Abschwemmung aus Grasland, P- Erosion auf Ackerland, „natürliche“ P-Erosion, übrige Quellen (P-Abschwemmung Ackerland, Wald, unproduktive Vegetation und Strassen; P-Auswaschung Ackerland, Wald, unproduktive Vegetation, Strassen, Siedlungsgrün; Drainageverluste Gras- land/Ackerland; Direkteinträge, sonstige partikuläre Einträge.)

Diffuse Verluste von Stickstoff in die Gewässer

Verluste durch N-Auswaschung unter Grasland, Ackerland und Wald, „natürliche“ N-Erosion, übrige Quellen (N-Abschwemmung; N-Auswaschung unproduktive Ve- Anhang 1: Glossar A-5

getation, Siedlungsgrün; Drainageverluste Grasland/Ackerland; Direkteinträge; son- stige partikuläre N-Einträge).

Drainageflächen

Durch Rohre drainierte Flächen (durch offene Entwässerungsgräben oder -kanäle entwässerte Flächen sind nicht enthalten).

Drainageverluste

Auswaschungsverluste der oberen drainierten Bodenschicht im Drainageabfluss.

Düngergrossvieheinheiten

Siehe DGVE.

Erosion Ackerland

Durch die menschliche Bewirtschaftung ausgelöster Abtrag des Bodens durch Wasser (Oberflächenabfluss in die Fliessgewässer). Werte für diese Nährstoffeinträge (Nähr- stoffe an Bodenpartikel gebunden) sind nutzungsabhängig und basieren auf folgenden drei Faktoren: 1) Durchschnittlich erodierte Bodenmenge pro Fläche, 2) Anteil an erodiertem Material, der in ein Gewässer gelangt, 3) Nährstoffgehalt des erodierten Bodenmaterials (IGKB, 1996).

Extensivierungsmassnahmen

Massnahmen, die zu einer Verringerung der landwirtschaftlichen Produktion führen.

Grossvieheinheiten

Siehe DGVE

Heimweiden

Durch natürliche Faktoren bedingte absolute Weidefläche im Bereich der Dauersied- lungszone. A-6 Anhang 1: Glossar

Hofdünger

Alle auf dem landwirtschaftlichen Betrieb anfallenden Dünger (Gülle, Mist, etc.) (BUWAL, 1997).

Hutung

Sehr extensiv genutzte Weide ohne Schnittnutzung und ohne geregelte Weidenutzung. Hutungen werden maximal zweimal im Jahr genutzt und mit Jungvieh oder Mutter- schafen beweidet. Neben dem Dunganfall durch die Beweidung werden diese Flächen nicht extra gedüngt.

Integrierte Produktion (IP)

Der Begriff wird in den verschiedenen Einzugsgebieten unterschiedlich verwendet. In der Schweiz gewährte der Bund bis 31.12.98 Beiträge an Bewirtschafter, die nach Re- geln der integrierten Produktion9 einer Fachorganisation wirtschaften. Diese müssen vom Bundesamt für Landwirtschaft anerkannt sein. Für diese Anerkennung müssen mindestens die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein (Verordnung über Beiträge für besondere ökologische Leistungen in der Landwirtschaft; Öko-Beitragsverordnung vom 26. April 1993 sowie Änderung vom 26. Januar 1994; Art. 13)10: a) Die Nährstoffkreisläufe müssen ausgeglichen sein. b) Die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften eines gesunden, nachhaltig ertragfähigen Bodens werden nicht beeinträchtigt. c) Die biologische Vielfalt ist zu fördern. d) Fruchtfolge und Kulturanteile sind so zu gestalten, dass Fruchtfolgeprobleme, Bo- denerosion und Auswaschung möglichst vermieden werden. e) Die Nutzungsintensität muss im Futterbau differenziert sowie dem Standort und dem Pflanzenbestand angepasst sein. f) Natürliche Regulationsmechanismen im Pflanzenbau sind vorrangig auszunut- zen. g) Die Haltung, Pflege und Fütterung der Nutztiere sind dem Wohl der Tiere ent- sprechend geregelt. h) Die Energie wird sparsam eingesetzt.

9 Seit 1999 wurden die Direktzahlungen für die integrierte Produktion durch Direktzahlungen für den ökologischen Leistungsnachweis gemäss Direktzahlungsverordnung (DZV) abgelöst. 10 Diese Forderungen werden in verschiedenen Weisungen des Bundesamtes näher erläutert und kon- kretisiert (BLW, 1995a; BLW, 1995b). Anhang 1: Glossar A-7

i) Der Tierbesatz muss dem Standort angepasst sein. k) Entlang von Oberflächengewässern, Hecken und Waldrändern ist ein extensiver Pufferstreifen anzulegen. In Deutschland und in Österreich wird der Begriff auf einzelne Kulturen angewendet (z.B. Obstbau, Weinbau, Gartenbau sowie allgemein auf den Pflanzenbau). Der inte- grierte Pflanzenbau ist beispielsweise in Bayern wie folgt definiert (gemäss Bayrischer Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau; LBP): Der integrierte Pflanzenbau ist ein Anbausystem, das zum Ziel hat, ökonomisch optimale und stabile Erträge bei ho- her Qualität zu erreichen und die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Er beruht auf standortspezifischen, vielseitigen Verfahren der Bodennutzung, welche die Boden- fruchtbarkeit erhalten oder fördern und Vorbeugemassnahmen nicht chemischer Art gegen das Auftreten von Unkraut, Krankheiten oder Schädlingen einbeziehen. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel orientiert sich grundsätzlich an Bekämp- fungsschwellen und/oder am voraussichtlichen Epidemieverlauf. Daneben gibt es noch den kontrollierten Vertragsanbau, der in den Anforderungen häufig weiter geht.

In Baden-Württemberg ist die Nutzung des „Herkunfts- und Qualitätszeichens Baden- Württemberg“ in der Produktvermarktung an die Erzeugung nach den „Richtlinien für die integrierte Produktion des Ministeriums ländlicher Raum“ gebunden.

Interflow

Unter Interflow (bzw. oberflächennahem Abfluss, Zwischenabfluss) versteht man die infiltrierte Wassermenge aus einem Niederschlag, die sich im Substrat geneigter Flä- chen überwiegend oberflächenparallel zum Grundwasserkörper oder direkt zum Vor- fluter hin bewegt und dort mit geringer Verzögerung eintrifft (Hölting, 1989).

KULAP

Kulturlandschaftsprogramm. Programm zur Förderung extensiver Bewirtschaftungs- weisen. Damit soll die Sanierung, Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft gewähr- leistet und ein Beitrag zur Verwirklichung der Ziele der Agrar- und Umweltpolitik erbracht werden.

Kulturlandschaftsausgleich

Ausgleichszahlungen für die ökologischen und landschaftspflegerischen Leistungen der Landwirtschaft. Der Begriff wird vor allem in Deutschland angewendet. Der Kul- A-8 Anhang 1: Glossar

turlandschaftsausgleich wird im Rahmen der Programme MEKA in Baden- Württemberg und KULAP in Bayern ausgerichtet.

Kunstwiesen

Ein- oder mehrjährige Wiesen, welche periodisch innerhalb einer Fruchtfolge umge- brochen werden (BUWAL, 1997).

Landwirtschaftsfläche

= Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) = Grasland (Wiesen, Weiden, Alpflächen), Ak- kerland (Getreide, Mais, andere ackerbauliche Nutzungen), übrige Nutzungen (Reb- bau, Obstbau, Gartenbau, Hecken- und Feldgehölze, Sonderkulturen, Brachland, Nassstandorte, etc.)

MEKA

Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich (Programm zur Förderung der umweltgerechten Landwirtschaft in Baden-Württemberg).

Nachhaltige Landwirtschaft

Ausgehend von der Definition der nachhaltigen Entwicklung werden von der Aka- demie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg die folgenden ökologi- schen Zielvorgaben für eine nachhaltige Landwirtschaft postuliert (Linckh et al., 1997):

– Durchsetzung umweltschonender Bewirtschaftungsweisen – Erzeugung gesunder und hochwertiger Nahrungs- und Futtermittel – Förderung der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen der Kulturlandschaft – Effiziente Nutzung der erneuerbaren Ressourcen (Wasser, Luft, Boden, Biomasse), die deren Regenerationsfähigkeit nicht überschreitet und die Stabilität der ökolo- gischen Stoffkreisläufe nicht gefährdet – Beachtung kritischer Belastungsgrenzen (critical Loads) – Schonung der nicht erneuerbaren Ressourcen – Sicherung der regionalen Wasserversorgung – Weitgehender Erhalt und Förderung der Biotop- und Artenvielfalt Zusätzlich wurden von der Akademie ökonomische und soziale Zielvorgaben, welche für die Erreichung der ökologischen Zielvorgaben dienlich sein können, formuliert (Linckh et al., 1997): Anhang 1: Glossar A-9

– Aufrechterhaltung einer weitgehend flächendeckenden Landbewirtschaftung – Ausreichendes Einkommen für kosteneffizient und umweltschonend wirtschaf- tende Betriebe – Erhalt und Förderung des unternehmerisch geprägten Familienbetriebes – Schaffung von langfristig stabilen Rahmenbedingungen – Sicherung der Nahrungsmittelversorgung durch eine umweltschonende Landbe- wirtschaftung innerhalb eines abgegrenzten Wirtschaftsraumes (EU).

Natürliche Erosion

Nährstoffverluste durch Erosion, ohne den anthropogen durch Landwirtschaft verur- sachten Anteil. Berechnung: Die „Natürliche Erosion“ bezieht sich auf alle Flächen, ausgenommen Siedlungsflächen und stehende Gewässer. Berechnet wird sie aus der mittleren Schwebstofffracht in den Fliessgewässern, abzüglich des berechneten Mate- rials aus der Bodenerosion auf Ackerland, das in die Fliessgewässer gelangt. Da die „natürliche“ Erosion ein „Restbetrag“ (berechnet aus der Schwebstofffracht minus dem Ackererosionsanteil) partikulärer Stoffe in den Fliessgewässern darstellt, bein- haltet sie keineswegs nur Material aus natürlichen Erosionsprozessen. Mit berücksich- tigt sind z.B. auch erhöhte Abträge als Folge von Skipisten oder Trittschäden (IGKB, 1996).

Ökologische Ausgleichsflächen

Ökologische Ausgleichsflächen sind Flächen innerhalb der Landwirtschaftsfläche, welche der landwirtschaftlichen Nutzung ganz oder teilweise entzogen sind. Ziel der Ausscheidung ökologischer Ausgleichsflächen ist der Schutz empfindlicher Lebens- räume vor dem Eintrag von Nährstoffen, die Erhaltung der Lebensraumvielfalt für Flora und Fauna sowie die Landschaftsgliederung. In der Schweiz ist die Ausscheidung von 7% ökologischen Ausgleichsflächen Voraus- setzung für den Bezug ökologischer Direktzahlungen. Anrechenbar sind unter ande- rem die folgenden Flächen: ungedüngte Weiden und Wiesen, Wiesen, die nach der Blüte des Fromental bzw. des Goldhafers geschnitten werden, Streueflächen, Hecken und Feldgehölze sowie Hochstamm-Obstbäume. Für bestimmte Arten von Ausgleichs- flächen werden zusätzliche Beiträge bezahlt. Ökologische Ausgleichsflächen werden in Baden-Württemberg durch das Programm MEKA und die Landschaftspflege-Richtlinie, in Bayern durch das KULAP und in Österreich durch das ÖPUL gefördert. A-10 Anhang 1: Glossar

Ökologischer Landbau Siehe unter „Biologische Bewirtschaftung“.

Ökologischer Leistungsnachweis (ÖLN)

Seit 1999 ist in der Schweiz der ökologische Leistungsnachweis Voraussetzung für den Erhalt sämtlicher Direktzahlungen. Der ökologische Leistungsnachweis umfasst ge- mäss Direktzahlungsverordnung DZV vom 7.12.98: a) eine tiergerechte Haltung der Nutztiere, b) eine ausgeglichene Düngebilanz, c) einen angemessenen Anteil an ökologischen Ausgleichsflächen, d) eine geregelte Fruchtfolge, e) einen geeigneten Bodenschutz sowie f) eine Auswahl und gezielte Anwendung der Pflanzenschutzmittel.

Optimierungsmassnahmen

Technische Massnahmen, die zu einer Optimierung der landwirtschaftlichen Input-/ Output-Bilanz bei gleichbleibendem Produktionsniveau führen (z.B. Massnahmen im Bereich bedarfsgerechte Düngung, Optimierung der Fütterung und der Stallsysteme, Verlustreduktion bei der Hofdüngerausbringung, Hofdüngerlagerung, Störfallver- meidung).

ÖPUL Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft.

Sekundärrohstoffdünger (Abfalldünger) Als Sekundärrohstoffdünger (Abfalldünger) gelten Klärschlamm und Kompost.

Siedlungsfläche

Gebäudeareal, besondere Siedlungsflächen, Verkehrsflächen (inkl. Strassen und We- ge), Siedlungsgrünflächen (Friedhöfe, Erholungsflächen). Anhang 1: Glossar A-11

Übrige Nutzungen

Andere Landwirtschaftsflächen: Rebbau, Obstbau, Gartenbau, Hecken- und Feldge- hölze, Sonderkulturen, Brachland, Nassstandorte, etc. (Landwirtschaftsfläche minus Grasland, Ackerland).

Übrige Quellen

Phosphor: Verluste durch P-Abschwemmung aus Ackerland, Wald, unproduktiver Vegetation, Strassen und vegetationslosen Flächen; Drainageverluste unter Gras- und Ackerland; P-Auswaschung unter Ackerland, Wald, unproduktiver Vegetation, vegetationslosen Flächen, Strassen und Siedlungsgrün; P-Deposition in Gewässer; P-Direkteinträge (Weide –> Gewässer, Düngung Gewässer, Hof, Weide –> Strasse, Düngung Strasse und sonstige); sonstige partikuläre P-Einträge.

Stickstoff: Verluste durch N-Abschwemmung aus Grasland, Ackerland, Wald, unproduktiver Vegetation, Strassen und vegetationslosen Flächen; Drainageverluste unter Gras- und Ackerland; N-Auswaschung unter unproduktiver Vegetation, vegetationslosen Flä- chen, Strassen und Siedlungsgrün; N-Deposition in Gewässer; N-Direkteinträge (Wei- de –> Gewässer, Düngung Gewässer, Hof, Weide –> Strasse, Düngung Strasse und sonstige); partikuläre N-Einträge mit Erosion Acker und sonstige (IGKB, 1996).

Unproduktive Fläche

Gewässer (stehende und fliessende Gewässer, Uferböschungen), unproduktive Vege- tation (Gebüsch und Strauchvegetation, unproduktive Gras- und Krautvegetation, Moore, Torfland, Ufervegetation), vegetationslose Flächen (Felsregionen, Gletscher).

Waldfläche

Gesamte bestockte Fläche: Geschlossener Wald (Normalwald, Waldstreifen, Waldrän- der, übriger Wald), Aufgelöster Wald, Gebüschwald, zum Teil auch Gehölze (Feldge- hölze, Hecken, Baumgruppen, übrige Gehölze). A-12 Anhang 1: Glossar

Weiden

Grasland/(Dauer-)Grünland ohne Wiesen und Alpflächen; BW: Heimweiden, Streuwiesen; BY: Mähweiden, Weiden ohne Hutungen; VA: Heim- weiden; FL/CH: Weiden.

Wiesen

Grasland/(Dauer-)Grünland ohne Weiden und Alpflächen; BW: Wiesen, Klee, Kleegras, Luzerne; BY: Wiesen, Hutungen und Streuwiesen, Klee, Kleegras, Luzerne, Ackerwiese/-weide; VA: Naturwiese, Streuwiesen, Kleegras, Ak- kerwiese; FL: Kunstwiese, Naturwiese/Mäiensässe; CH: Kunstwiesen, extensive und wenig intensive Wiesen; andere/übrige Dauerwiesen, extensive Wiese auf stillgeleg- tem Acker.