November 2018 Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

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Inhaltsverzeichnis

Studieninformation ...... 1

Die wichtigsten Ergebnisse ...... 2

CDU-Vorsitz: Stärkster Zuspruch für Kramp-Karrenbauer ...... 3

Ein Drittel der CDU-Anhänger befürwortet konservativere Ausrichtung der Partei ...... 4

CDU: Große Mehrheit begrüßt Diskussion um Neuausrichtung der Partei ...... 5

SPD: Mehrheit ihrer Anhänger sieht keine Fortschritte bei Erneuerung ...... 6

Grüne: Drei Viertel finden Einsatz für offene und tolerante Gesellschaft gut ...... 7

Politikerbewertung: Merkel mit Ansehenszuwachs auf Platz 1, Seehofer rutscht auf neuerliches Rekordtief ...... 8

Mehrheit für volle Amtszeit von Kanzlerin Merkel...... 9

Seehofer: Drei Viertel für Rückzug aus der Bundesregierung ...... 10

Drei Viertel unzufrieden mit der Bundesregierung ...... 11

Sonntagsfrage: Grüne mit großem Plus auf 23 Prozent ...... 12

Rentenbeschluss der Bundesregierung findet breite Akzeptanz ...... 14

ARD – DeutschlandTREND November 2018 Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

Studieninformation ______

Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Deutschland

Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30)

WDR-Autorin Ellen Ehni 0221 220-1800 WDR-Redakteurin Claudia Müller 0221 220-1800

Wissenschaftliche Betreuung / Durchführung infratest dimap Heiko Gothe 030 533 22 - 0

Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI)

Fallzahl 1.006 Befragte Sonntagsfrage: 1.506 Befragte

Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen Sonntagsfrage mit separater Gewichtung

Erhebungszeitraum 12. bis 13. November 2018 Sonntagsfrage: 12. bis 14. November 2018

Schwankungsbreite 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent

Durchführendes Institut: Infratest dimap

Ihre Ansprechpartner: Michael Kunert 030 53322-0 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____1

Die wichtigsten Ergebnisse Seit der Ankündigung von nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, haben sich eine Reihe von Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Nachfolge in Stellung gebracht. Von den drei aussichtsreichsten Kandidaten kann die Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer innerhalb der CDU-Anhängerschaft derzeit am meisten überzeugen: Für sie würden sich 46 Prozent entscheiden, für den früheren Fraktionsvorsitzenden 31 Prozent und für den Gesund- heitsminster 12 Prozent. Im Zuge der Personaldiskussion wird auch über den künftigen inhaltlichen Kurs der CDU debattiert. Aus Sicht der meisten CDU-Anhänger (48 Prozent) ist die Partei derzeit genau richtig aufgestellt. Ein knappes Drittel (31 Prozent) wünscht sich eine konservativere Positionierung. Jeder siebte Anhänger hält die Christdemokraten aktuell für zu konservativ (15 Pro- zent). Im Vergleich zum Frühjahr ist der Wunsch der CDU-Anhänger nach einer konservativeren Ausrichtung allerdings stärker geworden (+12 Punkte). Die Diskussion über die Ausrichtung der CDU wird von einer deutlichen Mehrheit der Bundesbürger (87 Prozent) begrüßt. Auch deren Anhänger befürworten es, dass in der Partei offen über die Neuausrichtung der Partei diskutiert wird (92 Pro- zent). Eine inhaltliche Positionsbestimmung wird sicherlich nicht zuletzt deshalb als positiv erach- tet, weil die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) inhaltliche Klarheit bei der CDU vermisst. 50 Prozent konstatieren zudem, dass die CDU in den letzten Jahren in der Bundesregierung nichts erreicht hat, was besonders aufgefallen wäre. Noch stärker als die CDU steht der sozialdemokratische Koalitionspartner in der Kritik. Gut zwei Drittel der Bürger (68 Prozent) finden, dass man bei der SPD nicht wisse, wofür sie eigentlich steht. Auch jeder zweite SPD-Anhänger (46 Prozent) beklagt eine inhaltliche Orientierungslosigkeit. Eine große Mehrheit (75 Prozent) kritisiert außerdem, dass die Erneuerung der SPD unter der Ägide von nicht gut vorankommt – das gilt auch für das Gros der SPD-Anhänger (58 Prozent). Erstmals seit vier Monaten liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder auf Platz 1 der beliebtesten Politiker in Deutschland: Mit ihrer Arbeit sind 50 Prozent zufrieden, ein Plus von 6 Punkten im Vergleich zum Vormonat. Im Unterschied dazu verlieren die Vorsitzenden der beiden anderen Re- gierungsparteien weiter Rückhalt in der Bevölkerung. Die SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende An- drea Nahles muss mit einer Zustimmungsrate von 26 Prozent nicht nur einen Verlust von 4 Punkten gegenüber dem Vormonat, sondern auch die schlechteste Bewertung seit ihrem Eintritt ins Bun- deskabinett 2013 verkraften. Der CSU-Vorsitzende und Innenminister verzeichnet mit einer Zustimmungsrate von nur noch 20 Prozent seinen niedrigsten bisher gemessenen Wert im ARD-DeutschlandTREND. Mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) würde es begrüßen, wenn Kanzlerin Merkel bis zur nächsten Wahl im Amt bleibt. Anders bei Seehofer: Drei Viertel (73 Prozent) sind der Meinung, er solle das Amt des Innenministers abgeben. Ein deutliches Plus für die Grünen ist nach Ansicht der Bürger (75 Prozent), dass sie sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen. Ihre klare Haltung wirkt sich auch deshalb positiv für die Grünen aus, weil im Gegensatz zu SPD und CDU nur eine Minderheit unzureichende inhaltliche Klarheit bei den Grünen bemängelt (28 Prozent). Auch teilt immer noch die Hälfte (50 Prozent) die Auffassung, derzufolge sich einzig die Grünen wirklich um den Klimaschutz kümmern. Die politische Stimmung ist günstig für die Grünen, für sie würden sich aktuell 23 Prozent der Wähler entscheiden (+6 Punkte gegenüber dem ARD-DeutschlandTREND unmittelbar vor der Bayern-Wahl). Zuletzt er- reichten sie im August 2011 nach der Fukushima-Katastrophe ein solches Stimmenniveau. Die CDU/CSU könnte unverändert 26 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Die SPD verliert leicht und kommt nur noch auf 14 Prozent (-1) – erneut Rekordtief im ARD-DeutschlandTREND. Auch AfD (14 Prozent, -2), Linke (9 Prozent, -1) und FDP (8 Prozent, -2) müssen Verluste hinnehmen. Das sind die wichtigsten Befunde im aktuellen ARD-DeutschlandTREND von infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____2

CDU-Vorsitz: Stärkster Zuspruch für Kramp-Karrenbauer

Seit der Ankündigung von Angela Merkel, auf dem CDU-Parteitag im Dezember nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren zu wollen, haben sich eine Reihe von Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Nachfolge in Stellung gebracht. Zu den mit Abstand aussichtsreichsten Kandidaten gehören die Generalsekretärin der Partei, Annegret Kramp-Karrenbauer, der frühere Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Friedrich Merz, und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Von diesen drei Kandidaten kann die Generalsekretärin die CDU-Anhängerschaft am meisten überzeugen: Für Kramp-Karren- bauer würden sich 46 Prozent entscheiden, für Merz 31 Prozent und für Spahn 12 Prozent der CDU- Anhänger.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 CDU-Vorsitz: Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz oder Jens Spahn?

CDU-Anhänger

Annegret Kramp-Karrenbauer 43 46

Friedrich Merz 31 32

Jens Spahn 10 12

Nachdem Angela Merkel nicht mehr für den CDU-Vorsitz kandidiert, wird in der CDU darüber diskutiert, wer die Partei künftig am besten führen könnte. Wer sollte Vorsitzende/r der CDU werden? Die jetzige Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer oder der frühere Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Ist mir egal / interessiert mich nicht / weiß nicht / keine Angabe

Ginge es bei der Wahl nach dem Willen aller wahlberechtigen Bundesbürger, fiele das Ergebnis ähnlich aus: Die Generalsekretärin trauen 43 Prozent am ehesten zu, die Partei zu führen. 32 Pro- zent setzen auf Friedrich Merz, Jens Spahn vermag lediglich 10 Prozent zu überzeugen.

Deutlich unterschiedliche Präferenzen äußern Männer und Frauen. Während bei den Männern An- negret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz mit 37 bzw. 39 Prozent annähernd gleichauf liegen, führt die Generalsekretärin bei den Frauen mit 50 Prozent deutlich vor Merz mit 26 Prozent.

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Ein Drittel der CDU-Anhänger befürwortet konservativere Ausrichtung der Partei

Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Nachfolge von Angela Merkel im Amt der Partei- vorsitzenden wird auch über den künftigen politischen Kurs der CDU debattiert. Aus Sicht der meis- ten CDU-Anhänger (48 Prozent) ist die Partei derzeit genau richtig aufgestellt. Ein knappes Drittel (31 Prozent) wünscht sich eine konservativere Positionierung. Jeder siebte Anhänger hält die Christ- demokraten aktuell für zu konservativ (15 Prozent). Im Vergleich zum Frühjahr ist der Wunsch der CDU-Anhänger nach einer konservativeren Ausrichtung stärker geworden (+12 Punkte).

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Politische Positionen der CDU

Parteianhänger

zu genau zu wenig konservativ richtig konservativ

Linke 59 12 15

35 32 Grüne 42 20 30

22 SPD 34 19 38

FDP 28 22 42

AfD 24 2 70 zu genau zu wenig konservativ richtig konservativ CDU 15 48 31 -3 -5 +4

Wenn Sie jetzt einmal an die CDU denken: Ist die CDU mit ihren heutigen politischen Positionen Ihrer Meinung nach zu konservativ, zu wenig konservativ oder ist sie politisch genau richtig aufgestellt?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum März 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

Bei den Anhängern der anderen Parteien hängt die Einschätzung zur Positionierung der CDU stark vom eigenen politischen Standpunkt ab. In den Reihen der Linken und der Grünen halten Mehrhei- ten die CDU für zu konservativ, die Wähler der FDP und insbesondere der AfD beklagen hingegen eine unzureichende Berücksichtigung konservativer Werte.

In der Gesamtbevölkerung ist die Einschätzung der Positionierung der CDU ausgewogener. Ein gutes Fünftel (22 Prozent) der Bundesbürger sieht die Christdemokraten genau richtig positioniert. Jeweils rund ein Drittel hält die CDU aktuell für zu konservativ (32 Prozent) bzw. würde eine konservativere Ausrichtung bevorzugen (35 Prozent).

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____4

CDU: Große Mehrheit begrüßt Diskussion um Neuausrichtung der Partei

Seit Angela Merkel angekündigt hat nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, wird auch über die Ausrichtung der CDU diskutiert. Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger (87 Prozent) begrüßt, dass diese Diskussion geführt wird. Auch die Anhänger der CDU befürworten es, dass in der Partei offen über die Neuausrichtung der Partei diskutiert wird (92 Prozent). Eine inhaltliche Positionsbe- stimmung wird sicherlich nicht zuletzt deshalb als positiv erachtet, weil die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) inhaltliche Klarheit bei der CDU vermisst. Und auch die Regierungserfolge der CDU stoßen auf verhaltene Resonanz: 50 Prozent konstatieren, dass die CDU in den letzten Jahren in der Bundesregierung nichts erreicht hat, was besonders aufgefallen wäre. Eine Mehrheit (71 Prozent) beklagt außerdem eine zu große Wirtschaftsnähe der CDU.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Aussagen zur CDU

stimme eher zu CDU-Anhänger Ich finde es gut, dass bei der CDU offen über die Neuausrichtung der 87 92 Partei diskutiert wird.

Die CDU ist zu nah an den Interessen der Wirtschaft. 51 71

Bei der CDU weiß man nicht, wofür sie eigentlich steht. 27 50

Die CDU hat in den letzten Jahren in der Bundesregierung nichts erreicht, was mir besonders aufgefallen wäre. 22 50

Über die Parteien gibt es ja unterschiedliche Ansichten. Geben Sie bitte zu jeder der folgenden Ansichten an, ob Sie dieser eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Zunächst zur CDU.

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Stimme eher nicht zu / weiß nicht / keine Angabe

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____5

SPD: Mehrheit ihrer Anhänger sieht keine Fortschritte bei Erneuerung

Noch stärker als die CDU steht der sozialdemokratische Koalitionspartner in der Kritik. Gut zwei Drittel der Bürger (68 Prozent) finden, dass man bei der SPD nicht wisse, wofür sie eigentlich steht. Auch jeder zweite SPD-Anhänger (46 Prozent) beklagt eine inhaltliche Orientierungslosigkeit. Eine große Mehrheit (75 Prozent) kritisiert außerdem, dass die Erneuerung der SPD unter der Ägide von Andrea Nahles nicht gut vorankommt - das gilt auch für das Gros der SPD-Anhänger (58 Prozent).

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Aussagen zur SPD

stimme eher zu SPD-Anhänger Ich finde es gut, dass die SPD darüber nachdenkt, die Hartz-IV-Gesetze 75 83 weiter zu korrigieren.

Bei der SPD weiß man nicht, wofür sie eigentlich steht. 46 68

Die SPD hat in den letzten Jahren in der Bundesregierung nichts erreicht, 36 56 was mir besonders aufgefallen wäre.

Die Erneuerung der SPD kommt unter Andrea Nahles gut voran. 15 38

Und nun einige Aussagen zur SPD.

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Stimme eher nicht zu / weiß nicht / keine Angabe

Gut die Hälfte aller Bürger (56 Prozent) kann keine sozialdemokratischen Regierungserfolge in den letzten Jahren ausmachen, die besonders aufgefallen wären. Auf mehrheitliche Zustimmung (75 Prozent) stößt allerdings, dass die SPD darüber nachdenkt, die Hartz-IV-Gesetze weiter zu kor- rigieren – auch in der eigenen Anhängerschaft (83 Prozent).

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____6

Grüne: Drei Viertel finden Einsatz für offene und tolerante Gesellschaft gut

Ein deutliches Plus für die Grünen ist nach Ansicht der Bürger (75 Prozent), dass sie sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen. Ihre klare Haltung wirkt sich auch deshalb positiv für die Grünen aus, weil im Gegensatz zu SPD und CDU nur eine Minderheit beklagt (28 Prozent), dass man nicht wisse, wofür die Grünen eigentlich stehen. Zwar gilt der Umweltschutz nicht mehr als ihr Alleinstellungsmerkmal, aber immer noch die Hälfte (50 Prozent) ist der Auffassung, dass sich einzig die Grünen wirklich um den Klimaschutz kümmern.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Aussagen zu den Grünen

stimme eher zu Grüne-Anhänger

Ich finde es gut, dass sich die Grünen für eine offene und tolerante 75 96 Gesellschaft einsetzen.

Die Grünen sind die einzige Partei, die sich wirklich um Klimaschutz 50 76 kümmert.

Die Grünen sind eine Partei für Leute, denen es gut geht. 31 36

Bei den Grünen weiß man nicht, wofür sie eigentlich stehen. 6 28

Und nun einige Aussagen zu den Grünen.

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu September 2017 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Stimme eher nicht zu / weiß nicht / keine Angabe

Der Vorwurf, dass die Grünen nur eine Partei für Leute sind, denen es gut geht, wird von 36 Prozent erhoben, 57 Prozent sind gegenteiliger Auffassung.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____7

Politikerbewertung: Merkel mit Ansehenszuwachs auf Platz 1, Seehofer rutscht auf neuerliches Rekordtief

Erstmals seit vier Monaten liegt Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder auf Platz 1 der beliebtesten Politiker in Deutschland. Nach ihrer Ankündigung, sich im Dezember vom CDU-Parteivorsitz und spätestens 2021 auch aus dem Kanzleramt zurückzuziehen, äußert sich die Hälfte der Deutschen über ihre Arbeit sehr zufrieden bzw. zufrieden (50 Prozent) – ein Plus von 6 Punkten im Vergleich zu Oktober. Mit dieser Bewertung vermag Merkel allerdings nicht an frühere Beliebtheitswerte in der letzten Legislaturperiode anzuknüpfen. Im Unterschied zur CDU-Chefin verlieren die Vorsitzen- den der beiden anderen Regierungsparteien weiter Rückhalt in der Bevölkerung. Die SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles muss mit einer Zustimmungsrate von 26 Prozent nicht nur einen Verlust von 4 Punkten gegenüber dem Vormonat, sondern auch die schlechteste Bewertung seit ihrem Eintritt ins Bundeskabinett 2013 verkraften. Der CSU-Vorsitzende und Innenminister Horst Seehofer verzeichnet mit einer Zustimmungsrate von nur noch 20 Prozent seinen niedrigsten bisher gemessenen Wert im ARD-DeutschlandTREND. Gut drei Viertel (77 Prozent) sind mit seiner Arbeit unzufrieden. Auch eine große Mehrheit in der Unions-Anhängerschaft sieht sein politisches Wirken kritisch (28:70 Prozent).

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Politikerzufriedenheit

sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden Angela Merkel CDU +6 50 50 SPD -1 45 39 SPD ±0 44 33 CDU -1 44 34 Linke ±0 40 46 CDU -2 38 56 FDP -1 33 51 Grüne +19 29 15 Jens Spahn CDU -3 28 52 Andrea Nahles SPD -4 26 66 Horst Seehofer CSU -2 20 77 AfD ±0 12 52

Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit einigen Politikerinnen und Politikern sind. Wenn Sie jemanden nicht kennen oder nicht beurteilen können, geben Sie das bitte an. Sind Sie mit der politischen Arbeit von…?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Oktober 2018 / * August 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe

Außenminister Heiko Maas (45 Prozent, -1) und Finanzminister Olaf Scholz (44 Prozent, +/-0), beide SPD, sowie CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (44 Prozent, -1) führen mit nahezu unveränder- ten Bewertungen das Mittelfeld an. Leichte Verluste müssen sowohl Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (38 Prozent, -2) als auch Gesundheitsminister Jens Spahn (28 Prozent, -3), beide CDU, hinnehmen.

Von den in diesem Monat abgefragten Vertretern der Opposition bekommt die Fraktionsvorsitzende der Linken Sahra Wagenknecht (40 Prozent, +/-0) die größte Zustimmung. Der FDP-Vorsitzende

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____8

Christian Lindner überzeugt weiterhin ein Drittel der Bevölkerung (33 Prozent, -1) mit seiner poli- tischen Arbeit. Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock steigert im Vergleich zum August dieses Jahres ihre Bekanntheit deutlich und wird aktuell von 29 Prozent der Bürger für ihre Arbeit gelobt (+19 Punkte). Gut die Hälfte der Bevölkerung vermag sich allerdings über Baerbock weiterhin kein Urteil zu bilden. Die AfD-Politikerin Alice Weidel, Vorsitzende der größten Oppositionsfraktion im , findet den geringsten Rückhalt: Mit ihrem Wirken sind lediglich 12 Prozent zufrieden.

Mehrheit für volle Amtszeit von Kanzlerin Merkel

Angela Merkel hat bei ihrer Erklärung zum Rückzug vom Parteivorsitz auch angekündigt, dass sie das Amt der Regierungschefin bis zum Ende der Legislaturperiode ausüben will. Diese Absicht wird von 56 Prozent der Bevölkerung begrüßt, während 41 Prozent es lieber sehen würden, wenn sie vorzeitig für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin Platz machen würde. Offensichtlich hat Mer- kel durch ihren angekündigten Rückzug politischen Druck aus der Debatte über ihre Zukunft ge- nommen, denn im Januar dieses Jahres fiel die Frage nach einer vollen Amtszeit oder einem vor- zeitigen Rücktritt von Angela Merkel weniger deutlich aus (49:45 Prozent).

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Kanzlerschaft Merkel – volle Amtszeit oder vorzeitig Platz machen?

Parteianhänger

im Amt bleiben vorzeitig Platz machen

CDU/CSU 77 20 56 Grüne 62 36 41 Linke 59 33

SPD 51 47

FDP 39 61

volle Zeit im Amt bleiben vorzeitig Platz machen AfD 10 83 +7 -4

Sollte Angela Merkel bis zur nächsten Bundestagswahl in 3 Jahren im Amt bleiben oder sollte sie vorzeitig für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin Platz machen? Januar 2018: Nehmen wir einmal an, es kommt zu einer Bundesregierung, die wieder von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführt wird. Sollte Angela Merkel die vollen 4 Jahre im Amt bleiben oder sollte sie vorzeitig für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin Platz machen?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Januar 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Ist mir egal / interessiert mich nicht / weiß nicht / keine Angabe

Mehrheiten in den Reihen der Union, aber auch bei den Oppositionsparteien Grüne und Linke plä- dieren für einen Verbleib Merkels im Kanzleramt bis zum Ende der Legislaturperiode. Die Anhänger der SPD sind in der Frage geteilter Meinung. Demgegenüber sprechen sich die Wähler der FDP und der AfD überwiegend für einen vorzeitigen Rücktritt aus.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____9

Seehofer: Drei Viertel für Rückzug aus der Bundesregierung

Horst Seehofer hat angekündigt den CSU-Parteivorsitz demnächst abzugeben. Zugleich hat er be- kräftigt, Bundesinnenminister bleiben zu wollen. In der Bevölkerung findet sein Verbleib im Bun- deskabinett – anders als bei Angela Merkel – wenig Unterstützung: Drei Viertel der Deutschen (73 Prozent) sind der Meinung, er solle das Amt des Innenministers abgeben. Lediglich ein Viertel (25 Prozent) ist der Auffassung, dass Seehofer weiter im Amt bleiben soll.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Seehofer – Rücktritt als Innenminister?

Parteianhänger

Amt abgeben im Amt bleiben 73 Grüne 86 14

Linke 80 15

SPD 76 18 25 CDU/CSU 74 24

FDP 63 37

sollte Amt des sollte im Amt bleiben AfD 36 64 Innenministers abgeben

Horst Seehofer hat angekündigt, dass er sein Amt als CSU-Parteivorsitzender demnächst abgeben will. Bundesinnenminister will er bleiben. Was denken Sie: Sollte Seehofer das Amt des Innenministers abgeben oder sollte er weiter im Amt bleiben?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Ist mir egal / interessiert mich nicht / weiß nicht / keine Angabe

Der Wunsch nach einem Rückzug Seehofers aus der Bundesregierung ist auch in der Unions-Anhä- ngerschaft weit verbreitet: 74 Prozent plädieren für seinen Rückzug von der Spitze des Innenmi- nisteriums. Dies gilt überwiegend auch für die Anhängerschaften der anderen Parteien, mit Aus- nahme der AfD: Deren Anhängerschaft will Seehofer mehrheitlich als Innenminister behalten.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____10

Drei Viertel unzufrieden mit der Bundesregierung

Nach den beiden bundespolitisch beeinflussten Landtagswahlen im Oktober, bei denen die Berliner Regierungsparteien starke Verluste verkraften mussten, bleibt die Bundesregierung im Ansehens- tief. Nach wie vor sind drei Viertel der Deutschen weniger (54 Prozent) oder gar nicht zufrieden (21 Prozent) mit der Arbeit der Koalition aus CDU/CSU und SPD. Lediglich ein Viertel (25 Prozent) äußert sich zufrieden über den Kurs des Berliner Kabinetts.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Zufriedenheit mit der Bundesregierung

Parteianhänger

sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden

54 CDU/CSU 52 48

SPD 26 74

FDP 21 79 24 21 Grüne 20 80

Linke 14 86

1 AfD 4 96 sehr zufrieden zufrieden weniger gar nicht Keine Partei 12 88 zufrieden zufrieden 0 +1 +5 -6

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu Oktober 2018 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

Bei den Unions-Anhängern überwiegt die positive Bewertung der Regierungsleistung – wenn auch nur mit knapper Mehrheit (52:48 Prozent). Die Unzufriedenheit der sozialdemokratischen Anhä- ngerschaft ist weiterhin für eine Regierungspartei ungewöhnlich hoch (26:74 Prozent). Gleiches gilt für die Anhänger der Oppositionsparteien.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____11

Sonntagsfrage: Grüne mit großem Plus auf 23 Prozent

Von der schlechten Bewertung der Bundesregierung profitieren die Grünen. Wäre bereits jetzt Bun- destagswahl, würden sich 23 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Grünen entscheiden, ein Plus von 6 Punkten gegenüber dem letzten ARD-DeutschlandTREND unmittelbar vor der bayeri- schen Landtagswahl. Zuletzt verzeichneten die Grünen im August 2011 nach der Atomkatastrophe in Fukushima einen solchen Wert bei der Sonntagsfrage. Die CDU/CSU könnte unverändert 26 Pro- zent der Stimmen auf sich vereinen. Die SPD verliert leicht und kommt nur noch auf 14 Prozent (- 1) – erneut Rekordtief im ARD-DeutschlandTREND. Auch die AfD verliert und liegt mit 14 Prozent (- 2) gleichauf mit den Sozialdemokraten. Verluste in der Wählergunst müssen auch Linke (9 Prozent, -1) und FDP (8 Prozent, -2) hinnehmen. Alle anderen Parteien würden zusammengenommen 6 Pro- zent (+/-0) erreichen.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl

26 23

14 14 8 9 6

CDU/CSU SPD AfD FDP Linke Grüne Andere ±0 -1 -2 -2 -1 +6 ±0

Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND vom 11. Oktober 2018

Wäre dies das Ergebnis eines Urnengangs würden die drei Regierungsparteien zusammen nur 40 Prozent erreichen und wären damit von einer Mehrheit im Parlament weit entfernt. Ein schwarz- grünes Bündnis würde über eine Mehrheit verfügen.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____12

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf

BTW‘05 BTW‘09 BTW‘13 BTW‘17 CDU/CSU: 35,2 CDU/CSU: 33,8 CDU/CSU: 41,5 CDU/CSU: 32,9 50 SPD: 34,2 SPD: 23,0 SPD: 25,7 SPD: 20,5 Linke: 8,7 FDP: 14,6 Linke: 8,6 AfD: 12,6 Grüne: 8,1 Linke: 11,9 Grüne: 8,4 FDP: 10,7 FDP: 9,8 Grüne: 10,7 FDP: 4,8 Linke: 9,2 45 AfD: 4,7 Grüne: 8,9

40

35

30

25 26 CDU/CSU 23 Grüne 20

15 14 SPD / AfD

10 9 Linke

5 8 FDP

0

Jul. 05 Jul. 06 Jul. 07 Jul. 08 Jul. 09 Jul. 10 Jul. 11 Jul. 12 Jul. 13 Jul. 14 Jul. 15 Jul. 16 Jul. 17 Jul. 18 Jul.

Mrz. 06 Mrz. 07 Mrz. 08 Mrz. 09 Mrz. 10 Mrz. 11 Mrz. 12 Mrz. 13 Mrz. 14 Mrz. 15 Mrz. 16 Mrz. 17 Mrz. 18 Mrz.

Nov. 05 Nov. 06 Nov. 07 Nov. 08 Nov. 09 Nov. 10 Nov. 11 Nov. 12 Nov. 13 Nov. 14 Nov. 15 Nov. 16 Nov. 17 Nov. 18 Nov.

Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Werte in Prozent

Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermit- telt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahl- sonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahl- kampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____13

Rentenbeschluss der Bundesregierung findet breite Akzeptanz

In der letzten Woche hat der Bundestag das Rentenpaket der Bundesregierung verabschiedet. Das Gesetz sieht die Einführung einer doppelten Haltelinie für Rentenniveau und Beitragssatz vor. Dadurch soll das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 nicht unter den jetzigen Wert von 48 Prozent des Durchschnittslohns sinken und der Beitrag für die Rentenversicherung nicht über 20 Prozent des Bruttolohns steigen. Defizite in der Rentenkasse werden aus zusätzlichen Steuermitteln ausgegli- chen. In der Bevölkerung findet das Rentenpaket eine breite Akzeptanz: 67 Prozent finden den Beschluss richtig, 25 Prozent nicht richtig.

ARD-DeutschlandTREND November 2018 Bewertung Rentenpaket

Parteianhänger

richtig nicht richtig

67 CDU/CSU 77 19

AfD 73 23

SPD 70 25 25 Linke 66 28

Grüne 63 30

richtig nicht richtig FDP 49 34

Der Bundestag hat in der letzten Woche ein neues Rentenpaket beschlossen. Danach soll das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 nicht unter den jetzigen Wert von 48 Prozent des Durchschnittslohns sinken. Damit der Beitrag für die Rentenversicherung nicht über 20 Prozent des Bruttolohns steigt, wird die Rentenkasse gegebenenfalls aus zusätzlichen Steuermitteln ausgeglichen. Finden Sie diesen Beschluss richtig oder nicht richtig?

Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe

In allen Parteianhängerschaften stößt das Rentenpaket überwiegend auf positive Resonanz. Auch bei Bürgern jeglichen Alters wird der Beschluss mehrheitlich begrüßt, wobei die Zustimmung bei den über 65jährigen am größten ausfällt (76 Prozent).

-- Michael Kunert / Reinhard Schlinkert

ARD -DEUTSCHLANDTREND NOV EM BER 2018 _____14