MASARYKOVA UNIVERZITA FILOZOFICKÁ FAKULTA

Ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

Učitelství německého jazyka a literatury pro střední školy

Matouš Friedrich

Namen der Ortschaften in der Umgebung der Stadt Neuhaus Magisterská diplomová práce

Vedoucí práce: Mgr. Vlastimil Brom, Ph.D.

2016

Tímto prohlašuji, že jsem tuto diplomovou práci vypracoval samostatně s využitím uvedených pramenů a literatury.

……………………………

Zde bych rád poděkoval Mgr. Vlastimilu Bromovi, Ph.D., za cenné rady, věcné připomínky a vstřícný přístup při vedení této práce.

Inhalt

Einleitung ...... 5 Abgrenzung des Begriffes Siedlungsname ...... 5 Eigennamen ...... 6 Klassifikation der Eigennamen ...... 6 Arten der Klassifikation ...... 7 Einteilung von Toponymen und Siedlungsnamen ...... 8 Einteilung von Toponymen ...... 9 Einteilung von Siedlungsnamen nach ihren Größe ...... 9 Morphologische Strukturtypen der Siedlungsnamen ...... 10 Wortbildung der meist vorkommenden Siedlungsnamen ...... 10 Motiviertheit von Siedlungsnamen ...... 11 Weitere lautliche Veränderungen ...... 12 Siedlungsnamen als Exonyme und Endonyme ...... 13 Volksetymologische Deutung ...... 15 Grundwörter und Suffixe im Gebiet Südböhmen ...... 15 Typische deutsche Grundwörter und Suffixe ...... 16 Typische tschechische Grundwörter und Suffixe ...... 19 Geschichte der Besiedlung von Südböhmen mit besonderer Berücksichtigung des Neuhauser Gebiets ...... 20 Ausgewählte wichtige Quellen zur Forschung der tschechischen Siedlungsnamen ...... 25 Verzeichnis ausgewählter Gemeinden und Städte im Bezirk Neuhaus ...... 26 Ortsnamenglossar ...... 48 Aufgelistet werden die im Text der Diplomarbeit erwähnten Ortsnamen dem untersuchten Raum...... 48 Zusammenfassung ...... 55 Literaturverzeichnis ...... 56

Einleitung

Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich dem Thema Ortsnamen im engeren Sinne, d.h. Siedlungsnamen, vor allem dann Siedlungsnamen im Bezirk der südböhmischen Stadt Jindřichův Hradec, Neuhaus. Die Siedlungsnamen sagen viel über die Orte, mit denen sie verbunden sind aus. Da diese Orte oft sehr alt sind, lässt sich die ursprüngliche Form und „Bedeutung“ der Namen an ihrer gegenwärtigen Form nicht selten schwierig oder gar nicht mehr erkennen. Die Siedlungsnamen sind also mehr als andere Namen, bzw. Eigennamen mit dem Ort und der Zeit, in der sie entstanden, verbunden. Sie unterliegen grammatischen und lautlichen Veränderungen, die von verschiedensten Faktoren verursacht werden. Das erste Kapitel des theoretischen Teils widmet sich dem Begriff Siedlungsname. Das Ziel von diesem Kapitel ist vor allem zu zeigen, wie sich die Siedlungsnamen von anderen Eigennamen unterscheiden und wie sie im Rahmen der Klassifikation von Toponymen eingeordnet werden. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Morphologie und Wortbildung von Siedlungsnamen. Es werden die Motiviertheit, die volksetymologische Deutung, typische Grundwörter und Suffixe, die zur Bildung von deutschen und tschechischen Siedlungsnamen verwendet werden wie auch weitere Beziehungen zwischen den äquivalenten deutschen und tschechischen Ortsnamen beschrieben. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung von Siedlungsnamen im Laufe der Besiedlung von Südböhmen, vor allem dann im Neuhauser Gebiet.

Im zweiten Teil der Arbeit werden ausgewählte Siedlungsnamen im Bezirk Neuhaus analysiert. Das Ziel des praktischen Teils ist eine Vorführung der historischen Veränderungen als auch der Beziehungen zwischen den einzelnen deutschen und tschechischen Namen der jeweiligen Orte. Bei einigen Siedlungen wird auch kurz ihre Geschichte angedeutet.

Abgrenzung des Begriffes Siedlungsname

Mit der Erforschung von Ortsnamen beschäftigt sich die sog. Ortsnamenkunde, Toponymie, die als Teilgebiet zur Namenkunde, Onomastik (vom griechischen „onoma“, Name)1 gehört. Ihr Untersuchungsgegenstand sind Örtlichkeitsnamen, Toponyme, in die unter anderem auch die Siedlungsnamen fallen. Der Begriff Siedlungsname, Oikonym entspricht (zusammen mit den anderen Toponymen) einem Eigennamen, Onym, Proprium mit dem ein von Menschen bewohnter (gerade jetzt, oder früher – der Siedlungsname musste in der Zeit,

1 Onomastik (Namenforschung) ist eine Teildisziplin der Sprachwissenschaft, deren Gegenstand der Eigenname ist. Sie beschäftigt sich mit Herkunft, Entwicklung und Gebrauch von Eigennamen (Gegenstand der Namenkunde), als auch mit Wesen von Eigennamen selbst (Gegenstand der Namentheorie). Allgemein wird also der Namenträger, -geber, -benutzer, der Ort, die Zeit und die Ursache der Entstehung eines Eigennamens untersucht. 5 als der Ort besiedelt war, entstehen) Ort, also Stadt, Dorf, Gemeindeteil, Einöde oder Hof, bezeichnet wird.2

Eigennamen

Ein Name, bzw. Eigenname ist vor allem von einem Appellativum, „unechten Namen“, Gattungsnamen, zu unterscheiden. Eigennamen benennen, im Unterschied zu den Appellativen, ein Objekt, das als Individuum betrachtet werden kann. Also, Objekt aus einer Klasse, die nur über ein Objekt verfügt (Brünn). Appellative dagegen bezeichnen Objekte von Klassen mit mehreren möglichen Objekten (Stadt). Der Hauptunterschied besteht also darin, dass die Eigennamen eine individualisierende und identifizierende Funktion haben.

Auch Appellativa können jedoch in bestimmter Situation als Eigennamen verwendet werden. Im Satz „ich wohne im Neudorf“, geht es um ein bestimmtes Dorf. Anderseits im Satz „ich wohne im Dorf“, wird das Wort Dorf appellativisch verwendet.3 Die Tatsache, ob es sich um ein Appellativum oder einen Eigenname handelt, ist also kontextuell abhängig. Ebenfalls ist es mit den Eigennamen.

Allgemein gilt, dass: „Wenn ein Name zu einem Appellativ wird, dann werden die Denotation (Grundbedeutung) und (mindestens) eine Konnotation (Nebenbedeutung) vertauscht (die Struktur der Bedeutung wird geändert). Eine Konnotation wird zur Denotation und die ursprüngliche Denotation geht in die Konnotationen über.“4

Klassifikation der Eigennamen

Die Eigennamen werden in der Namenforschung traditionell in verschiedene Klassen nach bestimmten Merkmalen eingeteilt. Da die Eigennamen eine riesige Menge von konkreten Objekten (Denotaten) benennen können und weil sich diese Objekte ständig entwickeln (verschwinden, entstehen, ihre Art ändert sich), ist es sehr schwierig eine vollkommene allgemein geltende Klassifikation zu schaffen. Andrea und Silvio Brendler

2 CUŘÍN, František et al., Jihočeská vlastivěda: Jazyk, nářečí, místní jména, slangy. Erste Ausgabe. Jihočeské nakladatelství, 1986. ISBN 43-009-86 12/1, S. 61 3 Auch manche Siedlungsnamen (als Eigennamen) gehörten in der Zeit ihrer Entstehung zu Appellativen. Bei eigenen lässt sich ihre ursprüngliche Bedeutung noch erkennen. Ein nicht weit von Neuhaus liegendes Dorf heißt Buk, deutsch Buchen, und sein Name bezieht sich tatsächlich zu einer Buche, also zu einem noch heute verwendeten Appellativum. 4 BRENDLER, Andrea und BRENDLER, Silvio (eds.). Namenarten und ihre Erforschung: ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik: anlässlich des 70. Geburtstages von Karlheinz Hengst. Hamburg: Baar, 2004. Lehr- und Handbücher zur Onomastik, Bd. 1. ISBN 39-355-3670-4., S. 64 6 haben vier Grundprinzipien genannt, denen jede korrekte Eigennamenklassifikation entsprechen sollte.5

1.) Jeder Eigenname einer Klassifikation muss anhand ein und desselben Merkmals klassifiziert werden. 2.) „Die Klassen müssen einander ausschließen…“6 Das heißt, dass jede dieser Klassen keine gemeinsamen Elemente mit einer anderen Klasse haben darf. 3.) „Der Umfang der Klassen insgesamt muss dem Umfang der zu klassifizierenden Gesamtheit gleich sein…“7 4.) „Die Klassifikation muss kontinuierlich sein.“8 Die Objekte werden in Klassen, Subklassen, Subsubklassen usw. kontinuierlich eingeteilt.

Arten der Klassifikation

Nach A. und S. Brendler unterscheidet man drei Grundtypen von Klassifikation, die ersten zwei, klassischen, je nach dem gewählten klassifizierenden Merkmal und die dritte als eine prototypische Klassifikation. Die sog. natürliche Klassifikation, wo die Einteilung durch ein natürliches Wesensmerkmal der Namen durchgeführt wird und die sog. künstliche Klassifikation, wo das Klassifikationsmerkmal künstlich zu einem bestimmten Zweck ausgewählt wird (Klassifikation der Eigennamen nach syntaktischen oder semantischen Merkmalen). Bei der prototypischen Klassifikation wird „eine grobe Vorstellung von einem typischen Vertreter einer Klasse erarbeitet, der dann als Prototyp dient.“9

Im Laufe der Zeit wurden viele Klassifikationen verschiedener Sprachwissenschaftler geschaffen. Jede dieser entspricht mehr oder weniger den oben genannten Grundprinzipien:

Beispiele von umfassenden natürlichen Klassifikationen:

Adolf Bach (Deutsche Namenkunde):10 Namen für lebende oder als lebend gedachte Wesen Namen für Sachen Namen für Einrichtungen Namen für Handlungen Namen für Gedankliches Name für Musikalisches

Hans Walther (Zu den gesellschafts- Wissenschaftlichen Grundpositionen der Namenforschung):11 Personen-und Personengruppennamen

5 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 64 6 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 64 7 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 64 8 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 64 9 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004 10 Zitiert nach: BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 77 11 Zitiert nach: BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 78 7

geographische und topographische Namen Institutionsnamen Erzeugnis und Erzeugnistypennamen Namen von literarischen Werken, Zeitungen, Zeitschriften und Werken der bildenden Kunst Ereignisnamen

Andrea Brendler und Silvio Brendler (Namenarten und ihre Erforschung):12 Namen von Himmelskörpern Warennamen Berg- und Gebirgsnamen Institutionsnamen Talnamen Naturereignisnamen Gewässernamen Namen politischer Ereignisse Flurnamen Personennamen Siedlungsnamen Familiennamen Hofnamen Stammes- und Völkernamen Wehrbautennamen Tiernamen Hausnamen Pflanzennamen Namen von Verkehrswegen und Plätze Zeitnamen Kunstwerknamen

Einteilung von Toponymen und Siedlungsnamen

Siedlungsnamen sind also, wie oben beschrieben wurde, immer Eigennamen, die sich zu einem von Menschen besiedelten Ort beziehen. Im Fall eines nicht mehr bewohnten Ortes, spricht man von der sog. Wüstung, deren Name jedoch immer als ein Siedlungsname zu verstehen bleibt (man spricht dann über die sog. Wüstungsnamen). Auch Flurnamen, die eine ehemalige Siedlung bezeichnen, aber zum heutigen Zeitpunkt unbewohnt sind, können als Siedlungsnamen gelten. Mit anderen Eigennamen, die einen bestimmten geographischen Ort bezeichnen, fallen die Siedlungsnamen unter die Ortsnamen (im weiteren Sinn), Toponymen.

Je nach dem Klassifikationsmerkmal lassen sich die Toponymen wieder in verschiedenen Klassen einzuteilen:

12 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 16, 17 8

Einteilung von Toponymen13

(nach Greule):

- Oikonyme (Siedlungsnamen, das geographische Objekt ist besiedelt/bewohnt) - Flurnamen (das geographische Objekt ist nicht besiedelt/unbewohnt) - Hydronyme (Gewässernamen) - Landschafts- und Raumnamen - Wege- und Straßennamen

(nach N. V. Podolskaja in Slovar russkoj onomastičeskoj terminologii):14

- Oronyme (Namen von Objekten des Reliefs) - Choronyme (Namen von Gebieten) - Agronyme (Namen von landwirtschaftlich genutzten Landstücken) - Hydronyme (Namen von Gewässern) - Ekklesionyme (Namen von Klöstern und Kirchen) - Oikonyme (Namen von Siedlungen) - Dromonyme (Namen von Wegen) - Nekronyme (Namen von Friedhöfen)

Auch die Siedlungsnamen kann man dann nach unterschiedlichen Kriterien weiter in andere Subklassen einteilen:

Einteilung von Siedlungsnamen nach ihren Größe (Greule)15

a) Mehrzahl von Siedlungen (Städte, Dörfer, Weiler) b) Einzahl von Siedlungen (Höfe, Häuser, Burgen, Schlösser, gewerbliche Einrichtungen) c) Sakrale Siedlungen oder Einrichtungen (Klöster, Kirchen, Kapellen, Einsiedeleien, Kultstätten)

13 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 382 14 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 78 15 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 383 9

Morphologische Strukturtypen der Siedlungsnamen

Jeden Siedlungsnamen kann man nach seiner morphologischen Struktur zerlegen. Er kann aus einem einfachen Wort gebildet werden, Simplex (Köln, vom lateinischen Colonia, „Kolonie“), weiter als eine Ableitung, Derivat (Dresden, vom slawischen Appellativum „drezga“, „Wald“ mit Suffix „-jane“) oder Zusammensetzung, Kompositum (Hamburg, wahrscheinlich vom germanischen Appellativum „ham-“, „Winkel, Bucht“ und „-burg“, also „eine an einer Flussbiegung liegende Burg/Stadt“). Im Fall der Zusammensetzungen unterscheidet man zwischen den echten, bzw. eigentlichen Zusammensetzungen, Kompositen ohne Flexionsendung in der Kompositionsfuge und den unechten, bzw. uneigentlichen Zusammensetzungen, Komposita ohne Flexionsendung in der Kompositionsfuge (Michaelnbach, ursprünglich aus „ze dem michelen pache“, „beim großen Bach“). Bei Komposita mit einem Substantiv als Basis ist es i.d.R. so, dass Appellativa echte und Eigennamen unechte Zusammensetzungen bilden. Andere übliche Erscheinung ist die Hinzufügung von verschiedenen unterscheidenden Zusätzen (Böhmisch Budweis).16

Wortbildung der meist vorkommenden Siedlungsnamen

Es können folgende Wortbildungsformen und entsprechende Elemente unterschieden werden: 17

1.) Simplizia 2.) Siedlungsnamen mit unterscheidenden Zusätzen 3.) Unechte Komposita 4.) Echte Komposita: a) Bestimmungswörter: a) Personennamen: a) männlich

b) weiblich

b) Appellative, Adjektive

b) Grundwörter

5.) Derivate: a) Basen

b) Suffixe

16 KOß, Gerhard, BRENDLER, Silvio (ed.). Namenforschung: eine Einführung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2002. Germanistische Arbeitshefte, 34. ISBN 34-842-5134- 4. S. 18 17 BRENDLER, A., BRENDLER S., 2004, S. 384 10

Bei den Siedlungsnamen gibt es auch manche Formen, die sich durch ihre Wortbildung von den meisten anderen abheben. Es geht um die sog. Zusammenrückungen, ein Prozess, wenn die Siedlungsnamen aus kurzen Sätzen und syntaktischen Gruppen gebildet werden (Hungerwehrdich, Reg.-Bez. Frankfurt an der Oder), weiter Zusammenbildungen, die ein Beispiel gleichzeitiger Komposition und Derivation darstellen (Vierwaldstätter See, nach den vier Waldstätten, Kantonen Uri, Unterwalden, Schwyz und Luzern), Klammerformen, wo ein Teil der zusammengesetzten Wörter ausgeklammert – ausgelassen wird (Salzburg aus Salz(ach)burg) oder die echten und unechten genitivischen Siedlungsnamen. Die echten genitivischen Siedlungsnamen weisen eine genitivische Form eines Personennamens auf (Riedweis – Rodvínov, von dem Personenamen Ruodwin, Gen. Rüedwini, Bez. Neuhaus), die unechten werden durch ein Appellativum gebildet und zwar oft nach dem Muster Appellativ + Deminutivsuffix + Genitivsuffix „-s“ (Hosterschlagles – Hostějeves, Gottschallings – Košťálkov, heute verschwunden, Bez. Neuhaus).18

Motiviertheit von Siedlungsnamen

Ein weiteres linguistisches Phänomen, das im gegebenen Zusammenhang Erwähnung verdient, ist die semantische Motiviertheit der Siedlungsnamen. Diese Motiviertheit, Motivation oder Durchsichtigkeit könnte man als eine Eigenschaft von Wörtern und Wortteilen verstehen, ihre Bedeutung durch ihre graphische oder phonetische Form zu zeigen. Ein Wort kann dann entweder völlig oder teilweise motiviert, oder sogar ganz nicht mehr durchsichtig, unmotiviert sein.

Während die meisten Wortarten ihre Bedeutung oft auf den ersten Blick erschließen lassen, ist die Motiviertheit bei den Eigennamen und damit auch den Siedlungsnamen häufig teilweise oder nicht mehr etymologisch durchsichtig. Bei manchen Siedlungsnamen wird ihre Bedeutung im Laufe der Zeit verdunkelt, weil diese nur an ein einzelnes, dauerhaftes Objekt gebunden sind und dadurch in ihrem Gebrauch im gewissen Sinne isoliert werden. Im Fall einer wortgetreuen Übernahme des Siedlungsnamens in eine andere Sprache, was eine ziemlich übliche Erscheinung ist, geht die ursprüngliche Bedeutung fast immer verloren. Das Wort unterliegt also der sog. Lexikalisierung, während deren man die Prinzipien seiner Wortbildung vergisst und die Gesamtbedeutung wird deshalb schrittweise teilweise oder ganz verdunkelt.

Deswegen unterliegt die Gestalt von Siedlungsnamen auch nicht selten einer schriftlichen und lautlichen Veränderung. Eine solche Veränderung entsteht z. B. durch Auslassung von Anfangsbuchstaben oder von ganzen Worteinheiten (bei Mehrwortsiedlungsnamen), durch eine Silbenschichtung (Haplologie, Reduzierung zweier

18 KOß, G, 2002, S. 18 11

Silben, die gleich oder ähnlich sind), (Příbraz aus dem Personennamen Příběrad, Bez. Neuhaus) oder durch einen Silbenersatz.19

Bei der Übernahme von deutschen Siedlungsnamen werden (i.d.R. dialektbedingt) manche Lauteinheiten ziemlich regelmäßig ersetzt. Betonte „g“ und „b“ werden zu unbetonten „k“ und „p“, standarddeutscher Laut „s“ wird zum tschechischen „ž“. (In Südböhmen: Pranšláky, heute Mýtinky, aus dem deutschen Siedlungsnamen Braunschlag, Peršlák, heute Nový Vojířov, aus dem deutschen Bernschlag, oder Žišpachy, heute Blato aus dem deutschen Sichelbach, alle Bez. Neuhaus).20

Die Siedlungsnamen kann man also nach ihrer Motiviertheit z. B. wie folgt klassifizieren:21

1) Siedlungsnamen heimischen Ursprungs; darunter die Namengrundlagen Appellative, die: a) noch verständlich, völlig durchsichtig sind (Stadt, Město, Dorf, Ves, …) b) nicht mehr verständlich sind (Hamburg, germanisch „ham-“, „Winkel des Flusses, Bucht“). Oft wurden die Siedlungsnamen nach einem geographischen Objekt benannt.

2) Siedlungsnamen heimischen Ursprungs, abgeleitet von Eigennamen, am häufigsten Personennamen (Karlsruhe, Jindřichův Hradec). Diese sind auch nicht in allen Fällen durchsichtig, da öfters nicht mehr zu erschließen ist, dass es um einen Personennamen geht (České Budějovice, Böhmisch Budweis, aus dem Personennamen Buděj, Ratiboř, Rothwurst aus dem alttschechischen Personennamen Ratibor).

3) Siedlungsnamen, die aus einer Fremdsprache übernommen wurden. Diese sind fast immer unmotiviert (Kunžak, Südböhmen, vom deutschen Königseck, Zwettl, Niederösterreich, aus dem tschechischen Světlá).

Weitere lautliche Veränderungen

Auch den Wandel von „g“ zu „h“ kann man bei den ursprünglich deutschen Namen betrachten. Dieser Prozess gehört jedoch zu einem allgemeinen Wandel „g“ zu „h“ in der tschechischen Sprache dieser Zeit (bereits um 1200 überall in Böhmen und zum Teil in Mähren). Er betrifft deshalb nicht nur die deutschen Namen, sondern auch und vor Allem die

19 CUŘÍN et al., 1986, S. 64 20 CUŘÍN et al., 1986, S. 65 21 LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 26, 27 12 tschechischen (Riegerschlag – Lodhéřov, aus dem Personennamen Lodgéř, deutsch Rüediger, Pilgrams – Pelhřimov, nach dem Begründer der Stadt Bischof Peregrinus). „Diese Orte mit „g“ liegen dort, wo eine frühe deutsche Besiedlung nachgewiesen werden kann.“ (um 1200)22

In manchen Gebieten, die von den deutschen Kolonisatoren (im Süden bairischen Mundartsprechern) besiedelt wurden, tritt der Wandel „f“, „v“ zu „b“ auf (Neubistritz – Nová Bystřice, Fistrize 1188, Visticz 1232, 1543 na Bystrziczy). *vgl. tschechische Lehnwörter wie „bažant“ (aus dem mhd. „vasant“, heute „Fasant“), „břitov“ (heute „hřbitov“, aus dem „vrithof“, heute „Friedhof“), Personennamen wie Bedřih (heute Bedřich, aus mhd. Vridrich, heute Fridrich).23

Bei den ins Deutsche übernommenen Siedlungsnamen mit „st-“ („zt-“) im Anlaut konnte dieses s- (z-) verschwinden (Tremles – Strmilov, Tieberschlag – Styborschlag, heute Lomy, Bez. Neuhaus, Driesendorf – Střízov, Bez. Budweis), „st“ zu „d“ (Drösowitz – Střížovice) oder „s“ zu „ž“ bei den Entlehnungen sowohl aus dem Deutschen als auch aus dem Tschechischen wandeln (Blasenlag, heute Blauenschlag – Blažejov, aus dem Personennamen Blažej, Sichelbach – Žišpachy, dazu noch „b“ zu „p“, Sichs – Žič, alle Bez. Neuhaus).24

Im Fall des tschechische „ř“ wird dieser Buchstabe ins Deutsche begreiflich mit „r“, „rs“, oder „rz“ ersetzt (Widern – Vydří, Neubistritz – Nová Bystřice, Bez. Neuhaus, Trebitsch – Třebíč, Pröding – Předín, Bez. Trebitsch).25

Siedlungsnamen als Exonyme und Endonyme

In manchen Siedlungsnamen spiegelt sich ein jahrhundertlanger Kontakt der Bevölkerung slawischen und germanischen Ursprungs wider. In Laufe der Zeit entstanden deutsche und tschechische Namenspaare, die man aus der Sicht dessen, im welchen Sprachraum sie verwendet wurden, auf Exonyme und Endonyme einteilen kann. Ein Exonym stellt eine heimische Form eines fremdsprachigen Ortsnamens dar, während ein Endonym einer heimischen Form eines Ortsnamens entspricht, das ein heimisches Objekt bezeichnet. Gründe für Entstehung solcher Namenpaare sind verschieden. Man kann drei Typen unterscheiden.26

a) Phonetisch gebundene Namenpaare Hier handelt es sich um eine Übernahme des Namens mit seiner lautlichen Form. Dieser wird in der Regel lexikalisiert und seine ursprüngliche Bedeutung wird vergessen. Ein typisches Beispiel stellen manche weltbekannte Städte dar (Berlin =

22 SCHWARZ, Ernst. Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle: Forschungen zum Deutschtum der Ostmarken. 1. Auflage. München: R. Oldenbourg, 1931. S. 309, 313 23 SCHWARZ, 1931, S. 317, 318 24 SCHWARZ, 1931, S. 332 25 SCHWARZ, 1931, S. 335 26 KOß, Gerhard. Namenforschung: eine Einführung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2002. Germanistische Arbeitshefte, 34. ISBN 34-842-5134-4. S. 22 13

Endonym – Berlín = Exonym, Köln – Kolín). Es geht wahrscheinlich um die am meisten verwendete Art der „Übersetzung“ von deutschen und tschechischen Siedlungsnamen. - Angleichung: Der Siedlungsname kann jedoch auch eine neue Bedeutung durch die phonetisch motivierte Übertragung gewinnen (Suchental – Suchdol, Südböhmen). Sie wird nach einem phonetischen Muster einem heimischen Namen angeglichen.

b) Semantisch gebundene Namenpaare Diese Siedlungsnamenpaare entstehen durch eine semantische, wortwörtliche Übersetzung. Am häufigsten handelt es sich um ursprüngliche Appellative (Neulahm – Nová Hlína, Ober Höfen – Horní Dvorce, Südböhmen).

c) Freie Namenpaare Diese Namenpaare entstehen gleichzeitig und voneinander phonetisch und semantisch unabhängig (Wittingau – Třeboň, Südböhmen).

Durch eine lange und isolierte Entwicklung der Namenspaare kam es zur Entstehung von folgenden Sonderformen:

- Sprachverschiedene Doppelnamen Es handelt sich um eine Übersetzung beider Namen von einem Namen, der aus einer anderen, dritten Sprache stammt (die Siedlungsnamen der schweizerischen Stadt deutsch Ems und rätoromanisch Domat gehen beide auf das lateinische Wort „ambitus“ zurück). In Laufe der Zeit wurden beide Formen so stark verändert, dass sich der gemeinsame Ursprung nicht mehr erschließen lässt.27

- Namenpleonasmen Im Fall der sog. etymologischen Pleonasmen geht es um einen Siedlungsnamen, dessen Gestalt eine Redundanz aufweist. Die Pleonasmen entstehen durch Vergessen von Bedeutung eines einzigen bestimmten Teiles, während dem ganzen Wort mit der Zeit ein anderer verständlicher Teil hinzugefügt wird, der aber die gleiche oder eine synonymische Bedeutung als der erster Teil hat (Maienfeld, Graubünden, Schweiz, aus dem keltischen Wort „magis“, „Feld“, später der deutsche Teil „Feld“ hinzugefügt, Allhöhe, Vorarlberg, aus dem arabischen Wort „alu“, „hoch sein“ + Höhe)28

27 KOß, Gerhard. Namenforschung: eine Einführung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2002. Germanistische Arbeitshefte, 34. ISBN 34-842-5134-4. S. 22 28 Angabe nach: TOTH, Alfred. Pleonasmus bei Zeichen und Namen. In: Mathematical semiotics [online]. 2008 [2016-03-07]. http://www.mathematical- semiotics.com/pdf/Pleonasmus%20bei%20Zeichen%20und%20Namen.pdf 14

Volksetymologische Deutung

Bei den Siedlungsnamen, deren Bedeutung den Menschen mit der Zeit unklar wurde, bemüht man sich den vom normalen Sprachgebrauch abweichenden und damit unverständlichen Namen durch einen verständlichen zu ersetzen. Die Form des alten Namens wird häufig der neuen Deutung angepasst und kann durch diese Anpassung eine ganz andere Bedeutung als die vorherige gewinnen. Das gleiche kann natürlich auch zwischen zwei unterschiedlichen Sprachen passieren. Bei dieser nicht fachlichen, laienhaften Erklärung des Ursprungs von Siedlungsnamen spricht man von der sog. volksetymologischen Deutung, Umdeutung, sekundären semantischen Motivierung oder Remotivation.29

So wurde die Gestalt des ursprünglich keltischen Namens Medioplánon („Mitte der Ebene“) zum lateinischen Mediolánum, romanischen Meilano, ins Frühneuhochdeutsche als Mailan/Meilan übernommen. Seit dem 16. Jahrhundert zu Ma(e)iland. Der heutige deutsche Name Mailand hat also weder etwas mit dem Appellativum „Mai“ noch mit „Land“ zu tun. Der Name der südböhmischen Gemeinde Bednárec wurde volksetymologisch dem Appellativum „bednář“, „Böttcher“ angeglichen. Ursprünglich geht es jedoch um eine Übernahme des deutschen Personennamens Bernards.30

Da die Belege der Namen in den alten Quellen keine phonetische Transkription darstellen und diese Namen auch „regionale Lautveränderungen aufzeigen, die nicht Eingang in die Schreibsprache gefunden haben“, wird ihre Ausdeutung oft zu einer sehr schweren Aufgabe.31

Grundwörter und Suffixe im Gebiet Südböhmen

Die Siedlungsnamen, genauso wie die anderen Wörter in einer Sprache, unterliegen bestimmten Regeln, nach denen sie gebildet werden. Nicht nur die Grundwörter, sondern auch die Suffixe können etwas über den Ort verraten, besonders dann, wenn das Grundwort ganz verdunkelt wurde. So zeigt die tschechische Endung „-ov“ darauf, dass die Ortschaft nach einer Person benannt wurde. Ähnlicherweise gilt das für die deutsche Endung „-ing(en)“. Entstehung der Grundwörter selbst war oft eine Frage der Mode und deshalb ist es bei manchen Siedlungen möglich, ihr Alter nach bestimmten Grundwörtern zu erschließen. So

29 KOß, Gerhard. Namenforschung: eine Einführung in die Onomastik. 3., aktualisierte Aufl. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2002. Germanistische Arbeitshefte, 34. ISBN 34-842-5134-4. S. 23 30 KOß, G. BRENDLER, S., 2002, S. 23 31 BRENDLER, Andrea und BRENDLER, Silvio (eds.). Namenarten und ihre Erforschung: ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik: anlässlich des 70. Geburtstages von Karlheinz Hengst. Hamburg: Baar, 2004. Lehr- und Handbücher zur Onomastik, Bd. 1. ISBN 39-355-3670-4. 15 weisen z. B. die tschechischen Siedlungsnamen auf Týn darauf hin, dass die Ortschaft höchstwahrscheinlich während des 12. Jahrhunderts entstand.32

Typische deutsche Grundwörter und Suffixe

• -ach, -au(e): Die Suffixe „-ach“, „-au(e)“, aber auch „-aach“, oder nur „-a“, die in manchen Siedlungsnamen zu beobachten sind, deuten oft auf ein vom Wasser umgebenes Ort hin (zu ahd. ouwa, lat. aqua, ie. əkūā).33 (vgl. tschechische Endung „- ava“ in den Flussnamen, Vltava,…).34 Die Endung „-au“ bei den deutschen Siedlungsnamen in den tschechischen Gebieten stellt jedoch oft eine Übersetzungsweise des tschechischen Suffixes „-ov(á)“. Klenau – Klenov, Sumrakau – Sumrakov, Luttau – Lutová, Mirochau – Mirochov, alle Bez. Neuhaus.

• -bach: Die Siedlungsnamen auf „-bach“ entsprechen der Bedeutung des im heutigen Deutschen verwendeten Wortes Bach und werden oft von einem qualitativen Adjektiv begleitet. Sichelbach – Blato, Weißenbach – Bílá, Grambach – Potočná, Tiefenbach – Hluboká, Schwarzbach – Tušť, alle Bez. Neuhaus.

• -burg: In ganz Tschechien findet man Burgen (tschechisch hrad,-y) mit ursprünglich deutschen Namen, was den deutschen Einfluss in der Oberschicht dieser Zeit bezeugt.35 Nicht selten hat sich dann in der Umgebung dieser Burgen eine Ortschaft herausgebildet. Rosenburg – Rožmberk, Bez. Krumau, Rothenburg – Červená Lhota, Bez. Neuhaus.

• -brun: (nhd. Born, „Brunnen, Quelle“)36: Einige Siedlungen wurden auch nach einer Wasserquelle, dem Brunnen, benannt. Ähnlich wie im Fall der Siedlungsnamen auf - bach werden diese oft mit einem charakterisierenden Adjektiv begleitet. Im Bez. Neuhaus: Brunn – Studnice, Kaltenbrun – Kaproun, Guttenbrunn – Dobrá Voda, Schönborn – Nová Ves.

• -brücke, -bruck, -furt: Die Siedlungsnamen auf „-brücke“, „-bruck“, oder „-furt“ weisen auf verschiedene früher wichtige Verkehrseinrichtungen hin. Hohenfurt – Vyšší Brod, Langenbruck – Olšina, beide Bez. Krumau.37

• -dorf: Die Ortsnamen auf „-dorf“ gehören zu den meist verwendeten Siedlungsnamen und sind seit ihren Aufkommen, schon in den Jh. vor 1000, überall verwendet worden. Sehr beliebt waren diese Namen in Nieder- und Oberösterreich (hier schon seit dem 9.

32 Lutterer, Ivan, Postup osídlování Čech očima onomastika. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-24]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=7347 33 DWDS [online]. [2016-03-09]. http://www.dwds.de/?qu=Aue 34 ŠMILAUER, Vladimír. O jménech našich řek. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-09]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=3983 35 SCHWARZ, 1931, S. 87 36 DWDS [online]. [2016-03-09]. http://www.dwds.de/?view=1&qu=born 37 SCHWARZ, 1931. S. 94 16

Jh.).38 Auch im heutigen Bez. Neuhaus findet man viele Ortsnamen dieses Typs: Annadorf – Annovice, Stillfriedsdorf – Lipovka, Phillippsdorf – Filipov, Hammerdorf – Hamr. Für die bereits erwähnten Siedlungen (außer dem Hammerdorf, das wahrscheinlich früher entstanden ist und sich auf einen Eisenhammer bezieht), die während des 17. und 18 Jh. entstanden sind, ist üblich, dass sie schon den Namen eines adeligen Grundherrn tragen.39 So z. B. Stillfriedsdorf, nach dem Ignaz Franz Freiherr von Stillfried und Rattonitz benannt, wurde im Jahre 1794 gegründet.40

• -hof(en): Die Siedlungsnamen auf „-hof“ bezeichnen wirklich Höfe, Einzelgebäuden und sind „seit der Besiedlungszeit andauernd zu belegen.“41 Stockerhof – Štokov, Bez. Krumau, im Bez. Neuhaus: Pönigenhof – Peníkov, Gestütthof – Jemčina, Gabrielenhof - Gabrielka (die seltener auftretenden Siedlungsnamen auf -hofen sind ähnlich wie diejenigen auf -hausen alte Formen von Dativ Plural).42

• -holz, -wald: Die Ortsnamen, die mit den Grundwörtern „-holz“ und „-wald“ gebildet werden, deuten auf einen Wald hin. Artholz – Artolec, Sophienwald – Žofina Huť, Waldhäuser – Lesní Chalupy alle Bez. Neuhaus.

• -haus(en), -hus, -häuser: Ebenfalls wie „-dorf“ und „-heim“ mit der Bedeutung „Haus“ bezeichnen diese Grundwörter Wohnstätten. (in früherer Zeit hatte das Wort „Haus“ noch auch die Bedeutung „Burg“43, die Burgruine Wittinghausen – Vítkův kámen, Bez. Krumau, Neuhaus – Jindřichůvh Hradec, Bez. Neuhaus) in Bez. Neuhaus: Maringhäuser – Domy Marinkovy, Waldhäuser – Lesní Chalupy (die Form des Siedlungsnamens auf -häuser ist jünger als die vorher genannten).44

• -hütte, -hammer: Die Wörter auf „-hammer“ und „-hütte“ gehören zu den Siedlungsnamen, die die Existenz von Vorrichtungen bezeugen, die für Bearbeitung von Eisen bzw. Glas dienten (Hammer – Eisenhammer und Hütte – Eisen-/Glashütte als Handwerksbetriebe) Althütten – Staré Hutě, Schmelzhütte – Benátky, Bez. Neuhaus, Leitnerhammer – Leitnerův hamr, Steindl Hammer – Steindlův hamr (beide bereits verschwunden), beide Bez. Krumau.45

• -mühl: Wie im Fall der Siedlungsnamen auf „-hütte“ und „-hammer“ weisen die „Mühl-namen“ auf einen gewerblichen Betrieb hin. Ober- und Niedermühl – Horní

38 SCHWARZ, Ernst. Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle: Forschungen zum Deutschtum der Ostmarken. 1. Auflage. München: R. Oldenbourg, 1931. S. 84 39 SCHWARZ 1931. S. 87 40 Rodopisná revue online: Dedictví barona Stillfrieda [online]. 2014, 16. [2016-03-14]. http://rodopisna-revue- online.tode.cz/2014-2/01-03_kobla.pdf 41 SCHWARZ, 1931. S. 82 42 SCHWARZ, 1931. S. 82 43 SCHWARZ, 1931, S. 82 44 SCHWARZ, 1931. S. 82 45 Zaniklé obce a objekty, Verschwundene Orte und Objekts [online]. 2015 [2016-03-08]. http://www.zanikleobce.cz/index.php?lang=d&menu=11&okr=3302 17

und Dolní Žďár, Bez. Neuhaus, Teufelsmühle – Čertův Mlýn, Alexmühle – Alexův mlýn, Bez. Krumau (beide bereits verschwunden).46

• -kirchen, -kloster: Die deutsche Ortsnamengebung wurde auch durch die Tätigkeit der Kirche beeinflusst (Das erste in Tschechien gegründete Kloster war das Stift des Benediktinerordens in Břevnov, Prag. Dieses wurde mit Unterstützung Herzogs Boleslav II. im Jahre 993 gegründet).47 Radaun – Kostelní Radouň, Kirch Wiedern – Kostelní Vydří, Kloster – Klášter, alle Bez. Neuhaus. Manchmal wurden die von der Kirche gegründeten Ortschaften nach einem Heiligen benannt. Sankt Maria Magdalena – , Bez. Neuhaus, Sankt Thomas – Svatý Tomáš, Bez. Krumau.

• -schlag: In den Ortsnamen, die aus dem Grundwort „-schlag“ bestehen, spiegelt sich eine Art von Wirtschaftsbodengewinn wider (vgl. „-rod(e)“). Im Gebiet Neuhaus wurden die deutschen Siedlungsnamen auf -schlag zu den am meisten vorkommenden. Blauenschlag – Blažejov, Ulrichsschlag – Oldřiš, Hosterschlag – Člunek, Tieberschlag – Lomy, Ruttenschlag – Hrutkov, Temerschlag – Mosty, Walterschlag – Valtínov.

• -stadt, -stat: Mit der Bedeutung „Stadt, Stätte, Stelle“, In Südböhmen: Mautstadt – Mýto, Bez. Krumau, Altstadt – Staré město pod Landštejnem, Bez. Neuhaus.

• -ing(en): Das deutsche Siedlungsnamensuffix „-ing“ („-ingen“ ist Dativ Plural vom althochdeutschen „ingum“) gehört zu der ältesten Schicht der sprachlich deutschen Siedlungsnamen überhaupt. Namen mit diesem Suffix weisen ein hohes Alter auf (Altötting,48 Dingolfing,49 beide bereits im 8. Jh. erwähnt, Oberbayern) und waren lange produktiv. Die Siedlungsnamen auf „-ing(en)“ bezeichnen die Zugehörigkeit des Ortes zu einer Person. „Echte ing-Ortsnamen … fehlen (jedoch) in den Sudetenländern fast vollständig.“50 Im heutigen Bez. Neuhaus wurden folgende Siedlungsnamen auf analogisch gebaut: Wölking – Dolní Bolíkov, Markwarding – Markvarec, Thusing – Toužín, Diebling – Děbolín, Neuötting – Nová Včelnice („Könnte ein aus Oberbayern übertragener echter ing-Name sein, falls nicht ursprünglich genitivischer Ortsname“)51, Piesling – Písečné, Zlabings – , alle Bez. Neuhaus.

46 Zaniklé obce a objekty, Verschwundene Orte und Objekts [online]. 2015 [2016-03-08]. http://www.zanikleobce.cz/index.php?lang=d&menu=11&okr=3302 47 Břevnovský klášter [online]. [2016-03-08]. http://www.brevnov.cz/DE/geschichte 48 Stadt Altötting: Stadtgeschichte [online]. 2016 [2016-03-14]. http://www.altoetting.de/cms/stadtgeschichte.phtml 49 Stadt Dingolfing: Geschichte einer kleinen Stadt [online]. 2014 [2016-03-14]. http://www.dingolfing.de/index.php?id=0,26 50 SCHWARZ, Ernst. Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle: Forschungen zum Deutschtum der Ostmarken. 1. Auflage. München: R. Oldenbourg, 1931. S. 79 51 SCHWARZ, 1931. S. 168 18

Typische tschechische Grundwörter und Suffixe

In der slawischen Siedlungsnamenbildung „stehen ebenfalls die gleichen Bildungsweisen zur Verfügung, aber im Gegensatz zum Deutschen, wo Komposita vorherrschen, werden slawische Namen vorwiegend durch Ableitung (Derivation) gebildet.“52 Viele slawische Ortsnamen bezeichnen ein Verhältnis zwischen dem benannten Ort und dem Besitzer, bzw. Siedler, der in einer gewissen Abhängigkeit zu diesem Ort steht.53

• -ov, -ova, -ovo: Die alten Suffixe „-ov“, „-ova“, „-ovo“ entsprechen der heutigen tschech. maskulinen Endung der Possessivadjektiven „-ův“ (vgl. Jindřichův Hradec, Pluhův Žďár) und man wird diese Siedlungsnamen etwa als „ihr, ihm gehörend“ übersetzen. Das zweite Wort, das das angeeignete Objekt bezeichnen sollte, wurde wegen seiner oft auftretenden und sich wiederholenden Form (Hof, Haus,…) mit der Zeit in manchen Fällen ganz weggelassen.54 Im Bez. Neuhaus z. B.: Lodhéřov – Riegerschlag, Blažejov – Blauenschlag, Doňov – Donow, Hadravova Rosička – Hadraw Rositschka, Kardašova Řečice – Kardasch Retschitz.

• -in, -ina, -ino: Mit diesen Endungen wurden die Siedlungsnamen mit femininen Personennamen gebildet. In der Regel gilt das Gleiche wie bei den Siedlungsnamen auf „-ov/a/o“. Žofina Huť – Sophienwald, (Aber z. B. Pístina – Pistin, Bez. Neuhaus, aus dem Appellativum „piesek, piesčina“ („písek“, „Sand“, „písčina“, „Sandboden“)55, Jemčina – Gestütthof, ebenda, aus dem Appellativum „jemčina“, „vrata u jezu“, „die Schleuse“, tschechisiert als „šlajsna“).56

• -ice: Das Suffix „-ice“ (Akk. Plur.) ist aus dem älteren „-ici“ (Nom. Plur.) im 13. Jh. entstanden. Diese Siedlungsnamen tragen eine pluralische Bedeutung und treten sehr häufig auf. Als Siedlerbezeichnungen werden sie auch mit einem Personennamen verbunden.57 Man übersetzt diese Namen als „Ort der Leute von“ Im Bez. Neuhaus: Dačice – Datschitz (aus dem Personenamen Dak, Dač)58, Slavonice – Zablings (Slavon)59, Holešice – Holleschitz (wahrscheinlich Holeš, Holýš, vgl. Holešovice, Bez. Pisek).60 (Aber z. B. Nová Bystřice – Neubistritz, zu tschech. „bystřina“,

52 Ortsnamen - Wandel, Wüstung, Übertragung. In: Onomastik: Namen und Namenbedeutung [online]. [2016- 03-07]. http://www.onomastik.com/on_slawische_ortsnamen.php 53 SCHWARZ, Ernst. Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle: Forschungen zum Deutschtum der Ostmarken. 1. Auflage. München: R. Oldenbourg, 1931. S. 56 54 SCHWARZ, 1931. S. 56 55 PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil III, Praha: Česká akademie věd a umění, 1951. S. 362 56 PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil II, Praha: Česká akademie věd a umění, 1949. S. 119; RIPPEL, Eugen. Z plavecké (vorařské) češtiny. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-12]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=2787 57 SCHWARZ, Ernst. Die Ortsnamen der Sudetenländer als Geschichtsquelle: Forschungen zum Deutschtum der Ostmarken. 1. Auflage. München: R. Oldenbourg, 1931. S. 57 58 LUTTERER, MAJTÁN, ŠRÁMEK, 1982, S. 80 59 Novadomus: soukromý turistický informační portál [online]. 2013 [2016-03-13]. http://www.novadomus.cz/ckanada/pamatky/slavonice.php 60 PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil I, Praha: Česká akademie věd a umění, 1947. S. 589 19

„Gießbach“61, Nová Včelnice – Neuötting-Vtschelnitz, von tschechischen Appellativum „včelnice“, „Bienenhaus“62).

• -ovice: Noch häufiger als die vorherigen treten die Siedlungsnamen auf -ovice auf. Zusammen mit dem Suffix „-ic“ wurde die Endung „-ovic“ früher zur Bildung von Patronymen (= Vatersnamen) gebraucht63 (vgl. Suffix -ič im heutigen Russischen). Diese Siedlungsnamen wurden in der Regel aus Personennamen gebildet. Böhmisch Budweis – České Budějovice, Bez. Budweis (aus dem Personennamen Budivoj, Buďvoj)64, Budíškovice – Budischkowitz (Budiš)65, Chvalkovice – Qualkowitz (Chvála)66, Manešovice – Maneschowitz (Maneš), Hostkovice – Hostes (wahrscheinlich Hostek, vgl. Hostkovice, Bez. Kuttenberg)67, alle Bez. Neuhaus.

• -ín: Die Siedlungsnamen auf „-ín“ haben wieder, ähnlich wie diejenigen auf „-ov“, eine possessivische Bedeutung. Im Bez. Neuhaus z. B.: Děbolín – Diebling, Domanín – Domanin, Hatín – Hatzken, Stoječín – Stoitzen, Toužín – Thusing.

• -ves: Das Wort „ves“ („Dorf“, in Zusammensetzung „Dorf des …“) ist eines der wenigen Grundwörter, die man im Tschechischen zur Bildung von Zusammensetzungen bei den Siedlungsnamen verwendet. Zusammen mit den Wörtern wie „sedlo“, „sedlec“ („Siedlung“) oder „dvůr“ („Hof“) wurden die Namen auf „ves“ naturgemäß zu den am häufigsten verwendeten Appellativen in Ortsnamengebung. Vitíněves – Wittingau (vgl. Namenpaar Třeboň – Wittingau), Hostějeves – Hosterschlagles, Mutyněves – Muttaschlag, alle Bez. Neuhaus. Seit dem Jahr 1654 entstanden in Tschechien 24 Dörfer mit dem Namen Nová Ves.68

Geschichte der Besiedlung von Südböhmen mit besonderer Berücksichtigung des Neuhauser Gebiets

Die ältesten Belege der menschlichen Besiedlung von Böhmen und Mähren stammen bereits aus dem Altpaläolithikum (Lokalität Beraun-Schnellstraße, 1,45 mil. Jahre). Aus der Jungsteinzeit stammen archäologische Funde von Keramik, nach der die verschiedensten sich auf dem tschechischen Gebiet entwickelten Kulturen benannt wurden (die sog. linearbandkeramische Kultur, Stichbandkeramik der Lengyel-Kultur, oder die Trichterbecherkultur).69

61 LUTTERER, MAJTÁN, ŠRÁMEK, 1982. S. 213 62 PROFOUS, 1947, S. 472 63 SCHWARZ, 1931. S. 57 64 PROFOUS, 1947. S. 200 65 PROFOUS, 1947. S. 203 66 PROFOUS, S. 74 67 PROFOUS, 1947, S. 641 68 CUŘÍN et al., 1986, S. 92 69 FRIEDRICH, Jan, VENCL, Slavomil. Výzkum paleolitu a mezolitu v letech 1969-1993 [online]. [2016-04-11]. http://www.kar.zcu.cz/texty/Fridrich-Vencl1994.htm#NEJSTARŠÍ PALEOLIT V ČECHÁCH 20

In der Bronzezeit bildete sich dann u. a. auch im heutigen Südböhmen die sog. Aunjetitzer Kultur, Únětická kultura (die Wallburg Maidstein – Dívčí Kámen) aus, die zur Entwicklung der durch befestigte Höhensiedlungen mit Burgen typischen Věteřov-Kultur führte.

In den folgenden Jahrhunderten verbreiteten sich auf diesem Gebiet weitere Kulturformen, aus denen die keltische Latène-Kultur eine Erwähnung verdient. Charakteristisch für diese Zeitepoche sind die sog. Oppida, befestigte Höhensiedlungen mit Burgkern (Třísov, Klingenberg – Zvíkov). Einer der wichtigsten keltischen Stämme dieser Zeit waren die von Tacitus erwähnten Bojer, nach denen wahrscheinlich Böhmen/ benannt wurde (aus Boiohaemum – „Heimat der Boier“, ihre Anwesenheit in diesem Gebiet ist u. a. auch durch den alten Namen für Passau belegbar – Boiodurum).

Eine der ersten politischen Bildungen in Böhmen und Mähren war das markomannische Reich von König Marbod, das um die Jahrtausendwende durch Vereinigung von den germanischen Stämmen der Quaden, Hermunduren und Lugier entstanden ist (den angeblichen befestigten Königssitz, Marobudum, hat man bis heute nicht gefunden). Die keltischen Oppida gehen in dieser Zeit zugrunde.

Wahrscheinlich im 6. Jh. n. Chr. (Keramik des Prager Typs) wanderten nach Böhmen von Osten her die ersten Slawen, die dabei möglicherweise die hier ansässigen germanischen Langobarden assimiliert haben. Im 7. Jh. entstand unter dem fränkischen Händler Samo, dank der Schwächung des mongolischen Stammes der Awaren und gerade gegen diesen, ein Bund von mehreren slawischen Stämmen (auch die Lage des Zentrums von Samoreich, Wogastisburg, bleibt unbekannt). Aus dem 7. Jh. stammen Burgwälle von slawischen Herren verschiedener Kleinstämme, die sich später zu großen Anlagen vermehrten (Svákov bei Soběslau, Němetice bei Strakonitz, u. a.).70

Die ersten Belege einer dauerhaften Besiedlung der südböhmischen Region stammen aus dem 10. Jh. Den natürlichsten und einfachsten Weg für die Kolonisatoren stellten die Wasserläufe dar. Die Kolonisation ging im Norden schrittweise aus der Richtung Wotitz (Votice) voran, entlang der Flüsse Zeliwka (Želivka), Trnávka und entlang des Flusses Lainsitz (Lužnice) im Osten. Zum Ende des 11. Jahrhunderts gibt es in Südböhmen zwei größere besiedelte Gebiete: In der Gegend von Moldau (Vltava) und um die heutige Stadt Pilgrams (Pelhřimov, diese Stadt wurde von dem Bischof Peregrin gegründet).71

In der zweiten Hälfte des 12. Jh. (1143-1144 Ende der sog. inneren-tschechischen Kolonisation) begann ein Prozess der Besiedlung von den weniger fruchtbaren Gebieten in Richtung der Bergenländer (an der sog. äußeren deutschen, bzw. deutsch-tschechischen Kolonisation haben auch Menschen deutschen Ursprungs teilgenommen. Während dieser Zeit

70 POLÍVKA, Miloslav, BAHLCKE Joachim und EBERHARD Winfried (eds.). Böhmen und Mähren. Handbuch der historischen Stätten. 1. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1998. ISBN 35-203-2901-8. S. XX–XXVIII; CUŘÍN et al., 1986, S. 74; LUTTERER, Ivan. Postup osídlování Čech očima onomastika. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-24]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=7347 21 entstehen die meisten deutschen Namen im Gebiet Südböhmen). Für den Anfang dieser Kolonisationsetappe sind folgende Siedlungsnamen charakteristisch: Újezd/Újezdec: Aujestetz – Újezdec, Bezirk Neuhaus (von einem Herrscher geschenktes Land wurde von dem neuen Besitzer ringsherum gefahren („objeta“, „ujeta“) um die Grenzen des Landes zu bestimmen), es ging also um ein „durch Umritt in Besitz genommenes Land“.72 Týn/Týnec: Moldautein – Týn nad Vltavou (nach der Art der Befestigung, ursprünglich aus dem keltischen Appellativum „dunum“, „Befestigung“73, oft im Besitz von Kirche. Ähnlich, nach einer Befestigung benannt, wurden Siedlungsnamen wie Ohrazení, Ohrazenice, Hroby u. a.), Siedlungsnamen, die einen alten slawischen Personennamen enthalten: Rothwurst – Ratiboř, von dem Personennamen Ratibor, Przibraz – Příbraz von dem Personennamen Příběrad, beide Bez. Neuhaus, Böhmisch Budweis – České Budějovice von dem Personennamen Budivoj. In diesem Zeitraum entstanden auch Ortsnamen als Spitznamen für die Bewohner derjenigen Siedlung: Böhmisch Schachen, Hrdlořezy, Bez. Neuhaus (diejenigen, die die Kehle durchschneiden), Dobrohost – Dobrohošť (gute Gastgeber), Bez. Neuhaus.74

Die Kolonisation von den bergigen Randgebieten, der Böhmisch-Mährischen Höhe (Česko-Moravská vrchovina) im Osten und des Böhmerwalds (Šumava) im Westen verlief wegen schlechter Fruchtbarkeit und ungünstigen Klimas etwa später, bis zum Ende des 12. Jh. Die älteste Phase der Besiedlung von Böhmisch-Mährischen Höhe wurde hauptsächlich von den kirchlichen Institutionen geführt, den deutschen Prämonstratenser des Klosters Seelau, Želiv (der deutsche Siedlungsname entstand nach dem biblischen Ort Shiloah75) und Leitomischl und dem Prager Bistum. Während der jüngeren Phase wurden dann an der Kolonisation vor allem die Adelsgeschlechter der Wittigonen, die Herren von Rosenberg, Neuhaus und Landstein beteiligt. In dieser Zeit wurden auch die anliegenden Gebiete von Neuhaus und Neubistritz (Nová Bystřice) besiedelt.76

Ähnlich wie im Falle der früheren Kolonisation hat diese Etappe ihre typischen Ortsnamen: Lhota (in der Tschechischen Republik gibt es insgesamt 322 Siedlungen dieses Namens. Der alttschechische Ausdruck „lhóta“, „Frist“ bezieht sich auf besondere rechtliche Lage, in der die Einwohner, Kolonisatoren für eine gewisse Zeit von der Steuerpflicht befreit wurden)77: Ober- und Niederschlagles – Dolní und Horní Lhota, Rothlhota – Červená Lhota, alle Bez. Neuhaus, Zhořec/Zhoř/Žďár,… (durch Brennen, Brandroden erworbenes Land): Shorschetz – Zhořec, Shorsch – Zhoř, beide Bez. Pilgrams, Pluhow – Pluhův Žďár, Ober- und Niedermühl – Horní und Dolní Žďár, Schdiar – Žďár, alle fünf Bez. Neuhaus.78

Sehr oft treten hier auch Siedlungsnamen auf, die von einem Personennamen abgeleitet geworden sind: Jareschau an der Naser – Jarošov nad Nežárkou, Bez. Neuhaus

72 SCHWARZ, 1931, S. 66 73 POLÁK, Václav. Drobnosti lexikální a etymologické VII. in Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-05]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=3306 74 CUŘÍN, 1986, S. 80 75 Johannes 9 „und sprach zu ihm (dem Blinden): Gehe hin zu dem Teich Siloah (das ist verdolmetscht: gesandt) und wasche dich!“ 76 CUŘÍN, 1986, S. 83–85 77 SCHWARZ, 1931, S. 67 78 CUŘÍN, 1986, S. 84–87 22

(von dem Personennamen Jaroš), Welschau – Velešov, Bez. Pilgrams (von dem Personennamen Veleš), Ober-, Kirchen- und Scheiben Radaun, Horní, Kostelní und Okrouhlá Radouň, Wenkerschlag – Dolní Radouň (Radoun), Borschetin – Bořetín (Bořata), Lowietin – Lovětín (Lovata), Mirotin – Mirotín (Mirota), alle Bez. Neuhaus.79

Die Besiedlung der Böhmisch-Mährischen Höhe aus der anderen Richtung, von Mähren aus, charakterisieren die Siedlungsnamen wie Rosič, Roseč, Rosička, Proseč, und andere, die an die mährischen Siedlungsnamen Rozsteč, Rozsíčka anknüpfen (zum tschechechischen Verb „sekati“, „hacken“, beschreibt wieder eine Kolonisationsweise – die Rodung): Rositschka – Rosička u Deštné, Rositschka – Pejdlova Rosička, Hadraw Rositschka – Hadravova Rosička, Klein Rositschka – Malá Rosička, Rosetsch – Roseč, alle Bez. Neuhaus.80

Von Süden her waren an der Besiedlung von Böhmisch-Mährischen Höhe auch die Deutschen beteiligt. Deutschen Ursprungs sind u. a. folgende Siedlungsnamen: Hermantsch – Heřmaneč, Riedwies – Rodvínov (von der genitivischen Form des Personennamenn Ruodwin, Rüedwini), Markwarding – Markvarec, Albern – Albeř (Kurzform vom Personennamen Albert, Albrecht)81, Artholz –Artolec (vom deutschen Personennamen Hartwalt, oder Artwalt)82, Kaltenbrunn – Kaproun, Riegerschlag – Lodhéřov, Gatterschlag – Kačlehy, alle Bez. Neuhaus, Rimberg – (früher Rymberk) Polesí, Wintirschow – Vintířov, beide Bez. Pilgrams.83

Neben den Feudalen und der Kirche hat sich auch der Herrscher selbst an der Kolonisation beteiligt. Königliche Städte, die in Südböhmen, gegründet wurden sind folgende: Pisek – Písek (1256), Bez. Pisek, Böhmisch Budweis – České Budějovice (1265), Bez. Böhm. Budweis, Wodnian – Vodňany (1336), Bez. Strakonitz.84

In der ersten Hälfte des 17. Jh. wurde infolge des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) und wegen mehrerer Pestepidemien die Besiedlung von neuen Gebieten beinahe eingestellt, viele Ortschaften wurden verlassen und sind wüst geworden. In dieser Zeit (1654) entstand die sog. Steuerrolle (berní rula), ein Untertanenverzeichnis mit einer Auflistung aller Ortschaften, das als eine wichtige toponomastische Quelle gilt. Die Anzahl von neuen Ortschaften ist seit der zweiten Hälfte des 17. Jh. bis zum Ende der ersten Hälfte des 18. Jh. (1740 Anfang des Ersten schlesischen Krieges) wieder gestiegen. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. beginnt wieder der Aufschwung der Kolonisation. Ein wichtiger Grund dafür war der Bedarf an billiger Arbeitskraft und natürlichen Ressourcen für die Industrieproduktion. In den 70. Jahren des 18. Jh. förderte die Teichwirtschaft im Osten und die Glasindustrie im Westen den Landesausbau (gleichzeitig wurden jedoch viele Teiche infolge des Raabschen Systems, einer Untertanenreform, ausgetrocknet). Am Ende des 18. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Dörfer

79 CUŘÍN, 1986, S. 86 80 PROFOUS, 1951, S. 587; CUŘÍN, 1986, S. 86 81 PROFOUS, 1947, S. 6 82 PROFOUS, 1947, S. 16, 17 83 CUŘÍN, 1986, S. 87 84 LUTTERER, MAJTÁN, ŠRÁMEK, 1982, S. 76, 235, 333 23 an den Hütten und Eisenhämmern (der Siedlungsname „Huť“, „die Hütte“, Erdreichsthal – Hutě u Příbraze). Im Gebiet Neuhaus nehmen an der Kolonisation in dieser Zeit u. a. das niederösterreichische Adelsgeschlecht Fünfkirchen (Schloss Chlumetz – Chlum u Třeboně) und die schweizerisch-österreichische Familie Geymüller teil.85

Typische Siedlungsnamenbildung dieser Epoche ist die Übernahme eines bereits existierenden, älteren Siedlungsnamens mit einem neuen Attribut oder Übernahme eines berühmten Siedlungsnamens: Klein Rammerschlag – Malý Ratmírov (von Rammerschlag – Velký Ratmírov), Neu Postiechow – Nový Bozděchov (von Alt Postiechow), Erdweis – Nová Ves nad Lužnicí (mit insgesamt 62 Nová Ves „Neues Dorf“ in ganz Tschechien ist dieser Siedlungsname der am häufigsten vorkommende Siedlungsname überhaupt), Neuötting- Vtschelnitz – (bis 1955 Nový Etynk) Nová Včelnice (nach dem Vorbild der bayerischen Stadt Altötting)86, alle Bez. Neuhaus.87

Siedlungsnamen, die durch Ableitung von einem Personennamen entstanden sind, gewinnen in dieser Zeit einen neuen Charakter. Es handelt sich eher um Possessivnamen zur Ehrung und Verewigung des Gründers/Kolonisators/Herrschers, als um Namen für Einwohner der Ortschaft, wie es früher gewöhnlich war: Annadorf – Annovice (nach Gräfin Anna Voračická), Gabrielenhof – Gabrielka (nach Gräfin Gabriela Vratislavová z Mitrovic, heute schon verschwunden)88, Bukowka – Bukovka (nach František Zikmund Bukovka), Stillfriedsdorf – Lipovka (nach Ignác Stillfried), alle Bez. Neuhaus.89

Nach dem Jahr 1848 (Aufhebung der Grundherrschaft) endet die durch die Feudalen geführte Kolonisation. Gleichzeitig fängt ein Prozess der Tschechisierung von den deutschen Ortsnamen an. Zwischen den zwei Weltkriegen entstehen neue Ortschaften in Südböhmen lediglich selten. Während der deutschen Okkupation wurden Teile des Landes (Protektorat Böhmen und Mähren) germanisiert, diese wurden aber nach dem Ende des Krieges wieder völlig tschechisiert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Dörfer infolge der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei verlassen, wüst und damit auch offiziell aufgehoben: Auern – Návary, Dietreichs – Dětříš, Althütten – Staré Hutě, Münichschlag – Mnich, Amerika – Amerika, Mooshäuser – Blata, Mähring – Domky Mariánské, Braunschlag – Pranšláky, Maringhäuser – Domy Marinkovy, Philippsdorf – Filipov, Reichers – Rechyř, Gottschallings – Košťálkov alle Bez. Neuhaus. Manche kleinere Dörfer werden auch mit anderen zusammengelegt: Fichtau – Smrčná, Bez. Neuhaus.90

Während der ersten zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Nomenklatur der Siedlungsnamen für den amtlichen Bedarf mit einer Unterscheidung von manchen gleichen Siedlungsnamen oder zum Zweck einer Tschechisierung der deutschen

85 CUŘÍN, 1986, S. 91 86 PROFOUS, 1947, S. 472 87 CUŘÍN, 1986, S. 76 88 Zaniklé obce a objekty, Verschwundene Orte und Objekts [online]. 2015 [2016-03-08]. http://www.zanikleobce.cz/index.php?obec=2787 89 CUŘÍN, 1986, S. 93; PROFOUS, 1947, S. 13, 488, 213 90 Zaniklé obce a objekty, Verschwundene Orte und Objekts [online]. 2015 [2016-03-08]. http://www.zanikleobce.cz/ 24

Siedlungsnamen revidiert und zahlreiche von diesen werden geändert: Nový Etynk zu Nová Včelnice, Německý Malíkov zu Malíkov nad Nežárkou, Německá Olešná zu Nová Olešná, Německá Radouň zu Dolní Radouň, alle Bez. Neuhaus.91

Ausgewählte wichtige Quellen zur Forschung der tschechischen Siedlungsnamen

Die größte traditionelle Form der schriftlichen Überlieferung des abendländischen Mittealters stellen die Urkunden dar. Es handelt sich um Königs-, Kaiser- und Papsturkunden (dauerhaft geltende Rechtsbekundungen) und Privaturkunden (meistens Alltagsgeschäfte), die bis zum 13. Jahrhundert fast ausschließlich lateinisch geschrieben wurden. Eine weitere mittelalterliche Quelle stellen die sog. Urbare (Verzeichnisse von Gütern und Abgaben) dar.

Seit dem 17. Jahrhundert entstanden die ersten topographischen Werke in moderner Form. Im Jahre 1654 wurde die Urkunde „berní rula“ (Steuerrolle) besorgt. Sie stellt die erste topographische Gesamtbeschreibung von Böhmen dar. 1720 schuf der Nürnberger Topograph J. Ch. Müller eine bisher ungesehene Landkarte (2,8 x 2,4 m) Mappa chorographica totius regni Bohemiae92. Im Jahre 1790 entstand die Topographie des Königreichs Böhmen93 von J. Schaller. Im Jahre 1849 wurde das Lebenswerk J. G. Sommers Das Königreich Böhmen: Statistisch-topographisch dargestellt94 herausgegeben. Im Jahre 1848 erschien dann das Buch von F. Palacký Popis království Českého95 und im Jahre 1909 Místopisný slovník historický království Českého von August Sedláček.96

Im 20. Jahrhundert erschienen mehrere onomastische Werke von verschiedenen Verfassern. Das umfangreichste von diesen ist das vierbändige Werk von Antonín Profous, Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny, das zwischen den Jahren 1947 und 1957 veröffentlicht wurde.

91 CUŘÍN, 1986, S. 75, 76; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; Portál veřejné správy: Vyhláška o změnách úředních názvů měst, obcí, osad a částí osad, povolených v roce 1947. [online]. [2016-03-20]. http://portal.gov.cz/app/zakony/zakonPar.jsp?page=0&idBiblio=16876&recShow=0&fulltext 92 Zur Verfügung in der Stadtbibliothek Prag. [online]. [2016-03-20]. https://www.mlp.cz/cz/novinky/1085- mllerova-mapa-cech-ve-fondu-vzacnych-tisku/?knihovna=&knihovna=0 93 Zur Verfügung in: Mährische Landesbibliothek, Brünn. [online]. [2016-03-20]. https://vufind.mzk.cz/Search/Results?lookfor=Topographie+des+K%C3%B6nigreichs+B%C3%B6hmen&type= AllFields&submit=Hledat&limit=10&sort=relevance 94 Zur Verfügung in: Mährische Landesbibliothek, Brünn. [online]. [2016-03-20]. https://vufind.mzk.cz/Search/Results?lookfor=Das+K%C3%B6nigreich+B%C3%B6hmen%3A+Statistisch- topographisch+dargestellt&type=AllFields&submit=Suchen&limit=10&sort=relevance 95 Zur Verfügung in: Mährische Landesbibliothek, Brünn. [online]. [2016-03-20]. https://vufind.mzk.cz/Search/Results?lookfor=Popis+kr%C3%A1lovstv%C3%AD+%C4%8Cesk%C3%A9ho&t ype=AllFields&submit=Suchen&limit=10&sort=relevance 96 Zur Verfügung in: Libri nostri. [online]. [2016-04-27]. http://librinostri.catholica.cz/?vyhledat=Sedláček August 25

Verzeichnis ausgewählter Gemeinden und Städte im Bezirk Neuhaus

Dieses Verzeichnis orientiert sich vor allem auf Namen von Ortschaften in der engsten Umgebung der Stadt Neuhaus. Die Angaben zu den einzelnen Siedlungen werden folgendermaßen strukturiert: Tschechischer Name, deutscher Name, Charakter der Ortschaft, Lokalisation, historische Namen, Erklärung der etwaigen ursprünglichen Bedeutung der Namenformen. Die historischen Namenformen und ihre Deutung wurden vor allem von Antonín Profous übernommen.

Albeř, Albern, Gemeinde 1 km nordöstlich von Neubistritz. 1487 Alberz, 1507 od Albéře, 1554 Alberz, 1654 Alberže, 1842 Albern. Der tschechische Name Albeř stammt von dem deutschen Personennamen Alber (Kurzform von Albert, Albrecht, vgl. Familienname Albers). Der deutsche Siedlungsname Albern ist eine genitivische Form (also „einem Alber gehörend“) vom Alber.97

Artolec, Artholz, Gemeinde 2 km südöstlich von Neubistritz. 1487 ves Arotolcz, 1550 Artolecž, 1554 Artolecz, 1654 Artolcze, 1842 Artholz, 1923 Artoleč, Artholz. Der tschechische Ortsname entstand wie es scheint nach einem deutschen Vorbild (vgl. Artolz bei Pfaffenschlag bei Waidhofen an der Thaya, Niederösterreich). Der deutsche Name war ursprünglich eine genitivische Form des Personennamens Artolt, also Artols, „einem Artolt gehörend“ (vielleicht von Artwalt, „Verwalter von Ackerboden“, oder Hartwalt, „ein harter, tüchtiger Verwalter“). Mit der Zeit wurde der zweite Teil des Namens an das Appellativum „Holz“ angeglichen (vgl. das Appellativum „Hartholz“). Die Form Artoleč entstand wegen der früheren Schreibweise von „c“ und „č“ als „cz“.98

Bednárec, Groß Bernharz, Gemeinde 9 km nordöstlich von Neuhaus, 1377 Conradum de Bernarcz 1564 Český Bednárec, 1654 Welkeg Bednaržecz, 1790 Grosz-Bernards, Welky Bednarecz. Das Dorf wurde während der deutschen Kolonisation gegründet. Die älteste Form des tschechischen Namens stellt eine lautliche Veränderung des ursprünglich deutschen Personennamens Bernart(c), „einem Bernard gehörend“. Mit der Zeit wurde der Laut „d“ mit „r“ zum Zweck leichterer Aussprache ersetzt. Wegen dieses Fehlers wurde der Name volksetymologisch an das tschechische Wort „bednář“, „Böttcher“ angeglichen.99

Bednáreček, Klein Bernharz, Gemeinde 13 km nordöstlich von Neuhaus, 1499 z Bernárečka, 1543 z Bernareczku, 1654 Maleg Bednaržecz, 1842 Klein-Bernhards, 1893 Bednárec Malý. Das deutsche Adjektiv „klein“ diente einer Differenzierung von dem anliegenden Dorf Bednárec. Zur Erklärung des Namens siehe Bednárec.100

97 PROFOUS, 1947, S. 6 98 PROFOUS, 1947, S. 16, 17; SCHWARZ, 1931, S. 174, 431 99 PROFOUS, 1947, S. 35 100 PROFOUS, 1947, S. 35 26

Blažejov, Blauenschlag, Gemeinde 7 km östlich von Neuhaus, 1369 Blazieyow sive Blasnslak, 1384-99 Blaznslag, 1401 in Blazeyow, 1405 Blasenslag, 1654 Blažejow, 1790 Blauenschlag, Blažegow. Der tschechische Name Blažejov stammt von dem Personennamen Blažej, also „Hof der Leute des Blažej“, wahrscheinlich eines im Jahre 1255 erwähnten Höflings von Witigo von Neuhaus101 (siehe Malý Ratmírov). Die deutsche Form „Blasen-“ (Genitiv Singular von Blase, Blažej) wurde zum „Blauen-“ umgedeutet.102

Bořetín, Borschetin, Gemeinde 16 km nordöstlich von Neuhaus, 1404 villa Borzetyn, 1562 Borzetin, 1790 Boržetin. Der tschechische Name geht auf den slawischen Namen Bořata zurück. Der deutsche Name stellt dann eine Entlehnung dar.103

Březina, Bscheschina, Gemeinde, 18 km südlich von Neuhaus, 1294 Pirchet, 1364 in Tessna cum villa Brzezina et Gyzna, 1654 ve vsi Bržezynie. Der oft vorkommende tschechische Name Březina, der ins Deutsche als Bscheschina übernommen wurde, bedeutet „Birkenwald“.104

Cep, Trieschel, Gemeinde 9 km südlich von Wittingau, 1404 Besitzer Lauretius de Czepow, 1489 Czep, 1519 k Cepu, 1582 v Cepu, 1789 Cžep, 1854 Čep, 1872 Cep, 1904 Cep, Čep. Der tschechische Name Cep (Appellativum „cep“, „Dreschflegel“) stammt (nach Profous) eher von dem Personennamen Cep. Es ist auch möglich, dass es sich bei diesem Personennamen um einen Spottnamen („Flegel“ mit der Bedeutung „Rüpel“) handelte. Der deutsche Name Trieschel, eigentlich „Drischel“, also „Dreschflegel“ ist eine wortwörtliche Übersetzung des tschechischen Siedlungsnamens.105

Cizkrajov, Sitzgras, Gemeinde 8 km nördlich von Zlabings, 1301 Hartlibus de Zuscray, 1345 Czickras, 1366 Czyzkrayz. Der tschechische Name geht wahrscheinlich auf den Personennamen Cizkraj (Profous), oder Čížkraj (Schwarz) zurück. Die Laute „c“ und „č“ wurde in der alten Schreibweise nämlich nicht unterschieden. Den tschechischen Namen hat man ins Deutsche übernommen und mit der Zeit an den üblichen Wortschatz angepasst.106

Červená Lhota, Rothlhota, Gemeinde, 3 km nördlich von Pluhow, 1378 de Lhota, 1465 in Lhota, 1539 na Lhotě, 1556 na Nové Lhotě, 1597 Nowau Lhotu, 1613 Nowe Czierwene Lhotie, 1790 Roth Lhota, Cžervena Lhota. Das Dorf wurde in der Nähe einer gotischen Feste gegründet. Im 16. Jh. wurde diese Feste zum Renaissance-Wasserschloss umgebaut (deshalb der früher verwendete Zusatz „Nová“, „Neu-“), das später wirklich ganz mit roter Farbe bemalt wurde (Červená, „rot“). Der tschechische Siedlungsname wurde ins Deutsche teilweise übersetzt und teilweise übernommen. Der Ortsname Lhota, der in Tschechien sehr häufig vorkommt, geht auf das alttschechische Appellativum „lhota“ (tschechisch „lhůta“),

101 SCHWARZ, 1931, S. 271 102 PROFOUS, 1947, S. 86 103 PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil I, Praha: Česká akademie věd a umění, 1947. S. 121, 122 104 PROFOUS, 1947, S. 163 105 PROFOUS, 1947, S. 241 106 PROFOUS, 1947, S. 252; SCHWARZ, 1931, S. 330 27 etwa „Frist“, „Termin“, früher „Freiheit“, „Privileg“, „Freigut“ zurück und es wird damit eine rechtliche Lage geäußert, wo die Ansiedler von gewissen Fronpflichten wegen des schlechten Bodens befreit wurden.107

České Velenice, Unterwielands/Gmünd-Bahnhof, Stadt an der österreichischen Grenze, südöstlich von Wittingau. 1387, 1395 Wielants, 1496 Bielants, 1510 Wiellancz, 1526 Wielandts. Die früher zum Niederösterreich gehörende Stadt wurde im Jahre 1920 im Rahmen des Saint-Germains Abkommens als Bestandteil des Weitraer Gebiets (tschechisch Vitorazsko) an die damalige Tschechoslowakische Republik angeschlossen. Der deutsche Ortsname Unterwielands geht auf den Personennamen Wieland (genitivische Form Wielands, „einem Wieland gehörend“) zurück. Der Zusatz Unter- diente wahrscheinlich zur Unterscheidung von der Gemeinde Wielands im heutigen Bezirk Gmünd. Die tschechische Bevölkerung begann dann diese Stadt wegen einer Ähnlichkeit mit der deutschen Form Wielands und nach dem Vorbild der tschechischen Namen Velenice (im Bezirk Nimburg und Böhmisch Leipa) Velenice zu nennen.108

Číměř, Schamers, Gemeinde 5 km nordwestlich von Neubistritz, 1359 Cziemyers, 1369 in Sczimirs, Czahmyrz, 1399 Czachomyers, 1406 in Czymyrz, 1411 k Čiměři, 1462 v Čimíři, 1674 Schamers, Tschammiers, 1790 Schamers, Cžimerž, 1842 Schamers. Der tschechische Siedlungsname stammt vom altslawischen Personenamen Čáměr, Číměr oder Čímir. Die deutsche Form wurde von einer der tschechischen entlehnt (mit Veränderungen in der Lautgestalt „č“ zu „sch“, „ě“ und „ř“ zu „e“ und „r“).109

Člunek, Hosterschlag, Gemeinde 9,5 km südöstlich von Neuhaus, 1562 na vsi czlunek, 1577 Czlunek, 1790 Cžlunek, Hosterschlag. Der tschechische Name stammt wahrscheinlich von dem tschechischen Wort „člunek“ („ein kleines Boot“, „Kahn“, vermutlich wegen der Lage des Dorfes in einem Teichgebiet). Der deutsche Name Hosterschlag geht auf den tschechischen Personennamen Hostěj (vielleicht den Höfling der Herren von Neuhaus) zurück und „gehörte“ ursprünglich dem 11 km nordwestlich von hier liegenden Dorf Hostějeves. Das später gegründete Hosterschlag hat also seinen Namen nach dem Dorf Hostějeves bekommen (vgl. Hosterschlagles, Hostějeves).110

Dačice, Datschitz, Stadt 12 km südlich von Teltsch, 1187 Dassyce. Der tschechische Name geht auf den alten Personennamen Dak oder Dač zurück, also etwa „Dorf der Leute aus dem Geschlecht des Dak/Dač“.111 Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt. Die Stadt gehört zu den ältesten Siedlungen in Südwestmähren.

107 PROFOUS, 1949, S. 516, 532; SCHWARZ, 1931, S. 67 108 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 490 109 PROFOUS, 1947, S. 309, 310 110 PROFOUS, 1947, S. 317 111 LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 80 28

Deštná, Deschna, Gemeinde 15 km nordwestlich von Neuhaus, 1294 villa forensis Teschna, 1360 Destna, 1369 de Desczna, 1369 Tesna, 1384 Dessna, 1405 Desczna, 1417 Desstna, 1613 na městečku Dessnem, 1668 Dessneg, 1842 Deschna, Dessna. Der tschechische Ortsname geht auf das alttschechische Appellativum „déšč“, heute „déšť“, „Regen“ zurück. Damit war wahrscheinlich der Bach, an dem das Dorf liegt, gemeint (es konnte nämlich um einen Bach gehen, der nur in Zeiten des Regens floss).112 Das Genus schwankte zwischen dem Maskulinum und Femininum. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.

Děbolín, Diebling, Gemeinde 3,5 km nordwestlich von Neuhaus, 1255 villa Doblings, 1654 Diebolyn, 1255 Doblings, 1680 Dorf Tiwlinks, 1854 Děbolín, Diebling, mda. diwlins. Vermutlich stammt der tschechische Name von dem tschechischen Personennamen Doblín (vgl. Deblín in Mähren). Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt. Er hat also nichts mit dem Wort „Dieb“ zu tun.113

Dolní Radouň, (bis 1947 Německá Radouň), Wenkerschlag, Gemeinde 6 km nördlich von Neuhaus, 1294 villa Raduna magna, 1318 in Radun, 1457 nad Něm. Raduní, 1493 Raduni Německé, 1654 Neimeczka Radaunie, 1842 Wenkerschlag, Niemeczka Radaun. Der deutsche Name entstand später und stammt wahrscheinlich von dem Personennamen Wenker. Ähnlicherweise geht der tschechische Name Radouň auf den Personennamen Raduna oder Raduň zurück. Der Zusatz „Dolní“ („Unter-“) wurde zum Zweck der Unterscheidung von anderen Gemeinden in der Umgebung eingeführt (siehe Horní Radouň, Kostelní Radouň, Okrouhlá Radouň).114

Dolní Žďár, Nieder-Mühl, Gemeinde 4 km südlich von Neuhaus. 1411 podlé Žáru, 1654 Dolní Žďár, 1790 Nieder-Mühl, Dolnj Ždiar, 1842 Niedermühl, Dolnj Žďar, 1848 Žďár Dolní, Niedermühl. Der tschechische Siedlungsname Žďár, bedeutet „Brand“ (übliche Übersetzung) jedoch im Sinne „Brandrodung“ (vgl. Pluhův Žďár). Das Dorf liegt am Fluss Nežárka, Naser und bis heute befindet sich hier tatsächlich eine Mühle, die der ganzen Ortschaft ihren deutschen Namen gegeben hat. 1 km nördlich in der Richtung Neuhaus, ebenso an der Naser, liegt das Dorf Horní Žďár, Obermühl, dessen beide Namen nach gleichen Regeln gebildet wurden.115

Doňov, Donow, Gemeinde 6,5 km nordöstlich von Wesseli an der Lainsitz. 1397 Donow, 1420 Dwnow, 1477 v Doňově, z Doňova, 1600 Doniow, 1841 Doniow. Der tschechische Siedlungsname stammt vielleicht aus dem Personennamen Zdoň (Kurzform zum Zderad,

112 PROFOUS, 1947, S. 339, 340 113 PROFOUS, 1947, S. 326; SCHWARZ, 1931, S. 174 114 Portál veřejné správy: Vyhláška o změnách úředních názvů měst, obcí, osad a částí osad, povolených v roce 1947. [online]. [2016-03-14]. http://portal.gov.cz/app/zakony/zakonPar.jsp?page=0&idBiblio=16876&recShow=0&fulltext=&nr=&part=&na me=o~20zm~C4~9Bn~C4~9B~20~C3~BA~C5~99edn~C3~ADch&rpp=100#parCnt; PROFOUS, 1951, S. 530, 531 115 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 811 29

Zdirad, Zdimír,…), also Doňov als „einem Zdoň gehörend“. Der tschechische Name hat man nachfolgend ins Deutsche entlehnt.116

Drunče, Druntsch, Gemeinde 10 km westlich von Kamnitz an der Linde. 1267 de Trvunsch, 1294 Druncz, 1545 ves drunczie, 1552 ves drunczi, 1654 ves Druncže, 1790 Truntsch, 1842 Druntsch, Drunč. Der tschechische Ortsname stammt vom Personennamen Drnek (wahrscheinlich eine Diminutivform zum tschechischen Appellativum „drn“, „Sode“). Die Form Drunče (ursprünglich etwa Drnčě, wobei mit der Zeit das Vokal „u“ hinzugefügt wurde) bedeutet also „einem Drnek gehörendes“ („Dorf“). Den deutschen Namen hat man von dem tschechischen abgeleitet.117

Dvoreček, Höflings, Gemeinde 1,5 km nördlich von Blauenschlag, gegründet 1633 (nach Hans Lang angeblich bereits 1312)118, 1654 Dvořec, 1790 Höflings, Dworecz, 1841 Höflings, (Dworeček), 1854, 1923 Dvoreček, Höflings. Der tschechische Name Dvoreček bedeutet „kleiner Hof“. Der deutsche Name Höflings hat entweder die Bedeutung „einem Höfling gehörend“ (genitivischer Ortsname mit dem Suffix „-s“)119 oder es geht ursprünglich um die Übersetzung des Wortes „Dvoreček“, also „Höflein“, das nachfolgend analogisch zum Höfling und Höflings wurde.120

Frahelž, Frahelsch, Gemeinde 4 km nordöstlich von Lomnitz an der Lainsitz. 1549 ves ffrayhelcze, 1554 Fraheleč, 1600 vsi ffrahelzie, 1603 Frahelžie, 1609 ze vsi Frahelzie, 1651 Frahelž, 1841 Frahelsch, 1854 Fraheleč, Fraheltsch, 1886 Frahelž (Fraheleč). Der tschechische Ortsname Frahelž geht auf das mhd. „vrîhels“, „Freihals“ (ohne „Joch“, „Last“, also frei) zurück. Dieser Begriff ähnelt in seiner Bedeutung (jedoch nicht in seinem Aufkommen) dem tschechischen Ortsnamen „Lhota“. Es wird damit eine rechtliche Lage bezeichnet, wo die Ansiedler von gewissen Fronpflichten befreit wurden. Laut Volksetymologie stamme der Ortsname vom örtlichen Müller, der von der Fronarbeit befreit gewesen sei. Nach ihm habe dann seinen Namen die ganze Ortschaft bekommen. Bei dem deutschen Ortsname wurde die ursprüngliche Bedeutung vergessen und seine Form nach dem Tschechischen geändert.121

Hadravova Rosička, Hadraw Rositschka, Gemeinde 6 km südlich von Kamnitz an der Linde 1549 ves Rosycžku, 1614 ves Rosycžku, 1790 Rocisžka, 1895 Rosička Hadravova. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt. Der tschechische Name Rosička stellt eine Diminutivform zur Roseč dar. Der Zusatz Hadravova („einem Hadrava gehörend“) stammt aus dem Familiennamen Hadrava. Der Ortsname Roseč geht auf das tschechische

116 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 389 117 PROFOUS, 1947, S. 426 118 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 119 PROFOUS, 1947, S. 449 120 SCHWARZ, 1931, S. 168 121 PROFOUS, 1947, S. 480; Oficiální stránky obce Frahelž: Historie obce [online]. 2016 [2016-03-27]. http://www.frahelz.cz/historie 30

Verb „sekati“, „hacken“ zurück und es wird damit eine gewisse Kolonisationsweise – die Rodung beschrieben. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.122

Halámky, früher auch Vilčkoberg, Witschkoberg, Gemeinde 10 km nordwestlich von Gmünd- Bahnhof. Dieses Dorf wurde erst im Jahre 1920 als Bestandteil des Weitraer Gebiets der damaligen Tschechoslowakei angegliedert. Der tschechische Name geht auf den Familiennamen Halámek, Halama zurück, der vom Appellativum „halama“, „Tölpel“ abgeleitet wurde. Der erste Teil des deutschen Namens Witschko- stellt die eingedeutschte Form des früher verwendeten tschechischen Namens Vilčko- (-berg) dar (vom Diminutiv „vlček“, „Wölfchen“).123

Hatín, Hatzken, 7,5 km südwestlich von Neuhaus, 1384 v Hatíně, pod Hatínem, 1654 Hatin, 1842 Hatzken, Hatin. Der tschechische Ortsname stammt, wie es scheint, entweder von der tschechischen Form des Personennamens Agatha, Háta, oder vom Appellativum „hať“, „Faschine“124 (vgl. den Ortsnamen Hatě). Der deutsche Ortsname wurde vielleicht nach der Entlehnung aus dem Tschechischen dem Familiennamen Hatzke angeglichen.125

Heřmaneč, Hermantsch, Gemeinde 12,5 km nördlich von Datschitz, 1467 do Heřmanci, 1613 na vsi heržmaniczy, 1654 ves Heržmanecz, 1842 Heřmanetz, 1854 Heřmanec, 1893 Heřmaneč. Der tschechische Name Heřmaneč stellt eine Diminutivform zum Ortsnamen Heřmaň, weil das Dorf im Vergleich mit den umliegenden Dörfern kleiner war. Der Ortsname Heřmaň geht dann auf den Personennamen Heřman (Hermann) zurück. Es kann dabei vielleicht um den im 14. Jahrhundert lebenden Heřman von Neuhaus (Herren von Neuhaus) gehen.126

Horní Pěna, Baumgarten und Dolní Pěna, Niederbaumgarten, sind Gemeinden, die etwa 3,5 km südöstlich von Neuhaus liegen. 1359 de Pyenna, 1385 Pomerium, 1399 Pomerium alias Pyenna, 1405 Pyenna, 1654 Dolni Pienna, Horni Pienna, 1790 Nieder oder Unter- Baumgarten, dolnj Piena, Hornj Piena, 1842 Pěna. Der tschechische Ortsname Pěna („Schaum“) geht aufgrund der schriftlichen Belege auf das Adjektiv „pěnná“, „Schaum-“ („- wasser“). Mit diesem Schaumwasser wird wahrscheinlich der durch die Dörfer fließende Bach gemeint. Der deutsche Ortsname erinnert an die Obstgärten, die sich hier früher befanden. Die lateinische Form des Ortsnamens Pomerium stammt von dem Appellativ „pomum“, „Obst“, „Obstbaum“.127

122 CUŘÍN et al., 1986, S. 85; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, 1951, S. 587 123 PROFOUS, 1947, S. 513, 514 124 „mit Draht fest zusammengeschnürtes Bündel aus Reisig, das bei der Befestigung und Sicherung der Böschung eines Ufers o. Ä. verwendet wird“. DUDEN [online]. Bibliographisches Institut GmbH, 2016 [2016- 04-04]. http://www.duden.de/rechtschreibung/Faschine 125 PROFOUS, 1947, S. 529 126 PROFOUS, 1947, S. 544 127 PROFOUS, 1951, S. 340 31

Horní Radouň, Ober Radaun, Gemeinde 6,5 km südwestlich von Kamnitz an der Linde (Bezirk Pilgrams), 1487 in Horní Raduně, 1516 v Radunicích, 1528 ves v Radouni Hořejší, 1654 Hornj Radauně, 1790 Ober-Radaun, Hornj Radaun.128 Der tschechische Name Radouň geht auf den Personennamen Raduna oder Raduň zurück.

Horní Skrýchov, Obergrieschau, Gemeinde 3 km nordöstlich von Neuhaus, 1 km südlich von hier liegt das Dorf Dolní Skrýchov, Untergrieschau. 1384 se Skrýchovskými, 1405 de villae Skrychow, 1485 ves Skreychow, 1629 vsi Horního Skrejchova, 1654 ve vsi Dolním Skrejchově, Dolnj Skregchow, 1790 Unter-Krieschau, Ober-Krieschau, Skreyssow. Der tschechische Ortsname Skrýchov findet (nach Profous, Svoboda) eine Entsprechung weder in slawischen Personennamen noch in Appellativen. Deshalb wurde vielleicht die Form Skrýchov als Ortsname künstlich gebildet und zwar von dem Verb „skrývati“, „verstecken“, im Sinne „skrýš“, „Versteck“, „Schlupfwinkel“. Der deutsche Name Grieschau kommt aus dem Tschechischen (Abfallen von „s“, „k“ wurde zum „g“).129

Hospříz, Köpferschlag, Gemeinde 6 km östlich von Neuhaus. 1654 Hospříze, Hosporžycze, 1790 Kopferschlag, Köpferschlag, 1842 Köpferschlag, Hospřiž, 1854 Hospříz, Köpferschlag. Der deutsche Name geht auf den deutschen Personennamen Gottfried (Götvrids-slac)130 zurück. Der tschechische Name Hospříz stammt aus dem Personennamen Hospříd, der wahrscheinlich gerade aus dem deutschen Gottfried stammt (Der erste Teil „Gott“ wurde mit dem Wort „Gast“ verwechselt). Schwarz behauptet, dass das Dorf bereits vor dem Jahr 1200 gegründet wurde.131

Hostějeves, Hosterschlagles, Gemeinde 9,5 km nordöstlich von Neuhaus. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544 (Teplý), 1654 Hostějovec, 1790 Hosterschlagles, Hostegowes, 1842 Hosteschlag, Hosterschlagles (Hostějowes), 1916 Hostějoves, Hosterschlagles, 1923 Hostějeves. Wegen der Ähnlichkeit mit den deutschen zusammengesetzten Namen auf –dorf, wurde das ursprüngliche Suffix „-vec“ dem tschechischen Grundwort „ves“ („Dorf“) angeglichen, also „Dorf des Hostěj.“ „Schlagles“ bedeutet „kleiner Schlag.“ Im Fall des tschechischen Namens geht es wahrscheinlich wieder um den Namen des Lokators, Höflings Hostěj, der hier im 13. Jh. wirkte (vgl. Hosterschlag, Člunek).132

Hrdlořezy, Böhmisch Schachen, Gemeinde 16 km südöstlich von Wittingau, 1390 villae Hrdlorzez…, 1600 vsi Hrdlorzez, 1789 Hrdloržez, 1841 Böhmschachel, Böhmschachen, Hrdlořes, Hrdlořez (Böhmschachen). Der tschechische Ortsname besteht aus dem Appellativum „hrdlo“, „Hals“, „Gurgel“ und dem Verb „řezati“, „schneiden“, also „Dorf der Halsschneider“ (vgl. Štipoklasy, „diejenigen, die die Ähren hacken“, Poděbrady, diejenigen,

128 PROFOUS, 1951, S. 530 129 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 84; SCHWARZ, 1931, S. 332 130 SCHWARZ, 1931, S. 309 131 SCHWARZ, 1931, S. 430; PROFOUS, 1949, S. 572; PROFOUS, 1947, S. 634; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 132 PROFOUS, 1947, S. 634; SCHWARZ, 1931, S. 174; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 32 die das Kinn rasiert haben“). Es ging wahrscheinlich auch hier um einen Spottnamen für die Einwohner, die oft rauften, also Raufbolde (vgl. Hrdlořezy in Prag). Der zweite Teil des deutschen Namens Schachen geht entweder auf das mhd. Appellativum „schache“ mit der Bedeutung „Waldstück“, oder auf das mhd. Appellativum „schâch“, „Raub, Räuberei“ zurück. Die Form Schachel ist ein Diminutiv zum Schachen.133

Hůrky, Adamsfreiheit, Gemeinde (früher Städchen) 4 km nordöstlich von Neubistritz. 1790 Adamsfreyheit, 1842 Adamsfreiheit. Der tschechische Ortsname war ursprünglich eine Diminutivform des Appellativums „hora“, „Berg“, also Hůrky, „kleine Berge“. Der deutsche Name Adamsfreiheit stammt vom Graf Adam von Chlum und Koschumberg, dem Besitzer des damaligen Bergwerks und des Dorfes, dem er die Privilegien einer Bergstadt verlieh. Dank dessen, dass die Bewohner nachfolgend von bestimmten Pflichten befreit wurden, erhielt die Stadt ihren Namen Adamsfreiheit.134

Chlum u Třeboně, Chlumetz bei Wittingau, Stadt 12 km südöstlich von Wittingau, 1399 in v. Chlum, 1468 vsi Chlumu, německy Puechek, 1550 Chlum, 1575 s tvrzí Chlumczem, při Chlumczj, 1626 tvrze Chlumce, ves Chlum, 1789 Chlumecz, 1886 Chlum. Der tschechische Ortsname stammt vom alttschechischen Appellativum „chlm“ (vgl. obersorbisch „khółm“)135, („vrch“), „Hügel“. Dieser Ortsnamentyp war ziemlich beliebt, da es in der Tschechischen Republik mehr als 30 Siedlungen und Dutzende von Hügeln mit diesem Namen gibt. Die Form des Namens aus dem Jahr 1468 Peuchek, die als deutsche bezeichnet wird, geht auf das Appellativum „Bühel“ (süddeutsch, österreichisch), „Hügel“ zurück (vgl. Bühel in Neukirchen, Bayern). Die jetzige deutsche Ortsname Chlumetz wurde aus dem Tschechischen entlehnt.136

Jemčina, früher Štítov, Gestütthof, Gemeinde 11,5 km südwestlich von Neuhaus, 1384 Nový dvuor, 1584 Jemčina, 1670 Gestüthof, 1790 Gestütthof, Niemcžina, 1842 Gestütthof, (Němčina), 1893 Jemčina, 1904 Jemčina, Němčina, Gestütthof. Der tschechische Name stammt von dem veralteten Appellativum „jemčina“, heute „propust“, „Schleuse“, (tschechisiert auch „šlajsna“). Da das Dorf am Fluss Naser liegt, wurde es nach einem Flusswehr, wo es eine Schleuse gab, benannt. Die Form Němčina, „Deutsch“, war entweder eine falsche Interpretation des Namens Jemčina, oder es wurde nach den deutschen Handwerkern, die die dortige Schleuse gebaut hatten, benannt. Der deutsche Ortsname Gestütthof, also „Hof, wo ein Gestüt stand“, entstand im 17. Jahrhundert, nachdem hier ein

133 PROFOUS, 1947, S. 679; LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 116; CUŘÍN et al., 1986, S. S. 83; RIPPEL, Eugen, Z plavecké češtiny. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016- 03-24]. Wörterbuchnetz [online]. Universität Trier, 2011 [2016-04-15]. http://woerterbuchnetz.de/Lexer/?sigle=Lexer&mode=Vernetzung&lemid=LS00704#XLS00704 134 PROFOUS, 1947, S. 708, 709 135 SCHWARZ, 1931, S. 251 136 PROFOUS, 1949, S. 18; DUDEN [online]. Bibliographisches Institut GmbH, 2016 [2016-03-27]. http://www.duden.de/rechtschreibung/Buehel; Chlum. In: Wikipedia: the free encyclopedia [online]. San Francisco (CA): Wikimedia Foundation [2016-03-27]. https://cs.wikipedia.org/wiki/Chlum 33

Gestüt gebaut wurde. Die andere tschechische Form Štítov stammt vom ersten Teil des deutschen Namens „stütt“, der sich an das Appellativum „štít“ anlehnte.137

Jindřichův Hradec, Neuhaus, Bezirkstadt, 1220 de Nouo castro, 1223 de Nova domo, 1234 de Novo castello, 1255 Gradecz, 1265 Newenhaus,1317 von dem Nuwen Huse, 1442 na Hradci Jindřichově, 1467 v Jindřichově Hradci, 1616 města Hradce Jindřichova, 1842 Neuhaus, Gindřichův Hradec. Die größte untertänige Stadt Südböhmens. Die Stadt Jindřichův Hradec („Burgstätte des Heinrich“) ist nach ihrem Begründer, Heinrich I. von Neuhaus aus dem Adelsgeschlecht der Herren von Neuhaus, einer Linie der Witigonen benannt. Die deutsche Form des Namens stellt eine Übersetzung aus dem Lateinischen dar. Die von Heinrich neu gegründete Burg entstand am Ort einer älteren Burgstätte (Hradec aus dem alttschechischen „gradc“). Die Stadt war bedeutsam u. a. dank ihrer Lage an der wichtigen historischen Handelsstraße. Nach einer Sage wurde das Herrschaftsgut des Witiko I. von Prčice (symbolisiert durch eine fünfblättrige Rose) unter seine fünf Söhne138 geteilt. Der älteste Sohn, Heinrich, erhielt die Burg Neuhaus.139

Jindřiš, Heinrichschlag, Gemeinde 3 km östlich von Neuhaus, 1654 Gindrzysse, ves Jindřiše, 1790 Heinrichsschlag, Gindržiss, 1842 Heinrichsschlag (Gindřissj), 1854 Jindřiší, Heinrichschlag. Der tschechische Ortsname Jindřiš entstand aus dem Personennamen Jindřich. Der deutsche Personenname Heinrich entspricht der adaptierten tschechischen Form Jindřich. Der zweite Teil des deutschen Ortsnamens drückt eine Kolonisationsweise aus (siehe das Kapitel „Deutsche Grundwörter und Suffixe“).140

Jižná, Jischna, Gemeinde 2,5 km südlich von Pluhow. 1364 villa Gyzna, 1365 in villa Jurzna, 1465 in Giezni villam, 1541 z Jižné, 1542 Gyzeň, 1597 ves Gižney, 1654 Gizien, 1790 Gischna, Gizna, 1842 Ižna. Der tschechische Ortsname stammt vom Adjektiv „jižná“, „etwa im Süden liegendes“ („ves“, „Dorf“). Das Dorf liegt nämlich südlich von der Stadt Deschna, zu der es früher gehörte. Der tschechische Name wurde ins Deutsche entlehnt.141

Kačlehy, Gatterschlag, Gemeinde 6,5 km südöstlich von Neuhaus, 1399 in villa Kaczleh, 1411 k Laclehóm, 1485 ves Kaczlehy, 1654 Kačlehy, Kacžlehy, 1790 Gotterschlag, Kacžlehy, 1872 Gatterschlag, 1886 Kaclechy, 1893 Kačlechy. Gegründet während der deutschen

137 RIPPEL, Eugen. Z plavecké (vorařské) češtiny. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-24]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=2787; PROFOUS, 1949, S. 119 138 Neuhaus für Heinrich I., Krumau für Witiko II., Rosenberg für Witiko III. (nach der Sage Wok), Landstein und Wittingau für Witiko IV. von Klokoty (nach der Sage Wilhelm) und Alttabor (Sezimovo Ústí) für den außerehelichen Sohn Sezima. In Wirklichkeit waren alle Begründer ihrer Siedlungen nach denen die einzelnen Linien benannt wurden. 139 PROFOUS, 1947, S. 653; POLÍVKA, Miloslav, BAHLCKE Joachim und EBERHARD Winfried (eds.). Böhmen und Mähren. Handbuch der historischen Stätten. 1. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1998. ISBN 35-203-2901-8. S. 398; POLÍVKA, 1998, S. 398; SCHWARZ, 1931, S. 431; PÁNEK, Jaroslav. Poslední Rožmberkové: velmoži české renesance. 1. Ausgabe. Praha: Panorama, 1989. Stopy, fakta, svědectví (Panorama). ISBN 80-703-8006-3. S. 21, 22 140 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, 1947, S. 155 141 PROFOUS, 1949, S. 171 34

Kolonisation, offenbar im 13. Jh. Der tschechische Name Kačlehy könnte man heute z. B. als „Ort, wo sich die Enten legen“ („Kačena, kachna“, „Ente“ und „lehat“, „sich legen“) interpretieren. Es scheint jedoch, dass das Wort aus dem Deutschen bereits um Jahr 1200 (siehe lautlich Veränderung „g“ zu „h“) entlehnt worden ist. Die Ausgangsform könnte dann „Gatterślege“ (Nominativ Plural) sein.142

Kamenný Malíkov, Stein Moliken, Gemeinde 11 km nordöstlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544 (nach Teplý), 1654 Cžeskeg Malykow (vgl. 1654 Niemeczky Malykow), 1790, 1842 Stein-Moliken, Kameny Molikow, 1854 Malikow Kamenný, Stein- Moliken. Der tschechische Name Malíkov („Malíkův“, „einem Malik gehörend“) stammt aus dem Personennamen Malík. Die deutsche Form Moliken stellt eine Entlehnung des tschechischen Namens dar.143

Kaproun, Kaltenbrunn, Gemeinde 8,5 km nordöstlich von Neubistritz, 1487 ves Kalprun, 1554 Kalpraun, 1575 ves Kot Pami, 1654 ve vsi Kapraunu, 1790, 1840 Kaltenbrunn. Die tschechische Form des Namens, Kaproun, wurde aus dem Deutschen entlehnt und mit der Zeit undurchsichtig geworden.144

Kardašova Řečice, Kardasch Retschitz, Stadt 12 km westlich von Neuhaus, 1340 Reczycz, 1568 Řečice Kardašová. Die Ortschaft wurde nach dem anliegenden Teich benannt. Der Name geht auf den Personennamen Kardaš (wahrscheinlich aus türkischen Sprachen übernommen, als „Späher, Spion“) zurück. Das Appellativum Řečice bedeutet Flüsschen, kleiner Fluss. Gegründet wurde die Stadt wahrscheinlich im 13. Jh. von den Witigonen. Über der Stadt befand sich früher eine Festung, die vielleicht bereits im 10. Jh. gebaut wurde. Die einzige erhaltene Erwähnung stammt jedoch erst aus dem Jahre 1570.145

Klenová, Leinbaum, Gemeinde 6,5 km nordwestlich von Neubistritz. 1550 Klenowey, 1654 Klenoweg, 1842 Leimbau, Leinbaum. Der tschechische Name geht auf das Adjektiv „klenová“, zurück, das vom Substantiv „klen“, also „javor klen“, „Feldahorn“ gebildet wurde. Der deutsche Name stammt von dem mhd. „līnboum“, „Feldahorn“.146

Kostelní Radouň, Kirchen Radaun, Gemeinde 8 km nördlich von Neuhaus, das Dorf wurde angeblich im Jahre 1296 gegründet. 1354 in Raduna, 1549 u Radaunie, Radaunie Kostelnij,

142 PROFOUS, 1949, S. 177, 178; CUŘÍN, František et al., Jihočeská vlastivěda: Jazyk, nářečí, místní jména, slangy. 1. Ausgabe. Jihočeské nakladatelství, 1986. ISBN 43-009-86 12/1, S. 87; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; 143 PROFOUS, 1951, S. 12; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 144 PROFOUS, 1949, S. 203, 204 145 FIALA, Zdeněk et al. Hrady, zámky a tvrze v Čechách, na Moravě a ve Slezsku: V, Jižní Čechy. I. Ausgabe. Praha: Svoboda, 1986. ISBN 25-026-86. S. 17; LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 141; Kardašova Řečice: Historický kalendář města Kardašovy Řečice [online]. [2016-03-15]. http://www.kardasova- recice.cz/mesto/informace-o-meste/historie-recice/ 146 PROFOUS, 1949, S. 237, 238; SCHWARZ, 1931, S. 174 35

1614 ves Kostelnj a Hornj Radaunie, 1672 Czelnitzer Radaun, Ober Radaun, 1842 Kirchen Radaun, Kostelnj Radaun. Der Zusatz Kostelní wahrscheinlich deswegen, weil sich hier die Kirche des St. Veits befindet. Der tschechische Name Radouň geht auf den Personennamen Raduna oder Raduň zurück.147

Kruplov, Krippaschlag, Gemeinde 6 km nordöstlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544 (nach Teplý), 1654 Kruplov, 1790 Krippeschlag, Kruplowecz, Kruplow, 1842 Kripaschlag (Kruplow). Der tschechische Name stammt entweder von dem Personennamen Krupl (aus dem deutschen Appellativum „Krüppel“, md. „kruppel“) oder Krupil. Der erste Teil des deutschen Siedlungsnamens ist eine Entlehnung des tschechischen Namens, im zweiten Teil (-schlag) wurde die Kolonisationsweise beschrieben.148

Kunžak, Königseck, Gemeinde 13,5 km südöstlich von Neuhaus. Die Gemeinde wurde um 1265 gegründet, 1288 in Cunsek, 1365 in Kunzak, 1365 de Cunzak, in Kunzak, 1385 oppido Chunsak, 1392 von Chunigsek, 1401 u Kunžáka, 1529 na Kunžáku, 1562, 1580 Kunziaku, 1588 do Kunžaku, 1790 Königseck, Königßek, Kumžak. 1878 Königseck, Kumžák. Die Form des Namens lautete einst Kunigsecke, was dem heutigen deutschen Namen Königseck entspricht. Die Gemeinde gehörte nämlich in der Zeit ihrer Gründung zur königlichen Stadt Teltsch (Telč), die in Mähren liegt und war von dem tschechischen König Přemysl II. Ottokar als Schützpunkt gegen das mächtige Adelsgeschlecht der Wittigonen konzipiert. Der deutsche Name wurde ins Tschechische übernommen und ist mit der Zeit weitgehend undurchsichtig geworden.149

Lásenice, Lasenitz, Gemeinde 8 km südwestlich von Neuhaus. 1391 de Lasenicze, 1495 rybník Lasenicský, 1508 v Lasenici, 1651 Lasenicze, 1790 Laßnitz, Lasenicze, 1842 Laßenitz (Lasenice), 1854 Lasenice. Der tschechische Ortsname hatte einst wahrscheinlich noch ein „V-“ an seinem Anfang, auch wenn keine solche Form belegt ist (vgl. Vlasenice bei Kamnitz an der Linde, Vlásenice im Bezirk Pilgrams). Durch die Lokalbestimmung „v Vlásenici“, „in Vlásenice“ wurde der Anfangslaut verdrängt. Der Name Vlásenice bezieht sich zum Adjektiv „vlasinná“, etwa „haariges“ („voda“, „Wasser“), weil in dem westlich der Gemeinde fließenden Bach längliche haarähnliche Wasseralgen wuchsen. Es ist jedoch auch nicht ausgeschlossen, dass der ursprüngliche Name „Hlásenice“ (vgl. Hlásnice, Bezirk Olmütz) lautete. Solcher Name würde von dem Adjektiv „hlásná“ abgeleitet und es würde damit eine „Meldungs-“ oder besser „Wachtpflicht“ beschrieben („hlásit“, „melden“). Im Mittelalter hatten nämlich einige Ortschaften die Pflicht, in der Umgebung zu wachen und von dieser

147 Oficiální web obce Kostelní Radouň [online]. [2016-03-16]. http://www.kostelniradoun.cz/index.php?nid=844&lid=cs&oid=50657; PROFOUS, 1951, S. 530 148 PROFOUS, 1949, S. 428; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 149 PROFOUS, 1949, S. 451; POLÍVKA, Miloslav, BAHLCKE Joachim und EBERHARD Winfried (eds.). Böhmen und Mähren. Handbuch der historischen Stätten. 1. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1998. ISBN 35-203-2901-8. S. 278; LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 167 36

Wacht dem örtlichen Herrn zu berichten. Der deutsche Ortsname wurde aus dem Tschechischen entlehnt.150

Leština, Leschtin, Gemeinde 15 km östlich von Neuhaus, 1364 villam Leschtne, 1365 de Lestina, 1373 de Lesczyna, 1379 villam Lestyna, 1562 na vsi Lesstinie, 1842 Leschtina (Lesstjna). Der tschechische Ortsname stammt vom Kollektivum „leština“ (Kollektivsuffix „- ina“), vom Appellativum „líska“ mit der Bedeutung „lískový háj“, „Haselbüsch“. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.151

Lodhéřov, Riegerschlag, ursprünglich deutsche Gemeinde 7 km nordwestlich von Neuhaus, erstmals 1294 als villa Heiligen Rudegerschlog erwähnt, 1297 Rudgerslag, 1359 Rugerslag, 1365 Rudeslag, 1381 Lodherzow, 1414 Rigerslag, 1493 in Lodherzowie,1628 ze vsi Lodfýřova, 1854 Lodheřow, Riegerschlag. Der erste Teil des deutschen Namens geht auf den Personennamen Rüedigêr zurück. Nach der Entlehnung dieses Personenamens ins Tschechische wurde dieser zum Lodgéř und später zum Lodhéř, die tschechische Form Lodhéřov bedeutet also „einem Lodhéř gehörend“.152

Lomnice nad Lužnicí, Lomnitz an der Lainsitz, Stadt 10 km nordwestlich von Wittingau. 1265 de Lomnitz, 1287 de Lompnicze, 1341 castris Lompnicz, (1367 Lomnicze rivulus, „Bach“) 1369 Lomnicz, 1409 z Lomnice, 1596 městečka Lomnicze, 1789 Lomnicz, Lomnicze nad Lužniczy. Wahrscheinlich wurde die Stadt nach dem nicht weit von hier liegenden Bach benannt (wie im Fall anderer Ortschaften mit diesem Namen, vgl. Dolní Lomná, Lang- Lamnitz, Bezirk Karlsbad). Der Ortsname geht auf das alttschechische Adjektiv „lomná“ („voda“), mit der Bedeutung entweder „lärmendes“ (zum tschechischen Verb „lomozit“) oder „aus einem Steinbruch (zum tschechischen Substantiv „lom“) ausfließendes“, bzw. „kurviges“ (zum tschechischen Verb „lomit“) („Wasser“). Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.153

Lovětín, Lowietin, Gemeinde 8 km nordöstlich von Neuhaus, 1485 ve vsi Lowietin, 1790 Lobetin, Lowietin, Lowgetin, 1842 Lowietin. Der Ortsname Lovětín stammt von dem Personennamen Lovata, also etwa „Lovatas Hof“. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.154

Lužnice, Luschnitz, Gemeinde 6 km östlich von Lomnitz an der Lainsitz. 1371 in villis Luznicz, 1465 v Lužnici, 1541 Lužnice, 1600 vsi Luznicze. Der tschechische Ortsname stammt von dem Namen des Flusses (Hydronym) Lužnice, Lainsitz (zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1179 als rivulus Lunsenize), an dem das Dorf liegt. Der Name selbst bedeutet

150 PROFOUS, 1949, S. 483, 484; PROFOUS, 1947, S. 555; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 570 151 PROFOUS, 1949, S. 508, 509; SCHWARZ, 1931, S. 69 152 SCHWARZ, 1931, S. 309; PROFOUS, 1949, S. 651 153 PROFOUS, 1949, S. 662 154 PROFOUS, 1949, S. 680 37

„lužná“, „durch die Auen fließend“ (zum Lužnica, „Auebach“). Der deutsche Name stellt die eingedeutschte alttschechische Form „Lonžnica“ dar.155

Malíkov nad Nežárkou (bis 1947 Německý Malíkov)156 Deutsch-Moliken, Gemeinde 5 km südlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1256, 1654 Niemeczky Malykow, 1790 Deutsch-Moliken, 1842 Teutsch-Moliken, Německy Malikow. Der tschechische Name Malíkov („Malíkův“, „einem Malik gehörend“) stammt von dem Personennamen Malík (vgl. Kamenný Malíkov, Stein Moliken).157

Malý Ratmírov, Klein Rammerschlag, Gemeinde 9 km östlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544, 1654 Maleg Radmirow, 1654 Malý Radmirov, 1790 Klein- Romerschlag, Maly Radmirow, 1842 Klein-Rammerschlag, Maly Radmirow, 1854 Ratmírov malý, Klein-Rammerschlag. Der tschechische Name Ratmírov stammt vom slawischen Personennamen Radmír. Es handelte sich offenbar um den Höfling der Herren von Neuhaus, der in einer Urkunde aus dem Jahr 1255 als Radmirus zusammen mit Hoztey, Mutyn und Blasiek (siehe Hostějoves, Mutyněves, Blažejov) erwähnt wird.158 Der Zusatz Malý diente zur Unterscheidung (wahrscheinlich bereits im 16. Jahrhundert) von dem bereits existierenden Dorf Velký Ratmírov, Rammerschlag. Im ersten Teil des deutschen Namens spiegelt sich der tschechische Name wider, im zweiten Teil „-schlag“ wurde die Kolonisationsweise der Ortschaft beschrieben (siehe die Kapitel „deutsche Grundwörter und Suffixe“).159

Markvarec, Markwarding, Gemeinde 2,3 km nördlich von Böhmisch Rudoletz, 1379 villa Marquarcz, Marquartz, 1390 villa Markwarcz, 1415 Marquarcz, 1585 ves Markwarecz, 1598 na vsi Markwarczy. Der tschechische Name Markvarec geht auf den deutschen Personenamen Markwart (etwa „Grenzwärter“) und seine genitivische Form Markwarc zurück, also „einem Markwart gehörend“.160

Matějovec, Mottaschlag, Gemeinde 7 km nordöstlich von Neuhaus. 1487 ves Matiegowecz, 1654 Matiegowecz, 1790 Mottaschlag, Mutiagowecz, 1842 Mottaschlag, Mutiegowice, 1886 Matějoves. Der tschechische Name Matějovec stammt von der Adjektivform Matějov, „einem

155 PROFOUS, 1949, S. 702 LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpisných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 188; SCHWARZ, 1931, S. 372 156 Portál veřejné správy: Vyhláška o změnách úředních názvů měst, obcí, osad a částí osad, povolených v roce 1947. [online]. [2016-03-14]. http://portal.gov.cz/app/zakony/zakonPar.jsp?page=0&idBiblio=16876&recShow=0&fulltext=&nr=&part=&na me=o~20zm~C4~9Bn~C4~9B~20~C3~BA~C5~99edn~C3~ADch&rpp=100#parCnt 157 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, 1951, S. 12 158 SCHWARZ, 1931, S. 271 159 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, 1951, S. 521, 522; PROFOUS, 1951, S. 522 160 PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil III, Praha: Česká akademie věd a umění, 1951. S. 28, 29 38

Matěj gehörend“. Der deutsche Name Motta stellt die deutsche Form von Matěj dar („Matas schlag“, „Matějova paseka“).161

Matná, Motten, Gemeinde, 4 km westlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544 (nach Teplý), 1654 Mattneg, 1790 Motten, Mothen, Motna, 1842 Motten, Matna, 1854 Matná, Motten, der tschechische Name Matná geht auf das alte Adjektiv „matnej“, „matný“ (dieses Wort hat im Neutschechischen die Bedeutung „matt, glanzlos“) mit der Bedeutung „schlecht, geringen Wertes.“ Der deutsche Name Motten stellt eine Entlehnung aus dem Tschechischen dar. Die Bedeutung des im Neuhochdeutschen vorkommenden Wortes „Motten“ (Nominativ Plural von „Motte“) stimmt also nicht mit der undurchsichtigen Bedeutung des entlehnten Wortes Motten überein.162

Mostečný, Mostetschna, Gemeinde 11 km nordwestlich von Neuhaus, 1381 villa Mostecznem, de Mosteczneho, 1421 z Mostečného, 1551 Mostečney, 1626 ves Mostecžnau, 1666 Mostečnej, 1790 Mostecžny, Mostecžna, 1854 Mostečné. Der tschechische Name geht wie es scheint auf das Appellativum „mostek“, „můstek“, „Brücklein“ zurück. Das Genus des Namens schwankt zwischen der maskulinen Form „Mostečný“, also „…dvůr“, „Hof“ und femininen Form „Mostečná“, „…ves“, „Dorf“, wobei das Wort „ves“ im Tschechischen ein Femininum ist. Der deutsche Siedlungsname wurde aus dem Tschechischen entlehnt.163

Mutyněves, Muttaschlag, Gemeinde 3,5 km nordöstlich von Blauenschlag, 1654 Mutina, 1790 Muttaschlag, Muterschlag, Mutina, 1842 Muttaschlag, Mutinowes, 1854 Mutiněves, 1923 Mutyněves, Muttaschlag. Der tschechische Name Mutyněves, also „Dorf des Mutyn“ geht auf den slawischen Namen Mutyn zurück. Das Dorf wurde wahrscheinlich nach dem Höfling der Herren von Neuhaus Mutyn benannt und deshalb kann man vermuten, dass es bereits im 13. Jahrhundert gegründet wurde (siehe Malý Ratmírov). Der tschechische Name wurde wahrscheinlich von den Deutschen im ersten Teil des Siedlungsnamens als „Mutter“ (Mutina als „Mutti“) ausgedeutet. Im zweiten Teil des deutschen Namens (-schlag) wurde die Kolonisationsweise beschrieben.164

Najdek, Neudeck, Gemeindeteil von Riegerschlag, 10 km nordwestlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt bereits 1297, 1628 s Najdekem, 1648 Najdek, 1653 z Nejdeku, 1654 Neydek, 1790 Neudek, 1842 Neudeck. Der tschechische Name wurde aus dem deutschen Wort „Neudeck“ entlehnt (in Bayern, Österreich und den von den Deutschen kolonisierten Gebieten war er ein ziemlich häufiger Ortsname: Nejdek, Neudek, Bezirk Karlsbad, Burg Neudeck in Niederbayern, Neudeck bei Thanstein in Oberpfalz). Das Wort geht auf das mhd.

161 PROFOUS, 1951, S. 38 162 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil III, Praha: Česká akademie věd a umění, 1951. S. 38, 39; SCHWARZ, 1931, S. 431 163 PROFOUS, 1951, S. 138 164 PROFOUS, 1951, S. 159 39

„nîde“ mit der Bedeutung „Ärger“, „Zorn“, „Eifersucht“ und das mhd. „ecke“, „Schneide einer Waffe“, „Klinge“, „Ecke“ zurück.165

Nekrasín, Nekrasin, Gemeindeteil von Jareschau, 9 km nordöstlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1544, 1654 Nekrasyn, 1790 Nekrasin. Der tschechische Ortsname geht auf den Personennamen Nekrasa, also „Hof von Nekrasa“ zurück. (das alttschechische Wort „nekrasa“ bedeutet etwa „Untüchtigkeit“). Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.166

Nová Bystřice, Neubistritz, Stadt südöstlich von Neuhaus, 1175 Vistriz, 1188 Fistrize, 1232 Vitsticz, 1341 Wistricz, 1543 na Bystrziczy nowe, Bystřice. Der tschechische Ortsname geht auf das tschechische Wort „bystrá“, also „bystřina“, „Gießbach“ zurück. Der deutsche Name Bistritz wurde aus dem Tschechischen entlehnt. Die Stadt wurde von den deutschen Kolonisatoren, den Ministerialen der Herren von Raabs bereits um 1170 gegründet und noch im Jahre 1188 gehörte sie zu Österreich.167

Nová Olešná (bis 1947 Německá Olešná), Deutsch Wolleschna, Gemeinde 12 km nordöstlich von Heuhaus, 1379 Olessna Theutunicalis, 1415 villae Nyemeczska Olessna, 1550 Wolessnu niemeczku, 1654 Niemeczka Wolessna. Das Dorf Olešná („olše“, „Erle“) wurde nach dem gleichnamigen Bach benannt, also „Bach, der entlang der Erlen fließt“. Der tschechische Name wurde ins Deutsche übernommen. Trotz des Zusatzes „Německá“, „Deutsch“, lebten hier am Anfang des 15. Jahrhunderts fast keine Deutschen mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Dorf im Rahmen der allgemeinen Tschechisierung umbenannt168

Nová Včelnice, (bis 1955 Nový Etynk) Neuötting-Vtschelnitz, Stadt 12 km nordöstlich von Neuhaus. 1790 Wcželnicz: Neu Ettingen, 1842 Neu Oettingen, 1854 Etink nový, Neuötting. Gegründet wurde die ursprünglich Ortschaft von den Rittern von Včelnice am Übergang des 13./14. Jahrhunderts. Der tschechische Name Včelnice, „Bienenhaus“ wurde nach dem fürstlichen Bienengarten gegeben. Der deutsche Name Neuötting entstand dank Hippolita Gräfin von Lodron, die hier um 1660 eine Kapelle errichten und darin eine Kopie der wundertätigen Statue der schwarzen Jungfrau Maria aus dem bayerischen Stadt Ötting

165 PROFOUS, 1951, S. 196; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 166 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; Vokabulář webový: Vebové hnízdo pramenů k poznání historické češtiny [online]. Ústav pro jazyk český AV ČR, 2016 [2016-04-16]. http://vokabular.ujc.cas.cz/ hledani.aspx (Stichwort „nekrasa“); PROFOUS, 1951, S. 196 167 SCHWARZ, 1931, S. 318, 432; PROFOUS, 1947, S. 233 168 Oficiální web obce Olešná: Historie obce [online]. 2006 [2016-03-16]. http://www.olesna.cz/historie-obce- olesna/d-6935/p1=4609; PROFOUS, 1951, S. 267, 268; Portál veřejné správy: Vyhláška o změnách úředních názvů měst, obcí, osad a částí osad, povolených v roce 1947. [online]. [2016-03-14]. http://portal.gov.cz/app/zakony/zakonPar.jsp?page=0&idBiblio=16876&recShow=0&fulltext=&nr=&part=&na me=o~20zm~C4~9Bn~C4~9B~20~C3~BA~C5~99edn~C3~ADch&rpp=100#parCnt 40 aufstellen ließ. Der bis 1955 verwendete Name Nový Etynk wurde aus dem deutschen Neuötting entlehnt.169

Nová Ves nad Lužnicí, früher auch Hlinná, Erdweis, 6 km nordwestlich von Gmünd, 1328 Oertweins, 2. Hälfte des 17. Jh. Ördweiß. Der deutsche Siedlungsname war ursprünglich eine Diminutivform vom Personennamen Örtwein (Ortwini), also Örtweins, „einem Örtwein gehörend“. Volksetymologisch wurde der Name zum Erdweis (vgl. Erdweis bei Lichtenau, Bez. Krems, Niederösterreich) mit der Bedeutung „weiße Erde“. Von dieser Form geht auch der alte tschechische Name Hlinná aus, der vom gleichlautenden Adjektiv stammt und bedeutet „tonig“. Die jetzige Form Nová Ves nad Lužnicí bedeutet „Neudorf an der Lainsitz“ und gehört in ihrer Grundform zu den am häufigsten verwendeten Siedlungsnamen in der Tschechischen Republik.170

Novosedly nad Nežárkou, Neusattel an der Naser, Gemeinde 15 südwestlich von Neuhaus. 1359 in Nouosedl, 1384 Nouosedel, 1405 Nowosedl, 1409 in Nouosedl, 1517 v Novosedlech, 1600 vsi Noweho Sedla, 1654 Nowosedly, 1841 Neusattel, Nowésedlo, 1904 Novosedla, Novosedly. Der tschechische Name Novosedly bedeutet etwa „Ortschaft, wo die Leute neuangesiedelt waren“ („novo“, „nové“ („neu“), „sedly“ zu „sedl“ („gesetzt“)). Der deutsche Name Neusattel (im Tschechischen hatte das Wort „sedlo“, „Sattel“, früher auch die Bedeutung „Sitz“, „Siedlung“171) scheint zwar wie eine wortgetreue Übersetzung, weicht jedoch heute in seiner Bedeutung von dem tschechischen ab (vgl. Sedlo, Heumoth). Die Formen des Namens Sedlo und Sattel können dann auch eine dem „Sattel“ ähnliche Landschaftsgestalt bezeichnen.172

Nový Vojířov, früher auch Peršlák, Böhmisch Bernschlag, Gemeinde 3 km westlich von Neubistritz. 1334-42 de Bernharczslak, 1550 Persslak, 1575 ves Persslak, 1654 Perschlag, 1790 Bernschlag, Bärnschlag, 1842 Bernschlag, 1854 Bernschlag český, böhmisch Bernschlag. Der deutsche Ortsname Bernschlag ist eine Kurzform von Bernhartschlag. Vom Bernschlag entstand dann der tschechische Name Peršlák. Der Zusatz „böhmisch“ weist wie es scheint darauf hin, dass das Dorf von einer deutschen Ortschaft mit gleichem Namen unterschieden werden sollte (vielleicht von der Gemeinde Bernschlag im Bezirk Zwettl, Niederösterreich). Der heutige tschechische Name Vojířov geht auf den Familiennamen Vojíř zurück. Der Zusatz Nový bedeutet „Neu“.173

Okrouhlá Radouň, Scheiben Radaun, Gemeinde 10 km nördlich von Neuhaus, 1389 in villa Raduny, 1485 ves Radúně Okrúhlá, 1654 Okrauhla Radaunie, 1842 Scheiben Radaun, Okrauhla Radaun. Der tschechische Name Radouň geht auf den Personennamen Raduna oder Raduň zurück. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt und übersetzt (Radouň zu Radaun, Okrouhlá, „rund“, zu Scheiben). Der Zusatz Okrouhlá diente zur

169 PROFOUS, 1947, S. 472; CUŘÍN, František et al. Jihočeská vlastivěda: Jazyk, nářečí, místní jména, slangy. Erste Ausgabe. Jihočeské naklada-telství, 1986. ISBN 43-009-86 12/1, S. 76; Oficiální web obce Nová Včelnice: Historie obce [online]. 2010 [2016-03-16]. http://www.vcelnice.cz/historie.html 170 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 515; SCHWARZ, 1931, S. 173 171 Vokabulář webový: Vebové hnízdo pramenů k poznání historické češtiny [online]. Ústav pro jazyk český AV ČR, 2016 [2016-04-16]. http://vokabular.ujc.cas.cz/ hledani.aspx (Stichwort „sedlo“) 172 PROFOUS, 1951, S. 236 173 PROFOUS, 1951, S. 344 41

Unterscheidung von den anderen Gemeinden in der Umgebung (Horní, Dolní und Kostelní Radouň).174

Oldřiš, Ulrichsschlag, Gemeinde 7,5 km östlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1285, 1560 od vsi Oldřiše, 1654 Woldržysse, 1790 Ulrichsschlag, Woldřiz, 1854 Oldřiš. Der tschechische Name Oldřiš geht auf den ursprünglich germanischen Personennamen Uodalrich, Ulrich aus dem später nach der Übernahme ins Tschechische die Form Oldřich wurde. Im zweiten Teil des deutschen Namens wird wieder die Kolonisationsweise beschrieben.175

Otín, Ottenschlag, Gemeinde 3 km östlich von Neuhaus, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1285, 1654 Votín, 1790 Ottenschlag, Wotin, 1842 Ottenschlag, Otjn. Der tschechische Rufname ist eine Entsprechung des deutschen Personennamens Otto. Also Otín, „einem Otto gehörender“ („Hof“). Ähnliche Ortsnamen im Waldviertel (Motten bei Heidenreichstein, Ottenschlag) weisen darauf hin, dass die deutschen Siedler gerade aus diesem Teil Niederösterreichs gekommen sind.176

Pístina, Pistin, Gemeinde 12 km südwestlich von Neuhaus, 1397 villam Pyestyna, 1518 vsi Pieštiny, 1583 ves pijstina, 1789 Pistina, Pistin. Der tschechische Name geht auf das Appellativum „piesek“, „písek“ („Sand“), (vgl. Písčina, Písečná), mit der Bedeutung „trockenes Land“, „Wüste“ zurück. Der deutsche Name stellt eine Entlehnung dar.177

Plavsko, Altplatz, Gemeinde 9 km südwestlich von Neuhaus, 1379 villa , 1384 v Plawště, 1495 puol Plavska, 1518 ke vsi Plavsku, 1789 Plawsko, Alt Platz. Der tschechische Name Plavsko geht wahrscheinlich auf das tschechische Verb „plaviti“, „flößen“ zurück. In der Nähe fließt der Fluss Naser. Das Dorf Plavsko war also etwa ein Ort, wo man das Holz für das Flößen vorbereitete.178 Der Name wurde ins Deutsche als Platz übernommen. Denselben Namen hat man dann noch auf die anliegende Stadt Platz an der Naser (Stráž nad Nežárkou) übertragen. Der Zusatz „Alt“ im Altplatz diente zur Unterscheidung von dem „neueren“ Platz an der Naser.179

Pleše, Plasche, Gemeinde 9 km östlich von Wesseli an der Lainsitz (Bez. Tabor). 1382 in Plessech, 1384 v Plesi, v Plesiech, 1387 in Pless, 1434 v Plešiech, 1790 Plesche, Plesse, 1842 Plesche, Plessy, 1854 Pleše. Die Form des tschechischen Namens Pleše geht wahrscheinlich auf das Wort „pleš“, „Glatze“ zurück. In übertragener Bedeutung wurde mit

174 PROFOUS, 1951, S. 530 175 PROFOUS, 1951, S. 264, 265; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm 176 SCHWARZ, 1931, S. 431; Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, 1951, S. 306 177 PROFOUS, 1951, S. 362, 363; Vokabulář webový: Vebové hnízdo pramenů k poznání historické češtiny [online]. Ústav pro jazyk český AV ČR, 2016 [2016-04-16]. http://vokabular.ujc.cas.cz/ hledani.aspx (Stichwort „piesek“) 178 Oficiální web obce Plavsko [online]. [2016-03-16]. http://www.plavsko.cz/cs/section-5/8/o-obci.htm 179 PROFOUS, 1951, S. 373 42 diesem Begriff auch ein unbewachsenes, nacktes Hochland beschrieben (das Dorf liegt tatsächlich auf dem Berg Chlum, siehe Chlumetz bei Wittingau). Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.180

Pluhův Žďár, Pluhow, Gemeinde 11 km nordwestlich von Neuhaus, 1267 aratrum Ssar, 1350 de Zar, de Zdar, de Zazar, 1358 de Zdar, 1382 de Yzar, 1414 ze Žďára, de Zdiara, 1557 Zdiar, 1577 na Zdiarze Pluhowym, 1654 Pluhoweg Zdiar, 1790 Pluhow oder Pluhowy Ždiar, 1854 Žďár Pluhový. Der tschechische Siedlungsname Žďár bedeutet „Brand“ (übliche Übersetzung) jedoch im Sinne „Brandrodung“. Der Zusatz Pluhův, also „einem Pluh gehörend“ geht auf den Personennamen Pluh zurück. Der Name Pluh entspricht heute dem tschechischen Appellativum „pluh“, „Pflug“. Der deutsche Name ist dann eine Entlehnung des tschechischen Personennamens.181

Pohoří, Pohorsch, Gemeinde 2 km nordöstlich von Pluhow. 1493 in Pohorzi, 1568 Pohoř, 1790 Pohorž, 1854 Pohoř. Der tschechische Ortsname Pohoří geht auf das Appellativum „pohoří“, „Gebirge“, „Bergkette“. Im Alttschechischen hatte dieses Appellativum jedoch auch die Bedeutung „mit Wald bewachsener Berg“, „Wald“. Da die Landschaft hier eher waldig als bergig ist, kann man behaupten, dass dieses Dorf gerade nach den umliegenden Wäldern benannt wurde. Der deutsche Ortsname Pohorsch kommt aus dem Tschechischen. Etwa 4 km westlich von hier liegt das Dorf Záhoří, Zahorsch. Da gibt es hingegen dem der Grundbedeutung entsprechend auch keine hügelige Landschaft.182

Políkno, Poliken, Gemeinde 3,5 km südwestlich von Neuhaus, 1395 Polikno, 1411 v Polikně, 1654 Polikno, 1790, 1842 Poliken, Polikno. Der tschechische Name Políkno geht vielleicht von derselben Grundlage wie der polnische Ortsname Polichno (zu polischen Lichně aus „lichy“, tschechisch „lichý“, „elend“, „gering“) aus. Dieser Name ähnelt in seiner Bedeutung dem Namen Matná (siehe Matná, Motten). Die deutsche Form wurde aus dem Tschechischen entlehnt.183

Příbraz, Pschibras, Gemeinde 10,5 km südwestlich von Neuhaus, gegründet wahrscheinlich im 12. Jh., 1518 vsi Přiběrazi, 1583 ves Przibieras, 1654 ves Příbraze, Pržybraze, 1789 Pržibraz, Pržibras. Der tschechische Ortsname stammt von dem Personennamen Příběrad (Kurzform von Přibyslav), so etwa „Dorf der Leute von Příběrad“. Der tschechische Name wurde ins Deutsche entlehnt.184

Radouňka (früher Malá Radouň), Klein Radeinles, Gemeinde 2 km nördlich von Neuhaus, 1365 Radunka, 1476 v Radúnce, Radúnce, vísku Radúnku, 1479 ves Panenskú Radúnku, 1502 v Radůnce, 1654 Mala Radaunka, 1842 Klein-Radeinles, Mala Radaunka. Der tschechische Name Radouňka, genauso wie die deutsche Form Radeinles, ist ein Diminutiv

180 PROFOUS, 1951, S. 375 181 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 811, 815 182 PROFOUS, 1951, S. 416; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 700 183 PROFOUS, 1951, S. 427 184 PROFOUS, 1951, S. 474; Mandík. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-20]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=953 43

(Verkleinerungsform) zur Radouň. Der tschechische Name Radouň geht auf den Personennamen Raduna oder Raduň zurück. Die alte Form Malá Radouň bedeutet „Klein Radaun“.185

Rapšach, Rapischach auch Rottenschachen, Gemeinde 17,5 km südöstlich von Wittingau, 1382 Rapischach, 1882 Rottenschachen. Dieses Dorf wurde erst nach dem ersten Weltkrieg an die damalige Tschechoslowakische Republik angeschlossen. Der erste Teil des deutschen Ortsnamens stammt wahrscheinlich vom mhd. Appellativum „rapp(e)“, „Rabe“, der zweite Teil vom mhd. „schache“, „Waldstück“, oder „schâch“, „Raub“, „Räuberei“. Eine andere Interpretation (nach J. Oesterreicher) dieses Namens könnte dann „Wald am heftigen Fluss“ sein, wo der erste Teil vom lateinischen „rapidis“, „heftig“ (wahrscheinlich der nördlich von hier fließende Bach Dračice, Reißbach) und der zweite Teil von den bereits erwähnten Formen „schache“, oder „schâch“ stammt.186

Ratiboř, Rotwurst, Gemeinde, 6 westlich von Neuhaus, 1384 v Ratiboři, 1496 v Ratiborzi, 1790 Rothwurst, Ratiborž. Der tschechische Name stammt von dem slawischen Personennamen Rat(i)bor. Das Dorf wurde vielleicht schon im 12. Jh. am Ort einer früher erbauten Festung gegründet. Diese Festung hieß Čestův Hrádek („kleine Burg des Čest“) und diente zum Schutz des alten Landeswegs, der aus Österreich über die Burg Landstein in Richtung Tabor führte.187

Rodvínov, Riedweis, Gemeinde 5 km nordöstlich von Neuhaus, 1297 Rudweins,188 1319 Rudweins, 1448 na vsi Rodvínově, 1654 Rodwinow, Rodvinov, 1790 Riedweis, Rodwinow, 1842 Riedweis, Rudweis, Rodwinow, 1893 Rodinov. Gegründet wurde das Dorf von den deutschen Kolonisten wahrscheinlich im 12. Jh. Der deutsche Name stammt von dem germanischen Personennamen Ruodwin, Hruodwin, aus dessen Genitivform Rüedwins die tschechische Übernahmeform Ruodvinov, später Rodvínov entstanden ist. Im 19. Jh. wurde der Name zu Rodinov (in Anlehnung an tschechisches Appellativum „rodina“, „Familie“).189

Roseč, Rosetsch, Gemeinde 6 km westlich von Neuhaus. 1367 in Rosecz, 1385 villa Rosecz, 1405 de Rossiecz, 1493 in Roseczi. Der Ortsname Roseč geht auf das tschechische Verb „sekati“, „hacken“ und es wird damit eine gewisse Kolonisationsweise – die Rodung beschrieben. Der tschechische Ortsname wurde ins Deutsche entlehnt.190

Sedlo, Heumoth, Gemeinde 4,5 km südwestlich von Schamers, zum ersten Mal urkundlich erwähnt 1285 (Lang), 1652 z Sedel, 1654 Sedla, 1790 Heumot, Sedla, 1842 Heumath, Sedlo,

185 PROFOUS, 1951, S. 531; SCHWARZ, 1931, S. 174 186 PROFOUS, 1951, S. 541; OESTERREICHER, Jiří. JIHOČESKÝ SBORNÍK HISTORICKÝ 75/2006, K názvu vsi Rapšachu / Rapischachu / Rottenschachen na Suchdolsku. In: OBEC RAPŠACH [online]. [-04-03]. http://www.rapsach.cz/obec/nazev.htm 187 Ratiboř: historie obce [online]. [2016-03-14]. http://www.obecratibor.cz/o-obci/historie-obce; PROFOUS, Antonín. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil III, Praha: Česká akademie věd a umění, 1951. S. 545, 546 188 SCHWARZ, 1931, S. 151 189 PROFOUS, 1951, S. 572 190 PROFOUS, 1951, S. 585 44

1854 Sedlo, Heumoth. Im Tschechischen hatte das Wort „sedlo“, „Sattel“, früher auch die Bedeutung „Sitz“, „Siedlung“191 (vgl. Novosedly nad Nežárkou). Der deutsche Name Heumoth stamme von der Verbindung „Heumäher“, „herrschaftliche Heumäher“, nach denen die Ortschaft Heumahd oder Heumohd benannt wurde. Mit der Zeit wurde die Form zum Heumoth. Der tschechische Name hatte im Laufe der Zeit eine Plural- (Sedla) als auch eine Singularform (Sedlo).192

Staré Město pod Landštejnem, Altstadt, 10,5 km östlich von Neubistritz, gegründet 1170, 1495 der Alten Statt, 1568 na zamku Landssteynie, 1790 Landstein, Altstadt, ein Marktflecken.193 Später wurde die Ortschaft zum Marktdorf der anliegenden Burg Landštejn (Landstein). Der tschechische Name stammt von dem deutschen Wort „Landstein“, also „Grenzburg des Landes“.194

Starý Bozděchov und Nový Bozděchov Alt Postiechow und Neu Postiechow, Gemeinden 6 km und 6,5 km südwestlich von Kamnitz an der Linde. 1407 de Bozdyechow, 1400 z Božtěchowa, 1549 ve vsi Boztiechowie, 1551 ves Boystiechow, 1654 Bostechow, 1790 Wostiechow, 1842 Bostiechow (Wostiechow), Dorf … in Alt- und Neu-Bostiechow eingetheilt, 1854 Bozděchov starý, B. nový. Das „neuere“ Dorf Nový Bozěchov, im Volksmund auch „Nouze“, „Not“, „Elend“ (nach seinen armen Einwohnern), wurde erst im 19. Jahrhundert gegründet. Der Ortsname Bozděchov geht auf den Personennamen Božetěch („Gottes Trost“) zurück, der später falsch an den bekannteren Personennamen Bozděch angeglichen wurde.195

Stráž nad Nežárkou, Platz an der Naser, Stadt 13 km südwestlich von Neuhaus, 1284 de Stras, 1369 Strazce, 1384 Straz, 1385 Strzaz, 1475 Stracz, 1424 ze Stráže, 1521 na Stráži, 1693 Platz, 1789 Placz, 1841 Platz, Straž. Der tschechische Ortsname geht auf das Appellativum „stráž“, „Wacht“ zurück. Die Stadt wurde nämlich an Stelle einer früheren Grenzwache gegründet. Der deutsche Siedlungsname wurde von den deutschen Behörden von dem Namen des anliegenden Dorfes Platz übernommen (siehe Plavsko, Altplatz). Der zweite Teil des Namens „nad Nežárkou“ ist eine Lokalbestimmung (vgl. Stráž pod Ralskem, Stráž u České Lípy, Stráž nad Ohří) und entspricht der deutschen Übersetzung „an der Naser“. Die Stadt wurde von den Herren von Stráž, einer Nebenlinie der Herren von Neuhaus gegründet.196

191 Vokabulář webový: Vebové hnízdo pramenů k poznání historické češtiny [online]. Ústav pro jazyk český AV ČR, 2016 [2016-04-16]. http://vokabular.ujc.cas.cz/hledani.aspx (Stichwort „sedlo“) 192 Jindřichohradecké panství ve světle prvních písemných zmínek [online]. Jindřichův Hradec: Neuhaus, 2008 [2016-03-14]. http://www.neuhaus.cz/clanky/jindrichohradecke_panstvi_ve_svetle_prvnich_pisemnych_zminek.htm; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 29 193 PROFOUS, SVOBODA, 1957, S. 57 194 LUTTERER, Ivan, MAJTÁN, Milan und ŠRÁMEK, Rudolf. Zeměpisná jména Československa: Slovník vybraných zeměpis-ných jmen s výkladem jejich původu a historického vývoje. 1. Ausgabe. Praha: Mladá Fronta Praha, 1982. ISBN 23-042-82 02/69. S. 170 195 PROFOUS, 1947, S. 134, 135 196 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 190; POLÍVKA, Miloslav, BAHLCKE Joachim und EBERHARD Winfried (eds.). Böhmen und Mähren. Handbuch der historischen Stätten. 1. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1998. ISBN 35-203-2901-8. S. 456, 457 45

Strmilov, Tremles, Stadt 15 km östlich von Neuhaus, 1255 villa Ztremils, 1294 Dremils, 1384 Dremels, 1385 Stremilow, 1406 in bonis Stremylow, 1411 na Stremilově, 1562 na městečku Strymilowie, 1790 Tremles, Strimilow, 1842 Tremles, Tremlitz, Tremling, Strmělow, Střimilow. Der tschechische Name geht wahrscheinlich auf den slawischen Personennamen Stremil oder Střemil zurück. Nach Schwarz geht der Personennamen Střemil auf das Adjektiv „strmý, stremý“, „steil“ zurück. Der deutsche Name wurde aus den früheren tschechischen Formen entlehnt.197

Stříbřec, Silberlos, Gemeinde 8 km nordöstlich von Wittingau, 1415 de Strziebrcze, 1424 Strziebrcze, 1437 Strziebrzecz, 1518 v Střiebři, 1654 Stržibecz, 1789 Silberlos, Silberlas, 1841 Silberlos, Střibrec, 1854 Stříbřec. Der ursprüngliche tschechische Name Střiebrce war eine Diminutivform zum Appellativum „střiebro“, heute „stříbro“, „Silber“. Der Name wurde ins Deutsche wortgetreu übersetzt, denn die Endung „-los“ lautete einst „-las“ (vgl. -lein(s)) und hatte eine diminutivische Funktion.198

Střížovice, Drösowitz, Gemeinde 12 km östlich von Neuhaus. 1381 et villam Strziezouicz, 1385 villam Strziesowicze, 1562 na vsi Strziziowicze, 1842 Drosowitz, Střižowice. Der tschechische Name geht auf den Personennamen Střiež zurück, Střížovice dann als „ein Dorf der Leute des Střiež“. Der tschechische Name wurde wahrscheinlich ins Deutsche entlehnt (Abfallen von „s“, „t“ zum „d“). Der Personenname stammt vom Appellativum „stříž“, „Reif“, (eine andere Bedeutung des Appellativs „stříž“, „Bruttogewicht einer Münze“ ist in diesem Fall unwahrscheinlich).199

Studnice, Brunn, Gemeinde 6 km nordwestlich von Neuhaus, 1294 villa Prunne, 1654 Studnice, 1790 Brunn, Studnicze. Der tschechische Name ist ein altes Diminutiv zum tschechischen Appellativ „studna“ „Brunnen“, also „ein kleiner Brunnen“. Ebenso ist das deutsche Wort „Brunn“ eine veraltete Form des Wortes „Brunnen“.200 Beide Formen („Studnice“, „Brunn“) kommen als Siedlungsnamen im deutschen als auch tschechischen Sprachgebiet ganz häufig vor.201

Suchdol nad Lužnicí, Suchenthal, Stadt 13 km südöstlich von Wittingau, 1362 villa Suchdol, 1379 Suchdol, 1399 Sukdol, 1424 Suchdol, 1458 v Suchdole, Suchdolci, 1600 vsi Sukdola. Der tschechische Siedlungsname Suchdol (vgl. Suchdol, Teilgemeinde von Prag 6) ist wahrscheinlich eine Zusammensetzung der Nominalphrase „suchý důl“, „trockene Grube“ jedoch eher in der Bedeutung „trockenes Tal“ (tschechisch „dolina“, „údolí“). Auch diese

197 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 211, 212; SCHWARZ, 1931, S. 174 198 SCHWARZ, 1931, S. 173; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 203 199 ČIŽMÁROVÁ, Libuše, Mlha, kouřmo, zákal, smog. Naše řeč, Ústav pro jazyk český Akademie věd ČR, v. v. i. [online]. [2016-03-24]. http://nase-rec.ujc.cas.cz/archiv.php?art=6608; ŘÍMAN, Josef. Malá československá encyklopedie V. (Pom-S). Praha: Academia, 1987. 1008 s. ISBN 02/76-0604-21-056-87, S. 916; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 210 200 PROFOUS, Antonín, SVOBODA, Jan. Místní Jména v Čechách: jejich vznik, původní význam a změny. Teil IV, Praha: Československá akademie věd a umění, 1957. S. 223, 224 201 Studnice (Begrifserklärung). In: Wikipedia: the free encyclopedia [online]. San Francisco (CA): Wikimedia Foundation, 2016 [2016-03-24]. https://de.wikipedia.org/wiki/Studnice_(Begriffskl%C3%A4rung), Brunn. In: Wikipedia: the free encyclopedia [online]. San Francisco (CA): Wikimedia Foundation, 2016 [2016-03-24]. https://de.wikipedia.org/wiki/Brunn 46 ganze Nominalphrase kommt als Siedlungsname vor (vgl. Suchý Důl, Dörnthal, Bezirk Komotau, Suchý Důl, Dörrengrund, Bezirk Nachod). Die Lokalbestimmung „nad Lužnicí“, „an der Lainsitz“ dient zur Unterscheidung von anderen Ortschaften mit diesem Namen. Der deutsche Ortsname wurde teilweise aus dem Tschechischen übernommen und teilweise übersetzt („Thal“ ist eine alte Schreibweise von „Tal“).202

Třeboň, Wittingau auch Witingau, Stadt etwa halbwegs zwischen Böhmisch Budweis und Neuhaus. 1250 Wittigonis de Klogkot, 1261 de Witigenowe, 1262 in Treboni, 1277 curi Witigonis, 1339 in Wythignow, 1366 in Witingaw alias Trzebonye, 1384 Trzebon, 1423 u Třeboně, 1480 Witignaw, 1600 Trzebonie. Der tschechische Ortsname Třeboň stammt von der Kurzform des Personennamens Třebomysl oder Třebohost, Třéboň. Der deutsche Siedlungsname Wittingau stammt vom Gründer der Stadt Vítek z Klokot, Witigo de Glokgot, dem ersten Herrn des Adelsgeschlechtes von Landstein und Wittingau. Heute ist die Stadt berühmt vor allem dank der Herren von Rosenberg (Besitzer seit dem 14. Jh.) als Stadt der Teich- und Fischwirtschaft (beide Geschlechter gehörten zum Haus Witigonen).203

Újezdec, Aujestetz, 6,5 km nordöstlich von Wesseli an der Lainsitz, 1397 in villa Vgezdcz. Der tschechische Ortsname Újezd gehört (zusammen mit dem Ortsnamen Lhota) zu den häufigsten Bezeichnungen für Rodungssiedlungen in Tschechien überhaupt. Ihre Zahl erreicht etwa 120, wobei es jedoch keinen solchen Ortsnamen in Böhmerwald oder in Böhmisch- Mährischen Bergland gibt, was darauf hindeutet, dass diese Gebiete später besiedelt wurden. Der Name Újezdec ist eine Diminutivform vom Appellativum „újezd“, „Umfahren“ (vgl. lateinisch „ambitus“, „circuitus“). Es bezeichnet also ein „Landstück“, „Großgrundbesitz“, der „durch Umritt in Besitz genommen wurde“. Der deutsche Name wurde aus dem Tschechischen entlehnt.204

Velký Ratmírov, Rammerschlag, Gemeinde 5,5 km nordwestlich von Neuhaus, 1420 Radmirov, 1493/96 in Radimowie, 1568 Radmirov velký, 1654 Radmirow Velký, 1790 Grosz- Romerschlag, Radmirow, 1842 Groß-Rammerschlag, Welký Radmirow, 1854 Ratmírow Weliký, Groß Rammerschlag. Der tschechische Name Ratmírov stammt vom slawischen Personennamen Radmír, also „einem Radmír gehörender“ („Hof“). Der erste Teil des deutschen Namens Rammer- stellt wahrscheinlich die germanisierte Form des Personennamens Radmír dar. Der zweite Teil, -schlag, bezieht sich auf die Kolonisationsweise der Ortschaft (siehe Kapitel „Deutsche Grundwörter und Suffixe im Gebiet Südböhmen“).205

Vícemil, Witzemil, Gemeinde 12 km östlich von Sobieslau. 1378 de Wyeczemil, 1391 in Wieczemily, 1549 Wiczemile, 1597 pode vsí Wieczemilj, 1598 ve vsi Vícemili, 1848 Vícemily.

202 PROFOUS, 1947, S. 440, 441; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 233; LUTTERER, MAJTÁN, ŠRÁMEK, 1982, S. 288; SCHWARZ, 1931, S. 335 203 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 362, 362; LUTTERER, MAJTÁN, ŠRÁMEK, 1982, S. 310; POLÍVKA, Miloslav, BAHLCKE Joachim und EBERHARD Winfried (eds.). Böhmen und Mähren. Handbuch der historischen Stätten. 1. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1998. ISBN 35-203-2901-8. S. 666, 667 204 SCHWARZ, 1931, S. 66, 67; PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 426, 440; CUŘÍN et al., 1986, S. 80, 81 205 SCHWARZ, 1931, S. 271; PROFOUS, 1951, S. 522 47

Der tschechische Ortsname geht auf den Personenamen Viecemil zurück. Die deutsche Form Witzemil stammt von der tschechischen. Wegen seiner Undurchsichtigkeit hat man den tschechischen Namen auch in Pluralformen verwendet (Wieczemily, Vícemily).206

Višňová, Wischnau, Gemeinde 9 km südöstlich von Sobieslau. 1379 villa Wissnyewicz, 1402 v Višnovém, 1524 z Višňového, na Višňově, 1549 ves Wissniewy, 1654 Wyssnioweg, 1854 Višňové, 1904 Višňová. Der tschechische Name Višňová entspricht dem Adjektiv „višňová, - ý“ („ves“, „dvůr“), „Sauerkirsch-“ („-dorf“, „-hof“). Das Dorf wurde also wahrscheinlich am Ort, wo Sauerkirschen wuchsen, gegründet. Der deutsche Name Wischnau wurde aus dem Tschechischen entlehnt.207

Vydří, Widern, Gemeinde 6 km südwestlich von Neuhaus. 1364 de Wydra, 1390 in villa Vidrziem, 1412 de Widrzie, 1413 in Widrzi, 1442 z Vydřie, 1583 Wydrzi, 1789 Widern, Wydržý, 1841 Widdern, Wydři, 1848 Vydří, Widern. Der tschechische Ortsname geht auf das Adjektiv „vydří“, „Fischotter-„ („-Bach“, „-Fluss“). Auch im Wappen des Dorfes befindet sich ein Fischotter (vgl. Kostelní Vydří, Kirch Wiedern, Prostřední Vydří, Mitterwiedern). Bei dem deutschen Ortsnamen Widern handelt es sich eher um eine wortwörtliche Entlehnung, als um den Bezug zu den im heutigen Deutschen verwendeten Wörtern „widern“ oder „Widder“.208

Záhoří, Zahorsch, Gemeinde 7,5 km nordöstlich von Wesseli an der Lainsitz, 14. Jh. de Zahorzie, 1466 ve vsi Záhoří, 1511 v Zahoří, 1790 Zahorž, 1842 Zahoř, 1848 Záhoří. Der tschechische Ortsname geht auf die Lokalbestimmung „za horou“, „hinter dem Berg“, „Hinterbergen“, wobei es sich hier wieder, wie im Fall der östlich von da liegenden Ortschaft Pohoří, Pohorsch, eher um einen mit Wald bewachsenen Hügel als um einen Berg handelt. Die deutsche Form wurde aus dem Tschechischen entlehnt.209

Ortsnamenglossar

Aufgelistet werden die im Text der Diplomarbeit erwähnten Ortsnamen dem untersuchten Raum.

(tschechisch – deutsch)

Albeř, Albern Artolec, Artholz Bednárec, Groß Bernharz

206 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 536, 537 207 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 557 208 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 656, 657; SCHWARZ, 1931, S. 245 209 PROFOUS, SVOBODA, 1957 S. 699, 700 48

Bednáreček, Klein Bernharz Blažejov, Blauenschlag Bořetín, Borschetin Březina, Bscheschina Cep, Trieschel , Sitzgras Červená Lhota, Rothlhota České Velenice, Unterwielands/Gmünd-Bahnhof Číměř, Schamers Člunek, Hosterschlag Dačice, Datschitz Deštná, Deschna Děbolín, Diebling Dolní Pěna, Niederbaumgarten Dolní Radouň, (bis 1947 Německá Radouň), Wenkerschlag Dolní Žďár, Nieder-Mühl Doňov, Donow Drunče, Druntsch Dvoreček, Höflings Frahelž, Frahelsch Hadravova Rosička, Hadraw Rositschka Halámky, früher auch Vilčkoberg, Witschkoberg Hatín, Hatzken Heřmaneč, Hermantsch Horní Pěna, Baumgarten Horní Radouň, Ober Radaun Horní Skrýchov, Obergrieschau Hospříz, Köpferschlag Hostějeves, Hosterschlagles Hrdlořezy, Böhmisch Schachen

49

Hůrky, Adamsfreiheit Chlum u Třeboně, Chlumetz bei Wittingau Jemčina, früher Štítov, Gestütthof Jindřichův Hradec, Neuhaus Jindřiš, Heinrichschlag Jižná, Jischna Kačlehy, Gatterschlag Kamenný Malíkov, Stein Moliken Kaproun, Kaltenbrunn Kardašova Řečice, Kardasch Retschitz Klenová, Leinbaum Kostelní Radouň, Kirchen Radaun Kruplov, Krippaschlag Kunžak, Königseck Lásenice, Lasenitz Leština, Leschtin Lodhéřov, Riegerschlag Lomnice nad Lužnicí, Lomnitz an der Lainsitz Lovětín, Lowietin Lužnice, Luschnitz Malíkov nad Nežárkou (bis 1947 Německý Malíkov) Deutsch-Moliken Malý Ratmírov, Klein Rammerschlag Markvarec, Markwarding Mostečný, Mostetschna Matějovec, Mottaschlag Matná, Motten Mutyněves, Muttaschlag Najdek, Neudeck Nekrasín, Nekrasin Nová Bystřice, Neubistritz

50

Nová Olešná (bis 1947 Německá Olešná), Deutsch Wolleschna Nová Včelnice, (bis 1955 Nový Etynk) Neuötting-Vtschelnitz Nová Ves nad Lužnicí, früher auch Hlinná, Erdweis Novosedly nad Nežárkou, Neusattel an der Naser Nový Bozděchov, Neu Postiechow Nový Vojířov, früher auch Peršlák, Böhmisch Bernschlag Okrouhlá Radouň, Scheiben Radaun Oldřiš, Ulrichsschlag Otín, Ottenschlag Pístina, Pistin Plavsko, Altplatz Pleše, Plasche Pluhův Žďár, Pluhow Pohoří, Pohorsch Políkno, Poliken Příbraz, Pschibras Radouňka (früher Malá Radouň), Klein Radeinles Rapšach, Rapischach auch Rottenschachen Ratiboř, Rotwurst Rodvínov, Riedweis Roseč, Rosetsch Sedlo, Heumoth Staré Město pod Landštejnem, Altstadt Starý Bozděchov, Alt Postiechow Stráž nad Nežárkou, Platz an der Naser Strmilov, Tremles Stříbřec, Silberlos Střížovice, Drösowitz Studnice, Brunn Suchdol nad Lužnicí, Suchenthal

51

Třeboň, Wittingau auch Witingau Újezdec, Aujestetz Velký Ratmírov, Rammerschlag Vícemil, Witzemil Višňová, Wischnau Vydří, Widern Záhoří, Zahorsch

(deutsch – tschechisch)

Adamsfreiheit, Hůrky Albern, Albeř Alt Postiechow, Starý Bozděchov Altplatz, Plavsko Altstadt, Staré Město pod Landštejnem Artholz, Artolec Aujestetz, Újezdec Baumgarten, Horní Pěna Blauenschlag, Blažejov Böhmisch Bernschlag, Nový Vojířov (früher auch Peršlák) Böhmisch Schachen, Hrdlořezy Borschetin, Bořetín Brunn, Studnice Bscheschina, Březina Chlumetz bei Wittingau, Chlum u Třeboně Datschitz, Dačice Deschna, Deštná Deutsch Wolleschna, Nová Olešná (bis 1947 Německá Olešná) Deutsch-Moliken, Malíkov nad Nežárkou (bis 1947 Německý Malíkov)

52

Diebling, Děbolín Donow, Doňov Drösowitz, Střížovice Druntsch, Drunče Erdweis, Nová Ves nad Lužnicí (früher auch Hlinná) Frahelsch, Frahelž Gatterschlag, Kačlehy Gestütthof, Jemčina (früher Štítov) Groß Bernharz, Bednárec Hadraw Rositschka, Hadravova Rosička Hatzken, Hatín Heinrichschlag, Jindřiš Hermantsch, Heřmaneč Heumoth, Sedlo Höflings, Dvoreček Hosterschlag, Člunek Hosterschlagles, Hostějeves Jischna, Jižná Kaltenbrunn, Kaproun Kardasch Retschitz, Kardašova Řečice Kirchen Radaun, Kostelní Radouň Klein Bernharz, Bednáreček Klein Radeinles, Radouňka (früher Malá Radouň) Klein Rammerschlag, Malý Ratmírov Königseck, Kunžak Köpferschlag, Hospříz Krippaschlag, Kruplov Lasenitz, Lásenice Leinbaum, Klenová Leschtin, Leština

53

Lomnitz an der Lainsitz, Lomnice nad Lužnicí Lowietin, Lovětín Luschnitz, Lužnice Markwarding, Markvarec Mostetschna, Mostečný Mottaschlag, Matějovec Motten, Matná Muttaschlag, Mutyněves Nekrasin, Nekrasín Neu Postiechow, Nový Bozděchov Neubistritz, Nová Bystřice Neudeck, Najdek Neuhaus, Jindřichův Hradec Neuötting-Vtschelnitz, Nová Včelnice (bis 1955 Nový Etynk) Neusattel an der Naser, Novosedly nad Nežárkou Niederbaumgarten, Dolní Pěna Nieder-Mühl, Dolní Žďár Ober Radaun, Horní Radouň Obergrieschau, Horní Skrýchov Ottenschlag, Otín Pistin, Pístina Plasche, Pleše Platz an der Naser, Stráž nad Nežárkou Pluhow, Pluhův Žďár Pohorsch, Pohoří Poliken, Políkno Pschibras, Příbraz Rammerschlag, Velký Ratmírov Rapischach auch Rottenschachen, Rapšach Riedweis, Rodvínov

54

Riegerschlag, Lodhéřov Rosetsch, Roseč Rothlhota, Červená Lhota Rotwurst, Ratiboř Schamers, Číměř Scheiben Radaun, Okrouhlá Radouň Silberlos, Stříbřec Sitzgras, Cizkrajov Stein Moliken, Kamenný Malíkov Suchenthal, Suchdol nad Lužnicí Tremles, Strmilov Trieschel, Cep Ulrichsschlag, Oldřiš Unterwielands/Gmünd-Bahnhof, České Velenice Wenkerschlag, Dolní Radouň (bis 1947 Německá Radouň) Widern, Vydří Wischnau, Višňová Witschkoberg, Halámky (früher auch Vilčkoberg) Wittingau auch Witingau, Třeboň Witzemil, Vícemil Zahorsch, Záhoří

Zusammenfassung

Im theoretischen Teil der Arbeit wurde darauf hingewiesen, dass die Siedlungsnamen unter Toponymen und Eigennamen fallen, obwohl sie, bzw. ihre Bestandteile einst oft appellativisch verwendet wurden. Wegen der riesigen Menge von konkreten Objekten, die die Eigennamen benennen können und wegen ihrer ständigen Entwicklung, ist es sehr schwierig eine vollständige und allgemein geltende Klassifikation zu schaffen. Einfacher ist die Klassifikation von den Toponymen und Siedlungsnamen. Zur Bildung von Siedlungsnamen werden verschiedene Formen verwendet, im Deutschen sind Zusammensetzungen häufiger, im Tschechischen eher Ableitungen. Die einander entsprechenden tschechischen und

55 deutschen Namenformen beeinflussen sich Formen entweder aufgrund der lautlichen oder semantischen Ähnlichkeit, oder sie entwickeln sich ganz unabhängig. Die ursprüngliche „Bedeutung“ vieler Siedlungsnamen wird im Laufe der Zeit verdunkelt, undurchsichtig und erfährt dann oft eine volksetymologische Umdeutung, was im Bemühen liegt, die Form des Siedlungsnamens mit einem dem Sprecher bekannten Wort zu verbinden. Im letzten Kapitel des theoretischen Teils wurde die Geschichte der Besiedlung von Südböhmen, vor allem von dem Neuhauser Gebiet, und die Produktivität von den einzelnen Namentypen in bestimmten Zeitabschnitten beschrieben. Letztlich wurden einige Quellen erwähnt, die zur Erforschung der tschechischen und der deutschen Siedlungsnamen in der Tschechischen Republik dienen können.

Im praktischen Teil wurden ausgewählte Siedlungsnamen aus dem Neuhauser Gebiet analysiert. Die Entstehung und Entwicklung der Siedlungsnamen wurde hier beinahe immer durch das Nebeneinander von Tschechisch und Deutsch geprägt, also von den Sprachen der Menschen, die hier seit Jahrhunderten zusammenlebten. Es überwiegen hier Ortschaften, die nach einer Person, am häufigsten einem Lokator, oder Herrn benannt wurden (Riegerschlag, Jindřichův Hradec). Häufig sind auch Namen, in denen sich die geographische Lage des Ortes widerspiegelt, also Bergen, Hügel (Chlum u Třeboně), Täler (Suchdol), Wälder (Waldhäuser), Bäche (Potočná) und andere. Im Neuhauser Bezirk fehlen auch die gebräuchlisten Ortsnamen in der Tschechischen Republik nicht, die Namen auf Lhota (Červená Lhota), Újezd (Újezdec), oder Ves (Nová Ves). Einen interessanten Bereich stellen Siedlungsnamen dar, die als Spottnamen für die Bewohner des Ortes entstanden (Hrdlořezy). Letztlich finden sich hier auch Siedlungen, deren Namen bislang nicht ganz befriedigend geklärt wurden (Lásenice, Rapšach).

Literaturverzeichnis

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56

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Onlinequellen

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