Der Neue Werther Im Kontext
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Der neue Werther im Kontext Hauptwerk: Ulrich Plenzdorf: “Die neuen Leiden des jungen W.“ nächsteWerke: Johann Wolfgang von Goethe: “Die Leiden des jungen Werthers“ Jerome D. Salinger: „Der Fänger im Roggen“ Untertitel : Ein Vergleich Vedoucí bakalářské práce – prof. PhDr. Jiří Munzar, CSc. Vypracovala: Jana Santariusová Fachrichtung : Německý jazyk a literatura e – mail : Jana Santariusová <[email protected] > Datum : 24. September (WS 2006/2007) Annotation: Thisstudyisbased on Plenzdorf’snovel: „Die neuen Leiden des jungen W.”. There ismethod „Intertextualita“ used. It isbased on three novels: „Die neuen Leiden des jungen W.“ from Ulrich Plenzdorf, „Die Leiden desjungen Werthers“ from Johann Wolfgang von Goethe and from „The Catcher in the Rye“ from Jerom D. Salinger. Plenzdorf’smain character (in written form) meetsGeothe’sWerther, likesBeat- Music, J. D. Salinger’s novel and jeans. Following studyisanalyzing Plenzdorf’snovel in compare with the others mentioned novels. It is trying to trackGoethe’sand Salinger influence to Plenzdorf’s „Die neuen Leiden desjungen Werthers.” It examinesnot onlyown text, e.g. quotationsfunctionality, but also style of writing or levelsof story. Keywords: Intertextualität, Vergleich – Plenzdorf: „Die neuen Leiden desjungen W.“ , Goethe: „Die Leiden desjungen Werthers“ , Salinger: „Der Fänger im Roggen“ , Übereinstimmende und unterschiedliche Zeichen der Helden von Plenzdorf und Goethe 4 Einführung Ein paar Worte zur Intertextualität In dieser Studie wird die Methode der Intertextualität gebraucht. Am Anfang braucht man die Texte, an denen man arbeitet, gründlich durchlesen. In diesem Fall hat man drei grundlegende Ausgangstexte, genau : „ Die neuen Leiden desjungen W. “ von Ulrich Plenzdorf, Goethes „ Die Leiden desjungen Werthers“ und Salingers „ Der Fänger im Roggen “. Den bekannten Stoff von Goethes „ Die Leiden des jungen Werthers“ hat Plenzdorf alsVorlage für die in der Ost-Berliner Gegenwart spielende Handlung benützt. Plenzdorf schöpfte doch auch ausanderen Quellen. Die Hauptfigur Edgar Wibeau liebt Beat-Musik, den Roman desAmerikanersJ. D. Salinger „ Der Fänger im Roggen “ und Jeans. In der nachfolgenden Arbeit wird gerade PlenzdorfsText auf seine Verbindungen zu anderen Texten hin untersuchen. Man richtet auf die Einwirkung von GoethesStückund von SalingersStückauf Plenzdorfs „ Die neuen Leiden des jungen W. “. So wird nicht nur der einzelne Text (wie z. B. die Funktionen der wörtlichen Zitete) untersucht, sondern auch Gattung, Diskurstypikoder Erzählweise beobachtet. 5 1. Biographie von Ulrich Plenzdorf - Ulrich Plenzdorf wurde am 26. Oktober 1934 in Berlin -Kreuzberg alsSohn einer Arbeiterfamilie geboren. Seine Eltern waren aktive Mitglieder in der KPD und wurden wiederholt von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet. - Nach dem Abitur 1954 beginnt er das Studium der Philosophie am FranzMehring- Institut in Leipzig, daser aber nach drei Semestern wieder abbricht. - In den Jahren 1955-1958 arbeitet er alsBühnenarbeiter bei der DEFA. - 1958/59 tritt alsSoldat in die Nationale Volksarmee ein. - 1959-1963 nimmt er erneut ein Studium an der DDR-Filmhochschule in Babelsberg auf. - Seit 1964 Engagement alsSzenarist und Dramaturg bei der DEFA. Plenzdorf schreibt u.a. Filmszenarien zu "Mir nach, Canaillen" (1964), "Weite Straße – stille Liebe" (1969) und "Kennen Sie Urban?" (1970). - 1971 Heinrich-Greif-Preis 1. Klasse für "Kennen Sie Urban?"mit Ingrid Reschke. Kunstpreis der FDGB für "Kennen Sie Urban?"im Kollektiv. - Am 18. Mai 1972 wird in Halle dasStück "Die neuen Leiden des jungen W." uraufgeführt. Ursprünglich war der Stoff "Die neuen Leiden desjungen W." als Filmdrehbuch konzipiert, wurde dann von Plenzdorf aber zu einem sehr erfolgreichen Theaterstückumgearbeitet und erst danach zu einer Erzählung. - 1973 Roman "Die neuen Leiden des jungen W." - 1973 Premiere desFilms "Legende von Paul und Paula" Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste/DDR und Heinrich-Greif- Preis . - 1976 Verfilmung "Die neuen Leiden desjungen W."in der Bundesrepublikunter der Regie von Eberhard Itzenplitz. - 1978 Auszeichnung mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis für seinen inneren Erlebnismonolog "Kein runter, kein fern" . - 1979 Roman "Die Legende vom Glück ohne Ende" . 6 - 1982 Jacob-Kaiser-Preis für "Esgeht seinen Gang", zusammen mit Erich Loest. - 1986 und 1989 Uraufführungen von Plenzdorfs Theaterstücken "Ein Tag länger als Leben" und "Zeit der Wölfe" nach Romanen von TschingisAimatov. Beide Dramatisierungen stellen eine kompromisslose Abrechnung mit dem Stalinismus dar. - Am 3. Oktober 1991 zeigt die ARD am Abend der deutschen Einheit Plenzdorfs Film "Häschen hüpf oder Alptraum eines Staatsanwalts" . Er zeigt die Bundesrepublikin einer Mischung aus Rückblende und Vorgriffen auf Ängste und Befürchtungen. - 1992 Plenzdorf löst Jurek Becker als Drehbuchautor für die ARD-Serie "Liebling Kreuzberg" mit Manfred Krug ab. - 1993/94 Im ZDF wird PlenzdorfsFernsehspiel "Vater Mutter Mörderkind" gezeigt, dasdie Geschichte desAdoptivkindeseinesTerroristen, der in der DDR untertaucht und nach der Wiedervereinigung insGefängniskommt, darstellt. DasStückwird noch im gleichen Jahr in Halle alsTheaterstückaufgeführt und 1994 in Buchfassung veröffentlicht. - 1994 DasFernsehspiel "Das andere Leben des Herrn Kreins" wird in der ARD gesendet. Esschildert eindrucksvoll die Begegnung zwischen einem Regimegegener und seinem Sicherheitsoffizier nach der "Wende". - 1997 Mitunterzeichner der "Erfurter Erklärung", in der ein Linksbündnisvon SPD und Bündnis90/Grüne ohne Ausgrenzung der PDS zur Ablösung der Regierung Kohl gefordert wird. Plenzdorf schreibt dasDrehbuch zu dem Film "Abgehauen" nach der Autobiographie von Manfred Krug. - Plenzdorf lebt in Berlin und in einem Dorf im Oderbruch. Anhand seiner Biographie lässt sich erkennen, dassUlrich Plenzdorf einer der großen Schriftsteller und Drehbuchautor der DDR war und immer noch aktivfür das Fernsehen Drehbücher und Theaterstücke schreibt. Er hat esalseiner der wenigen DDR-Schriftsteller geschafft, nach dem Ende der DDR weiterhin zu veröffentlichen und schreiben zu können. 7 2. „ Die neuen Leiden des jungen W. “ 2.1 Inhalt des Werkes vom Plenzdorf Charlie verlobt Dieter Freundschaft verliebt Rivalität Edgar Wibeau Das Bild Nummer 1.: Schematische Darstellung der Beziehungen Edgars zu Charlie und Dieter In den „ Neuen Leiden “ erzählt man die Geschichte vom 17jährigen Edgar Wibeau. Lehrling in einer DDR-Kleinstadt bricht nach einem Streit mit seinem Meister die Lehre ab, verläßt seine vielbeschäftigte Mutter und schlüpft in einer Ost-Berliner Wohnlaube unter, wo er eine Reclam-Ausgabe des „Werthers“ findet. Edgar schickt seinem Freund Willi besprochene Tonbänder, wo er passende Stellen ausdem Werther in die Berichte über sich selbst montiert. Auf dem Nachbargrundstückneben der Laube lernt er die 20jährige Kindergärtnerin Charlie, in die er sich verliebt. Seine Liebe zu ihr wird aber nicht erwidert und Charlie bleibt auch nach einer romantischen Bootsfahrt, die sie zusammen unternehmen, mit ihrem strebsamen Zeitgenossen. Edgar mag sich keinem Arbeitskollektiveinordnen. Weil er zu spät erkennt, daser allein in der Gesellschaft keine Schanze hat, geht er vor Beendigung seiner erfindischen Tätigkeit „über den Jordan“ . So stirbt er, bevor er zum Held der sozialistischen Arbeit wird. 8 2.2 Die Aufnahme des Romans in der DDR Nach der Theateraufführung desRomansin Halle und nach seiner Veröffentlichung in „ Sinn und Form “ begann die öffentliche Diskussion über PlenzdorfsRoman. Ausden Kritikern äuβerte sich Kurt Hager mit diesen Worten: „ Das Idealbildvondemisolierteneinzelnen,dessenQualitätengewissermaβen nurabseitsvonderGesellschaft sichtbarwerden,widerspricht sowohldemWesen deswissenschaftlichenSozialismusalsauchder Wirkilchkeitunserer Gesellschaft.“ 3/ PlenzdorfsWerkwurde selbstverständlich nicht nur kritisiert aber auch anerkannt. Hermann Kant , DDR – Autor und Vizepräsident des Schriftstellerverbandes, bewertete auf dem VII. Schriftstellerkongreβ Plenzdorf, weil dieser gezeigt habe, „dassauchdas Alte sehrneuartigundaufregendseinkann.“ 3/ Vor allem viele Jugendliche der DDR identifizierten sich mit der Hauptfigur. Sie erkannten Personen und Probleme ausihrer Umgebung im Roman wieder und begannen darüber zu diskutieren. Sie konnten so ihre Meinung dazu formulieren. Gabriele Herzog nennt den Grund für die abnorme Wirkung desWerkes: „ DasStück greiftdie Problemeder heutigenJugendlichenauf.“ 3/ Sie sagt weiter: „ Edgarist keine typische Person.Eristauchkeine Ausnahme.Eristeine erdachte, eine Kunstfigur.Eswurdeversucht, viele Probleme,diedas Lebenmit sichbringt,inihnzuvereinen....Gutist,dasser überallesnachdenkt,wasihm begegnet.Ernimmtnichtsals selbstverständlichhin....Gut,dassdieGeschichte aus EdgarsSichterzähltwird,erhatvieleseingesehen.Erhatvielesaus Oppositiongemacht.“ 3/ 9 Eine Studentin beschreibt in der Zeitschrift „ Neue Deutsche Literatur “ ihre Reaktion: „Wirwaren sehr, sehrbegeistert.VorallenDingen,dassmantatsächlichvon Anfanganbis zumSchluβdirektangesprochenwurde,einmaldurchdenStoffund danndurchdiewirklichrealistische Darstellung dieser Probleme,dieeinem selbstbekannt sind,die manselber hatoder gehabthat.“ 3/ Plenzdorfsmögliche Intention drückt eine Schülerin aus: „ Der PlenzdorfwolltenichtdieGesellschaftals solchekritisieren,erwolltenur zeigen,dass Jugendliche auchmalanders zubetrachtensind, undzwarauf andereWeise,alsmanesmeistens tut.“ 3/ Auch über die Sprache wurde positivauch negativvehement diskutiert: „ DieSpracheist treffend.EdgarsSpracheistauchcharakteristischfür