für Astronomie Nr. 15 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V. / VdS

Venus-Transit Frühjahrskometen Mars-Retroperspektive

ISSN 1615 - 0880 www.vds-astro.de III/ 2004 Astronomik CCD-Astronomie in 5 Schritten Filter für die Astronomie Grundlagen, Technik, Praxis Astronomik Filter sind eine neue Spezialentwicklung für die Astronomie. Karolin Kleemann-Böker, Axel Martin Mit diesen Filtern gibt es erstmals hochwertige und dennoch günstige Interferenzfilter für die CCD Astronomie und die visuelle Beobachtung. Die Endlich! Die deutschsprachige Anleitung für CCD-Astronomen kommt! Astronomik Filter werden nach einem neuartigen Verfahren hersgestellt: Die Neuerscheinung des Oculum Verlages füllt eine Lücke, denn jahrelang Die Transmissionskurven werden fast mit mathematischer Genauigkeit ein- mussten Benutzer astronomischer CCD-Kameras auf englischsprachige gehalten und wir haben reale Transmissionen bis zu 99,5% gemessen. Literatur zurückgreifen. Nun hat ein kompetentes Autorenpaar Abhilfe Die Astronomik Filter sind nicht mit den bekannten Filtern aus Japan oder geschaffen! den USA vergleichbar: Die Schichten sind vollkommen dicht und feuchtig- »CCD-Astronomie in 5 Schritten« keitsunempfindlich: Astronomik Filter verändern sich nicht im Laufe der widmet sich ausführlich: Jahre, sondern behalten ihre Transmissionskurve "ewig". Weiterhin sind die Schichten so hart, daß kein versehentliches Verkratzen möglich ist. • den Grundlagen der CCD-Technik Sie müssen schon mutwillig mit Schleifpapier auf die Filter losgehen, um •der Kamerawahl kleine Kratzer zu erzeugen. Astronomik Filter müssen Sie nicht wie ein ro- •der Steuerung und Benutzung hes Ei behandeln und müssen nicht peinlichst auf trockene Lagerung ach- einer Kamera ten. Astronomik Filter sind für den harten Einsatz an Ihrem Teleskop be- stens geeignet. Da die Filter diese außerordentlichen Eigenschaften ha- •der Bildkorrektur und ben, gewähren wir 10 Jahre Garantie. Bildbearbeitung Die Herstellung der Filter in Europa führt außerdem dazu, daß die Filter •der Anwendung bei Photometrie, unabhängig von den starken Wechselkursschwankungen zum US$ und Astrometrie und Farbaufnahmen zum Yen einen sehr günstigen Preis haben. Alle Filter sind in 1,25" (M28,5) und 2" (M48) verfügbar und werden mit Der Wert des Buches ergibt sich aus beschrifteten Fassungen und im Staubschutzbehälter geliefert. Die Astro- den zahlreichen Tipps aus der nomik Filter sind auf Anfrage in Größen bis 100mm x100mm lieferbar. jahrelangen Praxis der Autoren. 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Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

die Ausgabe Nr. 15 unserer Mitglieder- Die große Marsopposition ist zwar gerade zeitschrift „VdS-Journal für Astronomie“ erst ein Jahr her, doch schon befinden wir liegt mit erneuten 144 Seiten Umfang vor uns in der Vorbereitung auf die vielleicht Ihnen. noch interessantere Konstellation im näch- Anstelle eines umfangreichen Schwer- sten Jahr. Grund genug, um Ihnen endlich punktthemas bietet es diesmal eine erste, die Sieger unseres Marswettbewerbes vor- große Rückschau auf das seltene Ereignis zustellen. Lesen Sie dazu mehr in dieser vom 8. Juni 2004: der Venustransit vor der Ausgabe. Unser Dank gilt allen Einsendern Sonne. Sie sehen auf Sonderseiten die und ebenso Christoph Lichtblau, der die gelungenen Aufnahmen unserer Mit- Auswertung vorgenommen hat. Schon jetzt glieder. Was uns bei der Sonnenfinsternis rufen wir zu einer Wiederholung des 1999 in Deutschland nicht vergönnt war, Wettbewerbes auf und wir freuen uns auf wurde am 8. Juni wahr: Ein strahlend blauer Ihre Einsendungen. Himmel sorgte für einen würdigen Rahmen dieses Jahrhundertereignisses. Und über- Neben den vielen Venusbildern erhielten haupt: Viele Sternfreunde konnten ein Jahr wir sehr schöne Aufnahmen von zwei wei- nach dem Merkur-Transit am 7. Mai 2003 teren spektakulären Himmelserschein- mit dem Vorübergang der Venus am 8. Juni ungen, den zwei hellen Kometen LINEAR 2004 erneut ein sehr seltenes und spannen- T7 und NEAT Q4, von denen wir eine erste des Ereignis am Fernrohr erleben! Die Auswahl hier abdrucken. Um beide sehen Unser Titelbild Astronomie bietet uns Sternfreunden wahr- zu können, musste man allerdings auf die zeigt eine Aufnahme des Venusdurch- lich Highlights. Südhalbkugel reisen. Hier entstanden fas- gangs vor der Sonne am 8. Juni 2004 zinierende Bilder! um 6:02 Weltzeit (UT). Die Bildautoren Zwar nicht unbedingt vergleichbar, aber Bernd Koch und Rainer Schalnus beob- doch ebenso spannend, soll es am 18. Darüber hinaus gibt es weitere interessante achteten den Transit zusammen an der September 2004 in Deutschlands Stern- Neuigkeiten: Zum Thema Einsteigerastro- Privatsternwarte von Bernd Koch in warten zugehen. An diesem Tag findet der nomie wurde von Jürgen Kemmerer auf Sörth/Westerwald. Sie verwendeten eine zweite deutschlandweite Astronomietag unserer Internetseite www.vds-astro.de ein Digitalkamera Canon 10D an einem statt, zu dem Ihre Vereinigung der Stern- neues Forum eingerichtet, welches er in Astro-Physics EDFS 130-mm-Refraktor freunde e. V. aufgerufen hat. Die Vorberei- Zukunft Dank Ihrer Mithilfe gestalten (Öffnungsverhältnis 1:6), der mit einem tungen sind weitgehend abgeschlossen und wird. Flat-Field-Converter (Baader) und die VdS kann stolz auf eine große Zahl von Auf unserer Homepage finden Sie auch die AstroSolar Sonnenfilterfolie der Dichte teilnehmenden Institutionen, Sternwarten kompletten Inhaltsverzeichnisse ab Heft 1- 3,8 ausgestattet war. Sie fertigten ein und Mitgliedern sein; über 150 (rund 20 ein gelungener Service für unsere Mit- Mosaik von zwei Einzelbildern an, die mehr als im Vorjahr) haben ihre Zusage glieder und Leser. Verantwortlich für die jeweils 1/4.000 Sekunde belichtet worden gegeben. Über 30.000 Flyer und rund 850 mühevolle Arbeit zeichnen Dietmar waren. Auf dieser sehr hoch aufgelösten Plakate hat die VdS an ihre Mitglieder und Bannuscher und Jost Jahn, denen wir herz- Aufnahme sind neben dem Venus- Sternwarten ausgeliefert – eine wichtige lich dafür danken! Es tut sich was auf der scheibchen eine kleine zentrale Sonnen- Aktion um unser Hobby populär zu VdS-Seite. Aber bei aller Web-Euphorie fleckengruppe, eine große Fackel- machen! Vielen Dank aber auch für Ihre bleibt das gedruckte Wort nebst farbigen gruppe am westlichen Sonnenrand, die Aktivitäten! Bildern – also Ihr VdS-Journal – natürlich Granulation und natürlich die Rand- Lesen Sie dazu die Vorberichte in diesem der unangefochtene im umfangreichen verdunkelung in der Sonnenphoto- Heft und besuchen Sie auch unsere VdS-Angebot. sphäre erkennbar. Internetseite www.astronomietag.de, um zu erfahren, was in Ihrer Nähe geboten wird. Interessante Beobachtungen und viele Auch die Kooperation mit dem „Stern“, klare Nächte wünschen Ihnen der zeitgleich zur „Langen Nacht der Sterne“ einlädt, verspricht ein voller Erfolg zu werden. Helfen Sie mit und sind Sie am 18. September dabei! Wolfgang Steinicke Otto Guthier 2 INHALT

Seite EDITORIAL 1

NACH REDAKTIONSSCHLUSS - Venus VOR dem Transit 5 - Erste Eindrücke vom Venusdurchgang vor der 7 Sonne SCHWERPUNKTTHEMA - Erste Erfahrungen mit der Videoastronomie 16 - Low-Cost-Astronomie mit Webcam 24 Venus VOR der Sonne - Der Marsfotowettbewerb 27 Seite 5 - Mars-Retrospektive 28

FACHGRUPPENBEITRÄGE Astrofotografie - Fotografische Erfassung großflächiger 32 Emmissionsnebel und HII-Regionen - Sterne, Protosterne, galaktische Nebel und 33 Galaxien im Infraroten - Farbenspiele mit Omega Centauri 37 - Nach über zwanzig Jahren ein Traum erfüllt 41 - Kleine Zwerge – hohe Berge / Zwerggalaxienjagd 42 im Hochgebirge Marswettbewerb – die Gewinner Seite 27 Amateurteleskope/Selbstbau - Drei 10x50 Ferngläser der Oberklasse im 47 Vergleich - „ULDOB_1“ („BirkenTAL“) 49 - Aktive Optik am Schmidt-Cassegrain 51

Atmosphärische Erscheinungen - Die perfekten Stürme? – Außergewöhnliche 54 solare und geomagnetische Aktivität im Oktober und November 2003! – Teil 2

CCD-Technik - Die digitale Spiegelreflexkamera Canon 300D 58 Astrofotografie Seite 32 Computerastronomie - Ein Programm zur numerischen Integration des 62 Sonnensystems

Deep-Sky - Neues aus der Fachgruppe Deep-Sky 66 - Die Region um den Nebelkomplex IC 1805/NGC 896 67 - Intergalaktische Nachbarschaft 68 - Deep-Sky mit kleiner Optik: Andromedanebel 70 und Begleiter Ferngläser im Vergleich Seite 47 Geschichte der Astronomie - Neues aus der Fachgruppe Geschichte 72 - Die Isaac-Newton-Gruppe auf La Palma – 72 Ein historischer Abriss - Die Geschichte um den Nebel von 55 75 Andromedae - Maximilian Hell und der Venustransit von 1769 – 78 Eine abenteuerliche Reise nach Vardø

Kometen - Komet C/2004 F4 (Bradfield) 82

Kleinplaneten - Amateurentdeckungen von Kleinplaneten 85 - Meine benannten Kleinplaneten 87 - Recovery eines besonderen Asteroiden oder der 89 Kleinplanet 2003 CP 20 - Kleinplanet (11001) Andrewulff 90

Sonne - Einmal Sonne rot-weiß bitte! 90 Zeichnen am Fernrohr - Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 31. Mai 96 Seite 68 2003 in Island – ein Reisebericht INHALT 3

Seite

Spektroskopie - Die Entwicklung eines Spektralapparates zur 97 Beobachtung und Analyse von Sternspektren

Jugendarbeit - Alle fünf Elemente auf ITV! 100 - Die Arbeitsgruppe „Einführung in die Astronomie“ 100 - Raumfahrt: Rocket Science im ASL (?) 101 - Über die Eignung von Compact Discs als 101 Raketenleitwerk - Logbuch der Raketenioniere: Mittwoch 6.8.2003 101 Sonnenbeobachtung - AG Bericht: Relativitätstheorie 102 Seite 90 - Zeit... 103 - AG Physik der Sonne und der Sterne 104

Sternbedeckungen - Wo bin ich? Positionsbestimmung mit GPS für 104 Amateurastronomen

Veränderliche - Zur visuellen Beobachtung des Blazhko-Effektes 108 bei RR-Lyrae-Sternen - Der Himmel lebt! 110 SERVICE: TIPPS UND TRICKS - M wie Messier 112 ZUM NACHDENKEN Kugelsternhaufen M4 - Stern- und Staunstunden 114 Seite 112 - Der Anfänger unter den Sternfreunden 115 - Die Betreuung der Einsteiger in die Astronomie 116 BEOBACHTERFORUM - Erstaunliche Plejadenbeobachtung 116 - Jupiterbild 118 - Visuelle Beobachtungen am 112-cm-Teleskop in 118 Melle - 10 Jahre Messungen und Rechnungen an 121 Doppelsternen VDS-NACHRICHTEN Fachgruppentreffen in Kirchheim Seite 127 - Wir begrüßen neue Mitglieder 126 - VdS-Fachgruppentreffen 2004 127 - Neuer Mitgliedsbeitrag am 2005 128 - VdS-Journal Online 128 - Leserbriefe an die Redaktion 129 - Jubiläen 129 - Nachruf Max Gerstenberger 130 VDS VOR ORT/ TAGUNGSBERICHTE - AKM-Frühjahrsseminar 2004 131 IMPRESSIONEN - Die Kometen 2002 T7 (LINEAR) und 132 „Kometenparade“ 2001 Q4 (NEAT) REZENSION Seite 132 - The New CCD Astronomy 138 - Fernrohrführerschein in vier Schritten 138 VORSCHAU - Vorschau auf astronomische Ereignisse 139 - Veranstaltungstermine 140

HINWEISE - Komet im Vorgarten 142 - Hinweise für Autoren 143 - Anschriften der VdS-Fachgruppenredakteure 143 - Inserenten-Verzeichnis 71 - Autorenverzeichnis 144 - Impressum 26 C/2001 Q4 (NEAT) - Erratum 27 Seite 134 4 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

Astronomietag – Lange Nacht der Sterne von Jost Jahn

Am 18. September 2004 findet der 2. Astronomietag in Kooperation mit der ersten „Langen Nacht der Sterne“ des STERN statt.

Schon Ende Juli haben sich fast 150 Veranstalter aus dem ganzem Bundesgebiet (s. Abb.1) zum Astronomietag gemeldet. Sie finden auf unserer Website www.astronomietag.de weitere ständig aktua- lisierte Informationen.

Wenn Sie als Verein, Gruppe oder auch Einzelperson noch teilneh- men wollen, so melden Sie Ihre Veranstaltung bei uns an. Informationen zum einfachen Procedere finden Sie auf unsere Website oder telefonisch bei unserer Geschäftsstelle. Kein Veranstalter wird verpflichtet gleichzeitig an der „Langen Nacht der Sterne“ teilzunehmen.

Es macht auf jeden Fall Spaß an einer Veranstaltung teilzunehmen oder sie zu organisieren. Wennn Sie dabei sein wollen, aber keine eigene Veranstaltung in Angriff nehmen wollen, so fragen Sie beim lokalen Veranstalter nach, ob er noch Hilfe benötigt. Dabei lernt man viele neue astronomisch interessierte Leute kennen!

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Abb. 1: Karte der Aktivitäten zum Astronomietag 2004. Ist auch Ihr Punkt dabei? (Stand 30. Juni 2004)

Venus wird vom Mond bedeckt von Manfred Wolf

Am 21. Mai 2004, nur einige Tage vor dem Venustransit, habe ich mit knapper Not die Bedeckung der Venussichel durch den sehr jungen Mond am Taghimmel beobachten können. Ich habe gerade noch die Austrittsphase der Venusbedeckung um 14:39 Uhr MESZ erwischt, als rechtzeitig eine Wolkenlücke daherkam, was sich schwierig gestaltete: Weil die schwache Mondsichel nicht aufzu- finden war, konnte ich das Teleskop erst richtig ausrichten, als die Venus hinterm Mond hervortrat. Beim Eintritt regnete es noch in Strömen und das Teleskop war noch nicht aufgebaut. Zum Foto: Beobachtungsgerät war ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron 11 mit 35-mm-Okular und Skyglow-Filter. Mit einer Pentax Digitalkamera mit 2-fach optischem Zoom belichtete ich 1/400 Sekunde.

VdS-Journal Nr. 15 NACH REDAKTIONSSCHLUSS 5

Venus VOR dem Transit von Manfred Wolf

Für viele Sternfreunde war es spannend, die Entwicklung der immer schmaler wer- denden Venussichel bei der Annäherung an die Erde zu verfolgen. Dieser Vorgang pas- siert zwar recht häufig, erhielt aber durch den bevorstehenden Durchgang vor der Sonne besondere Präsenz. Interessant viel- leicht auch, da unser Nachbarplanet Venus ja nicht gerade mit vielen „Oberflächen- details“ aufwartet. Vielfach gab es Be- geisterung bei der Beobachtung, inoffiziel- le Wettbewerbe, wer die schmalste Sichel „erwischt“, das beste oder schönste Bild gewinnt. Was bei der Redaktion an Venus- phasenbildern eingereicht wurde sei an dieser Stelle gezeigt. Viel Spaß bei der Betrachtung.

Ihre VdS-Redaktion

Abb. 2 (unten): Venus am wolkigen Taghimmel des 23.5.2004, aufgenommen mit einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron 14 bei f/11, 1/125 Sekunde belichtet von Franz Xaver Kohlhauf.

Abb. 1 (oben): Bildserie der abnehmenden Venussichel vom 16.3. bis zum 31.5.2004, aufgenom- men, bearbeitet und zusammengestellt von Gabriele Ackermann. Beobachtungsinstrument war ein APQ 130/1000-mm-Refraktor, ausgestattet mit Flatfield-Konverter und UVIR-Cut- Filter, Äquivalentbrennweite ca. 4,5 m. Aufnahmegerät war die WebCam Philips ToUcam Pro. Die Aufnahme- zeiten: oben links 16.3., 16:54 UT, oben rechts 11.5., 19:04 UT, unten links 17.5., 19:28 UT, unten rechts 31.5.2004, 15:40 UT. Alle Bilder wurden mit Registax 2.1.13.0 verarbeitet.

Datum UT Elongation Ost Venus beleuchtet zu Winkeldurchmesser 16.3.2004 16:54 45,51° 57,76 % 20,63’’ 11.5.2004 19:04 34,26° 19,15 % 42,89’’ Tab. 1: 17.5.2004 19:28 29,15° 13,39 % 47,17’’ Information über den Stand des 23.5.2004 ca. 16 22,83° 8,00 % 51,35’’ Planeten Venus zu den angegebenen 31.5.2004 15:40 12,03° 2,17 % 56,01’’ Aufnahmezeiten der Abbildungen zu 1.6.2004 14:06 10,63° 1,69 % 56,40’’ diesem Beitrag, ermittelt mit GUIDE 6.6.2004 16:25 2,66° 0,11 % 57,68’’ 8.0. (Red.) 6.6.2004 16:44 2,64° 0,10 % 57,69’’

VdS-Journal Nr. 15 6 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

Abb. 3: Abb. 5: Venus am Taghimmel des 1.6.2004 um 14:06 UT, aufgenom- Venus am Taghimmel des 6.6.2004 um 16:44 UT, aufgenommen men an einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop Bresser von Manfred Wolf mit einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm, Äquivalentbrennweite 12,9 m, 1/60 Sekunde Celestron 11 mit 35-mm-Okular und Skyglow-Filter, ohne Filter belichtet von Werner E. Celnik auf Fujichrome Aufnahmegerät war eine Pentax Digitalkamera mit 3-fach ISO 100 Farbdiafilm, Bildbearbeitung mit Photoshop 7. optischem Zoom, Belichtung 1/400 Sekunde.

Abb. 4: Venus am Taghimmel des 6.6.2004 um 16:25 UT, aufgenommen von Werner E. Celnik an einem Refraktor 80/900 mm, Äquiva- lentbrennweite 2,3 m, ausgestattet mit IR-Sperrfilter, Aufnahmegerät war die WebCam Philips ToUcam Pro 740. 2 Prozent von 2048 Bildern des Videostroms wurden verwendet und mit GIOTTO 1.3 gemittelt. Bildbearbeitung mit Photoshop 7, Picture Window Pro 2.5 und Neat Image 3.17. Im Okular am Schmidt-Cassegrain-Teleskop bei 45x war der geschlossene Atmosphärenring zeitweise erkennbar! Ist hier das aschgraue Venuslicht erfasst worden?

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Erste Eindrücke vom Venusdurchgang vor der Sonne von Werner E. Celnik, Hans-Günter Diederich, Rolf Paulus, Gabriele Ackermann, Bernd Flach-Wilken, Manfred Holl, Bernd Koch, Franz Xaver Kohlhauf, Erich Kopowski, Christoph Lichtblau, Joachim Lorenz, Tobias Pfaff, Markus Schabacher, Rainer Schalnus, Jürgen Schulz, Rainer Sparenberg, Aygün Völker, Cai-Uso Wohler, Manfred Wolf

Heiß ist es, 32 °C im Schatten. Aber der Kamerasucher zu sehen. Ein Tropfen- Das Teleskop wurde in Stunde nachge- Schatten befindet sich 20 Meter weiter phänomen beobachten wir nicht. Der führt. Zur Beobachtung hatte ich einen vorn. Also ist Sonnenbrand angesagt. Tenor in der Astro-Gemeinde geht dahin, großen Teil der Nachbarschaft eingeladen. Dummerweise habe ich in der Aufregung dass dieses Phänomen um so besser Alle haben sich interessiert gezeigt und 15 um eines der echten „Jahrhundertereig- erkennbar wird, je schlechter das Seeing Personen sind gekommen. Ich konnte nisse“ meinen Astro-Hut und Sonnen- und die Qualität der Instrumente ist. Also natürlich im Zuge der Unterhaltungen viel creme vergessen. Ich beobachte mit Otto ein Auflösungsproblem. Zwischendurch astronomisches Grundlagenwissen loswer- Guthier zusammen in Heppenheim, denn steigt mein Notebook aus, mit dem ich den. Dieses ist ja auch sehr positiv zu hier und weiter südlich war „Sonne pur“ eine WebCam an einem 80-mm-Refraktor bewerten. Ich habe noch die Kontaktzeiten garantiert worden. In der Tat trübt kein betreibe. Es ist einfach zu heiß. Die 6x6- ermittelt: 1. Kontakt: 07:19:45 Uhr MESZ, Wölkchen den Genuss, einmal live Kamera am 220-mm-Schmidt-Cassegrain 2. Kontakt: 07:39:00 Uhr MESZ, hier Planetenbewegung zu erleben. „Darf ich stört das nicht. Alles in allem: Ein Super- konnte ich keinen schwarzen Tropfen auch mal durchgucken?“ Vorbeikom- Erlebnis! (Werner E. Celnik) erkennen, Mitte des Transits 10:22:00 Uhr mende Schülerinnen und Schüler sind neu- MESZ, 3. Kontakt: 13:03:00 Uhr MESZ, gierig, haben zum Teil in der Schule etwas Nach meiner Beobachtung der Venus mit kein schwarzer Tropfen erkennbar, 4. über den Venusdurchgang gehört. der SoFi-Brille bei ihrem Transit vor der Kontakt: 13:22:00 Uhr MESZ. Nach die- Sonne in meinem Wohnviertel zeigte ich sem wunderschönen und äußerst spannen- Natürlich dürfen sie… Eine Radfahrerin diese auch meinem Hausarzt, dem Bäcker, den Erlebnis bin ich jetzt noch begeistert. drängelt sich zwischen unseren Teleskopen Apotheker und Gemüsehändler einschließ- Gut ist, dass wir dieses Schauspiel noch hindurch: „Was ist denn hier los?!“ ruft sie lich aller dort Beschäftigten und zufällig erleben durften. Der Merkurtransit im verständnislos. Uns stört das nicht weiter. anwesenden Kunden. Alle haben sich vorigen Jahr war auch schon spannend, Wir freuen uns, dass auch die Nachbarn gefreut und waren danach begeistert. Vom aber der Transit der Venus setzt allem die kommen und teilhaben wollen. Toll, den Türken bekam ich sogar eine dicke, pralle Krone auf. Die Venusscheibe war ja auch Atmosphärenring der Venus während der Apfelsine geschenkt. So kann man um das Vierfache größer. (Rolf Paulus) Eintrittsphase im Okular, ja, selbst im Mitmenschen glücklich machen. (Hans- Wir wünschen unseren Lesern viel Freude Günter Diederich) beim Betrachten der nachfolgenden schö- nen Bilder und bei der Erinnerung an ein Hier ein Bericht vom Venustransit am 8. beeindruckendes Erlebnis. Gerne erwarten Juni 2004 in Wesseling bei Bonn in mei- wir für die kommende Ausgabe noch wei- nem Garten. Mein Beobachtungs- tere Bildeinsendungen, Beobachtungs- instrument war ein Rich-Field-Refraktor und Auswertungsberichte zum Venus- 102/500 mm. An Vergrößerungen habe transit 2004! ich 50x, 67x und 83x mit den Okularen Vixen LV 10 mm, Baader eudiaskop. 7,5 mm und TS Weitwinkel 6 mm eingesetzt. Ihre VdS-Endredaktion

Abb. 2: Venustransit 8.6.2004, dieses Einzelbild entstand an einem 12-Zoll- Newton-Teleskopp Abb. 1: bei voller Öffnung Venustransit 8.6.2004, 5:32:40 UT, mit einer ToU ETX-90-Teleskop mit LV-12-mm- Cam-Webkamera. Okular, Blau-Filter, DigiCam mit Bildautor: 1,3 Megapixel in Okularprojektion, Joachim Lorenz, Bildautor: Markus Schabacher, Hormersdorf/ Wuppertal. Erzgebirge.

VdS-Journal Nr. 15 8 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

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Abb. 7 Abb. 8

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Abb. 3: Venustransit 8.6.2004, 5:20:22 UT, Refraktor Starfire Apochromat 127/1.100 mm, Effektivbrennweite 4,5 m, Digitalkamera Olympus 5050Z (5 Megapixel) 1/25 Sekunde belichtet, Hα-Filter Coronado T-Max 40, Ort: Recklinghausen, Bildautoren: Erich Kopowski, Rainer Sparenberg.

Abb. 4: Venustransit 8.6.2004, Bild aus einer Aufnahmeserie zwischen 5:37 und 5:39 UT, Aufnahmeinstrument: Refraktor Astro-Physics Starfire EDFS 130 mm (f/6) mit Baader-Flat-Field-Converter, Canon 10D Digitalkamera, Belichtungszeit 1/1.500 Sekunde, Sonnenfilter: AstroSolar Folie Dichte 3,8. Die Grünebene des Farbbildes ist dargestellt. Der dünne Atmosphärenbogen war beim Eintritt zwischen 5:37 und 5:39 UT als teilweiser bis ganzer Lichtbogen zu beobachten. Bildautoren: Bernd Koch und Rainer Schalnus, Beobachtungsort: Sörth.

Abb. 5: Venustransit 8.6.2004, 5:38 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Bresser 220/1.880 mm, Sonnenfilterfolie Dichte 3,8, Effektiv- brennweite 12,9 m, 1/125 Sekunde belichtet auf Fujichrome ISO 400 Farbdiafilm (6x6), Bild stark bearbeitet, um den Ring der Venusatmosphäre deutlicher sichtbar zu machen. Ort: Heppenheim, Bildautor: Werner E. Celnik.

Abb. 6: Venustransit 8.6.2004, 5:39:48 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron 11 mit 2fach Flat-Field-Corrector und 26,5-mm- Okular, Pentax Digitalkamera mit 3fach optischem Zoom, Belichtung 1/800 Sekunde. Bildautor: Manfred Wolf, Köngetried

Abb. 7: Venustransit 8.6.2004, 6:00:04 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron 8 mit Baader-Objektiv-Sonnenfilterfolie, exzentrisch abgeblendet auf 8 cm Öffnung, Zeiss-Okularrevolver, hier aufgenommen durch das 40-mm-Huygens-Okular, mit Kamera Sony Cyber-shot DSC-P32 (3,1 Megapixel), ohne Stativ, ohne Halterung, „einfach so“ aus der Hand mit Autofokus und ohne jegliche Bildbearbeitung. Bei genauem Hinsehen sind sogar die Sonnenflecken zu sehen…. Ort: Berlin, die Bildautorin Aygün Völker beschreibt ihr Bild als „Foto einer Anfängerin“.

Abb. 8: Venustransit 8.6.2004, 7:15 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Bresser 220/1.880 mm, Effektivbrennweite 12,9 m, Sonnenfilter- folie Dichte 3,8, 1/250 Sekunde belichtet auf Fujichrome ISO 400 Farbdiafilm (6x6), Ort: Heppenheim, Bildautor: Werner E. Celnik.

Abb. 9: Venustransit 8.6.2004, 7:37 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Bresser 220/1.880 mm, Effektivbrennweite 4,7 m, Sonnenfilter, in einer Stunde wird alles vorbei sein: Gegen 10:20 UT hielt das über einem Schieferdach wabernde Seeingmeer kurz inne und erlaubte es Bernd Flach-Wilken durch seinen uralten 125-mm-AK-Refraktor immerhin andeutungsweise die Sonnengranulation zu erfassen. GIOT- TO sortierte aus 256 WebCam- Bitmaps die 50 besten heraus und zeigt uns die schwarze Venus bei 4 m Aufnahmebrennweite. Ort: Wirges.

Abb. 9

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Abb. 10: Venustransit 8.6.2004, 8:22 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Celestron 8 (f/10), 1/250 Sekunde belichtet auf Kodak Technical Pan 2415 Schwarzweiß-Film, Vergrößerung auf Color-Papier. Bildautor: Franz Xaver Kohlhauf, Bad Tölz.

Abb. 11: Venustransit 8.6.2004, 8:25:27 UT, Refraktor Vixen 80/900 mm, Effektivbrennweite 1,2 m, Hα-Filter Coronado T-Max 40, Digitalkamera Olympus 5050Z (5 Megapixel), Bildautoren: Erich Kopowski, Rainer Sparenberg, Recklinghausen

Abb. 12: Venustransit 8.6.2004, in einer Stunde wird alles vorbei sein: Gegen 10:20 UT hielt das über einem Schieferdach wabernde Seeingmeer kurz inne und erlaubte es Bernd Flach-Wilken durch seinen uralten 125-mm-AK-Refraktor immerhin andeutungs- weise die Sonnengranulation zu erfassen. GIOTTO sortierte aus 256 WebCam-Bitmaps die 50 besten heraus und zeigt uns die schwarze Venus bei 4 m Aufnahmebrennweite. Ort: Wirges.

Abb. 13: Venustransit 8.6.2004, 10:23:48 UT, Venus am Südwestrand, Bildautor Cai-Uso Wohler schreibt dazu: 10 Bilder gestackt. Die Venus läuft ihrem 3. Kontakt entgegen. Diesen habe ich für die Photosphäre bei 11:03:30 ermittelt. Für die Chromosphäre lag der Zeitpunkt bei 11:05:16 UT. Als Teleksop diente ein Skywatcher Refraktor 70/700 mm mit Coronado Solarmax 60 mm-Hα- Filter, Blockfilter 10 mm und Vixen LV-10-mm-Okular. Das Bild ist mit der Olympus C-2020Z aufgenommen. Ort: Winsen/Luhe.

Abb. 14: Venustransit 8.6.2004, Christoph Lichtblau vom Physikalischen Verein Frankfurt/Main belichtete 1/500 Sekunde auf Ektachrome ISO 100 G Farbfilm mit dem abgeblendeten 60-cm-Cassegrain-Teleskop des Vereins.

Abb. 15: Venustransit 8.6.2004, 11:00 UT, Refraktor Vixen 102/1.000 mm, Effektivbrennweite 1,3 m, versehen mit einem Herschelkeil, Kamera: Digitalkamera Olympus 4000Z (4 Megapixel), Bildautoren: Erich Kopowski, Rainer Sparenberg, Recklinghausen.

VdS-Journal Nr. 15 12 NACH REDAKTIONSSCHLUSS

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Abb. 21

Abb. 16: Venustransit 8.6.2004, 11:03 UT, Refraktor 90/1.000 mm, Webcam PhilipsToUCam Pro II 740k, bearbeitet mit Registax 1.0.0, Bildautor: Manfred Holl, Einum bei Hildesheim.

Abb. 17: Venustransit 8.6.2004, Venus vor H-alpha-Sonne. Einzelbilder eines Videostreams, aufgenommen mit Philips Toucam Pro an einem Refraktor AS 200/3.000 mm, ausgestattet mit mit DayStar-Hα-Filter (Halbwertsbreite 0,5 Angström), Bildautoren: Tobias Pfaff, Jürgen Schulz, Sternwarte Kirchheim/Thür.

Abb. 18: Venustransit 8.6.2004, 11:03:30 UT, Kutter-Schiefspiegler 200/4.000mm, abgeblendet auf 180 mm Öffnung, Brennweite mit Shapley-Linse auf 2,4 m reduziert, AstroSolar Filterfolie Dichte = 3,5, Schott RG 610 Kantenfilter Dicke 2 mm, Effektive Systembrennweite ca. 17 m, WebCam ToUCam PCVC 740 K, 20 Sekunden AVI-Videostrom mit 10 Bildern/Sekunde aufgenom- men, 1/5.000 Sekunde Belichtungszeit je Bild, Bildakquisition mit P. Katreniaks K3CCDTools, Bildberechnung mit RegiStax, Korrektur mit Photoshop 6.0. Ca. 30 Sekunden vor Kontakt 3 konnte kein Tropfen-Effekt beobachtet werden. Bildautor: Horst Liebig, Bietigheim-Bissingen.

Abb. 19: Venustransit 8.6.2004, 11:03:36 UT, Schmidt-Cassegrain-Teleskop Meade 10 Zoll, Brennweite 2.500 mm, fotografische Sonnenfilterfolie (Baader), Canon EOS 300 D (digitale Spiegelreflexkamera), 1/2.000 Sekunde belichtet bei Einstellung ISO 100, Bildautor: Olaf Haupt, Marktheidenfeld/Spessart.

Abb. 20: Venustransit 8.6.2004, Aufnahme zum Zeitpunkt des 3. Kontaktes, Bildautor: Edgar Hirz, Rückeroth.

Abb. 21: Venustransit 8.6.2004, 11:04:38 UT, Refraktor Pentax 105/670 mm, mit SM 90, mit Flat-Field-Converter, Kamera Canon D 60, 1/1000s belichtet bei Einstellung ISO 1000, Bildautor: Dirk Lucius, Leer.

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Abb. 22 Abb. 23

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Abb. 22: Venustransit 8.6.2004, Einzelbild mit einem Refraktor AS 110/1.650 mm, ausgestattet mit Herschel-Prisma, Kamera: Nikon- Coolpix 995 in Okularprojektion, Grün-Auszug, Bildautoren: Tobias Pfaff, Jürgen Schulz, Sternwarte Kirchheim/Thür.

Abb. 23: Venustransit 8.6.2004, der durch die Venusatmosphäre verursachte Lichtsaum um den Planetenrücken wenige Minuten nach dem dritten Kontakt war am besten gegen 11:06-11:07 UT zu erkennen. Leider produzierte Bernd Flach-Wilkens Laptop genau in diesem kritischen Zeitraum einen Programmhänger, so dass die WebCam-Bilder erst ab 11:09 UT nach einem Neustart wie- der gespeichert werden konnten. GIOTTO holte aus 256 Files die 50 besten heraus und überlagerte sie. Eine entsprechende Skalierung mit Photoshop lässt den Lichtsaum immerhin noch schwach erkennen. Instrument war ein 125mm-AK-Refraktor bei 4 m Brennweite, ausgestattet mit einem RG 645 Filter und einer IR-geblockten ToUCam.

Abb. 24: Venustransit 8.6.2004, Venus vor H-alpha-Sonne. Einzelbilder eines Videostreams, aufgenommen mit Philips Toucam Pro an einem Refraktor AS 200/3.000 mm, ausgestattet mit mit DayStar-Hα-Filter (Halbwertsbreite 0,5 Angström), Bildautoren: Tobias Pfaff, Jürgen Schulz, Sternwarte Kirchheim/Thür.

Abb. 25: Venustransit 8.6.2004, 11:21 UT, Refraktor APQ 130/1.000 mm, ausgestattet mit 2fach Barlowlinse, Herschelprisma, Filter: UVIR-Cut- und Grau ND 3, Kamera Canon EOS 300D bei Einstellung 100 ISO, 1/1.000 Sekunde Belichtung, Bildbearbeitung mit Registax 2.1.13.0. Bildautorin: Gabriele Ackermann, Ditzingen. 16 VIDEOASTRONOMIE

Schwerpunkt-Themen im VdS-Journal

Liebe Leserinnen und Leser, eigentlich war für diese Ausgabe des „Journals für Astronomie“ der Vereinigung der Sternfreunde das Schwerpunktthema Videoastronomie vorgesehen. Die Versammlung der Fachgruppenredakteure und der Endredaktion im vergangenen Jahr hatte dies so festgelegt, in der Erwartung, dass zu diesem doch aktuellen Thema sich eine große Nutzer-Gemeinde mobilisieren lassen würde. Doch dem war wider Erwarten nicht so. Es sind nur wenige, gleichwohl sehr interessante Beiträge eingegangen, die Sie natürlich nun an dieser Stelle finden. Ein Schwerpunktthema lässt sich daraus jedoch nicht gestalten. Doch ist dies nicht aufgehoben. Wir wer- den dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt erneut ausschreiben. Die Schwerpunktthemen für die kommenden Ausgaben mit der für die Gestaltung federführenden VdS-Fachgruppe und dem zugehörigen Redaktionsschluss sind:

Ausgabe Nr. SP-Thema VdS-Fachgruppe Redaktionsschluss 16 – I / 2005 Geschichte der Astronomie Geschichte 18.9.2004 17 – II / 2005 Astronomische Exkursionen Astrofotografie 29.1.2005 18 – III / 2005 CCD-Technik CCD-Technik 28.5.2005 19 – I / 2006 Lichtverschmutzung Dark Sky 17.9.2005 20 – II / 2006 Kleinplaneten-Beobachtung Kleinplaneten 28.1.2006

Wenn Sie einen Bild- oder Textbeitrag zu dem einen oder anderen Thema beisteuern möchten, würden wir uns freuen. Bitte nehmen Sie dafür zu dem betreffenden Fachgruppen-Redakteur Kontakt auf. Die Adressen der zuständigen Fachgruppen-Redakteure finden Sie in der Tabelle auf Seite 143 in diesem Heft. Bei Ihrer Terminplanung denken Sie bitte daran, dass der Fachgruppen-Redakteur alle eingehenden Beiträge koordinieren muss. Bitte reichen Sie deshalb Ihren Beitrag möglichst ca. 14 Tage VOR dem Redaktions- schluss ein. Damit erleichtern Sie uns allen die Zusammenstellung des Heftes wesentlich. Danke! Freundliche Grüße, Werner E. Celnik (Red.)

Erste Erfahrungen mit der Videoastronomie von Manfred Holl

Das Jahr 2003 hatte es für mich wirklich in rere Teleskope bei sich. Den Merkurdurchgang konnte ich, Freunden oder obwohl wir allerbestes Wetter hatten, nicht durch Freunde, beobachten, da ich an dem Tag keinen bzw. im Verein, der Urlaub bekommen habe. Die Mond- Gesellschaft für finsternis fand zu nah am Horizont statt, volkstümliche als das ich sie von der Stadt aus hätte Astronomie e. V. in beobachten können und die am 8. Hamburg gehabt. November fiel den Wolken zum Opfer. Aber je näher die Lediglich die Sonnenfinsternis am 31. Mai Opposition kam konnte ich in Meilsdorf bei Hamburg unter und je mehr Bilder mäßig guten Wetterbedingungen beobach- etwa über die NAA- ten. Mailingliste verteilt wurden, desto Die Vorgeschichte weniger Chancen Und dann stand da noch die Marsoppo- boten sich mir. sition im Raum. Als größtes Instrument Entweder ich hatte besaß ich zu dem Zeitpunkt nur einen klei- keine Zeit, Freunde nen 80/400-mm-Refraktor, den ich hatten keine, die hauptsächlich zur visuellen Sonnenbeob- einzusetzenden achtung einsetzte und mit dem ich einige mehr oder weniger gelungene Versuche Abb. 1: zur Videoastronomie durchgeführt hatte. Halbmond, aufgenommen am 30.3.2004 mit 90/1.000-mm-Refraktor, 18-mm-Okular Ansonsten nannte ich nur noch ein paar und 2fach-Barlowlinse, Sony TRV6E-Videokamera, Nachbearbeitung mit Giotto Ferngläser mein Eigen. 1.33 und Photoshop: Tonwertkorrektur und „stark scharfzeichnen“, Aufnahme und Zwar hätte ich im Prinzip Zugriff auf meh- Bearbeitung von Manfred Holl.

VdS-Journal Nr. 15

18 VIDEOASTRONOMIE

Teleskope waren plötzlich kaputt und Möglichkeiten platzten aus anderen Gründen wenige Stunden vorher. Also dachte ich mir schon, manchmal laut flu- chend, dass diese Marsopposition voll- kommen an mir vorübergehen würde. Das würde zu der ganzen Reihe der Miss- erfolge in diesem Jahr passen. Doch im Leben gibt es manchmal uner- klärliche Zufälle, denn beim Fluchen und Sehnen war ich erhört worden – von wem auch immer. Am 22. September 2003 klin- gelte bei mir am Vormittag das Telefon und ein langjähriges Mitglied der Sektion Sonne der GvA rief mich an und teilte mir Abb. 2: mit, dass er seinen Refraktor loswerden Mondformation „Lange Wand“, aufgenommen am 29.3.2004 mit 90/1.000-mm- wolle, da er ihn, auch aus Altersgründen, Refraktor, 18-mm-Okular und 2fach-Barlowlinse, Sony TRV6E-Videokamera, nicht mehr benutzen könne. Ich war per- Nachbearbeitung mit Registax 1.0.0 und Photoshop: Tonwertkorrektur und „stark plex, mit so etwas hatte ich nie und nim- scharfzeichnen“, Aufnahme und Bearbeitung von Manfred Holl. mer gerechnet. Ich fragte nach und erfuhr so, dass es sich um einen 90/1.000-mm- Refraktor auf einer SP-Montierung von Vixen handelte. Drei Tage später fuhr ich bei ihm vor, nahm das Geschenk entgegen und fuhr, nach einem längeren Klönsnack über alte Vereinszeiten, wieder nach Hause. Am Abend besuchte mich André Wulff und auch er begutachtete das gute Stück. Alles schien tadellos in Ordnung zu sein, nur die Montierung wackelte wie ein Lämmerschwanz, da die Inbusschrauben hätten nachgezogen werden müssen, mir aber die passenden Schlüssel fehlten. Als André dann wenige Stunden später, so gegen 21 Uhr, wieder ging, lief ich zunächst auf unseren Hinterhof, wo ich Abb. 3: dem Refraktor sein „First Light“ unter Mondkrater „Deslandres“, aufgenommen am 29.3.2004 mit 90/1.000-mm-Refraktor, meinem Stadthimmel gönnen wollte. 18-mm-Okular und 2fach-Barlowlinse, Sony TRV6E-Videokamera, Leider ist mein Horizont hier sehr stark Nachbearbeitung mit Registax 1.0.0 und Photoshop: Tonwertkorrektur und „stark durch Bäume und Häuser eingeschränkt, scharfzeichnen“, Aufnahme und Bearbeitung von Manfred Holl. doch für Mond- und Planetenbeobacht- ungen und deren Videoaufzeichnungen ist der Himmel soweit ganz in Ordnung. Wie es immer so ist, wenn man in der Stadt beobachtet, man erkennt meist nur Teile von Sternbildern, und so war es auch bei mir. Da gerade die Cassiopeia zwischen einigen Bäumen hervorkam, beschloss ich, dort ein wenig herumzuwildern. Die

Abb. 4: Mare Vaporum, aufgenommen am 29.3.2004 mit 90/1.000-mm-Refraktor, 18-mm-Okular und 2fach-Barlowlinse, Sony TRV6E-Videokamera, Nachbear- beitung mit Registax 1.0.0 und Photo- shop: Tonwertkorrektur und „stark scharfzeichnen“, Aufnahme und Bearbeitung von Manfred Holl.

VdS-Journal Nr. 15 fra_123/04 VdSJournal 24.06.2004 13:09 Uhr Seite 1

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Abb. 5: Abb. 6: Jupiter am 26.3.2004, aufgenommen mit 90/1.000-mm- Jupiter mit Schatten von Io am 31.3.2004, aufgenommen mit Refraktor, 22-mm-Okular und 2fach-Barlowlinse, Sony 90/1.000-mm-Refraktor, 22-mm-Okular und 2fach- TRV6E-Videokamera, Nachbearbeitung mit Registax 1.0.0 Barlowlinse, Sony TRV6E-Videokamera, Nachbearbeitung und Photoshop: abwechselnd „unscharfe Maske“ mit mit Regi-stax 1.0.0 und Photoshop: Tonwertkorrektur und Schwellenwert 0 und Stärke 500, „Gaußschem „stark scharfzeichnen“, Aufnahme und Be-arbeitung von Weichzeichner“ und abermaliger „unscharfer Maske“, Manfred Holl. Aufnahme und Bearbeitung von Manfred Holl.

Weitere und einige andere Anhäufungen von Sternen folgten. Endlich kamen dann Cassiopeia und Perseus soweit hoch, das ich den Doppel-Sternhaufen h und chi aufs Korn nehmen konnte: eine wahre Pracht, trotz des lichtverseuchten Hamburger Himmels. Bei 66facher Vergrößerung sah ich mir beide Teile des Doppel-Stern- haufens ausgiebig an. Es war ein Genuss nach einer, gesundheitlich bedingten, lan- gen Phase des Nichtbesitzens eines „großen“ Teleskops mal wieder Objekte mit adäquater Öffnung zu beobachten und nicht lediglich im 80/400er oder im Feldstecher. Nach gut anderthalb Stunden war dann die erste Testbeobachtung been- det, denn mehr sollte es an diesem Abend auch nicht sein, ein Test, der mich jedoch voll zufrieden stellte. Am nächsten Morgen ging es dann erst Abb. 7: einmal zu einer bekannten Baumarktkette. Saturn am 10.1.2004, aufgenommen am 10-Zoll-Newton von Christian Harder / Ich griff mir ein gut sortiertes Sortiment Fintel, mit Sony TRV6E-Videokamera, Nachbearbeitung mit Registax 1.0.0 und und siehe da, der richtige Inbus mit 6 mm Photoshop: abwechselnd „unscharfe Maske“ mit Schwellenwert 0 und Stärke 500, Durchmesser war dabei. So konnte ich die „Gaußschem Weichzeichner“ und abermaliger „unscharfer Maske“, Aufnahme und das Stativ deutlich stabilisieren und auch Bearbeitung von Manfred Holl. bei der SP die Polhöhe von 53° richtig ein- justieren. Damit sollte die nächste Beob- achtungssession noch besser klappen. Stativbeine der Montierung wurden voll hatte ich mir zuvor eine Karte der Region Ein paar Wochen später dann fuhr ich mit ausgezogen und ausgerichtet, so dass die ausgedruckt und wollte nun verschiedene André Wulff an einen Beobachtungsplatz losen Inbusschrauben beim rein visuellen offene Sternhaufen in der Cassiopeia auf- östlich von Hamburg, wo ich den Beobachten nicht allzu sehr störten. Die suchen. Erst einmal das Teleskop ausrich- Refraktor erstmalig unter dunklem Montierung wurde auch nur sehr grob auf ten, Deckel ab, 30-mm-Okular in die Himmel testete und den ersten, sehr positi- den Polarstern, den ich an diesem Platz Steckhülse – und das Staunen ging los. Die ven Eindruck von dem Gerät bestätigte. sowieso nicht sehe, ausgerichtet. Zum Sterne waren nach meinem allerersten Neben verschiedenen Deep-Sky-Objekten ersten „Spechteln“ reichte das vollkom- Eindruck knallscharf bis zum Rand des wie M 31, den Ringnebel in der Leier oder men aus. Gesichtsfeldes. Dann stolperte ich über abermals h + chi, beobachtete ich Mars und Mit Hilfe des PC-Programmes Guide 8.0 den ersten Sternhaufen, es war NGC 436. filmte ihn mit der Videokamera, die mit-

VdS-Journal Nr. 15 8“ LX 90

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tels einer zwischenzeitlich beim Teleskop- bekommen, da es meistens entweder erst STAX vorstellen, andere berichteten über Service beschafften Digiklemme in der dann klar war, wenn ich den Mond von die Erfahrungen mit GIOTTO (womit ich optischen Achse befestigt wurde. Dabei meinem Standort in meinem Hinterhof aus inzwischen schon besser zurecht kam, aber zeigte die SP-Montierung in Deklination nicht mehr erreichen konnte. Auch war ich immer noch nicht gänzlich zufrieden war). mehr oder weniger deutliche Gleichlauf- auf den Anblick des Jupiters schon sehr Bei Planetenaufnahmen hatte ich bis dahin schwankungen, die später dankenswerter gespannt. Während ich am 9. und 19. mit ASTROSTACK und REGISTAX, bei Weise von André behoben wurden. Neben Februar endlich Saturn filmen konnte, Mondaufnahmen REGISTAX und GIOT- der Digiklemme kamen dann Motoren für gelangen mir erst über einen Monat später TO in der Version 1.3 beta gearbeitet und Rektaszension und Deklination samt Vixen am 26. März die ersten Jupitervideos. Das die Aufnahmen anschließend in PHOTOS- DD-1 Steuergerät, ebenfalls aus dem Wetter, zuvor dauerhaft unbeständig, bes- HOP einer Tonwertkorrektur und einem Hause Ransburg sowie ein Powerpack aus serte sich in den kommenden Tagen zuse- leichten oder stärkeren Schärfefilter (je einem Baumarkt hinzu, so dass ich prinzi- hends und so nahm ich am 29., 30. und 31. nach dem, was augenscheinlich bessere piell jeder Zeit in der Lage war, März 2004 gleich mehrmals Mond und Ergebnisse brachte) unterzogen. Planetenvideos zu erstellen. Jupiter auf. Auf dem Kurs wurde außerdem gezeigt, Die Hauptschwierigkeit bei der Video- wie man mit Hilfe der unscharfen Maske in Die ersten Videoaufnahmen astronomie ist es, die Kamera, die das vom PHOTOSHOP seine Videoergebnisse ent- ließen aus den verschiedensten Gründen Okular kommende Bild abfilmt, genau in scheidend verbessern kann. Dabei wird die leider sehr lange auf sich warten. Die der optischen Achse des Teleskops zu posi- Stärke auf 500, der Schwellenwert auf 0 Videokombination konnte ich während tionieren. Beim Mond ist das weniger dra- gesetzt und lediglich mit dem Radius expe- eines Astrourlaubes in Kirchheim erstmals matisch, doch einen Planeten wie Jupiter rimentiert. Stimmt das Ergebnis, wird im testen und nutzen, die geplante Beob- oder Saturn genau in die Mitte des nächsten Schritt genau das Gegenteil achtung der Mondfinsternis am 8./9. Sucherbildes zu bekommen, ist eine Sache gemacht, nämlich der Gaußsche Weich- 11.2003 scheiterte dann wieder am Wetter für sich, zumal wenn man nicht mit einer zeichner mit einem Radius um 1,0 herum und erst am 22. Dezember 2003 war es fest aufgestellten Montierung, sondern verwendet. Dann wird abermals die wieder richtig klar und der Saturn stand so mobil arbeitet. unscharfe Maske genommen und die glei- hoch über meinem Nachbarhaus, dass ich chen Werte noch einmal eingesetzt. ihn bei ganz gutem Seeing erwischen und Erste Schritte in der Videobearbeitung Allenfalls muss bei der Stärke ein wenig mit der Videokamera aufnehmen konnte. Auf der NAA-Mailingliste wurde des Öfte- heruntergeregelt werden, um das Ergebnis Bei der Kamera handelt es sich um einen ren für die Bearbeitung von Astrovideos nicht zu digital aussehen zu lassen. Sony TRV 6E-Camcorder, der über eine das Programm GIOTTO von Georg Dittié Dieses Verfahren funktioniert bei Planeten Auflösung von 680.000 Pixel (bei ausge- empfohlen. André Wulff gab mir den Tipp, optimal, ist aber bei Mondaufnahmen nur schalteter Antiwackeleinrichtung) verfügt es doch mal mit REGISTAX zu versuchen sehr vorsichtig und liebevoll einzusetzen. und mit einem Zeiss-Objektiv mit einer und Cai-Uso Wohler war von Hier bringen eher neben der standardmäßi- Brennweite zwischen 3,3 und 33 mm aus- ASTROSTACK begeistert. Was also neh- gen Tonwertkorrektur vor allem die reinen gestattet ist (10fach optischer und 40fach men? Zunächst wurden GIOTTO und Schärfefilter mehr. Mit diesen neuen digitaler Zoom). Für den praktischen REGISTAX aus dem Internet herunterge- Erkenntnissen arbeitete ich meine „alten“ Gebrauch am Fernrohr ist es empfehlens- laden. Die ersten Bearbeitungen verliefen Videos auf. Einige der Ergebnisse kann wert, nicht nur den digitalen Zoom, son- weniger erfolgreich, da ich mit GIOTTO ich nun hier vorstellen. Vor ein paar dern gleich auch die Antiwackelein- am Anfang überhaupt nicht zurecht kam Wochen nun bezog ich, ebenfalls beim richtung und die automatische Blenden- und mir REGISTAX in der Version 1.0.0 Teleskop-Service, die neue Philips einstellung auszuschalten sowie die anfangs sehr unverständlich vorkam. Auf ToUCam Pro II - Webcam. Aber das ist ein Aufnahmen über die Fernsteuerung zu ASTROSTACK kam ich dann erst sehr Thema für ein späteres VdS-Journal. starten und zu beenden (um Auslöse- viel später. Damit aber waren die erschütterungen zu vermeiden). Außerdem Ergebnisse auf Anhieb perfekt, nach mei- sollte die Vergrößerung nicht bis zum Ende nem damaligen Empfinden. Zuvor müssen der Markierung hochgefahren werden, da die Aufnahmen per Videoschnittkarte in Venusdurchgang verkehrt schon ab ca. 5- bis 6fach optischem Zoom den Rechner „gegrabbt“ und dort als das Ergebnis zu digital wirkt. unkomprimiertes *.avi ohne Ton (!) abge- „KOS … guck ma’ … Am 27. Dezember 2003 war es noch ein- speichert werden, damit die gängigen die Sonne geht vor der Venus vorbei!!!“ mal klar, aber sehr windig, daher machte Programme das Video auch erkennen und ich mir gar nicht erst die Mühe, das bearbeiten können. Teleskop aufzubauen. In der Folgezeit war Am 22. April 2004 gab traf sich in der das Wetter erst einmal wieder für Wochen Max-Beyer-Sternwarte der Gesellschaft astro-untauglich. Am 10. Januar 2004 hatte für volkstümliche Astronomie e. V., Ham- ich Christian Harder in Fintel besucht und burg (GvA) in Hamburg-Bergedorf der konnte an seinem 10-Zöller mit meinem von Hartwig Lüthen initiierte und geleitete Camcorder Venus und Saturn aufnehmen. Astrovideokurs. Da sich meine berufliche Gespannt war ich vor allem, was die Situation zu diesem Zeitpunkt etwas ent- Kamera am Mond leisten würde. Leider spannt hatte, konnte ich auch mal wieder musste ich sehr lange darauf warten, den an Vereinsaktivitäten teilnehmen und das Erdtrabanten vor die Refraktorlinse zu von mir verwendete Programm REGI-

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24 VIDEOASTRONOMIE

Low-Cost-Astronomie mit Webcam von Roland Bähr

alles beobachtet, was mir damals bekannt war und wichtig erschien. Ich hätte damals wohl mit Fotografieren anfangen und/oder mir eine bessere Ausrüstung zulegen müs- sen, was mir aber zu teuer war.

Der Refraktor erwachte erst wieder zu neuem Leben, nachdem ich erfahren hatte, dass mit Hilfe einer Webcam auf einfache Weise brauchbare Fotos durch ein Teleskop möglich sind. Bot sich dadurch doch die Möglichkeit ohne großen finanzi- ellen Aufwand genau dort weiterzuma- chen, wo ich vor Jahrzehnten aufgehört hatte. Ich legte mir also eine geeignete Webcam zu und klemmte sie hinter den Refraktor (über die Methodik beim Einsatz von Webcams für astronomische Aufnahmen gibt es bereits sehr gute Anleitungen und Erfahrungsberichte). Meine ersten Bilder von Mond und Jupiter zeigten Einzelheiten mindestens so gut Abb. 1: wie der Blick durchs Teleskop. Dies ani- Aufnahmen von a) Saturn, b) Jupiter mit Mondschatten, c) Mond (Mosaik aus 12 mierte mich, meine Ausrüstung zu verbes- Einzelbildern) mit Webcam und Refraktor 60/900 mm, Aufnahmen und sern. Allerdings immer noch unter stren- Bearbeitung Roland Bähr. gen low-cost-Aspekten, da ich zunächst ausloten wollte, was mit so einer einfachen Ausrüstung überhaupt machbar ist. Vor ca. einem Jahr begann ich mich nach verbringen würde – und das auch noch Meine bisherigen Erfahrungen bezüglich Jahrzehnten wieder etwas ausgiebiger mit freiwillig und mit wachsender Begeister- der drei Anwendungsbereiche für die Astronomie zu beschäftigten. Damals ung. Zwar hatte ich schon als Jugendlicher Webcam hätte ich nicht im Traum daran gedacht, in den siebziger Jahren mit meinem – Mond und Planeten dass ich als Folge davon eiskalte Winter- 60-mm-Kaufhausrefraktor den Himmel – Deep-Sky-Objekte nächte unter freiem Himmel im Garten erkundet, aber bald hatte ich so ziemlich – Aufnahmen im nahen Infrarotlicht

Abb. 2: Aufnahmen von a) Orionnebel, b) Doppelsternhaufen h + chi Persei und c) Kugelsternhaufen M 13 mit Webcam und Teleobjektiv 1:2,8 / 135 mm, Aufnahmen und Bearbeitung Roland Bähr.

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lich nicht nur für sichtbares Licht hoch- empfindlich, sondern auch für einen Teil des infraroten (IR) Lichts. Da das IR-Licht jedoch weniger stark von den Tele- skoplinsen gebrochen wird als das sichtba- re Licht, liegt der IR-Fokus auch in einer anderen Position als der sichtbare Fokus (das tritt nur bei Linsenoptiken auf). Das brachte mich auf die Idee, Sterne in beiden Lichtbereichen zu fotografieren. Da ein glühendes Objekt wie ein Stern in allen Wellenlängenbereichen Strahlung aussendet und der relative Anteil des IR- Lichts bei kühlen Objekten größer ist als bei heißen, sollten Sterne mit unterschied- lichen Spektraltypen in visuellen Auf- nahmen andere Helligkeitsunterschiede zeigen als auf IR-Bildern. Um das nachzu- prüfen, nahm ich von Himmelsaus- schnitten mit hohen Sterndichten jeweils ein visuelles und ein IR-Bild auf und verg- Abb. 3: lich dann die Helligkeiten der Sterne auf Visuelle und IR-Aufnahmen am Beispiel der Plejaden mit Objektiv 1:1,7 / 50 mm. beiden Bildern. Dabei habe ich zwei Auf dem IR-Bild (links) sind drei Objekte mit hohen IR-Intensitätsanteilen durch Methoden angewandt: Pfeile markiert, Aufnahmen und Bearbeitung Roland Bähr. 1. Ohne Filter gibt jeweils ein Bild im visu- ellen Fokus und eines im IR-Fokus. Hierbei erhalten Sterne mit hoher IR- habe im Folgenden zusammengefasst. mierten Endbildern ca. 9 - 10 mag). Intensität im visuellen Fokus einen Hof aus Dabei sehe ich mich keinesfalls als Drittens verschwinden Objekte mit gerin- nicht fokussiertem IR-Licht und visuell Experte zu den angeführten Punkten. Zur gen Flächenhelligkeiten (Galaxien, Nebel) helle Sterne analog im IR-Fokus einen Hof Methodik gibt es umfangreiche fundiertere völlig im Hintergrundrauschen des CCD- vom sichtbaren Licht (vgl. Abb. 3). Dabei Informationen aus dem Umfeld der Chips. Aus diesen Gründen habe ich mir ist kein Filterwechsel zwischen den Amateurastronomie. Mir geht es mit mei- gebrauchte Fotoobjektive mit größeren Aufnahmen erforderlich. nem Bericht darum, auf besondere Öffnungsverhältnissen zugelegt (1:2,8 / 2. Es erfolgt jeweils ein Bild mit einem IR- Anwendungsbereiche für Webcams hinzu- 135 mm). Als Adapter für die Webcam Sperrfilter (z.B. von Baader) und eins mit weisen, Anfänger zu eigenen Beobacht- habe ich die Anschlussdeckel der Objek- IR-Durchlassfilter. Als einfacher IR- ungen zu ermutigen und zu zeigen, dass tive durchbohrt und geeignete Rohrstücke Durchlassfilter eignet sich ein dunkles interessante Amateurastronomie nicht aus Kunststoff oder Holz angeschraubt. Stück Farbnegativ- oder Diapositivfilm. zwangsläufig mit großen und teuren Für die Aufnahmen wurde das Teleobjektiv Dabei entstehen keine Höfe um die hellen Teleskopen etc. verbunden sein muss. plus Webcam entweder am Refraktortubus Sterne – aber die Aufnahmen waren etwas oder auf einer einfachen Holzkonstruktion aufwendiger (Filteraus- und -einbau). Sonne, Mond und Planeten befestigt (die Grenzgröße der Sterne auf Für meine ersten Untersuchungen sind Für Aufnahmen von hellen Objekten, die den Endbildern liegt bei ca. 10 - 11 mag). beide Methoden gleichwertig verwendbar. eine hohe Vergrößerung erfordern bzw. Mit dieser Ausrüstung war es mir bereits Ich habe die Sterne auf dem visuellen Bild erlauben, wie Planeten, Sonnenflecken, möglich die hellsten Objekte abzulichten mit denen auf dem IR-Bild verglichen, Mondkrater oder Doppelsterne, verwende (s. Beispiele in Abb. 2). Darüber hinaus nach auffälligen Helligkeitsunterschieden ich einen Refraktor 60/900 mm mit einer konnte ich Positionsänderungen von gesucht und die zugehörigen Spektraltypen einfachen parallaktischen Montierung. Jupitermonden und Planetoiden durch aus einer Sternkarte (z.B. Guide 8) ermit- mehreren Aufnahmen in halbstündigem telt. Besonders auffällige Objekte habe ich Sternfelder- / Deep-Sky-Aufnahmen bzw. täglichem Abstand sichtbar machen. versucht mittels der Sternkarte zu identifi- Für die Deep-Sky-Aufnahmen mit der zieren (soweit möglich) und dazu weitere Webcam ist der Refraktor 60/900 mm aus Aufnahmen im nahen Infrarotlicht Informationen recherchiert. folgenden Gründen ungeeignet. Erstens ist Bei ersten Tests mit Webcam und Teleskop mit dem winzigen CCD-Chip nur ein sehr an terrestrischen Objekten war ich Ergebnisse und Interpretation kleiner Himmelsauschnitt erfassbar (ca. zunächst enttäuscht über die blassen Die meisten schwächeren Sterne auf dem 10’ x 15’ bei 900 mm Brennweite). Farben und den geringen Kontrast. Ich visuellen Bild sind im IR nicht sichtbar. Zweitens verteilt sich das Licht der Sterne staunte auch nicht schlecht, als ich in einer Dennoch treten einige wenige Sterne auf bei dem kleinen Öffnungsverhältnis (f/15) anderen Stellung des Okularauszugs ein den IR-Bildern deutlicher hervor. Dies war auf viele CCD-Pixel, so dass schwächere zweites scharfes aber ebenso blasses Bild zu erwarten, da bei den üblichen Sterne kaum sichtbar werden (Grenzgröße erhielt (hierzu mehr unter www. Oberflächentemperaturen der Sterne das im „Live“-Bild ca. 7 mag, auf den sum- astropic.de). Der Webcam-Chips ist näm- Maximum der Strahlung im sichtbaren

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Licht liegt und nur bei kühlen Sternen ein BK Tau). Aber selbst wenn man von einer Hobbys aufgrund hoher Kosten zurück- vergleichbarer oder höherer IR-Anteil zu niedrigen Oberflächentemperatur zwischen schrecken. Bereits für wenig mehr als 100 erwarten ist. 2.500 und 3.000 K ausgeht, erscheint Euro und etwas Bastelei kann mit der Eine gleichhelle Abbildung auf IR-Bild deren Infrarotintensität auf meinen Bildern systematischen fotografischen Erfor- und visuellem Bild muss nicht heißen, immer noch unbegreiflich hoch. Eine schung des Sternenhimmels begonnen dass die echten Strahlungsintensitäten im mögliche Erklärung hierfür erhielt ich werden. Mit der Investition in ein IR und Visuellen gleich sind. Für die abge- schließlich durch Hinweise von Experten Kaufhausteleskop können darüber hinaus bildete Helligkeit spielen nämlich auch der BAV und aus der Literatur (z.B. Voigt Fotos von Planeten und Mond erzielt wer- Faktoren wie die spektrale Empfind- „Abriss der Astronomie“, Hoffmeister den, für die noch vor der Webcam-Ära ein lichkeit des CCD-Chips, die spektrale „Veränderliche Sterne“). Demnach sind erheblich größerer Aufwand erforderlich Durchlässigkeit der Filter sowie Auf- tatsächlich bei einigen Sternen hohe war. nahmeparameter und Bildbearbeitung eine IR/Visuell-Intensitätsverhältnisse nicht Selbst mit diesen einfachen Mitteln kön- Rolle. Diese Faktoren sind mir zum Teil ungewöhnlich. Bei einigen Veränderlichen nen bereits Beobachtungen erfolgen, die nicht bekannt bzw. waren nicht immer mit niedrigen Oberflächentemperaturen tief in die Astronomie hineinführen. Neue identisch. bilden sich möglicherweise zeitweilig wol- astronomische Erkenntnisse werden sich Überraschend war allerdings, dass einige kenartige Strukturen (sog. „zirkumstellare mit solchen Untersuchungen zwar kaum wenige Sterne im IR sehr deutlich hervor- Hüllen“ (Red.)) aus Kohlenstoff, die sicht- erzielen lassen, jedoch können sie zu einer traten, die auf den visuellen Bildern nicht bares Licht absorbieren, ohne dass sich die intensiven Auseinandersetzung mit astro- oder kaum erkennbar waren. Selbst unter gesamte Strahlungsleistung im gleichen nomischen und astrophysikalischen Frage- Berücksichtigung der Unsicherheiten müs- Ausmaß verringert. Das dürft eine erhebli- stellungen motivieren. Darüber hinaus ste demnach deren IR-Intensität um ein che Verschiebung der Strahlungsintensität erscheint es damit auch möglich echte Vielfaches größer sein als die visuelle. ins IR bedeuten und somit meine Forschung zu betreiben. Beispielsweise Sollte dies aus einer niedrigen Ober- Beobachtungen erklären. können durch die systematische Verfol- flächentemperatur der Sterne resultieren, gung der Helligkeitsänderungen von so müsste diese unwahrscheinlich niedrig Fazit Veränderlichen, sowohl im Visuellen als sein. Mit meinem Bericht will ich auf auch im IR, wissenschaftlich verwertbare Diese Auffälligkeiten haben mich veran- Bereicherungen für die Hobbyastronomie Beiträge zur Erforschung veränderlicher lasst im Internet nach weitern Informa- hinweisen, die sich m. E. durch den Sterne geleistet werden. tionen über diese Objekte zu suchen. Sie Einsatz von Webcams ergeben. Er richtet befinden sich alle an Positionen von ver- sich sowohl an Einsteiger in die änderlichen Sternen der Spektraltypen M0 Astronomie als auch an Amateurastro- - M7 (irreguläre oder langperiodische nomen, insbesondere an diejenigen, die Typen – z.B. W Tau, V 1975 Cyg, SY Tau, vor einer weiteren Intensivierung ihres

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde.

Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Am Tonwerk 6, D-64646 Heppenheim Layout: Tina Gessinger /ARTproject, Mannheim Tel: 06252/787154·Fax: 06252/787220 E-Mail: [email protected] Cartoon: Gerhardt Walther www.vds-astro.de Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle

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VdS-Journal Nr. 15 VIDEOASTRONOMIE 27

Erratum Leider sind uns bei der Produktion der letzten Ausgabe unseres Journals zwei kleine aber schwerwiegender Fehler unterlaufen:

1. Im VdS-Journal Nr. 14 (II/2004) fehlt im Beitrag von Bernd Gährken: „Protoplanetare Scheiben in M 42“ auf Seite 35 ein Teil der Abbildung 1. Hier nun die vollständige Abbildung. Bildunterschrift: „Das Zentralgebiet des Orionnebels (links), aufgenommen am 20.2.2003. Verwendet wurden 50 % von 736 Mintronaufnahmen, jeweils 2,56 s belichtet mit 6-Zoll-Newton (f/10). Eine besseren Erkennbarkeit wurden die Wir bitten unsere Leser und den Autor um HST-Aufnahme desselben Aufnahme- protoplanetaren Scheiben markiert Entschuldigung. feldes (Mitte) dient zum Vergleich. Zur (rechts).“ Die Redaktion

2. Im VdS-Journal Nr. 14 (II/2004) im Beitrag von Armin Meyer: „Meyers erster Selbstbau-Dobson“ sind auf den Seiten 48 und 49 die Abbildungen 6 und 13 gleich. Hier nun die korrekten Abbildungen. Wir bitten unsere Leser und den Autor um Entschuldigung für dieses Versehen. Die Redaktion

Abb. 6: Abb. 13: Oberteil, der „Hut“ Okularhalter

Der Marsfotowettbewerb von Christoph Lichtblau

So, nun ist es endlich soweit: Hier kommt nimmt dafür gerne Artefakte und Über- gleich, ...). die Auswertung unseres Marsfotowett- schwinger in Kauf. Der andere hingegen Als Aufnahmeinstrumente wurden alle bewerbes. „Das wird aber endlich Zeit“ - liebt Aufnahmen, die eher den visuellen möglichen, vom 80-mm-Refraktor bis zum mögen manche von Ihnen jetzt sagen. Eindruck am Fernrohr wiedergeben. 24-Zoll-Cassegrain, benutzt. Oft konnte Aber die Verzögerung hatte einen Grund. Geschmackssache eben! man aus beiliegenden Zeilen entnehmen, Wegen der geringen Menge an Einsen- Interessante Erkenntnisse ergaben sich aus wie widrig die Beobachtungsbedingungen dungen nach dem ersten Aufruf haben wir der Auswertung des Anmeldescheins. So waren. So lasen wir von Beobachtungs- im letzten Heft erneut um Ihre Aufnahmen hat die weit überwiegende Mehrzahl der fenstern von 15 Minuten pro Tag wegen gebeten. Doch auch diesmal war die Bewerber eine Webcam für ihre Aufnah- Hauswänden, von Seeingproblemen aus Anzahl der geschickten Fotos oder men benutzt. Nämlich, wen wundert es, der Großstadt heraus ..., usw. Dies alles Zeichnungen bescheiden! Woran es gele- eine PHILLIPS ToUCam. Das herausra- jedoch konnte den Enthusiasmus unserer gen hat, dass nur so wenige mitgemacht gende Preis-Leistungsverhältnis spielt hier Marsbeobachter nicht trüben – denn so haben, bleibt der Jury ein Rätsel. So hat es wohl eine gewisse Rolle. In der Regel schrieben manche über den Ärger mit der zum Beispiel keine einzige CCD- wurde meist so vorgegangen, dass ein Ehefrau wegen stundenlanger Beobacht- Aufnahme bis zu uns geschafft! Nun ja, so Videostream in Einzelbilder umgewandelt ung, oder von Nachbarn, die von der sei es eben. Doch lassen Sie uns nun zu wurde (50 - 3.500 Rohaufnahmen) von Astronomie völlig unberührt waren und Ihren Marsbildern kommen. denen ein gewisser Prozentsatz (meist 10 - sich jetzt ihr eigenes Fernrohr gekauft 30 %) mit einem Bildadditionsprogramm haben! Das Schönste was von dem Wie erwartet sind sie sehr unterschiedlich (Registax oder Giotto) übereinander gelegt „Marsfieber“ jedoch jetzt noch zu sehen geworden. Das wunderte uns nicht, denn wurde. Anschließend wurde das Summen- ist, sind Ihre Bilder und Zeichnungen! selbst in unserer Jury gehen die bild mit einem Bildbearbeitungsprogramm Geschmäcker weit auseinander. Der eine (Photoshop oder Corel PhotoPaint) nach- VIELEN DANK DAFÜR! liebt stark geschärfte Aufnahmen und bearbeitet (unscharfe Maske, Farbaus-

VdS-Journal Nr. 15 28 MARS-RETROSPEKTIVE

Abb. 1: Abb. 2: Siegerzeichnung bis 19 cm Siegerbild konventionelle Filmemulsion, 30 cm und mehr Evelyn Petkow, am 27.8.2003, 1:30 Uhr, 80-mm-Refraktor, Franz Xaver Kohlhauf, am 15.9.2003, 23:05 und 23:25 Uhr 88fach,88fach, Gelbfilter Gelbfilter MESZ, 14-Zoll-Cassegrain, _ Sekunde auf Technical Pan

Das Hintergrundbild zeigt eine Scheibe des Marsmeteoriten SAU 008, vom Typ Shergottit, gefunden in Oman (Abbildung(Abbildung vonvon ChristophChristoph Lichtblau)Lichtblau)

Abb. 4: Siegerzeichnung 30 cm und mehr Abb. 3: Alois Juli, am 25.8.2003, 23:30 UT, 24- Siegerzeichnung 20 bis 30 cm Zoll-Cassegrain Peter Völker, am 20.7.2003, 23:45 UT, C8, 200fach, Orangefilter

VdS-Journal Nr. 15 MARS-RETROSPEKTIVE 29

Abb. 5: Abb. 6: Franz Xaver Kohlhauf: Mars über dem Rainer Sparenberg: 31.8.2003, Mars und Gartenobservatorium, 1:2,8 / 28 mm Objektiv, Sternfilter Gartenobservatorium

Abb. 7: Siegerbild Webcam bis 19 cm Gabriele Ackermann, 130-mm-Refraktor, ToUCam, Registax, Photoshop, 10% von 1.000 Aufnahmen

VdS-Journal Nr. 15 30 MARS-RETROSPEKTIVE

Abb. 8: Siegerbild Webcam 20-29 cm Oliver Klös und Stefan Messer, am 23.8.2003,23.8.2003, 23:01 23:01 UT,UT, 10-Zoll- 10-Zoll- Cassegrain, SAC IV Umbau, Astrovideo, IRIS 3.8, Corel Photopaint

Abb. 9: Siegerbild Webcam 30 cm und mehr Stefan Binnewies und Dietmar Böcker, 4-Zoll-Refraktor4-Zoll-Refraktor undund 24-Zoll-24-Zoll- Cassegrain, ToUCam, 10 % von 3.500 Aufnahmen

VdS-Journal Nr. 15 MARS-RETROSPEKTIVE 31

Abb.Abb. 10: 10: MichaelMichael Sauer,Sauer, am am 4.8.2003,4.8.2003, 3 3 Uhr,Uhr, 130- 130- mm-Newton,mm-Newton, 300 300 Einzelbilder,Einzelbilder, Giotto, Giotto, PhotopaintPhotopaint

Abb. 11: Roman Rogoszynski, 7-Zoll-Maksutov, ToUCam, Registax, Giotto

Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Rudolf Plohberger, am 27.9.2003, 20:30 Horst Liebig, am 3.9.2003, 200-mm- Andreas Roth, am 22.5.2003, ToUCam, MESZ, ToUCam, 7-Zoll-Refraktor, 10 Kutter-Schiefspiegler, ToUCam, K3 12-Zoll-Cassegrain,12-Zoll-Cassegrain, K3 K3 CCDCCD Tools,Tools, % aus 1.200 Aufnahmen, Giotto, CCD Tools, Giotto, Photoshop Photoshop Photoshop

VdS-Journal Nr. 15 32 ASTROFOTOGRAFIE

Fotografische Erfassung großflächiger Emissionsnebel und HII-Regionen von Peter Bresseler

Die Ziele der Astrofotografie sind viel- 656,3 nm passieren und absorbiert fast den 1.040 Pixeln 8,9 mm x 6,7 mm. An der ver- schichtig. Manchmal geht es um die gesamten Rest des Spektrums. Die wendeten FFC 2,7 / 520 mm ergibt sich Identifizierung eines Extremobjektes, oder Halbwertsbreite liegt, je nach Hersteller, eine sensitive Fläche von 60’ x 44’. um die Herausarbeitung bestimmter zwischen 3 und 12 nm. Der Filter bewirkt Der Chip enthält Antibloominggates, die Charakteristiken eines Objektes, häufiger eine dramatische Kontraststeigerung zwi- ein mögliches Überlaufen von Ladung ver- um eine möglichst detailgetreue Wieder- schen Objekten, die in H-alpha strahlen, hindert. Besonders bei sehr hellen Sternen gabe interessanter Motive. Letzteres Ziel und dem Himmelshintergrund. Des kann es zu einer Pixel-Übersättigung kom- hatte ich in diesem Fall. 2003 „verbrachte“ Weiteren werden das Licht störender men, die mithilfe der Potentialsperren ich einige Zeit mit einer Flatfieldcamera künstlicher Beleuchtung (z. B. von Queck- abgefangen wird. Die höchste Quanten- (FFC). Zusammen mit einer SXV-H9 silber- und Natriumdampflampen) sowie effizienz besitzt der ICX285AL im grünen

Abb. 1: Abb. 2: NGC 6995, Aufnahme mit FFC 2,7 / 520 mm und SXV-H9, vdB 142, Aufnahme mit FFC 2,7 / 520 mm und SXV-H9, H- H-alpha-Filter, Halbwertsbreite 12 nm, Gesamt- alpha-Filter, Halbwertsbreite 12 nm, Gesamt- Belichtungsdauer 30 Minuten, Aufnahme von Peter Bresseler Belichtungsdauer 60 Minuten, Aufnahme von Peter Bresseler

CCD-Kamera und einem schmalbandigen das Leuchten des Nachthimmels (Sky- Spektralbereich, und zwar 65 % bei 540 H-alpha-Filter entstanden einige tiefe glow) unterdrückt. nm. Das bedeutet, dass ca. zwei Drittel CCD-Aufnahmen. Die ganzheitliche foto- Die Transmissionswerte des H-alpha- aller eintreffenden Photonen registriert grafische Erfassung großflächiger Nebel Filters beträgt bei der H-alpha-Linie über werden und zu einer Umwandlung in und HII-Regionen ist die Domäne schnel- 90 %, die Quantenausbeute moderner Ladungsenergie führen. ler und lichtstarker Optiken. Dazu zählen CCD-Kameras beträgt in diesem Spektral- Die Kombination aus 2,7/520 FFC und insbesondere Flatfield-, Schmidtkameras bereich ca. 50 %. Damit wird schon jedes SXV-H9 ergibt in Verbindung mit einem und kurzbrennweitige Refraktoren. zweite Photon vom CCD-Chip registriert 10-nm-H-alpha-Filter einen leistungsstar- HII-Regionen sind dadurch charakterisiert, und in ein verwertbares Signal umgewan- ken Verbund. So entstanden Aufnahme- dass die H-alpha-Linie ihre dominanteste delt. Verglichen mit der Empfindlichkeit serien von HII-Objekten, die am PC zu Emissionslinie ist. Mit Hilfe klassischer der Filmemulsion ist die Quantenausbeute einem Komposit verarbeitet wurden. Die roter Kantenfilter wie dem Schott RG 610 damit durchschnittlich um den Faktor 10 Belichtungszeit lag zwischen 30 und 60 oder dem RG 645 lassen sich, je nach höher. Die von mir verwendete SXV-H9 Minuten an meinem durchschnittlichen Standort, entsprechende Nebelfilamente enthält den Sony ICX285AL Exview HAD Himmel von 5,2 - 5,5 mag. Die Belicht- bei konsequenter Ausbelichtung gut abbil- CCD-Chip. Der Chip gehört zur so ungszeit pro Einzelaufnahme lag bei 2 - 3 den. genannten Interline Transfer „Exview“ Minuten. Mit einer günstigeren Charakteristik setzt CCD-Familie, die sich durch Rauscharmut Die Fokussierung wurde dann im hochauf- hier der H-alpha-Filter an. Im Gegensatz und eine durchschnittliche Quanten- lösenden Modus (1 x binning) durchge- zum roten Kantenfilter ist ein H-alpha- ausbeute auszeichnen. Die Pixel sind qua- führt, wobei nur Sterne 1. bis 6. Größe ver- Filter ist ein Schmalband-Interferenzfilter. dratisch und 6,45 Mikrometer groß. Die wandt wurden. Sterne mit geringerer Er lässt primär das H-alpha-Licht von Chipfläche beträgt bei 1.392 Pixeln x Helligkeit eignen sich zur Fokussierung

VdS-Journal Nr. 15 ASTROFOTOGRAFIE 33

weniger gut bzw. gar nicht, da durch das Auf der anderen Seite wird der Licht- Die Kombination CCD-Kamera und H- schmale Durchlassfenster zu wenige durchlass bei Interferenzfiltern im konver- alpha-Filter eignet sich natürlich auch für Photonen detektiert werden. Mithilfe des genten Strahlengang vom Einfallswinkel andere Teleskoptypen oder Fotoobjektive. Steuersoftware AstroArt 2.0 erfolgte die bestimmt. Licht, welches unter einem zu Auch letzteres erscheint interessant zur Fokussierung fast in Echtzeit. großen Einfallswinkel einfällt, unterliegt Erfassung großflächiger Strukturen bei Neben dem hervorragenden Kontrast- einer geänderten Filtercharakteristik und einem instrumentell geringeren Aufwand verhalten macht sich außerdem positiv kann ggf. sogar abgeblockt werden. Es und geringeren Anforderungen. In diesem bemerkbar, dass das kontinuierliche kann daraus folgen, dass schmalbandige Zusammenhang möchte ich auf meine Sternenlicht unterdrückt und somit die und steilflankige Filter nicht im konver- Homepage www.starlightfriend.de verwei- Belichtungszeit nicht durch Übersättigung genten Strahlengang lichtstarker und kurz- sen, unter der die hier illustrierten einzelner heller Sterne begrenzt wird. Die brennweitiger Geräte mit großen Aufnahmen eingesehen werden können. Ästhetik der Aufnahme wird dadurch Bildwinkeln verwendet werden können. Unter der E-Mail Peter.Bresseler@ gefördert. Daher gilt aus ästhetischer Der hier verwandte H-alpha-Filter mit starlightfriend.de stehe ich gerne für Sicht, je schmaler das Durchlassfenster, einer Durchlassbreite von 12 nm stellt Rückfragen zur Verfügung. desto günstiger wirkt es sich auf die Güte allerdings bei meiner Gerätekombination der Abbildung aus. kein Problem dar.

Abb. 3: Abb. 4: NGC 7000 (Region „Mexiko“), Aufnahme mit FFC 2,7 / 520 NGC 6888, Aufnahme mit FFC 2,7 / 520 mm und SXV-H9, mm und SXV-H9, H-alpha-Filter, Halbwertsbreite 12 nm, H-alpha-Filter, Halbwertsbreite 12 nm, Gesamt-Belichtungs- Gesamt-Belichtungsdauer 40 Minuten, Aufnahme von Peter dauer 60 Minuten, Aufnahme von Peter Bresseler Bresseler Sterne, Protosterne, galaktische Nebel und Galaxien im Infraroten von Hans G. Diederich Viele der von uns genutzten CCD- Erfolg ein. Es besteht für uns Amateure Beginn meiner CCD-Zeit fand aber bereits Kameras weisen im nahen Infraroten (IR) also keinerlei Grund, auf die IR-Astrono- ein IR-Filter (Sperrwellenlänge 780 nm) eine deutliche Restempfindlichkeit auf. mie zu verzichten. seinen Weg ins Filterkästchen, ohne aber Diese wurde bisher weitgehend als störend eingesetzt zu werden. empfunden und mit IR-Sperrfiltern Infrarot – eine „verrückte“ Idee? bekämpft. Galaktische und extragalakti- Es gibt eine Reihe von Hinweisen auf die Chi Cyg – gleißend hell im Minimum sche Objekte lassen sich aber auch ganz IR-Empfindlichkeit einer CCD-Kamera: Der große Durchbruch zur IR-Astronomie gezielt im IR beobachten. Neue Eigen- Sterne auf Aufnahmen mit Kleinbild- kam mit den Veränderlichen. Nach den schaften werden so erkennbar, immer wie- objektiven lassen sich ohne IR-Sperrfilter ersten Helligkeitsschätzungen wollte ich der gibt es kleine Überraschungen, und nicht richtig fokussieren. Manche Objek- auch die CCD-Kamera zur Beobachtung bisher durch Staub verborgene Sterne und tive weisen rote Markierungen für den im von Veränderlichen nutzen. Die VdS- Protosterne werden erstmals für uns sicht- IR geänderten Fokus auf. Aus anfängli- Fachgruppe „Veränderliche“ (BAV) rät zur bar. Die Fachastronomie setzt IR- chen Fehlern wurde gelernt und fortan Verwendung eines V-Filters (V wie „visu- Teleskope seit vielen Jahren mit großem immer mit IR-Sperrfilter fotografiert. Zu ell“), um die Messungen im CCD-Bild mit

VdS-Journal Nr. 15 34 ASTROFOTOGRAFIE

Infrarotquellen im Flammennebel Die Fachastronomen beobachten im IR, um besonders tief in staubhaltige Wolken (Dunkelwolken, Molekülwolken) hinein zu sehen. Dort befindet sich die Kinderstube der Sterne, ballt sich Staub und Gas zu Protosternen zusammen, die Material aus ihrer Umgebung aufnehmen, dabei wach- sen, schließlich die Massegrenzen über- schreiten, bei denen Deuterium und danach Wasserstoff im Innern „zünden“: ein neuer Stern ist geboren. Der Stern wächst weiter. Sein Licht drängt Staub und Gas der Dunkelwolke langsam zurück, erreicht Abb. 1: deren Oberfläche und begibt sich auf eine Der Veränderliche Chi Cygni im Minimum lange Reise. Zu dieser Zeit hat der Stern aber schon ein bestimmtes Alter erreicht, ist also nicht mehr ganz „taufrisch“. Sehr junge Sterne und ihre Vorstufen, die Protosterne, können folglich nur innerhalb von Dunkelwolken und damit nur im IR beobachtet werden.

Das wollte ich auch einmal probieren. Als Versuchsobjekt wählte ich den bekannten Flammennebel (NGC 2024) im Orion. Insbesondere vermutete ich im zentralen dunklen Streifen IR-Quellen, die im Visuellen nicht, im IR dagegen deutlich sichtbar sein sollten. Ein erster Versuch mit 12-Zoll-SCT und 600 Sekunden Integra- tionszeit erwies sich als so erfolgreich, dass in den nächsten drei Nächten nichts mehr aufgenommen wurde, was nicht irgend etwas mit IR zu tun hatte. Es war ein Gefühl wie vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal durch ein Teleskop schau- te: unbeschreiblich aufregend ...

In Abbildung 2 sind eine V-gefilterte und Abb. 2: eine mit einem Bessel-I-Filter (standardi- Infrarotquellen in NGC 2024 (V- und I-Aufnahmen im Vergleich) siertes IR-Filter) gewonnene IR-Aufnahme nebeneinander montiert. Die Integrationsz- eiten betrugen 1.200 bzw. 3.900 Sekunden den Schätzungen der visuellen Beobachter die Spucke weg: Mitten im Gesichtsfeld (C14, AP-6E). Der Vergleich zeigt im I- vergleichen zu können. Ganz spontan kam starrte mich ein gleißend helles Monster Bild Objekte, deren größere Helligkeit sich der Gedanke auf, neben dem V-Filter auch an. Und das war Chi Cyg im Minimum, der nicht durch die längere Integrationszeit im das IR-Filter einmal auszuprobieren. Wie hellste Stern weit und breit! IR erklären lässt. Im unteren Teil ist das I- groß würde der Unterschied zwischen V Bild kontrastmäßig stark gestreckt darge- und IR wohl sein? Chi Cyg ist für diese Erscheinung (als stellt, um die schwächsten Objekte sichtbar „Infrarotexzess“ bezeichnet) bekannt. Von zu machen. Einige sind mit „IRS“ (infrared Dieser Unterschied wird hier an Chi Cyg seiner Oberfläche strömen Gasmassen ab, source = Infrarot-Quelle) bezeichnet. Im demonstriert. Seine Helligkeit schwankt die schließlich abkühlen und den Stern als vollständigen Bild konnten mit Hilfe von mit einer Periode von 407 Tagen zwischen Silikatstaub umgeben. Diese Staubhülle Simbad und Aladin 50 punktförmige 6 mag und 12 mag. Zum Zeitpunkt der absorbiert einen Teil der sichtbaren Objekte identifiziert werden, von denen je Aufnahme befand sich Chi Cyg in der Sternstrahlung, erwärmt sich dabei und 11 als IRS bzw. als YSO (young stellar Nähe seines Minimums. Im V-Bild (mit V- leuchtet nun im IR. Dies zu wissen und zu objects – junge stellare Objekte) charakte- Filter aufgenommen) war Chi Cyg dann verstehen ist eine Seite. Es aber mit den risiert sind. auch ziemlich schwach. Mit 15 Minuten Augen der CCD-Kamera selber zu sehen, Abstand folgte dann die Aufnahme mit das war „Abenteuer Infrarot-Astronomie“. Ein Ziel wurde allerdings nicht erreicht: dem IR-Filter (Abb. 1). Und jetzt blieb mir IRS 2 und IRS 2b, direkt hinter dem dun-

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hatte von Barnard 68 (B 68) in Oph ein IR- Bild veröffentlicht, in dem B 68 kleiner als auf einer „normalen“ Aufnahme aussah. Dieser Effekt lässt sich wie folgt erklären: Die IR-Strahlung der Sterne hinter dem Rand der Dunkelwolke wird vom Staub weniger behindert, bleibt also noch sicht- bar, während das blaue Licht derselben Sterne an den Staubteilchen der Dunkelwolke zur Seite weggestreut wird und nicht mehr zu uns gelangt. Die Verhältnisse sind wie bei einem schönen Sonnenuntergang, das Licht der Sonne ist zuletzt nicht nur erheblich geschwächt sondern auch noch dunkelrot verfärbt. Also treten zwei Effekte zugleich auf: die Anzahl der nachweisbaren Sterne nimmt von außen zum Zentrum der Dunkelwolke hin ab, und das Licht der überhaupt noch sichtbaren Sterne erfährt dabei eine Verfärbung zum IR hin. Die Idee war nun, diese wellenlängenabhängige Auslösch- ung von Licht in eigenen Aufnahmen Abb. 3: nachzuweisen und das Ergebnis möglichst Infrarotquellen in NGC 2024 (Falschfarbendarstellung) anschaulich darzustellen.

Zu diesem Zweck wurden eine V- und eine klen Staubstreifen gelegen, blieben der Objekte und das Verhältnis ihrer V- zur I-Aufnahme von B 68 mit 1.800 bzw. unsichtbar. IRS 2b ist seit kurzem als das I-Helligkeit im Blick zu haben. 2.700 Sekunden Integrationszeit (C14, Objekt erkannt, welches den Flammen- AP-6E) zu einem Falschfarbenbild kombi- nebel ionisiert. Die Extinktion (Aus- Extinktion am Rand der Dunkelwolke niert sowohl die Anzahl der Sterne gezählt löschung, Schwächung), welche das Licht B 68 als auch deren Farbe bestimmt. Die Aus- dieser beiden IRS im Visuellen erfährt, Welche Objekte eignen sich für den IR- wertung erfolgte in zwei Streifen, die über wird in der Literatur mit 27 bis 31,5 mag Einsteiger besonders? Sicherlich Dunkel- den Rand von B 68 von außen nach innen angegeben. Selbst im IR waren 3.900 wolken, welche vor einer Flut von Sternen gelegt wurden. Diese beiden Streifen sind Sekunden einfach zu kurz. Ein Jahr später stehen. Die Europäische Südsternwarte in der Abbildung 4 eingezeichnet. Für jede versuchte ich es erneut. Mit jetzt 7.200 Sekunden gelang es so gerade eben. Für eine wirklich gute Aufnahme wären wohl 30.000 Sekunden erforderlich. IRS 2 und IRS 2b im Flammennebel sind damit trotz ihrer extremen Werte machbare Grenzob- jekte der Amateur-IR-Astronomie. Der Fachastronomie können wir im IR nicht nur bei der Auswahl von Objekten folgen, sondern auch deren Methoden anwenden. Eine davon ist die Falsch- farbendarstellung, oder kurz das Falsch- farbenbild. Hierbei werden das einfarbige V- und das einfarbige I-Bild mittels CCD- Bildbearbeitungsprogramm zu einem Farbkomposit vereinigt. Das V-Bild wird als Blaubild, das I-Bild als Rotbild genom- men. Das erforderliche Grünbild erhalten wir aus der halben Summe von V- und I- Bild. Die Abbildung 3 zeigt ein solches Falschfarbenbild vom Flammennebel. Alles was dort rötlich bis bräunlich erscheint, emittiert überwiegend bis aus- schließlich im IR. Eine solche Darstellung Abb. 4: hat den Vorteil, gleichzeitig die Helligkeit Extinktion am Rand von B 68

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Abb. 5 (oben): M 83 im Falschfarbenbild

Abb. 6 (links): Sternbildung im Nukleus von M 83

Unterteilung innerhalb der Streifen wurden In „schönen“ Aufnahmen von Galaxien den, die in der Amateurliteratur bisher einerseits die blauen und grünen, anderer- werden Zentrum und insbesondere der vollkommen unbeachtet blieben: sehr seits die gelben und roten Sterne gezählt. Nukleus oft stiefmütterlich behandelt. junge Sterne vom Typ FU Ori und T Tau Das Verhältnis von „gelb-rot“ zur Gesamt- Balken und Spiralarme sprechen das ästhe- (welche die Hauptreihe noch nicht erreicht zahl der Sterne in jeder Unterteilung ist für tische Empfinden an, nicht aber ein heller haben), leuchtkräftige IR-Quellen, Objekte beide Streifen getrennt in kleinen Dia- nadelfeiner Punkt im hellen Zentrum. Aber jünger als 100.000 Jahre, kompakte HII- grammen dargestellt. Zu erkennen ist: Der ist hier drinnen wirklich nichts zu ent- Regionen, Protosterne, IR-Reflektions- Anteil der rötlichen Sterne nimmt vom decken? Das im IR sehr helle Zentrum von nebel, ULIRG („ultraluminous infrared Rand her kommend in Richtung zum M 83 hatte mich neugierig gemacht. Mit “) und Objekte mit geheimnisvoll Zentrum der Dunkelwolke zu. Und genau allen Tricks der Bildbearbeitung wurde der klingenden Namen wie „Allen's source“, das sollte gezeigt werden. Nukleus in beiden Teilbildern herauspräpa- „Red Object“ und „M82 L“. Ein riert und miteinander verglichen. Und wie- vollkommen neues Universum tut sich auf, Starburst im Nukleus von M 83 der einmal war eine Überraschung fällig in dem viele kleine „Entdeckungen“ auf Die uns zugänglichen IR-Objekte (Abb. 6): uns warten. beschränken sich nicht auf die Milch- Der Nukleus ist auf seiner rechten unteren straße. Für ein erstes extragalaktisches Seite von einem Ringsegment erhöhter Jedem Sternfreund mit CCD-Kamera oder Projekt eignet sich eine helle Spiralgalaxie Sternbildung umgeben. Im IR zeigt sich integrierender Videokamera öffnet sich in in Aufsicht, wie es M 83 eine ist. Sie wird zunächst ein ähnliches Bild. Bei genauem der IR-Astronomie ein neues Fenster. in der Literatur als „Starburst“-Galaxie mit Hinsehen offenbart sich allerdings ein Selbst ohne Teleskop, nur mit einem einem „Starburst“-Nukleus beschrieben. bedeutsamer Unterschied: der Nukleus ist Kleinbildobjektiv, lassen sich die ersten Das war interessant genug, um sie mit im IR erheblich heller, während der Ring Schritte unternehmen. Der Neugier und einem IR-Sperrfilter und danach mit nur etwas an Helligkeit gewonnen hat. Also Experimentierfreude sind keine Grenzen einem Bessel-I-Filter (C14, AP-6E, befindet sich im Nukleus mehr Staub als in gesetzt. Integrationszeit 3.600 s) aufzunehmen. seiner engsten Nachbarschaft. Wer sich nur auf Spiralarme beschränkt, dem entgehen Die Infrarot-Astronomie ist für mich ein Im erzeugten Falschfarbenbild (Abb. 5) solche Details. Es empfiehlt sich daher, bei neues, großes Abenteuer. Nie hätte ich zeigen die Spiralarme keinen IR-Anteil. der Festlegung der Belichtungszeit jeder gedacht, noch einmal ein solches Staunen Das Zentrum der Galaxie leuchtet dagegen einzelnen Aufnahme auch im Zentrum von und eine solche Begeisterung empfinden überwiegend und kräftig im IR. Massive Galaxien immer unterhalb der Sättigung zu zu können wie damals beim ersten Blick Sternbildung findet in oder hinter Gebieten bleiben. durch ein Teleskop... mit hohem Staubgehalt statt. Das meiste Sternenlicht wird vom Staub aufgefangen Wie geht es weiter? und im IR re-emittiert. Diese IR-Strahlung Die gezeigten Aufnahmen sind ein gelangt vom Staub unbehindert zu uns. In Ausschnitt aus meinem IR-Projekt. Bei einer einfarbigen Aufnahme wäre dies seiner Fortsetzung wurden ohne Absicht nicht aufgefallen. im IR besonders auffällige Objekte gefun-

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Farbenspiele mit Omega Centauri von Hans G. Diederich

Dieser Aufsatz über den Kugelsternhaufen Und es sind in der Tat Ellipsen (Abb. 3); ω Cen steht beispielhaft für das Arbeiten die (Projektion der) Rotationsachse mit Filtern und die Anwendung verschie- scheint nord-südlich ausgerichtet zu sein. dener Auswertungsmethoden auf CCD- Aufnahmen von Sternhaufen. Die meisten Falschfarbenbild der vorgestellten Ergebnisse sind die Folge Liegen zwei oder mehr Aufnahmen dessel- „spielerischen“ Experimentierens ohne ben Objekts vor, lohnt sich immer das vorherige Planung. Jeder CCDler kann die Blinken der Einzelbilder. So auch hier: hier gegebenen Anregungen auf einen Das Blinken von V- und I-Bild ergab eini- offenen Sternhaufen oder Kugelstern- ge wenige Sterne, die deutlich „pumpten“, haufen seiner Wahl anwenden und diesen also auf V- und I-Filter sehr unterschied- dann eingehend erforschen. lich reagiert hatten. Um dem weiter auf Abb. 1: den Grund zu gehen, erstellte ich aus V- Besonderheiten Omega Centauri mit f = 135 mm und I-Bild ein Farbbild. Das V- wurde zum Omega Centauri ist der größte und hellste Blau-, das I- zum Rotbild. Das fehlende Kugelsternhaufen (KH) unserer Milch- Grünbild erzeugte ich aus der Summe der straße und leider von Deutschland aus keinerlei Konzentration zur Mitte hin mit jeweils 50 % gewichteten V- und I- nicht zu beobachten. Er hat eine Aus- erkennen lässt. Das Helligkeitsprofil weist Bilder. Die Farben dieses Bildes geben dehnung von ca. 1 Grad und enthält mehr nicht wie bei vielen anderen KH eine nicht die richtigen Farben wieder, sind als eine Million Sterne. Seine eigentliche nadelfeine Spitze auf, sondern ist stumpf, somit „falsch“. Und daher wird das Ergeb- Besonderheit besteht darin, dass es sich fast wie bei einer Gaußkurve (Abb. 2). nis auch als Falschfarbenbild bezeichnet vermutlich gar nicht um einen KH handelt, (Abb. 4). sondern um den Kern einer Galaxie, die Rotation Im Falschfarbenbild fallen verschiedene von der Milchstraße eingefangen und der Mit einer Integrationszeit von 600 Sterne auf, die sich über das Durch- äußeren Sterne beraubt wurde. In ω Cen Sekunden mit AP-6E und Bessel-Filtern schnittsniveau herausheben: knallig rote, existieren drei unterschiedliche Stern- am C14 entstanden ein V- und ein I-Bild . knallig blaue Sterne und viele schwache, populationen [1], deren Mittelpunkte nicht Diese zeigen, bedingt durch die Größe des leicht bläuliche Sterne. Mit Hilfe von deckungsgleich sind. Eine dieser Popu- KH, nur dessen Zentrum. In der Literatur Aladin-Simbad wurde ein größerer Anteil lationen rotiert sogar. Omega Cen unter- wird die leicht elongierte Form von ω Cen der besonders auffälligen Sterne identifi- scheidet sich in diesen Besonderheiten erwähnt, die sich durch eine geordnete ziert (darunter Veränderliche wie einige also erheblich von den anderen KH unse- Bewegung eines Teils seiner Sterne RR-Lyrae-Sterne) und auch einige Arbei- rer Galaxis. (Rotation) ergibt. Diese Form galt es nach- ten aus der schier überwältigenden Flut Im April 2003 ergab sich für mich die erste zuweisen. Um von einzelnen hellen gelesen. Das war Forschung live! Aus Möglichkeit, ω Cen, in geringer Höhe kul- Sternen nicht abgelenkt zu werden, wurde Platzgründen möchte ich nur einen einzi- minierend, mit zwei CCD-Kameras aufzu- das V-Bild durch mehrfache Tiefpass- gen Stern detailliert behandeln. Wer sich nehmen. Zur Verfügung stand ein 14-Zoll- filterung und extremes Histogramm- richtig austoben will, hat hier und in eini- SCT mit Bessel-V- und -I-Filter sowie eine Strecken so weit bearbeitet, dass sich ver- gen anderen KH bei Tausenden von huckepack montierte Kamera für mein schiedene Umrisse einzeichnen ließen. gemessenen Sternen sogar die Möglich- 135-mm-Kleinbildobjektiv. Der Filterein- satz verfolgte das ausschließliche Ziel, im Rahmen eines Infrarot-Projektes auch ein- mal von einem KH eine IR-Aufnahme zu machen. Bahnbrechende Ergebnisse waren nicht zu erwarten. Und da im Filterrad auch ein V-Filter steckte, lag es nahe, auch diesem Filter zehn Minuten zu spendieren. Spannend wurde es erst viel später zu Hause, beim Vergleich von V- und I-Bild.

135-mm-Kleinbildobjektiv Mit einer Integrationszeit von 600 Sekunden, 135-mm-Kleinbildobjektiv (f/3,5), IR-Sperrfilter und ST-9E CCD- Kamera entstand die erste Aufnahme (Abb. 1). Omega Cen zeigt sich als gleich- Abb. 2: mäßig heller flauschiger Sternenball, der Das Helligkeitsprofil von ω Cen

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auf der Hauptreihe men. In der Tabelle 5 aus [2] fanden sich standen die beson- acht Kandidaten im Zentrum von ω Cen, ders massereichen, von denen ich zwei zweifelsfrei nachwei- hellen Zwerge, die sen konnte. In der Abbildung 5 ist NGC ihren Wasser- 5139 L 3166, wenn auch schwach, zu stoffvorrat so rasch erkennen. verbrannten, dass In der Literatur wurden bis heute ca. 700 sie sich früher als Sterne dieser Art in etwa 30 Sternhaufen die masseärmeren beschrieben. Ungeahnt hatte sich das Tor Zwerge rechts zu einem ganz neuen, fast grenzenlosen unten zu Roten Projekt geöffnet: Die Jagd nach dem „blue Riesen entwickel- straggler“ für den visuellen Beobachter mit Abb. 3: ten und die Haupt- kleinem Teleskop ... Versuche einer Isophoten-Darstellung von ω Cen reihe nach rechts verließen. Die Farbendifferenzbild massereichsten auf Angeregt durch Arbeiten, in denen keit, statistisch tätig zu werden. der Hauptreihe noch zu beobachtenden Aufnahmen von M 31 von einem gemein- Noch ein Hinweis: Das von Aladin in den Sterne dienen zur Altersbestimmung von samen Referenzbild abgezogen werden, Hintergrund gestellte DSS-Bild ist fast Sternhaufen. um Veränderliche zu entdecken und deren durchgängig schwarz und zur Navigation Dieses Rätsel bewegte die Astronomen seit Lichtkurve aufzeichnen zu können, verfiel daher ungeeignet. Als Ausweg bot sich die Anfang der 50er Jahre. Als Erklärung bie- ich auf die Idee, das auch einmal auszu- Verwendung des J-Bildes aus dem 2MASS tet sich u. a. die folgende Hypothese an: In probieren. Und zwar sofort, ohne auf M 31 an, das durch klicken auf „SkyView“ gela- der gedrängten Enge der Zentren von KH warten zu müssen. Also nahm ich das V- den wurde. kommen sich besonders häufig Sterne so und das I-Bild und bildete ein Differenz- nahe, dass sie enge Doppelsternsysteme bild. Das Ergebnis war wieder eine der Blue Straggler – „blaue Nachzügler“ bilden und schließlich zu einem einzigen unerwarteten und nicht geplanten Überra- Die vielen schwachen und bläulichen neuen Stern verschmelzen – oder zwei schungen. Sterne im Zentrum von ω Cen rumorten in Sterne stoßen zusammen und verschmel- Der Helligkeitsumfang von vorher 9.000 meinem Kopf. Und dann tauchte der zen sofort. Diese neuen Sterne sind masse- bzw. 3.000 Graustufen schrumpfte im Begriff: „blue straggler“ („Blaue reicher und heißer als ihre Vorgänger, und Differenzbild auf 351 Stufen zusammen. Nachzügler“) auf, der sich plötzlich mit sie bevölkern somit Abschnitte der Die im Falschfarbenbild roten Sterne sind KH und blauen Sternen verband. Was sind Hauptreihe, die beim Alter des KH eigent- deutlich schwarz, die blauen weiß. Die das nun für Sterne? Laut Level 5 (NED) lich längst verlassen sein müssten. farblich im mittleren Bereich liegenden befinden sie sich auf der Verlängerung der Nun wollte ich auch zumindest einen „blue Sterne zeigen sich als kleine Höcker (3D- Hauptreihe im Hertzsprung-Russel-Dia- straggler“ auf meinem Falschfarbenbild Effekt). Die farblich abweichenden Sterne gramm (HRD) an einer Stelle, wo es sehen. Leider befinden sich die leicht treten, egal ob schwarz oder weiß, als fla- eigentlich aufgrund des Alters des KH nachzuweisenden Exemplare alle außer- che Fleckchen hervor. Es sind jetzt auch keine Sterne mehr geben sollte. Links oben halb des Gesichtsfeldes meiner Aufnah- solche Sterne als farblich vom Mittel

Abb. 4: Abb. 5: Falschfarbenbild von ω Cen NGC 5139 L3166 – ein „blue straggler“

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Abkürzung Bedeutung

2MASS Two Micron All Sky Survey DSS Digital Sky Survey NED NASA Extragalactic Database

Filter sollten auch einsetzbar sein [3]. Und es lohnt sich, mit den Möglichkeiten des eigenen CCD-Bildbearbeitungsprogramms zu experimentieren. Es gibt viele Stern- haufen, die sich ebenso untersuchen ließen Abb. 6: und nur auf uns warten. Weitere Überra- Differenzbild schungen sind nicht ausgeschlossen. Abenteuer Astronomie ... abweichend erkennbar, die im Falsch- Was könnte man noch mit ω Cen anstel- farbenbild nicht auffallen. Insgesamt sind len? Nun, alle Sterne photometrieren und viel mehr Sterne zu sehen. Die meisten ein Farbenhelligkeits-Diagramm erstellen, Literaturhinweise schwachen Sterne sind deutlich bläulich. z. B. automatisch mit dem in [4] beschrie- [1] Ferraro, F. R., et al., 2002: „Discovery of Ob das einen astrophysikalischen Grund benen Winstarfinder. an accreted stellar system within the hat? globular cluster {omega} Centauri”, Die Helligkeit im „Bild“ steht nicht mehr Zusammenfassung Astrophys. J. 573, L95 für die Helligkeit der Objekte, sondern Omega Cen brachte mir mehr als nur drei [2] Lynga, G., 1996: „The central field of ω ausschließlich für deren Farbe, die schöne Bilder. Ein paar fremde Ideen, Centauri”, Astron. Astrophys. Suppl. Ser. Objekthelligkeit steckt jetzt fast aussch- Experimentierlust und immer mal wieder 115, 297 ließlich im Durchmesser der Stern- eine Recherche im Internet führten zu [3] Quester, W., 2003: „CCD-Photometrie fleckchen. Das „Bild“ ist kein Bild mehr, einer ungeahnten Fülle von überraschen- mit Filtern“, VdS-Journal 11, 104 sondern eine Karte. Diese Methode der den Ergebnissen. Es lohnt sich also, [4] Stinner, P., Hamman, D., 2003: „CCD- Differenzbildung scheint dem Falsch- zumindest mit zwei Filtern Kugelstern- Photometrie an offenen Sternhaufen - farbenbild und dem Blinken deutlich über- haufen zu beobachten – es müssen auch ein schulisches Astronomie-Projekt“, legen zu sein. nicht unbedingt Bessel-Filter sein, RGB- VdS-Journal 11, 132

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Abb. 1: Leuchtende Gasnebel im Orion: Barnard´s Loop, die Nebelregion südlich des linken Gürtelsterns und der „Kopfnebel“ um Lambda Orionis. Der Orionnebel ist nahezu ausgebrannt! Die Aufnahme erfolgte mit einer Contax 645 und Zeiss Planar 1:2,0 / 80 mm bei Blende 4 mit 80 Minuten Belichtungszeit auf Kodak Ektachrome 200 (push +1). ASTROFOTOGRAFIE 41

Nach über zwanzig Jahren einen Traum erfüllt von Gerhard Hilverkus

Abb. 2: Die Wintermilchstraße mit den Sternbildern Einhorn, Orion und Fuhrmann, aufgenommen mit einer Contax 645 und Zeiss Distagon 1:3,5 / 35 mm bei Blende 4 mit 50 Minuten Belichtungszeit auf Kodak Ektachrome 200 (push +1).

Anfang der achtziger Jahre stand die te Fotos vom Sternbild Orion mit, wo unter de ich dann von Bernd Bleiziffer wieder Sternwarte Remscheid, der ich selbst seit anderem M 42, der Pferdekopfnebel, reaktiviert, kaufte mir eine gebrauchte SP 1968 angehöre, noch unter der Leitung Barnard´s Loop und der schwache Kopf- DX Montierung und machte meine ersten von Dr. Hans Schäfer, dem ich sehr viel nebel um Lambda Orionis zu sehen waren. Fotoversuche. Für das Jahr 2004 stand im verdanke, da er immer in der Lage war, Allerdings waren diese Bilder noch in Februar eine Reise in die USA an. Die Astronomie mit einfachen Mitteln ver- schwarzweiß mit dem Kodak 103 a-E auf- Montierung wurde flugtauglich verpackt ständlich zu machen. Damals gab es in der genommen. Damals keimte in mir der und mitgenommen. Das Ziel der Reise war Sternwarte eine Ausstellung. Dazu waren Gedanke, so ein Foto auch einmal herzu- der Norden von New Mexico. Auf 35° auch andere Sternwarten und Amateur- stellen. Leider hatte ich zu dem Zeitpunkt nördlicher Breite und einer Meereshöhe gruppen eingeladen, unter anderem die keine eigene Montierung, so dass es weiter von 2.300 m sind dann die nebenstehenden Bochumer Gruppe um Peter Riepe. Die ein Traum blieb. Nach mehrjährigem Aufnahmen entstanden. brachten seinerzeit sehr schöne rotgefilter- astronomischem Dornröschenschlaf wur- Ein langer Traum hatte sich erfüllt!

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Kleine Zwerge – hohe Berge Zwerggalaxienjagd im Hochgebirge von Werner E. Celnik

Die VdS-Fachgruppen Astrofotografie und Visuelle Deep-Sky-Beobachtung hatten zur Beobachtung und Fotografie von Zwerggalaxien aufgerufen [1] und ein gemeinsames Fachgruppenprojekt daraus gemacht. Nun sind Galaxien an sich ja schon keine „hellen“ Objekte. Und jetzt Zwerggalaxien … Ziel des in diesem Frühjahr auslaufenden Fachgruppenprojektes sind Zwerggalaxien mit Flächenhelligkeiten, die gerade noch von den Amateuren zugänglichen Instru-

Abb. 1: Große Magellansche Wolke, aufgenom- men im australischen Outback am 19.11.2001, belichtet 43 Min. auf Ektachrome 200 (6x6) ab 17:32 UT, Objektiv 1:4 / 300 mm (Blende 5,6). Bildautoren: W.E. Celnik, B. Flach- Wilken, O. Guthier, A. Thomas. Bildbearbeitung W.E. Celnik. Größe des abgebildeten Feldes ca. 9° x 9°.

Abb. 2: Abb. 3: Elliptische Zwerggalaxie PGC 3589 (Sculptor Spherical Irreguläre Zwerggalaxie NGC 6822 im Sternbild Schütze, Dwarf) im Sternbild Sculptor, aufgenommen am 26.8.2003 ab aufgenommen am 25.8.2003 ab 22:16 UT auf Fujichrome 1:25 UT auf Fujichrome 400F 6x6-Farbdiafilm (Push 1), 90 400F 6x6-Farbdiafilm (Push 1), 120 Min. belichtet am Min. belichtet am Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm. Aufnahmeort: mm. Aufnahmeort: Sierra Nevada 3.208 m, Bildautoren: W.E. Sierra Nevada 3.208 m, Bildautoren: W.E. Celnik, J. Kozok, Celnik, J. Kozok, P. Svejda. Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die P. Svejda. Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die Horizonthöhe Horizonthöhe bei der Aufnahme betrug 19°. Größe des abge- bei der Aufnahme betrug 34°. Größe des abgebildeten Feldes bildeten Feldes 1,1° x 1,1°. Bildfelddrehung durch nicht aus- 1,5° x 1,7°. Bildfelddrehung durch nicht ausreichend genaue reichend genaue Einnordung der Montierung. Einnordung der Montierung.

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Abb. 4: NGC 6822, aufgenommen am 25.8.2003 ab 22:16 UT auf Ektachrome 200 6x6- Farbdiafilm, 60 Min. belichtet mit Objektiv 1:4 / 300 mm (Blende 5,6). Aufnahmeort: Sierra Nevada 3.208 m, Bildautoren: W.E. Celnik, J. Kozok, P. Svejda. Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die Horizonthöhe bei der Aufnahme betrug 34°. Größe des abgebildeten Feldes 1,5° x 1,7°. Starke Ausschnittsvergrößerung.

nem 220/1880-mm-Schmidt-Cassegrain- Teleskop mit einem 2-zölligen 42-mm- Okular bei 45x (Austrittspupille 4,8 mm) eine schwache, ca. 25 Bogenminuten große Aufhellung erkennen können, als ich das Instrument leicht hin- und her- schwenkte. Deutlich war die Bewegung des Lichtfleckens zu sehen. Die Beobachtung ist vielleicht deshalb bemer- kenswert, als die Horizonthöhe des Objektes nur ca. 19 Grad betrug und das eingesetzte Instrument ja nicht gerade eine einem Dobson vergleichbare „Licht- menten und Kameras erfasst werden kön- nen. Während der Deep-Sky-Tagung 2003 war eine Liste von Zwerggalaxien zusam- mengestellt worden, die für die Beob- achtung mit Amateurinstrumenten in Frage kommen. Flächenhelligkeiten wer- den angegeben in Größenklassen pro Fläche am Himmel, z. B. 23 mag / Quadratbogensekunde = 23 mag/ ’’.

Visuelle Beobachtung So hat die leider nur am Südhimmel sicht- bare und leicht erkennbare Große Magellansche Wolke (LMC, PGC 17223) bei einer riesigen Ausdehnung am Himmel von 645’ x 550’ eine Gesamthelligkeit von 0,9 mag, jedoch eine mittlere Flächen- helligkeit von nur 23,55 mag/ ’’ (vgl. Abb. 1). Die viel kleinere Sculptor Spherical Dwarf (PGC 3589, Rektasz. 01h 00m 09,4s, Dekl. -33° 42’ 33’’(2000.0)) ist jedoch nur 40’ x 31’ groß (immer noch recht ausge- dehnt für eine Zwerggalaxie) und zeigt eine Gesamthelligkeit von 10,1 mag bei einer Flächenhelligkeit von 23,70 mag/ ’’ (vgl. Abb. 2). Da die LMC mit bloßem Auge leicht zu Abb. 5: erkennen ist, müsste bei ihrer ähnlichen Elliptische Zwerggalaxie Leo I (UGC 5470) im Sternbild Löwe, aufgenommen am Flächenhelligkeit auch PGC 3589 zu 31.1.2003 ab 23:50 UT auf Ektachrome 200 6x6-Farbdiafilm, 100 Min. belichtet am sehen sein. Und das ist tatsächlich der Fall: Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm. Aufnahmeort: Gornergrat 3.135 m, In der spanischen Sierra Nevada am Pico Aufnahme und Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die Horizonthöhe bei der Aufnahme Veleta auf 3208 m Höhe habe ich mit mei- betrug 54°. Größe des abgebildeten Feldes 59’ x 61’.

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Abb. 6: Abb. 7: Zwerggalaxie PGC 143 (Typ Balkenspirale) im Sternbild PGC 143 im Walfisch vom 31.10.2002, 90 Min. belichtet mit Walfisch, aufgenommen am 27.8.2003 ab 0:10 UT auf Objektiv 1:4 / 300 mm (Blende 4,5) ab 20:59 UT auf Fujichrome 400F 6x6-Farbdiafilm (Push 1), 105 Min. belichtet Fujichrome 100F Kleinbild-Farbdiafilm. Aufnahmeort: am Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm. Gornergrat 3.135 m, Aufnahme und Bildbearbeitung W.E. Aufnahmeort: Sierra Nevada 3.208 m, Bildautoren: W.E. Celnik. Die Horizonthöhe bei der Aufnahme betrug 29°. Celnik, J. Kozok, P. Svejda. Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die Größe des abgebildeten Feldes 1,5° x 1,6°. Starke Horizonthöhe bei der Aufnahme betrug 36°. Größe des abge- Ausschnittsvergrößerung. bildeten Feldes 1,3° x 1,1°. Bildfelddrehung durch nicht aus- reichend genaue Einnordung der Montierung.

kanone“ ist. 00h 01m 58,2s, Dekl. -15° 27’ 39’’ (2000.0), seit 1979 neunmal besucht, mal ganz Die Zwerggalaxie NGC 6822 (Abb. 3 und Ausdehnung 11,5’ x 4,0’, Gesamthelligkeit allein, mal mit mehr oder weniger großen 4) im Schützen (Rektasz. 19h 44m 56,2s, 11,0 mag, Flächenhelligkeit 20,36 mag/ Gruppen von Amateuren. Das Gebiet zwi- Dekl. -14° 47’ 51’’ (2000.0), Ausdehnung ’’). Im 220/1880-mm-SCT bei 45x beob- schen Pico Veleta (3398 m) und Pico 15,5’ x 13,5’, Gesamthelligkeit 9,3 mag, achtete ich auf dem Gornergrat bei Mulhacen (3440 m) ist ein faszinierender, Flächenhelligkeit 21,40 mag/ ’’) konnte Horizonthöhe 29° nur ein sehr schwaches ja, meditativer Ort. Über Fahrten in die im 220/1880-mm-SCT bei 45x, jedoch Glimmen im Okular. In der Sierra Nevada Sierra Nevada wurde schon mehrfach Horizonthöhe 34° (Sierra Nevada), leicht / Südspanien in vergleichbarer Meereshöhe berichtet, so z. B. in [3, 4]. Leider ist das gesehen werden. Am nördlichen Rand dagegen konnte das Objekt in 36° Gebiet nun Naturschutzgebiet. So wird waren sogar einige hellere Knoten zu Horizonthöhe beobachtet werden: Hier war Zutritt mit Fahrzeugen nur noch in erkennen, große Sternhaufen und Nebel- die in Nord-Süd ausgerichtete längliche Ausnahmefällen und nur bis zu bestimm- gebiete in der Zwerggalaxie. Form der Zwerggalaxie einwandfrei und ten Punkten gewährt, zu wissenschaftli- Bekannt ist die elliptische Zwerggalaxie klar auszumachen (vgl. Abb. 6 und 7). chen Zwecken. Selbst Wanderer benötigen Leo I (Rektasz. 10h 08m 27,4s, Dekl. +12° Fazit: Bei der visuellen Beobachtung eine Genehmigung. Die Infrastruktur in 18’ 27’’ (2000.0), Ausdehnung 9,8’ x 7,4’, extrem lichtschwacher Flächenobjekte ist der „Zona alta“ ist gleich Null. Gesamthelligkeit 11,2 mag, Flächenhellig- neben der guten Dunkeladaption der Im Spätsommer 2003 fuhr ich mit zwei keit 22,4 mag/ ’’). Sie befindet sich nur Augen, der instrumentellen Ausstattung weiteren Beobachtern, Peter Svejda und 20,5 Bogenminuten nördlich von Regulus, und einem ideal-dunklen Nachthimmel Jürgen Kozok, wieder in die Sierra dem Hauptstern im Löwen. Im 220/1880- auch die Horizonthöhe des Objektes von Nevada. Da man mit den Jahren mehr mm-SCT bei 45x konnte ich auf dem 3135 Bedeutung. Denn diese bestimmt die Bequemlichkeit schätzen lernt, hatte sich m hohen Gornergrat / Schweiz bei Extinktion in der Erdatmosphäre, die uns das frühere Zelt zunächst zum kleinen Horizonthöhe 54° nichts im Okular erken- entscheidende Zehntel-Größenklassen Campingbus und nun zum Caravan- nen. In diesem speziellen Fall wird die raubt, die wir für das Erkennen des Anhänger vergrößert. So sah dann auch Beobachtung durch den dicht dabei stehen- Objektes vielleicht gerade benötigen. unser Antrag auf Genehmigung des den 1,4 mag hellen Stern Regulus gestört Grundlegende Gedanken zur visuellen Beobachtungsaufenthaltes auf der Pass- (vgl. Abb. 5). Eine gute Dunkeladaption Beobachtung flächiger Himmelsobjekte höhe am Pico Veleta in 3200 m Höhe aus, des Auges ist hier schwierig. sind in [2] zu finden. den wir bereits einige Monate zuvor bei Die einzige von mir an zwei verschiedenen der Naturschutzbehörde in Granada Standorten beobachtete Zwerggalaxie ist Sierra Nevada gestellt hatten. Natürlich in spanischer WLM (PGC 143) im Walfisch (Rektasz. Die südspanische Sierra Nevada habe ich Sprache und mit wissenschaftlichen

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Argumenten, die die Notwendigkeit großer Höhe und freier Horizontsicht zur Beobachtung und Fotografie schwacher Zwerggalaxien begründeten. Mit Hinweis auf das Fachgruppenprojekt. Nun, der Antrag wurde nach einigem Hin und Her einige Tage vor Reiseantritt posi- tiv beschieden. Am Parkeingang erhielten wir letztendlich den eigentlichen Ausweis, der uns den Aufenthalt am vereinbarten Ort, und nur dort, gestattete. Vom Standort bis zu unserem alten Beobachtungsplatz aus dem Jahr 1983 [3] waren 200 Schritte zu gehen, was erträglich war. Dort stellten wir windgeschützt unsere Instrumente auf.

Gornergrat Auf dem 3135 m hohen Gornergrat ober- halb des schweizerischen Zermatt gibt es mehr Infrastruktur: ein 3-Sterne-Hotel, rustikal aber bequem. Und gutes Essen hat’s dort … Umrahmt von Gletschern und zahlreichen Viertausendern. Die besten Beobachtungsmöglichkeiten bieten sich aufgrund der Wetterlage in den Wintermonaten. Dann kann es nachts jedoch recht „kühl“ werden, so dass geeig- nete Vorkehrungen getroffen werden müs- sen, was die Kleidung und die technische Ausrüstung angeht. Liegt Schnee auf der Plattform, muss vor Abb. 8: dem Aufstellen der Instrumente zunächst Fotografische Beobachtung auf dem 3.135 m hohen Gornergrat oberhalb von ein Stellplatz frei geschaufelt werden. Zermatt / Schweiz. Die bei den Aufnahmen dieses Beitrages verwendete Ausrüstung Zwischendurch kann man sich im Hotel umfasst einen Schmidt-Cassegrain (Bresser) 220 / 1880 mm mit anastigmatischer ausruhen und stärken … Die Instrumente Korrekturoptik und Kameragehäuse, einen Refraktor 80 / 900 mm zur bleiben auch tagsüber stehen, dann natür- Nachführung und eine weitere Kamera mit Teleobjektiv, alles auf einer Takahashi lich gut abgedeckt. Die nächtliche Stille EM 200B Montierung. Nachführkontrolle per Fadenkreuzokular und Handtaster. dort finde ich berührend, zuweilen über- Stromversorgung über 7 Ah-Trockenakku. Im Hintergrund das Monte-Rosa-Massiv wältigend. Auch in größeren Gruppen mit dem zweithöchsten Gipfel der Alpen. spricht niemand laut. Irgendwie will wohl

Abb. 9: Das schwächste aufgenommene Objekt: Die elliptische Zwerggalaxie Cetus Spherical Dwarf (WHI B0023-11) im Sternbild Walfisch (Rektasz. 00h 26m 11,0s, Dekl. -11° 02’ 40’’ (2000.0)), aufgenommen am 25.10.2003 ab 22:10 UT auf Fujichrome 400F 6x6-Farbdiafilm (Push 1), 90 Min. belich- tet am Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220/1880 mm. Aufnahmeort: Gornergrat 3.135 m, Aufnahme und Bildbearbeitung W.E. Celnik. Die Horizonthöhe bei der Aufnahme betrug 33°. Größe des abgebildeten Feldes 28’ x 27’. Die Gesamthelligkeit dieser Galaxie beträgt 14,4 mag, die Flächenhelligkeit wird vom Autor geschätzt auf 24,5 bis 25 mag/ ’’. Die Galaxie selbst ist die kleine Aufhellung zwi- schen den beiden waagrecht angeordneten Sternen in Bildmitte. Aufnahme nicht exakt fokussiert.

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die Aufnahme der Zwerggalaxie Leo I mit Danksagung einem Ohr an der Schneewand und mit Ohne die Unterstützung der Verwaltung weit über die Montierung gebeugtem des Nationalparks Sierra Nevada (Parque Oberkörper nachgeführt, um in dem engen Nacional de Sierra Nevada) wären die Schneeloch mit dem einen Auge so eben Beobachtungen so nicht möglich gewesen. den Okulareinblick erreichen zu können … Vielen Dank dafür! In der Sierra Nevada ist es mir trotz aller Erfahrung diesmal nicht gelungen, eine Literaturhinweise hundertprozentige Polaufstellung hin zu [1] Riepe, P., Steinicke, W., 2002: „Projekt bekommen, so dass alle lang belichteten Zwerggalaxien angelaufen“, VdS-Journal 9 Abb. 10: Aufnahmen Bildfelddrehung zeigen. (II-2002), 26 Hier muss die Genehmigung für den Immerhin, die Zielobjekte wurden abge- [2] Steinicke, W., - VdS-Fachgruppe Visuelle Zugang zum Naturschutzgebiet Sierra lichtet. Die Abbildungen 4 und 7 zeigen, Deep-Sky-Beobachtung (Hrsg.), 2004: Nevada im Vorfeld dass auch ohne Einsatz eines Teleskops „Praxishandbuch Deep Sky“, Kosmos beantragt werden … Zwerggalaxien aufgenommen werden kön- Verlag, ISBN 3-440-09779-X nen – mit Teleobjektiven. Deren Brenn- [3] Celnik, W.E., Riepe, P., Weber, H.G., 1984: weite sollte jedoch so groß wie möglich „Astrophotographie in der Sierra Nevada“, niemand den umgebenden Frieden stören. gewählt werden. Ich bin gespannt, was die SuW 23, (1/1984), 37 Ab und zu ein leises Poltern, wenn irgend- anderen am Fachgruppenprojekt beteilig- [4] Celnik, W.E., Brinkmann, B., Celnik, E., wo auf einem fernen Berghang eine ten Beobachter und Fotografen mit ihrer Svejda, P., 1996: „Sierra Nevada - Lawine abgeht. Dass der Sternhimmel fan- Ausrüstung erreicht haben. visuell“, interstellarum 8, 24 tastisch ist, muss eigentlich nicht erwähnt werden.

Fotografie Mein 220/1880-mm-Schmidt-Cassegrain von Bresser hat wegen Astigmatismus eine Korrekturoptik erhalten und leistet seitdem optisch Befriedigendes. Er ist auf einer Takahashi EM-200B-Montierung montiert (Abb. 8) und kann mit Kleinbild- und 6x6- Kameragehäusen bestückt werden. Rechts daneben das Leitfernrohr, ein mit 6-mm- Fadenkreuzokular versehener 80/900-mm- Refraktor. Linker Seite werden je nach Bedarf eine oder zwei 6x6-Kameras mit unterschiedlichen Objektiven zwischen 30 und 350 mm Brennweite montiert. Die Bewegung der von einem Trockenakku (12 Abb. 11: V, 7 Ah) gespeisten Motoren wird per Hand Die Identifikation muss am Parkeingang vorgelegt werden, um den eigentlichen am Steuergerät und dem Auge am Zutrittsausweis zu erhalten … Fadenkreuzokular kontrolliert. Dies ist bei Belichtungszeiten von bis zu zwei Stunden harte Arbeit und eine Konzentrations- leistung, auch wenn ich zwischendurch mal zu den Sternen aufschauen kann.

Als Filmmaterial setze ich bei lichtstarken Objektiven gerne feinkörnige Filme ein (Fujichrome Velvia ISO 50, Provia 100F), sonst den bewährten Ektachrome 200 (für Sternfelder und Nebel) und den einmal gepushten Fujichrome 400F zur Galaxien- fotografie am SCT. Ich entwickle die Filme nicht vor Ort, sondern vergebe dies als 2-Stunden-Auftrag an ein gutes Fachlabor zuhause.

Nicht jede Aufnahme gelingt, selbst wenn Walpurgisnacht die Bedingungen ideal sind. Manche gelin- „Jungs… ich glaube nicht, dass in dieser Nacht der Brocken gen trotz widrigster Umstände. So habe ich für astronomische Beobachtungen geeignet ist!!!“

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Drei 10x50-Ferngläser der Oberklasse im Vergleich von Holger Merlitz, Michael Bauer und Frank Schäfer

Ferngläser haben für astronomische Beobachtungen einige Vorzüge. Man kann binokular ein großes Sehfeld am Sternhimmel übersehen und so die Milchstraße mit ihren Sternwolken und Dunkelregionen auf eine andere, faszinie- rende Art kennenlernen. Kometen oder Konstellationen von Mond und Planeten bieten ein reizvolles Bild, und man kann ein Fernglas neben dem Teleskop zur Orientierung nutzen. Noch ein Punkt spricht für ein Fernglas: die binokulare Taschensternwarte ist schnell einsatzbe- reit, unkompliziert in der Handhabung und Abb. 1: man kann sie auf Reisen immer dabei Die Testgläser stehen Modell: haben. Ferngläser mit sehr guter Optik bie- Docter-Optik Nobilem, Fujinon ten darüber hinaus den Vorteil eines kon- FMTR-SX und Leica Ultravid trastreichen Bildes und unter einem dun- klen Himmel werden Objekte sichtbar, die am besten überschauen. Das liegt u. a. nen den Spaß beim Beobachten trüben. man so einer kleinen Optik nicht zugetraut daran, dass sich die Okularmuscheln indi- Wichtig ist das, wenn man den Mond, hätte. Für freihändige Nutzung stellen vidueller einstellen lassen als die stülpba- Sternbedeckungen durch den Mond oder Ferngläser mit 10facher Vergrößerung eine ren Gummis der anderen Kandidaten. Objekte in kurzer Distanz zu selbigem sinnvolle Obergrenze dar. Ein 10x50 mit 5 Ansonsten ist der Einblick ohne Brille bei beobachtet. Hier ist das Fujinon im Vorteil. mm Austrittspupille dunkelt den Himmels- allen drei Ferngläsern unproblematisch. Eine Straßenlaterne in der Nacht oder der hintergrund etwas ab, so dass man das Beim Leica fällt auf, dass die Mond zeigen nur einen sehr schwachen Fernglas auch gut unter einem leicht auf- Fokussierung wenig Spielraum jenseits Reflex. Das Leica verhält sich ähnlich, bei gehellten Himmel einsetzen kann. von Unendlich hat. Bei fehlsichtigen einer hellen Lichtquelle erkennt man aber Für den Vergleich haben wir uns drei Benutzern könnte das zu Problemen zwei sich kreuzende Balken - offenbar ein Kandidaten ausgesucht: zwei Porro- führen, wenn ohne Brille beobachtet wer- Beugungseffekt an der Dachkante. Am modelle von Fujinon und Docter-Optik den soll. Für Brillenträger eignen sich nur Mond war dieser Effekt nicht sichtbar. Das und ein Dachkantfernglas von Leica. das Ultravid und das Fujinon, beim Nobilem zeigt etwas auffälligere Reflexe, Dabei stellt sich natürlich die Frage: Muss Nobilem läßt sich das Sehfeld mit Brille diese stören aber nur bei sehr hellen man den nicht unerheblichen Preis für ein nicht mehr voll erfassen. Bei der Lichtquellen. Die Unterdrückung solcher Top-Dachkantglas zahlen oder kommt Randschärfe liegt das Fujinon klar vorn. Reflexe ist i. a. ein Indikator für die man für deutlich weniger Geld mit einem Am Sterntest zeigt es über ca. 90 % des Qualität der Vergütung, und die ist bei Porro-Fernglas nicht in den gleichen Sehfelds (auf den Radius bezogen) eine Fujinon und Leica auf sehr hohem Niveau. Genuss? Für die Nutzung am Tag liegen sehr gute Schärfe. Beim Leica schleicht Das Docter hält in der Disziplin einen klei- die Vorteile der Dachkantgläser auf der sich schon ab ca. 80 % eine leichte nen Abstand, dafür verringern dessen ver- Hand. Eine solide Abdichtung mit Unschärfe ein, und beim Docter leiden die kittete Prismen Lichtverluste durch Innenfokussierung, die kompakte Bau- Sterne schon ab ca. 70 %. Die Schärfe im Reflexion an den Glasoberflächen. weise und die kürzere Naheinstellgrenze zentralen Bereich ist bei allen Ferngläsern wären hier zu nennen. Wer ein Fernglas für ohne Tadel. Beobachtet man in der Mechanik und Handhabung Tagbeobachtung und Astronomie sucht, Dämmerung, so spielt die Anfälligkeit für Alle drei Ferngläser sind mit einer der sollte die Vorteile im Auge behalten. diffuses Streulicht eine wichtige Rolle. Gummierung versehen. Fujinon und Geht es allein um die Himmelsbeob- Das Streulicht entsteht, wenn Lichtquellen Nobilem wiegen ca. 1,4 kg, das Ultravid achtung, so kann man ein Porroglas genau- außerhalb des Sehfelds die Innenwände ist mit ca. 1 kg deutlich leichter. Das so gut einsetzen. der Objektivtuben beleuchten. In der Fujinon und das Leica sind druckwasser- Beziehung schneidet das Nobilem mit sei- dicht und stickstoffgefüllt, während das Die Testkandidaten im Detail ner effektiven Innenbeschichtung sehr gut Docter spritzwasserfest ist. Die robuste Das Docter-Optik Nobilem hat mit 6,7° ab. Ähnlich gut verhält sich das Leica mit Mechanik, eine etwas harte aber sehr sau- das weiteste Sehfeld, aber nur marginal einer wirksamen Streulichtunterdrückung ber verarbeitete Gummierung und die opti- weiter als beim Leica Ultravid mit 6,6° durch Innenblenden. Das Fujinon ist dies- male Gängigkeit der Dioptrieneinstellung und dicht gefolgt vom Fujinon FMTR-SX bezüglich etwas empfindlicher. Auch zeichnen das Fujinon aus. Ultravid und mit 6,5°. Das Sehfeld des Leica lässt sich Geisterbilder von hellen Lichtquellen kön- insbesondere das Nobilem sind etwas zu

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Abb. 2: Die Stativadapter für die drei Kandidaten

leichtgängig in der Knickbrücke, anson- schreiben die dann einen Bericht? Die Randschärfe noch der Einsatz von Nebel- sten aber solide gefertigt. Beim Leica stört Auswahl eines Fernglases ist immer eine filtern. Die Charakteristik der Fujinon die etwas „holprige“ Fokussierung. Beim individuelle Angelegenheit. Neben der Filter entspricht in etwa einem breitbandi- Nobilem läuft der Fokussiertrieb leichter, optischen Leistung spielen Einblick- gen Nebelfilter. Die Stärke einer dafür kann er sich verstellen, wenn man verhalten, Gewicht, Handling und natür- Kombination von Fernglas und Nebelfilter das Glas beim Beobachten im Gesicht lich der Preis eine wichtige Rolle. Und dürfte bei schwachen, ausgedehnten abstützt. Die Okulare des Fujinon sind so wenn drei Leute einen Bericht schreiben, Gasnebeln liegen. Im Testzeitraum waren groß, dass Leute mit engem Augenabstand dann gibt es auch drei Meinungen. So Traumobjekte wie Nordamerika- oder Probleme mit der Nase bekommen könn- überlassen wir es dem Leser, aus dem Cirrusnebel leider nicht sichtbar und so ten. Bei kaltem Wetter fällt auf, dass die Artikel das für ihn Wesentliche mitzuneh- können wir nicht sagen, ob sich die Okulare des Nobilem besonders schnell men. Anschaffung lohnt. beschlagen. Sicher spielt hier die Das Fujinon zeigt dank ausgezeichneter Austrittspupillen-Schnittweite eine Rolle. Resistenz gegen Geisterbilder den besten Fazit Das Leica verhält sich etwas besser und Kontrast. Das aschgraue Mondlicht hebt Alle drei Ferngläser eignen sich hervorra- das Fujinon ist sehr resistent gegen ein sich auch bei Halbmond klar vom gend für astronomische Beobachtungen. Beschlagen der Okulare. Die dicke Himmelshintergrund ab. Das Leica kommt Die größten Unterschiede finden sich bei Gummierung des Nobilem, so hässlich sie knapp dahinter, beim Nobilem sorgen eini- der Randschärfe und es gibt kleinere auch sein mag, hat einen Vorteil: die Hände ge diffuse Mehrfachbilder für einen leich- Differenzen in der Resistenz gegen bleiben auch bei Minusgraden noch relativ ten Verlust an Kontrast. Befindet sich der Streulicht und Reflexe. Mittenschärfe und warm. Beim Fujinon bekommt man kalte Mond knapp außerhalb vom Sehfeld, so Grenzgröße sind auf demselben hohen Pfoten. Die Objektivschutzdeckel des kommt es beim Fujinon zu auffälligen Niveau. Wer ein reines Astroglas sucht, Nobilem sind zu lose, dies ist beim Fujinon Reflexen. Für die Praxis spielt das nur wird wohl zum Fujinon greifen. Soll das besser gelöst. Das Leica hat keinen dann eine Rolle, wenn man in der entspre- Fernglas auch tagsüber und in der Objektivschutz und das Nobilem kommt chenden Distanz zum Mond ein Objekt Dämmerung genutzt werden, dann sind das leider ohne Köcher. Für alle drei beobachten will. Leica und Docter mit ihrem Mitteltrieb Ferngläser sind Stativadapter erhältlich. Mit Blick auf Deep-Sky ist das Fujinon bequemer zu handhaben. Welches Fernglas Beim Fujinon und Nobilem werden die wegen seiner ausgezeichneten Randschärfe besser in der Hand liegt, das kann man Adapter direkt in die Mittelachse der klare Favorit. Im Vergleich dazu ist die nicht pauschal beantworten. Hier hilft nur geschraubt bzw. an einer Verlängerung der- Randunschärfe beim Leica beinahe als auf- Ausprobieren. Beim Docter Nobilem gäbe selben befestigt. Beim Ultravid benötigt fällig zu bezeichnen und das Nobilem es noch einiges zu verbessern. Mit echten man eine spezielle Lösung. Von der schneidet nochmal ein Stück schwächer Brillenträgerokularen und verbesserter Stabilität sind die Stativbefestigungen der ab. Bei freihändiger Nutzung schaut man Randschärfe könnte das Fernglas ein ech- beiden Porrogläser die bessere Lösung. vorwiegend im Bildzentrum und so kann ter Renner werden. Nur sollte man bei der Der uns zur Verfügung stehende ICS man mit der Randunschärfe der beiden Gelegenheit die Gummierung etwas Fernglasadapter für das Ultravid wird mit anderen Ferngläser gut leben. Packt man ansprechender gestalten. Klar erkennbar Klettband fixiert, ist umständlicher in der sein Fernglas auf ein Stativ, dann kann das war auch: man braucht kein Dachkantglas Handhabung und man muss das Klettband Auge in aller Ruhe durch das gesamte für 1.500 Euro, um ein Top-Fernglas für schon stramm anziehen, damit das Sehfeld schweifen. Und spätestens in dem die Astronomie zu bekommen. Ein sehr Fernglas einigermaßen fest mit dem Stativ Moment ist das Fujinon die bessere Wahl. gutes Porroglas für den halben Preis tut es verbunden ist. Beim Erkennen schwächster Sterne, bei genauso und der Geldbeutel wird geschont. der Sichtbarkeit von Details im Orionnebel Welches ist das beste Astroglas? und beim Auffinden von M 81 / 82, M 33, Danksagung Diese Frage können und wollen wir gar M 51 oder M 101 schneiden alle Fern- Zum Schluss möchten wir uns noch bei nicht beantworten. Nun kann sich der gläser gleichermaßen gut ab. Für das Intercon-Spacetec für die freundliche geneigte Leser natürlich fragen, wozu Fujinon spricht neben der ausgezeichneten Bereitstellung der Testgläser bedanken.

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„ULDOB_1“ („BirkenTAL“) von Silvio Hertli

Abb. 1: Abb. 2: Der Aufbau des Teleskops geht auch mit leichten Die Stangen mit Bezeichnungen A-D entsprechend in die Handschuhen innerhalb einer Minute von statten und bedarf Anschläge stellen ... keinerlei Werkzeug: UT hinstellen, dass bei den Anschlägen die Buchstaben A, B, C, D lesbar sind.

Der „ULDOB_1“ ist mein erstes richtiges „Siberia“ angeboten) zu akzeptablen Birkensperrholz, das Streulicht wird durch ATM-Projekt – abgesehen vom „Karton- Preisen gefunden. Aus einem der kleineren drei Blenden im Strahlengang abgefangen. dobson“ vom Astromedia-Verlag, welchen Sets sollte also mein erster Eigenbau- Im Unterteil (UT) habe ich verschiedene ich erfolgreich aufgebaut und zu einem Dobson 110 / 809 mm entstehen. Ich hatte Materialstärken verbaut: 4 mm, 6,5 mm Gitterrohr-Tubus umgebaut habe. Kurz nicht viel Werkzeug für den Bau zur und 9 mm Birkensperrholz, die beiden nachdem ich mir im Januar 2003 als Verfügung, also habe ich das Teleskop so Höhenräder sind seitlich aufgeklebt. Auch Erstgerät einen Astroscan (ein feines geplant, dass ich sämtliche Einzelteile mit hier wird das Streulicht von drei Blenden Richfield-Reisegerät) zugelegt hatte, woll- einer Laubsäge, einer Bohrmaschine und abgefangen. Das Brett im Inneren, auf te ich einen Gitterrohr-Dobson, der mir an einem Schleifklotz in Form bringen konn- welchem die Hauptspiegelhalterung ge- Planeten auch hohe Vergrößerungen te. Dem entsprechend hatte ich auch eine schraubt ist, ist 9 mm dick; genauso wie gewinnbringend eröffnet. Bei den lange Fertigungszeit von ca. 60 Stunden. die Rückplatte, in welche der Lüfter und Marktpreisen und Lieferzeiten der fertigen Das Birkensperrholz habe ich in den die Batterie integriert ist. Sie darf (auch Gitterrohr-Geräte kann einem Einsteiger Reststücke-Kisten von verschiedenen wenn sie leer ist) während des Beob- schon mal schwindlig werden und unter 10 Baumärkten gekauft, auch die Alustangen achtens nicht entfernt werden, denn sie ist Zoll wird der Markt an Gitterdobsons stammen vom Baumarkt. Der verwendete integraler Bestandteil der Tubus-Balance. sowieso dünn. Also beschloss ich, mein Okularauszug, ein 1,25’’-Celestron-Aus- Auch die Höhenräder mit 190 mm Reisegerät selber zu bauen. Er sollte finan- zug mit 60 mm Hub, habe ich bei der Durchmesser bestehen aus 9 mm dickem ziell tragbar sein (auch dann, wenn das Schnäppchenseite von Baader gefunden Birkensperrholz. Als Lauffläche habe ich ganze Projekt in die Hose gehen sollte), und für 12 Euro mit dem Spiegelset mitbe- Kantenumleimer verwendet. Die Höhen- sollte physisch tragbar sein (also nicht stellt. Der Batteriehalter und der Schalter räder laufen in vier Teflonpads (für über 10 kg), musste ohne Werkzeug auf- für die Spiegelbelüftung stammen aus Stuhlbeine auf Parkett). Die Stangen sind und abbaubar sein, und das Wichtigste: einem Elektronikladen (ähnliche gibts bei aus natureloxiertem Vierkant-Alurohr 10 Dieser Dobson sollte mir am Himmel rich- Conrad), der Lüfter ist aus einem PC- mm x 10 mm mit 1 mm Wandstärke, je tig viel Spaß bereiten. Shop. Er ist ursprünglich für die Kühlung 550 mm lang. Die fest ins OT und UT ver- Ich beschloss aber, das Schleifen der von PC-Harddisks konstruiert, also auf 12 leimten Anschläge sind 40 mm tief und Spiegel doch den „Profis“ zu überlassen V Betriebsspannung ausgelegt und kostet aus dem selben Material mit Innenquer- und suchte daher ein fertiges Spiegelset. etwa 20 Euro. Mit einer handelsüblichen schnitt 13 mm x 13 mm. Die Rockerbox Nach längerer, schwieriger Suche im 9-V-Batterie läuft er leise und vibrations- habe ich aus 9 mm Birkensperrholz gefer- Internet habe ich bei Baader-Planetarium frei eine Woche lang täglich mehrere tigt, das Grundbrett besteht aus 18 mm dann komplette Optiksets des Fabrikates Stunden. Multiplex. Obwohl ich mittlerweile auch TAL (wird dort unter dem Handelsnamen Das Oberteil (OT) besteht aus 4 mm einen großen Dobson habe (12’’, f/5),

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Abb. 3: Abb. 4: ... und das OT über die vier Stangen stülpen. Auf dieser Seite ... dann die vier Gummibänder, welche jeweils zwei Stangen sind die Stangen mit 1 - 4 bezeichnet. Dann wird der (noch) gegeneinander verkanten. Durch das Verkanten der Stangen wackelige Tubus mit den sechs Gummibändern verspannt: in den Anschlägen richtet sich der Tubus aus, nun stehen UT zuerst werden die beiden senkrechten (langen) Gummibänder und OT in der optischen Achse. Das System ist erstaunlicher- einhängt, welche OT und UT zusammen ziehen ... weise ziemlich justierkonstant.

Abb. 5: Der fertig aufgebaute „ULDOB_1“

benutze ich meinen kleinen Eigenbau lich zur Sonnenbeobachtung an abgelege- immer wieder gerne zum „Spontan- nen Stellen. Durch die Einblickhöhe von Abb. 6: Das zerlegte Teleskop findet spechteln“. Das lichtdichte Tubus- ca. 50 - 95 cm (0 - 90°) ist der ULDOB_1 bequem und sicher in seiner Rockerbox Abdecktuch und die Verwendung eines ideal für bequeme Beobachtung im Sitzen Platz. Es ist dann nur ein einziges zu sicheren Objektiv-Sonnenfilters (Baader- mit einem Klapphocker. tragendes Teil, kompakt und mit seinen Folie) machen dieses Teleskop auch nütz- 5 kg Masse echt tragefreundlich!

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Aktive Optik am Schmidt-Cassegrain von Wolfgang Strickling

Abb. 1: Aufnahme von Sternabbildungen, links 3 mm intrafokal, Mitte: Fokus, rechts: 3 mm extrafokal

Ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop ist zum Genuss werden lassen. Bezüglich spiegelung) und der unsichere Erfolg eines wegen seines guten Preis-Leistungs- Bildschärfe und Kontrast stehen diese derartigen Eingriffs ließen mich diesen Verhältnisses und der kompakten Bauform Geräte deutlich kleineren und billigeren Gedanken jedoch wieder verwerfen. Statt ein unter Astroamateuren gerne benutztes Fernrohren leider oft nach. dessen wollte ich zuerst probieren, die Instrument. Im Widerspruch zu anders lau- Da mein Gerät auch nach Einsendung zum Optik nach Art der „aktiven Optik“ von tenden Testberichten perfekter Optiken Generalvertreter keine perfekte Abbildung modernen Großteleskopen gezielt zu ver- habe ich jedoch selten ein auch nur lieferte, entschloss ich mich, die sphärisch formen und zu verspannen. Solche annähernd beugungsbegrenztes Gerät die- überkorrigierte Optik per Hand zu opti- Maßnahmen sind reversibel, und bei aus- ser Bauart gesehen. Speziell Optiken mit mieren. Ich dachte zuerst daran, die bleibendem Erfolg kann man den Original- großer Öffnung zeigen in der Regel selbst Schmidtplatte oder den Fangspiegel mei- zustand problemlos wieder herstellen. bei optimaler Justierung mehr oder weni- nes Teleskops zu retuschieren. Überlegun- Voraussetzung zur Erkennung und letztlich ger starke Abbildungsfehler, die Beobacht- gen zu Aufwand und Kosten (Materialien, zur Behebung der Restfehler sind eine ungen mit höheren Vergrößerungen selten erforderliche Neuvergütung bzw. Neuver- absolut genaue Justierung der Optik, die

Abb. 2: Abb. 3: Rändelschrauben zur schnellen Fokussierung. Das Foto ist noch vor dem Einbau Der Fangspiegel auf seiner der aktiven Optik entstanden. Mittlerweile wird die Fangspiegelbox von 21 Originalplatte Zugangsöffnungen für die aktiven Schrauben geziert.

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Abb. 4: Abb. 5: Die auf den Fangspiegel aufgeklebten Lagerplatten Der Fangspiegel ist auf der Justierplatte montiert.

am besten am Stern durchzuführen ist. Beugungsringe optimal nur bei scharfem Justierschrauben. Eine hervorragende Anleitung, sich den Bild, guter Optik und sehr ruhiger Luft zu Wie oben zu sehen ist, krankt mein Sterntest anzueignen und optische Fehler sehen. Sie sind extrem klein, mit einem Instrument nicht nur an sphärischer Über- zu erkennen, ist H. R. Suiters Buch „Star Abstand in der Größe der Fernrohrauf- korrektur, sondern auch an Astigmatismus. testing astronomical telescopes“ [1]. Eine lösung, also beim 8-Zöller 0,6 Bogen- Während Astigmatismus theoretisch durch Anleitung zur Justierung eines Schmidt- sekunden. eine einfache Verbiegung der Spiegel- Cassegrains findet sich auf meinen Um die erforderliche Justierung schnell fläche über eine mittige Kante zu korrigie- Internetseiten [2]. und bequem zu erledigen, empfiehlt es ren wäre, müsste die sphärische Aberration Die beiden optischen Hauptfehler, die nach sich, die kleinem Imbusschrauben gegen durch ein Aufwölben oder Einziehen des erfolgreicher Justierung meist noch ver- entsprechende Rändelschrauben auszu- Randes und/oder des Zentrums reduziert bleiben sind meist Astigmatismus und / wechseln bzw. Rändel mit Zweikom- werden. Um die erforderlichen Freiheits- oder sphärische Aberration. Erstere äußert ponentenkleber aufzukleben (s. Abb. 2). grade zu bekommen, habe ich den sich in strichförmigen Sternabbildungen, Mit etwas Übung ist die Justierung damit Fangspiegel von der Korkplatte getrennt deren Orientierung sich bei der Fokussier- in wenigen Sekunden erledigt. und sieben etwa dreieckige Lagerplatten ung um 90 Grad ändert. an dessen Rückseite mit Epoxidkleber auf- Bei leicht unscharfer Fokussierung be- Bau und Justage der aktiven Optik geklebt (Abb. 4). Die Lagerplatten haben trachtet (Abb. 1) verzerrt Astigmatismus Die Erfahrung zeigt, dass viele Instru- eine zentrale Gewindebohrung M3 für eine den Sternring zu einer Ellipse, während mente schon verspannt ausgeliefert werden Zugschraube und je drei Auflageflächen sphärische Aberration das intra- und extra- und deshalb optische Fehler zeigen. So für Druckschrauben. So kann jede Platte fokale Bild deutlich unterschiedlich ausse- kam mir die Idee, meine Optik gezielt zu individuell verstellt und gekippt werden. hen lässt. Eine perfekte Optik zeigt den verspannen und dadurch die Fehler zu kor- Der so modifizierte Fangspiegel wird auf defokussierten Stern als kreisrunden Ring, rigieren. Die erforderlichen Verformungen die entsprechend vorbereitete Aluplatte der intra- wie extrafokal identisch aussieht. der Spiegel liegen im Bereich unter einem montiert (Abb. 5). Dabei halten je drei M3- Die Abb. 1 zeigt beide Fehler im gleichen Mikrometer und sollten sich einfach Madenschrauben den Spiegel auf Abstand, Bild vereint. Das verwendete Teleskop ist bewerkstelligen lassen. Der Hauptspiegel während die M3-Flachkopfschrauben den sphärisch überkorrigiert, d. h., seine scheidet allerdings aus. Er läuft an den Spiegel halten. Optimal wären Flachkopf- Brennweite ist am Rand ein wenig zu lang Rändern zwar recht dünn aus, ist aber im schrauben mit dem selben Innensechskant und in der Mitte an der optischen Achse zu Zentrum ein so dicker Glasklotz, dass der wie die Madenschrauben. Die Schrauben kurz. Deshalb sehen die Bilder intrafokal dort kaum zu verformen wäre. Der sind über Bohrungen der Fangspiegelbox (links) und extrafokal (rechts) deutlich Fangspiegel jedoch ist eine nur ca. 14 mm von außen zugänglich. unterschiedlich aus, mit unterschiedlich starke Glasplatte, die über einer 2 mm Um zu verhindern, dass Fangspiegel, großem Fangspiegelschatten. dicken Korkschicht auf eine 8 mm Hauptspiegel und Schmidtplatte später Übrigens ist der Ring, den man im Aluminiumplatte geklebt ist (s. Abb. 3). zueinander verdreht montiert werden, soll- unscharfen Sternbild in Spiegeltelskopen Die Aluplatte trägt in der Mitte eine te man ihre Lage zueinander markieren. sieht, nicht zu verwechseln mit einem Vertiefung, in der sie auf einem Dorn in Sonst kann es passieren, dass die werkssei- Beugungsring! Ersterer ist nur ein Abbild der runden Fangspiegelbox ruht. Sie hat tige Fangspiegelretusche das Bild nachher der Eintrittspupille, dagegen sind drei Gewindebohrungen zur Aufnahme der verschlechtert statt verbessert!

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Abb. 6 (oben): Detailansicht der Fangspiegelzelle

Abb. 7 (rechts): Durch Astigmatismus verzerrtes intrafokales Bild

Bei diesen Arbeitsgängen empfiehlt es biegung mit nur geringem Druck der zeitraubende Angelegenheit, die durchaus sich, die empfindliche optische Ober- Schrauben problemlos erreicht werden. So einige Abende verschlingen kann. Wenn fläche des Fangspiegels mit einem Polster wird die zu lange Brennweite in der Ebene die Optik jedoch einmal perfektioniert aus Fließpapier und Pappe zu schützen und A-B verkürzt, während senkrecht dazu (C- worden ist, reicht die normale Justierung dieses erst vor der Endmontage wieder zu D) die Brennweite des Systems verlängert zum Erreichen einer optimalen Abbildung entfernen. werden muss. Ziel ist eine kreisrunder vollkommen aus. Als unerlässlich erachte Zur Montage werden die Madenschrauben Unschärfekreis. Im übrigen sollte im ich die Lektüre von H. Suiters Werk „Star so eingestellt, dass sie die Lagerplatten des Verlauf der Aktivierung der Optik eine testing astronomical telescopes“[1]. Fangspiegels auf etwa 1 mm Abstand zur Verschlechterung der Spiegeljustierung Schließlich muss man sich recht genau in Aluplatte halten (Abb. 6). Alle Schrauben ständig kontrolliert und ggf. korrigiert seine Optik „hineindenken“ können und werden nur so fest angezogen, dass der werden. sollte gut vorausahnen können, welchen Spiegel gerade nicht mehr locker sitzt. Für die Korrektur der sphärischen Aberra- Effekt die Manipulation der Optik haben Dann kann er mit den drei Justier- tion ist es sinnvoll, über eine Zonenmaske wird. schrauben wieder in seine Box in der die Brennweiten des optischen Systems Im Prinzip kann man den Astigmatismus Schmidtplatte verschraubt werden und die am Rand, im Zentrum und in der auch tagsüber am künstlichen Stern prü- gesamte Einheit im Tubus befestigt wer- Mittelzone zu vermessen. Mein Gerät fen. Für die sphärische Aberration ist den. Dabei ist, wie erwähnt, die ursprüng- hatte seinen größten Fehler (zu kurze jedoch eine Lichtquelle im „unendlichen“ liche Orientierung einzuhalten und eine Brennweite) im Zentrum, während die erforderlich, denn auch ein perfektes Verdrehung unbedingt zu vermeiden! Randzone einigermaßen in Ordnung war. System wird auf kurze Einstelldistanzen Am Stern wird das Teleskop zunächst wie Durch ordentlichen Druck der eine sphärische Überkorrektur zeigen! gewohnt justiert. Wenn der Fangspiegel Madenschrauben der zentralen Platte Zubehör wie Zenitspiegel oder -prismen nur locker eingebaut worden ist, sollten die konnte die Fangspiegelmitte etwas vorge- und Fokalreducer sollte man vor solchen vorherigen Optikfehler noch unverändert wölbt werden und damit die Überkorrektur Manipulationen entweder entfernen oder sichtbar sein. Jetzt kann man sich an die beseitigt und sogar ins Gegenteil verkehrt zumindest vorher testen, denn auch solche Korrektur der Optik machen. werden. Zusatzgeräte können natürlich das opti- Zur Korrektur des Astigmatismus habe ich Ebenso sollte es möglich sein, „Dellen“ sche System beeinflussen. das Teleskop intrafokal ein wenig unscharf oder „Hügel“ der Oberfläche, wie ich sie gestellt (Fokusknopf von der Schärfe- bei einigen Geräten gesehen habe, zu Literatur und Internetlinks: position in Richtung „unendlich“ drehen, beseitigen. Zumindest konnten solche [1] H. Suiter: Star testing astronomical Abb. 7). In der Ebene der langen Ellipsen- Fehler durch einseitiges zu starkes telescopes, Willman-Bell achse A-B des Sternscheibchens muss der Anziehen einzelner Schrauben erzeugt [2] Justierung von Schmidt-Cassegrain- Spiegelrand nach innen in Richtung werden. Sicher lassen sich nicht alle Fehler Teleskopen Hauptspiegel gebogen werden. An den auf diese Weise komplett beseitigen. Bei http://dr.strickling.bei.t-online.de/sc_just.htm gegenüberliegenden Spiegelrändern (C-D) meinem Gerät habe ich jedoch eine deutli- Dr. Wolfgang Strickling, kann durch symmetrisches Lockern der che Verbesserung der Bildqualität errei- Drususstr. 15, Madenschrauben und Anziehen der chen können. Insgesamt ist die 45721 Haltern Zugschrauben die erforderliche Durch- Aktivierung der Optik zwar eine etwas [email protected]

VdS-Journal Nr. 15 54 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

Die perfekten Stürme? – Außergewöhnliche solare und geomagnetische Aktivität im Oktober und November 2003!

von Ulrich Rieth

– Teil 2 –

In den Tagen nach den Polarlichtstürmen vom Oktober 2003 war das Thema Sonnenaktivität weltweit in den Medien präsent. Allerdings war die Sonne zunächst ruhig als die großen Fleckengruppen von der Sonnenscheibe verschwanden. Gerade als 486 den Rand erreicht hatte und sich die Corona oberhalb der Fleckengruppe in Aufnahmen der SOHO/EIT-Kamera im extremen UV-Bereich besonders ein- drucksvoll gegen den dunklen Hintergrund des Weltraums abzeichnete, brach in die- sen Strukturen die Hölle los. Am Abend des 4. November gegen 20:30 Uhr stieg der Röntgenfluss am GOES Satelliten sehr stark an und erreichte 5 Minuten später bei einer Stärke von M8 ein vorläufiges Maximum. Bereits zu diesem Zeitpunkt leuchtete der gesamte Westrand der Sonne in H-alpha-Aufnahmen [11] hell auf. Weitere 5 Minuten später schnellte der Röntgenfluss extrem in die Höhe und erreichte von 20:47 bis 20:58 Uhr so hohe Werte, dass die Messgeräte des GOES Abb. 1: Satelliten gesättigt waren. Nach einer spä- SOHO/EIT-Aufnahme des X28-Flares vom 4.11.2003 im extremen UV Licht bei teren Auswertung neuseeländischer 19,5 nm Forscher erreichte der Flare um 20:50 Uhr einen maximalen Fluss der Stärke X45 letten Licht und mittels des Satelliten tig. Bei einem Ausgangspunkt in der Mitte [12]. Damit ist dies der stärkste beobachte- RHESSI [13] auch im sehr kurzwelligen der Sonnenscheibe hätte es mit hoher te Ausbruch seit Beginn der Satelliten Gammastrahlenbereich beobachtet wer- Wahrscheinlichkeit einen weiteren geoma- gestützten Messungen im Jahre 1976. den.Der koronale Massenauswurf, der in gnetischen Sturm gegeben, dessen denkba- Neben der gewaltigen Emission im Verbindung mit diesem Flare beobachtet re Folgeerscheinungen lokale Stromaus- Röntgenbereich konnte der Flare auch im wurde, war mit einer Geschwindigkeit von fälle, Totalverlust von Satelliten sowie die gesamten Radiofrequenzband, im ultravio- über 2.300 km/s ebenfalls rekordverdäch- damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden gewesen wären. Eine Aufstellung der Schäden, die im Zusammenhang mit den gesamten Ereignissen von Oktober und November 2003 stehen, gibt es auf den Webseiten der Weltraumwetterwarte Greifswald [14]. Nach diesem letzten „Warnschuss“ kehrte auf der sichtbaren Sonnenscheibe erstmal Ruhe ein. In den Aufnahmen des LASCO Instrumentes konnte man aber in der Folgezeit weitere Massenauswürfe sehen, die ihren Ursprung auf der Rückseite der Sonne in den bekannten aktiven Regionen Abb. 2: haben mussten. Diagramm der Gesamtstärke (Bt) und der Stärke der Nord-Süd-Komponente (Bz) So war es auch nicht verwunderlich, dass des interplanetaren Magnetfeldes aus den Daten des ACE-Satelliten vom 19.- alle drei Fleckengruppen in der zweiten 21.11.2003 Novemberdekade wieder von der Erde aus

VdS-Journal Nr. 15 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 55

beobachtet werden konnten. Die Aktivität war zwar nicht mehr so hoch wie noch im Oktober, aber am 18.11. zwischen 9 und 10 Uhr hatte die ehemalige Fleckengruppe 484 endlich ihren Auftritt. In Verbindung mit zwei Röntgenflares der Stärke M3 wurden genau aus der Sonnenmitte zwei haloförmige koronale Massenauswürfe exakt in Richtung Erde geschleudert. Hierbei hatte die zweite Plasmawolke mit 1.175 km/s eine deutlich höhere Ge- schwindigkeit [15] als ihre Vorgängerin, weshalb sich beide auf dem Weg zur Erde zu einem so genannten „Kannibalen- CME“ vereinten. Die meisten beobachteten „Kannibalen“ in Abb. 3: den Jahren 2000 bis 2002 zeichneten sich Auftragung der Tage mit geomagnetischen Stürmen der Stärke G4 im Kontext mit durch eine destruktiv interferierende den jeweiligen Sonnenfleckenzyklen zwischen 1932 und 2003 Wirkungen ihrer Einzelkomponenten aus, so dass bei Ankunft an der Erde nicht viel an geomagnetischer Aktivität resultierte. Diesmal addierten sich jedoch die Magnetfeldkomponenten in der „wirksa- men“ Weise, was aber im voraus nicht fest- stellbar war. Am Morgen des 20.11. traf die Schockfront des Kannibalen-CME um 8:28 Uhr am Satelliten ACE ein und erreichte rund 35 Minuten später die Magnetosphäre der Erde. Der jetzt begin- nende geomagnetische Sturm erreichte zunächst „nur“ durchschnittliche Werte, da die Nord-Süd-Komponente (Bz) des inter- planetaren Magnetfeldes mit -20 bis +10 nT eher die üblichen Werte für Plasma- wolken mit „Reisezeiten“ von rund 48 Stunden aufwies. Mit der Sonnenwind- Abb. 4: geschwindigkeit von etwa 700 km/s und - Auftragung der geomagnetischen Stürme der Stärke G5 im Kontext mit den jeweili- dichte zwischen 5 und 10 Protonen/cm3 gen Sonnenfleckenzyklen zwischen 1932 und 2003 war auch nicht mehr zu erwarten und so erschien ein Kp-Wert von 6 (Skala 0 bis 9) 56 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN

konnte, denn auch das IMF war weiterhin mit -40 nT extrem südwärts ausgerichtet. Bereits in der Dämmerung konnten dann auch erste Polarlichter über Deutschland und der Schweiz gesichtet werden. Aufgrund der weiterhin extremen Werte steigerte sich der Sturm immer weiter und erreichte in der Spitze sogar lokale K- Werte von 9. Der offiziell ermittelte Kp- Wert, der sich aus mehreren über den Globus verteilten Stationen zusammen- setzt, kam insgesamt bei einem maximalen Wert von 9- zu liegen, was wiederum in einen geomagnetischen Sturm der Kategorie G4 (G1 bis G5) übertragen wer- den kann. Über Europa und dem Westen der USA erreichte das Aurora Oval zwi- schen 22 und 24 Uhr seine maximale Ausdehnung nach Süden. Das südlichste Ende des Ovals, wo man mit großer Sicherheit noch Polarlicht beobachten kann, lag irgendwo über Norditalien. Sichtungen von roter Aurora aus Athen, Madrid, Antalya und von der Insel Abb. 5: Teneriffa mit entsprechenden Höhen- Das Polarlicht vom 20. November 2003 fotografiert um 20:40 Uhr in Chemnitz von angaben über dem Nordhorizont passen Wolfgang Hinz mit einer Canon EOS 500 und Pleng 8-mm-Fischaugen-Objektiv. mit dieser Lage sehr gut zusammen. Damit Die Aufnahme wurde 30 Sekunden auf AGFA CT Precisa 100 Farbdiafilm belichtet. handelte es sich bei diesem Ereignis um das am weitesten nach Süden beobachtba- zu Beginn des Sturms völlig normal. Als Resultat dieser kontinuierlichen Phase re Polarlicht im aktuellen Fleckenzyklus. Was aber ab 12 Uhr beobachtet werden mit extrem südlichem IMF stieg die Stärke Nach Mitternacht konnte man dann sehr konnte, war alles andere als normal, es war des geomagnetischen Sturmes immer wei- eindrucksvoll sehen, dass bei diesen ver- wohl ein Musterbeispiel für die magneti- ter an. Als kurz vor 18 Uhr auch die Dichte gleichsweise geringen Sonnenwindge- sche Blase eines CME. Die Stärke des einen deutlichen Sprung zu höheren schwindigkeiten das IMF eine extrem interplanetaren Magnetfeldes (Bt) stieg Werten zeigte war praktisch klar, dass die- dominante Rolle spielt. Während bei den kontinuierlich an und erreichte in der ses Ereignis mit den großen Stürmen im Rekordgeschwindigkeiten von Ende Okto- Spitze einen Wert von 56 nT. Gleichzeitig Fleckenzyklus 23 problemlos mithalten ber selbst 6 Stunden mit nördlichem IMF richtete sich das IMF extrem nach Süden aus, was zu einer maximalen Wechsel- wirkung zwischen interplanetarem und irdischem Magnetfeld führte. Im Maxi- mum betrug der Wert der Bz-Komponente -56 nT, was mehr als das 11fache des Normalen darstellte. Durch diese extrem „günstige“ Ausricht- ung wurde auf der Tagseite der Erde das Magnetfeld bis weit hinter den geosta- tionären Orbit erodiert. Hiermit wurden die Satelliten in dieser Umlaufbahn dem direkten Einfluss des Sonnenwindes aus- gesetzt. Im Vergleich zum Ereignis vom Oktober handelte es sich diesmal um ein echtes „Abtragen“ des Erdmagnetfeldes, während damals der brutale Druck des Sonnenwindes (Geschwindigkeit zwischen 1.300 – 1.900 km/s bei hohen Teilchen- dichten) die Magnetosphäre schlichtweg eingedrückt hatte. Diesmal war die Abb. 6: Teilchendichte mit Werten von größtenteils Das Polarlicht vom 20. November 2003 fotografiert um 19:30 Uhr in Chemnitz von unter 10 p/cm3 und die Geschwindigkeit Uwe Tändler mit einer Praktica MTL 3 und Flektogon-20-mm-Objektiv bei Blende von rund 600 km/s noch eher mäßig. 4. Die Aufnahme wurde 90 Sekunden auf Fujicolor C 200 belichtet.

VdS-Journal Nr. 15 ATMOSPHÄRISCHE ERSCHEINUNGEN 57

die globalen Effekte eines Ereignisses anhand der Wirkungen eines Ringstrom- systems beschreibt. Dieses Ringstrom- system erzeugt ein Magnetfeld, welches das Erdmagnetfeld besonders in der Nähe des Äquators abschwächt. Die negativen Messwerte des Dst-Index lassen daher eine direkte Aussage über die Stärke eines Ereignisses zu. Schaut man abschließend nochmals zum in Teil 1 erwähnten Super- sturm von 1859 zurück, so relativieren sich die aktuellen Ereignisse deutlich. Der für diesen Sturm ermittelte Dst-Index lag mit -1.760 nT [1] nochmals fast um einen Faktor 4 höher als bei den aktuellen Ereignissen. Zusammenfassend lässt sich Abb. 7: am Ende über die stürmische Phase der Das Polarlicht vom 20. November 2003 fotografiert um 23:00 Uhr im Olympiapark Sonne von Ende 2003 sagen, dass sie zwar in München von Rainer Timm mit einer Nikon F4 und Nikon-20-mm-Objektiv bei besonders stark war, aber nicht zu einer Blende 2,8. Die Aufnahme wurde 5 Sekunden auf Fuji Provia 400F Farbdiafilm besonders überraschenden Zeit stattgefun- belichtet. den hat. Weiter kann man den geomagneti- schen Sturm vom 20. November 2003 durch die Wucht des Sonnenwindes über- zusammen mit den Sonnenfleckenzyklen ruhig als „Perfekten Sturm“ der Gegen- brückt werden konnten und das Schauspiel auf, so kann man sehr gut eine Anhäufung wart bezeichnen. einfach weiter lief, führte der Umschwung der Aktivität in den Flanken der Sonnen- des IMF in die Nordrichtung diesmal zum zyklen erkennen, mit einem deutlichen Literaturhinweise: sofortigen Abklingen der Aktivität und das Trend zur abfallenden Flanke. Somit wird [11] http://www.spacew.com/sunnow Polarlicht endete schneller als es begonnen schnell klar, warum die aktive Phase von [12] Thomson, N.R., Roger, C.J., Dowden, R.L., hatte. Auch die Sonnenaktivität ging nach Oktober und November 2003 für die 2004: „Ionosphere gives size of greatest diesen turbulenten Wochen recht schnell Experten nicht wirklich überraschend solar flare”, Geophys. Res. Lett., 31(6), wieder auf ein normales Maß für die kam. L06803 Position im Sonnenfleckenzyklus zurück Dennoch waren diese geomagnetischen [13] http://hesperia.gsfc.nasa.gov/hessi/ und in der Beobachterszene kehrte damit Stürme etwas Besonderes. Schaut man [14] http://www.physik.uni-greifswald.de/ wieder Ruhe ein. Aber war diese Phase sich die Liste der 10 stärksten geomagneti- ~sterne/Sternwarte/ extremer solarer und geomagnetischer schen Stürme seit 1957 nach dem so html/FinalAusfalleOktNov2003.html Aktivität im abnehmenden Sonnenzyklus genannten Dst-Index (Disturbance Storm [15] http://lasco-www.nrl.navy.mil/mail/halo_ wirklich so außergewöhnlich? Index) [16] an, so findet man alle 3 mail/225.html Hierzu muss man sich einfach nur die stär- Ereignisse wieder, darunter den Sturm [16] Schlegel, K., 2003: „Charakterisierung keren geomagnetischen Stürme (Klasse vom 20.11. auf Platz 2. Der Dst-Index gibt geomagnetischer Stürme: „Der Dst- G4 und G5) der Vergangenheit ansehen. hierbei eine deutlich bessere Einschätzung Index“, Meteoros 6, 176, November 2003 Trägt man die entsprechenden Ereignisse der Stärke des Sturms wieder, da er direkt 58 CCD-TECHNIK

Die digitale Spiegelreflexkamera Canon 300D von Gerhard Lehmann

oft wird nur der Kamerakörper verkauft. Der Akku einschließlich Ladegerät gehört dazu. Software wird mitgeliefert. Negativ fällt auf, dass der Kamera kein Speicher- medium beiliegt. Eine unschöne Praxis, nicht nur bei der Firma Canon, ist, dass keine Kameratasche mitgeliefert wird. Das freut den Zubehörhersteller und ärgert den Käufer. Was nicht enttäuscht, ist der in der Kamera eingebaute Chip. Mit einer Pixelanzahl Abb. 1: von ca. 6,3 Mio. können problemlos Ver- Canon 300D größerungen von 20 cm x 30 cm bestellt (Pressefoto der werden. Solche von 30 cm x 45 cm sollten Firma Canon) auch möglich sein. Die Kamera verfügt über einen Canon- Bajonett-Anschluss. Fremdobjektive kön- Der Preisverfall bei den digitalen Was also tun? Eine digitale Spiegelreflex- nen über einen Adapter angeschlossen wer- Kompaktkameras in den vergangenen kamera musste her. Aber der Preis war eine den. Ein solcher für das M42-Gewinde der Jahren war unübersehbar. Voll gestopft mit große Hürde. Die Firma Canon [1] brachte älteren Praktica-Objektive hat den Autor Elektronik, versehen mit einer Automatik, nun auf der Funkausstellung 2003 in beim Fachhändler ca. 50 € gekostet. Hier ist es für Otto-Normalbürger kein Problem Berlin eine bezahlbare heraus. lohnt die Suche im Internet. Das Beispiel mehr, ordentliche Bilder anzufertigen. Der Die Kamera wird im Kit mit einem Canon zeigt aber auch, woran wirklich verdient größte Vorteil gegenüber einer analogen EF-S 18-55 mm F/3,5-5,6 Objektiv ange- wird. Kompaktkamera ist, dass die Qualität des boten. Dies ist durchaus nicht üblich, denn Bildes sofort beurteilt werden kann. Feinheiten sind aber, wie der Autor oft genug erkennen musste, erst in einer ver- Typ CMOS größerten Darstellung auf einem Sensorgröße 22,7 mm x 15,1 mm Computerbildschirm erkennbar. Beein- Pixelanzahl 3.072 x 2.048 Pixel (ca. 6,30 Mio.) druckend, wie die Zahl der Bildpunkte, der Pixelgröße 7,4 mm x 7,4 mm so genannten Pixel, bei den Kompakt- Empfindlichkeit ISO 100/200/400/800/1600 kameras zunahm. Ein Problem haben sie Farbtiefe 36 Bit im RAW-Format aber alle – das Objektiv ist fest mit der Kamera verbunden und kann nicht entfernt Tab. 1: werden. Technische Daten zum Chip

Abb. 2: Abb. 3: Erdmond am 12.10.2003 bei einem Mondalter von 16,7 Tagen Erdmond am 17.10.2003 bei einem Mondalter von 21,7 Tagen mit 180/1600-mm-Refraktor plus Brennweitenverkürzer mit 180/1600-mm-Refraktor plus Brennweitenverkürzer

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Abb. 4: Mondfinsternis am 9.11.2003 mit 180/1600-mm-Refraktor plus Brennweitenverkürzer

Canon benutzt. Bei ausgeschaltetem kameraeigenem TFT-LCD-Farbmonitor versorgte dieser Akku während der Mondfinsternis am 9. November 2003 die Kamera zuverlässig mit elektrischer Energie. Es wurden ca. 100 Aufnahmen angefertigt und über USB 1.1 zum Notebook übertragen. Das Kameragehäuse hat eine Masse von 560 g. Das im Kit mitgelierte Canon EF-S 18-55 mm F/3,5-5,6 Objektiv hat eine Masse von 190 g. Damit ist die Kamera insgesamt ein Leichtgewicht. Verständlich, denn das Gehäuse ist aus Kunststoff und nicht wie bei der Canon-10D aus Magnesium. Das Gehäuse selbst ist anfäl- lig gegen „Schweiß“ und liegt, da die Oberfläche sehr glatt ist, weniger gut in der Hand. Hier hat die Firma Canon gespart. Wer mehr will, muss auch mehr „berappen“. Nun zu einigen astronomischen Erfahrun- gen. Der Mond bietet sich ganz von selbst an. Die ersten Versuche erfolgten an einem 180/1600-mm-Refraktor der Sternwarte Sucher Spiegelreflex-Pentaspiegelsucher Drebach (Abb. 2 und 3). Links in den Objektive Canon EF- und EF-S-Objektive Bildern ist jeweils eine Gesamtaufnahme Anschluss Canon-EOS (Adapter auf Praktica) des Mondes zu sehen. Diese Aufnahme Bildwinkel ca. 0,63x war nur möglich, weil die Brennweite des Verschlusstyp elektronischer Schlitzverschluss 180/1600-mm-Refraktors mit einer Shap- Verschlusszeiten 30 s - 1/4.000 s und B ley-Linse reduziert wurde. Die Bilder bestehen aus 3.072 x 2.048 Pixeln. Die Tab. 2: volle Auflösung zeigt jeweils der rechte Fotografische Eigenschaften der Kamera

Da der Chip kleiner als das 24 mm x 36 mm - Kleinbildformat ist, ergibt sich auch ein kleinerer Bildwinkel. Fälschlicher- weise wird gern von einer Brennweiten- verlängerung gesprochen. Im Fall der Canon 300D ergibt sich ein Faktor von 1,6. Dies ist aber ein Marketing-Märchen, denn ein elektronischer Chip kann eine Brenn- weite nicht verlängern. Der Bildwinkel bzw. das nutzbare Bildfeld ist kleiner! Die Kamera benutzt Speicherkarten vom Typ CompactFlash I/II, es kann aber auch ein Microdrive der Firma IBM benutzt werden. Eine USB1.1-Schnittstelle ist ein- gebaut. Somit kann auch ein Notebook zum Steuern der Kamera, aber auch zum Speichern der Bilder benutzt werden. Warum nicht gleich USB 2.0 benutzt wurde, wird wohl das Geheimnis von Ca- non bleiben. Zur Stromversorgung wird Abb. 5: ein Lithium-Ionen-Akku BP-511 von Polarlicht über Drebach mit Objektiv 2,8 / 16 mm

VdS-Journal Nr. 15 CCD-TECHNIK 61

Abb. 6: Orionnebel am 180/1600-mm-Refraktor plus Brennweitenverkürzer

Ausschnitt. Dieser wurde mit einer „unscharfen Maske“ leicht geschärft. Ein Höhepunkt war die Verfolgung der Mondfinsternis am 9. November 2003 (Abb. 4). Da auf eine 128-MByte- Speicherkarte nur ca. 35 - 40 Aufnahmen passen, war das Kameragehäuse mit einem Notebook verbunden. Völlig unerwartet war im November 2003 ein Polarlicht zu beobachten (Abb. 5). Eine echte Bewährungsprobe für die Canon 300D. An der Kamera wurde ein russisches MC Zenitar M2,8/16-mm-Objektiv be- nutzt. Bei Verwendung an einer Klein- bildkamera hat es über die Bilddiagonale die Eigenschaft eines Fischaugen- Objektives. Hier wirkt es als extremes Weitwinkel. Im Vergleich zu einer astronomischen CCD-Kamera, wie z. B. einer ST6 der Firma SBIG, ist der Chip der Canon 300D nicht gekühlt. Naturgemäß nimmt dadurch das thermische Rauschen mit der Belichtungszeit zu. Ein Dunkelbild fertigt Objektiv Bildfeld Auflösung die Canon 300D nicht automatisch an. Ein 2,8 / 200 mm 48,6° x 37,1° 1,27’ solches kann aber manuell angefertigt wer- 4 / 300 mm 4,3° x 2,9° 0,08’ den und dann mit einem Bildverar- 63 / 840 mm 1,5° x 1,0° 1,8” beitungsprogramm benutzt werden. 180 / 1600 mm 0,81° x 0,54° 0,95” Für den Orionnebel (Abb. 6) wurden drei Einzelaufnahmen zu je 30 Sekunden Tab. 3: Belichtungszeit verwendet. Für das erste Bildfeld und Auflösung an verschiedenen Objektiven Bild war die Kamera auf ISO 200, für das zweite Bild auf 400 und letztendlich für Die neue digitale Spiegelreflexkamera Modelle verdrängt haben. Ein Anfang ist das dritte Bild auf ISO 800 eingestellt. Canon 300D überrascht. Sie stellt in der gemacht. Diese einzelnen Bilder wurden mittels der Hand eines engagierten Amateurastro- Maskentechnik aufaddiert. Dadurch ist das nomen ein mächtiges Werkzeug dar. In Literaturhinweise / Internet-Links Zentrum des Nebels nicht ausgebrannt. wenigen Jahren werden die dann noch [1] Canon 300D: http://www.canon.de/pro/fot/ Zum Schluss wurde das Rauschen mit dem empfindlicheren und mit größeren Chips slr/geh/eos300d Programm „Neat Image“ [2] unterdrückt. ausgerüsteten Kameras die analogen [2] Neat Image: http://www.neatimage.com 62 COMPUTERASTRONOMIE

Ein Programm zur Numerischen Integration des Sonnensystems von Helmut Jahns

Die Berechnung der Positionen von Abb. 1: Himmelskörpern, auch Ephemeriden- Prinzip der Numerischen rechnung genannt, ist eine der klassischen Integration Problemstellungen der rechnenden Astro- nomie. Die Astronomen beherrschen diese Kunst schon mehrere Jahrhunderte. Die Verfahren 4. Positionen eines Himmelskörpers zu ver- Ordnung [2] und dem schiedenen Zeitpunkten werden aus einem genaueren Bulirsch-Stoer- Satz konstanter Basisdaten, den so genann- Verfahren (s. Kasten 2: Extrapola- ten Bahnelementen, mit einem raffinierten tionsverfahren) [1]. Ausgangsbasis für Algorithmus errechnet. Dabei wird ange- die Numerische Integration sind orthogo- nommen, dass der Planet (oder Komet, nale (kartesische) Koordinaten der betei- oder Kleinplanet) völlig ungestört auf sei- ligten Himmelskörper. Meist hat man ner Bahn um unser Zentralgestirn läuft. jedoch nur ihre Bahnelemente vorliegen Aber das ist in unserem Sonnensystem (z.B. große Halbachse, Exzentrizität, genau genommen nicht der Fall. Vielmehr Bahnneigung, etc.), die erst in kartesische werden die Bahnen von Himmelskörpern Koordinaten umgerechnet werden müssen. durch die Schwerkraftwirkung aller Die Bahndaten der Asteroiden sollen am Planeten beeinflusst, so dass man schnell besten aus einer Datei in einem Standard- an die Grenzen der klassischen Epheme- format geladen werden können, das im ridenrechnung stößt. Bahnelemente haben Netz verfügbar ist. Ich habe mich für Bahnelemente daher eine Gültigkeitsepoche, und darauf Astorb.dat entschieden. Darüber hinaus versehen. Das beruhende Positionsberechnungen sind nur muss das Programm die Möglichkeit bie- Resultat sind in einem engen Zeitintervall von wenigen ten, Bahnelemente oder Koordinaten über meist oszillier- Jahren um die Epoche herum zuverlässig ein Dialogfenster selbst zu editieren und ende Kurven (s. genug für eine erfolgreiche Beobachtung. abzuspeichern. Abb. 4). Sie las- Möchte man z. B. die Wiederkehr eines sen sich optional Kometen nach einem kompletten Bahn- Wenn schon eine Engine zur Numerischen einer Frequenzanalyse unterziehen. umlauf oder die Ephemeride eines Integration vorhanden ist, so kann man sie Die Bahnelemente müssen nicht notwendi- Asteroiden nach einer nahen Jupiter- auch für mehr als die Generierung von gerweise über die Zeit aufgetragen werden, passage berechnen, so muss man die Ephemeriden verwenden. Ein weiterer sol- sondern können mit anderen Bahnelemen- Bahnstörungen der Planeten einbeziehen. cher Anwendungsfall ist z. B. die Simu- ten des gleichen Himmelskörpers kombi- Da es kein geschlossenes Formelwerk für lation der dynamischen Entwicklung unse- niert werden. Solche Darstellungen werden diese Problemstellung gibt, müssen die res Planetensystems. Die Fragestellung Phasenraumdiagramme genannt (s. Abb. Positionen (zeit-)schrittweise unter lautet nun: Wie entwickeln sich die Bahnen 5). Obendrein können auch Surfaces-of- Berücksichtigung aller bekannten Kräfte der Planeten oder Asteroiden über längere Section-Diagramme (SOS) [4] erstellt wer- berechnet werden. Dieses Verfahren wird Zeiträume, sagen wir 100.000 Jahre? Um den. als Numerische Integration bezeichnet (s. dies zu untersuchen wurde das Programm Es ist interessant zu untersuchen, wie die Kasten 1). mit einer Option zum Aufzeichnen der dynamische Entwicklung von Testteilchen Heutzutage ist die Positionsberechnung Sache von Ephemeridentools und Planeta- Abb. 2: riumsprogrammen, wobei die meisten von Bei Extrapolationsalgorithmen wird die Position eines Himmelskörpers ihnen nur die klassische Ephemeriden- dadurch angenähert, indem man einen Zeitschritt h wiederholt durch eine rechnung benutzen. Dieser Mangel an ent- immer größer werdende Zahl n teilt, entsprechend viele Integrationsschritte sprechender Software war für mich Grund ausführt und einen Grenzübergang nach genug, selbst ein solches Tool nach meinen unendlich ausführt. eigenen Vorstellungen zu schreiben. Es gibt verschiedene Verfahren zur Numerischen Integration, wobei jedes von ihnen ein Kompromiss zwischen Genauig- keit, Rechengeschwindigkeit und Pro- grammieraufwand darstellt. Ich habe mich auf zwei Integrationsverfahren beschränkt: dem relativ schnellen Runge-Kutta-

VdS-Journal Nr. 15 COMPUTERASTRONOMIE 63

Numerische Integration die Sonne zwischen Saturn und Uranus umläuft. In dieser Zone des Sonnen- Der einfachste Fall einer Bahnbewegung ist die Bewegung zweier Körper umeinander; systems gibt es keine weiteren Asteroiden, für dieses so genannte Zwei-Körper-Problem gibt es eine exakte mathematische d. h. Bahnen in dieser Zone des Sonnen- Lösung, welche die Positionsberechnung für beliebige Zeiten erlaubt. Sobald ein drit- systems sind wahrscheinlich instabil. ter Körper hinzukommt, wird die Bewegung, von ein paar Spezialfällen abgesehen, Wieso hält sich Chiron dennoch in dieser derart kompliziert, dass keine geschlossene mathematische Lösung dafür existiert. instabilen Region auf? Gibt es vielleicht Wenn keine exakten Berechnungsmethoden mehr anwendbar sind, wird man auf darin „Inseln der Stabilität? In einer Simulation wurden 500 Testteilchen in Näherungsverfahren zurückgreifen müssen. Eines dieser Verfahren ist die Numerische dem Bereich zwischen 13,2 und 14,0 AE Integration. Grundgedanke dieses Verfahrens ist, dass man sich ein schrittweises für die große Halbachse der Bahn verteilt. Vorgehen aneignet: ausgehend von momentanen Positions- und Geschwindig- Anschließend wurde über 1.000 Jahre inte- keitsdaten zum Zeitpunkt t0 werden für alle beteiligten Körper die Beschleunigungen griert. In Abbildung 7 ist zu sehen, dass untereinander bestimmt und anschließend anhand der Bewegungsgleichungen die schon nach dieser recht kurzen Zeit stärke- neue Datensätze zu Positionen und Geschwindigkeiten zum Zeitpunkt t0 + h berechnet re Variationen in der Halbachse auftreten (h bezeichnet die Schrittweite der Integration). Dieses Verfahren lässt sich mathema- und die Testteilchen mehr oder weniger tisch noch verfeinern, indem zwischen den Zeitpunkten t0 und t0 + h weitere aus der Zone entfernt werden. Innerhalb Stützstellen zur Verbesserung der Genauigkeit eingefügt werden (z. B. beim Runge- des untersuchten Intervalls gibt es aber Kutta-Verfahren). Grundsätzlich gilt dabei: Je kleiner die Schrittweite h ist, desto bes- auch Bereiche relativer Stabilität. Chiron ser ist die Näherung und desto größer ist der Rechenaufwand. h sollte jedoch nicht zu (Große Halbachse: 13,6024 AE) befindet klein sein, da sonst Rundungs- und Auslöschungsfehler auftreten können. sich in der Nähe eines solchen Stabili- tätsbereichs.

Das Programm wurde mit dem Borland im Planetensystem in Abhängigkeit von der ein Bahnparameter über alle Test- C++ Builder 5.0 Standard geschrieben, ihren anfänglichen Bahnelementen ver- teilchen variiert wird (Exhaustive Search, läuft unter Windows und kann von der läuft. Ein Modul bietet die Möglichkeit, s. Abb. 7). Dies sei am Beispiel des Homepage der Fachgruppe Computer- eine ganze Teilchenschar zu erzeugen, bei Asteroiden Chiron demonstriert, welcher Astronomie unter http://www.hobby-astro-

Abb. 3: Ein Ausgabefenster mit Ephemeride. Es kann außerdem zu einer Darstellung mit aktuellen Bahnelementen oder kartesischen Koordinaten gewechselt werden.

VdS-Journal Nr. 15 64 COMPUTERASTRONOMIE

Abb. 4: Exzentrizität des Saturn über 200 Jahre, aufgetragen über das Julianische Datum. Die Exzentrizität (ein Maß für die Abflachung der Bahnellipse) erreicht ca. alle 60 Jahre ein besonders hohes Maximum. Dies entspricht genau dem 2,5-fachen der Umlaufzeit des Jupiter, d. h. Saturn steht in einer 2:5-Resonanz zu Jupiter, was als die „Große Ungleichung“ bezeichnet wird.

Abb. 5: Nicht nur Bahnelemente, sondern auch die Koordinaten selbst lassen sich fortlaufend aufzeichnen. Im Beispiel ist die Bahn des Trojaner-Asteroiden (1173) Anchises über 175 Jahre geplottet. Die Grafik umfasst mehrere Umläufe um den Librationspunkt L4. Für solche Plots kann ein Koordinatensystem gewählt werden, welches mit einem anderen Himmelskörper (hier: Jupiter) synchron rotiert (Korotation).

VdS-Journal Nr. 15 COMPUTERASTRONOMIE 65

nomie.net/coma/uploads/hj/intpro.zip her- unter geladen werden (Freeware). Obwohl Extrapolationsverfahren nach Bulirsch-Stoer das Programm von leistungsstarken Eine Klasse der Numerischen Verfahren sind die Extrapolationsverfahren: Wie wir in Prozessoren profitiert, ist es auch auf weniger aktueller Hardware (z. B. P166) Kasten 1 schon festgestellt haben, wird die Genauigkeit umso größer, je kleiner die lauffähig. In der Online-Hilfe findet sich Schrittweite h gewählt wurde. Wie lässt sich nun die Genauigkeit maximieren, ohne ein Kapitel für den schnellen Einstieg in dass Rundungsfehler durch zu klein gewählte Schrittweiten Bedeutung gewinnen? das Programm sowie einige Beispiele. Eine Antwort darauf sind Extrapolationsverfahren. Das ihnen zugrunde liegende Prinzip ist folgendes: Man unterteilt die Schrittweite h in n = 2, 4, 6, 8, 12, 16 usw. Teilschritte, führt die Integration n mal mit der Schrittweite h/n aus und speichert das Literaturhinweise Ergebnis. Dieser Vorgang wird für den gleichen Integrationszeitraum wiederholt, bis n [1] Press et al., 1989: Numerical Recipes etwa den Wert 100 erreicht hat. Die gespeicherten Ergebnisse bilden eine Zahlenfolge, in C, Cambridge University Press die sehr schnell gegen einen Wert strebt, der als das Ergebnis einer Integration für die [2] Guthmann, 1994: Einführung in die Zeitspanne h mit unendlich kleiner Schrittweite interpretiert wird. Dieser Wert muss Himmelsmechanik und Ephemeriden- dann nur noch aus der Zahlenfolge mittels Extrapolation (in unserem Falle das rechnung, BI Abschätzen des Wertes für n _ µ, wenn man die Werte für n < 100 kennt) berechnet wer- [3] Montenbruck, Pfleger, 1989: Astronomie mit dem PC, Springer den. [4] Dvorak, Karch, 1988: Chaos und Himmelsmechanik I, SuW 27 (6/1988), 350

Abb. 6: Umlaufzeit des Kometen Wolf-Harrington über 50 Jahre. Zwei nahe Passagen an Jupiter im Jahre 2007 und 2019 werden zu drastischen Änderungen seiner Umlaufzeit von derzeit etwa 6,5 Jahren auf 6 Jahre, später dann auf 9 Jahre, führen.

VdS-Journal Nr. 15 66 COMPUTERASTRONOMIE + DEEP SKY

Abb. 7: Plot der Großen Halbachsen von 100 Chiron-ähnlichen Testpartikeln (Beschreibung im Text) Neues aus der Fachgruppe „Visuelle Deep-Sky-Beobachtung“ von Jens Bohle Dies sind nun meine ersten Zeilen als wurde mit neuem Leiter der VdS-Fachgruppe Visuelle Deep- Konzept und Sky-Beobachtung. Beginnen möchte ich neuem Organi- mit einem großen Dankeschön an sationsteam ver- Wolfgang Steinicke, der die Fachgruppe in anstaltet. Ein den letzten Jahren mit großem Engage- Teilnehmerplus ment geleitet hat. Als wesentlichen Punkt von über 50 % seiner Arbeit möchte ich die Ver- zum Vorjahr hat wirklichung der Idee „Deep-Sky Buch“ gezeigt, dass die nennen, denn ohne seine maßgebliche neuen Ideen Mitarbeit hätte das Projekt keinen frucht- erfolgreich umge- baren Boden gefunden. Das wohl umfang- setzt wurden. reichste Fachgruppenprojekt der letzten Einen Bericht Jahre hat nun ein konkretes Ergebnis: das zum Treffen fin- „Praxishandbuch Deep Sky“ (vgl. separa- den sie in diesem ten Beitrag in diesem Journal). Heft. Über neue Aber auch weiterhin gibt es für die FG eine Ideen und Ver- Abb. 1: Menge zu tun. So etwa die Förderung der änderungen inner- Wechsel der FG-Leitung auf dem Deep-Sky-Treffen 2004, fortgeschrittenen Sternfreunde in gleichem halb der Fach- v.l.n.r.: Wolfgang Steinicke, Jens Bohle, Otto Guthier Umfang wie die oft gewünschte Förderung gruppe wird in (Foto J. Müller) der Einsteiger. Ein weiterer Punkt ist die den kommenden Zusammenarbeit mit anderen Fach- Ausgaben des VdS-Journals an dieser Magellanschen Wolken mit kleinem gruppen, welche weiterhin Bestandteil Stelle berichtet werden. In diesem Heft Teleskop unter dunklem namibischem unserer Aktivitäten sein wird. So z. B. die haben wir drei Beiträge. Uwe Glahn Himmel näher gerückt. Ebenfalls mit klei- bewährte Zusammenarbeit mit der FG berichtet über die visuelle Beobachtung nem optischen Geschütz hat Gerhard Astrofotografie, mit der in diesem Jahr das des großen Nebelkomplexes um IC 1805 / Herzog unsere Nachbargalaxie M 31 beob- erste Deep-Sky-Treffen organisiert wurde. NGC 896, der sonst eher ein Ziel für achtet. Das DST (ehemals Deep-Sky-Tagung) Astrofotografen ist. Rainer Töpler ist den

VdS-Journal Nr. 15 DEEP SKY 67

Die Region um den Nebelkomplex IC 1805 / NGC 896 von Uwe Glahn Abb. 1: Zeichnung von IC 1805 / NGC 896, Norden ist oben. (Uwe Glahn) Die Nebelregion um die Emissions- nebel IC 1805 und NGC 896 zählt knapp westlich von Mel 15, ohne wohl zu den interessantesten eine Verbindung zum Himmelsregionen überhaupt. Sternhaufen zu besitzen und Die mitten in einem sehr läuft in südliche Richtung dichten Milchstraßen- dicht an Markarian 6 gebiet, unweit der (Mrk 6) vorbei. Auf bekannten Doppel- Höhe von Mrk 6 läuft sternhaufen h + χ Per dieses Nebelfila- liegenden Nebel bie- ment ebenfalls dif- ten nicht zuletzt für fus aus und kann Astrofotografen ein nicht weiter ver- mit Sternhaufen und folgt werden. Mrk Nebelfilamenten ge- 6 selbst ist ein recht fülltes Feld. Die auffälliges, kleines große Schwierigkeit Sternenmuster, wel- für eine visuelle Beob- ches aus etwa 10 hel- achtung liegt hier jedoch len Sternen besteht. nicht unbedingt in den Dieses, in N-S- Teils nur sehr schwachen Richtung etwas länglich Nebelausläufern, sondern in verlaufende Gebilde wird der Größe des Komplexes. als offener Sternhaufen einge- Beide Nebel haben eine Ausdehn- stuft. Ein weiteres interessantes ung von zusammen etwa 2° x 2°. Um Objekt ist der offene Sternhaufen diesen Komplex also in seiner Gesamtheit Berkeley 65 (Be 65). Dieser Haufen ist beobachten zu können, benötigt man etwa 1° südöstlich von Mel 15 zu finden große Gesichtsfelder und eine große Haufen auf. und wurde von mir als nicht aufzulösendes Austrittspupille. Da die Öffnung des Als hellster Nebelschimmer erscheint der Schimmern im Vordergrund der Teleskops hier eher weniger wichtig ist, recht einfach zu beobachtende NGC 896. Milchstraßensterne beobachtet. Tatsäch- eignen sich gerade bei dieser Beobachtung Dieser direkt sichtbare, in O-W-Richtung lich besteht Be 65 aus etwa 20 Sternen 10. kleine Teleskope oder auch größere oval gezogene Emissionsnebel besitzt an - 14. Größe. Natürlich ist der Nebel- Ferngläser sehr gut. Eine weitere, nicht seiner östlichen Flanke einen abrupten komplex um IC 1805 und NGC 896 ein unwichtige Voraussetzung für eine erfolg- Helligkeitsabfall, der auf einen recht schwieriges Objekt. Man darf sich reiche Beobachtung ist ein dunkler Dunkelnebel an seiner Kante hindeutet. nicht von den bekannten Fotos täuschen Landhimmel. Nebelfilter können zwar bei Unter Verwendung eines mit Nebelfiltern lassen, die den Nebelkomplex, durch seine Lichtverschmutzung helfen, ersetzen ausgestatteten, größeren Teleskops, könnte Form auch als Herznebel bekannt, kom- jedoch nicht den dunklen Nachthimmel. der westlich an den Dunkelnebel ansch- plett abbilden und auch schwächste Für diese Beobachtung kam ein 20x125- ließende, schwächere Nebelteil IC 1795 Ausläufer zeigen. Ziel bei der visuellen Großfernglas zum Einsatz, welches mit gesehen werden, der von mir jedoch nicht Beobachtung soll sein, sich mit dem sehr einem Gesichtsfeld von 3° und einer beobachtet werden konnte. Bei längerer interessanten Objekt zu befassen. Dann Austrittspupille von 6,25 mm ideale Beobachtung fallen nun auch die sind auch überraschenderweise Filamente Vorraussetzung für die Beobachtung dar- schwächeren und größeren Nebelfila- zu beobachten, deren Sichtbarkeit man stellt und bei einem dunklen Himmel über- mente von IC 1805 auf. Am hellsten hier- vorher nicht erwartet hätte. raschend viele Details an diesem doch von ist ein dreiecksförmiger Nebelteil Ich wollte hier ein visuell etwas exotisches recht schwierigen Objekt zu zeigen ver- direkt östlich von Mel 15. Dieses Dreieck Objekt vorstellen und allen denen einen mochte. teilt den von Mel 15 kommenden Nebel- Beobachtungsvorschlag geben, die mit Die auffälligsten Formationen im Feld sind komplex in einen nördlich und südlich ver- eher kleineren Optiken ausgestattet sind die beiden offenen Sternhaufen Melotte 15 laufenden, schmalen Schlauch. Der südli- und sich an dieses Objekt noch nicht her- (Mel 15) in der Bildmitte und der weiter che Schlauch läuft diffus an einer recht angewagt haben. Ich kann nur empfehlen, östlich liegende NGC 1027. Während Mel auffälligen Sternengruppe aus, wobei der einfach mal das Teleskop oder das 15 aus nur wenigen, dafür hellen Vorder- nördliche Teil mit etwa einem halben Grad Fernglas auf diese Objekte zu richten und grundsternen besteht, fällt NGC 1027 mit Länge weiter zu verfolgen ist, bis auch er sich in der Beobachtung zu versuchen. seinen etwa 40 sichtbaren und gleichhellen diffus ausläuft. Ein weiterer, schmaler Dafür wünsche ich allen viel Spaß und viel Sternen als ein schöner, wenn auch lockerer Ausläufer von IC 1805 startet recht hell Erfolg.

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Intergalaktische Nachbarschaft von Rainer Töpler

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Die Magellanschen Wolken zählen als einem runden, nebligen Fleck östlich der Begleiter unserer Milchstraße sozusagen Wolke: 47 Tucanae, der berühmte Kugel- zu unseren nächsten Nachbarn. Auch wenn haufen, der natürlich nicht zur SMC selbst sie etwa 150.000 bis 180.000 Lichtjahre gehört aber perspektivisch in ihrer unmit- entfernt sind, ist es schon mit bloßem Auge telbaren Nähe logiert. Mit der niedrigsten und kleinen Teleskopen möglich, unglaub- Vergrößerung meines 11-cm-Newtons, lich viele Einzelheiten in ihnen zu ent- 15,7fach, habe ich es dann gewagt, die decken. Nachfolgend sind Beobachtungen Galaxie zu zeichnen und dafür einige beschrieben, die aus Namibia mit freiem Stunden meiner knappen Beobachtungs- Auge und einem 11-cm-Newton-Teleskop zeit in Namibia „vergenossen“. Mit höhe- entstanden sind. rer Vergrößerung wären bestimmt mehrere Wahrscheinlich jeder Sternfreund, der sich Nächte nötig gewesen, alle Details einzu- zum ersten Mal auf die südliche fangen. Erdhalbkugel aufmacht, freut sich darauf, Abb. 5: Ganz hell wird jetzt 47 Tucanae. Geht man die Magellanschen Wolken einmal mit NGC 346, 11-cm-Newton, V = 79x, von ihm in nordwestlicher Richtung den eigenen Augen zu erblicken. Da es auf der (Rainer Töpler) Balken der SMC entlang, kann man schon nördlichen Himmelshälfte keine vergleich- etliche Einzelobjekte erkennen. NGC 220, baren Objekte gibt, weiß man erst einmal einfach umwerfend. Nebel reihen sich an 222, 242 sind noch unaufgelöste offene nicht, was einen bei diesen Objekten Sternhaufen, feine Strukturen wechseln Sternhaufen, das selbe gilt für NGC 330. erwartet. Man hat zwar bestimmt schon mit schwachen, großen, diffusen Feldern. Der offene Sternhaufen (Offener Haufen = Fotos von ihnen gesehen, aber wie unsere Sollte man die ganze Wolke mit dem (wenn OH) NGC 346 wird von einem recht hellen Nachbargalaxien visuell wirken, muss man auch nur kleinen) Teleskop durchforschen Gasnebel umgeben. Ob man hier Gas oder auf jeden Fall persönlich feststellen. wollen, muss man dafür auf jeden Fall Sterne sieht, ist bei dieser Vergrößerung Wenn Sie die Suche aus einer Stadt heraus mehrere Nächte oder auch Wochen reser- nicht zu entscheiden. Nach den OH NGC starten, können Sie stark enttäuscht wer- vieren. Aus diesem Grunde habe ich per- 395 und 371, in deren Bereich man schon den. Als neblige Objekte werden die sönlich auf dieses Unterfangen verzichtet einige aufgelöste Sterne erkennt, biegt man Wolken je nach Himmelsaufhellung ganz und die LMC nur mit bloßem Auge in den Spiralarm ein und trifft auf den vom Stadtlicht geschluckt. Schauen Sie gezeichnet. Als einziges Schmankerl habe Kugelhaufen NGC 419, der aber bei dieser von einem dunklen, ländlichen Standort ich mir den Tarantelnebel herausgepickt. Vergrößerung nicht als solcher zu erken- aus, wird das Beobachtungserlebnis unge- Die Zeichnung lässt einen Eindruck auf- nen ist. Bewegt man sich weiter in den Arm mein beeindruckend. Zwei große Stücke kommen, was passiert, wenn man sich die vor, schwebt man in ein nebliges Feld mit scheinen sich von der Milchstraße gelöst ganze LMC in dieser Weise vornimmt. Es einigen aufgelösten Sternen. Dabei handelt zu haben und ihre eigenen Wege zu gehen, brauchte einen ganze Weile, bis der gigan- es sich um die OH NGC 456 und 465, wel- wobei die große Magellansche Wolke tische Nebelkomplex mit seinen filigranen che teilweise von Nebel umgeben sind. (LMC) bestimmt doppelt so groß wie die hellen und dunklen Strukturen seinen Weg Weit außerhalb schimmert noch der kleine (SMC) scheint. Genaue Betrachtun- auf das Papier gefunden hatte. Der Rest der Gasnebel NGC 602. gen zeigen bei ersterer schon mit bloßem Galaxie – vielleicht ein Projekt für die Viele Nebelbereiche der Galaxie sind nicht Auge deutlich einen großen, breiten Zukunft? mit Katalognummern überein zu bringen, Balken, der stark knotig differenziert ist. Nun zu der kleineren Schwester der bei- dies muss man dann mit höherer Ein weiter Bogen, der nur bei gutem den. Wieder sieht man schon mit bloßem Vergrößerung bzw. Auflösung bewerkstel- Himmel deutlich wird, entspringt dem Auge den Balken, der aber eher an einen ligen. Ich selbst habe mir dies für die (hof- einen Balkenende. Die vielen Knoten sind Kartoffelsack erinnert, so beulig und fentliche) Zukunft aufgespart. Nur ein nicht einfach katalogisierten Objekten gefleckt wie er daherkommt. Ebenso wie Objekt habe ich mit höherer Vergrößerung zuzuordnen. Am leichtesten gelingt dies die große Wolke lässt sie bei dunklem untersucht: Den hellsten Gasnebel der noch mit dem berühmten Tarantelnebel, Himmel einen Arm, der sich in eine SMC, NGC 346. Von dem Sternhaufen, der ohne große Probleme auch freisichtig Richtung erstreckt, erkennen. Katalogi- den er umgeben soll ist auch bei 80facher identifiziert werden kann. sierte Einzelheiten sind aber kaum ohne Vergrößerung nichts zu erkennen, aber der Der Blick durchs Fernrohr ist daraufhin optische Hilfsmittel auszumachen außer Nebel zeigt deutliche Struktur. Ein bana- nenförmiger Balken, wird von einem kno- tigen Bogen umgeben der einen Stern ent- Abb. 1 (links oben): hält. Ein kleines aber interessantes Detail Die große Magellansche Wolke mit bloßem Auge (Rainer Töpler) unserer Nachbargalaxie. Wenn man nordwestlich des Galaxien- Abb. 2 (rechts oben): hauptkörpers den runden, recht hellen neb- Der Tarantelnebel NGC 2070 mit 11-cm-Newton, V = 79x, (Rainer Töpler) ligen Fleck übersehen hat, sollte man ihn sich auch noch vornehmen. Es ist der helle Abb. 3 (links unten): Kugelhaufen NGC 362. Leider lässt er sich Die kleine Magellansche Wolke mit bloßem Auge, (Rainer Töpler) auch mit höherer Vergrößerung nicht rich- tig in dem kleinen Teleskop auflösen. Er Abb. 4 (rechts unten): erscheint zwar in den Außenbereichen Die kleine Magellansche Wolke mit 11-cm-Newton, V = 15,7x, (Rainer Töpler) stark grieselig, Einzelsterne sind aber

VdS-Journal Nr. 15 70 DEEP SKY

Abb. 6: NGC 362, 11-cm-Newton, V = 79x, (Rainer Töpler)

Abb. 7: 47 Tucanae (NGC 104), 11-cm-Newton, V = 79x, (Rainer Töpler)

kaum zu definieren. Zum Abschluss der de Sterne, die sich zu einem leuchtenden weitere helle Objekte für das kleine „Tour de SMC“ darf man nicht versäumen Feuerball vereinigen. Teleskop hält der Südsternhimmel zur 47 Tucanae noch einmal mit höherer Sollten Sie zum ersten Mal den Genüge bereit. Außerdem bekommen Sie Vergrößerung zu besuchen. Ein Fest für Südsternhimmel beobachten wollen, neh- so einen besseren Überblick über die neue die Augen erwartet einen, für welches es men Sie ruhig nur Ihr kleines Teleskop mit. Himmelsregion, den ein großes Teleskop auf der Nordhalbkugel kein Äquivalent Wie Sie gesehen haben, lassen sich damit durch zu kleine Blickfelder und zu viele gibt. Genuss pur bringen scheinbar tausen- fantastische Beobachtungen vornehmen, Möglichkeiten eher verhindert. Deep-Sky mit kleiner Optik: Andromedanebel mit Begleitern von Gerhard Herzog

„Hallo, mein Name ist ‚Photon’. Ich sogar schon mit dem bloßen Auge, wenn sich vom Pegasusquadrat aus relativ ein- komme gerade aus einer Entfernung von man nicht gerade mitten in der Stadt oder fach auffinden (die folgenden Angaben Millionen Lichtjahren zu dir!“ Diese ihrer unmittelbaren Umgebung den beziehen sich auf die Meridianstellung des Begrüßung wünscht sich, ehrlich gesagt, Himmel inspiziert. Denn auch bei einem Sternbilds): Ausgehend vom linken oberen wohl jeder Amateurastronom (selbst der nur mittelprächtig dunklen Himmel ist im Stern des Pegasus-Quadrats (= α And) der eingefleischteste Planetiker) wenigstens Sternbild Andromeda ein diffuser Nebel- Sternenkette über δ nach β And folgend, einmal in seinem Leben. Und gerade die fleck zu erkennen, der sein Licht immerhin biegt man bei β im rechten Winkel nach Anfänger unter uns oder diejenigen, wel- aus einer Entfernung von ca. 2,5 Millionen oben (Norden) ab und gelangt, der Kette µ che sich keine Lichteimer mit Öffnungen Lichtjahren zu uns herüber schickt. Es And – ν And folgend, mit kurzem Abstand von weit jenseits der 20-cm-Marke leisten handelt sich dabei um das uns nächst ste- (etwas nach Westen versetzt) zum ange- können oder wollen, meinen vielleicht, hende große Milchstraßensystem: den sprochenen Nebelfleck. dass diese Anrede sie wohl niemals betref- Andromedanebel. Von Messier in seinem Katalog, der ihm fen könne. Diese Galaxie, die sogar noch etwas eigentlich nur als Hilfsmittel bei der Irrtum! kann ich da nur sagen. Es geht größer als unsere Heimatgalaxie ist, lässt Kometensuche dienen sollte, unter der Nr.

VdS-Journal Nr. 15 DEEP SKY 71

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31 geführt, wurde diese Galaxie erst im bewusst die Kontraste etwas verstärkt, leren Partien von M 31 erfasst, die Suche ersten Drittel des 20. Jahrhunderts durch denn wenn man mit den oben angegebenen nach den Begleitern nicht zu nahe an der Edwin Hubble endgültig als Objekt außer- optischen Mitteln beobachtet und keinen Position von M 31 beginnen. Meiner halb unserer Milchstrasse identifiziert. wirklich guten, das heißt sehr dunklen, Erfahrung nach ist es so, dass die Begleiter Die diesem kleinen Beitrag beigefügte Himmel über sich hat, ertrinkt die (dem in dem Moment sichtbar werden, wenn das Beobachtungszeichnung (Abb. 1), übri- Kern von M 31 näher stehende) elliptische Hintergrundleuchten des großen Nebels gens im MS-Paint Format ausgeführt, das Begleitgalaxie M 32 ganz leicht in der im Okular gerade zu verschwinden sich recht gut zur – astronomisch häufig Lichtsoße des großen Systems. Obwohl beginnt. völlig hinreichenden – Schwarz-Weiß- auf Fotografien davon nichts zu sehen ist, Viel Spaß beim Beobachten! Darstellung eignet, zeigt die in der Summe hatte ich immer wieder den Eindruck, dass der Jahre angefallenen Eindrücke bildlich der Kern der (ebenfalls elliptischen) dargestellt. Die Beobachtungen selbst Begleitgalaxie NGC 205 (immer mal wie- Heim Cinema Anlage wurden in der überwiegenden Zahl der der als M 110 bezeichnet) eine merkwür- Fälle mit einem 114-mm-Newton-Reflek- dige Zweiteilung aufweist. tor (1:7,8), einem Kaufhaus-Teleskop der Nochmals: Die Zeichnung stellt eine 70ger Jahre, gemacht. Dies wurde von sei- Aufsummierung von sehr vielen Einzel- nem doch sehr stark vibrierenden beobachtungen dar, der Besitzer eines Dreibein-Holzstativ auf ein schweres kleineren Fernrohres sollte sich also nicht Wasserleitungsrohr, mit zusätzlich ca. 25 wundern, wenn er – insbesondere unter kg Gusszement am Boden, gesetzt. Eine einem nicht optimalen Himmel – nicht Kollimierung des Spiegelsystems wurde gleich jede Einzelheit dieser Zeichnung etwa alle 7-8 Wochen durchgeführt. wieder findet. NGC 205 ist, die weiter Gearbeitet wurde meist mit der für dieses vom Kern von M 31 abstehend, immer Instrument doppelten, sog. förderlichen leichter zu finden als M 32. Man sollte Vergrößerung (hier mit einem 25-mm- auch die Ausmaße des großen Nebels „Also ehrlich gesagt … MOS … Deine Astroaufnahmen sind beschissen!“ Okular). schon im kleinen Instrument nicht unter- „Aber die Musik. Die ich unterlegt habe … Ich habe beim Zeichnen am Computer schätzen und, da man hiermit nur die hel- in Dolby Surround … SUPER … oder?!!!“

VdS-Journal Nr. 15 72 GESCHICHTE

Neues aus der Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ von Wolfgang Steinicke

Am 23. Oktober 2004 wird die erste den sich auf unserer Webseite www.vds- La Palma. Etwa weiter zurück liegt ein Tagung der Fachgruppe „Geschichte statt- astro.de/fg-geschichte. Die nächste Ausgabe Ereignis, dass von Wilhelm Brüggenthies finden. Tagungsort ist Göttingen. Dort des VdS-Journals (Nr. 16) hat Geschichte und Wolfgang Steinicke behandelt wird: werden uns Räumlichkeiten der Volks- der Astronomie als Schwerpunktthema. die abenteuerliche Reise des Jesuiten hochschule, die nur 200 m vom Haupt- Hier also nochmals der Aufruf, Beiträge Maximilian Hell nach Vardø zur Beob- bahnhof entfernt liegt, zur Verfügung ste- (möglichst bis zum 15.9.) einzusenden. achtung des Venustransits von 1769. Abge- hen. Ein Tagungsprogramm wird noch Im vorliegenden Heft finden Sie einen rundet wird die Rubrik durch einen Beitrag erarbeitet. Referenten mögen sich bitte bei Artikel von Hans-Dieter Gera über die von Klaus Wenzel über die Geschichte des mir melden. Aktuelle Informationen fin- Entstehung der Isaac-Newton-Gruppe auf Sterns 55 Andromedae.

Die Isaac-Newton-Gruppe auf La Palma – ein historischer Abriss von Hans-Dieter Gera

beraubende Serpentinenstrecke den Gipfel des Roque de los Muchachos. Dort genießt man bei gutem Wetter einen herrlichen Anblick auf den Atlantik mit den übrigen Inseln des Archipels und auf die Caldera de Taburiente, den größten Vulkankrater der Erde. Auf dessen nördlichstem Wall stehen die strahlend weißen Kuppeln der Isaac-Newton-Teleskopgruppe (ING, Abb. 1). Bis weit in die zweite Hälfte des ver- gangenen Jahrhunderts befanden sich

Abb. 1: Die Kuppeln der ING auf La Palma (Aufnahme H.-D. Gera, September 2002)

In diesem Bericht soll es um das bedeu- Adresse für Naturfreunde und Amateur- tendste Observatorium in Westeuropa astronomen, bietet die Insel doch aufgrund gehen, das in diesen Tagen auf eine mehr geringer Bevölkerungsdichte und der dar- als zwanzigjährige Geschichte zurück- aus resultierenden eher spärlichen Fremd- blicken kann. beleuchtung einen exzellenten Nacht- Wer als mitteleuropäischer Urlauber nicht himmel. So ergibt sich der ideale Ort für unendlich lange im Flugzeug sitzen will, eine Sternwarte, zumal auch eine geeigne- um in subtropisches Klima zu gelangen, ist te Erhebung vorhanden ist, nämlich der mit den Kanarischen Inseln zweifellos am 2426 m hohe Roque de los Muchachos im besten bedient. Verabscheut man dann Nordteil der Insel. Somit ist La Palma rela- auch noch hohe Touristenkonzentrationen tiv gesehen die höchste Insel der Erde, à la Gran Canaria oder Teneriffa, so kann denn keine andere hat in Bezug auf ihre die Wahl nur auf La Palma fallen. Diese Grundfläche einen höheren Berg. zusammen mit El Hierro am westlichsten Startet man vom Touristenort Los gelegene Insel des Archipels ist bis heute Cancajos im Ostteil der Insel und fährt in vom Massentourismus weitgehend ver- nördlicher Richtung an der Hauptstadt Abb. 2: schont geblieben und aufgrund ihrer wun- Santa Cruz vorbei, erreicht man nach etwa Das JKT (Aufnahme Nik Szymanek, derschönen Landschaften eine gute eineinhalbstündiger Fahrt über eine atem- Juli 2001)

VdS-Journal Nr. 15 GESCHICHTE 73

Abb. 4: Das WHT (Aufnahme Paul Langford, 1997)

ten Sonnenbeob- Während der offiziellen Feierlichkeiten achtergruppe ge- zum 300. Geburtstags Isaac Newtons im tätigt, denen dann Juli 1946 (die aufgrund des Krieges erst im August die mit vierjähriger Verzögerung stattfinden ersten britischen konnten) wurde der Bau eines 2,5 m- Beobachter folg- Reflektors für das Royal Greenwich ten. Gerade diese Observatory angeregt. Da es aber finanzi- hatten ein beson- ell nach dem Krieg nicht allzu gut aussah, deres Interesse an kam es natürlich sehr zupass, dass eine einer klimatisch gewisse McGregor-Stiftung in den USA begünstigten Posi- 1949 einen 98-inch-Rohling spendete, der tion der geplanten ursprünglich für die Sternwarte der Sternwarte, such- Universität von Michigan bestimmt war. Abb. 3: ten sie doch für ihr Zu dieser Zeit zog die Sternwarte gerade Das INT (Aufnahme Paul Langford, 1997) Isaac-Newton- von London nach Herstmonceux Castle in Teleskop (INT), der Grafschaft Sussex um. Sternwarten mit Großteleskopen nahezu einen Reflektor mit 2,5 Metern Spiegel- 1973 schien es einen derben Rückschlag ausschließlich auf dem amerikanischen durchmesser, einen neuen Standort (Abb. für das Projekt NHO zu geben: Die spani- Kontinent. 1967 regte Hermann Brück, 3). Dieser hat eine recht interessante sche Regierung wollte ihre Genehmigung schottischer Königlicher Astronom, den Geschichte, die daher hier kurz einge- für den Bau der Sternwarte nicht geben, Bau eines großen Observatoriums in der flochten werden soll. weil sie gravierende Einschnitte in die Alten Welt an. 1969 schließlich wurde das Projekt „Northern Hemisphere Observa- tory (NHO) offiziell unter der Schirm- herrschaft von Fred Hoyle gestartet. 1971 veröffentlichte Professor M. F. Walker vom kalifornischen Lick-Observatorium eine Liste mit europäischen Inseln, die für den Standort einer Sternwarte infrage kommen könnten, und La Palma befand sich unter ihnen. So wurde die Insel dann von einer Gruppe internationaler Sonnenbeobachter genauer unter die Lupe genommen, die dann auch nebenbei noch den Ausbruch des Vulkans Teneguia im August 1971 mitbekam. Ende 1971 fand John Alexander vom Royal Greenwich Observatory, der selbst im April dieses Jahres La Palma besucht hatte: „The ideal solution may be an international observa- tory site on the island of La Palma.“ Im Juli 1972 wurden dann die ersten Abb. 5: Testbeobachtungen von der oben erwähn- Die Kuppel des JKT (Aufnahme Nik Szymanek und Ian King, September 2000)

VdS-Journal Nr. 15 74 GESCHICHTE

Großteleskope ist es aus Gewichtsgründen nicht parallaktisch, sondern azimutal mon- tiert. Das Nachführen ist mit Computersteuersystemen kein Problem. Jedoch ist die azimutale Montierung auch eine Hommage an den Namenspaten William Herschel, dessen selbstgebautes 1,2 m-Teleskop seinerzeit ebenfalls azimu- tal montiert war. 1991 entdeckte das INT einen Quasar mit einer extremen Rotverschiebung, im opti- schen Bereich das hellste Objekt im Universum überhaupt. 1995 wurden mit dem INT und dem WHT erstmals Braune Zwerge beobachtet. Da an dieser Stelle nicht alle Entdeckungen der ING genannt werden können, sei dem, der komplette

Abb. 6: Die Kuppel des INT (Aufnahme Rainer Girnstein, 2000)

Naturlandschaft befürchtete. Erst 1974 Ende Mai trudel- nach starkem internationalem Drängen ten die ersten Astro- genehmigte die Administration ein nomen ein, die Programm, das die Sichtbedingungen auf Beobachtungspro- La Palma testen sollte. Ende 1975 war die- gramme für das ses abgeschlossen, aber erst 1979 wurde JKT und das INT der Bau der Sternwarte endgültig geneh- beantragt hatten. migt. Die spanische Regierung erlaubte Gleichzeitig Dänemark, England und Schweden auf La kamen am INT Palma zu bauen, allerdings unter der erstmals CCD- Auflage, 20 Prozent der Beobachtungszeit Detektoren zum zu erhalten. Gleichzeitig wurde das INT in Einsatz. Im De- Abb. 7: Herstmonceux demontiert und für den zember 1984 Die Kuppel des WHT (Aufnahme Javier Méndez, 1997) Transport nach La Palma vorbereitet, schließlich waren außerdem wurde mit dem Bau eines die Tests des WHT Spiegelteleskops von 1 m Durchmesser in Herstmonceux beendet, bis zum und detaillierte Angaben sucht, die begonnen, der nach dem holländischen Transport nach La Palma musste es jedoch Homepage der Sternwarte empfohlen: Astronomen Jakobus Kapteyn benannt noch bis April 1986 warten, weil die www.ing.iac.es. Das Arbeitstier des Obser- wurde. Dieses Jakobus-Kapteyn-Teleskop Kuppel für das WHT erst zu dieser Zeit vatoriums ist zweifellos das JKT. Bei des- (JKT) wurde 1981 in Herstmonceux gete- fertig wurde. sen Standort war ein absolut ungestörter stet (Abb. 2). Ebenfalls 1979 wurde bei der Bereits in dieser frühen Phase der Horizont gewünscht, so sollte es etwas Firma Owens in Illinois ein Spiegelrohling Sternwarte gab es einige Astro-Highlights: höher stehen als die anderen Teleskope. So von 4,2 m bestellt, der später zum King Of So beobachtete das INT Ende 1984 den kam nur ein Platz direkt auf dem Wall des The Mountain auf La Palma werden sollte, Quasar Q0055-269, eines der entferntesten Vulkankraters infrage, was dann in der nämlich dem William-Herschel-Teleskop kosmischen Objekte überhaupt. Im Juni Folge zu einem kleinen Kuriosum führte: (WHT, Abb. 4). 1985 wurde das Roque de Los Muchachos Da es sich bei der Caldera de Taburiente Im Sommer 1981 begann der Bau der Observatorium durch den spanischen um einen Nationalpark handelt, war dessen Kuppel des INT (Abb. 6). Der Primär- König Juan Carlos feierlich eingeweiht. Verwaltung natürlich bemüht, trotz der spiegel dieses Teleskops wurde im 1986 fand das INT im Zentrum des Sternwarte möglichst viel von der Dezember 1982 nach La Palma gebracht. Kugelhaufens M 15 ein Objekt mit Ursprünglichkeit und Unberührtheit der Von nun an ging es recht schnell: Im Mai Emissionslinien, das für die vorher ent- Landschaft zu bewahren. Die Sternwarte 1983 begann der Bau der Kuppel des WHT deckte Röntgenstrahlung verantwortlich zu befindet sich auf dem nördlichen Wall des (Abb. 7), und im Oktober dieses Jahres sein schien: Später entpuppte sich das Kraters, und hätte man die Kuppel des JKT wurde das JKT aufgebaut (Abb. 5). Anfang Objekt als Doppelstern. Im Juni 1987 gab auf dessen höchstem Punkt errichtet, wäre 1984 schließlich bekamen das JKT und das es schließlich first light für das WHT, was es vom Aussichtspunkt La Cumbrecita am INT nahezu zeitgleich ihr first light. Im gleichzeitig den Abschluss der Bauarbeiten südlichen Teil des Walls zu sehen gewesen, März wurden die ersten fotografischen nach fast genau 7 Jahren bedeutete. Zu die- was nach Ansicht der Parkverwaltung die Aufnahmen mit einer speziellen Weit- sem Zeitpunkt war das WHT das drittgrößte Skyline des Walles verschandelt hätte. So winkelkamera am JKT gewonnen, und Einzelspiegel-Teleskop der Welt. Wie viele wurde die Kuppel etwa 50 Meter tiefer als

VdS-Journal Nr. 15 GESCHICHTE 75

geplant positioniert. starken Andrangs bekommt man da kaum alle Daten dieses Artikels wurden der weiter Die Öffentlichkeit bekommt das Observa- etwas mit. Selbst an normalen Tagen bei oben erwähnten Homepage des Observa- torium für gewöhnlich nur von außen zu gutem Wetter ist der eher kleine Parkplatz toriums mit freundlicher Genehmigung sehen, man kann zwar für ein Foto genü- am Aussichtspunkt des Gipfels hoffnungs- von Javier Méndez, der für den Inhalt der gend nah an die Kuppeln heran, aber das los überlastet. Und wer sich nach 20 Uhr Homepage verantwortlich ist, entnommen. eigentliche Gelände ist weiträumig ge- noch auf dem Gipfel aufhält, steht vor Herrn Méndez, der außerdem Leiter für sperrt. Lediglich im Juli oder August gibt einem geschlossenen Schlagbaum. Öffentlichkeitsarbeit und Bibliothekar an es ein oder zwei Tage der offenen Tür. Da Vielleicht bekommt er dann ja ein der Sternwarte ist, sei daher an dieser ist es dann aber trotzdem wenig erbaulich, Nachtquartier in den Unterkunftsräumen Stelle für dessen Hilfe herzlich gedankt. wie dem Autor ein deutscher Barbesitzer der Sternwarte... in Los Cancajos verriet: Aufgrund des Sämtliche Fotos bis auf die Abb. 1 sowie Die Geschichte um den Nebel von 55 Andromedae von Klaus Wenzel

tigte daraufhin den Stern jeweils in seinem Doppelstern (h 1094) und in seinem Nebelkatalog (h162). Am 18. Dezember 1848 richtete dann Lord Rosse (Abb. 5), der die Herschelnebel beobachtete, in Birr Castle (Zentralirland) seinen 72-Zoll-Leviathan auf 55 Andro- meda und notierte: „Found Star 7th or 8th mag in place, but saw no nebulous atmos- phere“ [2]. Lord Rosse konnte die Beob- achtung von Herschel also nicht bestäti- gen, beobachtete aber trotzdem bis etwa 1861 den Stern noch 7 weitere Male mit seinem Riesenteleskop, jedoch jeweils mit dem gleichen negativen Ergebnis. In Kopenhagen versuchte sich derweil Heinrich d’Arrest [3, 4] mit dem 11-Zoll- Refraktor der neuen Universitätsstern- warte an dem Nebel um 55 Andromeda. Abb. 1: Erste Beobachtungen führte er bereits Der Stern 55 Andromedae (Aufname W. Düskau)

Im Nebelkatalog von 1833, den John 100 Jahre später wurde dieser Stern ver- Herschel veröffentlichte [1], findet man mutlich von dem Entdecker der Ceres, unter der Nummer h162 folgenden Giuseppe Piazzi (Abb. 3) in Palermo, Eintrag: „55 Androm. a fine nebulous star beobachtet, zumindest findet sich in sei- with a strong atmosphere losing itself nen Unterlagen ein Hinweis, dass der imperceptibly; diam 90”. It is also a double Stern eine Nebelhülle besitzt. Vermutlich star h1094; called nebulosa by Piazzi dieser Hinweis, brachte 55 Andromeda auf (Sweep 183).“ Durch diesen Eintrag den Beobachtungsplan von John Herschel wurde 55 Andromeda (Abb. 1) bis zum (Abb. 4), dem Sohn des berühmten Ende des 19. Jahrhunderts zum Ziel von Uranusentdeckers Wilhelm Herschel, der vielen prominenten Beobachtern in dieser den Stern 1828 (Sweep 183) im Rahmen Zeit. Doch die Geschichte um diesen Stern seiner Nebelbeobachtungen mit dem 18- beginnt bereits im ausgehenden 17. Zöller seines Vaters in Slough beobachtete. Jahrhundert, als John Flamsteed (Abb. 2) Herschel entdeckte nicht nur den 11 mag am 17. Oktober 1691, im königlichen hellen Begleiter, etwa 1’ nördlich, sondern Observatorium zu Greenwich, diesen beschrieb auch eine helle Nebelhülle um Stern beobachtete und als Stern 55 im 55 Andromeda, und bestätigte somit den Abb. 2: Sternbild Andromeda katalogisierte. Etwa Hinweis von Piazzi. Herschel berücksich- John Flamsteed (1649-1719)

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spectrum apparently similar to that of an seiner Beobachtung in Slough unzweifel- ordinary star“). haft eine Nebelatmosphäre beschrieb. Aufgrund all dieser Beobachtungen, und Doch vielleicht war bei dieser Beobacht- eventuell auch eigener, die Dreyer vermut- ung auch nur sein Okular beschlagen. Das lich in den Jahren 1874 bis 1878 in Birr, ist heute allerdings nicht mehr nachvoll- als Assistent von Lawrence Parsons, dem ziehbar. Nachvollziehen kann man aber Sohn und Nachfolger von Lord Rosse, mit eine einfache Beobachtung dieses Sterns, dem 72-Zöller durchführte, wurde GC 428 auch mit kleinster Öffnung und sich in die = 55 Andromedae nicht in den neuen New Zeiten der visuellen Pioniere des 19ten Jahrhunderts zurückversetzen, die diesem Stern hartnäckig auf den Fersen blieben.

Literaturhinweise [1] John Herschel, 1833: Observations of Nebulae and Clusters of made at Slough, with a Twenty-feet Reflector, between the 1825 and 1833, Phil. Abb. 3: Trans. 123, 359 Guiseppe Piazzi (1746-1826) [2] Earl of Rosse, 1861: On the Construction of Specula of Six-feet Aperture; and a 1857 durch, weitere folgten bis 1862. Doch selection from the Observations of Nebulae auch er schrieb: „Das der Stern 55 made with them, Phil. Trans. 151, 125 Andromedae den im Jahre 1828 eine star- [3] W. Steinicke, 2003: Der NGC und seine ke Atmosphäre umgab, von allen Nebel Beobachter: Heinrich Ludwig d’Arrest, gegenwärtig frei ist, habe ich, seit August Interstellarum 30, 50 1862 häufig angemerkt. Dieser Fall, ist [4] H. d’Arrest, 1864: Über einige am einer von den wenigen, die in Zukunft Kopenhagener Refractor beobachtete besondere Aufmerksamkeit verdienen.“ Objecte aus Lord Rosse’s List of nebulae D’Arrest konnte Herschels Beobachtung Abb. 4: not found. , AN Nr. 1500 also auch nicht bestätigen. John Herschel (1792-1871) [5] John Herschel, 1864: Catalogue of Nebulae Trotz all dieser negativen Beobachtungen and Clusters of Stars, Phil. Trans. 154, 1 wurde 55 Andromedae im General Cala- Abb. 5: [6] C. F. Schjellerup, 1866: Ist 55 Fl. logue (GC) von 1864 von John Herschel Lord Rosse (1800-1864) Andromedae wirklich nebulosa , AN Nr. unter der Nr. 428 eingetragen. Im Anhang 1613 schrieb Herschel hierzu: „Although this [7] William Huggins, 1864: On the Spectra star has been eight times examined by Lord of some of the Nebulae, Philosophical Rosse without perceiving any nebulous Transactions 154, 437 atmosphere, yet as my observation is cor- [8] J. L. E. Dreyer, 1888: A new General roborative of Piazzi’s designation of it as Catalogue of Nebulae and Clusters of Nebulosa, it is retained for occasional futu- Stars, Mem. R.A.S. 49, 381 re examination“. [5] Eine mögliche Erklärung des Phänomens lieferte 1866 Schjellerup von der Stern- Abb. 6: warte Kopenhagen, also ein Kollege von William Huggins (1824-1910) Heinrich d’Arrest. Er vermutete, nicht zuletzt aufgrund der Beobachtungen von d’Arrest, dass Piazzi den Anhang „Nebulosa“ aufgrund eines Missverständ- nisses beim Studieren der Unterlagen von Flamsteed hinzufügte, und nicht aufgrund seiner eigenen Beobachtung. Flamsteed beobachtete diesen Stern nämlich in jener Nacht im Jahre 1691 unmittelbar nach dem General Catalogue (NGC) von 1888 aufge- Andromedanebel [6]. nommen, lediglich im Anhang findet sich Erste visuelle Spektralbeobachtungen von der Hinweis: „GC 428 = 55 Andromedae. 55 Andromedae führte schließlich 1864 Omitted in this Catalogue, as the star is William Huggins (Abb. 6) mit einem 20- undoubtedly not nebulous and was not cm-Refraktor in seinem Privatobserva- seen so by Piazzi (whom h quotes). See torium in Tulse Hill bei London durch [7]. Schjellerup’s note, AN 1613” [8]. Doch Huggins konnte nur ein völlig nor- Ungeklärt bleibt jedoch die frühe males Sternspektrum beobachten („The Beobachtung von John Herschel, der bei

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Maximilian Hell und der Venustransit von 1769 – Eine abenteuerliche Reise nach Vardø von Wolfgang Steinicke und Wilhelm Brüggenthies

Phänomen beim 2. und 3. Kontakt: der Schwarze Tropfen. Hierbei klebt die Venus über einige Minuten am inneren Sonnen- rand, so dass die Bestimmung der Kontaktzeiten einigermaßen willkürlich ist. Für den Transit am 3. Juni 1769 rüstete sich erneut eine Armada von Astronomen, um weltweit die Ein- und Austrittszeiten zu messen. An 77 Orten verteilten sich 171 Beobachter, viele waren bereits 1761 dabei gewesen. Die Uhren waren verbessert, der Engländer John Bevis hatte gar einen Simulator konstruiert, um die heikle Messung der Kontaktzeiten zu üben. Der Abb. 1: Franzose Le Gentil versuchte ein zweites Maximilian Hell Mal die Kolonie Pondicherry (Ostindien) zu erreichen, nachdem er das Ereignis von 1761 auf See beobachten musste. Er sollte Der Venustransit von 2004 ist schon fast diesmal Pech mit dem Wetter haben [2]. Geschichte. Wer nichts gesehen hat, und Chappe d’Auteroche reiste nach Baja Abb. 2: jung genug ist, bekommt 2012 jedoch eine California und sah einen ungetrübten Hell an der Wiener Sternwarte weitere Chance (in Europa leider nur zum Transit, den er mit dem Tod bezahlen mus- Teil sichtbar). Doch schauen wir nicht in ste, er wurde Opfer einer Typhus-Epide- folgte Hell den Transit von 1761, zusam- die Zukunft, sondern 4 Transite zurück, ins mie. Capt. James Cook segelte mit der men mit Erzherzog Joseph II und dem Jahr 1769, und beleuchten das Schicksal Endevour nach Tahiti und erbaute das Fort Pariser Astronomen César Francois eines Mannes, der viele Strapazen auf sich Venus. Damit war der südlichste Punkt Cassini. genommen hat, um dieses seltene Ereignis markiert. Der nörd- zu beobachten. Es handelt sich um den lichste, die kleine Jesuitenpater und ersten Direktor der norwegische Insel Wiener Universitätssternwarte Maximilian Vardø (damals Hell (Abb. 1) – die Hauptperson in einer Wardöhuus), war das Geschichte von Ruhm, tiefem Fall und spä- Ziel von Maximilian ter Rehabilitierung. Hell.

Die Lehren aus dem Transit von 1761 Reisevorbereitung Edmund Halley – und vor ihm bereits Rudolf Maximilian James Gregory – hatten gezeigt, dass es Hell wurde am 15. mit Hilfe eines Venusdurchgangs möglich Mai 1720 in Schem- ist, die Entfernung Erde-Sonne, die nitz (Slowakei, da- Astronomische Einheit (AE), zu bestim- mals zu Ungarn ge- men [1]. Um eine maximale Parallaxe der hörig) geboren [3]. Venus vor der Sonnenscheibe zu erreichen, 1738 trat er ins Jesu- ist eine möglichst große Breitendifferenz itenkolleg Trentschin zwischen den Beobachtungsorten erforder- ein und wurde bald lich. Die Beobachtung des Transits vom 6. an die bescheidene Juni 1761, das erste internationale For- Wiener Ordensstern- schungsprojekt, brachte leider kein klares warte versetzt. 1755 Ergebnis: Es ergaben sich Werte von 125 ernannte ihn Kaiserin bis 155 Millionen km (heute: 1 AE = Maria Theresia zum 149,597870 Millionen km). Die Zeit- ersten Direktor der messung und damit auch die Bestimmung neuen Wiener Uni- des Längengrads waren noch zu ungenau. versitätssternwarte Abb. 3: Zudem zeigte sich ein unerwartetes (Abb. 2). Dort ver- Reiseroute durch Skandinavien

VdS-Journal Nr. 15 GESCHICHTE 79

misch interessiert, sondern wollten auch Natur und Kultur der unbekannten Gegend erforschen. Sajnovic verfasste während der Reise ein umfangreiches Tagebuch in lateinischer Sprache. Es geht, im Vergleich zu Hells Aufzeichnungen, mehr auf die Umstände der Reise sowie Land und Leute ein [4]. Hell wurde von seinen Zeitge- nossen als freundlicher Gnom beschrie- ben, hilfsbereit, fleißig, gewissenhaft und äußerst begabt. Sajnovic neigte dagegen etwas zu Überheblichkeit. Eine ähnliche wissenschaftliche Karriere blieb ihm zeit- lebens versagt.

Eine abenteuerliche Expedition Die Reise begann am 28. April 1768. Sie führte durch Böhmen und Sachsen zunächst nach Lübeck, wo Hell und Sajnovic am 26. Mai Christian VII trafen. Abb. 4: In Kopenhagen wurden sie mit allen Hells Observatorium auf Vardø erdenklichen Papieren und Vollmachten ausgestattet. Von dort brachen sie am 2. Juni auf und erreichten 4 Wochen später 1767 erhielt Hell eine Einladung von Dänemark und Norwegen erlaubte es die Hafenstadt Trondheim (Abb. 3). Hier Christian VII, König von Dänemark und Jesuiten nicht, sich dort aufzuhalten. schloss sich Jens Finne Borchgrevink Norwegen, den kommenden Transit von Christian VII machte bei Hell eine (1737-1819) an, ein astronomisch versier- der Insel Vardø aus zu beobachten. Ausnahme, verlangte aber in weltlicher ter Norweger (von Sajnovic als Student Nachdem der führende dänische Astro- Kleidung zu reisen, auf Kreuz, bezeichnet). Hell las – trotz Verbot – eine nom, Christian Peder Horrebow, für die Rosenkranz, und vor allem jede öffentliche Messe für 155 Katholiken (heimlich hatte beschwerliche Mission zu alt schien, such- religiöse Betätigung zu verzichten. Papst er einen kleinen Reisealtar mitgenom- te man jemanden, der hervorragende Clemens XIII stimmte der Mission aber men). Ergebnisse zum Ruhm des Landes ver- wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeutung Am 22. August war das Segelschiff Urania sprach. Hell bekam die Erlaubnis von zu. startklar und es begann eine abenteuerli- Maria Theresia und Joseph II und wurde Als Begleiter wählte Hell den Jesuiten- che Schiffsreise entlang der norwegischen beurlaubt. Er wurde von Pater Anton novizen Johann Sajnovic (1733-1785), von Fjordküste. Am Nordkap blies ihnen ein Pilgram vertreten. Die Ordensführung in 1762-64 Assistent an der Wiener kräftiger Ostwind entgegen und sie mus- Rom hatte allerdings ein Problem. Sternwarte. Beide waren nicht nur astrono- sten oftmals Schutz in kleineren Häfen

Abb. 5: Hells Teleskope und Vardø-Karte an der Wiener Sternwarte (Aufnahme W. Steinicke)

VdS-Journal Nr. 15 80 GESCHICHTE

zum 22. Mai 1770. Hell informierte zunächst nur die dänischen Astronomen und lies sich mit dem Berichtschreiben viel Zeit. Die meisten Expeditionsberichte trafen schon vor Ende 1769 in Paris ein, wo Lalande die Auswertung koordinierte. Wo blieben Hells Daten? Das Wetter am Nordkap war schlecht gewesen und seine Beobachtungen waren damit die nördlich- sten – und neben Tahiti die wichtigsten! Die Laufzeitdifferenz der Venus relativ zu Cooks Standort betrug 28,5 Minuten. Hells Bericht wurde erst am 8. Februar in Kopenhagen publiziert, und die Ver- breitung kostete weitere Zeit (Abb. 8). Ungeduldig schrieb Lalande am 3. April einen scharfen Brief an Hell. Der Franzose äußerte derweil gegenüber Kollegen den

Abb. 6: Abb. 7: Ein Lager der Samen auf Vardø (Zeichnung von Hell) Gedenktafel am Rathaus von Vardø (Aufnahme R. Rautio)

suchen. Einmal riss der Sturm zwei der drei Anker fort und das Schiff drohte an der felsigen Küste zu zerschellen. Hell schrieb: „Gott beschützte uns durch ein wirkliches Wunder, sonst wären wir alle zu Grunde gegangen“. Am 11. Oktober trafen sie erschöpft in Vardø ein und wurden von Major Eckleff, dem Kommandanten der kleinen Festung, begrüßt. Dieser rekrutier- te sogleich Arbeiter für den Bau eines Observatoriums. Der Winter nahte und Hell beschwerte sich, dass nur drei Stunden am Tag gearbeitet wurde. Das Pensum wurde daraufhin deutlich erhöht und am 14. Dezember stand der Holzbau (Abb. 4). Hell und seine Begleiter machten Der Transit und die Folgen meteorologische und astronomische Am 3. Juni, dem Tag des Venustransits, war Messungen, wobei nur bescheidene Tele- der Himmel nur mäßig bewölkt. Der skope zur Verfügung standen (Abb. 5). Eintritt um 21:30 Uhr Ortszeit konnte voll- Sajnovic studierte die Sprache der einhei- ständig dokumentiert werden. Hell schrieb: mischen Bevölkerung, der Samen (Abb. 6). „Gott erwies uns die übermäßige Gnade“. Er stellte dabei eine starke Verwandtschaft Einige Gäste durften den Transit auf dem mit dem Ungarischen fest – und begründe- Projektionsschirm betrachten. Der te die finnisch-ugrische Sprachforschung. Kommandant hisste die Flagge und die Während der Polarnacht praktizierte man Trompete wurde geblasen. Nach 6,5 das „System“: Wöchentliche Feste, zu Stunden wurde auch der Austritt festgehal- denen reihum eingeladen wurde. Hell ten. Hell sandte umgehend Briefe nach spielte dabei öfters auf der Laute. Kopenhagen und Wien. Leider verschlech- Weihnachten und das Neue Jahr 1769 wur- terte sich das Wetter und die Sonnen- den besonders gefeiert. Ende April kam die finsternis am 4. Juni konnte nicht beobach- Nachricht (die Post von Trondheim dauer- tet werden. Der 27. Juni war der Tag des te fast 6 Wochen), dass zwei englische Abschieds, Kanonen wurden abgefeuert Astronomen, Bailey und Dixon, am und Almosen an die Armen verteilt. Eine Nordkap eingetroffen seien. Ab Mitte Mai Gedenktafel erinnert an Hells Aufenthalt herrschte Mitternachtssonne. Es schneite (Abb. 7). Man erreichte Trondheim am 30. noch kräftig, aber das Wetter wurde August und war am 17. Oktober wieder in Abb. 8: Anfang Juni besser. Kopenhagen. Der Aufenthalt dauerte bis Hells offizieller Bericht zum Venustransit

VdS-Journal Nr. 15 GESCHICHTE 81

Ein pikantes Nachspiel 1835 befasste sich Carl Ludwig von Littrow (1811-1877, Abb. 9), Sohn des Direktors der Wiener Sternwarte, Joseph Johann von Littrow, mit Hells Aufzeich- nungen aus Vardø und kam zu einem ver- nichtenden Urteil. Er konstatierte eine grobe Fälschung, denn viele Eintragungen, insbesondere die kritischen Kontaktzeiten, waren offenbar von Hell ausgewischt und später mit neuer, andersfarbiger Tinte überschrieben worden. Littrows Bericht verursachte einen wissenschaftlichen Skandal, Hells einstmals guter Ruf war endgültig dahin! Simon Newcomb (Abb. 10), Direktor des U.S. Naval Observatory in Washington, Abb. 9: und Koordinator der Venustransite von Abb. 10: Carl Ludwig von Littrow 1874 und 1882, begab sich 1883 nach Simon Newcomb Wien um Hells Eintragungen und Littrows Verdacht, dass Hell auf andere Ergebnisse Befunde zu überprüfen. In einer meister- flecken in einem Manuskript. warte, um die eigenen Daten zu manipu- haften Detektivarbeit fand er heraus, dass lieren! Hatte er womöglich gar keinen die Zahlen überschrieben wurden, bevor Transit gesehen? Hell war von der Qualität die Tinte trocken war. Außerdem wurde Literaturhinweise und Bedeutung seiner Daten überzeugt dieselbe Tinte verwendet. Er schloss dar- [1] Halley, E., 1716: Phil. Trans. 29, 454 und nahm die Aufregung erstaunlich aus, dass Hell die Ziffern noch während [2] Sawyer-Hogg., H., 1951: Le Gentil and the gelassen. Am 12. August trafen er und der Aufzeichnung überschrieben hatte, Transits of Venus, 1761 and 1769, J. Roy. Sajnovic, nach 2 Jahren und 24 Tagen, in wahrscheinlich um die bedeutenden Werte Astr. Soc. Can. 45, 37, 89, 127, 173 Wien ein. besser lesbar zu machen. Littrows [3] Weyss, N., 1986: Maximilian Hell und sein Die Auswertung aller Beobachtungen lie- Farbunterschied erwies sich als besonders Fernseher vor 200 Jahren, Maria Enzen- ferte eine AE zwischen 148 und 154 Mill. pikant: Newcomb erfuhr von Direktor dorfer Kulturnachrichten, 11/1986, S. 4 km, wobei sich mit Hells Daten ein auffal- Edmund Weiss, dass Littrow farbenblind [4] Kragemo, H., 1997: Pater Hells Vardöhus lend niedriger Wert ergab (aus heutiger war! Eine umfangreiche Publikation [5] Expedition, Festschrift zur 650-Jahrfeier Sicht kam man damit der Wahrheit aller- brachte die volle Rehabilitation Hells und der Festung Vardø (Übersetzung A. dings recht nahe). So blieb zeitlebens der Littrow (mittlerweile verstorben) geriet zur Bamesreiter) Verdacht der Manipulation, den Hell durch Lachnummer. Newcomb schrieb: Für ein [5] Newcomb, S., 1883: On Hell’s alleged sein seltsames Verhalten ausgelöst hatte. halbes Jahrhundert war die astronomische Falsification of his Observations of the Maximilian Hell starb am 14. April 1792 Welt Opfer der inkorrekten Darstellung Transit of Venus in 1769, Mon. Not. Roy. in Wien. eines farbenblinden Mannes zu Tinten- Astr. Soc. 43, 371 82 KOMETEN

Komet C/2004 F4 (Bradfield) von Andreas Kammerer

Abb. 1: C/2004 F4 (Bradfield), aufgenommen von der Sonnensonde SOHO. Von links nach rechts: 2004 April 16,70 UT, 17,20 UT (4 Stunden nach Periheldurchgang), 18,54 UT, 19,50 UT und 20,16 UT. Mit freundlicher Genehmigung ESA/NASA.

Am 23. März 2004 fand der berühmte aus- tralische Kometenjäger W. A. Bradfield (mittlerweile 76 Jahre alt!) einen grob 7 bis 8 mag schwachen Kometen im Zuge seiner Suche nach Sungrazer-Kometen im Sternbild Walfisch. Der Komet, den er auch am folgenden Tag nochmals auffin- den konnte und der den 18. von ihm ent- deckten Komet darstellt (wobei alle nur seinen Namen alleine tragen), befand sich nur knapp über dem durch die Dämmerung aufgehellten Horizont.

Weitere Bestätigungen gelangen zunächst aufgrund der schlechten Beobachtungs- umstände sowie dem schwierig zu identifi- zierenden Sternenumfeld nicht. Die näch- ste Beobachtung gelang dann – wiederum Bradfield – erst am 8. April. Einen Tag später konnten R.H. McNaught und T.M. Smith den Kometen mit einem 12x20- Fernglas bestätigen; sie schätzten die Helligkeit der 0,5’ kleinen, stark konden- Abb. 2: sierten, blauen Koma auf grob 5 mag; C/2004 F4 (Bradfield) am 22.4.2004 um 3:50 UT, rund 70 Minuten vor zudem machten sie schemenhaft einen Sonnenaufgang ganz tief am Horizont und nur 14 Grad von der Sonne entfernt. etwa senkrecht zum Horizont stehenden, 2’ Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der Himmel hellblau. 1:3,3/180mm-Tele und kurzen Schweif aus. Schließlich gelang T. SXV-H9 CCD-Kamera, 10x4 Sekunden! LRGB-Aufnahme von Michael Jäger und Lovejoy am 11. April eine CCD-Auf- Gerald Rhemann nahme, die eine grob geschätzt 3,5 mag

VdS-Journal Nr. 15 KOMETEN 83

Abb. 3: Abb. 4: C/2004 F4 (Bradfield), Vergleich zweier Bilder mit einer 200- C/2004 F4 (Bradfield) am 30.4.2004 um 3:00 UT aufgenom- mm-Schmidtkamera mit 300 mm Brennweite vom 28.4. um men mit Normalobjektiv 1:2,8 / 50 mm mit Grünfilter und 2:53 UT (links) und 30.4.2004 um 2:39 UT. Beide Aufnahmen SXV-H9 CCD-Kamera, 5x60 Sekunden. Der Schweif ragt sind Mosaike aus jeweils zwei Feldern mit einer über das Bildfeld hinaus und war damit länger als 9 Grad. Gesamtbelichtungszeit von 6 Minuten. Aufnahmen von Aufnahme von Michael Jäger und Gerald Rhemann Michael Jäger und Gerald Rhemann

helle Koma und einen 0,5° langen Schweif zeigte. Aufgrund der extrem schlechten Sicht- bedingungen konnte die Bahn bis zum 13. April nur grob bestimmt werden (IAUC 8319/20). Erst als der Komet dann ab dem 15. April für vier Tage im SOHO- Gesichtsfeld sichtbar wurde, konnten die Bahnelemente verbessert werden (was aber nur in überraschend geringfügigem Maße erforderlich war). Demnach passier- te der Komet sein Perihel am 17. April in nur 0,17 AE Sonnendistanz. Zunächst war angenommen worden, dass die Maximal- helligkeit bei 2 mag liegen würde, doch wiesen die SOHO-Aufnahmen eher auf eine Helligkeit zwischen 0 mag und 1 mag hin, womit die absolute Helligkeit auch Abb. 5: oberhalb der magischen Grenze zu liegen Visuelle Beobachtungen zeigen, dass die Helligkeit des Kometen C/2004 F4 kommt, unterhalb welcher ein Aus- (Bradfield) nach dem Perihel rasch abnahm und am Ende der ersten Maiwoche einanderbrechen wahrscheinlich ist. bereits unter 7 mag gefallen war. Grafik von Heinz Kerner Interessant an diesem Kometen ist, dass er

VdS-Journal Nr. 15 84 KOMETEN

Abb. 6: Abb. 7: C/2004 F4 Bradfield, aufgenommen am 13.5.2004 um 2:16 C/2004 F4 (Bradfield) am 19.5.2004, von 0:39 bis 0:49 UT in UT von Waldemar Skorupa, er belichtete 4x3 Minuten mit der beginnenden Morgendämmerung aufgenommen von Uwe einer Digitalkamera EOS 10D bei Einstellung ISO 1600 an Wohlrab und Marcus Richert. Sie verwendeten einen einem 100/450-mm-Newton-Teleskop. Der Beobachtungsort Deltagraphen 1:3,3 / 830 mm und belichteten 10 Minuten auf lag in Südfrankreich. NPH 400 Farbnegativfilm. Beobachtungsort war in der Nähe von Hohenlobbesee im Fläming.

wahrscheinlich kurz vor der Entdeckung einen Helligkeitsaus- bruch durchgemacht hat (bzw. seine Aktivität regelrecht explodier- te), da er erstens in den Wochen vor der Entdeckung günstig am Abendhimmel stand und zweitens in den SWAN-Aufnahmen erst ab etwa Mitte März ausgemacht werden kann. Die Entwicklung nach dem Perihel wird somit von großem Interesse sein.

Abb. 8: C/2004 F4 (Bradfield) in den frühen Morgenstunden des 25.4.2004 um ca. 4:15 Uhr, aufgenommen von André Walczak mit einem Objektiv 1:2,8 / 180 mm (Blende 4,0), 15 Sekunden belichtet auf Ektachrome 200 Farbdiafilm. Beobachtungsort: Schöppinger Berg / Münsterland.

Abb. 9: Christian Harder fertigte diese Zeichnung des Kometen Bradfield auf dem ITV am 18.5.2004 um 0:30 UT an. Er beobachtete an einem 16-Zoll-Newton-Teleskop bei 73x. Wie er mitteilt, wurde der eingezeichnete Gegenschweif durch Beobachtung an einem 24-Zöller visuell bestätigt.

VdS-Journal Nr. 15 KLEINPLANETEN 85

Amateurentdeckungen von Kleinplaneten von Gerhard Lehmann

Wird eine CCD-Kamera regelmäßig zur Astrometrie eingesetzt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages auch ein neuer, bis dahin unbekannter Klein- planet entdeckt wird.

Die erste Nacht Die Freude ist groß, wenn sich durch den Vergleich von zwei zeitlich aufeinander folgenden Aufnahmen aus einer Beob- achtungsnacht ein vermeintlich neuer Kleinplanet zeigt. Doch bei aller Auf- regung gilt es einen klaren Kopf zu behal- ten. In jedem Fall müssen noch in dersel- ben Nacht weitere Aufnahmen angefertigt werden. Nur so kann ein „Hot Spot“ oder ein Lichtreflex auf den CCD-Aufnahmen ausgeschlossen werden. Jetzt wird es Zeit für die Astrometrie. Viele Kleinplaneten- beobachter benutzen dazu das Programm Astrometrica [1] von Herbert Raab. Mit den damit erhaltenen Positionen wird mit dem Minor Planet Checker [2] geprüft, ob es sich um einen schon bekannten Klein- planeten handelt. Ergibt die Prüfung, dass sich an der ermittelten Position kein Objekt befindet, muss die nächste Nacht Abb. 1: abgewartet werden. Kleinplanetenstationen in Mitteleuropa

Die zweite Nacht In Abhängigkeit von seiner Eigenbe- Aufregung, zumindest bei den ersten sern sich seine Bahnelemente. Spielver- wegung wird sich der neue Kleinplanet an Entdeckungen, groß ist, sollte diese derber ist oft das mitteleuropäische Wetter. einer anderen Position befinden. Oft ver- Wartezeit sportlich genommen werden. Hier hilft die Kleinplanetenszene in hindert das mitteleuropäische Wetter eine Nicht immer hat man Glück. Aber wenn Mitteleuropa. Von den hier bekannten 52 Beobachtung in der nachfolgenden Nacht. dann die erlösende Mail mit einer proviso- Kleinplanetenstationen (siehe Abbildung Hier hilft der New Object Ephemeriden rischen Bezeichnung eintrifft und man in 1) sind 38, oder 73 %, Mitglied der FG Generator [3]. Er verlangt mindestens zwei dieser keine solche Klammer ( findet [6], Kleine Planeten der VdS. Oft hilft auch ein Positionen in der vom Minor Planet dann hat man einen neuen, bisher noch Beobachtungsaufruf auf der deutschen Center[4], kurz MPC, vorgeschriebenen unbekannten Kleinplaneten, gefunden! Kleinplanetenmailingliste [11] weiter. Form [5]. Dieser Service des MPC liefert eine Ephemeride, mit der dann am Die nächsten Nächte Die nächsten Oppositionen Sternenhimmel gesucht werden kann. Die Für eine Ephemeride zur Beobachtung des Hat der Kleinplanet eine provisorische Freude ist groß, wenn sich der Kleinplanet neuen Kleinplaneten kann jetzt der Minor Bezeichnung erhalten und liegen Bahn- wiederum auf den Aufnahmen zeigt. Planet Ephemeriden Service [7] genutzt elemente vor, heißt das noch nicht, dass Ergibt die erneute Überprüfung mit dem werden. Noch existieren keine Bahnele- man für immer als Entdecker gilt. In eini- Minor Planet Checker [2], dass er noch mente, denn es liegen nur Positionen aus gen Fällen kommt es zu einer Identifi- nicht bekannt ist, müssen die Positionen zwei Nächten vor. Wird der neue zierung mit früheren provisorisch bezeich- aus den jetzt zwei Nächten dem MPC per Kleinplanet in einer dritten Nacht beob- neten Kleinplaneten. In diesen Fällen han- Mail ([email protected]) so schnell achtet, rechnet das MPC daraus die ersten delte es sich also in Wirklichkeit um eine wie möglich gemeldet werden. Zuvor Bahnelemente. Der Kleinplanet wird dann Wiederentdeckung. Es kann sein, dass muss eine eigene vorläufige Bezeichnung Teil der Datei MPCOrb.DAT [8], die von man das Recht des späteren Namensvor- für den vermeintlich neuen Kleinplaneten vielen Sternprogrammen, z.B. Guide [9] schlags verliert. Trotzdem hat man einen gewählt werden. Hinweise auch hierzu oder EasySky [10], genutzt wird. wichtigen Beitrag zur Bahnsicherung unter [5]. In den folgenden Nächten muss der neue geleistet. Es kann wenige Minuten dauern, aber Kleinplanet regelmäßig beobachtet wer- Natürlich hat man das Ziel, dass man sei- manchmal auch 48 Stunden, bis eine den, damit sich das beobachtete Bahnstück nen Kleinplaneten nicht verliert. Dazu Antwort eintrifft. Auch wenn die vergrößert. Mit jeder Beobachtung verbes- müssen Positionen aus mehreren Oppo-

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Ausblick Literaturhinweise / Internet-Links Seit einigen Jahren wird vom Autor [1] Astrometrica: http://www.astrometrica.at/ eine kleine Statis- [2] Minor Planet Checker: http://scully.har- tik der neu- und vard.edu/~cgi/CheckMP wiederentdeckten [3] New Object Ephemeriden Generator: Kleinplaneten [12] http://cfa-www.harvard.edu/iau/MPEph/ geführt. Darin sind NewObjEphems.html seit 1993 ca. 800 [4] Minor Planet Center: http://cfa-www. verzeichnet (siehe harvard.edu/cfa/ps/mpc.html Abb. 2). Es sind [5] MPC-Fomrat: http://www.kleinplaneten- 195 Kleinplaneten seite.de/Aufsatz/mpcform.htm aus der FG Kleine [6] Guide to Minor Body : Planeten der VdS http://cfa-www.harvard.edu/iau/info/ nummeriert. Mitt- Astrometry.html lerweile wurden [7] Minor Planet Ephemeriden Service: 61, oder 31 %, der http://cfa-www.harvard.edu/iau/MPEph/ Namensvorschläge MPEph.html Abb. 2: akzeptiert. Eine [8] MPCOrb: ftp://cfa-ftp.harvard.edu/pub/ Neu entdeckte Kleinplaneten Auswahl davon MPCORB/MPCORB.ZIP zeigt Abb. 3. [9] Programm Guide: sitionen vorliegen. Liegen Beobachtungen Auch wenn die großen Surveys wie LINE- http://www.projectpluto.com/ aus mehreren vor, kann er nummeriert wer- AR oder Spacewatch den Kleinplaneten- [10] Programm EasySky: den. Dann hat der Entdecker das Recht, himmel abgrasen, gelingen immer wieder http://www.easysky.de/ einen Namen [6] vorzuschlagen. Spätes- Neuentdeckungen durch Amateurastrono- [11] Kleinplanetenmailingliste: http:// tens jetzt kann gefeiert werden, denn einen men! Nur Mut, wenn Sie glauben einen groups.yahoo.com/group/kleinplaneten/ Kleinplaneten zu entdecken und zu verfol- neuen Kleinplaneten entdeckt zu haben. [12] Kleinplanetenseite: gen, wie er nummeriert und anschließend Die FG Kleine Planeten der VdS hilft http://www.kleinplanetenseite.de benannt wird, ist immer wieder etwas ganz Ihnen jederzeit weiter. Besonderes!

Abb. 3: Auswahl benannter Kleinplaneten der FG „Kleine Planeten“ der VdS

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Meine benannten Kleinplaneten von André Knöfel

Laudatien

(17821) Wilhelm Bölsche 1998 FC127. Discovered 1998 Mar. 31 by A. Knöfel and J. Kandler at Drebach. Wilhelm Bölsche (1861-1939) was a naturalist, poet and writer. With his book Das Liebesleben in der Natur, he is considered the father of modern popular-science books in Germany. Bölsche, a protagonist of Darwinism, wrote popular biographies on Darwin and Haeckel.

(20512) Rothenberg 1999 RW32. Discovered 1999 Sept. 10 by A. Knöfel at Drebach. Eckehard Rothenberg (1938- ) is technical director of the Archenhold Observatory in Berlin-Treptow and in the past leader of a youth study group there. Many of the group's former members (including the discoverer) are today active amateur and professional astronomers and owe him for a considerable share of their knowledge.

(20518) Rendtel 1999 RC36. Discovered 1999 Sept. 12 by A. Knöfel at Drebach. Jürgen Rendtel (1954- ) is a solar physicist to the Astrophysical Institute in Potsdam Abb. 1: and a keen amateur astronomer who has organized a study group for meteor obser- Wilhelm Bölsche vers in Germany (Arbeitskreis Meteore) in 1975. He has also been president of the International Meteor Organization since its foundation in 1988. Beschäftigt man sich aktiv mit der Beobachtung von Kleinplaneten, bleibt es (20522) Yogeshwar meist nicht aus – entsprechende Aus- 1999 RK40. Discovered 1999 Sept. 13 by A. Knöfel at Drebach. rüstung vorausgesetzt – dass man früher Ranga Yogeshwar (1959- ), a physicist and scientific journalist, works as editor and oder später einmal einen noch nicht presenter of excellent German public science television programs. His work is a most bekannten Kleinplaneten entdeckt. Wenn valuable contribution to the scientific education of the television audience. durch Folgebeobachtungen oder auch durch die Suche auf alten Aufnahmen in (21686) Koschny Archiven weitere Positionen gewonnen 1999 RB36. Discovered 1999 Sept. 11 by A. Knöfel at Drebach. werden können und danach die Bahn des Aerospace engineer Detlef Koschny (1962- ) is a member of the Rosetta Project Neulings recht genau bekannt ist, wird Scientists' Team of the European Space Research and Technology Center of the vom Minor Planet Center [1] der European Space Agency. He is also an active amateur astronomer and works on the International Astronomical Union in subject of groundbased observations of meteors with intensified video cameras. Cambrigde/MA diesem Kleinplaneten eine entgültige Nummer gegeben. In die- (38268) Zenkert sem Augenblick ist der Entdecker berech- 1999 RV32. Discovered 1999 Sept. 9 by A. Knöfel at Drebach. tigt, dem Committee for Small Body Arnold Zenkert (1923- ) was the director of the planetarium and of the Bruno H. Nomenclature [2] einen Namen für diesen Bürgel Memorial Plaza in Potsdam. Interested in historical sundials at churches and Kleinplaneten vorzuschlagen. buildings, he serves on the sundial committee of the German Society for Was bewegt nun einen Entdecker eines Chronometry. Kleinplaneten einen bestimmten Namen vorzuschlagen? Die Motive sind sehr viel- fältig und sehr individuell, so dass nur der Pankow begann. Als Schüler interessierte allerdings ein richtiges Buch von ihm und Entdecker selbst dazu Aussagen machen ich mich sehr für Naturwissenschaften, vor ich war fasziniert, wie er es schaffte, allein kann. Deshalb möchte ich in diesem allem aber für die Astronomie. In meinem durch seine Sprache bildreich auch kom- Beitrag auf die Namen eingehen, die ich Stamm-Antiquariat fand ich ein Buch von plizierte Sachverhalte darzustellen. bis jetzt für „meine“ sechs Kleinplaneten Wilhelm Bölsche mit dem Titel Von Erstaunt war ich, dass heute eigentlich vergeben durfte. Sonnen und Sonnenstäubchen. Für ein kaum noch jemand Wilhelm Bölsche paar Mark wechselte es in meinen Besitz. kennt. [3] (17821) Bölsche Bölsche war allerdings zu diesem Wilhelm Bölsche wurde 1861 in Köln Warum benennt man einen Kleinplaneten Zeitpunkt für mich schon kein Unbe- geboren und ging nach seinem Studium nach Wilhelm Bölsche? Nun, das ist eine kannter mehr, da ich bereits die uralten nach Berlin. Dort wurde er bald zur lange Geschichte, die im Jahre 1976 in Kosmos-Hefte in der Bibliothek meines Zentralfigur des Friedrichshagener einem kleinen Antiquariat in Berlin- Vaters verschlungen hatte. Nun hatte ich Dichterkreises. Als Verfasser von „Das

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zudenken. Ich behaupte, dass ich mich Rundfunks (WDR). Eine regelmäßige ohne ihn als Mentor niemals so intensiv Sendung ist z.B. Quarks & Co. [7], die von mit der Astronomie beschäftigt hätte. Viele Ranga Yogeshwar moderiert wird. Aber er der damaligen Mitglieder sind heute enga- ist nicht nur Moderator und teilweise Autor gierte Amateurastronomen oder dieser Sendungen. Als Leiter der Mitarbeiter an Sternwarten. Mit der Programmgruppe Wissenschaft beim Namensgebung wollte ich ihm, sicher auch WDR ist er auch am Zustandekommen mit Zustimmung anderer ehemaliger anderer wissenschaftlicher Sendungen die- Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft, für ses Senders beteiligt. seine Mühe mit uns danken. Ranga Yogeshwar wurde 1959 in Luxemburg geboren. Er besuchte die Schule in Indien und Luxemburg. Nach Abb 2: dem Abitur am Lycee Classique in Eckehard Rothenberg (Quelle: F.-M. Diekirch studierte er Physik an der RWTH Arndt) Aachen in der Fachrichtung Experimen- telle Elementarteilchenphysik und Astrophysik. Seit 1983 ist Ranga Liebesleben in der Natur“ (1898) gilt Yogeshwar journalistisch tätig. Bölsche als der Schöpfer des modernen Für das Engagement Ranga Yogeshwars, deutschsprachigen Sachbuches. Er war Wissenschaft im Fernsehen für die breite außerdem der Initiator von Deutschlands Bevölkerung verständlich und trotzdem erster Volkshochschule und gab wichtige exakt zu vermitteln, kam mir die Idee, ihn Impulse für die Lebensreformbewegung. an den gestirnten Himmel zu bringen. Wie In Dutzenden von Büchern und Kosmos - er mir später mitteilte, zu seiner großen Bänden popularisierte der Freidenker und Freude und Überraschung. Evolutionär das Wissen seiner Zeit, vor allem die Lehren Darwins und Haeckels. (21686) Koschny Bölsche starb 1939 in Schreiberhau/ Auch mit Detlef Koschny verbinden mich Szklarska Poreba (Riesengebirge). Nach einige gemeinsame Expeditionen und ihm sind ein Berggrat im Riesengebirge, Beobachtungsaktionen auf dem Gebiet der eine Schule und einige Straßen in Deutschland benannt. Abb. 3: Als ich nun meinen ersten Kleinplaneten Ranga Yogeshwar (Quelle:WDR) entdeckte, reifte schon recht früh in mir der Entschluss, ihn nach Bölsche [4] zu benen- nen. Den Kleinplaneten entdeckte ich 1998 (20518) Rendtel an der Volkssternwarte in Drebach – kuri- Jürgen Rendtel lernte ich erstmalig im os: Er war auf der allerersten Aufnahme, Jahre 1978 während einer amateurastrono- die ich jemals von Kleinplaneten machte, mischen Tagung in Berlin kennen. Er leite- zu finden ... te damals die gerade neu gegründete Arbeitsgruppe Meteore. Seitdem habe ich (20512) Rothenberg mit ihm viele Reisen und Beobachtungen, Im Laufe des Lebens wird man durch viele teilweise unter abenteuerlichen Beding- Personen geprägt – durch Eltern, Lehrer ungen, erlebt. Von Meteorbeobachtungen und Freunde. Auf astronomischem Gebiet in Kalifornien, in Südosteuropa bis in die war es bei mir Eckehard Rothenberg. Im Mongolei, von der Sonnenfinsternis 1981 Jahre 1974 wollte ich als 11-jähriger unbe- in Sibirien bis 1999 in Bulgarien reichten dingt zu einer astronomischen Arbeits- die Aktionen. Er ist Mitarbeiter am gemeinschaft, da mich die Leidenschaft Astrophysikalischen Institut in Potsdam. zur Astronomie gepackt hatte. Ich meldete Als Amateurastronom beschäftigt er sich mich bei der Archenhold-Sternwarte in seit vielen Jahrzehnten mit Meteoren. Er Berlin-Treptow und bekam einen Brief von ist Präsident der International Meteor Abb. 4: Eckehard Rothenberg, dem technischen Organization [6]. Detlef Koschny Direktor der Sternwarte, der mich zur Arbeitsgemeinschaft Jugend-Urania ein- (20522) Yogeshwar Meteorastronomie. Mit speziellen Kame- lud. Schaut man sich die Medienlandschaft, ras führten wir zusammen mit einem VHF- In zahlreichen Versuchen, Übungen und besonders das Fernsehen an, dann werden Radar ein Experiment im Harz durch. Die Lektionen führte uns Eckehard Rothenberg zum Thema Naturwissenschaften Sendun- gleichen Kameras waren zu den Leoniden in die Tiefen der Astronomie ein. Von ihm gen in sehr unterschiedlicher Qualität in Spanien und Australien unterwegs. lernten wir Beobachtungsresultate zu inter- geboten. Einen guten Ruf haben Sendun- Detlef Koschny ist Mitarbeiter des Wissen- pretieren und über Zusammenhänge nach- gen aus dem Hause des Westdeutschen schaftlerteams für planetare Missionen,

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wie z.B. Rosetta im ESTEC der ESA [8] in die auch liebevoll als Kreisel-Zenkert Internet-Links Noordwijk/Niederlande. Er arbeitet an der bezeichnet wird. Sie wird bereits seit Analyse von Daten zum Thema Staub im Jahrzehnten vom Verlag für Lehrmittel [1] http://cfa- Sonnensystem, sowie an der Auswertung Pössneck herausgegeben. Grund genug, www.harvard.edu/cfa/ps/mpc.html von Videobeobachtungen von Meteoren. ihn mit seinem Kleinplaneten zu ehren. [2] http://www.ss.astro.umd.edu/IAU/ csbn/ [3] http://www.niederelbe.de/boelsche/ (38268) Zenkert Ausblick lexikon.htm Arnold Zenkert ist der langjährige Leiter Das Kleinplanetenglück kann man nicht [4] http://www.niederelbe.de/boelsche/ der Bruno-H.-Bürgel-Gedenkstätte im erzwingen. Wenn Sie aber einmal einen planet.htm Astronomischen Zentrum in Potsdam und Kleinplaneten entdecken sollten, helfen [5] http://www-gsss.stsci.edu/Dss/dss_home. Bürgel-Biograph. Er ist ein hervorragen- Ihnen diese Zeilen vielleicht bei der Wahl HTM der Kenner von historischen Sonnenuhren eines Namenvorschlages. Vielleicht haben [6] http://www.imo.net in Deutschland. Vielen Schülern, vor allem Sie auch das Glück, auf der allerersten [7] http://www.quarks.de in den neuen Bundesländern, ist er als der Kleinplanetenaufnahme einen neuen zu [8] http://www.rssd.esa.int/SB-general Autor der Drehbaren Sternkarte bekannt, entdecken. Recovery eines besonderen Asteroiden oder der Kleinplanet 2003 CP20 von Erich Meyer Am 11. Februar 2003 entdeckte das auto- matisch arbeitende 1,0-m-Teleskop f/2,15 vom Lincoln Laboratory ETS, New Mexico, ein Objekt, 2003 CP20, das sich bald als Sensation herausstellen sollte. In der Veröffentlichung (MPEC 2003-C63 vom 13.2.2003 [1]) merkte Brian Marsden u. a. an: „This is the first object (apart from Mercury and Venus) with a confir- med aphelion distance Q of less than 1 AU (indeed, less than the earth's perihelion distance of 0.983 AU). According to the above orbital elements, the object was dis- covered near its maximum possible elon- gation from the of 76 deg. The mini- mum possible distance from the earth is currently 0.19 AU (but passages within Abb. 1: 0.05 AU of Venus are occurring)“. 2003 CP20 am 17.März 2004 Es ist also das erste entdeckte Objekt, des- sen Bahn immer innerhalb der Erdbahn liegt und gehört daher zur Klasse der IEO jeweils 5 Aufnahmen zu je 20 Sekunden (Inner Earth Object). Belichtung (längere Belichtungen waren Nach der ersten Erscheinung stand wegen des hellen Himmels nicht möglich). 2003CP20 nun im März am Abendhimmel Diesmal hatte ich Glück, ein lichtschwa- zur recovery (Wiederentdeckung) an. Ich ches Pünktchen bewegte sich beim wollte weltweit unbedingt diese recovery Vergleich der Aufnahmen zufolge der abräumen und wagte am 14. März einen raschen Eigenbewegung hin und her. Nun Versuch. Die Voraussetzungen dafür waren untersuchte ich die Aufnahmenserie vom aber denkbar schlecht, weil zu diesem 14. März. Und auch hier fand ich nun end- Zeitpunkt dieses IEO zur Sonne eine lich diesen hoch exotischen Kleinplaneten Abb. 2: Elongation von lediglich 27 Winkelgrad mit einer Helligkeit von +17,7 mag. Einer Summenbild aus 8 x 20 Sekunden, mit hatte und dadurch das Objekt günstigen- Veröffentlichung stand nun nichts mehr im Astrometrica addiert falls 8 Grad über dem Horizont stand. Auf Wege, nachdem Reiner Stoss von der meinen gewonnenen Aufnahmen war lei- Sternwarte Heppenheim die errechneten Internet-Links der kein bewegtes Objekt zu sehen. Positionen kritisch geprüft hatte. Das [1] MPEC 2003-C63: http://cfa-www.harvard. Dennoch wagte ich am 17. März bei sehr Datenpaket war rasch an das MPC gemailt, edu/iau/mpec/K03/K03C63.html guten Wetterbedingungen einen neuerli- die Veröffentlichung erfolgte umgehend, [2] MPEC 2003-C63: http://cfa-www.harvard. chen Versuch. Ich kombinierte wieder siehe MPEC 2004-F23. edu/iau/mpec/K04/K04F23.html

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Kleinplanet (11001) Andrewulff von Manfred Holl

Seinen Namen am Himmel verewigt zu Der Kleinplanet weist eine Größe von nur Hauptberuflich ist er in der IT-Branche wissen, diese besondere Ehre ist bisher, 8 km auf und läuft auf einer Bahn um die tätig und hat schon viele Astroprogramme vor allem in deutschsprachigen Raum, nur Sonne, die rund 6° gegenüber der Ekliptik (u. a. CCD Works for Windows) geschrie- wenigen Sternfreunden und Amateur- geneigt ist, während der Abstand zur ben oder war an der Übersetzung etwa der astronomen zuteil geworden. Seit Oktober Sonne von 2,2 bis 2,5 AE reicht. Seine Guide-Handbücher beteiligt. 2003 hört nun der am 16. Juni 1979 von absolute Helligkeit beträgt 14,6 mag, visu- Im Namen der Redaktion wünschen wir Hans-Emil Schuster, einem in Hamburg im ell wird er kaum heller als 16 mag. André noch viele klare Nächte für die Ruhestand lebenden Fachastronomen, ent- André Wulff, Vorstandsmitglied der Beobachtung und Fotografie von Kometen deckte Kleinplanet 1979 MF auf den offi- Hamburger Gesellschaft für volkstümliche und vor allem seines Kleinplaneten. ziellen Namen (11001) Andrewulff. Die Astronomie e.V. (GvA), interessierte sich Wer von den Leserinnen und Lesern dazu gehörige Nachricht des Minor Planet von Kindesbeinen an für die Astronomie schafft es den Felsbrocken im kommenden Center in Cambridge im US-Bundesstaat und hier besonders für Kometen und Herbst (wenn er wieder sichtbar wird) Maassachusetts (MPC) lautet: Kleinplaneten, einem Arbeitsgebiet, dem abzulichten? Er steht dann mit einer visu- er bis heute treu geblieben ist. Neben sei- ellen Helligkeit von 20 mag in den Discoverd 1979 June 16 by H.-E. Schuster ner schriftstellerischen Tätigkeit als Zwillingen. at the European Southern Observatory. Mitarbeiter bei interstellarum, STERN- German amateur astronomer Andre Wulff ZEIT, den SuW-Specials und Co-Redak- Auch wir gratulieren André herzlich! (b. 1958) has been involved for many years teur des Sternkiekers, der Vereinszeit- (die Redaktionsmitglieder) with observing comets and minor planets. schrift der GvA, engagiert er sich vor He also serves on the board of directors of allem für den astronomischen Nachwuchs Die aktuelle Ephemeride ist erhältlich von: the Gesellschaft für volkstümliche Astro- und ist einer der Betreuer des „Seh-Stern“- http://cfa-www.harvard.edu/iau/MPEph/ nomie, beiing coeditor of its quarterly Projektes, einer Kooperation zwischen der MPEph.html journal „Der Sternkieker“ and responsab- Hamburger Sternwarte und der Hamburger le for running the society's observatory. Bildungsbehörde. Einmal Sonne rot-weiß bitte! von Dirk Lucius

20.1.2004, 14:25 MEZ Eine etwas größere Wolkenlücke gibt die nicht hoch stehende Sonne frei. Schnell nun den Refraktor mit dem Coronado H- alpha-Filter aus der Terrassentür heraus- schleppen, denn das Stück blauen Himmels verspricht vielleicht 15 Minuten Beobachtungszeit. Das reicht nicht ganz, um schöne, korrekt belichtete Fotos von dem vorgestern beobachteten Filament zu machen. Eine kleine Bilderserie ist auf dem Chip und wartet dann auf meine geringen Fertigkeiten in der Bildbear- beitung. Beim Betrachten der Rohbilder gehen dann die Gedanken auf Reisen – in den Oktober letzten Jahres.

23.10.2003, 14:15 MESZ „Sonne: Solarmax 90“, so steht es im Beobachtungsbuch. Große Freude über die erste Sichtung mehrerer Bögen (loops) [1] direkt am Sonnenrand. Detailaufnahmen

Abb.1: 23.10.2003, 14:33 MESZ, Pentax 105 SDP mit Coronado Solarmax 90, Aufnahme Dirk Lucius

VdS-Journal Nr. 15 SONNE 91

Gruppe 486 ging es erst einmal ins Internet: www.meteoros.de/polar ist seit längerem die aktuelle Infoseite für die Sonnenaktivitäten und Polarlicht-Erschei- nungen. Dort wird u. a. auch die Flare- stärke im Röntgenlicht angezeigt. Einge- teilt werden die Flares in C-, M- und X- Klasse-Flares, wobei die Stärke von C nach X um jeweils eine Zehnerpotenz zunimmt. Ziffern von 1 bis 9 werden den Buchstaben hinzugefügt, um innerhalb der C-, M- oder X-Klasse-Flares noch feiner zu differenzieren [4]. In Zeiten um das Sonnenfleckenmaximum sind M-Klasse- Flares nicht selten und auch X-Klasse- Flares erscheinen. Was aber dort zu lesen war, erstaunte mich sehr: MEGA-Flare. Der nächste Klick Abb. 2: aktivierte das Polarlicht-Forum für die 26.10.2003, 15:35 MEZ, Pentax 75 SDHF mit Herschelkeil und Flatfield Converter, aktuellsten News: Es war um 12:10 MEZ Aufnahme Dirk Lucius ein X17(!) Flare in der 486 Gruppe, die fast genau in der Mitte der Sonnen- mit dem 105-SDP-Pentax. Soweit das vieler Koralleninseln. Noch faszinierender scheiben stand, aufgetreten! Beobachtungsbuch. Eines der digitalen offenbaren sich beide Fleckengruppen im Ein schneller Klick auf die SOHO Fotos sieht man in Abbildung 1. Nach- H-alpha-Licht. Das Atoll 488 zeigte in sei- Homepage zeigte das wahre Ausmaß des bearbeitet nach den Hinweisen von Eva ner Ringstruktur verstärkte Flareaktivität, Flares: Der SOHO Sensor im UV-Licht Seidenfaden [2]: Änderung der Grada- dem auch die noch größere Gruppe 10486, war durch das Flare übersättigt [6]. Und tionskurve, Tonwertkorrektur sowie in die bis zum 29. Oktober auf 2,6 Promille auch der SOHO Coronograph zur Helligkeit und Kontrast. Leider fehlen mir der sichtbaren Sonnenoberfläche anstieg, Beobachtung der näheren Sonnenum- noch die Kenntnisse Protuberanz und in keiner Weise nachstand (Abb. 4 und 5). gebung beeindruckte mit einem intensiv Sonnenoberfläche à la Jack Newton [3] gut hellen Auswurf von Sonnenmaterie [6]. im bearbeiteten Bild darzustellen. 28.10.2003, 13:30 MEZ In diesem Moment meldete sich Axel Welche Rolle die gerade auftauchende E- Fasziniert von der Flareaktivität in der Book – Amateurastronom und Amateur- Gruppe, die sich schnell zu einer imposan- ten F-Gruppe entwickelte, in den weiteren Tagen spielen sollte, war noch nicht zu ahnen.

26.10.2003, 15:10 MEZ Wochenende und besseres Wetter! Eine Überraschung beim ersten Blick durch den Pentax 75 SDHF mit dem Herschelkeil: Die in der Sonnenflecknomenklatur nun- mehr mit der Nummer 10486 (kurz 486 genannt) bezeichnete Randgruppe vom 23. Oktober hatte sich deutlich vergrößert! Ein kurzer Blick durch die SoFi-Brille zeigte sie neben der Gruppe 10484. Zwei Gruppen mit bloßem Auge – und das bei nachlassender Sonnenaktivität! Was der Anblick im Weißlicht (Abb. 2) versprach, übertraf die Beobachtung im roten H- alpha Bereich. Besonders Fleck 486 zeigte wunderschöne Strukturen (Abb. 3)!

27.10.2003, 13:45 MEZ 10486 hat einen neuen, stattlichen und in seiner Form auffälligen Nachbarn bekom- men: 10488. Unwillkürlich fällt mir der Abb. 3: Name Atoll ein – erinnert der Umriss der 26.10.2003, 14:53 MEZ, Pentax 105 SDP mit Coronado Solarmax 90, Aufnahme Gruppe doch an die typische runde Form Dirk Lucius

VdS-Journal Nr. 15 92 SONNE

Abend fing es an von Westen her aufzukla- ren und der zweite Teil der Sonnenfleckenshow setzte sich in den obe- ren Schichten der Erdatmosphäre fort, denn in nur 19 Stunden hatte die Sonnen- materie des X17-Flares die Entfernung Erde-Sonne zurückgelegt! Obwohl die Schockfront schon am Morgen die Erde erreicht hatte, begann trotzdem am Abend das Polarlicht am Himmel zu glühen. Um 18:54 MEZ konnten die ersten Anzeichen des Polarlichtes erfolgreich auf dem Chip der D60 von Canon identifiziert werden. Bis 23:18 MEZ füllte ein Bild nach dem anderen den Speicher der Digitalkamera. Leider war die effektive Brennweite durch die Größe des Chips nur auf ca. 40 mm

Abb. 4: Abb. 5 (unten): 27.10.2003, 14:46 MEZ, Pentax 105 SDP mit Coronado Solarmax 90, Aufnahme 27.10.2003, 14:00 MEZ, Pentax 75 Dirk Lucius SDHF mit Herschelkeil und Flatfield Converter, Aufnahme Dirk Lucius funker – aus dem benachbarten Ihrhove und berichtete von einem totalen Ausfall der Kurzwellenbänder im Amateurfunk- bereich. Ein kurzer Blick auf die Uhr machte mir klar, dass das Flare sich gerade vor 80 Minuten ereignet hatte. So schnell hatte ich den Pentaxrefraktor mit dem Solarmax noch nie in Position gebracht, um dann einen überwältigen Anblick zu genießen: 10486 war immer noch von langen weißen, sich deutlich von dem rosarot des norma- len H-Alpha-Bildes abhebenden Schläuchen durchzogen (Abb. 6). Im Polarlichtforum gab es sogar Beobacht- ungsberichte über Sichtungen des Flares im Weißlicht! Kaum vorstellbar, welche Energien da wirkten: Beim Verlassen der Sonne erreichte die ausströmende Materie etwas über 2.000 km/s! Noch einige Male klickte der Auslöser. Erst gegen 16 Uhr, als das Flare immer schwächer geworden war, schaffte ich es das Auge vom Okular zu nehmen. Das war bis zu diesem Zeitpunkt das gewaltigste Erlebnis in 20 Jahren Sonnenbeobachtung!

29.10.2003, 21:48 MEZ Die Sonne überraschte wieder mit einem X10-Flare aus der Gruppe 486, das die Sonne mit 1.900 km/s verlassen hatte. (Abb. 12). Tagsüber waren wegen des sich verschlechternden Wetters keine Sonnen- beobachtungen möglich. Doch gegen

Abb. 6: 28.10.2003, 13:48 MEZ, Pentax 105 SDP mit Coronado Solarmax 90, Aufnahme Dirk Lucius

VdS-Journal Nr. 15 SONNE 93

Abb. 7: Abb. 8: 29.10.2003, 20:42 MEZ, Canon D60 bei 29.10.2003, 23:13 MEZ, Canon D60 bei ISO 800, 30 Sekunden, Brennweite ca. 40 ISO 800, 30 Sekunden, Brennweite ca. mm, Aufnahme Dirk Lucius 40 mm, Aufnahme Dirk Lucius

begrenzt, so dass schöne Weitwinkelfotos ausbleiben mussten. Beeindruckend war trotzdem die intensive grüne und deutlich vom Nachthimmel getrennte Färbung des am Nordhorizont liegenden Polarlicht- bandes (Abb. 7). Es gab aber nur zweimal schwache rötliche Beamer, die bis zum Zenit reichten und erst ab 23 Uhr färbte sich der Osthorizont etwas rötlich ein (Abb. 8). Im Vergleich zur Intensität des Flares war ich von der Polarlichtshow doch etwas enttäuscht. Die Polarlichter vom April 2000 bzw. 2001 waren da doch etwas eindrucksvoller. Möglicherweise lag das an der Richtung des interplanetaren Magnetfeldes (nordwärts). Trotzdem war die Freude groß, nach den erfolgreichen Beobachtungen auf der Sonne in den Tagen zuvor die Wirkung der großen Sonnenaktivität so deutlich vor Augen geführt zu bekommen. Schließlich wurde mir auch bewusst, dass das Wetterglück doch eine entscheidende Rolle gespielt hatte, denn ein Foto [5] aus der Satellitenperspektive auf das Polarlicht zeigt zwar schön die hohe Intensität des Polarlichtes besonders über Südnorwegen aber auch, dass nur wenige Teile Deutsch-

Abb. 9: 30.10.2003, 23:58 MEZ, Canon D60 bei ISO 800, 30 Sekunden, Brennweite ca. 40 mm, Aufnahme Dirk Lucius

Abb. 10: 31.10.2003, 0:15 MEZ, Canon D60 bei ISO 800, 30 Sekunden, Brennweite ca. 40 mm, Aufnahme Dirk Lucius

VdS-Journal Nr. 15 94 SONNE

sogar die Sterne bis hin zur 2. Größen- klasse verblassten! So wurden neben der Digicam noch schnell ein 1:3,5 / 17 mm Weitwinkel mit einem schon sehr betagten, aber tiefge- kühlten Scotchchrome sowie ein 1:3,5 / 30 mm Mittelformatobjektiv, das fast 180 Grad Bildwinkel bringt, aufgebaut.

31.10.2003, 2:00 MEZ Deutliche Ausbreitung der Aurora in Richtung Süden, ohne Größe und Intensität merklich zu ändern, bis sogar Teile des Orion vom Polarlicht eingenommen wur- den. Grünliche Strukturen erschienen sogar südlich des Orion bzw. nahe (Abb. 11)! Abb. 11: 31.10.2003, 2:10 MEZ, Canon D60 bei ISO 800, 30 Sekunden, Brennweite ca. 40 mm, Aufnahme Dirk Lucius

lands wolkenfrei waren (Abb. 13). der Rot- und nun Die Polarlichter vom 29.10.2003 bildeten auch Grüntöne als also einen schönen Abschluss der Sonnen- auch in der aktivität im Oktober – aber da war ja noch Strukturierung des das X10-Flare, das sich während der Polarlichtes: Polarlichtshow auf der Sonne ereignet Senkrechte hatte. Streifen innerhalb der Aurora waren Der rot-grüne Nachschlag in zwei jetzt deutlicher Portionen auszumachen. 30.10.2003, 19:00 MEZ (Abb. 10). Leider Schlechtes Wetter, leichter Nieselregen an zeigt das Foto auch – und das in Erwartung des nächsten das Ende der Sonnensturms ausgehend vom X10-Flare Beobachtung an, des 29. Oktober! denn schnell Im Polarlichtforum liefen immer mehr schloss sich von begeisterte Sichtungen des neuen Süden her wieder Polarlichtes ein; der Kp-Wert stand wieder die Wolkenlücke. am Ende seiner Skala auf 9, aber nur Aber die 25 Minu- zögerlich klarte der Himmel über Leer auf. ten waren weitaus Abb. 12: eindrucksvoller als 29.10.2003, 20:48 UT, Die Sonne im UV Teleskop EIT: 30.10.2003, 23:50 MEZ das Ereignis vom Ausbruch des X10-Flares In größeren Wolkenlücken erste Anzeichen Tag zuvor. des Polarlichtes: Grünliche Vorhänge waren schemenhaft zu erkennen, die sich 31.10.2003, 1:10 MEZ 31.10.2003, 2:15 MEZ auf den Digitalbildern etwas deutlicher Neue Wolkenlücke von Süden, die dann ab Langsames Verblassen des Polarlichtes und abzeichneten (Abb. 9). Die in Richtung 1:20 MEZ eine bis dahin noch nicht erleb- nur noch ein paar rote Beamer im Norden. Nordosten gemachten Bilder hatten schon te Polarlichtshow brachte. Wieder ausge- Insgesamt waren die Strukturen - beson- teilweise einen leichten Rotstich neben den hend vom Osten wurde das Polarlicht in ders im Nordosten und Nordwesten - weni- immer noch grünlichen Strukturen. Größe und Intensität so dominierend, dass ger deutlich, dafür aber in ihrer Größe und Innerhalb von sechs Minuten (0:02 bis es sich mit den nun im Nordwesten in Höhe über dem Horizont eindrucksvoll. 0:08 MEZ) wurde aus dem leichten, visu- ebenso beeindruckender Weise erschienen Spätere Bildvergleiche ließen die ell kaum wahrnehmbaren Rotstich der Polarlichtern über den Zenit hinaus zu Vermutung aufkommen, dass sich über Himmelsregion im Nordosten eine intensi- einem Polarlicht vereinigte. Von Osten lie- Leer eine Polarlichtkrone entwickelt hatte. ve rot leuchtende Fläche, ca. 35 bis 40 fen fast in Zenithöhe bis in den Westen Zwei Phasen dieses Polarlichtes (20:51 – Grad breit und fast bis in den Zenit rei- graugrüne Schläuche. Die Digitalkamera 21:05 und 22:12 – 22:28), wie die Berichte chend. konnte mit ihrem ca. 40 mm Brennweite im Polarlichtforum z. B. von Ulrich Rieth den Umfang dieses Polarlichtes nicht mehr zeigten, ereigneten sich hinter den Wolken, 31.10.2003, 0:14 MEZ erfassen – der Bildschirm zeigte ein nur jedoch war die 3. Phase (1:23 – 1:39) zu Weitere Steigerung sowohl in der Intensität mehr oder weniger strukturiertes Rot – beobachten. Möglicherweise gab es mit

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erstreckenden Polarlichter. Am 4.11.2003 gab es das X-28-Rekord- flare aus Gruppe 486 – wegen der Sonnenrandlage ohne Auswirkungen für die Erde. Als jedoch 486 wieder nach der Passage auf der Sonnenrückseite als Gruppe 508 auftauchte, sorgte ein weiteres Flare für ebenso imposante Polarlichter am 20/21.11.2003.

Literaturhinweise uns Internet-Links [1] Rainer Beck et al., 1982: Handbuch für Sonnenbeobachter, Berlin, S. 508 [2] Eva Seidenfaden, 2002: Einstieg in die digitale Sonnenfotografie, SuW 41 (11/2002), 74 [3] www.jack-newton.com [4] Iain Nicolson, 1982: Die Sonne, Freiburg, Abb. 13: 66 29.10.2003. 22:00 UT, Aurora aus dem All gesehen [5] www.af.mil oder www.saevert.de/bil- der/031029sat.jpg den Erscheinungen am Südhimmel (Orion, und höchsten Kp-Werte über mehrere Die Polarlichtseite von Thomas Saevert ist Sirius) auch eine 4. Phase (2:00 – 2:18). Tage, zwei Sonnenstürme der höchsten besonders zu beachten – bietet sie doch zu Die Bedeutung dieses Polarlichtes wurde Kategorie (G5), die hohen Sonnenwind- den in Deutschland beobachteten mir erst später bewusst: Zwei X-Klasse- geschwindigkeiten (1.200 km/s), die man- Polarlichtern die wichtigsten Daten und Flares in zwei Tagen; dies war alles ziem- che Skala an ihr Limit brachten, und natür- wunderschöne Fotos! lich rekordverdächtig wie auch die hohen lich die sich über den ganzen Himmel [6] vgl. VdS Journal 14, 56

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Die ringförmige Sonnenfinsternis vom 31.5.2003 in Island – ein Reisebericht von Rudolf Stähler

Island war schon lange eines unserer Höhe stellten wir Reiseziele, ohne dass wir dies verwirkli- unsere Wagen ab, chen konnten. Erst nach Anlage eines sepa- die Sicht war sehr raten Sparbuches realisierten wir unser gut und bald stan- Vorhaben. den andere Fahr- Zusammen mit meiner Frau buchten wir zeuge neben uns. eine Rundreise auf der Ringstraße um Ich legte die Island. Die Reise kombinierten wir mit Kameras, Filter dem Termin der Sonnenfinsternis am und Folienbrillen 31.5.2003, ohne vorher unseren genauen bereit. Noch hatte Aufenthaltsort zu kennen. der Mond den öst- lichen Sonnenrand nicht erreicht. Es Sternhaufen gesucht! pfiff ein eisiger Unser Autor Rudolph Stähler sucht Wind um unseren Aufnahmen des offenen Sternhaufens Wagen, und da trat IC 4665 im Sternbild Ophiuchus, zum auch schon der Vergleich mit den Sternhaufen IC Mond vor die 4756 und NGC 6633. Wer von unseren Sonnenscheibe. Lesern kann ihm helfen? Red. Der Anblick der langsam in die dunkelrote Sonnen- Abb. 1: Die ringförmige Sonnenfinsternis umfas- scheibe hinein In einer kurzen Wolkenlücke erwischte Rudolf Stähler die ste ganz Island. Daher könnte man meinen, rückenden, schwar- ringförmige Sonnenfinsternis am 31.5.2003. Aufnahme mit die Standortfrage spiele keine Rolle. Dies zen Mondscheibe Retina III mit Objektiv 1:2 / 50 mm (Blende 4) mit war, wie wir aus dem Kosmos Himmels- war phantastisch Sonnenfilterfolie 1/60 Sekunde belichtet auf Kodak jahr 2003 und dem VdS-Journal Nr. 11 ent- und der Farbkon- Farbdiafilm. Standort: nördlich von Husavik / Island. nehmen konnten, leider nicht so. Da die trast beeindruckend. Sonne nur knapp drei Grad über dem Leider dauerte Horizont stehen würde, war freie Sicht bis diese gute Sicht nur kurze Zeit, dann schob verankert. Fans der Sonnenfinsternis war- auf Meereshöhe erforderlich. sich ein schmales Wolkenband von Osten teten mit immer längeren Gesichtern dar- Am Abend des 29.5. übernachteten wir in her immer mehr über Sonne und Mond. auf, doch noch etwas von der Ringphase zu Akureyri. Im Gästehaus lagen Prospekte Alles lag plötzlich unter Schleiern. Ich sehen. Wir fuhren weiter nordwärts. In den aus für den morgendlichen Bustransfer zur erinnerte mich an eine Aussage im VdS- Talmulden verschwand der schwammige Beobachtung der ringförmigen Sonnen- Journal Nr. 11 … dass aufgrund der gerin- Sonnenfleck und tauchte an höher gelege- finsternis nach Olafsfjardar Muli. Die gen Höhe der Sonne über dem Horizont nen Stellen wieder auf. Ich blickte beim Fahrten waren vollständig ausgebucht. Am eine ordentliche Portion Glück erforderlich Fahren dauernd auf die Uhr. Jetzt hatte eine Abend des 30.5. übernachteten wir in ist, um die Finsternis vollständig ohne Weiterfahrt keinen Sinn mehr, der Wagen Radaskrida, südlich von Husavik. Damit störende Wolken oder Dunst beobachten zu wurde in einer Einfahrt zu einem Gehöft wir die Sonne am Morgen des 31.5. über- können. geparkt. haupt zu Gesicht bekommen würden, Bald war gar nichts mehr zu sehen, außer Meine Frau setzte sich die Folienbrille auf beschlossen wir, über Husavik hinaus nach einem hellen schwammigen Fleck. Was und sah zur schwammig leuchtenden Norden zu fahren. sollten wir tun, hier auf Besserung warten? Sonne. Ich kramte nach Kamera und Am 31.5., um zwei Uhr morgens, wurden Die Zeit rückte unaufhaltsam auf den Objektiv. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, wir vom Wecker geweckt; draußen war es Punkt der Ringphase zu. Man müsste dass die Ringphase längst begonnen hatte. bereits hell: Sonnenaufgang war um 2:20 irgendwie den Sichtwinkel verändern und Also war es nichts mit der Sicht auf einen Uhr Ortszeit. Wir fuhren nach Norden in unter das Wolkenband kommen. Also ent- leuchtenden Sonnenring. Richtung Husavik, durch den Ort und wei- schloss ich mich, den Höhenrücken zu ver- Da sagte meine Frau plötzlich Ich seh’ ter nördlich auf den Höhenrücken. Dort lassen und auf der Küstenstraße weiter etwas, die Wolken lichten sich!. Schnell sahen wir die Sonne knapp über dem nordwärts zu fahren. setzte auch ich die Folienbrille auf, und da Horizont. Mehrere Fahrzeuge fuhren wei- Die Abfahrt vom Hügel gestaltete sich sah ich den Sonnenring, in der Mitte der ter nördlich, während wir, drei Fahrzeugen schwieriger als erwartet. An der Küsten- schwarze Mond. Am oberen Rand hob sich folgend, den Höhenrücken hinauffuhren, straße standen zahlreiche Fahrzeuge. der Wolkenschleier vollends. Der Mond um bessere Sicht zu haben. Auf halber Kameras auf Stativen, mit Felsbrocken fest stand bereits im Zentrum der Sonne. Der

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Abstand zu den Rändern war etwa gleich Teleobjektiv, ob das überhaupt etwas Dort fragte uns gleich die Wirtin, ob wir groß, viel größer als ich erwartet hatte. bringt? Aber für mehr reichte die Zeit die Sonnenfinsternis gesehen hätten. Ja, Ganz langsam bewegte sich das schwarze nicht. Noch ein Blick durch die Folien- aber nur ganz kurz, war unsere Antwort. Etwas zum westlichen Sonnenrand. Und brille, der Mond hatte den westlichen Sie hätte es auch gesehen, im Fernsehen. wieder leichte Schleierwolken. Ehe alles Sonnenrand erreicht. Und nun schob sich Im Nordwesten Islands wäre die beste vorbei war, sprang ich aus dem Auto, die wieder ein dichtes Wolkenband vor das Sicht gewesen. Ja, dort waren wir leider Kamera in der Hand. Ein Starker Wind gesamte Schauspiel. Wir warteten noch nicht, denn die Prognosen hatten dem erfasste mich, so legte ich die Kamera auf eine Weile vergebens, die Wolken wurden Nordosten Islands bessere Chancen gege- das Autodach, um wenigstens etwas Halt immer dichter, und wir entschlossen uns ben. zu bekommen. Schnell drei Fotos ohne zur Rückfahrt ins Gästehaus.

Entwicklung eines Spektralapparates zur Beobachtung und Analyse von Sternspektren von Achim Mester lichst effektiv kombinieren zu können. Mein Ziel war die Verbesserung der Aufnahmeroutine des o. g. Objektiv- prismenspektrographen. Dort störte mich, dass das Objektiv nicht auf das fotografier- te Objekt, sondern ca. 20° daneben zeigt, da das Prisma vor dem Objektiv das Licht um eben diesen Winkel ablenkt. Da ich nicht zur selben Zeit ein Objekt beobach- ten und fotografieren konnte, bedurfte es zeit- und nervenintensiver Einstellungs- prozeduren, bis das gewünschte Objekt auf dem kleinen CCD-Chip aufzufinden war. Außerdem störte mich, dass das mit dem Abb. 1: Prisma gewonnene Spektrum als Rohbild Optischer Aufbau: Meade 10-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit Eigenbau- wenig aussagekräftig war, da die Abstände Spektralansatz und CCD-Kamera, Aufnahme von Achim Mester zwischen abgebildeten Absorptionslinien nicht proportional zu den Wellenlängen- Auf der Suche nach einem geeigneten Arbeit aufbauend „meine“ Spektroskopie abständen waren. Ein Prisma bricht kurz- Thema für eine Facharbeit in der Schule weiterzuentwickeln, denn auch diese welliges Licht sehr viel stärker als lang- entschied ich mich für das breite Feld der Arbeit konnte ich Astrospektroskopie. Für die Astronomie wieder in der im Allgemeinen sprachen mein grundsätz- Schule zur Bewer- liches Interesse und das mir zur Verfügung tung abgeben – stehende Material. Die Entscheidung für diesmal für mein die Spektroskopie im Speziellen ist schwer Abitur. zu erklären. Bei meiner Recherche fiel mir dieses Thema auf, weil ich mich noch nie- Planung mals damit beschäftigt hatte und spontan Da die Arbeit in von den Möglichkeiten fasziniert war. Ich einem knappen hatte mich schon oft gefragt, wie man an Jahr fertig werden Informationen von Sternen in unvorstellba- musste, wollte ich rer Entfernung gelangt und hätte nicht möglichst syste- gedacht, dass dies auf Amateurbasis in aus- matisch an die reichender Qualität möglich ist. Für diese Aufgabe herange- Facharbeit konstruierte ich einen so hen. Zunächst genannten Objektivprismenspektrogra- untersuchte ich das phen. Bei einem solchen Gerät genügt es, mir zur Verfügung vor eine mit Objektiv bestückte CCD- stehenden Material Kamera ein Prisma zu setzen. Trotz des und recherchierte Abb. 2: recht einfachen Aufbaus erhält man durch- in Internet und Beobachtung mit Spektralapparat und Computer unter frei- aus beeindruckende Aufnahmen. Literatur, um em Himmel in Miescheid (Eifel) , Aufnahme von Achim 2002/03 bot es sich für mich an, auf dieser meine Geräte mög- Mester

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nenten des eigentlichen Spektrographen. Dahinter wird das Licht noch einmal um 90° abgelenkt und trifft auf den CCD-Chip der ST7, die ich auf der Piggyback- Montierung des Teleskops sicher befesti- gen konnte. Wie es im Physikunterricht praktiziert wurde, wollte ich nun die schon erwähnten Linsen auf die Brennweite des Teleskops bzw. den Abstand zum CCD-Chip einstel- len. Leider musste ich schon bei den ersten Versuchen feststellen, dass diese Konstruk- tion nicht praxistauglich ist. Die Linsen sind schwer einzustellen und verrutschen einfach um entscheidende Millimeter, so dass der Spaß beim Beobachten schnell verloren geht. Ich möchte aber festhalten, dass ich auf diese Weise durchaus scharfe Spektren aufgenommen habe – wenn auch nur wenige. Also mussten die Linsen raus und eine Abb. 3: neue Lösung her. Nach weiterer Recherche Spektren der verschiedenen Spektralklassen: Die abgebildeten Spektren stellen rang ich mich dazu durch, ein handelsübli- einen Querschnitt durch die Harvard Spektraltypen dar. Deutlich ist die ches 50-mm-Fotoobjektiv zum Abbilden Intensitätsverschiebung vom blauen (B) in den roten (M) Spektralbereich zu erken- des Spektrums auf den CCD-Chip zu ver- nen. Parallel dazu sieht man die Wasserstoffabsorptionslinien bei den oberen wenden. Das Objektiv mit M42-Gewinde Spektren, die zu den unteren immer schwächer werden und durch mehrere breite passt direkt vor die CCD-Kamera und ist Molekülbanden ersetzt werden. Aufnahme von Achim Mester darauf ausgelegt, die Schärfe sehr präzise einzustellen. Beobachtungen ergaben, dass das Licht welligeres. Eine weitere Hoffnung war, das muss, bevor es auf das Gitter trifft. Hinter das Teleskop bei Anschlagstellung des mir zur Verfügung stehende Meade 10- dem Gitter wird das jetzt dispergierte Licht Fokussierrades nahezu parallel verlässt. Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop und durch ein weiteres optisches Element auf Der Kollimator ist daher nicht mehr not- dessen deutlich bessere Lichtausbeute nut- den Chip der SBIG ST7-CCD-Kamera wendig (Abb. 1). zen zu können. abgebildet. Jetzt gelang es mir gleich in der ersten kla- Aus diesen Überlegungen ergab es sich, ren Nacht, einige Sterne zu spektroskopie- ein optisches Gitter hinter das Teleskop zu Mein Spektrograph ren. Nur mit Telradfinder eingestellt und setzen. Somit zeigt das Teleskop mit all Für meinen Aufbau bedeutet das, dass ich ein bisschen feinjustiert ließen sich helle seinen Suchvorrichtungen weiterhin auf zwei Linsen, ein Gitter und die knapp 1 kg Objekte, wie Wega, Sirius, Aldebaran, das beobachtete Objekt. Den Ablenkungs- schwere SBIG ST7-Kamera hinter dem Arktur, ... schnell und einfach beobachten. winkel, den sowohl ein Prisma als auch ein Teleskop anbringen muss. Da sich die Ein Problem, das ich schon bei meinen Gitter verursacht, muss ich nun hinter dem Einzellinsen mit meinen Mitteln nicht ersten Aufnahmen hatte, war, dass ich Teleskop verarbeiten. Das optische Gitter - exakt an berechneter Position einsetzen mehrmals den falschen Spektralbereich hier ein Baader Blaze-Transmissionsgitter lassen, entwarf ich eine Holzkonstruktion fotografierte, da der Kodak KAF0400 (207 Linien pro mm) - zerlegt, wie auch mit einer Art optischen Bank. Diese sollte CCD-Chip der ST7 weit ins Infrarote sehr ein Prisma, das Licht in seine farblichen ermöglichen, die Linsen und das Gitter empfindlich ist. Dies konnte ich durch den Bestandteile. Die zugrunde liegende während der Beobachtung fein justieren zu Einbau einer Filterschublade vor der Physik ist jedoch sehr verschieden. Der können. Die beschriebenen Elemente hin- Kamera lösen. Mit entsprechenden Farb- Vorteil des Gitters ist, dass die Dispersion tereinander angeordnet bilden einen etwa filtern kann man sich nun davon überzeu- (Brechung) linear ist, d. h. dass gleiche 40 cm langen Ansatz mit der schweren ST7 gen den richtigen Bereich des Spektrums Abstände auf dem Bild auch gleichen am Ende. Das gesamte System wäre insta- zu fotografieren. Wellenlängenabständen entsprechen. Die bil und würde leicht zum Schwingen gera- Um die Aufnahme von Spektren zu verein- Rohbilder sehen daher von vorn herein ten. Da zudem die Gabelmontierung bei fachen, entschloss ich mich, ein spezielles ausgewerteten Vergleichsspektren ähnlich, einem solchen Ansatz die Bewegungs- Steuerungsprogramm für den LX200- was das Muster der Absorptionslinien freiheit eingeschränkt hätte suchte ich nach Mikrocontroller des Teleskops zu schrei- angeht. Der einzige Nachteil dieses anderen Möglichkeiten, den Apparat ben. Dieses Programm sollte feste Beob- Aufbaus gegenüber dem Objektivprismen- anzuhängen. Die Beste schien mir, das achtungsroutinen automatisieren. Es gibt spektrographen ist, dass das Licht nicht Licht möglichst früh um 90° abzulenken u. a. Befehle zum präzisen Schwenken des mehr automatisch parallel auf das Gitter und meinen Holzkasten auf das Teleskops um bestimmte Beträge oder zum trifft. Das Teleskop bündelt das Licht, so Zenitprisma angelegt zu befestigen. In dem langsamen Bewegen des Teleskops dass es erst wieder entbündelt werden Kasten sind die beschriebenen Kompo- während der Belichtung, um den

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Apparat weiter zu verbessern: Die Schärfe sollte noch optimiert werden, eine Webcam zur Echtzeit-Beobachtung/- Aufzeichnung und evtl. Verbreitung über das Internet könnte eingefügt werden, die Steuerungssoftware um graphische Darstellung der Teleskoppositionen und Objektspeicher erweitert werden ... Im Rahmen dieser Arbeit habe ich die Spektroskopie als einen unerwartet viel- seitigen Bereich der Astronomie kennen gelernt, der mir noch einige spannende Beobachtungs- und Experimentiermög- lichkeiten bietet.

Literaturhinweise Abb. 4: [1] James B. Kaler, 1994: Sterne und ihre Ausgewertetes Spektrum von Wega mit den charakteristischen Spektren, Spektrum Akademischer Verlag Wasserstoffabsoptionen sowie den von der Erdatmosphäre hervorgerufenen [2] Günter D. Roth, 1984: Handbuch für Sauerstoff-Banden. Aufnahme von Achim Mester Sternfreunde, Springer-Verlag [3] Bergmann, Schaefer, 1978: Lehrbuch der Experimentalphysik, Band III – Optik, Spektralfaden auf dem Bild zu verbreitern hat, kann man in Literatur und in Walter de Gruyter und die Absorptionslinien besser sichtbar Vergleichsspektren nach dem Muster [4] Lipson, Lipson, Tannhauser, 1997: zu machen. suchen und so die genauen Wellenlängen Optik, Springer Verlag der einzelnen Absorptionslinien bestim- [5] Otto Zimmermann, 1989: Beobachtung men. Ich habe so vier Punkte im Spektrum Sternspektroskopie in der Schule, Nach ca. 5 Monaten Entwicklung war der bestimmt und durch diese von Excel mit- SuW 11/1989 Apparat soweit ausgereift, dass ich hoffte, tels Regression ein Polynom zweiten [6] An Introduction to Scientific Imaging mich voll auf die Beobachtung der zuvor Grades ziehen lassen. Dieses gibt die sog. Charge-Coupled Devices – SITe CCD herausgesuchten Objekte konzentrieren Dispersionscharakteristik meines Spektro- Technology for Superior Performance, zu können (Abb. 2). In zwei Nächten habe graphen wieder. Scientific Imaging Technologies, Inc., 1994 ich ca. 14 Sterne verschiedener Spektral- Von jeder noch so feinen Absorption oder klassen im Spektralbereich zwischen Hδ Emission kann nun die Wellenlänge aus und dem atmosphärischen A-Band aufge- der Pixelposition berechnet und mit nommen (etwa 380 nm bis 780 nm). Nach Werten aus der Fachliteratur verglichen MATRIX-Fan der Komplexität von Absorptionslinien werden. Da die chemischen Elemente ein geordnet und am PC stilistisch eingefärbt sehr charakteristisches Muster im ergibt sich eine an die Harvard-Spektral- Spektrum hinterlassen, kann der Aufbau klassifikation angelehnte Spektralsequenz der Hülle eines Sterns, wie z. B. Wega (Abb. 3). (immerhin ca. 25 Lj. entfernt), eindeutig bestimmt werden. Nach dem Entfernen Auswertung von Störungen, die u. a. durch die Ein Computer ermöglicht noch sehr viel Erdatmosphäre oder durch die wellenlän- mehr Auswertungsmöglichkeiten, die ich genspezifische Empfindlichkeit des CCD- kurz am Beispiel Wega erläutern möchte: Chip hervorgerufen werden, sowie dem Mit einer speziellen Software der Firma Normieren und Beschriften erhält man ein OES Fleischmann lässt sich das fotografi- für jedermann aussagekräftiges sche Spektrum in eine Tabelle mit Pixel- Spektraldiagramm (Abb. 4). positionen und Helligkeitswerten umwan- deln. Sind diese Daten erst einmal in Fazit Microsoft Excel importiert, erhält man Alles in allem habe ich jetzt einen Apparat sehr schnell ein recht ansehnliches der sich in ca. 15 Minuten an ein her- Diagramm, dass das Spektrum des Sterns kömmliches Meade 10-Zoll-Teleskop als Kurve mit einigen signifikanten anbringen lässt und mit dem sich jedes „… Und … hast du ihr angeboten, Merkmalen darstellt. Objekt über die Computersteuerung (oder sie dürfe mal durch unser Teleskop Bei Wega sind diese Erscheinungen auf bei helleren Objekten auch über den gucken … was hat sie gesagt?“ den dort dominanten Wasserstoff zurück- Telrad-Finder) ansteuern und fotografieren „Langweilig!“ „Wir hätten vorher ein feistes Grünfilter zuführen. Wenn man grob weiß, welchen lässt. einschrauben und ein ordentliches Wellenlängenbereich man aufgenommen Es gibt noch viele Möglichkeiten den Soundsystem dazustellen sollen!!!“

VdS-Journal Nr. 15 100 JUGENDARBEIT

Alle fünf Elemente auf dem ITV!

Das Jugendreferat der VdS organisiert die Bächleins Ohm eine Wanderung zu deren geschaut, ergießet sich nachts der Jüngsten im Verein. In Horden fallen sie Quelle unternommen. Es waren wohl Schimmer des fünften, des himmlischen auf größeren Veranstaltungen ein wie auf Physikstudenten, die auf die Idee kamen, Elementes über unseren Köpfen. der BoHeTa oder auf dem ITV. Auch dieses dies mit den Worten „zur Quelle allen Wenn dieses Heft erscheint, hat das größte Jahr wieder war das berüchtigte Gruppen- Widerstandes“ zu parolisieren. Solche VdS-Jugend-Ereignis des Jahres bereits zelt mit seinen kleineren Gefährten auf der Leute, die nachts bei Bodenfrost im Zelt stattgefunden: das Astronomische Som- Wiese am Vogelsberg präsent und die jun- auf der Erde schlafen und tags darauf zur merlager. Augenblicklich hoffen wir aber gen Spechtler genossen das Teleskop- Burg Ulrichstein ca. 15 km wandern, die noch, dass es auch diesmal ein Erfolg treffen, das ausnahmsweise mal seinem sich vom starken Wind Luftmassen um die werde. Darum sollen an dieser Stelle noch „Immer Total Verregneten“ Ruf zumindest Ohren hauen lassen, die nur zur Suche einmal Berichte des vergangenen Jahres nachts nicht gerecht wurde. Der Komet nach des Baches Quell den Weg verlassen gedruckt werden. Ab August wird es viel C/2001 Q4 (NEAT) wurde mit Feld- und sich abends am Lagerfeuer aufwär- Neues geben, aber bis dahin ist noch viel stechern, Teleskopen und dem bloßen men... solche Leute sind dann wirklich mit zu tun. Auge ins Visier genommen. allen Wassern gewaschen. :-) Tags allen Viel Spaß beim Lesen! Am Samstag wurde entlang des nahen vier irdischen Elementen ins Angesicht Susanne M. Hoffmann, VdS-Jugendreferent Die Arbeitsgruppe „Einführung in die Astronomie“ von Verena Lunkenheimer und Marc Schrabback

Abb. 1: Abb. 2: Bastelstunde bei EFA Präsentationszeit bei EFA

EFA, eigentlich „Einführung in die Zwergen und Roten Riesen. Nach explosi- großzügig von SUNWATCH gespendeten Astronomie, ist der Name für eine AG, die vem Tod könne er sich (evtl.) zum Bastelbögen, konnten wir z. B. Kepler- ihre Leiterin mit Fragen überhäuft und ein Schwarzen Loch entwickeln. Durch die Teleskope, Sonnenteleskope, Galilei-Tele- daraus resultierendes buntes & einzigarti- Zeit- und Raumkrümmung in dessen Nähe skope, Sternhimmel-Halbkugeln basteln. ge Tafelbild geprägt (typisch Sanne!). Wir könnte sich nach den wildesten Ideen der Natürlich verbrachten wir auch einen lernten, dass das Universum mit dem Astrophysiker das Schwarze Loch zu Abend in der freien Natur unter sternkla- Urknall anfing, sich anschließend aus- einem Wurmloch verlängern, welches rem Himmel. Geschmückt mit den Sagen dehnte und später sehr viele Galaxien ent- möglicherweise in einem Weißen Loch der Sternbilder zeigte Susanne uns zur standen. Natürlich sprachen wir auch über enden könnte. Da so etwas noch nie beob- Orientierung die markantesten Sternbilder. unser Sonnensystem und begannen eine achtet wurde, befindet sich letzteres dann Eine dieser Sagen führten wir am heftige Diskussion über die Möglichkeit hypothetisch in einem anderen Univer- Präsentationsabend als kleines Theater- eines Multiversums und ob es anderswo sum... was uns dann wieder auf die stück vor. intelligentes Leben gibt. Susanne erzählte Multiversumstheorie zurück führt. uns, wie das Leben eines Sterns abläuft Auch Praxis kam nicht zu kurz: wir hatten (von der Geburt bis zum Tod), von Weißen unseren Spaß an der Bastelstunde. Mit den

VdS-Journal Nr. 15 JUGENDARBEIT 101

Raumfahrt: Rocket Science im ASL (?) von Stefanie Musiol

Unter Anleitung von unserem kompeten- der Berechnung mehrstufiger Raketen, sprochen wie der astronomische und phy- ten Raumfahrtexperten Tilman, beschäf- Bahnen, Swing-By Manöver und Antriebs- sikalische Unsinn im Film Armageddon. tigten wir uns fünf Tage lang mit ganz arten der Raumflugkörper. Diese Arbeitsgruppe beschäftigte sich unterschiedlichen theoretischen Aspekten Weiterhin dachten wie über eine Reise augenscheinlich eher mit der Theorie der des Themas. Wir versuchten unter ande- zum Mond nach und philosophierten darü- Raumfahrt, während die praktischen rem mehrstufige Raketen mit möglichst ber, wie man auf der ISS wohl duscht. Wie Bastelarbeiten von wenigen der wachen hoher Nutzlast theoretisch zu konstru- der Magen bei einem Parabelflug reagiert, Leute an den Vormittagen durchgeführt ieren. Nach einem Crashkurs in Newton- konnte Tilman uns aus eigener praktischer wurden. scher Mechanik und Herleitung der Erfahrung berichten. Die realen Beding- Raketengleichung, versuchten wir uns in ungen im Weltraum wurden ebenso be- Über die Eignung von Compact Discs als Raketenleitwerk von Jan M. Stielike

CDs sind praktisch. Nicht nur zum net, denn das Trägermaterial der CDs kann Speichern von Daten, sondern auch als eine sehr unterschiedliche Stabilität haben. Tragfläche für Raketen, denn sie verbin- Die Werbe-CDs vieler Internet-Anbieter den gleich mehrere wichtige Eigen- kosten zwar nichts, gehen dafür aber auch schaften: Sie sind billig, stabil und gleich- öfter kaputt. Teurer aber auch besser sind zeitig elastisch. Man nimmt sich also drei die CD-Rohlinge, die man im Laden kaufen oder vier CDs und schneidet diese mit kann. Diese halten problemlos mehrere einer Haushaltssäge zu. Anschließend wer- Flüge aus ohne zu brechen. den sie mit Zwei-Komponenten- oder Heiß-Kleber am Raketen-Rohr befestigt. Abb. 1: Aber nicht alle CDs sind gleich gut geeig- Eine Auswahl an CD-Raketenmodellen

Logbuch der Raketenpioniere: Mittwoch 06. 08.2003, Vormittag von Tilman Springborn und Tobias Opialla

Drei Raketen sollten heute Vormittag in heißen Gasen verschmort worden war. Anwesenheit einiger VIPs gestartet wer- Deshalb war er verklemmt und wurde den. Dies waren nicht ausgestoßen. Reparatur war unbe- 1. Antari – ein kommerzieller Bausatz dingt notwendig. 2. Veteran – ein schon etwas älteres Der zweite Start (Veteran) verlief ebenfalls Modell, welches schon einige sehr gut. Die Ausstoßladung stieß den Umbauten auf Grund von Unfällen Strömer erfolgreich aus. Mehrere Augen- (Havarie, etc.) hinter sich hatte paare verfolgten die Bahn der herabschwe- 3. Tobi Wan I – ein Raketengleiter benden Rakete... bis sich Sonne und Der erste Start (Antari) verlief sehr gut. Rakete in einer Linie befanden. Dann war Die Rakete hob gut ab und strebte gen sie nicht mehr zu sehen. Der Landepunkt Himmel. Am Gipfelpunkt explodierte bleibt folglich ein ewiges Geheimnis. dann nach bangem Warten endlich die Der dritte Start war der Raketengleiter. Ausstoßladung aber, die Münder blieben Auch dieser hob sehr gut ab und ging nach vor Schreck offen, kein Strömer erschien. Brennschluss und Erreichen des Gipfel- Glücklicherweise war die Rakete leicht punktes in den Gleitflug über, drehte eini- genug, um eine Taumelbergung durchzu- Abb. 1: ge hoch kunstflugartige Loopings und führen. Eine Untersuchung ergab im t + t + steffi + verena bei den startvor- Schrauben. Die letzte Kurve endete leider Nachhinein, dass der Strömer von den bereitungen … in der falschen Richtung, nämlich hin zur

VdS-Journal Nr. 15 102 JUGENDARBEIT

Straße und den Bäume, in welchen er auch Elsava-Bachs überwinden, obwohl wir uns verschwand. Auch der Raketengleiter gilt fast vom Ertrinken bedroht wähnten (in folglich als verschollen. diesem, etwa einen halben Meter tiefen In großer Eile und Aufregung rüstete sich Gewässer). Dann tauchte schon das näch- eine kleine todesmutige Expedition mit ste Hindernis auf: Die riesige Steilwand. Schutzkleidung, Fernglas, Funkgerät, Hut, Doch wir ahnten: Wenn wir hier eine Erste-Hilfe-Set, Zelt, Marschverpflegung Passage meistern würden, wären wir unse- (also Gummibärchen) für 3 Tage u. v. a. m. rem Ziel etwas näher... und schwärmte aus. Systematisches Ab- Die Veteran blieb verschwunden, keine laufen der Wiese durch mehrere Personen. Spur von ihr zu finden, morgen beim Absuchen sämtlicher Bäume mit Hilfe von Tagesausflug werden wir im ESOC um Ferngläsern, Schlagen von Schneisen in Satellitenbilder bitten, um unsere Suche zu den meterhohen, mit Brombeerranken optimieren. Der Raketengleiter fand sich in durchsetzten Brennesseldschungel... einer Höhe von circa 12 m über der Straße Manche Wunde wurde uns in der sengen- in einem Baum gut verkeilt in den Ästen. den Sonne zugefügt. Zwar machten sich Im Moment überlegen wir, ob wir den auch Dehydrierung und Erschöpfung breit, Baum nicht einfach fällen sollten. trotz leichter Halluzinationen ließ man sich nicht entmutigen: Wenn wir die vermissten Objekte nicht bald fänden, könnte jede Hilfe zu spät kommen. Abermals wurden die letzten Kräfte mobilisiert – man trenn- te sich. Auch durch das Abreißen der Funkverbindung ließen wir uns nicht demoralisieren. So konnten wir schließlich Abb. 2: auch die „reißenden“ Stromschnellen des Start von „Langer Marsch“

AG-Bericht: Relativitätstheorie

In dieser AG ging es, wie man wohl erraten gig ist. Die Äther-Hypothese wurde durch Massen. Auch spezielle Lösungen kann, um die von Albert Einstein ent- dadurch vor ein großes Problem gestellt. und ihre Bedeutung, wie die von Herrn wickelte Relativitätstheorie. Wir beschäf- Einstein vermochte dieses Problem zu Schwarzschild stellte Florian vor. Wir hat- tigten uns aber nicht von Anfang an mit der lösen, indem er den Äther einfach ab- ten jeden Tag die Gelegenheit, die SRT (spezielle Relativitätstheorie) und der schaffte. Aufgaben von einem für uns erstellten ART (allgemeine Relativitätstheorie), son- Von nun an beschäftigten wir uns mit den Übungsbogen zu rechnen. Auf diesem dern ergründeten erst einmal den histori- Aussagen der SRT und den Problemen, die Bogen beschäftigten wir uns zum einen mit schen Hintergrund und den Weg, der nötig diese Gleichung immer noch aufwirft. Beispielen für eben genau diese Effekte, war, um die Theorie zu entwickeln. Einige Vorgaben Newtons konnten näm- zum anderen aber auch mit den schon ein- Hierbei begannen wir mit der Aufarbeitung lich nicht sofort von Einstein ersetzt wer- gangs erwähnten Grundlagen, so dass es der Newtonschen Gesetze als Ausgangs- den, was dazu führte, dass die Gleichung auch einen Teil über die klassische lage. Wir beschäftigten uns hier zum sozusagen nur ein Zwischenprodukt war. Gravitation nach den Gesetzen von Beispiel mit dem Gravitationsgesetz und Die etwa 10 Jahre später fertig gestellte Newton gab. der Trennung von Raum und Zeit nach ART war das nicht mehr: Sie löste sich Am letzten AG-Tag bereiteten wir vor, was Newton. Anschließend erfuhren wir etwas gänzlich von den Vorgaben Newtons und wir den anderen über unsere AG präsentie- über die Auswirkungen der von Maxwell stellte eine Be- gefunden Gleichungen zur Elektrodyna- ziehung zwischen mik, die unter anderem eine elektromagne- Raum und Zeit her. tische Welle beschreiben. Auf Wunsch Im Rahmen der einiger Teilnehmer richtete unser AG- AG beschäftigten Leiter Florian auch noch spontan einen wir uns dann mit Sonder-Workshop zu diesen Gleichungen einzelnen Phäno- ein. Doch auch in der „regulären“ AG dis- menen der Relati- kutierten wir, dass sich Wellen nur in vitätstheorie, wie einem Medium ausbreiten können und die der Längenkon- Idee des Äthers war entstanden. Dies alles traktion, der Zeit- führte historisch zu dem Versuch von dilatation, der Michelson und Morley, in dem diese bei- Periheldrehung des den Herren nachgewiesen haben, dass die Merkur und der Abb. 1: Lichtgeschwindigkeit richtungsunabhän- Lichtablenkung Modell des Michelson-Morley-Versuchs

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ren wollten: Wir bauten ein Modell des erfahren haben und jetzt wohl eher eine verständliche Aufbereitung Florians, schon oben erwähnten Michelson-Morley- Vorstellung haben, was die Relativitäts- unter- oder überfordert wurde. Die Er- Versuchs und stellten es mit einer theorie eigentlich ist. Ich kann zwar an die- klärungen waren in der Regel recht an- Erklärung des Aufbaues und der Vorgänge sem Punkt nur für mich sprechen, behaup- schaulich und griffen auf wenig bei diesem Experiment aus. te aber einfach mal, dass wir alle bei die- Mathematik zurück. Trotzdem war es Im Ganzen kann man also sagen, dass wir sem kleinen Exkurs in das späte 19. und natürlich nicht immer ganz einfach, was ja in dieser einen AG-Woche relativ viel über frühe 20. Jahrhundert Spaß hatten und nie- aber auch bei der Thematik nicht zu erwar- die Relativitätstheorie und ihre Entstehung mand, letztlich auch durch die gute und ten wa

Zeit ... für die gewöhnliche Auffassung ein konti- tika einem jeden Ereignis irgendwann zu. nuierliches Fortschreiten, innerhalb dessen Dadurch entsteht anscheinend ein sich alle Veränderungen vollziehen. Bei Widerspruch. Dieser lässt sich aber der wissenschaftlichen Bestimmung des dadurch auflösen, dass man z. B. sagt: Zeitbegriffs ist zwischen Realzeit und „Ein Ereignis war zukünftig, ist gegenwär- Idealzeit zu unterscheiden. Realzeit ist die tig und wird vergangen sein.“ Allerdings bestimmbare (messbare) Zeit oder Dauer wurde für die Auflösung dieses Wider- (bei Newton: relative Zeit), die in der spruchs eine weitere A-Reihe verwendet, durch die Wahrnehmung gegebenen Auf- die selbstverständlich auch diesen einanderfolge von Veränderungen mitge- Vortragsstil ca. 40 Philosophen von Platon Widerspruch enthält. Das könnte man so geben ist. Idealzeit ist die allen bestimm- bis Robert Levine vor. Für die darauf fol- unendlich lange weiterführen. Man baren Zeiten zugrunde liegende Zeit, genden Tage bildeten wir zwei Gruppen, braucht also immer eine A-Reihe, um eine durch die die Beziehung aller bestimmten jede las einen Ausschnitt aus einem spezi- andere A-Reihe zu erklären – und damit (relativen) Zeiten aufeinander allein mög- ell ausgewählten Buch über die Zeit. Wir dreht man sich im Kreis. Daraus lässt sich lich wird (bei Newton: absolute Zeit); besprachen die Bücher gemeinsam und schließen, dass die A-Reihe irreal ist, was diese ist als solche weder gegeben noch erstellten dann die Präsentation. wiederum zur Folge hat, dass auch die Zeit bestimmbar, sondern nur eine als notwen- Exemplarisch sei hier etwas ausgeführt zu irreal ist. Quod erat demonstrandum. Die dig gedachte, reine Ordnung; bei Kant ist dem Buch „Die Irrealität der Zeit“ von C-Reihe dagegen kann trotzdem real sein, Zeit „eine Bedingung a priori“ und damit John McTaggart und Ellis McTaggart. Es da sie nicht direkt von der Zeit abhängt. In (gleich dem Raum) eine Form der sinnli- gab schon immer viele verschiedene diesem Falle wäre die Zeit ein „Bild“ von chen Anschauung. Vorstellungen von Zeit; u. a. sogar, dass zeitlosen Ordnungen. Aber es bleibt immer Zeit gar nicht existiere. Auch McTaggart noch eine Frage offen: Könnte die Zeit Physik ist dieser Ansicht und versucht (!) es fol- nicht doch real sein, indem sie einfach In der Physik ist die Zeit eine (nach der all- gendermaßen zu beweisen: etwas anderes ist als eine A-Reihe? täglichen Erfahrung) nicht beeinflussbare Die Zeit setzt sich aus drei Reihen zusam- Fazit: McTaggart beweist die ganze Zeit physikalische Größe. Man kennzeichnet men: A-Reihe: Unterscheidung von ver- etwas, um am Ende zu dem Schluss zu die Bewegung von Körpern durch die gangen/gegenwärtig/zukünftig (veränder- kommen, dass die Zeit doch real sein Angabe ihrer Orte zu verschiedenen lich), B-Reihe: Unterscheidung von könnte. Sein Beweis zuvor ist für jeden Zeitpunkten und betrachtet daher die Zeit früher/später (unveränderlich), C-Reihe: Normalsterblichen verdammt verwirrend. als eine zu den drei Raumkoordinaten hin- Reihenfolge von Ereignissen ohne Wenn man jedoch einmal weiß, was er will zutretende 4. Koordinate. Die genaue Richtung, z. B. 1;2;3;4;5 oder 5;4;3;2;1 (oder es zumindest annimmt), kommen Untersuchung der Zeitmessung an räum- (unveränderlich). Veränderung ist ohne Texte wie dieser dabei heraus. lich getrennten Punkten (Gleichzeitigkeit) Zeit nicht möglich und umgekehrt. Genau führte Einstein zu seiner Relativitäts- genommen ist aber die einzige Verän- theorie, in der die Bewegung eines derung, in der ein Ereignis noch das selbe Körpers in dem formal eingeführten, Ereignis bleibt, der Übergang von zukünf- Raum und Zeit umfassenden „vierdimen- tig über gegenwärtig nach vergangen, also sionalen Raum“ (Raum-Zeit-Kontinuum) eine A-Reihe. Für die Zeit ist die A-Reihe untersucht wird. Danach sind Aussagen daher wesentlich. Auch die C-Reihe ist für über die Zeit (Zeitablauf, Gleichzeitigkeit) die Zeit wesentlich, weil die Ereignisse relativ, sie hängen stets vom Standpunkt sonst keine Reihenfolge hätten. Allerdings des Beobachters und seiner Bewegung existieren sie auch ohne Zeit, weshalb relativ zum beobachteten Objekt ab. man, um die Irrealität der Zeit zu bewei- sen, nur noch zeigen muss, dass die A- Philosophie Reihe irreal ist. Jedes Ereignis hat nur drei Zur Einführung stellte unser AG-Leiter Möglichkeiten: es kann entweder zukünf- Abb. 1: Dirk uns am ersten Tag anhand einer tig, gegenwärtig oder vergangen sein. Die AG stellt eine Diskussion zweier Präsentation mit Laptop und Beamer im Trotzdem kommt jedes dieser Charakteris- historischer Philosophen nach.

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AG Physik der Sonne und der Sterne von Ines Rechenberger

Wer sitzt bei 40 Grad Hitze auf Bier- vier Wasserstoff- bänken, bewaffnet mit Taschenrechner, teilchen im Inneren Papier und einer unberechenbaren Klapp- der Sonne! tafel und lässt sich von Ingo den Sonnen- Besonders zur durchmesser berechnen? Geltung kamen Die AG Physik der Sonne und der Sterne während der AG beschränkte sich dieses Jahr auf unsere auch die Zeichen- eigene Sonne, und jeden Nachmittag künste der Teil- wurde vier Stunden lang erbarmungslos nehmer, so erinnert gerechnet. Wer der Meinung ist, dass sich sich hoffentlich das ziemlich langweilig anhört, dem muss noch jeder an die widersprochen werden. Bierbank, die jetzt Es ging richtig lustig zu, in Teamwork mit geheimnisvol- machte das Ganze ziemlich viel Spaß und len Formeln wenn mann/frau wirklich einmal nicht beschriftet die mehr weiterwusste, gab es ja immer noch Wissenschaftler in Ingo „the brain“ von Borstel. 10.000 Jahren vor Abb. 1: Zugegeben, manchmal war es schon etwas unlösbare Rätsel Die AG Physik der Sonne und der Sterne bei der Arbeit mühsam, sich bei den Temperaturen in den stellen wird… Formelwust einzuarbeiten, aber dank An den letzten drei Tagen widmeten wir brachten wir einen ganzen Tag damit, über Gummifröschen und eiskaltem Früchtetee uns vor allem der Berechnung der Solar- das ASL-Gelände auszuschwärmen und haben wir es alle überlebt. konstanten. Hieran haben wir alle ein- unsere Instrumente zusammenzusuchen. Wenn die Sonne wirklich einmal zu heiß drucksvoll zu sehen bekommen, wie Dazu muss gesagt werden, dass Astro- herunterbrannte, verzogen wir uns in die schwierig die Arbeit der Experimental- nomen nicht gerade Ordnungsfanatiker angenehm kühle Bibliothek und beschäf- physiker sein muss, so ist doch in den sel- sind… tigten uns dort mit der Energiebilanz bei tensten Fällen all das vorhanden, was man Aber schließlich hatten wir alles, was wir der Herstellung eines Heliumteilchens aus für seine Experimente braucht. So ver- brauchten, und konnten loslegen!

Wo bin ich? Positionsbestimmung mit GPS und Karte für Amateurastronomen

von Martin Federspiel

Das ist wohl der Alptraum eines Amateur- ist das heute kein Problem mehr. Aber der Signale von mindestens vier Satelliten astronomen: Nach langer Reise kann man Vorsicht: Aus der Vielzahl von Koordi- seine räumlichen Koordinaten und die es kaum erwarten, das große Ereignis zu natensystemen, die weltweit verwendet Systemzeit. Das Ergebnis wird in der erleben – sagen wir das Perlschnurphäno- werden, gilt es das richtige auszuwählen. Regel besser, wenn die Signale von mehr men ganz am Rande der Totalitätszone als vier Satelliten in die Auswertung ein- einer Sonnenfinsternis. Doch was ist das? Die Messung mit einem GPS- fließen. Wichtig ist, dass die benutzten Die Finsternis bleibt partiell, weil der Empfänger Satelliten einigermaßen gleichmäßig am Standort wenige hundert Meter außerhalb Das Prinzip der satellitengestützten vom Empfänger „sichtbaren“ Himmel ver- der Totalitätszone lag. Auch bei streifenden Navigation mit dem Global Positioning teilt sind. Die meisten Empfänger zeigen Sternbedeckungen durch den Mond, System (GPS) ist schnell erklärt. Zurzeit die oft zu optimistisch geschätzte Genauig- Positionsmessungen von besonders erdna- umkreisen 29 funktionsfähige GPS- keit der Messung an (EPE, estimated posi- hen Kleinplaneten oder künstlichen Satelliten die Erde. Sie haben genauestens tion error oder ähnlich). Satelliten können hundert Meter hin oder überwachte Atomuhren an Bord und ihre Der GPS-Betreiber gibt eine horizontale her eine entscheidende Rolle spielen. Als Bahnen sind mit sehr hoher Genauigkeit Positionsgenauigkeit von besser als 13 m Faustregel gilt: Einer Ortsänderung von bekannt. Jeder Satellit sendet laufend und eine vertikale Positionsgenauigkeit 100 m auf der Erde entspricht eine Signale aus, in denen die genaue Zeit und von besser als 22 m für eine Einzel- Parallaxe von bis zu 0,05’’ in Mondentfer- die momentane Bahn kodiert sind. Je nach messung über 95 % einer längeren Mess- nung. Deshalb kommt es bei manchen Entfernung des Empfängers zu den periode an. In der Praxis lassen sich etwa Beobachtungen darauf an, den Standort Satelliten treffen diese Signale unter- um einen Faktor zwei bessere Resultate genau zu kennen. Mit GPS-Satellitennavi- schiedlich verzögert beim Empfänger ein. erzielen, wenn mehrere, über einen gation für Jedermann und genauen Karten Der Empfänger berechnet aus der Laufzeit Zeitraum von Stunden oder Tagen verteilte

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Abb. 1: Gauß-Krüger-Koordinatennetz um zwei Bezugsmeridiane

Messungen gemittelt werden. Koordinatensysteme und Karten noch das Ellipsoid nach Bessel aus dem Es gibt eine Reihe von störenden Die Form des Erdkörpers lässt sich als Jahr 1841 verwendet (Tab. 1). Das derzeit Einflüssen, die eine GPS-Messung verfäl- Rotationsellipsoid mit den Parametern für globale Zwecke am besten angepasste schen können. Der wichtigste Störenfried große Halbachse und Abplattung an- Ellipsoid wurde WGS84 (World Geodetic ist die Erdatmosphäre. Je nach Zustand der nähern. In der Vermessungskunde wird der System 1984) genannt. Die national Ionosphäre wird die Signallaufzeit verän- Begriff des Geoids zur Beschreibung des gebräuchlichen Ellipsoide können sich dert und damit das Resultat verfälscht. Erdkörpers verwendet. Das Geoid ist der vom WGS84-System so unterscheiden, Diese Störungen werden bei einfachen Körper, an dessen Oberfläche das einheit- dass die Koordinaten eines Punkts auf der GPS-Empfängern näherungsweise korri- liche Schwerkraftniveau der mittleren Erdoberfläche in verschiedenen Systemen giert. Meeresoberfläche der Erde herrscht um bis zu einige hundert Meter differieren. Der Einfluss atmosphärischer und anderer Störungen auf die GPS-Messung lässt sich Parameter Bessel (1841) WGS84 durch den Empfang von zusätzlichen Korrektursignalen deutlich verringern große Halbachse a 6377397,155 m 6378137,0 m (differentielles GPS mit Zusatzgerät über kleine Halbachse b 6356078,963 m 6356752,3 m reziproke Abplattung 1/f 299,1528128 298,257223563 terrestrisches Radiosignal; WAAS [1] bzw. EGNOS [2] mit neueren Empfängern über Tab. 1: geostationäre Satelliten). einige Parameter für das Bessel (1841)-Ellipsoid und für das WGS84-Ellipsoid Bei der Auswertung der Satellitensignale wird vom Empfänger zwar auch die GPS- (Äquipotentialfläche). Es zeigt sich, dass Die Parameter, die ein geodätisches Systemzeit und daraus UTC mit sehr das Geoid gegenüber einem Ellipsoid Bezugssystem vollständig charakterisie- großer Genauigkeit ermittelt, aber von den Dellen und Ausbuchtungen von der ren, werden als Datums-Parameter be- meisten Handempfängern nur ein bis zwei Größenordnung bis 100 m hat. zeichnet. In der deutschen Geodäsie/ Sekunden verzögert angezeigt. Das ist für Zunächst entstanden in den verschiedenen Kartografie wird heute üblicherweise das einige Anwendungen wie die Beobachtung Ländern lokale Anpassungen eines Potsdam-Datum mit Zentralpunkt Rauen- von Sternbedeckungen leider deutlich zu Ellipsoids an den Erdkörper, die jedoch berg verwendet (Tab. 2). schlecht. global nicht optimal sind. So wird z. B. für Zur Projektion der Ellipsoidoberfläche auf die Kartografie in Deutschland auch heute eine ebene Kartenfläche wird in der deut-

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Magellan-Geräten gibt man die Parameter über das benutzerdefinierte Koordinaten- system und Datum ein (Tab. 3, Tab. 2). Die von den Landesvermessungsämtern herausgegebenen gedruckten topografi- schen Karten beziehen sich auf das Potsdam-Datum. Das Gauß-Krüger-Koor- dinatennetz ist mindestens am Rand in regelmäßigen Abständen angerissen (Abb. 2). Bei den digitalen topografischen Karten der TOP-Serien, die auch von den Landesvermessungsämtern herausgegeben werden, kann man das Koordinatensystem wählen (z. B. geografische, UTM- oder Gauß-Krüger-Koordinaten, dazu Potsdam oder WGS84-Datum). Stefan Voser hat Angaben zur nationalen Kartografie einiger anderer europäischer Länder im Internet zusammengestellt [3].

Geografische Koordinaten mit Bezug zum astronomischen Koordinaten- system Wenn ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Beobachtungsort und dem Sternhimmel hergestellt wird, etwa bei der genauen Berechnung der lokalen Sternzeit, Abb. 2: dann müssen die Koordinaten des Beob- Ausschnitt einer topografischen Karte 1:25000 mit durchgezogenem Gauß-Krüger- achtungsorts in dem Koordinatensystem Koordinatennetz (Rechts- und Hochwerte orange umringt, Abstand der Gitterlinien ausgedrückt werden, dessen Äquatorebene 1.000 m) und Nullmeridian mit dem astronomischen Koordinatensystem verträglich sind. In Parameter Wert Ordinate (Hochwert) gibt den Abstand sehr guter Näherung ist das für das Da (große Halbachse) 739,845 m vom Äquator entlang des Bezugsmeridians WGS84-System der Fall. Df*104 (Abplattung) 0,10037483 in m wieder. Gauß-Krüger-Koordinaten in GPS-Nutzer können die Ermittlung der DX (Offset Mittelpunkt x) +587 m Deutschland beziehen sich immer auf das geografischen WGS84-Koordinaten ein- DY (Offset Mittelpunkt y) + 16 m Potsdam-Datum. fach dem GPS-Empfänger überlassen. Sie DZ (Offset Mittelpunkt z) +393 m Die meisten GPS-Handempfänger können wählen dazu die Optionen geografische Tab. 2: Gauß-Krüger-Koordinaten für Deutsch- Koordinaten als Koordinatensystem und Parameter für die land direkt anzeigen. Dazu wählt man im WGS84 als Datum. Die so erhaltenen Datumstransformation Potsdam nach entsprechenden Menü das Koordina- Koordinaten können aber nicht mehr WGS84 tensystem German Grid oder ähnlich aus. unmittelbar in eine gedruckte topografi- Der GPS-Empfänger sollte von sich aus sche Karte mit nationalem Datum übertra- schen Kartografie eine von C.-F. Gauß und dazu das Potsdam-Datum oder German gen werden. L. Krüger entwickelte winkeltreue Ab- bildung verwendet. Auf der Kartenebene Parameter Wert wählt man ein rechtwinkliges Koordi- Projektion Transversale Mercator-Projektion natensystem, die so genannten Gauß- Nullpunkt Breite 0° Krüger-Koordinaten oder transversalen Nullpunkt Länge Bezugsmeridian 3°, 6°, 9°, 12°, 15° Ost Mercator-Koordinaten (Abb. 1, Tab. 3); Skalenfaktor 1,0 Nullpunkt der nach Osten positiv gezählten False easting am Längennullpunkt 500000 *) m Abszisse (Rechtswert) ist der Bezugs- False northing am Breitennullpunkt 0 m meridian, dem der Wert +500000 m zuge- Geodätisches Datum Potsdam/Rauenberg wiesen wird. Um die Verzerrungen klein zu halten, gibt es in Deutschland die Tab. 3: Bezugsmeridiane 3°, 6°, 9°, 12° und 15° Parameter für das deutsche Gauß-Krüger-Koordinatensystem, Ost, die von 1 bis 5 durchnummeriert wer- *) n = Nr. des Bezugsmeridians, n=1 für 3°Ost, n=2 für 6°Ost usw. den. Diese Bezugsmeridiankennzahl wird als erste Ziffer dem Rechtswert vorange- Datum aktivieren. Achtung: GPS-Empfän- Wenn die Koordinaten des Beobachtungs- stellt; ein Ort auf 9° östlicher Länge hat ger der Firma Magellan zeigen nicht ganz ortes in irgendeinem Koordinatensystem also den Rechtswert 3500000 m. Die richtige Gauß-Krüger-Koordinaten an. Bei bekannt sind, lassen sie sich durch eine

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Höhen. Sie beziehen sich auf einen Höhennullpunkt Normal Null (NN, in etwa Meeresspiegel). Das Nullniveau eines lokal angepassten Ellipsoids wie etwa des Bessel-Ellipsoids weicht ver- nachlässigbar wenig vom orthometrischen Nullniveau ab. Das globale WGS84- Ellipsoid jedoch liegt im deutschen Sprachraum zwischen 30 und 50 m unter dem Geoid; um die tatsächliche Höhe des Beobachtungsorts über dem WGS84- Ellipsoid zu erhalten, muss zu seiner orthometrischen Höhe noch die Geoid- Höhe an diesem Punkt dazugezählt wer- den. Die Geoid-Höhe eines Ortes kann z. B. mit GEOTRANS oder auf der Internet- seite [5] berechnet werden. Auch die dem Autor bekannten GPS- Handempfänger zeigen orthometrische Höhen an. Intern wird zwar die Höhe über dem WGS84-Ellipsoid berechnet, ange- zeigt wird aber die mit Hilfe eines einfa- chen Geoid-Modells korrigierte orthome- trische Höhe. Das gilt auch dann, wenn ausdrücklich das WGS84-Datum einge- stellt ist. Die richtigen Koordinaten des Beob- achtungsortes sind damit mit großer Genauigkeit zu ermitteln. Wenn nun auch noch die Berechnungen für den Verlauf der Sonnenfinsternis oder der Sternbedeckung und das Wetter stimmen, steht der erfolg- reichen Beobachtung ja nur noch Mr. Murphy im Wege... Eine ausführlichere Fassung dieses Artikels ist auf der Internetseite der IOTA/ES zu finden [6].

Abb. 3: Koordinaten- und Datumstransformation von Gauß-Krüger-Koordinaten (unten) in Internet-Links geografische WGS84-Koordinaten (oben) mit GEOTRANS. [1] WAAS (Wide Area Augmentation System), siehe z. B. www.kowoma.de/gps/waas_egnos.htm Koordinaten- und Datumstransformation Koordinaten und WGS84-Datum und lässt [2] EGNOS: http://www.esa.int/export/esaSA/ in geografische Koordinaten des WGS84- sich die umgerechneten Koordinaten des GGG63950NDC_ navigation_0.html Systems umrechnen. Es sind also in der Wegpunkts wieder anzeigen. [3] Internetseite von Stefan Voser mit Regel zwei Schritte nötig: Es gibt auch Computerprogramme, die die Informationen zu den Kartengrundlagen 1.) Die Umrechnung von einem Koordi- Umrechnungen durchführen. Ein sehr einiger Länder: http://www.geocities.com/ natensystem in ein anderes (z. B. nützliches Freeware-Tool ist GEOTRANS mapref/mapref.html Gauß-Krüger-Koordinaten in geografi- [4]. GEOTRANS kann die Koordinaten- [4] GEOTRANS: Freeware-Programm zur sche Koordinaten) und und Datumtransformation in einem Schritt Koordinaten- und Datumstransformation; 2.) die Umrechnung von einem berechnen. Für Umrechnungen vom oder http://earth-info.nima.mil Bezugsdatum (z. B. Potsdam-Datum) in das Potsdam-Datum müssen die ent- [5] Berechnung von Geoidhöhen relativ zum in das WGS84-Datum. sprechenden Transformationsparameter WGS84-Ellipsoid: Beide Rechenschritte lassen sich in guter zuvor als neues Datum eingegeben werden http://earthinfo.nima.mil/GandG/egm96/int Näherung mit dem GPS-Empfänger erle- (Tab.1, Tab. 2). pt.htm digen. Dazu wählt man zunächst das Abschließend sei noch auf eine [6] Internetseite der IOTA/ES: http://www.iota- Koordinatensystem und Datum, in dem die Besonderheit bei der Transformation der es.de/ Koordinaten gegeben sind, speichert die Höhen hingewiesen. Höhenangaben, die Koordinaten als Wegpunkt, wechselt dann aus einer topografischen Karte abgelesen im GPS-Empfänger zu geografischen werden, sind so genannte orthometrische 108 VERÄNDERLICHE

Zur visuellen Beobachtbarkeit des Blazhko- Effektes bei RR-Lyrae-Sternen – visuell machbar, CCD-Kamera gut für Spezialitäten

von Werner Braune

Abb. 2: Phasendiagramm von RW Cancri, berechnet aus den Abb. 1: Beobachtungen im Zeitraum März-April 2002. Auffallend Lichtkurve von TT Cancri nach visuellen Beobachtungen von sind die unterschiedlichen Maximalhelligkeiten. CCD- Ralf Meyer Kamera. Beobachter Josch Hambsch. Aus VdS-Journal Nr. 9.

Bei der Beobachtung von RR-Lyrae-Ster- Anstieg ein typisches Maximum, mit der Beispiel gelten hier RW Cancri oder auch nen gilt das Hauptinteresse des Beob- üblichen Varianz in der möglichen Zeit- UX Triangulum. Wie die Abbildung zu achters wie bei anderen Veränderlichen bestimmung. Eine aktuellere Beobachtung RW Cancri zeigt, werden zeitweise gerade auch die Kontrolle der aktuellen Vor- (2002) von Gerold Monninger mit einer die Grenzen der visuellen Beobachtung hersage-Elemente, kommen doch auch bei CCD-Kamera ST6 hatte danach wegen erreicht, die bei einer Amplitude größer als diesen Pulsationsveränderlichen häufig einer Elemente-Berichtigung kein Zeit- 0,5 mag liegen. Der visuelle Beobachter Periodenänderungen vor, die man im Griff findungsproblem mehr und lieferte natür- hat damit das Problem, nicht mehr alle haben möchte. Das Ergebnis sind Ele- lich ein deutlicheres Bild des typischen Maxima zu sehen und den Frust nicht zu mente-Berichtigungen. Verlaufs eines RR-Lyrae-Stern-Maximums wissen, ob er nun ein gut beobachtbares Unter diesem Gesichtspunkt ist eine visu- mit erkennbar eingegrenzter Zeitableitung. Ergebnis erzielt oder nichts Brauchbares. elle Beobachtung an TT Cancri zu sehen, Grundsätzliches hierzu zeigt auch Vorhersagen hierzu gibt es nicht! bei der Ralf Meyer über eine Stunde lang Abbildung 2. Es stellt sich nun die Frage, was visuell auf den Anstieg der Helligkeit zum zeitlich Die Perioden der RR-Lyrae-Sterne bewe- machbar ist. Dies auch unter dem zu bestimmenden Maximum warten mus- gen sich in einem Bereich von 0,25 bis 0,8 Gesichtspunkt, wie die beiden Extrem- ste, was letztendlich ziemlich gut gelang. Tagen. Längerfristige Periodenänderungen kandidaten einzuschätzen sind. Dies und das Vorhandensein des Blazhko- sind üblich. Die Lichtkurven verschiedener Die Bearbeitung der Periode von RR Lyrae Effektes bei diesem Stern war Anlass, über RR-Lyrae-Sterne, darunter auch die des durch Peter Ringe im BAV Rundbrief TT Cancri in SuW 2/2004 und im BAV Namensgebers sowie TT Cancri schwan- 1/1985 zeigt in der Abbildung 3a sehr Rundbrief 1/2004 zur Beobachtung aufzu- ken auch mittelfristig aufgrund von über- deutlich die starke Streuung der erzielten rufen. lagerten Pulsationen, die nach dem Maxima um die abgeleitete Grundperiode RR-Lyrae-Sterne pulsieren und verändern Entdecker als Blazhko-Effekt bezeichnet mit Abweichungen von rd. 0,02 Tagen (ca. so ihre Helligkeit. Bei einigen dieser werden. Die genaue physikalische Deutung 30 Minuten) in beiden Richtungen (+ = Sterne gibt es die Grundperiode überla- des Effektes ist noch unklar. Verspätungen, – = Verfrühungen). Die gernde Pulsationen, die als Blazhko- Bei TT Cancri beträgt die „Blazhko- Güte der visuellen Beobachtungser- Effekt bezeichnet werden. Seine Auswirk- Periode“ 89 Tage, bei RR Lyrae 40,8 Tage. gebnisse dürfte bei etwa 15 Minuten lie- ungen zeigen in der Lichtkurve bei der Der visuelle Beobachter kann diesen gen. Ursache für die Streuung ist der Maximumsbestimmung zeitliche Ver- Effekt als Streuung einzelner beobachteter Blazhko-Effekt, der in Abbildung 3b in die schiebungen. Bei einzelnen Sternen führt Maximumszeiten ggü. der Berechnung (B- Darstellung der gleichen Ergebnisse mit der Effekt bis hin zu stark schwankenden R) bei etwas gleicher Helligkeit erkennen der benutzten Periode von 40,8 Tagen ein- Helligkeiten. Der Effekt ist auch für den (z. B. bei RR-Lyrae oder auch TT Cancri). bezogen wurde. Die Amplitude des visuell beobachtenden Sternfreund erkenn- Bei anderen RR-Lyrae-Sternen ist dagegen Blazhko-Effektes (gestrichelte Linie) bar. der Effekt so stark ausgeprägt, dass er zu beträgt etwa 0,035 Tage. Die visuelle Beobachtung von Ralf Meyer ganz stark schwankenden Helligkeits- Während in der Arbeit über RR Lyrae (1998) zeigt neben dem verspäteten werten in seinem Zyklus führt. Als nichts zu Helligkeitsänderungen der

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Abb. 3: Links: (B-R)-Diagramm von RR Lyrae, rechts: (B-R)-Diagramm von RR Lyrae reduziert auf eine Periode des Blazhko-Effektes

Maxima erwähnt wird, sind die merkbar unterschiedlichen Helligkeiten in einer Perioden-Bearbeitung von XZ Cygni durch Edgar Wunder im BAV Rundbrief 1/1987 besonders herausgestellt. Er teilt in einer Tabelle zu den (B-R)-Werten die Maximalhelligkeiten u. a. zu seinen sechs Ergebnissen mit: 8,7 bis 9,15 mag. Deutlich zu erkennen sind diese Helligkeitsschwankungen durch starke Streuungen der Helligkeitswerte in der reduzierten Gesamtlichtkurve des Autors. Beigegeben ist der Arbeit eine Darstellung aus der Literatur (Veränderliche Sterne, Moskau 1982) mit dem unterschiedlichen Helligkeitsverhaltens von XZ Cygni zu Abb. 4: verschiedenen Phasen des Blazhko- Lichtkurve von XZ Cygni zu verschiedenen Phasen der Blazhko-Periode Effektes. Diese visuellen Ergebnisse sind als Abbildung 4 beigefügt. Sie lassen Stern BAV- Blazhko- Typ Grund- Helligkeiten / mag einerseits gut erkennen, dass eine Gesamt- Programm Periode / Tage periode / Tage lichtkurve stark streuen muss, andererseits SW And RR 36,8 RRab 0,4423 9,14 – 10,09 zeigen sie, was visuell möglich ist. RS Boo RR 533 RRab 0,3773 9,69 – 10,84 Mit dieser Abbildung sind wir direkt wie- RW Cnc 90 87 RRab 0,5472 10,7 – 12,6 der bei Blazhko: Er hat als visueller TT Cnc 90 89 RRab 0,5635 10,72 – 11,78 Beobachter den Effekt erkannt! Also keine Z CVn 90 22,7 RRab 0,6538 11,46 – 12,36 Sorgen hinsichtlich der visuellen XZ Cyg RR 57,3 RRab 0,4666 8,9 – 10,16 Beobachtbarkeit. DM Cyg RR 26,0 RRab 0,4199 10,93 – 11,99 RW Dra RR 41,6 RRab 0,4429 11,05 – 12,08 Die BAV-Programme für RR-Lyrae-Sterne XZ Dra RR 76 RRab 0,4765 9,59 – 10,65 (Standard-Programm und 1990) umfassen RR Gem 90 37 RRab 0,3973 10,62 – 11,99 87 Sterne. Für diese gibt es Karten und AR Her 90 31,6 RRab 0,4700 10,59 – 11,63 Vorhersagen. Nach einer Zusammen- SZ Hya 90 25,8 RRab 0,5372 10,44 – 11,84 stellung aus der Literatur (Horace A. RR Lyr RR 40,8 RRab 0,5668 7,06 – 8,12 Smith, 1995) haben davon 18 Sterne den RZ Lyr 90 116,7 RRab 0,5112 10,6 – 12,03 Blazhko-Effekt. Nicht alle Sterne sind bis- BH Peg 90 39,8 RRab 0,6409 9,99 – 10,79 her gut beobachtet, so dass bei einigen und RU Psc 90 28,8? RRc 0,3903 9,93 – 10,40 natürlich der Gesamtschar der RR-Lyrae- UX Tri 90 43,7 RRab 0,4669 11,5 – 13,0 RV UMa RR 90,1 RRab 0,4681 9,81 – 11,30 Sterne noch viele mit Blazhko-Effekt vor- kommen sollten. Das übliche Kennzeichen Allgemeine Bemerkungen: Abhängigkeiten der allgemeinen Periode zu der des Blazhko-Effektes sind nicht erkennbar. Alle ist die starke Streuung der (B-R)-Werte Sterne sind RRab-Sterne bis auf RU Psc, dessen Blazhko-Periode zudem unsicher ist. Bei RS Boo ist zudem stärkere Helligkeitsvariationen in die Blazhko-Periode mit 533d extrem lang. Im Amplitudenverhalten fallen RW Cnc und UX Tri auf, einer Gesamtlichtkurve. Auffällig ist bei die 1,9 bzw. 1,5 erzielen, während alle anderen eher bei 1 mag liegen. Auffällig auch hier RU Psc den erwähnten Extremkandidaten, dass mit nur rd. 0,5 mag. deren Gesamtamplitude ggü. normalen Tab. 1: RR-Lyrae-Sternen mit etwa 1 mag hier mit RR-Lyrae-Sterne der BAV-Programme mit Blazhko-Effekt, Angaben BAV Circular 1,5 bzw. 1,9 mag stark erhöht ist. 2004 nach Horace A. Smith, RR Lyrae stars, 1995

VdS-Journal Nr. 15 110 VERÄNDERLICHE

Der Himmel lebt! von Wolfgang Quester

dafür. Bei Bedeckungsveränderlichen wirkt sich die Drehung in der Lichtkurve aus. Haupt- und Nebenminimum verschie- ben sich gegeneinander. Zwei Beispiele aus dem BAV-Programm sind PV Cassiopeiae und FT Orionis. Das (B-R)-Diagramm von PV Cas (Abb. 3) zeigt die gegenläufige Bewegung der Kurven für Haupt- und Nebenminimum [1]. Eine Drehung seiner Apsidenlinie dau- ert 94 Jahre [2]. Die Komponenten eines Doppelsterns kön- nen auch sehr verschieden große Massen auf ihren Lebensweg mitbekommen haben. Dann werden sie sich unterschiedlich schnell entwickeln und es kann zu Abb. 1: Massenverlust einer Komponente kom- Schematische (B-R)-Verläufe und ihre Ursachen men. Die daraus resultierende Änderung des Massenverhältnisses führt zur Planeten und Kometen sorgen für Ab- erlaubt Schlüsse auf Änderungen der Periodenänderung. wechslung am Firmament, aber warten und Periode. Streuen die Werte zufällig um (B-R)-Diagramme kann man für alle peri- hoffen ist die Devise des Beobachters, Null dann ist die Periode konstant. Abb. 1 odischen Veränderlichen zeichnen. Nicht denn sie zeigen sich nicht immer. Doch der zeigt schematisch Deutungen von (B-R)- immer sind sie so leicht zu deuten wie die nächtliche Himmel hat andere Wunder Verläufen. obigen Beispiele. Bei vielen Mirasternen bereit: Viele Sterne zeigen erkennbare Bei Bedeckungsveränderlichen, also ist es eine offene Frage, ob die Schwank- Änderungen ihrer Helligkeit und ihrer Doppelsternen, deren Bahn gerade so liegt, ungen ihrer B-R durch Periodenänder- Spektren. Wir nennen sie Veränderliche dass sich die Komponenten beim Umlauf ungen oder durch Aufsummierung von Sterne und deuten ihre Änderung als voreinander schieben, sollten die gegensei- Beobachtungsfehlern verursacht sind. Hinweis auf ihre Eigenschaften und ihren tigen Verfinsterungen eigentlich immer im Immer noch rätselhaft sind die B-R des Lebenslauf. gleichen zeitlichen Abstand aufeinander Mirasterns R Aquilae. Seit seiner Auffälligstes Merkmal der Veränderlichen folgen. Das ist aber nicht der Regelfall. Entdeckung 1856 verkürzt sich seine sind ihre Helligkeitsschwankungen. Es kann sein, dass sich die B-R auf einer Periode von damals 346 Tagen auf jetzt Häufig verlaufen sie periodisch; wie Sinuskurve um die Nulllinie schlän- 276 Tage. Die nach Uhrwerke werden die Sterne heller und geln. Dann ist zu vermuten, unten schwächer. Aber – interessanter als kon- dass sich das Be- offe- stante Bewegungen sind Unregelmäßig- deckungssys- keiten, und so lauern viele Beobachter dar- tem um auf, dass sich Abweichungen im gleichför- einen migen Ablauf zeigen. Um Perioden festzustellen, muss man mar- kante Punkte in den Lichtkurven suchen. Üblicherweise sind das Maxima oder Minima. Wenn sie regelmäßig aufeinander folgen, kann man leicht ausrechnen, wann das nächste Maximum oder Minimum beobachtet werden kann. Wenn es zum vorhergesagten Zeitpunkt eintritt, ist die dritten Abweichung des beobachteten vom Körper bewegt Abb. 2: berechneten Eintreffen gleich Null. und wir die Auswirkung der sich ändern- Drehung der Apsidenlinie bei ellipti- Abweichungen werden als B–R, Beob- den Laufzeit des Lichts sehen. scher Bahn eines Doppelsterns. Nur achtung minus Rechnung, bezeichnet. Bei elliptischen Umlaufsbahnen kommt es wenn wir genau entlang der Trifft das Ereignis früher ein als berechnet, zu Drehungen der Apsidenlinie, also der Apsidenlinie schauen, folgen Haupt- ist sein B-R kleiner, bei Verspätung dage- Linie, die Sternnähe (Periastron) und und Nebenminimum im Abstand einer gen größer als Null. Werden die B-R über Sternferne (Apastron) der Bahn des Be- halben Periode. Der rote Begleiter der Zeit aufgetragen, erhält man ein (B-R)- gleiters verbindet (Abb. 2). Im Sonnen- beschreibt im Laufe der Zeit eine Diagramm. Die Reihe seiner Messpunkte system ist die Merkurbahn das Beispiel Rosettenbahn.

VdS-Journal Nr. 15 VERÄNDERLICHE 111

Abb. 3: B-R von PV Cassiopeiae nach lichtelektrischen und CCD-Messungen. Die grünen direkt auf den Weißen Zwerg. Sie sammelt Punkte zeigen die B-R der Hauptminima, die lila Punkte die der Nebenminima sich in einer Akkretionsscheibe um ihn, gegen die im Diagramm angegebenen mittleren Elemente. 1992/93 kreuzen sich von der aus sie dem Stern zuströmt. beide Reihen; das Nebenminimum lag damals mittig zwischen den Hauptminima. Instabilitäten der Scheibe rufen die Jetzt verspäten sich die Nebenminima gegenüber den Hauptminima. Ausbrüche hervor. Es gibt die Klasse der SU-UMa-Sterne. Zwischen ihren normalen Ausbrüchen gibt es ab und zu Superausbrüche, die heller sind und länger dauern. Im Maximum der Superausbrüche beobachtet man „Superhumps“, Wellen mit einer geringfügig längeren Periode als die bekannte Bahnperiode des Doppelsterns. Das wird als Schwebung zwischen der Bahnbewegung des Doppelsterns und der Präzessionsbewegung einer ellipti- schen Akkretionsscheibe gedeutet. Es ist ein Glück, dass es viele Sterne mit großen Schwankungen ihrer Helligkeiten gibt. Sie sind besonders leicht zu schätzen. Bei Bedeckungsveränderlichen kommt es auf die Zeiten der Minima an. Bei Mirasternen sollte man möglichst nicht nur ihre hellen Maxima, sondern auch die Minima beobachten. Abb. 4: Versuchen Sie es doch einmal und Die B-R von R Aquilae. Aufgetragen sind Abweichungen der Maxima aus den genießen Sie erlebte Astrophysik. Die Jahren 1946 bis 2001 nach BAV-Beobachtungen. BAV hilft Ihnen dabei.

Literaturhinweise und Internet-Links ne Parabel (Abb. 4) spricht eine deutliche und fragen, ob sich Perioden in unperiodi- [1]Lichtenknecker-Datenbank der BAV für Sprache. Einen ähnlichen, nicht ganz so schem Verhalten finden lassen. Bei einigen Minima von Bedeckungsveränderlichen glatten Verlauf, zeigen die B-R von R Zwergnovae ist das tatsächlich der Fall. [2] Wolf, M., 1995: MNRAS 277, 995 Hydrae. Eine ausführliche Bearbeitung der Zur Erinnerung: Zwergnovae sind Doppel- [3] Greaves, J., Howarth, J. J., 2000: JBAA Periode von R Aql findet sich in [3]. sterne. Ihre Ausbrüche werden durch 110,3; Bis hier haben wir nach Abweichungen Massenfluss von einem roten Zwergstern auch im Internet unter: von periodischem Verhalten gesucht. Man auf einen Weißen Zwerg verursacht. Die www.britastro.com/vss/00012b.html kann das aber auch auf den Kopf stellen Materie vom Roten Zwerg fällt aber nicht

VdS-Journal Nr. 15 112 SERVICE

M wie Messier von Torsten Güths

Der französische Astronom Charles sichtbar. Somit eignen sie sich besonders enthalten. Vielen Dank den Zusendern! Messier lebte in den Jahren 1730 bis 1817. für Astronomieeinsteiger und Anwender Bitte schicken Sie Ihre Beobachtungs- Er stellte ab 1758 die wohl heute noch kleinerer Fernrohre, für die einige eindrücke zu diesen Objekten direkt an bekannteste Auflistung von nichtstellar Messierobjekte bereits eine Fülle von den Verfasser dieser Rubrik, Stichwort erscheinenden Himmelsobjekten zusam- Details aufweisen können. „Messierobjekte”, zu! Vergessen Sie bitte men. Sein Katalog diente ihm als echte Die Daten und historischen Objekt- nicht, die Beobachtungsumstände anzuge- Arbeitsunterlage, um bei der Suche nach beschreibungen wurden aus Burnham`s ben: zu mindest die Grenzgröße mit Kometen nicht irrtümlich einen der fixen Celestial Handbook, Kepple / Sanner`s bloßem Auge, die Öffnung Ihrer benutzten Nebel mit einem neuen Komet zu ver- „Nightsky Observing Guide und dem Instrumente und die eingesetzten Ver- wechseln. Nicht alle Objekte hat er selbst Internet (Paris Observatorium http://www. größerungen. Eine Dateiform wie (Word entdeckt, er übernahm sie auch von obspm.fr/) entnommen. 97 oder älter (doc), txt, wpd) wäre gut. Kollegen. Im VdS-Journal wollen wir Sie mit dieser Torsten Güths Die heutige Messierliste umfasst 110 Rubrik anregen, ihre eigenen Objekt- Am Pfahlgraben 45 Objekte, von denen einige bereits dem beschreibungen einzureichen! In der Ihnen D-61239 Ober Mörlen – Langenhain unbewaffneten Auge zugänglich sind. Mit vorliegenden zehnten Folge unserer „M- oder: [email protected] einem guten Fernglas werden immerhin Serie“ sind Berichte von Gerd Kohler, (möglichst maximal 300 KB Dateigröße) schon mindestens die Hälfte von ihnen Gerhard Scheerle und Winfried Kräling

Die nächsten Objekte in dieser Rubrik werden sein: VdS-J Ausgabe Benötigte Objekte Einsendeschluss 16 1/2005 M 46 (Pup), M 47 (Pup), M 93 (Pup) Mitte September 2004 17 2/2005 M 61 (Vir), M 99 (Com), M 100 (Com) Januar 2005 18 3/2005 M 27 (Vul), M 71 (Sag) Mitte Mai 2005 19 1/2006 M 97 (UMa), M 108 (UMa), M 109 (UMa) Mitte September 2005 20 2/2006 M 5 (Ser), M 10 (Oph), M 12 (Oph) Januar 2005

M 4, Skorpion (Scorpius)

Objekttyp: Kugelsternhaufen Entfernung: 6.500 Lichtjahre Reale Ausdehnung: 50 Lichtjahre Scheinbare Helligkeit: 5,8 mag Winkelausdehnung: 26,3' Koordinaten: Rekt.: 16h 23m Dekl.: -26° 32'

Historisches Dem schweizer Astronomen de Cheseaux wird die Entdeckung dieses Objekts zuge- schrieben. Messier führte ihn im Jahre 1764 als viertes Objekt in seine berühmte Nebelliste auf. M 4 zählt zu den uns am nächsten gelegenen Kugelsternhaufen und hat eine Leuchtkraft von 40.000 Sonnen.

Objektbeschreibungen unter guten Bedingungen (Grenzgröße ungefähr 6 mag): Abb. 1: Kugelsternhaufen M 4 im Sternbild Scorpius, LRGB-Aufnahme am 26.5.2004 von Auge: Günter Kerschhuber mit CCD-Kamera Starlight SXV-H9 an einem Intes MK 69 Unter besonders günstigen Bedingungen Teleskop bei 900 mm Brennweite, Luminanzkanal belichtet 19x120 Sekunden, Rot: möglicherweise zu sehen. (G. Scheerle) 10x75, Grün: 10x71 und Blau: 10x110 Sekunden. Der Sternhaufen stand nur 15° hoch über dem Horizont des Beobachtungsortes Wolfsegg/Oberösterreich.

VdS-Journal Nr. 15 SERVICE 113

Fernglas 8x56: sicher mit 10, andeutungsweise mit weite- diffuse Fläche. Die Gesamthelligkeit Eine mit 20’ Durchmesser relativ große ren 10 Einzelsternen. Sehr schön! (G. beträgt 6,4 mag. (G. Scheerle) und mit 6,4 mag ziemlich helle diffuse Scheerle) Fläche ohne Einzelsterne. Auffällig! (G. Runde Form, mit einigen Stellen ohne Fotografie: Scheerle) Sterne. Bei indirektem Sehen bis in das Schon ab 135 mm Objektivbrennweite Zentrum aufgelöst. Es sind mittelhelle erkennen Sie erste Einzelsterne, womit Sie 11 cm Öffnung: Sterne, mit einigen hellen in und um den einen Hinweis auf die wahre Natur dieses Schöne und große diffuse Fläche, andeu- Haufen. (G. Kohler) Nebelfleckens erhalten. Für den Erhalt tungsweise mit etwa 30 Einzelsternen. (G. eines eindrucksvollen Kugelsternhaufen- Scheerle) 25 cm Öffnung: bilds benötigen Sie schon 1.000 mm Sehr schwach. Bei 22x noch eine gute Der Unterschied der Beobachtungsbeding- Brennweite. Sie sollten für die Abbildung Helligkeit. Bei 50x gerade noch zu sehen. ungen wird deutlich: 35 km nördlich von der Randbezirke von M 4 schon Ihre Beste Vergrößerung ist 50x. (G. Kohler) Frankfurt a. M. sind bei 180x nur wenig Aufnahme ausbelichten. Das Zentrum Einzelsterne sichtbar, er hängt voll im erhalten Sie bereits nach einigen Minuten, 15 cm Öffnung: Licht dieser Stadt! In La Palma steht er 22° je nachdem, wie lichtstark Ihre Aufnahme- Der Sternhaufen ist bei 85x sehr licht- nördlicher und wirkt sehr prachtvoll! Es optik und empfindlich Ihr Filmmaterial ist. schwach und daher nicht gut zu sehen. Bei offenbart sich eine für einen Kugelhaufen Die Fotografie von M 4 gelingt umso bes- indirektem Sehen wird er sprunghaft sehr lockere Struktur. ser, je weiter südlich Ihr Beobachtungs- größer und heller. Ebenfalls sind so viele standort gelegen ist. Er steigt in Deutsch- Einzelsterne zu sehen. Hat einen nicht so 40 cm Öffnung: land nicht höher als 10° bis 16° über den ausgeprägten Kern. Unregelmäßige Form Ein wunderschöner kugelförmiger Stern- Horizont. Somit steht er entweder in dich- und nicht scharf begrenzt. (G. Kohler) haufen! In einem runden Gebiet von 14’ teren Luftschichten und einer Stadtlicht- Durchmesser sind etwa 80 Einzelsterne glocke oder für hoch auflösende Aufnah- 20 cm Öffnung: 9,4 bis 14,2 mag zu erkennen; in der Mitte men ist das Seeing schlecht. Sehr helle und sehr große diffuse Fläche, befindet sich eine 6’ große und sehr helle M 62, Schlangenträger (Ophiuchus)

Objekttyp: Kugelsternhaufen 20 cm Öffnung: Entfernung: 20.500 Lichtjahre Eine 6,6 mag helle Reale Ausdehnung: 84 Lichtjahre und 4’ große diffuse Scheinbare Helligkeit: 6,7 mag Fläche ohne Einzel- Winkelausdehnung: 14,1’ sterne. (G. Scheerle) Koordinaten: Rekt.: 17h 01m Sehr schwach. Bei Dekl.: -30° 07’ 90x gerade noch zu Historisches sehen. Runder Am siebten Juni 1771 entdeckte ihn Nebelfleck. Wird Charles Messier an der Grenze vom zur Mitte etwas hel- Schlangenträger zum Skorpion. William ler. Nicht aufgelöst. Herschel bemerkte als erster die Natur Mein Himmel ist vom M 62 als Sternhaufen. Er hat eine hier sehr aufgehellt. Leuchtkraft von 276.000 Sonnen. (G. Kohler) Abb. 2: Kugelsternhaufen M 62 im Sternbild Ophiuchus, aufgenom- Objektbeschreibungen unter guten 25 cm Öffnung: men von Hans Günter Diederich am 7.5.2000, kombiniert Bedingungen Unter besten Be- aus 4 Einzelbildern zu je 60 Sekunden Belichtung mit einer (Grenzgröße ungefähr 6 mag): dingungen wirkt er CCD-Kamera ST8 (ABG) an einem 12-Zoll-Schmidt- asymmetrisch, fast Cassegrain-Teleskop. Beobachtungsort: New Mexico. Auge: wie ein Komet. Er Unbeobachtbar. (G. Scheerle) besitzt ein helles Zentrum. Einzelsterne werden ab 179x ten für die Abbildung der Randbezirke von Fernglas 8x56: sichtbar. (T. Güths) M 62 schon Ihre Aufnahme ausbelichten. Ein ganz kleiner Nebelfleck, nur 4’ groß, Das Zentrum erhalten Sie bereits nach 7,0 mag. (G. Scheerle) Fotografie: einigen Minuten, je nachdem, wie licht- Schon ab 300 mm Objektivbrennweite stark Ihre Aufnahmeoptik und empfindlich 11 cm Öffnung: erkennen Sie erste Einzelsterne, die uns Ihr Filmmaterial ist. Kleine diffuse Fläche ohne Einzelsterne. einen Hinweis auf die wahre Natur dieses (G. Scheerle) Nebelfleckens vermitteln. Um ein ein- Im Astroscan bei 63x wird er nicht aufge- drucksvolles Bild dieses Kugelstern- löst. Ein fast stellarer Kern ist erkennbar. haufens zu erhalten, benötigen Sie schon (W. Kräling) mindestens 1.000mm Brennweite. Sie soll-

VdS-Journal Nr. 15 114 SERVICE + ZUM NACHDENKEN

M 80, Skorpion (Scorpius)

Objekttyp: Kugelsternhaufen mag) und stark konzentrierte Nebelfläche, lich konzentriert. (W. Kräling) Entfernung: 28.000 Lichtjahre deutlich feinkörnig, andeutungsweise mit 40 cm Öffnung: Reale Ausdehnung: 73 Lichtjahre 6 Einzelsternen 11,8 bis 12,0 mag [diese Sehr helle diffuse Fläche (4' groß und 7,6 Scheinbare Helligkeit: 7,3 mag werden aber nur vorgetäuscht!]. Zwischen mag hell) mit etwa 20 Einzelsternen 14,0 Winkelausdehnung: 8,9’ zwei Sternen 9,0 und 9,4 mag stehend. (G. bis 14,2 mag. (G. Scheerle) Koordinaten: Rekt: 16h 17m Scheerle) Dekl.: -22° 59’ Hoch vergrößern (64x), sonst fällt der Fotografie: Historisches Kugelsternhaufen nicht so sehr auf. Erst ab 500 mm Objektivbrennweite und Messier und sein Kollege Pierre Mechain Blasses nebliges Objekt. Runde Form. Der „normalem“ Film (ISO 200-400) erkennen entdeckten diesen Nebel innerhalb von helle Kern ist gut zu sehen. (G. Kohler) Sie erste Einzelsterne, die uns die wahre drei Wochen im Januar 1781. William Natur dieses Nebelfleckens verraten. Für Herschel beschrieb ihn als reichhaltigsten 15 cm Öffnung: den Erhalt eines eindrucksvollen Kugel- und dichtesten Sternenhaufen am Lichtschwacher Haufen. Schwer zu sehen. sternhaufenbilds benötigen Sie schon Nachthimmel. Er hat eine Leuchtkraft von Der Sternhaufen hat ein deutlich helles 1.500 mm Brennweite. Die extreme Dichte 190.000 Sonnen. Zentrum. Einzelsterne kann ich nicht von M 80 erschwert seine Auflösung. Das erkennen. Bei 112x ist der Sternhaufen nur Zentrum erhalten Sie bereits nach einigen Objektbeschreibungen unter guten ein wenig heller. (G. Kohler) Minuten, je nachdem, wie lichtstark Ihre Bedingungen Aufnahmeoptik und empfindlich Ihr (Grenzgröße ungefähr 6 mag): 20 cm Öffnung: Filmmaterial ist. Die Fotografie von M 80 Sehr hell (7,8 mag), klein und konzen- gelingt umso besser, je weiter südlich Ihr Auge: triert, schwach andeutungsweise körnig. Beobachtungsstandort gelegen ist. Er Unbeobachtbar. (G. Scheerle) (G. Scheerle) steigt in Deutschland nicht höher als 13° Rund mit guter Helligkeit. Bei 228x ein bis 19° über den Horizont. Somit steht er Fernglas 8x56: heller, großer und nicht aufgelöster Kern entweder in dichteren Luftschichten und Ganz kleiner (nur 4' groß) Nebelfleck. 7,2 sichtbar. Um den Kern ist es etwas körnig. einer Stadtlichtglocke oder für hoch auflö- mag. (G. Scheerle) (G. Kohler) sende Aufnahmen ist das Seeing schlecht.

11 cm Öffnung: 35 cm Öffnung: Relativ kleine (nur 4' groß), sehr helle (7,8 Nicht aufgelöst bei 185x. Erscheint ziem-

Über eine Staunstunde im Hörsaal bei der Stern- und Staunstunden Würzburger Frühjahrstagung 2001 möchte ich noch berichten. Im vorangegangenen von Wolfgang Quester Winter hatte ich Hubbles veränderlichen Helmut Edthaler hat ein wichtiges Thema wir nach einer Beobachtungsnacht auf dem Nebel, NGC 2261, mehrmals aufgenom- im VdS-Journal 12 (III / 2003), S. 125 baufälligen Turm der Ruine, in der die men. Eigentlich, so dachte ich, sollte ich angeschnitten. Selbsterkenntnis sagt mir, Sternwarte untergebracht war, und sahen das wiederholen, um die Veränderungen zu dass ich mich nicht gut eigne, um die Sonne aufgehen. Dabei drang es ins dokumentieren. Und nun trat N. Tschierske Einsteiger an die Hand zu nehmen. Die Bewusstsein, dass wir uns mit dem ans Rednerpult, um genau über solch eine Diskussion in VdS-Journal 13 (I / 2004), S. Planeten Erde auf einer langen Reise Beobachtungsreihe zu berichten. Er hatte 92 erweitert nun aber das Thema. Wolf- durchs Weltall befinden. Und noch heute nicht nur die Bewegung der hellen Knoten gang Kriebel schlägt eine Rubrik „Stern- erlebe ich Staunstunden, wenn ich nachts im Nebel auf seinen Bildern dokumentiert und Staunstunden” vor, und dazu kann aus der Großstadt aufs Land fahre und den sondern auch vermessen und war dabei auf wahrscheinlich jeder, egal ob Einsteiger Nachthimmel bewundern kann. Aber nicht das Problem der Überlichtgeschwindigkei- oder „alter Hase”, etwas beitragen. nur unter freiem Himmel, auch am Com- ten gestoßen. Hut ab, mein Herr! Sie haben Meine ersten Stern- und Staunstunden puter erlebte ich Stern- und Staunstunden. es nicht beim Staunen belassen, sondern erlebte ich auf der alten Wilhelm-Förster- Bei der Photometrie eines Sternfeldes, das durch systematisches Arbeiten ein bewun- Sternwarte in der General-Pape-Straße in ich während einiger Wochen öfter aufge- dernswertes Ergebnis erzielt. Berlin in den 50iger Jahren des vorigen nommen hatte, war die Helligkeits- Es fällt mir schwer, alle meine Stern- und Jahrhunderts. Damals war Jupiterzeichnen differenz zwischen zwei Sternen nicht wie Staunstunden zu Papier zu bringen. am Fernrohr angesagt. Edgar Mädlow und erwartet konstant. Prüfung der Aufnahmen Einfacher wäre es vielleicht mit Wolfgang Hans Schumacher hatten uns Schüler dazu und mehrfaches Nachmessen ergab immer Kriebel, er mit seinem Malt Whisky, ich angeregt. Die Details der Planetenober- dasselbe. Hatte ich etwa... ? Nach einigen mit einem Rotwein – und anderen fläche und ihre rotationsbedingte Wander- Tagen Literaturrecherche war es klar: Ich Sternfreunden in einer Sommernacht im ung waren erster Anlass zum Staunen. Ein hatte tatsächlich einen Veränderlichen ent- Freien zu sitzen und gemeinsam solche Morgen in den Sommerferien ist mir deckt. Heute trägt er die offizielle Stunden Revue passieren zu lassen. Da unvergesslich. Zu dritt oder viert standen Bezeichnung V1489 Aquilae. dürften dann sogar Wolken aufziehen.

VdS-Journal Nr. 15 ZUM NACHDENKEN 115

Der Anfänger unter den Sternfreunden von Jürgen Sonnemeyer

Schon mehrere Jahrzehnte interessiere ich mich für Astronomie. Immer noch bin ich Anfänger und werde es wohl auch bleiben. An den semiprofessionellen und professio- nellen Arbeiten anderer Sternfreunde will ich mich nicht messen, ich bekenne mich zum Amateurstatus. Durch die beiden Kometen Hyakutake und Hale-Bopp und die Sonnenfinsternis 1999 wurde meine alte Liebe zur Astronomie wieder erweckt. Von einem Kometen habe ich mir nicht viel versprochen. Nach Hyakutake hatte ich gar nicht Ausschau gehalten. Am 24. März 1996 öffnete ich mein Dachfenster und sah ihn genau vor mir. Phantastisch, ich war begeistert. Hale-Bopp war dann Abb. 1: Abb. 2: noch viel schöner. Im Frühjahr konnte ich Protuberanzen bei der SoFi 1999, auf- Kleine Sonnenflecken, eigentlich sollte diesen Kometen sogar am sehr dunklen genommen von Jürgen Sonnemeyer mit auf dieser Ausschnittsvergrößerung des Himmel über den Dünen von Spiekeroog einem 300-mm-Teleobjektiv Originalbildes der Merkur zu sehen beobachten. Der Anblick mit bloßem Auge (Ausschnittsvergrößerung). sein, für die gelbe Sonne verwendete und mit einem einfachen 7x42-Fernglas Bildautor Jürgen Sonnemeyer einen war herrlich. Der Blick durch das einfache astronomischen Ereignisses fand ich aber entsprechenden Sonnenfilter. Ein blau- Teleskop eines anderen Beobachters war so begeisternd, dass ich mich für die er Filter gefiel ihm nicht so gut, wie er dagegen enttäuschend, die Vergrößerung Anschaffung eines 150-mm-Newton- mitteilt. Er setzte ein 300-mm-Tele mit war viel zu hoch. Ein Fotoversuch ohne Teleskops für die Schule einsetzte. Das 2fach-Konverter ein. Stativ schlug fehl, man sieht den Kometen wird vielleicht eine neue Geschichte. auf dem Bild, aber es ist kein Vergleich mit Die wesentlichen Erlebnisse vieler dem direkten Anblick. Sternfreunde sind subjektiv und somit großem allgemeinem Interesse ist. 1999 fuhr ich zur Sonnenfinsternis nach auch kaum mitteilbar. Es sind, bei aller Als gute Anregung erscheint mir der Karlsruhe. Bei der Vorbereitung der Fahrt Anwendung von Technik und wissen- Vorschlag, eine „Fragestelle“ für Anfänger als Schulausflug stieß ich auf die schaftlicher Reflexion, emotionale einzurichten, vielleicht ein Forum im Vereinigung der Sternfreunde und wurde Ereignisse. Dazu wollte ich ein Beispiel Internet oder auch im Journal. Evtl. sind Mitglied. Meine Fotoversuche waren etwas liefern. Ich glaube nicht, dass eine Fülle auch noch weitere Literaturhinweise sinn- ausgereifter, die Bildqualität genügt mei- ähnlicher Anfängermitteilungen von voll. nen Ansprüchen an eine persönliche Erinnerung. Was habe ich noch unternommen? Mit einigen mehr oder weniger guten Fotos habe ich die scheinbare Drehung des Himmelsgewölbes festgehalten und die verschiedenen Farben der Sterne doku- mentiert. Ich habe mich selbst davon über- zeugt, das ist einfach anders als aus Büchern gelesen! Leider werden solche Fotos wegen der Lichtverschmutzung immer schlechter. Am 7. Mai 2003 fotografierte ich den Merkurdurchgang. Na ja, auf den Dias ist mit der Lupe ein winziger Punkt zu erken- nen. Die Beobachtung mit dem Miniteleskop eines Kollegen lieferte ein immer schlechter werdendes Bild. Die abnehmende Bildqualität des Fernrohrs konnte geklärt werden. Die Filterfassung (Wurstdose!) begann in der Sonnenhitze zu Abb. 3: schwitzen :-) . Dies „Liveerlebnis“ eines Sternspuren vor „schlechtem“ Himmel, aufgenommen von Jürgen Sonnemeyer.

VdS-Journal Nr. 15 116 ZUM NACHDENKEN + BEOBACHTERFORUM

Die Betreuung der Einsteiger in die Astronomie

Die Vereinigung der Sternfreunde war neten Instruments zur Die Einsteiger-Seite wird von mir regel- immer schon darauf bedacht, die Astro- Himmelsbeobachtung oder mäßig um aktuelle Themen ergänzt. Ich nomie nicht als Disziplin darzustellen, in • die Beantwortung von Fragen, die beim heiße jedoch auch herzlich jeden anderen der sich nur Wissenschaftler tummeln, son- Studium eines Fachartikels in einer willkommen, der etwas dazu beitragen dern die unendlichen Weiten des Astrozeitschrift aufgetreten sind. möchte, die Faszination der Astronomie Weltraums auch dem interessierten Anfän- weiterzugeben. Silvia Kowollik und Hans- ger näher zu bringen. Einige Leserbriefe Die Fülle der Fragen ist beeindruckend, Dieter Gera konnten hierfür bereits gewon- verstärkten noch das Bestreben in diese was wiederum auf vielseitig interessierte nen werden. Alle Astronomie-Begeisterten Richtung, so dass nun durch Einsatz Einsteiger hinweist und auf die zahlreichen sollen sich hiermit nachdrücklich dazu auf- moderner Kommunikationsmöglichkeiten Möglichkeiten, sich der Astronomie zu gerufen fühlen, ihr Scherflein dazu beizu- eine Anlaufstelle für Neulinge geschaffen nähern. Die Astronomie birgt eine Vielzahl steuern. wurde und ich hier gerne der Ansprech- von großartigen Bereichen in sich, von partner bin. Sucht man die Homepage der denen jeder einzelne seine eigene Spannende und aufschlussreiche Berichte VdS unter www.vds-astro.de auf und klickt Begeisterung hervorruft. Alleine der Blick zu aktuellen Himmelsereignissen, wie z.B. auf „Einsteiger“, findet man eine Auswahl durch ein Fernglas öffnet Welten, die nach Mondfinsternisse oder der Venustransit am von Themen, die von mir genau für diese mehr verlangen. Die Ringe des Saturn und 08. Juni 2004, tragen mit Sicherheit dazu Zielgruppe ausgewählt und aufbereitet der Große Rote Fleck auf Jupiter führen bei, aus Laien Einsteiger und aus bereits wurden, da man unweigerlich auf die dort die Neugier weiter zu Nebeln und „Hereingeschnupperten“ aktive Mitglieder genannten Gebiete stößt, wenn man sich Sternhaufen. Irgendwann möchte man die zu machen. mit Astronomie beschäftigt. Als Betreuer Bilder, die man sieht, auch fotografisch der Einsteiger beantworte ich umgehend festhalten. Und so geht es immer weiter, Beiträge und Meinungen sind jederzeit alle Fragen, die die Astro-Debütanten per bis aus dem Neuling von einst ein gerne gesehen. Jedes Hobby und jede E-Mail an die VdS richten, Astronom geworden ist, der all die Wissenschaft lebt vom Mitmachen. Je • sei es bezüglich des Anschlusses an eine Schönheiten denen näher bringen möchte, mehr Aktivität sich entwickelt, desto leich- bestehende Gruppe bzw. Sternwarte in die davon noch keinen Sternenschimmer ter haben es Einsteiger. der Nähe des jeweiligen Wohnortes, haben. • sei es ein Tipp zur Auswahl des geeig-

Erstaunliche Plejadenbeobachtung von Rainer Töpler

Abb. 1: Abb. 2: Plejaden mit bloßem Auge Plejaden mit Newton 110 / 550 mm, V = 15,7x

VdS-Journal Nr. 15 Anfang Februar unternahmen meine Frau, meine Tochter und ich einen Abendspaziergang um ein wenig den Sternen- himmel zu betrachten. Der Himmel lockte zwar nicht, das Teleskop aufzubauen, da nur ein großes Wolkenloch den Blick auf die Sterne freigab und der noch fast volle Mond sich hinter einer Wolkenwand den Weg über den Horizont suchte. Dieser Umstand versetzte die Landschaft unserer Obstwiesen und Weinberge jedoch in eine wunderbare Stimmung, indem sich ein märchenhaftes Licht über Bäume und Wiesen ergoss. Zwischen den Wolkenfetzen zeichnete sich der Sternen- himmel mit außerordentlicher Klarheit ab und lud ein, Augen und Gedanken zwischen Konstellationen und Sagengestalten alter Mythen umherschweifen zu lassen.

Unweigerlich trafen wir bei unserer Erkundung auf die Plejaden, das so genannte Siebengestirn. Meine Frage: „Wie viele Sterne seht ihr dort eigentlich?“, ließ nicht lange auf sich warten. Meine Frau versuchte sich vorsichtig mit der Zahl 6-7. Daraufhin kam ein erstauntes „Waaas, nur? Ich sehe mindestens 16 Sterne dort!“ von meiner Tochter Hannah. Ich war gelinde gesagt, platt. Das hätte ich doch mit allem Optimismus von einer völlig unbedarften Elfjährigen nicht erwartet.

Da sie völlig überzeugt war, von ihrer Aussage, holten wir, wieder zuhause angekommen, gleich die Zeichenmappe mit der roten Beleuchtung hervor und zeichneten jeder für sich nun von unserem Garten aus, was wir an Sternen in den Plejaden entdecken konnten. Auch wenn sich die Beobachtungsbedingungen durch den inzwischen weiter auf- gestiegenen Mond etwas verschlechtert hatten, lohnte sich die Mühe sehr. Die Ergebnisse können Sie nebenstehend begut- achten. Es ist zu betonen, dass Hannah im Gegensatz zu mir überhaupt kein Vorwissen über die Anordnung der Sterne hatte. Interessant war es auch, sich mit ihr über die Schwierigkeit zu unterhalten, die Positionen der Sterne in dem, für das bloße Auge dichten Sternhaufen, festzulegen. Ich habe die Lehre daraus gezogen, gegenüber unbedarften Menschen die Plejaden nie mit Siebengestirn zu bezeichnen, sondern erst zu fragen, wie viele Sterne sie dort sehen.

In den folgenden Tagen hatten wir noch die Gelegenheit, die Plejaden mit einem 11-cm-Newton bei 15,7facher Ver- größerung und 4° Gesichtsfeld zu bestaunen. Hannah war so begeistert, dass sie es sich nicht nehmen ließ, auch hier eine Zeichnung anzufertigen. Auch diese möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Mir hat es große Freude gemacht, etwas von der Anfangsbegeisterung mit der ich selbst die Astronomie begonnen habe, in meiner Tochter wieder zu finden. 118 BEOBACHTERFORUM

Jupiter von Edgar Hirz

In der Nacht vom 2.5.2004, 23:30 MESZ, habe ich eine größere Wolkenlücke genutzt, um meine neue Montierung, eine EQ-5, auszuprobieren. Leider war das Seeing nicht besonders gut. Auf dieser Montierung befindet sich ein 6’’- Maksutov (f/14). Okularseitig habe ich eine Toucam Pro 740 Webcam mit IR Sperrfilter verwendet. Die Aufnahme ent- stand mit den Einstellungen: • 10 Frames pro Sekunde, Gain 80 % , 1/50 Sekunde belichtet • ca. 500 Bilder mit Giotto addiert, drei- eck-geschärft • mit Photoshop Kontrast und Helligkeit bearbeitet. Der Mond auf dem Bild ist Ganymed. Ich hoffe das Bild gefällt euch.

Visuelle Beobachtungen am 112-cm-Teleskop in Melle von Rainer Töpler

Für uns Amateurastronomen bleibt es nor- malerweise ein frommer Wunsch, an einem Teleskop der Meterklasse zu beobachten. Einige Amateure haben mit ungeheuer viel Einsatz ein solches Instrument in Melle im Wiehengebirge konstruiert und gebaut. Peter Riepe als einer der Verantwortlichen lud mich auf der Deep-Sky-Tagung 2003 zu einer visuellen Beobachtungsnacht an diesem Gerät ein. Diesem viel verspre- chenden Angebot konnte ich in der Nacht vom 13. zum 14. Juni 2003 Folge leisten. Und ich kann es gleich verraten, auch wenn die Anreise aus dem Stuttgarter Raum weit war, hat sie sich in vollem Maße gelohnt. Nach einer Fahrt durch weite, grüne Landschaften, welche die gute Lage der Sternwarte schon andeuteten, wirkte das Sternwartengebäude mitten zwischen Feldern und Wiesen zuerst eigentlich gar nicht sehr eindrucksvoll. Wie bei moder- nen Profis, ist die Meller Gruppe vom

Abb. 1: NGC 7026 im Gesamtblickfeld des 112- cm-Gerätes bei 850x, gezeichnet von P. Riepe.

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Abb. 2: Abb. 3: NGC 7026 als detaillierte Ausschnittszeichnung, ebenfalls PK 64+5.1, Campbell's Star bei 850x als Ausschnitt des Feldes 850x. R. Töpler gezeichnet, die rote Färbung ist aus der Beobachtung bei 320x entnommen. R. Töpler althergebrachten Rundkuppelbau abgewi- Produktion. Deren Qualität war, soweit das fremde Beobachter vergeben, sondern sie chen und hat eine eher kastenförmige Seeing von ca. 2’’bis 3’’es beurteilen ließ, selber nutzen. Anders herum ist für meine Konstruktion gewählt. Diese hat einige optimal. Bei den verwendeten hohen Spezialität – kleine, flächenhelle Planeta- konstruktive Vorteile, sie geht erstaunlich Vergrößerungen fielen auch keine deutli- rische Nebel – auch kein dunkler Himmel effektiv mit dem vorhandenen Raum um chen Randfehler der schnellen Newton- erforderlich. Selbst leichte Zirren konnten und lässt einen Kuppelspalt von 4 Metern optik auf. Für den leidgeprüften Dobson- die Beobachtung nicht vereiteln. Breite zu. Dadurch fühlt man sich während beobachter ist die hochpräzise Nach- Einstieg war NGC 7026 im Cygnus. Schon der Beobachtung am Teleskop nicht vom führung der parallaktischen Montierung der erste Anblick bei 320x zeigte deutliche Sternenhimmel abgeschnitten. (etwa eine Bogensekunde auf 4 Minuten) Details. 850x enthüllte in und um zwei Steht man einmal vor dem Gebäude, wirkt eine wahre Wohltat, besonders natürlich helle parallele Balken eine Vielfalt von der Bau schon wesentlich imposanter, die- bei der Verwendung höchster Vergrößer- Strukturen, die mit Worten nicht zu ser Eindruck verstärkt sich noch im ungen. Ebenso wohltuend die außerordent- beschreiben sind. Deswegen machten Peter Inneren. In der unteren Etage trifft man liche Stabilität, gepaart mit einer hohen und ich uns gleich ans Zeichnen. Peters erst nur auf den Sockel des Teleskops und Ruhemasse. Einen starken Stoß, der jeden Zeichnung gibt die deutlichen Details wie- einen Vortragsraum. Einige Treppen auf- Dobson einmal quer über den Himmel der, als Zeichenfan habe ich versucht, dort wärts liegt ein Raum, der den unteren schickt, merkt man höchstens in Form noch tiefer einzudringen. Beide Ergeb- Bereich des Teleskops zugänglich macht, einer Beule am eigenen Körper, nicht aber nisse können nebenstehend verglichen und der Steuerraum. Hier residiert ein an einer Bewegung des Teleskops. Mit werden. Computer, über den mittels Sternkarten- einem Wort: Es sind alle Bedingungen Eher nicht für seinen Detailreichtum, son- programm die Objekte mit hoher erfüllt, damit man sich voll und ganz auf dern mehr für seine rote Färbung, die in Genauigkeit angefahren werden können. die eigentliche Beobachtung konzentrieren großen Teleskopen sichtbar sein soll, ist Bei 320facher Vergrößerung war das kann. Und diese hat es wahrlich in sich! PK 64+5.1, Campbell's Hydrogen Star, Zielobjekt immer gut im Blickfeld des Wer sich das o. a. Datum anschaut, wird bekannt. Diese hatte ich mit meinem eige- Okulars. Eine weitere Treppe führt zum sehen, dass es sich um eine Vollmondnacht nen 14,5’’-Dobson noch nicht gesehen, Teleskop empor. Eine wohldurchdachte während der Zeit der „weißen Nächte“ allerdings ein wunderliches spektrales Gitterrohrkonstruktion beherbergt die handelt. Es versteht sich, dass die Eigner Verhalten für einen Planetarischen Nebel 112-cm-Optik (f/3,95) aus russischer des Teleskops nicht die besten Nächte an festgestellt, der diffus rund den hellen

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Zentralstern umgab. Im 112-cm-Newton trauten wir unseren Augen kaum. Zuerst dachten wir an einen Beugungsring um den hellen Stern. In der Tat leuchtete da ein knallroter, etwas unregelmäßiger Ring. Als Mensch, der mit rot und grün manchmal seine Probleme hat, war ich wirklich ver- blüfft. Es war ein Erlebnis, diesen roten Ring im Teleskop wahrzunehmen, ähnlich verblüffend wie das erste Mal Saturn zu sehen. Die hohe Vergrößerung von 850x ließ die Strukturen des Ringes deutlicher erkennen, nahm aber die Farbe leider ziem- lich weg. Erst ein Orangefilter holte sie wieder hervor. Peter war die Sache zu win- dig zum Zeichnen, auch wenn er mir die gesehenen Details unabhängig bestätigte. In meiner Zeichnung versuchte ich sie so genau wie möglich festzuhalten. Wer sel- ber nach diesem – bei niedriger Ver- größerung fast sternförmigen – Objekt Ausschau halten will, sollte übrigens nicht den Filterblink mit [O III]-Filter anwen- den, dieser ist hier völlig wirkungslos. Mehr Erfolg hat man, wenn man den Blink mit Hβ versucht. Der Effekt ist nicht sehr stark, aber vorhanden.

Abb. 4: NGC 7027 mit dem gesamten Blickfeld bei 850x. P. Riepe.

Abb. 6: Abb. 5: Der Autor mit seinen Zeichenunterlagen am Meller Teleskop. NGC 7027 ebenfalls bei 850x, aber als Ausschnitt gezeichnet Über eine fahrbare Aluminiumbrücke hat man einen leichten von R. Töpler. Einblick ins Okular. Foto: P. Riepe, Scan: R. Sparenberg

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Letztes Objekt war dann NGC 7027, wie- Farbe konnten wir ein schmutziges Gelb nächste gemeinsame Beobachtung ist der ein PN im Schwan. Die große wahrnehmen. schon angedacht. Ein herzlicher Dank geht Helligkeit und Auflösung, die der Spiegel Allzu schnell war die kurze Sommernacht an das Team in Melle mit aller liefert, ließen wieder ein unglaublich vorüber. Wir beide waren begeistert von Hochachtung für dieses außergewöhnliche detailreiches Objekt erscheinen. Mit den wunderbaren Beobachtungen, die mit Instrument mit professionellem Charakter. geduldiger Zeichnung ließen sich bei 850x dem großen Teleskop selbst unter schlech- sehr viele Einzelheiten festhalten. Als ten Bedingungen möglich sind, und eine 10 Jahre Messungen und Rechnungen an Doppelsternen von Andreas Alzner

Seit 1968 interessiere ich mich für visuel- an diesem Instrument, dessen Trennfähig- – sehr wichtig – ebenso beeinträchtigen le Doppelsterne, aber erst 1993 begann ich keit bei ca. 0,40’’ liegt, ein englisches Bewegungen der Sterne infolge der ein Messprogramm, welches nun ins elfte Retel-Fadenmikrometer und ein französi- Luftunruhe bis zu einem gewissen Maße Jahr geht und bislang über 2.700 sches Doppelbildmikrometer (DIM) der die Messungen nicht (Abb. 1). Messungen an 626 Paaren ergab. 55 % die- Firma Meca Precis, seit 1998 kommt für ser Paare waren zum Zeitpunkt der engere Paare unter 2,0’’ fast nur noch letz- Genauigkeit der Messungen Beobachtung enger als 1,0’’, und für 268 teres zum Einsatz. Grund: Mit dem DIM Eine Abschätzung der Genauigkeit ist Systeme liegt eine Bahnberechnung vor. sind die Distanzen, vor allem an besagten nicht einfach: Erstens gibt es nur eine War das Ziel zunächst, möglichst viele, Paaren unter 2,0’’, wesentlich genauer zu beschränkte Zahl von Paaren mit genau enge Doppelsterne des Pulkowaer Kata- messen. Die Funktionsweise des DIM ist bekannten Bahnelementen und zweitens loges zu messen (Entdeckungen von Otto z. B. im Handbuch für Sternfreunde sind auch die Speckle-Messungen an Struve), so sind es nun alle Paare, die von beschrieben. Die Version von Meca Precis, Großteleskopen nicht beliebig genau. Das meiner Sternwarte erreichbar sind, deren Konstruktion auf Bernard Lyot Problem ist die Kalibration der Messun- Bahnbewegung zeigen und deren Haupt- zurückgeht, enthält als einziges optisches gen, wie der Pionier der Speckle- komponente nicht schwächer als ca. 8,5 Element einen Kalkspat-Einkristall. Dies Interferometrie Harold A. McAlister fand. mag ist, sowie eine Auswahl von verringert den Lichtverlust gegenüber der Im Jahre 2002 habe ich meine Messungen Neuentdeckungen des Astrometriesatel- Version von Paul Muller. mit dem DIM am 325-mm-Cassegrain mit liten Hipparcos. Die Vorteile des DIM neben den genaue- Speckle-Messungen aus dem 4. Katalog Außerdem habe ich Bahnen für etwa 20 ren Distanzen sind: Es gibt keine stören- von Mason und Hartkopf verglichen. Paare berechnet, die meisten von ihnen den Fäden im Blickfeld, eine Dunkelfeld- Dieser Vergleich fand in zwei Gruppen werden im 6. Bahnkatalog von B. Mason beleuchtung entfällt, Unregelmäßigkeiten statt: und W. I. Hartkopf geführt. der Nachführung spielen keine Rolle, und A. Vergleich mit Speckle-Messungen mit Teleskopen < 1 m Öffnung (meist 0,6 m Fernrohre und Methoden und 0,67 m), 119 Mittelwerte (45 % Hartnäckig hält sich die Meinung, dass ein enger als 1,0’’) an 105 Paaren. kleiner Refraktor an Doppelsternen meist B. Vergleich mit Speckle-Messungen mit mehr leistet als ein großer Spiegel. Sie Teleskopen > 1 m Öffnung (meist 2 m zeugt entweder von Praxisferne oder wird und 3,5 m), 63 Mittelwerte (75 % von Beobachtern vertreten, die lieber enger als 1,0’’) an 50 Paaren. Beugungsringe anschauen als interessante Die betrachteten Paare sind fast alle in Doppelsterne in Bewegung. Bahnbewegung. Lagen die Epochen mei- 1993 bis 1996 kam ein 360-mm-Newton ner Messungen und der Speckle-Messung- von Zeiss-Jena zum Einsatz. Die Winkel en zu weit auseinander, wurden letztere wurden mit in Okularen aufgespannten mit der besten bekannten Bahn korrigiert, Fäden bestimmt, die Abstände mit selbst- um auf die gleiche Epoche zu kommen. gebauten Diffraktionsmetern. Ergebnis: Bei 1,0’’ Abstand und einem Der gleiche Optiker, der den Spiegel für Helligkeitsunterschied nicht größer als den Newton schliff, fertigte mir 1996 etwa 1,5 mag beträgt die Genauigkeit eines einen 325-mm-Cassegrain mit einem Öff- Mittelwertes von 2 bis 4 Messungen mit nungsverhältnis von 1:19. Der Durch- dem DIM am 325-mm-Cassegrain ca. 1 messer des Fangspiegels beträgt nur 65 Grad im Winkel und ca. 0,03’’im Abstand. mm, was die Beobachtung enger Paare mit Als Beispiel sind meine 29 Einzel- großem Helligkeitsunterschied erleichtert, Abb. 1: messungen an STF1670 = Gamma die Öffnung ist mit einer Glasplatte ver- 325-mm-Cassegrain mit Virginis (12h 41,7m / -1° 27’ / 3,5 mag / 3,5 schlossen. Knappe zwei Jahre benutzte ich Doppelbildmikrometer mag) von 1997 bis 2004 in der Tabelle 1

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Epoche Winkel Abstand/ Bogensekunden

1997.28 271,5° 1,91 1997.34 271,9° 1,86 1997.37 268,7° 1,96 1997.38 270,9° 1,87 1998.35 269,1° 1,73 1998.35 268,5° 1,75 1998.37 268,7° 1,73 1999.25 264,4° 1,58 1999.32 263,8° 1,58 1999.40 263,9° 1,57 1999.40 263,2° 1,53 2000.26 260,2° 1,464 2000.27 258,5° 1,422 2000.28 257,9° 1,429 2000.30 258,6° 1,427 2001.21 253,2° 1,233 2001.25 254,2° 1,280 2001.31 252,3° 1,220 Abb. 2: 2002.28 243,3° 1,059 Bahn von γ Virginis mit Messungen von 1997 bis 2003 2002.30 244,3° 1,057 2002.36 245,1° 1,052 Durchmesser gleichen – 2002.38 244,3° 1,033 glücklicherweise recht selten 2002.40 242,3° 1,012 –, baue ich gleich wieder ab. 2002.46 242,9° 1,015 Das Messprogramm richtet 2003.30 231,7° 0,840 sich nach Objektliste, Seeing 2003.31 231,8° 0,819 und Transparenz – es geht 2003.31 234,1° 0,829 vom eben länglichen Paar 2003.39 231,4° 0,848 von ca. 0,25’’ bis 6’’Abstand. 2003.41 231,3° 0,795 Auch bei sehr guten 2004.25 212,2° 0,614 6 Nächte Bedingungen sind wenigstens 2004.38 206,1° 0,574 4 Nächte ein oder zwei leichte Paare dabei, meist von 1’’ bis 3’’ Tab. 1: Abb. 3: Abstand. Beobachtet wird Einzelmessungen an STF1670 = Wenn man die Grafik aus ca. 3,9 m Entfernung möglichst in der Nähe des Gamma Virginis (12h 41,7m / -1° 27’ / betrachtet, entspricht das etwa dem Anblick von γ Meridians. Je nach Seeing, 3,5 mag / 3,5 mag) von 1997 bis 2004 Virginis mit Doppelbildmikrometer und 325-mm- Abstand und Helligkeits- Cassegrain im Mai 2004 bei 930facher unterschied der Komponen- Vergrößerung. 1 cm Abstand der Komponenten = ten benötige ich für ein Paar gegeben (vor dem Jahr 2000 reduzierte ich 0,57’’. Verschiedene Einstellungen sind gezeigt: 10 bis 30 Minuten. Etwa 3 bis die Distanzen auf zwei Nachkomma- Links: richtige Einstellung von Winkel und doppel- 6mal, bei schwierigen Paaren stellen). In der letzten Mess-Serie konnte ter Distanz, Mitte: Abstand 10 % zu groß eingestellt öfter, wird der Winkel einge- das Paar mehrfach bis 930x vergrößert entsprechend 0,06 Bogensekunden, stellt, ebenso oft der Abstand. werden. Rechts: Fehleinstellung von 5 Grad im Winkel und Ist der Stern auch bei guten Dieses helle Paar war auch im Frühjahr 0,06 Bogensekunden im Abstand. Bedingungen nicht zu tren- 2003 extrem leicht zu messen. Die nen, wird der Abstand Abbildung 2 zeigt meine Messungen und geschätzt. Ist ein an sich auf- Bahnstücke der beiden Rechnungen von lösbares Paar aufgrund mäßi- W. D. Heintz 1990 und S. Soederhjelm ziemlicher Sicherheit sind trockene, windi- gen Seeings nur als langer, diffuser Keil zu 1999, es ist klar, dass die Bewegung seit ge Nächte wenig geeignet, vor allem am sehen, wird es nicht gemessen. Ob etwa 2002 durch die neuere Bahn besser Ende einer längeren Hochdruckperiode; Messungen verworfen werden, wird unmit- wiedergegeben wird (vgl. auch Abb. 3). hingegen sind die Verhältnisse nach telbar am Fernrohr entschieden. Durchzug eines Tiefs oft sehr gut. Die Die Vergrößerung beträgt meist 620x, bei Eine typische Beobachtungsnacht am Vorbereitungen – Beobachtungshütte auf- schwächeren Paaren auch 390x und 490x, 325-mm-Cassegrain mit Doppelbild- klappen, Strom verlegen, PC anschließen bei guten Bedingungen geht auch 690x; mikrometer (nur zur Aufsuche der Paare verwendet), zum Einsatz kommen ausschließlich ortho- Das Seeing lässt sich meist erst beim Blick Mikrometer kalibrieren – dauern etwa eine skopische Okulare von Zeiss Jena. Der durchs Okular beurteilen. Gute Bedingun- halbe Stunde. Nur wenn die Sterne Helligkeitsunterschied wird immer gen sind zu allen Jahreszeiten möglich. Mit sprühenden Schneebällen von ca. 2’’ geschätzt, nie die Farben – zuviel

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Subjektives ist hier im Spiel. Mehr als 10 gen auch heute noch für Bahnberechnun- größen mit entsprechenden Gewichten Paare werden in einer Nacht nicht gemes- gen verwendet werden? Berufsastronomen versehen, hierfür ist Kenntnis der sen, auch wenn das Seeing noch so gut ist. wie C. E. Worley, P. Couteau und W. D. Beobachter und ihrer Instrumente wichtig. Heintz machten noch in den 80er und 90er Es gilt: Visuelle Messungen können sehr Nach der Beobachtung Jahren des 20. Jahrhunderts viele Tausend genau sein. Die Winkel von Paaren unter werden die Messungen reduziert: visuelle Messungen, meist an Paaren unter 1’’ eines R. G. Aitken am 36-Zoll-Lick- – die abgelesenen Winkel werden mit 2’’. Refraktor sind z. B. höher einzuschätzen der Abweichung der 90- bis 270-Grad- Rechnet man eine Bahn, sollten alle zur als CCD-Speckle-Interferometrie an ähnli- Richtung des Mikrometers von der Verfügung stehenden Messungen mög- chen Öffnungen. Die Distanzen der Laufrichtung der Sterne korrigiert, die lichst in einem Least-Squares-Fit genutzt Speckle-Messungen an Teleskopen ab am Beobachtungsabend anhand eines werden. Es ist nicht zu empfehlen, nur die etwa 2 m Öffnung sind von einer hervorra- hellen Sternes zu Anfang ermittelt Messungen einiger ausgewählter Beob- genden Genauigkeit, die oft besser als worden war, achter zu verwenden. Wenn keine visuel- 0,01’’ ist. – die abgelesenen Abstände werden mit len Messungen vorliegen, kann man in Ich rechne immer zunächst eine provisori- der Mikrometerkonstanten multipliziert. Rechteckkoordinaten rechnen. Enthält das sche Bahn und optimiere diese dann itera- Diese wurde aus der Messung einer Beobachtungsmaterial ausschließlich visu- tiv in einer Differentialkorrektur im großen Anzahl von weiten und sehr elle Messungen (meist mit Fadenmikro- Rahmen eines Least-Squares-Fit (Ver- leichten Paaren, die u. a. vom Satelliten meter erzielt mit besserer Genauigkeit in fahren von W. D. Heintz, 1967). Der Hipparcos gemessen wurden, bestimmt. den Winkeln als in den Abständen) oder Ausdruck „Differentialkorrektur“ bedeutet Meist 2 bis 5 möglichst in einer Saison sind die visuellen Messungen gemischt nicht, dass nur kleine Korrekturen ange- erhaltenen Einzelmessungen ergeben mit Speckle/fotografisch/CCD, sollte man bracht werden können. Wie sicher die einen Mittelwert, der veröffentlicht in Polarkoordinaten rechnen und die Mess- erhaltenen Elemente sind, hängt vom wird. Abweichungen von Bahnen werden als Residuen bezeichnet. Die Definition ist: – Residuum Winkel = gemessener Winkel minus Winkel aus Ephemeride, – Residuum Abstand = gemessener Ab- stand minus Abstand aus Ephemeride. Eine gute Übereinstimmung liegt nur dann vor, wenn die Bahn genau bekannt ist, mehrere, konsistente Messungen den Mittelwert ergeben haben und aus einer Untersuchung einer größeren Anzahl von Messungen die Qualität verbürgt ist. Man sollte seine Messungen nicht anhand der Ephemeriden von wenigen, hellen Paaren kalibrieren: Erstens sind die Bahnen häufig nicht so genau bekannt und Abb. 4: zweitens sind etliche bekannte und helle STT34, Bahn von Baize 1987, Paare Mehrfachsysteme mit gestörter oder P = 173, e = 0,83 oszillierender Bewegung. Die Ephemeri- den aus dem Internet geben aber fast immer die vereinfachte Bewegung eines Duplex wieder. Beispiele sind ξ UMa, ζ Cnc, ζ Aqr, ε Lyr CD und λ Cyg.

Bahnberechnung Eine Bahnberechnung ist der interessante- ste Teil der Arbeit und die Krönung eige- ner und früherer Messungen – letztere können sich über mehr als 170 Jahre erstrecken. Ein kurzer Bahnbogen mit wenig Krümmung, auch wenn sehr genau ver- messen, erlaubt beliebig viele Lösungs- möglichkeiten. Daher gilt: Gute visuelle Messungen behalten ihren Wert. Jeder kennt z. B. Schiaparellis Fehlinterpretation Abb. 5: seiner Marsbeobachtungen – aber ist auch STT34, Bahn von Heintz 1997, bekannt, dass seine Doppelsternmessun- P = 416, e = 0,11

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beobachteten Bahnbogen und der Genauigkeit der Messungen ab. Im folgenden eine Auswahl interessanter Paare in Bewegung:

STT34 (1h 49, 9 m / +80° 53’ / 7,8 mag / 8,0 mag) Spektraltyp A0V bei kleiner Helligkeits- differenz von etwa 0,2 mag. Erste Messungen 1843, aber in der Folge wenig gemessen und während eines langen, aber wichtigen Zeitraums zwischen 1932 und 1947 überhaupt nicht. Somit ergeben sich zwei Lösungsmöglichkeiten, die die bei- den Grafiken in den Abbildungen 4 und 5 zeigen: Entweder gab es um 1935 eine sehr schnelle Annäherung, und die Bahn ist Abb. 6: stark exzentrisch (Paul Baize, 1987), oder STT170, Bahn von Heintz 2000 mit allen Messungen bis 1998 die Bewegung verlief im fraglichen Zeitraum kontinuierlich, der Hauptstern steht nahe dem Zentrum der beobachteten Ellipse, und die Exzentrizität liegt bei nur etwa 0,1 (W. D. Heintz, 1997). 1996 mach- te ich eine Messung am 360-mm-Newton: 1996.04 279,5° 0,50’’ 1 Nacht Zurzeit nimmt die Distanz zu, und 1999 konnte ich am 325-mm-Cassegrain zwei Messungen bei sehr gutem Seeing erzie- len: 1999.83 286,2° 0,52’’ 2 Nächte Die wichtige Größe a3/P2 ist bei beiden Bahnen praktisch gleich groß und ergibt mit der von Hipparcos gemessenen trigo- nometrischen Parallaxe von 0,00511’’ ± 0,00112’’eine sehr hohe Gesamtmasse von 13,6 Sonnenmassen, wobei angesichts des Fehlers der Parallaxe und der Unsicherheit der Bahn auch ein Wert von etwa 6 Sonnenmassen möglich ist. Es kann noch Abb. 7: viele Jahre dauern, bis über den Fall ent- STT170, Bahn von Hartkopf 2000 (Periastronabschnitt), Messungen von 1975 bis schieden wird. 2003

STT170 (7h 17,6m / + 9° 18’ / 7,6 mag / Hartkopf, und Messungen sind schwierig Jahre eine sehr schnelle Bewegung von 30 7,9 mag) geworden: 2002 und 2003 war im 325- Grad pro Jahr bei weniger als 0,5’’ Von J. Mädler und Otto Struve 1844 erst- mm-Cassegrain keine eindeutige Trennung Abstand. Ich verfolge das Paar seit 1996 mals gemessen, damals im 2. Quadranten mehr möglich. Die beiden Grafiken in den und habe es bis 2003 in 34 Nächten gemes- mit etwa 0,9’’ Abstand. Der Begleiter Abbildungen 6 und 7 zeigen einmal die sen. Die Grafik in Abbildung 8 zeigt die durchlief einen weiten Bogen und erreich- Bahn von Heintz mit allen Messungen bis schnelle Winkelgeschwindigkeit um 1996, te etwa 1930 eine maximale Distanz von 1998 (Darstellung aus dem 5. Bahnkatalog die folgende rasche Zunahme der Distanz etwa 1,6’’ bei sehr langsamer Änderung von Mason und Hartkopf) sowie einen – im Frühjahr 2003 sind 1,5’’ schon fast des Winkels. Danach wurde das Paar stetig Ausschnitt der Bahn von Hartkopf mit erreicht – sowie alle Speckle-Messungen enger und erreichte etwa 1983 1,0’’. Im Messungen aus den letzten Jahren. Es ist und visuellen Messungen von W. D. Januar 1993 beobachtete ich STT170 zwei- zu erwarten, dass das Periastron innerhalb Heintz, R. Argyle und mir. mal mit dem 360-mm-Newton bei V = der nächsten 15 Jahre erreicht wird. 367x und schätzte den Abstand enger als STT363 (18h 37,4m / +77° 41’ / 7,6 mag / 1,0’’, ohne zu wissen, dass G. Popovic STF1280 (8h 55,9 m / +70° 48’ / 8,7 mag / 7,8 mag) bereits 1982 eine provisorische Bahn 8,9 mag) Zum Zeitpunkt der Entdeckung von Otto gerechnet hatte. Danach begann ich eine Zwei rote Zwerge in einer sehr exzentri- Struve 1840 noch weiter als 0,5’’, dann Mess-Serie, die bis zum Jahre 2003 30 schen Bahn mit einer Umlaufzeit von etwa über einen langen Zeitraum von 140 Jahren Nächte umfasst. Mittlerweile gibt es zwei 600 Jahren erreichten 1994.5 das Peria- enger als 0,4’’und entsprechend schwierig. neue Bahnen von W. D. Heintz und W. I. stron und zeigten Mitte der neunziger Einige Messungen zeigen auffallend große

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Abb. 8: Abb. 9: STF1280, großer Ausschnitt mit Periastron, kleiner Ausschnitt: STT363, Bahn mit Normalorten komplette Bahn mit allen Messungen bis 1998

Inkonsistenzen. Die beiden Unterriesen Rechnung nicht bekannt, allerdings ist der Messungen, grüne Kreuze visuelle vom Spektraltyp F bewegen sich in einer Fehler bei einer Öffnung von nur 0,3 Messungen. Rechts ist die Bahn mit den sehr exzentrischen Bahn. 1975 berechnete Metern angesichts der geringen Distanz Positionen 1990 bis 2016.5 dargestellt der jugoslawische Astronom D. J. Zulevic schwer einzuschätzen. (Ephemeride) sowie meine Messungen. zwei provisorische Bahnen, beide mit zu 1996 erschien BU151 im 325-mm- geringer Exzentrizität. Zum Glück wurde BU151 – β Delphini (20h 37,5m / +14° Cassegrain noch als heller Keil, seit 1999 die schnelle Annäherung 1978 – 1985 von 36’ / 4,0 mag / 4,9 mag) ist er leicht zu trennen und zu messen. McAlister durch Speckle mit 3,8 Metern Dieses bekannte helle Paar mit einer Öffnung beobachtet. Im Periastron 1986 Umlaufzeit von 26,65 Jahren wurde 1873 wären 6 Meter Öffnung für eine Messung von S. W. Burnham mit seinem 6-Zoll- notwendig gewesen, danach nahm die Refraktor entdeckt; fast 5 Umläufe sind Literaturhinweise und Internet-Links Distanz rasch zu. also beobachtet. [1] Heintz, W. D., 1967: Acta Astron. 17, 311 1993 konnte ich den Stern erstmals im Im Falle von BU151 lag eine neue Bahn [2] Alzner, A., 1998: Astron. Astrophys. Suppl. 360-mm-Newton länglich sehen. 2003, 10 von 1989 vor, die aber systematische Ser. 132, 253 Jahre später, ist er im 325-mm-Cassegrain Residuen zu vielen früheren visuellen [3] Alzner, A., 1998: Astron. Astrophys. Suppl. zu trennen, aber noch nicht leicht zu mes- Messungen und sogar zu einigen Speckle- Ser. 132, 237 sen. Die drei visuellen Normalorte 1996, Messungen an Großteleskopen nach 1990 [4] Argyle, R. W., Alzner, A., Horch, E. P., 2000 und 2003, enthalten 19 Messungen, zeigte. Meine neue Bahn von 1998 wurde 2002: Astron. Astrophys. 384, 171 16 sind von mir. 1996 habe ich die Bahn in den 5. und 6. Bahnkatalog von Mason [5] Alzner, A., 2003: The Webb Society, Double neu berechnet – sie ist in Abbildung 9 mit und Hartkopf aufgenommen und ergibt Star Section, Circular No. 11, 10 allen Normalorten dargestellt – aber die eine um 3 % kleinere Masse als das [6] Hartkopf, W. I., Mason, B. D., Worley, C. Elemente, vor allem Umlaufzeit und große Ergebnis von 1989. In der Grafik sieht E.: „Sixth Catalog of Visual Binary Stars”, Halbachse, sind noch immer unsicher. Die man links alle Messungen bis etwa 2000 Astronomy Department, U.S. Naval Hipparcos-Messung von 1991.25: 317°, (Darstellung von Mason und Hartkopf). Observatory. Regelmäßige Updates: 0,14’’ war mir zum Zeitpunkt der Die blauen, gefüllten Kreise sind Speckle- http://ad.usno.navy.mil/ad/wds/hmw5.html

VdS-Journal Nr. 15 126 BEOBACHTERFORUM + VdS NACHRICHTEN

Abb. 10: BU151, links: Bahn mit allen Messungen bis 1998, rechts: Positionen von 1990 bis 2016 und eigene Messungen

Wir begrüßen neue Mitglieder von Charlotte Wehking Nach Postleitzahlen sortiert: Uedem, (8728) Stephan Küppers, 47802 Krefeld, (8548) Rita Dönges, (8602) Denis Wallian, F-57500 Saint-Avold, (8575) Francois Scheffen, L- 47809 Krefeld, (8595) Werner Bauschmann, 48157 Münster, (8623) Lars 4974 Dippach, (8624) Mag. Jörg Hotter, A-2162 Falkenstein, (8635) Tahir Wiefel, 48157 Münster, (8591) Christian Brinkmöller, 48249 Dülmen, Saban, A-2500 Baden bei Wien, (8559) Andreas Schuart, A-4451 Garsten, (8619) Erwin Kielas, 48329 Havixbeck, (8607) Bernd Ahmann, 48565 (8631) Erich Suter, CH-2563 Ipsach, (8689) Stephan Koller, CH-3006 Steinfurt, (8527) Thomas Grunge, 49201 Dissen T. W., (8587) Alfred Bern, (8669) Peter Arnold, CH-8917 Oberlunkhofen, (8672) Erik Persson, Götting, 49393 Lohne, (8629) Jens Wöhlert, 50127 Bergheim, (8662) DK-9000 Aalborg, (8710) Ing. Huub Jacobs, NL-5627 VN Eindhoven, Mechthild Hermann, 50226 Frechen, (8564) Alexander Held, 50259 (8711) Wim Ladage, NL-5685 JE Best, (8555) Frank Berger, 01665 Pulheim, (8565) Hans-Jörg Held, 50259 Pulheim, (8650) Dieter Eckert, Klipphausen, (8541) Rainer Woytaszek, 01705 Freital, (8688) Kay G. 50259 Pulheim, (8647) Gerhard Fingerhuth, 50389 Wesseling, (8636) Dr. Hardelt, 01778 Lauenstein, (8739) André Skorna, 03048 Cottbus, (8562) Günther Spohr, 50767 Köln, (8572) Wilfried Kohtz, 50829 Köln, (8731) Dietrich Strauch, 03099 Kolkwitz, (8690) Dana Räpricht, 03172 Grabko, Oliver Zimmermann, 50858 Köln, (8568) Dr. Wolf Stelzner, 50935 Köln, (8685) Patrick Gülle, 06537 Kelbra/Kyffhäuser, (8556) Christian Wolfram, (8584) Stefan König, 51105 Köln, (8721) André Neubert, 51145 Köln, 07589 Bocka, (8583) Dr. Kurt Heinze, 07743 Jena, (8537) Dietmar (8576) Franz Jürgen Mörsheim, 51469 Bergisch-Gladbach, (8701) Asta Voerkel, 07749 Jena, (8528) Sternwarte Schneeberg, 08289 Schneeberg, Cramer, 51491 Overath, ( 8657) Dipl.-Ing. Ulli Vedder, 51766 Ründeroth, (8678) Andreas Ickelsheimer, 09573 Dittmannsdorf, (8544) Olaf (8588) Roger Neumann, 52072 Aachen, (8720) Hans Schillings, 52078 Zimmermann, 10623 Berlin, (8704) Dieter Straßmann, 12357 Berlin, Aachen, (8652) Mario Diedrich, 52152 Simmerath, (8633) Werner (8700) Dr. Axel Mellinger, 14471 Potsdam, (8682) Matthias Juchert, 14797 Schmitz, 52382 Niederzier, (8656) Jan Malejka, 52428 Jülich, (8655) Dr. Lehnin, (8530) Nikolai Wünsche, 16359 Biesenthal, (8499) Michael Horst Gonska, 53332 Bornheim, (8547) Stefan Molitor, 53534 Kießling, 21406 Melbeck, (8598) Dr. Christian Münter, 22297 Hamburg, Wiesemscheid, (8640) OStR Karl-Heinz Eckendorf, 53562 St. Katharinen, (8642) Dieter Scholze, 24568 Kaltenkirchen, (8620) Wolfgang Reichelt, (8531) Daniel Fischer, 53639 Königswinter, (8590) Harald Kavel, 53721 26826 Weener, (8730) Peter Götzenich, 27777 Ganderkesee, (8703) Dr. Siegburg, (8705) Michael Luy, 54329 Konz, (8582) Marc Schrabback, Kurt Schwender, 27798 Hude, (8612) Torsten Damme, 28755 Bremen, 56130 Bad Ems, (8538) Franz Pöpperl, 56754 Brohl, (8592) Harald Bill, (8571) Gert Rosendahl, 30629 Hannover, (8679) Axel Isermann, 30900 57078 Siegen, (8550) Reiner vom Bruch, 57548 Kirchen, (8540) Hans- Wedemark, (8637) Melanie Gola, 31141 Hildesheim, (8706) Friedhelm Werner Wiekhusen, 58119 Hagen, (8574) Peter Köchling, 59590 Gesecke, Künzel, 31199 Diekholzen, (8694) Scarlett Siedenberg, 31592 Stolzenau, (8735) Gabriele Zech, 60318 Frankfurt, (8615) Oliver Lubenow, 61250 (8613) Ralf Inhoven, 32312 Lübbecke, (8691) Klaus Burmester, 32429 Usingen, (8628) Steffen Behnke, 61276 Weilrod, (8676) Oliver Habighorst, Minden, (8641) Dipl.-Ing. Frank Bewermeyer, 33104 Paderborn, (8643) 61449 Steinbach/Ts., (8733) Gerald Stegemann, 63073 Offenbach, (8716) Alexander Boos, 33175 Bad Lippspringe, (8684) Wolfgang Dzieran, 33175 Dipl.-Phys. Volker Windte, 63165 Mühlheim, (8616) Klaus Sperling, Bad Lippspringe, (8659) Lars Kesting, 34270 Schauenburg, (8737) Gerald 63263 Neu-Isenburg, (8471) Markus Pfeifer, 63776 Mömbris, (8680) Wetzel, 35321 Laubach, (8644) Dr. Martin Otte, 34414 Warburg, (8557) Wolfgang Oeser, 63820 Elsenfeld, (8529) Jennifer Suppes, 65203 Jochen Fischer, 35581 Wetzlar, (8614) Roland Rinke, 35794 Wiesbaden, (8675) Dipl.-Ing. Thomas Loose, Oestrich-Winkel, (8681) Mengerskirchen, (8599) Rainer Miltner, 37235 Hess. Lichtenau, (8674) Oliver Breitfelder, 65527 Niedernhausen, (8666) Frank Schneider, 65719 Hans Zimmermann, 38108 Braunschweig, (8560) Karin Müller, 38350 Hofheim, (8542) Manfred Schlapbach, 65817 Eppstein-Ot., (8677) Vera Helmstedt, (8604) Heiko Langhans, 38462 Grafhorst, (8696) Eva Ponick, Dehnke, 66117 Saarbrücken, (8723) Dr. Dr. Gerhard Gampper, 67227 38678 Clausthal-Zellerfeld, (8712) Andreas Degener, 40223 Düsseldorf, Frankenthal, (8661) Uwe Klünder, 67433 Neustadt, (8670) Prof. Dr. (8579) W. Fabian Holzapfl, 40479 Düsseldorf, (8503) Dirk Otto, 41366 Rüdiger Haberland, 67705 Stelzenberg, (8724) Lothar Zeyer, 68165 Schwalmtal, (8563) Klaus Boy, 42109 Wuppertal, ( 8651) Lars Jakob, Mannheim, (8630) Joachim Keller, 68775 Ketsch, (8567) Dr. Reinhard 42477 Radevormwald, (8708) Friedhelm Mühlsiepen, 42553 Velbert, Kemper, 69123 Heidelberg, (8667) Dr. Roland Bähr, 69151 (8686) Klaus Bock, 42579 Heiligenhaus, (8713) Lothar Gussning, 44139 Neckargemünd(8618) Jürgen Schmidt, 69514 Laudenbach, (8551) Elke Dortmund, (8660) Ralf Schachtner, 44579 Castrop-Rauxel, (8632) Steven Schulz, 70329 Stuttgart, (8695) Horand Gugg, 70794 Filderstadt, (8580) Mueller, 44623 Herne, (8596) Dorothea Herberg, 44795 Bochum, (8665) Dipl.-Ing. Christof Schurr, 71336 Waiblingen, (8649) Dipl.-Phys. Matthias Sarah-Kathleen Lechelt-Becker, 44809 Bochum, (8577) Christoph Löser, Wallrauch, 72072 Tübingen, (8611) Astronomische Vereinigung Tübingen, 44809 Bochum, (8585) Dr. Peter M. Spangenberg, 44892 Bochum, (8654) 72074 Tübingen, (8594) Dr. Martin Bässgen, 72827 Wannweil, (8552) Bernhard Lebeda, 44892 Bochum, (8546) Gerd Müller, 45891 Marilia Coelho De Nardi-Falkenhain, 74906 Bad Rappenau-Bonfeld, Gelsenkrichen, (8593) Roland Plaschke, 45896 Gelsenkrichen, (8664) (8697) Andreas Bauer, 76189 Karlsruhe, (8648) Rudi Braun, 76199 Wolfgang Glogowski, 46244 Bottrop, (8645) Klaus Kalus, 46414 Rhede, Karlsruhe, (8626) Dipl.-Psychologe Arnd Ridder, 76829 Landau, (8539) (8727) Dirk Fischbach, 47259 Duisburg, (8738) Johannes Jäger, 47589 Patrick Metzger, 77977 Rust, (8709) Albrecht Neumann, 78050 Villingen-

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Schwenningen, (8581) Isabel Werche, 78199 Bräunlingen, (8638) Evelyn Englert, 87629 Füssen, (8699) Manfred Würzner, 87665 Mauerstetten, Petkow, 80637 München, (8543) Dipl.-Phys. Clemens Unckell, 81241 (8597) Dipl.-Ing. Hans-Georg Mohr, 88682 Salem, (8639) Hubert München, (8601) Heinz Schroer, 81245 München, (8549) Wolfgang Diehlmann, 89584 Ehingen, (8553) Horst Degelmann, 90537 Feucht, Kellermann, 81247 München, (8586) Eithel Albrecht, 81547 München, (8683) Bernd Lindner, 91247 Artelshofen, (8698) Dr. Ulrike Cutire, 91572 (8570) Stephen Strubel, 81549 München, (8646) Angelika Kattner, 82256 Bechhofen, (8609) Otmar Hofbeck, 92318 Neumarkt, (8722) Wolfgang Fürstenfeldbruck, (8603) Otto Schäfer, 82256 Fürstenfeldbruck, (8566) Pelka, 94315 Straubing, (8634) Jürgen Stümpfl, 94469 Deggendorf, (8673) Sternwarte Penzberg e. V., 82377 Penzberg, (8608) Michael Nowak, 83022 Sebastian Wolfrum, 95030 Hof, (8558) Rafael Koch, 95448 Bayreuth, Rosenheim, (8589) Hans Allendorf, 83620 Feldkirchen-Westerham, (8668) (8606) Stefan Ries, 95463 Bindlach, (8610) Hannes Tekloth, 95466 Dipl.-Ing. Martin Kiening, 83646 Bad Tölz, (8561) Ruth Ullmann, 84513 Kirchenpingarten, (8573) Dr. Christopher Kauffmann, 96135 Stegaurach, Töging, (8621) Ralf Kauck, 85309 Pörnbach, (8569) Andreas Müller, (8545) Jochen Snoppek, 97080 Würzburg, (8663) Reinhard Nürnberger, 85464 Finsing, (8658) Dipl.-Phys. Klaus Rohe, 85625 Glonn, (8617) Ing. 97204 Höchberg, (8605) Johannes Schüßlbauer, 97299 Zell am Main, Thomas Helmschrott, 86465 Welden, (8726) Jürgen Hilbig, 86807 (8578) Stefan Preisendörfer, 97791 Obersinn, (8717) Matthias Otte, 97980 Buchloe, (8671) Dieter Woellner, 86899 Landsberg am Lech, (8732) Dr. Bad Mergentheim, (8719) Dipl.-Ing. Rainer Zierlein, 97999 Igersheim, Monika Sprandel, 87459 Pfronten, (8627) Gerhard Seefeldt, 87600 (8554) Hartmut Helbing, 99974 Mühlhausen Kaufbeuren, (8693) Manfred Simon, 87600 Kaufbeuren, (8625) Wolfgang VdS-Fachgruppentreffen 2004

Am 12. Juni 2004 fand das diesjährige VdS-Fachgruppentreffen in Rudisleben bei Kirchheim statt. Neben Vertretern des Vorstands (Otto Guthier, Wolfgang Stei- nicke, Susanne Hoffmann) waren Referen- ten bzw. Redakteure von 13 Fachgruppen sowie der Leiter der VdS-Sternwarte Kirchheim, Jürgen Schulz, gekommen. Erstmals dabei waren Helmut Jahns (Computerastronomie) und Jens Bohle (Visuelle Deep-Sky-Beobachtung). Erstes Thema war das VdS-Journal. Hier gab es neben viel Lob auch Kritik. Leider treten immer wieder kleinere Fehler im Heft auf, die sich trotz intensiver Kon- Abb. 1: trollen aber kaum vermeiden lassen. Auch Gruppenbild auf der Sternwarte Kirchheim kommt es vor, dass Artikel, die Fach- gruppen zugeordnet werden können, von aktion. Zur Vorbereitung des Treffens Punkt: Sie verstehen sich als Leistung der diesen nicht vorab kontrolliert werden, da wurde ein Katalog von 19 Fragen zusam- VdS nach außen und innen. Einige sie direkt an die Redaktion gesendet wer- mengestellt um den aktuellen Zustand der Fachgruppen stehen untereinander in den (meist für die Rubrik „Beobachter- Fachgruppen und ihr Verhältnis zur VdS zu Kontakt und organisieren sogar gemeinsa- forum“). Hier wird es Verbesserungen beleuchten – mit interessanten Resultaten. me Projekte. geben. Allen Autoren wird dringend gera- Ein generelles Problem ist die „Mitglied- Es wurde natürlich auch über Finanzen ten, ihre Artikel über die zuständigen schaft“. Hier gibt es keine eindeutigen gesprochen. Der Vorstand prüft derzeit ob Fachgruppen einzureichen! Dies entlastet Kriterien, entsprechend schwierig ist die eine pauschale Unterstützung möglich ist, auch die Endredaktion. Zur Verbesserung Quantifizierung der Größe der Fach- was den Verwaltungsaufwand reduzieren von Bild- und Textlayout gab es nützliche gruppen und ihres Anteils an VdS- könnte. Ein weiterer Punkt waren die „FG- Anregungen. Werner E. Celnik fragte nach, Mitgliedern. Die geschätzte Gesamtzahl Poster“ für den VdS-Stand. Hier gibt es ob seine „Astronomische Vorschau“ ange- der Mitglieder aller Fachgruppen liegt bei bereits einige Beispiele. Diskutiert wurde sichts der vielen Jahrbücher sinnvoll sei. 600, wobei es Fachgruppen mit 5, aber auch der Astronomietag 2004, der am 18. Dies wurde ausdrücklich bejaht. Die auch 200 Mitgliedern gibt. Diese Angaben September stattfinden wird. Die mit dem Schwerpunktthemen für die nächsten sind aber mit Vorsicht zu genießen. „Stern“ erzielte Kooperation („Lange Ausgaben wurden festgelegt. In einem der Insbesondere dürfte die Zahl der aktiven Nacht der Sterne“) wurde allgemein als nächsten Hefte sollen die Leser über ihre FG-Mitglieder erheblich kleiner sein und große Chance für die VdS begrüßt. Meinung zum Journal befragt werden. schätzungsweise nur ca. 10 % betragen. Schließlich wurde noch der Termin für das Eine wichtige Arbeit zur Konservierung Hier liegt offenbar noch ein erhebliches nächste VdS-Fachgruppentreffen festge- der Journale hat Dietmar Bannuscher Potential, sowohl in Bezug auf die legt: Samstag, 11. Juni 2005, 11 Uhr. geleistet: ein Gesamtinhaltsverzeichnis Werbung neuer VdS-Mitglieder als auch Abschluss des Treffens bildete der traditio- aller bisher erschienen (14!) Hefte. Jost bei der Steigerung der Attraktivität der nelle Grillabend auf der Sternwarte Jahn hat die Datei mittlerweile für die Fachgruppen innerhalb der VdS. Alle Kirchheim, organisiert von Jürgen Schultz VdS-Webseite aufbereitet. Geplant ist Fachgruppen sind im Internet vertreten. und Mitarbeitern. Zu Thüringer Rostbrat- auch, ältere Journale digital zur Verfügung Viele geben ein eigenes Mitteilungsblatt wurst und Bier gab es noch reichlich Bilder zu stellen. heraus bzw. veranstalten eine regelmäßige und Videos des Venusdurchgangs zu sehen. Ein weiteres Thema war die von Wolfgang Tagung. Die Identifikation mit der VdS ist Steinicke durchgeführte Fragebogen- bei den meisten Fachgruppen ein wichtiger Wolfgang Steinicke

VdS-Journal Nr. 15 128 VdS NACHRICHTEN

Neuer Mitgliedsbeitrag ab 2005 Otto Guthier, Heppenheim

Liebe Mitglieder, Ihre Mitgliedschaft in der Vereinigung der Sternfreunde e.V. kostet Sie seit dem 1.1.2002 ganze 25,00 EUR pro Jahr; der ermäßigte Beitrag für Schüler, Studenten und Azubis beträgt derzeit 18,00 EUR pro Jahr.

Dafür erhalten Sie eine Vielzahl von Leistungen. So etwa der dreimalige Bezug unserer Mitgliederzeitschrift „VdS-Journal für Astronomie“ mit über 450 Seiten Informationen aus allen Bereichen der Amateur-Astronomie. Ihre VdS bietet darüber hinaus aber wesentlich mehr: So ist im Mitgliedsbeitrag der Bezug von Schnellcircularen bei sporadisch auftretenden Großereignissen am gestirnten Himmel, günstigere Beobachtungsaufenthalte an der VdS-Sternwarte/ Volkssternwarte Kirchheim e.V., die Internet- Präsentation der VdS und das umfangreiche Leistungspaket der 18 verschiedenen VdS-Fachgruppen mit eingeschlossen. Außerdem haben Sie einen günstigeren Eintritt bei Tagungen und Treffen der VdS oder der Fachgruppen. Wir bieten eine Palette von VdS- Produkten - von der Tasse bis zum Maus-Pad -, die Sie als Mitglied ebenfalls vergünstigt bekommen. Gleiches gilt für Abonnements von „Sterne und Weltraum“, „Astronomie heute“ oder „Star Observer“.

Mit ihrem Mitgliedsbeitrag unterstützen Sie nicht nur die bereits genannten Leistungen, sondern Sie versetzen die VdS in Lage, ihrem satzungsgemäßen Auftrag zur astronomische Volksbildung und Unterstützung der deutschen Amateur-Astronomie nachzu- kommen. Dies beinhaltet insbesondere die Jugendarbeit und Einsteigerbetreuung, den VdS-Pressedienst und natürlich den deutschen „Astronomietag“, der in wenigen Tagen, auf Initiative der VdS, zum zweiten Mal stattfinden wird.

Sie werden sich sicherlich fragen, wie dies alles zu diesem, doch recht bescheidenen Beitrag möglich ist. Ganz einfach: Die gesam- te Arbeit innerhalb der VdS wird von ehrenamtlich tätigen Aktiven geleistet; auch die Redaktion und Arbeit am Journal geschieht - von wenigen Ausnahmen abgesehen – in Selbsthilfe und ohne ein Entgelt.

Das in den letzten Jahren stark erweiterte Angebot und die vielfältigen Leistungen unserer Vereinigung haben aber auch in finanzi- eller Hinsicht ein Volumen erreicht, das ohne eine Beitragserhöhung für die nächsten zwei Jahre nicht mehr zu bewerkstelligen ist.

Die Mitgliederversammlung am 13. September 2003 in Berlin hat dem Vorstand der VdS eine Option erteilt, bei Bedarf eine Beitragserhöhung in 2005 in Höhe von maximal 5,00 EUR durchzuführen (siehe dazu auch VdSJ Nr. 13, Seite 108). Die Entwicklung in den letzten beiden Jahren zwingt den Vorstand von dieser Option Gebrauch zu machen und die Mitgliedsbeiträge für die nächsten Jahre auf folgende Beträge anzuheben:

• Mitgliedsbeitrag: 30,00 EUR/Jahr (bisher 25,00 EUR) • Reduzierter Mitgliedsbeitrag: 20,00 EUR/Jahr (bisher 18,00 EUR)

Wir bitten um Ihr Verständnis für diese Maßnahme, damit unsere Vereinigung weiterhin arbeitsfähig ist – zu Ihrem Wohl und zum Vorteil der deutschen Amateur-Astronomie. VdS-Journal Online von Jost Jahn

Der Vorstand der VdS hat in Absprache mit kann man auf jede Journalausgabe und auf Volltext (inklusive Abbildungen) in Form den Fachgruppen beschlossen, unser VdS- jeden Autor wechselweise klicken, so dass von normalen Webseiten aufzuspielen. Journal mit einer Verzögerung von 3 man schnell einen Artikel findet. Mit einer Ausgaben online in das Internet zu stellen. zusätzlichen Volltextsuche ist das Ergebnis Als Anfang steht der immer aktuelle Index fast immer zu erhalten. Eine Autoren- des Journals. Dieser steht ab sofort unter statistik, Infos zu jeder Journalausgabe, der Internet-Adresse www.vds-journal.de Titelbilder und eine Downloadmöglichkeit zur Verfügung. Dietmar Bannuscher hat runden das Angebot ab. Zusätzliche den Index erstellt und pflegt ihn. Jost Jahn Informationen zu den Autoren (Bild, verarbeitet diesen Index automatisiert mit Homepage, E-Mail, etc.) sind geplant, eigenen Programmen und stellt ihn online wobei diese zustimmen müssen. in das Internet. In den nächsten Monaten bis Ende näch- Sie können auf der Website den Index der sten Jahres sollen dann die Journale mit einzelnen Journale (auch getrennt nach einem Jahr Verzögerung zunächst als PDF Text und Bild), der Artikel, der Abbild- zum Abruf bereitgestellt werden. Abb. 1: ungen und der Autoren erforschen. Dabei Anschließend ist geplant die Artikel als Webseite www.vds-journal.de

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Leserbriefe an die Redaktion „… Ein Lob für das Journal und Euch als Redaktion muss ich noch loswerden. Ein solch vielfältiges Magazin, welches das ganze Spektrum der deutschen Amateurastronomie in voller Tiefe widerspiegelt, ist wirklich einzigartig. Die Kombination von Anfängerartikeln und anspruchsvollen Texten bietet bestimmt jedem VdS-Mitglied lohnende Lektüre. Als eingefleischter visueller Deep-Sky-Beobachter freue ich mich immer wieder über meinen eigenen Tellerrand in die anderen Fachgebiete hinein zu schnuppern und habe auch so schon einige wertvolle Anregungen gefunden. Deswegen mein ganz herzlicher Dank für Euer großes Engagement …“ Rainer Töpler, Schorndorf

Liebe Sternfreunde, ich stelle mit wachsender Tendenz bei den Aufsätzen von und für Sternfreunde fest, dass aus dem Englischen stammende Ausdrücke nicht mehr (richtig) übersetzt, sondern einfach deutsch geschrieben werden. Einige dieser Wörter haben aber im Deutschen eine abweichende Bedeutung. Für viele englische Wörter gibt es passende deutsche, aber einige Autoren verwenden nur den englischen, eingedeutschten Begriff. Ich halte diese Tendenz für unnötig, störend und vermeidbar. Teilweise verlieren Wörter und Begriffe dadurch an Substanz und Schärfe, die wir gerade bei einem naturwissenschaftlichen Hobby wie die Astronomie gelegentlich benötigen. Einige Beispiele: englisch deutsch falscher dessen Bedeutung Gebrauch to realize erkennen realisieren verwirklichen to register in Deckung bringen registrieren erfassen definition Auflösung Definition Begriffsbestimmung prominent auffällig prominent peculiar seltsam pekuliär quartz Quarz Quartz

Dann stellt sich mancher Sprachgebrauch auch inhaltlich als falsch heraus, wie z. B. die „Gravitationslinse“. Hiermit wird häufig die Mehrfachabbildung eines Quasars (…) bezeichnet. Dabei sind diese Abbildungen das Ergebnis der Wirkung einer Gravitationslinse, nicht aber die Gravitationslinse selbst, bei der es sich um einen häufig nicht sichtbaren massereichen Galaxienhaufen zwischen Quasar und uns handelt. Hier sollten wir alle genauer nachdenken, was eigentlich übermittelt werden soll. Ansonsten wird irgendwann einmal egal sein, was man schreibt, weil eh keiner mir den Text (genau) liest. Und das wäre schade! Clear Sky Hans-Günter Diederich, Darmstadt

Gerhard Schwaab, Witten, (3586) Prof. Dr. 30jährige Mitgliedschaft Jubiläen Matthias Goetz, Oppenheim, (3587) Dipl.- (2264) Dr. Rudolf Dittrich, Heilbronn, Phys. Josef Laufer, Estenfeld, (3589) (2265) Kurt Decker, Niedernhausen- Der Vorstand der Vereinigung der Stern- Michael Beck, Konstanz, (3591) Franz- Niederseelbach, (2266) Richard Pranger, freunde e. V. gratuliert folgenden Mit- Josef Heimerl, Weiden, (3594) Udo Neumarkt/Opf., (2267) Dr. Matthias gliedern zu der jetzt 20jährigen, 30jähri- Köster, Meschede-Eversberg, (3595) Rauls, Limburgerhof, (2269) Rasmus gen, 40jährigen und 50jährigen Mit- Hermann Boerjes, Westerstede, (3596) Ross, Kiel, (2273) Dietmar Staps, Wies- gliedschaft in der VdS sehr herzlich und Dipl.-Ing. Jürgen Vogel, Jüchen-Gierath, baden-Dotzheim, (2275) Robert Wurm, bedankt sich für Ihre Treue. (3598) Prof. Manfred Cuntz, USA- Kiel, (2276) Winfried Lichtscheidel, Arlington, (3601) Michael Mushardt, Friedrichshafen, (2278) Dr. Martin 20jährige Mitgliedschaft Elze/Mehle, (3602) Florian Kerber, Weigele, Bonn, (2279) Hans-Günther (Mitgliedsnummer 3533) Ulrich Bendel, München, (3603) Dr. Gunter Dorsch, Kath, Maintal, (2282) Arbeitsgemein- Reichelsheim, (3535) Heinrich Pohlabeln, Memmelsdorf, (3604) Horst Himmels- schaft Volkssternwarte Hagen, Hagen, Rhede, (3536) Roland Schneider, bach, Pforzheim, (3605) Hans Gahler, (2283) Herbet Mueller, Pellingen, (2285) Marktgraitz, (3543) Dr. Sighard Schräbler, Groß-Gerau, (3609) Georg Berchtold, Karl-Heinz Seibusch, Sprockhövel, (2300) Frankfurt, (3544) Klaus Mombächer, Seeshaupt, (3613) Thomas Ehehalt, Erlen- Ralph Sommer, Recklinghausen, (2303) Dörpen/Ems, (3546) Dipl.-Ing. Wolfgang bach, (3616) Dr. Mathias Göken, Gerhard Schnerr, Bühl, (2312) Herbert Wildmann, Offenbach/Main, (3548) Möhrendorf, (3624) Helmut Sedlatschek, Freyburger, Brackenheim, (2325) Ramond Reinhard Braden, Reiskirchen, (3549) Erdweg, (3626) Richard Masuhr, Essen, Sendelbeck, Nürnberg, (2326) Bernd Scheffold, Weil, (3553) Karl-Ernst (3631) Adam Renner, Bamberg, (3632) Vereinigung der Sternfreunde Menden e. Döttling, Haigerloch-Stetten, (3554) Prof. Jürgen Frank, Mehlmeisel, (3634) Walter V., Menden, (2333) Dr. Claus Leitherer, Dr. Ulrich Lotzmann, Dassel, (3559) Münker, Hilchenbach, (3635) Prof. Dr. USA-Baltimore, (2335) Erich Bürger, Ursula Appeltauer, Amberg, (3563) Peter Gudrun Wolfschmidt, Hamburg, (3639) Kalletal-Hohenhausen, (2342) Köster, Buxtehude, (3564) Markus Schütt, Michael Grevelhörster, Dülmen/Westf., Arbeitsgemeinschaft Walter-Hohmann- Kiel, (3571) Peter Völker, Berlin, (3575) (3640) Wolfgang Vieser, Miltenberg 1, Sternwarte Essen e. V., Essen, (2346) Dir. Thomas Lichtleitner, Bochum, (3577) (3645) Lothar Dorsch, Kemmern, (3649) Karl Mair, A-St. Johann/Tirol, (2348) Volkmar Koch, Buchloe, (3581) Bernd Günter Jacobs, Buchholz/Nordheide, (3659) Horst Gers, Meschede, (2351) Freiherr- Wippich, Gelsenkirchen, (3583) Prof. Dr. Dr. Matthias Dietrich, Eschwege, (3662) von-Stein-Schule, Fulda, (2352) Dr. Jörg Link, Rockenberg, (3584) Dr. Jan-Hendrik Hagemeister, Heikendorf Florian Banhart, Essenheim, (2354) Klaus

VdS-Journal Nr. 15 130 VdS NACHRICHTEN

Büchele, Konstanz, (2356) Michael 40jährige Mitgliedschaft Dortmund e. V., Dortmund, (251) Olbers- Möller, Timmendorfer Strand, (2362) Prof. (1179) Klaus Freiburg, Waakirchen, Gesellschaft e. V., Bremen, (253) Dipl.- Dr. Thomas Eickhoff, Bingen, (2367) Dr. (1182) Ernst Fleischer, Soest, (1185) Dr. Ing. Ernst-Jochen Beneke, Stuttgart, (270) Günter Grampp, A-Graz, (2372) Herbert Gerd Weigelt, Bonn, (1188) Albert- Wolfgang Sorgenfrey, Offenburg Lehmeier, Igensdorf/Stöckach, (2374) Einstein-Gymnasium, Ravensburg, (1207) Fred Fraunhofer, Triftern, (2378) Volks- Dr. Ing. Karl-Friedrich Ebert, Kaisers- Ehrenmitglieder sternwarte Ennepetal e. V., Ennepetal, lautern, (1239) Herbert Kuhl, Lahnstein, (14) Dipl.-Kfm. Günter Dietmar Roth, (2380) Jürgen Mattes, Datteln, (2384) (1245) Dietrich Titze, Renningen-Malms- Icking/Isartal, (16) Edgar Mädlow, Berlin, Dipl.-Phys. Peter Riepe, Bochum, (2385) heim, (1256) Dipl.-Ing. Karl-Heinz (55) Hans Oberndorfer, München, (994) Michael Krause, Bad Aibling, (2393) Dr. Woelfer, Oberhausen Dr. Karl Schaifers, Heidelberg, (8535) Josef Loserth, Kerken, (2397) Heinz Hildegard Plötz, Haar Kerner, Faßberg, (2402) Andreas Kamme- 50jährige Mitgliedschaft rer, Ettlingen, (2405) Andreas Schuster, (224) Werner Steg, Bergisch-Gladbach Schweinfurt Bensberg, (228) Astronomischer Verein

Ein volkstümlicher Schriftsteller Max Gerstenberger (30.8.1921 - 28.7.2003) von Ernst-Jochen Beneke

Fragt man nach den Namen derer, die zur mit dem „Himmelsalmanach“. Popularisierung der Astronomie in Bekannt war Max Gerstenberger vor allem Deutschland im 20. Jahrhundert beitrugen, auch dem Hörerpublikum von Volkshoch- so fallen einem für deren erste Hälfte die schulen und Vortragsserien zwischen Namen M. Wilhelm Meyer, Bruno H. Flensburg und Füssen, Aachen und Berlin Bürgel und Robert Henseling ein. In der (West). Das war in einer Zeit der Dia- zweiten Hälfte ist Max Gerstenberger einer Lichtbild-Veranstaltungen, bevor das derjenigen, die vielen Menschen die erste Fernsehen diese verdrängte. Diese Reisen Begegnung mit der Welt der Sterne leicht bildeten aber die Existenzgrundlage des machten. Autodidakten, der sich selbst als Schrift- Das war vor allem einer regelmäßig steller verstand. erscheinenden Veröffentlichung zu verdan- Der gebürtige Ulmer (die Eltern stammten verletzung 1944, ein „Heimatschuss“, ken, die aufgrund der guten Präsenz des aus Riesa und Leipzig) lebte ab 1928 in sorgte für einen Lazarettaufenthalt, der ihn Verlags Franckh-Kosmos in den deutschen Stuttgart in der elterlichen Wohnung in die Nähe Stuttgarts brachte. So war er Buchhandlungen für eine gehörige Leuschnerstrasse 51, eine Adresse, die ab 1945 wieder in der Heimat. Verbreitung seiner Verlagsprodukte aller 1950 für vier Jahrzehnte die Geschäfts- Max Gerstenberger gehörte zum aktiven Art sorgte. Hierzu gehört das „Himmels- stelle des Vereins Schwäbische Sternwarte Kreis der Mitarbeiter der Sternwarte, der jahr“, das jedes Jahr dem wissbegierigen e.V. beherbergte. Denn in diesem Jahr die Wiederherstellung der Sternwarte Laien Auskünfte über die monatlichen wurde er Geschäftsführer des Vereins, dem besorgte, so dass diese schon im Herbst Erscheinungen am Sternhimmel gibt. jede Bürokratie zuwider war: „Machets net 1947 ihre Kuppel wieder öffnen konnte. In 1940/41 erschien es erstmals in der so bürokratisch!“ war seine Mahnung. der „Stuttgarter Zeitung“ versah er über Nachfolge von Henselings „Sternbüch- Zur Astronomie kam Max Gerstenberger Jahrzehnte die astronomische Berichter- lein“ (1910-1953) mit verschiedenen 1938 beim Besuch des Stuttgarter stattung und an der Volkshochschule hielt Autoren. Ab 1949 wurde es 33 Mal bis Planetariums im Hindenburgbau, dem er Dia-Vorträge. In Wort und Schrift ver- 1981 von Max Gerstenberger im Allein- Bahnhof gegenüber gelegen. Hier wurde er mied er jede Art von Trockenheit, sie wie- gang bearbeitet. Damit war der Name des gleich als Hilfskraft für die Sternwarte sen seine besondere Humorigkeit aus. Er Autors auf dem Buchmarkt präsent. Wie er Stuttgart auf der Uhlandshöhe angeheuert. war ein heiterer Mensch, beliebt im Kreis gehörten vor ihm auch Meyer und Sein Berufsziel aber war, Maschinenbau der Stuttgarter Sternfreunde, die ihn „unser Henseling zu den Autoren des Kosmos- zu studieren. Nach der Realschule mit Max“ nannten. Verlags. Mittlerer Reife machte er eine dreijährige Ein Beinbruch bei Glatteis im Winter 1981 Von Max Gerstenberger gibt es Buchaus- Feinmechanikerlehre bei der Firma Fein, in setzte seiner Beweglichkeit ein Ende. Die gaben mit dem Titel „Kometen“, ein der der Vater Werkmeister war. Nach dem Zeiten hatten die Ansprüche sehr verän- Kosmos-Bändchen als Beigabe zur Zeit- Abschluss 1942 wurde er sofort eingezo- dert. Von 1986 bis zu seinem Lebensende schrift im Jahr 1951, sowie „Himmels- gen und kam zur Lufthansa auf dem wohnte er in einem modernen Wohnheim, kunde“, 1969 im Fackel-Verlag und Flughafen Echterdingen. Dann schaffte ihn seine Beweglichkeit reduzierte sich mehr „Astronomie des Alltags“, 1976 im die Wehrmacht in der Flugabwehr der 67. und mehr auf die Wohnung. Seine letzte Franckh-Kosmos-Verlag erschienen. 1981/ Panzerdivision an die Ostfront, an der er Ruhestätte fand er am 1. August 2003 auf 82 machte dieser einen einmaligen Versuch zweimal verwundet wurde. Die Bein- dem Waldfriedhof in Stuttgart.

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AKM-Frühjahrsseminar 2004 von Jürgen Krieg

In diesem Jahr fand das Seminar des eingerichtet wurde. Auf den Fotos, die alle damit erste Untersuchungen der Arbeitskreises Meteore e.V. (AKM) vom 10 Minuten aufgenommen werden, sind Ekliptikalmeteorströme anzustellen. Erste 26. bis 28. März in Mühlleithen im auch Halos zu sehen. Eine weitere denkbare Ergebnisse stellte er in einem Vortrag vor. Erzgebirge statt. Der Klingenthaler Orts- Einsatzmöglichkeit wäre die Beobachtung Nach dem Abendessen gab es dann noch teil war allerdings am Freitagabend nicht von Polarlichtern und nachtleuchtenden einen Vortrag von Jürgen Krieg. Er zeigte ganz so einfach zu erreichen. Eis und Wolken. Dias von Regenbögen, Halos, Glorien, Schnee versuchten das Treffen zu verhin- Blitzen, Polarlichtern und Kometen, die er dern, was jedoch misslang. Bei den beiden folgenden Vorträgen ging in den letzten 10 Jahren aufgenommen hat. Nach dem Abendessen begann das es um die Videometeorbeobachtung. Jörg Den Sonntagmorgen begann Ulrich Seminar, zu dem 31 Personen und der Strunk gab eine mögliche Erklärung dafür, Sperberg mit einem Vortrag zum Thema Fachreferent angereist waren, mit dem warum man bei einer Mintron-Kamera mit Meteoritenfälle in den Jahren 2002 bis Fachvortrag. Jürgen Hamel von der 8-mm-Objektiv mehr Meteore sieht als bei 2004. Dabei schilderte er auch, dass es Archenhold-Sternwarte Berlin berichtete Benutzung eines 6-mm-Objektivs. Seiner immer wieder vorkommt, dass ein über den Aberglauben in früheren Zeiten. Meinung nach könnte die unterschiedliche Meteoritenfall nur vorgetäuscht wird. In In seinem Vortrag mit dem Titel „Meteore, Ausrichtung am Himmel die Ursache sein. seinem zweiten Beitrag berichtete er über Halos, Polarlichter und Kometen – atmos- Im folgenden Vortrag berichtete Sirko eine von ihm erstellte Literaturdatenbank. phärische Erscheinungen als Schreckens- Molau über Probleme bei der Automa- In ihr hat er Literatur über Meteoriten, zeichen in vergangenen Zeiten“ ging er tisierung von Meteorbeobachtung mit Meteore und Meteoritenkrater zusammen- dabei besonders auf die Beobachtungen Kameras. Wetterschutz, störendes Mond- gestellt. ein, die auch im AKM die Schwerpunkte licht (für Bildverstärker), Sonnenlicht und bilden. Wolken müssen berücksichtigt werden. Nach der Kaffeepause begann der zweite Fazit: Die perfekte Lösung für alle Ausflug zum Waldpark Grünwald. Dort ist Der Samstagmorgen begann mit Bilder- Probleme gibt es noch nicht. ein Testmodul der ehemaligen sowjeti- buchwetter. Aufgrund der Schneefälle an Nach dem Mittagessen war dann der erste schen/russischen Raumstation MIR anzu- den vorherigen Tagen und einem wolken- Ausflug geplant. Es ging zur „Deutschen schauen. In einem halbstündigen Vortrag losen Himmel, war eine perfekte Winter- Raumfahrtausstellung“ im Nachbarort wurden noch einmal die wichtigsten landschaft vor dem Hotel zu bestaunen. Da Morgenröthe-Rautenkranz. Im Rahmen Ereignisse zur Raumstation aufgezählt. das Vortragsprogramm jedoch weitere einer Führung wurde nicht nur die Danach konnte man sich das Testmodul in Höhepunkte versprach, musste der Geschichte der Raumfahrt wieder leben- aller Ruhe aus der Nähe ansehen und ein Spaziergang im Schnee auf unbestimmte dig, sondern sie zeigt auch den von den Gefühl dafür bekommen, wie die Zeit verschoben werden. Kurz nachdem beiden deutschen Staaten geleisteten Kosmonauten an Bord der MIR gelebt und Wolfgang Hamburg mit dem Abspielen Beitrag. Dabei steht der Flug von Sigmund gearbeitet haben. Mit einem gemeinsamen seiner Filme über Polarlichtbeobachtungen Jähn im Vordergrund, ist er doch in diesem Mittagessen wurde das Seminar dann begonnen hatte, war die Winterlandschaft Ort geboren. beendet. vergessen. Mit Hilfe seiner Mintron- Kamera hatte er die Polarlichter an Nach der Rückkehr und der Mitglieder- Himmelfahrt und im Oktober letzten versammlung ging es mit dem Thema SAMBA = Jahres in Farbe auf die Festplatte gebannt. Leonidenbeobachtung weiter. Bernd South America Mount Brasilian Da er nur jedes 30. Bild für die Filme Gährken hat 2002 mit einer Mintron- Astronomyfactory benutzt hatte, konnten die Zuschauer die Kamera Beobachtungen in der Nähe des Polarlichter im Zeitraffer verfolgen. Carla Alto/Spanien durchgeführt. Leider Immer beliebter wird es, Aufnahmen mit war das Wetter mit etwa 50 % Bewölkung CCD-Kameras zu machen. Nicht nur nicht optimal. Trotzdem konnte er ein- Wolfgang Hamburg zeigte einige drucksvolle Filmsequenzen mit bis zu 11 Polarlichtaufnahmen, die er mit so einer Meteoren gleichzeitig vorstellen. Daniel Kamera gewonnen hatte, sondern auch der Fischer schloss sich mit einem eher per- nächste Vortragende, Georg Dittie. Er sönlichen Bericht über seine fünf Jahre der hatte seine Bilder zu einem kurzen Film Leonidenbeobachtung (1998-2002) an. zusammengefügt und stellte die Noch einmal ging es dann um Video- Ergebnisse seiner Polarlichtbeobachtun- meteore. Sirko Molau zog ein Resümee gen vom Oktober und November 2003 vor. über fünf Jahre AKM-Videokameranetz. Der zweite Vortragsblock begann mit Innerhalb dieses Zeitraums wurde in mehr André Knöfel. Er berichtete über den als 90 % der Nächte beobachtet. Die „Whole Sky Imager“, eine CCD-Kamera Datenbank enthält mittlerweile über mit Fischaugenobjektiv zur Atmosphären- 106.000 Meteorsichtungen aus dem „Da hast du’s, MOS … ‘ne Montierung aus Südamerika … das konnte ja nicht beobachtung, die am Observatorium Zeitraum 1993-2003. Rainer Arlt hat sich gut gehen … die haben in Rio die Kisten Lindenberg des Deutschen Wetterdienstes diese große Sammlung vorgenommen, um vertauscht!!!“

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Komet C/2002 T7 (LINEAR) In Europa war der Komet leider nur bis Ende Februar zu beobachten, dann verschwand er Richtung Südhimmel. Dort präsentierte er sich jedoch recht imposant, wie die Aufnahmen unserer Mitglieder zeigen. Die Redaktion

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Abb. 1 (linke Seite, oben links): Komet C/2002 T7 (LINEAR) am 20.2.2004 um 19:26 UT. Aufnahme mit einem Bresser Schmidt-Cassegrain-Teleskop 220 / 1880 mm, Werner E. Celnik belichtete 55 Minuten auf Fujichrome ISO 400 Farbdiafilm (6x6). Die Belichtung endete 2° über dem Horizont. Beobachtungsort Nähe Prüm / Eifel

Abb. 2 (linke Seite, oben rechts): Komet C/2002 T7 (LINEAR) am 13.5.2004 um 4:57 OZ, 7 Minuten belichtet mit Schmidt-Kamera 1:1,7 / 300 mm auf Kodak Technical Pan 6415 S/W-Film (hyp.). Beobachtungsort: Farm Amani / Namibia, Bildautor Otto Guthier, Heppenheim

Abb. 3 (linke Seite, unten): Mit C/2002 T7 (LINEAR) im Sternbild Canis Major und C/2001 Q4 (NEAT) im Sternbild Lynx gleich zwei helle Kometen auf einem Bild: Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg und Volker Robering verwendeten dazu ein Superweitwinkel-Objektiv 1:3,5 / 30 mm (Blende 4,0). Gleichzeitig konnten sie mit der eingesetzten Pentax-67- Mittelformatkamera auf Fujichrome ISO 400 Farbdiafilm die Milchstraße, das Zodiakallicht und den Planeten Jupiter im Sternbild Leo festhalten. Datum: 21.5.2004, ab 17:35 UT, Belichtungszeit 40 Minuten, Beobachtungsort: Farm Amani, Namibia.

Abb. 4 (oben): Komet C/2002 T7 (LINEAR) bei Sirius und dem offenen Sternhaufen M 41 im Sternbild Canis Major am 22.5.2004 um 19:04 OZ, 11,5 Minuten belichtet mit Schmidt-Kamera 1:1,7 / 300 mm auf Ektachrome 200 Farbdiafilm. Beobachtungsort: Farm Amani / Namibia, Bildautor Otto Guthier, Heppenheim

Abb. 5 (rechts): Komet C/2002 T7 (LINEAR) passiert den offenen Sternhaufen M 41 im Sternbild Canis Major am 22.5.2004. Der gezeigte Bildausschnitt beträgt ca. 2,1° x 7°. LRGB Mosaikbild aus 10 Frames, aufgenommen mit einer ST-10 XME CCD-Kamera an einem Pentax SDUF2 Refraktor (Brennweite 400 mm, f/4). Die Farbe steuerte ein Farbdia bei: 20 Minuten belichtet auf Fujichrome ISO 400 bei 300 mm Brennweite. Beobachtungsort: IAS-Sternwarte in Namibia (www.ias-observatory.org), Bildautoren: Andreas Masche und Carsten Jacobs. (Norden ist rechts) 134 IMPRESSIONEN

Komet C/2001 Q4 (NEAT)

Dieser in der Öffentlichkeit leider nicht sehr beachtete Komet, litt unter dem nur Abb. 1 (links): mäßigen Wetter in Deutschland, obwohl er eine Maximalhelligkeit von 3,0 mag und C/2001 Q4 (NEAT) am 12.5.2004 um eine unter dunklem Himmel visuell erkennbare Schweiflänge von bis zu 7° erreichte 18:50 Ortszeit, Otto Guthier aus (vgl. „Schweifstern“, Mitteilungsblatt der VdS-Fachgruppe Kometen, Ausgabe 107). Heppenheim belichtete 13 Minuten mit Zahlreiche Sternfreunde begaben sich deshalb in südliche Gefilde, wo sich bessere einer Schmidt-Kamera 1:1,7 / 300 mm Beobachtungsbedingungen boten. Hier die Aufnahmen und Zeichnungen, die mit auf Kodak Technical Pan 6415 (hyp.), Beobachtungsort war die Farm Amani / mal mehr, mal weniger aufwändiger Ausrüstung erzielt werden konnten. Viel Spaß Namibia. (Bildorientierung: Norden beim Betrachten! rechts) Die Redaktion Abb. 2 (unten): C/2001 Q4 (NEAT) am 14.5.2004 um 20:54 UT, 4 x 2 Minuten belichtet von Waldemar Skorupa mit einer Digitalkamera EOS 10D (Einstellung ISO 1600) an einem 135-mm-Objektiv (Canon-EF) bei Blende 4. Der Beobachtungsort lag in Südfrankreich. (Bildorientierung: Norden rechts unten)

Abb. 3 (oben): C/2001 Q4 (NEAT) am 10.5.2004 um 21:00 UT, Zeichner Christian Harder aus Fintel gelang an diesem Tag die erste Sichtung von Europa aus. Er beobachtete mit einem 10-Zoll-Newton bei V = 68x. Die Details beim „False Nucleus“ erkannte er bei V = 187x.

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Abb. 4 (oben): C/2001 Q4 (NEAT) am 14.5.2004 um 21:07 UT, Thomas Payer in Essen belichtete mit einer ST6-CCD-Kamera 7 Einzelbilder mit je 40 Sekunden an einem 12,5-Zoll-Newton-Teleskop (f/5,7). Die Bildaddition erfolgte mit Astrometrica. Deutlich erkennbar ist die Schalenstruktur der inneren Koma. (Bildorientierung: Norden rechts)

Abb. 5 (rechts): C/2001 Q4 (NEAT) am 15.5.2004 beim Vorübergang an M 44. Es handelt sich um ein Mosaikbild aus 4 Frames, Bildausschnitt ca. 1,8° x 4°, aufgenom- men mit einer ST-10 XME bei 400 mm Brennweite (Pentax SDUF2 Refraktor, 400 mm, f/4). LRGB-Bild, nachgeführt auf den Kometenkern, die Farbkanäle wurden mit Astronomik-Filtern (Typ 2) aufgenommen. Belichtung der einzel- nen L-Frames jeweils 2 Minuten, der Farbkanäle jeweils 1 Minute. Beobachtungsort: IAS-Sternwarte in Namibia (www.ias-observatory.org). Bildautor: Andreas Masche. (Bildorientierung: Norden rechts) 136 IMPRESSIONEN

Abb. 6 (oben links): C/2001 Q4 (NEAT) am 15.5.2004, 20:29 bis 20:38 UT, Canon EOS 300D, Einstellung ISO 800, 10x30 Sekunden, APQ 130/1.000 mm, UVIR-Cut Filter, gestacked mit Registax 2.1.13.0 und etwas geschärft. Aufnahme von Gabriele Ackermann, Ditzingen. (Bildorientierung: Norden rechts)

Abb. 7 (oben mitte): C/2001 Q4 (NEAT) am 15.5.2004, als er unmittelbar neben M 44 stand. Dazu wurden ca. 40 Einzelbilder mit einer Digitalkamera Canon Eos 300d mit GIOTTO gemittelt sowie kontrastverstärkt. Die Aufnahmebedingungen waren sehr schlecht, knapp über einem 300 Meter entfernten beleuchteten Industriekomplex. Objektiv Pentacon Six 300 mm bei Blende 4. Je Einzelbild 30 Sekunden belichtet. Bildautor: Josef Schäfer, Betzdorf/Sieg. (Bildorientierung: Norden rechts)

Abb. 8 (oben rechts): C/2001 Q4 (NEAT) zieht an M 44 (Praesepe) vorbei, Aufnahme am 15.5. 2004 um 21:00 UT mit Kamera Pentax ME, Objektiv 50 mm (Blende 2,4) und 2fach- Telekonverter, visuelle Grenzgröße ca. 3,5 mag (mitten in Köln), nachgeführt per „Piggy Back“ auf einem 114-mm- Newton-Teleskop, 3 Minuten belichtet auf Fujichrome ISO 100 Farbdiafilm, Bildautor: Wilfried Kohtz, Köln. (Bildorientierung: Norden oben rechts)

Abb. 9 (rechts): C/2001 Q4 (NEAT) am 15.5.2004 um 21:46 (UT?), 90 Sekunden belichtet mit 10-Zoll-Newton-Teleskop (f/4,5) mit einer Digitalkamera Canon EOS 300D (Einstellung ISO 800), Einzelbild ohne Nachbearbeitung (nur Tonwertkorrektur). Bildautor: Klaus Weyer, Solingen. (Bildorientierung: Norden rechts)

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Abb. 10: C/2001 Q4 (NEAT) bei Sternhaufen M 44 am 15.5.2004, Objektiv Carl-Zeiss Jena Sonnar 300 mm (f/4), abgeblendet auf Blende 5,6, 6 Minuten belichtet auf Fujichrome ISO 400 Farbdiafilm, auf den Kometen nachgeführt mit Maksutov 100/1.000 mm („Russentonne“) und Autoguider SBIG ST4. Aufnahmeort: Haan/Rheinland (diesiger Vorstadthimmel, der Komet stand genau über der Licht- und Dunstglocke von Düsseldorf). Bildautor: Stefan Ueberschaer, Erkrath/Hochdahl. (Bildorientierung: Norden rechts)

Abb. 11: C/2001 Q4 (NEAT) am 16.5.2004, LRGB-Mosaikbild aus 5 Frames (Bildausschnitt ca. 2,1° x 6°), aufgenommen mit einer ST-10 XME bei 400 mm Brennweite (Pentax SDUF2 Refraktor, 400 mm, f/4), Farbkanäle mit Astronomik Filtern (Typ 2) aufgenommen, Belichtung der einzelnen L-Frames jeweils 2 Minuten, der Farbkanäle jeweils 1 Minute. Beobachtungsort: IAS-Sternwarte in Namibia (www.ias-observatory.org). Bildautor: Andreas Masche. (Bildorientierung: Norden rechts)

Abb. 12: C/2001 Q4 (NEAT) am 16.5.2004, 20:54 bis 21:02 UT und 21:04 bis 21:12 UT. Gesamtbelichtungszeit: 20 x 30 Sekunden, insgesamt 10 Minuten. Aufnahmeoptik: Astro- Physics Starfire EDFS 130 mm (f/6) mit Flat Field Corrector. Canon 10D Digitalkamera, Chipgröße 15,1 mm x 22,7 mm, Aufnahme im Raw-Modus, Einstellung ISO 800, Kalibrierung und Stacking mit der Software ImagesPlus 1.72. Glättung des Hintergrundes mit NeatImage 1.17. Bildautor: Bernd Koch, Sörth/ Westerwald. (Bildorientierung: Norden rechts) 138 REZENSIONEN

Ron Wodaski, The New CCD Astronomy 476 Seiten, durchgehend mit S/W-Grafiken und Bildern, New Astronomy Press 2002, ISBN 0-9711237-0-5

Die aktuelle Aus- nische Hilfsmittel benutzt werden. Einige nachher softwaremäßig zu einem Farbbild wahl an Literatur CCD-Programme bieten spezielle Fokus- zusammengesetzt werden. zum Thema siertools von der einfachen Analyse des Den Abschluss des Buches bildet eine CCD beschäf- aktuellen Bildes bis hin zur vollautomati- Einführung in die Bildverarbeitung am PC. tigt sich primär schen Scharfeinstellung. Wodaski erklärt Objektbezogen gibt der Autor Tipps zur mit der Kame- dabei nicht nur die Theorie, sondern stellt Bildverarbeitung mit CCD- und zu „nor- ratechnik oder auch aktuelle Produkte vor. Ein weiteres maler“ Bildbearbeitungssoftware. Zusätz- der anschlies- Kapitel behandelt die während der lich zum Buch erwirbt der Käufer die senden Bild- Aufnahme erforderliche Nachführung, die Möglichkeit, sich auf der Verlagshome- verarbeitung. in der Regel wegen der Ungenauigkeiten in page diverse Tutorials anzusehen oder an Ron Wodaski der Hardware ständig korrigiert werden einem Diskussionsforum mit dem Autor konzentriert muss. Der Autor untersucht dabei die von teilzunehmen. sich dagegen vor allem den verschiedenen Kameraherstellern an- Ron Wodaski schafft es in seinem Buch, auf die Bildaufnahme, ohne aber die bei- gebotenen Autoguider auf ihre Tauglich- sein kompetentes Wissen leicht verständ- den zuvor genannten Bereiche zu vernach- keit und gibt dem Leser Hinweise zur lich zu vermitteln. Dabei können auch lässigen. Ziel eines jeden Astrofotografen Steigerung der Genauigkeit. erfahrene Astrofotografen von den vielen sind gute Aufnahmen. Doch um dabei ein Die angefertigten CCD-Aufnahmen kön- praxisnahen Tipps profitieren. Eine weite- optimales Ergebnis zu erzielen, müssen die nen durch weitere Korrekturbilder wie re Stärke des Buches ist die Verknüpfung erforderlichen Bedingungen geschaffen Dunkelbilder und Flatfields verbessert von derzeit angebotener Hardware mit werden. Neben einer aufeinander abge- werden. Ron Wodaski erklärt die aktueller Software, die allerdings teilweise stimmten Ausrüstung ist aber auch das Erfordernis solcher Korrekturbilder und schnell veraltet sein wird. Leider be- Können des Astrofotografen von entschei- beschreibt sehr detailliert deren Anferti- schränkt sich der Autor bei der Programm- dender Bedeutung. gung und anschließende Verarbeitung im auswahl nur auf teure kommerzielle Erste Probleme treten meist beim Fokus- Computer. Für den fortgeschrittenen Produkte, obwohl der Freewaremarkt auch sieren auf, weshalb der Autor sehr intensiv Astrofotografen wird ferner die Anferti- einiges zu bieten hat. auf diesen Themenbereich eingeht. Neben gung von Farbaufnahmen behandelt. Mit der visuellen Beurteilung durch den entsprechenden Farbfiltern werden die Stefan Ueberschaer Amateurastronomen können auch elektro- Farbkanäle einzeln aufgenommen, die Ronald Stoyan, Fernrohr-Führerschein in 4 Schritten 126 Seiten mit 131 Bildern und Grafiken, 42 Tabellen, Oculum-Verlag, ISBN 3-9807540-4-9

Wer den Titel des Buches zum ersten Mal schätzen) erklärt, welche Leistungen bei liest, stellt sich vielleicht die Frage: den verschiedenen Teleskopen und Beob- Braucht man jetzt schon für ein Fernrohr achtungsbedingungen zu erwarten sind. einen Führerschein? Nein, das ist natürlich Einige wichtige Tipps zur Justierung und nicht nötig. Aber für einen frisch gebacke- Optikpflege ergänzen dieses Kapitel. In nen Fernrohrbesitzer ist es ratsam, eine Schritt drei (das Fernrohr benutzen) wird Anleitung für die wichtigsten Schritte am auf die richtige Vorbereitung zum Beob- Anfang zu haben. Dafür ist dieses Buch achten, der Beobachtungsplatz, das gedacht. Aufbauen und Ausrichten des Instruments Beim ersten Schritt (Fernrohr kennenler- und verschiedene Tricks zum Aufsuchen nen) wird auf die drei Komponenten Optik, der Objekte eingegangen. Auch auf die diese Objekte in einem kleinen Teleskop Montierung und Stativ eingegangen. Es „Kunst“, die Beobachtungen durch Zeich- sieht. Da das Buch eine Spiralbindung hat, beschreibt die üblichen Amateuroptiken nen festzuhalten und das wichtigste zum kann es leicht neben dem Teleskop ver- und welche Montierung für welche Einstieg in die Astrofotografie kommt zur wendet werden. Im Anhang findet man Anforderungen am praktischsten ist. Es Sprache. Der vierte Schritt beinhaltet die noch Literaturhinweise. wird ebenfalls erwähnt, welches Teleskop- Beobachtung von astronomischen Objek- Das Buch ist für Einsteiger geschrieben, zubehör nötig und nützlich ist und welche ten. Man bekommt Tipps zur Mond-, die sich erstmals ein Teleskop der unteren Okulare man braucht. Es wird auch auf die Sonnen-, Planeten- und Kometenbeob- bis mittleren Preisklasse anschaffen. Der Sonnenbeobachtung eingegangen und was achtung. Bei den Deep-Sky-Objekten sind erfahrene Teleskopbesitzer wird in diesem man dabei unbedingt beachten sollte. Der die wichtigsten aufgeführt und zu jedem Buch allerdings nicht viel Neues finden. zweite Schritt (die Fernrohrleistung ein- Objekt ist eine Zeichnung dabei, wie man Herbert Zellhuber

VdS-Journal Nr. 15 VORSCHAU 139

Vorschau auf astronomische Veranstaltungen von Werner E. Celnik

Fr. 10. – So, 12.9.2004 Fach- und Amateurvorträge über Veränderliche Sterne und CCD- 4. AIP e.V. – Teleskopmeeting Beobachtung Ort: Gasthof „Alpe” (1.122 m NN), Mitter- Ort: VHS Göttingen firmiansreut, 94158 Phillipsreut / Bay. Veranstalter: Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Wald Veränderliche Sterne e.V. (BAV) Veranstalter: Astronomische Interessengemeinschaft Info und Anmeldung: BAV, Gerd-Uwe Flechsig, Malchiner Str. 3, Passau e.V. D-17166 Teterow, Tel./Fax 03996 / 174782, Info und Anmeldung: www.aip-passau.de, Andreas Hattinger, E-Mail: gerd-uwe.flechsig@chemie. Tel. 0171 / 8802039 uni-rostok.de, www.bav-astro.de

Fr. 10. – So, 12.9.2004 Fr. 15. – So. 17.10.2004 5. Herzberger Teleskoptreffen HTT RAN – Starparty der West-Schweiz mit 42-Zoll-Riesendobson, Händlerpräsentationen, Vorträge im Ort: Neuchatel, Schweiz Zeiss-Planetarium Info: E-Mail: [email protected] Ort: Herzberg, an der Bahnsdorfer Jagdhütte - 90 km südl. von Berlin Sa. 23.10.2004 Info: [email protected], Tel. 0531 / 2317815 1. VdS-Tagung Geschichte der Astronomie Ort: Volkshochschule Göttingen (Nähe Hbf) Fr. 10. – Sa, 18.9.2004 Beginn: 10:00 Uhr Südbrandenburger Sternennächte Veranstalter: VdS-Fachgruppe Geschichte der Veranstaltungswoche von Sternwarte und Planetarium Herzberg Astronomie sowie der Privatsternwarte Dr. Hänßgen Info: www.vds-astro.de/fg-geschichte Orte: Bahnsdorfer Jagdhütte bei Herzberg, Anmeldung: für Teilnahme und Vorträge bei Plessa, Wolfgang Steinicke, Gottenheimer Str. 18, jeweils 90-100 km südl. von Berlin 79224 Umkirch, Tel. 07665 / 51863, Info: [email protected], Tel. 0531 / 2317815 E-Mail: [email protected]

Do 16. - Sa 18.9.2004 Fr. 29. – Sa. 30.10.2004 3. Amateur-Teleskoptreffen il mirasteilas 3. Radebeuler Beobachtertreffen Ort: Falera, Graubünden, Schweiz Ort: Volkssternwarte Radebeul Info: www.mirasteilas.net, Tel. José De Queiroz: Infos / Anmeldung: Robert Gehlhaar, Feuerbachstr. 3, 0041-(0)81/9213048, 01219 Dresden, Tel. 0351 / 7994078, Tel. Manuel Tönz: 0041-(0)81-2851209, E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Sa. 13. – So. 14.11.2004 Fr 17. - So 19.9.2004 Große Astronomie-Ausstellung 11. Schwäbisches Amateur- und Fernrohrtreffen SAFT Ort: Foyer des Westfälischen Ort: Roßberg bei Reutlingen-Gönningen Naturkundemuseums / Planetarium Veranstalter: Sternwarten Albstadt, Reutlingen, Münster Tübingen Zeit: Sa: 14 – 18 Uhr, So: 9 – 18 Uhr Info: Sternwarte und Planetarium, Veranstalter / Info: Sternfreunde Münster e.V., Hartmannstraße 140, D-72458 Albstadt- Verein für Astronomie, Sentruper Str. 285, Ebingen 48161 Münster, Tel. 0251 / 5916073 (bitte adressierten und mit 0,55 € frankier- ten Rückumschlag beilegen!) Sa. 13. – So. 14.11.2004 Astromarkt in Durmersheim Fr 17. - So 19.9.2004 Am Sa. Regionaltagung der Sternwarten und Vereine der 20. Internationales Teleskop-Treffen Umgebung Ort: Emberger Alm, Kärnten, Österreich Ort: Littlehamptonhalle in Durmersheim Info: Wolfgang Ransburg, Wasserburger Zeit: Sa: 11 – 17 Uhr, So: 11 – 16:30 Uhr Landstraße 18a, D-81825 München, Veranstalter: Sternfreunde Durmersheim und Umgebung Tel./Fax 089 / 425 531, e.V. E-Mail: [email protected] Info: Tel. 07245 / 937594, 07224 / 50932, E-Mail: [email protected], Sa, 18.9.2004 [email protected] 2. Astronomietag in Deutschland Ort: Deutschlandweit Sa. 20.11.2004 Veranstalter: Jeder, der mitmachen will 23. Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen Info: Vereinigung der Sternfreunde e.V., (BoHeTa) www.astronomietag.de Vorträge von Amateuren für Amateure, Ausstellung von Amateurarbeiten, Treffpunkt und Führungen, VdS-Stand Fr. 24. – So, 26.9.2004 Ort: Ruhr-Universität Bochum, BAV-Tagung und Mitgliederversammlung Hörsaal HMA 10

VdS-Journal Nr. 15 140 VORSCHAU

Beginn d. So. 2. – Sa. 8.1.2005 Vortragsprogramms: 10:00 Uhr 5. AAG-Seminar Praktische Astronomie für Einsteiger Info und Anmeldung: Peter Riepe, Lortzingstr. 5, 44789 Bochum, Einführung in die Technik und Methodik der astronomischen E-Mail: [email protected] Beobachtung Vortragsanmeldungen sind erwünscht! Ort: Kulm-Hotel, Gornergrat, Zermatt, Schweiz Veranstalter: Astronomische Arbeitsgemeinschaft Sa. 27.11.2004 Gornergrat (www.gornergrat.de) 9. HATT Seminarleiter: Dr. Werner E. Celnik, Otto Guthier Ort: Aula der Realschule Grünstraße, 45525 Info und Anmeldung: W.E. Celnik, Graudenzer Weg 5, Hattingen D-47495 Rheinberg, Fax 02843 / 990332, Veranstalter: Sternwarte Hattingen E-Mail: [email protected] Info: Ingo B. Schmidt, Schonnefeldstr. 23, 45326 Essen, Tel. 0201 / 8336082, E-Mail: [email protected]

1. Tagung der VdS-Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ Zum ersten Mal veranstaltet die (neu organisierte) VdS-Fachgruppe „Geschichte der Astronomie“ eine bundesweite Fachtagung. Alle, die sich, egal ob Amateur oder Profi, für Astronomiegeschichte interessieren, sind am Samstag, dem 23. Oktober 2004 herz- lich nach Göttingen eingeladen (näheres siehe „Terminkalender“). An diesem historischen Ort wird ein interessantes Vortragsprogramm geboten. Es bleibt aber auch viel Raum, sich persönlich kennen zu lernen oder Kontakte zu pflegen. Die Fachgruppe wird am Vorabend sowie nach der Tagung eine gemütliche Runde in einem nahe gelegen Lokal organisieren. Wir hof- fen auf viele Teilnehmer, wobei die FG-Zugehörigkeit natürlich keine Rolle spielt! Wer noch einen Vortrag anmelden möchte, wende sich bitte an den Leiter der Fachgruppe. Wolfgang Steinicke

Vorschau auf astronomische Ereignisse von Werner E. Celnik Zeitangaben für Ort bei 10° ö.L. und 50° n.Br., Farbcode: Mondphasen, Finsternisse, Konjunktionen, andere Ereignisse

September 2004 1. 4:30 MESZ Venus (-4,2 mag) 1,9° südl. Saturn (0,2 mag) 1. 22:00 MESZ C/2001 Q4 (NEAT) (10,1 mag), Draco, Höhe 38°, zirkumpolar, bei Dämmerungsbeginn um 4:36 MESZ Höhe 25° (Instrumente ab 10 cm Öffnung) 2. 2. Nachthälfte Uranus (5,7 mag) 1,9’ nördl. an SAO 165 081 (9,2 mag) 6. 3:31 MESZ Mond 7,9° nordwestl. Aldebaran, Taurus 6. 17:11 MESZ Letztes Viertel 8. 4:47 MESZ 4-Vesta (6,1 mag) bedeckt möglicherweise den Stern GSC 5836 357 (Aquarius, 11,1 mag). In Süddeutschland (München) zieht Vesta in weniger als 1’’Abstand nordwestl. am Stern vorbei (Dämmerungsbeginn!), Instrumente ab 20 cm Öffnung 9. 5:30 MESZ Merkur (-0,1 mag) max. Elongation West, gute Morgensichtbarkeit, Leo 10. 3:00 MESZ Mond 2,9° südöstl. Pollux (Gemini) und 4,7° nordöstl. Saturn 10. 5:30 MESZ Merkur 5,6’ südwestl. Regulus (Dämmerung!), Leo 11. 4:30 MESZ Mond 7° nordöstl. Venus (Cancer) 13. 5:40 MESZ Mond 5,4° östl. Regulus (Leo) und 2,9° nordöstl. Merkur 13. ganze Nacht 4-Vesta (6,1 mag) in Opposition, Aquarius 14. 5 Uhr MESZ Venus (-4,1 mag) 2,4° südl. M 44, Cancer 14. 16:29 MESZ Neumond 15. 21:30 MESZ C/2001 Q4 (NEAT) (10,4 mag), Draco, Höhe 41°, zirkumpolar, bei Dämmerungsbeginn um 5:04 MESZ Höhe 28° (Instrumente ab 12 cm Öffnung) 16. 24 Uhr MESZ 4-Vesta (6,1 mag) 14’ nordwestl. w2 Aqr (4,5 mag), Aquarius 21. 17:54 MESZ Erstes Viertel 22. 2:30 MESZ Uranus (5,7 mag) 1,1’ nördl. SAO 165 038 (9,2 mag) 22. 18:30 MESZ Herbstanfang 26. 21:30 MESZ Pluto (14,0 mag) 5,9’’ nördl. GSC 5657 410 (12,0 mag), Serpens (Instrumente ab 22 cm Öffnung) 28. 15:09 MESZ Vollmond

Oktober 2004 1. 21:30 MESZ C/2001 Q4 (NEAT) (9,2 mag), Ursa Minor, Höhe 45°, zirkumpolar, bei Dämmerungsbeginn um 5:32 MESZ Höhe 32° (Instrumente ab 15 cm Öffnung)

VdS-Journal Nr. 15 VORSCHAU 141

3. 5:30 MESZ Venus (-4,0 mag) 34’ westl. Regulus (Leo, 1,4 mag) 3. 23:00 MESZ Mond 8,9° nordöstl. Aldebaran, Taurus 6. 12:12 MESZ Letztes Viertel 7. 5:30 MESZ Mond 1,7° südöstl. Pollux (Gemini) und 6° nordwestl. Saturn 8. 7 Uhr MESZ Maximum Meteorschauer der Draconiden (Giacobiniden), Dämmerungsbeginn 5:44 MESZ! 10. 6:00 MESZ Mond 3,7° nördl. Regulus, Leo 11. 5:00 MESZ Mond 4,2° östl. Venus, Leo 14. 4:48 MESZ Neumond 20. 21:41 MESZ streifende Sternbedeckung von 59 Sagittarii (4,5 mag) durch den Mond 20. 23:59 MESZ Erstes Viertel 28. 2:05 MESZ totale Mondfinsternis, Größe 1,313, bis 8:02 MESZ, Dämmerungsbeginn um 6:14 MESZ! 28. 5:07 MESZ Vollmond 30. 20:48 MESZ Mond 7,7° nordwestl. Aldebaran, Taurus 31. 3:00 MESZ = 2:00 MEZ, Ende der Sommerzeit, Uhren um 1 Std. zurückstellen

November 2004 2. 5:20 MEZ Kleinplanet 2-Pallas (9,0 mag) 14’ südwestl. 41 Sextantis (5,8 mag), Sternbild Sextant 3. ganze Nacht Maximum Tauriden-Meteorschauer, langsame helle Meteore 3. 22:00 MEZ Mond 4,4° südöstl. Pollux (Gemini) und 4,7° nördl. Saturn 5. 5:20 MEZ Venus (-4,0 mag) 34’ nordöstl. Jupiter (-1,7 mag) 5. 6:53 MEZ Letztes Viertel 6. 5:30 MEZ Mond 6° nordwestl. Regulus, Leo 9. 5:30 MEZ Planetenkette am Morgenhimmel: Mond, Jupiter, Venus, Spica 9. 5:30 MEZ Mond 5,7° nordwestl. Jupiter, Virgo 10. 5:00 MEZ Mond 2,1° südöstl. Venus, Virgo 11. 6:15 MEZ Mond 7,2° südöstl. Spica (Virgo) und 1,6° südöstl. Mars 12. 15:27 MEZ Neumond 15. 6 Uhr MEZ Planetenkette am Morgenhimmel: Mars (1,7 mag), Venus (-3,9 mag), Jupiter (-1,7 mag), zwi- schen Mars und Venus noch Spica (1,1 mag), in Virgo 18. 3 Uhr MEZ Maximum Leoniden-Meteorschauer, vermutlich wenige schnelle helle Meteore, in den letzten Jahren sehr intensiv, jetzt fraglich 19. 6:50 MEZ Erstes Viertel 23. 5:50 MEZ Kleinplanet 2-Pallas (8,9 mag) 8,5’ nordöstl. epsilon Crt (4,9 mag), Crater 26. 3:13 MEZ C/2001 Q4 (NEAT) (11,8 mag) 5,6’ südl. d Dra (3,1 mag), Draco 26. 21:07 MEZ Vollmond 30. 21:29 MEZ Mond 1,9° südl. Pollux, Gemini

Dezember 2004 1. 7:44 MEZ Mond 4,5° nördl. Saturn, Gemini 3. 23:30 MEZ Mond 3,5° nordöstl. Regulus, Leo 5. 1:53 MEZ Letztes Viertel 5. 6:00 MEZ Venus (-3,9 mag) 1,3° nordöstl. a Lib (2,7 mag), Libra 6. 6:30 MEZ Venus (-3,9 mag) 1,2° nördl. Mars (1,6 mag), Dämmerung! 7. 6:30 MEZ Mond 2,3° nordwestl. Jupiter, Virgo 8. 4:27 MEZ Mond 2,1° nordöstl. Spica, Virgo 10. 6:45 MEZ Mond 5,1° südöstl. Mars und 4,3° südl. Venus, Libra 12. 2:29 MEZ Neumond 14. 0 Uhr MEZ Maximum Geminiden-Meteorschauer 18. 17:40 MEZ Erstes Viertel 21. 13:42 MEZ Winteranfang 24. 18:00 MEZ Mond 8,5° nördl. Aldebaran, Taurus 26. 16:06 MEZ Vollmond 28. 4:40 MEZ Mond 1,9° südl. Pollux, Gemini 28. 6:30 MEZ Mond 4,4° nördl. Saturn, Gemini 29. 3:06 MEZ 1-Ceres (8,8 mag) 2,7’ nördl. Kugelsternhaufen NGC 5634 (Virgo, 9,5 mag) 29. 7:00 MEZ Merkur (-0,2 mag) max. Elongation West, Morgenhimmel, mäßig günstige Merkursichtbarkeit, Merkur 1,1° nördl. Venus (-3,9 mag) 31. 6:15 MEZ Mars (1,5 mag) zwischen w1 (3,9 mag) und w2 Sco (4,3 mag), Scorpius 31. 6:30 MEZ Mond 2,9° nordöstl. Regulus, Leo

Januar 2005 2. 1:50 MEZ Letztes Viertel 3. 18:30 MEZ Jupiter in Opposition 8. 21:32 MEZ Neumond, ringförmig-totale Sonnenfinsternis in Mittelamerika 9. 3:30 MEZ 2-Pallas (7,6 mag) 5,2’ östl. 6 Com (5,1 mag), Coma Berenices 12. 21:05 MEZ Mond 8,9° nördl. Aldebaran, Taurus 15. 21:20 MEZ Mond 5,9° nordwestl. Saturn

VdS-Journal Nr. 15 142 HINWEISE

Komet im Vorgarten! über die VdS zu ermäßigten Abo-Preisen kulations-, Schul- oder Ausbildungs- beziehen? bescheinigung vorliegt. Diese Bescheinigung Über so etwas Spektakuläres kann ich Wenn Sie die Zeitschrift/en noch gar nicht im benötigen wir auch für den Nachweis gegenü- heute an dieser Stelle zwar nicht berich- Abonnement beziehen, genügt es, wenn Sie ber den Verlagen beim reduzierten Bezug von ten, aber wenn Sie auch in Zukunft von uns schriftlich mitteilen, ab wann das Abo Sterne und Weltraum und/oder Astronomie allen Mitgliedsleistungen, u. a. von unse- über uns beginnen soll (Sie möchten die Heute und/oder Star Observer. Für die kor- rem Schnell-Zirkular, dem VdS-Journal Zeitschrift(en) zum 1.1. des nächsten Jahres rekte Rechnungserstellung muss uns Ihre und dem ermäßigten Abonnement der abonnieren, dann teilen Sie uns dies bitte bis Bescheinigung unaufgefordert bis spätestens Zeitschrift Sterne und Weltraum und/oder zum 15.11. diesen Jahres mit). Wir veranlas- 15.10. eines jeden Jahres für das Folgejahr Astronomie Heute und/oder Star sen dann alles Weitere. Wenn Sie schon vorliegen. Eine nachträgliche Rechnungs- Observer profitieren möchten, habe ich Direkt-Abonnent sind, prüfen Sie bitte, zu änderung im Frühjahr erfordert einen enor- hier einige wichtige Tipps für Sie: welchem Termin Ihr Abonnement-Vertrag men Zeit- und Kostenaufwand, sowohl bei auslaufen kann und kündigen Sie diesen uns als auch beim Verlag und ist nicht mehr Sie sind umgezogen? selbst beim Verlag. Dann teilen Sie uns den möglich! Sollten wir Ihre Bescheinigung Dann geben Sie uns Ihre neue Anschrift Start-Termin für Ihr Abo über die VdS mit. zum genannten Termin nicht haben, so ver- schnellstens bekannt. Wenn Sie Zeitschriften Wenn Sie zur Abwicklung weitere Fragen lieren Sie im Folgejahr Ihren Anspruch auf im Abonnement über die VdS beziehen, haben, rufen Sie uns an oder mailen Sie uns. den ermäßigten Beitrag! Neumitglieder geben Sie die Anschriftenänderung bitte aus- Wir helfen Ihnen gerne weiter. reichen uns die Bescheinigung bitte zum schließlich an uns! Wir informieren dann Beginn der Mitgliedschaft ein. automatisch die Verlage. Sie möchten SuW und/oder Astronomie Heute und/oder Star Observer kündigen? Und so erreichen Sie uns: Sie haben uns eine Einzugsermächtigung Eine Kündigung ist zum 30.06. und zum VdS-Geschäftsstelle /Vorsitzender erteilt und Ihre Bankverbindung hat sich 31.12. eines jeden Jahres möglich. Bitte teilen Am Tonwerk 6 geändert? Sie uns dies jedoch schriftlich bis spätestens D-64646 Heppenheim Informieren Sie die Geschäftsstelle bitte 15.05. bzw. 15.11. mit, da wir nur so die E-Mail Vorsitzender: [email protected] schriftlich. Ansonsten erbitten wir Zahlungen Zeitschriften rechtzeitig stoppen können. E-Mail Geschäftsstelle: [email protected] auf unser Konto 11745 bei der Sparkasse Tel.-Nr. 0 62 52 / 78 71 54 Starkenburg, Heppenheim, BLZ 509 514 69. Sie sind Student(in), Schüler(in) oder Fax-Nr. 06252/787220 Zur Vermeidung unnötigen Verwaltungs- Auszubildende(r) und möchten auch in aufwandes bitte immer mit Angabe Ihrer Zukunft die Mitgliedschaft zum ermäßigten Wenn es für Sie gut läuft, dann sind auch wir Mitglieds-Nr. Beitrag fortsetzen und die reduzierten zufrieden. Für Ihre Unterstützung herzlichen Abo-Preise erhalten? Dank! Sie möchten Sterne und Weltraum Dann beachten Sie bitte folgendes: Wir kön- und/oder Astronomie Heute und/oder Star nen den reduzierten Beitrag nur dann VdS-Geschäftsstelle Observer gewähren, wenn uns von Ihnen eine Immatri- Charlotte Wehking

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