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Stadt Ingolstadt

° Demografische Entwicklung

° Pflegebedarfsplanung

° W ohnen im Alter

° sonstige Betreuungsangebote und Hilfen

Impressum:

Stadt Ingolstadt Referat für Soziales und Umwelt

Spitalstr.3, 85049 Ingolstadt

Tel. 0841/305-2503 Fax: 0841/305-2504 Mail: [email protected]

Redaktion:

Ludwig Böhm, Referat für Soziales und Umwelt

Helmut Schels, Stadtplanungsamt, Stadtentwicklung und Statistik unter Mitwirkung der Arbeitsgruppe “Demografischer Wandel” (Sozialamt, Gesundheitsamt, Wohnungsamt, Stadtplanungsamt, Bürgerhaus, Gleichstellungsstelle und Behindertenbeauftragter)

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 2 Inhaltsverzeichnis

Seite 1. Vorwort………………………………………………...... 5

2. Bestandsanalyse und Bedarfsplanung - Notwendigkeit und Funktion……………………………………………………………..………………………6

3. Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt ………………..…………….6

3.1 Allgemeine statistische Grundlagen …………………………………………………….6

3.2 Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt …………………………………..…….7 3.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Prognose der Entwicklung insgesamt ………………7 3.2.2 Entwicklung und Prognose des Anteils der älteren Bevölkerung …………………….8 3.2.3 Entwicklung und Prognose der älteren ausländischen Bevölkerung ………….……10

3.3 Altenbevölkerung nach Geschlecht, Familienstand und Staatsangehörigkeit ….…11 3.3.1 Geschlechterverhältnis der älteren Bevölkerung……………………………………...11 3.3.2 Alleinstehende Ältere: Familienstand und Einpersonenhaushalte …………………11 3.3.3 Ausländer und Aussiedler ab 65 Jahren (Staatsangehörigkeit/Geburtsstaat)……..12

4. Bestandsaufnahme und –analyse, zukünftiger Bedarf ………………….13

4.1 Seniorenbefragung (wichtige Aussagen und Schlussfolgerungen) ……………..…13

4.2 Pflege ……………………………………………………………………………………..15

4.2.1 Bestand ……………………………………………………………………………………15 4.2.1.1 Pflegebedürftige insgesamt ……………………………………………………………..15 4.2.1.2 Pflegebedürftige nach Pflegestufen und Versorgungsart ……………………………15 4.2.1.3 stationäre Pflegeeinrichtungen …………………………………………………………16 4.2.1.4 Kurzzeit- und Tagespflege ………………………………………………………………16 4.2.1.5 ambulante Pflege ……………………………………………………………………...... 17

4.2.2 Pflegeprognosen (wichtigste Aussagen und Schlussfolgerungen) ……………...... 17

4.3 Wohnen im Alter ………………………………………………………………………….21 4.3.1 Wohnqualität im Alter………………………………………………………….………....21 4.3.2 Beratungsstelle für Wohnungsanpassung …………………………………………….22 4.3.3 Betreute Seniorenwohnungen …………………………………………………...... 22

4.3.4 Betreute Wohnformen ……………………………………………………………...... 23 4.3.4.1 Betreutes Wohnen zu Hause ……………………………………………………...... 23 4.3.4.2 Ambulant betreute Wohngemeinschaften ……………………………………………..25 4.3.4.3 Alten-Wohngemeinschaften …………………………………………………………….27 4.3.4.4 Wohnen für Hilfe/Wohnpartnerschaften ………………………………………...……..27

4.4 Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt…………………….………27

4.5 Integration …………………………………………………………………………………27

4.6 Freizeit, Selbsthilfe und Teilhabe 28

4.7 Information und Beratung 28

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 3

5. Trends und Zukunftsperspektiven (Bund/Land) ………………………...... 28

5.1 Bundesregierung ………………………………………………………….……………..28 5.1.1 Nachhaltige Politik der Generationen ………………..………...………………..…….29 5.1.2 Fünfter Altenbericht ………………………………………………………….……… …29 5.1.3 weitere Projekte ……………………………………………………………….…………29

5.2. Bayerische Staatsregierung ……………………………………………………..……...30 5.2.1 Fachstelle für Wohnungsberatung ………………………………………….………….31 5.2.2 Modellprojekt „SOPHIA“ …………………………………………………………….…..31 5.2.3 Modellprojekt Simba „Sicherheit im Alter – Betreut zu Hause ………….…………..31 5.2.4 bayerisches SeniorenNetzForum ………………………………………………………31

Anlagen:

1 Alten- und Pflegeheime in Ingolstadt

2 ambulante Pflegedienste in der Stadt Ingolstadt

3 Betreutes Wohnen in Ingolstadt – Bestand

4 Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt

5 Pflegeprognose für Ingolstadt bis 2015 - Datengrundlagen

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 4 1. Vorwort

Der Altersaufbau unserer Gesellschaft wird sich in den nächsten 30 Jahren gravierend verändern. Immer weniger junge Menschen werden immer mehr älteren Menschen gegenüber stehen. Im Jahr 2050 wird mehr als ein Drittel aller Deutschen über 60 Jahre alt sein.

Die Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen rückt den Lebensabschnitt “Alter“ zunehmend in den Blickpunkt der Bürgerinnen und Bürger. Höhere Lebenserwartungen, gestiegene Mobilität, aber auch die Zunahme von Einpersonenhaushalten werden das Leben im Alter weiter verändern.

Sehr viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger gestalten ihr Leben unabhängig und selbstständig. Wer jedoch auf Hilfe angewiesen ist, die oftmals innerhalb der Familie aus verschiedenen Gründen nicht oder nur teilweise geleistet werden kann, benötigt die Unterstützung der Gesellschaft.

Der vorliegende Bericht zur Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt soll als Arbeits- und Diskussionsgrundlage für den Stadtrat, die Verwaltung, die Wohlfahrtsverbände und Interessenvertretungen und die Öffentlichkeit dienen.

Dieser Bericht kann und soll sich nicht mit allen Handlungsfeldern der kommunalen und auch freigemeinnützigen Seniorenarbeit befassen. So werden zunächst sämtliche Angebote der pflegerischen und betreuenden Altenhilfe erfasst und auf der Grundlage demografischer Trends für Ingolstadt eine Bedarfsprognose bis 2015 für den Pflegebereich erstellt. Ferner wird auf den wichtigen Aspekt des „Wohnens im Alter“ eingegangen und es werden Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und diskutiert, wie die selbstständige Lebensführung älterer Menschen in der eigenen Wohnung in Zukunft unterstützt werden kann.

In der praktischen Umsetzung wird weiterhin ein Mit- und Füreinander aller gesell- schaftlichen Gruppen und vor allem das ehrenamtliche Engagement von Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt notwendig sein.

Für die Mitarbeit an diesem Bericht möchte ich dem Redaktionsteam und allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe „Demografischer Wandel“ herzlich danken.

Fritz Bernhard Sozialreferent

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 5

2. Bestandsanalyse und Bedarfsplanung - Notwendigkeit und Funktion

Die kommunale Seniorenhilfeplanung ist auf zweifache Weise auf Flexibilität und Konsensfähigkeit angewiesen.

Zum einen verleiht der schon jetzt hohe Anteil an älteren Menschen an der Ingol- städter Bevölkerung der Seniorenhilfeplanung eine besondere Bedeutung.

Zum anderen wird ein großer Teil der Hilfe in Ingolstadt von freien Trägern erbracht. Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren auch zunehmend privatwirtschaftliche Unternehmen in der Seniorenhilfe betätigen. Wichtige Elemente sind deshalb die Kooperation, Vernetzung und Zusammenarbeit aller Anbieter sozialer Hilfen für ältere Bürgerinnen und Bürger. Dieses zu fördern und zu unterstützen, ist eine wichtige Aufgabe kommunaler Seniorenhilfeplanung, also der regelmäßigen Bestandsanalyse sowie Bedarfsfeststellung und -prognose.

So hat die Stadt Ingolstadt zusammen mit dem Bezirk Oberbayern, der Arbeitsge- meinschaft der örtlichen Pflegekassen(vertreten durch Pflegekasse Zentrale ) und den anderen Kostenträgern den langfristigen Bedarf an Pflegeeinrichtungen festzustellen (Art. 3 AGPflegeVG).

Zuletzt im Februar 2000 wurde der Bedarf an Pflegeeinrichtungen bis zum Jahr 2010 ermittelt. Die seinerzeitige Bedarfsprognose war nun auf der Grundlage aktueller Daten zur Bevölkerungsentwicklung fortzuschreiben. Dieser Bericht erfasst und analysiert ferner den Bestand an Angeboten des „Betreuten Wohnens“ für ältere Menschen, stellt Modellprojekte zu alternativen Wohnformen im Alter vor und gibt einenÜberblick über sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt.

3. Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt

3.1 Allgemeine statistische Grundlagen

Veränderungen der Einwohnerzahl spielen sich auf zwei verschiedenen Ebenen ab: Durch Zu- und Fortzüge (Wanderungsbewegung) und durch Geburten und Sterbefälle (natürliche Bevölkerungsbewegung). Wanderungsbewegungen wirken sich auch auf die Altersgliederung aus. Diese wiederum hat einen langfristig bestimmenden Einfluss auf die natürliche Bevölkerungsbewegung. Die Zahl der Geburten wird dabei maßgeblich von der integrierten Geburtenziffer bestimmt, das ist die durchschnittliche Zahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben zur Welt bringt. Sie liegt in Deutschland derzeit bei unter 1,4. Neben Geburten und Migration hat die Sterblichkeit (= Sterbewahrscheinlichkeit) einen maßgeblichen Einfluss auf die demografische Entwicklung. Die Lebenserwartung ist seit Mitte des 19.Jh.(abgesehen von den Einflüssen durch Kriege) stetig gestiegen. Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene und Ernährung sowie eine verbesserte Wohn- und Arbeitssituation sind dafür die wesentlichen Gründe. Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 6 Im Jahr 1875 lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland für einen neugeborenen Jungen bei 35,6 Jahren, für ein neugeborenes Mädchen bei 38,5 Jahren. Allerdings erklären sich diese niedrigen Werte vor allem durch die im 19.Jh. noch recht hohe Säuglingssterblichkeit. Aussagekräftiger sind Vergleichsdaten über die (Rest)-Lebenserwartung eines bestimmten Jahrganges. Sie betrug für 60-jährige im Jahr 1875 noch 12 Jahre, im Jahr 2002 konnten 60-jährige Männer durchschnittlich noch mit einer Lebenszeit von 20 Jahren rechnen, bei Frauen betrug dieser Wert 24 Jahre. Der anhaltende Anstieg der Lebenserwartung ist vor allem der verringerten Sterblichkeit im hohen Alter zu verdanken. Bis zum Jahr 2050 wird mit einer weiter steigenden Lebenserwartung gerechnet (auch wenn diese Annahme keineswegs als gesichert gelten kann).

Die niedrigen Geburtenzahlen und die höhere Lebenserwartung werden aber auf jeden Fall zu einer Verschiebung in der Alterstruktur führen. Der Anteil älterer (und bereits aus dem Berufsleben ausgeschiedener) Mitbürger nimmt zu, der Anteil jüngerer (in Ausbildung bzw. noch im aktiven Berufsleben befindlicher) Personen nimmt ab.

3.2 Soziodemografische Entwicklung in Ingolstadt

3.2.1 Bevölkerungsentwicklung und Prognose der Entwicklung insgesamt

Seit der Gebietsreform 1972 ist Bevölkerungsentwicklung der Stadt Ingolstadt 1972 bis 2004 die Ingolstädter Bevölkerung stetig und stark gewachsen. Von 140.000 knapp 89.000 auf rund 120.000 120.000 Einwohner nahm die Bevölke- rung in 32 Jahren ca. 31.000 100.000

Personen oder 35% zu, das sind 80.000 jährlich knapp 1.000 Personen im Durchschnitt. Keine Stadt in 60.000

Bayern und kaum eine Stadt in 40.000 Deutschland wuchs so rasant wie Ingolstadt. 20.000

0 Das Wachstum der Bevölke- 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 rungszahl ist in erster Linie auf einen positiven Wanderungssaldo von rund 27.500 Personen (mehr Zuzüge als Wegzüge) zurückzuführen, der Überschuss der Geburten über die Sterbefälle betrug in diesem Zeitraum dagegen nur ca. 3.500 Personen.

Die weitere Entwicklung der Bevölkerung in Ingolstadt wurde auf der Basis von Prognosen des Bundesamtes für Raumordnung und Bauwesen sowie auf Berechnungen und Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung prognostiziert. Grundannahmen sind: • Mittlere Bevölkerungszunahme durch ein Plus an Zuzügen von 840 Personen jährlich • Abnahme der Geburten, Zunahme der Sterbefälle • Steigende höhere Lebenserwartung

Auf der Basis dieser Grundannahmen würde die Einwohnerzahl Ingolstadts nach der Berechnung einer Status-quo-Prognose bis 2020 auf über 130.000 Einwohner steigen (siehe Diagramm). Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 7 Prognose der Gesamtbevölkerung der Stadt Ingolstadt 2003 bis 2020

Einwohner 140.000

135.000 131.000 130.000

Mittelwert 1994-2002 125.000 (letzter Konjunkturzyklus) Mittelwert 1999-2002 (wirtschaftliche Hochphase) 120.000 Mittelwert 1994-1998 (wirtschaftliche Rezession)

115.000 Ohne Zuwanderung

110.000 2004 2008 2012 2016 2020

3.2.2 Entwicklung und Prognose des Anteils der älteren Bevölkerung

Der prozentuale Anteil der älteren Bevölkerung ab 65 Jahren hat seit 1972 von rund 11% auf über 18% sehr stark zugenommen während der Anteil der unter 18-jährigen stark abnahm (siehe Diagramme). Bei den absoluten Werten schwankte die Zahl der unter 18-jährigen über den Zeitraum 1973 bis 2004 von 17.000 bis 24.000 Personen, blieb aber im Vergleich der Jahre 1973 und 2004 mit ca. 23.000 bzw. 22.000 Personen relativ konstant. Die ältere Bevölkerung ab 65 Jahren stieg von 1973 mit rund 10.000 Personen um über 11.000 auf mehr als 21.000 Einwohner im Jahr 2004, was mehr als einer Verdoppelung entspricht. Die Bevölkerung von 18 bis unter 65 Jahren wuchs um rund 20.000 Personen von 57.000 auf 77.000 Einwohner (35 % Steigerung).

Bevölkerung nach Altersgruppen in Bevölkerung nach Altersgruppen in Ingolstadt 1973 bis 2004 Ingolstadt 1973 bis 2004 100% 140.000

0 - 18 J. . . 18 - 65 J. . . üb. 65 J. . . 90%

120.000 80%

100.000 70%

60% 0 - 18 J. . . 18 - 65 J. . . üb. 65 J. . . 80.000 50%

60.000 40%

30% 40.000

20%

20.000 10%

0% 0 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 8 In den nächsten 15-20 Jahren wird die Zahl der Personen bis 45 Jahren in Ingolstadt relativ konstant bleiben, vor allem durch die Zuwanderung von Personen im Alter von 18 bis 30 Jahren. Aufgrund des Älterwerdens der jetzt unter 45 Jahre alten Bevölkerung verschiebt sich das Verhältnis von Jung und alt. Die Zahl der Personen von 45 bis unter 65 Jahren (von 30.000 auf 37.000) und auch die Altersgruppe der 65 Jahre und älteren Einwohner (von 20.000 auf 26.000) wird stark zunehmen.

Veränderung der Altersstruktur in Ingolstadt 2003 bis 2020

2003 2008 2014 2020

50.000 45.000 40.000 35.000 r e 30.000 n h

o 25.000 w n

i 20.000 E 15.000 10.000 5.000 0 0-18 Jahre 18-45 Jahre 45-65 Jahre ab 65 Jahre

Von den Altersgruppen ab 65 Jahren verzeichnen alle Gruppen Zuwächse, die höchsten werden in der Altersgruppe der 75 bis 85-jährigen erzielt, der prozentuale Anstieg ist bei den 85 bis 95 Jährigen am höchsten.

Entwicklung der Bevölkerung in Ingolstadt bis 2020 nach Altersgruppen

65-75 75 bis 85 85 bis 95 14.000 12.819 12.000 11.379 10.000 9.566

8.000 6.911 6.000

4.000 2.972 2.000 1.699

0 0 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 9 3.2.3 Entwicklung und Prognose der älteren ausländischen Bevölkerung

Die Anzahl der Ausländer ab 65 Jahren hat seit 1980 bis 2004 von 300 auf rund 1.450 Personen sehr stark zugenommen. Von ursprünglich 3,5% der ausländischen Bevölkerung im Jahr 1980 wuchs der Anteil der Senioren mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf 8% im Jahr 2004. Dabei sind die ausländischen Frauen ab 65 Jahren mit 9% an der Gesamtzahl der ausländischen Frauen stärker vertreten als die älteren Männer an ihrer Gesamtzahl (7%).

Ausländer ab 65 Jahren nach Geschlecht 1980 bis 2004 in der Stadt Ingolstadt

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004

Eine detaillierte Prognose der Entwicklung der ausländischen Mitbürger ab 65 Jahren kann auf der Basis der Bevölkerungsprognose für Ingolstadt nicht angestellt werden, da diese nicht nach Deutschen und Ausländern differenziert berechnet wurde.

Die Zahl der Ausländer in Ingolstadt ist seit 1980 nur um rund 80% gestiegen ist, die Zahl der Ausländer ab 65 Jahren hat sich aber fast verfünffacht. Außerdem ist die Zahl der Ausländer seit 1995 nahezu konstant während die Zahl der Ausländer ab 65 Jahren von 1995 (775 Personen) bis 2004 (1.452 Personen) fast verdoppelt hat.

Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass zunehmend ausländische Mitbürger auch im Alter in Ingolstadt bleiben und nicht in ihre Heimatländer zurückkehren. Wie sich die Zahl der älteren ausländischen Mitbürger weiter entwickelt ist aufgrund vieler unklarer Rahmenbedingungen schwer zu sagen.

Es kann jedoch mit großer Sicherheit angenommen werden, dass alleine aufgrund der Überalterung der ausländischen Bevölkerung und des Familienzusammenhalts (die zweite und dritte Generation der Ausländer lebt und arbeitet meist in Ingolstadt) eine wachsende Zahl älterer Ausländer in Ingolstadt leben wird.

Die Entwicklung der Zahlen der ausländischen Senioren sollte weiterhin aufmerksam verfolgt werden.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 10 3.3 Altenbevölkerung nach Geschlecht, Familienstand und Staatsangehörigkeit

3.3.1 Geschlechterverhältnis der älteren Bevölkerung

Das Geschlechterverhältnis der Bevölke- rung ab 65 Jahren betrug in Ingolstadt Prozentuale Geschlechterverteilung Ende 2004 ca. 59% Frauen und 41% der Einwohner ab 65 Jahren nach Männer. Altersgruppen in Ingolstadt 2004 Bis Anfang der 90er Jahre war der Anteil der Männer nur bei 35 bis 37%, stieg aber weibl. männl. seitdem stetig bis auf 41% an. 100% Die Geschlechtsstruktur ist allerdings stark vom Alter abhängig. Je älter die Bevölke- rungsgruppe ist, desto höher ist der Frau- enanteil. 80%

Die nebenstehende Grafik zeigt, dass der Anteil der Frauen in der Altersgruppe von 60% 65 bis unter 70 Jahren noch bei 52% ist, kontinuierlich mit zunehmendem Alter an- steigt und bei der Gruppe ab 85 Jahren 40% auf 100 Personen 73 Frauen und 27 Män- ner kommen. 20% Diese Tatsache ist vor allem durch die um ca. 5 Jahre höhere Lebenserwartung der Frauen zu erklären. 0% 65-70 70-75 75-80 80-85 ab 85

3.3.2 Alleinstehende Ältere: Familienstand und Einpersonenhaushalte

Die Zahlen bzw. die Prozentangaben zu den Familienstand der Senioren nach Ledigen und geschiedenen liegen in der Al- Altersgruppen am 31.12.2004 in tersgruppe ab 65 Jahren relativ niedrig (ca. Ingolstadt 10% der ab 65-jährigenzusammen). Die Zahlen und Prozentwerte der Verheirate- 7.000 ten und der Verwitweten sind jedoch auf- schlussreich: Verwitwet 6.000 Während in den Altersgruppen bis 80 Jahren Verheiratet die Verheirateten überwiegen, sind ab dem 80. Lebensjahr die Verwitweten in der Mehr- 5.000 zahl. Zwischen dem 65. und dem 70. Le- bensjahr waren Ende 2004 in Ingolstadt 74% verheiratet, 15% verwitwet, ab dem Alter von 4.000 85 Jahren waren nur noch 19% verheiratet, dagegen 71% verwitwet. 3.000 Mit zunehmendem Alter nimmt die Gefahr der Vereinsamung also zu. 2.000 In der Seniorenbefragung der Stadt Ingolstadt vom Dezember 2004 lebten 79% der Befrag- 1.000 ten (Personen ab 55 Jahren) in Haushalten mit 2 (63%) und mehr Personen, rund 21% lebten alleine in ihrer Wohnung (Einpersonen- 0 haushalte). 65-70 70-75 75-80 80-85 ab 85

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 11 3.3.3 Ausländer und Aussiedler ab 65 Jahren nach Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsstaat

Von den rund 20.960 Senioren ab 65 Jahren am 31.12.2004 in Ingolstadt waren ca. Ausländische Senioren nach Staatengruppen am 31.12.2004 in 20.220 Deutsche (96,5%) und nur rund 740 Ingolstadt Personen Ausländer (3,5%). Von den Aus- ländern ist die Gruppe der Personen mit tür- kischer Nationalität mit über 250 Personen 300 die zahlenmäßig stärkste. Betrachtet man allerdings auch die Altersgruppen, dann sind ab 85 ab der Altersgruppe 75- unter 80 Jahren die 250 80-85 Ausländer aus den alten und neuen EU- 75-80 Staaten am stärksten vertreten und sind 70-75 auch in den höheren Altersgruppen noch 200 65-70 stark vertreten, während von den übrigen Ausländern ab 80 Jahren kaum mehr Ein- wohner in Ingolstadt zu finden sind. 150

Von den rund 20.200 Deutschen ab 65 Jah- ren waren rund 17.000 Personen (84%) in Deutschland geboren, 3.200 (16%) im Aus- 100 land (meist Aussiedler, davon ca. 1.700 ge- boren in Rumänien, rund 900 in der ehemali- gen Sowjetunion und ca. 600 in anderen 50 Ländern). Anders als bei den Ausländern liegt der Anteil von Aussiedlern auch in den höheren Altersgruppen ab 80 Jahren noch 0 bei etwa 13%. Türkei ehem. YU EU alt EU neu Sonst

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 12 4. Bestandsaufnahme und –analyse, zukünftiger Bedarf

4.1. Seniorenbefragung (wichtige Aussagen und Schlussfolgerungen)

Im Rahmen der Bestandsanalyse wurde erkannt, dass die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger ab 55 Jahren sinnvoll ist. In der Zeit vom 01.12.2004 bis 20.12.2004 haben deshalb das Referat V und das Stadtplanungs- amt/Stadtentwicklung und Statistik eine repräsentative Befragung dieser Bevölkerungsgruppe durchgeführt. Die Ergebnisse sind im Folgenden kurz gefasst dargestellt.

• Demografische Daten der Befragten Die Bevölkerungsstruktur der Befragten weicht in einigen Punkten leicht von derjenigen der Stadt Ingolstadt ab, insbesondere hinsichtlich der Altersstruktur, des Familienstandes, des Ausländeranteils und der Verteilung nach den 11 Stadtbezirken. Trotzdem kann die Befragung als eingeschränkt repräsentativ bezeichnet werden.

• Wohnsituation der Befragten Die Wohnsituation der befragten Personen ab 55 Jahren ist durchwegs sehr zufrieden stellend. Die Befragten wohnen überwiegend seit langer Zeit im Viertel und in ihrer Wohnung, verfügen über ausreichend Wohnfläche (mehr als 46 m² pro Person, Durchschnitt der Stadt Ingolstadt 36,4 m² pro Person), sind hauptsächlich mit ihrer Wohnung zufrieden (92 %) und leben größtenteils in 2-Personen-Haushalten (63 %).

• Wohnen im Betreuungsfall Die eigene Wohnung und der Verbleib im gewohnten Stadtviertel werden von weit über 80% der Befragten bevorzugt. Unter den weiteren Alternativen käme lediglich das Betreute Wohnen noch für über 50 % der Senioren in Frage.

• Erreichbarkeit und Verkehrsmittel Noch mehr als die Benutzung eines Autos (55 %) erfreut sich bei den Seniorinnen und Senioren die Nutzung des Fahrrads (56 %) großer Beliebtheit. Die Busnutzung ist mit rund 30 % ebenfalls recht hoch. Sicherheit und Ausbau von Fahrradwegen sowie die Aufrechterhaltung eines attraktiven und günstigen Nahverkehrs wären nach diesen Ergebnissen eine seniorengerechte Politik.

• Einkaufsverhalten Überwiegend kaufen die Befragten im eigenen Viertel (40%) und in der Innenstadt (32%) ein. Westpark und Gewerbegebiet Südost rangieren in der Gunst der älteren Mitbürger deutlich hinten. Ein Zusammenhang zur Erreichbarkeit und zur Ver- kehrsmittelwahl lässt sich vermuten (Wohnviertel wegen der kurzen Distanzen für das Fahrrad oder für Fußgänger, Innenstadt wegen der guten Erreichbarkeit mit dem Bus). Die Einkaufsqualität in der Innenstadt sowie der Erhalt einer funktionierenden Nahversorgung (beides wird durch großflächige und konzentrierte Einzelhandels- zentren aufgeweicht) wären wichtige Eckpunkte einer seniorenorientierten Politik.

• Fragen zur Gesundheit Fast 40 % der Seniorinnen und Senioren haben ein chronisches Leiden, über 20 % besitzen einen Schwerbehindertenausweis. Mehr als die Hälfte der Personen mit chronischem Leiden besitzt keinen Schwerbehindertenausweis. Fast 80 % der befragten älteren Personen sind gesundheitlich nicht in ihrer Mobilität eingeschränkt.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 13

• Haushaltsführung, Versorgung und Unterstützungsbedarf Mit über 60 Nennungen ist die Hilfe im Haushalt die am meisten benötigte Unterstüt- zung. Einkaufsdienste mit über 40 Nennungen und Hilfe bei Behördengängen, bei Arztbesuchen und Transportdienste mit je über 30 Nennungen folgen danach. Die meisten der Hilfsdienste werden jedoch nur gelegentlich oder wöchentlich benötigt. Bei knapp 25 % der befragten Personen wäre Hilfe erwünscht, wird jedoch nicht abgefragt. Bei Personen, die keine Hilfe erhalten, antworteten die meisten, dass sie doch lieber alles alleine machen. Im Bedarfsfall würden in erster Linie der Ehepartner (knapp 60 %) oder die Kinder bzw. Verwandten außer Haus bzw. auch im Haus (53 % und 18 %, insgesamt rund 71 %) helfen. Freunde/Bekannte sowie Verwandte kämen bei jeweils rund 23 % der Seniorinnen und Senioren in Frage. • Soziales Leben und Kontakte Ca. 85 % der Befragten fühlen sich nie einsam und wünschen auch keine weiteren sozialen Kontakte, rund 12 % sind gelegentlich einsam und wünschen sich mehr Kontakte. Erstaunlich ist die Fülle und Häufigkeit, mit der die befragten älteren Mitbürger Tätigkeiten übernehmen. Die Betreuung von Enkeln (28 %) oder das Engagement im Verein, die Pflege Angehöriger oder die Unterstützung anderer Menschen (jeweils 16 %) zeigen, dass die ältere Generation wichtige gesellschaftliche Aufgaben übernimmt, freilich in der Regel ohne Bezahlung. So ist es ob der vielfältigen Tätigkeiten nicht verwunderlich, dass über 80 % der Befragten keinen Bedarf nach weiteren Tätigkeiten haben. Das Verhältnis zu den Nachbarn ist offensichtlich überwiegend gut (19 % sind mit Nachbarn befreundet, 52 % kennen die Nachbarn näher, 28 % nur flüchtig) • Freizeitgestaltung Freizeitaktivitäten außer Haus, die von mehr als der Hälfte der Befragten häufig ausgeübt werden, sind Freunde treffen, Spazierengehen, Radfahren und Gartenarbeit. Innerhalb des Hauses sind Zeitung lesen, Fernsehen, Radio hören, Telefonieren und Buch lesen die Favoriten von mehr als der Hälfte der älteren Mitbürger. 71 % der Seniorinnen und Senioren wünschen auch keine weiteren Freizeitaktivitäten. Nur 12 % der Interviewten besuchen Seniorenveranstaltungen, die Angebote sind offensichtlich rund 70 % dieser Personen nicht bekannt oder es wurden keine Angaben hierzu gemacht. Nur rund 20 % der Befragten nutzen das Internet, Telefon hat fast jeder. • Kommunikation, Information und Medien Die lokalen Medien werden von den älteren Mitbürgern intensiv genutzt: Donaukurier (82 %), Ingolstädter Anzeiger (87 %), INTV (76 %) und Radio IN (56 %). Mehr Informationen wünschen sich die Befragten vor allem zum Betreuten Wohnen (25 %), zur Freizeitgestaltung (24 %) und zur Unterstützung im täglichen Leben (18 %). • Einkommensanalyse 18 % der Befragten verfügen über weniger als 1.000 € im Monat, weitere 21 % über 1.000 bis 1.500 €. Diese Einkommensgruppen sind hauptsächlich von Frauen besetzt, während die Einkommen ab 1.500 € mehrheitlich den Männern zufließen. Gleichzeitig spielt jedoch auch der Bezug zur Berufstätigkeit und zum Alter eine Rolle: je jünger, desto höher das Einkommen. Berufstätige haben erwartungsgemäß eher höhere Einkommen, genauso wie Ausländer tendenziell eher bei den niedrigen Einkommensgruppen anzutreffen sind.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 14

4.2. Pflege

4.2.1 Bestand 4.2.1.1 Pflegebedürftige insgesamt In Ingolstadt gab es zum Stand 31.12.2003 rund 2.800 amtlich registrierte Pflegebedürftige, die Leistungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz erhielten.

Aktuellere Auswertungen liegen derzeit nicht vor bzw. sind noch in Bearbeitung. Das sind 24 Pflegebedürftige pro 1.000 Einwohner, was auch der Wert für Bayern insgesamt ist. Im Vergleich der bayerischen Großstädte nimmt Ingolstadt einen Mittelplatz ein, deren Pflegebedürftige pro 1.000 Einwohner zwischen 20 und 29 Personen variieren. Alle 25 kreisfreien Städte in Bayern haben im Durchschnitt 25 Pflegebedürftige auf 1.000 Einwohner.

4.2.1.2 Pflegebedürftige nach Pflegestufen und Versorgungsart (ambulant, stationär, Pflegegeld)

Pflegesituation (Leistungsempfänger) in Ingolstadt 2003

1.600

1.335 1.400

1.200

1.000 862 800

557 600

400

200

0 ambulante Pflege stationäre Pflege Pflegegeld (private Pflege)

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 15

Von den ambulant Pflegebedürftigen in Bayern sind im Durchschnitt ca. 2/3 Empfänger von Kombinationsleistungen, d.h. sie erhalten Geld- und Sachleistungen. Nur etwa 1/3 erhält ausschließlich ambulante Hilfe. Ambulant Pflegebedürftige in Bayern 2003

insgesamt davon Kombinationsleistung Daten für Ingolstadt liegen in der 30.000 amtlichen Statistik nicht vor, aber es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit auf 25.000 ähnliche Strukturen in der Stadt Ingolstadt geschlossen werden. 20.000

15.000

10.000

5.000

0 bis 65 65 bis 75 75 bis 85 85 bis 95 95+

4.2.1.3 stationäre Pflegeeinrichtungen

Ende 2005 wurden in Ingolstadt 12 stationäre Einrichtungen der Altenpflege mit insgesamt 1.180 angebotenen Vollzeitpflegeplätzen betrieben. Davon waren 156 Plätze nicht belegt. Die Heime bieten zudem 55 Wohnplätze für rüstige Senioren an, die bis auf einen Platz belegt waren. Ein weiteres Pflegeheim eines privaten Trägers mit 95 Pflegeplätzen ist derzeit an der Münchener Str. im Bau. Die Eröffnung ist für Ende 2006 geplant. In der Anlage 1 sind die Ingolstädter Alten- und Pflegeheime mit den jeweils angebotenen Pflege- und Rüstigenplätzen aufgeführt.

4.2.1.4 Kurzzeit- und Tagespflege

Kurzzeitpflege ( § 42 SGB XI)

Kann die häusliche Pflege zeitweise nicht, noch nicht oder nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden und reicht auch teilstationäre Pflege nicht aus, besteht Anspruch auf Kurzzeitpflege in einer vollstationären Einrichtung. Dies gilt:

1. für eine Übergangszeit im Anschluss an eine stationäre Behandlung des Pflegebedürftigen oder

2. in sonstigen Situationen, in denen vorübergehend häusliche oder teilstationäre Pflege nicht möglich oder nicht ausreichend ist. Der Anspruch auf Kurzzeitpflege ist auf vier Wochen pro Kalenderjahr beschränkt.

Ende 2005 gab es in Ingolstadt rund 32 Kurzzeitpflegeplätze. Die Kurz- zeitpflegeplätze waren zum Zeitpunkt der Erhebung zu 85 % belegt. Außerdem verfügen einige Einrichtungen über eingestreute Kurzzeitpflegeplätze (normalerweise

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 16 vollstationäre Pflegeplätze, die mangels Belegung auch für die Kurzzeitpflege temporär verwendet werden).

Tagespflege (§ 41 SGB XI) ist die teilstationäre Pflege und Versorgung pflegebedürftiger alter Menschen in einer zugelassenen Pflegeeinrichtung durch qualifiziertes Personal während des Tages, an einigen oder allen Wochentagen. Dabei wird vorausgesetzt, dass einerseits die häusliche Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann, andererseits die Betreuung und Versorgung in der eigenen Häuslichkeit während der Nacht, am Morgen und Abend ggf. am Wochenende sichergestellt sind (Kuratorium Deutsche Altershilfe 2000).

Insgesamt gibt es im Bereich der Stadt Ingolstadt derzeit 18 Tagespflegeplätze, die überwiegend für Menschen mit Demenzerkrankungen angeboten werden. Derzeit sind die Tagespflegeplätze nicht voll belegt.

4.2.1.5 Ambulante Pflege

Die in Ingolstadt tätigen ambulanten Pflegedienste ergeben sich aus der Anlage 2. Die Alzheimer Gesellschaft Ingolstadt e.V. (Fauststr. 5, 85051 Ingolstadt) bietet als geförderte Fachstelle im Zentrum der Ingeniumstiftung unabhängig von der Art der Erkrankung für pflegende Angehörige Beratung, Begleitung und Entlastungs- möglichkeiten an.

4.2.2 Pflegeprognose (wichtigste Aussagen und Schlussfolgerungen)

Auf der Basis der Bevölkerungsprognose bis 2020 (siehe Kapitel 3.2.1 und 3.2.2) wurden in Anlehnung an die Berechnungen von Prof. Pieper, Universität , auch Berechnungen für die Stadt Ingolstadt durchgeführt. Prof. Pieper hatte für verschiedene Städte und Landkreise, darunter auch die Stadt , Bedarfsermittlungen nach Art. 3 AGPflegeVG erstellt. Ausgehend von der jetzigen Struktur der Pflegebedürftigen und ihrer Aufteilung nach stationärer und ambulanter Pflege sowie Pflegegeldleistungen ergeben sich folgende Werte bis 2020: Die Zahl der ambulant Entwicklung der Pflegebedürftigen in Ingolstadt Pflegebedürftigen wird bis bis 2020 2020 auf rund 800 Personen, die der 2.000 1.759 stationär Pflegebedürf- 1.800 tigen auf knapp 1.300 1.600 Personen steigen. Den 1.335 größten Anteil haben die 1.400 1.281 Empfänger von 1.200 stationär Pflegegeld, die von ca. 1.000 862 ambulant 799 1.300 auf über 1.750 stei- 800 gen. Grundannahme Pflegegeld 600 557 dieser Prognose ist allerdings, dass sich das 400 Verhältnis dieser drei 200 Gruppen untereinander in 0 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 den nächsten Jahren nicht 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 wesentlich ändern wird.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 17

Der Anstieg der Zahl der Entwicklung der Pflegebedürftigen in Ingolstadt Pflegebedürftigen wird bei nach Altersgruppen bis 2020 der Altersgruppen 75 bis 1.600 unter 85 Jahren und noch 1.400 stärker in der Altersgruppe ab 85 Jahren stattfinden. 1.200 1.000 Die Pflegebedürftigen von 0 bis 65 65 bis unter 75 Jahren 800 65-75 und auch diejenigen unter 600 75 bis 85 65 Jahren im gesamten 85 bis 95 Zeitraum werden nahezu 400 konstant auf niedrigem 200 Niveau bleiben (siehe Diagramm). 0 0 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Vollzeit-Pflegeplätze und Pflegebedarfsprognose

Zuzug Pflegebedürftiger aus 1.400 dem Umland

1.200 100 100 1.000

800

1.275 600 1.180 1.171 1.024 1.040 400

200

0 Pflegeplätze Pflegeplätze belegt Bestand Prognose Prognose Dez 2005 Dez 2005 Ende 2010 2015 2006

Ende 2005 waren bereits 1.180 Vollzeitpflegeplätze in Ingolstadt vorhanden. Durch die Einrichtung von weiteren 95 Plätzen im Jahr 2006 wird sich die Zahl der angebotenen Pflegeplätze auf 1.275 erhöhen. Die Prognose für 2010 errechnet lediglich rund 1.140 (1.040 + 100 für Zuzug von Pflegebedürftigen aus dem Umland) benötigte Pflegeplätze. Unter Berücksichtigung eines gewissen Zuzugs aus dem Umland oder von weiter her werden für das Jahr 2015 rechnerisch 1.271 Pflegeplätze erforderlich sein. Für die nächsten 10 Jahre wäre demnach der Bedarf an Pflegeplätzen gedeckt. Ein weiterer Aufbau von Kapazitäten würde die Auslastung und damit die Rentabilität der vorhandenen Einrichtungen empfindlich verringern.

m Tagespflegebereich sieht die Situation folgendermaßen aus:

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 18 In Ingolstadt reichen derzeit die 18 angebotenen Tagespflegeplätze aus. Die tatsächliche Auslastung liegt sogar niedriger, da sich die Tagespflege in Bayern aus verschiedenen Gründen nicht so etablieren konnte wie in anderen Bundesländern.

Die Prognose verwendet bundesweite Richtwerte.

Die Bedarfssituation im Bereich der Tagespflege ist widersprüchlich. Einerseits kann insbesondere für pflegende Angehörige gerade von Menschen mit Demenzerkrankungen ein Bedarf vermutet werden. Allerdings widersprechen dem die Ergebnisse der Umfrage des Sozialamtes bei den vorhandenen Einrichtungen, mit aktuell insgesamt 18 Plätzen, die derzeit offenbar nicht voll ausgelastet sind.

Benötigte Tagespflegeplätze bis 2015

Tagespflege Minimum Tagespflege Maximum Bestand (mit Erweiterung ab 2008)

40

35

30

25

20

15

10

5

0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

In Anlehnung an Prof. Pieper (vgl. Bedarfsermittlung für die Stadt Regensburg) hat das Sachgebiet Stadtentwicklung und Statistik des Stadtplanungsamtes den maximalen bzw. minimalen Bedarf an Tagespflegeplätzen in Ingolstadt bis 2015 prognostiziert. Ausgangsüberlegung ist dabei, dass etwa 10 % der pflegebedürftigen Personen ab 75 Jahren, die ambulante Pflegedienste in Anspruch nehmen, über je 5 Wochentage als Nutzer von Tagespflegeeinrichtungen in Frage kommen (max. Bedarf).

Ausgehend von der prognostizierten Zahl der zu Hause lebenden Pflegegeld- empfänger ab 75 Jahre, die mit der durchschnittlichen Versorgungsquote im Bereich der ambulanten Pflege (lt. Prof. Pieper) gewichtet wird, errechnet sich ein maximaler Bedarf an Tagespflegeplätzen im Prognosezeitraum bis 2015 von 27 bis 35 Plätzen. Da dieses Verfahren zur Pflegebedarfsplanung in NRW entwickelt wurde (Forschungsgesellschaft für Gerontologie) und sich dort die Tagespflege bereits wesentlich stärker etabliert hat als in Bayern, darf jedoch nicht die maximale Anzahl der möglichen Belegungstage zu Grunde gelegt werden, sondern der in bayerischen Tagespflegeeinrichtungen empirisch ermittelte Wert. Danach ergibt sich lt. Prof. Pieper aufgrund von Erhebungen in den Jahren 1996 bis 2000 in Bayern je Tagespflegegast eine durchschnittliche Inanspruchnahme von lediglich rd. 2 Tagen pro Woche. Setzt man diese Werte in die Berechnungsformel ein, ergeben sich im

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 19 Prognosezeitraum Mindestbedarfe von 11 bis 14 Tagespflegeplätzen in Ingolstadt.

Im Hinblick auf die demographische Entwicklung und die damit voraussichtlich steigende Zahl von Pflegebedürftigen, die auch ambulant gepflegt werden, wird in den nächsten Jahren allerdings mit einer maßvoll steigenden Nachfrage auch nach Tagespflegeplätzen zu rechnen sein. Auch die Notwendigkeit zur Sicherung des Familieneinkommens wird dazu beitragen, pflegende Angehörige dazu zu veranlassen, neben der Pflege einer Erwerbstätigkeit nachzugehen und daher die Pflegebedürftigen in Tagespflege unterzubringen. Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass sich je Tagespflegegast die durchschnittliche Inanspruchnahme der Einrichtung von bisher rd. 2 Tagen die Woche lediglich allmählich erhöhen wird.

Ausgehend von diesen Überlegungen dürften vorerst im Prognosezeitraum 8 zusätzliche Tagespflegeplätze ausreichend für den Bereich von Ingolstadt sein. Die Caritas Sozialstation plant in der Geisenfelder Straße 3 a ein Haus für die Tagespflege neu zu errichten, so dass voraussichtlich Ende 2007 vorerst 12 zusätzliche Tagespflegeplätze angeboten werden können.

Im Bereich der Kurzzeitpflege zeigt sich eine etwas andere Situation:

Benötigte Kurzzeitpflegeplätze bis 2015

Kurzzeitpflegeplätze Minimum Kurzzeitpflegeplätze Maximum Bestand 40

35

30

25

20

15

10

5

0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Der derzeitige Bestand wäre nach den theoretischen Berechnungen heute zu hoch. Jedoch sind in Ingolstadt von den 32 vorhandenen Plätzen 27 belegt. Das heißt, die Prognose müsste sich an einem Niveau etwas oberhalb des Maximums bewegen.

Der Bereich Kurzzeitpflege sollte deshalb in den nächsten Jahren gut beobachtet werden, um eventuell schnell auf einen gestiegenen Bedarf reagieren zu können.

Alle Berechnungen der Pflegebedarfsprognose gehen vom derzeitigen Status Quo, von derzeit errechneten Strukturen, von derzeitigen gesellschaftlichen Werten und Verhaltensweisen aus. Diese Grundannahmen sind jedoch auch einem Wandel unterworfen und auch innerhalb eines Prognosezeitraumes von „lediglich“ 10 Jahren

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 20 können sich gesellschaftliche und auch politische Rahmenbedingungen entscheidend ändern. Einige wesentliche Trends, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten erkennbar waren, werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch auch in Zukunft fortsetzen und die Pflegesituation mit beeinflussen. Diese wären unter anderem: • Die Kinderzahl je Frau sinkt. • Die räumliche Mobilität steigt. • Haushaltsstrukturen und Lebensweisen ändern sich. • Die Frauenerwerbsbeteiligung steigt. • Die Lebenserwartung steigt.

Hinzuweisen ist auch noch auf die steigende Zahl von Pflegebedürftigen aufgrund einer Behinderung.

Eine mögliche und durchaus wahrscheinliche Folge dieser Entwicklungen wäre, dass für immer mehr Pflegefälle immer weniger Möglichkeiten bestehen, zu Hause von Angehörigen gepflegt zu werden.

Vor diesem Hintergrund ist die Pflegeprognose zwar ein gutes Planungsinstrument, auf das wir uns jedoch nicht ausschließlich verlassen wollen. Die ständige Beobachtung der Pflegesituation und der Vergleich mit den prognostizierten Werten ist demnach notwendig, um auf künftige Entwicklungen rechtzeitig reagieren zu können.

4.3. Wohnen im Alter

Das Thema „Wohnen“ ist für ältere Menschen von besonderer Bedeutung, da im Alter generell die außerhäuslichen Aktivitäten zurückgehen und mehr Zeit in der Wohnung verbracht wird. Die Wohnverhältnisse sind damit ein wesentlicher Aspekt für das Wohlbefinden alter Menschen.

4.3.1 Wohnqualität im Alter

Die Erhaltung ihrer Selbständigkeit sowie die Sicherung einer selbstbestimmten Lebensführung und gesellschaftlicher Mitgestaltung sind die wichtigsten Anliegen älterer Menschen. Hinzu kommt der Wunsch, so lange wie möglich in der bisherigen Wohnung und der vertrauten Umgebung zu bleiben. Dies war auch eindeutiges Ergebnis der Seniorenumfrage (siehe unter 4.1.).

Das entscheidende Qualitätsmerkmal einer Seniorenwohnung nach heutigem Standard ist ihre Barrierefreiheit, d.h. sie ist stufenlos, schwellenfrei und verfügt über die notwendigen Bewegungsflächen. Die DIN 18025 (Teil 2) definiert im Einzelnen die Qualitätsstandards für barrierefreien Seniorenwohnungen.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 21 4.3.2 Beratungsstelle für Wohnungsanpassung

Es gibt zwei Möglichkeiten den Wohnungsbestand an die Bedürfnisse älterer Menschen anzupassen. Bei der individuellen Wohnungsanpassung wird auf die spezifische Problemlage eines einzelnen Mieters/Eigentümers reagiert. Bei der strukturellen Wohnungsanpassung werden systematisch Überlegungen angestellt, wie im Rahmen von Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen die Bedürfnisse älterer Menschen von vornherein und allgemein berücksichtigt werden können.

Für die individuelle Wohnungsanpassung hat die Stadt Ingolstadt beim Stadtplanungsamt eine Anlaufstelle eingerichtet (Spitalstr. 3, EG, Zi.Nr. 2 und 3). Dort werden Menschen mit Behinderungen und ältere Bürgerinnen und Bürger. über technische Fragen und Fördermöglichkeiten beraten.

Weitere Einzelheiten zur Wohnungsanpassung können der Broschüre „Wohnberatung für ältere und behinderte Menschen“ der Fachstelle Wohnberatung in Bayern“ entnommen werden. Postbezug beim Herausgeber: Stadtteilarbeit e.V. – Fachstelle Wohnberatung in Bayern, Korbinianplatz 15a, 80807 München oder download unter www.wohnberatung-bayern.de .

4.3.3. Betreute Seniorenwohnungen

„Betreutes Wohnen“ kann einen Umzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung nicht immer verhindern, jedoch durch besondere Angebote der einzelnen Einrichtungen verzögern. Die Seniorenumfrage 2004 hat ergeben, dass diese Wohnform nach der eigenen Wohnung die beliebteste Alternative im Alter ist.

Das „Betreute Wohnen“ ist zunächst ein ganz normales Wohnen (sei es als Mieter oder als Eigentümer). Die Besonderheit besteht darin, dass ein begrenzter sog. Grundservice verpflichtend vorgegeben ist, der mit einer monatlichen Pauschale abgegolten wird.

Sämtliche weiteren Dienstleistungen und Hilfen werden, wie in jeder anderen Wohnung auch, einzeln vereinbart und einzeln abgerechnet (sog. Wahlservice). Die Bewohner entscheiden selbst, wie viel und welche Hilfe sie benötigen und von wem diese Hilfe kommen soll.

Im Unterschied zu Normalwohnungen müssen betreute Seniorenwohnungen altengerecht gestaltet sein, d. h. es sollten keine Schwellen und Barrieren geben;, die Wohnlichkeit und Überschaubarkeit stehen im Vordergrund.

Betreute Wohnanlagen verfügen neben den Wohnungen noch über zusätzliche Räume wie z. B. Cafeteria, Gruppenraum, Badezimmer mit Wanne, Büro für die Betreuungskraft, Waschküche. Diese Räume werden von allen Bewohnern mitbe- zahlt. Sie prägen den Charakter des Hauses und können einen wichtigen Beitrag für ein gutes Zusammenleben leisten. Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist gesetzlich nicht geschützt. Die Bayerische Stiftung für Qualität im Betreuten Wohnen e.V. hat Standards für die Projektierung von Betreuten Wohnanlagen definiert (www.stiftung-betreutes- wohnen.de). Bei künftigen Projekten wird die Verwaltung (Bauordnungsamt und Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 22 Sozialamt) durch Beratung der Bauherren darauf hinwirken, dass diese Kriterien eingehalten werden. Das Sozialreferat hat Kenntnis von zehn Angeboten des Betreuten Wohnens in Ingolstadt (Anlage 3).

„Betreutes Wohnen“ für ältere Menschen ist eine wichtige und sinnvolle Ergänzung zu normalen Wohnungen und dem Wohnen im Heim, sofern sie bestimmten Qualitätskriterien Rechnung trägt. Der Bedarf an betreuten Wohnraum für ältere Menschen wird weiter wachsen. Dabei wird zu beachten sein, dass die Ansprüche älterer Menschen, vor allem ihre finanziellen Möglichkeiten sehr differieren, d.h. wünschenswert wäre ein breit gestreutes Angebot betreuter Wohnungen mit verschiedenen Standards. Wichtig wäre vor allem, für breite Bevölkerungsschichten bezahlbare Angebote bereitzustellen.

Damit die Angebote für die älteren Bürgerinnen und Bürger überschaubarer werden, wird das Sozialreferat ein Merkblatt zum Betreuten Wohnen („Persönliche Checkliste: Betreutes Wohnen für ältere Menschen“) herausgeben bzw. via Internet veröffentlichen.

4.3.4. Neue Wohnformen (Modellprojekte)

Im folgenden soll über verschiedene alternative Wohnformen im Alter informiert werden, die zur Zeit als geförderte Modellprojekte in anderen Kommunen auf ihre Tauglichkeit und Akzeptanz getestet werden.

4.3.4.1. Betreutes Wohnen zu Hause

Neben den traditionellen Angeboten der pflegerischen Versorgung in Alten- und Pflegeheimen und mittels ambulanter Dienste werden ergänzende Angebote im niederschwelligen Bereich wichtiger werden. Immer weniger ältere Menschen über 75 Jahre können auf ein enges Angehörigen-Netzwerk zurückgreifen. Diese veränderten Sozialstrukturen erfordern ein tragfähiges Unterstützungsnetzwerk bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit im häuslichen Bereich. Ziel bisheriger Modellprojekte des „Betreuten Wohnen zu Hause“ ist es, älteren, hilfs- und / oder pflegebedürftigen Menschen und Behinderten ein höchstmögliches Maß an selbständiger Lebensführung in ihrer Wohnung zu sichern. Dazu soll ein Netz von Dienstleistungen angeboten werden, die der jeweiligen Lebenssituation der Menschen, auch bei zunehmender Hilfebedürftigkeit, entgegenkommen. Wichtig ist hierbei die Verbindlichkeit auf der Basis vertraglich vereinbarter Leistungen. Ob das „Betreute Wohnen zu Hause“ den Umzug ins Heim vermeidet oder verzögert, ist bislang aufgrund der in anderen Städten begonnenen bzw. durchgeführten Modellprojekte wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Mit Sicherheit jedoch leistet es einen Beitrag für unterstützungsbedürftige Bürger/-innen, länger in der eigenen Wohnung bleiben zu können. Bisher zeigen die Erfahrungen anderenorts allerdings,

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 23 dass der größere Anteil der Bürger/-innen, die ein solches Betreuungsangebot beanspruchen, (noch) keine Pflegestufe nach SGB XI hat.

Modellprojekte der Stadt München, der Gemeinden Poing, Kirchheim und Grafing

Das Konzept der Stadt München „Betreutes Wohnen zu Hause“ wurde von der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung GbR München (AfA) auf der Grundlage anderer Modellprojekte entwickelt. Seit 2001 wird dieses Modellprojekt in den Gemeinden Poing und Kirchheim bei München sowie in der Stadt Grafing vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung (BMGS) gefördert. Im Zuge des Projekts wurden örtliche und überörtliche Versorgungsketten aufgebaut und vernetzt. Zur überörtlichen Vernetzung wurde 2002 die Pflegestern GmbH & CO. KG als gemeinsames Dach für die drei kommunal geführten Senioreneinrichtungen in Grafing, Kirchheim und Poing gegründet

Eine Leitstelle, die beim Pflegestern GmbH angesiedelt ist, berät und koordiniert die Dienstleistungen für die Bürger/innen. Kooperationspartner sind die örtlichen und überörtlichen Anbieter für soziale Dienstleistungen wie z. B. ambulante Pflegedienste, örtliche Vereine, kirchliche Bildungswerke, Ärzte, Apotheken usw. Von zentraler Bedeutung in dem Konzept ist der wöchentliche Besuch einer ehrenamtlichen Person beim hilfebedürftigen Bürger. Aufgabe der ehrenamtlichen Mitarbeiter/-innen ist es die aktuellen Bedürfnisse des Hilfebedürftigen und die Einschätzung der Versorgungslage zu beurteilen. Diese Informationen werden an die Leitstelle weitergegeben. Sollte weiterer Betreuungsbedarf festgestellt werden, werden von der Leitstelle durch einen „Casemanager“ entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Die eingesetzten Ehrenamtlichen erhalten für den Besuchsdienst eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 5,00 € bis 8,00 €.

Voraussetzung für die Leistungserbringung ist der Abschluss eines Betreuungsvertrags zwischen Anbieter und Bürger/in. Die Leistungen werden mit einer monatlichen Pauschale von ca. 100,00 € veranschlagt (inklusive Hausnotruf). Als Vorstufe kann ein sog. Optionsvertrag (Anwartschaft) abgeschlossen werden, der die Aufnahme in einen Betreuungsvertrag bei Bedarf garantiert. Außerdem können mit dem Optionsvertrag Leistungen wie soziale Beratung, Teilnahmemöglichkeiten an Fach- und Unterhaltungsangeboten, Treffs wie z. B. Kaffeenachmittage, Vermittlung von Hilfen im Krankheitsfall oder nach Krankenhausaufenthalt und einmalige Wohnungs- und Sicherheitsberatung abgerufen werden.

Das modellhafte Konzept „Betreutes Wohnen zu Hause“ wurde außer in den drei vorgenannten Gemeinden noch an zwei weiteren Standorten außerhalb Münchens umgesetzt (Projekt „SIMBA“ Sicherheit im Alter, betreut zu Hause, Stadt Germering und seit Juli 2004 in drei Würmtal - Gemeinden umgesetzt. Hierzu wurde ein Verein (Würmtal, Betreutes Wohnen Zuhause e.V.) gegründet.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 24 Die bisherigen Erfahrungen mit Projekten des „Betreuten Wohnens zu Hause“ sind nicht eindeutig. Während diese Dienstleistung in Germering gut angenommen wurde, fand sie an anderen Standorten in Deutschland bislang nicht uneingeschränkte Akzeptanz. Deshalb hat sich beispielsweise das Sozialreferat der Stadt München entschlossen, anstelle einer flächendeckenden Umsetzung zunächst regionale Einzelprojekte zu erproben und zu begleiten. Voraussetzung ist dabei, dass auch bedürftige BürgerInnen diese Leistungen in Anspruch nehmen können und die Kosten für die monatliche Pauschale vom örtlichen Sozialhilfeträger übernommen werden. Nach dieser Erprobungsphase soll dann ggf. die Ausweitung auf weitere Stadtbezirke erfolgen. Für eine Kostendeckung wären lt. Schätzung des Münchener Sozialreferates ca. 30 Betreuungsverträge und ca. 80 Optionsverträge erforderlich. Aus der Sicht des Sozialreferates können die bisherigen Erfahrungen mit diesen Projekten als durchaus ermutigend bezeichnet werden. Aufbauend auf den Zwischenergebnissen der vorgenannten Modellversuche sollte deshalb untersucht werden, ob ein „Betreutes Wohnen zu Hause“ auch in Ingolstadt erprobt werden soll, sollte hierfür eine ausreichende Nachfrage bestehen.

4.3.4.2. Ambulant betreute Wohngemeinschaften

In der fachwissenschaftlichen Diskussion wird insbesondere diese Form der Versorgung pflegebedürftiger und demenzkranker Menschen als Alternative für die vollstationäre Pflege dargestellt. Für bestimmte Zielgruppen könnte damit bei ggf. erhöhter Betreuungsqualität eine Heimversorgung vermieden werden. Qualitätsstandards hierzu wurden beispielsweise in und erarbeitet.

Darstellung des fachlichen Konzepts

Bei einer Ambulant Betreuten Wohngemeinschaft handelt es sich um eine Wohnform, bei der mehrere Menschen sich eine Wohnung teilen und ggf. erforderliche Hilfe von außen, d.h. eine hauswirtschaftliche Unterstützung und/oder einen ambulanten Pflegedienst hinzuziehen. Die Organisation des Alltages wird ggf. gemeinsam mit Unterstützung einer Fachkraft gestaltet. Es wird davon ausgegangen, dass diese aktivierende Umgebung mit größtmöglicher Selbstbestimmung einer körperlichen und psychischen Gebrechlichkeit von älteren Menschen entgegen wirkt. Die Wohnung muss den Anforderungen an eine alten – bzw. behindertengerechte Wohnung entsprechen und sollte eine quartiersnahe, vertraute Anbindung ermöglichen. Anlässe zum Einzug in eine Wohngemeinschaft sind eine sich verschlechternde gesundheitliche Situation oder soziale Problemlagen. Im kleineren Rahmen können die Privatsphäre und bekannte Lebensabläufe gesichert werden. Bei Ambulant Betreuten Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz ist zunächst eine Mitbestimmung im Alltag gewährleistet, die im späteren Stadium der Erkrankung zu einer individuellen und den sich verändernden Bedürfnissen angepassten Versorgung und Betreuung führt.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 25 Solche Wohnformen unterliegen nicht den Bestimmungen des Heimgesetzes, solange es sich nicht um Einrichtungen unter der Verantwortung eines Trägers handelt und die Wohngemeinschaft als selbständige unabhängige Gruppe ihre Angelegenheiten selbst regelt.

Referenzangebote - Situation in Deutschland

Schätzungen gehen von einer Zahl von derzeit lediglich 120 bis 130 ambulant betreuten Wohngemeinschaften in Deutschland aus. Die meisten sind in Norddeutschland angesiedelt, hervorzuheben ist die große Anzahl in Berlin. Auch in (ca. 23) und Braunschweig (8) besteht eine überdurchschnittliche Zahl an entsprechenden Angeboten (aus: „Leben und Wohnen im Alter, Betreute Wohngruppen Band 5“, Bertelsmann Stiftung – KDA, Bielefeld/Köln 2004). Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wird im Rahmen eines Modellprojekts zwei Wohngemeinschaften für altersverwirrte Menschen in Mittelfranken und Unterfranken wissenschaftlich begleiten. Die erste Wohngemeinschaft wird derzeit in Markt Taschendorf (Mittelfranken) eingerichtet. Für die zweite Einrichtung erfolgte der Spatenstich am 16.02.2005 in Kleinostheim (Unterfranken). Da die Projekte erst in diesem bzw. im nächsten Jahr beginnen, liegen dazu noch keine Ergebnisse vor.

Fachliche Aussagen und Aussagen zur Finanzierung

Ambulant Betreute Wohngemeinschaften können durchaus als sinnvolle Alternative zu vollstationären Pflegeeinrichtungen gesehen werden. Sie können Vereinsamung und Isolation entgegen wirken und bei einem Hilfebedarf, dem in der eigenen Wohnung fachlich nicht mehr ausreichend begegnet werden kann, eine passgenaue Versorgung darstellen. Die Grenzen ambulanter pflegerischer Versorgung stellen sich jedoch analog der Pflege im Betreuten Wohnen, wenn die Kosten die einer vollstationären Pflege übersteigen. Dann wird eine Einzelfallprüfung notwendig (§ 13 SGB XII).

Räumliche / bauliche Voraussetzungen

Wohngemeinschaften sollten im normalen Wohnumfeld integriert sein. Wichtig ist, Vertrautheit im Quartier sowie bestehende soziale Kontakte zu erhalten. Dabei können Synergieeffekte zu benachbarten Wohngemeinschaften oder vollstationären Pflegeeinrichtungen genutzt werden. Die Bausubstanz muss alten- und behindertengerecht sein. Zu bevorzugen ist der direkte Zugang nach draußen (Terrasse), bzw. ein Balkon.

Bedarf in Ingolstadt?

Bisher ist in Ingolstadt keine nennenswerte Nachfrage nach dieser Wohnform bekannt geworden, die aus Sicht der Verwaltung allerdings privat organisiert werden müsste.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 26 4.3.4.3. Alten-Wohngemeinschaft

Die besonders bei Studenten beliebten WG`s können grundsätzlich auch für das gemeinschaftliche Wohnen für ältere Menschen genutzt werden. Insgesamt bestehen im Bundesgebiet ca. 100 Alten-Wohngemeinschaften mit ca. 1.000 ältere Menschen. Bei den realisierten Projekten ist als Trend zu beobachten, dass die Gruppenmit- glieder immer mehr Wert auf eine gesicherte Privatheit in einer abgeschlossenen Wohnung mit vollständig ausgerüsteter individueller Küche und eigenem Bad Wert legen. Der Gemeinschaftsraum dient dem relativ unverbindlich geselligen Beisammensein. In Ingolstadt gibt es bisher keine Alten-WG; verschiedentlich wird Interesse be- kundet.

4.3.4.4. Wohnen für Hilfe/Wohnpartnerschaften

Die Stadt Münster hat im Mai 2005 das Modellprojekt „Wohnen für Hilfe“ begonnen. Dabei bieten ältere Menschen, die einen eigenen Haushalt führen und ausreichend Platz haben, Studierenden oder Auszubildenden Wohnraum (zu günstigeren Konditionen als üblich) an. Als Gegenleistung stehen diese den „älteren Vermietern“ bei alltäglichen Ver- richtungen im Haushalt zur Seite. Das nordrhein-westfälische Sozialministerium fördert das Modellprojekt in Münster für drei Jahre mit rd. 185.000 €. Vergleichbare Projekte laufen in verschiedenen Ausgestaltungen seit mehreren Jahren auch in München (organisiert vom Seniorentreff München-Neuhausen), in Köln, und in am Main. In Ingolstadt könnte das Seniorenbüro des Bürgerhauses eine derartiges Projekt initieren und begleiten.

4.4. Sonstige Hilfen und Angebote für Senioren in Ingolstadt

Der Istbestand an den sonstigen, sehr umfangreichen Angeboten und Hilfen für ältere Bürgerinnen und Bürger in Ingolstadt ergibt sich aus der Anlage 4.

Hervorzuheben wären die in zwei Pfarreien seit kurzem angebotenen Nachbarschaftshilfen für Senioren.

4.5. Integration für ältere Migranten/innen

Aus unserer Sicht sind intensivere Integrationsbemühungen für ältere MigrantInnen noch nicht notwendig, da diese überwiegend durch familiäre Netze gut versorgt sind, bzw. zum Teil im Alter in ihre Heimatländer zurückkehren. Unter Umständen entsteht hier aber zukünftig Handlungsbedarf, wenn die nachwachsende Generation ein entsprechendes Alter erreicht hat. Zu diesem Handlungsfeld wird im Rahmen des bis Ende 2006 vorzulegenden Integrationskonzeptes berichtet und ggf. Vorschläge unterbreitet.

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 27

4.6. Freizeit, Selbsthilfe und Teilhabe

Im Rahmen einer Arbeitsgruppe des Seniorenbeirates werden die vorgenannten Handlungsfelder diskutiert und weiter entwickelt sowie die Ergebnisse ggf. dem Stadtrat vorgestellt (Referat IV, Bürgerhaus/Seniorenbüro).

4.7. Information und Beratung

Die Seniorenberatung sollte in einer zentralen Servicestelle erfolgen, die die Beratung und Betreuung von Senioren durch die verschiedenen Fachdienststellen der Stadt koordiniert (Lotsenfunktion).

Die Arbeitsgruppe schlägt dafür das Seniorenbüro im Bürgerhaus Neuburger Kasten vor, das für diese Aufgaben prädestiniert ist. Die einzelnen Fachstellen bzw. Gruppen, die sich aus bürgerschaftlichem Engagement entwickeln, könnten im Seniorenbüro Beratungszeiten anbieten. Es ist auch vorgesehen, das Projekt „SeniorTrainer“ dort anzusiedeln.

5. Trends und Zukunftsperspektiven (Bund/Land)

5.1. Bundesregierung

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in den letzten Jahren die Fragen, die durch den demografischen Wandel bedingt sind, untersucht und bewertet. Im einzelnen sind folgende Aktionen, Modellprojekte und Visionen zu nennen:

5.1.1 Nachhaltige Politik für alle Generationen

Das Bundeskabinett hat am 10. August 2005 den "Wegweiser Nachhaltigkeit 2005" verabschiedet. Der Bericht dokumentiert die Umsetzung der 2002 beschlossenen nationalen Nachhaltigkeitsstrategie "Perspektiven für Deutschland" und schreibt diese fort.

Der "Wegweiser Nachhaltigkeit 2005" setzt einen Schwerpunkt auf die

Herausforderungen des demografischen Wandels und stellt dar, welche Konsequenzen sich für die verschiedenen Politikfelder aus der demografischen Entwicklung ergeben. Eine besondere Bedeutung hat dabei eine nachhaltige Familienpolitik (Kapitel VII), die mit einem Politik-Mix aus Infrastruktur, Zeit und Geld die Grundlagen dafür schafft, dass sich junge Menschen ihre vorhandenen Kinderwünsche verwirklichen können.

Zudem müssen die Potenziale älterer Menschen (Kapitel VIII) erkannt und besser genutzt werden. Ältere Menschen wollen sich mit ihren kulturellen, ökonomischen

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 28 und beruflichen Lebenserfahrungen in Wirtschaft und Gesellschaft einbringen. Die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, auf diese Potenziale zu verzichten.

5.1.2 Fünfter Altenbericht: Wie lassen sich die Stärken älterer Menschen für die Gesellschaft nutzen?

Um die politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten älterer Menschen zu beleuchten und zu fördern, hat das Bundesseniorenministerium den Fünften Altenbericht der Bundesregierung unter das Thema "Potenziale des Alters in Wirtschaft und Gesellschaft - Der Beitrag älterer Menschen zum Zusammenhalt der Generationen" gestellt.

Die Sachverständigen, die aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen zusammengekommen sind, sollten Antworten auf folgende Fragen finden:

• Was kann getan werden, um das in unserer Gesellschaft zur Zeit vorherrschende, eher negativ akzentuierte Altersbild zu beeinflussen? • Welche Stärken habe ältere Menschen und wie sind diese stärken für neue soziale Rollen in einer sich wandelnden Gesellschaft nutzbar zu machen? • Welche Rahmenbedingungen sind nötig, um die Bereitschaft zur Nutzung der Potenziale des Alters zu fördern? • Was bedeutet die Alterung der Gesellschaft für Konsum, Produktion und Dienstleistungssektor? • Welche Bildungsangebote für Seniorinnen und Senioren müssen bereitgestellt werden ("Lebenslanges Lernen")? • Wie gelingt die Integration älterer Migrantinnen und Migranten?

Der Fünfte Altenbericht wurde am 30. August 2005 vorgelegt. Nach der Beratung im Bundestag wird er Mitte 2006 veröffentlicht werden.

5.1.3 weitere Projekte des Bundes

Altenhilfestrukturen der Zukunft

In den 20 Einzelprojekten des Modellprogramms welche z. B. die Gründung von kommunalen Pflegenetzwerken, die Erprobung neuer Versorgungsstrukturen für Demenzkranke oder die Verbesserung ambulanter Hilfekonzepte, sind eine Vielzahl von praktischern Lösungen entwickelt und erprobt worden. Ein Abschlussbericht liegt vor.

Generationsübergreifendes Engagement

Seniorinnen und Senioren nutzen freiwilliges Engagement, um auch im Ruhestand aktiv zu bleiben. Jugendliche wiederum profitieren von den Lebens- und

Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 29 Berufserfahrungen der Älteren. Zu den Projekten des "Dialogs der Generationen" gehören die "Mentoren-Agentur Dialog", die Patenschaften zwischen Jugendlichen und älteren Menschen vermittelt, und das Projekt "Seniorpartner in School". Hier werden Seniorinnen und Senioren als Konfliktschlichter in Schulen ausgebildet und eingesetzt.

Runder Tisch Pflege

Ziel des Projekts "Runder Tisch Pflege" war es, bis zum Herbst 2005 praxisnahe Handlungsempfehlungen zu entwickeln und auf der Grundlage guter Praxisbeispiele Wege zur Umsetzung menschlicher, fachlicher und finanzierbarer Anforderungen in der Pflege und Betreuung aufzuzeigen. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, alle Akteure, die im Bereich Pflege tätig sind, für vorhandene Ressourcen und Potenziale zu sensibilisieren und für den Abbau gegenwärtiger Defizite zu gewinnen.

Die für diese Aufgabe eingerichteten vier Arbeitsgruppen des "Runden Tischs Pflege" befassten sich insbesondere mit folgenden Fragestellungen:

Wie sollte künftig ein differenziertes und besser an den Bedürfnissen der Betroffenen ausgerichtetes Versorgungsangebot in den Diensten und Einrichtungen gestaltet sein? Wie kann die Stellung pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen weiter gestärkt werden und ein entsprechendes Bewusstsein geweckt werden? Wie kann eine ausreichende Zahl von Personen dauerhaft für die Pflegeberufe gewonnen werden? Welche Möglichkeiten bestehen, um den Verwaltungsaufwand im Bereich der Pflege und Betreuung zu verringern?

Der Abschlussbericht liegt vor.

5.2. Bayerische Staatsregierung

Die Bayerische Seniorenpolitik orientiert sich am Wunsch der Senioren, ihr Leben so weit bzw. so lang wie möglich eigenverantwortlich zu gestalten - insbesondere im Bereich des Wohnens und auch für den Fall, dass Hilfs- und Pflegebedürftigkeit zunehmen. Das neue seniorenpolitische Konzept der bayerischen Staatsregierung wurde am 17.5.2006 vorgestellt. „Anders als bei herkömmlichen Landesaltenplänen geht es dabei weniger um eine eher statistische Beschreibung der aktuellen oder zukünftigen Versorgungssituation, sondern vielmehr um zukunftsfeste, Folgen abschätzende Leitlinien und prozessorientierte Konzepte, da nur auf diese Weise der Dynamik der Entwicklung Rechnung getragen werden kann“ (Zitat aus dem Vorwort des Konzeptes). Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 30 In Bayern wurden bisher folgende Projekte gefördert:

5.2.1 Fachstelle für Wohnungsberatung Die Fachstelle Wohnberatung in Bayern hat die Aufgabe, die Angebote der Wohnberatung und Wohnungsanpassung in ganz Bayern zu verbreiten, Unter- stützung bei der Gründung von neuen Beratungsangeboten zu leisten und be- stehende Beratungsangebote zu vernetzen.

5.2.2 Modellprojekt ‚SOPHIA— Als ein „erfolgreiches Beispiel für den gelungenen Einsatz moderner technischer Kommunikationsmittel zugunsten von Seniorinnen und Senioren“ gilt das Modellprojekt SOPHIA (Soziale Personenbetreuung – Hilfen im Alter). Das Projekt lief vom Juli 2002 bis Dez. 2004 in rund 100 Haushalten im Raum Bamberg, Nürnberg, Fürth und Die teilnehmenden älteren Menschen konnten vom eigenen Fernsehsessel in ihrer Wohnung mit einem Mitarbeiter in der Service-Zentrale oder mit ihren Freunden oder Verwandten - die wie ein Ansager im Bildschirm erschienen - sprechen und unterschiedliche Dienste und Angebote abrufen. Dabei garantierte der sichtbare Kontakt zu den Vertrauenspersonen persönliche Nähe - das vermeidet Anonymität- und gibt Sicherheit. Seit Anfang 2005 betreut die ‚SOPHIA Wohn- und Lebensqualität GmbH & Co. KG’ die Kunden via Fernsehgerät virtuell und deren häusliche Sicherheit ist dank eines Notruf-Armbandes gewährleistet.

5.2.3 Modellprojekt Simba ‚ Sicherheit im Alter œ Betreut zu Hause—

Das Projekt Simba wird vom Sozialdienst Germering umgesetzt. Es hat sich gezeigt, dass die Betreuung zu Hause entlastende Wirkung sowohl für die Betreuten als auch für deren Angehörige hat. Besonders wichtig sind den Vertragspartnern der Verbleib in der eigenen Wohnung und damit im vertrauten sozialen Umfeld, die Erhaltung der Autonomie und Förderung der Selbstständigkeit, die Sicherheit durch die vertraglich zugesicherten Leistungen und der regelmäßige Kontakt in den wöchentlichen Hausbesuchen.

Das Interesse am betreuten Wohnen zu Hause im Projekt Simba war von Anfang an sehr groß. Inzwischen gibt es neben 28 Betreuungsverträgen insgesamt 88 Optionsverträge und eine Warteliste für Optionsvereinbarungen mit rund 50 Interessenten.

5.2.4 bayerisches SeniorenNetzForum (www.bsnf.de) Das bayerische SeniorenNetzForum ist ein Zusammenschluss (Dachverband) von Initiativen, die ältere Bürgerinnen und Bürger beim Zugang zu den neuen Medien unterstützen, ihnen eine ihren Bedürfnissen angepasste Weiterbildung im Hinblick auf neue Technologien, Internet und artverwandte neue Medien anbieten und ihnen damit die aktive und selbstbestimmte Teilnahme an der modernen Wissens- und Kommunikationsgesellschaft erschließen. In Ingolstadt ist zur Zeit der Bürgernetzverein ( www.bingo-ev.de ) als Mitglied der Senioren-Netz.-Initiativen registriert. Situation und Perspektiven der Seniorenhilfe in Ingolstadt Seite 31