Cello Sonatas
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FRANK BRIDGE · BENJAMIN BRITTEN · ARNOLD BAX Cello Sonatas JOHANNES MOSER cello · PAUL RIVINIUS piano Sonaten für Violoncello und Klavier von Frank Bridge, Arnold Bax 02 und Benjamin Britten 03 FRANK BRIDGE (1879 – 1941) Sonata d-Minor for Violoncello In demselben Jahr 1913, als Frank Bridge mit der Weiterhin werden wir bei den Biographen der and Piano, H 125 [21:49] Arbeit an seiner Sonate für Violoncello und Klavier drei Briten immer wieder auf gewisse, mehr oder eutsch begann, wurde in Lowestoft, Suffolk, sein späte- minder ausgeprägte Zweifel an der jeweiligen In- D 1 Allegro ben moderato [10:08] rer Schüler Benjamin Britten geboren. Als dieser spirationskurve stoßen. So können wir tatsächlich 2 Adagio ma non troppo – eben dreißig Jahre alt war und sich im selbstge- an einer Stelle über Frank Bridge lesen, man spüre Molto allegro e agitato [11:41] wählten amerikanischen Exil dem Ende des Zwei- „in seinem ganzen Schaffen den Mangel eines ten Weltkrieges entgegensehnte, schrieb der so- eigentlichen schöpferischen Dranges“ (Gerald eben zum „Master of the King’s Music“ ernannte Abraham), während andernorts ein Kollege des BENJAMIN BRITTEN (1913 – 1976) Arnold Bax als letztes seiner Duowerke für Cello Vorigen für Arnold Bax erkennt, er sei als „äußerst Sonata in C for Violoncello und Klavier die Legend-Sonata. Und als Britten im produktiver Komponist“ am Ende „das Opfer einer and Piano, Op.65 [19:59] Januar 1961 in Aldeburgh die Komposition seiner Mühelosigkeit geworden, die manch einer mit Cellosonate in C op. 65 abschloss, waren seit dem guter Technik verwechselt hätte“. Und endlich 3 Dialogo – Allegro [06:55] Tode seines einstigen Lehrers Frank Bridge, an heißt es in einer Gesamtdarstellung der „Music 4 Scherzo – pizzicato. Allegretto [02:24] dessen Unsterblichkeit er mit seinen früh-genia- of Benjamin Britten“ gerade im Kontext mit der 5 Elegia. Lento [06:04] len Variations für Streichorchester selbst mitge- hier vorliegenden Sonate, man hätte glauben 6 Marcia [02:14] wirkt hatte, genau zwanzig Jahre vergangen. können, dass der gerade einmal 48-jährige Künst- 7 Moto Perpetuo [02:22] ler damals „jenen kritischen Stimmen aufgeses- Aus diesen Fakten mögen Numerologen, Hobby- sen sei, die ihm bereitwillig attestierten, dass er Kabbalisten oder Okkultisten auf schicksalhafte in seinen rein instrumentalen Gestaltungen ARNOLD BAX (1883 – 1953) Zusammenhänge schließen. Dem einfacheren durch wenig mehr als sein handwerkliches Ge- Legend-Sonata for Violoncello Betrachter werden sich neben der gemeinsamen schick den Verlust jener einfallsreichen Präzision and Piano (1943) [24:40] Nationalität der drei Komponisten eine Fülle ver- wettgemacht habe, mit der er auf sprachliche 8 Allegro risoluto [09:14] bindender Elemente auftun, ohne dass sich daran und dramatische Anregungen reagierte“. 9 Lento espressivo [08:18] irgendwelche Spekulationen knüpften. Da ist zu- 10 07:08 nächst die allen gemeinsame Beziehung zum Immerhin wird diese letzte Einschätzung so- Rondo. Allegro [] onaten Meer. Frank Bridge stammte aus Brighton, starb gleich durch eine unbedingt einleuchtende These S in Eastbourne und hat zumindest in seiner großen relativiert: Rückblickend sei zu sehen, so der Autor TOTAL TIME [66:44] sinfonischen Dichtung The Sea seine Faszination Peter Evans, dass Britten offenbar „einer anderen Cello | von den unendlichen Wellenlandschaften festge- Art der Anregung bedurfte, wie sie ein ausüben- schrieben. Arnold Bax, der seit der Erweckung der Künstler von unwiderstehlicher, individueller seines „inneren Kelten“ durch die Poesie von Wil- Musikalität lieferte“. Das ist in der Tat ein schöp- AX liam Butler Yeats mehr irisch als englisch fühlte, ferisch nachvollziehbarer Ansatz: Die Vorstellung B · wandelte auf mythologisch-musikalischen Pfaden von dem unverwechselbar agierenden Instrumen- nach Tintagel und in die Gardens of Fand, in die talisten wird zum Rahmen, in den die realen Gärten also der keltischen Heldin des Meeres. Klänge für die konzertante „Vorstellung“ hinein- Und Benjamin Britten gelang unmittelbar nach geschrieben werden, wobei das konkrete Erschei- RITTEN dem Kriege mit seinem Peter Grimes der große nungsbild dieser Musik von der stilistischen Atti- Durchbruch, als er dem bedrohlichen Ozean die tüde des Komponisten und seinem jeweiligen B · eigentliche Hauptrolle in seiner populärsten Oper Verhältnis zum Virtuosentum abhängt – viel einräumte. Raum ist zwischen der Selbstinszenierung à la RIDGE B CHAMBER 04 Johannes Moser Violoncello 05 Paganini und dem sinfonischen oder kammer- lichkeiten offenbarten (ist das Refrainthema des die entlegensten Regionen zu einer rhetorisch Johannes Moser kon- musikalischen Dedikationsstück, wie es uns ganz abschließenden Rondos eigenes Gewächs, kommt enorm gesteigerten Rückkehr in die Gedanken zertiert mit den welt- konkret in Benjamin Brittens Opus 65 begegnet. es aus dem Karneval der Tiere oder gar aus Mozarts des Anfangs führt, ohne dass man von einer weit führenden Klang- eutsch eutsch D Die Quelle der Inspiration war mächtig und alla turca?) – wenn diese Sonate also mit ihrem eigent lichen Reprise sprechen könnte; und die körpern wie dem New D sprudelte reichlich: Mstislaw Rostropowitsch er- glühenden Mittelsatz und der »großen Melodie« Coda dieses ersten Formabschnitts, in dem wie- York Philharmonic, hielt nicht allein dieses Duo, sondern darüber im Finale nicht direkt ins Innere des Hörers dringt, der Achtel- und Triolenpulse zusammentreffen – den Berliner Philhar- hinaus drei Solosuiten und die geradezu kolossale dann wird man einzig und allein dessen Mangel worauf der zweite Abschnitt der Sonate in einer monikern, dem Los Sinfonie für Violoncello und Orchester op. 68. an Gemüt, niemals aber ihren Verfasser dafür zur „Art“ f-Moll beginnt und schon bald erkennen Angeles Philharmonic, Verantwortung ziehen müssen. lässt, dass die grundlegenden Substanzen kaum London Symphony Es wäre also gewiss nicht falsch, die fünf Sätze mehr als gekonnte Transformationen und Mutati- Orchestra, Tonhalle- des Werkes als völlig gegensätzliche Facetten Bemerkenswerterweise ist die älteste Sonate des onen des vorigen Teiles sind. Dann ein plötzliches Orchester Zürich, eines geistreichen, instrumental schier uner- vorliegenden Programms auch gewissermaßen Molto allegro e agitato, teils triolisch, teils duo- Symphonie orchester schöpflichen Charakters aufzufassen und sich die modernste – wenn wir nämlich die jeweilige lisch geteilt, das neuerliche Anknüpfen an das des Bayerischen Rund- vorzustellen, wie er den verhaltenen „Dialog“ in Umgebung als Maßstab anlegen. Die Avantgarde Adagio ma non troppo und als belebte Coda des funks, Tokyo Symphony Sonatenform, das frech-gezupfte Scherzo, die von 1961 klang nicht nach Britten, in den vierziger gesamten Werkes das Allegro moderato, mit dem Orchestra, Cleveland eindringliche „Elegia“, den klirrenden Marsch und Jahren gehörte Bax zu den Nostalgikern; doch zur die Sonate begonnen hatte: zwei jeweils dreiteili- Orchestra und Israel das wahrhaft unaufhaltsame „Moto perpetuo“ Zeit des Ersten Weltkrieges stand Bridge tatsäch- ge Abschnitte, die keimhaft aus einem Grundkon- Phil harmonic unter auf die Bühne bringt – in einem Idiom übrigens, lich in der vordersten Reihe des zeitgenössischen flikt entwickelt und ohne merklichen Konstrukti- Dirigenten wie Riccar- das Britten offenbar schon in jungen Jahren fas- Geschehens. Damals schreibt Debussy seine letz- vismus über eine beachtliche Strecke miteinan- do Muti, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Franz Welser- zinierte, als sein Klavierkonzert deutlich nach ten Kompositionen („zufälligerweise“ am Ende der verklammert werden, bis zugleich der Bogen Möst und Christian Thielemann. Im September Serge Prokofieff klang: In der Cellosonate treffen auch seine Cellosonate), die Wiener um Arnold geschlossen und doch gesprengt ist, weil das 2009 eröffnete er zusammen mit Mariss Jansons mancherlei „russische“ Merkmale aufeinander, Schönberg haben sich bereits ihre Watschen ab- d-Moll des Anfangs in ein massives D-Dur ein- die Saison beim Konink lijk Concertgebouw Orchest die uns ähnlich beim späteren Dmitri Schostako- geholt, und Bridge, einer der engagiertesten An- mündet – wie man angesichts solcher Musik zu in Amsterdam mit dem 1. Cellokonzert von Schos- witsch – einem guten musikalischen Freunde wälte dieser neuen Donau-Welle, vollendet nach dem Fazit kommen kann, es habe dem Komponis- takowitsch. Sein amerikanisches Debut bestritt Brittens – und bei dem Prokofieff der wilden Jahre vierjähriger Arbeit eine Partitur, die ebenso spar- ten der eigentliche schöpferische Drang gefehlt, er 2005 unter der Leitung von Pierre Boulez mit begegnen können. sam wie üppig, harmonisch wie „un-tonal“ die das werden wir einzig einem ausgeprägten Hang dem Chicago Symphony Orchestra. onaten traditionellen formalen Schemata durch eine un- zum Vorurteil zuschreiben können. Mit der klingen- S Gegenüber dem Kammerspiel in fünf Aufzügen gewöhnlich frei wirkende, de facto aber sorgfältig den Realität hat es nichts zu tun. Mosers interpretatorisches Interesse reicht von stehen die beiden älteren Kreationen deutlich im gerundete Erzählung ersetzt. aufführungspraktisch fundiertem Umgang mit Cello | Zeichen erzählerischer Gesten, ohne auch nur im Eckhardt van den Hoogen Barockmusik bis zu neuer und neuester Musik. Geringsten von verminderter Einfallskraft zu Mitunter könnte man beinahe glauben, es habe Reges Interesse hegt er für seine Experimente mit der ewige Widerstreit zwischen der 2 und der 3, dem elektrischen Cello, für das er diverse Kompo- AX künden. Gewiss,