Jahres-Bericht

der Schlesischen Gesellschaft l für vaterländische Cultur

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fi fi BRESLAU Im Selbstverlag der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1936

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Adresse für Tausch-Sendungen: Sdhlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur, Breslau 1, Neue Sandstraße 4 Staats- und Universitäts-Bibliothek. io8. Jahres-Bericht

der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur

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BRESLAU Im Selbstverlag der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1936 Inhalts-Verzeichnis öes 108. Jahresberichtes.

Seite Allgemeiner Bericht Allgem einer Bericht über die Verhältnisse und Wirksamkeit der über die Verhältnisse und die Tätigkeit Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur . . . . 1 der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur Berichte über die Tätigkeit der einzelnen Abteilungen. vom 1. Januar 1935 bis 31. März 1936.

Medizinische A bteilung ...... D ie ordentliche Hauptversammlung Veterinärmedizinische A bteilung ...... 20 Abteilung für Z ah n h eilk u n d e...... 32 fand am 31. Januar 1936 unter dem Vorsitz des Präsidenten, Naturwissenschaftliche Abteilung ...... 34 Sr. Magnifizenz Prof. Dr. Walz, statt. Chemische Abteilung...... Nachdem der Präsident die ordnungsgemäße Einladung zur Biologische Abteilung...... Hauptversammlung nach § 17 der Satzung festgestellt hatte, gab Zoologisch-botanische Abteilung ...... 62 er dem Schatzmeister, Bankdirektor Dr. T h e u s n e r , das W ort zu Abteilung für Gartenbau und G a r te n k u n s t...... 93 seinem Bericht über die Kassenverhältnisse der Gesellschaft. Abteilung für Geologie, Bergbau und Hüttenkunde .... 94 Hierauf erteilte die Versammlung dem Schatzmeister die Entlastung Abteilung für Erdkunde...... !01 für die Jahresrechnung 1934, und der Präsident sprach ihm den Mathematische A b teilu ng ...... 109 Dank der Gesellschaft für seine umsichtige Geschäftsführung aus. Photographische Abteilung...... H 2 Philosophisch-psychologische Abteilung...... I22 Alsdann gab der Generalsekretär, Prof. Dr. G o e t s c h , die Katholisch-theologische Abteilung...... I30 Übersicht über die Tätigkeit der Gesellschaft vom 1. Januar 1935 Evangelisch-theologische A bteilung ...... I32 bis 31. März 1936, wobei er zuerst der Verstorbenen gedachte. Historische Abteilung...... 1 ^ Rechts- und staatswissenschaftliche A bteilung ...... 141 Von Ehrenmitgliedern verstarb: Philologisch-archäologisch-orientalistische Abteilung . . . 144 Wirkl. Geh. Oberregierungsrat Prof. D. Dr. Ludwig Elster Abteilung für neuere Philologie ...... 150 in Jena, Abteilung für Kunst, Musik und Literatur...... 157 von korrespondierenden Mitgliedern: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. med. Erich K a 11 i u s in Heidelberg, Mittelschullehrer a. D. Wilhelm Schoepke in Kraschnitz bei Militsch,

von ordentlichen einheimischen Mitgliedern: Kaufmann Hermann Bauer, Prof. Dr. Adolf Claus, Oberstabsarzt d. R. Dr. med. Hans G e 1 d n e r , i 2 3

Wirkl. Geh. Rat, Oberpräsident a. D. Dr. von Guenther, Die Schlesische Gesellschaft für Erdkunde zu Breslau e. V. Prof. Dr. med. Walther Hannes, und die Univ.-Prof. Dr. phil. Hans H e c k e 1, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur Rittergutsbesitzer Georg H i r s c h e 1, ernennen hierdurch Staatl. Garteninspektor i. R. Jelto Hölscher, Herrn Dr. Sven H e d i n aus Stockholm, Dr. med. Hans Legal, den erfolgreichen Schüler des großen, aus Schlesien stam­ Univ.-Prof. Dr. med. Ludwig Mann, menden Geographen Ferdinand Freiherr v o n Richthofen, Fabrikbesitzer Wilhelm Mayer, den unvergleichlichen Asienwanderer und Erforscher der Handelsgerichtsrat i. R. Alfred M o e s e r , Geheimnisse dieses gewaltigen Kontinents, Rektor i. R. Alwin Schenk, Deutschlands treuen Freund in Zeiten schwerster Not Univ.-Prof. Dr. med. Hermann T r i e p e 1, zu ihrem Ehrenmitglied. Breslau, den 3. Dezember 1935. von ordentlichen auswärtigen Mitgliedern: gez. Friederichsen gez. Walz Rittergutsbesitzer Anton L e w a 1 d auf Sillmenau, 1. Vorsitzender Präsident Hans Graf P r a s c h m a auf Schloß Falkenberg O.-S. der Schlesischen Gesellschaft der Schlesischen Gesellschaft für Erdkunde zu Breslau e. V. für vaterländische Cultur. Einen besonders schmerzlichen Verlust hat die Gesellschaft durch das Hinscheiden des Handelsgerichtsrats i. R. Alfred M o e s e r erlitten. Seit 40 Jahren in unserer Gesellschaft hat er in den am 2. Januar 1936, zu seinem 75. Geburtstag, 22 Jahren, in welchen er als stellvertretender Schatzmeister dem Schriftsteller WilhelmBölschein Ober-Schreiberhau Präsidium angehörte, sein vielseitiges Wissen und seine reichen mit nachstehendem, von Prof. Dr. S c h o e n b e r g als Vertreter Erfahrungen in den Dienst unserer Gesellschaft gestellt, an deren des Präsidiums, überreichten Diplom: Arbeiten er stets den lebhaftesten Anteil genommen hat. Mit ihm Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur hat die Gesellschaft einen ihrer Treuesten verloren und sie wird ihm ernennt Herrn ihr Gedenken für immer bewahren. Wilhelm Bölsche Infolge von Wechsel des Wohnortes oder aus anderen Gründen der durch seine Werke in weiten Kreisen des deutschen Volkes den Sinn für die Natur geweckt und der in Schlesiens Bergen schieden aus: seine zweite Heimat gefunden hat 161 ordentliche einheimische und zu ihrem 16 ordentliche auswärtige Mitglieder. Ehrenmitgliede. N e u a u f genommen wurden dagegen: B r e s 1 a u , 2. Januar 1936. 123 ordentliche einheimische und gez. Walz 27 ordentliche auswärtige Mitglieder. Präsident der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur.

Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Zufolge dieser vorgenannten Veränderungen im Mitglieder­ am 3. Dezember 1935, an seinem Vortragsabend in unseier bestände gehören der Gesellschaft nach dem Stande vom 31. März Gesellschaft 1936 an: Dr. h. c. Sven H e d i n in Stockholm 733 ordentliche einheimische, unter Überreichung des folgenden Diploms durch den Vorsitzenden 109 ordentliche auswärtige, der Schlesischen Gesellschaft, für Erdkunde zu Breslau, Prof. Dr. 9 Ehrenmitglieder und Friederichsen: 79 korrespondierende Mitglieder. i* 4 5

Allgemeine Vortragsabende Am 3. Dezember, in Gemeinschaft mit der Schlesischen Gesell­ schaft für Erdkunde zu Breslau: Dr. Sven Hedin, Stockholm: haben 15 stattgefunden. In ihnen wurden folgende Vorträge Acht Jahre Forschungen in Zentralasien. (Mit gehalten: Lichtbildern.)

Am 10. Januar 1935, zugleich Veranstaltung der Zoologisch­ botanischen Abteilung: Prof. Dr. Goetsch: Biogeographische Am 8. Januar 1936, in Gemeinschaft mit dem Verein Deutscher Exkursionen durch Chile. (Mit Lichtbildern.) Chemiker E. V., Breslau: Privatdozent Dr. W u r m , Observatorium Potsdam: Photochemische Prozesse in Kometen. Am 8. Februar in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Niederschlesischen Landesgruppe der Deutschen Akademie: Am 20. Januar, gemeinsam mit der Schlesischen Gesellschaft Prof. Dr. Frey: Polen, ein Neuland der Kunst­ für Erdkunde zu Breslau: Geheimrat Prof. Leo Frobenius, geschichte. Eindrücke einer Studienreise. (Mit Lichtbildern.) Frankfurt a. M.: D a s Kulturgesicht Afrikas. Ergeb­ Am 8. März, zugleich Veranstaltung der Photographischen nisse 30 jähriger deutscher Forschung. (Mit Lichtbildern.) Abteilung: Dr. W. Haude, Leiter der öffentlichen Wetterdienst­ stelle Breslau-Krietern: Sven Hedin — Expedition nach Zentral-Asien. Bildbericht über eine vierjährige Reise m Am 23. Januar, zugleich Veranstaltung der Zoologisch- die Mongolei und nach Ostturkestan. (Mit Lichtbildern.) Botanischen und der Biologischen Abteilung: Prof. Dr. Bruno Huber, Forsthochschule Tharandt: Neue Einblicke in das Am 12. März, zugleich Veranstaltung der Schlesischen Garten­ Saftsteigen der Bäume. (Mit Lichtbildern und Vor­ baugesellschaft, sowie der Abteilung für Gartenbau und Gartenkunst führungen.) der Biologischen und der Zoologisch-botanischen Abteilung: Direktor B. H u s f e 1 d , Müncheberg: D ie Arbeiten am Kaiser- Am 31. Januar, zugleich Veranstaltung der Historischen Ab­ Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in teilung. Oberst a. D. von M anthey: Der Aufmarsch Müncheberg (Mark) mit besonderer Berück- 1914 und die Westoperation bis zur Marne im sichtigungdesGartenbaues. (Mit Lichtbildern.) Lichte der verschiedenen Kritiken. (Mit Licht­ bildern.) Am 7. November: Dr. h. c. Hermann St e h r liest aus eigenen Werken. Am 3. Februar, zugleich Veranstaltung der Philosophisch- Am 10. November, zugleich Veranstaltung der Philosophisch­ Psychologischen Abteilung und der Kant-Gesellschaft O. G. Breslau: psychologischen Abteilung in Verbindung mit der Kant-Gesellschaft, Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Kühnemann : Vom Geist des Ortsgruppe Breslau: Zu Leo Tolstojs 2 5. Todestage. deutschen Ostens. Festvortrag: Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Kühnemann. Am 18. Februar, zugleich Veranstaltung der Abteilung für Am 16 November, in Gemeinschaft mit dem Verein Deutscher Gartenbau und Gartenkunst und der Schlesischen Gartenbaugesell­ Chemiker: Prof. Dr. Schwarz, Königsberg: Neue Ergebnisse schaft zu Breslau: Z u m Gedenken an den 150. Geburts­ der Silicium-Chemie. tag von Fürst Hermann von Pückler, Muskau. Am 1. Dezember: D eu tsch er D ich ter abend in Wort Gartengestalter Fritz Hanisch:Park-undLandschafts- und Lied. Mitwirkende: Helene Henke, Dr. Waldemar gestaltung, das Lebenswerk Pückler s. Direktor Staegemann von der Dresdener Staatsoper, am Flügel: Elfriede Edmund Gläser: Hermann Pückler, ein schlesi­ scher Mensch. (Mit Lichtbildern.) Kahl. 7 6 Infolge der früher aufgetretenen Mängel im Wirtschafts­ In der Hauptversammlung vom 24. Juni wurde die betriebe des Hauses wurden Verhandlungen bezüglich einer ordent­ Änderung der Satzung der Gesellschaft von der Versammlung in lichen einwandfreien Ökonomie mit Herrn Direktor K i p k e der vorgelegten Fassung einstimmig angenommen. Die Satzung eingeleitet und mit seiner freundlichen Unterstützung zum Abschluß erhielt durch Verordnung des Herrn Regierungspräsidenten von gebracht. Der Betrieb ist seit 1. August eröffnet und es wird nun Breslau vom 23. August 1935 ihre Genehmigung. von den Erfahrungen abhängen, wieweit der Wirtschaftsbetrieb In der anschließenden Wahl des Präsidenten der Gesellschaft erhalten bzw. gesteigert werden kann. fiel diese auf Se. Magnifizenz, Prof. Dr. Walz, der die Wahl annahm und für das entgegengebrachte Vertrauen dankte. Ferner machen wir noch besonders aufmerksam auf folgende Von den Beschlüssen des Präsidiums sind besonders her­ den Mitgliedern ebenfalls bereits zugegangene Mitteilung über die künftige Gestaltung des Jahresberichts: vorzuheben: Die Gründung der Veterinärmedizinischen Abteilung ist vom Der Jahresbericht für 1935 erscheint dieses Mal noch in der­ Präsidium genehmigt worden. selben Weise wie bisher, nur wurden die Berichte über die Vor­ Die Zusammenlegung der Philologisch-archäologischen und träge manchmal gekürzt, besonders da, wo deren Inhalt bereits der Orientalischen Abteilung ist vom Präsidium beschlossen worden. anderweitig erschienen ist. Dafür konnten an anderer Stelle Zu Ehrenmitgliedern des Präsidiums wurden ernannt. Landes­ Originalarbeiten ausführlicher gebracht werden. hauptmann Dr. von B o e c k m a n n und der Kurator der Universität Für die Folgezeit ist eine andere Regelung in Aussicht ge­ und der Technischen Hochschule, Regierungspräsident i. e. R. Adolf nommen, die den wissenschaftlichen Wert der Jahresberichte v o n Hahnke. wesentlich zu heben verspricht. Bei den geisteswissenschaftlichen Als Berater der wissenschaftlichen Redaktionskommission des Abhandlungen sollen künftig nur die Titel der Vorträge aufge­ Jahresberichtes der Gesellschaft ist Bibliotheksrat Dr. Göber nommen werden, wissenschaftlich wertvolle Arbeiten dagegen in berufen worden. einer Sonderreihe von Veröffentlichungen erscheinen. Von dieser, Dem Sekretär der Abteilung für Gartenbau und Gartenkunst, im Verlage Hirt, Breslau, herauskommenden Sonderreihe sind Prof. Dr. Hubert Winkler, sind die Glückwünsche der Gesellschaft jährlich 4—5 Abhandlungen von je 30—40 Seiten vorgesehen, die zum 60. Geburtstage vom Präsidenten übermittelt worden. den Mitgliedern sofort nach Erscheinen zur Verfügung stehen. Gesellschaft zum 60. Geburtstage vom Präsidenten übermittelt Von den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern können ebenfalls bei Bedarf Arbeiten in dieser Sonderreihe erscheinen; im worden. wesentlichen soll aber hier in ähnlicher Weise wie bisher über die Dem Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt­ nicht bereits anderweitig erschienenen Vorträge berichtet werden. nisse in Wien sind die Glückwünsche der Gesellschaft zur Feier des 75jährigen Bestandes schriftlich ausgesprochen worden. Der neue im Verlage Hirt erscheinende Jahresbericht wird mit dem Sommersemester 1936 beginnen, so daß ich die Mitglieder Wir möchten an dieser Stelle auch die den Mitgliedern durch bitte, sich bereits jetzt darauf umzustellen. Außer wertvollen Vor­ Rundschreiben bereits bekanntgemachten Beschlüsse wiederholen: trägen sollen insbesondere auch wertvolle Erstveröffentlichungen Gemäß § 17 Absatz 2 Satz 2 der neuen Satzung werden als in dieser Reihe aufgenommen werden. Verantwortlich für die Auf­ amtliche Zeitungen für die Mitteilungen der Gesellschaft die nahme sind die zuständigen Redakteure: Nationalsozialistische Schlesische Tageszeitung und die Schlesische für die Medizinische Abteilung: Prof. Dr. Perwitzschky, Zeitung bestimmt. Naturwissenschaftliche Abteilung: Prof. Dr. B e d e r k e , Alle im Schriftenaustausch der Gesellschaft eingehenden Geisteswissenschaftl. Abteilung: Prof. D. Dr. R. Winkler, Schriften werden im Zeitschriftenzimmer der Staats- und Uni­ Generalredakteur: Prof. Dr. G o e t s c h. versitätsbibliothek Breslau unter dem Titel: „Schlesische Gesell­ Ich mache darauf aufmerksam, daß die Veröffentlichungen der schaft für vaterländische Cultur” ausgelegt. Ein Verzeichnis dieser Gesellschaft im Austauschverkehr mit ca. 450 wissenschaftlichen Schriften wird die Gesellschaft den Mitgliedern zugehen lassen, Gesellschaften stehen und damit eine außergewöhnliche Verbreitung sobald die finanzielle Lage die Druckkosten ermöglicht. 8 9 in wissenschaftlichen Kreisen des Aus- und Inlandes erhalten, die Kassen-Abschi uß fü r d a s Jahr 1934. besondere Verpflichtungen auferlegt. Der buchhändlerische Umsatz Einnahmen: ffiJt A u sg a b en : JU t soll zusätzlich erfolgen. Zinsen-Eingänge...... 2 807,02 Gehälter und Remunerationen 5 393,35 Mitglieder-Beiträge...... 9 720,— Instandhaltung des Gebäudes 2 122,57 Der Präsident Der Generalsekretär Beitrag der Provinz Nieder­ Zeitungsinserate...... 36,50 Walz. Goetsch. schlesien ...... 760,— Heizung 1 351,45 Beitrag der Stadt Breslau . . 200,— Beleuchtung 1 224,36 Rückzahlungen der Abteilung Wasserverbrauch...... 104,10 f. Gartenbau u. Gartenkunst 1 000,— Schreibmaterialien...... 28,— Erlös verkaufter Wertpapiere . 3 387,09 Druckkosten 3 537,45 Die Bibliothek Einnahmen aus dem Gesell­ schaftshause...... 3 023,— Porto-Auslagen...... 292,03 Außerordentliche Einnahmen . 452,98 S te u e r n ...... 3 538,63 wurde in der üblichen Weise von der Staats- und Universitäts­ Hypotheken-Zinsen u. Tilgung 1 460,20 bibliothek verwaltet. Im Zeitschriftenzimmer im Universitäts­ Fernsprech-Anschlüsse. . . . 244,10 hauptgebäude wurde ein besonderes Regal aufgestellt, in dem die Versicherungen...... 282,71 im Tauschverkehr eingehenden Schriften ausgelegt werden. Zu Kleine Ausgaben...... 263,70 den bestehenden Tauschverbindungen kamen als neue hinzu: Wanderversammlung .... 105,90 Vortragshonorare...... 422,15 Buenos Aires: Biblioteca Central Municipal. Winterhilfe...... 150,— Laibach: Prirodoslovno drustvo. Summe der Ausgaben .... 20 557,20 Prag: Ceskoslovenskä Botanickä Spolecnost. Vortrag aus dem Jahre 1933 . 478,90 Vortrag für das Jahr 1935 . . 1 271,79 St. Louis (Mo): Washington University Library. 21 828,99 21 828,99 S. Paulo (Brasilien): Instituto Biologico. B resla u , den 31. Dezember 1934. Theusner, Schatzmeister. W ertpapiere. Nach Umtausch von: Bericht über das Herbar der Gesellschaft. OJt 3 000,— 6/7 °/0 Schles. Boden-Credit-Goldpfandbriefe. JU l 2 000,— 6 °/0 Preuß. Schatzanweisungen, Durch die Unterstützung zahlreicher Heimatfreunde wurde das hfl. 4 000,— 5 V a \ d’Ougree Marihaye Obligat, in Gesellschaftsherbar auch im vergangenen Jahre nicht unwesentlich JM l 9 000,— 4 1/2°/o Rheinisch Westfäl. Elektr. Obligat. bereichert. Besonders wertvolle Zuwendungen machten wieder die 1000,— 4°/0 Umschuldungsanleihe Deutscher Gemeinden. Herren: Studienrat Buchs, Liebenthal, Dr. Kurt Meyer, Breslau ergab sich folgender B esta n d an W ertp a p ieren per 31. D e z e m b e r 1934. und Lehrer Max Militzer, Bautzen i. Sa. Für die Überlassung 1 000,— 6/7 °/0 Breslauer Stadtanleihe von 1926. 6 000,— 6/8 % Breslauer Stadtanleihe von 1928 II. der umfangreichen Pflanzensammlung unseres verstorbenen kor­ * 9 000,— 4 V /o Rheinisch Westfälisches Elektr. Werk Obligat, p. 1955. respondierenden Mitgliedes, Direktor i. R. Wilhelm Schoepke, 10 000,— 6°/0 Deutsche Reichsschuldbuchforderung II per 1945. 15 000,— 6 °/0 Deutsche Reichsschuldbuchforderung II per 1946. Kanth, ist das Provinzialherbar den Erben zu besonderem Dank 1 000,— 4 °/0 Umschuldungsanleihe Deutscher Gemeinden. verpflichtet. S c h a 1 o w. Vorschuß-Konto der Abteilung für Gartenbau und Gartenkunst. Schuldsaldo der Abteilung aus 1933 ...... ffiJt 3000,— ab Rückzahlungen im Jahre 1934 ...... „ 1000,— verbleiben ffUC 2000,— als Forderung der Gesellschaft an die Abteilung. Sonderbeiträge gingen ein: von der Provinz Niederschlesien ...... ffiJl 760,— von der Stadt Breslau...... „ 200,— B resla u , den 31. Dezember 1934. Theusner, Schatzmeister. 10 11

Dr. W o t z k a : 1. Sonderformen gastrogener Anaemien. a) Achlorhydrische Eisenmangelanaemie. b) Agastrische hypochrome Anaemie. 2. Retentio urinae und septische Kolizystitis als einziges Berichte über öie Tätigkeit der Abteilungen Symptom eines Rückenmarkstumors. vom 1. Januar 1935 bis 31. März 1936. Aussprache: Tietze. Dr. B. E r c k 1 e n t z : 1. Chorea bei Anaemia perniciosa. Medizinische Abteilung. Aussprache: Tietze. Sekretär: Prof. Dr. Perwitzschkv. 2. Leukämische Reaktion bei blutiger Regeneration einer Stellvertreter: Prof. Dr. Jung. Anaemia perniciosa.

Sitzung vom 16. Januar 1935. Sitzung vom 3. April 1935. Dr. Schwarz : Sehnervenscheidengeschwulst. Dr. G a g e 1 : Anatomie, Physiologie und Klinik des Hypothalamus. Prof. Dr. Lenz: Der Vortragende umgrenzt das Gebiet des Hypothalamus und 1. Das Sehen nach Ausschalten einer Sehsphäre. schildert in Kürze die Topik und die besonderen Charakteristika Aussprache: Förster. der sogenannten vegetativen Ganglienzellgruppen des Hypothala­ 2. Stereophotographie der Linse in durchfallendem Licht. mus. Er lehnt die strenge Lokalisation bestimmter vegetativer 3. Lokalbehandlung des Auges mit Radiumemanation. Funktionen in die als vegetativ bezeichneten Ganglienzellgruppen des Hypothalamus als nicht entsprechend begründet ab. Ebenso Dr. Scholtyssek: wird seiner Anschauung nach die Abgrenzung eines parasym­ 1. Der heutige Stand der Lehre von der sympathischen pathischen Anteils im oralen und eines sympathischen im kausalen Ophthalmie. Abschnitt des Hypothalamus nicht allen Beobachtungstatsachen 2. Lidbildung durch freie Hautüberpflanzung. gerecht. Es werden dann die vegetativen Störungen und die Dr. H a n o w : Praktische Fragen aus der Erbpathologie des Auges. psychischen Veränderungen, die sich im Bereich des Hypothalamus Aussprache Dieter, Rumbaur, Lenz. bei den verschiedenen Erkrankungen abspielen können, geschildert. Zu den Veränderungen an der Magen-Darmschleimhaut bei Hypo­ Sitzung vom 6. Februar 1935. thalamus-Prozessen wird kurz Stellung genommen. Schließlich Klinischer Abend der Medizinischen Abteilung des Städtischen wird auf den Unterschied zwischen der akuten Schädigung und dem Krankenhauses Allerheiligen. langsam ablaufenden Prozeß im Hypothalamus hingewiesen, der die Ersatzleistungen durch untergeordnete Zentren (Mittelhirn, Dr. Fulde: Geheilte Quecksilbernephrosen. Bemerkungen zur verlängertes Mark und Rückenmark) besonders klar zeigt. Die Therapie der Quecksilbervergiftung. sogenannten „Lebenszentren” des Hypothalamus, deren große Be­ Aussprache: Z i e s c h e spült Magen und Darm mit Natrium­ deutung eben geschildert wurde, sind demnach für den Fortbestand thiosulfat. des Lebens nicht unbedingt notwendig. Prof. Dr. W. E r c k 1 e n t z : 1. Zur Frage der Lambliasis. Sitzung vom 17. April 1935. 2. Koronarerkrankungen bei sero-negativer Lues. Dr. Roth: Über die Bang-Erkrankung. 3. Zur diätetischen Einstellung des Diabetikers. Es werden einige praktisch wichtige und im allgemeinen wenig Aussprache: Tietze, Gutzeit, Tietze, Ercklentz. bekannte Fragen der Bang-Infektion besprochen. R. geht auf den 12 13

Infektionsmodus beim Menschen ein. Die parenterale Infektion Dr. B u r e s c h berichtete über chronische Kohlenoxydvergiftung. wird bei weitem überschätzt. Tierärzte erkranken trotz enormer Es wurde die Häufigkeit und die Vielfältigkeit der Symptome Exposition relativ selten. Die latente Infektion überwiegt die besprochen. Weiterhin wurde die Bestimmung kleiner Mengen manifeste Erkrankung. Beim Zustandekommen einer manifesten CO auf blutgasanalytischem Wege angeführt und die damit fest­ Erkrankung spielen Magen - Darmerkrankungen, Resistenz­ gestellten Ergebnisse über CO-Gehalt des Blutes an Reiniger- schwächung durch chronische Infekte usw. eine große Rolle. Das Kästen und Generatoren mitgeteilt. Überwiegen der Männererkrankungen dürfte weniger auf erhöhte Exposition als vielmehr auf erhöhte Disposition zurückzuführen Dr. L i e b i g erörtert unter Vorweisung eines einschlägigen Krank­ sein. Die Bang-Erkrankung des Menschen dürfte so alt sein wie heitsfalles die Beziehungen zwischen perniciöser Anaemie die tierische Seuche. Es besteht kein Anhalt für eine in letzter Zeit und Lues. eingetretene Virulenzsteigerung des Erregers gegenüber dem Menschen. Die in den letzten Jahren beobachtete Zunahme der Sitzung vom 8. Mai 1935. Häufigkeit steht möglicherweise mit der Impfung der Rinder mit. Prof. Dr. Wagner: Über die Regulierung der Strömungswider­ lebenden Bang-Bakterien in Zusammenhang. Die Impfung mit stände des Blutes in der Lunge. lebenden Bang-Bakterien ist seit dem 1. April des Jahres bis auf ganz geringe Ausnahmen verboten. Es werden die wichtigen, allgemeinen Faktoren besprochen, die einen Einfluß auf die Strömung im Lungenkreislauf besitzen, be­ Aussprache: Käthe hat seit 1928 systematische Unter­ sonders eingehend wird die Änderung im Kammerdruckablauf bei suchungen durchgeführt und sämtliche Blutproben, die wegen Lungenblähung mit Rücksicht auf die Austreibungsperiode der Typhus - Paratyphus - Sepsis - Verdacht eingegangen waren, im rechten Herzkammer dargelegt. Es ergab sich dabei, daß die Widalschen Versuch auch auf Bang-Agglutinine untersucht. In Thoraxstellung von wesentlicher Bedeutung für das Verhalten des 1,4% konnte Bang-Infektion nachgewiesen werden. Von den rechten Ventrikels ist. Die starke Beeinflussung des Pulmonal­ 243 Bang-Kranken waren 7 Kinder unter 14 Jahren, 236 Personen druckes durch eine Änderung der Lungendehnung, wie sie schon über 14 Jahre, davon 192 männlich und 51 weiblich. Vom Lande bei gewöhnlichen Atembewegungen zum Ausdruck kommt, legt die stammten 188, aus der Stadt 58, obwohl 48,1% der schlesischen Be­ Annahme nahe, daß der Organismus durch Regulierung des völkerung auf dem Lande wohnt. Unter den Patienten waren Dehnungszustandes der Lunge entscheidenden Einfluß auf den 61 Landwirte, 17 Landwirtsfrauen, 33 Schweizer und deren Frauen, Druck in der Pulmonalis und auf die Belastung des rechten 23 sonst in landwirtschaftlichen Betrieben Tätige. Es hatten nach­ Ventrikels nehmen kann. Unter Berücksichtigung des Verhaltens weislich 114 Personen beim Ausräumen von Aborten geholfen bzw. der Reservekapillaren steht zu erwarten, daß eine zunehmende waren auf Gütern tätig, wo seuchenhaftes Verkalben vorkam, Lungendehnung zu einer stärkeren Durchblutung von Reserve­ 86 Personen hatten rohe Milch getrunken, ohne sonst unmittelbare kapillaren führt, so daß mit zunehmender Dehnung der Lunge der Beziehungen zu Abortfällen gehabt zu haben. Bei 43 Personen war Blutstrom in der Lunge auf größere Fläche ausgebreitet wird. Der die Infektionsquelle nicht zu ermitteln. Die Streitfrage, ob es sich von Heß aufgezeigte und in seiner Wirkung abgegrenzte Reflex­ bei der Bang-Erkrankung des Menschen um eine neue Erkrankung apparat dürfte eine Bedeutung für die Einregulierung der respira­ handelt, wird dahin beantwortet, daß die Bang-Erkrankung früher torisch wirksamen Oberfläche des Blutstromes in der Lunge haben. zu der Gruppe der fieberhaften Erkrankungen gehörte, die ursäch­ lich nicht zu klären waren. Es handelt sich also nicht um eine neue Prof. Dr. Perwitzschky: Schwerhörigkeit und hörverbessernde Krankheit. Gegenüber der Kutanreaktion mit einem Extrakt bzw. Apparate mit Schallplattendemonstration. Lysat aus Bang-Bakterien verdient der Bang-Widal den Vorzug. Es wird zunächst das Wesen der verschiedenen Formen von Prof. Dr. Basler: Körperbewegung, Kraftentfaltung und Lebens­ Schwerhörigkeit besprochen und die Mängel der bisher üblichen vorgänge in ihren zeitlichen Beziehungen. (Ist ausführlich in hörverbessernden Geräte. Bei den sehr viel häufigeren Schwer­ der Med. Klinik erschienen!) hörigkeiten vom Typ der Schallempfindung und Schalleitungs- 14 15

Schwerhörigkeit ist mit einer allgemeinen Verstärkung der Inten­ spricht das Wesen der Krankheit, die Unterscheidung von eigent­ sität durch Hörrohre bzw. Apparate kaum eine Verbesserung zu lichen Leukämien, ihre Seltenheit, die Symptomatologie mit beson­ erzielen. Es müssen die rein quantitativ arbeitenden, hörverbessern- derer Berücksichtigung des Blutbefundes, die Krankheitsdauer, den Geräte durch solche, die qualitativ verstärken, ersetzt werden. Prognose, Histologie der Myelome und ihre Therapie. Dies kann einmal auf dem Wege der Frequenzverdoppelung ge­ 2. Osteoklastische und osteoplastische generalisierte Knochen­ schehen, und zweitens mit der Wagnerschen polyphonen Membran. karzinose bei primärem Prostatakarzinom. Vortragender erwähnt im Gegensatz zu den primären, multiplen Klinischer Abend am 22. Mai 1935 im St. Georgskrankenhaus. Myelomen die generalisierten metastatischen Tumoren des Knochen­ markes und berichtet über je einen Fall von ausgedehnter, sekun­ Prof. Dr. M o s t : Zur Chirurgie der Fremdkörper. därer Knochenkarzinose bei primärem Prostatakarzinom mit 1. Abgebrochene Nadeln, welche mit Tiefenbestimmung entfernt a) osteoklastischer, b) osteoplastischer, c) gemischter Wachstums­ wurden. Dabei 2 Fälle von abgebrochenen Injektionsnadeln tendenz. in der Tiefe der Muskulatur. 2. Ein Eisensplitter, welcher die Arteria cubitalis verletzt hatte, Dr. Vogel: Dermatologische Demonstrationen. erforderte die Unterbindung der letzteren. 1. Kampfertumoren an Armen und Oberschenkeln nach In­ 3. Schußverletzungen verschiedener Körperteile. jektionen im Anschluß an eine Gasvergiftung vor 34 Jahren. 4. Verschluckte Fremdkörper. 2. Ungewöhnlich starke Reaktion am linken Oberarm nach Demonstration der Röntgenbilder eines Falles einer vei- subkutaner Compligon-Injektion wegen Arthritis gonorrhoica schluckten Nähnadel, die die hintere Rachenwand durchbohrt hatte beider Kniegelenke. und durch seitlichen Halsschnitt aus dem Retropharyngealraum Prof. Dr. Mann: Spontane Subarachnoidalblutungen. entfernt werden mußte. Kurze Demonstration von Röntgenbildern mit verschluckten Nadeln im Darm. Es wird ein Fall eines Psycho­ Im 1. Fall trat nach 2 Lumbalpunktionen vollständige Wieder­ pathen besprochen, welchem ein großer verschlucktei Nagel aus dem herstellung ein. Im 2. Fall trat ebenfalls nach Lumbalpunktion Darm operativ entfernt werden mußte, und ein weiterer Fall, wo zunächst Besserung des Zustandes ein, daran schloß sich aber ein der Patient mehrere Hundert Nägel verschluckt hatte, welche per psychischer Verwirrungszustand an. vias naturales abgingen. Aussprache: Dr. Severin stellt seinen vor 20 Jahren im 5. Fremdkörper in der Blase. Felde diagnostizierten Fall vor, der in Heilung ausging. 6. Abgebrochener Tabakpfeifenstiel, der bei einem Streit in die Orbitalhöhle eingestoßen war und das Auge nicht verletzt Sitzung vom 5. Juni 1935. hatte. Dr. Fulde: Wert verschiedener Leberfunktionsprüfungen für Prof. Dr. Mann und Dr. B e 11 i n g e r : Myasthenia gravis bei Klinik und Praxis. Mediastinaltumor. Vortragender bespricht die verschiedenen Leberfunktions­ Dr. Severin: prüfungen und kommt zusammenfassend zu einer Ablehnung der 1. Multiple Myelome (Kahlersche Krankheit). Dilirubinbelastungsprobe und des Althausenschen Versuches. Auch Vortragender berichtet über einen 46jährigen Patienten, dei die Takata-Reaktion wird nach den Erfahrungen der Forderung seit 4 Jahren an Rheumatismus litt und wegen Verschlimmerung einer idealen Leberfunktionsprüfung nicht gerecht. verbunden mit Appetitlosigkeit, Heiserkeit, Gewichtsabnahme und Prof. Dr. G u t z e i t : Zur Genese entzündlicher und geschwüriger Pulsbeschleunigung Ende Dezember 1934 aufgenommen wurde. Magen-Darmkrankheiten und die Rückwirkung dieser Er­ Die Sektion bestätigte die Diagnose Myelom mit vorwiegender krankungen auf den Gesamtorganismus. (Erscheint in der Lokalisation in Rippen, Sternum, Wirbelkörpern, Schädeldach und Med. Klinik.) Übergreifen auf das Periost der Wirbelsäule. Vortragender be­ Aussprache: S t o 11 e. 16 17

Klinischer Abend am 19. Juni 1935 in der Medizinischen Poliklinik. „v.* nau ictUlcilUllg aes Prof. Dr. B i 11 o r f : Allerheiligenhospitals. 1. Ikterus catarrhalis im höheren Lebensalter, der sich durch 1. Dr. Segschneider: Symmetrische trophoneurotische besonders schlechte Prognose auszeichnet, Tod durch cholä- Oedeme der Unterschenkel bei einem Basedow-Kranken. mische Magenblutungen. Betrachtung über Pathogenese, die 2. Dr. D i e t i ich: Lues latens mit Lichenruber zoniformis auf Stauung und Lebertoxikose hinweist. syphiliticus. 2. Bericht über günstige Wirkung von Dijodtyrosin in kleinen 3. Dr. G o e 1 d n e r : Dosen bei Basedowscher Krankheit. a) Mit Thorium-X-Stäbchen behandeltes Plattenepitheliom der Dr. Roesler berichtet über eigene Versuche über die Labilität Unterlippe. des weißen Blutbildes. b) Haemangioma capitis gyratum. 4. Dr. Segschneider: Sitzung am 26. Juni 1935. a) Favus des behaarten Kopfes. b) Aktynomykose am Kinn und Hals. 1. Prof. Dr. Ercklentz: Fokalinfektionen als Ursache von Allgemeinerkrankungen, deren Entstehung oder Ver­ 5. Dr. Werner: schlimmerung. a) Erythema induratum Bazin. b) Tbc. nodularis necroticans. 2. Prof. Dr. W. Meyer : Korreferat: Über das Fortschreiten der c) Morbus Darier. Infektion bis ins Paradontium. 6. Dr. S u m m e n t : 3. Dr. H e r r m a n n : Korreferat: Diagnose und Therapie der a) Tubero-serpiginöses Syphilit. Zahnerkrankungen bei fokaler Infektion. b) Lichenruber planus serpiginosus. Aussprache: Jung berichtet über pathologisch-anatomische c) Lupus erythematodes cum exacervationem acuta. Veränderungen an den Tonsillen bei chronischer Tonsillitis. 7. Dr. Diettrich : Dr. S c h u 11 z i g berichtet über die Häufigkeit der Fokal­ a) Primärinfekt der Haut mit consecutiven lyphogenen Lupus- infektion bei Studenten und Fachschülern. Bei 2% der Unter­ herden und Kehlkopflupus. suchten fand sich Herdnephritis bei chronischer Tonsillitis und b) Perniosis und Kälteurticaria. Myalgien, bei 0,28% wurde ein Myocardschaden beobachtet.

Prof. Dr. G u t z e i t : In den letzten 8 Jahren wurden Sitzung am 4. Dezember 1935. 275 Kranke mit Fokalinfektionen beobachtet. Von diesen wurden r°f. Dr. K a t h e : Die Diphtherie im schlesischen Raum seit 1923. 84 nachuntersucht. Es wurden 71 Kranke tonsillektomiert, 16 Kranke zahnbehandelt und bei 13 sowohl die Tonsillen als auch schleWi!131 nVersucht’ die Dynamik des Seuchengeschehens im die Zähne der Behandlung unterzogen. Von den Kranken sind die schift \/en. m ZU erfassen> den Bedingungen, die durch Wirt- Hälfte nach Entfernung des Foci geheilt, 25% nur gebessert und Wirknno- l Und S°ZiaIe Verhältnisse gegeben sind, in ihren 25% unbeeinflußt geblieben. G. weist dann darauf hin, wie unbe­ V e rla u ft” n a ^ Ablauf der Di-Welle nachzugehen. Um den friedigend die Indikationsstellung zur Behandlung der vorhandenen die l.h Qer Ul'Welle wiedergeben zu können, wurden zunächst für Herde ist, weil es bisher keine Methode gibt, mit der festgestellt kranth^ i ~ 1934 aUS den amtIichen Meldungen der Infektions­ werden kann, welche Herde für die Allgemeinerkrankung als ur­ und 711 Len ^ ‘Däbe für die einzelnen Kreise herausgezogen sächlicher Fokus in Frage kommen. bezirk \ 7 natS' Und Jahreskurven für die einzelnen Verwaltungs- ls zu den Kreisen hinunter zusammengezählt. Die £e- Severin, Luniatschek. nenen Zahlen wurden zu je 10 000 Lebenden in Beziehung

2 19 18 gesetzt, woraus sich schließlich die relative Morbilitätsziffer der Diphtherieserum. Es wird mit einer Dosis von 30- bis 60 000 Ein­ heiten begonnen, um dann in Dosen von 10- bis 20 000 Einheiten einzelnen Kreise Schlesiens während der 12 Jahre ergab. Diese Zahlen wurden in Stabform in eine Karte der Kreise Schlesiens ein­ fraktioniert weiter zu behandeln. Die intravenöse Serumtherapie gezeichnet. Dieses Schaubild gibt das Wandern der Welle wieder: wird abgelehnt, da zweimal ein Glottisoedem mit letalem Ausgang sie hebt in Oberschlesien an, hauptsächlich in den Städten des erlebt wurde. Neben der Serumtherapie wird Streptoserin und Industriegebietes, in den Kreisen Oppeln, Neustadt und Neisse Stadt. Traubenzucker gegeben. Salversan wird abgelehnt, da es ohne Erfolg war. Lokal erfolgen Pinselungen mit Chinosol, Targesin Sie dringt dann nach dem Bezirk Breslau vor, 1934 hat sie sich doit oder Salversan-Glycerin. Die Paresen werden mit subkutanen zu voller Höhe entwickelt. In Oberschlesien ebbt sie bereits wieder Strychnininjektionen behandelt. ab, brandet ab nunmehr in den Bezirk Liegnitz vor. Der Westen des letzteren ist noch wenig in Mitleidenschaft gezogen. Dieser charakteristische Seuchenablauf ist hinsichtlich der ursächlichen Sitzung am 18. Dezember 1935. Bedingungen eine Komplexerscheinung. Neben Bevölkerungsdichte Dr. Parade: Herzkomplikationen bei Diphtherie. und sozialer Lage spielt der Verkehr eine wesentliche Rolle. Diese Dr. B ö 11 : Zur bakteriologischen Diagnostik der Diphtherie. Gesetzmäßigkeit können wir noch nicht mit unseren sanitäts­ Dr. Steuer: Der gegenwärtige Stand der bakteriologischen polizeilichen Maßnahmen durchbrechen. Als Abwehrmittel haben Diphtherie-Diagnose, einschließlich der Typenbestimmung des wir die aktive Immunisierung, der die Zukunft der Diphtherie­ Diphtherie-Bazillus. prophylaxe gehört. Sitzung vom 8. Januar 1936. Dr. P e t e r s e n : Über den Verlauf der Diphtherie-Erkrankungen Aussprache zu den Diphtherie-Vorträgen vom 4. und 18. Dezember in den letzten Jahren. 1935: Henke, Käthe, Kossack, Stolte. Dr. W i e s n e r : Uber die Breslauer Diphtherie-Epidemie. Schlußwort: Frl. Lachmann. Prof. Dr. Hesse: Entgiftung des Phenylhydrazins. Dr. Lachmann: Über die Erfahrungen bei der Diphtherie- Epidemie unter besonderer Berücksichtigung der malignen Frl. Dozent Dr. Meißner: Studien zur Chemotherapie der Tuberkulose: Uber ein neues lipoidlösliches Kieselsäure­ Formen. präparat. In den Jahren 1933— 1935 sind auf der Inneren Abteilung des Aussprache: Henke, Hesse. Wenzel-Hancke-Krankenhauses 1734 Diphtherien zur Beobachtung gekommen, darunter 150 maligne Diphtherien. Die Diphtherie- Klinischer Abend am 15. Januar 1936 der Inneren Abteilung des Morbilität ist in den Monaten Oktober bis Dezember sehr hoch, Wenzel-Hancke-Krankenhauses. während eine besondere Bevorzugung einzelner Monate durch die Vor der Tagesordnung: Nachruf für den verstorbenen Prof. Mann, maligne Diphtherie nicht beobachtet werden konnte. Es wird leitender Arzt der Nervenabteilung am St. Georgskrankenhaus. weiter auf das typische Bild der malignen Diphtherie eingegangen, Dr. D u d e 1 : Agranulocytose. und besonders auf die Störungen von seiten des Kreislaufes. Fast Dr. Steinbrink: Beiträge zur Agranulocytosenfrage. alle malignen Diphtherien sind von Lähmungen gefolgt. Der Aussprache: Dr. Wagner. früheste Termin der beginnenden Lähmung war der zweite Krank­ Dr. Brandes: Pankreascysten. heitstag, der späteste Termin 8 Wochen nach der Erkrankung. Der Dr. Nicolai : Demonstration zur Frage: Diabetes und Lieblingssitz der Lähmungen ist das Gaumensegel, es folgen die Extremitäten und Akkomodationslähmungen. Die Atemmuskeln Tuberkulose. Dr. B i t z k e : Seltene Formen von Aortenaneurysma. wurden seltener betroffen, unter 150 Fällen starben 3 an Zwerchfell­ Frl. Lachmann: Lungen-Tumoren und ähnliches. lähmung. Fast alle Kinder starben an Föhntagen. Die Therapie Dr. Ludwig; Morbus Paget. besteht in sofortigen Gaben von hohen Dosen antotoxischem 2* 20 21 Sitzung vom 22. Januar 1936. Am 27. Februar 1935 wurde eine Veterinärmedizinische Ab­ Dozent Dr. L i e b i c h : Über den Kohlehydratstoffwechsel des teilung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur Herzens unter gesunden und krankhaften Verhältnissen. gegründet. Der Präsident der Schlesischen Gesellschaft für vater­ Prof. Dr. Staemmler: Anatomische Befunde bei experimenteller ländische Cultur, Prof. Dr. W a 1 z , Magnifizenz, hatte den Direktor Vergiftung mit Nikotin. des Tiergesundheitsamtes der Landesbauernschaft Schlesien, Dr. Schumann, beauftragt, die Gründung der Abteilung einzuleiten und die Vortragstätigkeit schon in diesem Semester beginnen Sitzung vom 5. Februar 1936. zu lassen. Prof. Dr. Henke: Neue und alte Streitfragen der Lehre von der Als Veitieter Seiner Magnifizenz war der Vorsitzende der Krebskrankheit. Medizinischen Sektion, Prof. Dr. P e r w i t z s c h k y , anwesend, Aussprache: Staemmler. der die Gründung der Veterinärmedizinischen Abteilung außer­ Dr. Schulz, Ober-Schreiberhau: Die entzündliche Tuberkulose. ordentlich begrüßte und gleichzeitig der Hoffnung Ausdruck gab, daß ein erfreuliches Zusammenarbeiten bestehen möge. Aussprache: Blumenberg, Gutzeit, Stolte. Oberregierungsrat a. D. Dr. Rust begrüßte seitens der Tier­ ärzte Schlesiens die Gründung und wies darauf hin, daß schon seit Sitzung vom 19. Februar 1936. langem der Wunsch bestand, sich an den Arbeiten der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur zu beteiligen. Auch er erhofft Vor der Tagesordnung: Dr. Brandes: Zwei Fälle von Schlaf­ mittelvergiftung. eine Bereicherung der veterinärmedizinischen Wissenschaft durch Dr. F e y r t e r : Uber das rechnerische Bedürfnis in der Pathologie. das Zusammenarbeiten mit den anderen Abteilungen der Gesellschaft. Aussprache: E i c h 1 e r. Aus den Verhandlungen mit dem Präsidenten und der Medizi­ Prof. Dr. B 1 u m e n b e r g : Krebssterblichkeit und Altersaufbau nischen Abteilung hat der Unterzeichnete den Eindruck gewonnen, mit besonderer Berücksichtigung der Breslauer Verhältnisse. daß insbesondere bei den beiden Abteilungen, der Medizinischen Aussprache: Henke. und der Veterinärmedizinischen, der Wunsch und das Bestreben bestent, Erkenntnisse aul den verwandten Gebieten auszutauschen und die mannigfachen wissenschaftlichen Beziehungen in der Er­ forschung und Bekämpfung der Zoonosen, also der Krankheiten des Menschen, die vom Tiere stammen, enger zu knüpfen, denn der Veterinärmedizinische Abteilung. heutige Tierarzt auf dem Lande und in der Stadt ist nicht nur oder Sekretär: Dr. Schumann, Stellvertreter: Dr. Scheel. nicht bloß überwiegend mit kurativer Praxis beschäftigt, sondern er ist auch mit wichtigen öffentlichen Aufgaben betraut, welche die Gründungssitzung der Veterinärmedizinischen Abteilung Krankheitsverhütung beim Menschen bezwecken. am 27. Februar 1935 im Gesellschaftshause, Matthiaskunst. Auf der Gründungssitzung wurden 2 Vorträge gehalten: Vorträge: 1- Dr. Schumann, Breslau: Die Bekämpfung der 1. Dr. Schumann: Die Bekämpfung der Strepto- kokkenmastitisderRinderdurchlnfusionen ^treptokokkenmastitis der Rinder durch In­ fusionen mit Entozonlösung. mit Entozonlösung.

2. Dr. Brüggemann: Eindrücke vom 12. Tier­ Der Vortragende ging auf die verschiedenen Probleme der altbekämpfung ein, erläuterte die Entstehung, die Verbreitung, ärztlichen Weltkongreß in New York. (Mit Lichtbildern.) »e Diagnose, die Prognose und nahm kritisch Stellung zu den ver­ schiedensten Behandlungsmethoden. Ausführlich wurde die Durch­ 22 23

führung der hygienischen Maßnahmen und die Technik der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, Maßnahmen zur Regelung des Entozonbehandlung erläutert und an Lichtbildern demonstriert. Fettproblems usw.) Die Umgestaltung der Wirtschaftsformen und Nach den vom Ministerium herausgegebenen Richtlinien ist bei der Rechtsnormen der landwirtschaftlichen Betriebe bezweckt die Er­ Durchführung der Bekämpfungsmaßnahmen neben dem Institut haltung des bäuerlichen Besitzes in der Familie, weil der National­ auch der praktische Tierarzt und der Besitzer bzw. sein Personal sozialismus im Bauern die hervorragendste Quelle für die E r­ einzuschalten. — An einem Material von 135 behandelten Kühen, neuerung der Volkskraft und des deutschen Volkstums sieht. die über mehrere Laktationsperioden hinweg verfolgt wurden, Außerdem mußten der Landwirtschaft schwerwiegende Aufgaben konnte ein Erfolgsprozentsatz von 63% demonstriert werden. Es gestellt werden, die für die Freiheit des deutschen Volkes von so ist deshalb nur zu empfehlen, die Entozonbehandlung systematisch ausschlaggebender Bedeutung sind, daß sie nicht durch kapita­ zur Durchführung zu bringen. — Der Vortrag wurde durch Vor­ listische oder sonstige Rücksichten gefährdet werden dürfen. Die führung einer Reihe von Lichtbildern vervollständigt. Stärkung der deutschen landwirtschaftlichen Erzeugung ist nicht nur eine Hilfe für den Bauern, sondern sie ist eine Stärkung und 2. Dr. Brüggemann, Trebnitz, schilderte in seinem Vor­ Wiederherstellung des Fundaments unserer Wirtschaft überhaupt, trag: Eindrücke vom 12. Tierärztlichen Welt­ denn der Zusammenbruch der Landwirtschaft ist auch das Kernübe! kongreß in New York den Verlauf des Kongresses und gab des Arbeitslosenelends. Die nationalsozialistische Auffassung von einen kurzen Auszug aus verschiedenen Vorträgen wieder. Ins­ Wirtschaftsführung kommt besonders zum Ausdruck durch die besondere hob er den günstigen Eindruck des Festvortrages von Neuordnung auf den landwirtschaftlichen Produktenmärkten. Es Ostertag hervor über die tierärztliche Milchkontrolle. Weiter handelt sich hierbei um eine ausgesprochene Bedarfsdeckungs- wurde berichtet über die Einrichtung und den Betrieb der Milch­ wiitschaft, bei der Angebot und Nachfrage auf längere Sicht in farm in Plainsboro und über das Serumwerk „Lederle”. — Von Einklang gebracht sind. Die getroffenen Maßnahmen sind für das den Eindrücken der Studienreise wurden nur die wiedergegeben, Gesamtwohl des deutschen Volkes von ausschlaggebender Be­ die fachwissenschaftliches Interesse haben: Tierärztliche Fakultäten deutung. Der große Viehbestand des Deutschen Reiches bildet nicht in Ithaca und Philadelphia, die Schlachthöfe in Chikago, das „Büro nui einen erheblichen Teil des Volksvermögens, sondern er ist der of Animal Industry” in Washington und die Forschungsanstalten in Grundpfeiler der Ernährungswirtschaft. Deswegen hat es die Bethesda und Beltsville. — Regierung für ihre vornehmste Pflicht erachtet, sich für Erhaltung Die Studienreise sei für alle Teilnehmer anregend und lehrreich und richtige Nutzung dieser Werte mit allen Mitteln einzusetzen. gewesen. Die deutschen Institute und Kliniken ständen aber trotz Beim Schlachtvieh muß eine hemmungslose Bereicherung durch der großen, in Amerika vorhandenen Mittel, hinter den amerika­ pe ulation unterbunden werden, um Fleisch und Fleischwaren der nischen nicht zurück, so daß man dem übernächsten tierärztlichen Gesamtheit des Volkes zu tragbaren Preisen und in ausreichendem Weltkongreß, der voraussichtlich in Deutschland stattfinden wird, Umfange zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zwecke war es not­ schon jetzt in Ruhe entgegensehen kann. — Auch diesen Vortrag wendig, die Preisunsicherheit und die Preisschwankungen auf den beschlossen zahlreiche gut gelungene Lichtbilder. lehmarkten zu beseitigen, die nur Wenigen zum Teil ungerecht­ fertigte Gewinnmöglichkeiten zum Schaden der Allgemeinheit Sitzung vom 10. Mai 1935: Vortrag Dr. Scheel, Breslau: bringen. Bei den getroffenen Maßnahmen hat man sich von dem Über die Aufgaben der Vieh- und Fleischwirt­ Gedanken leiten lassen, daß die Regelung der Vieh- und Fleisch­ schaft für die Ernährung des deutschen Volkes wirtschaft in erster Linie durch die Ordnung der Märkte erzielt im nationalsozialistischen Staate. werden muß. An Stelle der willkürlichen und ungehemmten Be- erung der Märkte muß eine den vorhandenen Absatzmöglich- Der Vortragende ging aus von den wirtschaftlichen und wirt­ eiten Rechnung tragende Beschickung treten, womit auch der schaftspolitischen Maßnahmen der Regierung des Dritten Reiches, usgangspunkt für die Lenkung der Erzeugung im Sinne der die zur Sicherung der Landwirtschaft erlassen sind. (Erbhofgesetz, ^taatsnotwendigkeiten und des Zieles der Nahrungsfreiheit des Reichsnährstandgesetz, Verordnungen über die Marktregelung der eutschen Volkes geschaffen ist. Bei der Festlegung der Preise 24 25

kann nur der gerechte Preis zugebilligt werden, der den gesunden Hemmschuh der Weiterentwickelung und der notwendigen landwirtschaftlichen Betrieben die Möglichkeit gibt, weiter zu er­ Leistungssteigerung der Viehbestände. Wo es nicht möglich ist, zeugen, einen auskömmlichen Verdienst für die Tätigkeit von wirtschaftseigenes Futter mit dem vorhandenen Viehstapel in Ein­ Händler und Fleischer vorsieht und dem Verbraucher die lebens­ klang zu bringen, kann nur eine Verringerung des Bestandes eine notwendigen Nahrungsmittel preiswert liefert unter besonderer zweckmäßige Fütterung und damit erhöhte Leistungen bringen. Berücksichtigung der Kaufkraft der breiten Masse des Volkes. Durch die Einbeziehung der ausländischen Kraftfuttermittel, der Unter gerechtem Preis ist also zu verstehen der volkswirtschaftlich Ölkuchen, in das Maismonopol, hat es die Regierung jederzeit in gerechtfertigte Preis, der der sozialen Befriedigung des deutschen der Hand, die Kraftfutterpreise unabhängig vom Weltmarktpreis Volkes Rechnung trägt. nach ihrem Willen zu regeln. Sie kann durch Zuschläge die Land­ Der Vortragende erläuterte darauf die Bedeutung der im wirte zwingen, wie auch bereits geschehen, von der übertriebenen Reichsgesetz über die Gebühren der Schlachtviehmärkte, Schlacht­ Ölkuchenfütterung abzugehen, um durch Vermehrung des ein­ häuser und Fleischgroßmärkte festgesetzten Ausgleichsgebühren heimischen Futterbaues die zur Fütterung notwendigen Eiweiß­ für alles Vieh und Fleisch, das unter Umgehung der Viehhöfe bzw. mengen selbst zu erzeugen. Die Landwirtschaft kann gute Preise Schlachthöfe dem Verbrauch in den größeren Städten unmittelbar nur dann erzielen, wenn ausgemästete Tiere zum Verkauf gestellt zugeführt wird, und ging dann näher ein auf die Verordnungen zur werden. Die Schafhaltung spielt für die Ernährung des deutschen Regelung des Verkehrs mit Schlachtvieh vom 9. Juni 1934 und vom Volkes nur eine untergeordnete Rolle, von überragender volkswirt­ 27. Februar 1935. Alle am Verkehr mit Schlachtvieh beteiligten schaftlicher Bedeutung ist sie für die Wollerzeugung zur Erweite­ Wirtschaftsgruppen vom Schlachtvieherzeuger bis zum letzten rung der deutschen Rohstoffbasis. Die Schafzucht muß aus Gründen Fleischer sind zu Schlachtviehverwertungsverbänden zusammen­ der Rentabilität der Woll- und Fleischproduktion in gleichem Maße geschlossen, deren Spitzenorganisation die Hauptvereinigung der gerecht werden. Da die Landwirtschaft aus eigener Kraft allein deutschen Viehwirtschaft bildet. Dieser Zusammenschluß war not­ nicht in der Lage ist, die Schafhaltung in dem notwendigen und wendig, um die unbedingte Durchführung der Verordnungen zu geplanten Umfange wieder aufzubauen, werden vom Reiche Dar­ sichern. In seinen weiteren Ausführungen befaßte sich der Vor­ lehen gewährt. tragende speziell mit der Fleischversorgung des deutschen Volkes. Der Vortragende schloß seine Ausführungen mit dem Hinweis Die größte Rolle spielt in Deutschland das Schweinefleisch, wobei auf die große Bedeutung der tierärztlichen Wissenschaft und der auch die Fettversorgung von besonderer Bedeutung ist. Der deutschen Tierärzte für die deutsche Vieh- und Fleischwirtschaft, Gesamtverzehr an Fleisch beträgt jetzt etwa pro Kopf und Jahr und zwar bei der Beratung in der Tierzucht, bei der Gesunderhaltung 54 kg, davon entfallen auf den Schweinefleischverbrauch rund der Tierbestände durch die Bekämpfung der Tierseuchen, bei der 30 kg. Wichtig bei der Schweinefleischerzeugung ist der Umstand, Erhaltung der Werte durch die Behandlung und Heilung erkrankter daß der Absatz jederzeit gesichert sein muß. Notwendig ist die Tiere und bei der Überwachung des Fleischverkehrs zum Schutze Gleichmäßigkeit in der Schweinezucht und -mast, und zwar mög­ der menschlichen Gesundheit vor Gefährdung durch Fleischnahrung. lichst auf der Grundlage von wirtschaftseigenen Futterstoffen, wobei Futtervorratswirtschaft zum Ausgleich von guten und Sitzung vom 29. November 1935: 1. Vortrag Dr. Fritzsche: schlechten Erntejahren von besonderer Bedeutung ist. Durch die ÜieErkrankungendesHerzensundderAtmungs- Drosselung der Futtermitteleinfuhr infolge der Devisenknappheit organe des Schweines im Lichte neuer F or­ ist die Schweinemast in größerem Umfange nach den futter­ schungsergebnisse. erzeugenden Ostprovinzen verlagert worden. Zur Verringerung der Fetteinfuhr ist die Umstellung vom Fleischschwein zum Fett­ Der Vortragende behandelte die Schnüffel- oder Schnieber- schwein erforderlich, denn die Lösung des Fettproblems ist der krankheit, die Ferkelgrippe und die multiple Herzmuskel­ Schlüssel zur Nahrungsfreiheit Deutschlands. Auch in der Rindvieh­ degeneration. Er betonte dabei, daß die Schnieberkrankheit kein zucht und -mast ist die wirtschaftseigene Futtergrundlage anzu­ ansteckendes, sondern ein konstitutionelles und vererbbares Leiden streben. Die Überbesetzung der Stallungen mit Vieh ist der größte ist, bei dem wahrscheinlich eine Erkrankung der Epithelkörperchen 27 eine Rolle spielt. Durch eine Reihe von Diapositiven wurde gezeigt, grundlegenden Umstellung in Fütterung, Haltung und Zucht be­ daß die heutige Zuchtrichtung beim Edelschwein zur Bekämpfung stehen. Schlachtreife Schweine sind baldmöglichst abzustoßen, der Schnieberkrankheit einen langen glatten Kopf und gerades wobei längere Transporte zu vermeiden sind. Elterntiere, deren Profil anstrebt, weil die Erfahrungen bewiesen haben, daß solche Nachkommen an dieser Erkrankung teilweise gefallen sind, dürfen Tiere weit seltener an Schnieberkrankheit erkranken. Die haupt­ nicht wieder gepaart werden, desgleichen sollen Geschwister solcher sächlichste Bekämpfungsmaßnahme ist die Ausschaltung aller Tiere nicht zur Zucht verwendet werden. Als Notbehelf während schnieberkranken Tiere, sowie deren Geschwister, auch wenn sie des akuten Ausbruchs der Erkrankung kann der Bestand zunächst keine Anzeichen dieser Erkrankung haben, von der Zucht. Auf mit Cardiazol behandelt werden. Grund von Gesundheitskontrollen in Schweinebeständen konnte die Erfahrung gemacht werden, daß z. B. ein zugekaufter Eber aus einer 2. Vortrag Dr. Sperk: Milchgewinnung nach schnieberfreien Schweineherde, in einem anderen Bestände, in dem hygienischen Grundsätzen. bislang ebenfalls keine Schnieberkrankheit herrschte, einen Teil Wenn wir von den Bakterien der normalen Euterflora absehen, schnieberkranke Nachkommen brachte. Es kann demnach die An­ die hauptsächlich aus Streptokokken besteht, so ist der Bakterien­ lage dazu in einem Tier vorhanden sein, die erst durch eine ent­ gehalt der Milch auf die Infektion von außen her zurückzuführen. sprechende Anlage des anderen Partners derartig ergänzt wird, daß Der größte Teil dieser bakteriellen Infektion erfolgt durch die die Schnieberkrankheit zum Ausbruch kommt. Schmutzteilchen, die während des Melkens in den Melkeimer Bei der Ferkelgrippe wurden die Forschungsergebnisse von hineinfallen. Die Luftinfektion spielt eine geringe Rolle. Hängt Waldmann und Köbe vorgetragen und dabei besonders die Diagnose diese Schmutzinfektion auch in erster Linie vom Grad der Rein­ und die Differentialdiagnose zur Schweineseuche und Schweinepest haltung der Tiere, der Sauberkeit des Stalles, sowie der Milchgefäße behandelt, desgleichen auch die Bekämpfungsmaßnahmen. ab, so sind wir dennoch auch im besten Milchbetrieb genötigt, eine Beim dritten Punkt des Vortrages, der multiplen Herzmuskel- Reinigung der Milch vorzunehmen. Diese Reinigung wurde bisher Degeneration, betonte der Vortragende, daß diese Erkrankung durch das sogenannte Seihen der Milch durch Seihtücher oder durch ebenfalls in Schlesien immer mehr im Zunehmen begriffen ist und das Filtrieren der Milch über Wattefilter vorgenommen. Diese eine ernste Gefahr für die gesamte Schweinezucht bedeutet. Auf Methode hat den entschiedenen Nachteil, daß durch die Milch selbst Grund der klinischen Beobachtungen geht auch hervor, daß es der Milchschmutz ausgewaschen wird und dadurch die an den keine ansteckende Erkrankung ist, sondern vielmehr ein Leiden, Schmutzteilchen haftenden Bakterien fast quantitativ in die Milch das auf einer komplexen Ursache beruht, wobei die Fütterung, die hineingewaschen werden, während die an sich unschädlichen Haltung und die Zucht eine Rolle spielen. Besonders die Haltung Schmutzteilchen am Filter Zurückbleiben. Dieser Vorgang führt scheint von großer Bedeutung zu sein, da in einigen schlesischen wohl zu einem sogenannten „Schönen” der Milch, nicht aber zu hochgezüchteten Schweinebeständen, in denen die Tiere beste einer Verbesserung im hygienischen Sinne. Es ist keine Methode, Gewichtszunahme aufwiesen, bei gleichzeitiger genügender Be­ um die an den Schmutzteilchen haftenden Bakterien mit dem Milch­ wegung im Freien, bislang noch keine derartigen Fälle beobachtet schmutze selbst aus der Milch zu entfernen. Außerdem muß an dem wurden. — Weiterhin wurden die klinischen Erscheinungen und Grundsätze festgehalten werden, daß die Reinigung der Milch am die Diagnose behandelt, wobei der Vortragende betonte, daß die Orte der Produktion sofort nach der Milchgewinnung zu erfolgen Diagnose in jedem Falle durch histologische Untersuchung des hat, um eine Auflösung des Milchschmutzes zu vermeiden. Eine, Herzmuskels zu sichern ist. Wenn auf Grund der klinischen Er­ viele Stunden nach der Gewinnung der Milch, vorgenommene scheinungen zunächst angenommen wird, daß es sich um eine Ver­ Reinigung in den Molkereien ist vom hygienischen Standpunkt aus giftung handelt und sofort zu chemischen Untersuchungen von so gut wie wertlos. Das Reinigungsverfahren muß sich aller­ Futtermitteln und Mageninhalt geschritten wird, entstehen dem einfachster Mittel bedienen, um auch im kleinsten landwirtschaft­ Besitzer erhebliche Kosten, die ihm erspart werden, wenn — wie lichen Betriebe Anwendung finden zu können. Besondere Reini­ gesagt — zuerst die histologische Untersuchung durchgeführt gungsapparate, wie z. B. die Reinigungszentrifuge, sind nur für wird. Die wesentliche Bekämpfung muß also in einer völligen Großbetriebe, Molkereien usw. zu verwenden. Aber auch die 28 29

Reinigungszentrifuge leistet im hygienischen Sinne nichts, wenn die endgültig in die Kannen abgefüllt. Diese ganze Prozedur mit dem Reinigung wie es oft der Fall ist, 24 Stunden nach der Milchgewinnung Standgefäß beansprucht höchstens 10 Minuten. Das „Absetz­ vorgenommen wird. Auf Grund einer langjährigen Arbeit auf v e r fa h r e n ” stellt das schonendste Verfahren der Milchbehandlung diesem Gebiete habe ich die sogenannte „Absetzmethode” aus­ dar und bewirkt eine Verbesserung der Milch im hygienischen gearbeitet. Sie geht von der Tatsache aus, daß die Milch im Melk­ Sinne dadurch, daß die Bakterien von ihrem Träger nicht getrennt eimer in 3 Schichten eingeteilt werden kann. Die oberste Schicht werden. Gleichzeitig hat aber auch ein „Schönen” der Milch statt­ ist die sogenannte „Schaumschicht”. An den Luftbläschen des gefunden. Die Lüftung der Milch findet beim Auslaufen der Milch Milchschaumes haften kleinste Schmutzteilchen, die, wie von einem aus dem Melkeimer statt, wobei die Vorrichtung getroffen ist, daß Schwimmgürtel umgeben, auf der Milchoberfläche schwimmen. das Standgefäß im Stalle steht, die ausströmende Milch aber nur Die „Unterschicht” enthält die großen und mehr schweren Schmutz­ mit der Außenluft in Berührung kommt. Die Kühlung der Milch teilchen, als sogenannten „Absatz”. Die mittlere Schicht ist frei findet im Standgefäß und in der Milchkanne statt. Wir umgehen von größeren Schmutzteilchen und stellt auch bei unsauberer bei dieser von uns ausgebauten Methode die Benutzung eines Filters Milchgewinnung eine schon ziemlich reine Milch dar, wie wir durch oder Seihtuches, sowie einer besonderen Kühlvorrichtung. die Schmutzprobe nachweisen können. Der Grundgedanke unseres Verfahrens liegt darin, von der Milch des Melkeimers nur die Sitzung vom 7. Februar 1936: 1. Vortrag Dr. Doenecke, Mittelschicht als Milch für den menschlichen Genuß zu verwenden. Breslau: Uber die katarrhalischen Affektionen „Ober und Unterschicht”, etwa ein Zehntel des Milchquantums im der Luftwege beim Pferd. Melkeimer, wird für die Fütterung der Kälber und Ferkel verwendet. Wir haben einen Melkeimer konstruiert, dessen einfache Ein­ Der Vortragende schilderte besonders die Arbeiten der Riemser richtung es ermöglicht, in automatischer Weise die Mittelschicht Schule. Es geht nicht an, daß jetzt fast jede mit Husten verbundene ausfließen zu lassen, während die „Ober- und Unterschicht” im Pferdeerkrankung in der Praxis draußen als infektiöser Husten Melkeimer zurückbleibt. Man kann den Melkeimer ohne Gefahr (Hoppegartener Husten) angesprochen wird, wie es leider ge­ der Aufrahmung der Milch 10 Minuten stehen lassen. Es ist selbst­ schieht, aber von Waldmann und seinen Mitarbeitern sicher nicht verständlich, daß der Sedimentierungsvorgang im Melkeimer mit beabsichtigt war. der Länge der Zeit gefördert wird. In der Praxis wird der Melk­ Unter Hinweis auf die neuesten Arbeiten von Schmidt und eimer jedoch sofort nach dem Melken entleert werden müssen. Die Kairies (Influenza bei Mensch und Tier) schilderte der Redner die Vorteile dieses sofortigen Ablassens liegen darin, daß die Schaum­ Möglichkeiten einer Primärschädigung des Organismus durch schicht als Schmutzfänger noch nicht zerstört ist, während die Witterungseinflüsse und andere die Resistenz herabsetzenden Sedimentierung der schweren Schicht doch schon während des Noxen. Die häufig auf der Schleimhaut gefundenen Bakterien Melkens stattgefunden hat. können in solchen Fällen ebenso zu schweren Bronchopneumonien Die Milch der Mittelschicht wird in einem Standgefäß ge­ Veranlassung geben, wie wenn eine Virusinfektion vorausgegangen sammelt, das sowohl am Boden, wie etwa 2 cm über dem Boden eine ist. Die Affektion der Schleimhäute des Respirationsapparates Abflußvorrichtung hat. Nach 1—1% Stunden hat eine völlige nach Äther- und Chloroformnarkosen beim Pferde, die jedem Sedimentierung der noch in der Milch befindlichen kleinsten chirurgisch arbeitenden Kollegen bekannt sind, muß man auf die Schmutzteilchen stattgefunden. Nach dieser Zeit wird die Milch Anwesenheit von derartigen Ubiquitärkeimen zurückführen. Ähn­ aus dem Standgefäß durch den oberen Milchabflußhahn in die liche Beobachtungen machten Schmidt-Kairies bei ihren Frettchen­ bereitstehenden Kannen entleert. Dann wird die Unterschicht in versuchen. Die verschiedenen Theorien über das Wesen der Er­ das besondere Gefäß der Restmilch mittels des untersten Hahnes kältung konnten bei der beschränkten Zeit nur gestreift werden. entleert und das Standgefäß mit einem Wasserstrahl gereinigt. Die Erkältungsversuche, welche der Redner an mehreren Pferden Nach der Reinigung des Standgefäßes wird die Milch aus den durchgeführt hatte, wurden unter Berücksichtigung des Blutbildes Kannen wieder in das Standgefäß zurückgegossen und gründlich geschildert. Es zeigt sich, daß den Blutreserven, dem Ausschüttungs­ gemischt, um einen gleichmäßigen Fettgehalt zu erzielen und dann vermögen der Milz, eine erhebliche Bedeutung zukommt. Pferde, 30 31 welche über genügend Reserven verfügen, werden Witterungs­ Hakenbildung an den oberen Eckzähnen aus der tierärztlichen einflüssen gegenüber erhöhte Widerstandskraft besitzen. Zahnalterslehre verschwindet und in die pathologische Anatomie Die so häufig beobachtete Zunahme von katarrhalischen eino-eordnet wird. Sogar der Name ist irreführend, gleichsam als Affektionen der Luftwege bei Tieren (Frühjahrshusten — Händler­ ob durch Aufeinanderbeißen sich nicht deckender Zähne der eine druse — Hundestaupe) zu Zeiten, in denen ein Ansteigen der Grippe­ in den anderen eindringt. Zudem wird nicht beachtet, daß dieser kurve des Menschen statthat, gab schon oft Anlaß zu der Vermutung, Zustand bald doppelt, bald einseitig, bald überhaupt nicht ange­ daß eine gegenseitige Infektion möglich sei. Da die Grippe, wie troffen wird. Die Zahnstreckung, welche als Begründung für das- Hallenser Hygieniker nachweisen, erheblich von der Witterung Zustandekommen herhalten soll, vollzieht sich ausnahmslos bei allen beeinflußt wird, so kann, da man ein gleiches für viele tierische Er­ Pferden, und bei Annahme einer besonderen Veranlagung müßte krankungen beobachtet hat, hier eine gemeinsame Primär­ für das einseitige Auftreten sogar ein rechter oder linker Anteil schädigung sehr wohl vorliegen. Therapeutische Betrachtungen derselben bestehen. Setzt man dem die Kaubewegung als aus­ wurden nur gestreift und müssen einer späteren Arbeit Vorbehalten lösende Kraft entgegen, so erscheint es geradezu als selbstverständ­ bleiben. lich, daß Einbisse, oder wie von mir bereits früher vorgeschlagen wurde, Einschliffe, entweder doppelt oder einseitig oder gar nicht Diskussion: Dr. Fritzsche fragt an, ob aus dem Filtrat auftreten, je nachdem der Unterkiefer gleichmäßig hin- und her­ wieder Influenza-Bazillen herausgezüchtet werden, um den Beweis schwingt, oder nur halbseits ausschlägt, während die andere Hälfte zu erbringen, daß die Filtrate filtrierbare Formen des Influenza- noch mahlt, oder endlich vollends unbehindert arbeitet. Als Ursache, Bazillus enthalten. für Einschliffe kommen in Betracht: Dr. Schumann interessiert die Beantwortung der Frage, ob 1. Ungünstiger Bau der Unterkiefer, so daß die Backzahnreihe Untersuchungen darüber angestellt wurden, daß das Ausschüttungs­ nicht wagerecht verläuft, sondern nach hinten zu ansteigt, vermögen von roten Blutkörperchen aus der Milz bei starken An­ 2. enges Kiefergelenk, strengungen der Tiere vererbbar ist. Im Schlußwort des Dr. 3. übergroßer vierter Backzahn, Doenecke wird die erste Frage bejaht, die zweite verneint. 4. Störungen des Zahnwechsels, 5. überzählige Zähne, 2. Vortrag Dr. L e u e , Oels: Zahnfehler und Zahn­ 6. Zahnkrankheiten. krankheiten in ihrer Bedeutung für die Kau- bewegung, Verdauung und Altersbestimmung Einschliffe sind danach stets der Ausdruck von Kaubehinde­ beim Pferde. rungen, die zu beseitigen sind. Die Erfolge einer daraufhin durch­ geführten Gebißregelung zur Erhaltung von Futter, Hebung der Auf einer zahnärztlichen Ausstellung in Breslau waren die Kau- Leistung und Vorbeuge von Krankheiten, insbesondere von Kolik,, bewegungen an Schädeln vom Menschen, Hunde und Schafe dar­ sind geradezu glänzend. gestellt. Zu dem dort veranschaulichten Auf-, Ab- und Seitwärts­ schwingen des Unterkiefers kommt noch eine Rück- und Vorwärts­ An der Diskussion beteiligten sich: Dr. Schumann,. bewegung, welche für das Zermahlen des Futters wichtig ist, hinzu. Dr. L e u e. Sind gerade diese Bewegungen gestört, dann kommt es zu erheb­ lichen Kaubehinderungen und Gebißfehlern, wie Seitwärtsdrängen von Backzähnen aus der Reihe und Schieferzahnbildung mit all ihren schädlichen Folgen. Die Auswirkungen behinderter Kieferbewegungen machen sich durch Aus- und Abschleifungen an den Backen-, wie auch an den Schneidezähnen bemerkbar. Besonders beachtlich ist in dieser Hinsicht der sogenannte Einbiß, den man sogar zur Altersbestim­ mung herangezogen hat. Es ist an der Zeit, daß diese eigentümliche 32 33

Abteilung für Zahnheilkunde. Sitzung vom 26. Oktober: Prof. Wannenmacher: Über Sekretär Dr. Peter, Stellvertreter: Dr. Herrmann. die V e r w e n d u n g s m ö g 1 i c h k e i t weißer Edel­ metallegierungen und ihre Beurteilung. Dr. Sitzung vom 9. und 11. Januar 1935: Paradentose- S c h a l o w : Aufbau der partiellen Prothese. Seminar, I. Teil Dr. Netter, II. Teil Dr. Peter. Sitzung vom 9. November: Dr. Feyerstein: Vor­ Sitzung vom 10. und 11. Januar: Kieferbruch - zeitiger Milchzahnverlust (Seminar). Seminar, I. Teil Prof. Meyer, II. Teil Dr. Ritter. Sitzung vom 10. November: Dr. Schroedter: Normale Sitzung vom 19. Januar: Prof. Dr. Rosenthal:Silberne Gebißentwicklung (Seminar). AntisepsisundChlordesinfektion. Prof. K o 11 a t h : Desinfektion und Sterilisation. Sitzung vom 16. November: Dr. Feyerstein: Vor­ zeitiger Milchzahnverlust (Seminar). Sitzung vom 23. Februar: Prof. Dr. Siegmund: Fokal­ infektion. Prof. Dr. Balters: Rationelle Wurzel­ Sitzung vom 30. November: Prof. E u 1 e r : D ie Bedeu­ behandlung. tung der Vitamine für die Entstehung der Paradentose. Sitzung vom 20. und 22. März: Kieferbruch-Seminar, I. Teil Dr. Herrmann, II. Teil Dr. Ritter. Sitzung vom 5. und 6. Dezember: Zahnärztliche Unfallchirurgie und Orthopädie (Seminar), I. Teil Sitzung vom 27. und 29. März: Paradentose-Seminar, Dr. Herrmann, II. Teil Dr. Ritter. I. Teil Dr. Netter, II. Teil Dr. Peter. Sitzung vom 11. und 12. Januar 1936: Orthodontie, Sitzung vom 4. Mai: Prof. Blumenberg: DieRassen- I. Teil: NormaleGebißentwicklung. Dr. Schroedter, hygiene im Wandel der Zeiten und Weltanschau­ Bunzlau. ungen. Sitzung vom 25. Januar: Prof. Dr. Greve: Grenzen Sitzung vom 25. Mai: Prof. Kollath: Von der Be­ des partiellen und totalen Zahnersatzes. Dr. deutung der Vitaminforschung für das Ver­ Fischer: Bemerkenswerte Fälle aus der zahn- ständnis pathologischer Prozesse in den ärztlich-chirurgischen Praxis. Knochen und Zähnen. Prof. Euler: Weitere Unter­ suchungsergebnisse über den Einfluß von Sitzung vom 1. und 2. Februar: Orthodontie, II. Teil: Avitam inosen auf die Zähne. Dr. Ragnar Berg: Vorzeitiger Milchzahnverlust. Dr. Feyerstein, Zahnverderbnis und Ernährung. Gleiwitz.

Sitzung vom 17. Juni: Paradentose -Seminar,, I- Teil Sitzung vom 22. Februar: Prof. Dr. E 1 b r e c h t , Neu-Isenburg: Dr. Netter. Grundlagen zur Konstruktion der partiellen Prothese. Sitzung vom 19. Juni: Paradentose-■Seminar, II. Teil Dr. Peter. Sitzung vom 6., 7. und 8. März: Kursus in der Medizi­ Sitzung vom 26. Juni: Kieferbruch -Seminar, I. Teil nischen Universitäts-Klinik. Dr. Herrmann , II. Teil:: Dr. Ritter. Sitzung vom 28. März: Dr. Hildebrandt: Keramischer Sitzung vom 28. Juni: Kieferbruch -Seminar, I. Teil Kursus. Dr. Herrmann , II. Teil Dr. Ritter.

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Naturwissenschaftliche Abteilung. Kräfte zwischen Ionen und Lösungsmittel zu ziehen. Hieraus ergibt sich dann z. B. eine Methode zur Bestimmung der Wertigkeit der in der Sekretär: Prof. Dr. S c h a e f e r. Lösung befindlichen Ionen2). Stellvertreter: Prof. Dr.Bergmann. Die Methoden der Messung der Schallgeschwindigkeit in Flüssig­ keiten haben erst im letzten Jahrzehnt eine bedeutende Vervoll­ Sitzung vom 29. Januar 1935. kommnung durch die Verwendung von Ultraschallwellen erfahren. 1. Walter Hein und Prof. Dr. H. S e n f 11 e b e n sprachen über: Während die früheren Versuchsanordnungen, die im allgemeinen Untersuchungen über die Stoßvorgänge bei der eine Variation der bekannten Kundt’sehen Methode waren3), mit Vereinigung von Wasserstoffatomen zu Molekülen. Schallwellen im Hörfrequenzbereich arbeiteten und wegen der mehrere Veröffentlicht in Ann. d. Phys. (5) 22, 1, 1935. Zentimeter betragenden Schallwellenlänge für die Messung größere 2. Joachim P i e t z n e r und Prof. Dr. H. S e n f 11 e b e n sprachen Flüssigkeitsmengen benötigten, kommt man bei Verwendung von über: Neuere Untersuchungen über den Einfluß eines Ultraschallwellen (Frequenzen größer als 106 Hertz) mit sehr geringen Magnetfeldes auf das Wärmeleitvermögen para­ Flüssigkeitsmengen (wenige cm3) aus und hat gleichzeitig den magnetischer Gase. Veröffentlicht Phys. ZS. 35,986, 1934. Vorteil, daß sich keinerlei störende Einflüsse der Gefäßwände bemerk­ bar machen, wie dies bei den älteren Versuchsanordnungen der Fall Sitzung vom 26. November 1935. war, die stets recht komplizierte Korrektionsformeln erforderten. Die ersten Messungen mittels Ultraschall wurden von 1. Prof. Dr. L. Bergmann sprach über: Schallgeschwin­ G. W. Pierce4) mittels des von ihm angegebenen akustischen digkeit s m e s s u n ge n in anorganischen und orga­ Interferometers ausgeführt. Weitere Schallgeschwindigkeitsmessungen nischen Flüssigkeiten (von L. Bergmann und A. Jaensch). mit dem zum Teil verbesserten Interferometer führten dann Die Kenntnis der Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten ist J. C. Hubbard, E. B. Freyer und D. H. Andrews5) aus. Das physikalisch aus folgenden Gründen wichtig: Nach der bekannten Prinzip dieser Interferometermethode ist kurz folgendes: Als Schall­ Beziehung: v = l / — ^— läßt sich aus der Schallgeschwindigkeit quelle dient entweder eine piezoelektrisch zu hochfrequenten Schwin­ r Pad. • Q gungen angeregte Quarzplatte oder das Ende eines hochfrequent V und der Dichte q die adiabatische Kompressibilität ßaA. der betreffenden schwingenden Magnetostriktionsstabes. Die Schallwellen durchlaufen Flüssigkeit ermitteln. Aus ßad. und der etwa piezometrisch bestimmten die zu untersuchende Flüssigkeit und treffen auf eine ebene Reflektor­ isothermen Kompressibilität ßis. ergibt sich nach der Beziehung platte; die reflektierten Schallwellen üben eine meßbare Rückwirkung K = ^ == — das Verhältnis der spezifischen Wärmen bei kon- auf den Schallgeber aus und diese Rückwirkung ist eine Funktion Cv Pad. der Reflektorstellung. Die Reflektorstellungen maximaler Rückwirkung stantem Druck und konstantem Volumen. Man hat also auf diesem X Wege über die Schallgeschwindigkeit ein Verfahren, experimentell sind um — von einander entfernt. Damit ist eine sehr genaue das Verhältnis der spezifischen Wärmen für Flüssigkeiten zu ermitteln Messung der Schallwellenlänge X in der Flüssigkeit möglich. Bestimmt und, da die spezifische Wärme bei konstantem Druck ohne Schwierig­ man gleichzeitig die Frequenz v des Schallgebers, so liefert die keiten direkt bestimmbar ist, erhält man damit auch den Wert der Beziehung v . X die gesuchte Schallgeschwindigkeit v. spezifischen Wärme bei konstantem Volumen, der sich sonst nur Eine weitere sehr bequeme Methode zur Bestimmung der Schall­ aus thermodynamischen Beziehungen in ziemlich umständlicherWeise geschwindigkeit in Flüssigkeiten ist 1932 von P. Debye und errechnen läßt1). Die Messung der Schallgeschwindigkeit in Lösungen liefert ferner einen Zusammenhang zwischen Kompressibilität und 2) A. S z a la y , Phys. Ztschr. 35, 293, 1934. Konzentration der Lösung und erlaubt nach Überlegungen von Debye 3) s. z. B. die Literaturzusammenstellung in G eig er & S c h e e l, Handbuch der Physik 1927 Bd. VIII, Kap. 13 u. 14. Rückschlüsse auf die freie Energie der Ionenlösungen bzw. auf die 4) G. W. P ierce Proc. Ann. Acad. of Arts and Sci. 60, 271, 1925. *) s. z. B. F. A. S c h u ltz e , Phys. Ztschr. ‘26, 154, 1925; Isn a r d i, Phys. 5) J. C. H ubbard, E. B. F rey er u. D. H. A n d rew s Journ. amer. ehem. Soc. 51, Ztschr. 25, 439, 1924. 759, 1929.

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F. W. Sears6) und gleichzeitig von R. Lu c a s und P. B i q u a r d 7) Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß inzwischen angegeben worden. Eine von hochfrequenten Schallwellen durch­ von Ch. Bachem, E. Hiedemann und H. R. Asbach10) laufene Flüssigkeit wirkt auf einen senkrecht zur Fortpflanzungs­ eine etwas andere Methode zur Schallgeschwindigkeitsmessung in richtung des Schalles hindurchgehenden Lichtstrahl in ähnlicher Flüssigkeiten angegeben worden ist. Läßt man senkrecht auf eine Weise wie ein gewöhnliches optisches Beugungsgitter. An den in einer Flüssigkeit sich ausbildende stehende Schallwelle paralleles durch die Flüssigkeit laufenden Kompressionswellen treten infolge Licht einfallen, so konvergiert das Licht wie zuerst R. Lucas und der sich ergebenden optischen Inhomogenitäten Reflexionen des Lichtes P. Biquard11) auf Grund theoretischer Überlegungen zeigten, in die im Braggschen Sinne auf und man erhält z. B. bei der optischen Stellen maximaler Kompression hinein. Diese Konvergenzlinien, Abbildung eines Spaltes durch die Flüssigkeit hindurch rechts und deren Abstand gleich der Schallwellenlänge ist, lassen sich z. B. links neben dem zentralen Spaltbild Beugungsspektren verschiedener mittels eines Mikroskops als lichtstarkes Streifensystem beobachten Ordnung. Der Abstand der Beugungsbilder vom Zentralbild ist um und in bezug auf ihren gegenseitigen Abstand ausmessen. Bei fort­ so größer, je kleiner die Schallwellenlänge in der Flüssigkeit ist, da schreitenden Schallwellen ist eine stroboskopische Beleuchtung not­ die Schallwellenlänge die Bedeutung der Gitterkonstanten hat. Bestimmt wendig. man also aus dem Abstand der Beugungsbilder vom Zentralbild und Aufbau der Versuchsapparatur. aus der Wellenlänge des benutzten Lichtes die Gitterkonstante d. h. die Schallwellenlänge in der Flüssigkeit, so hat man damit eine sehr Als Lichtquelle diente eine Quecksilberlampe L der Firma einfache Methode zur Messung der Schallgeschwindigkeit, die nur Schott & Gen. (siehe Fig. 1), deren vertikaler Teil mittels einer geringe Flüssigkeitsmengen benötigt. In dieser Weise sind schon von verschiedener Seite Schallgeschwindigkeitsmessungen bei einzelnen Flüssigkeiten ausgeführt worden8) und die vorliegende Arbeit stellt sich ebenfalls die Aufgabe, an möglichst vielen Flüssigkeiten die Schallgeschwindigkeit nach der Debye-Searschen Methode zu be* stimmen und daraus die Werte der adiabatischen Kompressibilität und das Verhältnis der spezifischen Wärmen zu berechnen. Die dabei benutzten Schallfrequenzen lagen im Gebiet zwischen 2,58.10'’ und 1,776.107 Hertz. Wie der eine von uns9) früher gezeigt hat, lassen sich nicht nur die Grundschwingung sondern auch die höheren Oberschwingungen des als Schallgeber benutzten Piezoquarzes zur Kondensorlinse K auf den Spalt S abgebildet wurde. Der Spalt, Erzeugung des Ultraschalles verwenden. So war es gleichzeitig dessen Breite 0,01 mm betrug, wurde mittels des Objektivs 0 (Rapid- möglich zu kontrollieren, ob eine Dispersion des Schalles bei den Aplanat von Busch, Brennweite 20 cm) auf die Filmebene einer untersuchten Flüssigkeiten auftrat. Kamera C abgebildet. Dicht vor dem Objektiv stand der Trog T, in dem sich die zu untersuchende Flüssigkeit und der als Schall­ 6) P. D e b y e u. F. W. S ea rs, Proc. nat. Acad. Amer. Wash. 18, 410, 1932. quelle dienende Piezoquarz Q befanden. Der Abstand zwischen Trog­ 7) R. L ucas u. P. B iq u ard , Journ. Phys. et Radium 3, 464, 1932. mitte und Filmebene betrug 61,5 cm. Um während der photographischen 8) Eine Literaturzusammenstellung findet sich z. B. bei E. H ied em a n n , Ultra­ schall, Ergebnisse d. exakten Naturwissenschaften Bd. 14, S. 253 1935, Springer, Berlin. Aufnahme die Beugungserscheinung auch subjektiv beobachten zu Während der Drucklegung der vorliegenden Arbeit erschien eine Veröffentlichung können, konnte in den Strahlengang zwischen Trog und Kamera von S. P a r t h a s a r a t h y, Ultrasonic velocities in some organic liquids, in Proceed. ein totalreflektierendes Prisma P eingeklappt werden, wodurch die of the Indian Acad. of Sciences, Vol. II, 497 (1935), in der nach der gleichen Beugungserscheinung auf einer Mattscheibe M sichtbar wurde. Hier Methode Schallgeschwindigkeitsmessungen in organischen Flüssigkeiten ausgeführt konnte sie mittels einer Lupe F beobachtet werden. Zwischen werden. 9) L. B ergm an n , Phys. Ztschr. 34, 761,1933, ferner Ber. d. Schles. Ges. f. vaterl. 10) Ch. B achem , E .H iedem annu.H .R . A sb a ch , Ztschr. f. Phys. 87,734,1934. Cultur Bd. 107, 17, 1934. u ) R. L ucas u. P. B iq u ard , Journ. Phys. et Radium 3, 464, 1932. 38 39

Spalt S und Kondensorlinse K war noch ein Zeiss-Monochromat- a des Troges befand sich der Quarz Q in einer gut isolierenden filter B eingeschaltet, welches nur die grüne Quecksilberlinie mit der Flüssigkeit, während in die linke Hälfte b die zu untersuchende Wellenlänge 546,08 mm hindurchließ. Als photographische Kamera Flüssigkeit eingefüllt wurde. Die Schallwellen durchsetzen ohne diente die Kleinfilmkamera Leica ohne Objektiv, die sich bei den merkliche Absorption die etwa 1 mm dicke Trennwand c. Aus der Messungen ausgezeichnet bewährte; sie ermöglichte es, rasch hinter­ Fig. 2 ist auch die Halterung des Schwingquarzes zu erkennen. Die einander eine Reihe von Aufnahmen zu machen und so die Zeit, quadratische Quarzplatte12) hatte eine Kantenlänge von 15 mm und in der die Flüssigkeit mit Schallwellen durchsetzt wurde, auf ein eine Dicke von 1,140 mm. Sie war in der normalen Weise mit ihrer Minimum herunterzudrücken. Fläche senkrecht zur elektrischen Achse orientiert, so daß sie in der Als Flüssigkeitstrog diente für isolierende Substanzen ein Messing­ Dickenschwingung erregt werden konnte. Die vorderseitige Ober­ trog von 5x5X3 cm3 mit eingekitteten runden Glasfenstern von fläche war vergoldet: durch eine Feder f, die die eine Elektrode bildete, wurde die Platte leicht gegen die ebengeschliffene Metall­ platte g angedrückt, die die zweite Elektrode bildete. Die elektrische Wellenlänge der Grundschwingung betrug 116,3 m, die Wellenlängen der 3., 5. und 7. Oberschwingung, die sich besonders leicht anregen ließen, waren 39,45 m, 23,7 m und 16,92 m. Damit konnte der oben erwähnte Frequenzbereich überstrichen werden. Die Erregung des Quarzes geschah mit einem kleinen Röhren­ sender, dessen Schwingungsleistung etwa 5 Watt betrug. Als Röhre diente die Telefunkenröhre RE 604 bzw. RS 241. Als Schaltung wurde die bekannte Dreipunktschaltung benutzt. Der Sender ist an anderer Stelle ausführlich beschrieben18). Der Quarz wurde in der in Fig. 1 gezeichneten Schaltung induktiv an den Sender an­ gekoppelt. Bei loser Kopplung ließen sich nur die Grund- und die ungeraden Oberschwingungen anregen, bei fester Kopplung war es dagegen auch möglich den Quarz zu erzwungenen Schwingungen anzuregen. Die elektrische Wellenlängenmessung geschah mit einem selbst gebauten Absorptions-Wellenmesser, dessen Genauigkeit allerdings nur l°/0 betrug. Der Gang der Messung war folgender: Nachdem 3 cm Durchmesser; der weiter unten beschriebene Schwingquarz war die zu untersuchende Flüssigkeit in den Trog eingefüllt und ihre im Innern des Troges an einer Schmalseite anmontiert. Elektrisch Temperatur mit einem Quecksilberthermometer festgestellt war, wurde leitende Flüssigkeiten, die ein Zusammenbrechen der elektrischen der Quarz zum Schwingen gebracht und zunächst subjektiv die Spannungen an dem Quarz und dadurch ein Nichtschwingen desselben Beugungserscheinung auf der Mattscheibe beobachtet. Die Sender­ bewirkten, wurden in folgender Weise durchgemessen. Der Quarz frequenz wurde so einreguliert, daß möglichst viele Beugungsbilder wurde in einer isolierenden Flüssigkeit (Toluol, Xylol usw.) in dem höherer Ordnung auftraten. Dann wurde das Beobachtungsprisma oben beschriebenen Trog zu kräftigen Schwingungen angeregt und herausgeklappt und der Kameraverschluß geöffnet. Während der die zu untersuchende Flüssigkeit wurde in einer besonderen Glas­ etwa 10 bis 100 sec je nach der Helligkeit der Beugungsbilder küvette von 3 X 3 X 3 cm3 in den ersten Trog eingesetzt. Die Schall­ dauernden Belichtung wurde die Wellenlänge des Senders gemessen. wellen traten dann aus dem Xylol durch die Glaswand in die zu Nach der Aufnahme wurde das Beugungsbild nochmals subjektiv untersuchende Flüssigkeit, die vom Licht durchstrahlt wurde. Diese kontrolliert. Anordnung wurde später durch eine Doppelküvette aus Glas ersetzt, 12) Hersteller Fa. S te e g & R eu ter, Bad Homburg. wie sie in Fig. 2 im Querschnitt gezeichnet ist. In der rechten Hälfte l8) L. B ergm an n , Ztschr. f. d. phys. u. ehem. Unterricht 48, 57, 1935. 40

Die Abstände der Beugungsbilder vom Zentralbild wurden in Tabelle 1. der Weise ermittelt, daß unter einem Meßmikroskop die gegenseitigen C h e m isc h e Schall­ T em p e­ Meßwerte Abstände des linken und rechten Beugungsbildes 1., 2. usw. Ordnung Flüssigkeit geschwindig­ anderer F orm el keit i. m/s. ratur Autoren 14) ausgemessen und durch 2 dividiert wurden. Die Berechnung der Schallgeschwindigkeit geschah in folgender Weise: Bezeichnet man Aceton C8H60 1235 21° 1120 (a) den Abstand der Trogmitte von der Filmebene mit /, den Abstand 1189 (b) des Beugungsbildes n-ter Ordnung vom Zentralspaltbild mit dn und 1175 (c) Aethylacetat CHS . COO C2H5 1204 19° nennt man die Wellenlänge des benutzten Lichtes Aopt und die Gitter­ Aethyläther C2H5O C2H5 1054 18e 931 (a) konstante des Beugungsgitters A (Schallwellenlänge) so gilt bekanntlich: 940 (e) Aethylalkohol 96% C2HbO h 1180 25° 1212 (d) d n ^opt * n 1195 (a> T “ 1155 (c) ~ Ä ~ Aethylbromid C2HBBr 922 18° wenn man, was bei der Kleinheit der Beugungswinkel im vorliegenden Aethylchlorid C2H5C1 1072 13° Aethylenglykol CaHgOa 1712 23° Fall berechtigt ist, den Winkel durch den Tangens ersetzt. Allylalkohol CaHeOH 1273 21° Bedeuten ferner v die Schallfrequenz und 2eiekt. die zu ihrer Amylacetat CvHiiOa 1236 21° Amylalkohol CHa (CH2) 4OH 1324 25° 1288 (d) Erregung benutzte Wellenlänge der elektrischen Schwingung, so 1270 (b> ergibt sich für die Schallgeschwindigkeit v die Beziehung: Anilin CeHsNHa 1710 24° 1676 (b) 1646 (c) __ v • I • n • Aopt _ 3 • 10101 • n • 2opt Benzol c 6h 6 1341 24° 1260 (e) 1250 (d) dn ^elek * dn 1310 (f) Setzt man hier die Zahlenwerte für Aopt = 5,4508.10-5 cm und 1202 (a> Bromoform CHBra 942 23° 922 (a) / = 61,5 cm ein, so wird Butylalkohol CHa (CH2) sOH 1268 27° Butylsaures Methyl 1230 21° v = 1,007 • 106 -i— m/sec. Chlorbenzol CeHsCl 1303 22° 1315 (b> On * %lek. 1272 (c) Chloroform CHCla 1032 20° 960 (e) 1072 (c) Messungsergebnisse. Dioxan CiHgOa 1394 23° In der Tabelle 1 sind in der ersten Spalte die untersuchten Glycerin C3H5 (OH)a 1986 22° Heptan C7H,6 1231 18° 1141 (c) Flüssigkeiten in alphabetischer Reihenfolge zusammengestellt. In Hexan C6Hi* 1141 18° 1121 (b> der zweiten Spalte ist die chemische Formel der betreffenden Flüssigkeit Isopropylalkohol CHa CHOHCHs 1175 23° Methylacetat C2Hb COOCHa 1234 18° angegeben. Die Spalte 3 bringt die gemessene Schallgeschwindigkeit, Methylalkohol CHa OH 1168 20° 1134 (b) die Spalte 4 die Temperatur bei der die Messung ausgeführt wurde 1111 (c) Nitrobenzol CaHaNOa 1475 24° 1506 (b) und in der Spalte 5 sind die Meßwerte anderer Autoren für die Methylenjodid CH2J2 902 21° Schallgeschwindigkeit der betreffenden Flüssigkeit mit aufgeführt. Octan CsHl8 1238 19° Pentan CßHia 1052 18° Diese Werte weichen z. T. mehr oder weniger stark von unseren Propyl alkohol CsHtOH 1262 20° Kohlendisulfid CS2 1193 19° 1060 (e) Werten ab, was teilweise auf die verschiedene Temperatur, bei der 1147 (c) diese Messungen ausgeführt wurden, zurückzuführen ist. Die von u ) Die in Klammern beigefügten Buchstaben geben die Autoren der früheren uns ermittelten Werte stellen Mittelwerte aus einer größeren Zahl Messungen an. Es bedeuten: von Einzelwerten dar, die bei den verschiedenen Schallfrequenzen a) Th. v. Jon es cu, Journ. d. phys. et radium 5, 377, 1924 gemessen wurden. Eine Dispersion des Schalles in dem benutzten b) W. Busse, Ann. d. Phys. 75, 675, 1924 oben angeführten Frequenzbereich konnte in keinem Falle nach­ c) F rey er, H ubbard u. A n d rew s, Proc. Nat. Acad. of Sei. 18, 409, 1932 gewiesen werden. Die Genauigkeit unserer Meßwerte beträgt etwa d) R. W yss, Helv. phys. acta 7, 406, 1934 e) A. C ism an, Journ. d. phys. et radium 7, 345, 1926 1 bis 2°/o und ist im wesentlichen durch die geringe Genauigkeit f) R. Bär, Helv. phys. acta 6, 570, 1933 der elektrischen Wellenlängenmessung bestimmt. g) Ch. B achem , Ztschr. f. Phys. 87, 738, 1934. 42 43

Flüssigkeit C h em isch e Schall­ Die kleinste Schallgeschwindigkeit wurde bei Methylenjodid zu geschwindig­ T em p e­ w 4 c F orm el keit i. m/s. ratur L 9 0 2 m /sec und die größte bei Glycerin mit 1986 m/sec gefunden. Autoren h) Versucht man aus den gesamten Messungen einen Zusammenhang Tetrachlorkohlenstoff CC14 zw ischen 961 21° 950 (e) Schallgeschwindigkeit und Substanz bei einander ähnlichen 925 (ci Stoffen herauszufinden, so kann man folgende Punkte herausschälen: 922 (d) Bei den gesättigten Kohlenwasserstoffen steigt die Schallge­ Toluol C7H8 926 (f) 1348 23 ° 1230 (e) schwindigkeit mit dem Kohlenstoffgehalt an, wie folgendeTabelle zeigt: 1324 (b) 1297 (f) Pentan C5H 12 1052 m/sec Trichloräthylen C2HCI3 924 (a) Hexan CsHi* 1141 m/sec Xylol 1067 2 3 ° CsHio 7 16 1349 2 3 ° 1286 (d) Heptan C H 1231 m/sec 1260 (g) Octan Cs Hi s 1238 m/sec 1165 (a) Ein ähnlicher Gang zeigt sich bei den einwertigen gesättigten 1345 (f) Alkoholen, bei denen die Schallgeschwindigkeit ebenfalls mit steigendem Tabelle 2 . K oh len stoffgehalt ansteigt: Methylalkohol C H 3 OH 1168 m/sec Aethylalkohol C2H 5 OH 1180 m/sec Propylalkohol CsH7 OH 1262 m/sec Aceton 0,792 1235 83.9 121,2 (a) 1,49 Aethylacetat 0,900 1,44 Butylalkohol C4 H 9 OH 1268 m/sec 1204 77,7 104.0 (k) 1,33 Aethyläther 0,713 1,21 1054 127.8 183.0 (c) 1,43 Amylalkohol C 5H 11OH 1324 m/sec Aethylalkohol 0,789 1180 92.2 1,37 99,8 (b) 1,19 1,22 Aethylbromid 1,498 922 79.6 Auch der Übergang von Methylenglykol C2H4(OH)2 zu Glycerin Aethylchlorid 113,4 (d) 1,42 1,87 0,921 1072 95.7 3 5 )3 Allylalkohol 138.0 (k | 1,45 1,83 C H (OH ergibt ein Anwachsen der Schallgeschwindigkeit von 1712 0,855 1273 73.1 Amylacetat 0,876 1236 74.4 auf 1986 m/sec. Amylalkohol 0,815 1324 70.9 90.5 (b) 1,28 Ersetzt man im Bromoform CHBr3 das Brom-Anion durch das Anilin 1,015 1710 34.1 45.5 (a) 1.33 Benzol 0,879 1.30 leichtere Chlor-Anion, so erhält man Chloroform CHCI3 und die 1341 64.4 95.3 (e) 1,48 Bromoform 2,890 1,44 942 39.5 51.0 (f) 1,29 Schallgeschwindigkeit steigt von 942 auf 1032 m/sec. Das gleiche Butylalkohol 0,804 1268 76,4 Chlorbenzol 98.0 (b) 1,25 1,15 1,106 1303 53.9 gilt für den Übergang von Aethylbromid CiHsBr mit der Schall­ Chloroform 74,9 (e) 1,39 1.30 ,483 1032 64.3 Dioxan 97.4 (g) 1,51 1,36 geschwindigkeit 922 m/sec zu Aethylchlorid C2H5CI mit der Schall­ 1,033 1394 50.6 Glycerin 1,260 geschwindigkeit 1072 m/sec. Der diesen beiden Substanzen isomere 1986 20.4 25.1 (h) 1.33 Heptan 0,683 1,21 1231 97.9 134.0 (m) 1,36 Aethyläther C2H5OC2H5 liegt mit der Schallgeschwindigkeit 1054 m/sec Hexan 0,659 1.24 1141 118,1 152.0 (g) 1,28 Isopropylalkohol 0,789 1175 93.2 zwischen den beiden anderen Werten. Methylalkohol 106.9 (g) 1,15 1.33 0,791 1168 93.8 120.0 (b) 1,28 1,21 Mischt man zwei Flüssigkeiten mit verschiedenen Schall­ Methylenjodid 2,279 902 44.7 Nitrobenzol 1,203 geschwindigkeiten, so liegt die Schallgeschwindigkeit der Mischung 1475 38.7 46.9 (g) 1,21 Getan 0,702 1238 1.33 Pentan 94.2 121.0 (m) 1,28 1,21 zwischen den Werten der beiden Ausgangsflüssigkeiten. Für eine 0,622 1052 147,2 Propylalkohol 175.9 (i) 1,20 1.25 0,803 1262 79.2 Mischung von Amylacetat (1237 m/sec) und Bromform (942 m/sec) 97.0 (b) 1,22 1,21 Kohlendisulfid 1,263 1193 56.7 Tetrachlorkohlenstoff 89.0 (b) 1,57 1,62 zeigt die Kurve 1 in Figur 3 die Meßergebnisse. Als Abszisse ist der 1,594 961 68.7 104.5 (e) Toluol 0,866 1,52 1.45 Gehalt von Amylacetat in °/o aufgetragen. Die Kurve 2 zeigt die 1348 64.7 91.5 (e) 1,42 Trichloräthylen 1.470 1067 1.45 Xylol 60,6 für eine Mischung von Methylalkohol (1168 m/sec) und Wasser 0,862 1349 64,6 Wasser 75.5 (1) 1,12 1,35 0,998 1529 43,5 (1529 m/sec) erhaltenen Schallgeschwindigkeiten. Als Abszisse ist 45.9 (e) 1,01 1,006 der Prozentgehalt von Methylalkohol angegeben. Bei dieser Kurve uchodsky, fällt auf, daß bei etwa 25°/o die Schallgeschwindigkeit einen Maximal­ & L ech n er, Börnstein, Physikalische’Tabellen. die Llte^urangaben siehe Landolt- wert erreicht, der über dem Wert von reinem Wasser liegt. Ein Grund hierfür ist vielleicht in der Volumkontraktion von Wasser- 44 45

Alkohol zu suchen, die ja bekanntlich beim Mischen von Wasser und ty/eiSe die relative Volumverminderung bei einer Druckzunahme um Alkohol auftritt. Zur Klärung dieser nicht uninteressanten Erscheinung 1 Atm. an. In der Spalte 5 sind die aus den Tabellen des Landolt- sind weitere Versuche mit einer inzwischen verbesserten Versuchs­ Börnstein entnommenen Werte der isothermen Kompressibilität ßis. anordnung in Angriff genommen worden. eingetragen; die eingeklammerten Buchstaben geben den betreffenden Autor an. Die Werte für das aus ßis. und ßad. berechnete Verhältnis V der spezifischen Wärmen cp/cv sind in der Spalte 6 zusammengestellt. Zum Vergleich sind in der letzten Spalte die von F. A. S c h u 11 z e (I.e.) errechneten Werte von cp/cv eingetragen. Im allgemeinen ist eine % 0 0 recht gute Übereinstimmung zu verzeichnen. Die bei einzelnen Flüssigkeiten noch vorhandenen Abweichungen sind zum Teil darauf zurückzuführen, daß unsere Messungen bei anderer Temperatur aus­ geführt wurden. itoo Versucht man auch für ßad. einen Gang mit der Substanz bei einander ähnlichen Stoffen aufzufinden, so ergeben sich folgende Zusammenhänge: Bei den gesättigten Kohlenwasserstoffen fällt mit zunehmendem C-Gehalt die adiabatische Kompressibilität von Pentan 1200 nach Octan um rund 45 °/o; dies bedingt die bereits auf Seite 43 fest­ / b gestellte Zunahme der Schallgeschwindigkeit von 1052 auf 1238 m/sec.

Chemische Flüssigkeit V ßad. Formel Q 1 0 0 0 - - - 0 ' __ - -o-- Q- ~ Pentan CßHi2 0,622 1052 147 Hexan C6Hl4 0,658 1141 118 T ö ~ ? s 1 0 0 % Heptan C7H16 0,683 1231 98 Octan CsHis 0,702 1238 94

Adiabatische Kompressibilität und cp/cv der untersuchten Die Dichte, die vom Pentan zum Octan um etwa 12 °/o zunimmt, würde Flüssigkeiten. allein sogar ein Anwachsen der Schallgeschwindigkeit hervorrufen. Wie in der Einleitung bereits erwähnt wurde, läßt sich aus der Das gleiche gilt für die Reihe der einwertigen gesättigten Alkohole: Schallgeschwindigkeit v und der Dichte q die adiabatische Kom- pressibilität ßad. der betreffenden Flüssigkeit nach der Gleichung Chemische Flüssigkeit Q V ßad. berechnen. Ist für die Flüssigkeit ferner der Wert Formel der isothermen Kompressibilität ßis. bekannt, so liefert das Verhältnis Methyalkohol c h 3o h 0,791 1168 94 o # Aethylalkohol CssHßOH 0,789 1180 92 den Wert cp/cv. In der Tabelle 2 sind in der ersten Spalte die Propylalkohol C8H7OH 0,803 1262 79 Butylalkohol C4H9OH 0,806 1268 78 Flüssigkeiten in alphabetischer Folge eingetragen, die Spalte 2 gibt Amylalkohol C5H11OH 0,815 1324 71 die Dichte q und die Spalte 3 die von uns gemessenen Werte der Schallgeschwindigkeit v an. Sie gelten für die in der Tabelle 1 Während hier die Dichte vom Methylalkohol zum Amylalkohol nur jeweils angegebene Temperatur. Die Spalte 4 bringt die aus Dichte um etwa 2,7 % ansteigt, fällt die adiabatische Kompressibilität um und Schallgeschwindigkeit berechneten Werte der adiabatischen 25°/o und bedingt dadurch ein Ansteigen der Schallgeschwindigkeit Kompressibilität ßad.; die Zahlen geben in der allgemein üblichen mit steigendem C-Gehalt. 46 47

Bei den untersuchten Benzolderivaten: Chlorbenzol, Nitrobenzol Die Messungen wurden in den Jahren 1933/34 im Physikalischen nnd Anilin nimmt sowohl die Dichte als auch die adiabatische Institut der Universität Breslau ausgeführt. Dem Direktor Prof. Kompressibilität in der angeführteh Reihenfolge ab: Dr. CI. Schaefer sind wir für die Überlassung der Institutsmittel zu großem Dank verpflichtet. Chemische Flüssigkeit 2. Prof. Dr. Bergmann sprach über: Eine einfache Formel Q V ßad. Methode zum Nachweis von Schallwellen in Flüssig­ keiten und zur Messung der Schallgeschwindigkeit Chlorbenzol CeHsCl 1,483 1303 64 Nitrobenzol c 6h 5n o 2 1,263 1475 39 (nach Messungen von L. Bergmann und J. Goehlich). Anilin c 6h 5n h 2 1,015 1710 34 3. Prof. Dr. L. Bergmann sprach über: Eine neue Methode zur Messung der Schallgeschwindigkeit Dies bewirkt eine verhältnismäßig große Zunahme der Schall­ in Flüssigkeiten. geschwindigkeit von 1303 auf 1710 m/sec. Anders liegen die Verhältnisse bei Bromoform und Chloroform, Die bisher zur Messung der Schallgeschwindigkeit in Flüssig­ sowie bei Aethylbromid und Aethylchlorid. In beiden Fällen nimmt keiten benutzten Methoden beruhen durchweg auf folgendem Prinzip1): bei Ersatz des Broms durch Chlor die Dichte um 50 bzw. 40 % ab Man mißt einmal die Schallwellenlänge in der Flüssigkeit entweder mittels einer Interferometermethode oder auf optischem Wege mittels der Beugung des Lichtes an den durch die Flüssigkeit laufenden Flüssigkeit Chemische Formel Q V ßad. Ultraschallwellen und man bestimmt ferner die Frequenz der Schall­ quelle meistens auf elektrischem Wege durch Messung der elektrischen Bromoform CHBr3 2,89 942 39 Frequenz des die Schallquelle erregenden Wechselstromes. Aus Chloroform CHCls 1,48 1032 64 Schallwellenlänge und Schallfrequenz ergibt sich dann in bekannter Aethylbromid C2H5Br 1,498 922 79 Weise die Schallgeschwindigkeit. Aethylchlorid C2H5C1 0,921 1072 96 Die folgende Methode versucht die Messung der Schall­ und bewirkt dadurch allein das Ansteigen der Schallgeschwindigkeit, geschwindigkeit dadurch wesentlich zu vereinfachen, daß nur eine während in beiden Fällen die adiabatische Kompressibilität bei Ersatz Größe gemessen zu werden braucht, die dann direkt den Wert der des Broms durch Chlor ebenfalls ansteigt. Schallgeschwindigkeit liefert. Das dabei benutzte Prinzip ist folgendes: Mehr läßt sich zunächst wohl nicht über den sicher recht Eine in der Flüssigkeit etwa mittels eines hochfrequentschwingenden komplizierten Zusammenhang zwischen Kompressibilität und chemi­ Piezoquarzes erzeugte fortschreitende Schallwelle wird optisch mittels scher Konstitution aussagen. einer Schlierenmethode über einen rotierenden Spiegel auf einen Schirm abgebildet. Wenn der Spiegel steht, ist infolge der hohen Geschwindigkeit der Schallwelle auf dem Schirm nichts zu erkennen. Zusammenfassung. Läßt man aber den Spiegel rotieren und wählt man den Umlaufsinn Die Arbeit bringt Messungen der Schallgeschwindigkeit in 34 so> daß sich das Bild auf dem Schirm in entgegengesetzter Richtung organischen Flüssigkeiten. Die Messungen werden nach der Methode bewegt wie die Schallwelle im Bilde selbst, so läßt sich eine bestimmte von Debye und Sears mittels der Beugung sichtbaren Lichtes Umlaufsfrequenz des Spiegels ermitteln, bei der die Schallwelle auf an den die Flüssigkeit durchsetzenden Ultraschallwellen ausgeführt. dem Schirm zu stehen scheint. Mißt man in diesem Augenblick Aus den Werten der Schallgeschwindigkeit und der Dichte werden die Umlaufsfrequenz des Spiegels, so ergibt sich aus ihr und den die adiabatische Kompressibilität und unter Benutzung der bekannten festen Daten der optischen Anordnung sofort die Schallgeschwindigkeit isothermen Kompressibilität das Verhältnis der spezifischen Wärmen der Flüssigkeit und zwar unabhängig von der Schallfrequenz. Cp/Cv berechnet. Es wird versucht einen gewissen Zusammenhang zwischen Schallgeschwindigkeit, Kompressibilität und chemischer x) Eine Zusammenstellung dieser Methoden findet sich z. B. im Handbuch der Konstitution der untersuchten Flüssigkeiten zu zeigen. xperimentalphysik Bd. VII, 1, Teil 3 S. 517; siehe auch den vorangehenden Aufsatz. v°n L. Bergmann u. A. Jaensch. In der Figur 1 ist der Versuchsaufbau schematisch wiedergegeben Schallwelle auf dem Schirm steht, muß vb = vt sein und daraus folgt: Eine Lichtquelle L beleuchtet über einen Kondensor K einen Spalt S der mittels eines Objektivs Oi an der Stelle B scharf abgebildet wird. Dicht vor dem Objektiv Oi steht der Trog T mit zwei Glas­ Aus der letzten Gleichung ersieht man, daß außer der Umlaufszahl N fenstern, in dem die Schallwelle etwa mittels eines Piezoquarzes Q des Spiegelrades nur noch der Abstand g in die Bestimmung von in der Pfeilrichtung erzeugt wird. Die Welle läuft auf einen den Vt eingeht. Je größer man g macht, mit um so kleineren Umlaufs­ frequenzen kommt man aus. Wählt man z. B. g = 3 m, so ergeben sich für den in Frage kommenden Bereich der Schallgeschwindig­ keiten in Flüssigkeiten von 900 bis 1800 m/sec Umlaufzahlen von 1500 bis 3000 pro Minute, die sich in verschiedener Weise z. B. elektrisch mittels einer Brückenanordnung mit einer Genauigkeit von 0,1 °/oo bestimmen lassen, so daß sich auch eine gleichgroße Genauig­ keit für die Schallgeschwindigkeit ergibt. Ein Hauptvorteil ist dabei, daß die Messung unabhängig von Frequenzschwankungen der Schall­ welle ist. Die Methode ist im Prinzip bereits durchprobiert worden und wird z. Zt. in einer Arbeit zur Messung der Schallgeschwindigkeit in Schall stark absorbierenden Stoff A (Watte, Kork usw.), so daß die verschiedenen Flüssigkeiten und Lösungen benutzt. Bildung stehender Wellen verhindert wird. Das Spaltbild selbst wird an der Stelle B durch eine undurchsichtige Blende in der Größe des 4. Dr. W. Redepenning sprach über: Untersuchung Spaltbildes abgeblendet. Ein langbrennweitiges Objektiv O2 bildet von Spektrallinien in kombinierten elektrischen den Trog und damit die Schallwelle selbst über ein rotierendes und magnetischen Feldern (nach Messungen von W. Steubing Spiegelrad R auf dem Schirm Sch ab. Bei richtiger Umlaufsfrequenz und W. Redepenning). Veröffentlicht in Ann. d. Phys. (5) 24, 161, 1935. und Umlaufsrichtung von R sieht man auf dem Schirm helle und Sitzung vom 21. Januar 1936. dunkle Streifen, die ein Bild der Kompressions- und Dilatationsstellen der die Flüssigkeit durchsetzenden Schallwelle darstellen. 1. Prof. Dr. C. Schaefer sprach über: Untersuchungen zur höheren Farbenmetrik (nach Versuchen von Dr. Pese Bezeichnet man mit g die Entfernung des Objektivs O2 vom und Dr. Stipa). Trog, mit b den optischen Abstand des Schirmes Sch vom gleichen Objektiv 0 2 und wählt man die Stellung des rotierenden Spiegels 2. Dr. A. N e u h a u s sprach: Über einen Fall von sub­ so, daß die Entfernung der Spiegeloberfläche von O2 gleich ist der mikroskopischer pseudoracemischer Verwachsung Entfernung der Spiegelfläche von der Drehachse, so gilt: von Kristallen nebst erklärendem Modellversuch.

wenn vt die zu messende Schallgeschwindigkeit in der Flüssigkeit im Trog und vs die Schallgeschwindigkeit im Bild auf dem Schirm Chemische Abteilung. bedeutet. Ist andererseits N die Anzahl der Umläufe des Spiegel­ Sekretär: Prof. Dr. Ruff, Stellvertreter: Prof. Dr. H a r t m a n n. rades pro Minute, so ist:

V = 2 ‘ 271' b • N — 71 ' b ' N Sitzung vom 11. Januar 1935: Prof. Dr. Jul. Meyer, Breslau: 60 — 15 ’ u r Kenntnis der Isomerie der Allozimtsäure. wenn man mit vb die durch die Spiegelrotation erzeugte Bild­ geschwindigkeit auf dem Schirm Sch bezeichnet. Wenn das Bild der Sitzung vom 1. Februar: Prof. Dr. Jost, Frankfurt a. M.: Kohlehydratabbau im Muskel. 50 51

Sitzung vom 8. Februar: Dozent Dr. Kröger, Breslau: Sitzung vom 4. Dezember: 2)r.*$ng. Roesner, Frankfurt Uber die zur Glasherstellung wichtigen chemi. a. M. (Lurgi): Neue Verfahren zur Nutzbarmachung sehen Reaktionen usw. von Abgasen in der chemischen Industrie.

Sitzung vom 20. Februar: Prof. Dr. Sfc.^ng. e.h. O. Ruff, Sitzung vom 13. Dezember: Prof. Dr. H ü ekel, Breslau: S t r ukturchemische Untersuchungen an bicy- Breslau: ÜberBildungundZersetzungdesSilicium.' c a r b i d s. klischen Systemen.

S itzu n g vom 8. Januar 1936: Privatdozent Dr. Wurm, Sitzung vom 24. April: Dr. W. Schmidt, Bitterfeld: Observatorium Potsdam: Photochemische Prozesse im Magnesium, seine Legierungen und die tech. Kometen. nische Verwendung derselben. Sitzung vom 24. Januar: Dozent Dr. phil. habil. V o ß , Breslau: Sitzung vom 8. Mai: Dr. Sachse, Göttingen: Neuere Über den Aufbau verholzter Zellwände. Anschauungen über monomolekulare Gas­ reaktionen. Sitzung vom 12. Februar: Prof. Dr. Graßmann, Dresden: Beiträge zur Konstitution der Eiweißkörper. Sitzung vom 24. Mai: Prof. Dr. Ehrenberg, Breslau: D er Ersatz von eiweißhaltigen Futterstoffen beim Sitzung vom 19. Februar: Prof. Dr. Sauerwald, Breslau: Futter unserer Nutztiere durch chemisch her­ Unsere phys. - ehem. Kenntnis schmelzflüssiger gestellte Erzeugnisse. metallurgischer Prozesse .

Tag der Deutschen Technik vom 4. bis 8. Juni: Sitzung v. 28. Februar: Prof. Dr. A. W. S c h m i d t , München: Uber die künftige Entwicklung des Chemie­ Prof. Dr. Ruff, Breslau: Die Stoffwirtschaft Schlesiens. Direktor Dr. Meyer, Breslau: Neuere unterrichts an unseren Hochschulen nach Ein­ Probleme der Kunstseide. drücken von meiner Amerikareise. Berichte über diese Vorträge finden sich in der Zeitschrift für Fahrt nach Münsterberg i. Schl, am 2 2. Juni: angewandte Chemie. 1. Vortrag über die Herstellung von Gemüse­ konserven. 2 . Besichtigung derKonservenfabrik von Carl Biologische Abteilung. Seidel & Co., Münsterberg. Sekretär: Prof. Dr. W. G o e t s c h. 3. Geselliges Beisammensein. Stellvertreter: Dozent Dr. J. v o n Ledebur.

Sitzung vom 16. November: Prof. Dr. Schwarz, Königsberg: Sitzung vom 17. Januar 1935: Prof. Dr. Wunder: W und­ NeueErgebnissederSilicium-Chemie. Anschließend heilung und Regeneration beim Karpfen. (Experi­ Geselliger Abend in der Matthiaskunst. mentelle Untersuchungen gemeinsam mit Herrn Dr. S c h i m k e.)

Sitzung vom 22. November: Prof. Dr. F e r b e r , Breslau: D i e Sitzung vom 14. Februar: Prof. Dr. Goetsch Zusammen- Leistung der deutschen Farbstoffindustrie in arbeit im Ameisen- und Termiten- Staat. (Mit den letzten Jahren. Film.)

4* 52 53 Die Art und Weise, wie Ameisen sich im Gelände orientieren ihre Nahrung finden und dann ihre Nestgenossen zu einer Futter­ einer sonst glatten Scheibe stets am Rande. Auf dem Rückweg quelle hinführen, konnte durch eine Anzahl von Untersuchungen stellen sie sich dann so ein, daß nun der andere Fühler sich an den jetzt klargestellt und in Filmen vorgeführt werden. Da die Arbeiten Richtungsweiser „anhängt”. über die Ameisen bereits erschienen sind (Goetsch 1934), beschränke Die Unsicherheit und Unlust der Termiten, ein unbekanntes ich mich hier auf die Darstellung der bisher noch nicht veröffent­ Gelände zu betreten, wird gemindert, wenn wir ihnen auf b e i d e n lichten Versuche mit Termiten, die in Südamerika begonnen und Seiten Erhöhungen oder Vertiefungen als Richtungsweiser geben; in der Zoologischen Station Neapel in diesem Jahr abgeschlossen d. h. w enn wir sie in einem schmalen Graben oder über eine schmale wurden. — Brücke laufen lassen. Solche Anordnungen, die ja auch dem natür­ Die erste Frage, die es zu lösen galt, war folgende: Wie nimmt lichen Leben der in Röhren oder auf Zweigen sich bewegenden eine blinde Termite überhaupt Eindrücke aus der Umgebung auf? Reticulitermes entsprechen, erleichterten dann auch die experi­ Die Beobachtung an Einzeltieren von Reticulitermes (Leucotermes) m entellen Bedingungen, da sie gestatteten, auswechselbare Kanten, lucifugus Rossi lehrte, daß zur Orientierung im Gelände fast aus­ Brücken und Drehscheiben zu verwenden. Durch solche Versuchs­ schließlich die F ü h 1 e r , in geringerem Maße die Maxillar-Palpen anordnungen konnte man dann zeigen, daß n e b e n diesem, einem in Betracht kommen: eine suchende Termite bewegt immer ab Lichtkompaß ähnlich funktionierenden taktilen Richtungsweiser in wechselnd einmal die eine, einmal die andere Antenne nach unten w eitem Maße der Geruchssinn eine Rolle spielt. und nach der Seite, so daß auf diese Weise rechts und links dauernd abgetastet wird. Fehlt einer der Fühler, so wird der Kopf so ge­ dreht, daß die noch vorhandene Antenne annähernd geradeaus nach vorn gerichtet wird; beim Vorwärtslaufen tastet jetzt s i e einmal rechts und einmal links die Umgebung ab. Läßt man die Tiere über berußtes Papier laufen, so sieht man neben den meist nur ganz ganz leicht markierten Ausschlägen der Antennen auch noch die Abdrücke der Maxillartaster, die fast dauernd leicht am Boden schleifen. Sie sind aber nicht imstande, bei Verlust beider Fühler eine geregelte Orientierung zu gewährleisten. Bei Termiten mit Augenrudimenten (Calotermes-Arten) machte sich der Lichteinfall bei der Orientierung gelegentlich geltend (Lichtkompaß- ewegungen); die augenlosen Leucotermes nahmen den Lichteinfall ebenfalls wahr, wie ein Zusammenzucken bei plötzlich verstärkter oder stark abgeschwächter Beleuchtung zeigte. Als Orientierungs­ weiser diente das Licht jedoch nicht: ein vertauschter Lichteinfall brachte sie nicht von ihrem geraden Weg ab. Die Orientierungsbewegungen der Fühler machen es ohne weiteres verständlich, daß sich die Termiten bei Erkundungswegen vom Nest aus an Bodenerhebungen oder Vertiefungen gleichsam T FiS- L Versuchs-Anordnung bei Reticulitermes lucifugus Rossi. „anhängen ; d. h. sie laufen in gänzlich unbekanntem Gelände, das — Tube, in welcher die Termiten mit Holz ihrer natürlichen Wohnstätte angesiedelt w rfn' Aus dem die Tube abschließenden Korken führt der Weg auf die aus- sie übrigens nur sehr zaghaft betreten, gern so, daß der eine Fühler r ..c se are Brücke B I über eine Drehscheibe D zur Brücke B II, und von da zu ver- dauernd auf eine erhöhte Kante, in eine vertiefte Rille oder aber sch^’h^ 0<^er (Der von der Tube über die Brücken und die Dreh- ins Leere trifft. An dem auf einem Papierblatt dargebotenen ei en führende Weg konnte aus technischen Gründen nicht so eng am Rande gezeichnet werden, wie er in Wirklichkeit verlief). Objektträger laufen sie also in seiner ganzen Länge geradeaus, auf einem Brettchen den darauf angebrachten Ritz entlang und' auf Die Abbildung Fig. 1 zeigt die Anordnung eines Drehscheiben- Versuchs: Die in einer Glastube T angesiedelten Reticulitermes 54 55

können durch ein Loch im Korken ihre Behausung verlassen „na Wie die Ausbildung einer Spur schließlich andere Richtungs- weiser ersetzt und unnötig macht, zeigen die Abbildungen Fig. 3 verrotteten^H f ^ B U ”dB " S0Wie die Drehscheiben D zu a—m, welche die Ergebnisse einer Anzahl von Versuchsserien Kompost (H) ,aufen’ den sie zusammenfassen. ° le We®e4 von Termiten, die eine ganz unbenutzte Versuchs- Aus zwei Kolonien von 60 bis 75 Arbeitern und je 6 Soldaten rfi R " T ,)Clleten’ Smd 111 der F‘S-1 eingezeichnet: wir sehen sie ließ ich die Tiere an einem Objektträger entlanglaufen und sich an ihn „anhängen” (Fig. 3 a). Ein zweiter Objektträger in einiger Ent. der P H . SICh an einer Seite derselben „anhängen” an zweit R ^ T ^ehscheibe entlang eilen und dann über’die fernung (a’) diente dazu, ein allzu wildes Abirren vom Weg bei den zweite Brücke zum Mulm kommen. Alle Bewegungen sind dabei ersten Erkundungsgängen zu vermeiden und außerdem in den Ab­ ziemlich unsicher und langsam. Der Rückweg erfolgt dann auf bildungen den Abstand des später zu verschiebenden ersten Objekt­ genau derselben Straße. Eine Drehung der Scheibe oder ein Aus trägers zu kennzeichnen. Fig. 3 a zeigt den Weg einer auslaufenden wechseln der Brücke löst keinerlei Reaktion aus. Ist aber das Tier Termite, die sich erst orientiert, also den Weg nicht kennt; sie bleibt ereits einige Male dieselbe Straße gegangen, oder haben sie schon meist an dem Objektträger und kehrt zu ihm bei Orientierungs­ mehrere Tiere benützt, dann ändert sich das Bild: Der We»- wird schleifen zurück. Fig. 3 b zeigt den Rückweg eines solchen Tieres; jetzt ohne Unsicherheit und ohne Stocken zurückgelegt, und die die Glaskante dient ihm als Richtungsweiser. In Fig. 3 c ist der Objektträger c’ in einem Winkel abgebogen, und in Fig. d ist d’ zurTck W W‘e em aUfgeZogenes kleines Uhrwerk vorwärts und zuruck. Wenn wir jetzt eine der Brücken fortnehmen und durch um etwa V2 cm nach oben verschoben; die heimkehrende Termite e andere ersetzten, gibt es sofort eine Stockung; die Tiere stauen führt Orientierungswege aus, bis sie wieder zum Rand der Glas­ sich an den bisher nicht betretenen Stellen an, und erst nach mehr­ platte kommt, welcher sie dann in beiden Fällen folgte. In Fig. 3 e maligen Versuchen und äußerst zögernd wird der Weo- tastend fort ist eine leichte Spur von etwa 15—20 Tieren gebildet; sie führt unmittelbar am Glasrand entlang. Der Anmarsch und Rückmarsch sTellen Dfea$TeSleiCthe ^ ei"er DrehUng der Scheibe fest' findet auf dieser Linie statt, auch bei Tieren, die den Weg noch nicht h ! ‘ u J l m,ten e" Sofort an den stellen der Scheiben die noch nicht begangen waren, unsicher. kennen. Verschiebt man jetzt den Objektträger etwa % cm Derartige Versuche lehren eindeutig, daß sich bei mehr (Fig. 3 f, g), so laufen die Tiere, die den Weg kennen, zum Teil an maligem Belaufen eines Weges eine Geruchsspur bildet, die den der Kante, zum Teil auf der Spur Fig. g); sie wissen nicht recht, Termiten als Wegweiser dient, und eine Anzahl anderer Experimente welchem Merkmal sie sich anschließen sollen. Die Auslaufenden, die den Weg nicht kennen, orientieren sich schon bei dieser wafen z B ausT " t *** S°'Che Spur entsta"den ist: ren z. B. aus dem kleinen Loch eines durchbohrten Korkens etwa geringen Spur nach ihr, wenn sie auch manchmal noch abirren iere nach unten gelaufen, so war die Spur schon so fest daß (Fig. 3 f). nach einer Drehung des Korkens um 90» oder 180» alle folgenden Ist die Spur von über 50 Gängen gebildet (Fig. 3 h), so folgen Termiten den Weg seitwärts oder nach oben nahmen (Fig. 2 a - c ) solche auslaufenden Tiere der Spur fast ganz exakt, auch wenn die Kante, die sie ja nicht kennen, verschoben ist (Fig. 3 i). 3 b c o Wenn von 50maligem Beschreiten eine Spur gebildet und das Glas nicht verrückt ist, sind Heimkehrende und Auslaufende natür­ lich vollständig sicher (Fig. 3 h). Verschiebt man das Glas, dann verhalten sich die Heimkehrer ganz verschieden; wenn sie zuerst auf die Kante treffen, dann folgen sie ihr, „vermissen” aber, um es kurz auszudrücken, die Spur (Fig. 3 k); wenn sie auf die Spur Fig. 2. Ein die Wohn-Tube bedeckender Kork von oben gesehen (vgl Fig 1 TI treffen, laufen sie ihr entlang, „vermissen” aber die Kante (Fig. 3 1). unten m ' DITZ, be,i. f Chen L° ctl <*wa 30 Reticuli, ermes lu d fn gS nach Bei einer Wahl zwischen Spur und Kante folgten sie nach auch n t, S‘ eme S° feste Spur 8ebildet. der alle folgenden Tiere auch be, Drehungen um 90 und 180» folgten: Sie liefen nach seitwärts (b) oder einigem Stutzen stets der Spur (Fig. 3 m). Die Auslaufenden, die nach oben (c). den Weg nicht kennen, halten sich natürlich sofort an die Spur oder folgen ihr, wenn sie später darauf stoßen; und das gleiche tun au ch Tiere, die man von einem anderen Nest so in die Versuchs­ a n o r d n u n g einmischt, daß sie früher oder später auf die Spur stoßen. Die vorliegenden Versuche, die in knapper Weise die Ergeb­ nisse von je 12—15 Einzelbeobachtungen zusammenfassen, zeigen, daß anfänglich die Spur noch mit anderen Merkmalen konkurriert. Ist sie aber erst fest geworden, so sind die Termiten geneigt, ihr a 11 e i n zu folgen, und zwar die Auslaufenden ebenso wie die Heim, kehrenden, trotzdem diese zunächst noch ein den Auslaufenden fehlendes Merkmal des Wegs „im Kopf” haben. Ein Wechsel der Beleuchtung sowie des Lichteinfalles spielt bei diesen Versuchen im Gegensatz zu den Ameisen keine Rolle. Wie sich eine Spur auf einer ganz glatten Unterlage, beispiels­ weise auf einem Blatt Papier, schon durch ein einzelnes Tier bilden kann, zeigt die Fig. 4 a—f, welche gleichzeitig dartut, wie die

Fig. 4. Orientierung einer Termite auf unbekanntem Gelände (Papierblatt), a = erste Vorstöße; das Tier läuft einige Male schnell eine Strecke geradeaus und ebenso schnell rückwärts zurück, b u. c = tastende Orientierungswege; d wie b u. c, aber an einer Stelle kombiniert mit Vorstoß wie bei a. Bei e u. f folgt die Termite am Anfang den schon öfter begangenen Wegen; auf diese Weise bildet sich nach und nach eine Spur. — (Auch hier sind die den Weg beschreibenden Linien der Deutlichkeit halber nicht auf-, sondern nebeneinander gezeichnet).

Termiten vom Nest aus zur Erkundung vorgehen (Fig 4 b—f): in geschlängelten Bögen, die immer wieder zum Nest zurückführen, 58

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Ä S S 7 5 mB Z T r^T JrfT r****» Dies zeigen die in Fig. 5 dargestellten Versuche. In Fig. 5 a ineinander ubergehen (Fig. 4 d) Auf Hi ™ kombinieren oder haben wir eine dem Rand folgende Spur über eine Drehscheibe. am Ausgangsort der Orientierung d u r c h ^ o f ^ T biWet S*Ch dann Sie wird von den Tieren begangen, die den Weg schon öfter Anfang e.ner Spur, die dann nach und nach » Betreten der zurückgelegt hatten. In Fig. 5 b ist die Spur um 45° gedreht. Die Für das mit r d naCh We,ter v°rgetrieben wird. Nahrungsfinden kommt befden^rm h Zusammenhang stehende hchkeit in Betracht, die den Ameisen? e T l t Z ^ ^ M ög' von selbstgebauten Röhren. Bei B e lic h t, ’ T d3S Vortreiben man immer wieder sehen, wie die T e rm ite ?T “ Bautat'gkeit kann schiedenen Richtungen ihre Röhren * wi,d nach ver- können sie dann au?h a u f « ! V°ftreiben- Da^ wenn sie in Häusern die Wände m U"gsqu';ilen stoßen, so z. B„ dabei an bisher unbefallene Balken p ? Bauten bedecken und Solche Röhrenbauten dienen o t 2 b T f ü l T ^ komma"- bandener, „och nicht sichtbarer h d e SCh°n VOr' oftmahges Begehen entstanden sind V T PUre"’ die durch Übergang verschiedener Methoden f e Z e Z Z n Z ^

Spuren an? Die«’Frag^ war IdchTdad T ^ ** S° wichtigen man ein gespurtes Papier oder eine e-e t ^ beantworten, daß nahm und nach einiger Zeit wieder efn ürte' “- d e Spur, wenn einmal fest geworden f ,' Ze,gte sicb« daß büeb. Tiere beispielsweise, dfe eZaVT richtunggebend waren und nicht heimgefunden hatten de umhergeirrt Nest, wenn man eine 2 -3 Stunden lltT " ei"er Minute im selbe ließ sich sogar noch an 5-6 s tT P? Weder ^ “gte- Das- Fig. 5. Wege von ReticulitermeslucifugusRossi über eine Versuchs-Anordnung der Fig. 1. Darüber hinaus wurden schon einigeVerl f u ^ beobacbtem Eng punktiert = Wege auslaufender Tiere über eine feste Spur, ausgezogen = Wege scheibe, die nach 10 Stunden w ie d » • er> und eine Dreh- derheimkehrendenTermiten. Weitpunktiert=neugebildeteSpurheimkehrenderTiere. Völlig fremd. r ein&efügt war, wirkte als (Im Versuch folgten die Termiten den Kanten der Brücken der Peripherie der Dreh­ scheiben sowie den entstandenen Spuren weit enger als dies zu zeichnen möglich war).

zeigt schom 'daß^ie^Spur^ichMeicht Z Z $tehende Tatsache auslaufenden Termiten lassen sich nicht stören; die heimkehrenden wirklich hebt ein Abkehren mit dem p . ftorbar seln kann. Und laufen zunächst ein Stück weiter geradeaus, orientieren sich dann dem Finger, ja sogar ein "eich esThwl n’ Darüberfabren mit und folgen wieder der Spur. Bei 90° Drehung (Fig. 5 c) beginnen auf. Man muß schon stark reiben hTs ^ WaSSer sie ™ h t auch die, welche das Nest verlassen, zu stutzen; die Tiere, die nach Reste der Spur entfernt hat. V°" einem PaPier die Hause wollten, gerieten zum Teil sogar in größte Erregung, wenn sie die Spur nicht gleich fanden. Meist mußten sie, in Schlangen­ linien sich orientierend, bis zur Brücke finden; wenn sie an den versuchen fnsofern^zu^merken T s T ^ Drehscheib

Zeit ein Ausgleich „qUer durch die Mitte” statt, und zwar für Hin- die Tiere bringen von ihrem Nest feinste Erd- und Korkteilchen un uc weg. Bevor dies geschah, kamen aber manchmal groteske mit und verlieren sie bei ihrem Marsch. Auch bleiben oft aus dem Irrtumer zustande; Tiere, die ausliefen, gerieten in die am entgegen, After austretende Kottröpfchen am Abdomen hängen und werden gesetzten Rande der Drehscheibe verlaufende Rückspur und liefen erst später abgestreift, wie man sich immer wieder überzeugen dann völlig im Kreise herum (Fig. 6). kann. Dies alles spielt bei der Spurbildung sicher mit. Wie bereits von mir früher festgestellt, wird auch bei Crematogaster-Ameisen ein Weg, auf dem die Tiere monatelang hin- und herliefen, deutlich sichtbar, und neuere Beobachtungen erwiesen dies für Lasius emarginatus 01. und Lasius fuliginosus Latr. Diese in ihrem ganzen Benehmen den Termiten oft biologisch ähnlichen Ameisen liefern demnach auch in dieser Hinsicht gute Hinweise dafür, daß trotz der in der Organisation liegenden Unter­ schiede zwischen den beiden staatenbildenden Insekten doch große Ähnlichkeiten bestehen.

Literatur-Angaben. (Die ausführliche Arbeit wird in der Zeitschrift für Morphologie u. Ökologie erscheinen). Escherich, K.: (1909). „Die Termiten oder weißen Ameisen.“ (Hier Literatur XT . Fig. 6. Versuch wie in Fig. 5. bis 1909). Leipzig. “ f-T ,. diC Heimkehrer an d« ob«en Peripherie der Drehscheibe eine Goetsch, W.: (1933). „Die chilenischen Termiten“. Zool. Jb. Abt. System., 64, Die den AhhiM ’ ^ ihf Auslaufe"da Nest zurückgeführt. 227—244. (Hier Literatur bis 1933). Abbildungen zu Grunde liegenden Photographien wurden mit Apparaten Goetsch, W.: (1934). „Untersuchungen über die Zusammenarbeit im Ameisen- der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft ausgeführt). Staat“. Morph. Ökol. Tiere. 28, 319—401.

Zum Schluß noch eine Frage: Ist es möglich, durch Bestreichen einer Unterlage eine künstlicheSpur herzustellen? Ja, aber Sitzung vom 12. März (gemeinsam mit der Abteilung für edeutend schwerer als bei den Ameisen. Man mußte 30—40mal Gartenbau und Gartenkunst und der Schlesischen Gartenbaugesell­ mit frisch getöteten Termiten eine kleine Strecke überpinseln, bis schaft zu Breslau): Direktor Dr. B. H u s f e 1 d , Müncheberg: D i e geringe Reaktionen erfolgten. Da ich nie sehr viel Tiere gleich- Arbeiten am Kaiser-Wilhelm-Institut für Züch­ zeitig zur Verfügung hatte, konnte ich nur einige wenige Versuche tung s f o r s c h u n g in Müncheberg (Mark) mit ausfuhren. — besonderer Berücksichtigung des Gartenbaues. Nach allem, was bisher festgestellt werden konnte, müssen wir in der Spur der Termiten etwas mehr sehen, als nur die vorüber­ Sitzung vom 21. November: Prof. Dr. W. Goetsch: gehende Imprägnation des Untergrundes mit der Körperdunst­ Getreidesammelnde Ameisen (mit Film). wolke, welche bei den spurenden Finder-Ameisen a 11 e i n in Be- Der wesentliche Inhalt des Vortrages ist enthalten in den „Bei­ K™Chl k°mmt Termitenspur ist vielmehr etwas Substanzielleres. trägen zur Biologie körnersammelnder Ameisen” I. und II. Ztschr. Natürlich spielt die Imprägnation des Bodens, Korks und der-' f. Morph, u. Oekol. Bd. 10 S. 353—419 u. Bd. 16 S. 371—452, 1928 g eichen die Hauptrolle; da dies aber hier dadurch geschieht, daß und 1930. eie Tiere denselben Weg laufen, ist sie natürlich von Anfang an intensiv‘ Daneben kommen aber wohl auch noch feine artikeich m Betracht. wenn etwa 5Q Termiten dnen Weg ge_ Sitzung vom 28. November: Prof. Dr. W. Blotevogel: n sind, sieht man sogar schon dort etwas von einer Spur; Zur Biologie des Eierstocks. 62 63

botanischen AbteiIung)^ProT Dr W*uT"83? mit der Zoo,°gisch- biologisch interessanter Lichtbilder statt, um die sich Prof. Dr. P a x KarpfenteicheTntitpL;' W'W “ " d e r : B * ° ' o g i e d e r und Frau Kaethe Winkler besonders verdient gemacht haben. Gezeigt wurden: auf VerariiassMg Tr Wmim B ö 1 ^ e Pflanzenbilder nach „Leica”-Aufnahmen (Frau Kaethe Abteilung zum Ehrenmitglied der Srhi™ Zoolog,sch - botanischen Winkler); Das ihm dabei Ü b erreste Ehrendfm^ . ernannt, Pflanzenaufnahmen (Dr. Paul F r e n z e 1) ; abgedruckt. P lst Im A1I&emeinen Bericht handkolorierte Pflanzenbilder (nach besonderer Methode übermalte Bromsilberabzüge) (C. B ä d e k e r , Rohrlach); Sitzung vom 16. Januar 1936: Prof Dr H r • u Pflanzenaufnahmen und Mikrophotographien (Studienrat Hirntransplantationen bei Ampi, i^ i ^n ' ' S Deckart); Bilder aus der heimischen Pflanzen- und Vogelwelt (Fräulein botanischen' Abteilung) f“ ““/ f t ? ”S mh,n,t der Z°o'ogisch- Clara B o d 1 e e , Brockau); handkolorierte Diapositive einheimischer Pflanzen (Kantor Tharandt: Neue Einbliche in d T‘ l? t \ 3"“ “ 'r Purrmann, Bienowitz); Bilder aus dem Glatzer Schneegebirge (Prof. Dr. Pax); Sitzung vom 13. Februar* Prof Dr r , r* Bilder aus der heimischen Tierwelt (Direktor Dr. Schlott); Neuere Ergebnisse zum n ’ • Bernb. Dürken: Bilder zur Biologie heimischer Vögel (cand. rer. nat. Der wesentliche Inhalt des v rkanisatorPr°blem. F. W. M e r k e 1) ; Bestrahlung des Organisatorbezirkes^fm .6nt/ lalten in: «Über farbige Glasbilder (Autochromaufnahmen) mikroskopischer violett”. Zeitschrift für Wissenschaft n Tritonkeim Ultra- Gegenstände (Schlachthofdirektor Dr. M. Bröske, S. 295—356; 1 9 3 5 «enschaftliche Zoologie, Band 14 7 Hindenburg). Die Ausstellung fand größten Anklang und hatte an beiden Tagen eine sehr hohe Besucherzahl aufzuweisen. — Zoologisch-botanische Abteilung Auf gemeinsamen Antrag der Zoologisch-botanischen und der Sekretär.- Prof. Dr. J. Buder, Stellvertreter: Prof. Dr. F. P a x . Biologischen Abteilung wurde Herr Wilhelm Bölsche, Ober- Schreiberhau, an seinem 75. Geburtstage (2. Januar 1936) zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt (vgl. S. 3). arbeiten mft defa^o^schen" ÄbtIT WUrdS engeres Zusammen- Erfolge gekrönt war daS VOn bestem I. Sitzungen. zum Teil als gemeinsame TrJnTI Abteilungen fanden Sitzung vom 10. Januar 1935 (zugleich Allgemeiner Vortrags­ durchweg eines überaus regen B esuchest '54344 konnten sich abend): Prof. Dr. W. Goetsch: Biogeographische den meisten V o rtra g s a b e n d e n w e Z T d° Ch 3" Exkursionen durch Chile. Mit Lichtbildern und Film­ erschienen. Die Geschäfte der A h t Z Mitgheder und Gäste prof.Dr.Pax;da„nvonLfVBu U:g TZ von vorführung. Joh. Krausein dankenswerter Weise zur Hand^’ denen Herr Dr' Sitzung vom 24. Januar: Prof. Dr. J. Buder : Die Purpur­ keitsprogramm verzeichnet für h- 7 , glng' Das Tätig- bakterien und ihre Bedeutung für Fragen der 31. März 1936: 11 Vortralib en t o p T k Ja" Uar « 3 5 bis zum Reizphysiologie. durch den Zoologischen Garten Ferner'fand “"“ a ’ FÜhm"g Im Anschluß an eigene Arbeiten und die von Heirn Dr. J. Schrammeck1) im Breslauer Botanischen Institut durch- s s s i i t r »«zrtnzz? l) Joh. Schrammeck: Untersuchungen über die Phototaxis der Purpur­ bakterien. 1934. Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, Bd. 22, S. 315. Hier auch weitere o Literatur. 64 65

feicher'tLthUtbnederUChv ngenhgab T Vortragende durch zahl- Auge völlig unsichtbare „Licht” zur Erzeugung der Diapositive Lichtbilder, Versuche und Mikroproiektionen erlä«,tpr*«« benutzen. Zur besseren Veranschaulichung des Bewegungsmecha- nismus und seiner Arbeitsweise*) wurde ein Modell von Chromatium konstruiert. An ihm läßt sich sehr gut die rasche Drehung der Geißelschraube beim Vorwärts- und Rückwärts­ e r f o l T ^ n ^ T T » V°n 6iner he“eren zu einer dunkleren Stelle olgt an der Schattengrenze eine Umkehr- oder „Schreck”. schwimmen zeigen und die dadurch bedingte, aber viel langsamere a i o n, wahrend beim Übergang von Dunkel zu Hell die Drehung des Körpers im entgegengesetzten Sinne. In den Körper Crenze ungestört überschritten wird Ein helle V f , des Modells ist ein kleiner Elektromotor eingebaut, durch dessen dunklerer Umgebung wirkt daher wie eine Falle, in die die Bakterien plötzliche Umschaltung die bei den sogenannten Umkehr- oder dessen bildet “’T hi— ^omme’n können „ ^e Schreckbewegungen auftretende plötzliche Änderung in der Dreh­ desser«bildet sich an den helleren Stellen eine Bakterienansamm richtung der Geißel bewirkt wird. Natürlich kann ein solches und h' 7 Sn raSCher 6rf0,gt Und Um 50 dichter wird je g o ß " Modell nur einzelne rein mechanische Seiten dieser verwickelten und scharfer der Helligkeitsunterschied benachbarter Felder ist Lebensvorgänge dem Verständnis näher bringen, nicht etwa das Au diesem Verhalten beruht auch die äußerst fe ne und exakte ganze Spiel der Geißeltätigkeit erklären. Methode die ,m Breslauer Botanischen Institut zur Bestimmung der chtempfmdlichkeit ausgearbeitet worden ist. Diese ist iih«>r Sitzung vom 7. Februar (gemeinsam mit der Photographischen raschend hoch, sowohl für die Nullschwelle wie für die Unterschieds- Abteilung): Die Photographie im Dienste der Biologie. Lichtfeld h° We"" die Um gvöllig dunkel1. ist, Prof. für Dr. das H. Winkler: Pflanzenaufnahmen mit OnnS Met t äUßerSt geringe Bele“chtungsstärke von 0,005 Meterkerzen, um in wenigen Minuten eine deutliche Ansamm der „Leie a”. lang hervorzurufen. Aber auch die Unterschiedsschwelle £ T n n e T 2. Studienrat M. Deckart: Die Mikrophotographie im Dienste des biologischen Unterrichts. ü i Z g r ur 7 e57 " BereiCh,eShSehr Schon wenn die 3. Prof. Dr. R. Schaede: Mikrophotographische hilrlfn * T a 7 wenlger Llcht emPfängt als das hellere Feld bilden sich die Ansammlungen. Das gilt für das überraschend Aufnahmen von Kern - und Zellteilungen. große Intensitatsintervall zwischen 0,03 und 300 Meterkerzen Das 4. Prof. Dr. F. Pax: Tieraufnahmen im infraroten Licht. Weber-Fechnersche Gesetz gilt hier also in einem so w e ite n Bereich vier Zehnerpotenzen!), wie er bisher für keinen ändern phvsio 5. Direktor Dr. M. Schlott: Jugendentwicklung logischen Prozeß bekannt geworden ist. einheimischer Vögel und Säuger.

Einem größeren Hörerkreis läßt sich die hohe Licht Sitzung vom 21. Februar: empfmdUchkeit der Purpurbakterien durch folgenden 1. Dozent Dr. H.-J. Stammer: Biologische Unter­ hübschen Versuch vorführen, der hier zum ersten Male Ä suchungen in Karsthöhlen. Mit Lichtbildern und wurde. Bringt man eine sehr dichte und gleichmäßige Demonstrationen. schwemmung gut reagierender Bakterien in dünner Schtahi 2. Johannes Krause: Das „Biogenetische Grund­ zwischen zwei Glasplatten, so erhält man eine lichtempfindMe gesetz” im Pflanzenreich und die Grenzen „Bakterienplatte”, mit der man z. B. ein photographisches Negativ seiner Anwendbarkeit. Mit Lichtbildern. in wenigen Minuten kopieren kann. Es bildet sich e in t h f l . Sitzung vom 12. März (gemeinsam mit der Abteilung für abgestuftes Diapositiv in dem zartroten Farbton T e r Purpfr Gartenbau und Gartenkunst und der Biologischen Abteilung, zu­ bakterien, das sich wie ein gewöhnliches Lichtbild projizieren läßt gleich Allgemeiner Vortragsabend): Direktor B. Husfeld: Die u u d tn 3T T " 3UCh fÜr die. infrarote Strah'a"g (zwischen 7 5 0 Arbeiten am Kaiser - Wilhelm - Institut für m/<) ochempfmdhch sind, kann man auch dieses für unser *) Näheres darüber bei B u d e r , Jahrb. f. wiss. Botanik 56, 548 ff.

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Kreika im Süden von Breslau, wo es ganz den Eindruck einer Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark) mit urwüchsigen Pflanze macht. Sehr überrascht war ich übrigens, als besonderer Berücksichtigung des Gartenbaues. ich an einem Feldgraben zwischen Kreika und Wilkowitz m Ge­ Mit Lichtbildern. sellschaft von Ligustrum vulgare auch meine Rosa silesiaca ant , Sitzung vom 21. November (gemeinsam mit der Biologischen deren geschlossenes Verbreitungsgebiet sich weiter südlich erstreckt. Abteilung): Prof. Dr. W. Goetsch: Getreidesammelnde An diesem alten Feldgraben notierte ich noch: Lotus Ameisen. Mit Film. Salvia pratensis, Viola hirta, Inula salicina, Dipsacus silvester, Sc p

Sitzung vom 5. Dezember: Floristischer Abend. man‘m dem Silingischen Schwarzerdgebiet durch mancherlei Mit Lichtbildern und Demonstrationen. Beziehungen aufs engste verknüpft ist unser Sil in gisch es 1. E. Schalow: Ergebnisse der Durchforschung Berg 1 a n d, das alte Zobtengebirge. Seine Serpentinberge tragen der schlesischen Gefäßpflanzenwelt im bekanntlich einen ganz anderen floristischen Charakter als de Jahre 193 5. eigentliche Siling. Für sie bezeichnend ist vor allem eine Anzahl vot ausgesprochenen Kieselpflanzen, die sonst der Unken m,ttel- Dank der tatkräftigen Unterstützung durch zahlreiche Mitarbeiter konnte die botanische Erforschung unserer Heimat auch im vergangenen schlesischen Oderseite zumeist fehlen. Zu den schon bekannte gesellt sich nun noch Silene Otites, die ich in den Nephritbruchen Jahre wieder recht reiche und z. T. ganz überraschende Ergebnisse erzielen. Leider haben wir auch den Tod einiger sehr verdienstvoller bei Jordansmühl antraf. Sie wuchs hier in Gesellschaft von arenaria, Scabiosa canescens, Artemisia campestris, Seseli coloratum und Heimatfreunde zu beklagen: Hüttenobermeister Emanuel Czmok in Gleiwitz, Direktor i. R. Wilhelm Schoepke in Kanth, Pastor i. R. Verbascum Blattaria. D • hn npr In den zum St r e h 1 e n er B er gl a n d gehörenden Pneborner Robert Tscheppe in Schweidnitz und Lehrer Paul Wegehaupt Marmorbrüchen konnte Studienrat Kr uber, Hirschberg'), eme auf­ in Haunold (Kr. Frankenstein). Die botanische Heimatforschung wird die Namen dieser treuen Männer allzeit in Ehren halten. fällig schmalblättrige Form (f. stenophylvon Steftj« «, Im folgenden sollen die wichtigsten neuen Funde zusammen­ nachweisen, die aus Schlesien noch nicht beteannt war. Neu gestellt werden, namentlich alle diejenigen, die geeignet sind, das dieses Gebiet ist auch Epilobium Lamyi, das ich bei den Krumm Verständnis für unsere heimatliche Landschaft zu klären und zu dorfer Quarzitbrüchen auffand. D„u o r Im benachbarten Nimptscher Berglande konnte Rek vertiefen. Beginnen wir mit dem Kernstück unserer heimatlichen Frömsdorf, Dirsdorf, einige wichtige Entdeckungen machen Er­ Landschaft, mit dem Silingischen Schwarzerdgebiet. Die Eigenart seiner Pflanzendecke habe ich schon des öfteren dargelegt. wähnenswert ist vor allem ein neues Vorkommen von' caryopliyllea an den Ohleabhängen bei N.mptsch. Sons'beobachtete Zu den besonderen Charakterpflanzen unserer Schwarzerde scheint Vrömsdorf noch: Zannidiellia palustris (Parkteich von Ober-Dirsdorf), auch Camelina microcarpa zu gehören. Sie ist innerhalb unseres Acer campestre (Grabenränder bei Dirsdorf) und Inula salmna Schwarzerdgebietes überall anzutreffen, während sie z. B. in dem (zwischen Dirsdorf und Tadelwitz). Am Kaffenberge bei Sakrau angrenzenden Gebiete zwischen Strehlen, Ohlau und Grottkau nirgends zu finden ist. Ob sie allerdings im Schwarzerdgebiet beobachtete ich selbst außer Aira caryophyllea und1 W P ° * ° e maculata auch noch verschiedene Rosen, nämlich: Rosa agrestis, ursprünglich ist, läßt sich schwer entscheiden. Hegi bezeichnet sie in seiner „Illustrierten Flora von Mitteleuropa“ als eine „Steppen­ R . gallica und den Bastard R. ga schone Aus Prägung. R. gallica ist für d a s Nimptscher Bergland uberhaup recht pflanze, die in Mitteleuropa nur als Archäophyt auftritt.“ Es wäre deshalb sehr erwünscht, die schlesische Verbreitung dieser Pflanze bezeichnend. Ich sah sie auch noch bei Silbitz R^ " “ df e genau zu ermitteln, wobei selbstverständlich die offenbar ver­ nördlich von Dürrhartau. Sie geht hier mitunter sogar auf schleppten Vorkommen auszuschließen wären. Bei meinen dies­ Äcker über, wo sie allerdings selten zur Blute gelang . jährigen Streifzügen durch das Schwarzerdgebiet konnte ich auch dieser Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, meinem verehrten wieder mehrere neue Vorkommen von Ligustrum vulgare feststellen und zwar an alten verwachsenen Feldgräben bei Haitauf und 5* 68 69

Aus der weiteren Umgebung von Frankenstein liegen Von den Nebenflüssen der Oder kommt dem T al d e r G 1 a t z e r zahlreiche Fundmeldungen von Lehrer Rauhut, Frankenstein, vor. Neiße eine besondere Bedeutung zu, insofern es nämlich mit Von ihnen ist vor allem die Entdeckung von Orobanche pallidiflora unserem Odertal eine große floristische Übereinstimmung besitzt. (auf Cirsium arvense) zwischen Baumgarten und Tarnau bemerkens­ Hier konnte ich noch ein weiteres Vorkommen unserer Carex Buekii wert. Dabei handelt es sich sicherlich um eine neue Ansiedlung feststellen. Sie wuchs hier am Neißeufer bei Koppitz sowohl in Hervorzuheben ist ferner noch ein weiteres Vorkommen von Sambucus lichten jungen Eichenbeständen als auch an freien und offenen Ab­ Ebulus zwischen Bautze und Grünhartha. Ob das bei Niklasdorf hängen. An letzteren wird ihr allerdings das Leben durch die immer beobachtete Sedum reflexum allerdings ursprünglich ist, muß zunächst mehr um sich greifende Solidago serotina vielfach recht schwer gemacht. noch bezweifelt werden. Diese mehr atlantische Pflanze ist im Auch sonst finden sich im Gebiet der Glatzer Neiße noch mancherlei vergangenen Jahre übrigens von Frl. Torka auch in der Oppelner Anklänge an das Odertal, wie z. B. Cnidium venosum, Inula salicina, Gegend beobachtet worden, wo sie vielleicht noch eher urwüchsig Viola persicifolia (auch in der Kreuzung mit V. canina), Serratula ist. Erwähnenswert ist sodann noch, daß Potentilla alba nach den tinctoria var. pinnata Kit. u. a., die ich sämtlich in dem einstigen mehrjährigen Beobachtungen von Rauhut in der Frankensteiner Überschwemmungsgebiet der Glatzer Neiße zwischen Märzdorf und Gegend in ständiger Ausbreitung begriffen ist, ebenso wie auch in Tiefensee (Kr. Grottkau) antraf. Eine besondere Note erhält das Tal unserm Silingischen Berglande. der Glatzer Neiße sodann noch durch die mancherlei Schwemmpflanzen Ein reiches Beobachtungsmaterial liegt wieder aus unserem aus unsern Bergen. Rumex aquaticus ist nach meinen Beobachtungen Odertal vor. Hier halten aus leicht begreiflichen Gründen die selbst noch bei Koppitz recht häufig und Thlaspi alpestre reicht nach Pflanzenwanderungen auch heutzutage noch nahezu unvermindert an. den Angaben von Landgerichtsrat Dr. Schmidtchen, Neisse, jetzt Dafür ist das überraschende Auftreten von Archangelica officinalis am bis Ottmachau hinab. Oderufer bei Oswitz unterhalb von Breslau der beste Beweis. Höchst­ Nunmehr wenden wir uns der eigentlichen Ackerebene wahrscheinlich ist die Pflanze aus dem Tal der Glatzer Neiße herab­ zu. In vollem Gegensatz zum Silingischen Schwarzerdgebiet war geschwemmt worden. Auch Symphytum tuberosum hat sich weiter sie noch bis ins Mittelalter hinein von einer zusammenhängenden oderabwärts ausgebreitet. Ich konnte es auch noch im Pantener Forst Walddecke überzogen. Das gilt namentlich für den weiten Landstrich gegenüber Leubus in großer Zahl antreffen. zwischen dem Unterlauf der Ohle und der Glatzer Neiße. Als ein Durch eine Reihe weiterer Funde wird sodann das Verbreitungsbild letzter Rest der einstigen Walddecke findet sich im südwestlichen unserer Silingischen Odertalpflanzen genauer Umrissen. Teile des Brieger Kreises der staatliche Konradswaldauer Ich nenne da vor allem unsere Carex Buekii, die ich nun auch aus Hochwald, der sich sein urwüchsiges Gepräge wenigstens noch der Gegend von Leubus nachweisen konnte. Sie fand sich hier am einigermaßen bewahrt hat. Damit mag es auch Zusammenhängen, Oderufer gegenüber Leubus in Gesellschaft von Hierochloa odorata, wenn Studienrat Witt i g, Brieg, hier noch die pontische Carex pilosa einer ändern Silingischen Odertalpflanze. Diese letztere konnte von in großer Zahl antreffen konnte. Wie ich mich selbst überzeugte, Mittelschullehrer Becker, Breslau, auch noch im Oderwalde zwischen ist die Pflanze in den alten prächtigen Eichenbeständen besonders Brieg und Ohlau aufgefunden werden. Weiter oderaufwärts aber häufig. Sie bildet hier mitunter fast die einzige Bodenvegetation, scheint die Pflanze vollständig zu fehlen. Sonst ist noch Cerastium doch nur an höher gelegenen Stellen. An tieferen Stellen wird sie anomalum zu erwähnen, das von Mittelschulkonrektor Thielscher, sofort von Carex brizoides abgelöst. Für ihre Zähigkeit spricht, Breslau, auch am Oderufer bei Auras festgestellt werden konnte. Über daß sie sich auch noch in dem angrenzenden mit Fraxinus excelsior die Verbreitung von Roripa austriaca läßt sich immer noch nichts und Acer platanoides neu aufgeforsteten Waldteil behauptet hat, ob­ Genaues sagen, da sie heutzutage auch vielfach verschleppt auftritt, wohl sie hier von wuchernden Brombeeren arg bedrängt wird. Durch so auch an Wegrändern bei Linden (Kr. Brieg)2). diesen neuen Fundort von Carex pilosa wird die Lücke ausgefüllt 2> pV^l KFerd in ^ 1 Die Püanzengesellschaften des mittelsten Oder­ zwischen ihrem Vorkommen auf der rechten Oderseite bei Döbern tales. Beiträge zur Biologie der Pflanzen. Bd XXIII, Heft 1. - Leider sind Tn leser sonst vortrefflichen Arbeit die Massenbestände unserer Carex Buekii über- (Kr. Brieg) und dem im Bärwalde bei Eisenberg (Kr. Strehlen). Es werH n 11 5™ .-hnt Auch die vieIfachen Vorkommen von Equisetum pratense sind dies auffällig weit vorgeschobene Vorposten der bei uns sonst Ä vollstandig ubergangen, ebenso wie die in unserm Odertal völlig einge­ bürgerten nordamerikamschen Zweizahnarten: Bidens melanocarpus und B connatus nur aus dem südlichen Oberschlesien bekannten Art. Ob sie auch 70

hohem Maße die einstigen freien und offenen Gebiete bevorzugt, noch in dem dazwischen liegenden Gebiet vorkommt, bleibt zu unter­ weshalb ihr besondere Bedeutung zukommt. Das Gleiche gilt wohl suchen. Der Konradswaldauer Hochwald ist sonst noch ausgezeichnet auch von Dipsacus silvester, den Pfeiffer neuerdings noch bei Bielwiese durch das Vorkommen von mezereum, Lilium Martagon (Wittig), Asperula odorata, A. Aparine, Sanicula europaea, Melica uniflora, Neottia beobachtete. Von der rechten Oderseite müssen zunächst einige interessante nidus avis, Euphorbia dulcis, Hypericum hirsutum, Viola mirabilis u. a. Funde genannt werden, die Studienrat Wittig in der Bartsch­ Auf den angrenzenden Wiesen soll nach Wittig auch Colchicum autumnale niederung machen konnte. Er entdeckte hier am Elensteich bei zu finden sein. Trachenberg den seltenen Scirpus mucronatus, der früher seinen ein­ Zu den letzten Resten der alten Urwalddecke gehört auch der zigsten schlesischen Fundort am nahen Krobotteich hatte. Diese Stadtwald von Grottkau, ein Laubmischwald von recht ver­ anspruchsvollere Pflanze scheint sich bei uns jetzt mehr und mehr schiedenartiger Zusammensetzung. Ich durchstreifte nur seinen ausbreiten zu wollen, da sie von Wittig auch an den Würbitzer nördlichsten Teil und fand hier den Boden mit Vinca minor vielfach Teichen, Kr. Kreuzburg, festgestellt werden konnte. Für das Bartsch­ dicht übersponnen. An ändern Stellen trat Carex brizoides bestand­ gebiet ist ferner noch das Auffinden von Elatine Hydropiper an den bildend auf. Doch sah ich auch ausgesprochen sumpfige Stellen, Kraschnitzer Teichen besonders bemerkenswert. für die Aspidium Thelypteris bezeichnend ist. Hier ist auch Anthrlscus Das sich im Süden anschließende große W a 1 d g e b i e t nitida recht häufig. zwischen Gr.-Graben, Festenberg und Oels habe ich Gegen den Fuß der Strehlener Berge hin häufen sich bekanntlich selbst zu wiederholten Malen durchstreift. Die ausgedehnten Wälder die alten Waldreste ganz auffällig, aus denen noch Poa Chaixii var. sind zumeist fast reine Kiefernbestände, die je nach den Boden­ remota (Eisenberger Wald) und Bromus asper (Louisdorfer Wald) nach­ verhältnissen einen recht verschiedenen Unterwuchs aufweisen. zutragen sind. Diesem Gebietsteil gehört auch das Meßtischblatt Stellenweise jedoch, so z. B. zwischen Sechskiefern und Sandhäusern, 3079 (Marienau) an, dessen Pflanzenbestand ich nun schon seit über werden sie auch von schönen Buchenbeständen unterbrochen, und 25 Jahren genau erforsche. Neu hinzugekommen sind: Epilobium an feuchteren Stellen tritt gelegentlich auch die Fichte bestandbildend obscurum (Lorenzberger Wiesen), Rosa gallica (Wegrand bei Krain), auf. Erwähnenswert aus diesem Waldgebiet sind: Daphne mezereum Impatiens parviflora (Karischer Wald) und Lolium remotum (Flachsfeld (Briese), Polypodium vulgare (Sechskiefern), Lathyrus montanus (Sechs- bei Lorenzberg). Dadurch erhöht sich sein gesamter Pflanzenbestand kiefern) und Viola rupestris var. glaberrima (Kolonie Lorke). Abwechs­ auf 710 einheimische und 43 fremde Arten3). lungsreicher ist die Umgebung des Bruttketeiches nördlich von Die Erforschung der weiteren Umgebung von Liegnitz Briese. Unterhalb des Teiches findet sich zunächst ein typisches wurde durch Mittelschullehrer W e i m a n n, Liegnitz, weiter gefördert. Erlenbruch, dem vor allem Senecio crispatus ein besonderes Gepräge Er interessierte sich vor allem für die Teichflora seines Gebietes gibt. Dagegen scheint Valeriana polygama noch recht selten zu sein. und konnte z. B. am Neidhartteich gegen Haynau auch Scirpus mari­ Außerdem notierte ich noch: Calla palustris, Cardamine amara und timus, S. Tabernaemontani und Salvinia natans feststellen. Seiner ein­ Aspidium Thelypteris. Die große Häufigkeit von Senecio crispatus über­ gehenden Beschäftigung mit unsern Riedgräsern verdanken wir folgende raschte mich hier in der Nähe seiner Verbreitungsgrenze ganz Angaben: Carex Buxbaumii und C. acuta x stricta (Langenwaldau), besonders. Es kann gar nicht ausbleiben, daß die Pflanze von hier C. Pseudocyperus mit auffällig kurzen und lockeren Fruchtständen aus bald weiter nach Westen vorstoßen wird. Von ihrem lebhaften (Panten), C. riparia mit außergewöhnlich lockeren Fruchtständen und Vorwärtsdrängen zeugt übrigens ein absonderliches Vorkommen am C. teretiuscula (Wasserwald). Nach den Beobachtungen Weimanns Oderufer bei Tschechnitz unweit Breslau, das Rektor Pievschin ski, scheint sich Cucubalus baccifer auch in der Liegnitzer Gegend weiter Breslau, mitteilte. Oberhalb des Bruttketeiches ist es zur Bildung auszubreiten. eines ausgesprochenen Kiefernwaldmoores gekommen, das vor allem In der Steinauer Gegend hat Konrektor i. R. M. P f e i f f e r, durch die vielen Rasen von Eriophorum vaginatum charakterisiert ist. Steinau a. d. O., wieder fleißig Ausschau gehalten. Er konnte hier Seine Torfmoospolster werden von Vaccinium oxycoccus oft dicht über­ erstmalig Lotus tenuifolius nachweisen, eine Pflanze, die bei uns in sponnen. Außerdem ist sehr viel Trientalis europaea vorhanden. 8) Vgl. E. Schalow, Aufgaben und Bedeutung der botanischen Heimat­ Eingesäumt wird das ganze Moor durch dichte Bestände von Ledum forschung. Schlesische Schulzeitung. 64. Jahrgang Nr. 12. 72 73

palustre. Der Bruttketeich selbst war so gut wie ausgetrocknet. In pulicaris, Eriophorum polystachyum, Juncus supinus, Drosera rotundifolia, seinen Uferbeständen stellte ich u. a. fest: Carex teretiuscula, C. paradoxa Viola palustris, Hydrocotyle vulgaris u. a. An der Ursprünglichkeit und C. Goodenoughii X stricta. dieses überraschenden Vorkommens ist nach den näheren Fund­ Dem großen Waldgebiet im Norden des Brieger umständen, die von Militzer in den Mitteilungen der natur­ Kreises hat Studienrat Wittig seine besondere Aufmerksamkeit wissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ ausführlich dargelegt worden gewidmet. Er fand unweit Baruthe zunächst einmal Lathyrus montanus, sind, nicht im mindesten zu zweifeln 5). Wir dürfen wohl annehmen, der hier nunmehr seine Südgrenze erreicht. Ebenso sind auch die daß es sich bei diesem Fund um einen alten Rest der eiszeitlichen neuen Vorkommen von lsopyrum thalictroides (Charlottenau, Kr. Flora handelt6). In Gesellschaft von Gentiana verna fand sich ferner Namslau und Laskowitzer Wald, Kr. Ohlau) geeignet, die’ Ver­ noch die typische Form von Polygala amara, die aus Schlesien breitungsgrenze dieser pontischen Pflanze zu klären. Poa Chaixii noch nicht bekannt war. var. remota scheint auch im angrenzenden Namslauer Kreise (Gülchen, Ein besonderes Interesse schenkte Militzer den Pflanzen­ Charlottenau und Minkowski) weiter verbreitet zu sein. Bei Bankwitz’ beständen der vielen Heideteiche. In ihnen stellte er von selteneren Kr. Namslau, vermochte Wittig außerdem ein bisher unbekanntes’ Wasserpflanzen u. a. fest: Potamogeton obtusifolius (Mönauer Teiche doch recht interessantes Waldmoor mit Ledum palustre, Vaccinium bei Hoyerswerda), Nymphaea candida (Altteich bei Hermsdorf unweit oxycoccus, V. uliginosum, Lycopodium annotinum und Carex teretiuscula Hoyerswerda) und Ranunculus flaccidus (Mönauer Teiche bei Hoyers­ aufzuspüren. Ganz überraschend aber kommt die Entdeckung recht werda). Außerdem hat Militzer auf Grund eines alten Herbars pflanzenreicher sogenannter „pontischer“ Hügel unweit Dammer im glaubhaft nachweisen können, daß Potamogeton densus L., eine südlichen Teile des Namslauer Kreises. Nach Wittigs Angaben Pflanze, die heutzutage unserer Flora völlig fehlt, früher bei Linda finden sich hier: Anemone pratensis, Thesium intermedium, Sempervivum unweit Görlitz vorgekommen sein muß 7). Bemerkenswert ist ferner, soboliferum, Scorzonera humilis, Anthericum ramosum, Polypodium daß Limnanthemum nymphaeoides nach den Angaben von Mittel­ vulgare, Scabiosa canescens, Allium senescens, Silene Otites und Astra­ schullehrer Stürzenbecher, Weißwasser, in den Teichen zwischen galus arenarius. Namentlich Allium senescens hätte man hier auf der Muskau und Niesky jetzt weit verbreitet sein soll. Von sonstigen rechten Oderseite nicht erwartet. Jedenfalls sprechen die Funde Bewohnern unserer Teiche beobachtete Militzer noch: Elatine hexandra dafür, daß auch in diesem weiten Waldgebiet schon in früher (Krebraer Teiche bei Niesky), Myosotis caespitosa (Kühnichter Teiche Zeit freie und offene Stellen vorhanden gewesen sein müssen. Aus bei Hoyerswerda), Scirpus ovatus und Limoselia aquatica (Sollschwitz dem Pflanzenreichen Laskowitzer Walde im nördlichen Teile des bei Hoyerswerda). Die Verbreitung dieser Sumpf- und Wasser­ Ohlauer Kreises konnte Wittig, außer dem schon gemeldeten pflanzen erfolgt wohl in den meisten Fällen durch die Mitwirkung lsopyrum thalictroides, noch Melampyrum cristatum nachweisen, das der Vogelwelt, womit auch ihr oft ganz unvermitteltes Auftreten mit so manchen anderen Bewohnern des Waldes dem Odertal Zusammenhängen dürfte 8). entstammt. Auch von den für unsere niederschlesische Heide so bezeichnenden Nun machen wir einen weiten Sprung bis in den westlichsten atlantischen Gewächsen konnte Militzer wieder zahlreiche neue Fund­ Teil unserer Heimatprovinz, bis in die niederschlesische plätze namhaft machen, wie z. B. Poa bulbosa (Tschelln bei Hoyerswerda), Heide. Dieses Gebiet ist wieder von dem Bautzener Lehrer Max Genista pilosa (Kreba bei Niesky), Carex ligerica (Bärwalde und Sprey Militzer mit anerkennenswertem Eifer betreut worden, wobei er von Lehrer 0. N e r 1 i c h , Pfaffendorf bei Görlitz, unterstützt wurde *). B) Vgl. M. Militzer, Frühlings - Enzian in der Oberlausitz. Mitteilungen aus der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft »Isis“ in Bautzen. 1934/1935. 22. Heft. Von den vielen beachtenswerten Funden aus diesem Gebietsteil muß 6) Vgl. Otto Vogt, Der Frühlingsenzian (Gentiana verna) bei Gießen. Be­ an erster Stelle die Entdeckung von Gentiana verna bei Neustadt richt der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Gießen. a. d. Spree durch den Vorsteher der Bautzener Gesellschaft „Isis“, Bd. 16 (1934/35). Dr. Jordan, erwähnt werden. Er fand die Pflanze auf "einer 7) Für die Überlassung seiner wertvollen Untersuchungen über ein Vorkommen quelligen Wiese am Rande einer Düne in Gesellschaft von Carex von „Potamogeton densus L. in der schlesischen Flora“ sind wir Militzer zu besonderem Dank verpflichtet. Lausir f MTaX M/ litzer» Bereicherungen der Oberlausitzer Flora im Jahre 1935. 8) Vgl. M. Militzer, Verbreitung von Pflanzen durch Vögel. — Mitteilungen Lausitzland — Lausitzvolk. 1935. Nr. 12. des Vereines sächsischer Ornithologen. IV, 5. Heft. 74

unweit Hoyerswerda), Illecebrum verticillatum (Steinitz bei Hoyerswerda, pflanzen, ist nach Tauer bei Niesky) u. a. Weitere neue Beobachtungen Militzers sind Vorgebirgspflanzen, so Blechnum spicant (Hermsdorf bei Hoyerswerda), • ; . S T Ä er hei Jannowitz, die

Amica montana (Neustadt bei Hoyerswerda), Archangelica officinalis K r ub e r ais / . parviflora " (Reußendorfer (Saalau bei Hoyerswerda, ob ursprünglich?), Valeriana sambucifolia D i e von Strauch am Landeshuter ^ ^ gcsamten (mehrfach bei Hoyerswerda), Melandryum rubrum (Lieske bei Hoyers­ Forst) festgestellte Carex penua^ ^ ^ ^ ^ ^ werda) u. a. Ein besonderes Augenmerk schenkte Militzer schließlich Riesengebirge noch n begritfen wäre. Durch einen auch den sonst weiter verbreiteten Arten unserer Flora, die aus irgend diese Pflanze in g Röhrsdorf) h a t Kruber unsere einem Grunde in der niederschlesischen Heide nur zerstreut auftreten, „euen Fund von OenUana^(N e E n z i a n ge- wie: Convallaria majalis (zwischen Bärwalde und Tschelln unweit Aufmerksamkeit aberin Hinweis auf eine völlig drüsenlose Hoyerswerda), Dianthus carthusianorum (zwischen Bärwalde und Ruhla­ lenkt. Ihm vt des E u ,^ e n g g e e b irg ,r g ebei s beobachtete von Schütz Berteroa incana (Frauenteich bei Warmbrunn), Ranunculus sceleratus (Weirichs Ziegelei), Pastinaca sativa (Sattler), Onopordon N i e r i n g noch: Epipactis P“ us Cardamine silvatica (Quingen- Acanthium (Warmbrunn) u. a. immer weiter aus. Teesdalea nudicaulis, ^ (“ n asse r bei Falkenberg) eine von den für das Hirschberger Gebiet charakteristischen Sand­ 76 77

u. a. Für das Heuscheuergebirge erwähnenswert sind: Scorzonera Von den Beobachtungen des Hauptlehrers i. R. Waschek in humilis und Ornithogalum tenuifolium, die Privatsekretär Kluger un­ der Kreuzburger Gegend sind erwähnenswert: Lycopodium chamae- weit der „Harte“ bei Wünscheiburg sammelte. In der Umgebung cyparissus (Bürgsdorf), Orchis sambucina (Birkenwald bei Konstadt), von Wünscheiburg (zwischen Strandbad und Feldscheune) soll nach Arctosiaphylus uva ursi (Bodland) u. a. demselben Beobachter auch Nasturtium officinale Vorkommen, wobei Die Nachforschungen von Lehrer Simon in der Umgebung es sich sicherlich um eine Verschleppung handeln dürfte. Aus dem von Neisse ergaben: Equisetum maximum (Deutsch-Kamitz, Wald Habelschwerdter Gebirge kann erfreulicherweise gemeldet bei Lentsch), Viscum album (Forst Ritterswalde—Volkmannsdorf, auf werden, daß Orchis globosa nach den Angaben von Rauhut auch Tannen), Gagea minima (Bachufer bei Neunz), Vicia lathyroides noch unweit der Rehdanzförsterei bei Grunwald vorkommt und zwar (Glumpenau, leg. Roche), Trientalis europaea (Mannsdorf, leg. Blaschke), auch mit rein weißen Blüten. Veronica longifolia (Konradsdorf, Wischke), Scorzonera humilis (Aue bei Die folgenden Angaben aus dem Altvatergebirge hat Neisse) u. a. Kr über auf Grund seines eigenen Herbars zusammengestellt. Da­ Obersteuerinspektor L i n d n e r, Ratibor, sind folgende beachtens­ nach kommt im „Großen Kessel“ auch die für die schlesische Flora werte Funde aus der Gegend von Ratibor zu verdanken: Calla neue Hybride Aspidium Braunii x Lonchitis vor. An der Richtigkeit palustris und Epipactis violacea (Lensczok), sibirica (zwischen der Kruberschen Deutung ist nach den eingesandten Belegstücken Obora und Plinggraben), Ononis spinosa (Sandgrube von Strandorf) u. a. nicht zu zweifeln. Auf Vicia cracca var. alpestris Cel. mit größeren, Bemerkenswert sind auch einige Funde von Lehrer Titz, Fell­ lebhaft dunkelvioletten, duftenden Blüten, gesammelt auf den Wiesen hammer : Sagina nodosa und Artemisia campestris (Halden des Egmont- unweit der Schweizerei, ist in den Hochlagen unserer Sudeten weiter schachtes), Gentiana ciliata(Bahneinschnitte gegen Langwaltersdorf) u.a. zu achten. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, daß die von den Von sonstigen interessanten Funden nenne ich noch: Arum schlesischen Floristen bisher als Poa caesia Sm. bezeichnete Pflanze maculatum Ohlau: Parkanlagen von Stannowitz und Lorzendorf, wohl nicht diese selbst ist, sondern vielmehr P. laxa Haenke ssp. Riphaea Aschers, et Gr. nur angepflanzt (Wittig), Iris sibirica Grünberg: Forst Kolzig bei Schlabrendorf mit Cephalanthera rubra (Dr. Hicksch), C. xiphophyllum Auch aus den übrigen Teilen Schlesiens liegen zahlreiche neue Breslau: Ransern (Rektor Merkel), Gentiana Pneumonanthe Oels: Wiesen Fundmeldungen vor, von denen leider ebenfalls nur die wichtigsten bei Bogschütz, auch /. latifolia (Lehrer Baumgart, Bogschütz) und aufgeführt werden können. So beobachtete Dr. Gruhl im Grün­ Linaria genistifolia Schweidnitz: zwischen Nitschendorf und Roth- berger Gebiet: Ribes nigrum (Bruchwald zwischen Günthersdorf kirschdorf (Dr. Schmidtchen). und Külzenau), Ledum palustre (Revier Mosicht zwischen Günthersdorf Anschließend mögen nun noch eine Reihe von Beobachtungen und Nittritz), Sambucus racemosa (Eschental bei Schweinitz) u. a. 9) aus unseren kritischen Gattungen folgen, zunächst einige InderUmgebungvonGuhrau sammelte Lehrer Weidlich, aus dem formenreichen Geschlechte unserer Wildrosen: Guhrau: Scleranthus annuus X perennis (Bartschwiesen bei Sallschütz), Rosa obtusifolia (Desv.) Schalow Mittelwalde: Neundorf, auch Dianthus superbus (Niederwald), Geranium molle (vielf.), G. columbinum gegen Ebersdorf! Diese ausgezeichnete, vielfach verkannte Rose mit fast grannenartig zugespitzten Blumenblättern (Logischen) und erinnert stark an R. coriifolia, von der sie jedoch durch die kahlen Veronica longifolia (Bartschufer bei Rützen). Griffel und die zurückgeschlagenen hinfälligen Kelchblätter deutlich Aus der Wohlauer Gegend meldete Konrektor Juhnke: verschieden ist10). Ophioglossum vulgatum und Botrychium Lunaria (Zauche), Epipactis palustris (Seifersdorf) u. a. R. incana (Kit.) Schalow — coriifolia — dumetorum Hoyerswerda: Lehrer i. R. Kotschy, Bischdorf bei Neumarkt, fand auf dem südlich von Dubring (Militzer)! Zu dieser Zwischenart zähle ich die Steinberge bei Schadewinkel u. a.: Scorzonera humilis, Genista germanica zahlreichen Übergangsformen von R. coriifolia zu R. dumetorum. Die und Potentilla Wiemanniana. Blättchen sind im allgemeinen meist dicht behaart; dagegen nehmen die Scheinfrüchte in ihren Merkmalen eine deutliche Mittelstellung ein. 9) Vgl. Dr. Kurt Gruhl, Neue Beobachtungen von Pflanzen und Tieren im l0) Vgl. E. Schalow, Rosa tomentella Leman und R. tomentosa Sm. — kaTenLM gle6^ ' '' ^ BmChWald der Kalten Wasser' ~ Grünberger Haus- Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. 1932. 78

R. inodora (Fries) Schalow = agrestis — elliptica Zobten: Südrand Fl. Wiesbaurianum Uechtr. = pallidum — bifidum Riesengebirge, der Ölsnerberge, Johnsberg! Es wird sich empfehlen, die vielen Kesselkoppe, Kesselgruben (Kr.). Mittelformen zwischen R. agrestis und R. elliptica ebenfalls zu einer H. levicaule Jord. = Lachenalii> bifidum und caesium — Lachenalii besonderen Zwischenart zusammenzufassen und nicht als Unterart Riesengebirge: Pantschewiese (Behr), Kirche Wang, Melzergrund, von R. elliptica zu behandeln, wie dies in Arbeiten von J. Schwert­ Kleiner Teich, Schlingelbaude, Bergschmiede, Langer Grund (Dr. schlager u ) geschieht. Schack), Kesselkoppe, Kleine Schneegrube (Kr.); Gesenke: Großer Folgende Angaben über unsere Thymus-Formen gründen sich Kessel (Kr.). auf Bestimmungen der Spezialisten K. Lyka, Budapest und H. liptoviense Borb.^^ atratum — Lachenalii Riesengebirge, unweit K. Ronniger, Wien: der Schlingel- und Hampelbaude (Dr. Schack); Bielengebirge Thymus pulegioides L. var. ovatus (Mill.) Ronn. Breslau: Schutt­ Joachim-Albrechtstraße, hier in einer neuen Form, ssp. Schalowii platz hinter Rosenthal! var. Chamaedrys (Fries) Ronn. Hohe Eule: bei den Dreiherrnsteinen! var. gracilicaulis Ronn. (= T h. Serpyllum ssp. Z a h n ! H. tephrosoma (N. P.) Zahn = alpinum — bifidum — Lachenalii Chamaedrys f. minutus Lyka) Strehlen: Töppendorfer Berg! Riesengebirge: Kleiner Teich, Bergschmiede, Langer Grund (Dr.Schack). Th. Serpyllum L. em. Fries var. rigidus (Wimmer et Gr.) Ronn. Hoffentlich ist es möglich, die fleißige Krubersche Arbeit bald Trebnitz: Mühnitzer Wald! zu veröffentlichen. Von sonstigen Hierazienfunden füge ich noch Th. parviflorus Opiz Strehlen: Galgenberg (Kruber)! an: H. piloselloides Strehlen: Wegränder bei Louisdorf, hier mit Th. alpestris Tausch Riesengebirge: Basaltschotter der Kleinen deutlich röhrenförmigen Blüten! H. ambiguum Ehrh. = cymosum— pra­ Schneegrube (Kruber)! tense Strehlen: Louisdorf! H. Tauschii = Bauhini — cymosum Reinerz: Th. sudeticus Opiz Altvatergebirge: Großer Kessel (Kruber)! gegen Goldbach! H. prussicum=pratensef>Pilosella Strehlen: Lorenz­ Th.pulegioides X Serpyllum Obernigk: trockene Hügel bei Riemberg! berg!; Haynau: Neidhartteich (Weimann)! H. Zizianum Tausch = pilo­ Über unsere Habichtskräuter liegt eine wertvolle und reichhaltige selloides— cymosum Strehlen: Louisdorf! M. brachiatum Bertol. Strehlen: Zusammenstellung von P. Kruber vor: Hieracia Silesiaca, die sich auf einwandfreies, von Prof. K. H. Zahn revidiertes Material zwischen Türpitz und Berzdorf! stützt. Dieser Arbeit sind mit gütiger Erlaubnis des Verfassers Aus unserer Adventivflora hat Dr. Kurt M e y e r, Breslau,, folgende Angaben entnommen: die wichtigsten Neuerscheinungen anderwärts bekanntgegeben12). Ich Flieracium chaunanthes (1V. P.) Zahn = aurantiacum > Pilosella ergänze seine Mitteilungen noch durch folgende Angaben: Phleum Glogau: Metschkau (Krain). subulatum (Savi) Aschers, et Gr. Liegnitz: Schuttplatz an der Koisch- H. iseranum Uechtritz = floribundum >> Pilosella Strehlen: Ruppers­ witzer Straße (Weimann)! Lychnis coronaria Frankenstein: gegen Stolz. dorf (Kruber); Liegnitz: Pahlwitz (Gerhardt); Bolkenhain: Merzdorf (Rauhut) 1 Silene coeli rosa Liebenthal: Kirchhofsmauer in Liebenthal- (Kr). Diese Zwischenart ist also durchaus nicht bloß auf das Ullersdorf (Buchs)! Lepidium sativum Breslau: Zimpel (Mittelschul­ höhere Bergland beschränkt! lehrer i. R. Droth, Breslau)! Erucastrum Pollichii Maltsch: gegen H.fallacinum F. Schultz— Zizianum— Pilosella Liegnitz: Pahlowitz Kamöse (Kotschy)! Erysimum repandum Jauer: Liegnitzer Straße (Gerhardt); Jauer: Brechelshof (Gerhardt). (Strauch)! Cochlearia officinalis L. Liebenthal: Schuttplatz beim Fl. praecox Schultz-Bip. = pallidum — murorum Riesengebirge: Feuerwehrturm (Frl. Ursula Buchs)! Dorycnium suffruticosum Vill. Teufelsgärtchen (Behr), Große Schneegrube, Melzergrund (Kr.); Fellhammer: Halde des Egmontschachtes (Titz)! Primula elatior Schönau: Tiefhartmannsdorf (Kr.). f. colorata Pax Breslau: Chausseerand vor Rothsürben! Datura H. onosmoides Fr. = pallidum f>Lachenalii Riesengebirge: Kleine stramonium f. Tatula Guhrau: in Bauerngärten von Alt-Guhrau Schneegrube (Behr). (Weidlich)! Salvia glutinosa Lüben: Dorfstraße in Zedlitz (Pfeiffer)! H. saxifragum Fr. = pallidum — Lachenalii Riesengebirge: Melzer­ Anchusa azurea Mill. {— A .Italica Retz) Hirschberg: Grasplätze (Kruber)! grund (Behr), Kesselkoppe, Kiesberg, Schneekoppe (Kr.). Linaria pilosa (Jacq.) DC. Hirschberg: Stützmauer unterhalb der

n) Vgl. J. Schwertschlager, Die Rosen Bayerns. — Berichte der 12) Vgl. Dr. Kurt Meyer: Neue Fremdpflanzenfunde in Schlesien. Bayrischen Botanischen Gesellschaft. 1926. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur 1935. 80 81

— * p S b u ^ f d e ! Speed i t t nersd0hrff (SChMZ)' S)! * * « « Zum Schluß möchte ich noch auf einige volkstümliche Uge, Freiburg) Pflanzennamen hinweisen, deren Sammlung sich das Provinzial- setosa Breslau: Schuttstelle vor Oswitz! , hl (Strauch)> CrePu herbar jetzt auch angelegen sein läßt. Nach freundlichen Mitteilungen Niruptsch: Sandgrube bei Neudorf ( F i t a Ä von Hofrat Klopfer, Gleinitz (Kr. Glogau), wird Prunus Padus in Liebenthal: Schuttplatz am Feuemehrturm (B u c h st / V der Grünberger Gegend ganz allgemein als „Kaschipken“ be­ zeichnet, welcher Name sicherlich polnischer Herkunft ist. Die ver­ ss-is t schieden blühenden Formen von Corydalis cava werden nach demselben unsere Adventivpflanzen aufzuführen' F t T Beobachtungen über Gewährsmann in der Glogauer Gegend auch verschieden bezeichnet, die rotblühenden als „Knabenkraut“ und die gelblichen als *“ S Ä Ä T = £ - - „Mädelkraut“. Coldiicum autumnale gilt nach Schütz in der Löwenberger Gegend vielfach als „ H u r e n b 1 u m e “, wohl weil sie zur Blütezeit völlig blattlos, also nackt dasteht. Der Name „Psalm“ kommt als Pflanzenname bei uns mehrfach vor, und zwar wird triviale mit vergrünten Rintp„ in c u Z a™nhoU Cerastium Chrysanthemum Balsamita als „glatter Psalm“ und Salvia of/ici- . i . . . » Ä tfÄ 'r Tr ■ " nalis als „rauher Psalm“ bezeichnet (Weimann). Merkwürdig ist auch die Bezeichnung „Hundewein“ für Solanum dulcamara in der Landeshuter Gegend (Weimann). Der bei uns stellenweise völlig B.h.gil.,afS i* T J"“ “. V"V"“«" » 1 « . Kohllurt: eingebürgerten Impatiens Roylei soll man im Eulengebirge den Namen S t . « Breslau: « ^ “ s S S S e S ! n ' S „Bergmannsampel“ beigelegt haben (Kosmos 1935, Heft 8). arvense mit vergrünten und durchwachsenen Blüten-' Strehlen- F i t Was mit „Uttich“ (oder Teichuttich) gemeint ist, konnte noch nicht berg und Schonbrunn 1 Cardamine pratensis mh ' gefä, n ' m l ' völlig geklärt werden. In der Löwenberger Gegend scheint das Hirschberg: zwischen Schwarzbach und Stonsdorf fSchützlT 1 1 Wollgras diesen Namen zu haben (Dr. Oberstein). Interessant ist auch die Bezeichnung „Roomkraut“ (Room = Ruß) für Ulmaria b im trWR t “ Vereinzelfen Nebenblättern am Grunde der Rede“ pentapetala in der Gegend von Weißwasser (Gehde). Ob hier ein verbändertet s t Z ‘™P^ r Sfraße (Dr0‘h)! Unum usitatissimum mit Zusammenhang besteht mit der einstigen Verwendung der Pflanze l £ T mrt m ? ‘h M" SCf : P° Stel (D -O berstein)! Ulgansmit meist abwechselnden Blättern Strehlen- Lorenzbenri zur Herstellung eines schwarzen Farbstoffes? (Vgl. Hegi, Illustrierte Vtnca mtnormit weiß gefleckten Blättern Grottkau: Stadtwald- D u a lis Flora IV, 2, S. 974). Wertvolle reiche Zusammenstellungen von volks­ tümlichen Pflanzennamen verdanke ich sodann noch Konrektor Kramarz hammer- Ca f l a Z" SChWzter radial gebauter Endblüte Fell- c. L. ■ en and (Tltz)! Plantago lanceolata mit gabeliger Ähre und Justizinspektor Schütz. Dieses Material soll bei anderer Gelegenheit ausgewertet werden. S S e Ä T r VT T ganZ ^“a^'g verändertet Es bleibt mir jetzt noch übrig, allen Mitarbeitern für ihre tat­ i w * l 7 g Breslau: Gr.-Gohlau (Lehrer Lau, Gr -Gohlau) i R dbeckia lacirnata mit Zwillingsköpfen Hirschberg: Rohrlach (Schütz)! kräftige Unterstützung aufs beste zu danken. Ich hoffe zugleich, daß sie mich auch im neuen Jahre nicht im Stich lassen werden. Zu ^ d R a lf t t T T t “ VergrÜnten Biflte" Bresl^ zwischen Tschirne Dank verpflichtet bin ich außerdem noch allen, die mir bei der Be­ SchutfpTatT B ü c h e r ™ 7 f ™ m“ gefÜllten B1Uten Liebenthal: stimmung schwieriger Pflanzenformen behilflich waren, so namentlich Alt-Ottag (W ittit ' H-PlS>- M mitverbänder‘em Stengel Ohiau: uttag (Wittig) Hieracium pratense mit zweispitzigen Blättern Frl. Käte Hoff mann, Breslau, und den Herren Geheimrat Pax, Breslau, Bläffe üPPemdorf (Kruber)! H. levigatum J l T qü £ Regierungsrat R onniger, Wien und Konrektor O. E. Schulz, Berlin. Blattern Strehlen: Louisdorfer Wald! 2. Dr. K. Meyer:NeueFremdpflanzen Schlesiens. zu a ch L Al e dlt t e t e i r te B ^mehrff “berSehene Pf‘an2e ist hi”f° rt Auch im letzten Jahre gelangte die Fremdpflanzenforschung in durch die abstehende Behaarung der S ie 'a g T ’" * “ C-Vm W a " d v o r allem Schlesien zu beachtlichen Ergebnissen. In der Provinzhauptstadt beobachtete der Verfasser weiterhin gemeinsam mit E. S c h a 1 o w 6 82 83

die Hauptfundplätze. Auf dem Güterbahnhof West, an der Groß­ Grünberg (H), Hofrat Klopfer, Gleinitz (K), Kantor Kotschy, markthalle und im Stadthafen wurden mehrere in Schlesien noch Bischdorf (Ko), Studienrat K r über, Hirschberg (Kru), Lehrer Lau, unbekannte Arten aufgefunden. Im Mai erschien auf Bahnhof West Groß-Gohlau bei Breslau (La), Konrektor Loge, Freiburg (Lo), der in West- und Südeuropa beheimatete Alopecurus utriculatus in Junglehrer Neri ich, Steinseiffen im Riesengebirge (N), Lehrer ziemlicher Menge. Mit was für Transporten er hierher gelangt sein Rauhut, Frankenstein (R), Lehrer Schindler, Langenau (Schi), kann, ist noch ungewiß. Einschleppung mit Südfrüchten ist unwahr­ Schütz, Hirschberg (Schü), Angestellter Strauch, Bolkenhain (St), scheinlich, da auf dem betreffenden Gleise solche nicht entladen Rektor Till, Breslau (Ti), Lehrer Titz, Fellhammer (T), Lehrer werden. Eher ist anzunehmen, daß sein Auftreten Heutransporten W a s c h e k , Kreuzburg (W), Lehrer Weidlich, Guhrau (Wh), und aus Westdeutschland zuzuschreiben ist. Als neue Südfruchtbegleiter Mittelschullehrer Weimann, Liegnitz (Wn). sind besonders die Funde aus der Großmarkthalle bemerkens­ Von erstmalig wild beobachteten Arten ist zu erwähnen Sedum wert. In Einzelexemplaren traten hier auf: Phleutn subulatum, Briza sarmentosum, das Loge an der Ruinenmauer der Schweinhausburg m inor und Myagrum perfoliatum, letzteres mitten in einer dichten entdeckte. Weimann stellte wiederum einige Südfrucht­ Gruppe von Rapistrum rugosum. Mehrfach waren vorhanden: Linaria begleiter fest; von ihm wie von anderen Heimatfreunden liegen chalepensis und Specularia hybrida. Eine größere Anzahl schon eine Anzahl Beobachtungen von Bahnhofspflanzen vor, von denen im vergangenen Jahre festgestellter Arten wurde wiedergefunden nur adventive Arten in diesen Bericht aufgenommen wurden. Über Auch das Auslandsgleis auf Güterbahnhof West wies wieder die Fortschritte der Bahnhofsfloristik wird späterhin zusammenfassend eine üppige Fremdpflanzenvegetation auf. Neu war hier indessen zu berichten sein. Auf die Fremdpflanzengruppen der Ö l- und nur Thymus dacicus, eine in Siebenbürgen endemische Art, die aus Baumwollbegleiter gilt es in Zukunft besonders zu achten. Rumänien mit Obst- oder Eiertransporten eingeschleppt sein muß Von ersteren sind, da noch zu wenige Ölmühlen bekannt sind, nur Im Stadthafen entdeckte E. Schalow (Sw) im Herbst an einer recht spärliche Beobachtungen vorhanden. Ein Besuch der Baum­ Stelle, wo der Müll der Speicher abgelagert wird, zahlreiche fremde wollspinnerei Ch. Dierig in Langenbielau-Oberstadt im Hochsommer Leguminosen. Von weitem glich der Fundplatz einem kleinen Mais­ brachte keine neuen Ergebnisse, bestätigte vielmehr nur die im felde. Astragalus baeticus, Cicer arietinum, Vicia benghalensis, Jahre 1932 erzielten. Dagegen wurde unter den Saatbegleitern Lathyrus Cicera und Lathyrus Ochrus sind an neuen Arten zu (die von Müller angeregte Bezeichnung „Saatpflanzen“1) trifft nennen. Ferner waren häufig Medicago hispida und rigidula, ver­ meines Erachtens den Sinn nicht ganz) eine Anzahl wichtiger Be­ einzelt Medicago arabica, ja auch mehrere Dattelkerne waren aus­ obachtungen gemacht. L au fand in einem Rotkleefelde bei Groß- gekeimt. Der Boden war übersät mit Medicagofrüchten, die gerade Gohlau die amerikanische Plantago patagonica var. aristata, deren in Fäulnis übergingen. Die Fremdpflanzenwelt der Ladegleise fiel Samen ein eindeutiges Provenienzunkraut in der Samenkontrolle ist. wieder fast restlos der Vernichtung durch den Sprengwagen anheim. Mehrere in ausländischen Wicken gefundene Vicia- und Lathyrus- Cyperus Houghtonii hält sich noch in wenigen Exemplaren; von arten sind in diese Gruppe einzureihen. Die landwirtschaftliche Zygophyllum Fabago hatte eine junge Pflanze bereits Früchte an­ Erzeugungsschlacht kann von jedem Heimatfreunde dadurch unter­ gesetzt; Ambrosia psilostachya hat ihren Bestand nicht unbeträchtlich stützt werden, daß alle Fremdlinge in Kulturflächen sofort gemeldet ausgedehnt und sich ebenso eingebürgert wie Cynodon Dactijlon, werden, da diese wichtige Hinweise für den Anbauwert der einzelnen der auf einem Rasenstück am Eingänge des Stadthafens festen Fuß Saaten abgeben können. gefaßt hat. Als Neuheit entdeckte E. Schalow im Stadthafen außer­ Unter die neuen Fremdpflanzen sind schließlich zwei Parasiten dem Moenchia Mantica mit ihrer bläulich blühenden var. violascens. der Gattung Puccinia einzureihen. Puccinia Komarowi wurde 1934 Ihre Einschleppungsweise ist noch nicht sicher erwiesen. Wichtige aus dem Osten nach Schlesien eingeschleppt, von Bürgen er im Neufunde von den übrigen Breslauer Bahnhöfen sind diesmal nicht Riesengebirge und von R. Bürde zuerst bei Mauer, später auch bei zu verzeichnen. Aus der Provinz liegen Beobachtungen über Fremdpflanzen 0 Karl Müller: Beiträge zur Kenntnis der eingeschleppten Pflanzen Württem­ ganzen Reihe rühriger Mitarbeiter vor, und zwar von: bergs. Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft und Mathematik in Ulm a. d. D. otudienrat Buchs, Liebenthal (B), Apothekenbesitzer Hampel, 21. Heft. Sommer 1931 bis Sommer 1935. S. 30/31.

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Lähn, Liebenthal und Liegnitz gefunden. Im Birkenwäldchen zu 1935 Liebenthal (ebenda), Krummhübel (August, P. Vogel), Liegnitz fand sie W e im a n n in diesem Jahre wieder. Außerdem Breslau, Südpark an der Umgehungsbahn (August). hat sie sich an einer eng begrenzten Stelle der Breslauer Umgehungs­ Puccinia Antirrhini Dietel et Holway, Breslau: Botanischer bahn in der Nähe des Südparks eingefunden. Über ihre Ausbreitung Garten (Prof. Buder), Schaugarten an der Jahrhunderthalle in Deutschland wird von H. Sydow eingehend berichtet.2) Wichtig (Dr. Oberstein), Garten der Brüdergemeine, B.-Nord: Gärtnerei und als gefährlicher Schmarotzer gefürchtet ist der Löwenmaulrost Monhaupt und B.-Grüneiche: Gärtnerei Hatt (Dr. Hochapfel). (Puccinia Antirrhini), über dessen schnelle Verbreitung über einen Kr. Strehlen: Forsthaus Späne und Schönbrunn (Sw), Liegnitz: großen Teil Deutschlands im Jahre 1934 P o e v e r 1 e i n 3) ausführlich Garten der Mittels chule und Brieg: Weimannsche Gärtnerei (Wn), Bericht erstattet. Der Rostpilz hat 1935 auch Schlesien erreicht und Görlitz: (Dr. Hochapfel), Ohlau-Baumgarten: Garten des Ver­ ist — nach den Fundmeldungen von Ende September bis zum Frost­ suchs- und Lehrgutes. eintritt (8. 12.) — mit 11 Fundmeldungen aus 7 verschiedenen Orten Phalaris paradoxa L. Breslau: Anschlußgleis Olff, Koepke & Co. jetzt schon über ganz Mittel- und Niederschlesien verbreitet. Von mehrfach. gärtnerischer Seite wie vom amtlichen Pflanzenschutzdienst wird -f Anthoxanthum aristatum Boiss. Hirschberg: Bahnhofsgelände (Kru), seiner Weiterausdehnung besondere Beachtung geschenkt. Hoyerswerda: Güterbahnhof (Mi). Große Unterstützung bei seinen adventivfloristischen Bestrebungen Phleum subulatum (Savi) A. et G. Breslau: Großmarkthalle, ver­ fand der Verfasser in Studienrat Deckart, der sein hohes photo­ einzelt. graphisches Können bereitwilligst zur Verfügung stellte. Mit einem Alopecurus utriculatus Pers. Breslau: Güterbahnhof West, mehrfach. Zusatzgerät zur Leica war es möglich, eine größere Anzahl von Polypogon monspeliensis (L.) Desf. Breslau: Anschlußgleis Olff, Fremdpflanzen am Standort aufzunehmen. Nur wenige Zentimeter Koepke & Co., mehrfach. große Arten wurden so vergrößert, daß Bilder von natürlicher Größe Lagurus ovatus L. Breslau: Güterbahnhof West, vereinzelt. entstanden. Ja, von charakteristischen Blüten- und Fruchtständen -f Eragrostis minor Host. Striegau: Hauptbahnhof (St), Jauer: Bahn­ sowie Zweigstücken konnten Bilder in mehrfacher Vergrößerung des hof (Str), Brechelshof: Bahnhof (St), Nimkau: Bahnhof (Ko). Objektes angefertigt werden, welche die Einzelmerkmale deutlich Koeleria phleoides (Vill.) Pers. Breslau: Großmarkthalle und An­ zeigen. Bei Fortsetzung dieser photographischen Studien wird es schlußgleis Olff, Koepke & Co., mehrfach. möglich sein, durch Bildberichte die Erkennung der einzelnen Arten Briza minor L. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. wesentlich zu fördern. Briza maxima L. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. Der erforderlichen Kürze wegen sind sämtliche adventiven Be­ - f Vulpia myurus (L.) Gmel. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt, obachtungen in einer Liste zusammengefaßt worden. Fett gedruckt sind Liegnitz: Güterbahnhof (Wn). die neu aufgetretenen Arten, unterstrichen dagegen die erstmalig auf Vulpia sciuroides Gmel. Breslau: Stadthafen, vereinzelt. Bahnhöfen notierten Arten, während ein Kreuz vor dem Namen die Bromus villosus Forsk. Breslau: Großmarkthalle, mehrfach; Stadt­ Arten tragen, die in früheren Berichten von anderen Bahnhöfen hafen, vereinzelt (Sw), Liegnitz: Güterbahnhof (Wn). schon erwähnt sind. Hordeum maritimum L. Breslau: Anschlußgleis Olff, Koepke & Co., Puccinia Komarowi Tranzsch. 1934 Bobertalsperre Mauer und mehrfach. flußabwärts (Mai, Bürde), Liegnitz, Bürgerwäldchen (Juli, Bürde), Phoenix dactylifera L. Keimlinge, Breslau: Stadthafen, mehrfach, Krummhübel (Juli, O. Bürgener), Lähn (Aufstieg zur Lehnhaus- -f-Polygonum cuspidatum Sieb, et Zucc., Grünberg: Bahnstrecke burg (September, Bürde), Liebenthal, Garten des Schülerheims nach Rothenburg (H). (Herbst, Bürde). - f Atriplex hortense L. Kohlfurt: Bahngleise, mehrfach (B). Kochia scoparia Schrad. Heinersdorf a. d. Tafelfichte: Bahnhof, 2) H. Sydow: Einzug einer asiatischen Uredinee (Puccinia Komarowi mehrfach (B). Tranzsch.) in Deutschland. Annales Mycologid.vol. XXXIII, no 5/6, 1935, S. 363 bis 366. Corispermum hyssopifolium L. Hoyerswerda, Güterbahnhof (Mi). 3) Hermann Poeverlein: Puccinia Antirrhini Dietel et Holway, ein neuer Eindringling aus Nordamerika. Annales Mycologici, vol XXXIII no 1/2 Silene conica L. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. 1935. S. 104-107. ’ 1 Silene dichotoma Ehrh. Leuschwitz bei Jauer (St). 87 86 Vicia villosa Roth ssfi.dasycarpa (Ten.) Cav Liegnitz: G ü t e r n - Moenchia Mantica (L.) Bartl. Breslau: Stadthafen vereinzelt mit var. hof (Wn). ssp. varia Host Breslau. Stadthafen ( )• violascens Aznav. ( = f. caerulea Janchen) (Sw). V i c i a Pannonica Crtz. Weizenfeld bei Zobten (Ti) Ohlau-Bau - Vaccaria pyramidata Med. Acker bei Niederlangenau, Kr. Habel- garten: in Vicia villosa. — V. Pannonica f. purpurascens (DC.) schwerdt (Schi): Gemengefeld zwischen Goldberg und Adels­ Ser. Ebersdorf bei Mittelwalde: Gemengefeld (Sw). dorf (Wn). Vicia benghalensis L. Breslau: Stadthafen (Sw), veremze -f- Lepidium densiflorum Schrad. Uhyst bei Hoyerswerda (Mi), Striegau: Kfd« lutea L. Breslau: Stadthafen (Sw), veremzekL Hauptbahnhof (St), Hirschberg: Güterbahnhof (St), Bahnstrecke Lens esculenta Moench Breslau: Güterbahnhof West, vereinzelt. Tschechnitz-Kottwitz (Sw), Guhrau: Mühlenwerke (Wh). — Louisdörf- Kr. Strehlen: in Gemengefeldern (Sw). Coronopus procumbens Gilib. (= C. Ruellii All.) Breslau: Groß­ Lathyrus hirsutus L. Breslau: Anschlußgleis Olff, Koepke & Co., markthalle, vereinzelt. -f Sisymbrium Sinapistrum Crtz. Jauer: Bahnhof (St), Hoyerswerda: vereinzelt. /UA + Lathyrus tuberosus L. Kreuzburg-. Bahns recke (W) Lautawerk (Mi), Kohlfurt: Bahnhof (B). Lathyrus Aphaca L. Breslau: Großmarkthalle vereinzelt Anschluß Erucastrum Pollichn Sch. et Sp. Kreuzburg: Bahnhof (W). gleis Olft, Koepke & Co., vereinzelt. Stadthafen (Sw), veremze . Myagrum perfoliatum L. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. Lathyrus Cicera L. Breslau: Stadthafen (Sw), veremze . Rapistrum rugosum (L.) All. Breslau: Stadthafen (Sw), Liegnitz: Güterbahnhof (Wn). Lathyrus Odtrus DC. Breslau: Stadthafen ( " V d V s c h m o lle n Abutilon AvicennaeGaertn. Liegnitz: Giiterbahnhof (Wn). Schmollen, Lobularia maritima (L.) Desv. Breslau: Güterbahnhof West, ver­ Kr. Oels: Rübenfeld. einzelt, Glogau: Gleinitz, auf Gartenland (K), Frankenstein: L y th ru mmeonanthum Link Breslau: Guterbahnhof West, ver Kleinbahnhof (R), Heinersdorf a. d. Tafelfichte: Bahnhof (B). einzelt. Anschlußgleis Olff, Koepke & C o,ve.em zeB. var. Nerlichii O. E. Schulz Steinseiffen (N) neue, blaublühende Bupleurum Odontites L. Breslau: Großmarktha e, vereini . Varietät! Caucalis daucoUesL. Breslau: Umschlagbahnhof Popelwitz, + Reseda lutea L. Hoyerswerda: Lautawerk (Mi), Lauban: Bahnhof (N). Reseda Luteola L. Lauban: Bahnhof (N). To^ n o d o s a (L.) Gaertn. B r e s l a u : Großmarkthalle vereir.zeit. Sedum sarmentosum BungeRuinenmauer der Schweinhausburg(Lo). Cuscuta vulgaris Beyrich auf Satureja hortensis. Kunnersdort Spiraea salicifolia L. Kohlfurt: Bahnhof und Bahngelände zu Hirschberg: Gartenbaubetrieb (Schü). Alt-Kohlfurt (B). Lappula Myosotis Moench Breslau: OrofimarkthaUe, ^M eizdorf- Geum aleppicum Jacq. mit auffällig großen Endblättchen. Breslau: + G aleopsis angustifoliaEhrh. Jauer: Bahnhof (St). Merzdorf. an Wegen und Grasplätzen im Südpark (Sw). Medicago arabica All. Schmiedeberg: Teppichfabrik (Schü), Breslau: + J^«lm ttata L. Fellhammer: Bahndamm (T). Kreuzburg: Stadthafen (Sw). Medicago hispida Gaertn. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt, Bahnstrecke (W). ) Ronn (— T Serpyllum Stadthafen, mehrfach (Sw). — Medicago rigidula (L.) Gaertn. Breslau: Stadthafen (Sw). Melilotus Siculus (Turra) Jacks. Breslau: Anschlußgleis Olff, Koepke & Co., vereinzelt. Linaria dtalepeusisMill^ Breslau: C ^ ß^ " k B“|1l®’hr f e^ u n hJorf. Chaenorrhinum minus Lange ureuienuc g Melilotus sulcatus Desf. Breslau: Stadthafen (Sw). Trifolium resupinatum L. Liegnitz: Güterbahnhof (Wn). Plantago patagmica Jacq. var. aristata A. Gray Groß-Gohlau. Astragalus baeticus L. Breslau: Stadthafen (Sw), vereinzelt. Rotkleefeld (La). Hirschberg: Gartenland (Kru). Coronilla scorpioides Koch Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. Aspemla cynanchicaL. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. Cicer arietinum L. Breslau: Stadthafen (Sw), vereinzelt. Galium tricorne Stokes Breslau: Großmarkthalde vei^ 2 * » . Vicia grandiflora Scop. var. Kitaibeliana Koch Ohlau-Baumgarten, Citrullus vulgaris Schrad. Breslau: Stadthafen ( ), in Vicia villosa, desgleichen: Strien bei Winzig. 89

Specularia hybrida (L.) Del. Breslau: Großmarkthalle, mehrfach gefäße Spannungen von weit über Atmosphärengröße aushält, so + Galinsoga fiarviflora Cav. Lauban und Löwenberg: Bahngelände’ daß auch die höchsten Bäume Wasser in die Krone nach saugen Heinersdorf a. d. Tafelfichte: Bahnhof (sämtlich B). können. Anacyclus clavatus (Desf.) Pers. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt Die heutige Forschung gilt den feineren Unterschieden im Carduus macrocephalus (Desf.) Breslau-Schwoitsch: Versuchsgut Transpirationsstrom der Bäume. Die Anatomie lehrt, daß die (Dr. Haertel). primitiveren Nadelhölzer ihr Wasserleitungssystem noch aus ge­ Silybum Marianum (L.) Gaertn. Blattrosette. Breslau: Großmarkt­ schlossenen Zellen aufbauen, deren Querwände der Strömung halle, vereinzelt. unnötige Widerstände in den Weg legen; erst die Laubhölzer haben + Centaurea solstitialis L. Neustadt O.-S.: Langenbrück: Luzernefeld in den „Gefäßen” ein leistungsfähigeres System durchlaufender Jacq. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. Röhren geschaffen. Die Weite dieser Gefäße schwankt und erreicht Rhagadiolus stellatus (L.) Gaertn. Breslau: Großmarkthalle ver­ bei unseren „ringporigen” Holzarten (Eiche, Esche, Robinie usw.), einzelt. Stadthafen (Sw), vereinzelt. im Wurzelholz und bei Lianen ein Maximum. Die Bedeutung dieser Hypochoeris glabra L. Breslau: Großmarkthalle, mehrfach. anatomischen Unterschiede für die Wasserleitung wird anschaulich, Picris echioidesL. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. wenn man unter konstant gehaltenem Wasserleitungsdruck Wasser Arnoseris minima Lam. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt Stadt­ durch verschiedene Hölzer preßt: während es durch Wurzel- und hafen desgleichen. Lianenholz in geschlossenem Strahl laufen kann, beobachtet man Tragopogon glaber (L.) B. et H. Breslau: Stadthafen (Sw) bei Laub-Stammholz ein rascheres, bei Nadelhölzern ein ganz lang­ Crepis setosa Hall. Breslau: Großmarkthalle, vereinzelt. sames Tropfen. Ganz entsprechend ergibt die thermoelektrische Sitzung vom 12. Dezember (gemeinsam mit der Biologischen Geschwindigkeitsmessung bei Nadelhölzern Mittags­ Abtedung): Prof. Dr. W. Wunder: Biologie der werte von weniger als einem halben Meter je Stunde, bei eng­ Karpfenteiche. Mit Film. porigen Laubhölzern von etwa 0,5—5 m/h, bei den obengenannten „ringporigen” Holzarten dagegen bis 50 m/h. Spitzenwärts nimmt Sitzung vom 9. Januar 1936: Berichte über Biolo- die Geschwindigkeit meist ab, bei der schlankästigen Birke und gische Stationen. Mit Lichtbildern. einigen anderen dagegen zu. Außerdem bestehen zeitliche Unter­ 1. Studienrätin Dr. I. Rehren: Die Vogelwarte schiede in dem Sinne, daß der Transpirationsstrom wie eine lange Rossitten. Marschkolonne morgens an den Zweigspitzen zuerst in Gang 2. Studienrat Dr. W. Jaroschek: Biologische kommt, während abends am Stammgrund noch lange ein Nach­ Station und Vogelwarte Helgoland strömen festzustellen ist. Nähere Angaben enthalten die Abhandlungen des Vor­ 3. Assistent Dr. G. M o s e b a c h : D i e A 1 g e n v e g e t a t i o n b e i Helgoland und Rovigno. tragenden in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1935 und im Tharandter Jahrbuch 1936. Sitzung vom 23. Januar (gemeinsam mit der Biologischen Ab­ Sitzung vom 20. Februar: Z ur Biologie der Wiese. teilung, zugleich Allgemeiner Vortragsabend): Prof Dr B Huber (Forsthochschule Tharandt) als Gast: Neue Einblicke in das 1. Dr. Johannes Krause: Die Wiese als Pflanzen­ Saftsteigen der Bäume. Mit Lichtbildern und Vor- gesellschaft. fuhrungen. Nach einleitenden Hinweisen auf die vielfach wechselnde « . .DaSJ ltue ”Rätsel des Saftsteigens”, die Frage, wie die Pflanze Fassung des Begriffs „Wiese” in der pflanzengeographischen bei der Hebung des Wassers die kritische Zehn-Meter- (= Atmo- Literatur schritt der Vortragende zu einer kurzen Charakteristik ^ 7 ni Grenze überschreitet, ist durch die Kohäsionstheorie der Wiese als Lebensgemeinschaft. Er hob u. a. die große Be­ gelost: Wir wissen, daß das Wasser in den Kapillaren der Holz­ deutung kultureller Faktoren hervor, die einen erheblichen Teil der 90

wiesenartigen Pflanzenvereine in Pflanzengesellschaften machen und kn ™pa zu Halbkultur, beschränkt, deren Volumen von der Größe der Bodenpartikel ab­ nannten „Anpassungen"'" der Vesenpflan, ^ dk ^ hängig ist. Die Reaktion des Wiesenbodens, ausgedrückt durch Menschen zu sprechen Die norh h * 33 Emfluß des den& Wert der Wasserstoffionenkonzentration, kann selbst inner­ neuerer Zeit „"menfflch gT 7 ° " manChen in halb engbegrenzter Gebiete sehr verschieden sein. Der ent­ schauung, daß derartige Anpassungen in reichei a h T * “ ?- A"‘ scheidendste Faktor für das Gedeihen tierischen Lebens im Boden wurde eingehender kritisiert Ph ü. eicher Zahl existieren, ist der Wassergehalt. Seine Änderungen führen zu den jahreszeit­ gründete Theorie d e s " i ? * . “16 »n Wettstein be- lichen Schwankungen in der Zahl der Bodentiere. Trockenheit ist Schluß hieran wurde die Stellung J lsond,morPhisnius. Im An- den Organismen des Bodens ein ebenso arger Feind wie ein Über­ maß von Feuchtigkeit. Die Bodenluft zeichnet sich durch einen System ökologischer Standortsfaktorer erö^rt ^ „ d Kultur im kussionsergebnis für das HqIki u • s Dis- hohen Kohlensäuregehalt aus, der um so höher wird, je tiefer man pflanzensoziologische *° * in den Boden hineingeht. Die Temperaturschwankungen im Ver­ laufe eines Jahres sind im Boden geringer als in oberirdischen Biotopen und verkleinern sich gleichfalls mit zunehmender Tiefe. größeren Arbdt^dfren erete^H " M f ”“ Ausschnitt aus einer Durch die verrottende Pflanzensubstanz ist im Boden Nahrung zum Problem wiesenartiger HalbkuiturDfla"46" demTitel »Beiträge stets im reichsten Maße vorhanden, und schließlich ist zu ei wähnen, daß sich das Leben im Wiesenboden in einer völlig lichtlosen Zone abspielt. An alle diese Verhältnisse müssen die Bodentiere ange­ paßt sein, und es sind daher dort meistens Formen zu finden, die 2'bodensFrenZel: ° ie Ti™ ' ‘ ^ s Wiesen. entweder sehr klein sind, oder solche, deren Körper langgestreckt und biegsam ist, so daß ihnen die Bewegung in dem engen Netz der Bodenporen möglich ist. Zu einer großen Widerstandsfähigkeit die Ä K K , ? r r u,ntersuchungen über gegenüber Schwankungen des Säuregrades muß noch eine starke der Schilderung der Hntp i Jahren 1933 und 1934. Bei Resistenz gegenüber hohem Kohlensäuregehalt treten. Tiefe Vor. und Nachteile des b e n u tz "K !!!^ ^ r^ ^ “ "de,S die Temperaturen, selbst solche unterhalb des Gefrierpunktes, schaden erläutert. Hierauf enh dpr \/n + . 1, Gesiebeautomaten den Bodentieren im allgemeinen nicht. Infolge des Lichtmangels Ordnungen des Tierreiches, deren'vVrfreVr"™ W e '* h Ä ^ herrschen pigmentarme und pigmentlose Formen vor. Die Licht­ mäßig angetroffen werden Neben den Fad Wlesenboden regel. sinnesorgane sind teilweise rückgebildet oder fehlen gänzlich, die in ungeheuren Mengen den Boden he h '™ dafür sind Tasthaare in reichem Maße ausgebildet. Nur gegen ein­ Würmern die Enchvtraeiden d unter den tretende Trockenheit sind die Tiere empfindlich. Sie sterben ent­ Weichtiere, von denen kleine Srh l Umbnciden erwähnt. Die weder ab oder versuchen, in die schützende Tiefe zu entfliehen. in geringer Zahl vorhanden n - ^ ge*ullden wurden, sind nur Dadurch entstehen jahreszeitliche Tiefenwanderungen einzelner wird von den Arthropoden gesteht ^ " h 13^ a^ Bodenbewohner Arten, während andere die von ihnen bewohnte Bodenschicht nicht eine geringe Rolle im Wip^ K a 3 re Myriapoden nur verlassen, sondern mit eintretender Trockenheit zugrunde gehen, ( A p 4 Ä Ä ,0m“ ^ A etn’ Sind,die UrinSekten nachdem 'sie vorher ihre widerstandsfähigeren Eier abgelegt haben. 88 Käferarten und deren Ian A vorhanden. Neben In ungestörtem Wiesenboden lebt die Hauptmasse der Boden­ choten, Dipterenlarven

Ausführlichere Angaben über das Thema enthält die kürzlich Am Sonntag, den 9. Februar 1936, veranstaltete Direktor Dr. veröffentlichte Arbeit des Vortragenden: „Untersuchungen über die M. S c h 1 o 1 1 für die Mitglieder der Abteilung eine Führung Tierwelt des Wiesenbodens” (Jena, Verlag Gustav Fischer, 1936). durch den Breslauer Zoologischen Garten.

II. Exkursionen und Führungen.

vn pm f16n APn J 1935 unternahm die Abteilung unter Führung on Prof. Dr. P a x eine Exkursion nach dem Teich- Abteilung für Gartenbau unö Gartenkunst. Sekretär: Prof. Dr. H. Winkler. der VVogelwelt 6 V ° n der l "u Bartschniederung C h 6 n b 6 r g ’ diC diente. in erStGr — Linie dem S e d iu m Sitzung vom 8. Januar 1935: Städtischer Gartendirektor Am 10 und 11. Juni 1935 wurde eine Exkursion ins F. H a h n e 1, Breslau: Neueste Grünanlagen in Groß- latzer Schneegeb irge unternommen. Zunächst wurde Breslau. Mit Lichtbildern. ie Reyei sdorfer Tropfsteinhöhle besichtigt, deren reiche Tierwelt von ro . P a x und seinen Mitarbeitern erforscht worden ist. Ein Sitzung vom 5. Februar: Direktor Edmund Gläser, Breslau: kurzer Vortrag von Prof. P ax unterrichtete die Teilnehmer über Landschaft und Mensch. Aufgaben der Gegen­ ie rezente Metazoenfauna. Hieran schloß sich ein Bericht von wart. Mit Lichtbildern. (Zugleich Allgemeiner Vortragsabend.) i n T rfr S"' S 1 3 m m 6 r Üb6r die Tierwelt der Höhlengewässer, und Dr. G.Frenzel führte einige höhlenbewohnende Apterygoten Sitzung vom 12. März: Direktor Dr. B. Husfeld, Münche­ u°ui ^ ° n Sedenderg aus wurde ein Ausflug nach der Tropfstein­ berg i. d. Mark: Die Arbeiten am Kaiser-Wilhelm- höhle von Wolmsdorf unternommen, über deren Tierwelt Institut für Züchtungsforschung in Münche­ tudienassessorin M a s c h k e berichtete. Am Abend hielt berg, mit besonderer Berücksicht i g u ng des Prof. P ax in Seitenberg einen Vortrag, in dem er die Ergeb- Gartenbaues. Mit Lichtbildern. (Zugleich Allgemeiner ”lsse z“sammenfaßte und die Teilnehmer zugleich an Hand von Vortragsabend.) Lichtbildern in das Programm des nächsten Tages einführte An schließend zeigte cand. phil. Kotulla eine Reihe von beschälten Sitzung vom 16. April: Gartenbaudirektor bei der Landes­ Amöben aus den Mooren des Glatzer Schneebergs. Am 11. Juni bauernschaft Günther, Breslau: Obst als Gesundheits­ wurde der Glatzer Schneeberg bestiegen. Im Klessengrund zeigte spender für Jung und Alt, und wie es in Schlesien Dozent Dr. Stamm er einige typische Bewohner des Gebirgs­ anzubauen ist. Mit Lichtbildern. baches, während Prof. Dr. W i n k 1 e r und Dr. Johannes Krause wie schon am ersten Tage auf die Vertreter der Gebirgsflora auf Sitzung vom 19. Mai: Lehrausflug nach Sacrau — merksam machten. Im Fürst - Liechtenstein - Schutzhaus hielt Sibyllenort unter Führung von Prof. Winkler. Studienratin Dr. R e h r e n einen Vortrag über die Vogelwelt des Sitzung vom 23. Juni: Besuch der Versuchsfelder Glatzer Schneeberges, und Dr. F r e n z e 1 berichtete kurz über die des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzen­ Tierwelt des Wiesenbodens, insbesondere über die Fauna der Borstengrasmatte der Haberwiesen am Schneeberg. Am Nach­ züchtung der Universität in Schwoitsch unter mittag sprach Prof. Winkler auf den Seefeldern über die Hoch­ Führung von Prof. B e r k n e r. moore und ihre Flora. In Hofeberg bei Wölfeisgrund wurde das Sitzung vom 11. August: BesichtigungderGärtnerei von Prof. P ax errichtete Laboratorium besichtigt, das der Er- Wohnig in Breslau-Gräbschen. orschung der Tier- und Pflanzenwelt des Glatzer Schneeberges lent. Prof. P a x erklärte die Einrichtungen des Laboratoriums Sitzung vom 15. September: Besuch des Botanischen und erläuterte die Aufgaben dieses Stützpunktes für die biologische Gartens der Universität unter Führung von Prof. Erforschung der Heimat. — ^ibuie Winkler. 94 95

Sitzung vom 15. Oktober: Gartengestalter F. H an i sch sen., Bericht über die geologische Auswertung neuer Aufschlüsse Breslau - Carlowitz: 50 Jahre Provinzialverband im nieder- und oberschlesischen Steinkohlenbezirk. Die Frage des Schlesischer Obst - und Gartenbau-Vereine. wolhynischen Karbons und ihre Bedeutung für die Ostfortsetzung des variscischen Gebirges. Entwicklung eines Arbeitsplanes für Sitzung vom 19. November: Dr. H. Mehring, Breslau: stratigraphische und tektonische Untersuchungen im ober­ Wetter und Klima. schlesischen Karbon. Über die Ergebnisse dieser Untersuchungen soll später berichtet werden. Sitzung vom 10. Dezember: Diplom-Landwirt Karl Beinert, Breslau: Bodenleben und Bodenpflege. Mit Licht­ Sitzung vom 14. Mai: Dozent Dr. W. E. Petrascheck. bildern. Neues von niederschlesischen ErzlageiStätten.

Sitzung vom 14. Januar 1936: Kunsthändler Ernst Barke - Das in neuester Zeit stark gestiegene allgemeine Interesse an meyer, Breslau: A u s Urwald und Weltstadt in unseren heimischen Erzlagerstätten rechtfertigt einen Bericht über Brasilien. Selbstgesehenes und Erlebtes. Mit drei Erzvorkommen des schlesischen Gebirges, über welche bisher Lichtbildern. in dem Schrifttum sehr wenig oder gar nichts verlautet ist. Es handelt sich einmal um das edelmetallhaltige Kiesvorkommen Sitzung vom 18. Februar: Zum Gedenken an den 150. Geburts­ von Haselbach im östlichen Riesengebirge, welches in wissenschaft­ tag von Fürst Hermann von Pückler-Muskau: 1. Gartengestalter licher Hinsicht besonders bemerkenswert dadurch ist, daß hier eine F. H a n i s c h , Breslau-Carlowitz: Park - undLandschafts- aus zahlreichen Erzgeröllen bestehende Lagerstätte im Culm- gestaltung, das Lebens werk Pücklers. 2. Direktor konglomerat vorliegt. Um 1800 wurden hier bergbauliche Ver­ Edmund Gläser, Breslau: Hermann Pückler, ein suchsarbeiten unternommen. Über das Vorkommen hat auf Grund schlesischer Mensch. Beide mit Lichtbildern. (Zugleich eines Hinweises des Herrn Betriebsleiters Diplom-Ingenieur Herpel Allgemeiner Vortragsabend.) erstmalig Herr Dr. K. H o e h n e kurz berichtet1) und die Grund­ züge des Mineralbestandes und der Genese erkannt. Im Anschluß Sitzung vom 10. März: Stadtarchitekt F. Hetscher, Breslau: daran hat Herr A. P o s e n e n s k e auf Anregung des Vortragenden Maulbeerbaum und Seidenspinner. Deutsche im Geologischen Institut eine eingehendere, auch erzmikroskopische Seide. Mit Lichtbildern. Untersuchung der Lagerstätte vorgenommen, über die inzwischen ausführlicher veröffentlicht worden ist2). Das wichtigste Ergebnis der chalkographischen Untersuchung war die Feststellung einer Abteilung für Geologie, Bergbau und Hüttenkunde. auffallenden Strukturähnlichkeit der Haselbacher Erze mit jenen des Rammelsberges. So kommen insbesondere in Haselbach auch Sekretär: Prof. Dr. B e d e r k e. „Gelpyrite” vor. Da die Haselbacher Erze auf ihrer ursprünglichen Sitzung vom 22. Januar 1935: Dr. E. Wirth: Eine geo­ Lagerstätte zweifellos eine durchgreifende kaledonische Dynamo­ logische Expedition in das westliche China. metamorphose mitgemacht haben, sind solche Gelpyrite ebenso wie andere Pyritkrusten nicht als sedimentäre Reliktstrukturen, sondern Ein ausführlicher Bericht über die wissenschaftlichen Ergeb­ als Neubildungen bzw. Umbildungen im Anschluß an die Meta­ nisse der Expedition erscheint unter dem Titel: Beiträge zur Kennt­ morphose aufzufassen. Praktische Bedeutung kommt den Hasel­ nis des Paläozoicums in der Umrandung des Roten Beckens von Szechuan im Neuen Jahrbuch f. Min. usw. Beil. Bd. Abt. B. 1936. V K ~K o e h n e , Quantitativ chemische und erzmikroskopische Bestimmung von Arsen, Antimon, Zinn und Wismut in vorwiegend schlesischen Bleiglanzen. - Sitzung vom 12. Februar: Prof. Dr. E. Bederke: Zur Chemie der Erde, 9, Jena 1934. Geologie des Steinkohlengebirges in Schlesien 2) A. Posenenske, Über eine aus Erzgeröllen bestehende Kieslagerstätte und Polen. im Culm bei Haselbach im Riesengebirge. Cbl. f. Min. A. Jahrg. 1935. 96

bacher Erzgeröllen nicht zu. Es wäre interessant, wenn man die Durch das Fehlen des Kupferschiefers bei Qualisch im Südosten zugehörige primäre Erzlagerstätte finden könnte, deren Ausbiß und bei Langwaltersdorf am Gegenflügel der Mulde ist die Be­ vermutlich nicht in großer Entfernung gelegen hat. grenztheit des Vorkommens schon jetzt ersichtlich. Uber die all­ Das zweite Erzvorkommen, über das berichtet wurde, ist ein gemeineren geologischen Bildungsbedingungen dieses und der Eisenerzgang in Streckenbach unweit Kupferberg, der durch einen anderen schlesisch-böhmischen sedimentären Kupfervorkommen Schurlschacht neu aufgeschlossen ist. Es handelt sich um einen wurde an anderer Stelle berichtet5). 60—90 cm starken Gang, dessen Erze vorwiegend Brauneisen und Roteisen sind; daneben kommt Pyrit, Malachit und Kupferkies vor. Sitzung vom 28. Mai: 1. Dr. M. Schwarzbach: Die Die Oxydationserze herrschen bis zu der bislang erreichten Tiefe vordevonischen Eruptiva des Bober-Katzbach. von 26 m. Der Vortragende hält es für möglich, daß das primäre Gebirges. Eisenerz Spat ist und der Gang somit zu der Eisenspat und Kupfer­ Veröffentlicht im Zentralblatt f. Min. Abt. B. 1935: Beiträge kies führenden Ganggruppe des östlichen Boberkatzbachgebirges zur Geologie des Bober-Katzbach-Gebirges II. gehört, deren genetischen Anschluß an Altenberg (Schl.) und damit in weiterem Sinne an das Riesengebirge der Vortragende früher einmal ausgeführt hat (1933) und die neuerdings von A. Neuhaus 2. Dozent Dr. R o d e : Flexuren im schlesischen sehr eingehend bearbeitet worden ist (1936)3). Ähnliche Umwand­ Gebirgsbau. lungen von Spat in Roteisen kommen im Siegerland vor. Beson­ Veröffentlicht in der Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. 8 7 , 1935. ders bemerkenswert ist die sehr starke Durchtrümerung des Nebengesteins mit Albit längs der Gangspalte als weiteres Beispiel Sitzung vom 12. November: Dr. M. Schwarzbach: Die für die von E. Bederke festgestellte Albitisierung im östlichen geologischen Beziehungen zwischen Bober- Riesengebirgsrahmen4). Inwiefern dem Gang überhaupt eine Katzbach-Gebirge und Oberlausitz. praktische Bedeutung zukommen kann, wird erst nach Erreichen der primären Teufenzone beurteilt werden können. Eine ausführliche Darstellung erscheint in den Abh. d. Natur­ Schließlich wurde über eine Lagerstätte von unterrotliegendem forsch. Ges. Görlitz 1936. Kupferschiefer bei Albendorf südlich Landeshut berichtet, auf welche der verstorbene Bergassessor Dr. F e s t n e r aufmerksam Sitzung vom 26. November: Dozent Dr. K. Rode: Der gemacht hatte. 3 m über dem Albendorfer Kalk liegt, auf 120 m Neißegraben. streichende Erstreckung durch den Kalkbruch aufgeschlossen, eine Tektonisch-morphologischer Überblick über das Gesamtgebiet 20 cm mächtige Lage von schwarzem, Fischschuppen führenden einschließlich des südlichen böhmisch-mährischen Anteils auf Schiefer, der im Ausgehenden Malachit, im frischen Anbruch feinst Grund der eigenen Untersuchungen des Vortragenden. verteilte sulfidische Kupfererze enthält. Der Kupfergehalt beträgt im Durchschnitt 314 />• Die Art und Ausbildung der Erze gleicht weitgehend der des Mansfelder Kupferschiefers. Die Lagerstätte Sitzung vom 10. Dezember: Doz. Dr. W. E. Petrascheck: ist eine sedimentäre. In 1500 m streichender Entfernung nord- Das U n t e r r o 1 1 i e g e n d e M i 11 e 1 s c h 1 e s i e n s und westwärts ist schon jenseits der Reichsgrenze bei Potschendorf seine Kupfer lagerstätten. ebenfalls kupferhaltiger Schiefer über dem Kalk aufgeschlossen. Veröffentlicht in der Geol. Rundschau 2 7 , 1936. Die möglicherweise zu erwartende Kupfermenge könnte erst durch weitere Aufschlußarbeiten und Probenahmen präzisiert werden. Prof. Dr. E. Bederke: Das Grundgebirge der 3) A. Neuhaus, Über das Vorkommen von Kupfererz führenden Spateisen- Grafschaft Glatz. steingängen im östlichen Boberkatzbachgebirge. — Chemie der Erde 10, Jena 1936. Siehe S. 98. *) E. Bederke, Regionalmetamorphose und Bildung von Erzlagerstätten Jahresber. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur für 1934. Breslau 1935. 5) Siehe Vortrag vom 10. Dezember 1935. 98 99

schließlich eine Neubildung von Albit, denn dieser umschließt und verdrängt seinerseits noch teilweise den neugebildeten Biotit. Grundsätzlich die gleichen Erscheinungen kann man immer wieder auch an anderen Amphiboliten der Grafschaft beobachten, insbesondere auch an solchen, die nicht den Orthogneisen, sondern Sitzung vom 18. Februar: Prof. Dr. O E Mever-H^ Paragesteinen, insbesondere Glimmerschiefern eingelagert sind. Benedict de Saussure ais Alpe „ f crr s Jh e r. Immer erweist sich dann die Biotitisierung als älter als die Albiti- sierung und damit die Kalizufuhr älter als die Natronzufuhr. )936Erscheint in der Zeitschr. d. Deutsch-Österreich. Alpenvereius Während nun die nachweisbare Kaliaufnahme auf die femischen Gesteine beschränkt ist, läßt sich Natronaufnahme in viel weiterer Verbreitung auch in den tonerdereichen Gesteinen feststellen. Hier D a s Grundgebirge der Grafschaft Glatz. ruft sie in unregelmäßig begrenzten Flächen eine Durchtränkung Von E. B e d e r k e. der Glimmerschiefer und Phyllite mit Albitporphyroblasten hervor. Woher stammen nun diese zugeführten Alkalien bzw. Alkali­ Das Kristallin der Grafschaft Glatz ist von mir 192Q mit a silikate? Man hat in ähnlich gelagerten Fällen wiederholt die Orthogneise granitischer Abkunft als Alkalilieferanten ange­ sprochen, die ihr Nebengestein entweder bei ihrer ursprünglichen H n t a e c K o n ^ Erstarrung oder aber bei der gemeinsamen Dislokationsmeta­ L Finrkh in „■ eeSeblr?e. Nachdem derselbe schon von morphose, also bei ihrer Umprägung zu kristallinen Schiefern, Alkalien zugeführt hätten. Abgesehen davon, daß diese Alkali­ Landeck bekannt ^ a ^ r d e ^ H a ^ Ich ^ zufuhr auch weit entfernt von den Orthogneisen auftritt, scheitert Eklogitvorkommen in der unmittelbar n u 6111 Sehr großes grund entdeckt. Dieser E k b lh t von Wülfels- diese Auffassung hier ebenso wie bei kritischer Betrachtung zahl­ reicher analoger Fälle an der Tatsache, daß in den Orthogneisen schmalen Zuge von den Bielsteinen im S fld J 'ü ta r U n £ b e ^ T mindestens keinerlei Anzeichen für eine Alkaliabfuhr, sondern vielmehr häufig eher solche einer Natronzufuhr wahrzunehmen ä s ä ä ::'“" öst,ich ° b e rh a ,b ^ Linsen auflöst. S d fe MächtTekeit ^ W° u V” *" k,eine sind. Vor allem aber spricht gegen jene Deutung das Altersverhält­ 90 m Roe ^ Mächtigkeit überschreitet wohl ninrenrk nis der neugebildeten Biotite und Albite. Denn diese erweisen sich 20 m. Besonders gut aufgeschlossen ist er in der F el^n m n T fast durchweg einwandfrei als sehr späte Bildungen und jedenfalls Bielsteine und in einigen Felsen im Wüstlich Der f Ä ? . ebenso wie im Erzp-ehirw in n *i • E.vlogit ist mer als jünger als die Dislokationsmetamorphose. Wohl aber ergeben wunder r U * fcrzgeblrge 'n Orthogneis, nämlich in den Wölfeis sich sehr deutliche Beziehungen zu zahllosen pegmatitischen grunder Granitgneis eingeschaltet. Echter Eklovit bildet n Gängchen und Adern, die das Grundgebirge der Grafschaft in allen Richtungen durchsetzen. Diese sind ebenfalls wesentlich nach­ sierung ganz offenbar in ursächlicher FWi.m,n AmPhibohti- tektonische Bildungen und in ihnen sind ebenfalls die primären Durchbewe-unP- rW r , Beziehun^ zu ^«er intensiven pegmatitisch-pneumatolytischen Kalifeldspäte nachträglich mehr und v I Gesteme- Amphibolitisierung des EkloPdts oder weniger weitgehend von Albit offenbar hydrothermal ver­ drängt worden. Noch jünger ist in diesen Adern ebenso wie in d» Elilogite „ M 8 den durchsetzten Gesteinen häufig eine hydrothermale Bildung von Chlorit. Wenn man auf diese Gängchen und Adern einmal aufmerksam geworden ist, findet man sie besonders in den dunklen Gesteinen in Unzahl leicht immer wieder, während sie in den hellen Gneisen nur bei sehr großer Aufmerksamkeit der Beobachtung nicht ent­

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gehen. Diese intensive nachtektonische Durchtrümerung des Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei nochmals ausdrücklich rundgebirges der Grafschaft mit pegmatitischen Adern weist betont, daß hier unter Regionalmetamorphose nur die nachtektonische auf einen gramtischen Herd in der Tiefe als Quelle hin, d. h. auf Mineralisation und Kristallisation verstanden wird. Die Frage älterer eine nachtektonische Tiefenintrusion bzw. Granitisierung. In die Metamorphosen im Kristallin der Grafschaft wird damit nicht berührt. g eiche Richtung weisen auch die Schwärme von Lamprophyr- Selbstverständlich haben auch solche stattgefunden und man kann gangen, die zuerst von E. D a t h e aus der Landecker Gegend be- sie besonders gut in der nördlichen Grafschaft studieren, wo ihre sc rieben, in großer Zahl das alte Gebirge der ganzen Grafschaft Produkte großenteils nicht durch die jüngere Regionalmetamorphose durchsetzen. Diese ermöglichen auch eine Altersbestimmung der überdeckt werden. tiefmagmatischen Vorgänge als spätkarbonisch, denn diese Zum Ausgangspunkt zurückkehrend, taucht die Frage auf, ob Lamprophyre durchsetzen nicht nur das Unterkarbon, sondern auch nicht im Sächsischen Ergebirge ebenfalls die Regionalmeta­ noch das untere Oberkarbon der nördlichen Grafschaft Glatz morphose auf nach- bzw. spättektonische Tiefenintrusionen zurück­ Damit ergibt sich für jene tiefmagmatischen Vorgänge das gleiche zuführen ist. Wenngleich meine Untersuchungen im mittel- und Alter wie für die schlesischen Granitmassive. westdeutschen Grundgebirge noch im Gange sind, glaube ich doch, Es bestehen aber gute Gründe, nicht nur die geschilderten diese Frage bereits grundsätzlich bejahen zu können. Die regionale metasomatischen Vorgänge, sondern überhaupt die posttektonische Albitisierung in den erzgebirgischen Phylliten und Glimmer­ Kristallisation im Glatzer Grundgebirge mit jenen tiefmagmatischen schiefern und die weitgehende Rekristallisation des ganzen alten Vorgängen in Verbindung zu bringen. Hier ist insbesondere der Erzgebirgskristallins auf der einen Seite, die zahllosen granitischen a lgemeinen Rekristallisation zu gedenken, die die Spuren früherer Ganggesteine und nicht zuletzt die zahlreichen aszendenten Erz­ Deformationen weitgehend verheilt und verwischt hat und die dazu lagerstätten auf der anderen lassen das deutlich erkennen. Jeden­ veranlaßt hat, die Orthogneise der Grafschaft als syntektonische falls aber können die erzgebirgischen Orthogneise nicht als syn­ Intrusionen anzusehen. Insgesamt ergibt sich so, daß e i n n i c h t tektonische variskische Intrusionen gedeutet werden, wie es bis unwesentlicher Teil des heutigen Mineral­ in die letzte Zeit immer wieder geschehen ist. bestandes und Gefüges im Grundgebirge der Grafschaft Glatz auf regionale ^achtekto! n ische Kristallisationsvorgänge zurück zu- fuhren ist, auf eine Regionalmetamorphose Abteilung für Erdkunde. ie aul die Auswirkung tiefmagmatischer V or’ gange zurückzuführen ist. Es herrschen hier also (Zugleich „Schlesische Gesellschaft für Erdkunde zu Breslau E. V.”) grundsätzlich gleiche Verhältnisse wie im benachbarten Altvater­ gebirge, wenn auch in der Grafschaft die Regionalmeta­ Sekretär: Prof. Dr. M. F r i e d e r i c h s e n. morphose nicht die gleiche Intensität erreicht, wie im westlichen Stellvertreter: Oberstudiendirektor Dr. R. F o x. Teil des Altvatergebirges. Liegt aber im westlichen Altvater­ gebirge zwischen Hauptfaltung und Dislokationsmetamorphose Sitzung vom 9. Januar 1935: Prof. Dr. Herrn. Lauten s ach, Braunschweig: KoreanischeLandschaftenundStadte. einerseits und Regionalmetamorphose andererseits nur ein aller- mgs großer Teil des Karbons, so liegt zwischen den entsprechenden Korea gliedert sich in einen nördlichen in breitem Zusammen­ Ereignissen in der Grafschaft Glatz außer dem größten Teil des hang mit der kontinentalen Masse Ostasiens stehenden Teil und das Karbons auch noch das ganze Devon. Denn das Kristallin der südliche Halbinsel-Korea. Diese Halbinsel stellt eine junge, gekippte Grafschaft hat die für seine heutige Textur entscheidende Durch­ Erdscholle dar, deren Ostteil gehoben ist und steil zum Japanischen bewegung und Umformung bereits bei der kaledonischen Orogenese Meer hin abstürzt, während in den gesenkten Westteil das Meer erfahren. Es ergibt sich also hier noch ausgeprägter als im Alt- eingedrungen ist und die ehemaligen Flußtäler in eine Reihe von vatergebirge die zeitliche Unabhängigkeit von Regional- und Buchten verwandelt hat. Ein Vorhof von Inseln und Halbinseln Lhslokationsmetamorphose. 102 103

auch wegen des großen Tidenhubs, der fast 10 m erreicht und ge- B. Für den 26. Juni hatte Prof. Dr. G e i s 1 e r eine Besichti­ waltige Strömungen hervorbringt, schwer zugänglich ist Von der gungsfahrt der Hochwasserschutzanlagen, Schiff­ fahrtsstraßen und Hafenanlagen von Breslau n” h dern w ^ r kHalrbinSe' « " “P ^ g S r e t t e Korea“ nach der Westküste eure Reihe von fiederförmigen Ausläufern die mit der Oderstrombauverwaltung verabredet. das Land rn eine Reihe von Becken und Tieflandsbuchten auflösen in denen sich seit der Vorzeit die Zentren der Besiedlung von Korea C. Am 1. September wurde eine Grenzlandfahrt nach 2000™' T ,10rdllchen Korea erreicht die Hauptkette Höhen bis Neumittelwalde unter Leitung von Dozent Dr. Knothe 2000 m, die von einem aufgesetzten Vulkanmassiv überragt wird durchgeführt. * Hier im Norden bilden die Flüsse Jalu und Turnen die Landesgrenze Sitzung vom 13. November: Dozent Dr. H. Lehmann, Ussuri G ebiete I “ “ t U"tere" T“men’ gege" das ™ssische tv f zu den geschlossensten Grenzen der Welt gehört Berlin: Land und Leute auf den Sundainseln. , D,e koreanische Kulturlandschaft wird heute von den Japanern Von den einzelnen Landschaften der Sundainseln führte Dr. stark uberformt. Nachdem Japan im Russisch-Japanischen Krie- Lehmann zunächst Sumatra vor. Hier dehnt sich im Osten der fn dieTen KrWegen d errStrategiSChen Bedeutun^ diesa<- Landbrücke Insel weithin ein riesiges Tiefland. Kommt man von der Küste her, heute dahin Ktire e'nfcretreteil war, geht das japanische Streben so muß man zuerst durch einen 30—40 km breiten Mangrovesaum, gliedern i ^ t d Japanischen Wirkungsbereich einzu- in dem keine Siedlung liegt. Die Schiffe benutzen die großen , modernsten wissenschaftlichen Methoden Mündungstrichter der Flüsse, in denen die Gezeiten 200 km weit schiff" R nPaner a" der Intensivierung koreanischen Wirt­ aufwärts reichen. Palembang z. B. liegt an der Stelle, wo zuerst in d Br ° " d? g eS der Ste‘Serung der Reiskultur, vor allem ein Streifen festen Bodens an den Fluß herantritt (jungtertiäre in dem sehr dich besiedelten SW-Korea (bis 300 Einwohner pro Antiklinale). Es ist der alte Hauptort eines mittelalterlichen qkm), für das heute Moppo der bedeutendste Ausfuhrhafen gewoiden ist; denn nach Britisch-Indien ist Korea jetzt zum zweiten Reiches, das von hier bis weit hinein nach Java seine Herrschaft Reisausfuhrland geworden. ausgedehnt hat. Hier sammeln sich alle Schätze aus dem Hinter­ land, auch das Gold aus dem Barisan-Gebirge, das bei der Er­ Sitzung vom 23. Januar: Dozent Dr. W. Czajka Breslau- schließung der Insel eine große Rolle gespielt hat. G r , ech,sehe Landschaften auf Grund’ e T n e r Wenig flußauf dehnt sich dann der Urwald, der „Rimba“, wie Reise im Herbst 193 3. V o 1 z ihn klassisch beschrieben hat. Doch hat er heute nicht mehr die gewaltige geschlossene Ausdehnung, die früher von ihm be­ Sitzung vom 20. Februar: Dozent Dr. H. Knothe • Skandi schrieben wurde. Überall finden sich an den Flüssen „Kampongs“ mit navische Landschaften. ' dnai' Kulturflächen oder verlassene Feldstrecken. Große Areale, die Er legte dabei einen Bericht über die im Sommer 1934 durch heute noch Sekundärwald tragen oder Alang-Alang-Grasflächen f n o t h Sl dVe" f h der AlfbreCht-Penckstiftu"S vor, von der Dr. darstellen, zeigen an, daß der Mensch den Urwald schon weithin refee h a tt e Ii Te,1".e?me.r aufgef°rdert worden war. Diese Studien. gefällt hat. Es ist kaum möglich, solche Flächen wieder aufzu­ forsten oder in Kultur zu nehmen. Leitung le h u eln‘f e JÜngere deUtSChe Geog raPhen unter tung des sächsischen Landesgeologen Dr. R. Grahmann Am Fuße des Barisangebirges finden sich Tee- und über diesen Leipzig, mit dem von der Eiszeit in Nordeuropa geschaffenen Kaffeeplantagen. Kommt man dann auf die Höhe des Hochlandes, Formenschatz bekanntzumachen. so ändert sich auf der Batakhochfläche das Landschaftsbild völlig. Kaum noch Wald findet sich dort, weite Alangalangflächen und große Adlerfarngebiete geben Zeugnis von der fast völligen künst­ fabrianrten^ gemacht: " 935 WUrden folgende geographische Studien- lichen Entwaldung dieser Hochflächen. das Tr»h 2' / Uni f,Ihrte DoZent Dr- Knothe einen Ausflug in Auf Java finden wir im Westen die Sundanesen, im Osten das Trebnitzer Katzengebirge. die Maduresen. In der Mitte ist die Heimat der eigentlichen 104 105

Javanen. Zwischen den sehr hohen und schönen Vulkanen liegt den erfolgreichen Schüler des großen, aus Schlesien stam­ jeweils eine große Stadt, z. B. Surakarta usw. Die Wasserscheide menden Geographen Ferdinand Freiherr von Richthofen den der Insel findet sich ganz im Süden, wo junge Kalke und tief­ unvergleichlichen Asienwanderer und Erforscher der Geheim- zerschnittene Tuffmassen ein sehr unwirtliches Gebirge bilden, das nisse dieses gewaltigen Kontinents, Zuider-Gebirge. Ein weiteres nichtvulkanisches Gebirge findet Deutschlands treuen Freund in Zeiten schwerster Not sich im Norden. zu ihrem Bali ist ähnlich wie Mittel-Java aufgebaut. Nicht so die Ehrenmitglied. weiter im Osten gelegenen Sundainseln. Hier ist der Charakter der Landschaft von der nach Osten zunehmenden Trockenheit Breslau, den 3. Dezember 1935. weitgehend bestimmt: Savanne, weite Grasflächen, kein Ur­ wald mehr. gez. Friederichsen &ez; w a 1 z 1 Vorsitzender Präsident der Schlesischen Gesellschaft der Schlesischen Gesellschaft Sitzung vom 27. November: Prof. Dr. W. G o e t s c h , Breslau: für Erdkunde zu Breslau, e. V. für vaterländische Cultur. Chile als Lebensraum. (Pflanzen, Tiere, Menschen der einzelnen geographischen Regionen.) Sitzung vom 18. Dezember (gemeinsame Veranstaltung mit In der Sitzung vom 3. Dezember hatte die Gesellschaft die der Technischen Abteilung): Regierungs- und Baurat Caye, große Ehre, SvenHedinin einem Vortrag über: AchtJahre Breslau: Küstensenkung, Inselbildung und Land- gewinnung an der deutschen Nordseekuste. Forschungen in Zentralasien zu hören.

Bei der Begrüßung des großen Forschungsreisenden, der im Aus der Erfahrung langjähriger Tätigkeit als Wasserbauer Kriege mit Hindenburg und Ludendorff zugleich Ehrendoktor der an der Nordsee sprach Baurat Gaye zunächst über Kus ten­ Breslauer Universität geworden ist, gab Se. Magnifizenz der Rektor, se n k u n g und über Sandwanderung. Wahrend man vor dem Kriege die nur vom Festlande aus vor- Herr Professor Walz, einen kurzen Abriß des Werdegangs des Landgewinnung berühmten Gastes. Sven Hedin, der in schwerster Zeit sich getrieben hat, ist man nach dem Kriege dazu übergegangen, am e als treuster Freund unseres Vaterlandes bewährt hat, hat kurz nach zwischen den Halligen und dem Festland oder den Inseln zu bauen. dem Kriege Deutschland zugerufen: Wann wird wieder die Stunde kommen, da der Deutsche, der den 9. November 1918 preist, ge­ Sitzung vom 8. Januar 1936: 1. Hauptversammlung steinigt wird! — Diese Stunde ist gekommen! der Schlesischen Gesellschaft für Erdkunde. Dozentt Dr Sven Hedin nahm sodann das Wort und berichtete über H. Knothe, Breslau: Bericht über eine Exkursion den Aufbau und Verlauf seiner letzten vielgliedrigen Asien­ nach Westdeutschland. expedition. Sitzung vom 20. Januar: Geheimrat Prof. Leo F r o b e n i u s , Am Schluß des Abends dankte Prof. Dr. M. Friederichsen, Frankfurt a. M.: Das Kultur gesicht Afrikas - Er ge - wie Sven Hedin auch ein Richthofen-Schüler, der selbst im Innern Asiens, im Tienschan, wissenschaftlich gereist ist, Sven Hedin nisse dreißigjähriger deutscher Forschu g. für diesen Bericht und überreichte ihm dabei folgende Urkunde: Geheimrat Frobenius gab in seinem Vortrage einen Rechenschaftsbericht über sein Lebenswerk. Er ging dabei aus-von Die Schlesische Gesellschaft für Erdkunde e. V. den Auffassungen, die über das Wesen der menschlichen Kulturen und die in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts herrschten, wo Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur man die Menschheit in Ackerbauer, Viehzüchter, Nomaden usw. ernennen hierdurch einteilte. Dazu kamen Werturteile, die aus religiöser Vergangen­ Herrn Dr. Sven Hedin aus Stockholm, heit herstammten: man sah in Völkern, wie sie die Neger darstellen, 106 107

Kannibalen, Fetrschisten, die bestenfalls etwas vom Islam über Lebensstiles verfolgen. Das bedeutet, daß man auch in dei nommen hatten. Diese Einstellung läßt auch verstehen, daß man historischen Kulturkunde mehr als eine bloße schematische Stil­ einen Erdteil wie Afrika politisch von Europa her aufteilte, wobei kunde sieht, daß man hier ebenso wie man es bei Wissenschafts­ die dort wohnenden Volker nichts zu sagen hatten. Man stellte disziplinen längst gelernt hat, gewissermaßen die Anwendung des Aktualitätsprinzips vollzieht. Darin sieht der Berichterstatter Au?faassuntnd^andfPUkkt mitteIalterlidlen PäP^e, nach deren FrdheU hatten ^ m Sch ,n Mensche" deinen Anspruch auf einen Schlüssel für den Erfolg des Wirkens von Frobenius. So Freiheit hatten - Es war eine völlige Umkehr gegenüber den ist es auch zu verstehen, daß der Vortragende zur Einführung drei nschauungen der alten Griechen eingetreten: diesen war der Neger verschiedene heutige Kulturkreise aus Afrika kurz schilderte. Er der uns traf!,cheAethiope dessen Opfer den Gottheiten das Liebste teilte Afrika in die drei Lebensbezirke der Wälder, der Steppen, der war Diese Auffassung leitet sich noch her von den Vorstellungen Wüsten und Halbwüsten. von em goldenen Zeitalter, dem Paradies, am Anfang der Dinge II. Was verraten uns nun die Felsbilder, die F r o b e n i u s auf Das vorige Jahrhundert hatte jedoch sich zur höchsten Höhe der seinen Expeditionen in so großer Anzahl und aus den ver­ Menschheit erklärt. Die Ehrerbietung vor dem Stoffe sdbst war schiedensten Zeiten stammend in Afrika fand? Ei behandelte zu­ auflulösenegangen’ Se'tdem ge'ernt h3tte’ alles in seine Atome nächst die mittelsteinzeitlichen Funde aus zwei verschiedenen Kulturkreisen: den frankokantabri- Dieser Auffassung von der menschlichen Kultur hatte schen und den levantischen. robemus um die Jahrhundertwende den Kampf angesagt Der frank okantabrische Stil zeichnet sich durch die eme i hese von der Einheit der menschlichen Kultur wollte er er Abbildung großer Tiere, vor allem von Mammuten aus. Buffalos weisen. Den ersten Anhaltspunkt dazu boten die aufsehen­ und Ibis sind wie diese heute in Afrika ausgestorbene Tiere. Die erregenden Funde der Höhlenzeichnungen in Südfrankreich und Zeichnungen zeugen von hoher Kunst und stimmen in ihien Spanien. Es konnte 1895 bewiesen werden, daß die darin sich aus- Motiven überein mit den Felsbildern von Frankreich bis nach Süd­ ^ruccende, relativ hohe Kultur eiszeitlichen Alters war Diese afrika. Diesen ruhigen Stil finden wir vor allem in westlichen Kulturen waren zu hoch entwickelt, als daß man annehmen konnte Teilen von Nordafrika und in der Zentral-Sahara. sie seien mit der Eiszeit verschwunden. Daraus, daß zu der Zeit’ Anders sind die Felsbilder in der Libyschen Wüste geartet. afrikT ehie°Ppi EiSmaSSen g r a b e n lag, für Nord-’ ka eine Pluvialzeit angenommen werden muß, in der die Hier sind die Darstellungen außergewöhnlich lebendig gehalten heutigen Wüsten grünende Gefilde waren, schloß Frobenius (ähnlich wie im ostspanischen Gebiet). Besonders zeigt sich der daß es wahrscheinlich sei, daß die in Südeuropa aufgefundenen Unterschied auch darin, daß hier die Menschen mit Tierköpfen Kulturen m das angrenzende Nordafrika gezogen sein müßten und (meist von Flußpferden oder Eseln) abgebildet sind. Aber nicht hier Spuren hinterlassen haben. Die Aufgabe, die sich aus dieser nur Bilder des täglichen Lebens finden sich in dem levantischen Stil, sondern auch kultmäßige Darstellungen, aus denen sich Be­ sondern,sond?rnUI daß ß rSa man ’ ™ sie an bestimmten '' 'St Symptomen“ mÖglich- Ku,ture" als einheitlich *° zu ziehungen zur ägyptischen Mythologie hei leiten lassen. wieder erkennen kann? 2. Finden sich in den weiten Räumen der Zusammengefaßt: große Tiere, polychrome Ausführung im heutigen Wüste Reste, die sich in Verbindung mit den genannten frankokantabrischen Stilbereich, lebhafte und unruhige Dai- europäischen Kulturen bringen lassen? 3. Sind die Kulturen mit stellungen im levantischen (ostspanischen). Was bei uns in Europa er Verschlechterung der Lebensbedingungen nach der Eiszeit in in der Steinzeit ausstirbt, hat hier weitergelebt; als die mittelstein­ den heutigen Wüstengebieten nach Süden abgezogen? zeitliche Kultur aus Europa verschwand, zog sie nach Süden. Hier gelang der Beweis der Ausgangshypothese für Frobenius I. Will man bildliche Darstellungen in Verbindung mit den Forscherarbeit. stil heme Tnhgea- denf7n,sie entstammen, so muß man den Lebens­ stil heute lebend,ger Kulturen, bezogen auf den Lebensraum und III Aus der Jungsteinzeit fanden die Untersuchungen dessen Ausstattung, studieren und die bildlichen Äußerungen dieses in einem alten, längst verlassenen und versandeten Flußlauf in der 108 109

Libyschen Wüste Tausende von Stücken aus der Walzenbeilkult.tr Mathematische Abteilung. Sekretär: Prof. Dr. R a d o n. Stellvertreter: Prof. Dr. Schmeidler.

Sitzung vom 9. Januar 1935: Prof. Dr. H. Happel: Poincares Darstellung der Hamilton-Jacobi- 1 i C h l „ A U eT s ähp iChT SChiUß fÜhrte" Funde b r 0 n z e z e i t - schenTheorie. Einleitung zu dem Vortrag am 6. Februar 1935. e h e n A 11 e r s. Es gelang Frobenius nach Audschila vor zustoßen, einer Oase, die schon Herodot erwähnt & fand 2 l eine Moschee unter der Erde und eine Wohn „nH R Sitzung vom 23. Januar: Prof. Dr. G. F e i gl: Über stetige sie m der mykenischen Periode gang und gäbe war. In dir Kultur" Vektorfelder. Beweis der klassischen Sätze über Vektor­ Schicht unter der Moschee fand er Gräber mit mykenfa hen felder und Fixpunkte in n-Dimensionen. Scherben. Es erhebt sich nun auch hier die Frage ob wir n th t die bisherige Annahme dieser von Norden kommenden Wanderung Sitzung vom 6 . Februar: Prof. Dr. H. Happel. Über die der mykenischen Kultur ändern und mit einer umgekehrten von Variation der Bahnelemente und der Bahn­ Süden kommenden, in Afrika selbst beheimateten KuMurausbreitZ konstanten. Vereinfachte Herleitung der Differential­ in dieser Epoche rechnen müssen. unurausDreitung gleichungen der gestörten Bewegung.

V. Umgekehrt haben wir in historischer 7 p ; t Sitzung vom 15. Mai: Prof. Dr. J. Radon: Variations­ starken Einfluß von Byzanz her in den östliche Teileif von Z 7 rechnung im Großen. Bericht über das gleichnamige Buch afnka zu verspüren. Aus Abessinien zeigte Frobenius Bet von M. Morse. ertaltenyZhaat lmSCher ^ ^ ^ d°rt Ws heUte lebendig Sitzung vom 29. Mai: Prof. Dr. E. Feyer: Über ein Modell des Aerokartographen. Theorie und Vor­ Sitzung vom 5. Februar: Dozent Dr. W C z a i k a • V n 1 ir e führung des Modells. t u m u n d Kulturlandschaft in Siebenbürgen. Sitzung vom 13. November: Prof. Dr. J. Radon: Uber geographische^Sthdi Au°“St 1935 urlternommene siedlungs- konvexeKörper. Ein Verfahren zur Annäherung konvexer geograpmsche Studienreise nach Siebenbürgen erstreckte sich zunächst auf die ländlichen Siedlungen im weiteren Körper durch analytisch begrenzte. Umkreis von Hermannstadt, wurde dann im Burzenland, also in der Sitzung vom 27. November: A. Müller: Zur Integral­ Umgebung von Kronstadt, fortgesetzt, führte drittens in dis geometrie. Berechnung von Dichten linearer r-dimensionaler ungarische Siedlungsgebiet der Csik, berührte ferner das dlltsche Mannigfaltigkeiten des euklidischen und nichteuklidischen Raums. ohngebiet Nordsiebenbürgens um Sächsisch-Regen und Bistritz und wurde schließlich nach Klausenburg und Umgebung fortgesetzt Sitzung vom 14. Dezember: Prof. Dr. W. Blaschke, Ziel der Reise war, im Rahmen des Forschungsprogramms der Hamburg: Über Integralgeometrie. Bericht über die toernattonalen Konferenz für Agrarwissenschaft, vor afltm die Grundlagen und neue Ergebnisse. ndhchen Siedlungen Siebenbürgens kennenzulernen.

Sitzung vom 8. Januar 1936: J a e c k e l : Uber ein Ei gen- N e t t o nrSkV°m 19' FebrUan ^ Car‘ Schott - z"zeit Breslau: wertproblem aus der Mechanik. Eine in den Koeffizienten einer linearen Differentialgleichung enthaltene will­ kürliche Funktion soll so bestimmt werden, daß ein zu gegebenen Randbedingungen gehörender Eigenwert zum Extrem wird. 110 111

Sitzung vom 22. Januar: Dr. E. Mohr: Darstellungs die Gruppe SS (ji, £2, . . ., £k) als diejenige Untergruppe von ©, die / ‘ e 'e 1 r u p P e n- Bestimmung der Darstellungen einer e r z e u g t wird von allen Geraden g aus ©, die gleichzeitig die dlichen Gruppe mit den Methoden der abstrakten Algebra. Gleichungen (jci g) =■ (£2 g) * = . . . = (£k g )* = 1 e r f ü ll e n . Auch h ie r werde SS (ji, £2, • • £k) = 1 gesetzt, wenn Geraden mit der E b e SntZUhS V° V - FebrUar: Dr' W- SPecht, Königsberg (Pr). verlangten Eigenschaft in © nicht vorhanden sind2). Ebene hyperbolische Geometrie. Axiom II . Die Gruppe SS* (j) ist für jedes von 1 verschiedene Ele­ Im Anschluß an Hjelmslev-Thomsensche Gedankeneänve w ird ment £ aus © eine abelsche Gruppe. Axiom I I I . 1. Die Gruppe SS (P, £) ist eine Gruppe der Ordnung 2, : ~ s ; r er Aufbau der hyperbo,LL wenn £ nicht in SS (P) enthalten ist. Axiom I I I . 2. Die Gruppe SS (£, g) ist eine Gruppe der Ordnung 2, wenn SS (£) ein R-Büschel ist und g nicht zu SS (£) gehört, Axiom I I I . 3. Die Gruppe SS (£, £)) ist eine Gruppe der Ordnung 2\ . e n k Ä e f kennzeic^reif6 £ wenn die Gruppen S) (£), SS (t)) beide R-Büschel sind und X) nicht zu SS (£) gehört. de“ n ^ h Ä e ^ e Ä » Axiom IV . 1 . Sind SS (£1), SS (£2 ), SS (£3) drei R-Büscliel von der Durch dieses" A x i o m Unter^ ®* 2 . Eigenschaft, daß £* nicht zu SS (p.) gehört (für x, 1 = 1, 2, 3 rch d eses Axiom wird insbesondere die Existenz eines von der und x ^ a), so ist SS (£1 , £2 , £3 ) = 1. inheit 1 verschiedenen Elementes gefordert. Weiter führt Axiom I Axiom IV. 2. Es gibt drei verschiedene Elemente r 1 , f 2 , r3 in © au eine Einteilung der Elemente von © in Bewegungen und Um von der Eigenschaft, daß die Gruppen SS (r*) R-Büschel sind, legungen: Bewegungen heißen die Elemente von J * , dagegen Z' fe g ,m g « die Elemente von ffi, die nicht zu ®* gehören. Bewegungen und SS (n, X‘z, rs) = 1 gilt. die die Gleichung j . = f erfüffen, heißen Punkte, Umlegungen dfe Bedeutet K einen beliebigen abstrakt-reellen Körper, so kann diese Gleichung erfüllen, dagegen Geraden Punkte werden m t leicht nachgewiesen werden, daß die Gruppe © (K) aller Trans­

gr° ‘ kt’ & 'e i n e 'u T 'deinen la‘einiSChen Buchs‘aben bezeichnet, formationen z' = a Z f - 4 mit nichtverschwindender Determinante y Z -}- O der s L % Z n Ut : T ^ 80 “ G-P P e und Koeffizienten aus dem Körper K den angegebenen Axiomen Zu jedem von 1 verschiedenen Element j der Gruppe wird eine genügt. Umgekehrt kann aber auf einem rein gruppentheoretischen Wege gezeigt werden, daß jede Gruppe ©, die den Axiomen genügt,, durchto c h folgende fFestsetzung ”? V ™ erklärt: * daS Die ^ Gruppe 5 (r) wird erzeuv einer dieser Gruppen isomorph ist. Daher kennzeichnet das Axiomen- ^ ^ G — eit aller Geraden g aus ®, die die Gleichung system I—IV die Abbildungsgruppe der ebenen hyperbolischen !■ er en- l ai'S in @ keine Geraden dieser Eigenschaft Geometrie in einem abstrakt-reellen Körper. existieren, werde SS (£) = 1 gesetzt. Eigenschaft Fügt man noch die weitere Forderung hinzu: Axiom V. Für irgendzwei Punkte P, Q aus © sind die Gruppen P uTH ^hnfttbasc^ ^läscheirwenn^s^n ß (P) und ß (Q) in © ähnlich, so wird durch dasAxiomensystem I—Vdie Abbildungsgruppeder ebenen hyperbolischen Geometrie in einem quadratisch-abgeschlossenen ab­ strakt-reellen Körper gekennzeichnet, das heißt in einem abstrakt­ Ä S , r “ reellen Körper, in dem aus jedem positiven Element die Quadrat­ wurzel gezogen werden kann. m e n te n ^ rmeren ^ einer e" dlichen Reihe’von Eie- 1_1 r*, • • £k aus ©, die sämtlich von 1 verschieden sind, 2) Die Bildung von SS (ji, Ja. • . Jk) setzt stets stillschweigend voraus, daß. 0 JA = 1 bedeute stets, daß ja = i, aber £ nicht j ist die Elemente ji, j2, . . Jk von 1 verschieden sind. 112 113

Mithin ist das Axiomensystem I—V äquivalent dem Axiomen- Objektiv um ein Mehr- oder Vielfaches zu vergrößern sind. Be­ system der ebenen hyperbolischen Geometrie ohne Stetigkeitsaxiome, sondere Schwierigkeiten bereiten die Einstellung, die bei der Nähe wie es D. H i 1 b e rt in seinen Grundlagen der Geometrie, Anhang III des Gegenstandes geringe Tiefenschärfe, die geeignete Abblendung gegeben hat. und die Beleuchtung. Welche der verschiedenen Beleuchtungs­ möglichkeiten und -techniken anzuwenden ist, hängt von der Durch­ Sitzung vom 12. Februar: Dr. G. Tautz: Über ein ge­ sichtigkeit oder dem Oberflächengefüge des aufzunehmenden mischtes Randwertproblem. Die Aufgabe: Gegenstandes ab. Nahaufnahmen sind ein ganz besonders geeig­ d u netes Anwendungsgebiet für das Raumbild. — Eine große Anzahl Au(x,y) = 0, u(x,0)=0, rfL_k(x)u d y = 0, von Lichtbildern zeigte die zweckmäßigste Anwendung der y=J gegebenen Aufnahmetechniken und ihre Erfolge. wo Um k (x) existiert, wird auf eine singuläre Integralgleichung \x \ -►CO zurückgeführt. Existenzbeweis für die Lösungen. Sitzung vom 1. Februar: 1. Leseabend: „Das deutsche Lichtbild“. Besprechung und Kritik des neu erschienenen Sitzung vom 19. Februar: Dozent Dr. A. Scholz, Kiel: Bandes. Quadratisches Reziprozitätsgesetz und Gauß­ sches Lemma. Eine Beweisvariante. Auf Grund des Sitzung vom 7. Februar (gemeinsam mit der Zoologisch­ Gaußschen Lemmas wird zuerst ein Restsymbol definiert, dessen botanischen Abteilung): D ie Photographie im Dienste Eigenschaften sich leicht herleiten lassen und zum Beweis des der Biologie. Reziprozitätssatzes führen. Hierzu sprachen: 1. Prof. Dr. Winkler, Breslau: Pflanzenaufnahmen mit der „Leica”. 2. Studienrat Deckart, Breslau: Die Mikrophoto­ Photographische Abteilung. graphie im Dienste des biologischen Unter­ richts. (Photographische Gesellschaft Breslau.) 3. Prof. Dr. Schaede, Breslau: Mikrophotographi- scheAufnahmenvonKern-undZel Heilungen. Sekretär: Studienrat Dr. Gustav Kunze. Stellvertreter: Verwaltungs-Direktor Wilfried Günther. 4. Prof. Dr. P a x , Breslau: Tieraufnahmen im infra­ roten Licht. Sitzung vom 14. Januar 1935: Praktischer Lehrgang 5. Direktor Dr. Schlott, Breslau: Jugendentwick­ zur Einführung in die Kunst der Vergrößerung lung einheimischer Vögel und Sänger. (letzter Abend), Leiter Albert B e n n a , Breslau, Lehrer an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Abteilung Lichtbildwesen. Sitzung vom 21. Februar: Hermann Schlick, Breslau: D as farbige Diapositiv nach dem Beizverfahren (mit Sitzung vom 17. Januar: Vortrag des Studienrats Martin Lichtbildern). Deckart, Breslau: Die Photographie kleiner Anschließend Vorführung einer Diapositivreihe Gegenstände (Tiere, Pflanzenteile, Mineralien usw. ohne „ W i n t e r a u f n a h m e n ” , die von der Münchener Firma Perutz Benutzung des Mikroskops). zur Verfügung gestellt waren.

Ein wenig gepflegtes Gebiet, das eine eigene Technik erfordert. Sitzung vom 8. März: Allgemeiner Vortragsabend: Dr. W. Es werden Gegenstände erfaßt, die für die eigentliche Mikro­ H a u d e , Leiter der öffentlichen Wetterdienststelle Breslau- photographie zu groß und nur durch nahes Heranrücken an das Krietern: Sven-Hedin-Expedition nach Zentral -

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A s i e n (Bildbericht über eine vierjährige Reise in die Monp-nio- Sitzung vom 9. Mai: lind nach Ost-Turkestan. Mit Lichtbildern). 1 1 Dr. Paul Rüster, Breslau: Das Linsen-Raster- Verfahren (neuzeitliche Farbenphotographie mit der mehHährkrennd ^ aChte_eine]eindrucksv°Ue Schilderung der letzten ehrjahngen Asien - Expedition des bekannten schwedischen Kleinkamera). 2 Prof. Dr. Winkler, Breslau: Vorführung von t r a g e t ? ' 'T' T ^ 1932 'Lumiere - Autochrom - Aufnahmen aus dem 1 php n x u er m oro*°Stschen Forschungsgruppe Das eben und Treiben in dieser bis dahin modernsten Asien Expedition Besitz des hiesigen Botanischen Institutes. die Aufgaben und Ziele eines solchen Unternehmens und Z allem 3. Vorführung farbenphotographischer Dia­ positive nachdem Verf ahren der Agfa. geschilderta?ch ,?ertlewobeMdhSR wobei der Redner ? eiten seine Ausführungen Gefahren WU'den durch anschaulicheine °toRp Zu 1 Die Einleitung brachte die Schilderung der Vor- und Reihe wohlgelungener, zum Teil unter recht schwierigen Umständen errungener Lichtbilder noch besonders belebte. Umstanden 'Jachteile' der älteren Kornrasterverfahren von Lumiere und der W a die für die Vergrößerung von Kleinbildaufnahmen nicht Über die erdkundliche Seite des Unternehmens war bereits im ,rauchbar sind, da die Rasterelemente bei der Projektion zu groß 107. Jahresbericht (1934) der Schlesischen Gesellschaft Abteilung verden, als daß sie sich für das Auge noch zu Mischfarben zu- Erdkunde (Seite 81) berichtet worden. ö lammenschließen könnten. Da hilft das „Linsenrasterver ahren , Sitzung vom 14. März: Heinrich Freiherr vonPech mann las die Agfa herausgebracht hat. Hier ist vor dem Objektiv ein farbiges Filter angebracht, bestehend aus 3 -5 Streifen von ab­ Altona-Croß-Flottbek: W as u n s heu te di e Kamera e r* wechselnd blauem, grünem und rotem Glas, der Film selbst ist mo glicht (die Kleinbildphotographie unter besonderer Berück' sichtigung der „Leica”). ßeruck- gerieft d. h. auf der Zelluloidseite mit kleinen konvexen lang­ gestreckten Erhöhungen versehen, 30 auf je 1 mm, und wird so Dazu: Ausstellung von Bildern nach Leica. eingelegt, daß die Riefen dem Objektiv und die Schichtseite e Aufnahmen des Vortragenden. Rückwand der Kamera zugewandt sind. Die durch das Objektiv

Sitzung vom 3. April: 2. Leseabend. Besprechung der dringenden farbigen Lichtstrahlen werden von diesen Riefen den Linsen” noch einmal gebrochen und gelangen schließlich auf der ehde8^ 1^ 1'0^']?1^ 3111^ d6r WandermaPPe der Bunzlauer Photo g de und einer Reihe von Bildern aus Mitgliederkreisen, ferner ein Schichtseite, sich gegenseitig zu ungebrochenen Farben ve^ aAen kurzer Bericht von Studienrat Dr. Gustav Kunze über Versuche oder zu Mischfarben oder zu Weiß vereinigend. Der entstehende eigenartige Schwarz-Weiß-Film braucht nur wie ein gewöhnlicher 3Uh ro "I dGr physikaIischen Entwicklung, die er o-emein schafthch mit Studienassessor Hans Biczysko angestellt hatte. panchromatischer Film entwickelt und durch ein Umkehrverfahren in das dazugehörige Positiv verwandelt zu werden, dann ergibt er Sitzung vom 12. April: Studienrat Dr. Gustav Kunze mittels eines einfachen, jedoch ähnlich wie der Aufnahmeapparat Breslau: Bildbericht über die Verbandsausstellung mit einem Streifenfarbfilter ausgestatteten Projektors ein farbiges Lichtbild/' beSten deUtSCh6n Amateur-Aufnahmen im Bild Bei besonders starken Lichtquellen liefert das neue Verfahren schon heute recht brauchbare Resultate, obwohl es noch in seinen Sitzung vom 29. April: Lehrer Paul Poklekowski, Breslau- Anfängen steht. B a u m e . m L i c h t b i 1 d. (Vorführung und Besprechung des Ergebnisses des Preisausschreibens: „Wer kennt unsere Bäume?” Sitzung vom 24. Mai: Studienrat Maximilian Stoscheck, Breslau ifa.ienische Reise in Lichtbildern (mit zum veranstaltet von der Firma Fischer & Co., Breslau.) Was ist ein Baum und wie erfasse ich lichtbildnerisch seine Teil farbigen Diapositiven). genart und seine Schönheit. Ein Beitrag zur Physiognomie Die Projektion ist imstande, die Licht- und Luftstimmung unserer Baumarten und Wälder, zu deren V e rs tä n d n is T S atsachen der Pflanzenbiologie weitgehend herangezogen wurden. — SÄÄ t S S S S S Z 116 117 Noch wirkungsvoller wird diese durch Verwendung farbiger m . kein guter Dienst an der Leica. Die Erfassung des allzu Gegen­ posi ive. Das heutige, am letzten Versammlungsabend geschilderte wärtigen, die reine Reportage, bedeutet eine Einschränkung ihrer Rasterverfahren kommt diesem Verlangen zwfr sch o n re h we Gebrauchsmöglichkeit. Wer, wie die Rednerin, Vegetations­ entgegen, aber noch ist die Projektionsapparatur recht teuer und aufnahmen machen, das Wesentliche der Landschaft, des Menschen, einmalige n68“ Linsenraste"erfahren vorläufig nur das Spiel von Licht und Schatten, auch bildhaft befriedigend fest- nmalige, d. h. nicht kopierbare, bei Beschädigungen und Ver halten will, der kann das alles mit der Leica so gut wie mit jedem stena so unersetzliche Aufnahmen. So kann dieses Verfahren das großen Format, nur muß er sich Zeit zur Einfühlung und Vor­ andkolorieren der Diapositive noch nicht erübrigen Allerdines bereitung nehmen und unter Umständen auch das Stativ nicht ver­ gehören dazu Übung, Farbensinn und eine ruhige Hand schmähen. Grundbedingung der guten Aufnahme ist das lebendige Der Vortrag führte die Zuhörer an Hand von etwa vn „• Sehen, und deshalb spiegelt auch jede gute Aufnahme die Persön­ großen Teil selbst kolorierter Aufnahmen durch die antiken'und lichkeit des Lichtbildners wieder. mo erneu Sehenswürdigkeiten Italiens: von Florenz über Rom Zu Beginn des Abends wurde seitens des Vorsitzenden des Veened!gCaPri’ S'Zi" en °ber PaeStUm und p “ “W i »ach kürzlich verstorbenen Freundes der Abteilung, des Hofphotographen Max G 1 a u e r aus Oppeln, des schlesischen Altmeisters der Photo­ 19. Juni: kunst, gedacht. 11. Juli: 23. Juli: Sitzung vom 25. November: Major a. D. Walter H a b e r 1 i n g , 9. August: Zwanglose Zusammenkünfte und Breslau: Stereoskopische Photographie (Theorie und 26. August: photographische Besprechungen. Praxis, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der stereoskopischen 12. September: Farbenphotographie). 24. September: Nach kurzer Darlegung der grundlegenden Unterschiede zwischen Einbild- und Stereophotographie und deren optischer Sitzung vom 6. Oktober: Photographische Ex Grundlage brachte der Vortragende eine eingehende Schilderung kursion nach Schwedenschanze-Os w i tz der verschiedenen Apparatetypen. Seine interessanten Aus­ 8 . Oktober: 1 führungen wurden durch ein reichhaltiges Material an Stereo- 23. Oktober: J Zwanglose Zusammenkünfte. Diapositiven unterstützt, für deren Besichtigung eine genügende Anzahl Betrachtungsapparate bereitgestellt waren. Es wurden auch Sitzung vom 15. November: eine Reihe selbst kolorierter Stereo-Dias gezeigt, die durch ihre 1. Frau Käte Winkler, Breslau: M it d e r Leica auf exakte und naturwahre Farbengebung überraschten. Reisen: Deutschland, Holland, Hohe Tatra, Skandinavien Sitzung vom 2. Dezember: Ordentliche Haupt­ 2. Verbesserungen im P o s i t i v v e r f a h r e n (Kon. taktabzuge und Vergrößerungen). versammlung. Neuwahl des Vorstandes.

a) Vortrag des Studienassessors Hans B i c z y s k o , Breslau- Sitzung vom 9. Dezember: Studienrat Dr. Gerhard D i 11 r i c h , D a s Person-Verfahren. Breslau: SchlesischeNaturdenkmälerimLichtbild. b) Vortrag des Studienrats Dr. Gustav Kunze, Breslau- Naturgetreue Wiedergabe des Aufnahmegegenstandes bis in D a s Vigutol-Verfahren. die feinsten Feinheiten ist die Aufgabe des wissenschaftlichen Zu 1. Es sei eine Freude, so führte die Vortragende aus mit Naturphotographen; nach vollendeter Bildwirkung strebt die künst­ er Leica zu reisen, nur muß man der Versuchung widerstreben lerische Lichtbildnerei, für die lediglich die Gesetze der Schönheit aus demHe rnnUr i” “ B'ende’ kIei"Ster Belichtungszeit und maßgebend und richtungweisend sind. Beides muß der Photograph, 1- and zu knipsen. Alles als Schnappschuß zu behandeln, ist der im Dienste des Naturschutzes tätig ist, zu vergemeinsamen 118 119

suchen, denn er soll einerseits zur Kenntnis und Erforschung der Der zweite Teil des Abends brachte „Ferienerinne­ Naturdenkmäler beitragen, andererseits sollen seine Bilder für den rungen”, etwa 50 Dias aus der sommerlichen Ausbeute der Naturschutzgedanken werben. Seine Aufnahmen müssen wissen­ Mitglieder. schaftlich einwandfrei sein und gleichzeitig zu dem Betrachter in Sitzung vom 17. Dezember: Weihnachtsfeier, ver­ lebendiger Weise sprechen, ihn begeistern. bunden mit einer Ausstellung von Bildern aus Die Naturschutzphotographie beschäftigt sich mit „Natur­ dem Kreise der Mitglieder. denkmälern”; das sind — kurz gesagt — Schöpfungen der”Natur die sich durch Alter, Größe, Schönheit, Seltenheit oder Eigenart Sitzung vom 21. Januar 1936: Bildgestaltung. ihrer Erscheinung aus der großen Masse herausheben, und die Volk 1. Studienassessor Hans Biczysko, Breslau: Das Sehen und Heimat erhalten bleiben müssen. Die Begrenzung des Begriffs und die Photographie (u. a. Perspektive, Ver­ „Naturdenkmal darf nicht zu eng gefaßt werden. Eine auffällige zerrungen, Einfluß des Aufnahmestandpunktes, das richtige Berggestalt ist ebenso Naturdenkmal, wie ein bemerkenswerter Betrachten eines Bildes usw.), mit Lichtbildern. Einzelfels, eine ganze Wiese als Standort seltener Blumen in dem Jede optische Abbildung, wie etwa beim Photographieren, gleichen Maße wie etwa eine einzelne alte Eiche. Das ist auch die Sehen, Vergrößern, Projizieren, erfolgt nach den geometrischen Auffassung der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalspflege in Berlin Gesetzmäßigkeiten der Zentralperspektive. Es ist daher notwendig, und ihrer Zweigstellen in der Provinz, und die staatlichen Maß­ sich mit diesen zu befassen, wenn man sich schon vor der Aufnahme nahmen beschränken sich nicht nur auf den Schutz von Einzel­ über die Linienführung im Bilde klar werden will oder wenn man gebilden, allenthalben werden größere Schutzgebiete errichtet. gar die Linienführung dazu benutzen will, irgendeinen Gedanken Als Belege für die zahlreichen schlesischen Naturdenkmäler besonders zu unterstreichen. Da es sich um rein geometrische zeigte der Vortragende neben einigen Denkmälern der Pflanzenwelt Fragen handelt, lassen sicht alle vorkommenden Sonderfälle in ein­ bezeichnende Vertreter aus der schlesischen Gesteinswelt- Findlin°-s- fachen Zeichnungen erfassen. Im wesentlichen ergeben sich blöcke, Felsgruppen aus Gneis, Granit und Sandstein, Kluft­ folgende Merkmale des perspektivischen Bildes: Die Vertikalen er­ bildungen, Felsentore, Blockgipfel und Felsenmeere, Wasserfall- scheinen auch auf dem Bilde vertikal, die Horizontalen horizontal. und Höhlenbildungen. Die Linien der dritten Dimension scheinen sich in sogenannten Der zweite Teil des Vortrages brachte in systematischem Auf­ Fluchtpunkten, die auf dem Horizont liegen, zu schneiden. Die bau Felsdenkmäler des schlesischen Riesengebirges. Ausgehend Proportionen des Bildes sind nur vom Aufnahmestandpunkt, da­ von einem geologischen Querschnitt werden zunächst Gebilde er­ gegen nicht von der Brennweite abhängig, eine Tatsache, die selbst läutert, die durch die Höhe des Gebirges, seine Oberflächenform manchem Kunstphotographen unbekannt ist. Ist die Plattenebene und sein Klima bedingt sind. Hier wurden u. a. die auffälligen gegen die Senkrechte geneigt, so ergeben sich die bekannten Strudellochbildungen der Wildbäche genannt. Die zweite Gruppe stürzenden Linien, die sich entweder durch Hochverstellung des ist vom Gestein bedingt wie etwa die Verwitterungsformen von Objektivs oder durch nachträgliches „Entzerren” beim Vergrößern Granit und Gneis, die mit Sandsteinformen verglichen wurden, vermeiden lassen. Dabei werden aber andere Verzerrungen, die Gangbildungen von Naturdenkmalswert (Damenbrettsteine), die unserem natürlichen Eindruck nicht entsprechen, erzeugt. Die seltsamen Wackelsteine (Zuckerschale) und vor allem die soge­ Gesetzmäßigkeiten wurden an Zeichnungen erläutert und durch nannten Opferkessel, Blendenplatten und Sesselsteine. Aufnahmebeispiele belegt. An diesen Beispielen wurden auch die Von einer lückenlosen Bestandsaufnahme der schlesischen Unterschiede zwischen dem Sehen der Kamera und dem des Auges Naturdenkmäler sind wir noch weit entfernt. Es sei daher, so erläutert. Wenn man Wert darauf legt, beim Betrachten des Bildes betonte der Vortragende, eine ebenso reizvolle wie lohnende Auf­ den räumlichen Eindruck des Naturausschnittes zu erhalten, muß gabe für jedermann, durch eigene, wenn vielleicht auch anspruchs­ man darauf achten, daß das Auge einen Abstand bekommt, der dem lose, Feststellungen und Entdeckungen und durch fleißige Lichtbild­ des Objektivs bei der Aufnahme entspricht. Bei Vergrößerungen arbeit und deren Auswertung die Sache des Naturschutzes nach ist noch der Maßstab zu berücksichtigen, anderenfalls macht man Kräften zu fördern. sich leicht ein falsches Bild von den dargestellten Gegenständen. 120 121

2' Herr Blaser, Breslau: Motive — bildmäßig. Die Amateurfilmerei soll aber dem zukünftigen Kameramann Vorführung einer von der Münchener Firma Perutz freund­ keineswegs Konkurrenz machen, sie soll im einfachsten Falle lichst zur \ eriugung gestellte Diapositiv-Reihe, die von Herrn jedermann befähigen, persönliche Erinnerungen in schönster Form aser sachgemäß, besonders nach der ästhetischen Seite hin zu schaffen, nie Wiederkehrendes im lebendigen Bilde festzuhalten. erläutert wurde. * Darüber hinaus gibt sie dem strebenden Amateur eine Möglichkeit zur bildlichen Darstellung künstlerischer Ideen, und schließlich gibt 24. Januar: j Prakt. Lehrgang zur Einfahrung in die photograph, es Gebiete, die dem berufsmäßigen Operateur nicht zugänglich sind, 31. Januar: J Technik durch Studienrat Martin D eckart, Breslau weil sie ihn zuviel Zeit kosten würden. Dies gilt besonders von dem Zeitrafferfilm, durch den etwa Wachtstumsvorgänge in der Natur Sitzung vom 5. Februar: Lehrer Poklekowski, Breslau: in eindrucksvollen Naturdokumenten festgehalten werden können. Vorführung der Landesbildstelle Nieder Ein Bildstreifen vom Keimen einer Erbse ließ hier weitgehende s c h I e s . e n : D e r A m a t e u r f i 1 m t (Aufnahmeapparate ver- Möglichkeiten ahnen. Auch der Zeichentrickfilm läßt die Gestal­ schiedener F.rmen und ihr Gebrauch, Vorführung von Amateur- tungsgabe des Amateurs sich betätigen. Die Apparate waren von nlmen, z. B.: der Firma Fischer & Co. freundlichst zur Verfügung gestellt worden. 1. Hinter den Kulissen des Zoo, 2. Aus der modernen Wetterkunde usw.). 3. und 4. Abend des Praktischen Lehrgangs zur Wie das bisherige Photographieren von Festbildern, so soll 7. Februar: Einführung in die photographische Technik durch 14. Februar: 111 aUCh daS Fllmen Allgemeingut breiter Volksschichten Studienrat Martin Deckart, Breslau. werden. Dem standen bisher jedoch die hohen Preise und die außer, ordentliche Feuergefährlichkeit des Kinonormalfilms entgegen Ein Sitzung vom 21. Februar: Künstler am Werk. Zwei Umschwung trat hier erst ein, als aus Amerika der nur 16 mm breite Berichte über neue Photo-Werke: Schmalfilm eingeführt wurde, hergestellt aus einem viel harmloseren 1. Studienrat Dr. Gustav Kunze, Breslau: Meister der Matenal als dem Zelluloid, nämlich aus Celluloseacetat. Man blieb Kamera erzählen. a ei besuebt, die Kosten noch weiter herunterzudrücken durch Verwendung noch schmälerer Filmstreifen. Hier waren jedoch 2. Direktor Wilfried Günther, Breslau: D a s deutsche renzen gesetzt durch das Auflösungsvermögen der Objektive und Lichtbild. die Korngroße der Schicht. Das erste Hindernis wurde dank der hochentwickelten optischen Industrie und Technik gar bald über­ Sitzung vom 4. März: Lehrer Fritz C e b u 11 a , Breslau: Neue wunden, langer dauerte es jedoch, bis die Emulsionen so feinkörnig Lichtbilder aus Alt-Breslau (zugleich Technik der wurden, daß man die Filmbreite auf 8 mm herabsetzen konnte Reproduktion, Verwendung von Filtern, der Ultrarot-Photo­ Damit wurde das Filmen auch für den Liebhaber durchaus er­ graphie usw.). schwinglich, zumal Entwicklung und Umkehrung des belichteten Welchen Wert hat das Reproduzieren für den Photoamateur? Filmes schon im Materialkaufpreis enthalten sind. Die benötigten Es handelt sich dabei nicht nur darum, Gemälde photographisch Aufnahmeapparate sind im Durchschnitt heute nicht teurer als ein wiederzugeben, sondern auch darum, Photographien und Zeich­ besserer Photoapparat. nungen von Baudenkmälern vergangener Zeiten sowie alte Ur­ Einen Schritt weiter auf dem Wege zur Billigkeit und Korn- kunden vor dem Vergilben und Verderben zu bewahren und osigkeit bedeutet der neue deutsche Ozaphanfilm der Agfa. Das späteren Geschlechtern in Form der besonders haltbaren Negative lld wird hier nicht wie bisher durch metallisches Silber, sondern und Diapositive zu erhalten. urcli Ausbleichfarbstoffe auf einer Unterlage aus Zellophan er­ Das schwierigste Problem bei der photographischen Re­ zeugt. Die daraus hergestellten Filme sind allerdings vorläufig produktion ist, das zu reproduzierende Bild gleichmäßig zu noch so unempfindlich, daß sie sich nur zur Herstellung von beleuchten. Am besten ist es, auf jeder Seite mehrere 100-Watt- Kopien eignen. lampen in nicht zu großer Entfernung aufzustellen. 122 123

weißAOri^„aIehr material ' “ P“ ' der Vortra^ " de für Schwarz- 10. November: Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. E. K ü h n e - * , e so^nannten photomechanischen Platten die mann: An Leo Tolstojs 25. Todestage. besonders klar arbeiten, so daß sich bei geeigneter Belichtung e.ne Es ist ziemlich still geworden um den Mann, der in unserer findlicher und füfd™ S ' a P‘atten Werde" jetzt auch emP‘ Jugend wie kein anderer im Schrifttum der Gegenwart uns gebannt ndliche und für d,e Wiedergabe von Halbtonvorlagen geeignet und erschüttert hat — einmal als das größte epische Talent des hergestellt. Für diesen Zweck wie auch für die Wiedergabe farbiger neunzehnten Jahrhunderts, dann aber und noch mehr als der ge­ waltige Bußprediger eines neuen wahrhaftigen Urchristentums. Er nichtnicht* zu 6großer Sined T Empfindlichkeit ” ? ie Üb‘idlen geeignet. orthochromatischen Platten von war berufen, dem russischen Volkstum als sein Homer den vollen Als Entwickler benutzt der Vortragende den einfachen Ausdruck zu geben. Sein Leben schuf ihm die Weite der Seele “ e frab1 “ aT1CAer’ lder, je VerdÜnnu^ hart und schieier- durch seinen Anteil an der Fülle russischer Lebensmöglichkeiten. ei, aber auch als Ausgleichsentwickler arbeiten kann Außerdem Das Kind, der Knabe, der Jüngling, der Student, der junge Gutsherr, lassen sich mit diesem Entwickler die verschiedensten Tonungen der Offizier, der Schriftsteller, der Europareisende, der Volks­ vom hellsten Gelb bis zum tiefsten Schwarz und so eine möglidist erzieher, der Dichter, der Gatte und Vater folgen einander und vollständige Angleichung an das Original erzielen ? fügen sich ineinander; er durchlebt jeden Lebenszustand mit seiner Die den Vortrag begleitenden Lichtbilder zeigten alle Möglich ungeheuren Lebenskraft, wie wenn verschiedene Menschen einander eiten der Reproduktionsphotographie. Interessant war besonders folgten. Der Dichter beginnt mit schlichter Wiedergabe früher wie durch Verwendung besonderer Filter und Platten (u a auch Erlebnisse, einzig und allein um Reinheit und seelisches Verstehen Infrarotplatten) ganz vergilbte und verschimmelte Originale auf im Erzählen des Erlebten bemüht. Dann ergreifen die großen dem Umweg über die Reproduktion vollkommen von diesfn Fehler, Fragen von Besitz und Ständeteilung, von Leben und Tod, von befreit werden können. Für sich genommen gaben die Lichtbild™ Liebe und Ehe sein Inneres, ohne Ahnung zunächst um die Gewalt, einen wertvollen Überblick über alte Bauten unserer Vaterstadt die diese Grübelfragen einmal in ihm gewinnen werden. Sein or ^gende schloß mit der Aufforderung, an dem Werk Dichtertum erreicht seine Vollendung in den drei Werken „Die die langsam aber sicher dem Verderben entgegengehenden wert.’ Kosaken”, „Krieg und Frieden”, „Anna Karenina”. Die „Kosaken” V° 611 Urkunden und Bilder in den Archiven Breslaus der Nachwelt entfalten am schlichtesten Gegenstände zuerst jene infinitesimale zu erhalten, nach Kräften mitzuarbeiten und sich der hiesigen Psychologie, die aus einer Fülle kaum bemerkter Einzelheiten Landesbildstelle zur Verfügung zu stellen. großes Schicksal emporwachsen läßt. „Krieg und Frieden” hebt den Roman in die große epische Volksdichtung hinauf. Es gab seit Homer keine ähnliche Darstellung vom Ganzen eines Volksdaseins. Vom Zaren abwärts über großen und kleinen Adel zu Bürgern, Philosophisch-psychologische Abteilung. Bauern und Leibeigenen, die Haustiere nicht zu vergessen, lebt jede Schicht russischen Daseins vor uns in sprechender und über­ Sekretär: Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Kühnemann, zeugender Lebendigkeit. Das gewaltige Geschehen der napoleoni- Schriftführer: Dr. Martin Kasper. schen Jahre rollt das Heldenzeitalter russischer Geschichte vor uns auf. Aber nicht in den sogenannten großen Ereignissen liegt für folgerde^trSls“ 1526" "* 1936 '' fa"d™ Tolstoj die Größe des Lebens. Sie liegt in den ewigen Urschicksalen des Menschentums, Geburt, Liebe, Ehe und Tod, die niemals einen größeren Dichter gehabt haben als Leo Tolstoj. Das Leben selbst ist der Held seiner Dichtung, wie es in jedem wieder sein ewiges 2 e „ d e " t ia l 1e93L ; g i k edriCh MayWald: Ka" ‘a trans- Spiel beginnt und jeden an die großen Schicksale knüpft. Eine Naturreligion vom ewigen Leben und Sterben trägt diese Epik. phy1s9ik Uni:Pr° f' ^ R'Kynast: v °™ Wesen der Meta. „Anna Karenina” überträgt die gleiche Darstellungsweise der infinitesimalen Psychologie und der religiösen Auffassung in das 324 125

Bild Rußlands aus Tolstojs eigener Zeit. Er gibt das große Lied 12. Dezember: Schriftsteller Dr. iur. Waldemar v o n Grumb- der ehelichen Liebe in ihren drei Gestalten, der Liebe, die nur Sitte kow: Die Seele der Südseeinsulaner. ist, der Liebe, die die Sitte, bricht, der Liebe, die die Sitte heiligt, Von den 70 Mill. qkm, die die Südsee im engeren geographi­ und vollzieht damit das Gericht an den Menschen seiner Zeit. Dann schen Sinne umfaßt, sind nur 1% Mill. qkm Land. 1 Mill. davon wird der Dichter Held eines einzigartigen Schauspiels, das unbe­ entfällt auf die großen Inseln, in % Mill. qkm teilen sich die einzeln merkt von den Menschen seiner Zeit aus ihm einen neuen Menschen oder in Schwärmen verstreuten kleinen und kleinsten Inseln des macht. In die Seele Homers tritt Jesus Christus. Erschüttert zu­ „Vielinsellandes”, von denen viele nur Koralleneilande mit einge­ gleich von der Sinnlosigkeit alles Lebens und von der Not des schlossener Süßwasserlagune, „Atolle” sind. Jede dieser Inseln sozialen Gewissens, erkennt er die ungeheure Schuld im Leben der bedeutet ein eigenes völkerkundliches Problem. Ist doch die Süd­ sogenannten Gebildeten und im russischen Bauern das Vorbild eines see der große Kreuzungspunkt der australischen und mongolischen Lebens in der Einigkeit mit Gott. Den Willen Gottes tun heißt die Rasse. Der austroasiatischen Unterabteilung der letzteren werden ewigen schlichten Pflichten des Menschen in Liebe erfüllen. Tolstoj als Ozeanier oder Malaio-Polynesier die Indonesier, Melanesier macht den Versuch des zur Einfachheit des Bauerntums zurück­ und Polynesier zugerechnet. Aber auch diese wieder sind nach gebrachten Lebens als der weit größere Rousseau des 19. Jahr­ Sprache und Kultur mannigfach verschieden und haben sich viel­ hunderts. Er predigt seiner Zeit die Abkehr von der Gewalt, das fältig vermischt; daher das Völker- und Sprachengewirr in der Leben in der Liebe und hält ihr die Sinnlosigkeit ihres Lebens, ihrer Südsee. Zu den wichtigsten Kulturen, die ihre sichtbaren Spuren Liebe und selbst ihres Sterbens in den brennenden Bildern der auf so manchen Südseeinseln hinterlassen haben, gehört die Kreuzersonate und des Iwan Ilitsch vor Augen. Er erneut in un­ Megalithkultur, die Kultur der großen Steinmonumente, wie sie vergänglichen Volkserzählungen das alte Evangelium, als hörte sich am eindrucksvollsten auf Rapanui, der berühmten Osterinsel, man es zum ersten Mal, und bringt in die enge Bauernhütte den ganzen Himmel hinein. Mit der „Auferstehung” macht er sein erhalten haben. Hier finden wir sowohl auf den aufs Meer schauenden Ahus oder Totenterrassen als auch in der natürlichen Bild der russischen Lebenszusammenhänge vollständig und wird, wie einst dei Dichter der russischen Kraft und des russischen Riesenwerkstatt des Bildhauerberges Ranu Raraku jene merk­ würdigen zyklopischen Figuren von mehr als 20 m Länge, gewaltige Glanzes, so jetzt der Dichter des russischen Elends und der aus Tuffstein geformte Idole, mit ihren langohrigen und lang- russischen Pein. Dann packt der Zweiundachtzigjährige das eigene nasigen Riesengesichtern und den mächtigen zylinderartigen Kopf­ Leben in einei letzten Gewaltsamkeit an, um es wenigstens im aufsätzen von rötlichem Gestein. Ihren merkwürdigen Zusammen­ Augenblick des Todes zu seiner Wahrheit zu bringen vor Gott: er flieht Haus und Familie und stirbt in der Einsamkeit mit einem hang mit dem Vogelkult der Insel, der — unter Vertauschung der Seeschwalbe mit dem Fregattenvogel — auf die Salomon-Inseln letzten Wort des Erbarmens für Menschenleid auf den Lippen. Von seiner Kirche ausgestoßen, findet er die letzte Ruhe unter den und Neuseeland hinweist, und mit der bisher nicht gedeuteten Eichen auf dem Hügel seines Gutes Jasnaja Poljana, die seinem Schrift der „sprechenden Hölzer” hat auf Grund der Forschungen von Mrs. Routledge und Mr. Henry Balfour Friedrich Schulze- ganzen Leben gerauscht hatten, ein Urbild russischer elementarer Maizier in seinem Buche „Die Osterinsel” nach Möglichkeit geklärt. Beharrlichkeit. Der Bolschewismus hat seine Botschaft in ihr ent­ setzliches Gegenteil verkehrt. Er verhält sich zu Leo Tolstoj genau Dieser Megalithkultur tritt die höhere Kultur der polynesischen so, wie sich der Antichrist zu Jesus Christus verhält. Wir Deutsche Seefahrer gegenüber. Ihr Weltbild hat uns Dr. Emil Reche (nicht erkennen die Unmöglichkeit des Tolstojschen Lebensversuchs, aber zu verwechseln mit Otto Reche!) in seinem Buche „Tangaloa” nur, indem wir bekennen, daß er im Hauptgedanken recht hat. So (München und Berlin 1926) nahegebracht. Um dieses Weltbild geht weit im Leben die Gewalt reicht, so weit reicht die Schuld, und die es uns hier. Der Polynesier ist im Gegensatz zu uns Festland­ Rettung des Lebens ist nur in der Liebe. So in Schuld gebunden menschen Meermensch, der auf seiner Wellenheimat sein meeres­ liegt das Leben vor Gott. Tolstoj erneut den christlichen Ur- frohes Dasein lebt. Die unendliche blaue Raumlosigkeit voll Weite gedanken, daß der Beste leiden muß und unsere Schuld tragen, und Sehnsucht, die „Moana”, wird ihm zum Selbsterleben des damit wir leben lernen. denkenden Ich. Er hat ein hochentwickeltes Gedächtnis und einen 126 127

ganz ungewöhnlichen Farbensinn. So hat er z. B. allein für „rot” Die Ostbewegung schuf Deutschlands Gestalt und Schicksal. 99 Bezeichnungen, so unterscheidet er die Pflanzen an der Blatt­ Das Reich Karls des Großen war ganz eigentlich ein Westreich. farbe, nicht an der Raumgestalt. Die meisten seiner Farbenwörter Gegründet auf den Gedanken der kommenden Weltzeit vom Welt­ sind Wärmebezeichnungen, die Farben-, bzw. Wärmevorstellung reich der Christenheit, stellte es die Deutschen unter ihre tragische ersetzt ihm weitgehend unsere Raumvorstellung. Die Welt an sich Sendung, das Volk des Geistes und der Idee zu sein. Der Reichs­ ist ihm raumlos, aber nicht zeitlos, sie ist ihm vielmehr Zeit. Der gedanke, von Karl zu Rudolf von Habsburg, zu Friedrich dem Zeitgedanke drängt sich ihm auf dem Meere auf. Auch der Großen und Bismarck dem Gewaltigen wandernd, war niemals drehende Himmel ist ihm nicht ein gerade gegenwärtiges Raumbild, abgeschlossen, ewiges Werden. Wir Heutigen erst stehen in seiner sondern ein in Bewegung befindliches Zeitbild. So bringt er das entscheidenden Schicksalsminute. Die eigentlichen Schicksals­ Wunder fertig, nicht in der Loxodrome zu segeln, sondern ohne mächte der deutschen Geschichte, Österreich und Preußen, ent­ Windrose und Kompaß im größten Kreis. Der Polynesier denkt standen beide auf östlichem Kolonialboden. In der Ostbewegung sich an der Welt, wie wir die Welt an uns denken. Das sinnliche unterscheiden wir deutlich zwei verschiedene Gestalten. In Ungarn, Vorstellungsbild als zeitliche Erscheinung ist ihm eine Welt der Schlesien, Polen, Böhmen riefen die fremden Fürsten die deutschen Töne. Alles ist Singen: langi, die Erde ist lalolangi: „das untere Siedler herbei. Sie brachten mit sich die Ganzheit des deutschen Singen”. In dieser Welt der Erscheinung, die ein Singen ist, wird Lebens, es war friedliche Durchdringung und Wohltat. Die Be­ die Sittlichkeit zur Harmonie: viinga. Alles Harmonische ist sitt­ wegung griff weit, nach Rußland hinein, nach Siebenbürgen, und sie lich, daher auch das Schöne, die Kunst: die polynesischen Mädchen stand nicht still und schuf den deutschen Bauerngürtel, der bis wechseln ihre Lieder je nach dem Rauschen der Brandung. Auch Palästina reicht. Völlig anders handelte es sich bei dem Werk der die Tat der Zeugung neuen Daseins muß sittlich sein, daher ist dem Ritter vom Deutschen Orden um die Gründung eines neuen Staates. Polynesier die Prüfung der Harmonie der Leiber als heilige Forde­ Es ist Deutschland zum Verhängnis geworden, daß diese Ost­ rung ebenso wichtig wie die der Herzen. Vorbild der Gemeinschaft bewegung ihr Ziel nicht erreichte. Sie erreichte es nicht aus vielen ist ihm die Dorfjungfrau — tanpon. Der Einzelne, das „Ich der Gründen, vor allem aber, weil kein Reich hinter ihr stand als die Ichheit”: tangata, steht der „großen Ichheit” gegenüber, dem sitt­ geschlossene Einheit eines nationalen Willens. Im Werk der Ritter lichen Willen als Selbst der Welt, dem großen Sehnen nach vom Deutschen Orden entstand der ostdeutsche Gedanke: alles Harmonie: tangaloa. Leben ist Dienst, Dienst am Ganzen von Volk und Staat. Der Dienst für das Ganze ist der beste Gottesdienst des Mannes. Es ist der Gedanke, der in Friedrich dem Großen mit dem Zusatz wieder­ 3. Februar 1936: Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. E. K ü h n e - kehrt: die Ehre des Staates ist die Ehre des Mannes. Die deutsche mann: Vom Geist des deutschen Ostens. Staatsgesinnung ist ostdeutscher Gedanke. Im Kampf um die neue Die Frage nach dem Geist des deutschen Ostens ist im vollen Welt entschied sich die Bedeutung der Völker in der alten Welt. Sinne ein philosophisches Problem. Denn Philosophie ist nicht Daß die Deutschen am Ringen um Amerika keinen Anteil hatten, jene Betätigung, die manchmal mit ihr verwechselt wird, bei der zeigt, wie sehr sie politisch in ein Provinzdasein herabgesunken die Begriffe um sich selber tanzen in einer angeblichen Begriffs­ waren. Die Reformation bestätigte sie als das Volk des Geistes. kritik, die als Betätigung eines Klüngels niemanden außer dem Sie öffnete die Tür für den Gedanken der modernen Welt, wie Karl Kreise der Eingeweihten etwas angeht. Sondern Philosophie im der Große sie für das Mittelalter geöffnet hatte. Beide Male trugen echten Sinne ist das Leben selbst, wie es sich in seinen Gründen die Deutschen den Gedanken der kommenden Weltzeit. So war und Zielen erkennt. Sie trägt die höchste Verantwortung für den das Weltreich, das die Deutschen nach der Erholung von den Ver­ Sinn des Lebens. Sie trägt also auch für die Nation die Verant­ wüstungen des Dreißigjährigen Krieges aufrichteten, ein Weltreich wortung der Selbsterkenntnis über den Sinn ihres Lebens. Wenn des deutschen Geistes und der deutschen Seele, dem Friedrich der aber der nationale Gedanke wie in Deutschland sich geistig aus dem Große den Willen und die großen Musiker, Denker und Dichter der Ost- und Westgedanken aufbaut, so wird der Geist des deutschen Deutschen den Geist schufen. Ostdeutsche Männer sind es gewesen, Ostens zum philosophischen Problem. die bei diesem großen Werk die Vorarbeit genialer Wissenschaft- 128 129

ichkeit auf sich nahmen. Ostdeutsche Männer brachten in Kant zum Formalismus des Rechtsstaates aus der ursprünglichen auf und Kleist die philosophische und dichterische Vollendung Es er formallogischen Prinzipien gegründeten Fassung der Wissen­ wuchs die Aufgabe, den deutschen Staat und den deutschen Geist schaftslehre von 1794. Volk und Staat erscheinen in einer Weise zur Einheit miteinander zu bringen. Der politische ostdeutsche getrennt, daß der Staat gegenüber dem besonderen Volkstum frei Genius in Bismarck tat das Entscheidende, aber das Werk trug an beweglich bleibt. In dem „Geschlossenen Handelsstaat” (1800) sich unbemerkt verhängnisvolle Unfertigkeit. Dem Reich fehlte wird der reine Formalismus des Rechtsstaates durch das lebendige im vollen staatspolitischen Sinne das Volk. Der Weltkrieg schien Wirken der Wirtschaft bei Gestaltung des Staatsorganismus über­ der Geburtstag des deutschen Volkes zu werden. Aber der Zu wunden. Der rein denkmäßig aufgebaute Rechtsstaat fordert im sammenbruch am Ende bedrohte Deutschland mit völliger übj-' Anschluß an die tatsächliche Wirklichkeit aus der Wechselbeziehung remdung und dem Verlust der eigenen Seele. Da geschah in Adolf zwischen Staat und Einzelwesen heraus gestaltendes Leben im von h l6 rT tenda Tat' ° ie SelbstschöPfung des deutschen Volkes Staatskörper. Bei Darstellung des autonomen Ich der Gemeinschaft vollzieht sich vor den Augen der Welt. Sie bedeutet als geschlossene leuchtet der Gedanke des nationalen Staates bereits auf, wenn auch nheit des nationalen Willens die lebenerhaltende Macht sie der nationale Staat zunächst wesentlich als Wirtschaftsstaat, als bedeutet als Werk des inneren Aufbaus das Reich der Bruderliebe. rein wirtschaftlicher Organismus, verbunden mit einem sozial­ macht die sittlichen Leitgedanken aus dem Weltreich des sittlichen Staatsbegriff, verstanden wird. Die rein wirtschaftliche VoTsI h" ° elS? S “ de.utschen Idealismus zur Seele des deutschen Aufgabenbestimmung einer lebendig wirkenden Gemeinschaft führt rrfrf j ,nS' _ g™ndet die Zukunft des Deutschtums auf den in den „Grundzügen des gegenwärtigen Zeitalters” (1804/05) zur stdeutschen Gedanken: alles Leben ist Dienst für das Ganze des Auffassung des Staates als eines geistigen Wesens, welchem geistige Volkes in einer wahren Gemeinschaft. Aufgaben zur Entwicklung der Kultur eines Volkes zuzuschreiben sind. Als eine der Urformen im Leben der Menschheit wird der 19 Februar: Dr. Martin Kasper: Die Rechts- und Staat aufgefaßt, dessen Zweck es ist, in der Gemeinschaft das Staatslehre in der Philosophie von Joh.Gottl. Vernunftleben in bewußter Arbeit zur Vollendung und Freiheit zu führen, das Leben in der Idee als dem eigentlichen Zweck der Menschheit in dem Staate zu verwirklichen, so daß sich im absoluten In der Entwicklung der Wissenschaftslehre Fichtes, welche das Staate die Vernunft als eine frei sich entfaltende vollziehen kann. fcahaZftl,Ph p Che Lebenswerk Fichtes bestimmt, ist das leiden­ Durch solche geistige Entwicklung der Menschheit die Kultur zu schaftliche Ringen um immer größere Klarheit und Eindeutigkeit schaffen, macht das eigentliche Wesen und den Gehalt des Staates, in der Formulierung der Begriffe und der Gestaltung des Systems des Kulturstaates, aus. Das Erlebnis des Zusammenbruchs Preußens estzustellen, um seine philosophische Weltanschauung den Zeit in den Jahren 1806/07 führt Fichte in der Schrift „Uber Machiavelli durc°hSdenVF Stän r iCh ™ m achen.Dieser Weg ist gekennzeichnet als Schriftsteller” (1807) zur Überzeugung, daß zum Schutz der urch den Formalismus der Wissenschaftslehre von 1794 über die Entwicklung der Kultur eines Volkes und zur Sicherung jeder Herausstellung des Lebensbegriffs, welcher die Wissenschaftslehren Gestaltung der Kultur die Schaffung und Anwendung äußerer hchunt L?R 18° i Vertieft’ um schließlich zur religiösen Verinner- Machtmittel des Staates durchaus gerechtfertigt sind. Die Kultur chung des Begriffs vom reinen Ich in dem absoluten Sein in der Wissenschaftslehre von 1810 zu gelangen. als der Inbegriff besonderer Geistigkeit eines Volkes muß von dem Staate auf dem Wege der Erziehung als eine allgemeine, die Nation Rechts ^nd t " iTT ^ ^ Entwickiu"g von Fichtes verbindende Macht aufgebaut werden. In den „Reden an die R^hts- und Staatslehre aus den grundlegenden Gedanken seiner deutsche Nation” (1807/08) wird der besondere Gehalt und das Sittenlehre, Gemeinschaftslehre und Religionsphilosophie heraus besondere Recht eines deutschen Nationalstaates in seiner ganzen als ein unablässiges Kämpfen um eine immer tiefere, inhaltlich Tiefe aus dem Wesen der Deutschheit heraus verstanden. Der estimmtere Erfassung der Rechtsbegriffe und des Staatsbegriffs deutsche National- und Kulturstaat formt sich in voller Mächtigkeit + U \ Aufsichtsstaat der revolutionären Jugendschriften ge- aus der innersten Verflochtenheit von Volk und Staat zu einem s altet sich in der Entwicklung des philosophischen Staatsgedankens lebensvollen Ganzen. Es ist und bleibt die große Tat Fichtes, daß

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sich ihm der Begriff des Staates zugleich mit dem des Volkes durch- gegen die Schwenckfelder und in Freundschaft ringt. Bei Gestaltung des Ewigen in einem Volk müssen Volk und mit Friedrich dem Großen. ater and den wahrhaften Gehalt des Staates ausmachen, und die Vaterlandsliebe muß im Leben und in der Führung des deutschen Karl Regent verdient Beachtung aus doppeltem Grunde: er hat Staates die alles beherrschende Macht sein. In dieser tiefen Er­ zwanzig Jahre unter den schlesischen Schwenckfeldern gearbeitet fassung des Nationalgedankens gewinnt bei Fichte der Staat als und in engen Beziehungen zu Friedrich dem Großen gestanden. Er rager und Förderer der geistigen Güter eine hohe Vergeistigung ist 1689 in Frankenstein geboren und 1708 Jesuit geworden. 1718 und wachst in den Bereich der unbedingten Werte, in den der war seine Ausbildung beendet. Nach kurzem Wirken unter den Religion, empor. Religiöses Leben soll in dem Staate wirksam Pietisten in Neustadt arbeitete er 1719—1739 in kaiserlichem und werden. Die Verwirklichung des göttlichen Reiches der Vernunft kirchlichem Aufträge bei und in Harpersdorf unter den Schwenck­ wird in seiner Schrift „Die Staatslehre oder über das Ver­ feldern. Das damalige Staatskirchenrecht kannte nur Katholiken hältnis des Urstaates zum Vernunftreiche” (1813) zur ewigen Auf und Protestanten, danach hatten Schwenckfelder keine Daseins­ gäbe des Deutschen. Der von Sittlichkeit und religiösem Geiste berechtigung, darum sollte Regent sie zur katholischen Kirche be­ urchgluhte deutsche Mensch ist berufen, das göttliche Reich der kehren. Bei einem Teil ist ihm das gelungen. Der andere Teil blieb ernunft in der Geschichte zu vollenden und das christliche Reich um so hartnäckiger bei seiner Auffassung des Evangeliums und der Freiheit zu schaffen, in welchem Gottes Geist in der reinen verfolgte Regent auf jede Weise: er wurde verprügelt, dreimal Geistigkeit und sittlichen Vollkommenheit schöpferischer Persön­ machten sie Attentate auf sein Leben, einmal zündeten sie ihm das lichkeiten herrscht. In dieser Idee von der göttlichen Berufung Haus über dem Kopfe an. Regent hielt aus, wo seine Oberen ihn es deutschen Nationalstaates liegt ein tiefes und frohes Bekenntnis hingestellt hatten. Kurz vor der preußischen Besitzergreifung i es zum unbedingten Glauben an die Deutschheit und zur macht­ wurde er abgerufen, die Schwenckfelder wanderten aus. Als vollen Darstellung des deutschen Geistes in einem ewigen Reich der Friedrich der Große sie zurückrief, war es zu spät. Die schöne Kultur durch Freiheit, in welchem die Wahrheit herrscht, der sitt- Jesuitenkirche in Harpersdorf erinnert noch heute an Regents liche Mensch in der Gemeinschaft seine Persönlichkeit lebt und der Wirken. Er hatte, als er Harpersdorf verlassen hatte, die Pläne religiöse Mensch in seiner Sehnsucht zu Gott durch das Erleben der zur Studienreform der schlesischen Jesuitengymnasien auszu­ wirklichen Welt als Darstellung des göttlichen Willens und Geistes arbeiten, die den Beifall des Ordensgenerals und des Königs fanden. seine Erfüllung findet. Ein tatkräftiges Bekenntnis Fichtes zum Der geschäftlichen Berührung folgte die persönliche Bekanntschaft deutschen Volk, welches aus dem Geiste der Deutschheit heraus die mit dem König in Brieg. Um dieser Bekanntschaft willen kam er urzeln seiner Volkskraft in lebendiger Vaterlandsliebe zum Segen als Rektor an das gefährdete Jesuitenkolleg in Glogau. Fürst der Menschheit im nationalen Staate voll sozialen Geistes zu Carolath und Herr vom Berge hatten Prozesse angestrengt, um die gestalten weiß. Güter und Gelder, mit denen Kolleg, Gymnasium und Konvikt der Glogauer Jesuiten gegründet waren, für sich zu erkämpfen. Regent gelang es, u. a. durch die glänzende Aufführung zweier von ihm Katholisch-theologische Abteilung. gedichteten und vertonten „Königsopern” vor dem Könige, ihn von Sekretär: Studienrat Dr. Otto Scholz. der Notwendigkeit der Erhaltung des Gymnasiums und des Kon­ Sitzung vom 31. Januar 1935: Prof. Dr. Fr. Schmidtke- viktes zu überzeugen. Mehrmals weilte Regent am Hofe des Die neuen Ausgrabungen von Ras-Schamra. Königs, der ihn mehrfach zu wichtigen Aufträgen heranzog, so zur Wahl des Abtes im Kloster Leubus, bei der Bestätigung des Fürsten Sitzung vom 21. Mai: Dr. Johannes Schmidt: Das W ort­ Schaffgotsch zum Koadjutor des Breslauer Bischofs durch den spiel im Alten Testament. Papst, beim Bau der Hedwigskirche in Berlin. Am 20. April 1752 ist Regent in Mariaschein gestorben. Er hat eine große Reihe Sitzung vom 26. November: Prof. Hermann Hoffmann- Schriften hinterlassen, unter denen sich viele Streitschriften gegen Karl Regent, ein schlesischer Jesuit, im Kampf die Schwenckfelder befinden.

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Sitzung vom 17. Dezember: Dr. iur. Lic. theol. Bernhard landesgeschichtlich wie wirtschafts- und sozialgeschichtlich be­ Panzram, Assistent des Katholisch-theologischen Seminars: gründet sein. Die Quellen der Gemeindegeschichte, wie sie in den D ie älteste Archipresbyteral- und Archidia- Kirchenbüchern vorhanden sind, bieten auch der Militärgeschichte konatsverfassung des Bistums Breslau. reichen Stoff: Während der großen Kriege und nach ihnen lassen Angehörige des Soldatenstandes, deren Bataillon und Kompagnie Sitzung vom 21. Januar 1936: Prof. Dr. Heinrich Weber: genau bezeichnet ist, Kinder taufen; Gefallene von Mollwitz, , Caritas, Humanitas. Breslau, Leuthen sind auf dem Herrnprotscher Friedhof, Offiziere in der Kirche, bestattet. Die Kenntnis der Landes-Mundart wird bereichert: Krankheitsbezeichnungen wie die „Schule”, eine Klein­ kinderkrankheit, sind nicht mehr allgemein bekannt; ebenso die Evangelisch-theologische Abteilung. Zahlbezeichnung Schilling: das Lebensalter von zwei Verstorbenen Sekretär: Prof. D. L o t h e r. wird 1645 angegeben mit 7 Schilling 2% Jahr, d. i. 86^2 Jahr, und mit 3% Schilling Jahre, d. i. 42 Jahre. Französische Familiennamen, Sitzung vom 30. April 1935: Pfarrer Paul Marsch, Breslau- die nach den Befreiungskriegen auftauchen, werden schlesisch Herrnprotsch: Landesgeschichte in der Gemeinde­ mundgerecht gemacht: aus Ferfaille wird Volge, Folge, Fulge; aus geschichte. Peltre wird Pelrich, Helprich, Pelter. Aufgabe der Gemeindegeschichtsforschung ist es, die Ge­ Gemeindegeschichte ist nur aus Landesgeschichte zu verstehen schichte der Gemeinde aus der Landesgeschichte zu begreifen und und Landesgeschichte ohne Gemeindegeschichte ist ohne Funda­ sie für die Landesgeschichte fruchtbar zu machen. ment. Beides darf nicht eng gefaßt werden; Geschichte von Gemeinden und Landesteilen spielt sich auch jenseits ihrer Grenzen Sitzung vom 14. Mai: Prof. D. Dr. Robert Winkler, Breslau: ab. M a r s c h s erste gemeindegeschichtlichen Veröffentlichungen D ie Mystik des christlichen Glaubens und die über Brätz, Kreis Meseritz (Schwere Zeiten in Brätz, Jahrb. „Aus Mystik der Deutschen Glaubensbewegung. (Er­ Posens kirchlicher Vergangenheit” 1913; Weiteres aus der ’Ge schienen in „Kirche in Bewegung und Entscheidung”, Heft 27, schichte der Gemeinde Brätz, ebd. 1916), zeigen z. B. die Bedeutung Verlag Gebr. Scheur, Bonn 1936.) dieser kleinen Stadt für die Nachbarn aus dem Kreise Schwiebus, also ein Stück schlesischer Kirchengeschichte auf polnischem Der Vortrag stellte im einzelnen dar, wie von den führenden Boden. Herrnprotsch und die ändern Breslauer Ruralkirchen haben Männern der Deutschen Glaubensbewegung die Mystik als die art­ von 1708 bis 1742 als Zufluchtskirchen eine Bedeutung in weitem gemäße deutsche Frömmigkeit gegen den christlichen Glauben auf Umkreise gehabt. Landesschicksale bestimmen die Reichweite den Schild erhoben wurde. Demgegenüber wurde auf Grund einer eines Pfarramts, selbst den Kirchenbau. Reformation und Reduktion eingehenden Analyse der Mystik in ihren repräsentativsten Formen der einzelnen Gemeinde sind aus den Schicksalen des Landes zu (Plotin, Eckhart, Fichte) aufgewiesen, wie dasjenige an der Mystik, begreifen. Bewegungen wie die neuzeitlichen Siedlungen beein­ was wirklich auf Konto arischer bzw. deutscher Geistigkeit zu flussen nicht nur die Bewohnerzahl einer Gemeinde, sondern auch setzen ist, auch im genuin-christlichen Glauben, wie er insbesondere ihre soziale Struktur und ihre konfessionale Zusammensetzung. durch die Reformation wieder ans Licht gebracht wurde, lebendig ist. Will man durch Jahrhunderte hindurch, soweit etwa die Kirchen­ bücher vorhanden sind, Fragen wie Kinder- und Säuglingssterblich­ Sitzung vom 18. Juni: Dozent Lic. habil. Erhard Peschke, keit, Geburtenüberschuß, sozialer Umschichtung nachgehen, wie es Breslau: D ie Bedeutung Wiclefs für die Theologie Marsch für Herrnprotsch getan hat (Gemeindeblatt der Evan­ der Böhmen. (Erschienen in „Zeitschrift für Kirchen­ gelischen Kirchgemeinde Breslau-Herrnprotsch, Jahrg. I—V, 1931 geschichte”, Bd. LIV, Dritte Folge V, 1935, S. 462—483.) bis 1935), so mögen die Querschnitte nicht mechanisch in gleichen In dem Vortrag wurde gezeigt, daß die Ideen des Angelsachsen Zeitabständen verlaufen, sondern organisch sowohl gemeinde- und J. Wiclef dem Denken der Böhmen neue Richtung, Kraft und 134 135

Gestalt gegeben haben, jedoch dabei selbst einem produktiven Form entstanden ist aus dem noch naiven, untheologischen Er­ Mihverstehen durch die Böhmen ausgesetzt waren und in umge­ wählungsgedanken des alten Volkes durch die Entwicklung des deuteter Gestalt wirksam geworden sind. In drei verschiedenen israelitischen Henotheismus zum universalen Monotheismus. Israels Formen haben sie, in Auseinandersetzung mit den in Böhmen Gott Jahwe wird zum Weltgott durch die großen vorexilischen bereits vorhandenen theologischen und religiösen Ideen, Eingang Propheten, zu Gott schlechthin. Israels Religion hätte durch diese in das böhmische Geistesleben gefunden. Bei Hus und den Utra­ Männer zur Weltreligion werden können. Aber das Judentum quisten haben sie sich einer kirchlich-theologischen Richtung ein­ übernahm wohl den prophetischen Weltgott, aber im Gegensatz zu gefügt und zur Umbildung des universalistischen Kirchenbegriffs den Propheten nur in der Form des zugleich jüdischen Volksgottes. in einen volksgebundenen geführt. Bei den Taboriten haben sie Der weltweite Universalismus sinkt ab zum anmaßenden Parti­ sich ziemlich rein durchgesetzt, zunächst chiliastischen Tendenzen kularismus. zum Durchbruch verholfen und schließlich in einem biblizistisch- So sehen wir im Alten Testament zwei Linien: die eine führt rationalen System ihre endgültige Form gefunden. Bei dem Laien unmittelbar zu Jesus und zur Menschheitsreligion, die eine zum Peter Chelcicky haben sie die konkrete Bindung mystischer Ge­ Talmud und zu Ansprüchen, die wir radikal ablehnen. Das können danken und die Entstehung einer geschichtsgebundenen Wort­ wir aber nur, wenn wir einen großen Teil des Alten Testaments als mystik bewirkt. „Wort Gottes”, als Offenbarung im strengen Sinne des Wortes bewußt ablehnen. Die historisch-wissenschaftliche Untersuchung Sitzung vom 11. November (gemeinsam mit der Abteilung für unseres Themas führt uns vor ein theologisches Problem und neuere Philologie): Prof. D. Dr. Hans Leube, Breslau: Die zwingt uns zu persönlicher Entscheidung. Jesuiten und die Anfänge nationaler Kultur in Frankreich. (Erschienen in „Sammlung gemeinverständlicher Vorträge” Nr. 181, Verlag J. C. B. Mohr, Tübingen 1935.) Historische Abteilung. Sitzung vom 27. Januar 1936: Prof. D. Hans Duhm, Breslau: Sekretär: Prof. Dr. A u b i n. D e r Gedanke v.om auserwählten Volk. Ent­ stehung und Kritik. Stellvertreter: Prof. Dr. Beyerhaus.

Im Talmud und im späteren jüdischen Schrifttum ist der Sitzung vom 17. Januar 1935: Dr. Georg Stadtmüller, jüdische Auserwählungsanspruch reichlich und scharf vertreten, Assistent am Seminar für geschichtliche Landeskunde an der wie durch eine Reihe von Zitaten belegt wird. Das könnte uns Universität Breslau: D ie Heimat und Abstammung des gleichgültig sein. Aber der Talmud macht für sich denselben albanischen Volkes. Offenbarungsanspruch geltend wie für das Alte Testament, ja, eigentlich steht er noch eine Stufe höher als jenes, das erst durch Sitzung vom 7. Februar: Prof. Andreas A 1 f ö 1 d i , Budapest: ihn zum richtigen Verständnis kommt. Auch das könnte uns wenig D ie Struktur des Prinzipates im Spiegel der interessieren. Aber der Talmud behauptet, daß die ihm anvertraute Tracht und der Insignien des Kaisers. göttliche Offenbarung in den wesentlichsten Stücken, vor allem im Erwählungs- und Weltherrschaftsdogma, mit der alttestamentlichen Sitzung vom 16. Mai: Prof. S)r.^ng. Adolf Zeller: Die Olfenbarung identisch sei. Das zwingt uns zur theologischen Belagerungen von Syrakus, eine wehrpolitische Stellungnahme. Studie. Mit Lichtbildern. Die Untersuchung ergibt, daß jene Behauptung für das nach- exilische Schrifttum des Alten Testaments in vollem Umfang zutrifft: Sitzung vom 28. November: Dr. Ernst Birke: Das g e - Erwählung des jüdischen Volkes in schroffster Form. Es ergibt samtdeutsche Geschichtsbild als Grundlage und sich weiter, daß diese scharfe, die übrige Menschheit ausschließende Forderung völkischer Geschichtsbetrachtung. 137 136

österreichische und protestantische oder katholische Geschic 1 s- Mit der Forderung des Deutschösterreichers Heinrich von auffassung mehr sein, sondern allein die gesamtdeutsche. Srbik, ein gemeinsames deutsches Volksbewußtsein auf der Grund­ Sie wird das Verhältnis des aus der brandenburgisch- lage eines gemeinsamen Geschichtsbewußtseins zu schaffen, ist der preußischen Keimzelle emporgewachsenen reichsdeutschen Kern- völkischen Geschichtsforschung und -lehre ihr großes national­ politisches Ziel gesetzt. Staates zu den Außengebieten des Volkes und zu den Volks,nseln in der weiten Welt in das rechte Licht zu stellen haben. Die erste Frage wird nach der Erkenntnis des Volkes als der Grundlage dieser Aufgabe zielen. Hier lassen sich keine festen Sitzung vom 19. Dezember: Dr. Ludwig PetrytDasZipser Grenzen ziehen. Auch das deutsche Volk ist echte geschichtliche Deutschtum in seinen kulturellen Bezie hu n ® ® n Erscheinung und als solche wechselnd in seinem Gehalt und seiner zu Schlesien im 16. bis 18. Jahrhundert. Mit Licht- Ausbreitung und wandelbar in Ausdruck und Selbsterkenntnis. Es läßt sich nicht schlechthin als Abstammungs-, Sprach-, Kultur- oder bildern. Schicksalsgemeinschaft kennzeichnen. Von allem diesem ist etwas Die engen Beziehungen zwischen Schlesien und der Zips seit in ihm mächtig. Aber wie das Wesen eines Menschen sich gestaltet der deutschen Landnahme, begründet in dem starken Anteil sc esi- unter dem Zwang seiner Rasse, seiner Anlagen und Erfahrungen scher Elemente an der Besiedlung der Zips, erfahren eine neue und in deren Spiegelung in einem reifenden Bewußtsein Belebung seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, als beide Land­ — ohne daß der letzte Schleier von den Ursprüngen und Anteilen schaften unter Matthias Corvinus, den Jagiellonen und dann über der in ihm ruhenden Kräfte gelüftet werden könnte — ebenso bleibt 200 Jahre unter den Habsburgern dem gleichen Staatswesen ange- die Lebenserscheinung des Volkes, als Ganzes in Zeit und Raum hören Durch das Vordringen der Türken werden die Wege das gestellt, eigenständig gegenüber jedem e i n deutigen Maßstab. Waartal abwärts nach Preßburg und über den Jablunkapaß oder Der grundsätzliche Streit, ob subjektive oder objektive Merk­ nördlich der Karpathen nach Schlesien zur einzigen Verbindung male wesensbestimmend für die Erfassung unseres Volkstum sind, der Zipser Deutschen mit ihrem Muttervolk; unterstrichen wird sinkt zu landschaftlicher Bedeutung zurück gegenüber der ge­ diese Gemeinschaft mit Schlesien noch durch die Ähnlichkeit der schichtlichen Erkenntnis, daß die politische Geschichte der konfessionellen Entwicklung. Die Reformation kommt über Deutschen sich nicht beschränken läßt auf die Geschichte ihrer Schlesien in die Zips, deren Bildungswesen den Schulen von Bnefc wechselnden Staatsbildungen, sondern diese zum guten Teil trägt Goldberg und Görlitz viel verdankt; das geistliche und literarische und sich neben ihnen in einer Weise auslebt, die vor allem im Schaffen beider Landschaften (Gesangbücher, Kalender, gelehrte französischen Ausland in der neueren Zeit immer stärker das Schriften) vollzieht sich bis ins 18. Jahrhundert in^engster W eese unheimliche Gefühl eines unstaatlichen aber politisch wirksamen Wirkung die von der Gegenreformation (um 1675) aus der Zips Gesamtdeutschland hat aufkommen lassen. Es ist keine Frage, daß vertriebenen Geistlichen finden Zuflucht in den evangelisch ge- die in gewissen ausländischen Kreisen seit der Mitte des vergan­ bhebenen Teilen Schlesiens. Die lebhaften Handelsbeziehungen genen Jahrhunderts vermutete „pangermanistische Verschwörung” werden erst für den Ausgang des 17. und Beginn des . nicht bestand und besteht — aber allein die Tatsache der seit dem hunderts in größerem Umfange quellenmäßig faßbar; besonders neuzeitlichen völkischen Erwachen im Deutschtum von allen Seiten rd hhal ig ist dieses Material für Leutschau, seine Erschließung in z w e i Studienfahrten Breslauer Wissenschaftler ermöglichten Bei- einsetzenden Vergewaltigungsbestrebungen der Außengebiete muß uns nach deren Stellung im Rahmen der gesamten deutschen Ent­ lhlfen des Universitätsbundes Breslau und der Deutschen Akademie wicklung fragen lassen. Das um so mehr, als nicht mehr Dynastien zwei große Handelshäuser (Wachsmann und Schwab lassen^ s,c durch mehrere Generationen verfolgen, in deren Geschäfts und dynastische Staatsbildungen, sondern das Volk selbst zum Träger und Gestalter seiner Geschichte wird. Verbindungen jedesmal Breslau den ersten Platz wei r wr „ „nd Preßburff. In diesem kaufmännischen Brietwecnsei Die erste Aufgabe wird es sein, den Schutt der Vorurteile von spiegelt sich zu Ende der Habsburgerzeit nochmals der enge der Betrachtung der deutschen Vergangenheit fortzuräumen. Maß­ kulturelle Zusammenhang zwischen Schlesien und der Zips auf den gebend kann heute keine groß- oder kleindeutsche, preußische oder 138 139

verschiedensten Lebensgebieten und die Leistung, die der schlesische reichen Schwänken und Sprichworten zum Ausdruck kommt, von Stamm jahrhundertelang in der Betreuung dieser weit nach dem denen der Vortragende einige bezeichnende Proben gab. In Über- Osten vorgeschobenen deutschen Sprachinsel vollbracht hat. einstimmung mit dem polnischen Volkskundler Bystron betonte (Der Vortrag soll im 9. Jahrg. d. „Schles. Jahrb. f. deutsche Dr. Lück, daß die eingehendere Erforschung dieser Volksüber­ Kulturarbeit im gesamtschles. Raume” zum Abdruck gelangen.) lieferung aufschlußreicher und wichtiger sei als die Bearbeitung mancher politischer Themen. Sitzung vom 23. Januar 1936: Dr. Kurt Lück, Posen: Das (Der Vortrag ist gedruckt erschienen in den „Deutschen deutsche Wesen im Spiegel der polnischen Volks­ Blättern in Polen”, Posen 1936.) überlieferung und Literatur.

Stellt der Pole den Deutschen schlechthin in Gegensatz zu Sitzung vom 20. Februar: Dozent Dr. Peter Rassow: Der seinem eigenen Wesen, so findet er den Unterschied beider Volks­ Zweifronten-Aufmarschplan des Feldmarschalls charaktere hauptsächlich in folgenden Zügen: Der Deutsche ist Grafen Moltke. 1871 — 189 0. mehr Willens-, der Pole mehr Gefühlsmensch, bei jenem geht der Der Vergleich der Strategie des jüngeren Moltke im Jahre 1914 Weg vom Verstand zum Herzen, bei diesem umgekehrt, was im mit der Strategie, die im sogenannten „Schlieffen-Plan” empfohlen Daseinskampf einen großen Nachteil bedeute, aber auch das Leben war, muß wissenschaftlich solange unergiebig bleiben, als wir des Durchschnittsdeutschen ärmer mache als das des Durchschnitts- Schlieffens Pläne nur bruchstückweise kennen. Um so notwendiger polen. Der deutsche Geist neigt mehr zur Analyse, der polnische ist die historisch-kritische Bearbeitung der Aufmarschpläne des zur Synthese, was polnische Forscher selbst auch in der Gegenüber­ älteren Moltke für den Zweifrontenkrieg, die seit 1929 im vollen stellung von deutscher Gründlichkeit und polnischer Oberflächlich­ keit zu formulieren suchen. Umfang veröffentlicht sind. Der Vortragende erläuterte die Pläne von 1871 und 1877 (bei drohender Haltung Österreich-Ungarns), In den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellte der Vortragende von April 1879 (bei wohlwollender Haltung Österreich-Ungarns), sodann die Gestaltung des deutschen (Lodzer) Industrie­ von 1879/80 und 1888 (im Bunde mit Österreich-Ungarn), von 1887 pioniers und des deutschen Bauern in der polnischen (zunächst isolierter Krieg gegen Frankreich, in den Rußland alsbald schöngeistigen Literatur der letzten 70 Jahre. In dem Roman „Das eingreift). Besonders wurde auf Moltkes Erörterung der Mög­ gelobte Land” des Nobelpreisträgers Reymont, wie in der Skizzen­ lichkeit eingegangen, daß die Franzosen die deutsche rechte Flanke serie „Die böse Stadt” von Bartkiewicz wird zu einseitig der durch einen Durchmarsch durch Belgien zu umgehen versuchten. materialistische Zug des Lodzer Fabrikanten herausgearbeitet, Als gemeinsamer Zug aller Aufmarschpläne Moltkes ergab sich, daß dessen positive Leistung bisher eigentlich auf polnischer Seite nur er stets strikte Defensive gegen Frankreich, eine Anfangsoffensive in der Arbeit des Wirtschaftshistorikers Rosset die gebührende gegen Rußland für geboten hielt. Den weiteren Verlauf eines solchen Anerkennung gefunden hat. Als Antwort auf die angeblich unge­ Krieges dachte er sich als hartnäckige Verteidigung gegen einen rechte Beurteilung des Polen bei Gustav Freytag ist Kraszewskis bald hier, bald dort anrennenden Gegner. Dieser Auffassung lag Roman „Im Osten” entstanden; — das wichtigste Spiegelbild des die politische Vorstellung zugrunde, daß Deutschland positive deutschen Bauern in Polen ist der „Vorposten” von Prus — er spielt Ziele nach keiner Richtung hin habe, und daß die militärische Lage in der Lubliner Heimat des Dichters und darf daher nicht auf die bei einem Zweifrontenkrieg viel zu gefährlich sei, um ein offensives Tätigkeit der deutschen Ansiedlungskommission in Posen bezogen Ausgreifen nach Frankreich oder Rußland hinein zu gestatten. werden. Auch für den deutschen Bauern läßt sich feststellen, daß Zum Schluß zeigte der Vortragende, in welchem Maße diese Grund­ seine Beurteilung in der polnischen wissenschaftlichen Literatur auffassung Moltkes mit der Bismarcks übereinstimmte. Dabei günstiger ausfällt als in der schöngeistigen, daß sie seiner wahren konnte er scheinbare Gegensätze zwischen beiden Männern, für Leistung gerechter wird. die man sich gelegentlich auf Schweinitz oder die Präventivkrieg- Ein besonders reizvolles Kapitel der Spiegelung deutschen Krise von 1887 beruft, als nicht bestehend nachweisen. Er endete Wesens ist die polnische Volksüberlieferung, wie sie in den zahl­ mit dem Ausblick auf das sich nun erhebende neue historische 140 141

Problem: es ist die Frage nach den politischen und militärischen gestärkt. Die Ideen Herders, der deutschen Romantik und Hegels Gründen, die für Graf Schlieffen bei seiner grundsätzlichen Ab­ vollendeten die Nationwerdung der jungen Völker. Die deutsche weichung von dem Strategem des großen Moltke maßgebend ge­ klassische Literatur, vor allem Goethe, hat die südosteuropäischen wesen sind. Diese Frage wird sich erst historisch-kritisch behandeln Literaturen auf das stärkste beeinflußt. Das ganze 19. Jahrhundert lassen, wenn Schlieffens Pläne im vollen Umfang gedruckt vor­ zeigt dann einen gewaltigen Zustrom deutscher Einflüsse, vermittelt liegen werden. durch deutsche Universitäten, deutsche Wissenschaft und deutsche Philosophie. Sitzung vom 5. März: Dr. Georg Stadtmüller, Bibliothekar am Osteuropa-Institut, Breslau: Deutsche Aufbaukräfte in der staatlichen und geistigen Entwicklung Rechts- und staatswissenschaftliche Abteilung. Südosteuropas. Sekretär: Prof. Dr. Heinrich Lange. Eine Geschichtsbetrachtung, die Volk und Volkstum als Träger Stellvertreter: Prof. Dr. Hans Würdinger. und Inhalt der geschichtlichen Entwicklung ansieht, wird unter Südosteuropa, abweichend von den bisherigen Versuchen einer Sitzung vom 2. Dezember 1935: Prof. Heinrich Lange: Abgrenzung, den ganzen Raum von der Südostgrenze des ge­ Rechtstechnik und Rechtsethik. Der Vortrag Lange schlossenen deutschen Siedlungsbodens bis zum Adriatischen, wird in der Schriftenreihe der Schlesischen Gesellschaft veröffent­ Ägäischen und Schwarzen Meer verstehen. Dieses Gebiet ist der licht werden. Zwischenraum der abendländisch-deutschen und byzantinisch- osinanischen Hochkultur, die hier stets um die Vorherrschaft ge­ Sitzung vom 16. Dezember: Prof. Hans Würdinger: rungen haben. Der deutsche Kultureinfluß hat sich in mehreren Wandlung in der Eigentumsverfassung. Der Vortrag großen Vorstößen ausgewirkt. Die von der deutschen Kirche ge­ ist in der Zeitschrift der Akademie für Deutsches Recht, 1936, tragene Christianisierung der Tschechen, Slowaken, Ungarn, Seite 70/77, erschienen. Slowenen und Kroaten ist der erste Vorstoß. Er brachte diesen jungen Völkern die Grundlagen abendländischer Kultur und Bildung Sitzung vom 13. Januar 1936: Staatsrat Prof. Freiherr von und die neue politische Lebensform des Einheitsstaates. Die große Freytagh-Loringhoven: Neue Neutralität. deutsche Südostkolonisation, die seit dem 12. Jahrhundert von den Die heute geltenden Vorschriften über die Neutralität im ungarischen und böhmischen Königen ins Werk gesetzt wurde, Kriege beruhen auf den Abkommen V und XIII der Haager brachte dann einen gewaltigen Zustrom deutscher Siedler und damit Friedenskonferenzen. Sie rechnen mit einem Kriegsbegriff, wie deutscher Kultureinflüsse durch Gründung von Bergmannskolonien, er sich im 19. Jahrhundert ausgebildet hatte. Der totale Krieg ist Bauernsiedlungen und Städten. Bergbau, Handel, Gewerbe und ihnen fremd. Den Neutralen wird Zurückhaltung nur auf militäri­ geordnetes Finanzwesen hielten zum ersten Male ihren Einzug. Die schem Gebiet zur Pflicht gemacht. Ihre wirtschaftliche Betätigung deutsche Stadt bedeutete eine Neuerscheinung, die in der Folge unterliegt keinen Beschränkungen mit der Maßgabe, daß sie beide geradezu eine Umwälzung des sozialen und wirtschaftlichen Lebens kriegführenden Parteien gleichmäßig behandeln. Welche tat­ auslöste. Als schon da und dort das erwachende Nationalbewußt­ sächliche Ungleichmäßigkeit trotzdem möglich ist, hat der Welt­ sein der jungen Völker sich gegen die deutsche Führerrolle aufzu­ krieg gezeigt. Andererseits hat der Weltkrieg den Beweis dafür lehnen begann, hat dann die deutsche Reformation in ganz Südost­ erbracht, daß eine Aufrechterhaltung der Neutralität praktisch europa noch einmal den geistigen Führungsanspruch Deutschlands kaum möglich ist und daß der Neutrale nur die Wahl hat, auf die verwirklicht. Die Gegenreformation hat mit der machtpolitischen Aufrechterhaltung seiner Rechte zu verzichten oder selbst in den Überwindung der Reformation vielerorts auch den deutschen Ein­ Krieg einzutreten. Diese Tatsache ist schon während des Krieges fluß schwer geschädigt, an anderen Stellen (Tschechen, Ostungarn) vom Amerikaner Charles Warren erkannt worden, und seiner jedoch auch durch den deutschen Gesamtstaat der Habsburger Tätigkeit ist es zu danken, daß der Kongreß der USA. angesichts 142 143

des herannahenden Abessinisch-Italienischen Krieges am 31. August und insbesondere eine Sicherung gegen den Mißbrauch des Völker­ 1935 ein Gesetz erließ, das eine neue Grundlage für den Neutralitäts­ bundes, der heute immer noch ein Werkzeug zur Aufrechterhaltung begriff schuf. Danach geht das Recht des Staates auf Erhaltung der Friedensverträge von 1919 ist. der Neutralität dem Recht seiner Bürger auf Fortführung des Handels und Erzielung von Gewinn vor. Beiläufig bemerkt, tritt Sitzung vom 17. Februar: Prof. Heinrich HenkeLRechts- darin auch eine interessante Wandlung der bisherigen liberalen sicherheit und Gerechtigkeit in der Straf­ amerikanischen Auffassung vom Verhältnis zwischen Staat und rechtspflege. Bürger zutage. Demgemäß wird jede Lieferung von Kriegsmaterial Rechtssicherheit und Gerechtigkeit als Grundwerte der Rechts­ an die kriegführenden Parteien den Bürgern der USA. untersagt, pflege wurden in den strafrechtlichen Auseinandersetzungen der während sonstige Handelsbeziehungen auf eigenes Risiko, also letzten Jahrzehnte in einem unlösbaren Konflikt gesehen. Für eine ohne Aussicht auf Unterstützung durch den Staat durchgeführt auf Rechtssicherheit ausgerichtete Strafrechtspflege schien es not­ werden können. Eine Verschärfung dieses Gesetzes, durch die das wendig, an scharf umgrenzten, möglichst eindeutigen Straftat­ Verbot auch die Lieferung von kriegswichtigen Rohstoffen und beständen festzuhalten, Gesetzesbestimmtheit und Berechenbarkeit Fabrikaten erfassen sollte, ist inzwischen vom Kongreß abgelehnt zu verlangen und den Strafrichter im Sinne des Satzes nullum worden. Man hat sich mit einer Verlängerung des ursprünglich crimen sine lege möglichst eng an das Gesetz zu binden. Man hielt bis zum 29. Februar 1936 befristeten Gesetzes bis zum 1. Mai 1937 es für unumgänglich, der so verstandenen Forderung der Rechts­ begnügt. sicherheit das Verlangen nach der gerechten Einzelfallentscheidung Bei aller Unvollständigkeit der jetzt geltenden Vorschriften unterzuordnen. — Die gegenwärtige Erneuerung des Strafrechts, ist damit immerhin eine Anpassung des Neutralitätsbegriffes an den die bereits in wichtigen Novellen zum Strafgesetzbuch und zur Begriff des totalen Krieges in die Wege geleitet. Strafverfahrensordnung in ihren Grundzügen erkennbar geworden, In ähnlicher Weise wie Amerika hat Deutschland Stellung ge­ ist, zielt darauf ab, in Gesetzgebung und Rechtsprechung den nommen. Es hat am 6 . und 9. November 1935 die Ausfuhr von Gedanken der materiellen Gerechtigkeit stärker herauszustellen Kriegsmaterial genehmigungspflichtig gemacht und außerdem die und übertriebene, formal ausgebaute Rechtssicherheitsgarantien Ausfuhr von Rohstoffen untersagt, deren es für seine eigene Wirt­ auf das rechte Maß zurückzuführen. So vollzieht sich zurzeit eine schaft bedarf. Darüber hinaus ist halbamtlich erklärt worden, daß starke Auflockerung innerhalb des Strafverfahrensrechts, dem Deutschland es ablehne, Kriegsgewinnler zu sein und sich an den bisher ein individualistisch verstandener Rechtssicherheitsbegriff Leiden anderer Völker zu bereichern. Damit hat es eine neue sitt­ das Gepräge gab. Im materiellen Strafrecht ist die grundsätzliche liche Vorstellung in das Neutralitätsrecht hineingetragen, die Wandlung am deutlichsten in der sogenannten Analogienovelle hoffentlich auch von anderen Völkern aufgegriffen werden wird. sichtbar geworden. Wenn hier der Grundsatz nullum crimen sine lege preisgegeben wird, so bedeutet dies allerdings keineswegs eine Insbesondere in Frankreich hat die Stellungnahme der USA. Entwertung des Gesetzes und Entfesselung des Richterrechts. und Deutschlands Widerspruch vor allem unter dem Gesichtspunkt Vielmehr handelt es sich darum, dem Strafrichter durch Zulassung erregt, daß dem Völkerbunde eine Ausnahmestellung nicht einge­ des Ähnlichkeitsschlusses den Spielraum zu geben, den er braucht, räumt, er vielmehr im Falle eines Sanktionsfeldzuges schlechtweg um Unvollkommenheiten des Gesetzes zu beheben, das Gesetz im als kriegführende Partei angesehen werden soll. Die Anwendung Wandel der völkischen Lebensverhältnisse lebendig zu erhalten und des Art. 16 werde dadurch in hohem Maße erschwert. Außerdem aus seinen Rechtsgedanken heraus fortzuentwickeln. würde durch die geplante Ausgestaltung des neuen Neutralitäts­ rechts die Bedeutung der großen Rohstoffländer in einem Maße gesteigert, daß nur sie oder mit ihnen verbündete Staaten über­ haupt noch Krieg zu führen imstande wären. Vom deutschen Standpunkt aus ist die neue Entwicklung zweifellos zu begrüßen. In ihr liegt eine Sicherung des Friedens 144 145

Philologisch ■ archäologisch - orientalistische Abteilung. der Frankfurter Schule eine wesentliche Erweiterung erfahren, die nicht zum kleinsten Teile der Einbeziehung der Archäologie zu Sekretär: Prof. Dr. Malten. danken ist. An Stelle der Einzelbetrachtung ist die des gesamten Stellvertreter: Prof. Dr. Theo Bauer. italischen Raumes getreten, der kulturell niemals den Charakter der Zugehörigkeit zur Welt des Mittelmeeres verloren hat. Im beson­ Sitzung vom 24. April 1935: Prof. Dr. Drexler: Die deren hat die Zusammenstellung der Funde der Frühzeit durch von Geschichtsschreibung des Thukydides. Duhn (Ital. Gräberkunde I) ergeben, daß die mittelitalische Religion, Der Vortrag ist erwachsen aus einer Auseinandersetzung und damit auch die römische, ihrer inneren Struktur nach vor­ mit dem Buch gleichen Titels von Wolfgang Schadewaldt und klassisch und naturverbunden war, aber keine Darstellung eines sucht gegen ihn die unlösliche Beziehung zwischen dem tatsäch­ geistigen Kosmos darstellte, den erst unter griechischem Einflüsse lichen Geschehen und der Geschichtsschreibung des Th. und damit die augusteische Periode schuf. So steht neben den Elementar­ zugleich auch ihrer Entwicklung aufzuzeigen. In einem ersten Teil mächten auch die tierische oder halbtierische Erscheinungsform wird dargelegt, daß es ein Stadium des „Materialsammelns” nicht der numina. (Altheim, Terra mater 117 ff.) gegeben haben kann; denn der Inhalt des Werkes ist Erzählung, Erzählung von yeyev^jueva (nicht nur von Tiejigayjusva), nicht Die Formensprache, damit auch die langsam einsetzenden Schilderung von Zuständlichem, noch übrigens auch Erörterung Tempelbauten wie die Kulturgestaltung, dankt Rom mit Mittel­ des Motivationszusammenhangs. 2. Die Niederschrift muß als eine italien außer dem vorindogermanischen Substratvolke den kontinuierliche oder doch schrittweise gedacht werden. Die Etruskern, den indogermanischen Einwanderern und besonders den Thukydides-Analyse aber hat nicht mit der Niederschrift zu tun, Griechen des Südens. Die Naturverbundenheit des römischen sondern mit der Scheidung von zwei Plänen, deren Seinsgrund in Landmannes (Cato) kann darum von einer doppelten Wurzel ab­ der Periodisierung des Krieges selbst liegt. Dies wird genauer an geleitet werden: dem Naturglauben des Substratvolkes (Messer­ der Pentekontaetie dargelegt. 3. Von den gewonnenen Ergebnissen schmidt, Bronzezeit, s. u. Religion) und den bäuerlichen Ein­ aus wird Kritik geübt an Schadewaldts Ansicht, aus ungeordneten wanderern, die sich beide in der Pflege der Tradition finden. Die „Einzelfakta” sei erst im Kopfe des Th. Geschichte, d. h. sinnvoll Fragen der Terramare bedürfen hier aber noch einer neuen geordnetes Geschehen geworden, ferner an seiner These einer Ent­ Klärung. Indogermanisch sind dagegen die Sondergötter, lange wicklung des Th. vom Sophisten zum idealen Historiker. Denn Zeit numina ohne feste Formen, nur mit fest umschriebenem Auf­ Sinn und Ordnung sind dem Geschehen immanent, und die Ent­ gabenbereiche. Die Vorstellung von dem gottgebundenen Wesen wicklung des Th., soweit eine solche stattgefunden hat, ist keine des Staates (Vogt, Ciceros Glaube an Rom) hat auch hier ihren abstrakt geistige, sondern eine solche der gegenständlichen Ein­ Anfang. Zahlreiche neue Monumente in- und außerhalb Rom (im sicht. 4. An den Kapiteln VII 55—59 (deren einheitliche Kom­ besonderen der Hausaltar im Hause des Menander in Pompeji) position nachgewiesen wird) wird gezeigt, wie auch beim späten haben in dieser Richtung neue Perspektiven eröffnet. Das gilt von Th. noch an Stelle historischer Urteilskategorien agonale stehen, der Frage der Entwicklung des Heiligtumes in Rom selbst (Tempel der Ruhm als entscheidendes Motiv für das Handeln der an der Argentina) und der des Kultbildes vom Fetisch (St. Etr. 3, Syrakusaner, ferner ^wrvyia und das Fehlen eines vernünftigen 519 ff.) über die halbtierische Form zu der griechisch bedingten Ordnungsprinzips in dem Völkerkatalog. Der Mangel an menschlichen, Dinge, die als Erscheinungsformen des Göttlichen „Historizität” in der Darstellung aber hat wiederum seinen Grund nie aufgehört haben zu bestehen (Schlange des Genius loci, Genius in der Sache, in dem Verhalten der Kriegführenden selbst. des Mannes als Togatus, Laren, Dius Fidius). Unter diesen Voraus­ setzungen sind die Ergebnisse von Latte (AfRw. 24, 245) und Sitzung vom 29. Mai: Dozent Dr. Messerschmidt: Die Deubner (INJb. 1921) zu modifizieren, die beide Teilerscheinungen Anfänge der römischen Religion. zu verallgemeinern strebten, die sich aber letztlich aus den ver­ Seit dem Tode G. Wissowas hat die Anschauung von dem nur schiedenen völkischen Komponenten der Apenninhalbinsel, im rechtsgebundenen Wesen dejp, römischen Religion durch die Arbeiten besonderen Mittelitaliens, erklären. 10 146 147

Apsidenform noch beibehielt, wie ähnlich in Thermos und Orcho­ Sitzung vom 11. Dezember: Prof. Dr. Weege: Alt- Olympia in neuem Licht. menos solche Bauten im Zusammenhang mit Heiligtümern Vor­ kommen. In Olympia haben sie auf Grund ihrer Lage und Funde Nach einleitenden Ausführungen über die Bedeutung Olympias als Priesterwohnungen zu gelten. Am Gaion war von Anfang an und der olympischen Spiele für unsere Zeit und einer Besprechung auch eine natürliche Quelle und ein Erdspalt, ähnlich wie in Delphi. der dem antiken Sport dienenden Anlagen und Baulichkeiten des An Stelle der Mutter Erde trat in Olympia die Göttermutter alten Olympia, die, wie das Stadion erst teilweise aufgedeckt sind mit dem Zeuskind dem Kronos an die Seite. Erst viel später wurde und vielleicht bald vollständig ausgegraben werden können, soweit dem panhellenischen ein Tempel erbaut und im Innern zu­ sie nicht, wie der Hippodrom und Teile des Gymnasiums, von den nächst das uralte Bild des behelmten, blitzschwingenden Zeus auf­ Fluten des Alpheiosflusses weggerissen sind, schilderte Weege gestellt, das vorher neben dem Sitzbild der Hera im Heraion stand die Frühgeschichte Olympias auf Grund der Ausgrabungen, die und auch später wieder (um 430) dorthin zurückgeführt wurde, Wilhelm Dörpfeld zwischen 1906 und 1930 unternommen hat und als Phidias das Sitzbild des Zeus aus Gold und Elfenbein voll­ an denen der Vortragende selbst schon in jungen Jahren regen endet hatte. Anteil hatte. Durch die seit 1908 erfolgte Aufdeckung des prä­ Dem Zeustempel, namentlich den neuen, für seine Baugeschichte historischen Olympia hat sich folgendes neue Licht über Alt- entscheidenden Untersuchungen des Fußbodens und der Frage der Olympia verbreitet. bemalten Schranken des Panainos sowie seinem wahrscheinlich von 1. Unter dem ausgegrabenen Heraion, dessen erste Bauzeit Phidias in seiner Gesamtheit entworfenen plastischen Schmuck Dörpfeld in den Anfang des 9. Jahrhundert v. Chr. setzt, liegen die galt der letzte Teil des Vortrages, wobei namentlich eine neue Auf­ Fundamente eines noch älteren Tempels (Heraion II), der bereits stellung der Figuren des Ostgiebels mit dem durch Sage, tech­ eine Ringhalle hatte und darunter noch einer ohne Ringhalle, der nischen Befund und ästhetische Gründe geforderten Altar in der um 1100 v. Chr. erbaut sein dürfte. Mitte und dem Standbild des Zeus Areios dahinter, sowie im West­ 2. Das Pelopion bestand als Heroon des Pelops schon in vor­ giebel ebenfalls ein Altar in der Mitte und die Hauptfigur als dorischer Zeit. Tief unter seinem Peribolos und einer Schicht von jugendlicher Zeus Ephestios begründet wurde, letzteres im Gegen­ älteren Weihegaben fand Dörpfeld die Reste einer sauberen Stein­ satz zu der landläufigen Deutung als , der in Olympia nur einfassung, die den Hügel, der als Kenotaph des Heros diente, kreis- eine sehr geringe Bedeutung hatte, während jugendliche Zeusbilder förmig umgab. Zu seinen Ehren sind Leichenspiele in Gestalt von mit ausgestrecktem Arme (vTiegde^iog) in der Altis mehrfach er­ Wettfahrten zuerst eingerichtet worden (öqöjuoi üüojiog Pindar wähnt werden. Ol. I 151, üüojiog aeftXoi Bakchyl. VIII 15), was zu der literarischen Überlieferung des Altertums und der noch in klassischer Zeit ge­ Sitzung vom 15. Januar 1936: Dozent Dr. Messerschmidt: übten Sitte stimmt, daß in Olympia zuerst dem Pelops ein Opfer Eros. dargebracht wurde und dann erst dem Zeus. (Schol. Pindar Ol. I 149.) Die heute im Abendlande unter dem Einflüsse Roms und der 3. Noch tiefer als das Pelopion in seiner ersten Gestalt lagen Renaissance verbreitete Vorstellung des Eros als Liebesgott mit längliche Bauten mit einem halbkreisförmigen rückwärtigen Ab­ Pfeil und Bogen ist in ihrem hellenischen Ursprungslande nach den schluß, die sowohl ihrer tiefen Lage nach, wie auf Grund der in Zeugnissen von Literatur und Kunst erst jung. Das früheste Bei­ ihnen gefundenen neolithischen Töpfe und Geräte der ersten Hälfte spiel ist Euripides in dem 428 v. Chr. aufgeführten Hippolytos. Von des 2. Jahrtausends, wenn nicht noch dem 3. Jahrtausend zuzu­ diesem seit dem 5. Jahrhundert knabenhaften Gotte, der dann auch schreiben sind. Die nach dem Kronoshügel zu gerichtete Lage der fast regelmäßig mit verbunden wird, ohne jedoch immer stattlichsten und ältesten unter ihnen spricht dafür, daß sie mit als ihr Sohn zu gelten, führt keine Verbindung zu dem in seinem diesem in Verbindung standen und besonders mit einem südwest­ Wesen zwiespältigen Eros des Hesiod (Theogonie 118 ff.), den rohen lichen Ausläufer des Hügels, dem sogenannten Gaion, wo die Erd­ Steinfetischen von Askra in Böotien und Parion in der Troas, mutter verehrt und Orakel erteilt wurden. Interessant ist, daß auch kultischen Resten vorgriechischer Zeit. Außerhalb der Entwicklung das spätere Verwaltungsgebäude in Olympia (Buleuterion) die 10* 148 149 zum Mellepheben steht auch der orphische Urdämon (Guthrie and the Greek religion 1935), auf dessen Eigeburt Anfang gültig waren, hat unter diesen Umständen auch der oft als Anstophanes in den 414 v. Chr. aufgeführten Vögeln und die indogermanische Vorstufe angeführte indische Kama keinen Platz. Lekythos Berlin 2430 anspielen. Für eine Selbständigkeit der Abgesehen von dem relativ geringen Wert der chronologisch schwer faßbaren indischen Zeugnisse für einen kosmologischen ‘•fUI f r° S Und d'e Tatsache einer erst späteren Verbindung mit Aphrodite spricht ebenso die Unklarheit der Elternschaft wie Ei os (Veda X 129, 4), besteht auch kein zeitlich überzeugender die auch archäologisch belegbare Verbindung mit (Jacobs, Zusammenhang in den Attributen Pfeil und Bogen. Das früheste thal, Mel. Reliefs S. 39). indische Beispiel unter den Reliefs in Ellora ist 8. Jahrhundert nach Die Unsicherheit selbst des Altertums in der Ableitung des Christus, so daß eher ein umgekehrter westöstlicher Weg über Gottes Eros zeigt sich außer in den abweichenden Zeugnissen der Turfan zu erwägen wäre als eine griechische Abhängigkeit. Außer- Lyriker auch in der seit dem 5. Jahrhundert aufkommenden psycho- dem sind die Attribute in Indien Blumenpfeile und eine Blumen­ ogisehen Zergliederung des Begriffes Eros als treibende Kraft bogensehne, soweit archäologisch ein Rückblick möglich ist. Ebensowenig Beweiskraft hat der Hinweis auf den Delphin als r v ViÜ 76 Taf' A) in Er0S’ Himeros und Pothos, wie sie außer auf Vasenbildern auch im 4. Jahrhundert in der Gruppe des Skopas gelegentliches Reittier des Eros auf Vasenbildern des ausgehenden in dem Tempel der Aphrodite Praxis in Magara (Paus. I 43 6) ent­ 6. Jahrhunderts (Pollak, Vasen des Hieron). „Makara” (das Tier gegentreten. Jedoch waren diese Statuen ebensowenig wie die des der Fahne des Kama) bedeutet zwar Delphin, aber auch Krokodil. Praxiteles und Lysipp in Askra und Parion Kultbilder, sondern Hier bedeutet es angesichts der griechischen Überlieferung an sich allein Weihgeschenke. Hier zeigt sich in der Dreiteilung das gleiche auch wenig, wenn „ananga” nicht der Verbrannte, sondern Phallos rinzip wirksam, das auch sonst in den Namen , heißt, eine Umdeutung, die für Askra und Parion zum mindesten und Eudaimonia im Gefolge der Aphrodite deutlich wird. Oft wird unerwiesen ist. Eine Beeinflussung ist so auch nach Meinung der der Name und die kleine Gestalt des Eros dann sogar zum Begriffe Indologen nicht wahrscheinlich. „Anmut” (FR. 79, 170). Ebenso steht die knabenhafte Bildung des Eros seit dem 5. Jahrhundert in engstem Zusammenhänge mit der In der Diskussion regte Prof. Malten an, daß das Bei­ Gestaltung der göttlichen Wesen und Begriffe wie Kairos, wort thälmes = Jungstier vielleicht auf die anfängliche Stiergestalt den Psychai und den . des Eros als Glied der Götter des mittelmeerischen Kreises weisen Die spätere rein kindliche Darstellung in der Kunst wie ihre könnte, wofür außer im östlichen Teile des Mittelmeeres besonders zahlenmäßig nicht mehr beschränkte Anzahl steht dabei in Wechsel­ auf Sardinien durch Altheim (Studie materiali 1935) zahlreiche neue beziehung mit der Literatur der Alexandriner (Theokrit 15, 120 ff. Parallelen erschlossen sind. [266 v. Chr.] Gemälde des Aietion, Hochzeit Alexanders mitRhoxane [etwa 330 v. Chr.]). Diese Figuren sind weit entfernt von dem alten Sitzung vom 12. Februar: Prof. Dr. D r e x 1 e r : Absicht esiodeischen Dämon Eros, von Askra und Parion, von dem Diener und Charakter der Germania des Tacitus. der Aphrodite am Parthenonfries (etwa 440 v. Chr.). Diese unein­ geschränkte Vermehrung hat auch keine Beziehung mehr zu der Nach einer Abgrenzung des Themas gegen die germanistisch­ alten Verdoppelung als Eros und (Usener Kl. Sehr. IV 468) prähistorische Fragestellung der „Glaubwürdigkeit” des Tacitus, die der Vortragende für unglücklich und unfruchtbar hält, und oder zu der Vielseitigkeit des Eros im 5. Jahrhundert, der nach seiner Vielseitigkeit (Harrison, Prolegomena 636 ff.) fast zu einem einer Rechtfertigung aus dem neuen Anstoß, den das Problem „Sonderheiligen” für die verschiedenen Zweige der Jugenderziehung durch den Aufsatz von E. Wolff im 1934 erhalten hat, wird an Leib und Seele geworden war. zuerst das Positive dieser Arbeit gewürdigt, die richtige Formu­ Neben diesem Wesen, das die Römer in seiner Spätform wahr­ lierung der Frage, die der „Sittenspiegel”-Hypothese zugrunde lag, scheinlich über die Etrusker übernahmen, bei dem schon in sodann Einspruch erhoben gegen den Begriff des „geschichtlichen Griechenland Pfeil und Bogen und die Vorstellung des um Liebe Verstehens” in seiner Anwendung auf Tacitus im allgemeinen, auf werbenden Gottes nicht zu allen Zeiten, am allerwenigsten zu die römischen Kategorien im besonderen, deren die mores- Schilderung der Germania sich bedient. Es wird demgegenüber 150 151

g zeigt, daß in jenen Kategorien ein spezifisch römisches und darum Er nahm dabei im wesentlichen Bezug auf das damals eben j m Gegenstand inadäquates Instrument der Beurteiluno- v o rh e r erschienene Buch von Ernst Gamillscheg „Romania Germanica” einer bewußten Beurteilung der Germanen, einerseits von der Bd. I (1934). Er zeigte an den nach Sachgebieten geordneten Idee der res publica und der libertas her die bei ihnen im r ! germanischen Lehnwörtern im Altfranzösischen, wodurch die zum damaligen Rom in hohem Maße realisiert erscheint h ' Franken kulturell besonders von Einfluß gewesen sind. Vor allem sind es die Gebiete des Kriegswesens, der Rechtsprechung, Jagd, s, T - d”n v°rw- ' a

Sitzung vom 21. Juni: Dr. Rudolf Brummer, Assistent am Sitzung vom 15. Februar: Dr. Jungandreas- Die Romanischen Seminar: Gobineau und seine Rassen­ Franken in Frankreich. areas. Die lehre. 152 153

gesetzmäßig, d. h. es bilden sich selbständige neue Typen heraus, Arthurr°dAlthur de e SGob.neau C o h [n VOrIäUfe,r’ als T Vater " " Frankrdch’ der modernen ist GrafRassen J ° * Ph dann jedoch entsteht der Rassenwirrwarr, der den Verfall und he o n e anzusprechen. Infolge seiner im wesentlichen germani' Untergang der Menschheit herbeiführt, wie ihn Gobineau am hungen zum7 ng’ ^ ^ dUrCh fa™i‘'enku„dliche For-' Schluß des „Essai” prophezeit. Diesem Pessimismus stellen wir heute die Hochhaltung der Momenteomente — z. z bB. ZTdie vornehmlich 7 m nordischen ^ U"d 3UfZüge die seiner auch Gestalt and^ _ edlen Bestandteile unserer Rasse entgegen; das beweist die Juden­ spezifech’ deutsch abn n ^ e t e t i T e e„nWiSSenSChaft’ ^ eige" tliCh gesetzgebung des nationalsozialistischen Deutschland. Auch in der Judenfrage ist Gobineau Unser Vorläufer gewesen; er hat nament­ lich in der unvollendeten „Ethnographie de la France” (1879) die Juden als Ausbeuter der Völker erkannt und die Gefahren gesehen, diplomatische Laufbahn hinein, die ihn nach Bern h! die gerade Deutschland durch sie drohen. In Frankreich wirkte Gobineau außer auf Renan und Taine s. ° s , . r s in » Tunn AthTk o r b’ er n . *Seit 1880 - verbandenä ihn ä freund schafthche Beziehungen mit Richard Wagner, dem die Ausbreitung besonders auf die Rassendenker Le Bon, Leusse und Vacher de Lapouge, den bedeutendsten unter ihnen, der von der Naturwissen­ ist- e^ne " e T d ? L nn R r Sh ? edanken DeUtschland ™ verdanken schaft ausgeht und den Darwinschen Begriff der Auslese in die H ü m ? VOn dem Kreis um Wagner (Nietzsche Rassenbetrachtungsweise eingeführt hat. “ . Ä “ - > "■ - i-- - Der Vortrag erscheint in erweiterter Form in der „Neu­ Die ersten Rassenerkenntnisse scheinen Gobineau während der philologischen Monatsschrift”.

gS Visseä stellen e lnm V" der vVerserzahlung ris aufr gangenzu „Manfredine” sein; das die ä schon Sitzung vom 11. November: Prof. D. Dr. Hans L e u b e : D ie einzelne wichtige Gesichtspunkte des „Essai sur l’inggal’ite des races Jesuiten und die Anfänge nationaler Kultur humaines enthalt. Dieses Werk nun, das G obineauS ro? Z in Frankreich. Von den ersten Anfängen ihrer Niederlassung in Paris an veröTen i i c t T M d t r " ' T ^ V^ m hat ( I853/55 erottenthcht), ist die Grundlage seiner Rassentheorie, die in seinen wurden die Jesuiten bekämpft. Das Nationalgefühl wandte sich pateren Schriften zwar gelegentlich ergänzt und berichtigt aber gegen den landfremden Orden, der in den Bürgerkriegen die großen und ganzen beibehalten wird Gobineau will a'h r u spanische Partei in Frankreich vertrat und für den Kurialismus stritt. In diesen Kämpfen der nationalen Laienintelligenz gegen s r r . “ ' *• "“ ,in schichte als Rassenvorgang betrachten. Dies setzt die Annahme den Orden erfuhren Staat und Recht, die nationale Geschichte, der Ungleichheit und Ungleichwertigkeit der Rassen voraus Unter Sprache und Erziehung, Kirche und Theologie innere Wandlungen den drei Hauptrassen, der weißen, gelben und schwarzen steht die und neue Deutungen, so daß ein nationales Kulturbewußtsein in Frankreich entstehen konnte. Aber die Bourbonen nationalisierten Ge manere h de ““ T ^ Ariem U'ld Unter diesen de" Germanen (d. h. den nordischen Menschen) die erste Stelle zu Eine den Orden. Sein Zutritt zum Königshof brachte ihm die Gunst der aus6 denselhe UnVerande/ lich’ “ beeinflußt von Klima und Zeit. Ein feudalen Gesellschaftsschicht. Seine Moraltheologie war das Zu­ , - rassischen Elementen zusammengesetztes Volk geständnis an die Sitten dieser Kreise. Aber da änderten seine konnte daher nie untergehen. Das bewirken erst die R a s ü alten Gegner die Kampfesweise. Nunmehr kämpften Universität mischungen, die einerseits die Zivilisationen erzeugen _ Gobineau und Parlament von Paris zusammen mit den jansenistischen Theo­ unm eren zehn an (die indische, ägyptische assyrische logen gegen die Jesuitenmoral. Pascals Lettres Provinciales sind griechische chinesische, italische, germanische und drei am erika’ neben vielen ändern Schriften ein Dokument dieses Kampfes. Aber bedingt’ let'läßt - "“ h** eUr° päische Zivilisation germanisch die Jesuiten entzweiten diese Gegnerschaft. Die religiöse Anklage n p„i .. . ’ an(^ererseits aber die rassisch wertvollen der Lettres verhallte ungehört. Man wertete sie bald nur als 11 “ e vernichten. Zunächst vollziehen sich die Mischungen sprachliches Meisterwerk. Der Orden selbst aber wurde Glied der 154 155

französischen Gesellschaft. Er stellte nun aus seinen eigenen der französischen Literatur wie ein Beweis für den Dualismus des Reihen die geistigen Streiter für die französische Sprache, das französischen Geistes, in dem immer die entgegengesetzten Kräfte französische Schrifttum und die französische Geschichte. Aber sein einer aufgeschlossenen, freizügigen bis revolultionären Haltung Verbot in Frankreich ist das Zeichen des Unterganges jener mit dem starren sich abschließenden nationalistischen Traditionalis- feudalen Gesellschaft. mus gerungen haben. Das Bedeutungsvollste ist für uns die Tat­ sache, daß immer wieder dieser nationale Traditionalismus im Sitzung vom 4. Dezember: Prof. Dr. Neubert: Der politischen Leben die Oberhand behält, womit eine Abwehrhaltung nationalpolitische Kampf um die Romantik in vor allem gegen den deutschen Geist verbunden ist, der aber immer Frankreich. wieder eine fast magische Anziehungskraft auf Frankreich ausübt. Die französische Romantik, die vor ca. 100 Jahren mit be­ Der Vortrag wurde in kürzerer Form in der „Deutschen kannten Führern wie Chateaubriand, Lamartine, V. Hugo, Vigny, Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte” Müsset der französischen Geisteswelt eine erhebliche Belebung wie 1935 veröffentlicht. Horizonterweiterung schenkte, dazu eine endliche Befreiung von den allzu starken Normen der Klassik, ist von Anfang bis heute Sitzung vom 17. Januar 1936: Prof. Dr. P. D i e 1 s : K a r o 1 i n e noch heiß umstritten. Dieser eigenartige über ein Jahrhundert J ä n i s c h - P a w 1 o w a , eine d e u t s c h - r u s s i s c h e währende Kampf um die Romantik erweist sich im großen und ganzen als ein Ringen polar entgegengesetzter psychologischer Dichterin. Kräfte im französischen Menschen. Bereits im 18. Jahrhundert, Der Vortragende erwog die Gründe, die dazu berechtigen, das man bisher allzu einseitig als eine überwiegend rationalistisch sich mit dem Leben und Wirken dieser Deutschrussin zu be­ gerichtete Epoche angesehen hat, konnte die neueste Forschung schäftigen. Karoline Jänisch wurde wohl am 10. Juli 180/ in französischer, deutscher und holländischer Gelehrter eine kräftige Jaroslaw geboren, als Tochter eines deutschen, aber nicht erst aus echt französische Strömung feststellen, die auch in nicht wenigen Deutschland zugewanderten Gelehrten. Sie siedelte dann mit den aber übersehenen und vergessenen Denkmälern irrationelle Eltern nach Moskau über, wo ihre Jugend und die mittlere Zeit Neigungen bis zum Okkultismus zum Ausdruck brachte. Sie ihres Lebens ohne wesentliche Unterbrechungen verfloß. Die Be­ wurde von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die zu­ kanntschaft und kurze (gewiß nicht öffentliche) Brautschaft mit nehmende Mithilfe germanischen Geistes (skandinavische — eng­ Mickiewicz ist das erste, vielleicht das einzige wirklich aufwühlende lische — deutsche Literatur) verstärkt und brach sich schließlich Ereignis ihres Lebens, vielleicht auch der erste Anlaß für Karoline als der Sturm und Drang der französischen Romantik, nach voran­ ihre ungewöhnliche Beherrschung verschiedener Sprachen und gehenden vereinzelten Versuchen, von etwa 1820 an machtvoll dichterischer Formen als Übersetzerin (aus dem Russischen ins Bahn. Bereits in den ersten Anfängen, dann vor allem zur Zeit Deutsche und Französische, aus dem Russischen, Deutschen, o - ihrer Hochblüte, wurde sie jedoch teils von ästhetischem, vor allem nischen und Englischen ins Französische) zu erproben, worin aber vom staatspolitischen Standpunkt aus bekämpft. Dieser Alexander von Humboldt sie früh bestärkte. 1837 wurde K. die Kampf, der sich in zahlreichen Zeitschriften wie später in Literatur­ Frau des begabten, aber menschlich haltlosen Schriftstellers Pawlow. geschichtswerken, schließlich auch in den theoretischen Manifesten Sie machte sich dann in der russischen Sprache derartig heimisch, zahlreicher Dichter des 19. Jahrhunderts Luft machte, wurde in daß sie aus den europäischen Sprachen ins Russische übersetzen Zeiten politischer Krisen wie schon um 1815, dann 1870 und be­ und völlig selbständig in dieser Sprache schreiben und dichten sonders vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Weltkrieg, aber konnte. Diese Dichtungen und Erzählungen, die der Vortragende auch nach diesem, zu einem erbitterten Kampf gegen die genauer würdigte, füllen das Leben der Frau Pawlowa etwa bis Romantik und ihre späteren Nachwirkungen, in der man die Grund­ zum Ende der fünfziger Jahre aus. Inzwischen war die rassisch lage einer unnationalen Überfremdung wie zugleich der Demokratie und kulturell verfehlte Ehe zu einem derartigen Zustand der Zer­ und eines unfranzösischen Humanismus erblickte. Das ganze rüttung gelangt, daß Karoline Moskau verließ, für längere Zeit aut ruttu g t , ______Tfdlipn Srhwcizt Problem ist ein eindrucksvolles Beispiel für die enorme Politisierung 156 157

und sich endlich 1861 dauernd in Dresden niederließ. Auffallender­ findet, die Erlebnisse dennoch steigernd zu Ende führen zu können, weise wissen wir über ihren langen Lebensabend (sie starb erst fügt Hartmann die Episode von den 80 Witwen der Hofesfreude am 2. Dezember 1893 in Hosterwitz bei Dresden) so gut wie nichts. ein und macht sie zum Handlungsfaden, der das Paar an den Artus­ Eine Zeitlang war sie noch als Übersetzerin (vor allem der Werke hof zurückleitet: Dort wird die Trauer der Witwen durch die anlaß­ Aleksej Tolstojs) tätig, aber von ihrer Teilnahme am literarischen los freudige höfische Geselligkeit, die das Kennzeichen der Artus­ Leben haben wir in Rußland und in Deutschland dann wenig Spuren gemeinde ist, in Freude verwandelt. mehr. Wohl das letzte bekannt gewordene Lebenszeichen der Der Erec Hartmanns ist, so betrachtet, ein Beleg für höfisches Dichterin waren Erinnerungen, die sie dem Sohne Mickiewiczs zur Denken, dem das einzelne Geschehnis, eben das einzelne Aben­ Verfügung stellte. teuererlebnis, zum Beispiel für einen allgemeinen, unindividuellen Nach ihrem Tode ist dann Karoline, bei Lebzeiten fast ver­ Zustand ist, dem es untergeordnet wird, während andere Dar­ gessen, von den Dichtern des russischen Symbolismus (Brjusow stellungsarten das einzelne Geschehnis um seiner selbst willen zum Belyj u. a.) neu entdeckt worden. Während des Krieges erschien Gegenstand machen, sei es, daß dabei rein stoffliche, sei es, daß in Rußland eine neue Ausgabe ihrer (russischen) Werke und die psychologische (Chretien!) Interessen bestimmend sind. Kritik beschäftigte sich ziemlich lebhaft mit ihr. Der Vortragende versuchte in Anknüpfung an diese auffallende atsache, Art und Wert ihrer Dichtung näher zu bestimmen und der Persönlichkeit gerecht zu werden, die von der russischen Um­ Abteilung für Kunst, Musik und Literatur. gebung schon in den Vierziger Jahren teilweise Ablehnung oder Sekretär: Prof. Dr. M e r k e r. Stellvertreter: Prof. Dr. F r e y. Spott geerntet hatte. Eine umfangreichere Studie über sie bereitet der Vortragende vor. Sitzung vom 29. Januar 1935: Museumsdirektor Dr. Kohl- haußen: Breslauer Kunstsammler im 16. Jahr­ Sitzung vom 11. Februar: Dr. Scheunemann- Hart hund e r t. mann von Aue und Chretien von Troyes. Breslau, das im 14. und 15. Jahrhundert zur östlichsten Groß­ Der Vergleich des Erec Hartmanns von Aue mit dem Erec stadt durch seine Nord und Süd, Ost und West umspannenden Chretiens ergibt, wenn man zur ständigen Korrektur die alt­ Handelsbeziehungen herangewachsen war, entläßt im 16. Jahr­ nordische Erexsaga und das keltische Mabinogi von „Gereint und hundert die Söhne seiner mächtigen Handelsherren zum Studium Enid ’ mit heranzieht, daß Hartmann aus den Abenteuern des nach den damals berühmten Universitäten im Süden und Westen fahrenden Paares bewußt die Begriffe und Zustände des höfischen Europas. Auch ihre Väter, die geistig führenden Männer der Stadt, Lebens beseitigt hat, also Schönheit, Minne und prachtvolle Aus­ unterhalten Beziehungen zu ihren gelehrten Freunden im Süden und stattung, wahrend er sie in der Ruhelage, aus der das Abenteuer in der Mitte des Reiches. Beide aber, die Väter und die Söhne, seinen Ausgang nimmt und in die es zurückmündet, gegenüber den betätigen sich unter den Ideen des Humanismus als Förderer und anderen Fassungen verstärkt. — Die Ruhelage ist bei Erecs Braut­ Sammler der Kunst. Die private Sammlung, die „Kunstkammer”, fahrt der Artushof, bei den Hauptabenteuern das Schloß des wird der sichtbare Ausdruck der geistigen Selbstbewußtwerdung Guivreiz, wo Enite das prachtvolle, in allen kostbaren Einzelheiten des Bürgertums — Handelsherr und Stadtadel —, ebenso kommt die ausführlich beschriebene Pferd geschenkt erhält. Diese Art der werktätige Förderung der Kunst zur Auswirkung durch die Wohn­ Farbgebung deutet an, daß bei Hartmann das ritterliche Paar durch häuser, die man sich errichten läßt, und bei denen man die neuen die Schuld des Verhegens eine andersartige, nämlich unhöfische künstlerischen Ideen Gestalt werden läßt. Als Kunstsammler waren Existenzform gefunden hat, während bei Chretien die Existenzform sie allerdings in zwiefachem Sinne anders orientiert als großenteils des höfischen Daseins auch unterwegs gewahrt bleibt. — Um nach die Sammler unserer Zeit: der Hauptanteil des Zusammengetragenen der Wiederherstellung der höfischen Existenz, die das Paar in den war zeitgenössisches Schaffen, meist erst auf direkte Bestellung Hauptabenteuern schon unterwegs, nämlich bei Guivreiz wieder­ entstanden — insofern vorbildlich als Äußerung des vertrauten 358 159

Verhältnisses zwischen Künstler und Besteller daneben wurde Siena, Florenz. In Padua bezieht er einenPalazzo, hält Diener und aber auch Wert gelegt auf das nur „Künstliche”, auf die „Akrobatik einen wissenschaftlichen Famulus und sammelt, was ihm des des Handwerklichen”, wie es K o hl h außen ausdrückte, — Sammelns wert schien. 1570 siedelt er nach Köln über, wo er vier Arbeiten wie vielköpfige Schnitzereien auf haselnußgroßem Grunde Jahre später als 36jähriger starb. Seine Schätze vermacht er seiner z.B. Daiüber hinaus galt die Vorliebe dieser Sammler den Vaterstadt, mit der Bestimmung, sie der Öffentlichkeit zugänglich Kuriositäten und Raritäten, Mißbildungen bei Mensch, Pflanze und zu machen. Dieser, aus sozialer Verantwortlichkeit geborene Ent­ Tier und den Natur- und Kunsterzeugnissen ferner Zonen. schluß, geht 1661 erst in Erfüllung durch die Übertragung der So treten sie vor unseren Blick: Herzog Friedrich II., der sich Sammlung in die Elisabethkirche. So ist Rehdiger der Gründer in Augsburg, Innsbruck und Mailand die prachtvolle Rüstung für zweier wichtiger kultureller Einrichtungen der Stadt geworden: Mann und Roß und die Schwerter, Dolche und Gürtel fertigen ließ, der Stadtbibliothek, die seine Bücher, unter diesen den herrlichen die heute noch in den Sammlungen des Berliner Zeughauses und des Froissart, und des Museums, das seine Gemälde, Münzen, Bronzen Bieslauer Museums von seiner machtvollen Persönlichkeit Zeugnis usw. birgt. Daneben setzte er noch Legate für die Armen der Stadt ablegen. Bischof Johann Thurzo tritt als geistlicher Fürst eben­ aus. Eng befreundet mit den Rehdigers ist die große Arztgestalt bürtig neben ihn. Mit dem Silberaltärchen im Domschatz von 1511 des Crato von Kraftheim, dessen Bildnis in der schönen Medaille und dem Sakristeiportal von 1517 schließt er Schlesien für die neuen des Antonio Abbondio überliefert ist. Als großer Gelehrter mit Renaissanceformen auf, aus seinem Besitz stammt das herrliche der Pfalzgrafenwürde ausgezeichnet, war er als Mensch hilfreich Madonnenbild unter den Tannen vom älteren Cranach, eine Dedi- und mitteilsam, wovon gerade die Rehdiger, vor allem Thomas,, kation seines Schützlings Johann Heß an ihn. Ihnen gesellt sich größten Nutzen ziehen konnten. als Vertreter des mächtig gewordenen Bürgertums Heinrich Ribisch, Sein jüngerer Freund und Kollege, Laurentius Scholtz, lebte bekannt durch das 1526—30 errichtete vielformige Portal seines seinen kulturellen Schaffensdrang auf einem anderen Gebiete als Hauses in der Junkernstraße, weiter durch sein Grabmal in der die bisher Genannten aus. Ebenfalls auf Reisen in viele Länder Elisabethkirche von 1534 bis 1539. Gobelins, Waffen und Silber­ gekommen, stand er so unter dem Eindruck südlicher Garten­ geschirr nennt sein Testament als sein Eigen. Von Matthes Gebel gestaltung, daß er, wieder in der Heimat, für sich, seine Familie in Nürnberg läßt er, der sich selbst Philokalos nannte, eine Porträt­ und seinen Freundeskreis ein kleines Gartenparadies schuf, das medaille hersteilen. Dem Breslauer Rat schenkt er einen Becher er mit heimischen und seltenen ausländischen Kindern der Flora,, von einer für seine Zeit erstaunlichen Formenschlichtheit. Und persischen Tulpen, indianischen Tabakpflanzen, peruanischen gerade er mußte seinen Mitbürgern aus Gründen der Sicherheit der Kartoffeln bestellte. Die Mitte des Gelehrtengartens nahm ein Stadt vor der Türkenbedrohung die Niederreißung des romanischen Pavillon ein, in dem sich italienische Reliefs und eine Lucrezia von Vinzenzklosters anempfehlen. Doch wenigstens ein Portal rettet Cranach befanden. man in einem erstaunlichen Akt denkmalpflegerischer Verant­ Zusammenfassend läßt sich dieses Sammlergeschlecht dahin wortlichkeit nach Maria Magdalena, sicher eine schöne Frucht so charakterisieren, daß zwar ihre Interessen zunächst historisch vieler Bemühungen um die Kunst überhaupt. bestimmt waren, daß aber künstlerische Qualität des Gesammelten Sein Sohn Seyfried bereits unternimmt weite Studienreisen, sich von selbst verstand. die ihn nach Süddeutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien führen. Auf ihnen sammelt er Zeichnungen nach Denk­ Sitzung vom 8. Februar: Prof. Dr. Dagobert Frey: Polen, mälern und Inschriften und setzt dieses Werk nach seiner Rückkehr für die Denkmäler Schlesiens fort. Leider ist alles, was er zu­ ein Neuland der Kunstgeschichte. sammentrug, verschollen. Ein glücklicherer Stern stand über der Mit Unterstützung des Deutschen Vereins für Kunstwissen­ Sammlung des Thomas Rehdiger. Aus rasch zu Reichtum gelangtem schaft und des Herrn Landeshauptmanns von Niederschlesien unter­ Hause stammend, führen auch ihn seine Studienreisen durch nahm der Vortragende zusammen mit Professor H e m p e 1 aus Deutschland, Italien und Frankreich. In Wittenberg ist er zunächst Dresden, Provinzialkonservator Grundmann und Dr. Sappok Hausgenosse Melanchthons, reist dann nach Löwen, Paris, Padua, eine fünfwöchentliche Autoreise durch Polen mit dem Wissenschaft- 360 161

lichen Zweck, über den bisher von der deutschen Kunstwissenschaft Baukunst und Plastik zeigt. Eine Gruppe sehr interessanter wenig beachteten Bestand an Kunstdenkmälern in Polen und vor Zentralbauten in der Buggegend geht auf Josef Rezler (Resler) allem über die deutschen Einflüsse in der polnischen Kunst einen zurück; in Lemberg und Umgegend ist der führende Baukünstler Überblick zu gewinnen. Überraschend ist der Reichtum an roma­ Bernhard Marderer, vielleicht aus Tirol, der der Schöpfer der nischer Baukunst in Kleinpolen. An einer Reihe von Zisterzienser­ Georgskathedrale in Lemberg ist. Schon nahe der jetzigen russi­ klöstern sind nicht nur die Kirchenbauten, sondern auch zum schen Grenze erbaut ein Schlesier, Gottfried Hofmann, die Kloster­ Teil die Klosteranlagen, Kapitelhaus, Kreuzgang, Refektorium, kirche in Poczajöw, die in ihrer prachtvollen Lage an das Kloster noch in der romanischen oder frühgotischen Form erhalten. In Melk erinnert. Sehr eigenartig, ganz unter bayrischem Einfluß der romanischen Periode sind zwei entscheidende Kulturströme zu stehend, ist die Lemberger Bildhauerschule. Nach Hornungs Unter­ beobachten, ein nördlicher aus Niedersachsen und vom Rhein nach suchungen ist Georg Marquard das Schulhaupt; Bochnak hat einen Großpolen und Masovien, der aber auch weiter nach Süden bis Meister Fessinger in Przemysl nachgewiesen. Der Vortragende Krakau vordringt; ein zweiter südlicher aus Bayern und Österreich schloß mit dem Hinweis, daß über die nationalen Unterschiede hin­ beherrscht Kleinpolen. Ein interessanter Fund eines bronzenen weg der Ostraum in den künstlerischen Äußerungen einen gewissen Löwenkopfes aus der Magdeburger Gußhütte, aus der auch die einheitlichen Charakter zeigt, der durch die rassischen Voraus­ Bronzetüren für den Dom in Plock stammten, konnte im Kloster setzungen, die sozialen Verhältnisse und die geographischen Be­ Czerwinsk bei Warschau gemacht werden. Die gotische Baukunst, dingungen bestimmt ist. (Eine umfassendere Arbeit, die der fast durchwegs Backsteinbau, steht in engem Zusammenhang mit Deutsche Verein für Kunstwissenschaft herausgeben wird, ist in dem deutschen Ordensgebiet und Brandenburg. Schlesische Künstler Vorbereitung.) sind bis Lemberg zu verfolgen. In der spätmittelalterlichen Malerei und Plastik ist in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und zu Sitzung vom 19. Februar: Oberstudiendirektor a. D. Felix Beginn des 15. Jahrhunderts der böhmisch-schlesische Einfluß vor­ A. Voigt: Gerhart Hauptmanns Lebenswende herrschend, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vom 1896 bis 189 9. süddeutschen, vor allem aus Nürnberg abgelöst wird. Krakau wird eines der wichtigsten Kunstzentren im Osten, das auch für die Ver­ Auf Grund eingehender Studien im Gerhart-Hauptmann-Archiv breitung der italienischen Renaissance entscheidende Bedeutung in Agnetendorf konnte hier zum ersten Male der Versuch gemacht gewinnt. Ist die Kunst im Mittelalter ihrem Gesamtcharakter nach werden, die bisher undurchsichtigen Jahre von 1896 bis 1899 im deutsch, so sind in der Renaissancebewegung zum erstenmal Leben des Dichters aufzuhellen und zu deuten. Man kann sie polnisch-nationale Züge zu erkennen. Die „polnische Attika” gibt schlechthin als die „Jahre der Fragmente” bezeichnen, von denen den Bauten dieser Zeit ihr Gepräge. An Stelle der bürgerlichen dann im Laufe einer späteren Entwicklung noch manches endgültig Kultur des späten Mittelalters tritt eine aristokratisch-höfische. ausgeführt wurde. Ihr Charakteristikum ist, daß sich der bislang Von ihrer internationalen Einstellung gibt das von König Johann III. ziemlich eindeutige Ablauf des Hauptmannschen Schaffens nach Sobieski erbaute Schloß Wilanöw bei Warschau eine Vorstellung, verschiedenen Richtungen hin weitet und verzweigt: thematisch an dem italienische, deutsche, holländische, französische und wird die altgermanische Sage, das Märchen, die Welt des deutschen polnische Künstler beschäftigt sind. Daneben sind volks­ Hochmittelalters, der Slawen, des Orients und des Christentums neu tümliche Erscheinungen, vor allem in der Umbildung der von erobert. Hinzu tritt als wichtigster Faktor der Einfluß der Antike. Italien übernommenen Ornamentik zu beobachten. Aus der volks­ Ideengeschichtlich betrachtet, beginnt die Einwirkung Platons sich tümlichen Holzbauweise stammt auch die Vorliebe für freistehende deutlicher zu zeigen. Aus diesem Nebeneinander entwickelt sich Glockentürme. Neben der italienischen ist die flämisch-holländische im weiteren Verlaufe das Mit- und Ineinander des Werkes der Kunst von Bedeutung, die vielfach von Danzig vermittelt wird. Im Spätzeit. Jedenfalls aber stellen diese Jahre die wichtigste Lebens­ Spätbarock tritt wieder der süddeutsche Einfluß entscheidend wende in der geistigen Entwicklung Gerhart Hauptmanns überhaupt hervor. Ostgalizien und Wolhynien mit Lemberg als kulturellem dar, ohne die das Verständnis des gesamten folgenden Werkes Zentrum erleben eine überraschende Blüte, die sich vor allem in der unmöglich ist. — n 162 163

Der Vortrag ist vollständig mit ausführlichem, wissenschaft­ außen an der nördlichen Seitenapsis der Rundbogenfries, innen an lichem Apparat bereits in der „Germanisch-Romanischen Monats­ der Hauptapsis der ursprüngliche Gewölbeansatz festgestellt schrift” XXIII, 1935, S. 241-260, erschienen. werden; in der Taufkapelle wurden die romanischen Kapitäle unter der spätbarocken Stuckierung bloßgelegt; Grabungen im Quer­ Sitzung vom 8. November: Dr. Walter Rumpf - Ernst schiff haben Pfeilerfundamente aufgedeckt, die auf Emporen Bertram. Ein Dichter und Deuter nordischer Seele. schließen lassen. Der bedeutendste Fund war das spätromanische Tympanon des nördlichen Seitenportals der Westfront, das durch Ernst Bertram gehört zu den nicht allzuhäufigen Gestalten des einen Durchbruch durch die über 2 m starke Trennmauer freigelegt Geisteslebens, welche die seltenen Gaben dichterischen Sagens und werden konnte. Es ist eine Arbeit von hoher Qualität und sehr forschenden Erkennens in sich vereinigen. So sehen wir ihn zu­ gutem Erhaltungszustand. Die Darstellung, David und Bathseba, gleich als Dichter eines geschlossenen Kreises von bisher 6 Gedicht­ ist ungewöhnlich und aus der hochmittelalterlichen Typologie zu zyklen und Gestalter des mythischen Nietzschebildes unserer Zeit erklären. David ist der Repräsentant Christi, Bathseba der Ecclesia als feinsinnigen Literarhistoriker im Geiste J. G. Herders und bzw. Mariae; an dem heute nicht mehr erhaltenen rechten Seiten- Prosakünstler im Stile des späteren Goethe und Stifter. Das alles und dem Mittelportal sind wahrscheinlich Salomon und die Königin aber sind nur Brechungen eines Totalerlebens, einer Begegnung von Saba und die Krönung Mariae, also ein marianisches Programm, von Mensch und Welt von einmaliger aus letzten Gründen des Seins zu ergänzen. Die sorgfältig durchgearbeitete Kleidung der Königin kommender Gültigkeit. Erkennen und Ahnen, Geist und Seele und ihrer Begleiterin zeigt modische Züge, die eine auffallende reichen bei ihm hinab in das deutsche Erlebnis schlechthin: die Übereinstimmung mit der Beschreibung der jungen Isolde bei Musik. J. S. Bach und Nietzsche heißen darum für ihn die großen Gottfried von Straßburg aufweisen. Der Einfluß der höfischen Aussagen nordisch-deutschen Weltseins. „Groß — Hoch — Heilig” Minnedichtung zeigt sich auch in der Ausbildung der bloßen sym­ ist dieser deutsche Schicksalsraum, von ihm in den ewigen Sprach- bolischen Nebeneinanderstellung zu einer szenischen Darstellung, raum hinaufgehoben in den Gedichtkreisen: Straßburg, Der Rhein, bei der David der Königin mit ihrer Begleiterin vorspielt, wie Wartburg. Mensch und Landschaft eins geworden in schicksalhafter Tristan-Tantris den beiden Isolden. Eine pseudo-bernhardinische Verbundenheit, Gotenschicksal zwischen Nord und Süd — dies das Schrift von der Werbung Christi um die Ecclesia zeigt literarisch große Thema des „Nornenbuches” und „Griecheneilands” und in gleiche Züge. Stilistisch sind die Vorbilder für die Gestalt Davids in diese Räume hineinragend die „Deutschen Gestalten” (Bach, den Psalterillustrationen, für Bathseba in Sitzmadonnen in Profil­ Beethoven, Klopstock, Goethe, Kleist, Stifter, George), die Ahnen stellung, wie auf Darstellungen der Anbetung der Heiligen Drei und Künder aus deutschem Blute und deutscher Musik, deren Grals­ Könige, zu finden. In der Reliefbehandlung zeigen sich mit dem geheimnis aufklingt in der Tagebuchnovelle „Michaelsberg”. Dieser Georgsportal in Bamberg verwandte Züge. Auch französische aus dem Geiste der Musik geborene Mythos des deutschen Menschen Einflüsse sind zu erkennen. Der Künstler dürfte daher aus dem ist das große Grundthema des Bertramschen Werkes, wie es bereits Südwesten stammen. Die Baugeschichte der Kirche ermöglicht die erste Sammlung „Gedichte” aus dem Jahre 1913 in den Themen eine Datierung ins dritte Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts. (Ver­ der Fuge, Orgel, Arion, Orpheus anschlägt. öffentlicht in der „Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunst­ Abdruck des Vortrages in: Der deutsche Buchhandlungsgehilfe wissenschaft“, Jahrg. II, S. 496; ein Bericht über die baugeschicht­ 3. Jhrg. Heft 11 November 1935. lichen Untersuchungen, die in diesem Jahre fortgesetzt werden sollen, wird in „Deutsche Kunst und Denkmalpflege” erscheinen.) Sitzung vom 22. November: Prof. Dr. Dagobert Frey: Die neuen Funde in Trebnitz. Sitzung vom 13. Dezember: Dr. Elisabeth Darge: Natur­ gefühl und L a n d s c h a f t s d a r s t e 11 u n g in der Bei der letzten Restaurierung der Klosterkirche in Trebnitz, deutschen Dichtung seit 188 0. einer Gründung der heiligen Hedwig, bot sich die Möglichkeit Der breite Raum, den Naturgefühl und Landschaftsdarstellung eingehenderer baugeschichtlicher Untersuchungen. So konnte in der deutschen Dichtung der Gegenwart einnehmen, gibt Veran- li* 164 165

lassung, sich die Rolle, die die Natur für den Dichter spielt, näher die von Pavillons umgeben wurden; und schließlich kamen die Ein­ anzusehen. Denn nicht nur heute, sondern zu allen Zeiten ist die drücke der Kavalierstour dazu, die ihn 1687 und 1688 nach literarische Darstellung der Natur für das Lebensgefühl einer Versailles führte. In seinen späteren Skizzen entwickelte der König Epoche ungemein charakteristisch gewesen. Um das Charakte­ mit Vorliebe Gedanken, die von zentralen Anlagen wie Palladios ristische an der heutigen Naturdarstellung recht zu begreifen, muß Villa Rotonda und Mansards Schloß Marly-le-Roy ausgingen. Diese man wissen, was vorangegangen ist: aus diesem Grunde setzt die Ideen tauchen auch in den Plänen seiner Architekten auf, die sie Betrachtung da ein, wo die sogenannte „moderne” Dichtung be­ häufig als Inventionen seiner Majestät bezeichnen. Bei dem Schloß ginnt, also beim Naturalismus. Von dieser an sich begreiflichen Ujazdöw bei Warschau äußern sie sich in dem Entwurf, der den Hof Reaktion gegen den Gefühlsnebel einer vergangenen Epoche, die des Schlosses in den kuppelüberdeckten Zentralraum einer ge­ das Sehen verlernt hatte, an macht das Naturgefühl eine Reihe von planten Wallfahrtskirche verwandeln wollte. Wandlungen durch, die jedesmal außerordentlich bezeichnend sind Im Gegensatz zum König hat sein bedeutendster Architekt, für die ganze seelische Haltung der Zeit. Den Tiefstand stellt die Matthäus Daniel Pöppelmann, in seinen Plänen für Ujazdöw, für Periode dar, die man als „Neue Sachlichkeit” bezeichnet; hier das Königsschloß und das Sächsische Palais in Warschau danach scheint der Zusammenhang zwischen Mensch und Natur völlig getrachtet, die blockmäßig geschlossenen Bauten zu öffnen und gelöst zu sein. Der weltanschauliche Umbruch unserer Zeit brachte durch lange Galerien und Pavillons in Verbindung mit weiten Hof- ein ganz neues Naturgefühl, das, wenn man seinen Wurzeln nach­ und Gartenräumen zu bringen, wobei er durch die geschwungenen geht, als eine Erfüllung des Herderschen Gedankens von der Gleich­ Dachformen und emporsteigenden Obelisken die Horizontallinien setzung der Natur- und Menschengeschichte angesprochen werden der langgestreckten Flügelbauten im lebensvollen Rhythmus kann. Der Vortrag versuchte es in seinen einzelnen Zügen zu unterbrach. charakterisieren und gleichzeitig an einigen seiner Hauptvertreter, Weniger gefestigt hat sich der einstige Rivale Schlüters, insbesondere Friedrich Griese und Ernst Wiechert, durch Beispiele Eosander von Göthe, der am Ende seiner abenteuerlichen Laufbahn lebendig zu machen. am Sächsischen Hof landete, vor allem bemüht, den Ideen des Königs zu folgen. In seinem Sinn ist der schlanke emporstrebende Kuppelbau von Ujazdöw entworfen, der an die von ihm geschaffene Sitzung vom 11. Januar 1936: Dr. Eberhard Hempel, ähnliche Anlage des Charlottenburger Schlosses erinnert. Dresden: August der Starke und die Architekten Hier greift noch die Arbeit eines dritten ein, des Franzosen seines Warschauer Hofes. Zacharias Longuelune, der sich bereits dem Klassizismus nähert. Der Vortragende schilderte die künstlerischen Spuren, die Seine zahlreichen, schön gezeichneten Entwürfe verraten den ur­ August der Starke und die Architekten seines Warschauer Hofes sprünglichen Maler. Die Gewohnheit, große Projekte dauernd auf in der alten Stadt an der Weichsel hinterlassen haben: keine dem Papier zu entwickeln, ohne die gesunde Korrektur des Bauens massigen Bauten mit prunkenden Fassaden, sondern im Sinne der zu erfahren, führte schließlich dazu, daß die aktiven künstlerischen Stadtbaukunst gestalteten freien Raum, wie den großartig weiten Kräfte bei dem begabten Architekten zugunsten der akademischen Sächsischen Platz und die Allee nach Ujazdöw. Um das Geleistete Theorie verloren gingen. zu verstehen, ist es notwendig, den Monarchen wie seine Hof­ architekten in ihrem künstlerischen Wollen zu begreifen. August Sitzung vom 24. Januar: Dr. Cornelius Müller, Direktor des der Starke hat die für ihn bestimmenden Eindrücke in der Jugend Museums der bildenden Künste: Die Landschaftskunst empfangen: In erster Linie haben die nach alter Hoftradition mit Michael Willmanns. künstlerischer Phantasie ausgestalteten Feste auf ihn gewirkt, ferner das Entstehen des Großen Garten in Dresden, zunächst als I. Quadrat mit dem Schloß im Schnittpunkt der Diagonalalleen, dann Bei seinem Aufenthalt in den Niederlanden fand Willmann die nach französischem Vorbild erfolgte Umwandlung desselben in nicht nur für seine Figurenbilder bei van Dyck und Rubens, wie das ein Längsrechteck mit weiten Blumen-Parterres und Wasserflächen, in der Willmann-Monographie von Dr. E. Kloß nachgewiesen ist, 166 167

sondern auch für seine Landschaftskunst bei einer Gruppe von Auch hiervon gingen stärkste Anregungen aus, was sich bei holländischen Künstlern um 1600 die entscheidenden Anregungen. Rembrandt in Zeichnungen und Radierungen, bei Ruisdael in Der Charakterisierung dieser Periode der Willmannschen Land­ Gemälden und Radierungen deutlich verfolgen läßt. schaftskunst, ihrer Entstehung und ihrer Auswirkung auf die national-holländische Kunst im weiteren Verlauf des 17. Jahr­ II. hunderts dienten die folgenden Hinweise. Die Keime liegen bei An diese Gruppe der holländischen Manieristen schließt Michael Pieter Breughel in der Zeit um 1550. Auf ihre entwicklungs­ Willmann mit seinen Landschaften an. Es konnte ein Stück von trächtigen Momente betrachtet, ist an seinen Landschaften charak­ G. de Hondecoeter nachgewiesen werden, der bis in Einzelheiten teristisch eine bestimmte Ausgewogenheit der einzelnen Motive in das Vorbild für seine früheste Landschaft von 1656 gewesen ist. ihrem Aufbau. In rhythmischer Abfolge der Steigerung und Ver­ Seine große Schöpfungslandschaft von 1608 schließt sich in ihrem minderung entsprechen sie sich aufs genaueste. Diese Abgewogen­ Motivreichtum gleichfalls an die Generation der Manieristen heit der Bildteile wird schon zu Breughels Zeit aufgegeben. Die (R. Savery) an, ebenso sein „Orpheus unter den Tieren”. Doch Motive im Vordergrund (Baumgruppe am Wege usw.) entwickeln jedesmal ist die Umsetzung vom manieristisch-phantastischen sich immer mehr, und zwar nach zwei Richtungen. Detailreichtum ins naturhaft Barocke mit neuer Ökonomie und 1. In ihrer Vermehrung und Verstärkung: aus jungen Konzentration der Mittel zu beobachten. Charakteristisch für die Stämmen werden alte Bäume, aus Baumgruppen wird Waldes­ fernere Entwicklung ist das Mitgehen mit den zeitlich analogen dickicht, bewirken sie einen immer stärkeren Ausbau des Vorder­ Strömungen der flämisch-holländischen Landschaftskunst. So weist grundes und Abriegelung der Ferne. Licht und Schatten spielen die Landschaft von 1667 (Bernhardlegende) deutlich Beziehungen eine immer wichtigere Rolle und es entstehen um 1600 die reinen zum Rubenskreis auf. Sie konnte mit der zweiten Landschaft, Waldlandschaften mit Helldunkeleffekten in der Gruppe der dem Bernhardwunder von 1666, nach einer Restaurierung im Frankenthaler Maler (G. van Conninxloo, A. Miron, Schonbroeck Museum einer neuen Würdigung unterzogen werden. Im weiteren usw.). Charakteristisch ist nicht nur, wie jetzt die ganze Bildfläche Verfolg wurde besonders die Wandlung von Willmanns Land­ nur aus Vordergrund besteht, die Tiefe nur von der Dichtigkeit schaftskunst beobachtet mit ihren Beziehungen zu seinen Figuren­ des Waldes abhängt, sondern die Bäume immer phantastischere kompositionen: d. h. daß auch diese mit landschaftlichen Mitteln Formen annehmen mit weitragenden dürren Ästen, mit korkzieher­ der Atmosphäre, des Räumlichen gestaltet werden, solange diese artigen Verrenkungen der Stämme in immer neuen Wendungen Mittel auch in der Landschaftskunst Willmanns beherrschend mit einem eigentümlichen ornamentalen Gesamteindruck die Bild­ waren, und daß umgekehrt mit einer neuen architektonischen form bestimmen. Es entwickelt sich die Landschaft des hollän­ Verfestigung der Figurenkompositionen auch in die Landschaften dischen Manierismus. An dieser Entwicklung haben auch Maler eine neue Statik des Aufbaus und eine Minderung des atmosphäri­ wie R. Savery mit ihren phantastischer belebten Tierlandschaften schen Charakters eintritt. Farbe und Form sondern sich in ihren (Paradies Orpheusbilder) und G. de Hondecoeter bestimmenden Einzelheiten klarer voneinander, jene bis zu spektralartiger Bunt­ Anteil. Von G. de Hondecoeter lassen sich in Zeichnungen, Stichen heit und Leuchtkraft, diese im Sinn neuer dekorativer Beziehung und Gemälden wichtige Auswirkungen auf die frühe Kunst von mit mehr lyrischem Gefühlsinhalt in der Spätzeit gegenüber Rembrandt und Rubens verfolgen. dramatischer Bewegtheit in der Frühzeit.

2. Eine andere Entwicklungslinie bedeutet der immer stärkere Sitzung vom 14. Februar: Provinzial-Konservator Dr. Günther Ausbau eines einzelnen Motivs, das zwar den Blick in die Ferne Grundmann: Die Baumeisterfamilie Frantz. Mit nicht versperrt, aber dominierender Faktor der ganzen Bildwirkung Lichtbildern. wird und somit zu einer neuen Bildform führt. Ein riesiger Baum mit seinem Wurzelwerk beherrscht das Ganze und die intensive Der Vortrag galt einer Darstellung der architekturgeschicht­ Herausarbeitung mit gleichfalls phantastischen Verschlingungen lichen Beziehungen des schlesischen Barocks für die Zeit von des Geästes und der Wurzeln bedeutet etwas geschichtlich Neues. 1705 bis 1750 zwischen Schlesien, Schweden und Polen. Martin 168 169

Frantz der Ältere, schwedischer Stadtbaumeister in Reval, gestorben Dem Vortragenden kam es nicht darauf an, eine Gesamt­ vor 1705, Martin Frantz der Jüngere, schlesischer Baumeister aus darstellung der gotischen Kunst in Polen zu geben, sondern gegen­ Reval, wohnhaft in Liegnitz 1679— 1742, und Carl Martin Frantz sätzliche Anschauungen in deutscher und polnischer kunstgeschicht­ aus Liegnitz, kgl. polnischer Landbaumeister 1712 bis nach 1745, licher Forschung sichtbar zu machen, um so nach kritischer Be­ ihrem verwandtschaftlichen Verhältnis nach Vater, Sohn und Enkel, leuchtung gewisser in der Wissenschaft beider Länder üblicher, bildeten auf Grund eingehender archivalischer Forschungen zur aber in die Irre führender Begriffe und Schlußfolgerungen, dem Biographie und zum Lebenswerk die Grundlage für die kunst­ Wesen der gotischen Kunst, soweit sie auf polnischem Boden und historisch stilkritische Untersuchung. In der Persönlichkeit Martin im polnischen Geistes- und Gefühlsleben verwurzelt war, näher zu Frantz des Jüngeren kreuzen sich schwedisch-nordische Einflüsse kommen. So wurde von dem Vortragenden der Begriff „Kolonial­ mit süddeutsch-österreichischen Beziehungen, die die Entwick­ kunst” abgelehnt mit dem Hinweis, daß das deutsche Bürgertum lungslinie bestimmen. Martin Frantz tritt in Schlesien unter Knoll in den polnischen Städten keineswegs der alleinige Träger und mit dem Neubau des Jesuitenkollegs in Liegnitz 1705 auf und ist Förderer des künstlerischen Schaffens gewesen sei. Nicht zu unter­ dann am Schloß Peterswaldau für Bonit von Mohrental beschäftigt. schätzen ist hier der Anteil des polnischen Adels, der Geistlichkeit Die hier aufgenommenen süddeutschen Elemente werden für die und der polnischen Klöster, vor allem der Dominikaner und spätere Zeit ebenso bestimmend, wie sich die schwedische Herkunft Franziskaner. Den zweiten Angriffspunkt bildete das Nationalitäten­ bei der Erbauung der Gnadenkirche in Hirschberg und Landeshut problem der gotischen Künstler selbst. Wenn auch zugegeben im Zurückgreifen auf Jean de Vallees Katharinenkirche in Stockholm werden muß, daß die Zahl der deutschstämmigen Künstler in Polen nicht verleugnet. An den großen Schloßbauten in den 20iger Jahren, im 14. und 15. Jahrhundert, aber auch noch in der ersten Hälfte des vor allem Klein-Kotzenau, lassen sich deutlich Einflüsse Kilian Ignaz 16. Jahrhunderts überaus groß gewesen ist, so ergeben sich doch Dientzenhofers feststellen, die den Stil der 30iger Jahre, Barockisierung gerade hier Schwierigkeiten für eine restlose Erfassung der Volks­ der katholischen Pfarrkirche Sagan und Neubau der katholischen tumszugehörigkeit. An einigen aus archivalischen Quellen Kirche Seitsch, entscheidend bestimmen. stammenden Beispielen zeigte der Vortragende die Unmöglichkeit, Die Handschrift des Sohnes Karl Martin Frantz, kontrollierbar auf Grund polnisch oder deutsch klingender Vornamen, die eben am Wiederaufbau des Schlosses Reisen und dem Turmentwurf die in den bestimmten Diözesanbezirken sowohl bei Polen wie bei für die evangelische Kirche in Lissa in Polen, zeigt starke Ver­ Deutschen üblichen kirchlichen Taufnamen sind, oder auf Grund wandtschaft zu der des Vaters, ist jedoch offenbar unter dem der Beinamen, der „cognomina ex arte”, die oft nur ins Polnische Einfluß des sächsischen Rokoko weniger streng und gefälliger übersetzte deutsche Spitznamen sind, Rückschlüsse auf die im Detail. Die in dem Beispiel der Baumeisterfamilie Frantz Nationalität der Künstler zu machen. — Um wissenschaftlich fest­ deutlich werdende Beeindruckung des schlesischen Barocks durch zulegen, was in der gotischen Kunst in Polen deutsches Kulturgut einen nordischen Einflußstrom gegenüber dem süddeutschen, ist und was polnisches, genüge es nicht, bei der Nationalitätenfrage österreichischen und böhmischen auf dem Gebiet der Architektur der Künstler stehen zu bleiben, denn nicht sie ist in diesem Falle und der Malerei fügt sich den Beobachtungen ein, die mit Thomas das Wichtigere, das Entscheidende, sondern die Kunst selbst. — In Weißfeld auf dem Gebiet der Plastik und Michael Willmann auf richtiger Erkenntnis dieses Problems, wies der Vortragende an dem der Malerei bereits gemacht worden sind. Hand eines typisch gewählten Lichtbildermaterials auf die engen Bindungen hin, die die Kunst in Polen mit der Kunst des Westens, vor allem Deutschlands verbindet, sowohl im Zeitraum der höfisch­ Sitzung vom 5. März, in Gemeinschaft mit der Paul-Ernst- ritterlichen Kultur, besonders aber im 15. Jahrhundert, im Rahmen Gesellschaft: Dichter Will Vesper: Vortrag und Lesung: Das der bürgerlichen Kultur der Städte. Kaiserbuch. Wenn man die gotische Kunst in Polen als Emanation der deutschen Kunst ansieht, dann gründe sich diese Behauptung aus­ Sitzung vom 9. März: Dr. Alfred Brosig: Die gotische schließlich auf der Tatsache, daß die lokale polnische Kunst, vor Kunst in Polen. allem die spätgotische Malerei, Plastik und Goldschmiedekunst, aus deutscher Graphik ihre hauptsächlichsten und auch sichtbarsten Nährkräfte empfängt. Aber gerade hier spiele das Moment der Auswahl (z. B. im Ikonographischen) eine wichtige Rolle. Und so gestaltet sich oft und notwendigerweise die Forschungsarbeit und Methode der polnischen Wissenschaft in anderer Richtung als sie hin und wieder deutsche Wissenschaftler vertreten. Nicht die Stil- und Formgemeinsamkeiten mit deutscher Kunst, sondern die Andersartigkeit der Formlösungen, die Anpassung des Fremden an die eigenen Bedürfnisse, — die Sonderart der „polnischen gotischen” Kunst zu erkennen, hervorgerufen durch die aus polnischem Volkstume künstlerisch umbildenden Kräfte, das wird das Ziel der polnischen Wissenschaft sein. Der Vorsitzende wies in einem kurzen Schlußwort darauf hin, daß zwar der deutsche und der polnische Standpunkt gegenüber der Kunst in Polen ein verschiedener wäre, daß aber bei einer streng wissenschaftlichen Arbeitsmethode die beiden national bedingten Betrachtungsweisen sich gegenseitig ergänzen und bereichern können. säm tlicher von der Soft!«

Zwei Reden, gehalten von dem Stiftungstages der Gesel»p zem b er 1804. 8°. 48 S eite n 013-007504-00-0 An die Mitglieder der GesefL .. sämtliche Schlesier, von Rektor Reiche, ,1809., 8?. 32 8 . Öffentlicher Aktus der Sehles.'Gesellschaft für vaterl. Onltur, gehalten am 19. Dezember 1810 zur F q ihres Stiftungsfestes. 8°» 40 S. Joh. George T hom as, Handb. d. Literaturgeseh. v. Schles., 1824. 8°. 372 S., gekrönte Preisschrift Beiträge zur Entomologie, verfaßt von den Mitgliedern der entom. Sektion, mit 17 Kpft. 1829. 8n. Die schles. Bibliothek der Schles. Gesellschaft von K. G. N o wack. 8°. 1835 od er später ersch ien en . Denkschrift der Schles. Gesellschaft zu ihrem SOjähr. Bestehen, enthaltend die Geschichte der Schles. Gesell­ schaft und Beitrag zur Natur- und Geschichtskunde Schlesiens, 1853. Mit 10 lithogr. Tafeln. 4°. 282 S Dr. J. A. Hoennicke, Die Mineralquellen der Provinz Schlesien, 1857. 8®. 166 S., gekrönte Preisschrift Dr. J. G. Gail e, Grundzüge der schles. Klimatologie, 1857. 4®. 127 S. Dr. J. Kühn, Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs, 1859. 8°. 242 S, gekrönte Preisschrift. D r. H. Lebert, Klinik des akuten Gelenkrheumatismus. Gratulationsschrift zum 60jähr. Doktorjubiläum des Geh. San.-Rats Dr. Ant. Kr ocker. E rla n g e n 1860. 8°. 149 S Dr. F e r d. R ö m e r, Die fossile Fauna der sibirischen Diluvialgeschiebe von Sadewitz bei Oels in Schlesien, mit 6 lithogr. und 2 Kupfertafeln, 1861. 4®. 70 S. Lieder zum Stiftungsfeste der entomologischen und botanischen Sektion der Schles. Gesellschaft, als M anuskript ged ru ck t, 1867, 8°. 92 S. Verzeichnis der in den Schriften der Schles. Gesellschaft von 1804 bis 1863 inkl. enthaltenen Aufsätze in alphabetischer Ordnung von Letzner, 1868. 8®. Fortsetzung der in den Schriften der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur von 1864 bis 1876 inkl. ent­ haltenen Aufsätze, geordnet nach den Verfassern in alphabet. Ordnung von Dr. S c h n e i d e r. General-Sachregister der in den Schritten der Sehles. Gesellschaft für vaterl. Cultur von 1804 bis 1876 inkl. enthaltenen Aufsätze, geordnet in alphabet. Folge von Dr. Schneider. Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. I. Die Hundertjahrfeier (125 S.). II. Geschichte der Gesellschaft (149 S.). Breslau 1904. D r. Richard Foerster, Johann Christoph Handke’s Selbstbiographie, Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der Universität Breslau, 1911. 8®. 38 S. 2. Periodische Schriften. Verhandlungen der Gesellschaft für Naturkunde und Industrie Schlesiens. 8 B d . I, H eft 1, 218 S., H eft 2, 112 S., 1806. Desgl. Bd. II, 1. Heft, 1807. Correspondenzblatt der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. 4°. Jahrg. 1, 1810, 96 S. I Jahrg. III, 1812, 96 S. I Jahrg. V, 1814, Heft 1 u. 2 je 96 8. „ II, 1811, 96 S. I „ IV, 1813, Heft 1. u. 2 je 96 S. | „ VI, 1815. Heft 1, 96 S. Correspondenz der Schles Gesellschaft für vaterländ. Cultur. 8®. Bd. I. 362 S. mit Abbild., 1819 und 1820. D e sg l. Bd. II (H eft 1), 80 S. m it A bbild., 1820. Bulletin der naturwissenschaftl. Sektion der Schles. Gesellschaft 1—11, 1822. 8®. 1—10, 1824 8®. Übersicht der Arbeiten (Berichte sämtl. Sektionen) und Veränderungen der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur: J ah rg. 1824, 65 Seiten 4®. Jah rg. 1861. 148 S. 8® n. Abh. 492 S. Jahrg. 1896. VIII u 474 Seiten „ 1825. 1862. 162 S. 8® n. Abh. 416 S. n. Erg.-Heft V 56 S. f „ 1826. 1863. 156 Seiten S®. 1897. VIII u 486 Seiten 8®. „ 1827. 1864. 266 S. 8® n. Abh 266 S. n. Erg -Heft VI 64 S. £ „ 1828. 1865. 218 S. 8® n. Abh. 69 S. 1898. VIII u 492 Seiten 8°. „ 1829. 1866. 267 S 8® n. Abh. 90 S. 1899. V II u 380 „ 1830. 1867. 278 S 8» n Abh 191 S. n. Erg -HeftVII85S 8®. „ 1831. 1863. 3d0 S. 8® n. Abh. 447 S. 1900. VIII u. 668 Seiten 8®. „ 1832. 1869. 871 S 8® n. Abh 236 S n. Erg.-Heft 36 S. „ 1833. 106 „ 4®. 1870 318 S. 8® n. Abh. 85 S. 1901. IX u 562 Seiten 8®. „ 1834. 143 „ 4®. 1871. 357 S. 8® n. A bh. 252 S. 1902. VIII u. 564 8 , 1835. 146 „ 4®. 1872. 350 S. 8® n. A bh 171 S 1903. VIII u. 601 8° „ 1836. 157 „ 4®. 1873. 287 S 8® n. A bh. 148 S. 1904. X u 580 8® „ 1837. 191 „ 4®. 1874. 291 Seiten 8®. n .E r g -H eftV III 152S.8® „ 1838. 184 „ 4®. 1876. 326 „ 8®. 1905. VII u. 730 Seiten 8® „ 1839. 226 „ 4®. 1876. 394 „ 8®. 1906 VIII u 664 8® „ 1840. 151 „ 4®. 1877. 428 „ 8®. n.Erg.-HeftVIII 186 S. 8® „ 1841. 188 „ 4®. 1878. 831 „ 8®. 1907. X u. 600 Seiten 8® „ 1842. 226 „ 4®. 1879. XX u 473 Seiten 8®. 1908. XI u. 650 n 8« „ 1843. 272 „ 4® nebst 1880 X V I u. 291 „ 1909. X u. 844 8® 41 S. meteorol. Beob. 1881 X V I U. 424 „ 1910. XIV u. 804 n 8® 1844. 232 Seiten 4®. 1882. X X IV u 118 „ 1911. XIV u. 728 n 8® 1845. 165 „ 4® neb3t 1883. XVI u. 432 „ 1912. XII u 852 n 8® 52 S. meteorol. Beob. 1884. XLII u 402 „ 1913. XII u 1154 8» 1846. 320 Seiten 4® nebst 1885 X V I u. 144 „ n. E rg -Heft V II409 S. 8® 74 S. meteorol. Beob. n. E rg -H eft 121 S. 1914. XII u. 786 Seiten 8® 1847. 404 Seiten 4® nebst 1886. XL u. 327 Seiten 8® 1915. XII u. 392 n 8® 44 S. meteorol. Beob. n E rg.-H eft 121 S. 1916. XII u. 480 8' 1848. 248 S eiten 4®. 1887. XLII u. 411 Seiten 8® 1917. XII u. 468 n 8® 1849. Abt. I. 180 S , II. 39 S. 1888. XX u. 317 1918. XII u. 385 n 8' n. 44 S. meteorol. Beob. 1889. X L IV u. 287 1919- 24. V II u. 196 n 8® 1850. Abt. I. 204 S., II. 36 S. 1890. VII u. 329 ^ 8® 1926. VIII u. 173 n 8® 1851. 194 Seiten 4®. n. Erg.-Heft 272 S. 1926. X u. 223 n 8» 1852. 212 1891. VII u. 481 Seiten 8® 1927. XII u. 374 8® 1853. 345 n. Erg -Heft 92 S. 1928. XII u. 430 n 8® 1854. 288 1892. VII u. 361 Seiten 8® 1929. XII u. 302 8® 1855. 2S6 n. E rg .-H eft 160 S 1930. XII u. 378 „ 8® 1856. 242 1893. VII u. 392 Seiten 8® 1931. XII u. 448 „ 8® 1857. 347 1894. V II u. 661 1932. X u. 465 „ 8° 1858. 224 n Erg.-Heft 265 8. 8® 1933. VIII u. 271 n 8° 1859. 222 1895. V II u. 660 S eiten 8® 1934. VIII u. 200 8® 1860. 202 n. Erg.-Heft 67 S. 8® 1935. II u. 170 „ 8®

Otto ßutsmann, Breslau, SchuhbrücKe 32.