Philologia Frisica Fryske Akademy nr. 1060
Tussen Hemsterhuis en Grimm © 2012 Fryske Akademy (Postbus 54, 8900 AB Ljouwert)
Foarmjouwing: Roelof Koster Opmaak: Jan Tiemersma
Afûk, Postbus 53, 8900 AB Ljouwert
NUR 616 ISBN 978-90-6273-895-3
Neat út dizze útjefte mei op hokker wize dan ek fermannichfâldige wurde sûnder dat dêr skriftlike tastimming fan de útjouwer oan foarôf giet. www.afuk.nl www.fryske-akademy.nl Philologia Frisica
Anno 2008
Ljouwert 2012
... Ynhâld
Foarôf 11
Aldfrysk Anne Popkema Eine Perspektive der altfriesischen Lexikographie? Zu einem Online-Belegwörterbuch des Altfriesischen Gisela Hofmann Ansprache in der Fryske Akademy in Leeuwarden beim Philologenkongreß am 10. Dezember 2008 Andreas Deutsch Von der Kunst, einen Schatz zu heben – der altfriesische Rechtswortschatz und die deutsche Rechtsgeschichte Oebele Vries It Aldfrysk yn rjochtshistoarysk perspektyf Arend Quack Het oudste Oudfries Ben Hermans The strength of posttonic syllables in Riustring Old Frisian
Leksikografy Piter Boersma Kartoteken, databanken, leksikografy en oars wat op ’e Fryske Akademy Willy Martin Nieuwe wegen voor de Friese lexicografie? Nils Arhammar Das Helgoländische (Deät Halunder): Stand und Perspektiven seiner Erfassung, Erschließung und Erforschung
Letterkunde/Kultuerskiednis Jelle Krol Santich jier de romte oan en foar ûndersyk nei Fryske literatuer by de Fryske Akademy Ernst Bruinsma 50 jaar Fries letterkundig museum. Een geschiedenis van de oprichting
5 Goffe Jensma Passagieren op een veer. Literatuurgeschiedenis van Friesland anno 2009 Eep Francken De kunst of de boodschap? Schrijvers in de Zuid-Afrikaanse taalstrijd Roald van Elswijk Noarwegen en de wrâld. Over de ontwikkeling van het Nynorsk Jonathan Roper Some Varieties of English Frisophilia
Taalsosjology/Sosjolinguistyk Durk Gorter De rispinge fan it sosjolingwistysk surveyûndersyk Alastair Walker Caught on the Tightrope. The Linguist between the Scientific Community and the Language Community Charlotte Gooskens /Renée van Bezooijen / Sebastian Kürchner Deens is makkelijker voor Friezen dan voor Nederlanders – feit of fabel?
6 PHILOLOGIA FRISICA ... Foarôf
... Foarôf
It tema fan it trijejierlikse Frysk Filologekongres 2008, wie ‘Balâns en Perspektyf fan de Frisistyk. 70 jier Fryske Akademy en hoe no fierder?’ Dat tema waard benammen oan ’e oarder steld yn de plenêre lêzings. Op ’e earste dei waarden twa plenêre lêzings hâlden oer it tema leksikografy, ien oer de leksikografy op ’e Fryske Akademy en ien oer mooglike nije wegen foar de Fryske leksikografy, op ’e twadde dei rjochten de plenêre lêzings har op de mooglikheden en de romte foar ûndersyk nei de Fryske literatuer en op de tredde dei gongen se oer it taalsosjologysk ûndersyk, it plak fan de taalkundige tusken wittenskip en maatskippij en it ûnderwiis yn it Frysk. De earste dei stie nêst de leksikografy benammen yn it teken fan de stúdzje fan it Aldfrysk. Dêr waard net allinne in seksje oan wijd, mar oan ’e ein fan ’e dei waard it Altfriesisich Handwörterbuch fan Hofmann en Popkema oanbean. By dy oanbieding waarden taspraken hâlden en in lêzing oer it belang fan de wurdskat fan it Aldfryske rjocht foar de Dútske rjochsskiednis. De plenêre lêzings op ien nei en de taspraken en de lêzing by de oanbieding binne yn dizze Philologia Frisica opnommen. En dêrnêst in tal lêzings dy’t yn de ûnderskate seksjes hâlden binne. Philologia Frisica befettet altyd artikels dy’t nei it kongres foar publikaasje oanbean wurde. Op it kongres waarden 38 lêzings hâlden, de risping fan dit boek is 16 artikels plus twa taspraken, dy’t ûnderbrocht binne yn trije ôfdielings: Aldfrysk, Leksikografy, Letterkunde/Kultuerskiednis en Taalsosjology/ Sosjolinguistyk. It hat lang, te lang, duorre foar’t dizze Philologia Frisica 2008 it ljocht seach. Mar goed, de bondel is der no en kin syn wurk mar dwaan as bydrage oan de takomst fan de Frisistyk.
De redaksje: P. Boersma G.T. Jensma R. Salverda
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... Aldfrysk
Eine Perspektive der altfriesischen Lexikographie? Zu einem Online-Belegwörterbuch des Altfriesischen1
Anne Tjerk Popkema (Groningen)
Die Präsentation des Altfriesischen Handwörterbuchs2 während des Friesischen Philologenkongress vorzunehmen, stellt einen planerischen Glücksfall dar. Denn bei einem früheren Philologenkongress, dem fünf- ten im Jahre 1969, legte Dietrich Hofmann erstmals seine Pläne zur Er- stellung des Handwörterbuchs, das ich dann seit 2004 in Kiel fertigstellen konnte, der Öffentlichkeit dar.3 Ich werde hier auf die sehr interessante Entstehungsgeschichte des Handwörterbuchs nicht näher eingehen; sie wird in der Einführung zum Handwörterbuch sehr detailliert erläutert. Stattdessen möchte ich die Vorstellung des Handwörterbuchs zum An- lass nehmen, auf die Perspektive der altfriesischen Lexikographie näher einzugehen. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob das neue Altfriesi- sche Handwörterbuch als Ersatz für das seit Jahrzehnten als großes De- sideratum der Frisistik bezeichnete, wissenschaftliche, umfassende Wör- terbuch des Altfriesischen gelten sollte?4 Meine Antwort möchte ich kurz und knapp vorwegnehmen: Nein, das sollte es nicht. Dennoch ist es natürlich keineswegs meine Absicht, das Altfriesische Handwörterbuch irgendwie zu disqualifizieren. Es bietet ja im Vergleich zu den bisherigen Wörterbüchern des Altfriesischen sehr viel Neues und Nützliches, wie etwa Varianten, Quellenhinweise, idiomatische Informa- tionen und zahlreiche neue Bedeutungen. Schließlich und das ist wohl am wichtigsten: die Gesamtzahl der Stichwörter hat sich, hauptsächlich wegen der Einbeziehung der sog. Sneker Rezessbücher und der etwa 1100 altfriesischen Urkunden (deren Sprachinhalt in den bisherigen Wörter-
1 Bei diesem Text handelt es sich um die überarbeitete und erweiterte Fassung des Vor- trags, den ich bei der Präsentation des Altfriesischen Handwörterbuchs am 10. Dezember 2008 in Leeuwarden gehalten habe. Im Anschluss daran wurde das erste Exemplar des Wörterbuchs der Witwe Dietrich Hofmanns, Frau Dr. Gisela Hofmann, überreicht. 2 Hofmann/Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch. 3 Vgl. Hofmann, ‘Die Erschließung des altfriesischen Wortschatzes’. 4 Für ein solches wissenschaftliches Wörterbuch des Altfriesischen haben sich u.a. ausge- sprochen: Munske, ‘Die Frisistik – ein Mauerblümchen der germanischen Sprachwis- senschaft’, S. 164; Dyk, ‘In pleit foar ien grut Aldfrysk wurdboek’, S. 130; Bremmer., ‘De leksikografy fan it Aldfrysk’, S. 88; Deutsch, ,Von der Kunst, einen Schatz zu heben – der altfriesische Rechtswortschatz und die deutsche Rechtsgeschichte’, Anm. 42.
13 bücher leider ziemlich vernachlässigt wurde), erheblich vergrößert.5 Weil bei seiner Bearbeitung erstmals sämtliche altfriesischen Quellen berück- sichtigt wurden, gewährt das Altfriesische Handwörterbuch seinen Be- nutzern also leichteren und besseren Zugriff auf die altfriesischen Quel- len als dies bisher möglich war. Kurz gesagt: ich halte es für ein gutes Wörterbuch, das einen bedeutenden Schritt zur weiteren Erschließung der altfriesischen Quellen darstellt. Seit seinen Anfängen in den frühen 60er Jahren wurde mit dem Altfrie- sischen Handwörterbuch nur eine lexikographische Zwischenlösung be- zweckt. Es sollte einerseits mehr bieten als das knappe Altfriesische Wör- terbuch von Ferdinand Holthausen, das 1925 in erster Auflage veröffent- licht worden war und 1985 von Dietrich Hofmann in einer zweiten, stark verbesserten Auflage erneut herausgegeben wurde.6 Andererseits muss- te es die erschöpfende lexikographische Bearbeitung der Quellen dem künftigen, umfassenden, wissenschaftlichen Wörterbuch des Altfriesi- schen überlassen. Das Ziel des Altfriesischen Handwörterbuchs war also ausdrücklich nicht, den altfriesischen Wortschatz erschöpfend zu inven- tarisieren und mit Hilfe von Belegstellen und Zitaten darzustellen. Das wäre für eine Einzelperson auch nicht zu leisten gewesen. Ich zitiere ger- ne den ursprünglichen Autor zu Anlass und Ziel des Handwörterbuchs: ‘Es wird aber sicher noch einige Zeit dauern, bis das [wissenschaftliche, ATP] Wörterbuch erscheinen kann […]. In dieser Situation und bei sol- chen Aussichten erscheint es sinnvoll, vor der endgültigen Erschließung des altfriesischen Wortschatzes noch einmal eine Zwischenstufe einzu- richten und die Tradition des kleinen Wörterbuches von Holthausen fortzusetzen.’7 Hinsichtlich der ‘Vollkommenheit’ des Handwörterbuches sagt Hofmann, dass sie ‘von vornherein nicht an[gestrebt wurde], weil sie zu viel Zeit kostet und weil es wichtiger sein dürfte, daß so bald wie mög- lich überhaupt wieder ein altfriesisches Wörterbuch greifbar wird, auch wenn es immer noch Wünsche offen läßt. Diese werden ja von dem gro- ßen Wörterbuch erfüllt werden können.’8 In der dem Altfriesischen Handwörterbuch zugrundeliegenden Materi- alsammlung konnte lediglich ein Querschnitt der altfriesischen Quellen verarbeitet werden. Auch wenn sämtliche altfriesischen Texte Berück- sichtigung fanden, so konnten sie doch nicht alle erschöpfend exzerpiert werden, so dass noch vieles unbeschrieben geblieben ist. Das Altfriesi-
5 Im Vergleich zu Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch hat sich die Zahl der Lemmata um etwa 60% vergrößert, vgl. Popkema, ‘A New Step in Old Frisian Lexicography’, insbes. S. 120-121. 6 Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch; Holthausen/ Hofmann, Altfriesisches Wörterbuch. 7 Hofmann, ‘Die Erschließung des altfriesischen Wortschatzes’, S. 108. 8 Hofmann, ‘Die Erschließung des altfriesischen Wortschatzes’, S. 108.
14 PHILOLOGIA FRISICA sche Handwörterbuch ist ja ausdrücklich ein Handwörterbuch. An ein solches dürfen keine Vollständigkeitsansprüche gestellt werden, und so ist es auch nicht konzipiert worden. Auch vom Entwurf her steht das Altfriesische Handwörterbuch in der Tradition der Handwörterbücher, wie das Mittelniederdeutsche Hand- wörterbuch von August Lübben oder auch das Verdamsche Middelneder- landsch Handwoordenboek.9 Wie jene Wörterbücher bietet das Altfriesi- sche Handwörterbuch ebenfalls keine Belegstellen (auch wenn die Siglen auf Texte hinweisen, in denen das Stichwort belegt ist); die zusätzlichen Informationen zur Wortart sind beschränkt (z.B. wurde die (In)Transitivi- tät von Verben nicht bezeichnet; bei Präpositionen und Verben wurde die Rektion nicht angegeben; etymologische Angaben fehlen; bei Adjektiven wurde nicht erörtert, ob sie attributiv oder prädikativ verwendet werden); die unterschiedlichen Bedeutungen und idiomatischen Verbindun- gen werden nicht nach Quellen getrennt; die große Fülle idiomatischer (sehr häufig spezifisch rechtsbezogener) Verbindungen konnte nur in beschränktem Maße dargestellt werden. Das sind alles bedeutende Un- terschiede zu einem wissenschaftlichen Wörterbuch. An Handwörterbü- cher können eben nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden, die man an ein wissenschaftliches Wörterbuch stellen würde. Das gilt umso mehr für das Altfriesische Handwörterbuch, weil ihm, im Gegensatz zu den beiden anderen erwähnten Handwörterbüchern, kein umfassendes mehrbändiges, wissenschaftliches Wörterbuch zugrundeliegt, auf das die Benutzer im Zweifelsfalle mit Blick auf zusätzliche lexikographische In- formationen und erläuternde Belegstellen zurückgreifen können.
Es dürfte klar geworden sein: Auch nach dem Erscheinen des Altfriesi- schen Handwörterbuchs bleibt der Wunsch bestehen nach einem umfas- senden, wissenschaftlichen Wörterbuch, das das Altfriesische wirklich er- schöpfend erschließt. Zwar wurden schon seit den 40er Jahren in Gronin- gen viele vorbereitende Schritte zu einem solchen Belegwörterbuch des Altfriesischen durchgeführt, allerdings mussten die lexikographischen Arbeiten wegen unzureichender finanzieller Möglichkeiten unterbro- chen werden. Es ist deswegen äußerst erfreulich, dass die Fryske Akade- my (Leeuwarden) die Notwendigkeit eines umfassenden Wörterbuchs des Altfriesischen feststellte und sich angesichts der nur sehr beschränkten personell-finanziellen Möglichkeiten der Abteilung Friesische Sprache und Kultur der Reichsuniversität Groningen zu einer diesem gemeinsa- men Ziel verpflichteten Zusammenarbeit mit der Universität bereitfand.
9 L ü b b e n , Mittelniederdeutsches Handwörterbuch; Verdam, Middelnederlandsch Handwoordenboek.
15 Hierzu wurde 1996 zwischen Universität und Akademy eine offizielle Vereinbarung getroffen,10 deren Anfangszeilen ich hier übersetze: „Die Fryske Akademy und das Frysk Ynstitút der Rijksuniversiteit Groningen schließen eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit hinsichtlich der lexikographischen Erschließung des vollständigen Korpus altfriesischer Texte. Diese Vereinbarung über Zusammenarbeit beinhaltet: gemeinsam Verantwortung zu tragen über das Aufarbeiten eines wissenschaftlichen Wörterbuchs des Altfriesischen, in dem das vollständige Korpus altfriesi- scher Texte erschlossen wird (…)“.11 Eine klare Aufgabe, die, das wird wohl niemand bestreiten, bis heute leider immer noch nicht erfüllt ist.12 Das Altfriesische Handwörterbuch ist also keineswegs als Ersatz für ein wissenschaftliches Wörterbuch des Altfriesischen zu betrachten. Könnte13 dies eventuell durch eine digitale Verknüpfung altfriesischer Belegstel- len, wie sie künftig in der Online-Sprachdatenbank der Fryske Akademy vorhanden sein werden, mit den zugehörigen Einträgen des Altfriesi- schen Handwörterbuchs erreicht werden?14 Wäre eine derartige Kombi- nation von Belegstellen und Wörterbuchartikeln im Stande, Leistungen zu bieten, die sich mit denen eines wissenschaftlichen Wörterbuchs ver- gleichen lassen? Leider nicht: Eine solche Auffassung würde auf einer
10 Ut de Smidte fan de Fryske Akademy 30/4 (1996), S. 10; Bremmer, ‘De leksikografy fan it Aldfrysk’, S. 89; ders.: ‘Lexicography of Old Frisian’, S. 656. 11 “1. De Fryske Akademy (FA) en het Fries Instituut (FI) van de Rijksuniversiteit Gronin- gen gaan een samenwerkingsverband aan voor de lexicografische beschrijving van het volledige corpus Oudfriese teksten. 2. Dit samenwerkingsverband houdt in: a. Het on- der gemeenschappelijke verantwoordelijkheid tot stand brengen van een wetenschap- pelijk Oudfries woordenboek, waarin het volledige corpus Oudfriese teksten wordt beschreven (…)”. 12 Siehe auch: http://www.fa.knaw.nl/fa/3fakgroepen-en-dissiplinen/fakgroep-taalkunde/ leksikografy-terminology/projekt-aldfrysk (Stand: 1. Juli 2009), wo es (in Übersetzung) heißt: ‘Eines der Fortsetzungsprojekte (der Fryske Akademy, ATP) des WFT (Wurdboek fan de Fryske Taal/Woordenboek van de Friese Taal), des wissenschaftlichen Wörterbuchs des Neuwestfriesischen (ab 1800), wird ein vergleichbares Wörterbuch des Altfriesi- schen (das Friesische bis 1550) sein. Es wird in Zusammenarbeit mit dem Frysk Ynsti- tút der Rijksuniversiteit Groningen durchgeführt. Das Projekt wird im Moment noch vorbereitetet. Der Abschluss des WFT ist für 2010 vorgesehen, vgl. http://www.fa.knaw. nl/fa/3fakgroepen-en-dissiplinen/fakgroep-taalkunde/leksikografy-terminology/wurd- boek-fan-e-fryske-taal/wurdboek-fan-e-fryske-taal (Stand: 1. Juli 2009). 13 In diesem Abschnitt weiche ich von dem Originaltext meines Vortrags ab, indem ich Tendenzen, die während einer der Präsentation des Wörterbuchs unmittelbar voran- gehenden öffentlichen Diskussion über die Zukunft der Altfrisistik (Teil des offiziellen Kongressprogramms) angesprochen wurden, wegen ihrer hohen Relevanz zum hier an- geführten Thema eingearbeitet habe. 14 Ein Prototyp, in dem eine derartige Verknüpfung benutzbar ist, ist im Moment schon über http://www.fryske-akademy.nl/tdb im Internet abrufbar (Stand 1. Juli 2009).
16 PHILOLOGIA FRISICA Fehleinschätzung der Art und der ,Vollkommenheit‘ des Altfriesischen Handwörterbuchs einerseits, und, wohl noch gravierender, auf einer Unterschätzung der Ansprüche an ein wissenschaftliches Wörterbuch andererseits beruhen. Bei der Ausarbeitung der Lemmata eines wissen- schaftlichen Wörterbuchs wären ja sämtliche Belegstellen des Stichwortes zu berücksichtigen und nicht, wie im Fall des Altfriesischen Handwörter- buchs, lediglich ein repräsentativer Durchschnitt. Nur durch erschöpfen- des Exzerpieren können sämtliche Verwendungsweisen eines Wortes ge- sammelt und beschrieben werden und könnte sich der Benutzer darauf verlassen, dass alle relevanten Informationen hinsichtlich des von ihm befragten Wortes sich im Wörterbuch auffinden lassen. Nach meiner Auffassung wäre eine falsche lexikographische Strategie in diesem Fall umso gravierender, als gerade diejenigen potentiellen Benut- zer, die nicht zur engeren Frisistik gehören, mit einem neuen Wörter- buchprojekt angeregt werden könnten, das Friesische in ihre Forschun- gen mit einzubeziehen. Zu dieser Nutzergruppe gehören Wissenschaftler aus anderen Disziplinen und Sprachlandschaften, und sie würde den Weg zu der dringend erwünschten Internationalisierung der Frisistik öffnen. Unzugänglichkeit oder unzureichende Zugänglichkeit im lexikographi- schen Bereich können leicht dazu führen, dass die altfriesischen Quellen auch weiterhin von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft ausgeklammert bleiben. Hier trifft wohl immer noch die schon 1979 ge- äußerte Aussage von Munske zu: ‘Bedauerlicherweise ist heutzutage ein Germanist als Vertreter eines Massenfaches nur noch sehr begrenzt in der Lage, sich eingehend sogenannten fernerliegenden Gegenständen zu widmen. Er kann dies nur dann und vor allem in vergleichender Hinsicht, wenn die hauptamtliche Forschung dafür die Grundlagen ge- schaffen hat.’15 In der heutigen Situation bedeutet das: es sollte auch ein wissenschaftliches Wörterbuch des Altfriesischen erarbeitet werden. An- derenfalls dürfte die Frisistik, wie Munske konstatiert, den Status eines Mauerblümchens der germanischen Sprachwissenschaft wohl kaum ent- kommen können. Auch wenn eine Verknüpfung der oben erwähnten Online-Datenbank der Fryske Akademy mit den Einträgen des Altfriesischen Handwörter- buchs keinen Ersatz für ein umfassendes Belegwörterbuch bieten kann, würde sie selbstverständlich eine außerordentlich nützliche Möglichkeit zum Aufbau eines wissenschaftlichen Wörterbuchs bieten. Insbesondere bezüglich des erschöpfenden Exzerpierens der Quellen ist die Online- Datenbank ein ausgezeichnetes Arbeitsmittel, und sie würde die lexiko-
15 Munske, ‘Mauerblümchen‘, S. 176.
17 graphische Bearbeitung und Einordnung der Daten erheblich erleich- tern: Einzelwörter sowie Wortgruppen sind leicht abzurufen, zu kodieren und mit relevanten zusätzlichen Informationen auszustatten. Es ist also nicht die Frage, ob die Online-Datenbank eingesetzt werden sollte, son- dern vielmehr wie sie eingesetzt werden sollte. Es ist hier nicht der Ort, tiefgreifend auf lexikographisch-methodische Probleme einzugehen. Jedoch wäre sehr zu hoffen, dass sich die Altfri- sistik bald eine grundsätzliche Diskussion ihrer künftigen lexikogra- phischen Aufgaben in Angriff nimmt. Dabei müsste es auch um die Art und Weise gehen, wie ggf. ein neues wissenschaftliches Wörterbuch des Altfriesischen erarbeitet werden sollte. Des Weiteren ist es von äußerster Wichtigkeit, dass Sachverständige und Interessenten aus möglichst vie- len anderen der Frisistik verbundenen Fachgebieten, und zwar sowohl aus den Niederlanden als auch aus dem Ausland, zur Mitarbeit eingela- den werden: Nur so lässt sich ein klares Bild der Voraussetzungen für ein neues Wörterbuch des Altfriesischen gewinnen. Was den möglichen Ausgangspunkt für eine solche Diskussion angeht, so möchte ich an dieser Stelle gern eine Vorlage geben, wie man fußballe- risch sagen würde. Die Vereinbarung zwischen Akademy und Universität bezüglich der Erarbeitung eines wissenschaftlichen Wörterbuchs wurde zu einer Zeit verfasst, in der die Möglichkeiten der EDV (Elektronischen Datenverarbeitung, niederl.: IT) noch keineswegs im vollen Umfang be- kannt waren. Heutzutage wäre ein solch umfangreiches lexikographisches Projekt unbedingt, vor allem auch von der Methodik her, als Online-Wör- terbuch zu konzipieren.16 Und genau zu einem solchen digitalen Projekt hat es niemals bessere grundlegende Bausteine gegeben als gerade heute: das hervorragende Handbuch des Friesischen, eine moderne Gramma- tik des Altfriesischen,17 zuverlässige Editionen und Übersetzungen vieler Handschriften und Rechtstexte18 und nun das neue Handwörterbuch des Altfriesischen. Sehr wichtig ist auch die Tatsache, dass schon zahlreiche
16 Relevant zur Methodik der Online-Lexikographie: Moerdijk, ‘Een nieuwe generatie electronische woordenboeken’, insbes. S. 199-217; (vergleiche auch meine Besprechung der Tagungsband in Us Wurk 58 (2009), S. 55-61, insbes. S. 59). 17 Bremmer, An Introduction to Old Frisian. History, Grammar, Reader, Glossary. 18 Z.B. Oebele Vries, Asega, is het dingtijd? Hinsichtlich weiterer Editionen und Übersetzungen vgl. ders.: ‘Metodyk âldfryske tekstútjeften‘.
18 PHILOLOGIA FRISICA vergleichbare lexikographische Online-Projekte existieren,19 so dass aus vielen relevanten Erfahrungen Lehren gezogen werden können. Über- dies gibt es die schon erwähnte Online-Sprachdatenbank der Fryske Akademy, die das Friesische, unter Einbeziehung des Altfriesischen, auf möglichst vielseitige Weise erforschbar zu machen bezweckt. Gerade der digitale Entwurf der Sprachdatenbank, der einen bequemen Zugriff auf die Quellen ermöglicht, und die große Erfahrung mit digitalen sprach- wissenschaftlichen Projekten bei der Fryske Akademy sollten meines Er- achtens Anlass für die Fryske Akademy sein, sich unvermindert um die Ausarbeitung eines wissenschaftlichen Online-Belegwörterbuchs des Alt- friesischen zu bemühen. Einen erheblichen Nachteil stellt die jetzige, aus meiner Sicht nicht op- timale wissenschaftspolitische Kultur in den Niederlanden dar, die die sprachwissenschaftliche Grundlagenforschung benachteiligt. Vielleicht kann man daraus aber doch auch einen Vorteil ziehen, weil man hierdurch gezwungen ist, über seine engen Grenzen hinaus Vereinbarungen über die Zusammenarbeit zu treffen. Und gerade hierfür scheint im Moment das Klima erfolgversprechend, denn es besteht international ein großes Bedürfnis nach einer digitalen Vernetzung der friesischen Wörterbücher. Obwohl heute auch in den Niederlanden der Wunsch nach einer solchen Verknüpfung immer stärker hörbar wird, ist er vor allem im Ausland zu spüren. In persönlicher Korrespondenz haben Fachkollegen vom mo- numentalen Oxford English Dictionary es mir gegenüber beklagt, dass die (Alt)Frisistik im digitalen Wörterbuchnetz nicht zugänglich ist. Vor allem aber habe ich diesen Wunsch in den letzten Jahren häufig in Deutsch- land feststellen können, wo die digitale Wörterbuchvernetzung wohl den
19 Die meisten heutigen Online-Wörterbücher (wie z.B. die Online-Fassungen des Deut- schen Rechtswörterbuchs (http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/), des Woordenboek der Nederlandsche Taal (http://www.inl.nl/index.php?option=com_content&task=view&id=468 &Itemid=540) oder des Oxford English Dictionary (http://www.oed.com/)) sind digitale Fort- setzungen bereits existierender traditioneller Wörterbücher. Obwohl diese und ähnliche Online-Projekte sicherlich sehr relevant sind für die Erstellung eines neuen Online-Wör- terbuchs des Altfriesischen, sollten ebenfalls Wörterbuchprojekte berücksichtigt werden, die von Anfang an als Online-Wörterbuch konzipiert wurden. Diese sind allerdings noch nicht sehr zahlreich, Beispiele sind das Algemeen Nederlands Woordenboek des Instituut voor Nederlandse Lexicologie (http://www.inl.nl/index.php?option=com_content&task=view&id= 463&Itemid=526) sowie das Online-Wörterbuch zur deutschen Gegenwartssprache Elexiko (http://www.owid.de/elexiko_/index.html). Vgl. Moerdijk, ‘Een nieuwe generatie electroni- sche woordenboeken’, insbes. S. 198-199.
19 größten Aufschwung erlebt.20 Während der alljährlichen Arbeitsgesprä- che zur historischen Lexikographie, an denen sich Kollegen der meis- ten bedeutenden deutschen Wörterbuchprojekte beteiligen,21 wurde mir klar, dass man sich sehr gerne friesischer Online-Wörterbücher bedienen würde – man war darüber erstaunt, dass es solche überhaupt noch nicht gibt. Und noch im November 2008, als ich in Heidelberg während einer vom Deutschen Rechtswörterbuch veranstalteten Tagung über den Wert der altfriesischen Rechtsquellen für die Erforschung des germanischen Rechtswortschatzes sprach, erfuhr ich erneut, dass die Möglichkeiten, die die Erforschung der altfriesischen Texte bieten, nicht nur von Sprachwis- senschaftlern, sondern auch von Historikern und Juristen als sehr anre- gend betrachtet wurden. Dennoch werden sie derzeit nur sporadisch aus- gewertet, weil es, so wurde mir klar, einfach zu wenig leicht zugängliche (und dann vor allem auch Online-)Zugriffsmöglichkeiten gibt. Eine Vorlage muss präzise sein, sonst findet sie ihr Ziel nicht: Ich hoffe, dass die Altfrisistik kurzfristig eine Diskussion anstoßen wird, in welcher der Wunsch nach einem wissenschaftlichen Wörterbuch des Altfriesischen zu thematisieren wäre. Nach meiner Einschätzung wäre es empfehlens- wert, wenn nicht nur die niederländischen Institute der Frisistik, d.h. vor allem die Fryske Akademy und das Die Abteilung Friesische Sprache und Kultur der Reichuniversität Goningen, bei der Erstellung eines Online- Wörterbuchs des Altfriesischen zusammenarbeiteten, sondern wenn man sich zugleich auch um Anschluss bei geeigneten deutschen wissenschaft- lichen Instituten bemühte, bei denen Interesse an der weiteren Erschlie- ßung des Altfriesischen besteh. Der Standort eines solchen lexikographi- schen Projektes müsste nicht unbedingt in den Niederlanden angesiedelt sein; er könnte angesichts der Tatsache, dass es sich um eine gemeinsame Heimatsprache handelt, grundsätzlich genauso gut an einem deutschen Institut angebunden sein. Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten würden eine solche Organisation leicht zulassen.
Jetzt habe ich also, ähnlich wie Dietrich Hofmann vor fast vierzig Jahren, einige programmatische Gedanken im Bereich der altfriesischen Lexi- kographie vortragen können. Wurde damals mit dem Hofmannschen Vortrag das Projekt des Altfriesischen Handwörterbuchs erstmals einer interessierten Öffentlichkeit bekanntgemacht, so wird mit dem heutigen
20 Vgl. beispielsweise: Plate, ‘Zur Online-Lexikographie des mittelalterlichen Deutsch und ihrer Vernetzung. Zwischenbalanz 2008’.S. 136-139 (ebenfalls verfügbar über http://www. zfda.de/beitrag.php?id=782&mode=maphilinet) und das sog. Wörterbuch-Netz der Uni- versität Trier: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/. 21 Siehe: http://www.uni-trier.de/index.php?id=14673 (Stand: 1. Juli 2009)
20 PHILOLOGIA FRISICA Vortrag dieses Projekt abgeschlossen. Das Altfriesische Handwörterbuch ist fertig. Jetzt habe ich die angenehme Pflicht, den Institutionen und Personen, die das Erscheinen des Handwörterbuchs ermöglicht haben, zu dan- ken. Zunächst gebührt der Deutschen Forschungsgemeinschaft wegen der vollständigen finanziellen Förderung des Projektes mein herzlicher Dank. Auch der Nordfriesischen Wörterbuchstelle der Christian-Alb- rechts-Universität Kiel bin ich wegen der Unterstützung des Projektes sehr verbunden. Von den Anfängen in den sechziger Jahren bis zum Ab- druck in Dezember 2008 wurde die Herausgabe des Handwörterbuchs vom Heidelberger Universitätsverlag Winter begleitet, wofür ich herzlich danke. Der Fryske Akademy bin ich für ihre Mitwirkung im Bereich der digitalen Unterstützung zu Dank verpflichtet. Des Weiteren danke ich allen Personen, die sich besonders um die Fer- tigstellung des Handwörterbuchs verdient gemacht haben. Ohne im Ein- zelnen auf ihre Beiträge einzugehen22 und ohne eine bestimmte Reihen- folge, nenne ich: Horst Haider Munske, Nils Århammar, Derk Drukker, Arjen Versloot, John Foulks, Aaron Mitchell, Dirk-Jan Henstra, Hermann Niebaum, Rolf Bremmer, Bram Jagersma, Han Nijdam, Willem Visser, Henk Meijering, Johanneke Sytsema, Sjoerd Siebinga, Redmer Alma und Tom Johnston. Spezielle Erwähnung verdient der 1970 verstorbene Jurist Meinte Oosterhout, der sich in den 60er Jahren sehr für das Wörterbuch- projekt eingesetzt hat. Besonders dankbar bin ich den Herren Dr. Oebele Vries, Mitarbeiter der Abteilung Friesische Sprache und Kultur der Reichsuniversität Groningen, und Prof. Dr. Jarich Hoekstra, Leiter der Nordfriesischen Wörterbuchstel- le der Kieler Universität sowie Projektleiter dieses Wörterbuchprojektes. An Vries und Hoekstra, den Projektberatern und Mitlesern des Wörter- buchmanuskripts, hatte ich allzeit einen festen Rückhalt; von ihren großen Kenntnissen des Altfriesischen habe ich viel gelernt. Im persönlichen Bereich danke ich meiner Partnerin, Tina Lolkema, für ihre stete Unterstützung und Ausdauer. Es war nicht immer leicht, uns vier Jahre lang jede Woche für mehrere Tage trennen zu müssen. Ich danke Herrn Dr. Andreas Deutsch, dem Leiter der Forschungsstel- le des Deutschen Rechtswörterbuchs, dafür, dass er die Präsentation des Altfriesischen Handwörterbuchs durch einen sehr interessanten, wissen- schaftlichen Vortrag ergänzt hat.23
22 Im Vorwort zum Handwörterbuch wird ausführlicher auf die Leistungen der Personen, denen hier gedankt wird, eingegangen (Hofmann/Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch, S. viii-ix). 23 Deutsch, ‘Von der Kunst, einen Schatz zu heben’.
21 Aber vor allem verdient Frau Dr. Gisela Hofmann eine ehrenvolle Erwäh- nung. Ohne ihren Einsatz hätte das Projekt gewiss nicht in vier Jahren zu einem befriedigenden Ende geführt werden können. Möglicherweise wäre die Vollendung gar nicht realisierbar gewesen. Die Bedeutung ihres Einsatzes und ihrer Leistung für die Fertigstellung des Handwörterbuchs kann kaum überschätzt werden; deshalb wird Gisela Hofmann zu Recht auf dem Titelblatt als Mitarbeiterin genannt. Und wie es mir immer eine Ehre war, das von ihrem Mann begonnene Altfriesische Handwörterbuch fertigstellen zu dürfen, so ist es mir jetzt eine große Freude, ihr das erste Exemplar überreichen zu können.
> Literatur Rolf H. Bremmer jr., ‘De lezzksikografy fan it Aldfrysk’, in: Anne Dykstra/ Rolf H. Bremmer jr. (Hrsgg.), In skiednis fan ‘e Fryske taalkunde. Leeu- warden (2000), S. 75-94. Rolf H. Bremmer jr., An Introduction to Old Frisian. History, Grammar, Rea- der, Glossary. Amsterdam/Philadelphia (2009). Rolf H. Bremmer jr., ‘Lexicography of Old Frisian’, in: Horst Haider Munske u.a. (Hrsgg.), Handbuch des Friesischen/Handbook of Frisian Stu- dies, Tübingen (2001), S. 653-657. Andreas Deutsch, ‘Von der Kunst, einen Schatz zu heben – der altfriesi- sche Rechtswortschatz und die deutsche Rechtsgeschichte’, an ande- rer Stelle in diesem Band, Anm. 42. Sybren Dyk, ‘In pleit foar ien grut Aldfrysk wurdboek’, in: Us Wurk 41 (1992), S. 130-138. Dietrich Hofmann, ‘Die Erschließung des altfriesischen Wortschatzes’, in: Philologia Frisica anno 1969. Lêzingen en neipetearen fan it 5te Fryske Filologekongres septimber 1969. Groningen (1970), S. 100-118. Dietrich Hofmann/Anne Tjerk Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch. Heidelberg (2008). Ferdinand Holthausen, Altfriesisches Wörterbuch. Heidelberg (1925). Ferdinand Holthausen/Dietrich Hofmann, Altfriesisches Wörterbuch (zwei- te, verbesserte Auflage). Heidelberg (1985). August Lübben, Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Nach dem Tode des Verfassers vollendet von Christoph Walther (2 Bnde). Norden (1885-1888), reprographischer Nachdruck Darmstadt (1965). Fons Moerdijk, ‘Een nieuwe generatie electronische woordenboeken’, in: Piter Boersma u.a. (Hgg.): Philologia Frisica anno 2005. Lêzingen op it santjinde Frysk Filologekongres 14, 15 en 16 desimber 2005. Leeuwarden (2007), S. 195-217. Horst Haider Munske, ‘Die Frisistik – ein Mauerblümchen der germani-
22 PHILOLOGIA FRISICA schen Sprachwissenschaft, in: Us Wurk 28 (1979), S. 163-178. Ralf Plate, ‘Zur Online-Lexikographie des mittelalterlichen Deutsch und ihrer Vernetzung. Zwischenbalanz 2008’, in: Zeitschrift für deutsches Al- tertum und deutsche Literatur 138 (2009), S. 136-139 (ebenfalls verfügbar über http://www.zfda.de/beitrag.php?id=782&mode=maphilinet) und das sog. Wörterbuch-Netz der Universität Trier: http://germazope. uni-trier.de/Projects/WBB/. Anne Tjerk Popkema, Besprek Philogia Frisica anno 2005, in: Us Wurk 58 (2009), S. 55-61. Anne Tjerk Popkema, ‘A New Step in Old Frisian Lexicography’, in: Ma- rijke Mooijaart/Marijke van der Wal (Hgg.), Yesterday’s Words. Contem- porary, Current and Future Lexicography, Cambridge (2008), S. 110-122 Ut de Smidte fan de Fryske Akademy 30/4 (1996), S. 10. Jacob Verdam, Middelnederlandsch Handwoordenboek, onveranderde her- druk en vanaf het woord sterne af opnieuw bewerkt door C.H. Ebbinge Wubben (2e druk). ’s-Gravenhage (1932). Oebele Vries, Asega, is het dingtijd? De hoogtepunten van de Oudfriese teksto- verlevering. Leeuwarden/Utrecht 2007. Oebele Vries, ‘Metodyk âldfryske tekstútjeften’, in: Anne Dykstra/Rolf H. Bremmer jr., In skiednis fan ’e Fryske taalkunde, Leeuwarden (2000), S. 95-110. Deutsches Rechtswörterbuch (http://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw/) Woordenboek der Nederlandsche Taal des Instituut voor Nederlandse Lexicologie (http://www.inl.nl/index.php?option=com_content&task=view&id=46 8&Itemid=540) Oxford English Dictionary (http://www.oed.com/) Algemeen Nederlands Woordenboek des Instituut voor Nederlandse Lexicologie (http://www.inl.nl/index.php?option=com_content&task=view&id=46 3&Itemid=526) Online-Wörterbuch zur deutschen Gegenwartssprache Elexiko (http:// www.owid.de/elexiko_/index.html). http://www.fa.knaw.nl/fa/3fakgroepen-en-dissiplinen/fakgroep-taalkunde/ leksikografy-terminology/projekt-aldfrysk (Stand: 1. Juli 2009). http://www.fa.knaw.nl/fa/3fakgroepen-en-dissiplinen/fakgroep-taalkun- de/leksikografy-terminology/wurdboek-fan-e-fryske-taal/wurdboek- fan-e-fryske-taal (Stand: 1. Juli 2009). http://www.fryske-akademy.nl/tdb http://www.uni-trier.de/index.php?id=14673 (Stand: 1. Juli 2009)
23 Ansprache in der Fryske Akademy in Leeuwarden beim Philologenkongreß am 10. Dezember 2008
Frau Dr. Gisela Hofmann (...... )
> Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sie werden sich vorstellen können, daß es für mich ein sehr bewegendes Ereignis ist, den soeben von Herrn Anne Popkema vorgestellten statt- lichen Wörterbuchband fertig vor mir zu sehen. Die Arbeit an diesem Wörterbuch hat meinen Mann über mehrere Jahrzehnte begleitet, da er sie ja niemals ausschließlich machen konnte, sondern eigentlich fast nur in seiner freien Zeit, die ihm neben seinen Lehrverpflichtungen blieb. Nach jahrelangem Materialsammeln, an dem in der ersten Zeit auch Herr Oosterhout großen Anteil hatte, begann mein Mann am 22. September 1973 mit der handschriftlichen Ausarbeitung der einzelnen Artikel, und es ist schon ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß er auf den Tag ge- nau 25 Jahre später am Abend des 22. September 1998 als letztes Wort das Lemma stal im Computer abspeicherte, bevor am nächsten Morgen die schwere Krankheit zum Ausbruch kam, die knapp drei Monate später zu seinem Tod führte. Schon im Sommer 1995 hatte ihn ein unerwarteter Schicksalsschlag ge- troffen, indem er durch eine Augenthrombose einen großen Teil sei- ner Sehkraft verlor, wodurch seine Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigt wurde. Es war eine bewundernswerte Leistung, daß er trotzdem weiter an seinem Wörterbuchprojekt arbeitete, wenn die Arbeit jetzt natürlich auch noch langsamer vorankam, als vorher. Mein Angebot, ihm sozusagen „meine Augen zu leihen“ und nach seiner Anweisung für ihn zu arbeiten, nahm er nicht an; er hatte schon immer größten Wert auf absolute Selb- ständigkeit und Unabhängigkeit gelegt. Auch den Vorschlag von Herrn Munske, sich durch eine Hilfskraft unterstützen zu lassen, welche die umfangreichen handschriftlichen Aufzeichnungen (im ganzen 1600 DinA 4-Bogen) in den Computer eingeben sollte, hielt er für undurchführ- bar, weil er meinte, daß niemand seine Handschrift, die außerdem noch durchsetzt war von stenographierten Eintragungen, würde lesen können. Am 3. April 1998, 51/2 Monate vor dem Ausbruch seiner schweren Erkran- kung, schrieb er in einem Brief an Herrn Rolf Bremmer:“Wenn ich so weiterarbeiten kann wie bisher ... denke ich, daß ich für das Wörterbuch noch etwa 10 Jahre brauchen werde. Es ist sicher keine unrealistische Vor- stellung, daß ein Gelehrter bis zu seinem 84., 85. Lebensjahr und länger in hinreichender körperlicher und geistiger Frische arbeiten kann“.
24 PHILOLOGIA FRISICA Es war meinem Mann nicht vergönnt, sein Werk zum Abschluß bringen zu können, aber dank des großartigen Einsatzes vieler Menschen konnte sein hier aufgestellter Zeitplan doch noch eingehalten werden: wir ha- ben heute den 10. Dezember - am 13. Dezember jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal und am 17. Dezember dieses Jahres wäre er 85 Jahre alt geworden. Die Gelegenheit, daß ich heute hier vor Ihnen stehen darf, möchte ich nutzen, um allen denen meinen aufrichtigen Dank zu sagen, die zum Gelingen dieses Vorhabens beigetragen haben. Dabei wird sich vieles von dem wiederholen, was Herr Popkema schon gesagt hat, ich möchte es aber doch selbst noch einmal aussprechen. Ich danke an erster Stelle der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die so großzügig die finanzi- ellen Mittel zur Verfügung gestellt hat, und Herrn Jarich Hoekstra, der das Projekt betreut hat (und der mich in die Geheimnisse des Altfriesi- schen eingeführt hat). Ferner danke ich den leitenden Mitarbeitern des Universitätsverlages Winter in Heidelberg, daß sie einen so langen Atem gehabt haben und das Projekt trotz der jahrelangen Verzögerung nicht aus den Augen verloren haben. Mit Namen nennen muß ich jetzt Einige, denen ich großen Dank schulde: Herrn Alastair Walker für viel persönli- che Unterstützung, Herrn Nils Århammar für manchen guten Hinweis, der mir weiter geholfen hat, Herrn Oebele Vries für seine Mitarbeit an dem Projekt und für die große Geduld, mit der er meine vielen Fragen beantwortet hat, sowie einigen jungen Nachwuchswissenschaftlern für ihre Mitarbeit: Herrn Aaron Mitchell, Frau Wendy Vanselow und Herrn John Foulks. Im Deutschen kennen wir die Redensart „Das Beste kommt immer zu- letzt“. In diesem Sinne nenne ich jetzt Herrn Anne Popkema, der es über- nommen hat, das Werk meines Mannes fortzusetzen. Eine solche Aufga- be ist in keinem Fall leicht und manchmal sogar undankbar, weil nicht immer wirklich deutlich wird, wie viele eigene Anteile in dieser Arbeit stecken. Ich habe es mit großer Dankbarkeit empfunden, wie sehr er sich bemüht hat, im Sinne meines Mannes weiterzuarbeiten, ich habe aber auch erlebt, wieviel Eigenes er dazu gegeben hat, vor allem durch seine hervorragende Kenntnis des „Alten Druk“, der meinem Mann ja nur als Photokopie zur Verfügung gestanden hatte, und der altwestfriesischen Urkunden, zu denen er als gebürtiger Westfriese sicher einen besseren Zugang hatte. Was er da noch an Neuem gefunden hat, wäre für meinen Mann sicher eine große Freude gewesen. Auch mit der Überarbeitung der Siglen wäre er bestimmt einverstanden gewesen, denn er war selbst noch nicht damit zufrieden und hatte immer wieder Änderungen vorgenom- men. Es war auch charakteristisch für ihn, daß er gut begründete abwei- chende Meinungen von jüngeren Kollegen gerne akzeptierte.
25 Ganz besonders möchte ich Ihnen, lieber Herr Popkema, und ebenso Ih- rer Partnerin Tina dafür danken, daß Sie beide um der Sache willen die allwöchentlichen Trennungen über vier volle Jahre auf sich genommen haben; das war ein ganz persönliches Opfer, das ich wohl zu schätzen weiß. Erwähnen möchte ich auch noch, wie sehr es mich gefreut hat, daß wir so gut zusammen arbeiten konnten. Es war ein schönes Beispiel dafür, daß soetwas zwischen Angehörigen ganz verschiedener Generationen bei gegenseitiger Achtung und Anerkennung hervorragend gelingen kann. Meinen aufrichtigen Dank an Sie verbinde ich mit den besten Wünschen für Sie selbst und Ihre Familie und dem Wunsch, daß Sie bald wieder eine ähnlich wichtige und befriedigende Aufgabe bekommen, bei der Sie Ihre wissenschaftlichen und menschlichen Fähigkeiten zum Nutzen der Frisistik einsetzen können.
Vielen Dank!
26 PHILOLOGIA FRISICA Von der Kunst, einen Schatz zu heben – der altfriesische Rechtswortschatz und die deutsche Rechtsgeschichte1
Andreas Deutsch, Deutsches Rechtswörterbuch an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
> Die Anfänge der Erforschung der Altfriesischen Rechtsquellen Als um die Mitte des 19. Jahrhunderts die wissenschaftliche Strömung der ‘Rechtsgermanistik’ auf ihren Höhepunkt zuging, versuchten führende Rechtshistoriker, dem System des römischen Rechts ein zweites großes kontinentales Rechtssystem entgegenzusetzen: das Germanische.2 Man hoffte nicht zuletzt aus den zum Teil altertümlich wirkenden friesischen Rechtsquellen echt-germanische Rechtsinstitute herausdestillieren zu können. Bereits bei Karl Friedrich Eichhorn findet sich die Idee des Zu- sammenhangs aller ‘germanischen Rechte’, wenn er 1815 über die seiner Ansicht nach unbestreitbare ‘Einheit des Deutschen Rechts’ schreibt, ‘die man leicht aus den ältesten Gesetzen der deutschen Völkerstämme und aus den Rechtsbüchern des Mittelalters darthun’ könne.3
Wichtiger noch waren freilich die 1829 erstmals erschienenen Rechtsal- terthümer von Jacob Grimm. Grimm setzte zur Darlegung seiner alter- tümlichen Rechtseinrichtungen auf die Zusammenstellung seiner An- sicht nach ähnlicher Institute oder Phänomene aus unterschiedlichsten Texten des germanischen Sprachraums, die zudem den verschiedensten Zeiten entstammen, wobei Grimm ohne Probleme viele Jahrhunderte überbrückte.4 Dem Grundgedanken nach setzte Grimm ‘deutsches’ und ‘germanisches Recht’ weitgehend gleich,5 primär der Praktikabilität halber schied er freilich für sein Deutsches Wörterbuch (1854) ‘den alten gotischen stamm aus’, ebenso den ‘nordischen’, so dass ‘deutsch’ zum Oberbegriff für die gesamte westgermanische Sprachfamilie wurde, weshalb auch ‘die
1 Um Fußnoten erweiterte Version eines Vortrags aus Anlass der Präsentation des Altfrie- sischen Handwörterbuchs auf dem ‘Frysk Filologekongres’ (10.-12. Dezember 2008) an der Fryske Akademy in Leeuwarden. 2 Wenig ergiebig zu dieser Frage: Wolfgang Fliess, Die Begriffe Germanisches Recht und Deut- sches Recht bei den Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts. 3 Karl Friedrich Eichhorn, ‘Ueber das geschichtliche Studium des Deutschen Rechts’. 4 Vgl. Jan Schröder, Art. ‘Jacob Grimm’. 5 Hierzu auch Ruth Schmidt-Wiegand, ‘ Einleitung’, S. *34; Jacob Grimm, Rechtsalterthümer, S. X.
27 friesische, niederländische, altsächsische und angelsächsische noch der deutschen sprache in engerm sinn zufallen’ sollte.6 Diese Vorstellung färbte auf die gesamte Literatur der sog. ‘germanistischen Rechtswissen- schaft“ bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ab. So lesen wir etwa im Lehr- buch von Richard Schröder und Eberhard Freiherr von Künßberg über die ‘Nation der Germanen’: ‘Die sprachlichen Verschiedenheiten ergeben die Sonderung der Nation in zwei Gruppen, nach ihren ursprünglichen Wohnsitzen als Ost- und Westgermanen unterschieden.’ Hierbei zählten als ‘Westgermanen die Deutschen mit Einschluß der Franken und Frie- sen, sowie die Langobarden und Angelsachsen’7
Als wichtigstes Anzeichen besonders hohen Alters und echter Urtümlich- keit eines Rechtstextes befand Grimm die darin enthaltene Bildhaftigkeit und Poesie.8 Bei zwei ähnlichen Texten, sei der poetischere stets zugleich der ältere, denn so Grimm wörtlich: ‘Nachsammlungen gerathen be- ständig trockener, wie auch, verglichen mit dem sächsischen spiegel, der schwäbische beweist.’9 In Bezug auf das friesische Recht meinte Grimm: ‘Der alten Friesen Gesetzbuch hat durchgehends seinem altem besten Stück nach, poetisches Schrot und Korn in sich und es bleibt recht auffal- lend, daß die sonst damit so genau bis ins wörtliches stimmenden angel- sächsischen Gesetze daneben gänzlich nüchtern prosaisch erscheinen. Ich bin der Meinung eher, die Poesie sei in ihnen absichtlich weggelaßen, als ins friesische später eingetragen worden.’10
Es ist übrigens kein Zufall, dass gerade der begeisterte Eichhorn-Schüler Karl Freiherr von Richthofen zum ersten Editor altfriesischer Rechtsquel- len wurde, dass er seine Zusammenstellung ‘aus inniger Liebe und Vereh- rung’ seinem zweiten Lehrer Jacob Grimm widmete: Wie aus dem Vorwort seines Altfriesischen Wörterbuchs (1840) hervorgeht, sah auch er die friesi- schen Texte primär als ‘reiche fundgruben des älteren deutschen rechtes’. Er hatte sie zu untersuchen begonnen, weil „das studium des friesischen Volkslebens für das verstehen deutscher geschichte“ besonders wichtig sei, da die ‘rechtsdenkmäler Frieslands … in solchem reichthum vorhan- den [seien], wie bei keinem andern deutschen stamme’.11
6 DWB, Sp. XIV. 7 Richard Schröder/Eberhard Freiherr von Künßberg, Lehrbuch der deutschen Rechtsge- schichte, S. 15, dort auch zu damaligen Streitfragen. 8 Vgl. Jacob Grimm, Rechtsalterthümer, Einleitung, S. X ff. 9 Jacob Grimm, ‘Von der Poesie im Recht’, S. 36; Sonderausgabe: Darmstadt 1957, S. 15 f. 10 Jacob Grimm, ‘Von der Poesie im Recht’, S. 36; Sonderausgabe: S. 15 f. 11 Karl Otto Johannes Theresius von Richthofen, Friesische Rechtsquellen, Vorrede.
28 PHILOLOGIA FRISICA In die gleiche Richtung weist rund 60 Jahre später Rudolf His mit seinem Strafrecht der Friesen im Mittelalter.12 Auch wenn sich His hier auf das Recht des friesischen ‘Stammes’ beschränkt, so entspricht die dahinter stehen- de Intention doch ganz jener der anderen Germanisten: ‘Eine zusam- menfassende Darstellung [gemeint ist: für alle westgermanischen Gebie- te], … ist für das Strafrecht des deutschen Mittelalters noch nicht mög- lich.’ Einzelne Vorarbeiten seien hierfür zwar schon gemacht. Jedoch, so betont His, ‘harrte ein Stammesrecht, das wegen seiner Eigenart, seines zähen Festhaltens an alten, anderswo längst überwundenen Grundsätzen ganz besondere Aufmerksamkeit verdient hätte, bis jetzt noch immer des Bearbeiters: das Recht der Friesen.’13
Dieses Grundverständnis entspricht dem Prinzip der Zeit. So zog Wil- helm Eduard Wilda in seinem 1842 veröffentlichten Strafrecht der Germa- nen, laut Kleinheyer/Schröder14 ‘der ersten den gesamten “germanischen” Quellenbestand einschließenden Bearbeitung’ des Rechtsgebiets, die vorgefundenen Quellen zu einem ‘System der nordischen Rechte’ (S. 583) zusammen, dessen Grundlage das ‘altgermanische System’ (etwa S. 553) sei. Nicht alle Rechtsquellen waren hierzu gleich tauglich. Wilda for- mulierte: ‘Es sind uns noch drei Rechtssammlungen von Volksstämmen aufbewahrt, bei denen sich die germanischen Verhältnisse in ihrem ei- genthümlichen Charakter reiner und unvermischter erhalten hatten. Wir meinen die der Friesen, Sachsen und Thüringer. Wenngleich diese Völ- ker nicht so fern und unberührt von dem Aufeinanderstossen und Drän- gen der Völker geblieben, welche der Gründung der germanischen Staa- ten im heutigen Europa vorhergegangen sind und diese begleitet haben, als es bei den nordischen Stämmen der Fall war, so sind sie doch auch nicht als Eroberer und Staatengründer in Ländern aufgetreten, welche von nicht-germanischen, auf einer ganz andern Stufe geselliger Entwi- ckelung stehenden Völkern bewohnt waren.’15 Wilda räumt zwar ein, dass auch dort nicht reines germanisches Recht überliefert sei, dass vielmehr, ‘das, was der Rechtsverfassung der Friesen, Sachsen und Thüringer zur Zeit, als ihre Rechtssammlungen zuerst aufgezeichnet wurden, angehört hat, von den Aenderungen, fremdartigen Zusätzen u.s.w. zu scheiden’ sei. Dies sei ‘die schwierigste Aufgabe, der eine vollkommene Lösung wohl nie werden wird’, aber, so Wilda weiterhin wörtlich: ‘Eine genauere, ins Einzelne gehende Vergleichung der lex Saxonum mit dem Sachsen-
12 Rudolf His, Das Strafrecht der Friesen im Mittelalter. 13 Rudolf His, Das Strafrecht der Friesen, Vorwort. 14 Jan Schröder/Eberhard Kleinheyer, Art. ‘Wilda, Wilhelm Eduard’. 15 Wilhelm Eduard Wilda, Das Strafrecht der Germanen, S. 94.
29 spiegel, vorzüglich aber der lex Frisionum mit den späteren friesischen Volks- und Landesrechten, dürfte auf eben so interessante, als in ihren Ergebnissen vielleicht lehrreiche Untersuchungen führen.’16
Karl von Amira griff diese Idee der systematischen Analyse in seinem Grundriss des germanischen Rechts (1893)17 auf, forderte einen noch gründ- licheren, breiteren Ansatz auf der Grundlage der ‘Rechtsüberlieferungen germanischer Nationalität’. Nicht die inhaltliche Ähnlichkeit ist für ihn allerdings der Beweis tatsächlicher Verwandtschaft. Vielmehr ist laut Amira, ‘der einzige, wenn auch nur relativ verlässige Maßstab in dem Sat- ze gegeben, daß die Rechtsfamilien der älteren Zeit sich mit den Sprach- familien (ost- und westgermanisch, gotisch i.w.S. und skandinavisch … usf.) decken. Die Sprachfamilien sind der Ausdruck der geschichtlichen Verwandtschaft unter den Völkern’.18 Merkwürdigerweise geht Amira auf das friesische Recht dann unter der Überschrift ‘Südgermanische Schrift- werke’ ein.19 ‘Erst aber, wenn man aufgehört haben wird, achtlos an der Fülle der angelsächsischen und friesischen Ueberlieferungen vorüber zu gehen, wird man von einer wahren geschichtlichen Wissenschaft des deutschen Rechts sprechen dürfen’, ist Amira bereits 1876 überzeugt.20 In seiner Programmschrift Ueber Zweck und Mittel der Germanischen Rechtsge- schichte sucht er die Rechtsgeschichte der ‘germanischen Cultur’ anhand der Entwicklungsstufen einzelner Rechtsinstitute zu ‘periodisiren’. Als Beispiel dafür, dass dies nicht schematisch geschehen könne, nennt er das Spätmittelalter und thematisiert, ‘wie weit damals hinter den Rech- ten der meisten andern deutschen Stämme das Friesenrecht zurück ge- blieben war, wie dasselbe … noch altgermanisches Gepräge trug’.21 Einen Beleg für die gewagte These vom germanischen Gepräge eines weit über tausend Jahre später aufgezeichneten Rechts liefert Amira freilich nicht. Umso waghalsiger ist sein Versuch, aus den schmalen Belegen ein System des gemeingermanischen Rechts zu entwickeln.22
16 Wilhelm Edurad Wilda, Strafrecht der Germanen, S. 95. 17 Unter diesem Titel seit 1897. Zuvor: ‘Recht’, in: Hermann Paul (Hrsg.), Grundriss der germanischen Philologie. 18 Karl von Amira, Grundriss des germanischen Rechts, S. 8. 19 Die implizite Bezugnahme auf Jacob Grimm muss nicht zuletzt deshalb verwundern, weil dieser die Suche nach einem System des Rechts in der Geschichte im Vorwort seiner Rechtsalterthümer entschieden ablehnte. Hierzu: Jan Schröder, Art. ‘Jacob Grimm’. 20 Vgl. Karl von Amira, Ueber Zweck und Mittel der Germanischen Rechtsgeschichte, S. 20. 21 Karl von Amira, Ueber Zweck und Mittel der Germanischen Rechtsgeschichte, S. 15 und 16 f. 22 Kritisch gegenüber den noch weitergehenden Konstrukten von Philip Heck (vgl. insb.: Die altfriesische Gerichtsverfassung): Hugo Jaekel, Forschungen zur altfriesischen Gerichts- und Ständeverfassung.
30 PHILOLOGIA FRISICA Aus Sicht der modernen Forschung kann die verallgemeinernde, wenn man so will ‘germanisierende’ Beurteilung des mittelalterlichen frie- sischen Rechts nicht aufrechterhalten werden. Zwar schreibt Nikolaas Egbert Algra23 2001 ‘...die Unterschiede zwischen friesischem Recht und dem Recht der anderen germanischen Stämme im Mittelalter’ seien ‘nur gering’, jedoch bezieht sich diese Äußerung auf einen Vergleich mit dem römischen Recht und dem vom römischen Recht geprägten modernen Recht. Im Übrigen stellt Algra durchaus die Spezialität des friesischen Rechts als eigenständiges ‘Stammesrecht’ heraus. Präziser formuliert Oebele Vries, wenn er in seiner Studie über die ‘altfriesische Terminologie im Bereich des Zivilprozessrechts’ vom ‘mittelalterliche[n] friesische[n] Prozessrecht germanischer Prägung’ schreibt24 - und ‘ger- manisch’ hier nicht zuletzt auf die Sprachfamilie bezieht. Vries verweist explizit auf den mittelalterlichen Charakter der Quellen und erklärt sie aus ihrer Zeit heraus.
Ebenso ordnet Karl Kroeschell die überlieferten altfriesischen Rechtstex- te klar dem Mittelalter zu, betont zugleich ihre Eigenständigkeit, indem er 2005 hervorhebt: ‘Auch in der Rechtsgeschichte ist Friesland bis in die Neuzeit hinein seine eigenen Wege gegangen... Angesichts der wirtschaft- lichen und sozialen Unterschiede zwischen Friesland und den angren- zenden Landstrichen … ist dies gut begreiflich.’25
Insbesondere hinsichtlich des von der älteren rechtshistorischen For- schung propagierten hohen Alters der Texte (und der darin festgehal- tenen Rechtsinhalte) sind Zweifel angebracht, wie sich anhand der von Jacob Grimm26 als ‘germanisches Rechtsaltertum’ qualifizierten dritten Not im Zweiten Landrecht illustrieren lässt.
„Dio tredde need is: hwanneer dat kijnd is alle stocknaken ief- ta huuslas ende dan dio tiostere niewelnacht ende di truchkal- da winter toekomt, soe faert allermannic oen zijn hoff ende jn zijn huus ende oen warma gaete ende dat berwilde diaer seect des birghes hlij ende den hoella baem, aldeer hit dat lijf oen bi- halde. Soe weineth ende scryieth dat onierighe kijnd ende wypt
23 Nikolaas Egbert Algra, ‘Grundzüge des friesischen Rechts im Mittelalter’, S. 558. 24 Oebele Vries, ‘Her Bendix is wrbeck fonden’, S. 429. 25 Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen, Rechtsgeschichte Niedersachsens, Göttingen 2005, S. 155. 26 J a c o b G r i m m , Rechtsalterthümer, S. 71; ders., ‘Von der Poesie im Recht’, S. 52, Sonderausgabe: S. 29.
31 dan sijn nakeda leda ende sin huuslas ende zijn faedir, deer him reda sculd iens den hongher ende den kalda niewelwinter, dat hi so diae pe ende soe dimme mey dae fiouwer neilum is vndir eke ende vndir molda bisletten ende bitacht. Soe moet dio moedir des kijndes eerwa setta ende sella, omdat hio ple ende plicht aech, alsoe langhe als hit onierich is, dat hit oen froeste ner oen hong- here wrfaere.“27
Zu Recht fasst Kroeschell den Stand der neueren Forschung wie folgt zu- sammen: ‘Wenn man lange geglaubt hat, hier gleichsam den feierlichen Rechtsvortrag eines28 altgermanischen Gesetzessprechers zu vernehmen, so wird man heute zurückhaltender urteilen. Angesichts der ernüchtern- den Ergebnisse von Untersuchungen zu vergleichbaren altnordischen Texten, ist es fraglich, ob die >>Poesie im Recht<< wirklich zum Nachweis großer Altertümlichkeit taugt.’ Über die Datierung der Landrechte herrscht große Unsicherheit. Die von Wybren Jan Buma, Wilhelm Ebel und Martina Tragter-Schubert zugrunde gelegte Handschrift J stammt aus der Zeit um 1530, geht aber auf eine Handschrift von 1464 zurück.29 Unzweifelhaft ist der Text selbst deutlich älter, aber so alt wie man früher glaubte, sicher nicht. Möglich ist eine Entstehung um 1100.30 Einiges spricht aber auch für die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts.31 Hinsichtlich der zitierten Stelle wird man sogar an eine jüngere Erweiterung denken müssen.32 Die- se Bilanz lässt sich auf zahlreiche friesische Rechtsquellen übertragen. Auf die Unsicherheit in Bezug auf die friesischen Elemente der Lex
27 (WesterlauwersR I, 152 f.); Übersetzung (nach Buma/Ebel/Tragter-Schubert): ‘Der dritte Notfall ist: Wenn das Kind völlig splitternackt oder heimlos ist und dann die dunkle Nebelnacht und der bitterkalte Winter eintreten, so geht ein jeder auf seinen Hof und in sein Haus und in warme Ecken und das sehr wilde Tier sucht den Schutz der Berge und den hohlen Baum, in dem es sich am Leben erhalten mag. Da weint und schreit das unmündige Kind und beklagt dann seine nackten Glieder und seine Heimlosigkeit und seinen Vater, der es vor dem Hunger und dem kalten Nebelwinter schützen sollte, daß der so tief und so dunkel mit den vier Sargnägeln unter Eichenholz und unter der Erde beschlossen und bedeckt liegt. Alsdann darf die Mutter das Erbe ihres Kindes verpfän- den und verkaufen, weil sie, solange es unmündig ist, die Verantwortung dafür hat, daß es weder vor Kälte noch vor Hunger umkomme.“ Vgl. Wybren Jan Buma/ Wilhelm Ebel (Hrsg.), Westerlauwerssches Recht I, S. 152 ff. 28 Dieses ‘s’ fehlt im Druck (Druckfehler). 29 Wybren Jan Buma/Wilhelm Ebel Ebel (Hrsg.), Westerlauwerssches Recht I, Einleitung S. 10. 30 Wybren Jan Buma/Wilhlem Ebel, Westerlauwerssches Recht I, Einleitung S. 14. 31 So Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen, S. 159. 32 Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen, S. 158 f. unter Hinweis auf mehrere Detailstudien.
32 PHILOLOGIA FRISICA Frisionum (wohl um 802/803) wurde in der neueren Forschung wieder- holt hingewiesen.33
Wenn sich die altfriesischen Rechtsregeln somit nicht ohne weiteres auf ein altgermanisches Recht zurückführen lassen, können sie auch nicht als Belege für ein angebliches ‘gemeingermanisches Recht’ herangezo- gen werden, als Teile für ein vorgebliches Rechtssystem einer vermeint- lichen ‘germanischen Nation’, die es so sicherlich nie gegeben hat. Die Rechtstexte stammen vielmehr aus dem Mittelalter, sind ‘echt friesisch’ und müssen als eigenständige Rechtsquellen ihres spezifischen Rechts- raumes anerkannt werden.34
Soweit sich allerdings Gemeinsamkeiten mit anderen mittelalterlichen Rechtsquellen ergeben, sollten gemeinsame Einflüsse, etwa durch das kanonische Recht und ganz allgemein die Christianisierung, nicht über- sehen werden.35
Im Ergebnis zeigt sich also, dass sich die Inhalte der altfriesischen Rechts- quellen v.a. aufgrund ihrer zahlreichen Besonderheiten von hohem Inte- resse sind – wenn sie so wollen: Ein wahrer Schatz der Rechtsgeschichte. Bei der Hebung dieses rechtshistorischen Schatzes erwies sich bis heute die lückenhafte Aufarbeitung der altfriesischen Rechtssprache als beson- deres Manko. Das will ich nun aus der Sicht des rechtshistorisch gepräg- ten Wörterbuchmachers schildern.
> Das DRW und die Altfriesischen Rechtsquellen Das im Jahre 1896 begründete Deutsche Rechtswörterbuch ist ein Kind der Rechtsgermanistik des 19. Jahrhunderts. Zu seinen Paten zählen Männer wie Karl von Amira, Heinrich Brunner und Otto von Gierke.
33 Vgl. nur Harald Siems, Studien zur Lex Frisionum, u.a. S. 164, 286, 325 f. und 355 ff.; Karl August Eckhardt (Hrsg.), Lex Frisionum, Einleitung S. 13 ff. 34 Kroeschell will nicht einmal ein einheitliches friesisches Recht anerkennen, meint viel- mehr: ‘Wenn schon die Lex Frisionum regionale Unterschiede erkennen läßt, so zeigt sich im Mittelalter noch deutlicher, daß das friesische Recht keine Einheit bildete. Die sog. >gemeinfriesischen< Rechtstexte sind in ihrer Bedeutung womöglich überschätzt worden….’ Vgl. Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen, S. 155. 35 Zur Lex Frisionum als ‘christlich bestimmtes Gesetz’: Harald Siems, Studien zur Lex Fri- sionum, S. 339 ff. Zu kirchlichen Einflüssen im Prolog der Lex Baiuvariorum: Karl Kroe- schell, ‘Germanisches Recht als Forschungsproblem’, S. 80 f. Zu kanonistischen Einflüs- sen auf das Recht in Friesland schon seit dem 14. Jahrhundert vgl. Pieter Gerbenzon, Excerpta legum – onderzoekingen betreffende enkele Friese rechtsboeken uit de vijftiende eeuw.
33 Richard Schröder und Eberhard Freiherr von Künßberg waren die ers- ten Forschungsstellenleiter. Rudolf His zählte zum großen Kreis derer, die für das DRW Quellen exzerpierten. Es verwundert daher kaum, dass die Grundidee vom ‘westgermanischen’ gleich ‘deutschen Recht’ auch zur Grundlage des DRW wurde und die große Mehrzahl der wichtigen altfriesischen Rechtstexte in das Quellencorpus des Wörterbuchs aufge- nommen wurde.
> Beispiel-Belegzettel 1
Als Beispiel sei ein Belegzettel zum Wort ‘Schatz’ herausgegriffen, der ein Zitat aus dem Fivelgoer Landrecht bringt. Dieses Landrecht wurde für das DRW von Rudolf His exzerpiert. Bei dem Belegzettel dürfte es sich also um ein Autograph des jungen (damals noch Heidelberger) Professors handeln. Die am unteren Rand des Zettels zu entziffernde Sigle ‘Hett.’ verweist auf die Edition Het Fivelingoër en Oldampster landregt : een oud- friesch Handschrift uit de 14. ceuw von Montanus de Haan Hettema (Dok- kum 1841), die von der DRW-Redaktion nicht mehr verwendet wird. Der Beleg muss also ‘umgelesen’ werden, das heißt, die entsprechende Fund- stelle in der neueren Edition ‘FivelgoR.’, also Wybren Jan Buma/Wilhelm Ebel (Hrsg.), Das Fivelgoer Recht (Göttingen 1972), gesucht werden. Die Stel- le findet sich auf S. 154:
‘Sa thi breydgoma slain is in drecht, sa fulgat thio breyde tha lyke to howe ende to grewe and to huse and wint thermithe here drechtpund and thene wetma, thet sent xviij enza, and thet inreste
34 PHILOLOGIA FRISICA iefta thet vterste rider, vndschawidis kern. Sa ach thet mundlase meydene to kiasan hire fremeda formunde. Thet kapade se mith schette ende mith scillinge, tha capstedene. Hire halsepund thet sen xiij enza ende viij panningan.’
In den jüngeren Bänden des DRW wird bei altfriesischen und alteng- lischen Texten wegen ihrer großen Ferne zum Neuhochdeutschen die Übersetzung der Fundstelle (hier wieder aus Buma/Ebel) in kleinerer Schrift mit abgedruckt:
‘Wenn ein Bräutigam im Brautzug erschlagen worden ist, so folgt die Braut der Leiche zum Kirchhof und zum Grabe und [den Schwiegereltern] zum Hause und sie gewinnt damit ihr Braut- zugsgeld und das Wittum, das sind achtzehn Unzen, und das in- nerste oder das äußerste Rind, ungesehen ausgewählt. Ferner hat das vormundlose Mädchen das Recht, ihren neuen Gatten zu wäh- len. Das kaufte sie mit Gut und mit Geld, [nämlich] die Gültigkeit des Ehevertrages. Ihr Beilagergeld beträgt dreizehn Unzen und acht Pfennige.’
Das Wort ‘Schatz’ mit allen seinen Komposita wird übrigens derzeit ge- rade für das aktuelle Doppelheft des Rechtswörterbuchs bearbeitet. Für das Grundwort ‘Schatz’ und das Verb ‘schätzen’ stehen naturgemäß auch aus dem Friesischen (friesisch hier sowohl im räumlichen wie im sprach- lichen Sinne) zahlreiche Belege zur Verfügung, beispielsweise aus dem Westerlauwersschen Recht, Ostfriesischen Urkunden oder auch aus dem Ostfriesischen Bauernrecht.36
Das DRW greift heute auf ein weit über 8000 Titel umfassenden Quel- lencorpus zurück, das über rund 2,5 Millionen Belegzettel und ein stetig wachsendes elektronisches Textarchiv erschlossen wird. Während es da- her zu ‘Schatz’ und ‘schätzen’ naturgemäß viele hundert Nachweise aus
36 Schatz: ‘djt sint dae sauwentien kesten, deer dae Fresen kaepeden mit schette ende mit scillinge etta koning Kaerle ende hia mey riochte habbe schelleth [dies sind die siebzehn Küren, welche die Friesen mit Schatz und Schilling von König Karl gekauft haben und die sie Rechtens handhaben dürfen]; WesterlauwersR. I, 146. um 1080 (Hs. 1464)’. Schätzen-1.4: ‘so einig vieh auf dem gemeinen escher, vor der zeit, daß das saat in den acker geworffen, biß es gäntzlich wieder eingeärndtet ist, ertapfft wird, soll solches gleichfalß angebunden und festgehalten werden, biß der schade geschätzet und bezah- let, auch den schüttemeistern 1 gl. als brüche erleget worden, OstfriesBauerR. 75, 1743‘; schätzen-4.0: ‘ellic sal ziine vanghenen scatten, als he hogest mach, na redene, ende sal dat ghelt opboeren, OstfriesUB. I, 235, 1420‘.
35 den verschiedensten ‘westgermanischen’ Sprachen und Sprachvarietä- ten gibt, die aus allen nur denkbaren Regionen stammen, finden sich in dieser Wortstrecke dennoch einzelne Komposita, die nur im Friesischen nachweisbar sind:
So zum Beispiel die ‘(Schatzskiale)’, auf Neuhochdeutsch: Viehstall. Hier der Beleg, der ins DRW aufgenommen wurde:
‘vverther en mon slain ieftha vndad inna stule ieftha ina sketskiala [ieftha] inare bere, thrimne further al thetter sketh, ief the redieua thet onlet [wird ein Mann in der Vogelhütte oder im Viehstall oder in der Scheune erschlagen oder verwundet, (so ist) alles, was da geschieht, anderthalbfach (zu büßen), wenn der Redjeve das (die Tatumstände) bestätigt]; BrokmerR. 76, Ende 13. Jh.’37
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das DRW seit jeher grund- sätzlich alle Belege unter einem neuhochdeutschen Lemmaansatz ein- sortiert. So wird der zitierte ‘schette’-Beleg eben unter ‘Schatz’ zu finden sein.38 Gibt es für einen Beleg kein passendes neuhochdeutsches Wort, so wird ein Kunstwort geschaffen, gewissermaßen eine an der Wortbil- dung orientierte Übersetzung des vorgefundenen niederdeutschen, mit- telniederländischen oder altfriesischen Wortes ins Neuhochdeutsche. Wenn es im Neuhochdeutschen bei einem Kompositum für einen Teil des Wortes keine Entsprechung gibt, wird notfalls auch nur ein Teil des Wortes ‘übersetzt’, so wird aus der ‘sketskiala’39 die ‘Schatzskiale’. Damit man erkennt, dass ein Lemmaansatz künstlich ist, wird das Lemma dann übrigens in Klammern gesetzt. Das Kunstlemma hilft bei der Einsortie- rung eines Wortes in die entsprechende neuhochdeutsche Wortstrecke, dies dürfte anfänglich aber vor allem deshalb betrieben worden sein, weil man so den ‘gesamtgermanischen’ Zusammenhalt des Wortschatzes bes- ser darstellen konnte. Selbst wenn dieses Prinzip der Lemmatisierung und Wortsortierung aus heutiger Sicht nur noch begrenzt nachvollzieh- bar scheint, sollte man davon nach über elf fertiggestellten Bänden mit rund 90.000 Artikeln nicht mehr abweichen – zu groß wäre der Bruch. Wer jetzt Sorge trägt, er werde ein altfriesisches Wort unter diesem Um- ständen im DRW kaum finden können, der sei auf die Online-Version
37 Vgl. jetzt: DRW XII, Sp. 302. 38 Bei Dietrich Hofmann/ Anne Tjerk Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch findet sich das gesuchte Wort unter dem altfriesisch normalisierten Lemma ‘sket, skat’, S. 438. 39 Vgl. hierzu auch Dietrich Hofmann/Anne Tjerk Popkema, Altfriesisches handwörterbuch, OL S. 439: ‘sketski le f. Viehstall – BEm-E3, BrB-B, PnB-E3‘.
36 PHILOLOGIA FRISICA des Wörterbuchs verwiesen, die für alle frei unter www.deutsches-rechts- woerterbuch.de verfügbar ist: Dort gibt es nämlich eine spezielle Such- funktion ‘Schreibformen der Stichwörter’, die es erlaubt, jedes ins DRW aufgenommene Wort in allen im DRW belegten Graphien (also in der quellengetreuen Schreibweise) aufzurufen. Da eingegebene Suchbegriffe auch trunkiert werden können, sollte auf diesem Wege jede gesuchte Vo- kabel zu finden sein.
In einer bereits gedruckten Wörterbuchstrecke des DRW findet sich ein anderes Wort, das für die besondere Rolle des Altfriesischen im DRW als Beispiel dienen kann: der ‘Mundschatz’. Das Wort begegnet zwar auch in anderen Regionen Deutschlands mit der Bedeutung ‘Zins, den ein Mundmann (I) für die Gewährung von Schutz an den Mundherrn zahlt’, im Altfriesischen hat das Substantiv aber eine ganz andere Bedeutung, wie dieser Ausschnitt aus der Online-Fassung des DRW belegt:
II nur afries. Gabe des Mannes für die Übernahme der Vormundschaft über seine Frau vgl. Morgengabe (I) Sachhinweis: HRG.1 III 752 1 ief hij dyne mondschet naet iaen wol ende dat wyff aftes oen- fenzen haet, dat hij des manendeys ende ford alle dae degan ont den saterdey ban tiwlda schel ende aller degalikes des halsfenges twirasim oenswerra ief den mondschet laesta ende des saterdeis den mondschet twischette laesta [wenn einer den Muntschatz nicht zahlen will und er die Frau zur Ehe erhalten hat, so soll er am Montag und weiter alle Tage bis zum Samstag einer richterlichen Ladung Folge leisten und sich jeden Tag mit einem Eid- helfer vom Beischlaf freischwören oder den Muntschatz zahlen, und am Samstag soll er den Muntschatz doppelt bezahlen oder aber einen gerichtlichen Zweikampf ausfechten] 2. Hälfte 11. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 78 Textarchiv: WesterlauwersR. I 78 2 soe aegh hi dis mondscettis fan der frouwa en colnsch pond, alsoe fijr so hi riocht mond hab wessen der frowa ende dera kijndena [dann gebührt ihm (dem Vormund) ein kölnisches Pfund vom Muntschatz der Frau, sofern er ein rechter Vormund der Frau und der Kinder gewesen ist] 1. Hälfte 13. Jh. (Hs. 1464) WesterlauwersR. I 362 Textarchiv: WesterlauwersR. I 362 3 uversa ma ene frowa afte deth and ihu mitha sogen vedden bi-
37 wrocht is and thi kerena se capad het mitha riuchta mundscet- te etta riuchta foremunda, sa stent thiu frowe thenne a fria fo- ten [wenn man eine Frau zur Ehe gibt und sie durch sieben Gelöbnisse gesichert ist und der Bräutigam sie mit dem gesetzlichen Muntschatz gekauft hat, so steht die Frau damit auf eigenen Füßen] um 1300 HunsingoR. 62 Textarchiv: HunsingoR. 62
Eine oberflächliche Recherche in unserer Datenbank ergab, dass im DRW mehrere hundert Wörter abgedruckt sind, zu denen es entweder nur alt- friesische Belege gibt oder wo sich aus den altfriesischen Belegen eine Spe- zialbedeutung ergibt, die sonst nirgendwo nachweisbar ist. Gerade unter diesen rein ‘altfriesischen’ DRW-Artikeln häufen sich übrigens Artikel, in denen nur ein singulärer Beleg vorkommt. Das bedeutet, dass das jeweilige ins Wörterbuch aufgenommene Wort ist in diesen Fällen – jedenfalls auf der Basis des Quellencorpus des DRW – nur in einer einzigen Textquelle nachgewiesen ist. Eine vorläufige Recherche ergab nicht weniger als 493 Artikel im DRW, die einzig einen singulären Beleg aus dem Altfriesischen aufweisen: So etwa – ich nenne jeweils das belegte Wort mit dem neuhoch- deutschen Lemmaansatz in Klammern – morthcase (Mordkose), notscada (Notschaden), arclewis (Ohrklef ), piseldura (Pfieseltür), quickfia (Quick- vieh) und saexdaede (Sachstat), um nur ein paar wenige zu nennen.
Gerade bei derartigen nur selten oder gar nur singulär belegten Rechts- wörtern ergeben sich bei der Lemmatisierung immer wieder Schwierig- keiten. Ohne fundierte sprachwissenschaftliche und rechtshistorische Aufarbeitung sind sie nicht seriös einzuordnen. Insbesondere was die sprachliche Seite betrifft, ergaben sich bislang – trotz der sehr hilfrei- chen Übersetzungen etwa in den Ausgaben von Buma und Ebel – erheb- liche Defizite, die auch das 2005 erschienene altfriesische etymologische Wörterbuch von Boutkan und Siebinga40 nicht vollständig ausgleichen konnte.
Völlig zu Recht wies Rolf H. Bremmer jr. noch im Jahre 2001 darauf hin: ‘The lexicographie of Old Frisian has known a long history, dating back to the 17th century, but it has not yet reached a satisfactory state.’41 Bremmer bedauerte in seinem Beitrag zum Stand der Friesischen Lexikographie,
40 Dirk Boutkan/ Sjoerd Michiel Siebinga, Old Frisian etymological dictionary; vgl. auch Rolf. H. Bremmer Jr., An Introduction to Old Frisian – History, Grammar, Reader, Glossary. 41 Rolf H. Bremmer, ‘Lexicography of Old Frisian’.
38 PHILOLOGIA FRISICA dass Hofmanns hoffnungsvolles Projekt eines neuen altfriesischen Hand- wörterbuchs mit dessen Tod 1998 ein jähes Ende fand – und mit Bremmer bedauerten dies auch viele andere. Umso größer war die Freude, als wir vor nun schon einiger Zeit erfahren durften, dass sich ein DFG-Projekt in Kiel mit der Aufarbeitung des Hofmann´schen Nachlasses beschäftigt. Federführend sei ‘eine gewisse Anne Popkema in Kiel’ – dass es sich dabei in Wirklichkeit um einen ‘Oahne’ handelte, erfuhren wir erst später.
Zweifellos wird das jetzt der Öffentlichkeit präsentierte Altfriesische Hand- wörterbuch eine ganz erhebliche neue Hilfestellung für das Verständnis und die Aufarbeitung der altfriesischen Rechtstexte darstellen. Bald schon wird der ‘Hofmann/Popkema’ eine feste Hausnummer in der Wör- terbuchlandschaft sein.42
Bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin des neuen ‘Hofmann/ Popkema’ hatte ich die Gelegenheit ein wenig damit zu arbeiten, denn Herr Popkema war so freundlich, mir zur Vorbereitung dieses Vortrags die Druckfahnen zur Verfügung zu stellen. Daher kann ich Ihnen erste Beispiele nennen, die den hohen Nutzen des Handwörterbuchs für die tägliche Wörterbucharbeit illustrieren mögen.
Ausgangspunkt sei nochmals ein Belegzettel aus dem DRW-Archiv, den Rudolf His exzerpiert hat.
> Beispiel-Belegzettel 2 Auch diesmal ist die zitierte Quelle auf ‘FivelgoR.’, also Wybren Jan Buma/ Wilhelm Ebel (Hrsg.), Das Fivelgoer Recht (Göttingen 1972), umzulesen. Dort findet sich die Belegstelle auf S. 146:
‘Hwersa ma ene monne anne kap tosprecht and ma fon nena witum ni sprecht ni fon nena hondefta skette, sa is ma niar on tha witum den kap ti vntswerane, sa hi is iechta to daiane. Jef ma sprecht van witum and fon hondefta schette, sa is ma niar thene kap to haldane sa hi is to slitane [Wenn man einen Mann wegen eines Kaufs belangt und man keine Zeugen noch ein Handgeld anführt, so ist man (der Angeklagte) eher berechtigt, sich auf die Reliquien von dem Kaufe
42 Was freilich nach wie vor aussteht, ist ein großes Altfriesisches Wörterbuch, das auch Quellenbelege aufnimmt. Zu den schon lange bestehenden Plänen für dieses wichtige Projekt etwa: Oebele Vries, ‘Zu einem Wörterbuch der altfriesischen Urkundensprache’.
39 freizuschwören, als (gezwungen) sich die Anerkennung (desselben) gefallen zu lassen. Wenn man Zeugen und Handgeld anführt, so ist man (der Kläger) eher berechtigt, den Kauf geltend zu machen, als der andere, ihn für nichtig zu erklären].’
Was meint hier ‘skette’ bzw. ‘schette’? Die beigegebene Übersetzung – das muss ich offen zugeben – verwirrte mich hier (wegen der Umstellung der Wörter) mehr, als dass sie half. Ein Blick in das neue Handwörterbuch von Hofmann/Popkema führte aber dann zur Auflösung des Problems:
‘hondeftOL, hondechtOL (-e?) adj. (eig.) in der Hand befindlich. Nur in: hondeft sket ‘Handgeld’ – Kap-F’43
Aus Zeitgründen möchte ich mich auf ein zweites Beispiel aus unserer aktuellen Arbeit beschränken: Das Wort ‘Schächmach’, zu dem wir folgen- den Beleg ins DRW aufgenommen haben:
‘fon skechmeke. hwersar en foune sketh, sa skeppe thet feder and brother, hu stor hia hire to boldbrenge resze [von der Heirat einer Davongelaufenen. Wenn ein Mädchen (mit einem Manne) davon- läuft, so sollen (ihr) Vater und (ihr) Bruder bestimmen, wieviel sie ihr als Brautschatz geben wollen]; BrokmerR. 68, Ende 13. Jh’44
43 Dietrich Hofmann/Anne Tjerk Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch, S. 229. 44 DRW XII, Sp. 41; vgl. Wybren Jan Buma/ Wilhelm Ebel (Hrsg.), Das Brokmer Recht, S. 68 f.
40 PHILOLOGIA FRISICA Bislang steht in unserer Erklärung hierzu:
‘(Schächmach), wohl neutrum, unerlaubte Heirat einer Frau, die zu diesem Zweck aus dem Elternhaus flieht’.
Eine sichere Aussage zum Geschlecht des Substantivs finden wir bei Hof- mann/Popkema – eine Information, auf die wir uns gerne verlassen45:
‘skekmekOL (oder skech-?) n. Ehe einer von Hause Fortgelaufenen – BrB- B2‘46
Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Aber ich denke, es ist bereits klar geworden, dass der neue ‘Hofmann/Popkema’ ein wichtiges, leicht hand- habbares Hilfsmittel für die Arbeit mit altfriesischen Texten ist. Wenn mein Vortrag zum Thema hat ‘Von der Kunst einen Schatz zu heben’, so will ich damit sagen: Hier wurde ein Schatz gehoben, liebe Frau Hof- mann, lieber Herr Popkema. Ein Wörterbuch, das in solcher Weise aus den Quellen arbeitet, wie Dietrich Hofmann und Anne Tjerk Popkema dies getan haben, hebt wahrhaft einen Schatz – einen Sprachschatz eben. Dafür gilt mein herzlicher Dank.
> Literatur Nikolaas Egbert Algra, ‘Grundzüge des friesischen Rechts im Mittelalter’, in: Horst Haider Munske (Hrsg.), Handbuch des Friesischen/Handbook of Frisian Studies. Tübingen (2001), S. 555-570. Karl von Amira, Grundriss des germanischen Rechts, 3. Aufl.. Straßburg (1913). Karl von Amira, Ueber Zweck und Mittel der Germanischen Rechtsgeschichte, Akademische Antrittsrede (Freiburg). Berlin (1876). Dirk Boutkan/ Sjoerd Michiel Siebinga, Old Frisian etymological dictionary (Leiden Indo-European Etymological Series 1). Leiden/Boston (2005). Rolf H. Bremmer Jr., An Introduction to Old Frisian – History, Grammar, Rea- der, Glossary, (Amsterdam/Philadelphia (2009). Rolf H. Bremmer Jr. , ‘Lexicography of Old Frisian’, in: Horst Haider Munske (Hrsg.), Handbuch des Friesischen/Handbook of Frisian Studies. Tübingen (2001), S. 653-657.
45 Für eine Korrektur in der gedruckten Version des DRW (Bd. 12, Sp. 41) war es bereits zu spät, vgl. aber die Onlineversion (www.deutsches-rechtswoerterbuch.de). 46 Hofmann/Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch, S. 434.
41 Wybren Jan Buma/ Wilhelm Ebel (Hrsg.), Westerlauwerssches Recht I, Jus municipale Frisonum (hrsg. unter Mitw. von Martina Tragter-Schubert). Göttingen (1977). Wybren Jan Buma/ Wilhelm Ebel (Hrsg.), Das Brokmer Recht. Göttingen (1965). Wybren Jan Buma/Wilhelm Ebel (Hrsg.), Das Fivelgoer Recht. Göttingen (1972). DWB: Deutsches Wörterbûch, Bd. 1. Leipzig (1854). Karl August Eckhardt (Hrsg.), Lex Frisionum. Hannover (1982). Karl Friedrich Eichhorn, ‘Ueber das geschichtliche Studium des Deut- schen Rechts’, in: Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft, 1 (1815). Wolfgang Fliess, Die Begriffe Germanisches Recht und Deutsches Recht bei den Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts. Hannover (1968). Pieter Gerbenzon, Excerpta legum – onderzoekingen betreffende enkele Friese rechtsboeken uit de vijftiende eeuw. Groningen (1956). Jacob Grimm, ‘Von der Poesie im Recht’, in: Zschr. für geschichtliche Rechts- wissenschaft, 2 (1816) (Sonderausgabe: Darmstadt (1957). Jacob Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer. Nachdruck der 4., vermehrten Ausgabe, Leipzig (1899), besorgt von Ruth Schmidt-Wiegand (Die Werke Jacob Grimms, Bd. 17 u. 18), Hildesheim u.a. (1992). Philip Heck, Die altfriesische Gerichtsverfassung. Weimar (1894). Rudolf His, Das Strafrecht der Friesen im Mittelalter. Leipzig (1901). Dietrich Hofmann/ Anne Tjerk Popkema, Altfriesisches Handwörterbuch (unter Mitwirkung von Gisela Hofmann). Heidelberg (2008). Hugo Jaekel, Forschungen zur altfriesischen Gerichts- und Ständeverfassung. Weimar (1907). Gerd Kleinheyer/Jan Schröder, Wilda, Wilhelm Eduard’, in: Gerd Klein- heyer/ Jan Schröder (Hrsg.), Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 5. Aufl., Heidelberg (2008). Karl Kroeschell, ‚Germanisches Recht als Forschungsproblem’, in: Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht. Berlin (1995), S. 65-88. Karl Kroeschell, recht unde unrecht der sassen, Rechtsgeschichte Niedersachsens, Göttingen (2005). Hermann Paul (Hrsg.), Grundriss der germanischen Philologie, Bd.3. Straß- burg (1893). Karl Otto Johannes Theresius von Richthofen, Friesische Rechtsquellen, Ber- lin (1840). Ruth Schmidt-Wiegand,‘Einleiting’, in: Jacob Grimm, Deutsche Rechtsal- terthümer. Nachdruck der 4., vermehrten Ausgabe. Leipzig 1899, be- sorgt von Ruth Schmidt-Wiegand (Die Werke Jacob Grimms, Bd. 17 u. 18). Hildesheim u.a. (1992). Jan Schröder, Art. „Jacob Grimm“, in: Gerd Kleinheyer/ Jan Schröder
42 PHILOLOGIA FRISICA (Hrsg.), Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 5. Aufl.. Heidelberg (2008). Richard Schröder/Eberhard Freiherr von Künßberg, Lehrbuch der deut- schen Rechtsgeschichte, 7. Aufl.. Berlin/Leipzig (1932) (nur um einen Lite- raturnachtrag ergänzter Abdruck der Auflage von 1922). Harald Siems, Studien zur Lex Frisionum. Ebelsbach (1980). Oebele Vries, ‘Her Bendix is wrbeck fonden – Die altfriesische Terminologie im Bereich des Zivilprozessrechts’, in: R.H. Bremmer Jr., S. Laker en O. Vries (Hrsg.) Advances in Old Frisian Philology. Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik, Bd. 64; Estrikken 80.. Amsterdam/New York (2007), S. 427-462. Oebele Vries, ‘Zu einem Wörterbuch der altfriesischen Urkundenspra- che’, in: Rolf H. Bremmer jr., Geart van der Meer, Oebele Vries (Hrsg.), Aspects of Old Frisian Philology. Amsterdamer Beiträge zur älteren Ger- manistik, Bd. 31/32; Estrikken 69. Amsterdam/Atlanta; Groningen/ Grins (1990), S. 483-494. Wilhelm Eduard Wilda, Das Strafrecht der Germanen (Geschichte des deut- schen Strafrechts, Bd.1). Halle (1842). www.deutsches-rechtswoerterbuch.de
43 It Aldfrysk yn rjochtshistoarysk perspektyf
Oebele Vries (Rijksuniversiteit Groningen)
1. Ynlieding Op 29 maart 1969 waard yn de senaatsseal fan de universiteit fan Utert in stúdzjekonferinsje hâlden oer it ûnderwerp “De studie van de Friese taal- en letterkunde aan de Nederlandse universiteiten, nu en in de toekomst”.1 De ûnderskate sprekkers beljochten de stân fan saken op it mêd fan de Nijfryske literatuer, de Nijfryske taalkunde, it Midfrysk, it Aldfrysk en de Aldfryske rjochtsliteratuer. It wie in rûzige gearkomste. Dat kaam benammen troch de sprekker oer de stúdzje fan it Aldfrysk, drs. H.D. Meijering, dy’t doe krekt beneamd wie ta wittenskiplik meiwurker by de stúdzjerjochting Frysk oan de Frije Universiteit yn Amsterdam. Meijering begûn syn útiensetting nammentlik mei ‘enkele persoonlijke opmerkingen, die niet direct op de studie van het Oudfries betrekking hebben’ en dy rûnen út op in fûleindige oanfal op it bestjoer fan de Fryske Akademy yn ferbân mei in kwestje dy’t doe krekt spile.2 Yn it saaklike part fan syn ynlieding gie Meijering ek yn op ‘e betsjutting fan de rjochtsskiednis foar de bestudearring fan it Aldfrysk. Hy hie dêr mar ien sin foar nedich, dêr’t lykwols fuortdaalk alles mei sein waard: “Door het numerieke overwicht van de rechtsteksten is de Oudfriese literatuurstudie buiten de rechtsgeschiedenis nauwelijks realiseerbaar”. Oars sein: sûnder rjochtshistoaryske ekspertize is in grut part fan it Aldfryske tekstcorpus ynhâldlik net goed tagonklik. As taalkundige, krekter sein as filolooch, liet er op ‘e oanhelle wurden noch wol in warskôging folgje: “Wel dient de filoloog bij voortduring de rechtshistorikus taalkundig na te rekenen.” Nei syn betinken wienen rjochtshistoarisy op it Aldfryske mêd dus net alhiel los fertroud, om’t se yn taalkundige kennisse fan it Aldfrysk wol ris tekoartsjitte koenen. Nei Meijering kaam de as rjochtshistoarikus spesjalisearre jurist prof. mr. P. Gerbenzon, heechlearaar Aldfrysk en kanonyk rjocht en elemintêre útwindige Nederlânske rjochtsskiednis oan de Ryksuniversiteit fan Grins, oan it wurd.3 Dy brocht earst nei foaren dat it Aldfryske rjocht op in tal punten ek bûten it strikt-Fryske kader, sa’t er dat neamde, fan belang is.
1 Sjoch it ferslach: Miedema (red.), De studie. 2 Meijering, ‘De studie’. Dy kwestje wie dat it bestjoer fan de Fryske Akademy oergien wie ta opheffing fan it Taelkundich Wurkforbân, wat neffens Meijering in stap wie yn it konflikt tusken it Akademybestjoer en de skriuwster fan dat wurkferbân (Tony Feitsma). 3 Gerbenzon, ‘De studie’.
44 PHILOLOGIA FRISICA Dêrnei joech er in momintopname fan de stân fan it ûndersyk en neamde er in tal desiderata. As lêste wiisde er der op dat yn Grins alle juridyske studinten yn it ramt fan it fak ‘elementaire uitwendige Nederlandse rechtsgeschiedenis’ ek wat Aldfrysk rjocht meikrigen. By it doktoraal eksamen koe Aldfrysk rjocht sels as ien fan de beide karfakken keazen wurde en it koe ek ûnderdiel foarmje fan in frij doktoraal eksamen. Mar dy beide gefallen kamen hast net foar, want de foarkar fan de studinten gie út nei fakken dy’t mear nut hienen foar de praktyk. Nijsgjirrich is dat de jurist Gerbenzon fan syn kant krityk hearre liet op ‘e oersetting fan Aldfryske rjochtsteksten sa’t dy troch de filologen levere waarden (hy hie benammen it each op ‘e heechlearaar Frysk yn Grins, prof. dr. W.J. Buma, dy’t op ‘e konferinsje ferstek gean liet). Neffens him wurke de ynterpretaasjemetoade fan Van Helten, in ‘Junggrammatiker’ dy’t ek in soad semantyske stúdzjes ferrjochte hie,4 dêr noch tefolle yn troch. Gerbenzon wie dus fan miening dat, as it om de ynterpretaasje fan Aldfryske rjochtsteksten giet, ek filologen der net altiten goed útkomme. Wy kinne wol stelle dat Meijering syn útspraak fan fjirtich jier lyn ek no noch jildt. Sels soe ik it no sa formulearje wolle: foar in optimale ynterpretaasje fan de Aldfryske rjochtsteksten is en bliuwt in mear as oerflakkige kennisse fan it Aldgermaanske, yn it bysûnder it Aldfryske rjocht nedich. Dat jildt benammen foar de âldere teksten, dy’t in argayske foarm fan rjocht befetsje. Foar de jongere, dy’t troch it ‘gelearde’, d.w.s. kanonike en Romeinske rjocht, beynfloede binne, is boppedat ek kennisse fan it kanonike en Romeinske rjocht fereaske. Ik jou no earst in koart oersjoch fan de skiednis fan it rjochtshistoarysk ûndersyk nei de Aldfryske rjochtsteksten. Dêrnei wol ik sjen litte dat der bliuwend ferlet is fan rjochtshistoaryske ekspertize by de stúdzje fan it Aldfryske tekstcorpus.
2. Rjochtshistoarisy, filologen en it Aldfryske rjocht Der hat in tiid west dat der navenant in soad belangstelling wie fan rjochtshistoarisy foar it Aldfryske rjocht.5 In ieu lang, fan likernôch 1780 oant 1880, wie de stúdzje fan it Aldfrysk sels fierhinne it monopoaly fan rjochtshistoarisy, oars sein: fan juristen. Yn dit ferbân kinne de folgjende nammen neamd wurde: Van Halsema, Wierdsma en Brantsma, Wiarda, De Haan Hettema en Von Richthofen. Opfallend is dat de pionier fan de
4 Van Helten, Zur lexicologie des altwestfriesischen; idem, Zur lexicologie des altostfriesischen. In grut part fan de wurden dy’t yn dy beide stúdzjes behannele wurde, binne rjochtswurden (dat jildt wol hiel sterk foar de earste titel). 5 By it folgjende is tankber gebrûk makke fan Miedema, Paedwizers.
45 Fryske filology, Wassenbergh, gjin bliken jûn hat fan belangstelling foar it Aldfrysk. Der wienen oars wol inkelde bûtelânske taalkundigen dy’t har yn dizze tiid mei it Aldfrysk dwaande hâlden ha en dat wienen net de minsten: Rask en Grimm. De grutte man op it mêd fan de Aldfryske stúdzje yn dit tiidrek wie sûnder mis Von Richthofen. Yn 1840 ferskynden twa standertwurken fan syn hân, dy’t no, nei mear as oardelieu, noch altiten grut respekt ôftwinge: de mânske boarneútjefte Friesische Rechtsquellen en it grutte Altfriesische(s) Wörterbuch. Von Richthofen (1811-1888) wie ôfgryslike goed kwalifisearre: hy hat earst rjochten studearre yn Breslau, dêrnei hat er him yn Berlyn útlein op ‘e rjochtsskiednis by de beide bêste rjochtshistoarisy fan dy tiid, Von Savigny en Eichhorn, en ta beslút hat er yn Göttingen ek noch in filologyske oplieding krige fan Grimm, de bêste germanist dy’t der doe te finen wie. Ek al die Von Richthofen mei syn beide publikaasjes út 1840 typysk it wurk fan in filolooch, hy wie dochs earst en meast rjochtshistoarikus. Yn feite wienen boarneútjefte en wurdboek foar him net mear as foarstúdzjes fan wat syn haadwurk wurde moast: in grutte Fryske rjochtsskiednis. Yn dat wurk, dêr’t pas mear as fjirtich jier letter de earste dielen fan ferskine soenen, is er úteinlik hingjen bleaun. Sûnt 1880 wienen it de filologen, en wol út de skoalle fan de ‘Junggrammatiker’, dy’t op it Aldfryske mêd foar master opsloegen: earst Siebs en Buitenrust Hettema, troch Miedema typearre as de twa paadwizers fan de Fryske filology, folge troch de al neamde Van Helten en letter troch Steller en benammen Sipma, lektor Frysk yn Grins fan 1930 oant 1942. Sipma kaam net allinnich sels op ‘e lappen mei in rige diplomatyske tekstútjeften, mar it wie ek foaral oan him te tankjen dat der yn Grins tusken 1937 en 1949 mar leafst sân dissertaasjes op it mêd fan de Aldfryske filology, stik foar stik edysjes fan rjochtsboarnen mei kommintaar, ferdigene waarden. Men soe hast sprekke kinne fan in ‘altfriesischer Wasserfall’. In filologyske wetterfal, wol te ferstean. Ien fan dy sân proefskriften wie fan Brouwer, dy’t fuortdaalk nei syn promoasje yn 1941 ta earste heechlearaar Fryske taal- en letterkunde yn Grins beneamd waard. Brouwer syn dissertaasje wie in útjefte mei kommintaar fan in Aldfrysk rjochtsboek mei gâns ûntlieningen oan it kanonike en it Romeinske rjocht.6 Dat wie in ûnderwerp dat eins net sa bêst by de filolooch Brouwer paste, want dêr wie frijwat rjochtshistoaryske kennisse foar nedich, en dêr hie Brouwer wol oan. Nei de oarloch sette it Frysk Ynstitút yn Grins ûnder syn lieding in stevich aksint op ‘e útjefte fan Aldfryske teksten en de leksikografy fan it Aldfrysk, typysk filologyske
6 Brouwer, Thet Autentica riocht.
46 PHILOLOGIA FRISICA saken.7 Brouwer hie lykwols skerp foar it ferstân dat er dêr net filologen, mar juristen foar oanlûke moast. ‘(I)n die Oudfriese rechtsteksten voelde hij zich niet veilig genoeg’, soe de yn it begjin al neamde Gerbenzon dêr folle letter fan sizze.8 Yn 1947 wist Brouwer dyselde Gerbenzon nei it Frysk Ynstitút ta te heljen. Gerbenzon hie yn Grins njonken syn juridyske oplieding mei rjochtshistoaryske spesjalisaasje by Immink, de heechlearaar ‘oud-vaderlands recht’, ek noch in deeglike ynlieding yn de Aldfryske filology krige fan Sipma en Brouwer. In pear jier letter koe oan it Frysk Ynstitút ek noch in plakje ynrjochte wurde foar in twadde jurist mei rjochtshistoaryske niget: Oosterhout. Gerbenzon en Oosterhout ha har beide fertsjinstlik makke mei it besoargjen fan tekstútjeften, mei typysk filologysk wurk dus. Gerbenzon promovearre lykwols by syn âlde learmaster Immink, en dus op in rjochtshistoarysk ûnderwerp, net in tekstútjefte mei kommintaar, mar in wiidweidich en tagelyk djipdollend ûndersyk nei it romano- kanonistyske Aldfryske rjochtsboek Excerpta Legum (1956).9 Gerbenzon hie as rjochtshistoarikus sa’n goede reputaasje dat er yn 1964 beneamd waard yn de juridyske fakulteit fan de Grinzer Ryksuniversiteit as persoanlik heechlearaar yn it Aldfryske rjocht en it kanonike rjocht, syn twadde spesjalisme, en nei Immink syn dea yn 1965 ek yn de elemintêre útwindige Nederlânske rjochtsskiednis. Yn de achttjin jier fan syn heechlearaarskip hat er ien promovendus hân mei in dissertaasje op it mêd fan it Aldfryske rjocht. Dat wie Algra (1966), dy’t eins ek noch by Immink promovearje sild hie.10 Wol kin noch neamd wurde dat Gerbenzon yn 1974 ko-promotor west hat fan de filolooch Meijering, de ‘angry young man’ fan de frisistyk út it begjin fan dizze lêzing. It wie de bedoeling dat ek Oosterhout by Gerbenzon promovearje soe op in rjochtshistoarysk ûnderwerp, te witten de rjochtsprosedueres yn de Snitser Recesboeken. Oosterhout ferstoar lykwols yn 1970, doe’t syn proefskrift noch skreaun wurde moast. In pear jier letter waard op it Frysk Ynstitút dochs wer in plakje ynromme foar in jurist en noch wol ien dy’t ek yn de âldgermanistysk ôfstudearre wie: Martina Tragter-Schubert. Nei in jier (1975-1976) gie hja lykwols oer nei it Juridysk Ynstitút, dêr’t se
7 Ferl. Feitsma, Oud en nieuw, 15. 8 Faber en Heirbaut, ‘Rechtshistorici’, 10, 12. 9 Gerbenzon, Excerpta Legum. 10 Algra, Ein. Immink hat mar twa promovendi hân. De oare wie Klaas de Vries (1955), de lettere wittenskiplik direkteur fan de Fryske Akademy. Dy syn dissertaasje gie lykwols net oer it ûnderwerp op it mêd fan it Aldfryske rjocht. Wol is er de auteur fan it haadstik oer rjochtsskiednis yn it hânboek oer de Fryske skiednis út 1968: De Vries, ‘That is riucht...’. Sjoch oer Immink: BWN III, 286-288.
47 better te plak wie. Hja hie in promoasjeûnderwerp dat lei op it mêd fan it Aldfryske famyljerjocht. Lykwols, al rillegau heakke se ôf om dêrnei karjêre te meitsjen by de rjochterlike macht. Brouwer syn opfolger, Buma, dy’t yn 1949 it lêste proefskrift fan de hjirfoar neamde ‘altfriesische Wasserfall’ ôflevere hie, hat him letter set ta in útjefte fan yn prinsipe alle Aldfryske rjochtshânskriften mei Dútske oersetting foar ‘in breder publyk’.11 Dat die er net allinnich, mar yn ‘e mande mei in foaroansteand Dútsk rjochtshistoarikus, Ebel, dy’t ferbûn wie oan de universiteit fan Göttingen. Fan de oankundige acht dielen binne tusken 1963 en 1977 seis ferskynd. Benammen Algra hie frijwat krityk: der soe te min ôfstân nommen wêze fan de wurdferklearringen fan Van Helten.12 Dy krityk waard, sa’t wy hjirboppe sjoen ha, op ‘e stúdzjekonferinsje fan 1969 troch Gerbenzon oernommen. Nei Gerbenzon syn ôfgean yn 1982 hanthavene de juridyske fakulteit yn Grins it byfak ‘Oudfries recht’. Dat waard no tabetroud oan syn learlinge Dieneke Hempenius-van Dijk. Dy lei har lykwols net út op it midsieuske Aldfryske rjocht, mar op it Fryske en Grinslanner rjocht fan benammen de 17de en 18de ieu.13 Har oanstelling hâldt op yn 2009 en dêrmei ferdwynt lang om let ek it oant no ta troch har noch fersoarge byfak. Yn 2001 like der yn Grins dochs wer in nije kandidaat mei niget oan it Aldfryske rjocht fûn te wêzen. Doe waard nammentlik Monique Smit, dy’t tagelyk mediévistysk en rjochten studearre hie,14 beneamd ta assistint yn oplieding oan it Frysk Ynstitút mei as ûndersyksûnderwerp: Ommelanner erfrjocht (1250-1600). Lykwols, doe’t it oangean soe, loek hja har werom, om’t in baan bûten de wittenskip ek har mear perspektiven like te bieden.
Yn Nederlân is fanâlds de Universiteit fan Leiden it sintrum fan de stúdzje fan it ‘oud-vaderlands recht’. Dat is benammen te tankjen oan Fockema Andreae, dy’t yn 1877 oansteld waard ta heechlearaar op dat fakgebiet, yn itselde jier dat dat juridysk spesjalisme yn it Akademysk Statút as akademysk learfak talitten wie. Hy soe mar leafst 37 jier oanbliuwe en hat
11 Buma en Ebel, Das Rüstringer Recht, 5. 12 Algra, besprek fan Buma en Ebel, Das Brokmer Recht, 605. Letter hat Algra him folle ôfwizender útsprutsen: “Als rechtshistoricus kan ik mij niet tevreden stellen met een vertaling die weliswaar een logische zin geeft, maar waarvan de rechtshistorische zin duister is”: Algra, Oudfries recht, 15. 13 In foar de Fryske rjochtsskiednis fan nei 1500 wichtige publikaasje fan har hân is: Hempenius-van Dijk, Procesgids. 14 Har doktoraalskripsje (foar beide stúdzjes) is: Smit, Het Hunsingoër Overrecht. In net- juridyske doktoraalskripsje út Nijmegen dy’t hjirre ek neamd wurde kin, is: Bary, Aspekten.
48 PHILOLOGIA FRISICA gâns ynfloed útoefene.15 Fockema Andreae wie in Fries,16 dy’t ek grutte belangstelling hie foar it Aldfryske rjocht.17 Yn 1921, ûnder syn opfolger De Blécourt (1917-1939), waard ‘oud-vaderlands recht’ in ferplichte ûnderdiel fan de kandidaatsstúdzje rjochten, wylst it boppedat as frij fak fan it doktoraal eksamen keazen wurde koe. De Blécourt, in Grinslanner fan komôf,18 joech ek rejaal omtinken oan it Aldfryske rjocht. Sa naam er yn it earste diel (1924) fan de Bewijsstukken by syn earder ferskynd Kort begrip van het oud-vaderlandsch burgerlijk recht, dat benammen yn Leiden sels lange tiid it learboek by útstek op dat mêd west hat, ek ûnderskate fragminten op fan Aldfryske rjochtsteksten (dêrnjonken ek inkelde Aldfryske oarkonden).19 Ien en oar wie sels de oanlieding ta it útbringen fan in yn earste opslach foar juristen ornearre Aldfrysk hânwurdboekje, dat in foaropwurd fan De Blécourt meikrige.20 De Blécourt hat ien promovendus mei in Aldfrysk ûnderwerp hân: Van Oosten, lyksa in Grinslanner (1938).21 Dy gie lykwols net fierder yn de wittenskip, mar makke karjêre by de rjochterlike macht (hy soe it bringe ta prokureur-generaal by de Hege Rie yn Den Haach). Wol binne der noch inkelde wichtige artikels op it mêd fan de Aldfryske rjochtsskiednis út syn pinne floeid.22 Nei de oarloch wie Fischer de heechlearaar ‘oud-vaderlands recht’ yn Leiden (1946-1964).23 Doe’t yn 1952 Fokkema as bysûnder heechlearaar
15 Sjoch oer him: BWN III, 7-8. 16 Wumkes hat him sels opnommen yn syn ‘List fan wirkers en striders nei 1900’: Wumkes, Bodders, 700. 17 Fockema Andreae hat boppedat as earste it Frysk as wittenskipstaal brûkt yn in publikaasje út 1903 oer de Aldfryske dedeth en dat noch wol yn in feestbondel foar in net- Fryske kollega-heechlearaar út Leiden: Fockema Andreae, ‘Dedeth’. Sjoch ek: Feitsma, ‘It Frysk as wittenskipstael’. 18 Sjoch oer him: BWN III, 50-52. Hy hie ek grutte belangstelling foar it Grinslanner dialekt. 19 De Blécourt, Bewijsstukken, I, 65-250 (hjirby ek gâns stikken fan nei 1500). Yn 1933- 1938 ferskynde in learboek foar studinten ‘oud-vaderlands recht’ fan de hân fan in heechlearaar oan de Katholieke Universiteit fan Nijmegen. Dêryn wurdt folle minder, mar dochs ek noch frij rejaal omtinken jûn oan de Aldfryske rjochtsboarnen: Vn der Heijden, Aanteekeningen, II, 20-29. 20 Nauta, Oudfriesche woordenlijst. 21 Van Oosten, De ambtshalve vervolging. 22 Sjoch Bremmer, A bibliographical guide. 23 Sjoch oer him: BWN II, 156-157. Fan syn hân ferskynde yn 1950 in besprek fan ferskate publikaasjes fan Aldfryske rjochtsboarnen: Fischer, ‘Nieuwe uitgaven’. Dêrút it folgjende sitaat (480): “Op het gebied van de uitgave der oud-Friese rechtsbronnen hebben dus tegenwoordig de philologen de leiding; van die taalkundige editie kunnen echter de rechtshistorici veel profijt trekken, al hadden zij gaarne gezien, dat (…) met hun belangen wat meer rekening was gehouden!”.
49 Frysk oan de Leidske universiteit talitten waard (hy hie dêr trije jier earder al syn yntree dien as privaatdosint), kaam it ta in goed oparbeidzjen tusken Fischer en Fokkema. Lêstneamde bea in kolleezje ‘Lezen van Oudfriese rechtsteksten’ oan, dat spesjaal ornearre wie foar juridyske studinten. Fischer joech syn studinten it advys om dat te folgjen en plichte ek sels by dat kolleezje oan te skowen. Goed fan pas kaam no de yn 1950 by Brill yn Leiden mei troch Fokkema útjûne lytse karlêzing fan Aldfryske teksten.24 Earst skine der noch wol aardich wat dielnimmers oan Fokkema syn kolleezje west te hawwen, letter wienen de tallen lyts.25 Nei 1965 bea Fokkema syn opfolger Galama lyksa in kolleezje Aldfrysk foar juristen oan. Dêr kamen sa’t it liket earst flinke tallen studinten op ôf,26 mar letter wie it in saak fan mar inkelden, frijwol altiten studinten fan Frysk komôf.27 Ien en oar hong ek gear mei it feit dat ein jierren sechstich it fak ‘oud-vaderlands recht’ as ferplichte ûnderdiel fan de rjochtestúdzje skrast waard. Sa is ek yn Leiden de saak deablet.28 Oan de Universiteit fan Utert fersoarge de bysûnder heechlearaar Frysk Miedema, dy’t yn 1966 mei syn wurk úteinsette (hy wie ek de organisator fan de yn it begjin neamde stúdzjekonferinsje fan 1969), in skoftlang in kolleezje, titele ‘Oudfriese rechtsbronnen’, foar juridyske studinten.29 Wa’t dêr oan meidien hie, krige op it tentamen ‘Oudvaderlands recht’ ek fragen oer Aldfrysk rjocht. Yn 1972 kaam in ein oan dat kolleezje, mar dêrnei joech in meiwurker fan it Rechtshistorisch Instituut, mr. dr. L.W. Rosdorff, noch in tal jierren it fak Aldfrysk rjocht. Uteinlik bleau ek yn Utert lykwols fan dat alles neat oer. Te neamen falt fierders noch dat yn 1921 de heechlearaar rjochtsskiednis oan de Gemeenteuniversiteit fan Amsterdam, Van Apeldoorn, in oraasje hâlden hat oer in ûnderwerp op it mêd fan it Aldfryske rjocht.30 Fierders hat er him dêr ek noch wol ris mei dwaande hâlden,31 mar hy hat gjin
24 Brouwer e.a., Specimina. 25 Freonlike meidieling fan prof. dr. A.H. Huussen, dy’t yn it stúdzjejier 1961-1962 it kolleezje folge hat. Huussen hat it oer trije of fjouwer meistudinten. 26 Breuker, ‘Egidius Gerardus Antonius Galama’, 84. Galama wie ek bysûnder heechlearaar Frysk oan de Universiteit fan Amsterdam, dêr’t er lyksa in kolleezje Aldfrysk foar juristen oanbea. 27 Freonlike meidieling fan mr. K. Rotschaeffer, dy’t it kolleezje fiif jier lang folge hat. 28 Wol kaam fanút Leiden folle letter, ûnder Galama syn opfolger Breuker, noch in edysje ta stân fan in Aldfryske rjochtstekst, mar dêr ha gjin Leidske juristen oan meiwurke: Breuker (red), Landrecht. 29 Miedema, Fries en Nederlands, 65-66. 30 Van Apeldoorn, Ontbindende en samenbindende krachten. Sjoch oer him: BWN VI, 3-6. 31 Sjoch Bremmer, A bibliographical guide.
50 PHILOLOGIA FRISICA studinten opkweekt mei niget oan dat terrein fan stúdzje.32 Dan bliuwt noch ien namme oer: Immink syn learling Algra. Dy hat heechlearaar west yn Utert, lykwols net yn de rjochtsskiednis, mar yn de ynlieding ta de rjochtswittenskip. Yn it bysûnder nei syn emeritaat yn 1992 hat er him wer útlein op ‘e stúdzje fan it Aldfryske rjocht, wat gâns publikaasjes opsmiten hat, mei as hichtepunt in mânske Aldfryske rjochtsskiednis, dy’t – en dat is wat bysûnders – spesjaal ornearre is foar filologen.33 Algra gie der sa’t it liket fan út dat der nei him gjin rjochtshistoarisy mear wêze soenen dy’t thús wienen yn it Aldfryske rjocht, en dat er syn eigen kennisse dêrom trochjaan moast oan de taalkundigen dy’t har mei it Aldfrysk dwaande hâlden. Yn 2002 is er ferstoarn en sa is ek dizze tried ôfbrutsen. Yn it Dútske taalgebiet is lyksa net folle oerbleaun fan de earder dochs sa opfallende belangstelling dêr foar it Aldfryske rjocht. Oant yn de earste desennia fan de 20ste ieu joegen ferneamde rjochtshistoarisy as Heck en His noch wol gâns omtinken oan de Aldfryske rjochtsboarnen. Beide publisearren, resp. yn 1894 en 1901, grutte monografyen oer in Aldfrysk ûnderwerp.34 Nei likernôch 1930 hat it Aldfryske rjocht yn it Dútske taalgebiet lykwols net mear echt objekt fan stúdzje west. Op ‘e stúdzjekonferinsje fan 1969 neamde Gerbenzon allinnich Ebel as ien dy’t yn Dútslân goed op ‘e hichte wie mei it Aldfryske rjocht.35 Nei dy syn dea yn 1980 hat inkeld Köbler, heechlearaar rjochtsskiednis oan de universiteit fan Innsbruck, wol ris wat op it Aldfryske mêd út ‘e wei set, mar folle fan belang hat dat net opsmiten.36
32 Oan de Vrije Universiteit yn Amsterdam is ien kear in dissertaasje op it mêd fan it Aldfryske (en it lettere Fryske) rjocht ferdigene, mar doe wie Van Apeldoorn al gjin heechlearaar mear: Winsemius, De historische ontwikkeling. Winsemius wie advokaat, mar hat ek nei syn promoasje noch wol oer Aldfryske rjochtsskiednis publisearre. Sjoch Bremmer, A bibliographical guide. 33 Algra, Oudfries recht. Algra is ek de skriuwer fan de haadstikken oer (Ald)frysk rjocht yn de Encyclopedie van Friesland (de ynliedende paragraaf is fan Gerbenzon) en yn it Handbuch des Friesischen: Gerbenzon en Algra, ‘Oudfries recht’; Algra, ‘Grundzüge’. 34 Heck, Die altfriesische Gerichtsverfassung; His, Das Strafrecht. His is ek de skriuwer fan it haadstik oer Aldfrysk rjocht yn Borchling en Muuss (red.), Die Friesen: His, ‘Das friesische Recht’. 35 In moai blyk dêrfan is syn artikel oer de ‘rjochtskeunst’ fan de Friezen: ‘Etwas von der Rechtskunst’. 36 Sjoch Bremmer, A bibliographical guide. Köbler is ek de skriuwer fan de lemma’s oer Frysk rjocht yn it gesachhawwende Lexikon des Mittelalters en de twadde edysje fan it Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte: Köbler, ‘Friesisches Recht’. In benammen op âldere literatuer basearre haadstik oer Frysk rjocht is te finen yn Kroeschell, recht unde unrecht, 155-172. Neamd moat ek noch wurde: Siems, Studien, in Münchener ‘Habilitationsschrift’, dêr’t de auteur yn 1982 de Halbertsmapriis fan de provinsje Fryslân foar takend is.
51 3. Bliuwend ferlet fan rjochtshistoaryske ekspertize Yn it foargeande ha ik sjen litten dat der op dit stuit neist Gerbenzon, dy’t ûnderwilens 88 jier is,37 gjin juristen mear binne dy’t har yn it Aldfryske rjocht spesjalisearre ha. Dêrom is no oan my, gjin jurist, mar histoarikus,38 de taak tafallen om hjirre it rjochtshistoaryske belang fan it ûndersyk fan it Aldfrysk ta te ljochtsjen. Om te begjinnen slút ik my oan by Gerbenzon syn opmerking op ‘e stúdzjekonferinsje fan 1969 dat de stúdzje fan it Aldfrysk rjocht ek bûten it strikt-Fryske kader fan belang wêze kin.39 Ik bin it ek mei him iens dat by de ynterpretaasje fan Aldfryske rjochtsteksten de ynbring fan juristen net mist wurde kin. Yn dat ferbân wol ik graach wize op in útspraak fan Algra yn in lêzing op ditselde filologekongres, mar dan wol fan tolve jier lyn, nammentlik dat “nagenoeg elke Oudfriese tekst gebruikt kan worden om het belang van rechtshistorisch inzicht bij het vertalen van Oudfriese teksten aan te tonen”.40 Ik ha dat sels ek ûnderfûn by it oersetten fan de Aldfryske rjochtsteksten foar it boek Asega, is het dingtijd?, dêr’t ik de help by frege en krige ha fan rjochtshistoarika Dieneke Hempenius-van Dijk (en op ‘e eftergrûn ek noch fan Gerbenzon).41 In momintopname fan de stân fan saken hoech ik nei it hjirboppe presintearre histoarysk oersjoch wol net mear te jaan. Allikemin jou ik in brede opsomming fan rjochtshistoaryske desiderata. Wol konstatearje ik dat der sûnt de stúdzjekonferinsje fan 1969 frijwat út ‘e wei set is op it mêd fan de stúdzje fan de net-Frysktalige Ommelanner rjochtsteksten en dat de boetetaksen ûnderwilens yngeand ûndersocht binne, al is it ek net troch juristen.42 Dêrmei is foldien oan twa fan de desiderata dy’t Gerbenzon fjirtich jier lyn nei foaren brocht hat. Wêr’t ik it àl oer ha wol, is in saak dêr’t Gerbenzon ek al op wiisd hat, al wie de tastân yn 1969 minder dramatysk as no, nammentlik dat der gjin ‘Nachwuchs’ is fan rjochtshistoarisy mei niget oan it Aldfryske rjocht. Dat is fanút de frisistyk wei besjoen om mear as ien reden in minne boel. Yn it foarste plak moat der noch hiel wat flyt dien wurde op ‘e ynterpretaasje fan it almeast út rjochtsteksten besteande Aldfryske tekstcorpus, dêr’t – sa’t Algra as lêste dúdlik makke hat – rjochtshistoaryske ekspertize út noch yn net by mist wurde kin. Dan moatte der noch altiten Aldfryske teksten útjûn en oerset wurde. Twa dêrfan, Druk en noch mear Codex
37 Hy is net folle letter, op 2 septimber 2009, ferstoarn. 38 Algra tsjut my yn Oudfries recht, 14, – grif by fersin – oan as jurist. 39 Ferl. ek: Immink, ‘Remarques’. 40 Algra, ‘Enkele Oudfriese rechtstermen’, 9. 41 Vries (m.m.v. Hempenius-van Dijk), Asega. 42 Johnston, Codex Hummercensis; Sytsema, De 17 Keuren; Nijdam, Lichaam.
52 PHILOLOGIA FRISICA Roorda, ha foar de net-juridyske tekstútjouwer it bykommende probleem dat dêr, lykas ek yn Codex Aysma,43 gâns Latynske glossen yn steane, dy’t nei it kanonike en Romeinske rjocht ferwize. De needsaak fan op syn alderminst assistinsje fan rjochtshistoaryske kant is yn sokke gefallen fansels evidint. Dy rjochtshistoaryske ekspertize is ek in conditio sine qua non foar de leksikografy fan it Aldfrysk. Want sels nei it ferskinen fan it Aldfrysk hânwurdboek fan Hofmann en Popkema44 is de leksikografy fan it Aldfrysk in fjild dêr’t noch fierder op wurke wurde moat. Dat hânwurdboek is ommers net as einprodukt fan de Aldfryske leksikografy bedoeld. Wat noch mist, is de slútstien, in grut Aldfrysk wurdboek. Hjirby kin men ek wer net om it feit hinne dat it Aldfryske tekstcorpus foar it grutste part út rjochtsteksten bestiet. Fan grut belang foar de Aldfryske leksikografy is en bliuwt in yngeand ûndersyk fan de rjochtsterminology, by útstek in ûndernimmen op it snijpunt fan filology en rjochtsskiednis.45 Iksels bin al in skoftlang dwaande mei in ûndersyk nei wat ik oantsjut as ‘juridyske wurdfjilden’. Ik seach en sjoch dat as foarwurk foar it grut Aldfrysk wurdboek en ek foar it Deutsche(s) Rechtswörterbuch.46 By dat wurk is my dúdlik wurden dat der ek noch altiten hiaten binne yn it rjochtshistoaryske ûndersyk fan it Aldfryske rjocht. Sa kaam ik by de bewurking fan de terminology fan it âldere prosesrjocht ta de ûntdekking dat dat prosesrjocht troch de rjochtshistoarisy amper ûndersocht is.47 Der is dus sa’t it liket foar rjochtshistoarisy noch wurk genôch op it mêd fan it Aldfryske rjocht.48 Mar ek as alle Aldfryske rjochtsteksten útjûn binne en it Aldfrysk leksikografysk optimaal ûntsletten is, ynklusyf dy faak lestige rjochtsterminology, bliuwe de Aldfryske rjochtsteksten foar rjochtshistoarisy in belangryk en ynteressant objekt fan stúdzje. Moat der fanút de ynstellingen dêr’t de frisistyk bedreaun wurdt (dêrby ynbegrepen de Fryske Akademy), prikken yn it wurk steld wurde om wer ien of mear spesjalisten op it mêd fan de Aldfryske rjochtsskiednis opkweekt te krijen? Soks is fansels min te stjoeren. Boppedat hat it fak rjochtsskiednis it, noch mear as fjirtich jier lyn, sels al dreech genôch om
43 Fan Codex Aysma is ûnderwilens in útjefte mei treflike oersetting ferskynd: Buma, Gerbenzon en Tragter-Schubert (ed.), Codex Aysma. 44 Hofmann en Popkema, Handwörterbuch. 45 Ferl. Munske, Der germanische Rechtswortschatz, 7. 46 Vries, ‘The importance’. 47 Vries, ‘HerBendix’, 429. 48 Nijdam hat oanjûn dat er him yn syn takomstich ûndersyk konsintrearje wol op it Aldfryske erfrjocht.
53 oan ‘Nachwuchs’ te kommen. Sterker noch, it rjochtshistoarysk ûnderwiis oan de juridyske fakulteiten wurdt troch ferskillende ûntwikkelingen bedrige, sa’t de tsjintwurdige heechlearaar rjochtsskiednis oan de Universiteit fan Amsterdam, Cappon, in pear jier lyn op heldere wize nei foaren brocht hat.49 Troch op frisistyske ynstituten foar wurk op it Aldfryske mêd ek wer juristen oan te stellen, soe der yn alle gefallen foar rjochtshistoarisy wer in lyts stikje mear karjêreperspektyf ta stân brocht wurde kinne. Ta heil fan de Aldfrisistyk!
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49 Cappon, ‘Heeft de rechtsgeschiedenis’.
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57 Het oudste Oudfries
(Arend Quak, Universiteit van Amsterdam)
1 Inleiding Zoals misschien bekend zal zijn, wordt er sinds 2000 bij het Instituut voor Nederlandse Lexicologie in Leiden gewerkt aan een Oudnederlands woordenboek. Als het goed is zal de bewerking van de lemmata in de loop van 2009 zijn afgesloten en is het meeste materiaal op 18 mei 2009 on line gekomen. Bij de samenstelling van dit materiaal is de redactie nogal voortvarend geweest: al het materiaal voor 1200 is opgenomen met uit- zondering van de persoonsnamen maar mét de plaatsnamen. Het jaartal 1200 is met opzet gekozen, want daardoor sluit het woordenboek nauw aan bij het ‘Vroegmiddelnederlands woordenboek’ dat het materiaal van 1200 tot 1300 omvat. Als zuidgrens van het Oudnederlands is daarbij de taalgrens met het Romaans gekozen. Die is immers redelijk duidelijk. De afgrenzing naar het oosten en noordoosten toe ligt natuurlijk veel moei- lijker. Het verschil tussen Oudnederlands en Oudsaksisch is vanzelfspre- kend gering en zeker bij korte teksten valt nauwelijks uit te maken tot welke taal men de betreffende tekst moet rekenen. Het feit alleen al dat in het Oudnederlandse gedeelte van het Corpus Gysseling (CG) teksten zijn opgenomen die door velen eerder als Oudsaksisch zijn gekwalifi- ceerd, geeft al aan dat het uiterst moeilijk is om een grens te trekken. De redactie heeft ervoor gekozen niet al te precies te zijn. We zitten tenslotte in een periode waarin begrippen als “Oudnederlands” en “Oudsaksisch” eigenlijk anachronistisch zijn en eerder als overkoepelende aanduidin- gen voor een aantal dialecten met gelijksoortige kenmerken dienen. De ‘Hêliand’ is niet opgenomen, maar enkele kleinere teksten wel, met name zulke – zoals gezegd - die Maurits Gysseling in zijn corpus Oudneder- lands noemt, al is dat eerder vanwege het feit dat het CG het uitgangspunt vormde dan dat men het volledig eens is met zijn interpretaties. Verder liet men – min of meer willekeurig - de taalgrens voor een groot deel laten samenvallen met de staatsgrens tussen Nederland en Duitsland. Al- leen een gebied in Duitsland bij Kleef en Xanten werd ook opgenomen, zoals ook – op advies van met name Duitse (!) onderzoekers – werd be- sloten om de ‘Middelfrankische Rijmbijbel’ (1151-1200), ontstaan in het grensgebied tussen Neder- en Middelfrankisch in het woordenboek op te nemen. Er is ook naar gestreefd al het appellatieve materiaal uit de periode vóór 1200 in het latere Nederlandse en Vlaamse gebied (inclusief Frans Vlaanderen en een klein stukje Duitsland) te verzamelen, voorzover het nog herkenbaar is.
58 PHILOLOGIA FRISICA Het zal duidelijk zijn dat het hier genoemde gebied waaruit de bronnen voor het woordenboek komen, ook Oudfries – of in een wat meer alge- mene term: Noordzeegermaans - materiaal oplevert dat ook als zodanig gekenmerkt en dus in principe opvraagbaar is Dit zonder dat het in de bedoeling lag om “expansief ” bezig te zijn. Eerder ging het erom het com- plete materiaal, dat vóór 1200 in het nederlands- én friestalig gebied is ge- attesteerd, bijeen te brengen, onafhankelijk van de vraag of het nu allemaal werkelijk “Oudnederlands” is. De Groningse psalmglossen uit de tweede helft van de 12e eeuw en de meeste runeninscripties (6e-8e eeuw) zijn natuurlijk Fries en dat wordt ook keurig netjes vermeld. Ook een groot aantal plaatsnamen langs de kust is eerder Oudfries dan Oudnederlands. En hier hebben we dan ook te maken met een van de redenen waarom er geen “taalzeef ” is gebruikt. Bij bepaalde plaatsnamen blijkt uit sommige overgeleverde vormen dat ze van origine Oudfries zijn, maar tegelijkertijd dat de overlevering plaats vindt in niet-Friese kloosters die de neiging hebben de namen aan te passen aan hun eigen dialect. Dat betekent dat ze ook Oudnederlandse vormen bieden, want de monniken hebben vaak de Oudfriese vormen omgezet in Oudnederlandse of soms zelfs in Oud- hoogduitse zoals het geval is bij de kloosters Fulda en Lorsch. Dat geldt bijvoorbeeld voor de plaats Akersloot in Noord-Holland. In het ‘Lexicon van Nederlandse Toponiemen’ wordt gezegd dat de naam is samengesteld met onl. slôt resp. ofri. slât met een onbekend eerste element (Künzel e.a. 1988: 59). We vinden als attestaties: Evo de Ekkerslato [1105-20], in Ekerslate [1105-20], in Ekerslato [<1083> falsum 1125-50], in Ekerslote [1125-30]. Hugo de Eckersloot [1174], parrochianos de Eckersslote [1175], in Ekkerslote – in Ekkerslato [12e e.] en Hugoni de Elkerslote [1182-1206]. De meeste attestaties stammen uit het klooster Egmond in Noord-Holland en lijken de Friese vorm slât van slôt te bevatten. De vraag is dan, of het eerste deel – waarvan het LNT dus zegt dat het een onbekend woord is - ook niet gewoon Oudfries is en het om de Friese vorm e(k)ker (Hofmann-Popkema 2008: 116) van het Oud- nederlandse woord akkar gaat. De wisseling tussen enkele en dubbele
59 gegaan op een aantal aspecten van dit materiaal en op de problematiek van de overlevering. Ook zullen er wat mogelijkheden worden aangestipt die het eventueel voor toekomstig onderzoek biedt.
2 Runen Als we het Oudfriese materiaal bekijken, komen we een aantal bekende teksten tegen. Het oudst zijn natuurlijk de runeninscripties (6e-8e eeuw), maar voor een woordenboek vormen die een bron die met de nodige voor- zichtigheid moet worden gehanteerd. Zoals bekend is de interpretatie van deze teksten vaak omstreden. De runeninscriptie Westeremden B bijvoor- beeld kan men nauwelijks als bron gebruiken, aangezien de lezing en de vertaling van de inhoud uiterst onzeker is. Zelfs de veel kortere inscriptie van Bernsterburen: tuda æwudukiriþu tuda levert eigenlijk weinig op. Ie- dereen lijkt het erover eens dat aan het begin en aan het eind de manne- lijke persoonsnaam Tuda staat, die in Oudengelse bronnen inderdaad is geattesteerd. Voor de rest is de tekst onduidelijk. De w-rune is niet geheel zeker en zou ook een l-rune kunnen zijn. Eén interpretatie gaat uit van de wat problematische lezing æwudu kius þu met als betekenis: ‘een getuige kies jij’ (Looijenga 2003: 314-16). Taalkundig lijkt dat wat vreemd, omdat oe. æwda ‘getuige’ (BT 25) wel een parallel biedt, maar een geheel andere sub- stantiefdeclinatie lijkt te zijn en wel een n-stam. Daar het over een persoon zou moeten gaan, verwacht je ook in het Oudfries iets als *æw(u)dan als ac- cusatief enkelvoud. Zelf heb ik aan de interpretatie a wudu kiri þu ‘naar het bos keer jij’ gedacht, wat mogelijk zoiets als ‘loop naar de duivel’ betekent, maar dat is maar één mogelijkheid. Het zou wel een aardige Friese vorm opleveren: kiri, imperatief enkelvoud bij het zwakke werkwoord kêren met de ontwikkeling van lange ê naar î. Maar ook deze interpretatie is onzeker. Slechts af en toe kan men door deze problemen met de interpretatie in de runeninsripties met enige zekerheid Oudfriese vormen vinden, zoals kambu en vooral kombu ‘kam’ met een mooie overgang van /a/ naar /o/ voor een gedekte nasaal. Beide vormen staan inderdaad op een kam1 en lijken dus redelijk zeker. Tette Hofstra heeft enkele van de andere vormen beschreven in verband met een vergelijking met het Oudnederlandse ma- teriaal, zoals deda in de inscriptie van Oostum en ek ‘ik’ in de inscriptie van Raskwerd (Hofstra 2003: 78). In die laatste inscriptie – met de tekst ekumæditoka – staat naast dit persoonlijke voornaamwoord mogelijk ook een imperfectvorm tok bij het sterke werkwoord *takan. Hier wordt het interessant, omdat dit werkwoord bijna uitsluitend in het Gotisch en in
1 Kam van Toornwerd: ko[m]bu en die van Oostum ka[m]bu.
60 PHILOLOGIA FRISICA de Noordgermaanse talen is overgeleverd. Maar de wortel ervan lijkt ook in de Westgermaanse talen te hebben bestaan. Dat blijkt uit een vorm als het zelfstandig naamwoord alachtaca ‘inbezitname van een hoeve’ in de Malbergse Glossen van de ‘Lex Salica’ (Quak 2008: 477-78) en het zwakke Middelnederlandse werkwoord taken ‘pakken, grijpen; krijgen’ (MNHW). Aan de andere kant staat echter het feit dat ook deze interpretatie omstre- den is. Zo vindt men ook: ek unmædit oka ‘ik de niet verminkte, Oka’. Het laatste woord zou dan een persoonsnaam zijn. Het woord unmædit lijkt mij grammaticaal vreemd en ook syntaktisch gezien lijkt een werkwoord eerder voor de hand te liggen, vooral als men bedenkt dat in runeninscrip- ties de runen twee keer gelezen kunnen worden, ook als ze in twee ver- schillende woorden staan: dus ek unmædit [t]oka. Maar Ray Page heeft in dit verband al terecht opgemerkt: “The variety of meanings given to a set of runes illustrates the readiness of runologists to seek for new versions without paying much attention to commons sense” (2001: 528).
3 Samenhangende tekst De enige min of meer samenhangende tekst wordt gevormd door de Groningse psalmglossen uit ca. 1151-75. Deze tekst werd al uitvoerig behandeld door Erika Langbroek in 1990 met name wat betreft de le- zingen. Toch valt hier nog wel het een en ander toe te voegen. Zo is Langbroek niet diep ingegaan op de Latijnse varianten in de tekst en op eventueel verband met andere interlineaire psalmvertalingen uit de vroege middeleeuwen. In ps. 17,12 stelt zij voor om de onbegrijpelijke lezing lat. ed... met de glosse thusternesse ‘duisternis’ bij Gysseling te le- zen als het zelfstandig naamwoord caliginem ‘duisternis’ inplaats van het adjectief tenebras (aquas) ‘donkere (wateren)’ zoals de Vulgata biedt. Ofschoon caligo in hetzelfde fragment in ps. 17,10 voorkomt met exact dezelfde Oudfriese vertaling, lijkt dit mij toch wat gewaagd, omdat er in geen enkel Latijns handschrift sprake is van een dergelijke vorm. Moge- lijk heeft de vertaler verkeerd gelezen en tenebras opgevat als accusatief van tenebrae ‘duisternis’ en is hier dus alleen sprake van een leesfout. Ook in ps. 17,17 heeft het handschrift een variant: eripuit met de verta- ling grep inplaats van eripiet ‘hij zal pakken’ zoals de Vulgata biedt. Hier hebben echter ook sommige handschriften van de Vulgata, met name de handschriften IWSK, dezelfde variant. Diezelfde handschriften WSK hebben in ps. 17,18 ook de variant confortati in plaats van confirmati. De Oudfriese vertaling creftegad bevestigt de juistheid van de eerste variant. Een minder begrijpelijke variant staat in ps. 17,19, waar de Oudfriese tekst use ‘onze’ heeft wat op nostre in de legger wijst – het handschrift is hier onleesbaar -, terwijl de Vulgata hier steeds meae heeft. In ps. 27,5
61 heeft het handschrift destrue met de glosse urdue, een gebiedende wijs enkelvoud, terwijl de Vulgata destrues ‘jij zult vernietigen’ heeft. De vari- ant van de Groningse Psalmglossen staat ook in de handschriften RIL- WK en we zien hier dus weer de handschriften W en K opduiken die we bij de eerdere afwijkingen ook al zagen. Opvallend genoeg staat er in het Groningse fragment wel edificabis met een futurum, maar de Oudfriese tekst heeft ook hier de gebiedende wijs enkelvoud: timbrege. De laatste variant staat in ps. 28,9, waar de Vulgata heeft: et in templo eius omnis dicet gloriam ‘en in zijn tempel moge een ieder eer bewijzen’. De Groningse Psalmen hebben hier: et in templo eius omnis dicens gloriam, waarbij Lang- broek opmerkt (1990: 270) dat de lezing dicens zeker is, hoogstens zou het een schrijffout voor dicent kunnen zijn. Die variant komt in enkele Latijnse handschriften van de Vulgata inderdaad voor o.a. in S. De Oud- friese vertaling is sprekath, wat Langbroek (1990: 277) met ‘hij spreekt’ weergeeft, maar wat gezien de vorm eventueel ook een meervoud zou kunnen zijn. Als men dan aanneemt, dat het futurum dicent met een onvoltooid tegenwoordige tijd is vertaald, zou dat goed passen en erop duiden dat dicens inderdaad een schrijf- of kopiëerfout is. Daartegen- over staat dan wel benediath ‘hij zegent’ in ps. 27,11. Andere nog onbeantwoorde vragen in verband met de Groningse Psalmglossen zouden kunnen zijn die naar de woordenschat. Vertoont die overeenkomsten met andere Oudfriese teksten? Is er een relatie met andere interlineaire psalmvertalingen uit de vroegste periode van de Germaanse talen? Er wordt immers aangenomen dat een aantal van die vertalingen in het Nederlandse en Nederduitse gebied met elkaar in ver- band staat. Het lijkt niet uitgesloten dat de Oudfriese tekst op de een of andere manier met die traditie verbonden is. Of is er anders mogelijk verwantschap met de Oudengelse psalmvertalingen? Helaas bevatten de korte fragmenten zeer weinig vergelijkingsmateriaal. Maar een combi- natie van Oudfriese tekst en Latijnse varianten kan misschien toch wat informatie verschaffen. Een korte blik op de oudste Middelnederlandse vertaling, het psalter van Leningrad (Heymans 1973), laat al zien, dat de bovengenoemde variant eripuit in ps. 17,17 ook hier staat: Hi verloste mi, wat dan ook weer overeenkomt met de Oudnederlandse psalmfragmen- ten: generida mi. Ook het Psalterium Leningradense heeft in ps. 17,18 vermoedelijk de variant confortati gehad gezien de tekst si waren starc over mi en in ps. 27,5 staat: destruerse ende du ne zulse niet wederstichten, wat met zijn combinatie van gebiedende wijs en futurum overeenkomt met de Groningse tekst. Ook hier lijken de Oudnederlandse psalmen dezelfde constructie te hebben: testore ‘vernietig’ in het eerste geval en stihtan ‘stichten’, een infinitief, in het tweede, wat wijst op een futurum in de legger. Dit als korte illustratie van wat er nog gedaan kan worden.
62 PHILOLOGIA FRISICA 4 Woorden in Latijnse teksten De derde groep van teksten omvat woorden in Latijnse teksten. Ook dit is, voor wat het Oudfries betreft, maar een kleine groep, aangezien er in Latijnse teksten wel een aantal woorden in de volkstaal wordt genoemd, maar slechts uiterst zelden wordt uitdrukkelijk gezegd dat ze Fries zijn en zelfs dan kun je je nog afvragen wat er precies met Frisia is bedoeld. Een van de weinige gevallen staat in de inkomstenlijst van het klooster Fulda uit het begin van de 9e eeuw. De tekst luidt: ... hoc est in Lanthusa villa XII den. et XX solidi2: secundus census ad siceram emendam X den.; tercius census ad herbam solvendam XXX den., quod est apud Fresones rosbannare, id est equi commune pabulum habeant in prato post abscisionem feni; ab omnibus datur constitutus census; quartas census qui dicitur rutforst X denarii; Nasch- felden de duobus unus census constitutus est, qui census erit XXX, et bis X. De possesione Gerwihi lantsture solvendam X den., ad siceram emendam X den., heribannum solvendum3 id est ad rosbannum XXX den., rutforstar X den.; hic census adhuc est. De ministerio Luterichi VII pondera frumenti et duas uncias et X den. De ministerio Einungi VIIII pondera frumenti et XXX denarii exceptis nascpendinge. We vinden hier enkele woorden in de volkstaal: lanthura – te vergelijken met ofri. londhêre ‘landhuur, pacht’ (Hofmann-Popkema 2008: 311) -, nascscelde, resp. nascpending ‘som geld ter betaling van het drinkgelag na afsluiting van een pachtverdrag’, rosbannare, -bannus ‘belasting voor het feit dat pachters na het hooien hun paarden op de gemeenschappelijke weide mogen laten grazen’, rutforst ‘bedrag voor het gebruik van strui- ken en struikgewas voor brandstof ’, vgl. Quak 2001: 305-7. Het gaat om verschillende soorten belasting, waarbij de exacte interpretatie overigens niet helemaal zeker is. Hetzelfde geldt voor het woord wurthaccher in de attestatie et duos pedes et unum wurthaccher virgarum et III pedum [ca. 825-45). Dit kan zowel bij wurt ‘kruid’ als bij wurth ‘woonheuvel’ behoren, al lijkt mij de eerste interpretatie waarschijnlijker. Een opvallende vorm vinden verder bij Walter van Terwaan in de ‘Vita Karoli’: “De tot dan toe ongetemde wildheid der barbaren die de kust- gebieden van Vlaanderen bewonen – een wildheid waarbij het normaal was om, ongevoelig voor de vreze Gods, op wreedaardige wijze menselijk bloed te vergieten – bedwong hij met een verbazende gestrengheid ... Ten enenmale verbood hij hun ook om voortaan nog de tekens op te richten die zij gewoon waren in de hoogte te laten oprijzen om hun bondgeno- ten tot de strijd op te roepen; in hun taal plegen zij die tekens bachas te noemen, vast en zeker vanwege de waanzin die zij razend in de strijd aan
2 Waarschijnlijk te lezen als: hoc est ... lanthura ... XII den. ... solvendi. 3 Waarschijnlijk te lezen als: herbam solvendam.
63 de dag leggen” [1127-28].4 Uit de kontekst blijkt dat hier het Nederlandse woord baken ‘teken’ moet zijn bedoeld met een Oudfriese â. We zien hier dus een zuidelijke attestatie voor een Oudfriese vorm, want invloed uit Engeland lijkt hier minder waarschijnlijk, omdat de vorm eenduidig Fries is. Ook hem ‘door een sloot omgeven stuk land’ (Hofmann-Popkema 2008: 210) is drie keer in Noord-Holland geattesteerd: ab occidentali parte Flet quartum decimum hem a via usque in Hi ‘vanaf het westelijke deel van de Vliet het zevende door sloten omgeven perceel vanaf de weg tot in Hij’ [1182-1206; ONW], ab occidentali parte Fliet quartum decimum hem de via usque in Hi ‘vanaf het westelijke deel van de Vliet het zevende door sloten omgeven perceel vanaf de weg tot in Hij’ [1182-1206; ONW], ... septimum hem in Thorengeest est abbatis hem ‘in Torengeest is het door sloten om- geven perceel van de abt’ [1182-1206; ONW]. Daarnaast staat natuurlijk de overlevering in plaatsnamen: in He[m] [<855>] onbekend in Westergo (LNT 174) en in Hemmwurð [10e-11e e.], in Hemuurth [11e e.] ‘Hemert, Gr.’ (LNT 174). Het verkleinwoord daarbij hemkîn verschijnt nog in een paar Zeeuwse plaatsnamen, een keer zelfs in combinatie met een duidelijk Noordzeegermaanse persoonsnaaam: Everdeishemkin [1181-1210] (LNT 135). Een bekende bron voor Oudfriese woorden is natuurlijk ook de ‘Lex Fri- sionum’. Daarbij kan men de gelatiniseerde woorden uit de volkstaal in de Latijnse tekst zoals bannus, weregeldus en campio maar beter buiten be- schouwing laten. Die lijken eerder bij het Vulgairlatijn van de betreffende periode te behoren, daar ze ook in andere Latijnse teksten voorkomen. Het is beter zich te beperken tot de woorden die uitdrukkelijk met quod vulgo dicitur of een gelijksoortige omschrijving worden ingeleid zoals quam bortmagad vocant (Lex Frisionum XIII,1), of die als titel boven de betreffende hoofdstukken en paragrafen staan: thiubda ‘diefstal’. Daarbij moeten dan echter De mordrito (blz. 30 en 64) en quod mordritum vocant (blz. 64) weer vervallen, daar het hier ook weer om een woord uit de Latijnse traditie gaat (Niermeyer 918). Als men op die manier te werk gaat, komt men tot de volgende groep volkstalige woorden die mogelijk Oudfries zijn: barmbrakko ‘schoothond’, bortmagad ‘tafeldienares’ (vgl. bord ‘tafel’ – Hofmann-Popkema 2008: 75), brond ‘brand’ (Hofmann-Popkema 2008: 82), dolch ‘wonde’ (Hofmann-Popkema 2008: 103), du[st]slegi ‘zware klap’ (vgl. ofri. dudslêk ‘slag die iemand doet tuimelen’ – Hofmann-Popkema 2008: 108), farlegani ‘hoererij’, forresni aanstichting‘, herthamon ‘hartbuidel’ (Hol- thausen 1985: 43, alleen deze attestatie!), kladolg ‘krabwond’ (Holthausen 1985: 57), lithuwegi ‘verminking’ (Hofmann-Popkema 2008: 306), midhrithri
4 De -a- in bachas is tamelijk zeker vanwege het verband met Bacchanten dat Walter hier duidelijk legt.
64 PHILOLOGIA FRISICA ‘middenrif ’ (Hofmann-Popkema 2008: 328), notnumfti ‘wegnemen met ge- weld’, sipido ‘verdiept litteken‘, smelido ‘vermagering’ (vgl. Nijdam 2008: 75), smelo ‘span’, tên ‘teen, rijs’, thiubda ‘diefstal’ (Hofmann-Popkema 2008: 490- 91)5 en wlitiwam ‘gezichtsverminking’ (vgl. wlitewemmelsa ‘gezichtsvermin- king’ – Hofmann-Popkema 2008: 597). Of al deze woorden in de volkstaal inderdaad Oudfries zijn is minder zeker. Met uitzondering van brond, wli- ti- en smelo – indien dat tenminste iets met ofri. smel ‘klein’ te maken heeft – zijn daaronder niet zoveel specifiek Friese vormen, maar het lijkt ook hier niet uitgesloten dat de Frankische bewerkers/schrijvers de woorden enigszins hebben aangepast aan hun eigen taal. Met name nôtnumft ziet er met nôt in plaats van nêd niet erg Oudfries uit. Munske meent zelfs dat het woord eerder naar het Zuidduits verwijst (“oberdeutsch”: 1973: 107), maar volgens het woordenboek van Schützeichel komt het ook in Frankische teksten als de ‘Tatian’ en in de ‘Weißenburger Kathechismus’ voor. Op een zuidelijk Oudfrankisch duiden misschien ook de spelling lidu- in- plaats van lithu- en het konsekwente –ido voor een te verwachten –itha. Dus de mogelijkheid van “franconismen” is een reëel gegeven.
5 Plaatsnamen Veruit de grootste groep van eventueel Oudfriese attestaties wordt ge- vormd door de plaatsnamen. Alle plaatsnamen in het eerder genoemde gebied uit de periode vóór 1200 staan hier bij elkaar voorzover ze ten- minste met enige zekerheid interpretabel zijn. Natuurlijk is hier ook al het een en ander aan onderzoek gebeurd, maar het kan m.i. geen kwaad om nog eens naar de totale overlevering te kijken. Ik heb zelf ooit al een aantal plaatsnaamelementen bij elkaar gezet in een vroegere studie (Quak 2003). Het is dan zaak te kijken, of er specifiek Friese elementen opdui- ken. Zoals ik al eerder heb gezegd, is dat soms het geval, maar vindt de overlevering nu eenmaal in niet-Friese kloosters plaats, zodat men reke- ning moet houden met aanpassing van de namen. Rolf Bremmer heeft onlangs in een artikel een aantal punten opgesomd op grond waarvan men het Fries kan definiëren (2008: 287-88):
1. de nasalering van /a/ voor /m n/; 2. de verdwijning van nasalen voor s, f, þ; 3. het ontstaan van /æ:/ uit /a:/ in gesloten lettergrepen;
5 De spelling met lijkt niet zo’n sterk tegenargument. Het komt vaker voor dat in Latijnse teksten staat waar men
65 4. de monoftongering van /ai/ en /au/ tot /e:/ of /a:/ en /a:/; 5. het ontstaan van /æ/ uit /a/ in gesloten lettergrepen; 6. palatalisering /k/ en /g/ voor of na palatale klinkers; 7. i-umlaut van lange klinkers; 8. breking van i en e voor c en ct; 9. ontronding.
De vraag is of deze verschijnselen ook in het plaatsnamenmateriaal zijn te vinden.6
Het onder 1 genoemde verschijnsel lijkt zelden voor te komen, al zou men eventueel enkele vormen van de plaatsnaam Assendelft hier kunnen plaat- sen: Eskmundelf [1125-30; <1083> falsum 1125-ca.1150; 1130-61; (2x) 12e e.] in plaats van *Askmanna-. Maar er kan hier natuurlijk ook sprake zijn van afzwakking in onbeklemtoonde lettergrepen. Opvallend is wel, dat deze vijf attestaties allemaal in het begin ook Esk- hebben in plaats van Ask-, vgl. punt 5 bij Bremmer, hoewel deze vorm ook in andere attestaties, die wel –a- in –manna- hebben, verschijnt. Helaas zijn er verder onder de plaats- namen zeer weinig elementen met de combinatie aNC in de stam. De eni- ge zekere vindplaats lijkt te zijn: in uilla qui dicitur Longonmor [819-25] voor een plaats op Texel. Er zijn nog wat andere vindplaatsen met long, maar die liggen in of nabij franstalig gebied en de mogelijkheid van invloed door Latijns longus ‘lang’ lijkt hier meer voor de hand te liggen. Wat punt twee betreft, vinden we een vorm Goselant [1093] bij Duinker- ken (TW 416), die waarschijnlijk bij het woord voor ‘gans’ behoort’. Ook hier dus een zeer zuidelijke overlevering, vgl. het voorkomen van mêda ‘weide, hooi land’ hieronder. Natuurlijk zijn er nog de vindplaatsen met mûtha ‘monding’, maar Rentenaar heeft al naar voren gebracht dat deze vormen niet specifiek Fries zijn maar eerder algemeen Noordzeeger- maans (2006: 195). De overgang van /a:/ naar /æ:/ in gesloten lettergrepen vinden we natuur- lijk in de eerste plaats in het element mêda ‘weide, hooiland’. Rolf Brem- mer heeft onlangs (2008) nog geschreven dat het Noordzeegermaans ver- der naar het zuiden reikte dan men vaak aanneemt. Vermoedelijk heeft hij gelijk. Dat wordt duidelijk als men de attestaties van mêda ‘weide’ uit de tijd vóór 1200 vergelijkt (vgl. Rentenaar 1972). In het (voormalig) Friese gebied liggen er twee: naast Lantlosemade [1125-30], Lantlosamade [<1083>] vindt men ook Landlosmede [12e e.] ‘onbekend bij Limmen, NH’, en verder extra Scaldmeda [11e e.] ‘onbekende plaats bij Schildwolde, Gr.’. We vinden
6 Het meeste vindt men trouwens al bij Gysseling 1960.
66 PHILOLOGIA FRISICA een groep van zulke namen in Zeeland: Birnemede [1181-1210]; in Bretmede [1181-1210]; in Burgermede [1181-1210]; in Grotmeda ... Grotemede [1181-1210]; in Holmet [1181-1210]; in Midelmeda [[1181-1210]; Northmede [1181-1210]; (in) Ost- mede [3x; 1181-1210]; in Suthmet [1162], in Suthmeda [2x; 1181-1210]; Stekelmeda [2x; 1181-1210]; in Dirinmede [1181-1210]; Westmede, in Westmeda, in Westmede (2x) [1181-1210]; in Volqimed [1181]; in Keinzemede [1181-1210]; in Collerdesmede [1181-1210]; Frisemede ... in Frisemede [1181-1210]; in Vlimede [118-1210], alle- maal onbekende plaatsen op Walcheren. Daarbij komen dan nog Cornemed [1060] ‘plaats bij Groede, Z.’, in Husmiet [2x;1189] naast in husmet [1189] ‘on- bekende plaats bij Kadzand’ en Comet [1177-87], Cumed [2x; 1093] ‘onbekende plaats bij Kadzand’.7 In het tegenwoordige België en Noord-Frankrijk lig- gen dan nog: terra vocatur Meden [1184] ‘bij Loberge, W.Vl.’; Metcherche [1175], Metkerka [1193], Metkerca [1199] naast in Matkerke [1041], Madkerca [1089], Matchirca [1108] ‘Meetkerke ten noordwesten van Brugge, W.Vl.’; Fronemede [2x; 1093] ‘plaats bij Duinkerken’; Langemeeth [1162] ‘plaats bij Veurne, W. Vl.’; Hosmet [1171] ‘plaats bij Oostende, W. Vl.’; Suthmeeth [1162] ‘onbekende plaats bij Veurne, W. Vl.’; Tomed [1187] ‘onbekende plaats in W. Vl.’; Alfgeres meeth [1162] ‘plaats in W. Vl.’; Auinemed [1130] ‘plaats in de buurt van Ou- denburg, W.Vl.’; Bertildmed [1176] ‘plaats bij Diksmuide, W. Vl.’; Ermennardes meeth [1162] ‘plaats bij Veurne, W. Vl.’; Euerardsmeeth [1162] ‘plaats bij Veurne, W. Vl.’; Uoplinmet [1171] ‘plaats bij Oudenburg, W. Vl.’; Liuildenmeeth [1162] ‘in de buurt van Veurne, W. Vl.’; Woburgmet [1171] ‘bij Oudenburg, W. Vl.’. We kunnen dus vaststellen dat de mêda-namen zelfs tot West-Vlaanderen en Duinkerken reiken. Mogelijk hebben we zelfs ook een vindplaats voor de overgang van /e:/ naar /i:/ in Husmiet ‘onbekende plaats bij Kadzand’, dat twee keer is geattesteerd in 1189 naast husmet in hetzelfde jaar. Een ander geval waarin sprake is van /æ:/ voor /a:/ is in grêva ‘kuil, gat’ dat te vergelijken is met oe. græfa, grêfa ‘gat. put, hol’ (BT 486). Het verschijnt in de gelatiniseerde vorm grevas in drie oorkonden uit Vlaanderen: salinas in Sintonis quas grevas dicunt [1067; ONW], quas incolae grevas vocant [1121; ONW] en et salinas quas grevas vocant [1183; de Flou V,174]. Ook hier zien we dus weer zeer zuidelijke attestaties. Mogelijk behoort hierbij ook Ler [918- 48], een onbekende plaats in Zuid-Holland (LNT 224), dat bij lâr ‘intensief benut bos’ behoort. Enkele verdere gevallen met een
7 Hierbij behoort dan ook nog het collectivum *gimêdi in Ostersgemede [1181-1210] een plaats in Zeeland (LNT 281).
67 De monoftongering van pgm. /au/ naar /a:/ is ook met zekerheid in de plaatsnamen geattesteerd. Zo verschijnt driemaal kâg voor onl. kôg ‘bui- tendijks land’: in Cache [?1116], in Abbatis cache in Harragan [<1105-19> falsum ca. 1200; LNT 55] en in Kimppenkaghere [1151-57; LNT 207], alle in de provincie Noord-Holland. Verder komt een paar keer âst- ‘oost-‘ voor: in Astbroech [1130-61], in Asbroke [1130-61], in Astbroeke [1130-61] ‘Oostbroek bij Velzen’ (LNT 272-73); Asdunc [eind 9e e.] ‘Oostdonk bij Gent, België’ (TW 765); in Ast(h)em [11e e.] ‘Oostum, Gr.’ (LNT 276); in Asthusa minore ... de Ast- husa [12e e.] ‘Oosthuizen, NH’ (LNT 275). Het bijvoeglijk naamwoord rôd verschijnt enkele keren als in Radenburch [1125-34; <1083> falsum 1125-50], in Radenburgh [12e e.] naast in Rodanburg [918-48] ‘Roomburg bij Zoeter- woude, ZH’ (LNT 305) – daarbij ook de afgeleide bewonersnaam: in Ra- denburgherbroeke [1125-30], in Radenburgarebroke [<1083> falsum 1125-50], in Radenburgarebroeke [12e e.]. Ook de vindplaatsen ad villam que Saden dicitur [ca. 1180] bij Zaandam (LNT 414) en de Sadenhorn [1130-61] een samenstel- ling met dezelfde plaatsnaam (LNT 187-88) behoren mogelijk hierbij, als we de naam niet verbinden met *sâtha ‘zode’ zoals het LNT doet, maar met *sâtha ‘put, poel, meer’ dat bij oe. seaþ m. ‘put, gat, meer’ (BT 853) en mnl. sood behoort, vgl. Dat alle putten ofte sooden, kalckdobben off andere periculose ende sorchlijcke kuylen omme dezelve met deckselen of lidden te holden, dat ze bedect geholden werden (MNW III,1454-55). Verder vinden we de mo- nofongering in namen met frâna – onl. frôno8, gâ – onl. gô, mogelijk hâ – onl. hô, skâta – onl. skôta, lâ – onl. lô, slât – onl. slôt en vermoedelijk ook in skrâ ‘spitsmuis’ als genitief meervoud in Scranaholt [918-48] ‘onbekende plaats in Noord-Holland’ (LNT 321). Gysseling (1980: 20) merkt al op dat dit verschijnsel tot in Vlaanderen voorkwam. De overgang van /a/ naar /æ/ (Bremmers punt 5) vinden we ook in de plaatsnamen: mogelijk in Ernauurd [11e e.] naast Arnuurd [10e-11e e.] voor Arwerd, Gr. (LNT 71), het bn. ber in Berle [1153] ‘Baerle, verdwenen plaats bij Aardenburg, Z.’ (LNT 76), in Greft [12e e.] naast in Graft [falsum ± 1200] ‘Graft, NH’ (LNT 153)9; in het eerder al genoemde element ekker ‘akker’ in de vindplaatsen voor Akersloot (LNT 59); in Heselon [944] naast Hasalon (2x), Hasulun en Haslum ‘Hieslum, Fr.’ (LNT 180); mogelijk in het bn. skald ‘ondiep’ in: in Scelduualda (2x; 10e—11e e.; 11e e., Werden] voor een plaats bij Slochteren, Gr. (LNT 318)10, super Smelengheest (2x) naast Smalegheest [1130-
8 Wrsch. ook in de afleiding frânig in de plaatsnaam in Franiglande [944] ‘ergens in Friesland’ (LNT 140). 9 Interessant is ook de plaatsnaam Millengret [1178] voor een plaats bij Bourbourg in Frans- Vlaanderen (de Flou X,619), wat mogelijk ook bij graft/greft behoort. Hiermee komen we weer ver naar het zuiden. 10 Hiermee te vergelijken is misschien in Scelfleta [1003] ‘Schellevliet, een waterloop bij Zuienkerke, Brugge’ (TW 895-96).
68 PHILOLOGIA FRISICA 61] ‘een plaats bij Velzen, NH’ (LNT 326). De vormen verschijnen maar een enkele keer, maar dat lijkt ermee te maken te hebben dat de monniken in de niet-Friese kloosters de namen aanpasten, als ze de verschillende elementen herkenden. Men is bij wijze van spreken afhankelijk van de slordigheid van een schrijver. Gysseling heeft er al op gewezen dat in de persoonsnamen nog meer voorbeelden te vinden zijn (1960: 78). De vorm gers, hier ‘maat voor grasland’ bij gras vinden we in Noord-Holland maar ook in gershura ‘pacht voor grasland’ [1190 en 1194; ONW] in West-Vlaan- deren. Verder ook in de plaatsnaam Vivescapergers [1181-1210] in Zeeland (LNT 369). Misschien kan ook de onzekere plaatsnaam in Fifanbetan [2x; 11e-12e e.; ca. 1150] ‘onbekende plaats in Gr.’, overgeleverd in het klooster Werden (LNT 356) in dit verband verklaard worden, als men aanneemt dat men *Fif-ambe(h)tan moet lezen. Dan zou hier een nasaalstreep verkeerd zijn geïnterpreteerd. Ook de namen met ê ‘natuurlijke waterloop’ hebben hun kerngebied aan de kust. Zoals bekend is er een groep in Zeeland: aquam que sicitur E [±1200] ‘ergens in Zeeland’ (LNT 122); Arnoldus dictus He [1188] ‘misschien de Ee die langs Maldegem, Ede en Aardenburg loopt’ (LNT 167); super fluuium La- raha [976], Lara [1003] en Lara [1148-1200] naast Laræ [1040], Lare [1169; 1176] ‘onbekende waterloop’ (LNT 218-19; TW 596); insulam Bomne, [1165] naast Bomna [1189] en Bomena [1197-1212] ‘Bommenee’ (LNT 94); aqua que, dici- tur Hildeheres he [1156] ‘Elkersee, voormalige waterloop op Schouwen’ (LNT 180); inter Sceld et Hiddenze [1167] ‘Heidenzee voormalige waterloop tussen Wulpen en Koezand aan de monding van de Honte’ (LNT 179); Otene [1160] ‘bij Zaamslag’ (LNT 282; TW 776); en zelfs een Leuedalee [1148] ‘waterloop bij Leefdaal, Leuven’ (TW 601). Daarnaast natuurlijk de vormen in het eigen- lijk Friese gebied: in Emedun [944], in Emuthon [2x;11e e.] naast Amuthon [2x; 10e/11e e.] ‘Westeremden, Gr.’ (LNT 293) en in Emuthero uualda [12e e.] naast in Amuthariouualda [11e e.] ‘Emmerwolde, Gr.’ (LNT 130; TW 317). Het meest opvallend blijft natuurlijk Eewijk in Gelderland: Euuic [855], *Auuic [949], Awich [1076-81], Ewic [1196; 12e e.] (LNT 124) dat getuige de varianten in de spelling door de oorkondenschrijvers blijkbaar met ê/â is verbonden, maar nogal ver landinwaarts ligt, zodat men moet aannemen dat het of een ander woord als eerste element heeft of een exportproduct is. Palataliseringen van /k/ en /g/ lijken ook voor te komen, als men de spel- ling
69 nis niet in Hofmann-Popkema). Die vindt men waarschijnlijk in de at- testaties voor een onbekende plaats in Zuid-Holland: in Westerbieran tres mansas [1061-91], in Westerbeiran tres mansus [<1083> falsum 1125-50; OHZ 107]. Het LNT (393) geeft aan dat het tweede element onduidelijk is, maar vermoedelijk gaat het om een poging om de umlautsvorm van bûr in de datief meervoud weer te geven, zoals we die ook vinden in Friese plaats- namen als Sexbierum: Sixtebeeren [1322]. Sexberum [1371]. In dat geval zal het niet identiek zijn met Westerlee, gem. De Lier, maar een ligging in de buurt van de kust lijkt wel aannemelijk. Natuurlijk behoren hierbij ook bekende en vaak geciteerde vormen als in Suetan [918-48], in Zweten [1125- 30], in Suetan [<1083> falsum 1125-50; 12e e.] ‘Zwieten, ZH’ (LNT 419) en in Kinlesun [<855. interp. ca. 890], te Kinleson [10e e.] naast Kynlo[s]en [850-900] en Kintloson [850-90] voor een plaats bij Medemblik, NH (LNT 207). Voor de breking van /i/ en /e/ voor /c/ en /ct/ (punt 8) laten zich niet zo snel voorbeelden vinden omdat woorden met deze klankcombinatie in de plaatsnaamelementen zeldzaam zijn. Het enige voorbeeld is misschien: ofri. tioch ‘stuk land’ dat al vroeg voorkomt: in Euuagtiochi ‘plaats in de buurt van Termunten (Gr.)’ [eind 9e eeuw, Urbar Werden I,51], vgl. ook Hofmann 1973. Maar de ontronding vindt men wel, zoals door meerdere onderzoekers is gezegd. Ik geef hier alleen maar de betreffende vind- plaatsen onder het lemma brugga ‘brug’ in het ONW: Heienbriga [1187] ‘Eienbrugge, Oostkerke, Brugge’ (TW 306), Hauekersbrighe [±1199] bij Sint- Omaars, Frans-Vlaanderen (TW 458), Hobriga [11e e.], juxta Hobrighe [1139], Hobrige [1139] ‘Haut-Pont bij Sint-Omaars, Frans-Vlaanderen’ (de Flou V,521), apud Hoghbriggam [1129] ‘een leengoed onder Voormezeele, W. Vl.‘ (de Flou VI,320), ad Stokbregga [1122] ‘les Attaques, gemeente in het kan- ton Calais‘ (de Flou XV,462), Cortabriga [1113] ‘Kortebrugge, Sint-Michiels, Brugge’ (TW 573), in uilla UUeinabriga [1089], Weinabrigga, Weinbrigga [1189] ‘oude naam van Sint-Michiels, Brugge’ (TW 1057). In dit verband zijn ook vormen als Colpith [1186] bij St. Acquin, Sint-Omaars (TW 239) of Grinberti pit [2x in 1139 en 1166] ook bij Sint-Omaars (TW 425) van belang, omdat ze opnieuw aangeven dat de grens van het Noordzeegermaans langs de kust zich ver in zuidelijke richting uitstrekte. Er zouden hier nog meer gevallen van Noordzeegermaanse/Oudfriese vormen kunnen worden genoemd. Ik denk bijvoorbeeld dat de vorm Occenvorth [1180] voor een onbekende plaats bij Alkmaar, NH (LNT 267) eerder ofri. oxa dan onl. osso weergeeft. Die vorm is dan te vergelijken met Saxheim [1e helft 11e e.] en Saxnem [2x, eind 11e e.; 1125-50; (2x) <1083> falsum 1125-50; 1162; 12e e.] ‘Sassenheim, ZH’ (LNT 315) en de overlevering van de naam van het eiland Tessel/Texel. Het gaat echter te ver om alle mogelijkheden hier in dit korte bestek te vermelden. Ik wil alleen op de mogelijkheden wijzen.
70 PHILOLOGIA FRISICA 6 Woordenschat Het lijkt dus van groot belang dat al het materiaal vóór 1200 toegankelijk wordt. Alleen zo kunnen er ook studies gemaakt worden van de woorden- schat in het materiaal. In veel gevallen valt natuurlijk niet met zekerheid te zeggen of een bepaalde vorm Oudfries is. Vaak hebben het Oudnederlands en het Oudfries dezelfde vorm zoals bij burg, hûs, etc. Maar er kan toch wel een vermoeden uitgesproken worden dat bepaalde woorden in de eerste plaats Oudfries zijn. Als de totale woordenschat is verzameld kan men ook een beter inzicht krijgen in de verbreiding van bepaalde woorden en met name ook van enkele zeer archaische woorden. Het Oudfries lijkt een aan- tal van dat soort woorden te kennen. Gysseling merkte in een lezing op het filologencongres in 1969 al op dat het toponiemisch materiaal in het Friese gebied archaische trekken vertoont (Gysseling 1970). Zo’n archaische vorm vindt men in een oude aanduiding voor een paard als ofri. wigge, widze ‘paard’ (Hofmann-Popkema 2008: 586) naast oe. wicg, os. wiggi en on. viggr. Deze komt ook voor in de glossen van de ‘Lex Salica’: Si quis admissarium <*cum grege, hoc est cum VII aut XII equabus> furauerit malb. huicthe sonistha MMDC den. qui faciunt solid. LXII cum dimidio, culpabilis iudicetur, excepto capi- tale et delatura. ‘Als iemand een dekhengst <*met een kudde, d.w.z. met 7 of 12 merries>, steelt, gerechtelijk huicthe sonistha (l. uuiccho sonista ‘kudde paar- den’), dan wordt hij veroordeeld tot 2600 penningen, die maken 62en halve schellingen, zonder waarde en weigeringsgeld’ (PLS XXXVIII,5). Dit soort informatie kan aanwijzingen opleveren over een nader verband tussen be- paalde Oudgermaanse talen. Hetzelfde geldt voor ofri. *herd- ‘schouder’ dat in het Oudfries alleen in de samenstellingen herdafang ‘het bij de schouder pakken’, herdbled ‘schouderblad’ en herdlemithe ‘verlamming in de schouder’ verschijnt (Hofmann-Popkema 2008: 214). Ook dit woord verschijnt in de vorm chardi in de ‘Malbergse Glossen’ in eenzelfde kontekst als de Oud- friese woorden: Si super cubitum manu miserit, malb. milicharde sol. XXXV. ‘Als het boven de ellenboog komt, gerechtelijk milicharde, 35 schellingen’ met de variant: chamnin mane charde (PLS XX,3 – C6) en Certe si super cupitum manum miserit, mallobergo chrannis malichardi, solidus XXXV culpabilis iudicetur ‘Als het boven de ellenboog komt, gerechtelijk chrannis malichardi, 35 schellingen’, met de varianten: chrannes malichardi (LS XXVI,3 – D7). Verdere verwanten bestaan in het Oudnoords: herðar ‘schouders’ en in het Oudhoogduits harti, hartin ‘schouderblad’ (Glwb. 257-58). Zulke vergelijkingen worden iets ge- makkelijker als ook al het Oudnederlandse materiaal is verzameld.
7 Slot In dat laatste punt, de woordenschat, liggen m.i. ook nog belangrijke on- derzoeksmogelijkheden voor Friese filologen. Ik denk hierbij met name
71 aan de morfologische en semantische kant. De plaatsnaam Scranaholt in Noord-Holland lijkt een fraaie genitief meervoud te bevatten van een ver- der niet overgeleverde n-stam ofri. skrâ ‘spitsmuis’ dat overeenkomt met oe. screa ‘spitsmuis’. Zo zal het in de toekomst misschien mogelijk zijn om enkele tot nu toe duistere plaatsnamen te verklaren. Een - naar men hoopt – volledige verzameling van het “Oudnederlandse” materiaal zal mogelijk nadere inzichten verschaffen in de verspreiding van bepaalde Oudfriese of Noordzeegermaanse verschijnselen. Er is hier al enkele keren aangeduid dat bepaalde verschijnselen veel verder naar het zuiden reiken dan meestal wordt gedacht. Het moge echter duidelijk zijn dat bij een zulk verder onderzoek ook de persoonsnamen betrokken moeten worden. Met name geldt dat misschien ook voor de persoons- namen in de plaatsnamen. Eerder al werd de plaatsnaam Everdeishemkiin [1181-1210] in Zeeland genoemd met de duidelijk Noordzeegermaanse naam Everdei. Deze naam is te vergelijken met Euerdei de Siricasha [1156], een getuige uit Zierikzee (LNT 417). Zo kan verder men het element ôs- in de namen van twee mancipia in Wieringen Osbraht en Oslef (DB 340), twee mancipia bij Gent; Osgarda en Osgiua (DB 133) en een pachter Ostet in Oostkerke, W.Vl. (DB 297) vergelijken met de plaatsnamen Osbragttashem, Osfrithhem en Osgeresgest in Zuid-Holland en de attestaties Ostmundi capel- la [1150] en apud ... Osmundi capellam [1166] voor Oostmankerke in Zeeland. Er is dus nog genoeg te doen.
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74 PHILOLOGIA FRISICA The strength of posttonic syllables in Riustring Old Frisian.
Ben Hermans (Meertens Instituut, Amsterdam)
> Introduction In Riustring Old Frisian high and mid vowels are in complementary distribution, at least in certain environments. The first to observe this phenomenon was Heuser in his Altfriesisches Lesebuch (Heuser 1903). Kock (1904) discovered that high vowels occur after a short stem, and mid vow- els after a long stem, a pattern he called Vowel Balance. Kock also made the suggestion that the mid vowels are the result of a reduction process applying in a weak position. This interpretation of Vowel Balance was also adopted by Van Helten (1907). Since then it has never been ques- tioned by later researchers, such as Boutkan (1995, 1996), Smith and van Leyden (2007), Versloot (2001, 2008) and Smith (2004, 2007). It is generally accepted, then, that Vowel Balance is a kind of reduction. Concretely this means that high vowels are lowered to mid in prosodically weak posi- tions. In this article I want to show that this analysis is suspect on typologi- cal grounds. In Crosswhite’s extensive overview of vowel reduction, pub- lished in (2001), there is not a single case where the high vowels {i, u} are reduced to {e, o}. In fact, we find the opposite; in many languages the mid vowels {e, o} are reduced to the high vowels {i, u}. This indicates that vowel lowering cannot be a type of reduction. If Vowel Balance is not reduction, then what is it? I propose that it con- sists of two components, Lowering and Raising. The first component it is the exact complement of what the tradition takes it to be. It is a strengthening process lowering high vowels in prosodically strong posi- tions. High vowels are of low sonority and for that reason they tend to avoid strong positions. When they do appear there, Riustring Old Frisian has the strategy of lowering them, so that the relation between position- al strength and a vowel’s sonority is improved. The second component, Raising, is a weakening process, changing, among other things, mid vow- els to high in a weak position. I propose that weak and strong positions can be defined in terms of foot structure. Following Smith (2004, 2007) I assume that Riustring Old Fri- sian had a moraic trochee. On the basis of this hypothesis the distribu- tion of weak and strong positions can be stated in the following way. A syllable following a stressed light syllable occupies the dependent position
75 of a foot, which is a weak position; in any other position a syllable occu- pies the head-position of a foot, and this is a strong position. Although the strengthening process applies in strong positions, it does not apply in the strongest position of the entire word. This, I claim, is a consequence of a constraint that blocks changes in the main stressed vowel. This constraint is generally referred to as Positional Faithfulness. My proposal thus consists of three main ingredients: 1) a syllable im- mediately following a stressed light syllable is weak, and a weak domain is subject to weakening; 2) other syllable types are strong, and strong do- mains are subject to strengthening; 3) the main stressed vowel, however, is unchangeable, although it is strong. These three ingredients can be motivated by two processes of vowel harmony. One process, Stress Dependent Harmony, is also an instance of weakening, and, as it turns out, it applies in exactly the same domain as Raising. This shows that the syllable immediately following a stressed, light syllable is indeed weak. The second process, Metaphonic Harmony is a case of strengthening, on a par with Lowering, and it supports the second ingredient of my analysis, the idea that high vowels tend to be strengthened/lowered in strong positions. Finally, Positional Faithful- ness is required independently, because this constraint determines the directionality of the two harmony processes. There is one aspect of my proposal that deserves further investigation. This concerns the relation between Old Frisian Vowel Balance and Scan- dinavian level stress. It is clear that these phenomena share many char- acteristics. In both phenomena, for instance, the syllable immediately following a stressed light syllable behaves differently from any other syllable. As in the Frisian tradition, the Scandinavian linguistic tradi- tion unanimously claims that this syllable is relatively strong (cf. Krist- offerson 2008 for an extensive overview). Is it possible to rephrase this tradition in complementary terms? I will not undertake this task in this article, but clearly it has to be done at some point. Concretely, the rather important question that remains to be answered is whether, in Scandi- navian level stress, the syllable immediately following a stressed light syllable can be analyzed as weak, rather than as strong. The structure of this article is as follows. In the first section I present the facts of Vowel Balance and Vowel Harmony. In the second section I raise the question how to fit them into the typology of weakening and strengthening processes. Then, in the third section I propose an analysis of the two strengthening processes, Lowering and Metaphonic Harmo- ny, in terms of Optimality Theoretic constraints. In the fourth section I develop an analysis of the two weakening processes, Raising and Stress Dependent Harmony.
76 PHILOLOGIA FRISICA 1 Vowel Balance and Vowel Harmony; the facts In Riustring Old Frisian high and mid vowels are in complementary dis- tribution in certain environments. After a stem with a single light syllable no mid vowels are found; after a stem with a heavy syllable, or two syl- lables the first of which is light no high vowels are found. The following forms illustrate this distributional pattern. They are taken from Smith (2004, 2007).
1 i and u after a light syllable mithi ‘with’ mugu ‘may, 1pl.pres.ind.’ stidi ‘place, dat.sg.’ sunu ‘son, nom./acc.sg.’
cumi ‘come, 3sg.pres.opt.’ skipu ‘ship, nom.pl.’
e and o after a heavy syllable (with a long vowel) st ne ‘stone, dat.sg.’ gon ‘eye, nom./acc.pl.’ h se ‘house, dat.sg.’ b kon ‘book’, dat.pl.’ f re ‘travel, 3sg.pret.opt.’ f ror ‘further, adv.’
e and o after a heavy syllable (with a vowel followed by consonant) alle ‘all, adj.’ gerso ‘grass, nom.pl.’ drochten ‘Lord, nom.sg.’ anglon ‘angel, dat.pl.’ wralde ‘world, dat.sg./gen.sg.’
e and o after polysyllabic stems stapule ‘block, dat.sg.’ himule ‘heaven, dat.sg.’ tholade ‘endure, 3sg.pret.ind.’
In those cases where the quantity of the stem varies, as happens in cer- tain strong verbs, the following suffix adapts its quality according to the distributional rules mentioned above. A few examples illustrating this are given in (2). These examples are taken from Smith (2007).
2 quantity switch in stems + quality switch in suffix fari ‘travel, 3sg.pres.opt.’ f re ‘travel, 3sg.pret.opt.’ skilu ‘must, 1pl.pres.ind.’ skille ‘must, 1sg.pres.opt.’
The forms in (1) and (2) demonstrate that what is called Vowel Balance consists of two distributional patterns. Firstly, mid vowels are not allowed in a syllable that immediately follows a light stressed syllable, but high vowels are allowed in this position. I refer to this distributional rule as
77 Raising. Secondly, high vowels are not tolerated in a syllable that follows a heavy syllable, or two syllables the first of which is light. I refer to this rule as Lowering. Both Raising and Lowering can create alternations. This is shown by examples like stidi and st ne. These forms have the same in- flectional ending. Yet in one case the suffix is realized with a high vowel, but with a mid vowel in the other. There is one systematic exception to the rule disallowing mid vowels after short, stressed syllables (i.e. Raising). If the stressed vowel is light and contains a mid vowel, then the posttonic syllable is mid, not high. It seems that this is a type of Vowel Harmony. Since it is the stressed vowel which determines the quality of the posttonic vowel it is an instance of Stress Dependent Harmony, in the terminology of Majors (1998). Some examples illustrating this process are given in (3). They are also taken from Smith (2004, 2007).
3 Stress Dependent Harmony kere ‘law, nom.sg.’ fretho ‘peace, acc.sg.’ sletelon ‘keys, dat.pl.’ skeron ‘ploughshare, dat.sg.’ steue ‘staff, dat.sg.’ felo ‘many’
Like Raising and Lowering, Stress Dependent Harmony can create alter- nations. Comparing the forms stidi and steue, for instance, we note that the dative ending is realized as a high vowel or as a mid vowel, depending on the height of the stem vowel. Riustring Old Frisian has a second harmony process, as has been pointed out in Löfstedt (1932) and, recently, in Bremmer (2009). This process low- ers a high vowel in a light stressed syllable to mid if a low vowel follows in the neighboring syllable. Since in this process it is the posttonic vowel which determines the height of the stressed vowel, I refer to it as Meta- phonic Harmony. Examples illustrating this process are given in (4). The last two forms in (4) are taken from Smith and van Leyden (2007). All re- maining forms are from Bremmer’s book (ibid.: 42-43).
4 Metaphonic Harmony Riustring non-Riustring letha ‘bodily parts, gen.pl.’ litha nema ‘to take’ nima wetanda ‘to know, infl.inf.’ witanda koma ‘to come’ kuma dora ‘doors, gen.pl.’ dura opa ‘up’ upa
78 PHILOLOGIA FRISICA No Metaphonic Harmony after heavy syllables libba ‘to live’ buuta ‘outside’
Metaphonic Harmony can also result in alternations. Bremmer (2009: 112) gives the pair letha, lith where the first form is the gen. plur. and the second the nom. sg. Another illustrative pair, also taken from Bremmer (ibid.: 112) is dora, durum. The first form is the gen. plur. again, and the second form is the dat. plur. Obviously, the examples in (4) also demonstrate that low vowels are toler- ated in a syllable that immediately follows a light stressed syllable. Earlier I given one other form showing the same. This is tholade in (1). Let me now summarize these facts and put them in the perspective of the overall short vowel system of the language. There are five short vow- els in Old Frisian {i,u,e,o,a}. All vowels can appear in the main stressed syllable of a word, as is shown by forms like fisk ‘fish’, iung ‘young’, feld ‘field’, holt ‘wood’, nacht ‘night’. These are all taken from Bremmer (2009: 42-43). Since all vowels can appear in the main stressed syllable, it is clear that neither Raising nor Lowering applies in this environment. In other words, in main stressed syllables the contrast between high and mid vow- els is preserved. In larger words vowels of adjacent syllables can influence each other. In the main stressed syllable high and mid vowels are neutralized to mid if the stressed syllable is light, and the neighboring syllable contains the low vowel a. This is Metaphonic Harmony. Furthermore, if the stressed syllable contains a mid vowel, and if the stressed syllable is light, then no contrast is possible between high and mid vowels in the posttonic syllable. In that case the contrast is neutralized to mid. This is Stress De- pendent Harmony. In words where neither Stress Dependent Harmony nor Metaphonic Harmony can apply we also find neutralization. After a light stressed syllable the contrast between high and mid vowels is neutralized in the direction of high vowels. This is Raising. We can also say that in this en- vironment the five vowel set is reduced to a three vowel set {i,u,a}. After a heavy stressed syllable, or after two syllables the first of which is light, the contrast between high and mid is also neutralized, this time in the direc- tion of mid vowels. This is Lowering. Due to Lowering the five vowel set is reduced to {e,o,a}. Traditionally, the distributional patterns that I call Lowering and Raising are referred to as Vowel Balance. In the next section I raise the question whether Raising + Lowering (= Vowel Balance), Stress Dependent Harmony and Metaphonic Harmony are instances of weakening or of strengthening.
79 2 Vowel Balance and Vowel Harmony; a first approximation The traditional view of Vowel Balance holds that Lowering is an instance of reduction applying in weak positions. In strong positions, the process does not apply, a pattern I have called Raising. According to the tradi- tion, then, Lowering applies in weak positions, whereas Raising applies in strong positions. How can these rules be related to well established typologies of vowel raising and vowel lowering. Due to Crosswhite’s overview of these phe- nomena (Crosswhite 2001), we know that raising of mid vowels is par- ticularly frequent in a weak, or unstressed position. She shows that there are many languages where this phenomenon occurs. One example is the Native American language Luseño. On p. 28 of her book Crosswhite writes ‘In the Luseño case, unstressed mid vowels are eliminated by rais- ing’. Another language is Bulgarian. Also in this language mid vowels are raised when they appear in an unstressed position. Particularly revealing are alternating forms. A few of them are given in (5); they are taken from Crosswhite (2001: 40).
(5) Bulgarian vowel raising vowels under stress same vowels unstressed root sélu ‘village’ silá ‘villages’ /sel/ róguf ‘of horn’ rugát ‘horned’ /rog/
In (5) I have tried to indicate that vowel raising can result in alternations. Roots with an underlying mid vowel undergo this process if it appears in an unstressed syllable. Of course, looking just at these two examples one could easily be tempted to postulate the complementary process; high vowels are lowered in a stressed syllable. However, Crosswhite convinc- ingly demonstrates that this analysis is impossible for Bulgarian (op. cit.: 39-43). All in all, we can conclude that raising of mid vowels is well at- tested, and that it typically applies in weak positions. Lowering of high vowels is also well attested. Looking at typological stud- ies again, we find that this only happens in stressed positions. A clear example is given in Crosswhite (2001). She shows that in the Zabi e dia- lect of Slovenian ‘… etymological short accented high vowels are realized as mid vowels’ (p. 47). Similar lowering processes apply in the Saipanese dialect of Chamorro (ibid.: 48). This clearly suggests that high vowels tend to be lowered in stressed positions. Comparing the traditional view of Vowel Balance with what is found cross-linguistically, we observe that the Frisian processes of Raising and Lowering are not very well behaved. In the traditional view mid vow- els are raised in strong positions, and high vowels are lowered in weak
80 PHILOLOGIA FRISICA positions. Cross-linguistically, however, we find the exact opposite; mid vowels are raised in weak positions, and high vowels are lowered to mid in strong positions. Is it possible to redefine the domains of Riustring Old Frisian Raising and Lowering in such a way that Raising applies in a weak position, and Lowering in a strong position? The answer to the first half of this ques- tion is easy. Recall that Raising applies after a light stressed syllable. Can the syllable that immediately follows a stressed light syllable be identi- fied as a weak position? Interestingly, theories of stress, such as Hayes (1995), have established that there is a foot type, the moraic trochee, that allows us to characterize this position as weak. A moraic trochee typically contains one syllable that is heavy, or two syllables if the stressed syllable is light. Now consider the foot structure of two of the examples given in (1), mithi and mugu. In these forms the stressed syllable is light, so the posttonic syllable can be parsed in the same foot that also dominates the stressed syllable. In (6) I clarify this with the foot structure of mugu (‘ ’ and ‘F’ represent syllables respectively foot structure).
(6) Foot structure of mugu
F
mu gu
In this representation, the first syllable is the head of the moraic trochee. It therefore counts as a strong position. On the other hand, the second syllable occupies the dependent position of the foot. It is therefore a weak position. Headship is indicated by straight lines; dependent positions have a slanted line. It seems clear, then, that the raising part of Vowel Balance can very well be interpreted as a process applying in a weak position. The process can now be rephrased in the following way: mid vowels are raised in a foot’s dependent position. Thus, mugo, for instance, would be raised to mugu. Typologically, this is not a strange process at all, because, as we have seen, mid vowels are typically raised in weak positions. What about Lowering? Can its domain of application be identified as a strong position? I have shown in (1) that high vowels are lowered to mid in a syllable that immediately follows a stressed heavy syllable, or two light syllables. Three representative examples are st ne, gerso (with a stressed heavy syllable in the stem) and stapule (with two syllables in the stem, the first of which is light). A syllable following a heavy syllable, or two light syllables, does not
81 occupy the dependent position of a moraic trochee. In fact, I propose that they occupy a foot’s head position, as in (7).
(7) Foot structure of st ne, gerso and stapule
FF F F F F
st ne gerso stapule
In st ne, the first syllable is heavy. Hence, the next syllable cannot be parsed in the same foot, because that violates the basic properties of a moraic trochee. Exactly the same situation obtains in the example gerso. The difference is that in this form the heaviness of the stressed syllable is caused by the fact that it is closed. In stapule the third syllable cannot be parsed in the moraic trochee dominating the first two syllables, because a trochee can never contain more than two syllables. We can now rephrase Lowering in the following way: high vowels are lowered in the head position of a foot. A foot’s head is typically a strong position, and, as we have seen, lowering in a strong position is not an uncommon process. The problem with this approach is that the strongest position of a word should not undergo lowering, because the contrast between high and mid vowels is preserved under main stress. A form like fisk, for instance, maintains its high vowel. In fact, it is very easy to solve this problem. Optimality Theory (OT) recognizes a constraint, or family of constraints, called Positional Faithfulness. The precise formulation will be given in the next section. At this moment it is sufficient to know that this constraint blocks any change in the strongest position of a word. Assuming that this constraint is active in Riustring Old Frisian, we get the following situa- tion. High vowels in strong positions are lowered, but not in the strong- est position. To sum up my proposal so far: in Riustring Old Frisian there is a pro- cess of Lowering. This process changes a high vowel to mid in a foot’s head position, typically a strong position. It does not apply in the strong- est syllable of the word, though, because Positional Faithfulness inhibits a change in a main stressed vowel. The language has another process, Raising, which applies in a foot’s dependent position, typically a weak position. Due to this process, a mid vowel is changed to high in a weak position. Cross-linguistically these processes are not uncommon at all. Obviously, Metaphonic Harmony is closely related to Lowering, in the sense that it also has the effect of lowering a high vowel in a strong posi- tion. In that respect it can also be seen as a strengthening process. In the
82 PHILOLOGIA FRISICA next section I will show that both Lowering and Metaphonic Harmony are triggered by the same force. Metaphonic Harmony differs from Low- ering in that it is not blocked by Positional Faithfulness. In the next sec- tion I will explain why Positional Faithfulness cannot block Metaphonic Harmony. This leaves us with Stress Dependent Harmony. I claim that this pro- cess is a weakening process, applying in a foot’s dependent position. In that sense it is closely related to Raising. In section 4 I will show that both Raising and Stress Dependent Harmony are triggered by the same force. At first sight it might seem rather counterintuitive, to say the least, that Stress Dependent Harmony is a case of weakening. How could that be possible if it changes high vowels to mid? This seems strange, indeed, because mid vowels are typically stronger than high vowels. Strange though it might seem, it is true, nonetheless, as I will show in section 4. In this section I have suggested that Riustring Old Frisian has two strengthening processes, applying in a foot’s head position: Lowering and Metaphonic Harmony. The language also has two weakening pro- cesses, applying in a foot’s dependent position. These processes are Rais- ing and Stress Dependent Harmony. In the next section I will develop an analysis of the strengthening processes, trying to uncover their common source. In section 4 I propose an analysis of the two weakening pro- cesses, arguing that they too have a common trigger.
3 An analysis of strengthening; Lowering and Metaphonic Harmony Before we can proceed we need a theory of vowel height. Various theories, like Government Phonology (Harris 1994, 1998), Contrastive Phonology (Dresher 2009) and the Parallel Structures model (Morén 2003, 2007) pro- pose that mid vowels (can) have a more complex representation than the peripheral vowels. Here I follow the Parallel Structures model. My main reason for doing so is that it allows us to refer to high vowels as a natural class in a relatively straightforward way. In the Parallel Structures model high vowels have the feature Closed at the level of the (Vowel) Manner node. Low vowels are characterized by the feature Open. The represen- tation of mid vowels consists of the combination of these two features. I propose that, in Riustring Old Frisian, low vowels are central vowels, phonologically, and therefore do not have a Place node. I will motivate this step in the next section. The essential properties of the five vowels {i,u,e,o,a} can be depicted in the following way (here I neglect the fact that, strictly speaking, in vowels there is second Manner node and also a second place node).
83 (8) High vowelsMid vowels Low vowels Root node Place Place Vowel Manner
Closed Closed Open Open
The three representations differ from each other in various important ways. In the next section I will focus on the differences in structural com- plexity. In this section I will be concerned with the fact that high vowels differ from mid and low vowels in that they lack the feature Open. To ensure that a high vowel is lowered in a strong position, we need the following constraint.
(9) STRENGTHENING The head vowel of a foot must have the feature Open
This constraint penalizes high vowels, but not mid and low vowels, in the head position of a foot. In order to satisfy this constraint the feature Open is inserted, lowering a high vowel to mid. Let us now go back to our ear- lier examples and see where exactly Open is inserted. For the time being I will neglect the main stress position. We have seen in (1) that the dat. sg. has two realizations, depending on the structure of the preceding syllable. This alternation is exemplified by forms like h se, ‘house, dat.sg.’ and stidi, ‘place, dat.sg.’ Looking at the foot structure of these forms, we can understand why, in h se, but not in stidi, the vowel of the suffix must be mid. In the former case the suffix is located outside of the moraic trochee dominating the initial heavy syl- lable. The next syllable therefore has a foot of its own. Thus, the vowel of the suffix occupies a foot’s head position, for that reason it is subject to STRENGTHENING. A form like wralde ‘world, dat. sg.’ is similar to h se. The difference is that, in wralde, the initial syllable is heavy because it is closed, not because its vowel is long. In polysyllabic stems, the stressed syllable of which is light, we also find a lowered suffix, as we have seen in (1). We thus have forms like stapule ‘block, dat.sg.’ and himule ‘heaven, dat. sg.’ In forms of this type the stem’s initial syllable is light. The next syl- lable can therefore be incorporated in the moraic trochee. The remaining syllable receives its own foot. Being in the head position of a foot, the suffixal vowel is subject to STRENGTHENING. As a result it is lowered to mid. The precise representations of forms like h se, wralde and himule have already been given in (7).
84 PHILOLOGIA FRISICA In stidi, on the other hand, the initial syllable is light, and the next syl- lable can therefore be incorporated in a moraic trochee, occupying a dependent position in that foot. This being the case, it is not subject to STRENGTHENING, so that there is no necessity for Lowering to apply in this environment. The precise prosodic representation of forms of this type can be found in (6). Naturally, STRENGTHENING must be able to take effect. In terms of constraint ranking this implies that it must be higher ranked than the constraint blocking the change from high to mid. This is a typical Faithfulness constraint. It is formulated in (10).
(10) IDENT(VOWEL-MANNER) Two corresponding root nodes must have the same Vowel-Manner features
This constraint requires that an underlying segment (root node) preserve its values for the features Open and Closed. In other words, it is not pos- sible to insert or delete Open or Closed. Ranking STRENGTHENING above IDENT(VOWEL-MANNER) accounts for the fact that a high vowel is lowered to mid in a foot’s head position. The ranking argument is summarized in the tableau in (11).
(11) STRENGTHENING » IDENT(VOWEL-MANNER)
h si STRENGTHENING IDENT(V-M h si *! h se *
This tableau shows that an underlying form like h si is mapped onto the optimal surface candidate h se. High vowels in the main stressed syllable are not lowered. This can be ac- counted for with a member of the family of Positional Faithfulness. The constraint we specifically need is formulated in (12).
(12) MAIN-STRESS/IDENT(VOWEL-MANNER) Two corresponding root nodes, one of which occupies the main stress position, must have the same Vowel-Manner features
This is a more specific version of Faithfulness, one that forbids a change in a segment located in the main stressed syllable. This specific version must dominate STRENGTHENING. The effect of this ranking is shown in the tableau in (13).
85 (13) MAIN-STRESS/IDENT(VOWEL-MANNER) » STRENGTHENING » IDENT(V-M)
fisk M-Stress/IDENT(V-M) STRENGTHENING IDENT(V-M)
fesk *! *