17. Wahlperiode

Plenar- und Ausschussdienst

Wortprotokoll Öffentliche Sitzung

Ausschuss für Sport

67. Sitzung 13. Mai 2016

Ort: Landesruderverband Berlin e.V. Jungfernheideweg 80 13629 Berlin

Beginn: 10.50 Uhr Schluss: 13.15 Uhr Vorsitz: Karin Halsch (SPD)

Punkt 1 der Tagesordnung

Aktuelle Viertelstunde

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 2 der Tagesordnung

Aktuelles aus der Senatsverwaltung

Siehe Inhaltsprotokoll.

Vorsitzende Karin Halsch: Wir kommen zu

Redaktion: W. Schütz, Tel. 2325-1461 bzw. quer 99407-1461

Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 2 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Punkt 3 der Tagesordnung

a) Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0145 Rudersport in Berlin Sport (auf Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion der CDU)

Hierzu: Anhörung

b) Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0082 Nutzung von Wasserstraßen durch Sportvereine im Sport Land Berlin (auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)

Wir freuen uns – jetzt darf ich sie in dieser Runde noch einmal begrüßen –, dass Herr Finger und Herr Ueck als Bundestrainer, dem ich auch noch einmal offiziell im Namen des Aus- schusses zu den Erfolgen letztes Wochenende gratulieren und schon jetzt viel Erfolg für die bevorstehenden Ereignisse wünschen darf, für uns Zeit haben. Herzlichen Dank dafür! – Jetzt frage ich die Fraktionen: Wer möchte begründen, und wird ein Wortprotokoll gewünscht? – Herr Trapp, bitte!

Peter Trapp (CDU): Schönen Dank, Frau Vorsitzende! – Sie haben schon über die Erfolge der Ruderer gesprochen. Wir können uns den Glückwünschen als Fraktion nur anschließen. Wir wollen aber nicht nur die Theorie in der Zeitung, im Fernsehen und im Rundfunk sehen, sondern als ehemaliger Polizeibeamter sage ich: Ein Blick ins Gelände ersetzt zehn Blicke auf die Karte. – Deshalb wollen wir die Fachleute hier vor Ort hören. Das gibt viel mehr, als wenn man irgendwelche Fernsehberichte sieht, und deshalb freuen wir uns auf die Anhörung.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Trapp! – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Frau Schillhaneck – bitte sehr!

Anja Schillhaneck (GRÜNE): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Wir haben diesen Bespre- chungspunkt schon vor einiger Zeit angemeldet. Ich finde, es ist jetzt eine sehr gute Fügung, dass wir das hier an diesem Ort zusammenziehen. Leistungssport und Breitensport gehören zusammen. Wir hatten diesen Tagesordnungspunkt ursprünglich angemeldet aus der Perspek- tive: Wie geht es unseren Wassersportvereinen insgesamt, vor allem unseren Rudersportlern in Berlin? –, auch vor dem Hintergrund, dass die Wasserstraßen – ich sage es mal höflich und vorsichtig – gelegentlich einem gewissen Nutzungskonflikt unterliegen und sich die Schwie- rigkeiten gerade für den Breitensport immer wieder deutlich zeigen. Ich finde es sehr gut, das in diesem Zusammenhang zusammenzuführen, denn ich glaube, das gehört auch zusammen, und wir würden daher gern nicht nur über das Leistungszentrum reden, sondern auch über die Frage: Wie geht es dem Rudersport insgesamt und vor allem der Basis? Wie sind die Bedin- gungen? Dazu haben Sie sicherlich das eine oder andere zu sagen, ob es das Revier Grünau ist oder die Sanierung von Wasserstraßen, Verspundung, Schwierigkeiten mit dem Einsetzen und Aussetzen, Zugang zu den Gewässern und Ähnliches. Das sind Punkte, die bei uns anlanden. – Danke!

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Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Schillhaneck! – Dann beginnen wir mit der Anhörung, zunächst mit dem einführenden Vortrag. – Herr Finger, bitte!

Karsten Finger (Landesruderverband; 1. Vorsitzender): Solange der Beamer aufwärmt, möchte ich kurz etwas zu den Materialien sagen, die wir Ihnen auf den Platz gelegt haben. Dort findet sich einmal eine Dokumentation der Präsentation, die ich gleich halten werde. Ich werde sicherlich über einige Folien etwas schneller hinweggehen. Wenn es da Fragen gibt oder ich zu schnell bin, dann bitte an der Stelle fragen! Wir haben draußen eben den Spaten- stich für die geplante Erweiterung gemacht.

Wir haben aber auch Visionen, wie es in den nächsten vier, acht, vielleicht auch zwölf Jahren in Berlin weitergehen könnte, wie man Berlin weiter im deutschen Sport positionieren kann. Im Moment finden ja sehr angeregte Gespräche zwischen BMI, DOSB, den Ländern und den Verbänden statt. Wie gesagt, das ist eine Broschüre, die wir ganz frisch erstellt haben, zu der Vision, zu der ich später noch kurz kommen möchte, und ein Flyer mit den Kontaktadressen aller 60 Berliner Rudervereine, den wir im letzten Jahr neu aufgelegt haben. – Das ist moder- ne Technik, vielleicht bin ich im Moment aber auch ein bisschen aufgeregt.

Vorsitzende Karin Halsch: Herr Finger! Da wir alle des Lesens kundig sind, können wir uns auch gern an diesem wunderbaren Handout orientieren, wenn die Technik nicht funktionieren sollte. Machen Sie sich nicht so viele Gedanken!

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Karsten Finger (Landesruderverband): Gut! Wie gesagt, das Foto vom Spatenstich liefern wir nach.

Hier haben wir noch mal das, was wir machen wollen. Das ist die Bootshalle, das ist die Sporthalle, von Ost nach West geblickt. Das ist der Ergometerraum, und das ist der neue An- bau, wo wir eben den Spatenstich gemacht haben. Das ist die alte Halle mit dem alten Kraft- bereich. Sie sehen, dass der neue Kraftbereich dieselbe Breite hat wie die Sporthalle und von der Länge her etwas schmaler ist als bisher.

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Hier die Draufsicht von oben. Das ist der neue Bereich. Hier wird es einen Bereich für Gym- nastik, für Dehnungsübungen geben, hier wird es Kraftgeräte geben. Er wird nach den neues- ten wissenschaftlichen Erkenntnissen vom Olympiastützpunkt eingerichtet und mit zwei Ver- bindungstüren zur Sporthalle und zum Kraftbereich verbunden werden. Die Garagen für die Trainermotorboote werden da oben entstehen. Hier ist die bisherige Heizungs- und Lüftungs- anlage drin. Die wird ausgetauscht. Da kommt ein Blockheizkraftwerk rein, welches mit Flüs- siggas betrieben wird, weil wir hier leider nicht an die Gasversorgung angeschlossen sind, sodass wir strommäßig künftig autark sind und über das Blockheizkraftwerk der Strom pro- duziert wird.

Jetzt wollte ich Ihnen etwas zeigen, aber leider ist auch die Internetanbindung hier im Landes- ruderverband, im Landesleistungszentrum nicht so optimal. Die Funkmasten stehen hier zu weit weg.

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Ich kann Ihnen nur sehr empfehlen, sich unter dem Link noch mal das Finale des Deutsch- land-Achters in Brandenburg anzuschauen. Dort sieht man auch, wie bewegt das Wasser dort war, und das machte es umso schwerer, die Erfolge zu erringen. – Jetzt wird Sven Ueck, lei- tender Bundestrainer hier am Standort, einige Ausführungen dazu machen, wo wir aktuell in Deutschland stehen bzw. wo wir mit unseren Berliner Athleten stehen.

Sven Ueck (Bundestrainer Landesruderverband): Ein herzliches Willkommen! Danke, dass ich hier reden darf! Aus meiner Sicht war die Europameisterschaft hier zu Hause in Branden- burg für den Deutschen Ruderverband sehr erfolgreich. Wir konnten acht olympische Medail- len gewinnen, darunter zwei Goldmedaillen im Frauen-Doppelvierer und im Männer-Achter – Frauen-Doppelvierer bitte auch auf Video bewundern! –, und zwei nichtolympische Medail- len, eine Silbermedaille von Konstantin Steinhübel im Leichtgewichts-Einer und die Goldme- daille von Anja Noske, die gerade vor Ort trainiert und sich auf den nächsten Weltcup als Er- satzfrau für den leichten Doppelzweier vorbereitet.

Von den Athleten aus unserem Stützpunkt, die hier im täglichen Heimtraining stationiert sind, haben wir acht Ruderer im engeren Geschäft Richtung Olympische Spiele plus den Steuer- mann, der ja auch fest verankert ist – wollen wir hoffen, dass er gesund bleibt! – in Richtung Rio und für den Berliner Ruderclub startet, Martin Sauer.

Im Detail, was meinen Bereich betrifft: Ich bin verantwortlich für vier olympische Bootsklas- sen, den Frauen-Einer, Frauen-Doppelzweier, Frauen-Doppelvierer und den Leichtgewichts-

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Frauen-Doppelzweier plus Ersatz angegliedert. Zum Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier: Es ist erfreulich, dass wir aus unserem Stützpunkt derzeit Fini Sturm an Bord haben. Sie ist noch nicht nominiert, aber eine heiße Kandidatin für den olympischen Doppelzweier. Wir konnten letztes Jahr bei der WM den sechsten Platz errudern und liebäugeln in diesem Jahr mit einer Medaille bei den Olympischen Spielen, was ein sehr hohes Ziel ist. Bei den Leicht- gewichten gibt es nur den Doppelzweier im Skullbereich, der olympisch ist. Die Fini studiert hier an der Charité in Berlin Medizin. Das ist ein schwerer Job. Sie ist vor zwei Jahren an den Stützpunkt gekommen und hat sich sehr gut entwickelt.

Zum Frauen-Einer: Wir konnten bei der EM den 10. Platz errudern mit Julia Richter, die be- kannt ist, die seit sechs, sieben Jahren hier bei uns am Stützpunkt stationiert ist, Weltmeiste- rin, Vize-Olympiasiegerin. Sie wird in zwei Wochen bei der Qualifikation Richtung Olympi- sche Spiele an den Start gehen, denn bei der letzten Weltmeisterschaft in Frankreich konnte sich der Frauen-Einer nicht für die Olympischen Spiele qualifizieren. Wir erruderten dort den 13. Platz, was unter dem Strich für sie eine gute Leistung war. Das Tempo vorne ist aber indi- viduell so hoch, dass wir da nicht folgen können, zumal wir im Spitzenverband unsere besten Frauen in den Doppelzweier und Doppelvierer setzen. Der Doppelzweier konnte bei der EM die Silbermedaille errudern, im letzten Jahr die Silbermedaille bei der WM. Der Doppelvierer konnte im letzten Jahr die Silbermedaille bei der WM errudern und jetzt die Goldmedaille bei der EM. Also wir sind Topfavorit, sicherlich auch Richtung Rio. Die Frauen trainieren jetzt hier und werden Ihnen nach der Sitzung zur Verfügung stehen, falls Sie irgendwelche Fragen haben.

Des Weiteren rudern am Bundesstützpunkt Dortmund Andreas Kuffner, der derzeit im Achter sitzt, als Olympiasieger im Achter bekannt, und Martin Sauer, die dort stationiert sind und sich am Leitstützpunkt unter Bundestrainer Ralf Holtmeyer auf Rio vorbereiten. Das läuft wie folgt ab: Dienstag reisen sie an, Sonntag reisen sie ab, einen Tag Heimtraining, und das Wo- che für Woche. So wie die Frauen hierherkommen zum Leitstützpunkt und hier trainieren, fahren die Männer-Riemen in dem Teilbereich nach Dortmund und trainieren dort. Wir haben im Vierer ohne derzeit zwei Männer im Rennen, Max Korge und Anton Braun, beide auch vom Berliner Ruderclub. Die sind jetzt bei der EM Siebente geworden, haben das kleine Fina- le gewonnen. Die Leistungsfähigkeit war nicht so zufriedenstellend, darum gab es jetzt noch mal eine Umbesetzung mit Anton Braun als Verstärkung. Wir hoffen oder der Bundestrainer Ralf Holtmeyer hofft, dass sie dann gut genug sind, um in Rio ins Finale zu fahren und dort um die Medaillen zu kämpfen.

In die Qualifikation muss der Zweier ohne mit Clemens Ernsting an Bord, auch ein Berliner Sportler, der jetzt seinen Lebensmittelpunkt nach Dortmund verlegt hat, weil dort eben dieser Männer-Riemenbereich stationiert ist. Wollen wir hoffen, dass die Qualifikation gelingt! Das werden wir in zwei Wochen in Luzern sehen. Im Männer-Skullbereich haben wir derzeit ei- nen Mann im Doppelvierer sitzen, , der hier im Heimtraining trainiert und bei Zusammenführung übergreifend am Bundesstützpunkt in Ratzeburg stationiert ist, derzeit in Ratzeburg trainiert und sich auf den nächsten Weltcup in Luzern vorbereitet. Die konnten den 4. Platz errudern, das war sicherlich nicht zufriedenstellend aus Sicht der Bundestrainer. Es gibt da Diskussionen, ob man noch mal umbesetzt. , der hier am Stützpunkt trai- niert, ist erkrankt und hatte lange Zeit damit zu tun, verschleppter Infekt, wir wissen es nicht genau. Der wird erst mal die Ersatzrolle spielen für den nächsten Weltcup. Somit haben wir

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an dem Doppelvierer derzeit einen Anteil von einem Mann im Rennen, aber zwei Kandidaten, die Richtung Rio gesetzt sind, denke ich.

Das ist ein kleiner Ausschnitt aus der aktuellen Situation. Insgesamt, wie gesagt, sind es acht Sportler plus Steuermann, die hier im Heimtraining betreut werden und sich auf Rio vorberei- ten – mit Wenn und Aber.

Des Weiteren noch ganz kurz zum Männer-Skullbereich Leichtgewicht: Wir haben hier vor Ort einen leichten Doppelzweier vorbereitet mit Daniel Lawitzke und Max Röger unter mei- ner Leitung. Wir haben vor zwei Wochen leider die Qualifikation für das internationale Ge- schäft verpasst. Wir haben bei der internen Ausscheidung, die wir in Köln gefahren sind, ge- gen den Zweitplatzierten mit 1,3 Sekunden verloren, was ein bisschen schade war. Ist halt so im Sport. Ein Sportler ist vorher krank geworden, somit hatten wir das Nachsehen. Die Jungs haben jetzt eine Silbermedaille mit nach Hause gebracht. Bei der EM, denke ich, hatten wir auch heiße Kandidaten im Geschäft, aber so ist es halt.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Ueck! – Dann setzen Sie fort, Herr Finger!

Karsten Finger (Landesruderverband; 1. Vorsitzender): Ich setze gerne fort. Wir werden ja stark controllt. Wir sind froh, dass wir im Moment im Hochleistungsbereich sehr gut vertreten sind und so viele Rudermannschaftsmitglieder in der Nationalmannschaft stellen wie lange nicht mehr.

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Ich habe Ihnen hier – das ist vielleicht ein bisschen klein, aber es ist auch im Handout – ein- fach mal dargestellt, wie die Entwicklung in den letzten Jahren war. Es gibt ja ein Regional- konzept im Berliner Sport, das zwischen allen Beteiligten – Senat, Olympiastützpunkt, LAV, DAV, Eliteschulen des Sports, Schulverwaltung und auch Ärzten – abgestimmt wird, wo bis ins kleinste Detail festgelegt ist, was man sich für die nächsten vier Jahre vornimmt, bzw. immer auf das jeweilige Jahr bezogen, und wo am Ende auch abgerechnet wird. Hier in der mittleren Spalte sieht man immer die Sollvorgabe und an der Ist-Stelle, hier in der dritten Spalte, können Sie verfolgen, dass wir in allen Bereichen sehr gut unterwegs sind.

Wo wir sicherlich noch ein bisschen zulegen können, ist im Juniorenbereich. Aber auf der nächsten Seite sehen wir, dass wir mit den entsprechenden Platzierungen im letzten Jahr schon sehr erfolgreich waren, auch viele Aktive in die Nationalmannschaft gegeben haben und dort auch von der Entwicklung her gut dabei sind.

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Sven Ueck hat es gerade schon erläutert, welche Sportler im Bundeskader sind. Wir haben hier die vier Bundeskader A-, B-, C- und DC-Kader, und dann summiert, wie viele Kader- sportler aus welchem Verein kommen. Wir sehen hier eine Konzentration im Berliner Ruder- club mit neun Kadersportlern, im Ruderclub am Wannsee mit vier, in Tegel mit vier und die weiteren Vereine wie Rotation und Energie in Grünau bzw. in Treptow. Aber Sie sehen auch, es ist eben nicht eine Konzentration auf wenige Vereine, sondern wir haben in den letzten Jahren versucht, möglichst viele Vereine für den Leistungssport zu begeistern, und wenn es wie z. B. bei Hellas Titania nur eine Kadersportlerin ist. Das ist wahrscheinlich noch Britta Oppelt, die gerade aufgehört hat. Letztlich ist es für einen Verein leichter, einen Sportler zu stellen, als, wie es der BRC macht, gleich neun an den Start zu bringen. Das sind enorme fi- nanzielle Aufwendungen, die nicht nur für Boote, sondern auch für Trainingslager, Trainer etc. zu stemmen sind. Zumindest der RAW und der BAC verfügen auch über hauptamtliche Trainer, die dann auch die ganze Woche im Einsatz sind.

Insgesamt sind wir aus Berliner Sicht bei 30 Kadersportlern im Berliner Ruderverband, er- gänzt – das hat Sven Ueck gerade sehr gut dargestellt – um weitere 12 Kadersportler aus den anderen Vereinen in Deutschland, aus Saarbrücken, Celle, Potsdam, Brandenburg, Hanau, Hamburg und Essen, die hier im Rahmen des Stützpunktes trainieren. Wir haben in Deutsch- land aktuell drei Leitstützpunkte, Ratzeburg, Dortmund und Berlin, und wir wollen diesen Stand weiterhin erhalten und möglichst ausbauen, denn das bringt uns auch zusätzliche Trai- ner wie Sven Ueck, Bernd Landvoigt, Andreas Herlitschke und auch einen neuen Bundestrai- ner, der seit diesem Jahr dabei ist, Premysl Panuska, der langjährige tschechische Cheftrainer,

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der jetzt hier auch als vierter Bundestrainer mit am Standort ist. Das schafft natürlich auch viel Qualität hier am Hohenzollernkanal.

Nachwuchsrudern: Das hatte ich vorhin schon erwähnt, da sind wir in den letzten Jahren deut- lich besser geworden. Hier haben wir die letzten vier Jahre dargestellt, von 2012 bis 2015, einmal in den Medaillenrängen und einmal in den Finalplatzierungen 4 bis 6. Da ist gut zu erkennen, dass es sowohl im Bereich U 23 als auch im Bereich U 19, also die Junioren, die zur Junioren-WM fahren, und in den letzten Jahren verstärkt auch in dem Bereich Junior B, das sind die 15-, 16-jährigen Junioren, die den Baustein für die weitere Entwicklung im Juni- or- und dann auch im Seniorbereich bilden, hier sehr stark unterstützt durch die Flatow- Schule und die Poelchau-Schule, die auch entsprechende Aktive beisteuern – – Aber es gibt auch viele andere Aktive, die zusätzlich hier am Standort trainieren.

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Was uns aber wichtig ist: Wo wollen wir hin? – Berliner Vision 2024. Rudern in Berlin – ich habe es vorhin an den Vereinen und Kadersportlern dargestellt, ist eine Möglichkeit, wie man aus 60 Vereinen mit rund 9 500 Mitgliedern durchaus – – Hier ist auch mal ein Wanderru- derboot dargestellt, ein C-Boot in einer Schleuse, dargestellt vom Postsportverein Berlin, der jetzt Pro Sport Berlin heißt. Ich mache hier ein bisschen Werbung in eigener Sache. Das bin ich 1992, ist schon etwas her, aber ich bin im Wanderruderboot großgeworden. Ich bin bis zum 15. Lebensjahr, also von 10 bis 15, in einem solchen Wanderboot gerudert und habe mich dann vom Postsportverein zum Berliner Ruderclub bewegt, der mich gefördert und über den Juniorbereich bis zu einer olympischen Medaille geführt hat. Das war 1992. Es ist also im Rudern möglich, und wir wollen auch großschreiben, dass wir eine Familie, eine Rudererfa- milie sind, aus der der Nachwuchs kommt und entsprechend entwickelt wird.

Ich weiß nicht, ob alle von Ihnen schon mal eine olympische Medaille in der Hand hatten. – [Beifall] – Ich gebe die mal rum. – [Zuruf von Björn Eggert (SPD)] – Die Vorderseite ist im- mer gleich, mit Ausnahme des Namens und der Jahreszahl. Die Medaille insgesamt kann die jeweilige Ausrichterstadt individuell gestalten. Die Medaillen sind immer gleich, das heißt, die Turnerinnen kriegen genau dieselben Medaillen wie die Ruderer. Das heißt, bei der Me- daille haben sicherlich die kleinen, jungen Turnerinnen oder auch die kleinen Schwimmerin- nen eine größere Last zu tragen als die starken Ruderer. Wie Sie hier auf dem Foto sehen können – das ist auf dem Siegersteg in Bañolas, einem Vorort von Barcelona, fotografiert –, war ich einer der Kleineren im Boot. Mit dabei waren damals , Ralph Brudel, Thoralf Peters und Steuermann Hendrik Reiher. Inzwischen sind die Größen etwas zurückge-

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kommen. Die aktuellen Ruderer im Deutschland-Achter und im Doppelvierer sind eher zwi- schen 1,90 und 2 Metern. Aber das sind gerade für den Leistungssport optimale Größenver- hältnisse.

Damit es auch so bleibt, haben wir eine Vision entwickelt. Klar, wir müssen erst mal den jet- zigen Anbau stemmen, aber vielleicht – mal zur Diskussion anregend – gewinnt Berlin auch weiter im Lotto, und es gibt künftig, auch wenn wir uns weiter als Leitstützpunkt in der deut- schen Rudersportlandschaft bewegen und unsere große Stärke weiter ausspielen wollen, eine Möglichkeit, wie man hier noch mehr Breitensportler für Lehrgänge unterbringen, aber auch Leistungssportler an Berlin binden kann. Es ist eine Vision, wie gesagt. Das sind die Ruder- bootshallen, die wir jetzt kennen. Es wäre möglich, die mit einer leichten Ständerkonstruktion um eine Etage aufzustocken. Das haben wir in der Broschüre als Vision dargestellt. Ich weiß, dass das Geld knapp ist und man gewisse Projekte weit im Vorfeld initiieren und ansteuern muss. Bei dem Anbau, wo wir heute den Spatenstich gemacht haben, haben wir 2012 ange- fangen, darüber zu diskutieren und zu versuchen, bei unserem Eigentümer, beim Senat und auch beim Bund, beim Bundesministerium des Innern, zu werben, sich vielleicht irgendwann auch mal mit der Frage einer weiteren Erweiterung zu beschäftigen. Man könnte diesen An- bau durch einen Glasgang verbinden. Den überdachten Gang gibt es schon. Nur eine Glas- wand davorzusetzen wäre relativ einfach möglich, und das ist eine Vision, wie wir gern in den nächsten 10, 12, vielleicht auch 20 Jahren hier in Berlin erfolgreichen Leistungssport machen wollen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 14 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Wir kommen zum Thema Regattaformate, wieder internationales Rudern in Berlin: Stimmt nicht so ganz. Wir haben mit der Langstreckenregatta quer durch Berlin am zweiten Okto- berwochenende immer eine hochkarätig besetzte internationale Ruderregatta mit Start am S Bahnhof Jungfernheide, vorbei am Schloss Charlottenburg, die Spree aufwärts bis zum Ziel vor der „Schwangeren Auster“, vorm Kanzleramt, im letzten Jahr inzwischen schon die 86. Langstreckenregatta gehabt, die erfolgreich ist. Wir haben im letzten Jahr die zweite Champions League, eine Regatta im Sprintformat der besten europäischen Club-Achter, nach Berlin holen können. Wir werden das in diesem Jahr wieder zwischen Oberbaumbrücke und Mercedes-Benz-Arena durchführen auf 350 Metern, Zweibahnsystem, superspannend, super- interessant, und ich kann alle nur einladen am 17. und 18. September. – [Heiterkeit] – Ja, ich weiß! Tut mir leid, aber wenn Sie noch den letzten Wähler finden wollen, ist das vielleicht eine Chance.

Wir haben gerade den Hohenzollernkanal gesehen, wo wir im Frühjahr und Herbst eine Lang- streckenregatta machen. Das hier auf dem Bild sind keine Rennboote – es ist zwar ein biss- chen klein –, das sind Barken. Wir machen ab und zu auch entsprechende Events. Hier haben wir ein Event mit Veolia gemacht, die uns leider als Sponsor nicht mehr zur Verfügung ste- hen. Das kann man z. B. auch mit dem Sportausschuss machen, dass man eine CDU-Barke gegen eine SPD-Barke fahren lässt oder die Grünen gegen die Piraten oder gern auch gemein- sam. Ich könnte auch in jedes Boot noch einen Olympiasieger oder einen Weltmeister oder wen auch immer mitreinsetzen. Insofern eignet sich das Angebot sehr schön, vor allen Din- gen, wenn man im Team fährt. Im Achter ist man ja nur so schnell, wenn alle acht gemeinsam

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am Riemen ziehen und der Steuermann in die richtige Richtung steuert. Nur dann kommt man auch an. Also auch zur Teambildung ist so ein Ruderevent eine sehr gute Sache.

Wir haben als letztes Format das Ergometerrudern, teilweise hier im Ruderzentrum in der Sporthalle, wo wir eben drin waren, im letzten Jahr und, ich hoffe, auch in den nächsten Jah- ren im Kuppelsaal im Berliner Olympia-Park, ein hervorragender Saal für die Ergometerwett- bewerbe, letztlich ergänzt um die vielen Vereinsregatten, die wir in Berlin haben. Wir haben den Silbernen Riemen als Langstreckenregatta von der Rudergesellschaft Wiking, wir haben die Rohrwallregatta in Richtershorn mit der Rudergesellschaft Rotation an der Rohrwallinsel. Wir haben die Langstreckenregatta „Rund um den Wannsee“ am 3. Oktober, einmal um den Wannsee rum, die Oberhavelregatta und viele andere Regatten, die die Vereine nach eigener Fasson ausrichten und wo auch sehr viel Breitensport getrieben wird, wo sehr viele ältere Ru- derer dabei sind, Masters-Ruderer, das sind die, die noch Rennen fahren, aber es gibt auch viele, die noch mit 60, 70 oder auch 80 ins Boot steigen und gern an solchen Vereinsregatten teilnehmen. Insofern: Rudern kann man von 10 bis man den Löffel abgibt.

Hier noch mal ein kleiner Überblick. Frau Dr. Hiller hat vorhin ja die Frage gestellt: Warum nicht mehr Flatow-Schule? Wie können wir fördern? Wir sehen es hier sehr gut. Wir haben ungefähr 23 Vereine im Berliner Südosten, dort an der Regattastrecke auch die Flatow- Sportschule mit möglichem Internatsbetrieb. Die Außenstelle Landesleistungszentrum in Grünau, die Sportanlagen, die die DDR dort aufgebaut hat im Sportclub Berlin Grünau, wie er damals hieß, sind einzigartig. Danach haben sich sicherlich in den Achtzigerjahren die Berli-

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 16 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

ner Landestrainer oder die Bundestrainer die Finger geleckt und hatten so etwas auch hier am Hohenzollernkanal geplant. Wenn ich da die zwei Vierer-Ruderkästen mit neuester Messtech- nik sehe, sind das hervorragende Sachen, wie man an seiner Rudertechnik arbeiten kann. Wir sind sehr stolz, dass wir zwei Zentren haben. Es gab in den Neunzigerjahren, direkt nach der Wende Überlegungen, den Standort hier zu schließen und alles nach Grünau zu verlegen. Das macht sicherlich aus betriebswirtschaftlicher Sicht Sinn, da gab es sicherlich viele Fürspre- cher, und ich bin froh, dass damals einige Fraktionen dagegengewirkt und diesen Standort hier erhalten haben, denn im Sommer wird es bei dem regen Motorbootverkehr in Grünau immer schwieriger, dort vernünftige Trainingsbedingungen hinzubekommen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 17 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Das geht meistens nur morgens um 6 Uhr und abends weit nach 20 Uhr, dazwischen in der Regel nur mit großem Wellenschlag verbunden und relativ schwierig.

Wir haben im Wannseeraum 10 Vereine im Berliner Südwesten, wir haben 19 Vereine in Spandau und acht Vereine in Tegel, Reinickendorf, Heiligensee und Konradshöhe und im Olympiapark die Poelchau-Oberschule. Wir sind froh, dass wir zwei Eliteschulen und je ein Zentrum am Hohenzollernkanal und in Grünau haben. Die Stadtautobahn verbindet Grünau und den Hohenzollernkanal zwar sehr gut, ist aber die meiste Zeit am Tag sehr voll – Sie ken- nen die Bedingungen, wenn Sie über die Stadtautobahn ins Abgeordnetenhaus fahren. Es ist also sehr schön, dass wir nicht so oft pendeln müssen und an unterschiedlichen Standorten zusammen rudern können.

Jetzt kommen wir zu dem ebenfalls wichtigen Punkt Breitensport, Umwelt, Wasserwege. Na- tional sind wir – sozusagen durch den Rückzug des Bundes – von den enormen Einsparungen insofern betroffen, dass es immer schwieriger wird, gewisse Wasserstraßen zu befahren.

In dem Zusammenhang, möchte ich ganz herzlich Herrn Scholz begrüßen, den Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin. – Herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind! – [Bei- fall] – Ich möchte mich auch herzlich bedanken, dass wir Berliner mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt einen sehr guten Kontakt pflegen und seit vielen Jahren sehr gut zusammen- arbeiten. Wenn man miteinander redet, ist eigentlich alles machbar und möglich. Wenn man wie unsere Freunde aus dem Land Brandenburg den Rechtsweg beschreitet und nicht in die Diskussion einsteigt, wird das deutlich komplizierter. – Insofern herzlichen Dank für die gute

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 18 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Zusammenarbeit an Herrn Scholz und seine Mitarbeiter, die vieles für uns möglich machen, gerade auch im Wanderrudern.

Wanderrudern ist letztlich der Hauptbestandteil des Berliner Rudersports. Ungefähr zwei Drittel aller Ruderer sind Breitensportler. Beim Wanderrudern steht nicht die Schnelligkeit im Vordergrund, sondern eher längere Distanzen. Dort gibt es Kilometerwettbewerbe. Wie man es hier in den beiden Booten sieht, rudern teilweise ganze Familien zusammen. Da rudern die Kinder mit und z. B. auch der Großvater. Man kann zusammen rudern, man kann Wander- fahrten machen. In Berlin und Brandenburg sind wir mit einem der schönsten Wasserreviere Europas gesegnet, was sich auch darin niederschlägt, dass Berliner Wanderruderer allein im Jahr 2014 über 2 Millionen Kilometer gerudert sind. Beim Wanderrudern ist aktive Freizeit- gestaltung möglich, perfekte Kommunikation im Boot, soziale Kontakte werden gepflegt, und vor allen Dingen können alle Generationen in einem Boot sitzen und den Rudersport gemein- sam ausüben.

Wanderrudern ist immer interessanter geworden. Es gibt seit 1909 einen Wanderruderverband in Groß-Berlin. Seit 1948 gibt es jährliche Wettbewerbe. Es gibt einen Sommerruderwettbe- werb, an dem 1948 nach den Kriegswirren nur 33 Ruderer teilgenommen haben, 2015 waren es immerhin 646 Ruderer. Es gibt natürlich noch deutlich mehr Ruderer, aber bei den Wett- bewerben gibt es eben gewisse Kriterien: nach Altersklassen sortiert gewisse Kilometerleis- tungen, die sie erfüllen müssen. Die Teilnehmer werden mit entsprechenden Medaillen geehrt, auch die Breitensportler bekommen Preise. Beim Winterruderwettbewerb kann man den blau-

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 19 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

en Wimpel gewinnen sowie eine Urkunde. 1948 waren es 208 Teilnehmer, inzwischen sind es 730 Ruderer. Sie rudern den Winter durch und nutzen jedes freie Wasser, um den Rudersport ausüben zu können.

Noch kurz einige Fakten zum Berliner Wassersportgebiet, eines der schönsten in Deutsch- land. Im letzten Jahr fand zum sechsten Mal das DRV-Wanderrudertreffen in Berlin statt, auch das ist sicherlich eine Auszeichnung und zeigt, dass wir viel für den Breitensport und das Wanderrudern in Berlin tun.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 20 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Eine Vision, die wir auch im Breitensport haben, möchte ich an dieser Stelle gern anbringen: Wir können in Berlin auf 44 Kilometern die Spree berudern. Eine Stelle können wir nicht berudern, nämlich den Abschnitt zwischen Oberbaumbrücke und Kanzleramt bzw. Schloss Bellevue. Dort ist die Spree nur für Motorboote zugelassen, die über UKW-Funk verfügen, das heißt, wir können dort noch nicht einmal mit unseren Trainer-Motorbooten durchfahren bzw. nur in Begleitung der Wasserschutzpolizei oder des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Das wäre sicherlich eine Vision. – Sicherheit steht natürlich im Vordergrund. Es gibt viele Spundwände, leider auch in Grünau, weswegen die Regattastrecke dort nicht für den Hoch- leistungsbereich, den FISA-Bereich, geeignet ist bzw. nur nach großen Umbaumaßnahmen geeignet wäre. Es gibt aber viele Anfragen, die Innenstadtspree durchfahren zu können. Frü- her gab es Möglichkeiten: Beim Wanderrudertreffen 2005 konnten wir einmal von West nach Ost durchrudern, 2008 sind wir dann von Ost nach West gerudert, durch das Regierungsvier- tel und am Kanzleramt vorbei. Es wäre schön, wenn wir die Innenstadtspree mindestens ein- mal jährlich befahren könnten.

Dieses Foto ist im letzten Jahr entstanden, als wir Ruderer gegen die Sparmaßnahmen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung protestiert haben. Wir haben eine Demonstration ange- meldet. Wie ich gelernt habe, ist es möglich, die Spree zu nutzen, wenn man eine Demonstra- tion anmeldet, sie vernünftig begründet und sich entsprechend artikuliert. Es sollte aber mög- lich sein, die Spree einmal im Jahr zu nutzen, vielleicht in einem bestimmten Zeitfenster, und wenn es nur drei oder zwei Stunden sind, und dafür nicht immer gegen irgendetwas demonst- rieren zu müssen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 21 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Hier noch einmal dargestellt: Die Planung der Stege. Wir sind in den vielfältigsten Wasser- sportkommissionen mit eingebunden. – Es wäre es hilfreich, wenn Stege anders als in diesem Beispiel nicht mit solch einem Höhenunterschied gebaut werden. An Motorbootstege kom- men wir in der Regel mit unseren Booten nicht heran. Kanus und Ruderboote können aber mit Schwimmstegen sehr gut klarkommen und dann vielleicht auch den Bereich am Kanzleramt durchfahren.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 22 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Wie gesagt, wir haben nicht nur im Leistungssport Visionen, sondern auch im Breitensport. Ich habe das hier noch einmal kurz zusammengefasst. Ich weiß, dass ich schon ein bisschen überzogen habe, insofern möchte ich nicht noch einmal alle Punkte durchgehen. Ich möchte mich an dieser Stelle gern für eine Forderung einsetzen, die sich an den Staatssekretär und den Senat, aber auch an die Abgeordneten richtet. Ich denke, Sie alle sind Sportler und setzen sich für den Sport ein, und wenn es nur der Wassersport im Schwimmbad ist. Wir müssen versuchen, in Deutschland und auch hier in Berlin zu erreichen, dass der Rudersport zur gene- rellen Gesundheitsvorsorge wird, denn durch Rudern, durch Sport generell kann man vielen Krankheiten vorbeugen. Wir haben im Deutschen Bundestag keine so große Lobby wie die Pharmaindustrie, aber es wäre wünschenswert zu erreichen, dass durch den Rudersport mehr Leute Sport treiben und wir dadurch vielleicht auch die Gesundheitsausgaben minimieren können bzw. mehr in den Sport investiert werden kann. – Vielen Dank! – [Beifall] –

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Ueck! Vielen Dank, Herr Finger! Erste Frage: Ist die Medaille wieder angekommen? – [Heiterkeit] – Vielen Dank auch für die Einladung für den 17. und 18. September, aber Sie haben sicher Verständnis dafür, dass wir an diesen Tagen selbst genug zu rudern haben. – [Heiterkeit] –

Wir werden jetzt noch die Stellungnahme des Senats hören von Herrn Statzkowski. – An- schließend stellen wir Fragen an Sie. Das werden sicher einige Fragen sein, wenn Sie so freundlich sind, sich Notizen zu machen! Danach kommen wir zur Antwortrunde. – Herr Statzkowski, Sie haben das Wort!

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 23 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Staatssekretär Andreas Statzkowski (SenInnSport): Ich möchte dem Ausschuss noch einige Zahlen zur Kenntnis geben, inwieweit wir als Land Berlin den Rudersport jährlich aus dem Landeshaushalt finanzieren. Da das Parlament der Haushaltsgesetzgeber ist, ist das ein Part, der für Sie wichtig ist. Das Landesleistungszentrum Rudern wird jährlich in Höhe von 290 000 Euro finanziell vom Land Berlin gefördert. Es wurde schon die Frage des damaligen Frossard-Gutachtens angesprochen – Gott sei Dank ist das aus meiner Sicht kein Thema, das heißt, es gibt ein Bekenntnis Berlins zu beiden Standorten. Insoweit geht es jetzt darum, diese Standorte weiterhin positiv zu entwickeln. In der Frage der Erweiterung des Kraftraums, für den wir heute den schönen Spatenstich gemacht haben, geht es um ein Kostenvolumen in Hö- he von 1,57 Millionen Euro, dabei beträgt die Kofinanzierung vom Bund rund 600 000 Euro.

Außerdem bezuschussen wir in Form der Fehlbedarfsfinanzierung zwei Veranstaltungen des Berliner Ruderverbandes: zum einen „Quer durch Berlin“ in Höhe von bis zu 12 000 Euro, das andere ist das ROWING Champions League Finale – das ist schon mehrfach angespro- chen worden – in diesem Jahr mit bis zu 46 000 Euro. Aus sportlicher Sicht ist vielleicht noch darauf hinzuweisen, dass auch das Finale der Ruderbundesliga am 17. September ein wichti- ges Datum ist. Mit Sicherheit ist es interessant, dort hinzugehen.

Zum weiteren Ausbau und der Finanzierung des Standorts Hohenzollernkanal sagte ich be- reits, dass wir offen sind. Jetzt müssen wir erst einmal die aktuelle Baumaßnahme abwickeln, und dann werden wir, wie wir es auch in der Vergangenheit gemacht haben, in vertrauensvol- le, gute Gespräche einsteigen und schauen, was in welchen Zeitabläufen weiter machbar und realisierbar ist. Was Grünau angeht, hat das Bezirksamt Treptow-Köpenick, das Träger der Sporteinrichtung ist – nicht die Senatsverwaltung im Land Berlin –, über SIWA-Mittel rund 1 Million Euro bekommen. – Herr Schaddach! Rund eine Million Euro bekommen Sie, damit die Tribünengebäude dort in größerem Umfang saniert werden können. Es ist mit Sicherheit eine gute Maßnahme, die das Parlament hier beschlossen hat, dem Bezirksamt diese Mittel zur Verfügung zu stellen, denn wir wollen Grünau bei der Weiterentwicklung der Ruder- standorte in Berlin natürlich nicht vergessen.

Was die sportfachlichen Fragen angeht, sind wir mit Sicherheit offen. Bevor wir von unserer Seite aus in irgendeiner Form aktiv werden, wäre es aus meiner Sicht wichtig, dass man sich mit dem Ruderverband direkt zusammensetzt, um die Einzelheiten abzuklären und gemein- sam abzustimmen, in welchen Schritten man vorgeht, um die sportfachlichen Ziele erreichen zu können. – Vielen Dank!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Staatssekretär! – Wir kommen zur Ausspra- che. Es beginnt die SPD-Fraktion. Herr Schaddach hat das Wort. – Bitte sehr!

Robert Schaddach (SPD): Vielen Dank! – Vielen Dank auch im Namen unserer Fraktion, dass wir heute die Möglichkeit haben, hier bei Ihnen zu tagen! Vorweg auch herzlichen Glückwunsch zu den vielen Nominierungen und der guten Arbeit! Das ist für Berlin wirklich eine tolle Sache. – Sie hatten zu Beginn die Themen Gasanbindung und schnelles Internet angesprochen. Ich als Köpenicker habe das gleiche Problem in vielen Ortsteilen. Ich verstehe bis heute nicht, warum man in einer Großstadt wie Berlin solche Schwierigkeiten hat. – Das nur vorweg!

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Herr Finger! Was mich ganz persönlich interessieren würde: Als Sie 1992 bei Olympia diese Platzierung erreicht haben, war das auch ein ganz spannendes Jahr, weil es die erste gesamt- deutsche Mannschaft war und dieser Zusammenführungsprozess stattfand. Ich bin selbst auch aus Grünau. – Zum Rudersport allgemein: In der letzten Legislaturperiode gab es eine Ruder- gruppe aus Parlamentariern, die sich bis heute fortgesetzt hat. Frau Hiller war damals dabei, Frau Kubala von der Grünenfraktion, und viele weitere haben mitgemacht. Wir hatten so die Möglichkeit, in vielen Vereinen zu rudern und zu sehen, was in den Vereinen los ist und wie viel dort ehrenamtlich passiert. Ein Problem ist immer der Nachwuchs. Im Wassersport haben viele Vereine größere Nachwuchsprobleme, auch mein eigener Verein. Wie sehen Sie das als Berliner Ruderverband? Welche Initiativen gibt es, was tun Sie, um Nachwuchs zu gewinnen?

Zweite Frage: Bei der Berliner Frühjahrsregatta, die auch in Grünau stattfindet, ist die Betei- ligung insgesamt gewaltig. Das ist eine der schönsten Regatten, die man in Berlin erleben kann. Sind Sie mit der Unterstützung seitens des Landes Berlin zufrieden, hinsichtlich der Regatten und allgemein mit der Zusammenarbeit?

Wenn man Mitglieder gewinnen will, braucht man immer finanzielle Mittel. Sie haben über den finanziellen Teil berichtet. Leider ist Frau Dr. Warnecke, die das für Veolia über viele Jahre begleitet hat, nicht mehr mit an Bord. Haben Sie andere Hauptsponsoren, die sich im Rudersport engagieren? Ein Teil der Mittel kommt immer aus eigener Kraft, ein Teil vom Land Berlin, aber ein Teil sollte immer auch aus der Privatwirtschaft kommen. Welche Initia- tiven gibt es da Ihrerseits – bestimmt eine ganze Menge? Das wäre noch ein Thema, das uns als Fraktion interessiert.

Die Synergien zwischen Hohenzollernkanal und Grünau haben Sie vorhin angesprochen. Ver- treter aus Grünau sind auch hier mit vor Ort. Wie funktioniert da die praktische Zusammenar- beit?

Nächstes Thema ist die Frage der Regatten. Ich glaube, Ihre Kollegin Frau Haupt war im No- vember 2015 im Ausschuss für Stadtentwicklung, als es eine Anhörung zum Thema Wasser- sport in Berlin stattfand. Regatten generell sind ein jahrelanges Thema. Was haben Sie aktiv getan? Ganz salopp gefragt – Herr Scholz vom Wasser- und Schifffahrtsamt ist heute dan- kenswerterweise hier –, sind schon Anträge gestellt worden? Ist auch überlegt worden, mit anderen Vereinen und Verbänden – Kanu, Drachenboot – etwas Gemeinsames in Berlin zu organisieren, an einem zentralen Tag, den man sicher finden könnte? Soll da vielleicht in die- sem oder im nächsten Jahr etwas passieren? Wie weit sind Sie da? – Das wäre ein weiterer Fragenkomplex.

Als nächstes die Zusammenarbeit mit dem Behindertenverband: Welche Art der Zusammen- arbeit gibt es, wo sind die Schnittstellen? Was passiert da generell im Rudersport? Und wie gestaltet sich die Vernetzung mit dem Schülerruderverband? Mittlerweile gibt es zwei Schü- lerrudervereine, einen in Grünau und einen hier. Sind da Synergien zu sehen? – Vielen Dank!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Schaddach! – Es folgen Frau Schillhaneck von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und anschließend Herr Baum von den Piraten.

Anja Schillhaneck (GRÜNE): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Mein Vorredner hat schon einen ganzen Strauß von Fragen aufgemacht, auch zum Thema finanzielle Rahmenbedingun-

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gen usw. An dem Punkt würde ich gern eine Frage hinzufügen. Wie sehen derzeit die finanzi- ellen Rahmenbedingungen im Bereich Trainerinnen und Trainer aus und auch, was die Sport- lerinnen und Sportler betrifft, insbesondere in den Kaderbereichen?

Zum Breitensport und den Schulen hätte ich noch eine Frage zur Zusammenarbeit gerade in der Nachwuchsgewinnung. Das ist mittlerweile ein komplexes Feld, gerade was den Schüler- ruderverband und dessen Untergliederungen anbelangt. Ich weiß aber, dass es traditionell nicht nur mit den beiden Eliteschulen des Sports, sondern auch mit dem Schülerruderverband eine enge Zusammenarbeit gibt, insbesondere in Grünau, aber auch in Tegel, in Wannsee usw. haben sie entsprechende Standorte. Gerade über diesen Weg, nicht nur über die Vereine, die eine sehr gute Nachwuchsarbeit machen, kommt meiner Kenntnis nach traditionell in Ber- lin relativ viel Nachwuchs. Könnten Sie dazu noch etwas sagen?

An der Stelle auch spezifisch die Frage: Wie ist das im Mädchen- und Frauensport? Sie hatten den Punkt auf Ihrer Folie. Wir haben sehr erfolgreiche Leistungsträgerinnen in Berlin, was ich wunderschön finde. Kurze Frage: Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass solche Vorbilder dazu führen, dass sich mehr Mädchen oder junge Frauen für diesen Sport interessieren? Mich persönlich würde das freuen. Wenn das nicht so ist, wie kann man das noch unterstützen?

Wie sieht es mit der Konkurrenz zu Brandenburg aus – eventuell zwischen den einzelnen Stützpunkten –, auch um die Sportler und Sportlerinnen? Denn so weit weg ist das nicht, so weit weg ist auch der BC nicht oder ähnliche Reviere.

Bei unserem Rundgang kam schon die Frage der medizinischen und psychologischen Unter- stützung auf. Wie ist die Zusammenarbeit mit den entsprechenden sportmedizinischen Berei- chen der Charité, aber auch des Olympiastützpunkts usw.?

Eine letzte Frage: Sie haben vorhin zumindest für das Land Berlin schon positiv die Zusam- menarbeit mit dem Schifffahrtsamt hervorgehoben. Es freut uns natürlich immer zu hören, wenn es gut läuft. Man kann auch einmal feststellen, wenn Dinge gut laufen! Man muss nicht nur meckern. Ich finde es gut, auch so etwas zu hören. – [Zuruf: Wir führen Wortprotokoll! – Heiterkeit] –

Vorsitzende Karin Halsch: Frau Schillhaneck hat das Wort!

Anja Schillhaneck (GRÜNE): Ich finde es immer total spannend, was für klischeehafte Vor- stellungen Sie im Kopf haben, die Sie genau an solchen Stellen immer rauslassen müssen. – [Zuruf: Vorsicht, Vorsicht!] – Ganz vorsichtig wäre ich da an Ihrer Stelle, oder wir ziehen vielleicht mal Protokolle aus der Zeit hervor, als Sie in der Opposition saßen, und reden dann einmal über Rollen und Aufgaben. Die Herren sind schon längst wieder im Wahlkampf. Macht nichts!

Ich freue mich einfach zu hören, was gut läuft. Sie haben aber das allgemeine Verbot für die Innenstadtspree angesprochen für Boote, die kein UKW-Radio an Bord haben, sind darüber aber relativ schnell hinweggegangen. Wie könnte aus Ihrer Perspektive eine Lösung für das Problem aussehen? Wer ist dafür zuständig, wen muss man ansprechen, und was lässt sich tun, um das anzugehen – und sei es nur an ausgewählten Terminen im Jahr? – Danke!

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Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Herr Baum, bitte! – Ihm folgt Frau Dr. Hiller.

Andreas Baum (PIRATEN): Einige Fragen von meiner Liste wurden schon gestellt, ich möchte aber noch andere Aspekte einbringen. Die Nachwuchsgewinnung wurde schon ange- sprochen, da würde mich noch konkret interessieren, über welche Wege die Ruderinnen und Ruderer zu Ihnen finden. – Zu den Mädchen und Frauen: In Berlin gibt es ungefähr 6 000 männliche und 3 200 weibliche Ruderer. Haben Sie Erfahrung, um dieses Verhältnis zu ver- ändern, oder gibt es besondere Projekte? – Im Bericht des Amts für Statistik Berlin-Bran- denburg, in dem es eine Übersicht über die Sportvereine in Berlin gibt, ist mir aufgefallen, dass es im Jahr 2014 nur 8 000 Mitglieder gab, 2015 9 200 Mitglieder und dass drei Vereine dazugekommen sind. Können Sie erläutern, wie es zu diesem durchaus merkbaren Zuwachs gekommen ist und in welchem Bereich dieser stattgefunden hat? – Auch die Kooperation mit Brandenburg würde mich interessieren. Gibt es gemeinsame Projekte, oder teilt sich das mehr oder weniger an der Landesgrenze auf? – Das war es von mir.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Baum! – Frau Dr. Hiller, bitte!

Dr. Gabriele Hiller (LINKE): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Es wurde schon vieles ge- fragt, nur noch nicht von mir. Ich kann Ihnen nur gratulieren: Die Effektivität des Ruderver- bandes ist hervorragend! 9 500 Mitglieder mit 30 Kadern, das muss man erst einmal schaffen. Besser ist wahrscheinlich nur der moderne Fünfkampf mit 100 Mitgliedern, ich weiß nicht, wie viele Kader. – [Heiterkeit] – Das nur am Rande!

Rudern ist ein teurer Sport. Wie schaffen Sie es, dass Vereine, die keinen Leistungssport ma- chen, ihre Boote finanzieren können? Wir haben gehört, was das kostet – wobei Sie auch Vorbild sind, indem Sie die Boote weiterreichen. Das ist eine Art Schneeballprinzip und wirkt sich günstig auf die Vereine aus. Aber kommt es auch bei Vereinen an, die keinen Leistungs- sport machen? Das würde mich interessieren.

Zur Nachwuchsgewinnung wurde schon einiges gefragt. Sichten Sie in der ganzen Stadt? Es gab eine Zeit, in der das üblich war. Sicherlich wäre es angesichts von zwei Schulen, die Ru- dern anbieten, gut und günstig, wenn auch aus Marzahn-Hellersdorf Sportlerinnen und Sport- ler gewonnen werden könnten, die allerdings sowohl zur Flatow als auch hierher einen weiten Anfahrtsweg haben. Schaffen Sie das, oder brauchen Sie da Unterstützung?

Die Konkurrenz Potsdam-Flatow-Poelchau: Wie lange wird sich der Bundesverband das an- schauen? – Ich hatte nur im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Europameisterschaft in Potsdam gehört, dass die um ihren Standort gekämpft haben und jetzt froh sind, dass sie ihn haben. – Wie sehen Sie das? Konkurrenz kann befruchten, aber auch teuer werden.

Stichwort Paralympics: Meines Erachtens ist der Begriff bei Ihnen nicht gefallen, aber Sie können sicher etwas dazu sagen. – Danke schön!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Dr. Hiller! – Herr Trapp, bitte!

Peter Trapp (CDU): Schönen Dank, Frau Vorsitzende! – Herzlichen Dank für die umfassen- de Information! Ich glaube, so gut sind wir noch nie über den Rudersport informiert worden wie hier in Ihrem Haus. Allerdings habe ich noch zwei, drei kleine Fragen aufgrund Ihrer

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Ausführungen. Sie haben uns beim Nachwuchsrudern hervorragende Ergebnisse mitgeteilt. Da wüsste ich gern, ob es bestimmte Bootsklassen gibt, in denen Berlin führend ist. Ich will das am berühmten „Ratzeburger Achter“ festmachen. Gibt es auch einen „Berliner Vierer“ oder so ähnlich? Wo liegen die Spezialitäten hier in Berlin, wenn z. B. einige Ruderer nach Dortmund abwandern müssen, um erfolgreich zu sein? – Das wäre meine erste Frage.

Die zweite Frage ist ein bisschen allgemeiner gehalten. Ich bin Spandauer Abgeordneter, und in Spandau liegen eine ganze Menge Rudervereine, die ab und zu darüber meckern, dass Mo- torboote, nachdem jetzt Boote mit bis zu 15 PS führerscheinfrei gefahren werden können, die sportliche Entwicklung und den Trainingsablauf stören. – Das wäre die zweite Frage.

Zur Nachwuchsproblematik: Wir haben bei uns in der Nähe der Spandauer Rudervereine Grundschulen, sodass man durch Kooperationen Nachwuchs an den Sport heranführen kann. Immer wieder sagen die Eltern aber, irgendwann kommen wir an finanzielle Grenzen und wissen nicht, ob unser Kind noch weiter rudern soll. – Da würde mich interessieren, wie man diese Situation durch Kooperationen mit Schulen, die in der Nähe von Rudervereinen liegen, vielleicht noch verbessern kann.

Letzter Punkt: Wir haben vorhin gehört, dass eine Medaillengewinnerin Medizin studiert. Sie kommt aus Rostock und ist in Berlin. Wir haben gehört, dass viele Ruderer nach Dortmund ziehen und immer viel unterwegs sind. Wie sieht es mit den beruflichen Möglichkeiten für Spitzensportler aus? Ich denke an die Profilquote Sport, durch die Sportler eine gute Chance haben, in Berlin zu studieren, damit sie nicht durch die Weltgeschichte reisen müssen. – Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit ein Gespräch mit Eliteschulen des Sports in anderen Bundes- ländern, die gesagt haben, für den MSA und das Abitur muss man sich mit den Eliteschulen des Sports sehr gut absprechen, weil unter Umständen wichtige Wettkämpfe in den Zeitraum fallen, in dem MSA- oder Abiturprüfungen geschrieben werden. Wie sieht es hier in Berlin aus – sind Wettkämpfe so zu positionieren, dass es für leistungsstarke Sportler nicht zu Prob- lemen mit den Abschlüssen kommt?

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Trapp! – Abschließend in dieser Runde Frau Platta für die LINKE!

Marion Platta (LINKE): Danke schön! – Mein Vorredner hat schon auf das Thema sozial schwächere Ruderer der Zukunft hingewiesen. Mich würde interessieren, wie Sie das Bil- dungs- und Teilhabepaket für Jugendliche nutzen können, um sie in den Vereinen Ihres Lan- desverbandes trotz ihrer Situation als Sportler aufzunehmen.

Sie sind mit Ihren Booten viel auf dem Wasser unterwegs. Wie beurteilen Sie die Wasserqua- lität? Wir haben immer wieder das Problem, dass bei Starkregenereignissen auch Dinge in die Wasserstraßen eingebracht werden, die da nicht hingehören. Wie beurteilen Sie den Ver- schmutzungsgrad? – In diesem Zusammenhang noch die Nachfrage, da Sie Beziehungen zu Grünau haben: Der Spreezulauf bringt durch den Tagebau auch Sulfatbelastung mit sich. Hat das irgendwelche Auswirkungen auf Ihre Wasserfahrzeuge, auf die Boote? Wir wissen, dass es bei Betonbauten Probleme gibt, aber ist es auch für den Ruderverband ein Problem, wenn der Sulfatgehalt in der Spree steigt?

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Letzte Frage: Ich bin eher mit dem Fahrrad unterwegs. Unter anderem an der Elbe ist mir po- sitiv aufgefallen, dass ein Ruderverband Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer zur Ver- fügung stellt. Wie ist das in Berlin geregelt? Wenn Sie Wohnungen am Stützpunkt haben – besteht die Möglichkeit der Übernachtung auch für Sportler außerhalb des Rudersports?

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Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Ich habe abschließend noch eine Frage: Ich habe gehört, dass in Brandenburg die Schleusen immer früher schließen und oftmals geschlossen sind. Hat das eine Auswirkung insbesondere auf diejenigen Sportler, die beim Wanderrudern unterwegs sind? Gibt es da Klagen? – [Robert Schaddach (SPD): Die Boote trägt man rüber!] – Man trägt sie rüber, sie fahren gar nicht durch die Schleusen? Dann bin ich jetzt falsch in- formiert. – [Robert Schaddach (SPD): Wenn die Schleuse zu ist, kannst du nur tragen.] – Okay, dann wird getragen. Auch wenn zehn oder zwölf Boote hintereinander kommen, tragen alle? – Okay, dann ist die Frage schon intern beantwortet. – Vielen Dank!

Es gibt keine weiteren Fragen mehr. Wir kommen zur Antwortrunde. – Herr Finger, Sie be- ginnen? – Bitte!

Karsten Finger (Landesruderverband): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, vielen Dank! – Ich fange mit dem Punkt Schleusen an, weil Herr Scholz vom Wasser- und Schifffahrtsamt heute noch einen Gerichtstermin hat und gleich gehen muss. Ich würde ihm gleich das Wort ertei- len. Schleusen generell sind ein Thema, das wir auch in Berlin haben, wenn man sich die Schleuse Plötzensee anschaut oder andere Berliner Schleusen, von Spandau und Charlotten- burg einmal abgesehen – wie auch die Durchfahrroute, Frau Schillhaneck hat das gefragt. An der Stelle wünschen wir uns, dass es mindestens einmal im Jahr die Möglichkeit gibt, an ei- nem Samstag oder Sonntag in einem bestimmten Zeitfenster die Innenstadtspree zu nutzen, sie durchfahren zu können und keine Demo anmelden zu müssen. Wir sind uns bewusst – ich lebe auch nicht hinter dem Mond –, welcher Schiffsverkehr dort herrscht, dass die Berufs- schifffahrt natürlich Vorrang hat und dass man dort durch die Freizeitschifffahrt und die Mo- torboote auf dem Wasser manchmal schon Angst um Leib und Leben haben muss. Insofern ist das sehr schwierig, und ich sehe dabei auch die Sicherheitsaspekte. Letztlich geht es hier nicht um UKW-Radio, sondern um eine Funkanlage, damit man sich mit dem Wasser- und Schiff- fahrtsamt, der Wasserschutzpolizei oder den anderen Beteiligten über Funk unterhalten kann. Die Dampfer werden das sicherlich machen, bei unseren Ruderbooten ist es sicherlich schlecht, die Ruderkraft in Strom für eine Funkanlage umzusetzen. – Herr Scholz! Darf ich Sie bitten?

Vorsitzende Karin Halsch: Herr Finger! Eigentlich erteile ich als Vorsitzende das Wort, aber ich schließe mich Ihrem Wunsch an. Natürlich freuen wir uns, wenn Herr Scholz jetzt antwortet. – Bitte!

Michael Scholz (Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin): Schönen Dank! – Ich habe mitge- schrieben und hoffe, dass ich speziell auf die Fragen von drei oder vier Fraktionen antworten kann. Zunächst etwas Grundsätzliches, und das Grundsätzliche ist immer sehr dünn und schmal, nicht erschrecken! Wir kommen nach dem Grundsätzlichen natürlich zu den Aus- nahmen und den Hintergründen, die hier besonders wichtig sind, erwähnt zu werden. Vom Grundsatz her: Wir sind eine Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, zuständig für die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs und für den Betrieb und die Unterhaltung der dazugehörigen Verkehrswege und Schleusen. Das klingt sehr dünn, ich will es etwas aus- schmücken.

Eine Frage betraf die Stege. Wir bauen grundsätzlich keine Stege, sondern überlassen das den sogenannten Dritten – im Verwaltungsdeutsch. An den Schleusenvorhäfen und an dezidierten touristischen Punkten bauen wir aber von Amts wegen solche Stege. Wir lernen dabei: Wir

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haben bundesweit Standardisierungsarbeitsgruppen für bestimmte Wasseranlagen eingerich- tet, für Verkehrsanlagen, Schleusen, Stege, Wehre etc. Dabei verbessern wir immer durch lernendes System die Nutzerbedingungen. Wir bauen diese Stege aber für den gesamten bun- ten Breitensport oder Nutzer der gesamten bunten Flotte. Das heißt, die Ausstiegs- und Ein- stiegshöhe dieser Stege gilt für den Durchschnitt aller Boote. Das ist der Hintergrund, warum das Aus- und Einsteigen bei Ruderbooten manchmal etwas schwierig ist. – Das zum einen.

Die Schleusenbetriebszeiten: Wir sind als Bundesbehörde für einige Regionen des Landes Brandenburg und natürlich für die Berliner Bundeswasserstraßen zuständig, die Landesgren- zen sind für uns kein markanter Punkt. Sie haben es angesprochen, die Schleusen, für die wir im Land Brandenburg zuständig sind, sind sehr wenige. Die in den Medien erwähnten Schleusen sind vier: in den Storkower und Teupitzer Gewässern, Neue Mühle und stromauf- wärts.

Wir haben durch die restriktiven Personal- und Finanzressourcen mit Personaleinsparungen seit 1993, die uns in der Bundesverwaltung durch das Budgethoheitsrecht des Deutschen Bundestages auferlegt sind, die beiden Ressourcen Personal und Finanzen gekürzt bekom- men. Das ist nun einmal so. Der Deutsche Bundestag gibt den Ton an, in Kombination mit dem Bundesminister der Finanzen – der Finanzen bedeutet auch, das ist nicht nur ein starkes Ministerium, sondern der einzige Minister mit einem Vetorecht im Bundeskabinett. Was er- zähle ich Ihnen? Sie kennen das alles! – Wir waren nach der Wiedervereinigung, 3. Oktober 1990, etwa 990 Mitarbeiter, heute sind wir 470 im Amt. Das sind nur Faustzahlen, die Ihnen einen Eindruck geben, wie knapp die Ressourcen geworden sind. Wir haben das gleiche Auf- gabenspektrum wie früher. Aus der Personalnot heraus haben wir die Schleusenbetriebszeiten mittlerweile – ich stehe dafür, dass ich das Kind nicht mit dem Bade ausschütte, sondern im Ermessen handele – dezidiert etwas kürzen müssen.

Diese Schleusen im Land Brandenburg sind im Zusammenhang mit den Landeswasserstraßen und den Landesschleusen des Landes Brandenburg zu sehen, denn im Spreebereich oder auch nördlich von Berlin bestehen Ringverkehre, das können Sie auf der Karte nachvollziehen. Dort können wir nicht allein agieren, und wir haben versucht, die Einengung der Schleusen- betriebszeit etwas zu minimieren. – Durch die Einengung haben wir natürlich einige Dienst- posten eingespart. Wir haben danach als Kausalität festgestellt, dass in diesem Zeitfenster von vormittags bis abends über 97 Prozent der Nutzer trotz der reduzierten Schleusenbetriebszei- ten erhalten bleiben. Durch die Schleusenbetriebstagebücher konnten wir die Statistik der letzten 10 bis 15 Jahre nachvollziehen – an jeder Schleuse wird sehr sorgfältig und genau no- tiert, welches Schiff zu welcher Uhrzeit passiert, egal ob Kleinboot, Sportboot, großes Güter- schiff, alles wird registriert. Weiterhin haben wir zufällig festgestellt, dass diese Einengung der Schleusenbetriebszeiten mittlerweile mit allen Schleusen des Landes Brandenburg korres- pondiert.

Der mediale Aufschrei im vergangenen Jahr kam von den Interessenverbänden und von poli- tischer Seite. Wir haben dann einfach eruiert: Was ist Wassertourismus, und welche Hinter- gründe gibt es? An den seenartigen Erweiterungen der Bundeswasserstraßen des Landes Brandenburg herrscht abends ein anderes Mikroklima: Es ist etwas kühler und windiger. Da wollen viele auch bis 22 Uhr, 23 Uhr abends, je nach Tageslicht, dem Wassersport frönen, aber in den verengten Schleusenkanälen, die auch dicht bewachsen sind, ist ab 19 Uhr kaum ein Wassersportler zu sehen – wir haben uns auch darüber gewundert. Das hängt auch damit

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zusammen – ich will es ganz trivial sagen –, dass Mücken ein Problem sind. Der geneigte Wassersportler taucht nach 19 Uhr sehr selten auf. – Das wäre wirtschaftlich auch ein Über- ermessen.

Man kann bis zu einer Stunde nach Ende der Schleusenbetriebszeit durch einen Antrag eine Spätschleusung erwirken, das kostet 25 Euro. Das machen wir, bzw. wir würden es machen! Man kann danach bis zum nächsten Morgen für 60 Euro eine Sonderschleusung beantragen und bis zu einer Stunde vor Schleusenbeginn eine Frühschleusung, wiederum für 25 Euro. Dann beginnt die eigentliche Schleusenbetriebszeit, kostenlos für alle Teilnehmer. Das heißt, indirekt haben wir die Schleusen Tag und Nacht auf. Solche Anträge, die ich gerade schilder- te, kamen seit 1990 für Bundeswasserstraßen im Land Brandenburg: Null! – Wenn jemand eine Regatta durchführt und nach 19 Uhr am Wochenende, Freitag bis Sonntag, noch durch eine Schleuse will, kann man diesen Sonderantrag mit dem Antrag für eine wassersportliche Veranstaltung verbinden und sagen: Die Siegerehrung ist um 19 Uhr, wir kommen erst um 20 Uhr durch die Schleuse. – Bitte schön, machen wir!

Genauso ist es beim Befahren der innerstädtischen Spree. Die Spundwände und die rück- schlagenden Wellen führen zu einer heiklen Situation, deshalb ist für muskelbetriebene Boote vom Grundsatz her die Durchfahrt nicht erlaubt bzw. verboten. Grundsatz heißt: Wir stehen im Kontakt mit allen Verbänden. Einmal im Jahr findet eine Besprechung statt, nicht nur mit den Ruderern, sondern auch mit den Kanuten, mit allen, mit Freizeitkapitänen und der Fahr- gastschifffahrt. Wann finden diese etwa 750 Veranstaltungen auf den Bundeswasserstraßen im Land Berlin statt? – Von den 750 Veranstaltungen pro Jahr haben wir etwa einen Faust- wert von 500 bis 600 Veranstaltungen, die Traditionsveranstaltungen sind: Wannsee in Flammen, oder – Herr Finger hat es geschildert – Durchfahrten einmal im Jahr durch die in- nerstädtische Spree. Das müssen wir natürlich mit der Fahrgastschifffahrt abstimmen. Die Fahrgastschifffahrt stellt im Oktober jeden Jahres für die nächste Saison ihre Anträge auf Fahrpläne. Wenn wir das im Amt durchgesehen und die Fahrpläne genehmigt haben, hat die Fahrgastschifffahrt natürlich gemäß Fahrplan einen gewissen Vorrang, einen Schleusenrang, gerade im Mühlendamm.

Wenn Anträge oder Ideen rechtzeitig kommen, kann man sich im Vorfeld darauf einstellen. Eine Idee war diese relativ neue Ruderregatta an der Mercedes-Benz-Arena. – Seit wie vielen Jahren, Herr Finger? – [Karsten Finger (Landesruderverband): Zwei Jahre!] – Seit zwei Jah- ren. Das haben wir einrichten können, einfach durch rechtzeitige Kommunikation. – Man kann sicher noch einiges mehr machen. Warum nur einmal im Jahr über die innerstädtische Spree? Ich biete Ihnen an, wenn der Antrag rechtzeitig gestellt und das rechtzeitig kommuni- ziert wird, werden wir Zeitfenster finden, in denen die Ruderer meinetwegen exklusiv zwei, drei Stunden von West nach Ost oder von Ost nach West durch die innerstädtische Spree ru- dern können. Gar kein Thema!

Die Funkpflicht für die innerstädtische Spree ist wegen der vielen mannigfaltigen Baustellen, teilweise von Dritten und/oder vom Berliner Senat, installiert worden. Nehmen wir einmal die U5 oder solch exquisite Dinge wie die Rathausbrücke, die uns drei Jahre beeinträchtigt haben – das sind Dinge, die sich in den letzten 5 bis 10 Jahren so gehäuft darstellen, dass wir die Funkpflicht aus Sicherheitsgründen festlegen mussten. Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs ist unser Primat. – Wir haben im Ermessen gehandelt, wenn sich die Baustel- len verringern, haben wir das Zeitfenster der Funkpflicht verringert. Wir haben in den letzten

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zwei Jahren immer wieder bekanntgegeben, dass dieses Zeitfenster nur noch von 10 Uhr vor- mittags bis – wann? Fragen Sie mich nicht, ich bin Amtsleiter, ich bin Generalist! Keine Ah- nung! Meine Sachbearbeiter wissen das. – Wir haben das etwas reduzieren können und wer- den das zunehmend jedes Jahr überprüfen.

Wenn Exklusivveranstaltungen stattfinden sollen wie ein Drachenbootrennen oder eine Ru- derwanderfahrt, dann muss das einfach nur rechtzeitig – zu diesem gemeinsamen Bespre- chungstermin für alle Veranstaltungen, die geplant sind – ein Jahr vorher bekannt sein. Dann kann man das z. B. der Fahrgastschifffahrt oder der Güterschifffahrt mitteilen. – Die Güter- schifffahrt spielt im innerstädtischen Bereich keine große Rolle: 300 000 Gütertonnen Durch- fahrt durch Mühlendamm als Faustwert. Die am stärksten befahrene Binnenschleuse ist Iffez- heim am Rhein mit 29 Millionen Gütertonnen, das ist eine ganz andere Nummer.

Vorsitzende Karin Halsch: Herr Scholz! Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche! Als Vorsitzende muss ich ein bisschen auf die Zeit achten, und wir haben viele Fragen, die noch nicht beantwortet sind und noch andere Tagesordnungspunkte. Tut mir leid! Es ist sehr span- nend, aber wir müssen weitermachen.

Michael Scholz (Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin): Okay, Entschuldigung! Ich bin fast fertig. Ich wollte nur auf die einzelnen Fragen eingehen. – Ich biete weiterhin an, das machen meine Mitarbeiter, dass wir das Zeitfenster für Wanderfahrten erhöhen. – [Beifall] – Ich glau- be, das waren alle Fragen.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! Der Herr Staatssekretär wirft gerade ein, dass das ein gutes Ergebnis dieser heutigen Ausschusssitzung ist. Herzlichen Dank, Herr Scholz! – Herr Finger, wollen Sie fortfahren? Auch für Sie der Hinweis, dass wir ein bisschen auf die Zeit achten müssen.

Karsten Finger (Landesruderverband): Ich versuche, in der verbliebenen Zeit kurz, knapp und prägnant zu antworten, wobei ich mit den Antworten auf die vielen Fragen, die Sie mir gestellt haben, locker den ganzen Tag füllen könnte. Wenn ich so detailreich weitermache, wird das wahrscheinlich auch so sein. Ich versuche zusammenzufassen und werde die Fragen zusammen beantworten, ich habe mir schon einige Verknüpfungen notiert.

Interessant finde ich, dass die Frage nach der Wasserqualität von den Linken kommt. Ich hätte das eher von den Grünen erwartet, bin aber politisch nicht so bewandert und kommentiere das insofern auch nicht. – [Zurufe – Heiterkeit] – Über den Spreezulauf würde ich auch als Bürger sagen, dass die Verschmutzung schlimm ist und deutlich reduziert werden müsste. Wer selbst einmal im Spreewald mit dem Ruderboot oder Kanu unterwegs war, der weiß, dort ist es noch gravierender: Diese dunkelbraune Brühe – hätte ich fast gesagt – ermuntert nicht dazu, dort baden zu gehen oder Sport zu treiben. – Als Ruderer, zumindest wenn ich die Breitensportler ausnehme, die vielleicht von morgens bis abends auf dem Wasser sind, fährt man in der Regel zwei, drei Stunden mit seinem Boot über das Wasser und nimmt es danach wieder raus. In der kurzen Zeit, denke ich, hat die Verschmutzung keine negativen Auswirkungen, schon eher die Blaualgen, die wir im Spätsommer haben, wobei die in der letzten Zeit schon zurückgegangen sind – durch entsprechende Wasserbelüftung und Wasserreinigung haben die Wasserwerke viel getan, um zur Qualität des Wassers beizutragen.

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Übernachtungsmöglichkeiten: Wassertourismus ist sicherlich das Wort, mit dem die Diskus- sion bei den Wasserstraßen geführt wird, wo sich ganz neue Zweige etabliert haben. Ich den- ke, mit Tourismus haben wir in Berlin kein Problem. Es kommen schon genug Touristen nach Berlin, das sieht man an den steigenden Übernachtungszahlen in den Hotels. – Viele Vereine haben Übernachtungsmöglichkeiten, wir haben ein Übernachtungsverzeichnis. Das wird sehr stark von Rudersportlern aus dem Ausland genutzt und von anderen deutschen Rudersport- lern, die Wanderfahrten und Trainingslager machen. Die Ruderer vom Mainzer Ruderver- band, der auf der Europameisterschaft sehr erfolgreich war und von unserem ehemaligen Ru- derer Robert Sens trainiert wird, machen gerade in Wannsee ein zweiwöchiges Trainingslager und nutzen dafür diese schöne Region. Insofern gibt es viele Vereine, die Übernachtungsmög- lichkeiten anbieten. Wir haben hier nur zwölf Zimmer für Leistungssportler, die nur in den Zeiten frei sind, in denen hier kein Training stattfindet. Wenn die Sportler in den Trainingsla- gern sind, können wir die Zimmer auch anderweitig vergeben. Hier sind wir bemüht, Über- nachtungsentgelte zu nehmen, um dem Senat sozusagen etwas zurückzugeben für die Förde- rung, die er jedes Jahr hier reinsteckt, was sehr vorbildhaft ist.

Finanzielle Beteiligungen im Rudersport sind insgesamt relativ hoch. Rudern ist, wie wir vor- hin schon erfahren haben, ein sehr teurer Sport, wobei wir uns vorhin nur die Kosten für die Ruderboote angeschaut haben – wobei kein großer Unterschied zwischen Renn- und Wander- booten besteht. Ein geklinkertes Wanderruderboot kann heutzutage keiner mehr bezahlen. Das geht wirklich nur noch in ehrenamtlicher Arbeit mit vielen Arbeitsstunden in den Verei- nen, die durch die Ehrenamtlichen geleistet werden. Das ist vor allen Dingen auch das Credo der Vereine. – Wir haben nur über die Sportgeräte gesprochen und noch nicht über die Boots- häuser. Da erfolgt viel Eigenleistung. Der Beitrag der Vereinsmitglieder ist sehr hoch und reicht sicherlich in manchen Vereinen schon an Beiträge von Golfvereinen heran. Am Kleinen Wannsee sind Beiträge von 1 000 bis 1 200 Euro im Jahr zu zahlen. Das ist notwendig, um das Haus, das Grundstück und natürlich die Boote zu unterhalten. Wenn sich ein Verein eine große Trainingsmannschaft leistet – umso schlimmer!

Auf einem guten Weg sind wir mit dem Vereinsinvestitionsprogramm, das es immer noch gibt. Damit unterstützt der Senat Sanierungsmaßnahmen an Bootshäusern und sicherlich auch sinnvolle Erweiterungen. Ich kann mich noch erinnern, dass es dieses Programm zu Westber- liner Zeiten auch für Boote gab. Wenn man die Sportförderung erweitern möchte, wäre das sicherlich ein sinnvoller Weg, den Vereinen noch mehr Geld zukommen zu lassen. Das fließt in den letzten Jahren hauptsächlich in das Landesleistungszentrum bzw. in die Landesbetrie- be. Wenn zusätzliche Gelder für den Sport zur Verfügung stehen sollten, würden sich viele Vereine sehr darüber freuen, wenn das Programm für Boote wieder aufgelegt werden würde, und wenn es nur ein minimaler Zuschuss ist. Es muss keine 70-30- oder 50-50-Regelung sein, es können auch 80 oder 90 Prozent Eigenleistung sein und nur 10 Prozent Zuschuss oder zins- loses Darlehen. Das würde ich sehr begrüßen!

Kommen wir zu den Eliteschulen! Eliteschulen sind sicherlich eine Möglichkeit, erfolgreich Sport zu treiben. Wir haben zwei Eliteschulen, wir haben aber insgesamt 9 500 Mitglieder. Den größten Mitgliederzuwachs hatten wir in den letzten Jahren im Jugendbereich, um auch die Frage der Piraten zu beantworten. Das haben wir geschafft durch entsprechende Pro- gramme – Schule und Verein –, die wir in den letzten Jahren mehrfach aufgelegt und geschult haben, mit entsprechenden Arbeitsgruppen, mit Vereinen. Das funktioniert vor allen Dingen in Spandau sehr gut. Dort gibt es seit Jahren ein sehr erfolgreiches Programm Schule und

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Verein, an dem sich viele Schulen beteiligen. Gerade die aktuelle Schulreform G7 – Ganz- tagsschulen, überall Essen anzubieten – geht letztlich zulasten der Freizeit und natürlich des Sports, auch des Rudersports. Hier gibt es durchaus positive Möglichkeiten, wenn sich Verei- ne bereiterklären, in Zusammenarbeit mit Schulen unter Umständen auch die Schulbetreuung zu übernehmen, wobei das nicht ganz einfach ist. Es muss immer ein Lehrer dabei sein bzw. der Übungsleiter, und der Übungsleiter muss den Anforderungen der Schule entsprechen aus Haftungsgründen und, und, und. Das ist manchmal schwierig. Ich bin kein Jurist, aber ich sehe erhebliche Probleme, wenn es immer komplizierter wird. Wo Vereine und Schulen gut zusammenarbeiten, funktioniert es gut, da funktioniert auch die Nachwuchsgewinnung.

Im Ostteil der Stadt – Frau Dr. Hiller, Sie hatten vor allen Dingen Lichtenberg, Hellersdorf und Marzahn angesprochen, das waren früher auch die Einzugsbereiche der Flatow-Schule und der Vereine in Grünau und Treptow. Ich weiß, dass es da immer noch hervorragende Kontakte in die Schulen gibt und eine entsprechende Sichtung stattfindet, die teilweise noch relativ gut ist. In Gesamtberlin, da wird mir Dr. Brandi sicherlich zustimmen, haben wir es in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit den Landestrainern, die wir im Berliner Rudersport einsetzen, mit dem Programm „Berlin hat Talent“ geschafft, was wir versuchen, berlinweit aufzurollen. Das wäre wirklich sinnvoll, um den Nachwuchs für die künftigen Jahre und Jahr- zehnte zu sichern, denn es wird angesichts des mannigfaltigen Angebots, das Kinder und Ju- gendliche vor allen Dingen in Berlin haben, immer schwieriger, diese für den Rudersport zu begeistern. Ich meine noch nicht einmal den Leistungssport, sondern den Rudersport an sich. Das wird immer schwieriger.

Frau Schillhaneck sprach unter anderem das Thema Frauen- und Mädchenrudern an. Wir se- hen Rückgänge vor allen Dingen schon beim Kinderrudern, das zwischen 10 und 14 Jahren stattfindet. Das hat dann weitere Ausprägungen im Bereich 15-16 Jahre und 17-18 Jahre, wo wir schon deutliche Rückgänge sehen. Der Deutsche Olympische Sportbund ist gerade dabei – bzw. das IOC ist der Treiber –, für Tokio 2020 eine Geschlechterquote von 50/50 für alle Sportarten vorzuschreiben. Im Rudersport ist die aktuelle Konstellation ungefähr 35 Prozent Damen- und 65 Prozent Männeranteil. Das würde heißen, dass eine männliche Bootsklasse wegfällt und ein bis zwei weibliche Bootsklassen dazukommen. Das hat unter Umständen für den deutschen Leistungssport und für die Erfolge gravierende Auswirkungen, wenn wir es nicht schaffen, bis 2020 den Anteil der Mädchen und Frauen im deutschen Rudersport deut- lich zu erhöhen, nicht nur im Breitensport in den Rudervereinen, die die Grundlage für unse- ren Vereinssport in der Bundesrepublik bilden, sondern vor allen Dingen im Spitzensport. Es gibt unterschiedliche Programme, angefangen beim deutschen Ruderverband, die wir aufgrei- fen und versuchen im Landesverband umzusetzen, aber es ist sehr schwierig, das will ich nicht verhehlen.

Wie sicherlich in allen Sportarten müssen wir uns die Frage stellen, wie wir mehr für die Da- men machen und mehr Frauen für den Rudersport gewinnen können. Die angelsächsischen Länder – USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland – haben diese Probleme nicht, weil der Rudersport dort vor allen Dingen in den Colleges und Universitäten stattfindet und es dort zum guten Ton gehört, dass man in der Rudermannschaft rudert, im Frauen- wie auch im Männerbereich. Wer schon einmal in Harvard war, in Boston, und dort in die Bootshäuser der Universitäten geschaut hat – dagegen war das, was wir vorhin gesehen haben, lächerlich. Dort liegen 20 bis 40 Achter in den Bootshallen und werden regelmäßig morgens um 6 Uhr oder

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5:30 Uhr vor der Uni genutzt. Dort finden die Nationalverbände reichlich Frauen, die in den Achtern rudern. – Das ist ein anderes Sportsystem, das wir leider nicht haben.

Wir haben im deutschen Ruderverband ein Programm aufgelegt, das in Hannover gestartet wurde, inzwischen auch in Leipzig praktiziert wird und das wir unter Umständen, wenn wir entsprechende Vereine finden, die das begleiten, auch in Berlin fortsetzen wollen: nämlich Quereinsteiger aus den Universitäten zu finden und im Rudersport anzulernen, die vielleicht in anderen Sportarten nicht mehr erfolgreich sein können, vielleicht zu alt sind oder auch kein Interesse mehr haben. Wer einmal Leistungssport gemacht hat, egal in welcher Sportart, der weiß, wie man Erfolge generieren kann und kann dann vielleicht den Rudersport erlernen. – Aber auch dieser Weg ist steinig und schwierig.

Thema Nachwuchs: Herr Trapp! Sie sagten, es gibt den „Deutschland-Achter“ – es gab früher den „Bodensee-Vierer“. Das sind natürlich Nationalmannschaftsboote, in diesem Bereich sind die Ruderer im Schnitt 25 Jahre alt oder älter. Ich war 1992 mit 22 Jahren einer der jüngsten in der Olympiamannschaft insgesamt und erst recht im Ruderteam. Im Rudersport liegt das Durchschnittsalter in den Nationalmannschaften zwischen 25 und 28 Jahren. Im U19-Bereich, der den Schwerpunkt des Landesleistungszentrums darstellt, versuchen wir in Kleinbooten, im Einer, im Doppelzweier, auf regionaler Ebene im Vierer und im Achter, zu kombinieren, erfolgreich an den Start zu gehen und unsere geballte Kraft sinnvoll einzusetzen. In diesem Jahr haben wir es im Junior-B-Bereich geschafft, das ist der Bereich 15-16 Jahre, wieder ver- einsübergreifend zu arbeiten, wobei Ruderer aus Richtershorn, Tegel und Wannsee in einem Boot sitzen.

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Wir haben zwei Achtermannschaften zusammengestellt, die schon seit einigen Wochen zu- sammen rudern und schwerpunktmäßig von unseren Landestrainern mit den Vereinstrainern zusammen betreut werden.

Im U23-Bereich hatten wir lange Zeit Alexander Schmidt als OSP-Trainer an Bord. Alexan- der Schmidt hat aufgrund seiner Erfolge und seiner Erfahrung jetzt das Training des deut- schen Doppelvierers, des Skull-Doppelvierers, übernommen, leider im Moment in Ratzeburg, aber das ist, wie gesagt, bis Rio befristet. Er wird danach hierher zurückkehren und wahr- scheinlich als Bundestrainer hier am Standort arbeiten. Wir wünschen uns, dass wir einen künftigen Nachfolger als OSP-Trainer für den U23-Bereich einsetzen, mit Schwerpunkt der Bildung eines Berliner Bootes.

Berlin-Brandenburg: Ein sehr interessantes und sehr heißes Thema, und ich weiß immer nicht, auf welchem Stuhl ich gerade sitze, ob der schon brennt, ob der schon in Flammen steht oder ob ich gleich aufspringen muss. Ich habe leider noch das Problem, dass ich gern mal den Mund aufmache, jedenfalls im Deutschen Ruderverband, was mir die Funktion des Sprechers aller Landesruderverbände eingebracht hat. Ich bin auch Länderratsvorsitzender, sitze damit auch im Präsidium des Deutschen Ruderverbandes und habe dann natürlich eine andere Sichtweise, als nur als Berliner Vorsitzender hier zu wirken. Ich weiß, dass wir drei Bundes- stützpunkte als Leitstützpunkte haben, Berlin, Ratzeburg und Dortmund, und dass es aktuell noch viele Nachwuchsstützpunkte gibt. Das BMI ist dabei, die reduzieren zu wollen – ur- sprünglich waren es mal 150 Bundesstützpunkte, inzwischen sind es 240 Bundesstützpunkte über alle Sportarten – und diese Quote wieder zu vermindern. Sie haben es vorhin aufgrund der Kaderzahlen gesehen: Wir haben 30 Berliner Kadersportler, die nur hier in Berlin trainie- ren – von den zwölf aus den anderen Bundesländern will ich jetzt gar nicht reden –, Potsdam hat drei. In Brandenburg insgesamt sind es vielleicht ein paar mehr als drei, aber es sind längst nicht 30 und schon gar nicht 42, die insgesamt hier am Stützpunkt trainieren. Insofern ist es schwierig zu überlegen, wie man zusammenarbeitet. Mir ist daran gelegen, dass wir unter Umständen künftig wieder einen gemeinsamen Bundesstützpunkt Berlin-Potsdam be- kommen. Das hat einige Vorteile, es hatte früher aber auch viele Nachteile. Früher hat die Zusammenarbeit schon zwischen Berlin und Potsdam nicht funktioniert; von Berlin- Brandenburg will ich an der Stelle gar nicht reden. Man muss sehen, wie die Interessen sind und was wirklich gewollt wird. Wenn die Potsdamer ein neues Ruderzentrum am Langen See, am Luftschiffhafen, fordern und dort viel Geld reinstecken wollen, weiß ich nicht, ob das sinnvoll ist. Was aber sinnvoll ist, ist sicherlich das Potsdamer Sportinternat, das leider deut- lich günstigere Preise aufruft als das Berliner Internat, das ist ein Punkt, wo wir nicht ver- gleichbar sind. Sie haben in dem Sportinternat in Potsdam einen enormen Zulauf, denn es ist deutlich einfacher. In Brandenburg funktioniert noch eine relativ gute Sichtung. Die Landes- trainer, die Bundestrainer und die Stützpunkttrainer fahren durch die ganzen Brandenburger Dörfer, Gemeinden und Städte, gehen in die entsprechenden Sportklassen rein und sehen, wer groß und schlank ist – als Mädchen vielleicht größer als 1,80 Meter – und versuchen, die zu akquirieren. Die Mädels sind froh, dass sie, wenn sie vielleicht aus Belzig, Luckau oder wo- her auch immer kommen, nach Potsdam, in die vermeintlich größere Stadt, ins Internat, kommen und vom Dorf wegkommen. Das soll jetzt nicht eine Rede gegen die Dörfer sein, aber das ist sicherlich deutlich attraktiver, als hier in Berlin Sportlerinnen zu rekrutieren, die in der Stadt Berlin deutlich mehr Angebote haben.

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Insofern kann ich mir eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen. Vor allen Dingen im weibli- chen Bereich wäre das eine Riesenchance, wenn man vernünftig zusammenarbeitet. Mit Axel Müller gibt es inzwischen einen sehr fähigen Bundeshonorartrainer, der jetzt in Potsdam ar- beitet. Ich könnte mir eine sehr gute Partnerschaft oder gern einen gemeinsamen Stützpunkt Berlin-Potsdam vorstellen, wenn die Ziele klar definiert sind und die Richtung dahingehend ist, beispielsweise in Potsdam wieder einen starken Frauenriemenbereich ins Leben zu rufen.

In Berlin versuchen wir, den Nachwuchs zu unterstützen. Wir werden im Sommer im Ruder- club Richtershorn ein Girls Camp durchführen. Dort werden wir versuchen, aus den unter- schiedlichen Breitensportvereinen zu sichten und Schülerinnen, Mädchen, für den Leistungs- sport zu gewinnen.

Herr Schaddach! Sie hatten unter anderem nach der Regattastrecke Grünau gefragt. Ich finde es sehr löblich, dass jetzt so viel Geld in die Hand genommen wird, um die Regattatribüne zu sanieren, die Räumlichkeiten des Wassersportmuseums zu machen und sicherlich auch die sanitären Anlagen zu warten und zu erneuern. Dort hat man noch den Charme der frühen Siebziger- und vielleicht auch noch der frühen Dreißigerjahre. Das finde ich gut. Vielleicht bleibt ein bisschen Geld für das Sportdenkmal übrig. Das wäre eine gute Sache. Was ich aber an dieser Stelle kritisieren muss: Es ist jetzt keiner hier, den ich direkt ansprechen kann, son- dern es geht, wie der Staatssekretär angesprochen hat, um den Bezirk Treptow-Köpenick, der mit seinem Sportamt für die Verwaltung der Regattastrecke und mehr oder weniger des gan- zen Uferbereiches zuständig ist. Dort sehen wir eine deutliche Mitarbeitereinsparung und, ich denke, auch finanzielle Einsparungen. Nur als Beispiel die Frühregatta: Ich finde toll, dass es die Regatta dort gibt. Der Bezirk hat im letzten Jahr die Telefonanlage umgestellt. Ich kenne mich mit Telefontechnik aus. Es wird eher preiswerter und nicht teurer. Wir hatten vor zehn Jahren in Grünau, an der Regattastrecke, ein deutlich besseres Telefonsystem als heute. Es gibt heutzutage nur noch drei Amtsleitungen und nur noch Nebenstellen. In den Wochen vor der Frühregatta führte es zu irgendwelchen Problemen an der Telefonanlage, was dazu führte, dass die ganzen – man nennt die „Dalben“ – Pfeiler im Wasser, die alle 500 Meter stehen, wo die Schiedsrichter drauf sind, wo die Zeiten gemessen werden und die alle über eine Telefon- anbindung und eine Datenleitung verfügen – – Aber wenn die Telefonanlage nicht funktio- niert, sind die Dalben nicht erreichbar. Die DLRG war nicht erreichbar, der Zielturm war nicht erreichbar. Es war keine Kommunikation da. Wenn ich nicht im letzten Jahr reichlich in private Funktechnik investiert hätte, in Handfunkgeräte, dann wären wir komplett abgeschnit- ten gewesen und hätten eigentlich die Regatta absagen müssen. Das ist eigentlich ein Skandal, und das kann es eigentlich nicht sein. Insofern gibt es viele Mängel, die wir immer wieder ansprechen, aber wo nichts dazu führt. Wir sind gerade dabei, einen Brandbrief an das Sport- amt zu schreiben. Die Zusammenarbeit funktioniert eigentlich sonst gut, aber gerade, was die technische Ausstattung angeht, lässt es sehr zu wünschen übrig.

Herr Statzkowski sprach es an, ich wollte es nicht vergessen: In diesem Jahr findet nicht nur der 3. Finallauf der Rowing Champions League in Berlin statt, sondern auch das Finale der Ruderbundesliga erstmals in Berlin. Mit Herrn Scholz und seinen Mitarbeitern haben wir ge- nau diesen Standort gefunden. Wir wären natürlich lieber vor das Kanzleramt gegangen, aber da ist es unmöglich, die Spree zwei Tage lang komplett zu sperren. Dort gibt es sicherlich weitere Möglichkeiten. Mit meinem Verwaltungsvorsitzenden, Thomas Haun, sind wir im Moment dran. Es gibt über die EU ein sogenanntes Erasmus-Programm, wo man zusätzliche Mittel für solche Veranstaltungen beantragen kann. Leider ist es sehr schwierig und sehr um-

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fangreich, die Anträge zu stellen. Dabei muss man auf sehr vieles achten. Aber das wäre viel- leicht künftig eine Möglichkeit, zusätzliche Gelder zu akquirieren.

Para-Rudern insgesamt, Rudern mit Behinderung: Rudern mit Behinderung ist natürlich mög- lich. Jeder von uns ist sicherlich irgendwann schon mal behindert gewesen, aber – –

Vorsitzende Karin Halsch: Einen Moment mal bitte, Herr Finger! Es wird immer unruhiger. Das hat wahrscheinlich mehrere Gründe. Die Zeit drängt, und es duftet sehr lecker.

Karsten Finger (Landesruderverband Berlin): Ein letzter Punkt, Para-Rudern: Wir haben einen Verein in Berlin, BRC Hevella, der aber vor allem Sportler hat, die im geistigen Bereich behindert sind. Olympisch sind nur noch die Sportler, die körperliche Behinderungen haben, die beispielsweise blind sind oder körperliche Gebrechen haben, die im Rollstuhl sitzen. Die dürfen international bei den Paralympischen Spielen rudern. Ansonsten gibt es nur noch die Special Olympics, wo die geistig Behinderten aktiv sind. Es ist aber letztlich ein bundesweites Problem, nicht nur ein Berliner Problem. Es ist sehr schwierig, Vereine zu finden. Gerade im Behindertenrudern ist es noch viel wichtiger, qualifizierte Übungsleiter zu haben. Man braucht deutlich mehr Betreuer, und die Bootshäuser müssen natürlich so gestaltet sein, dass sie behindertengerecht sind. Die meisten Bootshäuser haben unten drei Bootshallen und dar- über den gesellschaftlichen Bereich, der im ersten oder zweiten Stock liegt. Das ist für viele Behinderte teilweise nicht möglich. Dort Fahrstühle oder anderes zu installieren, würde si- cherlich den Kostenrahmen sprengen. Wir sind sicherlich bemüht, da etwas zu machen, aber wir haben gerade die Anfrage von der deutschen Nationalmannschaft bekommen, die in Rio mit einem Vierer an den Start geht. Es gibt bundesweit aber leider nur diese vier paralympi- schen Ruderer, die noch nicht mal einen Ersatzmann haben. Wenn von den vieren einer krank wird, kann der ganze Vierer nicht zu Olympia fahren. Insofern haben die Länder gewisse Vor- teile, die Berufsarmeen haben, die eher mal irgendwelche Arm-, Bein- oder sonstigen Ampu- tierten haben. Es ist makaber, ich weiß es, aber gerade in den Ländern ist der paralympische Sport deutlich stärker ausgeprägt.

Wir sind bemüht, auch in dem Bereich mehr zu machen. In Deutschland ist das Problem, dass der ganze Behindertenbereich nicht vom Deutschen Ruderverband bzw. von den Landesru- derverbänden betreut wird, sondern vom Deutschen Behindertensportverband. Auch da wäre es besser, wenn man stärkere Kooperationen hinbekommt, um insgesamt noch leistungsfähi- ger zu sein.

Die Sportmedizin an der Charité funktioniert sehr gut. Da haben wir eine gute Betreuung. Das Einzige, wo es Nachteile gibt, bei der Profilquote, sind wir ein deutliches Stück vorange- kommen. Ich kenne viele Ruderer, und da Rudern ein, ich will nicht sagen, elitärer Sport ist, aber wofür man ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen muss, um das Training durchzu- führen, um den ganzen Rudersport durchzuführen – – Es gibt viele Ruderer und auch Spit- zensportler, die Medizin studieren wollen. Das ist das einzige Problem, das wir im Spitzen- sport haben. Wir bekommen sehr wenige Studienplätze hier in Berlin. Ab und zu klappt es, wie bei der Fini Sturm vorhin gesagt, aber wir haben oft das Nachsehen zu anderen Studien- standorten. Aber ich will das nicht schlechtreden, wir sind auf einem guten Weg und bemüht, dort voranzukommen. – Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Vielen Dank!

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 39 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Vorsitzende Karin Halsch: Herzlichen Dank an Sie alle für die ausführliche Beantwortung unserer zahlreichen Fragen! Ich glaube, es ist keine mehr offen, und ich sehe auch keine wei- teren Wortmeldungen. – Frau Platta, bitte!

Marion Platta (LINKE): Ich habe Ihre letzten Sätze so verstanden: Weil der Rudersport ein elitärer Sport ist, gibt es keine Jugendlichen und Kinder, die mit der Hilfe des Bundesteilha- bepakets bei Ihnen in den Vereinen tätig sein können. Ist das richtig?

Karsten Finger (Landesruderverband Berlin): Ich habe die Frage inhaltlich nicht verstanden.

Marion Platta (LINKE): Es gibt Familien, die kein hohes Einkommen haben, eigentlich gar kein Einkommen, sondern auf Transfer ausgerichtet sind und die Möglichkeit haben, für ihre Kinder aus dem Bundesbildungs- und Teilhabepaket Zuschüsse zu bekommen, um in Sport- vereinen mitwirken zu können, also sportlich tätig sein zu können. Die Frage war: Gibt es Kinder, die mithilfe dieses Bildungs- und Teilhabepaketes bei Ihnen Sport treiben können?

Karsten Finger (Landesruderverband Berlin): Selbstverständlich gibt es das. Der Rudersport ist verglichen mit Tennis oder Golf ein Vereinssport. Die Boote schafft der Verein an. Man zahlt im Verein einen Beitrag. Kinderbeiträge sind relativ niedrig. Es werden hier unter- schiedliche Beiträge gezahlt, und es ist ein Solidaritätsprinzip oder ein Generationenvertrag im Verein, dass die Erwachsenen, die mehr verdienen, natürlich mehr Beitrag zahlen, Spen- den tragen teilweise auch zum Vereinsvermögen bei, und über die Vereine werden die Boote gekauft, die Trainer angestellt, die meisten auf Honorarbasis, vor allem die Übungsleiter, und viele Ehrenamtliche sind in der Betreuung da.

Ich will ein Thema noch ergänzen, das ist hier bislang nicht gekommen, der Bereich Flücht- linge: Wir sind natürlich bemüht, auch da entsprechende Angebote zur Verfügung zu stellen. Beim Rudern gibt es nur eine Voraussetzung: Jeder, der rudern möchte, muss schwimmen können, weil das eine Sicherheitssache ist. Wir können sie natürlich mit einer Schwimmweste aufs Wasser schicken, aber gerade im Sommer ist das natürlich sehr hinderlich. Auch da sind wir bemüht, entsprechend zu unterstützen und unseren Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Wenn es Probleme gibt, und die gibt es mehr als oft, dass Kinder sich einen Beitrag nicht leis- ten können, dann treten die Älteren ein, dann unterstützt der Verein. Es gibt keine Programme dafür, aber da sind wir schon eine Familie.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank auch für dieses freundliche Angebot, die Kinder zu unterstützen. Ich darf mich bei Ihnen ganz herzlich bedanken, dass wir heute hier sein durften, dass wir unsere vielen Fragen stellen durften und dass Sie die so ausführlich beantwortet ha- ben. Ich darf Herrn Ueck und seinen Schützlingen noch einmal alles Gute wünschen. Bleiben Sie gesund, viel Erfolg in Rio und kommen Sie auch gesund wieder!

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 40 Wortprotokoll Sport 17/67 17. Wahlperiode 13. Mai 2016

Punkt 4 der Tagesordnung

Antrag der Fraktion Die Linke 0147 Drucksache 17/2842 Sport Ein Personalentwicklungskonzept für die Berliner Bäder-Betriebe: unverzüglich, bedarfsgerecht und nachhaltig!

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 5 der Tagesordnung

Verschiedenes

Siehe Inhaltsprotokoll.

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