Programmheft Zweiseitig
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NOW YOU CAN Entdecke jetzt die ID. Familie in der Gläsernen Manufaktur. Erlebnisfertigung | Probefahrten | Beratung. Täglich geöffnet. PREISVERLEIHUNGSKONZERT JOHN ADAMS PREISVERLEIHUNGSKONZERT JOHN SOMMER / HERBST / HERBST SOMMER 2021 DIALOGE ID.3: Stromverbrauch in kWh/100 km: 14,1-13,4 (Pro); 15,4-14,5 (Pro Performance); PROGRAMMHEFT CO2-Emissionen in g/km: 0; Effizienzklasse: A+ DIE DRESDNER MUSIKFESTSPIELE SIND EINE EINRICHTUNG DER LANDESHAUPTSTADT DRESDEN UND WERDEN MITFINANZIERT DURCH STEUERMITTEL AUF DER GRUNDLAGE DES VOM SÄCHSISCHEN LANDTAG BESCHLOSSENEN HAUSHALTES. PREMIUMPARTNER MAI 30 SONNTAG PREISVERLEIHUNGSKONZERT JOHN ADAMS KLASSIKPARTNER Sternstunden.20 UHR »18. Glashütte Original MusikFestspielPreis« Gil Shaham, Violine PROJEKTPARTNER Timo Andres, Klavier The Knights Wenn KulturförderungEric Jacobsen, Dirigent zum guten Ton gehört. Die Ostsächsische Sparkasse Dresden ist Premiumpartner der Dresdner Musikfestspiele. KOOPERATIONSPARTNER Die schönsten Momente werden noch schöner, wenn man sie gemeinsam erlebt. Weil‘s um mehr als Geld geht. DRESDEN KULTUR- UND MEDIENPARTNER Das Konzert wurde am 21. Mai 2021 in New York ADAMS PREISVERLEIHUNGSKONZERT JOHN aufgezeichnet und wird am 30. Mai um 20.00 Uhr über www.musikfestspiele.com/streaming-woche sowie die Social-Media-Kanäle der Dresdner Musikfestspiele gestreamt. #dmf2021 #musicneversleepsDMF Präsentiert durch Glashütte Original WWW.MUSIKFESTSPIELE.COM PROGRAMMHEFT PROGRAMM JOHN ADAMS (*1947) »I Still Play« JOHANN SEBASTIAN BACH (1685–1750) Partita Nr. 3 E-Dur BWV 1006 für Violine solo Preludio Loure Gavotte en Rondeau Menuet I – Menuet II Bourée Gigue JOHN ADAMS »Shaker Loops« »Shaking and Trembling« »Hymning Slews« »Loops and Verses« »A Final Shaking« Mit Verleihung des »Glashütte Original MusikFestspielPreises« Konzertdauer: ca. 1 Stunde 30 Minuten Im Anschluss an das Konzert wird der Dokumentarfilm »Road Movie. Ein Porträt über John Adams« von Mark Kidel gezeigt. Mit freundlicher Genehmigung von Mark Kidel und Marie Balducchi (ARTE France & EX NIHILO) 02 JOHN ADAMS 03 JOHN ADAMS – EIN AMERIKANISCHES LEBEN IN MUSIK Als Komponist, Dirigent und kreativer Vordenker gehört John Adams zu den herausragenden Vertretern der amerikanischen Musikwelt. Seine Tonschöpfungen spiegeln nicht zuletzt durch ihre Ausdrucksstärke und humanistische Ebene die beispiellose Stellung wider, die sie in der klassischen Musik von heute einnehmen. Über drei Jahrzehnte hinweg hat sich Adams als Verfechter einer zeitgenössischen musikalischen Ästhetik fern von akademischen Modernismen und Dogmen positioniert. Als Fundament der musikalischen Prägung können mit Sicherheit die Rhythmen und Melodien des idyllisch am See gelegenen Tanzlokals seines Großvaters im heimatlichen Neu-England gelten, aber auch der Unterricht im Klarinettenspiel bei seinem Vater und das Musizieren in Marschkapellen und lokalen Orchestern. Erste eigene Kompositionen schrieb er im Alter von zehn Jahren. Nach einem Studium an der Harvard University und einer Anstellung beim Boston Symphony Orchestra zog es den Musiker in die freigeistige Atmosphäre der kalifornischen Bay Area in San Francisco, wo er bis heute lebt. Adams bewegte sich dabei früh über die Grenzen der Ästhetik des Minimalismus hinaus in Richtung einer weitreichenderen musikalischen Vision, die auch von den Einflüssen der elektronischen Musik nicht unberührt blieb. Grundlegendes Merkmal seiner faszinierenden und vielschichtigen Klangwelten ist die Generierung einer zutiefst individu- ellen musikalischen Substanz aus ganz verschiedenen Einflüssen, wobei er genau durch diese Synthese der Bausteine zu bisweilen unerwarteten kompositorischen Antworten gelangt. Dabei gehören seine Werke zu den meistgespielten der Gegenwart, darunter etwa »Harmonielehre«, »Shaker Loops«, »Chamber Symphony«, »Doctor Atomic Symphony«, »Short Ride in a Fast Machine« oder sein Violinkonzert, das 1993 mit dem »Grawemeyer Award« ausgezeichnet wurde. Die Bühnenwerke, allesamt in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Sellars entstanden, stehen für eine Neudefinition des zeitgenössischen Musiktheaters. Über seine bekannteste Oper, die Nixons Staatsbesuch in China im Jahre 1972 thematisiert, schrieb das Magazin »The New 04 JOHN ADAMS 05 TREFFEN ZWISCHEN WHITE MOUNTAINS RICHARD NIXON IN NEW HAMPSHIRE, UND MAO TSE-TUNG GEMÄLDE VON 1972 ALBERT BIERSTADT Yorker«: »Seit Porgy and Bess hat keine amerikanische Oper so viel einen besseren inneren und strukturellen Zusammenhalt fand. universellen Zuspruch erhalten wie ›Nixon in China‹.« Die sogenannten Loops, also Schleifen, bilden den motivischen Fixpunkt Für »On the Transmigration of Souls«, einen Kompositionsauftrag des und durchziehen gleichzeitig das gesamte Werk: »Die Idee der Loops New York Philharmonic zum Gedenken an den 11. September, wurde basiert auf der Technik der Tonbandmusik, in der kleine Stücke vorauf- John Adams mit dem »Pulitzer Prize« ausgezeichnet. Der Ehrendokter genommener Tonbänder nahtlos aneinandergefügt unendlich lange der Havard, Yale, Northwestern und Cambridge University, der Juilliard melodische oder rhythmische Figuren wiederholen können.« Dabei bezieht School und der Royal Academy of Music ist auch ein vielseitiger und sich Adams ganz konkret auf Steve Reichs epochale Werke wie »Come engagierter Autor, der nicht zuletzt in seiner hoch gelobten Autobio- Out« oder »It’s Gonna Rain«, bei denen Tonbandfragmente in unter- grafie »Hallelujah Junction« die musikalische Landschaft Amerikas schiedlichen Tempi gespielt werden, bis sich der Effekt einer Phasen- einfängt. verschiebung einstellt. Für sein Lebenswerk wird John Adams nun mit dem »Glashütte Original Das titelgebende Schütteln (»shake«) zeigt sich dabei von zwei ganz MusikFestspielPreis« 2021 ausgezeichnet. unterschiedlichen Faktoren inspiriert. Zum einen ist es ein Wortspiel, das auf die musikalische Bedeutung von »shake« anspielt: den Triller Das fünfeinhalb Minuten dauernde Klavierstück »I Still Play« entstand und das Tremolo – zwei zentrale Spieltechniken in »Shaker Loops«. zu Ehren von Bob Hurwitz, der sich nach dreißig erfolgreichen Jahren Zum anderen zitiert Adams eine Kindheitserinnerung an die Glaubens- als Präsident von Nonesuch Records in den Ruhestand verabschiedete. gemeinschaft der Shaker nahe seiner Heimatstadt Canterbury in New Bob spielt noch immer (»still plays«) jeden Tag Klavier, wenn er nicht auf Hampshire, die sich über Schütteltänze in ekstatische und tranceartige Reisen ist. Das Werk ist als kurze Abfolge von Variationen konzipiert, die Zustände versetzen. einem bestimmten harmonischen Verlauf folgen, und huldigt Hurwitz’ Der erste Satz, »Shaking and Trembling« (»Schütteln und Zittern«), Liebe zu Bachs »Goldberg-Variationen«. »I Still Play« ist eines von elf malt wahnwitzig und aufgepeitscht einen energetischen Zustand. eigens für den genannten Anlass komponierten Klavierstücken (darunter Das folgende »Hymning Slews« (»Hymnische Umdrehungen«) ist auch welche von Laurie Anderson, Brad Mehldau, Nico Muhly, Steve charakterisiert von Glissandi und stimmungsvollen Passagen in den Reich), die u. a. von Timo Andres – dem Pianisten dieses Konzertes – hohen Streichern, die von den tiefen Instrumenten mit kraftvollen auf der gleichnamigen CD eingespielt wurden. Akkordfolgen untermalt werden. Die Musik mündet in einem von allen Instrumenten produzierten Flirren. Daran knüpft der dritte Satz »Loops Im Herbst des Jahres 1978 – der Hochzeit des von Philip Glass und Steve and Verses« (»Schleifen und Verse«) an, und eine charakteristische Reich geprägten Minimalismus in New York – zunächst als Streichseptett Melodiefolge im Cello ebnet den Weg für ein ekstatisches Ringen aller entstanden, gehört »Shaker Loops« zu John Adams’ weltweit meist- Stimmen bis in die höchsten Register. »A Final Shaking« (»Ein letztes aufgeführten Werken, das von der »New York Times« als »wasch- Schütteln«) lässt in verschiedenen Momenten den ersten Satz noch echter zeitgenössischer Klassiker« betitelt wurde. Als eher gescheitert einmal anklingen, ist jedoch weniger wild und unkontrolliert. betrachtete er das kurz zuvor geschriebene Streichquartett »Wavemaker«, Im Konzert bei den Dresdner Musikfestspielen erklingt die 1983 ent- das bei seiner Uraufführung, wie er selbst befand, »in sich zusammen- standene Fassung für Kammerorchester. fiel und verglühte«. Elemente aus diesem von den wiederholenden Strukturen des Minimalismus und dem persönlichen Interesse an Kurvenverläufen inspirierten Experiment fanden jedoch Eingang in die neue Komposition, die in der erweiterten Besetzung des Septetts 06 07 EIN KOSMOS IN TÖNEN Auf einen Meister der Moderne folgt ein Meister des Barock, der wie kaum ein anderer die nachfolgenden Komponistengenerationen beeinflusst und geprägt hat: Johann Sebastian Bach. Seine Sonaten und Partiten für Solovioline sind von beeindruckender Schönheit und faszinierender, ja beinahe himmlischer Größe. Sie bilden einen ganz eigenen Kosmos – in der Gesamtheit als Zyklus wie auch im Einzelnen, wobei jedes Stück eine ganz individuelle musikalische Welt verkörpert. Dabei wagte sich Bach auf ein musikalisches Terrain vor, das bisher eher zögerlich erkundet wurde, stand ein Komponist seiner Zeit doch vor der Herausforderung, mit der Violine über ein Melodie- instrument mit nur begrenzten Möglichkeiten hinsichtlich der mehr- stimmigen Spielweise zu verfügen, die dem damaligen polyfonen Geschmack entsprach. Der ebenfalls am Sächsisch-Weimarischen Hof tätige Geigenvirtuose Johann Paul von Westhoff hatte bereits sechs Suiten für unbegleitete Violine vorgelegt, an denen sich