Der Minnesänger L. Ein Sohn Unserer

Der Minnesänger L. Ein Sohn Unserer

Zurich Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch Year: 2012 Konrad von Würzburg Stridde, Christine DOI: https://doi.org/10.1515/9783598441424.176 Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-147068 Book Section Published Version Originally published at: Stridde, Christine (2012). Konrad von Würzburg. In: Achnitz, Wolfgang. Lyrik und Dramatik. Berlin: De Gruyter, 452-460. DOI: https://doi.org/10.1515/9783598441424.176 2. H¨alfte 13. Jh. Gunther ¨ von dem Forste (62001) S. 278 f. (Tf. 136). – Erwin Buhl: Der Ausgaben: HMS 2 (1838) S. 164–168 (Text); Minnesanger¨ L. Ein Sohn unserer Heimat. Litschau 4 (1838) 477 f. (Komm.). – Kraus LD 1 (21978) 1990. – Margreth Egidi: Hofische¨ Liebe. Entwurfe¨ S. 131–140 (Nr. 17); 2 (21978) S. 167–173 der Sangspruchdichtung. Literarische Verfahrens- (Komm.). – Helmut de Boor (Hg.): MA. Texteund weisen v. Reinmar v. Zweter bis Frauenlob. Hei- Zeugnisse. 2. Teilbd. (Die Dt. Lit. Texteund Zeug- delberg 2002, S. 156–158 u. o.¨ – Collmann-Weiß nisse. I/2). Munchen¨ 1965 (Nachdr. ebd. 2001) 2005 (s. Ausg.). – Frieder Schanze: Scharfe Schelte. S. 1640 f., 1694–97. – Die Große Heidelberger Drei unedierte Strophen im Ehrenton Reinmars v. Liederhs. (Codex Manesse). In getreuem Textab- Zweter. In: Dichtung und Didaxe. Lehrhaftes Spre- druck hg. v. Fridrich Pfaff [1909]. 2., verb. und chen in der dt. Lit. Hg. v. Henrike Lahnemann/¨ erg. Aufl. bearb. v. Hellmut Salowsky. Heidelberg Sandra Linden. Berlin u. a. 2009, S. 107–116. 1984, Sp. 1014–1020 (Nr. lxxxxi). – Tagelieder MM des dt. MA. Mhd./Nhd. Ausgewahlt,¨ ubers.¨ und komm. v. Martina Backes (RUB 8831). Stuttgart G¨unther von dem Forste. –Mhd.Lyriker, 2003, S. 134–147 (Nr. XVII), 261–263 (Komm.). 13. Jh. Literatur: Richard M. Meyer, ADB 40 (1896) G. ist urkundlich nicht bezeugt. Eine regio- S. 311 f. – Ehrismann 2.2.2 (1935) S. 270. – De 5 nale oder standische¨ Einordnung ist daher nicht Boor/Newald 3/1 ( 1997) S. 284, 301. – Gunther¨ 2 moglich. Ungewiss ist auch die Datierung der un- Schweikle, VL 3 (1981) Sp. 313–315. – Chris- ¨ 2 ter seinem Namen in beiden → Heidelberger Hand- tian Kiening/Red., Killy 4 (2009) S. 502. – Fried- schriften (A und C) uberlieferten¨ sechs Lieder. rich Grimme: Die Anordnung der großen Hei- G.s Tagelied (V) ist mit 23 Strophen das langste¨ delberger Liederhs. In: Neue Heidelberger Jbb. 4 der mhd. Literatur. Erst nach der gattungsuntypi- (1894) S. 53–90. – Richard Moritz Meyer: Alte dt. schen Einbeziehung des Publikums und der Schil- Volksliedchen. In: ZfdA 29 (1885) S. 121–236. – derung der Vorgeschichte (eines vereitelten Tref- Kurt Halbach: Walther von der Vogelweide und die fens) beginnt das eigentliche Tageliedgeschehen Dichter von Minnesangs Fruhling¨ (Tubinger¨ ger- (ohne Wachter),¨ das bei sparsamer Verwendung manistische Arbeiten 3). Stuttgart 1927, S. 97–99. – tageliedtypischer Elemente durch den dreizeiligen Eckart Pastor: Une aube allemande du debut´ du XIVe siecle: G. v. d. F. In: Le Moyen Age 93 (1987) Refrain («ez nahetˆ deme tage») gegenwartig¨ bleibt. ` S. 373–407. – Codex Manesse. Die Miniaturen Im Dialog zwischen Ritter und Dame (in belehren- der Großen Heidelberger Liederhs. Hg. und erl. der Rolle) wird die Bedeutung von «minne» und v. Ingo F.Walther unter Mitarbeit v. Gisela Siebert. «maze» thematisiert. Frankfurt/M. 1988 (62001) S. 216 f. (Tf. 106). – In einem dreistrophigen Frauenpreis (Lied IV) Franz-Josef Holznagel: Wege in die Schriftlichkeit. werden in nur einem Reimpaar ruhmende¨ At- Unters. und Materialien zur Uberl.¨ der mhd. Ly- tribute aneinandergereiht; ein vierzeiliger Refrain rik (Bibliotheca Germanica 32). Tubingen/Basel¨ wiederholt die Begriffe «vroude»,¨ «sælde» und 1995, Reg. – Andre´ Schnyder: Das Tagelied G.s v. «wunne». Schlicht und konventionell dagegen sind d. F. Ein parodistisches Kunstwerk. In: JOWG 10 zwei an → Reinmar und → Walther von der Vo- (1998), S. 327–339. BJ gelweide erinnernde Minneklagen (I, II) und ein Minnepreis (III). Erhalten ist auch ein Traumlied Konrad von W¨urzburg. – Autor des 13. Jh. (IV). Als einer der produktivsten Autoren seiner Zeit Uberlieferung:¨ Heidelberg, UB, Cpg 357 (Hei- verfasste K. v. W. neben mehr oder weniger um- v v delberger Liederhs. A), 34 –35 (Nr. XXVI, 40 Str.). fangreichen epischen Werken der Gattung hofi-¨ Uberschrift:¨ «Gvnther uz dem Vorste». – Ebd., Cpg scher Roman, Versnovelle bzw. Mare,¨ Heiligenle- 848 (Heidelberger Liederhs. C, in der 29. Lage als gende, allegorische Dichtungen und Reimpaarrede Nr. 91 [recte 107]), 314v (Miniatur), 315r–316r (40 eine ganze Reihe lyrischer bzw. sangbarer Dich- Str.). Die Miniatur zeigt ein rastendes Paar in ei- tungen: Sangspruche,¨ Minnelieder, einen Min- nem stilisierten Waldstuck,¨ mit zwei Pferden auf neleich und einen religiosen¨ Leich. K. war Be- der rechten Seite; der Sanger¨ uberreicht¨ der Dame rufsdichter mit umfassender lat. Bildung in un- eine Trinkflasche. Uberschrift:¨ «Her Gvnther von terschiedlichen Wissensgebieten; Franzosisch¨ be- dem Vorste», Textvorschrift: «Gvnther von dem herrschte er ebenfalls. VonZeitgenossen und Dich- vorste». tern der nachfolgenden Generation als «meister» 451 452 Bereitgestellt von | UZH Hauptbibliothek / Zentralbibliothek Zürich Angemeldet Heruntergeladen am | 28.01.18 18:17 Konrad von W¨urzburg 2. H¨alfte 13. Jh. bezeichnet, war er zudem ein ausgezeichneter Ken- aus paarigen Versikeln mit unterschiedlichen me- ner der literarischen Tradition und berief sich trischen Einheiten, von denen nur wenige wie- wie kaum ein anderer Autor auf eine beein- derholt werden (vgl. Kuhn, Minnesangs Wende, druckende Vielzahl von unterschiedlichsten Quel- S. 136, 140). In geblumter¨ Rede werden Gottva- len der volkssprachlichen und lat. Literatur. Auf ter, Christus und Maria gelobt. Traditionelle Mo- → Gottfried von Straßburg berief er sich als sein tive und Metaphern werden aneinandergereiht, in herausragendstes Vorbild, imitierte ihn aber keines- oft uberrraschender¨ Weise zusammengestellt oder wegs bloß, wie die altere¨ Forschung mit dem Eti- mit hochst¨ ungewohnlichen¨ Bildern verknupft.¨ So kett des Epigonen suggerierte (Essen, Hoffmann), etwa, wenn Gottes «majestat»ˆ als «knopf» und «ge- sondern arbeitete sich an dessen Poesie ab und flohten zopf» vorgestellt und mit des Menschen entwickelte ganz eigenstandige¨ poetische Techni- «herzen kopf» und «grawenˆ schopf» verbunden wird ken sowie einen unabhangigen¨ Stil. K. reflektierte (1.9–15), oder es werden unerwartete Bildbruche¨ seine poetischen Voraussetzungen und Anspruche¨ erzeugt, wenn etwa «insigel» auf «igel» und «ti- in poetologischen Exkursen, entfaltete damit ein gel» (1.54–58) oder «crucifixen»ˆ auf «wazzerni- zuvor so noch nicht beschriebenes Selbstverstand-¨ xen» reimt (1.129–131) (vgl. Kobele).¨ Der inhaltli- nis des volkssprachlichen Dichters und der poeti- che Aufbau entspricht dagegen anderen religiosen¨ schen Kunst als solche. → Heinrich von Meißen Leichs, wie denjenigen → Walther s von der Vo- (Frauenlob) beklagt deshalb in einem Nachruf: gelweide, → Reinmars von Zweter und Hermann «Ach, kunst ist tot! nu klage, armonie [...] ich Damens, mit einem einleitenden Teil uber¨ die Tri- meine Conrat, den helt von Wirzeburc» (Stack- nitat,¨ einem Hauptteil, der sich Maria und Christus mann/Bertau VIII, 26, V. 15–21). Historische Fak- widmet und einem Schlussgebet. ten zu seiner Person liefern etwa die Colmarer An- K. nennt seinen Minneleich (Nr. 2) selbst einen nalen, die seinen Tod fur¨ das Jahr 1287 verzeichnen, «tanz» (2.135). Er ist formal deutlich strukturiert in und ein Basler Urkundenbuch, das uber¨ den Be- zwei Großstrophen bestehend aus drei Teilen mit sitz eines Hauses Auskunft gibt. Sein Geburtsjahr jeweils funf¨ sich wiederholenden paarigen Versi- sollte um das Jahr 1230 gelegen haben. Nachrich- keln der Form AB (V. 1–14), AABB (V. 15–38), ten uber¨ seine Auftraggeber und damit auch uber¨ AABB (V. 39–66), CADE (V. 67–98), DADE die sozialen, politischen und geographischen Kon- (V. 99–126), DA (V. 127–138) (vgl. Kuhn, Min- texte seines dichterischen Schaffens liefert K. selbst nesangs Wende, S. 123 f., 141). Die formalen Ein- in seinen Werken. Der fruheste¨ datierbare Text,das heiten entsprechen einer thematischen Gliederung Tu r n i e r vo n N an te s , ist im Umkreis der Grafen von in 1. eine Klage der Verderbnis der gegenwartigen¨ Kleve entstanden (Schroder,¨ Stud.). Der nur we- Welt, in der die «suoze» der Liebe, wie zwischen nig spater¨ verfasste Schwanritter istlautWeidenkopf Riwalin und Blanscheflur vergessen ist, Mars und und Ruf mit den Grafen von Rieneck im Spessart Discordia das Land verhehren, wahrend¨ Venus ein- zu assoziieren. Partonopier und Meliur dichtete er fur¨ geschlafen und Amor verjagt wurden, 2. Mars und den Basler Patrizier Peter Schaler, den Trojanerkr ieg Venus aufgerufen werden den leidigen Zustand zu fur¨ den Basler Domherrn Dietrich an dem Orte beenden und sich gegen die Gewaltherrschaft zur (de Fine), Heinrich von Kempten fur¨ den Straßburger Wehr zu setzen und die Liebe in den Menschen Domherrn Berthold von Tiersberg. Seine Gonner¨ neu zu entzunden.¨ Am Schluss wird den Minne- und Auftraggeber gehoren¨ demnach vor allem der damen so der Trost in Aussicht gestellt. Am Ende stadtischen¨ politischen und wirtschaftlichen Ober- steht die Verfassersignatur «disen tanz hatˆ iu gesun- schicht an. K. selbst ist wahrscheinlich wohlhabend gen Cuonze daˆ von Wirzeburc» (V. 135 f.). Glier gewesen, war verheiratet und hatte zwei Tochter.¨ (S. 169,

View Full Text

Details

  • File Type
    pdf
  • Upload Time
    -
  • Content Languages
    English
  • Upload User
    Anonymous/Not logged-in
  • File Pages
    6 Page
  • File Size
    -

Download

Channel Download Status
Express Download Enable

Copyright

We respect the copyrights and intellectual property rights of all users. All uploaded documents are either original works of the uploader or authorized works of the rightful owners.

  • Not to be reproduced or distributed without explicit permission.
  • Not used for commercial purposes outside of approved use cases.
  • Not used to infringe on the rights of the original creators.
  • If you believe any content infringes your copyright, please contact us immediately.

Support

For help with questions, suggestions, or problems, please contact us