Eduard Lorenz Lorenz-Meyer. Ein Hamburger Kaufmann Und Künstler
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Die Firma Behn Meyer Deutschland Holding AG & Co. KG mit Haupt- sitz am Ballindamm in Hamburg ist eines der traditionsreichsten Han- delshäuser der Hansestadt. Das Haus verkauft u. a. Gummi-Chemikalien für den europäischen Markt, die in eigenen asiatischen Werken produ- ziert werden. Behn Meyer ist heute eine Gruppe von Firmen, die in Deutschland, Singapur, Malaysia, Thailand, Indonesien, Vietnam, My- anmar, Kambodscha und Jamaika tätig ist. In der Geschichte des Unternehmens hat es eine Reihe bekannter Persön- lichkeiten gegeben, so z. B. Arnold Otto Meyer oder Franz Heinrich Witthoefft. Eduard Lorenz Lorenz- Meyer (1856–1926), dessen Biogra- phie in diesem Band dargestellt wird, und der (wie Witthoefft) zu den Do- natoren der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN STIF- TUNG gehört, hat hingegen immer etwas im Schatten gestanden. Richtet sich der Blick jedoch nicht in erster Linie auf ökonomische Aspekte, son- dern berücksichtigt auch politische und vor allem kulturelle, so zeigt sich ein äußerst facettenreiches Leben. Eduard Lorenz Lorenz-Meyer Eduard Lorenz Lorenz-Meyer: Ein Hamburger Kaufmann und Künstler Hamburger Ein Lorenz-Meyer: Lorenz Eduard Ein Hamburger Kaufmann und Künstler Eduard Lorenz Lorenz-Meyer Ein Hamburger Kaufmannn und Künstler von Johannes Gerhardt Mäzene für Wissenschaft hg. von Ekkehard Nümann Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor 100 Jahren die Gründung der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT- LICHEN STIFTUNG ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Stiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann. Vorwort des Herausgebers Im Jahr 2007 feiert die HAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLICHE STIFTUNG ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende Band ist Teil der zu diesem Anlass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissen- schaft“. In ihr wird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterpersönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt. Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbaren Gefühl den Personen gegenüber, die vor 100 Jahren den Mut hatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zu gründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpft damit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen sich hieran ein Beispiel nehmen mögen. Ekkehard Nümann | 3 | [1] Prolog „Wilhelminer“ – diesen Begriff hat der Kennzeichnend war eine ausgeprägte Historiker Martin Doerry zur Kennzeich- Sehnsucht nach Ordnung, Überschaubar- nung der Geburtsjahrgänge 1853–1865 ver- keit und Stabilität. Die „Wilhelminer“ hat- wendet, die die Reichsgründungszeit be- ten ein positives Verhältnis zu Leitbildern wusst erlebten, ohne an den deutschen Eini- wie Heimat, Volk und Nation und strebten gungskriegen 1864–1871 teilgenommen zu nach sozialer Harmonie. „Sozial“ zu sein haben, und die ihre politische Sozialisation war en vogue in den ersten Jahren nach dem noch im Bismarckreich beendeten. Abwei- Regierungsantritt Willhelms II. Verschwin- chend vom allgemeinen Sprachgebrauch ist den sollten jene sozialen Missstände, die der Terminus „Wilhelminer“ hier also nicht dem Traumbild des idealisierten deutschen für Militärs reserviert (Stichwort „Pickel- Staates widersprachen.1 haube“), sondern meint allgemein eine be- ··································································· stimmte Generation. Bei den „Wilhelminern“ war ein ausgepräg- ··································································· ter Nationalismus weit verbreitet. Dieser Diese wuchs „in den nach außen hin glän- schirmte sich gegen internationale Bewe- zenden Geburtsjahren eines politischen Sys- gungen ab, die mit der Entwicklung einer tems“ auf, sah sich aber auch besonderen modernen, großstädtischen Industriegesell- Herausforderungen gegenübergestellt. Sie schaft zusammenhingen. Gebündelt wurde standen im Zusammenhang mit einer von das Weltbild der „Wilhelminer“ im spezifi- inneren Widersprüchen und Konflikten be- schen Verständnis einer „deutschen Kultur“, gleiteten rasanten Modernisierung der Ge- die als wesentlicher Bestandteil der nationalen sellschaft des Kaiserreiches, die sich im Zeit- Identität begriffen und der angstbesetzten raum von wenigen Jahrzehnten von einer neuen Zeit gegenüber gestellt wurde. Kultur agrarischen zu einer industriell-städtisch be- galt als homogener Inbegriff von Harmonie stimmten wandelte. Typisch für die „Wilhel- und Schönheit, sie versprach Orientierung miner“, die in den 1890er Jahren nach und und nationale deutsche Größe, sie galt es ge- nach ins öffentliche Leben traten, war eine gen die Einflüsse der inneren und äußeren besondere, merkwürdig verkürzte Form des Feinde der deutschen Nation zu verteidi- Idealismus: Die Wirklichkeit sollte tradier- gen.2 Alle jene, die diese Vorstellungen in ten Leitbildern endlich ähnlich gemacht Frage stellten, etwa die deutsche Sozialde- werden. mokratie, wurden bekämpft. ··································································· ··································································· | 4 | Die Biographie Eduard Lorenz Lorenz- Lorenz-Meyer war ein „Kind seiner Zeit“, Meyers zeigt vieles, was für einen „Wilhel- in dessen Lebensgeschichte sich Aufstieg, miner“ kennzeichnend ist, wenngleich sich Krise und Zerfall des Deutschen Kaiserrei- seine Persönlichkeit mit diesem Begriff ches gleichermaßen spiegeln. Aus einer be- nicht vollständig fassen lässt: Eine nationale deutenden Hamburger Bürgerfamilie stam- Gesinnung, die bei ihm als geborenem Aus- mend, gebildet, kulturell interessiert und landsdeutschen und international tätigem selbst künstlerisch tätig, waren für ihn, wie Kaufmann besonders ausgeprägt war, ging für viele andere Angehörige seiner Genera- einher mit einer starken patriotischen An- tion, die machtstaatliche Entfaltung der Na- bindung an seine Heimatstadt Hamburg – tion und der Wunsch ihrer Entwicklung zu jahrhundertelang deutscher Stadtstaat mit einer Weltmacht entscheidende Koordina- eingefleischter republikanischer, wenngleich ten des Denkens und Handelns. nicht unbedingt demokratischer Grundhal- tung der gebildeten Oberschicht und eige- nen politischen Traditionen. ··································································· ·············································································································································· 1 Zu den obigen Ausführungen vgl. Doerry, Übergangsmenschen, S. 34 ff., 41, 64 (Zitat); vgl. Bajohr, Zustim- mungsdiktatur, S. 705. 2 Vgl. Koch, Weltkrieg, S. 66. ·············································································································································· | 5 | [2] Die frühen Jahre Eduard Lorenz Meyer wurde am 12. Juli det hatte. 1857 kehrte Arnold Otto Meyer 1856 in Singapur als erster Sohn des hambur- mit seiner Familie nach Hamburg zurück gischen Kaufmannes Arnold Otto Meyer und gründete hier am 1. Juni 1857 die Firma (1825–1913) und seiner Frau Luise Caroline, Arnold Otto Meyer, die als Vertreterin des geb. Ferber (1833–1907), geboren. Arnold Mutterhauses Behn, Meyer & Co. in enger Otto Meyer war seit 1851 Gesellschafter der Verbindung mit diesem stand. Firma Behn, Meyer & Co., die sein Bruder ··································································· Valentin Lorenz Meyer (1817–1901) zusam- In Hamburg wurden dem Ehepaar noch men mit Theodor August Behn (1816–1886) vier Töchter, Magdalena (1857–1940), He- am 1. November 1840 in Singapur gegrün- lene Emilie (1860–1943), Luise Emerentia Geburtshaus von Eduard Lorenz Meyer in Singapur, Staatsarchiv Hamburg | 6 | Eduard Lorenz Meyer mit seiner Schwester Helene Emilie (ca. 1863 und 1866), Staatsarchiv Hamburg (1861–1944) und Meta Sophie Emerentia Magnussen (1821–1896). Von Moritz von (1866–1928), geboren. Eduard wuchs im Schwind besaß Arnold Otto Meyer bei sei- kulturell außerordentlich interessierten Haus nem Tode mehr als 200 Blätter. Aber auch „Hauhopen“ auf: Arnold Otto Meyer sam- die Kunst des gleichaltrigen Anselm Feuer- melte, wie schon sein Großvater Johann bach (1829–1880) zog ihn an, wie er über- Valentin Meyer (1745–1811), Zeichnungen haupt dem Schaffen seiner Generation nahe von Künstlern der eigenen Zeit. Obwohl er stand, also auch dem neuen, niederländi- von diesem eine bedeutende Sammlung von sche Traditionen wieder aufnehmenden Zeichnungen des 18. Jahrhunderts geerbt Realismus, besonders der Düsseldorfer hatte, dachte er weniger an deren Vermeh- Schule.3 Eduard sollte später ein sachver- rung als an eine Erweiterung dieser Samm- ständiger Verwalter der Sammlungen seines lung zur Gegenwart hin. Arnold Otto Meyer Urgroßvaters Johann Valentin Meyer und kannte viele der bedeutenden Künstler der seines Vaters Arnold Otto Meyer werden. Romantik persönlich. Freundschaft verband Die Sammlungen sind im Wesentlichen un- ihn z. B. mit Julius Schnorr von Carolsfeld mittelbar vor dem Ersten Weltkrieg im März (1794–1872), Ludwig Richter (1803–1884), 1914 beim Auktions-Institut C. G. Boerner Moritz von Schwind (1804–1872), Eduard in Leipzig versteigert worden.4 von Steinle (1810–1886) und Christian Carl ··································································· | 7 | Die vom Vater gepflegten Künstlerfreund- Sexta des Johanneums. Bereits während der schaften prägten den jungen Eduard (und Schulzeit begeisterte er sich für Kunstge- seine ebenfalls künstlerisch begabten Schwes- schichte und plante eigentlich, Architekt zu tern) maßgeblich: werden. Solch ein Berufswunsch ließ sich ···································································