Wolfgang Amadeus Mozart: Werke Für Violine Und Orchester Vol
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3.K Wolfgang Amadeus Mozart: Werke für Violine und Orchester Vol. 1 ten, doch da er die Datierungen nachträg- schof gewählt und verpflichtete bald darauf lich veränderte, entstand einige Verwirrung den 17-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart Konzerte B-Dur KV 207, G-Dur KV 216 und D-Dur KV 218 hinsichtlich der Entstehungszeit – lange Zeit als Konzertmeister. Adagio E-Dur KV 261, Rondo C-Dur KV 373 ging man davon aus, sie seien alle im Jahr 1775 entstanden. Dass mit dieser Legende Der junge Mozart, dessen Vater sich 1755 aufgeräumt werden konnte, ist dem Gutach- mit dem Versuch einer gründlichen Violinschu- Konzerte vom „grösten Geiger in danach hat Mozart sich – bis auf einige Blä- ten Wolfgang Plaths zu verdanken, der auf- le weithin als führender Pädagoge einen Na- Ganz Europa“ serkonzerte, die sämtlich zu den zeitlosen grund der Schrift zweifelsfrei belegte, dass men gemacht hatte, stand im Zenit seines Klassikern der jeweiligen Besetzung zählen – das erste Violinkonzert in B-Dur „einzig und geigerischen Könnens. Die oft geäußerte Unter Wolfgang Amadeus Mozarts fünf fast ausschließlich dem Klavier als Soloin- allein 1773“ entstanden sein kann. Damit ist Vermutung, er habe seine Violinkonzerte zu- authentischen Violinkonzerten bilden die strument zugewendet. Seither gelten die auch geklärt, dass dieses Konzert Mozarts al- mindest teilweise für den Kollegen Antonio letzten drei den Höhepunkt der Gattung Klavierkonzerte als sein bedeutendster lererstes Solokonzert war, komponiert noch Brunetti geschrieben, ist heute widerlegt, da DEUTSCH zwischen den Konzerten Johann Sebastian Beitrag im orchestralen Schaffen, denen vor der Concertone für 2 Violinen und dem Brunetti erst zum März 1776 am Salzburger Bachs und dem großen Konzert Ludwig van lediglich die späten Sinfonien und das Kla- Fagottkonzert. Und es wurde dadurch jegli- Hof angestellt wurde – jedoch ist durchaus Beethovens, das dann hinsichtlich Anspruch rinettenkonzert als gleichwertig zur Seite ches Rätselraten darüber beendet, wie zwi- zutreffend, dass zumindest die drei später und Umfang als unübertroffener Maßstab gestellt werden. Viele haben bedauert, dass schen dem ersten und den folgenden Kon- komponierten Einzelsätze für Violine und für die großen Violinkonzerte der Romantik Mozart in seinen reiferen Jahren kein weite- zerten ein solch eklatanter Stilunterschied Orchester auf Wunsch Brunettis entstanden DEUTSCH und klassischen Moderne von Mendelssohn, res Violinkonzert mehr schrieb, was Szymon bestehen konnte: Es ist die Differenz von und von diesem gespielt wurden. Schumann, Brahms, Tschaikowsky, Dvorˇák, Goldberg, einer der substantiellsten Mozart- zwei Jahren kompositorischer Praxis. Sibelius, Nielsen, Bartók, Berg, Prokofieff, Geiger des 20. Jahrhunderts, zu der Bemer- Dass Mozart nach Vollendung seiner Vio- Schostakowitsch u.a. dienen sollte. Neben kung veranlasste, es seien ja wohl eher die Alle fünf Violinkonzerte sind für diesel- linkonzerte die Geige zusehends vernachläs- Höhe: 120 mm den Konzerten Mozarts sind es aus seiner Cellisten zu bedauern, dass Mozart ihrem be Orchesterbesetzung geschrieben, mit sigte und sich als Solist nunmehr ganz auf Zeit einzig die Konzerte in G-Dur und C-Dur Instrument kein einziges Konzert geschenkt Begleitung von 2 Oboen, 2 Hörnern und das Klavier konzentrierte, hat sicher auch von Joseph Haydn, die in das Standardreper- hat, wogegen selbst die Bratscher später Streichorchester, wobei den Streicherbässen damit zu tun, dass er sich vom übermächti- toire Eingang finden sollten, wohingegen noch mit einem überragenden Meisterwerk ad libitum zur Verstärkung ein Fagott hin- gen Einfluss seines Vaters und den damit ver- einst populäre Werke wie etwa von Giovanni geehrt wurden, das zugleich den unbestrit- zugefügt werden kann. Es ist dies die Beset- bundenen Forderungen befreite. Es ist nicht Battista Viotti heute fast nur als Schülerkon- tenen Höhepunkt unter seinen Violinkonzer- zung, die die Hofkapelle des Fürsterzbistums übertrieben zu sagen, dass Mozart mit sei- zerte in Gebrauch sind. ten bildet: der Sinfonia concertante KV 364. Salzburg, in welcher sein Vater Leopold die nen Violinkonzerten die Gattung um jene ex- Position des Vizekapellmeisters bekleidete, emplarischen Meisterwerke bereicherte, die Außer dem ersten sind sämtliche Violin- Zwar sind von allen fünf Violinkonzerten bereitstellte. 1772 wurde Hieronymus Franz sein Vater nicht zu schreiben imstande war, konzerte Mozarts 1775 entstanden, und Mozarts die autographen Partituren erhal- Josef von Colloredo zum neuen Fürsterzbi- dass also hier gewissermaßen der Vater sei- 2 3 98.039_TS|Booklet_© 3.indd 2-3 Breite: 121 mm Breite: 121 mm 13.11.14 10:30 ne Ambitionen durch seinen Sohn verwirk- dergrund steht als bei den späteren Konzer- Zwei Jahre später, zwischen Juni und unnachahmlich eleganter und tiefsinnig- lichen durfte, der ihm am 6. Oktober 1777 ten, ohne dass dies freilich zu oberflächlicher Dezember 1775, entstanden die vier weite- leichtfüßiger Weise verbindet Mozart das berichtete: „zu guter lezt spiellte ich die lez- Zurschaustellung geführt hätte. Viele Kom- ren Konzerte. Im viel zu wenig beachteten Konzertante mit dem Divertimentohaften, te Casation aus den B von mir, da schauete mentatoren haben sich den Kopf darüber zweiten ist eine innigere Kantabilität zu ver- sinfonisch entwickelnde Kontinuität mit buf- alles gros drein. ich spiellte als wenn ich der zerbrochen, woher die entscheidenden stilis- nehmen, die ein wenig an Giuseppe Tartini fonesker Spontaneität. gröste Geiger in Ganz Europa wäre.“ tischen Einflüsse rühren, und eine eindeutige erinnert. Daran sollte sich eine Entfaltung in Einflusssphäre ist nicht auszumachen. Mo- drei einzigartigen Etappen anschließen, die Immer mehr entwickeln auch die Bläser- Da Mozart sich forthin nicht mehr um zart hatte 1771 in Italien sowohl den eins- nichts weniger als spektakulär ist. Im Okto- stimmen eigenständiges Leben und tragen seinen Ruf als Geiger kümmerte und sein tigen Tartini-Schüler Pietro Nardini als auch ber schrieb Mozart das dritte Violinkonzert zu der Vielfalt des gleichzeitig und im Wech- konzertantes Klavierschaffen dasjenige für dessen Schüler Thomas Linley gehört, er war in G-Dur, welches mit einem Zitat der Arie sel sich potenzierenden Ausdrucks bei, was die Geige von der Bildfläche verdrängte, mit dem böhmischen Violinstil, wie ihn Josef „Aer tranquillo e dì sereni“ aus seiner Oper in dem im Oktober entstandenen vierten fanden die Violinkonzerte, obgleich die Myslivecˇek verkörperte, vertraut, und es ist Il rè pastore beginnt und jenes opernhaft Konzert in D-Dur offen zutage tritt, wo auch DEUTSCH herausragenden Beiträge der Epoche zum möglich, dass auch Jean-Marie Leclairs Kon- theatralische, in seiner kantablen Dramatik das virtuose Spiel des Solisten in hoher Lage Genre, auf lange Zeit nicht Eingang ins zerte ihm nicht unbekannt waren. zutiefst vermenschlichende Element in den mit bestechender Clarté expandiert wird. Repertoire. Stattdessen verbreiteten sich sinfonisch-konzertanten Kontext einführt, Hier ist essentiell, den in Vierteln pulsieren- Konzerte Rodolphe Kreutzers, Pierre Rodes Hinzu mögen u.a. Elemente des konzer- das für Mozarts künftiges Konzertschaffen den, dabei durchaus graziösen Marschcha- oder Giovanni Battista Viottis, und erst 1877 tanten Stils von Joseph und Michael Haydn, so bezeichnend einzigartig sein sollte. Und rakter – der Beginn wird von Orchester und DEUTSCH wurden die fünf Mozart-Konzerte im Rah- Johann Christian und Carl Philipp Emanuel im Finale begnügt sich Mozart nicht mehr Solist nur einmal vorgestellt und kehrt nicht men der Gesamtausgabe erstmals in Partitur Bach, der Mannheimer Schule und seines mit einem obligatorischen Schluss-Rondo, wieder! – zu manifestieren und nicht der und Stimmen gedruckt, was in der Folge Vaters Leopold kommen, doch ist Mozarts sondern bricht dieses mit kontrastieren- oberflächlichen Konturenverwischung eines dazu führte, dass die letzten drei Konzerte hellwache und wendige Eigenart schon im den Elementen auf: ein Andante in g-Moll nicht allzu entfernten Alla breve zu verfal- Höhe: 120 mm zwar bald äußerst beliebt, jedoch noch lan- B-Dur-Konzert durchweg unverkennbar, schiebt sich dazwischen, das, als wäre der len. Das Finale ist grundsätzlich aus zwei im ge als apollinische Vorläufer im Schatten der auch wenn manches formelhafter wirkt – zu- Überraschungen nicht genug, als Vorspiel zu Wechsel kontrastierenden Alla breve-Tempi klanggewaltigeren virtuosen Konzerte Beet- mal in einigen ausgiebigen Sequenzketten – einem volkstümlichen Schlager dient, des- gebaut: einem grazilen Andante grazioso hovens, Mendelssohns und Brahms’ rezipiert und auch die Melodik selbst im Adagio weit sen Text heute nicht mehr bekannt ist – zu und einem triolischen Allegro ma non trop- wurden. sachlicher und lapidarer gehalten ist als in einer Wiener Gassenhauer-Melodie, die als po, und mit einem Mal tritt das Tempo pri- den folgenden Konzerten. Die souveräne „Strasbourgeoise“ überliefert ist und dem mo gar in doppelt breiten Werten notiert in Das erste Violinkonzert in B-Dur vollende- Eleganz, unprätentiöse Lebensfreude, ritter- Werk den Beinamen „Straßburger Konzert“ der Art eines bordunbegleiteten Volkslieds te Mozart in Salzburg am 14. April 1773, und liche Zierde und makellose Beweglichkeit in- eintrug. Der Solist ergeht sich in fröhlichem auf, um dem Solisten Raum für drehleierarti- es steht außer Zweifel, dass hier die Demons- nerhalb der fest umrissenen Form verleihen Geträller und, als wäre nichts gewesen, wird ges Figurenwerk zu bieten. tration