Die Firma Behn Meyer Deutschland Holding AG & Co. KG mit Haupt- sitz am Ballindamm in ist eines der traditionsreichsten Han- delshäuser der Hansestadt. Das Haus verkauft u. a. Gummi-Chemikalien für den europäischen Markt, die in eigenen asiatischen Werken produ- ziert werden. Behn Meyer ist heute eine Gruppe von Firmen, die in Deutschland, Singapur, , , Indonesien, , My- anmar, Kambodscha und Jamaika tätig ist.

In der Geschichte des Unternehmens hat es eine Reihe bekannter Persön- lichkeiten gegeben, so z. B. Arnold Otto Meyer oder Franz Heinrich Witthoefft. Eduard Lorenz Lorenz- Meyer (1856–1926), dessen Biogra- phie in diesem Band dargestellt wird, und der (wie Witthoefft) zu den Do- natoren der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN STIF- TUNG gehört, hat hingegen immer etwas im Schatten gestanden. Richtet sich der Blick jedoch nicht in erster Linie auf ökonomische Aspekte, son- dern berücksichtigt auch politische und vor allem kulturelle, so zeigt sich ein äußerst facettenreiches Leben. Eduard Lorenz Lorenz-Meyer

Eduard Lorenz Lorenz-Meyer: Ein Hamburger Kaufmann und Künstler Hamburger Ein Lorenz-Meyer: Lorenz Eduard Ein Hamburger Kaufmann und Künstler

Eduard Lorenz Lorenz-Meyer

Ein Hamburger Kaufmannn und Künstler von Johannes Gerhardt Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor 100 Jahren die Gründung der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT- LICHEN STIFTUNG ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Stiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann. Vorwort des Herausgebers

Im Jahr 2007 feiert die HAMBURGISCHE WISSENSCHAFTLICHE STIFTUNG ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende Band ist Teil der zu diesem Anlass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissen- schaft“. In ihr wird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterpersönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbaren Gefühl den Personen gegenüber, die vor 100 Jahren den Mut hatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zu gründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpft damit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen sich hieran ein Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

| 3 | [1]

Prolog

„Wilhelminer“ – diesen Begriff hat der Kennzeichnend war eine ausgeprägte Historiker Martin Doerry zur Kennzeich- Sehnsucht nach Ordnung, Überschaubar- nung der Geburtsjahrgänge 1853–1865 ver- keit und Stabilität. Die „Wilhelminer“ hat- wendet, die die Reichsgründungszeit be- ten ein positives Verhältnis zu Leitbildern wusst erlebten, ohne an den deutschen Eini- wie Heimat, Volk und Nation und strebten gungskriegen 1864–1871 teilgenommen zu nach sozialer Harmonie. „Sozial“ zu sein haben, und die ihre politische Sozialisation war en vogue in den ersten Jahren nach dem noch im Bismarckreich beendeten. Abwei- Regierungsantritt Willhelms II. Verschwin- chend vom allgemeinen Sprachgebrauch ist den sollten jene sozialen Missstände, die der Terminus „Wilhelminer“ hier also nicht dem Traumbild des idealisierten deutschen für Militärs reserviert (Stichwort „Pickel- Staates widersprachen.1 haube“), sondern meint allgemein eine be- ··································································· stimmte Generation. Bei den „Wilhelminern“ war ein ausgepräg- ··································································· ter Nationalismus weit verbreitet. Dieser Diese wuchs „in den nach außen hin glän- schirmte sich gegen internationale Bewe- zenden Geburtsjahren eines politischen Sys- gungen ab, die mit der Entwicklung einer tems“ auf, sah sich aber auch besonderen modernen, großstädtischen Industriegesell- Herausforderungen gegenübergestellt. Sie schaft zusammenhingen. Gebündelt wurde standen im Zusammenhang mit einer von das Weltbild der „Wilhelminer“ im spezifi- inneren Widersprüchen und Konflikten be- schen Verständnis einer „deutschen Kultur“, gleiteten rasanten Modernisierung der Ge- die als wesentlicher Bestandteil der nationalen sellschaft des Kaiserreiches, die sich im Zeit- Identität begriffen und der angstbesetzten raum von wenigen Jahrzehnten von einer neuen Zeit gegenüber gestellt wurde. Kultur agrarischen zu einer industriell-städtisch be- galt als homogener Inbegriff von Harmonie stimmten wandelte. Typisch für die „Wilhel- und Schönheit, sie versprach Orientierung miner“, die in den 1890er Jahren nach und und nationale deutsche Größe, sie galt es ge- nach ins öffentliche Leben traten, war eine gen die Einflüsse der inneren und äußeren besondere, merkwürdig verkürzte Form des Feinde der deutschen Nation zu verteidi- Idealismus: Die Wirklichkeit sollte tradier- gen.2 Alle jene, die diese Vorstellungen in ten Leitbildern endlich ähnlich gemacht Frage stellten, etwa die deutsche Sozialde- werden. mokratie, wurden bekämpft. ··································································· ···································································

| 4 | Die Biographie Eduard Lorenz Lorenz- Lorenz-Meyer war ein „Kind seiner Zeit“, Meyers zeigt vieles, was für einen „Wilhel- in dessen Lebensgeschichte sich Aufstieg, miner“ kennzeichnend ist, wenngleich sich Krise und Zerfall des Deutschen Kaiserrei- seine Persönlichkeit mit diesem Begriff ches gleichermaßen spiegeln. Aus einer be- nicht vollständig fassen lässt: Eine nationale deutenden Hamburger Bürgerfamilie stam- Gesinnung, die bei ihm als geborenem Aus- mend, gebildet, kulturell interessiert und landsdeutschen und international tätigem selbst künstlerisch tätig, waren für ihn, wie Kaufmann besonders ausgeprägt war, ging für viele andere Angehörige seiner Genera- einher mit einer starken patriotischen An- tion, die machtstaatliche Entfaltung der Na- bindung an seine Heimatstadt Hamburg – tion und der Wunsch ihrer Entwicklung zu jahrhundertelang deutscher Stadtstaat mit einer Weltmacht entscheidende Koordina- eingefleischter republikanischer, wenngleich ten des Denkens und Handelns. nicht unbedingt demokratischer Grundhal- tung der gebildeten Oberschicht und eige- nen politischen Traditionen. ···································································

·············································································································································· 1 Zu den obigen Ausführungen vgl. Doerry, Übergangsmenschen, S. 34 ff., 41, 64 (Zitat); vgl. Bajohr, Zustim- mungsdiktatur, S. 705. 2 Vgl. Koch, Weltkrieg, S. 66. ··············································································································································

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Die frühen Jahre

Eduard Lorenz Meyer wurde am 12. Juli det hatte. 1857 kehrte Arnold Otto Meyer 1856 in Singapur als erster Sohn des hambur- mit seiner Familie nach Hamburg zurück gischen Kaufmannes Arnold Otto Meyer und gründete hier am 1. Juni 1857 die Firma (1825–1913) und seiner Frau Luise Caroline, Arnold Otto Meyer, die als Vertreterin des geb. Ferber (1833–1907), geboren. Arnold Mutterhauses Behn, Meyer & Co. in enger Otto Meyer war seit 1851 Gesellschafter der Verbindung mit diesem stand. Firma Behn, Meyer & Co., die sein Bruder ··································································· Valentin Lorenz Meyer (1817–1901) zusam- In Hamburg wurden dem Ehepaar noch men mit Theodor August Behn (1816–1886) vier Töchter, Magdalena (1857–1940), He- am 1. November 1840 in Singapur gegrün- lene Emilie (1860–1943), Luise Emerentia

Geburtshaus von Eduard Lorenz Meyer in Singapur, Staatsarchiv Hamburg

| 6 | Eduard Lorenz Meyer mit seiner Schwester Helene Emilie (ca. 1863 und 1866), Staatsarchiv Hamburg

(1861–1944) und Meta Sophie Emerentia Magnussen (1821–1896). Von Moritz von (1866–1928), geboren. Eduard wuchs im Schwind besaß Arnold Otto Meyer bei sei- kulturell außerordentlich interessierten Haus nem Tode mehr als 200 Blätter. Aber auch „Hauhopen“ auf: Arnold Otto Meyer sam- die Kunst des gleichaltrigen Anselm Feuer- melte, wie schon sein Großvater Johann bach (1829–1880) zog ihn an, wie er über- Valentin Meyer (1745–1811), Zeichnungen haupt dem Schaffen seiner Generation nahe von Künstlern der eigenen Zeit. Obwohl er stand, also auch dem neuen, niederländi- von diesem eine bedeutende Sammlung von sche Traditionen wieder aufnehmenden Zeichnungen des 18. Jahrhunderts geerbt Realismus, besonders der Düsseldorfer hatte, dachte er weniger an deren Vermeh- Schule.3 Eduard sollte später ein sachver- rung als an eine Erweiterung dieser Samm- ständiger Verwalter der Sammlungen seines lung zur Gegenwart hin. Arnold Otto Meyer Urgroßvaters Johann Valentin Meyer und kannte viele der bedeutenden Künstler der seines Vaters Arnold Otto Meyer werden. Romantik persönlich. Freundschaft verband Die Sammlungen sind im Wesentlichen un- ihn z. B. mit Julius Schnorr von Carolsfeld mittelbar vor dem Ersten Weltkrieg im März (1794–1872), Ludwig Richter (1803–1884), 1914 beim Auktions-Institut C. G. Boerner Moritz von Schwind (1804–1872), Eduard in Leipzig versteigert worden.4 von Steinle (1810–1886) und Christian Carl ···································································

| 7 | Die vom Vater gepflegten Künstlerfreund- Sexta des Johanneums. Bereits während der schaften prägten den jungen Eduard (und Schulzeit begeisterte er sich für Kunstge- seine ebenfalls künstlerisch begabten Schwes- schichte und plante eigentlich, Architekt zu tern) maßgeblich: werden. Solch ein Berufswunsch ließ sich ··································································· jedoch nicht verwirklichen, weil es ihm, als „So erlebte der junge Lorenz noch die einzigem Sohn der Familie, zur Pflicht ge- Künstlerfreunde seines Vaters. Schnorr von macht wurde, ebenfalls den Kaufmannsbe- Carolsfeld und Moritz von Schwind ermu- ruf zu ergreifen.6 Diese Entscheidung ist tigten ihn immer aufs neue, recht fleissig zu ihm sicher nicht leicht gefallen, und noch zeichnen. Wo man über ihn sprach oder ihn auf der Trauerfeier sagte der Hauptpastor in Briefen erwähnte, so hiess er immer ,der an St. Michaelis, Dr. Simon Schöffel (1880– zeichnende Lorenz‘. Und das blieb er sein 1959), am Sarg: „Er hätte sich gern der Kunst Leben lang. Er wurde angehalten, viel zu ko- gewidmet und sein Leben in das schöpferi- pieren und zwar hauptsächlich die Hand- sche Wirken der Schönheit gestellt. Allein es zeichnungen von Albrecht Dürer“.5 konnte nicht sein“.7 ··································································· ··································································· 1862 kam Eduard im Catharinenstift in die Sein Untersekunda-Zeugnis vermeldet, dass Schule. Vier Jahre später wechselte er in die er im „oberen Drittel der Classenordnung“

Eduard Lorenz Meyer (1876), Eduard Lorenz Meyer als Cheveauleger (1878), Staatsarchiv Hamburg Staatsarchiv Hamburg

| 8 | Familie Arnold Otto Meyer, von Carl Gehrts (1876), Museum für Hamburgische Geschichte angesiedelt gewesen sei, gutes Betragen an zu deren Anfang ereignet zu haben: ein den Tag gelegt, jedoch „bisweilen durch (nicht weiter folgenreicher) Unfall mit sei- Plaudern“ gestört habe.8 Trotz guter Zeug- nem Dienstpferd.9 nisse musste Eduard die Schule 1874 als Un- ··································································· terprimaner verlassen, um eine Kaufmanns- Schon bald nach dem Militärdienst reiste lehre anzutreten. Eduard über Marseille nach Singapur, wo er ··································································· Anfang Januar 1879 eintraf, um dort als An- Diese absolvierte er von 1874 bis 1877 im gestellter im väterlichen Geschäft zu arbei- 1820 gegründeten (und noch heute beste- ten. Auch in der Fremde pflegte er seine henden) Handelshaus Schlüter & Maack, künstlerischen Interessen weiter. So versah das sich bis zum Ersten Weltkrieg vor allem er z. B. eine an seine Eltern gerichtete Be- in Amerika betätigte. Er ging anschließend schreibung einer Reise nach Sumatra, die er als „Volonteur“ nach Manchester und leis- im Jahr 1882 unternahm, mit zahlreichen tete dann von 1877 bis 1878 seinen Militär- Zeichnungen von Land und Leuten.10 dienst „als Einjährig-Freiwilliger beim ers- ··································································· ten königlich bayrischen Cheveauleger-Re- 1883 avancierte Eduard zum Prokuristen. giment ‚Kaiser Alexander von Russland‘“ in Bis 1914 war es bei Behn, Meyer & Co. die Nürnberg ab. Eduard wurde als Unteroffi- Regel, dass sich die Angestellten verpflich- zier mit der Berechtigung zum Reserveoffi- ten mussten, während der ersten vier Jahre zier entlassen. Das bemerkenswerteste Er- ihres Kontraktes nicht zu heiraten. Nach- eignis seiner Militärzeit scheint sich gleich dem diese Frist abgelaufen war, nahm er

| 9 | Alice Sieveking (1866–1949), der Tochter des Senators und ersten Präsidenten des 1879 neu gegründeten Hanseatischen Oberlan- desgerichts Ernst Friedrich Sieveking (1836– 1909). Ihr ging damals der Ruf voraus, eine der schönsten und klügsten Frauen Ham- burgs zu sein. Das Paar heiratete am 11. De- zember 1884 in der St. Michaelis-Kirche. Die Ehe sollte mehr als 40 Jahre (bis zum Tod von Eduard im Jahr 1926) währen. Ihr ent- sprangen drei Kinder, die dem Paar für viele Jahre ein erfülltes Familienleben brachten.12 ··································································· Schon zwei Monate nach der Heirat, im Februar 1885, traf Eduard mit seiner jungen Frau wieder in Singapur ein, nunmehr als Teilhaber von Behn, Meyer & Co. Das Paar integrierte sich sehr bald in das gesellschaft- liche Leben der Stadt. Bereits nach zwei Mo- naten schrieb Eduard an seine Mutter: ··································································· „Wir haben überhaupt ziemlich viel vor Malayischer Tänzer, von Eduard Lorenz Meyer augenblicklich, so dass Alice sich ganz gehö- (1882) rig in der Gesellschaft tummeln muß. Sie ist damit sehr zufrieden und unterhält sich im- gleich im Frühjahr 1884 Urlaub und ging in mer ausgezeichnet“. Hamburg auf Brautschau. Die Frauen in ··································································· Singapur scheinen ihn wenig gereizt zu ha- Ein Brief vom 3. Mai 1885 schildert einen ben, denn er schrieb am 28. Dezember 1883 typischen Wochenablauf: in einem Brief an seine Schwester Luise ··································································· Emerentia: „(...) unser Leben fließt in der gewohnten ··································································· Weise dahin; die Gesellschaften dauern „Die meisten der hier aufgewachsenen noch immer fort, Freitag bei Brenner’s, Mädchen sind dabei schrecklich gewachsen, heute im Hotel bei Becker’s, Mittwoch bei entweder zu lange Arme, Beine, Oberkör- Dougal’s. Zu morgen habe ich einen jünge- per, oder sind zu dick, zu hässlich, irgend ren Herrn aus Rangoon eingeladen, mit was ist sicher zu tadeln. Dabei haben alle das welchem wir wahrscheinlich in die Oper ekelhafte schwarze lange Haar, welches aus- fahren werden. Am 22. ist Ball beim Gou- sieht wie eine Pferdemähne“.11 verneur – Queens Birthday“.13 ··································································· ··································································· Im Juli 1884 verlobte sich Eduard, sehr zur Auch im kulturellen Leben Singapurs en- Freude seines Vaters, mit der 18-jährigen gagierten sich beide schon bald: Eduard vor

| 10 | allem auf dem Gebiet der bildenden Kunst, Ehepaar dann endgültig in Singapur einge- Alice auf dem der darstellenden Kunst und richtet: Man zog in eine eigene Wohnung im Musikleben (sie war es denn auch, die in (Erm Lodge), die für die nächsten Jahre zur der Familie das musikalische Element för- Heimstätte werden sollte. Hier wurde auch derte). In einem Brief Eduards an seinen die erste Tochter Olga Barbara (1887–1930) Vater vom 31. August 1885 heißt es: geboren. ··································································· ··································································· „(…) morgen über 8 Tage ist S.A. C. [Sin- Ähnlich wie seinen Vater gut 30 Jahre zu- gapore Art Club, JG] Meeting, zu welchem vor zog es auch Eduard nach der Geburt des ich 7 Skizzen schicke, von denen allerdings Kindes zurück nach Hamburg. Dies war 2 in Reinbek gemalt wurden, dann Conzert, auch der ausdrückliche Wunsch seines Va- bei welchem Alice mitwirkt, schließlich ters. In einem langen Brief – Arnold Otto Langdonnerstag über 8 Tage ist Tanz + Con- Meyer hatte Zeit seines Lebens ein sehr ver- zert bei uns im Club und kurz darauf wird trautes Verhältnis zu seinem Sohn – schrieb in der townhall eine Theatervorstellung (…) er: gegeben, bei welcher Alice auch mitwirkt“.14 ··································································· ··································································· „Du weißt, mein Sohn, wie nahe mir das Mitte Oktober 1885 hatte sich das junge Wohl des Hauses BM&C steht; ja, ich spre-

Eduard Lorenz Meyer als Bräutigam (1884), Alice Meyer als junge Frau in Singapur (1888), Staatsarchiv Hamburg Staatsarchiv Hamburg

| 11 | Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, von Hermann Alice Lorenz-Meyer, von Hermann Hanatschek Hanatschek (1914), Staatsarchiv Hamburg (1914), Staatsarchiv Hamburg che hier auf’s Leben und auf mein Sterben längeren Auslandsreisen nach Ostasien in für Dich und für alle meine Kinder, Schwie- den Jahren 1892, 1898, 1904 und 1908 bildete gersöhne und Enkel aus, dass ich Behn, fortan Hamburg mit seinem Umland den Meyer & Co. auch nach meinem Tode un- Lebensmittelpunkt. Hier kamen im Verlauf gekränkt, ungeschwächt, ungeschuldigt von der nächsten Jahre zwei weitere Kinder zur meinen Erben erhalten sehen will. Aber Welt: Margarethe (1889–1972) und Albrecht Vorsicht muß schon unter den Lebenden Lorenz (1891–1960). walten; daher wünsche ich, Dich, mein ··································································· Sohn, zu meinem fortwährenden Beistand 1905 nahm Eduard Lorenz Meyer für seine nach Hamburg zu ziehen. Mit Dir hier als Familie und sich den Familiennamen Lo- meinem erklärten Associé zur Seite würde renz-Meyer an.16 Dies lag insofern nahe, als ich beruhigter der Entwicklung entgegen- sich der Vorname Lorenz seit 1696 (Johann sehen“.15 Lorenz Meyer, gestorben 1770) ununterbro- ··································································· chen vom Vater auf den Sohn vererbt hatte. So kehrte die Familie 1888 nach Hamburg Diese Namensänderung war für die späteren zurück. Eduard wurde nun auch Teilhaber Generationen der Familie in hohem Maße bei der Firma Arnold Otto Meyer. Dies traditionsstiftend. sollte er bis 1925 bleiben. Abgesehen von vier

| 12 | Erm Lodge, Wohnung von Alice und Eduard Lorenz Meyer in Singapur, Staatsarchiv Hamburg

·············································································································································· 3 Stubbe, Erwerbungen, S. 196 f. 4 Vgl. Auktion CXXIII bis CXXV. 5 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von sei- nem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 1. 6 Weidler, Lorenz-Meyer, S. 89. 7 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X b 17: Rede von Hauptpastor Dr. Schöffel am Sarge von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 28. April 1926. 8 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X b 4b. 9 Vgl. hierzu die Briefe: StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X b 9. 10 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 1a. 11 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 1b1. – Was hier noch als ästhetisch-verbrämte Überheblichkeit ein- herkommt, wirkt vor dem Hintergrund der Ausführungen des sechsten Kapitels nicht unbedenklich. 12 Davon zeugen die Briefe Alices an ihren Mann (vgl. StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X i 4). 13 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 1b2: Eduard Lorenz Meyer an Luise Caroline Meyer, 17. April 1885 und 3. Mai 1885. 14 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 1b2. 15 Zitiert nach Helfferich, Geschichte, S. 71. 16 „Mit Genehmigung des Senats vom 5. 5. 1905 in Anerkennung der generationenalten Verdienste der Familie Lorenz-Meyer (seit dem 1726 nach Hamburg eingewanderten Johann Lorenz Meyer) um das Wohl der Vaterstadt Hamburg“. (Vgl. auch Koerner, Geschlechterbuch 21, S. 334 f., 347). ··············································································································································

| 13 | [3]

Singapur und Hamburg

Behn, Meyer & Co. war die erste deutsche Insel annähernd von 96.000 auf 181.000 Be- Firma in Singapur. Die Firmengründer lie- wohner, der Außenhandel verdreifachte ßen sich 1840 dort in erster Linie wohl sich. Diese Entwicklung hängt mit der Er- deshalb nieder, weil Singapur seit 1822 ein öffnung des Suez-Kanals im Jahre 1869 zu- Freihafen war. Nach 1842 profitierte das Un- sammen. Durch die Verlagerung der Schiff- ternehmen zudem erheblich davon, dass der fahrtsrouten gewann der Weg durch die chinesische Markt durch die sog. Unglei- Malakka-Straße gegenüber dem durch die chen Verträge für den europäischen Handel Sunda-Straße an Bedeutung, was dem zwangsweise geöffnet wurde. Standort Singapur und seinem Handel zu- ··································································· gute kam. Die Firma Behn, Meyer & Co. betrieb vor ··································································· allem Kommissionsgeschäfte und die Abfer- Mitte der 1880er Jahre vollzog sich zusätz- tigung der an die Firma adressierten Schiffe. lich ein technologischer Wandel, der für die Sie handelte mit tropischen Erzeugnissen, Zukunft bestimmend werden sollte: der Produkten aus Hinterindien wie Gambir, Übergang von der Segel- auf die Dampf- Pfeffer, Sago, Hörnern, Safranholz, außer- schifffahrt. Behn, Meyer & Co. zogen Nut- dem mit Zucker, Kaffee, Tee und Zinn. Die zen aus diesem Wandel dadurch, dass sie Handelsrouten der Firma weiteten sich u. a. die Agentur des Bremer Lloyd für Sin- schon bald nach Java und Sulawesi, außer- gapur erhielten. Damit expandierte das Un- dem über Malakka und Penang nach Suma- ternehmen in andere Geschäftsbereiche: Es tra und über Manila nach Macao, Hong- ergab sich durch die Kombination von Han- kong und aus. del und Schifffahrt die Möglichkeit, Ham- ··································································· burg und Bremen intensiver in das Geschäft Als Eduard Lorenz Meyer 1879 nach Sin- mit einzubeziehen und den Export von Lan- gapur kam, erlebte die Stadt eine Zeit gro- desprodukten aus dem Fernen Osten nach ßer Umbrüche. 1867 war die Insel als Teil Deutschland erheblich zu steigern. Zu die- der Straits Settlements direkt dem Colonial sem Zweck begann die Firma auch, Schiffe Office in London als Kronkolonie unter- zu chartern. stellt worden. Ihre Verwaltung lag nunmehr ··································································· in den Händen des dort residierenden Gou- Wichtig für die weitere Entwicklung der verneurs. In den Jahren zwischen 1870 und Firma Behn, Meyer & Co. wurde das Wir- 1892 verdoppelte sich die Bevölkerung der ken Franz Heinrich Witthoeffts (1863–1941).

| 14 | Das Geschäftsgebäude der Firma Behn, Meyer & Co. am Finlayson Green in Singapur

Kurz nachdem er in Hamburg seine Lehr- dete auch deshalb einen Wendepunkt in der zeit bei der Firma Arnold Otto Meyer been- Geschichte des Unternehmens, als sich die det hatte, ging er 1885 nach Singapur, wo er patriarchalische Ära, die von der Person 15 Jahre für das Unternehmen arbeitete. Arnold Otto Meyers geprägt worden war, 1896 wurde er Teilhaber von Behn, Meyer & ihrem Ende zuneigte. Co. und baute fortan äußerst erfolgreich die ··································································· Organisation der Schifffahrtsagentur und 1890 – zum 50. Firmenjubiläum – konnte des Handelshauses neu auf. Diese Zeit bil- die Firma auf eine äußerst erfolgreiche Ent-

| 15 | wicklung zurückblicken: So war das - täten, der bisher bei Behn, Meyer & Co. in päische Personal in Singapur, das bei der Singapur gelegen hatte, in die Hansestadt zu Gründung von Behn, Meyer & Co. aus ei- verlegen. Am 1. Januar 1906 wurde – ganz nem Angestellten bestanden hatte, auf elf im Zuge der Zeit – die Offene Handels- Angestellte angestiegen. Der Abschluss per gesellschaft Behn, Meyer & Co. in eine eng- Ende 1889 wies einen Kapitalbestand von lische Limited Company umgewandelt, de- 1.205.965 Mark aus gegenüber einem Rest- ren Aktien ausschließlich im Besitz der kapital von nur 10.000 Mark nach der gro- Teilhaber von Arnold Otto Meyer waren. ßen Weltwirtschaftskrise 1857. Dieses Wachs- An den Platz der bisher unbegrenzt haften- tum hielt an: Als Witthoefft Singapur im den Teilhaber, die zugleich die Geschäfte Jahre 1900 verließ, arbeiteten dort bereits 36 leiteten, traten nunmehr besoldete Mana- europäische Angestellte. ger, die in allen wesentlichen Belangen von ··································································· der übergeordneten Stelle in Hamburg ab- Am 1. Januar 1900 schied Arnold Otto Meyer hängig waren. Dies bedeutete für den aus den beiden Firmen in Singapur und Standort in Singapur das Ende einer vom Hamburg aus. An seine Stelle trat Franz „schöpferischen Unternehmer“ (Joseph Heinrich Witthoefft als Mitinhaber auch in Schumpeter) geprägten Periode, der den die Hamburger Firma Arnold Otto Meyer Markt durch neue Ideen weiterentwickelt. ein. Ein Jahr zuvor war dort bereits Adolf Die Neuorganisation lohnte sich: Ende 1906 Friedrich Heinrich Laspe Teilhaber gewor- konnte man für die drei Hamburger Teilha- den. Wie schon in Singapur war Witthoefft ber einen Gewinn von 391.000 Mark ver- in Hamburg an der weiteren Entwicklung zeichnen.19 der Firma maßgeblich beteiligt und leitete ··································································· de facto die Geschäfte des Unternehmens. Die erfolgreiche Entwicklung der Firma Er war gewissermaßen der „Politiker der Arnold Otto Meyer spiegelt sich auch in Firma“, in dessen Verantwortungsbereich den verschiedenen Sitzen des Unterneh- die Schifffahrtsinteressen, die Finanzen und mens wider. Bereits 1892 wurde das Kontor Fragen allgemeiner Art fielen.17 Während aus dem düsteren Gebäude in der Cathari- sich Laspe um das Import-Produktenge- nenstraße 37 in die Neue Gröningerstraße schäft kümmerte, unterstand Eduard die 22 verlegt. 1905 erfolgte der Umzug in das Exportabteilung. Sein besonderes Interesse Scholvienhaus am Glockengießerwall, drei galt der Ausfuhr von Textilien. Bereits da- Jahre später wurde dann das repräsentative mals legte er großen Wert auf Handelsmar- Kontorhaus an der Ecke Alsterdamm/Glo- ken, deren Bedeutung in vorwiegend anal- ckengießerwall (heute: Ballindamm 1) bezo- phabetischen Gesellschaften er frühzeitig gen, das bis in die Gegenwart Firmensitz ge- erkannte.18 blieben ist. 2002 wurde mit einem Kosten- ··································································· aufwand von 680.000 € die historische 1906 kam es zu einer grundlegenden Um- Fassade mit ihren kunstvollen schmiedeei- gestaltung der gesamten Organisation des sernen Tragwerken, Säulen, Kannelüren, Ge- Geschäfts. Die drei Teilhaber der Hambur- simsen, Mosaiken und ihrem Mauerwerk ger Firma Arnold Otto Meyer gingen daran, aus Elbsandstein aufwendig restauriert. den Schwerpunkt der geschäftlichen Aktivi- ···································································

| 16 | Nach der Wirtschaftskrise in den Jahren fang 1915 deutsche Staatsbürger in den 1907 und 1908 begann die Blütezeit der Straits Settlements interniert. Einige flohen Firma. 1894 hatte Michelin den ersten Luft- nach Sumatra, eine Kolonie der neutralen reifen für Automobile herausgebracht. Niederlande. Das Vermögen von Behn, Schon wenige Jahre später kam es zu einem Meyer & Co. in den Straits sowie das der seit Rubberboom, der außerordentlich belebend 1906 in London ansässigen Firma Arnold auf die Wirtschaft Südostasiens mit ihren Otto Meyer wurde als Feindeigentum kon- Kautschukplantagen wirkte. Allein in den fisziert und von den britischen Kolonialbe- Jahren zwischen 1910 und 1912 erzielte die hörden versteigert. Die Firma verlor hier- Firma Arnold Otto Meyer aus eigenem Ge- durch rund 12 Millionen Mark. Als schmale schäftsbetrieb einen Reingewinn von durch- Basis der Geschäftstätigkeit blieben die Fi- schnittlich 375.000 Mark pro Jahr. Hinzu lialen in Niederländisch-Indien.21 Die Kriegs- traten für deren Inhaber noch die Dividen- folgen machten sich in drastischer Weise den auf ihre Behn, Meyer & Co.-Aktien. auch in Hamburg bemerkbar, wo das Perso- ··································································· nal bei der Firma Arnold Otto Meyer bis Diese Aktien hatten auch deshalb einen er- auf eine Schreibkraft vollständig abgebaut heblichen Wert, weil Behn, Meyer & Co. im wurde.22 Schifffahrtsbereich äußerst erfolgreich war. ··································································· In der englischen Kolonie der Straits Settle- Nach dem Krieg wurde Eduard Lorenz ments stand die Aktiengesellschaft hier an Lorenz-Meyer seine als „British born sub- der Spitze: Pro Monat wurden je zehn bis ject“ erworbene englische Staatsangehörig- fünfzehn einkommende und auslaufende keit aberkannt. Auch den Prozess, den er um Dampfer abgefertigt. Auch auf Importge- die Freigabe seines in Singapur beschlag- biet war Behn, Meyer & Co. als Vertreter nahmten Vermögens führte, verlor er. und Verkäufer weltbekannter Markenartikel ··································································· führend.20 Hier folgte man weiter der be- Da sich deutsche Unternehmen in den Ge- währten Strategie Eduard Lorenz Lorenz- bieten der Feindmächte des Weltkrieges zu- Meyers. nächst nicht niederlassen durften, gründete ··································································· die Firma Arnold Otto Meyer 1919 in Ams- 1913 hatte sich die Zahl der europäischen terdam eine Dependance, die den verlore- Mitarbeiter, die für Behn, Meyer & Co. in nen Außenposten in London ersetzen sollte, Singapur und in den Niederlassungen in und die in den folgenden Jahren immer Penang sowie Siam, Niederländisch-Indien mehr an Bedeutung gewann. Außerdem und den Philippinen arbeiteten, auf über strebte die Hamburger Firma in dieser Zeit hundert erhöht. danach, von der Hansestadt aus die Ge- ··································································· schäftsbasis zu erweitern. Aus diesem Grund Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde (sehr erfolgreich) auch nach solchen änderte sich die Situation jedoch drama- Ländern ein Kommissionsgeschäft aufge- tisch. Nachdem der deutsche Kreuzer „Em- baut, in denen Arnold Otto Meyer keine den“ im Oktober 1914 britische Schiffe im eigenen Niederlassungen besaß. Daneben Indischen Ozean versenkt und den Hafen wurde 1922 auf Java zur Bearbeitung des von Penang zerstört hatte, wurden seit An- alten englischen Interessengebietes die Ak-

| 17 | tiengesellschaft Straits Java Trading Com- gierte auf diesen neuen Trend, indem sie auf pany mit einem holländischen Direktor und Java und in den Straits Settlements für eine Niederlassungen in Singapur und Penang Reihe von deutschen Werken, z. B. für Bei- errichtet. ersdorf & Co. und die IG Farben, Agentu- ··································································· ren übernahm.23 Vor 1914 hatte Behn, Meyer & Co. vor- ··································································· nehmlich Primärerzeugnisse und Zinn aus Eduard Lorenz Lorenz-Meyer beteiligte Singapur exportiert und Fertigerzeugnisse sich nach dem Krieg an all diesen Projekten dorthin importiert. Nach dem Krieg began- kaum noch aktiv. 1925 trat er, nach über 50- nen sich in Singapur jedoch zunehmend jähriger Tätigkeit und einer Phase des er- kleine Gewerbe zu entwickeln, so dass von folgreichen Wiederaufbaus der Firmen, zu- dort immer stärker industrielle Rohmateria- rück. Den Platz nahm sein Sohn Albrecht lien nachgefragt wurden. Die Firma rea- ein.

·············································································································································· 17 Zum Vorhergehenden vgl. Helfferich, Geschichte, S. 31 ff., 48, 61, 81, 91 ff., 106 ff. – Wegen des politischen und ideologischen Standpunktes des Verfassers ist Emil Helfferichs Darstellung der Geschichte der Firmen Behn, Meyer & Co. und Arnold Otto Meyer mit Vorsicht zu lesen: Der Autor – Generaldirektor der von deutschen Banken und von Überseehäusern 1910 gegründeten Straits und Sunda Syndikat GmbH, an der auch die Firma Arnold Otto Meyer beteiligt war – verfasste mit Carl Vincent Krogmann in der zweiten Oktoberhälfte 1932 eine Eingabe, in der der Reichspräsident aufgefordert wurde, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Diese wurde, von Hjalmar Schacht umgearbeitet, im November 1932 als Industrielleneingabe veröffentlicht. Helfferich gehörte nicht nur dem Keppler-Kreis an, dem wirtschaftspolitischen Beraterkreis Adolf Hitlers, sondern auch seit 1931 dem „National- club von 1919“, welcher das politische System der Weimarer Republik strikt ablehnte (vgl. hierzu ausführlich Asen- dorf, Nationalclub). Vor diesem Hintergrund verwundert auch nicht, dass Helfferich, der mit der NSDAP sym- pathisierte (so Büttner, Aufstieg, S. 52), in der o. g. Firmengeschichte mitunter rassistische Auffassungen vertritt: So weist er z. B. auf einen angeblichen Vorsprung des weißen Mannes hin, „den er geistig und technisch vor an- deren Völkern besaß“ (Helfferich, Geschichte, S. 43). 18 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 2. 19 Helfferich, Geschichte, S. 99 ff., 104. 20 Ebd., S. 128 f. 21 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 2. – Ende 1914 wurde das gesamte Eigentum der Firma Behn, Meyer & Co. in Java an eine neu gegründete „Handels-Maatschappij Behn, Meyer & Co.“ übertragen, die unter nieder- ländisch-indischem Recht stand (Helfferich, Geschichte, S. 143). 22 Ebd., S. 155. 23 Ebd., S. 156, 162 f. ··············································································································································

| 18 | Außenansicht des Hauses Tesdorpfstraße 18 in Hamburg, Federzeichnung koloriert von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1920), Staatsarchiv Hamburg

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Eduard Lorenz Lorenz-Meyer im öffentlichen Leben Hamburgs

Nach der Rückkehr aus Singapur 1888 zog dafür mit: er war Frühaufsteher, ein beson- Eduard mit seiner Frau und seiner Tochter nener systematischer und geduldiger Arbei- zunächst als Mieter in ein „Wohnhaus mit ter und er war Nichtraucher“.25 Gartenanlagen in St. Georg an der Alster ··································································· sub NO 55“.24 Später ließ er sich in Wentorf Außer mit Familienmitgliedern hatte das „Haus Billhoop“ bauen, welches er seit Eduard zeitlebens regen Briefkontakt mit 1896 nutzte. Ende 1912 bezog er sein „rotes einer Reihe von prominenten Hamburger Haus“ in der Tesdorpfstraße 18. Persönlichkeiten, u. a. mit dem bekannten ··································································· Architekten und Erbauer des Hamburger Eduard schätzte eine rationale und me- Rathauses Martin Haller (1835–1925) sowie thodische Lebensführung. Ein Blick auf sei- mit den beiden bedeutenden Hamburger nen Tagsablauf verdeutlicht dies: Museumsdirektoren Justus Brinckmann ··································································· (1843–1915) und Alfred Lichtwark (1852– „Er begann um 5 h 45 a. m., im Winter mit 1914). Auch mit vielen Begründern der ,sandern‘ [?], im Sommer mit Kneippkur, HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFT- verbunden mit Gartenarbeit. Um 7 h sass er LICHEN STIFTUNG, z. B. Werner von am Schreibtisch und übersetzte eine halbe Melle (1853–1937), Max Moritz Warburg Stunde lang Dickens, Scott und andere eng- (1867–1946) oder Otto Eduard Westphal lische Schriftsteller für die Blinden in deut- (1853–1919), korrespondierte er. scher Blindenschrift, dann erledigte er seine ··································································· private Fachkorrespondenz. (…) Sein in der Familie verwurzelter, evangeli- ··································································· scher Glaube war die Triebfeder seines Han- Ob er in Hamburg oder Reinbek wohnte, delns, „Omnia cum Deo“ war der Wahl- er sass als erster um 8.45 h auf dem Kontor, spruch seines Lebens. Für ihn waren die welches er präzise um 17.30 h wieder verliess. Weisheit Gottes und die Unabänderlichkeit (…). Erstaunlich mag es scheinen, dass Lo- der Schöpfungsregeln Gegebenheiten, de- renz Meyer (…) ohne Hilfe einer Sekretärin, nen er sich unterordnete und aus denen die ohne Schreibmaschine, die Zeit fand, um Systematik seiner Arbeitsweise entsprang: nebenher nicht nur seiner Ehrenämter ··································································· pflichtgetreu zu walten, sondern auch seine „In der Natur werden Sie beobachten, dass Privattalente vollauf zur Anwendung zu nichts sinnlos ist, das Eine ist zur Erhaltung bringen. Drei Voraussetzungen brachte er des Anderen da. Jeder hat irgendein Talent,

| 20 | Veranda Haus Billhoop Wentorf, von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1917)

Hauptsache ist, dass wir in der Ausübung ner Fürsorgeeinrichtung für arme, kranke einen Dienst am Nächsten tun und nicht und durchreisende Niederländer protestan- um unserer selbst willen, (…). tischen Glaubens. ··································································· ··································································· Aber noch etwas anderes beobachten wir in Seine religiöse Überzeugung veranlasste ihn der Natur: die Arbeits- und Zeiteinteilung. dazu, auch im kirchlichen Bereich Verant- Sie können ihre Uhr danach stellen, wann wortung zu übernehmen: Dies tat er vor die Vögel zum Futterplatz kommen. Daraus allem in der Gemeinde St. Petri, wo er Mit- schließe ich, dass eine genaue Zeiteinteilung glied des Vorstandes und der Beede, also des zur Schöpfungsordnung gehört und handle Verwaltungsausschusses des Kirchenvor- entsprechend“.26 standes, war. 1904 wurde er dann Kirchen- ··································································· vorsteher zu Reinbek für die Gemeinde Schon bald nachdem sich Eduard in Ham- Wentorf. Eduard unterstützte vehement die burg etabliert hatte, übernahm er zahlreiche orthodoxe, „positive“ kirchliche Richtung. Ehrenämter: So war er u. a. von 1893 bis 1896 Zwischen der lutherischen Orthodoxie und Handelsrichter und von 1901 bis 1915 Mit- dem liberalen Protestantismus hatten sich glied der Gefängnisdeputation. In den Jah- im Laufe des 19. Jahrhunderts (nicht nur in ren 1901 und 1902 war er Jahresverwalter Hamburg) tiefgehende Gegensätze heraus- und Vorsteher der heute noch bestehenden gebildet.27 Niederländischen Armenkasse von 1585, ei- ···································································

| 21 | Herrenzimmer und Wohnzimmer des Hauses Tesdorpfstraße 18, Staatsarchiv Hamburg

| 22 | Aus dieser christlichen Überzeugung speis- nen. Sein Interesse an sozialen Fragen be- te sich auch sein soziales Engagement. Die wog ihn, Anfang der 1890er Jahre an Vor- Liste seiner diesbezüglichen Aktivitäten ist tragsveranstaltungen des evangelisch-sozia- lang. Er vergab finanzielle Zuwendungen len Arbeitervereins teilzunehmen. Aus die- oft anonym, so z. B. während des Ersten ser Zeit ist folgende Episode überliefert: In Weltkrieges im St. Michaelis-Kirchspiel. Dort der Hinterstube eines Restaurants versam- hat er mit großer, freier Hand „auf ganz ver- melten sich regelmäßig Arbeiter, um diese borgenen Wegen vielen geholfen, die nie er- Vorträge zu hören. Eines Tages tauchte fuhren, woher die Hilfe kam“.28 Außerdem Eduard dort in voller feinster Geschäftstoi- unterstützte er zahlreiche kirchliche und lette – Frack, weißer Binde, Zylinder und christlich-soziale Vereinigungen, so z. B. den Handschuhen – auf und entschuldigte sich 1907 gegründeten Verein Hamburger Ju- förmlich für seinen Aufzug. Er komme ge- gendfreunde, der sich der Jugendpflege für rade aus einer Gesellschaft, deren öde Ge- Jungen und Mädchen in verschiedenen von spräche und Langeweile ihn veranlasst hät- ihm unterhaltenen Clubs widmete. Bereits ten, auf ein Stündchen zu entfliehen und seit 1897 war er Vorstandsmitglied des Gus- sich zu den Arbeitern zu setzen, um zu er- tav-Adolph-Vereins, welcher materiell be- fahren, in welcher Weise die soziale Frage dürftige und kirchlich unterversorgte Pro- momentan diskutiert werde. Einen ganzen testanten in der Diaspora unterstützte. Winter hindurch besuchte er dann die Vor- Eduards Frau Alice war seit 1924 stimmbe- träge.31 rechtigtes Mitglied der Krankenheilanstalt ··································································· Bethesda. Für die Einordnung Lorenz-Meyers als ··································································· Sozialkonservativen spricht auch seine Mit- Wie seinem Freund Fritz Schumacher gliedschaft im „Bund Deutscher Boden- (1869–1947), seit 1909 Hamburger Baudi- reformer“. Dieser war 1898 von Adolf rektor, lagen Eduard Lorenz Lorenz-Meyer Damaschke (1865–1935), einem der bedeu- gesunde und funktionale Wohnanlagen mit tenden Repräsentanten des deutschen Sozi- Spielplätzen am Herzen. Immer wieder be- alkonservatismus, ins Leben gerufen wor- klagte er Missstände wie nicht vorhandene den. Der Bund wandte sich gegen gewerbe- Spielplätze in sozial schwachen Gebieten der mäßige Bodenspekulation, die vor allem in Hansestadt, machte entsprechende Einga- Großstädten wie Berlin und Hamburg für ben an Senatoren und verwies in Artikeln das Elend in den Mietskasernen verant- für Hamburger Zeitungen auf diese Zu- wortlich gemacht wurde. Die Bodenrefor- stände.29 Am Vorabend des Ersten Weltkrie- mer forderten, Boden nicht wie andere Wa- ges sollten die zu schaffenden Spielplätze al- ren zu behandeln. Durch Besteuerung sollte lerdings auch dazu dienen, die „Wehr- und ein Teil des unverdienten Bodenwertzu- Spannkraft der Jugend beider Geschlechter wachses abgeschöpft und für die gesamte zu erhalten“.30 Gesellschaft nutzbar gemacht werden. ··································································· ··································································· Politisch ist Eduard Lorenz Lorenz- Als protestantischem Sozialkonservativen Meyer wohl am ehesten als extrem national ging bei Eduard Lorenz Lorenz-Meyer patri- gesinnter Sozialkonservativer zu bezeich- archalisch geprägtes soziales Engagement

| 23 | mit antisozialistischer und antikatholischer Schriften und Zeitungen verbieten sollte.33 Haltung einher. So förderte er z. B. den Ziele des Verbandes waren es u. a., Aufklä- „Evangelischen Bund zur Wahrung der rungsarbeit gegen die SPD und Hilfe für deutsch-protestantischen Interessen“. Die- „durch sozialdemokratischen Terrorismus ser zog seit 1886 gegen jeglichen katholi- bedrängte Arbeiter und Gewerbetreibende“ schen Einfluss in Politik und Gesellschaft zu zu leisten.34 Felde – Eduard stand denn auch zeitlebens ··································································· der Zentrumspartei, Ausdruck des politi- Die energische Bekämpfung der Sozialde- schen Katholizismus, äußerst kritisch ge- mokratie war auch eine der Forderungen genüber. Der Bund setzte sich u. a. für eine des „Allgemeinen Deutschen Verbandes“ stärkere Geschlossenheit innerhalb des deut- (seit 1894: „Alldeutscher Verband“), der in schen Protestantismus und den Ausbau der enger Verbindung zum „Reichsverband ge- landeskirchlichen Beziehungen ein. Außer- gen die Sozialdemokratie“ stand. Wie an- dem bezog die Vereinigung immer wieder dere angesehene Mitglieder des Hamburger gegen die „Umsturzpartei“, wie die SPD da- Großbürgertums – u. a. die Rechtsanwälte mals in bürgerlichen Kreisen genannt wur- Dr. Rudolf Mönckeberg (1846–1917) und de, Stellung. Dr. Gustav Friedrich Carl Johann Sthamer ··································································· (1856–1931) sowie der Kaufmann Adolph Seit 1905 war Lorenz-Meyer Mitglied des Engelbert Wilhelm Burchard (1855–1911) – „Reichsverbandes gegen die Sozialdemokra- gehörte auch Eduard Lorenz Meyer 1892 zu tie“. Dieser Agitationsverband war 1904 in den Begründern und Mitgliedern des ersten Berlin gegründet worden. In seinem zehn- Vorstandes der Hamburger Ortsgruppe des jährigen Wirken gelang es ihm zwar weder, „Allgemeinen Deutschen Verbandes“.35 De- größere Teile der Arbeiterschaft zu gewin- ren Satzung umfasste u. a. folgende Ziele: nen, noch den Anstieg der sozialdemokra- „Belebung des vaterländischen Bewusst- tischen Wählerstimmen zu verhindern. Al- seins in der Heimath und Bekämpfung aller lerdings entfaltete er auf dem Gebiet der der nationalen Entwicklung entgegenste- antisozialistischen Propaganda eine nicht henden Richtungen“, die „Lösung der Bil- unbeträchtliche Wirkung: Bis Ende 1913 dungs-, Erziehungs- und Schulfragen im hatte er von 170 verschiedenen Musterflug- Sinne des deutschen Volkstums“, die „Pfle- blättern über 47 Millionen Exemplare ver- ge und Unterstützung deutsch-nationaler schickt und über 1 Million Broschüren ab- Bestrebungen in allen Ländern, wo Ange- gesetzt. Damit trug der Reichsverband er- hörige unseres Volkes um die Behauptung heblich zur Vergiftung des innenpolitischen ihrer Eigenart zu kämpfen haben“ und die Klimas bei.32 „Fortführung der deutschen Kolonialbewe- ··································································· gung zu greifbaren Ergebnissen“.36 Auch dem 1907 gegründeten (und vom ··································································· Reichsverband unabhängigen) „Hamburgi- Die Hamburger Ortsgruppe der Alldeut- schen Verband zur Bekämpfung der Sozial- schen machte in ihren Anfangsjahren aller- demokratie“ gehörte Lorenz-Meyer an. Der dings nur wenig durch besondere Aktivitä- Verband forderte u. a. ein scharfes Sozialis- ten auf sich aufmerksam. Bereits 1895 tengesetz, das alle sozialdemokratischen ersetzte ein neu gewählter Vorstand die

| 24 | Eduard Lorenz Meyer mit seinem Sohn Albrecht (ca. 1897), Staatsarchiv Hamburg

| 25 | Honoratioren der ersten Stunde. Eduard mit lateinischen und griechischen Bestand- Lorenz Meyer förderte den Verband jedoch teilen. Durch Schreiben an Behörden, Ver- weiterhin finanziell durch besondere Zu- eine und Zeitungen versuchte der Verein, wendungen. U. a. spendete er von 1901 bis massiv Einfluss auf den offiziellen und pri- 1904 für den „Betriebs- und Werbeschatz“.37 vaten Sprachgebrauch auszuüben. Dabei ··································································· fanden sich Auswüchse, die ans Groteske Der vehemente Antisemitismus, den der grenzten, z. B. wenn er „gegen die Auslän- „Alldeutsche Verband“ spätestens seit 1919 derei im Gasthof- und Vergnügungswesen!“ offen vertrat, wurde in den ersten Jahren wetterte und „für die Durchführung einer nach der Verbandsgründung offiziell noch rein deutschen Speisekarte“ plädierte.41 abgelehnt und spielte in der Zeit vor dem Auch Lorenz-Meyer hat zahlreiche Einga- Ersten Weltkrieg programmatisch keine ben verfasst, die ähnliche Intentionen hat- Rolle. Gleichwohl wurden von Anfang an ten. So setzte er sich im November 1914 für Antisemiten als Mitglieder des Verbandes eine „Verdeutschung der Heeressprache“ ein toleriert und antisemitische Einstellungen – ein Ansinnen, das sogar von anderen Ver- seiner Mitglieder verbreiteten sich zuneh- einsmitgliedern zurückgewiesen wurde, da mend. Ab 1903 setzte eine etwa zehn Jahre es wegen der Gefahr von Missverständnissen später abgeschlossene Radikalisierung ein.38 „für die Schlagfertigkeit unseres Heeres die ··································································· verhängnisvollsten Folgen haben“ würde.42 Seit 1912 war Eduard Lorenz Lorenz-Meyer ··································································· Mitglied im Hamburgischen Zweigverband Als im Juli 1914 der Erste Weltkrieg, des „Allgemeinen Deutschen Sprachver- die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ eins“. Dieser Verein, von der deutschen (George F. Kennan), ausbrach, verschloss Universitätsgermanistik seit seiner Grün- sich auch Lorenz-Meyer der Kriegsbegeiste- dung 1885 mit Ablehnung bedacht, war ins rung nicht, die vor allem in großstädtischen Leben getreten, um „1) die Reinigung der Mittel- und Oberschichten herrschte. Schuld deutschen Sprache von unnöthigen frem- am Kriegsausbruch waren die „feindlichen den Bestandtheilen zu fördern, – 2) die Er- Nachbarn“, die den Deutschen den Krieg haltung und Wiederherstellung des echten aufgedrängt hätten.43 Noch 1917 sprach er Geistes und eigenthümlichen Wesens der vom „Kampf, in dem die Wodanssöhne auf deutschen Sprache zu pflegen – und 3) auf gallische Tücke mit deutschen Hieben ant- diese Weise das allgemeine nationale Be- worten“, und dass „die Heimat vor den wußtsein im deutschen Volke zu kräftigen“.39 Horden der sogenannten Zivilisation zu ··································································· schirmen“ sei.44 Der „Allgemeine Deutsche Sprachverein“ ··································································· – der beste Beziehungen zum völkisch-anti- Mit Beginn des Krieges verstärkten sich semitischen „Deutschnationalen Handlungs- Lorenz-Meyers nationale Positionen. So ver- gehilfen-Verband“ besaß, einer 1893 in wundert es kaum, dass er – gerade in dieser Hamburg gegründeten ständischen Interes- Zeit – nationale Herkunft höher bewertete senvertretungsorganisation kaufmännischer als international anerkanntes wissenschaftli- Angestellter40 – bekämpfte vor allem Fremd- ches Renommee. Dies zeigt sich beispielhaft wörter aus dem Französischen und Wörter in folgender Episode, die sich gleich zu Be-

| 26 | ginn des Ersten Weltkrieges ereignete: Der Gelehrten, dem unsere Sammlungen zu Japaner Shinkichi Hara (1868-1934) arbei- grossem Dank verpflichtet sind, beschimp- tete seit 1896 am Hamburgischen Museum fende Ausdrücke zu gebrauchen, wie Ihr für Kunst und Gewerbe und war dort auf Brief sie enthält. Wenn Sie Ihren gerechtfer- Grund hervorragender Spezialkenntnissse tigten Zorn über die Angriffe auf Deutsch- der japanischen Kunst seit 1904 fest ange- land Luft machen wollen, bietet sich Ihnen stellt. Er war mit dem Direktor Justus in jedem Engländer, deren Sie gewiss in Brinckmann persönlich gut befreundet. Im Ihrem Kreise viele kennen, ein geeigneteres September 1914 muss sich Lorenz-Meyer in Angriffsobjekt, (…).“45 einem seiner Briefe an Brinckmann, die die ··································································· beiden seit langer Zeit wechselten (Brinck- Zu Zeiten der Weimarer Republik gehörte mann interessierte sich wie Lorenz-Meyer Lorenz-Meyer der DVP an (in den Jahren für bäuerliche Altertümer der Vierlande), zuvor hatte er die seit 1912 bestehende sehr negativ über Hara geäußert haben, zu- „Hamburgisch-Konservative Vereinigung“ mindest lässt die ungewöhnlich scharfe Ant- unterstützt). In der DVP waren die gesell- wort des Museumsdirektors darauf schlie- schaftlich, wirtschaftlich und zumindest vor ßen: dem Kriege auch politisch führenden Grup- ··································································· pen der Hansestadt vertreten. Dort – und „Mit Bedauern habe ich Ihren Brief emp- nicht bei der in Hamburg kleinbürgerlich fangen, nicht unseres Herrn Hara wegen, geprägten nationalkonservativen DNVP – sondern weil er Ihre Unterschrift trägt. Herr findet sich am ehesten der vornehme Typ Hara ist, nachdem er mehrere Jahre als des hanseatischen Handelsherren. Das Pro- wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an unserem gramm der DVP lief darauf hinaus, unbe- und anderen europäischen Museen (Ley- schadet der monarchischen Gesinnung des den, Kopenhagen usw.) beschäftigt gewe- Einzelnen die deutsche Republik als Tatsa- sen, im Jahr 1904 als hamburgischer Staats- che anzuerkennen.46 Damit unterschied sie beamter fest angestellt worden, hat gleich- sich von der DNVP, die eine gegen die Wei- zeitig die deutsche Staatsangehörigkeit und marer Verfassung eingestellte restaurative das hamburgische Bürgerrecht erworben, Zielsetzung verfolgte. Auch in anderen Fra- ist auch landsturmverpflichtet. Dass ihn die gen zeigten sich Gegensätze zwischen den durch Englands Einfluss bewirkte Teil- beiden Parteien: Während die DNVP offen nahme seines Geburtslandes an dem Kriege antisemitische Positionen vertrat, ließ die (…) gegen Deutschland tief bekümmert, DVP in Hamburg die „Judenfrage“ als The- unterliegt für mich keinem Zweifel, berech- ma fallen, was seitens des „Alldeutschen Ver- tigt Sie aber nicht gegen einen harmlosen bandes“ 1920 bedauert wurde.47

| 27 | ·············································································································································· 24 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 3: Erinnerungsbuch. 25 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 2. 26 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 4. 27 Vgl. hierzu ausführlich: Stolt, Protestantismus, S. 107 ff.; außerdem: StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 2 a: Frey an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 26. Februar 1913; StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 13a: Redaktion des Hamburger Fremdenblattes an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 15. September 1910. 28 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X b 17: Rede von Hauptpastor Dr. Schöffel am Sarge von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 28. April 1926. 29 Vgl. z. B. StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 3 g: Gottfried Friedrich August Heinrich Holthusen an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 15. Januar 1909. 30 Hamburger Nachrichten Nr. 1 (1. Januar 1914); vgl. auch die ähnliche Argumentation Lorenz-Meyers in Hinblick auf die Bedeutung von Spiel- und Sportvereinen (StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 14: Finanz- deputation an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 6. November 1914). 31 Veddeler christliches Gemeindeblatt Nr. 11 (1. November 1926). 32 So die Einschätzung von Saul, Staat, S. 131. 33 Hering, Nation, S. 308. 34 Behrens, Deutschnationalen, S. 37. 35 Hering, Nation, S. 223, 416. 36 Zitiert nach ebd., S. 226 f. 37 Ebd., S. 228, 293. 38 Vgl. ebd., S. 187 f., 192. 39 Satzung des „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins von 1886“ (http://de.wikipedia/org/wiki/Allgemeiner_ Deutscher_Sprachverein). 40 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 14: Fredenhagen an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 22. Oktober 1912. 41 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 14: Flugblatt des „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins“ aus dem Jahre 1910. 42 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 14: Fredenhagen an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 19. November 1914. 43 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X h 2o: Rundschreiben des Vorsitzenden der Gesellschaft Hamburgi- scher Kunstfreunde Lorenz-Meyer, 17. September 1914. 44 Lorenz-Meyer, Kriegswappen, S. 10. 45 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 9c: Justus Brinckmann an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 1. Septem- ber 1914. 46 Behrens, Deutschnationalen, S. 63, 293. 47 Hering, Nation, S. 267; Behrens, Deutschnationalen, S. 71. ··············································································································································

| 28 | [5]

Eduard Lorenz Lorenz-Meyers Engagement im kulturellen Leben Hamburgs

Eduard setzte sich nach seiner Rückkehr weniger willkommen. 1908 machte er eine nach Hamburg 1888 in vielfältiger Weise für Reise in das Innere von und Sula- die verschiedenen Museen der Hansestadt wesi (früher Celebes): ein und förderte sie nach Kräften. ··································································· ··································································· „Er erbot sich, für das Hamburger Mu- Der Geburtsort Singapur und die dort ge- seum für Zoologie Schmetterlinge zu sam- machten Erfahrungen mögen sein Interesse meln. Es lehnte ab, stattdessen war das Mu- für das Museum für Völkerkunde erklären. seum in Oxford dafür interessiert. Als Dank Diesem stiftete er mehrfach Exponate aus für den beträchtlichen Fang, unter dem Ostasien; daneben stellte er dem Museum manch neue Art bzw. Abart war, wurde ein ethnographisch interessante Aquarelle, die Insekt nach ihm benannt – aber beileibe er auf Reisen selbst angefertigt hatte, für nicht ein schöner tropischer Schmetterling, Lehrzwecke zur Verfügung.48 Außerdem be- sondern – – – eine vorsintflutliche Kaker- saß er selbst eine Sammlung ostasiatischer lake. In Bernstein bis auf diese Zeiten be- Waffen, die er auch zeichnete. 1914 wurde er wahrt und in goldenem Rahmen dediziert, in die Kommission des Museums für Völ- hängt diese PHYLLODROMIA LORENZ- kerkunde gewählt. Solche Kommissionen MEYERI als unfreiwillige Trophäe unter gab es für alle Museen in Hamburg.49 Ihnen den Ahnenbildern. Spötter fragen: ,Das ist oblag die Pflege und Verwaltung der Samm- wohl der Urahne?‘“50 lungen. Seit der Ernennung von Georg Thi- ··································································· lenius (1869–1937) zum Direktor des Völ- Auch für die wirk- kerkundemuseums im Jahre 1904 waren te Lorenz-Meyer als Freund und Förderer. nach und nach einflussreiche Persönlichkei- So wird er auf einer Gedenktafel in der Ro- ten wie der Kaufmann Alfred O’Swald tunde des Altbaus für das Jahr 1912 als Stif- (1861–1929), der Kunsthistoriker Aby War- ter gewürdigt, der die Sammlungen dieses burg (1866–1929) und der Reeder und Kauf- Museums vermehrt habe. Wie schon beim mann Arnold Amsinck (1872–1939) Mitglie- Völkerkundemuseum liegen die Motive für der dieser Kommission geworden. dieses Engagement in der Person Eduards ··································································· begründet, in diesem Falle in seiner eigenen Andere Dinge, die Lorenz-Meyer von sei- künstlerischen Tätigkeit, auf die noch wei- nen Reisen mitbrachte und Hamburger ter einzugehen sein wird. Museen offerierte, waren diesen offenbar ···································································

| 29 | Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, Arnold Otto Meyer und Albrecht Lorenz Lorenz-Meyer, von Walter von Ruckteschell (1911), Staatsarchiv Hamburg

Die ehrenvolle Erwähnung Lorenz-Meyers des von Moritz von Schwind („Bildnis der geht auf verschiedene Stiftungen für die Sängerin Karoline Hetzenbecker“). Das Kunsthalle zurück, die er in den Jahren 1911 Werk stammte aus dem Jahr 1848. Um ein und 1912 tätigte. So beteiligte er sich anläss- anderes Schwind-Werk erstehen zu können, lich des 25-jährigen Jubiläums, das Licht- verkaufte die Kunsthalle 1925 dieses Bildnis. wark 1911 als Leiter der Kunsthalle beging, Dies war für die damalige Zeit ein üblicher an einer Gabe von 65.000 Mark, über die Vorgang, heute würde diese Erwerbungs- der Kunsthallendirektor zum Ausbau der methode zahlreiche Kritik ernten.51 Sammlung frei verfügen können sollte. Au- ··································································· ßerdem gehörte Eduard im September 1911 Es sei hier vermerkt, dass auch Eduards zu den 63 Teilnehmern an der Lichtwark- Sohn Albrecht der Kunsthalle eng verbun- Bildnis-Gabe, durch die ein Portrait Licht- den war. 1954 schenkte er dem Museum 27 warks – gemalt 1912 von Leopold Karl Wal- Zeichnungen aus der berühmten Hambur- ter Graf von Kalckreuth (1855–1922) – ger Sammlung seines Ururgroßvaters Jo- finanziert wurde. 1912 ermöglichte Eduard hann Valentin Meyer. Albrecht Lorenz war Lorenz Lorenz-Meyer, zusammen mit Franz zudem von 1939 bis 1945 Vorstandsmitglied Heinrich Witthoefft und Adolf Friedrich der Freunde der Kunsthalle, des heute größ- Heinrich Laspe, den Ankauf eines Ölgemäl- ten Museumsfördervereins in Deutschland.

| 30 | ··································································· schäftsführer berufen wurde, brachte einiges Eduard Lorenz Meyer war von 1893 bis neues Leben; zu freier Entfaltung konnte es 1897 Mitglied im Ausschuss des Kunstver- freilich nicht kommen, solange der greisen- eins und von 1897 bis 1899 in dessen Vor- hafte Ausschuß eine Rolle spielte“.54 stand. Der Kunstverein bestand bereits seit ··································································· 1822, arbeitete seit Mitte der 1830er Jahre auf Der Zeitpunkt des Austritts von Eduard fiel die Gründung einer öffentlichen Galerie in ungefähr mit dem Tode Alfred Lichtwarks Hamburg hin und veranstaltete auf eigene im Januar 1914 zusammen, mit dem ihn eine Kosten wechselnde Ausstellungen. Nach lange Freundschaft verbunden hatte. Einen mehr als zwanzigjähriger Mitgliedschaft trat Monat später schrieb ihm Kalckreuth: Eduard allerdings 1914 aus dem Kunstverein ··································································· aus. Der Grund hierfür lag darin, dass er zu „Sehr geehrter Herr Meyer! Haben Sie denjenigen Vereinsmitgliedern gehörte, die herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zei- sich über das Ausstellen von Werken moder- len beim Tode unseres gemeinsamen Freun- ner Künstler beschwerten. Den konkreten des Lichtwark. Seine zurückgebliebene Ge- Anlass zum Austritt Lorenz-Meyers – die meinde ist groß und wir drücken uns allen Aktenlage ist nicht ganz eindeutig – scheint gegenseitig die Hand und wissen, was wir eine Ausstellung des Kunstvereins im April verloren haben“.55 1913 gegeben zu haben, auf der Künstler wie ··································································· Othon Friesz (1879–1949) und Robert Ge- Eine andere Vereinigung, in der Eduard nin (1884–1939) vertreten waren.52 Mitglied war und der er seit 1893 vorstand, ··································································· war die Gesellschaft Hamburgischer Kunst- Dass es (übrigens nicht nur) in dieser Zeit freunde. Diese war auf Lichtwarks Anre- zu Spannungen innerhalb des Kunstvereins gung hin 1886 gegründet worden. Ziel war zwischen den „Parteiungen der Alten und die Erweiterung des Kunstverständnisses in Modernen“ kam, darauf deuten die Ausfüh- weiteren Kreisen des Hamburger Bürger- rungen des engagierten Förderers der mo- tums. Der Hamburger Illustrator und Buch- dernen Kunst in Hamburg, Gustav Schief- autor Oscar Schwindrazheim (1865–1956) ler (1857–1935), hin, der in seiner hamburgi- schrieb über die Vereinigung, dass sie aus- schen Kulturgeschichte schreibt: schließlich hamburgische Kunst fördern ··································································· wolle, „fussend auf der Einsicht, dass deut- „Obwohl der Kunstverein um 1905 neue sche Kunst stets bei festen Wurzeln in der und größere Räume in einem Haus am engeren Heimat in Gesundheit und Frische Neuen Wall bezog, erstarrte er unter Crase- die schönsten Blüten trieb“. Die Gesell- manns Leitung mehr und mehr [Landge- schaft sei eine Vereinigung von Sammlern, richtsdirektor Paul Crasemann (1855–1918) Kunstfreunden und Dilettanten auf allen war 1896 in der Nachfolge Werner von Mel- Gebieten der bildenden Kunst. Ihre Tätig- les Vorsitzender des Kunstvereins geworden, keit bestehe in Versammlungen (Vorträgen, JG53]; dieser trug sich schon mit dem Ge- kleineren Ausstellungen, Besprechungen danken, ihn auf ein einfaches Verlosungsun- und Wettbewerben), Förderung der künst- ternehmen zurückzuschrauben. Erst Hofrat lerischen Tätigkeit der Mitglieder, Austausch Brodersen, der 1911 aus Weimar als Ge- von Erfahrungen und Anregungen zu Samm-

| 31 | lungen. Nach außen zeige sie ihre Wirksam- Entwicklung in ihrem Bestand bedroht sah, keit in der Veranstaltung der regelmäßig all- zu dokumentieren. Er verstand seine Zeich- jährlich wiederkehrenden Ausstellungen der nungen und Aquarelle als kulturgeschicht- künstlerisch tätigen Mitglieder und der liche Beiträge. Bei seinen Darstellungen Sammler in Hamburg.56 handelt es sich deshalb um präzis wiederge- ··································································· gebene Motive, die er gewöhnlich schnell Es liegt nahe, dass sich „der zeichnende auf das Papier brachte. Die Zeichnungen Lorenz“ der Gesellschaft Hamburgischer sind aber auch mitunter mehr als naturge- Kunstfreunde, deren bibliophile Publikatio- treue Wiedergabe, nämlich Deutungsversu- nen er häufig gestaltete, sehr verbunden che landwirtschaftlicher Zusammenhänge. fühlte. Neben seiner eigenen künstlerischen ··································································· Tätigkeit förderte er übrigens auch Künst- Ab 1920 übertrug Lorenz-Meyer Verfahren, ler wie den Maler und Illustrator Johannes die in der Reproduktionstechnik entwickelt Gehrts (1855–1921) und den Kunsthandwer- worden waren, auf die eigene Kunstproduk- ker Georg Hulbe (1851–1917), der vor allem tion, indem er das Prinzip des Kunstdrucks, Bucheinbände und Kleinmöbel verzierte. durch die Mischung nur weniger Farben ··································································· vielfältige Farbwirkungen zu erzeugen, in Betrachtet man Eduard Lorenz Lorenz- seine Arbeiten übernahm: „Wenn der Kunst- Meyer als Künstler, so ist vor allem auf seine druck es fertigbrächte, mit 5 Farben eine zahlreichen Zeichnungen und Aquarelle farblich einwandfreie Wiedergabe von Ge- hinzuweisen. Oft wählte er bei diesen alt- mälden zu schaffen, so müsse er ja auch mit hamburgische Motive: 5 Farben auskommen“.58 ··································································· ··································································· „Die Wochenenden und häufig auch Dass Lorenz-Meyer selbst den meisten sei- schöne Wetterstunden vor der Kontorzeit, ner Arbeiten dokumentarischen Charakter wenn die Strassen noch verkehrsleer waren, beimaß, zeigt sich darin, dass er diese seit mussten herhalten, alle architektonisch wert- 1909, zumeist gleich nach ihrer Fertigstel- vollen Gebäude, Portale, oder Haustüren in lung, dem sich im Aufbau befindlichen der ganzen Umgegend festzuhalten, ehe sie Museum für Hamburgische Geschichte der Modernisierung anheimfielen“.57 schenkte. Bei einer dieser Gelegenheiten äu- ··································································· ßerte sich dessen Direktor Otto Lauffer Bei seinen Reisen und Ausflügen in Ham- (1874–1949) wie folgt: burgs ländliche Umgebung hielt er Gegen- ··································································· stände des alltäglichen Lebens wie Wagen, „Mit lebhafter Freude habe ich von Ihrer handwerkliche und landwirtschaftliche Ge- freundlichen Zusage Kenntnis genommen, räte, Brot- und Gebäckformen mit genauer unserem Museum einen Teil Ihrer Zeich- Beifügung ihrer plattdeutschen Benennun- nungen als Geschenk überweisen zu wollen. gen und Einzelbezeichnungen fest. Die Be- Wir werden dieselben seiner Zeit mit gros- schäftigung mit der Alltagskultur der Vier- sem Vergnügen unseren Sammlungen ein- lande diente vor allem dem Ziel, Dinge – verleiben, und ich verfehle nicht, Ihnen und auch die sie bezeichnenden Wörter –, schon jetzt meinen allerverbindlichsten die er durch die industrielle und technische Dank dafür ergebenst auszusprechen“.59

| 32 | Eduard Lorenz Lorenz-Meyer zeichnend in Curslak, Brookdeich (1920), Staatsarchiv Hamburg

··································································· Tiermotiven sowie die Ex-Libris, die er für Auf diese Weise sind über 500 seiner Zeich- zahlreiche Freunde anfertigte.61 nungen und Aquarelle in den Besitz des ··································································· Museums gelangt, wo sie sich noch heute Wie der Kunsthalle, so war Eduards Sohn Al- befinden. 80 Blätter wurden Anfang 1956 brecht auch dem Museum für Hamburgische anlässlich der 100. Wiederkehr des Geburts- Geschichte eng verbunden. Bei der Auflö- tags von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer in sung seiner Hamburger Wohnung Ende 1954 der Ausstellung „Hamburg und sein Land- stiftete er diesem neben Werken namhafter gebiet“ präsentiert. Bereits 1911 und 1923 Maler und Kupferstecher Tafelporzellan und waren im Museum Aquarelle und Zeich- -silber, zahlreiche Miniaturen, Medaillen, nungen Lorenz-Meyers mit Motiven aus Gäste- und Stammbücher sowie Bücher Hamburgs Umgebung gezeigt worden.60 und Briefe. Für die dem Museum vermachte ··································································· „Lorenz-Meyer-Stiftung“ richtete dieses ein Eduard, der ein sorgfältiger Beobachter spezielles Zimmer ein. Das „Lorenz-Meyer der Natur war, zeichnete und malte nicht Zimmer“ wurde im Oktober 1955 für das nur Zeugnisse menschlicher Kultur, son- Publikum geöffnet und bestand bis 1986. dern auch Pflanzen und Tiere. Von seinem ··································································· Interesse für angewandte Kunst zeugen Das „Hamburger Abendblatt“ berichtete seine Porzellanmalereien mit Pflanzen- und 1956 über den Eindruck dieses Zimmers:

| 33 | Hamburg, Steinstrassse 83–85, von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1919)

| 34 | Kirchensaal an der Jacobi-Kirche, Hamburg, von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1919)

··································································· sich unversehens zu einer allgemeinen Kul- „An Bildern, Urkunden, Tagebüchern kann turgeschichte von Rokoko bis zur Gegen- man hier den Roman einer Familie ablesen, wart. Es beginnt mit den prachtvollen und diese private Familienchronik weitet Porträts des Weinhändlers Johann Lorenz

| 35 | Bild aus dem Jahr 1886, von Eduard Lorenz Meyer. Die Übersetzung lautet: „Gutes zu tun bringt höchstes Glück“

| 36 | ··································································· Als künstlerisch interessierte Persönlichkeit beteiligte sich Eduard auch an der Diskus- sion, die an der Wende zum 20. Jahrhundert über Architektur geführt wurde. Dabei wa- ren seine Ansichten stark von der Heimat- schutzbewegung geprägt, die damals in den norddeutschen Städten großen Einfluss ge- wann, und zu deren Vereinen er regen Kon- takt hatte. Die Bewegung kritisierte die Deformation von Stadt und Land, die Zer- störung einer als intakt angesehenen Le- benswelt durch Industrialisierung und die Architektur des Historismus. In Hamburg entdeckte die Heimatschutzbewegung seit den 1890er Jahren die Landgebiete der Um- gebung, vor allem die Vierlande. Sie setzte sich für den Einklang von regionalen Bau- traditionen und Baumaterialien ein, der sich mit heimatverwurzelter Mentalität der Bau- herren verbinden sollte. Später, so der Kunst- Ex-Libris, von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer (1874) historiker Hermann Hipp, konnten diese Ideen durchaus auf eine „Blut und Boden“- Meyer, der den Hamburger Zweig der Fami- Ideologie hinauslaufen.63 lie gründete, und seiner reizenden jungen ··································································· Frau. Eine bezaubernd schöne Rotstiftzeich- Fassbares architektonisches Ergebnis der nung von Chodowiecki stellt den Senator Bestrebungen der Heimatschutzbewegung Johann Valentin Meyer mit Frau und Kin- war die Verwendung von Backstein, die in dern dar. Im Stammbuch des Senators ha- den nächsten Jahrzehnten kennzeichnend ben sich alle Größen des Jahrhunderts von für zahlreiche Neubauten in Hamburg wer- Bach bis Winckelmann eingetragen. Herrli- den sollte. Allerdings ist darauf hinzuwei- che Romantikzeichnungen, die letzte Zeich- sen, dass es auch andere Wurzeln und nung von Ludwig Richter, bevor er erblin- Gründe für die von den meisten Hambur- dete – eine Fülle seltener und künstlerisch ger Architekten (und insbesondere von Fritz interessanter Dinge kann man in diesem be- Schumacher) verfolgte Baukultur gab, die scheidenen Zimmer entdecken (…).“62 mit Hilfe des Backsteinbaus eine moderne ··································································· hamburg-typische Architektur anstrebte.64 Seit 1993 läuft ein Teil der Dauerausstel- Diese Architekten zwangen dem Backstein- lung im Erdgeschoss des Museums für bau keine weltanschauliche Dimension auf, Hamburgische Geschichte unter dem Eti- nach der dieser angeblich in der Lage sei, kett „Hamburgisches Mäzenatentum. Die „Nationales“ zum Ausdruck zu bringen. Familie Lorenz-Meyer als Beispiel“. Eine solche „Backsteinideologie“ vertrat z. B.

| 37 | der Architekt des Chilehauses, Fritz Höger kern war Italien und Frankreich alles, (1877–1949).65 Fritz Schumacher hingegen Deutschland nichts. Da musste der ,gothi- wandte sich gegen eine derartige dogmati- sche Stil‘ erst wissenschaftlich begründet sche Beschränkung auf das scheinbar boden- und mit ihm die Veste der Antike berannt ständige Backsteinmaterial und wollte dieses werden, und zwar nicht ohne Erfolg. Die- aus seinen „natürlichen“ Bedingungen ein- sem ,gothischen Stil‘ haben wir zu danken, fach als solches ernst genommen sehen. dass wir uns heute frei bewegen können. ··································································· Gerade durch diesen oft verlästerten ,gothi- Die Vorliebe für Backstein als Baumaterial schen Stil‘ wurden wir im Norden erst auf verband Eduard Lorenz Lorenz-Meyer mit unser altangestammtes Material, den roten seinem Freund Fritz Schumacher. Zusam- Backstein, hingewiesen, (…). Helfen Sie men mit diesem kämpfte er für die Wieder- bitte mit, diese wiedergewonnene Freiheit einführung des Backsteins im Städtebau. auszunutzen, uns an das Alte in Form und Diesen Grundsätzen folgend, versah Eduard Stein anzuschließen, und so unserer Heimat sein ursprünglich in Putzbau errichtetes wieder die Schönheit zurückzugewinnen, Stadthaus in der Tesdorpfstraße 1912 mit ei- die sie zu den leuchtenden Zeiten der Blüte ner Backsteinfront – ein Experiment, das der Hansa besaß“.66 damals Aufsehen erregte. Die Backsteinfas- ··································································· sade brach bewusst die geschlossene Reihe Auch zur Gestaltung von Gärten äußerte „weißer Häuser“ auf. Damit trug er seinen sich Lorenz-Meyer. Dabei ging es ihm Teil dazu bei, Backstein als Baumaterial zu darum, die „Einsicht wieder zu wecken, daß etablieren. Schon 1896 hatte er sein „Haus in unser norddeutsches Tiefland auch ein Billhoop“ in Wentorf bezogen, das er sich norddeutscher Garten mit hauptsächlich von Martin Haller bauen ließ. Charakteris- norddeutschen großen und kleinen Ge- tisch für dieses im Inneren aufwendig de- wächsen gehört, alles Kokettieren mit dem korierte Landhaus ist die Verbindung von Ausländertum aber verbannt werden soll- Backstein- und Fachwerkbau. te“.67 Nach diesen Prinzipien ließ er für das ··································································· „Haus Billhoop“ vom Hamburger Garten- Nicht nur als Bauherr, sondern auch auf architekten Rudolph Jürgens (1850–1930) publizistischem Gebiet machte sich Lorenz- eine parkartige Gartenanlage erstellen, die Meyer für den Backsteinbau stark. So ver- ebenso wie das Haus selbst heute unter fasste er z. B. den Aufsatz „Deutsche Bau- Denkmalschutz steht. weise“. Bereits der Titel macht deutlich, ··································································· dass für ihn die nationale Komponente von Von Beginn an engagierte sich Lorenz- entscheidender Bedeutung war. Im Schluss- Meyer in der 1912 gegründeten Baupflege- wort griff er denn auch auf den in der Back- kommission als Mitglied des sachverständi- steinideologie zentralen Begriff der „Go- gen Beirats. Bis zu seinem Tod 1926 blieb er thik“ zurück: dort ehrenamtlich tätig.68 Der Beirat war der ··································································· Kommission beigeordnet, die zum Schutz „Den fanatischen Akademikern konnte der Bau- und Naturdenkmale sowie zur Wah- man nicht mit dem Begriff des Schönen rung künstlerischer Interessen bei der Ausge- und Praktischen kommen; den Akademi- staltung des Stadt- und Landschaftsbildes

| 38 | eingesetzt worden war. Er gliederte sich nach auch meinerseits freundlichst bitten, sich Aufgabengebieten in acht Gruppen. Im Juli dieser verhältnismässig kleinen Mühe nicht 1912 übte der Direktor des Museums für entziehen zu wollen, und ich nehme somit Hamburgische Geschichte Otto Lauffer, Ihre gütige Zusage schon im vornhinein als ebenfalls Mitglied des Beirats, sanften Druck gegeben an“.69 auf Lorenz-Meyer aus, dort den Vorsitz der ··································································· Baudenkmalsgruppe zu übernehmen: Seit 1920 war Lorenz-Meyer auch Mitglied ··································································· des Denkmalrates. Dieser war der Denk- „Herr Professor Brinckmann wird Ihnen malschutzbehörde (amtliche Bezeichnung geschrieben haben, dass wir, d. h. Herr Pro- der Baupflegekommission für den Bereich fessor Brinckmann, Herr Löwengard und der Bau-, Natur- und beweglichen Denk- ich, den Wunsch haben, dass Sie den Vor- mäler, die durch das Denkmal- und Natur- sitz der Baudenkmälergruppe der Baupflege- schutzgesetz von 1920 näher definiert wor- Kommission übernehmen. Ich möchte Sie den waren) beigeordnet.

·············································································································································· 48 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 9c: Georg Thilenius an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 22. März 1913; Karl Hagen an Eduard Lorenz Meyer, 2. Februar 1903. 49 Seemann, Stadt, S. 75. 50 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 2. 51 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 9c: Alfred Lichtwark an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 7. April 1912. – Für die freundliche Auskunft über dieses Gemälde danke ich Dr. Ute Haug. 52 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X h 3: Rundschreiben an die Mitglieder des Kunstvereins, 26. April 1913. 53 Vgl. hierzu Melle, Wissenschaft, S. 89. 54 Schiefler, Kulturgeschichte, S. 106. 55 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X d 3 i: Leopold Karl Walter Graf von Kalckreuth an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 19. Februar 1914. 56 Schwindrazheim, Gesellschaft, S. 532. 57 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 4. 58 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X a 1: Aus dem Leben von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, verfaßt von seinem Sohn Albrecht Lorenz-Meyer, S. 6. 59 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 9c: Otto Lauffer an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 13. Januar 1909. 60 Bergedorfer Zeitung Nr. 16 (19. Januar 1956). – Hamburgischer Correspondent Nr. 215 (11. Mai 1923); Ham- burgischer Correspondent Nr. 408 (12. August 1911). 61 Rump, Lexikon, S. 82. 62 Hamburger Abendblatt Nr. 46 (23. Februar 1956). 63 Hipp, Backsteinbau, S. 36. 64 Ders., Semper, S. 133. 65 Nicolaisen, Studien, S. 4 f. 66 Lorenz-Meyer, Bauweise, S. 489. 67 Ders., Garten, S. 30. 68 StA Hbg., 324-4 Baupflegekommission, 45. 69 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X f 9: Otto Lauffer an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 31. Juli 1912. ··············································································································································

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Eduard Lorenz Lorenz-Meyer als Genealoge und Heraldiker

Die Jahrzehnte bis zum Ersten Weltkrieg und zu ordnen; die Pflege der Heraldik der können als Blütezeit der heraldischen For- bürgerlichen Familien blieb privaten Initia- schung angesehen werden. In ganz Europa tiven überlassen). entstanden Gesellschaften, die sich mit dem ··································································· Wappenwesen befassten.70 Auch Eduard be- 1896 verfasste Eduard Lorenz Meyer das tätigte sich in diesen Jahren heraldisch. Die „Wappenbuch der Hamburgischen Deputa- Anregung hierzu bekam er bereits als Ju- tionen“, welches eine Zusammenstellung gendlicher durch die bedeutende Samm- und Herausgabe der Liste sämtlicher in den lung von Handzeichnungen, die die Fami- Deputationen von 1860 bis 1896 tätigen lie Meyer bereits seit Generationen besaß. Bürger enthielt. Das Buch verzeichnete etwa Schon 1873, mit 17 Jahren, hatte er ein erstes 630 von ihm gemalte Wappen, außerdem Stammbuch mit Wappen gemalt. In den waren den verschiedenen Abteilungen des folgenden Jahren erwarb er sich als der Buches 18 Titelbilder vorgesetzt. „Hamburger Heraldiker“ in genealogischen ··································································· Kreisen einen prominenten Ruf. 1912 erschien dann im Selbstverlag Lorenz- ··································································· Meyers wohl bedeutendstes Werk, die „Ham- Dieser basierte vor allem auf seinen zahl- burgische Wappenrolle“. Diese enthielt reichen Veröffentlichungen: 1890 zeichnete 2.398 Familienwappen auf 160 Tafeln sowie er zusammen mit seinem Freund, dem 152 Seiten Text, die den Tafeln vorausgingen. Hamburger Hausmakler und Genealogen Der Rezensent Weidler schrieb damals: Oscar Louis Tesdorpf (1854–1933), die Wap- ··································································· pen zu dem Werk „Hamburgische Wappen „Die Hamburgische Wappenrolle bietet und Genealogien“. Der „Meyer-Tesdorpf“ somit zugleich zuverlässigstes Material von war das erste Geschlechterbuch größeren solchem Umfange, dass sie für alle Zeiten Ausmaßes in Hamburg. Der Grundtenor eine wahre Fundgrube für den Familien- dieses Buches war, dass nicht nur Adlige, forscher darstellt (…). Das unbestreitbare sondern auch Bürger volle Berechtigung Verdienst des Verfassers ist es, in der Ham- hätten, auf ihre Wappen stolz zu sein und burgischen Wappenrolle (…) 2400 Famili- sich ihrer Familiengeschichte anzunehmen enwappen nicht nur endgültig festgelegt, (bis 1919 bemühten sich die staatlichen He- sondern auch heraldisch richtiggestellt und roldsämter ausschließlich darum, das Wap- der Allgemeinheit zugänglich gemacht zu penwesen adliger Familien zu kontrollieren haben“.71

| 40 | letztwilligen Verfügung wurde es im Staats- archiv Hamburg niedergelegt. Nicht mehr erhalten hingegen ist das Manuskript „Un- geheuer als Wappentiere“. Es befand sich im Besitz der 1918 gegründeten „Zentralstelle für Niedersächsische Familiengeschichte“ (seit 1962 „Genealogische Gesellschaft Ham- burg“). Das Manuskript verbrannte im Juli 1943. ··································································· Für seine heraldischen Arbeiten wurde Eduard verschiedentlich im In- und Aus- land geehrt: 1882 erhielt er den ersten Preis in der vom „Herold, Verein für Heraldik, Sphragistik und Genealogie zu Berlin“ ver- anstalteten heraldischen Ausstellung wegen „vorzüglicher Leistungen auf dem Gebiete der Heraldik“; 1894 wurde ihm vom glei- chen Verein in „Anerkennung seiner Betei- ligung an der diesjährigen heraldischen Ausstellung“ die bronzene Erinnerungsme- daille verliehen. 1889 gewann Eduard die bronzene Medaille der Hamburgischen Ge- werbe- und Industrieausstellung „für sinn- reich erfundene und in heraldischem Sinne tüchtig stilisirte Wappen“. 1913 wurde er von der „Société Archéologique de France“ in Paris geehrt, indem er zum „Lauréat“ und „Délégué“ ernannt wurde (später sandte er Familienwappen Lorenz-Meyer jedoch Orden und Diplom zurück). 1921 wurde er Ehrenmitglied des eben erwähn- ··································································· ten Vereins „Zentralstelle für Niedersächsi- Von 1917 bis 1921 beschäftigte sich Lorenz- sche Familiengeschichte“ und 1925 Ehren- Meyer mit einem weiteren, groß angelegten mitglied des heraldischen Vereins „Zum Projekt, dem „Wappenbuch bürgerlicher Kleeblatt“ von 1888 zu Hannover. Offiziere“. Dieses, sein reichhaltigstes hand- ··································································· schriftliches Sammelwerk, konnte er aller- Alle diese Ehrungen zeigen, dass Lorenz- dings nicht mehr zum Druck bringen. Das Meyers hohe Produktivität auf dem Gebiet im Original vorliegende Werk enthält sämt- der Heraldik und der bemerkenswerte äs- liche Wappen der aktiven und Reserve- thetische Reiz seiner Arbeiten weithin An- Offiziere aus dem Bürgertum, die im Ersten erkennung fanden. Weltkrieg im Einsatz waren. Nach einer ···································································

| 41 | Die heraldischen Zeichnungen Lorenz- rend des Weltkrieges entworfenen Wappen, Meyers – hier zeigt sich eine Parallele zu sei- bei denen u. a. ein Gasangriff dargestellt nen übrigen Zeichnungen und Aquarellen – wird.74 sind durch eine bemerkenswerte Einfach- ··································································· heit charakterisiert und verraten einen Sein genealogisches und heraldisches Inter- durchaus eigenen Stil. Wie bei seinen archi- esse führte Eduard Lorenz Lorenz-Meyer tektonischen Ideen, die er in seinem Aufsatz 1908 in die Hamburger Ortsgruppe des „Ro- „Deutsche Bauweise“ darlegte, spielte auch land, Verein zur Förderung der Stamm-, bei seinen Wappenbildern der Rekurs auf Wappen- und Siegelkunde“, zu deren Eh- die „Gothik“ eine wichtige Rolle.72 Das Ver- renmitglied er 1918 ernannt wurde. 1914 war ständnis, das er von diesem Begriff hatte, er Mitglied des „Deutschen Roland, Verein zielte dabei wohl weniger auf den histori- für deutsch-völkische Stammkunde“ gewor- schen Stilbegriff, sondern idealisierte die den (dies blieb er bis 1917).75 Die Ehrenmit- Gotik.73 gliedschaft dieses Vereins, inzwischen um- ··································································· benannt in „Deutscher Roland, Verein für Infolgedessen konnte er dann auch Po- deutsch-völkische Sippenkunde zu Berlin“, sitionen wie die folgende vertreten: erhielt Lorenz-Meyer am 11. Januar 1921.76 ··································································· ··································································· „(…) die Nachbildung alter Vorlagen Der „Roland, Verein zur Förderung der kann auf Dauer nicht befriedigen; freilich Stamm-, Wappen- und Siegelkunde“ war wird man sich immer an die geschichtlichen am 18. Januar 1902 in Dresden von dem Schild- und Helmformen halten müssen, Lehrer und Schriftsteller Prof. Dr. Hermann denn damals, als sie getragen wurden, war Unbescheid (1847–1915) als erster bürgerli- die Heroldskunst noch ein notwendiger Be- cher genealogischer Verein der Welt über- standteil des täglichen Lebens. Aber die Fi- haupt gegründet worden. Schon bald traten guren soll man nicht zu ängstlich auf alte in anderen deutschen Städten Ortsgruppen Dinge beschränken; das hat man zu keiner des Vereins, der von Beginn an seinen über- Zeit der lebendigen Heroldskunst getan bis regionalen Charakter betont hatte, ins Le- ins Ende des 18. Jahrhunderts. Oft kamen ben. Dies geschah zunächst 1904 in Leipzig damals Gebilde zu Stande, die uns heute et- und Berlin, später dann in Magdeburg was seltsam anmuten, aber sie zeigen den (1905), Hamburg (1908), Chemnitz (1919), denkenden Wappenkünstler“. Frankfurt am Main (1919), Nürnberg (1921), ··································································· Stettin (1923), Hof (1924) und Stendal Das Bestreben, in Wappen und Schildhal- (1925). tern „unsere eigene Umgebung fest(zu)hal- ··································································· ten“, führte während des Ersten Weltkrieges Die Berliner Ortsgruppe hatte sich 1913 un- dazu, dass sich Lorenz-Meyer dafür aus- ter der Leitung des Juristen Bernhard Koer- sprach, „die Felddienstordnung ins Heral- ner (1875–1952) als „Deutscher Roland, Ver- dische“ zu übersetzen und Kriegswaffen zu ein für deutsch-völkische Stammkunde“ stilisieren. In der Fachzeitschrift „Der deut- vom „Roland“ in Dresden abgespaltet. An- sche Herold“ lobte er die von Max Freiherr lass war die Weigerung des Dresdner Ver- von Gaisberg-Schöckingen (1888–1916) wäh- eins, dem Antrag der Berliner Filialgruppe

| 42 | zu folgen, ein „arisches Blutsbekenntnis“ stützung für die Arbeit am 1889 gegründe- zur Voraussetzung für eine Vereinsmitglied- ten „Genealogischen Handbuch Bürgerli- schaft zu machen. Genau dieses Bekenntnis cher Familien“, in dessen Redaktionskomi- verankerte Koerner in der Satzung des tee Koerner seit 1896 tätig war, und das er „Deutschen Roland“. Im Wappen führte von 1898 bis 1952 allein edierte. 1911 nannte der Verein das germanische Hakenkreuz.77 er das Genealogische Handbuch demonstra- 1920 änderte der „Deutsche Roland“ seinen tiv in „Deutsches Geschlechterbuch“ um Namenszusatz: Aus „Verein für deutsch-völ- (unter diesem Titel wird es noch heute ver- kische Stammkunde“ wurde „Verein für öffentlicht und gehört in den meisten Uni- deutsch-völkische Sippenkunde“. Der Be- versitätsbibliotheken und Staatsarchiven griff „Sippenkunde“ (so wurde die Genealo- zum festen Bestand historischer Nachschla- gie während der NS-Zeit genannt) umfasst gewerke). Schon seit 1905 mehrten sich in ganz eindeutig auch rassenhygienische For- den von Koerner verfassten Vorworten des derungen. Koerner formulierte denn auch Genealogischen Handbuches die rassenhy- 1920 im Mitteilungsblatt des „Deutschen gienischen Hinweise und Appelle. 1920 ver- Rolands“ als Vereinsziel, „die arisch-germa- anlasste Koerner, dass in diesem Jahr bei nische Rasse, vornehmlich in ihrem Deut- zwei Bänden (32 und 33) auf dem Titelblatt schen Aste vor weiterer Durchsetzung mit das Hakenkreuz auftauchte.80 minderwertigem Blute und vor weiterem ··································································· Rückgange zu bewahren“.78 In den Jahren 1910 bis 1923 hat Lorenz- ··································································· Meyer sämtliche Wappen zu den ersten Der Leiter der Abteilung der Deutschen sechs Bänden des Hamburger Geschlechter- Zentralstelle für Genealogie im Staatsarchiv buches, einer Reihe innerhalb des Deutschen Leipzig, der nicht gerade linker Positionen Geschlechterbuches, gezeichnet. Schwer verdächtige Volkmar Weiss, vertritt zur Mit- vorstellbar ist, dass er die Vorworte dieser gliedschaft im „Deutschen Roland“ die An- Bände des Hamburger Geschlechterbuches sicht, „daß derjenige, der dem ,Deutschen nicht zur Kenntnis genommen hat. Über Roland, Verein für deutsch-völkische Sip- die Rezeption der Ansichten Koerners bei penkunde zu Berlin‘ beigetreten war, nicht seinem Publikum hat der Historiker Joist nur Kontakte zur Förderung seiner genealo- Grolle folgende Einschätzung abgegeben, gischen Forschungen gesucht hat, denn die unter der sich auch die Position Eduard Lo- gab es auch (…) anderswo, sondern darüber renz Lorenz-Meyers subsumieren lässt: hinaus sich über die politische Ausrichtung ··································································· des Vereins ,Deutscher Roland‘ im klaren „Nicht Koerners extremer Standpunkt ist war und mit ihr zumindest teilweise sympa- typisch, wohl aber die Art und Weise, wie thisiert hat, wenn auch in von Person zu Per- das bürgerliche Publikum ihn und seinen son unterschiedlichem Maße“.79 Rassismus teils annahm, teils hinnahm. ··································································· Diesem Verhalten werden im einzelnen Diese Einschätzung deckt auch die Posi- unterschiedliche Motive zugrundegelegen tion Eduard Lorenz Lorenz-Meyers ab. haben: die einen werden tendenziell zuge- ··································································· stimmt, andere nur keinen Anstoß genom- Der „Deutsche Roland“ bot ideelle Unter- men oder sogar stille Vorbehalte gehabt ha-

| 43 | ben. Die rassistischen Vorworte Koerners weiteren Stifter für die Gesellschaft. Über haben sie nicht abgeschreckt“.81 seine Stiftertätigkeit hinaus unterstützte Lo- ··································································· renz-Meyer diese durch finanzielle Zuwen- Seit 1905 stand Eduard Lorenz Lorenz- dungen: 1912 spendete er 2.000 Mark für Meyer in regem Briefkontakt mit dem Wie- den Reservefonds der Gesellschaft, dessen ner „Dichter-Seher“ Guido von List (1848– Zinsertrag dem finanziell meist klammen 1919), eigentlich Karl Anton List, der Adels- „Meister“ List (wie er von seinen Gefolgs- titel war selbstgemacht.82 Nach dem Tod leuten genannt wurde) zufloss.85 seines Vaters 1877 hatte List den Kauf- ··································································· mannsberuf aufgegeben und sich seinen Die Gesellschaft war 1905 in erster Linie schriftstellerischen und journalistischen In- zur Finanzierung der „Forschungen“ und teressen mit Schwerpunkt auf Geschichte Verbreitung der Werke Lists ins Leben geru- und Brauchtum der Germanen zugewandt. fen worden. Zu diesem Zwecke veröffent- List sah in Wappen das Ergebnis altgerma- lichte sie die „Guido-List-Bücherei“. Diese nischer Runensymbole. Diese Deutung wandte sich „beileibe nicht nur an die All- gründete auf pseudomythologischen Spe- deutschen, Deutschnationalen usw. allein, kulationen und fand in einer Gruppe von sondern sie will dem ganzen ario-germa- Heraldikern großen Widerhall. Lists wich- nisch-deutschen Volke, dessen Grenzen tigster Schüler war Bernhard Koerner, des- weiter als staatliche Grenzpfähle reichen, sen vierbändiges Werk „Handbuch der He- Beweise liefern für die Richtigkeit stamm- roldskunst (1920–30)“ auf der List’schen verwandten, rassengemäßen Denkens und Hypothese vom Ursprung der Wappen auf- Fühlens, sie will wissenschaftlich begrün- baute.83 den, was alle ario-germanisch-deutschen ··································································· Stämme eint, was fremde Zutat im Laufe Solche Theorien stießen bei positivisti- der Zeiten wurde, wie sich dieses Denken schen Heraldikern, z. B. dem Grafiker Otto und Fühlen zukunftsformend vertiefen Hupp (1859–1949), auf vehementen Wider- lässt, um die große pangermanische Welt- spruch. Die Auseinandersetzung nahm, macht zu begründen“.86 ganz untypisch für historische Hilfswissen- ··································································· schaften, den Charakter eines politisch- Der 1910 erschienene Band 5 der Guido- ideologischen Richtungsstreites an, der List-Bücherei „Die Bilderschrift der Ario- während der gesamten Zeit der Weimarer germanen (Ario-Germanische Hierogly- Republik ausgefochten wurde. phik)“ ist Eduard Lorenz Lorenz-Meyer ··································································· gewidmet (im gedruckten Widmungstext Die enge Verbindung zu List geht auch da- steht: „Herrn Eduard Lorenz Lorenz-Meyer raus hervor, dass Lorenz-Meyer 1907 als Stif- ostindischen Handelsherren zu Hamburg ter der „Guido-von-List-Gesellschaft“ mit dem feinsinnigen u. kunsterfahrenen Heral- Sitz in Wien beitrat, deren Ehrenmitglied er diker in Armantreue vom Verfasser“). Mit später wurde.84 1908 gewann er Conrad Publikationen wie dieser führte List den Hermann Tietgens (1851–1941), ebenfalls ein Okkultismus in die völkische Bewegung Begründer der HAMBURGISCHEN WIS- ein. Er betrachtete sich als letzten Magier SENSCHAFTLICHEN STIFTUNG, als der „Armanen“, ein Kunstwort aus „Arier“

| 44 | und „Germanen“. Die Armanen waren Briefkopf, der plante, seinen Sitz nach nach seiner Beschreibung die geistigen Füh- Hamburg zu verlegen.93 Die Gilde entfal- rer und Priester der „Arier“. Als Feind glaub- tete allerdings keine Wirksamkeit, da es te List eine „internationale jüdische Ver- schon im Dezember 1915 zu schwerwiegen- schwörung“ ausmachen zu können.87 den Zerwürfnissen zwischen dem Vorstand ··································································· und dem Geschäftsführer A. K. Heller kam, 1911 gründete List den „Hohen Armanen der Vereinsgelder veruntreut hatte. Orden“ als inneren Zirkel der List-Gesell- ··································································· schaft. Der Orden, mit List als „Hohem Das im Nachlass Lorenz-Meyers gefundene Meister“ an der Spitze, verstand sich als handschriftliche, undatierte Textfragment männerbündisch-elitären Priesterbund und „Die äußere Erscheinung des Deutschen“ strebte nach „Regenierung des Ario-Germa- zeigt einen Blick auf die deutsche Geschich- nenthums“.88 Zu diesem Zweck fanden sich te, der mit der falschen Gleichsetzung von deutsche Männer „auf Grundlage uralter ar- Germanen mit Deutschen beginnt, mit der manischer Überlieferung im wiedererstan- Romantisierung des Mittelalters und der denen Armanen-Orden (…) [zusammen], Abwertung der Renaissance als „undeutsch“ um nach den Ausführungen des Armanen fortfährt, mit der Verdammung der Moder- Guido von List in Wien zum Gul oder der nisierungen der Napoleonischen Reformära Sommer-Sonnenwende 1911 das erste Arma- und der Revolution von 1848 endet und ins- nenthing abzuhalten“.89 gesamt um die Erhaltung der „Rasse“ be- ··································································· sorgt ist. In Verbindung mit der Mixtur aus Schon 1911 trat Lorenz-Meyer, ebenso wie sozialkonservativem Engagement und über- Koerner, dem Orden bei.90 Ritualisierte Ge- steigertem Nationalismus, auf die in den heimtreffen waren im Wien der Jahrhun- vorherigen Kapiteln eingegangen wurde, dertwende durchaus verbreitet und tauchen, deutet sich eine bedenkliche Nähe zur spä- etwa in Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, teren NS-Ideologie an, die ja nicht „aus ei- auch als literarisches Motiv auf. nem Guss war“, sondern sich eklektisch vie- ··································································· ler Quellen bediente. Ähnliche Ziele wie die „Guido-von-List- ··································································· Gesellschaft“ verfolgte die 1915 in Schweden Da Lorenz-Meyer sich in seinen veröffent- gegründete pangermanische „Germanen- lichten Texten sonst meist zu praktischen Gilde“, die das Ziel hatte, „bei den Germa- Fragen äußerte, soll an dieser Stelle ein län- nen der Welt das Gefühl der Zusammenge- gerer Ausschnitt des Fragments wiedergege- hörigkeit der Rasse zu wecken“ durch „An- ben werden: näherung aller Völker germanischer Rasse ··································································· und Besserung ihrer geistigen und wirt- „Hört man was Tacitus sagt, so schwillt ei- schaftlichen Beziehungen“.91 (Der Reime- nem das Herz: hohe blonde Gestalten, ver- schmied Heinrich Feisel setzte ins Internet: schlossen gegen Außenstehende. So war es „Es war nicht immer ganz im Bilde, einst- noch das ganze Mittelalter hindurch, so mals die Germanengilde“).92 Lorenz-Meyer lange die Deutschen die deutschen Einrich- trat im November 1915 der Gilde bei, einem tungen und deutsche Sprache übten – wenn- eingetragenen Verein mit Hakenkreuz im gleich leider die amtlichen Eintragungen oft

| 45 | lateinisch waren und dadurch dazu beitru- schen kam unter Karl V. das spanische, dann gen, unsere Eigenart zu untergraben. Aber das französische und unter der Franzosen bis vor 1500 war deutsche Art, deutsche Herrschaft wurde viel Gutes vernichtet. Mit Sprache, deutsche Kunst, deutscher Sang 1848 ward die Grenze allen fremden Völkern und deutscher Tanz und deutsche Namen geöffnet und dann strömten die Schwarzha- doch noch an der Tagesordnung. Vor allem rigen in Scharen herein und vermischten hütete sich das Volk als solches noch vor unseren Stamm mit fremden Blut. fremden Einflüssen (…). So blieb die Rasse ··································································· erhalten. Wie groß das Unheil ist, kann man rasch er- ··································································· messen, wenn man vom Land zur Stadt Das ward Alles anders, als die Renaissance fährt; auf dem Lande ist der Stamm glück- über uns herein traf. Da schielte alle Welt licherweise noch nicht ganz stark vermischt, auf fremde Vorbilder und konnte sich gar aber in der Stadt gibt es kaum noch blonde nicht genug tun, ,klassische‘ Vorbilder nach- Menschen, wenn sie nicht vom Lande zuge- zuahmen, auch wenn sie deutscher Art noch wandert sind“.94 so wenig entsprachen. Nach dem lateini-

| 46 | ·············································································································································· 70 Scheibelreiter, Heraldik, S. 17. 71 Zitiert nach Weidler, Lorenz-Meyer, S. 90. 72 Herold 44 (1913), Anzeigen-Beilage. 73 Vgl. Nicolaisen, Studien, S. 84. 74 Vgl. für die obigen Zitate Herold 48 (1917), S. 10, 15, 17. 75 Roland 2 (1914), S. 8. 76 Roland 14 (1921), S. 219. Dort wird „Eduard Lorenz-Meyer, Großkaufmann, Hamburg, Tesdorpf-Str. 18“ als neues Ehrenmitglied aufgeführt. 77 Grolle, Geschlechterbuch, S. 314; Weiss, Vorgeschichte, S. 419. – Das Hakenkreuz ist bis in die älteste Ge- schichte nachzuweisen, war aber vor 1900 nicht allgemein bekannt (Hamann, Wien. S. 298). 78 Roland 12 (1920), S. 157. 79 Weiss, Vorgeschichte, S. 501. 80 Grolle, Geschlechterbuch, S. 314, 320; Weiss, Vorgeschichte, S. 498. 81 Grolle, Geschlechterbuch, S. 323. 82 Vgl. die zahlreichen überlieferten Briefe von List an Lorenz-Meyer im Staatsarchiv Hamburg: 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4e. 83 Scheibelreiter, Heraldik, S. 18. 84 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: Guido von List an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 27. Dezem- ber 1907; Roland 2 (1914), S. 18. 85 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer,C X g 4 e: Friedrich Wannieck an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 6. Fe- bruar 1912. 86 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: Informations- und Werbebroschüre der „Guido-von-List-Ge- sellschaft“. 87 Vgl. List, Guido von auf der Website des Lexikons Rechtsextremismus (http://lexikon.idgr.de/l/l_i/list-guido/ list-guido.php). 88 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: Guido von List an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 16. Juni 1911. 89 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: Rundschreiben, unterzeichnet u. a. von Guido von List und Bernhard Koerner. 90 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: Guido von List an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 31. März 1911. – Im Wikipedia-Artikel Guido von List (http://de.wikipedia.org/wiki/Guido_von_List) wird, allerdings ohne nähere Belege, darauf hingewiesen, dass der junge Adolf Hitler ebenfalls Mitglied des Armanenordens gewesen sein könnte. Vgl. hierzu auch Hamann, Wien, S. 300: „In Hitlers bruchstückhaft erhaltener Privatbibliothek befindet sich ein Buch von Rabindranath Tagore [1861–1941, JG] über den Nationalismus mit der handschriftlichen Wid- mung zum Geburtstag 1921: ‚Herrn Adolf Hitler meinem lieben Armanenbruder B. Steininger‘. Babette Steinin- ger war ein frühes Münchener Parteimitglied. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Hitler Kontakt zu ei- nem der Geheimbünde um List hatte, wahrscheinlich aber erst in München [wohin er 1913 ging, JG]. Allerdings könnte das Wort ‚Armane‘ auch allgemein gemeint sein, um Hitlers hohen Rang innerhalb der ‚germanischen‘ Hierarchie zu unterstreichen.“ 91 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: A. K. Heller an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 9. September 1915, 11. September 1915. 92 Weblog Heinrich Feisel (http://heinrichfeisel.typepad.com/nachdenkliches/2005/12/index.html). 93 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X g 4 e: A. K. Heller an Eduard Lorenz Lorenz-Meyer, 7. November 1915. 94 StA Hbg., 622-01 ⁄65 Lorenz-Meyer, C X h 1 b: Die äussere Erscheinung des Deutschen, o. J. ··············································································································································

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Epilog

Eduards Leben endete versöhnlich. Seit Am 28. April 1926 fand die Trauerfeier in der dem verlorenen Weltkrieg hatte er es ab- achten Kapelle des Friedhofes Ohlsdorf gelehnt, den britischen Generalkonsul in statt. An ihr nahmen u. a. die Bürgermeister Hamburg zu treffen. Nach langer Weige- Carl Petersen, Max Schramm (1861–1928) rung konnte ihn jedoch 1926 der damalige und Carl August Schröder (1855–1945) sowie Bürgermeister Carl Petersen (1868–1933) da- der Senator Paul de Chapeaurouge (1876– zu überreden, einer Einladung des General- 1952) teil. Eduard fand seine letzte Ruhe- konsuls zu einem Diner Folge zu leisten und stätte unter dem noch von ihm selber ent- den Kontakt wieder aufzunehmen. worfenen Grabmal. Der Grabstein besteht – ··································································· seinem Kunstgeschmack angemessen – aus Hierzu kam es unglücklicherweise nicht einer Backsteinmauer mit kupfernem Wap- mehr: Als sich Eduard für dieses Diner den pen und dem Wahlspruch der Familie „Om- Frack anzog, traf ihn der Schlag, an dessen nia cum Deo“. Folgen er am 25. April 1926 verstarb. ···································································

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Verwendete Literatur und Bibliographie zu Eduard Lorenz Lorenz-Meyer

Zur Quellenlage: 1910: Im Staatsarchiv Hamburg befindet sich der Nach- Koerner, Bernhard (Hg.): Genealogisches lass der Familie Lorenz-Meyer (Umfang: 9 lfdM., Handbuch Bürgerlicher Familien, Band 18 (Ham- Laufzeit: 1724–1958). In Hinblick auf Eduard Lo- burger Geschlechterbuch, Band 1), Görlitz 1910 [die renz Lorenz-Meyer sind die wichtigsten Bestände Wappen sind von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer die (von seinem Sohn Albrecht Lorenz Lorenz- gezeichnet] Meyer verfassten) Erinnerungen „Aus dem Leben 1911: von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer“ sowie die sehr Ebert, Paul (Hg.): Die Veddel in Wort und umfangreiche Korrespondenz. Bild: Mit Beiträgen von Hamburger Kunstfreun- ··································································· den und Schriftstellern, Hamburg 1911 [mit Wap- Arbeiten Eduard Lorenz Lorenz-Meyers nach Erschei- penzeichnungen und Zeichnungen von Eduard Lo- nungsjahr geordnet (Auswahl): renz Lorenz-Meyer] 1890: Koerner, Bernhard (Hg.): Deutsches Ge- Hamburgische Wappen und Genealogien, Ham- schlechterbuch, Band 19, 21, 23, 27, 44 (Hamburger burg 1890 [zusammen mit Oscar Louis Tesdorpf] Geschlechterbuch, Band 2 bis 6), Görlitz 1911–1923 1896: [die Wappen sind von Eduard Lorenz Lorenz- Wappenbuch der hamburgischen Deputationen Meyer gezeichnet] (1860–1896), Hamburg 1896 Der Garten in Hamburg, in: Der Hamburger 1, 2 1902: (1910/11), S. 30–33 Beneke, Otto (Hg.): Geschichte der Familie 1912: Lorenz Meyer in Hamburg. Im Auftrage des Herrn Ex-Libris de Hambourg, in: Bulletin héraldique de Senator Georg Christian Lorenz Meyer, Hamburg France, historique et archéologique: Bulletin men- 1902, herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft suel de la Société Héraldique de France 2, 1 (1912), Hamburgischer Kunstfreunde von Alfred Lichtwark S. 22–23 [der Buchschmuck ist nach Zeichnungen von Edu- Hamburgische Wappenrolle. Nach Hamburgi- ard Lorenz Meyer gestaltet; Nachdruck von: schen Wappenbüchern zusammengestellt, Ham- Beneke, Otto (Hg.): Geschichte und Genealo- burg 1912 gie der Familie Lorenz Meyer in Hamburg, Ham- 1917: burg 1861] Kriegswappen. Mit einer Tafel, in: Der deutsche 1906: Herold: Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Fami- Breitfenster und Hecke. Ein Bilderbuch alter ham- lienkunde 48 (1917), S. 10–11, 15 burgischer Häuser und Gärten, Hamburg 1906, 1920: herausgegeben im Auftrag der Gesellschaft Ham- Deutsche Bauweise, in: Die Braunschweiger GNC- burgischer Kunstfreunde [zusammen mit E. Janda, Monatsschrift 8, 11 (1920), S. 482–489 Einleitung von Alfred Lichtwark] 1927: Siebs, Benno Eide: Wappenbuch des Landes Wursten, Bremerhaven 1927 (Wappenbücher der

| 49 | Marschen aus dem Gebiet des Heimatbundes Män- Heraldischen Vereins „Zum Kleeblatt“ von 1888 zu ner vom Morgenstern; 2) [die farbigen Tafeln wur- Hannover e.V. 10/11 (1972/73), S. 87–94 den bereits 1924 von Eduard Lorenz Lorenz-Meyer Büttner, Ursula: Der Aufstieg der NSDAP, in: gezeichnet] Hamburg im „Dritten Reich“. Herausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Ham- Literatur: burg, Göttingen 2005, S. 27–65 Art. Lorenz-Meyer, Eduard, in: Degener, Der deutsche Herold. Zeitschrift für Wap- Herrmann A. (Hg.): Unsere Zeitgenossen. Wer pen-, Siegel- und Familienkunde 44 (1913); 48 (1917) ist’s?, Leipzig 1909, S. 857–858 Der deutsche Roland. Mitteilungen des Ro- Art. Meyer, Lorenz, in: Vollmer, Hans (Hg.): lands, Vereins für deutsch-völkische Stammkunde Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von zu Berlin e.V. Heft 2 (1914) der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ul- Der deutsche Roland. Mitteilungen des Ro- rich Thieme und Felix Becker, Leipzig 1930, S. 489 lands, Vereins für deutsch-völkische Sippenkunde Art. Lorenz-Meyer, in: Deutsches Geschlech- zu Berlin e.V. Heft 12 (1920); Heft 14 (1921) terbuch, Band 171, Limburg 1975, S. 197–246 Doerry, Martin: Übergangsmenschen. Die Asendorf, Manfred: Hamburger Nationalclub, Mentalität der Wilhelminer und die Krise des Kai- Keppler-Kreis, Arbeitsstelle Schacht und der Auf- serreichs, Weinheim 1986 stieg Hitlers, in: 1999: Zeitschrift für Sozialgeschichte Grolle, Joist: „Deutsches Geschlechterbuch“. des 20. und 21. Jahrhunderts 3 (1987), S. 106–150 Ahnenkult und Rassenwahn, in: Zeitschrift für Auktion CXXIII. Handzeichnungs-Sammlung Niederdeutsche Familienkunde 74 (1999), S. 311–326 Arnold Otto Meyer, Hamburg I: Moritz von Hamann, Brigitte: Hitlers Wien. Lehrjahre Schwind. Deutsche Künstler des XIX. Jahrhunderts. eines Diktators, München 1996 Reiche Spezialsammlungen von Werken Feuer- Hamburger Abendblatt Nr. 46 (23. Februar bachs, Ludwig Richters, Steinles, Genellis, Schnorrs, 1956): Kaufleute und Künstler Prellers, Drebers u. a. Auktion am 16.–18. März Hamburger Fremdenblatt Nr. 115 (26. April 1914, Leipzig 1914 1926): Nachruf Eduard Lorenz Lorenz-Meyer; Nr. Auktion CXXIV. Handzeichnungs-Sammlung 117 (28. April 1926): Beerdigung Eduard Lorenz Lo- Arnold Otto Meyer, Hamburg II: Alte Meister des renz-Meyer XV.–XVIII. Jahrhunderts. Anton Graff. Versteigerung Hamburger Nachrichten Nr. 1 (1. Januar 19.–20. März 1914, Leipzig 1914 1914): Mehr Spielplätze!; Nr. 193 (27. April 1926): Auktion CXXV. Sammlung Arnold Otto Meyer, Nachruf Eduard Lorenz Lorenz-Meyer; Nr. 196 (28. Hamburg III. Holzschnittprobe-Drucke von Moritz April 1926): Beerdigung Eduard Lorenz Lorenz- von Schwind, Ludwig Richter, Menzel, Schnorr, Meyer Rethel und andere Drucke von und nach Künstlern Hamburgischer Correspondent Nr. 408 dieser Zeit sowie einige moderne Radierungen. (12. August 1911); Nr. 215 (11. Mai 1923): Museum Auktion am 21. März 1914, Leipzig 1914 für Hamburgische Geschichte; Nr. 193 (27. April Bajohr, Frank: Die Zustimmungsdiktatur. 1926): Nachruf Eduard Lorenz Lorenz-Meyer; Nr. Grundzüge nationalsozialistischer Herrschaft in 196 (28. April 1926): Beerdigung Eduard Lorenz Lo- Hamburg, in: Hamburg im „Dritten Reich“. Her- renz-Meyer ausgegeben von der Forschungsstelle für Zeitge- Helfferich, Emil: Zur Geschichte der Firmen schichte in Hamburg, Göttingen 2005, S. 69–121 Behn, Meyer & Co. und Arnold Otto Meyer, Band Behrens, Reinhard: Die Deutschnationalen in 2, Hamburg 1967 Hamburg 1918-1933, Dissertation Hamburg 1973 Hering, Rainer: Konstruierte Nation. Der All- Bergedorfer Zeitung Nr. 16 (19. Januar 1956): deutsche Verband 1890 bis 1939, Hamburg 2003 Wentorf war der Mittelpunkt Hipp, Hermann: Backsteinbau in Hamburg: Bruns, Günther A.: Heraldik in Hamburg. Er- Schöpferischer Prozeß aus gestalterischen, ökono- innerungen an Paul Heinrich Trummer und Edu- mischen und sachlichen Bedingungen, in: Baukul- ard Lorenz Lorenz-Meyer, in: Sonderdruck aus dem tur, Technik, Wissenschaft, Kunst, Umwelt (1984), Jahrbuch der neuen Heraldischen Mitteilungen des S. 32–40

| 50 | Hipp, Hermann: Für Gottfried Semper, in: Ar- Schwindrazheim, Oscar: Die Gesellschaft chitektur in Hamburg. Jahrbuch 2003, S. 128–135 Hamburgischer Kunstfreunde, in: Deutsche Kunst Jacks, Gisela: Gesichter und Persönlichkeiten. und Dekoratio. Illustrierte Monatshefte für mo- Bestandskatalog der Porträtsammlung im Museum derne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungs- für Hamburgische Geschichte I: Ölgemälde, Pas- kunst und künstlerisches Frauenschaffen 14 (1904), telle, Miniaturen, Aquarelle und Zeichnungen, S. 531–550 Hamburg 1992 Seemann, Birgit-Katharine: Stadt, Bürger- Koch, Lars: Der Erste Weltkrieg als Medium der tum und Kultur. Kulturelle Entwicklung und Kul- Gegenmoderne – zu den Werken von Walter Flex turpolitik in Hamburg von 1839 bis 1933 am Beispiel und Ernst Jünger, Dissertation Groningen 2004 des Museumswesens, Hamburg 1998 [http://dissertations.ub.rug.nl/FILES/faculties/arts/ Sieveking, Heinrich: Die Anfänge des Hauses 2004/l.koch/thesis.pdf] Behn-Meyer & Co. in , in: Vierteljahres- Koerner, Bernhard (Hg.): Deutsches Ge- schrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 35 schlechterbuch, Band 21, 32, 33 (Hamburger Ge- (1942), S. 179–211 schlechterbuch, Band 3; Hessisches Geschlechter- Stolt, Peter: Liberaler Protestantismus in Ham- buch, Band 1; Obersächsisches Geschlechterbuch, burg – im Spiegel der Hauptkirche St. Katharinen, Band 1), Görlitz 1912, 1920 Hamburg 2006 Koerner, Bernhard: Handbuch der Herolds- Stubbe, Wolf: Erwerbungen der Kunsthalle: kunst. Wissenschaftliche Beiträge zur Deutung der Zeichnungen 1951–1957, in: Jahrbuch der Hambur- Hausmarken, Steinmetz-Zeichen und Wappen mit ger Kunstsammlungen 3 (1958), S. 192–218 sprach- und schriftgeschichtlichen Erläuterungen; Veddeler christliches Gemeindeblatt. nebst kulturgeschichtlichen Bildern, Betrachtun- Sonntagsblatt für Oberländer Schiffer Nr. 11 (1. No- gen und Forschungen, 4 Bände, Görlitz 1920–30 vember 1926): Nachruf Eduard Lorenz Lorenz-Meyer List, Guido von: Die Bilderschrift der Ario- Weidler, Wilhelm: Eduard Lorenz Lorenz- Germanen (Ario-Germanische Hieroglyphik), Leip- Meyer, in: Zeitschrift der Zentralstelle für Nieder- zig 1910 (Guido-List-Bücherei; 1. Reihe: Forschungs- sächsische Familiengeschichte 8 (1926), S. 89–93 ergebnisse Nr. 5) Weiss, Volkmar: Die Vorgeschichte des arischen Marchthaler, Hildegard von: „Das Haus Ahnenpasses. Teil I: Das sogenannte Blutsbekennt- Deiner Väter“. Ein Beitrag zur Geschichte des Ham- nis; Teil II: Historische oder völkische Grundlage?, burger Bürgerhauses, in: Deutsches Geschlechter- in: Genealogie 3 (2001), S. 417–436; 497–507 buch, Band 142, Limburg 1966, S. XVII–XXX ··································································· Melle, Werner von: Dreißig Jahre Hamburger Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nicht Wissenschaft 1891–1921. Rückblicke und persönli- für alle Abbildungen die Rechteinhaber ermittelt che Erinnerungen, Band 1, Hamburg 1923 werden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie- Nicolaisen, Dörte: Studien zur Architektur in hung Rechte geltend machen, so möge er sich an die Hamburg 1910–1930, Dissertation München 1985 Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wenden. Rump, Ernst: Lexikon der bildenden Künstler ··································································· Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Bildnachweis: Hamburg 1912, S. 82 Helfferich, Emil: Zur Geschichte der Firmen Behn, Saul, Klaus: Staat, Industrie, Arbeiterbewegung Meyer & Co. und Arnold Otto Meyer, Band 2, im Kaiserreich. Zur Innen- und Sozialpolitik des Hamburg 1967 Wilhelminischen Deutschland 1903–1914, Düssel- Lorenz-Meyer, Eduard Lorenz: Hamburgische dorf 1974 Wappenrolle. Nach Hamburgischen Wappenbü- Scheibelreiter, Georg: Heraldik, Wien 2006 chern zusammengestellt, Hamburg 1912 Schiefler, Gustav: Eine Hamburgische Kultur- Museum für Hamburgische Geschichte geschichte 1890–1920. Beobachtungen eines Zeit- Privatarchiv Anna-Christa Albers genossen. Bearbeitet von Gerhard Ahrens, Hans Staatsarchiv Hamburg, 622-01/65 Lorenz-Meyer, Wilhelm Eckhardt und Renate Hauschild-Thies- c x a 3; c x m 2; 3; 4; 7; 8; 11; 12; 18; 19; 20; 21 sen, Hamburg 1985

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Die Online-Version dieser Publikation ist auf der Verlagswebsite frei verfügbar (open access). Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika- tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv- server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

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Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH, Hamburg, Deutschland, http://www.ew-gmbh.de Grundgestaltung: Peter Schmidt Group, Hamburg Layout: Michael Sauer Lektorat: Dr. Ludwig Gerhardt

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Die Firma Behn Meyer Deutschland Holding AG & Co. KG mit Haupt- sitz am Ballindamm in Hamburg ist eines der traditionsreichsten Han- delshäuser der Hansestadt. Das Haus verkauft u. a. Gummi-Chemikalien für den europäischen Markt, die in eigenen asiatischen Werken produ- ziert werden. Behn Meyer ist heute eine Gruppe von Firmen, die in Deutschland, Singapur, Malaysia, Thailand, Indonesien, Vietnam, My- anmar, Kambodscha und Jamaika tätig ist.

In der Geschichte des Unternehmens hat es eine Reihe bekannter Persön- lichkeiten gegeben, so z. B. Arnold Otto Meyer oder Franz Heinrich Witthoefft. Eduard Lorenz Lorenz- Meyer (1856–1926), dessen Biogra- phie in diesem Band dargestellt wird, und der (wie Witthoefft) zu den Do- natoren der HAMBURGISCHEN WISSENSCHAFTLICHEN STIF- TUNG gehört, hat hingegen immer etwas im Schatten gestanden. Richtet sich der Blick jedoch nicht in erster Linie auf ökonomische Aspekte, son- dern berücksichtigt auch politische und vor allem kulturelle, so zeigt sich ein äußerst facettenreiches Leben. Eduard Lorenz Lorenz-Meyer

Eduard Lorenz Lorenz-Meyer: Ein Hamburger Kaufmann und Künstler Hamburger Ein Lorenz-Meyer: Lorenz Eduard Ein Hamburger Kaufmann und Künstler