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Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch

Year: 2012

Konrad von Würzburg

Stridde, Christine

DOI: https://doi.org/10.1515/9783598441424.176

Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-147068 Book Section Published Version

Originally published at: Stridde, Christine (2012). Konrad von Würzburg. In: Achnitz, Wolfgang. Lyrik und Dramatik. Berlin: De Gruyter, 452-460. DOI: https://doi.org/10.1515/9783598441424.176 2. H¨alfte 13. Jh. Gunther ¨ von dem Forste

(62001) S. 278 f. (Tf. 136). – Erwin Buhl: Der Ausgaben: HMS 2 (1838) S. 164–168 (Text); Minnesanger¨ L. Ein Sohn unserer Heimat. Litschau 4 (1838) 477 f. (Komm.). – Kraus LD 1 (21978) 1990. – Margreth Egidi: Hofische¨ Liebe. Entwurfe¨ S. 131–140 (Nr. 17); 2 (21978) S. 167–173 der Sangspruchdichtung. Literarische Verfahrens- (Komm.). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texteund weisen v. Reinmar v. Zweter bis Frauenlob. Hei- Zeugnisse. 2. Teilbd. (Die Dt. Lit. Texteund Zeug- delberg 2002, S. 156–158 u. o.¨ – Collmann-Weiß nisse. I/2). Munchen¨ 1965 (Nachdr. ebd. 2001) 2005 (s. Ausg.). – Frieder Schanze: Scharfe Schelte. S. 1640 f., 1694–97. – Die Große Heidelberger Drei unedierte Strophen im Ehrenton Reinmars v. Liederhs. (Codex Manesse). In getreuem Textab- Zweter. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Spre- druck hg. v. Fridrich Pfaff [1909]. 2., verb. und chen in der dt. Lit. Hg. v. Henrike Lahnemann/¨ erg. Aufl. bearb. v. Hellmut Salowsky. Heidelberg Sandra Linden. Berlin u. a. 2009, S. 107–116. 1984, Sp. 1014–1020 (Nr. lxxxxi). – Tagelieder MM des dt. MA. Mhd./Nhd. Ausgewahlt,¨ ubers.¨ und komm. v. Martina Backes (RUB 8831). Stuttgart G¨unther von dem Forste. –Mhd.Lyriker, 2003, S. 134–147 (Nr. XVII), 261–263 (Komm.). 13. Jh. Literatur: Richard M. Meyer, ADB 40 (1896) G. ist urkundlich nicht bezeugt. Eine regio- S. 311 f. – Ehrismann 2.2.2 (1935) S. 270. – De 5 nale oder standische¨ Einordnung ist daher nicht Boor/Newald 3/1 ( 1997) S. 284, 301. – Gunther¨ 2 moglich. Ungewiss ist auch die Datierung der un- Schweikle, VL 3 (1981) Sp. 313–315. – Chris- ¨ 2 ter seinem Namen in beiden → Heidelberger Hand- tian Kiening/Red., Killy 4 (2009) S. 502. – Fried- schriften (A und C) uberlieferten¨ sechs Lieder. rich Grimme: Die Anordnung der großen Hei- G.s Tagelied (V) ist mit 23 Strophen das langste¨ delberger Liederhs. In: Neue Heidelberger Jbb. 4 der mhd. Literatur. Erst nach der gattungsuntypi- (1894) S. 53–90. – Richard Moritz Meyer: Alte dt. schen Einbeziehung des Publikums und der Schil- Volksliedchen. In: ZfdA 29 (1885) S. 121–236. – derung der Vorgeschichte (eines vereitelten Tref- Kurt Halbach: Walther von der Vogelweide und die fens) beginnt das eigentliche Tageliedgeschehen Dichter von Minnesangs Fruhling¨ (Tubinger¨ ger- (ohne Wachter),¨ das bei sparsamer Verwendung manistische Arbeiten 3). Stuttgart 1927, S. 97–99. – tageliedtypischer Elemente durch den dreizeiligen Eckart Pastor: Une aube allemande du debut´ du XIVe siecle: G. v. d. F. In: Le Moyen Age 93 (1987) Refrain («ez nahetˆ deme tage») gegenwartig¨ bleibt. ` S. 373–407. – Codex Manesse. Die Miniaturen Im Dialog zwischen Ritter und Dame (in belehren- der Großen Heidelberger Liederhs. Hg. und erl. der Rolle) wird die Bedeutung von «minne» und v. Ingo F.Walther unter Mitarbeit v. Gisela Siebert. «maze» thematisiert. /M. 1988 (62001) S. 216 f. (Tf. 106). – In einem dreistrophigen Frauenpreis (Lied IV) Franz-Josef Holznagel: Wege in die Schriftlichkeit. werden in nur einem Reimpaar ruhmende¨ At- Unters. und Materialien zur Uberl.¨ der mhd. Ly- tribute aneinandergereiht; ein vierzeiliger Refrain rik (Bibliotheca Germanica 32). Tubingen/Basel¨ wiederholt die Begriffe «vroude»,¨ «sælde» und 1995, Reg. – Andre´ Schnyder: Das Tagelied G.s v. «wunne». Schlicht und konventionell dagegen sind d. F. Ein parodistisches Kunstwerk. In: JOWG 10 zwei an → Reinmar und → Walther von der Vo- (1998), S. 327–339. BJ gelweide erinnernde Minneklagen (I, II) und ein Minnepreis (III). Erhalten ist auch ein Traumlied Konrad von W¨urzburg. – Autor des 13. Jh. (IV). Als einer der produktivsten Autoren seiner Zeit Uberlieferung:¨ Heidelberg, UB, Cpg 357 (Hei- verfasste K. v. W. neben mehr oder weniger um- v v delberger Liederhs. A), 34 –35 (Nr. XXVI, 40 Str.). fangreichen epischen Werken der Gattung hofi-¨ Uberschrift:¨ «Gvnther uz dem Vorste». – Ebd., Cpg scher Roman, Versnovelle bzw. Mare,¨ Heiligenle- 848 (Heidelberger Liederhs. C, in der 29. Lage als gende, allegorische Dichtungen und Reimpaarrede Nr. 91 [recte 107]), 314v (Miniatur), 315r–316r (40 eine ganze Reihe lyrischer bzw. sangbarer Dich- Str.). Die Miniatur zeigt ein rastendes Paar in ei- tungen: Sangspruche,¨ Minnelieder, einen Min- nem stilisierten Waldstuck,¨ mit zwei Pferden auf neleich und einen religiosen¨ Leich. K. war Be- der rechten Seite; der Sanger¨ uberreicht¨ der Dame rufsdichter mit umfassender lat. Bildung in un- eine Trinkflasche. Uberschrift:¨ «Her Gvnther von terschiedlichen Wissensgebieten; Franzosisch¨ be- dem Vorste», Textvorschrift: «Gvnther von dem herrschte er ebenfalls. VonZeitgenossen und Dich- vorste». tern der nachfolgenden Generation als «meister»

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Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 28.01.18 18:17 Konrad von W¨urzburg 2. H¨alfte 13. Jh. bezeichnet, war er zudem ein ausgezeichneter Ken- aus paarigen Versikeln mit unterschiedlichen me- ner der literarischen Tradition und berief sich trischen Einheiten, von denen nur wenige wie- wie kaum ein anderer Autor auf eine beein- derholt werden (vgl. Kuhn, Minnesangs Wende, druckende Vielzahl von unterschiedlichsten Quel- S. 136, 140). In geblumter¨ Rede werden Gottva- len der volkssprachlichen und lat. Literatur. Auf ter, Christus und Maria gelobt. Traditionelle Mo- → Gottfried von Straßburg berief er sich als sein tive und Metaphern werden aneinandergereiht, in herausragendstes Vorbild, imitierte ihn aber keines- oft uberrraschender¨ Weise zusammengestellt oder wegs bloß, wie die altere¨ Forschung mit dem Eti- mit hochst¨ ungewohnlichen¨ Bildern verknupft.¨ So kett des Epigonen suggerierte (Essen, Hoffmann), etwa, wenn Gottes «majestat»ˆ als «knopf» und «ge- sondern arbeitete sich an dessen Poesie ab und flohten zopf» vorgestellt und mit des Menschen entwickelte ganz eigenstandige¨ poetische Techni- «herzen kopf» und «grawenˆ schopf» verbunden wird ken sowie einen unabhangigen¨ Stil. K. reflektierte (1.9–15), oder es werden unerwartete Bildbruche¨ seine poetischen Voraussetzungen und Anspruche¨ erzeugt, wenn etwa «insigel» auf «igel» und «ti- in poetologischen Exkursen, entfaltete damit ein gel» (1.54–58) oder «crucifixen»ˆ auf «wazzerni- zuvor so noch nicht beschriebenes Selbstverstand-¨ xen» reimt (1.129–131) (vgl. Kobele).¨ Der inhaltli- nis des volkssprachlichen Dichters und der poeti- che Aufbau entspricht dagegen anderen religiosen¨ schen Kunst als solche. → Heinrich von Meißen Leichs, wie denjenigen → Walther s von der Vo- (Frauenlob) beklagt deshalb in einem Nachruf: gelweide, → Reinmars von Zweter und Hermann «Ach, kunst ist tot! nu klage, armonie [...] ich Damens, mit einem einleitenden Teil uber¨ die Tri- meine Conrat, den helt von Wirzeburc» (Stack- nitat,¨ einem Hauptteil, der sich Maria und Christus mann/Bertau VIII, 26, V. 15–21). Historische Fak- widmet und einem Schlussgebet. ten zu seiner Person liefern etwa die Colmarer An- K. nennt seinen Minneleich (Nr. 2) selbst einen nalen, die seinen Tod fur¨ das Jahr 1287 verzeichnen, «tanz» (2.135). Er ist formal deutlich strukturiert in und ein Basler Urkundenbuch, das uber¨ den Be- zwei Großstrophen bestehend aus drei Teilen mit sitz eines Hauses Auskunft gibt. Sein Geburtsjahr jeweils funf¨ sich wiederholenden paarigen Versi- sollte um das Jahr 1230 gelegen haben. Nachrich- keln der Form AB (V. 1–14), AABB (V. 15–38), ten uber¨ seine Auftraggeber und damit auch uber¨ AABB (V. 39–66), CADE (V. 67–98), DADE die sozialen, politischen und geographischen Kon- (V. 99–126), DA (V. 127–138) (vgl. Kuhn, Min- texte seines dichterischen Schaffens liefert K. selbst nesangs Wende, S. 123 f., 141). Die formalen Ein- in seinen Werken. Der fruheste¨ datierbare Text,das heiten entsprechen einer thematischen Gliederung Tu r n i e r vo n N an te s , ist im Umkreis der Grafen von in 1. eine Klage der Verderbnis der gegenwartigen¨ Kleve entstanden (Schroder,¨ Stud.). Der nur we- Welt, in der die «suoze» der Liebe, wie zwischen nig spater¨ verfasste Schwanritter istlautWeidenkopf Riwalin und Blanscheflur vergessen ist, Mars und und Ruf mit den Grafen von Rieneck im Spessart Discordia das Land verhehren, wahrend¨ Venus ein- zu assoziieren. Partonopier und Meliur dichtete er fur¨ geschlafen und Amor verjagt wurden, 2. Mars und den Basler Patrizier Peter Schaler, den Trojanerkr ieg Venus aufgerufen werden den leidigen Zustand zu fur¨ den Basler Domherrn Dietrich an dem Orte beenden und sich gegen die Gewaltherrschaft zur (de Fine), Heinrich von Kempten fur¨ den Straßburger Wehr zu setzen und die Liebe in den Menschen Domherrn Berthold von Tiersberg. Seine Gonner¨ neu zu entzunden.¨ Am Schluss wird den Minne- und Auftraggeber gehoren¨ demnach vor allem der damen so der Trost in Aussicht gestellt. Am Ende stadtischen¨ politischen und wirtschaftlichen Ober- steht die Verfassersignatur «disen tanz hatˆ iu gesun- schicht an. K. selbst ist wahrscheinlich wohlhabend gen Cuonze daˆ von Wirzeburc» (V. 135 f.). Glier gewesen, war verheiratet und hatte zwei Tochter.¨ (S. 169, 171) zeigt Parallelen zu des → Strickers Zahlreiche Dichter nehmen meist lobend, biswei- Frauenehre, → Ulrichs von Liechtenstein Frauenbuch len aber auch kritisch auf K. Bezug, darunter und einer Reihe von Minnereden auf. → Hermann Damen, → Rumeland von Sachsen, 2. Minnelieder: VonK.v.W.sind23Minnelie- → Boppe und → Heinrich von Mugeln.¨ Den Mei- der uberliefert.¨ Signifikant ist das haufig¨ dreistro- stersingern galt er als einer der Zwolf¨ alten Meister. phige Lied und der Natureingang, der bisweilen 1. Leichs: Der religiose¨ Leich (Nr. 1) bietet aus dem Minnelied mit Natureingang geradezu ein nicht eigentlich einen formal strukturell zusam- Naturlied mit Minnethematik werden lasst.¨ Nr. 3, menhangenden¨ Text, sondern ist zusammengesetzt 4, 7, 9, 11, 16, 20, 22, 29 sind Sommerlieder, funf¨

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Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 28.01.18 18:17 2. H¨alfte 13. Jh. Konrad von W¨urzburg davon haben einen Refrain, Nr. 5, 6, 8, 10, 12, 13, ruhrender¨ Reim, Schuttelreim,¨ Mittenreim, schla- 17, 21, 26 und 27 sind Winterlieder, Nr. 14 und gender Reim, uberschlagender¨ Reim, ubergehen-¨ 15 sind Tagelieder, Nr. 30 muss eher als einstrophi- der Reim usw. In Lied 30 ist sogar jedes Wort ger Tageliedspruch bezeichnet werden, da er die ein Reimwort, markante Schlusselworte¨ der Lied- Tageliedsituation reflektiert anstatt entfaltet. Nur aussage, wie «wˆıp», «walt», «kalt», «triuten» oder Nr. 22, 26 und 28 sind zweistrophig, mehrheitlich «ich» und «du» mit Ableitungen stehen an signifi- handelt es sich um einen dreistolligen Strophenauf- kanten metrischen Positionen. Allgemeinheit der bau. Einzig Nr. 28 ist ohne Natureingang und nur Aussage und Reimartistik konnen¨ in einen funkti- zweistrophig tradiert, so dass man man mit einer onsaquivalenten¨ Zusammenhang gesehen werden, unvollstandigen¨ Uberlieferung¨ rechnet. Die Ob- da Koharenzstiftung¨ vielmehr auf der Ebene der jektivierung der Sprechhaltung durch den Wegfall Kombination aus dem in der Tradition an Struk- des grammatischen Ich ist in fast allen von K.s Min- tur-, Inhalts- und Motivelementen Vorhandenem neliedern gegeben. Damit geht eine Generalisie- stattfindet, die ein «fest geknupfte[s]¨ Netz der se- rung der Darstellung der Liebesempfindungen auf mantischen Bezuge¨ [erzeugt], das die zentralen Ka- geradezu trivialem Niveau einher, welche aus den tegorien der hohen Minne sprachlich neu insze- konventionellen Motiven der Gattung entwickelt niert» (Hubner,¨ S. 81). wird. Inhaltliche wie motivische Konventionalitat¨ 3. Sangspruche:¨ K.s Sangspruch-Œuvre umfasst und/oder Allgemeinheit der Aussage sind daher 46 Strophen in sieben Tonen(Nr.18=4Str.,19=¨ besonderes Kennzeichen von K.s Minnelyrik. Das 4 Str., 23 = 3 Str., 24 = 2 Str., 25 = 6 Str. [Aspiston], Formulierungsinventar zeigt sich gar so verfestigt, Nr.31=7Str.[Morgenweise],32=23Str.[Hof- → das intertextuelle Verknupfungen¨ innerhalb des ei- ton]), die allesamt in der Großen Heidelberger Lie- genen Liedkorpus, wie die stetig wiederholte in- derhandschrift uberliefert¨ sind, teilweise außerdem in der → Jenaer (Nr. 25 und 32) und → Kolmarer Lie- haltliche Dreigliedrigkeit aus Natureingang, Lie- derhandschrift (Nr. 31) tradiert werden (zur Uberlie-¨ bescharakterisierung und Frauenpreis charakteri- ferung und den unechten Strophen vgl. ausfuhrlich¨ stisch sind. Nicht nur beginnen allein sieben Lie- Schroder,¨ Ausgabe, S. VIII ff., Mayer und sowie zu der mit der «jarlanc»-Formel,ˆ sondern gewisse den Melodien Brunner, Repertorium). Die The- Schlag- oder Reizworte aus dem Bereich hofi-¨ men von K.s Spruchen¨ sind vor allem konzentriert scher Minneethik werden zu «lexikalische[n] und auf allgemeine Fragen im Kontext der adlig-hofi-¨ motivische[m] Ketten» vernetzt, wodurch «zusatz- ¨ schen Lebenswelt, wie Tugend- und Herrenlehre, liche Oberflachenkoh¨ asion»¨ erzeugt wird (Hubner,¨ Fragen zur Adels- und Minneethik, Verurteilung S. 69). Die Allgemeinheit des Redegestus ist in von Geiz und Schmeichlerei. Geistliche Themen, der Forschung sehr unterschiedlich beurteilt wor- wie zu Christus und Maria, der Trinitat,¨ der Eucha- den. Die Objektivierung des Liebeskonzepts aus- ristie, sind eher unterprasent¨ (32.1, 16, 31, 46, 256, gelost¨ durch den Wegfall des grammatischen Ich 346). Das gleiche gilt fur¨ politische Themen, wel- in fast allen von K.s Minneliedern fuhre¨ in der che fur¨ die Gattung des Sangspruchs und bei den Auffuhrung¨ zur radikalen Subjektivierung (Meyer), meisten anderen Autoren typisch waren. Hierzu oder lasse im Gegenteil gerade kein fiktives Rol- zahlen¨ einzig zwei Strophen zu Rudolf von Habs- lenspiel des hohen Sangs mehr erkennen, unter- burg und Konrad von Lichtenberg (vgl. Muller,¨ binde vielmehr vollig¨ die «Teilhabe durch Identi- S. 146 f.). Eine Praferenz¨ kommt nicht ganz uber-¨ fikation» (Worstbrock, S. 195; vgl. auch Stridde). raschend hingegen dem Thema Kunst zu, in vier Die Schwierigkeiten der Interpretation der offen- Spruchen¨ (32.166, 181, 186, 301) wird das Dich- sichtlichen Eigenarten von K.s Minnelyrik recht- ten und Singen allgemein gelobt, aber auch Dich- fertigt dem Typus des ‹allgemeinen Minnelieds› terkollegen der Hochstaplerei bezichtigt. Rezipiert den Status eines «eigene[n] Genre[s] des Minne- wurden K.s Tone¨ (inbesondere Hofton, Morgen- sangs» zuzusprechen (Hubner,¨ S. 65). Die Lieder weise und Aspiston) vor allem von den Meistersin- 30 (ein Tageliedspruch), 13 und 26, die Hubner¨ gern, so bis ins 17. Jh. tradiert und fur¨ Neudich- als Minnekanzonen identifiziert hat, sind im Ver- tungen benutzt (vgl. Brunner, Die Alten Meister). gleich zu den allgemeinen Minneliedern vollkom- Uberlieferung:¨ Heidelberg, UB, Cpg 848, men uberkodierte¨ Reimkunststucke,¨ in denen so 383r–391ra (Perg., um 1300, Nachtrag 14. Jh., ale- gut wie alles vorkommt, was das ma. Reiminventar mannisch = Große Heidelberger [Manessische] Lie- zu bieten hat: grammatischer Reim, Binnenreim, derhs. [C]). – Nr. 25, 31, 32: Jena, ULB, Ms. El.

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Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 28.01.18 18:17 Konrad von W¨urzburg 2. H¨alfte 13. Jh. f. 101, 101rb–102vb (Perg., um 1330, mitteldt./nd. Manfred Brauneck: Die Lieder K.s v. W. Mun-¨ = Jenaer Liederhs. [J]). – Nr. 21,3: Leipzig, UB, Rep. chen 1964. – Helmut Tervooren: Einzelstrophe II. 70a, Sigle n, fol. 91–96 (Perg., Ende 14. Jh., oder Strophenbildung. Bonn 1967. – Kuhn: Min- ripuarisch = Niederrheinische Liederhs.). – Nr. 21: nesangs Wende. 2., verm. Aufl. (Hermaea NF 1). Bern, Burgerbibl., Cod. 260 (Perg., Mitte 14. Jh., Tubingen¨ 1967, S. 123 f. – Ingeborg Glier: Der Straßburg [p]). – Nr. 25, 31: Munchen,¨ BSB, Cgm. Minneleich im spaten¨ 13. Jh. In: Werk – Typ – Si- 4997 (Pap., um 1460, mit Singweisen zu 25, = Kol- tuation. FS Hugo Kuhn. Hg. v. ders. Stuttgart 1969, marer Liederhs. [k]). – Nr. 32: Basel, UB, N I 6 S. 161–183. – Eberhard Lammert:¨ Reimsprecher- Nr. 50 (Perg., Ende 13. Jh., spat.¨ 1300, ostaleman- kunst im SpatMA.¨ Eine Unters. der Teichnerreden. nisch) (vgl. Steinmann, mit Abdruck). Stuttgart 1970. – Eva Schumann: Stilwandel und Ausgaben: Minnesinger. Dt. Liederdichter des Gestaltveranderung¨ im Meistersang. Vergleichende zwolften,¨ dreizehnten und vierzehnten Jh. Aus al- Unters. zur Musik der Meistersinger (Gottinger¨ len bekannten Hss. und fruheren¨ Drucken ge- musikwissenschaftliche Arbeiten 3). Kassel 1972. – sammelt und berichtigt [...] v. Friedrich Hein- Volker Mertens: Ein neumiertes Minnelied des rich von der Hagen. Erster Theil: Manessische 14. Jh. aus Kremsmunster.¨ In: Beitr. zur weltli- Sammlung aus der Pariser Urschrift. Leipzig 1838, chen und geistlichen Lyrik des 13. bis 15. Jh. S. 310–335. – Karl Bartsch: K.s v. W. Partonopier Hg. v. Kurt Ruh/Werner Schroder.¨ Berlin 1973, und Meliur. Aus dem Nachlasse von Franz Pfeiffer S. 68–83. – Burghart Wachinger: Sangerkrieg.¨ Un- und Franz Roth. Wien 1871, S. 343–402. – Edward ters. zur Spruchdichtung des 13. Jh. (MTU 42). Schroder:¨ Kleinere Dichtungen K.s v. W. Bd. 3: Munchen¨ 1973. – Gunter¨ Mayer: Probleme der Die Klage der Kunst. Unveranderter¨ Nachdr. mit Sangspruchuberl.¨ Beobachtungen zur Rezeption Nachwort v. Ludwig Wolff. Berlin 1926. – Wer- K.sv.W.imSpatMA.¨ Munchen¨ 1974. – Herta- ner Hover/Eva¨ Kiepe (Hgg.): Epochen der dt. Ly- Elisabeth Renk: Der Manessekreis, seine Dichter rik. Bd. 1: Gedichte von den Anfangen¨ bis 1300. und die Manessische Hs. (Stud. zur Poetik und Munchen¨ 1978, S. 356–368 (mit Ubersetzungen).¨ – Gesch. der Lit. 33). Stuttgart 1974. – Ulrich Muller:¨ Georg Holz/FranzSaran/Eduard Bernoulli: Die Je- Unters. zur politischen Lyrik des dt. MA (GAG naer Liederhs. 2 Bde. Leipzig 1901, Nr. XXVI. – 55/56). Goppingen¨ 1974, S. 146. – Erich Klein- Paul Runge (Hg.): Die Sangesweisen der Colma- schmidt: Herrscherdarstellung (Bibliotheca Ger- rer Hs. und die Liederhs. Donaueschingen. Leipzig manica 17). Bern/Munchen¨ 1974, S. 142–144. – 1896, Nr. 70, 71, 74. – Ronald Jack Taylor: The Burghart Wachinger: Zur Rezeption Gottfrieds art of the Minnesinger. 2 Bde. Cardiff 1968, Bd. 1, vonStraßburgim13.Jh.In:Dt.Lit.desspaten¨ MA. S. 34–38, 115–117, Bd. 2, S. 54–60, 176–179. – Hg. v. Wolfgang Harms/L. Peter Johnson. Berlin Horst Brunner (Hg.): Die Tone¨ der Meistersinger. 1975, S. 56–82. – Horst Brunner: Die alten Meis- Die Hss. der Stadtbibl. Nurnberg¨ Will III. 792, 793, ter. Stud. zu Uberl.¨ und Rezeption der mhd. Sang- 794, 795, 796. Goppingen¨ 1980, S. 28. – Burghart spruchdichter im SpatMA¨ und in der fruhen¨ Neu- Wachinger (Hg.): Dt. Lyrik des spaten¨ MA (BdK zeit (MTU 54). Munchen¨ 1975. – Inge Leipold: 191/BMA 22). Frankfurt/M. 2006, S. 258–283. Die Auftraggeber und Gonner¨ K.s v. W. (GAG Literatur: Wolfgang Golther, ADB 44 (1898) 176). Goppingen¨ 1976. – Thomas Cramer: Minne- S. 356–363. – Wolfgang Walliczek, NDB 12 (1980) sang in der Stadt. Uberlegungen¨ zur Lyrik K.s v. W. Sp. 554–557. – Horst Brunner, VL2 5 (1985) In: Lit., Publikum, hist. Kontext. Hg. v. Joachim Sp. 272–304. – RSM. – De Boor/Newald 2 Bumke u. a. Bern u. a. 1977, S. 91–108. – Peter (111991) bes. S. 314–316. – H. Brunner, Killy2 6 Ganz: ‹Nur eine schone¨ Kunstfigur›. Zur Goldenen (2009) S. 634–636. – Alwin Wode: Anordnung und Schmiede K.s v. W.In: GRM 60 (1979) S. 27–45. – Zeitfolge der Lieder, Spruche¨ und Leiche K.s v. W. UrsulaPeters:Lit.inderStadt.Stud.zudenso- Marburg 1902. – Edward Schroder:¨ Stud. zu K. zialen Voraussetzungen und kulturellen Organisati- v. W. In: Gottingische¨ gelehrte Nachrichten 1912, onsformen stadtischer¨ Lit. im 13. und 14. Jh. (Stud. S. 1–47 (I–III); 1917, S. 96–129 (IV–V). – Erika Es- und Texte zur Sozialgesch. der Lit. 7). Tubingen¨ sen: Die Lyrik K.s v. W.Marburg 1937. – Karl Ber- 1983. – RudigerBrandt:K.v.W.(Ertr¨ age¨ der tau: Uber¨ Themenanordnung und Bildung inhaltli- Forschung 249). Darmstadt 1987, S. 81–91. – H. cher Zusammenhange¨ in der religiosen¨ Leichdich- Brunner: K. in Wurzburg¨ und am Niederrhein. tung des 13. Jh. In: ZfdPh 76 (1957) S.129–149. – In: Das ritterliche Basel. Zum 700. Todestag K.s v.

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Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 28.01.18 18:17 2. H¨alfte 13. Jh. Meister Singauf

W.Hg. v. Christian Schmid-Cadalbert. Basel 1987, bis zum 16. Jh. Munster¨ u. a. 2005, S. 89–110. – S. 20–22. – U. Peters: Lit. in der Stadt. Stud. zu den Wachinger, Ausg., Komm., S. 762–775. – Ma- sozialen Voraussetzungen und kulturellen Organi- nuel Braun: Spiel – Kunst – Autonomie. Min- sationsformen stadtischer¨ Lit. im 13. und 14. Jh. nesang jenseits der Pragma-Paradigmen. Habil.- Tubingen¨ 1983. – Martin Steinmann: Das Basler Schr. masch. Munchen¨ 2007, S. 320–322. – Gerd Fragm. einer Rolle mit mhd. Spruchdichtung. In: Hubner:¨ im 13. Jh. Eine Einf. Tubin-¨ ZfdA 117 (1988) S. 296–310. – Werner Hoffmann: gen 2008, S. 132–145. – Susanne Kobele:¨ Zwi- Minnesang in der Stadt. In: Mediaevistik 2 (1989) schen Klang und Sinn. Das Gottfried-Idiom K.s v. S. 185–202. – Burghart Wachinger: Die Welt, die W. ‹Goldene Schmiede› (mit einer Anm. zur para- Minne und das Ich. Drei spatma.¨ Lieder. In: Ent- doxenDynamikvonAlteritatssch¨ uben).¨ In: Alte- zauberung der Welt. Dt. Lit. 1200–1500. Hg. v. ritat¨ als Leitkonzept fur¨ hist. Interpretieren. Hg. v. James F. Poag/Thomas C. Fox. Tubingen¨ 1989, Anja Becker/Jan Mohr. Berlin 2012, S. 303–333. – S. 107–118. – Sabine Obermaier: Von Nachtigal- Christine Stridde: Innovativer Formalismus und len und Handwerkern. ‹Dichtung uber¨ Dichtung› Konkretheit des Symbolischen. K.s v. W. poeto- in Minnesang und Sangspruchdichtung (Hermaea logisches Programm. In: Alles anders? Alteritat¨ in 75). Tubingen¨ 1995, S. 219–222. – Margreth Egidi: der Mediavistik¨ – Probleme und Alternativen. Hg. Textuelle Verfahrensweisen in Minnespruchstro- v. Manuel Braun. Gottingen¨ 2012. phen von Reinmar von Zweter bis Frauenlob. In: Siehe auch den Artikel in Band 5. CS GRM NF 48 (1998) S. 405–433, bes. S. 419–423. – H. Brunner: Die SpruchtoneK.sv.W.Bemer-¨ kungen zur Form und zur forschungsgeschichtli- Meister Singauf (Singuf). – Sangspruchdichter, chen Stellung. In: Rollwagenbuchlein. FS Walter zweite Halfte¨ 13. Jh. ¨ ¨ → Roll.¨ Hg. v. Jurgen¨ Jaehrling/Uwe Meves/Erika Die Jenaer Liederhandschrift (J) uberliefert¨ un- Timm. Tubingen¨ 2002, S. 95–106. – Alfred Rit- ter dem Namen S.s sechs Strophen eines Tons. Die scher: Lit. und Politik im Umkreis der ersten Habs- Strophen sind Kanzonen mit 13 vierhebigen Versen burger. Dichtung, Historiographie und Briefe am und siebenversigem Abgesang. Die sechste Strophe → Oberrhein. Frankfurt/M. 1992. – Gert Hubner:¨ gehort¨ Rumelant (von Sachsen), die Verfasser- Ver s uch uber¨ K. v. W. als Minnelyriker. In: Arti- schaft der funften¨ ist unklar. Biographische Kennt- bus. Kulturwiss. und dt. Philologie des MA und nisse zur Person des Dichters, die sich hinter dem der fruhen¨ Neuzeit. FS Dieter Wuttke. Hg. v. Ste- sprechenden Namen verbirgt, gibt es nicht. phan Fussel¨ u. a. Wiesbaden 1994, S. 63–94. – Franz Strophe 1 ist eine Waffen- und Kleiderallegorie. Josef Worstbrock: Lied VI des Wilden Alexander. Diese fordert von den Rittern neben den stan- Uberl.,¨ Interpretation und Literarhistorie. In: PBB desgemaßen¨ Tugenden auch die christlichen Tu- 118 (1996) S. 183–204. – Heinz Thomas: K. v. W. genden «vride» und «diemuotikeit» ein. Die zweite und die Habsburger. In: DA 52 (1996) S. 509–545. – Strophe beklagt aus der Sicht des fahrenden Be- Thomas Cramer: Waz hilfet aneˆ sinne kunst? Lyrik rufssangers¨ den Verlust eines Gonners¨ und erwei- im 13. Jh. Stud. zu ihrer Asthetik.¨ Berlin 1998. – tert diese Klage zu einer allgemeinen Kritik an un- Matthias Meyer: ‹Objektivierung als Subjektivie- freigiebigen «herren». Die Strophen 3 und 4 sind rung›. Zum Sanger¨ im spaten¨ Minnesang. In: Au- Ratselstrophen.¨ Die Einleitung zur dritten Stro- tor und Autorschaft im MA. Kolloquium Meißen phe verkundet¨ selbstbewusst, dass insgesamt vier 1995. Hg. v. Elizabeth Andersen. Tubingen¨ 1998, Meister zur Losung¨ des Ratsels¨ notig¨ seien. Diesen S. 185–199. – Manfred Kern: Von Parisjungern¨ Ratselspr¨ uchen¨ folgen im Codex nun zwei weitere und neuen Helenen. Anm. zur antiken Mytho- Strophen, die am Rand von alter Hand «rvmelant» logie im Minnesang. In: Neophilologus 83 (1999) zugewiesen werden (RSM: 1Rum/11/1–2). Nun S. 577–599. – M. Egidi: Hofische¨ Liebe. Entwurfe¨ bietet J auch an anderer Stelle Texte anderer Ver- der Sangspruchdichtung. Literarische Verfahrens- fasser in den Autorencorpora auf, da sich die Cor- weisen von Reinmar von Zweter bis Frauenlob. pora hier bereits den Toncorpora der spateren¨ mei- Heidelberg 2002. – Christoph Huber: Wege aus sterlichen Sammlungen annahern¨ (vgl. → Stolle, der Liebesparadoxie. Zum Minnesang Heinrichs → Hardegger).Zudem wird in Strophe 6 der Dich- von Mugeln¨ im Blick auf K. v. W. In: Gattun- ter S. direkt angesprochen, so dass man hier von gen und Formen des europaischen¨ Liedes vom 14. einer typischen Gegenstrophe sprechen kann. Und

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