PETER SCHÜTZ

Die Vorläufer der -Feldjäger - Ein Beitrag zur preußisch-deutschen Wehrrechtsgeschichte Schriften zur Rechtsgeschichte Heft 122 Die Vorläufer der Bundeswehr-Feldjäger - Ein Beitrag zur preußisch-deutschen Wehrrechtsgeschichte

Von

Peter Schütz

Duncker & Humblot • Der Fachbereich V Rechtswissenschaft der Universität Trier hat diese Arbeit im Jahre 2004 als Dissertation angenommen.

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Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten © 2005 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme: Klaus-Dieter Voigt, Berlin Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7379 ISBN 3-428-11631-3

Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706©

Internet: http://www.duncker-humblot.de Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2003/2004 vom Fachbe- reich Rechtswissenschaft der Universität Trier als Dissertation angenommen.

Mein herzlicher Dank gilt an erster Stelle meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Gerhard Robbers für die Betreuung und Begutachtung der Arbeit. Er stand mir stets als ein freundlicher und hilfsbereiter Ansprechpartner zur Seite und hat mir alle nötigen Freiheiten eingeräumt, meine eigenen Argumentationen und Gedankengänge zu entwickeln.

Besonders danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Peter Krause für seine bereitwillige Übernahme und die rasche Erstattung des Zweitgutachtens.

Zu Dank verpflichtet bin ferner den Mitarbeitern des Instituts für Zeitungs- forschung in Dortmund, des Geheimen Staatsarchivs der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin, des Bundesarchivs - Militärarchiv in Freiburg, des Bun- desarchivs - Zentralnachweisstelle in Aachen - Kornelimünster, des Bundesar- chivs in Koblenz, des Standortkataloges Deutsche Presseforschung in Bremen, der Militärbibliothek in Dresden sowie der Bibliotheken der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung - Fachbereich Bundeswehrverwaltung und der Akademie für Wehrtechnik und Wehrverwaltung in Mannheim, die mich bei der mitunter komplexen Suche nach Primärquellen und einschlägiger Sekundärliteratur stets ebenso freundlich wie kompetent unterstützt haben und damit zum erfolgreichen Abschluß dieser Arbeit beitrugen. In diesem Zusam- menhang möchte ich besonders Frau Muich vom Max-Planck-Institut für aus- ländisches und internationales Strafrecht in Freiburg, Frau Reuschenbach vom Bundesratsarchiv, Frau Loges vom Parlamentsarchiv des Deutschen Bundes- tages, Herrn Montfort sowie Herrn Hauptmann Becker vom Bundesarchiv - Militärarchiv in Freiburg, Herrn Kollmer vom Militärgeschichtlichen For- schungsamt in Freiburg sowie Herrn Padovani vom Geheimen Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin für ihre wertvollen und unverzicht- baren Hinweise und Ratschläge sowie die persönliche Betreuung danken, die sie mir im Zuge der Nutzung der genannten Einrichtungen haben zuteil wer- den lassen.

Daneben gilt mein Dank auch meiner lieben Freundin Diana Heimann sowie Frau Gitta Gärtner, ohne deren zeitaufwendige Mithilfe ich die umfangreichen Schreibarbeiten bei der Anfertigung der Dissertation nicht hätte bewältigen kön- nen. 6 Vorwort

Herzlich bedanke ich mich überdies bei meinem Bruder Christoph Schütz für die arbeitsintensive Erstellung des Stichwortverzeichnisses sowie Herrn Franz- Josef Velmer für die überaus gründliche Durchsicht des Manuskripts nach Schreibfehlern. Letztlich schulde ich meinen Eltern großen Dank, die Studium und Promo- tionsvorhaben stets mit großem Interesse begleitet und gefördert haben. Ohne ihre großzügige und geduldige Unterstützung wären Studium und Promotion nicht in der Form möglich gewesen, in der ich sie genossen habe.

Meerbusch, im November 2004 Peter Schütz Inhaltsverzeichnis

Einführung 17 A. Einleitung 17 B. Die Aufgabenstellung im ersten Teil der Arbeit 18 I. Die Namensgebung der Feldjägertruppe 19 1. Die Planungen für die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und ihre Auswirkungen auf die deutsche Bezeichnung für die ge- plante militärische Ordnungstruppe 19 2. Die Rechtsstellung der geplanten Militärpolizei 20 3. Die Verteidigungsplanungen der Bundesrepublik nach dem Scheitern der EVG 21 a) Die Planungen für den militärischen Ordnungsdienst der Bundes- wehr 21 aa) Die Friedensorganisation 21 bb) Die „Entpolizeilichung" der Aufgaben 23 b) Die Entwicklung der Namensgebung der Feldjägertruppe in den Jahren 1955/56 24 II. Die Folgerungen für die Aufgabenstellung im ersten Teil 27 C. Die Aufgabenstellung im zweiten Teil der Arbeit 28 D. Die Eingrenzung des Themas in zeitlicher Hinsicht 32 I. Die militärpolizeilichen Einrichtungen des ausgehenden Mittelalters 32 1. Der Feldmarschall 32 2. Der Profos 33 II. Die Ausgrenzung aus der Bearbeitung 35 E. Die Quellenlage 37

Erster Teil

Die Namensvorläufer der Feldjägertruppe der Bundeswehr 41

1. Kapitel

Das Reitende Feldjägerkorps 43

A. Die Jäger im Felde vor der Gründung des Reitenden Feldjägerkorps 43 B. Das Reitende Feldjägerkorps bis 1806 46 I. Die Aufstellung des Reitenden Feldjägerkorps 46 8 Inhaltsverzeichnis

1. Die politischen Rahmenbedingungen und Motive der Aufstellung 46 2. Die A. K. O. vom 24.11.1740 47 3. Die Anfangsstärke des Reitenden Feldjägerkorps 48 II. Die Aufgaben des Reitenden Feldjägerkorps bei seiner Gründung und während der beiden Schlesischen Kriege 50 1. Die Darstellung der Aufgaben im einzelnen 50 2. Die Aufgaben im Vergleich mit dem Tätigkeitsbereich der Feldjäger- truppe der Bundeswehr 53 m. Die weitere Entwicklung des Reitenden Feldjägerkorps bis 1806 55 1. Die Formationsgeschichte 55 a) Die Zeit der beiden Schlesischen Kriege 55 b) Die weitere Entwicklung bis 1806 58 2. Die Aufgaben des Reitenden Feldjägerkorps 59 a) Die Friedensperioden vor dem Siebenjährigen Krieg 59 b) Die Zeit vom Ende des Siebenjährigen Krieges bis zum Feldzug von 1806 61 aa) Der Kurierdienst 62 bb) Der Garnisonsdienst 62 cc) Die sonstigen Aufgaben 63 dd) Die Organisation des Friedensdienstes 66 ee) Die Dienstleistungen im Kriegsfall 67 c) Die Aufgaben im Vergleich mit dem Tätigkeitsbereich der Feld- jägertruppe der Bundeswehr 69 aa) Die Bewachung der Garnison 70 bb) Die Beaufsichtigung forstlicher Gehege und die Absicherung des Lustschlosses in Köpenick 72 cc) Der Absperrdienst bei Truppenrevuen 76 dd) Die sonstigen Aufgaben 78 ee) Abschließende Bewertung 81 3. Das Personalersatzwesen 82 a) Das grundsätzliche Verfahren 82 b) Die Regelungen in den Dienstvorschriften 85 4. Die Anschlußversorgung 87 C. Das Reitende Feldjägerkorps bis zu seiner Auflösung im Jahre 1919 91 I. Die Veränderungen und Ereignisse bis zum Jahre 1824 91 1. Die Formationsgeschichte 91 2. Die Aufgaben 94 a) Die Kriegsaufgaben 94 b) Der Friedensdienst 96 c) Die Aufgaben im Vergleich mit dem Tätigkeitsbereich der Feld- jägertruppe der Bundeswehr 98 II. Der Organisationsplan von 1824 101 Inhaltsverzeichnis 9

1. Die Entstehung und die grundsätzliche Bedeutung des Organisations- planes 101 2. Die Stärke und die Rangverhältnisse 102 3. Die Aufgaben 103 4. Das Personalersatzwesen und die Anschlußverwendung 104 a) Das Personalersatzwesen 104 b) Die Anschlußverwendung 105 JH. Die letzten 96 Jahre des Reitenden Feldjägerkorps 106 1. Der Stärkeetat und die Rangverhältnisse 107 2. Der Ehrenrat und das Ehrengericht 109 3. Die Haushaltsdebatte im Jahre 1909 110 4. Die sonstigen formationsgeschichtlichen Neuerungen 113 5. Die Aufgaben 115 a) Der Friedensdienst 115 b) Die Verwendung im Krieg 117 c) Die Aufgaben im Vergleich mit dem Tätigkeitsbereich der Feld- jägertruppe der Bundeswehr 119 6. Die Auflösung des Reitenden Feldjägerkorps 120 D. Zusammenfassung und Ergebnis 121

2. Kapitel

Das Feldjägerregiment zu Fuß 127

A. Die Gründung des Feldjägerregiments 127 I. Die A. K. O. vom 15.06.1744 127 II. Das Gründungsjahr des Feldjägerregiments 128 1. Die überwiegende Ansicht in der Literatur 128 2. Die Gegenargumente 129 3. Die unberittenen Jäger im ersten Schlesischen Krieg 132 B. Das 19. Jahrhundert 134 I. Die Stärke und die Gliederung des Feldjägerregiments 134 n. Die Verwendungsweise des Feldjägerregiments 138 1. Der Kriegseinsatz 138 2. Der Friedensdienst 140 HI. Die Personalstruktur des Feldjägerregiments 142 C. Das Feldjägerregiment unter York von Wartenburg 147 I. Die Entwicklung des Regiments unter dem Einfluß Yorks 147 II. Der Untergang des Feldjägerregiments 149 D. Zusammenfassung und Ergebnis 151 10 Inhaltsverzeichnis

3. Kapitel

Der geheime Feldjägerdienst in der Weimarer Republik 154

4. Kapitel

Das Feldjägerkorps der SA in Preußen (1933-1935) 164

5. Kapitel

Die Feldjägerkommandos der 171

A. Die Gründung der Feldjägerkommandos und ihr weiteres Schicksal 171 B. Die Aufgaben der Feldjägerkommandos 177 I. Die gemeinsamen Obliegenheiten der Feldjägerkommandos 177 II. Die Auffangorganisationen 179 IE. Das Feldjägerkommando HI im Kapitulationsraum Süd 184 C. Die Rechtsstellung und die Befugnisse der Feldjäger 185 I. Die Vorgesetzteneigenschaft der Feldjäger 185 1. Die Vorgesetzteneigenschaft der Feldjäger gegenüber den Soldaten der Wehrmacht 186 a) Die Befehlsgewalt kraft Dienstranges 186 b) Die Befehlsgewalt kraft Dienstauftrages 187 2. Die Befehlsgewalt der Feldjäger gegenüber den Angehörigen der Waffen-SS 190 II. Die Durchsetzung von Befehlen 194 1. Die rechtliche Ausgangslage 194 2. Die Ausweitung des Schußwaffengebrauchs in der Endphase des Krieges 201 HI. Die disziplinarstrafrechtlichen Befugnisse der Feldjäger 203 IV. Die disziplinare Hilfsgewalt der Feldjäger 209 1. Die einstweilige Dienstenthebung 209 2. Die vorläufige Festnahme gem. § 30 WDStO 212 V. Die weiteren Festnahmerechte der Feldjäger 215 1. Die Festnahme nach § 16 KStVO 215 2. Die militärpolizeiliche Maßnahme der Freiheitsentziehung bei unmit- telbarer Gefährdung der Staatssicherheit oder der öffentlichen Ord- nung 219 3. Die vorläufige Festnahme von Angehörigen der Streitkräfte verbünde- ter Staaten 220 VI. Die Ausübung delegierter Organisationsgewalt 221 VII. Die gerichtsherrlichen Befugnisse der Feldjäger 223 Inhaltsverzeichnis 11

1. Der grundlegende Befehl vom 15.05.1944 223 2. Die Gerichtsherrlichkeit der Befehlshaber der Feldjägerkommandos .. 224 a) Die Reichweite der gerichtsherrlichen Befugnisse 224 b) Die gerichtsherrlichen Befugnisse im einzelnen 226 aa) Die Befugnisse der Gerichtsherren im Ermittlungsverfahren .. 227 bb) Die Rolle der Gerichtsherren vor und während der Hauptver- handlung 229 cc) Die gerichtsherrlichen Befugnisse im Nachprüfungsverfahren 232 dd) Das Gnadenrecht der Gerichtsherren 235 ee) Die Befugnisse der Gerichtsherren in der Strafvollstreckung .. 237 ff) Ergebnis 239 3. Die Regiments- und Bataillonskommandeure der Feldjägerkomman- dos als Standgerichtsherren 240 D. Die Feldjägerkommandos der Wehrmacht im Vergleich mit der Feldjäger- truppe der Bundeswehr 244 E. Zusammenfassung und Ergebnis 253 Ergebnis des ersten Teils der Arbeit 262

Zweiter Teil

Die Aufgabenvorläufer der Feldjägertruppe der Bundeswehr 265

6. Kapitel

Die Feldgendarmerie 267

A. Die Gründung der Feldgendarmerie 267 I. Die Entstehungsgeschichte 267 II. Die A. K. O. vom 25.05.1866 273 m. Die Dienstinstruktion für die Feldgendarmerie vom 25.05.1866 276 1. Die Aufgaben der Feldgendarmerie 277 2. Die Rechtsstellung der Feldgendarmen 279 a) Der besondere militärstrafrechtliche Schutz der Feldgendarmen ... 279 b) Die Befehlsbefugnis der Feldgendarmen 289 c) Die Durchsetzung von Befehlen 291 d) Die Befugnis zu Anordnungen gegenüber Zivilpersonen 294 e) Die Festnahmerechte der Feldgendarmen 300 aa) Das „Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit" vom 12.02.1850 301 bb) Die disziplinaren Festnahmerechte der Feldgendarmen 304 cc) Die vorläufige Festnahme in Ausübung des allgemeinen Not- wehrrechts und der Anstaltspolizei 309 dd) Die Requisition durch Zivilbehörden 310 12 Inhaltsverzeichnis

ee) Das „Gesetz über den Belagerungszustand" vom 04.06.1851 321 ff) Die übrigen Vorschriften der Wachinstruktion vom 27.07.1850 326 f) Das Recht zum Waffengebrauch gegenüber der Zivilbevölkerung 330 aa) Die Voraussetzungen des Einschreitens mit Waffengewalt 333 bb) Die Fallgruppen des zulässigen Waffengebrauchs 346 cc) Die übrigen Vorschriften des Gesetzes vom 20.03.1837 351 dd) Die Dienstinstruktion vom 01.05.1851 353 g) Die besondere strafrechtliche Verantwortlichkeit der Feldgendarmen 356 B. Die Feldgendarmerie im preußisch-österreichischen Krieg 365 C. Die Zeit bis zur Reichsgründung 369 I. Die Übergangszeit bis zum Erlaß einer neuen Dienstvorschrift 369 II. Die Dienstvorschrift vom 07.01.1869 373 1. Das Reglement über die Organisation der Feldgendarmerie 373 2. Die Dienstinstruktion für die Feldgendarmerie 378 a) Die Aufgaben der Feldgendarmerie 378 b) Die Befugnisse und die Rechtsstellung der Feldgendarmen 379 c) Der Dienstbetrieb der Feldgendarmerie 381 IE. Die Feldgendarmerie im deutsch-französischen Krieg 384 D. Die Dienstvorschrift vom 15.08.1872 390 I. Das Reglement über die Organisation der Feldgendarmerie 391 II. Die Dienstinstruktion für die Feldgendarmerie 394 1. Das Aufgabenspektrum der Feldgendarmerie 395 2. Der Dienstbetrieb der Feldgendarmerie 397 3. Die Befugnisse der Feldgendarmen 397 E. Die Veränderungen in der Zeit bis 1890 401 I. Die formationsgeschichtliche Entwicklung 401 II. Die neuen Rechtsgrundlagen für den Dienst der Feldgendarmen 403 IE. Die Feldgendarmerieordnung vom 10.06.1890 407 1. Die Veränderungen gegenüber der Dienstvorschrift vom 15.08.1872 .. 407 2. Die Gendarmerie-Patrouillen bei Manövern 413 a) Die Organisation der Gendarmerie-Patrouillen 413 b) Die Rechtsstellung der Patrouillenmitglieder 415 F. Die weitere Entwicklung bis zum Ende der Weimarer Republik 420 I. Die „Instruktion über die Errichtung der Feldgendarmerie" vom 23.05. 1891 420 n. Die Militärstrafgerichtsordnung vom 01.12.1898 425 m. Die Feldgendarmerie im ersten Weltkrieg 431 IV. Die Zeit der Republik von Weimar 438 G. Die Feldgendarmerie im Dritten Reich 439 I. Die Organisation der Feldgendarmerietruppe 440 n. Die Aufgaben der Feldgendarmerie 456 Inhaltsverzeichnis 13

1. Der militärische Verkehrsdienst 457 2. Die ordnungsdienstlichen Pflichten der Feldgendarmerie 459 3. Die Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben 462 4. Die übrigen Tätigkeiten der Feldgendarmerie im zweiten Weltkrieg .. 465 IE. Die Rechtsstellung der Feldgendarmerie 468 1. Die Wacheigenschaft der Feldgendarmen 468 2. Die Festnahmebefugnisse der Feldgendarmen 471 a) Die Festnahmerechte nach der Militärstrafgerichtsordnung 471 b) Die weiteren Festnahmerechte der Feldgendarmerie 475 c) Die übrigen Vorschriften über die Festnahme 476 3. Das Waffengebrauchsrecht der Feldgendarmerie 477 a) Die Voraussetzungen des militärischen Einschreitens mit Waffen- gewalt 477 b) Die Anwendungsfälle des Waffengebrauchsrechts 479 4. Die Erweiterungen der den Feldgendarmen eingeräumten Rechtsstel- lung 482 a) Die Auswirkungen der Notverordnung des Reichspräsidenten vom 28.02.1933 482 b) Die Regelung der Ziffer 49 der H. Dv. 275 (1940) 484 c) Das Reichs Verteidigungsgesetz vom 04.09.1938 485 d) Die Befugnisse der Feldgendarmerie im Bereich des zivilen Luft- schutzes 488 aa) Die Übertragung polizeilicher Luftschutzaufgaben 489 bb) Die originären Zuständigkeiten im Bereich des Luftschutzes .. 492 e) Das Verhältnis zu den Angehörigen der Waffen-SS 494 f) Die Befugnisse gegenüber der Zivilbevölkerung im Feindesland und in den besetzten Gebieten 495 IV. Die Feldgendarmerie bei Übungen 498 H. Zusammenfassung und Ergebnis 501

7. Kapitel

Die übrigen Gendarmerieformationen des preußischen Heeres 527

A. Die Armeegendarmerie 527 B. Die Leibgendarmerie 532 I. Die Zeit der Königsordonnanzen 532 n. Die weitere Entwicklung der Leibgendarmerie bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1919 535 C. Die Hafengendarmerie 538 D. Der Aufgaben- und Truppencharakter der drei Gendarmerieformationen 539 Inhaltsverzeichnis

8. Kapitel

Die übrigen Ordnungstruppen der Wehrmacht 542

A. Die Verkehrsregelungsbataillone 542 B. Der Heeresstreifendienst 548 I. Die Formationsgeschichte des Heeresstreifendienstes 548 1. Der auf das Heer beschränkte Streifendienst 548 2. Der Wehrmachtstreifendienst 553 IL Die Aufgaben des Heeresstreifendienstes 558 HI. Die Befugnisse des Heeresstreifendienstes 562 1. Die Befehlsbefugnisse der Streifen 562 2. Die Durchsetzung von Befehlen 565 3. Die Befugnisse gegenüber der Zivilbevölkerung 566 4. Die disziplinarstrafrechtlichen Befugnisse des Heeres- und des Wehr- machtstreifendienstes 569 5. Die disziplinare Hilfsgewalt und die speziellen Festnahmerechte des Heeresstreifendienstes 577 6. Die Wacheigenschaft der Wehrmachtstreifen 581 C. Zusammenfassung und Ergebnis 582 Ergebnis des zweiten Teils der Arbeit 592 Gesamtergebnis 594

Anhang

Anlage 1: Verzeichnis der Chefs des Reitenden Feldjägerkorps 599 Anlage 2: Verzeichnis der Kommandeure des Reitenden Feldjägerkorps 600 Anlage 3: Verzeichnis der Dienstvorschriften des Reitenden Feldjägerkorps .... 602 Anlage 4: Verzeichnis der Dienstvorschriften der Feldgendarmerie 603 Anlage 5: Übersicht über die Feldgendarmerieeinheiten des zweiten Weltkrieges 604 A. Die Heerestruppen 604 B. Die Armeetruppen 605 C. Die Korpstruppen 609 I. Die Kriegsgliederung des Feldheeres im Mai 1940 610 n. Die Kriegsgliederung des Feldheeres im Jahre 1943 611 D. Die Divisionstruppen 613 E. Die Feld- und Ortskommandanturen 614 F. Die Feldgendarmerie-Staffeln 614 Inhaltsverzeichnis 15

G. Die Feldgendarmerieersatzverbände 614 I. Das Feldgendarmerieersatzregiment 1 615 II. Die Feldgendarmerieersatzabteilung 1 616 HI. Die Feldgendarmerieersatzabteilung 2 621 IV. Die Feldgendarmerieersatzabteilung 3 622 H. Die Feldgendarmerieeinheiten der 622 I. Die Feldgendarmerie der Waffen-SS 624 J. Exkurs: Die Marine-Küstenpolizei 1 625 Anlage 5 a: Gliederungsübersicht einer Feldgendarmeriekompanie 626 Anlage 5b: Verzeichnis der Gliederungen der verschiedenen Feldgendarmerie- trupps 627 Anlage 5c: Gliederungsübersicht einer Kompanie der Luftwaffen-Feldgendarmerie 628 Anlage 5d: Gliederungsübersicht eines Feldgendarmerietrupps der Waffen-SS ... 628 Anlage 6: Verzeichnis der Kommandeure der Armee- und der Leibgendarmerie 629 Anlage 7: Die Unterstellungsverhältnisse der Verkehrsregelungsbataillone 630

Literaturverzeichnis 632 Sachwortverzeichnis 645

Einführung

A. Einleitung

„Autorität von oben und Gehorsam von unten, mit einem Worte, Disziplin ist die Seele der Armee; die Disziplin macht die Armee erst zu dem, was sie sein soll, und eine Armee ohne Disziplin ist auf alle Fälle eine kostspielige, für den Krieg eine nicht ausreichende und im Frieden eine gefahrvolle Institution." Mit diesen Worten beschrieb der damalige Generalstabschef Hellmuth Graf von Moltke1 im Zuge der Beratungen des Reichstages über den Entwurf eines neuen Reichsmilitärstrafgesetzbuches im Juni 1872 eine Erkenntnis, die nicht nur in den deutschen Streitkräften des 19. Jahrhunderts, sondern schlechthin in jeder Armee uneingeschränkte Gültigkeit beanspruchen konnte. Dementsprechend hat es auch zu allen Zeiten besondere Instrumente und Organe gegeben, deren sich die Truppenführung bedienen konnte, um die militärische Disziplin und Ord- nung aufrechtzuerhalten, zu überwachen und erforderlichenfalls auch wiederher- zustellen. Diese heute üblicherweise unter dem Begriff des „militärischen Ord- nungsdienstes" zusammengefaßten militärpolizeilichen Tätigkeiten sind mithin keineswegs erst aufgrund spezifischer Entwicklungen der Neuzeit notwendig ge- worden, sondern waren vielmehr auch schon im Mittelalter anzutreffen. 2 In ähnlicher Weise war es überdies schon immer unabdingbar notwendig, Truppen jeder Größenordnung von einem bestimmten Ausgangspunkt aus zur rechten Zeit an den Ort ihrer von der Armeeführung vorgesehenen Verwendung zu verlegen.3 Während dies bei den älteren Streitkräften in erster Linie eine eingehende Erkundung der zurückzulegenden Wegstrecke voraussetzte, kam im Zeitalter der motorisierten modernen Massenheere die Verkehrsregelung als weitere Schwerpunktmaßnahme hinzu, da nur so eine optimale Ausnutzung der Marschstraßen bei gleichzeitiger Vermeidung von Gefährdungen erreicht werden konnte. In verschiedenen Erscheinungsformen stellte somit auch der militärische Verkehrsdienst eine militärpolizeiliche Aufgabe dar, deren Erfüllung im Verlauf der gesamten Kriegsgeschichte sichergestellt werden mußte.

1 Zitiert nach WStVR-Dietz, Stichwort „Militärdisziplin", S. 855; das Zitat findet sich in jeweils leicht abgewandelter Form auch bei Dietz-ders., Stichwort „Disziplin", S. 224; Dietz , S. 44, und bei Hechel, S. 273. 2 Vgl. die Beispiele, die unten sub D. der Einführung betrachtet werden. 3 Ähnlich auch heute noch die Beschreibung des Marschzwecks in der Nr. 101 der ZDv 42/10 „Vorbereitung und Durchführung von Märschen".

2 Schütz 18 Einführung

Schließlich handelt es sich auch bei der Gewährleistung der Sicherheit der Streitkräfte durch die Verhinderung oder Beseitigung von Störungen ihres Dienstbetriebes sowie beim Schutz gefährdeter Personen, Objekte oder sonsti- ger Örtlichkeiten von herausgehobener militärischer Bedeutung um Verrichtun- gen, deren effiziente Durchführung schon in der Vergangenheit einen entschei- denden Einfluß auf die Schlagkraft einer Truppe ausüben konnte. Die Wahr- nehmung solcher Sicherheitsaufgaben begründet daher gemeinsam mit dem militärischen Ordnungs- und Verkehrsdienst eine gleichsam „klassische" militär- polizeiliche ,Aufgabentrias". In der heutigen Bundeswehr ist es die Feldjägertruppe, die für die Erfüllung dieser Aufgabentrias verantwortlich ist. So ist sie gemäß Nr. 115 der ZDv 75/ 100 „Die Feldjäger der Bundeswehr" zunächst einmal dafür zuständig, im mili- tärischen Ordnungsdienst die Disziplin und Ordnung in der Bundeswehr zu überwachen, aufrechtzuerhalten und wiederherzustellen. Nach Nr. 116 der ZDv 75/100 wirken Feldjäger überdies im Rahmen des militärischen Verkehrsdien- stes daran mit, die Bewegungsfreiheit der Streitkräfte zu gewährleisten, indem sie beispielsweise Befehle der Führung weiterleiten, die Führer der marschieren- den Truppenteile unterstützen, die Einhaltung der Kraftfahrbestimmungen durch militärische und zivile Kraftfahrer der Bundeswehr überwachen oder den Zivil- verkehr warnen bzw. unter den Voraussetzungen des Art. 87 a III 1 GG auch regeln. Durch die Wahrnehmung von Sicherheitsaufgaben erfüllt die Feldjäger- truppe schließlich gemäß Nr. 117 der ZDv 75/100 auch noch die Funktion, so- wohl an der Abwehr von Straftaten gegen die Bundeswehr als auch an der Be- seitigung rechtswidriger Störungen ihrer dienstlichen Tätigkeit mitzuwirken. Sie wird demnach also von der Nr. 102 der ZDv 75/100 zu Recht als „die Militär- polizei der Bundeswehr" bezeichnet. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, die rechtsgeschichtliche Entwicklung hin zu dieser militärpolizeilichen Truppengattung der bundesdeutschen Streit- kräfteorganisation nachzuzeichnen.

B. Die Aufgabenstellung im ersten Teil der Arbeit

Dabei drängt es sich förmlich auf, zunächst einmal dem Phänomen der Na- mensgebung nachzuspüren, denn daß es sich bei der Feldjägertruppe um eine Truppengattung handelt, die militärpolizeiliche Aufgaben wahrnimmt, ist weder dem unbefangenen Betrachter noch den an die Bezeichnung „Militärpolizei" ge- wöhnten Angehörigen der verbündeten Streitkräfte in der NATO auf den ersten Blick ersichtlich.4

4 So auch Raap, NZWehrr 1997, S. 199. B. Die Aufgabenstellung im ersten Teil der Arbeit 19

I. Die Namensgebung der Feldjägertruppe

Die durch diesen Befund aufgeworfene Frage, wie es dazu kommen konnte, daß die für die Aufstellung der Bundeswehr verantwortlichen Planer im Bun- desministerium der Verteidigung die Bezeichnung „Feldjäger" für die neu zu schaffende militärische Ordnungstruppe auswählten, läßt sich - wenn überhaupt - nur im Wege eines Rückblicks auf die Frühzeit der bundesdeutschen Verteidi- gungsplanungen beantworten.

1. Die Planungen für die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und ihre Auswirkungen auf die deutsche Bezeichnung für die geplante militärische Ordnungstruppe

Nachdem die anfänglich vollständig ablehnende Haltung der Siegermächte des zweiten Weltkrieges gegenüber einer deutschen Wiederbewaffnung, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den alliierten Rechtsetzungsakten zur Entmilita- risierung Deutschlands5 gefunden hatte, sich unter dem Eindruck des Kalten Krieges und der Verschärfung des Ost-West-Konfliktes, schon bald nach Inkraft- treten des Grundgesetzes gewandelt hatte und der zunehmenden Befürwortung einer deutschen Wiederbewaffnung durch das westliche Ausland gewichen war,6 gab der französische Ministerpräsident Pleven am 24.10.1950 vor der Na- tionalversammlung eine Regierungserklärung ab, die die Grundlage für den Ent- wurf einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) bildete.7 Dieser so- genannte „Pleven-Plan" sah die Schaffung von gemeinsamen europäischen Streitkräften vor, innerhalb welcher keine nationalen militärischen Verbände be- stehen, sondern alle Verbände europäisch sein sollten.8 Dementsprechend waren die deutschen Verteidigungsplanungen der Jahre 1950-1954 auch ausschließlich auf die Organisation des deutschen Beitrags zur EVG ausgerichtet. Dabei mußte man sich schon sehr frühzeitig mit der Frage einer militärischen Ordnungstruppe befassen, da sowohl das ergänzend zum EVG-Vertrag ausge- handelte ,Justizprotokoll" in Art. 30 Ziffer 8 als auch das „Abkommen über die Rechtsstellung der europäischen Verteidigungsstreitkräfte" in Art. 5, § 2 die Aufstellung einer solchen Truppe vorsah.9 Der in den genannten Abkommen

5 Vgl. Alliierte Kontrollratsproklamation Nr. 2 vom 20.09.1945, Amtsblatt der Mili- tärregierung Deutschland - Britisches Kontrollgebiet (Amtsbl.) Nr. 5, S. 27; Kontroll- rats-Direktive Nr. 18 vom 12.11.1945, Amtsbl. Nr. 9, S. 190; Kontrollratsgesetz Nr. 34 vom 20.08.1946, Amtsbl. Nr. 13, S. 295. 6 Ausführlich: Hahnenfeld, S. 35 f.; Maunz/Zippelius, S. 404 f. 7 Boehm-Tettelbach, Einleitung vor § 1 WPflG Rn. 18. 8 Vgl. Art. 9 und 15 EVG-Vertrag (BGBl. II 1954, S. 342) und ausführlich: Scheu- ner, S. 6 ff.

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