AUSGABE 3/2017 THEMEN

Geburtstage Kein Jubilar wird vergessen. Seite 7

Oper Open Air am 21. Juli auf Erdgas wird dem Schulplatz. Seite 23 Familienbetrieb noch günstiger Gut & regional vom -13 Das dritte Jahr in Folge werden die Wochenmarkt. Seiten 12 Stadtwerke zum 1. Oktober den Preis für Erdgas senken, informierte Vertriebsleiter Guido Gerlach. Über die genaue Höhe der Preissenkung werden die Erdgaskunden bis August mit der Post informiert.

1990 Währungstausch im Gefängnis. Seite16 Busschule Mit Drängeln gehtÂs nicht schneller. Seite 9

NEUES RUPPIN Das Stadtmagazin Sparkasse Ostprignitz-Ruppin AWU Abfallwirtschafts-Union Fotos: Bolko Bouché; Stefan Specht; Information kommunaler Unternehmen Fontaneplatz 1, 16816 Neuruppin Ostprignitz-Ruppin GmbH Flickr/Gilles San Martin (S.2, 20); Angela 03391 811720, www.sparkasse-opr.de Ahornallee 10, Bergling (S.10); Daniel Marienfeld (S.11); Stadtwerke Neuruppin GmbH Vors. des Vorstands: Markus Rück 16818 Märkisch Linden / OT Werder Festschrift 50 Jahre NWG (S.14); Eckhard Heinrich-Rau-Straße 3, 16816 Neuruppin 033920 502-0, www.awu-opr.de Handke (S.16); A. Kneifel (S.19); Agentur 03391 511-0, www.swn.de Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft mbH GF: Matthias Noa Paulis (S.23); Tino Bomelino (S.24) GF: Joachim Zindler, Thoralf Uebach Kränzliner Straße 32a, 16816 Neuruppin Grafi k: Sebastian Bauersfeld 03391 8407-0, www.nwg-neuruppin.de Ruppiner Kliniken GmbH Druck: Spreedruck Fontanestadt Neuruppin GF: Robert Liefke Hochschulklinikum der Medizinischen Kulturkirche | Kulturhaus Hochschule Ihr Draht zur Redaktion: Karl-Marx-Straße 103 WBG Neuruppin e.G. Karl Friedrich Schinkel Fehrbelliner Straße 38, 16816 Neuruppin Bolko Bouché, Stefan Specht 16816 Neuruppin; 03391 355 53 00 Anna-Hausen-Straße 14, 16816 Neuruppin 03391 39-0, [email protected] www.kulturhaus-neuruppin.de 03391 84010, www.wbg-neuruppin.de www.ruppiner-kliniken.de 0331 2803845 Leiter: Andreas Vockrodt Vorstand: Frank Borchert, Gudrun Bamberg GF: Dr. Gunnar Pietzner, Dr. Matthias Voth

Ostprignitz-Ruppiner INKOM Neuruppin - Gesellschaft für Grundstücks- und Wohnungsbaugenos- Personennahverkehrsgesellschaft mbH kommunale Dienstleistungen mbH senschaft Neuruppin eG Perleberger Str. 64, 16866 Trenckmannstraße 35, 16816 Neuruppin Präsidentenstraße 85, 16816 Neuruppin 033971 3086-0, www.orp-busse.de 03391 82209-0, www.inkom-neuruppin.de 03391 398417, www.gwg-neuruppin.de GF: Ulrich Steffen GF: Axel Leben Vorstand: Marina Stoltz, Franka Delert

2 NEUESRUPPIN  NACHWUCHS  WOHNEN

Filip Prause (v.), Heino und Andrea Fraufarth, Rudolf Menzel, Gerda Menzel-Bismarck, Caroline Prause und Kevin Bottke. Unter einem Dach Über das Miteinander von Jung und Alt

In einem Mietshaus wohnen sie alle un- erwarten. Das Ehepaar gehört zu den gen. Regenwasser wird zum Gießen ter einem Dach: Rentner, Berufstätige, ersten, die WoMeNa zum Leben er- genutzt, Heizungs- und Warmwasser Kinder. Über Erfahrungen und Ideen wecken werden. Sie haben bereits die wird über Wärmepumpen erhitzt, es für das Miteinander berichten wir auf Zusage für eine Wohnung erhalten. soll viel repariert und nur ganz wenig den folgenden Seiten. Wir haben uns Das Ungewöhnliche: Die Bewohner weggeworfen werden.“ Und natürlich umgehört bei NWG, GWG und WBG. werden miteinander leben, nicht nur steckt auch im Zusammenleben der Letztgenannte verfolgt ein besonders nebeneinander. Insgesamt 100 Woh- Generationen bereits der Nachhal- spannendes Wohnkonzept: nungen plant die WBG hier. Ende tigkeitsgedanke. Schon bei den Pla- WoMeNa steht für Wohnen-Mensch- 2022 soll alles fertig sein. Projektleiter nungen sind die Mieter einbezogen. Natur und bedeutet, dass innerhalb Heiko Weißenfels hält die Fäden in der Sie treffen sich regelmäßig, um sich Neuruppins eine auffällig andere Sied- Hand. Er weiß, dass dieses Wohnkon- auszutauschen. „Dabei haben wir uns lung entsteht. Rudolf Menzel und zept in Neuruppin etwas Neues dar- in Gruppen zusammengefunden, um Gerda Menzel-Bismarck können den stellt, weil schon beim Bau auf Nach- über einzelne Themen wie die Einrich- Baubeginn der Mietshäuser rund um haltigkeit geachtet wird. „Das soll sich tung eines Gemeinschaftsraumes zu den Alten Paulinenauer Bahnhof kaum auch später im täglichen Leben zei- beraten“, berichtet Rudolf Menzel.

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WoMeNa: Hier sind Familien mit Kindern willkommen

 Für Projektleiter Heiko Weißenfels ist der richtige Mix aus jungen und alten Mietern entscheidend für den Erfolg des Projekts. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Woh- nungsgrößen. Das Angebot wird von kleinen Zweiraumwoh- nungen bis zu familiengerechten Wohnungen mit fünf Zim- mern reichen (siehe Abbildung links).  Baubeginn ist noch in diesem Jahr. Wenn alles gut geht, kann der erste Wohnblock bereits 2018 bezogen werden. Die 20 Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Alle sind mit Terrassen Loggien ausgestattet, haben Abstell- oder Kellerräume, Fußbodenheizung und zumeist eine barriere- freie Dusche.

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Auf erlebnisreiche Tage in der „Krümelkiste“ freuen sich Emili-Mercedes (links), Johanna und Jasmin. Am Mehrgenerationenhaus entsteht Neuer ein Eltern-Kind-Spielplatz Wohngrundriss Die NWG gestaltet den Blockinnenho- geschwungene Wege. „Ein Schwer- Zum ersten Mal verändert die NWG fe neben dem Mehrgenerationenhaus punkt bleibt die Barrierefreiheit, da ist bei der Sanierung eines Aufgangs um. „Wir haben Wege gebaut, Sockel noch einiges zu tun“, sagt Frinken, der die Wohnungsgrundrisse. Die Her- angestrichen und legen neue Grün- in seiner Sprechstunde regelmäßig die mann-Matern-Straße 3 hatte bisher fl ächen an“, berichtet Geschäftsfüh- Klagen hört. Beispiel: die Bushalte- pro Etage drei Einraumwohnungen rer Robert Liefke. Vorgesehen ist ein stelle vor dem Altersgerechten Woh- und eine Dreiraumwohnung. Nach großer Sandkasten mit Spielgeräten nen in der Artur-Becker-Straße 29/30. dem Umbau sind in den oberen für die Jüngsten. Die Tischtennisplatte Der Arbeitskreis Barrierefreiheit und Stockwerken je drei Zweiraumwoh- bleibt, zwei Fitnessgeräte für Erwach- die Behindertenbeauftragte der Stadt nungen, die im Neubaugebiet recht sene kommen hinzu. Bänke laden El- seien aber dran, berichtet Frinken. Bei selten sind. Durch die besondere tern und Großeltern zum Verweilen ein. einem Quartiersrundgang im Juni wur- Bauart des Blocks kann der Aufzug Ein bunter Zaun umschließt den Spiel- den die Problemstellen aufgelistet. direkt auf der Etage halten. Damit platz und am Rande der Grünanlage entstehen Wohnungen, die auch entsteht ein Gerätehaus für batterie- Ferienspiele in der „Krümelkiste“ für Mieter mit Gehbehinderungen betriebene Seniorenmobile. Die letzten geeignet sind. Die Wohnungen sind Arbeiten sind noch im Gang. In den Sommerferien können Kinder durchschnittlich 55 Quadratmeter „Neben den Mietern können auch die montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr in groß, einige Bäder sind mit Dusche Besucher des Mehrgenerationenhau- die „Krümelkiste“ kommen. Angeboten und Wanne ausgestattet. ses die Grünanlage nutzen“, hebt Mat- werden Malkurse, ein Video-Dance- Mit den Grundrissänderungen ist thias Frinken hervor. Als Quartiersma- Workshop und Spiele im Freien. Die eine Komplettsanierung verbunden, nager für die Südstadt kümmert er sich Kinder melden sich wochenweise an. der Aufgang wird entkernt: Alle Lei- um die Lebensqualität im Wohngebiet. Besondere Attraktion ist der Ausfl ug tungen neu, neue Fußböden, Fens- Über 20 Millionen Euro sind seit 1993 in den Tierpark Kunsterspring, wo die ter und Türen, neue Bäder. Die Fer- in das Quartier gefl ossen. Sportanla- Kinder zu einer Führung erwartet wer- tigstellung soll bis zum Jahresende gen wurden errichtet, Blockinnenhöfe den. Die NWG fi nanziert die Busfahrt abgeschlossen sein. umgestaltet, es gibt mehr Grün und und den Eintritt.

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Beruf im Wandel Burkhard Seeger und Henning Steffen im Gespräch

Zwei Männer verschiedener Generati- änderte sich erst im Jahr 2005 mit der großzügige Büros in dem 2013 bezo- onen sitzen am Tisch im Pausenraum Inbetriebnahme der Umladestation. genen Gebäude auf dem Gelände der der AWU Ostprignitz-Ruppin. Einer ist „Noch so eine Sache, die es damals AWU im Temnitzpark. Computer und Burkhard Seeger. Er kann erzählen, nicht gab: Mülltrennung“, sagt Burk- hochwertige Fahrzeugtechnik verlan- wie sehr sich die Arbeit bei der Abfall- hard Seeger. Damals kam fast alles in gen Burkhard Seeger und seinen Kol- wirtschaft seit seinem Einstieg im Jahr die schweren Metalltonnen - vor al- legen viel Wissen ab. Immer wieder 1981 verändert hat. Damals war er 20 lem Asche. „Darum wurden wir auch nehmen sie an Schulungen teil. „Wir Jahre alt. Der andere ist Henning Stef- Aschefahrer genannt“, sagt Seeger. arbeiten jetzt viel mit dem Kopf. In der fen. Der Azubi im dritten Lehrjahr ist Den Dreck bekamen er und seine Bevölkerung ist unser Ansehen gestie- jetzt gerade 20 Jahre alt. Kollegen oft nur mühsam wieder vom gen“, fasst Seeger zusammen. Als Burkhard Seeger bei der Stadt- Neben ihm sitzt Azubi Henning Stef- wirtschaft Neuruppin anfi ng, war der fen. Der junge Mann lauscht, wenn Beruf alles andere als beliebt. „Damals ıFrüher hatten sein älterer Kollege von damals hoch- wurden zu uns Leute geschickt, die modernen W 50, Einsätzen bei der kein anderer Betrieb mehr einstellen Müllfahrer einen LPG und den immer kleckernden und wollte. Entsprechend schlecht war der schlechten Ruf. Das stinkenden Güllewagen berichtet. Für Ruf in der Bevölkerung“, erinnert sich den jungen Neuruppiner gehören mo- der ehemalige Güllefahrer. „Es wurde hat sich geändert.„ derne Fahrzeug- und Entsorgungs- viel getrunken. Allerdings haben auch technik ebenso zum Arbeitsalltag wie damals längst nicht alle mitgemacht“, ein sorgsamer Umgang mit recycelba- so Burkhard Seeger. Nach der Wen- Körper. Und auch an die Anstrengun- ren Wertstoffen. Eigentlich hatte Hen- de veränderte sich enorm viel. Die gen erinnert er sich, wenn es darum ning Steffen Busfahrer werden wollen. Technik wurde moderner, die Aufga- ging, die größeren Metalltonnen mit Doch er bewarb sich nach einem Tipp ben anspruchsvoller. Statt Touren mit drei oder vier kräftigen Männern zu be- bei der AWU und hat die Entschei- bis zu vier Mann Besatzung fährt nun wegen: „Das war absolute Schweißar- dung, wie er sagt, noch keinen Tag auf einigen Touren nur noch ein Mitar- beit.“ bereut. „Es ist schon toll, so einen beiter, um Abfall zu sammeln. Damals Körperlich ist die Arbeit heute leichter, 40-Tonner zu fahren“, sagt er. Wenn hatte jedes Dorf eine eigene Deponie. Duschen gibt es auf dem AWU-Gelän- die älteren Kollegen in der Pause er- Dort wurde fast alles hingefahren und de aber auch weiterhin. Außerdem be- zählen, hört er gerne zu, denn: „Da anschließend mit Erde bedeckt. Das fi nden sich saubere Pausenräume und kann man was lernen.“

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Nicht zu dicht am Straßenrand ste- hen. Die Tasche muss leiden.

Die Kinder lernen, wann sie am bes- ten den Haltewunschtaster drücken. Ausnahmsweise darf bei der Busschule gedrängelt werden. Abc des Busfahrens Eine ungewöhnliche Schulstunde

Ausnahmsweise dürfen die Mädchen monstriert auch, dass es gefährlich ist, Haltestelle verantwortlich sind“, sagt und Jungen der Klasse 1a von der zu dicht an der Straße zu stehen, wenn Babett Weyrich vom Busunterneh- Evangelischen Grundschule heute der Bus ankommt. Eine falsch abge- men. Busfahrer Thomas Gohlke merkt beim Einsteigen in den Bus mal so rich- stellte Tasche wird mitgeschleift und im Alltag schnell, welche Kinder an der tig drängeln. Und Busfahrer Thomas sieht hinterher gar nicht mehr gut aus. Busschule teilgenommen haben. „Sie Gohlke macht sogar noch mit. Klas- Bei dem Programm lernen auch die kennen den Haltewunschtaster, wis- senlehrerin Hella Noack schaut ver- Eltern. „Sie erfahren, dass sie für den sen, dass sie vorn einsteigen müssen, wundert zu. Aber das Drängeln ist Teil Weg der Kinder von zu Hause bis zur und sind insgesamt einfach sicherer.“ der Busschule der Ostprignitz-Ruppi- ner-Personennahverkehrsgesellschaft. Seit vielen Jahren bietet das Unter- Mobil mit dem VBB-Freizeit-Ticket nehmen diese Art des Unterrichts. Die Nachfrage ist groß. Die Kinder lernen Mit dem VBB-Freizeit-Ticket können Schüler und Azubis Monatskarten und hier, dass Drängeln gar nichts bringt Schülerfahrausweise auf ganz Brandenburg und Berlin erweitern. Für 15 Euro und dass sie während der Fahrt sitzen monatlich sind sie montags bis freitags ab 14 Uhr, das ganze Wochenende, sollen. Busfahrer Thomas Gohlke de- an Feiertagen und in den Ferien mobil. Das Ticket gibt‘s in allen ORP-Bussen.

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Für Angelika Oehme war es nie eine Deutschunterricht. Inzwischen laufen kommen aber auch die Küche, die Frage, gefl üchteten Menschen zu ihre Kurse an der Volkshochschule Grünanlagen oder die Wäscherei als helfen. „Wer nach einer Odyssee in dreimal pro Woche. Auch die Ruppiner Arbeitsorte in Frage. Eine Anstellung einem fremden Land ankommt, kann Kliniken bieten Sprachkurse an. Dort ist ein großer Schritt ins neue Leben“, Unterstützung sehr gut gebrauchen“, lernen die Teilnehmer auch gleich ei- sagt Angelika Oehme. sagt die Neuruppinerin. Darum ging nen großen Arbeitgeber kennen. Einige Viele Flüchtlinge haben am Anfang die pensionierte Lehrerin von sich aus haben nach dem Kurs eine Ausbildung noch ganz andere Sorgen. Wie Fte in die Heime und begann mit dem begonnen. Neben der Krankenpfl ege aus Eritrea. Der junge Mann wuchs der Lehrerin rasch ans Herz. Als er erzähl- te, dass seine schwangere Freundin noch in der Heimat ist, half sie ihm auf dem Weg durch die Institutionen. Bei ESTAruppin gibt es für Men- schen wie Angelika Oehme ein Pa- tenschaftsprojekt. Ins Leben gerufen wurde es von Ines Meyer-Kormes. „Ich habe gemerkt, dass die Gefl üchteten mehr brauchen als eine Sprachschule. Sie benötigen Hilfe bei der Wohnungs- und Jobsuche, bei Behördengängen und Arztbesuchen“, sagt die ESTArup- pin-Mitarbeiterin. Ihr Ziel ist es, für je- den im Landkreis lebenden Flüchtling einen Paten zu fi nden. Wichtig ist es auch, die Paten regel- mäßig zusammenzubringen. „Jeder hat sein Spezialgebiet. Mit ihrem Wis- sen werden sie gemeinsam zu einer effi zienten Hilfe“, berichtet Pfarrerin und ESTAruppin-Geschäftsführerin Christiane Schulz. Bei regelmäßig Angelika Oehme aus Neuruppin unterstützt Fte und Hadas aus Eritrea. Sie hat stattfi ndenden Patenstammtischen dem jungen Paar geholfen, Wohnung und Arbeit zu fi nden. gibt es Gelegenheit zum Austausch. „Oder einfach mal zum Frust-von-der Seele-Reden“, sagt Patin Angelika Oehme. Manchmal fühlt sie sich im Deutschkurse und Patenschaften Umgang mit Behörden wie der arme Ritter Don Quijote, der verzweifelt Wie können die Menschen am besten in- gegen Windmühlen ankämpft. „Hat tegriert werden? man eine Hürde überwunden, wartet Das klappt gut mit Hilfe von Deutsch- schon die nächste“, sagt die Helferin. kursen. Kinder gehen in Schulen und Doch aufgeben kommt für die Seniorin Kitas. Sehr gut funktionieren auch nicht in Frage. Wenn sie sich mit ihrer Patenschaften. Lebenserfahrung für Gefl üchtete ein- setzt, öffnen sich Türen. Fte besucht Was sind derzeit die größten Herausfor- einen Sprachkurs und arbeitet auf derungen? Minijobbasis als Hausmeister. Er und Vivien Valdivia Llorente ist stellvertreten- Viele Gefl üchtete bekommen jetzt seine Freundin Hadas sind inzwischen de Koordinatorin für Asylbewerber. ihre Anerkennungen und suchen stolze Eltern. Eine kleine Wohnung Wohnungen. Am liebsten blieben sie konnte ihnen Angelika Oehme eben- Wie viele Gefl üchtete leben im Kreis? in der Region. Doch so viele Woh- falls besorgen. Damit sind ganz wich- Stand Mitte Juni sind es 993. nungen haben wir hier nicht. tige Schritte zur Integration geschafft.

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Riesenspaß auf dem Schulplatz, zum Kindertag waren alle Kitas zum Malen eingeladen. Kinderfreundliche Stadt Nicht nur zum 1. Juni darf aufs Pflaster gemalt werden

Zwei frohe Botschaften gehen von der alle Kitas zur seitdem zweiten großen Kreidemalaktion am Kindertag aus: Malaktion eingeladen, 350 Kinder wa- 1. Neuruppin ist eine kinderfreundliche ren der Einladung gefolgt und hatten Stadt, auch wenn es dafür kein offi ziel- einen Riesenspaß dabei. Malen auf les Zertifi kat gibt. dem Schulplatz zum Kindertag soll zu 2. Es darf aufs Pfl aster gemalt werden, einer Tradition werden, kündigte der selbst wenn das mal eine Politesse an- Bürgermeister an. Unterstützt wurde ders sehen sollte. Dafür hatte das Ord- der Event durch die Stadtwerke, die nungsamt 2016 bekanntlich reichlich neben der Kreide auch Malbücher und Spott geerntet. Stifte als kleines Geschenk für die Teil- Bürgermeister Jens-Peter Golde hatte nehmer bereithielten. Auch der Bürgermeister malt mit. Energiebewusst

Ein 2014 eingeführtes Energiemanage- leuchtung wurde bisher zu 20 Prozent nagementsysteme werden künftig für mentsystem verbessert die Effi zienz auf LED umgerüstet, was allein schon viele Betriebe Pfl icht sein. Uns war es beim Erdgas- und Stromeinsatz der 5,7 Prozent Strom spart. In der Klär- wichtig, als Energieversorger von An- Stadtwerke. Verbrauchsstellen werden anlage werden alte Elektrogebläse zur fang an dabei zu sein und Erfahrungen regelmäßig untersucht. Monatlich wird Belebung der Becken durch sparsa- zu sammeln. Diese werden wir gern an zum Beispiel der Wirkungsgrad von mere ersetzt. „Alles dient dazu, Ener- die Neuruppiner Unternehmen weiter- Blockheizkraftwerken und Heizkesseln gie einzusparen, kostengünstig zu geben.“ erfasst. Wärmeverluste in den Fern- wirtschaften und etwas für die Um- wärmeleitungen werden jährlich ermit- welt zu tun“, sagt Ines Friedrich, Be- telt. Bei Abweichungen von Plan- und auftragte für das Energiemanagement KONTAKT Ist-Werten wird nach Ursachen ge- der Stadtwerke. Wichtig war es, dabei forscht. Erste Maßnahmen erfolgten, die eigenen Mitarbeiter mitzunehmen. so wurde in der Heinrich-Rau-Straße Es gab Schulungen und alle wurden Energiemanagement: Ines Friedrich die letzte Fernwärme-Freileitung still- sensibilisiert, Einsparpotenziale zu er- 03391 511-614 gelegt und abgebaut. Die Straßenbe- kennen. Ines Friedrich: „Energiema- [email protected]

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„Mein Großonkel Herrmann Plagemann hatte eine Kondi- torei in der Virchowstraße, dort lernte mein Vater Konditor“, erzählt Sven Plagemann. Er selbst ist in dritter Generation im Beruf. Vater Karl-Heinz Plagemann eröffnete 1966 ge- meinsam mit Ehefrau Helga seine Bäckerei und Konditorei in der Friedrich-Engels-Straße 49. Krieg und Nachkriegszeit Bäckermeister Sven Plagemann. waren damals entscheidend für die Berufswahl. „Mein Vater wollte nicht hungern und dachte sich, Bäcker werden im- mer gebraucht“, erzählt Sven Plagemann. Zur Wendezeit entschied sich Karl-Heinz Plagemann ein zweites Mal für den Beruf. Er investierte 500.000 DM in die Modernisierung von Backstube und Laden. Damals hatte er in seinem Sohn bereits einen Mitstreiter. Sven Plagemann arbeitete seit 1986 als Konditor in Dresden. 1991 schloss er die Meister- ausbildung ab und kam in den elterlichen Betrieb. Er ist stolz darauf, dass bis heute Konditorei und Bäckerei Elke Griep: Ich kaufe ein- Ralf Herm: Einmal in der oder zweimal in der Wo- Woche gehe ich über den che Fisch beim Fischweib. Markt. Dann kaufe ich hier Meister 3. Generation Der ist wunderbar frisch immer bei der Eierfrau ein, und schmeckt auch le- sie hat gute Ware. cker. Auch Gemüse, Obst nach handwerklicher Tradition betrieben werden: Keine Fili- und manchmal Gefl ügel alen, keine Aufbackstationen, keine Backmischungen, kei- hole ich vom Markt. Das ne Aromen, keine Konservierungsstoffe. Der Sauerteig, der Angebot ist sehr vielfältig. mit seinen Milch- und Essigsäurebakterien am Anfang des Brotbackens steht, hat seinen Ursprung sogar noch beim Großonkel. Jeden Tag wird ein bisschen davon abgenom- men, bildet die Grundlage für den neuen Teig, von dem wie- Annegret Boller: Auf dem der ein bisschen zurückgelegt wird. Markt kaufe ich vorran- Sven Plagemann ist jetzt 49 Jahre alt. Mit ihm wird eines gig das frische Obst und Tages wahrscheinlich die Familiengeschichte des Hand- Gemüse. Ich lege großen werksbetriebes enden. „Bäcker und Konditor ist fachlich Andrea Schramek: Ich Wert darauf, dass es regi- anspruchsvoll und körperlich sehr fordernd“, sagt er. Und habe mir gerade eine onal gewachsen ist. Hier in einem Betrieb wie seinem muss der Meister 60 bis 70 Bratwurst geholt. Ich woh- bekomme ich es ganz Stunden pro Woche arbeiten. Sven Plagemann beschäftigt ne in , gehe aber frisch und gesund, das noch einen Mitarbeiter in der Backstube und insgesamt drei immer über den Markt, isst man mit einem richtig Verkäuferinnen. Anke Otto bedient dienstags und donners- wenn ich in Neuruppin bin. guten Gefühl. tags die Kunden auf dem Wochenmarkt.

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Volker Metz dekoriert seinen Markt- stand. „Ich zeige unser Gemüse, wie es auf dem Acker aussieht, zum Bei- spiel den Kohl mit seinen äußeren Blättern“, erzählt er. Das Auge isst mit – der gelernte Koch hat da sicher seine Erfahrungen. Er ist gemeinsam mit seinem Bruder Hartmut und des- sen Sohn Philipp Chef vom Obst- und Gemüsehof Metz in Strubensee, er kümmert sich um den Verkauf. Vol- ker und Hartmut sind bereits die dritte Generation, Philipp die vierte in dem Familienunternehmen. „Großvater Gustav hat den Betrieb 1961 als Gärt- nerische Produktionsgenossenschaft gegründet, mein Vater Horst hat ihn übernommen, wir haben ihn privati- siert“, erzählt Volker Metz. 1989 wurde er Markthändler und ist das mit Leib und Seele. „90 Prozent der Käufer sind Stammkunden“, erzählt der 56-Jähri- Eigen- Volker Metz verkauft auf dem Wochenmarkt, ... gewächse

ge, dem beim Verkauf noch die Ange- stellte Karla Maler hilft. Spargel, Pap- rika, Salat- und Schmorgurken, drei Sorten Tomaten, später Kohl aller Art werden selbst angebaut. Manchmal wird noch etwas von anderen Erzeu- gern aus der Region hinzugekauft, Volker Metz holt die Ware dann direkt vom Erzeuger und schildert die Her- kunft genau aus. Philipp Metz ist in das Unternehmen hineingewachsen. „Ich habe schon als Kind überall mit- geholfen“, erzählt er. Er lernte Landwirt in einem großen Betrieb und ist heute Landwirtschaftsmeister. „Es ist wich- tig, sich umzuschauen und neue Er- kenntnisse einfl ießen zu lassen“, sagt er. Philipp Metz kümmert sich um den Ackerbau, nicht aber ums Büro, wo seine Mutter das Sagen hat: „In so ei- nem Familienbetrieb muss jeder seine eigenen Aufgaben haben.“ ... was sein Neffe Philipp Metz in Strubensee anbaut.

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Für dieses Gespräch fanden vier Geschäftsführer-Generationen an einem Heise: Ich kam 1986 vom Wohnungs- Tisch zusammen. Sie berichten von den sehr unterschiedlichen Herausfor- baukombinat und habe in der KWV derungen zu ihrer aktiven Zeit. ein zügiges Tempo vorgegeben. Wir haben die Führungsebene mit enga- Dieter Exner war von 1974 bis 1986 ten gab. Oder Fahrzeuge: Wir waren gierten jungen Leuten besetzt, unter von den Stadtverordneten berufe- kein Produktionsbetrieb und bekamen ihnen auch Walter Tolsdorf. Zur Wen- ner Direktor des VEB KWV Neurup- keine Bilanzen, sie zu kaufen. Für die dezeit war die entscheidende Frage: pin. In diese Zeit fällt die Erweite- Modernisierung eines Betriebsferien- Wie schafft man es, den Betrieb in rung des Neubaugebietes und der heims in der Lindenallee wurden wir eine neue Gesellschaft zu übertragen? Ausbau der eigenen Bauabteilung. mit einem Multicar bezahlt. Den haben Ich habe versucht, das Heft des Han- Exner: Die KWV bewirtschaftete da- wir in Woltershausen selbst abgeholt delns immer in der Hand zu halten. Wir mals drei Viertel aller Wohnungen in und sind mit 50 km/h über die Auto- haben am 1. Juli 1990 die Umwand- Neuruppin. Es wurde zunehmend bahn gefahren. Wir hatten nicht die lung in eine GmbH vollzogen. Damals schwieriger, Handwerker für Reparatu- Papiere, um ihn bei der Volkspolizei übernahm ich die Geschäftsführung ren zu gewinnen. Bei der Planung der zuzulassen. Aber sie wussten, wie mit Walter Tolsdorf. Es war nach 1990 Baukapazitäten wurden die Betriebe wichtig unser Betrieb für die Bevölke- eine Forderung aus der Handwerker- bevorzugt. Darum haben wir eine Bau- rung war … Wir bewirtschafteten da- schaft, Bauleistungen auszuschreiben. abteilung mit Maurern, Tischlern, Sani- mals 7000 Wohnungen und mussten Das war berechtigt und wir haben tär und Elektro aufgebaut. Insgesamt sie instand halten. schnell reagiert. Ich habe mit den Be- 80 Mann, wir haben die Häuser stra- schäftigten der Bauabteilung die Fra- ßenweise in Fließfertigung erneuert, ge besprochen: Aufl ösung oder ge- die Dächer dicht gemacht und Fassa- ıRentabelste meinsamer Neustart? Das hieß auch, den geputzt. Damit haben wir das alte Geldanlage effektiver zu arbeiten. Fest angestellt Stadtbild nahezu komplett erhalten. in einer eigenen Abteilung neigen die Nur wenige Häuser, zum Beispiel in der der Stadt„ Menschen dazu, sich sehr sicher zu Fischbänkenstraße, mussten in meiner fühlen. Das ist anders, wenn man sich Zeit abgerissen werden. Ein Problem als eigenständige GmbH am Markt be- war es, Baumaterial zu besorgen. Ich Udo Heise übernahm 1986 die Lei- haupten muss. Es sollte sich zeigen, erinnere mich noch an eine Lieferung tung der KWV und überführte sie dass es die richtige Entscheidung war. mit sechs Badewannen. Es war lan- 1990 zusammen mit Walter Tols- ge vorher festgelegt, welche Famili- dorf in eine kommunale GmbH, die Walter Tolsdorf war von 1990 bis en sie bekommen würden. Da durfte NWG. Ein Jahr später gründete er 2015 Geschäftsführer. In diese Zeit nichts dazwischenkommen – obwohl aus der Bauabteilung die Ruppiner fi elen Modernisierung und Neubau, es natürlich manche Begehrlichkei- Bauring GmbH. aber auch die ersten Mieterhöhun-

1989: Komplexer Wohnungsbau. In Taktstraßen-Technolo- 2007: Lückenbebauung in traditioneller Bauweise in der gie entstanden bis zu 1055 Wohnungen in einem Jahr. Seestraße 4.

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Vier Generationen NWG-Geschäftsführer: Walter Tolsdorf (links), Dieter Exner, Robert Liefke, Udo Heise.

gen. Trotzdem gewann die NWG an Seit 1. Januar 2016 ist Robert Liefke die Stadt ab. Das ist eine Rendite von Ansehen. Geschäftsführer. Die NWG vermie- vier Prozent und wir sind damit die ren- Tolsdorf: In der Zeit zwischen 1990 tet aktuell fast 4800 Wohnungen. tabelste Geldanlage für die Stadt. Das und 1993 stand die NWG vor der Liefke: Stadt und NWG haben eine zeigt uns, dass die NWG funktioniert. Herausforderung, sich selbst von ei- gemeinsame wohnungspolitische und Wir engagieren uns darüber hinaus für nem staatlich gelenkten Betrieb in ein soziale Funktion. Es ist unsere Aufga- Soziales, Sport und Kultur, vorzugs- selbstständiges marktwirtschaftliches be, bezahlbaren Wohnraum für Mieter weise für Dinge, die unsere Mieter in Unternehmen umzugestalten. Dazu mit kleinen und mittleren Einkommen Anspruch nehmen. Größere Neubau- gehörte auch, die einzige Einnahme- anzubieten. Die Finanzierbarkeit ver- vorhaben planen wir derzeit nicht. Mit quelle der NWG, die Mieten, diesem bunden mit dem demografi schen privaten Investitionen werden in Neu- Schritt anzupassen. Das stieß natür- Wandel ist die Herausforderung. Wir ruppin in nächster Zeit mehrere Hun- lich bei den Mietern nicht auf große investieren, um den Bedürfnissen äl- dert Wohnungen entstehen. Damit Gegenliebe. Die NWG hat aber in den terer Menschen gerecht zu werden. ist der Bedarf im Wesentlichen abge- Folgejahren ihren Kunden, den Mie- Dazu gehören Aufzüge, abgesenk- deckt. Es sind noch etwa 80 Altbau- tern, gezeigt, dass sie mit den Mieten te Bordsteine und Gerätehäuser mit wohnungen in unserem Bestand zu die Wohnungen und Häuser moder- Ladedosen für Seniorenmobile. Die sanieren. Dieses Ziel werden wir in den nisiert und für alle Nutzer wohnlicher NWG führt jährlich 100.000 Euro an nächsten Jahren auch erreichen. gestaltet hat. Alle diese Maßnahmen waren ein Teil eines Gesamtkonzeptes. Die NWG musste neben dem Abtragen eines riesigen Schuldenberges, damit sind die Kredite aus der DDR-Zeit von rund 100 Millionen DM gemeint, auch Privatisierungsverpfl ichtungen erfüllen. Viele Bürger konnten Häuser, in denen sie wohnten, erwerben. Für die in der NWG verbliebenen Wohnungsbestän- de wurden mehrjährige Sanierungs- konzepte erstellt. Auch der Neubau von Häusern und Wohnanlagen ge- hörte dazu. Die NWG gehört zu 100 Prozent der Stadt Neuruppin. Alle bau- lichen Aktivitäten sind zum Nutzen der Neuzugänge - hier in der Fehrbelliner In zahlreichen Häusern wurden Auf- Stadt und ihrer Bürger. Straße - wurden saniert. züge angebaut.

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Geldtausch im Gefängnis

Anke Klaus erinnert sich gut an die Erlebnisse im ehemaligen Gefängnis.

Es gibt Dinge im Arbeitsleben, die ver- Nun also war sie mittendrin. Tür für als sie schließlich die Haupttür hinter gisst man nicht mehr so schnell. Bei Tür hatte sich hinter ihr geschlos- sich schließen hörte. So blieb bei Anke Anke Klaus von der Sparkasse Ost- sen. Am Ende saß sie einzeln den in Klaus und ihren Kollegen am Ende das prignitz-Ruppin waren das die Tage Hand- und Fußfesseln gesicherten gute Gefühl, etwas für die Menschen vor der Währungsumstellung im Jahr Gefangenen gegenüber. Neben ihr hinter Gittern getan zu haben. „So war 1990. Und das liegt nicht daran, dass stand ein bewaffneter Wärter. Doch die Sparkasse schon damals: Immer nun die D-Mark in großen Mengen das anfängliche Unbehagen wich zu- für alle Menschen gleichermaßen da“, nach Neuruppin kam, und auch nicht sehends. Schnell merkte Anke Klaus, sagt die Beraterin. Noch heute - 27 daran, dass die Menschen in riesigen dass die Männer in Handschellen auch Jahre nach diesen Erlebnissen - denkt Schlangen danach anstanden. Anke nur Menschen sind und zum Teil sehr die Neuruppinerin gelegentlich an das Klaus musste damals gewissermaßen dankbar für diesen Service der Spar- beklemmende Gefühl, das sie beim dienstlich ins Gefängnis. kasse waren. Froh war sie dennoch, Betreten des Gefängnisses bekam. Die Sparkassen trugen nämlich die Hauptlast bei der Umstellung der Kon- ten. Tausende neue Konten wurden al- leine in Neuruppin eröffnet. „Das Recht auf ein eigenes Girokonto hatten auch die Gefangenen“, erinnert sich Anke Klaus. „An die hatte aber niemand so recht gedacht.“ Sie und einige Kolle- gen waren es, die sich mit Schreib- maschine und Kontoeröffnungsunter- lagen in das Neuruppiner Gefängnis aufmachten. In dem heute wunder- schönen Gebäude befi ndet sich seit einigen Jahren das Amtsgericht. Das sah damals zur Wende noch ganz an- ders aus. Das Haus war schon etwas heruntergekommen und in den Fens- tern sah Anke Klaus oft die Insassen, die mit der Außenwelt kommunizieren wollten. Schlangestehen für die erste DM - in der Kreissparkasse Schinkelstraße.

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„Die geschwungene Freitreppe aus zweifl üglig mit Kassettenfenstern, die im Wohnzimmer geheizt werden konn- Sandstein wird rekonstruiert. Das Scheiben sind geschliffen, und er- te. Vieles wurde aber verändert, Räu- Haus ist ein Einzeldenkmal. Es gibt staunlich: Keine einzige ist kaputt. Ein me wurden zu DDR-Zeiten durch Zwi- viele schöne Details, die wir erhalten breiter Flur mit leicht geschwungener schenwände geteilt und auf dem Hof werden“, sagt Architektin Kirsten Rog- Holztreppe, grundsätzlich intakt, aber ein Anbau für Bäder errichtet. Die gab ge, die mit Thomas Schulz von der mit deutlichem Renovierungsbedarf. es dort zuvor nicht. Bauabteilung der NWG vor Ort über Auch in den Wohnungen fi ndet man „Es waren immer nur Umbauten im den Stand der Planung spricht. Das vermieteten Zustand, nie eine Kom- Besondere bei diesem Vorhaben: plettsanierung“, erklärt Thomas Während das Vorderhaus Friedrich- Schulz. Die wird aber jetzt gesche- Engels-Straße 27 denkmalgerecht hen: Rückbau des Toilettentrakts, saniert wird, kann ein Hofgebäude teilweiser Rückbau eines Seiten- durch einen Neubau ersetzt wer- fl ügels, der Balkone bekommt und den. Dort entsteht ein modernes nochmals Grundrissänderungen. ,zweigeschossiges Gartenhaus. Es Wohnungs- und Raumgrößen wer- wird im Erdgeschoss barrierefrei den den heutigen Bedürfnissen und im Obergeschoss senioren- entsprechen. Es entstehen zwei freundlich angelegt sein. Wohnungen mit zwei Zimmern und Wir besichtigen zunächst das Vor- sechs Wohnungen mit drei Zimmern derhaus. Beim Betreten spürt man – die größte hat immerhin noch 121 noch großbürgerliche Vergangen- Quadratmeter. Das Haus wird an heit des um 1790 errichteten Stadt- die Fernwärme angeschlossen. palais. Hier am heutigen Bernhard- Thomas Schulz mit Kirsten Rogge. Ein Highlight wird das Gartenhaus Brasch-Platz ließ König Friedrich mit vier Wohnungen sein, zentral Wilhelm II. nach dem Stadtbrand gelegen und mit weitem Blick über besonders repräsentative Bürgerhäu- noch einige Zeugnisse aus der Ent- den Blockinnenhof. Die Wohnungen ser bauen. stehungsgeschichte: Einige wenige im Erdgeschoss haben Terrassen, im Eine Zwischentür trennt den Flur vom Türen, Stuckdecken, eine gusseiserne Obergeschoss Balkone. Es sind alles eigentlichen Treppenhaus. Sie ist Feuerklappe im Flur, mit der ein Ofen Zweiraumwohnungen.

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Anja Lauer und Sven Rümenapf spielen mit ihren Söhnen Theodor (links) und Hendrik auf dem GWG-eigenen Spielplatz. WeilÂs zu Hause am schönsten ist Familie Lauer / Rümenapf ist zurück in Neuruppin

Besonders Theodor Lauer hält bei bei der guten Neuruppiner Luft super GWG gezogen. Es war eine Rückkehr. schönem Wetter nichts mehr im Haus. schlafen, auch auf dem Kindersitz auf Vor 15 Jahren hatten Anja Lauer und Dann will der Sechsjährige raus und Mamas Fahrrad. Sven Rümenapf unabhängig vonein- mit dem Fahrrad durch die Stadt fah- Für Theodor gibt es in seiner neuen ander die Stadt in Richtung Rostock ren. Mama Anja Lauer und Papa Sven Heimat ganz viel zu entdecken. Erst im verlassen, um dort zu studieren und Rümenapf sind gerne dabei. Bruder April ist die Familie aus Rostock nach zu lernen. „Nun wurde uns die Stadt Hendrik sowieso. Der Einjährige kann Neuruppin in eine tolle Wohnung der zu groß“, sagt Familienvater Sven Rü-

Das Duo vom Jahnbad Ein kühler Tipp zur heißen Jahreszeit ist immer wieder das Jahnbad. Seit 2015 ist Marlen Steiner Chefi n der einzigen bewachten Badestelle im Umkreis. Ihr zur Seite steht Sohn Philipp Steiner als Rettungsschwimmer. Neben dem klaren Wasser locken Beachvolleyball- plätze, Strandkörbe, Imbiss, Sprung- turm und Wasserspielgeräte.

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Es ist für Cindy Mechtold und Christian Hein unmöglich, an einem blühenden Rapsfeld vorbeizugehen, ohne an die eigenen Bienen zu denken. Die beiden Stadtwerke-Mitarbeiter, wie auch ihre Kollegin Beatrix Traub, sind Hobby-Im- ker. Ihre Herangehensweise ist jedoch sehr unterschiedlich. Als Imker der alten Schule geht es Christian Hein um den Honig. Insge- samt sechs Völker haben er und sein Vater rund um Neuruppin verteilt. In den kommenden Jahren sollen noch einige dazukommen. „Schon als Kind habe ich bei meinem Großvater erlebt, wie man mit Bienen arbeitet. Das fand ich spannend und es hat mich doch nachhaltig geprägt“, so Christian Hein. Er steht noch am Anfang seiner Lei- denschaft. Eine andere Art der Bienenhaltung hat die Stadtwerke-Kollegin Beatrix Traub für sich entdeckt. Aus Liebe zur Natur entschloss sie sich, etwas für die Bie- nenpopulation zu tun. „Um den Honig ging es mir dabei nicht. Darum habe ich mich nach einiger Recherche im Internet für eine Bienenkiste entschie- den“, erzählt Beatrix Traub. Bei dieser Art der Imkerei werden die Bienen im Großen und Ganzen in Ruhe gelas- sen. „Lediglich einige Male pro Saison schaue ich zur Kiste und entnehme den überschüssigen Honig. Das sind aber nur einige Kilo pro Jahr.“ Den Tipp mit der Bienenkiste gab Bea- trix Traub ihrer Kollegin Cindy Mechtold gewinnung. Es gibt Kurse dafür, doch weiter. Die ärgerte sich, dass die Bäu- der Aufwand lohnt sich. Spätestens me in ihrem Garten von Jahr zu Jahr beim Biss in die Honigstulle sind sich weniger Früchte trugen. „Schon im alle drei einig: Imkern ist eine schöne ersten Jahr nach der Anschaffung der Leidenschaft. Kiste und eines Bienenvolkes stieg der Obstertrag. Ich habe also etwas für die Natur getan und gleichzeitig auch für mich“, sagt Cindy Mechtold. Imker müssen viel wissen, zum Bei- INFO spiel über Bienengesundheit, Umwelt, Die Hobby-Imker Christian Hein und Registrierung der Völker oder Honig- www.imker-brandenburg.de Cindy Mechtold.

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„Da, ein Frosch!“, für einen kleinen ein Blockheizkraftwerk, das Fernwär- möchte, gehen immerhin drei Finger Moment steht er im Mittelpunkt des me und Strom erzeugt. Die Fachlehrer nach oben. Tatsächlich sind eine gan- Schülerinteresses. Dann taucht er im begleiten das Projekt im Unterricht und ze Reihe der heutigen Stadtwerke- Klärbecken ab und Klärwerksvorar- die Stadtwerke nutzen es, um Interes- Mitarbeiter diesen Weg gegangen. beiter Daniel Marienfeld hat wieder die se an ihrer Arbeit zu wecken. So weist Bereits seit 2005 bietet das Unterneh- ungeteilte Aufmerksamkeit der 6b von Daniel Marienfeld auch auf die Schü- men nämlich das Grundschulprojekt der Karl-Liebknecht-Schule. „Vier bis lerpraktika hin. Und auf seine Frage, an. Seitdem haben über 2000 Schüler fünf Tage dauert es, bis aus dem Ab- wer mal bei den Stadtwerken arbeiten daran teilgenommen. wasser wieder sauberes Wasser wird“, berichtet er. Etwa eine Stunde sind die Schüler unterwegs, um die einzelnen Reinigungsstationen zu besichtigen. Es beginnt mit der mechanischen Rei- nigung, wo ein Rechen herausholt, was nicht hineingehört, unter anderem Lebensmittelreste und Babywindeln. Bei der biologischen Klärung verrichten unzählige Bakterien ihr Werk. „Riecht jetzt mal“, fordert Daniel Marienfeld seine Besucher auf. Und tatsächlich, ein neuer, angenehmer Geruch! „Das sind Rückstände von Waschmitteln, die von den Bakterien nicht so leicht abbaubar sind.“ Letzte Station auf der Besichtigungstour ist der Faulturm, in dem der Klärschlamm ausgast. Das entstehende Klärgas wird im BHKW verbrannt. Daraus wird Wärmeenergie und Strom gewonnen. Der Besuch im Klärwerk ist eine von drei Stationen, die die Grundschüler in ihrer Projektwoche besichtigen. Sie besuchen auch das Wasserwerk und Am Ziel: Hier verlässt sauberes Wasser das Klärwerk.

O Schreck, was holt denn die Re- Biologische Klärung. Bakterien ver- Daniel Marienfeld schaut sich die chenanlage da aus dem Wasser? richten ihre Arbeit. kleinen Helfer unterm Mikroskop an.

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Betriebsingenieurin Lena Remstedt schaut nach den Pappelstecklingen. In acht Jahren wird hier Energieholz geerntet. Hier wächst Energie Stadtwerke pflanzen 25.000 Pappeln

Mit dem Setzen von 25.000 Pappel- nicht mehr nachgepfl anzt werden, die auf Initiative von Gerald Brose, dem stecklingen hat bei den Stadtwerken Wurzeln treiben neu aus. Mit dem ge- damaligen Leiter der Abwasserbe- die Produktion von Energieholz be- wonnenen Holz wollen die Stadtwerke handlung, auf einer der ersten Anla- gonnen. In nur acht Jahren sollen die einen Spitzenheizkessel für beson- gen dieser Art in Deutschland Pap- Bäume geerntet werden. „Förster oder ders kalte Wintertage in Betrieb neh- peln, Weiden und Robinien gepfl anzt. Landwirt muss man nicht sein, um die men. Aber auch die Nutzung durch Mit dem Ergebnis, dass mit Pappeln genügsame Baumart heranzuziehen, die Holzindustrie ist denkbar. Positive an diesem Standort der beste Erfolg aber wir hatten auch gute Unterstüt- Nebeneffekte sind die Rekultivierung zu erzielen ist. zung“, sagt Artur Dzasokhov, Leiter Er- ehemaliger Rieselfl ächen und die Aus- Dieser erste Energiewald wird heu- zeugung von den Stadtwerken. Ein Teil wirkungen auf die Klimabilanz. te von einem gemeinnützigen Verein der ehemaligen Rieselfelder wurde von Bereits 2008 haben die Stadtwerke „Stattwerke e.V.“ als Anschauungs- einem Fachbetrieb mit 20 cm langen einen Energiewald angelegt, der aber garten für nachhaltige Energiewirt- Stecklingen bepfl anzt. eher ein Wäldchen ist. Dort wurden schaft betrieben. Für eine zweite Fläche – hier sind die Stecklinge fast 2 Meter lang – liehen sich die Stadtwerke eine Setzma- schine aus. Betriebsingenieurin Lena Remstedt berichtet: „Unsere Mitarbei- ter sind nach Dienstschluss auf den Trecker gestiegen und haben Furchen gezogen. Das war mal eine ganz neue Herausforderung.“ Den Schlepper borgten sich die Stadtwerke beim Landwirt Hannes Deter aus Lentzke, der auch die Technikeinweisung über- nahm. Kurze und lange Steckhölzer wurden genommen, um herauszufi n- den, welche besser anwachsen. Lan- ge sind aufwendiger, dafür haben sie bessere Chancen gegen Unkraut und Wildverbiss. Nach der Holzernte muss So werden die Stecklinge angeliefert. Artur Dzasokhov mit Pfl anztechnik.

22 NEUESRUPPIN  GENERATIONEN  FREIZEIT

Nabucco Prachtvolle Oper vor klassizistischer Kulisse

Am 21. Juli können Sie Nabucco auf schen Volkes. Mit dieser Oper gelang Opernfreund sein. 800 Zuschauer dem Schulplatz Neuruppin Open Air Giuseppe Verdi 1841 an der Mailänder können die Aufführung in Neuruppin erleben. Der weltberühmte Gefange- Scala der Durchbruch als Komponist. miterleben. nenchor (Foto) zieht die Besucher in Seitdem ist sie von den Bühnen der seinen Bann. Die prachtvolle Oper mit Welt nicht mehr wegzudenken. Beim INFO dem dramatischen Spiel um Macht Open Air verschmelzen Bühnenbild und Liebe gehört zu den bedeutends- und Spielstätte zu einem einzigartigen ten Werken der Musikgeschichte. Die Ganzen. So wird auch die Nabucco Karten gibt‘s im Tourismus-Service am Handlung erzählt vom König von Ba- auf dem klassizistischen Schulplatz Bürgerbahnhof. Telefon: 03391 45460 bylon und dem Freiheitswillen des jüdi- ein unvergessliches Erlebnis für jeden oder im Internet: www.paulis.de

Rudern gegen Krebs: Startgeld für den Gesundheitssport

Bereits zum 10. Mal heißt es am 8. Juli ten in Deutschland statt. Die Neurup- wissen wir heute, dass Bewegung die am Bollwerk Neuruppin wieder Ru- piner fördern mit ihren Startgebühren Krankheits- und Behandlungsfolgen dern gegen Krebs. „Die Veranstaltung den Gesundheitssport für Patienten verringert. Sport in der Gemeinschaft ist mit über 100 Bootsbesatzungen mit Krebs. Diese können dadurch für gibt den Teilnehmern die Lebensfreu- ausgebucht“, berichtet Koordinator ein Jahr kostenfrei im Verein trainie- de zurück und bietet ihnen Halt in einer Stephan Michelis. Unter ihnen sind ren. Rund 40 Gesundheitssportler psychisch belastenden Situation. Un- die Teams der Ruppiner Kliniken, der kommen dafür einmal pro Woche ins tersuchungen zeigen, dass regelmä- Stadtwerke, der Sparkasse und der Reha-Zentrum „Alte Schwimmhalle“ ßige Bewegung die Belastungen von NWG. Fans und Zuschauer sind herz- andere nutzen Vereinsangebote in Bir- Erkrankung und Therapie reduziert. lich willkommen. Erleben Sie hier ein kenwerder und Kyritz. Während die Medizinische Trainingstherapeuten lei- Sportevent mit Volksfeststimmung! Mediziner früher Patienten mit Krebs ten die Gruppen an und sorgen dafür, Rudern gegen Krebs fi ndet in elf Städ- rieten, sich körperlich zu schonen, dass sich niemand zu viel zumutet.

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24 NEUESRUPPIN  NACHWUCHS 