ZUKUNFT Historische Entwicklung und heutiger Zustand September 2009

Liebe Berlinerinnen und Berliner, liebe Besucher, Ob mit dem Bus, mit dem Fahrrad oder auch zu Anlieger und Nutzer des Gendarmenmarktes, Fuß, der Gendarmenmarkt gehört ins Programm aller Berlinbesucher. Die Schankgärten auf dem die Gestaltung, Nutzung und Weiterentwicklung Platz und auf den umlaufenden Gehwegen bele­ des historischen Zentrums ist mir ein ben den Platz und laden die Besucher zum Verwei­ besonderes Anliegen. Teile dieses Projektes sind len ein. Großer Beliebtheit über die Grenzen der die Aufwertung des Bereichs um den Fernsehturm Stadt hinaus erfreuen sich die „Classic Open Air“­ und der Diskussionsprozess zur langfristigen Ent­ Veranstaltung im Sommer und der Weihnachts­ wicklung des Rathausforums mit dem Marx­ markt im Winter. Engels-Forum, die Neugestaltung um das Hum­ boldtforum, die Entwicklung des Molkenmarkts, All diese vielen Nutzungen hinterlassen Gebrauchs­ des Petriplatzes sowie der Dialog zur Gestaltung spuren, die nicht nur schmücken. Um die Nutzun­ und Nutzung des Gendarmenmarktes. gen mit der großen Ausstrahlung dieses Platzes in Einklang zu bringen und die großartigen Bauwer­ Der Gendarmenmarkt wird zu Recht als einer der ke in der ihnen gebührenden Umgebung zu prä­ schönsten Plätze Berlins bezeichnet. Mit dem Kon­ sentieren, halte ich das Nachdenken über den zerthaus, dem Französischen und dem Deutschen Gendarmenmarkt für gerechtfertigt und sinnvoll. Dom wird er von Gebäuden geprägt, die zu den vornehmsten und bedeutendsten in unserer Stadt Mit diesem ersten „Planungsjournal“ zur Geschich­ gehören. Ihr Wiederaufbau nach den Zerstörungen te des Gendarmenmarktes möchte ich Sie zusam­ des Zweiten Weltkrieges wurde mit größter Sorg­ men mit dem Bezirksamt von zur akti­ falt und Fachkenntnis vorgenommen und findet ven Teilnahme an der Entwicklung des Gendar­ weltweit Anerkennung. menmarktes auffordern. Wir haben die Gestaltung und die Nutzung des Platzes untersucht, um Pro­ Nach dem Wiederaufbau der Gebäude wurde die bleme aufzuspüren und Entwicklungschancen Neugestaltung des Platzes in den 1980er Jahren in aufzuzeigen. Angriff genommen. Kurz nach dem Fall der Mauer wurden an der Südwestseite des Deutschen Doms Ich lade Sie deshalb recht herzlich zum offenen noch vorhandene historische Spuren der Wege Dialog über die Zukunft des Gendarmenmarktes und Grünanlagen aus dem 19. Jahrhundert freige­ ein. legt und wieder hergestellt. Damit erhielt der Platz ein historisches Fenster und eine weitere Zeit­ Regula Lüscher schicht wurde wieder erkennbar. Senatsbaudirektorin Gendarmenmarkt, 2009

Die Geschichte - Ein historischer Stadtraum

Die historische Entwicklung des Gendarmenmark­ Der Architekt Jean Louis Cayart (1645-1702), ein fen umgeben waren, fanden auch in den Kirchen städtische Lindenmarkt”. Der spätere, auf die mili­ tes zeugt von einer bewegten Geschichte dieses hugenottischer Oberst und Festungsbaumeister in Beisetzungen statt. tärische Nutzung zurückzuführende Name „Gen­ Platzes. Ursprünglich vor den Toren der befestig­ preußischem Dienst, entwarf die Französische Kir­ darmenmarkt“ wurde erst Ende der 1770er Jahre ten Stadt gelegen, liegt er heute mitten im Zen­ che nach dem Vorbild der 1688 zerstörten huge­ Dem hugenottischen Regiment Gens d´Armes gebräuchlich. trum von Berlin. Auch wenn heute auf der Platzflä­ nottischen Hauptkirche von Charenton. Die Pla­ wurde ab 1710 ein neues Quartier auf dem Platz che selbst nur noch sehr wenige originale Zeugnis­ nung der Deutschen Kirche beruhte auf einem zugeteilt, nachdem ihr ursprünglicher Standort im Etwa zu dieser Zeit hatte das Regiment Gens se erhalten sind, lassen sich frühere Zeitepochen Entwurf von Martin Grünberg (1655-1707), der alten Marstall für andere Zwecke benötigt wurde. d´Armes ein neues Lager außerhalb der Stadt dennoch gut nachzeichnen. zusammen mit Heinrich Behr die Aufsicht über die Die Stallungen errichtete man östlich der den Platz bezogen und wurde 1773 in der neu erbauten Bebauung der hatte. Mit der Erbau­ in Richtung Befestigungsanlagen begrenzenden Kaserne vor der Weidendammer Brücke einquar­ Kirchhof und Marktplatz (1688 bis 1773) ung der Kirchen begann man im Jahr 1701. Wäh­ heutigen Markgrafenstraße. Aufgrund der stän­ tiert. Der Abbruch der Stallungen, die zusammen rend die Französische Kirche bereits vier Jahre spä­ digen Vergrößerung des Regiments waren jedoch mit den militärischen Übungen des Regiments Im Zuge des Bevölkerungswachstums der aufstre­ ter eingeweiht werden konnte, zog sich die Fertig­ schon bald zusätzliche Stallanlagen erforderlich, schon immer das Markttreiben auf dem Platz eben­ benden preußischen Residenzstadt Berlin erfolg­ stellung der Deutschen Kirche bis 1708 hin. die 1733 um den Friedhof an der Französischen so wie das kirchliche Leben und die Nutzung der ten seit 1688 erste Überlegungen für eine Stadter­ Obwohl die im Erscheinungsbild unterschiedlich Kirche und zwei Jahre später um den Friedhof der beiden Friedhöfe empfindlich gestört hatten, zog weiterung südlich der Dorotheenstadt. Die Abste­ wirkenden Gebäude von Beginn an von Friedhö- Deutschen Kirche errichtet wurden. Der alte Stall sich jedoch noch bis 1778 hin. ckung des in quadratische und rechteckige konnte mit Schleifung der Festungsanlagen und Baublöcke unterteilten Straßenplanes erfolgte Anlage der Jägerbrücke im gleichen Jahr abgebro­ unter der Leitung von Johann Arnold Nehring chen werden. (1659-1695) bis etwa 1695 mit der heutigen Fried­ richstraße als zentraler, von Nord nach Süd gerich­ Bereits im März 1726 wurde festgelegt, dass der teter Erschließungsachse. Platz zwischen den beiden Kirchen für Marktzwe­ cke dienen soll und in diesem Zusammenhang ein In der sich anfänglich noch langsam entwickeln­ erstes Projekt für die planmäßige Ausgestaltung den Friedrichstadt bot sich die Möglichkeit, die seit des Areals vorgelegt. Das “Project zur Anlegung dem Edikt vom 08. November 1685 verstärkt nach des Marcts auf der Friedrich Stadt” sah folgende Berlin ziehenden französischen Hugenotten im Anlagen vor: Die zu den Kirchen gewandten Längs­ Aufbau einer eigenen Gemeinde zu unterstützen. seiten sollten jeweils mit fest aufgemauerten Den sich hier ebenfalls niederlassenden, aus der Marktständen begrenzt werden. Beiderseits eines Schweiz emigrierten Calvinisten war bereits um in der Mittelachse gelegenen Durchgangs waren 1690 eine Fläche zur Anlage des sogenannten jeweils zwölf „Scharren“ (Verkaufsstände) vorgese­ Ausschnitt aus dem „Plan de la Ville Berlin“, Samuel von Schmettau, 1748 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 270, A 68) „Schweizer Friedhofes“ zugewiesen worden, die hen, wobei die im Norden gelegenen den Bäckern sich westlich der bestehenden Festungsanlagen und die südlichen den Schlachtern vorbehalten befand. In diesem Bereich waren drei Baublöcke - waren. An den Schmalseiten vermerkt der Plan Flä­ vermutlich für die Anlage eines Marktplatzes - frei chen für fliegende Bauten der Obst- und Gemüse­ gehalten worden. Auf dem nördlichen Block wies händler. Die Platzmitte sollte ein von elf Bäumen Kurfürst Friedrich III. im Jahre 1699 den Hugenot­ beschatteter Brunnen einnehmen, um den neun ten einen Bauplatz für deren Kirche zu. Der süd­ Bottiche für den Fischverkauf angeordnet waren. liche Block, der zum Teil bereits als Friedhof diente, wurde der Deutschen Gemeinde als Kirchbauplatz Aus Stadtplänen geht hervor, dass nur ein ganz mit der Auflage übergeben, dass die zu erbauende geringer Teil der Marktstände realisiert wurde und Kirche auch von den Schweizer Calvinisten zur die weitere Ausgestaltung ausblieb. Als Bezeich­ Projektzeichnung für die Anlage eines Marktes zwischen der Ansichten der Französischen und Deutschen Kirche, Ausschnitte aus Abhaltung von Gottesdiensten genutzt werden Deutschen und Französischen Kirche, um 1727, Ausschnitt nung des Platzes waren der “Neue Markt” und der „Abriß der Königlich Preußischen Residentz-Stadt Berlin“, Johann darf. (Landesarchiv Berlin, F Rep. 270, A 517) “Mittel-Markt” ebenso üblich wie der “Friedrich­ David Schleuen, um 1747 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 270, A 50) 1 Entwicklung zum Architekturplatz 1785 nach Plänen von Gontard und unter Leitung Grundriss errichtet, in dem am Neujahrstag 1802 (1774 bis 1870) Ungers und Boumanns den beiden Kirchen jeweils im Beisein des Königs Friedrich Wilhelm III. die ers­ östlich vorgelagert worden sind. Die über kreuz­ te Aufführung stattfinden konnte. Der in den stren­ Der Abzug des Regiments Gens d´Armes stellte förmigem Grundriss errichteten Turmbauten gen Formen des Frühklassizismus gestaltete Bau einen bedeutenden Wendepunkt in der weiteren erhielten eine spätbarocke Fassadengestaltung, nahm mit seinem die Ostfassade bestimmenden Entwicklung des Platzes dar. Dieser Umstand sowie die strenger Zentralsymmetrie unterworfen war. Portikus erneut das an den Türmen vorgegebene, die Auflassung des Friedhofes an der Deutschen Die hohen Säulenhallen, die den drei freien Seiten den Platz prägende Architekturmotiv in neuer Aus­ Kirche im Jahre 1762 ermöglichten neue Überle­ der Türme angelagert wurden, bildeten mit ihren formung auf. Die Lage am westlichen Platzrand gungen zur baulichen Weiterentwicklung der von je sechs korinthischen Säulen getragenen war bewusst gewählt worden, um die Seitenporti­ Friedrichstadt an der bisher städtebaulich ver­ Dreiecksgiebeln das den Platz prägende Architek­ ken der Türme frei zu halten und gleichzeitig einen nachlässigten Nahtstelle zum alten Zentrum, wel­ turmotiv, das in deutlich zurückhaltender Ausfor­ großzügigen, an drei Seiten von Solitärbauten che bereits seit einiger Zeit über die Jägerbrücke mung auch die Hauptfront des Komödienhauses Die beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt, um 1800 gefassten Platzraum auszuformen sowie den Raum und die Jägerstraße direkt miteinander verbunden zierte. (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. II 12100) zwischen den Kirchen im Westen zu schließen. waren. ckelt. Friedrich II. verwirklichte mit den Turmbau­ Doch schon 1817 zerstörte ein Großbrand den Bau So trieb Friedrich II. die städtebaulich-architektoni­ ten ein Projekt zur städtebaulichen Aufwertung von Langhans. Infolge dessen erhielt Karl Friedrich sche Aufwertung und Erneuerung des Gendar­ der Residenzstadt, das seine Vorbilder und Ziele im Schinkel (1781-1841) als Mitarbeiter der König­ menmarktes ab 1774 vehement voran. Ein von französischen Absolutismus und dessen Repräsen­ lichen Baudeputation den Auftrag für den Neubau Bartholomé Robert Bourdet (1719-1799) entwi­ tationsbauten suchte. eines Nationaltheaters, der bis 1821 verwirklicht ckeltes Projekt, das eine völlig einheitliche, in baro­ werden konnte. Das in klassizistischen Formen cken Formen gestaltete Umbauung des gesamten Etwa zur gleichen Zeit erfolgte auch die Befesti­ durchgebildete Gebäude entstand auf den Funda­ Platzes vorsah, wurde jedoch nicht realisiert. Dem­ gung der den Platz umgebenden Straßen, also der menten des Vorgängerbaus. nach wären die beiden Gotteshäuser vollständig in Charlottenstraße im Westen, der Französischen die Fassaden einbezogen worden und hätten eine Straße im Norden, der Markgrafenstraße im Osten ganz neue Außenerscheinung erhalten. Bedeu­ und der Mohrenstraße im Süden sowie der Jäger- tend einfacher fielen dagegen die gut 20 Häuser und Taubenstraße, die den Platz in drei Quartiere aus, die schließlich als neue Randbebauung nach Komödienhaus, Handzeichnung von L. L. Müller, 1782 unterteilten. Die einzelnen Platzflächen waren mit (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 4501) den Plänen von Georg Christian Unger (1743-1799) Kopfsteinpflaster befestigt. Dabei waren die Flä­ und Carl Philipp Christian von Gontard (1731-1791) chen an den Kirchen, auf welchen weiterhin Markt­ bis 1785 errichtet wurden. Den beiden Kirchenbauten kam nun durch die auf­ tage abgehalten wurden, mit eisernen Pfosten zu trumpfenden Turmbauten eine neue repräsenta­ den umgebenden Bürgersteigen abgetrennt. Eine weitere Voraussetzung für eine Ausgestaltung tive Stellung auf dem Platz zu, auch wenn die Tür­ und neue Nutzung des Platzes war die Verlegung me damals keine Funktion besaßen. Die Kirchen, Das erste Komödienhaus sollte sich schon bald als Perspektivische Ansicht des Schauspielhauses, 1818 der Friedhöfe an den beiden Kirchen. Die Neuord­ die auf den jeweiligen Platzdritteln bisher eine zu klein erweisen, so dass man die Errichtung eines (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 196087) nung des Bestattungswesens unter hygienischen ungleiche Stellung einnahmen, fanden mit Hilfe neuen Hauses beschloss. Nach einem 1798 von Aspekten war in den 1730er Jahren mit der Verle­ der Turmbauten eine neue Verankerung auf dem Carl Gotthard Langhans (1732-1808) vorgelegten Auch Schinkel übernahm das von sechs Säulen gung der ersten Friedhöfe vor das Hallesche Tor Platz, wobei die Ostfassaden nun in gleicher Linie Entwurf wurde am westlichen Platzrand, ausge­ gestützte Portikusmotiv und entwickelte durch eingeleitet worden. Die Gemeinde der Deutschen lagen. Hiermit wurde eine städtebaulich klare Kan­ richtet auf die beiden alten Kirchenbauten, ein Höhenstaffelung und kulissenartiges Hervortreten Kirche erhielt bereits 1763 in der Chausseestraße te zu den gegenüber liegenden Baufronten entwi- langgestrecktes Gebäude über rechteckigem der Baukörper den Haupteingang des Theaters zu vor dem Oranienburger Tor nördlich der Stadt dem den Platz beherrschenden Zentrum. Damit einen neuen Begräbnisplatz zugewiesen. Dorthin waren die drei repräsentativen Gebäude am Gen­ erfolgte schließlich 1780 auch die Verlegung des darmenmarkt etabliert, die auch heute noch das Friedhofes der Französischen Gemeinde in direkter Erscheinungsbild prägen. Benachbarung zum schon bestehenden der Deut­ schen Gemeinde. Auf dem Platz selbst wurden weiterhin Markttage abgehalten, daneben war er Schauplatz von Kund­ Das neue bauliche Zentrum des Platzes sollte auf gebungen und politischen Versammlungen. Für dem mittleren Platzsegment ein neuer Theaterbau die abendliche Beleuchtung wurden Laternen auf­ bilden, der 1774 für die Französische Komödian­ gestellt und zur Reinhaltung des Marktbetriebes tentruppe errichtet wurde. Dieses von Georg Chris­ Wasserpumpen installiert. tian Unger entworfene und unter Leitung Georg Friedrich Boumanns (1737- nach 1812) über recht­ eckigem Grundriss errichtete Gebäude ordnete man an der westlichen Platzgrenze zwischen den beiden Kirchen an. Das als bescheiden zu bezeich­ nende Haus erhielt eine spätbarocke Tempelfassa­ de an seiner nach Osten weisenden Eingangs­ front.

Als weit grandiosere, durch Friedrich II. veranlasste Maßnahme zur städtebaulichen Aufwertung des Platzes und seines Umfeldes ist die Errichtung der Gendarmenmarkt mit Nationaltheater und Deutschem Dom, Aquarell mit Federzeichnung, Friedrich A. Calau, um 1815 Marktstände zwischen Französischer Straße und Charlotten­ Turmbauten zu betrachten, die zwischen 1780 und (http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Berlin_Gendarmenmarkt_1815.jpg) straße, um 1890 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 23254)

Gärtnerischer Schmuckplatz Westfront stellt die wohl auffälligste architekto­ Entwurf des Bildhauers (1831­ Berliner Gartenverwaltung realisiert worden. Ein (1871 bis 1935) nische Neuerung dar. 1911), den dieser auf Wunsch des Komitees noch­ gestrecktes Wegekreuz untergliederte den Platz in mals modifizierte. Wegen des Deutsch-Franzö­ vier Dreiecksflächen, die als Rasenstücke angelegt In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bis Die städtebaulichen Veränderungen sowie die sischen Krieges verzögerte sich die Enthüllung des und mit Gehölzgruppen bepflanzt wurden. Das im zur Jahrhundertwende vollzog sich eine durch­ geänderten Nutzungen der umliegenden Bauten Denkmals und konnte schließlich am 10. Novem­ Zentrum stehende und mit aufwändigem Gitter­ greifende Veränderung der Platzrandbebauung. und die teilweise damit verbundenen gesellschaft­ ber 1871 stattfinden. Zum Ende dieses Jahres werk eingehegte Denkmal führte zu einer starken Viele der anliegenden Häuser wurden im Rahmen lichen Umwälzungen in der Bewohnerschaft lie­ erfolgte die Benennung des vor dem Schauspiel­ Betonung der Mittelachse des gesamten Areals. des gründerzeitlichen Aufschwungs aufgestockt, ßen bereits 1853 die Forderung nach Baumpflan­ haus und zwischen Jäger- und Taubenstraße gele­ Vor der Freitreppe des Theaters diente ein quer umgebaut oder abgebrochen und durch deutlich zungen und gärtnerischen Anlagen auf dem Gen­ genen Bereiches des Gendarmenmarktes in „Schil­ verlaufender Weg zu dessen Erschließung. Die größere und prächtigere Neubauten ersetzt. Es darmenmarkt laut werden. Im März des Jahres lerplatz“. Neugestaltung des Mittelteils verdeutlichte in der entstanden vornehmlich Geschäftshäuser, Bank- wurde in einem “Circular im Gensdarmenmarkt- damaligen Form die seit Beginn bestehende Drei­ und Bürogebäude, die zu Veränderungen der Bezirk” aufgerufen, eine Verschönerung “durch Mit der Enthüllung des Schiller-Denkmals war auch teilung des Gendarmenmarktes durch Jäger- und Stadtgestalt wie auch der Bevölkerungsstruktur Park-Anlagen, event. Linden-Alleen (...) um den die gärtnerische Ausgestaltung des vor dem Taubenstraße. rund um den Gen darmenmarkt führten. ganzen Platz, vielleicht auch Lindenlauben: unbe­ Schauspielhaus gelegenen Bereiches durch die schadet des Marktverkehrs” zu unterstützen. Die­ In dieser Zeit wurden die inzwischen reparaturbe­ ser auch in finanzieller Hinsicht an die Anrainer dürftigen Kirchenbauten instandgesetzt und dabei gerichtete Aufruf blieb jedoch ohne Folgen. auch im äußeren Erscheinungsbild verändert. 1881 wurde zunächst die Deutsche Kirche unter Her­ Erst im Zusammenhang mit der Aufstellung eines mann von der Hude (1830-1908) auf altem Grund­ Denkmals für den Dichter sollte riss neu errichtet. Während die Gestaltung der es zu einer gärtnerischen Ausschmückung kom­ Außenfassaden unverändert übernommen wurde, men. Anlässlich des 100. Geburtstages wurde am stattete man den Innenraum in neobarocken For­ 10. November 1859 vor dem Schauspielhaus ein men aus und überwölbte das Gotteshaus mit Grundstein für ein Denkmal gelegt, das nach dem einem weithin sichtbaren Kuppeldach. 1904 Willen des Denkmalkomitees am 110. Geburtstag erfolgte unter Otto March (1845-1913) der Umbau Schillers enthüllt werden sollte. An dem darauf hin der Französischen Kirche, die in ihrer äußeren ausgelobten Wettbewerb beteiligten sich 25 Gestalt nur wenig verändert wurde. Der Dreiecks­ Künstler. Nach längeren Begutachtungen und Dis­ Plan für die Ausgestaltung der Fläche vor dem Schauspielhaus, Schiller-Denkmal und Schmuckanlagen auf dem Gendarmen­ 2 giebel an der zur Charlottenstraße gerichteten kussionen entschied sich der Magistrat für den um 1872 (Landesarchiv Berlin, A Rep. 007, Nr. 31) markt, um 1880 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 248979) Die die Kirchen umgebenden Pflasterflächen dien­ giger, auf die Freitreppe ausgerichteter Zugangs­ Lang gestreckte oder linsenförmige Rasentep­ auf Wegeerweiterungen befanden sich Schmuck­ ten weiterhin zu Marktzwecken, bis im Jahre 1886 bereich geschaffen, dessen Zentrum nach wie vor piche, die beiderseits einer durch das Gebäude pflasterungen in Rosettenformen. der Betrieb in die neu geschaffenen Zentralmarkt­ das Schiller-Denkmal bildete. Dieser breite Vor­ gedachten Symmetrieachse angeordnet waren, hallen verlagert wurde. Erst jetzt war die Voraus­ platz wurde in der Art eines Teppichs von aufwän­ umgaben den Deutschen Dom. Höhenmäßig von Der Gendarmenmarkt präsentierte sich nach der setzung geschaffen, die Gestaltung des Platzes in digen Schmuckpflasterungen gerahmt und bei­ Ost nach West gestufte Gehölzgruppen lagen gärtnerischen Ausgestaltung als ein zeittypischer, seiner Gesamtheit zu überdenken. So legte der derseits von lang gestreckten Rasenflächen gefasst. locker im Rasen verteilt. Sie umfingen zusammen mit reichen Blumenpflanzungen und handwerk­ damalige Stadtgartendirektor von Berlin, Hermann Auf den Rasenspiegeln befanden sich jeweils run­ mit einigen wenigen Bäumen das Bauwerk und lich hervorragenden Zierpflasterungen ausgestat­ Mächtig (1837-1909), schließlich im August 1893 de Springbrunnenbecken sowie üppig bepflanzte bildeten zugleich den räumlichen Abschluss des teter Schmuckplatz des ausgehenden 19. Jahrhun­ einen Entwurf für die gärtnerische Ausgestaltung Blumenbeete. Auf diese Weise entstand ein reprä­ Platzes nach Westen und Süden. Die Anlagen am derts, der auf die repräsentative Wirkung der Bau­ vor, der kurz darauf zur Ausführung genehmigt sentativer Platzbereich, hinter dem die Schaufas­ Französischen Dom waren nach dem gleichen lichkeiten Bezug nahm. Das Schiller-Denkmal und und bis 1895 ausgeführt worden ist. sade des Schauspielhauses voll zur Wirkung kam. Prinzip aufgebaut. Bedingt durch die asymmet­ die hohen Springstrahlen der Brunnenbassins bil­ rische Gebäudelage auf der Platzinsel befand sich deten die Fixpunkte der Gartenanlage. Die inzwischen hoch aufgewachsenen Gehölze Die Gliederung der Gartenanlagen an den beiden ein breiter Rasenstreifen im Norden entlang der vor dem Theater wurden entfernt und ein großzü- Kirchen berücksichtigte eine Durchwegung aus Französischen Straße. Die Platzgestaltung erfuhr in der Folgezeit einige allen Richtungen, wobei eine Umfahrung jeweils Vereinfachungen, die sich vornehmlich auf die Blu­ zur Versorgung der Gebäude diente. Vor den Kir­ Alle Vegetationsinseln wurden von niedrigen menausstattung bezogen. Auch einzelne zu hoch chen an der Markgrafenstraße wurden trapezför­ Eisenbarrieren eingefasst. Mastleuchten dienten aufwachsende Strauchgruppen wurden entfernt, mig sich erweiternde Rasenteppiche angelegt, die zur nächtlichen Illumination. Hinter den Kirchen so dass etwa seit 1920 schlichte, von niedrigen symmetrisch gestaltete Blumenbeete und seitlich befanden sich jeweils zwei Laternen auf kreisrun­ Eisengittern gefasste Rasenflächen das Erschei­ angeordnete Strauchgruppen zierten. Die eher den Inseln innerhalb der Umfahrung. Während die nungsbild dominierten. Diverse Ruhebänke luden organisch und malerisch wirkenden Pflanzflächen Umfahrungen aus Asphalt hergestellt wurden, Passanten zum Verweilen ein. verwischten die ungleiche Stellung der Kirchen auf wiesen alle anderen Wege eine farblich abgesetzte den jeweiligen Platzbereichen. Pflasterung auf. Auf den erwähnten Inseln sowie

Platzfläche vor dem Schauspielhaus, um 1920 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. II 9965)

Entwurf Hermann Mächtigs für die Schmuckanlagen auf dem Gen­ Gendarmenmarkt mit Schmuckpflanzungen, um 1895 (Postkarte) Schmuckpflanzungen vor dem Deutschen Dom, 1899, Ausschnitt darmenmarkt, um 1895 (Landesarchiv Berlin, A Rep. 007, Nr. 31) (http://hdl.loc.gov/loc.pnp/ppmsca.00346) (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 74414 / Foto: W. Titzenthaler)

Aufmarschplatz während der NS-Diktatur (1936 bis 1945)

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann unmittelbar eine durchgreifende Neuori­ entierung in Städtebau und Architektur, welche vollständig den propagandistischen Zielen der totalitären Machthaber unterworfen wurde. In Ber­ lin als Reichshauptstadt wurden sehr rasch reprä­ sentative Bauvorhaben und Umgestaltungsmaß­ nahmen ergriffen, die zur Selbstinszenierung wie zur Darstellung eines angeblich weltoffenen Deutschlands im Zusammenhang mit den 1936 hier ausgetragenen Olympischen Spielen dienen sollten. Im alten Zentrum erfolgte die Umgestal­ tung wichtiger Plätze, die auch den und Wilhelmplatz sowie den Gendarmenmarkt betrafen. Gerade hier ermöglichten die Bauten des friderizianischen Barocks und der Schinkel-Zeit eine Demonstration “vaterländischer Bautradition”. Gendarmenmarkt mit reduzierten Schmuckpflanzungen, um 1930 (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. II 10351) Die Platzumgestaltungen dienten neben der Prä­ sentation der angeeigneten Baugeschichte vor­ nehmlich als Aufmarschplätze bei propagandisti­ schen Veranstaltungen.

Die Planung für den Gendarmenmarkt sah eine Abräumung der Grünflächen entlang der Markgra­ fenstraße und eine flächendeckende Pflasterung vor. Während sie am Schauspielhaus bis an die Westfassade reichen sollte, waren nördlich des Französischen und südlich des Deutschen Domes Entwurf für die Umgestaltung des Gendarmenmarktes, 1935 noch schmale Grünzonen vorgesehen. Realisiert (Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 55, 1935) wurde 1935/36 schließlich nur die Platzfläche vor dem Schauspielhaus, die mit dunkel- und hellgrau­ umgebaut. Als direkte Verbindung diente ein mas­ em Pflaster in Rasterform befestigt wurde. Das sives Brückenbauwerk in Höhe des ersten und Schiller-Denkmal wurde entfernt. Zufahrten von zweiten Obergeschosses, das die Charlottenstraße den Straßen ermöglichten gleichzeitig die Nut­ überspannte. zung als Parkplatz für Kraftwagen. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges erlitt Es wurden auch Sanierungs- und Umbauarbeiten der Gendarmenmarkt das gleiche Schicksal wie so am Schauspielhaus selbst durchgeführt. Im viele Plätze und Grünanlagen in Berlin. Die meis­ Gendarmenmarkt mit Platzfläche vor dem Schauspielhaus, um 1938 (SLUB Dresden / Deutsche Fotothek, df-0176616) Wesentlichen ging es hierbei um die Schaffung ten Bäume wurden zur Nutzung als Feuerholz neuer Magazinräume. Aus diesem Anlass wurden gerodet und die einstigen Rasenflächen zum naten führten die Bombenangriffe der Alliierten zu Schauspielhaus. Die Platzflächen scheinen aller­ die Gebäude Charlottenstraße 55 und 56 ange­ Anbau von Feldfrüchten und Getreide umgebro­ massiven Schäden an der umgebenden Bebauung dings im Vergleich dazu relativ wenige substanzi­ kauft und zu Werkstätten und Magazinräumen chen und bewirtschaftet. In den letzten Kriegsmo- sowie an den beiden Kirchenbauten und dem elle Schäden erfahren zu haben. 3 Wiederaufbau und Neudefinition teten Randzonen an den Kirchen als intime Aufent­ Der 1983 begonnene Wiederaufbau des Deut­ (nach 1945) haltsorte geplant. Blütengehölze entlang der Kir­ schen Doms wurde 1996 vollendet, wobei der chenfassaden dienten der farblichen Auflocke­ Innenausbau des stark kriegsbeschädigten Bau­ Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte sich der Gen­ rung. Alle Ausstattungselemente, wie Sitzbänke, werkes in modernen Formen erfolgte. Im Zuge die­ darmenmarkt trotz der zwischenzeitlichen Nut­ Leuchten, Poller etc. wurden im Sinne der von ser Maßnahme wurden im Bereich an der Charlot­ zung zum Kartoffel- und Mohnanbau in seiner Schinkel entwickelten klassizistischen Formge­ tenstraße gartenhistorische Grabungen durchge­ grundsätzlichen Gliederung mit den aus der Zeit bung gestaltet, farblich akzentuiert und teilweise führt. Diese Flächen dienten seit mehr als einem von 1895 stammenden Wegeflächen im Bereich mit gusseisernen Zierelementen versehen. Das Jahrzehnt der Baustelleneinrichtung und wurden der Kirchen, dem 1936 geschaffenen Aufmarsch­ restaurierte Schiller-Denkmal fand 1989 am deshalb weitgehend durch Bauzäune und Baustra­ platz und den die Dreiteilung ergebenden Quer­ ursprünglichen Ort erneut seine Aufstellung. ßen aus großformatigen Betondielen geschützt. straßen dar. Im Zuge der Enttrümmerung diente Nach deren Abbau wurden mit Hilfe der Freile­ der Platz zur Lagerung von Baumaterialien. gungsarbeiten original erhaltene Bauteile und Strukturen der von Mächtig 1895 gestalteten Anla­ gen gefunden, wie zum Beispiel Pflasterungen, Wegebegrenzungen, Granitbordsteine, Funda­ mente der ehemaligen Leuchten und Asphaltflä­ chen der einstigen Umfahrung. Diese Befunde ermöglichten zusammen mit dem noch vorhande­ nen Baumbestand und im Abgleich mit histo­ rischen Fotografien und Karten die Wiederherstel­ lung dieses Bereiches entsprechend der Mächtig´schen Planung. Der südwestliche Teil des Gendarmenmarktes stellt sich heute wieder im Platz der Akademie, um 1978 Entwurf zur Neugestaltung, 1978 (Landesdenkmalamt Berlin) Platz vor dem Schauspielhaus, 1986 Zustand der 1920er Jahre mit vereinfachten Pflan­ (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. C 1269) (In: Freifläche und Erschließung Platz der Akademie, IVE Berlin 1978) (Landesarchiv Berlin, F Rep. 290, Nr. 283595 / Foto: G. Schneider) zungen dar. Er veranschaulicht im Zusammenhang mit den historischen Fassaden der Deutschen Kir­ Anlässlich der 250-Jahr-Feier der Akademie der Eine der wesentlichen Gestaltungsideen war die che die geschichtliche Entwicklung dieses wich­ Wissenschaften, die das wiederhergestellte Gebäu­ Zusammenfassung des bisher in drei Teilflächen tigen Berliner Stadtplatzes und steht zugleich in de der ehemaligen „Preußischen Seehandlung“ an unterteilten Platzes, indem die beiden Querstraßen spannungsreichem Kontrast zur Platzgestaltung der Ecke Jäger- und Markgrafenstraße bezogen aufgelöst und die gesamte Fläche um ein bis zwei der 1980er Jahre. hatte, erfolgte 1950 die Umbenennung des Gen­ Stufen gegenüber dem umgebenden Straßenni­ darmenmarktes in „Platz der Akademie“. Ab 1967 veau erhöht wurde. Hierdurch konnte eine bis dahin begannen die ersten Arbeiten zu Wiederaufbau nie vorhandene, übergreifende und ruhige Raum­ und Teilrekonstruktion des Schinkel’schen Schau­ wirkung erzielt werden. Die vollständige Öffnung spielhauses. Der Französische Dom wurde mit Aus­ der Fläche vor dem Schauspielhaus sollte der unge­ nahme des Turms 1983 als erstes Gebäude auf hinderten Überquerung und dem freien Aufenthalt dem Platz wiederhergestellt. Zur Wiedereröffnung Rechnung tragen. Die Befestigung wurde aus Gra­ des Schauspielhauses wurde 1984 der mittlere nitplatten im Verbund mit vorgefertigten Wegeplat­ Platzabschnitt mit einer neuen Oberflächenbefes­ ten aus Beton hergestellt, in die wiederum gesägtes tigung versehen und kurz darauf die Bereiche an Mosaikpflaster aus Granit mit Bändern aus dunklen der Französischen Kirche mit im Raster gesetzten Betonsteinen eingelassen war. Der Wechsel der kleinkronigen Ahornbäumen bepflanzt. Dies Platten- und Pflastergrößen ergab zusammen mit geschah im Rahmen eines Projektes zur Freiflä­ den farblich abgesetzten Betonsteinen ein großzü­ chengestaltung, das durch den VEB Ingenieur­ giges Raster mit Bezug auf die Baulichkeiten. hochbau für den Magistrat von Berlin, Hauptstadt der DDR, „Aufbauleitung Sonderbauvorhaben“ Demgegenüber waren die von kleinwüchsigen Kugel-Ahorn-Pflanzung um den Französischen Dom, 1985 Der 1995/96 denkmalgerecht wiederhergestellte Bereich west­ 1978 entwickelt worden war. Spitz-Ahornen mit kugelförmiger Krone beschat­ (Bundesarchiv, Bild 183-1985-0913-305 / Foto: P. H. Junge) lich des Deutschen Doms, 2009 (Foto: R. Eckert)

4 Gendarmenmarkt, 2006 (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Abteilung III) Die Platzgestalt - Ein prächtiger Raum gestalt. So stehen sich die Turmbauten mit ihren unterschiedlichen Platzseiten wirkt bis in den Stra­ Der großzügige Platzbelag des Gendarmenmark­ großzügigen Portiken in respektvollem Abstand ßenraum hinein und so kann heute vor allem von tes unterstreicht die städtebauliche Grundidee Die Entstehung des Gendarmenmarktes als ein gegenüber und geben somit erst dem Schauspiel­ der Markgrafenstraße aus die „Schauseite“ des und ist als ein übergreifendes Motiv in wohltuen­ Element barocker Stadterweiterung prägt noch haus die Möglichkeit zu seiner vollen architekto­ Platzes erlebt werden, während gegenüber eher der Weise ablesbar. Er entspricht im Detail jedoch heute seinen städtebaulichen Charakter. Vor allem nischen Wirkung. Die umgebende Platzrandbe­ technische Funktionen dominieren. nicht mehr den heutigen Erwartungen an eine ele­ im Kontext benachbarter Stadträume wie dem bauung unterstützt mit ihrer einheitlichen Trauf­ gante und komfortabel nutzbare Oberfläche. Die Lustgarten, dem Bebelplatz und dem neu entste­ höhe das Konzept der Solitärbauten und gibt dem sehr vielfältige Materialmischung konkurriert zur henden Humboldtforum zeigt sich seine eigen­ Platz einen würdigen Rahmen. So ist es noch heute eleganten Fassadengliederung der historischen ständige Identität. Das Gegenüber der Dombauten ein großartiges Erlebnis, wenn man aus dem dich­ Bauten und kann in der Detailqualität den gestal­ und die charakteristische Nord-Süd-Ausrichtung ten Straßenraster der Friedrichstadt kommend terischen und funktionalen Anspruch der Gebäude sind wesentliche Merkmale, die den Gendarmen­ unmittelbar auf den offenen, weiten Gendarmen­ nicht erreichen. markt in besonderer Weise auszeichnen. Wie kein markt gelangt. Wie in einer kostbaren Schatulle zweiter Platz präsentiert er auf eindrucksvolle Wei­ zeigen sich die Bauten in ihrer ganzen Schönheit Die Ausstattungselemente im Bereich vor dem se die repräsentative Architektur der klassizis­ und lassen sich von allen Seiten bewundern. Schattenbereiche unter dem Baumraster am Französischen Dom Schauspielhaus sowie an den Platzkanten zeugen tischen Epoche. Die Erstreckung über drei Straßen­ von einer relativ einheitlichen Gestaltsprache und quartiere der Friedrichstadt eröffnet einen weiten Neben den klaren Symmetrieachsen sind jedoch unterstreichen den repräsentativen Charakter des städtischen Raum, der die prachtvollen, sehr plas­ auch andere räumliche Merkmale ablesbar, die Gendarmenmarktes. Andererseits bilden vor allem tisch gegliederten Gebäude erst richtig zur Gel­ dem Platzraum zu einer differenzierteren Gliede­ die Kandelaber und Poller in ihrer kräftigen Ausfor­ tung bringt. Vor allem die Treppenanlagen der rung verhelfen. Während die östliche Platzhälfte mung teilweise Raumteilungen aus, die dem origi­ historischen Bauten unterstützen ihre repräsenta­ sich sehr offen und repräsentativ zur Markgrafen­ nären städtebaulichen Ansatz nicht entsprechen. tive Wirkung. Sie sind nicht nur funktionale Zugän­ straße wendet, ist der westliche Platzbereich an ge und architektonisches Element, sondern er­ der Charlottenstraße durch engere Raumstruktu­ Letztlich sind es auch die teilweise sehr raumgrei­ möglichen es auch, den Platz aus einer erhöhten ren gekennzeichnet. Seinen Ursprung hat diese Treppenstufen am Platzrand fenden Möblierungen, die den eigentlich sehr räumlichen Perspektive zu betrachten. Gleichzeitig Situation in der Komposition der Dom- und Kir­ großzügigen Platz an einigen Orten wie „zuge­ erheben sich damit die Bauten auf einen hohen chenbauten, deren Türme sich in der östlichen Die reich gegliederten Baukörper mit ihren vor­ stellt“ erscheinen lassen. Obwohl die vielen Res­ Sockel, was ihre würdevolle Wirkung noch unter­ Platzhälfte gegenüberstehen. Diese Asymmetrie nehmen Fassaden und vor allem den einladenden taurants und Cafés dem Platz erst zu seinem ange­ streicht. wird auch durch die eindeutige Ausrichtung des Portalen, Portiken und Freitreppen erfordern gera­ nehmen urbanen Flair verhelfen, wird durch ausla­ Schauspielhauses unterstrichen, welches durch dezu zwingend einen offenen, großzügigen Platz­ dende Sitzmöbel, übergroße Sonnenschirme oder Die in der städtebaulichen Figur ablesbaren Sym­ eine klare Unterscheidung in Vorder- und Rücksei­ raum, um ihre Wirkung voll entfalten zu können. umfangreiche Tresenanlagen der prächtige Stadt­ metrien sind ein wesentliches Merkmal der Raum- te gekennzeichnet ist. Das Raumkonzept der Daher wiegt es umso schwerer, wenn inzwischen raum stellenweise empfindlich gestört. einige ursprünglich wohlgemeinte Veränderungen das klare städtebauliche Bild des Gendarmenmark­ tes beeinträchtigen. So sind es vor allem die in den letzten Jahrzehnten zu dichten Dächern herange­ wachsenen Baumraster aus Kugel-Ahorn, die hauptsächlich an den Stirnseiten des Platzes und gerade an den so wichtigen Straßenecken die Fas­ saden der Kirchenbauten verdecken und wichtige Blickbeziehungen unterbrechen. Die sehr nied­ rigen Baumkronen können keine angemessenen Proportionen zu den mächtigen Gebäuden entwi­ ckeln und erzeugen eine bedrückende räumliche Atmosphäre. Zusätzlich sind diese Bereiche durch eine Stufenanlage vom Straßenraum abgetrennt, Raumproportionen Platzoberfäche wodurch die teilweise beengte Situation noch ver­ (3D-Modell: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung) Mosaikpflaster am Deutschen Dom stärkt wird. Ausstattungselemente

Der Verkehr – Mitten in der Stadt geordneten Erschließungsfunktion gegenüber handenen Stellplatzanlagen nicht gedeckt werden den einmündenden Straßen vorfahrtberechtigt. kann. Die Folge sind zahlreiche „wild“ abgestellte Der Gendarmenmarkt wird maßgeblich durch das Fahrräder, die zu optischen Beeinträchtigungen historisch überlieferte, orthogonale Straßenraster An der Kreuzung Französische Straße/Charlotten­ führen und teilweise Gefahrpotenziale darstellen. der Friedrichstadt geprägt. Der Platz wird von der straße besteht eine Lichtsignalanlage, die für den Charlottenstraße im Westen, der Markgrafenstraße Fußgängerverkehr die Fahrbahnquerungen über Die hohe Frequenz von Reisebussen, die Besucher im Osten, der Französischen Straße im Norden und alle Zufahrten sichert. Weitere bauliche Anlagen zum Gendarmenmarkt bringen und wieder abho­ der Mohrenstraße im Süden gerahmt. Eine Beson­ oder betriebliche Regelungen zur Sicherung und len, führt insbesondere in der Markgrafenstraße zu derheit des Straßennetzes besteht darin, dass die Erleichterung von Fahrbahnquerungen über die Konflikten durch optische Störungen an der Schau­ Tauben- und Jägerstraße, die außerhalb des Plat­ den Platz umgebenden Straßen sind nicht vorhan­ seite des Platzes und erschwert die Zugänglichkeit. zes Bestandteil des regelmäßigen Straßennetzes den. Fußgänger gelangen meist nur mühsam auf Der öffentliche Straßenraum wird häufig für die sind, vom Gendarmenmarkt unterbrochen wer­ den Platz. Sie müssen sich den Weg zwischen am Dauer eines Besuches am Gendarmenmarkt zum den. Auf der Westseite des Platzes sind in Verlänge­ Fahrbahnrand parkenden, in zweiter Spur halten­ Parkplatz für Busse und der Blick auf den Platz ist rung dieser beiden Straßen zwei Zufahrten baulich den Fahrzeugen und dem fließenden Verkehr zum damit vollkommen verstellt. ausgebildet, die das Befahren des Platzes mit Fahr­ Platz bahnen. Treppenstufen am Platzrand behin­ zeugen in Sonderfällen, zum Beispiel bei Großver­ dern die barrierefreie Zugänglichkeit des Platzes Im nördlichen Abschnitt der Charlottenstraße wur­ anstaltungen ermöglichen. Das rasterförmige Stra­ zusätzlich. Schmale Wege am Schauspielhaus (Foto: H. Staadt) den Taxistände am platzseitigen Fahrbahnrand ßennetz gewährleistet ein hohes Maß an Flexibilität eingerichtet. Der ohnehin sehr schmale Gehweg hinsichtlich der Routenwahl im Fahrzeugverkehr, Im Fußgängerlängsverkehr wird die nutzbare Brei­ Tempo 30-Zone entbehrlich. Auf der Platzfläche wird in diesem Bereich beim Öffnen von Fahrzeug­ was sich bei Störungen oder Havarien positiv aus­ te der gebäudeseitigen Gehwege sowohl in der wird das Radfahren „geduldet“, obwohl es ver­ türen für das Einsteigen der Fahrgäste in Anspruch wirkt und zu einer weitgehend gleichmäßigen Ver­ Markgrafenstraße als auch in der Charlottenstraße kehrsrechtlich nicht zulässig ist. Radfahrer über­ genommen und damit zusätzlich eingeschränkt. teilung des Verkehrsaufkommens führt. durch raumgreifende Sondernutzungen, Pflanzkü­ queren den Gendarmenmarkt vor allem in West/ bel und andere Straßenausstattung wie zum Bei­ Ost-Richtung im Zuge der Tauben- und der Jäger­ Bei temporären Veranstaltungen herrscht stets ein spiel Masten und Parkscheinautomaten teilweise straße sowie diagonal von Südwesten nach Nord­ intensiver Verkehr am Gendarmenmarkt, wie zum stark eingeschränkt. Der platzseitige Gehweg ist osten. Die Diagonale von Nordwesten nach Südos­ Beispiel beim Auf- und Abbau des Weihnachts­ insbesondere im nördlichen Abschnitt der Charlot­ ten ist wegen der Treppenstufen der Platzränder marktes. Zusätzlich entstehen teilweise Beein­ tenstraße und westlich des Konzerthauses so und wegen der Bepflanzung nur eingeschränkt trächtigungen durch Anlieferungen der Gastrono­ schmal ausgebildet, dass Begegnungen von ent­ nutzbar. miebereiche direkt auf der Platzfläche. Während gegenkommenden Fußgängern oder das neben­ die Charlottenstraße hauptsächlich für die Andie­ einander Gehen nicht möglich sind. Die Fahrbahnränder der den Platz umgebenden nung des Gendarmenmarktes genutzt wird, dient Straßen werden fast durchgängig auf beiden Sei­ die Markgrafenstraße eher der touristischen In den umgebenden Straßen bestehen keine Anla­ ten von parkenden Fahrzeugen belegt. Häufig wird Erschließung. gen für den Radverkehr, sie sind innerhalb der in zweiter Reihe geparkt, da für den Lieferverkehr Parkplätze entlang der Charlottenstraße (Foto: H. Staadt) oder für Reisebusse keine ausreichenden Stell­ Die den Gendarmenmarkt im Westen, im Süden platzangebote frei gehalten werden. Die parken­ und im Osten umgebenden Straßen haben hin­ den Fahrzeuge verstellen die Zugänge zum Platz sichtlich des Fahrzeugverkehrs ähnliche Bedeu­ und beeinträchtigen wichtige Sichtbeziehungen. tung. Die Französische Straße ist im Vergleich als Das für die Verkehrssicherheit wichtige Prinzip höherrangig einzustufen. Die Nutzung der den „Sehen und gesehen werden“ wird durch die par­ Platz umgebenden Straßen ist verkehrsrechtlich kenden Fahrzeuge insbesondere für den Fußgän­ nur hinsichtlich der zulässigen Höchstgeschwin­ gerverkehr stark eingeschränkt. Gleichzeitig sind digkeit eingeschränkt. Der Gendarmenmarkt liegt jedoch die zahlreich vorhandenen Parkhäuser und in einer Tempo 30-Zone. An den Einmündungen Tiefgaragen der Umgebung nicht ausgelastet. und Kreuzungen gilt die Vorfahrtregelung „Rechts vor Links“. Nur die Französische Straße liegt außer­ An allen Rändern des Platzes besteht ein hoher halb dieser Zone und ist entsprechend ihrer über­ Verstellte Zugänge an der Taubenstraße Stellplatzbedarf für Fahrräder, der durch die vor- Verkehr auf der Markgrafentraße 5 Nutzer-Panorama Gendarmenmarkt, 2009

Die Nutzung - Ein Ort für alle Tage Treppenanlage dient dabei nicht nur der Wegebe­ Touristen, die sich zu Fuß oder mit den verschie­ Die Beliebtheit des zentral gelegenen Gendarmen­ ziehung, sondern ist auch ein beliebter Ort des densten Fahrzeugen über den Platz bewegen. Die marktes äußert sich in einer großen Zahl von Ver­ Der Gendarmenmarkt zeigt sich heute als einer der Aufenthaltes und wird darüber hinaus für reprä­ Analyse der Wegebeziehungen macht deutlich, anstaltungen und Aktivitäten, die den Platz das belebtesten Plätze der Stadt. Er wird sowohl im All­ sentative Zwecke genutzt. dass dabei insbesondere die östliche Platzhälfte ganze Jahr über beleben. Insbesondere der Weih­ tag wie auch zu besonderen Gelegenheiten auf die mit ihren fotogenen Perspektiven auf die histo­ nachtsmarkt und das „Classic Open Air“ - Festival vielfältigste Art und Weise genutzt. Die drei den rischen Bauten sehr stark frequentiert wird. Ande­ finden regelmäßig auf der Platzfläche statt. Jedoch Platz dominierenden Bauten geben ihm nicht nur re Bereiche werden dagegen weniger genutzt oder zeugen dann oft eine Vielzahl von wenig attrakti­ seine wesentliche architektonische Erscheinung, sogar gemieden. Sehr ungünstig wirken sich auch ven Containern, Zäunen und Kabeltrassen von der sondern prägen mit ihren jeweiligen Funktionen in dieser Beziehung die Treppenstufen am Platz­ Schwierigkeit, diese zweifellos wichtigen Nutz­ auch die Nutzung des öffentlichen Raumes. Vor rand sowie die niedrigen Baumdächer aus, welche ungen gestalterisch angemessen in den eleganten allem das Schauspielhaus (Konzerthaus) nimmt als räumliche und funktionale Barrieren die Wege­ Stadtraum zu integrieren. Nachteilig erweist sich dabei mit seinen vielfältigen Veranstaltungen eine beziehungen stark kanalisieren. an dieser Stelle die fehlende Infrastruktur, da die herausragende Rolle ein. Der Bühnen- und der gesamte Ver- und Entsorgung in provisorischen Transporteingang orientieren sich zur Charlotten­ Trassen über die Platzfläche geführt wird.

strasse, die beengten Platzverhältnisse sowie eine Möblierung auf dem Platz Vielzahl von Mauern und Treppen erschweren jedoch die Zugänglichkeit dieser Bereiche. Dies Auch die beiden Dombauten orientieren sich sehr wird teilweise noch verstärkt, wenn parkende Fahr­ stark zum öffentlichen Raum, wobei auch hier die zeuge die bereits sehr schmale Anlieferungszone großzügigen Treppenanlagen das verbindende verstellen. Element darstellen. Mit den in beiden Gebäuden befindlichen Ausstellungen wird die besondere Die Publikumseingänge des Konzerthauses sind gesellschaftliche und kulturelle Rolle des Gendar­ dagegen in sehr großzügiger und repräsentativer menmarktes deutlich. Weise auf den Platz gerichtet. Über ein barrierefrei erreichbares Entree gelangen die Besucher in das Trotz der den Platz allseits umschließenden Stra­ Erdgeschoß des Gebäudes. Die darüber befind­ ßen gibt es starke funktionelle Wechselbezieh­ liche Freitreppe öffnet auch die Saalebene zum ungen mit den benachbarten Quartieren. Die viel­ Gendarmenmarkt und verbindet mit einer großar­ fältigen Nutzungen der Randzonen haben größ­ tigen Geste das Gebäude mit dem Platzraum. Die tenteils den hohen Anspruch des Stadtraumes Verweilen auf dem Gendarmenmarkt Classic Open Air, 2009 aufgegriffen. Hotels, Restaurants und Geschäfte bemühen sich um hochwertige Angebote und zei­ gen oft auch in der Außenwirkung gestalterische Qualität. Auf diese Weise tragen sie entscheidend zur eleganten Atmosphäre des Gendarmenmark­ tes bei. Impressum

Der Platz selbst wird im Alltag auf sehr unter­ Herausgeber schiedliche Weise genutzt. Neben den Passanten, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Werkstatt Gastronomische Einrichtungen die den Platz regelmäßig queren, sind es vor allem Treffpunkt für Fahrradtouristen Kommunikation Am Köllnischen Park 3 10179 Berlin Gastronomie Mode & Beauty Büros www. stadtentwicklung.berlin.de Geschäfte Tourismus Kultur & Wissenschaft Inhalte und Bearbeitung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin (Vorwort) Reinald Eckert, Landschaftsarchitekt, Berlin (Geschichte) Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden (Gestalt / Nutzungen) StaadtPlan Ingenieur GmbH, (Verkehr)

Redaktion Französischer Dom Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin Claudia Reich-Schilcher Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden Till Rehwaldt

Layout Konzerthaus Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden

Druck WDS Pertermann GmbH, Dresden

Auflage 5.000 Exemplare

Deutscher Dom Quellen BEKIER, Andreas: Schauspielhaus und Gendarmenmarkt. In: Karl- Friedrich Schinkel. Werke und Wirkungen. Berlin 1981. DEMPS, Laurenz: Der Gensd’armen-Markt. Berlin 1988. GORALCZYK, Peter: Der Platz der Akademie. Berlin 1987. INSTITUT FÜR DENKMALPFLEGE (Hg.): Die Bau- und Kunstdenkma­ Platznutzungen Aufenthalt auf dem Platz Bewegungen auf dem Platz le in der DDR, Hauptstadt Berlin I. Berlin 1984. LANDESDENKMALAMT BERLIN (Hg.): Denkmaltopographie Bun­ desrepublik Deutschland – Denkmale in Berlin, Bezirk Mitte, Orts­ teil Mitte. Petersberg 2003. Gleichzeitig ist eine kritische Auseinandersetzung Daneben sind vor allem die technischen Voraus­ Ausblick - Ein Berliner Salon RIBBE, Wolfgang; SCHÄCHE, Wolfgang (Hg.): Baumeister, Architek­ mit den erkennbaren Konflikten und Defiziten setzungen für eine flexible Nutzbarkeit des Gen­ ten, Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins. Ein langfristiges Planungskonzept für den Gendar­ erforderlich. Räume und Blickbeziehungen sind darmenmarktes zu schaffen. Die Vielzahl von Akti­ Berlin 1987. menmarkt muss zunächst ein klares städtebau­ wiederherzustellen, störende Einbauten zu entfer­ vitäten trägt einerseits zu einer urbanen Atmo­ SENATSVERWALTUNG FÜR STADTENTWICKLUNG UND UMWELT­ liches Leitbild entwickeln. Dabei sollen die reich­ nen. Barrieren vor allem an den Platzrändern sind sphäre bei, anderseits ist sie aber auch auf SCHUTZ, Landeskonservator, Berlin (Hg.): Die Bauwerke und Kunst­ denkmäler von Berlin. Beiheft 8: Borrmann, Richard: Die Bau- und haltigen Potenziale gestärkt und das positive zu beseitigen, um die Wegebeziehungen zu ver­ optimale technische Bedingungen angewiesen. Kunstdenkmäler von Berlin. Berlin 1893 / Neuauflage Berlin 1982; Image des Platzes in einer zeitgemäßen aber auch bessern und vernachlässigte Bereiche aufzuwer­ Dazu gehört ebenso die Entwicklung eines lang­ Beiheft 17: Schäche, Wolfgang: Architektur und Städtebau in Berlin geschichtsbewussten Haltung zum Ausdruck ge­ ten. Die teilweise sehr abgenutzte Platzoberfläche fristig orientierten Nutzungskonzeptes. zwischen 1933 und 1945. Berlin 1991. STAATSBIBLIOTHEK PREUSSISCHER KULTURBESITZ: Berlin im Kar­ bracht werden. muss in ihrer Gestaltung und Materialqualität dau­ tenbild. Zur Entwicklung der Stadt 1650-1950. Ausstellungskata­ erhaft dem hohen Anspruch des Ortes gerecht Nur so kann es gelingen, den prächtigen Bauten log 15. Berlin 1981. Besondere Merkmale sind dabei die großzügige werden. Zu diskutieren ist, ob auch neue Freiraum­ des Gendarmenmarktes wieder zur vollen Geltung Eleganz des Platzes sowie die zu allen Zeiten sehr elemente, wie beispielsweise attraktive Wasseran­ zu verhelfen und auch die Platzfläche selbst zu Fotos/Grafiken: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden belebte und geschäftige Atmosphäre dieses lagen und Licht- oder Kunstobjekte darin integriert einem eleganten und funktionalen Stadtraum zu 6 „Berliner Salons“. werden können. entwickeln. Berlin, September 2009