Frauen- Und Männerbilder in Der Musik Festschrift Für Eva Rieger Zum 60
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2 Foto : Mariann Steegmann 3 Freia Hoffmann, Jane Bowers, Ruth Heckmann (Hrsg.) Frauen- und Männerbilder in der Musik Festschrift für Eva Rieger zum 60. Geburtstag Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 2000 4 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Universität Bremen und des Fachs Musik an der Universität Oldenburg Das Copyright für die Kompositionen liegt bei den KomponistInnen Das Copyright für die wissenschaftlichen Beiträge liegt bei den AutorInnen Notensatz S. 58, 232, 248: Martina Oster Titelgestaltung: Julia Oesterling, unter Verwendung von Pablo Picassos Spiel am Strand und Rettung, 1932 Verlag/Druck/ Bibliotheks- und Informationssystem Vertrieb: der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (BIS) Verlag Postfach 25 41, 26015 Oldenburg Tel.: 0441/798 2261, Telefax: 0441/798 4040 e-mail: verlag @bis.uni-oldenburg.de ISBN 3-8142-0715-7 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort 8 Foreword 9 Gertrud Meyer-Denkmann: Mit euch allen feiern 10 Freia Hoffmann Denkanstöße, Einsprüche, Alternativen. Eva Riegers Beitrag zu einer feministischen Musikwissenschaft 11 Jane Bowers The Development of Gender Studies in American Musicology. A View from 2000 21 Mia Schmidt: Little Steps 26 Janina Klassen Dekonstruktion - (Re)Konstruktion. Die spätantike Peregrinatio Egeriae als Quellentext zur Musik- und Gender-Forschung 27 Gabriele Busch-Salmen Die Frau am Tasteninstrument. Thesen zur Interpretation eines Bildtopos 41 Julia Liebscher Das Kastratentum im Diskurs von Thomas Laqueurs one-sex model 47 Peter Schleuning Trennungsschmerzen männlich und weiblich. Mozarts Lieder KV 519 und 520 55 Beatrix Borchard Die Sängerin Amalie Joachim und Die schöne Müllerin von Franz Schubert 69 Susanne Rode-Breymann Die bedrohliche Frau. Geschlechterkonstruktionen auf der Opernbühne um 1900 81 6 Sabine Giesbrecht Daisy oder Sylvia - Kunst unter der Optik des Lebens 97 Erwin Koch-Raphael: FOR EVE R 112 Susan McClary Different Drummers. Interpreting Music by Women Composers 113 Siegrid Ernst: Ein Feuerwerk für Eva 128 Judith Tick Writing Female Composers into Mainstream Music History. Ruth Crawford Seeger as a Case Study 129 J. Michele Edwards Senza sordini. Women, Gender, and Sonic Strategies 147 Barbara Heller: Das besondere E 164 Marcia J. Citron Gendered Sonata Form. Toward A Feminist Critical Tradition 165 Vivienne Olive: Perpetuum Mobile 178 Jan Hemming Musik und Körper. Performative Problemlösungsstrategien 181 Violeta Dinescu: Tendencies 198 Elizabeth Wood Decomposition 199 Wolfgang Löffler: Petra und die Wölfin 214 Martina Oster Arrangieren - Inszenieren - Interpretieren. Ein Forschungsprojekt zur geschlechts(un)typischen musikalischen Sozialisation 217 Ursula Görsch: MiFaLa. 232 Wolfgang Martin Stroh Mädchen und szenische Interpretation 233 7 Ruth Schonthal: So schön soll es weitergehen 248 Corinna Herr Fragmentierte Körper - flache Stimmen? Peter Sellars Fernseh-Inszenierung von Händels Giulio Cesare in Egitto 249 Elena Ostleitner Die Wiener Philharmoniker und die Frauenfrage. Eine Chronologie der Ereignisse im Spiegel der Presse 265 Ruth Heckmann Schriftenverzeichnis Eva Rieger 271 Patricia Jünger: Multipercussiver Wirbel 279 8 Vorwort Frauen- und Männerbilder in der Musik daß der Titel des vorliegenden Buches auf ein in den letzten 20 Jahren überhaupt erst erschlossenes For- schungsgebiet so eindeutig verweisen kann, ist unter anderem ein Verdienst von Eva Rieger. An ihrem 60. Geburtstag möchten wir ihr mit dieser Festschrift zu ihren wissenschaftlichen Leistungen gratulieren. Wir freuen uns, daß auch einige Komponistinnen und Komponisten sich dieser Gratulation anschließen und einen musikalischen Beitrag zu dieser Festschrift geleistet haben. Seit der Zweiten Frauenbewegung in den 70er Jahren hat sich die Frauen- und Geschlechterforschung in der Musikwissenschaft einen festen Platz erobert. Die Frage nach dem Anteil der Frauen an unserer heutigen historisch gewach- senen Kultur ermöglichte einen neuen Blick auf die Geschichte, der offenlegt, daß eine soziale Dichotomie der Geschlechter nicht immer als gegeben fest- stand. Dennoch prägt das Verhältnis der Geschlechter zueinander in Geschich- te und Gegenwart unsere (musikalische) Kultur und unsere Wissenschaft bis heute nachhaltig in musikalischen Texten, in Biographien, in der Rezeption, in der Inszenierung und Vermittlung von Musik und in der Art und Weise, wie über alles dies nachgedacht und gesprochen wird. Die AutorInnen aus Deutschland, Österreich und den USA greifen Frauen- und Männerbilder aus verschiedenen Bereichen der Musikgeschichte und Musik- pädagogik auf und knüpfen dabei an viele Gedanken und Vorarbeiten Eva Riegers an. So können wir mit diesem Band auch einen umfangreichen Ein- blick in den Stand der gegenwärtigen Forschung vermitteln und wie wir hof- fen Anregungen zu neuen Diskussionen geben. Oldenburg / Milwaukee WI / Hamburg, im Februar 2000 Freia Hoffmann, Jane Bowers und Ruth Heckmann 9 Foreword Frauen- und Männerbilder in der Musik that the title of the present book can so unequivocally refer to a field of inquiry that, for the most part, has developed within the last twenty years, is due largely to Eva Rieger. With this Festschrift, we wish to congratulate her on her sixtieth birthday for her scholarly achievements. We are pleased that several composers have also added their congratulations and musical contributions to this Festschrift. Since the second wave of the womens movement began in the 1970s, women and gender studies in musicology have become firmly established. The question of the place of women in our present culture offers a new view of history, which illustrates that a social dichotomy between the sexes was not always accepted as a given. Nevertheless, the relationship of the sexes to each other in our past and present musical culture is still inscribed in musical texts, in biographies, in reception history, in the staging and presentation of music, and, above all, in the ways in which we think and speak about these things. The present authors, from Germany, Austria, and the United States, approach the representation of women and men in music from different areas within musicology and music education and, in so doing, are linked with many ideas and previous work of Eva Rieger. We hope, therefore, that this volume will provide broad insight into the present state of research, as well as stimulate new discussion. Oldenburg / Milwaukee WI / Hamburg, February 2000 Freia Hoffmann, Jane Bowers and Ruth Heckmann 10 11 Denkanstöße, Einsprüche, Alternativen Eva Riegers Beitrag zu einer feministischen Musikwissenschaft Freia Hoffmann Auf dieses Buch habe ich gewartet so begann im März 1981 eine Rezen- sion von Eva Riegers Textsammlung Frau und Musik, und sie endete nach einer ausführlichen Wiedergabe von Lesefrüchten mit der Aufforderung: Liebe Frauen, Troubadouras, Bänkelsängerinnen und Patti-Smith-Fans, lest dieses Buch! Diese heute noch mitreißende Begeisterung, dieser dringliche Appell an musikinteressierte Frauen hatte seine guten Gründe. Ende der siebzi- ger Jahre hatten sich die Regale in Frauenzentren, Buchläden und Wohnge- meinschaften bereits reichlich gefüllt mit Büchern von Schriftstellerinnen, mit einschlägigen Zeitschriften, mit feministischen Aufarbeitungen von Literatur, Geschichte, Kunst und Film ja sogar in den Schallplattensammlungen fand sich einiges, was sich für Frauenfeten, für Demonstrationsgesänge und das Nach- spielen an Klavier und Gitarre eignete. Aber was entschieden noch fehlte, war die Aufarbeitung eines Taburaums weiblicher Kreativität: Es scheint, so schreibt die Rezensentin, als wäre auch den überzeugtesten Frauenrechtlerin- nen [. .] die Beantwortung der Frage: Warum gibt es kein weibliches musika- lisches Genie? etwas peinlich. Mit dieser Scham ist es jetzt hoffentlich vorbei. Die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger, seit 1973 aktiv in der Frauenbewe- gung tätig, hat unter dem Generalthema Frau und Musik umfangreiches Quellenmaterial zusammengestellt; Musikpädagoginnen, Komponistinnen, Sängerinnen usw. aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert beschreiben und analysieren die gesellschaftlichen Repressionen, denen musikalisch be- gabte Frauen ausgesetzt waren und sind.1 Das Buch erschien in der renommierten, von Gisela Brinker-Gabler herausge- gebenen Reihe Die Frau in der Gesellschaft. Frühe Texte (Fischer Taschen- buch Verlag) pünktlich zum Festival Frau und Musik (20. bis 23. November 1980 in Bonn und Köln) und war auf dem Büchertisch des Bonner Frauenbuch- ladens die Hauptattraktion (Schriftenverzeichnis2 Nr. 11). Für viele Leserin- nen war die Verfasserin aber keine Unbekannte mehr. Von 1973 bis 1977 wissen- schaftliche Assistentin an der Musikhochschule Berlin (heute in die Hochschu- le der Künste integriert) und seit 1978 Akademische Rätin an der Universität 12 Freia Hoffmann Göttingen, hatte sie sich bereits im 1978 gegründeten Arbeitskreis Frau und Musik engagiert und schon damals mit ihren Publikationen Aktivitäten entfal- tet, die in Menge und Vielfalt beeindruckend waren. Ihre ersten Artikel zum Thema Frau und Musik galten der Vorstellung zeitge- nössischer Musikerinnen: Die Interviews mit Vivienne Olive und Grete von Zieritz sowie ein Portrait von Eta Harich-Schneider (Nrn. 21, 23, 24) entstan- den in dem Bewußtsein, daß Musikwissenschaft, auch wenn sie sich vornehm- lich der Analyse historischer Voraussetzungen und Bedingungen widmet, eine Verantwortung für die Darstellung und Vermittlung von zeitgenössischen Ent- wicklungen besitzt eine Verantwortung, die Eva Rieger auch später immer wieder,