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Astronomie Mit Kleinem Budget Und Einfachen Mitteln

Astronomie Mit Kleinem Budget Und Einfachen Mitteln

www.vds-astro.de ISSN 1615-0880 IV/2013 Nr. 47 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Schwerpunktthema Astronomie mit kleinem Budget und Astrofotografi e ganz einfach Arizona Dreams Auf der Jagd nach NEAs Seite 14 Seite 53 Seite 76 einfachen Mitteln Editorial 1

Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

ist die Astronomie nur ein Hobby für reiche Menschen? „Aber nein“, wird der erfahrene Sternfreund entgegnen, „bereits mit bloßem Auge oder einem Fernglas kann man tolle Beobachtungen machen!“ Sprach es, und wendet sich anschlie- ßend seinem neuen Luxusteleskop auf computergesteuerter Montierung zu, oder schaltet den Computer an, um für 200 Euro pro Stunde „remote“ ein Teleskop in Australien zu bedienen.

Dass es auch anders geht, zeigt das Schwerpunktthema „Astronomie mit klei- nem Budget und einfachen Mitteln“ in diesem Heft. Und aus einer Laune der Natur heraus leuchtete Mitte August, während dieses Editorial geschrieben wird, eine Nova im Sternbild Delphin auf, zu deren Beobachtung man tatsächlich nur Unser Titelbild: das bloße Auge oder ein Fernglas benötigte, um die spannende Helligkeitsent- Komet C/2011 L4 PanSTARRS zieht vor wicklung der Nova von Nacht zu Nacht zu verfolgen. dem Galaktischen Nebel NGC 7822 im Sternbild Cepheus vorüber. Dieses Dabei war selbst diese einfache Beobachtung nicht ganz so einfach, wie es auf farbenprächtige Bild gelang unserem den ersten Blick den Anschein haben mag. Denn die zunehmende Beleuchtung Kometenfotografen Michael Jäger am lässt Schritt für Schritt die schwachen Sterne verblassen. So ist es der VdS eine 30. April 2013 um 22:28 UT. Norden besondere Freude, zu ihrer 31. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung zu ist im Bild oben. Zur Einschätzung der Gast im Planetarium Osnabrück zu sein, dem deutschen Mekka im Kampf gegen Größenverhältnisse: Der Nebel hat einen die Lichtverschmutzung unter Leitung von Dr. Andreas Hänel, gleichzeitig Lei- Winkeldurchmesser von oben nach ter der VdS-Fachgruppe „Dark Sky“, der Initiative zur Erhaltung eines dunklen unten von 2,4 Grad. Nachthimmels.

Michael Jäger erzeugte ein Farbkomposit Einen dunklen Himmel wird man auch Anfang Dezember willkommen heißen, mit RGB-Farbfiltern und H-Alpha-Filter. wenn der potenzielle „Jahrhundertkomet“ C/2012 S1 ISON am morgendlichen Er fotografierte mit einer CCD-Kamera Horizont auftaucht. Andererseits: zu dessen Beobachtung benötigt man nun Sigma 6303 an einem apochromatischen wirklich kein Teleskop, und selbst Fotografen werden mit handelsüblichen Foto- Leica-Teleobjektiv 1:4/180 mm und objektiven arbeiten, um den (hoffentlich sehr langen) Kometenschweif im Bild belichtete in Luminanz 3x360 s mit UV-/ festzuhalten. IR-Sperrfilter, 2x600 s in H-Alpha und RGB jeweils 360 s. Ob mit oder ohne Fernrohr, per Goto oder Starhopping: wenn Sie wieder ein- mal die Sehnsucht nach einem Blick in den Himmel bewegt, dann machen Sie Die Redaktion gratuliert unserem Astro- doch einfach das Licht aus, treten nach draußen und genießen den Anblick der fotografen zu seinem beeindruckenden funkelnden Sternenpracht. Besonders die Wintermonate mit ihren hellen Sternen Bildergebnis! sind dazu geeignet. Vielleicht streift auch ein Satellit über den Himmel, eine Sternschnuppe huscht vorbei oder Sie entdecken gute alte Bekannte unter den Sternbildern …

Allzeit klaren Himmel wünscht

Sven Melchert

VdS-Journal Nr. 47 2 Inhalt

DEEP SKY Deep Sky in Kirchheim 69

SCHWERPUNKTTHEMA Astronomie mit kleinem Budget JUGENDARBEIT und einfachen Mitteln Physik für Schülerinnen 6 72

1 EDITORIAL FACHGRUPPENBEITRÄGE ASTROFOTOGRAFIE 2 INHALTSVERZEICHNIS 52 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografi e 53 Arizona Dreams NACH REDAKTIONSSCHLUSS COMPUTERASTRONOMIE 4 Ein Überraschungsei aus Gas und Staub: 57 Versuche zur spektroskopischen Mehrkanal-Fotometrie der Komet C/2012 S1 ISON 60 Die Entwicklung von „astronomic workbench“ für die spektroskopische Fotometrie SCHWERPUNKTTHEMA: ASTRONOMIE MIT 63 Objektorientierte astronomische Datenmodelle KLEINEM BUDGET UND EINFACHEN MITTELN (Teil 2) 6 Einleitung ins Schwerpunktthema: „Himmels- beobachtung – ein Hobby nur für Betuchte?“ DEEP SKY 7 Sonnenbeobachtung mit bloßem Auge – das A-Netz 66 Neues aus der Fachgruppe Deep Sky 10 Kometenbeobachtung mit dem Fernglas 67 Kurz beobachtet: NGC 7331 11 Das Skywatcher 80/400 – ein vielseitiges Klein- 68 Die Deep-Sky-Galerie IC 1805 und M 1 teleskop 69 Deep Sky in Kirchheim 14 Effektvolle Astrofotografi e mit einfachstem Equipment 22 Astrofotografi e mit Kamera und ohne Nachführung GESCHICHTE 24 Totgesagte leben länger – Ein altes Teleobjektiv 71 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der mit „digitaler Daseinsberechtigung“ Astronomie 29 Messung und Überwachung der Himmelshelligkeit 71 Douglas S. Hall 1940 - 2013 mit DSLR und Digitaler Kompaktkamera 33 Astronomie mit dem Fernglas JUGENDARBEIT 34 Einmal Astronomie für einen Euro zum Mitnehmen 72 Physik für Schülerinnen – oder: Sonnenbeobachtung bitte und Spektrometer Marke Eigenbau 37 Sternlandschaften 73 AG Relativitätstheorie im ASL 2012 42 Zwei Objektive – fünf Verwendungen 45 Schon wieder ein Adapter mehr … KLEINE PLANETEN 48 Schöne Konstellationen von Sonne, Mond, Planeten 74 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten und Sternbildern 74 Kosmische Begegnungen 49 Ganz einfach veränderliche Sterne beobachten 76 Auf der Jagd nach NEAs mit der DSLR 80 Bickel überholt Börngen – die erfolgreichsten deutschen Kleinplanetenentdecker VdS-Journal Nr. 47 Inhalt 3

KOMETEN Komet C/2011 L4 PanSTARRS 83 VERÄNDERLICHE Exoplaneten-Transits 111

KOMETEN VDS-NOSTALGIE 83 Strukturelle Besonderheiten des Kometen C/2011 L4 116 Das war’n noch Zeiten (PanSTARRS) 86 C/2011 L4 PanSTARRS visuell beobachtet aus VDS VOR ORT/PODIUM Südfrankreich 118 Sternwarte Borken e. V. 87 Schwierige Kometenbeobachtung 118 Bayerische Volkssternwarte Neumarkt in der Oberpfalz e. V. 88 C/2011 L4 PanSTARRS – Die VdS-Bildergalerie 119 Die astronomische Vereinigung Augsburg e. V. (AVA) METEORE 119 Astronomie Stiftung Trebur 101 Bericht vom 32. AKM-Seminar SERVICE PLANETEN 120 Himmelsvorschau Oktober-Dezember 2013 103 Der „Glücks-Saturn“ vom 07.05.2013 103 Anmerkung der Redaktion BEOBACHTERFORUM 104 Saturn im Juni 2013 123 Mondfinsternis und weitere Ansichten

SPEKTROSKOPIE 125 LESERBRIEFE 104 Die Welt zu Gast in Lüneburg: ASpekt 13 – Jahrestagung der FG Spektroskopie VORSCHAU 126 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen STERNBEDECKUNGEN 106 Jahrestagung der FG Sternbedeckungen 108 Spica streift den Mond

VERÄNDERLICHE STERNE 109 Beteigeuze (Alpha Orionis) und Mintaka HINWEISE (Delta Orionis) 111 Weitere Exoplaneten-Transits in Kirchheim 32 Impressum 59 Inserentenverzeichnis VDS-NACHRICHTEN 127 VdS-FG-Referenten 112 VdS-Vorstand aktuell 127 VdS-FG-Redakteure 114 Constantin Weickart erhielt Dominikus-Preis 128 Autorenverzeichnis 115 Wir begrüßen neue Mitglieder 4 Nach Redaktionsschluss

Ein Überraschungsei aus Gas und Staub: der Komet C/2012 S1 ISON von Sven Melchert

Spiel, Spaß und Spannung sind garan- tiert: Ende November wird ein neuer Ko- met knapp an der Sonne vorbeifl iegen und könnte dabei so hell werden, dass man ihn sogar am Taghimmel sehen kann.

Wohlgemerkt: er könnte. Wie es bei Ko- meten so üblich ist, kann es aber auch ganz anders kommen. Jüngstes Beispiel für einen Kometen, der sich nicht exakt an die Vorhersagen halten wollte, ist das Objekt C/2011 L4 PanSTARRS (sie- he dazu auch die Artikel ab Seite 83 in diesem Heft). Nun haben wir mit „ISON“ den zweiten, möglicherweise sehr hellen Kometen in diesem Jahr im Angebot. Entdeckt wurde der Komet am 21. Sep- tember 2012 vom „International Scienti- 1 Am 13. Januar 2013 nahm Bernd Flach-Wilken den damals noch 16 mag schwachen fi c Optical Network“ (abgekürzt „ISON“) Kometen C/2012 S1 ISON im Sternbild Zwillinge mit einem 400-mm-Hypergraph bei im Sternbild Krebs. Die Helligkeit betrug Blende 8 auf. Das Bild wurde 3 x 5 min mit einer CCD-Kamera STX-16803 belichtet. damals 18,5 mag. Seine Bahn wird ISON am 28. November 2013 um 19:18 Uhr (MEZ) bis auf 1,9 Millionen Kilometer Herausforderung ist die Begegnung von Wenn sich die Sonne am Nachmittag am an die Sonne heranführen; der geringste C/2012 S1 mit dem Kometen 2P/Encke Westhimmel ihrem Untergang nähert, Abstand zur Photosphäre der Sonne be- am 24. und 25. November: die zwei Ko- befi ndet sich der Komet unterhalb der trägt sogar nur 1,2 Mio. Kilometer. ISON meten sind nur rund 1,5 Grad voneinan- Sonne und wird somit nicht zu sehen wird daher als „Sonnenstreifer“ bezeich- der entfernt. ISON ist dann ca. 2,5 mag sein. Beim exakten Zeitpunkt des Perihels net, und es ist nicht sicher, ob der Komet hell, Encke mit 5 mag in der Morgen- am 28. November um 19:18 Uhr (MEZ) diese enge Begegnung mit unserem Hei- dämmerung eigentlich kaum zu sehen. In sind Sonne und Komet von Deutschland matstern überstehen wird. Im optimisti- weniger als sieben Grad Distanz stehen aus bereits unter den Horizont gesunken. schen Fall taucht ISON in den ersten De- übrigens Merkur und Saturn nördlich der Eine mögliche Sichtbarkeitschance ergibt zembertagen am Morgenhimmel auf und Kometen; wem hier ein Gruppenfoto ge- sich am Morgen des 29. November. Zwar wird einen steil nach oben gerichteten, lingt, der hat die Aufnahme des Jahres ist der Komet immer noch weniger als sehr langen Schweif zeigen. im Kasten! drei Grad von der Sonne entfernt, doch sein Schweif könnte in der Morgendäm- Auf dem Weg zum Perihel Tage in Sonnennähe merung über dem südöstlichen Horizont Wenn Sie diesen Beitrag Anfang Okto- Am 27. und 28. November steht ISON so sichtbar sein. ber lesen, beträgt die Helligkeit von ISON nah bei der Sonne, dass er nur mit spek- noch fl aue 10 mag. Man fi ndet den Ko- takulärer Helligkeit (-6 mag und heller) Gefahrlose Alternative meten im Sternbild Löwe am Morgen- und idealer Himmelstransparenz am Tag- Der Sonnensatellit SOHO beobachtet himmel. Als „Fernglaskomet“ wird man himmel neben der Sonne zu sehen sein fortlaufend den Himmel rund um die ISON erst Mitte November bezeichnen wird. Achtung: der Komet steht dann Sonne; die Sonne selbst wird dabei von können, wenn er mit 6 mag in der Jung- rechts von der Sonne, und um das alles einer Blende abgedeckt. Das Instrument frau seine Bahn zieht. Doch nähert er überstrahlende Tagesgestirn auszublen- „Lasco C3“ von SOHO hat einen Gesichts- sich mit Siebenmeilenstiefeln der Sonne den, sollte man sich vormittags in den felddurchmesser von 16 Grad, die Bilder an und wird daher von Tag zu Tag spä- westlichen Schatten eines Gebäudes stel- sind im Internet unter [1] frei zugänglich. ter aufgehen. In der letzten November- len. Solche Taghimmelbeobachtungen ISON wird am Morgen des 27. Novem- dekade wird ISON eine Helligkeit von darf man allerdings nur unternehmen, ber von rechts unten kommend in das 3 mag erreichen, allerdings bei Beginn wenn man sich der Gefahren durch das Gesichtsfeld des SOHO-Koronographen der bürgerlichen Dämmerung gerade Sonnenlicht bewusst ist und seine Tech- eindringen. Die Sonne bewegt sich zu erst aufgegangen sein. Eine interessante nik vollständig im Griff hat! dieser Zeit durch das Sternbild Skorpion,

VdS-Journal Nr. 47 Nach Redaktionsschluss 5

man wird links unten im Bild auch des- sen Hauptstern Antares erkennen kön- nen. Zurzeit der geringsten Distanz zur Sonne wird der Kometenkopf hinter der Blende verschwinden, doch sein Schweif gut sichtbar sein. Interessant werden die Stunden nach dem Perihel in der Nacht vom 28. auf den 29. 11.: wird ISON die enge Passage überstehen, taucht er wie- der jenseits der Abdeckung auf? Bis zum Abend des 30. November wird ISON im Bildfeld von SOHO sichtbar sein.

Eine große Show? Ab dem 30. November steht ISON in der Morgendämmerung über dem südöstli- 2 ISON am 17. August 2013, aufgenommen von Michael Jäger. Der Komet war nur chen Horizont. Von Tag zu Tag vergrö- 23 Grad von der Sonne entfernt und ca. 13 mag hell. Aufnahmeoptik war ein 10-Zoll- ßert sich der Abstand zur Sonne, der Ko- Newton bei Blende 3,8, die CCD-Kamera eine FLI 8300. Das Bild wurde 13 x 40 s met geht immer früher auf, wird dabei lang belichtet. aber auch zunehmend schwächer. Sein Schweif ragt steil über den Horizont, wo- möglich wird man den Schweif weit vor diesmal uns Beobachter auf nördlichen unter [4]. Für unser Journal für Astro- Aufgang des Kometenkopfes sehen kön- Breitengraden. Man kann daher getrost nomie, Ausgabe 51, ist eine ausführ- nen. In den ersten Dezembertagen kann von zu Hause aus beobachten, sofern das licher Bericht zum Kometen C/2012 S1 man gleich nach dem Aufstehen um 7 Wetter und der Blick zum Horizont es ISON geplant, die Organisation liegt in Uhr einen Blick zum Kometen werfen. zulassen. Einzig in den Tagen vor dem den Händen der Fachgruppe Kometen, Doch das Schauspiel währt kaum eine Perihel hat man weiter südlich (zum Bei- Einsendeschluss für Beiträge ist der 1. Woche, bereits zum Nikolaustag am 6.12. spiel von den Kanarischen Inseln aus) April 2014. Das Heft Nr. 51 wird Anfang wird die Helligkeit von ISON wieder auf morgens einen größeren Abstand des Oktober, also genau ein Jahr nach dieser 3 mag gesunken sein. Kometen zum Horizont. Und um den Ko- Ausgabe, bei Ihnen eintreffen. Spätestens met exakt zum Zeitpunkt des Perihels am dann wissen wir alle ganz genau, wie sich Auch am Abendhimmel, kurz nach Son- Taghimmel zu sehen, müsste man sich die Helligkeit dieses bereits als „Jahrhun- nenuntergang, steht ISON noch über dem auf den amerikanischen Kontinent bege- dertkomet“ gehandelten Schweifsterns Horizont, dann am Westhimmel. Die Si- ben, am besten nach Südamerika. tatsächlich entwickelt haben wird. tuation ist hier ungünstiger als morgens, denn der Schweif verläuft fl ach, fast pa- Über die aktuelle Helligkeitsentwick- Internetlinks: rallel zur Horizontlinie. lung des Kometen wird die VdS über [1] sohowww.nascom.nasa.gov/data/ ihre Homepage [2] und via Facebook [3] realtime/c3/512/ Die Aftershow-Party informieren, detaillierte Informationen, [2] www.sternfreunde.de Sofern der Kometenkern die enge Pas- Aufsuchkarten und aktuelle Bilder erhält [3] www.facebook.com/sternfreunde sage rund um die Sonne übersteht, wird man bei der VdS-Fachgruppe Kometen [4] kometen.fg-vds.de man ihn den gesamten Dezember als Fernglaskometen beobachten können. Bis zum Jahresende soll seine Helligkeit noch 6 mag betragen. Am 24. fi ndet man ihn als „Weihnachtsstern“ abends im Herkules, allerdings nur 5 mag hell. Mor- gens ist die Sichtbarkeit weiterhin sehr viel besser, der Komet steht bei Beginn der astronomischen Dämmerung bereits 45 Grad über dem Osthorizont. Bis Ende 3 Januar 2014 wird die Helligkeit von ISON auf 10 mag zurückgehen. Komet C/2011 W3 Lovejoy am Morgen Wohin zur Beobachtung? des 22. Dezember Während der letzte „Sonnenstreifer“, 2011, aufgenommen Komet C/2011 W3 Lovejoy, Ende Dezem- von Yuri Beletsky/ ber 2011 nur von der Südhalbkugel der ESO über der Stadt Erde aus zu sehen war, bevorzugt ISON Santiago de Chile.

VdS-Journal Nr. 47 6 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Einleitung ins Schwerpunktthema Himmelsbeobachtung – ein Hobby nur für Betuchte? von Torsten Güths

Eine Frage an Sie, verehrte Leser: „Ab Vor einigen Monaten erfuhren die Leser beklagen muss: Seine aufgelistete Erst- wann beginnt Astronomie?“ des VdS-Journals im Artikel „Start in ein ausrüstung übersteigt den Wert von ge- neues Hobby“, dass ein Autor eine ande- schätzten 22.000 Euro! Ab einem Fernglas? re Erfahrung gemacht hat, als mit ein- Ab 10 Zentimeter Fernrohröffnung? fachen und kostengünstigen Geräten zu Die frohe Botschaft für einen Astrono- Ab 30 Zentimeter Fernrohröffnung? starten. Er kommt zur Aussage: „Gutes mieeinsteiger lautet demnach leicht ver- Astronomie-Werkzeug erspart Frust und ändert: „Ab einem Instrumenteneinsatz Wenn Sie eine Frage davon mit „Ja“ Demotivation.“ [1] von 20.000 Euro werden Sie sich Frust beantwortet haben, gehen Sie bitte zur und Demotivation ersparen können.“ nächsten Frage: Aus der fast obligatorischen Aufzäh- lung von verwendeten Marken und Pro- Nun, im Jahre 2010 betrug das durch- Waren Tycho Brahe, Nikolaus Kopernikus dukten vermutete ich, dass er sich wohl schnittliche Haushaltsbruttoeinkommen oder Regiomontanus keine Astronomen? nicht über eine knappe Haushaltskasse in Deutschland fast 3.800 Euro [2]. Be- denkt man, dass ein großer Teil für Steu- ern, Haushaltsführung, Vermögensauf- bau und Altersvorsorge verbraucht wird Ihr Beitrag im und nähme man an, 100 Euro pro Monat verblieben für die Rücklage für die Hob- VdS-Journal für Astronomie! byastronomie, müsste der Einsteiger nur gute 16 Jahre lang sparen, um endlich Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 48 „Astronomie am das „richtige“ Einstiegsinstrumentarium Schreibtisch“ abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen erwerben zu können. Das Hobby der As- Schwerpunktthemen hinweisen: tronomie ist also nichts für Ungeduldige. Da kann man sich als Einsteiger gleich „Videoastronomie (mit CD/DVD)“ in Journal 49 Redaktionsschluss: 01.11.2013; dran gewöhnen. Redakteur: Peter Riepe, fg-astrofotografi[email protected] Startete man bereits im Alter von 16 Jah- „Geschichte der Astronomie“ in Journal 50 ren, kann man als 32-jähriger seiner Redaktionsschluss: 01.02.2014; Gattin mit dem Nachwuchs auf dem Redakteur: Wolfgang Steinicke, [email protected] Schoß freudig erklären, dass man nun 20.000 Euro an Fernrohrausrüstung aus- „Jahrhundertkomet ISON“ in Journal 51 geben möchte. Redaktionsschluss: 01.05.2014; Redakteur: Uwe Pilz, [email protected] Decken wir den Mantel der Nächstenlie- Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies be über die darauf folgende Reaktion der kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Beob- Gattin ... achtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie von Foto grafien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch Spaß beiseite. Der Spruch von Anton auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen! Staus, „Jedes Fernrohr findet seinen Him- mel“, zielt darauf ab, dass die Ausübung Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fach- oder einfach der Spaß an der Astrono- gruppen-Redakteure oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) ge- mie nicht nur von der Instrumentengröße schickt werden. und den Kosten der Ausrüstung abhängt. Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Ab- Nein, es ist sogar so, dass man mit einem druck im „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht jedoch keine Veröffentli- Fernglas ganz andere Strukturen erfas- chungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter sen kann als mit einem 20-Zöller! Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte ge- ben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jedoch habe ich schon mehrmals auf Teleskoptreffen oder Volkssternwarten Die Redaktion vernommen, dass man doch lieber gleich

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ein „richtiges“ (und teures) Teleskop zum Journal Nr. 43 ausnahmslos nur relativ ganz besonderem Wert! Auch deshalb Einstieg kaufen solle. Solche Aussagen kleine, nicht perfekte Instrumente. Diese werden Volkssternwarten von Menschen halte ich eher für abschreckend denn ge- armen Sternfreunde, sie haben von der aufgesucht, die selbst einmal direkt eignet, Begeisterung für das Hobby Astro- obigen Botschaft zu spät erfahren. Wa- durch ein Teleskop schauen wollen. nomie zu wecken! Denn es wird dem rum aber waren sie so begeistert von Interessenten suggeriert: Astronomie = ihrem kleinen Fernrohr mit all seinen Und hier schließt sich der Kreis: Mitar- aufwändig, groß und teuer! Schwächen? beiter von Volkssternwarten, Teilnehmer von öffentlichen Fernrohrtreffen und Sicherlich ist der Anspruch an Größe und Eigentlich könnte man sich das Haupt- auch einzelne (Hobby-) Astronomen müs- Güte der Ausrüstung und den Preis, den thema sparen, wenn man an die heutigen sen sich darüber im Klaren sein, dass es man zu bezahlen bereit oder fähig ist, sehr Möglichkeiten denkt. Mit der zunehmen- in ihrer Hand liegt, den Nachwuchs zu persönlich und individuell unterschied- den Digitalisierung und dem Internet fördern und ihm zu vermitteln, dass die lich. Vermutlich sind die meisten auch wird den Nichtinstrumentenbesitzern Kostenschwelle für die Astronomie nicht stolz darauf, was sie sich (finanziell) ge- für ein nur geringes Budget ermöglicht, hoch liegen muss. leistet haben bzw. auch leisten können. über einen Remoteaccess ein Fernrohr zu Das ist menschlich und ich nehme mich steuern, an globalen Projekten (z.B. Seti) Die frohe Kunde dieser Journalausgabe hier nicht aus. mitzuarbeiten oder bei der Suche nach lautet daher: „Astronomie muss nicht Objekten auf professionell angefertigten teuer sein. Das Erlebnis ist das Ziel!“ Doch geht es mit dem Thema „Budget- Aufnahmen (z.B. SOHO) mitzuhelfen. astronomie“ auch um das Heranziehen Das setzt sogar die Bequemlichkeits- von Nachwuchs und dessen Förderung! schwelle herab: Man muss nicht mehr Und liegt nicht dem (kostengünstigen) raus ins „Kalte“ und „Dunkle“. Internet- und Literaturhinweise: Einstieg auch ein natürliches Prinzip des [1] Ziegler, 2013: Start in ein neues Klein-Anfangens und einer dann fol- Bei all diesen neuen Möglichkeiten bleibt Hobby, VdS-Journal für Astrono- genden Evolution zu Grunde? Für einen jedoch die Faszination des Anblicks ei- mie, Nr. 44, S.68 Schüler oder Einsteiger mit „normalen“ nes gestirnten Himmels außen vor. Das [2] Statistisches Bundesamt, Laufende oder nur geringen finanziellen Mitteln Naturerleben der stillen, dunklen und mit Wirtschaftsrechnungen (LWR) 2010, stellt sich die Frage gar nicht: Er kann Sternen übersäten Nacht, das seit Jahr- Internet: https://www.destatis.de/ nur klein oder gar nicht anfangen! tausenden das menschliche Bewusstsein DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/ prägt, fehlt. Diese sich mit dem bloßem EinkommenKonsumLebensbedingungen/ Interessanterweise beschreibt das Haupt- Auge, Fernglas, Fernrohr und Kamera EinkommenEinnahmenAusgaben/ thema „Mein erstes Teleskop“ im VdS- selbst zu erschließen ist ein Erlebnis von Aktuell_Bruttoeinkommen.html Sonnenbeobachtung mit bloßem Auge – das A-Netz von Steffen Fritsche

Die Sonne lässt sich auf vielfältige Wei- ten Sonnenfinsternis-Brillen verwenden Bereits im Jahr 2011 wurde im Journal se beobachten. Die Sonnenaktivität wird oder einen vorhandenen Sonnenfilter für für Astronomie vom A-Netz berichtet [2]. üblicherweise mit Hilfe der Sonnenfle- das Objektiv. Auch wer Okularsonnenfil- Mehr als 20 Beobachter arbeiten zusam- ckenrelativzahl beschrieben. Dazu wird ter für ein Fernglas besitzt, die man am men und ermöglichen eine meist lücken- die Anzahl der Gruppen und Flecken be- Fernglas selbst nicht einsetzen sollte, lose Beobachtung der Sonne mit bloßem stimmt und daraus die Wolfsche Relativ- kann diese einfach ohne Fernglas vor die Auge. Dabei gibt jeder Beobachter für zahl berechnet [1]. Zur Beobachtung sind Augen halten. Weitere Hilfsmittel werden jeden Tag an, wie viele Flecken er (un- ein Fernrohr und ein geeignetes Mittel nicht eingesetzt! Seit 1984 arbeiten Be- ter Zuhilfenahme des Filters) erkennen zur Lichtdämpfung nötig (Objektivson- obachter in einem Netz zusammen, das konnte. Diese Zahl wird „A“ genannt. nenfilter, Sonnenprojektionsschirm oder weniger Aufwand nicht erfordern könn- Wichtig sind nicht nur die Tage, an de- Herschelprisma). Auch ich beobachte seit te: das A-Netz der FG Sonne der VdS. nen Flecken erkannt werden konnten, etwa 25 Jahren mit einem 63/840-Milli- sondern auch die fleckenfreien Tage. meter-Refraktor und einem Herschel- Ich habe meine Sonnenfilter gut ver- Zum einen spielen sie eine wichtige Rolle prisma regelmäßig die Sonne. teilt zu Hause, im Auto, am Arbeitsplatz bei der Ermittlung des Mittelwertes der und in der Fototasche. Auch wenn ich A-Zahl für jeden Tag eines Jahres, zum Aber eigentlich braucht es gar kein Te- es nicht schaffe, die Sonne mit meinem anderen lässt sich die Sonnenaktivität leskop! Ein geeigneter Filter, um die Fernrohr zu beobachten – ein Blick nur auch über die Zahl der fleckenfreien Tage Sonnenstrahlung abzuschwächen, reicht mit Filter geht immer! verfolgen. dazu völlig aus! Man kann die bekann-

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Unter günstigen Bedingungen wie Licht- gen, dass eine weitere spezielle Mittelung In Abbildung 2 wurde das A-Zahl-Mittel schwächung durch Nebel oder tiefem über 17 aufeinanderfolgende Monate mit 100 multipliziert, um einen besseren Sonnenstand sind auch Beobachtungen erforderlich ist. Dieser Mittelwert wird Vergleich zu ermöglichen. Dabei zeigt der Sonne ganz ohne Filterhilfe möglich. P17-Mittel genannt [1]. Welchen Verlauf sich, dass die Sonnenaktivität durch die Diese werden als „A*“ bezeichnet. Sol- zeigt nun die Sonnenaktivität, wenn man Beobachtung mit bloßem Auge ebenso che Beobachtungen sind eigentlich recht sie mit bloßem Auge registriert? gut verfolgt werden kann, wie mit dem selten, aber manchmal so eindrucksvoll, Fernrohr. Auch kleinere Schwankungen dass sie Autofahrern aufgefallen sind. Die In der Abbildung 1 sind die deutlichen werden gut erfasst. Die Zeitpunkte von erste A*-Beobachtung im aktuellen Zyk- Schwankungen der Monatsmittel sichtbar Minimum und Maximum stimmen sehr lus stammt vom 18.04.2011. Nachdem im und die Glättung durch das P17-Mittel. gut überein! Das deutlich niedrigere Ni- Jahr 2011 neun Flecken ohne Filterhilfe Die beiden vergangenen Sonnenfl ecken- veau der Relativzahlen des aktuellen Zy- beobachtet wurden, gab es 2012 nur eine zyklen zeigen jeweils ein deutliches Dop- klus zeigt sich auch beim A-Netz. Mo- einzige Beobachtung. Zum Vergleich: pelmaximum. Die Monatsmittel lagen mentan geht die Aktivität schon wieder Beim letzten Maximum gab es im Jahr zum Teil weit über 1. Das letzte Minimum zurück. War es das schon oder folgt wie- 2002 immerhin 37 A*-Beobachtungen. war allerdings sehr lang und tief. In den der ein zweites Maximum? Die Beobachter senden ihre Ergebnisse Jahren 2008 und 2009 konnte kaum ein zur Auswertung an Steffen Fritsche am Fleck mit bloßem Auge erkannt werden. Um die vom A-Netz erfassten Zyklen zu besten per Email oder per Post (Adresse vergleichen habe ich sie in ein gemeinsa- siehe unten). Gibt es deutliche Abweichungen von dem mes Diagramm eingetragen (Abbildung Verlauf, den man mit der „herkömm- 3). Auf der Zeitachse wird die Anzahl Beobachtungsergebnisse lichen“ Wolfschen Relativzahl erhält? der Jahre angegeben, die seit Beginn Für jeden Tag wird ein Mittelwert aus al- Diese Frage ist insbesondere wichtig, um des Zyklus vergangen sind. Der Zyklus len Beobachtungen gebildet und daraus die vorteleskopischen Fleckenbeobach- beginnt zum Zeitpunkt des Minimums. wiederum ein Monatsmittel. Diese unter- tungen, z.B. aus China, besser einordnen Nimmt man das P17-Mittel des A-Netzes liegen aber noch so großen Schwankun- zu können. als Maßstab, begann der Zyklus 22 im

1 Die Sonnenaktivität von 1984 bis 2012; Monatsmittel und P17-Mittel des A-Netzes

2 Die Sonnenaktivität 1985 – 2012; Vergleich A-Netz (bloßes Auge) mit dem SONNE-Relativ- zahlnetz (teleskopische Beob- achtungen); P17-Mittelung

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 9

3 Die letzten Zyklen der Sonnenaktivität im Vergleich; P17-Mittel des A-Netzes jeweils nach Beginn des neuen Zyklus

4 Häufi gkeit der fl ecken- freien Tage eines Jahres und Jahresmittel des A-Netzes

September 1986, der Zyklus 23 im März Fleck, müssen 20 andere Beobachter kei- gen immer. Je mehr mitmachen, desto 1996 und der aktuelle Zyklus 24 im Ja- nen sehen, um einen fl eckenfreien Tag zu genauer lässt sich die Sonnenaktivität nuar 2009. Auch diese Zeitpunkte stim- erhalten. Auch diese Festlegung ist rein verfolgen. Es lohnt sich! Vorkenntnisse, men sehr gut mit den Ergebnissen des willkürlich! Zeit und großes technisches Equipment SONNE-Relativzahlnetzes überein [1]. sind nicht erforderlich, dafür Ausdauer Man erkennt den höchsten Anteil fl e- und Spaß an der kleinen Beobachtung Der aktuelle Zyklus 24 begann eigentlich ckenfreier Tage 1986, 1996 und 2008/09, „zwischendurch“. ähnlich wie sein Vorgänger. Inzwischen was gut zu den Minima der A-Zahlen hat sich das P17-Mittel allerdings deut- passt. Umgekehrt ist der geringste An- Bei Interesse oder wenn Sie Fragen ha- lich und anhaltend verringert. Es bleibt teil fl eckenfreier Tage 1989 bis 1992 und ben, so wenden Sie sich an den Autor, die Hoffnung, dass es zu einem neuer- 2000 bis 2002 jeweils zum Maximum der am besten per Email: a-netz@vds-sonne. lichen Anstieg der Aktivität kommt. A-Zahl zu verzeichnen (Abb. 4). de. Weitere Informationen fi ndet man im Immerhin waren die letzten beiden Zy- Internet unter www.vds-sonne.de. klen auch von einem Doppelmaximum Bei den Maxima der vergangenen Zyklen geprägt. Nach Waldmeier sollte die An- lag der Anteil der fl eckenfreien Tage je- stiegsfl äche auch fast unabhängig von weils um die 20%. Momentan stagniert Literaturhinweise: der Höhe des Maximums sein [1]. Um dieser Anteil bei über 50%. Spricht auch [1] Reinsch, K.; Beck, R.; Hilbrecht, H.; diese Bedingung zu erfüllen, müsste das das dafür, dass das Maximum noch vor Völker, P.: Die SONNE beobachten, Maximum des aktuellen Zyklus noch in uns liegt? Die Beobachtung bleibt auf je- Verlag Sterne und Weltraum, der Zukunft liegen. den Fall spannend. Heidelberg, 1999 [2] Fritsche, S.: Sonnenbeobachtung Die Zahl der fl eckenfreien Tage ist genau Neugierig geworden? Na dann los! Mit- ohne großen Aufwand – das A- gegenläufi g zur A-Zahl. „Fleckenfrei“ machen kann jeder, der einen geeigneten Netz, VdS-Journal für Astronomie bedeutet dabei, dass das Mittel für einen Filter zur Lichtabschwächung besitzt und Nr. 39, 2011 bestimmten Tag gleich null ist. Das Mit- Spaß daran hat, jeden Tag nach kleinen tel wird dabei auf eine Dezimale gerun- schwarzen Flecken Ausschau zu halten. det. Erkennt also ein Beobachter einen Und gebraucht werden die Beobachtun-

VdS-Journal Nr. 47 10 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Kometenbeobachtung mit dem Fernglas von Uwe Pilz

Einsteigern in die Astronomie wird häu- dann weiter? Wenn man das Augenmerk sandt und für Auswertungen mit benutzt. fi g zum Fernglas als erstem Beobach- auf die Kometenbeobachtung legt, dann Mit einem Fernglas ist also sogar ein Bei- tungsinstrument geraten. Diese Emp- kann man viele Jahre oder gar Jahr- trag zur Wissenschaft möglich! fehlung ist berechtigt: Ferngläser sind zehnte mit einem Fernglas als einzigem relativ preisgünstig, leicht benutzbar und Instrument auskommen. Dies gilt ins- Ich habe einmal untersucht, wie eine sie erweitern die Wahrnehmungsfähig- besondere für die größeren Instrumente Beobachtung von Kometen nur mit dem keit gegenüber dem freien Auge erheb- mit sieben bis acht Zentimetern Öffnung, Fernglas aussähe. Dazu habe ich mir die lich. Außerdem sind Feldstecher auch welche bei brauchbarer Qualität recht Beobachtungsberichte angeschaut, wel- außerhalb der Astronomie nutzbar. preiswert zu haben sind. Aber auch Ge- che wir als Fachgruppe sammeln (s. Ta- räte der 4-5-Zentimeter-Klasse bieten belle 1). Es zeigt sich, dass meist wenigs- Aber kann ein Fernglas als einziges Ins- genügend Leistung für viele Kometen. tens ein Komet für Ferngläser am Himmel trument den Astronomen für lange Zeit steht: In durchschnittlich neun Monaten begleiten? Es fällt schwer, diese Frage Neben reinen Beobachtungen können war das der Fall. Im Durchschnitt können vollmundig zu bejahen. Die recht einfach Kometen damit auch vermessen werden, in jedem Jahr etwas mehr als sieben un- erreichbaren Objekte des Sonnensystems z.B. deren Helligkeit und Größe. Für die- terschiedliche Kometen gesehen werden sind keine bevorzugten Beobachtungs- jenigen Schweifsterne, welche das Instru- – für eine entsprechende Vielfalt ist also ziele, da die Vergrößerung von Standard- ment zeigt, sind die besonders wichtigen auch gesorgt. Es gibt zwar gelegentlich gläsern zur gering ist. Eine Ausnahme Helligkeitsbestimmungen sogar genauer einmal magere Jahre wie 2012, aber dies bildet vielleicht die Verfolgung von Son- als solche mit einem Teleskop: Kometen wird durch eine große Fülle in anderen nenfl ecken. sollten mit dem kleinsten Instrument be- Jahren wieder ausgeglichen. stimmt werden, welches den Himmels- Wer über einen dunklen Himmel ver- körper sicher zeigt. Diese Messungen Was dann zum Beobachtungserlebnis fügt, dem stehen darüber hinaus die werden an die Auswertezentren einge- noch fehlt, ist ein dunkler Himmel. Für Deep-Sky-Objekte offen. Die ausgedehn- ten von ihnen bieten im Fernglas einen prachtvollen Anblick. Es ist jedoch mit 1 Die Fragmente C und B des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann in der Nördlichen dem Fernglas möglich, alles wirklich Se- Krone, beobachtet am 22. April 2006 gegen 20:30 UT im 20x80-Fernglas. Die Zeich- henswerte im Laufe von einem oder zwei nung entstand durch Abschwenken des Beobachtungsgebietes. Es war faszinierend, Jahren einmal zu beobachten. Doch wie diese beiden Schweifsterne nebeneinander im Sternfeld zu sehen!

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Zehn-Jahres-Überblick der mit dem Fernglas beobachteten Kometen Stadtbewohner bietet die Benutzung ei- nes Feldstechers auch diesbezüglich Vor- Jahr Anzahl Fernglaskometen Monate mit Fernglaskometen teile. Diese Instrumente sind so klein und 2012 2 5 leicht, dass sie bequem in einem Ruck- 2011 7 8 sack transportiert werden können. Auch 2010 8 8 ein Stativ und ein paar Karten fi nden 2009 10 12 noch bequem Platz. Es ist dann ohne 2008 13 12 Schwierigkeiten möglich, mit öffentli- 2007 9 10 chen Verkehrsmitteln oder gar mit einem 2006 10 12 Fahrrad den Beobachtungsplatz zu errei- 2005 3 8 chen. Die Kometenbeobachtung mit dem 2004 4 9 Fernglas ist meines Erachtens ein Para- 2003 5 6 debeispiel für eine vielfältige, erfüllende Durchschnitt: 7,1 9 und nützliche Amateurbeobachtung mit kleinem Budget. Tab. 1: Beobachtungsarchive der Fachgruppe Kometen und der ICQ. Es wurden Ferngläser bis acht Zentimeter Öffnung berücksichtigt. Das Skywatcher 80/400 – ein vielseitiges Kleinteleskop von Torsten Güths

Nach einigen Astrourlauben auf La Pal- Decke, über das Teleskop gelegt, dämpfte Taunus mit besseren Okularen. Mit solch ma stand im Herbst 2012 ein Urlaub auf die Schwingungen. Bei Beobachtungen einem kleinen Fernrohr wird dabei be- Lanzarote mit meiner Lebensgefährtin habe ich nur Vergrößerungen bis knapp reits eine Fülle von Deep-Sky-Objekten an. Doch ganz ohne Astronomie sollte es 60-fach verwendet. erkennbar. Ein paar meiner Eindrücke auch hier nicht sein. So war immerhin möchte ich im Folgenden knapp wie- „Schmalspurastronomie“ mit geringem Visuelle Eindrücke dergeben. Es war eine klare, aber feuchte Aufwand vorgesehen. Das Teleskop für Als ich als Vierzehnjähriger 1977 mit ei- Nacht im Taunus am 12. No vember 2012. die Reise sollte günstig, klein, leicht und nem „BOB“-Spiegelteleskop von 75 Milli- Die SQM-L-Messungen ergaben Werte lichtstark sein. Die Wahl fi el auf einen meter Öffnung in einer Kleinstadt Him- von 20,6 bis 20,9 mag/arcsec². 80-Millimeter-Skywatcher-Startravel- melsobjekte zu beobachten begann, war Refraktor mit 400 Millimeter Brennweite es für mich schwierig, die nebelhaften M 81 + M 82 + NGC 3077, Ursa Major, für rund 100 Euro vom Teleskopservice. Objekte aufzuspüren und zu erkennen. Höhe ca. 35° über dem Horizont: Im Lieferumfang ist nur der Tubus mit Meine geringe Erfahrung, der helle Stadt- Vergrößerung 13-fach: Die beiden Gala- Fotostativadapter und einem Zenitspie- himmel und die Okulare mit „Tunnel- xien sind gut erkennbar. M 82 erscheint gel. Ein T2-Gewinde befi ndet sich am blick“ erschwerten die Beobachtungen. länglich ohne weitere Strukturen. M 81 Okularauszug, so dass das Gerät mit ei- Heute bin ich überrascht, wie viel man oval und heller. Das dritte Objekt, NGC nem Adapter direkt als Teleobjektiv ver- mit nur 80 Millimeter Öffnung erkennen 3077, ist nicht sichtbar. wendet werden kann. kann, befi nde ich mich im dunkleren

Der Skywatcher sollte mir als Optik für Weitfeldbeobachtungen und Landschafts- aufnahmen im Urlaub dienen und später auch als Teleobjektiv für Astrofotos. Da unser Urlaubsdomizil an der Ostküste mit freiem Blick zum Meer lag, war ich beson- ders an der Fotografi e von stimmungsvol- len Sonnenaufgängen interessiert!

Montiert war das Ganze auf einem leich- ten Fotostativ. Gleich vorab: Es war nur eine behelfsmäßige Konstruktion, denn das Teleskop war doch zu schwer für das 1 Das Skywatcher-80-Millimeter- Stativ. Doch es funktionierte: Eine kleine Teleskop im Lieferumfang

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Vergrößerung 40-fach: M 82 zeigt ein ten mehr herauskommt, als die geringe ganze Band. Die beiden Begleitgalaxien helleres Zentrum und NGC 3077 erscheint Instrumentengröße suggerieren mag. Die waren bei 40-fach ebenfalls erkennbar. als kleines Nebelchen. Eine schöne Drei- Beobachtungen entstanden unter nicht ergruppe von Galaxien. Sterne mit einer idealen Vorstadtbedingungen aus ei- M 33 (Galaxie) war bei 16-fach als eine Helligkeit bis knapp 12 mag blinken mir nem Dorf heraus (SQM-L ca. 20,3 mag/ gut sichtbare neblige Fläche erkennbar. bereits schwach entgegen. arcsec²). NGC 404 (Galaxie) war ab 40-fach sicht- Vergrößerung 57-fach: Das Zentrum von M 57 (Ringnebel) erscheint als kleines, bar. Diese Galaxie steht als kleines Wölk- M 82 wird „unruhig“, jedoch kann ich relativ scharf umrissenes Nebelwölkchen. chen am Rande des Lichthofs von Beta noch nicht das Dunkelband erkennen. Immerhin habe ich den Eindruck einer Andromedae und stellt die Spitze eines zentralen Verdunklung bei 40-fach und gleichschenkligen Dreiecks dar. M 35 + NGC 2158, Gemini, Höhe ca. indirektem Sehen. 35° über dem Horizont: Verwendung als Deep-Sky-Tele- Vergrößerung 13-fach: M 35 ist mit blo- M 56 (Kugelsternhaufen) ist relativ gut objektiv ßem Auge als Nebelchen sichtbar. Bei 13- als Nebelfl eckchen erkennbar. Auch ein paar fotografi sche Tests habe fach zeigt sich die Natur dieses Nebels: ich bislang durchgeführt. Bei dem Die einzelnen Sterne des Sternhaufens M 13 (Kugelsternhaufen) wirkte bei 40- 80-Millimeter-Skywatcher handelt es sich treten hervor. Ein nebliger Hintergrund fach körnig. um einen einfachen FH-Achromat mit ei- aus schwachen Sternen bleibt. nem großen Öffnungsverhältnis von f/5. Der Doppelstern Albireo im Schwan zeigt Dementsprechend weist das Bildfeld eine Vergrößerung 40-fach: Viele Sterne sind sehr schön seine Farbpracht bereits bei deutliche Krümmung auf und die Sterne sichtbar und auch der Nachbar NGC 2158 16-fach. sind von farbigen Säumen umgeben. Es wird als Nebelchen erkennbar. fällt auch eine asymmetrische Unschärfe M 27 (Hantelnebel) konnte ich mit einer auf, die ich auf das Spiel im Okularaus- M 15, Pegasus, Höhe ca. 35° über dem Einschnürung als Hantelnebel erkennen. zug zurückführe. Er ist mit dem Kame- Horizont: Eines der beiden Zentren erscheint heller ragewicht doch arg beansprucht. Vergrößerung 13-fach: M 15 erscheint als als das andere. „Knödelchen“ mit hellerem Kern. Sterne Dennoch behaupte ich, dass die Aufnah- von gut 10 mag Helligkeit werden sichtbar. M 29 (Offener Sternhaufen) ist zwar eine men gelingen und ein Vergleich mit 20 spärliche Erscheinung, doch wirkt er Jahre alten Aufnahmen auf 400er Farb- Vergrößerung 40-fach: M 15 zeigt ein sehr nett anzuschauen mit seinen beiden fi lm zeigen, dass mir damals mit einer Zentrum. Sterne von bereits gut 12 mag Sternreihen. 25-Zentimeter-f/5-Optik kaum schärfere sind erkennbar, doch eher blinkend und Aufnahmen gelangen. Sicherlich liegt das nicht dauerhaft. M 31 (Galaxie): Bei 16-fach war der Ansatz auch an der DSLR-Technik von heute, die eines Dunkelbands als schärfere Abgren- kürzere Belichtungszeiten pro Aufnahme Vergrößerung 57-fach: Das Zentrum von zung sichtbar, bei 40-fach ggf. sogar das und eine sichere Fokussierung erlaubt. M 15 erschien leicht fl ockig/unruhig, doch kann ich keine Einzelsterne erken- nen. Der Radius des Halos von M 15 er- streckt sich gut bis zum halben Abstand zu seinem hellen Nachbarstern, was be- deutet, dass rund sechs Bogenminuten des über zwölf Bogenminuten messen- den Objekts erkannt werden.

Im Folgenden möchte ich weitere Bei- spiele von Deep-Sky-Beobachtungsein- drücken knapp schildern. Es wird wie- derum deutlich, dass durch die Wahl der Vergrößerung und geduldigem Beobach-

2 Eine drei Minuten belichtete Einzel- aufnahme von M 13, nur leicht bear- beitet. 2/3 Ausschnitt vom Gesamt- format. Kamera war eine Canon EOS 450Da bei ISO 1600. Keine Reduktion der Farbsäume per Software.

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Verwendung als Teleobjektiv für Landschaftsaufnahmen Es macht einen großen Spaß, dieses Tele- skop als Teleobjektiv für Landschafts- aufnahmen zu verwenden. Sonnen- und Mondaufgänge stellen ebenfalls dankba- re Motive dar. Aufgrund des fehlenden Autofokus benötigt man eine Kamera, die eine „Liveviewfokussierung“ ermög- licht. Der Objektivdeckel des Fernrohrs hat eine weitere kleinere Öffnung von 40 Millimetern Durchmesser, womit man unter hellen Umgebungsbedingungen das Fernrohr auf das Öffnungsverhält- nis 10 abblenden kann, was noch einen Schärfegewinn bringen kann.

Resümee Der 80-Millimeter-f/5-Skywatcher-Re- fraktor ist klein, leicht, preisgünstig und sehr gut für die Deep-Sky-Beobachtung geeignet. Der Farbsaum bei hellen Objek- ten ist gering und auch für Mond und Landschaftsbeobachtung bis 60-fach ist er gut geeignet. Ein Kritikpunkt ist der Okularauszug, der deutliches Spiel auf- weist. Eventuell kann man dieses Spiel mit Tefl onband oder anderen Klebestrei- fen verringern.

Für den Einstieg oder als leichtes Instru- 3 ment für Fernreisen ist er sehr gut geeig- Sonnenaufgang, aufgenommen mit einer Canon EOS 450Da bei ISO 100 und einer net und bringt dem Sternfreund viel Be- Belichtungszeit von 1/250 s. Das Teleskop wurde auf 40 Millimeter abgeblendet. obachtungsspaß. Ein Einsteiger sollte das Fernrohr als Komplettpaket mit Montie- 4 Containerschiff, aufgenommen mit einer Canon EOS 450Da bei ISO 100 und einer rung, Sucher und Okularen erwerben. Die Belichtungszeit von 1/500 s. Die Pfl anzen befanden sich in nur drei Metern Entfer- Kosten dafür betragen rund 150 Euro. nung. Im Originalbild kann man fast die Beschriftung der Container lesen.

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1 Komet Hyakutake, aufgenom- Effektvolle Astrofotografi e mit men mit einer Olympus-OM-10- Kamera und Berofl ex-135-mm einfachstem Equipment f/2,8-Teleobjektiv auf Fujifi lm mit 400 ASA (1995) von Torsten Güths

Im Zeitalter der Goto-Montierungen mit den Kamera, eindrucksvolle Aufnahmen des Überraschungskometen Hyakutake automatischer Nachführung sowie PC- zu erzielen. ausnutzen wollte (Abb. 1). Hier war Eile gebundener CCD-Kameras erscheint es geboten und der Stromanschluss der archaisch, mit anderen Mitteln zu foto- Sollten Sie jedoch auf einer Reise ei- transportablen Montierung war defekt. grafi eren. Nur benötigt dieser technische nen dunklen Himmel durch tiefere So war es gut, dass die Aufnahmen ma- Aufwand einen erhöhten Geldeinsatz und Aufnahmen ausnutzen oder etwas län- nuell nachgeführt werden konnten. so haben die im Folgenden dargestellten gere Brennweiten bis z.B. 200 Millime- Methoden dennoch ihre Berechtigung. ter verwenden wollen, kommen Sie am Weitwinkelaufnahmen mit einer Denn möglicherweise steht ein Stern- Ausgleich der Erdrotation kaum vorbei. digitalen Kompaktkamera freund, der bislang nur visuell beobach- Sicher, der AstroTrac, der neue Vixen Auf den ersten Blick erscheinen diese tet hat, vor der Frage, ob er nicht doch Polarie oder der iOptron SkyTracker sind Kameras ungeeignet für die Astronomie. Spaß an der Fotografi e haben könnte, eine tolle Sache, kosten jedoch gute 400 Kleine Objektive, Bildsensoren und eine jedoch nicht viel Geld für Experimente Euro. Mit optionalem Polsucher über 600 oftmals fehlende, manuelle Belichtungs- ausgeben kann oder will. Oder man hat Euro (Vixen). steuerung versprechen keine glanzvol- auf einer Flugreise nicht viel Platz für len Ergebnisse. Das ist richtig. Versuche zusätzliches Gepäck, bzw. müsste ent- Es schadet auch nicht, im Falle eines zeigen jedoch eine bedingte Tauglichkeit sprechendes Übergepäck teuer bezahlen. technischen Versagens der elektroni- einiger Modelle. schen Nachführung auf Handbetrieb Wie bereits M. Hauss [1] und R. Burkart umschalten zu können. So ist es dem Die Kamera sollte eine manuell ein- [2] in ihren Artikeln eindrucksvoll schil- Verfasser ergangen, der eine plötzliche stellbare ISO-Zahl und Belichtungszei- dern, gelingt es bereits mit einer ruhen- Wetterbesserung für die Beobachtung ten von mindestens fünf, besser 15 bis

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2 Nächtliche Szenerie vom Balkon mit 30 Sekunden ermöglichen (z.B. Canon, Außerdem muss auf genügend Abstand dem Großen Wagen. Kamera war Sony). Vorgegebene Motivprogramme zwischen Kamera und Okular geachtet eine Sony DSC-S90 bei ISO 400 sind möglicherweise nicht geeignet. So werden, damit das Objektiv der Kamera und 30 Sekunden Belichtungsdauer. ermöglicht zwar die Lumix DMC-FS35 beim Zoomen nicht gegen das Okular Die Einzelaufnahme zeigt Sterne bis von Panasonic im Sternenhimmelmodus stößt! Für die Projektion von Mond und hinab zur 7. Größe. (!) Belichtungen von 15, 30 und gar 60 Planeten sind langbrennweitige Okulare Sekunden Dauer, doch verwendet die sinnvoll, denn um die Vignettierung zu Kamera hierbei automatisch nur ISO100! verringern, muss man mit der Kamera nerer Chips und höherer Empfi ndlichkeit Das Ergebnis ist entsprechend dürftig. hineinzoomen. Das vergrößert das Bild tiefere Bilder erzeugen. ohnehin. Digitale Kompaktkameras haben im All- Selbstbaudrahtauslöser für die gemeinen im Weitwinkelmodus die größ- Der Autofokus muss ausgeschaltet und DSLR-Kamera te Lichtstärke und ermöglichen durchaus die Schärfe über das Kameradisplay und Die modernen, digitalen Spiegelrefl ex- stimmungsvolle Sternfeldaufnahmen, den Fokussierknopf geregelt werden. kameras (DSLRs) sind bereits gebraucht wenn man noch ein geeignetes Vorder- ab 200 Euro erhältlich. Bei Canon sind grundmotiv hat. Da die Kompaktdigitalkameras in der die Modelle ab der EOS 350D oder besser Regel keine Fernauslöseeinrichtung be- der EOS 1000D/450D mit Liveviewfokus- Afokale Projektion mit einer sitzen, sollte man bei hochaufl ösenden sierung bestens für die Astrofotografi e digitalen Kompaktkamera Planetenbildern den Selbstauslöser betä- geeignet. Einzig eine geringere Empfi nd- Die Anbringung einer Kompaktkamera tigen, um Schwingungen zu vermeiden, lichkeit im roten Hα-Bereich lässt sich hinter ein Okular ist auch möglich. Mit die das Bild verwackeln. kritisieren. Das Standard-Zoomobjektiv etwas Geschick kann man sich selbst 18-55 Millimeter ist zwar als „Scherbe“ einen kleinen Halter bauen. Wichtig ist Die Beispielbilder wurden mit einer äl- verschrien, meines Erachtens jedoch zu dabei, dass die optische Achse der Ka- teren Kompaktkamera aufgenommen. Unrecht. Besonders, wenn ein knappes mera mit der des Okulars übereinstimmt. Heutige Exemplare dürften dank moder- Budget zur Verfügung steht.

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3 Der Orionnebel M42 afokal mit Sony DSC-S90 bei ISO 400 und 30 Sekunden Belichtungsdauer. 13 Einzelbelichtungen wurden gemittelt. Als Aufnahmeinstrument diente ein 15-cm-Newton mit einem 32-mm-1 1/4-Zoll-Erfl e-Okular.

Ein Fernauslöser kostet ab 20 Euro bis über 100 Euro mit Timerautomatik. Die serienmäßig, maximal einstellbare Be- lichtungszeit beträgt bei den Canon- und Nikonkameras 30 Sekunden. Das reicht bereits für viele Aufnahmen aus. Wol- len wir dennoch kostengünstig länger belichten, können wir uns auch selbst mit einem Fernauslöser behelfen und die „Bulb“-Belichtunsgzeit nutzen. Dann müssen wir allerdings die Zeit selbst stoppen.

4 Mond, afokal aufgenommen mit einer Sony DSC-S90. Als Teleskop diente ein 7-Zoll-Starfi re-Refraktor mit einem 18-mm-Plössl-Okular.

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5a Einfachster Selbstbaufernauslöser 5b Verlötung des Schalters

Für den Selbstbau eines Fernauslösers steuert. Denn diesen benötigen wir nicht. Selbst, wenn man später mit einem ge- besorgt man sich einen Kippschalter (drei Im Foto ist es der rote Draht. Achtung: kauften Timer aktiv ist, können Defekte Euro) und einen Draht mit 3,5-mm-Klin- Sie müssen erst prüfen, ob der Timeran- oder einfach leere Batterien auftreten. kenstecker (z.B. von einem alten Kopf- schluss Ihrer Kamera auch das 3,5-mm- Hat man dann den Selbstbautimer bei hörer). Wir verlöten die Kontakte gemäß Klinkensystem hat. Das ist bei den EOS der Hand, ist die klare Nacht durchaus Abbildung 5 und fertig ist der Fernaus- 350D/450D/1000D der Fall. noch „zu retten“. löser für beliebig lange Belichtungszei- ten. Vorher müssen Sie im Test noch 6 ermitteln, welcher Draht den Autofokus Die Milchstraße, aufgenommen in Mallorca mit einer Barndoor-Montierung

VdS-Journal Nr. 47 Himmel und Erde

2014

Copyright © 2012 by WEINGARTEN

UNSER UNIVERSUM – BILDSCHÖN. Sterne und Weltraum präsentiert im Bildkalender Himmel und Erde 2014 13 herausragende astro nomische Motive aus der Wissenschaft und von Amateurastro- nomen: Vom Polarlicht über die ISS und den Asteroiden Vesta geht es zu Gasnebeln, dem Milchstraßenband, einem Kugelsternhaufen bis hin zu fernen Galaxien. Zusätzlich bietet er wichtige Hinweise auf die heraus- ragenden Himmelsereignisse 2014 und erläutert aus- führlich auf einer Extraseite alle auf den Monatsblättern des Kalenders abgebildeten Objekte. 14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 cm; ISBN 978-3-8400-5868-4; € 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order € 27,– inkl. Inlandsversand

So einfach erreichen Sie uns: Telefon: 06221 9126-743 Oder QR-Code per Smartphone www.spektrum.com/kalender2014 scannen und Fax: 06221 9126-751 | E-Mail: [email protected] Angebot sichern! 20 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Barndoor-Montierung Die wohl kostengünstigste Nachführ- methode ermöglicht die sog. Barndoor- (Scheunentor-) Montierung. Aus einem Brett als Basis, versehen mit einem gro- ßen Scharnierbeschlag und einer län- geren Schraube mit einer Flügelmutter bestehend, kann man eine Kamera nach- führen. Die verwendete Brennweite sollte aber 50 Millimeter nicht überschreiten.

Für die Berechnung der nötigen Umdre- hungen müssen wir berücksichtigen: Hebellänge = 400 mm (Scharnierbeschlag) Gewindesteigung M6 = 1 mm

arctan (1 mm / 400 mm) = 0,143° (= 8,6 arcmin)

Das bedeutet, mit jeder Umdrehung der Flügelmutter wird um einen Winkel von 8,6 Bogenminuten nachgeführt. Am Him- melsäquator legen die Sterne pro Minute 15 Bogenminuten zurück. Wollen wir mit 7 Die Montierung EQ-1 mit einer Canon DSLR für die Reise einem 50-mm-Objektiv eine Genauigkeit von zwei Bogenminuten erzielen, müs- 8 sen wir folglich alle 15 Sekunden eine Milchstraßenzentrum in Mallorca. Aufgenommen mit der Ausrüstung aus Abb. 7. Viertelumdrehung durchführen. Abgese- Kamera war eine Canon EOS 350D mit Objektiv Tokina 28 mm, f/2,8, 90 Sekunden hen von der Konzentration setzt die nur Belichtungszeit bei ISO 800. angenäherte Polausrichtung durch die

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entstehende Bildfeldrotation der Belich- tungszeit ihre Grenzen. Mit modernen DSLRs erzielt man ohnehin bereits nach zwei Minuten bei ISO1600 und Blende 5 auch unter dunklem Himmel eine leich- te Himmelsaufhellung, die das nahende Ende der Belichtungszeit ankündigt.

Leider liegt mir weder meine damalige Barndoormontierung vor, noch habe ich sie fotografi ert. Zwei Beispiele für fort- schrittlichere Exemplare fi nden Sie unter [3].

Einfachste parallaktische Montie- rung mit manuellem Nachführen ohne Guiding Eine „Kaufhausmontierung“ vom Typ EQ-1 ohne Motoren und Gegengewichte kostet neu rund 40 Euro. Diese kann man bereits für die nachgeführte Fotografi e verwenden, auch ohne Leitrohr und Ge- gengewichte.

Die Abbildung 7 zeigt, dass die Kamera 9 Nachführen ohne Fadenkreuzokular. Es wird defokussiert und zwei helle Sterne mit einem Winkelblech so angebracht werden so an den Okularrand gebracht, dass ihr Verschwinden die zu korrigierende wird, dass ihr Schwerpunkt über der Pol- Abdrift zeigt. achse liegt. Das spart das Gegengewicht, was im Falle einer Flugreise sinnvoll ist. Gewiss, man muss aufpassen, dass sie nicht allzu langen Brennweiten bis 100 Literatur- und Internethinweise: nicht umfällt. Eine breitere Basis mit- Millimeter verwenden, können wir auch [1] Hauss, M., 2013: Astrofotografi e tels kurzer angeschraubter Holzleisten, ohne Fadenkreuzokular nachführen: mit Kamera und ohne Nachführung, kleinem Selbstbaustativ oder Ähnlichem Man sucht sich mit höherer Vergröße- VdS-Journal für Astronomie Nr. 47 würde die Kippgefahr verhindern. rung in der Nähe des Aufnahmeobjekts [2] Burkart, R., 2013: Sternlandschaf- zwei Sterne, die man derart im Okular ten, VdS-Journal für Astronomie Im Artikel von Michael Hauss [1] werden platziert, dass sich der eine Stern am Nr. 47 die Nachführgenauigkeiten in Abhängig- Nord-Süd-Rand (Deklination), der an- [3] Fortschrittliche Exemplare von keit der Objektivbrennweite angegeben. dere am Ost-West-Rand (Rektaszension) Barndoor-Montierungen fi nden Davon kann man ableiten, wie die ma- befi ndet. Ein scharfer Gesichtsfeldrand Sie hier: http://astunit.com/atm. nuellen Nachführschritte sein sollen. Im des Okulars ist notwendig. Die Wahl von php?topic=scotch und Falle der EQ-1 mit 144 Zähnen in Rek- hellen Sternen auch. Man kann sie sich www.tfrank.de/astro.htm taszension müssen wir bei 50 Millimeter leicht unscharf einstellen, dann erkennt Brennweite jeweils nach sechs Sekunden man die Abdrift früher. einen kleinen Ruck an der Stellschraube Anzeige um 36 Grad durchführen.

Das entspricht am Himmelsäquator einer Bewegung von 1,5 Bogenminuten und macht sich auf dem Bild kaum bemerk- bar. Nach fünf bis zehn solcher Ruckler (30 bis 60 Sekunden Zeit) können wir die Belichtung beenden. Bei ISO 800 bis 1600 ist da bereits der Himmel beeindru- ckend auf den Bildsensor gebannt.

Manuelles Nachführen mit Leitrohr ohne Fadenkreuzokular Haben wir ein parallaktisch montiertes Fernrohr und wollen es als Leitrohr für Deep-Sky mit aufgesattelter Kamera und

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Astrofotografi e mit Kamera und ohne Nachführung von Michael Hauss

Urlaubsreisen führen nicht selten in Ge- rechnen lässt: für punktförmige Sterne nicht oder nur genden mit exzellenten astronomischen unwesentlich überschreitet, wobei die

Beobachtungsbedingungen, jedoch muss (2) fKB [mm] = f [mm] x Crop-Faktor ISO-Empfi ndlichkeit – leider unter dem die astronomische Ausrüstung meist zu Nachteil von zusätzlichem Rauschen – Hause bleiben. Was bleibt, ist ein perfek- Kennt man nun die Abmaße des Aufnah- hoch eingestellt wird. Abb. 2 zeigt ein ter Himmel und eine handelsübliche Ka- mechips in Pixeln, wobei die lange Seite typisches Beispiel dazu aus der Zeit der mera. Mit dieser Minimalausrüstung lässt des Aufnahmechips als k [px] in Pixeln chemischen Fotografi e. sich aber trotzdem mehr erreichen, als angegeben sei, dann lässt sich Formel (1) man auf den ersten Blick glauben könn- umschreiben in: Bei hellen Objekten wie z.B. sehr hellen te! Hier geht es nicht unbedingt um das (3) Kometen und perfekten Bedingungen perfekte Astrofoto, sondern vielmehr um 493.683,84 x u [px] funktioniert das schon ganz gut, lässt den Spaß am Hobby Astrofotografi e und tmax [s] = sich aber mit den heute üblichen Auf- k [px] x f [s x mm] x cos δ an der Möglichkeit, besondere Erlebnisse KB nahmetechniken noch wesentlich ver- – wie etwa die Beobachtung einer atem- Als konkretes Beispiel sei die Canon EOS bessern. Im Zeitalter der digitalen Auf- beraubenden Milchstraße hoch in den 500D mit einem Crop-Faktor von 1,6 nahmetechniken werden dazu viele kurz Alpen – bildlich festhalten zu können. genannt. Erlaubt man hier etwa einen belichtete Einzelaufnahmen gemacht, die Driftfehler u [px] von fünf Pixeln, dann dann mittels Software überlagert werden Die einfachste Methode der Astrofotogra- ergibt sich für Objekte am Himmelsäqua- („Stacking“), wodurch das Rauschen er- fi e ohne Nachführung ist, die Kamera auf tor die folgende Gleichung, die in Abb. 1 heblich reduziert wird. Eine sehr belieb- ein Stativ zu schrauben und ein Lang- grafi sch dargestellt ist: te Software, die das ermöglicht, ist der zeitfoto des Sternenhimmels anzuferti- (4) DeepSkyStacker [1]. Dazu werden im gen. Aufgrund der Erddrehung werden 519,45 324,66 einfachsten Fall die guten, aber kurz be- die Sterne dabei zu Strichen verzogen, tmax [s] = = lichteten Rohbilder als „Lightframes“ ge- so dass man bei „zu langer“ Belichtungs- fKB [s x mm] f [s x mm] öffnet, alle Bilder ausgewählt und unter zeit Strichspuraufnahmen erhält. Will der Option „Ausgewählte Bilder registrie- man aber genau das vermeiden, dann ist Die einfachste Anwendung dieser Über- ren“ registriert, wobei die Option „Nach die Belichtungszeit – abhängig von der legungen ist es also, ein Foto aufzuneh- der Registrierung stacken“ ausgewählt Brennweite der Kamera-Optik – so kurz men, das die maximale Belichtungszeit wird. Das Resultat kann dann noch in zu halten, dass die Sterne noch gerade punktförmig erscheinen.

Kennt man beim Einsatz digitaler Kame- ras die Anzahl der Pixel pro Millimeter, p [px/mm], und defi niert man die erlaubte „Unschärfe“ u [px] als die maximale An- zahl an Pixeln oder den „Driftfehler“ auf dem Aufnahmechip, die eine entstehende Strichspur eines Fixsterns maximal lang sein darf, dann ergibt sich mit der tat- sächlichen Brennweite der Kamera-Optik f [mm] für Himmelsobjekte der Deklina- 1 tion δ die maximale Belichtungszeit in Maximale Belich- Sekunden wie folgt: tungszeit ohne Nach- (1) führung in Sekunden 13.713,44 x u [px] in Abhängigkeit von tmax [s] = der tatsächlichen p [px/mm] x f [mm] x cos δ Brennweite f [mm] Häufi g wird die Brennweite von Objek- am Beispiel der tiven von den Kameraherstellern auch Canon EOS 500D für Objekte am im KB-Äquivalent fKB [mm] angegeben, wobei diese sich unter Kenntnis des ka- Himmelsäquator mit meraspezifi schen Crop-Faktors (auch einem Driftfehler von Brennweitenverlängerung) wie folgt er- 5 Pixel.

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2 Komet Hale-Bopp am Abend des 30.3.1997 mit einer Minolta Dynax 7xi und einem 50-mm-Objektiv bei Blende 1,7 und einer Belich- tungszeit von etwa 25 Sekunden. Aufnahmeort war der Echo Lake bei Denver (Colorado) in 3.300 Meter Höhe. (Film: Kodak Ektar 1000).

gängigen Bildbearbeitungsprogrammen die vielleicht nur mal in das Hobby hi- Astrofotografi e sammeln. Alles im Prin- fi nal überarbeitet werden. Ein Beispiel neinschnuppern wollen, lassen sich so zip ohne Zusatzkosten und direkt vor dieser Technik ist in Abb. 3 gegeben. die ersten wichtigen Erfahrungen in der der eigenen Haustür. So wäre es doch 3 Bei langen Brennweiten, wie sie etwa bei Die Milchstraße am Abend des 30.9.2011 in Pfronten/Allgäu mit einer Canon der Fotografi e des Mondes erforderlich EOS 500D bei einer Brennweite von f [mm] = 12 mm. Überlagerung von 30 Aufnahmen sind, sollte man die Belichtungszeiten mit je ca. 19 Sekunden Belichtungszeit und Blende 4,0 (ISO 6400). entsprechend kurz wählen. Bei der Foto- grafi e einer Mondfi nsternis bietet es sich auch an, mehrere Aufnahmen, die kurz hintereinander belichtet wurden, zur Rauschminimierung zu überlagern. Dazu eignet sich das Programm Giotto [2] be- sonders gut. Das erste Bild der Aufnah- meserie wird in Giotto geladen, mit der Option „Überlagere Bilder automatisch ...“ im Menü „Bildüberlagern“ werden alle Bilder des Ordners, in dem die Aufnah- meserie abgespeichert ist, ausgewählt und mit der Zentriermethode „Planeten- scheibe zentrieren“ gemittelt. Dabei kann die zweifache Aufl ösung (halbe Pixel) gewählt werden. Ein Beispiel ist in Abb. 4 gegeben.

Mit diesen einfachen Techniken lassen sich nicht nur perfekte Urlaubsnächte in fernen Ländern nutzen. Auch für „Neu- linge“ im Bereich der Astrofotografi e,

VdS-Journal Nr. 47 24 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

4 ein wunderbares Einsteigerprojekt, mit Internethinweise: Die Mondfi nsternis am 9.11.2003, dieser Technik einen Sternbild-Atlas zu [1] DeepSkyStacker inkl. Anleitung: aufgenommen mit der Digitalkamera erstellen und diesen etwa über die Doku- http://deepskystacker.free.fr/ FinePix S602 Zoom und Aufsatz bei mentenplattform doctus.de der Astroge- german/index.html einer Brennweite von f = 315 mm meinde zur Verfügung zu stellen. Auch [2] Massenbildverarbeitungsprogramm im KB-Äquivalent. Überlagerung im VdS-Journal ließe sich dann darüber Giotto, Version 2.21/Win32: von acht Einzelaufnahmen von je- berichten. Die Details der Berechnung www.giotto-software.de/(Juni 2012). weils 1/10 Sekunde Belichtungszeit der Formeln und die Screenshots der ver- und ISO 400 bei Blende 2,8. wendeten Einstellungen von DeepSky- Stacker und Giotto können gerne beim Autor angefragt werden. Totgesagte leben länger – Ein altes Teleobjektiv mit „digitaler Daseinsberechtigung“

von Torsten Güths

Wer träumt nicht davon: Auf einem Dachboden stöbern und dabei eine Kiste fi nden mit optischen Bauteilen, Fernrohren oder Objektiven. Oder dass ein Freund/Bekannter auf einen zukommt und sagt: „Ich habe hier noch meine alte Fotoausrüstung, die ich nicht mehr benötige. Kannst Du was davon gebrauchen?“ Meine Antwort: „Und ob!“

So kam ich zu ein paar Hanimex-Objektiven, die mit M42-Gewinde aus- gerüstet sind. Gespannt machte ich mich bei der ersten klaren Nacht gleich ans Testen. Natürlich ließ diese auf sich warten, ganz so, wie es sich gehört, wenn man neue Ausrüstungsgegenstände testen möchte.

Beim Durchtesten der Objektive stieg in mir eine alte Erinnerung auf: In den 1980er- und 1990er-Jahren verwendete ich ein 135-mm-f/2,8-Bero- 1 fl e x -Teleobjektiv, mit dessen Abbildungsleistung ich zufrieden war. Bis ich eines Tages anstelle des 400-ASA- oder grobkörnigen 1000-ASA-Farb- Das 200-mm-f/4,5-Hanimex- fi lms einen hypersensibilisierten Kodak TP2415, einen hochaufl ösenden Teleobjektiv an einer Canon Monochromfi lm, ausprobierte. Nicht bekannte Verzeichnungen und pilz- EOS 450D adaptiert.

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Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 27

3 förmige Sterne erschienen plötzlich auf Vergleich der Abbildungsleistung des 200-mm-Hanimex in den Ecken und in der Mitte dem Foto. Dieser Film zeigte mir damals an einer Einzelaufnahme. Die Blende war offen. gnadenlos die Grenzen des Objektivs auf. Als Student war meine Schlussfolgerung, lieber auf diesen Film zu verzichten als auf ein neues Objektiv zu sparen.

Heutzutage verwenden wir Bildsenso- ren, die den TP2415 in der Schärfe so- gar übertreffen! Und sogar noch licht- empfi ndlicher sind - und alles in Farbe! Folglich sind die Qualitätsansprüche in den letzten Jahren enorm gestiegen und so fi elen zahlreiche alte Objektive durch meine Tests durch. Doch ein paar blieben übrig. Das 200-mm-f/4,5 möchte ich hier beschreiben.

Mein Eindruck ist, dass das 200-mm-Ha- nimex-Objektiv in Kombination mit dem APS-C-Chip einer Canon EOS 350/450 gleichmäßig scharf zeichnet (Abb. 3) und die Vignettierung sich in Grenzen hält (Abb. 4). Auch kann man es ge- 4 Aufnahme des Flatfi elds des Objektivs mit dem APS-C-Format einer Canon EOS. trost mit Blende f/4,5 offen verwenden. Die Blende war offen und die Abbildung ist kontrastgesteigert. Das Abblenden auf f/5,6 bringt nur ei- nen geringen Schärfegewinn. Die Form der Sternscheibchen ist über die gesamte Reduktion der Farbsäume durch Glücklicherweise gibt es Methoden der Bildfl äche gleichmäßig rund. Bildbearbeitung Bildbearbeitung, die es ermöglichen, Einzig störend wirken sich meines Er- diesen Effekt zu mindern. Die gratis er- achtens die roten Farbsäume aus, die hältliche Software Fitsworks [1] erledigt das Objektiv erzeugt. Befi nden sich vie- dies mit der Funktion „Farbfunktionen/ 2 NGC 7000, aufgenommen durch ein le Sterne im Gesichtsfeld, wie im Fall Farbhöfe um Sterne verringern“ auf 200-mm-f/4,5-Hanimex-Objektiv mit der Milchstraßenwolken im Sternbild recht komfortable Weise. Doch Vorsicht: einer Canon EOS 450Da. Sieben Schwan, wirkt das Bild im Gesamtein- Die Regler für Gain und Offset müssen Bilder zu je drei Minuten Belichtungs- druck manchmal rotstichig. Dadurch so variiert werden, dass eventuell vor- dauer bei ISO 1600. wirkt die Abbildung weniger brillant. handene Nebel nicht in ihrer Farbigkeit

VdS-Journal Nr. 47 28 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

5 Die roten Farbsäume reduzieren sich nach der im Text beschriebenen Bildbearbeitung erheblich. Das linke Bild zeigt M 35 nach der Bearbeitung durch Fitswork.

6 Ein heller Perseidenmeteor. Aufgenommen am 10. August 2012 mit einer EOS 350D und dem Tokina-28-mm-Objektiv mit 0,42-fachem Bower-Weitwinkelvorsatz. Belichtungszeit 30 Sekunden bei ISO 1600.

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 29

beeinträchtigt werden. Die Abbildung 5 Tokina-Objektiv ein Sichtfeld von fast grafi e durchaus auch ältere, gebrauchte zeigt das korrigierte und das unbearbei- 150 Grad und ist gut geeignet für Licht- Objektive in Betracht ziehen. Damit man tete Ergebnis im Vergleich. verschmutzungspanoramen, Meteorbeob- nicht, um ein taugliches Objektiv zu achtungen und andere weitwinklige fi nden, 10 Stück auf einem Flohmarkt Einsatz alter Objektive Aufnahmen, bei denen es nicht zu stark kaufen muss, kann man sich in seinem Auf diese Weise habe ich noch einige auf die Randschärfe ankommt oder ein Bekanntenkreis einmal umhören, ob dort alte Objektive im Gebrauch: Ausschnitt ausreichend sein kann. vielleicht nicht noch ein paar Schät- Tokina 28 mm f/2,8: ze schlummern, die nicht mehr benutzt Durch die hohe Lichtstärke ist es hervor- Heutzutage sind bezüglich der Abbil- werden und daher ausprobiert werden ragend für Standaufnahmen geeignet. dungsleistung Objektive von geradezu können. Einzig Adapterringe sind dann Die auftretende Randverzeichnung kann erstaunlicher Schärfe käufl ich und an- vonnöten. man durch die Wahl eines etwas klei- gesichts des Aufl ösungsvermögens der neren Bildausschnitts mildern. So wirkt Sensoren auch nötig! Doch hat optische eine Aufnahme, die im 1080p-HD-For- Qualität seinen Preis: Ein Canon EF 200 Internethinweis: mat ausgeschnitten ist (Seitenverhältnis f/2,8 kostet neu durchaus 600 bis 800 [1] Jens Dierks, Webinfo und Download quer zu hoch beträgt 1,777) immer noch Euro. Für astronomische Aufnahmen be- von Fitswork: www.fi tswork.de/ sehr beeindruckend und ästhetisch auf nötigen wir aber keine Bildstabilisierung, software/index.php einem HD-Fernseher. Blendenautomatik oder Autofokus.

Bower 0,42x Fisheyevorsatz: Wer nur über ein geringeres Budget für Ergibt in Kombination mit dem 28-mm- die Astronomie verfügt, sollte zur Foto- Messung und Überwachung der Himmelshelligkeit mit DSLR und Digitaler Kompaktkamera von Torsten Güths

Die Lichtverschmutzung ist seit der Ein- führung der elektrischen Außenbeleuch- tung ein zunehmendes Problem für Natur und Umwelt und natürlich auch für die Astronomie.

Viele neue Sternfreunde, die mit der praktischen Ausübung der Astronomie beginnen, sind sich nicht im Klaren über die zerstörerische Auswirkung von künstlichem Licht auf den Anblick des Sternenhimmels. So bemerken Städter erst auf dem Land, dass der Himmel viel prachtvoller ist, als sie ihn von der Stadt her kennen. Das liegt nicht an der saube- ren Luft allein, sondern überwiegend an der Lichtverschmutzung.

Wenn man sich einen Standort aussucht, kommt man um das Vergleichen unter- schiedlicher Faktoren nicht herum. Für die Aktivitäten der Deep-Sky-Beobachtung 1 Standard-Himmelspanorama mit dem Maskenoverlay der Zonen, deren durchschnittli- und -Fotografi e ist die Dunkelheit des che Graustufen gemessen werden soll. Die Ausrichtung ist stets „Norden = rechts“ mit Himmels von herausragender Bedeutung. dem Polarstern im Ausrichtungsviereck (in diesem Beispiel liegt er etwas außerhalb). Die Messbereiche sind Zenit, 60 Grad und 30 Grad Höhe. Kamera: Canon EOS 350D Im Folgenden werden zwei Methoden mit 28-mm-Tokina-Objektiv + 0,42-fach Bower-Weitwinkelvorsatz. Belichtungszeit 30 vorgestellt, wie man die Dunkelheit ei- Sekunden. ISO 800, Weißabgleich = sonnig.

VdS-Journal Nr. 47 30 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

2 Vergleich Vorort Bad Nauheims (SQM: 20,7 mag/arcsec2) mit einem Ort im Taunus (SQM: 21,1 mag/arcsec2), Montage der Bilder. Die Graustufenmessungen müssen am unbearbeiteten Bild erfolgen.

nes Beobachtungsorts ermitteln oder die Man belichtet die maximale Zeit bei ei- spricht prinzipiell der mit einer digitalen Entwicklung der Lichtverschmutzung an nem gewählten Weißabgleich. Ich nahm Kompaktkamera. Eine DSLR ermöglicht seinem Ort überwachen kann. stets „sonnig“ aufgrund der Annahme, aber den Einsatz von Fisheyeobjekti- dass das weiße Sonnenlicht die beste ven, einen größeren Dynamikumfang Als Mitglied der VdS-Fachgruppe „Initi- Referenz zu den Sternen ist. Meine alte und auch bessere Ergebnisse an dunk- ative DarkSky“ empfehle ich den Einsatz Sony DSC-90S ermöglicht eine Aufnah- len Standorten. Die Adaption eines alten eines SQM-L-Himmelshelligkeitsmessers. medauer von 30 Sekunden bei ISO 400. Objektivs, 28 mm, f/2,8, Tokina, kombi- Man erhält damit sofort und sehr bequem Diese Parameter lasse ich konstant für niert mit einem 0,42-fach Bower-Weit- den Helligkeitswert des Himmels. Doch jede Messung, um die Vergleichbarkeit winkelvorsatz ergeben knapp 150 Grad kostet dieses Instrument rund 120 Euro. nicht zu gefährden. an Sichtfeld, ausreichend für eine One- Shot-Panoramaaufnahme zur Beurtei- Für den Einstieg in die Materie sind die Aufgrund des recht beschränkten Him- lung der Dunkelheit des Himmels. Meine folgenden Methoden bestens geeignet. melsausschnitts belasse ich es meist bei Standardparameter für die Orientierung Ferner besitzen sie den Vorteil, dass der einfachen Ermittlung der Graustufen der Kamera in Richtung des Zenits sind: man mit einer Aufnahme auch den Hel- aus einem Areal im Zenit. Dazu wäh- EOS 350D, 30 Sekunden Belichtung bei ligkeitsgradienten in Höhe und Azimut le ich per Bildbearbeitungssoftware (in ISO 800 und Sonnenlichteinstellung. anschaulich vergleichen kann. Ich ver- meinem Fall: Micrografi x Picture Pub- wende daher trotz des bequemen SQM-L lisher) die Durchschnittswerte aus einem Auf der Abbildung 3, die von der Stern- die anschließend vorgestellten fotografi - beliebigen, möglichst sternarmen Bereich warte Bad Nauheim aus gewonnen wur- schen Methoden häufi g parallel. des unbearbeiteten Bildes. de, sind der Himmel und die Lichtquellen vorhanden. Somit wurde es möglich, di- Digitale Kompaktkamera Rasch sind so, wo immer man sich auf- rekt den Einfl uss von größeren Beleuch- Eine für die Lichtverschmutzungsmes- hält, Aufnahmen möglich, welche die tungsanlagen auf die Himmelshelligkeit sung geeignete Kamera muss in der Lage Lichtverschmutzungssituation zeigen. aufzuzeigen. Es ergaben sich eindrucks- sein, auch bei dunklem Himmel noch Am PC kann dann später ausgewertet volle zeitbezogene Kurven, welche die eine signifi kante Aufhellung des Bildes werden, wie dunkel der Himmel im Ver- Abnahme der Helligkeit im Laufe der zu erzielen. Sie muss eine manuell ein- gleich ist. ersten Nachthälfte darstellten (Abb. 5). stellbare Belichtungszeit von mind. fünf Für eine Aufnahme mit dem Bildzentrum Sekunden und eine Empfi ndlichkeit von Digitale Spiegelrefl exkamera (DSLR) in ca. 30 Grad Höhe und den Stadtlich- mindestens ISO 400 zulassen. Die Vorgangsweise mit einer DSLR ent- tern im Vordergrund blende ich auf f/4

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 31

3 Das Panorama von der Sternwarte Bad Nauheim mit dem Maskenoverlay der Zonen, deren Graustufen gemessen werden sollen. Kame- ra: Canon EOS 350D mit 28 mm-Tokina-Objektiv + 0,42-fach Bower-Weitwinkelvorsatz. Abgeblendet auf f/4, Belichtungszeit 15 Sekunden, ISO 800, Weißabgleich = sonnig ab und nehme eine Belichtungszeit von und Höhe), R/G/B-Graustufenwerte, die Richtung, in die man fotografi ert und 15 Sekunden. SQM-L-Vergleichswert (in dieser Rich- später die Graustufen entnimmt. Am PC tung!), Anmerkungen zu den Umständen. entnimmt man dem Bild in dieser Rich- Datensammlung und Auswertung tung aus einer Fläche von rund 20 bis Für den Vergleich von Orten und die Mit dem vorher beschriebenen Verfah- 30 Grad Durchmesser den durchschnittli- Feststellung einer zeitlichen Entwick- ren ermitteln wir Graustufenwerte. In der chen Graustufenwert. Das SQM-L bezieht lung der Himmelshelligkeiten werden astronomischen Praxis werden jedoch aus diesem Bereich seine Helligkeitsmes- die Daten am besten in einem Tabellen- Angaben zur Helligkeit (mag) pro Qua- sung. kalkulationsprogramm (z.B. MS-Excel) dratbogensekunde im visuellen Spektral- gesammelt. In einer Tabelle sollten die bereich (Grün) angegeben. Man kann die Im Beispiel (Abb. 4) ergab sich als Basis- folgenden Datenfelder als Spalten erstellt Graustufen in dieses Bezugsystem mag/ wert (gelb unterlegt), dass 24 Graustufen werden: Aufnahmedatum und Uhrzeit, arcsec² umrechnen. Idealerweise benötigt vom Bild 21,5 mag/arcsec² entsprechen. Bildnummer, Schätzung der atmosphä- man hierfür mehrere unabhängige Ver- Alle weiteren Graustufenwerte lassen rischen Transparenz, Richtung (Azimut gleichsmessungen mit einem SQM-L in sich davon ableiten. Die Excelformel

4 Ausschnitt der Exceltabelle als Beispiel für eine Messdatentabelle.

VdS-Journal Nr. 47 32 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

sichtigt nicht den Einfl uss der atmosphä- rischen Transparenz. Auch ist die Da- tenreduktion nicht exakt. Flatfi elds und Darkframes sowie die Temperatur der Ka- mera müssten noch berücksichtigt wer- den und Messreihen pro Helligkeitswert erstellt werden. Doch ist meine Erfah- rung die, dass durch die Wahl von kons- tanten Aufnahmeparametern der Kamera eine gute Vergleichbarkeit innerhalb des eigens gewählten Systems gegeben ist und eine Kalibrierung mit einigen SQM- L-Vergleichsmessungen eine brauchbare Übertragung in das mag/arcsec²-System ermöglicht. Eine Streuung von +/- 0,1 mag/arcsec² liegt im akzeptablen Be- 5 reich. Der Hersteller der SQM-L selbst Die Helligkeitskurve in Graustufen der Nacht vom 9. März 2010 an der Volks- gibt ähnliche Genauigkeiten an [1]. Auf sternwarte Bad Nauheim. Deutlich ist der Einfl uss des drei Kilometer entfernten Anfrage an meine Email-Adresse solaris Sportplatzes von Friedberg erkennbar (20:50 Uhr) sowie die Halbschaltung vieler [email protected] schicke ich Ihnen gerne Straßenleuchten (22:23 bis 22:56 Uhr). eine Exceltabellenvorlage per Email zu.

zur Näherungsberechnung der Himmels- kann man zuerst näherungsweise den Literatur- und Internethinweise: helligkeit in mag/arcsec² lautet: =$R$5 Basiswert Graustufen/Helligkeit anhand [1] Unihedron Website – Instruction LOG(L12/$S$5;2,512) wobei das Feld von pauschalen Erfahrungswerten der Manual SQM-L: http://unihedron. „$R$5“ dem „Basiswert“ [mag/arcsec²], Literatur [2] schätzen. Es ist jederzeit com/projects/sqm-l/Instruction_ das Feld „$S$5“ dem entsprechenden möglich, durch das Ausleihen oder den sheet.pdf „Basiswert“ für den Graustufenwert im Kauf eines SQM-L nachträglich diese [2] Cinzano et al.: Total night sky Grün-Bereich und das Feld „L12“ dem Werte zu kalibrieren. brightness in Europe accounting for jeweiligen Graustufenmesswert, den wir altitude (in V mag/arcsec^2), umrechnen wollen, entsprechen. Auch Wissenschaftlich sind diese Methoden www.lightpollution.it/dmsp/totbri.html wenn kein SQM-L zur Verfügung steht, streng genommen nicht. Man berück-

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafi ken u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Fax: 0 62 52 / 78 72 20 Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle E-Mail: [email protected] www.vds-astro.de Litho und Druck: Kullmann und Partner, Stuttgart

Redaktion: Dr. Werner E. Celnik, Stephan Fichtner, Vertrieb: Teutsch, Laudenbach Otto Guthier, Dietmar Bannuscher, Sven Melchert, Peter Riepe. Bezug: „VdS-Journal für Astronomie“ erscheint Redaktionelle Mitarbeit der VdS-Fach- viermal pro Jahr und ist im Mitglieds - IMPRESSUM gruppen-Redakteure und VdS-Mitglieder beitrag von 35,- (Europa) und 40,- (außereurop. Länder), bzw. ermäßigt Mitarbeit: Eva Garbe, Elke Lawrenz 25,- pro Jahr enthalten

Beiträge werden erbeten an: VdS-Geschäftsstelle, Postfach 1169, D-64629 Heppenheim und an die Redakteure der VdS-Fachgruppen (siehe Redaktionsliste).

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Astronomie mit dem Fernglas von Torsten Güths

Bibliografi sche Daten: Alexander Kerste: Astronomie mit dem Fernglas, Edition Schwarz-Weiß Erste Aufl age, Leipzig, 2012, 130 Seiten, Softcover; Amazon Distribution GmbH; ISBN 978-1-480132-62-7; Preis: 12,95 EUR

Einleitung – Der Himmel der Jahreszeiten (Die Ein Binokular steht fast jedem Haushalt schönsten Ziele; Der Frühlings- zur Verfügung und wird als (Einstiegs-) himmel; Der Sommerhimmel; Der Instrument für die astronomische Him- Herbsthimmel; Der Winterhimmel; melsbeobachtung oft vernachlässigt. Der Nordhimmel) Vermutlich aufgrund von Nicht- oder – Anhang (Beobachtungsbuch nur in Falschwissen. Mit dem vorliegenden der Druckversion; Sternkarten; Links führt der Autor den Leser im zweiten Werk sollte das nicht mehr passieren. und Literatur) Hauptbereich in die Beobachtung der Eine Besonderheit bei diesem Buch: Es ist verschiedenen Objekttypen ein. Die ob- vom Autor als Experiment gedacht. Sie Die Kapitel werden jeweils oben rechts ligatorische Warnung vor dem direkten können es sich im Internet unter http:// genannt und erleichtern das Aufsuchen Anblick der Sonne wird gegeben wie freebook.fernglasastronomie.de/ frei an- von Informationen auch ohne Index. auch ein paar Hinweise zur Natur der Ob- sehen! Bei Gefallen kann es bei Amazon jekte. Der Mond wird mit seinen unter- erworben werden. Es dient auch als Ap- Einführung und Grundlagen: schiedlichen Phasen vorgestellt und auch petitanreger auf das käufl iche Hauptwerk Alexander Kerste klärt die Frage nach eine Mondkarte, welche fast 40 erkenn- „Astronomie mit Fernglas und Rich- dem Einstiegsteleskop eindeutig zu bare Strukturen bei kleiner Vergrößerung Field-Teleskopen“. Gunsten des Fernglases. Die Summe der zeigen soll. Leider ist die Abbildung Vorteile spricht dafür: Preis, leicht trans- sehr kontrastschwach. Die acht Plane- Somit wird der Einstieg zum Nulltarif portierbar, leichte Bedienbarkeit, beidäu- ten, Pluto und Asteroiden werden knapp über das Internet ermöglicht und passt giges Sehen und ein großes Sichtfeld zur beschrieben. Hier stößt das Fernglas na- bestens zum Hauptthema dieser VdS- Objektsuche sind nur einige der Vorzüge turgemäß an seine Grenzen. Einzig die Journalausgabe. des Fernglases, die der Autor herausar- Spektive zeigen durch ihre höheren Ver- beitet. So vereinfacht es nicht nur den größerungen etwas mehr Details bei den Das proklamierte Ziel des Buches Einstieg, sondern ermöglicht überhaupt großen Planeten. In die Tiefe des Weltalls „Nach Jahreszeiten sortiert führt dieses erst die Beobachtung von großfl ächigen entführt Kerste dann den Leser: Ster- Buch Sie zu vielen Himmelsobjekten für Strukturen. Dass man nicht einfach ein ne, Doppelsterne, Veränderliche Sterne, das Fernglas.“ Fernglas kauft, sondern auf geeignete Assoziationen, Sternhaufen, Gasnebel, Bauweisen und Größen achten soll, er- Planetarische Nebel und Galaxien, um „Falls Sie noch kein Fernglas haben, fi n- fährt der Leser auf den folgenden Seiten. nur die Wesentlichen zu nennen, werden den Sie Tipps zum Kaufen und Testen. Die Einsatzgebiete der unterschiedlichen kurz inklusive der Beobachtungsmög- Einsteiger fi nden außerdem Beschrei- Fernglasgrößen werden in einer Über- lichkeiten umrissen. bungen der verschiedenen Himmelsob- sicht dargestellt. jekte. Sie brauchen also keine großen Der Himmel der Jahreszeiten: Vorkenntnisse, um mit diesem Buch den Wichtige Hinweise für die Unterschei- Über 300 Deep-Sky-Objekte sind im Himmel zu erkunden.“ dung von guten und schlechten Optiken Fernglas erkennbar. Um den Überblick helfen, die größten Fehler bei der An- zu behalten, empfi ehlt Alexander Kers- Systematik und Inhalt schaffung zu vermeiden. Hinweise für te die Verwendung von Katalogen und Das Buch hat 130 Seiten im Softco- die Pfl ege, eine Testtafel und die Check- die Führung eines Beobachtungsbuches. ver, Hochformat 23×15 Zentimeter mit liste für den Fernglaskauf runden den Dann geht es los in den Nachthimmel: schwarzweißen Abbildungen. Der Inhalt instrumentellen Einstieg ab. Sortiert nach den vier Jahreszeiten und ist in 16 Kapitel gegliedert, die sich ein- den jeweils gut beobachtbaren Sternbil- teilen lassen in: Der Erfolg hängt von den Methoden ab. dern taucht der Leser in das Universum – Einführung und Grundlagen (Warum Wie man die Beobachtungsnacht plant, ein. Neben der großen Bedeutung von ein Fernglas?; Ferngläser testen und welche Objekte man wählt und von wel- großfl ächigen Strukturen wie z.B. Mel pfl egen; Erfolgreiches Beobachten) chem Ort, und wie man sie am besten be- 111, Mel 20, M 44, die aufgrund ihrer – Beobachtungsobjekte und Methoden obachtet wird abschließend beschrieben. Größe nur mittels einem Binokular kom- (Sonnenbeobachtung; Mondbeob- plett erfassbar sind, werden auch Objekte achtung; Die Planeten; Sterne und Beobachtungsobjekte und Methoden: von recht geringer Ausdehnung vorge- Deep-Sky-Objekte) Beginnend mit der Sonne und dem Mond stellt. Der Autor weist jeweils darauf hin,

VdS-Journal Nr. 47 34 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

dass einige nur mit größeren Ferngläsern gen ansehen. Einige Abbildungen von Resümee gut erkennbar sind. Objekten, wie z.B. Planeten, Ringnebel, Für ein geringes Geld erhält der Käufer M 13 sind jedoch so wie im Fernrohr. alles notwendige Wissen, um erfolgrei- Anhang: Er weist korrekterweise drauf hin, je- che Beobachtungen durchzuführen. Ein Anschließend erleichtert der Autor den doch passt es meines Erachtens nicht Kritikpunkt stellen die Abbildungen dar. Lesern das Anlegen eines Beobachtungs- zum Buchtitel und könnte Enttäuschun- Sie sollten den Eindruck im Fernglas buches. Er listet die vorgestellten Objekte gen bringen. Weitere Kritikpunkte sind, besser darstellen. Interessant fi nde ich, nach Sternbildern sortiert auf – mit ein dass die einfache Drucktechnik auch dass Alexander Kerste einen neuen und paar Leerzeilen zum Eintragen der Beob- die schwachen Ausläufer einiger Nebel sicherlich zeitgemäßen Weg der Verbrei- achtungen. Fünf Übersichtskarten zeigen verschwinden lässt und dass es letztlich tung geht. die Positionen der beschriebenen Objekte. Fotografi en sind, die wiederum Struktur- details zeigen, die so nicht im Fernglas In der Summe stellt dieses Werk eine sehr Layout und Bildmaterial erscheinen. Auch die Übersichtssternkar- gute Einführung in die praktische Beob- Die Abbildungen sind durchgehend ten im Anhang sollten schärfer sein. Sie achtung mit dem Fernglas dar und kann schwarzweiß und von einfacher Quali- erinnern mich an alte Taschenbücher, in für einen Einstieg bedenkenlos empfoh- tät. Kerste verfolgt auch den Ansatz, dass denen die Objekte zwar verzeichnet wa- len werden. die Bilder eine möglichst zum Fernglas- ren, es jedoch nicht möglich war, sie am eindruck passende Visualisierung dar- Himmel auch verwechslungssicher auf- stellen sollen. Das kann man als gelun- zufi nden. Einmal Astronomie für einen Euro zum Mitnehmen bitte von Christian Weis

Wer Astronomie betreiben will, kommt Das Beobachten, und das auch gleich licht habe ich einen Schlüsselanhänger ohne optische Hilfsmittel nicht aus. Es noch binokular (!), fängt bei einer Ver- mit einer roten LED genommen, die bei muss mindestens ein Fernglas – besser größerung von 1-fach und mit einer einem großen Elektronikhändler für 0,40 jedoch gleich ein Teleskop – sein. So zu- Öffnung von ca. sechs Millimetern an. Euro zu haben ist; ein Bleistift kostet mindest ist der allgemeine Tenor. Dass Astronomie ist kostenlos! Solange das 0,23 Euro, ein DIN-A4-Heft ohne Lini- das nicht zwingend sein muss, soll dieser Wetter mitspielt und es dunkel ist, kann en schlägt noch einmal mit 0,29 Euro Artikel verdeutlichen. man sich unter den Sternenhimmel be- zu Buche, beides lässt sich in einer bun- geben und das kosmische Schauspiel Heutzutage wird man durch die Informa- betrachten, welches zu Recht unzählige tionsfl ut vor allem im Internet, aber auch Menschen fasziniert. in den Geschäften als Einsteiger förmlich erschlagen. Kaufe ich nun dieses tol- Schon mit dem bloßen Auge lassen sich le 100-Millimeter-Geh-Zu-Teleskop mit schöne Beobachtungen machen, die ih- zwei Fantastillionen Objekten in der Da- ren Reiz haben. Möchte man das Gese- tenbank oder doch lieber den natürlich hene zudem zeichnerisch dokumentieren knackscharf abbildenden Refraktor mit (nicht dokumentierte Beobachtungen 60 Millimeter Öffnung und 2500-facher sind verlorene Beobachtungen!), so be- Vergrößerung für unschlagbare 39,95 nötigt man Utensilien, die sich überall Euro …? mit Leichtigkeit mitführen lassen: Blei- stift, Papier und eine kleine Rotlichtlam- Nun, diese Entscheidung werde ich Ih- pe reichen für den Anfang vollkommen nen hier nicht abnehmen können. Was aus. Ein Aufstellen und Justieren der Op- allerdings meines Erachtens mehr und tik etc. entfallen vollständig. Falls nicht mehr in den Hintergrund rückt, ist, dass ohnehin schon im Haushalt vorhanden, für die Beobachtung eben nicht (nur) ein sind die erwähnten Hilfsmittel im Han- optisches Hilfsmittel (ob Fernglas oder del für weniger als einen Euro erhältlich: Fernrohr sei dahingestellt) benötigt wird, Als Berechnungsgrundlage für das Rot- sondern vor allem ein äußerst weit ent- wickeltes Organ: das menschliche Auge. Ohne dieses bringt Ihnen das beste Tele- 1 Um astronomische Zeichnungen zu skop nichts! erstellen, reichen diese Utensilien für den Anfang vollkommen aus.

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 35

desweit agierenden Handelskette zu die- sem Preis erwerben. Zusammen sind das knapp ein Euro – und schon kann der Spaß beginnen!

Taghimmel und Mond Es gibt viele Objekte, die sich für die vi- suelle Beobachtung ohne optische Hilfs- mittel eignen. Dazu muss man nicht ein- mal zwangsläufi g in der Nacht aufstehen. Auch am Tage kann man Astronomie mit dem bloßen Auge betreiben. So gibt es beispielsweise das sog. A-Netz (siehe den Beitrag von Steffen Fritsche), hier wird die Anzahl der mit bloßem Auge sicht- baren Sonnenfl ecken dokumentiert (ein geeigneter Augenschutz, z.B. eine SoFi- Brille, ist hier zwingend notwendig, gibt es für etwa zweieinhalb weitere Euro bei diversen Anbietern!) [1, 2]. Gelegentlich steht die Venus so günstig, dass man sie am Tage mit bloßem Auge sehen kann und selbst Kometen kann man – wenn auch selten – mitunter am Taghimmel bzw. kurz nach Sonnenuntergang sehen, zuletzt geschehen bei Komet C/2006 P1 (McNaught) [3]. 2 Zeichnung des Mondes, beobachtet am 1.12.2012 gegen 4 Uhr MEZ mit bloßem Auge. Unser nächster kosmischer Nachbar, der Um die richtigen Größenverhältnisse abzuschätzen, betrachte man diese Zeichnung Erdmond, ist ebenfalls eine (oder meh- aus einer Distanz. von welcher aus man den Mond mit dem kleinen Finger abdecken kann. rere) Zeichnungen wert. Schauen Sie einmal, wie er sich am Himmel zwischen den Sternbildern bewegt. Viele astrono- misch nicht gebildete Menschen wissen lensystem des Kraters Tycho. Der Krater Auch die Milchstraße ist ein vorzügliches nicht, dass sich der Mond von West nach selbst mit einem Durchmesser von 85 Objekt. Eine Übersichtskarte des Som- Ost durch die Sternbilder bewegt – zu of- Kilometern [5] lässt sich freilich nicht merdreiecks mit dem Great Rift (die Auf- fensichtlich scheint wohl die Bewegung erkennen. spaltung der Milchstraße im Sternbild des Mondes von Ost nach West infolge Schwan) ist ein schmuckes Andenken an der Erdrotation zu sein. Mit einfachen Nachthimmel eine Sommernacht. Auch die Cassiopeia Beobachtungen kann man sich hier Wis- So richtig interessant wird es aber erst und Perseus mit h+chi Per sind lohnens- sen aneignen. Wie verhält es sich mit den nachts, wenn der Mond den Himmel wert – nicht nur im Teleskop. Man denke Mondphasen? Lassen Sie doch mal Ihre nicht aufhellt. Wie viele Sterne können auch an das Himmelsareal um Androme- Kinder an mehreren aufeinander folgen- Sie in den Plejaden mit bloßen Augen da und Dreieck. Entdecken Sie dort noch den Abenden die Mondphase zeichnen. ausmachen? Zeichnen Sie das Gesehene, andere milchige Aufhellungen? Es macht Sie werden sehen, wie erfüllend und damit beschäftigen Sie sich automatisch Spaß, diese Objekte nach der Beobach- auch nachhaltig das ist. mehr mit dem Objekt und werden auch tung zu identifi zieren. In Quelle [7] sind mehr erkennen. Die Umgebung des Him- 82 Deep-Sky-Objekte aufgelistet, die sich Auch die Mondscheibe selbst lohnt sich melsnordpols kann für interessante Über- mit bloßem Auge beobachten lassen. natürlich. Welche Maria können Sie er- sichtsbilder verwendet werden, nicht nur Als weitere Quelle der Anregung sehr zu kennen? Sehen Sie den Mann im Mond fotografi sch [6]. Über die Jahre könnte empfehlen. oder doch eher einen Hasen? Es gibt man auch alle Sternbilder zeichnen und noch mehr Figuren zu sehen, besonders zu einem Komposit zusammenfügen. Fo- Eine weitere Idee wäre, die Planetenbah- auf der anderen Seite des Atlantiks sind tografi sch gibt es das, visuell kenne ich nen visuell zu verfolgen. Dazu können beispielsweise die Frau im Mond und die nichts Vergleichbares. Nebenbei lernt Sie in Wochenabständen beispielsweise Kuh, die über den Mond springt, bekannt man als Einsteiger in das schöne Hobby die Position des Mars in einer von Ihnen [4]. Um Vollmond lässt sich auf der Süd- Astronomie auch gleich noch den Him- gezeichneten Sternkarte eintragen und halbkugel des Mondes eine leichte Auf- mel kennen – Wissen, das Sie mit Go-To die Oppositionsschleife nachvollziehen. hellung ausmachen. Dies ist das Strah- nur schwer erlangen können. Dies könnte als Basis für weitergehen-

VdS-Journal Nr. 47 36 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

3 de astrophysikalische Überlegungen à la Zeichnung des Sternbildes Orion, wie es mit bloßem Auge am 3.11.2010 nördlich von Kepler dienen. Tucson, AZ/USA, gesehen wurde.

Die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, sind genauso unbegrenzt wie das Welt- Literatur- und Internethinweise: [4] http://www.astroleague.org/al/ob- all selbst. Als Beispiel möchte ich eine [1] Fritsche S.: Sonnenfl eckenbeob- sclubs/lunar/lunar3.html Zeichnung des Sternbildes Orion zeigen, achtung mit bloßem Auge – das [5] Rükl; A.: Mondatlas. Verlag Werner die ich 2010 in Arizona angefertigt habe. A-Netz. Magellan Jan-Mrz 2000, Dausien, 2. Aufl age, 1999 Für mich erstaunlich war die deutliche S. 36 ff. [6] Raschke, S.: Polarbeobachtung. Sichtbarkeit der Wintermilchstraße und [2] Delfs, M.: Die Sonnenaktivität im Magellan 2/2002, S. 22 die physische Ausdehnung des Orionne- Jahr 2009. SuW 6/2010, S. 86ff [7] Juchert, M.: Deep-Sky mit 1x Ver- bels, die ich dort zum ersten Mal bewusst [3] Kammerer, A. und Möller, M.: Die größerung. Interstellarum 25, gesehen habe. Kometen des Jahres 2007. SuW S. 40 ff. 10/2008, S. 86 ff.

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Sternlandschaften von Ralf Burkart/Kreuels

Der Weltraum, unendliche Weiten ne fotografi eren Sie? Machen Sie doch Im Folgenden beschreibe ich nun eine Wir schreiben das Jahr 2013. Viele Jahre kleine Löcher in eine Pappe und fotogra- Vorgehensweise, wie es mit einfachen lang war ich unterwegs, um Sterne zu fi eren diese ab, die echten Sternenfotos Mitteln möglich ist, diesem Ziel recht fotografi eren, Planeten, Gasnebel, Stern- sehen immer so unecht aus. nahe zu kommen. Wir brauchen eine haufen und Galaxien. Viele Lichtjahre Kamera, ein Stativ, einen Fernauslöser, vom Ursprung meines Hobbys entfernt Nun, die Welt dreht sich weiter, manche viele kurze Einzelbelichtungen und einen drang ich dabei zu Galaxien vor, die ich Bildagentur machte pleite, und ich stell- schönen, dunklen Himmel. nie zuvor gesehen hatte ... te mir die Aufgabe, den Sternenhimmel ... und dann kommt meine Frau herein möglichst so zu fotografi eren, wie wir Die Idee und sagt, das hätte alles nichts mit dem ihn auch sehen. Kosten durfte das Gan- Kurz belichtete Einzelbilder zeigen die Sternenhimmel zu tun. Objekte seien das, ze nichts, denn der Wunschzettel für die Sterne jeweils noch punktförmig (Re- schön und spannend, aber mit dem Ster- Objektfotografi e war lang (und wird im- chenbeispiele im 2. Teil). Belichten wir nenhimmel, so wie sie ihn sieht, hätte mer länger). nun eine ganze Serie, so können die Bil- das nichts zu tun.

Das erinnerte mich an einen Besuch bei 1 Region im Schwan: 1072 x 5 s. EOS 400D, unmod., ISO 1600, Objektiv 50 mm, f/1,4; einer Bildagentur vor vielen Jahren. Ster- abgeblendet auf f/2,8; kein tiefer Himmel, Niederrhein, z.T. Mondschein 2 Großglockner; 89 x 10 s. EOS 5D Mark2, unmod., ISO 6400, Objektiv 20 mm, f/2,8

3 Großglockner; 42 x 10 s . EOS 5D Mark2, unmod., ISO 6400, 24-105 mm Zoomobjektiv bei f/5,6

VdS-Journal Nr. 47 4 La Palma – Westküste (Tijarafe); Ausschnitt aus einer Zeitraffer-Serie; 16 x 30 s, EOS 7Da, modifi ziert, ISO 3200, Objektiv 20 mm, f/2,8

5 La Palma – Westküste (Tijarafe); Ausschnitt aus einer Zeitraffer-Serie; 16 x 30 s, EOS 7Da, modifi ziert, ISO 3200, Objektiv 20 mm, f/2,8 40 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

der ausgerichtet und addiert werden. Wir Als Fotografen sind wir Gestalter und etwas zu erkennen, ist es dennoch sinn- erhalten also scharfe Sterne, während der das sollten wir auch ernst nehmen, denn voll, einen hohen ISO-Wert einzustellen. Horizont verwischt dargestellt wird. jenseits aller Technik entscheidet sich Ein einzelnes Foto mit z.B. 3200 ASA fo- hier, ob ein brauchbares Foto zu einem tografiert zeigt nach wenigen Sekunden Das ist Schritt 1. In einem 2. Durchgang richtig guten Bild wird. Leider stochern schon viele Sterne und einige Details im stellen wir dann die Ausrichtungsauto- wir im wahrsten Sinne des Wortes etwas Vordergrund. Das Rauschen ist allerdings matik aus. Das alleine reicht aber noch im Dunklen herum, denn schließlich zei- so stark, dass man dies kaum als ein ge- nicht, denn in diesem Bild hätten wir ja gen unsere Augen weit weniger Details lungenes Foto betrachten kann. Mittelt nun lauter kleine Strichspuren. Eine wei- und Farben als unser Kamerachip. Es man nun zwei Bilder, so reduziert sich tere Option beim Stacken lautet „Kappa bleibt uns also nichts anderes übrig, als bereits das Rauschen deutlich. Sigma Clipping“. Mit dieser Berechnung Testbelichtungen zu machen. Aus ästhe- werden Ausreißer entfernt. Angenom- tischen Gründen, aber auch im Sinne ei- Die Frage, wie viele Bilder wir nun benö- men, wir belichten zehn Bilder und durch ner leichteren Verarbeitung ist es ratsam, tigen, hängt von unseren eigenen Wün- eines fliegt ein Flugzeug. Auf seiner Spur einen möglichst dunklen Vordergrund schen ab. Nach acht Bildern ist das Rau- gibt es nun jeweils neun dunkle und ein zu wählen. Das ist nicht immer einfach, schen schon erträglich, nach 32 Bildern sehr helles Pixel. Die Software definiert auch nicht zwingend notwendig, aber kaum mehr vorhanden. Addiert man das helle Pixel als Ausreißer und igno- eine beleuchtete Sehenswürdigkeit im noch mehr Bilder, so kann man in der riert dieses. Auf diese Weise lassen sich Vordergrund ist definitiv zu hell. Ger- weiteren Bildverarbeitung den Kontrast wunderbar Satelliten und Flugzeugspu- ne werden knorrige Bäume oder andere erhöhen und die Aufnahme wird tiefer, ren entfernen. Aber auch die Sterne be- markante Dinge als Vordergrund ge- natürlich wieder auf Kosten des Rau- wegen sich in unserem zweiten Bild ja nutzt. Hier sollten wir aber sehr zurück- schens. Eine Grenze gibt es hier nicht. durch das Bildfeld. Wir können diese im haltend sein, denn schließlich ist unser zweiten Durchgang nun hervorragend Motiv der Sternenhimmel. Ein knorriger Selbstverständlich ist ein lichtstarkes Ob- entfernen. Baum drängt sich visuell auf, der äs- jektiv mit fester Brennweite besser geeig- thetische Reiz des Sternenhimmels ver- net als ein Allround-Zoomobjektiv – ver- Als Ergebnis haben wir ein Bild ganz hält sich dagegen wie ein scheues Reh. dammen braucht man diese aber nicht. ohne Sterne, dafür aber mit einem schön Wolken unterstreichen oft die Schönheit Die beste Abbildungsqualität erhält man, scharfen Vordergrund und ein Bild mit des Himmels, indem sie uns eine räum- wenn das Objektiv um ca. zwei Blenden scharfen Sternen, aber unscharfem Ho- liche Vorstellung geben. Ganz besonders abgeblendet wird, bei einer Optik, die rizont. Was liegt näher, als diese beiden interessant sind solche Bilder, wenn die von vorneherein bei f/5,6 arbeitet, sollte Bilder miteinander zu verheiraten und Wolken von keinem Streulicht erreicht man darauf aber verzichten. von jedem nur das Beste nehmen. werden und dunkler erscheinen als der Himmelshintergrund selber. Bleiben die- Ein 28-mm-Objektiv (in Verbindung mit Die Dame in der Bildagentur hätte si- se Wolken stationär, z.B. an Berghängen, einem APS-C-Sensor) entspricht in etwa cher zur Nagelschere gegriffen, wir aber dann bekommt das Bild eine unglaubli- unseren normalen Sehgewohnheiten bei haben Bildbearbeitungsprogramme, die che Tiefenwirkung. Meistens allerdings Nacht, wir sollten also grundsätzlich mit diese Aufgabe viel eleganter lösen. erscheinen sie in einem warmen Orange- Weitwinkelobjektiven arbeiten. ton, angeleuchtet von fernen Straßenla- Photoshop CS2 wird seit Anfang 2013 ternen. Sowohl hier als auch bei Lichtern Viele Kameras bieten Funktionen an, wie kostenlos von Adobe zur Verfügung ge- im Vordergrund können wir später die „Rauschunterdrückung bei Langzeitbe- stellt. Sowohl Photoshop als auch das Farbsättigung verringern, um unserem lichtung“. Ist diese Funktion aktiv, dann ebenfalls kostenlose Bildbearbeitungs- visuellen Eindruck näher zu kommen. belichtet die Kamera nach einem Foto programm GIMP unterstützen die Ebe- mit den gleichen Einstellungen ein zwei- nenfunktionen. Man kann zwei Bilder Als ich neulich die so entstandenen Bil- tes, allerdings ohne, dass dabei der Ver- übereinanderlegen und die Deckkraft des der meiner Frau zeigte, schneite meine schluss geöffnet wird. Dieses Korrektur- oberen mit einem Regler einstellen. Hier Tochter herein. „Cooler Sternenhimmel bild (Dark) enthält also nur Störungen, kann man aber auch die Funktion ein- Papa, kann ich den als Hintergrund für die dann, von uns unbemerkt, vom ei- stellen, mit der die Überlagerung gesche- mein Handy haben?“ gentlichen Bild abgerechnet werden. Das hen soll. Wir wählen hier „aufhellen“. Ergebnis ist oft rauschärmer und quali- Das bedeutet, dass alles, was im oberen Captain Kirk an Brücke: „Mission erfüllt!“ tativ besser, allerdings benötigt man für Bild heller ist als auf dem unteren Bild eine Aufnahme die doppelte Zeit. Für die ins Summenbild übernommen wird. So Gut zu wissen und Probleme „Kappa-Sigma-Funktion“ ist diese Funk- bekommen wir nun ganz einfach die hel- Anders als bei der chemischen Fotogra- tion aber günstig, da die Sterne zweier len Sterne des einen Bildes in den stern- fie ist die Einstellung des ISO-Wertes bei Belichtungen sich nicht überschneiden. losen Himmel des anderen. „Theoretisch“ der digitalen Fotografie von untergeord- Selbstverständlich kann man auch exter- – zu den Problemen, die dabei auftreten, neter Bedeutung. Man vergegenwärti- ne Darks erstellen. Diese werden in den komme ich weiter unten. Zunächst aber ge sich, dass der Kamerasensor ja nicht Stackingprogrammen dann ebenso ver- noch ein anderer Punkt. wirklich seine Empfindlichkeit ändert. arbeitet. Auch ist es sinnvoll, die Kamera Um bei Testbelichtungen aber überhaupt auf „Serienbelichtung“ einzustellen, wir

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KOSMOS_VDS_47.indd 1 26.07.13 14:06 brauchen dann nur unseren Fernauslöser Die Sterne durchlaufen bei langen Gesamt- Allerdings sieht das fertige Bild oft sehr gedrückt zu halten bzw. arretieren diesen. belichtungszeiten verschiedene Bereiche unscheinbar und grau aus. Hier müssen Die Kamera belichtet nun automatisch des Bildfeldes. Dieses ist aber – beson ders wir zunächst eine Kontrastanhebung ein Bild nach dem anderen. Auf diese bei Weitwinkel- und Zoom-Objektiven – durchführen. Weise lassen sich auch Zeitraffer-Filme häufig verzerrt. Die Sterne passen also erstellen. Die maximale Belichtungszeit nach einer gewissen Zeit nicht mehr ganz Hat man nun endlich zwei brauchbare beträgt 30 Sekunden. Für unsere Zwecke exakt aufeinander. Abhilfe kann hier die Bilder zum Überlagern (und Aufhellen), ist das mehr als genug. kamerainterne RAW-Verarbeitungs-Soft- so ergeben sich weitere Probleme. In dem ware schaffen. Diese erkennt in der Re- Bild mit den Sternen gibt es auch einen Nichts ist perfekt, und auch bei dieser gel die (eigenen) Objektive und kann die Horizont, und in diesem gibt es vielleicht Bildgewinnung und Bearbeitung gibt es Verzerrungen ausgleichen. Hierzu ist es auch Lichter. Diese (unscharfen) Lichter viele Stolpersteine: Der Autofokus funkti- aber nötig, die RAW-Fotos erst in Tiffs zu werden nun aber auch ins fertige Bild oniert bei Sternen leider nicht. Glücklich konvertieren und diese dann zu stacken. übernommen. Hier hilft nur ausradieren darf sich derjenige schätzen, der noch an Der Aufwand ist hoch – einen leichten oder den Bereich dunkler zu machen, als einer schmalen Mondsichel die Automatik Ausschnitt zu wählen, ist einfacher. er im unteren Bild ist. Die Horizontkante arbeiten lassen kann. Eine entfernte Stra- ist leider auch manchmal ein Problem. ßenlaterne würde uns den gleichen Dienst Manchmal verwechselt die Software die Das Sternenfoto muss hier entweder erweisen, danach müssen wir aber unbe- Lichter im Vordergrund mit hellen Ster- dunkler gemacht werden (dann ver- dingt (ganz vorsichtig) den Autofokus wie- nen. Oft hilft es hier, beim Stacken eine schwinden aber die schwächsten Sterne), der ausschalten, da das Objektiv ansonsten andere Ausrichtungsmethode zu wählen, oder die Kante muss ebenfalls ausradiert auf der Suche nach scharfen Elementen oder auch mehr oder weniger Sterne für werden. Ich halte dies gerade noch für ziellos vor und zurück fährt. Das Thema die Berechnung verwenden zu lassen. vertretbar, denn wir greifen hier ja nicht ist wichtiger, als es zunächst scheint, denn wirklich ins Motiv ein. es ist gar nicht so einfach, per Hand und DSS speichert das fertige Summenbild kurzen Testbelichtungen den Fokus exakt als 32-Bit- oder 16-Bit-Bild ab. Photo- Alles in allem ist das schon ein bisschen zu treffen. Das Objektiv bis zum Anschlag shop CS2 kann 32-Bit-Bilder lesen, mit Arbeit, aber wenn´s einfach wäre, dann auf unendlich zu stellen, ist in jedem Falle 16-Bit-Bildern kann jedes Astropro- könnte es ja jeder. falsch. Die „Live-Bild-Funktion“ der neue- gramm etwas anfangen. ren DSLRs hilft allerdings sehr.

VdS-Journal Nr. 47 42 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Zwei Objektive – fünf Verwendungen von Herbert Zellhuber

Start als Fernrohr und Teleobjektiv Mitte der 1990er-Jahre erwarb ich für 350 Mark ein Objektiv 80/500 von Zeiss, um mir daraus einen Refraktor zu bau- en. Mit meiner recht gut sortierten Hob- bywerkstatt nebst Drehmaschine und Fräsaufsatz [1] war das kein besonderes Problem. Das Instrument wurde so aus- gelegt, dass ich es als Spektiv für die Tagbeobachtung und für astronomische Beobachtungen verwenden konnte. Des- halb bevorzugte ich den 90-Grad-Ein- blick. Ein 2-Zoll-Okularauszug war obli- gatorisch, denn ich wollte ein möglichst großes Gesichtsfeld haben. Ein entspre- chend großes Dachkantprisma sorgte für seitenrichtige und aufrechte Bilder. Nach ein paar Monaten war das Instrument fertig. Mit diversen Adaptern und einer Verlängerungshülse kann ich den Re- fraktor auch als Teleobjektiv verwenden (Abb. 2).

Die Leichtbauvariante Eigentlich war geplant, den Refraktor auch auf mehrtägigen Bergwanderun- gen mitzunehmen. Leider war er doch etwas zu schwer geraten und ich baute noch eine Leichtgewichts-Version für 1,25“-Okulare (Abb. 3). Es ist ja ganz einfach, das Objektiv an das andere In- strument zu schrauben. Die leichten Teleskop-Wanderstöcke wurden dabei zu einem Stativ zusammengebaut. Da- mit unternahm ich einige erlebnisreiche Bergtouren und genoss den herrlichen Alpenhimmel [2].

Erweiterung zum Groß-Bino 1 Der Selbstbau-Refraktor mit dem 80/500-Objektiv von Zeiss Bei einem anderen Teleskoptreffen konn- te ich ein weiteres Objektiv 80/500 sogar für nur 300 Mark erwerben. Nach einiger Zeit war klar, dass ich mir ein Astrobi- no bauen werde. Um eine möglichst gute Abbildungsqualität zu erreichen, wurden Spiegel verbaut [3]. Allerdings ist das Bild dabei seitenverkehrt. Das stört mich wenig, da ich mir entsprechende Auf-

2 Mit einem Adapter und einer Verlängerungshülse kann schnell die digitale Spiegelrefl exkamera angebaut werden und man hat ein Teleobjektiv.

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 43

3 Das Rucksackteleskop in Leichtbau- weise mit demselben Objektiv

suchkarten aus einem Planetariumspro- gramm ausdruckte, um auch schwierige Objekte zu fi nden. Vom Beobachten mit zwei Augen war ich sofort begeistert und ich möchte das Bino nicht mehr missen (Abb. 4). Ich nahm das Instrument zu mehreren Teleskoptreffen mit und ver- glich die Abbildungsqualität auch mit teuren kommerziell hergestellten Groß- ferngläsern ähnlicher Öffnung. Ein Vor- teil meines Instruments ist, dass man durch Tausch der Okulare eine Vergröße- rung von 12,5-fach bis 80-fach erreichen kann. Mit der Abbildungsqualität bin ich zufrieden und ich bereue es nicht, dieses Instrument gebaut zu haben.

Das Bino als fotovisuelle Maschine Als ich mich mit der Astrofotografi e be- fasste, brauchte ich wieder die beiden 80/500-Objektive. Den Refraktor nahm ich als Leitrohr, für das andere Objektiv baute ich die Astrokamera. Es ist auch noch das 250er-Tessar mit aufgesattelt, das ich bei einem Teleskoptreffen güns- tig für 100 Mark erstand (Abb. 5). Die selbstgebaute Montierung musste noch etwas umgebaut werden, bevor ich mit der Langzeitbelichtung beginnen konnte. Auch diverses Zubehör wurde benötigt, das meiste - außer dem Fadenkreuzoku- lar - entstand wieder im Selbstbau. Den hochwertigen 2-Zoll-Zenitspiegel konn- te ich übrigens aus einem alten Printer entnehmen, das nur so nebenbei [4]. Ich habe mit dieser Ausrüstung bisher einige hundert Astrofotografi en, die Mehrzahl in schwarzweiß gemacht. Viele wurden sogar für das Buch „Deep Sky Reisefüh- rer“ verwendet. Darauf bin ich besonders stolz.

Fazit Insgesamt kann ich mit der „Ausbeute“ der beiden Objektive zufrieden sein. Die Optiken kann ich für fünf verschiedene Aufgaben verwenden. Auch der Kos- tenfaktor war erfreulich gering, da viel gesammeltes Material aus dem Schrott

4 Mit einem zweiten Objektiv 80/500 entstand das Astrobino. Es sind hier zwei Umlenkspiegel eingebaut und es entsteht ein spiegelverkehrtes Bild.

VdS-Journal Nr. 47 44 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

genommen wurde. Aber völlig zum Null- 5 Der Refraktor dient hier als Leitrohr und das andere Objektiv wird an die Astrokamera tarif geht das Ganze natürlich nicht. Für geschraubt. Die zweite Kamera trägt ein Zeiss Tessar mit 250 Millimeter Brennweite. die Planung und die Fertigung musste doch etliches an Zeit investiert werden. bei mir auch eine gewisse handwerkliche Außerdem musste ich mir entsprechen- Fähigkeit vorhanden, berufl iche Erfah- des Fachwissen aneignen. Die Stunden rungen als Mechaniker waren sicher auch dafür wurden aber nicht gezählt, das nicht hinderlich. Und noch heute macht fi el ganz einfach unter die Sparte „Hob- es mir großen Spaß, aus weggeworfenen by“. Seit jeher macht es mir Spaß, etwas Dingen mit möglichst wenig Kosten wie- selbst zu konstruieren und anzufertigen. der etwas Brauchbares herzustellen [1]. Werkzeugmaschinen und Werkzeuge wa- ren schon vorhanden und werden auch für andere Hobbys genutzt. Unter an- derem gehört die Reparatur und Pfl ege Literatur- und Internethinweise: meines alten Motorrades dazu. Auch für [1] Webseite des Autors: www.zellix.de den Autobereich mache ich viel, eben- [2] Herbert Zellhuber: „Eine herbstliche so für Heim und Garten. Werden da die Beobachtungsnacht im Hochgebirge“, meisten Reparaturen und Pfl egemaßnah- interstellarum 8 (1996) men selbst durchgeführt, kann doch et- [3] Herbert Zellhuber: „Das MUM- liches gespart werden, was sonst für den Astrobino“, Sterne und Weltraum Handwerker ausgegeben werden müsste. 10/99 Ich habe mir also im Laufe der Zeit eine [4] Herbert Zellhuber: „Astrofotografi e Lebensphilosophie angeeignet, durch Ei- mit Selbstbaugeräten“, Magellan genbau vieles einzusparen. Natürlich war 4/99

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 45

Schon wieder ein Adapter mehr … von Thorsten Zilch

Das Thema des vorliegenden Heftes lau- Außengewinde) besitze, wollte ich in dem M42-Außengewinde auf den Innen- tet „Astronomie mit kleinem Budget und einem weiteren Schritt vorhandene Ma- ring des T2-Kameraadapters zu montie- einfachen Mitteln“. Auch wenn ich in miya-Objektive für die Astrofotografi e ren (Bild 1). diesem Artikel inhaltlich mit CCD-Kame- einsetzen. Gesucht wurde also ein „Ma- ras und Mittelformatobjektiven hantiere, miya-Bajonett auf M42-Außengewinde“. Die Idee die meiner Ansicht nach keinesfalls ein- Eigentlich ganz einfach, dachte ich. Durch meinen Pentacon-Six-Adapter fache Mittel für den Amateurastronomen lag der Ring mit dem kameraseitigen darstellen, so möchte ich trotzdem an- Eine Recherche im Internet bot leider M42-Außengewinde für die CCD-Kamera hand dieses Beispiels zeigen, dass man nur Möglichkeiten jenseits der 200 Euro. bereits vor. Die Adaption zum Mittelfor- manchmal querdenken und sich einfache Der Höchstbetrag lag bei 349 Euro und matobjektiv war durch den spezifi schen Mittel eben selbst bauen muss. Das sollte wurde von diversen Fotohändlern „mit Bajonettverschluss vorgegeben, der me- vor allem für die Anfänger unter uns be- vollem Ernst“ angeboten. Da kam der chanisch schon anspruchsvoll ist und sonders interessant sein. Geiz in mir hoch und sagte: „Bau es doch kein einfaches Drehteil mehr darstellt. einfach selbst!“ Hinterschnitte und andere Gemeinhei- Auch wenn man dieses Hobby so wie ich ten hätten hier eine Fräse erfordert, zu seit fast 25 Jahren betreibt, stellt man Aufbau eines klassischen der ich aber keinen Zugang gehabt hät- doch immer wieder fest: „Es fehlt noch T2-Kameraadapters te. Während ich über die notwendige ein Adapter!“ Als Adapter braucht man Der gewöhnliche T2-Kameraadapter be- Kontur des Bajonetts und Umsetzung sich unter Amateurastronomen keine steht in der Regel aus zwei ineinander des ganzen Themas nachdachte, lag die existenziellen Sorgen zu machen. Adap- gefügten Ringen. Der innere teleskop- Lösung eigentlich schon die ganze Zeit tiert werden muss schließlich immer et- seitige Ring stellt dabei das M42-In- vor mir (Danke, Bob!). Es war der kame- was. So auch im vorliegenden Fall. nengewinde für Projektionsadapter oder raseitige Objektivdeckel meines Mamiya- sonstiges Zubehör bereit. Der äußere Objektivs, da die ganze Kontur des spe- Ich hatte schon lange die Idee, mei- Ring stellt den kameraspezifi schen Bajo- zifi schen Bajonetts ja praktisch schon im ne alten Mittelformat-Objektive für die nettanschluss zur Verfügung. Die Verbin- Spritzgussteil des Schutzdeckels hinter- CCD-Fotografi e zu nutzen. Die qualitativ dung beider Ringe erfolgt meist über drei legt ist! Jetzt wurde plötzlich alles ganz sehr hochwertige Ausleuchtung dieser kleine – zu 120 Grad radialsymmetrisch einfach. Objektive ist eigentlich für viel größere angeordnete – Madenschrauben, die Flächen ausgelegt als beispielsweise bloß in eine umlaufende Nut des Innenrings Die Umsetzung für den Vollformat-Chip. Da ich bereits greifen. Hierdurch ist es möglich, indi- Es wurde ein Aluminiumring angefertigt, einen Adapter für Carl-Zeiss-Jena-Ob- viduelle Bajonettanschlüsse – oder wie der kameraseitig wie der T2-Kamera- jektive (Pentacon-Six-Bajonett auf M42- in meinem Fall benötigt – den Ring mit adapter den Vorsprung mit der notwen-

1 Zwei Teilringe des T2-Kameraadapters 2 Herstellung der umlaufenden Nut zur Aufnahme des M42-Außengewinderings

VdS-Journal Nr. 47 46 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

3 4 5 Einfassung des Mamiya- Der fertiggestellte Adapter Mamiya-Sekor 80 mm, f/2,8, adaptiert auf Deckels in den Aluminiumring M42-Außengewinde

digen umlaufenden Nut besitzt, um mei- metrisch ausgedreht. Die fertige Anord- unabsichtlich herausgedreht wird. Wei- nen bereits vorhandenen Ring mit dem nung zeigen Bild 4 und Bild 5. terhin ist dieser Einsatz aus Kunststoff. M42-Außengewinde aufnehmen zu kön- Bei tieferen Temperaturen besteht die Ge- nen (Bild 2). Nachteile fahr, dass dieser brechen bzw. dass sich Die Nachteile dieser Konstruktion sollen die Verbindung aus Aluminiumring und Nun bestellte ich mir einen passenden nicht unerwähnt bleiben: Der Deckelein- Kunststoffdeckel lösen kann. Hier liegen Kunststoffdeckel für die Mamiya-Serie. satz besitzt einerseits keine Arretierung, allerdings noch keine Erfahrungen vor. Dieser Deckel wurde als Einsatz in den um ein Lösen des Objektivs vom Adapter Aluminiumring eingesetzt und durch zu verhindern. Er sitzt aber fest genug Vorteile drei kleine Madenschrauben seitlich fi - am Objektiv. Auch durch das Fokussie- Der mechanische Aufwand ist absolut xiert (Bild 3). Nach erfolgter Zusammen- ren löst sich das Objektiv nicht aus dem gering. Lediglich eine Drehbank wird führung der beiden Einzelteile wurde Adapter, da der Fokustrieb der Objektive benötigt oder zumindest ein Freund oder abschließend der vom Aluminiumring leichtgängig genug ist. Ist der Anschlag Bekannter, der eine solche im Keller hat. eingefasste Kunststoffdeckel auf der des Fokustriebes erreicht, ist natürlich Drehbank für das „fi rst light“ axialsym- Vorsicht geboten, dass das Objektiv nicht Kosten Die Kosten belaufen sich einerseits auf den Objektivdeckel. Diesen habe ich bei eBay für portofreie 7,49 Euro bei einem Fotohändler gekauft. Andererseits wären als weitere Kosten noch die Anschaffung von Rohmaterial zu nennen, wenn man es nicht schon im Keller liegen hat. Wei- terhin muss der Mann an der Drehbank auch leben, es sei denn, man kann die Dreharbeiten selbst durchführen. Auch wenn man großzügig rundet, sollte der Preis für den Adapter am Ende die 20 Euro nicht überschreiten. Eigene Arbeits- zeit sollte man beim Hobby natürlich nicht berechnen, sonst vergeht der Spaß. Dass man mindestens einen Faktor 10 eingespart hat, sollte man jedoch unbe-

6 45-mm-f/2,8-Mamiya-Sekor an einer ATIK-16HR-CCD-Kamera im Einsatz

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 47

7 NGC 7000 – der Nordamerikanebel, 03.08.2012, 22:18-00:51 UT, 13 x 600 s, 45 mm, f/2,8, Mamiya-Sekor mit ATIK 16HR + H-alpha- Filter, Dortmund, Thorsten Zilch

dingt dem „familiären Finanzausschuss“ mitteilen. Das bleibt in positiver Erinne- rung, wenn es zukünftig mal um andere astronomische Anschaffungen geht.

Ergebnis Die für das Testbild eingesetzte Geräte- kombination (Abb. 6) war ein 45-mm- f/2,8-Mamiya-Sekor mit geöffneter Blende, verbunden mit einer ATIK-16HR- CCD-Kamera. Als Motiv wurde NGC 7000 gewählt (Bild 7). Das Gesichtsfeld beträgt 8,3° x 11° und zeigt selbst bei 200 % Vergrößerung (Bild 8) sowohl im Zentrum als auch in den Bildecken zu- friedenstellende Sternabbildungen.

8 Ausschnittsvergrößerungen (200 %) der Ränder und des Zentrums von Abb. 7

VdS-Journal Nr. 47 48 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

Schöne Konstellationen von Sonne, Mond, Planeten und Sternbildern von Dietmar Bannuscher

An vielen wunderbaren Abenden mit und ohne Dämmerung lassen sich oft- mals schöne Begegnungen zwischen Mond, Planeten und Sternbildern beobachten. Weiter sind auch Mond- bzw. Sonnenuntergänge immer wieder spektakulär, teilweise gerade wegen nicht alltäglicher (aus Sicht des Be- trachters) Horizontansichten.

Informationen und Hinweise zu sol- chen Stellungen der „Sonnensystem- bewohner“ fi ndet der geneigte Be- obachter u.a. in der nunmehr schon jährlichen Broschüre der VdS „Astro- nomie 2013 – Himmelsschauspiele“, auf der VdS-Website und in den Vor- hersagen des VdS-Journals (sowie na- türlich in allen Jahrbüchern).

Die einfachste Methode ist, sich die- se Stellungen anzuschauen, vielleicht sogar über einige Zeit hinweg, so dass 1 Jupiter im „Goldenen Tor“ zwischen Hyaden und Plejaden zum Jahreswechsel 2012/ 2013 die weiteren Bewegungen der Plane- ten und/oder des Mondes zueinander sichtbar werden.

Schon mit einfachen Kameras können diese Situationen festgehalten werden, sei es mit einem normalen Fotoappa- rat, der Digicam oder einer digitalen Spiegelrefl exkamera.

Zu besonderen Tagen kann man auch versuchen, den Aufgangs- und Unter- gangspunkt der Sonne am Horizont für sich zu markieren (Tag- und- Nachtgleiche, Sonnenwendtage). Dies haben schon unsere Vorfahren in der Steinzeit betrieben; ein schönes Pro- jekt, nicht nur für Schulklassen.

Einige Beispiele für schon vergange- ne Stellungen im Sonnensystem seien hier vorgestellt. Jedes Jahr beinhaltet viele weitere schöne Sichtbarkeiten von Vorübergängen und Begegnungen der unterschiedlichsten Art. 2 Jupiter beim „Goldenen Tor“ im März 2013, Mond etwas überbelichtet oberhalb der Bildmitte

VdS-Journal Nr. 47 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln 49

Ganz einfach veränderliche Sterne beobachten von Dietmar Bannuscher

Die einfachste Art, Astronomie zu betrei- ben, geschieht mit dem freien Auge. Eine schöne Sternennacht fi nden viele Men- schen schön, nicht nur die astronomisch Interessierten unter ihnen.

Die Sternbilder herauszulesen und zu bestimmen, kann eine Steigerung der bloßen Betrachtung sein; wenn man ihre Mythen und Geschichten kennt, ist es noch spannender.

Nicht nur der einfache Genuss kann mit dem bloßen Auge wahrgenommen wer- den, auch echtes Erleben von Sternver- änderungen bzw. astrophysikalischen Vorgängen ermöglichen helle veränderli- che Sterne. Diese ändern ihr Licht durch- aus in wenigen Tagen oder Stunden, wo- bei das Wissen um diese Vorgänge das Seherlebnis noch schöner und interes- santer gestaltet.

Hier stellen wir zwei helle Veränderliche vor, deren Lichtwechsel der Beobachter oft in vielen Nächten ohne jegliche Seh- hilfe erleben kann.

Einstieg mit der Cassiopeia Das Sternbild der Cassiopeia im Geden- ken an die mythische Königin von Äthi- opien fi ndet sich immer sichtbar nahe dem Nordstern, es steht also zirkumpo- lar am Himmel. Die Helligkeiten ihrer prominentesten fünf Mitglieder umfas- sen so ziemlich eine Größenklasse. Dem aufmerksamen Betrachter fällt sicherlich auf, dass sich die Helligkeiten dieser fünf Sterne untereinander unterscheiden und nach dieser Schätzübung kann sofort mit der Beobachtung von Veränderlichen be- gonnen werden.

Delta Cephei Dieser typische Vertreter der Sternklas- se der Cepheiden befi ndet sich immer 1 Delta Cephei und seine Nachbarsterne sichtbar (zirkumpolar) am Nordhimmel im Sternbild Kepheus und bildet dort mit zwei weiteren Sternen das „rechte Knie“ des dargestellten mythischen Königs von vergleichen, wobei dann auffällt, dass ist mal so hell wie der hellere und dann Äthiopien (und Ehegatte der Cassiopeia). der Stern Delta seine Helligkeit gegen- wieder so dunkel wie der schwächere Diese drei Sterne lassen sich miteinander über seinen beiden Nachbarn ändert. Er Nachbarstern. Sein regelmäßiger Licht-

VdS-Journal Nr. 47 50 Astronomie mit kleinem Budget und einfachen Mitteln

wechsel dauert 5 Tage und gute 8,5 Stun- den. Man beobachtet diesen Stern einmal kurz in jeder möglichen Nacht.

Was geschieht in Wirklichkeit? Die Ober- fl ächenschichten des Sterns pulsieren, d.h., sie dehnen sich aus und ziehen sich wieder zusammen. Der Helligkeitsanstieg kommt durch das Aufblähen zustande, der langsamere Helligkeitsabfall durch den Rückgang der Oberfl äche auf ihre normale Größe.

Wenn man das Glück hat, ihn sechs Nächte hintereinander kurz beobachten zu können, kann man über diese Zeit den gesamten Lichtwechsel (und in Gedanken die Pulsation) erleben und aufzeichnen. Dafür sei die beigelegte Karte (Abb. 1) hilfreich, darin sind auch die Helligkei- ten der beiden Nachbarsterne benannt, so dass der Betrachter sich die jeweiligen Helligkeitswerte ausrechnen kann.

Oftmals ist wetterbedingt eine lücken- lose Beobachtungsfolge nicht möglich. Da kann man sich aber ins Gedächtnis rufen, wie hell er bei der letzten Betrach- tung war und mit der erneuten Beobach- tung vergleichen.

Algol Ebenfalls mit bloßem Auge lässt sich das gegenseitige Verdecken eines Sternpaa- res beobachten, es ist Beta Persei, auch Algol genannt. Dieser Stern spielt auch in der Mythologie eine Rolle. Er stellt den Kopf der Medusa dar, welcher durch den Held Perseus (ebenfalls ein Sternbild) zur Errettung von Andromeda (Tochter von Cassiopeia und Kepheus, Sternbild in nächster Nachbarschaft) benutzt wurde.

Dieser Stern bzw. das Sternpaar ändert seine Helligkeit fast alle drei Tage (inner- 2 Algol und seine Nachbarschaft am Himmel halb von zwei Tagen, 20 Stunden und 48 Minuten) merklich für das freie Auge um mehr als eine Größenklasse (von 2,1 auf 3,4 mag), wobei diese Bedeckung ins- kommt er ein schönes Himmelsschauspiel Auch hierfür ist mit Abb. 2 eine Karte gesamt neun Stunden und 36 Minuten eines hellen und markanten Sternpaares mit Sternhelligkeiten und als Aufsuch- dauert. zu sehen, welches sich seit Ewigkeiten hilfe abgebildet. umeinander dreht. Interessant für diese Beobachtungen sind die zentralen zwei Stunden vor und nach Da man nur etwa jede Viertelstunde kurz den Bedeckungszeitpunkten, die u. a. in hinschaut, um Veränderungen festzustel- Jahrbüchern, im VdS-Journal und auf len, kann man sich in der Zwischenzeit der BAV- bzw. VdS-Website angegeben anderen Anblicken am gestirnten Himmel werden, der Beobachter sollte insgesamt zuwenden und die doch recht lange in- 3-4 Stunden Zeit einplanen. Dafür be- vestierte Zeit zusätzlich sinnvoll nutzen.

VdS-Journal Nr. 47 * MEADE LX850

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Optik Die Weiterentwicklung der beliebten MEADE ACF Optiken sind die neuen f/8 ACF LX850 Optiken. Diese bieten die bekannt sehr gute, komafreie Abbildung bei kürzerer Brennweite und ermöglichen damit ein größeres Bildfeld bei der Beobachtung und deutlich kürzere Belichtungszeiten bei der Fotografi e. Interne Fokussierung Die f/8 ACF Optiken besitzen eine von Grund auf neu entwickelte Hauptspiegelmechanik inklusive internem, shiftingfreien Fokussie- rer im Crayford-Design mit 7:1 Untersetzung. LX850 Montierung Die neu entwickelte äquatoriale Montierung mit interner Verkabelung, aus hochfestem Aluminium und Edelstahl, ist eine präzise Nachführplattform auch für große Optiken (z. B. 14“ f/8 ACF). Große 147mm Schneckenräder und 17mm Schnecken aus Bronze sorgen für gleichmäßigen und präzisen Lauf. Die Montierung ruht auf einem ausgesprochen stabilen Stativ. Inklusive AutoStar II Computersteuerung mit GPS. Die integrierte „Drift Alignment Assistant“ Routine nutzt die StarLock Kameras für eine einfache Po- lausrichtung. StarLock Ein permanenter, voll integrierter Autoguider mit zwei separaten Guiding-Optiken sorgt im perfekten Zusammenspiel mit der Montie- rung für automatische Ausrichtung und Nachführung. Nach einem Schwenk sucht sich das System selbsttätig einen neuen Leitstern bis zur 11. Größenklasse und führt automatisch und ohne Nutzereingriff auf diesen nach. Damit ist das MEADE LX850 Teleskop das perfekt aufeinander abgestimmtes Gesamtpaket für die Beobachtung und Astrofotografi e.

Die LX 850 Montierung ist wahlweise einzeln erhältlich, sowie mit der neuen MEADE LX850 f/8 Advanced Coma-Free (ACF) Optik oder dem MEADE Serie 6000 130mm APO.

Tabelle Art. Nr. / Preise 0440800 MEADE LX850 Montierung ...... 7.150,- € 0125800 MEADE LX850 Montierung mit 10" f/8 ACF ...... 9.999,- € 0126800 MEADE LX850 Montierung mit 12" f/8 ACF ...... 11.999,- € 0127800 MEADE LX850 Montierung mit 14" f/8 ACF ...... 12.699,- € 0117130 MEADE LX850 Montierung mit 130mm ED-APO ...... 11.599,- € 52 Astrofotografi e

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografi e

a) Veranstaltungen 2013 von Peter Riepe Das Deep-Sky-Treffen (DST) im März war die gewohnt gute Gemeinschaftsver- anstaltung der beiden FG Visuelle Deep- Sky-Beobachtung und Astrofotografi e. Der Zuspruch war sehr gut, offenbar war das Programm für viele Sternfreunde attraktiv genug (siehe Bericht von Man- fred Holl in dieser Journalausgabe). Das DST ist natürlich niemals nur für VdS- Mitglieder geplant, jeder Amateur-Astro- nom ist willkommen. Dennoch hat sich das DST auch so entwickelt, dass hier ge- nerell am Samstagabend ein Treffen der Mitglieder der FG Astrofotografi e statt- fi ndet. Mehr dazu berichtet anschließend Mark Schocke.

Ein weiteres Highlight 2013 war der As- tronomie-Workshop, der jährlich zu An- 1 PixInsight-Workshop am Abend des Deep-Sky-Treffens fang Mai vom Astronomischen Arbeits- kreis Salzkammergut veranstaltet wird. Dieser vormalige „Gahberg-Workshop“ Reiff-Preises und Reiff-Fachvortrag statt. ten Werkzeuge können dabei vollauto- ist mittlerweile mehr als ein regionales Bitte den Termin merken (siehe Journal- matisch oder auch manuell aufwändig österreichisches Sternfreundetreffen! Kalender) und die Infos auf unserer Web- mittels vieler Parameter angewendet Kein Wunder, dass im Mai 2013 auch seite anschauen: www.boheta.de. Wenn werden, was den Zugang zum Programm etliche Mitglieder der FG Astrofotogra- Sie einen Vortrag zur aktiven Amateur- erleichtern, aber auch die Nachvollzieh- fi e hier zusammenkamen (einschließlich Astronomie halten möchten – sehr gern! barkeit mancher Bearbeitungsschritte in der „Gahberger“ selbst), um Erfahrun- Dann bitte melden bei Peter Riepe. Frage stellen kann. gen auszutauschen und Neues zu erfah- ren. Einen Extrabericht gibt es in dieser b) PixInsight-Workshop Im Anschluss führte Karsten eine kom- Journalausgabe. In der Woche nach dem von Mark Schocke plette Bearbeitung einer M45-Aufnah- Workshop konnte ich selbst meine Ur- Im Rahmen des DST 2013 stand am me vom Stacken bis zum fertigen Bild laubszeit nutzen, um mich mit einigen Samstagabend für das Treffen der FG durch, um den Einsatz der verschiedenen österreichischen FG-Kollegen (Horst Astrofotografi e ein kleiner Workshop Werkzeuge zu veranschaulichen. Eini- Ziegler am Mondsee, Bernhard Hubl im zum Thema Bildbearbeitung mit PixIn- ge nützliche Funktionen, die deutlich Kremstal und Robert Pölzl in der Steier- sight (PI) auf dem Programm (Abb. 1), in die Bildinformation eingreifen, wie mark) einmal persönlich zu treffen. den Oliver Schneider und Karsten Möl- beispielsweise die Glättung des Hinter- ler dankenswerterweise vorbereitet und grunds oder die Farbkalibrierung, wur- Am 6. Juli veranstaltete unsere FG end- moderiert haben. Die hohe Beteiligung den intensiv diskutiert. Der verantwor- lich wieder einen „Tag der Astrofoto- unterstrich das vorhandene Interesse und tungsvolle Umgang des Anwenders mit grafen“ in der Westfälischen Volksstern- die Aktualität des Themas, bei dem es vor den teils mächtigen Werkzeugen wurde warte Recklinghausen. Erstes Thema war allem um eine wertneutrale Darstellung als essenziell im Sinne seriöser Astrofo- die fotometrische Kalibrierung von Astro- der wesentlichen Programmfunktionen tografi e herausgestellt, war doch PI un- aufnahmen sowie die Farberhaltung, ging. längst auch als bevorzugtes Mittel „in- vorgestellt von Harald Tomsik. Ferner tensiver Bildbearbeitung“ aufgefallen. wurde die Bildbearbeitung mit PixInsight Zunächst erläuterte Oliver das Grund- von Karsten Möller und Oliver Schnei- konzept von PI, das durch eine prozess- Fazit: PI bietet insbesondere für Ein- der vorgestellt. Mehr dazu im nächsten orientierte Arbeitsweise auffällt und sich und Umsteiger eine äußerst interessan- Journal. damit nennenswert von anderen Pro- te Alternative bzw. Ergänzung zu den grammen unterscheidet. Die praktische etablierten Programmen wie Photoshop, Im November fi ndet die diesjährige Bo- Datenverwaltung erlaubt das einfache Astroart, MaxIm DL etc. mit sehr gutem chumer Herbsttagung der Amateurastro- Speichern von Prozessen und somit re- Preis-Leistungs-Verhältnis. Erfahrene nomen (BoHeTa) mit Verleihung des produzierbaren Ergebnissen. Die meis- Bildbearbeiter mit bewährtem Arbeitsab-

VdS-Journal Nr. 47 Astrofotografi e 53

lauf stellen aber auch fest, dass es sich bei PI letztlich auch nur um ein weite- res, wenn auch umfangreiches Bildbe- arbeitungsprogramm handelt, dessen Werkzeuge prinzipiell auch in anderen Programmen zur Verfügung stehen. Letztlich obliegt es dem Anwender und seinen persönlichen Vorlieben, welche Möglichkeiten er aus dem vorhandenen Programmangebot nutzen möchte. c) Neue Webseiten für Astro- fotografen 2 Ohne Daten nur zum Vergleich: Galaxie NGC 4643, rechts Aufnahme aus dem Palomar von Peter Riepe Sky Survey (F-Platte), links Aufnahme von Mark Elvov, 20 Stunden belichtet mit Astrofotografen haben auf ihren tief be- 10-Zöller und CCD-Kamera. Es zeigen sich zusätzliche, extrem schwache Strukturen im lichteten Aufnahmen oft mehr Details als Außenraum. zunächst vermutet. Das Erzeugen hoch- wertiger Bilder ist eine Sache. Aber es Astronomie-Workshops wurde daher an Das Projekt „Tief belichtete Galaxien“ wäre zu wenig, wenn es allein bei der der Sternwarte Gahberg unter den Astro- (siehe dazu auch den Bericht von Domi- Entwicklung der Aufnahme- und Bildbe- fotografen überlegt, wie man dieses The- nik Bomans in der vorherigen Journal- arbeitungstechnik bliebe. Genauso wich- ma anpacken kann. Die Antwort wird ausgabe 46) wird in Kürze eine eigene tig ist die Untersuchung der Bilder nach demnächst sehr einfach sein: Für den Webseite im VdS-Rahmen erhalten. Was darin enthaltenen Objekten. Hat man auf Gedankenaustausch zu „neu entdeckten die Amateure an lang belichteten Ergeb- seinen Bildern etwas Unbekanntes oder Objekten“ (nicht zu allgemeinen astrofo- nissen erzielen, birgt viel Neues (Abb. 2). gar Neues entdeckt, so entsteht die Fra- tografi schen Fragen!) ist eine neue Web- Dies erstreckt sich auch über die Stern- ge: Wie kann ich darüber mit Kollegen seite in Planung. Mehr dazu im folgen- ströme hinaus. zur Diskussion kommen? Am Abend des den Journal. Arizona Dreams von Vladimir und Mark Elvov

Besondere an diesem Ort ist, dass es sich um einen der dunkelsten Orte in ganz Nordamerika mit sehr guter Himmels- qualität handelt.

Um die dortige Remote-Sternwarte be- nutzen zu können, schließt man einen Vertrag mit dem dortigen Betreiber [1]

1 Außenansicht der Sternwarte 2 Rechts: Blick ins Innere der Sternwarte mit 10-Zoll-Teleskop

Angefangen hat alles zu Hause in Mün- Deswegen haben wir uns nach Alterna- chen: Mit einem ganz gewöhnlichen Te- tiven umgeschaut, vor allem im Internet. leskop und aller anderen Ausstattung, Viele Remote-Sternwarten liegen zum die man für die Astrofotografi e braucht. Beispiel in Australien oder im US-Bun- Doch die Wetterlage dort ist oft sehr desstaat New Mexico, wobei die meisten schlecht, da es sehr oft Niederschläge und sehr kostspielig sind. Durch Zufall stie- einen von Wolken stark bedeckten Him- ßen wir auf eine vergleichsweise güns- mel gibt. Darüber hinaus ist die Lichtver- tige Alternative im Bundesstaat Arizona schmutzung gravierend, was aber nichts in der Nähe der Stadt Benson: Das San Ungewöhnliches für eine Großstadt ist. Pedro Valley Observatory (Abb. 1). Das

VdS-Journal Nr. 47 54 Astrofotografi e

3 NGC 1977, ein heller Refl exionsnebel direkt beim Orionnebel M 42. Astro-Physics CCDT67 zur Brennweitenreduzierung, Datum: 06.01.2013, Gesamtbelichtung: 70 x 300 s

und mietet damit eine kleine Sternwar- te. Diese sieht wie eine Art Gartenhaus mit Schiebedach aus (Abb. 2). Dort wer- den später auch die von einem selbst ge- wünschten und gekauften Teleskope mit der zugehörigen Ausrüstung aufgestellt. Unser benutztes Teleskop ist ein 10-Zoll- Ritchey-Chretien (GSO) auf einer Mon- tierung AP 1200. Belichtet wird mit einer CCD-Kamera QSI 683 wsg, nachgeführt wird über einen Lodestar. Die Auto-Fo- kussierung geschieht mit Strizona Micro- Touch. Die Steuerung der Sternwarte ist dabei sehr einfach, da sie über das In- ternet mit Hilfe der Software „gotomypc“ und „CCDCommander“ abgewickelt wird. CCDCommander stellt dabei alles au- tomatisch ein, was man eigentlich zu Hause manuell macht: beispielsweise die

4 Offener Sternhaufen NGC 225 mit Refl exionsnebel vdB 4, Datum: 12.01.2013, Gesamtbe- lichtung: 144 x 300 s

VdS-Journal Nr. 47 Astrofotografi e 55

5 Sh2-155 in der Assoziation CepOB3, Datum: 04.10.2012, 7 Unten: Die Galaxie NGC 3718 im Großen Bären ist auch als Arp Gesamtbelichtung: 13,3 Stunden 214 bekannt, links die Begleitgalaxie NGC 3729, Belichtung: 75 x 5 min in Luminanz, in den Farben je 24 x 5 min

6 GN 05.28.8, ein Refl exionsnebel am Rande der-H-II- Region Sh2-264 um λ Orionis, Belichtung: 20 x 15 min in Luminanz und je 12 x 10 min in den Farben

VdS-Journal Nr. 47 56 Astrofotografi e

Einen Teil unserer erzielten Ergebnisse stellen wir in den Abbildungen 3 bis 9 vor. Die Aufnahmen wurden mit dem 10-Zoll-Refl ektor GSO RC10 gemacht. Als CCD-Kamera war die QSI 683 wsg im Einsatz, kombiniert mit Astrodon-Fil- tern. Alles befi ndet sich auf einer Mon- tierung vom Typ Astro-Physics AP 1200. Als Software verwenden wir Photoshop und PixInsight. Man kann selbst bei Vollmond Aufnahmen machen, wie das Bild von Sh2-155 zeigt. Weitere Bilder können auf unserer Internetseite einge- sehen werden [2]. Zusätzliche Informa- tionen gibt es auf der Internetseite der Sternwarte selbst [1].

Hinweise auf Internetlinks: [1] http://arizona-observatory.com/ 8 Der Nebel vdB 94, direkt westlich Durchführung der Fokussierung, Festle- observatory/remote-telescope- davon die dichte Dunkelwolke LDN gung des Objekts, welches man fotogra- hosting-space-for-lease 1657A, Belichtung: 20 x 15 min in fi eren will, Besorgung der Einstellungen (Stand: Mai 2013) Hα, 20 x 15 min in Luminanz, je für die Aufnahmen und auch die Auf- [2] www.astrobin.com/users/Mark/ 12 x 10 min in den Farben nahmen über die Kamera selbst. (Stand: Mai 2013)

9 Die „Sonnenblumengalaxie“ M 63 mit ihrem äußeren Sternstrom, Gesamtbelichtung: 77 x 15 min

VdS-Journal Nr. 47 Computerastronomie 57

Versuche zur spektroskopischen Mehrkanal- Fotometrie von Thomas Kaffka

Ich stellte mir Ende 2010 die Frage, ob man nicht fotometrische Messungen Wellenlängen des UBVRI-Systems mit Hilfe eines Spektrogramms erhalten kann. Ermutigt von Herrn Ernst Poll- Spektralband U B V R I mann, Leverkusen, habe ich diesen An- λ0 / Å 3600 4400 5500 7000 9000 satz weiter verfolgt und möchte ihn hier Δλ / Å 700 1000 900 2200 2400 vorstellen. Ziel ist es herauszuarbeiten, dass man unter Verwendung von Spek- Tab. 1: λ0 bedeutet den Schwerpunkt des Filterdurchlasses, Δλ die spektrale Breite des Filters. trogrammen sowie eines „Software-Fil- ters“ Messungen durchführen kann, wel- che in der Fotometrie standardmäßig mit „Software-Filters“ braucht nur eine CCD- des Sterns befi ndet und rechts waage- verschiedenfarbigen Glasfi ltern gemacht Messung durchgeführt zu werden und recht das Spektrum. Um das zu erreichen, werden. man erhält das Ergebnis für alle Farben hat die Filterfassung eine Markierung. gleichzeitig. Man muss den Filter so in das Kame- Einführung ragewinde einschrauben, dass bei der In der Fotometrie existieren Farbfi lter- Technische Ausstattung und späteren Aufnahme die oben beschrie- Systeme, mit denen die Messungen von Aufnahmeprozedur bene Orientierung des Spektrogramms (variablen) Sternen durchgeführt wer- Für mein Vorhaben verwende ich ein realisiert wird [3]. den. Das gebräuchlichste ist das UBVRI- SkyWatcher-Maksutow-Teleskop mit System von Johnson und Morgan (1953 102 mm Öffnung und 1.300 mm Brenn- Zunächst gewinnt man unter Einsatz des und später). Die Buchstaben bezeichnen weite. Eine CCD-Kamera ATIK 16-IC (Pi- Blaze-Gitters ein Frame eines geeigne- fotometrische Wellenlängen, die die Spe- xelgröße 7,4 µm, 659 x 494 Pixel) dient ten Referenzsterns. Danach folgen die zialfi lter passieren lassen. Diese Wellen- als Empfänger. Zur Lichtzerlegung wird Aufnahmen des eigentlichen Zielster- längen sind, wie in der Tabelle 1 gezeigt, ein optisches Blaze-Transmissionsgitter nes. Flatfi eldaufnahmen und Darkframes defi niert [1]. (-Analyser 100 von Patson Hawkley werden durch mein Programm erzeugt Ltd.) eingesetzt [2]. Damit werden Spek- und verwaltet. Diese werden dann mit In der Fotometrie wird mit jedem Spek- tren wie in der Abbildung 1 gezeigt auf- AIP4WIN auf die Frames angewendet. tralfi lter sowie einer CCD-Kamera eine genommen. Dabei ist es wichtig, immer Belichtung (Frame) des Sterns durch- die „0. Ordnung“ (enspricht dem direkten Auswertung geführt, welche später mit einer Spezi- Abbild des Sterns) mit aufzunehmen, um Die Herausforderung meines Ansatzes alsoftware (etwa AIP4WIN) ausgewertet die Wellenlänge im eigentlichen Spek- ist, dass es für meine Zwecke keine ge- wird. Dazu wird die Pixelhelligkeit eines trum 1. Ordnung kalibrieren zu können. eignete Software auf dem Markt gibt, die Sternes ermittelt. In aller Regel werden eine Messung der fotometrischen Farben zusätzlich Aufnahmen von Referenzster- Idealerweise werden die Spektren so auf- eines Spektrums komfortabel gestattet. nen angefertigt. Wenn mehrere zeitlich genommen, dass sich links das Abbild Daher habe ich ein solches Programm versetzte Frames vorliegen, kann eine Helligkeitsänderung des (veränderlichen) Sterns nachgewiesen werden.

Meine Idee ist es, ein niedrigdispersives Spektrogramm im kompletten spektralen Empfi ndlichkeitsbereich des CCD-Chips an den Stellen der UBVRI-Wellenlän- gen auszuwerten und damit fotometri- sche Messdaten zu generieren. Bei der Verwendung von Farbfi ltern muss eine Messung für jeden Filter wiederholt wer- den. Das macht eine Menge Arbeit und 1 führt zu Ungenauigkeiten, da mit dem Spektrum von Algol, Filterwechsel beispielsweise ein Ein- rechts oben ist die fl uss der Extinktion nicht vermieden Sternabbildung als 0. werden kann. Mit meinem Ansatz eines Ordnung sichtbar.

VdS-Journal Nr. 47 58 Computerastronomie

(„astronomic workbench“) selbst entwi- ckelt, welches mich bei der Anwendung meiner Methode unterstützt.

Da ich in aller Regel ein Filterrad ver- wende, muss ich das Gitter ganz in das Gewinde hineinschrauben, da es sonst das Filterrad blockiert. Dies führt dazu, dass das Spektrum nicht mehr ideal auf dem CCD-Chip ausgerichtet ist. Da- her habe ich in meinem Programm eine Möglichkeit implementiert, ein Frame zu rotieren [4]. Diese Funktion rotiert nicht die Pixel sondern die Information des Frames. Kurz abgerissen: Mit Hilfe von trigonometrischen Funktionen werden die zu rotierenden Pixel auf jeweils vier Zielpixel abgebildet. Dabei wird der Hel- ligkeitsanteil ermittelt, der sich für die vier Pixel im Einzelnen ergibt.

In einem nächsten Schritt müssen die Positionen der Wellenlängen des UBVRI- 2 Screenshot des Programms „astronomic workbench“ mit Wellenlängenkalibration. Systems im Spektrogramm identifi ziert Details im Text. werden. Da die Abbildung der Wellen- längen im Bereich des Spektrogramms etwa linear ist [3], muss ich nur über zwei Referenzwellenlängen verfügen. Ich verwende Hβ bei 4861 Å sowie das atmo- sphärische Sauerstoffband (A-Band) bei 7594 Å. Ich ermittele dann den Pixel- Abstand des Sternabbilds (0. Ordnung) zu beiden Referenzwellenlängen. Auf dieser Basis kann ich die Positionen jeder beliebigen Wellenlängen im Spektrum bestimmen. Die gelbe Linie in der Ab- bildung 2 liegt bei 7594 Å. Die Schwer- punkte der Filter UBVRI sind durch ent- sprechende Farben gekennzeichnet.

Die dafür nötige Mathematik ist sehr ein- fach: 1. Identifi zierung des Pixelwertes des Stern-Schwerpunkts (SSw) im Frame (rotes Kreuz, Abb. 2),

2. Wahl von zwei Linien (λ1, λ2) im Spektrum (Hβ und das A-Band), 3. Bestimmung des Abstandes der zwei Linien in Pixel (PC1, PC2) von SSw (rot) und Messpunkt (gelb), PC1 = 249, PC2 = 377 4. Dispersion D des Blaze-Gitters,

Δλ = λ2 - λ1 = 2.733 Å Δp = PC2 - PC1 = 128 Pixel D = Δp/Δλ = 0,04683 Å/Pixel und

5. Position in Pixel Bpx für die Foto- 3 metriefarbe B (4400 Å) im Spektrum: Kalibriertes Spektrum mit Johnson-B-, V-, R-Filterkurven. Bpx = PC1 – D(B- λ1) + SSw

VdS-Journal Nr. 47 Computerastronomie 59

Erste Messungen an einem bekannten Veränderlichen – Algol Für den Anfang habe ich mir den Ver- änderlichen Algol (β Per) herausgesucht. Algol hat für mich den Vorteil, dass er gut untersucht ist. Weiterhin zeigt er ei- nen Lichtwechsel in kurzen Abständen, so dass sich während der Messung in einer Nacht seine Helligkeit deutlich verändert.

Zunächst ist es notwendig, zwei Refe- renzsterne zu identifi zieren, deren Hel- ligkeiten sich nicht ändern. Bei Messun- gen mit Filtern ist es in der Fotometrie üblich, diese möglichst auf einem Frame 4 Lichtkurve von Algol im V-Band während der Zeit eines Nebenminimums. mit dem Veränderlichen abzubilden, um Differenzhelligkeiten in ADU: Blaue Rechtecke: Algol - BSC879. Violette Kreise: so die Himmelsverhältnisse vergleichbar Referenzen untereinander. Die Algol-Messpunkte sind mittels einer polynomischen zu haben. Bei Algol kann ich so nicht Anpassung verbunden, um die Lichtkurve besser zu visualisieren. vorgehen, da dieser eine relativ große Helligkeit (Magnitude 3,4) besitzt. Da es wegen der einfachen Vergleichbarkeit miert. Weiterhin sind die Messwerte der licher Sterne“, 4. Aufl age, Berlin nötig ist, die Belichtungszeit aller Ster- beiden Referenzsterne dargestellt. Diese [2] R. Leadbeater, 2008: „Spektroko- ne möglichst gleich zu halten, muss ich Werte streuen nur gering. pische Abenteuer“, VdS-Journal für Algol helle Referenzsterne fi nden. Ich für Astronomie 27, 108 habe mich für BSC879 (4,68 mag) sowie Zusammenfassung/Ausblick [3] Shelyak Instruments, Star Analyser BSC991 (4,84 mag) entschieden. Fotometrische Daten aus Spektrogram- 100 User Manual men abzuleiten ist ein vielversprechender [4] R. Berry et al., 2001: “Astronomical Ich gehe nun so vor, dass zunächst Algol, Ansatz und gelingt mit dem Einsatz eines Image Processing”, 2. Aufl age, dann BSC879 sowie BSC991 aufgenom- „Softwarefi lters“. Vorteilhaft ist es, dass Richmond men werden. Ich mache dazu jeweils 10 für jede Messung nur eine Aufnahme Bilder mit einer Belichtungszeit von 3 erstellt werden muss und man damit die Sekunden. Die Aufnahmen werden zu ei- Information für jede „Farbe“ gleichzeitig nem Frame addiert, um den Rauschanteil erhält. Eine Erweiterung für verschiedene zu verringern. Farbsysteme kann realisiert werden. Inserentenverzeichnis

Für die Auswertung der Messungen habe Es gibt auf dem Markt keine geeignete APM Telescopes, Rehlingen 15 ich eine entsprechende Funktion in mein Software, um die notwendigen Auswer- Programm implementiert. Diese verwen- tungen durchzuführen. Deshalb wurde astronomie.de, Neunkirchen 65 det die oben beschriebene Kalibrierung ein entsprechendes Programm erstellt. und sieht dann für Algol wie in der Ab- Allerdings beabsichtige ich nicht, meine Astro-Shop, Hamburg U2 bildung 3 gezeigt aus. Software zu veröffentlichen. Tests haben Astroshop.de nimax GmbH, 25 gezeigt, dass ich das Programm für jede Landsberg Ich ermittle mit dieser Programmfunkti- Kamera anpassen muss, da sich die FITS- on die Integrale der mit den Filterkurven Dateien zwischen den Kameraprogram- Baader Planetarium, U4 des UBVRI-Systems gewichteten Spekt- men sehr unterscheiden. Mammendorf ren und speichere diese Werte (gemessen Koring, Marocco 105 in ADU, Analog-Digital-Unit) ab. Auf Ich hoffe, dass mein Ansatz trotzdem von dieser Basis kann ich dann eine Licht- anderen (Hobby-)Astronomen aufgegrif- Kosmos Verlag, Stuttgart 41 kurve errechnen (Abb. 4). fen wird, so dass dieser weiter verfeinert Meade Instruments Europe, werden kann. Mir hat die Entwicklung 51 Rhede Hier wird deutlich, warum ich Ver- der vorgestellten Methode jedenfalls viel gleichssterne benötige. In der Abbildung Freude bereitet, da ich so meine beiden Gerd Neumann jr., Hamburg 67 werden Differenzhelligkeiten in ADU Hobbys, die Astronomie und die EDV, ge- zwischen den Sternen Algol und BSC879 meinsam verfolgen konnte. Optical Vision Ltd., UK U3 gezeigt. Diese errechnen sich durch die Optische Geräte Wolfgang Lille, 21 Subtraktion der Messwerte voneinander. Heinbockel Durch diese Relativbetrachtung wird der Literaturhinweise: Einfl uss der in den Daten vorhandenen [1] E. Geyer et al., 2009: „BAV Einfüh- Spektrum der Wissenschaft Ver- 19 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg Extinktion und anderer Einfl üsse mini- rung in die Beobachtung Veränder- 113

VdS-Journal Nr. 47 60 Computerastronomie

Die Entwicklung von „astronomic workbench“ für die spektroskopische Fotometrie von Thomas Kaffka

Für die spektroskopische Fotometrie che, welche die oben genannten Funkti- lassen sich Programme, die in Java er- (siehe Seite 57) habe ich ein Computer- onen zusammenfassen: stellt wurden, sehr gut warten und er- programm mit dem Namen „astronomic • Beobachten weitern. workbench“ entwickelt, welches mich • Fotografi eren bei meinen Arbeiten auf diesem Gebiet • Spektroskopie Als Programmierumgebung (vielfach unterstützen soll. Im Einzelnen soll das • Fotometrie auch als Integrated Development Envi- Programm Unterstützung in den folgen- ronment – IDE bezeichnet) wurde „Eclip- den Bereichen bieten: Die Funktionen eines Bereiches werden se“ verwendet. Eclipse ist frei verfügbar • Planung eines Beobachtungsabends in Form eines Laschendialogs dargestellt. und wird auch in der professionellen • Dokumentation eines Beobachtungs- Wenn eine Funktion aus mehreren An- Programmierung eingesetzt. abends zeigen besteht, so werden diese innerhalb • Einsatz der CCD-Kamera einer Lasche durch Buttons aktiviert. Bei der Entwicklung von astronomic • Analyse eines Fotos (Frame) workbench wurde ein objekt- und ereig- • Erzeugung von Dark Frames, Bias Programmiersprache und nisorientierter Ansatz gewählt. Diese bei- Frames und Flatfi elds für die spätere Programmierumgebung den Techniken sind heutzutage essenziell Korrektur von aufgenommenen Als Programmiersprache wurde Java ge- für die Entwicklung von PC-Software Frames wählt, da sie verschiedene Vorteile auf- mit grafi scher Benutzeroberfl äche mit • Kalibrierung der spektroskopischen weist: Erstens sind für Java Laufzeitum- ihren Eingabefeldern, Kontrollelementen Messfunktionen gebungen (Runtime Environment, RTE) (z. B. Buttons) und ihrer Mausunterstüt- • Fotometrische Messfunktionen für praktisch alle Betriebssysteme ver- zung. Viele heutige Hochsprachen unter- fügbar, so dass astronomic workbench stützen beide Programmierparadigmen. Design der Programmoberfl äche auf praktisch allen Computern lauffähig So auch Java. Das Fenster des Programms ist quadra- ist. Zweitens gibt es für Java umfangrei- tisch aufgebaut. Es gibt darin vier Berei- che Funktionsbibliotheken und letztlich Beim eigentlichen Programmieren wurde das Prinzip der inkrementellen Program- mierung angewandt. Hierbei werden so weit wie möglich nur einige weni- ge Programmzeilen editiert, bevor das Programm direkt getestet wird. Dieses Vorgehen hat sich bei der Erstellung größerer Programmierprojekte bewährt und erspart später eine langwierige Feh- lersuche.

Objektorientierter Ansatz Ein wesentliches Merkmal der objektori- entierten Programmierung sind Klassen. Hierbei handelt es sich um abgeschlosse- ne Einheiten von Programmquelltext, die eine wohl defi nierte Aufgabe überneh- men. Ein weiteres wichtiges Prinzip der objektorientierten Programmierung ist die Vererbung. Sie bietet eine vorteilhafte Wiederverwendung von Programmquell- text: Klassen mit Programmcode, der eher für allgemeine Zwecke vorgesehen ist (Vaterklassen), können ihren Code an andere Klassen (Kindklassen) für spezi- ellere Zwecken weitervererben, wobei

1 Anzeige verschiedener Beobachtungs- sessions (Beobachtungsabende)

VdS-Journal Nr. 47 Computerastronomie 61

letztere den geerbten Code übernehmen, 2 Ausschnitt aus dem Datenmodell ergänzen oder auch teilweise ersetzen. von astronomic workbench. Die Tabelle „Session“ bildet einen Als Beispiel kann eine Klasse für Fenster Beobachtungsabend ab, während dienen, die von einer Programmierum- die Tabelle „Observation“ die Beob- gebung bereitgestellt werden kann. Sie achtungsdaten für ein Beobachtungs- nimmt die Rolle einer Vaterklasse ein und objekt beinhaltet. behandelt das Öffnen, das Schließen, die Mausereignisse, die Tastatureingaben und einige weitere nützliche Dinge. Eine Appli- Für den Zugriff auf die Datenbank wurde kation hingegen hat eine sehr spezifi sche eine Zugriffsschicht zwischen die Dia- Gestaltung von Fenstern, die sich in eige- logfunktionen und die Datenbank einge- ne Klassen niederschlägt. Um die vorange- zogen. Das Prinzip soll sein, SQL-Befehle hend beschriebenen Merkmale in eigenen (SQL steht für Structured Query Langua- Klassen nutzen zu können, ohne den Code ge und ist eine weitverbreitete Sprache neu programmieren zu müssen, können die Sie stellt einige nützliche Hilfsfunktio- für die Datenabfrage) in ausdrücklich applikationseigenen Fensterklassen diesen nen bereit. Alle sich auf die Datenbank dafür vorgesehenen Klassen auszula- Code von den Vaterklassen einfach erben. beziehenden Grundfunktionen wurden in gern, um in der sonstigen Applikation einer separaten Library (systemcoredblib. keine solchen Befehle gebrauchen zu Die Anwendung astronomic workbench jar) organisiert. müssen. Dieses Vorgehen ist Standard; nutzt dieses Prinzip ebenfalls. Die Funk- so werden sämtliche Abhängigkeiten tionalität, welche das gesamte Programm Datenbank von Funktionen dieser speziellen Da- steuert, wird von einer allgemein ver- Die Daten werden in einer SQL-Daten- tenbank innerhalb dieser Zugriffsschicht wendbaren Vaterklasse namens MainDi- bank (HyperSQL) gehalten, auf die mit- gebündelt. Falls dann ggf. die Datenan- alog (sie implementiert u. a. das Fenster- tels JDBC (Java Database Connectivity, bindung ausgetauscht werden soll, muss zentrieren und das Erzeugen von Menüs) eine standardisierte Schnittstelle für der Programmcode an nur wenigen Stel- per Vererbung abgeleitet. Dies sieht in Datenbanken) zugegriffen wird. Diese len geändert werden (Prinzip der Zent- Java etwa wie folgt aus: Datenbank wurde ebenfalls in Java ent- ralisierung), anstatt über den gesamten wickelt und hat sich zum Speichern von Programmcode verteilt Änderungen an- public class AstronomicWork Daten lokaler Applikationen bewährt. bringen zu müssen. bench extends MainDialog implements ... {

Jede dargestellte Anzeige (hier Site ge- nannt) wird durch eine eigene Klasse repräsentiert. Es gibt eine Vaterklas- se (DataSite; sie enthält beispielswei- se Programmcode zur Behandlung von Tabellenereignissen), von welcher eine Site abgeleitet wird und die allgemein verwendbare Methoden zur Verfügung stellt. Sie ist deklariert als public class ObsSessionControl Site extends DataSite {

Diese beiden Klassen sind mit weiteren nützlichen Funktionen zu einer Code- Bibliothek (Library syscoredialoglib. jar) zusammengefasst, welche sich auf Dialog-Applikationen bezieht. Weiterhin verwende ich eine selbst erstellte Library (systemcorelib.jar), welche sowohl von Web-Applikationen als auch von Dialog- Applikationen verwendet werden kann.

3 Funktion zur Verwaltung eines Beobachtungsabends

VdS-Journal Nr. 47 62 Computerastronomie

Eine jede Zugriffsklasse bezieht sich stets auf genau eine Datenbanktabelle. Die Zugriffsklassen werden ebenfalls von Vaterklassen abgeleitet.

Es wurden folgende Zugriffsarten vorge- sehen: • DbAccess.java: Lesezugriffe auf Daten sowie Einfüge- und Änderungsoperationen auf die jeweilige Tabelle. • DbAccessRead.java: Reiner Lesezugriff auf eine Tabelle. 4 Allgemeines Beispiel für Relationalität in Datenbanken. Anstatt die kompletten Daten Diese Klasse wurde vorgesehen, damit für einen Beobachtungsplatz (hier werden der Einfachheit halber nur ID und beim Programmablauf Speicherplatz Bezeichnung dargestellt) für jede Beobachtung zu wiederholen, werden die Daten- gespart werden kann, wenn klar ist, typen in zwei verschiedenen Tabellen gehalten. Von einer Beobachtung wird lediglich dass nur lesend auf eine Tabelle zuge- über die Platz-ID auf den Beobachtungsplatz verwiesen (rote Hervorhebung für griffen werden soll. Platz-ID 1). • DbCheck.java: Plausibilitätsprüfungen der Daten für die Datenfelder einer Tabelle. die Daten der Beobachtungsplätze nicht sind diverse Codebibliotheken zur Diese Klasse wird von DbAccess.java für jede Einzelbeobachtungen zu wie- Verarbeitung von XML-Dateien. verwendet, kann aber auch separat derholen, werden sie in einer separaten verwendet werden. Tabelle (Tabelle „Location“) ausgelagert. Die PDF-Dateien werden anstelle von Die Tabelle der Beobachtungen verweist Ausdrucken erzeugt. Dies hat den Vor- Des Weiteren wurden Trigger-Klassen dann auf die Beobachtungsplätze aus der teil, dass man einen Ausdruck nicht eingeführt. Sie gestatten es, Funktio- anderen Tabelle, indem sie den fortlau- digitalisieren muss, wenn man ihn auf nalität abhängig von Datenbankereig- fenden Index des Beobachtungsplatzes dem Computer speichern oder per Mail nissen zu implementieren. Es werden enthält. versenden will. Wenn man einen Aus- bewusst keine datenbankeigenen Trigger druck auf Papier haben möchte, kann verwendet, um die Applikation daten- Insgesamt wurden 32 Tabellen sowie man die PDF-Datei ausdrucken. Für eine banktransparent implementieren zu kön- 102 Indizes angelegt. Der Ausschnitt des PDF-Datei wird zunächst dynamisch eine nen. Einzelne SQL-Befehle, die von den Datenmodells, welcher einen Beobach- spezielle XML-Datei (.fo) erstellt, die die oben genannten Klassen nicht abgebildet tungsabend beschreibt, geht aus der Ab- spätere PDF-Datei defi niert und mit dem werden können, werden von einer ein- bildung 2 hervor. Tool „fop“ in eine PDF-Datei umgewan- zigen Hilfsklasse (Tool4Database.java) delt wird. XML-Dateien werden weiter- bereitgestellt. Ein Beispiel hierfür ist die Externe Codebibliotheken hin für den Import und Export von Daten Berechnung des maximalen Wertes eines Zur Erstellung von astronomic work- verwendet. Datenbankfeldes. bench wurden verschiedene externe Funktionsbibliotheken verwendet. astronomic workbench in der Praxis Datenmodell • hsqldb.jar Für den Test von astronomic workbench Das Modell, welches die Datenbank von liefert den Datenbanktreiber für konnten zwei Hobbyastronomen gewon- astronomic workbench beschreibt, ist re- HyperSQL. nen werden. Dabei stellte sich heraus, lational. Relationale Datenbanken sind • fi ts1.3.jar dass sich Inhalt und Aufbau von FITS- in der Informationstechnologie sehr weit enthält Funktionen für die Darstellung Dateien von Kamera zu Kamera stark un- verbreitet; die meisten Datenbanken sind sowie Handhabung von FITS-Dateien, terscheiden. Für jede Kamera musste die von diesem Typ. In ihnen werden die die aus der Kamera ausgelesen wer- Library fi ts1.3.jar angepasst werden. Der Daten auf mehrere Tabellen verteilt, die den. Diese Funktionsbibliothek musste mit den jeweiligen Anpassungen verbun- zueinander in Beziehung stehen (Rela- um verschiedene Funktionen erweitert dene Aufwand macht es unmöglich, die tionen). Dies kann am besten an einem werden (s. u.). Software für den allgemeinen Gebrauch Beispiel erläutert werden: In astronomic • fop.jar verwendbar zu gestalten. workbench gibt es eine Tabelle mit Be- enthält Tools zur Erzeugung von obachtungen („Observation“) sowie eine PDF-Dateien aus XML-Code (XML: Erfahrungen Tabelle mit Beobachtungsplätzen („Lo- Extensible Markup Language; eine Die schwierigste Aufgabe bei der Ent- cation“). Jeder Einzelbeobachtung ist Sprache zur Beschreibung strukturier- wicklung von astronomic workbench selbstverständlich genau ein Beobach- ter Daten). war die Erweiterung der Funktionsbib- tungsplatz zugeordnet, während einem • avalon-framework-cvs-20020806. liothek fi ts1.3.jar. Diese beinhaltet das Beobachtungsplatz beliebig viele Beob- jar, batik.jar und xercesImpl- von Edward A. Pier entwickelte Teilpaket achtungen zugeordnet sein können. Um 2.0.1.jar eap.fi ts [1].

VdS-Journal Nr. 47 Compu- terast- ronomie

Computerastronomie 63

Ursprünglich beinhaltete das eap.fits mischer Datencontainer), welches jedes- nutzen. Ich kann aufgenommene Fotos Funktionen zum Laden, Speichern und mal, wenn ich eine Bilddatei entgegen- oder Frames einem Beobachtungsabend Anzeigen von FITS-Dateien. Die Bild- nahm, diese als einen kompletten View zuordnen und dann von den gesamten daten wurden nur als eindimensionales verwaltete. Das HashSet wuchs dadurch Informationen eine Webseite erstellen, Byte-Array angeboten. Für meine An- immer mehr an. Da ich diese so imple- die ich in meine Homepage integrieren forderungen benötigte ich diese jedoch mentierte Historie nicht benötigte, lösch- kann. als zweidimensionales Array mit dem te ich die Daten im HashSet jedesmal, jeweils geforderten Datentyp, z. B.: short wenn ich eine Bild-Datei abgerufen habe. Ich habe fotometrische Messmetho- und integer für Ganzzahlen sowie float Das Problem war damit gelöst. den integriert, die die bereits erfassten und double für Fließkommazahlen. Ich Frames nutzen können. Und nicht zu- musste also die Funktionen, die mir die Fazit letzt kann ich fotometrische Daten aus Bilddaten entsprechend aufbereiteten, Ich habe etwa 1,5 Jahre intensiv an as- Spektrogrammen ableiten. Die Entwick- selbst schreiben. tronomic workbench gearbeitet. Dabei lung von astronomic workbench hat mir entstanden 89 Sites und 140 sonstige sehr viel Spaß gemacht und das Ergebnis Bedauerlicherweise kam es bei längerem Klassen. Die Arbeit hat sich für mich ge- kann sich meines Erachtens wirklich se- Arbeiten mit astronomic workbench zu lohnt, denn ich habe nun eine integrierte hen lassen. Out-Of-Memory-Errors. Das sind Fehler, Software zur Verfügung, die verschiede- die dadurch entstehen, dass das Pro- ne Leistungen für meine Zwecke erbringt. gramm nicht genügend Speicherplatz Zunächst kann ich so meine Beobach- hat. In Verdacht stand eap.fits, da die tungsabende planen und dokumentieren. FITS-Dateien sehr viel Speicherplatz be- Ich kann von einem Beobachtungsabend Hinweise auf Internetlinks: nötigen. Und so war es dann auch. Eap. eine PDF-Datei erstellen, diese ausdru- [1] http://swift.gsfc.nasa.gov/docs/ fits führt einen HashSet (eine Art dyna- cken und so während der Beobachtung swift/sdc/software/java/ Objektorientierte astronomische Datenmodelle von Helmut Jahns

– Teil 2 – die Positionsberechnung; ein kurzer Ab- Werte true oder false annehmen; sie wer- Im ersten Teil dieses Artikels (VdS- riss hierzu findet sich im Kasten auf S. 66. den oft auch Flags genannt). Ein weiteres Journal für Astronomie 46, 75) wurden Beispiel sind die Bahnelemente a, q und einige Prinzipien der Objektorientier- Bahnelemente sind ein ergiebiges Betä- der Bahnparameter p. ten Programmierung eingeführt und tigungsfeld für die Datenmodellierung, ihre Verwendungsmöglichkeiten für die da sie gleich mehreren Abhängigkeiten • Anstelle der Bahnelemente können Programmierung von Astrosoftware unterliegen: auch die Kartesischen Koordinaten r und anhand von Fallbeispielen vorgestellt. • Es gibt für manche Bahnelemente ver- v für den Ort und die Geschwindigkeit Am Beispiel einer Klasse für ein flexi- schiedene Darstellungsformen, z. B. re- des Himmelskörpers angegeben wer- bel verwendbares astronomisches Datum präsentieren für geschlossene Bahnen die den. Beide Darstellungen sind ebenfalls (kalendarisch und julianisch) wurde skiz- Mittlere Anomalie M und der Zeitpunkt gleichwertig. ziert, wie eine zweckmäßige Datenmo- des Periheldurchgangs T ein und dieselbe dellierung ausgestaltet werden könnte, Bahneigenschaft: die Position des Körpers • Für Planeten werden oftmals mittlere um Fallstricke in der Programmierung auf der Ellipse. Beide Größen sind gleich- Bahnelemente in Form einer Reihenent- von vornherein zu vermeiden. Mit der wertig und können ineinander umge- wicklung über die Zeit verwendet, die vorliegenden Fortsetzung soll dieser rechnet werden. Eine Astrosoftware, die eine Genauigkeit über viele Jahre bieten. rote Faden wieder aufgenommen und einen Datenimport aus mehreren Quellen Für die Kleinkörper unseres Sonnensys- programmierenden Sternfreunden sowie zu leisten vermag, kann sich nicht darauf tems sind hingegen nur oskulierende Interessierten Anregungen gegeben wer- verlassen, eine bestimmtes Format vorzu- Bahnelemente verfügbar, die zwar zu ei- den, wie Software geradliniger und feh- finden; sie muss auf das Eingabeformat nem ganz bestimmten Zeitpunkt (Epoche lerärmer gestaltet werden kann. flexibel reagieren können und das Ele- genannt) exakt sind, jedoch ansonsten ment für eine interne Weiterverarbeitung nur über ein Zeitintervall von etwa zwei Ein Datenmodell für Bahnelemente ggf. umrechnen. Wenn im Programmcode Jahren, mit der Epoche in der Mitte, eine Wir werden im Folgenden ein Beispiel zwei Variablen für M und T existieren, zufriedenstellende Genauigkeit liefern. aus der Himmelsmechanik angeben: muss intern geregelt werden, welche der ein Datenmodell für die Bahnelemente beiden Variablen den gerade gültigen Diese Abhängigkeiten sind Fehlerquellen. von Körpern in unserem Sonnensystem. Wert enthält, z. B. über einen boolschen Um sie von vornherein zu vermeiden, Bahnelemente sind eine Grundlage für Ausdruck (Variablen, die entweder die empfiehlt es sich, die Behandlung der

VdS-Journal Nr. 47 64 Computerastronomie

Class(); myCalcObject.doCal culation(...); verkürzt sich damit zu CalculationClass.doCalcula tion(...);

Im ersten Codebeispiel wurde ein Objekt angelegt, welches im weiteren Verlauf nicht weiter benötigt wird, während das zweite Codebeispiel den direkten Weg geht. Eine Deklaration einer statischen Methode könnte in der Programmier- sprache C# wie folgt aussehen static void doCalculation ...) { /* further commands to execute ...*/ }

Eine derart deklarierte Methode kann wie oben gezeigt einfach unter Verwendung des Klassennamens aufgerufen werden.

Vererbung Eines der wichtigsten Verfahren wurde bislang noch vorenthalten: das der Ver- erbung. Sie kommt genau dann ins Spiel, wenn eine oder mehrere Klassen als Spe- zialisierung einer Klasse allgemeinen Typs, der Basisklasse, aufgefasst werden können.

Dies wird erneut anhand eines Beispiels illustriert: Angenommen, in einem Pro- 1 Vereinfachtes Codesegment einer Klasse zur Behandlung von Bahnelementen. Die grammierprojekt existieren die vier Klas- Klasse enthält die Eigenschaften für die Bahnelemente a, q und p (m_a, …) sowie sen CelestialBody (Himmelskör- die zugehörigen Validitätsfl ags (z.B. m_a_valid). Es gilt das Prinzip der Daten- per), Planet, Comet und Asteroid, kapselung, d.h., auf die Eigenschaften selbst kann von außen nur über Getter- und wobei alle vier Klassen Himmelskörper Setter-Methoden (z.B. get_a) zugegriffen werden. Die Getter-Methode veranlasst die repräsentieren. Die Klasse Celestial Umrechnung der Bahnelemente durch den Aufruf der Funktion calculate_a. Die Body nimmt hierbei eine Sonderstel- Setter-Methode für das Bahnelement hingegen schreibt den neuen Wert in die Variab- lung ein: Ein Komet beispielsweise ist le und setzt das entsprechende Gültigkeits-Flag. Die Methode calculate_a enthält ganz sicher ein Himmelskörper, aber ein den Code zur Aufl ösung aller Abhängigkeiten der betreffenden Bahnelemente. Himmelskörper nicht notwendigerweise ein Komet! CelestialBody stellt eine Verallgemeinerung dar und kann daher Bahnelemente in einer eigenen Klasse zu Statische Berechnungen die Funktion einer Basisklasse einneh- separieren und zu zentralisieren, die ne- Es gibt Berechnungen, die an konkre- men; die Klassen Planet, Comet und ben den Variablen für die Bahnelemente ten Objekten vollzogen werden, aber Asteroid können dann von dieser Ba- selbst auch die Flags für ihre Gültigkeit auch solche, die komplett für sich allein sisklasse abgeleitet werden. sowie die Methoden zur Umrechnung be- stehen, sich also nicht auf ein konkre- reitstellt. Die Abbildung 1 zeigt ein ein- tes Objekt beziehen. Es ist von der Pro- Was bedeutet das nun? Nehmen wir mal faches Codegerüst einer solchen Klasse. grammierung her sauberer, Letztere als an, wir benötigen eine Funktion (Me- Wenn diese Klasse erstmal implementiert statische Klasse oder Methode zu imple- thode) zur Berechnung der Position im und getestet ist (Modultest, s. Tipp aus mentieren. Der Vorteil ist, dass man sich Sonnensystem. Da die Art und Weise der Teil 1), bekommt man im weiteren Ver- die Erzeugung einer Instanz der Klasse Berechnung für alle Typen von Himmels- lauf der Programmierung die Gewissheit, erspart. Der Aufruf von körpern gleich ist, kann diese Funktion kaum noch auf Probleme aus dem Be- CalculationClass myCalc in der Basisklasse implementiert werden. reich Bahnelemente zu stoßen. Object = new Calculation Die drei abgeleiteten Klassen „erben“ die-

VdS-Journal Nr. 47 Computerastronomie 65

se Funktion, d. h., sie können diese Basis- klassenmethoden ohne Neuimplemen- tierung mitbenutzen (Wiederverwendung von Code).

Anders sieht es beispielsweise für eine Funktion zur Helligkeitsberechnung aus, denn der Rechenweg unterscheidet sich sehr wohl für die verschiedenen Typen von Himmelskörpern, weshalb diese Re- chenmethode in jeder abgeleiteten Klasse (Planet, Comet, Asteroid) sepa- rat programmiert werden muss. 2 Vererbung bietet für die Programmie- Prinzip der Vererbung in der Softwareentwicklung. Eine Klasse CelestialBody rung einige interessante Möglichkeiten, repräsentiert Himmelskörper im Allgemeinen, während die abgeleiteten Klassen wie der Code unten demonstriert: Planet, Comet und Asteroid speziellen Typen von Himmelskörpern entsprechen. CelestialBody myBody1 = new Die allgemein gehaltene Basisklasse CelestialBody enthält sämtlichen Code, der Planet(); für alle Himmelskörper gleich ist; dieser Code kann von den abgeleiteten („erbenden“) CelestialBody myBody2 = new Klassen mitbenutzt werden (z.B. die Funktion calculatePosition). Die typischen Comet(); Merkmale der spezielleren Himmelskörper hingegen werden in den eigenen Klassen myBody1.setPosition(...); behandelt, z.B. die Methoden zur Berechnung der Helligkeit (calculateMagnitude). myBody2.setPosition(...); // do some further opera tions ... chen Typ Himmelskörper man eigentlich realen Welt auch im Programmcode vor sich hat! Erst innerhalb des Objekts wiederzugeben sowie Quellcode in den In diesen Codezeilen steckt ein besonde- entscheidet sich die konkrete Ausfüh- abgeleiteten Klassen wiederzuverwen- rer Clou! Einem Objekt, welches als Typ rung des Typs. Wenn im Programm die den. Allerdings ist Vorsicht angebracht: der Basisklasse (CelestialBody) an- Objekte durch den Anwender dynamisch Vererbung ist nur dann ratsam, wenn gelegt wurde, können auch Objekte der angelegt werden, kann dies sogar erst zur zwischen den Objekten auch tatsächlich abgeleiteten Klassen (Planet, Comet, Laufzeit des Programms geschehen (spä- eine Beziehung im Sinne von Basisklas- ...) zugewiesen werden. Auf diesem Wege te Bindung). se-Spezialisierungsklasse besteht. Von gewinnt man ein hohes Maß an Flexi- einer reinen Implementierungsvererbung bilität: dort, wo das Objekt myBody1 Die Vererbung ist zusammengefasst zwecks Wiederverwendung von Code ist bzw. myBody2 benutzt wird, muss man ein hervorragendes Mittel, um die Be- abzusehen. sich nicht mehr darum kümmern, wel- ziehungen zwischen den Objekten der

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Kurzes Repetitorium der Bahnelemente

Fazit Für die Positionsberechnung von Himmelskörpern unseres Planetensystems Wir sind nun am Ende unseres kleinen Rundgangs angelangt. Wir haben an- sind Standardalgorithmen verfügbar ([1 und 2]). Es sind stets sechs Zahlenwerte hand einiger Beispiele etwas über die notwendig, um die Bahn eines Himmelskörpers eindeutig zu beschreiben. Dies Grundlagen der Objektorientierten Pro- kann entweder durch Angabe des Ortes r und der Geschwindigkeit v mit ihren grammierung, ihre Anwendung in der jeweils drei Koordinaten (für x, y und z) oder durch Angabe der Bahnelemente, astronomischen Programmierung und die ebenfalls sechs Zahlenwerte (ein so genanntes 6-Tupel) umfassen, gesche- eine sinnvolle Modellierung von astro- hen. Bahnelemente sind für praktisch alle Himmelskörper vorhanden. Typische nomischen Daten im Programmquelltext Bahnelemente sind: erfahren. Es sei an dieser Stelle noch a: die große Halbachse der Bahn [AE] einmal angemerkt, dass es nicht darum e: die Exzentrizität der Bahnellipse geht, einen neuen Formalismus überzu- i: die Bahnneigung zur Ekliptik [°] stülpen; und selbstverständlich ist nicht Ω: die Länge des aufsteigenden Knotens [°] davon auszugehen, dass programmieren- ω: der Perihelabstand [°] de Sternfreunde exakt die hier skizzier- M: die Mittlere Anomalie [°] ten Aufgabenstellungen vorfi nden. Es Für die genauere Bedeutung dieser Bahnelemente sei auf die Literatur verwiesen. war vielmehr die Absicht, mit den Bei- Es gibt jedoch auch andere Sätze von Bahnelementen, die äquivalent zu die- spielen Anregungen zu geben, um über sen sind. Zum einen hat dies historische Gründe oder ist einfach nur Usus der den eigenen Programmcode zu refl ektie- herausgebenden Institute; zum anderen aber auch schiere Notwendigkeit: Für ren und zu überlegen, wie dieser syste- die nichtperiodischen Kometen auf parabolischen oder hyperbolischen Bahnen matisch verbessert werden kann. beispielsweise kann man zwar die Angabe der Exzentrizität e beibehalten (e ≥ 1), aber die Angabe von M für die Mittlere Anomalie und a für die große Halb- achse ist dann nicht mehr sinnvoll. Stattdessen werden dann Literaturhinweise: q: Abstand des Körpers im Perihel und [1] O. Montenbruck/Th. Pfl eger: T: Zeitpunkt der Perihelpassage „Astronomie mit dem PC“, Springer angegeben. Auch der Rechenweg unterscheidet sich in diesen Fällen (Kepler- Verlag, Berlin [2] A. Guthmann: „Einführung in die Gleichung). Es empfi ehlt sich beim Programmieren, die korrekte Aufl ösung Himmelsmechanik und Ephemeriden- dieser Abhängigkeiten zu zentralisieren anstatt sie über den gesamten Pro- rechnung“, Spektrum Akademischer grammcode zu verteilen. Verlag, Heidelberg Neues aus der Fachgruppe Deep Sky

Wie immer an dieser Stelle ein paar Ge- Zum ersten Mal publiziert Manfred Holl bereiches Berichte zum Thema visuelle danken zur Fachgruppe. In diesem Heft auf unseren Seiten. Ihn werden sicher Deep-Sky-Beobachtung, die unsere Re- haben wir wieder ein paar Astrozeich- viele Leser als langjähriges Mitglied der daktion nicht durchlaufen haben und nungen in unserer Rubrik Deep-Sky- Gesellschaft für volkstümliche Astrono- so sicher nicht publiziert worden wären. Galerie. Auch wenn die Fotografi e sicher mie e.V. Hamburg (GvA) und als Mitglied Nach einer Diskussion mit Endredaktion öfter praktiziert wird als das Zeichnen der Fachgruppe Geschichte der VdS ken- und dem VdS-Vorstand wird dies zu- von Himmelsobjekten, so gibt es immer nen. künftig nicht mehr möglich sein. Alle noch viele Sternfreunde, die gerne und eingesandten Artikel mit eindeutig zu- oft das Gesehene nicht nur in Form von Mit diesem Heft möchten wir schon mal zuordnendem Inhalt sollen den jewei- Worten oder Beschreibungen festhalten auf unser Deep-Sky-Treffen 2014 hin- ligen Fachgruppen vorgelegt werden, möchten, sondern zum Zeichenstift grei- weisen. Nach einem sehr erfolgreichen auch wenn diese ursprünglich an die Ge- fen. In diesem Heft haben wir mit Dani- DST 2013 mit Rekordteilnehmerzahl, schäftstelle oder an andere VdS-Stellen el Spitzer und Michael Fritz gleich zwei wollen wir auch 2014 wieder möglichst gesandt wurden. Dies gilt auch für Bild- Sternfreunde in unserer Galerie, welche viele Sternfreunde mit einem interessan- beiträge für das Beobachterforum mit diese Art der Dokumentation beherr- ten Programm zum DST einladen. Vom „kritischen“ Inhalten. Auch hier sollen schen. 11.04. bis 13.04.2014 veranstalten wir die Fachgruppen generell stärker einge- unser Treffen wie gewohnt im hessischen bunden werden. So sollen unglaubwür- Gleiches gilt für Evelyn Petkow, die un- Bebra. dige Publikationen vermieden werden. sere Rubrik „Kurz Beobachtet“ in diesem Heft gestaltet. Evelyn hat der Redaktion Noch ein paar Informationen aus Sicht Viel Spaß beim Lesen wünschen Daniel viele weitere Zeichnungen und Berichte der Fachgruppenleitung und des Redak- Spitzer und Jens Bohle eingesandt, so dass wir uns auf weitere teurs. In vergangenen Heften erschienen Veröffentlichungen freuen dürfen. auch außerhalb unseres Fachgruppen-

VdS-Journal Nr. 47 Deep Sky 67

Kurz beobachtet NGC 7331 von Evelyn Petkow

NGC 7331 im Sternbild Pegasus ist eine beeindruckende Spiralgalaxie in annähernder Kantenlage. Sie ist hell mit weiten Ausläufern in Nord-Süd-Richtung. Ihre Helligkeit steigt zum Zentrum hin kontinuierlich an. Der Kern wirkt stellar. Beim Betrachten scheinen zwei weitere Galaxien im Gesichtsfeld auf: die ca. vier Bogenminuten nordöstlich gelegene Galaxie NGC 7335 sowie NGC 7337, die ca. fünf Bogenminuten südöstlich von NGC 7331 liegt. NGC 7335 erscheint bei 112-facher Vergrößerung als kleines, strukturloses Oval. Ihre scheinbare Gesamthelligkeit beträgt ca. 13 mag. NGC 7337 ist ein winziges, schwach glimmendes Nebelbällchen - bei nicht optimalen Beobachtungsbedin- gungen eine kleine Herausforderung. Die Abbildung 1 zeigt die erwähnten Galaxien bei 112-facher Vergrößerung im 18-Zoll-Teleskop. Beobachtungsbedingungen, Landhimmel bei Anzing: Bortleskala 4, Seeing 4, Norden ist oben.

Anzeige 68 Deep Sky

Die Deep-Sky- Galerie

IC 1805 von Michael Fritz

130-mm-Starfire-Refraktor (f/6), Ver- größerungen von 20- bis 89-fach, UHC-Filter, Gesichtsfeld 3°, N oben, W rechts.

M 1 von Daniel Spitzer

12-Zoll-Newton, 79-fache Vergrößerung, [OIII]-Filter und UHC-Filter, N oben.

VdS-Journal Nr. 47 Deep Sky 69

Deep Sky in Kirchheim von Manfred Holl

Für den Oktober 2012 stand mal wieder ein kleiner Astrourlaub auf dem Reise- plan und nach einem astronomisch nicht erfolgreichen Jahr – ich hatte nur wenige klare Nächte wirklich nutzen können – war die Hoffnung auf klare Nächte und viele Astrofotos natürlich sehr groß.

Dass Murphy trotz sorgfältiger Planung immer irgendwie seine Hand im Spiel hat, bemerkte ich gleich nach der An- kunft auf der Sternwarte Kirchheim. Ich musste feststellen, dass ich eines der wichtigen „Utensilien“ zu Hause verges- sen hatte, meinen Laptop für die Bildbe- arbeitung, denn dieser Astrourlaub soll- 1 Die Sternwarte Kirchheim im strahlenden Sonnenschein te auch im Zeichen der Astrofotografi e stehen. Aber daraus wurde zumindest am ersten Abend nichts, denn der thü- ich hier ebenfalls einzusetzen gedach- Band konnte ich mit meinem 9-mm-TS- ringische Himmel war bedeckt und es te. Dazu musste „nur“ noch das Wetter Planetary-Okular bei 133-fach Struktu- regnete leicht. Für die kommenden Tage mitspielen. Die Wolken aber verhinder- ren im SEB und die südpolare Wolken- wurde jedoch eine deutliche Wetterbes- ten genau das, zumindest in der ersten, zone sehen. Beeindruckend war auch serung angekündigt - aus der Erfahrung vor uns liegenden Nacht. Spätestens ab die gerade stattfi ndende Konjunktion in Hamburg und in Thüringen heraus Dienstag - wir waren am Sonntag, den zwischen den Monden II (Europa) und IV musste das aber nicht viel heißen. 14. Oktober, hier angekommen - sollte (Kallisto). Gleichzeitig warf I (Io) seinen es aber besser werden. Doch je näher die Schatten auf die Jupiteratmosphäre. Mein Ziel für diesen Astrourlaub war, vorhergesagte klare Nacht kam, desto Aufnahmen durch meinen Quadruplet- mehr verschob sie sich. Tagsüber war es Von Westen her näherte sich bedrohlich Refraktor mit 80 mm/520 mm (f/6,5) zu sehr sonnig und warm, doch sobald sich die „Siffschicht“, doch sie schien mit machen. Einige Aufnahmen mit diesem unser Tagesgestirn dem Horizont näher- einem Mal abzustoppen und leicht zu- Instrument hatte ich im letzten Jahr ein- te, tauchten wieder Wolken aus Richtung rückzuweichen. Daher konzentrierte ich mal bei einem Norddeutschen Astrofoto- des Thüringer Waldes auf und vereitelten mich erst einmal auf die Deep-Sky-Beob- grafentreffen gesehen und war begeistert alle Beobachtungsbemühungen. achtung. Hierzu nahm ich mein 36-mm- von der Schärfe des Instrumentes. Erste zwei-Zoll-Okular und beobachtete erst eigene Aufnahmen konnte ich im Mai Spärliche Beobachtungen einmal bekannte Showpieces wie die auf der Außensternwarte der GvA in Erst am Donnerstag, den 17. Oktober, riss Offenen Sternhaufen M 36, M 37 und Handeloh machen, aber durch eine nicht die Bewölkung dann doch mal auf und M 38. Den 4.500 Lichtjahre entfernten richtig funktionierende Klemme, waren ich stellte erst einmal meinem 8-Zoll- und etwa 30 Mitglieder enthaltenden die Sterne leider „vereiert“. Nun hoffte Dobson zum Auskühlen raus. Aus Rich- Offenen Sternhaufen NGC 1907 nahm ich auf bessere Ergebnisse. tung Süden schob sich die übliche „Siff- ich dann auch gleich noch mit. Im Stier schicht“ heran, doch ein Bereich rund um visierte ich M 1 an, den berühmten Su- Dabei wollte ich aber nicht die ganze Fuhrmann, Stier, Perseus und Cassiopeia pernovaüberrest, der für den Achtzöller Nacht durch den Himmel hetzen und blieb frei. schon eine etwas härtere Nuss war. Leicht viele nur mäßig belichtete Bilder bekom- zu fi nden, blieb er auch bei indirektem men, sondern nur maximal drei Gegen- Also richtete ich mich erst einmal da- Sehen nur ein schwacher Schemen am den fotografi eren, die dafür aber entspre- rauf ein, Deep-Sky-Objekte vorwiegend Nachthimmel. Ein wohl eher selten be- chend lang belichtet wären. Mit André in dieser Himmelsgegend zu beobachten. obachteter Sternhaufen ist NGC 1647 im Wulff, wir waren gemeinsam verreist, Da der Jupiter zu Beginn der Beobach- Stier. Obwohl 6,40 mag hell, wischt man stimmte ich mich da ab, so dass wir mit tung um ca. 23 Uhr schon recht hoch beim Suchen eher über diese lockere, rd. zwei Teleskopen die gleiche Himmels- stand, schwenkte ich das Teleskop erst 1.800 Lichtjahre von der Erde entfernte gegend fotografi eren wollten. einmal auf den größten Planeten des Sternanhäufung hinweg. Schuld daran Sonnensystems. Das Seeing war nicht ist seine völlig regellos erscheinende Vor kurzem hatte ich dann noch einen berauschend, doch deutlich besser als Sortierung der Sterne. Erst im zweiten H-Alpha-Filter für die fotografi sche noch einen Tag zuvor. Neben dem im- Anlauf fand ich zu ihm. Der in der Nähe Deep-Sky-Beobachtung erworben, den mer sichtbaren nördlichen und südlichen stehende Sternhaufen NGC 1746 war

VdS-Journal Nr. 47 70 Deep Sky

NGC 1245 ist ein zehn Bogenminuten großer Offener Sternhaufen, der mitten in einem Dreieck heller Sterne liegt und daher leicht übersehen werden kann, weil die Sterne des Haufens deutlich lichtschwächer sind. Für den Achtzöller ist er schon ein harter Brocken. In der Stadt wird man ihn garantiert übersehen, doch hier auf der Sternwarte Kirchheim gelang die Beobachtung trotz des an die- sem Abend eher mäßigen Himmels mit deutlich geringerer Transparenz (SQM-L: 20,66 mag/arcsec²). Im 36-mm-Zwei- Zoll-Okular bei 33-facher Vergrößerung war es nicht einfach, den Sternhaufen in Einzelsterne aufzulösen, selbst bei in- 2 So war es fast jeden Tag: Abends rückte aus Richtung Westen Gewölk heran und direktem Sehen konnte ich keine Struk- verhinderte Astrofotos und -beobachtungen. turen ausmachen, das Ganze blieb „ne- bulös“. Danach schwenkte ich erneut in Richtung auf NGC 1848 und bin auch der noch schwerer zu fi nden. Hier muss aber P168/Hergenrother, den wir aber nicht Meinung, die Gegend erwischt zu haben, beachtet werden, dass die Sterne von auf Anhieb fi nden konnten, einige Deep- es gibt hier einige auffällige Doppelster- NGC 1746 nach heutigen Erkenntnissen Sky-Objekte länger belichten. Schon am ne, dennoch ist mir ohne Filter keine Be- physikalisch nicht zusammen gehören, Nachmittag hatten wir mein Quadruplet obachtung gelungen. sondern eine zufällige Ansammlung, ei- per Klemme angebracht, die Kamera da- nen so genannten Asterismus, darstellen. ran befestigt und schon mal alle Kabel Nach so viel Frust ging es dann erst mal André meinte noch, ich sollte mal M 76, für Kameras und Rechner verlegt. Als es auf den Doppelsternhaufen h und chi im den 10 mag hellen „Kleinen Hantelne- dann am Abend dunkel wurde, begann Perseus, der hier problemlos mit bloßem bel“, im Perseus probieren, einen kleinen, André, die Teleskope am Mond scharf Auge zu sehen war und einen schönen aber feinen Planetarischen Nebel. Doch zu stellen. Später schwenkten wir dann Anblick im Okular bot. Zwischendurch seine sehr zenitnahe Stellung und eine um, damit wir an Alpha Andromedae auf beobachtete ich dann auch wieder Jupi- unmögliche Körperhaltung - über Kopf einen Stern scharf stellen konnten. Und ter mit meinem 9-mm-Okular (Vergrö- durchs Telrad anvisieren und dann den da offenbarte sich bei mir wieder mal ßerung 133-fach). Das Seeing war wäh- Dobson in aufrechte Position schwenken das Astrofotografi e-Dilemma, das mich rend der Beobachtung ganz ordentlich - führten dazu, dass ich ihn nicht zu Ge- seit Ewigkeiten verfolgt: Wir bekamen und ich sah neben den beiden Haupt- sicht bekam. Dann doch lieber noch mal das Bild partout nicht scharf, weil der bändern auch wieder Strukturen im süd- auf Jupiter und das Okular gewechselt. Kameraadapter zu lang war und ich den lichen Band und eine Abdunkelung der Das Seeing hatte sich leicht verbessert, kürzeren auf dem Wohnzimmertisch ver- Südpolregion. aber bei 133-fach konnten nicht mehr gessen hatte. Damit schied - mal wieder - Details herausgearbeitet werden. jegliche Möglichkeit der Astrofotografi e Insgesamt waren die Beobachtungsbe- für mich aus. Gescheitert an einem nicht dingungen an diesem Abend jedoch eher Nun näherte sich die „Siffschicht“ doch vorhandenen kurzen Adapter ... wie fast durchschnittlich, die Milchstraße war mit wieder und ich schwenkte noch mal auf immer. Deshalb beschloss ich, die Foto- bloßem Auge nicht annähernd so gut zu den nur wenige Grad über dem Horizont grafi e sein zu lassen und mit meinem sehen, wie vor ein paar Tagen in einer stehenden M 42 im Orion. Nach einem Dobson visuell zu beobachten. kurzen Wolkenlücke, und von Westen ersten Eindruck sah ich, wie die fi ligra- schob sich auch wieder eine Wolken- nen und nur mit indirektem Sehen zu Auf der Agenda standen zunächst zwei schicht heran. Irgendwie schien der Him- beobachtenden Strukturen verschwan- Objekte, die im interstellarum-Heft Nr. melshintergrund auch generell heller zu den und sich nur noch der Kernbereich 85 als Objekte der Saison ausgewiesen sein als beim letzten Mal, was besonders zeigte. Die Cirrusschicht hatte den Him- wurden: IC 1848 und NGC 1245. Erste- an der Nähe der Städte Erfurt, Rudisleben mel endgültig geschlossen und die Beob- rer wird zusammen mit IC 1805 auch als und Arnstadt liegt, die quasi nur noch achtung um kurz nach 1 Uhr beendet. „Heart and Soul Nebulae“ bezeichnet und nach Osten und Süden einen ausreichend ist ein heller Emissionsnebel in der Cas- dunklen Himmel ermöglichen. Gegen Was seit Tagen versprochen, aber nie siopeia (Entfernung: 7.500 Lichtjahre). zwei Uhr beendete dann zunehmende eingehalten wurde, traf am Abend des Mein erster Versuch, den Nebel ohne Fil- Feuchtigkeit die Beobachtung. 19. Oktober ein. Nach einem sonnigen ter zu fi nden, scheiterte. Also schwenkte Tag war es am Abend endlich mal richtig ich zu NGC 1245 in den Perseus. Vor ein Mein Schlussobjekt war wieder M 42, der klar. André und ich wollten in der großen paar Jahren war hier der helle periodi- große Orionnebel. Dieses Mal war nicht Kuppel neben dem aktuellen Kometen sche Komet P17/Holmes vorbeigezogen. nur der Kernbereich mit einigen zarten

VdS-Journal Nr. 47 Geschichte 71

Nebelspuren zu sehen, sondern der gan- es taten sich nur noch wenige Lücken seit Tagen jeweils eine wolkenlose Nacht ze Bogen mit Struktur in seinem inneren auf, durch die ich mit Feldstecher oder versprochen hatte. Da galt wohl eher die Bereich. Ein Anblick, von dem ich mich Dobson hätte hindurchspähen können. Regel: Je näher das gute Wetter kommen erst losreißen konnte, als die fi ligranen Noch bevor es überhaupt Sinn machte, sollte, desto mehr verschob es sich nach Strukturen mit einem Mal schwächer mit dem Aufbau des Teleskops zu begin- hinten. Eine weitere sternklare Nacht wurden ... nen, sah man nur noch vereinzelt Sterne blieb uns leider verwehrt und so kehrten wie die hellsten Vertreter des Sommer- wir am 21. Oktober gut erholt, aber ein Die Abende auf der Sternwarte Kirch- dreiecks. Am letzten Abend hoffte ich, wenig enttäuscht ob der geringen Zahl heim begannen in den letzten Tagen oft noch mal Jupiter beobachten zu können, an Beobachtungen wieder nach Ham- vielversprechend, doch zog es spätestens doch als ich so weit war, war wieder alles burg zurück. bei Sonnenuntergang wieder zu und dicht, und das, obwohl der Wetterbericht

Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie von Wolfgang Steinicke

Die 10. Tagung „Geschichte der Astronomie“ wird vom 1. bis 3. November 2013 in München stattfi nden. Tagungsort ist die Universitätssternwarte in Bogenhausen. Dort befi ndet sich auch die historische Sternwarte mit ihrem 28,5-cm-Fraunhofer- Refraktor. Für den Sonntag ist ein Besuch der Astronomieausstellung im Deutschen Museum geplant. Aktuelle Informationen zur Tagung fi nden Sie auf unserer Web- seite http://geschichte.fg-vds.de.

Im nachfolgenden Beitrag von Wolfgang Quester geht es um einen kürzlich verstor- benen Beobachter Veränderlicher Sterne: Douglas S. Hall. Viel Spaß beim Lesen und 1 Historische Sternwarte in versorgen Sie mich auch weiterhin mit interessanten Artikeln! München-Bogenhausen

Douglas S. Hall 1940 – 2013 von Wolfgang Quester

Im Alter von 72 Jahren starb am 16. electric Photometry of Variable Stars“ März 2013 Douglas S. Hall nach kurzer beschrieb für Amateure die Grundlagen Krankheit. Geboren wurde er 1940 in Le- der Fotometrie einschließlich der Schalt- xington, Kentucky. Nach seinem Ph. D. im pläne für Multiplier und ihrer Verstärker. Jahr 1967 ging er an die Vanderbilt Uni- Mit Russ Genet und Lou Boyd betrieb er versity in Nashville, Tennessee. Dort wur- auch die Einrichtung automatischer Tele- de er Professor für Astronomie und Phy- skope zur Überwachung von Veränderli- sik und Direktor des Dyer Observatory. chen. Um die Zusammenarbeit von Ama- teuren mit Fachastronomen zu fördern, Sein Interesse galt den Algolsternen und gründete er die Gemeinschaft „Internati- hier besonders dem Massenaustausch onal Amateur-Professional Photoelectric zwischen den Komponenten sowie Ster- Photometry (IAPPP)“, deren West Coast 1 Douglas S. Hall, 1940 – 2013 nen mit Flecken. Bedeutend sind seine Wing sich später zur heutigen Society for Arbeiten über den Lichtwechsel der RS- Astronomical Sciences formierte. Europa zu Brüssel teil. Dort entstand das CVn-Sterne. abgebildete Foto. Ich traf auch danach 1971 lernte ich ihn in Bamberg kennen noch mit ihm zusammen und erinnere Schon 1969 begann er mit Amateuren und hörte damals mit Staunen seinen mich an anregende und unterhaltsame zusammenzuarbeiten und sie zu licht- Bericht über einen doughnut-förmigen Gespräche. elektrischer Beobachtung Veränderlicher Begleiter von BM Ori. Heute nennen wir Sterne anzuregen. Sein 1982 zusammen so etwas eine Akkretionsscheibe. 1990 Er wird den Veränderlichenbeobachtern mit Russ Genet verfasstes Buch „Photo- nahm er an der ersten AAVSO-Tagung in unvergessen bleiben.

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Physik für Schülerinnen oder: Sonnenbeobachtung und Spektrometer Marke Eigenbau von Caroline Reinert

Das Projekt „Physik für Schülerinnen“ der Physikalisch-Astronomischen Fakul- tät an der Universität Jena lockte auch in diesem Jahr wieder 20 Schülerinnen aus der Umgebung an, die sich in den Os- terferien ein paar Tage ganz mit Physik beschäftigen wollten.

Neben einigen Einblicken in Jena- er Firmen und ersten Versuchen im 1 Das Gebäude der Universitätssternwarte mit der Teleskopkuppel (Foto: Torsten Löhne) Grundpraktikum der Fakultät bestand das Programm vor allem aus kleineren Projektgruppen. Eine davon wurde vom ran das liegt, wissen selbst Astrophysi- Danach tauchten wir tiefer ins eigentli- Astronomischen Institut der Universität ker, die sich mit der Sonne beschäftigen, che Thema der Projektgruppe ein. In ei- betreut und dort haben wir uns mit der nicht ganz genau. nem Vortrag über die Sonne haben wir Sonne und mit Spektroskopie beschäftigt. erfahren, wie eigentlich die Energie er- Im Anschluss ging es ins Staublabor des zeugt wird, die unsere Erde wärmt, wie Zu Anfang musste aber natürlich erstmal Instituts. Dort interessiert die Forscher man die Oberfl äche der Sonne defi niert das Institutsgebäude erkundet werden. vor allem die Materialzusammensetzung und wie eigentlich die schon beobachte- Das hieß einen Blick in die Kuppel auf von bestimmten Gebieten im Weltraum. ten Sonnenfl ecken entstehen. Aber auch dem Dach werfen und auch mal selber Sie wollen zum Beispiel herausfi nden, bei der Erforschung der Sonne spielt die Kuppel drehen. Da das Wetter sich woraus Staubscheiben um Sterne oder wieder Spektroskopie eine große Rolle. von seiner besten Seite zeigte, konnten das Medium zwischen den Sternen beste- So wurde das Element Helium über die wir mit einem Telementor auch mal ei- hen. Das machen sie mit Hilfe von drei Absorptionslinien im Sonnenlicht erst- nen Blick auf das Objekt werfen, mit dem Spektrometern, die einen sehr großen mals entdeckt. wir uns in nächster Zeit etwas mehr be- Wellenlängenbereich, von harter UV- schäftigen wollten: die Sonne. Wir konn- Strahlung bis hin zum fernen Infrarot, Also ging es am nächsten Tag daran, ein ten feststellen, dass es aktuell recht we- abdecken. Mit der Spektroskopie lassen eigenes Spektrometer zu bauen. Verwen- nige Sonnenfl ecken gibt. Gerade einmal sich nämlich bespielsweise Informati- det wurde ein Bausatz der Firma Astro- einen einzigen Fleck konnten wir erspä- onen über sehr weit entfernte Objekte media. Nach einer Stunde, viel Geduld hen, obwohl wir uns eigentlich in einem gewinnen, die man nicht einmal mit Te- und Klebeband waren die Spektrometer Fleckenmaximum befi nden sollten. Wo- leskopen gut aufl ösen kann. Mit einem alle einsatzbereit. Mit ihnen konnte man Spektrometer lassen sich aber trotzdem dann verschiedene Lichtquellen untersu- Aussagen über die Physik solcher Objek- chen. Was den Unterschied zwischen ei- te machen oder eben über ihre Zusam- ner Natriumdampfl ampe und einer Glüh- mensetzung. Vor allem Letzteres interes- birne ausmacht war damit schnell klar. siert nun die Astronomen im Staublabor. Interessant war außerdem wie Schwarz- licht oder der LCD-Monitor des eigenen Abgeschlossen wurde der Rundgang Handys im Spektrometer aussehen. Aber durch das Institut mit der Vorstellung der auch Elemente konnten wir mit unseren Theorie-Gruppe und ihrer Arbeit. Hier selbst gebastelten Spektrometern iden- ging es um so genannte Trümmerschei- tifi zieren, z. B. das schon erwähnte Na- ben, Staubscheiben um Sterne, die nach trium oder auch das Strontium in einer der Planetenentstehung übrig geblieben Schmucklampe oder Quecksilber in Ener- sind, und deren Simulation am Computer. giesparlampen.

So beeindruckend die Leistung des klei- 2 Auf dem Dach des Instituts werfen nen Papp-Spektrometers aber auch war, wir einen Blick auf die Sonne. jedes Geheimnis konnte es nicht lüf- (Foto: Caroline Reinert) ten. So blieben die Absorptionslinien

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3 der Sonne, die uns Auskunft über ihre Zusammensetzung geben, vorerst ver- Der Weg zum eigenen borgen. Mit Hilfe eines professionellen Spektroskop führte Handspektrometers konnten aber auch über viel Geduld und diese beobachtet werden. Damit war Klebeband. (Foto: dann auch klar, dass die Sonne eben Caroline Reinert) nicht nur eine riesige Glühbirne ist.

Am dritten und letzten Tag bestand die sen. Die spannendsten Themen wurden blick in die Physik der Sonne und konn- Aufgabe darin, das gewonnene Wissen also für einen kurzen Vortrag ausgewählt ten natürlich auch einen Blick durch ei- der letzten Tage für die anderen Teilneh- und in einer Präsentation verarbeitet. So nes der gebastelten Spektrometer werfen. merinnen ein bisschen zusammenzufas- erhielten am Ende alle einen kleinen Ein- AG Relativitätstheorie im ASL 2012 von Robin Riesner und Julia Wolff

In der Relativitäts-AG haben wir uns zu Beginn mit den Grundsätzen der New- tonschen Mechanik beschäftigt, um eine Basis zu schaffen für das Verständnis der Speziellen und der Allgemeinen Relati- vitätstheorie, mit denen wir uns später auseinandersetzten.

Zentral für die Kinematik in der klassi- schen Mechanik ist der Zusammenhang zwischen Kraft, Masse und Beschleuni- gung: F = m · a 1 Ein Experiment zum Äquivalenzprinzip Aus den Defi nitionen der gleichförmi- vitätstheorie (SRT) auseinandersetzen. gen Bewegung und dem Trägheitsgesetz Den Einstieg machten Albert Einsteins ergab sich die Frage, inwieweit die Be- Postulate, welche uns treu bis zum Ende Als letzten Themenblock behandelten trachtungsweise einer Bewegung eine der AG begleiteten. Im Weiteren wurden wir die Allgemeine Relativitätstheorie. Rolle spielt. Die Relevanz der Betrach- viele Gedankenexperimente genutzt, um Das schwache Äquivalenzprinzip wollten tungsweise verdeutlichten wir anhand uns die verschiedenen Effekte der SRT zu wir dabei selbst durch ein kleines Experi- von verschiedenen Beispielen und präg- verdeutlichen. Gemeinsam leiteten wir ment nachweisen. Leider hatten wir aber ten so den Begriff des Inertialsystems. Im dann die Gleichungen der Zeitdilatation eine Abweichung von mehr als 60 %, Zuge der klassischen Mechanik leiteten und Längenkontraktion her und lösten was vermutlich mit dem suboptimalen wir auch die so genannte Galilei-Trans- verschiedene Aufgaben, bei denen wir Aufbau des Experimentes zusammen- formation her. feststellten, dass jene Galilei-Transfor- hing. So glaubten wir aber am Ende doch mation der ersten AG-Tage unzureichend den Büchern. Bevor wir uns jedoch der Relativitätsthe- ist, eben aufgrund der Zeitdilatation und orie zuwenden konnten, galt es zunächst der Längenkontraktion. Zwischen zwei Zu Beginn der AG war die Frage aufge- noch die grundlegenden Eigenschaften Systemen lässt sich dann nämlich nicht kommen, ob Uhren, die sich in unter- von Licht zu besprechen. Als Zugang mehr äquivalent umrechnen. schiedlichen Höhen um die Erde bewe- wählten wir hier die Maxwellgleichun- gen, unterschiedliche Zeiten anzeigen. gen und leiteten damit her, warum sich Als Höhepunkt zum Thema SRT leiteten Diese Frage konnten wir abschießend so- elektromagnetische Wellen im Vakuum wir zum Schluss noch Einsteins berühm- gar selbst beantworten – je schneller sich immer mit Lichtgeschwindigkeit fortbe- te Formel ein Objekt sich bewegt, desto langsamer wegen. Die Frage, ob Licht, ähnlich wie E = m · c² vergeht für es die Zeit. Mit diesem Er- Wasserwellen ein Medium zur Ausbrei- her. Diese sagt aus, dass man Masse di- folgserlebnis schlossen wir die AG nach tung braucht, führte uns zur Äthertheo- rekt in Energie umwandeln kann. Das fünf Tagen ab. rie. Dass diese allerdings falsch ist, zeigte klingt erstmal merkwürdig, aber nur uns das Michelson-Morley-Experiment so lässt sich erklären, wie zum Beispiel Eine Frage, die aber bleibt: Können wir aus den Jahren 1881 und 1887. Nach die Sonne seit Milliarden Jahren riesige jemals wieder normal Zug fahren, ohne dieser Vorbereitungsphase konnten wir Mengen Energie produzieren kann. daran zu denken, dass es keine absolute uns endlich mit der Speziellen Relati- Gleichzeitigkeit geben kann?

VdS-Journal Nr. 47 74 Kleine Planeten

Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroauf- freuen. So stammt unser heutiges Bild Sterne und es ist wahrscheinlich, dass er nahmen von Deep-Sky-Objekten kurze [1] aus unserem Archiv. Es zeigt den Ku- nicht mehr viele Umläufe schafft. Derzeit Strichspuren. Der Verursacher ist meist gelsternhaufen Palomar 13 und die bei- ist Palomar 13 ca. 85.000 Lichtjahre von ein Kleinplanet, der sich während der den Kleinplaneten (26629) Zahller und uns entfernt und ist im Sternbild Pegasus Belichtungszeit ein kleines Stück auf (74079) 1998 NS. Die beiden Kleinplane- zu finden [2]. seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt ten flankierten am 28. September 2006 hat. Für viele Astrofotografen sind sol- unser heutiges Deep-Sky-Objekt. Der Pa- Die Strichspur des Asteroiden (26629) che zufälligen kosmischen Begegnungen lomar-Kugelsternhaufenkatalog umfasst Zahller befindet sich rechts neben dem eine Bereicherung des Bildes. Besonders 15 Objekte. Sie wurden in den 1950ern unscheinbaren Haufen, während die von dann, wenn man nach einiger Recherche von verschiedenen Astronomen auf den (74079) 1998 NS links oberhalb zu se- herausfindet, wer der Verursacher der Platten des Mount Palomar Observatory hen ist. Beide Kleinplaneten wurden Strichspur war. Sky Survey entdeckt. Palomar 13 ist ei- erst Jahrzehnte nach Palomar 13 ent- ner der kleinsten und lichtschwächsten deckt. So wurde (74079) 1998 NS im Derzeit sind wir etwas knapp an Bildern Kugelsternhaufen der Milchstraße. Seine Jahr 1998 und (26629) Zahller erst im von kosmischen Begegnungen unserer exzentrische Bahn führt ihn alle 1 bis 2 Jahr 2000 entdeckt. Manche fragen sich Leser. Wir würden uns über Zusendun- Mrd. Jahre nahe am Zentrum durch die nun vielleicht, warum der später ent- gen, wie weiter unten beschrieben, sehr Ebene der Milchstraße. Dabei verliert er deckte (26629) Zahller eine niedrigere Nummer hat, als der früher entdeckte (74079) 1998 NS. Das liegt daran, dass man (26692) Zahller nachträglich Bahn- daten bis ins Jahr 1991 zuordnen konnte. Neues aus der Fachgruppe Daher erreichte er früher seine geforder- te Anzahl an Beobachtungen aus 4 Op- Kleine Planeten positionen und wurde nummeriert. Die beiden sind Hauptgürtelasteroiden und von Gerhard Lehmann waren um den Zeitpunkt der Aufnahme ca. 18 mag hell. Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann ist die vom Apollo-Asteroiden (153958) 2002 16. Kleinplanetentagung der FG Kleine AM31 im Sternbild Cepheus veröffent- Kosmische Begegnungen finden täglich Planeten in Falera in der Schweiz schon licht. In diesem aktuellen Journal lesen statt. Die nachfolgende Tabelle enthält wieder Geschichte. Das Bemerkenswer- Sie nun einen kompletten Artikel von eine kleine Auswahl interessanter Begeg- te ist aber, dass es 16 Zusammenkünfte ihm, in welchem er seine Beobach- nungen zwischen Kleinplaneten und Deep- der Kleinplanetenfreunde in jährlicher tungsmethode beschreibt. Wie er selbst Sky-Objekten, die von uns erstellt wurde. Folge gegeben hat und noch weitere schreibt, steht bei ihm der Nachweis des Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persönli- folgen werden. Schauen Sie bitte auf Kleinplaneten und nicht die Astrome- chen Bild einer kosmischen Begegnung die Internetseite www.kleinplaneten- trie im Vordergrund. Aber was nicht ist, erleichtert werden. Ein besonderer Tipp seite.de, denn dort wird der Ort der 17. kann noch werden. Jede Beobachtung ist (612) Veronika. Er begegnet am 25. Kleinplanetentagung genannt. am Sternenhimmel ist wertvoll, denn Dezember 2013 dem Pferdekopfnebel! sie bringt uns auf andere Gedanken und Zum Zeitpunkt der Abfassung dieser lässt uns abschalten vom Arbeitsalltag Eine Möglichkeit, sich täglich über ak- Zeilen hat die FG 93 Mitglieder aus und schafft uns so eine dringende Er- tuelle kosmische Begegnungen zu in- insgesamt 6 europäischen Staaten. Da- holung. formieren, finden Sie auf der Homepage von sind 59 Mitglied der VdS. Positi- von Klaus Hohmann unter http://astro- onen von Kleinplaneten können dem Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, fotografie.hohmann-edv.de/aufnahmen/ Minor Planet Center (MPC) in den USA vielleicht auch einmal Kleinplaneten zu kosmische.begegnungen.php. Dort kann nur dann regelmäßig gemeldet werden, beobachten, dann sind Sie dazu herz- sich der interessierte Astrofotograf in wenn die Sternwarte einen Observatory lich eingeladen. Als Mitglied in der FG dem von Klaus geschriebenen Tool kos- Code besitzt. In der FG sind insgesamt Kleine Planeten werden Sie Gleichge- mische Begegnungen anzeigen lassen. 68 solcher Sternwarten vertreten. sinnte treffen und von den Erfahrungen Interaktiv hat man die Möglichkeit, ver- der anderen profitieren. schiedene Parameter wie die Helligkeit Im letzten VdS-Journal für Astrono- des Deep-Sky-Objektes oder die Hellig- mie hat Herr Manfred Simon, auch keit des Kleinplaneten selbst auszuwäh- VdS-Mitglied, ein sehr schönes Foto len, um eine passende Konjunktion für sich zu finden.

VdS-Journal Nr. 47 Kleine Planeten 75

1 Der Kleinplanet (26629) Zahller rechts neben dem Kugelsternhaufen Palomar 13 und links oberhalb davon der Kleinplanet (74079) 1998 NS. Belichtet mit einem 18-zölligen Newton, f/3,7, und einer Atik-16IC-HS-CCD-Kamera.

Wir möchten Sie im Namen der Fach- Bitte vergessen Sie nicht das Aufnahme- Hinweise auf Internetlinks: gruppe Kleine Planeten der VdS auffor- datum, die fotografi erten Objekte und [1] http://astro-kooperation. dern, Ihre kosmische Begegnung einzu- die Daten des Teleskops bzw. der Kamera com/?attachment_id=1012 senden, um zukünftige Ausgaben des mitzuteilen. Der Autor eines ausgewähl- [2] www.deep-sky.co.uk/observing/ VdS-Journals für Astronomie mit Ihren ten Bildes wird anschließend aufgefor- palglobs/palglobs.htm Bildern zu bereichern. Schicken Sie die dert, eine unkomprimierte Version des Bilder per Mail mit dem Betreff „Kosmi- Bildes für den Druck zur Verfügung zu sche Begegnung“ an [email protected]. stellen.

Eine Auswahl interessanter Begegnungen von Kleinplaneten mit Deep-Sky-Objekten im 4. Quartal 2013

Datum Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand 05.10.2013 24:00 (993) Moultona 15,1 NGC 125/28 Gx 13,3/12,8 2’ 06.10.2013 24:00 (174) Phaedra 13,3 NGC 784 Gx 12,1 3’ 11.11.2013 24:00 (1364) Safara 15,2 NGC 864 Gx 11,7 6’ 12.11.2013 24:00 (5648) 1990 VU1 16,1 M 77 Gx 9,7 4’ 03.12.2013 24:00 (2766) Leeuwenhoek 15,2 IC 405 GN 10 2’ 25.12.2013 24:00 (612) Veronika 16,0 IC 434 GN 11 6’

Tabelle 1: Abkürzungen: Gx = Galaxie, GN = Gasnebel.

VdS-Journal Nr. 47 76 Kleine Planeten

Auf der Jagd nach NEAs mit der DSLR von Manfred Simon

Ich habe bisher nicht versucht, neue As- teroiden aufzuspüren. Mein nachfolgend 1 beschriebenes Jagdfi eber bezieht sich auf Der Asteroid 2007 bekannte erdnahe Asteroiden, welche als TU24 und die NEAs (Near Asteroids) bezeichnet Dreiecks-Galaxie werden. Angespornt wurde ich hierzu, M 33 als im SuW-Heft 01/2008 vom etwa 250 m großen Asteroiden 2007 TU24 zu lesen war. Bis dahin hatte ich schon fast alles fotografi ert, was der Himmel so hergibt, sei es mit Kurzzeit- und Langzeit-Web- Cams (Philips 740K), oder mit meiner DSLR (Canon EOS 300D). Sonne und Mond, Planeten und Kometen, Sternhau- fen und Nebel, Dunkelnebel und Gala- xien, ISS bei Nacht und vor der Sonne, um nur einiges zu nennen. Denn mein 8-Zoll-Schmidt-Newton ist mit f/4 wirk- lich ein Allround-Gerät. Doch Gesteins- brocken, die quasi durch den Vorgarten unseres Heimatplaneten fl iegen, hatte über die voraussichtlichen Bahnverläufe ton im Garten auf, damals noch auf der ich bisher noch nicht anvisiert. Da sie in den 3 Nächten der Annäherung. Als Montierung LXD55 ohne die Möglichkeit sich aufgrund der Erdnähe recht schnell ich feststellte, dass er am 28.01.2008 einer Nachführkorrektur. Als Aufnah- über den Himmel bewegen, hinterlassen auch an der Dreiecks-Galaxie M 33 vor- mekamera verwendete ich meine Canon sie auf Fotos Strichspuren. Nachstehend beikommen wird, war mein Jagdfi eber EOS 300D, mit der ich ein Himmelsare- schreibe ich deshalb etwas über meine endgültig ausgebrochen. 2007 TU24 ist al von 64 x 96 Bogenminuten abdecken bisherigen Erfahrungen, solche Strich- ein so genannter Apollo-Asteroid, der konnte. Danach lud ich mir von CalSky spuren zu dokumentieren. die Sonne auf einer stark exzentrischen [1] noch die aktuellsten Ephemeriden mit Bahn mit einer numerischen Exzent- einer Schrittweite von 15 min herunter. Aller Anfang ist schwer – der Aste- rizität von 0,53 und einer um 5,6 Grad Da er sich mit einer Geschwindigkeit von roid 2007 TU24 gegen die Erdbahnebene geneigten Bahn einigen Bogenminuten in der Minute Der erst am 11.10.2007 entdeckte Aste- einmal in 2,8 Jahren umrundet. Im Mi- über den Himmel bewegte, musste ich roid 2007 TU24 sollte sich der Erde Ende nimum (Perihel) ist er 0,95 AE von der beim Anpeilen meines Aufnahmefeldes Januar 2008 bis auf etwa 0,0037 AE Sonne entfernt und im Maximum (Aphel) aber immer ein Stück voraus sein. So nähern, das entspricht nur der 1,5-fa- beträgt seine Entfernung 3,13 AE. machte ich die ersten Aufnahmen mit chen Mondentfernung, und dabei 10,2 einer Belichtungszeit von 30 s in kurzen mag hell werden. Mit den vorläufi gen Am 28.01.2008 meinte es der Himmel Abständen mit dem Selbstauslöser. War Ephemeriden im SuW-Heft 01/2008 ver- ausgesprochen gut. Schon am frühen ich an der richtigen Stelle? Damals be- schaffte ich mir einen ersten Überblick Abend baute ich meinen Schmidt-New- saß ich noch keinen Laptop, und mein PC

2 Der Asteroid 2007 TU24 und die Galaxien M 81 und M 82

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3 Die Bahn des Asteroiden 2011 MD 4 Der Asteroid (162421) 2000 ET70 im Februar 2012

stand im 1. Stock! Sofort nahm ich die tierung stand zu nah am Haus für diesen Die ungenau aufgestellte Montierung Chip-Karte aus der Kamera und eilte zum Himmelsausschnitt! Schnell stellte ich sie hatte eine solch starke Bildfelddrehung PC, um nachzuschauen, ob ich ihn auch einfach 5 m südlicher auf den dort recht zur Folge, dass sich beim „Addieren auf erwischt hatte. Siehe da, auf den ersten weichen Rasen. Zeit zum genauen Einn- Sterne“ die Striche als leicht schräg lie- Bildern waren Strichspuren zu erkennen, orden hatte ich nicht mehr. Das war ein gende Einzelstriche aneinanderreihten, aber nur 2 Stück ganz oben am Bildrand. Fehler, wie sich später herausstellte. So wie es auf meinem Bild unschwer zu er- Somit musste ich künftig mehr Vorlauf- konnte ich von 22:22 bis 22:45 MEZ sei- kennen ist (vgl. Abb. 2). Sei’s drum, er zeit einplanen! Dann wechselte ich zu nen Weg im Sternbild Großer Bär sicher war zu sehen, und die Galaxien M 81 und M 33, den ich in die linke untere Ecke auf meinen Chip bannen (9 Aufnahmen, M 82 auch. Und ich hatte bei diesen ers- des Suchers platzierte, und machte die je 120 s mit 30 s Abstand, ISO 1600). ten beiden Versuchen viel dazugelernt. nächste Aufnahmeserie ab 23:14 MEZ, Diesmal war er rund 703.000 km weit Und diese Erlebnisse weckten in mir den da sollte er M 33 passieren. Tatsächlich weg, und er entfernte sich von uns schon Wunsch, solche Ereignisse auch künftig konnte ich beim Auswerten das um diese wieder mit 33.000 km/h. zu dokumentieren. Zeit 670.000 km entfernte Objekt – aber wieder nur am oberen Rand – auf den Wäre dieser Gesteinsbrocken auf die Der Asteroid 2011 MD im Juni 2011 ersten 3 Aufnahmen entdecken. Leider Erde gekracht, hätte er schwere Schäden Die nächste Gelegenheit ergab sich für waren meine ersten Ergebnisse nicht op- angerichtet, denn er zählt nicht gerade mich aber erst im Juni 2011, als der Aste- timal (vgl. Abb. 1), denn die lichtschwa- zu den kleinsten seiner Gattung. Es war roid 2011 MD angekündigt war. Die Jagd che Galaxie M 33 stand dabei nur 28° im die kleinste Annäherung eines bekann- konnte erneut beginnen. Inzwischen leichten Dunst über dem Westhorizont. ten Asteroiden dieser Größe bis zum setzte ich meinen Schmidt-Newton auf Jahr 2027. Doch wie viele Unbekannte eine EQ-6-Montierung, besaß eine Ca- Doch auch am nächsten Tag, am schwirren da noch herum? Er kam der non 1000D, einen Laptop, und nutzte die 29.01.2008, war wieder klarer Himmel. Erde so nahe, dass Radarabtastungen Möglichkeit der Nachführkorrektur. Erst Im Radio wurde über den Erdkreuzer mit Radioteleskopen und Spektralunter- 5 Tage vorher, am 22. Juni 2011, war er berichtet, denn vormittags gegen 09:33 suchungen seiner Oberfl äche möglich auf Aufnahmen des Lincoln Near Earth MEZ kam er mit 537.500 km Entfer- wurden. Am 29.01.2008 zog übrigens ein Asteroid Research (LINEAR) in Socorro, nung der Erde am nächsten. Am Abend weiterer, ähnlicher Asteroid an der Erde New Mexico, entdeckt worden. Dieser stand der Große Wagen mit der Deichsel vorbei, es war 2006 JY25, allerdings in Asteroid war natürlich eine besondere senkrecht nach unten am Nordosthim- mehr als 42-facher Mondentfernung. So- Herausforderung. Denn dabei handelte mel, und nahe der oberen Kastensterne mit müssen wir immer wieder mit sol- es sich um einen Gesteinsbrocken, dessen sollte er sich an den Galaxien M 81 und chen Annäherungen von meist neu ent- Größe nur auf 18 Meter geschätzt wurde M 82 vorbeibewegen. Diesmal benutzte deckten NEAs rechnen. und der der Erde am 27.06.2011 gegen ich wegen des erforderlichen größeren 18 Uhr MEZ über dem Pazifi k bis auf Gesichtsfeldes aber ein 135-mm-Teleob- Doch nach dem Auswerten dieser Bilder 12.280 km (!) nahekommen sollte. Astro- jektiv, um diese Begegnung einfangen zu bemerkte ich, dass als Ergebnis keine ge- nomisch gesehen, einen Fingerbreit von können. Doch welcher Schreck: Die Mon- radlinige gestrichelte Spur herauskam. unserer Haustüre entfernt!

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wie ein Haus, nur 16 mag hell, dazu noch in 188.000 km Entfernung, das war wie- der Spannung pur! Dazwischen richtete ich meinen Blick auch nach oben zum Himmelszelt und suchte das Sternbild Nördliche Krone. Irgendwie prickelte es auf meinem Rücken!

Am Tag darauf beim Auswerten machte sich jedoch erneut Ernüchterung breit: Die Striche von 2011 MD waren zu schwach und kaum zu sehen. Zwischen 00:25 und 00:30 MEZ waren nur drei kurze Spuren zum Auswerten geeignet. Das war kein Wunder, da er, wie ich spä- ter las, eine Rotationszeit von 23 Minuten 5 mit einer Helligkeitsänderung um eine Der Asteroid (153958) 2002 AM31 ganze Größenklasse hatte. Und natürlich war das Ergebnis stark verrauscht, egal, ob ich beim Auswerten Fitswork, Deep- SkyStacker oder sogar Giotto verwen- dete. Je mehr Bilder ich addierte, desto schwächer wurden die Striche. Das war für eine Bildveröffentlichung einfach zu schwach. Aber am PC-Bildschirm waren sie noch erkennbar, und ich hatte ihn in meiner Sammlung.

Sein Bahnverlauf ist aus der Grafi k (Abb. 3) ersichtlich. Wie ich später gelesen hat- te, bestand zu keiner Zeit die Gefahr, dass er auf die Erde stürzte. Und selbst wenn, wäre er wohl in der Atmosphäre zerbors- ten. Doch denken wir an den 17 Meter großen Meteoriten, der am 15.02.2013 mit 18 km/s in die Erdatmosphäre eintrat und nahe der russischen Stadt Tschelja- binsk in großer Höhe zerplatzte. Dort hatte er wegen der Druckwelle großen Schaden angerichtet und durch die her- umfl iegenden Glassplitter viele Verletzte 6 Der Asteroid (4179) Toutatis im Dezember 2012 gefordert. Im Jahr 2012 hatte ich dann die Gelegenheit, gleich drei erdnahe As- teroiden aufs Korn zu nehmen.

Der Asteroid (162421) 2000 ET70 In der Nacht zum 27.06.2011 war gutes 90 s bei ISO 800. In Abständen von 30 s im Februar 2012 Wetter. Anhand der Daten von CalSky wurden die Bilder auf den Laptop herun- Im SuW-Heft 2/2012 erschien ein Arti- stellte ich fest, dass er gegen 00:15 MEZ tergeladen. kel über diesen Aten-Asteroiden, der in den 7,7 mag hellen Stern SAO 84205 im der Nacht vom 19. auf den 20.02.2012 Sternbild Nördliche Krone passieren und Als es soweit war und ich mit den Auf- mit nur 0,045 AE unserer Erde recht dabei von uns 188.000 km entfernt sein nahmen begann, schaute ich vor dem nahekommen sollte. Leider spielte das würde. Dorthin richtete ich rechtzeitig Bildschirm sitzend gespannt jede he- Wetter erst am 20./21.02.2012 soweit mein Teleskop und machte Probeaufnah- runtergeladene Aufnahme an. War da mit, dass ich den Versuch wagen konnte, men, um sicherzustellen, dass ich an der etwas? Oder doch nicht? Tatsächlich, da ihn vom Balkon aus zu erwischen. Denn richtigen Stelle war. Diesmal verwendete war oft ein kaum wahrnehmbarer dünner er bewegte sich nur rund 19° über dem ich zur Aufnahmesteuerung der Canon Strich zu sehen, der sich von Bild zu Bild Horizont, zudem in der störenden Licht- 1000D meinen Laptop und machte Auf- weiterbewegte. Auf meinem Bildschirm glocke unseres Ortes und beeinträchtigt nahmen mit einer Belichtungszeit von einen Brocken zu verfolgen, nur so groß durch verzerrend wirkende Schlieren aus

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benachbarten Kaminen. Die genauen Ephemeriden seiner Bahn holte ich mir wieder von CalSky, und so konnte ich seine Strichspur am 21.02.2012 ab 01:08 MEZ tatsächlich aufnehmen. Ich ver- wendete die gleiche Ausrüstung wie das letzte Mal, diesmal allerdings mit einer Nachführkorrektur. Ich machte 30 Auf- nahmen von je 3 Minuten mit Zwischen- räumen von 25 s bei ISO 800. Bei jedem, neu auf den Laptop heruntergeladenem Bild konnte ich dabei verfolgen, wie ein feiner Strich weiterwanderte, der aber durch aufziehenden Dunst leider immer schwächer wurde. Zum Auswerten für das Strichspurbild waren deshalb nur 7 die ersten 5 Aufnahmen geeignet (Abb. Der Beobachtungsplatz auf der Terrasse im Garten 4). Mein Bildausschnitt (Norden ist oben) zeigt auf dem 36 x 48 Bogenminuten großen Himmelsareal die 17-minütige Doch bereits am 23.07.2012 konnte ich 0,9212 AE und einem Aphel von 4,1238 Bahn des Asteroiden zwischen 01:08 und ihn das zweite Mal fotografi eren. Und AE. Aufgrund seiner Größe (4,5 x 2,4 x 01:25 MEZ im Sternbild Rabe, etwa bei zwar von 00:17 bis 02:14 MEZ im Stern- 1,9 km) ist es gut, wenn er uns nicht zu der Rektaszension 12h 10m und der De- bild Cepheus nahe dem 5,1 mag hellen nahe auf den Pelz rückt. klination -21° 07´. Der helle Stern rechts Stern SAO 10425. Dabei befand er sich daneben ist PPM 259935 mit 8,3 mag. mit ca. 1,0126 AE immer noch außerhalb Meine Erfahrungen und Arbeits- der Erdbahn und war von uns 5,27 Mio. abläufe Der rund 700 m große Erdbahnkreuzer km entfernt. Die mit gleichen Aufnah- Welche Verfahren und Abläufe haben (162421) 2000 ET70 wurde bereits am medaten wie am 19.07.2012 erzielten 50 sich bei mir inzwischen bewährt? Nun, 08.03.2000 von LINEAR entdeckt, hält Bilder wertete ich jedoch unterschiedlich zuerst muss überhaupt in Erfahrung ge- sich überwiegend innerhalb der Erdbahn aus, da auf der Gesamtaufnahme 4 Satel- bracht werden, wann uns potenzielle auf und umrundet die Sonne in 336,6 litenspuren das Bildfeld zierten und seine Erdbahnkreuzer nahe genug kommen. Tagen. Zum Zeitpunkt meiner Aufnah- Strichspuren langsam immer schwächer Bei bekannten Objekten hatte ich dies men befand er sich jedoch mit 1,0232 AE wurden, denn meine Schmidtplatte war aus SuW-Heften entnommen. Für un- etwas außerhalb der Erdbahn, war 13,2 zunehmend angelaufen. Siehe mein Bild versehens auftauchende Objekte braucht mag hell und 0,0461 AE (ca. 6,9 Mio. km) im VdS-Journal für Astronomie 46, S. 88. man natürlich andere Quellen. Hier ver- von uns entfernt. weise ich neben CalSky [1] u. a. auf die Der Asteroid (4179) Toutatis im Homepages von „spaceweather“ [2] und Zweimal der Asteroid (153958) Dezember 2012 des „Minor Planet Center“ [3]. Dabei ist 2002 AM31 Entdeckt wurde der nach dem keltischen es wichtig, die in den Homepages aus- Diesen am 14.01.2002 ebenfalls von Gott Teutates benannte Himmelskörper gewiesenen Uhrzeiten zuzuordnen (MEZ, LINEAR entdeckten Erdbahnkreuzer bereits am 04.01.1989 vom französi- MESZ, UTC), sonst gibt es einen „Fehl- konnte ich im Juli 2012 gleich zweimal schen Astronomen Christian Pollas. Am schuss“. Als nächstes ermittle ich für die fotografi eren, wieder von meinem Beob- 12.12.2012 kam uns dieser Apollo-Aste- betreffenden Nächte das Sternbild, um achtungsplatz im Garten aus. Das erste roid bis auf 0,046 AE nahe. Fotografi eren festzustellen, ob die Objekte von meinen Mal am 18.07.2012 von 23:34 bis 23:57 konnte ich ihn an diesem Tag zwischen zwei Beobachtungsplätzen aus über- MEZ im Sternbild Schwan. Gleiche Aus- 18:47 und 20:10 MEZ nahe dem 6,9 mag haupt zu erreichen sind. Meist beobachte rüstung wie zuletzt, Aufnahmen von 120 s hellen Stern SAO 110024 im Sternbild ich vom südlich der Terrasse gelegenen mit Nachführkorrektur bei ISO 800, mit Fische (25 Aufnahmen, je 3 Minuten im Garten aus (Abb. 7), wo ich in die Gras- 20 s Zwischenräumen. Der hellste Stern Abstand von 20 s (Abb. 6)). Dabei war narbe drei Eishockey-Pucks eingearbeitet unterhalb der Strichspur ist SAO 48224 er rund 6,96 Mio. km entfernt, 10,8 mag habe, in die ich mit einem Zentrumsboh- mit 6,9 mag (Abb. 5). Zum Zeitpunkt hell und befand sich mit 1,0105 AE Ent- rer 1 cm tiefe und 1 cm breite Löcher der Aufnahmen war der Apollo-Asteroid fernung zur Sonne schon wieder außer- gebohrt hatte. So ist das Aufstellen und 14,4 mag hell, befand sich mit 1,0312 halb unserer Erdbahn. Nur 14 Stunden Einnorden der Montierung ein Kinder- AE leicht außerhalb der Erdbahn und später fl og die chinesische Raumson- spiel. Wenn ich tiefer in Richtung Ho- war von uns ca. 6,22 Mio. km entfernt. de Chang’e-2 in 38 km Entfernung an rizont schauen möchte, stelle ich meine Sein Perihel beträgt 0,935 und sein Aphel ihm vorbei und machte dabei eine sehr Montierung auf den Balkon, der nach 2,475 AE; seine Größe wird auf 340 m schöne Aufnahmenserie (siehe SuW-Heft SSW ausgerichtet ist. Auch dort habe ich geschätzt und um die Sonne braucht er 3/2012, Seite 18). Toutatis umrundet die den Aufstellplatz für das Stativ schon 2,24 Jahre. Sonne in 4 Jahren mit einem Perihel von gekennzeichnet.

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Nun hofft man auf gutes Wetter. Die ge- „Kick“, den Weg des Asteroiden von Bild bilder bearbeite ich zuerst mit Fitswork, nauen Ephemeriden entnehme ich erst zu Bild live zu verfolgen, denn das ist danach bei Bedarf auch noch mit Pho- kurz vor der Beobachtungsnacht dem das eigentlich Spannende daran. Vorteile toshop Elements. Gelegentlich erstelle CalSky-Programm [1], wobei ich mir zu- kann es auch bringen, vom betreffenden ich auch kleine Animationen, sei es als sätzlich auch die dazugehörige Sternkar- Himmelsareal zusätzliche Aufnahmen avi-Datei mit dem Programm „Startrails“ te in invertierter Form ausdrucke. Darin zu machen, wenn das Objekt noch nicht [7] oder als gif-Datei mit dem Programm vermerke ich handschriftlich neben der oder nicht mehr durchzieht. Damit kann „Animake“ [8]. Dann können solche na- eingezeichneten Bahn noch die entspre- beim Addieren meist das Bildrauschen hen Vorbeiflüge auch einem interessier- chenden genauen Uhrzeiten. im Summenbild reduziert werden. Wenn ten Publikum veranschaulicht werden. NEAs etwas weiter entfernt an interes- Dann ist es wichtig, rechtzeitig vom aus- santen Himmelsobjekten vorbeiziehen Der Titel meines Beitrages lautet „Jagd gesuchten Sternfeld Probeaufnahmen zu (an Galaxien oder Sternhaufen) und bei- auf NEAs“. Dabei versuche ich aber machen. Diese Aufnahmen vergleiche de hell genug sind, kann man auch mit nicht, selbst neue zu entdecken, ich er- ich mit der Karte im HNSKY-Programm kürzeren Brennweiten (z. B. mit Fotoob- freue mich einfach an den Ergebnissen. [4], das ich auf meinem Laptop installiert jektiven) arbeiten. Dies gilt auch bei sehr Und ich mache auch keine astrometri- habe, und in die ich auch den Messrah- nahen und damit schnellen Objekten, wie schen Auswertungen, z. B. mit der Soft- men meiner Kamera einblenden kann z. B. dem Apollo-Asteroiden 2012 DA 14 ware „Astrometrica“ von Herbert Raab (bei der Canon 1000D bei mir 93 x 62 am 15.02.2013; leider war der Himmel in [9]. Aber was nicht ist, das kann ja noch Bogenminuten). Falls erforderlich, kor- dieser Nacht voller Wolken, so dass mei- werden! rigiere ich noch das Aufnahmefeld. Die ne Vorbereitungen mit einem 200-mm- Belichtungszeiten sind unterschiedlich, Objektiv hierzu umsonst waren. Hinweise auf Internetlinks: je nach Objekt maximal 2 bis 3 Minu- [1] www.calsky.com/cs.cgi/ Asteroids ten bei ISO 800, dann jedoch mit Nach- Auswertungen erstelle ich in der Regel [2] www.spaceweather.com führkorrektur. Für das Herunterladen der mit dem Programm „DeepSkyStacker“ [3] www.minorplanetcenter.net/iau/ Bilder (RAW+JPG) auf meinen Laptop [5], wobei beim Stacking-Modus die mpc.html muss ich 20 s Zwischenräume einplanen. Auswertung „Maximum“ eingestellt wer- [4] www.hnsky.org/software.htm Bei kurz belichteten Aufnahmeserien den muss. Manchmal verwende ich auch [5] http://deepskystacker.free.fr/ bis 30 s kann ich auch einen feststell- das Programm „Fitswork“ [6], wobei hier german/index.html baren Fernauslöser anschließen und die beim Addieren ebenfalls die Maximum- [6] www.fitswork.de/software Bilder auf die Chipkarte der Kamera ab- Auswertung anzuwenden ist. Dunkelbil- [7] www.startrails.de/html/softwared. speichern. Die Zwischenräume zwischen der („Darks“) mache ich dabei nur selten, html den Bildern betragen dann nur 2,5 s, vorbereitete „Flats“ verwende ich wegen [8] www.animake.de/ man hat somit fast eine durchgehende der Vignettierung jedoch immer. Die im [9] www.astrometrica.at Linie. Allerdings vermisse ich dann den Fits-Format abgespeicherten Summen- Bickel überholt Börngen – die erfolgreichsten deutschen Kleinplanetenentdecker von Erwin Schwab

Nach 150 Jahren steht wieder ein Ama- furt am Main, war der Sohn eines jüdi- deckte er 1852 seinen ersten Kleinpla- teurastronom an der Spitze der erfolg- schen Kaufmanns. Er arbeitete zunächst neten (21) Lutetia mit einem Instrument, reichsten deutschen Kleinplanetenjäger. im Unternehmen seines Vaters, wandte dessen Objektivdurchmesser nicht größer Mit 539 nummerierten und ihm somit sich aber dann der Malerei zu, die er in war als 5 cm [6]. endgültig anerkannten Funden hat Wolf Paris studierte und ausübte. Erst 1847, im Bickel den bisher führenden Profiastro- Alter von 45 Jahren, begann er nebenbei Goldschmidt löste im Jahr 1858 den bri- nomen Freimut Börngen im April 2013 sich mit der Astronomie zu beschäftigen tischen Astronomen John Russel Hind vom Spitzenplatz der deutschen Ranglis- [1]. Er nutzte als Beobachtungsstandort ab, der 10 Entdeckungen im Zeitraum te verdrängt. Vor rund 150 Jahren war nicht das Pariser Observatorium, son- von 1847-1854 verbuchen konnte, und es Hermann Goldschmidt, der mit seinen dern sein bescheidenes kleines Atelier wurde somit vor 150 Jahren nicht nur Entdeckungen damals sogar an der Welt- im sechsten Stockwerk oberhalb des Café der erfolgreichste deutsche Kleinplane- spitze lag. Procope im Stadtteil Quartier Latin, spä- tenjäger, sondern auch der „Weltrekord- ter eine Dachgeschoss-Wohnung in der halter“. Bei Goldschmidts 14. und letztem Die deutsche Rangliste im Wandel Rue de Seine Nr. 12 für seine letzten zwei Fund (70) Panopaea im Jahr 1861 gingen der Zeit Entdeckungen [2 bis 5]. Sein Himmels- 20 % aller bis dahin entdeckten Kleinpla- Der Amateurastronom Hermann Gold- areal war durch die vorhandenen Fenster neten auf sein Konto. In einem Nachruf, schmidt (1802-1866), geboren in Frank- begrenzt. Im Alter von 50 Jahren ent- aus britischer Sichtweise formuliert, ist

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zu lesen: “... was one of a type of men common enough, we are glad to say, in England, but necessarily rare on the Continent - namely, enthusiastic ama- teurs.” – Er war ein begeisterter Ama- teur, welche zum Glück in England häu- fi g verbreitet sind, aber selten auf dem Kontinent [7].

1866 übernahm der Profi astronom Robert Luther (1822-1900) mit seiner 15. Entde- ckung, dem Kleinplaneten (90) Antiope, die deutsche und weltweite Führung. Luther war der Direktor der Sternwarte Düsseldorf-Bilk, die im 2. Weltkrieg zer- 1 Freimut Börngen am Blinkkomparator, im Vergleich zu heute eine sehr zeitaufwändige stört und nicht wieder aufgebaut wurde Auswertung. Bildautor: Wolfgang Högner, Tautenburg [8]. Dort machte er seine insgesamt 24 Entdeckungen visuell. Er wurde schließ- lich von Max Wolf (1863-1932) vom (keine Team-Entdeckungen). Aufgelistet Martin-Luther-Universität. Börngen war Spitzenplatz verdrängt, der als Erster sind die deutschen Entdecker, die bis 25. zunächst Assistent an der Sternwarte in Kleinplaneten fotografi sch suchte und im April 2013 (Minor Planet Circular MPC Sonneberg. Es wurde ihm aber nach 14 Jahr 1896 seinen 25. Kleinplaneten fand. 83227- 83586) mindestens 10 Funde an- Monaten aus politischen Gründen ge- Die fotografi sche Suche steigerte die Ent- erkannt bekamen. Daten vom MPC [9], kündigt. Zur Überbrückung war er im deckungsrate enorm und bescherte Wolf [10]. Bereich der Medizin tätig und wurde schließlich 248 Neufunde bis zum Jahr dann nach Tautenburg als wissenschaft- 1932. Es sollten dann immerhin noch Freimut Börngen licher Mitarbeiter des Karl-Schwarz- rund 25 Jahre vergehen bis diese Leis- Freimut Börngen wurde am 17. Oktober schild-Observatoriums (heute: Thüringer tung von Karl Reinmuth (1892-1979), 1930 in Halle geboren und besuchte dort Landessternwarte) gerufen, wo er bis zu der sein Handwerk von Max Wolf gelernt die Oberschule, wo er 1951 sein Abitur seiner Emeritierung 1995 tätig war. Die hatte und ebenso alle seine Entdeckun- absolvierte. Er studierte Physik an der Kinder des seit 2010 Verwitweten sind gen von Heidelberg aus machte, über- beide Berufsmusiker. Seine Tochter ist troffen wurde. Cellistin und sein Sohn Kirchenmusiker. Am Karl-Schwarzschild-Observatorium Nach der Wiedervereinigung Deutsch- gelangen ihm 537 Kleinplaneten-Entde- lands wurde im Jahr 2002 der Profi as- ckungen (Stand April 2013) in den Jah- tronom Freimut Börngen aus der ehema- ren von 1961-1995. Spitzenreiter in der ligen DDR Spitzenreiter der deutschen deutschen Rangliste wurde Börngen aber Kleinplaneten-Entdecker, bis er nun vom erst im Jahr 2002, was daran liegt, dass es Amateurastronomen Wolf Bickel einge- vom eigentlichen Entdeckungszeitpunkt holt wurde. bis zur Nummerierung des Kleinplaneten und der damit verbundenen endgültigen Ein mittels moderner Digitaltechnolo- Anerkennung der Entdeckung damals im gie arbeitender Amateur überholt den Mittel 10 Jahre gedauert hat. Seine Fun- Profi , der noch auf Zelluloid belichtete. de machte er nicht digital, sondern auf Das Zeitalter der Fotografi e mittels Film- großformatigen Fotoplatten, belichtet am emulsion ist letztendlich auch in dieser bis heute größten Schmidt-Teleskop der Statistik von der Digitaltechnik eingeholt Welt mit 2 Metern Spiegeldurchmesser. worden. Rund 150 Jahre nach Hermann Die im Vergleich zur Digitaltechnik sehr Goldschmidts Leistungen steht wieder zeitaufwändige Auswertung der Foto- ein Amateurastronom an der Spitze der platten geschah mittels Blinkkompara- erfolgreichsten deutschen Kleinplaneten- tor und anschließender Vermessung der jäger. Objekte an einem Koordinatenmessgerät. Viele seiner Entdeckungen machte er zu- Die Tabelle der erfolgreichsten deutschen sammen mit Lutz Schmadel vom Astro- Kleinplaneten-Entdecker aller Zeiten be- nomischen Recheninstitut Heidelberg. rücksichtigt in einer Rangliste alle num- 2 Wolf Bickel an seinem 60-cm-Tele- merierten Kleinplaneten-Entdeckungen, skop, alles Marke Eigenbau. Wolf Bickel die vom Minor Planet Center als indivi- Bildautor: Wolf Bickel, Bergisch Wolf Bickel wurde am 6. Juli 1942 in duelle Entdeckungen eingestuft wurden Gladbach Bensberg geboren und ist verheiratet.

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Tabelle der erfolgreichsten deutschen Kleinplaneten-Entdecker aller Zeiten

Entdecker Anzahl Status Zeitraum Entdeckungsstandorte 1. Bickel, Wolf 539 Amateur 1995-2010 Bergisch Gladbach (Deutschl.) 2. Börngen, Freimut 537 Profi 1961-1995 Tautenburg (Deutschl.) 3. Hönig, Sebastian F. 494 Amateur 2002-2008 Palomar (USA), Punaauia (Polynesien) 4. Reinmuth, Karl 395 Profi 1914-1957 Heidelberg (Deutschl.) 5. Wolf, Max F. 248 Profi 1891-1932 Heidelberg (Deutschl.) 6. Schmadel, Lutz D. 241 Profi 1960-1993 Tautenburg (Deutschl.), La Silla (Chile), Palomar (USA) 7. Kopff, August 68 Profi 1904-1909 Heidelberg (Deutschl.) 8. Schwab, Erwin 57 Amateur 2006-2010 Taunus (Deutschl.), Mayhill (USA), Moorook (Australien) 9. Apitzsch, Rolf 55 Amateur 2004-2010 Wildberg (Deutschl.) 10. Kling, Rainer 52 Amateur 2006-2010 Taunus (Deutschl.) 11. Hormuth, Felix 45 Profi 2003-2009 Calar Alto (Spanien), Heppenheim und Heidelberg (Deutschl.) 12. Scholl, Hans 42 Profi 2003-2005 La Silla (Chile) 13. Karge, Stefan 36 Amateur 2007-2010 Taunus (Deutschl.), Mayhill (USA) 14. Schuster, Hans-Emil 25 Profi 1976-1982 La Silla (Chile) 15. Luther, Robert 24 Profi 1852-1890 Düsseldorf-Bilk (Deutschl.) 16. Kandler, Jens 23 Amateur 1997-2005 Drebach (Deutschl.) 17. Schwassmann, Arnold 22 Profi 1898-1932 Heidelberg und Bergedorf (Deutschl.) 18. Lehmann, Gerhard 21 Amateur 1998-2004 Drebach (Deutschl.) 18. Kaiser, Franz 21 Profi 1911-1914 Heidelberg (Deutschl.) 20. Götz, Paul 20 Profi 1903-1905 Heidelberg (Deutschl.) 21. Goldschmidt, Hermann 14 Amateur 1852-1861 Paris (Frankreich) 22. Helffrich, Josef 13 Profi 1909-1911 Heidelberg (Deutschl.) 22. Knöfel, André 13 Amateur 1998-2007 Drebach (Deutschl.) 22. Meyer, Maik 13 Amateur 2002 Palomar (USA) 25. Zimmer, Ute 11 Amateur 2007-2009 Taunus (Deutschl.) 26. Baade, Walter 10 Profi 1920-1949 Bergedorf (Deutschl.), Palomar und Mount Wilson (USA)

Sein Studium der Elektrotechnik an statt Briefe. Aufgrund dieser anfänglich sen beiden Kategorien besteht in der An- der technischen Hochschule in Aachen holprigen Verständigung gab es Missver- zahl der beteiligten Beobachter. Liegt die schloss er 1969 mit Diplom ab. Seine ständnisse bezüglich des Standort-Na- Anzahl der in der Entdeckungsmeldung Begeisterung für die Astronomie wurde mens der Sternwarte. Dies führte dazu, genannten Personen über zwei, dann de- entflammt, als er im Alter von 16 Jahren dass bis heute im MPC-Register Bickels finiert das MPC diesen Fund automatisch von seiner Großmutter ein galileisches Wohnort Bergisch-Gladbach eingetragen als eine Team-Entdeckung. Als „Discove- Fernglas und zeitgleich eine Sternkarte wurde und nicht der eigentliche Standort rer“ wird dann entweder der Name des von einer Bekannten geschenkt bekam. der Sternwarte, welcher sich rund 30 km Teams oder, wenn es keinen offiziellen Er begann, Teleskope selbst zu bauen und entfernt befindet. Im April 2013 über- Team-Namen gibt, der Name der Stern- Parabolspiegel zu schleifen. Sein bishe- nahm er mit 539 anerkannten Funden warte aufgeführt. riges Meisterwerk der Schleifkunst mit die Erstplatzierung der erfolgreichsten einem sagenhaften Spiegeldurchmesser deutschen Kleinplaneten-Entdecker. Da in der hier gezeigten Rangliste nur von 0,6 Metern hat er 1995 fertiggestellt die individuellen Entdeckungen auf- und damit im gleichen Jahr seinen ersten Individuelle oder Team- gelistet sind, soll an dieser Stelle die Kleinplaneten entdeckt. Dieses Teleskop Entdeckungen Starkenburg-Sternwarte Heppenheim ex- benutzt er bis heute. Als Grundlage der hier gezeigten Rang- plizit erwähnt werden, welche zwar nicht liste der deutschen Kleinplanetenjäger generell die meisten Entdeckungen auf Für seine Jagd nach Kleinplaneten hat diente die offizielle Statistik des für Klein- deutschem Boden innehat, aber die meis- er zudem eine Astro-Digitalkamera im planeten-Entdeckungen weltweit zustän- ten als Team-Entdeckungen definierten Einsatz, welche er mittels Verwendung digen Minor Planet Centers (MPC) [9 und Funde vorweist. Von den bisherigen 51 eines gekauften Kodak KAF-4301E-Chips 10]. Der Autor hat daraus die deutschen Heppenheimer Kleinplanetenfunden natürlich auch selbst zusammenbastelte. Entdecker extrahiert. Sogenannte Team- konnten in der dargestellten Rangliste Diese betreibt er an seinem Newton, ohne Entdeckungen sind in der individuellen nur drei berücksichtigt werden, da alle Fangspiegel, direkt vor der Teleskopöff- Rangliste nicht berücksichtigt. anderen als Team-Entdeckungen defi- nung. niert sind. Das Minor Planet Center (MPC) ordnet Bei seiner ersten schriftlichen, nicht elek- die Funde entweder in individuelle Ent- Außerdem gibt es erfolgreiche deutsche tronischen Kommunikation mit dem Mi- deckungen oder in Team- bzw. Standort- Kleinplanetenjäger, die ihre Entdeckun- nor Planet Center (MPC) im Jahre 1996 Entdeckungen ein, wodurch statistische gen fast ausschließlich im Team gemacht wurde er darauf hingewiesen, dass man Betrachtungen nicht unbedingt einfacher haben und deshalb gar nicht oder viel bevorzuge, E-Mails zu bekommen an- werden. Der Unterschied zwischen die- seltener (und dann ausschließlich mit

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ihren individuellen Entdeckungen, wenn niert werden. Das ist insbesondere mit 5 France, 8-V-697 (2) vorhanden) namentlich in der Statistik Entdeckungen von Wolf Bickel gesche- [3] Gaál - Grasmann, 1964: „Neue des Minor Planet Centers erscheinen. hen, welche deshalb auch nicht in der deutsche Biographie“, Berlin, Bd. 6, Ganz besonders möchte ich deshalb den hier gezeigten Statistik berücksichtigt 610 deutschen Amateurastronomen Reiner wurden. [4] Printed by F. Jefferies, 1867: “Her- M. Stoss, der im Team des spanischen mann Goldschmidt, Artist and As- Observatorio de La Sagra aktiv war, her- Die Zukunft der individuellen Ent- tronomer“, p. 335, The Gentleman‘s vorheben. Denn das La-Sagra-Team ist deckungen magazine 223 mit über 1.370 anerkannten Kleinplane- Aufgrund der immer lichtschwächer wer- [5] J. C., 1866-1868: “The late Her- ten-Entdeckungen inzwischen weltweit denden Neuentdeckungen von Kleinpla- mann Goldschmidt”, The Jewish das erfolgreichste Amateurteam! Reiner neten müssen die nötigen Spiegeldurch- Messenger, New York M. Stoss taucht mangels individueller messer natürlich immer größer werden, [6] Priestley and Weale, 1867: “Her- Entdeckungen gar nicht in der hier ge- um erfolgreich zu sein. An Großtelesko- mann Goldschmidt“, Monthly Not. zeigten Rangliste auf. pen beobachten in der Regel keine Ein- Roy. Astron. Soc. 27, 115 zelpersonen, sondern meistens Teams. [7] Astronomical register, 1866: “Notes Des Weiteren gibt es Kleinplanetenjäger, Dies könnte dazu führen, dass sich in and Gleanings”, vol. 4, 256 die Entdeckungen in Fotoarchiven ma- Zukunft keine dramatischen Verände- [8] A. Korte, 2012: „Prof. Dr. Karl chen. Da diese Fotos aber meist nicht von rungen in der Rangliste der individuellen Theodor Robert Luther und die den Entdeckern selbst stammen, werden Entdeckungen zeigen werden. Bilker Sternwarte in Düsseldorf“, diese Funde in der Regel auch als Team- VdS-Journal für Astronomie 43, 52 Entdeckungen in der Statistik des Minor [9] www.minorplanetcenter.net/iau/ Planet Centers geführt. Literaturhinweise: lists/MPDiscsNum.html [1] Geringswald - Gruber, 1879: [10] www.minorplanetcenter.net/iau/ Manchmal passiert es dem MPC aber „Allgemeine deutsche Biographie“, lists/NumberedMPs.html auch, dass Entdeckungen, selbst wenn Leipzig, Bd. 9, 338 [11] F. Börngen, persönliche Kommuni- sie von einer einzigen Person stammen, [2] C. Flammarion, 1869: “Études et kation nicht als individuelle, sondern verse- lectures sur l‘astronomie”, Tome 2, [12] W. Bickel, persönliche Kommuni- hentlich als Team-Entdeckungen defi - p. 274, Bibliothèque nationale de kation Strukturelle Besonderheiten des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS) von Uwe Pilz

Prognose und Realität C/2011 L4 war die erste Kometenentde- ckung eines seinerzeit neuen Himmels- überwachungsprogramms „Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System“ (PanSTARRS). Im September 2011, acht Wochen nach der Entdeckung, lagen die ersten einigermaßen verläss- lichen Bahnanalysen vor. Der Komet schien eine herausragende, helle Erschei- nung zu versprechen. Die berechnete Pe- riheldistanz lag bei etwa 0,3 AE. Seriöse Prognosen gingen von einer Perihelhel- ligkeit von etwa 1 mag aus. Als sich der Komet zwei Jahre später der Erde nä-

Helligkeitsentwicklung des Kome- 1 ten C/2011 L4 (PanSTARRS) auf Basis von 58 Beobachtungen der Fachgruppe und 238 internationalen Beobachtungen

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2 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 10. März 2013 3 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 14. März 2013 um 18:47 UT, um 19:51 UT, 200-mm-Teleobjektiv bei Blende 6,3 88 mm/498 mm-Refraktor und Canon EOS 6D, 20 x 4 s Belichtung, und 1,6 s Belichtungszeit mit einer Canon EOS Aufnahme: Norbert Mrozek 650D, Aufnahme: Winfried Kräling

herte, wurden diese frühen Voraussagen Hinweis auf das breite Spektrum an Beobachtete Phänomene fast erfüllt. Die Maximalhelligkeit lag bei Staubteilchen Die Bestimmung von Afρ-Werten zeig- etwa 1,5 mag (Abb. 1). - die insgesamt gelbliche Erscheinung te schon recht zeitig, dass PanSTARRS des Kometen, hervorgerufen durch ein sehr staubreicher Komet ist. Dies hat Die Beobachtungsbedingungen auf der den hohen Staubanteil sich in der Folge bestätigt. Die Staubpro- Nordhalbkugel waren nicht besonders - die Strukturen im Schweif, hervor- duktion stieg auf bis zu 100 Tonnen je günstig, ein Ergebnis der Bahngeometrie. gerufen durch einen Überschuss Sekunde, das ist 10-100-mal so viel wie Der Komet löste sich nach dem Perihel bestimmter Teilchengrößen bei anderen gut beobachtbaren Kome- am 10. März 2013 nur langsam von der ten (Abb. 4). Diese hohe Produktionsrate Sonne. Dennoch konnte die Fachgrup- pe die erste Sichtung am 12. März ver- melden. Volker Kasten beobachtete mit einem Großfernglas und bestimmte die Helligkeit zu 1,5 mag. Einen Tag später konnte ich bei außergewöhnlich saube- rem Himmel PanSTARRS mit dem freien Auge erspähen und bestimmte denselben Helligkeitswert. Auffallend war der kräf- tige Schweif, ein Ergebnis des großen Staubreichtums.

Von unseren Fotografen liegen Ergeb- nisse direkt zum Perihelzeitpunkt vor, Winfried Kräling gelang von Teneriffa aus die Aufnahme mit einer Digitalka- mera und einem Teleobjektiv (Abb. 2). Die erste Detailaufnahme gelang Norbert Mrozek am Abend des 14. März. Er fo- tografi erte den Schweifstern mit einem Refraktor mit knapp einem halben Meter Brennweite (Abb. 3). Bereits mit dieser Brennweite sind einige Besonderheiten des Kometen zu sehen: - die sehr helle, stark kondensierte Koma - der weit aufgefächerte Schweif, ein 4 Gas- und Staubproduktion des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS), Grafi k: Uwe Pilz

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6 Zeichnungen des Kometen C/2011 L4 (PanSTARRS) am 13. März 2013 um 18:00 UT, rechts im 7x50-Fernglas, links im 8-cm-Refraktor bei 32x von Uwe Pilz

5 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 15. März 2013 um 18:50 UT, 300-mm-Teleobjektiv bei Blende 4 und SBIG-ST- 8300-CCD-Kamera, 30 x 10 s Belichtung, Aufnahme: Sven Melchert 8 Komet C/2011s L4 (PanSTARRS) am 21. März 2013 um 18:50 UT, 140-mm-Refraktor und SBIG-STL-11000-CCD-Kamera, 14 Minuten Belichtungszeit, Aufnahme: Lorenzo Comolli

7 Komet C/2011 L4 (PanSTARRS) am 22. März 2013 um 18:40 UT, 4-Zoll-Newton, 1:2,9 und Sigma-6303-CCD- Kamera, 900 s Belichtungszeit, Aufnahme: Michael Jäger

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wird einerseits durch den hohen Staub- im Schweif vertretenen Teilchen in ih- gleichmäßige Streifen, sog. Synchronen, anteil des Kometen hervorgerufen, ist rer Größe stark variieren. Numerische wie im Bild von Michael Jäger (Abb. 7). aber andererseits eine Folge der großen Simulationen ergaben, dass der Schweif Synchronen werden durch periodische Sonnennähe. Insbesondere nach dem Pe- Teilchen zwischen 0,2 µm Durchmesser Schwankungen der Stauberzeugungsrate rihel bildete sich ein sehr ausgedehnter und 10 µm Durchmesser enthält. Nor- hervorgerufen, üblicherweise durch ein und strukturreicher Staubschweif her- malerweise sind in Schweifen Teilchen Aktivitätsgebiet, welches durch Rotati- aus, wenngleich dieser nicht auffallend zwischen 0,5 µm und 2,5 µm Größe on periodisch der Sonne zugewandt ist. hell war. An diesem Schweif zeigten sich vertreten. Das Bild zeigt zudem deutlich Lorenzo Comolli hat diese Erscheinung einige Phänomene mit Deutlichkeit, wel- Schweifstrahlen, so genannte Syndynen. durch ein spezielles digitales Filter her- che an anderen Kometen nur ansatzweise Diese werden durch einen Überschuss bei vorgehoben. Überlagert ist eine Simula- erkennbar sind. bestimmten Teilchengrößen hervorgeru- tion von mir, welche eine Rotationsdauer fen. Simulationen ergaben, dass sowohl des Kometenkerns von 0,6 Tagen nahe- Die Aufnahme von Sven Melchert (Abb. sehr kleine Teilchen unter 0,5 µm Durch- legt (Abb. 8). 5) zeigt das Erscheinungsbild von Komet messer als auch sehr große Teilchen von und Koma, welches – bei nachlassen- fast 10 µm im Überschuss enthalten sind. Fazit der Helligkeit – bis in den April hinein Letztere sind für den südlichen (nach Hellere Kometen können eine Reihe von sichtbar war. Der sehr helle Kernbereich unten links gerichteten) Schweifstrahl Schweifphänomenen zeigen, nach denen erweckt zunächst den Anschein eines verantwortlich. Diese auffallende Er- es sich Ausschau zu halten lohnt. C/2011 schmalen Schweifs, wie ihn vor allem scheinung war für viele Wochen auf Fo- L4 war außerordentlich staubreich und die durch die Dämmerung beeinfl ussten tos präsent. zeigte viele Erscheinungen in großer visuellen Beobachter sahen. Eine lang Deutlichkeit. Es lohnt sich aber, bei al- belichtete Aufnahme zeigt hingegen ei- Auch visuell zeigten sich Syndynen, vor len helleren Kometen danach zu suchen, nen außergewöhnlich weit aufgefächer- allem im helleren Schweifteil. Der Über- sowohl fotografi sch als auch visuell. In ten Schweif. Dieser wird dadurch hervor- schuss an sehr kleinen Teilchen war somit Kombination mit Simulationsrechnun- gerufen, dass das Teilchenspektrum sehr visuell nachweisbar (Abb. 6). Ab dem 21. gen lassen sich daraus Rückschlüsse über groß ist, dass also die unterschiedlichen März zeigten sich für einige Tage feine den Aufbau des Kometen ziehen. C/2011 L4 PanSTARRS visuell beobachtet aus Südfrankreich von Seppe Canonaco

Den Kometen C/2011 L4 PanSTARRS konnte ich zum ersten Mal am 14. März 2013 auf der eingeschneiten Heide nörd- lich von Genk/Belgien beobachten. Nach kurzer Suche in der orangefarbenen Abenddämmerung sah ich ihn um 18:30 UT mit meinem 10x50-Feldstecher nied- rig am westlichen Horizont. Der Schweif hatte eine scheinbare Länge von einem Viertelgrad und hatte durch die nied- rige Höhe und Abenddämmerung eine gelbe Farbe. Die Helligkeit war nicht so groß wie vorauskalkuliert, der Komet war gerade nicht mit dem bloßen Auge zu sehen. Ich schätzte ihn auf +4 mag. Einige Zeit später, am 1. April, sah ich den Kometen um 19:30 UT und schätzte die Helligkeit auf +4,6 mag. Am nächs- ten Abend um 20:10 UT stand er nur 4 Grad vom Andromedanebel entfernt.

1 C/2011 L4 PanSTARRS am 10.05.2013 um 23:17 UT, Zeichnung von Seppe Canonaco.

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Mit einem 12,5-cm-Teleskop f/6 und bei l’Observatoire. Am klaren und dunklen schätzte ihn +9 mag. Am 11. Mai hatte 35-facher Vergrößerung schätzte ich eine Abend des 10. Mai befand sich Pan- ich nochmals die Gelegenkeit, den Ko- Schweifl änge von 8 Bogenminuten. Die STARRS etwas südlich von Gamma Ce- meten mit einen 76-cm-Spiegelteleskop Helligkeit mit dem 10x50 war +5,3 mag. phei. Mit einem 20-cm-Spiegelteleskop f/4 zu beobachten. Im gesamten Okular- Anfang Mai war ich berufl ich für waren Gas- und Staubschweif sofort blickfeld sah ich nur „Kometenstaub”. An das Planetarium Genk beim „Obser- leicht zu sehen. Beide farblosen Schwei- diesem Abend war es leider nicht mög- vatoire d’Haute Provence“ (OHP) in fe waren jeder ungefähr ein halbes Grad lich, subtile Details zu sehen, weil ein Südfrankreich. Meine nächste Ko- lang. Die Südseite des Staubschweifs war leichter Mistral für eine unruhige Atmo- metenbeobachtung machte ich am etwas heller. Ebenso war der diffuse Kern sphäre sorgte. Die Zeichnung wurde am „Centre d’Astronomie” des St-Michel- („false nucleus”) zu erkennen und ich 10. Mai um 23:17 UT gemacht. Schwierige Kometenbeobachtung von Karlheinz Seeger

Ich habe als Hobbyastronom neben vie- Danach bleibt das Wetter wieder lem anderem seit Jahrzehnten natürlich bis zum 1. April schlecht. Den Ko- auch Kometen beobachtet und fotogra- meten kann ich an diesem Abend fi ert. Den Anfang machte 1970 im März/ etwas höher am dunkleren Him- April der helle Komet Bennett (aber noch mel nochmal beobachten. Die Hel- nicht fotografi ert). ligkeit ist jetzt etwa so wie die des in der Nähe stehenden Androme- Mit Freude las ich dann in unserer Part- danebels. nerzeitschrift Sterne und Weltraum, dass Danach bleibt es dann fast aus- im Jahr 2013 offenbar zwei spektakulä- schließlich bei schlechtem Wetter re Kometenereignisse bevorstehen soll- und ich beobachte den Kometen ten. Vor allem soll hauptsächlich in der nicht mehr. Weihnachtszeit 2013 der Komet C/2012 S1 ISON sogar vorübergehend am Tag- Fazit: Auch die Kometenbeob- himmel mit bloßem Auge sichtbar wer- achtung wird, trotz mehr oder den. Zuvor sollte dann aber ein Komet weniger langer Beobachtungszeit zur Vorübung für alle Interessierten im wetterbedingt offenbar immer März und April in der hellen Abenddäm- Mondes ab. Den Kometen kann ich nicht schwieriger. merung mit ca. 1 mag zu beobachten fi nden – und ich verstehe nicht, warum sein, nämlich der Komet C/2011 L4 Pan- nicht. STARRS. Ich habe daher intensiv haupt- sächlich im Februar im Internet die Ent- Am darauf folgenden Tag, am 15.3., ist wicklung des vom Südhimmel langsam auch schönes Wetter, und ich mache in heraufkommenden Kometen verfolgt. der Abenddämmerung in gleicher Weise Gespannt war ich dann auf die Beobach- einen zweiten Anlauf! Mit dem Feldste- tungsmöglichkeit ab dem 10. März. Da cher suche ich wieder den Westhimmel war dann zuerst bis zum 14.3. das Wetter - tief im Hellen - ab. Da! Jetzt sehe ich schlecht (Bewölkung). ihn! Er steht trotz anfänglicher Däm- merung schon tief Richtung Horizont. Dann am 14. ist der Himmel klar! Heu- Ich kann ihn jetzt noch gut eine halbe te Abend müsste ich den Kometen zu Stunde beobachten und fotografi eren. Gesicht bekommen. Da von meinem Die Fotografi e ohne Nachführung mit Wohnhaus aus gesehen mir der so ge- Belichtungszeiten zwischen 12 und 32 s. nannte Schlossberg abends die Sicht auf Die Helligkeit des Kometen schätze ich PanSTARRS versperrt, fahre ich mit dem auf knapp 1 mag. 1 Komet PanSTARRS am 15. März um Auto zum 10 km entfernten Hügel „Egen- ca. 19:45 (s. Pfeilmarkierung), nur häuser Kapf“, westlich von Nagold. Nach Die nächsten Tage herrscht dann wieder noch schemenhaft sichtbar kurz vor Ankunft dort baue ich meinen 8x56- „milchbedeckter“ Himmel mit wenig Nie- dem Verschwinden in den Horizont- Feldstecher und meine alte Spiegelre- derschlag. Am 19. März wird es abends dunst. Beobachtungsort: Egenhäuser fl exkamera mit 56-mm-Normalobjektiv wieder fast klar. Tiefe Horizontbewöl- Kapf, 625 m, westlich von Nagold. – beide jeweils auf Stativ – auf. Dann kung lagert jedoch im Bereich des Kome- Belichtung: 18 s, Kamera: Nikon Fe suche ich bis zur späten Dämmerung den tenstandortes. Ich sehe ihn noch kurz in mit 56-mm-Objektiv (auf Stativ), ganzen westlichen Himmel unterhalb des einer freien Wolkenöffnung. Film: Fujicolor superia x-TRA 400

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C/2011 L4 PanSTARRS – Die VdS-Bildergalerie zusammengestellt von Werner E. Celnik

So hatte ich mir das wahrhaftig nicht Ausgabe unseres VdS-Journals für As- (vgl. Abb. 16 und 19). Interessant wur- vorgestellt: ein kleiner Aufruf in den tronomie, dem 18.06.2013. de dann der Vorübergang an der Gala- Mailinglisten der VdS-Fachgruppen As- xie M 31, die vom Schweif z. T. bedeckt trofotografi e und Kometen – und an die Zu sehen sind Bilder, die mit ganz un- wurde (s. Abb. 22, 24, 26, 28, aber vor 100 Aufnahmen von PanSTARRS gingen terschiedlicher Technik gewonnen wur- allem die Abb. 25). In Staubschweif und ein, von insgesamt 40 Bildautoren! den: mit dem Normalobjektiv auf dem Koma zeigten sich die typischen Struk- Fotostativ bis hin zum Einsatz von CCD- turen: Schweifstrahlen, eine grünliche Das Motto: „Von jedem einsendenden Kameras an Teleskopen bis 600 mm Koma mit Strukturen mit angedeuteten Bildautor kommt mindestens 1 Bild rein“ Öffnung. Und jede Aufnahme hat ihren Enveloppen (Abb. 19 und 29). Ab Anfang hatte dann logischerweise zur Folge, dass eigenen Reiz, was durch den zu Anfang Mai näherte sich die Erde der Bahnebe- diese Bildergalerie recht umfangreich tief stehenden Kometen und den damit ne des Kometen und schickte sich an, wurde. Und: Es sind sowohl Aufnahmen verbunden mit abgelichteten irdischen diese zu durchqueren. Das äußerte sich von eher selten in Erscheinung treten- Horizontobjekten und später durch das in einem immer fl acher erscheinenden den Autoren vertreten, die mit wenig Vorbeiziehen des Kometen an Deep-Sky- Staubschweiffächer und in der Ausbil- aufwändiger Technik gewonnen wurden, Objekten wie M 31, NGC 281 oder NGC dung eines immer markanter werdenden als auch Aufnahmen von internationaler 7822, Sternhaufen und hellen Sternen sehr schmalen Gegenschweifes (ab Abb. Spitzenqualität von bekannten Fotogra- gefördert wurde. 33). Der Winkel zwischen diffusem und fen, so z. B. auch unser Titelbild. schmalem Schweif betrug zunächst etwa Direkt nach dem Periheldurchgang war 120° und öffnete sich immer weiter, bis So soll es auch Einsteiger und Anfän- der Kometenschweif wegen des tiefen er 180° erreichte, als die Erde die Bahn- ger in der Astro- und Kometenfotogra- Standes in der hellen Abenddämmerung ebene des Kometen kreuzte (Abb. 43). Die fi e dazu verführen, diese wunderbaren nur in seinen hellsten Partien dicht am Abbildungen 42 bis 44 zeigen den Ab- Vertreter der Objektklasse „Kometen“ zu Kometenkopf erkennbar. Ab Mitte März lauf ganz deutlich. Auch als der Komet beobachten und zu fotografi eren, und (vgl. Abb. 12 oder 15) traten dann schwä- im Juni die 10-mag-Grenze erreichte, dies auch anderen Sternfreunden durch chere Schweifpartien in Erscheinung, als blieb er noch immer hoch interessant. Veröffentlichung vorzustellen! der Komet zunehmend höher stieg. Dann Doch hatten es Teleobjektive (Abb. 47) wurde neben dem übermächtig wirken- nun recht schwer, Strukturen abzubil- Die Abdeckung unserer Galerie reicht den, extrem weit aufgefächerten Staub- den, der Komet wurde zu einem telesko- vom Tag des Periheldurchgangs am schweif auch ein bläulicher Gasschweif pischen Objekt. 10.03.2013 bis kurz vor dem Satz dieser beobachtbar, aber nur mit CCD-Kameras

Viel Spaß beim Betrachten der Galerie!

1 10.3.2013, 20:53 UT, Otto Farago, 55 mm, f/5,7, ISO 800, 11 s, 17 Stunden nach dem Perihel

VdS-Journal Nr. 47 Kometen 89

2 12.3.2013, 18:44 UT, Werner E. Celnik, 400 mm, f/5,6, ISO 100, 25x8 s, ohne Nachführung, Ort: Noordwijk/NL

3 12.3.2013, 19:58, Patricio Calderari, 300 mm, f/8, ISO 320, 3 s, Ort: Teneriffa 2.080 m

4 13.3.2013, 07:38 UT, Michael Kunze, 175 mm, f/5, 2 s, Ort: Hawaii

5 12.3.2013, Stefan Binnewies und Rainer Sparenberg, Untergangssequenz mit 22,5 Std. alter Mondsichel, 200 mm, f/4, 1/3 s bis 6 s, Ort: Emsland

VdS-Journal Nr. 47 90 Kometen

6 13.3.2013, Bartzsch, Sternwarte Riesa

7

13.3.2013, Detlef Koschny, 210 mm, Ort: Autobahntank- stelle „De Heuvel“/ NL

8 14.3.2013, 18:45 UT, Werner E. Celnik, 400 mm, f/9,5, ISO 3200, 16x1,5 s, ohne Nachführung, Ort: Rheinberg, Dachfenster

9 14.3.2013, 18:46 UT, Jörg Henkel, 400 mm, f/5,6, ISO 1600, Ort: Oberhausen, Flurfenster

10 15.3.2013, 19:43 UT, Manfred Holl, 800-mm-Apo-Refraktor f/6,5, ISO 800, Ort: Hamburg- Neu-Allermöhe

VdS-Journal Nr. 47 Kometen 91

11 15.3.2013, 19:32, Stefan Weindl, 560 mm, f/4,5, ISO 1600, 6 s, ohne Nachführung, Ort: Obrigheim, Asbacher Höhe 12 15.3.2013, 19:33, Bernd Eser, 420 mm, f/5,6, ISO 5000, 15x1,6 s

13 15.3.2013, 19:46 UT, Thomas Knoblauch, 80 mm, f/2,8, 10 s, Ort: Nähe Zürich/CH, Blick auf den Ueteliberg 14 16.3.2013, 19:01 UT, Peter M. Oden, 21 mm, f/2,8, ISO 800, 8 s, Ort: an Bord eines „Kometenfl uges“

15 18.3.2013, Axel Thomas (Bild- bearbeitung Bernd Flach-Wilken), 300 mm, f/4,5, ISO 1.600, 8x2 s, Ort: rheinhessisches Tiefl and

VdS-Journal Nr. 47 16 19.3.2013, 18:45 UT, Michael Jäger, 180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, 4x90 s

17 19.3.2013, 20:00 UT, Torsten Güths, 55 mm, ISO 1600, 2x5 s, ohne Nachführung, Ort: Bad Nauheim

18 21.3.2013, 19:08 UT, Robert Pölzl, 70 mm, ISO 1.600, 4,5 s, Ort: Graz/ AU

19 19.3.2013, 18:45 UT, Michael Jäger, Newton-Teleskop 115 mm/330 mm, CCD-Kamera FLI 8300, 10x70 s

VdS-Journal Nr. 47 93

20 24.3.2013, Andreas Hänel, 200 mm, f/5,6, 4 s, Ort: Osnabrück

21 1.4.2013, 19:21 UT, Bernd Koch, Refraktor 127 mm/665 mm, f/5,2, ISO 1000, 20 s, Ort: Sörth

22 1.4.2013, 21:00 UT, Kai-Oliver Detken, 50 mm, f/4, ISO 1600, 9x60 s, Ort: Grasberg

23 2.4.2013, 19:27 UT, Werner E. Celnik, Refraktor 150 mm/1100 mm, ISO 1600, 21x10 s, Ort: Rheinberg

24 3.4.2013, Uwe Freitag, Komet mit Milchstraße und Zodiakallicht, 10 mm, f/3,5, Ort: Insel Fehmarn

VdS-Journal Nr. 47 25 3.4.2013, Uwe Freitag, Tele, Komet bei M 31, 300 mm, f/4, ISO 2000, 80x30 s, Ort: Insel Fehmarn

26 6.4.2013, 20:23 UT, Werner E. Celnik, 100 mm, f/5,6, ISO 3200, 24x8 s, ohne Nachführung, Ort: bei Lüneburg

VdS-Journal Nr. 47 27 8.4.2013, 02:45 UT, Michael Jäger, 180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, L: 2x270 s, R/G/B: 160/180/180 s

28 7.4.2013, 23:00 UT, Stefan Schwager/Sternw. Riesa

29 15.4.2013, Bernd Gährken, Schmidt-Newton-Teleskop 200 mm/800 mm, 133x15 s

30 19.4.2013, 23:45 UT, Kai-Oliver Detken, Refraktor 70 mm/420 mm, ISO 1600, 84x32 s, Ort: Grasberg

31 15.4.2013, 01:30 UT, Michael Jäger, Komet mit NGC 281 (Mosaikbild), 180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, Komet mit L: 2x300 s, R/G/B: 240/240/240 s

VdS-Journal Nr. 47 96 Kometen

32 24.4.2013, 20:47 UT, Michael Hauss, 8-Zoll-SCT, Focal-Redu- cer, ISO 2000, 77x40 s, Vollmond, Ort: Liederbach/Taunus

33 3.5.2013, 21:40 UT, Uwe Pilz, Zeichnung an einem 320-mm- Newton bei 48x

34 4.5.2013, 23:06 UT, Ulrich Teschke, Refraktor 75 mm/ 500 mm, ISO 800, 30x120 s, Ort: Rheinberg 35 5.5.2013, 20:30 UT, Jens Mueller, 200 mm, f/2,8, ISO 1600, 35x30 s, Ort: Hofbieber

36 5.5.2013, Andreas Schnabel, Komet bei NGC 7822

37 5.5.2013, 00:10 UT, Torsten Güths, Newton 250 mm/ 1250 mm, ISO 1600, 5x180 s, Ort: Bad Nauheim VdS-Journal Nr. 47 38 8.5.2013, 22:00 UT, Oliver Schneider, 500 mm, f/3,5, Sternwarte Gahberg/AU

39 14.5.2013, 22:07 UT, Torsten Hansen, Refraktor 90 mm/407 mm, ISO 800, 11x102 s

40 10.5.2013, 00:01 UT, Reinhard Kalten- böck, Refraktor 120 mm/600 mm, ISO 1600, 30 s, Ort: Emmerich 41 22.5.2013, 01:00 UT, Wolfgang Vollmann, ohne Nachführung, Ort: Wien/AU

42 18.5.2013, 21:08 UT, Torsten Zilch, Refraktor 80 mm/560 mm, CCD- Kamera Atik 16HR, 15x180 s, Ort: Wellinghofen

43 27.5.2013, Frank Niebling, Refraktor 140 mm/780 mm, 20x60 s, Ort: Stadt Ulm

44 28.5.2013, 22:18 UT, Michael Jäger, 180 mm, f/4, CCD-Kamera Sigma 6303, L: 2x450 s, RGB jeweils 240 s

VdS-Journal Nr. 47 Kometen 99

45 46 3.6.2013, 23:21 UT, Jens Leich, Refraktor 4.6.2013, 23:38 UT, Josef Müller, Newton 300 mm/1440 mm, 130 mm/440 mm, CCD-Kamera SBIG ST2000XM, CCD-Kamera SBIG ST-10XME, 30x30 s 160 min

47 7.6.2013, 22:23 UT, Werner E. Celnik, 200 mm, f/4,5, ISO 2000, 35x60 s, Ort: Rheinberg

48 13.6.2013, 22:45 UT, Jens Leich, Refraktor 60 mm/370 mm, CCD-Kamera SBIG ST2000XM, 25x90 s, Ort: Wiehl-Marienhagen

VdS-Journal Nr. 47 49 12.6.2013, 21:15 UT, Stefan Binnewies und Josef Pöpsel, Newton 600 mm/1.900 mm, CCD-Kamera SBIG STL11000M, Remote-Belichtung, L: 5x120 s, R: 4x120 s, G+B je 3x120 s, Ort: Obs. Haute Provence/F

50 18.6.2013, 00:10, Helmut Herbel, SCT 270 mm/2.700 mm, CCD-Kamera AlCCD6cpro, 480 s (Bildarchiv VdS-FG Kometen) Meteore 101

Bericht vom 32. AKM-Seminar vom 22. bis 24.03.2013 in Hannover von Roland Winkler und Sirko Molau

Das diesjährige Treffen des Arbeitskrei- ses Meteore (AKM e. V., Betreuer der VdS-Fachgruppen „Atmosphärische Er- scheinungen“ und „Meteore“ ) führte 26 Teilnehmer nach Hannover, wo in an- genehmer Atmosphäre bei „arktischen“ Außentemperaturen interessante Vorträ- ge zu den jeweiligen Schwerpunktthe- men stattfanden. Normalerweise fand am Anreisetag in den Jahren davor ein Fachvortrag am Abend statt, aber auf- grund der noch immer sehr winterlichen Bedingungen in der Republik lag das Augenmerk auf ein gutes Ankommen al- ler Teilnehmer, so dass ein gemütliches Beisammensein dann den Freitag aus- klingen ließ.

Am Samstag begann das interessan- te Vortragsprogramm mit Schwerpunkt Atmosphärische Erscheinungen. Elmar Schmidt referierte anschaulich über das 1 Teilnehmer vorm Naturfreundehaus (Foto: Bernd Brinkmann) Auge als Optik eines jeden Beobachters, darin kamen einige hilfreiche Details zu- tage, die man in der Beobachtungspraxis gebung gemacht. Trotz Bewegung wurde Netz wurde kontinuierlich weiter ausge- sicher auch praktisch anwenden kann. es nicht viel wärmer, aber da war man baut. Frank Killich stellte seine Polarisations- schon wieder zur Mitgliederversamm- messungen an Regenbögen und Halos lung zurückgekehrt. Der Sonnabend klang dann mit zwei vor. Mit einer Software lässt sich die Vorträgen aus: „Jahresrückblick atmo- Polarisation an Himmelsobjekten aus- Schwerpunkt war ein Rückblick auf die sphärische Erscheinungen 2012“ von werten, die an einigen Beispielen de- Aktivitäten im letzten Jahr. Daneben gab Claudia und Wolfgang Hinz in bewähr- monstriert wurde. Eindrucksvoll waren es eine Abstimmung über den Mitglieds- ter umfangreicher Form sowie „Jahres- die 3D-Bilder, welche mit einer Brille be- beitrag im nächsten Jahr, der trotz der rückblick 2012“ von Christoph Gerber, trachtet werden konnten. Kostensteigerungen bei einigen Posten der leider nicht teilnehmen konnte und konstant bleibt. Danach stellten Anke dessen Vortrag von Reinhard Nitze ge- Nach einer Kaffeepause, wo man einige Hamann und Manfred Heinrich einen halten wurde. Danach gab es genügend Themen eingehender besprechen konnte, Jahresrückblick der beobachteten Er- Gelegenheit, den Tag Revue passieren zu berichtete Bernd Gährken eindrucksvoll scheinungen und Polarlichter vor. Dieser lassen. über Polarlichter am Nordkap. Während war sehr eindrucksvoll und zeigte die eines Trips mit mehreren Mitstreitern vielfältigen Facetten, die man am Him- Am Sonntag lag der Schwerpunkt der in dieser Region konnte man in einigen mel beobachten kann, wenn man sich die Präsentationen bei den Meteoren. Bernd Nächten spektakuläre Erscheinungen Zeit nimmt und danach schaut. Brinkmann zeigte anhand eines Tools zur beobachten. Danach präsentierte Daniel Kontrolle der Log-Files von MetRec, wie Fischer Polarlichtbeobachtungen auf der Bernd Gährken zeigte in seinem Vortrag eine Fehleranalyse in den Videodaten Hurtigrute vor Norwegen. Wenn man so über Mondimpakte die Schwierigkeit, so erfolgen kann. Dies erleichtert aufgrund eine Reise bucht, bekommt man am Him- ein Ereignis nachzuweisen. Wenn man der Fülle der Daten pro Nacht die Aus- mel immer was geboten ... die nötige Zeit und Geduld aufbringt, wertung. Sirko Molau zeigte danach wie sind hier interessante Ergebnisse zu er- aus den Videodaten potenziell neue Me- Die Mittagspause gestaltete sich sehr warten. Sirko Molau gab dann einen teorströme aufgespürt werden können. vegetarisch, aber im Naturfreundehaus Rückblick über die Videobeobachtung Dies konnte man anhand einiger inter- überwog die angenehme Atmosphäre. von Meteoren im letzten Jahr. Es gab essanter Beispiele nachvollziehen. Natür- Danach wurde von einigen Mutigen eine natürlich wieder einen signifi kanten An- lich sind dann weiterhin kontinuierliche kurze Rundwanderung in die nähere Um- stieg der beobachteten Meteore und das Beobachtungen in den Zeiträumen not-

VdS-Journal Nr. 47 102 Meteore

3 2 Gemütliches Beisammensein (Foto: Sirko Molau) Während der 3D-Präsentation von Frank Killich (Foto: Sirko Molau)

wendig, um neue Ströme zweifelsfrei als Round-Table-Kamera von Microsoft, die das Internet übertragen werden kann. solche zu identifi zieren. ein wenig wie ein UFO aussieht, aber da- Die Zahl der online-Teilnehmer ist dann für gleich zwei Videofunktionen liefert: egal, weil die sich ja direkt mit dem Lync Den letzten Vortragsteil nach der Kaf- Ein 360°-Panoramabild vom Tagungs- Server verbinden. feepause brachte das Thema Meteori- raum und ein Live-Bild vom aktuellen te schon aufgrund des Ereignisses von Sprecher. • Lync selber ist eine Enterprisesoftware, Tscheljabinsk in den Vordergrund. Frank die man nur in größeren Unternehmen Killich zeigte, wie sogenannte Infraschall- Dazu analysiert die Kamera, in welcher und Forschungseinrichtungen fi nden beobachtungen durchgeführt werden. Als Richtung gerade gesprochen wird, und wird. Auch die Kamera ist von profes- Beispiel wurde die Schallaufzeichnung schaltet das Hauptbild automatisch in die sioneller Qualität und preislich deutlich vom Tscheljabinsk-Meteoriten vorge- entsprechende Richtung. im vierstelligen Bereich angesiedelt. Um stellt, aber es werden nebenbei auch also die entsprechende Übertragungs- andere „Geräusche“ auf der Erde damit Darüber hinaus ist das System mit hoch- qualität sicherstellen zu können, wird aufgezeichnet, wie z. B. Erdbeben, Über- wertigen Mikrofonen ausgestattet, so man Zugriff auf die Ressourcen einer schallknall vom Eurofi ghter usw. Ulrich dass man einen Sprecher auch dann Firma oder Forschungseinrichtung ha- Sperberg fasste in seinem Vortrag den noch gut verstehen kann, wenn er am ben müssen. Ablauf dieses Ereignisses aus der Sicht anderen Ende des Tagungsraumes sitzt. der Medien mit dem Ergebnis zusammen, Als Software kam das Product Lync von • Am besten waren die Vorträge zu ver- dass die seriösen Berichte eindeutig in Microsoft zum Einsatz, weil nur hier die folgen, wenn auch der Bildschirminhalt der Minderheit waren. Zu guter Letzt gab Funktionen der Kamera (Panoramabild, übertragen wurde. Dazu ist es aber fast es einen Reisebericht von Ina Rendtel automatische Umschaltung) voll ausge- zwingend erforderlich, dass alle Präsen- zum Manicouagan-Meteoritenkrater in nutzt werden können. An den teilneh- tationen auf einem Rechner gehalten Kanada. Es gab schöne Fotos zu sehen menden Computern konnte man entwe- werden und nicht jeder Vortragende sei- und man sah wieder, dass man in seinem der mit einem Webbrowser sowie Audio nen eigenen Rechner an den Beamer an- Urlaub auch ganz nebenbei eine astrono- über Telefon, oder über das kostenlose stöpselt. Prinzipiell nicht zu übertragen mische Komponente einbauen kann. Programm „Lync Attendee“ mit inte- sind laufende Videos. grierter Audioübertragung (VoIP) arbeiten. Nach dem anschließenden vegetarischen Voraussetzung sind hier ein Headset und • Last but not least braucht die Technik Mittagessen ging dieses schöne Tref- optional eine Webcam. etwas Aufmerksamkeit, so dass sich der fen wieder zu Ende. Jeder nahm wieder Betreiber nicht im vollem Umfang auf Anregungen für sein Hobby mit und Die meiste Zeit über waren etwa zwei bis die Vorträge konzentrieren kann. Im Ide- nebenbei verabschiedete sich Hannover drei AKM-Mitglieder „online“. alfall hat man jemanden, den das Pro- mit einem Sonnenhalo. Freuen wir uns Zum Teil waren sie nicht nur passiv da- gramm weniger interessiert und der sich auf nächstes Jahr im März in Dessau bei bei, sondern griffen aktiv in die Diskussi- stattdessen nur um die Technik kümmert. dann vielleicht angenehmeren Tempera- on zu den Vorträgen ein. Effektiv hatten turen. wir damit nicht 26, sondern 29 Seminar- Alles in allem war das Experiment sehr teilnehmer. ermutigend, so dass wir es im nächsten Zum Abschluss noch ein paar Anmer- Jahr sicherlich wiederholen werden. Es kungen von Sirko Molau zum Thema Insgesamt war das Feedback auf den Ver- gibt auch Personen die Möglichkeit der „AKM-Seminar online“: such sehr positiv – einige Dinge haben Teilnahme, die aus irgendeinem Grund wir jedoch gelernt. nicht zum Seminar kommen können. Das Als Novum in der Geschichte der AKM- gemütliche Beisammensein am Abend Seminare haben wir in diesem Jahr die • Voraussetzung ist ein stabiles WLAN kann aber natürlich keine noch so gute Möglichkeit der „online-Teilnahme“ ge- (war vor Ort gegeben), so dass der Au- Videokonferenz ersetzen. schaffen. Zum Einsatz kam vor Ort eine dio- & Videodatenstrom problemlos in

VdS-Journal Nr. 47 Planeten 103

Der „Glücks-Saturn“ vom 07.05.2013 von Jens Leich

Der Himmel riss nach dem Regen am Abend ein wenig auf, die Luft war sehr feucht und es war diesig. Eigentlich wollte ich nur ein wenig „spechteln“, nachdem ich ein paar Tage zuvor meine neue Montierung „Mach 1“ von Astro-Physics eingescheinert hatte.

Saturn steht tief, verdammt tief. Und außerdem nur knapp über meiner Sternwartenwand und ab ca. 23:40 MESZ hinter unse- rem Dachgiebel, dafür aber für mein kurzes Saturn-Sichtfenster in der Nähe der „Kulmination“. Hilfreich ist auch die Tatsache, dass meine neue Montierung etwas höher auf den Beinen steht und ich damit etwas Deklination gewinne. Nachdem ich das Ein- scheinern nochmals überprüft und feinjustiert hatte, fiel mir die relative Ruhe der beobachteten Sterne auf und ich musste an das „Super-Seeing“ im Oktober 2011 denken. Der heutige Abend konnte da zwar nicht ganz mithalten, aber Saturn war für diese niedrige Deklination (ca. -11,5°) visuell bei 130-facher Vergröße- rung erstaunlich ruhig und die Cassini-Teilung war im 5-Zöller nicht zu übersehen. Also nichts wie raus mit dem Laptop und die Videokamera angeklemmt. So ein Glück nahe der Opposition werde ich wohl so schnell von Saturn nicht mehr bekommen!

Die Mach 1 – perfekt eingescheinert – lichtung 54,2 ms 146 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Be- läuft sehr genau und ohne Ausreißer, Grün: Mitte 21,1331 UT, 1.008 Bilder = lichtung 179,3 ms Saturn war auch nach über einer Stunde 134 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Be- IR-Pass: Mitte 21,2329 UT, 3.000 Bilder fast noch mittig auf dem Chip der DMK lichtung 100,1 ms = 199 s, Gamma 100, Verstärkung 850, 21AU618.AS. Blau: Mitte 21,1718 UT, 549 Bilder = Belichtung 63,0 ms

Die vollständigen Aufnahmedaten: Saturn 9,5 Tage nach seiner Opposition Rektaszension: 14h 24m Deklination: -11° 27’ Anmerkung der Redaktion Helligkeit: +0,2 mag scheinbarer Durch- zu den Beiträgen von J. Leich und M. Kunze messer (Äquator): 18,74’ Ort: SOL-Sternwarte Wiehl-Marienhagen, Planetenaufnahmen im Web gibt es viele, in unserem Journal sind sie schon Oberbergischer Kreis, 07°35‘ E, 50°59‘ N, seltener, jedenfalls seltener als z. B. Deep-Sky- oder Kometenaufnahmen. Doch 280 m ü NN, Aufnahmedatum: 07.05.13, es muss nicht immer eine große Auswertung von Ausnahmeserien sein, um Instrument: 5-Zoll-Starfire-Apochromat einen Planetenbeitrag fürs Journal einzureichen. Trauen Sie sich, liebe Beob- von Astro-Physics, Brennweite: fokal achter und WebCam-Enthusiasten! 838 mm verlängert mit dem Baader-Flat- field-Converter (FFC) auf ca. 4.500 mm. Die beiden Bildbeispiele unserer Autoren Jens Leich und Michael Kunze zeigen, Montierung: Mach 1 von Astro-Physics, was mit Instrumenten dieser Größen möglich ist: ein Apochromat mit 130 mm und Kamera: DMK 21AU618.AS von The ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit mehr als der doppelten Öffnung: 270 mm. Imaging Source. Filter: RGB + IR-Pass von Baader, manuelles Filterschubladen- Klar, dass das C11 den „kleinen“ Refraktor in der Schärfe übertrumpft, das be- system von Teleskop-Service Ransburg. sagt schon die Theorie. Aber schauen Sie doch mal, was mit dem kleinen Instru- Aufgenommen mit FireCapture 2.2, ge- ment möglich ist! Vergleichen Sie! Die Redaktion ist jedenfalls beeindruckt, was stackt mit AutoStakkert 2.105, IR-RGB- beide Autoren mit ihrem Instrument erreicht haben. Komposit mit Fitswork 4. Die Endbear- beitung erfolgte mit Photoshop 6. Wie man sieht, beherrschen jedenfalls beide Bildautoren ihr Instrumentarium. Und das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass jedes Instrument auch Integrationszeiten: seinen Himmel ausschöpfen kann. Rot: Mitte 21,1059 UT, 1.000 Bilder = W. E. Celnik 66 s, Gamma 100, Verstärkung 850, Be-

VdS-Journal Nr. 47 104 Spektroskopie

Saturn im Juni 2013 von Michael Kunze

Eigentlich hatte ich mein Teleskop aufgebaut, um einige Tests meiner neuen Newton-Kollimation zu machen. Von diesem Standort konnte ich Saturn jedoch nur 10 Minuten in einer Lücke zwischen Baum und Haus sehen. Der visuelle Eindruck war derart, dass das Seeing beeindruckend gut aussah.

Also schleppte ich mein C11 samt Montierung, Akku und Zubehör 60 Meter Richtung Querstraße und errichtete alles nahe daran neu. So konnte ich Saturn ca. 1,5 Stunden lang beobachten. Der visuelle Eindruck war richtig und das Seeing sehr gut. Ich begann, meine Aufnahmen mit der ASI120MM und meinem Baader-RGB-Filtersatz zu machen.

Die wenigen vorbeifahrenden Autos führten nicht zu Erschütterun- gen, da die Fahrer alle abrupt abbremsten, da man mich ganz offen- sichtlich für eine Geschwindigkeitskontrolle hielt!

So entstand dieses Bild von Saturn am 03.06.2013 um 23:43 Uhr UT.

Die Welt zu Gast in Lüneburg: ASpekt13 – Jahrestagung der Fachgruppe Spektroskopie von Thomas Hunger

Die Einladung zur diesjährigen Jahres- Die eigentliche Tagung begann am Fachgruppenforum bekannt ist und die konferenz der Fachgruppe Spektroskopie Samstagvormittag mit der Begrüßung diesjährige Wolf-Rayet-Stern-Kampagne führte uns ins norddeutsche Reinstorf bei durch die Organisatoren und dem Fach- der Fachgruppe mit eigenen Messungen Lüneburg. Damit sollte vor allem auch in- gruppensprecher. Pünktlich konnte ins unterstützen wird. Trotz intensiver Vor- teressierten Sternfreunden aus Dänemark, Vortragsprogramm eingestiegen wer- bereitung hatte die LTE-Internetverbin- den Niederlanden und Polen die Gelegen- den, das mit einem Beitrag von Lothar dung doch ihre praktischen Tücken, die heit gegeben werden, mit Gleichgesinnten Schanne speziell für Einsteiger zum allerdings ausgeräumt werden konnten. ins Gespräch zu kommen, da die Fach- Thema „Welche Informationen sind im Deshalb wurde der Beitrag von Helmut gruppe zunehmend international wahr- Sternlicht enthalten und wie können Jahns über sein Windows-Programm genommen wird. In diesem Jahr gab es wir sie messen?“ startete. Schnell wurde SpecRaVE, welches er zusammen mit Ro- Neuerungen, um die Welt in den Tagungs- deutlich, dass die Spektroskopie ein sehr land Bücke erstellt hat, vorgezogen. Die raum zu holen. Doch dazu später mehr … umfängliches Thema ist. Günter Gebhard Auswertung von Spektren zur Radialge- übernahm den Staffelstab und demon- schwindigkeitsmessung und Bestimmung Die lokalen Organisatoren Thomas Keß- strierte die Anwendung der Profi-Soft- von Bahnparametern von Doppelsternen ler und Wolfgang Mahlmann hatten für ware ESO-MIDAS zur Auswertung von erfolgt damit sehr komfortabel. Nachdem die Teilnehmer einen angenehmen Ta- Spektren. Seine MIDAS-Skripte OPA und alle Schwierigkeiten ausgeräumt waren, gungsort in der Lüneburger Heide bei SMS sind in der Fachgruppe bestens be- stellte Dong Li seinen Beobachtungsplatz, schönstem Frühlingswetter ausgesucht. kannt. Die Live-Demonstration ließ die der mitten in der 10-Millionen-Metropole Die meisten der angemeldeten Teilneh- Mächtigkeit des Software-Werkzeuges liegt, und seine Sternwarte vor. Er zeigte mer reisten bereits bis zum Freitagabend erahnen. uns eindrucksvoll anhand seiner spek- an, so dass schon am Vorabend der Kon- troskopischen Ergebnisse, was an einem ferenz im hoteleigenen Restaurant viele Nach der Kaffeepause kam es zur ersten solchen urbanen Ort möglich ist. Diskussionen und Gespräche stattfanden. Premiere der Tagung: eine Live-Schal- Neben bekannten Gesichtern waren auch tung via Internet mit WebEx nach Ti- Nach dem gemeinsamen Mittagessen einige neue Sternfreunde zugegen, die anjin, China, zu Dong Li, einem jungen startete die Nachmittagssitzung mit ei- herzlich aufgenommen wurden. aktiven Spektroskopiker, der aus dem nem Beitrag von Manfred Woche zu Vo-

VdS-Journal Nr. 47 Spektroskopie 105

1 Die Teilnehmer der ASpekt13 lume Phase Holographic Gratings. Diese cipal Investigator unserer diesjährigen tersuchungen zu unterstützen. Thomas Durchlichtgitter zeichnen sich durch Teide-Kampagne und berichtete aus sei- Hunger und Lothar Schanne stellten im mechanische Robustheit bei einer hohen ner Sicht zu Profi -Amateur-Kollaborati- Anschluss das Projekt Schwerpunktthe- Lichtausbeute bis zu 90 % aus, haben aber onen der Zukunft. Er wies auf das Sa- ma „Spektroskopie“ im VdS-Journal für den Nachteil, nur in einem beschränkten tellitenprojekt BRITE hin, wo Amateure Astronomie vor, welches Mitte 2014 re- Wellenlängenbereich hocheffi zient zu aufgerufen sind, unterstützende spek- alisiert wird. Mitstreiter der Fachgruppe sein. Kleine 1¼-Zoll-Gitter sind mitt- troskopische Beobachtungen durchzu- werden dazu eine Reihe Artikel erstellen, lerweile aber auch für Amateure bei den führen (www.brite-.at). Die die diesen Bereich der Amateurastrono- einschlägigen Quellen erhältlich. Zielobjekte von BRITE sind die schein- mie, die Arbeitsgebiete und aktuelle Ent- bar hellsten Sterne und damit bestens wicklungen vorstellen. Im Anschluss daran erfolgte die zweite für Amateure geeignet. Außerdem hob Live-Schaltung in die Welt: diesmal nach er langfristige Messreihen als die größte Abschließend gab es eine weitere Premi- Riad, Saudi-Arabien, zu Prof. Nabil Ben Möglichkeit hervor, professionelle Un- ere: Zum ersten Mal wurden der Sprecher Nessib von der dortigen King Saud Uni- SaharaSky-Interstellarum-2012-09_SaharaSky-Anzeige 1 versity. Er berichtete uns begeistert von Anzeige seinem Arbeitsgebiet, den Linieneigen- schaften von hochionisierten Atomen in Plasmen wie z. B. den Atmosphären Wei- ßer Zwerge. Dieser Beitrag war für die Fachleute unter den ASpekt-Teilnehmern interessant, aber fordernd, für Einsteiger aber zu anspruchsvoll.

Den ersten Vortrag nach der nachmit- täglichen Kaffeepause bestritt Daniel Sablowski über seine Arbeiten mit Glas- fasern und der Vorstellung eines ein- fachen Image Slicers. Image Slicer zur Erhöhung des spektralen Aufl ösungsver- mögens waren für Amateure wegen der Kosten bisher kaum nutzbar. Nun zeigt sich mit Daniels Arbeiten, dass sich die Situation offenbar ändert.

Die abschließende Internet-Schaltung führte uns zu Prof. Anthony Moffat, Université de Montréal. Er ist der Prin-

VdS-Journal Nr. 47 106 Sternbedeckungen

und seine Vertreter von den anwesenden Der Sonntag begann mit einem Vortrag sign mittels WinLens von QiOptics am Mitgliedern der Fachgruppe direkt ge- von Bernd Hanisch zu „hüllenabwerfen- Beispiel klassischer Spektrografen. wählt. Als Sprecher wurde Rainer Borch- den Sternen“. Er berichtete von seinen mann gewählt, als Vertreter wurden Lo- langjährigen Arbeiten an Be-Sternen, Zum Tagungsausklang wurden die Ört- thar Schanne und Tobias Feger bestätigt hier insbesondere an 66 Oph, dessen Hα- lichkeiten für die Veranstaltungen 2014 und Thomas Hunger hinzugewählt. Alle Aktivität gerade zum Erliegen kommt. und 2015 besprochen. Die ASpekt14 Kandidaten erhielten volle Zustimmung Christian Netzel führte in seinem Vor- wird in Köln stattfi nden und von Rainer des Plenums und sind für die kommen- trag zu Modifi kationen am kommerziell Borchmann sowie Frank Zobel organi- den vier Jahre für die Belange der Fach- erhältlichen Spektrografen LiHres III aus, siert. Die ASpekt15 fi ndet in Freiburg/ gruppe zuständig. Die Fachredaktion wie eine Wellenlängenkalibrierung über Breisgau statt und wird dankenswerter- für das VdS-Journal geht von Thomas den gesamten sichtbaren Spektralbereich weise von den Sternfreunden Breisgau Hunger an Lothar Schanne und Daniel möglich wird. Dazu wird über einen Zwi- um Martin Federspiel organisiert. Sablowski über, das Fachgruppenjournal schenring und eine Spiegelanordnung „Spektrum“ wird nach wie vor von Tho- eine externe Kalibrierlichtquelle über Damit war die ASpekt13 schon Geschich- mas Hunger herausgegeben. Die Webprä- Lichtleiter eingeblendet, die eine hinrei- te. Die Teilnehmer wurden vom neuen senz wird nunmehr von Gerrit Grutzeck chende Linienanzahl liefert. Sprecher Rainer Borchmann verabschie- betreut. Vielen Dank an dieser Stelle an det und ein herzliches Dankeschön an Thomas Eversberg, der während der letz- Nach der Kaffeepause berichtete Ulrich Thomas Keßler und Wolfgang Mahlmann ten Jahre für den Internetauftritt verant- Waldschläger von seinen Versuchen, ei- für ihren engagierte Tagungsorganisati- wortlich zeichnete. Das Forum bleibt in nen altgedienten Laborgitterspektrogra- on und die spannenden neuen Anstöße den Händen von Jürgen Neubert. Pünkt- fen mittels Lichtleiter an ein 10-Zoll-SCT für unsere internationale Arbeit gegeben. lich wurde der Veranstaltungstag been- zu adaptieren. Die ersten Ergebnisse sind Trotz WebEx und Online-Vorträgen: Auf det und zum gemeinsamen Abendessen sehr vielversprechend und reichten aus, Wiedersehen bis 2014 in Köln. übergegangen. Die Zeit wurde für einen einen Buchpreis auf einem Teleskop- intensiven Austausch mit vielen Diskus- treffen zu gewinnen! Gratulation dazu! Danksagung sionen auch zu nichtspektroskopischen Daniel Sablowski referierte abschließend T. H. dankt Lothar Schanne und Thomas Themen genutzt. über „Optical Design and Ray Tracing Eversberg für die kritische Durchsicht des Fundamentals“. Er demonstrierte das De- Manuskriptes. Jahrestagung der Fachgruppe Sternbedeckungen von Eberhard H. R. Bredner

Sternbedeckungen werden seit 400 Jah- ren – seit der Erfi ndung des Fernrohres – beobachtet, ganz so alt ist die VdS-Fach- gruppe Sternbedeckungen nicht, aber diese FG gehört doch zu den ersten im Rahmen der VdS. Von Anfang an wurde die FG von der IOTA/ES getragen („Inter- national Occultation Timing Association/ European Section“, etwa „Internationale Bedeckungszeiterfassungsgesellschaft/ Europäische Abteilung“).

Die IOTA/ES ist seit über 25 Jahren als wissenschaftlicher (!), gemeinnütziger Verein anerkannt und eingetragen. Ge- rade in den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt der Beobachtungen verla- gert. Bildeten früher die traditionellen totalen und streifenden Sternbedeckun- gen die Basis unserer Tätigkeit, so ist 1 Der erneuerte Vorstand der „Sternebedecker“, von links: Michael Busse, seit der genauen Vermessung des Mond- Hans-Joachim Bode, Brigitte Bode-Thome, Dr. Wolfgang Beisker, Konrad Guhl

VdS-Journal Nr. 47 Sternbedeckungen 107

2 Höhenprofi ls durch die japanische Sonde Kaguya dieser Bereich zurückgegangen. Der neue 50-cm- Nur die Beobachtung von totalen Dop- Spiegel der IOTA/ES in pelstern-Bedeckungen am Mondrand Dobson-Montierung, wird in Zukunft „wissenschaftlich“ noch fl ankiert von Michael eine gewisse Bedeutung haben. Busse als verantwortli- chem Konstrukteur und Aber – um hier kein falsches Bild zu Konrad Guhl als erstem zeichnen – die Verfolgung einer totalen Anwender oder noch besser einer streifenden Bede- ckung am dunklen Mondrand vermittelt noch immer einen atemberaubenden und ästhetisch ungemein überwältigenden Eindruck. Wer als Amateur-Astronom das nie beobachtet hat, dem fehlt ein wichtiger Teil der Astronomie! Man siehe dazu auch den Hinweis zur Spica-Strei- TNOs (Trans Neptun Objects) in den gut ausgerüsteten Amateuren (natürlich fung am Mondrand auf Seite 110 in die- Vordergrund. Dafür sind in der Regel auch Berufsastronomen) ein zusätzliches ser Ausgabe. Fernrohre mit größeren Öffnungen erfor- Arbeitsgebiet angeboten/nähergebracht derlich, die Objekte sind oft sehr licht- werden. „Bedeckungen“ stellen uns ja Nirgendwo wird die Dynamik von Ab- schwach. Meist versuchen wir bei einer nicht unter „Dauerstress“, oft vergehen läufen am Himmel deutlicher, außer viel- dieser Beobachtungen auf schon exis- Wochen zwischen beobachtbaren Ereig- leicht bei einer Sonnenfi nsternis – aber tierende Sternwarten mit ihrer Ausrüs- nissen – dazwischen wäre dann ausrei- das ist ja „auch nur eine Bedeckung“. tung zurückzugreifen, die wir dann nur chend Zeit für andere Bereiche der As- mit unserer elektronischen Ausrüstung tronomie – ÜBEN ist in der Zwischenzeit Jeder ordentliche deutsche Verein hat (empfi ndliche Video-Kameras, Zeiterfas- erste Pfl icht. Und natürlich eignen sich eine Jahreshauptversammlung, so auch sungsgeräte) ergänzen. dazu wieder totale Sternbedeckungen. die IOTA/ES in diesem Jahr am Hauptsitz des Vereins, hier als Gast der Sternwarte Die Vorhersagen für diese Ereignisse ha- Was sich im Spektrum der IOTA/ES so tut, Hannover am 20. April 2013. ben in der Regel noch nicht die sonst kann man sehr gut an wissenschaftlichen gewohnte Qualität (Genauigkeit) und Veröffentlichungen ablesen, an denen wir Es begann mit einem Bericht des Vor- eine Beobachtung fällt oft auch in eine mitgearbeitet haben. Es geht immer um standes mit den letztjährigen Erfolgen Region, in der es keine Sternwarte gibt. Bedeckungen – von z. B. Doppelsternen, und Misserfolgen und möglichen Beob- Besonders um diese Fälle auch zu beob- Planeten-Atmosphären oder TNOs. achtungsvorhaben in Zukunft. Zunächst achten, hat sich der Verein entschlossen, gedachten wir aber unserem polnischen einen Goto-Dobson mit einem 50-cm- Ein Nachsatz: Konrad Guhl war unter- Koordinator, Pawel Maksym, den ein frü- Spiegel anzuschaffen. Die Abbildung 2 wegs mit dem 50-cm-Spiegel – demon- her Tod mit 29 Jahren aus unseren Rei- gibt dazu einen Eindruck. tiert für den Transport in einem mittel- hen gerissen hatte. großen PKW. Unter anderen begleitet Der Umbau für unseren Einsatz war nicht vom Autor als Wetter-Basisstation mit Es standen turnusgemäß Vorstandswah- einfach, es gab gravierende Probleme mit Dauerinformationen über das vorher- len an, nach über 20 Jahren „im Amt“ dem Antrieb, so dass im letzten Augen- gesagte Wetter im Beobachtungsgebiet traten der Sekretär (Dr. Eberhard Bredner) blick der Tubus (wie im Bild) abgebaut Süditalien. Anfänglich hoffnungsvolle und das Vorstandsmitglied „Öffentlich- werden musste und durch eine Halterung Wetteraussichten verschlechterten sich keitsarbeit“ (Dr. Eberhard Riedel) nicht der Kamera „im Fokus“ ersetzt wurde. während der 2-tägigen Anreise so sehr, mehr zur Wahl an, an ihrer Stelle wurden dass die Exkursion dann in den Alpen Konrad Guhl (Öffentlichkeit) und Michael Ein letzter Punkt: Als Verein auf Euro- abgebrochen werden musste. Auch die Busse (Sekretär) gewählt. Die Abbildung 1 päischer Ebene organisieren wir jedes Beobachter auf Kreta (auch IOTA/ES) zeigt den aktuellen Vorstand. Jahr eine Tagung in einem Mitglieds- und in Athen (Sternwarte Paris) waren land, ESOP (European Symposium on „clouded out“ – durch Wolken an einer Als hervorgehobener Tagesordnungs- Occultation Projects) – letztes Jahr in Beobachtung gehindert. punkt ist noch die Diskussion um den Pescara/Italien, 2013 in Barcelona/ neuen mobilen 50-cm-Spiegel in Dob- Spanien, 2014 voraussichtlich in Prag/ Das ist unser Problem bei den „Bede- son-Montierung zu nennen. Wie schon Tschechien. Diese Tagung ist als Kontakt ckungen“ – der Termin lässt sich auch oben angesprochen, hat sich der Schwer- zu unseren Mitgliedern sehr wichtig und mit bester Vorplanung nicht verschie- punkt der Fachgruppe von „Sternbede- soll im Veranstaltungsland auch neue ben. Aber vielleicht können wir bei der ckungen“ etwas verschoben. Seit einiger Beobachter ansprechen – wobei in erster Jahrestagung 2014 von anderen, gelun- Zeit tritt die Beobachtung von Planeten- Linie nicht totale Neu-Beobachter ange- genen Beobachtungen mit dem neuen Atmosphären und die Beobachtung von sprochen werden sollen, sondern es soll IOTA/ES-Schatz berichten.

VdS-Journal Nr. 47 108 Sternbedeckungen

Spica streift den Mond von Eberhard H. R. Bredner

Hier soll noch einmal auf die mögliche Es gilt also zwischen den beiden Ex- Entschließen Sie sich, es wird großartig! Beobachtung der streifenden Spica-Bede- tremen zu entscheiden. Nach reifl icher Topografi e, Mondberge und Täler zeich- ckung am 2. November 2013 hingewiesen Überlegung haben wir unter Einbezie- nen sich so am Rande ab. werden (siehe auch VdS-Journal für As- hung der topografi schen Situation die tronomie 46, 110). Wer der Dynamik des Region südlich des Ortes Lons-le-Sau- Himmelsgeschehens näherkommen möch- nier gewählt. Wir beobachten die Wet- te, der hätte hier eine herausragende Mög- terentwicklung sorgfältig, 24 Stunden lichkeit zur Beobachtung! Sonnenfi nster- vor dem Ereignis wird die Durchführung nis-Beobachter wissen es schon immer, entschieden – gehen oder bleiben!? besonderen Ereignissen muss man hinter- herreisen. So auch hier – die berechnete Beobachter sollten also auf jeden Fall Grenzlinie, auf der diese Beobachtung Kontakt halten ([email protected]). möglich ist, zieht sich von Nordfrankreich Wir treffen uns am Vorabend zu einer bis Norditalien. Aber die Beobachtung will gemeinsamen Besprechung und Vertei- 1 Die Grafi k zeigt die Situation für die sorgfältig geplant werden. lung der Beobachtungspunkte. Die Gra- streifende Bedeckung, oben ist der fi k zeigt drei ausgeprägte Mondberge, Mond. Gepunktet ist eine „perfekte, Am Anfang der Grenzlinie steht Spica Spica sollte also innerhalb kurzer Zeit idealisierte“ Mondoberfl äche. Die sehr tief am Horizont, die Sonne weit un- dreimal durch einen Mondberg verdeckt skizzierten Abweichungen erklären ter dem Horizont – am Ende steht Spica werden, aber nur - wenn Sie sich richtig sich aus der Topografi e, Mondberge deutlich höher, aber dann geht gerade die aufgestellt haben. und Täler zeichnen sich so am Sonne auf. Rande ab.

VdS-Journal Nr. 47 Veränderliche 109

Beteigeuze (Alpha Orionis) und Mintaka (Delta Orionis) von Wolfgang Vollmann 1 Beteigeuze (Alpha Orionis) Beispiel eines Beteigeuze ist der hellste Stern, der für Einzelfotos. Aus dem das freie Auge deutlich seine Helligkeit RAW-Bild wird das ändert. Der GCVS [1] gibt eine Amplitu- Grünbild gewonnen de von 0,0 bis 1,3 mag an. Als Typ wird und gemessen. SRc (halbregelmäßig) mit einer Periode von 2.335 Tagen angegeben. Der Stern ist nicht leicht zu beobachten: Die rote Farbe und Vergleichssterne in größerem Winkelabstand machen visuelle Schät- zungen schwierig. Die Lichtkurve der letzten Jahre hat Sebastian Otero zusam- mengestellt [4]. Eine gute Übersicht zum Stand der Forschung bietet [6].

Seit Anfang 2012 beobachte ich Beteigeu- ze mit der digitalen Spiegelrefl exkamera Canon 450D. Mit einem Zoom-Objektiv bei 1:2,8, f=28 mm (Weitwinkelstellung) stelle ich ziemlich unscharf auf eine Ent- fernung von 2,5 Meter ein. Die Belich- Den Transformationskoeffi zienten k be- gemittelt. Natürlich ist es nötig, die un- tungszeit beträgt 13 Sekunden bei ISO stimmte ich durch viele Beobachtungen terschiedliche Extinktion durch unter- 400, eine Nachführung ist dabei nicht zu -0,118 ± 0,024 für meine Kamera. schiedliche Sternhöhen zu berücksichti- nötig und die Kamera am Fotostativ Für Alpha Orionis nehme ich einen mitt- gen. Dazu verwende ich eine genäherte montiert. Durch die unscharfe Einstel- leren Farbindex B-V = +1,50 mag an. mittlere Extinktion von 0,20 mag pro lung werden die Sterne zu Lichtscheiben Pro Beobachtung werden mindestens 10 Luftmasse. Beobachtungen durch mehr und auch so helle Sterne wie Beteigeuze Einzelbilder gemessen und das Ergebnis als 2 Luftmassen (unter 30 Grad Stern- sind nicht überbelichtet. Die Messung der instrumentellen Helligkeiten erfolgt wie immer mit dem Programm AIP4WIN [3] auf den Grünbildern (Abb. 1 und 2).

Im verwendeten Helligkeitsbereich sind die instrumentellen Helligkeiten linear proportional zu den Johnson-V-Hellig- keiten (bei gleichfarbigen Sternen). Als Vergleichsstern benutze ich Gamma Ori- onis (V = 1,64 mag, B-V = -0,22 mag) und als Prüfstern (Check star) Zeta Ori- onis (V = 1,74 mag, B-V = -0,20 mag). Die gemessenen instrumentellen Grün- helligkeiten G werden auf Johnson-V transformiert: V = G + k · (B - V)

2 Beispiel einer Messung von Alpha Orionis. Durch die unscharfe Abbil- dung bilden die Sterne Ringe mit dunklerem Zentrum und sind nicht überbelichtet.

VdS-Journal Nr. 47 110 Veränderliche

Gürtelstern des Orion, Delta Orionis. Der GCVS [1] gibt für diesen Bedeckungsver- änderlichen vom Typ EA/DM eine Am- plitude von nur 2,14 bis 2,26 mag V und eine Periode von 5,732476 Tagen an.

Ich habe daher Delta Orionis auf den Aufnahmen ebenfalls gemessen. Eine Lichtkurve wurde mit den neueren Ele- menten aus [2] gefaltet und zeigt neben dem Hauptminimum nahe der Phase 0,00 auch eindeutig das Nebenminimum nahe der Phase 0,50. Für eine genauere Mini- mumsbestimmung sind die Beobachtun- gen noch zu wenig zahlreich (Abb. 4). 3 Lichtkurve von Alpha Orionis Ende Dez. 2012 bis Mitte Apr. 2013. Jeder Messpunkt Die Genauigkeit der DSLR-Messungen ist wurde aus mindestens 10 Einzelbildern ermittelt. Der Helligkeitsanstieg (obere Licht- also ausreichend, um den Bedeckungs- kurve) von 0,65 mag bis zu einem Maximum mit 0,40 mag zum JD 2456350 ist gut lichtwechsel von Delta Orionis nachzu- sichtbar. Ein zweites Maximum JD 2456370 ist angedeutet. Danach sank die Helligkeit weisen. Die Lichtkurve ist offenbar zeit- wieder ab. Die untere Linie mit den streuenden Punkten ist die gemessene Helligkeit lich veränderlich [7 und 8]. Grund dafür des Prüfsterns Zeta Ori, verschoben um 0,9 mag in Richtung der Helligkeit von Alpha dürften weitere Sterne des Systems sein Ori. Die Streuung kann zur Beurteilung der Beobachtungsgenauigkeit dienen. [8].

Literaturhinweise und Internetlinks: [1] General Catalogue of Variable Stars (Samus+ 2007-2012), abgerufen über http://vizier.u-strasbg.fr [2] International Variable Star Index: www.aavso.org/vsx [3] R. Berry, J. Burnell, 2006: Software “Astronomical Image Processing for Windows”, Beilage zum Buch “The Handbook of Astronomical Image Processing”, Willmann-Bell, Richmond [4] S. Otero: „Betelgeuse“, http://var- sao.com.ar/Curva_Alp_Ori.htm [5] AAVSO Alert Notice 474: “Multi- wavelength campaign on delta Ori (Mintaka)”, www.aavso.org/aavso- 4 alert-notice-474 Lichtkurve von Delta Orionis aus Beobachtungen 2012-2013. Das Hauptminimum [6] J. Th. van Loon: “Betelgeuse and mit der Amplitude 0,12 mag ist nahe der Phase 0,00 sichtbar. Das Nebenminimum the red supergiants”, http://arxiv. mit einer Amplitude von etwa 0,05 mag ist nahe der Phase 0,50 erkennbar. Elemente org/abs/1303.0321 aus VSX [2]: Min I = JD 2448172,066 + 5,73249 E. Die untere Linie und die streuen- [7] C. E. Worley: “The Eclip- den Punkte sind wieder die Helligkeit des Prüfsterns um 0,7 mag verschoben, um das sing Binary Delta Orionis”, Diagramm besser lesbar darzustellen. 1955PASP...67..330W, http:// articles.adsabs.harvard.edu//full/ 1955PASP...67..330W/0000330. höhe) bringen wenig genaue Ergebnisse. erfolgt die Beobachtung nicht auf einer 000.html Die Genauigkeit ist zufriedenstellend: Bergsternwarte, sondern am Rand der [8] J. A. Harvin et al: “Tomographic Durch die großen Winkeldistanzen der Millionenstadt Wien in einer Seehöhe Separation of Composite Spectra. Sterne von mehreren Grad machen sich von 170 Meter. VIII. The Physical Properties of zeitlich veränderliche Extinktionskoeffi - the Massive Compact Binary in the zienten, abziehende praktisch unsichtba- Mintaka (Delta Orionis) Triple Star System HD 36486 (delta re Wolken wie Kondensstreifen von Flug- Der Beobachtungsaufruf der AAVSO [5] Orionis A)”, http://arxiv.org/abs/ zeugen usw. stark bemerkbar. Schließlich lenkte mein Interesse auf den westlichen astro-ph/0110683

VdS-Journal Nr. 47 Veränderliche 111

Weitere Exoplaneten-Transits in Kirchheim – die 9. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV von Gerd-Uwe Flechsig

Vom 14. bis 21.9. 2012 fand die offi zielle 9. Veränderlichen-Beobachtungswoche der BAV an der VdS-Sternwarte in Kirch- heim statt. Wie immer waren sowohl theoretische als auch praktische Einfüh- rungsveranstaltungen für neue/unerfah- rene Beobachter geplant. Daneben be- stand auch für geübte Interessenten mit ansonsten zeitlich bzw. instrumentell be- schränkten Beobachtungsmöglichkeiten die Gelegenheit für vertiefte Arbeiten an Veränderlichen. Obgleich sich die Tagung der BAV in Jena zeitlich unmittelbar an- schloss, kam die beabsichtigte gegensei- tige Förderung der beiden Veranstaltun- gen nicht zustande. Eyck Rudolph als langjähriger Teilnehmer in Kirchheim war außerdem mit der Vorbereitung der Tagung in Jena vollauf beschäftigt und konnte diesmal an der BAV-Woche nicht 1 Lichtkurve von DY Peg teilnehmen.

Dennoch fanden sich zwei Besucher ein, die in unterschiedlichen Bereichen un- terrichtet wurden. Andreas Rauschert ließ sich von mir mittels der X-Tri- Übungsbilder in die visuelle Schätzung einführen. Gerald Brettel war schon am ersten Wochenende mit dabei, und wir nahmen an der Sonnenbeobachtung teil (die Kirchheimer Volkssternwarte macht sonntagvormittags öffentliche Sonnenführungen). Es waren nach dem ungewöhnlich langen Sonnenfl eckenmi- nimum der letzten Jahre wieder mehre- re Sonnenfl ecken zu sehen, dazu boten auch einige große Protuberanzen im Hα- Licht einen sehr schönen Anblick. Herr Brettel ließ sich auch die Verwendung der Programme Muniwin und Peran- so genauestens erklären und konnte im Anschluss einige eigene Aufnahmeserien 2 Transit des Exoplaneten TrES-3b seiner DSLR-Kamera auswerten.

Ich selber konnte in der offi ziellen wie auch als sehr leistungsfähig erwiesen. reich ausprobiert. Darüber hinaus konn- auch in der privaten Vorwoche erstmals Unter anderem konnten zwei Transits der ten in der privaten Vorwoche noch zwei den 130 mm/1.000 mm-Takahashi-Re- Exoplaneten TrES-3b und HD189733-b weitere Ergebnisse erhalten werden. fraktor in der Schiebedachhütte zusam- verfolgt werden. Die Lichtkurven fi nden men mit meiner SIGMA 402 und einem sich in den Abbildungen 2 und 3. Zuvor Durch eine fast pixelgenaue Nachfüh- Starlight-Xpress-Lodestar-Autoguider hatte ich diesen Aufbau bereits an dem rung wird ein Fehler verringert, der an- einsetzen. Diese Konstellation hat sich „gewöhnlichen“ Veränderlichen DY Peg sonsten durch die halbwegs periodische als höchst bedienungsfreundlich und (einem Delta-Scuti-Stern, Abb. 1) erfolg- Benutzung unterschiedlicher Pixelregi-

VdS-Journal Nr. 47 112 VdS-Nachrichten

onen auf dem Chip hervorgerufen wird. Dieser entsteht durch Schneckenfehler der Montierung und kann sich im Ex- termfall in sägezahnartigen Mustern äu- ßern, welche die Lichtkurven überlagern. Weiterhin wurde durch das Autoguiding eine recht lange Belichtungszeit von 1 bis 2 Minuten möglich, ohne dass ei- oder strichförmige Sternabbildungen auftra- ten. Schließlich wurden so viele Einzel- aufnahmen wie möglich aufgenommen und das über einen Zeitraum von bis zu 4,5 Stunden, denn bei HD189733-b dauerte der Transit 113 min. Bei diesem Stern musste (und konnte) auch ein V- Filter eingesetzt werden, um lange Be- lichtungszeiten zu ermöglichen. Beim 3 weniger hellen TrES-3b verwendete ich Transit des Exoplaneten HD189733-b lediglich einen Skyglow-Neodynium- Filter, um IR, UV und auch das Stadtlicht (von Arnstadt) selektiv abzudämpfen. einfach hochgeladen werden. Die statis- wird die Nachführung zum Kinderspiel. Auf die Weise konnte das Signal/Rausch- tische Auswertung der Lichtkurve mittels Es stand ein 80 mm/1.200 mm-AS- Verhältnis der Lichtkurven so deutlich Schablonen erfolgt automatisch. Die Mi- Refraktor als Leitrohr zur Verfügung. verbessert werden, dass die Transit-Effekte nimumsdaten landen gleich in der zuge- Spezielle Leitrohrschellen zur Leitstern- der Exoplaneten im unteren Millimag- hörigen Datenbank. suche waren nicht erforderlich, da die Bereich messbar wurden. Zur Auswer- Bildfelder groß genug waren. Nach Wahl tung der fotometrischen Daten aus Mu- Die Bedienung des lediglich okulargroßen eines Leitsterns startet PHD-Guiding tat- niwin setzte ich die TRESCA-Tools der Lodestar-Autoguiders könnte nicht ein- sächlich auf Knopfdruck die Kalibrierung Website http://var2.astro.cz/ETD/ ein. facher sein: Mittels der Software „PHD- der Schrittmotoren und anschließend die Die Muniwin-Ergebnistabelle kann hier Guiding“ (steht für „press here dummy“) automatische Nachführung.

VdS-Vorstand aktuell von Sven Melchert

Die dritte Vorstandssitzung im Jahr 2013 hat am 13. Juli in Köln stattgefunden.

Mitgliederentwicklung Die Preisverleihung wird im Rahmen der Mitgliederbereich auf der Zum 30. Juni zählte die VdS 4.065 Mit- Mitgliederversammlung stattfi nden. VdS-Homepage glieder; zum gleichen Termin im Vorjahr Die Vorbereitungen dazu sind weitge- betrug die Mitgliederzahl 4.078. Den Mitarbeiter für VdS-Homepage hend abgeschlossen. Im Herbst 2013 vorliegenden Anträgen auf Neumitglied- Nach dem Ausscheiden von Christoph werden zusätzliche Inhalte ausschließ- schaft wurde zugestimmt. Prall wird ein neuer Mitarbeiter zum lich für VdS-Mitglieder verfügbar sein, Ausbau und zur Pfl ege der VdS-Home- darunter auch eine Artikelsuche für das 31. VdS-Tagung und Mitglieder- page gesucht. Interessenten mit entspre- Journal für Astronomie. versammlung chenden Kenntnissen wenden sich bitte Die Veranstaltung fi ndet am 19./20. Ok- an die Geschäftsstelle. Projekt Partnersternwarten tober 2013 in Osnabrück statt. Der Vor- Der Vorstand plant ein Diskussionsforum stand hat die Tagesordnung beschlossen. Tag der Luft- und Raumfahrt für die VdS-Mitgliedssternwarten auf der Zusätzliche Anträge seitens der Mitglie- Die Veranstaltung fi ndet am 22. Sep- VdS-Homepage. Weiterhin wird ein für der müssen bis zum 14. September bei tember auf dem Gelände des Deutschen Sternwarten zuständiger Beirat in Be- der Geschäftsstelle eingegangen sein. Zentrums für Luft- und Raumfahrt in tracht gezogen. Die genaue Vorgehens- Köln-Porz statt. Die VdS wird wieder mit weise zu beschreiben wird Aufgabe des Deutscher Preis der Astronomie einem Stand vertreten sein. Zur Standbe- neu gewählten Vorstands sein. Der Vorstand hat aus den vorliegenden treuung vor Ort werden noch Helfer ge- Bewerbungen den Preisträger bestimmt. sucht; Kontakt über die Geschäftsstelle.

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Constantin Weickart erhielt Dominikus-Preis von Wolfgang Fiedler

In Sterne und Weltraum namigen Orden und gilt als 6/2012, 96, und interstellarum Schutzpatron der Astronomen 84, 17, wurde über eine Studie und fälschlich Angeklagten. Im des Erfurter Instituts für neue Rahmen des Studiums der Sieben soziale Antworten (INSA) be- Freien Künste wurde er als Ju- richtet, in der nachgewiesen gendlicher auch in Astronomie wird: „61,7 % der Deutschen unterrichtet. „Wenn Dominikus sprechen sich dafür aus, dass erführe“, so der Laudator, „dass Astronomie an der Schule als sich die Jugendlichen des 21. eigenständiges, verbindliches Jahrhunderts in der Schule we- Unterrichtsfach gelehrt wer- 1 INSA-Leiter Hermann Binkert (rechts) überreicht Constantin niger mit dem Kosmos auseinan- den sollte, und 63,2 % wollen, Weickart aus Zürich (Mitte) den Dominikus-Preis. Laudator dersetzen, als er es im 12. Jahr- dass Astronomie als freiwilli- Lutz Clausnitzer (links) von ProAstro würdigte besonders hundert selbst erlebte, würde er ge Arbeitsgruppe an Schulen Weickarts repräsentative Befragung, dank derer wir heute jedes Engagement für einen ver- angeboten wird“ (is Nr. 84). wissen, dass sich in Deutschland die Bevölkerungsmehrheit bindlichen Astronomieunterricht Diese Untersuchung war Be- die Astronomie als verbindliches Schulfach wünscht. begrüßen. Wenn er wüsste, dass standteil der Studie „50plus“. Bildquelle: obs/Institut für neue soziale Antworten (INSA) wir heute mit großen Instrumen- Das Institut weist aber darauf ten Milliarden von Lichtjahren hin, dass dazu nicht nur ältere Menschen wecken und vor allem auch Mädchen in die unbegrenzten Weiten des Weltalls befragt wurden. Der Autor, Constantin den Zugang zu den MINT-Fächern er- hinausschauen, die Entwicklung des Uni- Weickart, ist für diese Meinungsumfra- leichtern kann. versums erforschen, den Mond betraten ge und weitere Initiativen im Bereich der und bereits die Lebensbedingungen auf astronomischen Bildung am 19. Septem- Der Preisträger setzt sich auch gegen extrasolaren Planeten untersuchen, wür- ber 2012 in Erfurt mit dem Dominikus- Lichtverschmutzung ein, um den Men- de er sich wünschen, dass wir auch die Preis geehrt worden. schen die Faszination Sternhimmel zu Jugend an diesem grandiosen Abenteuer erhalten. Außerdem möchte er benach- teilhaben lassen.“ Astronomieunterricht Das INSA verleiht diesen Preis von nun teiligten Gruppen einen Zugang zur ist lernmotivierend und sehr geeignet, an alle zwei Jahre für innovative Ide- Himmelskunde ermöglichen. So hatte er Studienwünsche in jene Richtungen zu en und gesellschaftliches Engagement. eine Weimarer Schulklasse für Sehbehin- lenken, in denen die Hörsäle heute un- Hermann Binkert leitet es und initiierte derte in Astronomie unterrichtet und mit terbesetzt sind. diesen Preis. In seiner Begrüßungsan- selbst gebastelten Modellen den Kosmos sprache sagte er, wer politisch tätig ist für sie im wahrsten Sinne des Wortes be- Clausnitzer vermittelte anschaulich, dass oder konkrete Konzepte entwickeln und greifbar gemacht. Herr Weickart diese Auszeichnung ganz umsetzen will, darf nicht an der Mutlo- in Dominikus’ Sinne und hochverdient sigkeit anderer verzweifeln. Insofern sei Die größte Anerkennung fand aber Con- erhält. Passend sei es auch, dass ihm der es ein Preis für die Mutmacher unserer stantins repräsentative Befragung von Dominikus-Preis in einem jener Bun- Zeit. 2012 ging die mit 10.000 Euro do- über 3.000 Personen nach ihrem Interesse desländer überreicht wird, die das Fach tierte Auszeichnung zu gleichen Teilen an der Astronomie im Allgemeinen und Astronomie seit Jahrzehnten kennen und an die bayerische Sozialministerin Chris- an einem schulischen Astronomieunter- dessen Potenzen für eine vernetzte All- tine Haderthauer für ihr Engagement zur richt im Speziellen. Das himmelskundli- gemeinbildung zu nutzen wissen. Stärkung der Familie, an Tobias Merckle che Interesse sei in jenen Bundesländern, als Geschäftsführer des Seehaus e. V. für welche „Astronomie als verpfl ichtendes sein Engagement für Jugendhilfe und Lehrfach“ haben, deutlich höher als in Weiterführende Informationen: Kriminalprävention und an den Gymna- den anderen. http://www.insa-online.de/de/ siasten Constantin Weickart. dominikus-preis In seiner Laudatio spannte Lutz Claus- Constantin besucht den altsprachlichen nitzer den Bogen von Dominikus zu Zweig eines Züricher Gymnasiums und den Jugendlichen von heute. Dominikus Anm. der Redaktion: fand über die Astronomie zu den Na- studierte im heimatlichen Spanien die Wolfgang Fiedler ist Lehrer für Physik turwissenschaften. So ist er aus eigenem Sieben Freien Künste, Philosophie und und Astronomie am Henfl ing-Gymna- Erleben überzeugt, dass man mit dem Theologie und wirkte später in Frank- sium in Meiningen und Fachberater für Astronomieunterricht Bildungsinteresse reich und Italien. Er gründete den gleich- Astronomie in Thüringen.

VdS-Journal Nr. 47 116 VdS-Nostalgie

Ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker – Folge 19

In der Folge 16 / Heft Nr. 45, Seite 98 f. wurde über die Gründungen der Volkssternwarte Köln und der Hamburger Sternfreunde 1962 berichtet. 1963 folgte die Wilhelm-Foerster-Sternwarte in Berlin, über deren Neubau Joachim Herrmann in den VdS-Nachrichten/Februar 1963 vorab berichtete. Herrmann war Wissenschaftlicher Leiter der WFS gewesen und gerade frisch nach Recklinghausen gewechselt. Das Aprilheft 1963 präsentierte die Berliner Ereignisse unter der Überschrift „Die neue Volkssternwarte von Berlin“ als Titelstory. Bemerkenswert ist die liebevolle Beschreibung des Deckenplanetariums mit „der ultraviolett leuch- tenden Birne als Sonne“. Wie bescheiden man doch damals noch war! Dies ist ein Faksimile-Abdruck, die Abbildung ist stark verkleinert.

Vorabbericht aus den VdS-Nachrichten, Heft 2 / Februar 1963, Seite 31

VdS-Journal Nr. 47 VdS-Nostalgie 117

VdS-Journal Nr. 47 118 VdS vor Ort / Podium [email protected]

Mitglieds-Nr. 20225 Sternfreunde Borken e.V.

Die kosmische Heimat der Sternfreunde Borken ist das west- liche Münsterland. Aus einem lockeren Kreis von Stern- guckern gründete sich im Jahr 2002 der als gemeinnützig eingetragene Verein, dem derzeit 30 Mitglieder/innen an- gehören.

Ihr astronomisches Domizil durften die Amateurastronomen ein Jahr später feierlich eröffnen, die Josef-Bresser-Stern- warte. In Erinnerung an seinen Vater und Firmengründer ergriff Rolf Bresser die Initiative zum Bau des Observatori- ums. Wöchentlich Donnerstagsabend kann die Sternwarte besucht werden. In den Sommerferien wird sonntags die 1 Sonne im Weißlicht und H-alpha gezeigt. Sonderveranstal- Die Josef-Bresser-Sternwarte tungen gibt es zum Tag der Astronomie und bei besonderen Himmelsereignissen. Zudem sind Schulklassen und interes- schmutzung zu nehmen. Das astronomische Bildungsange- sierte Gruppen regelmäßig Gäste in der Sternwarte. bot konnte im Jahr der Astronomie 2009 durch einen Pla- netenwanderweg ergänzt werden. Die Mitglieder treffen sich Auf dem Borkener Umweltmarkt wird jährlich die Licht- monatlich am ersten Mittwoch in ihrem Vereinslokal zum verschmutzung thematisiert. Dazu haben die Sterngucker Erfahrungsaustausch. eine „Lichtverschmutzungsbox“ gebastelt, mit der man dem Laien die Problematik der zunehmenden Aufhellung Kontakt: der Nacht anschaulich verdeutlich kann. Über Pressearbeit www.josef-bresser-sternwarte.de und Kontakt zu Firmen und der Stadt Borken versuchen die www.sternfreunde-borken.de Sternfreunde, Einfl uss auf die Reduzierung von Lichtver- www.planetenweg-borken.de

Mitglieds-Nr. 12751 Bayerische Volkssternwarte Neumarkt in der Oberpfalz e.V.

Idyllisch zwischen Nürnberg und Regensburg liegt die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz. Am 12. Juni 1969 trafen sich dort 20 astronomiebegeisterte Neumarkter Bürger und grün- deten den Verein Bayerische Volkssternwarte Neumarkt e. V. Fritz Weithas, nach dem die Sternwarte in der Zwischenzeit benannt ist, wurde damals zum 1. Vorsitzenden gewählt. Durch sein großes Engagement entstanden bis 1974 ein Turm mit einer Kuppel sowie ein Vortragsraum, der ca. 60 Besucher fasst, ein Büro, Sanitäranlagen und ein als Emp- fangsraum dienender Verbindungstrakt zum Turm. Über dem Vortragsraum lässt sich auf einer 100 Quadratmeter großen Besucherplattform mit einem C 8, C 11 und einem 1 Das Gebäude der Volkssternwarte Neumarkt 45-cm-Dobson Astronomie unter freiem Himmel betreiben. In der Kuppel wurde vor wenigen Jahren ein Meade RCX tagabend ein interessantes Vortrags- und Beobachtungspro- 200 mit 16 Zoll auf einer stabilen Liebscher-Montierung gramm angeboten. Renommierte Wissenschaftler, z. B. von angeschafft. So stehen den 200 Mitgliedern des Vereins ge- der ESO oder den Universitäten München, Erlangen oder nügend Teleskope zur Verfügung, um den Himmel zu be- Heidelberg, haben in der Sternwarte Vorträge über ihre Spe- obachten, Astrofotografi e oder Spektroskopie zu betreiben. zialgebiete gehalten. Jedoch kommt auch die Himmelsbeob- Schon immer wurde eine enge Zusammenarbeit zwischen achtung nicht zu kurz. Jeder Besucher ist begeistert, wenn dem Verein und den Neumarkter Schulen gepfl egt. Vie- in einer klaren Herbstnacht die Andromedagalaxie live ins le Schulklassen und die früheren Astronomie-Grundkurse Teleskop leuchtet. der Gymnasien besuchten in all den Jahren regelmäßig die Sternwarte. Während des ganzen Jahres wird an jedem Frei- Kontakt: http://sternwarte-neumarkt.de

VdS-Journal Nr. 47 VdS vor Ort / Podium [email protected] 119

Mitglieds-Nr. 12866 Die Astronomische Vereinigung Augsburg e.V. (AVA)

Die im Jahr 1965 gegründete Astronomische Vereinigung Augsburg e.V. hat derzeit ca. 140 Mitglieder und betreibt seit 1975 ihre Sternwarte in Diedorf, ca. zehn Kilometer südwestlich von Augsburg. Auf dem Gebäude der Grund- und Mittelschule Diedorf ist das gesamte obere Stockwerk für die Astronomie reserviert. Neben einem Aufenthalts- und einem Bibliotheksraum befi nden sich hier die beiden Herzstücke der Sternwarte: die Beobachtungsplattform und das Planetarium. Auf der 100 Quadratmeter großen Beobachtungsplattform 1 Die Beobachtungsplattform der Astronomischen mit Schiebedach stehen drei Hauptinstrumente zur Verfü- Vereinigung Augsburg (AVA) gung: ein 45-cm-Newton-Selbstbau in Gabelmontierung, ein 30-cm-Meade-LX200-Schmidt-Cassegrain und ein 15-cm-Wachter-Coudé-Refraktor mit 2,7 Meter Brennwei- Leuchtdioden (insgesamt ca. 2000 Stück), die den Sternhim- te. Die Geräte werden sowohl während der regulären Öff- mel genau vermessen und sehr naturgetreu darstellen, da nungszeiten jeden Freitag ab 20 Uhr, als auch von den Ver- auch die hellsten Sterne punktförmig sind. Die Führungen einsmitgliedern, insbesondere der aktiven Astrofotogruppe, werden immer live und nicht vom Band gehalten, um best- ausgiebig genutzt. möglichst auf die Besucher und ihre Fragen eingehen zu können. Das Planetarium ist eine Besonderheit: Da dem Verein die Mittel für einen Planetariumsprojektor nicht zur Verfügung Kontakt: Astronomische Vereinigung Augsburg, standen, entstanden in den Jahren 1981/82 in der Kuppel Pestalozzistr. 17a, 86420 Diedorf, Tel.: 08238-7344 (nur mit acht Metern Durchmesser in aufwändiger Handarbeit freitags ab 20 Uhr), Email: [email protected] zwei Sternhimmel (Winter und Sommer) aus einzelnen http://www.sternwarte-diedorf.de

Mitglieds-Nr. 16461 Astronomie Stiftung Trebur

In Trebur im Rhein-Main-Gebiet erhebt sich über einem viergeschossigen Gebäude die Kuppel des Michael-Adrian- Observatoriums, das von der Astronomie Stiftung Trebur betrieben wird. Im Mai 1997 ging das T1T, das Treburer 1-Meter-Teleskop in Betrieb. Mit seinem 1,2-m-Spiegel ist es eines der größten Teleskope in Deutschland, mit dem je- der mit eigenen Augen den Himmel beobachten kann. Es wird sowohl für wissenschaftliche Arbeiten als auch für die Öffentlichkeit eingesetzt. Jeden Mittwoch ist die Sternwar- te geöffnet, zu anderen Terminen auch für Führungen von Gruppen. Ziel ist dabei, vor allem junge Menschen für die Astronomie zu interessieren und somit wissenschaftlichen 1 Das 1-Meter-Teleskop des Michael-Adrian-Observatoriums Nachwuchs zu gewinnen. in Trebur

In Zusammenarbeit mit der FH Mainz konzipierte die Stif- versität in Torun/Polen (siehe u.a. A&A, 551, A108(2013)). tung mehrere spannende Ausstellungen, die auf Grund ihres Auch werden Lehrveranstaltungen für Studierende benach- Zuspruchs an weitere Orte in Deutschland wanderten. Ge- barter Hochschulen durchgeführt. plant und durchgeführt werden die Führungen und Projekte von zehn ehrenamtlichen Mitgliedern. Zu den Attraktionen zählt ein Planetenweg, der sich am Ortsrand entlang einer Kontakt: geraden Landstraße erstreckt. Wissenschaftlich kooperiert Astronomie Stiftung Trebur, Fichtenstrasse 7, 65468 Trebur die Stiftung insbesondere mit dem Astrophysikalischen Ins- Tel.: 06147-50000, Email: [email protected], www.t1t-trebur.de titut der Universität Jena und der Nicolaus-Copernicus-Uni- oder http://homepages-fb.thm.de/jomo/t1t.htm

VdS-Journal Nr. 47 Wega EIDECHSE SCHWAN Amateurteleskope / Selbstbau KEPHEUS LEIER GIRAFFE Castor Pollux KASSIOPEIA Capella Deneb LUCHS KASSIOPEIA EIDECHSE

Capella SCHWAN ZWILLINGE FUHRMANN Albireo Jupiter Castor Algol Pollux Algol PERSEUS ANDROMEDA ANDROMEDA FUHRMANN FÜCHSCHEN PERSEUS ZWILLINGE DREIECK KREBS PFEIL DREIECK PEGASUS Plejaden Jupiter STIER WIDDER Plejaden WIDDER Aldebaran STIER PEGASUS DELFIN Atair KLEINER Beteigeuze Aldebaran HUND FÜLLEN FISCHE FISCHE ADLER Procyon Beteigeuze ORION

ORION Uranus Uranus

Mira EINHORN WALFISCH WALFISCH Rigel WASSERMANN GROSSER Rigel WASSERMANN Neptun HUND ERIDANUS Sirius ERIDANUS SÜDOST SÜDOST STEINBOCK HASE FomalhautSÜDL. FISCH CHEMISCHER Sternkarte exakt Sternkarte exakt OFEN gültig für 15. Oktober BILDHAUER gültig für 15. November 1 Uhr MESZ SÜDWEST 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de

Mondphasen im Oktober 2013 Halbschatten- Mondphasen im November 2013 nsternis

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel 5.10. 12.10. 19.10. 27.10. 3.11. 10.11. 17.11. 25.11. Planeten im Oktober Ereignisse im Oktober Merkur erreicht am 9. 10. eine größte 01. max. Libration im Mond-NW, 18. 22:51 Halbschatten-Mondfinsternis, östliche Elongation, taucht aber nicht am 7,4° Ende 02:50 Abendhimmel auf. 03. 15h Uranus (5,7 mag) in Opposition 19. 00:38 Vollmond zur Sonne, Winkeldurchm. 3,70’’ 21. ab 22h Maximum Sternschnuppen- 05. 01:35 Neumond Venus kann ihre Position als Abendstern schauer Orioniden, ca. 23/h 06. 20h Kleinplanet (42) Isis (10,0 mag) 22. Mond in den Hyaden, Sternbild kaum ausbauen. Am 16. Oktober zieht sie 8’ N 63 Ceti (5,9 mag) Taurus, Morgenhimmel knapp an Antares im Skorpion vorbei. 09. 03h Kleinplanet (3) Juno (9,7 mag) 25. Komet 2P/Encke (8 mag) wird 4’ S 8 Capricorni (4,8 mag) Feldstecherobjekt, Sternbild , Mars ist ein Objekt der zweiten Nachthälf- 11. 0h Mond erdnah, Winkeldurchm. Morgenhimmel te. Er bewegt sich durch den Löwen und 32,10’ 25. 15h Mond erdfern, Winkeldurchm. passiert am 16. Oktober . 11. ca. 20:04 streifende Sternbedeckung d.d. 29,40’ Mond an HIP93887 (6,3 mag), 26. Mond bei Jupiter (-2,3 mag), Jupiter in den Zwillingen wird zum Star entlang einer Linie Beuren, Morgenhimmel Allendorf, Berkatal, Magdeburg, des Nachthimmels. Er geht am späteren 27. 00:41 Letztes Viertel Prenzlau, Löcknitz Abend auf. 27. 2h Umstellung auf MEZ = MESZ - 12. 00:03 Erstes Viertel 1h 14. max. Libration im Mond-SO, 27. 5h Komet 2P/Encke (8 mag) 3,6° NO Saturn hat sich vom Abendhimmel verab- 7,2° Beta Leonis (2,1 mag), Osthimmel schiedet und steuert auf sein Treffen mit 14. ca. 00:07 Mond bedeckt 13 Aquarii 29. max. Libration im Mond-NW, der Sonne zu. (4,5 mag), genaue Zeit abh. v. 7,8° Beobachtungsort 29. Mond bei Regulus (α Leonis, Uranus kommt am 3. Oktober in Oppositi- 15. 4h Mars (1,6 mag) bei Regulus 1,4 mag) und Mars (1,5 mag), on. Er geht dann bei Sonnenuntergang im (α Leonis, 1,4 mag), Farbver- Morgenhimmel Osten auf, steht um Mitternacht im Süden gleich zwischen Mars und Regu- 30. 5h Komet C/2012 S1 (ISON), lus: Mars rot, Regulus blau geht morgens unter. 6 mag(?), 25’ NW Chi Leonis 16. 4h Komet C/2012 S1 (ISON), (4,6 mag) 8 mag(?), 2° NO Regulus 31. Kleinplanet (20) Massalia Neptun ist im Wassermann zu finden, (α Leonis, 1,4 mag) und 1° N (8,9 mag) in Opposition zur nahe am südwestlichen Horizont. Er geht Mars (1,6 mag) Sonne, Sternbild Aries

jetzt wieder früher unter. 18. 03:54 Komet C/2012 S1 (ISON), östl. Länge/50° nördl. Breite. 10° 8 mag(?), 56’ NO Mars (1,6 mag) Zusammengestellt von Werner E. Celnik und Werner Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für Wega EIDECHSE SCHWAN KEPHEUS LEIER GIRAFFE Amateurteleskope / Selbstbau 121 Castor Pollux KASSIOPEIA Capella Deneb LUCHS KASSIOPEIA EIDECHSE

Capella SCHWAN ZWILLINGE FUHRMANN Albireo Jupiter Castor Algol Pollux Algol PERSEUS ANDROMEDA ANDROMEDA FUHRMANN FÜCHSCHEN PERSEUS ZWILLINGE DREIECK KREBS PFEIL DREIECK PEGASUS Plejaden Jupiter STIER WIDDER Plejaden WIDDER Aldebaran STIER PEGASUS DELFIN Atair KLEINER Beteigeuze Aldebaran HUND FÜLLEN FISCHE FISCHE ADLER Procyon Beteigeuze ORION

ORION Uranus Uranus

Mira EINHORN Mira WALFISCH WALFISCH Rigel WASSERMANN GROSSER Rigel WASSERMANN Neptun HUND ERIDANUS Sirius ERIDANUS SÜDOST SÜDOST STEINBOCK HASE FomalhautSÜDL. FISCH CHEMISCHER Sternkarte exakt Sternkarte exakt OFEN gültig für 15. Oktober BILDHAUER gültig für 15. November 1 Uhr MESZ SÜDWEST 0 Uhr MEZ SÜDWEST

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Mondphasen im Oktober 2013 Halbschatten- Mondphasen im November 2013 nsternis

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel 5.10. 12.10. 19.10. 27.10. 3.11. 10.11. 17.11. 25.11. Planeten im November Ereignisse im November Merkur macht sich Mitte November mit 01. Venus (-4,4 mag) in größter 1,1 mag), O-Horizont, Höhe 6° einer Morgensichtbarkeit bemerkbar. Beste Elongation Ost (47,1°), SW-Hori- 18. 06h Merkur (-0,5 mag) in größter Zeit gegen 6:15 Uhr. zont, Abenddämmerung Elongation West, Morgendämme- 02. ca. 06:29 Mond bedeckt Spica (α Virginis, rung, OSO-Horizont Venus zieht durch das Sternbild Schütze 1,1 mag), genaue Zeit abh. v. 18. Mond in den Hyaden, Sternbild Beobachtungsort, bis ca. 07:07 Taurus, Abendhimmel und ist für uns als Abendstern in südwest- 03. 13:51 Neumond, Hybrid-Sonnenfinster- 22. ca. 01:37 Mond bedeckt 54 Geminorum licher Richtung zu sehen. nis, Karibik, Atlantik, Zentral- (3,6 mag), genaue Zeit abh. v. afrika, Äthiopien, in Süd-EU Beobachtungsort, bis ca. 02:22 Mars bleibt ein Objekt der zweiten Nacht- partiell 22. 03:40 Mond 5,5° S Jupiter (-2,5 mag), hälfte. Er wechselt vom Löwen in die 05. 06h Kleinplanet (324) Bamberga S-Himmel Jungfrau. (9,5 mag) 2’ N 50 Pegasi 22. 11h Mond erdfern, Winkeldurchm. (4,9 mag) 29,48’ Jupiter in den Zwillingen beherrscht das 06. 10h Mond erdnah, Winkeldurchm. 24. 06:50 Komet C/2012 S1 (ISON), nächtliche Firmament. Jetzt beginnt die 32,66’ 0 mag(?), bildet ein 5° großes 06. 18:30 Mond 8° N Venus (-4,5 mag), Viereck mit Merkur (-0,7 mag), „Jupitersaison“. SW-Horizont Saturn (0,6 mag) und dem Kome- 08. ca. 17:49 streifende Sternbedeckung d.d. ten 2P/Encke (5 mag), in der Saturn taucht Mitte November wieder am Mond an HIP97351 (6,9 mag), Mitte α Librae (2,7 mag), SO- Morgenhimmel auf (Sternbild Waage). Am entlang einer Linie Leer, Hesel, Horizont, Höhe 4°, Morgen- Morgen des 26. November kommt es zu Friedeburg, Cuxhaven, Friedrichs- dämmerung! einer sehr engen Begegnung mit Merkur, koog, Tellingstedt, Damp (nördl. 25. 20:28 Letztes Viertel Abstand 0,4 Grad. Grenze D/DK) 26. max. Libration im Mond-NW, 10. 06:58 Erstes Viertel 8,0° Uranus ist Objekt der ersten Nachthälfte. 11. max. Libration im Mond-SO, 7,9° 28. bis 30. Komet C/2012 S1 (ISON) Er zieht seine Bahn in den Fischen. 16. Kleinplanet (216) Kleopatra mögliches Taghimmel- (9,5 mag) in Opposition zur Sonne, Objekt. Vorsicht bei der Sternbild Taurus Beobachtung in Sonnennähe! Neptun geht noch vor Uranus unter, denn 17. 16:16 Vollmond 29. 16:30 Komet C/2012 S1 (ISON), er befindet sich im Sternbild Wassermann. 17. ab 23h Maximum Meteorstrom Leoniden -5 mag(?), kurz nach Sonnen-

18. 05:45 Komet C/2012 S1 (ISON), untergang über dem WSW- östl. Länge/50° nördl. Breite. 10°

3 mag(?), 25’ NO Spica (α Virginis, Horizont, Abenddämmerung! Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für VdS-Journal Nr. 47 GROSSER GIRAFFE KASSIOPEIA AmateurteleskopeBÄR / Selbstbau

KLEINER LÖWE Capella LUCHS Algol ANDROMEDA FUHRMANN PERSEUS PEGASUS DREIECK Castor

LÖWE Pollux KREBS ZWILLINGE WIDDER Plejaden Jupiter Regulus STIER FISCHE Aldebaran KLEINER HUND Uranus ORION Procyon Beteigeuze

WASSER- SCHLANGE Mira WALFISCH

Alphard EINHORN

Rigel Sirius ERIDANUS

SÜDOST GROSSER HUND HASE Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Dezember 2013

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel 3.12. 9.12. 17.12. 25.12. Planeten im Dezember Ereignisse im Dezember Merkur zieht am Taghimmel seine Bahn. 01. 06:15 Mond bei Saturn (0,6 mag) und Trarbach, Wiesbaden, Steinau, 19’ S α Librae (2,2 mag), OSO- Schönau, Zeulenroda, Zwickau, Venus kann sich im Dezember deutlich Horizont, Morgendämmerung Bad-Schandau, Großhennersdorf über den abendlichen Westhorizont erhe- 03. 01:23 Neumond 21. 18:11 Wintersonnenwende, Winter- ben. Maximale Helligkeit am 6. Dezember. 04. 11h Mond erdnah, Winkeldurchm. anfang 33,30’ 23. Mond bei Regulus (α Leonis, Mars in der Jungfrau taucht in der zweiten 05. 17h Mond 7,6° NW Venus (-4,7 mag), 1,4 mag), Morgenhimmel Nachthälfte am Osthimmel auf. SW-Horizont, Abenddämmerung! 24. Kleinplanet (532) Herculina 09. max. Libration im Mond-SO, 8,4° (9,4 mag) in Opposition zur Sonne, Jupiter strahlt weiterhin in den Zwillin- 09. 16:12 Erstes Viertel 11. ca. 23:28 Mond bedeckt 71 Pisces Sternbild Orion gen. Seine Opposition erreicht er am 5. (4,3 mag), genaue Zeit abh. v. 25. max. Libration im Mond-NW, Januar 2014. Beobachtungsort 7,9° 13. 2-6 h Maximum Meteorstrom Gemi- 25. 14:48 Letztes Viertel Saturn steht in der Waage. Man kann den niden, ca. 120/h 26. Mond bei Mars (0,9 mag), Ringplaneten am Morgenhimmel aufsu- 15. 19h Mond in den Hyaden, Sternbild Morgenhimmel chen. Am 29. Dezember begegnet ihm die Taurus, O-Himmel. 27. Mond bei Spica (α Virginis, 1,1 mag), schmale Sichel des abnehmenden Mondes. 17. 10:29 Vollmond 19. 02h Kleinplanet (532) Herculina Morgenhimmel 29. 06:15 Mond bei Saturn (0,6 mag), Uranus kann noch am Abendhimmel in (9,5 mag) 5’ S 72 Orionis (5,3 mag) SO-Horizont den Fischen beobachtet werden – zumin- 19. 6h Mond 5,4° S Jupiter (-2,7 mag), dest mit einem Fernglas. W-Himmel 19. 20h Zwergplanet (1) Ceres (8,7 mag) Neptun ist im Dezember das abendliche 7’ O SAO119899 (5,7 mag) Appetithäppchen des Planetenbeobachters. 20. 01h Mond erdfern, Winkeldurchm. Sobald es genügend dunkel geworden 29,77’ ist, sollte man ihn mit einem Teleskop 20. ca. 21:48 streifende Sternbedeckung d. aufsuchen. d. Mond

an HIP42010 (6,2 mag), entlang östl. Länge/50° nördl. Breite. 10°

einer Linie Bollendorf, Traben- Braune. Alle Zeitangaben in MEZ, E. Celnik und Werner Zusammengestellt von Werner für GROSSER GIRAFFE KASSIOPEIA BÄR Beobachterforum 123

KLEINER LÖWE Capella LUCHS Algol ANDROMEDA FUHRMANN PERSEUS PEGASUS DREIECK Mondfi nsternis und weitere Ansichten Castor

LÖWE Pollux von Frank Vohla, Thilo Bauer, Martin Steinbeißer KREBS ZWILLINGE WIDDER Plejaden Jupiter Die Mondfi nsternis am 25.04.2013 konnten einige Leser unseres Journals einfangen. Regulus Auch weitere Mondfoto-Schmankerln befi nden sich mit dabei. STIER FISCHE Aldebaran KLEINER HUND Uranus ORION Procyon Beteigeuze

WASSER- SCHLANGE Mira WALFISCH

Alphard EINHORN

Rigel Sirius ERIDANUS

SÜDOST GROSSER HUND HASE Sternkarte exakt gültig für 15. Dezember 0 Uhr MEZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de

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Mondfi nsternis vom 25. April 2013 in Leipzig, Frank Vohla fotografi erte mit Smartphone am Okular eines 113/450-mm-Orion-Refraktors.

VdS-Journal Nr. 47 Amateurteleskope / Selbstbau Beobachterforum 124 124 Amateurteleskope / Selbstbau

2

Mondfi nsternis vom 25. April 2013 im Rheinland, Thilo Bauer fotografi erte mit einer DSLR Canon EOS 60D und einem Maksutov-Teleskop 1000 mm f/11, er belichtete 1/320 s bzw. 1/160 s bei ISO 400.

3

Mondfi nsternis vom 25. April 2013 in Osnabrück, Martin Steinbeißer fotografi erte mit einer DSLR Canon 450D.

4

Der „goldene Henkel“ des Mondes am 20. April 2013 (Juragebirge um Sinus Iridum), Martin Steinbeißer fotografi erte mit einer DSLR Canon 450D und 100/600-mm-Refraktor, 1/320 s bei Blende 5,6 und ISO 1600.

VdS-Journal Nr. 47 124 Leserbriefe 125

Leserbrief 1

Sehr geehrte Damen und Herren,

im VdS-Journal Nr. 45, S. 107 veröffentlichten Sie einen Leser- alleine als einzig sinnvolle und Erkenntnis bringende Methode brief von Herrn Gottfried Beyvers aus Landshut. Darauf möchte ansieht, blendet diejenigen Untersuchungen aus, die versuchen, ich gerne antworten: nicht nur die Frage nach dem „Wie?“ zu beantworten. Aber selbst die Astrophysik hat es auch schon bei dem „Wie?“, z. B. Es bedürfte, wenn man dem Begriff „weltanschaulich neutral“ bei der Stringtheorie, oft mit Modellen zu tun, die sich der Be- einen so hohen Stellenwert zumisst, einer genauen Definition, obachtung oder der stringenten Beweisführung entziehen. was „weltanschaulich neutral“ eigentlich ist und ob es so etwas überhaupt gibt. Trotzdem ist es für viele Physiker gewinnbringend, sich damit zu befassen. Warum sollte es nicht auch zu einem fruchtbaren Selbst ein Standpunkt wie der, den Herr Beyvers vertritt, würde Dialog zwischen den Naturwissenschaften und der Theologie dem Sinn, dem er diesem Begriff zueignet, nicht entsprechen, er kommen? Von daher möchte ich Peter Völker zustimmen, der ist selbst die Folge einer quasi dogmatischen Setzung, derjeni- das unterbrochene Gespräch zwischen diesen Disziplinen be- gen nämlich, dass nur die Naturwissenschaft gültige Erkennt- dauert. nisse erzielen kann. Diese Vorentscheidung ist mit den Mitteln der Naturwissenschaft selbst aber nicht begründbar, sondern Übrigens meint „Dogmatik“ in der Theologie etwas völlig ande- „gesetzt“, und damit dogmatischer, als das, was an theologi- res als nicht zu hinterfragende Glaubenssätze. schen Fakultäten (evangelische zumindest) gelehrt wird. Ich finde es erstaunlich, wie naiv überzogen die Ansprüche eini- Die naturwissenschaftliche Methodik ist erfolgreich und das ist ger Naturwissenschaftler auf die Totalerklärung der Welt heute auch gut so. Aber sie ist selbst die Folge einer Entscheidung, noch geglaubt werden. Zu dieser Naivität zählt für mich auch nämlich der für eine bestimmte empirische Methodik. eine klischeehafte Geschichtsbeurteilung, die die Vertreterinnen und Vertreter der Theologie von vorneherein moralisch disqua- Und diese Entscheidung wird nicht durch die Wissenschaft ge- lifizieren. Dogmen kommen nicht nur in der Theologie vor … troffen, sondern weil man sich von ihr einen richtigen Zugang zur Erkenntnis der Naturphänomene erhoffte. Mit freundlichen (nicht weltanschaulich neutralen) Grüßen Horst Schoch Wer das nicht sieht, ist selbst im Begriff „dogmatisch“ zu wer- (VdS-Mitgliedsnummer: 15150) den. Oder anders ausgedrückt: Wer nur die Naturwissenschaft

Leserbrief 2

Antwort auf den Leserbrief von Gottfried Beyvers (in Heft 45, Seite 107) auf meine Vorbemerkung zur Rubrik „Das war’n noch Zeiten“ / Heft 43. Darin formulierte ich unter Bezug auf einen Dialog zwischen Astronomen und Theologen im Jahre 1962: „ Ein Vorbild, welches wiederholt werden sollte.“

Der Mensch muss seinen Wahrnehmungskreis erweitern, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. Die Schöpfung/die Na- tur ist durch Naturwissenschaften gut zu beschreiben, ihr Wesen zu erklären vermögen sie jedoch nicht. Der Mensch selbst ist Teil der Natur, somit in sie eingebettet. Er ist jedoch in der Lage, durch unterschiedliche Denkansätze sich ihrem Wesen anzunähern. Das sind die Naturwissenschaften, die Philosophie, die Kunst und die Theologie. Die Phi- losophie denkt darüber nach, wieweit das menschliche Denken — wiederum Teil der Natur und daher begrenzt — Zu- sammenhänge erkennen kann. Die Kunst ist gefühlte Natur. Manch einem läuft bei einer Beethoven-Symphonie ein Schauer über den Rücken, einem anderen bei Jimi Hendrix — ein nicht zu erklärendes Phänomen. Werner Heisenberg definiert in „Der Teil und das Ganze“ (dtv, 1985, S. 101): „Die Naturwissenschaft handelt von der objektiven materiel- len Welt … sie ist Grundlage technisch zweckmäßigen Handelns. Die Religion aber handelt von der Welt der Werte … es geht um gut oder böse … sie ist Grundlage der Ethik.“ Die gesamte Theologie auf die Gräueltaten der katholischen Kirche zu reduzieren, ist mir zu undifferenziert. Die Bibel lehrt nicht Kreuzzüge und Inquisition, sondern sagt (1. Joh, Kap. 4 Vers 16): „Gott ist Liebe.“ Und dagegen kann niemand etwas sagen. Also sollten alle, die um Erkenntnis ringen, miteinander reden. Peter Völker

VdS-Journal Nr. 47 126 Vorschau

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen Oktober bis Dezember 2013 zusammengestellt von Werner E. Celnik aus vorliegenden Informationen (Angaben wie immer ohne Gewähr) Aktuelle Informationen im Terminkalender der VdS unter www.vds-astro.de

Oktober erwünscht. Um Anmeldung zur Teilnahme an der Mitglieder- versammlung wird gebeten bei der Geschäftsstelle der VdS, Mi, 02. – So, 06.10.2013 Tel. 0 62 52 / 78 71 54, [email protected] 14. Herzberger Teleskoptreffen (HTT) Ort: Elsterland-Sternwarte an der Jeßnigk bei Herzberg, 90 Fr, 25.10. – So, 27.10.2013 Kilometer südlich von Berlin, Info: AstroTeam Elbe-Elster e.V., 9. Stuttgarter CCD-Workshop [email protected], Ort: Planetarium und Sternwarte Stuttgart. Anmeldung erbeten www.herzberger-teleskoptreffen.de unter [email protected] oder www.sternwarte.de/verein/ ccd-ws. Kontakt: Schwäbische Sternwarte e.V., Seestr. 59A, Mi, 02. – So, 06.10.2013 D-70174 Stuttgart, Tel.: 07 11 / 226 08 93 8. Astronomietage Ostfriesland (ATO) Ort: Wiesmoor/Zwischenbergen, Info: Astronomie Club Ost- Do, 31.10. – So, 03.11.2013 friesland e.V., [email protected], Jahrestagung der Gesellschaft für Archäoastronomie e.V. www.astronomie-club-ostfriesland.de Im Mittelpunkt stehen neben der Himmelsscheibe von Nebra neue Untersuchungsmethoden sowie Traditionen zu astronomisch rele- Mi, 03. – So, 06.10. vanten Terminen. Do-Sa Vorträge, So Exkursionstag. 12. Astronomietage „Mirasteilas“ Ort: Merseburg, Planetarium und Hofstube im Schloss u. Arche Ort: Falera, Graubünden, Schweiz. Kontakt: José De Queiroz, Nebra. Info: www.archaeoastronomie.org, www.planetarium- [email protected], Info: www.mirasteilas.net merseburg.de/tagung/, www.himmelsscheibe-erleben.de/. Als Lehrerfortbildung in Sachsen-Anhalt anerkannt Mi, 03. – So, 06.10.2013 (Nummer WT 2013-045-01 LISA) Teleskoptreffen Vogelsberg TTV Ort: 36325 Feldatal, Hessen. Kontakt: Sternenwelt Vogelsberg e.V, Info: http://sternenwelt-vogelsberg.de, [email protected] November 2013 Mi, 03. – So, 06.10.2013 Fr, 01.11. – So, 03.11.2013 Almberg-Treffen 10. Tagung der VdS-Fachgruppe „Geschichte der Ort: a. d. 1.139 Meter hohen Almberg bei Mitterfirmiansreut, Astronomie“ Bayerischer Wald. Kontakt: Andreas Hattinger, Vorträge und Führungen (historische Sternwarte, Deutsches [email protected], www.almberg-treffen.de Museum). Mi, 03. – So, 06.10.2013 Ort: Universitätssternwarte München, Scheinerstraße 1, 81679 München (Bogenhausen). Anmeldung zur Tagung bzw. Vor- Internationales Teleskoptreffen ITT 2013 tragsangebote an: Dr. Wolfgang Steinicke, Gottenheimerstr. 18, Ort: Emberger Alm, Kärnten, Zimmerreservierung empfohlen, 79224 Umkirch, Tel. 0 76 65 / 5 18 63, Info: Gerhard Riedl, [email protected], [email protected], Info: http://geschichte.fg-vds.de www.embergeralm.info/stella/ Sa, 16.11.2013 Sa, 05.10.2013 32. Bochumer Herbsttagung (BoHeTa) 3. Norddeutsche Tagung der Planetenfotografen Ort: Ruhr-Universität Bochum, Hörsaal HMA 10 der Medizini- Ort: Bremervörde, Kontakt: Arne Drüppel, Tel. 0 42 52 / schen Fakultät. Kontakt: Peter Riepe Lortzingstr. 5, D-44789 909 97 85, Info+Anmeldung: www.norddeutsche-tagung-der- Bochum, fg-astrofotografi[email protected], Info: www.boheta.de/ planetenfotografen.de Sa, 30.11.2013 Sa, 12.10.2013 18. HATT – Hattinger astronomischer Trödeltag 10. „Praktischer astronomischer Samstag“ (PaS) Ausstellung für Amateurastronomen, astronomischer Gebraucht- Ort: Sternwarte Neuenhaus, breit gefächertes Vortragsspektrum und Neuwarenmarkt sowie Vortragsprogramm. u. Erfahrungsaustausch, Info: www.avgb.de/?p=000620 Ort: Realschule Grünstraße, D-45525 Hattingen, 10-16 Uhr, Sa, 19.10.2013 Info: www.sternwarte-hattingen.de 31. VdS-Tagung und Mitgliederversammlung Ort: Planetarium und Museum am Schölerberg, Osnabrück. Am Abend des 18.10. Treffen in der Pizzeria Taormina, Iburger Str. 88, am 20.10. Gelegenheit zur gemeinsamen Exkursion Dezember 2013 u.a. zu einem Megalithgrab und zur Expo-Sternwarte mit dem Bei Redaktionsschluss lagen keine Informationen vor 112-cm-Teleskop. Anmeldung von Amateurvorträgen ist

VdS-Journal Nr. 47