für Astronomie Nr. 28 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. / VdS

DAS WELTALL Orionnebel DU LEBST DARIN – ENTDECKE ES! Computerastronomie Internationales Jahr der Astronomie

INTERNATIONALES ISSN 1615 - 0880 www.vds-astro.de I/ 2009 ASTRONOMIEJAHR [email protected] • www.astro-shop.com Tel.: 040/5114348 • Fax: 040/5114594 Eiffestr. 426 • 20537 Hamburg

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Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

vor uns liegt ein spannendes und interes- Und: Vom 2. – 4. Oktober 2009 findet in santes Jahr: 2009 wurde von der UN Jena die 29. VdS-Tagung statt, zu der wir und UNESCO zum „International Year of Sie heute schon herzlich einladen. Astronomy“ (IYA), dem „Jahr der Astro- nomie“ erklärt! Das Journal enthält wieder viele inte- ressante Beiträge unserer Mitglieder und Für uns Amateur-Astronomen sollte die- Fachgruppen, für die sich die Redaktion ser Beschluss der UN eine Chance, aber vielmals bedankt! Das Titelbild: auch eine Verpflichtung sein, möglichst vielen Menschen an der Faszination Zu Beginn des Neuen Jahres wünschen wir Unser Bildautor Georg Zeitler hat DAS Astronomie teilhaben zu lassen. Lesen allen Mitgliedern und Amateur-Astronomen Winterobjekt am Himmel schlechthin Sie in dieser Ausgabe, was Astronomen, ein gutes und interessantes Astrojahr 2009 festgehalten: Der Große Orionnebel trägt Volkssternwarten, Planetarien und Ihre mit vielen klaren Nächten und schönen die Nummer 42 im Messier-Katalog und VdS rund um das IYA 2009 planen. Exakt astronomischen Beobachtungen. zählt zu den spektakulärsten Nebelobjekten 400 Jahre nachdem Galileo Galilei sein am Himmel. Das Bild entstand am 2. Fernrohr auf Jupiter richtete und die nach Herzlichst Februar 2008 um 21:44 Uhr Weltzeit bei ihm benannten Monde entdeckte und Bad Tölz. Georg Zeitler montierte dazu Johannes Kepler, der berühmte deutsche Ihre eine Digital-Spiegelreflexkamera (Canon Astronom, seine „Astronomia Nova“ ver- EOS 40D mit Hutech-Umbau) mit einem öffentlichte, steht die Astronomie in fast IDAS LPS-Filter an eine Lichtenknecker 140 Staaten der Erde im Mittelpunkt. Doch Flat-Field-Camera 1:3,5 / 500 mm. Um lesen Sie selbst und beteiligen Sie sich Otto Guthier und Sven Melchert die Nebelstrukturen sowohl im hellen möglichst oft mit Aktivitäten im Jahr der Zentralbereich als auch in den schwachen Astronomie. Außenbereichen des Nebels sichtbar zu machen, setzte er kurz- und langbelich- Vor Ihnen liegt die neue, 28. Ausgabe PS: Denken Sie bitte an die Überweisung tete Aufnahmen zu einem Gesamtbild unserer Mitgliederzeitschrift „VdS-Jour- des Jahresbeitrages; die Rechnung liegt zusammen. Die Einzelbelichtungen betru- nal für Astronomie“, die Ihnen zahlreiche dieser Ausgabe bei. gen 10x330s, 2x180s, 4x60s und 8x30s, Neuigkeiten aus dem Bereich der VdS in der Summe demnach 69 Minuten bietet. Gesamtbelichtung. Die Redaktion gratu- liert zu diesem beeindruckenden Ergebnis. Die Wichtigste vorweg:

Die Mitgliedsbeiträge bleiben für das Jahr Anschrift des Autors: 2009 unverändert, ebenso die Bezugskosten Georg Zeitler für „Sterne und Weltraum“. Walchstadter Str. 4 81377 München Kaum zu glauben aber wahr, das Journal erscheint nun vier Mal im Jahr – auch das ist eine wichtige Botschaft aus dem Vorstand für Sie, liebe Mitglieder.

VdS-Journal Nr. 28 2 I NHALT

DAS WELTALL EDITORIAL 1 DU LEBST DARIN – ENTDECKE ES!

NACH REDAKTIONSSCHLUSS – 4. Ausgabe des VdS-Journals 4 – Was tut sich im Jahr der Astronomie 4 – Mitgliedsbeiträge 5 INTERNATIONALES ASTRONOMIEJAHR – VdS-Medaille 5 – Das internationale Jahr der Astronomie 2009 steht vor der Tür 6 Das internationale Jahr der Astronomie SCHWERPUNKTTHEMA Seite 6 Computerastronomie – Schwerpunktthema Computer-Astronomie 10 – Programmieren in der Astronomie 10 – Mein Weg zur astronomischen Programmierung 12 – Paralleles Programmieren astronomischer Algorithmen 14 – Fehlerabschätzung und Erkennung von Ausreißern mit Hilfe des Leaving-One-Out Verfahrens 16 – Die Bahn des Toro 19 – Planetariumsprogramme im Vergleich 21 – Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Fernglashalterung Ephemeridenrechnung 28 Seite 32 – Die Genauigkeit der Systemuhr bei CCD-Aufnahmen 30 FACHGRUPPENBEITRÄGE Amateurteleskope/Selbstbau – Fernglashalterung 32 – Tubuslüftung einmal anders … 34 – Der Blick ins All – Bau eines Dobson-Teleskopes, Teil 2 36

Astrofotografie – VdS-Fachgruppe Astrofotografie – drei nicht 39 alltägliche Dinge – 10 Tipps für den Webcam-Anfänger Teil 1: 41 Die ersten fünf Tipps – Ethik in der Astrofotografie 44 – Jets & more mit dem WATEC-„Würmchen“ 49 – Die Nebellandschaft im Orion 50

Atmosphärische Erscheinungen – Äußerst intensive Pollenkoronen am 11. bis Die Nebellandschaft im Orion 13. Mai 2008 54 Seite 50 – Lichtbahnen auf Feldern: Eine ungewöhnliche Spielart der konzentrischen Lichtbögen 55

CCD-Technik – Tagungsrückblick 59

Deep-Sky – Die „rote Punktwolke“ – Bildauswertung mit Aladin und Simbad 59 – Die wechselwirkenden Galaxien NGC 3226/7 60

Geschichte der Astronomie – Neues aus der FG Geschichte 61 Astronomisches Sommerlager 2008 – Carl E. Sagan – eine biografische Skizze 61 Seite 65 – Politiker, Feuerwehrhauptmann und Naturforscher 63

Jugendarbeit – Astro-Elchtest im vergangenen Sommer 64 – Astronomisches Sommerlager 2008 65 – Simulation von Planetenbahnen 67 – Die Sonne und ihre bevorstehende Entwicklung 68

Kleine Planeten – Asteroidenbeobachtung international – eine grenz- überschreitende Zusammenarbeit 70 – Kosmische Begegnungen 71 – Große Vorträge über Kleine Planeten 72 Kosmische Begegnungen Kometen Seite 71 – Helle Kometen des Jahres 2009 75 – 500 Kometen und kein bisschen müde 77 VdS-Journal Nr. 28 I NHALT 3

Meteore – 100 Jahre Tunguska-Ereignis 80

Sonne – Die provisorischen Relativzahlen des Sonne-Netzes 80 – Erratum 81 – Die partielle Sonnenfinsternis am 01. August 2008 81

Spektroskopie – Europäische Kooperation im Rahmen der Spektroskopie- Workshops 2007 und 2008 am Observatoire de Haute 11. Kleinplanetentagung 2008 Provence 83 Seite 72 – Von einem Monochromator, der im Labor nicht mehr sein durfte und auf dem Schrott noch nicht sein sollte … 85

Sternbedeckungen – Neptun-Mond Triton bedeckt GSC 5800 42/2UCAC 27013747 88

Veränderliche – Seltene Bedeckungen: Epsilon Aurigae und EE Cephei 90 – Neue Sterne, was tun? 92 – Einstieg in die Veränderlichenbeobachtung mit DSLR: RV UMa 94 500 Kometen und kein bisschen müde... – Extragalaktische Novae in M 31 und M 81 98 Seite 77 – Lichtverschmutzung im Bundestag 100 – VdS-Vorstandsinfo 101 SERVICE – Der Umgang mit „Arbeiten“ der Fachastronomie 102 – M wie Messier 103 ZUM NACHDENKEN – Astronomische Bildung – Quo vadis? 107 VDS-NOSTALGIE – Das war´n noch Zeiten 108 BEOBACHTERFORUM – Weitere „Hochgeschwindigkeitsssterne“ der Milchstraße 110 – Die Umlaufbewegung des Doppelsterns Xi Bootis 112 Sonnenfinsternis am 1. August 2008 – Impressionen aus unserem Sonnensystem 115 Seite 81 und 116 – Totale Sonnenfinsternis am 1. August 2008 116

VDS-NACHRICHTEN – Wir begrüßen neue Mitglieder 120 – Astronomietag 2008 120 – Endlich ist es soweit: Das 4. Journal kommt in 2009 121 – Einladung zur 28. Planeten- und Kometentagung 2009 in Violau 121 – Ein erfolgreicher Astronomietag 2008 – mit den Monschauer Sternfreunden 122 – 3. AME (Astronomie-Messe) in Villingen-Schwenningen 123 – 29. VdS-Tagung vom 2. bis 4. Oktober 2009 in Jena 123 Astronomietag 2008 – Die ersten Fachgruppen-Flyer sind fertig 124 Seite 122 – Der Gipfel auf dem Hügel 125 VDS VOR ORT/ – Hot Product 2009 – SaT 133 TAGUNGSBERICHTE – Sahara Sky – eine Südsternwarte nördlich des Äquators 128 VORSCHAU – Vorschau auf astronomische Veranstaltungen 130 – Vorschau auf astronomische Ereignisse 131 HINWEISE – Inserentenverzeichnis 106 – Impressum 18 – Hinweise für Autoren 133 – VdS-FG-Redakteure 134 – VdS-FG-Referenten 134 Neue Fachgruppenflyer – Komet im Vorgarten 135 Seite 124 – Autorenverzeichnis 136 VdS-Journal Nr. 28 4 NACH REDAK TIONSSCHLUSS

VdS-Vorstandsinfo: Vierte Ausgabe des VdS-Journals VdS-Vorstand

Liebe Mitglieder, VdS-Vorstand gefasst worden. Die zukünf- Der Vorstand möchte mit dieser Initiative liebe Leserinnen und Leser, tigen Ausgaben sollen einen Umfang von den Mitgliedern sowie den Leserinnen 132 Seiten pro Heft umfassen. und Lesern noch mehr Spaß und Freude nach vielen Gesprächen und langen Vorbe- Dieser Schritt ist durch eine erhebliche mit unserer Mitgliederzeitschrift bereiten. reitungen dürfen wir Ihnen heute zu Verstärkung bei der Redaktionsarbeit Außerdem sind einige Erweiterungen vor- Jahresbeginn eine erfreuliche Nachricht möglich geworden. In Zukunft werden gesehen, die unser Magazin bereichern mitteilen. Ab dieser Ausgabe unserer Herr Dr. Werner Celnik und Herr Stephan und interessanter gestalten werden. Wir Mitgliederzeitschrift „VdS-Journal für Fichtner die Redaktionsarbeit verstärken wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen Astronomie“, Nummer 28, erscheint und tatkräftig an den vier Ausgaben mit- und sind sehr auf Ihre Reaktion gespannt diese Zeitschrift für VdS-Mitglieder und arbeiten. Eine wichtige Botschaft ist, dass (einen umfassenden Bericht zu diesem den interessierten Hobbyastronomen die Mitgliedsbeiträge dadurch nicht Thema finden Sie auf Seite 121 in den vier Mal im Jahr. Dieser Beschluss angehoben werden, sondern weiterhin VdS-Nachrichten). ist nach reiflichen Überlegungen und bei 30.- EUR pro Jahr betragen (siehe Berechnungen am 25. Oktober 2008 vom nebenstehenden Bericht). Was tut sich im Jahr der Astronomie? von Sven Melchert, VdS-Vorstand

Liebe Leserinnen und Leser, Die dritte Rubrik richtet sich an Amateur- liebe Mitglieder, astronomen und wurde von den Fach- vielleicht haben Sie es schon entdeckt, gruppen der VdS zusammengestellt. dieser Ausgabe des VdS-Journals liegt eine Hier sind die instrumentellen Anfor- kleine Broschüre bei: das Jahresprogramm derungen natürlich höher und einige zum Jahr der Astronomie 2009. Hier finden Beobachtungsempfehlungen stellen eine Sie alle Informationen zu Veranstaltungen echte Herausforderung dar. Da viele und Himmelsschauspielen in diesem Amateure ihr persönliches Steckenpferd Jahr. Den Hauptteil des Jahresprogramms haben, bietet sich so die Gelegenheit, bilden die zwölf Monate Januar bis einmal in andere Beobachtungsdisziplinen Dezember. Für jeden Monat werden hier hereinzuschnuppern und so Neues zu ler- drei interessante Himmelsereignisse und nen. Beobachtungsprojekte angegeben. Das Programmheft wurde von der VdS Die erste Rubrik nennt Himmelsschau- in Zusammenarbeit mit dem Kosmos spiele, die man über einen längeren Zeit- Verlag erstellt, die allgemeinen Beob ach- raum beobachten kann, zum Beispiel den tungshinweise stammen aus dem Jahr buch Abendstern Venus zu Jahresbeginn oder „Kosmos Himmelsjahr“. Auch über nahm Weitere Sponsoren sind herzlich eingela- die „Nächte der Planeten“ im November der Kosmos Verlag das Layout des Heftes den, sich an Druck und Verbreitung des 2009. Die zweite Rubrik stellt tagesak- und ist für die Druckkosten von 100.000 Heftes zu beteiligen. Als Gegenleistung tuelle Ereignisse vor, wenn zum Beispiel Exemplaren aufgekommen. Als weiterer erhält jeder Sponsor einen Anzeigenplatz der Mond einem hellen Planeten begegnet, Sponsor hat sich der Spektrum-Verlag für sich. Interessenten wenden sich bitte an eine Finsternis zu beobachten ist oder viele bereit erklärt, das Heft den Zeitschriften Sven Melchert, Telefon 07 11 - 2 19 14 05, Sternschnuppen zu erwarten sind. „Spektrum der Wissenschaft“ und „Sterne oder [email protected]. In beiden Rubriken werden nur sehr auf- und Weltraum“ kostenlos beizulegen. Die fällige Ereignisse beschrieben, die jeder – VdS hat ihrerseits den Druck von 20.000 Wenn Sie eines der im Programmheft ange- auch ohne Teleskop – einfach am Himmel Exemplaren finanziert und stellt diese im gebenen Ereignisse beobachtet oder sogar sehen kann. Vielleicht nutzen Sie die Rahmen der Aktion zum Astronomietag fotografiert haben, dann lassen Sie es uns Gelegenheit und weisen ihre Bekannten, 2009 am 4. April den Volkssternwarten zur wissen. Wir werden im VdS-Journal regel- Verwandten oder Nachbarn auf diese Verfügung. Wie zu jedem Astronomietag mäßig darüber berichten und auch auf der Himmelsschauspiele hin, so dass auch sie werden die Sternwarten dazu persönlich Homepage www.vds-astro.de Ihre Fotos im „Jahr der Astronomie“ die Gelegenheit von der VdS angeschrieben. veröffentlichen. In diesem Sinne: auf ein haben, ein kosmisches Schauspiel live zu Die erste Auflage des Programmheftes erfolgreiches „Jahr der Astronomie“ und erleben. wird aber sicher nicht die letzte sein! allzeit klaren Himmel!

VdS-Journal Nr. 28 NACH REDAK TIONSSCHLUSS 5

VdS-Medaille 2008 an Frau Sonja Itting-Enke von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Die VdS-Medaille 2008 erhält Frau und konnten ihre große Gastfreundschaft Sonja Itting-Enke, die im Rahmen der genießen. Frau Itting-Enke hat außerdem Bochumer Herbsttagung am 15. November viel für die astronomische Volksbildung in 2008 verliehen wurde. Die seit vielen Namibia getan, indem sie astronomische Jahren in Windhoek/Namibia lebende Frau Kurse abhält und Gästeguides astrono- Itting-Enke erhält diese Auszeichnung für misch ausbildet, die den Touristen astro- ihr astronomisches Lebenswerk und ihre nomisches Wissen vermitteln. oft selbstlose Unterstützung von vielen Frau Itting Enke ist die 10. Preisträgerin Hobby-Astronomen, die nach Namibia der VdS-Medaille, die von der VdS jähr- gereist sind und ihre Hilfe in Anspruch lich vergeben wird und Hobbyastronomen nehmen konnten. Ohne ihre tatkräftige für ihre herausragende Tätigkeiten auf Frau Sonja Itting-Enke im März 2008 in Unterstützung wäre die im Jahre 1986 dem Gebiet der Amateur-Astronomie, ihrer Sternwarte in Namibia organisierte und durchgeführte VdS- für Entdeckungen oder für Arbeiten im Reise mit 45 Sternfreunden aus Anlass Bereich der Volksbildung ehrt. Der Preis tuliert Frau Sonja Itting-Enke zu dieser der Halley-Watch-Kampagne nie zustan- ist mit einer für die VdS nicht unbedeu- Auszeichnung und wünscht ihr weiterhin de gekommen. Vielen Sternfreunden hat tenden Summe von 500.- EUR dotiert. alles Gute. (Ein ausführlicher Bericht über sie in den Jahren danach den „Blick auf Erstmals wurde damit eine Preisträgerin die Preisverleihung folgt in der nächsten den südlichen Sternhimmel“ erleichtert ausgezeichnet. Der VdS-Vorstand gra- Ausgabe des VdS-Journals.)

Die Beiträge für das Kalenderjahr 2009 sind fällig von Thomas Kessler, VdS-Vorstand ! Dieser Ausgabe des Journals ist die Beitragrechnung 2009 durch eine eventuelle Rückgabe der Lastschrift in Rechnung beigefügt. Da der Versand in einer Fensterversandtasche gestellt werden, weiterberechnet werden müssen. erfolgt, dient das Adressfeld auf der Beitragsrechnung gleich- Wegen des hohen Verwaltungsaufwands bei Schecks und zeitig dem Versand. Wer also dieses Journal erhalten hat, hat wegen der hohen Kosten bei Auslandsschecks werden auch eine Beitragrechnung bekommen. Schecks, wie in der Beitragsordnung bestimmt, grundsätzlich nicht angenommen. Um die Beiträge in der Steuererklärung geltend zu machen, bedarf es keiner gesonderten Zuwendungsbestätigung. Bis Bei Überweisungen aus dem Ausland sind folgende Angaben zu einem Betrag (Beitrag/Spende) von nicht mehr als 200,00 notwendig: €, reicht der Zahlungsnachweis in Verbindung mit der auf der Sparkasse Starkenburg Beitragsrechnung abgedruckten Bestätigung. BIC/SWIFT-Code = HELADEF1HEP Die Mitgliedsnummer besteht grundsätzlich aus vier Stellen. IBAN = DE79509514690000011745 Da in der Vereinsbuchhaltung fünfstellige Konto nummern geführt werden, wird der Mitgliedsnummer – nur für Bitte helfen Sie der Geschäftsstelle und der Buchhaltung durch Beitragszwecke – eine 1 vorangestellt. eine rechtzeitige Zahlung des Beitrages bei der Bewältigung der nicht unerheblichen Arbeiten im Zusammenhang mit dem Sofern Sie nicht den vorbereiteten Überweisungsbeleg benut- Jahreswechsel. zen, achten Sie bitte unbedingt darauf, die Mitgliedsnummer Da leider regelmäßig mehr als 10% der Mitglieder gemahnt anzugeben. Hinweise auf den Bezug einer Zeitschrift o.ä. sind werden, vorsorglich noch einmal der Hinweis, dass nach der nicht notwendig, da die Zahlungszuordnung ausschließlich Satzung die Mitgliedschaftsrechte ruhen, wenn der Beitrag über die Mitgliedsnummer erfolgt. nicht bis zum 31. März bezahlt ist. Die Beiträge können auch mit Banklastschrift eingezogen werden. Soweit Sie am Banklastschriftverfahren teilnehmen Bei Fragen im Zusammenhang mit der Beitragszahlung kön- wollen und bisher noch keine Bankeinzugsermächtigung nen Sie sich auch direkt an den Schatzmeister unter thomas. erteilt haben, setzen Sie sich bitte mit der Geschäftsstelle in [email protected] oder schriftlich an Thomas Kessler, Verbindung. Bitte beachten Sie, dass Bankspesen, die der VdS Postfach 1930, 21309 Lüneburg wenden.

VdS-Journal Nr. 28 6 NACH REDAK TIONSSCHLUSS

DAS WELTALL DU LEBST DARIN – ENTDECKE ES! Das internationale Jahr der Astronomie 2009 steht vor der Tür von Daniel Fischer

„Eine globale Feier der Astronomie die noch nie solch ein Vergnügen hatten, und ihrer Beiträge zur Gesellschaft und das war die Grundidee hinter dem IYA, Kultur“, wie es sie noch nie gegeben hat, und es werden schon seit Jahren die besten steht uns 2009 bevor: Das Internationale Wege zu diesem Ziel diskutiert. So sol- Jahr der Astronomie (International Year of len insbesondere Völkerscharen zu öffent- Astronomy, IYA), das die Vollversammlung lichen Beobachtungsaktionen gelockt INTERNATIONALES ASTRONOM der Vereinten Nationen Ende 2007 ausge- werden, welche natürlich durchweg von IEJAHR rufen hat, soll „weltweites Interesse nicht Sternfreunden ausgerichtet werden müs- nur an Astronomie sondern Wissenschaft sen: Wenn jeder der geschätzt 100.000 im Allgemeinen“ stimulieren. Doch dafür Astroaktiven dieses Planeten im Laufe wird nicht die UNO sorgen: Wie nie zuvor des Jahres hundert anderen Menschen zu sind gerade die Amateurastronomen der ihrem ersten Blick durch ein Teleskop ver- Welt gefordert und aufgerufen, dieses hilft, stehen am Ende 10 Millionen „first- Projekt mit Leben zu füllen. Nach spätem timer“, die dann wieder anderen von den kühnen Plan, zu Abermillionen sogenann- Start hat sich auch in Deutschland einiges Freuden des Selberbeobachtens berichten. te „Galileoskope“ unter’s Volk zu brin- bewegt. Ein anderer Ansatz nennt sich „Teleskop- gen, simple Bausätze für Miniteleskope, Amnestie-Programm“: Wiederum unter mit denen jeder zumindest zwei der Die Initiative war von italienischen Astro- Anleitung erfahrener Sternfreunde sollen Schlüsselbeobachtungen Galileis nachvoll- nomen ausgegangen: 2009 jährt sich ungenutzte Fernrohre aus dem Kaufhaus ziehen können sollte. Doch bald mussten zum 400. Mal der Beginn teleskopischer wiederbelebt und ihre Besitzer in ihrer die Planer einsehen, dass geringer Preis, Himmelsbeobachtungen durch Galileo Handhabung unterrichtet werden. All dies Handhabung durch blutige Laien und doch Galilei. Seine bahnbrechende Erfahrung ist natürlich sehr personalintensiv und astrotaugliche Bildqualität schlicht unver- des teleskopischen Blicks an den Himmel könnte nie eine wirkliche Breitenwirkung einbar sind – was blieb, richtet sich eher an möglichst viele Menschen teilen zu lassen, erreichen: Deswegen gab es eine Weile den Schulprojekte.

Highlights im Jahr der Astronomie: 20. Januar Eröffnungsfeier Berlin (Einladung!) 8.-28. März Nächte des Saturn weltweit 8. März Saturn in Opposition - Planet des Jahres weltweit 16.-28. März GLOBE at Night (Sterne zählen) weltweit 20. März Festakt „400 Jahre neuzeitliche Astronomie“ zu Kepler Stuttgart (Einladung!) 27. März - 16. August Ausstellung „Der Mond“ Wallraf-Richartz-Museum Köln 29. März Earth Hour (eine Stunde Lichter aus) ausgewählte Städte weltweit 2.-5. April 100 Stunden Astronomie weltweit 3. April - 31. März 2010 Ausstellung „Sternstunden - Wunder des Sonnensystems“ Gasometer Oberhausen 4. April Astronomietag deutschlandweit 12. April Yuri‘s Night (Weltraumparties) weltweit 22. April Konzert „Sternstücke“ Deutsches Museum Bonn 24. April Astronomische Frühjahrstagung Universität Würzburg 7.-14. Mai Premierenwoche des IYA-Planetariumsprogramms erst Berlin, dann ganz Deutschland & Österreich 10. Mai - 28. Juni „Flug mit dem Raumschiff Somnia zum Mars“ (für Kinder) Weil der Stadt 16. Mai 25. Astronomiemesse „ATT“ Essen 18.-26. Juni „Historische Sternwarten stellen aus“ deutschlandweit 20. Juni „Lange Nacht der Sterne“ Beethovenhaus Bonn 27. Juni IYA-Kulturfest Bonn Münsterplatz 14. August Jupiter in Opposition weltweit 21.-25. September TBC Highlights der Physik Köln 2.-4. Oktober Tagung der Vereinigung der Sternfreunde mit Ausstellung Jena 9.-23. Oktober Great World Wide Count weltweit 24.-25. Oktober TBC 50 Stunden Astronomie weltweit? Auf jeden Fall F+D 9.-15. November Woche der Schulastronomie deutschlandweit 31. Dezember partielle Mondfinsternis Europa u.a.

VdS-Journal Nr. 28 KALENDER 2009 / AHNERT 2009

Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2009

Ahnerts Astronomisches Jahrbuch ist das unentbehrliche Standardwerk für alle Sternfreunde. Im handlichen Zeitschriftenformat enthält es alle wichtigen Informa- tionen über die Himmelsereignisse im »Internationalen Astronomiejahr 2009«, versehen mit Sternkarten, Hintergrundinformationen, Beobachtungstipps und den besten Aufnahmen von Amateurastronomen. So können sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Sternfreunde Monat für Monat ihre eigenen Beobachtungen planen. Ca. 194 Seiten; € 9,80 zzgl. Porto, als Standing Order € 8,50 inkl. Inlands- versand, ISBN 978-3-938639-95-5

Astronomen präsentieren im Bildkalen- Kalender »Himmel und Erde 2009« der HIMMEL UND ERDE 2009 ihre schönsten Aufnahmen und lassen Sie an den fantastischen Möglichkeiten der modernen Natur beobachtung teilhaben. Zusätzlich bietet er wichtige Hinweise auf die herausragenden Himmelsereig- nisse 2009 und erläutert auf einer Extra- seite alle auf den Monats blättern des Kalenders abgebildeten Objekte knapp und anschaulich. 14 Seiten; 13 farbige Großfotos; Spiralbindung; Format: 55 x 45,5 cm; € 29,95 zzgl. Porto; als Standing Order € 27,– inkl. Inlandsver- sand; ISBN 978-3-411-80246-3

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1-1_Himmel_Ahnert_CD.indd 126 14.11.2008 14:09:15 Uhr 8 NACH REDAK TIONSSCHLUSS

Die breite Öffentlichkeit aber muss Einzelner. Im Raum Nürnberg, Stuttgart, Drei Webseiten zum IYA 2009 nun um so mehr von den Sternfreunden Heidelberg, Jena oder Bonn zum Beispiel der Welt an die Hand genommen wer- oder auch im Ruhrgebiet sind die Planungen www.astronomie2009.de den. Zwar sind auch zahllose andere für das IYA schon weit gediehen und auf – die deutsche Homepage Veranstaltungen angedacht, um die Freuden speziellen Webseiten dokumentiert, die www.100hoursofastronomy.org der Astronomie greifbar zu machen, aber über die zentrale Homepage zu finden sind – die Zentrale der „100 Stunden“ Starparties zu allen Gelegenheiten sollten (siehe Kasten). Andere Regionen scheinen astrojahr.blogspot.com im Mittelpunkt stehen. Oder noch besser, noch im Dornröschenschlaf zu liegen und – Nachrichten vom IYA um einen anderen Anglizismus zu benut- werden vielleicht durch Erfolge anders- zen, Sidewalk-Astronomie: Nicht das Volk wo aufgeweckt. Ein paar deutschlandweite muss zu den Astronomen kommen, son- Veranstaltungen – neben den konzertierten und in seiner ganzen Größe ausgenutzt dern die Sternfreunde kreuzen mit ihren Beobachtungsaktionen, die noch durch „50 werden wird. Auch weniger greifbare, Teleskopen dort auf, wo die Bevölkerung Stunden Astronomie“ im Herbst ergänzt dafür aber umso nützlichere Projekte sind flaniert, auf öffentlichen Plätzen, auch werden sollen – sind auch schon spruchreif: im Rahmen des IYA eingeleitet worden, mitten in der Stadt, oder tatsächlich auf So wird im Mai in knapp 30 Planetarien ein namentlich ein Pool von Vortragenden aus dem Bürgersteig. Weltweite Aktionen die- von der Europäischen Weltraumbehörde der Profi- und Amateurastronomie, die am ser Art gelten weiterhin als (der) Kern teilfinanziertes aufwändiges Programm Exzellenzcluster „Origin and Structure of des Astronomie-Jahres, wobei es aber stets anlaufen, das den Bogen von Galilei bis zu the Universe“ in Garching entstehen wird. den lokalen Sternfreunden obliegt, sich um den Satelliten Herschel und Planck schlägt, Und natürlich das Netzwerk von Webseiten Genehmigungen und Sicherheitsfragen aller während andere Aktionen (bis hin zu einer rund um das Astronomiejahr, die der breiten Art zu kümmern – Zusammenarbeit mit den Sonderbriefmarke und -münze) den nicht Öffentlichkeit einen einfacheren Zugang Kommunen ist also der erste Schritt. Ein minder bedeutenden Astronomen Johannes zu den astronomischen Ressourcen in der erstes herausgehobenes Intervall reicht vom Kepler feiern. näheren Umgebung erlauben soll als es je 8. bis 28. März, wenn das Cassini-Projekt der Auch manch lokale Veranstaltung dürfte von möglich war. Jenseits aller traditionellen NASA zu „Saturn-Beobachtungsnächten“ überregionalem Interesse sein: neben dem oder auch völlig ungewohnten Aktionen aufruft, in den Wochen nach der Opposition nationalen „Kick-Off“ in Berlin im Januar – gerade im Zusammenspiel mit Musik, des dann günstig platzierten Ringplaneten. und einem astronomischen Kulturfestival Literatur, Schauspiel, bildender Kunst Allerdings ist dann Voll- bzw. abneh- in Bonn Ende Juni wird vor allem die oder Architektur ergeben sich erstaunliche mender Mond: Wenn sich dieses popu- gigantische Ausstellung „Sternstunden – Möglichkeiten, wenn sich geeignete Partner lärste wie am einfachsten zu präsentie- Wunder des Sonnensystems“ im Gaso- finden lassen – sind es vor allem solche rende Himmelsobjekt erneut dem ersten meter Oberhausen ab Anfang April für neuen Netzwerke, die über das Jahr 2009 Viertel nähert, beginnen die „100 Stunden buchstäbliches Aufsehen sorgen. Der hinaus noch lange nachwirken und die Astronomie“ des IYA vom 2. Bis 5. April, gerade zu Ende gegangene Vorgänger mit Astronomie als zentralen Bestandteil der die den Astronomietag 2009 am 4. April Satellitenbildern der Erde lockte immer- Kultur im Bewusstsein der Allgemeinheit einschließen. Damit die Kunde von den hin rund 350.000 Besucher in das unge- verankern sollen. Wenn denn die große „100 Hours“ auch jeden erreicht, sollen die wöhnliche Bauwerk, das diesmal auch viel Welle so richtig ins Rollen kommt: Das konkreten Beobachtungen durch intensive astronomische Hardware zu bieten haben liegt allein an uns. Internet- und Massenmedienaktionen ange- trieben werden, vor allem in einem noch festzulegenden Zeitraum von 24 Stunden. The International Year of Astronomy 2009

Wie vieles im IYA sind auch diese Pläne The International Year of Astronomy 2009 (IYA2009) will be a global celebration, noch recht vage und die zentrale Webseite in developed and developing countries alike, of astronomy and its contributions to – wo jede Starparty angemeldet gehört – ist society and culture, stimulating worldwide interest not only in astronomy, but in erst im Aufbau. Die 100 Stunden sind indes science in general, with a particular slant towards young people and education at nur einer von 11 sogenannten Eckpfeilern all levels. IYA2009 will mark the monumental leap forward that followed Galileo’s (Cornerstones) des IYA, zu denen z.B. auch first use of the telescope for astronomical observations, and portray astronomy as aufwändige Wanderausstellungen astrono- a peaceful global scientific endeavour that unites astronomers in an international, mischer Großbilder und eine ausgeklügel- multicultural family of scientists working together to find answers to some of the ten Webseite zur Bündelung der besten most fundamental questions that humankind has ever asked. Astronomie im Internet gehören sollen, die den kühnen Namen „The Portal to IYA2009 is, first and foremost, an activity for the citizens of Planet Earth. It aims to the Universe“ tragen wird. In Deutschland convey the excitement of personal discovery, the pleasure of sharing fundamental muss das Jahr der Astronomie leider ohne knowledge about the Universe and our place in it and the value of the scientific cul- nennenswerte finanzielle Unterstützung des ture. […] The vision of the International Year of Astronomy (IYA2009) is to assist Bundes auskommen, der die thematischen the citizens of the world rediscover their place in the Universe through the day- and Wissenschaftsjahre ausgerechnet 2009 night time sky, and thereby engage a personal sense of wonder and discovery. All beendet. Umso mehr ist Eigeninitiative auf humans should realize the impact of astronomy and basic sciences on our daily lives, allen Ebenen gefragt, und die hat sich and understand better how scientific knowledge can contribute to a more equitable erfreulicherweise vielerorts eingestellt, and peaceful society. immer dank der unermüdlichen Arbeit (aus dem IYA-Antrag an die Vereinten Nationen)

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Computer haben sich in der Astronomie schon seit Jahrzehnten seit Jahrzehnten einen festen Platz eingenommen, obschon es als unentbehrliche Hilfsmittel erwiesen. Sie unterstützten die sich etwas anders gestaltet. Hier sind vor allem die Bereiche Arbeit der Astronomen in jeder Phase ihrer Tätigkeit, vor Beobachtungsplanung, Fernrohrsteuerung, Bildbearbeitung allem bei der Meßwertaufnahme und -analyse. oder Messwertanalyse rechnerunterstützt. Eine Sonderrolle nimmt hierin die astrophysikalische oder himmelsmechanische Simulation ein. Sachverhalte, Vor diesem Hintergrund möchten wir gern den Schwerpunkt die weder einer direkten Beobachtung noch einer ana- dieser Journalausgabe diesem Thema widmen und ihn dafür lytischen Theorie zugänglich sind, können unter Einsatz nutzen, eine Palette interessanter Artikel aus verschie- großer Rechenleistung erklärt und veranschaulicht werden. denen Zweigen der rechnenden Astronomie zu präsentieren. Simulationen haben sich neben der Beobachtung und der Vielleicht machen sie ja interessierten Sternfreunden Lust Theorie als dritte Disziplin in der Astronomie etabliert und auf mehr und veranlassen Sie dazu, sich intensiver mit sich als erfolgreiche Methode zum Erkenntnisgewinn erwie- dem Thema Software, Algorithmen und Programmierung zu EINLEITUNG sen. Auch in der Amateurastronomie haben Rechner schon beschäftigen. Helmut Jahns Programmieren in der Astronomie von Helmut Jahns

Im Internet ist bereits eine Vielfalt astro- theoretischen Beschreibung. Mit einer tierung ist gegenwärtig ein zentrales nomischer Software verfügbar, sodass man Simulation schafft sich der Program- Paradigma in der Softwareentwicklung, meinen könnte, dass es für alle Fälle mierer eine eigene „künstliche Welt“, welches im Vergleich zum weitgehend ver- schon eine passende Software gäbe und es aus der sich Erkenntnisse gewinnen las- trauten prozeduralen Programmieren zwar somit gar nicht notwendig sei, sich selbst sen und deren Resultate mit der Realität etwas abstrakter ist, aber auch mit einigen mit dem Programmieren auseinanderzu- verglichen werden können. Vorteilen aufwarten kann. Diese Technik setzen. Für viele Fälle mag es stimmen, – Das Programmieren vermittelt tiefe ist für die meisten neu und das Erlernen aber bei genauerem Hinsehen ergeben Kenntnisse des Rechners und seiner erfordert Aufwand; hierin dürfte der wahr- sich dennoch ein paar gute Gründe, sich Funktions weise. scheinlichste Grund liegen, weshalb die Programmierkenntnisse anzueignen: – Das Tüfteln, das Abstraktionsvermögen einen oder anderen Berührungsängste zum – Der Wunsch zum Selbermachen: und das analytische Denken werden Programmieren bestehen. vorhandene Software lässt unter geschult. Tatsächlich ist aber das Programmieren Umständen den Anwender Funktionen Die Möglichkeiten, die man heutzutage weniger schwierig als es den Anschein hat. vermissen oder sie entspricht nicht sei- für die astronomische Programmierung Die Gilde der Autoren von Programmier- nen Anforderungen. Ebenso kann der antrifft, können besser kaum sein. Die büchern hat den Elfenbeinturm längst ver- Programmierer die Benutzeroberfläche Hardware birgt, was Speicher und lassen und ein breitgefächertes Literatur- ganz nach eigenen Vorstellungen gestalten. Rechenleistung betrifft, keine nennens- angebot hervorgebracht, welches alle – Zu manchen Teilgebieten der Astro- werten Einschränkungen mehr; für die Niveaus bedient und den Einstieg erheb- nomie ist schlicht kein Angebot an Entwicklung stehen zahlreiche, oft kosten- lich erleichtert. Zudem kann im Netz auf Software verfügbar. lose und leistungsfähige Tools bereit und jede Menge Ressourcen wie z.B. Online- – Der Wunsch, Programmierkenntnisse für Benutzeroberflächen bzw. grafische Artikel oder Newsgroups zurückgegrif- in Form einer Weiterbildung zu Ausgaben sind äußerst leistungsfähige fen werden. Es lässt sich nahezu jede erwerben oder zu erweitern, sei es Bibliotheken verfügbar. Der Entwicklung Information bekommen, die man braucht. aus beruflichen Gründen oder des rei- eigener Software steht von technischer nen Interesses wegen. Keine andere Seite somit nichts im Wege. Die ersten Schritte Herangehensweise vermittelt einen der- Tatsächlich ist die eigenständige Software- Wenn der Entschluss steht, das Program- art vertieften Einblick in die zu bearbei- entwicklung unter Amateurastronomen mieren zu erlernen, und am Anfang noch tende Fragestellung wie es am Rechner weniger verbreitet als man zunächst jegliche Orientierung fehlt, so ist man für zu programmieren. annehmen möchte. Der Grund hierfür ist jede Hilfe dankbar. Eine Empfehlung für – Vielfach mangelt es an kleinen Tools, nicht nur die bereits angeführte einfache die ersten Schritte sind, neben Büchern wie z.B. Konvertern zum Austausch Verfügbarkeit anderer Software über das natürlich, Programmierkurse, die in ein- von Daten zwischen verschiedenen Internet, die eine Eigenentwicklung über- schlägigen Computermagazinen (z. B. die Applikationen mit zueinander inkompa- flüssig machen kann, sondern auch die c‘t) in loser Folge erscheinen und sich tiblen Datenformaten. Möglichkeiten, welche heutige Software- speziell an Einsteiger richten (z. B. [1]). – Die Notwendigkeit, ein eigenes entwicklung mit sich bringt. Grafische Diese Kurse sind i.d.R. relativ kostengün- Auswerte ver fahren umzusetzen. Benutzeroberflächen beispielsweise müs- stig online zu beziehen. – In Form von Simulationen gibt es sen zwar längst nicht mehr selbst pro- Was soll man nun programmieren? Man eine völlig eigenständige Klasse von grammiert werden, jedoch erfordern sie sollte vermeiden, mit viel zu hohen Software. Sie behandeln Teilgebiete den Umgang mit umfangreichen Soft- Erwartungen und entsprechend komplexen der Astronomie, die der direkten warebibliotheken. Aufgaben zu starten. Für den Einstieg Beobachtung oder Messung eben- Diese Softwarebibliotheken sind meist bieten sich z.B. überschaubare Be- und sowenig zugänglich sind wie einer objektorientiert gehalten. Objektorien- Umrechnungsprogramme an – Aufgaben,

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Integrierte Entwicklungsumgebungen ermöglichen es, Dialoge mit Menüs, Auswahl- und Eingabefeldern, Buttons u. dgl. grafisch zu erzeugen und mit Eigenschaften (links im Bild) zu versehen. Hierfür wird ebenso wie für die Behandlung von Ereignissen (z.B. Mausklicks) automatisch entsprechender Code erzeugt. Dem Programmier werden so die elementaren Dinge abgenommen, sodass er sich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann. an denen die Astronomie geradezu reichhal- tig ist und die schon bald Erfolgserlebnisse Überblick zu Programmierumgebungen und Tools (Auswahl) bescheren. Eventuell könnte man sich beim ersten Programm auf eine reine Konsolen- anwendung festlegen, also ein Programm, MS Visual Studio ist eine integrierte Entwicklungsumgebung für Windows und das ohne grafische Benutzeroberfläche unterstützt die Sprachen Visual Basic, C# und C++. Eine Express-Variante mit auskommt und über die Kommandozeile eingeschränktem Leistungsumfang ist kostenlos im Netz verfügbar. aufgerufen und gesteuert wird. Der Vorteil Delphi ist eine auf Pascal basierende objektorientierte Sprache für Windows. ist, dass man sich zunächst auf das Erlernen Die zum Herunterladen freigegebene Explorer-Version von Turbo Delphi ist im der Sprachstrukturen konzentrieren kann. Funktionsumfang geringfügig eingeschränkt. Eine Benutzeroberfläche kann man bei Die GNU Compiler Collection (gcc) ist eine Sammlung freier Compiler des GNU- Bedarf immer noch nachrüsten. Projekts für verschiedene Programmiersprachen (u. a. C, C++ und Java). Es gibt Portier- ungen der Tools für mehrere Betriebssysteme. Außerdem ist das Crosscompilieren für Der Mensch wächst an seinen Aufgaben andere Plattformen möglich. Das A und O sind gute Bücher. Mit der Java ist eine Programmiersprache, deren Anwendungen auf mehreren Plattformen Zeit entwickelt sich auch ein Gefühl (Windows, Linux und Unix) mit Java-Interpretern lauffähig sind. Die Java-Laufzeit- dafür, welche Bücher einen weiterbrin- umgebung kann frei von der Sun-Homepage heruntergeladen werden. gen. Das Stöbern vorab ist beim Kauf Eclipse ist eine weitverbreitete integrierte Entwicklungsumgebung. Sie vereinigt die von Programmierbüchern enorm wichtig. Steuerung aller Prozesse, welche die Programmierung begleiten, wie z. B. das Edi- Speziell zu astronomischen Berechnungen tieren, Compilieren, Debuggen oder die Navigation im Quelltext. Obwohl Eclipse für gibt es einige hervorragende Werke, von Java prädestiniert ist, gibt es auch Erweiterungen für andere Programmiersprachen. denen hier nur eine Auswahl genannt wird Scilab ist ein Softwarepaket zur numerischen Mathematik, welches neben zahl- [2-4]. reichen mathematischen Funktionen eine Programmierschnittstelle bietet. Der Mit den Fortschritten, die sich einstellen, Vorteil liegt auf der Hand: die Programmierung komplexer mathematischer Routinen tritt die Auseinandersetzung mit dem rich- in Eigenregie entfällt. tigen Gebrauch und Schreibweisen der

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Kommandos einer Programmiersprache zunehmend in den Hintergrund und man Tipps zum Programmieren beginnt, sich mehr Gedanken über die Struktur seiner Programme, guten Stil, Es gibt ein paar Dinge, mit denen man sich beim Programmieren das Leben Effizienz, besondere Vorgehensweisen um einiges erleichtern kann. Die aufgeführten Punkte sind zum großen Teil und Tools zu machen. Man bekommt Erfahrungswerte, die aus diversen Softwareprojekten hervorgegangen sind. außerdem ganz andere Perspektiven auf Projektorganisation und technische 1. Es ist sehr hilfreich, sich vor dem Schreiben der ersten Programmcodezeile Zusammenhänge; eine ungemein wert- Gedanken über den Funktionsumfang und die Gestaltung des Programms volle Erfahrung, die man ab einem (Stichwort: Softwarearchitektur) zu machen, insbesondere wenn es sich um ein gewissen Zeitpunkt auf keinen Fall Tool mit mehr als ein paar hundert Zeilen Code handelt. Auf diesem Wege ver- mehr missen möchte. Die astronomische ringert man die Gefahr, sich die Erweiterbarkeit und Wartbarkeit des Programms Programmierung ist ein spannendes und zu verbauen. Außerdem wird das Programm effizienter und man bekommt ein reizvolles Thema. In den Kästen sind besseres Gefühl für den zu erwartenden zeitlichen Aufwand. ein paar weitere Infos zusammengetra- gen, welche eine Orientierung bieten und 2. Die Frage, was das Programm leisten und welchen Funktionsumfang es sich für die Praxis als ungemein nützlich besitzen soll, ist wichtiger einzuordnen als die Frage nach der zu verwendenden erwiesen haben. Betätigungsfelder finden Programmiersprache, dem Betriebssystem oder der Plattformunabhängigkeit. sich viele: Bildbearbeitung, Astrophysik, Optik, Himmelsmechanik, Auswertung von 3. Berechnungen und Programmlogik sollten im Quelltext möglichst gut von der Messungen, um nur einige zu nennen. Darstellung der Daten und dem Einlesen von Eingaben getrennt werden. Auf die- Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sem Wege gewinnt das Programm eine gute Struktur und zahlreiche Fehler und sich bei Fragen zu Algorithmen direkt Nachteile werden von vornherein vermieden. an unsere Fachgruppe zu wenden. Die Ansprechpartner sind Bernward Grosse 4. Quelltexte sollten stets mit aussagekräftigen Kommentaren versehen werden. [email protected] und Helmut Jahns [email protected] 5. Für mathematische Verfahren sind zahlreiche Bibliotheken verfügbar (z.B. BOOST). Die Einarbeitung in die Benutzung fremden Codes ist unter Literatur Programmierern zwar unbeliebt, jedoch ist in vielen Fällen deutlich weniger Zeit [1] Schäpers/Huttary, Entwicklungshilfe - aufzuwenden, als wenn mathematische Routinen selbst programmiert und fehler- Programmieren mit dem Visual Studio bereinigt werden müssen. Express, c‘t 04-11/2006, online zu bezie- hen unter www.heise.de/kiosk/archiv/ct [2] Meeus, Astronomical Algorithms, Atlantic Books, 2005 [3] Montenbruck, Pfleger, Astronomie mit Mein Weg zur astronomischen dem Personal Computer, Springer, 2004 [4] Danby et al., Astrophysics Simulations, Programmierung John Wiley Inc., 1995 von Ralph Brinks

„Sage es mir, und ich vergesse es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass es mich programmieren, und ich behalte es.“ (Variation eines Satzes, der Konfizius zugeschrieben wird)

Wie bei vielen Leuten meiner Generation erstellte kleinere Programme selbst oder (geboren in den frühen 1970er Jahren) bekam tippte sie aus Zeitschriften ab. Ich erinne- ich den ersten Kontakt mit Rechnern über re mich einen abgetippten Vokabeltrainer, das, was man damals einen Heimcomputer den man selbst mit Daten füttern konn- nannte. Unser Heimcomputer war ein te und wie ich begann, eigene kleine Commodore 64 (kurz C64), den mein Programme zu erstellen. Vor dem Vater aus Neugier und technischem Hintergrund der schönen bunten Spiele Interesse angeschafft hatte. Unter uns waren allerdings die Möglichkeiten, mit Kindern war es schick, sich damit zu BASIC ansprechende Grafiken zu erstel- beschäftigen, wobei die meisten den C64 len, sehr begrenzt, weshalb mein Interesse als Spielekonsole nutzten. Spiele wurden zugunsten anderer Beschäftigungen nach- in der Schule diskutiert und ausgetauscht. ließ. In der weiterführenden Schule hatte Das mitgelieferte Handbuch enthielt eine der Computer-Unterricht Ende der 80er Beschreibung der Programmiersprache Jahre ein Schattendasein. Informatik BASIC. Wer richtig etwas auf sich hielt, war ein Wahlfach und ich erinnere mich

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dabei lebhaft an die Programmiersprache Hürden der Computer-Wissenschaften Zusammen mit dem Aufkommen des Logo, mit der man leicht Linien und erzählte. Eines der Schreckgespenste Internets und den Diensten World Wide andere geometrische Elemente auf dem hieß dynamische Speicherverwaltung, Web (WWW) und E-Mail begriff ich lang- Bildschirm darstellen konnte. Später wurde womit man meint, dass ein Programm sam, welche Möglichkeiten Computer im Informatikunterricht auch PASCAL während der Ausführung Speicher anfor- boten, einerseits für die Kommunikation, gelehrt, eine Programmiersprache, deren dert und wieder freigibt. Häufig legt man andererseits für die Naturwissenschaft. Strukturen auch heute noch anzutreffen vor dem Ablaufen fest, wieviel Speicher Natürlich hatte ich von den Problemen der sind. Die Informatikkurse fanden par- ein Programm benötigt. Bei bestimmten angewandten Mathematik gehört, z.B. die allel zu den Naturwissenschaften wie Anwendungen muss dies aber zur Laufzeit Nullstellen einer Funktion zu bestimmen, Physik und Chemie statt, letztere hielt ich geschehen. Ein einfaches Beispiel ist wenn eine analytische Lösung unmöglich damals für die bessere Wahl. Zwar bekam ein Programm zur Matrizenrechnung, ist. Ein Beispiel ist die Kepler-Gleichung, ich noch während der Schulzeit einen bei der Benutzer während der Laufzeit die für die Positionsbestimmung von Personal Computer; meine Aktivitäten die Dimension der Matrizen verändern Planeten eine Rolle spielt. Erst, als ich selbst beschränkten sich aber im Wesentlichen kann. Offenbar hatte dieses Konzept den eine Nullstelle dieser Gleichung berechnet auf Textverarbeitung. Informatiker fasziniert und offenbar auch hatte und den Wert des Ergebnisses für die Die moderne Datenverarbeitung auf dem einige Mühen gekostet. Das Problem inte- Lösung des Positionsproblems gesehen PC hat mich in meinen astronomischen ressierte mich allenfalls theoretisch, bis zu hatte, habe ich mich langsam mit den Interessen unterstützt, denn meinen ersten dem Tag, wo ich selbst einen Algorithmus Methoden der Numerischen Mathematik himmelskundlichen Vortrag habe ich dort zur Matrizenrechnung als Übungsaufgabe angefreundet. Das war der Beginn einer eingetippt und auf einem Nadeldrucker für das Mathematikstudium umsetzen großen Freundschaft, die bis heute andau- ausgegeben. Das war ein ohrenbetäu- musste. Für eine Weile wurde auch mir ert. Die angewandten Probleme haben bendes Erlebnis. die dynamische Speicherverwaltung mich bis zu meiner Abschlussarbeit und eine Hürde, bis ich nach Semesterende zur Promotion geführt, sogar darüber Während meines Mathematikstudiums in einem PASCAL-Kurs meine Pro- hinaus in den Beruf. Mitte der 90er Jahre wohnte ich in grammierkenntnisse im Hinblick auf einer Wohngemeinschaft mit einem dynamische Speicherverwaltung ergänzen Ich denke, es ist müßig, den Stellenwert Informatiker, der mir allerlei von den konnte. von Computern in der Berufswelt zu

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erläutern. Die meisten nutzen den PC für -untergangszeiten, inklusive Tageshöhe berechnet hat, hat bei der Betrachtung des die Kommunikation und zur schnellen der Sonne auf +/- 4 Minuten in weniger Himmelskörpers ein wesentlich innigeres Informationsbeschaffung. Im technisch-, als 100 Programmzeilen berechnet. Jeder, Verhältnis zur Beobachtung, als wenn wissenschaftlichen Bereich wird der PC der sich so einen Algorithmus mal selbst man die Daten aus dem Jahrbuch oder aber auch noch mit Rechenaufgaben erarbeitet oder nachprogrammiert hat, dem Internet erhalten hat. Zuweilen lassen im ursprünglichen Sinne gefüttert – ein lernt eine ganze Menge über Astronomie, sich rechnerisch gar Dinge erschließen, Aspekt, der von vielen Nutzern manchmal in diesem Fall etwa über die Refraktion die für das Auge völlig unsichtbar sind. leicht übersehen wird. Ich möchte diesen und die Zeitgleichung. Die gewonnenen Als Beispiel nenne ich den Sonnentransit Punkt im Hinblick auf die Astronomie Erkenntnisse können gemäß des Mottos zu des Planetoiden Adonis. Dieser war mit etwas erläutern. Als Astronomen stehen Beginn dieses Aufsatzes sicher länger erin- Mitteln des Amateurastronomen nicht beo- wir manchmal vor dem Problem, wann der nert werden, als wenn man nur passiv etwas bachtbar, wohl aber rechnerisch „sichtbar“ Mond auf- und untergeht, wo ein Planet über Zeitgleichung und Refraktion gelesen [4]. Der Denker Bertrand Russell sagte am Himmel zu sehen ist oder wann es an hat. So ein kleines Projekt ist einfach einmal, er wundere sich immer wieder, wie einem Beobachtungsort astronomisch dun- zu verwirklichen, auch wenn man kaum übereinstimmend die Zahlen die Vorgänge kel wird. Typischerweise schauen wir dann Erfahrungen mit dem Programmieren hat. und das Fließen der Natur bändigen und ins Jahrbuch. Es gibt Fälle, in denen das Der Autor dieser Zeilen empfiehlt, eine begreifen können. In dieser Einheit von nicht hilft, weil z.B. der Urlaubsort hin- der kostenlosen Mathematikumgebungen Theorie und Praxis liegt für mich die sichtlich des Dämmerungsbeginns nicht Octave [2] oder Scilab [3] zu wählen. Dort Faszination und Schönheit der rechnenden erfasst ist. Dann schaut man im WWW kommt man zügig zu Ergebnissen, ohne Astronomie. nach und übernimmt passiv die gefun- umständlichere Konstrukte einer höheren denen Werte. Nun kann man solche Fragen Programmiersprache – wie die oben Literatur: aber auch aktiv, d.h. rechnerisch klären. erwähnte dynamische Speicherverwaltung [1] Arnold Barmettler: Auf-/Untergang und Meist reichen einfache geometrische – zu lernen. Ich bin mir sicher, dass Azimut/Höhe der Sonne http://lexikon. Überlegungen, ein Rechner (zum echten jeder, der mit seiner selbst berechneten astronomie.info/zeitgleichung/sunscript. Rechnen) und schon kann man das Problem Untergangszeit am Urlaubsort einen male- html, Zugriff 20. August 2008 selbst mit brauchbarer Genauigkeit lösen. rischen Sonnenuntergang beobachtet, die- [2] Octave, http://www.octave.org Als Beispiel nehme ich den Algorithmus sen noch intensiver in schöner Erinnerung [3] Scilab, http://www.scilab.org für die Auf- und Untergangszeiten [1], halten wird. Das lässt sich verallgemei- [4] Ralph Brinks: Der Planetoid Adonis vor der für alle Orte der Erde zwischen -65° nern: jeder, der selbst die Position eines der Sonnenscheibe, VdS-Journal Nr. 27, und +65° Breite die Sonnenauf- und Planeten oder Asteroiden am Himmel 2008 Paralleles Programmieren für die Astronomie von Helmut Jahns

Während noch vor einigen Jahren der Prozessortakt bei PCs mit gewohnter Segment 1 Regelmäßigkeit erhöht wurde, ist in letzter Zeit eine Stagnation zu beobachten, da die Segment 2 Prozessorhersteller bei der Miniaturisierung offenbar an Grenzen gestoßen sind. Als Folge verlagerte sich der Fortschritt bei der Prozessorentwicklung immer mehr zur Parallelisierung, die einen Leistungsgewinn ... durch Verteilen von Aufgaben auf mehrere Prozessorkerne versprechen. Gegenwärtig werden PCs mit Multikernsystemen ange- boten, die bis zu vier Prozessoren auf sich vereinigen – eine Technik, die bislang ausschließlich Großrechnern vorbehalten war, hält nun auch bei Heimanwendern Segment n Einzug. Nicht jede Anwendung kann die Multikern- funktionalität auf Anhieb nutzen; viel- Bei der Bildbearbeitung kann eine Zeichenebene in mehrere Segmente zerteilt mehr muss sie bereits bei der Entwicklung werden (z.B. in Streifen, wie hier dargestellt). Diese Segmente können verschie- explizit auf die Ausführung mehrerer denen Threads (Befehlsstränge) zugewiesen werden. Befehlsstränge (Multithreading) vorberei- tet werden, was Vorbedingung für das sem Trend stark profitieren, jedoch lohnt Niemand würde auf die Idee kommen, Verteilen auf mehrere Prozessorkerne ist. sich parallele Programmierung nur bei die klassische ungestörte Ephemeriden- Astronomische Software kann von die- besonders rechenintensiven Algorithmen. rechnung, die in Sekundenbruchteilen

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erfolgt, parallelisiert programmieren zu wollen – der minimale Nutzen rechtfertigt den Mehraufwand in der Programmierung Das Verfahren von Bulirsch-Stoer erweitert die Numerische Integration nicht. dahingehend, dass man den Schritt von t nach t+h nicht nur einmal, sondern Das Standardverfahren in der Parallel- n-mal ausführt, wobei die Schrittweite h für jede Ausführung wiederum in programmierung ist das Multithreading, Unterschritte unterteilt wird: h/2, h/4, h/8, ..., h/2n. Je kleiner die Schrittweite, bei dem die abzuarbeitende Aufgabe auf desto genauer ist die ermittelte Position, aber desto langsamer wird ihre mehrere separate Befehlsstränge ver- Berechnung. teilt wird. Bereits bei herkömmlichen Man bekommt über jeden Feinheitsgrad eine Folge von Koordinaten für t+h, Einzelkernprozessoren kann auf die- wobei diejenige mit der Schrittweite h/2n die genaueste ist und die Folge sem Wege eine scheinbar gleichzeitige konvergiert. Man könnte versuchen, mit möglichst großen Werten für n eine Programmausführung erreicht werden, maximale Genauigkeit zu erzielen, aber dies ist aus mehreren Gründen nicht wenn auch ohne Geschwindigkeitsvorteil. praktikabel; stattdessen extrapoliert man die Folge für n gegen unendlich. Gängige Entwicklungsumgebungen halten Wegen der Konvergenz der Folge ist dieser Vorgang gefahrlos. deswegen schon seit längerem entspre- Die Berechnung für die verschiedenen Feinheitsgrade erfolgt unabhängig von- chende Techniken bereit. einander, sodass diese auf mehrere Threads verteilt werden können. Ob Multithreading sinnvoll ist, muss vorab sorgfältig und fallbezogen geprüft werden, denn nicht jede Aufgabe eignet sich dafür. Ideal sind jene, bei denen die verschie- denen Threads nicht oder nur selten ihre Daten untereinander abgleichen müssen (Nebenläufigkeit). Der Grund liegt auf der Hand: häufiger Datenabgleich erfor- dert weitere Rechenleistung mit der Folge, dass der Performancezuwachs durch die Parallelisierung zunichte gemacht wird. Bahnabschnitt eines Himmelskörpers, wie er sich für den Bulirsch-Stoer-Algorithmus darstellt. Je kleiner die Typischer Anwendungsfall paralleler astro- Schrittweite h wird, desto besser passt sich die rechne- nomischer Programmierung ist neben der rische Bahntrajektorie der tatsächlichen (gestrichelt) an. Abbildungsberechnung in der Optik die Der Grenzübergang h gegen 0 (entspricht n gegen unend- Bildbearbeitung. Eine Grafikfläche lässt lich) erfolgt durch Extrapolation. sich stets in mehrere Segmente untertei- len, die unabhängig voneinander berech- net werden können (mit Einschränkungen von denen der übrigen Himmelskörper Die Prozessoren sind häufig ungleichmäßig allerdings, z.B. wenn Operationen von abhängen. Man könnte versucht sein, die ausgelastet, da auf dem Rechner zeitgleich Nachbarpixeln abhängen). Berechnung der jeweils drei Orts- und noch andere Prozesse ausgeführt werden. Geschwindigkeitskoordinaten auf sechs Um zu vermeiden, dass ein Prozessor, Numerische Integration Threads zu verteilen. Da nach jedem der seine Aufgabe aufgrund geringer Last Ein Klassiker unter den astronomischen einzelnen Rechenschritt die Ergebnisse schneller erledigt, im Leerlauf auf die ande- Algorithmen ist die Numerische Inte- abgeglichen werden müssen, ist dieses ren warten muss, lässt sich häufig eine grö- gration [1]. Sie erlaubt die Berechnung Verfahren sehr ineffizient. ßere Zahl von Teilaufgaben definieren als der Positionen von Himmelskörpern im Dies ist aber keineswegs das letzte Wort. Prozessorkerne vorhanden sind. Man erhält Sonnensystem unter Berücksichtigung Oftmals kann die Parallelisierbarkeit über so einen Pool an Teilpaketen, aus dem man gravitativer Störungen, die von den die Wahl geeigneter Verfahrensvarianten jedem Prozessor nach Beendigung seiner Planeten ausgeübt werden. Hieraus kön- erzwungen werden. Das Beispiel des vorigen Teilaufgabe sofort und dynamisch nen Gleichungen aufgestellt werden, mit Algorithmus von Bulirsch-Stoer aus dem eine neue zuweisen kann. Die CPU-Last denen anhand der Orts- und Geschwindig- Kasten demonstriert sehr schön, welche verteilt sich auf diesem Wege gleichmä- keitskoordinaten aller beteiligten Objekte Freiheitsgrade es zur Parallelisierung eines ßiger und die Gesamtperformance steigt. zum Zeitpunkt t ein kompletter Satz neuer Algorithmus gibt. Es gibt Anwendungen, die mehr als einen Koordinaten berechnet werden, die dem Algorithmus zur Erledigung einer Aufgabe späteren Zeitpunkt t+h entsprechen, wobei Tips & Tricks beherrschen. Doch welcher ist der effi- h die sogenannte Schrittweite ist. Diese Parallele Anwendungen zu programmieren zienteste? Häufig kann dies nicht von Rechenvorschrift wird mit den erhaltenen ist mit einem etwas höheren Aufwand und vornherein bestimmt werden. Anstatt dem Ergebnissen ständig wiederholt, und man größerer Sorgfalt verbunden. Die wohl Anwender die Auswahl zu überlassen bekommt mit diesem Verfahren sehr prä- wichtigste Neuerung besteht darin, dass (was schon allein deshalb nicht zweck- zise Positionen der Himmelskörper zu beim Programmieren nicht nur Logik und mäßig ist, da der Anwender mit solchen beliebigen Zeitpunkten. Es hat jedoch den Struktur, sondern zusätzlich das zeitliche Implementierungsdetails nichts zu tun hat. Nachteil, dass es sehr leistungshungrig ist. Verhalten beim Ablauf zu beachten ist. Außerdem kann der Anwender sich für Für die parallele Ausführung scheint die Es gibt ein paar weitere Dinge, mit deren einen ineffizienten Rechenweg entschei- Numerische Integration auf den ersten Blick Beachtung man sich das Leben erheblich den), könnten die Algorithmen gleichzeitig denkbar ungeeignet, da alle Koordinaten vereinfachen kann: ablaufen, wobei einer von ihnen sich als

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der erfolgreichste erweisen wird. Noch Wenn mehrere Threads auf dem gleichen Parallelprogrammierung ist softwaretech- bessere Ergebnisse bekommt man, indem Datenstand arbeiten, z.B. wenn sie die nisch außerordentlich reizvoll und ihre die Effizienz jedes Verfahrens gemessen Rechenergebnisse anderer Befehlsstränge Bedeutung wird in der nächsten Zeit und dem erfolgreichsten Algorithmus der benötigen, so arbeiten die schnelleren weiterhin ansteigen. Die Astronomie größte Anteil an Rechenzeit zugewiesen Threads bei fehlender Synchronisation auf bietet zudem ein reichhaltiges Feld von wird. möglicherweise veralteten oder gar inkon- Anwendungen. Die nächsten Jahre werden voraussicht- sistenten Daten weiter, da langsamere lich Prozessoren mit einer noch größeren Threads mit ihren Ergebnissen nicht hin- Anzahl an Kernen hervorbringen. Daher terher kommen – ein fataler Fehler, der Literatur: sollte nach Möglichkeit die Anzahl der zudem mit geringer Programmiererfahrung [1] Press et al., Numerical Recipes, Prozessorkerne als variabel und nicht als schwer zu entdecken ist. Es gibt verschie- Cambridge University Press, 2007 fest angenommen werden, sprich: die dene Verfahren, dem im Vorfeld zu begeg- Software nach oben skalieren lassen. nen, z.B. mit Kritischen Abschnitten oder Synchronisation ist ein zentrales Thema. Semaphoren. Fehlerabschätzung und Erkennung von Ausreißern mit Hilfe des Leaving-One-Out- Verfahrens von Sirko Molau

Das Problem In der messenden Astronomie besteht häu- fig die Aufgabe darin, aus einer Anzahl von fehlerbehafteten Einzelmessungen oder –schätzungen einen verlässlichen Mittelwert zu bilden oder eine Funktion anzupassen (d.h. den oder die Parameter der Funktion zu schätzen).

Typische Beispiele sind – Astrometrie: Ermittlung der Plattenkonstanten aus einer Vielzahl von Positionsmessungen (x/y-Koordi- naten) von Referenzsternen, um wiede- rum die Koordinaten eines beweglichen Objekts (z.B. Kleinplanet, Meteor, Komet) zu ermitteln – Photometrie: Ermittlung der Abhängigkeit zwischen der gemes- In einem Referenzbild einer bildverstärkten Meteorkamera mit starker Verzeichnung wurden senen Helligkeit (Pixelsumme) und der 25 Referenzsterne (markiert durch grüne Kreuze) vermessen. Aufgrund der geringen Zahl an von Referenzsternen, um Messpunkten (25 Messungen bei 7 freien Parametern) war der mittlere quadratische Fehler die Helligkeit eines variablen Objekts mit 1,5´ viel zu optimistisch – der mittlere Leaving-One-Out-Fehler betrug 2,4´. (z.B. Kleinplanet, Meteor, Komet, Veränderlicher) zu ermitteln Häufig besteht die Aufgabe zudem darin, die Funktion trivialer Natur ist, lässt – Zeitmessung: Mittelung von vie- eine Fehlerabschätzung zu liefern und sich der optimale Wert des Parameters len Einzelzeitmessungen eines mögliche Ausreißer, welche die Messung in der Regel analytisch herleiten (z.B. Kontaktereignisses, um einen verfälschen, zu erkennen und zu elimi- durch lineare Regression) – bei komplexen mittleren Kontaktzeitpunkt zu nieren. Abhängigkeiten werden iterative Verfahren erhalten (z.B. Sternbedeckungen, (z.B. der EM-Algorithmus) verwendet: Mondverfinsterungen und Die Parameter- und Fehlerschätzung Man geht von einem Ausgangswert aus Meridiandurchgänge bei Planeten, In der Regel wird zur Bestimmung des und variiert den Parameter so lange, bis die Helligkeitsminima und -maxima bei unbekannten Wertes (Parameter einer Fehlerquadratsumme minimal ist. Veränderlichen) Funktion oder Mittelwert) die Methode – Objektzählung: Mittelung von einzel- der kleinsten Fehlerquadrate verwendet: Häufig wird die Qualität des ermittelten nen Aktivitätsmessungen, um einen Dazu wird der Parameter so gewählt, dass Parameters auf dieselbe Art und Weise geglätteten Mittelwert zu erhalten (z.B. die Summe der quadrierten Abweichungen geschätzt, d.h. man gibt die mittlere qua- Meteore, Sonnenflecken) der Einzelmessungen minimal ist. Wenn dratische Abweichung (mean squared

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error – MSE) der Einzelmessungen vom Mittelwert bzw. der Funktion an. Dieser Wert ist jedoch zu optimistisch, weil jede einzelne Messung bzw. Beobachtung dop- pelt in die Berechnung einfließt – einmal zur Ermittlung des unbekannten Parameters und einmal zu dessen Fehlerabschätzung. Besonders bei einer kleinen Anzahl von Messungen ist der reale Fehler größer als die mittlere quadratische Abweichung.

Das kann man sich an folgendem Gedan- kenexperiment leicht veranschaulichen: Es soll die Lage eine Gerade geschätzt werden und es liegen genau zwei (nicht identische) Beobachtungen (Punkte ent- lang der Gerade) vor. Es ist trivial eine Gerade zu finden, die beide Punkte trifft, so dass der mittlere quadratische Fehler der Lösung Null ist, obwohl jeder, der beiden Beobachtungen fehlerbehaftet sein kann.

Die Lösung Wie kann man es besser machen? Bei der Kreuzvalidierung (cross validation) teilt Werden die Leaving-One-Out-Fehler der einzelnen Sterne (grüne Punkte) grafisch darge- man die Menge der Messungen zufällig stellt (größerer Durchmesser = größerer Fehler), können falsch identifizierte Referenzsterne in zwei Teile: Man berechnet aus der (Ausreißer) schnell ermittelt werden. Das im Hintergrund dargestellte Koordinatensystem ersten Hälfte den Wert des unbekannten ergibt sich aus den Plattenkonstanten und zeigt deutlich die Verzeichnung an den Parameters und benutzt die zweite Hälfte Bildfeldrändern. der Messung, um die mittlere quadratische Abweichung und damit die Qualität der dierung besteht darin, dass zur Parameter- Die Grundidee ist dieselbe: Man ermit- Schätzung zu ermitteln. Dann tauscht man schätzung jeweils nur die Hälfte der telt den unbekannten Parameter aus einer die beiden Hälften über Kreuz aus, d.h. Messungen herangezogen werden – der Teildatenmenge und nutzt die verbliebenen man ermittelt aus der zweiten Teilmenge Fehler ist also wiederum zu pessimistisch. Beobachtungen zur Fehlerabschätzung. In den unbekannten Parameter und nutzt die Dieser Nachteil wird bei einer Spezialform, diesem Fall wird das Verfahren jedoch erste Teilmenge zur Fehlerabschätzung. der Leaving-One-Out-Kreuzvalidierung zyklisch wiederholt und es wird jeweils Ein Nachteil der (einfachen) Kreuzvali- (L1O Algorithmus), vermieden. nur eine Messung zur Fehlerabschätzung

Bei der Vermessung einer Meteorspur kann mit Hilfe des Leaving-One-Out-Algorithmus eine fehlerhafte Meteorposition (rot) problemlos eliminiert werden, so dass die mittlere Meteorbahn (grün) korrekt berechnet wird.

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entnommen, wie der folgende Ablaufplan darauf bedacht ist, den Fehler für diese Abbildung 1 zeigt ein Beispiel, bei dem nur schematisch darstellt. Einzelmessungen zu verringern. Der ermit- 25 Referenzsterne (markiert durch grüne telte Parameter wird also große systema- Kreuze) für ein Polynom dritten Grades – Schleife über alle Messungen i tische Abweichungen aufweisen und auch vermessen wurden. Der mittlere quadra-

– Entnehme die Messung mi der mittlere quadratische Fehler ist größer tische Fehler über alle Referenzsterne – Schätze den unbekannten Parameter als erwartet. betrug 1,5´, der mittlere L1O-Fehler hin-

Pi auf Basis aller Messungen außer mi gegen 2,4´, also 60% mehr.

– Ermittle den quadratischen Fehler ei Woran erkennt man nun aber, welcher Mess-

der entnommenen Messung mi auf wert fehlerhaft ist? Der L1O Algorithmus Bei der Fortsetzung der Messung wurde

Basis von Pi liefert eine individuelle Fehlerschätzung versehentlich ein Referenzstern falsch – Wiederhole die Schleife für alle anderen für jede einzelne Messung und der Fehler identifiziert. Am mittleren Gesamtfehler Messungen i des Ausreißers ist überproportional groß. macht sich dieser Ausreißer bemerkbar. – Bilde den Mittelwert über die Einzel- Er kann also leicht als solcher identifiziert Stellt man dann die L1O-Fehler der ein-

fehler ei und eliminiert werden. zelnen Referenzsterne grafisch dar, wobei der Durchmesser eines Sterns seinem Das Verfahren ist rechenaufwändiger als die Ein Beispiel Positionsfehler entspricht, ist der Ausreißer übliche Methode, bei der alle Messungen Zum Schluss ein praktisches Beispiel: Mit schnell identifiziert (Abbildung 2). bei der Parameter- und Fehlerabschätzung der Software MetRec werden Meteore eingehen, aber sie liefert vor allem bei automatisch in Videoaufnahmen erkannt Auch bei der Vermessung von Meteore kleinen Datenmengen einen viel realis- und vermessen. Dazu werden zuvor kommt die Ausreißererkennung zum tischeren Wert. Referenzsterne vermessen und die Platten- Einsatz. Abbildung 3 zeigt ein typisches konstanten berechnet, mit Hilfe derer Meteor, das auf acht Videoframes (grün Ausreißererkennung x/y-Koordinaten in Rektaszension und markiert) erkannt und einzeln von der Dasselbe Verfahren eignet sich auch Deklination umgerechnet werden können. Software vermessen wurde. Fälschlicher zur Erkennung und Eliminierung von Bei der Meteorbeobachtung werden große Weise erkannte die Software das Meteor Ausreißern (outlier rejection). Man stelle Gesichtsfelder genutzt, so dass häufig eine jedoch auch auf dem neunten Frame sich wieder das Problem einer Vielzahl merklich Verzeichnung zu beobachten (rot markiert). Wird nun die mittlere von Einzelmessungen vor, die eine Gerade ist. Mit einem Polynom dritten Grades Meteorbahn bestimmt, ergibt sich auf- ergeben sollen. Ein einzelner Messwert kann diese Verzeichnung gut beschrie- grund der Fehlidentifikation eine deutliche hat dabei einen überproportional großen ben werden, allerdings sind dazu sieben Abweichung (rote Linie). Der Ausreißer Fehler – sei es durch echte Messfehler freie Parameter des Polynoms zu schät- ist jedoch mit Hilfe des Leaving-One-Out- oder Schreibfehler bei der Erfassung der zen. Wenn man zu wenig Referenzsterne Algorithmus schnell identifiziert, und die Beobachtung. Bei der Parameterschätzung vermisst, können die Plattenkonstanten korrigierte Bahn (grüne Linie) passt durch geht dieser falsche Wert mit besonders zufällige Messfehler ausgleichen und ver- Auslassung der falschen Messung sehr gut hohem Gewicht ein, da sein Fehler bergen, so dass der errechnete mittlere zum Meteor. quadriert wird und die Schätzprozedur quadratische Fehler zu klein ist.

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde. Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild- bearbeitung: Produktbüro Lehmann und die Autoren Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Fax: 0 62 52 / 78 72 20 E-Mail: [email protected] Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle

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Die Bahn des Toro von Helmut Jahns

Die überwiegende Mehrzahl der Klein- planeten unseres Sonnensystems bewegt sich im Asteroidengürtel zwischen den Bahnen des Mars und Jupiter. Genau genommen sind ihre Bahnellipsen jedoch nur Näherungen, da die kleinen Planeten Störungen durch die Schwerkraftwirkung der großen Planeten unterliegen. Die Bahnstörungen haben zur Folge, dass die Lage und Form der Bahn variiert, wobei der größte störende Einfluß auf den masse- reichsten Planeten Jupiter zurückgeht. Bei einigen Gruppen von Kleinplaneten führen die Bahnstörungen zu bemerkens- werten Bahneigenschaften. Die bekannteste Gruppe dürften die Trojaner sein, welche die Sonne auf Bahnen mit der gleichen Umlaufzeit wie Jupiter umlaufen, aller- dings dem Planeten um ca. 60° vorauseilen Abb. 1: Die Lage der Bahn des Kleinplaneten Toro im inneren Sonnensystem. Während oder nachfolgen. Toro im Perihel der Venusbahn nahekommt, liegt sein Aphel, also der Punkt des größten Sonnenabstands, jenseits der Marsbahn. Die Torobahn ist um ca. 9° gegen die Erdbahnebene Ein anderes Phänomen sind Kleinplaneten, geneigt. die sich in Resonanz zu einem der Planeten des Sonnensystems befinden. Resonanzen menhang mit Kleinplaneten gebraucht der (1685) Toro, der in diesem können auftreten, wenn die Umlaufzeiten wird, dann besteht die Resonanz bedingung Beitrag vorgestellt werden soll. zweier Himmelskörper kommensurabel stets zwischen dem Asteroiden und einem Toro befindet sich in einer 5:8-Resonanz sind, d.h. durch ein Verhältnis zweier nied- der großen Planeten des Sonnensystems. zur Erde. In der Zeitspanne, die Toro für 5 riger, ganzer Zahlen (z.B. 1:2, 2:3, 2:5, etc) Aufgrund der Dominanz des masse- Umläufe benötigt, vollbringt die Erde ziem- beschrieben werden können ( reichen Jupiter beziehen sich die mei- lich genau 8 Umläufe. Seine Umlaufzeit Resonance). Ein Beispiel wurde vorste- sten Bahnresonanzen auf seinen Umlauf. beträgt damit 1,6 Jahre, und obwohl die hend bereits erwähnt: die Trojaner sind im Resonanzbeziehungen eines Kleinplaneten große Halbachse der Bahnellipse ca. 1,37 Grunde ein Spezialfall einer 1:1-Resonanz. zu einem anderen Planeten sind hinge- AE (Astronomische Einheiten, 1 AE ~ 150 Wenn der Begriff der Resonanz im Zusam- gen eher selten. Eines dieser Objekte ist Mio. km) misst, liegt sein Perihel, also

Abb. 2: Die Veränderung der Umlaufzeit U von Toro in den Abb. 3: Wenn die Bewegung Toros über 25 Jahre in einem nächsten 500 Jahren. Auf der x-Achse ist das Julianische Datum Koordinatensystem aufgezeichnet wird, welches synchron zur aufgetragen. Man erkennt, dass die Umlaufzeit um den Wert Verbindungslinie Sonne-Erde rotiert (korotierendes Bezugssystem), von 1,6 Jahren pendelt. Darüber hinaus sind weitere Störungen so erhält man die Rosettenkurve aus dieser Abbildung. Die erkennbar. Achsenbeschriftung bezeichnet Astronomische Einheiten (AE) in beiden Raumrichtungen. Die fixiert zu denkende Erde ist ebenso wie die Sonne farblich hervorgehoben.

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der Ort seines geringsten Sonnenabstands, Toro tatsächlich innerhalb der Erdbahn. Der Grund dafür ist in einer Resonanz in der hohen Exzentrizität der Bahnellipse gefangen ist. Gibt zu suchen. In Abbildung 1 ist die Geometrie es auch eine der Torobahn dargestellt. Möglichkeit, sich Es ist eine gewisse Vorsicht geboten, denn das Ergebnis plau- Kommensurabilitäten sind ein notwendiges, sibel zu machen? aber keineswegs hinreichendes Kriterium Häufig ist es so, für Resonanzen. Nicht jede Darstellbarkeit dass Simulationen von Umlaufzeiten in niedrigen ganzzah- Resultate liefern, ligen Verhältnissen von n : m impliziert eine die auf analy- Resonanz – eine solche Übereinstimmung tischem Wege kann auch rein zufälliger Natur sein! Das nicht oder zumin- Problem ist nun, wie zwischen beiden dest nicht ohne Fällen zu unterscheiden ist. weiteres verstan- Für eine echte Resonanz muss als zusätz- den werden kön- liche Bedingung zwischen den beteiligten nen. Die Dynamik Objekten eine gravitative Wechselwirkung zwischen Erde bestehen, die dazu führt, dass die Kommen- und Toro ist Abb. 4: Die Helligkeitsentwicklung von Toro zwischen 2001 und 2021. surabilität über längere Zeiträume sta- glücklicherweise Man erkennt deutlich, daß seine Helligkeit hauptsächlich zwischen 16 bil bleibt. Kleinere Abweichungen von weniger komplex. und 19 mag pendelt, aber ca. alle vier Jahre Maxima mit einer Breite der exakten Resonanzbedingung werden Um zu erklären, von wenigen Wochen aufweist. Im Frühjahr 2016 beispielsweise steigt nicht fortwährend größer, sondern lassen wie die Bindung die Helligkeit auf bis zu 12,5 mag an. das Verhältnis der Umlaufzeiten um den in der Resonanz exakten Wert schwingen. Dieses Verhalten funktioniert, ist typisch für Resonanzen. benötigen wir erneut die Bahnlage aus August wieder größer. Das Resultat beider Zur Prüfung einer Resonanz können die Abbildung 1. Die Bahn Toros kreuzt die entgegengerichtet wirkenden Effekte ist, Eigenschaften der Bahn über längere Erdbahn im Januar und im August [1]. dass Toro in der 5:8-Resonanz gehalten Zeiträume berechnet und aufgezeichnet Die Umlaufzeit Toros beträgt aufgrund wird. werden. Toro ist dahingehend schon in den der 5:8-Resonanz 1,6 Jahre. Das hat nun 70er Jahren eingehend untersucht wor- zum Ergebnis, dass alle fünf Toro-Umläufe Beobachtung den [2]. Mit dem Tool aus [3] wurde das (also alle acht Jahre) eine enge Begegnung Toro hat einen geschätzten Durchmesser Planetensystem inklusive Toro numerisch zwischen Erde und Toro im Monat August von lediglich 3 km und seine Helligkeit integriert und die zeitliche Entwicklung sei- sowie eine weitere, noch engere im Januar pendelt normalerweise zwischen 16 und 19 ner Umlaufzeit für die nächsten 500 Jahre stattfindet. mag. In der Abbildung 4 ist die Helligkeit grafisch darstellt (Abb.2). Man erkennt, für den Zeitraum von 2001 bis 2021 auf- dass das Verhältnis der Umlaufzeiten nicht Während der Passage im August eilt Toro getragen. Der Graph zeigt alle vier Jahre exakt 1,6 Jahre beträgt, sondern um diesen der Erde voraus und besitzt eine größe- einen Peak, bei dem die Helligkeit infolge Wert pendelt. re Geschwindigkeit. Die Schwerkraft der von Erdpassagen auf Werte zwischen 12,5 Beim Betrachten der Abbildung 2 fällt Erde reduziert die Winkelgeschwindigkeit und 14,5 mag ansteigt, sodass er für die zudem auf, dass die Oszillation der Umlauf- Toros, was dazu führt, dass die kommen- visuelle Beobachtung in Reichweite mit- zeit unregelmäßig erfolgt. Dies ist weniger den Passagen im Januar enger werden. telgroßer Amateurteleskope gelangt. ein Artefakt des Verfahrens zur Numeri- schen Integration, sondern wahrschein- Bei den Januar-Begegnungen sind die Die Beobachtungsfenster währen nur lich auf Störungen infolge der Nähe zu einer Verhältnisse genau entgegengesetzt: Toro wenige Wochen; das nächste öffnet sich 13:5-Resonanz zur Venus zurückzuführen [2]. eilt der Erde hinterher, sodass die Erde im Juli 2012. Mit einer Maximalhelligkeit den Kleinplaneten beschleunigt und des- von 14,1 mag sollte er in unseren Breiten Die Dynamik der Resonanz sen Umlaufzeit erhöht. Dadurch wird die am Morgenhimmel aufgesucht werden Abbildung 2 liefert einen Hinweis, dass Distanz bei der nächsten Begegnung im können.

Trojanerhelligkeiten zu gegebenen Zeitpunkten Objekt Datum Rektaszension Deklination Elongation Helligkeit Achilles 01.12.2010 4h 13m 40s +33°44,1‘ 167,6° 14,9 mag Hektor 12.12.2010 5h 34m 3s +45°12,2‘ 157,5° 14,6 mag Nestor 28.10.2009 2h 12m 29s +17°37,8‘ 175,3° 15,5 mag Priamus 08.09.2011 23h 3m 34s +2° 43,1‘ 171,3° 15,4 mag

Maximalhelligkeiten für ausgewählte Trojaner in den nächsten Jahren. Die Zeitpunkte sind nach der jeweils größten Helligkeit ausgewählt. Die einfacheren von ihnen sollten visuell für Geräte mit 12‘‘ bis 14‘‘ Öffnung knapp erreichbar sein.

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Weitere himmelsmechanisch befindet. Die Bahnen solcher Himmels- Cruithne nur mit großen Öffnungen von interessante Ziele körper werden koorbital genannt. Dies Beobachtungsplätzen auf der Südhalbkugel Wer himmelsmechanisch besondere Klein- führt im Zusammenhang mit seiner realisieren. planeten in seinen Beobachtungsplan auf- Bahnexzentrizität dazu, dass er unsere nehmen möchte, findet mehrere dankbare, Erde quasi umläuft. Nach der Entdeckung Quellen: wenn auch durchweg ambitionierte Ziele. wurde Cruithne deswegen eine Zeit lang [1] The Solar System, http://www.geocities. Die eingangs erwähnten Trojaner z.B. als „zweiter Erdmond“ bezeichnet, was com/CapeCanaveral/Launchpad/8098/ erreichen Helligkeiten bis zu 14 mag und insofern unkorrekt ist, da keine gravitative Solar.htm sind für Teleskope ab 12‘‘ Öffnung visuell Bindung an die Erde wie bei unserem [2] Clifford J. Cunningham, Introduction To durchaus einen Versuch wert. Mond vorliegt. , Willmann-Bell, 1988 Die günstigste Beobachtungszeit ist jähr- [3] Ein Programm zur Numerischen Etwas anspruchsvoller zu beobachten ist lich im November; die Helligkeit steigt Integration des Sonnensystems, (3753) Cruithne. Dieser Kleinplanet ist der dann auf 15,5 mag an. Wegen der süd- VdS-Journal 15, 3/2004 derzeit einzige bekannte Himmelskörper, lichen Deklination von etwa 37° lässt der sich in einer 1:1-Resonanz zur Erde sich eine erfolgreiche Sichtung von Planetariumsprogramme im Vergleich von Thomas Pfleger, Uli Zehndbauer, Bernd Hoffmann, Rolf Glöckner, Paul Hombach, Helmut Jahns

Sternkarten- oder Planetariumsprogramme konzentrierten sich jeweils auf ein der Funktionen) nicht bewertet werden. gehören zum unverzichtbaren Hand werks - Programm. Um wenigstens teilweise ein Besondere Funktionen und Fähigkeiten ein- zeug angehender und erfahrener Stern- gemeinsames Verständnis und ein „Gefühl“ zelner Programme lassen sich gelegentlich freunde. Sie helfen bei der Erstellung von für die Ausprägung bestimmter Kriterien nicht treffend mit den Kriterien beschrei- Aufsuchkarten und bei der Identifikation zu bekommen, haben wir anlässlich eines ben. Daher ergänzt eine Beschreibung die von beobachteten Himmelsobjekten. Fachgruppentreffens einige Programme Kriterienliste. Neben dem praktischen Einsatz bei gemeinsam bewertet. Leider konnten der Vorbereitung und Unterstützung nicht alle Teammitglieder am Treffen Das Bewertungsergebnis eines Kriteriums von Beobachtungen bieten sie zusätz- teilnehmen, aber für ein Freizeitprojekt ist entweder eine Anzahl Sterne 0 (0 für lich umfangreiche Möglichkeiten, das auf eigene Kosten ist der Einsatz der unzutreffend oder nicht vorhanden, anson- Geschehen am Himmel zu veranschau- Teilnehmer wirklich respektabel. Wir sten maximal 5 Sterne) oder ein erläu- lichen. Damit wird ein Planetariums- möchten in diesem Zusammenhang darauf ternder Kurztext. programm zu einem wertvollen Lern- hinweisen, dass die Nichtberücksichtigung mittel, das erfahrene Sternfreunde in von Programmen keine Qualitätsaussage Wir haben auf eine Gewichtung der erreich- der Öffentlichkeitsarbeit einsetzen kön- oder Bewertung darstellt, sondern den ten Punktzahlen und eine Rangfolge ver- nen. Und wer hätte nicht auch einfach beschränkten Ressourcen geschuldet ist. zichtet. Den unterschiedlichen Benutzer- Spaß daran, mit solcher Software auf Wir hätten gerne weitere Programme in rollen (wie Beobachter, Astrofotograf oder spielerische Weise virtuelle Raum- und den Vergleich einbezogen, haben aber ver- Lehrkraft) entsprechende Gewichtungen Zeitreisen zu unternehmen, begrenzt nur mieden, uns nur unzureichend bekannte wären zu subjektiv. Wir wollten das durch die Fähigkeiten der Software und die Programme zu bewerten. Ergebnis nicht durch unsere persönlichen Fantasie des Benutzers? Erfahrungen oder Vorlieben beeinflussen, Bei komplizierten Auswahlentscheidungen was durch Manipulation der Gewichtung Die vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten helfen sorgfältig recherchierte Listen von möglich geworden wäre. Weiterhin haben von Planetariumsprogrammen einer- Merkmalen und Fähigkeiten der Produkte wir auch nicht zwischen kostenlosen und seits und die individuellen Wünsche und weiter, die man dann anhand der persönlichen kommerziellen Programmen unterschie- Vorstellungen der Sternfreunde anderer- Präferenzen bewerten kann. Häufig (etwa den. seits machen eine generelle Empfehlung bei Autotests oder den Untersuchungen für eine bestimmte Software unmög- der Stiftung Warentest) geben die Autoren Nachfolgend werden einige lich. Dennoch wird die Frage nach dem solcher Produktvergleiche nicht nur die Bewertungskriterien erläutert: „richtigen“ oder „besten“ Programm im erreichten Punktzahlen der einzelnen Ästhetik des Kartenbilds: dies ist sehr Gespräch oder in Internetforen oft gestellt. Bewertungskriterien an, sondern gewich- subjektiv. Um dem Leser ein eigenes Urteil Die FG Computerastronomie hat sich ten diese. Dieses Vorgehen wird als zu ermöglichen, haben wir einheitliche daher entschlossen, diesen thematischen Nutzwertanalyse bezeichnet und ergibt eine Parameter (Bildausschnitt, Grenzgröße Dauerbrenner aufzugreifen. Rangfolge der untersuchten Produkte. etc.) für die abgebildeten Screenshots fest- gelegt. Bei der Vielzahl verfügbarer Programme ist Zu Beginn unseres Projekts haben wir es unvermeidbar, eine Auswahl zu treffen. zunächst einen umfangreichen Kriterien- Aufsuchkartenmodus: einige Programme Schon für ein einzelnes Programm ist die katalog erarbeitet. Bei der Vielfalt der stellen mehrteilige Karten dar, die mit unter- Bewertung aufwändig. Wir mussten daher untersuchten Programme können gele- schiedlichem Maßstab und Grenzgröße die arbeitsteilig vorgehen: Teammitglieder gentlich einzelne Kriterien (wegen Fehlen Orientierung erleichtern sollen.

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Vektorgrafikexport: darunter versteht darstellung die gewünschten Kataloge aus. riesigen Datenvolumens nur stichproben- man eine Funktion zum Abspeichern Diese Vorgehensweise ist intuitiv, hat aber haft sein. Wir haben Wolfgang Steinicke der Karte in einem Dateiformat, das Nachteile. Manchmal weiß man nicht, in als anerkannten Experten für Deep-Sky- mit Vektorgrafikprogrammen wie Corel welchem Katalog ein gesuchtes Objekt Kataloge gebeten, einige Testfälle zu nen- Draw manuell überarbeitet werden kann. enthalten ist. Oft müssen mehrere Kataloge nen, die allerdings nur Anhaltspunkte für Im Gegensatz zum Export von Bitmaps für die Anzeige ausgewählt werden, damit die Datenqualität sein können. geht dabei keine Bildinformation oder bestimmte Objekte auf der Karte erschei- Auflösung verloren. nen. In diesem Fall aber werden mehrfach Genauigkeit der Ephemeriden: auch in unterschiedlichen Katalogen enthaltene hier mussten wir unsere Untersuchung Objektinformationen: viele Programme Objekte i.d.R. nicht als ein und dasselbe auf repräsentativ ausgewählte Beispiele überfluten den Anwender mit einer Fülle Objekt erkannt. konzentrieren. Dazu wurden himmels- von für den Anwendungsfall oft irrelevanten Wegen solcher Redundanzen und klei- mechanische Situationen gewählt, bei Daten. Daher ist eine Konfigurierbarkeit nen Datenunterschieden bei Position, denen Ungenauigkeiten in der Berechnung der Objektinformationen wichtig, um Größe oder Positionswinkel kommt es deutlich auf das erzielte Ergebnis durch- gezielt auswählen zu können, welche Daten zu mehrdeutigen Kartensymbolen mit oft schlagen. Dazu haben wir eine strei- angezeigt werden sollen. Die Exportmög- unleserlicher Beschriftung. Gerade in dicht fende (und tatsächlich von uns beobach- lichkeiten von Daten sind v.a. für dieje- mit Objekten besetzten Himmels arealen tete) Sternbedeckung herangezogen, die nigen Anwender interessant, die mehre- (Galaxiengruppen oder –haufen, Milch- Ephemeride des erdnah vorbeiziehenden re Programme benutzen und mit diesen straßenfelder) kann das „Katalogproblem“ Kleinplaneten 2006 VV 2 betrachtet und gemeinsam eine Aufgabe lösen möchten. über den Praxisnutzen der Karten ent- eine interessante Konstellation der Jupiter- Die Export- und Importfunktionen werden scheiden. Die Lösung ist ein konsoli- monde. damit zum Dreh- und Angelpunkt fortge- dierter Katalog mit sauber erfasster schrittener Systemlösungen. Identität der Objekte. Dadurch werden Animation: diese Funktion ist für den mehrfache Symbole weitgehend vermie- Einsatz der Software als Lehrmittel wich- Kataloge: traditionell werden Objektdaten den. Die Softwarehersteller scheuen aus tig. Werden Bewegungsabläufe am Himmel in Katalogen zusammengefasst, z.B. dem Aufwandsgründen oft die Erstellung eines im Zeitraffer dargestellt, wünscht man NGC oder IC. Die meisten Programme konsolidierten Katalogs. sich eine flüssige, ruckelfreie Darstellung organisieren ihren Datenhaushalt anhand Weiterhin stellt sich die Frage nach der mit konstantem Zeitraffungsfaktor. Leider von Katalogen: man wählt für die Karten- Datenqualität. Tests können hier wegen des arbeiten einige Programme so, dass der

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Rechenaufwand für die Einzelbilder die Objektlisten zur Beobachtungsplanung: Fortgeschrittene Sternfreunde möchten Geschwindigkeit bestimmt. Die Anima- vielen Kartenprogrammen fehlen Funk- vielleicht ihre Privatsternwarte automati- tion läuft dann in Abhängigkeit von der tionen zur Vorbereitung und Planung von sieren oder sogar fernsteuern. In solchen Anzahl darzustellender Objekte unter- Beobachtungen. Spezielle Programme fül- Fällen sind die Integrationsfähigkeiten der schiedlich schnell. Typisch ist hier eine len diese Lücke. Die Ergänzung eines Software entscheidend. Wir können man- hohe Geschwindigkeit am Tag und eine Kartenprogramms mit einer Planungs- gels eigener Erfahrung keine Empfehlungen Verlangsamung, wenn nach Einbruch software ist zu empfehlen. Dann stellt zur Eignung bestimmter Software für sol- der Dunkelheit die Sterne erscheinen. sich jedoch die Frage, ob und wie ein che „großen“ Automationslösungen geben. Legt man auf Realitätsnähe Wert, ist das Kartenprogramm mit den Objektlisten aus Der Anbieterkreis solcher Komplettpakete unschön. Wir haben deshalb angegeben, einer Planungssoftware arbeiten kann. zur Sternwartenautomation ist jedoch sehr ob die Animation gleichmäßig (realer Takt) Einige der betrachteten Kartenprogramme überschaubar. Seriöse Anbieter sollten in abläuft oder nicht (virtueller Takt). bieten selbstdefinierte Objektlisten an: der Lage sein, dem Interessenten Referen- eine solche Liste präsentiert die geplanten zen zu nennen. Will man ein Programm nachts am Teleskop Objekte in übersichtlicher Form und verwenden, dann soll die Bildschirm- erlaubt das Zentrieren der Karte oder Benutzerfreundlichkeit: dieser Aspekt darstellung die Dunkeladaption des Auges das Posi tio nieren des Teleskops auf ein ist von persönlichen Vorlieben und nicht beeinträchtigen. Viele Programme bie- ausgewähltes Objekt. Gelegentlich exi- Gewohnheiten geprägt und daher (wie ten dazu einen „Nachtmodus“ an, bei dem stiert hier eine Importfunktion für extern auch die Ästhetik des Kartenbilds) sehr die Darstellung überwiegend in Rottönen erstellte Dateien. Für Einzelheiten sei hier subjektiv. Dennoch haben wir versucht, erfolgt. Neben dem Farbwechsel ist aber auf die Dokumentation der betreffenden einige Kriterien zu definieren und zu auch von Bedeutung, wie viele „helle“ Programme verwiesen. bewerten, die aus unserer Erfahrung Bedienungselemente oder Bildbestandteile heraus zu einer guten Akzeptanz durch verbleiben (z.B. Schaltflächen, Hilfetexte Integrationsmöglichkeiten: auch sehr die Benutzer führen. Man möchte beim oder Symbolleisten). Wir sind davon leistungsfähige Programme können nicht Arbeiten mit dem Programm vor allem ausgegangen, dass man zusätzlich zum „alles“, weshalb es nützlich ist, wenn im Nachteinsatz möglichst wenig herum- Nachtmodus des Programms noch einen ein Programm ein Zusammenwirken mit klicken, um das gewünschte Ergebnis zu dunkelroten Bildschirmfilter verwen- vorhandener (z.B. auf Funktionen wie erhalten. Dazu gehört auch die einfache, det und haben dann die Wirksamkeit des Kamerasteuerung und Bildaufnahme intuitive Auffindbarkeit von Einstellungs- Nachtmodus bewertet. spezialisierter) Software ermöglicht. möglichkeiten, die die Kartendarstellung

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beeinflussen. Die Benennung von Menü- Möglichkeit zur Konfiguration als Kriterium tionsumfang (Kataloge, Bilder) des befehlen und die Bedeutung von Sym- aufgenommen. Manche Programme bie- Programms ab. Um Vergleichbarkeit bolen (Icons) sollte intuitiv verständlich ten die Möglichkeit, Programmfunktionen zu erreichen, sind wir hier jeweils von sein. Programmfunktionen sollten stets sehr flexibel auf vom Anwender einstell- einer vollständigen Installation ausge- auch über Menüeinträge aufrufbar sein bare Tasten (oder Tastenkombinationen) gangen. Weiterhin ist es interessant, ob und nicht nur über möglicherweise aus- bzw. Mausfunktionen zu legen. ein Programm auch auf einem betagten geblendete Symbolleisten. Weil man im Rechner vernünftig läuft, den man der Nachteinsatz gerne auf eine Beleuchtung Preisverhältnis bei Upgrades: hier haben Astronomie gewidmet, aber ansonsten der Tastatur verzichten möchte, kommt den wir denjenigen Anteil des Preises angege- abgeschrieben hat. Möglichkeiten der Maus zur Bedienung ben, den ein Lizenzinhaber mit einer älteren des Programms entscheidende Bedeutung Version gegenüber einem Neukunden Thomas Pfleger zu. Alleine mit der Maus sollte es im bezahlen muss. Dieses Verhältnis gibt Idealfall möglich sein, Kartenausschnitte darüber Auskunft, wie sehr der Hersteller festzulegen und die Karten zu verschieben, die Kundentreue honoriert. zu skalieren und auch zu drehen. Wegen der individuellen Vorlieben bei Ressourcenbedarf: der Speicherplatzbedarf der Programmbedienung haben wir die auf der Festplatte hängt oft vom Installa-

Cartes du Ciel

Die Gegenüberstellung von kommerzi- eller Software und Freewareprogrammen ist sicherlich nicht ganz fair, jedoch ist sie für eine Aussage, wo denn letztere im Vergleich zu ersterer steht, unerläss- lich. Eines der bekanntesten und meist- verbreiteten Programme ist Carts du Ciel, oder kurz CdC. Obwohl es eine Freeware ist, bietet CdC einen zu den kommer- ziellen Mitbewerbern vergleichbaren Funktionsumfang.

Eine Stärke von CdC ist die Anbindung externer Kataloge, von denen auf der Homepage bereits einige verfügbar sind. Einige Sternfreunde haben ihre selbster- stellten oder konvertierten Kataloge eben- Himmelsregion um , erstellt mit Cartes du Ciel im Kartenmodus. falls zum freien Herunterladen ins Netz gestellt. Beispielsweise können Asteroiden aus dem weitverbreitete Format Astorb. dat gelesen werden. Über das Tool CatGen können zudem weitere Kataloge importiert werden, sofern sie als ASCII-Textdateien vorliegen. CatGen ermöglicht mit Hilfe eines Dialogfensters das händische Adressieren von Spalten für Positionen und andere objektbezogene Daten für den anschließenden Import.

Die Benutzerführung von CdC ist ins- gesamt etwas gewöhnungsbedürftig und umständlich. Die Darstellung wirkt zudem etwas unelegant. Ein Hang zum Tüfteln ist für die Erlernung der Bedienung hilf- reich, wobei man allein aufgrund des Verbreitungsgrades in Internetforen viele Tipps und Workarounds erhalten kann. Manche Features wird man vermissen; so fehlen z.B. die Schattenwürfe der Jupiter- Himmelsregion um M 86, Cartes du Ciel.

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monde auf den Planeten. Bei der Arbeit fiel auf, dass sämtliche ASTORB- basierten Kleinplanetenpositionen fehlerhaft berechnet werden, was erst behoben wird, wenn das durch die zwischenzeitlich eingeführte sechs- stellige Asteroidennumerierung geänderte Dateiformat berücksichtigt wird. Der Anwender wird auch mit dem einen oder anderen Bug konfron- tiert, allerdings sollte man sich dabei bewusst sein, dass die Software das Werk eines einzelnen Programmierers ist.

Mit Cartes du Ciel steht ein Programm zur Verfügung, welches einer- seits alle Möglichkeiten zur Beobachtungs vor bereitung besitzt, auf der anderen Seite aber auch nicht vollends zu überzeugen vermochte. Der Verbreitungsgrad in der Astroszene gründet sich in erster Linie auf die kostenfreie Verfügbarkeit (Download von der Homepage des Projekts www.astrosurf.com/astropc). Der „kantigen“ Benutzerführung wegen empfiehlt es sich, Mitbewerber ebenfalls in Betracht zu ziehen.

Helmut Jahns Der Kataloggenerierer CatGen von Cartes du Ciel erleichtert das Importieren von Deep-Sky-Katalogen.

Guide 8.0

Die Installation von Guide erscheint sehr unzeitgemäß. Anstelle eines gerad- linigen benutzerdefinierten Setups fin- det man eine verhältnismäßig umständ- liche Installationsprozedur vor, die dem Anwender einige Handarbeit bis zur Wunschkonfiguration abnötigt. Die Darstellung der Karten ist angenehm. Guide ist dafür bekannt, dass Himmels- ereignisse mit hoher Genauigkeit berech- net werden können, was anhand derjenigen Ereignisse, die zum Testen ausgewählt wurden, bestätigt werden konnte. Ein Manko ist, dass die Kataloge seit 2002 nicht mehr komplett überarbeitet wurden. Außerdem wird ein Teil des Datenbestands auf Englisch wiedergegeben, obwohl Himmelsregion um Gamma Cygni, erstellt mit Guide 8 in Deutsch als Sprache bei der Installation Bildschirmdarstellung Ansichtsmodus. ausgewählt wurde. Einige Funktionen sind sehr gewöhnungs- bedürftig, da sie auf Tastaturbefehle (Karte vergrößern/verkleinern) zurückgreifen. Die Nutzung der rechten Maustaste, mit der standardmäßig kontextsensitive Hilfetexte aufgerufen werden, ist anderweitig belegt, z. B. der Anzeige und Beschreibung des angeklickten Zielpunktes. Tastaturbefehle sind heute nicht mehr „State of the art“; hier ist deutlich die DOS-Herkunft des Programms zu erkennen. Der Funktionsumfang des Programms ist beachtlich, aber nach den Jahren hätte es ein „Face-Lifting“ dringend nötig. Guide setzt für die Bedienung profunde astrono- mische Kenntnisse voraus und ist deshalb für Anfänger nur bedingt geeignet.

Rolf Glöckner Himmelsregion um M 86, Guide 8.

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TheSky 6.0 Professional

TheSky 6 bietet bei der Kartendarstellung praktisch alle Funktionen, die man von einem praxisgerechten und vollwertigen Programm erwarten darf. Positiv hervorzu- heben sind die zahlreichen und feinfühligen Einstellmöglichkeiten. Sie werden über- sichtlich in Form eines nach Objekttypen und –katalogen gegliederten Baums (dem „Display Explorer“) dargestellt. Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Anzeige der vielen Objektinformationen über den Display Explorer sehr detail- liert beeinflussen lässt. So können nicht nur Bezeichnungen von Objekten, son- dern auch Koordinaten oder physika- lische Eigenschaften wie Gesamt- oder Flächenhelligkeit in der Karte aufgetragen Himmelsregion um Gamma Cygni, TheSky 6.0. werden.

Die Steuerung der Grenzgröße von Sternen und nichtstellaren Objekten in Abhängigkeit vom Gesichtsfeld erfolgt automatisch, aber leider ist sie nicht anpassbar. Verändert man den Kartenmaßstab, so zeigt der vir- tuelle Himmel oft zu viele oder zu wenige Objekte. Auch ist die aktuelle Grenzgröße für Sterne oder nicht stellare Objekte nicht kollektiv einzustellen, sondern individuell je nach Objekttyp. So flexibel dies für das Feintuning auch sein mag, so umständlich erscheint es andererseits oft. Manchmal ist eben weniger mehr!

In der Version 6 kann man nun zusätzlich zum traditionellen Stil der Kartendarstellung Himmelsregion um M 86, TheSky 6.0. einen realitätsnahen Modus wählen. Hier können auf Wunsch fotografische Die Möglichkeiten zur Beeinflussung des grundfoto in die Karten einblenden Horizontpanoramen, horizontnaher Dunst, Kartenbildes sind vielfältig und flexibel. lassen. Die „Image Link“ Technik von die Milchstraße und Lichthalos um Sonne Sie reichen von der Auswahl einzelner TheSky bringt die Rastergrafiken durch und Mond dargestellt werden. Kartenebenen (mit ihren spezifischen Mustererkennung schnell und genau mit Die normale Bildschirmdarstellung („Virtu- Informationen) bis zur Benutzung indi- den Vektorgrafikdaten zur Deckung. al Sky“) lässt sich nicht wie am Bildschirm viduell erstellter Kartensymbole! Durch dargestellt ausdrucken. Für den Ausdruck den Kartenexport im WMF-Format ist bei Der „Real Mode“ wurde wohl auch in (und die Druckvorschau) benutzt TheSky Bedarf die Nachbearbeitung der Karten Hinblick auf den didaktischen Einsatz den „Chart Mode“, der vollständig vek- mit einem Vektorgrafikprogramm (z.B. entwickelt. Wer mit der Software selbst torbasiert arbeitet. Damit gelingen selbst Corel Draw) möglich. TheSky hat daher Planetarium spielen will, profitiert von großformatige Ausdrucke ohne sicht- auch die Kartengrundlagen für einige der „Teacher’s Console“, einem einfachen bares Pixelraster. Für ein zufriedenstel- Druckerzeugnisse geliefert. Bedienpult zur Steuerung der wich- lendes Druckergebnis gilt es zunächst, die tigsten Funktionen. Manche Notebooks „richtigen“ Einstellungen zu finden, weil In den „Virtual Sky“ sind zahlreiche Auf- bieten die Möglichkeit, zusätzlich zum die Werkseinstellungen teilweise etwas nahmen von Himmelsobjekten oft naht- eingebauten Display das Bildsignal einer unglücklich getroffen sind. Verzichtet man los integriert, während sie in anderen weiteren Windows-Arbeitsfläche über auf die Darstellung der Sterne gemäß Programmen oft wie „hineingeklatscht“ den Monitoranschluss auszugeben. Mit Spektraltyp und passt die Sterndichte und aussehen. Wer über den (inzwischen ver- einer solchen Konfiguration und einem Scheibchengröße so an, wie es gedruckten griffenen) CD-Satz „The RealSky“ oder Beamer erscheint dann der Himmel in der Karten nahe kommt, dann erhält man einen die DSS-Ausgabe auf 102 CD-ROMs ver- Wandprojektion und die Teacher’s Console sehr hochwertigen Ausdruck. fügt, kann ein flächendeckendes Hinter- auf dem Bildschirm des Notebooks.

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Die Zuschauer werden nicht durch die Beim Thema „Objektdaten“ bietet TheSky Programmen diesem Ziel am nächsten. Programmbedienung abgelenkt. Das nicht nur die ausführliche Anzeige nach Wer des Englischen ausreichend kundig ist gute Konzept der Bedienkonsole sollte dem Anklicken eines Objektes, sondern (denn von Version 6 gibt es keine deutsch- aber vom Hersteller noch durch weitere mit dem „Data Wizard“ ein mächtiges sprachige Version), der erhält für den Steuerungsmöglichkeiten ausgebaut wer- und bisher einzigartiges Werkzeug zur Kaufpreis ein Füllhorn an praxisgerechter den. Abfrage seiner Datenbanken. Man defi- und mächtiger Funktionalität. Wem die Der Umfang der in der Professional niert damit Art und Umfang einer Abfrage, Professional Version zuviel an Funktionen Version mitgelieferten Sterndaten geht wobei nicht nur statische Daten einbezo- bietet oder zu teuer ist, der kann auf die etwa eine Größenklasse über den GSC gen werden können, sondern auch berech- einfacher ausgestatteten Varianten zurück- hinaus, weil ein Auszug des USNO B nete Werte (wie z.B. Ephemeridengrößen greifen. In deren Preissegment gibt es dann Katalogs mitgeliefert wird. Damit werden von Kleinplaneten oder Kometen)! Damit allerdings eine Reihe von Alternativen, tiefe Karten auch ohne Internetzugang lassen sich Aufgaben lösen, vor denen wie unser Vergleich zeigt. möglich. Auch der Umfang der Deep-Sky- die meisten anderen Programme passen Daten ist sehr groß, jedoch könnten statt müssen. Thomas Pfleger der vielen schwachen PGC-Galaxien noch einige interessantere Kataloge dabei sein. Sternfreunde fragen gelegentlich nach einer Das Programm erlaubt, eigene Datensätze Software, die „alles“ kann. TheSky kommt zu importieren. von allen dem Rezensenten bekannten

Starry Night Pro 6.2.3

Die Besonderheit von Starry Night liegt in der Tatsache, dass es sich primär als ein Planetariumsprogramm versteht, d.h. die Hauptaufmerksamkeit liegt in der möglichst realistischen Darstellung des Sternenhimmels. Je nach Version und Rechenleistung kann ein fotografisches Bild des gesamten Himmels dargestellt, Lichtverschmutzung naher und entfernter Städte sowie Luftunruhe simuliert und das Zirpen der Grillen eingeblendet werden. Zeitliche Abläufe und Flüge durch das Sonnensystem und durch das Universum können dargestellt und als Filme gespei- chert werden. Das Programm ist voll netter Features, die es ermöglichen, Vorgänge im Sonnensystem Himmelsregion um Gamma Cygni, Starry Night 6.2.3. anschaulich darzustellen. Zum Beispiel ist wegen den Größenverhältnissen die konstante Lage der Erdachse bei dem Umlauf um die Sonne mit „normalen“ Programmen nur sehr schwer darzustellen. Mit Starry Night ist es möglich, dafür temporär den Erddurchmesser so weit zu vergrößern, dass die Darstellung keine Probleme bereitet. Trotz dieser, zum Teil sehr überla- denen optischen Möglichkeiten bie- tet das Programm einen reichhaltigen Funktionsumfang, so dass man im Großen und Ganzen alle Aufgaben, die man mit einem Astronomieprogramm bearbeiten möchte, erfüllen kann. Positiv zu vermer- ken ist die enge Anbindung ans Internet, so dass regelmäßig Bahndaten aktualisiert

Himmelsregion um M 86, Starry Night 6.2.3.

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werden, neue Kometen automatisch in der Liste auftauchen und gegebenenfalls Sterne zur Darstellung nachgeladen wer- den. Die Kartendarstellung ist noch nicht opti- mal. Hier wünscht man sich doch mehr Einflussmöglichkeiten. Zwar kann man die Datendichte, die man auf der Karte visualisieren möchte, frei einstellen, aller- dings sind Metadaten, wie Legenden und Beschriftungen nur sehr grob steuerbar. Ein weiterer Nachteil liegt in der beschränkten Rechengenauigkeit. Sie reicht nicht aus, um (streifende) Sternbedeckungen vernünftig zu pla- nen. Auch ist der Ereignisfinder noch ausbaufähig. Es ist z.B. nicht möglich, Konjunktionen zweier beliebiger Objekte Himmelsregion um Gamma Cygni, SkyMap Pro 10. in einem gegebenen Zeitintervall zu bestimmen. da muss man momentan noch auf andere Programme, wie z.B. XEphem, ausweichen. Die Entwickler haben aber schon angekündigt, dass sie an einer Lösung arbeiten. Das gleiche gilt für das rudimentäre Cross-Referencing der verschiedenen Objektdatenbanken sowie die Tabellendarstellung der berechneten Ephemeriden. Fazit: Dieses Programm ist vor allem dann die erste Wahl, wenn man neben seinen üblichen Tätigkeiten mit einem Astronomieprogramm auch noch für Präsentationen, Publikationen, Schulungen und Öffentlichkeitsarbeiten qualitativ hoch- wertige Bilder, Grafiken und Animationen generieren möchte.

Bernd Hoffmann Himmelsregion um M 86, SkyMap Pro 10.

Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Ephemeridenrechnung von Moritz Heger

In der Ephemeridenrechnung haben sich große Fortschritte in der analytischen Mond existiert in vergleichbarer Form die in den letzten Jahren Neuerungen ergeben, Untersuchung und Beschreibung der Beschreibung ELP/MPP02 [3]. die in der Literatur für die interessierte Planetenbahnen erfahren. Im Jahr 1895 Für gegenwärtige Zeiträume beträgt die Öffentlichkeit noch keinen Eingang gefun- erstellten Newcomb und Hill Tabellen Genauigkeit von ELP/MPP02 einzelne den haben. Im folgenden werden einige zur Berechnung der Planetenörter, die in Meter, in VSOP87 weist Mars in der interessante Entwicklungen vorgestellt. Teilen noch bis in die 1980er Jahre die Entfernung zur Erde Fehler von einigen Diese werden in diesem Rahmen nicht Grundlage des wichtigsten astronomischen hundert Metern auf. näher im Detail behandelt; stattdessen Jahrbuchs, des Astronomical Almanac, wird besonders auf das Quellenverzeichnis waren. Eine bedeutende, analytisch gewon- Parallel dazu wurde beginnend in den 1960er hingewiesen, das ein weiteres Studium nene Beschreibung der Planetenbahnen in Jahren, einhergehend mit der Entwicklung ermöglichen soll. trigonometrischen Reihen ist VSOP87 [1]. der elektronischen Rechner, die nume- Seit dem 17. Jahrhundert hat die Himmels- Diese hat in Amateurkreisen durch Jean rische Bahnrechnung entwickelt. In dieser mechanik durch Kepler, Newton, Lagrange Meeus Verbreitung gefunden, wenn auch werden die der Planetenbewegung zugrun- und Newcomb sowie durch Einstein in einer gekürzten Variante [2]. Für den deliegenden Differentialgleichungen direkt

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gelöst. Dadurch entfällt die aufwendige davon betroffen ist. Die nur ungenau Aussagen und praktische Messungen analytische Aufstellung der Bahnmodelle bekannte Masse der meisten Kleinplaneten noch zusammenführen zu können. Für aus den Differentialgleichungen; dafür im Asteroidengürtel macht eine genauere die Amateurastronomie ergeben sich erfordert der Rechenaufwand die Nutzung Rechnung unmöglich.[8] keine Änderungen, hier ist die Arbeit von von elektronischen Rechenmaschinen. Newcomb und Hill in den meisten Fällen Ab 1984 beruhen die Daten im Astro- Für Amateurastronomen sind durch das vollkommen ausreichend. Bestehende nomical Almanac auf DE102 vom Jet Internet sowohl analytische als auch nume- Rechnerprogramme oder Verfahren sind Propulsion Laboratory JPL der NASA rische Bahnergebnisse einfach erhältlich dadurch kaum veraltet oder ungültig [4]. Augenblickliche Grundlage der geworden[9][12][13]. Nachteilig ist bei geworden. Publikation ist die Ephemeride DE405 den numerisch erstellten Datensätzen die [5]. Vergleichbar ist EPM2004 vom Größe der Dateien und die Beschränkung Institut für Angewandte Astronomie der der Gültigkeit auf einen begrenzten Literatur Russischen Akademie der Wissenschaften Zeitraum. Demgegenüber sind die trigo- [1] P. Bretagnon, G. Francou: Planetary the- [6]. Seit 2003 befasst man sich aufgrund nometrischen Funktionen analytischer ories in rectangular and spherical vari- der Schwierigkeiten, durch analytische Bahnbeschreibungen rechenintensiv. ables. VSOP87 solutions. In: Astronomy Untersuchungen mit Messgenauigkeiten and Astrophysics 202 (1988). o.V., S. vergleichbare Ergebnisse zu erreichen, Mit der Verfügbarkeit hochgenauer 309–315 auch am Institut de Mécanique Céléste Bahndaten wird die exakte Umsetzung von [2] J. Meeus: Astronomical Algorithms, 2nd et de Calcul des Ephémérides IMCCE Zeit- und Koordinatensystemdefinitionen ed. Willmann-Bell, Richmond, Virginia, mit numerischen Verfahren. Letztes in Programmen von Interesse. Auch hier USA (1998) veröffentlichtes Ergebnis ist derzeit gibt es Änderungen. Die International [3] J. Chapront, G. Francou: The lunar theo- INPOP06 [7]. Die durch umfangreiche Astro no mical Union IAU hat seit 2000 ry ELP revisited. Introduction of new pla- Rechnungen ermittelten Bahndaten sind neue Koordinatensysteme und Rechen- netary perturbations. In: Astronomy and als Tschebyschow-Polynome veröffent- verfahren beispielsweise für Präzessions- Astrophysics 404 (2003). o.V., S. 735-742 licht, welche ohne großen rechnerischen und Nutationsrechnung eingeführt, die [4] X X Newhall, E.M. Standish, J.G. Aufwand auswertbar sind. Algorithmen und Programme sehr viel Williams: DE102: a numerically integra- einfacher und effizienter gestaltbar ted ephemeris of the Moon and Die numerischen Lösungen berücksich- machen. Hierzu finden sich Erläuterungen, planets spanning forty-four centuries. In: tigen Punktmassen-Wechselwirkungen vollständige Algorithmen für komplette Astronomy and Astrophysics 125 (1983). zwischen den Planeten, der Sonne, Rechenwege und ausgeführte Beispiele o.V., S. 150-167 Asteroiden, relativistische Effekte, im Astronomical Almanac [10]. Die jähr- [5] E.M. Standish: JPL Planetary and Effekte durch Abweichungen von der lich erscheinende Publikation ist stets auf Lunar Ephemerides, DE405/LE405. JPL Kugelgestalt, Erdgezeiten und die dem aktuellen Stand der teils raschen Interoffice Memorandum IOM 312.F - 98 Librationen des Mondes. Die Anfangs- Entwicklung und für den ernsthaften - 048 (1998) und Randbedingungen wie Orte und Programmierer entsprechender astrono- [6] E.V. Pitjeva: High-Precision Ephemerides Geschwindigkeiten zu einem bestimmten mischer Anwendungen unentbehrlich. of Planets—EPM and Determination of Zeitpunkt oder Massen und sonstige Some Astronomical Constants. In: Solar Konstanten und Koeffizienten werden bei Bahndaten sind auch ohne Programm- System Research 39 (3): 176. (2005) der Modellerstellung so gewählt, dass die erstellung durch den Amateurastronomen [7] A. Fienga, H. Manche, J. Laskar, and M. rechnerischen Ergebnisse möglichst gut aus dem Internet abrufbar. Das HORIZONS Gastineau : INPOP06. A new numerical mit verfügbaren Messdaten übereinstim- System des JPL der NASA [14] stellt die planetary ephemeris (2006) men. meisten Möglichkeiten zur Verfügung, ist [8] E.M. Standish, A.G. Fienga: Accuracy deshalb aber anfangs schwer zu bedie- limit of modern ephemerides imposed by Die Abweichungen der aktuellen nume- nen. Dem routinierten Nutzer erlaubt das the uncertainties in asteroid masses. In: rischen Modelle untereinander liegen System beispielsweise die numerische Astronomy and Astrophysics 384 (2002). gegenwärtig im inneren Sonnensystem bei Integration von Kleinplanetenbahnen zur o.V., S. 322-328 etwa einem Kilometer. Die Entfernungen Erstellung hochgenauer Ephemeriden. [9] ftp://ftp.imcce.fr/pub/ephem/planets/ zwischen Erde und Mond weichen zwi- Weniger Einarbeitungsaufwand erfordert vsop87/ schen den Modellen um einzelne Millimeter das Angebot des U.S. Naval Observatory [10] The Astronomical Almanac for the Year voneinander ab; dies entspricht in etwa [15]. Ebenfalls von Interesse ist die Seite 2007, United States Naval Observatory, der Messgenauigkeit mit Lunar Laser des IMCCE unter „Ephemerides“ [16]. Washington, Her Majesty‘s Nautical Ranging (LLR). Mit INPOP06 errechnete Almanac Office, London (2007) Entfernungen zwischen Erde und Mars Abschließend bleibt zu bemerken, dass [12] http://ssd.jpl.nasa.gov/?planet_eph_export weichen von Funklaufzeitmessungen typi- viele der in der letzten Zeit erreichten [13] http://www.imcce.fr/inpop/ scherweise um 10 Meter ab, dies liegt Genauigkeitssteigerungen und einge- [14] http://ssd.jpl.nasa.gov/?horizons in der Größenordnung der Streuung der führten Neudefinitionen vor allem bei [15] http://aa.usno.navy.mil/data/ Messwerte. Außerhalb der Zeiträume, für LLR- und VLBI-Messungen von Interesse [16] http://www.imcce.fr/ die Radio- und Lasermessungen vorlie- sind. Hier haben die Messverfahren mitt- gen, steigen die geschätzten Fehler im lerweile Genauigkeiten erreicht, die eine inneren Planetensystem schnell auf meh- Verbesserung der mathematischen Modelle rere Kilometer an, wobei besonders Mars erforderlich machen, um theoretische

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Die Genauigkeit der Systemuhr bei CCD-Aufnahmen von Hans G. Diederich

Einleitung für Lichtkurven auf, dass die Windows- Welche Lösungen bieten sich an? Einer der großen Vorteile der CCD-Kamera Systemuhr meines Notebooks gegen Ende Nachdem mein Ärger verraucht war, bei der Aufnahme von Einzelbildern für eine mehrere Minuten vorging. Ich schaute begann ich nach Lösungen zu suchen und Lichtkurve (Liku) ist, dass Helligkeitswert mir das einige Nächte an, erstellte kleine stellte fest, dass beim Aufrufen des Fensters (gespeichert im Pixelteil der Bilddatei) Statistiken und merkte bald, dass kein „Eigenschaften von Datum / Uhrzeit“ die und Aufnahmezeit (gespeichert im FITS- erkennbarer Zusammenhang zwischen der Windows-Systemuhr auch ohne Vornahme Header der Bilddatei) untrennbar mitei- richtigen Zeit und der von der Systemuhr von Änderungen von der CMOS-Uhr syn- nander verbunden und „maschinenlesbar“ angezeigten bestand. Die Abweichungen chronisiert wird. Die Lösung lautete also, sind. Das Maximum an Benutzerkomfort waren also überhaupt nicht vorherzusehen, während der Aufnahmeserie mehrmals die wird erreicht, wenn das astronomische eine Reduzierung der FITS-Headerzeiten Windows-Systemuhr aufzurufen. Bildbearbeitungsprogramm automatisch damit unmöglich. Ich wusste nur, diese Datei auf Datei einliest, auswertet, die Zeiten können um bis zu 8 Minuten abwei- Das ist lästig. Nun könnte man sich das Wertepaare von Helligkeit und Zeit in eine chen: ein unhaltbarer Zustand. anfangs erwähnte Tool installieren. Ich Tabelle schreibt und dieses als Diagramm wählte dagegen eine dritte Möglichkeit. ausgibt. Daraus folgt aber auch: die Zeit Die Recherche in einigen Mailinglisten Hierbei wird über die noch freie COM- im FITS-Header muss stimmen. Dieses ist erbrachte schließlich als Tipp, es gäbe Schnittstelle ein DCF77-Modul ange- in der Tat ein Problem, wofür es allerdings ein Programm, welches die Systemuhr schlossen. Dieses empfängt permanent auch Lösungen gibt. Hiervon handelt die- korrigiert. Auf der Website des Herstellers die Zeit vom Zeitzeichen- und Normal- ser Aufsatz. wurde ich fündig. Im folgenden Text frequenzsender DCF77 und synchronisiert Zwei Fragen sind zu unterscheiden: (1) beziehe ich mich auf die Systemuhr von hiermit laufend die Windows-Systemuhr. welche Zeit schreibt das CCD-Programm in Windows 95 und gebe meinen Eindruck Damit sind dann die in den FITS-Header den FITS-Header und (2) wie genau ist die der technischen Zusammenhänge wieder. geschriebenen Zeiten im Rahmen der Systemuhr? Diese Fragen werden für ein Fragestellung (1) ausreichend genau, und Notebook behandelt, auf dem Windows 95 Beim Download der umfangreichen die entstehende Lichtkurve wird ohne und entsprechende Anwendungen installiert Bilddatei von der Kamera über die LPT- Einschränkungen auswertbar. sind. Sie sind für jede Kombination von Schnittstelle zur Festplatte bleibt die Hardware – Betriebssystem – Anwendung Windows-Systemuhr stehen oder geht zu beantworten, um die o. g. Vorteile bei nach. Um das zu kompensieren, lässt der Lichtkurvenerstellung und -auswer- das Aufnahmeprogramm die Windows- tung auch wirklich nutzen zu können und Systemuhr schneller laufen. Sie geht nun um fehlerhafte Daten zu vermeiden. also vor, manchmal mehr, manchmal weni- ger, eben unvorhersehbar. Wenn wir aus Welche Zeit wird in den FITS-Header einer Lichtkurve ableiten wollen, ob das geschrieben? Maximum eines Veränderlichen langsam Dies ist einfach festzustellen: Zunächst wegdriftet, wenn schon wenige Sekunden wird die Systemuhr anhand einer DCF77- Abweichung neue Erkenntnis bedeuten, Uhr genau gestellt, danach eine Aufnahme dann sind einige Minuten Ungenauigkeit mit vielleicht 30 s Belichtungszeit gestar- unzumutbar. tet und der Beginn und das Ende des Downloads von der Systemuhr oder der Und was macht das eben erwähnte DCF77-Uhr abgelesen. Der anschlie- Programm nun in dieser verfahrenen ßende Blick in den FITS-Header bringt Situation? Es stellt wiederholt die Windows- dann sofort an den Tag, wie sich das Systemuhr anhand der Zeit der CMOS- Aufnahmeprogramm verhält: Schreibt Uhr, die als Hardware mit Schwingquarz es den Beginn der Belichtungszeit, das und Pufferbatterie realisiert ist und sich Ende der Belichtungszeit, das Ende des in jedem PC bzw. Notebook befindet. Ist Downloads oder irgend etwas dazwischen dieses Programm nicht installiert, verhal- in den FITS-Header? Das Ergebnis wird ten sich Notebook und Betriebssystem wie notiert und zukünftig als Korrektur bei der folgt: Die CMOS-Uhr wird pro Nacht nur Reduzierung der Zeiten im FITS-Header ein einziges Mal, nämlich beim Booten, angebracht. bemüht, um die Software-Systemuhr zu stellen, die danach bis zum Ausschalten Zeigt die Systemuhr die richtige Zeit an? keinerlei Synchronisierung mehr erfährt. Mir fiel bei den ersten insgesamt 2 bis 3 Stunden dauernden Aufnahmeserien

VdS-Journal Nr. 28 Foto: © NASA/ESA/HST

Die Kosmos Winter-Highlights Wissenschaft und Weltall – von der Entstehung des Urknalls bis zur Forschung auf der Internationalen Raumstation ISS.

Hawkings neueste Erkenntnisse Europa forscht im All Was hat den Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren aus- Mit dem europäischen Raum- gelöst? Das ist die große Frage – denn die Entwick- labor Columbus kann die lung des Universums seither wurde bereits gründlich Internationale Raumstation erforscht. Jetzt aber wollen Stephen Hawking & Co. endlich als Forschungsplatt- auch die letzte Grenze der menschlichen Erkenntnis form in der Schwerelosigkeit überwinden. Haben Raum, Zeit, Materie und Energie genutzt werden. Das Buch einen Anfang oder sind sie ewig? Ist es überhaupt erklärt spannend, kritisch sinnvoll zu fragen, was vor dem Urknall geschah? Und und verständlich, woran welche Rolle spielt der Mensch die Astronauten im Weltall im Kosmos? Wissenschafts- arbeiten, wie die Eperimente journalist Rüdiger Vaas verfolgt ablaufen und was sie für das die Forschungen von Stephen Leben auf der Erde bedeu- Raumlabor Columbus 218 Seiten, 231 Fotos, €/D 34,90 Hawking seit Jahren, hat ihn ten. Was kann man in Zu- ISBN 978-3-440-11711-8 mehrfach getroffen und berich- kunft von der Raumstation tet spannend und allgemeinver- erwarten? Wird sie sogar zum Sprungbrett ständlich von den neuesten The- für Flüge zum Mond oder gar zum Mars? orien und Fragestellungen des Mehr dazu auch unter: berühmtesten Kosmologen un- www.raumlabor-columbus.de serer Zeit.

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KOSMOS_VdSJournal_28.indd 1 05.11.2008 14:32:50 Uhr 32 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU

Fernglashalterung von Frank Leiter

Der Nachthimmel zeigt bereits mit Fern- der Halterung einfließen zu lassen. Die Eine der senkrechten Seiten wird um gläsern eine enorme Fülle von beein- in diesem Artikel vorgestellte Lösung zur eine horizontal drehbare Achse mit dem druckenden Objekten. Die Bandbreite Halterung eines Fernglases entstand am Fotostativ verbunden. Die andere Seite an geeigneten Ferngläsern ist groß und heimischen Wohnzimmertisch mit nicht bildet die Basis für den Halterungskopf, an erstreckt sich vom 8x25 bis zu den Groß- mehr als einer Säge, einem Klemmblock, dem letztlich das Fernglas befestigt wird. feldstechern jenseits der 10-cm-Objektiv- einem Akkuschrauber und einer Hand- Auf der dem Kopf gegenüberliegenden öffnung. Unabhängig von der Vergrößerung bohrmaschine, sowie Schleifpapier und Seite ist wenigstens ein Arm verlängert, des Fernglases gilt: je ruhiger das Bild, einem Gewindeschneidsatz. Letzterer ist um ein Gegengewicht aufzunehmen. Der desto mehr Details sind sichtbar. Ein nicht wirklich nötig, stellte sich jedoch Kopf weist zwei Gelenke auf. Dadurch ruhiges Bild lässt sich durch Montieren als sehr praktisch heraus. Um den Wohn- ist das Fernglas auf engerem Raum in alle des Fernglases auf einem Stativ erreichen. zimmertisch zu schonen, diente ein Meter Richtungen schwenkbar. Ein preisgünstiger Eigenbau sollen im Küchenplatte als Werkbank. Folgenden vorgestellt werden. Die Lager sind möglichst einfach Anforderungen an die Halterung konstruiert: Warum selbst bauen? Die wichtigsten Anforderungen sind: – Lager der Kopfgelenke: Schrauben Großfeldstecher sind meist mit mehr oder – die Halterung soll mit einem bereits bilden die Achsen. Metallene weniger guten Stativen lieferbar. Bei vorhanden Kamerastativ zusammen Unterlegscheiben sitzen zwischen Ferngläsern bis 50 mm Objektivöffnung genutzt werden können Buchenholzwänden. Durch Festziehen steht der interessierte Sternfreund jedoch – das Fernglas soll in allen Richtungen der Schrauben lässt sich die Gängigkeit vor zwei Problemen: Üblicherweise positioniert werden können und einstellen. denken die Hersteller von Stativen an – in der eingestellte Position verblei- – Parallelogrammlager: Schrauben terrestrische Beobachtung statt an die ben (erleichtert die Benutzung von bilden auch hier die Achsen. An den Belange von Sternfreunden. Die Adapter Sternkarten und das Zeichnen) Armen sind Aluhülsen befestigt, für Fotostative sind daher für hori- – einfache Montage durch die Schrauben gesteckt sind. zontnahen Betrieb ausgelegt. Je höher – keine komplizierten Teile Kunststoffunterlegscheiben und jedoch das Objekt über dem Horizont – keine teuren Spezialbauteile Holz bilden die Gegenflächen. Die steht, desto weniger gut funktioniert der Vorspannung wird durch Stoppmuttern Adapter. Hier jedoch gibt es Abhilfe im Die Halterung durfte vollständig an ein eingestellt. einschlägigen Astronomiefachhandel, d.h. 10x50 Fernglas angepasst werden. Für – Stativlager: Küchenplattenbeschichtung für die Himmelsbeobachtung optimierte das ebenfalls im Hause vorhandene 20x70 gleitet auf Buchenholz. Die Gängigkeit Fernglashalterungen. Damit kommt aber Fernglas bevorzuge ich ein Einbeinstativ wird durch eine Schraube eingestellt, das zweite Problem zum Tragen: Die Preise bzw. die „Autodachmontierung“. die auch die Achse bildet. handelsüblicher Fernglashalterungen über- steigen den Preis des Fernglases sehr leicht Die Konstruktion Die beiden Arme sind aus zwei miteinan- bei weitem. Angesichts des notwendigen Die vorgenannten Anforderungen werden der verschraubten Leisten aufgebaut, so Aufwands an Bauteilen und Arbeitsstunden von einer Parallelogrammhalterung in dass sich hier noch eine Versteifung gegen verbunden mit den geringen Stückzahlen Holzbauweise erfüllt. Holz ist ein kosten- Durchbiegung ergibt. Die Armlänge wurde kann dem Astrofachhandel kein Vorwurf günstiger Werkstoff und leicht erhält- auf 50 cm festgelegt, was im Zusammenspiel gemacht werden. Die Preise sind abso- lich. Meine Wahl fiel auf Buchenholz, mit Fotostativ und Sitzgelegenheit einen lut reell. Trotzdem wird das Budget sehr da das ebenfalls zur Auswahl stehende ausreichenden Aktionsradius garantiert. schnell gesprengt. Daher ist ein Eigenbau Kiefernholz einen wesentlich weicheren Das Gegengewicht ist ein Hantelgewicht, eine gute Option. Hierbei ist jedoch zu Eindruck machte. In Bezug auf Durch- welches sich auf den Arm aufschieben beachten, welche Möglichkeiten die hei- biegung und Verwindungssteifigkeit lässt. Gesichert ist es mit einer durch mische Werkstatt hergibt. siegte die Buche beim Test im Baumarkt. den Arm hindurch gesteckten Schraube. Bisher hat sich diese Wahl bewährt. Das Für die Halterung des 10x50 Fernglases Eigenbau ohne Werkstatt Buchenholz ist hart genug zum Formen wurde ein Hebel von 1:1 gewählt, d.h. der Sofern er Mieter ist, verfügt der zum von durchaus belastbaren Gewinden. Es ist Gegengewichtsarm weist auch eine Länge Eigenbau geneigte Sternegucker oftmals so hart, dass zum Schneiden des Gewindes von 50 cm auf. Eine Hantelscheibe mit 1 kg über eingeschränkte Möglichkeiten in sei- ein Werkzeug überaus hilfreich war. Gewicht ist ausreichend, die Gewichte ner Werkstatt. Die Situation verschärft Ein Parallelogramm besitzt folgenden von Kopf und Fernglas auszugleichen. sich, wenn kein passender Hobbyraum in prinzipiellen Aufbau: zwei parallele, senk- Ein hundertprozentiger Ausgleich ist nicht Keller oder Speicher zur Verfügung steht. rechte Seiten sind durch zwei parallel notwendig, da die Lager schwergängig Dann bleibt nur die Lösung, in Küche, zueinander orientierte Arme miteinander eingestellt werden. in Wohnzimmer oder auf dem Balkon verbunden. Die Arme sind jeweils drehbar eine vorübergehende Werkstatt einzu- gelagert. Damit lässt sich eine der senk- Die Umsetzung richten. Entsprechend limitiert sind die rechten Seiten in der Höhe verschieben Zunächst wurden die Leisten für die Arme Möglichkeiten. Dies gilt es in die Planung während sie immer noch senkrecht bleibt. verleimt und verschraubt, anschließend

VdS-Journal Nr. 28 AMATEURTELESKO PE/SELBSTBAU 33

Links im Bild das 10x50 Fernglas, rechts die beiden Arme des Parallelogramms. Die zwei Gelenke der Kopfkonstruktion sind dazwischen angeordnet.

Das u-förmige Teil in der Mitte mit den beiden Achsen, auf denen die Arme des Parallelogramms gelagert sind. Am Ende des langen Armes ist das Gegengewicht erkennbar.

Die Fernglashalterung ist komplett mit Fernglas und Gegengewicht bestückt und auf das 3/8“-Gewinde des Fotostatives geschraubt.

die Ösen befestigt. Hier gibt es prak- dient als Achse. Durch Anziehen der ein-, Bauteilbeschaffung herausgerechnet. tischerweise vorgefertigte Hülsen mit Sicherungsmuttern kann die Klemmkraft Die Kosten sind überschaubar. angesetztem Flansch. Der Flansch wird und damit die Gängigkeit des Gelenks mit den Armen verschraubt, wobei eine sehr gut eingestellt werden. In den senk- Beobachten mit ruhendem Fernglas Schraube ausreichend Stabilität gibt und rechten Teil des „U“ ist eine Schraube Erfahrungen mit einem ruhenden 20x70 gleichzeitig eine leichte Drehung erlaubt, eingeschraubt, die die Achse des zweiten, Fernglas besagen, dass Einzelsterne in so dass Winkelfehler ausgeglichen wer- waagrechten Gelenks bildet. Sie durchsetzt M 36 und M 38 zu sehen sind und sich den können. Das stativseitige Teil ist ein die eigentliche Fernglasaufnahme. die Ringe um Saturn erahnen lassen. Ein „U“, welches aus drei Teilen aufgebaut Die Konstruktion der Fernglasaufnahme ist 10x50 zeigt hier natürlich etwas weniger, ist. Zwei Seitenteile werden mit einer abhängig von dem zu halternden Fernglas. jedoch sind mehr Details in M 44 und Basis verschraubt und verleimt, die eine Im vorliegenden Fall musste ein Gewinde M 35 zu erkennen als im Freihandbetrieb. zentrale Bohrung aufweist. Durch diese am Mitteltrieb des Fernglases erreicht wer- Der Körper ist in einer sehr entspannten Bohrung wird nachher die Schraube hin- den, daher sind zwei Winkel notwendig. Haltung, die Objekte bleiben lange im durch gesteckt, die als Achse des horizon- Die Achse des waagrechten Gelenks sollte Gesichtsfeld. Die Sterne sind scharf ohne talen Lager dient. etwa den Schwerpunkt von Fernglas und im Feld hin und her zu zittern, wodurch Aufwändiger ist die Konstruktion des Fernglasaufnahme durchsetzen. Geringe schwächere Sterne erreichbar werden. Kopfes, da wie gesagt zwei Gelenke Abweichungen können jedoch durch eine So lässt sich der Anblick des großen vorhanden sein sollen. Sinnvoll ist es, schwergängige Einstellung der Gelenke Orionnebels genießen. am Ende des Parallelogramms zunächst kompensiert werden. eine senkrechte Achse vorzusehen. Dazu Generell empfiehlt sich für die Achsen Fazit wird ein Holzblock am Parallelogramm die Verwendung von Sicherungsmuttern, Die einfache Holzhalterung ist sehr preis- befestigt, der senkrecht durchbohrt ist. damit die Gängigkeit eingestellt werden wert und schnell herstellbar, wobei nur Der Holzblock wird dann von einem kann, ohne dass sie sich nach mehrfacher ein geringer Werkzeugaufwand notwen- u-förmigen Teil umfasst. Zwischen den Benutzung zu stark ändert. Alles in allem dig ist. Der Bau kann am heimischen Holzteilen liegt jeweils eine metallene lässt sich eine solche Halterung in etwa Wohnzimmertisch gelingen. Der Gewinn Unterlegscheibe. Eine Gewindestange zehn Stunden bauen, Konstruktionsphase an Beobachtungsqualität ist gewaltig.

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Tubuslüftung einmal anders... von Oliver Schneider

Vielleicht kennen Sie auch das Problem, ich nach jeder Aufnahme nachfokussieren mit dem ich mich schon seit dem Betrieb muss oder halt erst abwarten muss mit meines Hobbys Astrofotografie beschäf- dem Belichten, bis die Temperatur ange- tige: Die Temperaturanpassung meiner glichen ist. Dadurch ist aber der Vorteil Sternwarte, insbesondere des Fernrohres an des festen Standortes und der kurzen die Außentemperatur. Vor ein paar Wochen Einrichtungszeit wieder dahin. Ich habe trat das Problem mal wieder deutlich zu schon mehrere Versuche unternommen, Tage, als ich gegen 23 Uhr aus unserer das Problem in den Griff zu bekom- Volkssternwarte in Bielefeld-Ubbedissen men. Ich habe verschiede Rohrlüfter und nach Hause kam. Als ich mich um 19 Uhr Ventilatoren eingebaut, die aber zum einen auf den Weg in unsere Volkssternwarte über die Dauer ziemlich viel Strom ver- machte – zum wöchentlichen Treffen und brauchen und außerdem recht laut sind. Öffentlichkeitsarbeit – war der Himmel Rohrlüfter aus dem Sanitärhandel sind bedeckt. Die Wetteraussichten waren auch recht teuer in der Anschaffung. Ein nicht gut. Als ich nun aber um 23 Uhr Raumklimagerät kommt für mich nicht in zurück aus unserer Volkssternwarte wie- Frage, aus ökologischen Gesichtspunkten. der zu Hause eintraf, zeigte sich trotz der Außerdem müsste man dann noch eine „bedeckten“ Wetterprognosen ein wunder- Temperaturdiffenzsteuerung haben, barer Sternenhimmel. Ich entschloss mich, damit die derzeitige Außentemperatur trotz des Mondes an diesem Abend, noch automatisch am Raumklimagerät einge- ein paar Schmalbandfilter-Aufnahmen zu stellt wird. Eine Lösung, die aber auch machen – halt mal wieder unsere altbekann- recht teuer ist, ist der Einbau von solar te deutsche „Wolkenlückenastronomie“. betriebenen Lüftern. Diese haben den Als ich nun meine Sternwarte betrat, zeigte Vorteil, keinerlei Stromkosten zu produ- sich wieder das Problem: Die Temperatur zieren. Ich verwende einen Robofokus innerhalb der Sternwarte und somit des mit Temperaturanpassung, aber damit Fernrohres war deutlich höher als die komme ich auch nicht richtig klar. Ich Außentemperatur. Ich habe in meiner habe fast nie den richtigen Fokuspunkt Sternwarte im Bodenbereich Lüftungsgitter mit der Temperaturkompensation erreicht. und im oberen Bereich an zwei Seiten Meine jetzige Lösung des Problems ist größere Lüftungsklappen eingebaut, die eine Idee von Josef Schäfer, dem ich an immer geöffnet sind – außer im Winter dieser Stelle nochmals danken will. Warum bei Schneeankündigung. Diese „natür- den ganzen Raum der Sternwarte anpas- liche“ Belüftung reicht aber nicht aus, wie sen, vielleicht reicht ja auch schon der sich auch jetzt wieder zeigte. Ich öffnete Tubus mit Spiegel? also mein Rolldach und begann nach kur- zer Einrichtungszeit – dem Vorteil eines Meine Lösung: Ich habe dazu an eines mei- festen Standortes – mit dem Belichten der ner Außengitter im Bodenbereich (Abb. 1) Einzelbilder. Nun passte sich aber in der von innen einen Lüftungsschlauch aus dem Zwischenzeit durch das geöffnete Dach Sanitärhandel mit einem Über gangsstück meine Sternwarte und auch der Tubus an angebracht. Diese Schläuche werden die Umgebungstemperatur an. Dies hatte normalerweise für Dunstabzugshauben zur Folge, dass mein Fokuspunkt sich etc. verwendet. Ich habe einen Schlauch- mit zunehmender Anpassung immer wie- durchmesser von 100mm gewählt. Der der veränderte und die Aufnahmen immer Schlauch ist nur in das Lüftungsgitter unschärfer wurden. Das bedeutet, dass gesteckt und jederzeit herausziehbar (Abb. 2). An diesem Ende des Schlauches Von oben: befindet sich ein selbstgebastelter Filter Abb. 1: aus drei Lagen dünner Mullbinde, der die Außenlüftungsgitter Staubteilchen herausfiltert. An der anderen Seite ist der Schlauch an den Lüfter meiner Abb. 2: Newtonspiegelzelle angebracht (Abb. 3). angebrachter Lüftungsschlauch Dies hat etwas Bastelei erfordert; aber es gibt Anschlussstücke, die man mit vier Abb. 3: Schrauben anbringen kann und sich dem- Tubusrückseite mit Schlauchanschluss entsprechend umbauen lassen. Der Lüfter

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ist ein alter PC-Lüfter und wird regelbar oder Fotografie nicht. Nur beim Durch- mit 12 Volt betrieben. Mein Tubus ist schwenken der Montierung nehme ich ihn von hinten nach einer Idee von Mischa vom Lüftungsgitter ab. Schirmer mit Schaumstoff verschlossen, es besteht ein Spalt zwischen Hauptspiegel Ich habe folgende Teile gebraucht: und Schaumstoff. Der PC-Lüfter saugt – 2 PC-Lüfter 80 mm (bei mir aus alten nun über den Schlauch direkt aus dem PC-Netzteilen) Außenbereich der Sternwarte Luft an und – 1 Außengitter mit Durchführung bläst diese durch ein zentrales Loch in – 1 Schlauch, 100 mm Durchmesser, der Spiegelzelle auf den Hauptspiegel. 1,5 m lang Die Luft läuft um den Spiegel herum und – 2 Übergangsstücke Außengitter / tritt vorn am Tubus aus. Zusätzlich habe Lüfteranschluss ich noch vorn auf meine Tubusabdeckung – 1 Netzteil 12 Volt / 1000 mA und eine einen zweiten PC-Lüfter aus dem Zeitschaltuhr (war beides vorhanden) PC-Schrott angebracht, der die Luft aus Meine Kosten beliefen sich auf ca. 40,- E. dem Tubus saugt (Abb. 4). Dieser wird vor der Beobachtung mit der Abdeckung ent- Erste Tests des Aufbaues haben gezeigt, fernt. Diese beiden Lüfter werden über ein dass ich von nun an keine Auskühlzeit des kleines 12-Volt-Schaltnetzteil (1000 mA) Tubus mehr benötige. Außerdem hat sich und über eine Zeitschaltuhr nun täglich gezeigt, dass auch die Sternwarte selbst angesteuert. kühler geworden ist. Weitere Tests stehen in diese Richtung aber noch an. Die Lüfter selbst haben mit angegebenen 25 Kubikmeter pro Stunde Luftdurchlass Fazit Abb. 4: einen ausreichenden Austausch der Luft Durch den verhältnismäßig kleinen vorderer Lüfter im Tubus. Während der Beobachtung oder Aufwand wird gewährleistet, dass der der Fotografie regle ich die Drehzahl des Tubus mit Hauptspiegel und auch die vorhanden ist. Natürlich muss im Laufe Spiegelzellenlüfters herab, um Schwing- angebrachten Geräte wie Okularauszug, der Nacht durch die Temperaturänderung ungen zu vermeiden. Der Schlauch ist Fangspiegel etc. auf Außentemperatur immer noch nachfokussiert werden, aber sehr leicht beweglich, er bleibt immer am gehalten werden und somit die Fokusdrift die Fotografie kann nun mit Öffnen der Fernrohr. Er behindert die Beobachtung zu Beginn der Beobachtung nicht mehr Sternwarte sofort beginnen. Der Blick ins All – Bau eines Dobson-Teleskops von Elias Danner

Abb. 1: Abb. 2: Das Oberteil Die Fangspiegelhalterung

gleich an die Planung und Berechnung der Stangenkonstruktion. Da das Teleskop möglichst leicht, schwingungsarm und stabil werden sollte, verwendete ich nur Aluminium und schichtverleimtes Multiplex-Holz aus Birke und Kiefer. Desweiteren verwendete ich Teflon und Ebony-Star aus den USA. Alles – bis auf Okularauszug und Sucher – ist Eigenbau. Das Oberteil, welches den Sekundärspiegel – Teil 2 – und den Okularauszug beherbergt, sollte relativ leicht sein, damit der Schwer- In der letzten Ausgabe vom VdS-Journal punkt nicht zu hoch kommt. Ich baute das berichtete ich über die Herstellung der Ganze aus zwei 10 mm starken Kiefer- Optik, nun möchte ich die Mechanik des Multiplexringen, die mit 2-mm-Flugzeug- 8“-Dobson vorstellen. Nachdem ich mich für die Gitterrohr- Abb. 3: Bauweise entschieden hatte, ging es Die Stangenhalterungen

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sperrholz beplankt wurden. Für die nötige Stabilität setzte ich zwischen die Ringe zusätzlich Aluminium-Rechteckprofile. Die Ringe haben außerdem Aussparungen für das Okularbrett bekommen, an dem der Okularauszug befestigt wird.

Für die Fangspiegelspinne verwendete ich – wie Reiner Vogel – vier 0,8-mm-Federstahl- drähte, die ich passend bog und mit Hilfe von durchbohrten M4-Gewindeschrauben an den Oberteil-Ringen befestigte. Da sich dies im losen Zustand als sehr schwie- rig herausstellte, fixierte ich alles exakt auf einem Brett, spannte die Drähte und bekam so die genaue Montage zustande. Für die Fangspiegelhalterung sägte ich ein passendes Rohr aus Aluminium zu, schliff einen Winkel zurecht, auf den der Spiegel geklebt wurde und befestigte das Ganze aneinander. Damit man den Winkel, den Abb. 4: ich auf 40° vorgebogen habe, auch fein ver- Das Unterteil mit angebrachter Lüftersteuerung und Akku

stellen kann, schnitt ich ein M4-Gewinde in die obere Platte des Winkels und kann so mit einer Schraube, die auf das untere Winkelteil drückt, den Winkel verstellen. Ebenfalls verstellbar sind die Richtung des Spiegels zum Okularbrett, sowie die Höhe, in der der Fangspiegel im Hut sitzt. Der Fangspiegel selbst wird mit drei Silikontropfen auf der einen Winkelseite aufgeklebt.

Ich bekam die acht Stangen für den Gitter- rohrtubus mit 18 mm Außendurchmesser und einer Wandstärke von 2 mm vom loka- len Metallgroßhändler, der sie mir auch Abb. 5: Abb. 6: passend auf 90 cm ablängte. Die obere Die Rückseite der Spiegelzelle Die Justierung der Spiegelzelle im Unterteil Stangenhalterung habe ich wie Reiner

Abb. 7: Abb. 8: Die Höhenräder Die Rockerbox

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den Hauptspiegel besitzt. Ober- und Unterteil sollten so gebaut werden, dass sie ineinander verstaubar sind, was durch die sorgfältige Planung gut gelang. Bei der Spiegelzelle ent- schied ich mich für eine Alukonstruktion, da dies für mich am besten zu verwirklichen war. So besorgte ich wiederum Alu- miniumprofile, die ich so auf Gehrung sägte, dass sie Abb. 9: ein gleichseitiges Dreieck Das Bodendreieck bildeten, welches ich mittels Blindnieten (sehr empfeh- lenswert) zusammen nietete. Auf den drei Dreiecksseiten befestigte ich aus Alu- minium-U-Profilen frei lagernde Wippen, auf deren Auflagepunkten der Spiegel liegt. Damit die Zelle frei justiert werden kann, muss- te ich mittels starker Federn und drei Zugschrauben die Beweglichkeit der Spiegelzelle herstellen, an denen der Spiegel in der Abb. 10: Zelle nun justiert werden Abb. 11: Die Steuerbox kann. Die Spiegelzelle selbst Das fertige Teleskop „Piak“ hängt an drei Klötzchen im Unterteil. Vogel realisiert, indem ich die Stangen Ich wählte den Durchmesser der Höhen- große Anti-Vibrations-Lüfter ein, die schon jeweils paarweise in einem Aluwinkel räder so groß, dass sie gerade noch in mit geringer Drehzahl viel Luft transpor- fasste und den Winkel dann mittels Fahr- der Spiegelkiste verstaut werden können. tieren. So können störende Nebeneffekte radschnellspannern am unteren Ring des So fräste ich mit Hilfe einer Oberfräse vermieden werden. Die Elektronik hierfür Oberteils befestigte. So lässt sich der Hut aus 15-mm-Multiplex einen Kreis mit 30 habe ich in eine Aluminium-Box gebaut schnell und problemlos von den Stangen cm Durchmesser aus und sägte diesen – die als kleine Zugabe – die aktuelle trennen, wobei die Verbindung trotzdem wiederum in zwei Teile. Um eine gute Temperatur in rotem Licht anzeigen stabil ist. Gleitfähigkeit zu erreichen, beschichte- kann. Sie ist abnehmbar und verfügt über Die Befestigung der Stangen am Unterteil te ich die Gleitflächen der Höhenräder Anschlüsse, an die die Lüfter angeschlos- war wesentlich komplizierter, da mir nur mit Ebony-Star und lasse sie nun auf sen werden. sehr wenig Platz zur Verfügung stand. Teflonstücken laufen. Deswegen stellte ich mit fachmännischer Fazit Hilfe kleine Buchenholzklötzchen her, Die Rockerbox besteht aus 15 mm star- Das Teleskop, welches ich später auf den die an einer Seite geschlitzt waren, und kem Birke-Multiplex, welches vorher Namen „Piak“ taufte, konnte ich nach jeweils ein Rohr klemmen können. Damit exakt an die Schwerpunktlage angepasst einer Arbeitszeit von zwei Jahren zur sie so weit wie möglich in den Ecken der und verschraubt wurde. Nach ein paar Einsatzfähigkeit bringen. Seitdem werde ich Spiegelkiste verschwinden, habe ich sie an Korrekturen war das Teleskop dann richtig mit jedem Blick zum Sternhimmel für die der Schleifmaschine angeschliffen, so dass austariert. Das Horizontallager habe ich Arbeit belohnt, denn jeder Teleskopbauer sie sich mit Hilfe von Schlossschrauben wie die Spiegelzelle als Aluminiumdreieck wird das Gefühl kennen: Der Blick durch gut in den Ecken befestigen ließen. realisiert und ebenfalls wie die Höhenräder das selbstgebaute Teleskop ist einzigartig. mit Ebony-Star als Gegenstück zum Das Unterteil besteht aus 12 mm starkem Teflonboden der Rockerbox versehen. Weitere Informationen zu diesem Birke-Multiplex mit den Maßen 30x32 Als kleines Extra habe ich den Hauptspiegel Tele skop bauprojekt finden Sie unter cm und wurde an den Kanten verschraubt. von unten belüftet sowie eine Seitenlüftung www.photohead.org Zur Stabilisierung setzte ich noch eine über den Spiegel quer durch das Unterteil Blende aus Holz und Plexiglas in die Kiste angebracht. Da das Ganze möglichst ein, die natürlich eine Aussparung für schwingungsarm sein sollte, baute ich zwei

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VdS-Fachgruppe Astrofotografie – drei nicht alltägliche Dinge von Peter Riepe

1. Eine nicht alltägliche Anfrage der Astroliteratur herausgesucht hat. So baren Objektdurchmesser abzuschätzen. Klar, die FG Astrofotografie ist eine gelangt man an die Koordinaten und kann Wurde das Bild mit einer Brennweite Anlaufstation für Ratsuchende! Die Fach- das Objekt einstellen. Natürlich lässt sich von 100 oder 2000 mm aufgenommen? gruppenmitglieder sind auf unserer Home- ein Objekt auch ohne Koordinaten auffin- Hat das Objekt 2 oder 20 Bogenminuten page http://astrofotografie.fg-vds.de/ vor- den, z. B. mit „Starhopping“ nach einer Ausdehnung? Ferner: Handelt es sich gestellt, jeder kann sie kontaktieren. So weitwinkeligen Bildvorlage. um einen auffälligen, hellen Haufen oder kommen nach wie vor Mails mit Anfragen um einen lange belichteten, schwachen? zu Objekten, fotografischen Techniken und Zur Beantwortung. Meine erste Idee Welche scheinbaren Helligkeiten haben zur Bildbearbeitung. Dabei gibt es hin und war: Schaue in den Tirion-Himmelsatlas, die hellsten Sterne im Feld, 5 mag oder 10 wieder auch Anfragen, die selbst ein altge- was du bei RA = 00 h 30 min und mag? Kann man sie auf einer Sternkarte dientes Fachgruppenmitglied wie mich in DEK = +31° 00´ eingezeichnet vorfin- identifizieren? Fleißarbeit war angesagt. ungläubiges Staunen versetzen. So trudelte dest. Fehlanzeige – nördlich des Sterns Zunächst wollte ich mit der Suche nach kürzlich ein Deep-Sky-Foto ein (Abb. 1), 28 And gibt es kein Deep-Sky-Objekt, den Messier-Kugelhaufen starten, danach verbunden mit folgender Anfrage: das mit dem aus Abb. 1 Ähnlichkeit hätte. mit denen aus dem NGC-Katalog. Ich zog

Hallo, ich hab vor ein paar Tagen etwas fotogra- fiert, von dem ich nicht genau weiß, was es eigentlich ist. Handelt es sich dabei um IC24? Datum: 30.08.2008 Uhrzeit: 22:27 DEC: ca. 31° (ich denke mal +31°) RA: ca. 30 Minuten

Genauere Angaben kann ich leider nicht machen, da das Teleskop keine elektro- nischen Teilkreise o.ä. besitzt.

Gruß, Sternfreund Abb. 1: Anonymes Objekt ohne Angabe der Aufnahmedaten.

Keine Bange, der Anfragende soll hier Auch im weiteren Umkreis gab es keinen wieder SIMBAD zurate und begann mit nicht bespöttelt werden. Vielmehr geht Erfolg. So nahm ich mir meinen Sky M 2. Der Aufruf des POSS-Bildes von es um das Aufzeigen einer Systematik Catalogue 2000 vor. Wo liegt IC 24? Ist es 12,9´ x 12,9´ brachte keine Ähnlichkeit bei der Astrofotografie, die bei unserem ein offener Sternhaufen, wie man gemäß zutage! Weiter mit M 3, M 5 usw. Es Sternfreund noch verbessert werden kann. der Bildvorlage vermuten könnte? Nichts verging schon einige Zeit, bis dann endlich Zunächst einmal, wie bereitet er seine gefunden. Ist es ein Kugelsternhaufen? M 56 im Sternbild Lyra an der Reihe war. Astroaufnahme vor? Sucht er am Himmel Durchaus möglich, aber IC 24 ist nicht Hier fiel mir auf, dass die kleinen Sterne nach auffälligen Objekten, die dann mit unter den Kugelsternhaufen. Gibt es IC auf 3 Uhr und 7 Uhr mit dem dazwischen einer Kamera abgelichtet werden? Das 24 überhaupt? Nach kurzer Suche in der liegenden doppelten Stern in Abb. 1 eine kann man so machen, aber dann sollte Datenbank SIMBAD stellte ich fest: nega- Ähnlichkeit zum POSS-Bild aufwiesen. man sich die Position anhand benachbarter tiv. Wie kam der Ratsuchende überhaupt Nur, die Orientierung war anders – eine Sterne merken und das Objekt später über auf diese nicht existente Katalognummer? andere Winkellage – und außerdem spie- ein Tabellenbuch oder Himmelskarten Von der Struktur her müsste es ja eigentlich gelverkehrt. Die richtigen Koordinaten identifizieren. Seine Frage zeigt ja – er ein Kugelsternhaufen sein. Da aber weder 2000 sind RA = 19 h 16,6 min und Dek will wissen, was er aufgenommen hat. Daten zur Aufnahmeoptik noch zur Kamera = +30° 11´. Die Deklination hatte der Der übliche Weg ist sicherlich, sich ein geschweige denn zu den Belichtungszeiten Sternfreund passabel einigeschätzt. Aber Wunschobjekt vorzunehmen, das man vorlagen, wurde es schwierig. Es gab die Rektaszension? Ob er eventuell seinen aus Beobachtungshinweisen oder aus keinerlei Anhaltspunkt, um den schein- damaligen Stundenwinkel gemeint hat?

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Abb. 2: Abb. 3a, b: POSS-Bild des Kugelsternhaufens M 56. Detailausschnitt, an dem ein Dilemma deutlich wird: a) Warum lassen wir bei der Bildkante 12,9´ Länge. Bildbearbeitung die Farbinformationen in den hellen Objektbereichen verloren gehen? b) Wieso kann das Bild nach einer Kontrastanhebung nicht so aussehen?

2. Nicht alltäglich und provokant! Melle (Abb. 4 und 5). So war endlich ein- Wir alle kennen das große Problem der mal genügend Zeit, fachliche Fragen zur Bildbearbeitung: Das Herausarbeiten Teleskoptechnik vor Ort auszutauschen schwacher Details in Deep-Sky-Aufnah- und zu diskutieren. Die Kirchheimer men, z.B. Halos von Planetarischen brachten nach heftigem Regen während Nebeln, Lichtbrücken bei wechselwir- des Tages schönes Hochdruckwetter zum kenden Galaxien oder Strukturen in licht- Abend mit. So konnten wir trotz des schwachen HII-Regionen. Erst mehr oder Vollmondes einige Deep-Sky-Objekte beo- weniger starke Kontrastanhebungen sorgen bachten: zuerst die Planetarischen Nebel für eine deutliche Wiedergabe. Ist das in NGC 6826 und NGC 7662 mit ihren Ordnung? Nein, denn bei allen nichtline- Zentralsternen von 10,4 bzw. 13,2 mag, aren Bildbearbeitungen werden die hellen danach den Kugelsternhaufen M 15. Alles Objekte im Bild vergewaltigt! Inzwischen erfolgte bei 357-facher Vergrößerung sehen wir das schon als „normal“ (weil (3,1 mm Austrittspupille). scheinbar) unvermeidbar an! Ein Vergleich zwischen Abb. 3a und 3b macht klar, was falsch ist. Die hellen Sterne sind Abb. 4: ausgebrannt, in ihren Zentren weiß. Ein Kirchheimer Besuch blauer O-Stern muss aber überall blau in Melle am 13.09.2008. sein, er ist nicht nur am Rand ein O-Stern und im Zentrum ein weißer G-Stern! Entsprechend muss ein orangefarbener K-Stern überall orange sein. Warum diese Fehler mit Kopfnicken akzeptieren und auf die verlorenen Farbinformationen in den Intensitätsspitzen verzichten??? Hier gibt es eine Lösung, die demnächst über die FG Astrofotografie vorgestellt wird.

3. Nichtalltäglicher Besuch Drei der sechs Mitglieder der Sternwarte Melle sind Mitglieder der Fachgruppe Astrofotografie. Insofern haben wir uns Abb. 5: ganz besonders über einen Besuch gefreut, Beobachtungen am der schon lange vorgesehen war. Dr. Jürgen Meller 1,12-m-Newton. Schulz, Leiter der Sternwarte Kirchheim, machte mit Vereinskollegen, Ehefrauen und Kindern einen Besuch bei uns in

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10 Tipps für den Webcam-Anfänger. Teil 1: Die ersten fünf Tipps von Bernd Gährken

Die digitale Technik hat die chemische verwenden. Das mitgelieferte Programm Fotografie heute weitgehend abgelöst. ´Vrecord´ muss installiert werden, bevor Dies gilt im besonderen Maße für die die Kamera in den PC gestöpselt wird! Astronomie. Für die Planetenfotografie Bei den neueren Webcams wird als werden zurzeit meist preiswerte Webcams Speicherformat standardmäßig MPEG verwendet. Für den Anfänger gibt es einige angeboten. Um Artefakte zu vermeiden, Stolpersteine bis zum ersten erfolgreichen sollte jedoch ein AVI-Format mit einem Webcambild. Oft helfen schon ein paar verlustfreien Codec verwendet werden. Die einfache Tricks, die Ergebnisse wesentlich Aufnahme erfolgt in Form kleiner Filme. zu verbessern. Beim schnell rotierenden Jupiter sollte die Aufnahmedauer 2 min nicht überschrei- Tipp 1 Die richtige Hardware ten, da sonst schon Bewegungsunschärfe Die erste Frage, die sich stellt, ist die zu sehen ist. Bei diesem Objekt ist daher Abb. 1: Frage nach der richtigen Kamera. Am die Bildanzahl auf etwa 2500 beschränkt. Das klassische Kombipack für den Markt gibt es Hunderte von Modellen, von Giotto ist neben Registax das meistgenutzte Webcam-Einsteiger: Philips SPC 900 mit denen jedoch nur wenige astrotauglich Bildverarbeitungsprogramm. Anleitungen IR-Sperrfilter, 1,25-Zoll-Adapter und sind. Am besten wendet man sich an die zur Verwendung finden sich im Internet. Barlowlinse. bekannten Astrohändler. Dort sind die gän- Es gibt zu dem Thema mittlerweile auch gigen Varianten am Lager. Die meistver- empfehlenswerte Bücher. So zum Beispiel kauften Kameras kommen von der Firma „Astrofotografie digital“ von Stefan Seip Philips. Die Modelle 740, 840 und SPC900 und das „Praxisbuch der Astronomie mit verfügen über einen echten CCD-Chip, dem PC“ von Steffen Brückner. während bei einfacheren Modellen oft nur ein stärker rauschender CMOS-Sensor Tipp 3 Die richtige Brennweite eingebaut ist. Momentan wird nur noch Wer beim ersten Versuch die Kamera die SPC900 hergestellt, doch die 740er direkt in den Okularauszug steckt, erhält und 840er Baureihe ist gebraucht noch bei zunächst enttäuschende Ergebnisse. Die Ebay erhältlich. Das Objektiv der Philips- Planeten sind nur winzige Scheibchen, auf Kameras kann herausgeschraubt werden. denen kaum etwas zu erkennen ist. Um Bei der SPC900 ist das Objektiv zusätzlich die Leistungsfähigkeit der Kamera voll mit einem Spannring gesichert, der zuvor auszuspielen, wird eine höhere Brennweite mit etwas Kraft herausgezogen werden benötigt. Entscheidend sind dabei das muss. Für das frei werdende Gewinde Auflösungsvermögen der Optik und das bietet der Handel Adapter auf das Format Nyquist-Kriterium. Das theoretische der gängigen Okularhülsen von 1,25 und Auflösungsvermögen (A) der Optik lässt 2 Zoll. Beide Adapter haben innen lie- sich aus dem Objektivdurchmesser herlei- gend ein Gewinde für IR-Sperrfilter. Die ten. Es gilt die Faustformel: A = 120“ divi- Abb. 2: Anschaffung eines IR-Sperrfilters ist unbe- diert durch den Optikdurchmesser in mm. Webcam mit 2-Zoll/T2-Adapter und vari- dingt zu empfehlen. Alle Linsenoptiken Ein 8-Zoll-Spiegelteleskop liefert demnach ablem Projektions- und Fokaladapter. Der haben im IR einen anderen Brennpunkt als 120“ / 203 = 0,6 Bogensekunden. 2-Zoll/T2-Adapter hat ein innenliegendes im visuellen Spektralbereich. Die CCD- 1,25-Zoll-Filtergewinde, so dass mit einem Chips sind im IR sehr empfindlich, so dass Das Nyquist-Kriterium besagt, dass pro 1,25-Zoll-IR-Sperrfilter gearbeitet werden ohne Filter die Bildschärfe sichtbar leidet. Struktureinheit mindestens 2 Pixel benö- kann. Zudem besitzt auch unsere Atmosphäre im tigt werden, um alle Details aufzulösen. IR eine starke Refraktion. Beim zurzeit Dies wären in unserem Rechenbeispiel 2 horizontnahen Jupiter ist der Filtereinsatz Pixel / 0,6 Bogensekunden = 3,3 Pixel pro daher auch bei der Verwendung einer rei- Bogensekunde. Ein 40 Bogensekunden nen Spiegeloptik sinnvoll. Abb. 3 (rechts): Tipp 2 Die richtige Software Philips SPC 900 mit 2-Zoll/T2-Adapter Zur Aufnahme ist jeder PC mit USB- hinter einem 200-mm-Teleobjektiv mit M42- Anschluss geeignet. Als Aufnahmesoftware Anschluss. Durch den winzigen Webcam- kann man die auf der CD mitgelieferten Chip entspricht das Gesichtsfeld etwa einer Programme oder das kostenlose Giotto Brennweite von 2 m im Kleinbildformat.

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großes Jupiterscheibchen sollte mit einem flexibel ist man mit einem klassischen reichend parallel sind, um die nur weni- 8-Zöller mindestens auf einem Feld mit „variablen Projektions- und Fokaladapter“. ge Mikrometer großen Partikel von der 132 Pixeln Durchmesser fotografiert wer- Damit kann man wie bei einem alten Quarzschutzschicht bis auf den Chip zu den. Der Chip der Philips-Kameras besitzt Balgengerät den Projektionsabstand stufen- projizieren. bei 3,6 mm x 2,7 mm Kantenlänge 640 x los einstellen. Der frontseitige 1,25-Zoll- 480 Pixel. Jupiter sollte demnach auf dem Anschluss erlaubt die Verwendung einer Der im Adapter sitzende IR-Sperrfilter bie- Chip mit 0,75 mm Durchmesser abgebildet Barlowlinse. Auseinandergeschraubt kann tet einen guten Schutz gegen Verstaubung. werden. Dies entspricht einer Brennweite die Barlowlinse auch in den Adapter Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen lassen sich von etwa 3,9 Metern oder einem Öffnungs- hineingeschoben werden. Alternativ kann erfahrungsgemäß einzelne Staubkörner verhältnis von etwa 1:20. In der Praxis man die Barlowlinse auch ganz weglassen auf dem Chip nicht dauerhaft verhindern. haben sich Öffnungsverhältnisse von ca. und direkt mit Okularprojektion arbeiten. Zur Reinigung gibt es unterschiedliche 1:30 als optimal erwiesen. Dies liegt daran, Allerdings werden gute Projektionsokulare Methoden. Beschädigungen sind dabei dass die verwendeten Farbchips nicht die und ausreichend Fokusweg benötigt. Am kaum zu befürchten, da der Chip und volle Auflösung eines Schwarz-Weiß- Newton funktioniert diese Variante oft seine Kontakte durch eine Glasplatte Chips besitzen. Allerdings sollte sich die nicht. Der „variable Projektions- und Fokal- geschützt sind. Bestens bewährt hat sich Brennweite auch nach dem Seeing und adapter“ hat rückseitig ein T2-Gewinde, so der im Foto- und Astrohandel erhältliche der Helligkeit des Objekts richten. Der dass zwingend ein 2-Zoll-T2-Webcam- Speckgrabber. Es handelt sich um einen lichtschwache Saturn ist besser mit 1:20 adapter verwendet werden muss. kleinen Stift, der frontseitig mit winzigen, aufzunehmen, während der helle Mars bei klebrigen Mikrofasern besetzt ist. Damit Top-Seeing auch schon einmal 1:40 ver- Tipp 4 Sonnenfotografie lassen sich Verschmutzungen sicher und tragen kann. Es wird also eine Möglichkeit Bei der Sonnenfotografie sind ein paar schonend beseitigen. Auch bei den Chips benötigt, die Brennweite flexibel zu steu- Besonderheiten zu beachten. Das Gehäuse größerer Spiegelreflexkameras hat sich der ern. Optisch exzellent ist der Baader- der Webcams ist nicht lichtdicht. Wird der Speckgrabber als sehr brauchbar erwie- Flatfieldkonverter. Günstige Alternativen Kunststoff direktem Sonnenlicht ausge- sen. Ein Speckgrabber kostet ca. 10 Euro. bieten sich durch die Verwendung von setzt, so kommt es zu Streulicht, das den Noch billiger ist die Verwendung von Barlowlinsen oder die Okularprojektion Kontrast deutlich mindern kann. Es ist Tesafilm. Dazu schneidet man einen klei- (Abb.1). Die bereits aus der konventio- daher sinnvoll, die Webcam abzudecken. nen Klebestreifen so zurecht, dass er pas- nellen Technik bekannten T2-Lösungen Eine genial einfache Methode ist es, sie in send auf den Webcam-Chip gedrückt und lassen sich für die Webcam wiederver- Alufolie einzuwickeln. wieder abgezogen werden kann. Da der wenden, wenn zum Anschluss der Kamera Film nicht immer an allen Stellen gleich nicht ein 1,25-Zoll-Adapter sondern ein Gerade bei der Sonnenfotografie sind gut haftet, ist die Prozedur mehrfach zu 2-Zoll-Adapter angeschafft wird. Der auf dem Chip liegende Staubkörner wiederholen. Dabei ist darauf zu achten, 2-Zoll-Adapter hat auf der Innenseite ein besonders störend. Während sich bei dass der genutzte Klebebereich nicht zuvor T2-Gewinde, das direkt auf das vorhan- den kleinen Planeten meist ein staub- mit dem Finger berührt worden ist. Leider dene Equipment geschraubt werden kann freies Eckchen findet, kann dies bei einer ist nicht jede Filmrolle gleich gut geeignet. (Abb.2). Zudem lassen sich mit der 2-Zoll/ großen Fleckengruppe schwierig werden. Manchmal kommt es zu Ablösungen der T2-Variante auch alte M42-Foto-Objektive Zum Glück bietet sich mit einem Flatfield Klebeschicht, was die Situation sogar noch für die Webcam reaktivieren. Die Steigung eine gute Lösung. Mit den identischen verschlechtern kann. Es ist daher empfeh- des T2-Gewindes ist zwar anders als bei Einstellungen aus der Objektaufnahme lenswert, das Material vor dem Einsatz an M42, doch auf einem Gewindegang lässt wird ein fleckenloses Sonnengebiet ange- einem Fenster oder Spiegel zu testen und sich die Kamera doch befestigen (Abb. 3). fahren, das Bild unscharf gestellt und mit einer guten Lupe genauestens nach eine weitere Bildserie belichtet. Das Kleberesten zu untersuchen. Da die Webcams nur wenige Gramm Additionsergebnis aus dieser Serie wird wiegen, stellen sie keine Belastung dar. später bei der Addition der Objektbilder Bei Mondfinsternissen lassen sich mit als Flatfield hinterlegt. Literatur: Fotooptiken zwischen 200 und 300 mm – Steffen Brückner: Praxisbuch der Astronomie Brennweite sehr gute Resultate erzielen. Für Tipp 5 Reinigung der Webcam mit dem PC, Data-Becker-Verlag, die bei der Planetenfotografie notwendigen Der sich auf dem Chip sammelnde Staub ISBN 3815825555 Öffnungsverhältnisse um 1:30 sind die klas- ist oft nicht einfach zu erkennen. Vom – Stefan Seip: Astrofotografie digital, Kosmos- sischen 2-fachen Barlowlinsen meist nicht Dreck auf Okularen und Filtern lässt er Verlag, ISBN 3440104265 ausreichend. Gelegentlich ist von Amateuren sich jedoch durch ein Drehen der Kamera zu lesen, die mehrere Barlowlinsen hinterei- unterscheiden. Schmutz im optischen Links zu Giotto: nander setzen. Dies ist unnötig! Besser ist System ändert auf dem Bildschirm seine – http://www.videoastronomy.org/ es, den Projektionsabstand einer Linse mit Position, der Staub in der Kamera bewegt – http://silvia-kowollik.de/astro/webcam/giotto. einer Verlängerungshülse zu vergrößern. sich nicht. htm Wer bereits mehrere Barlowlinsen besitzt, – http://www.quickastro.de/ sollte schauen, ob sich die Linsen ein- Auch das Öffnungsverhältnis spielt eine fach herausdrehen lassen. Bei den preis- Rolle. Bis 1:8 gibt es selten Probleme. Homepage des Autors: werten Modellen aus China sind Linsen Erst ab 1:20 werden die Krümel deutlich http://www.astrode.de/webcamtipps.htm und Hülsen oft separate Bauteile, die auch sichtbar. Dies liegt daran, dass nur bei einzeln verwendet werden können. Sehr hohen Brennweiten die Lichtstrahlen aus-

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Ethik in der Astrofotografie von Jochem Berlemann

Einleitung suchten ihr Bestes, „schöne“ Bilder zu Dieses gilt für In den ersten Jahren der Fotografie (1825 - machen, auf Kosten der Realität. 1908 – die Orientierung (Zenit oben, nicht 1890) galt ein Foto als ein Dokument, ein versuchten z.B. Graveure der Photogravur gespiegelt) unbestechliches Abbild der Wirklichkeit. & Color Company in einer Tafel des – scheinbare Helligkeiten der Sterne Auch bei den Astronomen wurde die Orion-Nebels die Sterne hervorzuheben. untereinander korrekt Fotografie um 1880 als eine große Der Direktor des Observatoriums – W. W. – Farbton der Sterne gemäß Strahlungs- Hoffnung gesehen „... visuelle Dokumente Campbell – „war rasend vor Wut“. So hat klasse (Farbe eines Temperaturstrahlers) herzustellen, die es ihnen ermöglichen auch damals schon die Wissenschaftlichkeit würden, den sichtbaren Himmel mit gegen die Ästhetik gekämpft. Der Einzug Da schwächere Objekte, wie Nebel und mathematischer Präzision zu beschreiben der digitalen Fotografie in die Astronomie Galaxien sonst nicht sichtbar wären und ...“ [1]. „Der Triumphzug der Fotografie war sicher einer der großen Meilensteine, die Dynamik der Technik begrenzt ist, in die Observatorien war eine Technik, so der Manipulation wurde hierdurch jedoch dürfen solche Objekte gegenüber den schien es, ... gepaart mit der Entwicklung Tür und Tor geöffnet. In diesem Beitrag Sternen während der Postproduktion in mechanischer Druckmethoden, ... die eine soll diskutiert werden, was heute der der Helligkeit angehoben werden. von Ansichten und Intervention unabhän- Maßstab in der digitalen Astrofotografie gige Vervielfältigung versprach.“ Leider für Naturgetreue und Wissenschaftlichkeit Erlaubt sind wurde daraus nichts: „Fotografien sollten sein sollte, was man bei der Verwendung der – Beseitigung von Gerätefehlern, wie zwar realistische und von menschlicher heute häufig verwendeten DSLR-Kameras Vignettierung und Chiprauschen durch Hand unberührte Bilder sein, technische vermeiden sollte, welche Schwierigkeiten Flats und Darks Schwierigkeiten verhinderten jedoch, dass sich speziell beim Einsatz dieser Kameras – Beseitigung von Himmelsrauschen sie vollständig von Maschinen wiederge- auftun und wie man sie umgehen kann. durch Mehrfachbelichtungen geben werden konnten“ [1]. Briefwechsel – Beseitigung von Lichtverschmutzung aus den Archiven des Lick-Observatoriums Richtlinien durch lineare Operationen mit diversen Druckereien in New York, Es sollten alle Verfahren und Techniken Chicago und Kalifornien enthüllen, erlaubt sein, die eine naturgetreue Abbil- Nicht erlaubt sind dass „Bildnisse geboren wurden und in dung ermöglichen. Naturgetreu heißt, wie – Änderung der scheinbaren Helligkeiten Säurebädern und unter dem Werkzeug das menschliche Auge es sehen würde, der Sterne untereinander des Retuschierers starben“. Graveure ver- wenn es empfindlicher wäre. – Änderung des Farbtons der

Abb. 1: Abb. 2: Kennlinie der EOS 350Da mit einem Flatfield-Aufbau. Auf der Abszisse ist die Belichtungszeit Qualitativer Verlauf in „Curves“ zur aufgetragen, auf der Ordinate die echten ADU-Werte bei Canon-RAWs mit 12 bit Auflösung Linearisierung der Kennlinie. (die Photoshop-Werte der Infopalette sind durch 8 zu teilen, da Photoshop intern im 16-bit- Modus mit 15 bit rechnet, d.h. angezeigter Maximalwert = 32768 entspricht 4096); ISO 800/30°; Offset im Nullpunkt durch fehlenden Dark-Abzug.

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Abb. 3: NGC 1499, aufgenommen mit Takahashi FSQ 106 und Canon EOS 350Da. Belichtungszeit 10 x 240 s bei ISO 800/30°. Dark- und Flat-Abzug sowie Sigma- Combined in REGIM, Nachbearbeitung in Photoshop.

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Sterne gegenüber der natürlichen Wahrnehmung – nichtlineare Operationen und über- mäßige digitale Nachbearbeitung, die Artefakte hervorrufen (Artefakt: Gegenstand, der im Gegensatz zur Naturalie seine Form durch mensch- liche Einwirkung erhielt).

Praktische Probleme bei DSLR- Kameras Das Hauptproblem in der Astrofotografie ist die Nichtlinearität der häufig verwen- deten DSLR-Kameras wie z.B. der Canon EOS 350D, der begrenzte Dynamikbereich, das Fehlen von Blooming als Warnzeichen von Übersteuerung bei solchen Kameras sowie die verlockenden Möglichkeiten in der digitalen Nachbearbeitung, „die Regler noch etwas aufzudrehen“, damit das Bild schöner wird. Bei der Verwendung des empfehlenswerten RAW-Formats ergibt sich das Problem der fehlenden Referenz Abb. 4: im Farbton – speziell beim Austausch des a) leicht gesättigte Aufnahme, b) nach der Bearbeitung in Photoshop, Originalfilters, da die Bilder der Bayer- c) 120 s Belichtungszeit, d) 240 s Belichtungszeit. Matrix ohne automatischen Weißabgleich gespeichert werden. Belichtungszeiten der Durchmesser der von kurzen Brennweiten unter 800 mm, da Fehlende Dynamik hellen Sterne vergrößert wird, was eine hier häufig ein zu heller Stern im Blickfeld Bild 1 zeigt die Helligkeits-Kennlinie nachträgliche Korrektur erschwert. Bild ist, der Blooming-Effekte zeigt. Hilfreich einer EOS 350D im RAW-Modus mit 4c zeigt eine Aufnahme mit 120 s, Bild sind lange Brennweiten, die Vermeidung einer Auflösung von 12 bit pro Kanal. 4d mit 240 s Belichtungszeit. Deutlich von zu hellen Sternen durch einen geeig- Gewarnt sei hier vor einer Verwendung erkennt man im rechten Bild die ver- neten Ausschnitt sowie die Verwendung des JPG-Formats, hier verschenkt man größerten Sterndurchmesser durch die von Schmalbandfiltern (z.B. H-Alpha). durch die geringe Auflösung von 8 Bit pro Sättigung des Chips, aber auch das gerin- Kanal viel Dynamik. Tabelle 1 zeigt den gere Hintergrundrauschen. Bei DSLR-Kameras gibt es 3 Maßnahmen, großen Vorteil, bei DSLR-Kameras das Bei NABG-CCD-Kameras (NABG die Sättigungseffekte zu verringern: RAW-Format zu nutzen. Außer dem erheb- = non-Antiblooming) kann das bei der 1. Statt weniger „tiefer“ Aufnahmen sollte lich umfangreicheren Dynamikbereich Aufnahme nicht passieren. Die Kennlinien man viele Aufnahmen mit kürzeren entfallen die JPG-Artefakte und der dieser Kameras automatische, jedoch „fremdbestimmte“ sind linear (Bild 5), Weißabgleich. eine Übersteuerung Wenn während der Aufnahme Sättigungs- zeigt sich sofort als effekte auftreten, kann man diese nicht Blooming (Bild 6). mehr korrigieren. Bild 3 sieht erst einmal Nach Veröffentlichung nicht schlecht aus. Bei einer Vergrößerung in [2] haben auch sieht man jedoch im Bild 4a, dass die ABG-CCD-Kameras hellen Sterne bereits durch die lange ein lineares Verhalten Belichtungszeit in der Sättigung sind, da im Arbeitsbereich für die korrekte Belichtung des Nebels die bis ca. 80 - 90% der Belichtungszeit zu hoch angesetzt war: Maximalamplitude, – der Helligkeitswert ist am Grenzwert das Blooming als (255/255/255) Warnzeichen fehlt – der Farbton ist im Kern weiß, die Farbe jedoch hier auch. Bei ist nur noch als Hof zu sehen. NABG-Kameras kann man bis zum Blooming Fast alle Aufnahmen werden dann in der hellsten Sterne Abb. 5: der Nachbearbeitung durch zu intensive bedenkenlos belich- Kennlinie der ST-10XE, aufgenommen mit Flatfield-Aufbau und Anwendung von „Curves“ und „Levels“ ten. Schwierigkeiten H-Alpha-Filter. Ab ca. 52000 ADU setzt Blooming ein, da die „Full- in Photoshop weiter verdorben (Bild ergeben sich dabei Well-Capacity“ von 77000 e- (und 1,5 e- pro ADU-Wert) den linearen 4b). Hinzu kommt, dass durch längere bei der Verwendung Bereich begrenzt, nicht der ADU.

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Belichtungszeiten machen und stacken (d.h. addieren). 2. Die unerwünschten Effekte der Nachbearbeitung kann man umgehen, indem man die Sterne im Bild vor der Bearbeitung auswählt, dann die Auswahl umkehrt und die Sterne somit von der weiteren Bearbeitung ausspart. 3. Zusätzlich kann man nach der Bearbeitung des Bildes nach Punkt 2 die ausgebrannten Sterne durch die Sterne einer zusätzlichen Aufnahme ersetzen, bei der alle (oder fast alle) Sterne des Sichtfeldes im line- aren Bereich des Chips sind – das sind natürlich weniger als bei Übersteuerung.

So ein Bild sollte man Komposit nennen und nicht mehr Foto. Hilfreich sind hier- bei die Photoshop-Werkzeuge „Modify – Selection“, „Feather“, „Edit – Fade“ und „Filter – Others – Minimum“. Die Anwendung dieser Werkzeuge in der Nachbearbeitung findet sich in [3].

Bild 7 zeigt ein Beispiel, in dem die Sterne aus Bild 4d durch die aus Bild 4c ersetzt wurden. Wenn helle Sterne im Aufnahmebereich sind, muss man in Kauf nehmen, dass schwächere Sterne im Komposit nicht mehr sichtbar sind. Die begrenzte Dynamik der Technik lässt leider kein Ergebnis zu, das alle vor- handenen Helligkeiten linear darstellt. Die Verwendung von HDR-Aufnahmen ist als unnatürlich abzulehnen (wie auch in der Tageslichtfotografie). Das übliche „Stretchen“ durch „Curves“ und „Levels“ in Photoshop darf man bei den Stern- Layern natürlich nicht einsetzen. Abb. 6: Gamma Cas mit IC 63; Einzelaufnahme mit 360 s und Astronomik H-Alpha-Filter, ohne Dark. Korrekter Farbton Verwendet man die auf die spektralen Empfindlichkeiten der Chips abgestimmten Farbton aller Objekte automatisch korrekt. Farbraum (Bild 8) die x/y-Koordinaten Faktoren für R, G, und B bei S/W-CCD- Bei RAWs von DSLR-Kameras besteht das des Temperaturstrahlers aus der „Black- Kameras mit Filterrad, ergibt sich der Problem, zunächst keinen zuverlässigen Body-Kurve“. Anhaltspunkt für den korrekten Farbton zu haben (speziell, wenn das Originalfilter Die x/y-Werte müssen dann in zwei Schritten ersetzt wurde). Hier kann eine physika- mit Hilfe der Matrizenrechnung in RGB- lische Betrachtung helfen: Werte [5] umgerechnet werden. Wer sich Wenn man einen Stern identifiziert hat nicht in die Theorie und Mathematik der und seine Strahlungsklasse kennt, kann Farblehre einarbeiten möchte, benutzt den man sich aus der spektralen Verteilung einfach zu bedienenden „Color-Calculator“ seines Lichtes in guter Näherung das [6]. Tabelle 2 zeigt die RGB-Werte ver- Verhältnis von R zu G zu B berechnen. schiedener Temperaturstrahler. Ein anderer Natürlich darf der Stern nicht durch zu Y-Wert ändert nur die Helligkeitswerte lange Belichtungszeiten oder übermäßige und nicht das Verhältnis von R zu G zu Nachbearbeitung in der Sättigung sein, B. Somit muss in einer Farbkorrektur Abb. 7: da dort alle Farben Richtung Weiß aus- in Photoshop anhand eines Sterns mit Komposit aus Bild 4c und 4d brennen. Hierzu ermittelt man im CIE- einer bekannten Farbtemperatur nur das

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Verhältnis von R zu G zu B eingehalten werden. Man erkennt, dass nur Sterne mit einer Farbtemperatur von ca. 6500 K annähernd weiß sind (143/138/142). Alle anderen haben einen mehr oder weni- ger großen Farbstich. Sterne der späten G-Klasse sowie K und M sind gelblich bis rötlich, Sterne der Klassen O, B, A und F blau bis weißlich/bläulich. Verwiesen sei zur Farbe der Sterne auch auf den Beitrag von P. Riepe und H. Tomsik [7].

Zusammenfassung Die mit digitalen Spiegelreflex-Kameras erstellten Fotos sind in der Regel für wissenschaftliche Zwecke unbrauchbar. Der Grund ist die Nichtlinearität sowie die Sättigung der Chip-Kennlinie sowie die fehlende Farborientierung bei Ersatz des Originalfilters und Verwendung des empfehlenswerten RAW-Formats. Dieser Beitrag zeigt einige Möglichkeiten auf, die Astrofotos im Sinne von Naturgetreue zu verbessern. Wer den Aufwand nicht scheut, wird sicher bald zu anerkannteren Ergebnissen kommen. Was man bei der Aufnahme und Nachbearbeitung auch macht, eine korrekte Beschreibung der Aufnahmedaten und der Verfahren der Nachbearbeitung ist für die Einschätzung des Ergebnisses unerlässlich. Abb. 8: CIE-Normfarbtafel. Abszisse: x, Ordinate: y [4].

Literatur [1] Alex Soojung-Kim Pang, Technologie Auflösung in Bit Anzahl der Anzahl linear Kontrastumfang und Ästhetik der Astrofotografie, Reihe Amplitudenstufen darstellbarer in Blendenstufen Fotografie in Wissenschaft, Kunst und Magnituden Technologie, Suhrkamp, Frankfurt am Chemie (Referenz) ca. 10000 ca. 10 ca. 13 Main 2002 JPG-Format(8 Bit) 256 6 8 [2] www.astro-siggi.de/tutorial-ccd-technik DSLR-RAW (12 Bit) 4096 9 12 [3] R. Wodaski, The New Astro Zone System CCD (16 Bit) 65536 12 16 for Astro Imaging, New Astronomy Press, 2007 Tabelle 1: Dynamikbereich der verschiedenen Formate mit chemischer Fotografie als Referenz. [4] www.wikipedia.org [5] http://farbe.wisotop.de T [K] x y R G B [6] http://www.members.aol.com/colorenginc/ [7] P. Riepe, H. Tomsik, Vortrag am Tag der 2500 0,480 0,412 202 121 51 Astrofotografen, Recklinghausen 2007 3000 0,438 0,405 186 128 72 sowie VdS-Journal Nr. 25, 53 (I/2008) 4000 0,386 0,378 168 133 100 5000 0,345 0,351 154 136 122 5500 0,33 0,341 147 138 130 6500 0,314 0,323 143 138 142 7500 0,30 0,31 137 138 151 10000 0,283 0,29 131 139 165 15000 0,265 0,27 123 139 180 40000 0,247 0,245 116 138 199

Tabelle 2: Strahlungstemperatur und x/y-Werte aus CIE-Diagramm sowie RGB-Werte für eine Helligkeit Y = 30. Der Temperaturbereich von 2500 bis 40000 K deckt die Spektralklassen M bis O ab, d.h. rote bis blaue Sterne.

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Jets & more mit dem WATEC-„Würmchen“ von Wilfried Wacker

Käme zu mir einmal der freundliche ältere objekten, aber – selbst wenn der oben Herr mit dem großen Geldkoffer, so würde erwähnte Koffermann käme – das ist nicht ich (falls überhaupt etwas übrigbleibt) „mein Ding“. Das – wie Hape Kerkeling zwar mein Teleskop-Equipment erweitern, sagen würde – prickelt nicht! aber kameraseitig würde es allerhöchstens das neuste Modell der WATEC 120N „Mein Ding“ sind eher unbekannte Exoten, geben, eine Umstellung auf „richtige“ schwächste Nebel, fernste Galaxien – CCD-Kameras könnte ich mir nicht mehr Objekte, die eine vage Vorstellung der vorstellen. Ich habe im Laufe der Jahre unendlichen Weiten des Kosmos geben. dieses kleine Würmchen von Kamera echt Aber auch die „unendlichen Weiten“ des schätzen gelernt, kommt sie doch mei- fertigen Rohbildes zu erkunden, was erst nen Vorstellungen von Astrofotografie mit allen Mitteln der Nachbearbeitung aus am Nächsten. Ich denke, dass dieser dem Bild herauszuholen ist, macht den Kameratyp – ebenso wie die Mintron Reiz der Sache aus. Man geht hier echt an Abb. 1: – mittlerweile hinreichend bekannt sein die Grenzen des überhaupt mit den gege- Nebel um den noch sehr jungen Stern RY dürfte, ansonsten kann sich, wer möchte, benen Mitteln Machbaren, fiebert: schaff Tauri im Stier. Daten im Text. im Internet ausreichend informieren. ich‘s oder schaff ich‘s nicht? Und man kann sich diese Freude vorstellen, wenn Früher, ja, da wäre der Erwerb einer pro- das winzige Pünktchen oder der zarte fessionellen CCD-Kamera ein Traum für Nebelquell dann aus dem tiefen Rauschen mich gewesen, aber leider (oder glückli- des Bildes noch hervorkommt. Ja!!! Jetzt cherweise?) habe ich mir nie eine wirklich einmal zwei Beispiele. Bitte bedenken ausreichend stabile Montierung für meinen Sie beim Betrachten, wie schwach diese 16-Zöller leisten können. So waren die Objekte überhaupt sind und mit welchen Belichtungszeiten immer auf allerhöchs- Mitteln sie aufgenommen wurden! tens 20 bis 30 Sekunden beschränkt, so dass die Zeiten der ersten CCD-Versuche Beispiel 1: Im Januar 2008 entdeckte ich mit einer OES Alpha Mini recht unglück- im Internet ein Farbbild [2], das mit dem lich endeten. Dann aber kam die Mintron, Gemini-Nord-Teleskop aufgenommen und da merkte ich schon, was für ein worden war: die „Nebel-Windeln“ eines Potenzial in diesen Überwachungskameras noch ganz jungen Sterns im Stier (RY steckt, was dann die WATEC noch bei Tau). Bedenkenlos wurde der alte zer- Abb. 2: weitem übertraf! Und ich merkte, dass ich kratzte 16-Zöller f/4,5 darauf gerichtet, die Feld um DG Tauri, DG Tauri B und FV damit in der oft nur kurzen verfügbaren WATEC am Okularauszug angebracht und Tauri. Daten im Text. Zeit am Teleskop sehr viel machen konnte. schnell einmal 100 Bilder à 10 Sekunden Der ganze Vorgang einer Aufnahmeserie aufgenommen (10 s ist die höchste Einzel- ist meistens nach 5 bis 10 Minuten belichtungszeit der WATEC). Dass auf mit meinen einfachen Möglichkeiten das abgehandelt, dafür ist die WATEC ein- dem Rohbild noch nichts zu erkennen sichtbar gemacht (Abb. 1), wofür andere fach ideal. Natürlich darf das passende ist, stört mich eben so wenig wie die ein Riesen-Teleskop/-Kamera brauchen, Aufnahmeprogramm nicht fehlen, für mich Tatsache, dass aufgrund von Windböen und – ist das nichts? gibt‘s da nur noch Giotto [1], das bis heute 49 Bilder der Serie unbrauchbar waren. immer noch alle meine „Testkonkurrenten“ So blieben lächerliche 51 x 10 s zum Beispiel 2: Ich verfolge mit großem ausgestochen hat, es geht – zumindestens Addieren. Ziemlich schwierig für Giotto, Interesse seit Längerem das Wirken von für mich – nicht schneller, leichter, besser bei den verwackelten Aufnahmen hat es Hans-Günter Diederich, der in der Astro- als mit Giotto! aber trotzdem ganz gut geklappt! Nach szene sehr aktiv ist, unermüdlich hoch- dem Darkabzug wird das Ergebnis durch gradig interessante Astro-Artikel verfasst, Ein lieber Sternfreund lieh mir ein- die Photoshop-Filtergarnitur (hier ganz man kennt sie ja auch hier aus dem VdS- mal seine ST-8 aus, schon eine richtige besonders der Filter „Tiefen und Lichter“, Journal. Mittlerweile schmücken viele Profikamera, aber abgesehen von den ein meiner Meinung nach viel zu wenig Ausdrucke seiner Reportagen und Postings Montierungsproblemen könnte ich mir beachtetes Werkzeug in Photoshop!) und meine Objekt-Ordner; er gibt mir immer nicht vorstellen, einen ganzen Abend für Neat Image zum Rauschabzug gequält. Ich wieder neues „Futter“. Und es freut mich ein einziges Ergebnis opfern zu müssen! habe da kein Konzept, ich spiele solange jedes Mal diebisch, wenn ich eines sei- Natürlich erfreue auch ich mich immer herum, bis ich entweder etwas sehe oder ner Projekte – mit großem Profigerät, wieder an den perfekten Bildergebnissen nicht! Die Ergebnisse sind dann natür- grosser CCD-Kamera und Integrationen der Könner unter den Astrofotografen von lich nicht gerade schön zu nennen, aber über 3000 Sekunden – mit meinem kleinen mehr oder weniger bekannten Himmels- darauf kommt es mir nicht an: ich habe WATEC-Würmchen unter weit schlech-

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teren Bedingungen nachvollziehen kann! denn mal meine drei Chefs (Frau, Arbeit, ein ganzes VdS-Journal füllen damit! Ich So stoße ich in einer der raren, brauchbaren Petrus) ein Einsehen haben! denke auch, ich werde so ab und an mal Sternennächte im Januar 2008 in meinem wieder so ein kleines Geschichtchen hier Objekteordner auf seine Postings vom Hans-Günter stellte mir sofort eines seiner bringen, vielleicht bringt es ja den einen Dezember 2005 zu DG Tau, einem ganz Bilder von DG Tau zur Verfügung, hier oder anderen Leser zum Schmunzeln!? jungen T-Tauri-Stern im gleichnamigen nochmals meinen herzlichsten Dank, und Vielleicht animiert es aber auch einmal Sternbild. Kurz auszugsweise daraus nicht nur dafür! Leider war es - wie er sagte - zum Nachmachen, das würde mich am zitiert: „Südlich von DG Tau befindet auch nicht gerade eine „schöne“ Aufnahme meisten freuen. Gerne kann man mir auch sich ein längliches, schwaches Wölkchen, (Celestron 14, 1100 s), hier müsste man schreiben, Antwort kommt garantiert!! darin DG Tau B, ein 20 mag schwaches mit mehr Integration sicher noch mehr Sternchen. Es ist die Quelle eines gut rausholen können! Normalerweise schmü- Liebe Leser, Sie merken sicher den Spaß- kollimierten bipolaren Jets: ein schmales cken wir beide unsere Ergebnisbilder mit faktor, den darf man haben, man muss nie- Wölkchen.“ Schwach? Jet? Das ist natür- zahlreichen Bezeichnungen, Kästchen und mandem etwas beweisen, man darf ohne lich etwas für mich! Zusätzlich steht rechts Linien. Doch damit der Leser auch etwas Blamage auch versagen (manche Objekte von DG Tau noch FV Tau, den ebenfalls ein erkennen kann, habe ich nachträglich die sind auch für mich einfach unmachbar). ganz schwacher Nebel umgibt! Also ´ran Beschriftungen wieder entfernt! Das kom- Bei den brauen Zwergen z.B., auch eines an den Speck: 180 x 10 Sekunden belich- binierte Bild zeigt im rechten Teil meine von Hans-Günters Projekten, beiß ich mir tet, nach Abzug der „Windböenschäden“ Aufnahme, einmal sieht man DG Tau mit regelmäßig die Zähne aus. Aber: abwarten. blieben noch 130 Bilder übrig, und nach dem bogenförmigen Nebel, etwas rechts Und nicht so auf „Experten“ hören, es dem Bearbeitungsmassaker stellte sich unterhalb den Jet von DG Tau B. Auf dem geht oft viel mehr, als es dürfte. Man muss heraus: es reichte schon, um zumindest Zoomausschnitt oben links ist er noch es einfach nur tun! Unprofessionell? Ja, die Nebel darzustellen (Abb.2, auf dem etwas besser zu erkennen. Links unten ist sicher, aber genau darin liegt der Erfolg! Original sind sie noch besser zu sehen). das Bild von Hans-Günter zu sehen, dort Und es ist ja nur für einen selber, man tut Den rötlichen 20-mag-Stern im Jet kriege sieht man auch den schwachen Nebel um keinem anderen damit weh!  ich wahrscheinlich sowieso nicht, weil FV Tau, der auf meinem Originalbild auch die WATEC ziemlich blauempfindlich ist, zu erkennen ist. Quellen hier müsste ich einfach noch einmal 2000 [1] Giotto Bildaufnahme/Bearbeitung: http:// Sekunden oder mehr versuchen. Nun denn, Das sind jetzt nur einmal zwei lose Beispiele www.videoastronomy.org/giotto.htm ein Wacker braucht eine Aufgabe, wenn meiner Aktivitäten, ich glaube, ich könnte [2] http://apod.nasa.gov/apod/ap050923.html Die Nebellandschaft im Orion von Peter Riepe

Die vorliegenden Bilder stammen von aktiven Sternfreunden, die mit der FG Astrofotografie in engem Kontakt stehen. Sie haben ihre Fotos geschickt, einfach weil sie sich über ihre gelungenen Ergebnisse freuen. Und in der Tat – die aufgenommene Szenerie ist überwälti- gend. Zweifellos stellt der zentrale Bereich des Sternbildes Orion ein sehr beliebtes und daher häufig abgelichtetes Motiv dar. Der „Große Orionnebel“ M 42 mit seinem rundlichen Anhängsel M 43 sowie NGC 1977, nur 35´ nördlicher gelegen, bilden einen Blickfang, dem man sich nicht entziehen kann. Das Aussehen wirkt dynamisch – und tatsächlich ist hier einiges los: Neu entstandene Sterne geben große Mengen an Energie ab, helle und dunkle Nebelsträhnen werden so in turbulente Bewegungen versetzt.

Abb. 1: Heiko Hillenbrand fotografierte am 8.2.2008 in Münnerstadt/Nordbayern bei mondloser Nacht ohne jeglichen Filter fokal mit einem 8“-Newton f/5 von Celestron. Weitere Ausstattung: Skywatcher EQ6 mit Boxdörfer SDI- Steuerung. Kamera war eine Canon EOS 20D. Bei ISO 800 entstanden sechs Aufnahmen: 1 x 1 min, 1 x 2 min, 1 x 3 min, 1 x 4 min, 1 x 5 min, 1 x 7 min. Nachgeführt wurde mit einer Philips ToUCam Pro SC1 durch eine „Russentonne“ MTO mit f = 1000 mm. Die sechs Bilder wurden mit Photoshop überlagert und bearbeitet. Astrofotografie 51

Abb. 3 (unten) : Exakt 11 Monate früher benutzte Günter Kerschhuber vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut ebenfalls auf der Sternwarte Gahberg ein TeleVue NP 101 mit 540 mm Brennweite. Er fertigte in Kirchdorf dieses 2-fache Mosaik an. Das LRGB-Bildes von M 42 wurde mit einer CCD-Kamera SXV-H9 (Starlight) 121/14/19/27 Minuten belichtet. NGC 1977 wurde – ebenfalls als LRGB-Bild – 147/19/28/38 Minuten belichtet. Hierbei wurde das L-Bild nicht gebinnt, die R,G und B-Auszüge erfolgten im 2-fachen Binning-Modus. Dazu kam vom Trapez ein RGB-Bild ohne Binning mit 5/5/7 Minuten. Es wurden Astronomik-Filter verwendet. Die Nachführung geschah mit einem SXV-Guider. Zur Bildgewinnung/-bearbeitung wurden Astroart und Photoshop benutzt. Man beachte auch die Webseite: www.astronomie.at/kerschhuber/index.htm

Abb. 2 (oben): Am 29.12.2006 gelang Harald Strauß auf der 860 m hoch gelegenen Gahberg-Sternwarte am Attersee seine erste CCD-Farbaufnahme. Er setzte eine Starlight SXV-H9 an einem 14“-Hypergraphen mit f = 1090 mm ein. Das reine RGB-Bild wurde 630/600/780 Sekunden ohne Binning belichtet. Die Nachführung übernahm eine SXV-GuideCam an einem 2,5“-Refraktor.

Abb. 4 (links): Christian Rusch fotografierte das Orionzentrum in der Nacht vom 26. zum 27.12.2006. Mit seiner Ausrüstung fuhr er zur Hochalp in 1100 m Höhe (Ostschweiz). Optik: Takahashi FS60C mit f = 266 mm, Kamera: Canon EOS 20Da. Sein Ziel war es, eine möglichst tiefe Aufnahme zu erhalten. Die Belichtungszeiten erstreckten sich auf 1 x 2 s, 1 x 8 s, 2 x 30 s, 4 x 2 min und 8 x 8 min. So konnte ein großer Dynamikbereich abgedeckt werden. Die Bildbearbeitung erfolgte mit Photoshop CS2. Der klare Himmel bringt´s!

VdS-Journal Nr. 28 52 ASTROF OTOG RAFIE

Auf kurzbelichteten Aufnahmen wirkt M 42 die durchschimmernden, verbindenden schon einmal die längliche Nebelstruktur mit dem nördlich ansetzenden M 43 stets Nebelsträhnen in dieser Dunkelzone sind bewusst geworden, die sich am mittleren wie ein rötlich gefiederter Vogel mit aus- unverkennbar. Der etwa 1600 Lj entfernte linken Bildrand bei RA = 05 h 38 min und gebreiteten, blaugrauen Schwingen und Orionnebel ist ein Gemisch aus selbstleuch- DEK = -05°15´ befindet und wie ein ausge- nach links oben schauendem Kopf (Abb. tendem Gas, das durch die enthaltenen streckter Finger nach Westen auf M 43 zeigt? 1). Tiefer belichtete Aufnahmen zeigen jungen Sterne zur Emission angeregt wird, Außerdem macht das Bild sehr schön deut- jedoch, dass M 42 in Wirklichkeit eine und aus Staub, der das Licht der Sterne lich, dass M 42 eine komplett geschlossene komplette, geschlossene Blase bildet, reflektiert. Insofern mischen sich rote und runde Form besitzt. deren südlicher Rand die Schwingen wie blaue Farbanteile mit dem Dunkel und eine Girlande fortsetzt und schließt (Abb. den braunen Anteilen des Staubes. NGC Wird das Feld noch weitwinkeliger, so wird 2). 1977 erscheint überwiegend im blauen eindeutig erkennbar, dass auch in Richtung Licht, hat also sehr hohe Reflexionsanteile. der Gürtelsterne noch rotleuchtende Gas- Sehr tief belichtete Aufnahmen dokumen- Aus dem Inneren heraus dringt jedoch – massen vorherrschen (Abb. 5). Die Nebel- tieren (Abb. 3), dass M 42 und M 43 nur die eindeutig rot – das Licht des ionisierten zone südlich des „linken“ Gürtelsterns hellsten Teile eines ausgedehnten, zusam- Wasserstoffs. Von daher entpuppt sich auf Zeta Orionis – auch als IC 434 bekannt menhängenden Nebelgebietes sind, dem sehr tiefen, weitwinkeligen Aufnahmen – beherbergt eine dichte Dunkelwolke, den NGC 1977 eindeutig zugehört. Zwar sind schließlich die wahre Pracht dieser ein- bekannten Pferdekopfnebel, hier gerade beide Nebelkomplexe durch ein dunkleres maligen Nebellandschaft mit einer reich- erkennbar. Knapp nordwestlich von Zeta Gebiet dichter Staubwolken getrennt, aber haltigen Strukturierung (Abb. 4). Wem ist Orionis liegt NGC 2024, der von kräftigen Staubbändern durchzogen wird und etwas gelblicher gefärbt ist. Schließlich wird der zentrale Nebelbereich von M 42 bis zu den Gürtelsternen von einem riesigen roten Gasbogen eingerahmt mit Namen „Barnard´s Loop“. Dieser Bogen ist in Form verschiedener Strähnen mit den zen- tralen Nebelbereichen verbunden.

Ein schöner Blick auf die Vielfalt der Nebel im Bereich des Oriongürtels rundet diesen kleinen Bildbericht ab (Abb. 6). Zentral zieht sich der rotleuchtende IC 434 mit dem eingebetteten Pferdekopfnebel durchs Bild. Im oberen Viertel ist der östliche Gürtelstern Zeta Orionis mit NGC 2024 zu sehen. Nördlich davon erkennt man zwei kleine Reflexionsnebel: IC 431 und IC 432. Zwischen NGC 2024 und dem Pferdekopfnebel leuchtet der Reflexionsnebel NGC 2023.

Lieber Leser, Sie sehen, dass wir Ihre Bildeinsendungen gern in Artikelform zur Geltung bringen. Also weniger Zurück- haltung: Beliefern Sie die Fachgruppe Astro fotografie!

Abb. 5: Und noch einmal nach Österreich! Robert Pölzl nahm in St. Hemma/Steiermark am 8.1.2008 ab 23:20 Uhr dieses weite Feld auf. Auf einer Canon EOS 350Da saß ein Sigma- Objektiv mit f = 105 mm, abgeblendet auf Blende 4. Als Montierung diente bei merk- lichem Wind eine Losmandy G11 mit ST-4 zur Nachführung. Bei ISO 800 wurde 1 x 1 min, 1 x 2 min und 8 x 5 min belichtet. Die übliche Überbelichtung des M42-Zentrums wurde durch die kurz belichteten Bilder kompensiert.

VdS-Journal Nr. 28 Astrofotografie 53

Abb. 6: Hansjörg Wälchli setzte am 7.1.2005 eine Canon EOS 10D ein und belichtete 6 x 15 min bei ISO 800. Als Aufnahmeoptik diente ein Borg ED (D = 125 mm bei f = 640 mm). Nachgeführt wurde mit Hilfe einer Philips ToUCam Pro SC WebCam an einem Borg 76 mm als Leitrohr. Aufnahmeort war der Gurnigelpass (1600 m ü. NN). Nachbearbeitung: AstroArt 3.0, Photoshop 8, NeatImage Pro.

VdS-Journal Nr. 28 54 ATMO SPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Äußerst intensive Pollenkoronen am 11. bis 13. Mai 2008

von Claudia Hinz

Abb. 1/Abb. 2: Typische Kiefernkoronen mit den charakteristischen „Knoten“, aufgenommen von Reinhard Nitze, Barsinghausen (links) und Manfred Heinrich, Leipzig (rechts)

Wer denkt nicht gern an den Mai 1998 der Ball mal an die Äste der ringsherum Pollen aufgrund leichter nordnordöstlicher zurück, als durch explosionsartigen Früh- stehenden Kiefern kam, sah es jedes Mal Höhenwinde in Höhe einer sehr ausge- jahrsbeginn und einer Inversions schicht, aus, als ob man eine 2 Jahre lang einge- prägten Inversionsschicht in ca. 500-800m welche die Pollendichte zusätzlich bün- staubte Decke ausschüttelt. Und auch auf mehrere hundert Kilometer nach Süden delte, Tag und Nacht sehr intensive der Heimfahrt am Pfingstmontag konnte transportiert und sorgten ebenso wie 1998 Kiefernkoronen beobachtbar waren. Erst man auf den Straßen und der Autobahn in für ein ausgedehntes Beobachtungsgebiet. zu diesem Zeitpunkt, als selbst der lai- den Kieferwäldern eine Art Nebel durch enhafte Gelegenheitsbeobachter Zeuge die Pollenschwaden wahrnehmen.“ Autor: knotenförmiger Farbkränze um die licht- Torsten Schippmann aus Braunschweig Claudia Hinz, schwächere untergehende Sonne und um nahm schließlich eine Probe der Bräuhausgasse 12, 83098 Brannenburg. den fast vollen Mond wurde, haben es Staubschicht auf seinem Auto und iden- die seit 1985 bekannten Pollenkoronen tifizierte sie unter dem Mikroskop als Bildautoren: geschafft, ins Licht der Öffentlichkeit zu Pollen der Pinus silvestris (Wald-Kiefer). Reinhard Nitze, rücken. Leider blieben in den Folgejahren Alexander Haussmann konnte Tags darauf Heinrichstr. 11, 30890 Barsinghausen. derartige ausgedehnte Sichtungen inten- die Kiefernpollen unter dem Mikroskop Manfred Heinrich, siver Pollenkoronen aus. Nur vereinzelt fotografisch festhalten (Abb. 3). Käthe-Kollwitz-Str. 35, 04109 Leipzig. wurden sie von wenigen aufmerksamen Einen letzten Aufschluss geben die Alexander Haußmann, Beobachtern registriert. Doch 10 Jahre Temperaturgradienten der entspre- Schipkauer Str. 26, 01968 Hörlitz. später – Pfingsten 2008 – war es endlich chenden Tage. Demnach wurden die wieder soweit. Hoch MARCO brachte sonniges Wetter und Sommertemperaturen, welche verbreitet über der 25°C-Marke lagen. Und da waren sie plötzlich wieder: helle, farbige Koronen, welche in deut- lich asymmetrischer Form die Sonne und den nächtlichen Mond umrahmten (Abb.1, Abb. 2). Im METEOROS-Forum (http://www. meteoros.de) berichtete Tobias F., der im Spreewald zelten war: „So schnell wie sich eine neue Pollenschicht auf dem Auto niedersetzte, konnte man die Scheiben gar Abb. 3 nicht putzen. Wenn beim Volleyballspielen

VdS-Journal Nr. 28 ATMO SPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 55

Lichtbahnen auf Feldern: Eine ungewöhnliche Spielart der konzentrischen Lichtbögen von Reinhard Nitze

Betrachtet man im Winter nach Einbruch nerte an eine Lichtsäule, wie sie manchmal Abb. 1: der Dunkelheit die Zweige eines kahlen oberhalb oder unterhalb der auf- bzw. Konzentrische Lichtbögen an Zweigen Baumes im Licht einer Straßenlaterne, untergehenden Sonne am Himmel beo- einer kleinen Birke vor dem Hintergrund so scheint es, als ob die Lichtquelle von bachtet werden kann. Die Ursache waren der tief stehenden Sonne. Aufnahmedatum: zahlreichen durchbrochenen Lichtbögen unzählige Spinnenfäden. Die ungewöhn- 11.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, umgeben ist. Dieser Effekt fällt besonders lich milde Witterung hatte eine hohe Niedersachsen. auf, wenn die Zweige besonders fein und Aktivität der kleinen Tierchen bewirkt und nass sind. nun schwebten überall silbrig glänzende Auch am Tage, bei niedrigem Sonnenstand Spinnenweben durch die Luft (Abb. 2). ist dabei ganz ähnlich wie bei den kon- kann diese Erscheinung im Winter an zentrischen Lichtbögen, lediglich mit Zweigen vor dem Hintergrund der Sonne Schon 2 Tage vorher, also am 09.02.2008 dem Unterschied, dass die Spinnenfäden beobachtet werden. (Vorsicht! Nicht direkt bemerkte ich beim Beobachten von Pollen- alle mehr oder weniger gleichmäßig in und ungeschützt in die Sonne sehen. Gefahr koronen (ebenfalls im Raum Barsing- der Waagerechten liegen. Während die von Augenschäden!). Der Auslöser dieser hausen) die zahlreichen umherwirbelnden Zweige des Baumes als Reflektionsträger Erscheinung ist reflektiertes Licht auf der Spinnenfäden. Viele davon lagerten sich gewissermaßen die Lichtquelle komplett Oberfläche der Rinde. Für diese Lichtringe auf den Feldern der Umgebung im sprie- umgeben, decken die horizontal gelagerten sind nur jene Bereiche der Zweige von ßenden Getreide ab, aber auch in den noch Spinnenfäden nur einen Teil des optisch Bedeutung, welche zur Lichtquelle wei- kahlen Bäumen blieben einige hängen. Als wirksamen Bereiches ab. Als Folge davon sen. Alle anderen (nicht reflektierenden) später das Licht der tief stehenden Sonne erscheinen die Lichtreflektionen nur in Bereiche erscheinen dunkler und sind daher auf die Felder fiel, erschienen die schon einem schmalen Streifen unterhalb der für den Effekt nicht relevant (Abb. 1). erwähnten „Lichtsäulen“. Dieser Effekt ist Sonne. So erklärt sich der lichsäulenähn- zur Winterszeit sehr außergewöhnlich, da liche Charakter. Wenn man sich übrigens Am 11.02.08 konnte ich auf den Feldern er eigentlich der Namenspate einer ganz die Mühe macht und diese „Feldlichtsäule“ in der Umgebung des Ortes Barsinghausen anderen Periode im Jahr ist, nämlich dem aus der Hocke betrachtet, so erkennt man (Niedersachsen) eine ungewöhnliche Altweibersommer. wieder (zumindest partiell) die konzen- Spielart dieses Effektes beobachten. trischen Lichtbögen. Diese Variante schien auf den 1. Blick Doch wo liegt nun die Verbindung zu gar nichts mit den Lichtringen zu tun den „Konzentrischen Lichtbögen“? Wie zu haben, denn ihr Erscheinungsbild war unschwer zu erraten ist, basiert das silb- Autor und Bildautor: ein ganz anderes. Es sah eher wie ein rige Schimmern auf Lichtreflektion an Reinhard Nitze, Lichtstreifen auf dem Boden aus und erin- eben diesen Spinnenfäden. Das Prinzip Heinrichstr. 11, 30890 Barsinghausen

VdS-Journal Nr. 28 56 ATMO SPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Abb. 3: Dieses Bild ist nicht zerkratzt. Es handelt sich um umherwirbelnde Spinnenfäden. Die farbigen Ringe um die hinter der Straßenlaterne verborgenene Sonne sind durch Pollen verursacht. Diesen Pollenkränzen galt ursprünglich die Aufnahme. Aufnahmedatum: 09.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Abb. 2: Durch unzählige Spinnenfäden verursachte Lichtbahn auf einem Getreidefeld während einer ungewöhnlich milden Periode im Februar. Aufnahmeort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen. Aufnahmedatum: 11.02.08.

Abb. 4: Im Nahbereich sieht man, wie die „Lichtsäule“ wieder in die kon- zentrischen Lichtbögen oder Lichtlinien übergeht. Aufnahmedatum: 11.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen.

VdS-Journal Nr. 28 ATMO SPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 57

Abb. 5: Lichtsäule auf dem Feld, zusammen mit dem Baum partielle Erscheinung der konzentrischen Lichtbögen. Aufnahmedatum: 11.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen.

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VdS Journal Nr. 27.p65 2 07.07.2008, 14:25 58 ATMO SPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Abb. 6: Echte und falsche Haloerscheinung. Oben, über dem Deister (Bergrücken im Hintergrund) befindet sich eine sehr helle linke Nebensonne in einer Cirruswolke. Sie wurde mit einem halb über das Objektiv gehaltenen Graufilter in ihrer Helligkeit abgeschwächt, damit die beiden sehr unterschiedlich hellen Erscheinungen gleichzeitig auf einem Bild dargestellt werden konnten. Aufnahmedatum: 11.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen.

Abb. 7: Extrem helle Erscheinungsform der falschen Lichtsäule. Aufnahmedatum: 11.02.08. Ort: Barsinghausen/Egestorf, Niedersachsen.

VdS-Journal Nr. 28 CCD-TECHNIK + DEEP-SKY 59

Tagungsrückblick: Die 15. CCD-Tagung der VdS-Fachgruppe CCD-Technik in Kirchheim von Dennis Möller Vom 16. bis 18. Mai dieses Jahres fand das „flatfielden“ zu schaffen, war Ziel mit ihrer Hilfe Flatfields am großen 50- die 15. CCD-Tagung der VdS-Fachgruppe dieses Vortrags. Konrad Horn berichte- cm-Newton aufnehmen zu können. Bernd CCD-Technik statt. Wie gewohnt fanden die te in seinem Vortrag „Die Kometen des Brinkmann stellte anschließend seine meisten Teilnehmer schon am Freitagabend Jahres 2006 und 2007“ über seine foto- fotografischen Ergebnisse vom Kometen auf der VdS-Sternwarte in Kirchheim/ grafischen Beobachtungen. Dabei präsen- 17P/Holmes vor. Hierbei ging er speziell Thüringen für einen ersten Erfahrungs- tierte er Aufnahmen, die die Entwicklung auf Besonderheiten in der Entwicklung austausch zusammen. Das eigentliche der Kometen über Wochen abdeckte. des Kometen ein, die man schon von Tagungsprogramm mit all seinen Vorträgen Besondere Erwähnung gebührte hierbei seinem letzten Ausbruch her kannte. fand am Samstag und Sonntag statt. natürlich dem Kometen 17P/Holmes, Abschließend stellte Dennis Möller in der im Herbst letzten Jahres einen beein- dem Vortrag „Kugelsternhaufen in Farbe“ Nach der Begrüßung der Teilnehmer druckenden Helligkeitsausbruch auf- Aufnahmen vor, die er mit einer DSLR am Samstagmorgen berichtete Dennis wies. Nach dem Mittagessen leitete Knut und Brennweiten um 3500 mm gewann. Möller in seinem Vortrag „Flatfields leicht Schäffner den Nachmittagsblock mit Im Mittelpunkt des Interesses stand die gemacht“ über die richtige Anfertigung seinem Vortrag „Sternwarte Sömmerda/ qualitative Untersuchung der Farbstabilität und Verwendung von Flatfieldaufnahmen Astrosysteme Austria Astrographen“ ein. der unabhängig voneinander gewonnenen zur Korrektur von Rohbildern. Obwohl Neben der Vorstellung seiner Sternwarte Bilder und die Farbdifferenzierung der die CCD-Technik in vielen Bereichen der und deren Bau ging er näher auf ASA- einzelnen Sterne eines Haufens in Bezug Amateurastronomie nicht mehr wegzu- Astrographen ein und stellte Optik und zu ihrer scheinbaren Helligkeit. denken ist und viele mit ihr verbundene Technik vor. Ausgekleidet wurde der Bearbeitungstechniken nichts ungewöhn- Vortrag durch viele beeindruckende Bilder, An dieser Stelle möchte ich mich ganz liches mehr darstellen, treten die ärger- die er und andere Bildautoren mit genann- herzlich bei allen Organisatoren und Mit- lichsten Fehler gerade mit falsch oder gar tem Equipment erstellt haben. Thomas streitern, die diese Tagung ermöglicht nicht erst aufgenommenen Flatfields auf. Westerhoff stellte danach in seinem Vortrag haben, bedanken. Vielen Dank auch an Im Zuge der immer größer werdenden „Der Bau einer Flatfieldbox“ den Bau einer Jürgen Schulz, der die Räumlichkeiten Chipflächen und Himmelsfelder, die mit Box zur Gewinnung von Flatfields vor und zur Verfügung gestellt hat. Die 16. CCD- CCD-Kameras oder DSLRs abgelichtet erläuterte ihren Entwicklungsprozess. Ziel Tagung wird vom 1. bis 3. Mai 2009 wie werden, nehmen auch die Probleme mit war es, diese Box als großflächige und bis gewohnt in Kirchheim/Thüringen statt- Vignettierungen zu. Diese sauber zu kom- auf wenige Prozent gleichmäßig ausge- finden. Alle CCD-Interessierte sind dazu pensieren und ein Grundverständnis für leuchtete Lichtquelle zu verwenden, um herzlich eingeladen! Die „rote Punktwolke“ Bildauswertung mit Aladin und Simbad von Hans G. Diederich

Einleitung In diesem Aufsatz wird eine CCD-Auf- nahme mit Auswertung durch Aladin Simbad vorgestellt. Die Auswertung ist aber nicht vollständig. Es ist Ihre Aufgabe, diese fortzuführen, die sich ergebenden Fragen zu beantworten und der Redaktion Ihre Lösung als Leserbrief mitzuteilen. Diese könnten dann in einem Folgeheft vorgestellt werden. Der Zweck des Ganzen besteht darin, einen etwas anderen Zugang

Abb. 1: Umgebung von GSC2U J131147.2+292348 in CCD-Aufnahme und Aladin (weitere Erläuterungen im Text)

VdS-Journal Nr. 28 60 DEEP-SKY

zur Nutzung der Ressourcen des Internet einen seltsamen kohlenstoffreichen Weißen vielleicht die Bezeichnung von GSC2U für unser Hobby zu finden und mit ihnen Zwerg mit großer Eigenbewegung, weist). J131147.2+292348 weiter? Was können vertraut zu werden. Auch in der Aufnahme ist dieser Weiße wir mit ihr anfangen? Sind ihr vielleicht Zwerg markiert. Zusätzlich sind drei rote die Koordinaten zu entlocken? Ressourcen des Internet Kästen zu sehen, welche offenbar kleine Zur Planung einer Beobachtung und deren Galaxien umranden. Weitere, unsere Neugier anstachelnde Fra- späterer Auswertung, aber auch für eine gen stellen sich ein und wollen beantwortet Art von „virtueller“ Astronomie ganz ohne Im Gesichtsfeld der Aufnahme fällt eine werden: Teleskop und Kamera, sind insbesondere Vielzahl von schwachen diffusen Fleck- Warum weist die rote Punktwolke diese die „Dienstleistungen“ mit dem Namen chen auf, bei denen es sich vermutlich auf fal lenden „unnatürlichen“ Begrenzungs- Aladin und Simbad für einige Sternfreunde um weitere Galaxien handelt. Desweiteren linien auf? Wodurch kommen sie zustande? inzwischen unverzichtbar geworden und sind links zwei blaue, sich rechtwinklig Was sehen wir in ihnen? Handelt es sich um aus deren Praxis nicht mehr wegzudenken. kreuzende Geraden zu sehen, die auch „Natur“ oder um „man made“ Strukturen? im Screenshot eingezeichnet wurden. Der Haben wir als Nutzer von Aladin vielleicht Wer sich noch nicht mit ihnen beschäftigt Screenshot zeigt aber auch eine bogen- sogar Einfluss auf diese Linien? Was ist hat, sollte sie daher unbedingt einmal ken- förmige Kurve, bei der es sich mögli- den meisten der „roten Objekte“ gemein- nen lernen. Die Internetadressen können cherweise um den Teil eines Kreisbogens sam? Woher stammen sie? über eine Suchmaschine gefunden wer- handelt. Damit ist die Montage für unsere den. Noch einfacher aber ist es, den Weg Übungsaufgabe hinreichend beschrieben. Das hängt alles miteinander in Beziehung. über die Linkliste auf der Website der FG Die Beantwortung der einen oder anderen Deepsky zu nehmen. Auffälligkeiten Frage ist vielleicht auch ohne Internet- Das besonders Seltsame wurde aber bisher zugang möglich. Um alles aber im Zusam- Die hier präsentierte Aufgabe ist auch für noch nicht erwähnt: eine größere Menge menhang und möglichst bequem klären zu neugierige Anfänger „machbar“. Es geht dicht gedrängter roter Simbad-Symbole, die können, wird man zu Aladin und Simbad dabei keineswegs darum, unter die „Top mich entfernt an eine rote Wolke erinnern. gehen müssen. Und genau das ist der Ten“ zu kommen, sondern sich einfach Eine Wolke aber ist üblicherweise „rund“. Zweck dieser Übung! mal einen spielerischen Erstkontakt mit Nicht so dagegen hier. Die Mehrzahl der diesen leistungsstarken Diensten zu gön- Simbad-Symbole wird im Osten und im Ergebnis nen und mit ihnen zu experimentieren. Norden durch die beiden Geraden und im Es gibt noch keines. Der Status lautet Westen durch den Kreisbogen begrenzt, „Fortsetzung folgt“. Und an dieser Fort- Montage dessen Mittelpunkt auf der Position von setzung können Sie mitschreiben. Senden Die Abb. 1 zeigt eine Montage bestehend GSC2U J131147.2+292348 zu liegen Sie Ihre Leserbriefe bitte möglichst als aus einer ausgewerteten eigenen Aufnahme scheint. eMail an den Autor mit der Bezugszeile links und dem entsprechenden Aladin „VdS-J Rote Wolke“. Screenshot rechts (rote Objektsymbole aus Fragen Simbad mit unterlegtem roten DSS Bild Die erste Frage sollte sein, wie die Ich wünsche Ihnen ein spannendes Ver- und einer Zentralmarkierung von Aladin, Mittelpunktkoordinaten des abgebil- gnügen und viel Erfolg. Und bedanke mich welche auf GSC2U J131147.2+292348, deten Himmelsausschnitts lauten. Hilft vorab für‘s Mitmachen! Die wechselwirkenden Galaxien NGC 3226/7 von Daniel Spitzer

Am 7.5.2008 beobachtete ich die kleine „Galaxiengruppe“ um NGC 3227 im Sternbild Löwe. Sie ist auch unter anderen Katalogbezeichnungen bekannt, die neben dem NGC-Eintrag wichtigste ist wohl „Arp 94“. Es handelt sich dabei um eine Ansammlung von insgesamt vier Galaxien, die sich nur wenige Bogenminuten östlich von Leonis befinden. Die größte dieser Galaxien ist NGC 3227. Sie wurde zusammen mit NGC 3226 im Jahre 1784 von Wilhelm Herschel entdeckt. Beide Galaxien wechselwir- ken miteinander. Die anderen beiden sind NGC 3222 und NGC 3213. Für die letzte liefert Cartes du Ciel eine visuelle Helligkeit von 13,5 mag und eine Flächenhelligkeit von 13,3 mag/sec² an – zu lichtschwach für mein 8-zölliges SC unter Vorstadthimmel. Ich beobachtete zunächst mit 50-facher Vergrößerung, um das richtige Feld einzustellen. NGC 3227 war dann nach etwas Eingewöhnung auch schwach, aber eindeutig sichtbar. Also: höhere Vergrößerung. Ich wollte

Abb. 1: Aufnahme der Region um NGC 3226 des DSS im roten Spektralbereich

VdS-Journal Nr. 28 DEEP-SK Y + GESCHIC HTE 61

mich schrittweise steigern und stecke ein 21-mm-Okular (95-fache Vergrößerung) ein. Nun war NGC 3226 klar von der wesentlich größeren NGC 3227 getrennt. NGC 3227 erschien nur minimal hel- ler als sein kleinerer Begleiter. Aber wo steckt NGC 3222? Sie soll eine Helligkeit von 12,8 mag besitzen. Das MUSS doch gehen! Ich überlegte: „Höre ich für heute auf und sehe mir den Rest vom Tatort an, oder versuche ich es noch mit einem 26-mm-Okular?“ Ich gab der Galaxie noch eine letzte Chance. Im indirektem Sehen und field sweeping war sie dann endlich sichtbar. Sie zeigt sich lediglich als kleiner, rundlicher Nebelfleck, ohne irgendwelche Struktur. Abb. 2: [1] http://archive.eso.org/dss/dss/ Zeichnung von NGC 3226 mit Begleitgalaxien im 8“ SC

Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ zumindest als Person, kaum bekannt von Wolfgang Steinicke sein. Vielleicht aber sein wunderschö- Wenn diese Zeilen erscheinen, liegt die Ihre Spuren in ganz unterschiedlichen nes Buch „Die Wunder der Sternenwelt“ 5. Tagung der Fachgruppe „Geschichte“ Medien hinterlassen haben. Carl Sagan von 1859, das in einem Nachdruck in Kassel bereits hinter uns. Ich werde war ein sehr erfolgreicher Autor und erhältlich ist. Mechthild Meinike stellt im nächsten Heft darüber berichten Fernsehmoderator. Ihm verdanken wir den „Politiker, Feuerwehrhauptmann (siehe auch unsere Webseite http:// viele Einsichten zum Thema „Kosmos“ und Naturforscher“ vor. Viel Spaß beim geschichte.fg-vds.de). Im Folgenden ist – Olaf Fritz berichtet in seiner „biogra- Lesen – und versorgen Sie mich weiter von zwei Astronomen die Rede, die fischen Notiz“ darüber. Otto Ule dürfte, mit interessanten Artikeln!

Carl E. Sagan – Eine biografische Skizze von Olaf Fritz

„Der Kosmos ist alles, was ist oder je war (engl.: „Cosmos – A Personal Voyage“) geboren. Sein Vater Sam Sagan war in jun- oder je sein wird. Noch die beiläufigsten machte Sagan, in den 80er Jahren des 20. gen Jahren aus Russland in die Vereinigten Betrachtungen über den Kosmos rühren Jahrhunderts, einem weltweiten Publikum Staaten von Amerika emigriert und ver- uns seltsam an – die Stimme stockt uns, ein bekannt. Das gleichnamige populärwis- diente sein Geld in der ortsansässigen Kribbeln läuft uns über den Rücken, ein senschaftliche Sachbuch „Unser Kosmos - Textilindustrie. Seine Mutter Rachel Molly Gefühl wie von einer fernen Erinnerung, Eine Reise durch das Weltall“, so der deut- Gruber war Hausfrau. An der Rahway von einem Sturz aus großer Höhe dämmert sche Titel, war zum Beispiel über ein Jahr High School in New Jersey machte Sagan auf: Wir spüren, dass wir vor dem größten auf der New-York-Times-Bestsellerliste 1951 seinen High-School-Abschluss. Es aller Geheimnisse stehen.“ [1] vertreten. Im Rahmen dieser kurzen bio- folgte ein Physikstudium an der renom- grafischen Skizze soll dem Leben und mierten Universität von Chicago/Illinois. Carl Sagan gehört ohne Zweifel zu Werk dieser vielschichtigen Persönlichkeit Zunächst erlangte er 1955 seinen Bachelor den bekanntesten und populärsten nachgespürt werden. Gleichwohl ist of Science im Fach Physik. Bereits US-Astronomen, Astrophysikern, Exo- weder eine vollständige, geschweige denn ein Jahr später erlangte er im gleichen biologen und Wissenschaftspublizisten erschöpfende biografische Betrachtung Fach seinen Masters of Science. Daran des vergangenen 20. Jahrhunderts. Vor möglich [vgl. dazu ausführlicher 1-6]. knüpfte ein Promotionsstudium in den allem seine 13teilige populärwissen- Carl Edward Sagan wurde am 9. November Fächern Astronomie und Astrophysik schaftliche Sendereihe „Unser Kosmos“ 1934 im New Yorker Stadtteil Brooklyn an. 1960 verlieh ihm die Universität von

VdS-Journal Nr. 28 62 G ESCHIC HTE

wurde mit den goldenen Datenplatten katastrophalen Folgen eines möglichen »Sounds of Earth« verwirklicht. Diese Atomkrieges zwischen den Supermächten Datenträger enthalten sowohl Ton- als UdSSR und USA sowie den hiermit ver- auch Bildinformationen über die Erde, knüpften Folgen eines nuklearen Winters deren Tier- und Pflanzenwelt und natürlich für die Erde und deren Bevölkerung. über die Menschen selbst. Weiterhin sah er bereits früh die möglichen Risiken des globalen Klimawandels und Neben diesen vielfältigen Tätigkeiten des Treibhauseffektes für unseren Planeten (Beratung, Lehre, Forschung) war Carl voraus. Sagan auch aktiv als Vorsitzender der Abteilung Planetenwissenschaften der Am 20. Dezember 1996 verstarb Carl American Astronomical Society sowie der Edward Sagan in Seattle/Washington, im astronomischen Abteilung der American Alter von 62 Jahren, an einer schweren Association for the Advancement Erkrankung des Knochenmarks. of Science sowie Präsident der plane- tologischen Abteilung der American Literatur: Geophysical Union. Weiterhin war er fast [1] Carl Sagan: Unser Kosmos. Eine Reise 12 Jahre wissenschaftsjournalistisch tätig, durch das Weltall. Mit 500 meist farbigen nämlich als Chefredakteur der führen- Abbildungen. Aus dem Amerikanischen Carl Sagan (1934-1996) den amerikanischen Fachzeitschrift für von Siglinde Summerer und Gerda Kurz. Planetenforschung „Icarus“. - München 1989, S. 16, (Fett von O.F.). Vgl. auch die biografische Informationen Carl Sagan, so scheint es zumindest, war zu Beginn dieses Buches. Chicago/Illinois, für seine Abhandlung ein Workaholic, deshalb verwundert es [2] Wikipedia, die freie Enzyklopädie: Eintrag über die Möglichkeit des Lebens auf auch nicht, dass er im Verlauf seines „Carl Sagan“. http://de.wikipedia.org/ anderen Planeten, die Doktorwürde Schaffens, weit über 600 schriftliche wiki/Carl_Sagan (PhD). Zwischen 1962 und 1968 war Arbeiten (vom akademischen Essay über [3] Extrasolar-planets.com: Eintrag „Carl Sagan wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fach auf sätze bis zu populärwissenschaft- Sagan“. http://www.extrasolar- planets. Smithsonian Astrophysical Observatory in lichen Schriften) publizierte. Gleichzeitig com/personen/sagan.php Cambridge/Massachusetts. In dieser Zeit war er auch als Autor, Co-Autor und [4] Science@Home - Lexikon: Eintrag „Carl hielt Sagan auch als Dozent regelmäßig Herausgeber für mehr als 20 Büchern, ver- Sagan“. http://www.science-at-home.de/ Vorlesungen im Bereich Astronomie und antwortlich. Im Verlauf seiner beruflichen lexikon/lexikon_det_00190515000040.php Raumfahrtwissenschaften an der Bostoner Laufbahn erhielt Carl Sagan eine Vielzahl [5] Wikipedia, the free encyclopedia: Eintrag Eliteuniversität Harvard ab. Im Jahr 1968 von Auszeichnungen für seine außerge- „Carl Sagan“. http://en.wikipedia.org/ wechselte Sagan an die ebenso renom- wöhnlichen Leistungen, wie zum Beispiel wiki/Carl_Sagan mierte Cornell Universität in Ithaca/New den Pulitzer Preis (1978) für das beste [6] Tom Rainy (alias Thomas Regnery): „Dr. York. 1971 wurde Sagan auf die David- Sachbuch, den John F. Kennedy Astronautic Carl Sagan - Ein bedeutender Astronom Duncan-Professur für Astronomie und Award der American Astronautical des 20. Jh.“. http://www.carl-sagan-stern- Raumfahrtwissenschaften berufen und Society, die Public Welfare Medal der warte.de/carl_sagan.htm zum Direktor des Laboratory for Planetary Nationalen Akademie der Wissenschaften Studies der Cornell-Universität bestimmt. sowie zweimal die Distinguished Public Weiterhin war er zwischen 1972 und Service Medal der National Aeronautics 1981 Associate Director des ortsansäs- and Space Admistation (NASA), um nur sigen Centers of Radio Physics and Space einige Auszeichnungen zu nennen. Research. Neben dieser enormen wissenschaftlichen Schaffenskraft war Carl Sagan auch ein Neben seiner erfolgreichen akademischen weltoffener Mensch, der seine Umwelt Tätigkeit war Sagan, seit Ende der 50er genau wahrnahm. Er hatte ein ausgeprägtes Jahre, auch als Berater für die amerika- soziales und politisches Gewissen, welches nische Raumfahrtagentur NASA (National er offensiv in der US-Öffentlichkeit ver- Aeronautic and Space Administration) trat. Er soll zum Beispiel mehrfach bei tätig. In diesem Zusammenhang sei bei- Demonstrationen gegen Atomwaffentests spielsweise daran erinnert, dass Sagan in Nevada verhaftet worden sein. Ferner maßgeblich an der Planung, Organisation soll er mehrmals die Einladung ins und Durchführung einer Reihe von unbe- »Weiße Haus« in Washington, D.C. in mannten Weltraummissionen (Mariner, der Regierungszeit Ronald Reagans, ver- Viking und Voyager) beteiligt war. Auf mutlich aus politischen Beweggründen, ihn scheint auch die Idee zurückzugehen, abgelehnt haben. Er war ein früher Gegner eine friedliche Botschaft der Menschheit des militärischen Wettrüstens zwischen den Voyager-Raumsonden mit auf den Ost und West in der Ära des Kalten Kriegs. Weg gegeben zu haben. Diese Idee Er war ein Mahner und verwies auf die

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Politiker, Feuerwehrkommandant und Naturforscher von Mechthild Meinike

Noch heute kündet die Ulestraße im als modern geltenden Wissenschaft. Mit Mühlweg-Viertel in Halle an der Saale von diesem Schritt erreichte er eine breite Otto Eduard Vincenz Ule. Der Sohn eines interessierte Leserschaft und trug so zur Konsistorialrates wurde am 22.01.1820 in Popularisierung der Astronomie bei. Lossow bei Frankfurt/Oder geboren. Im Unablässig wirkte Ule auch politisch wei- Oktober 1840 begann er in Halle Theologie ter. In der Zeit von 1850-1876 engagier- zu studieren. Kurz darauf wechselte er te er sich als Stadtverordneter. Neben zu Naturwissenschaften und Mathematik Vereinen für Gartenbau und Turnen grün- und schloss 1845 in diesen Fächern dete Ule die Fortschrittspartei. In sei- sein Oberlehrerexamen und 1847 seine nen politischen Ämtern setzte er sich Promotion ab. Der preußische Staat ver- vor allen Dingen für die Bekämpfung weigerte ihm lebenslang eine Anstellung der Wohnungsnot in der Stadt Halle ein. im Schuldienst sowie die Habilitation und Als weitsichtig ist die auf ihn zurück Lehraufträge an der Universität. Grund gehende Gründung der ersten Halleschen dafür war sein fortschrittliches Denken Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1868 in den Zeiten der Revolution von 1848. zu nennen, deren Kommandant er war. Freie Meinungsäußerungen und das Porträt Otto Ule Kurz darauf wurde von ihm auch eine Eintreten für eine demokratische Republik (Bildquelle: Mitteldeutsche Zeitung) Rettungskompanie ins Leben gerufen. Bei führten zu einer Verurteilung wegen einem Löscheinsatz im Zentrum von Halle Majestätsbeleidigung. Eine berufliche Weltall. Beschreibung und Geschichte am 06.08.1876 verletzte er sich schwer Laufbahn im preußischen Staatsdienst war des Kosmos im Entwicklungskampf der und starb einen Tag später. Seine Gabe bei so ausgeschlossen. Ule fand eine Anstellung Natur“ in drei Bänden von 1859 erlebte der Vermittlung von Naturwissenschaften, als Lehrer für Naturwissenschaften an zahlreiche Nachauflagen. Noch heute sein vielfältiger und unablässiger Einsatz einer privaten Landwirtschaftsschule im ohne Probleme antiquarisch zu erhalten ist für das Gemeinwohl wurde von den Saalkreis und arbeitete dort bis zu deren das Buch „Die Wunder der Sternenwelt. Menschen hoch geschätzt. Es ist überlie- Auflösung 1851. Danach kehrte er als frei- Ein Ausflug in den Himmelsraum“ von fert, dass ihm von ca. 1800 Menschen in er Schriftsteller und Gelehrter nach Halle 1859/1861. Es ist in vielen Auflagen und einem Trauerzug zum Nordfriedhof die zurück. Gemeinsam mit dem Botaniker in neuzeitlichen Nachdrucken zuletzt letzte Ehre erwiesen wurde. Seine Taten Karl Müller gründete er 1852 die Zeitschrift 1998 im Weltbildverlag erschienen. sind bei den Feuerwehrleuten bis heute „Die Natur“. Als Mitherausgeben und Autor Dieses in sich dreiteilige Werk enthält unvergessen. der schnell erfolgreichen Wochenzeitschrift neben himmelskundlichen Einführungen veröffentlichte Ule in den Folgejahren und Himmelsmechanik Ausflüge zu den Literatur: rund 260 Beiträge. Sie geben Einblick Planeten, Sternen und Nebeln. Dieses [1] Daum, Andreas W.: Wissenschaftspopu- in die geistige Haltung und das umfang- Buch zeichnet sich durch gut gelun- larisierung im 19. Jahrhundert: reiche Wissen eines vielseitig interessier- gene Illustrationen aus. Die detailreichen Bürgerliche Kultur, naturwissen- ten Naturforschers. Die Zeitschrift prä- Zeichnungen der Mondoberfläche wirken schaftliche Bildung und die deutsche sentierte eine „lebendige und vernünftige faszinierend plastisch – der Bildeindruck Öffentlichkeit, 1848-1914, Oldenbourg Natur“, die von Harmonie und gesetz- ist manchmal dreidimensional (auch unter Wissenschaftsverlag 2002, S. 346 mäßiger Ordnung durchzogen und in der http://www.astronomie.de/sonnensystem/ „Alle lebendig, Alles heilig, Alles göttlich mond/antik/grafiken.htm zu sehen). Durch sei“. Das zentrale Ziel der Zeitschrift war seine methodische Gliederung, klare die Vermittlung von „Menschenbildung im Sprachgestaltung und Anschaulichkeit edelsten Sinne des Wortes, Vernichtung spiegelt es den Kenntnisstand der dama- des Aberglaubens und aller Vorurtheile ligen Zeit exemplarisch wieder. Der an durch das Licht der Wissenschaft“ im die schnelle Entwicklung der astrono- besten Humboldtschen Sinne [1]. mischen Wissenschaft und digitale Medien gewöhnte „User“ begibt sich als Leser Von Ule erschienen eine Vielzahl von staunend auf eine Zeitreise. Nur ein populärwissenschaftlichen Schriften zu Beispiel: der plutoide Zwergplanet Pluto völkerkundlichen, chemischen, physika- war noch nicht einmal als Planet entdeckt. lischen und astronomische Frage- In „Die Wunder der Sternenwelt“ greift stellungen. Sie erfuhren eine weite Verbrei- Ule die Idee von Humboldts „Kosmos“ tung und reichen bis in unsere Tage. Die für ein Fachgebiet heraus und zeich- Bucheinband „Die Wunder der Sternenwelt. Veröffentlichung seines Werkes „Das net ein weiträumiges Bild der damals Ein Ausflug in den Himmelsraum“

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Fachgruppen-News: Astro-Elchtest im Sommer von Susanne M Hoffmann

Wussten Sie schon, dass sich ab und zu ein Elch vor die Sonne stellt und es dadurch am Tag plötzlich dunkel wird? Nein? Nun, das glaubten zumin- dest die alten Völker in Zentralrussland, Sibirien. Man lernt das, wenn man das Sonnenmuseum in Nowosibirsk Ein Elch verdecke besucht: Auf einem Hinterhof an einem die Sonne, dach- Sackgassensträßchen. Nach Nowosibirsk ten die Einwohner fuhr die VEGA natürlich anlässlich der Irkutsks vor Sonnenfinsternis. Und: Ja, wir waren dabei Jahrhunderten bei und wir haben sie gesehen! Dank erfolg- einer totalen SoFi. reicher Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch zur Organisation der Reise und dank der Firma Baader-Planetarium, die uns eine eine Woche dauerte. Sie wurden durchge- Leute, die zwei Wochen lang Tag und Rolle Sonnenfolie stiftete, konnten 15 führt vom Team des Raumfahrtzentrums Nacht ihre Astronomie-Besessenheit aus- Teilnehmende aus ganz Deutschland die Orbitall in der Wuhlheide. Auch diese tobten und diesmal sogar anlässlich par- SoFi08 am 01. August unter strahlend Aktion scheint sich also zu etablieren. tieller SoFi vom hessischen Rundfunk blauem Himmel beobachten! Ein ausführ- besucht wurden! licher Bericht von Teilnehmenden soll im Jetzt reden wir erstmal vom Astronomischen Viel Spaß mit unseren Berichten! nächsten Heft folgen. Sommerlager, dem ASL, das von der VdS Gleichzeitig fanden in Berlin übrigens auch unterstützt wird. Wieder trafen sich auf drei SpaceCamps statt, von denen jedes dem fränkischen Bauersberg über 50 junge

Die VEGA war in einer Gruppe von 150 deutschen Jugendlichen unterwegs, die auf eine ebenso starke russische Gruppe traf: Welch ein Fest

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Astronomisches Sommerlager 2008 von Aliona Solomonova

Am 26. Juli 2008 war es wieder mal so- weit: das diesjährige ASL begann und 50 astronomieinteressierte Jugendliche mach- ten sich daran, in den folgenden 2 Wochen ihren Schlafüberfluss loszuwerden.

Am ersten Abend, nach dem Essen und nachdem die Zimmer erkundet und die Betten bezogen waren, ging‘s los mit dem NAP, dem nicht-astronomischen Programm, zum gegenseitigen Kennenlernen der jun- gen Astronomen. Nach dem NAP konnten die Teilnehmer ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Denn wie bereits in den Jahren davor, gab es dieses Jahr eine Camp-Zeitung, die BauMBla, und wieder sollte ein Film auf die Beine gestellt werden. Am Sonntag begann dann die erste AG-Woche. Das Angebot der AGs war sehr vielfältig, leider konnte man sich jeweils nur Das sind wir! eine AG pro Woche aussuchen. Zur Auswahl standen: AFO (Astrofotografie), CIA shops, zum Beispiel Raketenbau, oder die Um diese langen Nächte durchzuhalten (Computersimulation in der Astronomie), Referenten vertieften bestimmte Themen und nicht kurz vor einem Iridium-Flare vor DESY (Deep-Sky-Beobachtung), EFA zum Vortrag am Vorabend. Hunger umzufallen, gab es um Mitternacht (Einführung in die Astronomie), ERD Nach dem Mittagessen fanden die AGs immer noch etwas zu essen. (Erde), EXO (Exoplaneten und -biologie), statt, danach war entweder Freizeit oder, KOCH (Kosmochemie), KOS (Kosmo- für die Musikalischen des Camps, der Gleich am vierten Tag präsentierte der logie), KULT (Kulturgeschichte der Chor, dann Abendessen. Um acht Uhr gab RakBau-Workshop erste Fortschritte. Astronomie), RAF (Raumfahrt) und STEP es Vorträge von Professoren, Amateuren Denn am Vormittag des 29. Juli wurden (Sternphysik). und zum Teil EX-ASLern oder das NAP. die ersten Wasserdruckluftraketen gestar- Nach jeweils fünf Tagen AG stand dann Und auch für die Orchesterproben hat sich tet. Das Wetter war dazu nahezu ideal. Ein die Präsentation an. Insgesamt präsentierte noch Zeit gefunden. Highlight für zwei ASL-erinnen war das jede AG ein Mal. Die nicht präsentie- Wenn es das Wetter erlaubte, ging‘s nach Wiederfinden ihrer im letzen Jahr verschol- renden AGs waren aber nicht untätig, son- den Vorträgen auf den Sportplatz zu den lenen „42π“. Diese wurde wieder repariert dern schrieben einen Artikel zu einem der Teleskopen, was dieses Jahr häufig der Fall und beim 2. Raketenstart am 2. Freitag das behandelten Themen. war. Und wenn man die Astronomendichte 2. Mal erfolgreich gestartet. Zusammen Allgemein sah ein typischer ASL-Tag etwa im Camp bedenkt, bedeutete das viele mit „42π“ wurden bei Nieselregen die rest- so aus: Vormittags gab es meist Work- lange Nächte und wenig Schlaf. lichen Wasserdruckluftraketen sowie die Feststoffraketen gestartet. Alle wurden zur großen Freude der RakBauer mehr oder minder beschädigt wiedergefunden.

Ein weiteres besonderes Ereignis des Camps war die in unseren Breiten parti- elle Sonnenfinsternis am 1. August. Der Hessische Rundfunk besuchte deshalb das ASL und drehte einen zweiminütigen Beitrag zu SoFi und ASL. Noch am selben Tag trafen die schon lang ersehnten Camp-T-Shirts ein. Diese wurden dann auch gleich ihrem ersten Belastungstest unterzogen: dem Wandern. Weil das Wetter herrlich war, ging‘s zum Tanzen im Unwetter 1½ Stunden entfernten Badesee. Und da

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delt hatte. Man konnte sich kaum vorstel- len, dass eigentlich August war. Mitten auf dem Sportplatz bildete sich ein Hagelsee, was fast jede Möglichkeit zu clustern aus- schloss. Dieses Weltuntergangsszenario hatte aber auch seine guten Seiten, denn es wurde verwendet, um dem ASL-Film „Wood Wars“ den letzten Schliff zu geben. Als eine kleine Belohnung für eine gut gearbeitete AG-Woche gab‘s zur Freude aller bei diesem eisigen Wetter eine Runde Eis.

Kaum einer wollte es wahrhaben, aber dennoch kam am 08.08.08 der letzte Abend des Camps. An diesem Abend wurde der endlich, quasi in letzter Minute, fertig geschnittene ASL-Film gezeigt. Außerdem wurde der RakBauFilm vorgeführt und Ein (fast) echtes Parabelflugzeug im Camp – da staunen alle. sowohl der Chor als auch das Orchester hatten ihren Auftritt. Sanne hielt einen Vortrag über die VEGA-Reise zur SoFi die Lufttemperatur angenehme 300 K Schaschlikspießen, Gummibändern, nach Sibirien und den WS-Leitern wur- betrug, war das Badevergnügen der ASL- Draht, Tesafilm, Luftballons, Strohhalmen den zum Dank für ihr Engagement kleine er umso größer. und einem Nagel fliegen zu lassen. Dabei Geschenke überreicht. Die AG-Leitern ver- Endlich wieder im Schullandheim ange- sollten sie auch möglichst kreativ sein, sammelten sich ein letztes Mal und ihnen kommen, gab es nach dem Abendessen denn ein Design-Award wurde auch wurde mit riesigem Applaus gedankt. nicht viel Zeit zum Verschnaufen. Denn vergeben. Gewonnen hat eine einfache Neben dem Leiterbüro warteten danach während ein Teil den Remote-Teleskop- Diskusscheibe, in der die Gummibärchen bereits 50 leere Plastikbecher darauf, mit Workshop besuchte, bereiteten sich Chor einen Rundblick auf die vorbeifliegende Zetteln vollgestopft zu werden. Auf diesen und Orchester auf das kleine Konzert vor. Landschaft hatten. Der Design-Award Zetteln konnten alle das loswerden, was Da die Chorleiterin das ASL leider am wurde an einen „Heiß“-Luftballon verge- sie mit dem Einen oder der Anderen beson- folgenden Tag verlassen musste, bemühte ben, der zwar nur ca. 30 cm schaffte, sich deres erlebt hatten, was sie sich noch sagen sich der Chor umso mehr, das Programm aber gegen seine Konkurrenten durch den wollten und schon mal Pläne fürs nächste der ersten Probewoche so gut wie möglich lautstarken Beifall durchsetzte. ASL zu schmieden! zu singen. Eine sportliche Herausforderung war das Und dann, um die 12 bis 14 Stunden spä- Am Samstag war ausruhen angesagt. Denn am folgenden Tag veranstaltete Ultimate- ter, die einige singend, andere tanzend und es gab keine AGs, nur Workshops, die Frisbee-Turnier. Erstens bestand das wiederum dritte, man kann‘s kaum glau- zahlreich besucht wurden; unter anderem Problem darin, das Frisbee richtig zu wer- ben, schlafend verbracht hatten, war das auch zwei zur japanischen bzw. chine- fen, zweitens es richtig und gut zu fan- ASL 2008 in Bischofsheim an der Rhön sischen Sprache und Schrift. gen und drittens die davor gegessenen aus und vorbei! Doch nicht alles war verlo- Paul, der Parabelflieger, führte sein Modell- Würstchen vom Grill und den Kartoffelsalat ren, denn dem ASL 2009, welches das 10. parabelflugzeug vor und ließ junge Astro- wieder abzutrainieren. sein wird, steht nichts mehr im Weg! bzw. Aeronauten die Gesetze des Fliegens All diese Problemchen wurden mit anhand eines kleineres Modellfliegers Bravour bewältigt und deshalb ging‘s testen. Die Testreihe kam jedoch nicht danach zum Lagerfeuer mit Gitarre, Geige sehr weit, denn gleich nach dem ersten und Gesang. Flug wurde ein Schaden am Propeller Kurz nach Mitternacht brach eine kleine entdeckt und das kleine Flugzeug konnte Gruppe ASL-er zu einer Nachtwanderung sich leider nicht mehr in die Lüfte über der auf, die von ihren Mitmenschen organisiert Wiese erheben. wurde. Hier stellten einige ihr schauspie- lerisches Talent zur Verfügung und insze- Zu den Herausforderungen der 2. Woche nierten eine Horrorgeschichte. Am Ende gehörte eindeutig das von allen gelieb- bekamen sowohl die Schauspieler als auch te „Construction-Game“. Dieses Jahr die Organisatoren verdientermaßen einen machten sich die angehenden Physiker, Riesenapplaus. Techniker, Ingenieure und weitere Am Donnerstag schien die Welt unter- schlaue Menschen zur Aufgabe, sechs zugehen, nachdem sich der strahlende Gummibärchen so weit wie möglich mit Sonnenschein innerhalb nur weniger Hilfe einer Schere, Pappe, Schnüren, Minuten in fürchterlichen Hagel verwan-

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Simulation von Planetenbahnen AG Computersimulationen in der Astronomie, ASL 2008 von Nina Miekley und Sven Brauch

Das Bild zeigt eine texturierte und Einleitung gerenderte Darstellung, die mit dem Im ASL können die Teilnehmer unter vielen Programm Blender erstellt wurde. interessanten AGs wählen; wir entschie- den uns unter anderem für „Computer- Der Abstand wird über den Satz des Pytha- simulationen in der Astronomie“. Ziel goras berechnet. Aus der Gravitationskraft Klasse, welche ganz allgemein einen dieser AG war es, Sachverhalte in der lässt sich die von den Körpern erfah- Körper beschreibt. Diese Klasse besitzt Astronomie mathematisch zu beschrei- rene Beschleunigung a gemäß der Grund- eine Methode, mit welcher die Kraft, die ben und dann mithilfe von selbstgeschrie- gleichung der Mechanik F = m*a berech- von diesem Körper auf einen anderen benen Computerprogrammen zu simulie- nen. Die Beschleunigung ist die zweite wirkt, bestimmt werden kann. ren. So betrachteten wir zum Beispiel die Ableitung des Weges nach der Zeit, wir Helligkeit von Meteoroiden, Temperaturen erhalten nach Umformen daher die fol- im Inneren von Sternen und auch die gende Differentialgleichung: Bewegungen von Himmelskörpern in unserem Sonnensystem, mit welchen sich auch dieser Artikel beschäftigt. Nun berechnen wir in kleinen Zeitschritten ∆t für jeden Körper i des Sonnensystems Mathematische Grundlagen sosy, welche Kräfte auf ihn durch die ande- Physikalische Grundlagen Die oben stehende Differentialgleichung ren Körper j wirken: Um die Bewegung der einzelnen Körper wird numerisch gelöst. Dazu verwenden nachvollziehen zu können, müssen wir wir das Eulersche Polygonzugverfahren. die Kräfte kennen, die auf diesen Körper Grundgedanke ist die Annahme, dass die wirken. Im Sonnensystem handelt es sich auf einen Körper wirkende Beschleunigung dabei um die Gravitationskraft, die zwi- a über ein Zeitintervall ∆t konstant ist. Die schen den Himmelskörpern wirkt. Geschwindigkeitsänderung lässt sich daher Aus dieser Gesamtkraft lässt sich nun die durch ∆v = ac, die Positionsänderung durch für diesen Zeitabschnitt geltende Beschleu- ∆r = v∆t bestimmen. Je kleiner das Zeit­ nigung bestimmen, mit Hilfe des Euler- intervall ∆t, desto genauer sind die Simula­ schen Polygonzugverfahrens wird auf Bei G handelt es sich um die Gravitations- tionsergebnisse, desto mehr Rechenzeit Geschwindigkeitsänderung und Positions- konstante, bei m um die Masse des einen benötigt jedoch auch die Simulation. änderung geschlossen. und bei M um die Masse des anderen Körpers, r ist der Abstand zwischen die- sen. Für die Bewegung der Himmelskörper Umsetzung in Python ist neben dem Betrag auch die Richtung Wir stellen in unserer Simulation die gra- Diese Daten können nun einfach ausgege- der Kraft entscheidend, die folgende vitative Wechselwirkung zwischen den ben und mit einem beliebigen Programm, Gleichung zeigt die vektorielle Notation Himmelskörpern dar. Dazu betrachten wir wie z. B. Gnuplot oder Blender dargestellt von Gleichung 1: jeden Himmelskörper als Instanz einer werden.

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Darstellung mit dem Programm Gnuplot

Die Sonne und ihre bevorstehende Entwicklung von Fabian Heimann, Patrick Mangat, Lennart Nickolay, Cedric Seehausen und Jannik Tesch

Im diesjährigen Astronomischen Sommer- Kern und die Fusionsrate von Wasserstoff lager vom 26.07. bis 09.08.2008 haben zu Helium ansteigen. Dies führt zu einem wir uns in der AG „Physik der Sterne”, stark erhöhten Strahlungsdruck, der geleitet von Tobias Schmidt, unter ein Radius von ca. 7*105 km. Weiterhin den Radius der Sonne vergrößert. Nach anderem mit der Theorie des Lichts, lässt sich aus der Masse und der dem Boltzmann-Gesetz sinkt schließlich der Sternenspektroskopie und auch der Leuchtkraft die Lebensdauer unserer die Oberflächentemperatur. Ein Roter Entwicklung von Sternen befasst. Letzteres Sonne zu etwa 1010 Jahren abschätzen, Riese ist entstanden. Die Sonne hat im wollen wir im Rahmen dieses Artikels auf- denn ihre Stabilität ist durch ein Gleich- Hertzsprung-Russel-Diagramm den Zweig greifen, wobei wir uns auf sonnenähnliche gewicht von Strahlungsdruck und Gravita- der Hauptreihensterne verlassen. Weiter Sterne beschränken. tionskraft gegeben, woraus folgt, dass ein steigt im Inneren der Druck kontinuierlich massereicher Stern mehr Strahlungsdruck an und es kommt zur Fusion von Helium Um die Entwicklung unserer Sonne zu aufbringen muss, und somit den Wasser- zu Kohlenstoff (Helium-Flash). beschreiben, ist es zunächst notwendig, stoffvorrat durch die Fusion zu Helium wesentliche Daten, insbesondere die schneller verbraucht. Es ist nun bekannt,

Masse MSonne, Die Leuchtkraft LSonne, die dass die Sonne vor ungefähr fünf Milliarden

Oberflächentemperatur TSonne und den Jahren entstand und damit die Hälfte ihres Auch der Kohlenstoff sinkt in den Kern

Radius RSonne, der sich daraus ergibt, fest- Lebensalters erreicht hat. und verdichtet sich. Weitere Elemente kön- zustellen. nen aber mangels ausreichendem Fusions- Der zuerst genannte Parameter ergibt Welche weiteren Entwicklungsstadien sind material nicht erbrütet werden. Schließlich sich ganz einfach aus dem newtonschen nun für unsere Sonne zu erwarten? kann die Sonne den notwendigen 30 Gravitationsgesetz zu etwa MSonne = 2*10 Im Augenblick wird der Wasserstoff durch Strahlungsdruck nicht mehr aufbringen, kg und die Leuchtkraft wie folgt aus der Kernfusion im Kern, bei einer Temperatur weil die Fusion aufgrund des niedrigen 2 Solarkonstante (SSonne = 1370 W/m ) und von ca. 15 Millionen , zu Helium Drucks in den Außenschalen nicht mehr der Entfernung der Sonne. umgewandelt. Dabei werden etwa 1% der stattfinden kann, was zur Folge hat, dass Masse gemäß E = mc2 in Energie in die Sonne schnell und stark schrumpft. Form von Neutrinos und Gammastrahlung Dabei steigt der Druck wieder und der umgewandelt. plötzlich entstehende Strahlungsdruck ist Man erhält etwa 3,85*1026 Watt. Mit in der Lage, die äußeren Hüllen durch der durch Spektroskopie bekannten die resultierende Pulsation abzustoßen. Oberflächentemperatur von ca. 6*103 K Das dabei entstehende Helium sinkt durch Hierdurch entsteht ein planetarischer Nebel ergibt sich durch Anwendung des Boltzmann- Gravitation in den Kern und verdichtet sich und es verbleibt ein Weißer Zwerg. Gesetzes dadurch, so dass die Temperatur um den

VdS-Journal Nr. 28 ANZMessierGoToDE0808MEADE 14.11.200815:13UhrSeite1

MEADE und das M-Logo sind eingetragene Warenzeichen der Meade Instruments Corporation. ® USA und ausgewählte Länder. © 2008 Meade Instruments Corp. Alle Rechte vorbehalten. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Hergestellt unter den US-Patenten Nr. 6.304.376 und 6.392.799; weitere Patente in den USA und anderen Ländern angemeldet. ** OptischerTubus MEADE LXD-75 Reflektor MN-152 PN-203 Reflektor N-203 Reflektor N-150 Reflektor N-130 Reflektor R-152S Refraktor R-127S Refraktor Messier OTA R-102 Refraktor R-102 Refraktor Messier GoTo Messier GoTo 3x 3x 3x ** bei Kauf einesBresserbei Kauf Messier OTA** Messier N-150OTA Fotooptimierter Newton! Vergrößerter Fangspiegel Öffnung 102 mm 152 mm 203 mm 203 mm 150 mm 130 mm 152 mm 127 mm 127 mm Öffnungsverhältnis: f/4 statt üblich63mmØ Messier N-203OTA ganze 70mm Ø NEU Messier PN-203OTA Messier N-130OTA rnwiePreis Brennweite 1.000 mm 1.000 mm 1.200 mm 1.000 mm 1.200 mm 740 mm 800 mm 760 mm 635 mm *Unverbindliche Preisempfehlung inEUR(D). (ab November 2008 erhältlich) bei Kauf einesBresserbei Kauf Messier OTA MEADE LXD-75 Öffnungs- verhältnis 130,- f/7,5 f/9,5 f/10 f/5 f/4 f/5 f/8 f/5 f/5 Sparen Maksutov Newton! Öffnungsverhältnis: f/5 Carbon Tubus! 599,- 998,- 498,- 379,- 229,- 159,- 679,- 429,- 379,- 239,- NEU Sie mit 3x * * * * * * * * * * * Vergnügen. machen dieBeobachtung zumungetrübten Carbonfaser-Tubus undausgezeichneter Optik wertigste Verarbeitung inVerbindung mit neue Flaggschiff derMessier-Teleskope. Hoch- nem hochkorrigierten,scharfenBildfeld das Der neueMaksutov-Newton Aufpreis. PN-203 bietetdieseVorteile serienmäßigohne sich andere Anbieterteuerextrabezahlen.Der Fokuslage undgroßem Fangspiegellassen Objekte. DieKombinationausguterreichbarer gend zurFotografiegroßer, lichtschwacher 70mm kleinerAchseeignetersichhervorra- hältnis vonf/4,präzisemOkularauszugundeinemvergrößerten Fangspiegelmit Der neuePN-203 haben wirdieMessierSerieumzweivölligneueOptikenerweitert. Teleskopen istfürjedendasrichtigeGerätdabei.FürdieFotografenunterIhnen bis zumhochkorrigiertenCarbonfaser-Maksutov-Newton MN-152.BeidenMessier- wie z.B.NebeloderGalaxienmitdemMessierN-203überdenuniversellen R-102 sende OptikfürfastjedenEinsatz.Von derBeobachtungvonDeepSkyObjekten wie demN-203bietetIhnendasBresser MessierProduktspektrum immerdiepas- Vom klassischenRefraktor, wiedemR-127Lbiszukurzbrennweitigen Reflektoren Für jedenEinsatzdiepassendeOptik! ** Messier MN-152OTA Sonderpreis von599 nationsangebot dievielseitigeMeadeLXD-75Systemmontierungzum Auswahl anMessierOptikenbietenwirIhnenjetztalsKombi- Systemmontierung undsparen Sie130 mit derbewährtencomputergesteuerten MEADELXD75GoTo Kombinieren SieIhre Wunschoptik derBresser MessierSerie AutoStar-Komfort jetztauchfürdieMessierTeleskope! MESSIER GoTo ist extrafürdieAstrofotografie optimiert.MiteinemÖffnungsver- 3x Messier R-102OTA € bietet mitsei- an. 3x €! Zusammenmitderbreiten Messier R-152SOTA 46414 Rhede • Gutenbergstraße 2 Gutenbergstraße • Rhede 46414 3x MEADE Messier R-127SOTA MEADE InstrumentsEurope Messier R-127LOTA E-Mail: [email protected] E-Mail: FAX: (0 28 72) 80 74 - 333 - 74 80 72) 28 FAX:(0 Tel.: (0 28 72) 80 74 - 300 - 74 80 Tel.:72) 28 (0 Internet: www.meade.de Internet: GmbH &Co.KG - 70 KLE INP LANETEN

Asteroidenbeobachtungen international – eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit

von Markus Griesser

Es war am 30. August wieder eine jener klaren, aber wegen der hohen Luft- feuchtigkeit auch enorm ermüdenden Beobachtungsnächte. Da die Sternwarte Eschenberg südlich von Winterthur mitten in einer abgeschiedenen Waldlichtung liegt, dort wo sich eben Füchse und Hasen „Gute Nacht“ sagen, werden gerade die früh- herbstlichen Sternennächte manchmal zur Geduldsprobe. Dazu trägt der nahe Fluss Töss massgeblich bei, der – obwohl hun- dert Meter tiefer gelegen – manchmal ganz dicke Feuchtigkeitswolken hochbläst. Der zur Nebelprobe vom Beobachtungsraum aus von Zeit zu Zeit eingesetzte Green- Laser machte dann in dieser Nacht die gefühlte hohe Luftfeuchtigkeit sichtbar: Die vom Auge kaum wahrnehmbaren Nebelschleier erschienen im scharfen Laserstrahl mit klaren Grenzen. Ob man die bis in den Morgen hinein geplante Beobachtungssession nicht besser früh- zeitig abbrechen sollte? Doch da sich zwischendurch der Nebel immer wieder lichtete, machte ich weiter.

Eher unlustig stellte ich einen noch unnum- merierten Hauptgürtelasteroiden ein, der seit einigen Jahren nicht mehr beobachtet Abb. 1: worden war. Nahe der vorausberechneten Das aus 100 Einzelaufnahmen zusammengesetzte Entdeckungsfoto zeigt in der Bildmitte das Position war dann das 19-Magnituden- Zielobjekt, den Asteroiden 2001 WR17. Daneben ist der extrem feine Lichtpunkt des „Neuen“ Pünktlein auch klar zu erkennen. Doch mit der Bezeichnung 2008 QK23 nur knapp zu erkennen. gleich an zwei Stellen im Bildfeld hüpften in den geblinkten Bildpaketen zwei wei- tere Lichtpunkte mit. Der eine entpuppte Sonntagabend waren sogar Gewitter ange- Positionsmessungen ausführen. Der eine sich als ein schon 2005 entdeckter und erst sagt und danach sollte ein Tiefdruckgebiet in war Peter Birtwhistle, der 40 km südwest- vor wenigen Tagen vermessener Asteroid, unserer Gegend das Wettergeschehen über lich von London seit Jahren die Sternwarte doch zum anderen Lichtpunkt hatte Tage hinweg bestimmen. Doch das MPC J95 Great Shefford [1] besitzt und mit sehr die tagesaktuelle Datenbank des Minor verlangt bekanntlich von jedem Entdecker, grossem Erfolg neu entdeckte erdnahe Planet Center (MPC) keine Information. dass ein neu gefundener Kleinplanet mit Asteroiden verfolgt. Der andere war André Erfahrene Asteroiden-Beobachter ahnen weiteren Positionsmessungen in einer Knöfel, ein ebenfalls sehr erfahrener in solchen Fällen sofort, dass dies ein zweiten Nacht verifiziert werden muss. Asteroiden-Beobachter, der in der Nähe Neuer sein könnte: Also habe ich eine Erst dann besteht die Chance, mit der pro- von Berlin seine Station A80 Lindenberg weitere Belichtungsserie gestartet, um so visorischen Bezeichnung, der so genann- [2] betreibt. Allerdings weilte er in die- den noch etwas gar kurzen Bahnbogen zu ten Designation, auch die Entdeckung sen Tagen wieder mal für einen Astro- verlängern. zugesprochen zu bekommen. Urlaub auf der Sternwarte 113 Drebach [3] im Erzgebirge. Kurz vor 5 Uhr am Keine Chance für die Zweite Nacht So bat ich drei Freunde aus der interna- Montagmorgen übermittelte ich dann den Am Sonntag signalisierte mir der schwei- tionalen Klein planeten-Szene um Unter- nun durch drei verschiedene Beobachter zerische Wetterbericht schon früh, dass stützung und übermittelte ihnen dafür aus drei Ländern erstellten Datensatz mit am Abend und auch in den kommen- offen meine Daten. Zwei der Kollegen der Bezeichnung „mgr0015“ für den neu den Nächten keine Möglichkeit bestehen waren dann auch prompt erfolgreich, denn entdeckten Kleinplaneten in der vorge- würde, die so wichtige Second Night selbst sie konnten am frühen Montagmorgen schriebenen Form ans MPC. Die korrekte von Winterthur aus zu machen. Auf den durch Wolkenlücken hindurch je drei Form ist deshalb so wichtig, weil der Server

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des MPC falsch formatierte Datensätze automatisch zurückweist. Um 7.35 Uhr MESZ, eine für solche Nachrichten sehr ungewöhnliche Zeit, traf vom MPC die Nachricht ein, dass die Entdeckung der Winterthurer Sternwarte zuerkannt wurde und nun offiziell den Namen 2008 QK23 trägt. Doch wie knapp es diesmal gewor- den war, deutete das Mail aus Cambridge mit folgender Zeile an:

BK96612 ( K08Q23K mgr0015 K08Q23K

Die Bezeichnung BK96612 und die offene Klammer „(“ zeigten, dass offenbar LINEAR, ein weitgehend automatisier- ter Survey der US Air Force, meinen neuen Kleinplaneten ebenfalls gefunden Abb. 2: hatte. LINEAR, so stellte es sich nach- Bahn des Kleinplaneten am 30.August 2008 im Sonnensystem. Erstellt mit EasySky 4.0 von träglich heraus, hatte sogar schon am 26. Matthias Busch. August 2008 den Brocken ein erstes Mal aufgepickt, ihn am 30. August nochmals astrometriert, aber offenbar konnten diese hin hat mir LINEAR auf ganz ähnliche Links Einzelbeobachtungen (noch) nicht zusam- Weise schon drei Neusichtungen wegge- [1] Sternwarte J95 Great Shefford: menführen können. Dies war mein Glück, schnappt, darunter einen Trojaner. http://www.birtwhistle.org/ und so machte ich dank meiner Freunde [2] Sternwarte A80 Lindenberg: und gerade mal mit einer Nasenlänge Fazit dieser Geschichte: So gut hat für http://www.minorplanets.de/A80 Vorsprung das Rennen! Ein schlechtes mich eine neue Arbeitswoche schon lange [3] Sternwarte 113 Drebach: Gewissen habe ich deswegen nicht; immer- nicht mehr begonnen! http://www.sternwarte-drebach.de/ Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroaufnahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. M98 und (3795) Nigel aufgenommen von Stefan Heutz und Wolfgang Ries Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, mit einem 18“ Newton F/3,7 und einer ST10-XME. der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiter bewegt hat. Für viele Astrofotografen sind solche zufälligen kos- mischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Als Beispiel einer kosmischen Begegnung dient uns in dieser Ausgabe ein Bild der Astro-Kooperation [1] von Stefan Heutz und Mitautor Wolfgang Ries. In der Nacht vom 9. auf 10. Februar 2008 passierte der Asteroid (3795) Nigel die Galaxie M 98. Als Aufnahmeinstrument diente ein 18“ Newton F/3,7 und eine ST10-XME. Der ca. 15 km große (3795) Nigel wurde 1986 am Mount Palomar Observatory ent- deckt. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er 16, 9 mag hell und ca. 232 Mio. km von

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der Erde entfernt. Im Gegenzug bringt es auf der Homepage von Co-Autor Klaus per Mail mit dem Betreff „Kosmische die 1781 von Pierre Méchain entdeckte Hohmann [3] unter http://astrofotografie. Begegnung“ an [email protected]. Bitte ver- Sb-Galaxie M 98 auf 44 Mio. Lichtjahre. hohmann-edv.de/aufnahmen/kosmische. gessen Sie nicht das Aufnahmedatum, die Mit ca. 126 000 Lichtjahren Durchmesser begegnungen.php fotografierten Objekte und die Daten des und 200 Milliarden Sonnenmassen ist sie Dort kann sich der interessierte Astrofotograf Teleskops bzw. der Kamera mitzuteilen. eine der größten Galaxien des Virgohaufens in dem von Klaus geschriebenen Tool bis Der Autor eines ausgewählten Bildes wird [2]. zu 20 kosmische Begegnungen anzeigen anschließend aufgefordert, eine unkompri- lassen. Interaktiv hat man die Möglichkeit, mierte Version des Bildes für den Druck Kosmische Begegnungen finden täglich verschiedene Parameter wie Helligkeit des zur Verfügung zu stellen. statt. Die nachfolgende Tabelle enthält eine Deep-Sky-Objektes oder die Helligkeit des kleine Auswahl interessanter Begegnungen Kleinplaneten selber auswählen, um eine zwischen Kleinplaneten und DeepSky- passende Konjunktion für sich zu finden. Objekten, die von uns erstellt wurde. Damit Literatur/Links soll ihnen ihr Weg zum persönlichen Bild Wir möchten sie im Namen der Fachgruppe [1] Homepage: http://www.astro-kooperation. einer kosmischen Begegnung erleichtert Kleine Planeten der VdS auffordern, Ihre com/ werden. kosmische Begegnung einzusenden, um [2] Stoyan R.: Atlas der Messier-Objekte, Eine einfache und bequeme Möglichkeit, zukünftige Ausgaben des VdS-Journals Oculum - Verlag (2006) sich täglich über aktuelle kosmische mit Ihren Bildern zu bereichern. Schicken [3] Homepage: http://astrofotografie.hoh- Begegnungen zu informieren, finden sie Sie die maximal 200 KB großen Bilder mann-edv.de/grundlagen/

Datum/Uhrzeit Kleinplanet mag Objekt Art mag Abstand

01.02.2009/22:00 (1003) Lilofee 14,1 NGC 2392 PN 9,9 3´ 17.02.2009/21:00 (2144) Maietta 15,1 Abell 30 PN 15,6 8´ 16.03.2009/24.00 (1446) Sillanpaa 14,7 NGC 4116/21 Gx 12,3/11,8 7´ 23.03.2009/24:00 (1600) Vyssotsky 14,0 M 3 GC 6,2 5´ 21.04.2009/22:00 (5961) 1989 YH1 16,0 NGC 4780 Gx 13,2 4´ 27.04.2009/22:00 (169) Zelia 13,2 NGC 4760 Gx 12,6 6´ 22.05.2009/22:00 (103) Hera 11,7 NGC 5634 GC 9,5 0´ 26.05.2009/23:00 (5293)Bentengahama 15,7 NGC 5846/50 Gx 11,1/11,6 9´

Abkürzungen: PN = Planetarischer Nebel, GC = Kugelsternhaufen; Gx = Galaxie Große Vorträge über Kleine Planeten – die 11. Tagung der VdS-Fachgruppe „Kleinplaneten“

von Markus Griesser

Gegen 70 Kleinplanetenfreunde wollten Mit GAIA den Himmel erobern... Seit 1998 ist der Mitgliederbestand in am 14./15. Juni an die diesjährige Fach- Mit Rainer Kresken vom ESOC in der FG Kleine Planeten um satte 170% tagung kommen, doch nach der sech- Darmstadt stellte ein weiterer Profi eine auf 81 angestiegen. In der Gruppe sind zigsten Anmeldung war Schluss: Mehr schon weit fortgeschrittene Mission vor, heute 53 Sternwarten mit Obs-Codes Personen gehen in den frisch renovierten welche die Arbeit der Asteroidenbeobachter vertreten, die inzwischen über 130.000 Vortragsraum der Starkenburg-Sternwarte massiv verändern dürfte. GAIA ist Positionsmessungen von ca. 17.000 Klein- in Heppenheim nicht rein. eine massive Weiterentwicklung des planeten beim Center abgelie- Astrometrie-Satelliten Hipparcos, mit fert haben. Und die Zahl der neu entdeckten dessen Hilfe hochpräzise Sternkataloge Asteroiden hat mittlerweile die magische Mit „Marco Polo“ zurück zur Erde erarbeitet werden konnten. Doch GAIA Zahl 1.000 deutlich überschritten! Den Einstieg in den bunten Vortragsreigen soll mit noch höheren Messgenauigkeiten, machte Detlev Koschny. Er arbeitet bei die noch eine Euromünze auf dem Mond Wenn der Vater nicht mit dem Sohne... der ESA in Holland unter anderem an erkennen lassen, sozusagen alles erfassen, Er ist ein glücklicher Familienvater, hat Projekten zu erdnahen Asteroiden. Die was da am Himmel an Asteroiden und zwei Kinder und er wollte eigentlich sei- NEO Sample Return-Mission mit dem Kometen herumschwirrt. nen Sohn zur Astronomie führen. Doch als vielsagenden Namen „Marco Polo“ soll der Kleine von Papa Frank Hauswald einen im Jahr 2023 eine Probe eines erdnahen Erfreuliche Fachgruppen-Entwicklung 60-mm-Refraktor geschenkt bekam, lief Asteroiden zur Erde zurückbringen, wobei Gerhard Lehmann steht einer der aktivsten die Geschichte plötzlich ganz anders: Vom als Zielkörper der Asteroid (65679) 1989 Fachgruppen der VdS vor und ist auch „Virus Sterngucken“ wurde nicht etwa der UQ erste Priorität geniesst. zu Recht stolz auf deren Entwicklung: Filius erfasst – denn der wanderte schon

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Teilnehmer an der 11. Kleinplanetentagung auf der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim.

bald zur Playstation ab –, sondern der Ein ganz normaler Fernsehstar und dann nochmals in den neunziger Papa, und wie: Bald leistete der sich einen Mit Ranga Yogeshwar war der beliebte Jahren am Heidelberger Astronomischen 114-mm-Newton-Reflektor. Es folgten ein Moderator der populärwissenschaft- Recheninstitut bahnbrechende Arbeiten C8, der Bau einer Dachsternwarte und lichen TV-Reihe Quarks & Co auf der u.a. auch über die eigenartigen Bahnen schliesslich das anspruchsvolle Selbstbau- diesjährigen Tagung zu Gast. Zur der Hilda-Asteroiden publiziert hatte. Die Observatorium im Garten. Kleinplanetentagung erschien aber eben Hildas sind wahrscheinlich Trümmerstücke nicht der TV-Star, sondern ein begeisterter eines Mutterkörpers. Schubart erläuterte Superlative auf Österreichisch Sternfreund. In seinem ersten Referat warb in seinem Referat die bahnspezifischen Der Österreicher Richard Gierlinger er für Kinderprogramme. Das IYA 2009 sei Besonderheiten der Hildas, die in einer berichtete schon an der letzten Klein- eine Riesenchance, sagte er und knüpfte 3:2-Resonanz zum Riesenplaneten Jupiter planetentagung vom Bau seiner Sternwarte dabei an die positiven Erfahrungen beim mit zusätzlichen Überlagerungen weiterer mit einem 610-mm-Newton. Gerade mal Venus-Transit von 2004 an: Rund 500 Planetenresonanzen begründet liegen. In zwei Jahre nach der Inbetriebnahme seines Schulklassen in Deutschland, Ägypten, einer grafischen Darstellung bilden des- Observatoriums greift unser so fleissiger Russland, Australien und China hatten halb die Hildas im Sonnensystem eine Sternfreund bereits noch weiter nach den damals aus ihren Beobachtungen die merkwürdige Dreiecksformation. Sternen: Im Bau ist ein 700-mm-Newton Sonnenparallaxe abgeleitet. Mit dem auf einer Gabelmontierung mit allerlei Projekt @school sollen nun die dama- Meteoriten von der Vesta technischen Verbesserungen! ligen sehr positiven Erfahrungen grenzü- Der 1807 von Heinrich Olbers in berschreitend fortgesetzt werden. Bremen entdeckte Asteroid Vesta zeigt Neues von den Faulkes-Teleskopen in seinem Reflexionsspektrum auffällige Mit den beiden 2-Meter-Faulkes-Tele- Mit Pre-Coverys den eigenen Fund Übereinstimmungen mit Meteoriten, die skopen auf Maui (Hawaii) und Siding sichern unter der Sammelbezeichnung HED Clan Spring (Australien) sind zwei gigantische Erwin Schwab berichtete in seinem praxis- geführt werden. André Knöfel, der sich Sehmaschinen im Einsatz, wie Lothar orientierten Referat über die heute jeder- neben seiner Beobachtertätigkeit auch Kurtze in seinem spannenden Referat mann mögliche Archiv-Recherchen in den mit Meteoren und Meteoriten beschäf- berichtete. Wegen der langen Brennweite Datensammlungen von NEAT. Es han- tigt, erläuterte in seinem Referat die spe- (f/10) umfasst das Gesichtsfeld der delt sich um im Internet abrufbare CCD- zifischen Eigenschaften der Diogenite, 2k-CCDs zwar nur gerade 4,5’ Seitenlänge, Aufnahmen der drei NEAT-Stationen 566, Eukrite und Howardite. Ihnen gemeinsam doch dafür ist die Reichweite mit gegen 22 608 und 644, wobei die ziemlich unter- ist das hohe Alter von 4,5 Milliarden m in ungestackten Aufnahmen traumhaft. schiedlichen Grenzhelligkeiten zu beach- Jahren. Die Faulkes–Teleskope stehen schwer- ten sind. gewichtig für die Projekte englischer Massenbestimmungen – heute und in Schulen im Einsatz. Doch Lothar Kurtze Eine Lektion in angewandter Zukunft berichtete auch von einem Pilotprojekt mit Mathematik Mike Kretlow beschäftigt sich schon seit einer Schule aus der Region Heppenheim- Anspruchsvoll wurde es mit dem Referat Jahren mit den Massenbestimmungen von Weinheim von Professor Joachim Schubart, der 1982 Asteroiden und stellte deshalb die heu-

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des Rieskrater-Museum Nördlingen aktiv. Nach dem durch zahlreiche Allsky- Kameras bestens dokumentierten Fall des Neuschwanstein-Meteoriten wurden bis heute bekanntlich drei Stücke gefunden. Eines davon ist im Rieskrater-Museum zu bewundern. Der bekannte Meteor-Forscher Peter Heinlein grenzte das mutmassliche Fallgebiet bei Neuschwanstein auf rund einen Kilometer ein, doch leider liegt dieses mutmassliche Fundgebiet in sehr unwegsamen, steilem und von wildem Pflanzenwuchs überwucherten Gelände. Thomas Kurtz investierte für seine Suche nicht weniger als zehn Wochen seiner Semesterferien und durchstreifte Tag für Ranga Yogeshwar – zu Gast auf der 11. Kleinplanetentagung. Tag das Gelände immer mit der Hoffnung, noch ein weiteres Meteoriten-Bruchstück tigen Methoden kurz vor. Die klassische Astrometrica verursacht, sondern durch zu finden. „Weitere Meteoriten habe ich Methode basiert auf den gravitativen Fehler in der automatisch gespeicherten zwar nicht gefunden, doch diese Zeit war Effekten, wie sie beispielsweise bei nahen Aufnahmezeit. Doch der in der Elektronik eine tolle Lebenserfahrung!“ – fasst der Begegnungen von Asteroiden oder auch in sehr erfahrene Referent wollte es ganz junge Mann seine Eindrücke zusammen. Doppelsystemen beobachtbar sind. genau wissen. Und so installierte er mit einer selbst gebauten „Running Clock“, die Datenbank zu Sternbedeckungen Nur eine Opposition? mit Leuchtdioden auch noch Millisekunden In seinem zweiten Referat stellte Mike Immer wieder wird von Amateuren beklagt, anzeigte, einen Versuchsaufbau mit seiner Kretlow eine von ihm entwickelte Web- dass heute nur noch mit grossen „Töpfen“ CCD-Kamera, einer SXV-H9. Die so mit Datenbank zur Erfassung von Stern- sinnvolle Asteroidenarbeit geleistet wer- einer Tausendstel-Sekunde fotografierte bedeckungen vor. Das Tool benutzt die von den könne. Jens Kandler zeigte jedoch Zeit verglich er mit der im Fits-Header Eric Frappa unter euraster.net publizierten am Beispiel des 7-Zoll-Refraktors in der gespeicherten Zeit und ermittelte mit aus- Daten. Unser Referent produzierte daraus Sternwarte Drehbach, wie man an One- gedehnten Messreihen eine konstanten eine dynamische Web-Site, ergänzte die Opposition-Asteroiden auch mit kleineren Drift von 194 Millisekunden, die er nun in photometrischen Daten mit Angaben u.a. Geräten wirklich nützliche Beobachtungen seinen Messungen berücksichtigt. zum Durchmesser und zur Rotation aus der ausführen kann. Datenbank des MPC. Ein Video Exposure Analyser Auf rauen Wegen zu den Sternen Herbert Raab stellte in seinem Referat über Zurück zum wahren Leben Ausgesprochen vergnüglich startete dann den Video Exposure Analyser (VEXA) Ebenfalls in einem zweiten Vortrag stell- am Sonntagmorgen Detlef Koschny in ganz ähnliche Versuche des bekannten te Ranga Yogeshwar seine weitgehend die Tagung. Er hat im heimischen Garten Sternbedeckungsspezialisten Herbert selbstgebaute Gartensternwarte vor und mit der ausdrücklichen Zustimmung des Dangl vor – aber eben für Video-Kameras. bezeichnete dabei die Astronomie als Familienrates eine hübsche Sternwarte Die Versuche ergaben im konkreten Fall Kontrastprogramm zu seiner TV-Tätigkeit. mit einem 16-Zoll-Cassegrain gebaut einen Zeitversatz von 75 Millisekunden „Raus und gucken“ praktizierte er schon in und bei allen Bauschritten tüchtig sel- zur GPS-Referenzzeit, was laut Referent seiner Jugend – mit dem Schminkspiegel ber Hand angelegt. Aber eben, mit dem vernachlässigbar sei. seiner Mutter und einem Stück Kanalrohr. Heimwerken ist es so eine Sache: Gar so manche Falle lauert auf den zwar wil- Ein Survey für den kleinen Geldbeutel? Auf Wiedersehen in Frankfurt ligen, aber halt leider Gottes auch sehr Seit tief reichende Surveys den Himmel Erwin Schwab blieb es dann noch vor- unerfahrenen Hobby-Handwerker. In zehn Nacht für Nacht nach neuen Objekten behalten, den nächsten Tagungsort vor- Lektionen und mit vielen anekdotischen abscannen, sind Amateur-Entdeckungen zustellen: Es ist Frankfurt/Main, und als Zwischenbemerkungen erläuterte der schwieriger geworden. Jürgen Linder ist Termin wurde das Vollmond-Wochenende erfahrene Raumfahrtwissenschaftler die aber der Meinung, dass sich mit vereinten vom 5. bis 7. Juni 2009 genannt. Wir Tücken seiner (handwerklichen) Künste. Kräften, also mit Interessengemeinschaften, sind dann zu Gast im physikalischen sehr wohl noch was erreichen liesse. Die Verein und werden im Tagungslokal, Jagd nach Millisekunden Idee des SBSS (= Small Budget Sky einem geräumigen Hörsaal, dann garan- Rolf Apitsch sprach mit seinem Referat Survey) sieht das Zusammenführen von tiert keine Platzprobleme haben. Einziger „Bestimmung der Aufnahmezeit von an Entdeckungen interessierten Amateuren Wermutstropfen: Die Hotelpreise haben in CCD-Aufnahmen“ eine Sorge an, die vor vor. Großstädten ein etwas anderes Niveau als allem Beobachter von schnellen Objekten eben in ländlichen Regionen. immer wieder beschäftigt. Die schlech- 10 Wochen lang auf Meteoritensuche ten Residuals werden häufig nicht etwa Der in Polen geborene Thomas Kurtz ist durch Abbildungs- oder Messfehler im als Meteoritenfachmann im Förderverein

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Helle Kometen des Jahres 2009 von Maik Meyer

Die Vorschau für das Jahr 2009 bietet keinerlei Höhepunkte bei den bekannten periodischen Kometen und nur ein lang- periodischer Komet wird voraussichtlich eine ausreichende Helligkeit für kleine Feldstecher aufweisen. Die Hoffnung muss hier auf der Neuentdeckung hel- ler Kometen liegen. Die folgende Planungsvorschau behandelt die zum Zeitpunkt der Verfassung bekannten kurz- und langperiodischen Kometen, welche im Jahr 2009 mindestens heller als etwa 10 mag erreichen sollen und von Mitteleuropa aus beobachtbar sein werden.

Diese Kometen sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die zu Grunde gelegten Helligkeiten stel- len nur Schätzwerte dar und können häufig um ein bis zwei Größenklassen nach oben oder unten abweichen. Besonders kurz- periodische Kometen zeigen nicht selten Helligkeitsausbrüche, so dass auch nomi- nell schwächere Objekte Überraschungen bieten können. Dynamisch neue Kometen neigen oft zu Helligkeitseinbrüchen, die vorhergesagte Helligkeitswerte unerreich- bar werden lassen. Bei den Bahnelementen ist zu beachten, dass diese einer stetigen Abb. 1: Änderung unterworfen sind, was besonders P/2003 K2 (Christensen) am 30.05.2003, um 21:50 UT. 2x10 s und 1 x 120 s mit einem 35-cm, für die Beobachtung schwacher Objekte f/3.3 Reflektor und CCD. Michael Jäger und Gerald Rhemann. wichtig ist. Die aktuellsten Informationen über die Kometen sind über die Homepage der Fachgruppe Kometen im Internet unter che interessante Eigenheiten aufweisen tiefe Beobachtungen mit Großteleskopen http://kometen.fg-vds.de abrufbar. (Ausbrüche, anomale Lichtkurven, usw.). von Ende 2007 zu unterstützen, die den Über helle, nach Redaktionsschluss ent- Kometen nicht nachweisen konnten. Beobachter noch schwächerer Kometen deckte Kometen kann man sich ebenfalls können Positionen und Bahnelemente auf der Homepage der FG Kometen infor- Der Komet P/2003 K2 (Christensen) wurde einer Vielzahl weiterer Objekte beim mieren. am 26.05.2003 durch Eric Christensen im CBAT unter http://cfa-www.harvard.edu/ Rahmen des Catalina Sky Survey als circa iau/Ephemerides//index.html abru- Die Kometen in der Einzeldarstellung 14 – 15 mag helles Objekt entdeckt. Nach fen. Diese Kometen sollten auf keinen Der in der letzten Vorschau noch mit einer Bekanntwerden der interessanten Bahn mit Fall vernachlässigt werden; insbesondere Maximalhelligkeit von 7,5 mag vorher- einem Perihelabstand von nur 0,5 AE und die Photometrie und Astrometrie stehen gesagte 85P/Boethin wurde bis August einer hohen Exzentrizität von 0,83 wurde hierbei im Vordergrund und nicht selten 2008 noch nicht wiederentdeckt und ist der Komet mit einem möglichen Kometen sind unter diesen Kometen Objekte, wel- möglicherweise zerfallen. Dies scheinen in Verbindung gebracht, der Mitte April

Bezeichnung Periheldatum q U mmax Monatmax S P/2003 K2 (Christensen) 2009-01-08,86 0,53 5,71 7.5? Januar Februar C/2007 N3 (Lulin) 2009-01-10,64 1,21 ------6 Februar Jan – Apr 22P/Kopff 2009-05-25,40 1,58 6,44 8.5 Juni Jun – Sep C/2007 Q3 (Siding Spring) 2009-10-07,27 2,25 ------9.5? Nov/Dez Okt – Dez

Tabelle:

Angaben zu den helleren Kometen des Jahres 2009. q = Periheldistanz in AE, U = Umlaufszeit in Jahren, mmax = prognostizierte

Maximalhelligkeit 2009 in mag, Monatmax = Monat der erwarteten Maximalhelligkeit 2009, S = Sichtbarkeitszeitraum 2009 bei heller 10m.

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des gleichen Jahres in im Internet verfüg- Südhimmelbeobachter bevorzugt sind. Der baren Aufnahmen des SWAN-Instrumentes Komet sollte bereits im April heller als 10 an Bord der Sonnenbeobachtungssonde mag sein, wird dann jedoch sehr niedrig SOHO durch den chinesischen Amateur über dem morgendlichen Horizont platziert Xing-Ming Zhou aufgefunden wurde. Die sein. Anfang Juli, genau zum Zeitpunkt Helligkeit wurde damals zu etwa 10 – 11 der maximalen Helligkeit mit vielleicht 9 mag abgeschätzt. Der Komet verlor im mag, wird er höher als 20 Grad steigen, Laufe des Junis rasch an Helligkeit, so wobei er sich weiterhin am Morgenhimmel dass ein Bogen von nur etwas mehr als aufhalten wird. Bis Mitte September wird einem Monat für die Bahnbestimmung die Helligkeit wieder auf unter 10 mag fal- vorhanden ist. Somit ist damit zu rechnen, len, wobei die optimale Beobachtungszeit dass der Komet etwas entfernt von der sich in Richtung Mitternacht verschiebt. erwarteten Position aufgefunden werden Die geringste Erdnähe wird mit 0,77 AE wird. Dies gilt auch für die zu erwartende Abb. 2: Anfang August durchlaufen. Der Komet Helligkeit. Basierend auf den möglichen C/2007 N3 (Lulin) am 28.07.2008, um 22:01 wird auch in seiner schwächeren Phase SWAN-Beobachtungen könnte optimis- UT. 185 s mit 25-cm Newton und Canon bis Ende des Jahres bequem beobachtbar tisch eine Maximalhelligkeit von 7 – 8 EOS 350D. Christian Harder. sein. mag erreicht werden. Der Komet wird sich dabei allerdings in geringer Elongation zur Der Komet C/2007 Q3 (Siding Spring) Sonne befinden. Nach dem Perihel steigt er wurde am 25.08.2007 als 17,5 mag Anfang Februar rasch schwächer werdend Über die aktuelle Entwicklung sollte sich schwaches und sternförmiges Objekt im mit vielleicht 8 mag am Morgenhimmel jedoch über die Homepage der Fachgruppe Rahmen des Siding Spring Survey entdeckt empor. Zu diesem Zeitpunkt wird er Kometen zeitnah informiert werden. und erst durch Bestätigungsbeobachtungen auch seine geringste Erdnähe mit 0,3 AE als Komet identifiziert. Trotz des rela- durchlaufen. Bereits Ende Februar dürfte Der Komet 22P/Kopff wurde am 23.08.1906 tiv großen Perihelabstands von 2,25 AE der Komet auf Helligkeiten schwächer durch August Kopff fotografisch auf der erscheint es derzeit möglich, dass der 10 mag gefallen sein. Für den visuellen Sternwarte Heidelberg-Königstuhl ent- Komet heller als 10 mag werden könnte. Beobachter wird der Komet in jedem Fall deckt. Nach einer engeren Begegnung mit Die bisher vorliegenden CCD-Helligkeiten eine Herausforderung darstellen. Jupiter 1942/43 wurde der Perihelabstand ergeben rechnerisch eine relativ hohe auf 1,5 AE verringert, was in der Folge absolute Helligkeit. Die Vorhersage ist Ein halbwegs sicherer Kandidat ist der zu einer hellen Erscheinung mit einer allerdings insofern als sehr unsicher zu Komet C/2007 N3 (Lulin). Entdeckt wurde Maximalhelligkeit von 8 mag führte. Auch betrachten, da CCD-Helligkeiten meist dieser Komet am 11.07.2007 als ein stern- die Wiederkehr von 1996 war vergleichbar deutlich schwächer als visuelle Werte förmiges 18,5 mag helles Objekt, durch hell. Die Wiederkehr von 2009 ist geo- sind und der Komet sich zurzeit noch Quanzhi Ye, einem chinesischen Studenten metrisch sehr vorteilhaft, wenn auch die in Sonnenabständen befindet, die noch aus Guangzhou, auf CCD-Aufnahmen von keine erhöhte Aktivität erwarten lassen. Chi Sheng Lin aus Jung-Li, Taiwan, im Zusätzlich scheint der Komet dynamisch Rahmen des Lulin Sky Survey mit einem „neu“ zu sein, was auf eine etwas geringere 41-cm Reflektor. Bereits die erste Bahn ließ Aktivität schließen lassen könnte. Somit vermuten, dass der Komet beim Perihel im sind für die Beobachtungsplanung die Januar 2009 recht hell werden könnte. Die aktuellen Meldungen und Helligkeitswerte Beobachtungen im August 2008 lassen zu berücksichtigen. Ab Oktober steigt der vermuten, dass der Komet durchaus die in Komet für uns am Morgenhimmel auf ihn gesetzten Erwartungen erfüllen könnte. Höhen über 20 Grad. Bis zum Jahresende Die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden wird der Komet nur leicht heller, wobei visuellen Helligkeitsschätzungen bewe- er allerdings nun in über 60 Grad Höhe gen sich bei ca. 10 – 12 mag und geben beobachtbar ist. zur Hoffnung Anlass, dass der Komet 6 mag oder heller werden könnte. Der Weitere Kometen sind für den Helligkeits- Komet wird im Laufe des Januar mit bereich knapp schwächer als 10 mag vor- etwa 8 mag am Morgenhimmel sicht- hergesagt. Über diese sollte sich ebenfalls bar werden und zum Zeitpunkt seiner zeitnah auf der Fachgruppen-Homepage größten Helligkeit Ende Februar in etwa informiert werden. 45 Grad Höhe am Nachthimmel stehen. Dabei wird der Komet gleichzeitig seine Fazit geringste Erdnähe mit ca. 0,4 AE durch- Abb. 3: Ähnlich wie das Jahr 2008, bietet 2009 laufen, was ein diffuses und ausgedehntes August Kopff (1882 – 1960), undatiert für den Liebhaber hellerer Kometen nur Objekt erwarten lässt. In der Folge wech- (Quelle: http://www.ari.uni-heidelberg.de) wenige lohnenswerte Objekte. Es bleibt selt er auf den Abendhimmel und wird im die Hoffnung auf die Entdeckung weiterer April wieder unter 10 mag fallen; immer Kometen sowie auf Helligkeitsausbrüche noch Höhen über 40 Grad aufweisend. bekannter und nominell schwächerer

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Kometen. Visuelle und CCD-Fotometrie Westerwaldstraße 91, D-65549 Limburg, Manuskript, 2008. der Kometen bleibt weiterhin ein wichtiges sowie auf der oben genannten Homepage – Kronk, G. W., Meyer, M.: Cometography und aufgrund der Menge an Objekten loh- der Fachgruppe Kometen. 5, Manuskript, 2008. nendes Betätigungsfeld für Amateure, die – Meyer, M.: Catalogue of auch wissenschaftlich sinnvolle Arbeit lei- Literaturhinweise Discoveries. Über den Autor. sten wollen. Auch negative Beobachtungen – Shanklin, J. D.: BAA Comet Section – Nakano, S.: Nakano Notes, sind nützlich. Die Fachgruppe Kometen Homepage (http://ast.cam.ac.uk/~jds) http://www.oaa.gr.jp/~oaacs/nk.htm sammelt alle Beobachtungen und wertet – Kinoshita, K.: Comet Orbit Homepage, – Yoshida, S.: http://aerith.net. diese aus. Informationen zur Mitarbeit http://www9.ocn.ne.jp/~comet/ im Rahmen der Fachgruppe erhält der – Kronk, G. W.: Cometography 1 - 3, interessierte Beobachter gegen 1,44 € Cambridge Univ. Press, 1999, 2004, in Briefmarken unter der Adresse: VdS- 2007. Fachgruppe Kometen, c/o Maik Meyer, – Kronk, G. W., Cometography 4, 500 Kometen und kein bisschen müde von Werner Hasubick In den 33 Jahren, die ich mich jetzt mit der Amateurastronomie befasse, war ich schon auf den verschiedensten Beobachtungsgebieten tätig. Zu Beginn bestimmte ich mit einem selbst entwi- ckelten Programm die Positionen von Sonnenflecken, erzielte über 12.000 Schätzungen an Mirasternen oder foto- grafierte über zwei Jahre hinweg 500 Kleinplaneten mit einem 200-mm-Tele- objektiv. Parallel dazu begann ich auch mit der Kometenbeobachtung. Neben diesem Hauptbeobachtungsgebiet arbeite ich gerade an einer Durchmusterung aller Kugelsternhaufen, interessiere mich für die Erscheinungen der atmosphärischen Optik, betreibe Astrofotografie und engagiere Abb. 1: mich beim Thema Lichtverschmutzung. Anzahl neue Kometen pro Jahr.

Nach 31 Jahren Kometenbeobachtung folgende Maximalwerte erreicht: 64 neue konnte ich am 10. Juli 2008 mit dem Kometen und 114 Kometen insgesamt. Kometen C/2008 N1 (Holmes) meinen Seitdem konnte dieses Niveau in etwa 500. Kometen beobachten (ohne Zählung gehalten werden. Damit belegte ich in den von SOHO-Kometen). Es ist lange her, drei vergangenen Jahren immer den dritten seit ich im Oktober 1977 mit einem oder zweiten Platz unter den Amateuren, 14x100-Feldstecher den Kometen C/1977 die Kometenastrometrie betreiben. Vor mir R1 (Kohler) auffinden konnte. Nach der lagen die Sternwarten 204 Varese in Italien anfänglichen visuellen Beobachtung nutzte und 349 Kadota in Japan. ich später eine 14-cm-Schmidtkamera (Abb. 1) So können eigentlich alle neuen und gehe heute zumeist mit einer CCD- Kometen des Jahres beobachtet werden, Kamera und einem 44-cm-Newton auf die nur ständig am Südhimmel stehende nicht Kometenjagd. Neben der astrometrischen (dafür müsste dann ein ferngesteuertes Arbeit (bisher über 2000 Positionen) beo- Teleskop benutzt werden). In langen bachte ich auch noch sehr gerne visuell und Herbst- und Winternächten können heut- habe inzwischen über 1400 Schätzungen zutage mit CCD-Kameras leicht 50 bis an über 230 Kometen erhalten und an das 60 Kometen in einer Nacht beobachtet ICQ gesandt. werden!

Um in den letzten Jahren meine Produktivi- tät bei der Kometenbeobachtung auf das Abb. 2: aktuelle Niveau zu erhöhen, ist vor allem Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp) am eine gute Vorbereitung wichtig, um kei- 31.3.1997, Schmidtkamera 140/225mm, nen zu verpassen. Damit wurden 2006 5 Minuten auf Elitechrome 100.

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Das erste Highlight meiner Kometenbeob- achterkarriere war ein negatives, weil ich erst kurz nach dem Kometen West begann, mich mit der Astronomie zu befassen. Über die Jahre habe ich dann aber die berühmten Kometen wie C/1983 H1 (IRAS-Araki- Alcock), 1P/Halley, 109P/Swift-Tuttle, C/1996 B2 (Hyakutake), C/1997 O1 (Hale- Bopp) und 17P/Holmes beobachtet. Meine guten Bekannten 2P/Encke, 46P/Wirtanen und 19P/Borrelly habe ich schon über sechs bzw. fünf Periheldurchgänge ver- folgt und den Kometen 29P/Schwassmann- Wachmann 1 schon in 13 Oppositionen aufgefunden. Den hellen Kometen C/2006 P1 (McNaught) konnte ich mit -5 mag nur 5 Grad von der Sonne entfernt mit dem bloßen Auge sichten, während die schwächsten Kometen mit der CCD- Kamera nur die 20. Größe erreichen.

Abb. 3: Während IRAS-Araki-Alcock gespen- Komet C/1996 B2 (Hyakutake) am 26.3.1996, 2.8/16mm, 5 Minuten auf Ektachrome 1600P. stisch schnell über den Himmel zog und Rechts von der Bildmitte der Große Wagen, der Kometenschweif kreuzt die Deichsel. die Erscheinung noch in der Tageszeitung stand, wurde Halley schon sehnsüchtig erwartet, ich nahm an der International Halley Watch teil und unternahm die erste Astroexkursion nach Teneriffa. Abb. 4: Bei Swift-Tuttle, dem langerwarteten Komet 17P/Holmes am 5.12.2007, 100/400 mm, 2 Minuten mit Canon 20D bei ISO 800. Mutterkometen der Perseiden gelangen

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Abb. 5: Komet 158P/Kowal-LINEAR am 16.4.2007, 51 Minuten mit 44-cm-Newton und ST-9E, die Aufnahme etwa 10 Grad nördlich der Ekliptik zeigt bei einer Grenzgröße von 21 mag keinen einzigen Kleinplaneten, sondern nur die Strichspur des Kometen mit 19. Größe nahezu im Aphel seiner Bahn.

trotz Novemberwetter viele schöne takuläre Schweifentwicklung vorhergese- derentdecken [1]. Diese Recovery hatte Aufnahmen und bei Hyakutake musste hen, sonst wäre ich auch zur Südhalbkugel ich mir redlich verdient, hatte ich doch das erste Mal ein Fischaugenobjektiv zur aufgebrochen. auch schon in den Jahren 2005 und 2006 Beobachtung eingesetzt werden, um den An spektakulären Kometenerscheinungen Versuche an diesem Kometen mit 9,6 76 Grad langen Schweif zu erfassen (Abb. fehlt mir jetzt eigentlich nur noch ein Jahren Umlaufzeit unternommen. 2). Bei Hale-Bopp bleibt neben den zwei heller Vertreter der Kreutz-Gruppe und schönen Schweifen wohl vor allem der der nahe Vorübergang eines absolut hel- Bei der augenblicklichen Rate von 50 Beobachtungsstress in Erinnerung. An len Kometen, nachdem die spektakuläre neuen Kometen pro Jahr bräuchte ich wohl einem Tag Ende März 1997 begann die Erscheinung von 109P/Swift-Tuttle im noch zehn Jahre, um die Nummer 1000 Arbeit früh um 5 Uhr mit der Fotografie Jahr 2124 zu weit in der Zukunft liegt. Fast zu erreichen! Der aktuelle Stand sind 514 des Schweifes, nach der Arbeit wurde 160 der im Augenblick 205 nummerierten verschiedene Kometen in 618 beobachte- der Film entwickelt und Abzüge gemacht, periodischen Kometen habe ich bisher ten Erscheinungen. Mal sehen, wie weit die dann unter den 400 Besuchern der beobachtet und die periodischen Kometen ich noch komme. Noch macht mir die Volkssternwarte am gleichen Abend noch 2P/Encke, 74P/Smirnova-Chernykh, 158P/ Kometenbeobachtung eine Menge Spaß. verkauft werden konnten! (Abb. 3) Über Kowal-LINEAR (Abb. 5) und 65P/Gunn die Erscheinung von Holmes braucht wohl wurden schon im Aphel nachgewiesen. Literatur: nicht viel gesagt werden (Abb. 4) und bei Im August 2007 konnte ich den Kometen [1] M.P.E.C. 2007-R31 McNaught hat wohl fast niemand die spek- 139P/Väisälä-Oterma mit 19. Größe wie-

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100 Jahre Tunguska-Ereignis von André Knöfel

Am Morgen des 30. Juni 1908 um 7:14 Uhr Stein-Asteroiden oder von einen Kometen Meteoritenfall in Peru vom 15. September (0:14 UTC) zerriss eine laute Explosion geringer Dichte aus, der in fünf bis vier- 2007 zum jetzigen Zeitpunkt, so wird man die Stille über der sibirischen Taiga in zehn Kilometer Höhe explodierte und aus knapp ein Jahr nach seiner Entstehung der Nähe des Handelsposten Vanavara. diesem Grunde keinen Krater verursachte. kaum noch an seinen Anblick kurz nach Augenzeugen berichteten, dass sich vor- Die Theorien unterscheiden sich meist nur dem Fall erinnert – im Krater steht Wasser her eine ‚zweite Sonne’, aus südöstlicher in kleinen Details wie dem Eintrittswinkel und der nachrutschende Sand wird ihn in Richtung kommend direkt über Vanavara und der Größe des Objekts sowie dessen kürzester Zeit völlig eingeebnet haben. nach Nordwesten zur Steinigen Tunguska Zusammensetzung. Italienische Wissen- Auch in den nächsten Jahren wird es weitere – einem Fluss tief in der Taiga – bewegte. schaftler meinen neuerdings, einen Krater Untersuchungen zum Tunguska-Ereignis Über die dort ansässigen Mitglieder des des Tunguska-Ereignisses in Gestalt des geben.Vielleicht werden doch noch einige Stammes der Ewenken brach dann ein Tscheko-Sees entdeckt zu haben, der sich Überreste des Ursprungskörpers und damit Inferno: Ein heißer Sturm blies durch die acht Kilometer nördlich vom eigentlichen der entscheidende Hinweis zur Klärung Taiga. In Vanavara zerstörte die Druckwelle Epizentrum befindet. Sie meinen, dass des Falls gefunden. Fensterscheiben und Einwohner berichte- dieser Krater durch ein Bruchstück des Anschrift des Autors: ten, dass sie von der Hitze Verbrennungen Tunguska-Ursprungskörpers entstanden André Knöfel, Am Observatorium 3, davontrugen. Noch schlimmer war die Lage sei. In diesem Jahr ist eine Expedition zu 15848 Lindenberg im Epizentrum: Unzählige Bäume wurden diesem See geplant, die durch die Druckwelle einfach abgeknickt. Bohrungen am Seeboden Rentierherden fielen der Katastrophe zum durchführen soll. Man Die provisorischen Relativzahlen des Opfer, viele der Tiere verbrannten. Zelte hofft, dabei auf Überreste SONNE-Netzes, 1. Halbjahr 2008 der Ewenken wurden durch die Luft gewir- des Ursprungsobjekts zu belt und zerstört. Es gab auch Todesfälle stoßen. unter den Bewohnern, zwei Berichte gelten Eine weitere Variante wäre Tag Januar Februar März April Mai Juni dabei als gesichert. Die Opfer starben an eine Mischung der geophy- 1 4 11 0 19 1 0 den Folgen ihrer Verletzungen. Noch hun- sikalischen und der Im pakt- 2 9 4 0 12 0 0 derte Kilometer entfernt war die Explosion Theorien. Danach könnte 3 9 6 7 10 0 0 zu spüren und der Feuerschein trotz des ein Meteoritenfall die 4 7 2 1 4 7 0 Tageslichts zu sehen. Nahe Kansk, fast Entzündung einer unterir- 5 6 1 1 0 3 2 1000 km vom Explosionszentrum entfernt, dischen Erdgaslagerstätte 6 1 1 5 0 0 0 stoppte die Transsibirische Eisenbahn, weil ausgelöst haben. Die 7 1 0 0 0 0 0 die Waggons wie bei einem Erdbeben zu Wahrscheinlichkeit eines 8 3 0 0 0 0 0 schwanken begannen. Die Luftdruckwelle solchen Szenarios ist aber 9 1 3 0 0 0 1 wurde weltweit registriert. denkbar gering. Zu groß 10 4 1 4 0 0 9 wäre der Zufall, dass ein 11 5 0 1 0 0 9 Heute, nach einhundert Jahren, ist das Rätsel Meteorit genau auf eine 12 1 0 0 0 0 9 um das Tunguska-Ereignis noch immer Erdgaslagerstätte fällt und 13 0 0 0 1 4 4 nicht gelöst. Es gibt zwei Haupttheorien, diese dabei auch noch ent- 14 0 0 0 2 0 1 die gegenwärtig diskutiert werden, welche zündet. 15 0 0 6 0 6 2 aber nicht alle Beobachtungen schlüssig Wie man sieht, kann man 16 0 0 6 0 14 9 erklären. Die neuere Theorie ist die der auch heute noch immer 17 0 0 4 0 12 8 rein geophysikalischen Deutung. Dabei nicht mit letzter Sicherheit 18 0 0 0 0 14 8 sollen nach dem deutschen Wissenschaftler sagen, welches Ereignis die 19 0 0 0 3 15 8 Wolfgang Kundt 10 Millionen Tonnen Katastrophe von Tunguska 20 0 0 0 0 8 9 Erdgas aus einer unterirdischen Lagerstätte ausgelöst hat. Solange es 21 0 0 0 0 1 8 ausgetreten sein und sich entzündet haben. keinen eindeutigen Hin- 22 0 1 0 8 1 8 Diese Theorie könnte das Fehlen von weis auf das eigentliche 23 0 0 3 9 0 0 Resten des eintretenden Körpers, das Ur sprungs objekt gibt, wird 24 1 0 25 5 0 0 Erdbeben und die beobachteten unter- die Wissenschaft weiter 25 0 4 40 0 1 0 schiedlichen Bewegungsrichtungen der rätseln müssen. 26 0 8 42 0 0 0 Leuchterscheinung erklären. Die Helligkeit Vielleicht hat ja die Taiga 27 0 7 42 0 0 0 der Explosion, wie sie im 65 km entfernten selbst die Reste von 28 0 0 39 0 0 0 Vanavara beobachtet wurde, könnte sie kleineren Kratern im Laufe 29 4 0 37 0 0 0 aber nicht begründen. der Zeit bis zur ersten 30 9 – 36 0 0 0 Favorisiert werden heute von den meisten Kulikschen Expedition 31 11 – 26 – 0 – Wissenschaftlern die Einschlagtheorien, verschluckt... Betrachtet obwohl es keine sichtbaren Einschlagstellen man sich nämlich den Mittel 2,5 1,7 10,5 2,4 2,8 3,2 gibt. Man geht dabei entweder von einem Krater vom Carancas-

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Erratum

Leider wurden im letzten Heft beim Artikel von Kay Hempel „Auf der Jagd nach dem Minimum“ anstelle einer übersichtlichen Grafik die Quelldaten abgedruckt. Deshalb hier zur Übersicht noch einmal die Kurven der provisorischen Relativzahlen der FG Sonne im Vergleich mit den Daten, die vom Autor ermittelt wurden. Die Schwankungen der Sonnenaktivität konn- ten auch durch die Fernglasbeobachtungen gut erfasst werden. Die im letzten Heft als „Prov“ angege- benen Werte stellten den über jeweils ein Jahr gemittelten k-Faktor der Monatsmittel dar, der im Text mit 2,2 +/- 0,15 angegeben wurde.

Die partielle Sonnenfinsternis am 01.08.2008 von Dieter Girrbach Am 01. August befand ich mich fast am unteren Ende des Sichtbarkeitsgebietes für die Sonnenfinsternis: zwischen Venedig und Triest auf den Koordinaten 13° 04’ Ost und 45° 42’ Nord. Der Bedeckungsgrad betrug entsprechend einer Grafik im Himmelsjahr knapp 3 %. Die Aufnahme erfolgte während der maximalen Phase um 11:44 Uhr (MESZ) mit einem Spiegelteleobjektiv 90/1000 mm mit Glassonnenfilter, Nikon D 40, fokal 1/60 s bei 400 ASA. Reflexe wurden mit einem Bildbearbeitungsprogramm ausgefiltert.

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Partielle Sonnenfinsternis vom 1. August 2008

von Martin Hörenz Die Sonne bot in den letzten Monaten für Autor konnte die Finsternis in Dresden den Beobachter im Weißlicht recht wenig beobachten, bei bestem Wetter von Beginn Sehenswertes, einige Fleckengruppen im bis Ende. März waren bisher schon fast alles. Am ersten August sollte sich dann der Blick Die Aufnahme zeigt die Sonnenfinsternis auf die Sonne wieder mehr lohnen – eine als Reihe, aufgenommen mit einer kom- Sonnenfinsternis stand an. Die Reise bis pakten Digitalkamera Canon Power Shot Sibirien oder China wäre im Vergleich zu A530, welche freihand ans Okular eines 2006 recht weit gewesen, deshalb musste Fernglases Chronos 20x60 gehalten wurde. anstelle der Totalität mit einer partiellen Die Lichtreduktion erfolgte mit einem Finsternis vorlieb genommen werden. Der Sonnenfilter ND 5 (Baader-Folie).

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Europäische Kooperationen im Rahmen der Spektroskopie-Workshops 2007 und 2008 am OHP

Bericht über eine Intensivierung der Zusammenarbeit von Amateur-Astrospektroskopikern auf europäischer Ebene von Ernst Pollmann

Die Spektroskopie-Gruppe unserer fran- gehend erkennen, die Zusammenarbeit Abb. 1 (oben): zösischen Nachbarn mit Namen ARAS zwischen ARAS und der VdS-FG Spek- Blick auf das OHP aus der Ferne (Bildautor: (Astronomical Ring for Access to Spec- troskopie langfristig in Form einer Ulrich Diehl) troscopy) veranstaltet seit 2004 regelmä- Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ßig im August Workshops für angewandte zu intensivieren. Für mich ergibt sich zeigten deutlich, dass die Nutzung des Astrospektroskopie am Observatorium de daraus die Frage, in welcher Weise unsere in unserer Gruppe häufig eingesetzten Haute Provence (OHP), siehe Abb. 1. VdS-FG an dieser Zielsetzung mitwirken Paketes ESO-MIDAS in der ARAS- Diese Workshops sind Amateuren gewid- kann. Gruppe ganz offensichtlich keine Rolle met, die sich für die Astrospektroskopie Die Präsentationen zu den von den fran- spielt. Außerdem scheinen die Mentoren unter wissenschaftlicher Zielsetzung inte- zösischen Kollegen entwickelten Aus- des Meetings die Beobachtung von ressieren. Die Teilnehmer aus Portugal, werteprogrammen VSPEC und IRIS Be-Sternen als vorrangig zu betrachten. Großbritannien, Italien, Frankreich und Costa Rica sowie Mitglieder der VdS- Fachgruppe Spektroskopie aus der Schweiz und Deutschland nutzten die vielfältigen Möglichkeiten des praktischen Erfahrungsaustausches. Darüber hinaus bot sich Gelegenheit, Gedanken zu einer inter- nationalen Zusammenarbeit an verschie- denen Bereichen der Astrospektroskopie auszutauschen. Das sind Themen wie etwa die optimale Anwendung diverser Spektrenverarbeitungsprogramme, die praktische Spektrengewinnung mit den unterschiedlichsten Spektrographentypen, Auswerteprozeduren, Ergebnisinterpreta- tion, usw. Aus persönlichen Gesprächen konnte ich Abb. 2: ein starkes Interesse der Veranstalter dahin- Gespräch am „Runden Tisch“ zur zukünftigen europäischen Zusammenarbeit

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Ich habe den Eindruck, dass dies wesent- lich mit dem Mitwirken von Coralie Neiner (Observatorium Paris-Meudon) in der französischen Gruppe zusammen- hängt. Dies bestätigte sich auch anläss- lich einer abendfüllenden Präsentation zum Thema Datenbank für Be-Sterne mit Namen BeSS, die im Wesentlichen von C. N. und ihrem Kollegen B. de Batz entwi- ckelt worden ist. F. Cochard teilte mir in einem ausführ- lichen Gespräch seine Erwartungshaltung hinsichtlich der Akzeptanz zur Datenbank BeSS mit. Er hatte sich schon jetzt eine stär- kere Akzeptanz dieser Datenspeicherung in unserer FG erhofft. Es mag sein, dass der Sinn dieser Einrichtung in unseren Reihen bisher noch nicht ausreichend erkannt ist. Mittlerweile ist die Datenbank BeSS jetzt auch zur freien Verwendbarkeit zur Abb. 3: Verfügung gestellt worden. Ihre Anwendung Gruppenfoto der Teilnehmer des ARAS-Spektroskopie-Workshops am OHP in 2008 ist nunmehr auch auf andere Gebiete der beobachtenden Amateurspektroskopie tung ergaben, konnten direkt im Austausch sollen soweit möglich nach heutigem möglich. In diesem Zusammenhang inte- mit anderen Teilnehmern sowie durch die Wissensstand erklärt werden. ressant ist eine Weiterentwicklung der unmittelbare Betreuung beantwortet wer- 4. Ein kontinuierlicher Austausch der bestehenden Datenbank BeSS: ARAS- den. Das damit verbundene persönliche Erfahrung aus Beobachtungstätigkeiten BeAM: (http://arasbeam.free.fr). Hier kön- Erfolgserlebnis scheint zu einem höheren ist zu forcieren. C.N. merkte die nen die gespeicherten Spektren direkt per Motivationsgrad für die eigene prak- Wichtigkeit frühzeitiger Meldungen Mausklick zusammen mit den wichtigsten tische Tätigkeit zu führen als durch z.B. von besonderen Ereignissen aus z. B. Daten angezeigt werden. Ein Besuch bei hauptsächlich Vorträge wie bei unseren niedrigdispersiven Übersichtspektren ARAS-BeAM ist empfehlenswert!! Jahrerstagungen. Der Bedarf einer solchen an (Beispiel: Übergang B-Be-B mehrtägigen Beratungstagung wäre für die bei Be-Sternen). Eine gut funktio- Weitere Unterschiede in der VdS-FG zu ergründen. nierende und flexibel reagierende Arbeitsphilosophie unserer Gruppen Kommunikation ist dazu erforderlich. sind meines Erachtens: Im Rahmen der Veranstaltung 2008 ergab 5. Kommunikation von 1. Das Vermitteln theoretischer sich erfreulicherweise in einem Gespräch Beobachtungsergebnissen in Grundlagen, wie es in unserer am „Runden Tisch“ die Möglichkeit, beiden Gruppen durch kurze Fachgruppe bisher ausführlicher durch- Fragen der Intensivierung einer ange- Zusammenfassungen. geführt wird, überlässt man derzeit strebten europäischen Zusammenarbeit zu Die in diesen Punkten weitgehende noch mehr oder weniger jedem selbst. diskutieren (Abb. 2). Von meiner Seite Übereinstimmung mit unseren franzö- 2. Die Begeisterung zur eigentlichen sind dabei folgende Punkte angesprochen sischen Freunden wurde mit folgendem spektroskopischen Beobachtung worden: Kommentar seitens F.C. ergänzt: ist bei unseren französischen 1. Es gilt derzeit zu vermeiden, vorrangig “I‘m convinced that with our amateur Nachbarn größer. Dies liegt mög- nur das Fähigkeitspotential und die observations, we can really make science - licherweise daran, dass sämtliche Ergebnisse der Amateurspektroskopiker I mean that our observations can go up to Spektrenbearbeitungsprogramme in des obersten Niveaus im Fokus zu professional publication. The spectrosco- französischer Sprache verfasst sind, haben, die Berücksichtigung der pic data we are collecting is good enough vielleicht auch daran, dass eine inten- Anfänger bzw. Neueinsteiger ist minde- to contribute to science! sive Betreuung bei der Anwendung stens ebenso wichtig. Our observations are able to reach profes- durch die kompetente Betreuung durch 2. Interessante Objekte sind zu definieren, sional quality (even for beginners!). This V. Desnoux, Ch. Buil und F. Cochard die für die Majorität beider Gruppen does not mean that we have to wait for angeboten wird. zugänglich sind. Ebenso Objekte, die professional for analysing our data. I think auch für die professionelle Astronomie this is a common mistake in amateur‘s Die Diskussion der Teilnehmer aus unseren von Interesse sind (aber nicht aus- world: If I want to make science, I have Reihen zeigte übereinstimmend, dass der schließlich Be-Sterne sind). to collect data and give it to „a pro“ who unbestreitbare Erfolg des OHP-Meetings 3. Zur weiteren Erzeugung von will publish. The problem is that „the pro“ auf der nahezu ausschließlichen prak- Motivation erfolgt eine Beschreibung does not wait for our data most of time. tischen Ausrichtung der Veranstaltungen dieser Objekte. Die beobachtbaren Then, to prevent any frustration, it‘s bet- beruht. Fragen, die sich aus der indivi- Variabilitäten in den unterschiedlichen ter to drive our own program, including duellen praktischen Auseinandersetzung Linien wie etwa die Äquivalentbreite analysis. And the experience shows that mit der Spektrengewinnung und -bearbei- (EW), FWHM, V/R, Vrot, Vrad usw. from time to time, pro ask for our data. I‘m

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also convinced that if our analysis is well Hervorzugeben wäre abschließend noch STARANALYSER: Fokus auf Nutzung done, we‘ll always cross a pro’s interest! die Tatsache, dass von der ARAS-Gruppe des Staranalysers 100, offen Of course, I‘m not a scientist, and I don‘t in drei Mailinglisten seit langem viele http://tech.groups.yahoo.com/group/ pretend to be able to make astrophysics at und hochinteressante Themen rund um staranalyser/ a pro‘s level. die Amateur-Astrospektroskopie diskutiert Vor diesem erfreulich übereinstimmendem werden: Die Vertiefung und Ausweitung der per- Hintergrund kann nun hier mitgeteilt wer- sönlichen Kontakte zu Amateur-Astro- den, dass einer geplanten internationalen SPECTRO-L: Astrospektrokopie allge- spektroskopikern unserer europäischer Gemeinschaftstagung 2010 unserer VdS- mein, offen Nachbarn anlässlich der OHP-Meetings ist FG Spektroskopie zusammen mit ARAS http://tech.groups.yahoo.com/group/ unbestritten eines der besonderes wichtigen am „Observatoire de Strasbourg“ nach amateur_spectroscopy Elemente, die Zusammenarbeit auf europä- Auskunft von C. N. und O. Thizy nichts ischer Ebene voranzutreiben (Abb. 3). Die mehr im Wege steht. Lediglich das exakte AMATEUR_SPECTROSCOPY: internationale Gemeinschaftstagung 2010 Datum sowie einige finanzielle Fragen Astrospektrokopie allgemein, kann vor diesem Hintergrund durchaus als sind noch zu klären. Basierend auf den Mitgliedschaft ein weiterer wichtiger Schritt verstanden Erfahrungen unserer Jahrestagungen würde http://tech.groups.yahoo.com/group/ werden. ich als Termin Anfang Mai bevorzugen. spectro-l Von einem Monochromator, der im Labor nicht mehr sein durfte und auf dem Schrott noch nicht sein sollte … Erste Schritte mit einem Lichtleiterspektrografen von Bernd Hanisch, Lebus

Es muss nicht immer etwas Schlimmes passiert sein, wenn das Telefon klin- gelt! Diese Erfahrung habe ich an einem Januartag im Jahr 2006 gemacht, als mir telefonisch mitgeteilt wurde, dass in einem Analytiklabor die Verschrottung eines Atomspektrometers von Zeiss unmittel- bar bevor steht. Unverzüglich begab ich mich mit einem Werkzeugkoffer an den Tatort, um zu retten, was zu retten wert war: den Monochromator samt zweier Gitter und Spalt. Die gesamte, etwa 25 kg wiegende Anordnung konnte komplett entnommen werden. Natürlich war klar, dass dieser Monochromator allein wegen seines Gewichtes, aber auch wegen sei- ner Abmessungen nicht unmittelbar an meinen Zeiss-Meniscas 180/1800 anzu- bauen war. Somit blieb mir, der ich bis- her 25 Jahre lang ausschließlich mit Objektivprismen Sternspektren beobach- tet hatte, nichts anderes übrig, als den Abb. 1: berühmten Sprung ins kalte Wasser zu Anschluss des Lichtleiters fernrohrseitig wagen und das Sternenlicht mit Hilfe eines Lichtleiters in den Spektrografen zu beför- Ib-Montierung. Am Okularende ist eine kann dann der Stern nach Sicht fokus- dern. Nachfolgend nun ein kurzer Bericht alte Spiegelreflexkamera (EXA Ib) ange- siert werden. Außerdem befindet sich zur über meine ersten Erfahrungen mit diesem schraubt. Anstelle der Kamerarückwand Markierung der Lage des Sternes nach Spektrografen. ist ein Holzplättchen angebracht, in wel- der Einkopplung in den Lichtleiter auf chem der Lichtleiter so steckt, dass sich der Gegengewichtseite des Fernrohrs Die Ausrüstung seine Vorderseite genau in der Filmebene ein Leitrohr Refraktor 63/840 mit einem Als „Lichtsammler“ benutze ich einen der Kamera befindet, siehe Abb. 1. Mit beleuchteten Netzkreuzokular. Zeiss-Meniscas 180/1800 auf einer Zeiss Hilfe des Klappspiegels der Kamera

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Sonnenspektrums als Reflexionsspektrum des Mondes. Im Vergleich zur Aufnahme von Sternspektren war es hier wegen der großen hellen Fläche des Mondes noch relativ einfach, das Licht in den Lichtleiter einzukoppeln. Abb. 4 zeigt ein solches Spektrum im Bereich von Hβ bis zu den grünen Mg-Linien. Es wurde 30 s bei 400 ISO belichtet.

Aufnahme von Sternspektren Bei der Gewinnung von Sternspektren mit dieser Anordnung gehe ich wie folgt vor:

1. Fernrohr sehr exakt ausrichten (Scheinern) 2. Visuelles Scharfstellen des Sterns auf der Mattscheibe der Abb. 2: Spiegelreflexkamera und damit auf die Der Spektrograf Eingangsebene des Lichtleiters 3. Auslösen des Verschlusses auf Als Lichtleiter wird eine 5 m lange 18,8 Å/mm erreicht. Dies bedeutet, dass Dauerbelichtung Multimode Stufenindex Faser aus Quarz/ auf dem Kamerachip mit einer Aufnahme 4. Visuelles Grobjustieren des Sterns Quarz mit 100/110 µm Innendurchmesser etwa 422 Å abgebildet werden. auf das etwa 3 mm große Loch des und einer numerischen Apertur (NA) von Das Ergebnis eines ersten Tests mit einer fernrohrseitigen Lichtleiteranschlusses 0,22 ± 0,02 verwendet (Fa. Sachsenkabel, Leuchtstofflampe zeigt Abb. 3. Das domi- (Lichtleiter vorher abgesteckt) Gornsdorf). Die in einem 2,8 mm nierende Hg-Spektrum wurde 1 s bei 100 5. Feinjustieren des Sterns auf die 100 Kabelmantel befindliche Faser ist beidsei- ISO belichtet. In Richtung der grünen µm Öffnung des Lichtleiters. Dazu tig mit einem Standardstecker EST6-127- Hg-Linie bei 5460,74 Å ist eine gewisse Lichtleiter anstecken und solange 036S konfektioniert. Unschärfe sichtbar, welche wahrschein- einstellen bis es am spektrografensei- Das Herzstück des Spektrografen ist der lich von einer Verkippung der Kamera tigen Ende hell wird. (Dieses Justieren schon erwähnte Zeiss-Monochomator in herrührt. braucht etwas Geduld. Der Effekt des Ebert-Aufstellung (siehe Abb. 2). Dabei Hellwerdens ist aber bei Sternen der 3. wurde die ursprüngliche Anordnung so Sonnenspektrums als Größe noch deutlich zu sehen.) verändert, dass an der Stelle, an der sich Reflexionsspektrum des Mondes 6. Position des Sterns im Leitrohr merken einst der Eintrittsspalt befand, nun justier- Ein erster Test unter freiem Himmel und während der Aufnahme halten bar das spektrografenseitige Ende des erfolgte durch die Aufnahme eines 7. Lichtleiter mit dem Spektrografen ver- Lichtleiters mündet (1). In Position (2) ist der Kollimatorspiegel mit einer Brennweite von 300 mm sichtbar. Position (3) zeigt das 54 mm x 54 mm Gitter, das in einem Gitterwechsler wahlweise mit 2604 Strich/ mm (auf 220 nm geblazed) bzw. mit 1302 Strich/mm (auf 500 nm geblazed) einge- schwenkt werden kann. Auf Position 4 sieht man den Abbildungsspiegel mit einer Brennweite von 357 mm. In Position (5) befindet sich (hier nicht abgebildet) an der Stelle des ursprünglichen Austrittsspaltes auf einem Mikroskopschlitten eine objek- tivlose Digitalkamera Canon EOS20D. Deren Chip ist 22,5 x 15 mm² groß (3504 x 2336 Pixel, je 6,4 x 6,4 µm²). Schließlich verfügt der Spektrograf noch über einen von außen bedienbaren Präzisionsgittertrieb zur Einstellung der Wellenlänge (1 Umdrehung = 140 Å), siehe Position (6).

Mit dieser optischen Anordnung wird bei Verwendung eines 1302 Strich/mm-Gitters Abb. 3: eine Dispersion von 0,12 Å/Pixel bzw. Spektrum einer Leuchtstofflampe

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binden, Spektrografengehäuse schließen und Belichtung beginnen.

Abb. 5 zeigt ein so aufgenommenes Spek- trum des Arktur im Bereich der grünen Mg-Linien. Leider ist auch in diesem Fall das Spektrum nicht über den gesamten Bereich scharf abgebildet. Im günstigsten Fall handelt es sich, wie oben bereits ange- deutet, um eine Verkippung der Kamera. Allerdings kann es auch sein, dass die Spiegeloptik von vornherein nicht über eine Länge von 22,5 mm gleichmäßig scharf abbildet. Im Ursprungszustand des Atomspektrometers sollte lediglich auf Abb. 4: einen maximal 1 mm großen Austrittsspalt Sonnenspektrum als Reflexionsspektrum des Mondes abgebildet werden!

In Abb. 6 ist ein erster Versuch der Spektro- skopie der Hα-Linie des hellen Be-Sterns γ Cas dargestellt. Es wird deutlich, dass die relativ hohe Auflösung (die Linienbasis belegt etwa 200 Pixel) trotz der langen Belichtungszeiten und der Addition von 3 Einzelaufnahmen mit einem nicht unbe- trächtlichen Rauschen „bezahlt“ wird. Hier wäre sicherlich eine größere Öffnung des Fernrohrs, durch die mehr Licht in den LWL und damit in den Spektrografen gelangen würde, vorteilhaft.

Nach den ersten Versuchen sehe ich mit die- sem Spektrographen folgende Chancen: – Die Dispersion von 0,12 Å /Pixel stellt eine deutliche Erweiterung Abb. 5: meiner bisher vorhanden Spektrum des Arktur im grünen Spektralbereich, 462 s bei 400 ISO belichtet Beobachtungsmöglichkeiten dar. – Der Spektrograf kann problemlos auch an größere Fernrohre mit f/10 ange- bracht werden. Dies bedeutet: mehr Licht und damit schwächere Sterne. Anzeige – Für die helle Sonne kann mit dem 2604 Strich/mm-Gitter eine doppelt so hohe Dispersion erreicht werden. – Der Lichtleiter stellt de facto einen Spalt dar und bietet damit auch alle Vorteile eines Spaltspektrographen.

Allerdings sollen an dieser Stelle auch die auftretenden Probleme nicht verschwiegen werden: – Möglicherweise wird das Spektrum auf dem Kamerachip in Gänze niemals scharf abgebildet werden. Hier wäre über eine alternative Abbildungsoptik nachzudenken. – Die Justage des Beugungsscheibchens auf die Öffnung des Lichtleiters ist unter den beschriebenen Bedingungen schwierig, aber eben nicht unmöglich. – Der Spektrograf ist in Verbindung mit

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dem Zeiss-Meniscas 180/1800 lediglich zur Spektroskopie der hellsten Sterne geeignet. – Die Verwendung einer noch engeren Faser (50 µm), die ein besseres Auflösungsvermögen zur Folge hätte, scheidet unter den gegebenen Bedingungen wegen des zu geringen Lichtangebots aus.

Fazit Alles in allem will ich diesen Spektrografen noch weiter optimieren. Für den Schrott- haufen war es jedenfalls allemal zu früh.

An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank an Roland Bücke für die Beratung hinsichtlich des Lichtleiters. Abb. 6: γ Cas aufgenommen am 25./26.07.2008. Drei Einzelaufnahmen (A1-A3) wurden zu einem Summenspektrum aufaddiert. Die Belichtungszeiten waren bei ISO 400: A1: 580 s; A2: 935 s; A3: 1121 s. Neptun-Mond Triton bedeckt GSC 5800 42/ 2UCAC 27013747 von Hans-Joachim Bode

Man stelle sich bitte vor: Mit einfachen Fachgruppe Sternbedeckungen gebeten der Farm Tivoli hierfür eingeplant wer- Mitteln lässt sich die Atmosphäre eines worden war, um die Vermessung dieses den. Eine weitere Station mit einem 12‘‘ Mondes vermessen, der kleiner ist als der Ereignisses von möglichst vielen unter- Instrument, eigens herbeigeschafft von der Unsere und zudem noch 35 mal weiter schiedlichen Observatorien aus durch- Sternwarte Cederberg in Südafrika, konnte entfernt ist als unsere Sonne – und es zuführen. Der betreffende Stern GSC in der Nähe von Grünau aufgebaut wer- passiert … 5800 42 / 2UCAC 27013747 sollte eine den. Zum ersten Mal seit 11 Jahren war wie- Helligkeit von etwa 13m – 14m haben (je In Südafrika selbst waren alle drei der eine Sternbedeckung durch den nach „Farbfenster“). Großteleskope des South African Astro- Neptunmond Triton für den 21. Mai Ein kurzer Anruf mit der Information über nomical Observatory (SAAO) (10 m SALT, 2008 vorhergesagt worden. Die zentra- die Bedeutung dieses Ereignisses bei der 1.9 m, 1.0 m in Sutherland) beteiligt, sowie le Bedeckungslinie sollte nach Voraus- Internationalen berechnungen eines Teams französischer Amateursternwarte und brasilianischer Astronomen über (IAS / Hakos, Zentralnamibia verlaufen. Namibia) reichte Die wissenschaftliche Bedeutung der aus, sich deren Beobachtung besteht darin, dass man Mitarbeit zu versi- durch Aufzeichnung der Sternbedeckung chern. Die IAS war von mehreren Stationen aus die Triton- sofort bereit, sich Atmosphäre vermessen kann. Dabei ging an diesem Projekt es in diesem Falle darum, die starken direkt zu beteili- Veränderungen, vermutlich bedingt durch gen, so dass ihr 0,5 Jahreszeiteneffekte, zu bestätigen, die 1997 m Cassegrain, die bei einer ähnlichen Bedeckung gefunden 0,45 m Astrokamera wurden. und zwei C11 dann auch zum Ein europäisches Team unter Leitung Einsatz kamen. von Prof. Bruno Sicardy vom Observa- Ebenfalls konnte toire de Paris/Meudon organisierte auch das C14 der Beobachtungszeiten an verschiedenen Sonja Itting-Enke Abb. 1: Sternwarten in Namibia, Südafrika bei Windhuk und Helligkeitsverlauf des Sterns während der Triton-Bedeckung und LaReunion, zu deren Organisation das 14“ Meade vom 21. Mai 2008. und Durchführung auch die IOTA-ES/ RC sowie das C11

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ein weiteres 30 cm Instrument in Springbok auch Grünau lagen den ersten Ergebnissen und ein 40 cm Instrument in Kapstadt. nach außerhalb der Bedeckungszone. Mehrere kleinere Instrumente (27 cm und größer) auf LaReunion beteiligten sich Anzumerken ist: ebenfalls an den Beobachtungen. Das ganze Projekt ist wieder einmal ein Eine Last-Minute-Vermessung wenige gutes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit Wochen vor dem Ereignis bestätigte die von Amateur- und Berufsastronomen ver- Zentrallinie der Bedeckung und damit schiedener Länder. eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Nur durch die Bündelung aller Ressourcen mögliche Registrierung eines „Central konnte sichergestellt werden, dass wenig- Flash“ für Zentralnamibia. Auf diese stens einige Stationen erfolgreich waren. Weise könnte dann eine Gesamtaufnahme Es wird noch etwas dauern, bis die endgül- der Tritonatmosphäre erstellt werden, der tige Auswertung vorliegen wird. Hier aber Grund, weshalb B. Sicardy seine Messungen schon einmal die beiden Lichtkurven von auf Hakos selbst durchführen wollte. Aber der Astrokamera und vom 0,5 m Cassegrain. auch ein Wüstenklima ist keine Garantie für Durch die gleichartige Verwendung der einen wolkenfreien Himmel… beiden benachbarten Geräte kann man die Die Resultate: Effekte der Triton-Atmosphäre vom Seeing – Südafrika: (Sutherland und Kapstadt). trennen. Der Verzicht auf Filter ermöglich- Der Spätherbst (z.B. Regen in te kurze Belichtungszeiten und damit eine Kapstadt) verhinderte ein positives höhere Auflösung für die Schichtung in Ergebnis Tritons Atmosphäre. Zu den Lichtkurven: – LaReunion: Erfolgreiche Vermessung. Hätte Triton keine Atmosphäre, wäre der – Namibia/Windhuk: Wolken. Helligkeitsabfall nicht graduell über ca. 1 – Namibia/Grünau: Wolken. Minute, sondern abrupt und innerhalb ein – Namibia/Tivoli/Meade 14“: paar Zehntel- sekunden erfolgt. Erfolgreiche Vermessung. – Namibia/Tivoli/C11: Keine Messung Webadressen möglich – Messgeräte auf dem Flug – www.ias-observatory.org verschollen! – www.iota-es.de – Namibia/Hakos/Cass.: Positives – www.lesia.obspm.fr/~sicardy/21_may_08 Ergebnis, kein Filter. index.html – Namibia/Hakos/Astrokamera.: Positives Ergebnis, kein Filter. Abb. 2-4 (von oben nach unten): – Namibia/Hakos/C11-I.: Positives Bild 1: Triton und Stern vor der Bedeckung, Ergebnis, Rotfilter. bereits verschmolzen“; – Namibia/Hakos/C11-II.: Positives Bild 2: zentrale Bedeckung, deutliche Ergebnis, Blaufilter. Lichtabschwächung; Die Stationen der SAAO in Sutherland und Bild 3: zwei Stunden nach dem Ereignis, Kapstadt sowie Springbok und vermutlich beide Objekte wieder getrennt.

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VdS-Journal Nr. 28 90 VERÄNDE RLICHE

Seltene Bedeckungen: Epsilon Aurigae und EE Cephei von Wolfgang Quester

Im Jahre 2009 wird sich eine seltene modernen Instrumenten Erscheinung am Sternhimmel ereignen. verfolgt werden. Vieles Wie alle 27 Jahre wird der Bedeckungs- an diesem Sternsystem ist veränderliche epsilon Aurigae (ε Aur) in noch rätselhaft: ein Minimum eintreten. Wenn jetzt schon zur Beobachtung aufgerufen wird [1], hat – Welche Masse hat das das den Grund, dass die Gesamtdauer System und was ist sein der Bedeckung (D) 790 Tage dauert Entwicklungsstand? und die konstante Phase (d) 366 Tage. – Was steht im Zentrum Fachastronomen warten seit 1982-84 auf der Scheibe? das kommende Minimum, um endlich die – Wie sieht die Geometrie Geheimnisse des Sternsystems zu lüften. des Systems aus; ist das Scheibenzentrum leer Entdeckt wurde die Veränderlichkeit von oder nicht? ε Aur im Jahr 1821 durch Fritsch; ernst- – Ändert sich die Form Abb. 1: hafte Beobachtungen begannen aber erst der Lichtkurve gegenüber 1984 in den Schematische Lichtkurve von EE Cephei. 1842 durch Argelander und Heis. 1847 unterschiedlichen Wellenlängen ? Erklärung der Abschnitte im Text. bemerkten beide, dass der Stern schwächer wurde und beobachteten ihn häufiger. Im Erst im Frühjahr 2011 wird die Bedeckung ε Aur ist die nördliche Spitze des kleinen September 1848 wurde er wieder heller. völlig beendet sein. Beobachtungen sollten Dreiecks südwestlich von α Aur (Kapella). Die Beobachtungen zeigten auch, dass aber mindestens bis Ende 2011 fortgeführt Die beiden anderen Sterne im Dreieck sind η es neben der offensichtlichen Bedeckung werden. Aur (der hellere) und ζ Aur, ein weiterer lang- kurzfristige Helligkeitsschwankungen gab. periodischer Bedeckungsveränderlicher. Weitere Bedeckungen sind 1874/75 und Zur Beobachtung aufgerufen sind auch Eine Aufsuchkarte ist wohl nicht nötig. 1901/02 dokumentiert. Hans Ludendorff alle Amateure. Visuelle Schätzungen sind Zum Vergleich sind helle Sterne aus in Potsdam stellte 1904 die bis dahin ebenso gefragt wie CCD- oder lichtelek- Tabelle 1 geeignet. bekannten Fakten zusammen. Er klassifi- trische Fotometrie. Auch spektroskopische Für CCD-Beobachter ist ε Aur ein schwie- zierte ε Aur als rätselhaftes Algol-System Messungen des Profils der Hα-Linie riges Objekt. Der Stern ist auch im und erklärte die kurzfristigen Veränderungen sind möglich, wie das L. Schanne [2] Minimum hell und der als Vergleichsstern als durch Massenaustausch verursachte – er ist Mitglied der VdS-Fachgruppe empfohlene λ Aur ist etwa 5° entfernt. Die Schwankungen. Als Bahnperiode vermu- Spektroskopie – gezeigt hat. differenzielle Extinktion muss also korri- tete er 54,25 Jahre, das Doppelte des heute giert werden. Ein Instrument mit größerem angenommenen Wertes. Im Normallicht ist ε Aur 3.0, schwankt Gesichtsfeld muss zwischen den Sternen aber um diesen Wert; im Minimum sinkt hin und her geschwenkt werden. Fernrohre Das heutige Wissen lässt sich wie folgt er auf 4.7. Wichtige Daten der Bedeckung mit 10 cm oder mehr Öffnung bedingen zusammenfassen: sind nach J. L. Hopkins [3]: sehr kurze Belichtungszeiten. Dadurch 1)Der Hauptstern ist ein pulsierender 1. Kontakt 2009 Aug. 09 = JD 2455050 wird aber das Szintillationsrauschen erhöht. F0 I Überriese mit mehr als 10 2. Kontakt 2009 Dez. 21 = JD 2455187 Eine Möglichkeit, die Öffnung zu verklei- Sonnenmassen. Mitte der Bedeckung 2010 Aug. 10 = nern, ist das Abdecken des Objektivs mit 2) Das bedeckende Objekt ist eine kühle JD 2455410 einer Blende, die zwei oder drei kleinere Scheibe mit wechselnder optischer 3. Kontakt 2011 Mrz. 12 = JD 2455633 symmetrisch auf dem Umfang verteilte Dichte. Möglicherweise hat die Scheibe 4. Kontakt 2011 Mai 15 = JD2456697 Öffnungen hat. Noch ist Zeit, damit und in der Mitte ein Loch, in dem sich .... auch mit digitalen Spiegelreflex-Kameras 3) ... ein heißes Objekt befindet. Wegen der Helligkeitsschwankungen zu experimentieren. Details über solche Wahrscheinlich ist das ein einzelner außerhalb der Bedeckung sind dies nur Blende und das Szintillationsrauschen fin- massereicher Stern (Spektrum B5 oder ungefähre Werte. den sich in [5]. früher) oder ein sehr enger Doppelstern. Ein Schwarzes Loch wird ausgeschlos- sen. Stern V B-V Spektrum Stern V B-V Spektrum 4) Die Scheibe und das zentrale Objekt η Aur 3.17 -0.18 B3 V δ Per 3.01 -0.13 B5 III haben zusammen etwa die Masse des ϑ Aur 2.62 -0.08 A0p ν Per 3.77 0.42 F5 II Hauptsterns. λ Aur 4.71 0.63 G0 V λ Per 4.29 -0.01 B9 V

Das kommende Minimum wird in den Tabelle 1: unterschiedlichsten Wellenlängen mit Vergleichssterne für ε Aurigae. Helligkeiten und Farbindizes nach [4].

VdS-Journal Nr. 28 VERÄNDE RLICHE 91

Ein weiterer, astrophysikalisch interes- santer, langperiodischer Bedeckungsverän- derlicher ist EE Cephei. Er sinkt Anfang 2009 in ein Minimum, das 30 aber auch 60 Tage dauern kann. Die Mitte des Minimums sollte am 11. Januar 2009 (JD 2454843) erreicht sein. Wegen der unsicheren Dauer der Bedeckung sollte man schon im Herbst 2008 mit der Beobachtung beginnen. Das letzte Minimum wurde 2003 beobachtet, die Periode beträgt 5,6 Jahre, genauer 2049,53 Tage. Béla Hassforther hat schon 2003 für die Beobachtung des damaligen Minimums geworben [6]. Einen Bericht über das Minimum 2003 geben Samolyk und Dvorak [7].

EE Cep steht etwa 2,5° südlich von zeta Cep (ζ Cep). Entdeckt wurde seine Verän- derlichkeit 1952 durch Romano [8]. Anfänglich wurde er als R-CrB-Stern klas- sifiziert, was später korrigiert wurde. Das System besteht aus einem blauen B5ne- Stern und einer unsichtbaren Komponente. Nur das Hauptminimum ist zu sehen. Es ist gewöhnlich sehr tief und unsymmetrisch, hat aber im Laufe der Jahre seine Form dramatisch verändert. Die Farbindizes ver- ändern sich dagegen nur wenig (zitiert und übersetzt nach [9]).

Die Form des Hauptminimums kann sehr stark variieren. Graczyk et al. [10] zei- gen Beispiele dafür. Das Minimum 1964 war ca. 2 mag tief, das folgende, 1969, Abb. 2: dagegen nur 0.6 mag. Die Dauer der AAVSO-Karte von EE Cephei. Siehe Tab. 2 für BV-Helligkeiten der Vergleichssterne Minima beträgt im Mittel 40 Tage. Trotz solcher Änderungen bleibt die schema- B5-Riese. Wegen der langen Dauer kann Literatur: tische Lichtkurve (Abb. 1) bemerkenswert die Bedeckung nicht durch einen Stern gleich. Mikolajewski et al. [11] bezeichnen allein erfolgen. Sie wird wahrscheinlich [1] AAVSO Variable Star of the Season: die Abschnitte der Lichtkurve wie folgt: verursacht durch einen Stern oder auch ein Epsilon Aurigae, Januar 2008, A- B absteigende atmosphärische Phase, B enges Sternpaar, das von einer Gas- und [2] Schanne L., IBVS 5747 (2007) - C Bedeckungsabstieg, C - D Übergangs- Staubscheibe umgeben ist. Nicht von unge- [3] www.hposoft.com phase, D - E Bedeckungsanstieg, E - F fähr stellen die Autoren in [9] die Frage, ob [4] Hirshfeld & Sinnot, Sky Catalogue Anstieg der atmosphärischen Phase. Die EE Cephei „ein Cousin von ε Aurigae“ 2000.0, Vol. 1 (1982), Sky Publishing Bezeichnungen deuten die Vorstellung ist. Es gilt also viele Rätsel zu lösen und Corp. & Cambridge University Press an, die sich die Autoren vom Verlauf das kommende Minimum wird hoffent- [5] Buchheim R., Getting ready for epsi- eines Minimums machen. Danach ist der lich dazu beitragen. Wer kann, sollte das lon Aurigae, News from the Society for bedeckte Stern der im Spektrum sichtbare Minimum in B und V beobachten. Astronomical Science, Vol. 5, Nr. 3; www.SocAstroSci.org [6] Hassforther B. BAV Rundbrief 52,2 Stern RA (2000) Dek (2000) B V (2003) 53-56 EE Cep 22:09:22,80 55:45:24.0 0.7-12.2 [7] Samolyk G., Dvorak S., JAAVSO 33 99 = GSC 3973.1529 22:09:59.80 55:46:57.6 11.185 9.866 (2004) 42-47 105 = GSC 3973.1177 22:09:08.05 55:47:15.6 10.850 10.452 [8] Romano G., Coelum 24, 135 (1956) 113 = GSC 3973.1103 22:09:15.47 55:44:48.5 11.758 11.346 [9] Mikolajewski M., Graczyk D., Is the eclip- 112 = GSC 3973.2150 22:09:01.70 55:45:31.2 11.348 11.240 sing variable EE Cep a cousin of ε Aur? 118 = GSC 3973.1261 22:09:23.32 55:42:13.7 11.851 11.794 MNRAS 303, 521-524 (1999) [10] Graczyk D. et al. A&A 403 (2003) 1089- Tabelle 2: 1094 Vergleichssternhelligkeiten für EE Cep aus der AAVSO-Sequenz 080519 [11] Mikolajewki M. et al.: IBVS 5412 (2003)

VdS-Journal Nr. 28 92 VERÄNDE RLICHE

Neue Sterne, was nun? Eine kleine Geschichte der „Entdeckung“ zweier Veränderlicher Sterne

von Henri Schulz

Eigentlich fing dieser Abend des 6. August Abb. 1 (oben links): 2008 ja ganz ruhig an. Ich hatte mir, wie NGC 7635, Aufnahme vom 06.08.2008 mit Selbstbau-Newton 12“/f5, gekühlter ALCCD6 / immer, einen Plan fertig gemacht, welche 5x20min, CLS-Filter Objekte ich in dieser Nacht fotografie- ren wollte. Vor allem planetarische Nebel Abb. 2 (oben rechts): waren mein Ziel. Die relative Stadtnähe NGC 7635, Aufnahme vom 21.08.2007 mit modifizierter Canon 300d 1x30 min, wahrscheinlich zwingt mich, meine Beobachtungen beson- UHC-Filter ders zwischen NNW und NNO möglichst nahe dem Zenit zu machen, und so waren Sind da tatsächlich neue Sterne? An eine NGC 7008, NGC 7048, NGC 7193 und der Supernova glaubte ich nicht, denn hier Reflexionsnebel NGC 7023 an der Reihe. ist keine Galaxie in der Nähe. Bilder, Doch dies war eine der selten klaren und die ich im Internet fand, brachten auch mondlosen Nächte. Also beschloss ich nicht den Durchbruch. Am 10.08. konnte gegen 1 Uhr, noch den markanten Bubble- ich die Stelle dann noch ein mal mit der Nebel NGC 7635 aufs Korn zu nehmen. modifizierten Canon 300d (ausgebauter Als ich die erste 20-minütige Aufnahme Originalfilter) ablichten und vergleichen: im Kasten und debayert hatte, verglich ich die Aufnahme mit einem etwa 1 Jahr alten Bild, das ich noch mit einer modifi- Erstaunlicherweise tauchte nun der zierten Canon 300d gemacht hatte. Etwas linke obere Stern auf, er musste also war anders. Da sind doch tatsächlich zwei seine Helligkeit gesteigert haben. Ein neue, helle Sterne! Das müssen Asteroiden Veränderlicher? Ich befragte meine sein, aber gleich zwei? Und so hell? Also Freunde und über verschlungene Umwege machte ich noch 4 Aufnahmen mit je 1200 s kam es zu einer Anfrage im BAV-Forum. (Abb. 1 und 2). Ab jetzt war alles plötzlich kein Problem Abb. 3: Die weiteren Aufnahmen bestätigten Posi- mehr. Ich bekam eine Menge fundierter 06.08.2008 ALCCD6, Sterne sind tion und Helligkeit der neuen Punkte. Antworten auf meine Fragen und schnell klar zu erkennen

VdS-Journal Nr. 28 VERÄNDE RLICHE 93

Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: 21.08.2007 Canon 300d, Sterne sind nicht zu 10.08.2008 Vergleichsbild mit Canon 300d, 10.08.2008 Vergleichsbild mit Canon 300d, erkennen kein Filter UHC-Filter

waren auch die zwei Sterne gefunden. Die ermittelten Koordinaten sowie einen Zum Visualisieren verwenden wir den ESO Einen der vielen Wege, wie man schnell Such-Radius (wir nehmen mal 500‘) Online Digitized Sky Survey unter Angabe einen Veränderlichen Stern identifizieren können dann im „General Catalogue des Stern-Namen und des gewünschten kann möchte ich hier kurz an unserem of Variable Stars“ eingegeben werden, Kartenumfanges. Beispiel in NGC 7635 aufzeigen: 23:20:45 +61:12:42 – statt Doppelpunkt http://arch-http.hq.eso.org/dss/dss bitte Leerzeichen, die Koordinaten für Im Allgemeinen sind die ungefähren Equinox J2000. NSV14513 ist der hellste in Bild 1 und 2, Koordinaten der gesuchten Objekte http://www.sai.msu.su/groups/cluster/ aber hier nicht von Interesse. bekannt. Hat man diese jedoch nicht zur gcvs/cgi-bin/search.htm Dann sind da noch MP Cas und MO Cas Hand, kann man sich mit einer Planetarium- und... Bingo! Software wie Guide8 o.ä. behelfen, oder Nun haben wir eine Tabelle mit den Daten im Internet einen Online-Katalog wie von 3 veränderlichen Sternen im frag- Wir haben nun die fraglichen Sterne iden- SIMBAD befragen: lichen Gebiet zu Auswahl: NSV 14513, tifiziert. Bleibt noch die Frage: Wie kommt http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ MO Cas sowie MP Cas. der riesige Unterschied in der Helligkeit

Abb. 7a: Abb.7b MP Cas vom DSS-2 Katalog. Im IR- (7a) und im Rot-Spektrum (7b)

VdS-Journal Nr. 28 94 VERÄNDE RLICHE

Abb. 8a: Abb. 8b MO Cas vom DSS-2 Katalog. Im IR- (8a) und im Rot-Spektrum (8b)

der beiden Sterne zwischen den Bildern mäßiger verteilt. Dennoch tauchte bei den Mit diesem Beitrag möchte ich mich bei 1 bis 6 zu Stande? Ein Hinweis fin- Kontrollaufnahmen Bild 5 und 6 plötzlich den Mitgliedern des BAV, den Freunden det sich in den Bildern 7 und 8. Der MO Cas mit auf. Dies ist nun wiede- vom Spacepass und allen anderen, die Unterschied zwischen den IR- und Rot- rum in der Helligkeitsschwankung des mich so freundlich bei der Auflösung des Aufnahmen ist schon beachtlich. Nun Sterns begründet. Am Ende spielen natür- Rätsels unterstützt haben, herzlich bedan- kommen die unterschiedlichen Aufnahme- lich auch noch atmosphärische Faktoren ken und hoffe, damit auch anderen zu hel- Kameras ins Spiel. Die etwa 40° unter wie Luftfeuchtigkeit (Anfälligkeit für fen, die plötzlich vor der Frage stehen: was Umgebungstemperatur gekühlte ALCCD6 Lichtsmog) und die Höhe über dem habe ich hier bloß fotografiert. Vielleicht ist durch die tiefen Temperaturen natürlich Horizont eine Rolle. Dies kann dann leicht ist es ja auch mal eine Nova oder gar viel empfindlicher im IR-Bereich als die (wie in meinem Falle) zu Verwirrungen Supernova. Dann ist in jedem Falle Eile für diese Zwecke nicht konstruierte Canon. führen, wenn die Phänomene aber bekannt geboten, denn so ein Ereignis ist immer Die Empfindlichkeitskurve der ALCCD sind, sollte eine Klärung innerhalb einer nur von kurzer Dauer. ist über das ganze Spektrum viel gleich- Stunde möglich sein. Einstieg in die Veränderlichenbeobachtung mit DSLR: RV UMa von Carsten Moos Es hat ein paar Anläufe gebraucht, um end- Schönwetterperiode und ich versuchte der Aufnahmen viel mehr interessiert. Die lich sinnvolle Daten von veränderlichen betagten Cookbook (CB 245) an meinem erwähnten Versuche scheiterten, weil Sternen auswerten zu können. Zuvor war C8 eine gerechte Aufgabe zu geben. Die ich den veränderlichen Stern auf den es mir nicht gelungen, fremde Daten zur Ernüchterung folgte, denn ich hatte über- Aufnahmen nicht wiederfinden konnte. reinen Auswertung zu finden. Also mus- haupt nichts erreicht und zu wenig ver- Das Bildfeld war zu klein, die Brennweite ste ich es irgendwie selbst machen. Aber standen. zu groß und die Nachführung zu ungenau. wie? Nun endlich im Sommer 2008 bin ich auf Diese Mängel oder Probleme habe ich Ein bedeutsamer Zufall auf meinem dem Gebiet der Fotometrie erfolgreich schrittweise beseitigt: Weg zu den Veränderlichen war, dass ich weiter gekommen und habe gleich mehre- – anstatt der alten Vixen-Steuerung eine 2006 auf einer wunderschönen Astroreise re Lichtkurven erstellen können. Darüber selbstgebaute Littlefoot [1] mit PEC Anton Paschke getroffen habe, der davon möchte ich nachfolgend berichten. und GoTo berichtete, wie schön und systematisch die – Polachsenjustierung nach Scheiner Beobachtung von veränderlichen Sternen Ausrüstung – das C8 weicht einem kurzen EDF 80 ist: Diese systematische Auswertung Eine hauptsächlich visuelle Beobachtung Refraktor (Onyx 80/500) hatte es mir angetan! Gleich nach meiner kommt für mich nicht in Betracht, weil – und die Kamera? Das war das Rückkehr gab es zu Hause eine lange mich die softwaremäßige Auswertung der Schwierigste

VdS-Journal Nr. 28 VERÄNDE RLICHE 95

Einige Versuche mit der unmodifizierten Webcam zeigten, dass Sterne bis 7 mag prinzipiell zu vermessen sind, aber es fehlen immer geeignete Referenzsterne im zu kleinen Bildausschnitt. In der Literatur wird hauptsächlich die CCD-Kamera mit speziellen Eigenschaften empfohlen. Die eignet sich dann jedoch nicht genauso gut zur allgemeinen Astrofotografie, sodass ich lange nach einer Lösung für eine CCD- Kamera für beides gesucht habe. Die wich- tigsten Aspekte zum Einsatz einer DSLR sind in Tabelle 2 zu finden. Den entschei- denden Ausschlag zur Verwendung einer schon vorhandenen unmodifizierten Canon EOS 350D (DSLR) zur Fotometrie erhielt ich durch einen online-Bericht von Martin Dietrich [2], ein Beitrag zum Symposium on Telescope Science von John E. Hoot [3] und einer Diskussion bei britastro. org von Richard Miles u.a., wonach der grüne Kanal der interpolierten RGB-Daten Abb. 1: nahezu äquivalent zum Einsatz eines foto- Überblick mit Sternbezeichnung, 2,5° x 1,7° metrischen Johnson V-Filters ist und dies von der AAVSO akzeptiert wird. Lyr, Cep, Cyg und UMa in Frage. Da kontrolliere ich das Umfeld auf geeig- Parallel dazu machte ich ein paar Versuche hilft die Software BAV-MinMax[4] bei nete Referenzsterne. Ein letzter Check der mit Remote-Teleskopen des GRAS-Systems, der Auswahl nach Azimut oder Sternbild. Aufnahmeeinstellungen, der Kamera-Uhr, die auch sehr vielversprechend waren. Damit Es ist auch sehr nützlich beim Einsatz der der Batterie, den Klemmen der Montierung werde ich heimische Schlechtwetterperioden Remoteteleskope in New Mexico. Meine und die Belichtungsreihe kann starten. zur Verän derlichenbeobachtung nutzen. eher zufällige Wahl fiel auf den kurz- Die Steuerung der Aufnahmen übernimmt periodischen RV UMa. Die Koordinaten sehr zuverlässig das Programm IRIS [5] Aufnahme des veränderlichen Sterns werden nun mit über ein serielles Kabel. Während der Hat man erst mal durch das umfangreiche GoTo angefahren und über ein Okular mit Belichtungsreihe läuft die Littlefoot ohne BAV-Circular geblickt, findet sich eigent- gleicher Fokuslage wie die Kamera kon- Guiding und IRIS löst alle 9 Minuten lich für jeden Abend ein geeigneter Stern. trolliert. Nach dem Anbringen der Kamera für 60 s aus. Ist die Wetterlage stabil, Aufgrund des eingeschränkten Horizonts fokussiere ich mit der Software DSLR- verlasse ich die Sternwarte und komme meiner Dachsternwarte, ausgeführt als Focus, obwohl eine leichte Unschärfe erst nach Ende der Belichtungsreihe (ca. Atelierfenster (Abb. 4), kommen jetzt im zur Fotometrie scheinbar kein Nachteil 4 Stundens) zurück, um das Dachfenster Juli/August nur die Sternbilder Her, Dra, ist [5]. Im Sternkartenprogramm Guide zu schließen. Der PC und die Littlefoot

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VdS-Journal Nr. 28 96 VERÄNDE RLICHE

Sättigung unlinear wird. Die FWHM-Werte bestimmen die Radien der Fotometrie. Liegt diese z.B. bei 4 Pixel, wähle ich einen Aperturradius von 6-8 Pixel. Eine letzte Größe: Das Rauschen des Sensors zeigt der Statistikwert s=15 (Sigma). Er ist über die gesamte Aufnahmereihe erstaun- lich stabil. Sind alle Werte im Rahmen, kann die Apertur-Fotometrie in IRIS ange- stoßen werden. Die Ergebnisse landen in der Datei rv_uma.lst in tabellarischer Form (Tabelle 1).

Auswertung Die Auswertung der fotometrischen Ergebnisse mache ich mit einer Tabellen- kalkulation (TK). Die Tabelle 1 zeigt die fotometrischen Ergebnisse von IRIS. Die Angaben sind unkalibrierte abso- lute Magnituden. Daraus werden die Differenzen berechnet. Ein systematischer Abb. 2: Fehler taucht bei den Julianischen Daten Profil des Referenzsterns auf. Alle Angaben waren um 1/24 zu groß. Die Ursache dafür liegt darin, dass IRIS die Aufnahmezeitpunkte aus den RAW- Dateien als MEZ übernimmt, wohingegen die Kamera auf MESZ eingestellt ist. Eine einfache Korrektur in der TK oder die Umstellung der Kamera auf MEZ lösen das Problem. Aus den Differenzen der Daten in Tabelle 1 entsteht das Diagramm in Abb. 3, die Lichtkurve. Es zeigt die Helligkeits- differenzen (V-R) zwischen dem Veränder- lichen und dem Referenzstern. Der Kontrollstern (R-K) erlaubt eine Aussage über die Messqualität, die hier recht gut ist. Zuerst war ich von einem Minimum ausgegangen. Anton Paschke wies mich aber auf den Fehler hin. Ich musste mehr- fach überlegen, bis mir der Sachverhalt Abb. 3: der Vorzeichen klar wurde. Auch sein Lichtkurve von RV Uma am 13./14.07.2008, Maximum um 00:01 Uhr Hinweis auf den Typ RR Lyr weist klar auf ein Maximum hin. Als nächstes habe werden per Zeitschaltuhr abgeschaltet. Restfehler in der Poljustierung verursacht ich die Spalten J.D. und V-R exportiert, Nach etwa 3 Stunden hatte allerdings der eine Drift in Deklination. Diese beträgt um eine softwaremäßige Bestimmung des Kameraakku schon aufgegeben, sodass die nach 4 Stunden ca. 7’. Das sind unter 10% Maximums mit der Software Minima v2.3 Lichtkurve in Abb. 3 keinen vollständigen des Aufnahmefelds. Die Raw-Daten liegen [6] durchzuführen. Mit diesen Ergebnissen Abstieg mehr zeigt. Dafür werde ich noch nun als RGB-Daten vor, von denen nur und einer Fehlerabschätzung kehre ich ein Netzteil bauen. Die Kameraeinstellung der grüne Kanal weiterverwendet wird. dann zurück zur TK und trage sie dort ein. (Menü) ist so zu wählen, dass die Kamera Aus dem ersten Bild der Serie erstelle ich Die Fehlerabschätzung der Zeit ist noch nach 60 s in Standby schaltet. Dann blei- ein Übersichtsbild, wie in Abb.1 gezeigt ein wenig unsystematisch, aber da gibt ben die thermischen Bedingungen kon- ist. Um die Qualität der Aufnahme zu es sicherlich noch weitere Hilfestellung stant. Nur wenn die serielle Verbindung bestimmen betrachte ich einen Schnitt und durch das BAV-Forum. An der Stelle ein beide Kontakte schaltet, kann die Kamera ein Profil des Referenzsterns (Abb. 2). Der großes Lob an die BAV wegen der hervor- aus dem Standby geweckt werden. gezeigte Background von 418 liegt hier ragenden Unterstützung. Um zu prüfen, ob am Mondlicht. Unbedingt zu vermeiden meine Ergebnisse sinnvoll sind, gab ich die Fotometrie ist eine Sättigung der Pixel; zeigt sich TK-Datei an Anton weiter. Sein Urteil fiel Nach der Aufnahme werden die RAW- durch ein abgeflachtes Profil. Wichtig ist zwar positiv aus, aber er fragte mich, ob Dateien der Kamera zum PC übertragen. dabei, dass der Peak-Wert nicht deutlich es heliozentrische Angaben seien. Darüber Nach einer groben Sichtung und Auswahl über 3000 liegt, weil der Sensor wegen hatte ich bis dahin noch gar nicht nachge- wird mit IRIS kalibriert und registriert. Ein des Aintibloominggates schon vor der dacht. Ich konnte ihm aber mitteilen, dass

VdS-Journal Nr. 28 VERÄNDE RLICHE 97

Spezielle Aspekte der DSLR + geringe Anschaffungskosten + autonomer Prozessor + interner Speicher + Sucher + Display

- Anti Blooming Gate - kleine Pixel (6.4 µm) - undersampling, wegen der Bayer-Maske - (Batteriekapazität) siehe Text - Rauschverhalten - Spiegel-Mechanik es sich um geozentrische Zeitangaben han- delt. Damit fügte sich „mein Maximum“ gut in seine Daten ein.

Ergebnisse publizieren Der letzte Schritt besteht darin, die rela- tiven fotometrischen Daten auf eine ein- heitliche Form für die Einsendung an die BAV zu bringen. Ein Vergleich der Ergebnisse und eine Auswertung durch erfahrene Veränderlichenbeobachter bestä- tigt die Plausibilität meiner Ergebnisse und ermutigt mich, meine Methode fort- zusetzen.

Reflektion Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Ausrüstung mit kurzer Brennweite und einer normalen DSLR den Einstieg sehr vereinfacht haben. Das große Aufnahmefeld ist sehr tolerant, sodass ich auf das Guiding verzichten kann. Der Abb. 4: Vorgang läuft robust und eigenständig. Antares Dachsternwarte mit Dachfenster, Littlefoot, SP, Kamera und Refraktor Obwohl es nicht die in der Literatur emp- fohlene Ausrüstung, sondern das bereits vorhandene Gerät ist, ist das Ergebnis IRIS 5.55 V R K überzeugend. Meine nächsten Ziele sind, weitere Lichtkurven aufzunehmen und J.D. RV-Uma 110 106 andere Verfahren zur Fotometrie auszu- 2454661+ 9,8 bis 11,3 11 10,6 probieren. Vielleicht kann ich mich auf 0,3927 11,114 10,998 9,902 bestimmte Sterne spezialisieren. 0,3942 11,112 11,017 9,899 0,4010 11,154 11,018 9,911 Literaturquellen 0,4119 11,248 11,084 9,962 [1] littlefoot.rajiva.de, Anand Rajiva 0,4228 11,188 10,988 9,915 [2] Erfahrungsbericht zur Fotografie mit 0,4337 11,087 10,977 9,844 der digitalen Kamera EOS D60, Martin 0,4446 11,076 10,974 9,886 Dietrich 0,4555 10,896 10,992 9,867 [3] with DSLR Cameras, 0,4664 10,595 10,945 9,865 John E. Hoot , 1.8.2008 http://www. 0,4772 10,187 10,965 9,852 socastrosci.org/2007%20papers/Hoot_ 0,4881 9,877 10,951 9,857 DSLRPhotometry.pdf 0,4990 9,906 11,04 9,943 [4] BAV MinMax von Jörg Hanisch 0,5099 10,069 11,128 10,02 [5] von C. Buil, www.astrosurf.com/buil 0,5208 10,272 11,267 10,148 [6] Bob, Nelson, http://members.shaw.ca/bob. nelson/Software/Minima25c.zip 1.8.2008 Tabelle 1: unkalibrierte absolute Magnituden mit korrigierter Zeit in geoz. J.D.

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Extragalaktische Novae in M 31 und M 81 von Hans-Günter Diederich

Einleitung Viele Sternfreunde gehen den Schritt vom intragalaktischen zum extragalaktischen Deepsky durch das Beobachten von Objekten, die innerhalb unserer Galaxis nicht zu sehen sind: Galaxien und Quasare. Veränderliche zählen mit Ausnahme der Supernovae (SN) nicht zum Repertoire. Dieser Aufsatz handelt von extraga- laktischen Novae, gibt Tipps zu deren Beobachtung und zeigt Beispiele in M 31 und M 82.

Informationsquellen Man kann extragalaktische Novae systema- tisch suchen. Ich beobachte sie allerdings erst, nachdem sie entdeckt wurden. Es gibt eine wichtige Informationsquelle, die Website „Bright Supernovae“ [1]. Diese besitzt eine speziell den extragalaktischen Novae gewidmete Seite [2]. Steht mir im Abb.1: Urlaub eine geeignete Instrumentierung Nova M31 2007-11e am 02.12.2007 (12,5-Zoll-RC, STL1001E, Integrationszeit 1.560 s) zur Verfügung, besuche ich täglich diese Website und informiere mich über aktuelle ganz im Gegenteil zur Aufnahme noch Entdeckungsdatum auch Bildmaterial. Es Objekte. unentdeckter extragalaktischer Novae ani- ist sinnvoll, einen Screenshot aus Aladin Für die vorgestellten Objekte gebe ich mieren, sobald diese entdeckt werden. mit der Position der extragalaktischen Nova keine Koordinaten an. Das wäre sinn- im Zentrum als Ausdruck zum Teleskop zu los, da ihre Helligkeit längst unter die Beobachtungsvorbereitung nehmen und der Identifizierung in der Nachweisgrenze abgesunken ist. Dieser Die Informationen der „Bright Supernovae“ eigenen Aufnahme zugrunde zu legen. Aufsatz soll nicht zum Nachvollziehen der Website enthalten neben der Position eigenen Beobachtungen dienen, sondern des Objekts, seiner Helligkeit und dem

Abb.2: Abb. 3: Nova M31 2007-12b am 13.12.07 (Daten wie in Abb.1, Integrationszeit Nova M31 2007-11d am 03.12.07 (wie in Abb.1, 3.600 s) Integrationszeit 2.520 s)

VdS-Journal Nr. 28 VERÄNDE RLICHE 99

Abb. 4: Nova M31 2007 29 am 02.12.07 (wie in Abb.1, Integrationszeit 2.160 s)

Abb. 5: Nova M81 2007 3 (04.12.07 wie in Abb. 1, Integrationszeit 2.400 s; 11.04.07 C14, STL1001E, 1.080 s)

Bildauswertung erfreuen, für die Veröffentlichung auf No. 4) gelang mir im Astrourlaub eine Ist die Serie mit ausreichend langer einer Mailingliste oder in einer Zeitschrift einigermaßen geeignete Aufnahme. Und Integrationszeit aufgenommen und das dürfte das aber bei derart schwachen dann lief mir auch noch die Nova M 110 Summenbild erstellt, folgt die brennend Objekten häufig nicht gut genug sein. Um 2002 in NGC 205 über den Weg. erwartete Auswertung mit dem Ziel, die die Qualität (den Kontrast) anzuheben, Mit dieser kurzen Geschichte möchte ich Nova in der eigenen Aufnahme zu erken- wende ich meistens extremere Methoden zeigen, dass man etwas üben muss und nen und eindeutig zu identifizieren. Es der Bildbearbeitung an, in denen vom keinesfalls im Bemühen nachlassen sollte, sind ja einige Tage seit der Entdeckung Originalbild eine tiefpass (TP)-gefilterte wenn es bei den ersten Versuchen nicht vergangen, die Helligkeit der Nova wird Aufnahme abgezogen wird oder sogar klappt. Extragalaktische Novae sind eben wahrscheinlich abgenommen haben. das Originalbild durch eine solche keine „ex-und-hopp“-Objekte sondern Die Nova wird aufgrund der großen TP-gefilterte Aufnahme geteilt wird. Das etwas Besonderes. Entfernung zu uns bereits bei der Entdeckung Bild wird dadurch nicht „hübscher“, wohl sehr schwach gewesen sein. Vielleicht aber die zu präsentierende Nova deutlicher Nova M31 2007-11e (ROTSE3 befindet sie sich inmitten einer sehr hellen sichtbar. J004547.7+420203.5) Galaxienscheibe, steht nicht isoliert, son- Eine weitere Methode der Bildbearbeitung Im Dezember 2007 ging es dann aber dern wird von helleren Vordergrundsternen ist jetzt allerdings noch nicht möglich. Schlag auf Schlag. Bei M31 2007-11e trafen und von extragalaktischen Objekten umge- Hierzu wird man das Feld mit der Nova gleich mehrere günstige Voraussetzungen ben, so dass eine stärkere Bildauswertung noch einmal aufnehmen, vielleicht ein zusammen. Mit 16,2 mag war sie sehr hell notwendig sein könnte. Einfaches Jahr später. Vom Bild mit Nova wird dann und stand auch ausreichend isoliert [Abb. Hinschauen dürfte also in vielen Fällen das neue ohne Nova abgezogen oder durch 1], was wohl auch zu ihrer Entdeckung am nicht reichen. In solchermaßen schwie- dieses geteilt. 28.11.2007 durch die „ROTSE collabora- rigen Fällen ist es erforderlich, das eigene tion“ geführt hatte. Zur Bildbearbeitung Bild gegen den Screenshot aus Aladin Erste Versuche reichte ein lineares Histogrammstrecken (mit einem DSS-Bild im Hintergrund) zu Von der ersten extragalaktischen Nova vollkommen aus. Die Identifizierung blinken. (Nova M31 2001) hatte ich mit mei- erfolgte mit Aladin durch einen einfachen ner „Ackersternwarte“ im Odenwald Vergleich. Bildbearbeitung nur ein extrem schwaches verschmiertes Ein kleines äußerst schwaches Fleckchen Pünktchen erhalten, die zweite hatte ich Nova M31 2007-12b inmitten der hellen Galaxienscheibe mag verpasst, die dritte war bereits zu dunkel. Handelte es sich bei der eben gezeigten mit einer Markierung versehen uns zwar Erst bei der vierten Nova (Nova 31 2001 Nova fast schon um ein Anfängerobjekt, so

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wird es jetzt langsam schwieriger. Die Nova Helligkeit der Scheibe von M 31. Erst abgezogen werden, um M81 2007 3 über- M31 2007-12b wurde am 10.12.2007 mit beim Blinken gegen den Aladin-Screenshot haupt erkennen zu können. einer Helligkeit von 16,5 mag entdeckt. Am konnte festgestellt werden, dass sich ein 13.12.07 folgte meine Beobachtung. Das sehr schwacher Fleck in meiner Aufnahme Acht Monate später, am 04.12.07 entstand Ergebnis ermöglichte die Identifizierung, dicht neben dem schwachen Fleckchen des eine vergleichbare Aufnahme, in der von stellt aber nur ein einfaches Belegbild DSS-Bildes befand. Damit war der sehr der Nova naturgemäß nichts mehr zu sehen dar [Abb. 2]. Eine Wiederholung könnte schwache Fleck als M31 2007 29 identifi- war. Durch dieses jüngere Bild ohne Nova die Identifizierung augenfällig bestätigen ziert. Ohne Aladin wäre dies definitiv nicht konnte aber das ältere Bild mit Nova und würde auch Material für eine kleine gelungen. geteilt werden. Und um noch eins draufzu- Animation bringen. setzen, teilte ich das Quotientenbild durch Die Qualität der Aufnahme ließ aber seine zweifach-TP-gefilterte Version. Abb. 5 Nova M31 2007-11d zunächst keine Veröffentlichung zu. Das zeigt die entsprechenden Aufnahmen in Am 16.11.2007 war M31 2007-11d mit Teilen des Originalbildes durch ein mehr- einer Montage. Die mehrfache extreme 14,9 mag entdeckt worden. Sie blieb auf- fach TP-gefiltertes Bild verbesserte den Bildbearbeitung hat sich also gelohnt. grund ihres fortgeschrittenen Alters bei mir Bildeindruck aber doch soweit, dass die zunächst liegen. Die Position direkt neben Nova hier gezeigt werden kann [Abb. 4]. Zusammenfassung einem hellen Stern ließ Schwierigkeiten Eine Wiederholung der Aufnahme zur Mit Hilfe von Aladin und durch den erwarten. Als alle jüngeren Novae beobach- Erstellung einer Animation ist geplant. Ein Einsatz etwas extremerer Bildbearbeitung, tet waren, kam 2007-11d am 03.12.07 nach solches „ohne-Nova-Bild“ kann aber auch die jeder CCDler bei der Reduzierung mit immerhin 17 Tagen doch noch zum Zuge. zu einer weiteren Bildbearbeitung heran Darkframe und Flatfield täglich einsetzt, Der helle Stern verhinderte erwartungsge- gezogen werden. Bei der nächsten Nova ist es auch Amateuren möglich, extraga- mäß die Anwendung gängiger Methoden der wird dies demonstriert. laktische Novae nachzuweisen und dabei Bildbearbeitung. Dennoch konnte die Nova auch die Lokale Gruppe zu verlassen. identifiziert werden [Abb. 3]. Bei dieser Nova M81 2007 3 Art von Amateurastronomie geht es um Am 11.04.07 wurde die Nova M81 2007 Literaturhinweise: die Analyse des Bildinhalts, nicht um das 3 entdeckt. Für mich ist sie die erste Nova [1] http://www.rochesterastronomy. org/ Erstellen eines hübschen Bildes. in M 81 und damit außerhalb der Lokalen snimages/ (01.12.2008) Gruppe, von der ich erfuhr. Dem Circular [2] http://www.rochesterastronomy.org/novae. Nova M31 2007 29 No. 8069 der IAU war zu entnehmen, dass html (01.12.2008) Die Nova M31 2007 29 wurde am ihre absolute Helligkeit Mv = -10 mag 28.11.2007 entdeckt. Ihre Helligkeit erreichte. Dies sei für eine Nova extrem Abkürzungen und Begriffe: betrug zu dieser Zeit 17,84 mag. Bei der hell gewesen. DSS = Digital Sky Survey Aufnahme vom 02.12.07 gab es wiederum Aladin (siehe Linkliste der FG Deepsky) ein Problem durch ein sehr nahe gelegenes Am 17.04.07 folgte dann meine Aufnahme ROTSE = Robotic Optical Transient Search Objekt. Diesmal handelte es sich aller- als ein „object of opportunity“ (wie das Experiment dings um ein sehr schwaches Fleckchen beim HST heißt, wenn plötzlich wichtige HST = Hubble Space Telescope im roten DSS-Hintergrundbild. Es bestand Ereignisse ein Abweichen vom norma- die Gefahr einer Fehlidentifizierung durch len Zeitplan erfordern). Vom Originalbild Verwechslung. Hinzu kam die große musste ein mehrfach TP-gefiltertes Bild Lichtverschmutzung im Bundestag von Andreas Hänel

Im Oktober 2007 hatte Roy Hengst, ein Eingaben, in den Stellungnahmen wurde Nachdem Roy Hengst lange keine Antwort Amateurastronom aus Berlin, eine Petition zwar die zunehmende Lichtverschmutzung erhielt, wurde er schließlich für den 13. gegen die zunehmende Lichtverschmutzung beklagt, bestehende Grenzwerte wie in Oktober 2008 zu einer Sitzung des Peti- beim Petitionsausschuss des deutschen der Licht-Richtlinie aber als ausrei- tionsausschusses eingeladen, in der es um Bundestages eingereicht. Darin forderte chend angesehen. In der Richtlinie wer- Umweltprobleme gehen sollte. Er bat den er, dass die Regierung Maßnahmen gegen den Meßmethoden beschrieben und Sprecher der Fachgruppe Dark Sky, ihn die Lichtverschmutzung ergreifen solle, Grenzwerte empfohlen, die in reinen bei dieser Sitzung zu vertreten. So tra- etwa in Art eines Gesetzes wie in Slo- Wohngebieten bei 1 Lux senkrecht auf ein fen wir uns mit einem weiteren Berliner wenien. Bis zum Zeichnungsende am 27. Schlafzimmerfenster zwischen 22 und 6 Sternfreund, Guido Wortmann, vor der Dezember 2007 hatten 7828 Personen die Uhr liegen. Darunter fällt allerdings nicht Sitzung am Berliner Hauptbahnhof, um Petition unterzeichnet. In verschiedenen die öffentliche Beleuchtung, zu der auch das Vorgehen nochmals abzusprechen. Die astronomischen Foren gab es teils heftige die Straßenbeleuchtung gehört. Der Wert Sitzung fand dann im Löbe-Haus hinter Diskussionen zu dem Thema. Es war ja von 1 Lux ist immerhin doppelt so groß dem Kanzleramt statt, das man nur nach nicht das erste Mal, dass eine Petition zu wie die maximale Beleuchtungsstärke des ausgiebigen Sicherheitskontrollen betreten dem Thema eingereicht wurde, bereits hoch stehenden Vollmondes auf eine hori- konnte. 1999 und 2003 gab es entsprechende zontale Fläche.

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Die Lichtverschmutzung wurde als Lichtverschmutzung dritter Tagesordnungspunkt aufgeru- einladen. Um ein Foto fen. Nach einer kurzen Vorstellung der machen zu können, Lichtverschmutzung, deren negative bot der Abgeordnete Auswirkungen auf die Astronomie, die uns eine Führung Natur und den Menschen, sowie den durch den Bundestag Forderungen nach Grenzwerten, stell- an, was wir gerne ten dann die Abgeordneten Fragen. Zwei annahmen. In einem weibliche Abgeordnete sprachen den Schnelldurchgang ging Sicherheitsaspekt an, der aber gar nicht in es dann noch durch den Frage gestellt wurde, da von der Fachgruppe Reichstag und auf des- kein Abschalten, sondern ein gezielter Ein- sen Aussichtsplattform. satz der Beleuchtung gefordert wurde. Das Thema Lichtver- Ein Abgeordneter sprach die modernen schmutzung wird nun Lösungen gerichteter Beleuchtung an, auf im Petitionsausschuss die der Fachgruppensprecher allerdings weiter beraten, bevor auch bereits hingewiesen hatte. Gezielte eine abschließende Fragen zur Zahl der sichtbaren Sterne oder Beschlussempfehlung der Zunahme der Lichtverschmutzung abgegeben wird. stellte dann der Abgeordnete der Grünen, Vielleicht überlegt sich Peter Hettlich, der sich auch noch als das Umweltministerium Amateurastronom und Mitglied der doch endlich, Maß- Vereinigung der Sternfreunde zu erkennen nahmen zur sinnvollen gab. In einer abschließenden Stellung- Begrenzung der Licht- nahme des Bundesumweltministeriums intensitäten zu ergrei- wurde klar, dass sich das Ministerium fen. In der gleichen mit der Frage von Grenzwerten bislang Woche wurden auch noch nicht beschäftigt habe, da man die in der französischen Grenzwerte der Licht-Richtlinie als ausrei- Nationalversammlung chend ansieht. Umweltgesetze verab- Von rechts nach links: Der Petent Roy Hengst, Fachgruppenleiter Nachdem der Tagesordnungspunkt Licht- schiedet, wobei auch Dr. Andreas Hänel, der Abgeordnete Peter Hettlich und sein verschmutzung abgehandelt war, baten die Lichtverschmutzung Büroleiter Rüdiger Herzog vor der Kuppel des Reichstages Peter Hettlich und sein Büroleiter und berücksichtigt wird. wissenschaftlicher Mitarbeiter Rüdiger Herzog noch um ein Gespräch, in dem Die Ausschuss-Sitzung kann als Webcast Und die Internetseite des Abgeordneten wir die unterschiedlichsten Aspekte der (mit Hilfe des Real-Players) verfolgt wer- Peter Hettlich, auf der auch das Thema Lichtverschmutzung diskutiert haben und den unter (Oktober 2008): Lichtverschmutzung angesprochen wird, Hettlich weitere Unterstützung bei dem rtsp://btag-od.real.t-bn.de/btag/16/ ist zu finden unter www.peter-hettlich.de. Thema zusagte. So will er im Frühjahr 2009 bt45_20081013_a02.rm zu einem Expertengespräch zum Thema

VdS-Vorstandsinfo zum Bericht von Otto Guthier, VdS-Vorstand

Liebe Mitglieder, die Einreichung der Petition gegen die immer stärker wer- Wir danken Herrn Hengst, der übrigens auch VdS-Mitglied dende Lichtverschmutzung in Deutschland, die Roy Hengst ist, für seine Bemühungen und hoffen, dass die Petition beim Petitionsausschuss des deutschen Bundestages eingerei- erfolgreich im Ausschuss beraten wird. Im Übrigen ist gut zu cht hat, wurde auch von der VdS unterstützt. Die Vereinigung wissen, dass auch ein VdS-Mitglied im deutschen Bundestag der Sternfreunde e.V. hat sich in diese Liste mit eingetragen, sitzt. Seitens des Vorstands werden wir Herrn Peter Hettlich ebenso wie eine Reihe von Mitgliedern aus dem Vorstand. gerne einmal anschreiben. Leider war eine Ankündigung im VdS-Journal aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich, denn das Journal erschien Wir werden in unserer Mitgliederzeitschrift gelegentlich über erst im neuen Jahr, wenige Tage nach der Eingabefrist 31. das Ergebnis der Ausschusssitzung berichten und unsere Dezember 2007. Mitglieder informieren.

VdS-Journal Nr. 28 102 SERVICE

Der Umgang mit „Arbeiten“ der Fachastronomie Das Finden von Literatur und ihre Auswertung

von Hans G. Diederich

Jeder Sternfreund wird am Ende der und schauen Sie beim Lesen des Aufsatzes Überblick über mehrere Jahre oder gar Aufsätze im VdS-Journal schon ein- hier immer wieder mal dort hinein. Sie Jahrzehnte astronomischer Forschung. mal Literaturangaben gesehen haben. gewinnen dadurch schnell ein gutes Gefühl Diese Einführung macht uns schrittwei- Häufig wird mit ihnen auf Aufsätze von im Umgang mit diesem fremden Text se mit dem Forschungsgegenstand der Fachastronomen verwiesen, die im allge- und üben gleichzeitig das Navigieren Autoren vertraut. Damit können wir die meinen Sprachgebrauch auch „Arbeiten“ anhand der hierunter folgenden Hinweise. vorliegende Arbeit besser verstehen und genannt werden. Diese Literaturhinweise Das wäre dann „learning by doing“. Die sie auch angemessen würdigen. führen uns zum Vorabdruck-Server Webadresse von astro-ph befindet sich mit „astro-ph“ oder zu Fachzeitschriften, denen von anderen Ressourcen auf der An passenden Stellen sind Literatur- welche über den Server ADS erreichbar Website der FG Deepsky. hinweisen der Art „Smith et al. (2004)“ sind. Manchmal ist es auch erforderlich, eingefügt. Damit könnten wir bereits über eine normale Suchmaschine zu benutzen. Titel und „Abstract“ eine Autorensuche auf astro-ph („search“) Wenn uns die gewünschte Arbeit vorliegt, Jede Arbeit beginnt mit dem Titel und den oder auch in NED weitere Arbeiten zum stellt sich sofort die Frage, wie wir am Namen der Autoren. Dort oben finden wir Thema finden. Aber es geht noch einfacher. besten mit ihr umgehen, um Anregungen auch das Jahr der Veröffentlichung. Bei Denn am Ende der Arbeit werden alle für neue Projekte und Informationen zum astro-ph steht auf dem linken Randstreifen diese hier knappen Literaturhinweise auf- Identifizieren von Objekten zu erhalten. der ersten Seite das Erscheinungsdatum gegriffen und in ausführlicher Form wie- und eine laufende Nummer. derholt. Dort hinten finden wir den Namen Alles in Englisch der Fachzeitschrift, die Jahrgangsnummer Fast alle Arbeiten sind in Englisch Der erste Autor (der „lead“-Autor) ist und die Angabe zur ersten Seite. geschrieben. Auch in der Astronomie ist besonders wichtig, da der kürzest mögliche Englisch die Sprache der internationa- Bezug auf eine Arbeit aus dem Namen „Observations“ … len Kommunikation. Für den Sternfreund dieses Autors, ggf. ergänzt um weitere Der Einführung folgt ein Kapitel, in dem z. ohne Englischkenntnisse ist das bitter, Namen oder einem „et al.“ („und andere“), B. die Aufnahmen, deren Reduzierung und aber nicht zu ändern. Er könnte sich mit und dem Jahr der Veröffentlichung besteht. Auswertung beschrieben werden. Meistens einem online-Wörterbuch oder einer Bereits mit einer solchen äußerst knappen verzichte ich auf das Lesen dieser mitunter Übersetzungshilfe begnügen. Aber auch Information ist es möglich, eine Suche sehr langen Testpassagen. Sie sind aller- ohne diese ist es ihm möglich, im fremd- im Internet, eine Literaturrecherche, zu dings für die Fachastronomen von großer sprachigen Text Objektbezeichnungen, beginnen. Bedeutung, welche die Vorgehensweise Koordinaten, Helligkeiten, Elemente zu ihrer Kollegen nachvollziehen und genau finden, Tabellen über die Zwischenablage Nach dem Titel folgt der „abstract“ verstehen wollen. Ich gehe stattdessen zum und Fotokarten sowie andere Abbildungen (Kurzfassung), welche die Fragestellung nächsten Kapitel, der … als Screenshot zu extrahieren, zu speichern und die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit und auszudrucken. in konzentrierter Form enthält. Wer hier „Discussion“ feststellt, dass die Arbeit für ihn doch nicht In der „Diskussion“ sichten und sortie- Wie liest man eine gespeicherte Arbeit? interessant genug ist, kann mit dem Lesen ren die Autoren ihre Ergebnisse, verglei- Theoretisch geht das am Display. Mit aufhören und den Ausdruck zum Altpapier chen sie mit älteren Arbeiten und äußern Acrobat können in PDF-Dateien Textteile geben. Wen aber die Neugier weiter treibt, Vermutungen und Gewissheiten. Wer ein farblich markiert und Anmerkungen der findet sich alsbald im nächsten Kapitel wenig Zeit hat, der kann hier wieder einstei- hinein geschrieben werden. Ich bevorzuge wieder, der … gen. Es ist für mich immer wieder interes- allerdings den klassischen Ausdruck auf sant zu sehen, wie die Autoren mit schlech- Papier. „Introduction“ tem Seeing, mit Messungenauigkeiten In dieser Einführung werden wir nichts und lückenhaften Ergebnissen umgehen. Das Lesen und Auswerten einer Arbeit von den aktuellen Forschungsergebnissen Auch ihnen gelingt nicht immer alles beim wird durch deren Gliederung in einzelne der Autoren finden. Geschildert wird ersten Mal. Spätestens hier stellt sich auch Kapitel erleichtert. Dieser formale Aufbau allerdings der Kenntnisstand der heraus, ob ein letztendlich befriedigendes ist in allen Arbeiten der Fachastronomie Fachastronomie zu dem Zeitpunkt, als die Ergebnis erzielt wurde oder ob Bedarf an (und nicht nur dort) gleich. Somit können Autoren begannen, sich Gedanken über weiteren Untersuchungen besteht. wir in einem uns unbekannten Text sicher ihre Arbeit zu machen. In chronologischer navigieren und gezielt zu den Stellen Reihenfolge sind hier Fragestellungen, „Conclusion“ gelangen, die für uns wichtig sind. Probleme, bisherige Ergebnisse, Lösungen Die Krone des Ganzen stellt die „conclusi- aber auch Widersprüche und offene on“ dar, die zusammenfassende Darstellung Fangen wir einmal damit an. Laden Sie Fragen aufgeführt. Dies ist eine für uns der Ergebnisse und die Schlussfolgerungen sich jetzt von astro-ph eine Arbeit herunter wichtige Information. Wir erhalten einen daraus. Hier sollte auch der Leser mit

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weniger Durchhaltevermögen seine „References“ nendes Buch für Sternfreunde zu warten. Lektüre fortsetzten. Im „abstract“ hatten Die Arbeit schließt mit den „references“, Das wäre Stillstand. wir bereits eine kurze Zusammenfassung dem Literaturverzeichnis. Das wurde gelesen. Die „conclusion“ wiederholt zwar weiter oben unter „Introduction“ bereits Wer als Amateur die astronomische Fach- einiges davon, ist aber wesentlich ausführ- erwähnt. literatur für seine Beobachtungen nutzt, licher. Dieses Kapitel sollte daher nicht wird über kurz oder lang in der Lage sein, ausgelassen werden. Ausblick im VdS-Journal über seine Ergebnisse Wir haben nun eine Arbeit von vorne bis und Projekte zu berichten und vielleicht „Acknowledgments“ hinten durch gelesen. Vielleicht erscheint auch einmal auf dem DST einen Vortrag Die Fachastronomen bedanken sich am uns das alles noch ungewohnt. Wer häu- zu halten. Ende der Arbeit bei ihrem Sponsor, der figer solche Arbeiten liest und im Internet Sternwarte und dem (manchmal ano- Literaturrecherche betreibt, kann sich bald Für den Erfahrungsaustausch im Umgang nymen) Redakteur der Zeitschrift. Wenn nicht mehr vorstellen, wie er früher ohne mit der Fachliteratur bietet sich die uns Amateuren jemand geholfen hat, diese Ressourcen ausgekommen ist. Mailingliste der FG „Visuelle Deepsky- könnten wir das ebenso tun. Ich denke, Nur durch die verfügbare Fachliteratur Beobachtung“ an. Die Internetadressen der dass uns die unentgeltliche Nutzung der ist es uns Amateuren möglich, von neuen o. g. Informationsquellen sind der Link- Ressourcen der Fachastronomie (z. B. von Objekten und Auswertungsmethoden zu liste dieser FG zu entnehmen. Simbad und Aladin) eine kurze Erwähnung erfahren. Wir können es uns nicht lei- Wert sein sollte. sten, auf ein irgendwann vielleicht erschei-

M wie Messier VDS-J Ausgabe Benötigte Objekte Einsendeschluss 29 2/2009 M23 Sgr, M24 Sgr, M25 Sgr Mitte Januar 2009 von Torsten Güths 30 3/2009 M19 Oph, M68 Hya, M69 Sgr Mitte Mai 2009 Der französische Astronom Charles Messier 31 1/2010 M83 Hya, M87 Vir, M102 Dra Mitte September 2009 lebte in den Jahren 1730 bis 1817. Er stellte 32 2/2010 M20 Sgr, M21 Sgr, M22 Sgr Mitte Januar 2010 ab 1758 die wohl heute noch bekannteste 33 3/2010 M29 Cyg, M56 Lyr, M75 Sgr Auflistung von nicht stellar erscheinenden Tab. 1: Himmelsobjekten zusammen. Sein Katalog Die nächsten Objekte in dieser Rubrik. Bitte senden Sie Ihre Beobachtungen ein! diente ihm als echte Arbeitsunterlage, um bei der Suche nach Kometen nicht irrtüm- abgebildet. Vielen Dank den Zusendern! Dateiform wie Microsoft Word (doc, txt, lich einen der fixen Nebel mit einem neuen Die nächsten Objekte in dieser Rubrik fin- wpd) wäre gut. Der Verfasser behält sich Komet zu verwechseln. Nicht alle Objekte den Sie in der Liste in der Tabelle. Text anpassungen vor. hat er selbst entdeckt, er übernahm sie Nur noch von folgenden Objekten fehlt auch von Kollegen. Bitte schicken Sie Ihre visuellen Beobach- fotografisches Bildmaterial: t ungs eindrücke zu diesen Objekten direkt M18, M19, M21, M22, M23, M24, M25, Die heutige Messierliste umfasst 110 Ob - an den Verfasser dieser Rubrik, Stichwort M26, M28, M48, M49, M52, M54, M55, jekte, von denen einige bereits dem unbe- „Messierobjekte“. Vergessen Sie bitte nicht, M59, M68, M69, M70, M75, M83, M85, waffneten Auge zugänglich sind. Mit einem die Beobachtungsumstände anzugeben: M87, M89, M102. guten Fernglas wird immerhin schon min- zumindest die Grenzgröße mit bloßem Auge, destens die Hälfte sichtbar. Somit eignen die Öffnung Ihrer benutzten Instrumente Torsten Güths, In den Nußgärten 31, sie sich besonders für Astronomieeinsteiger und die eingesetzten Vergrößerungen. Eine 61231 Bad Nauheim, [email protected] und Anwender kleinerer Fernrohre, für die einige Messierobjekte bereits eine Fülle Anzeige von Details aufweisen können. Die Daten und historischen Objektbe- schreibungen wurden aus Burnhams „Burnhams Celestial Handbook“, Kepple/ Sanners „Nightsky Observing Guide“ und dem Internet (Paris Observatorium www. obspm.fr/) entnommen.

Im VdS-Journal wollen wir Sie mit die- ser Rubrik anregen, Ihre eigenen Objekt- beschreibungen einzureichen! In der Ihnen vorliegenden 26. Folge unserer „M“-Serie sind Berichte von Manfred Holl, Gerd Kohler, Dirk Panczyk und Gerhard Scheerle enthalten, sowie Aufnahmen von Bernd Flach-Wilken und Dieter Willasch

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M 13, Herkules

Objekttyp: Kugelsternhaufen Entfernung: 21.000 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 100 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 5,7 mag Winkelausdehnung: 16,6‘ Koordinaten: RA: 16h42m Dekl. 36°28‘

Historisches: Dieser sehr helle Kugelsternhaufen wurde bereits von Edmont Halley im Jahre 1714 erwähnt. Er war auch der Erste, der ihn mit dem bloßen Auge erkannte. Doch erst 1. Juni 1764 stieß Messier auf ihn und beschrieb ihn als Nebel ohne Sterne. Auch der Astronom Bode erkannte 1774 noch nicht die wahre Natur dieses nebelhaften Objekts.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)

Auge: Bei einer Grenzgröße von 4,9 mag, (dem Abb. 1: aufgehelltem Vorstadthimmel von Stapel- Belichtet durch ein Newton von 15 cm Öffnung und 880 mm Brennweite mit einer MX7C feld bei Hamburg) ist er kaum zu sehen, und einer Serie von 13 Aufnahmen zu je 2 Minuten Belichtungszeit und tiefe Bildbearbeitung. nur für kurze Augenblicke. Er kann nicht 30 km nördlich von Frankfurt/Main. (T. Güths) gehalten werden. (M. Holl)

M 13 zeigt sich bei sehr klarem (Anm. des 20 cm Öffnung: halbes Gesichtsfeld! Er ist locker konzen- Verfassers: „und sehr dunklem“) Himmel M 13 erscheint bei 40x schon als ziem- triert und das Zentrum ist etwas heller als deutlich als ein 5,8 mag heller diffuser Stern, lich dicker und sehr heller Nebelflecken die Außenbezirke. Er ist bis ins Zentrum im Durchmesser vielleicht halb so groß wie mit einer für Kugelsternhaufen typischen, aufgelöst und zeigt mehrere Sternenketten, der Mond (also 15‘). (G. Scheerle) klar erkennbaren Helligkeitskonzentration die sich nach außen winden. (D. Panczyk) im Haufenzentrum. Es war aber noch Sucher 7 x 50: nicht möglich, Einzelsterne auszu- 40 cm Öffnung: Als schwacher Lichtfleck genau zwischen lösen. Das gelang mir erst ab 55x. Dann M 13 ist als sehr imposanter Kugelstern- zwei Sternen, mit hellerem Kern und sind bei längerer und konzentrierter haufen zu sehen und bietet einen überwäl- schwächerem Außenbereich zu sehen. (D. Beobachtung verschiedene, scheinbar tigenden Anblick! In und um die extrem Panczyk) aus dem Kugelsternhaufen herausführen- helle, runde und große Nebelfläche in der de Linien von Sternen und Sterngruppen Mitte glitzern vielleicht 300 Sterne von Fernglas 8 x 56: zu sehen (bei denen es sich aber um 11,0 bis 14,6 mag. Sie stehen so dicht, dass M 13 zeigt sich als ein stark konzen- Vordergrundsterne handelt). (M. Holl) ihre Zahl nur erahnt und nicht wirklich trierter, 16‘ großer runder Nebel. Die inne- geschätzt werden kann. (G. Scheerle) ren 8‘ sind sehr hell, die Außengebiete nur 20 cm Öffnung: schwach. (G. Scheerle) Vergrößerung: 228x. Sehr heller und sehr Fotografie: großer Sternhaufen. Ein wunderbarer Mit der analogen Fotografie können wir 11 cm Öffnung: Anblick! Er besitzt ein großes Zentrum. Aus bereits ab 200 mm Brennweite M 13 als M 13 ist sehr schön als Kugelsternhaufen dem Haufen ragen viele Verästelungen mit Kugelsternhaufen erkennen. Interessant zu sehen und zeigt sich als stark konzen- Sternen heraus, die verschiedenste Bögen werden die Aufnahmen ab 1000 mm, trierte, mit 5,8 mag wirklich helle, runde beschreiben. Ich kann bis in das Zentrum wenn der Kugelsternhaufen in seiner Nebelfläche, aus der vielleicht 100 feine Einzelsterne erkennen. (G. Kohler) ganzen Pracht abgelichtet werden kann. Sterne von 11,0 bis 12,0 mag schim- Die Belichtungszeiten variieren von 5 bis mern, die sich über eine Fläche von 12‘ 33 cm Öffnung: 20 Minuten je nach Blende. Für DSLR- Durchmesser verteilen. (G. Scheerle) Bei einer Vergrößerung von 150 x und Kameras erhält man ähnliche Resultate bei einer Grenzgröße von 5,5 mag erscheint er kürzeren Brennweiten von 135 bis 750 mm im Newton sehr hell und groß. Er füllt das bei 1 bis 3 Minuten Belichtungszeit.

VdS-Journal Nr. 28 SERVICE 105

M 41, Großer Hund (Canis Major)

Objekttyp: Offener Sternhaufen Entfernung: 2.350 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 26 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 4,5 mag Winkelausdehnung: 38‘ Koordinaten: RA: 06h47m Dekl. -20°44‘

Historisches: Dieser mit bloßem Auge wahrnehm- bare Sternhaufen wurde bereits von dem Griechen Aristoteles um 325 v.C. als einer der rätselhaften wolkigen Flecken am Nachthimmel erwähnt. Der Astronom C.E. Barns vermutet, dass dieses Objekt das schwächste Deep-Sky-Objekt ist, dass in der Antike bekannt war. Messier über- nahm ihn korrekterweise als Sternhaufen im Januar des Jahres 1765 in seine Liste.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)

Auge: Abb. 2: Bei sehr klarem Himmel südlich von Optik: TMB 80 mm f/6 und 0,8x Tele Vue Reducer/Flattener (380 mm Brennweite). Kamera: Sirius als kleines Wölkchen zu sehen. (G. Hutech modifizierte Canon EOS 30D. Belichtung 4 x 5 min bei ISO 800 mit einem IDAS LPS Scheerle) Filter aus Südafrika. (Dieter Willasch)

Sucher 7 x 50: übrigens vor vielen Jahren während eines 42‘ großen Feld sind insgesamt 238 Sterne Bereits im lichtstarken Sucher sind die Staus auf der A 24 statt, als André Wulff 7,0 bis 13,4 mag zu sehen! In den inneren hellsten Sterne aufgelöst. (D. Panczyk) und ich von einem Beobachtungsabend 24‘ sind 102 Einzelsterne zu zählen, in den zurückkehrten, im Stau standen und ich Außenbereichen weitere 136 Exemplare. Fernglas 8 x 56 durch das Dachfenster seines Autos mit Der Sternhaufen ist voll aufgelöst und Ein auffälliger Sternhaufen! In einem Feld einem Feldstecher beobachtete. Was da zeigt keinen diffusen Hintergrund mehr. von 30‘ Durchmesser sind 12 Sterne 7,6 wohl die anderen Verkehrsteilnehmer Die Gesamthelligkeit beträgt 4,8 mag. (G. bis 9,2 mag zu zählen, eingebettet in eine gedacht haben müssen ... (M. Holl) Scheerle) neblige Fläche unaufgelöster schwacher Sterne. Die Gesamthelligkeit beträgt 4,4 20 cm Öffnung: Fotografie: mag. (G. Scheerle) Vergrößerung: 57x. Großer lockerer Haufen. Mit der analogen Fotografie können Unterschiedliche, überwiegend helle blaue wir schon ab 50 mm Brennweite M 41 11 cm Öffnung: Sterne. Aufgelöst. Ein rötlicher Stern als auffälligen Sternhaufen südlich von Ein prachtvoller Sternhaufen! In einem ist im Haufen. Runde Form mit vielen Sirius erkennen. Interessant werden die 36‘ großen Feld stehen 84 Sterne 6,6 bis Sternarmen. (G. Kohler) Aufnahmen ab 500 bis 1500 mm, die 12,0 mag. Die Gesamthelligkeit beträgt 4,6 den Sternhaufen dann gut aufgelöst wie- mag. (G. Scheerle) 33 cm Öffnung: dergeben. Die Belichtungszeit geht von Bei einer Vergrößerung von 50x und einer 2 bis 20 Minuten je nach Blende und 20 cm Öffnung: Grenzgröße von 5,5 mag erkennt man im Horizontdurchsicht. Für DSLR-Kameras Bei 33x ergab sich eine schöne Übersicht, Teleskop seine unregelmäßige Form. Er erhält man ähnliche Resultate bei kürzeren die feinste Verästelungen erkennen füllt etwa die Häfte des Gesichtsfelds. Brennweiten von 28 bis 1000 mm bei 30 ließ. Etwa 50 bis 60 Sterne waren im Trotz horizontnaher Stellung ist er leicht Sekunden bis 5 Minuten Belichtungszeit. Gesichtsfeld anscheinend ziemlich regel- auffindbar. (D. Panzcyk) los verteilt. Verharrt man einige Zeit beim Anblick dieses schönen Sternhaufens, so 40 cm Öffnung: stechen drei Sterne von 6,8 mag bis 7,3 mag Ein sehr großer und sehr reicher, herrlicher hervor, die ein lang gestrecktes Dreieck bil- Sternhaufen mit vielen hellen Einzelsternen, den. Meine erste Begegnung mit M 41 fand zur Mitte hin mäßig konzentriert. In einem

VdS-Journal Nr. 28 106 SERVICE

M 79, Hase (Lepus)

Objekttyp: Kugelsternhaufen Entfernung: 41.000 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 103 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 7,8 mag Winkelausdehnung: 8,7‘ Koordinaten: RA: 05h24m Dekl. -24°33‘

Historisches: M 79 wurde von Méchain am 26. Oktober 1780 entdeckt. Charles Messier hat ihn am 17. Dezember des selben Jahres beo- bachtet und seiner Liste hinzugefügt. William Herschel beschrieb dieses Objekt als sehr reichhaltig. Man schätzt 90.000 Sternenmitglieder.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag)

Auge: Unbeobachtbar. (G. Scheerle) Abb. 3: Optik: 16“ f/8-Hypergraph bei f/8. Kamera: STL6303+AOL mit Astronomik-Filterset Typ IIb, Fernglas 8 x 56: LRGB (L=3x600s; R=3x360s; G=3x360s; B=3x600; einfachbinning), Namibia – Farm Tivoli. M 79 ist als 5‘ großes, lichtschwaches, (Bernd Flach-Wilken) 8 mag helles, rundes Nebelfleckchen zu erkennen. (G. Scheerle) 40 cm Öffnung: INSERENTENVERZEICHNIS M 79 ist klar als Kugelsternhaufen erkenn- Amateur- und Präzisionsoptik- 35 bar. Er zeigt sich als eine sehr helle und 11 cm Öffnung: Mechanik, Rehlingen M 79 zeigt sich als ein 7,6 mag heller, 4‘ ziemlich konzentrierte, 4‘ große runde großer, runder Nebel. Er erscheint gut kon- Nebelfläche und erscheint deutlich kör- APM Teleskopes, Saarbrücken 9 zentriert und leicht körnig; Einzelsterne nig. Andeutungsweise sind darin etwa 10 astronomie.de, Neunkirchen 79 sind aber nicht wirklich zu erkennen. (G. Einzelsterne von 13,2 bis 14,0 mag zu Scheerle) erkennen, die beiden hellsten davon haben Astrocom, Gräfelfing 57 13,2 und 13,6 mag. Die Gesamthelligkeit Astro-Shop, Hamburg U2 20 cm Öffnung: beträgt 8,4 mag. (G. Scheerle) 13 Der Sternhaufen ist bei 91x nur ein mat- ter Lichtfleck am stark aufgehellten Fotografie: ATT, Essen 95 Südhimmel. Es ist noch nichts aufge- M 79 ist ein Objekt für lange Brennweiten Baader Planetarium, Mammendorf U4 löst. Der Sternhaufen ist gleichmäßig hell. ab 1000 mm Brennweite und langen Bei 170x sind wenige einzelne Sterne zu Belichtungszeiten von 10 bis 20 Minuten DST, Bebra 87 sehen. Der Haufen wird zum Rand schwä- analog und 1 bis 5 Minuten für DSLR- Gerd Neumann jr., Hamburg 89 cher. Er hat ein ausgedehntes Zentrum. (G. Kameras ab 500 mm Brennweite. Kohler) Intercon Spacetec GmbH, U3 Augsburg 33 cm Öffnung: Kosmos Verlag, Stuttgart 31 Bei einer Vergrößerung von 200x und einer Grenzgröße 4,0 mag (heller Horizont) Meade Instruments Europe, 69 erscheint er relativ stark konzentriert. Zum Rhede Zentrum hin deutlich heller werdend. Ein Optische Geräte Wolfgang Lille, 103 schwächerer, aber auffälliger Stern ist in Heinbockel unmittelbarer Nähe. Indirekt ist eine kör- nige Struktur sichtbar, jedoch erscheinen Spektrum der Wissenschaft 43 Verlagsgesellschaft mbH, 7 die Sterne nicht aufgelöst. Durch seine Heidelberg tiefstehende Lage ist er ein schwieriges Objekt. (D. Panzcyk) Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Firma Astroshop.de Nimax GmbH, Landsberg bei. VdS-Journal Nr. 28 ZUM NACHDENKEN 107

Astronomische Bildung – Quo vadis? von Ralph Brinks

Der Autor dieser Zeilen beteiligt sich seit Astronomie zu vermitteln und an andere die vielen menschlichen Probleme und nunmehr 17 Jahren an der Volkssternwarte mitzuteilen. Welchen Beitrag leisten die Begehrlichkeiten in den richtigen Maß- Hagen in der Vermittlung astrono- Vermittler beim Erleben des Weltraums? stab und lehrt uns damit eine gewisse mischen Wissens. Die Aktivitäten der Das ist offensichtlich: die vielen Besucher Bescheidenheit. Sternwarte sind in dieser Hinsicht sehr der Planetarien, die sich von einem proji- vielfältig. So werden einerseits regel- zierten Sternenhimmel verzaubern lassen, Auf den fächerübergreifenden Charakter mäßig Besucherführungen für interes- astronomischen Erklärungen zuhören, die der Astronomie wurde vielfach hinge- sierte Bürger, andererseits aber auch vielen Gäste der Sternwarten, die einen wiesen; wer sich mit kosmischen Fragen Einzelveranstaltungen zu besonderen Blick auf die Ringe des Saturns werfen, beschäftigt, kommt schnell in den Kontakt astronomischen Anlässen (Finsternisse, die vielen Schüler, die die Gesetze der mit Physik, Geologie, Chemie, Biologie, Planetentransits o.ä.) geboten. Es gibt eine Himmelsmechanik erlernen – all diese Mathematik, aber auch Geschichte und Astronomie AG in Zusammenarbeit mit Personen erleben den Weltraum. Sie sam- nicht zuletzt Philosophie. Die ernsthafte einer Realschule der Stadt, Astronomiekurse meln Wissen und gewinnen Eindrücke Beschäftigung mit der Astronomie und und angemeldete Gruppenführungen über den Kosmos außerhalb der Erde. ihre vielen Berührungspunkte mit den (Schulklassen, Kindergeburtstage, Firmen- Einen besonderen Stellenwert hat die eige- anderen Wissenschaften lehrt uns das, feiern, etc.). Seit wenigen Jahren betreut ne Beobachtung des Sternenhimmels wäh- was ich als „wissenschaftliche Methode“ die Volkssternwarte auch das Hagener rend einer Nachtwanderung oder an einer bezeichnen möchte: das Beobachten, Planetenmodell [Bri06]. Die Mitglieder Sternwarte. Hier erlebt der Betrachter das das Schlussfolgern, das Bilden von der Volkssternwarte tun dies freiwillig, Weltall unmittelbar. Mit genügend Geduld Hypothesen, das Diskutieren von Ideen, mit großem persönlichen Einsatz und kann der Beobachter die Leere und riesige diese zu belegen oder zu falsifizieren und unter der „Aufopferung“ ihrer Freizeit. Größe des Kosmos erahnen und erleben. Fehlermöglichkeiten zu kennen. Wir ver- Neben der professionellen astronomischen Es ist selten, dass ein unbedarfter Laie danken der wissenschaftlichen Methode Wissensvermittlung in den Schulen, beim Anblick des gestirnten Himmels sehr viel, angefangen bei ganz grund- Hochschulen und Planetarien geschieht nicht ins Staunen gerät. Gerade solche legenden Dingen wie Gesundheit und dieses ehrenamtliche Engagement hun- Erlebnisse bieten häufig den Einstieg für Versorgung bis hin zu den Bequemlichkeiten dertfach an all den vielen Sternwarten eine eingehendere Beschäftigung mit der des modernen Lebens. Aber auch in weni- mit ausgeprägter Öffentlichkeitsarbeit. Astronomie. ger praktischen Bereichen liefert die Sicher, das alles geschieht häufig aus Wissenschaft sehr nützliche Beiträge. Freude an der Astronomie („was man Der Punkt des Intakthaltens der Erde ist nicht Heute kennen wir beispielsweise die Natur gerne hat, damit beschäftigt man sich ganz so offensichtlich. Was ist damit gemeint? eines Kometen und wissen, woher sein gern“), oftmals auch im Sinne einer Von Puttkamer nennt in [Put99] den interna- manchmal spontanes Auftreten resultiert. gewissen Selbstverwirklichung oder – tionalen Charakter von Raumfahrtprojekten, Die Wissenschaft und insbesondere die wenn ich mal einen etwas hochtrabenden der über „Ethnozentrismus, Rassismus, Astronomie haben uns gezeigt, dass eine Begriff verwenden darf – einer intellek- Fremdenangst und Fremdenhass“ hin- Sonnenfinsternis kein Zeichen göttlichen tuellen Betätigung. Mit der Vermittlung weghilft. Dem ist sicherlich zuzustimmen. Zorns ist, sondern einfache Geometrie. astronomischen Wissens – ex professio Solche Großprojekte, sowohl in der Raum- Im Gegensatz zu den Menschen, die nur oder ehrenamtlich – ist meines Erachtens fahrt als auch andere Forschungsvorhaben, wenige Jahrhunderte vor uns gelebt haben, jedoch noch viel mehr verbunden: es gibt die nur durch Beteiligung vieler Nationen wissen wir, dass wir nicht an seltenen manchmal ein Ziel, auf das das Handeln bewältigt werden können, leisten einen Konstellationen der Planeten erkran- der vielen beteiligten Personen gerichtet Beitrag zur Völkerverständigung und damit ken oder gar sterben. Astronomie als ist oder sein kann. Dieser Aufsatz ist eine zur Friedensförderung. Durch ihren beson- Wissenschaft ermuntert uns zu Kreativität, Beschreibung meiner persönlichen Vision deren globalen Charakter ist es aber beson- zum freien Austausch von Gedanken und und soll den Leser dazu einladen, sich sei- ders die Astronomie, die nationale Begehr- fördert die Kommunikation. Durch ihre ner Wünsche und Vorstellungen in dieser lichkeiten in den Hintergrund treten lassen Methoden, die Grenzen von Hypothesen Hinsicht bewusst zu werden. und zu kosmisch-globalem Denken führt. und Modellen zu suchen, lehrt sie uns Nehmen wir als Beispiel die Entstehung kritische Fragen zu stellen und scheinbar Beginnen möchte ich mit einem Satz von unseres Sonnensystems: es entstanden Gegebenes zu hinterfragen. Wenn man so Jesco Freiherr von Puttkamer anlässlich nicht einzelne Länder oder Nationalitäten, will, dient die Astronomie dazu, unsere eines Plädoyers für die Raumfahrt: „Wer sondern ein (verhältnismäßig) kleiner kosmische Umwelt kennen zu lernen und den Weltraum erlebt hat, erkennt die zwin- Planet Erde. Gerade die Astronomie zeigt unserem Denken die rechte Richtung zu gende Notwendigkeit, das Raumschiff uns die Winzigkeit unserer Ökosphäre und weisen. Sie lehrt uns unsere Herkunft, unse- Erde intakt zu halten“ [Put99]. Dieser lehrt die Verwundbarkeit und Besonderheit re Natur, unsere Abhängigkeit von unserer Satz verbindet zwei Themenkreise mit- allen Lebens. Diese Einsicht steht im Umwelt und deren Zerbrechlichkeit. Die einander: das Erleben des Weltraums Widerspruch zu den Alltagserfahrungen Astronomie stellt uns in unseren kos- und das Intakthalten der Erde und bil- überfüllter Städte, verstopfter Straßen mischen Kontext und zeigt uns unsere det das Kondensat meiner persönlichen und hektischer Betriebsamkeit. Wie keine Einzigartigkeit. Klar, durch ihre stren- Sicht, warum es so essentiell wichtig ist, andere Wissenschaft rückt die Astronomie ge Wissenschaftlichkeit stellt sich die

VdS-Journal Nr. 28 108 ZUM NACHDENKEN + VDS-NOSTALGIE

Astronomie gegen den Aberglauben der eine Gesellschaft mit aufgewecktem Geist Weinberg und Hawking auch visionäre Horoskope und hilft uns, den Unfug, den und einem grundsätzlichen Verständnis Autoren wie z.B. Isaac Asimov, H.G. die sogenannten Sterndeuter uns erzäh- darüber, wie die Welt funktioniert“ [Sag97]. Wells und Carl Sagan, und Freidenker wie len, zu ignorieren. Sie lehrt uns eine Es ist dieser aufgeweckte Geist, den die Bertrand Russell, Karl Popper und Albert Fähigkeit, die sich in Zeiten der medialen Wissenschaft schult und hervorbringt. Die Einstein empfehlen. Trotzdem, ein unmit- Überschwemmung immer weiter zurück vielfältigen Aspekte der Astronomie und telbares Erlebnis oder eigenes Experiment bildet: Relevantes von Irrelevantem zu ihre Tangenten an andere Fachgebiete lie- ist nützlicher als das Lesen eines Buches: trennen. fern Verständnis für unsere Welt. wer die Internationale Raumstation selbst am Himmel gesehen hat, entwickelt sicher Warum das alles, was hat die wissen- Was können wir als Multiplikatoren des ein anderes Verhältnis zur Raumfahrt als schaftliche Methode mit ihrem offenen astronomischen Wissens und der wis- wenn man nur ein Buch dazu gelesen Meinungs- und Gedankenaustausch für senschaftlichen Methode also tun? Klar, oder Aufnahmen im Fernsehen gesehen einen Sinn? Weshalb ist es gut, Wissenschaft wir vermitteln weiterhin astronomisches hat. Gleiches gilt für Sonnenflecken, in den astronomischen Einrichtungen der Wissen und ermöglichen eigene kosmische Protuberanzen, Galaxien, Sterne und Breitenbildung zu pflegen und zu kom- Erfahrungen. Wir können die „wissen- Nebel. munizieren? Ich finde, die Antwort ist schaftliche Methode“ verbreiten, indem einfach. Die wissenschaftliche Methode wir andere (Besucher, Gäste) ermutigen Referenzen: hat sich über einige (wenige) Jahrhunderte zu argumentieren, zu begründen und zu – [Bri06] Brinks R.: Das Hagener hinweg als probates Mittel gegen mensch- falsifizieren. Wir können auf die wirk- Planetenmodell, Astronomie + Raumfahrt, lichen Irrtum und Fehlbarkeit dargestellt. lichen Wunder in der Natur hinweisen: die 2006 Sie ist in sich selbst fehlerkorrigierend Größe des Universums, das Wunder des – [Put99] Puttkamer, J. Frhr. von: Von und ermöglicht wie keine weitere bekann- Urknalls und die Geburt des Kosmos, die der Internationalen Raumstation zum te Methode des menschlichen Intellekts Universalität der physikalischen Gesetze Jahrtausendprojekt Mars, Astronomie + die Gewinnung von neuem zuverlässigen und das Entstehen der Artenvielfalt. Raumfahrt, Nr. 5, 1999 Wissen. Damit erzeugt sie eine Menge Pseudo-wissenschaftliche Themen wie – [Sag97] Sagan, C.: The Demon-Haunted nützlicher Einsichten und Resultate, schult Astrologie, Löffelverbiegen, Nostradamus- World, Ballantine Books, New York, 1997. aber gleichzeitig auch den Geist für ande- Prophezeiungen und Alienbesuche kön- re Lebensbereiche. In dem sehr schö- nen wir herunterspielen. Wir können im nen Buch „The Demon-Haunted World Gespräch mit unseren Gästen anregen, – Science as a Candle in the Dark“ [Sag97] darüber nachzudenken, wie die Welt von des Astronomen Carl Sagan geht der Autor morgen aussehen wird und wie sie aus- sogar so weit zu argumentieren, dass die sehen soll. Wir können für den Nutzen wissenschaftliche Methode sehr wichtig der Wissenschaft argumentieren und für die Demokratie und die Freiheit ist. Vorurteile („Wissenschaft ist nur etwas für Das ist eine Idee, die mindestens bis auf Hochbegabte“) zerstreuen. Wir unterstüt- den Staatstheoretiker und US-Präsidenten zen andere Multiplikatoren und Vermittler Thomas Jefferson zurückgeht. Sagan führt von Wissenschaft wie z.B. Lehrer. Wir im Hinblick auf die Zukunft unserer Welt können zum Lesen anregen und neben den aus: „Unsere Spezies braucht und verdient klassischen Sachbüchern von Feynman,

ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker

Robert Henseling gründete 1921 den „Bund der Sternfreunde“, eine der Vorgänger-Organisationen unserer Vereinigung. 1958 wurde er 75 Jahre alt, und der Beitrag berichtet sozusagen „aus erster Hand“ über diesen Geburtstag. Das auf der nächsten Seite abgebildete Faksimile ist eine Zusammensetzung der Titelseite 71 und der halben Folgeseite 72. Anm.: Die Seitenzahlen wurden damals jährlich durchnumeriert.

VdS-VdS Journal Nr. 28 VDS-NOSTALGIE 109

VdS-Journal Nr. 28 110 BEOBACHTERFORUM

Weitere „Hochgeschwindigkeitssterne“ der Milchstraße von Hans G. Diederich Vorgeschichte Seit 2005 beobachte ich HVS (Hyper- velocitiy Stars) und hatte bereits drei die- ser „Raser“ mit einer Fotokarte auf der Mailingliste der FG Deepsky vorgestellt. Auf dem DST2007 hielt Martin Krahn über diese superschnellen Sterne einen Vortrag. Dem folgte im VdSJ ein Aufsatz von Manfred Mrotzek [1], in dem die Objekte HVS1, HVS2, HVS4 und HVS 5 vorgestellt wurden. Ich möchte dieser Liste HVS3, HVS6, HVS7 und HVS8 hinzufügen.

Hypervelocity Stars Das besondere Interesse der Fachastronomie erklärt sich nicht alleine durch die rekord- verdächtigen Geschwindigkeiten der HVS. Abb. 1: Diese Geschwindigkeiten überschreiten die Fotokarte zu HVS 6 (12,5-Zoll-RC, STL1001E, 1.200 s, 3,5“/Pixel) Fluchtgeschwindigkeit unserer Galaxis. HVS sind daher in der Lage, auf Dauer unsere Milchstraße zu verlassen.

Die eigentlich interessante Frage ist, was die HVS denn auf ihre hohe Geschwin dig- keiten beschleunigt hat, welche Mecha nis- men im Spiel sind und wo die Beschleu- nigung stattfindet.

In Fach- und Amateurliteratur wird als Ursache der Beschleunigung die Wechsel- wirkung mit dem übermassereichen Schwarzen Loch (SMBH, „supermassive black hole“) im Zentrum der Milchstraße genannt.

Kenner der Materie werden vielleicht bemängeln, die Überschrift dieses Auf- satzes stimme nicht, denn HVS3 Abb. 2: (HE04375439) stamme ja gar nicht aus Fotokarte zu HVS 7 (12,5-Zoll-RC, STL1001E, 1.200 s, 3,5“/Pixel) unserer Galaxis. Aber auch hierzu gibt es interessante Neuigkeiten. HVS1 SDSS J090745.0+024507 696 km/s Hya Eine Liste HVS2 US 708 717 km/s UMa Die Liste hierunter stammt aus meinem HVS3 HE04375439 548 km/s Dor Projektdoku und dient dem Überblick. Bei HVS4 SDSS J091301.0+305120 567 km/s Cnc den Geschwindigkeiten handelt es sich HVS5 SDSS J091759.5+672238 647 km/s UMa um v{rf} aus der Tabelle 1 der Arbeit [3]. HVS6 SDSS J110557.45+093439.5 528 km/s v{rf} ist die minimale Geschwindigkeit HVS7 SDSS J113312.12+010824.9 421 km/s Leo relativ zum Bezugssystem der Milchstraße HVS8 SDSS J094214.04+200322.1 429 km/s Leo („minimum Galactic restframe velocity, HVS9 SDSS J102137.08005234.8 485 km/s Sex not a full space velocity“). Sie ist nied- HVS10 SDSS J120337.85+180250.4 432 km/s Com riger als die Geschwindigkeit der HVS im Raum. HVS3, HVS6, HVS7 und HVS8 Tabelle 1 werden weiter unten einzeln vorgestellt.

VdS-Journal Nr. 28 BEOBACHTERFORUM 111

HVS 6 HVS6 steht lt. Simbad auf der Position Rekt. = 11 05 57,45 Dekl. = +09 34 39,5 (2000.0)

Für dieses Objekt sind auch die Bezeich- nungen SDSS J110557.45+093439.5 und [BGK2006] HV 6 geläufig. Abb. 1 zeigt die passende Fotokarte. Das Objekt ist sehr schwach und im roten DSS-Hintergrundbild von Aladin kaum zu erkennen. Um so wich- tiger war die Identifizierung, welche mit Blinken der eigenen Aufnahme gegen den Aladin-Screenshot mit Positionssymbol erfolgte. Abb. 3: Fotokarte zu HVS 8 (12,5-Zoll-RC, STL1001E, 1.200 s, 3,5“/Pixel) HVS 7 HVS7 wird unter den Bezeichnungen SDSS J113312.12+010824.9 und [BGK Geschwindigkeit zum Bezugssystem der stammen. Das setzt dort allerdings ein 2006] HV 7 geführt. Simbad gibt die fol- Milchstraße beläuft sich auf +430 km/s . SMBH voraus, welches bisher noch nicht gende Position an Damit ist HVS 8 sehr wahrscheinlich nicht entdeckt wurde. Rekt. = 11 33 12,12 an die Milchstraße gebunden und wird Dekl. = +01 08 24,9 diese verlassen. Die von HVS maximal zurücklegbare (2000.0) Strecke berechnet sich aus dem Alter Die Autoren von [2] sehen in HVS8 auf- der Sterne und ihrer Geschwindigkeit. Als Fotokarte dient die Abb. 2. In [2] grund seiner schnellen Rotation einen Die Lebensdauer ist vor allem bei den wird über die Rotationsgeschwindigkeit einzelnen Typ-B-Stern, der durch einen massereichen, kurzlebigen Sternen der von HVS 7 und HVS 8 berichtet. Bei anderen Mechanismus als die Komponente begrenzende Faktor. Aus diesem Grund beiden handelt es sich um späte B-Sterne. eines Doppelsternsystems auf seine hohe erschien die Herkunft von HE04375439 Die Rotationsgeschwindigkeit von HVS Geschwindigkeit gebracht wurde. Sie aus der LMC (anstatt aus dem Zentrum der 7 beträgt nur 60 km/s. Diese langsame erwähnen aber auch, dass diese Frage noch Milchstraße) verlockend, denn mit einem Rotation wird mit der Entstehung in einem nicht abschließend geklärt ist. Alter von nur 30 Millionen Jahren hätte Doppelsternsystem erklärt. HVS 7 dürfte HVS3 den längeren Weg nicht schaffen sich zudem auf dem Blauen Horizontalast HVS 3 können. (BHB, „blue “) im HRD Die Suche nach HE 0437543 in Simbad (Hertzsprung-Russel-Diagramm) befinden. führt zu folgenden Koordinaten In [5] wird uns gezeigt, wie die kürzlich Rekt. = 04 38 12,77 beobachteten, „zu jungen“ Sterne im Halo HVS 8 Dekl. = 54 33 11,9 der Milchstraße dennoch aus dem Zentrum HVS 8 hatte ich seinerzeit nicht in (2000.0) unserer Galaxis stammen könnten. Diese Simbad gefunden. Die Koordinaten wur- Abb. 4 enthält die Fotokarte. wären danach nicht als Einzelsterne son- den daher aus seiner Bezeichnung SDSS dern als Doppelsternsysteme vom galak- J094214.04+200322.1 abgeleitet zu In einer Pressemitteilung [4] berichtet die tischen Zentrum ausgestoßen worden. Auf Rekt. = 09 42 14,04 ESO über die Entdeckung eines HVS, ihrem „Hochgeschwindigkeitsflug“ hätten Dekl. = +20 03 22,1 der sich mit sehr hoher Geschwindigkeit sich die Komponenten des Doppelsterns (2000.0) durch den äußeren Halo unserer Galaxis zu einem einzigen, massereicheren Stern hinaus in den intergalaktischen Raum vereinigt, dessen höhere Einzelsternmasse Auch wenn Simbad diesen Stern seinerzeit bewegt. HE04375439 wurde im Rahmen noch nicht kannte, konnte in Aladin mit des „Hamburg/ESO Sky Surveys“ ent- diesen Koordinaten das Objekt angefahren deckt. Seine Masse beträgt 8 Msonne, er werden. Genau an dem Positionssymbol ist 30 Millionen Jahren alt und befindet zeigte sich im eingeblendeten roten DSS- sich fast 200.000 Lj von uns entfernt im Hintergrundbild ein schwaches Sternchen. Sternbild Doradus. Damit erfolgte die Identifizierung von HVS 8. Die Fotokarte ist als Abb. 3 ein- Seine Position befindet sich nur 16° von gefügt. der Großen Magellanschen Wolke (LMC) entfernt. Damit steht HE04375439 der Gemäß [3] weist HVS8 den Spektraltyp B9 LMC viel näher als unserer Galaxis. HVS3 auf. Die Fluchtgeschwindigkeit an seinem kann aufgrund seines geringen Alters nicht Abb. 4: Aufenthaltsort innerhalb der Milchstraße vom Zentrum der Milchstraße ausgestoßen Fotokarte zu HVS 3 beträgt ca. 300 km/s. Seine minimale worden sein und muss daher aus der LMC (Norden ist oben, C14, ST7)

VdS-Journal Nr. 28 112 BEOBACHTERFORUM

ein erheblich jüngeres Alter vortäuschen beobachteten Position zu erklären. HVS3 Literaturverzeichnis: würde. würde wie die anderen HVS aus dem [1] Mrotzek, M., 2008. Superschnelle Sterne Mit diesem Szenario lässt sich das Zentrum unserer Galaxis stammen, frei mit der Videokamera erwischt, VdS- Auftreten von „zu jungen“ Sternen im nach dem Motto „Ich war zwei Sterne“. Journal 1/2008, 68-72 Halo unserer Galaxis erklären. Ein sol- [2] LopezMorales, M. et al., 2008. „Slow“ and cher „Verjüngungsmechanismus“ (durch Zusammenfassung Fast Rotators among Hypervelocity Stars, Verschmelzen zweier Sterne) konn- Mit den vorgestellten Informationen ist es arXiv: 0802.2945 te mehrfach in offenen Sternhaufen und möglich, weitere HVS zu beobachten und [3] Brown, W. R. et al., 2007. Hypervelocity Kugelsternhaufen nachgewiesen werden. auch das Thema „HVS“ in der Literatur Stars III. The Space Density and Ejection Dort werden solche Sterne als BSS („blue zu vertiefen. History of Stars from the straggler stars“) bezeichnet, die sich im Galactic Center, arXiv: 0709.1471 HRD auf der Hauptreihe an einer Stelle Die Aufnahmen entstanden auf einer [4] N.N., 2005. HE04375439 ein hypervelocity befinden, wo sich aufgrund des Alters Gästesternwarte in New Mexico bzw. star in Dor Speeding Star Observed with des jeweiligen Sternclusters eigentlich gar (HVS3) auf der Sternwarte der IAS in VLT Hints at Massive Black Hole, ESO keine Sterne mehr befinden dürften. Hakos, Namibia. Besonderer Dank gilt Press Release 27/05 der Fachastronomie, die ihre Ressourcen [5] Perets, H. B., (2008). Runaway and hyper- Auch HE04375439 könnte auf diese Weise (Aladin, Simbad und astro-ph) für jeden velocity stars in the Galactic halo: Binary „verjüngt“ worden sein. Eine erheblich Sternfreund frei zugänglich im Internet rejuvenation and triple disruption, arXiv: längere Flugzeit wäre möglich. Somit ist bereitstellt. Diese Services sind für 0802.1004 auch ein (bisher nicht gefundenes) SMBH die Vorbereitung und anschließende in der LMC nicht mehr zwingend erfor- Auswertung sehr nützlich und oftmals derlich, um die Existenz des HVS an der unverzichtbar. Die Umlaufbewegung des Doppelsterns Xi Bootis Doppelstern-Astrometrie mit der Webcam

von Wolfgang Vollmann

den Komponenten hell und stehen in 6 etwa 40 Astronomischen Einheiten; das Bogensekunden Abstand. ist etwas mehr als die Entfernung Sonne- Xi Boo wurde von Friedrich Wilhelm Neptun. Herschel im Jahre 1780 entdeckt -- eine gute Beschreibung hat J. S. Schlimmer verfasst Messungen des Doppelsterns Xi Bootis [1]. Die beiden Sterne sind etwas unter- Wie schon im Jahr 2005 habe ich auch schiedlich gefärbt, der Begleiter ist deutlich 2006 und heuer den Doppelstern ξ Boo röter (Spektraltyp K5 V) als der Hauptstern nach Distanz und Positionswinkel ver- (Spektraltyp G8 V). Schon nach weni- messen. 2006 versuchte ich es mit der gen Jahren beobachteten die Astronomen CCD-Kamera im Fokus meines Refraktors Änderungen der Winkeldistanz und der 130/1040 mm, 2005 und 2007 benutzte Richtung vom Hauptstern zum Begleiter ich eine 3x Barlowlinse und eine Webcam (dem Positionswinkel). Das deutete auf (Philips ToUCam) für die Messungen. eine relativ rasche Umlaufbewegung der Die Ergebnisse zeigen eindeutig die beiden Sterne hin und Xi Bootis hat heute Umlaufbewegung des Doppelsterns: pro eine gut bestimmte Bahn. Die Umlaufzeit Jahr nimmt der Positionswinkel derzeit um der beiden Sterne beträgt 151,9 Jahre, am etwa ein Grad ab! nächsten kommen sich die beiden Sterne Die Ergebnisse sind sowohl mit der Abb. 1: wieder im Jahr 2060 (das „Periastron“) – CCD-Kamera als auch mit der Webcam Xi Bootis, Anblick im umkehrenden siehe die Bahnelemente im Sixth Catalog of recht präzise und zeigen, dass Doppel- Fernrohr (Norden unten, Osten rechts). Orbits of Visual Binary Stars von William sternmessungen auch mit recht einfacher Refraktor 130/1040 mm, 3x Barlowlinse, I. Hartkopf und Brian D. Mason [2]. Ausrüstung leicht möglich sind! Es macht Webcam. Warum sind die beiden Sterne trotz der mir Freude, den Doppelsternen auf diese relativ kurzen Umlaufzeit schon gut in Art bei ihrer Umlaufbewegung „zuzuse- Xi Bootis (ξ Boo) ist ein sehr hübsches einem kleinen Fernrohr trennbar? Xi hen“ – weitere Beobachtungen sind auf Doppelsternsystem am Frühlingshimmel Bootis ist einer der nächsten Sterne, nur meiner Homepage zu finden [5] 8 Grad östlich des hellen Arktur im 22 Lichtjahre gibt der Katalog der nahen Bärenhüter. Die Doppelsternnatur kann Sterne des Astronomischen Rechen- Doppelstern-Astrometrie mit der Webcam schon mit einem sehr kleinen Fernrohr Instituts an [3]. Die Winkeldistanz von der- Die Technik meiner Doppelsternmessungen bei 50-facher Vergrösserung erkannt zeit 6 Bogensekunden entspricht also einer mit der CCD-Kamera habe ich im VdS- werden: 4,8 und 7,0 mag sind die bei- projizierten Distanz der beiden Sterne von Journal schon beschrieben [6].

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Die Webcam ist eine Standard-Philips ToUCam Pro II mit 1¼“ Adapter und IR-Sperrfilter. Ich montiere sie mit einer 3x Barlowlinse und mache mehrere kurze Filme (AVIs) des Doppelsterns mit der Software, die der Kamera beliegt (Vrecord). Die ersten etwa 300 Bilder (ca. eine Minute Video) lasse ich den Doppelstern etwa in der Bildmitte. Danach fahre ich mit dem Schnellgang meiner Fernrohrsteuerung (Montierung Vixen SP-DX mit SD-1 Steuerung) den Doppelstern an den Ostrand des Gesichtsfeldes. Einige Sekunden später schalte ich die Nachführung aus und lasse den Doppelstern durch das Gesichtsfeld driften – das gibt bei Vermessung der Bilder am Ost- und am Westrand des Gesichtsfelds eine auf 0,1 Grad genaue Ost-West-Richtung und damit die genaue Verdrehung der Kamera gegen die Ost- West-Richtung. Dann wird die Aufnahme gestoppt. Weitere Videos in der gleichen Nacht oder in weiteren Nächten folgen.

Zur Auswertung später am PC summiere ich je 100 Bilder mit Registax auf [7]. Dabei werden nur die besten und am Abb. 2: wenigsten durch die Luftunruhe beeinflus- Umlaufbahn des Doppelsterns Xi Bootis = STF1888AB = WDS 14514+1906. Diagramm sten Bilder von der Software automatisch erstellt mit dem Binary Star Calculator von Brian Workman [4]. Norden ist unten, Osten gewählt. Meistens bleiben 10 bis 20 Bilder rechts, wie im umkehrenden astronomischen Fernrohr. Die Kreise stellen die Lage des pro Summenbild übrig. Begleiters relativ zum Hauptstern (im Zentrum des Koordinatenkreuzes) dar. Sie sind von 10 zu 10 Jahren gezeichnet, die Jahre um die Gegenwart habe ich beschriftet. Ein Teilstrich Die Summenbilder vermesse ich nach Pixel- auf den Achsen enstpricht einer Bogensekunde. Rote Quadrate zeigen meine Messungen des abstand und Richtung (Positionswinkel) Doppelsterns in den Jahren 2005 bis 2007. mit dem Programm AIP4WIN von Berry und Burnell [8]. Den Pixelabstand habe Die Webcam hat den Vorteil, sofort am Nachteile der Webcam sind die kurze ich durch viele Doppelsternmessungen Bildschirm Bilder zu liefern und durch die Belichtungszeit und damit die Beschränkung im Bogensekundenmaß geeicht – bei rasche Bildfolge von 5 Bildern pro Sekunde auf hellere Sterne als ca. 9 mag mit 3x meiner Konfiguration beträgt er 0,32 entstehen viele Einzelbilder in kurzer Zeit Barlowlinse. Ausserdem entstehen grosse Bogensekunden pro Pixel. Damit ist die – damit werde ich ein wenig unabhängiger Datenmengen durch die Videos – pro Minute Sterndistanz in Bogensekunden ermittelt. von der Luftunruhe. Die Astronomen haben entstehen fast 60 Megabyte, und einige Der Positionswinkel wird dann aus der diese Technik „Lucky Imaging“ genannt! Gigabyte pro Beobachtungsabend sind Richtung auf dem Bild und dem genauen Auch die Driftbilder zur Bestimmung der schnell beisammen! Verdrehungswinkel der Kamera gegen Kameraverdrehung sind damit sehr gut Ost-West berechnet – dazu habe ich mir möglich. Ein weiterer Vorteil sind die gerin- Trotzdem ist die Webcam ein nahezu idea- ein einfaches Excel-Rechenblatt erstellt – gen Anschaffungskosten (ca. 100 Euro mit les Werkzeug für Doppelsternmessungen das kann ich bei Bedarf gerne per E-Mail Okularadapter und IR-Sperrfilter). – ein „Webcam-Mikrometer“. zusenden.

Messung Ephemeride B-R Datum Termin Dist“ PW° Meth Videos/Imgs Dist“ PW° Dist“ PW° 2005 Mai 12 2005,361 6,29 313,0 Webcam 3 6,35 313,0 -0,06 0,0 2006 Jun. 1 2006,416 6,46 311,9 CCD 18 6,29 312,0 +0,17 -0,1 2007 Apr.14 2007,284 6,17 311,2 Webcam 3 6,23 311,1 -0,06 +0,1

Tabelle 1: Dist“ = Distanz in Bogensekunden, PW = Positionswinkel; B-R = Differenz Beobachtung (Messung) minus Rechnung (Ephemeride); Methode: Webcam mit 3x Barlowlinse, CCD im Primärfokus; Videos: Anzahl Videos zu je ca. 500 Einzelbildern bei der Webcam; Imgs: Anzahl Einzelbilder mit der CCD-Kamera

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Grafik zur Distanz von Florent Losse

Der Positionswinkel gibt die Richtung vom Hauptstern zum Begleiter an. Norden = 0°, Osten = 90°, Süden = 180°, Westen = 270° -- er geht also gegen den Uhrzeigersinn (im umkehrenden astronomischen Fernrohr). Gestirne driften bei ausgeschalteter Nachführung von 90° (Osten) nach Grafik zum Positionswinkel von Florent Losse 270° (Westen). (http://www.astrosurf.com/hfosaf/uk/doeasy1.htm)

Literatur: Stars http://www.ari.uni-heidelberg.de/ Doppelstern-Astrometrie mit der CCD- [1] J. S. Schlimmer: Doppelsterne im Bootes. aricns/ Kamera. VdS Journal 22 http://www.epsilon-lyrae.de/Doppelsterne/ [4] Brian Workman: Binary Star Calculator. [7] Cor Berrevoets: Registax 4. Galerie/Bootes.html Daten aus [2], Rechenblatt für Excel. Download unter http://www.astronomie. [2] William I. Hartkopf, Brian D.Mason: Download unter http://www.saguaroastro. be/registax/ Sixth Catalog of Orbits of Visual Binary org/content/downloads.htm [8] Richard Berry, Jim Burnell: Handbook of Stars. http://ad.usno.navy.mil/wds/orb6. [5] Doppelsterne mit im kleinen Fernrohr Astronomical Image Processing. Verlag html erkennbarer Bahnbewegung: http://home. Willmann-Bell. Enthält das Programm [3] Astronomisches Rechen-Institut pages.at/vollmann/dsbahn.htm AIP4WIN. Heidelberg: ARI Database for Nearby [6] Wolfgang Vollmann: STF2486 –

Abb. 1 (S. 115, ganz oben): Diese Taghimmel-Aufnahmen des innersten Planeten Merkur zeigen Albedostrukturen auf seiner Oberfläche. Aufnahmeinstrument: Zeiss Meniskas MAK 1:10 / 1800 mm mit Baader Flat-Field- Converter und Firewire-Kamera DMK21AF04 hinter einem Farbfilter RG742. Bild links am 25.8.07 um 10:32 UT, Mitte am 24.2.08 um 11:19 UT, rechts am 10.5.08 um 16:38 UT aufgenommen. Beobachtungsort war Zaberfeld-Michelbach, Bildautoren: Gabriele und Jörg Ackermann.

Abb. 2 (S. 115, Mitte): Diese Aufnahmen des Jupiter mit einigen seiner Monde zur Zeit sehr südlicher Deklination wurden im Methan-Band des Spektrums aufgenommen. Aufnahmeinstrument: Zeiss Meniskas MAK 1:10 / 1800 mm mit Baader Flat-Field-Converter und Firewire-Kamera DMK21AF04 hinter einem Methan- Interferenzfilter von Custom Scientific. Bild links mit Io am 23.7.08 um 21:31 UT, rechts mit Europa am 24.7.08 um 22:21 UT aufgenommen. Beobachtungsort war Zaberfeld-Michelbach, Bildautoren: Gabriele und Jörg Ackermann.

Abb. 3 (S. 115; Unten): Jupiter mit Mond Ganymed (links) und Uranus (rechts) im Größenvergleich durch Darstellung im sel- ben Maßstab. Winkeldurchmesser Jupiter (28.7.08, 23:27 UT) 46,82’’, Ganymed 1,73’’, Uranus (29.7.08, 03:30 UT) bot 3,64’’ auf. Aufnahmeinstrument: Hypergraph 1:8 / 3200 mm, Brennweitenverlängerung auf 9,6 m mit achromatischer 3x-Barlowlinse, Webcam ToUCam 740 mit IR-Sperrfilter und Contrast- Boost-Filter, Bildbearbeitung mit GIOTTO 2.05 und Photoshop CS2. Jupiter: Verwendung von 3% aus 2600 Videoframes, Uranus: 10% aus 10.000 Videoframes. Belichtung jeweils 1/25 s. Beobachtungsort: Farm Tivoli / Namibia. Bildautoren: Werner E. Celnik und Jürgen Kozok.

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Impressionen aus unserem Sonnensystem

„… erhalten Sie wieder ein paar Planeten­­ bilder.“ Eine Untertreibung, dieses Zitat. Daraus lässt sich die Bescheidenheit vieler unserer Bildautoren ersehen. Ein beschei­ dener Stolz, denn es wird die Freude zum Ausdruck gebracht, ein Bild, bei dem viel Gehirnschmalz, Arbeit und Mühe zu einem guten Ergebnis geführt haben, von Anderen, Gleichgesinnten anerkannt zu sehen. Ob nun „Einsteiger“ oder „Alter Hase“, diese Einstellung ist allen gemein­ sam. Und das ist gut so. Nachahmung empfohlen.

Redaktion 116 Beobachterforum

Totale Sonnenfinsternis Abb. 1 (oben): Jörg Kopplin erlebte die Sonnenfinsternis im am 1. August 2008 Rahmen einer Kurzreise nach Novosibirsk. Erst in den Mittagsstunden klarte der Himmel auf. Dieses Bild ist ein Komposit aus 13 Aufnahmen, das den Anblick im Fernglas wiedergibt. Die Aufnahmen wur­ den durch einen Apo-Refraktor TMB 80/600 und einer Canon 20Da mit Telekonverter 1,4x gemacht. Bei ISO 100 wurden mehrere Bilder zwischen 1 s und 1/60 s aufgenommen und später in Adobe Photoshop zu einem Bild überlagert.

Abb. 2 (links): Während der Totalität nahm Jörg Kopplin mit einem 8-mm-Fisheye-Objektiv an der Canon 10D dieses gespenstisch wirkende Panorama auf. Neben der Sonne sind die Planeten Merkur und Venus zu sehen.

Abb. 3 (rechte Seite): Gabriele und Jörg Ackermann konnten die Finsternis bei recht schönem Wetter von der Wüste Gobi aus beobachten. Das Mosaik zeigt den Verlauf der Finsternis. Alle Bilder wurden mit einem Zeiss APQ 100/640, Telekompressor 2x und Canon 5D gemacht. Für das zentrale Bild der Totalität wurden mehrere Aufnahmen mit Adobe Photoshop kombiniert und das Bild des Mondes hinein­ kopiert.

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Abb. 4: Erst gegen 11:53 Uhr MESZ, also 22 Minuten nach der größten Phase, gelang Bernd Flach-Wilken in Wirges dieser Schnappschuss der partiellen Finsternis durch einen 7“-Refraktor mit 1600 mm Brennweite (Foliensonnenfilter D3) und einer Pentax K20D Digitalkamera bei ISO100 und 1/1250 s Belichtungszeit. Da das Seeing durch das Wolkenloch gar nicht übel war, sieht man andeutungsweise die Sonnengranulation und sehr markant das Mondrandprofil. Mit Sonnenflecken wartete unser Zentralgestirn leider nicht auf.

Abb. 5: Carsten Moos hat die partielle Finsternis trotz widriger Umstände beobachtet und fotografiert: Meine Frau hat Geburtstag, es sind Ferien und die Sonne wird partiell verfinstert. Das musste ich nutzen. Leider hat das Wetter unaufhörlich immer wieder Wolken vorübergeschickt; es war so ähnlich wie beim Privatfernsehen: Hatte man gerade freie Sicht und alles parat für den Sohnemann eingestellt, kam „Murphy’s Werbepause“. Am schnellsten zwischen den Wolken war unsere Tochter mit der SoFi-Brille von 1999 am Zuge. Aber es hat dann doch für alle noch genügend Finsternis gegeben. Wir waren der Meinung, die Sonne habe spitze Ohren wie ein „Katjes“ gehabt. Sowohl im kleinen EDF-Refraktor als auch im 4-Zoll-Fraunhofer zeigten sich bei ca. 25x bzw. 50x Vergrößerung einzelne Mondrandformationen vor der hellen Sonne. Den Fraunhofer hatte ich okularseitig mit einem Grünfilter ausgestattet und objektivseitig auf 90 mm abgeblendet, um einen möglichst hohen Kontrast zu haben.

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Abb. 6: Gertrud Eifert hielt die in Deutschland partielle Sonnenfinsternis zeichnerisch fest. Beobachtet wurde mit einem 7 x 50 Fernglas. Dazu ihre Notizen: Am Tag der partiellen Sonnenfinsternis war ich auf Nordstrand bei Husum in Schleswig-Holstein. Mein Ehemann und ich machten dort Urlaub. Für die Beobachtung der partiellen Sonnenfinsternis war es sehr gut. Zu Hause hätte ich nur eine maximale Bedeckung von ca. 11 % gehabt, aber auf Nordstrand eine maximale Bedeckung von ca. 23 %. Ich benutzte zur Beobachtung mein Fernglas und Sonnenfiltern aus Astrosolarfolie. Um 10:41 MESZ ging es los. Ich konnte dann bis ca. 11:30 Uhr ungestört beobachten, aber dann kam eine Wolkendecke. Leider wurde es mit dem Wetter nicht besser, eher sogar noch schlechter. So beendete ich die Beobachtung um 12:08 MESZ. Das Ende der partiellen Sonnenfinsternis sah ich leider nicht.

VdS-Journal Nr. 28 120 VDS-NACHRIC HTEN

Wir begrüßen neue Mitglieder

(9278) Tobias Reutter, 35039 Marburg/ Rockenschuh, 51377 Leverkusen, (9467) AVL Astronom. Vereinigung Lilienthal Lahn, (9426) Mario Trettin, 15566 Michael-Josef Sommer, 81737 München, e.V., 28832 Achim, (9494) Friedrich Schöneiche, (9433) Wolfgang Fleischer, (9468) Johann Thellmann, 85221 Dachau, Düsberg, 51643 Gummersbach, (9495) 09619 Mulda, (9434) Michael Gritz,, (9469) Helmut Treuz, 69509 Mörlenbach/ Thomas Eggenstein, 89275 Elchingen, 35282 Rauschemberg, (9435) Joachim Ober-Mumbach, (9470) Klaus von Salzen, (9496) Stefan Graichen, 93466 Chamerau, Kirschsieper, 58135 Hagen, (9443) Hans 28215 Bremen, (9471) Johannes Merz, (9497) Matthew Heitkamp, 51399 Bredel, Astronomischer Verein Ortenau 75397 Simmozheim, (9472) Sternwarte Burscheid, (9498) Armin Hubertus, 55126 (AVO), 77654 Offenburg, (9444) Dr. Riesa e.V. c/o Stefan Schwager, 01619 Mainz, (9499) Michael Kniepkamp, 44319 Uwe-Michael Gerlinger, 75365 Calw- Zeithain OT Röderau Bobersen, (9473) Dr. Dortmund, (9500) Detlef Koschny, NL-2211 Heumaden, (9445) Gisela Selig, 04207 Armin Götte, 49124 Georgsmarienhütte, XH Noordwijkerhout, (9501) Thomas Leipzig, (9449) Peter Salomon, 63607 (9474) Max Hubmann, CH-3072 Oster- Koschny, 99310 Wachsenburggemeinde Wächtersbach, (9450) Tobias Jahn, 01454 mundigen, (9476) Olaf Jakubzik Reinartz, Holzhausen, (9502) Dr. Winfrid Meusel, Wachau, (9451) Roland Leser, 98553 41066 Mönchengladbach, (9477) Dr. 33335 Gütersloh, (9503) Matthias Prall, St. Kilian, (9452) Markus Liebl, 92655 Jochem Berlemann, 32657 Lemgo, (9478) 48161 Münster, (9504) Stefan Wegling, Grafenwöhr, (9453) Michael Rippstein, Reinhard Kindermann, 32479 Hille, 42549 Velbert, (9505) Dr. Wolfgang CH-3063 Ittigen, (9454) Franz Dengler, (9479), Rolf Külzer, 25355 Barmstedt, Wuthe, 45772 Marl, (9506) Sabine Zarske, 85084 Reichertshofen, (9455) Andreas (9480) Fernando Mujica, 42103 Wuppertal, 47447 Moers, (9507) Roland Zintel, 48488 Gruttmann, 44369, Dortmund, (9456) Robin (9481) Thomas Nitsche, 45711 Datteln, Emsbüren, (9508) Norbert Hauck, 58093 Hagenbarth, 63543 Neuberg, (9457) Dipl.- (9482) Thomas Hebbeker, B-4721 Neu- Hagen, (9509) Heinz Schiffer, 41462 Ing .Franz Hoja, A-9500 Villach, (9458) Moresnet, (9483) Manfred Huppertz, Neuss, (9510) Carsten Strübig, 97218 Torsten Kramer, 40237 Düsseldorf, (9459) 51709 Marienheide, (9484) Andreas Seitz, Gerbrunn, (9511) Berthold Bickel, 36179 Stephen Langefeld, 30982 Pattensen, (9460) 50354 Hürth, (9486) Ute Gerhardt, 44287 Bebra, (9512) Markus Kempf, 71120 Werner Müller, 59302 Oelde-Stromberg, Dortmund, (9487) Gerrit Hammersen, Grafenau, (9513) Hermann Pieper, 61462 (9461) Andreas Priebe, 32312 Lübecke, 49078 Osnabrück, (9488) Ulf Oeser, Königstein, (9514) Marta Wozniak, 53804 (9462) Ing. Peter Pichler, A-6284 Ramsau/ 30989 Gehrden, (9489) Thorsten Böckel, Much, (9515) Ranga Yogeshwar, 53773 Zillertal, (9463) Dr. Rainer Anton, 24161 82216 Germerswang, (9490) Reinhold Hennef, (9516) Werner Schlack, 45661 Altenholz, (9464) Lars Klaus Aßhauer, Hiller, 82024 Taufkirchen, (9491) Günter Recklinghausen, (9517) Georg Stürzer, 81371 München, (9465) Uwe Reichert, Kerschhuber, A-4632 Pichl/Wels, (9492) 82234 Hochstadt-Wessling 68723 Schwetzingen, (9466) Thomas Nadine Schäfer, 37120 Bovenden, (9493) Astronomietag 2008 von Jost Jahn

Der 6. Astronomietag am 6. September In der Tabelle sind alle Kerndaten der Da es immer mehr kleinere Veranstaltungen 2008 wurde nun schon langsam ein Astro- Astronomietag von 2003 bis 2008 aufge- – auch von Einzelpersonen – gibt, sinkt nomietag der Routine. Es gab zwar einige listet. Die Besucherzahlen sind zwar bis die Anzahl der Besucher je Veranstaltung kleinere Verzögerungen beim Aufbau der auf die letzte Stelle gelistet, aber dennoch jedes Jahr etwas ab. Aktuelle Zahlen fin- Webseite, da der Autor gerade umgezo- Schätzungen auf Grund der Meldungen. den Sie auf astronomietag.de. gen ist, aber die Webseite war rechtzei- Die Meldungsanzahl sind die Veranstalter, Ab 2009 wird der Astronomietag auf das tig zwei Wochen vor dem Termin des die Besucher gemeldet haben. Je weni- astronomisch geeignetere Frühjahr umge- Astronomietages fertig. ger das sind, desto ungenauer muss die stellt. Der Anlass ist das internationale Die Frequentierung der Webseite ist mit Besucheranzahl sein (besonders 2003). astronomische Jahr, in dem 100 Stunden etwa 1000 Besuchern am Astronomietag Die wahre Besucherzahl kann durchaus Astronomie geboten werden sollen. Der eher gering. weniger als die Hälfte, aber auch mehr als 7. Astronomietag wird daher am 4. April Die Arbeiten im VdS Sekretariat und das Doppelte betragen. 2009 stattfinden. Planungen für das Faltblatt und das Plakat liefen sehr gut und die Interessenten wur- den wieder rechtzeitig vor Beginn mit dem nötigen Werbematerial versorgt. Die Astronomietage 2003 bis 2008 Für die Verbreitung in den Medien sorgte Jahr Veranstalter Meldungen Besucher Besucher/Veranstaltung eine Pressemitteilung der VdS, aber vor 2003 141 2 137.475 975 allem – was auch viel wichtiger ist – die 2004 180 91 63.661 354 lokale Pressearbeit vor Ort. Leider fiel 2005 251 76 17.014 68 der Astronomietag 2008 durch eine breite 2006 173 39 18.468 107 Regenfront in vielen Teilen Deutschlands 2007 143 37 11.767 82 buchstäblich ins Wasser. 2008 175 15 10.271 59

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Endlich ist es soweit: Das 4. Journal kommt in 2009! von Dietmar Bannuscher und Otto Guthier, VdS-Vorstand

Unsere Mitgliederzeitsachrift, das „VdS- Bereits im Juni 2008 erörterte die Journal- durch Dr. Werner E. Celnik, der nach einer Journal für Astronomie“ erscheint bereits Redaktion während der Fachgruppen- beruflich bedingten Pause einen Großteil im elften Jahr. Ein umfassender Beitrag Tagung bei Kirchheim mit allen Fach- der Redaktionsarbeit bei den FG-Beiträgen zur Entstehung und Entwicklung ist jüngst gruppen erneut den Wunsch nach einem ab Ausgabe Nummer 29 übernimmt. Er teilt in Ausgabe Nummer 25 (1) erschienen. vierten Journal. Den endgültigen Beschluss sich die Redaktions-Aufgaben mit Stefan Seit der Ausgabe Nummer 10, die im dazu fasste der Vorstand auf seiner Sitzung Fichtner, dem ehemaligen Chefredakteur Januar 2003 erschien, erhielten unsere am 25. Oktober 2008 in Heppenheim. von „Astronomie Heute“, den die VdS für Mitglieder drei Hefte pro Jahr, die es auf die Journalarbeit gewinnen konnte. insgesamt 450 Seiten Umfang brachten. Das zukünftige Journal soll dann jeweils bis Die Entscheidung über Inhalt und Umfang Die Flut von Beiträgen aus unseren zu 132 Seiten umfassen. Dies wären dann der zukünftigen Ausgaben (und damit aktiven VdS-Fachgruppen sowie von vie- insgesamt bis zu 80 Seiten pro Jahr mehr auch der Kosten) obliegt weiterhin dem len Mitgliedern und Sternfreunden führten an Artikeln, Bildern und Informationen Vorstand und dem „Endredaktionsteam“, zu der Überlegung, eine vierte Ausgabe rund ums Thema Astronomie und die in dem Vorstandsmitglieder mitarbeiten. pro Jahr herauszugeben. Mit unseren VdS. Die einzelnen Ausgaben werden in Fachgruppen haben wir schon oft darüber Zukunft quartalsweise erscheinen, passend Wir freuen uns, in Zukunft unseren Mit- diskutiert und nun ist es endlich soweit: zu den „vier Jahreszeiten“. Auch an eine gliedern mit den vier Ausgaben pro Jahr für 2009 sind vier Journale vorgesehen. Überarbeitung des Layouts ist gedacht. noch mehr Freude und Spaß bereiten zu Wir werden dadurch noch attraktiver für Außerdem sollen weitere Rubriken einge- können und sind auf Ihre Meinung sehr unsere Mitglieder! richtet und interessante Informationen für gespannt. Und gleich eine weitere Botschaft: Dieses Hobby-Astronomen veröffentlicht werden. So dürfen wir alle auf ein noch schöneres vierte Heft wird zu keiner Erhöhung Die vierte Ausgabe soll aber zu keiner und insgesamt „dickeres“ Journal 2009 des Mitgliedsbeitrages führen! (siehe Mehrarbeit unserer FG-Redakteure füh- hoffen. Machen Sie mit und senden Sie uns Seite 4 dieser Ausgabe). Dies ist durch ren, denn in den letzten Jahren mussten Ihre Beiträge, Berichte und Aufnahmen zu eine sparsame Wirtschaftsweise des Vor- wir viele Beiträge „verschieben“ und die – wir veröffentlichen sie gerne! standes, steigender Mitgliederzahlen in Autoren auf die nächste Ausgabe „ver- den Vorjahren und günstigeren Kosten für trösten“. Literarturhinweis: Druck und vor allem für Versand möglich Bei der Redaktionsarbeit erhalten wir in (1) „10 Jahre VdS-Journal“, VdS-J Nr. 25, und abgesichert. Zukunft wieder wertvolle Unterstützung Seite 138

Einladung zur 28. Planeten- und Kometentagung in Violau Die 28. Planeten- und Kometentagung findet vom 29. Mai dem Heim angeschlossenen Sternwarte. Der Gesamtpreis inklu- 2009 bis zum 2. Juni 2009 im Bruder-Klaus-Heim in Violau sive Vollverpflegung und Unterbringung in Mehrbettzimmern bei Augsburg statt. Geboten werden Workshops zu fast allen liegt etwa bei 150 Euro, in Doppelzimmern bei 165 Euro Bereichen der Planeten- und Kometenbeobachtung. Zu dem und im Einzelzimmer bei 185 Euro bei Anmeldung bis zum Programm gehören die Venussichtbarkeit, die vergangene 14. Mai 2009. Preise für Familien mit Kindern sind auf der Jupiteropposition und auch der Uranus und seine Ringe, die Homepage zu finden. aktuellen Kometen und digitale Bildverarbeitung mit Giotto. Ihre Anmeldung senden Sie bitte bis zum 14. Mai 2009 posta- Insbesondere die Aufnahmetechnik im UV und IR-Licht lisch an Wolfgang Meyer, Martinstraße 1, 12167 Berlin oder per der Planeten wird Gegenstand der Tagung sein. Vorschläge Internet über die Seite http://violau.istcool.de. Anmeldungen zu Referaten sind selbstverständlich willkommen. Um die können nur nach einer Anzahlung von 50 Euro auf das Konto Kontakte zur professionellen Astronomie zu vertiefen und wei- des Arbeitskreises Planetenbeobachter (Postbank Berlin, tere Schnittstellen zu schaffen, werden voraussichtlich zwei Kontonummer 481488-109, BLZ 100 100 10, Kontoinhaber Referenten aus Forschungseinrichtungen eingeladen. W. Meyer) berücksichtigt werden. Da bei dieser Tagung alle Teilnehmer unter einem Dach unter- gebracht werden, gibt es somit vielfältige Möglichkeiten zum Unter der Internetadresse http://violau.istcool.de könen Sie gegenseitigen Kennenlernen, zum Erfahrungsaustausch und bei ebenso aktuelle Informationen und den Stand der Tagungs- entsprechendem Wetter zum gemeinsamen Beobachten auf der planung abrufen.

VdS-Journal Nr. 28 122 VDS-NACHRIC HTEN

Ein erfolgreicher Astronomietag 2008 mit den Monschauer Sternfreunden von Georg Görgen und Hans Kirch

Wie bereits im Vorjahr konnten wir auf das Angebot der Elwin-Christoffel-Realschule in Monschau zurückgreifen. Zur Stern- beobachtung stand uns der Schulhof und für Vorträge und Präsentation unserer Interessensgemeinschaft und verschie- dener Astromedien ein Klassenraum zur Verfügung. Schon kurz nach Sonnenuntergang erschie- nen die ersten Interessenten, denen wir die Aufstellung und die Funktionen der Teleskope erklärten. Zwar konnten die bereits anwesenden Kinder noch keine Sterne sehen, aber das Beobachten einer Gruppe von Rehen am Waldrand durch Fernglas und Teleskop war für sie trotz- dem interessant.

Zum offiziellen Beginn um 20 Uhr war der Parkplatz an der Schule reichlich gefüllt. Wenig später wurden die kleinen und großen Gäste in einem Bildervortrag mit auf eine „Reise durch das Universum“ genommen. Nach spannenden 30 Minuten und einer kurzen Pause stellten wir das PC-Programm „Stellarium“ vor, mit dem sich der Sternenhimmel zu jeder Tages- und Nachtzeit an jedem Ort der Welt simu- lieren lässt. Außerdem können interessante Himmelsobjekte wie Planeten, Nebel und Sternhaufen im Detail gezeigt werden.

War der Himmel bis dahin überwie- gend bedeckt, so lichtete sich die Wolkendecke rechtzeitig nach unserem Vortragsprogramm und erlaubte den Besuchern den Blick auf Jupiter mit sei- nen Monden, Kugelsternhaufen, Nebel, Galaxien und Doppelsterne. Dazu beobach- teten wir mit Ferngläsern, Refraktoren und drei großen Dobsons, an denen sich auch schnell kleine Gruppen von Sternguckern sammelten. Zur Orientierung konnten wir die Sternbilder und die aufgesuchten Objekte mit einem Laserpointer zeigen.

Obwohl die Bedingungen nicht ideal waren und durchziehende Wolken störten, waren die Gäste vom Anblick der Himmelsobjekte im Teleskop begeistert. Die letzten der ca. 70 Gäste verabschiedeten sich gegen 23.30 Uhr, als der Himmel wieder zuzog. Besonders hat uns das Interesse der zahl- reichen Kinder gefreut.

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3. AME (Astronomie-Messe) in Villingen-Schwenningen von Otto Guthier

Bereits zum dritten Mal fand am 13. manches „Schnäppchen“ September 2008 die Astronomie-Messe machen oder ein Teleskop (AME) in Villingen-Schwenningen statt. erstehen. VdS-Mitglied Siegfried Bergthal und Walburga Küchler hatten wie in den bei- Die sehr gut besuchte den Vorjahren zu einer breit angelegten Astromesse bot einen inte- Messe in den geräumigen Messe-Hallen ressanten Überblick über der Schwarzwaldstadt eingeladen. Dieser das vielfältige Angebot an Einladung folgten viele Volkssternwarten, Fernrohroptiken, Mon- sowie eine große Zahl von Anbietern und tierungen, Büchern und Firmen von astronomischen Instrumenten astronomischen Zubehörgeräten. Fast alle aus dem In- und Ausland. namenhaften Astrofirmen präsentierten ihr Programm. Ein interessantes Vor trags- Den Verantwortlichen gratuliert die VdS Auch die VdS war wieder mit einem groß- programm bot den Besuchern die Mög- zu dieser dritten, erneut gelungenen Astro- en Stand vertreten und präsentierte neben lichkeit sich in die Welt der (Amateur)- Messe im süddeutschen Raum, die auch dem VdS-Journal die ersten neu gestalteten Astronomie entführen zu lassen. von zahlreichen Gästen aus dem Ausland, FG-Flyer, die auf großes Interesse stie- Wie von den Organisatoren zu erfahren insbesondere der Schweiz, Österreich und ßen. Vom Vorstand standen Hans-Jürgen war, besuchten bis 17:30 Uhr über 2.000 Frankreich besucht wurde. Wulfrath und Otto Guthier, sowie Frau Interessierte diese 3. Ausgabe der AME. Eva Garbe von der Geschäftsstelle als Die nächste Messe ist für den 26. Sep- „Betreuung“ vor Ort zur Verfügung. Am VdS-Stand herrschte zeitweise tember 2009 an gleicher Stelle geplant, Ab 10:00 Uhr konnten in den beiden „dichtes Treiben“ und am Ende fanden weitere Informationen finden Sie unter Messehallen die Besucher ausgiebig das fast 20 Sternfreunde den Weg zur VdS und www.astro-messe.de. Angebot der Aussteller studieren und so wurden Mitglied in unserer Vereinigung. 29. VdS-Tagung vom 2. bis 4. Oktober 2009 in Jena Liebe Sternfreunde, Planetenforschung statt- im Internationalen Jahr der Astronomie finden, da die Universität wird unser Volkssternwarte Urania Jena Jena und die Thüringer e.V. 100 Jahre alt. Das ist uns Anlass zu Landessternwarte Tauten- einer Reihe von Sonderveranstaltungen burg heute ein Zentrum für und zur Durchführung der 29. VdS- dieses neue Arbeitsgebiet Jahrestagung in Jena. Bereits 1959 fand sind. Für Sonntag sind in Jena eine Fachtagung der VdS statt, die Besuche in der Thüringer damals die letzte gesamtdeutsche Tagung Landessternwarte Tauten- vor dem Mauerbau war. In gewisser Weise burg, in der Außenstelle der ist es also auch ein Jubiläum, dass die VdS Universität, der Sternwarte nach 50 Jahren wieder zu Gast in Jena Großschwabhausen, in der sein wird. VdS-Sternwarte Kirchheim sowie im neuen Zeiss- Die Geschichte unserer Stadt ist eng mit Planetarium in Jena gep- der Astronomie und dem astronomischen lant. Bis zum Erscheinen des nächsten Urania Jena e.V. auf, sich mit uns in Ver- Gerätebau verknüpft. Deshalb wollen wir VdS-Journals erwarten wir die endgültigen bindung zu setzen. Wir würden uns sehr am Freitagabend mit einem Fachvortrag Zusagen aller Partner und dann werden freuen, Sie in unserem Jubiläumsjahr mal einen „Bogen“ von 450 Jahren Astronomie wir das Programm detaillierter vorstellen. wieder in unseren Sternwarten begrüßen an der Universität über den astrono- Wir hoffen sehr, dass viele von Ihnen die zu können. mischen Gerätebau und das Planetarium Gelegenheit für einen Besuch in unserer bis zur populären Amateurastronomie in Stadt nutzen werden und laden Sie herzlich Vorstand der Volkssternwarte Jena „spannen“. Am Samstag wird ein ein. Unabhängig von der Tagung rufen swir Urania Jena e.V. zweiter Fachvortrag zum Thema Exo- ehemalige Mitglieder des Volkssternwarte Kontakt über www.urania-sternwarte.de

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Die ersten Fachgruppen-Flyer sind fertig von Dietmar Bannuscher

Mit Spannung erwartet und mit Herzblut Im neuen VdS-Design stellen die Fach- ihren neuen Auftritt vor. Wir dürfen auch produziert, zeigen sich die ersten neuen gruppen ihre Arbeiten und Leistungen auf diese neuen Fachgruppen-Flyer sehr Fachgruppen-Flyer der VdS in ihrem schö- übersichtlich in Wort und Bild vor und bie- gespannt sein. nen Gewand. Ein einheitliches Corporate ten neben den notwendigen Informationen Design sorgt für einen ansprechenden auch eine direkte Kontaktaufnahme an. Die Kosten für Satz, Layout und Druck Auftritt. Weitere Fachgruppen sind derzeit mit übernimmt die VdS. den Vorbereitungen befasst und bereiten Seit Sommer liegen die ersten sechs Flyer der Fachgruppen Amateurteleskope/Selbst- bau, Dark Sky, Kometen, Planeten, Spek- troskopie und Veränderliche/BAV vor, weitere Flyer sollen folgen. Ihre Premiere erlebten die ersten Informationsschriften am VdS-Stand auf der 3. AME in Villin- gen-Schwenningen. Mitglieder und interes- sierte Sternfreunde können diese Schriften nun auch an der Geschäftsstelle oder bei den Fachgruppen abrufen.

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Der Gipfel auf dem Hügel Finales Vorbereitungstreffen zum Jahr der Astronomie von Sven Melchert

Es blieben noch 39 Tage und zehn Stunden. Astronomen, die mit ihren Teleskopen Pierre Leich konnte sich mit den profes- Die Uhr tickte, aber von Nervosität war der Veranstaltung einen volkstümlichen sionell auftretenden IYA-Aktivitäten in keine Spur. Am 22. November um 14 Rahmen geben. Kontakt: gschoenherr@ der Metropolregion Nürnberg schmücken. Uhr fand im Bonner Argelander-Institut aip.de. Einer der Höhepunkte im Frankenland das letzte Treffen der Organisatoren zum Die (zumindest dem Autor dieser Zeilen) wird die „Blaue Nacht“ am 23. Mai 2009 Jahr der Astronomie statt. Die VdS war bisher unbekannte Homepage www.welt- in Nürnberg unter dem Motto „Firmament“ vor Ort. derphysik.de wird sich nach einem Bericht sein. von Jens Kube im kommenden Jahr ver- Im Raum Aachen werden sich die ansäs- Feuerwerke in geschlossenen Räumen stärkt astronomischen Themen widmen. sigen Institute und Volkssternwarten enga- sind gesetzlich untersagt. Müssen die Teil- Ähnlich den „Quantensprüngen“ vom 14. gieren, der nordwestliche Teil der Republik nehmer des Treffens jetzt mit einer Anzeige bis 18. September 2008 in Halle/Saale steht laut Andreas Hänel unter besonderer rechnen? Gerüchten zufolge sollen die werden sich die „Highlights der Physik“ Beobachtung der Lichtverschmutzung und Ordnungshüter in diesem besonderen Fall (www.physik-highlights.de) vom 20. bis 24. wird zwischen Münster und Osnabrück ein Auge zudrücken. Vielleicht liegt es September 2009 in Köln der Astronomie einen großen Planeten-(Fahrrad-)Weg ein- auch daran, dass keine Gesetzesvertreter annehmen. Als prominentes Zugpferd wird richten. im rund 50-köpfigen Teilnehmerkreis diese Veranstaltung am 20.09.09 Ranga Was man unter der schützenden Kuppel anwesend waren. So konnte der Funke Yogeshwar eröffnen. eines Planetariums im Jahr der Astro- ungefährdet überspringen. Thema der Über die Aktivitäten von Volkssternwarten nomie zu erleben hat, stellte die Leiterin Tagung war das „Jahr der Astronomie“ und Hobby-Astronomen *) wurde ab 16 des Bochumers Planetariums, Frau Prof. (IYA, „International Year of Astronomy“). Uhr berichtet. Paul Hombach sprach über Susanne Hüttemeister, in Wort und Bild Das Ergebnis? 2009 wird ein Fest der die Aktionen im Raum Bonn/Köln, Bernd vor. Die von der europäischen Raumfahrt- Astronomie! Brinkmann ergänzte für das Ruhrgebiet. agentur ESA ins Leben gerufene Planeta- Zwei Glanzlichter im Feuerwerk der riumsshow zum IYA wird am 7. Mai Weltweit werden mindestens 130 Länder Aktivitäten: Am 2. Mai 2009 steht das 2009 im Zeiss-Großplanetarium Berlin am Jahr der Astronomie teilnehmen. alljährliche Festival der Pyrotechniker, der erstmals gezeigt und dann in (fast) allen Man kann sich leicht vorstellen, wie auf- „Rhein in Flammen“, unter dem Motto der Planetarien in Deutschland, Österreich und wendig die Organisation einer solchen Astronomie. Und bereits am 20. Dezember der Schweiz zu sehen sein. „Veranstaltung“ ist. Mittendrin: Pedro 2008 wird das „Horizontobservatorium“ Russo, der verantwortliche Koordinator für auf der Halde Hoheward eingeweiht – Ein visuelles Ereignis ganz besonderer Art das Jahr der Astronomie. Er eröffnete die ein weithin sichtbares, 100 Meter großes wird im Gasometer in Oberhausen zu beäu- Tagung mit einem Überblick der weltwei- Bauwerk, das den Himmelsäquator und gen sein. Unter dem Titel „Sternstunden – ten Aktivitäten und gab gleich am Anfang den Ortsmeridian darstellt (www.herten. Wunder des Sonnensystems“ findet dort ganz unbescheiden zu Protokoll: 130 teil- de/emscherbruch2004/horizontastrono- ab dem 3. April 2009 eine Ausstellung zur nehmende Länder sind gut, 140 wären bes- mie.htm). Außerdem sollen sich einige Astronomie statt. Der absolute „Hingucker“ ser. Neben der offiziellen Homepage www. Folgen der „Sendung mit der Maus“ mit wird ein 25 Meter durchmessendes Modell astronomy2009.org wurden zahlreiche astronomischen Themen befassen. des Erdmondes sein (www.gasometer.de). andere Internetseiten ins Leben gerufen, und man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, die Anzahl der teilnehmenden Länder wetteifere mit der Anzahl der Internetadressen. Zwei interessante Seiten seien an dieser Stelle genannt: www. portaltotheuniverse.org (alle Nachrichten und Aktivitäten auf einen Blick) und www. galileoteachers.org (Infos für Lehrer), beide in englischer Sprache. Über die Auftaktveranstaltung am 20. Januar 2009 im Berliner Museum für Kom- munikation berichtete Gabi Schönherr. Teilnehmen kann leider nur, wer dazu eingeladen wird – und das werden über- wiegend prominente Vertreter aus Politik, Forschungseinrichtungen und den Medien 2009 in die Röhre schauen? sein. Dringend benötigt werden für diesen Keineswegs, das Jahr der Astronomie Tag (10 Uhr bis 14 Uhr) noch Hobby- wird ein grandioses Spektakel!

VdS-Journal Nr. 28 126 VDS-NACHRIC HTEN

Sternspuren über dem Death Valley, unwirk- lich erscheinende Sonnenuntergänge, skurrile Situationen, wenn der Mond als Leselampe mit zuführendem Kabel abgelichtet wird – das weltweit organi- sierte Netzwerk der TWAN-Fotografen schafft Bilderwelten, die die Ästhetik des gestirnten Himmels in ganz besonderer Weise in Bildern festhält.

Als „Wachmacher“ schloss sich der Beitrag der VdS an. Neben dem bereits auf Seite 2 vorgestellten Programmheft zum IYA wird die VdS eine „Mediathek“ mit kostenlos verfügbaren Diagrammen für Vorträge ein- richten. Außerdem steht der Astronomietag

Licht aus, Sterne an: Sogar in der Politik ist das Thema „Lichtverschmutzung“ mittler- weile angekommen.

Weltweite Aktivitäten: Zum Stichtag 22. November 2008 nehmen 132 Länder am Jahr der Astronomie Teil.

Entspannend ging es nach einer (verdien- ten) Kaffeepause weiter. Ab 18 Uhr zeigte Bernd Pröschold seine Zeitraffer- Aufnahmen des Nachthimmels: Die Milchstraße zog über Alpengipfel, Stern- schnuppen huschten über den Sternen- himmel, Polarlichter flackerten über schneebedeckter Landschaft – auf dem Keyboard begleitet von Paul Hombach konnten die Tagungsteilnehmer einige Minuten ihre Gedanken schweifen lassen. Nicht weniger beeindruckend schloss sich die Bildershow der TWAN-Fotografen (TWAN: „The World At Night“ = „Die Welt bei Nacht“) von Gernot Meiser an.

Sechs zu vier: Von wegen, nur Männer seien in der Astronomie aktiv: Ganz links der „SPoC“ Michael Geffert, fünfter von links der VdS-Vorsitzende Otto Guthier, rechts von ihm Pedro Russo; dritte von rechts Susanne Hüttemeister, rechts davon Gabriele Schönherr. (Pardon an alle, deren Namen dem Autor nicht bekannt sind).

*) Die Tagungsteilnehmer waren sich nicht einig: Werden „wir“ jetzt lieber als „Hobby-Astronomen“, „Amateur-Astronomen“ oder „unbezahlte Astronomen“ bezeichnet – jeder Leser mag das für sich entscheiden.

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Astronomie und Gastronomie: Gedränge beim IYA-Gipfel. Aber auch in Restaurants soll die Kombination von Sterneküche und Sterne beo- bachten auf reges Interesse stoßen.

2009 am 4. April ganz im Zeichen der „100 Sie Ihren Nachbarn, Verwandten Stunden Astronomie“. Und schließlich oder Kollegen einen Blich durch Ihr werden zur VdS-Tagung Anfang Oktober Teleskop – dann springt der Funke 2009 Gäste aus dem europäischen Ausland ganz gewiss über … eingeladen, die dort ihre astronomischen Aktivitäten vorstellen können – die VdS- Alle Fotos: Bernd Brinkmann Tagung wird zur internationalen Tagung der Amateur-Astronomen *).

Im Anschluss berichtete Stefan van Ree über die Aktivitäten von www.astronomie. Sonderbriefmarke: Deutschland de zum IYA, Pierre Leich gab Tipps, feiert 2009 Johannes Kepler. Aber wie man das IYA am besten vermark- der Entwurf der Briefmarke hat tet (ganz wichtig: persönlicher Kontakt einen gravierenden Fehler: zwei zu Sponsoren und Medienvertretern), Planeten auf einer Bahn. Eberhard Bredner ging der Frage nach, ob Sternbedeckungen für das IYA interes- sant sind (Ergebnis: nur einige Ereignisse kommen in Frage), Norbert Junkes berich- tete über die Beiträge der Max-Planck- Gesellschaft zum IYA und Eckehard Schmidt sprach über Briefmarken zum IYA (Briefumschlag mit IYA-Aufdruck: [email protected]). Zum Abschluss der Tagung legte Martin Auf Galileos Spuren: Welzel seine Pläne für ein Kunstprojekt Die Firma Astromedia zum Jahr der Astronomie dar. bietet einen Bausatz zum ursprünglichen Teleskop Offizielle Tagungen mit offiziellen Refe- von Galilei Galileo an. renten und konkreten Planungen hören sich Eberhard Bredner ist fas- immer sehr gewichtig an. Aber vergessen ziniert, wie Galileo damit Sie nicht, liebe Leserinnen und Leser, der die Jupitermonde entdeckt Erfolg des Jahres der Astronomie wird haben will. von jedem Einzelnen von Ihnen abhängen. Sind Ihre Linsen schon poliert, die Spiegel geputzt, die Montierungen gefettet? Gönnen

VdS-Journal Nr. 28 128 VDS V OR ORT > TAGUN GSBERIC HT

SaharaSky – Eine Süd-Sternwarte nördlich des Äquators von Hans-Joachim Bode

Wer unter den Astro-Amateuren den kom- unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten Abb. 1: pletten Südhimmel im Blick haben möchte, anzuschauen: Wir erreichten das Hotel Gesamtansicht des Hotels, Aufn. A. Gabel fliegt nach Namibia. Diese Entscheidung mit dem Ausgangspunkt Agadir nach 9,5 hat natürlich zur Konsequenz, dass eine Stunden Reisezeit. Erbaut im Stil des eigentliche Sahara erreicht man mit einem längere Flugzeit und höhere Kosten ent- Landes wirkt es aus der Ferne wie ein geländegängigen Fahrzeug erst nach wei- stehen. freistehendes mittelalterliches Schloss, teren 2 Stunden Fahrt. Wenn nun jemand Wer dagegen damit zufrieden ist, wenn er mitten in der Wüste stehend – doch die die Absicht haben sollte selbst in die Omega Centauri sehen kann und deshalb nach Teneriffa zum Teide reist, kann im Parador auf ca. 2000 m Höhe oder mit einer Anreise auf diese Höhe sein Ziel erreichen. Es gibt aber auch eine interessante Alternative hierzu: Auf ca. 700 m Höhe, am Rande der Sahara, befindet sich in Marokko ein Hotel unter deutscher Leitung – das Kasbah Hotel SaharaSky. Die Anreise ist relativ einfach und preis- wert: Man fliegt heute schon bei früher Buchung für 120 Euro nach Marrakesch oder Agadir, nimmt sich dort einen Mietwagen und erreicht nach etwa 6 – 7 Stunden Zagora, die dem Hotel nächst gelegene Kleinstadt. Die Fahrtstrecke selbst stellt insofern kein Problem dar, da sie bis auf die letzten 300 m (!) asphaltiert ist und außerorts nur wenig Verkehr das Fortkommen stört – doch wer sich zum ersten Mal in Marokko aufhält, wird immer Abb. 2: wieder unterwegs anhalten um sich die Hotel-Lobby / Bar, Aufn. A. Gabel

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Das Hotel ist natürlich mit allem ausge- stattet was das Herz begehrt: Europäischer Komfort, das heißt Bad mit Dusche/Wanne (fließend Kalt-/Warmwasser) und WC, Klimaanlage, Balkon/Terrasse, etc. und Internet Anschluss. Das Preis-Leistungsverhältnis kann sich sehen lassen! Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass man via Mobilfon erreichbar ist – und das alles in „Natur pur“. Details und aktuelle Preise unter www.saharasky.com oder www. hotel-sahara.com.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung: Sperrt man nicht nur die Augen auf bei den vielen Sehenswürdigkeiten sondern auch die Ohren, so wird man verneh- men, dass fast jede größere Familie von Emigranten spricht und damit eines ihrer Familienmitglieder meint. Dieses Familienmitglied ist in der Regel irgend- Abb. 3: wo in Europa tätig, arbeitet dort und Astro-Terrasse, Aufn. A. Gabel sendet den Großteil des Verdienstes an

Sahara zu fahren, so empfiehlt sich die Anmietung eines Geländewagens – das ist aus unserer Sicht nicht erforderlich, da sich Wüstentouren vom Hotel aus arrangieren lassen und der normale PKW genutzt werden kann um Orte, Märkte, Basare und sonstige Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung zu besuchen. So weit von den Zentren des Tourismus ent- fernt, trifft man nur auf wenige Europäer. Deshalb ist es zu empfehlen (besonders für Damen), sich auf eine bedeckende Bekleidung einzustellen. Es kann Ihnen sonst wie uns passieren, dass Sie auf dem Basar ein entsprechendes Kleidungsstück kaufen und sofort anziehen, um nicht mehr im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen.

Bei allen Exkursionen, die wir gemacht Abb.4: haben, stand uns der Hotelbesitzer Fritz Omega Centauri, C8, SBIG, Aufn. M. Busse Koring mit Rat und Tat zur Seite. Da er auch Amateurastronom ist, gab es nie „astronomische“ Probleme während der näheren Umgebung. Auf der großzügigen die Familie, welche davon lebt. Jeder Nachtzeit. Die Mahlzeiten lassen sich ent- „Sternterrasse“ auf dem Dach des Hauses, Reisende in Marokko verbessert durch sprechend abstimmen und das Essen selbst auf der sich auch eigene Geräte aufstellen sein finanzielles Engagement die dor- ist marokkanisch orientiert, wohlschme- lassen, sind moderne GOTO-Teleskope tigen Lebensbedingungen der einfachen ckend, abwechselungsreich und nicht so wie ein Meade 8“ SC, ein Coronado Bewohner des Landes, was schließlich langweilig wie man es verschiedentlich in Sonnenteleskop, ein Meade 14“ RCX und dazu führen könnte, dass die Emigranten Couscous-orientierten Ländern erlebt. seit kurzem noch ein Meade LX200R 16“ zu Haus ihre Familien versorgen können. Ohne Mondlicht wird einem der schwar- auf einer deutschen GM2000 Montierung ze Saharahimmel serviert, ohne störendes installiert. Für die Beobachtung und Licht und in totaler Ruhe, denn es befin- Fotografie ist alles da, was ein Amateur den sich nur ein paar Beduinenzelte in der Astronom erwarten kann.

VdS-Journal Nr. 28 130 VORSCHAU

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen von Januar bis September 2009

zusammengestellt von Werner E. Celnik (Angaben wie immer ohne Gewähr)

Fr 27. – So 29.03.2009 Sa 09.05.2009 August/September 2009 28. AKM Frühjahrsseminar BAV-Veränderlichenbeobachter-Treffen BAV- Veränderlichen-Beobachtung und Das Tagungsprogramm beinhaltet Am Vorabend zwangloses Zusammensein Urlaubswoche Beiträge zu Meteoren, Halos, Polar- im Hotel Flemmingener Hof Veränderlichenbeobachtung mit kom- lichtern, leuchtenden Nachtwolken und Ort: Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte pletter Information visuell und mit CCD anderen atmosphärischen Erscheinungen. Hartha (Krs. Döbeln/ sowie Ausflugsprogramme Ort: Jugendgästehaus Harz Sachsen), Töpelstr. 43 Zeit: Eine Woche Sa bis So, in Osterode Zeit: ab 9:30 Uhr genauer Termin wird noch Veranstalter: Arbeitskreis Meteore Veranstalter: VdS-Fachgruppe veröffentlicht (AKM e.V.) mit den Veränderliche Sterne / Ort: VdS-Sternwarte Kirchheim/ VdS-Fachgruppen BAV e.V. Thüringen Meteore und Atmosphärische Infos: Werner Braune mit Übernachtung Erscheinungen Münchener Str. 26-27 Veranstalter: VdS-Fachgruppe Infos: Anmeldung bis zum 10825 Berlin Veränderliche Sterne/ 01.02.2009 an Tel. 030-7848453 BAV e.V. Ina Rendtel [email protected] Infos: Werner Braune Mehlbeerenweg 5 Münchener Str. 26-27 14469 Potsdam, 10825 Berlin [email protected] Sa 25.07 – Sa 01.08.2009 Tel. 030-7848453 Anmeldeformular und weitere 8. Internationale Astronomiewoche Arosa [email protected] Informationen unter www.meteoros.de/ Eine Woche lang berichten Wissen- Anmeldung bis zwei akm/seminar09.html schaftler mit Weltruf über aktuelle Wochen vor Beginn möglich Themen der Astronomie und von ihren laufenden Forschungen. Und sie stellen Sa 25.04.2009 sich gerne Ihren Fragen. An den Abenden Do 17. – So 20.09.2009 34. Würzburger Frühjahrstagung 2009 wird gemeinsam auf 2.000 m Höhe der ITT Internationales Teleskoptreffen Ort: Hörsaal des Physiologischen Sternenhimmel beobachtet. Besonderer Ort: Emberger Alm Instituts der Universität, Leckerbissen ist an einem Abend die A-9761 Greifenburg 97070 Würzburg, Fahrt per Luftseilbahn auf den Gipfel Österreich Hörsaaleingang: des Aroser Weisshorns (2700 m Höhe). 1.755m Seehöhe, 46° 46‘ Franz-Lehar-Straße über Die Teilnehmer sind herzlich eingeladen, 31“ N, 13° 09‘ 33“ O Koellikerstraße ihre eigenen Instrumente mitzubringen. Veranstalter: Verein „Stella Carinthia“ WGS84: 49° 47‘ 57,9“ N, 9° 55‘ Die Astronomiewoche 2009 ist Teil des Infos: [email protected] 49,5“ O Internationalen Jahres der Astronomie www.embergeralm.info/stella/ Zeit: 9:30 bis 18:00 Uhr 2009. Anmeldung ist nicht notwendig, aber Infos und Dr. Frank Fleischmann, Ort: Arosa, Schweiz unbedingt Zimmer rechtzeitig reservieren! Vortragsan- [email protected] Veranstalter: Astronomische Gesellschaft Zimmerreservierung: www.alpsat.at und anmeldung: www.sfeu.ebermannstadt.de Graubünden www.embergeralm.at Infos: www.astronomie-gr.ch

Fr 01. – So 03.05.2009 16. CCD-Tagung Sa 29. - So 30.8.2009 Ort: VdS-Sternwarte ESOP XXVIII Volkssternwarte Kirchheim/ Treffen der europäischen Bedeckungs- Thüringen beobachter („Sonne, Mond und Sterne“), Veranstalter: VdS-Fachgruppe CCD- Amateur- und professionelle Astronomen Technik Ort: Krakau, Polen Infos: Dr. Dennis Möller, Infos: www.IOTA-ES.de [email protected] Kellerberggasse 9, C22, A-1230 Wien, oder bei Dr. Jürgen Schulz juergen.schulz.kirchheim @t-online.de

VdS-Journal Nr. 28 VORSCHAU 131

Vorschau auf astronomische Ereignisse (alle Zeitangaben in MEZ, Angaben ohne Gewähr) zusammengestellt von Werner E. Celnik

Januar 2009 24. 19:00 Kleinplanet 4-Vesta (8,0 mag) 1,4° SW ξ1 01. 18:30 Komet 85P/Boethin (10,7 mag) 54’ NO 19 Cet (4,4 mag), S-Himmel Psc (5,0 mag), S-Himmel 26. 08:55 Neumond 03. Meteorstrom-Maximum Quadrantiden, 120 ringförmige Sonnenfinsternis, sichtbar im Meteore/Std., ganze Nacht Südatlantik, Indischer Ozean, Malaysia, 04. 16:00 Erde in Sonnennähe, Winkeldurchmesser Philippinen, beste Wetteraussichten im der Sonne 32’ 31’’ Indischen Ozean, in D unbeobachtbar 04. 12:56 Erstes Viertel 28. 05:33 Kleinplanet 1-Ceres (7,3 mag) 15’’ NO 04. 15:00 Merkur (-0,5 mag) in größter östl. Stern SAO81770 (7,5 mag), Sternbild Elongation, 19,3°, Abendsichtbarkeit, Löwe, SW-Himmel Sternbild Steinbock 30. 13:00 Mond 2,8° N Venus (-4,5 mag), um 18:25 04. 21:00 Komet 85P/Boethin (10,8 mag) 59’ S ω Psc Abstand 3,8°, W-Himmel, Sternbild Fische (4,0 mag), SW-Himmel 30. 19:22 Kleinplanet 4-Vesta (8,1 mag) 24’’ SO Stern 05. Mond-Libration maximal 9,8° im Mond-SW GSC631228 (10,7 mag), Sternbild Walfisch, 07. 18:00 Plejadenbedeckung durch den Mond, bis ca. SW-Himmel 20:30 SO-Himmel, anfangs Dämmerung 30. 20:00 Mond 4,4° NO Venus (-4,5 mag), WSW- 07. 23:03 (ca.) Saturnmond Titan (8,3 mag) Beginn Himmel Austritt (= Ende Vorübergang) vor dem 31. 03:00 Kleinplanet 1-Ceres (7,3 mag) 1,2° NO δ NW-Rand von Saturn (0,9 mag), bis ca. Leo (2,5 mag), S-Himmel 23:20 O-Horizont 31. 21:59 (ca.) Saturnmond Titan (8,2 mag) Beginn 09. 18:30 Komet 85P/Boethin (10,9 mag) 18’ O 41 Austritt (= Ende Bedeckung) hinter Psc (5,4 mag), SW-Himmel SO-Rand von Saturn (0,7 mag), bis ca. 09. 21:54 Kleinplanet 2-Pallas (8,1 mag) 9,2’ W ζ 22:16, O-Himmel Cae (6,3 mag), S-Himmel 10. 12:00 Mond erdnah, Winkeldurchmesser 33’ 15’’ Februar 2009 11. 04:27 Vollmond 02. Mond-Libration maximal 9,2° im Mond-SW 11. 06:15 Mond 5,9° S β Gem (Pollux, 1,2 mag), 03. 00:13 Erstes Viertel W-Himmel 04. 02:30 Mond 0,5° W Plejaden, W-Horizont 13. 21:00 Mond 3,2° S α Leo (, 1,4 mag), 04. 22:00 Kleinplanet 4-Vesta (8,1 mag) 48’ NW ξ2 O-Himmel Cet (4,3 mag), W-Himmel 14. 24:00 Venus (-4,4 mag) in größter östl. 07. 19:00 Mond 5,5° S β Gem (Pollux, 1,2 mag), Elongation, 47,1°, W-Himmel, Sternbild O-Himmel Wassermann 07. 21:00 Mond erdnah, Winkeldurchmesser 33’ 31’’ 15. 06:18 Mond 6,3° S Saturn (0,8 mag, Ringbreite 09. 15:49 Vollmond kleiner als 0,8’’), SW-Himmel 13:36 Halbschatten-Mondfinsternis, Größe -0,083, 16. 00:07 (ca.) Saturnmond Titan (8,3 mag) Beginn Finsternis bei Mondaufgang, bis 17:40 Austritt (= Ende Bedeckung) hinter 10. 05:50 Pluto (14,2 mag) 2,8’’ NW SAO161132 SO-Rand von Saturn (0,8 mag), bis ca. (8,2 mag), Sternbild Schütze, Höhe 9,3°, 00:23, O-Himmel SO-Himmel 18. 03:46 Letztes Viertel 10. 06:00 Mond 3,0° SW α Leo (Regulus, 1,4 mag), 18. Mond-Libration maximal 9,6° im Mond-NO W-Himmel 18. 02:00 Mond 5,2° SW α Vir (Spica, 1,1 mag), 10. 20:09 Kleinplanet 1-Ceres (7,0 mag) 44’ SW 72 O-Himmel Leo (4,6 mag), O-Himmel 21. 06:00 Mond 3,6° W α Sco (Antares, 1,1 mag), 11. 21:00 Mond 6,9° S Saturn (0,6 mag, Ringbreite SO-Himmel ca. 1,0’’), W-Himmel 22. 07:00 Kleinplanet 4-Vesta (8,0 mag) bedeckt Stern 14. 02:12 Mond 3,5° S α Vir (Spica, 1,1 mag), GSC44245 (10,4 mag), beobachtbar in SO-Himmel Neuseeland und Ozanien 15. Mond-Libration maximal 9,2° im Mond-NO 22. 19:00 Kleinplanet 4-Vesta (8,0 mag) 1,4° SW 64 16. 22:37 Letztes Viertel Cet (5,6 mag), S-Himmel 17. 10:35 Mars (1,2 mag) 35’ S Jupiter (-1,9 mag), 23. 01:00 Mond erdfern, Winkeldurchmesser 29’ 04’’ Taghimmel 23. 16:34 Venus (-4,4 mag) 1,4° N Uranus (5,9 mag), 18. 05:30 Mond 4,1° O α Sco (Antares, 1,1 mag), W-Himmel, Sternbild Wassermann S-Himmel

VdS-Journal Nr. 28 132 VORSCHAU

19. 18h Mond erdfern, Winkeldurchmesser 29’ 07’’ Mondsichel, W-Horizont 19. 22:00 Kleinplanet 4­Vesta (8,3 mag) 1,2° NW μ 27. 21:00 Venus (-4,0 mag) in unterer Konjunktion Cet (4,3 mag), W-Himmel mit der Sonne, Venus 8° N Sonne, beob- 22. 21:30 Kleinplanet 4-Vesta (8,3 mag) 57’ S 38 Ari achten gegen 18:50 als Abendstern und am (5,2 mag), W-Himmel 28. gegen 5:45 als Morgenstern, jeweils tief am Horizont 24. 04:09 Merkur (0,0 mag) 37’ N Jupiter (-1,9 mag), 28. Mond-Libration maximal 8,0° im Mond-SW am Taghimmel um 8:00 Abstand 38’ 29. 02:00 Uhren von 2 Uhr Mitteleuropäische Zeit 25. 02:35 Neumond (MEZ) auf 3 Uhr Mitteleuropäische 27. 19:45 Mond 3,8° SW Venus (-4,6 mag), Sommerzeit (MESZ) vorstellen W-Himmel 30. 20:45 Kleinplanet 2-Pallas (8,7 mag) 57’ NW 55 Ori (5,3 mag), SW-Himmel März 2009 01. Mond-Libration maximal 8,4° im Mond-SW April 2009 01. 21:00 Kleinplanet 2­Pallas (8,5 mag) 1,4° NW μ 02. 04:00 Mond erdnah, Winkeldurchmesser 32’ 11’’ Lep (3,3 mag), SW-Himmel 02. 15:34 Erstes Viertel 01. 21:22 Merkur (-0,1 mag) 36’ S Mars (1,2 mag), 05. 22:34 Mond 2,9° SW α Leo (Regulus, 1,4 mag), am Taghimmel um 8:00 Abstand 37’ S-Himmel 03. 20:38 Kleinplanet 1-Ceres (6,9 mag) 17’ N 54 Leo 07. 03:32 Mond 6,2° S Saturn (0,6 mag, Ringbreite (4,5 mag, Doppelstern), O-Himmel ca. 2,5’’), W-Himmel 04. 08:46 Erstes Viertel 09. 15:56 Vollmond 05. 03:51 Saturn (0,5 mag) 1,1’ S Stern SAO118806 09. 20:59 Mond 3,2° S α Vir (Spica, 1,1 mag), (6,7 mag), Sternbild Löwe, SW-Himmel SO-Himmel 07. 02:03 Mond 5,9° S β Gem (Pollux, 1,2 mag), 11. Mond-Libration maximal 8,0° im Mond-NO W-Himmel 11. 03:30 Komet 22P/Kopff (10,9 mag) 1,2° S 55 Sgr 07. 16h Mond erdnah, Winkeldurchmesser 32’ 44’’ (5,1 mag), SO-Himmel 07. 21:00 Kleinplanet 2-Pallas (8,5 mag) 45’ SW κ 13. 22:58 (ca.) streifende Sternbedeckung durch Lep (4,5 mag, Doppelstern), SW-Himmel den Mond, Stern π Sco (2,9 mag), 08. Saturn in Opposition zur Sonne, Hell. 0,4 Bedeckung nördlich der Grenzlinie mag, Durchm. 19,8’’, Sternbild Löwe Bremervörde, Magdeburg, Leipzig, 09. 20:00 Mond 3,8° SO α Leo (Regulus, 1,4 mag), Chemnitz, Prag, Wien, südlich der Linie SO-Himmel keine Bedeckung 09. 20:00 Kleinplanet 4-Vesta (8,4 mag) 24’ N Stern 14. 01:00 Mond 5,7° O α Sco (Antares, 1,1 mag), SAO 93276 (5,6 mag), Sternbild Widder, SO-Himmel W-Himmel 16. 10:00 Mond erdfern, Winkeldurchmesser 29’ 31’’ 09. 21:00 Kleinplanet 2-Pallas (8,5 mag) 31’ NW λ 17. 03:15 Komet 22P/Kopff (10,7 mag) 1,3° S 61 Sgr Lep (4,3 mag), SW-Himmel (5,0 mag), SO-Himmel 10. 20:38 Mond 5,7° S Saturn (0,4 mag, Ringbreite 17. 14:36 Letztes Viertel ca. 1,7’’), O-Himmel 19. 04:00 Mond 5,6° W Jupiter (-2,1 mag), 11. 03:38 Vollmond SO-Horizont 11. 20:10 Kleinplanet 2-Pallas (8,5 mag) 7,4’ NO ν 20. 04:00 Mond 6,4° O Jupiter (-2,1 mag), Lep (5,3 mag), S-Himmel SO-Horizont 13. 22:30 Mond 6,1° SO α Vir (Spica, 1,1 mag), 22. 02:00 Meteorstrom-Maximum Lyriden, 18 SO-Himmel Meteore/Std., ab 21:30 14. Mond-Libration maximal 8,5° im Mond-NO 24. Mond-Libration maximal 8,4° im Mond-SW 17. 04:50 Mond 32’ SW α Sco (Antares, 1,1 mag), 25. 03:00 Komet 22P/Kopff (10,6 mag) 1,0° S β Cap S-Himmel (3,1 mag), SO-Himmel 18. 18:47 Letztes Viertel 25. 04:23 Neumond 19. 14:00 Mond erdfern, Winkeldurchmesser 26. Merkur in größter östl. Elongation, 20,4°, 29’ 33’’ Abendsichtbarkeit gegen 20:50, Sternbild 19. 23:25 Kleinplanet 1-Ceres (7,2 mag) 27’ S 40 LMi Stier, WNW-Horizont (5,5 mag), S-Himmel 26. 20:50 Mond 1,7° NO Merkur (0,3 mag) und 0,5° 20. 12:44 Sonne im Frühlingspunkt W Plejaden, WNW-Horizont 22. 05:15 Mond 7,6° W Jupiter (-2,0 mag), 28. 07:00 Mond erdnah, Winkeldurchmesser 32’ 39’’ SO-Horizont 25. 20:40 Kleinplanet 2-Pallas (8,6 mag) 1,1° SO 49 Ori (4,8 mag), SW-Himmel 26. 17:06 Neumond 27. 19:40 (ca.) Sichtbarkeit der ganz schmalen

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VDS-NACHRICHT:

Dem langjährigen VdS-Mitglied Gerd Neumann wurde jetzt eine besondere Ehre zu Teil: In sei- ner Firma für Entwicklung und Herstellung feinme- chanischer und optischer Instrumente in Münster, die übrigens im September diesen Jahres schon das 10jährige Firmenjubiläum feiern konnte, entwickelte er für die bei Amateurastronomen beliebten Canon-EOS Digitalkameras ein Clip- Filter-System. Mit diesem System lassen sich die von ihm mit entwi- ckelten Astronomik Filter in die Kamera einsetzen und zwar ohne Umbau der Kamera. Die Zeitschrift Sky & Telescope zählt dieses System zu den bemerkenswertesten neuen Produkten und zeichnet es durch Aufnahme in die Liste der „Hot New Products for 2009“ aus.

Die Vereinigung der Sternfreunde gratuliert recht herzlich !

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