Deutscher Bundestag Drucksache 2031 2. Wahlperiode 1953

Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehrswesen (30. Ausschuß)

über den Antrag der Abgeordneten Josten, Massoth, Bettgenhäuser, Lahr, Schlick und Genossen

- Drucksache 1170 -

betr. Neue Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim

A. Bericht des Abgeordneten Schill (Freiburg) :

I. Allgemeines Straßenzwecke nicht freigegeben werden könn- ten. Der Beauftragte des Bundeskanzleramts für In der 66. Plenarsitzung des Deutschen Bundes- die mit der Vermehrung der alliierten Truppen tages am 17. Februar 1955 wurde der Antrag der zusammenhängenden Fragen hat zu der gleichen Abgeordneten Josten, Massoth, Bettgenhäuser, Lahr, Angelegenheit dahingehend Stellung genommen, Schlick und Genossen betr. Neue Rheinbrücke daß mit Rücksicht auf etwaige in absehbarer Zeit zwischen Bingen und Rüdesheim — Drucksache zu erhebende militärische Forderungen eine 1170 — an den Ausschuß für Verkehrswesen zur Straßenführung, die den Wiederaufbau der weiteren Bearbeitung überwiesen. Eisenbahnbrücke und ihrer Verbindung verhin- Mit Schreiben vom 18. Februar 1955 wurde das dert, unerwünscht erscheine. Bundesministerium für Verkehr um baldmög- Da nach dieser Sachlage feststeht, daß für eine liche schriftliche Stellungnahme gebeten. Straßenbrücke über den Rhein im Raume Bin- gen—Rüdesheim eine von der Eisenbahnbrücke Mit Schreiben vom 12. Juni 1955 (StB 1 — Ibpl. unabhängige Lösung gefunden werden müßte, — 93 B 55) legte der Bundesminister für Verkehr wird nunmehr von den beteiligten Ländern Hes- folgende vorläufige Stellungnahme vor: sen und Rheinland-Pfalz unter gegenseitiger „Der in der Bundestagsdrucksache 1170 behan- Abstimmung die entsnrechende Planung, durch- delte Wiederaufbau der zerstörten Eisenbahn- geführt. Im Rahmen des vorgesehenen Ausbaues brücke über den Rhein zwischen Bingen und der Bundesstraße wird das Ergebnis dieser Rüdesheim als Straßenbrücke macht eingehende Untersuchungen ggf. zu berücksichtigen sein." Untersuchungen erforderlich, um die damit zu- Mit Schreiben vom 18. November 1955 (StB 1 — sammenhängenden Verkehrsfragen zu klären Ibpl. — 284 He 55) legte der Bundesminister für und die Baukosten zu ermitteln. Ergebnisse hier- Verkehr folgende endgültige Stellungnahme mit über werden erst in einiger Zeit vorliegen, so einem Übersichtsplan vor: daß eine ausführliche schriftliche Stellungnahme „Der Wiederaufbau der im Krieg zerstörten im Augenblick noch nicht möglich ist. Zu Ihrer Hindenburgbrücke zwischen Bingen und Rüdes- Unterrichtung über den Stand der Dinge darf ich heim als Straßenbrücke ist bereits in der Frage- folgendes ausführen. stunde des Deutschen Bundestages am 24. Juni Die Hauptverwaltung der Deutschen Bundes- 1954 behandelt worden. Die Brücke war aus bahn hat auf Anfrage mitgeteilt, daß im Rah- strategischen Gründen als Eisenbahnbrücke ge- men des zivilen Eisenbahnverkehrs z. Z. keine baut. Sie trug einen Bohlenbelag und konnte in Notwendigkeit für den Wiederaufbau der Hin- den Zugpausen von Straßenfahrzeugen benutzt denburgbrücke als Eisenbahnbrücke selbst be- werden. steht. Es seien jedoch Umgestaltungen der Bahn- Zu dem vorliegenden Antrag nehme ich wie anlagen im Raum Bingen geplant, die eine Wie- folgt Stellung: derbenutzung der stillgelegten Zufahrtsstrecke Dietersheim—Hindenburgbrücke möglich er- a) Bedeutung der Brücke scheinen lassen, so daß die mit der Hindenburg- Zwischen und Ko- brücke zusammenhängenden Bahnanlagen für blenz—Kreuznach stehen zur Zeit für den Stra- ßenverkehr die Bundesstraßen 40 und 9 über Die Beteiligung des Bundes, der interessierten zur Verfügung. Der Verkehr auf diesen Länder, Kreise und Gemeinden an den Bau- Straßen insbesondere in den Relationen Darm- kosten wird zu gegebener Zeit geprüft werden stadt—Mainz und Wiesbaden—Mainz hat stark müssen. zugenommen. Eine Straßenbrücke zwischen Bin- d) Bauplanung gen und Rüdesheim hätte in erster Linie für den Nachbarschafts-, Bezirks- und Ausflugsverkehr Um den erheblichen Straßenverkehr im Raum Bedeutung. Aus landschaftlichen Gründen be- Mainz zu bewältigen, laufen zur Zeit Planungen vorzugen die Touristen zwischen Wiesbaden und für zwei Straßenbrücken über den Rhein bei Rüdesheim die Bundesstraße 42 und zwischen Mainz—Weisenau und bei Wiesbaden—Schier- stein. Bingen und die Bundesstraße 9. Inso- weit wird ein verkehrswirtschaftliches Bedürfnis Die Länder Rheinland-Pfalz und Hessen ver- für eine Rheinbrücke bei Bingen bejaht werden treten mit mir die Auffassung, daß diesen Pla- müssen. Zwischen Mainz und Koblenz fehlt auf nungen gegenüber dem Projekt bei Bingen zeit- etwa 90 km eine Straßenbrücke über den Rhein. lich unbedingt der Vorrang gebührt. b) Lage der Brücke Aus diesem Grund sollte die Planung einer Die Deutsche Bundesbahn ist zur Zeit am Straßenbrücke über den Rhein zwischen Bingen Wiederaufbau der Rheinbrücke bei Bingen als und Rüdesheim zunächst zurückgestellt werden." Eisenbahnbrücke nicht interessiert. Sie kann je- doch wegen Umgestaltung der Bahnanlagen im II. Im einzelnen Raum Bingen die zum Rhein führenden Trassen Der Ausschuß für Verkehrswesen hat in seiner für Straßenzwecke nicht freimachen. Nach den 71. Sitzung am 11. Januar 1956 die Drucksache 1170 Untersuchungen der Länder Hessen und Rhein- eingehend beraten. Der Vertreter des Bundes- land-Pfalz und der Wasser- und Schiffahrts- ministers für Verkehr führte dazu u. a. aus, daß direktion Mainz läge eine neue Straßenbrücke im Raum Rüdesheim—Mainz der Bau von drei am günstigsten unmittelbar oberhalb der zer- Rheinbrücken vorgeschlagen worden sei, und zwar störten Eisenbahnbrücke. Hier ist ein guter An- zwisch en schluß an die Bundesstraße 42, an die geplante Umgehungsstraße Bingen im Zug der Bundes- Mainz und Weisenau Wiesbaden und Schierstein und straße 9 und an eine etwaige Entlastungsstraße Bingen und Rüdesheim. über den vorderen Hunsrück möglich. Bei den Straßenplanungen im Raum Bingen—Rüdesheim Hinsichtlich ihrer Dringlichkeit rangiere jedoch die wird dieser Rheinübergang bereits vorsorglich geplante Brücke zwischen Bingen und Rüdesheim berücksichtigt. an letzter Stelle. Es sei nicht möglich, schon jetzt einen Termin anzugeben, wann dem Bau dieser c) Kosten der Brücke Rheinbrücke nähergetreten werden kann. Nach überschläglicher Schätzung würde Der Ausschuß für Verkehrswesen stimmte dar- der Bau der etwa 1250 m lan- aufhin nach kurzer Aussprache der Stellungnahme gen Straßenbrücke etwa 15,0 Mio DM des Bundesministers für Verkehr zu und beschloß, der Bau der Straßenanschlüsse etwa 3,5 Mio DM dem Plenum des Deutschen Bundestages zu emp- zusammen 18,5 Mio DM fehlen, den Antrag als Material an die Bundes- kosten regierung zu überweisen.

Bonn, den 11. Januar 1956 Schill (Freiburg) Berichterstatter B. Antrag des Ausschusses: Der Bundestag wolle beschließen,

1. den Antrag — Drucksache 1170 — als Material an die Bundesregierung zu überweisen und 2. die zu dem Antrag eingegangenen Petitionen durch die Beschlußfassung für erledigt zu er- klären. Bonn, den 11. Januar 1956 Der Ausschuß für Verkehrswesen Rümmele Schill (Freiburg) Vorsitzender Berichterstatter