III VORWORT

Das Concert für Violine und Violoncell mit ses zu Joachim vorübergehend sogar aufge- Orchester op. 102, das sogenannte Doppel- ben wollte ( im Briefwech- konzert, schrieb Johannes Brahms wäh- sel mit , Bd. 2, Berlin 21912 rend seines Schweizer Sommeraufenthaltes [= Brahms-Briefwechsel VI], S. 230 f.; Jo- 1887 am Thuner See. Spätestens Mitte Juli hannes Brahms: Briefe an Fritz Simrock, 1887 war die Komposition, Anfang August Bd. 3, Berlin 1919 [= Brahms-Briefwechsel auch die Partiturniederschrift beendet. XI], S. 158 f.). Den – in der Brahms-Literatur häufig auf- Eine maßgebliche Anregung zur Entste- gegriffenen – Spekulationen des Brahms- hung des Doppelkonzertes scheint demge- Biographen Max Kalbeck über die Entste- genüber von dem Cellisten Robert Haus- hungshintergründe des Werkes sollte man mann ausgegangen zu sein (siehe Kalbeck, mit Skepsis begegnen. So lässt sich Kalbecks Brahms IV/1, a. a. O., S. 31–36). Zunächst Behauptung, das Doppelkonzert sei „aus ur- brachte Brahms im November 1886 seine sprünglich symphonischen Gedanken“, das kurz zuvor vollendete 2. Cellosonate mit heißt dem „Material zu einer fünften Sym- Hausmann in Wien zur Uraufführung und phonie“, hervorgegangen (Max Kalbeck: Jo- kam ein Jahr später mit dem Doppelkonzert hannes Brahms, Bd. IV/1, Berlin 21915, der Bitte des Cellisten „um ein Konzertstück S. 64), weder durch Äußerungen des Kom- für sich“ zumindest teilweise nach, wie sei- ponisten noch durch die überlieferten Ma- nen humorvollen Äußerungen zu entnehmen nuskripte oder die Werkgestalt selbst bele- ist: Durch Joachim ließ er Hausmann Ende gen. Das Themenmaterial scheint in Cha- Juli 1887 bei der Übersendung der ersten rakter und Verarbeitung vielmehr gleich auf flüchtig notierten Solostimmen ausrichten, die doppelkonzertante Anlage hin ausgerich- der Cellist möge seinen „guten Willen aner- tet zu sein. Undifferenziert und überzogen kennen“ (Brahms-Briefwechsel VI, a. a. O., ist auch Kalbecks Behauptung, Brahms ha- S. 232); später meinte er ironisch, Haus- be das Doppelkonzert geschrieben, um sich mann habe es wohl „ungnädig u.[nd] übel mit seinem Freund, dem Geiger Joseph Joa- vermerkt“, dass er „zu einem V’Cell-Con- chim, nach einem mehrjährigen Zerwürfnis cert gar noch eine Solo-Violine nehme“ zu versöhnen; zu diesem Zweck habe er (Friedrich Bernhard Hausmann: Brahms Themen aus Giovanni Battista Viottis und Hausmann, in: Brahms-Studien, Bd. 7, 22. Violinkonzert übernommen, das beide Hamburg 1987, S. 21–39, hier S. 29). Wenn liebten (a. a. O., S. 63). Obwohl einzelne Brahms im Juli 1887 Elisabeth von Herzo- thematische Affinitäten beider Werke kaum genberg andeutete, er schreibe gerade „eine zu leugnen sind, haben sie für das Doppel- Geschichte auf“, die weder „in seinem Kata- konzert keine tiefer gehenden formalen log“ noch „in dem anderer Leute“ vorkom- Konsequenzen. Immerhin ist zutreffend, me (Johannes Brahms im Briefwechsel mit dass es 1880 zum persönlichen Bruch der Heinrich und Elisabet[h] von Herzogen- Freunde gekommen war, als Brahms im berg, Bd. 2, Berlin 41921 [= Brahms-Brief- Scheidungsprozess des Ehepaares Joachim wechsel II], S. 159), zeigt diese Formulie- die Partei der Sängerin Amalie Joachim er- rung, dass er weitere konzertante Werke für griffen hatte. Zwar blieb die gegenseitige Violine, Cello und Orchester – etwa diejeni- künstlerische Hochachtung von dem Kon- gen Johann Christian Bachs, Louis Spohrs flikt unberührt, doch zeigen verschiedene oder der Vettern Andreas Jacob Romberg Äußerungen von Brahms, dass er das ge- und Bernhard Heinrich Romberg – nicht plante Werk wegen des gestörten Verhältnis- kannte. IV

Kalbecks Spekulationen sind somit auf stieß. So schätzten und der folgenden triftigen Kern zu reduzieren: Aus bedeutende Wiener Musikkritiker Eduard den Anregungen Hausmanns ging die reiz- Hanslick die künstlerischen Überlebens- volle Idee eines Doppelkonzertes für Geige chancen des Doppelkonzertes eher skeptisch und Cello hervor, die Brahms trotz des Kon- ein, während Joseph Joachim es gegen Ende fliktes mit Joachim nicht aufgab. Auf seine seines Lebens offenbar noch über das Violin- erste vorsichtige Anfrage hin zeigte sich Jo- konzert stellte (siehe Brahms, Neue Ausgabe achim so interessiert an dem neuen Werk, I/10, S. XVIII–XXII). Angeblich gab Brahms dass es im Verlauf der Diskussionen, Proben daraufhin den Plan zu einem zweiten Doppel- und Aufführungen tatsächlich zu einer Ver- konzert auf (Kalbeck, Brahms IV/1, a. a. O., söhnung der Freunde kam. Wenn Brahms im S. 75). Kontrovers waren nicht allein die Ur- Juni 1888 auf dem Joachim zugedachten Ex- teile, die das Werk teils als spröde und spiel- emplar des Partitur-Erstdruckes die hand- technisch undankbar, teils als ausgespro- schriftliche Widmung notierte: „An den[,] chen eingängig und instrumentengerecht be- für den es geschrieben[,] mit herzlichen Grü- zeichneten, sondern schon die Aussagen ßen J. Br.“ (siehe Johannes Brahms: Neue darüber, ob es eher symphonisch-konzer- Ausgabe sämtlicher Werke, Serie I, Bd. 10: tant oder primär solistisch-konzertant ange- Doppelkonzert a-Moll opus 102, hrsg. von legt sei. Michael Struck, München 2000 [= Brahms, Trotz der historischen Urteilswider- Neue Ausgabe I/10], Frontispiz unten), sig- sprüche schätzten Interpreten und Hörer nalisiert das vor allem, dass ihm auch bei das Doppelkonzert durchaus, so dass es auf dieser Komposition Joachims unvergleichli- eine kontinuierliche Aufführungsgeschichte ches Geigenspiel vorgeschwebt hatte. Den- zurückblicken kann. Wenn es weniger Auf- noch war die Versöhnung nicht Zweck, son- führungen erlebte als die anderen drei dern Folge des Werkes. Brahmsschen Konzerte, lag das nicht zuletzt Brahms probte das Doppelkonzert mit daran, dass hier stets zwei Solisten ver- Joachim und Hausmann im September 1887 pflichtet (und honoriert) werden mussten. in Baden-Baden am Klavier und am 23. Sep- Mit dem Doppelkonzert schuf Brahms ein tember mit dem dortigen Kurorchester in Werk, das – im Vergleich mit der vorange- Anwesenheit von Freunden und Bekannten. henden dunkel gefärbten, tragischen, letzt- Am 18. Oktober 1887 dirigierte er die Ur- lich pessimistischen 4. Symphonie – trotz aufführung im Kölner Gürzenich; die Solis- allen Ernstes und ungeachtet seiner hoch- ten Joachim und Hausmann spielten das konzentrierten Gestaltung teilweise bemer- noch ungedruckte Werk im Herbst 1887 und kenswert extrovertiert, optimistisch, ja ver- Winter 1887/88 zudem bei weiteren, teils von söhnlich anmutet. Vielleicht war für den Or- Brahms, teils von anderen Dirigenten gelei- chesterkomponisten Brahms eine solche teten Aufführungen in Wiesbaden, Frank- Haltung damals nur noch im Bereich des furt am Main, Basel, Leipzig, Berlin und Konzertes möglich. So zieht das Doppelkon- London. Danach ging das Konzert in den zert nicht nur ein originelles, sondern auch Druck und erschien im Mai und Juni 1888 in ein eigentümlich bewegendes Resümee seines Gestalt von Klavierauszug, Solostimmen, orchestralen Schaffens. Orchesterstimmen und Partitur im Verlag N. Simrock, Berlin. * Angesichts von Brahms’ damaliger inter- nationaler Geltung ist es erstaunlich, auf Vorliegende Studien-Edition folgt dem welch kontroverse Reaktionen das Doppel- Text der neuen Brahms Gesamtausgabe konzert in der Tages- und Fachpresse, aber (Brahms, Neue Ausgabe I/10). Näheres zur auch im Freundeskreis des Komponisten Entstehung, frühen Aufführungsgeschichte, V

Rezeption und Publikation findet sich in der schenkabschrift des langsamen Satzes im Einleitung des Gesamtausgaben-Bandes; der Klavierauszug – nicht erhalten. dortige Kritische Bericht informiert auch Die durch Fußnoten im Notentext ange- ausführlich über Quellenlage und -bewer- zeigten textkritischen Bemerkungen am En- tung, über Brahms’ kompositorische Kor- de der Studien-Edition verweisen einerseits rekturen sowie über die textkritisch relevan- auf besonders gravierende Textprobleme. ten Lesarten-Unterschiede und die zahlrei- Andererseits machen sie auf zusätzliche chen auf Grund der Quellenkritik notwendi- Spielanweisungen der gedruckten Solostim- gen editorischen Eingriffe. men (vereinzelt auch des gedruckten Kla- Hauptquelle des Notentextes ist Brahms’ vierauszuges) aufmerksam, die auf die Ur- Handexemplar des Partitur-Erstdruckes. aufführungssolisten Joseph Joachim und Korrigierende Referenzquellen sind das Robert Hausmann zurückgehen; diese An- Partiturautograph (Archiv der Gesellschaft gaben müssen als von Brahms autorisiert der Musikfreunde in Wien) und die hierauf gelten und sind aufführungspraktisch wie basierende, als Stichvorlage für den Parti- aufführungshistorisch bedeutsam. Die Takt- turdruck dienende Partiturabschrift (bis angaben folgen dem auf S. 180 erläuterten 2001 Privatbesitz, Deutschland; seit 2002 System. Privatbesitz, USA, New York City) sowie die Herausgeber und Verlag danken allen Erstdrucke und die zu Brahms’ Lebzeiten Bibliotheken und Privatbesitzern, die oder kurz nach seinem Tode erschienenen freundlicherweise Quellen zur Verfügung Folgeauflagen des Klavierauszuges, der So- stellten. lo- und der Orchesterstimmen. Manuskrip- te des Klavierauszuges, der Solo- und der Orchesterstimmen sind – mit Ausnahme ei- Kiel, Herbst 2002 ner für die Drucklegung unerheblichen Ge- Michael Struck

PREFACE

The Concerto for Violin and Violoncello with “from ideas that were originally symphonic,” Orchestra, op. 102 – the so-called “Double namely, from “the material for a fifth sym- Concerto” – was written in 1887 during phony” (Max Kalbeck: Johannes Brahms, Brahms’s summer vacation at Lake Thun in iv/1, Berlin, 21915, p. 64). Yet there is noth- Switzerland. The compositional work was ing among the composer’s recorded state- finished at the latest by mid-July 1887, and ments, surviving manuscripts or the form of the full score was completed by early Au- the work itself to substantiate this claim. On gust. The literature on Brahms frequently the contrary, as far as its character and repeats a number of speculations regarding workmanship are concerned, the thematic the work’s historical background. These material seems to have been designed specif- speculations, initiated by Brahms’s biogra- ically to suit the double-concerto layout. pher, Max Kalbeck, must be treated with Equally undifferentiated and overstated is skepticism. For example, Kalbeck main- Kalbeck’s claim that Brahms wrote the Dou- tained that the Double Concerto emerged ble Concerto in order to effect a reconcilia- VI tion with his friend, the violinist Joseph When Brahms intimated to Elisabeth von Joachim, after several years of disunion, Herzogenberg, in July 1887, that he was writ- and that to this end he borrowed themes ing a sort of piece “not to be found in his or from a work both men loved: Giovanni anyone else’s catalogue” (Johannes Brahms Battista Viotti’s Violin Concerto no. 22 im Briefwechsel mit Heinrich und Elisa- (op. cit., p. 63). Although there is no deny- bet[h] von Herzogenberg, vol. 2 [Brahms- ing the thematic affinities between the two Briefwechsel, ii], Berlin, 41921), the word- works, they have no deeper significance for ing betrays his ignorance of earlier concertos the compositional fabric of the Double Con- for violin, cello and orchestra, such as those certo. Nonetheless, it is quite true that the by Johann Christian Bach, Louis Spohr, or friendship suffered a breech in 1880, when the cousins Andreas Jacob Romberg and Brahms took sides with Joachim’s wife, the Bernhard Heinrich Romberg. soprano Amalie Joachim, during the cou- Kalbeck’s speculations thus can be re- ple’s divorce proceedings. Although this did duced to the following residue. It was Haus- not alter their mutual artistic admiration, mann’s proposal that led Brahms to the various statements from Brahms indicate delightful idea of writing a double concerto that his troubled relations with Joachim for violin and cello, an idea that he clung to even led him at one point to consider aban- despite his differences with Joachim. Jo- doning his plans for the concerto (Johannes achim, at Brahms’s cautious initial inquiry, Brahms im Briefwechsel mit Joseph took such a keen interest in the new work Joachim, vol. 2, Berlin, 21912 [Brahms- that the resultant discussions, rehearsals Briefwechsel, vi], pp. 230 f., and Johannes and performances indeed lead to a reconcili- Brahms: Briefe an Fritz Simrock, vol. 3, ation between the two men. In June 1888 Berlin, 1919 [Brahms-Briefwechsel, xi], Brahms wrote a dedication in Joachim’s pp. 158 f.). copy of the first published score: “To the In contrast, one crucial source of inspira- man for whom it was written, with cordial tion for the origins of the Double Concerto greetings, J. Br.” (see Johannes Brahms: seems to have been the cellist Robert Haus- Neue Ausgabe sämtlicher Werke, series 1, mann (see Kalbeck, Brahms, iv/1, op. cit., vol. 10: Doppelkonzert a-Moll opus 102, pp. 31–36). In November 1886 Brahms gave edited by Michael Struck (Munich, 2000) the first performance of his recently com- [hereinafter Brahms i/10], bottom of fron- posed Second Cello Sonata with Hausmann tispiece). Above all else this signified that he in Vienna. One year later he wrote the Dou- wrote the Double Concerto, too, with ble Concerto at least partly to honor the cel- Joachim’s incomparable violin playing in list’s request for “a concert-piece for my- mind. Yet the reconciliation was not the aim self.” This becomes clear from the compos- of the concerto so much as its consequence. er’s own amusing comments: when Brahms Brahms rehearsed the Double Concerto posted the initial hastily written solo parts at the piano with Joachim and Hausmann in toward the end of July 1887, he informed Baden-Baden in September 1887, and he Hausmann by way of Joachim that the cellist played it to friends and acquaintances with should “acknowledge his good will” (Brahms- the local spa orchestra on 23 September. On Briefwechsel, vi, op. cit., p. 232); and later 18 October 1887 he conducted the first per- he added ironically that Hausmann “took it formance in Cologne’s Gürzenich; the same amiss and in bad grace” that he had “gone so soloists, Joachim and Hausmann, per- far as to put a solo violin into a cello con- formed the still unpublished work at con- certo” (Friedrich Bernhard Hausmann: certs in Wiesbaden, Frankfurt am Main, Ba- “Brahms und Hausmann,” Brahms-Studien, sel, Leipzig, Berlin and London over the fol- vii, Hamburg, 1987, pp. 21–39, esp. p. 29). lowing autumn and winter months, some- VII times with Brahms at the rostrum, inal and, at the same time, peculiarly mov- sometimes with other conductors. The work ing consummation to his orchestral oeuvre. was then prepared for publication, and it was published in May and June 1888 by * N. Simrock, Berlin, in the form of a piano reduction, solo parts, orchestral material and full score. This study score follows the text present- In view of Brahms’s international prestige ed in the new complete edition of Brahms’s at the time, the mixed response that the Dou- works (Brahms i/10). Readers interested in ble Concerto received from the daily press, further information on the work’s genesis, professional journals and even the compos- early performance history, reception and er’s friends is astonishing. Clara Schumann publication are hereby referred to the intro- and the leading Viennese music critic Edu- duction to that volume, whose critical report ard Hanslick gave the work slender chances also provides details on the sources and of artistic survival, whereas Joseph Jo- their assessment, Brahms’s compositional achim, toward the end of his life, evidently changes, alternative readings of text-critical ranked it above the Violin Concerto (see relevance, and the many editorial interven- Brahms i/10, pp. xviii–xxii). This is why tions made necessary by our critique of the Brahms allegedly abandoned his plans to sources. write a second double concerto (Kalbeck: The principal source for our musical text Brahms, iv/1, op. cit., p. 75). No less con- is Brahms’s personal copy of the first edition trary than the judgments passed on the con- in full score. Reference sources consulted for certo, which was said to be stiff and ungrate- purposes of comparison include Brahms’s ful to play on the one hand and eminently autograph full score (Archive of the Gesell- melodious and idiomatic on the other, were schaft der Musikfreunde in Wien), the man- the pronouncements as to whether the work uscript copy (based on that source) that was primarily symphonic or soloistic in con- served as engraver’s copy for the first ception. printed score (private German collection un- Despite these inconsistencies in its histori- til 2001, from 2002 private American collec- cal assessment, the Double Concerto has tion, New York City), the first editions of the been highly regarded by musicians and audi- piano reduction, the two solo parts and the ences alike and can boast of an uninterrupt- orchestral material, and the reissues of those ed performance history. If it has enjoyed editions that appeared during Brahms’s life- fewer performances than Brahms’s other time or shortly after his death. No manu- concertos, the reason is not least of all that it scripts of the piano reduction, the solo parts inevitably requires two soloists to be placed or the orchestral material have survived under contract – and paid a fee. In the Dou- apart from a presentation copy of the slow ble Concerto Brahms created a work which, movement, in piano reduction, that is irrele- despite its earnest tone and highly focused vant to the work’s publication history. workmanship, seems at times remarkably The text-critical comments at the end of extrovert, optimistic, even conciliatory in our volume, referenced by footnotes in the comparison with its predecessor, the dark- main body of the music, relate to particular- hued, tragic, and ultimately pessimistic ly serious textual problems. They also draw Fourth Symphony. Perhaps the instrumen- attention to the additional performance in- tal concerto was the only genre in which structions appearing in the printed solo Brahms the orchestral composer was then parts, and occasionally in the printed piano capable of striking such a mood. As a result, reduction. These instructions are of equal the Double Concerto stands as a wholly orig- relevance to the work’s execution and to its VIII performance history: they originated with The editor and the publishers wish to the musicians who played the work at its thank all the libraries and private collectors première, Joseph Joachim and Robert who kindly placed source material at their Hausmann, and must therefore be regarded disposal. as authorized by the composer. Measure numbers are indicated according to the sys- Kiel, autumn 2002 tem explained on page 186 f. Michael Struck

PRÉFACE

C’est lors de son séjour en Suisse, au lac de repris à cette fin des thèmes du 22e Concerto Thoune, pendant l’été 1887, que Brahms pour violon de Giovanni Battista Viotti, compose le Concerto pour violon, violoncelle œuvre qu’ils appréciaient tous deux (ibid., et orchestre op. 102, le Double Concerto. Il p. 63). Il est certes indéniable qu’il existe termine l’œuvre au plus tard à la mi-juillet quelques affinités thématiques entre les 1887, achevant aussi début août le manus- deux œuvres, mais celles-ci n’entraînent pas crit de la partition d’orchestre. On se doit de conséquences formelles sensibles pour le d’accueillir avec un certain scepticisme les Double Concerto. Il est cependant vrai spéculations de Max Kalbeck, biographe de qu’une rupture personnelle était intervenue Brahms, souvent reprises dans la littérature en 1880 entre les deux amis, lorsque consacrée au compositeur, spéculations rela- Brahms, dans le procès en divorce des époux tives au contexte de la genèse de l’œuvre. Joachim, avait pris fait et cause pour la can- Ainsi, l’affirmation de Kalbeck selon la- tatrice Amalie Joachim. Certes, la grande quelle le Double Concerto serait «issu estime réciproque éprouvée par les deux d’idées initialement symphoniques», donc hommes sur le plan artistique n’avait en rien proviendrait du «matériau destiné à une cin- pâti de ce conflit, néanmoins il ressort de quième symphonie» (Max Kalbeck: Johan- divers propos du compositeur qu’il songeait nes Brahms, vol. IV/1, Berlin 21915, p. 64), même, en raison de cette brouille, à aban- n’est corroborée ni par les déclarations du donner provisoirement la réalisation du con- compositeur ni par les manuscrits conser- certo prévu (Johannes Brahms im Brief- vés, et non plus par l’agencement même de wechsel mit Joseph Joachim, 2e vol., Berlin, l’œuvre. Les thèmes semblent bien plus, de 21912 [= Brahms-Briefwechsel VI], p. 230 et par leur caractère et leur traitement, seq.; Johannes Brahms: Briefe an Fritz Sim- s’orienter vers la structure d’un double con- rock, 3e vol., Berlin, 1919 [= Brahms-Brief- certo. Par ailleurs, l’affirmation de Kalbeck wechsel XI], p. 158 et seq.). selon laquelle Brahms aurait écrit en fin de Le violoncelliste Robert Hausmann sem- compte le Double Concerto dans le but de se ble par contre avoir joué un rôle détermi- réconcilier avec son ami, le violoniste Joseph nant pour la composition du Double Concer- Joachim, avec lequel il était brouillé depuis to (cf. Kalbeck, Brahms IV/1, ibid., p. 31– plusieurs années, apparaît par trop schéma- 36): tout d’abord, en novembre 1886, avait tique et exagérée; le compositeur aurait ainsi eu lieu à Vienne, avec Hausmann, la créa- IX tion de la Sonate pour violoncelle et piano Quand Brahms inscrit personnellement la no 2; un an plus tard, Brahms répond avec dédicace suivante, en juin 1888, sur l’exem- son Double Concerto au désir exprimé par le plaire de la première édition de la partition: violoncelliste de disposer d’«un concerto à «An den[,] für den es geschrieben[,] mit soi» – du moins en partie, comme il ressort herzlichen Grüßen J. Br.» (À celui pour qui des propos pleins d’humour du compositeur. ce fut écrit, avec mes meilleures amitiés) (cf. Fin juillet 1887 en effet, il fait dire par Joa- Johannes Brahms: Neue Ausgabe sämt- chim à Hausmann, avec l’envoi des premiè- licher Werke, Série I, 10e vol.: Doppelkon- res parties solistes, notées d’ailleurs de fa- zert a-Moll opus 102, édit. par Michael çon assez négligente, que le violoncelliste Struck, Munich, 2000 [= Brahms, Neue Aus- veuille bien «reconnaître sa bonne volonté» gabe I/10], frontispice en bas de page), il té- (Brahms-Briefwechsel VI, ibid., p. 232); moigne avant tout que pour cette composi- plus tard, le compositeur observe ironique- tion aussi, c’est le jeu incomparable de Joa- ment qu’apparemment, Hausmann a «men- chim qu’il avait en tête. En tout cas, la tionné de façon peu amène et assez désobli- réconciliation n’aura pas été l’objectif mais geante» qu’il «ajoutait même un violon solo bien la conséquence de l’œuvre. en plus à un concerto pour violoncelle» En septembre 1887, Brahms, au piano, (Friedrich Bernhard Hausmann: Brahms répète le Double Concerto avec Joachim et und Hausmann, dans Brahms-Studien, Hausmann à Baden-Baden, puis, le 23 sep- 7e vol., Hambourg, 1987, p. 21–39, ici tembre, il fait jouer l’œuvre dans cette p. 29). Lorsque, en juillet 1887, Brahms fait même ville avec l’orchestre de ville d’eaux, allusion auprès d’Elisabeth von Herzogen- en présence d’amis et connaissances. Le berg au fait qu’il est en train d’«écrire une 18 octobre, il dirige l’œuvre lors de sa créa- histoire» qui n’apparaît ni «dans son catalo- tion au Gürzenich, salle de concert renom- gue» ni «dans celui de quelque autre» mée de Cologne; au cours de l’automne 1887 (Johannes Brahms im Briefwechsel mit et de l’hiver 1887/88, les solistes Joachim et Heinrich und Elisabet[h] von Herzogen- Hausmann interprètent encore le concerto, berg, 2e vol, Berlin, 41921 [= Brahms-Brief- qui n’est toujours pas édité, sous la direc- wechsel II], p. 159), la formulation em- tion de Brahms et d’autres chefs d’orches- ployée montre que le compositeur ne con- tre, à Wiesbaden, Francfort-sur-le-Main, naissait pas d’autres œuvres concertantes Bâle, Leipzig, Berlin et Londres. C’est seule- pour violon, violoncelle et orchestre, no- ment ensuite que le concerto est mis sous tamment celles de Johann Christian Bach, presse, et il est publié en mai et juin 1888 de Louis Spohr ou encore des deux cousins sous forme de réduction pour piano, parties Andreas Jacob Romberg et Bernhard Hein- solistes, parties d’orchestre et partition chez rich Romberg. N. Simrock (Berlin). Lesdites spéculations de Kalbeck se rédui- Vu la renommée internationale dont sent donc finalement aux faits avérés sui- jouissait déjà Brahms à l’époque, il est éton- vants: l’idée attrayante d’un Double Con- nant de voir quelles controverses son Double certo pour violon et violoncelle, idée que Concerto a suscitées, non seulement dans les Brahms n’a pas rejetée en dépit du conflit quotidiens et la presse spécialisée, mais aussi l’opposant à Joachim, remonte à une sugges- parmi les amis du compositeur. C’est ainsi tion de Hausmann. A la suite d’une deman- que Clara Schumann ainsi qu’Eduard Hans- de prudemment formulée de Brahms, Joa- lick, célèbre critique musical viennois, ju- chim manifeste un tel intérêt pour cette nou- gent de façon plutôt sceptique les chances de velle œuvre qu’au cours des discussions, ré- survie du Double Concerto, alors que Jo- pétitions et exécutions, les deux amis seph Joachim au contraire le place manifes- finissent effectivement par se réconcilier. tement à la fin de sa vie au-dessus du Con- X certo pour violon et orchestre (cf. Brahms, I/10). L’introduction du volume de référence Neue Ausgabe I/10, p. XVIII–XXII). Tou- de l’édition complète fournit des informa- jours est-il que face à ces réactions, Brahms tions détaillées concernant la genèse, l’histoi- aurait finalement abandonné son projet re des premières exécutions, la réception et d’écrire un deuxième double concerto (Kal- la publication; le «Kritischer Bericht» (com- beck, Brahms IV/I, ibid., p. 75). Mais lesdi- mentaire critique) du volume offre également tes controverses ne touchent pas seulement des informations détaillées sur les sources et les jugements mêmes émis sur l’œuvre – cer- leur évaluation, sur les corrections appor- tains la critiquent, disant qu’elle est aride et tées par Brahms relatif à la composition ainsi rigide, techniquement ingrate, alors que que sur les différences entre variantes pré- d’autres la trouvent au contraire totalement sentant un intérêt pour l’analyse critique et aisée d’accès et parfaitement adaptée aux les nombreuses modifications éditoriales ré- techniques instrumentales – mais aussi le sultant de la critique des sources. fait de savoir si, dans sa conception, elle L’exemplaire personnel de Brahms du s’apparente plutôt à un concerto de caractè- premier tirage de la partition a servi de re symphonique ou essentiellement à un con- source principale à l’établissement du texte certo de solistes. de la présente édition. Les sources de réfé- Malgré les jugements contradictoires émis rence sur lesquelles se basent les corrections sur le Double Concerto, il etait apprécié tant sont les suivantes: autographe de la parti- par les interprètes que par le public, si bien tion (archives de la Gesellschaft der Musik- qu’il peut se référer à une série continue freunde in Wien) et copie de la partition, d’exécutions en concert. Si l’œuvre a connu réalisée à partir de cet autographe et ayant globalement moins d’exécutions en public servi de modèle de gravure pour l’édition de que les trois autres concertos de Brahms, la partition (jusqu’en 2001, propriété pri- c’est principalement parce qu’elle requérait vée, en Allemagne; depuis 2002 propriété par définition deux solistes, qu’il fallait qui privée, en USA, New York City) ainsi que les plus est rétribuer. Avec le Double Concerto, premières éditions et les éditions ultérieures, Brahms a créé une œuvre qui, en comparai- parues du vivant du compositeur ou peu son de sa précédente composition, la Qua- après sa mort, de la réduction pour piano, trième Symphonie, de coloration sombre, des parties solistes et des parties d’orches- tragique, empreinte de pessimisme, se pré- tre. A l’exception d’une copie du mouve- sente, malgré tout son sérieux, malgré sa ment lent, réalisée à titre de cadeau à partir construction éminemment dense et concen- de la réduction pour piano mais sans intérêt trée, sous un jour en partie franchement ex- pour l’édition, aucun manuscrit autographe traverti, optimiste, pour ainsi dire apaisant. de la réduction pour piano, des parties so- Peut-être une telle disposition était-elle alors listes et des parties d’orchestre n’a été con- pour le compositeur de musique orchestrale servée. qu’était Brahms seulement possible dans le Les Bemerkungen (remarques critiques) domaine du concerto. En ce sens, le Double placées à la fin de la «Studien-Edition» atti- Concerto présente un résumé non seulement rent d’une part l’attention sur les problèmes original mais aussi singulièrement émouvant importants posés par le texte; elles signalent de la création orchestrale du compositeur. d’autre part les indications d’exécution complémentaires des parties solistes (çà et là * aussi de la réduction pour piano), apportées par Joseph Joachim et Robert Hausmann, La présente édition reprend le texte de solistes à la création de l’œuvre; ces indica- la nouvelle édition complète des œuvres de tions doivent être considérées comme autori- Johannes Brahms (Brahms, Neue Ausgabe sées par Brahms et sont importantes du XI point de vue de l’exécution, tant pour la pra- ques et à tous les particuliers pour les sour- tique que sur le plan historique. Les indica- ces aimablement mises à leur disposition. tions de mesure suivent le système explicité p. 180/186 f. L’éditeur et la maison d’édition adressent Kiel, automne 2002 leurs remerciements à toutes les bibliothè- Michael Struck