Mainzer naturwiss. Archiv 54 S. 279–304 8 Abb., 2 Tab. Mainz 2017

Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts

Antonius Kunz

Kurzfassung

Der in Neuhaldensleben (heute Haldensleben, Sachsen-Anhalt) geborene und aufgewachsene Carl Sachse (1818- 1902) lebte seit 1840 in Altenkirchen (Ww.), von wo aus er über Jahrzehnte eine rege ornithologische Wirksam- keit entfaltete. Nach ergänzenden Informationen zu seiner Biografie wird die amateurwissenschaftliche Tätigkeit Sachses näher dargestellt. Diese prägte sich bis ins hohe Alter im Jagen, Sammeln und Beobachten aus und war ganz besonders brutbiologischen und zugphänologischen Aspekten gewidmet. Eine zum Schluss ca. 8.600 Belege enthaltende Eiersammlung sowie eine umfangreiche Vogelsammlung verkaufte Sachse um 1900 an das Museum für Naturkunde in Köln; sie sind dort im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Es haben sich aber insgesamt 132 Belege aus den Sammlungen Sachses im Manchester Museum erhalten. Sachse war in ein europaweites Netzwerk von Eiersammlern integriert. Seine Mitarbeit am von H. E. Dresser bearbeiteten und verlegten Monumentalwerk „The History of the Birds of Europe“ (1871-1881) wird hier erstmals näher dargestellt.

Abstract Carl Sachse (1818-1902), a Westerwald amateur ornithologist of the 19th century. Carl Sachse (1818-1902) was born and raised in Neuhaldensleben (today Haldensleben, Saxony-Anhalt). In 1840 he moved to Altenkirchen (Ww.) where he developed an extensive ornithological activity over decades. After an addendum to his bibliography his achievements as an amateur ornithologist are outlined. Hunting, collecting and observing birds, with a focus on breeding and migration phenology, was a necessary part of his life up to old age. An oological collection of 8.600 eggs and a comprehensive collection of bird specimens were sold to the Cologne Museum of Natural History around 1900. Both collections were destroyed during World War II. A small part of Sachse’s collection, altogether 132 specimens, could be recovered in the Manchester Museum. Sachse was part of a European network of egg collectors. His contribution to H. E. Dressler’s pathbreaking work “The History of the Birds of Europe” (1871-1881) is shown for the first time.

Key words Biography, Carl Sachse, history of science, ornithology, oological collection, Westerwald

279 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts

Inhalt wiesen, wobei zwischen Titeln unter der Au- teraturverzeichnis (Kap. 8.1) angegeben sind. torschaft Sachses und Sammelpublikationen Auf Sachse zurückgehende Angaben in Dres- 1. Einleitung...... 280 mit Beiträgen Sachses unterschieden ist (vgl. ser (1871-1881) sind durch die Sigle HBE mit 2. Zur Quellenlage...... 280 Kap. 8.1). Mit dieser Übersicht werden von der beigefügten Bandzahl nachgewiesen. Auf 3. Nachträge zur Biografie...... 282 Le Roi (1906), Gebhardt & Sunkel (1954) die Schreiben an F. Kutter ist mit der Sigle 4. Die amateurwissenschaftliche Praxis des Carl Sachse...... 282 und Berg-Schlosser (1968) verzeichnete K und dem jeweiligen Briefdatum verwiesen. 4.1 Räumliche Abgrenzung des Arbeitsgebietes...... 283 Angaben zusammengeführt, z. T. ergänzt, Wenn nicht anders vermerkt, sind knapp er- 4.2 Jagen...... 284 mitunter auch korrigiert. Sodann sind dort läuternde Angaben zur Biografie weiterer Or- 4.3 Sammeln...... 286 wie auch bei Scheele & Natalis (1981) nicht nithologen ohne gesonderten Nachweis aus 4.4 Beobachten...... 291 registrierte Titel erstmals erfasst. Zu ermitteln Gebhardt (1964, 2006) entnommen. 4.5 Vogelhaltung...... 293 bleiben noch Sachses Beiträge in Jagdzeit- 4.6 Kontakte zu Fachkollegen und Vereinszugehörigkeiten...... 293 schriften, auf die er selbst gelegentlich verwie- 5. Kommentierung ausgewählter avifaunistischer Daten...... 295 sen hat (z. B. 12: 65). 6. Abschließende Würdigung...... 299 Im Alt-Archiv der Deutschen Ornithologen- 7. Dank...... 300 Gesellschaft finden sich im Nachlass Fried- 8. Literatur...... 300 rich Kutters (1834-1891) insgesamt 12 Briefe Sachses, die zwischen dem 12. Januar 1886 und dem 3. März 1890 abgefasst worden sind. 1. Einleitung (Kunz 1995a), war Carl Sachse erst der zwei- Von diesen ehemals im Museum für Naturkun- te Ornithologe, der sich über einen längeren de der Humboldt-Universität Berlin verwahr- Das ornithologische Schaffen Carl Sachses Zeitraum und mit eigenen Publikationen aus ten Unterlagen konnte Dr. B. Stephan 1983 (1818-1902) hat bereits zu seinen Lebzeiten der Region selbst zu deren Vogelwelt äußerte. leider keine Kopien zur Verfügung stellen, hat wiederholt günstige Einschätzungen erfahren. Es war widrigen Umständen geschuldet, dass das aber Anfang 1997 großzügig nachgeholt. Henry E. Dresser nannte ihn 1871 „a most ex- sein Schaffen nur in einem Abriss gewürdigt Die vielgerühmte Eier- und Vogelsammlung cellent field-naturalist“ und sprach auch 1878 werden konnte (Gebhardt & Sunkel 1954, Sachses gelangte um 1900 an das Museum voll des Lobes von ihm als „a most careful Gebhardt 1964, 2006): Sachses Nachkom- für Naturkunde in Köln. Nach kriegsbeding- observer and field-naturalist“ (Dresser 1871- men verzogen allesamt aus Altenkirchen, ter Auslagerung ist sie 1944 im Bombeninfer- 1881 [vol. 3: 155; vol. 5: 208]). Sachses Bei- die Stadt selbst wurde am Ende des Zweiten no des Zweiten Weltkrieges vollständig ver- träge zum ersten Jahresbericht des Ausschusses Weltkrieges nahezu völlig ausgebombt und nichtet worden, es haben sich keinerlei Unter- für Beobachtungsstationen der Vögel Deutsch- auch seine ins Museum für Naturkunde nach lagen erhalten (Schreiben Museen der Stadt lands veranlassten Alexander Bau, Rudolf Köln gelangte Vogel- und Eiersammlung ging Köln/Kunst- und Museumsbibliothek an den Blasius, Anton Reichenow und Hermann im Bombeninferno des Zweiten Weltkrieges Verf. vom 26. März 1982). Es war eine große Schalow, die „Notizen [des] ausgezeichneten unter. Dennoch ist es über einen Zeitraum Überraschung, als eine 2013 an das Manches- ornithologischen Gewährsmannes in Alten- von mehr als dreißig Jahren gelungen, derart ter Museum gerichtete Anfrage den Hinweis kirchen“ zu würdigen (Bau u. a. 1877: 292). viele ergänzende Informationen zusammen- erbrachte, dass in den Sammlungsbestän- Eine Übersicht zu zeitgenössischen Sammlern zutragen, dass eine neue Gesamtschau zu den dort etliche aus der Sammlung Sachses und Sammlungen (Krohn 1899-1901) stellte Carl Sachse angeraten scheint. Dabei gilt es stammende Objekte verwahrt werden (The Sachse in eine Reihe mit den bekanntesten zunächst, biografische Informationen nach- Manchester Museum Natural Science Collec- Privatsammlern wie Alexander von Homeyer, zutragen, und sodann seine Arbeitsweise wie tion, Henry McGhie, Schreiben vom 2. Okt. Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, die erlangten Ergebnisse zu beleuchten. 2013). Eine erste Übersicht hierzu ist weiter Othmar Reiser, Eugène Rey oder Adolph unten gegeben (vgl. Kap. 4.3). Nehrkorn und lässt die herausragende Aus- Ergänzende Angaben zur Biografie lieferte stattung seiner Vogel- und Eiersammlung er- 2. Zur Quellenlage Archivmaterial des Kreis- und Stadtarchivs kennen. Fast folgerichtig bedauerten Le Roi & Haldensleben, des Standesamtes Altenkir- Geyr von Schweppenburg (1912), nach Sach- Der Ausgangspunkt aller Recherchen und chen/Ww. sowie der Evangelischen Archiv- ses Tod sei im Westerwald für die avifaunisti- wichtigste Grundlage der vorliegenden Dar- stelle Boppard. Abb. 1: Portrait Carl Sachses mit eigenhändigem Zusatz sche Forschung nichts mehr geschehen. stellung war die Ermittlung sämtlicher Ver- Aus Platzgründen und auch der besseren Les- „Carl Sachse geb. zu Neuhaldensleben Provinz Sachsen d. 23. Aug. 1818 Altenkirchen/Rheinpreußen d. 25/4. Nach Maximilian Prinz zu Wied-, öffentlichungen Sachses in ornithologischen barkeit wegen werden Sachses Arbeiten und 1868“ und offensichtlich auf Henry E. Dresser zurück- der die Avifauna des Westerwaldes in der Fachzeitschriften. Diese sind in einem geson- Beiträge im Folgenden allein unter Angabe gehenden Eintrag „Died 25 February 1902“. Quelle: ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschrieb derten Teil des Literaturverzeichnisses ausge- der Nummer nachgewiesen, mit der sie im Li- The John Rylands Library, Manchester, MS 1404.

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3. Nachträge zur Biografie ßische Gemeindeordnung galt. 1817 wurde benvogelhalten und Beobachten ganz un- hat: „Das Beobachtungsgebiet umfasst die Altenkirchen als Kreisort und damit Sitz terschiedliche Zugangsweisen zur Vogelwelt Umgegend in einer Entfernung von bis zu Otto Carl Adolf Sachse (Abb. 1) kam am des Landrates bestimmt. Von Altenkirchen ausgeprägt haben. Diesem klar strukturierten 4-5 Stunden, nördlich bis fast zum Thal der 23.8.1818 als dritter von sechs Söhnen des aus konnte man seit 1862 über die Station Ansatz folgend, soll die amateurwissenschaft- Sieg, östlich bis Hachenburg, südlich bis zur Justizkommissars und Notars Christian Carl Au (Sieg) die von Köln-Deutz nach Gießen liche Praxis des Baumeisters Carl Sachse Grenze des Neuwieder Kreises. Das Terrain ist Sachse und seiner Ehefrau Elisabeth geb. führende Eisenbahnstrecke nutzen, seit Mitte näher beschrieben werden. hügelig, in der näheren Umgebung der Stadt Bussenius in Neuhaldensleben zur Welt. Die der 1880er-Jahre hatte Altenkirchen als Kno- Gärten und abwechselnd Wiesen und Felder, Neuhaldensleber Melde- und Familienregister tenpunkt einspuriger Bahnstrecken direkten dann namentlich nach dem Nassau’schen führen ihn mit der Berufsangabe Zimmer- Anschluss ans Schienennetz. Eine zentrale 4.1 Räumliche Abgrenzung des Arbeitsge- zu grössere zusammenhängende Waldcom- mann und enthalten keine exakten Angaben Wasserversorgung war seit 1888 eingerichtet; bietes plexe“ (52: 153). Die gesondert genannten zu seinem Umzug nach Altenkirchen (Kreis- erst 1898 – und damit nach Sachses aktiver Wälder des bis 1866 bestehenden Herzog- und Stadtarchiv Haldensleben, Schreiben Zeit als Ornithologe – setzten Planungen zur Die meisten der von Carl Sachse unter Orts- tums Nassau umfassen das von Wahlrod über vom 15.12.2000). Aus Sachses eigenen An- Elektrifizierung des Ortes ein. angabe mitgeteilten Befunde sind auf Alten- Höchstenbach, den Hartenfelser Kopf, Stei- gaben erschließt sich jedoch zweifelsfrei, dass Außerhalb des alten Stadtrings an der Köln- kirchen (Ww.) bezogen (vgl. Abb. 2) und in nebach a. d. W. bis Hachenburg sich hinzie- er im Jahre 1840 seinen Wohnsitz in Altenkir- Frankfurter Chaussee (heutige Frankfurter der Regel referiert z. B. auch Le Roi (1906) hende Waldgebiet, das sich vor allem durch chen nahm (z. B. 53: 573), somit zehn Jahre Straße/B 8) errichtete Sachse wohl in den alle auf Sachse bezogenen Meldungen aus Buchen- und Eichenhochwald auszeichnete. früher als bei Gebhardt (1964) angegeben. 1860er-Jahren zwei bis heute erhaltene Wohn- dem Westerwald allein unter der Nennung Das Gebiet der Westerwälder Seenplatte hat Einzelheiten zu seiner beruflichen Qualifizie- häuser aus Backstein, von denen er eines mit Altenkirchens. Es verdient jedoch Beachtung, Sachse offensichtlich nur sporadisch aufge- rung haben sich nicht ermitteln lassen. Sach- seiner Familie bewohnte; in einem der Häu- dass bereits Sachse selbst unter der Angabe sucht (53: 612), es lag für ihn bereits außer- se verheiratete sich am 23.2.1849 mit Auguste ser fand 1867 die Postexpedition Unterkunft. „Altenkirchen“ ein deutlich über die Stadt- halb des Radius, in dem unter den damaligen Wilhelmine Louise Eilers aus Neuhaldensle- Sachse war seit 1854 Pächter des städtischen gemarkung ausgreifendes Gebiet subsumiert verkehrstechnischen Bedingungen innerhalb ben; aus dieser Ehe gingen eine am 11.2.1850 Steinbruchs „Am Dorn“. Er gehörte seit Ende geborene Tochter und ein am 4.2.1853 gebo- 1855 ununterbrochen dem Gemeinderat Al- rener Sohn hervor, welcher noch im Juli 1853 tenkirchens an. verstarb. Am 28.9.1853 verstarb Sachses erste Ehefrau. Aus der ca. 1856 geschlossenen zwei- ten Ehe mit Henriette Meurer aus Usingen 4. Die amateurwissenschaftliche Praxis des gingen vier zwischen 1857 und 1868 geborene Carl Sachse Söhne sowie eine bereits 1863 im Alter von 4 Jahren verstorbene Tochter hervor. Henriette Seine umfangreichen ornithologischen Sachse verstarb am 3.10.1880 an den Folgen Kenntnisse hat Carl Sachse nicht auf dem einer Unterleibsoperation in Köln (alle vor- Wege einer Ausbildung oder eines Studiums stehenden Angaben nach Evangelische Ar- erlangt. Er hat sie vielmehr von Kindheit an chivstelle Boppard, Schreiben vom 6.3.2013). (Beginn des Eiersammelns 1825), vielleicht Am 18.2.1892 heiratete Sachse die Hauswirt- mit Unterstützung namentlich nicht bekann- schafterin Helene Wilhelmine Meurer, wo- ter Förderer, auf einen allseits gelobten Stand mit er vielleicht eine Versorgungsehe für sich gebracht. Auch unter seinen Brüdern waren und die am 2.6.1892 geborene Tochter Marga naturkundliche Interessen und Kenntnisse Margarethe schloss. Carl Sachse verstarb am angelegt, am deutlichsten bei seinem jünge- 25.2.1902 in Altenkirchen (Vorstehendes nach ren Bruder Hugo, der entomologischen Inte- Unterlagen des Standesamtes Altenkirchen). ressen nachging (Brennecke 2003: 92). Ein Altenkirchen zählte 1843 1.186 Einwoh- weiterer Bruder, als Kreisbaumeister zeitweise ner, 131 Wohnhäuser und 186 überwiegend in Bitburg und Wittlich stationiert, versorg- landwirtschaftlichen Zwecken dienende te ihn gelegentlich mit Sammlungsmaterial Wirtschaftsgebäude; die Einwohnerzahl (1: 422; 2: 281). Ebenso muss es sein jüngster stieg bis 1895 auf 1.913 (diese und alle fol- Bruder gehalten haben, der ihn als Oberförs- genden Angaben nach Blohm 2014). Die ter aus Ostpreußen mit Lieferungen für seine ehemals von einer Mauer umgebene Stadt Sammlung bedachte (vgl. Tab. 1). Abb. 2: Ansicht von Altenkirchen (Ww.) von Südwesten mit Bauzustand zwischen 1853 und 1862. Lithographie itter stand das gesamte 19. Jahrhundert hindurch Für das 19. Jahrhundert hat R (1994) von F. J. Steiner nach einer Zeichnung von C. Gapp. Foto: Kreisarchiv Altenkirchen, F 9/FK5416, Carl Käppele/ im Range eines Fleckens, für den die preu- aufgezeigt, wie sich im Jagen, Sammeln, Stu- Rüdiger Rosen.

282 283 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts eines Tages eine mit Beobachten und Sam- waren jedoch nicht zu ersteigen u. schoß ich eines eigens dem „Raubvogelfang“ gewid- gel, sah Sachse keinen Anlass, etwa für ein meln angefüllte Fahrt wieder an den Wohnort zur Belustigung mit einer Pistole nach den meten Kapitels: „Jeder eifrige Jäger ist wohl Ende der in hohem Maße auch tierquäleri- zurückgeführt werden konnte. Reihern, worauf die ganze Schaar sich von bestrebt, sein Revier von den schädlichen schen Praxis einzutreten. Ihm schien es im Sachse ist darüber hinaus mit einer ganzen Rei- den Horsten entfernte. Gleichdarauf kam Raubvögeln zu säubern.“ (35: 44). Zu einer Interesse des Vogelschutzes ausreichend, den he faunistisch wertvoller Meldungen aus dem ein Kolkrabe (Cor. corax), nahm ein Reiherei seiner Ansicht nach effektiven Praxis gehörte Fangbeginn vom Beginn des Oktobers auf Mittelrheingebiet an die Öffentlichkeit getre- u. flog damit zur Erde, um es zu verspeisen; es, nicht nur die Gelege oder Jungvögel, son- die Monatsmitte zu verlegen. Dann seien die ten. Er war aus eigenen Beobachtungen und während dieser Zeit hatte ich die Pistole wie- dern zugleich auch die Altvögel zu vernich- einheimischen Singdrosseln abgezogen, die Kontakten zu Gewährsleuten gut über die der geladen (nur mit Pulver) u. schoß noch ten. Letztere fing er, indem er über mit etwas sich dann noch fangenden erfreuten „eben- ornithologischen Verhältnisse des Rheintales einmal, worauf der Rabe wegflog u. das unbe- Laub abgedeckte bebrütete Eier „ein mittel- sowenig durch ihr Frühlingslied, als daß sie zwischen Koblenz und Andernach informiert. schädigte Ei liegen ließ. Dies Manöver habe großes Tellereisen (etwa in der Größe des unsern Wäldern nützten“ (39: 168). Solcher Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist dem Bau- ich in circa 4 Stunden 6mal wiederholt u. zum Marder- und Iltisfang gebräuchlichen)“ Vogelschutz war einem rein utilitaristischen meister diese Ausweitung des Arbeitsgebietes brachte 6 unversehrte Reihereier in das Forst- legte, das wiederum mit Laub abzudecken Konzept verpflichtet. durch seine berufliche Tätigkeit erleichtert haus.“ (Fürstlich Wiedisches Archiv, unge- war. Nach dem Fang des ersten Altvogels dau- Nicht Sachse selbst, sondern sein Freund worden. Als Planer oder auch ausführender ordneter Nachlass des Prinzen Max zu Wied, ere es höchstens 12 Stunden, bis auch dessen H. E. Dresser überlieferte eine Szene, in der Unternehmer bei (öffentlichen) Bauvorhaben undatiertes Schreiben Carl Sachses; auf die Partner im Eisen sitze. Stets stecke der linke jener der Schonung der Kreatur den Vorrang waren Termine z. B. bei der Bezirksregierung geschilderte Episode ist auch an anderer Stelle Fang im Eisen. „Wanderfalken-, Hühnerha- vor dem eigenen Sammeleifer einräumte. in Koblenz ebenso regelmäßig von ihm wahr- (2: 283) kurz Bezug genommen). bicht- und Sperberpärchen wurde da oft der Ende Mai 1874 ließ sich nahe Altenkirchen zunehmen wie die Begutachtung oder Beschaf- So wie Beobachtungen zur Balz des Hasel- Garaus gemacht.“ In diffamierenden Wertun- ein brütender Feldschwirl (Locustella naevia) fung von Baumaterialien ihn an die Abbau- huhnes (Tetrastes [bonasia] bonasia) „gelegent- gen über den Habicht (Accipiter [gentilis] gen- auf dem Gelege greifen, was noch ein zwei- stellen in der Voreifel führte (z. B. 53: 508). lich der Pürsche auf den Rehbock“ anfielen tilis) zeigte Sachse keinerlei Zurückhaltung, tes Mal gelang, nachdem der Vogel binnen Eigens dem jagenden Sammeln oder dem (35: 43), ist ungezählten Meldungen Sachses die Art galt ihm „als heimtückischster Gauner 20 Minuten aufs Nest zurückkehrte. „Mr. Beobachten gewidmete Reisen innerhalb beiläufig zu entnehmen, dass sie auf Feststel- der ganzen Vogelwelt“ (3), der ihr zugeschrie- Sachse wanted a specimen for his collection, Deutschlands oder gar ins Ausland hat Sach- lungen zurückgehen, die ihm anlässlich der benen „Verschlagenheit“ widmete er einen but could not decide to kill her, and let her se sehr wahrscheinlich nie unternommen. Jagd auf Waldschnepfen (Scolopax rusticola) eigenen Artikel (10). Außerhalb der Brutzeit go again“ (HBE 2: 613). Skrupel solcher Art Ganz selten finden sich Hinweise, dass er bei oder Rebhühner (Perdix [perdix] perdix) bzw. stellte er den ihm als schädlich geltenden haben den Sammler Sachse wohl sehr selten aus familiären Gründen angetretenen Reisen bei allgemeinen Treib- oder Suchjagden ge- Greifvögeln von einer eigens eingerichteten befallen. Er erlegte sich jedoch auf, jeweils nur Sammlungsbelege erlangte oder Beobachtun- langen. Seine bis ins Alter gegebene Passion Krähenhütte aus nach, die er als „ein Decen- erste Gelege und keine Folgegelege zu sam- gen anstellte. Im hohen Alter bedauerte er es, spiegeln zwei an F. Kutter gerichtete Mit- nium lang“ betrieben erwähnte (1: 424, 21: meln (44: 293), sodass den Vögeln die Gele- eine Reisemöglichkeit nicht genutzt zu ha- teilungen: „Entschuldigen Sie, verehrtester 238). – Bei den gründlichen Untersuchungen genheit erhalten blieb, über ein Nachgelege ben, die ihm sein in St. Petersburg lebender Herr, meine große Eile, wir schossen gestern zur Brutbiologie der Goldhähnchen (Regulus doch noch zu reproduzieren. Schwager einst geboten hatte. Allein die Pro- einen vierjährigen Keiler, ich soll denselben regulus, R. [ignicapilla] ignicapilla) entdeckte Obwohl es nach den sachlichen Zusammen- teste seiner schwangeren Ehefrau hätten ihn jetzt zerwirken, die Leute warten auf mich. er, dass Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) für hängen eher dem sammelnden Zugriff auf davon abgehalten, das verlockende Angebot Wir haben hier hohen Schnee, und da wird viele Brutverluste verantwortlich waren. Sei- Eier zuzuordnen ist, soll wegen der gleich in die Tat umzusetzen (K 3.3.1890). den Schwarzkitteln, die seit einiger Zeit hier ne Reaktion: „… und da habe ich den sonst dem Jagen gegebenen strikten Freilandbin- heimisch werden wollen, garstig mitgespielt.“ so munteren Eichhörnchen ewige Feindschaft dung auf die mitunter akrobatisch-verwege- (K 23.1.1886). Drei Jahre später schilderte er geschworen“ (1: 420). nen Kletteraktivitäten der Sammler schon in 4.2 Jagen in einem Schreiben zunächst gesundheitliche Aus Altenkirchen liegen für die Jahre 1878, diesem Kapitel eingegangen werden. Die star- Probleme, führte dann aber aus, „jetzt geht es 1880, 1881, 1883, 1884 und 1895 sehr de- ke Ausrichtung Sachses auf das Sammeln der Gelege ausnehmen, Vögel zu Sammlungszwe- wieder gut, ich kann mit meinen 72jährigen taillierte Fangstatistiken zum herbstlichen Eier von Greifvögeln (Accipitriformes) und cken schießen oder als „Räuber“ zu vertilgen Beinen wieder auf den Stürzen nach Hasen „Krammetsvogelfang“ in Dohnenstiegen vor. Goldhähnchen (Regulus spec.) forderte regel- ebenso wie die übliche Jagd auf Wildtiere, all suchen, wie ein 30jähriger“ (K 25.11.1889). Sie sind entweder von Sachse selbst oder von mäßiges Ersteigen der nesttragenden Bäume. das gehörte zu einer von Sachse ganz selbst- Es ist also nur konsequent, wenn Sachse sich Förster Seidel mitgeteilt, der sicherlich auf Noch der 60-Jährige stieg bei Sommerhitze verständlich geübten und von ihm zu keiner selbst wiederum einige Jahre später als „alten Sachses Anregung hin genau Buch geführt rüstig mit Steigeisen oder Seilleiter zur be- Zeit in Zweifel gezogenen Praxis. Einblick in 75-jährigen Waidmann und Beobachter“ be- hat (Seidel 1881; 9; 39: 167f.; 49: 24; 51: gehrten Beute auf (4). Andererseits hatte er den frühen selbstverständlichen Waffenein- zeichnete (25: 279). 296f.; 52: 281f.). Obwohl die Fangstatistiken auch regelmäßig 1-2 Gehilfen verfügbar, die satz gibt seine Schilderung, wie er im Forstort Aus heutiger Sicht in hohem Maße befremd- klar erwiesen, dass eben nicht nur die Drossel- ihn auf Sammeltouren begleiteten und mit Dolle, Oberförsterei Letzlingen bei Magde- lich wirkt Sachses entschiedenes Eintreten für arten (Turdus spec.) in den Schlingen endeten, bisweilen hochriskanten Aktionen unterstütz- burg, sechs Eier des Graureihers (Ardea [cine- die rücksichtslose Verfolgung der „Raubvö- sondern in bedeutendem Umfang auch die ten (2: 280). Die Kletterkünste eines von ih- rea] cinerea) sammelte: „Als Knabe wanderte gel“. Sein unmissverständliches Credo in die- die Beerenköder ausfressenden Gimpel (Pyr- nen namens Bergisch verblüfften selbst den ich dorthin, um die Eier zu holen, die Bäume ser Hinsicht formulierte er im Eingangssatz rhula [pyrrhula] pyrrhula) und weitere Kleinvö- weitgereisten Dresser derart, dass er ihn in

284 285 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts seinem Handbuch namentlich verewigte und ter vervollständigten Sammlung gab Krohn lung bewerkstelligte er mit emsiger eigener sichtlich der Etikettierung legte Sachse Wert als „an excellent birds-nester“ würdigte (HBE (1899) mit 8.400 Exemplaren von 626 palae- Sammeltätigkeit, aus der heraus er sich auch auf die Feststellung, die Etiketten sämtlicher 5: 596). arktischen Arten an, deren nomineller Wert weitere Eier für den Tausch mit auswärtigen von ihm selbst gesammelter Eier mit exaktem auf 9.450 Mark veranschlagt war. Der Besit- Fachkollegen beschaffte. Besonders mit im Datum, Fundortangabe und Namen in Form 4.3 Sammeln zer selbst nannte 1896 einen Bestand von Westerwald gesammelten Gelegen des Wes- des Kürzels S. versehen zu haben (alles Vor- ca. 8.600 Eiern (42: 19). Die Anfänge dieser penbussards (Pernis apivorus) (Abb. 3), Raub- stehende nach 42: 19). Reichenow & Schalow (1879: 43) melde- Sammlung reichten in Sachses Kinderjah- würgers (Lanius [excubitor] excubitor) und Seine Vogelsammlung baute Sachse seit 1846 ten, Sachse besitze eine Eiersammlung von re zurück, wie er neben Krohn (1899) auch Sommergoldhähnchens (Regulus [ignicapilla] auf. Krohn (1899) gibt deren Umfang mit 405 ca. 530 europäischen Arten in 8.200 Exem- F. Kutter wissen ließ (K 23.1.1886). Den Auf- ignicapilla) (Abb. 4) – allein von dieser Art Vögeln in 145 Kästen und etwa 300 freiste- plaren. Den Umfang der seit 1895 nicht wei- bau und Ausbau dieser reichhaltigen Samm- sammelte er 2.000 Eier! – bediente er einer- henden Exemplaren an, der nominelle Wert seits die Nachfrage der Sammlerkollegen, war auf 2.300 Mark geschätzt. Nach Anfang verschaffte sich damit zugleich aber auch 1889 niedergeschriebenen Angaben füllte die günstige Tauschgelegenheiten auf ihm nicht Vogelsammlung ein Zimmer vom Boden bis verfügbare Arten. zur Decke. Von deutlichem Sammlerstolz Zudem setzte Sachse nicht unbedeutende fi- geprägt, gab ihr Besitzer an: „ … es sind ca. nanzielle Mittel für den Erwerb von Eiern aus 130 Kasten, alle decorirt, darunter 7 größere dem Naturalienhandel ein. Ein Jahresbudget 1 m l[ang], 0,80 hoch, 0,50 tief, ganz v[on] von 300-400 Mark galt ihm 1886 bereits als Glas in Schatzscher (Wolfenbüttel) Manier in Zeichen einer eingeschränkten Einkaufspra- Gruppen gestopft u. mit Laub pp., welches xis (K 12.1.1886). Aus deutlichem zeitlichen ich zu Papier gepreßt u. gefärbt habe, verziert. Abstand heraus ließ er Kutter wissen: „Wir An einer Gruppe Feldhühner – unter einer alten Sammler haben die Eier früher zu ganz beschneiten Tanne kauernd – habe ich 3½ horrenden Preisen erstanden, f[ür] d[as] ers- Monate gearbeitet, die Fichtennadeln sind te Seidenschwanzei gab ich 1863 150 Mk.“ aus Papier geschnitten, der beste Forstmann (K 21.1.1889). Diese eher episodische Notiz spricht sie für echte an. Den Schnee habe ich gibt klar zu erkennen, wie eng Sachse in die v[on] Gummi-Tragant u. Zinkreis hergestellt, zeitgenössische Sammlerszene eingebunden darüber – als gefroren – zerstoßenes u. gesieb- war. Denn erst nach 1858 waren die bis da- tes Milchglas gestreut. Den Reif an d. Gras- hin unbekannten Eier des Seidenschwanzes halmen pp. habe ich in der Weise dargestellt, (Bombycilla garrulus) überhaupt in den Han- daß ich die Halmen zuerst mit Bernsteinfir- del und von dort an europäische Museen und niß bestrich u. dann Chlorsaures-Cali darauf Privatsammler gelangt (Blasius, R. 1901). streute. Sie glauben gar nicht, wie täuschend Seine in Jahrzehnten erworbenen und ausge- ähnlich das aussieht, alles das habe ich durch bauten Erfahrungen im Präparieren von Eiern eigenes Nachdenken und Probiren herausge- hat Sachse auch bereitwillig weitergegeben. tüftelt, künstlich hergestellten Reif werden Sie Hiervon zeugen ein am 18.8.1880 im Neu- gewiß noch niemals gesehen haben, es fehlte haldensleber Allerverein verlesenes Schreiben blos noch, daß ich ein Patent darauf nähme, „über das Entleeren der Vogeleier nach dem da ja in unserer bewegten Zeit alles nach Pa- neueren Prinzip“ (Brennecke 2003 nach Neu- tenten hascht“ (K 21.1.1889). haldensleber Wochenblatt 20.10.1880) eben- Weil keiner der Söhne Sachses ausgeprägte so wie in seiner letzten Publikation weiterge- ornithologische Interessen zeigte (einzig der gebene Empfehlungen. Von der an die Anlage die Seemannsschule Lübeck absolvierende und Pflege der Eiersammlung verwendeten Sohn Walter lieferte einmal auf Drängen des Zeit bekommt man exemplarisch eine Vor- Vaters einen Bericht zur Vogelwelt von Grand- stellung, wenn man vom bis zu vier Stunden Connétable vor der Amazonasküste Guyanas erfordernden Einsatz beim Präparieren eines (Sachse, W. 1889)) und nach Ansicht des Va- Uhu-Eies erfährt oder überschlägt, welche ters auch keiner den Wert der Sammlungen Zeit es wohl in Anspruch genommen hat, die angemessen taxieren konnte, liefen Anfang

Abb. 3: Wespenbussard (Pernis apivorus), ♂, nach Vorlage aus Altenkirchen, auf einer Lithographie von J. G. Keule- komplette Eiersammlung nach Schadinsek- 1889 erste Versuche an, die Sammlungen mans [rechts] (Dresser 1871-1881, vol. 6, Tafel 366). tenbefall aus weißer Watte umzupacken. Hin- zu veräußern. Wegen der Vogelsammlung

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Tabelle 1: Aus der Sammlung Sachse bezogene Belege im Manchester Museum (The Manchester Museum Natural Science Collection, Mitt. vom 2.10.2013); deutsche Vogelnamen und Reihenfolge der Arten nach Barthel & Helbig (2005). Balg Gelege Präparat* Bemerkung Haselhuhn 3 vgl. Abb. 7 Fischadler 3 Ostpreußen Wespenbussard 9 Sperber 3 Mäusebussard 1 7 Merlin 1 Rotfußfalke 1 Moskau Baumfalke 2 Wanderfalke 3 2 aus Ostpreußen Turmfalke 2 2 Kranich 1 1 St. Petersburg Waldschnepfe 3 Herkunft unklar Ringeltaube 1 Kuckuck 2 Schleiereule 4 Waldohreule 1 Uhu 4 Waldkauz 1 Ziegenmelker 3 Wendehals 2 Buntspecht 2 Pirol 1 Neuntöter 1 Raubwürger 2 3 vgl. Abb. 8 Elster 2 Lasurmeise 1 Russland (Sibirien) Haubenmeise 1 1 Tannenmeise 2 Haubenlerche 1 Frankfurt/M. Heidelerche 2 Schwanzmeise 1 1 Waldlaubsänger 1 Fitis 2 Zilpzalp 1 Seggenrohrsänger 1 Brandenburg Sumpfrohrsänger 1 Gelbspötter 1 Wintergoldhähnchen 2 Sommergoldhähnchen 1 Gartenbaumläufer 2 Zaunkönig 2 Wasseramsel 1 1 Misteldrossel 1 Ringdrossel 1 Grauschnäpper 1 Trauerschnäpper 1 Rotkehlchen 1 Blaukehlchen 1 Hausrotschwanz 4 1 2 Brachpieper 2 1 unklar, 1 Russland Baumpieper 1 Algerien [Major Loche] Bergpieper 1 Schweiz, Bern Gebirgsstelze 1 Bachstelze 1 Kernbeißer 2 Gimpel 4 5 Karmingimpel 2 1 Moskau Girlitz 1 Frankfurt/M. Abb. 4: Sommergoldhähnchen (Regulus [ignicapilla] ignicapilla) und Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), jeweils ♂ ad., nach Vorlagen aus Altenkirchen 18./19.5.1874, auf einer Lithographie von J. G. Keulemans (Dresser 1871-1881, * Ehemalige Standpräparate, die aktuell zusammen mit den Balgpräparaten in Schubladen auf- vol. 2, Tafel 72). bewahrt werden.

288 289 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts kontaktierte Sachse A. Grunack in Berlin, Wegen des späteren vollständigen Verlustes te handelte, ist mangels weiterer Nachrichten keit oder zur Verbreitung der Arten. Vorrangig die Eiersammlung hoffte er dem Sencken- der in Köln verbliebenen Sammlungsbele- nicht bekannt. Diese Sammlung verblieb kommen die Erfahrungen und Ergebnisse des berg-Museum in Frankfurt/M. verkaufen zu ge hat es geradezu als ein Glücksfall zu gel- jedoch in Altenkirchen und gelangte an das Beobachters Sachse zur Sprache. können. Doch die nach Frankfurt/M. ge- ten, dass Henry E. Dresser bereits 1899 67 seit 1928 bestehende Kreis-Heimatmuseum Dressers Handbuch ist bei einer Gesamtau- richtete Anfrage war bald abschlägig beschie- Belege aus der Sammlung Sachse ankauf- Altenkirchen (Nachrichten-Blatt für rheini- flage von etwa 400 Exemplaren ein seltenes den (K 10.6.1889). Gegenüber von Bernard te. Vielleicht hatte der ihm in Jahrzehnten sche Heimatpflege 2 (1930/31): 203. Düssel- und ungeachtet seiner Qualität ein wenig Borggreve angedeuteten Möglichkeiten, die verbundene Freund eine Vorkaufsmöglich- dorf). Das heute im Kreisarchiv Altenkirchen verbreitetes Werk geblieben (Davison 2013). Eiersammlung für die Forst-Akademie Han- keit eingeräumt. Zusammen mit weiteren 65 verwahrte „Sammelverzeichnis Kreismuseum Es erschließt sich nicht so recht, wieso Le Roi noversch-Münden zu erwerben, zeigte sich Belegen, die aus einem 1909 getätigten Altenkirchen 1928-1941“ hat allerdings zu (1906) den Titel zwar im Literaturverzeichnis Sachse zurückhaltend; er war nicht bereit, Ankauf stammen, sind sie bis heute im diesem Vorgang keine Einträge. nachweist, aber mit einer einzigen Ausnahme den Preis unter 2/3 des Nominalwertes zu sen- Manchester Museum erhalten. Von 58 ver- selbst sehr gehaltvolle avifaunistische Daten ken, wollte allenfalls in den Zahlungsmodali- tretenen Vogelarten stammen die Belege für Sachses daraus nicht erwähnt. Die Berliner täten Entgegenkommen zeigen (K 3.3.1890). 44 Arten mit Sicherheit aus dem Westerwald 4.4 Beobachten Ornithologen müssen 1874/75 jedoch sehr So zog sich die Suche nach Käufern auch ins oder dem Mittelrheingebiet, soweit die Her- schnell Kontakt zu Sachse hergestellt und ihn Jahr 1891 hin (vgl. Abb. 5). Da Krohn (1899) kunft der übrigen ersichtlich ist, finden sich Auf der am 6. September 1875 in Berlin ge- zu seiner ersten eigenen Fachpublikation mo- die Eier- wie die Vogelsammlung als noch in die Angaben in der beigefügten Übersicht haltenen Monatssitzung der Deutschen or- tiviert haben (1). Die inhaltliche Prüfung dieser Privatbesitz befindlich angibt, kann der späte- (vgl. Tab. 1). Vor allem das Lesen der hand- nithologischen Gesellschaft legte Anton Rei- Arbeit zeigt, dass sie zu einem bedeutenden An- re Verkauf an das Museum für Naturkunde in schriftlich vermerkten Herkunftsbezeich- chenow den Anwesenden die neuesten Hefte teil Zusammenfassungen oder inhaltsgleiche Köln frühestens im Verlaufe des Jahres 1899 nungen und deren korrekte geographische eines im Erscheinen begriffenen Handbuches Angaben der Beiträge Sachses im englischen in die Wege geleitet worden sein. Genauere Zuordnung haben beim Katalogisieren offen- der Vögel Europas (Dresser 1871-1881) vor. Handbuch ins Deutsche übertragen hat. Einzelheiten hierzu hat auch Engländer sichtlich Probleme bereitet, sodass an dieser Er sprach dem Prachtwerk unter allen der Dem Beobachter Sachse eröffnete sich mit (1985) nicht in Erfahrung bringen können. Stelle allein eine vorläufige Übersicht gebo- europäischen Vogelwelt gewidmeten Werken einem 1876 von der Allgemeinen deutschen In finanzieller Hinsicht sollte sich das Zu- ten werden kann. den ersten Platz zu (Protokoll der LXXV. Mo- ornithologischen Gesellschaft an die Öffent- warten mit dem Verkauf beider Sammlungen Neben der Eier- und Vogelsammlung hatte nats-Sitzung. – Journal für Ornithologie 23 lichkeit getragenen Projekt die Möglichkeit, auch gelohnt haben. Statt der 1889 avisierten Sachse eine ein ganzes Zimmer einnehmen- (1875): 448-452. Leipzig). Auch den Berliner seine feldornithologischen Aktivitäten in 8.000 Mark (6.000 Mark für die Eier-, 2.000 de „Geweihsammlung“ angelegt, die er Ende Ornithologen dürfte nicht entgangen sein, vollem Umfang einbringen zu können. Ein Mark für die Vogelsammlung) zahlte der För- 1889 zu veräußern gedachte (K 21.1.1889, dass dieses Werk in 21 der bis 1874 ausgege- „Aufruf an alle Vogelkenner Deutschlands“ derverein des Kölner Museums einen Betrag 25.11.1889). Ob es sich hierbei allein um benen Artkapitel, die zunächst als einzelne (Journal für Ornithologie 24 (1876): 107-111. von 10.000 Mark. persönliche Jagdtrophäen oder nach anderen Lieferungen erschienen, Angaben eines deut- Leipzig) warb bei den Beobachtern dafür, ihre Gesichtspunkten zusammengetragene Objek- schen Mitarbeiters enthielt, der sich in der nach einem sehr detaillierten Fragebogen er- deutschen ornithologischen Literatur bis da- hobenen Daten für eine zentrale Auswertung hin nicht zu Wort gemeldet hatte: Carl Sachse zur Verfügung zu stellen. Diesem ersten Ver- (vgl. Tab. 2). Unter welchen Umständen die- such, in Deutschland länderübergreifend die ser in Kontakt zum welt- und sprachgewand- Verbreitung, Zugwege und -phänologie sowie ten Dresser getreten war, liegt im Dunkeln. die Brutbiologie der Vögel in einem Gemein- Dresser zitiert von ihm übersetzte briefliche schaftswerk eingehender zu klären, arbeitete Mitteilungen Sachses in z. T. beträchtlichem Sachse von der ersten Stunde an unermüd- Umfang, sodass diese in den bis 1874 ausge- lich zu. Für die Jahre 1876 bis 1886 steuerte gebenen Artkapiteln zu Haubenmeise (Parus er umfangreiches Datenmaterial bei, wozu cristatus), Wasseramsel (Cinclus cinclus), Haus- selbst die Dokumentation vieler dialektaler rotschwanz (Phoenicurus ochruros) und Schlan- Vogelnamen des Westerwaldes gehörte (44- genadler (Circaetus [gallicus] gallicus) auffallend 54). Das unter einer brauchbaren Fragestel- hervortreten. Es sind jedoch weniger die von lung entworfene Projekt geriet wegen Schwie- einem Eiersammler zu erwartenden Daten zu rigkeiten mit der Bewältigung der Datenfülle Gewicht, Größe oder Zeichnung der Eier so- und auch sich unabweisbar ergebender Fehler wie zu Gelegegrößen, die Dresser heranzieht, in der Datenübermittlung und -auswertung in als vielmehr die sehr präzisen Angaben zu die Kritik und war bereits eingestellt, als mit fünf Neststandorten und zur Brut- und Zugphä- Jahren Verspätung der letzte Jahresbericht nologie der Arten. Hinzu kommen knapp für 1887 erschien; allein in diesem ist Sach- Abb. 5: Verkaufsanzeige für die Eiersammlung Carl Sachses in der Zeitschrift für Oologie 1 (1891): 46. Berlin. Foto: Josef Feldner. skizzierende Aussagen zur relativen Häufig- se nicht mehr als Mitarbeiter verzeichnet.

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Tabelle 2: C. Sachse als Mitarbeiter bei Artkapiteln in Dresser (1871-1881); angegeben sind das Erscheinungsjahr Der war inzwischen in Kontakt zu Karl Theo- auch noch Zeit für die aufwändige Pflege von der Artkapitel und deren Fundstelle im Gesamtwerk nach der abschließenden Seitenzählung. Bei mit * gekennzeich- dor Liebe getreten, der für die von ihm seit Stubenvögeln verwendete. neten Arten allein Angaben Dressers mit Bezug zu Altenkirchen. Deutsche Vogelnamen und Reihenfolge der Arten nach Barthel & Helbig (2005). 1884 redaktionell betreute „Monatsschrift Haselhuhn 1871 7: 193-202 des Deutschen Vereins zum Schutze der Vo- gelwelt“ (Marwinski 2004) auf die Zuliefe- 4.6 Kontakte zu Fachkollegen und Ver- Rebhuhn 1878 7: 131-140 rung von vielen Beiträgen angewiesen war, einszugehörigkeiten Graureiher 1875 6: 207-215 um das monatliche Erscheinen gewährleisten Fischadler 1876 6: 139-142 zu können. Viele Artikel Sachses aus den Schon lange vor dem Einsetzen eigener Pu- Wespenbussard 1875 6: 3-12 Jahren 1893-1896 (24-41) ergaben sich aus blikationstätigkeit muss Sachse europaweit Schlangenadler 1874 5: 563-572 Feststellungen, die er weiterhin entlang des im Austausch mit führenden Privatsamm- Habicht 1875 5: 587-596 Fragenschemas erarbeitete, das 1876 an die lern gestanden haben. Im Nachlass des stei- Rotmilan 1875 5: 643-650 deutschen Vogelkenner ausgegeben worden rischen Ornithologen Eduard Seidensacher Kranich 1873 7: 337-351 war (s. o.). (1823-1867) fand sich eine seit 1863 angelegte Waldschnepfe 1877 7: 615-627 Sachse hat ohne Zweifel ein ornithologisches Sammlung von Lichtbildern mit eigenhändi- Bekassine 1880 7: 641-651 Tagebuch geführt, das ihm als Grundlage gen Widmungen, zu der auch ein Foto von Hohltaube 1876 7: 23-28 seiner Zusammenstellungen für die Jahres- Carl Sachse gehörte (Reiser 1925). Mit an Si- Kuckuck 1878 5: 199-215 berichte bzw. spätere eigene Publikationen cherheit grenzender Wahrscheinlichkeit han- Schleiereule 1879 5: 237-247 diente; mitunter ist es auch ausdrücklich als delte es sich dabei um eine Carte de Visite, Uhu 1873 5: 339-346 zur Auswertung herangezogen angegeben wie sie Sachse nachweislich auch an Henry E. Mauersegler 1874 4: 583-589 (35: 45). Leider ist über den Verbleib dieser Dresser weitergegeben hat (Abb. 1); das Sam- Pirol 1875 3: 365-372 Aufzeichnungen nichts bekannt geworden, meln solcher Portraitfotos in eigens angeleg- Saatkrähe 1875 4: 551-557 sie müssen wohl als verschollen angesehen ten Alben nahm in den 1860er-Jahren einen Rabenkrähe 1875 4: 531-541 werden. bedeutenden Aufschwung. Sachse steht hier Haubenmeise 1871 3: 151-156 im Kreise folgender allein in Auswahl wieder- Waldlaubsänger 1876 2: 497-501 gegebener Fachgenossen: Eduard Baldamus, Zilpzalp* 1879 2: 485-490 4.5 Vogelhaltung Osternienburg; Alfred Benzon, Kopenhagen; Feldschwirl 1874 2: 611-616 Heinrich Blasius sen., Braunschweig; Jean Wintergoldhähnchen* 1874 2: 453-458 Überblickt man sowohl die Publikationen als Cabanis, Berlin; Henry E. Dresser, London; Sommergoldhähnchen 1874 2: 459-464 auch die überlieferte Korrespondenz Sachses, Pfarrer Blasius Hanf, Mariahof; Baron Ri- Mauerläufer 1871 3: 207-215 finden sich so gut wie keine Hinweise, dass chard König-Warthausen, Biberach; Theo- [Garten-]Baumläufer 1874 3: 195-203 er Vögel gehalten hat. Eine Ausnahme stellt dor Krüper, Athen; Wilhelm Mewes, Stock- Wasseramsel 1874 2: 167-176 die Haltung eines Uhus (Bubo [bubo] bubo) holm; Alfred Newton, Cambridge; Edmond Grauschnäpper 1875 3: 447-451 dar, den er mehrere Jahre für die Hüttenjagd de Selys-Longchamps, Lüttich; Maximilian Trauerschnäpper 1875 3: 453-458 einsetzte, und zu dessen Fütterung er u. a. Prinz zu Wied, Neuwied; Carl Friedrich Steinrötel 1872 2: 129-137 Elstern (Pica [pica] pica) und Krähen (Corvus Wiepken, Oldenburg. Neben Dresser und Rotkehlchen 1873 2: 329-337 spec.) hielt (1: 425). Zwei am 9.8.1863 dem Newton stand Seidensacher im Austausch Hausrotschwanz 1874 2: 293-300 Nest entnommene Wespenbussarde (Pernis mit vier weiteren englischen Sammlern. Diese Steinschmätzer 1874 2: 187-197 apivorus) zog Sachse auf und schenkte sie von Reiser (1925) ausdrücklich hervorgeho- Brachpieper 1874 3: 317-323 dann an den Zoologischen Garten in Köln benen lebhaften Verbindungen nach England Baumpieper 1874 3: 309-316 (1: 419). Einen jungen Kuckuck (Cuculus cano- könnten ähnlich auch von Sachse aufgebaut Wiesenpieper 1874 3: 285-290 rus) scheint er mehr zu Unterhaltungs- als zu worden sein, denn er spricht von „englischen Gebirgsstelze 1875 3: 251-259 Studienzwecken gehalten zu haben (1: 425). Tauschfreunden“ (42: 19), ohne diese einzeln Wiesenschafstelze 1875 3: 261-268 Wie lange er einen am 16.12.1877 bei Alten- zu benennen. Über den lebenslang gepflegten Bachstelze 1875 3: 233-238 kirchen angeschossenen Seeadler (Haliaeetus Kontakt zu Dresser hinaus muss es also weite- Kernbeißer 1875 3: 575-581 albicilla) in Gefangenschaft hielt, ist nicht re Verbindungen zu englischen Sammlern ge- Gimpel* 1876 4: 101-105 überliefert (45: 410). Bedenkt man, in welch geben haben. Als er 1889 damit begann, seine Fichtenkreuzschnabel 1872 4: 127-136 einem enormen Umfang Sachses ornitholo- Fachbücher nach und nach zu verkaufen, gab Stieglitz 1877 3: 527-532 gische Aktivitäten sich in Freilandaktivitäten er Dressers Handbuch an die Universitätsbi- Grauammer 1871 4: 163-170 entfalteten, so nimmt es nicht wunder, dass er bliothek in London ab (K 25.11.1889). Neben Zippammer 1872 4: 205-212 neben den beruflichen Verpflichtungen nicht einigen vorstehend bereits Genannten berich-

292 293 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts tet Krohn (1899) über weitere Bezugsquellen monachus) zur Überprüfung eingereicht hatte! tüchtigsten Sammler der Donaumonarchie (1853: 71) nennt die Rohrdommel unter für Sachses Eiersammlung: Alfred Edmund Gestützt auf ein an ihn gerichtetes Schreiben in jener Zeit, bewogen (Mittheilungen des Berufung auf Max zu Wied als bei Seeburg Brehm, diverse Wohnorte; Albert Grunack, Kutters informierte Reiser (1886) die Fachöf- Ornithologischen Vereines in Wien 9 (1885): nicht selten vorkommend, spricht aber nicht Berlin (auch K 21.1.1889); Eugen Ferdinand fentlichkeit über diesen Fall. Hierauf reagierte 36. Wien.). Diese Verbindung bestand jedoch von ihrem Brüten dort. Auch die „Fauna von Homeyer, Warbelow und Stolp; Fried- Kutter (1886) mit dem Hinweis, seine brief- nur noch im Folgejahr 1886, spätere Personal- Neowedensis“ spricht ganz ausdrücklich von rich Kutter, Kassel; Major Loche, Algier; liche Mitteilung an Reiser sei nicht zur Veröf- standslisten des Vereines führen Sachse nicht einem allein auf die Zugzeit beschränkten Adolph Nehrkorn, Riddagshausen; Wilhelm fentlichung bestimmt gewesen, habe von ihm mehr an. Der fand im Laufe des Jahres 1888 Vorkommen der Art (Kunz 1995b: 78). Rö- Pralle, Hannover u. a.; Otmar Reiser, Wien; aber nicht mehr verhindert werden können. Anschluss an den Deutschen Verein zum mer (1862/63: 61) übernimmt die auf Max zu Georg Vogel, Zürich. Weitere Tauschpartner Zum aufgedeckten Betrugsfall äußerte er sich Schutze der Vogelwelt (vgl. Monatsschrift des Wied zurückgehenden Angaben, die ihm wie und somit Korrespondenten und Fachgenos- – von welchen Rücksichtnahmen auch immer Deutschen Vereins zum Schutze der Vogel- Brahts (1853) zur Verfügung standen, setzt sen erschließen sich aus Sachses Publikati- geleitet – öffentlich nicht. welt 13 (1888): 285-286. Merseburg u. a.), in aber dann hinzu: „brütet auch dort im Rohr“. onen bzw. der Korrespondenz mit Kutter: Sachse muss auch gut über laufende Arbeits- dessen Vereinsorgan er von Ende 1888 an bis Römer selbst hat die Teiche im Westerwald Karl Theodor Liebe, Gera (15-35); Oscar vorhaben von Fachkollegen informiert gewe- 1896 wiederholt publizierte. nie aufgesucht, allein deswegen war er in der von Riesenthal, 1872 bis 1877 in Altenkir- sen sein, denen er dann bereitwillig zuarbei- Lage, den irrigen Zusatz vom Brüten im Rohr chen (K ?.12.1888); Rudolf Tancré, Anklam tete. Wilhelm Blasius (1884: 166) lieferte er anzufügen. Die Verlandungszonen der Wei- (K 5.2.1886, ?.12.1888); Adolf Walter, Berlin z. B. Hintergrundinformationen zu einem 5. Kommentierung ausgewählter avifaunis- her an der Westerwälder Seenplatte hatten und Kassel (K 4.2.1886, 5.2.1886). Den Mos- ehemals in Neuhaldensleben vorhandenen tischer Daten nämlich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts kauer Tierhändler W. Stader hatte Sachse Ei des Riesenalks (Alca impennis). Rudolf Bla- weder Schilfröhricht noch Weidengebüsch, nach eigenen Angaben durch Worte und Ta- sius (1886) und Tschusi von Schmidhoffen Daten aus der Frühzeit der avifaunistischen waren allein von Seggenzonen gesäumt, an ten für die Ornithologie gewonnen (1: 420). (1888) versorgte er gleichermaßen mit Anga- Inventarisierung werfen immer wieder Fragen der Wiedmündung im Dreifelder Weiher Strandvogt von Dyck auf der „Eierinsel“ Rottum ben zum Auftreten des Tannenhähers (Nuci- nach der Verlässlichkeit der übermittelten vielleicht auch von Rohrglanzgras (Phalaris verdankte er 150 sorgfältig ausgewählte Eier fraga caryocatactes). Informationen auf, denn in dieser ist eine arundinacea). Die Uferlinien sämtlicher Wei- der Silbermöwe (Larus argentatus) (42: 19). Sachses Zugehörigkeit zu wechselnden Ver- entscheidende Voraussetzung gegeben, um her wurden von Gemeindeviehherden bewei- Einen Einblick in die Arbeitsweise dieses einen lässt sich sukzessiv gut verfolgen. Im im Abgleich mit heutigen Gegebenheiten det oder, parzellenweise verpachtet, jährlich internationalen Netzwerkes der Eiersamm- „Jahresbericht der Deutschen Ornithologen- Aussagen zur Dynamik der Avifauna oder gar gemäht. Obendrein praktizierte man das ge- ler bietet eine Anfang 1886 von Sachse an- Gesellschaft über das Doppeljahr 1860/61 zum Faunenwandel zu erlangen. Auch wenn samte 19. Jahrhundert hindurch immer wie- gestoßene Überprüfung von Belegen seiner und 1861/62“ ist der Baumeister Carl Sach- an den fachlichen Kenntnissen oder der Seri- der eine ackerbauliche Zwischennutzung. Der Eiersammlung. Unter ihm selbst zweifelhaft se in Altenkirchen (das irrig der preußischen osität der Sammelaktivitäten Sachses niemals Dreifelder Weiher war gar von 1858 bis 1899 erscheinenden Eiern waren auch solche, die Provinz Westphalen zugewiesen ist) als neu- Zweifel laut geworden sind (vgl. Kap. 1), soll völlig trockengelegt und als Wiese genutzt er vor Jahren von dem zwischenzeitlich ver- es Mitglied der Gesellschaft verzeichnet; als im Folgenden auf einige Fälle eingegangen (Kunz 1997, 2000). Im 19. Jahrhundert waren storbenen Kommandanten von Algier, Ma- präzises Jahr des Vereinseintritts ist später werden, an die sich in der Vergangenheit damit die nistökologischen Voraussetzungen jor Loche, bezogen hatte (zu Loche siehe 1861 mitgeteilt (vgl. Bericht über die XIV. skeptische Fragen knüpften oder die avifau- für ein Brüten der Rohrdommel überhaupt Homeyer 1863). Ein als „Prachtstück“ erach- Versammlung der Deutschen Ornithologen- nistisch noch nicht berücksichtigte Sachver- nicht gegeben! tetes Ei eines Bartgeiers (Gypaetus barbatus), Gesellschaft […] vom 29. September bis 2. halte bringen. Wie konnte Sachse unter diesen Umständen das auch W. Mewes bei einem Besuch in October 1862, Beilage I: 10-11 als Beigabe die Rohrdommel als Brutvogel in der Umge- Altenkirchen überprüft hatte, stand in Ver- zum Journal für Ornithologie 11 (1863); Rohrdommel (Botaurus [stellaris] stellaris): bung Altenkirchens angeben, wo doch ganz dacht, gefärbt oder anderweitig manipuliert Mitglieder-Verzeichniss der Allgemeinen Eine 1875 veröffentlichte unkommentierte gewiss auch keine anderen Lebensräume von zu sein (K 12.1.1886). Die von Kutter vor- Deutschen Ornithologischen Gesellschaft zu Artenliste der Brutvögel in der Nähe von der Art zum Brüten zu nutzen waren? Auf- genommene Untersuchung fiel für Sachse Berlin, Journal für Ornithologie 32 (1884): Altenkirchen zählt auch Botaurus stellaris auf merksamkeit verdient, dass Sachse im Jahres- ernüchternd aus: „Wenn ich auch in mancher 255-259). 1868 trat Sachse der neu gebilde- (1: 428). Diese Angabe hat Le Roi (1906: 98) bericht für 1876 (44: 326) die Rohrdommel Beziehung durch Ihre Beurteilung der einzel- ten Deutschen ornithologischen Gesellschaft auf das Gebiet der Seeburger Weiher (eine allein als „unregelmäßigen Wandervogel“ nen fraglichen Schalen bitter enttäuscht bin, zu Berlin als eines ihrer ersten Mitglieder bei damals übliche Sammelbezeichnung für die angibt. Hier liegt sehr wahrscheinlich eine so ist es mir andererseits auch sehr lieb, daß (vgl. Verzeichniss der Mitglieder der Gesell- Weiher der Westerwälder Seenplatte) bezogen korrigierende Angabe vor. Die dem Artikel ich endlich klar in der Sache geworden bin. schaft. (Im ersten Jahre, 1868, beigetreten.). und unter Verweis auf von Maximilian Prinz des Jahres 1875 unorganisch angehängte Ar- Mit dem Gypaetus-Ei will es mir noch immer – Journal für Ornithologie 16 (1868): 415- zu Wied gelieferten Angaben bei Brahts tenliste ist wohl gar nicht von Sachse selbst nicht in den Kopf, daß ein Herr, wie Loche, 416.) und hielt diese Verbindung bis 1884 (1853) und Römer (1862/63) zu erhärten ge- erstellt, sondern aus seinem weitergeleiteten ein so gemeiner Betrüger gewesen sein soll- (Krohn 1899). Zu Beginn des Jahres 1885 sucht. Spätere Faunenwerke folgen ihm darin Katalog der Eiersammlung von der Redaktion te.“ (K 4.2.1886). Kutters Untersuchungen schloss er sich dem Ornithologischen Verein (Gebhardt & Sunkel 1954, Neubaur 1957). exzerpiert worden. Hierauf deuten ebenso die hatten nämlich ergeben, dass Sachse ein ma- in Wien an. Hierzu hatte ihn Eduard Hodek Die Überprüfung der Quellen liefert jedoch Befunde zur nachstehend behandelten Art nipuliertes Ei eines Mönchsgeiers (Aegypius sen., einer der passioniertesten und geschäfts- sofort Zweifel an all diesen Angaben. Brahts zweifelsfrei hin.

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Zwergdommel (Ixobrychus [minutus] minutus): Schlangenadler (Cicaetus [gallicus] gallicus): nachdrücklich, dass die Jahresberichte des alter dichtbestandener Eichwälder, nie unter Die Art ist 1875 als Brutvogel in der Nähe Nach Max zu Wied war Sachse der zweite Ausschusses für Beobachtungsstationen der 10 Mtr. hoch“ (13; Brüten in Bäumen auch von Altenkirchen gelistet (1: 428), was Le Vogelkundige, der das Brüten des Schlangen- Vögel Deutschlands textkritisch zu lesen sind. in HBE vol. 4: 586 thematisiert). Die mit al- Roi (1906: 99) wiederum auf die Westerwäl- adlers aus dem Westerwald bestätigen konn- ten Überhältern und wipfeldürren Bäumen der Seenplatte bezogen hat; darin folgen ihm te. Seine erste Veröffentlichung hierzu im Mauersegler (Apus apus): In dem bis zum ausgestatteten Eichenwälder hat Sachse auch Gebhardt & Sunkel (1954: 349). In schein- deutschen Schrifttum gibt einen bei Roden- verheerenden Stadtbrand von 1893 mehr- als Lebensraum des von ihm als häufig er- barem Widerspruch zu den Angaben von bach (Kreis Neuwied) gelegenen Brutplatz an heitlich von schlichten Fachwerkhäusern achteten Trauerschnäppers (Ficedula [hypoleu- 1875 nennt Sachse die Art für Altenkirchen (1: 417). Dies wirft die Frage auf, welcher der geprägten Altenkirchen brüteten um 1880 ca] hypoleuca) beschrieben (44: 300; 52: 250; wiederholt als „unregelmäßigen Wandervogel zwei im Kreis Neuwied gelegenen Orte dieses allein an zwei aus Stein errichteten Häusern Abb. 6). Allein für die Hohltaube (Columba im Frühjahr und Herbst“ oder als „regelmä- Namens gemeint ist, Rodenbach bei Neuwied Mauersegler. Ansonsten galt zu deren Brut- oenas) gab er den Hinweis, ihr Bestand neh- ßigen Passant“ (44: 326; 47: 394). Seine Mel- oder Rodenbach bei . An Dresser plätzen, sie nisteten „in den hohlen Aesten me wegen des Rückgangs der alten Eichen ab dungen zu Brutvorkommen beziehen sich hatte Sachse den Brutplatz als „about a Ger- auf eine Rheininsel bei Karlsruhe (45: 418); man mile [= 7,5 km] from Neuwied“ gelegen hierzu gibt er 1885 präzisierend an, die Ge- gemeldet (HBE 5: 570), was sich mit der für lege von seinem Sohn erhalten zu haben, für 1885 getroffenen Angabe deckt, es handle Altenkirchen verweist er wiederum nur auf sich um das 2 Stunden von Neuwied und Zwergdommeln, die er „einige Male auf dem 5 Stunden von Altenkirchen gelegene Roden- Herbstzuge“ erlegte (53: 582). Wegen des Feh- bach (53: 389f.). Zu diesem Brutplatz lässt lens der nistökologischen Voraussetzungen sich folgende Chronik erstellen: 1862 sam- kann auch diese Art im 19. Jahrhundert kein melte Max zu Wied hier ein Ei und einen Brutvogel an der Westerwälder Seenplatte Jungvogel und der Brutplatz blieb bis 1869 gewesen sein. unbesetzt. 1870 erlegte man den Jungvogel des Paares, 1871 entnahm Sachse dem Nest Fischadler (Pandion haliaetus): „Mr. Sachse, am 27. April ein Ei. 1885 erhielt Sachse writing from Altenkirchen, in Rhenish Prus- aus diesem Nest letztmals ein Ei. Es ist we- sia, informs me that he only sees it there now nig wahrscheinlich, dass der Schlangenadler and again on the autumn passage, but a pair allein diesen Brutplatz nutzte (Max zu Wied sometimes nest in forests near Neuwied“ nahm z. B. auch Brüten im Rheinbrohler (HBE 6: 142). Das 1876 ausgegebene Artka- Wald an), aber nur dieser eine ist durch die pitel des englischen Handbuchs führt über- Jagd- und Sammelaktivitäten dokumentiert. raschenderweise den Fischadler als Brutvogel Der Schlangenadler ist mit an Sicherheit gren- bei Neuwied an. Neben den plausiblen An- zender Wahrscheinlichkeit nicht im Inneren gaben zu einem ehemaligen Brutvorkommen des Westerwaldes, sondern allein an seiner der Art an der Sieg bei Wissen liegt hier ein westlichen Abdachung zum Rhein hin Brut- im avifaunistischen Schrifttum bisher nicht vogel gewesen. berücksichtigter Hinweis auf ein ehemaliges Brüten im nördlichen Rheinland-Pfalz vor. Sandregenpfeifer (Charadrius [hiaticula] hiat- Wie an der Sieg könnten die ehemals überrei- icula): Am 19. Juni 1876 sollen bei Altenkir- chen Fischbestände auch im Mittelrheingebiet chen vier stark bebrütete Eier der Art gefun- dem Fischadler ein Brutvorkommen ermög- den worden sein (44: 334). Dem hat Le Roi licht haben. Allerdings mahnt Max zu Wieds (1906: 59) nur allzu berechtigte Skepsis entge- Nachricht, der Schlangenadler (Circaetus [gal- gengebracht und plausibel angenommen, hier licus] gallicus) werde von Jägern auch Fischad- müsse eine Verwechslung mit dem Flussregen- ler genannt (Kunz 1995b: 57), zur Vorsicht. pfeifer (Charadrius dubius) vorliegen. Weil die Es kann bei der dürftigen Nachrichtenlage Originalmeldung „Brutvogel; bei Krotoschin nicht ausgeschlossen werden, dass Sachse in [damals Provinz Posen], bei Altenkirchen, diesem Fall Angaben weitergegeben hat, die am 19/6. 4 stark bebrütete Eier“ lautet, ist er beim Sammeln am Nest des Schlangenad- zusätzlich zu bedenken, dass die Ortsangabe lers vom fürstlich-wiedischen Jagdpersonal Altenkirchen evtl. auf Altenkirchen (Rügen) Abb. 6: Trauerschnäpper (Ficedula [hypoleuca] hypoleuca), ♂ ad., nach Vorlage aus Altenkirchen, auf einer Lithogra- zugetragen bekommen hat. zu beziehen ist. Auch dieser Fall unterstreicht phie von J. G. Keulemans [unten] (Dresser 1871-1881, vol. 3, Tafel 158).

296 297 Antonius Kunz Carl Sachse (1818-1902), ein Westerwälder Amateurornithologe des 19. Jahrhunderts

(HBE vol. 7: 28; 20: 206), obwohl doch die dem Jahre 1870 vorhanden war. Dann hätte and in the side vallyes from Bingen to Bonn“ Jagdpassion den Antrieb gab, nahezu ein hal- vorgenannten Arten in gleicher Weise davon eine unbedacht-mechanische Zuordnung des (HBE 2: 132). Er bezifferte damals den Brut- bes Jahrhundert lang über die Vogelwelt des betroffen gewesen sein müssen. Wandlungen Fundortes, die beim Erstellen des Jahresbe- bestand in den Festungsanlagen von Ehren- Westerwaldes und des angrenzenden Mittel- im Lebensraum von Vogelarten, besonders richtes erfolgte, Anlass zur Irritation gestiftet. breitstein auf 6-8 Paare. Weil die Art von rheintales zu berichten. Eingebunden in ein Nutzungsänderungen oder -intensivierungen, Stubenvogelhaltern so stark nachgefragt war, internationales Netzwerk von Sammlern und hat Sachse immer nur ganz beiläufig kommu- Haubenlerche (Galerida cristata): Aus eini- stand ein Nest mit halberwachsenen Jung- als langjähriger Unterstützer des in den Be- niziert. gem zeitlichen Abstand heraus teilte Sachse vögeln im Wert von 3-4 Talern, Eier der Art obachtungsstationen der Vögel Deutschlands mit, die Haubenlerche sei seit 1882 in Alten- waren hingegen so gut wie nicht zu erhalten koordinierten Netzes der Vogelbeobachter Rotkopfwürger (Lanius senator): Unter Lanius kirchen „eingekehrt“ (35: 47). Wie schon 1859 (HBE 2: 136). Für den Jahresbericht 1885 mel- seiner Zeit war er auf einer vormodernen Stu- ruficeps ist diese Art in die Liste der Brutvögel in Au (Sieg) sei die Art im Zuge des Eisen- dete Sachse, ihm seien von Boppard bis Linz fe des ornithologischen Wissenschaftsbetriebs in der Nähe von Altenkirchen aufgenommen bahnbaues erschienen. Die Angabe zum Jahr viele Brutplätze bekannt, ebenso mehrere im aktiv. Daraus resultiert auch, dass der Aus- (1: 427). „Herr Sachse, ein ausserordentlich 1882 muss jedoch deren erstes Auftreten im Lahntal und zwischen Andernach und dem tausch in der Fachkorrespondenz die von ihm zuverlässiger und trefflicher Beobachter, Winterhalbjahr meinen. Auch 1885 noch er- Laacher See in den Steinbrüchen (53: 508). Die bevorzugte Form der Weitergabe von Wissen nennt den L. senator als bedingten Sommer- schienen die ersten Haubenlerchen nämlich zeitgenössische Avifaunistik hat das schlag- war. Briefe bildeten nämlich die eigentliche vogel für Altenkirchen (?)“ ist die zeitlich im November (53: 529), sie brüteten erst 1886 artige Verschwinden der Art um 1900 mit den Grundlage der Beiträge zum Handbuch Dres- nächste Mitteilung zum Brüten der Art (46: zum ersten Mal (54: 486). Sieht man von dem Nachstellungen der Vogelfänger oder Störun- sers (1871-1881) wie zu den Jahresberichten 36). Im zugesetzten Fragezeichen schlugen durch Aussetzungsaktionen eingebrachten gen zu erklären gesucht. Bisher ist noch nie der des Ausschusses der Beobachtungsstationen sich die Zweifel des Bearbeiters Schalow Jagdfasan (Phasianus [colchicus] colchicus) ab, Frage nachgegangen worden, ob nicht auch eine der Vögel Deutschlands. Selbst die Mehrzahl nieder (46: 15). Wohl auch diese bedenkend, so war die Haubenlerche die einzige Brutvo- kurz vor 1900 einsetzende Sukzession infolge der Sachse zugeschriebenen Publikationen präzisierte Sachse für 1884: „Ist hier äusserst gelart, deren Neuansiedlung Sachse für sein des Ausbleibens von Ziegen- und Schafbewei- stellt bei näherem Hinsehen eine von der selten; ich erhielt seine Eier nur ein Mal von Arbeitsgebiet registrieren konnte. dung oder des Aufgebens anderer Nutzungen Zeitschriftenredaktion nur geringfügig, mit- hier, – aus dem Rheinthal und namentlich die Lebensräume des Steinrötels veränderte. unter gar nicht, bearbeitete Passage aus einge- aus Lothringen sehr häufig“ (52: 246). Somit Uferschwalbe (Riparia [riparia] riparia): Mit- Die vorstehende Fallsammlung lässt gut er- laufener Korrespondenz dar. hat Sachse im Westerwald bei Altenkirchen te der 1870er-Jahre gab Sachse an, die Ufer- kennen, dass Anlass zu Irritationen gebende Seine umfangreiche Vogel- und ganz besonders ausnahmsweise einmal 1878 oder davor ein schwalbe niste in einigen kleinen Kolonien Meldungen nicht einer ungefestigten Arten- die Eiersammlung bildeten für Sachse das Brüten des Rotkopfwürgers registriert. am Wiedbach, brüte an der Sieg häufiger kenntnis oder einer unsoliden Praxis Sachses Herzstück seiner ornithologischen Interes- (44: 298). Für 1885 gab er die Bruthöhlen der zugeschrieben werden können, sondern ih- sen und Aktivitäten. Aus seinen Briefen an Schwarzstirnwürger (Lanius minor): „Nes- Art 200 Schritte vom Bach entfernt gelegen ren Ursprung in erkennbaren Unzulänglich- F. Kutter spricht, wie sich ihm Sammeleifer ter mit frischen Eiern in Altenkirchen und an, 1886 meldete er 2 Paare von einem ca. keiten bei der Bearbeitung avifaunistischer und Sammlerstolz, ästhetisches Vergnügen Belgard am 6. Juni [1882]“ meldet der VII. 300 m vom Bach entfernten Brutplatz (54: Daten haben. Standards und auch Routinen und geschäftstüchtiges Kalkulieren an diese Jahresbericht der Beobachtungsstationen der 377), beide Angaben wohl die städtische hierzu waren zu Sachses Zeiten noch nicht Sammlungen koppelten. Doch Sachse war Vögel Deutschlands, ohne die Melder na- Lehmgrube betreffend. Erst nachdem die entwickelt, sondern gerade erst im Entstehen kein Sammler, dem die Bedeutung wissen- mentlich anzuführen (50: 22). Dem vorge- Uferschwalbe als Brutvogel im Naturraum begriffen. In der Regel lassen sich die aufge- schaftlicher Exaktheit oder der Stand des wis- schalteten Beobachterverzeichnis ist zu ent- Westerwald ausgestorben war, wurde be- worfenen Fragen jedoch klar entscheiden. senschaftlichen Diskurses unbekannt waren. nehmen, dass stud. jur. Ziemer aus Belgard kannt, dass sie ehemals an der Wied auch bei Sodann ist anzuraten, gerade die Vielzahl Vielmehr zeigt seine Reaktion auf den auf- in Pommern ebenso wie Carl Sachse Daten Döttesfeld und Peterslahr und am Holzbach phänologischer und ganz besonders brutbio- gedeckten Betrugsfall mit einem vermeintli- weitergeleitet hatte (50: 1f.). Auch in diesem bei weitere Brutplätze hatte, die ver- logischer Daten Sachses nicht dem Vergessen chen Ei des Bartgeiers (Gypaetus barbatus) (vgl. Fall ist auszuschließen, dass sich der Brut- nichtet wurden, als man nach dem Jahrhun- anheimfallen zu lassen und zusätzlich zu be- Kap. 4.6), dass ihm die in der Sache gewon- nachweis auf Altenkirchen (Ww.) bezieht. derthochwasser vom Februar 1909 die Ufer achten, dass ihnen vielfach als Beigabe Infor- nene Klarheit das entscheidende Ergebnis Sachses Meldungen zu der Art betreffen zu- bei „Bachregulierungen“ einebnete (Bewers- mationen zu historischen Landschaftszustän- war, demgegenüber die Wertminderung der nächst einen Gelegefund bei Saargemünd am dorff 1938: 67). den zu entnehmen sind. Sammlung oder die persönliche Enttäuschung 3. Juni 1878 (46: 35) und weiterhin seine ent- hintenanzustellen waren. Die eigene Ausrich- schiedene Feststellung „Kommt hier gar nicht Steinrötel (Monticola saxatilis): Mit der Auf- tung an wissenschaftlichen Standards ließ vor; in der Rheinebene ist er nicht selten“ listung des Turdus saxatilis als Brutvogel in der 6. Abschließende Würdigung Sachse auch in seiner Kommentierung der (52: 246); hierin ist sicher eine korrigierende Nähe von Altenkirchen (1: 427) ist Sachse zu von den Brüdern Adolf und Karl Müller an- Angabe zum eingangs zitierten Brutnachweis keiner Zeit auf Widerspruch gestoßen. Es muss In Carl Sachse begegnet uns ein für das 19. gestoßenen Diskussion um ein angebliches zu sehen. Le Roi (1906: 184) hat in Erwä- allen Rezipienten klar gewesen sein, dass hier Jahrhundert typischer Amateurornithologe, Brüten des Kuckucks (Cuculus canorus) erken- gung gezogen, der Gelegefund vom 6. Juni allein das Mittelrheintal als Brutgebiet in Be- dem eine von Kindheit an ausgeprägte Lei- nen, denn er sah in deren Beiträgen „einen 1882 betreffe vielleicht Andernach, von wo tracht kommen konnte. Schon 1872 meldete denschaft besonders für das Sammeln von Humbug“ und qualifizierte sie als „Garten- in der Eiersammlung Sachses ein Gelege aus Sachse „It is common on the central Rhine Vogeleiern in Verbindung mit lebenslanger laubenschreiber“ (K 25.9.1888).

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Zeitgebunden und durchaus im Einklang mit Archivstelle Boppard; Hildgard Sayn (†), (15) 1888 [Kleinere Mittheilungen]. – Monatsschrift (36) 1895b [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologische des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt Monatsschrift 20: 114. Merseburg u. a. [Star] führenden Ornithologen seiner Zeit stieß die Altenkirchen; Jacek Swiderski, Kreisarchiv 13: 455. Merseburg u. a. [Fichtenkreuzschnabel] (37) 1895c [Kleinere Mitteilungen]. – Ornitholo- Rückbindung des eigenen Tuns an wissen- Altenkirchen. In ornithologischen Anfragen (16) 1889a [Kleinere Mittheilungen]. – Monatsschrift gische Monatsschrift 20: 144. Merseburg u. a. schaftliche Standards auch bei Sachse an klar konnte ich auf die Unterstützung von Dr. des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt [Wasseramsel] ausgebildete Grenzen. Sie zeigen sich zum Josef Feldner, Villach/Kärnten, Rolf Schlen- 14: 140-141. Merseburg u. a. [Steinadler] (38) 1896a [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologi- einen ganz ausgeprägt in einer tief sitzen- ker, Möggingen, und Prof. Dr. Burkhard (17) 1889b [Kleinere Mittheilungen]. – Monatsschrift sche Monatsschrift 21: 119-120. Gera-Untermhaus. des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt [Raubwürger] Stephan, Museum für Naturkunde Berlin, den Voreingenommenheit gegenüber einigen 14: 176. Merseburg u. a. [Fichtenkreuzschnabel] (39) 1896b Ornithologische Beobachtungen aus dem Greifvogelarten, die den ansonsten so um bauen. Henry McGhie, The Manchester Mu- (18) 1889c [Kleinere Mittheilungen]. – Monatsschrift Westerwalde 1895. – Ornithologische Monatsschrift Objektivität bemühten Beobachter zu anth- seum Natural Science Collection, vermittelte des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt 21: 164-169. Gera-Untermhaus. ropomorphen Psychologisierungen, gar Dä- Abbildungsvorlagen und gab Informationen 14:497-498. Merseburg u. a. [Albinos] (40) 1896c [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologi- zu Belegen aus der Sammlung Sachses. Dr. (19) 1889d [Kleinere Mittheilungen]. – Monatsschrift sche Monatsschrift 21: 204. Gera-Untermhaus. monisierungen verleiteten. Zum anderen geht des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt [Blesshuhn] es um das Festhalten an Deutungen, die in Carsten Renker, Naturhistorisches Museum 14: 530. Merseburg u. a. [Bindenkreuzschnabel] (41) 1896d Ornithologische Beobachtungen aus dem Jägerkreisen zwar weit verbreitet, aber bis auf Mainz, unterstütze mich in den Kontakten (20) 1892a [Kleinere Mittheilungen]. – Ornithologische Frühjahr 1896. – Ornithologische Monatsschrift 21: den heutigen Tag nicht mit exakten Befunden nach Manchester und steuerte das Abstract Monatsschrift 17: 205-206. Merseburg u. a. [Ringel- 354-355. Gera-Untermhaus. untermauert werden konnten. Die Mär von zu dieser Arbeit bei. Allen Genannten sage taube, Hohltaube] (42) 1896e Kleinere Mittheilungen. – Zeitschrift für ich ein herzliches Dankeschön. (21) 1892b [Kleinere Mittheilungen]. – Ornitholo- Oologie 6: 19-20. Berlin. [Zur Praxis des Eier- den ziehenden Rebhühnern (Perdix [perdix] gische Monatsschrift 17: 238. Merseburg u. a. sammelns] perdix) gehört hierher, zu der auch Sachse [Wanderfalke] seinen kleinen Beitrag leistete (HBE 7:139). (22) 1892c [Kleinere Mittheilungen]. – Ornithologische 8. Literatur Monatsschrift 17: 260-261. Merseburg u. a. [Mauer- Sachse hat in den ihm und seiner Zeit ge- 8.1.2 Beiträge / contributor läufer] gebenen Möglichkeiten dafür gesorgt, dass 8.1 Publikationen Carl Sachses (23) 1893a [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologische seine vogelkundlichen Kenntnisse öffentlich Monatsschrift 18: 42. Merseburg u. a. (43) 1877 Protokoll der (X.) Januar-Sitzung. Verhan- gemacht wurden. Allein diesem Umstand ist (24) 1893b Beobachtungen aus dem Westerwald. – delt Berlin, den 8. Januar 1877. – Journal für Orni- 8.1.1 Eigene Veröffentlichungen / author zu verdanken, dass der Verlust der von ihm Ornithologische Monatsschrift 18: 110-112. thologie 25: 106-111. Leipzig. Merseburg u. a. (44) 1877 Bau, A. u. a.: Zur Vogelkunde Deutschlands. angelegten Sammlungen keinen unermessli- (1) 1875 Ornithologische Notizen vom Westerwalde. (25) 1893c Beobachtungen am Haselhuhn. – Ornitholo- I. Jahresbericht (1876) des Ausschusses für Beobach- chen Schaden zumindest in avifaunistischer – Journal für Ornithologie 23: 417-428. Leipzig. gische Monatsschrift 18: 278-280. Merseburg u. a. tungsstationen der Vögel Deutschlands. – Journal Hinsicht darstellt. Leider ist Le Roi (1906) der (2) 1876 Ornithologische Beobachtungen vom Wes- (26) 1893d Ankunft einiger Vögel im Westerwalde. – Or- für Ornithologie 25: 278-342. Leipzig. einzige geblieben, der die Sammlungsbelege terwalde. – Journal für Ornithologie 24: 279-283. nithologische Monatsschrift 18: 305-306. Merseburg (45) 1878 II. Jahresbericht (1877) des Ausschusses für Leipzig. u. a. Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – gesichtet hat. Nach allem verfügbaren Wissen (3) 1877 Nest der Haubenmeise im Habichts-Horst. – (27) 1893e [Kleinere Mitteilungen]. – Ornitholo- Journal für Ornithologie 26: 370-436. Leipzig. müssen die Vogel- wie die Eiersammlung in Ornithologisches Centralblatt 2: 111. Berlin. gische Monatsschrift 18: 309. Merseburg u. a. (46) 1880 III. Jahresbericht (1878) des Ausschusses für bedeutendem Umfang Belege zur Regional- (4) 1878a Unter dem Wespenbussardhorste. – Orni- [Mauersegler] Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – fauna des Westerwaldes und des Mittelrhei- thologisches Centralblatt 3: 12. Berlin. (28) 1893f Beobachtungen über die Zugzeit der Vö- Journal für Ornithologie 28: 12-96. Leipzig. (5) 1878b Beobachtungsnotizen. – Ornithologisches gel in der Nähe von Altenkirchen – Westerwald. (47) 1880 IV. Jahresbericht (1879) des Ausschusses für nes enthalten haben. Es sollte daher auch Centralblatt 3: 61. Berlin. – Ornithologische Monatsschrift 18: 352-353. Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – weiterhin danach getrachtet werden, evtl. (6) 1878c Ein seltsames Wochenbett. – Ornithologi- Merseburg u. a. Journal für Ornithologie 28: 355-407. Leipzig. erhaltene Kataloge dieser Sammlungen noch sches Centralblatt 3:86. Berlin. (29) 1893g [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologische (48) 1882 V. Jahresbericht (1880) des Ausschusses für ausfindig zu machen. Denn die sich über (7) 1878d Eine sonderbare Brutstätte. – Ornithologi- Monatsschrift 18: 353-354. Merseburg u. a. [Wiede- Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – mehr als zehn Jahre hinziehenden Bemühun- sches Centralblatt 3: 172-173. Berlin. hopf] Journal für Ornithologie 30: 18-109. Leipzig. (8) 1879a [Angefrorenes Rebhuhn]. – Ornithologi- (30) 1893h Beobachtungen über die Zugzeit der Vögel (49) 1883 VI. Jahresbericht (1881) des Ausschusses für gen um deren Verkauf können nur auf der sches Centralblatt 4: 15-16. Berlin. in der Nähe von Altenkirchen – Westerwald. – Orni- Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – Basis entsprechend weit gestreuter Übersich- (9) 1879b Fangertrag zweier Dohnenstiege, vom thologische Monatsschrift 18: 395-397. Merseburg u. a. Journal für Ornithologie 31: 13-76. Leipzig. ten angestellt worden sein. Vielleicht harren 1. October bis 12. November 1878. – Ornithologi- (31) 1893i [Kleinere Mitteilungen]. – Ornithologische (50) 1884 VII. Jahresbericht (1882) des Ausschusses für diese Dokumente in einem Nachlass oder in sches Centralblatt 4: 87. Berlin. Monatsschrift 18: 400. Merseburg u. a. [Mehl- Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – (10) 1879c Ein Beitrag zur Verschlagenheit des Hühner- schwalbe] Journal für Ornithologie 32: 1-52. Leipzig. abgelegter Korrespondenz noch ihrer Wieder- habichts. – Ornithologisches Centralblatt 4: 91-92. (32) 1893k Schwarz- und Braunkehlchen im Wester- (51) 1885 VIII. Jahresbericht (1883) des Ausschusses entdeckung. Berlin. wald. – Ornithologische Monatsschrift 18: 469-470. für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. (11) 1879d Lanius excubitor. – Ornithologisches Central- Merseburg u. a. – Journal für Ornithologie 33: 225-337. Leipzig. blatt 4: 100. Berlin. (33) 1894a Frühe Ankunft des Cuculus canorus. – Orni- (52) 1886 IX. Jahresbericht (1884) des Ausschusses für (12) 1881a Einige Bemerkungen über den Rückstrich thologische Monatsschrift 19: 238-239. Merseburg Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – 7. Dank der Vögel bei eintretendem schlechten Wetter. – u. a. Journal für Ornithologie 34: 129-387. Leipzig. Ornithologisches Centralblatt 6: 65-66. Berlin. (34) 1894b Meine Begegnisse mit dem Alpenmauerläu- (53) 1887 X. Jahresbericht (1885) des Ausschusses für Bei den Recherchen zur Biografie Sachses er- (13) 1881b Einige Beobachtungen über den Segler, in fer (Tichodroma muraria) am Rhein. – Ornithologi- Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – Journal für Ornithologie 35: 337-615. Leipzig. hielt ich Auskünfte von Dr. Eberhard Blohm, Vergleich mit den von J. F. Naumann veröffentlich- sche Monatsschrift 19: 298-299. Merseburg u. a. ten. – Ornithologisches Centralblatt 6: 101. Berlin. (35) 1895a Ornithologische Beobachtungen vom Wes- (54) 1888 XI. Jahresbericht (1886) des Ausschusses für Helmenzen; Reinhold Brennecke, Haldens- (14) 1882 Zwei seltene Irrgäste. – Ornithologisches terwald. – Ornithologische Monatsschrift 20: 42-49. Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands. – leben; Dr. Andreas Metzing, Evangelische Centralblatt 7: 177-178. Berlin. Merseburg u. a. Journal für Ornithologie 36: 313-571. Leipzig.

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8.2 Sonstige Literatur Homeyer, A. von (1863): Ueber den Major Loche und Wiesbaden vorkommenden Säugethiere und Vögel. sein wissenschaftliches Wirken in Algerien. – Jour- – Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Her- Barthel, P. H. & Helbig, A. J. (2005): Artenliste der Vö- nal für Ornithologie 11, Beilage: 24-28. Cassel. zogthum Nassau 17/18: 1-76. Wiesbaden. gel Deutschlands. – Limicola 19: 89-111. Einbeck- Krohn, J. H. B. (1899-1901): Sammler und Sammlun- Sachse, W. (1889): Das Vogelleben auf Grande-Cone- Drüber. gen. – Ornithologische Monatsberichte 7: 49-52; table. – Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Berg-Schlosser, G. (1968): Die Vögel Hessens. Ergän- 66-72; 85-88; 181-182; 8: 30-32; 95-96; 9: 47-48; Schutze der Vogelwelt 14: 154-157. Merseburg u. a. zungsband. 301 S., W. Kramer. Frankfurt a. M. 109-110. Berlin. Seidel, ? (1881): Verzeichniss der von dem Unterzeich- Bewersdorff, K. (1938): Bilder aus der Vogelwelt des Kunz, A. (1995a): Maximilian Prinz zu Wied (1782- neten im Herbst 1880 in 900 Krammetsvögel-Doh- Westerwaldes. II. Teil. – Heimat-Kalender für den 1867) und die Anfänge der regionalfaunistischen nen gefangenen Vögel. – Ornithologisches Central- Kreis Neuwied [1939] 15: 64-67. Neuwied/Rh. Erforschung des Westerwaldes in der ersten Hälfte blatt 6: 188. Berlin. Blasius, r. (1886): Der Wanderzug der Tannenhe- des 19. Jahrhunderts. – Fauna und Flora in Rhein- Scheele, M. & Natalis, G. (Hrsg.) (1981): Biologie-Do- her durch Europa im Herbste 1885 und Winter land-Pfalz, Beiheft 17: 27-42. Landau. kumentation. Bibliographie der deutschen biologi- 1885/86. Eine monographische Studie. – Ornis 2: Kunz, A. (1995b): Die Fauna Neowedensis oder Wir- schen Zeitschriftenliteratur 1796-1965. 15. Ret-Sch. 437-550. Wien. belthier-Fauna der Gegend von Neuwied von Ma- 197803-213293. Saur Verlag. München u. a. Blasius, r. (1901): Der rötlichgraue Seidenschwanz, ximilian Prinz zu Wied (1841). 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Abb. 7: Haselhuhn (Tetrastes bonasia), The Manchester Museum Record No. 213,321. Auf dem Etikett: „Tetrao bonasia ♂, 6/4 1879, Altenkirchen (Dept. Coblenz), C. Sachse“. Vermerk auf der Rückseite: „Im Magen Spitzen des Haidekrautes und Erdbeerblätter“. Foto: Manchester Museum, The University of Manchester.

Abb. 8: Raubwürger (Lanius excubitor), The Manchester Museum Record No. 206,898. Auf dem Etikett: „L. excubitor [nachgetragen, bei ursprünglichem Eintrag Lanius major? Artnamen gestrichen] ♂, 21/12 74, Altenkirchen, D[resser]“. Foto: Manchester Museum, The University of Manchester.

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