© Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at Der Rangstreit zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie den Erzherzogen von Österreich

Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (ca. 1460-1535)

Von Thomas W i 11 i c h

INHALT

Vorwort ...... 8 1. Die Ordnung der Fürsten ...... 10 2. Reich und Reichstag ...... 15 3. Die Stellung der Erzbischöfe von Magdeburg und Salzburg auf den Tagen von 1460 bis 1492 und der Präzedenzanspruch des Hauses Österreich ...... 22 4. Rangfragen auf den Reichstagen von 1495 bis 1498 ...... 34 5. Exkurs: Die Ursprünge des Magdeburger Primatsanspruchs und der Legatenwürde des Salzburger Erzbischofs ...... 45 6. Der Augsburger Reichstag 1500 ...... 51 7. Reichsregiment und Sessionsverhandlungen ...... 58 8. Argumente für die Präzedenz ...... 63 Die dynastischen Argumente des Hauses Österreich ...... 63 Die rechtlichen Argumente des Erzbischofs Leonhard von Salzburg ...... 65 Die rechtlichen und dynastischen Argumente des Erzbischofs Ernst von Magdeburg ...... 69 Das Gutachten des Johannes von Breitenbach ...... 78 9. Die weitere Entwicklung bis 1513 ...... 84 10. Rangfragen bis zu den Verträgen von 1530 und 1535 88 11. Zusammenfassung ...... 112 12. Anhang ...... 119 Abkürzungen ...... 122 Anmerkungen ...... 123 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 8

Vorwort

In seiner im Jahr 1877 erschienenen Studie „Über den Primat des Erzstifts Mag­ deburg“ hatte der damals in Magdeburg tätige Archivar Konrad Palm deutlich zum Ausdruck gebracht, daß er an den Auseinandersetzungen um Rangfragen zwischen Reichsfürsten nicht viel Interesse finden konnte. Er schrieb, daß es zu den „aller­ unerquicklichsten“ Aufgaben gehören würde, sich mit solchen „Streitigkeiten“ zu befassen. Die noch „inhaltsreichste und interessanteste“ Auseinandersetzung dieser Art sei aber die zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie den Erzherzogen von Österreich, da es „sich hier doch um ein Objekt von einiger Wichtigkeit“ handelte, „man stritt um den Vorsitz auf der Reichsfürstenbank, das Präsidium im Reichsfürstencollegium“*. Konrad Palm hatte sich vor allem für die Herkunft und Formulierung der Mag­ deburger Primatsansprüche interessiert. Seine auf beeindruckender Kenntnis der einschlägigen Quellen beruhende Darstellung hat in dieser Hinsicht auch nichts von ihrem wissenschaftlichen Wert verloren. Unter Einbeziehung jüngerer For­ schungsergebnisse zur Verfassung des spätmittelalterlichen Reichs sowie zur Entste­ hung des Reichstags und den auf den Versammlungen der Reichsstände üblichen zeremoniellen Verfahrensweisen scheint es heute durchaus sinnvoll, den Verlauf von Rangstreitigkeiten zwischen Reichsfürsten zu verfolgen. Für die Auseinander­ setzungen zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie dem österreichischen Erzherzog gilt dies im besonderen Maß. Es wird zu fragen sein, wann und aus welchen Motiven die Fürsten begannen, um den ersten Rang nach den Kurfürsten zu streiten bzw. welche Argumente sie für ihre Präzedenz vorbrach­ ten. Die mir zugänglichen Quellen legten eine Beschränkung des Beobachtungszeit­ raums auf die Jahre von etwa 1460 bis 1535 nahe, wobei sich Rück- und Ausblicke als notwendig erwiesen. Die Tatsache, daß in die genannte Zeitspanne auch die Entstehungsphase des Reichstags des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Na­ tion fällt, bestärkte mich in der Entscheidung, die Betrachtung auf einen relativ kurzen, aber durch den sich in ihm vollziehenden verfassungsgeschichtlichen Wan­ del bedeutungsvollen Zeitraum zu konzentrieren. Die Parallelität des Rangstreits um den Vorrang unter den Fürsten mit der Herausbildung des Reichstags ließ auf Zusammenhänge schließen. Die Beschäftigung mit dem genannten Thema wurde von Univ.-Prof. Dr. Heinz Dopsch angeregt, dem ich für die Betreuung meiner Studien sehr zu danken habe.

* Konrad Palm, Über den Primat des Erzstifts Magdeburg, in: FDG 17 (1877), S. 261. Zu Konrad Palm s. die Angaben bei Wolfgang Leesch, Die deutschen Archivare 1500-1945, Bd. 2 (München-Lon- don-New York-Paris 1992), S. 444. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 9 Sein grundlegender Aufsatz über die Legatenwürde und den Primat der Salzburger Erzbischöfe** war der Ausgangspunkt meiner Arbeit. Die Auswertung archivalischer Quellen war in der erforderlichen Weise nur durch das Entgegenkommen der Mitarbeiter des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien, des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt in Magdeburg und des Salzburger Landesarchivs möglich. Namentlich Frau Hon.-Prof. Dr. Christiane Thomas (Wien) und Herrn Dr. Jürgen Hartmann (Magdeburg) habe ich für die Mühe zu danken, die sie sich bei der Aufsuche und Bereitstellung einschlägiger Archivalien machten. Die Benutzung älterer Drucke sowie die Einbeziehung der modernen For­ schungsliteratur ließ sich in dem notwendigen Umfang nur durch die Hilfe von Kollegen und Kolleginnen in Bibliotheken realisieren. Insbesondere den Mitarbei­ tern der Bibliotheken der Institute für Geschichte an der Universität Salzburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin sei an dieser Stelle für ihre Unterstützung gedankt. Herrn Dr. Peter M. Lipburger und Herrn Univ.-Doz. Dr. Johann Sallaberger danke ich für ihre wertvollen Hinweise. Für großzügige finanzielle Unterstützung gilt mein Dank der Friedrich-Naumann-Stiftung und dem Erzbischof-Rohracher- Studienfonds.

Berlin, im Juli 1993 Thomas Willich

** Heinz Dopsch, Legatenwürde und Primat der Erzbischöfe von Salzburg, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. FS. f. Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag. Hg. v. Lutz Fenske u. a. (Sigmaringen 1984), S. 265-283. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 10

1. Die Ordnung der Fürsten

Sitzordnungsschemata des frühneuzeitlichen Reichstags des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation zeigen, daß in den Vollversammlungen der Reichsstände die geistlichen Fürsten rechts und die weltlichen Fürsten links von Kaiser und Kur­ fürsten saßen. Lediglich die Erzherzoge von Österreich und die Herzoge von Bur­ gund hatten ihre Plätze auf der vom Kaiser aus rechten Seite. Der Erzherzog von Österreich saß auf dem ersten Platz der geistlichen Fürstenbank1. Die Session eines weltlichen vor geistlichen Fürsten fällt um so mehr auf, als nach dem mittelalterli­ chen Ordo-Denken den Geistlichen (oratores) der Vorrang vor den Weltlichen (bei- latores) gebührte. Den untersten Stand in der Hierarchie des Menschengeschlechts bildeteten jene, denen die arbeitende Funktion zukam (laboratores). Der König stand über den drei nach Funktionen unterschiedenen Ordines: „Auf ihn waren die Gruppen der oratores, bellatores und laboratores bezogen; bildeten sie doch die Grundlage seiner Herrschaft.“2 Die hierarchische Abstufung zwischen geistlichen und weltlichen Fürsten konn­ te in der Rangordnung bei Zeremonien zum Ausdruck gebracht werden. So berich­ tet Ermoldus Nigellus in seinem Lobgedicht auf Kaiser Ludwig den Frommen, daß beim Empfang Papst Stephans IV. anläßlich der Kaiserkrönung 816 in Reims die Geistlichen zur Rechten und die Weltlichen zur Linken des Kaisers standen3. Auch das um 1000 entstandene Trierer Evangeliar Ottos III. zeigt die geistlichen Wür­ denträger rechts und die weltlichen links vom Kaiser stehend4. In der Heidelberger Sachsenspiegel-Handschrift findet sich eine Miniatur, die den Belehnungsakt mit Szepter und Fahnenlehen darstellt. Die geistlichen Fürsten stehen rechts vom Kö­ nig, die weltlichen links. Dieselbe Handschrift zeigt in einer anderen Miniatur Kai­ ser und Papst beieinander sitzend: den Kaiser links vom Papst5. Den Geistlichen wurde offensichtlich die rechte Seite zugesprochen, deren Wert­ schätzung sich auch in Bestimmungen der Goldenen Bulle von 1356 erkennen läßt. Zwischen den Kurfürsten von Mainz und Köln hatte es im Spätmittelalter häufig Auseinandersetzungen um den ersten Platz zur Rechten des Königs gegeben. So wurde nach der Aachener Krönung Rudolfs von Habsburg am 24. Oktober 1273 die abendliche Feier durch einen Rangstreit zwischen dem Erzbischof Engel­ bert von Köln und Erzbischof Werner von Mainz gestört. Jeder der beiden Kurfür­ sten forderte für sich den Platz zur Rechten des neugewählten Königs. Der Mainzer Erzbischof gab nach, erhielt aber das Versprechen vom König, daß der Vorrang des Kölner Rivalen ihm nicht zum Nachteil gereichen werde6. Die Goldene Bulle legte die Sessionsordnung und Prozessionsordnung der Kurfürsten fest. Den besonders begehrten Sitz zur Rechten des Königs sollten die Erzbischöfe von Mainz und Köln gemäß den Gebieten ihres Erzkanzleramtes bzw. ihrer Diözese einnehmen: Magun- tinensis vero in suis diocesi etprovincia et extra provinciam suam in toto cancellariatu suo Germanico, provincia Coloniensi dumtaxat excepta, et demum Coloniensis in suis diocesi et provincia et extra provinciam suam in tota Italia et Gallia in dextro latere Romanorum cesaris sederepossintJ Entsprechend dieser Sessionsordnung (circa sessio- nem superibus declaratanif sollte auch bei Prozessionen verfahren werden. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 11

Die ausgewählten Quellen belegen die Bedeutung, die der Sitz-, Steh- bzw. Geh- Ordnung beim Zusammentreffen der Fürsten des Reichs zukam und verweisen auf die Vornehmheit der Seite zur Rechten des Königs. Rechts wurde schon in der An­ tike mit ,gut‘, ,göttlich4 etc. identifiziert. Bei den Römern, die zunächst die linke Seite als die bessere ansahen, erfolgte in der Kaiserzeit eine in ihren Ursachen unge­ klärte Umbewertung: Rechts war nun auch für sie, wie für Juden und „Barbaren“, die glückverheißende Seite9. Die Bibel belegt die Bevorzugung der rechten Seite durch das frühe Christentum: So weist der Psalmist Christus den rechten Platz ne­ ben Gott zu (Ps. 110,1), stellt Jesus die Guten auf die rechte Seite (Mt. 25, 31/4), bitten die Psalmen um Beistand durch die rechte Hand Gottes10. In der Auslegung durch Kirchenväter und Autoren des Mittelalters wurde an der Grundorientierung rechts-bonum, Yinks-malum festgehalten11. So allegorisierten sie Christus als rechte Hand Gottes, sahen die rechte Menschenhand durch Gottesliebe ausgezeichnet, stellten im Wesen Christi dextera = divinitas und sinistra = humanitas gegenüber, wie auch rechts = vita aeterna und links = vita praesens symbolisierte. Der rechte Weg war die Allegorie für den zum Heil, während der linke als der zeitlich-laster­ hafte galt. Während dem Norden als dem Sitz Satans die linke Seite zugewiesen wurde, identifizierte man den Süden mit Rechts12. Seinen Niederschlag fand die Bevorzugung der rechten Seite in den Glossen zum kanonischen Recht: Zu den Vorrechten des Erstgeborenen zählte es, rechts vom Vater zu sitzen13. Auch in christlicher Ikonographie14 und römischer Liturgie zeigte sich deutlich die höhere Wertschätzung der rechten Seite: Rechts vom Bischof wurde das Evangelium gele­ sen, saßen die besonders ausgezeichneten Würdenträger. Allerdings standen - we­ gen der Bevorzugung der Südseite - die Männer bei Apsisostung von der Kathedra aus gesehen links, vom Eingang aus rechts15. Die Sitzordnung „war nicht nur eine Frage der Etikette, sondern der Wertschät­ zung und der Reihung; sie symbolisierte, schuf und festigte die soziale, als Ge­ wohnheitsrecht empfundene, rechtlich aber nicht geregelte Rangordnung im Rah­ men des göttlichen Heilsplans; sie war aus der persönlichen und amtlichen Stellung erwachsener Rechtsanspruch und zugleich sinnfälliger Ausdruck dieser Stellung.“ (Hans-Werner Goetz16) Der höhere Rang der Geistlichen in der Ordnung des Men­ schengeschlechts legte es nahe, daß ihnen beim Zusammentreffen mit Weltlichen die rechte Seite zustand. Zur Beobachtung, wie sich geistliche und weltliche Für­ sten in der politischen Realität des späten 15. und frühen 16. Jahrhundert in Rang­ fragen verhielten, bietet sich der spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Reichstag des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation als Gegenstand an16a. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at

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Abb. 1 Schema der Session im Plenum des Immerwährenden Reichstags. Aus: Compendieuse Beschreibung eines Reichs-Tags wie er im Heil. Römischen Reich gehalten wird . . . (Halle 1720), S. 10 f. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at

Abb. 2 Eröffnung des Reichstags von 1640. Kupferstich (Museen der Stadt Regensburg). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at

Abb. 3 Eröffnung des Reichstags von 1653. Kupferstich (Museen der Stadt Regensburg).

Abb. 4 Eröffnung des Reichstags von 1663. Kupferstich von P. Fürst (Museen der Stadt Regensburg). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 15 2. Reich und Reichstag

Der im vollen Wortlaut erstmals für 1474 bezeugte Titel „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“17 ist Ausdruck der in Quellen des 15. Jahrhunderts zu fas­ senden Tendenz, das sacrum imperium18 auf Deutschland zu beziehen. Die Verbin­ dung des Reichstitels mit der deutschen Nation, die man im 15. Jahrhundert zu­ nehmend durch den Sprachraum definierte, implizierte allerdings nicht die Aufga­ be der außerdeutschen Gebiete des mittelalterlichen Reichs, sondern unterstrich den Anspruch auf die Verbindung des römisch-deutschen Königtums mit der in antiker und christlicher Tradition stehenden Kaiserwürde19. Durch die Verbindung von König- bzw. Kaisertum mit dem Haus Österreich seit 1438 erhielt die Reichs­ auffassung zudem eine dynastisch-habsburgische Komponente20. Hielt man auch an universalen Vorstellungen vom Reich fest, entwickelte es sich doch in der verfassungspolitischen Realität der frühen Neuzeit hin zu einem auf die deutschsprachigen Gebiete konzentrierten Staat, dessen Zusammenhalt und Funk­ tionieren nicht mit der für die Territorien zu beobachtenden Entstehung frühneu­ zeitlicher Verfassungs- und Verwaltungsstrukturen zu erklären ist21. Ansätze dieser Art sind freilich auch für das Reich in beachtlichem Maß, vor allem auf dem Gebiet der Gerichtsbarkeit22, nachweisbar, führten aber nicht zu einer den Territorien ver­ gleichbaren Institutionalisierung des Staates. Peter Moraw hat für den Zustand des Reichs in nachstaufischer Zeit den Begriff „Offene Verfassung“ geprägt, der das Zurücktreten institutioneller Züge des Reichs, lockere Bindungen der „Reichsglieder“ an das Reich und das Vorherrschen „persönlich-dynastische(r) Beziehungen“ bezeichnen soll23. Der Zusammenhalt des Reichs sei möglich gewesen, weil ein „Grundkonsens“ über die Zugehörigkeit des in antiker Tradition stehenden Reichs zu den Deutschen bestand, der die Loyalität von Reichskirche und weltlichen Fürsten gegenüber König- und Kaisertum beför­ derte24. Um etwa 1470/80 sei die „Offene Verfassung“ durch das Zeitalter der Ver­ dichtung“ - durch die Organisation des Reichs in dualistischer Verfassung - abge­ löst worden. „Ausgelöst“ wurde nach Moraw dieser Verfassungswandel durch „gänzlich ungewohnte Herausforderungen“ des 15. Jahrhunderts: Hussitenkriege, Bedrohung durch die Türken sowie Auseinandersetzungen mit Frankreich und Burgund. „Zugleich“ sei „die Verdichtung* offenbar durch elementare, unwider­ stehliche Grundlagenprozesse gefördert und unumkehrbar gemacht worden. Dies galt für den Bereich des sozialen Lebens (Vergrößerung der Bildungsschicht und darin der Gruppe der Juristen), für die Wirtschaft (zunehmende Kapital- und Wa- renstromverflechtung), bei der Kommunikation (Buchdruck, Postverkehr) und im mentalen Bereich (Nationalbewußtsein).“25 Die beschriebene Entwicklung wird nicht zuletzt faßbar in den Versuchen von Kaisertum und Reichsständen, die Ge­ richts- und Finanzhoheit des Reichs neu zu organisieren, der sog. Reichsreform26. Parallel zur Verdichtung“ des Reichs vollzog sich der Aufstieg der Dynastien und setzte die Staatsbildung im Territorium ein. Die politische Geschichte des spätmittelalterlichen Reichs wurde wesentlich von Großdynastien geprägt27. Nach dem Erlöschen der Luxemburger im Mannes­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 16

stamm 1437 verblieben die Habsburger und Wittelsbacher als Dynastien, die be­ reits ihre Königsfähigkeit unter Beweis gestellt hatten. Zwischen ihnen entschied sich an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, welche Dynastie das Kaisertum erbrechtlich beanspruchen konnte. Als „königlose“ Dynastien erlebten im 15. Jahr­ hundert die Wettiner und Hohenzollern den Aufstieg zu Häusern von reichspoli­ tisch einflußreichem Rang. Nach dem Aussterben der Wittenberger Askanier (1422) erhielten die Wettiner die sächsische Kurwürde. Prestigegewinn erwuchs ih­ nen aus der Gründung der Universität Leipzig (1409)28. Vor der Leipziger Teilung von 1485 waren sie - gemessen an ihrem territorialen Besitz - die nach den Habs­ burgern zweitmächtigste Dynastie des Reichs29. Mit den Habsburgern konkurrier­ ten sie auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Macht, vor allem durch ihre Berg­ regalien im Erzgebirge, dem neben Nordtirol ergiebigsten Silberbergbaugebiet des Reichs30. Die Teilung der Dynastie in Ernestiner (mit der Kurwürde bis 1547) und Albertiner stoppte das territoriale Wachstum, verhinderte aber nicht den politi­ schen Einfluß der beiden Linien im Reich. Die Hohenzollern stiegen 1411/15 von Nürnberger Burggrafen zu Markgrafen von Brandenburg und damit zu Kurfürsten auf. Ihren territorialen Besitz weiteten sie durch die Erwerbung der Neumark (1455)31 und das Ausgreifen auf Pommern32 aus. Bei der Gründung der Universität in Frankfurt an der Oder im Jahr 1506 durch Kurfürst Joachim I. und seinen Bruder Albrecht, den späteren Kardinal und Erzbischof von Mainz und Magdeburg, dürfte, wie bei der Leipziger Universitäts­ gründung der Wettiner, Prestigestreben der Dynastie eine Rolle gespielt haben.

Als Kennzeichen erfolgreicher Hegemonialpolitik weltlicher Fürsten im Spät­ mittelalter wurde der Gewinn von Einfluß auf geistliche Reichsfürsten beobach­ tet33. So erhielten die Habsburger 1479 das Präsentationsrecht für 17 Bistümer und konnten im 15. Jahrhundert auch das Erzbistum Salzburg gegenüber den Wittels­ bachern dominieren34. Die Hohenzollern erhielten 1447 das Nominierungsrecht für die Bischöfe von Brandenburg, Havelberg und Lebus35. Den Wettinern war es 1399 gelungen, das Bistum Meißen aus dem Erzbistum Magdeburg zu lösen und verstärkt Einfluß auf die Besetzung des Domkapitels zu nehmen. 1443 gewährte ih­ nen Papst Felix V. in zwei Bullen „für alle Zukunft das Präsentationsrecht zu je vier Kanonikaten in den Hochstiftern Naumburg und Merseburg und je drei in den Kollegiatsstiftern von Wurzen, Bautzen und Zeitz, ferner das Nominationsrecht für die drei sächsischen Bischofsstühle für 100 Jahre“36. Als die Wettiner erst im De­ zember 1447 Nikolaus V. Oboedienz leisteten, erreichten sie keine Bestätigung die­ ser Privilegien. Gleichwohl behielten sie ihren seit dem 13. Jahrhundert ausgebilde­ ten Einfluß auf die Besetzung der sächsischen Bischofsstühle und Domherrenstel­ len37. Darüber hinaus zeigt sich ihre erfolgreiche Kirchenpolitik daran, daß wettini- sche Söhne Erzbischöfe von Magdeburg (Ernst; 1475-1513) und Mainz (Albrecht; 1481-1484), Bischöfe bzw. Administratoren von Würzburg (Sigmund; 1440-1443) und Halberstadt (Ernst; 1475-1513) sowie Hochmeister des Deutschen Ordens (Friedrich; 1498-1510) wurden38. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gewannen die Hohenzollern gegenüber den Wettinern an Einfluß: Im Amt des Hochmeisters folgte auf Friedrich von Sachsen der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg- Landshut (1511-1568; seit 1525 Herzog von Preußen), und nach dem Tod Erz- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 17 bischof Ernsts von Magdeburg erwarb Albrecht von Brandenburg (1513-1545) den Magdeburger Erzbischofsstuhl. Die Erzbistümer von Salzburg und Magdeburg lagen im Einflußbereich der Wittelsbacher und Habsburger bzw. der Wettiner und Hohenzollern. Bemühungen der Erzbischöfe der beiden Metropolen um einen bevorzugten Rang in der Hierar­ chie des Reichs werden daher auch vor dem Hintergrund der Hegemoniebestre­ bungen der genannten Dynastien zu betrachten sein39.

Die Stellung eines Fürsten im Reich beruhte nicht immer und nicht allein auf terri­ torialer oder hegemonialer Machtausübung. Erinnert sei an den bevorzugten Rang der drei rheinischen Erzbischöfe, die diesen trotz territorialem Machtverfall bewah­ ren konnten40. Die von Karl-Friedrich Krieger „für das 15. Jahrhundert“ beobach­ tete „Tendenz zur Festschreibung und Monopolisierung bisher noch umstrittener oder mit anderen geteilter Vorrechte . . ., die - verbunden mit deutlichen Abgren­ zungsbestrebungen gegenüber dem übrigen Adel - insgesamt zu einer deutlichen Aufwertung der fürstlichen Standesqualität führte“41, kann als Bestreben „abstei­ gender“ Reichsfürsten interpretiert werden, Verluste an Territorium und Einfluß zu kompensieren. Bei Vorrechten konnte es sich um Titel und Prädikate in der Ur­ kundensprache (membra imperii, illustris, venerabili), um solche im Zeremoniell, beim Lehensempfang, im gerichtlichen Verfahren, um Regalien und die Zahl der Hofämter handeln42. Einem Fürsten konnten diese Rechte und Privilegien im hocharistokratischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts Stand und Ehre sichern. Bei der im Zuge der Verdichtung“ um 1470/80 einsetzenden verstärkten Beteili­ gung auch der Fürsten ohne Kurwürde43 an der Reichspolitik boten sie, wie zu zei­ gen sein wird, Möglichkeiten zur Einflußsteigerung. Der Rang eines Fürsten in der hierarchischen Ordnung des Reichs wurde vor allem nach seinen Würden und Rechten bestimmt, die auf diese Weise politisch wirksam wurden. Für das Verständnis der auf Reichstagen üblichen zeremoniellen Verfahrenswei­ sen44 sind die geschilderten aristokratischen Wertvorstellungen mitzubedenken. Auch die Wurzeln des Reichstags - Hoftag, königloser Tag und Kurfürstentag45 - verweisen auf seinen fürstlich-höfischen Charakter. Die Entstehung von hoffernen Institutionen, wie sie etwa mit dem Reichskammergericht und den jährlichen Reichstagen gemäß den Wormser Ordnungen von 1495 geplant waren und teilwei­ se verwirklicht wurden46, leitete eine Veränderung ein, die als „Hofdestruktion“47 bezeichnet werden kann. Trotz dieser auch den Reichstag betreffenden Tendenz zur Institutionalisierung behielten die Versammlungen der Reichsstände höfischen Charakter. Der Vergleich des spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Reichstags mit modernen Parlamenten scheint daher unangebracht.

Wichtiger Antrieb zur Entstehung des Reichstags war die Ferne der Höfe der Könige/Kaiser des 15. Jahrhunderts vom Binnenreich48. Den Kurfürstentagen kam in dieser Situation eine integrative Wirkung zu49. Während die Kurie der Kurfür­ sten hier ihre Vorbildung fand, kann von einer Fürstenkurie nicht vor 1470 gespro­ chen werden50. Sie war das Ergebnis zunehmender Beteiligung der Reichsfürsten an der Reichspolitik im Zuge der Verdichtung“. Gemeinsam mit dem König/Kaiser und den Kurfürsten repräsentierten die Fürsten als membri imperii auf den Ver- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 18

Sammlungen der Großen das Reich. Erst jetzt entstand aus Hoftagen, königlosen Tagen und Kurfürstentagen der Reichstag51. Die Reichsstädte, die die dritte Kurie des Reichstags bildeten, standen dem Rang nach unter den Kurien der Kurfürsten und Fürsten52. Ihre mindere Stellung kam auf den Reichstagen deutlich in ihrer Session sowie ihrer Benachteiligung im Meinungsbildungsprozeß zum Ausdruck. Die Entstehung der Kurien stärkte die Verhandlungsposition der Stände53 ge­ genüber dem Kaiser54, wie auch die Bildung der Fürstenkurie die Position der Für­ sten gegenüber den Kurfürsten verbesserte. Weitere Einbußen an Einfluß hatten die Kurfürsten von den im 16. Jahrhundert zahlreich gebildeten interkurialen Aus­ schüssen zu befürchten. Es gelang ihnen seit den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts, die Bildung von kompetenzreichen Gremien dieser Art zu verhindern55.

Bevor der Verhandlungsgang, wie er sich auf den Reichstagen des späten 13. und frühen 16. Jahrhundert herausbildete, kurz geschildert werden soll, sei der nicht weniger wesentliche Charakter des Reichstags als „höfisches Fest“56 mit zahlreichen Zeremonien hervorgehoben. Schon die Eröffnung des Reichstags durch den Got­ tesdienst stand im Zeichen der Repräsentation königlicher und fürstlicher Autori­ tät und Rangordnung. Besondere Gelegenheit zur Darstellung der Ehre und des Rangs boten die Gastmähler, bei denen - wie auch in Kirche und Versammlungs­ raum - auf die „richtige“ Rangfolge geachtet wurde57. Weitere Möglichkeiten zur Repräsentation boten Lehensverleihungen, das Geleit von König oder päpstlichen Legaten in die Reichstagsstadt, die Zurschaustellung von Kleidung58, Pferden und Luxusgegenständen, Prozessionen, Heiligenfeste, Begräbnisse, Kirchweihen, Hoch­ zeiten, Tanzfeste, Turniere und Ritterschlag59. Da die Forschung in den letzten beiden Jahrzehnten neue Erkenntnisse zur Ar­ beitsweise des frühneuzeitlichen Reichstags vorlegen konnte60, sei hier nur auf für das Thema dieser Arbeit wesentliche Einzelheiten hingewiesen. Für den Reichstag des 15. und 16. Jahrhunderts gab es keine Geschäftsordnung61, verfahren wurde gemäß den Gewohnheiten, Notwendigkeiten des Augenblicks und politischen Kräftekonstellationen. Für die Werdezeit des Reichstags an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit ist mit Abweichungen von den später gewohn­ heitsmäßig geübten Verfahren zu rechnen, die im folgenden skizziert werden. Ab­ gesehen werden darf von den Problemen, die sich mit der Reformation ergaben, da sie die hier interessierenden Rangfragen zunächst nicht beeinflußten. Der Beschlußfassungsmodus im Kurfürstenrat richtete sich nach den Bestim­ mungen der Goldenen Bulle über die Umfrage bei der Wahl des Königs. Sie wurde geführt vom Mainzer Erzbischof, der seinerseits als letzter von den Fürsten gefragt werden sollte62. Dieses Recht, den Mainzer zu befragen, hatte sich der Kurfürst von Sachsen angeeignet. Zwischen diesem und dem Erzbischof von Mainz entbrannte ein Streit um die in der Goldenen Bulle nicht geregelte Umfrage im Plenum des Reichstags. In Verträgen von 1529 und 1562 wurde festgelegt, daß Sachsen im Ple­ num die Umfrage halten sowie den Erzbischof von Mainz im Kurfürstenrat fragen solle. In Ausschüssen sollte Sachsen mit Mainz alternieren63. Im Fürstenrat hielt der Marschall von Pappenheim, Erbmarschall des Königs, die Umfrage. Die Führung des Direktoriums, die ihm wohl ursprünglich ebenfalls oblag, übernahmen „schon vor 1521“64 Österreich und Salzburg. Mit dem Direkto­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 19 rium verbanden sich die folgenden Rechte und Aufgaben: „die Verhandlungen mit den Kurfürsten, dem Kaiser, den Städten oder ausländischen Gesandten zu führen, ein Protokoll über die Beratungen der Plenarsitzungen oder Ausschüsse des Für­ stenrates anzulegen, Abschriften der wichtigsten Beschlüsse anzufertigen und vor Beginn jedes Verhandlungstages die zur Beratung stehenden Punkte vorzutragen und zu erklären“65. Die Städte wurden in den Entscheidungsprozeß nicht einbezogen. Nachdem Kurfürsten und Fürsten nach meist längeren Verhandlungen zu einem Ergebnis ge­ kommen waren - das auch in konträren Meinungen bestehen konnte —, wurden sie über dieses informiert und konnten sich dazu äußern. Der Kaiser erhielt die Replik der Stände auf seine zu Beginn des Reichstags vor­ getragene Proposition vom Mainzer Kanzler, worauf Verhandlungen zwischen ihm bzw. seinen Vertretern und den Ständen folgten. Hatte man sich geeinigt, wurde in der Mainzer Kanzlei das Konzept eines Reichstagsabschieds angefertigt, das vom Kurfürstenrat und einem Ausschuß aus zwei kaiserlichen, sechs kurfürstlichen, sechs fürstlichen (drei geistlichen, drei weltlichen) und zwei Vertretern der Städte gebilligt werden mußte. Erst darauf erfolgte die an den mittelalterlichen Kaiserur­ kunden orientierte Ausfertigung in zwei Originalen. Besiegelt wurden diese durch den Kaiser, die Kurfürsten von Mainz und Pfalz, einen geistlichen Fürsten, einen weltlichen Fürsten, einen Prälaten, einen Grafen und die Reichstagsstadt66. Der Abschied wurde im Plenum in Anwesenheit des Kaisers oder seines Vertreters verle­ sen, der Reichstag war damit offiziell beendet. Der Kaiser blieb - trotz der beschriebenen Meinungsbildung und -äußerung der Stände - Legitimierungs- und Sanktionierungsinstanz der Beschlüsse des Tages67. Der aristokratische Charakter des Reichs bedingte Verfahrensweisen wie die oben skizzierte, die parlamentarische Entscheidungsfindungen, vergleichbar den heute üblichen, nicht zuließen. Die in der Kurfürsten- und Fürstenkurie Anwesenden waren nicht gleichberechtigte Parlamentarier, auch wenn die Mehrheitsabstim­ mung (1529 für religiöse Fragen bestritten) in diese Richtung zu weisen scheint. Ein persönlich anwesender Reichsfürst galt mehr als sein Vertreter, und das Ge­ wicht einer Stimme richtete sich nach der Stellung des Standes in der Hierarchie des Reichs. Die Umfrage, die in der Reihenfolge der Session erfolgte, bot den Für­ sten an der Spitze der Hierarchie die Möglichkeit, mit dem Gewicht des Erstspre­ chenden die niederen Ständen von ihrer Auffassung zu überzeugen68. Die Entschei­ dung darüber, was die Meinung der Mehrheit der Stände sei, lag beim Direktor, der selbst Reichsfürst war. Es ist nicht verwunderlich, daß es vorkam, daß dieser „aus taktischen Gründen das vorhandene Mehr nicht zur Geltung“ brachte69. Auf dem Immerwährenden Reichstag des 17. und 18. Jahrhunderts haben die Gesandten des Erzbischofs von Salzburg und des Erzherzogs von Österreich das Direktorium im Fürstenrat abwechselnd geführt70. Wie der „Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert“ belegt, hatte sich diese Verfahrensweise schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durchgesetzt, allerdings nicht ohne Widerstand: In diesem Raht hat vor alters allein Saltzburg, etwan auch Magdeburg als primas geredet und proponirt, also auch, was von deß Fürstenrahts wegen in ander Räht zu referiren und zu con- cipiren, verricht. Aber ein gute Zeit hero, als erstlich Magdeburg mit Saltzburg, dann auch © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 20 Oesterreich mit Saltzburg der Session halben strittig worden und dann das Ertzstiffi Magde­ burg lange Zeit nit verum Achiepiscopum, sondern allein Administratorem und Verwalter ge­ habt, sonderlich bey Carolo V Imp., da haben Saltzburg und Oesterreich in der Session und reden abgewechselt und alternatis vicibus die Dinge verrichtet und noch, und also Magdeburg gar aussen gebliben; doch protestirt jeder Teil de sua praerogativa, biß zu endlicher desselben Strits Vergleichung.71

Es war üblich geworden, daß der erste Stand auf der geistlichen Fürstenbank - denn um diesen Platz stritten die genannten Fürsten - das Direktorium führte und damit gegenüber anderen Ständen Vorteile bei der Meinungsbildung und Be­ schlußfassung nutzen konnte. Präzedenzfragen aus dem zeremoniellen Bereich überschnitten sich mit Vorrech­ ten im Verhandlungsgang des Reichstags. Beides, die Sicherung des Platzes in der Ordnung des Reichs und das Ringen um die vorteilhafte Position des Direktors im Fürstenrat, sind als Antriebe für den Präzedenzstreit zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg sowie den Erzherzogen von Österreich anzunehmen. Die Quellen verschweigen allerdings das Begehren nach handfesten Vorteilen in den Verhandlungen, wie sie sich mit dem Amt des Direktors verbanden. Albrecht P. Luttenberger hat vorgeschlagen, den Reichstag als „Handlungssy­ stem“ verschiedener „Handlungsräume“ zu beschreiben, wobei der Begriff „Hand­ lungsraum“ „alle geistigen Dispositionen, mentalen Hemmnisse und Antriebe, normativen Vorstellungen, personalen Konstellationen und individuellen Impulse, soweit sie als handlungsbestimmend und handlungsregulierend nachweisbar sind,“ einschließen soll72. Als eine erste Betrachtungsebene hat er das Zeremoniell ange­ führt und auf die in ihm sichtbar werdenden „Rangverhältnisse“ hingewiesen73. Ebenso hat er die Rolle der Dynastie als „Handlungsraum“, d. h. als Handeln er­ möglichende und bestimmende Größe hervorgehoben74. Um den kaiserlichen Hof und die Verhandlungen in den Kurien als „Hand­ lungszentren“75 gruppierten sich zahlreiche Räume der Kommunikation und Mei­ nungsbildung. Es ist daher angebracht, die Beobachtung von Präzedenzverhältnis- sen nicht allein auf die Verhandlungen im Plenum oder in den Kurien der Reichs­ tage zu beschränken. Auf verschiedenen Ebenen der Betrachtung begegnet wieder­ holt das Problem der richtigen Rangfolge der Fürsten und ihrer Gesandten. Ihm soll in dieser Arbeit an einem Beispiel nachgegangen werden.

Als Quelle bieten sich zunächst die Reichstagsabschiede76 an, soweit sie für die einzelnen Tage vorhegen. Das Auftreten von Artikeln zu Sessionsproblemen zeigt an, daß Rangfragen auf den Reichstagen eine Rolle spielten. Sie geben Einblick in Lösungsversuche bzw. zeigen deren Scheitern, indem sie sich von Abschied zu Ab­ schied wiederholen. Für die Position einzelner Fürsten in der Hierarchie des Reichs ist die Aufzählung der anwesenden Reichsstände im Abschied aussagekräftig. Sie entspricht den Zeugenreihen in Königs- und Kaiserurkunden, die bekanntlich im Spätmittelalter seltener wurden77. Schon Julius Ficker hatte festgestellt, daß „bei der Ordnung der Zeugen“ in hochmittelalterlichen Urkunden „gewisse Regeln be­ folgt wurden“78. Die Rangfolge wurde nach wechselnden Prinzipien festgelegt, was zu häufigen Veränderungen in der Reihung der Zeugen führte. Als Tendenz konnte Ficker aber feststellen, daß „überwiegend alle geistlichen Zeugen den Laien vorge­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 21

stellt wurden“79. Für das Frühmittelalter hat Heinrich Fichtenau diesen Befund im wesentlichen bestätigt80. Die Voranstellung geistlicher vor weltlichen Zeugen zeigt sich auch in den Urkunden mit Zeugenreihe, die bislang für die Regierungszeit Friedrichs III. ermittelt wurden81. Allerdings stehen in den von weltlichen Kurfür­ sten bezeugten Urkunden diese vor den geistlichen Fürsten. Außerdem steht in zwei Urkunden der Erzherzog von Österreich vor geistlichen Fürsten82. Die öster­ reichischen Erzherzoge rangieren in den Zeugenreihen ansonsten an erster oder zweiter Stelle (nach den Wittelsbachern) der weltlichen Fürsten83. Die Frage, ob die Reihung der anwesenden Reichsstände in den Abschieden im­ mer deren Plazierung in Verhandlungen und im Zeremoniell entsprach, muß nega­ tiv beantwortet werden. Die Quellen belegen aber, daß auf die Position in einer Unterschriften- bzw. Anwesenheitsliste größten Wert gelegt wurde und ihr im all­ gemeinen dieselben Prinzipien zugrunde lagen wie der Rangfolge der auf einem Reichstag anwesenden Fürsten und Gesandten. So schrieb der Leipziger Jurist Jo­ hannes von Breitenbach im Jahr 1500, daß er die Vorrangstellung des Magdeburger Erzbischofs in ambulando, sedendo, subscribendo ac in consultationibus beweisen wolle84. 1521 protestierte der Kardinal und Erzbischof von Salzburg, Matthäus Lang, dagegen, daß im Abschied des Wormser Reichstags der Gesandte des Erzher­ zogs von Österreich vor ihn gesetzt worden sei. Der Kardinal akzeptierte dies um so weniger, als der Gesandte auf dem Reichstag ihm nachgesessen sei85. Den Quellen ist zu entnehmen, daß ein direkter Zusammenhang zwischen dem Rang auf dem Reichstag und der Plazierung im Abschied gesehen wurde. Sie zeigen aber auch, daß es durchaus problematisch ist, von den Abschieden auf die Rangfolge der Für­ sten im Reichstagsgeschehen zu schließen. Neben der Aufzählung der Stände in Abschieden sind Anschläge über zu stellen­ de Truppenkontingente bzw. über zu zahlende Beiträge heranzuziehen. Auch bei der Aufstellung der Stände in diesen Dokumenten wurde auf Rangfolgen geachtet. In dem schon erwähnten Protest des Salzburger Erzbischofs von 1521 beschwerte dieser sich nicht nur wegen seiner Positionierung im Abschied, sondern auch we­ gen seiner Nachsetzung hinter den Erzbischof von Magdeburg im Anschlag. Neben diesen „offiziellen“ Reichstagsdokumenten können auch Anwesenheitslisten, Sitz­ ordnungsschemata und Berichte über die Reichstage verschiedener Provenienz als Quellen herangezogen werden. Auskunft über die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehenden Auseinandersetzun­ gen zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg und den Erzherzo­ gen von Österreich geben vor allem die im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt überlieferten Akten zum Sessionsstreit86, Akten aus Salzburger Archiven87 und Be­ stände aus dem Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv88. Da die von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Reichstagsakten (RTA) für den Zeitraum dieser Untersuchung (ca. 1460-1535) nicht vollständig vorliegen, mußten z. T. ältere Drucke herangezogen werden. Von dem fortschreitenden Erscheinen der Reichs­ tagsakten ist unter Umständen die Edition weiterer Quellen zu Präzedenzfragen zwischen Reichsfürsten zu erwarten. Korrekturen an oder Ergänzungen zu dem entworfenen Bild werden daher in Zukunft notwendig sein. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 3. Die Stellung der Erzbischöfe von Magdeburg und Salzburg auf den Tagen von 1460 bis 1492 und der Präzedenzanspruch des Hauses Österreich

In der Forschungsliteratur wurde der Anfang des Präzedenzstreits zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg und den Erzherzogen von Österreich häufig in Zusammenhang mit dem Wechsel der Erzherzoge von Österreich auf die geistliche Fürstenbank gebracht. Dieser sei vollzogen worden, weil den Habsbur­ gern der erste Platz auf der weltlichen Bank von anderen Fürsten, genannt werden die Wittelsbacher und Wettiner, nicht zugestanden worden sei89. Wann ein Erzher­ zog von Österreich erstmals an der Spitze der geistlichen Fürsten saß oder stand, wird verschieden datiert. Manchmal wird das Jahr 1500 angegeben90, manchmal unbestimmt das Ende des 15. Jahrhunderts91. Die Informationen über die Anfänge des Streits sind spärlich. Im 1719 erschiene­ nen „Theatrum Ceremoniale historo-politicum“ des Johann Christian Lünig92 wird eine Quelle wörtlich wiedergegeben, die sich in den oben erwähnten Magdeburger Akten befindet93. Es handelt sich um Informationen, die der aus dem Jahr 1646 stammenden Korrespondenz zwischen dem Magdeburger Administrator August von Sachsen (1628-1680) und seinen Gesandten in Osnabrück beigefügt sind94. Offenbar sollten die Gesandten über die Anfänge des Sessionsstreits in Kenntnis gesetzt werden. Es ist ungewiß, auf Grundlage welcher Quellen die Informationen angefertigt wurden. Mitgeteilt wird, daß der Streit zwischen den Erzstiften Magde­ burg und Salzburg sowie dem Haus Österreich um die Session seit über 100 Jahren, von Kayser Friderico III. her, währt: Als dem Hauß Oesterreich nach erlangter Dignität des Ertz-Hertzogthums kein Vorsitz und Ober-Stimme auf der weltlichen Fürsten-Banck von den vornehmen Chur- und Fürstl. Häu­ sern, Bayern, Pfaltz und dergleichen verstauet werden wollen, hat sich solches Hauß auf die geistliche Banck begeben, und der Ober-Stelle angemasset, welches, des Ertz-Stijfi Magdebur- gis. Primats wegen, weder Ertz-Bischoff Ernst von Sachsen, oder hernach Albertus verstauen wollen. Endlich ist es Maximiliano I. einem Kayser aus dem Hause Oesterreich, zu Ehren, hinpassiret; weil Saltzburg auch gewichen, darunter aber Magdeburg gleichwohl contra Saltz- burg verfahren, und demselben weder in Sessione oder Voto noch relatione im Reichs-Fürsten- Rath weichen wollend Deutlich wird in der Quelle ein Zusammenhang hergestellt zwischen der Würde des Hauses Österreich, den Erzherzogstitel zu führen und dem Anspruch der Habs­ burger auf den ersten Platz auf der weltlichen Fürstenbank. Erst als ihre Forderun­ gen hier gescheitert seien, hätten sie versucht, den ersten Platz vor den geistlichen Fürsten einzunehmen. Unter Maximilian I. habe der Erzbischof von Magdeburg den Habsburgern den Vorrang eingeräumt und den zweiten Platz eingenommen, Salzburger Ansprüche auf diesen abwehrend. Da in den folgenden Ausführungen der Magdeburger Quelle96 festgestellt wird, daß Maximilan I. mit Erzbischof Ernst von Magdeburg der Session halber gestritten und Magdeburg 1500, 1507 und 1512 den ersten Platz innegehabt habe, kann es sich bei dem erwähnten „Hinpassiren“ des Magdeburger Erzbischofs nur um ein einmaliges Einlenken gehandelt haben. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 23 Sixt Sommer, Reichsuntermarschall um die Mitte des 16. Jahrhunderts97, berich­ tet in seiner Schrift ,yon des Heiligen Reichs-Erb-Marschall-Amts-Verrichtung“, Kaiser Maximilian I. habe befohlen: so sie alle drey, oder dero zween, in eigener Persohn verbanden, soll einem und dem andern angesagt werden, wo aber einer allein persönlich entgegen,, dem soll allezeit angesagt werden, und den Vorsitz haben, also soll auch den Botschaften ein Tag um den andern ange­ sagt werden.™ Inwieweit den Nachrichten Sixt Sommers Glauben geschenkt werden darf99, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Bislang fand sich keine weitere Quel­ le über eine entsprechende Entscheidung Maximilians I.100

In Johann Joachim Müllers „Reichs-Tags-Theatrum“ wird im Zusammenhang mit den Darstellungen zum Wiener Tag vom Herbst 1460 mitgeteilt, daß die Ertz-Bischöjflich-Magdeburgische Gesandtschaft vor Saltzburg stehet, wiewohl aus des Crusii Tactat de Precedentia lib. 2. c. 10 nicht unbekandt, daß die Ertz-Bischöjfe zu Mag­ deburg die Praecedenz so wohl über Saltzburg als Oesterreich allezeit praedentiret; Ja mir seind Documenta Vorkommen, daß Magdeburg, als Primas Germaniae, ausser Reichs-Tagen und dem Keyserlichen Hoffe, den Vorgang vor denen Churfursten gesuchet auch, iezuweilen erhalten, vid. Mulleri AnnaL Saxon. pag ad 9. Dec. 1445. Wie denn, als in der Persohn ChurFürst Albrechts zu Meintz, die Ertz-Bistühmer Meintz und Magdeburg in einer Persohn combiniret gewesen, die Magdeburgische Canzeley, bey rangierung der titulatur, deshalber Magdeburg vor Meintz gesetzt. Weiter ist zu notiren, daß die Burgund- und Oesterreichischen Gesandten über die Churfurstl. zu Pfaltz und Sachsen lociret worden; Massen unter dem Pfaltz-Grafen niemand anders als Churfürst Fridericus I. und unter Herzog Friedrichen von Sachsen Churfürst Fridericus II. verstanden werden mag}™

Die Angabe hinsichtlich des Vorrangs des Magdeburger Erzbischofs vor Kurfür­ sten beruht auf der Mitteilung zum 9. Dezember 1445 in Johann Sebastian Müllers „Annales des Chur- und Fuerstlichen Hauses Sachsen“, daß Am Sonnabend nach unser lieben Frauen Tag / Conceptionis, . . . die zwischen Churfürst Friedrichen / und Hertzog Wilhelmen / Gebrüdern zu Sachsen / anderweit sich ereugnete Ir­ rungen / durch Vermittelung Ertz-Bischoff Friedrichs zu Magdeburg / Churfürst Friedrichs zu Brandenburg (welcher bey diesen Tractaten jenen nachgesetzet worden) und Landgraf Lud­ wigs zu Hessen / erörtert / und in dem Kloster zum Neuenberg vor der Stadt Halla guetlich beyge legt™2 worden seien. Die Mitteilungen Johann Joachim Müllers über den Rang der Mag­ deburger Erzbischöfe entsprechen dem auf der Grundlage der in der „Neuen und vollständigeren Sammlung der Reichs-Abschiede“ überlieferten Quellen erstellten Befund Konrad Palms, daß die Erzbischöfe von Magdeburg auf Tagen des 15- Jahr­ hunderts den Vorrang vor den anderen Erzbischöfen des Reichs (abgesehen von den geistlichen Kurfürsten) innehatten103. Wenn die zitierten sächsischen Annalen zunächst auch nicht mehr aussagen, als daß der Magdeburger Erzbischof Friedrich (1445-1464) in gelegentlich einer Streitschlichtung angefertigten Dokumenten dem Markgrafen von Brandenburg vorangesetzt wurde, so entbehrt es doch nicht jeder Wahrscheinlichkeit, daß die Erzbischöfe von Magdeburg auch grundsätzlich den Vorrang vor Kurfürsten forderten und er ihnen mitunter eingeräumt wurde. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 24

Im Zusammenhang mit den Entscheidungen der Reichskirche gegenüber Konzil und Päpsten war Erzbischof Günther von Magdeburg (1403-1445) bemüht, den Anspruch auf eine primatiale Stellung seines Erzstifts zur Geltung zu bringen. Zu­ nächst ist darauf zu verweisen, daß die Durchsetzung der Neutralitätserklärung der Kurfürsten von 1438 den drei geistlichen Kurfürsten sowie den Erzbischöfen von Bremen, Magdeburg und Salzburg anheimgestellt wurde104. Auch die Mainzer ,Ak- zeptation‘ wurde - neben den geistlichen Kurfürsten und Vertretern König Al- brechts II. - von den drei genannten Erzbischöfen mit verabschiedet105. War Erzbi­ schof Günther bei diesen Gelegenheiten an der Repräsentation der Reichskirche durch ihre höchsten Würdenträger beteiligt, so konnte er bei der Konfirmation des Bremer Elekten Gerhard (1441-1463) im Jahr 1441 seinen Anspruch auf die höch­ ste Würde unter den deutschen Erzbischöfen zum Ausdruck bringen. Das Bremer Domkapitel und sein Dekan Dethard hatten sich im politischen Vakuum zwischen Eugen IV, dem Baseler Konzil und Felix V. an Erzbischof Günther gewandt, um von ihm als „Primas Germaniae“ die Konfirmation des Gewählten zu erhalten. Erz­ bischof Günther ist dieser Bitte mit Berufung auf seine Rechte als Primas nachge­ kommen106. Die Konfirmation eines Metropoliten durch den Erzbischof von Mag­ deburg ist sowohl Anzeichen für Tendenzen der Verselbständigung der Reichskir­ che von Rom als auch Beweis für die Möglichkeit, die Stellung des Erzstifts Magde­ burg im Reich durch Einsatz der Würde eines „Primas Germaniae“ zu festigen oder zu erhöhen. Unter diesen Umständen ist die Mitteilung in den sächsischen Anna­ len als Hinweis auf Rangansprüche der Erzbischöfe von Magdeburg - 1445 war Erzbischof Friedrich auf Günther gefolgt - durchaus ernst zu nehmen. Die Mitteilung Johann Joachim Müllers bezüglich des Vorrangs der österreichi­ schen Gesandten vor den kurfürstlichen Räten von Sachsen und der Pfalz auf dem im Herbst 1460 abgehaltenen Wiener Tag entspricht der Reihung im Abschied des Tages, in dem die Gesandten Erzherzog Albrechts von Österreich unter den welt­ lichen Botschaften an zweiter Stelle nach denen aus Burgund stehen. Die Gesandt­ schaft des Salzburger Erzbischofs Sigmund (1452-1461) erhielt im Abschied und in einem Anwesenheitsverzeichnis des Wiener Tages von 1460 unter den Botschaften der Erzbischöfe den Platz nach der Magdeburger Gesandtschaft. Da in der Anwe­ senheitsliste die kurfürstlichen Räte aus Mainz und Trier an der Spitze der Amba- siatores Principum stehen und die Prelaten gesondert aufgeführt werden, hat Mag­ deburg unter letzteren den ersten Platz, während es im Abschied nach Mainz und Trier steht. Die österreichischen Räte werden in dem Anwesenheitsverzeichnis nicht aufgeführt107.

Obwohl eine Übersicht über die in Frage kommenden, vor allem ungedruckten Quellen z. Z. kaum zu gewinnen ist, soll im folgenden eine Zusammenfassung von Nachrichten über die Rangverhältnisse zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg sowie den Erzherzogen von Österreich auf den Tagen bis 1492 ver­ sucht werden. In der Liste der anwesenden Gesandten des Nürnberger Tages von 1466 nehmen Dr. Laurentius Blumenau und Ritter Georg von Ramseiden als Gesandte des Erzbi­ schofs Bernhard von Salzburg den ersten Platz nach den Räten der geistlichen Kur­ fürsten ein. Erzherzog Sigmunds Gesandten folgen auf die Botschaften der weit­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 25 liehen Kurfürsten an erster Stelle108. Eine Magdeburger Gesandtschaft war nicht anwesend. Im Anschlag des Nürnberger Tages von 1467 steht der Erzbischof von Magde­ burg nach den Kurfürsten, dem Kardinal-Bischof von Augsburg und vor dem Salz­ burger Erzbischof. In einer Anwesenheitsliste des Tages wird Magdeburg dagegen nicht erwähnt. Die Salzburger Gesandtschaft steht hier nach den Räten aus Mainz, Köln und Trier. Erzherzog Sigmund steht im Anschlag unter den weltlichen Für­ sten nach Ludwig von Bayern und Wilhelm von Sachsen. In der Anwesenheitsliste finden sich seine Räte nach den Gesandten des Kurfürsten Ernst von Sachsen und seines Bruders Albrecht sowie nach den Räten des Kurfürsten Friedrich von Bran­ denburg. Sie stehen hier vor denen aus Bayern109. Dem Abschied des Regensburger Tages von 1469 ist keine Liste der anwesenden Fürsten und Gesandten beigefügt110. Botschaften des Erzbischofs von Magdeburg, des Erzbischofs von Salzburg und des Erzherzogs Sigmund waren anwesend111. Über Präzedenzfragen ist nichts zu erfahren. In einer Anwesenheitsliste des Tages zu Nürnberg 1470 hat der Salzburger Ge­ sandte den Platz nach dem des Magdeburger Erzbischofs inne. Der Gesandte Erz­ herzog Sigmunds steht nach denen des Pfalzgrafen, des Kurfürsten von Sachsen und des Kurfürsten von Brandenburg, also wie in der Anwesenheitsliste von 1467, vor den bayerischen Räten112. In der Liste werden geistliche und weltliche Fürsten getrennt aufgezählt, ohne die Kurfürsten gesondert anzuführen. Die Beschreibung der Sitzordnung in der Versammlung nach dem Eröffnungsgottesdienst am 19. September 1470 (aus einem Schreiben der brandenburgischen Räte an den Markgrafen Albrecht) läßt nicht eindeutig erkennen, auf welcher Seite die Gesand­ ten der geistlichen Fürsten im Rathaus Platz nahmen. Die anwesenden kurfürstli­ chen Räte hatten offenbar von den Gesandten der anderen Fürsten abgesonderte Plätze. Der Magdeburger Rat hatte den ersten Platz auf der geistlichen, der österrei­ chische Rat auf der weltlichen Seite inne113. Ein Salzburger Rat hat an der ersten Versammlung des Tages nicht teilgenommen. Als Anhang zu inhaltlichen Angaben des Markgrafen Albrecht über den Abschied des Tages sind Zettel überliefert, auf denen die anwesenden Stände aufgeführt werden. Magdeburg steht hier an der Spitze der fürstlichen (geistlichen und weltlichen) Botschaften. Salzburg wird nicht erwähnt. Erzherzog Sigmunds Räte stehen nach denen der Herzoge Ludwig und Albrecht von Bayern, vor den Räten Herzog Wilhelms von Sachsen. In der zweiten Fassung werden die bischöflichen Gesandten getrennt von den fürstlichen aufge­ führt114. Die bereits edierten Reichstagsakten geben keinen weiteren Aufschluß über die Rangfolge auf dem Nürnberger Tag. Der im Jahr darauf folgende Regensburger Tag wurde durch eine von Erzbischof Bernhard von Salzburg zelebrierte Messe eröffnet115. Nach Florian Dalham hat er 1471 seinen Platz a dextris des Königs vor dem Erzbischof von Magdeburg einge­ nommen116. Im Anschlag sowie in einer Anwesenheitsliste des Tages steht Salzburg allerdings hinter Magdeburg117. Einen Rangstreit führten die Gesandten des Herzogs von Burgund. Sie wollten den Platz unmittelbar nach den Kurfürsten einnehmen und nicht neben einer © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 26 venezianischen Gesandtschaft gegenüber dem Kaiser sitzen. An der ersten Ver­ sammlung nahmen sie stehend teil118. Zwei Tage später forderten die burgundi- schen Räte den Platz vor dem Wittelsbacher Herzog Ludwig von Landshut. Um den ausbrechenden Streit zu schlichten, wurde eine „Königsbank“ eingerichtet, auf der ein Vertreter für den König von Dänemark sowie die burgundischen Räte Platz nahmen119. Rudolf Bemman meinte, 1471 hätte Sigmund von Österreich „wohl zum ersten Mal“ als Erzherzog „den obersten Platz auf der rechten, d. h. der geistlichen Seite“ eingenommen120. Auf dem Lindauer Reichstag des Jahres 1496 haben die österrei­ chischen Gesandten ihren dort vorgetragenen Anspruch auf einen Platz bei den Kurfürsten mit der „Ordnung“ des Regensburger Tages begründet121. Ob diese „Ordnung“ im Zusammenhang mit einer Instruktion Friedrichs III. für den kaiser­ lichen Tag steht, wie sie in Carl Theodor Gemeiners Regensburger Chronik be­ zeugt ist, konnte nicht festgestellt werden122. König von Königsthal zitiert eine Ver­ ordnung des Kaisers, die dieser angeblich an der Tür des Versammlungsraums hatte befestigen lassen. Der Kaiser soll festgelegt haben, daß die Session der Stände auf dem Regensburger Tag nyemant an seinen freyhaitten, rechten und altem herkomen ainicherlay abbruche, hindernuess, schaden oder vortayl bringen soll123. Es läßt sich nicht genau feststellen, wo Erzherzog Sigmund 1471 gesessen ist. Auffällig ist, daß offenbar keine Berichte über Proteste des Magdeburger oder Salz­ burger Erzbischofs überliefert sind. Auch gibt es Quellen dafür, daß der päpstliche Legat rechts vom Kaiser saß, gefolgt vom Mainzer Erzbischof und den geistlichen Fürsten124. Im Anschlag des Tages steht der Erzherzog an dritter Stelle der weltli­ chen Fürsten nach den Herzogen Ludwig von Bayern und Wilhelm von Sachsen. In einer Anwesenheitsliste steht er an zweiter Stelle der weltlichen Fürsten nach Burgund und vor Braunschweig, Sachsen, Bayern und Brandenburg125. In den bei­ den Kaiserurkunden mit Zeugenreihe aus dem Jahr 1471 steht Sigmund jeweils nach den Wittelsbachern, wobei die weltlichen Kurfürsten mit den geistlichen an der Spitze der Zeugenreihen stehen126. Auch wenn Sigmund 1471 neben den Kur­ fürsten oder an der Spitze der geistlichen Fürsten gesessen haben sollte, war es doch nicht gelungen, diese Rangerhöhung für alle folgenden Tage und für die Position in den Anschlägen durchzusetzen. Uber den Augsburger Reichstag des Jahres 1473 berichtet Joseph Chmel in sei­ ner „Habsburgischen Chronik“, daß Erzherzog Maximilian bei Belehnungszeremo­ nien am 2. Juni neben dem Kaiser saß und „den goldenen Kopf (Schenke) statt des Königs von Böhmen in der Hand“ trug. Bei der Huldigung der Regensburger Bür­ germeister, Räte und Gemeinde vor dem Kaiser am selben Tag habe der Erzherzog „zur Rechten“ Friedrichs III. gestanden, während der Mainzer Erzbischof den Platz links neben dem Kaiser innegehabt habe. Pfalzgraf Ludwig stand nach diesem Be­ richt neben dem Erzbischof von Mainz127. In einem ebenfalls in Chmels Chronik wiedergegebenen Verzeichnis der 1474 auf dem Augsburger Tag Anwesenden stehen die Gesandten des Erzbischofs von Magdeburg unter den Botschaften, die auf die anwesenden Bischöfe folgen, nach denen von Würzburg, Passau und Regensburg. Der Salzburger Erzbischof, der an­ läßlich der Fronleichnamsprozession ausdrücklich als anwesend erwähnt wird (und © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 27 hier mit dem Erzbischof von Mainz den päpstlichen Legaten führte, der das Aller­ heiligste trug)128, wird nicht ausverzeichnet. Die Räte Erzherzog Sigmunds stehen in dem Anwesenheitsverzeichnis unter den weltlichen Fürsten und Gesandten nach den Räten des böhmischen Königs, der sächsischen Herzoge und des Herzogs von Burgund129.

In den ersten Versammlungen des Nürnberger Tages des Jahres 1480 saß der Ge­ sandte Erzherzog Sigmunds hinter den persönlich anwesenden weltlichen Für­ sten130. Im Anschlag des Tages steht der Erzherzog - wie dann auch 1481 - hinter Georg von Bayern und Wilhelm von Sachsen131. Magdeburg steht in den Anschlä­ gen von 1480 und 1481 vor Salzburg an der Spitze der Erzbischöfe132. Auf den Salz­ burger Erzbischof folgen jeweils die Erzbischöfe von Besançon und Bremen. Zu Streitigkeiten ist es 1480 wegen des Platzes der Gesandten des Bischofs von Würz­ burg gekommen133.

Besser als zu den vorhergehenden Tagen ist die Quellenlage zum Frankfurter Tag des Jahres i486, dem Wahl- (und Krönungs-)tag Maximilians I. Entscheidender Anlaß für die Zusammenkunft von Kaiser und Fürsten war die Hoffnung Fried­ richs III. auf Reichshilfe gegen Mathias Corvinus134. Entsprechend den anstehen­ den Aufgaben lud Friedrich III. „einem alten Brauch folgend (der ,Rat-und-Hilfe‘- Pflicht der Fürsten gegenüber dem Kaiser - T. W.) nur die Kurfürsten und jene Fürsten nach Frankfurt. . ., von deren territorialer Potenz er sich eine entsprechen­ de Hilfe erwartete oder deren territoriale Sonderstellung er zu berücksichtigen hat­ te“135. Zu den für die kaiserliche Politik wichtigsten Fürsten gehörte der Koadjutor und Administrator des Erzstifts Salzburg, Johann Beckenschläger, Erzbischof von Gran. Dieser hatte 1481 mit Unterstützung des Kaisers die Regierung in Salzburg an Stelle Erzbischof Bernhards (1466-1481) übernommen136, was die Position der Habsburger gegenüber den wittelsbachischen Rivalen in Süddeutschland stärkte137. In Vorbereitung der Wahl Maximilians verhandelte er mit den rheinischen Kurfür­ sten und begab sich schon Anfang i486 nach Frankfurt138. Einladungen zum Frankfurter Tag gingen auch an Erzbischof Ernst von Magde­ burg und die Stadt Magdeburg. Letztere hatte seit Jahren mit dem Wettiner Strei­ tigkeiten, bei denen es im Kern um ihre Reichsunmittelbarkeit ging139. Zu den Randthemen des Tages gehörte dann auch die Streitschlichtung zwischen der Stadt und Erzbischof Ernst, der eine Gesandtschaft nach Frankfurt geschickt hatte140. Zu Fragen der Rangordnung der Fürsten in Verhandlungen und Zeremoniell geben die Reichstagsakten zum Frankfurter Tag141 einige Auskunft. Insbesondere treten Aspekte der Session der Erzherzoge von Österreich hervor.

Erzherzog Sigmund von Tirol erteilte am 8. Dezember 1485 seinen Gesandten für den Tag in Würzburg (der dann ausfiel) eine Instruktion, in der er unter ande­ rem folgendes festlegte: Die Gesandten sollten sich an den Kaiser wenden, ob sein Gn. gemaint sey daz ir an unser als ains erbherrn zu Österreich stat bey seiner ksl. Mt. auf dem tag steen oder bey andern Kjf. und Ff des Reichs sein oder an baide ende getailt sullet werden und was seinen Gn. gevelligist, demselben nachkummetF2 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 28 Der Platz, der Gesandten eines österreichischen Erzherzogs zukam, war vor i486 offensichtlich nicht festgelegt worden. Interessant ist auch, daß Sigmund nur den Platz beim Kaiser oder den bei den Kurfürsten und Fürsten als Alternativen an­ führt, d. h. Kurfürsten und Fürsten nicht voneinander trennt. Daß ein bevorzugter Rang für die Gesandten angestrebt wurde, geht aus der Quelle hervor, denn als Al­ ternative zum Platz neben dem König war wohl nur eine hervorragende Session un­ ter den Fürsten und Kurfürsten denkbar. Nach einem überlieferten Sitzordnungschema hatten die Räte des Erzherzogs Sigmund in den Verhandlungen im Plenum eine deutlich von den anderen Fürsten und Gesandten abgesonderte Session inne. Erzherzog Maximilians Platz wird ge­ nauer angegeben: zu der rechten hand neben dem Pfalzgf.’143 Ein zuverlässiges Bild von der Sitzordnung in Frankfurt läßt sich aus den Angaben des Sitzordnungssche­ mas nicht gewinnen. Wie zu zeigen sein wird, bestätigen jedoch Berichte über zere­ monielle Fiandlungen, daß Maximilian in einer Linie mit dem Pfalzgrafen und dem Mainzer Erzbischof neben dem Kaiser saß. Wahrscheinlich ist, daß er diesen ehrenvollen Platz — der ihm nach der Goldenen Bulle nicht zustand — als Erzherzog von Österreich einnahm. Mit dem Rang Maximilians in der Ordnung der Fürsten war damit ein deutliches Zeichen für die Präzedenz des Hauses Österreich vor an­ deren Dynastien gesetzt. Über die Session der Räte Sigmunds gibt eine weitere Quelle Auskunft. Die Ge­ sandten Herzog Albrechts von Bayern schrieben am 20. Februar i486 an ihren Herrn, daß Räte des Pfalzgrafen Philipp ihnen folgendes mitgeteilt hätten: der Pfalzgf. het gesehen, das wir nit gesetzt weren worden, als sich gepurt, und zuvoran, so het man zu den Zeiten und der Kg. gewelt were, hg. von Österreich ret über uns gesatzt. Des were also im Reich nit herkumen [. ..].144 Die bayerischen Gesandten protestierten auf des Pfalzgrafen Rat hin vor den Kurfürsten gegen die geforderte Session der österreichischen Räte. Die Kurfürsten unterstützten den Protest der Bayern und wollten die Angelegenheit dem Kaiser vortragen. Schließlich wurde den Gesandten von seiten des Pfalzgrafen - ob als Er­ gebnis einer Verhandlung mit dem Kaiser bleibt offen — vorgeschlagen, sie sollten sich mit den österreichischen Räten verständigen145. Die Quelle zeigt, daß die Gesandten Sigmunds auf der weltlichen Bank und vor den bayerischen Räten saßen oder sitzen sollten146. Außerdem findet sich hier ein erster zuverlässiger Hinweis auf Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und bayerischen Gesandten um den Vorrang. Den Höhepunkt des Tages bildete ohne Zweifel die Wahl Maximilians zum rö­ mischen König am 16. Februar i486. Auf ihre verfassungsgeschichtliche Besonder­ heit - die Anwesenheit des Kaisers bei der Wahlhandlung - soll hier nicht einge­ gangen werden. Von Interesse ist aber die aus Berichten rekonstruierbare Rangord­ nung bei der der Wahl vorausgehenden Messe in der Bartholomäuskirche. Im Chor, links vom Altar aus gesehen (do man die epistel leset), stand der Kaiser auf ei­ nem Podest. Rechts hatten Erzbischof Berthold von Mainz, Pfalzgraf Philipp (mit dem Reichsapfel) und Erzherzog Maximilian, links Erzbischof Hermann von Köln, Herzog Ernst von Sachsen (mit dem Reichsschwert) und Markgraf Albrecht von Brandenburg ihre Plätze eingenommen. Der Erzbischof von Trier stand dem Kaiser © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 29 gegenüber, mitten im chore. Auf der Evangelienseite, rechts vom Altar aus, standen die persönlich anwesenden weltlichen Fürsten mit den Herzogen von Sachsen und Bayern an der Spitze. Es folgten die Gesandtschaften von nicht persönlich erschie­ nenen geistlichen und weltlichen Fürsten. Sie wurden angeführt von den Räten Erzherzog Sigmunds, auf die die Gesandtschaft Herzog Albrechts von Bayern folgte. Die Gesandten des Magdeburger Erzbischofs werden in einer Quelle als vor­ letzte Botschaft aufgezählt. Gegenüber, auf der Epistelseite, standen die geistlichen Fürsten, angeführt von den Bischöfen von Bamberg, Verdun und Cambray. Erzbi­ schof Johann von Gran wird nicht unter den anwesenden Fürsten erwähnt147. Zwei Beobachtungen sind bemerkenswert. Erstens bezeugen die Quellen zur Messe am 16. Februar i486 eine kurfürstengleiche Stellung Erzherzog Maximilians, und zwar vor seiner Wahl zum König. Nicht unwesentlich ist dabei, wie noch zu zeigen sein wird, daß der Erzherzog rechts vom Kaiser und den Kurfürsten stand148. Zweitens fällt auf, daß die geistlichen Fürsten - entgegen der aus dem 16. Jahrhun­ dert für Verhandlungsräume bezeugten Sitzordnung - auf der vom Eingang aus ge­ sehen rechten Seite standen. Eine Erklärung dafür könnte die Bevorzugung der Südseite in der Kirche bieten, die die Geistlichen bei der Messe für sich bean­ sprucht hätten. Die Quellen zur zeremoniellen Ordnung der Fürsten bei den Belehnungen des Erzbischofs von Mainz, des Pfalzgrafen und des Herzogs von Braunschweig am 13. Februar i486 auf dem Markt vor dem Römer bestätigen, daß Erzherzog Maxi­ milian vor seiner Wahl zum König seinen Platz rechts vom Kaiser und den Kurfür­ sten hatte. Die geistlichen Fürsten standen zur rechten Hand des Kaisers. Die Ge­ sandten Erzherzog Sigmunds folgten den weltlichen Fürsten auf der vom Kaiser aus gesehen linken Seite. Erzbischof Johann von Gran und die Magdeburger Räte wer­ den nicht erwähnt149. Für die Variabilität der zeremoniellen Ordnung spricht die Reihung der Fürsten bei der Messe anläßlich des Begräbnisses des Markgrafen Albrecht am 12. März i486. Uf der rechten syten des chores150 stand Kaiser Friedrich III., gefolgt vom ge­ wählten König Maximilian, den Erzbischöfen von Mainz und Köln, dem Pfalzgra­ fen, Herzog Ernst von Sachsen sowie den anwesenden Bischöfen. Zwischen letzte­ ren finden sich allerdings auch Herzog Albrecht von Sachsen, Herzog Ruprecht von Bayern (dumher und senger des hohen Stifts zu Menz) und Markgraf Friedrich von Baden (proto-notarius). Auf der anderen Seite führte Erzbischof Johann von Gran die Reihe der weltlichen (!) Fürsten an151. An diese schlossen sich die Gesandt­ schaften an, die österreichische an der Spitze. Erzbischof Ernsts Botschaft wird nicht erwähnt152. Die hohe Würde des Graner Erzbischofs und Salzburger Admini­ strators kommt in seinem ersten Platz auf einer Seite des Chors, dem Kaiser gegen­ über, zum Ausdruck. Maximilian nahm als gewählter König nicht mehr den Platz nach den Kurfürsten, sondern direkt beim Kaiser ein, was dafür spricht, daß er sei­ nen Rang vor der Königswahl aufgrund der Erzherzogswürde eingenommen hatte. An die auf die Königswahl folgende Aachener Krönung am 9. April i486 schloß sich ein Krönungsmahl im Rathaus an, über das verschiedene Quellen vorliegen. Sie berichten mehr oder weniger detailliert über die Anordnung der Tische. Jeder der anwesenden Kurfürsten hatte einen eigenen Tisch, und für den König von © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 30 Böhmen sowie den verstorbenen Markgrafen von Brandenburg wurden leere Ti­ sche aufgestellt. Friedrich III. und Maximilian I. saßen an einem erhöhten Tisch am Ende des Saals, der Kaiser vom Eingang aus links, der König rechts. Bemer­ kenswert ist, daß die Räte Erzherzog Sigmunds gemeinsam mit denen des verstor­ benen Kurfürsten von Brandenburg an einem Tisch saßen, der auf der rechten Sei­ te vom Kaiser aus gesehen stand. Wahrscheinlich handelte es sich um den nächst dem des Pfalzgrafen stehenden Tisch153. Die anwesenden geistlichen Fürsten hatten einen Tisch ebenfalls auf der rechten Seite vom Kaiser, wobei Erzbischof Johann von Gran offenbar nicht unter ihnen war. Die besondere Stellung der Räte Erzher­ zog Sigmunds ist in der genannten Tischordnung deutlich zu fassen. Als Gesandte hatten sie, gemeinsam mit kurfürstlichen Räten, einen Tisch, der in seiner Plazie­ rung denen der persönlich anwesenden Fürsten voranstand. Warum Erzbischof Jo­ hann nicht an der Zeremonie - denn als solche darf das traditionelle Mahl betrach­ tet werden - teilnahm, wird nicht berichtet. Bei der Krönung im Aachener Dom, die am selben Tag stattgefunden hatte, war er jedenfalls noch anwesend und stand hinter Maximilian und den Erzbischöfen von Mainz und Trier154. Die Gesandten des Magdeburger Erzbischofs Ernst sind bei den beschriebenen Zeremonien kaum in Erscheinung getreten, was der allgemein geringeren Rolle von Gesandtschaften bei zeremoniellen Ereignissen entsprochen haben dürfte. Eine besondere Position nahmen allerdings die österreichischen Räte ein. Insbesondere ihre Bevorzugung vor anwesenden Fürsten beim Krönungsmahl führt dies vor Au­ gen. Sie hatten hier den gleichen Rang wie eine kurfürstliche Gesandtschaft inne. Im Mittelpunkt des Zeremoniells, wie auch des Interesses der Berichterstatter, standen die Fürsten in ihrer immer wieder betonten Ordnung. Es ist zu fragen, ob sich die untergeordnete Stellung der Magdeburger Gesandten auch in den Anschlä­ gen des Tages widerspiegelt. Das Ergebnis zeigt, daß das Erzstift Magdeburg in die­ ser Flinsicht keine Rangminderung hinnehmen mußte. In den überlieferten An­ schlägen steht der Erzbischof von Magdeburg immer vor dem Erzbischof von Salz­ burg an der Spitze der geistlichen Fürsten155. Die Position Erzherzog Sigmunds wechselt dagegen in den Anschlägen: In dem des Kaisers steht er an erster Stelle der weltlichen Fürsten156, in denen der Fürsten und Kurfürsten hinter Bayern und Sachsen157. Zusammenfassend kann für den an zeremoniellen Höhepunkten reichen Frank­ furter Tag festgestellt werden, daß sich in der Ordnung der Fürsten eine Bevorzu­ gung des Hauses Österreich deutlich abzeichnet. Das betrifft sowohl die Stellung Maximilians vor seiner Wahl als auch die der Räte Erzherzog Sigmunds. Über den Rang Erzbischof Johanns von Gran als Administrator des Erzstifts Salzburg läßt sich nur wenig aussagen. An verschiedenen Zeremonien hat er nicht teilgenom­ men, und es stellt sich die Frage, ob er dadurch bewußt Rangstreitigkeiten aus dem Weg gehen wollte. Denn als Graner Erzbischof war er nicht Reichsfürst und als Ad­ ministrator von Salzburg noch nicht Erzbischof, was bei Rangfragen sicher von an­ deren Fürsten ins Feld geführt worden wäre.

Im Anschlag des Tages zu Nürnberg 1487 steht der Erzbischof von Magdeburg wieder vor dem Salzburger Metropoliten an erster Stelle der Erzbischöfe. Erzherzog © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 31 Sigmund wird vor den Herzogen Albrecht und Georg von Bayern als erster welt­ licher Fürst aufgeführt158. Auf dem Frankfurter Tag des Jahres 1489 waren weder Gesandte des Erzbischofs Ernst von Magdeburg noch des Erzbischofs Johann von Salzburg (Erzbischof seit dem Tod seines Vorgängers Bernhard von Rohr am 21. März 1487) anwesend. Die Gesandtschaft Erzherzog Sigmunds hatte nach einem überlieferten Sitzordnungs­ schema ihren Platz auf der Seite der Geistlichen (!), und zwar nach den persönlich anwesenden Bischöfen, vor dem Deutschordensmeister und den bischöflichen Ge­ sandten159. In den Reichsanschlägen und der Eilenden Hilfe hatte Sigmund aller­ dings wieder die dritte Position unter den weltlichen Fürsten nach Bayern und Sachsen. Die Erzbischöfe von Magdeburg und Salzburg stehen jeweils an derselben Stelle wie in den Anschlägen der vorhergehenden Tage160. Im Anschlag des Nürnberger Tages von 1491 bestätigt sich das Bild: Der Magde­ burger Metropolit steht vor dem Salzburger, der den Metropoliten von Besançon und Bremen voransteht. Erzherzog Sigmund steht hinter Georg von Bayern und Albrecht von Sachsen161. Dem Abschied des Koblenzer Tages von 1492 ist keine Unterzeichnungsliste der anwesenden Fürsten und Gesandten angefügt162. Der Überblick über die Stellung der Erzbischöfe von Salzburg und Magdeburg sowie des Hauses Österreich auf den Tagen von 1460 bis 1492 - soweit ihn die der­ zeitige Quellenlage zuläßt - hat gezeigt, daß in Abschieden und Anschlägen die Magdeburger Erzbischöfe in der Ordnung des Reichs den Vorrang vor den Salzbur­ ger Metropoliten hatten. Die österreichischen Erzherzoge stehen unter den welt­ lichen Fürsten, vor oder nach Bayern und Sachsen. Im Zeremoniell hatte der persönlich anwesende Fürst Vorrang vor einer Ge­ sandtschaft, so daß ein in der Hierarchie nachgestellter Fürst den Gesandten eines ranghöheren Fürsten voranstand. Eine besondere Rolle nahmen allerdings die Räte österreichischer Erzherzoge ein. Wie am Beispiel des Tages von i486 gezeigt wer­ den konnte, hatten sie eine deutlich bevorzugte Stellung gegenüber anderen Ge­ sandtschaften. Die besondere Position des Hauses Österreich - abgesehen von der Verbindung mit dem Kaisertum - kam i486 und auch schon 1471 und 1473 in der kurfürstengleichen Stellung der Erzherzoge bzw. ihrer Gesandten zum Ausdruck. In den Verhandlungen des 1489er Tages sind die österreichischen Gesandten aller Wahrscheinlichkeit nach auf der Seite der geistlichen Fürsten und Gesandten geses­ sen. Die Session bei den Kurfürsten wurde ihnen offensichtlich verwehrt. Für den Frankfurter Tag von i486 lassen sich Anhaltspunkte finden, die auf Rangkonflikte mit Bayern schließen lassen. Es ist anzunehmen, daß die oben zitierte Magdeburger Quelle von 1646 auf Konflikte dieser Art Bezug nimmt. Die Session der österrei­ chischen Gesandten auf dem Frankfurter Tag von 1489 könnte durchaus ihre Ursa­ che in Differenzen zwischen Österreich und Bayern auf der weltlichen Fürstenbank haben, so daß die eingangs dieses Kapitels zitierte Forschungsmeinung im wesentli­ chen zu bestätigen wäre. Das eigentliche Ziel der habsburgischen Politik in der Prä- zedenzfrage scheint jedoch nicht nur in der Erreichung des Vorrangs vor den baye­ rischen Wittelsbachern und ihrer Gesandten bestanden zu haben. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 32

Es fällt auf, daß die Quellen keine Nachricht über Protestationen des Erzbischofs von Magdeburg oder des Erzbischofs von Salzburg gegen österreichische Ansprü­ che auf den Rang rechts neben den Kurfürsten, also vor den geistlichen Fürsten, ge­ ben. Für die 80er Jahre könnten die Ursachen in den Beziehungen der beiden Me­ tropoliten (bzw. des Administrators Johann) zum Kaiser zu suchen sein. Ernst von Magdeburg benötigte im Streit mit seiner Stadt die kaiserliche Hilfe und Erzbi­ schof Johann von Gran gehörte zu den wichtigsten Diplomaten im Umkreis des Kaisers. Zu berücksichtigen sind ferner die durch die Anwesenheit bzw. das Fehlen der Fürsten und ihrer Gesandtschaften auf Tagen gegebenen Konstellationen. Die Beispiele für die Stellung der Erzherzoge und deren Gesandten auf Tagen zeigen das Bestreben der Habsburger, den zeremoniellen Vorrang vor anderen Für­ sten durch die Annäherung an den Rang der Kurfürsten zu realisieren. Ein Wechsel von den weltlichen Fürsten auf die Seite der geistlichen Fürsten scheint daher nicht das ursprüngliche Ziel der Habsburger gewesen zu sein. Dieser Befund wird ge­ stützt durch Inhalt und Wirkungsgeschichte des Privilegium maius, der für die habsburgischen Präzedenzansprüche grundlegenden Fälschung. Es handelt sich da­ bei um das Kernstück der 1358/59 in der Kanzlei Herzog Rudolfs IV. angefertigten „Freiheitsbriefe“163, um die Fälschung und Erweiterung jenes Privilegiums, das Heinrich Jasomirgott 1156 für den förmlichen Verzicht auf das Herzogtum Bayern erhielt. Mit der Erhebung der Mark Österreich zum Herzogtum sollte, wie die Ur­ kunde von 1156 ausdrücklich vermerkt, verhindert werden, daß der Rang des Ba­ benbergers in der Hierarchie des Reichs vermindert wird164. Eine inhaltliche Paral­ lele zwischen dieser Bestimmung des Privilegium minus und dem Falsifikat besteht allerdings nicht. Rudolf IV. versuchte mit seinen Fälschungen, die Stellung der habsburgischen Dynastie im Reich zu erhöhen und ihre Würde zu vergrößern. Mit seinen Ansprüchen ging er weit über die im Privilegium minus getroffenen Bestim­ mungen hinaus. Die ,Wirkungsphase“ der Fälschung im 15. Jahrhundert ist entsprechend der veränderten politischen Situation des Reichs und der Habsburger von ihrer „Ent­ stehungsphase“ zu unterscheiden165. Für die Mitte des 14. Jahrhunderts ist die dy­ nastische Rivalität zwischen Luxemburgern, Wittelsbachern und Habsburgern kennzeichnend. Im Gegensatz zur älteren Forschung166, die die Entstehung des Maius als unmittelbare Reaktion auf die in der Goldenen Bulle den Kurfürsten zu­ gestandenen Privilegien in der Verfassung des Reichs interpretierte, hat Moraw wahrscheinlich gemacht, „daß ein Verfassungsakt wie der Erlaß der Goldenen Bulle aus habsburgischer Perspektive dynastisch gedeutet wurde: d. h. als Begünstigung der (neben der kaiserlichen) zunächst einzigen privilegierten Dynastie, der pfälzi­ schen Wittelsbacher“167. Die Tatsache, daß Rudolf IV. seit 1359 - wenn auch unre­ gelmäßig - die Titel palatinus archidux, archidux Austrie, Styrie et Garantie oder ar­ chidux Austrie, Styrie, Carintie et Carniole führte168, wurde von Heinrich Appelt mit dem Anspruch des Habsburgers erklärt, dem Rang nach dem Pfalzgrafen und dem Herzog von Sachsen, beides Kurfürsten, gleichgestellt zu werden. In diesen Zusam­ menhang gestellt sah Appelt auch die Forderung des Maius, daß ein Erzherzog, wenn er auf Hoftagen erscheinen sollte, den „Pfalzerzherzogen“ gleichzustellen sei (si quibusvis curiis publicis imperii dux Austrie presens fuerit, unus de palatinis archi- ducibus est censendus)m. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 33 Der folgende Teilsatz in der Fälschung zeigt die Bedeutung des Zeremoniells, in dem die geforderte Gleichrangigkeit repräsentiert werden sollte: et nichilominus in consessu et incessu ad latus dextrum imperii post electores principes obtineat primum locum.m) Rudolf IV. forderte den Platz zur Rechten des Kaisers post electores principes und strebte damit einen den Kurfürsten und also auch seinen wittelsbachischen Rivalen ebenbürtigen zeremoniellen Rang an. Karl IV. wies diesen Anspruch zurück171. Ausdrücklich wurde von Rudolf der Platz ad latus dextrum, also auf der wertvol­ leren Seite, gefordert. Hier hatten neben dem Mainzer Erzbischof der König von Böhmen und der Pfalzgraf vom Rhein ihre Plätze. Mit ihnen wetteiferte Rudolf auch in der Herrschaftssymbolik und im Tragen des Pfalzgrafentitels172. Seit 1438/39 hatte das Maius eine neue Funktion. Es schrieb den Habsburgern, die nun Könige bzw. Kaiser waren, eine „Sonderrolle“ im Reich schon seit Jahrhun­ derten zu173. Kaiser Friedrich III., zu dessen politischem Programm es gehörte, das Kaisertum mit dem Haus Österreich zu verbinden, hat den Komplex der „Frei­ heitsbriefe“ erstmals 1442 nach seiner Krönung in Aachen bestätigt174. Die zweite Bestätigung des Fälschungskomplexes am 6. Januar 1453175 verband er mit einer Er­ weiterung der Privilegien im Interesse der steirischen Linie seines Hauses. 1446 hatte der König sich eine deutsche Übersetzung des Privilegium maius an­ fertigen lassen. Der Text des Präzedenzartikels lautet darin: Ob zu kaynen offen hofen des reichs der herezog von Österreich gegenwurtig were, so ist er ayner der pfalczercztherczogen zu scheczen und hab auch darczu an dem sess und gankh zu der rechten seytten des reichs nach den kurfitrsten dye erst stat.UG Auch die Übersetzung ließ Raum für die Interpretation, daß mit dem Platz nach den Kurfürsten der Rang direkt neben dem Pfalzgrafen vom Rhein gemeint war. Durch die Goldene Bulle war nicht festgelegt worden, wer unmittelbar rechts ne­ ben den Kurfürsten stehen sollte. Auf den sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahr­ hunderts formierenden Reichstagen gehörte die rechte Seite von Kaiser und Kur­ fürsten aus gesehen den geistlichen Fürsten. Wollten die Erzherzoge von Österreich ihren Anspruch auf den ersten Platz rechts von den Kurfürsten realisieren, mußten ihnen Schwierigkeiten aus der Tatsache erwachsen, daß sie weder Kurfürsten noch geistliche Fürsten waren. Sie gehörten weder auf die Bank der einen, noch auf die der anderen. Der Satz aus dem Maius zielte wahrscheinlich auf eine Stellung neben den Kurfürsten ab, ließ aber auch - gleichsam als Ausweichvariante - die Interpre­ tation zu, die Erzherzoge hätten Anspruch auf den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank. In der Politik der Habsburger kam Versuchen, den Sitz bei den Kur­ fürsten zu erhalten, zunächst größere Bedeutung zu. Die repräsentative Stellung von Erzherzogen bei den Kurfürsten im Zeremoniell auf königlichen Tagen steht offenbar im Zusammenhang mit dem Bestreben Fried­ richs III., die Würde und das Ansehen des Hauses Österreich zu steigern. In diesem Interesse bestätigte der Kaiser das Privilegium maius und sanktionierte damit auch den Ranganspruch der Erzherzoge. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 34

4. Rangfragen auf den Reichstagen von 1495 bis 1498

König Maximilian I. berief am 24. November 1494 die Stände des Reichs zu ei­ nem Tag nach Worms, den er für den 2. Februar ansetzte und der von März bis Au­ gust 1495 stattfand177. Hermann Wiesflecker sah das Hauptmotiv des Königs für die Einberufung in dessen Forderung an die Stände, für einen Krieg gegen Karl VIII. in Italien Hilfe zu gewähren178. Dagegen wurde von Heinz Angermeier im Krieg gegen die Türken und damit verbunden „in der möglichen Vereinigung der römischen mit der byzantinischen Kaiserkrone . . . Maximilians letztes Ziel“ gese­ hen179. Erst nachdem im März 1495 unter französischer Vermittlung ein türkisch­ ungarischer Waffenstillstandsvertrag geschlossen wurde und Karl VIII. selbst Inter­ esse an der byzantinischen Krone zeigte, habe er auf eine Verbindung mit Ferdi­ nand von Aragon und damit auf eine antifranzösische Politik gesetzt180. War aus dieser Sicht der Reichstag von Worms vor allem Knotenpunkt verschiedener dyna­ stisch-politischer Aktivitäten des Königs, gehört die auf ihm geführte Diskussion um die Reform des Reichs, deren Ergebnisse schließlich in den vier bekannten Re­ formgesetzen fixiert wurden, zu den das politische Geschehen des Tages bestim­ menden Faktoren181. Allerdings läßt erst die Berücksichtigung auch der zeremoniel­ len Ereignisse das Geschehen in Worms voll erfassen. Ohne Beachtung der Beleh­ nungen, Turniere, Festmähler sowie der Verleihung der Herzogswürde an Würt­ temberg würde man ein verzerrtes Bild vom Wormser Reichstag erhalten182. Eine der interessantesten Quellen aus dem Umkreis des Wormser Reichstags ist der sogenannte „Traum des Hans von Hermansgrün“. Heinrich Ulmann hat die Reformschrift 1880 nach einer Münchener Handschrift ediert und ihren Autor identifiziert: Es handelt sich um einen aus dem Vogtland stammenden Gelehrten183, der - wohl zunächst im Dienst Herzog Friedrichs von Sachsen stehend - 1495 als Rat Erzbischof Ernsts von Magdeburg nachgewiesen werden kann184. Die W id­ mung seines „Traums“ vom 23. März 1495 ist an Kurfürst Friedrich gerichtet. Der Inhalt der Schrift sei kurz zusammengefaßt: Der Autor berichtet von einem Abendgespräch mit Heinrich von Amendorff in Rothenburg an der Saale über den schlechten Zustand des Reichs. In der auf dieses Gespräch folgenden Nacht träumte er, daß in divi Mauricii Basilicam Magdebur- gensem [. . .] omnes Principes Electores, Archiepiscopos, Archiduces, Episcopos, Duces, Marchiones, Rerum publicarum et Civitatum legatos185 versammelt seien. In den Dom sah er tres viri grandevi, augustioris quam humane forme, omnes dyademate im- periali coronati™6 treten, nämlich Karl den Großen, Otto den Großen und Fried­ rich Barbarossa. Letzterer habe darauf in einer Rede die Fürsten und den König ge­ tadelt und sie gemahnt, endlich etwas zur Rettung des Reichs vor Türken und Franzosen zu unternehmen. Dem derzeitigen Zustand des Reichs habe er eine glücklichere Vergangenheit gegenübergestellt, eine Zeit, in der Ordnung und Treue im Reich geherrscht hätten, in der Klöster und Kirchen gegründet worden seien: magnificentissimas basilicas, qualem hanc archiepiscopalem Magdeburgenseni87. Mög­ lichst bald solle ein conventus totius imperii in Bormaco aut alio stattfmden, um vor allem den Krieg gegen Frankreich vorzubereiten. Barbarossa habe empfohlen, die © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 35 Franzosen in Italien und Frankreich anzugreifen. Die Fürsten sollten nicht auf Ak­ tivitäten Maximilians warten, sondern in Eintracht das Reich schützen. Die Politik Maximilians sei der gefahrvollen Situation nicht angemessen. Ulmann hatte der Tadel an Maximilian, der die Schrift durchzieht, zu der Fest­ stellung veranlaßt, „daß ihr humanistischer Verfasser gegen den König Maximilian, mit welchem (ihm selbst unbewußt) manches Gemeinsame ihn verbindet die aus­ gesuchteste Verachtung zur Schau trägt“188. Wiesflecker aber brachte Argumente dafür vor, „daß der Humanist Hermans- grün Parteigänger König Maximilians war und daß er dieses sein ,Traumgesicht‘ als politische Denkschrift oder besser als publizistische Agitationsschrift nicht nur auf Veranlassung, sondern sogar unter Mitwirkung König Maximilians verfaßt habe, um die Fürstenpartei auf dem kommenden Wormser Reichstag von 1495 für die königlichen Reformideen, zumal für einen Feldzug gegen Frankreich in Italien zu gewinnen• “ 189 . Friedrich Fiermann Schubert hat das spezifisch Fiumanistische an den Auffas­ sungen des Hans von Hermansgrün hervorgehoben und in ihm weder einen könig­ lichen noch reichsständischen190 Parteigänger gesehen191. Die Interpretation Wiesfleckers wurde durch die jüngere Forschung erschüttert. Nachdem Angermeier in der Einleitung zum 5. Band der Reichstagsakten, Mittlere Reihe, wichtige Argumente Wiesfleckers widerlegt hatte192, wurde anhand einer von Claudia Märtl in Regensburg aufgefundenen zweiten Handschrift, die in eini­ gen Passagen von der Münchener abweicht, nachgewiesen193, daß die Kritik Her- mansgrüns an Maximilian keine Tarnung darstellt, wie Wiesflecker meinte. Peter Schmid nahm die Interpretation Schuberts auf und sah Hermansgrüns politische Position in der Umgebung des wettinischen Kurfürsten Friedrich194. Der Inhalt der Schrift sowie das Dienstverhältnis des Autors bei den Wettinern sprechen für die von Schmid geäußerte Auffassung, die unter Umständen durch die Interpretation einer Passage des Textes unterstützt werden kann.

Karl VIII. von Frankreich war im August 1494 in Italien einmarschiert und zog über Pisa und Florenz nach Rom. Wenn Papst Alexander VI. auch zu den Gegnern des französischen Königs und zu den Mitunterzeichnern der Heiligen Liga von Ve­ nedig (31. März 1495) gehörte195, war es doch nicht ganz unbegründet, wenn Hans von Hermansgrün befürchtete: Contingere posset (ut sunt multe suspitiones), papam vel metu vel benefitio devinctum Gallo- rum partem fovere, imperialem coronam quocunque pacto, titulo vel collusione ei dare et ali- quando coronationem auctoritate sua corroborare.l% Für diesen Fall empfahl er: [. . .] videte, ne ob iniquitatem facti obedientia ad tempus e medio tollenda atque in locum pape patriarcha vobis constituendus eritP7 Nach der Einsetzung eines Patriarchen solle man dann dafür sorgen, daß die Geistlichkeit nicht aus falschem Gehorsam dem Papst die Treue halte und daß nicht predicatores legis aut quicunque rabuli et declamatores ecclesiarum das Volk auf­ hetzten. Zur Not müsse bei den Königen von Ungarn, Böhmen, Polen und Däne­ mark um Hilfe gebeten werden und ein Konzil das Reich unterstützen198. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 36

Mit dem Patriarchen, der im Fall eines drohenden Parteiwechsels Alexanders VI. sowie des Übergangs der Kaiserkrone an Karl VIII., eingesetzt werden sollte199, könnte der Erzbischof Ernst von Magdeburg angesprochen sein200. Denn es ist an­ zunehmen, daß dem in Magdeburger Diensten stehenden Hermansgrün bekannt war, daß sein Dienstherr den Titel „Primas Germaniae“ führte. Da das Decretum Gratiani den Unterschied zwischen Patriarchen und primates auf den Namen redu­ zierte (Primates et patriarchae diversorum sunt nominum,, sed eiusdem offitii)2Q\ knüpfte Hermansgrün offenbar an diesen Gedanken an202. In der Auseinanderset­ zung mit dem Erzbischof von Salzburg und dem Erzherzog von Österreich um den Vorrang wurden (wie zu zeigen sein wird) der Primas- und Patriarchen-Titel von Magdeburger Seite häufig synonym verwendet, womit der Anspruch ausgedrückt wurde, daß dem Magdeburger Erzbischof die patriarchale Stellung in der Hierar­ chie der Reichskirche zustehe203. Wenn Hermansgrün 1495 die Einsetzung eines Patriarchen für Deutschland in Erwägung zog, dürfte er dabei an seinen Dienstherrn gedacht haben, dessen mit dem Titel „Primas Germaniae“ verbundenen Rechte eines Patriarchen nur in An­ wendung gebracht werden müßten. Der Erzbischof von Magdeburg hätte nach dieser Konzeption in für das Reich gefahrvoller Situation durch Beschluß der Für­ sten die reichsrechtliche Legitimation erhalten, die Rechte eines Primas-Patriarchen in der Reichskirche tatsächlich zur Geltung zu bringen204. Es fällt auch auf, daß die geschilderte Versammlung der Großen des Reichs von Hermansgrün im Magdeburger Dom angesiedelt wurde, obwohl dies nicht den Tatsachen des 15. Jahrhunderts entsprach. In der Elbstadt hatten in dieser Zeit kei­ ne Reichsversammlungen stattgefunden. Mit der Wahl des Orts im „Traum“ wird an die zentrale Stellung der Pfalz und des Erzbistums Magdeburg in ottonischer Zeit erinnert. In diesem Zusammenhang steht auch die Erwähnung der Gründung des Erzbistums in verklärter Vergangenheit. Zu bemerken ist allerdings, daß Clau­ dia Märtl festgestellt hat, daß in der von ihr aufgefundenen, früheren Fassung des „Traums“ die Markusbasilika in Venedig Ort der Versammlung und der „Ortswech­ sel“ nach Magdeburg mit dem „Eintritt“ Hermansgrüns in die Dienste des Wetti­ ners in Zusammenhang zu bringen sei205. Zu prüfen wäre, ob die Passage über die Einsetzung eines Patriarchen erst in der späteren Fassung vorhanden ist. Der Text, so wie er in der Edition Ulmanns vorliegt, läßt das Eintreten des Au­ tors für die Wettiner Brüder Friedrich und Ernst erkennen. Durch die Erinnerung an ottonische Magdeburg-Tradition206 in „besseren Zeiten“ und die Anspielung auf den Anspruch der Metropoliten von Magdeburg auf eine primatiale/patriarchale Stellung im Reich steht Hermansgrüns „Traum“ im Kontext mit der Politik Erzbi­ schof Ernsts, den Rang des Erzstifts in der Hierarchie des Reichs zu erhöhen. Diese Zusammenhänge werden wahrscheinlicher, wenn man die Quellen über die Hal­ tung des Erzbischofs und seiner Gesandten auf den Reichstagen des ausgehenden 15. Jahrhunderts berücksichtigt.

Kurfürst Friedrich, der 1494 am Hof Maximilians I. geweilt und einen Dienst­ vertrag mit dem König geschlossen hatte, besuchte den Wormser Reichstag persön­ lich und gehörte zu den Gegnern des vor allem von Erzbischof Berthold von Mainz betriebenen Plans, die Reichsregierung einem ständischen Regiment zu übertragen. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at Ebenso lehnte er es ab, daß Kurfürsten und Fürsten dem neugeschaffenen Kam­ mergericht in erster Instanz unterworfen sein sollten. Seine Ziele hat er im wesent­ lichen erreicht, denn bekanntlich ist es 1495 nicht zu einem Beschluß über die Bil­ dung des Reichsregiments gekommen. Auch wurde in der Kammergerichtsord­ nung festgelegt, daß Räte der Kurfürsten und Fürsten bei einer Klage gegen ihre Fierren ein eigenes, vom Kammergericht unabhängiges Gericht bilden sollten207. Kurfürst Friedrich schrieb am 14. März 1495 an seinen Bruder Ernst, den Erzbi­ schof von Magdeburg und primaten in Germanien., daß er ihm über seinen bevor­ stehenden Aufbruch nach Worms Bescheid geben werde208. Erzbischof Ernst plante ebenfalls den Besuch des Reichstags, wie aus einem Schreiben des Magdeburger Domdekans Albrecht von Klitzing an die Herzoge Magnus und Balthasar von Mecklenburg vom 19. März 1495 hervorgeht209. Schließlich ist er jedoch nicht per­ sönlich in Worms erschienen, sondern ließ sich durch Gesandte, unter anderem den schon erwähnten Hans von Hermansgrün, vertreten210. Der erst im Oktober 1494 gewählte und im Februar 1495 geweihte Erzbischof Sigmund von Salzburg kam persönlich nach Worms, wo ihn Maximilian I. am 18. Juni 1495 mit den Regalien belehnte und ihm die Privilegien des Erzstifts bestä­ tigte. Erkrankt mußte er kurz darauf den Reichstag verlassen. Er verstarb am 3. Juli 1495 auf dem Weg nach Salzburg211. Das Salzburger Domkapitel wählte am 7. Juli 1495 den Propst Leonhard von Keutschach zum neuen Erzbischof (1495-1519). König Maximilian I. und Erzbischof Berthold von Mainz haben die Wahl Leon­ hards noch von Worms aus gegenüber der Kurie unterstützt212. Von Papst Alexan­ der VI. wurde sie am 13. November 1495 bestätigt213. Das Haus Österreich war in Worms neben dem König durch Räte Erzherzog Sigmunds vertreten. Erzherzog Philipp, dem sein Vater im September 1494 die Herrschaft über die Niederlande übertragen hatte, war auf dem Reichstag weder persönlich noch durch Gesandte präsent. Über die Rangordnung der Fürsten und Gesandten bei Zeremonien und Ver­ handlungen in Worms informieren verschiedene Quellen. Details der Verhandlun­ gen und Verfahrensweisen, insbesondere im Fürstenrat, bleiben dennoch zum größten Teil im dunkeln. Die Existenz der Fürstenkurie ist für 1495 sicher belegt. Sie wird in einer Quelle mit gemeineix) F f ratlxA bezeichnet. Die Schwierigkeiten, die sich bei dem Versuch ergeben, den Rang der einzelnen Stände zu erfassen, mag die Zitierung von vier Quellen illustrieren: In einem durch zeitgenössische Drucke überlieferten Bericht über den Wormser Reichstag wird die ordenung der Kurfürsten und Fürsten bei Belehnungszeremo­ nien am 14. Juli 1495 mitgeteilt215. Zur rechten Hand des Königs standen die geistlichen Fürsten bzw. ihre Gesand­ ten. Es entspricht keineswegs dem üblichen Vorrang von anwesenden Fürsten ge­ genüber Gesandten, wenn in der genannten Quelle die Räte Erzbischof Ernsts von Magdeburg an der Spitze der geistlichen Fürsten, vor den Bischöfen von Worms, Eichstätt, Speyer, Chur, dem Abt von Fulda und dem Deutschmeister genannt werden. Erst auf die persönlich anwesenden Fürsten folgten die Gesandten anderer geistlicher Fürsten. Auf der linken Seite standen die weltlichen Fürsten mit Herzog Otto von Bayern, Herzog Albrecht von Sachsen und Markgraf Friedrich von Bran- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 38 denburg an der Spitze216. Eine Gesandtschaft Erzherzog Sigmunds wird nicht er­ wähnt.

Ein nach dem 8. August 1495 entstandener Entwurf für eine Darstellung über den Wormser Reichstag7 enthält eine Übersicht über die Anwesenheit und Session der Stände. In dieser wird für den Fürstenrat angegeben, daß Erzbischof Sigmund von Salzburg den ersten Platz der geistlichen Fürsten innehatte. Die Gesandten des Magdeburger Erzbischofs folgen hier erst auf die persönlich anwesenden Bischöfe, den Deutschmeister und einen Grafen zu Henneberg218. Auf der weltlichen Seite saßen Herzog Otto von Bayern und Herzog Albrecht von Sachsen den anderen Fürsten voran. Die Gesandtschaften werden von bayerischen Räten angeführt, österreichische werden nicht erwähnt219. Ein erst 1507/08 in der überlieferten Fassung erstelltes Sitzordnungsschema für die Vollversammlung des Reichstags zeigt auf der vom König aus rechten Seite die Gesandten des Magdeburger Erzbischofs vor Erzbischof Sigmund auf dem ersten Platz unter den geistlichen Fürsten. Die weltlichen Fürsten zur linken Hand Maxi­ milians werden angeführt von den Räten Erzherzog Sigmunds, auf die Herzog Ot­ to von Bayern, die Gesandtschaft Herzog Albrechts von Bayern, Herzog Albrecht von Sachsen, Markgraf Friedrich von Brandenburg und weitere Fürsten und Ge­ sandte folgen220.

Eine Teilnehmerliste zum Wormser Reichstag verzeichnet unter den geistlichen Fürsten Erzbischof Sigmund an erster Stelle. Unter den bischöflichen Botschaften nehmen die Räte Erzbischof Ernsts diesen Platz ein. Die Gesandten Erzherzog Sig­ munds stehen an dritter Stelle der weltlichen Botschaften. Extra aufgeführt werden Gesandte von Österreich / us Styr / us Kernten / us Krayn / des Swebischen Bonds22\ bei denen es sich um Gesandtschaften aus den österreichischen Erblanden und des Schwäbischen Bundes an den Reichstag handeln dürfte. Es ist nicht mit Sicherheit feststellbar, welche der vier zitierten Angaben über die Stellung der Magdeburger und österreichischen Räte bzw. des Salzburger Erzbi­ schofs den tatsächlichen Rangverhältnissen auf dem Wormser Reichstag am ehe­ sten gerecht wird. Auf das Sitzordnungsschema haben offenbar die Verhältnisse auf Reichstagen des beginnenden 16. Jahrhunderts eingewirkt. Es geben jedoch noch weitere Quellen Anhaltspunkte für die Plazierung der Stände: Der Rat des Herzogs Heinrich d. Ä. von Braunschweig-Lüneburg (1460-1526), Vincentius, berichtet in einer Darlegung über die Rangstreitigkeiten seines Herrn mit dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg, der, da seinem älteren Bruder Jo­ hann diese Würde zustand, nicht Kurfürst war und demzufolge seinen Platz unter den weltlichen Fürsten hatte. Im Verlauf der Auseinandersetzungen forderte der Braunschweiger nicht nur den Platz vor dem Markgrafen von Brandenburg, son­ dern auch den vor Herzog Albrecht von Sachsen und Herzog Otto von Bayern. Der Herzog wandte sich an die Kurfürsten und dann an König Maximilian mit der Bitte um Klärung der Angelegenheit. Der königliche Hofkanzler Konrad Stürtzel hat darauf im Auftrag Maximilians folgende Varianten für die Lösung des Konflik­ tes angeboten: © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 39

1. [. . .] dar mein gn. H., Hg. Heinrich, sich mit meinem H. Mgf. Friderichn ein tag umb den andrn wescheln und welgher erfordert, dar sich der ander den selbbighn tag enthalten und sein rede hinauf schicken wolt; 2. [. . .] wo dar nicht annemlich, wolt er allen vleis furwenden, ob er in über Hg. Albrechten brenghen mögt; 3 . [...] ab er in auf die andern seiten über die EBB brenghen mögt.211

Den letzten beiden Vorschlägen aber wart ein fortsamer zweifei angehefi, als ob Hg. Albrecht als ein betagter R, der in des Reichs deinst halich betreten, dergleichen die EBB undzuvoran Meideburgsulgs nicht nachlassen wurden225. Daher wurde des wei­ teren vorgeschlagen: 4 . [. . .] ob er zuneist ubern Bf. von Bamberg gesatz mögt werde, und wan aber Meydeburg und mer Bff. persönlich nicht geinwertig und ingewonlich, persönlich Ff. under abwesender Ff. redt zu setzen.22/*

Von diesen Vorschlägen kam schließlich keiner in Anwendung, sondern Herzog Heinrich wurde ein Stuhl neben den des bayerischen Herzogs gestellt, so daß er mit diesem gemeinsam den anderen weltlichen Fürsten voransaß225. Der Braunschwei­ ger interpretierte diese Session als Ausdruck seiner Stellung als einer der 4 Hgg. des Quaternionensystems bzw. als Einnahme des Platzes des abwesenden Erzherzogs von Österreich226. Bei der Umfrage im Fürstenrat wurde er allerdings nach Herzog Albrecht von Sachsen und Markgraf Friedrich von Brandenburg befragt, wogegen der Braun­ schweiger erneut protestierte. Markgraf Friedrich und Herzog Heinrich enthielten sich in den nächsten Versammlungen der Session. Um den König schließlich zu ei­ ner Entscheidung zu drängen, stellten sich Herzog Heinrich und sein Bruder Her­ zog Erich bei einer Versammlung des Fürstenrats an die Spitze der geistlichen Für­ sten. Da die von Maximilian erneut vorgeschlagene Regelung des täglichen Wech- selns zwischen Markgraf Friedrich und Herzog Heinrich von den Räten des letzte­ ren abgeschlagen wurde, blieb dem König nichts übrig, als die weitere Behandlung der Frage zu vertagen.

Aus dem Bericht des Braunschweiger Rats geht hervor, daß dem Erzstift Magde­ burg der erste Platz auf der geistlichen Fürstenbank zukam. Das galt 1495 offen­ sichtlich auch für die Räte Erzbischof Ernsts, denn der Zweifel, ob Magdeburg den Vorsitz Braunschweigs hinnehmen würde, konnte sich in dieser Situation nur auf die Gesandten beziehen. Der Erzbischof von Salzburg wird nicht erwähnt, was al­ lerdings seine Ursache darin haben kann, daß er zum Zeitpunkt der Verhandlun­ gen um die Braunschweiger Session bereits abgereist war. Die Räte des Magdebur­ ger Erzbischofs hatten jedenfalls ihren Platz vor den anwesenden Bischöfen. Als Platz der österreichischen Erzherzoge wurde wahrscheinlich - die Angaben sind hier nicht eindeutig - der Stuhl vor dem der bayerischen Wittelsbacher ange­ sehen. Interessant ist, welche Lösungsvorschläge für den Konflikt in die Diskussion ge­ bracht wurden. Der abwechselnde Vorsitz der Fürsten wurde später wiederholt zur Regelung von Rangstreitigkeiten auf Reichstagen vorgeschlagen und angewendet. Der Wechsel eines weltlichen Fürsten auf den ersten Platz der geistlichen Bank © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 40 wurde, wie das Beispiel zeigt, nicht nur im Zusammenhang mit habsburgischen Präzedenzansprüchen erwogen. Allerdings sollte nur die kaiserliche Dynastie die entsprechende Rangerhöhung für sich durchsetzen. Für das Selbstverständnis der Räte Erzbischof Ernsts ist eine Mitteilung aus ei­ nem Bericht kurbrandenburgischer Räte an Kurfürst Johann über Verhandlungen vom 30. Mai bis 6. Juni von Interesse. Darin heißt es: Item H. Eytelwolfvom Stein bericht uns, das Maidburg auf dem begengnus zu Ha[ i] Isprunn sich understanden hat, über all Kjf zu steen. So im solchs nicht hat mögen gedeyen, sint sie von stunt mit ansagen, sie hetten bevelh, dem nicht anders zu tun, weggeritten.217 Uber nähere Umstände des Auftretens der Magdeburger Räte wird in der Quelle nicht informiert. Mit der erwähnten Beerdigung dürfte die des Markgrafen Sig­ mund von Brandenburg (1468-1493) im Zisterzienserkloster Heilsbronn, einer traditionellen Grablege der Hohenzollern, am 3. Mai 1495 gemeint sein228. Die Rä­ te Erzbischof Ernsts haben hier offenbar für die Prozession und die Messe den Vor­ rang vor den Kurfürsten bzw. deren Gesandten gefordert. Der Versuch, den Rang des Erzstifts beim Beerdigungszeremoniell über den der Kurfürsten zu erheben, steht mit großer Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Konzeption eines Primas-Patriarchen für Deutschland. Es wird sich zeigen, daß an ihr auch auf dem Reichstag des folgenden Jahres festge­ halten wurde. Im Abschied des Wormser Reichstags findet sich keine Subscriptionsreihe der anwesenden Fürsten und Gesandten. Lediglich der Erzkanzler Berthold von Mainz Unterzeichnete ad mandatum domini regis22<). Dem Abschied ist daher keine Rei­ hung der Stände zu entnehmen. In den Entwürfen zur „Eilenden Hilfe“ steht der Magdeburger immer vor dem Salzburger Metropoliten230.

Im Gegensatz zu den früheren Tagen sind vom Lindauer Reichstag (August 1496 bis Februar 1497) erstmals konkrete Nachrichten über Rangstreitigkeiten zwischen den Gesandten Erzbischof Leonhards von Salzburg und denen Erzbischof Ernsts von Magdeburg einerseits und zwischen letzteren und Erzherzog Philipp bzw. des­ sen Räten andererseits überliefert. König Maximilian L, der im Sommer des Jahres 1496 nach Italien gezogen war, hatte Erzherzog Philipp mit seiner Vertretung beauftragt. Dieser traf am 31. August 1496 in Lindau ein, reiste aber schon am 14. September wieder ab231. Wiesflecker brachte dies in Zusammenhang damit, daß ihm „die Reichsstände den Vorrang streitig machten“232. Quellen belegen, daß Erzherzog Philipp in der Versammlung am 10. September 1496 zunächst den Platz des Königs eingenommen hat, dann aber darum bitten ließ, ime session und statt ze geben als ainem f. von Osterrich. Der Vertreter des Kurfürsten von Sachsen wies ihm daraufhin den Platz rechts vom Erz­ bischof Berthold von Mainz an233. Es mag sein, daß Erzherzog Philipp seine Bitte auf Veranlassung des diesen Reichstag dominierenden Kurfürsten von Mainz, Bert­ hold von Henneberg, äußerte. Interessant ist, daß ihm als Erzherzog der Platz rechts neben dem Mainzer angewiesen wurde. Wäre der Pfalzgraf anwesend gewe­ sen, wäre Erzherzog Philipp wahrscheinlich rechts neben diesem gesessen. Zwischen den Gesandten der Erzbischöfe von Magdeburg und Salzburg ent­ stand am 9. Oktober 1496 ein Sessionsstreit. Um den Verhandlungsgang der Voll­ versammlung nicht aufzuhalten, bat Kurfürst Berthold von Mainz die Gesandten © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 41

der beiden Metropoliten, sich täglich mit dem Vorsitz abzuwechseln. Dabei sollten keinem Stand Rechtsverluste entstehen. Im übrigen wäre der königliche Beschluß in dieser Angelegenheit abzuwarten, dem sie sich fügen sollten. Während die Räte Erzbischof Leonhards einwilligten, gaben die Magdeburger Gesandten nicht nach234. Für die Versammlung aller Stände am folgenden Tag ist eine Sitzordnung über­ liefert, die belegt, daß die Gesandten Erzbischof Ernsts den ersten Platz zur Rech­ ten des Mainzers behaupten konnten. Die Salzburger Räte waren - wohl um weite­ ren Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen - nicht erschienen. Ebenfalls waren keine Vertreter Erzherzog Philipps anwesend. König Maximilians Räte, Konrad Stürtzel und Walter von Andlau, saßen dagegen gemeinsam mit Gesandten des Dogen von Venedig und des Herzogs von Mailand auf einer Bank gegenüber dem Erzbischof von Mainz235. Weitere Nachrichten über Präzedenzstreitigkeiten zwischen den Gesandten der beiden Erzbischöfe in Lindau fehlen. Die Magdeburger Räte sind offenbar nicht bis zum Schluß des Reichstags in Lindau geblieben. Im Abschied wird Magdeburg jedenfalls nicht genannt. Für den Salzburger Erzbischof steht der Domherr Rupert Rindsmaul nach den Gesandten des Kurfürsten Johann von Brandenburg in der Unterzeichnungsliste. Rindsmaul hat auch für den Salzburger Erzbischof und alle in Lindau anwesenden geistlichen und weltlichen Fürsten sowie Gesandten den Abschied besiegelt236.

Neben den Auseinandersetzungen zwischen den Salzburger und Magdeburger Gesandten war es in Lindau auch zu Konflikten zwischen den Räten Erzbischof Ernsts und Ludwig Pynneck, dem Hofmeister Erzherzog Philipps, gekommen. Pynneck hatte die Instruktion erhalten, zu halten sein stat, die er haben solle und im zustee als einem ehzg. zu Österreich. Ausdrücklich sollte er bekunden, daß sein Herr ein einiger sun des hauß von Österreich und Erzherzog von Österreich sei. Dies sei der erst undprincipal titel237 Philipps. In der Vollversammlung des 10. November 1496 kam es zu Auseinandersetzun­ gen, als Ludwig Pynneck auf der Kurfürstenbank Platz nehmen wollte. Der Mag­ deburger Gesandte protestierte und gab nicht nach (auch als sich Erzbischof Bert- hold und Herzog Albrecht von Sachsen um die Streitschlichtung bemühten), da sein Herr ihm das verboten habe. Er drohte, die Versammlung zu verlassen. Schließlich sollten der König und Erzbischof Ernst informiert werden238.

Von besonderem Interesse ist, was beide Seiten an Argumenten für ihre Präze- denz vorbrachten. Der Hofmeister Philipps sowie die königlichen Räte, die eben­ falls mit dem Magdeburger Rat verhandelten, erklärten, einem Erzherzog bzw. des­ sen Gesandten käme der Platz auf der Kurfürstenbank zu: wie das soll zu Regenspurg auf dem grossen tag, durch die ksl. mt. erkant, solt gehalten seyn, deßgleichen zu Noremberg und Franckfhurt.

Der Magdeburger Gesandte hat darauf geantwort, das sein gst. h. sey primas Germanie, derhalb er nicht allain über Österreich, sun- der auch über kjf sitzen soll. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 42 Über diesen Anspruch des Magdeburgers empörten sich nicht nur die habsbur­ gischen Räte, sondern auch Kurfürst Berthold und Herzog Albrecht. Dem Gesand­ ten des Erzbischofs wurde mitgeteilt, das der Ro. kg. zwir oder dreymal sunderlich geschriben und bevolhen hat, Osterrich sein stat auf der K jf bank zur rechten hant unsers gst. h. von Maintz nach dem p fgf zu geben., dann Trier sitzt gegenüber Colin, Sachssen und Brandenburg zur linken seyten, die andern sollen aufbaiden seyten abhin sitzen, die gaistlichen ff. zu der rechten und die weltlichen zu der lin­ ken hant. die kgl. ret haben in fürder gesagt, wo der von maidburg in seiner gaistlichen sam- lung wer, Hessen sy das wol zu, aber im hl. reich hett des kain stat und wer anders gehalten, derhalb s. gn. mit seinem privilegio im reich zu langgeslafen hett.iy) Erzbischof Ernst von Magdeburg wollte 1496 offenbar nicht nur verhindern, daß die Erzherzoge von Österreich einen Sitz auf der Kurfürstenbank und damit den Vorrang vor dem Erzstift erhielten. Seine Gesandten postulierten darüber hin­ aus - wie zuvor bei dem Begräbnis in Heilsbrunn - den Anspruch auf die Stellung eines „Primas Germaniae“ über den Kurfürsten. Mit beiden Absichten hatten die Magdeburger Räte keinen Erfolg239*, wobei verwundert, daß Kurfürst Berthold von Mainz den österreichischen Sitz auf der Kurfürstenbank akzeptierte. Immerhin drohte damit ein Eindringen der Habsburger in den Kurfürstenrat. Die Primas­ würde des Erzbischofs von Magdeburg wurde zwar nicht angezweifelt, aber ihre Relevanz für Reichsversammlungen mit der Begründung bestritten, daß sie zu lang nicht in Anwendung gebracht worden sei. In Versammlungen der Geistlichkeit da­ gegen könne sich der Erzbischof auf seine Rechte als Primas berufen. Die Argumentation von österreichischer Seite zielte im Kern auf den Anspruch, daß den Erzherzogen der Platz zur Rechten des Pfalzgrafen auf der Kurfürstenbank zustehe. Die königlichen Räte verwiesen dabei auf die schon erwähnte Ordnung Friedrichs III. vom Regensburger Tag 1471, in der der Sitz der Erzherzoge entspre­ chend festgelegt worden sei. Im Abschied vom 9. Februar 1497 stehen Erzherzog Philipp und dessen Gesand­ ter an erster Stelle der weltlichen Fürsten240. Deutlich wird die Diskrepanz zwischen der Stellung des Fürsten bzw. seines Gesandten auf dem Reichstag und dem Rang in der Unterzeichnungsliste des in der Mainzer Kanzlei gefertigten Abschieds. Das Beispiel zeigt erneut, daß Anschläge und Abschiede nur bedingt Aussagen über Rangverhältnisse zulassen. 1495/96 hat Erzbischof Ernst von Magdeburg seinen Anspruch auf Vorrang vor den Kurfürsten deutlich zum Ausdruck bringen lassen. Er traf dabei nicht nur auf Widerstand bei den Kurfürsten (eventuell auch bei seinem Bruder Kurfürst Fried­ rich)241, sondern kam auch in Konflikt mit dem Haus Habsburg, das seinerseits ei­ ne Rangerhöhung der Erzherzoge durchzusetzen suchte. Erzbischof Ernst verteidig­ te nicht in erster Linie den Vorrang unter den geistlichen Fürsten, was er gleich­ wohl gegenüber Salzburg tat, sondern strebte als „Primas Germaniae“ die Präze- denz vor allen anderen Reichsfürsten an. Auf dem Lindauer Reichstag wurden keine Entscheidungen in den aufgetrete­ nen Präzedenzstreitigkeiten242 gefällt. Der folgende Reichstag, der von April bis Au­ gust 1497 in Worms stattfand, wurde weder von Erzbischof Ernst von Magdeburg noch von Erzherzog Philipp besucht, die auch keine Gesandten in die Reichstags­ stadt schickten. Der Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach ließ sich da­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 43 gegen durch einen Rat, den Lizentiaten Jakob Hausheimer, vertreten, der im Ab­ schied an der Spitze der geistlichen Fürsten steht243. Maximilian I., der Gesandte nach Worms geschickt hatte, forderte Erzherzog Philipp auf, dasselbe zu tun244. Inzwischen wohl über die Vorgänge in Lindau in Kenntnis gesetzt, wandte er sich am 30. Mai 1497 an den Reichserbmarschall W il­ helm zu Pappenheim243, um diesem eine Instruktion für die Sitzverteilung zu ertei­ len. In dieser nimmt er sich speziell der Session Erzherzog Philipps an und schreibt, daß er zahlreiche Urkunden von nichtösterreichischen Kaisern und Königen (ge- nugsamb briefund Siegel von Ro. kss. und kgg., so nit ff. von Österreich gewesen) sowie von Reichsständen (darzu auch des reichs ständen)246 hat durchsehen lassen. Sollte das notwendig sein, könnten bald auch beglaubigte Abschriften dieser Urkunden an den Reichserbmarschall geschickt werden. Aus ihnen ginge hervor, daz ein ieder ehzg zu Oesterreich auf der rechten seiten zunehst an die kff über all ff. setze1"'1. Dieser Anspruch enthielt nichts Neues. Bemerkenswert ist aber folgende Bestim­ mung: aber soferr die geistlichen ff. all auf der rechten seiten säßen nach der letschtgehalten ortenung zu Wormbs, daz ein f. zu Österreich zunehst an die kff. auf der linken seiten ,setze demnach ist unser meinung, daz es hinfürohin also und nit anderst gehalten werde.1"'* Maximilian lenkte ganz offensichtlich ein, weil er anerkennen mußte, daß die geistlichen Fürsten aus langer Gewohnheit und Tradition die Seite zur Rechten der Kurfürsten innehatten. Ihr erster Fürst hatte daher den nächsten Platz nach dem Pfalzgrafen. Vielleicht hoffte der König, bei einem Wechsel der Erzherzoge auf die linke Seite der kurfürstlichen Bank auf weniger Widerstand zu stoßen als auf der Seite der geistlichen Fürsten. Im weiteren Verlauf des Präzedenzstreits hat diese Konzeption allerdings keine Rolle mehr gespielt. Wie zitiert, verwies Maximilian auf Privilegien, die von nichthabsburgischen Kaisern und Königen an das Haus Österreich vergeben worden seien, womit ohne Zweifel die Fälschungen Rudolfs IV. gemeint waren. Die Bestätigungen der „Öster­ reichischen Freiheitsbriefe“ durch Friedrich III. spielten in der Argumentation kei­ ne Rolle. Ihre Nichterwähnung zeugt von der offenbar geringen Überzeugungs­ kraft, die der Privilegienbestätigung durch den König bzw. Kaiser aus eigenem Haus beigemessen wurde. Fraglich ist, welche Urkunden von Reichsständen die Präzedenz des Hauses Österreich stützen sollten. Es ist anzunehmen, daß keine Ausfertigungen von Reichsfürsten, sondern die Zeugen in den Falsifikaten ange­ sprochen waren. Für den Präzedenzstreit zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magde­ burg entschied Maximilian in demselben Schreiben folgendes: nachdem der ebf zu Maidenburgprimas in der geistlichkeit in Germanien, deßhalben billich ist, daz er über den ebf. zu Saltzburg, aber nit über unsern lieben sun, ehzg. Philippsen zu Oesterreich sitz et Die Argumente des Magdeburger Erzbischofs hinsichtlich des Vorrangs vor Salz­ burg und seine Würde als Primas auch in Reichsangelegenheiten hatte der König akzeptiert. Allerdings ging er nicht auf den Magdeburger Anspruch ein, den Kur­ fürsten voranzustehen. Er vermied damit die Diskussion eines kaum zu lösenden © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 44

Problems. Denn mit seiner Forderung verstieß der Magdeburger Erzbischof gegen die Bestimmung der Goldenen Bulle, daß den Kurfürsten in quibuscumque actibus ad curiam ipsam spectantibus eundo, sedendo vel stando nullus princeps alius, cuius- cumque Status, dignitatis, prem inentie vel conditionis existat, ullatenus preferatur™. An dem Vorranganspruch der Erzherzoge hielt Maximilian fest. Jedoch zeigt die Entscheidung zugunsten Erzbischof Ernsts und zuungunsten des Salzburger Me­ tropoliten ein gewisses Entgegenkommen für den Wettiner. Den Ausschlag dafür dürfte die Tatsache gegeben haben, daß den Magdeburger Erzbischöfen auf frühe­ ren Tagen sowie in Abschieden und Anschlägen der Vorrang vor Salzburg einge­ räumt worden war. Vom Freiburger Reichstag (September 1497 bis September 1498) ist nichts über Präzedenzstreitigkeiten zwischen den drei „Parteien“ zu erfahren251. Das Verhältnis Erzbischof Ernsts zum König scheint nicht das schlechteste gewesen zu sein. Er weilte gemeinsam mit Kurfürst Friedrich im Mai 1498 beim König in Ulm, bevor dieser am 18. Juni 1498 in Freiburg einzog. Gesandte Erzbischof Leonhards von Keutschach sind bereits im Oktober 1497 in Freiburg nachweisbar252. Nachdem der Magdeburger Erzbischof persönlich zum Reichstag gekommen war, gebührte ihm der Vorrang vor dem Salzburger Gesand­ ten. Im Abschied steht Ernst von Magdeburg vor dem Salzburger Domdechant Leonhard Peurl253. Österreichische Räte werden im Abschied nicht erwähnt. Auf den Reichstagen des letzten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts wurden die An­ sprüche der Erzbischöfe von Salzburg und Magdeburg sowie der Erzherzoge von Österreich auf eine bevorzugte Stellung in der Hierarchie des Reichs und der dabei entstehende Konflikt in den Quellen deutlich faßbar. König Maximilian I. setzte die mit dem Privilegium maius begründete Tradition der Erzherzoge von Öster­ reich fort, ihren Rang dem der Kurfürsten anzugleichen. Erzbischof Ernst von Magdeburg bemühte sich, den Rang vor den Kurfürsten aus dem Primastitel abzu­ leiten. Die Argumente des Erzbischofs von Salzburg für seinen Vorranganspruch vor Magdeburg blieben dagegen bislang im dunkeln. Erst aus Quellen des Jahres 1500 geht hervor, daß der Salzburger Metropolit vor allem auf seine Würde als päpstlicher Legat verwies. Dem Verständnis der von den beiden Erzbischöfen vor­ gebrachten Hauptargumente wird es dienlich sein, einen kurzen Überblick über die Ursprünge ihrer besonderen Würden zu geben. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 45 5. Exkurs: Die Ursprünge des Magdeburger Primatsanspruchs und der Legatenwürde des Salzburger Erzbischofs

Im Liber privilegiorum S. Mauricii Magdeburgensis vom Ende des 11. Jahrhun­ derts254 sind auf Blatt 1 und 15 zwei Fassungen einer in ihrer Echtheit umstrittenen Primatsurkunde für Erzbischof Adalbert von Magdeburg abschriftlich überlie­ fert255. Nach dem Text der beiden Fassungen256 bestätigte Papst Johannes XIII. (965-972) im Oktober 968 Erzbischof Adalbert (968-981) den Primat der Magde­ burger Erzbischöfe vor allen Erzbischöfen und Bischöfen in Germanien in omnique ec- clesiastico ordine. Mit den gallischen Erzbischöfen von Köln, Mainz und Trier sei der Magdeburger Metropolit in honore [. . .] similis. In der Narratio wird zuvor festgestellt, daß es der Magdeburger Kirche in Zukunft zustehe {in posterum debe- at), inter ceteras ecclesias ordinem, vigorem, primatum et equalitatem zu haben. Ne­ ben der Primats- und Equalitasbestimmung enthält die Dispositio noch die Festle­ gungen, daß der Magdeburger Kirche nach römischer Sitte (more Romane) 12 Kar­ dinalpresbyter, 7 Kardinaldiakone und 24 Kardinalsubdiakone angehören sollen. Diesen sei das Tragen von Sandalen und lisinis257 gestattet. Den Kardinalpresbytern und den Äbten des Klosters St. Johannes in Berge gesteht der Papst das Tragen der Tunica zu, wie er ersteren und den Erzbischöfen auch das Lesen der Messe am Mauritiusaltar gestattet258. Es soll an dieser Stelle kein vollständiger Forschungsbericht zur Magdeburger Primatsurkunde geliefert werden. Lediglich auf wesentliche Tendenzen bei der Be­ urteilung der Urkunde sei hingewiesen. Mogens Rathsack259 stellte die Urkunde in einen angeblich unter Erzbischof Tä- gino von Magdeburg (1004-1012) angefertigten Komplex von Fälschungen260. Das Ziel dieser Fälschungen sei Prestigegewinn in einer für das Erzbistum ungünstigen Zeit (983 Slawenaufstand mit nachfolgenden Verlusten, 1004 Wiedererrichtung des Bistums Merseburg) gewesen. Da die in den Magdeburger Fälschungen enthal­ tenen Primats- bzw. Equalitasbestimmungen erst nach dem Tod des päpstlichen Vi­ kars in Gallien und Germanien, Erzbischof von Mainz (23. Februar 1011), sinnvoll gewesen wären, nahm Rathsack an, daß diese zwischen dem 23. Februar 1011 und dem 9. Juni 1012, dem Sterbedatum Taginos, angefertigt wurden261. Tagi- no sei am 16. November 1002 als Propst der Alten Kapelle in Regensburg anwesend gewesen, als Heinrich II. dem Kloster Memleben die Ranggleichheit mit den Klö­ stern Fulda, Corvey und Reichenau beurkundet habe. Von daher sei ihm die Equa­ litasbestimmung bekannt gewesen. Als Erzbischof von Magdeburg habe er sie - un­ ter Kombinierung mit den Bestimmungen Pseudoisidors über den Primat - für sein Erzbistum verwendet262. Einen inneren Widerspruch der Primatsurkunde sah Rathsack darin, daß in der Narratio die Begriffe ordo, vigor, primatus und equalitas gleichgestellt werden, während in der Dispositio zwischen dem Primat in Germa­ nien und der Equalitas in Gallien unterschieden wird263. Unter Voraussetzung des synonymen Gebrauchs von primatus und equalitas in der Narratio schlußfolgerte er, daß die Equalitasbestimmungen weiterer Magdeburger Fälschungen als „Quasi­ primatsbestimmungen“ aufzufassen seien264. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 46 Helmut Beumann meinte, daß sich eine „widerspruchsfreie Abfolge“ der Primatsprivilegien des 10. Jahrhunderts für Mainz, Trier und Fulda ergäbe, wenn man das Magdeburger Privileg von 968 als Fälschung deuten würde265. Als frühe­ stes Primatsprivileg vermutete er ein Deperditum für Erzbischof Wilhelm von Mainz aus dem Jahr 962, gefolgt von dem Trierer (adsedem ) von 969, dem Fuldaer von 969, den Trierer Bestätigungen von 973 und 975 sowie dem für Erzbischof Willigis von Mainz von 975. Hervorgegangen sei der Primat aus dem Vikariat und zwar im Zusammenhang mit der vermuteten Mainzer Privilegierung von 962266. Die Magdeburger Primatsprivilegierung sei eine Fälschung, die unter Erzbischof Giselher von Magdeburg (981-1004) als Reaktion auf die Gründung des Erzbis­ tums Gnesen angefertigt worden sei267. Als Argumente für die Fälschung führte Beumann die von Carl Gerold Fürst vorgebrachten Bedenken gegen die Bestim­ mungen hinsichtlich der Zahl der Kardinalpriester und Subdiakone268 sowie die Primatsprivilegien Johannes’ XIII. für Trier und Fulda an, „die nach Ductus und Gesamtcharakter“ von dem Magdeburger Privileg „erheblich abweichen“269. Gegen die noch zu erläuternden Argumente Paul Kehrs, der das Privileg für echt erklärte, brachte Beumann vor, daß der kürzeren der überlieferten Fassungen die Priorität zukomme. Damit sei Kehrs Argumentation „der Boden entzogen“270. Ein innerer Widerspruch bestehe im Magdeburger Privileg zwischen „den einander ausschlie­ ßenden Bestimmungen des Primates einerseits und der aequalitas andererseits“271. Den Bedenken Michael F. La Plantes gegen ein Primats-Deperditum für W il­ helm von Mainz aus dem Jahr 962272 hat Beumann inzwischen zugestimmt. Er führte aus, daß es sich bei dem verlorenen Privileg nur um die „Bestätigung des her­ kömmlichen Mainzer Vikariats“ für Wilhelm {adpersonam) und nicht um die Ver­ leihung des Primats an die Mainzer Kirche {ad sedem) handeln könne. Nach dieser Auffassung wurde 975 das Vikariat für Erzbischof Willigis von Mainz bestätigt273. Auch die frühere These, nach der das Privileg von 962 als „Kompensation für die Mainzer Verluste“274 bei der Gründung des Erzbistums Magdeburg verliehen wur­ de, hat Beumann inzwischen revidiert und neue Argumente dafür vorgebracht, daß die Unterstellung des Bistums Prag unter Mainz als Entschädigung für die Magde­ burger Gründung aufzufassen sei275. Wünschenswert wäre die Veröffentlichung von Studien Beumanns über im Zusammenhang mit der Gründung von Gnesen ent­ standene Magdeburger Fälschungen, zu denen er auch weiterhin das Primatsprivi­ leg von 968 zählt276. Die Auffassung Beumanns über die Magdeburger Primatsfälschung wurde von Thomas Zotz durch Vergleiche mit den Trierer Primatsurkunden, dem Privileg Be­ nedikts VII. für Erzbischof Giselher von Magdeburg aus dem Jahr 981 und dem Privileg Gregors V. für das Marienstift Aachen von 997, die die Grundlage der Fäl­ schung gebildet haben könnten, unterstützt277. Auch Egon Boshof plädierte für die Argumentation Beumanns278. Neben der in den letzten Jahren in der Literatur ver­ stärkt vertretenen Fälschungsthese wurde jedoch von der Forschung wiederholt die Echtheit des Magdeburger Privilegs behauptet.

Karl Uhlirz hatte schon 1887 gegen Konrad Palm279 und andere Vertreter der Fälschungsthese vorgebracht, daß die primatus'¥>zsximm\mg des Privilegs von 968 nicht im Sinn des im Spätmittelalter vorgebrachten Vorranganspruchs der Magde- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 47 burger Erzbischöfe zu verstehen sei, sondern lediglich die Gleichrangigkeit mit den anderen Erzbistümern, einschließlich Salzburg und Hamburg, meine280. Kehr stimmte Uhlirz 1920 in der Echtheitsfrage zu, verstand aber die Primatsbestim­ mung im Sinn des Vorranganspruchs vor Salzburg und Hamburg. Aus diplomati­ scher Sicht fand Kehr keine Anhaltspunkte für eine Fälschung, wie er auch die Pri­ vilegierung des von Kaiser Otto dem Großen bevorzugten Erzstifts mit einem Pri­ mat für möglich hielt. Schon 981 sei aber der Primatsanspruch vor Salzburg und Hamburg aufgegeben worden. Ausdruck dessen sei das Privileg Benedikts VII. für Erzbischof Giselher, in dem die aequalitas mit Köln, Mainz und Trier auf Hamburg und Salzburg ausgedehnt werde (siquidem bis et aliisparem atque consimilem Maga- dabufgensem ecclesiam fore)2HX. Die kürzere Fassung des Privilegs interpretierte Kehr als Auszug aus der längeren282. Eugen Ewig akzeptierte den Echtheitsnachweis Kehrs und vermutete, der ehe­ malige Mönch von St. Maximin in Trier, Adalbert, habe den älteren Trierer Pri­ matsanspruch über die Gallia-Belgica als Erzbischof von Magdeburg für seine Kir­ chenprovinz nutzbar machen wollen. Im Gegensatz zu Kehr bezog Ewig den pri- matusdts Privilegs nur auf Hamburg, da Salzburg durch die Zugehörigkeit zu No­ ricum nicht in den Bereich der Germania fiele283. Walter Schlesinger vermied eine Entscheidung darüber, ob es sich bei dem Mag­ deburger Primatsprivileg um eine Fälschung handelt. Für den Fall der Echtheit nahm er an, daß die Bestimmung über die Kardinäle „durch Mitwirkung königli­ chen Kanzleipersonals erklärt werden könnte“. Die besondere Stellung Magde­ burgs als Pfalz des Königs und Sitz des Erzbischofs hätte zur Folge gehabt, daß die päpstlichen Privilegien für das Erzstift auch dem Sitz des Königs zugute gekommen waren ?84 . Gegen oben skizzierte Argumente für die Fälschungsthese hat Hermann Jakobs Stellung genommen. Erstens bestritt er, daß sich aus dem Filiationsverhältnis der beiden Fassungen Rückschlüsse auf eine Fälschung ergeben würden. Zweitens bestehe kein Widerspruch zwischen der aequalitas und dem Primat. Wie in der Urkunde Johannes’ XIII. vom 20. April 967, in der die Gleichrangigkeit der Magdeburger Metropole mit älteren Kirchen bestimmt wird (cum primisprima et cum antiquis antiqud)2*5, sei „der Primat Aspekt der aequalitas‘ und wehre „als sein logisches Gegenteil die Zweitrangigkeit ab“. Der Primat sollte nach dieser In­ terpretation die Gleichrangigkeit „mit Mainz, Trier und Köln gewährleisten“286. Keine Antwort gab Jakobs auf die Frage, ob die durch die beiden Privilegien festge­ setzte Gleichrangigkeit auch für die Erzstifte Salzburg und Hamburg gelten sollte. Drittens erlaube der geringe Kenntnisstand über lokale Kardinalate keine gesi­ cherten Aussagen. Auch müsse mit fehlerhafter Überlieferung der Zahlen gerechnet werden. Das Wesen der Kardinalsbestimmung bestehe in der Auszeichnung des Mauritiusaltars nach römischem Vorbild. Die Argumentation mit der Zahl der Kardinäle sei daher „nicht beweiskräftig“. Die Deutung von lisinis ließ Jakobs offen287. Aufgrund der Überlieferungslage scheint die Frage nach der Echtheit des Mag­ deburger Primatsprivilegs endgültig kaum klärbar. Ansätze, die auf eine wider­ spruchsfreie Ordnung der päpstlichen Primatsprivilegien des 10. Jahrhunderts für © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 48

die Metropolitankirchen des Reichs abzielen (Rathsack, Beumann), könnten an den Gegebenheiten der römischen Politik und der Unbestimmtheit des Primats Vorbeigehen288. Für die um die Mitte des 14. Jahrhunderts einsetzende politische Verwendung des Primatsprivilegs durch die Erzbischöfe von Magdeburg289 war die Frage nach der Echtheit zunächst unerheblich. In den Gesta Archiepiscoporum Magdeburgen- sium290, den Annales Magdeburgenses291 sowie durch die im Liber privilegiorum S. Mauricii Magdeburgensis enthaltenen Kopien des Privilegs wurde der Primats­ anspruch der Magdeburger Erzbischöfe tradiert. Politisch wirksam wurde er erst im 15- Jahrhundert. Ähnlich wie der Magdeburger Primatsanspruch geht die Salzburger Würde eines „legatus natus“292 aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine Fälschung zurück. In einer auf 973/74 zu datierenden, in zwei Fassungen abschriftlich überlieferten Urkunde verleiht Papst Benedikt VI. Erzbischof Friedrich von Salzburg (958-991) das apo­ stolische Vikariat für Noricum und Ober- und Unterpannonien: Concedimus itaque vicem apostolicam Friderico antistiti Salzburgensis ecclesie in tota Norica provincia et in tota Pannonia, superiori scilicet et inferiori, quomo- do sui antecessores eandem potestatem a nostris habuerunt antecessoribusF3

Nach überwiegender Meinung der Forschung gehört die Urkunde zu einem Komplex von Fälschungen, mit denen Erzbischof Friedrich auf die Ambitionen Bi­ schof Pilgrims von Passau reagierte, Passau bzw. Lorch in den Rang eines Erzbis­ tums zu erheben und große Teile Pannoniens diesem zu unterstellen294. Ausdruck der Bestrebungen des Passauer Bischofs war die Anfertigung der „Pilgrimschen Fäl­ schungen“295. Gegen die Datierung der Salzburger Fälschung in die Regierungszeit Erzbischof Friedrichs hat Winfried Stelzer vermutet, sie sei unter Erzbischof Kon- rad III. (1177-1183) angefertigt worden. Die an Pseudoisidor angelehnte Arenga lasse an die Benützung des Decretum Gratiani denken296. In seinem Palliumprivileg für Erzbischof Thietmar von Salzburg (1025-1041) von 1026 bestimmte Papst Johannes XIX., daß der Erzbischof an seiner Stelle ent­ scheiden könne, wenn die Situation dies erforderlich mache: Et si quid in ecclesia tua vel suffraganeorum tuorum acciderit, quod iudicium apostolicum vel apostolici legati presenciam competenter expectat et tanta necessitate urgeris, ut expectare hoc nulla racione valeas, nostra vice terminare te apostolica auctoritate iudicamusF7

Der Erzbischof solle dieses Recht aber nur in dem Maß zur Anwendung bringen, wie es seine Vorgänger getan hätten (servata tarnen in hoc et suprascriptis ea mensura, qua antecessores vestros usos esse per privilegid)™. Es ist denkbar, daß mit dem Ver­ weis auf Befugnisse früherer Erzbischöfe auf die Fälschung Erzbischof Friedrichs Bezug genommen wird299. Mit Sicherheit kann dies jedoch nicht festgestellt wer­ den. Auch bleibt Stelzers These zu überdenken300. Erzbischof Gebhard von Salzburg (1060-1088) wurde die Legation wahrschein­ lich in einem nicht überlieferten Palliumprivileg bestätigt. Als Legat ist er auf der Synode von Mainz 1071 in Erscheinung getreten301. Die nächste gesicherte Privilegierung eines Salzburger Erzbischofs mit der Lega­ tion findet sich erst wieder für Erzbischof Eberhard I. (1147-1164). Papst Alexan­ der III. bestellte ihn 1163 zum Legaten für Deutschland: legatum in regno Teutonico © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 49 statuentes™2. Die Einschränkung seines Legationsrechts auf die Fälle, denen sich der Papst selbst oder ein von ihm Gesandter nicht annehmen könnten (cum adpresens per nos velper aliquos a nostro latere destinatos vobis intendere non possimusf^, erin­ nert an die Bestimmung aus dem Privileg von 1026, daß der Erzbischof in Vertre­ tung des Papstes handeln soll, wenn es ihm nicht möglich sei, dessen Gegenwart oder die eines Gesandten abzuwarten. Die vordringliche Aufgabe der Legation Erz­ bischof Eberhards I. war es, die zum Gegenpapst Victor IV und Kaiser Friedrich I. haltenden Schismatiker zum Gehorsam gegenüber Alexander III. zurückzuführen: officio, illos qui scismatis suntpravitate polluti, revocandi ad unitatem ecclesie et devo- tionem nostram plenam habeatpotestatem™4. Mit der Beendigung des alexandrinischen Schismas durch den Vorvertrag von Anagni (1176) und den Frieden von Venedig (1177) wurde auch das seit 1174 beste­ hende Salzburger Schisma behoben. Die beiden Rivalen Adalbert II. von Böhmen und Heinrich von Berchtesgaden mußten resignieren, und der Kardinalbischof von Sabina, Konrad von Wittelsbach, erhielt das Erzbistum Salzburg. 1161 war er auf Betreiben Kaiser Friedrichs I. zum Erzbischof von Mainz gewählt und 1165 als Par­ teigänger Alexanders III. abgesetzt worden305. In den Jahren von 1169 bis 1171 und 1173 bis 1177 hatte Konrad als Legat Alexanders III. in Bayern gewirkt. Nach den Bestimmungen des Vertrags von Anagni behielt auch nach 1176/77 der 1165 einge­ setzte Reichskanzler Christian von Buch das Erzbistum Mainz. Konrad sollte das erste frei werdende deutsche Erzbistum erhalten und wurde so 1177 Erzbischof von Salzburg306. Abgesehen davon, daß Konrad aller Wahrscheinlichkeit nach von Papst Alexander III. adpersonam zum Legaten für ganz Deutschland bestellt worden war, ist mit seiner Regierungszeit der Beginn der ständigen Legatengewalt der Salzbur­ ger Erzbischöfe sicher zu fassen. Mit Urkunde vom 12. April 1179 bestätigte Alex­ ander III. die Privilegien der Salzburger Kirche, darunter das des apostolischen Vi­ kariats in Noricum: Apostolicam quoque vicem tibi tuisque successoribus in tota Norica provincia concedimus sicut predecessores tui a nostris usque modo firmam antecessoribus habuerunt.307

Heinz Dopsch hat daraufhingewiesen, daß als Vorlage für diese Bestimmung die oben erwähnte Fälschung auf Papst Benedikt VI. diente308. Durch Papst Alexan­ der III. wurde das gefälschte Vikariatsprivileg unter Ausklammerung Pannoniens bestätigt. Es scheint dabei nicht unerheblich, daß sich die Formulierung in der Ur­ kunde für Erzbischof Konrad an der Überlieferung B der Fälschung orientiert, denn nur in dieser wird das Vikariat auch für die Nachfolger Erzbischof Friedrichs verliehen. Durch Zitierung des gefälschten Privilegs in dieser Fassung wurde das apostolische Vikariat einzelner Salzburger Erzbischöfe umgewandelt in die ständige Vertretung des Papstes in Noricum, in eine permanente Legation durch die Erzbi­ schöfe von Salzburg. Die Juristen prägten im 13. Jahrhundert für Legaten des römi­ schen Stuhls, die diese Würde durch ihr Amt erhielten, den Begriff „legati nati“309. In einem Schreiben an die Bischöfe und Prälaten der Salzburger Kirchenprovinz vom 19. April 1179310 teilte Papst Alexander III. mit, daß er die Legationsvollmacht Erzbischof Konrads auf dessen Wunsch hin auf die Kirchenprovinz Salzburg be­ grenzt habe311. Der frühere Legat für Deutschland312 wurde zum Legaten für Nori­ cum bestimmt313. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 50

Die Wende vom zeitlich begrenzten apostolischen Vikariat zur ständigen Lega­ tion der Salzburger Erzbischöfe unter Konrad III. wird vor allem dadurch faßbar, daß seit seiner Regierungszeit alle Erzbischöfe von Salzburg den Titel apostolicae se- dis legatus in der Intitulatio ihrer Urkunden führten314. Der Frage, inwieweit das kanonische Recht die jurisdiktionellen Befugnisse der Legati nati definierte, kann hier nicht nachgegangen werden315. Ob in Salzburg aus dem Rang eines Legatus natus jurisdiktionelle Rechte abgeleitet wurden und welche Vorteile sich für die Erzbischöfe von Salzburg im Spätmittelalter durch die Füh­ rung des Titels ergaben, ist bislang nicht genau zu sagen316. Ohne Zweifel verban­ den sich mit der Würde eines päpstlichen Legaten Ehrenvorrechte. Durandus (ca. 1235-1296) stellte fest, daß ein legatus domini papae wie der Papst selbst zu ehren sei {sicut ipse sit honorandusf'7. Auf die Aussage dieses und anderer Juristen konnten sich Legaten bei Auseinandersetzungen um ihren Rang in Zeremonien berufen. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 6. Der Augsburger Reichstag 1500

Um die Jahrhundertwende gestaltete sich die politische Situation für König Ma­ ximilian I. denkbar ungünstig. Mit dem Baseler Frieden vom 22. September 1499 verselbständigte sich die Eidgenossenschaft de facto vom Reich. Die Franzosen be­ setzten Mailand (1499/1500) und nahmen Maximilians Bundesgenossen, Herzog Lodovico, gefangen. Die Machtübernahme Karls VIII. in Italien drohte. Die Tür­ ken drangen gegen die Adria, Friaul und Venedig vor318. Die Einberufung eines Reichstags durch den König stand im Zeichen seiner Notlage. Im Mittelpunkt der Verhandlungen auf dem für den 25. Februar 1500 angesetzten Tag sollten nach dem Ladungsschreiben vom 2. Dezember 1499 die Bedrohung durch Frankreich und die Türken, aber auch Fragen von Frieden und Recht im Reich, d. h. die Reichsreform, stehen319. Eröffnet werden konnte der Tag erst am 10. April. Wäh­ rend Maximilian in Begleitung des Herzogs Georg von Bayern am 2. März in Augsburg eintraP20, kamen die meisten Reichsstände noch später. Immerhin wurde der Augsburger Reichstag dann doch sehr gut besucht. Persönlich anwesend waren drei Kurfürsten (Erzbischof Berthold von Henneberg, Herzog Friedrich von Sach­ sen, Markgraf Joachim von Brandenburg), fünf geistliche und fünf weltliche Für­ sten sowie Prälaten, Grafen und Städteboten. Die anderen Kurfürsten (ausgenom­ men Böhmen), neun geistliche und neun weltliche Fürsten, weitere Prälaten und Grafen hatten Gesandte geschickt321. Erzbischof Ernst von Magdeburg war persön­ lich erschienen322; Erzbischof Leonhard von Salzburg schickte den Doktor Sebasti­ an Ilsung. Die eigentlichen Verhandlungen begannen erst am 5. Mai, geschlossen wurde der Reichstag am 22. August 1500323. Als wichtigstes Ergebnis der Versamm­ lung darf die Regimentsordnung angesehen werden, durch die wesentliche Befug­ nisse des Königs und des Reichstags auf ein ständisches Gremium mit einem könig­ lichen Statthalter an der Spitze übergehen sollten. Maximilian L, der auf Steuer- und Truppenhilfen durch die Stände hoffte, hatte die Schaffung des Regiments selbst angeregt323'*. Die in der Regimentsordnung und im Reichsabschied schließ­ lich festgelegten Befugnisse des Regiments dürften indes weitgehend von den Vor­ stellungen Maximilians abgewichen sein. Es sollte seinen Sitz unabhängig vom kö­ niglichen Hof in Nürnberg haben, ohne die Anwesenheit des Königs beschlußfähig sein, sich aus dem Gemeinen Pfennig finanzieren, die Oberhoheit über das Kam­ mergericht besitzen, über ein eigenes Gesandtschaftswesen verfügen und den Ober­ befehl im Krieg führen324. Nach der Regimentsordnung sollte das Regiment den König bzw. seinen Statthalter, die Kurfürsten (außer Böhmen) bzw. deren Räte325, einen geistlichen und einen weltlichen Fürsten, einen Grafen, einen Prälaten, einen Vertreter aus den österreichischen und einen aus den burgundischen Erblanden der Habsburger, Städtegesandte und jeweils einen Verteter aus den in Augsburg ge­ schaffenen sechs Reichskreisen umfassen326. Zum königlichen Statthalter ernannte Maximilian I. mit Urkunde vom 31. August 1500 Kurfürst Friedrich von Sach­ sen327. Im Reichstagsabschied vom 14. September 1500 wurden die Mitglieder des Reichsregiments namentlich genannt. Von den sechs geistlichen Fürsten, von de­ nen immer einer persönlich in Nürnberg anwesend sein sollte, wird der Erzbischof O.Ö, LANDESMUSEUM BIBLIOTHEK © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 52

Ernst von Magdeburg als erster angeführt328. Der Erzbischof von Salzburg wurde nicht zum Regimentsmitglied bestimmt. Da die Verhandlungen, die offenbar in Kurien stattfanden329, geheim gehalten wurden330, informieren die Quellen kaum über die Entscheidungsprozesse auf dem Reichstag. Auch die Namen der fünf Fürsten und zwei Städtevertreter, die den am 14. Mai beschlossenen Ausschuß zur Beratung von Landfrieden, Kammergericht, Reichsregiment und Reichssteuer bildeten, sind nicht bekannt331. Ein Bild vom zeremoniellen Leben in Augsburg vermittelt Clemens Sender in seiner Augsburger Chronik332. Anlässe zur repräsentativen Zusammenkunft der Fürsten und Gesandten gab es genug. Für die zeremonielle Seite des Reichstagsge­ schehens war es sicher nicht ohne Bedeutung, daß neben dem König auch dessen Gattin Bianca Maria und der Kardinal San Severino anwesend waren. Am 7. Juni, dem Pfingstsonntag, zelebrierte Bischof Friedrich von Augsburg im Dom das Hochamt. Clemens Sender berichtet, daß die fürsten und herrn [. . .] in solicher Ordnung [. . .] gestanden und zu Opfer gangen seien: kinig Maximilian, der Cardinal, bischojf von Mintz, hertzog Fridrich von Sachsen churfürst, bischojf von Maydenburg, hertzog Albrecht von Bayeren, hertzog Jerg von Bayren, margrajf Friderich von Brandenburg, hertzog Flainrich von Mechelburg, bischoff von Wirtzburg, bi­ schojf von Aichstet, botschafft von Hyspania, botschafft von Naplaß, botschafß von UngerF3 Den nächsten Anlaß zu öffentlicher Repräsentation in der Stadt bot Fronleich­ nam am 18. Juni. Die Prozession ging von der Liebfrauenkirche über den Fronhof bis zum Perlach. Nach dem Bericht Clemens Senders schritten der Bischof von Augsburg mit dem Allerheiligsten und ihm folgend Kurfürst Friedrich von Sachsen mit einem plossen, aufgeheptem schwerFM dem König voraus. Ihm seien der Kardi­ nal, die Fürsten und Herren in irer Ordnung gefolgt335. Am Tag des Stadtheiligen von Augsburg, St. Ulrich, am 4. Juli, wurde das Hoch­ amt in St. Ulrich und Afra gehalten. Neben dem Königspaar, den Fürsten, Bischö­ fen, Prälaten, Grafen und Herren waren auch aller kinig und andern herrn botschaff- ten anwesend, denen der Marschall von Pappenheim die stend in die stiel zu stan ge­ geben hat. In solicher Ordnung sind die Fürsten und Gesandten dann auch zum Op­ fer gegangen336. Zur Grundsteinlegung für einen neuen Chor von St. Ulrich am 13. Juli führte Erzbischof Berthold von Henneberg die Prozession der geistlichen und weltlichen Fürsten an. Dem Mainzer folgten sein Kaplan mit dem Bischofsstab, der Weih- bischöf von Eichstätt, zwei Äbte, der Marschall des Herzogs von Sachsen, zahlrei­ che Grafen (alweg2 mit ainander), der königliche Herold und der Marschall von Pappenheim mit dem plossen schwert, das er dem nun folgenden König vorantrug. Hinter Maximilian und dem Kardinal, der neben ihm schritt, gingen die andern fürsten, al in irer Ordnung, alweg 2 mitainander; nachvolgends die prelaten und adeP37.

Nachdem der König Ende Juli Augsburg für einige Tage verlassen hatte, zeigte er sich am 12. August den Reichstagsteilnehmern und der Bevölkerung der Stadt in einer Zeremonie von besonderer Pracht. Mit angeblich von Karl dem Großen stammenden Kleidern angetan und der Krone auf dem Haupt belehnte er Kurfürst © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 53 Joachim von Brandenburg. Der Akt fand auf dem Weinmarkt statt. Der König hat­ te im Tanzhaus die Insignien angelegt; auf dem Weg von dort zum Markt trugen ihm Kurfürst Friedrich von Sachsen das Schwert, Markgraf Friedrich von Branden­ burg das Szepter und Herzog Georg von Bayern den Reichsapfel voran338. Dem Kö­ nig folgten der Erzbischof von Mainz, Herzog Albrecht von Bayern, der Herzog von Mecklenburg, der Erzbischof von Magdeburg, der Bischof von Worms, der Bischof von Brixen, der Gesandte des Erzbischofs von Trier, die ausländischen Gesandten und der Herzog Galeazzo aus Mailand. Während der Belehnungszere­ monie saß der König a u ff seinen kingklichen stul,, der auf einer Bühne stand. Cle­ mens Sender berichtet, daß zu seiner glingen handt Erzbischof Berthold und zu der gerechten handt Kurfürst Friedrich saßen. Ob die Kurfürsten mit dem König auf der Bühne Platz genommen haben oder neben dieser saßen, geht aus der Chronik nicht eindeutig hervor. Jedenfalls saßen alle Fürsten auf prächtig geschmückten Stühlen. Die Angabe der Sitzseiten der beiden Kurfürsten ist offensichtlich, trotz gegen­ teiliger Formulierung, vom Betrachter aus vorgenommen worden. Berthold von Mainz hat ohne Zweifel der Platz zur rechten Hand des Königs zugestanden, und er hätte ihn sicher nicht ohne Protest an Herzog Friedrich von Sachsen abgetreten. Sender hat auch die Prozessionsordnung vom 12. August ungenau beschrieben. Die Aufzählung der Herzoge, des Magdeburger Erzbischofs, der Bischöfe und Gesand­ ten sowie des Mailänder Herzogs, als wären sie in der genannten Reihenfolge hin­ tereinander auf den Mainzer gefolgt, ist eher so zu verstehen, daß, wie am 13. Juli, allweg2 mitainander gingen. Die mehrmals erwähnte Ordnung der Fürsten wird von Sender zu oberflächlich wiedergegeben, als daß aus seinen Angaben konkrete Schlüsse über die Stellung des Erzbischofs Ernst von Magdeburg in den Zeremonien gezogen werden könnten. Am Pfingstsonntag jedenfalls hatte der Metropolit seinen Platz gleich nach den Kurfürsten (auf welcher Seite?) und entweder vor oder neben den Herzogen von Bayern, die noch vor dem Markgrafen von Brandenburg aufgezählt werden. Eben­ so ungenau ist die Wiedergabe seiner Position in der Prozession am 12. August. Auch wenn Clemens Senders Chronik nur begrenzt Informationen über die Rangordnung der Fürsten und Gesandten auf dem Augsburger Reichstag gibt, ma­ chen die Berichte doch deutlich, daß der Reichstag nicht allein Ort von Verhand­ lungen, sondern zugleich Anlaß zu königlicher und fürstlicher Repräsentation war. Da relativ viele Fürsten persönlich in Augsburg erschienen bzw. Gesandte schick­ ten, mußte die Stellung des einzelnen Standes in der von Sender betonten Ordnung besonders ins Gewicht fallen. Daß es zu Vorrangstreitigkeiten in Augsburg gekommen ist, geht aus dem Arti­ kel LIII des Reichstagsabschieds (Wie die Irrung des Session zwischen den Fürsten hingelegt werden soll) hervor. Dort heißt es, daß zu allen vergangenen Reichs-Tägen, inmassen auch jetzo allhie der Session und Vorstands hal­ ben., zwischen etlichen Ständen deß heiligen Röm. Reichs merckliche Irrung und Mißhellung sich begeben habe™ Im folgenden wurde erstmals in einem Abschied die Lösung von Sessionsstreitig­ keiten in Aussicht gestellt. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 54 Auf dem Augsburger Reichstag hatten sich die Rangfragen, die auf den Tagen zuvor ausgebrochen waren, offenbar zugespitzt. Neben den hier vor allem interes­ sierenden Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern des Erzbischofs von Salz­ burg, des Hauses Österreich und dem Erzbischof von Magdeburg war es zu Strei­ tigkeiten um die Session zwischen den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg gekommen3'*0. Die schon erwähnte schlechte Quellenlage verwehrt genauere Erkenntnisse über den Verlauf der Auseinandersetzungen in Augsburg. Eine spätere Quelle gestattet jedoch die vorsichtige Annäherung an das Geschehen. In einem abschriftlich überlieferten Schreiben341 des Salzburger Administrators Ernst von Bayern (1540-1556) argumentiert dieser gegen die österreichischen An­ sprüche auf den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank unter anderem damit, daß der österreichisch rath erst im reichstag zu Augsburg anno 1500 in die reichsver- samblung mit sondern conditionen zugelassen worden sei. Der Salzburger Gesandte habe den österreichischen Rat zu ehren und gefallen Maximilians vor sich (und da­ mit unmittelbar nach den Kurfürsten und dem Erzbischof zu Magdeburg) sitzen lassen342. Als Quelle wird ein prothocoll ¿/(er) handlungen des Reichstags angege­ ben343. Ein extractzus diesem Protokoll wurde dem Schreiben Administrator Ernsts beigelegt, das an gleicher Stelle ebenfalls abschriftlich überliefert ist344. In diesem werden Maximilians Verhandlungen betreffs der Teilnahme eines kaiserlichen Rats von wegen des erzherzogthumbs Österreich an den Versammlungen des Reichstags auf den 6. Mai 1500 datiert. Des weiteren werden die erwähnten Bedingungen {condi­ tionen) , die von den Ständen gestellt wurden, genannt: Der kaiserliche Rat - denn ein solcher kam für das Erzherzogtum Österreich in die Versammlung - dürfe nicht abgewechselt werden und seiner Verpflichtungen gegenüber dem Haus Österreich erlassen sein343. Die Stände befürchteten offenbar, daß der Kaiser durch den öster­ reichischen Rat Einfluß auf die Verhandlungen nehmen würde. Daher forderten sie, daß der österreichische Gesandte gegenüber dem Haus Österreich nicht wei­ sungsgebunden sein solle. Diese etwas wunderlich anmutende Forderung ent­ spricht der Bedingung, die im 16. Jahrhundert an Räte gestellt wurde, die in Reichstagsausschüsse entsandt wurden346. Namentlich wird der österreichische Rat nicht erwähnt. Möglich ist, daß es sich um Paul von Liechtenstein handelte, der im Reichsabschied genannt wird347. Maximilian I. hat dem Salzburger Erzbischof mit besiegelter Urkunde vom 28. Juli 1500 versichert, daß der Vorsitz des österreichischen Rats dem Haus Öster­ reich gegenüber dem Stift Salzburg keinen vorteil, noch demselben ertzbischofen und stifft Salzburg an obberurten seinen wirdigkeiten, Vorsitz und gerechtigkeiten keinen abbruch, mynderung noch nachteyl geberen noch bringen sulPA*. Aus der Urkunde geht auch hervor, daß Sebastian Ilsung ohne Wissen und Befehl des Salzburger Erz­ bischofs, aber zu eren und gefallen^ des Königs und im Interesse des Fortgangs der Reichstagsverhandlungen dem österreichischen Rat den Platz räumte. Erzbischof Leonhard hatte also zunächst nichts davon gewußt, daß sein Platz zugunsten der Erzherzoge verändert wurde. Maximilian hatte seine königliche Autorität erfolg­ reich gegenüber dem Salzburger Rat zur Geltung gebracht. Die Zusicherung an den Erzbischof, daß die Sitzverteilung auf dem Reichstag für das Erzstift keine © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 55 Rangminderung bedeuten soll, war vielleicht die Bedingung, unter der Ilsung sich einverstanden erklärte. Nachdem Maximilian auf den vergangenen Reichstagen versucht hatte, den Erz­ herzogen einen Platz auf der Kurfürstenbank zu verschaffen, war er nun bestrebt, ihnen den ersten Rang nach den Kurfürsten zu sichern. Darüber hinaus wollte er wohl über seine Räte Einfluß auf den Fürstenrat nehmen. Im Vergleich zu den Be­ mühungen der Jahre zuvor zeichnet sich eine gewisse Umorientierung ab: Hatte Maximilian zunächst den bekannten Paragraphen aus dem Privilegium maius so in­ terpretiert, daß die Erzherzoge auf der Kurfürstenbank rechts vom Pfalzgrafen sit­ zen sollten, strebte er nun für das Haus Österreich den Platz im rechten Winkel zu den Kurfürsten, d. h. den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank an. Maximi­ lian hoffte wohl, daß die Erlangung eines festen Sitzes des Hauses Österreich auf der geistlichen Fürstenbank leichter sei, als das Eindringen in den Kurfürstenrat. Neben Prestigegründen hat sicher das Interesse an der Einflußnahme auf die Ent­ scheidungsprozesse der Fürstenkurie und des Reichstags überhaupt eine Rolle ge­ spielt. Eventuell spekulierte der König auch auf die mit dem Direktorium verbun­ denen Rechte350. Diese Umorientierung bedeutete jedoch nicht die Aufgabe jeglicher Bestrebun­ gen, den Habsburgern Eingang in den Kurfürstenrat zu verschaffen. Seit 1502 ver­ folgte Maximilian den Plan, Tirol die Kurwürde zu verschaffen. Nach Erfolgen im bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg im Sommer 1504 „ließ er am 19. August 1504 zu Straßburg jene Urkunde mundieren, worin er den Kurfürsten Philipp (von der Pfalz - T. W.) seiner Güter und Lehen für verlustig erklärte, ihn der Kurwürde ent­ setzte und diese aus absoluter kaiserlicher Machtvollkommenheit (nostre potestatis absoluta - T. W.)351 mit Zustimmung der Fürsten seinem Sohne Philipp und dem Lande Tirol übertrug“352. Zugleich machte er die Grafen von Tirol zu Erbhofmei­ stern des Reichs. Die Urkunde hat ihre vorgesehenen Empfänger nie erreicht. Ma­ ximilian hatte sein Vorhaben zurückgestellt, um nicht das Verhältnis zu den Kur­ fürsten zu belasten und einen Ausgleich mit Philipp von der Pfalz zu erreichen. Eine dauernde Minderung der Stellung der Salzburger Erzbischöfe unter den Reichsfürsten wollte Leonhard von Salzburg nicht hinnehmen. Im Gegenteil: Sein Gesandter hat in Augsburg den Vorrang des Erzbistums Salzburg vor dem Erzbis­ tum Magdeburg gefordert. Ob der Salzburger Rat soweit ging, für seine Person den Vorsitz vor dem persönlich anwesenden Erzbischof Ernst zu fordern, wird nicht überliefert. Der Magdeburger Erzbischof ließ in Augsburg jedenfalls keine Minderung sei­ nes Ansehens und seiner Stellung zu. In der Regimentsordnung steht er gleich nach den persönlich anwesenden Kurfürsten353, im Reichsabschied nach den Gesandten der Erzbischöfe von Köln und Trier und dem des Pfalzgrafen354. Während Ernst die Regimentsordnung als Ertz Bischoffzu Magdeburg, Administrator des Stifts zu Hal­ berstadt, primas in Germanien, Herzog von Sachsen, Landtgraf in Thüringen unnd Marg Graff zu Meichsen355 Unterzeichnete, heißt es im Abschied nur kurz Ertz-Bi- schojf zu Magdeburg, Administrator zu Halberstatt, persönlich, aber in der Siegel­ ankündigung (Ernst siegelte für die geistlichen Fürsten) führte er seine Titel wieder vollständig, einschließlich des Primas in Germanien an356. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 56

Die Würden, die er mit seinen Titeln auswies, waren dreifacher Herkunft: Er­ stens hatte Ernst als Erzbischof ohnehin eine vordere Stellung in der Hierarchie des deutschen Episkopats. Zweitens führte er als Magdeburger Erzbischof den Titel ei­ nes „Primas Germaniae“, der - bei aller Ungewißheit über die damit verbundenen Rechte - seinem Inhaber eine besondere Würde unter den Erzbischöfen verschaf­ fen mußte. Drittens gehörte zu seinem Ansehen die Herkunft aus dem kurfürstli­ chen Geschlecht der Wettiner. Ernst hat letzteres im gemeinsamen Auftreten mit seinem Bruder, dem Kurfürsten Friedrich von Sachsen, demonstriert357. Während der Magdeburger Erzbischof seine Würden zur Geltung bringen und den ersten Rang nach den Kurfürsten einnehmen konnte358, ging Dr. Sebastian II- sung auf den Anspruch der Habsburger ein. In der Unterschriftenliste der Regi­ mentsordnung werden die Gesandten der Chur Fürsten, Fürsten, Prelaten, Grafen und herreri559 nur als Gruppe ohne einzelne Nennung nach den persönlich anwe­ senden Fürsten und den Bürgermeistern und Räten der Städte Straßburg und Augsburg (für die Frei- und Reichsstädte) aufgeführt. Im Reichsabschied steht II- sung nach dem Erzbischof von Magdeburg und Paul von Liechtenstein, der von wegen Ertz-Hertzog Philips von Oesterreich in der Subscriptionsliste genannt wird360. Die Voransetzung der Erzherzoge vor dem Erzbischof von Salzburg im Reichsab­ schied komplettierte den Erfolg Maximilians gegenüber Salzburg. Zudem hatte der König erreicht, daß ein österreichischer Rat vor persönlich anwesenden geistlichen Fürsten unterzeichnen, sitzen und stimmen durfte. Erzbischof Leonhard konnte immerhin als Erfolg verbuchen, daß sein Gesandter vor mehreren persönlich anwe­ senden Bischöfen Unterzeichnete. Für die Stellung der Erzbischöfe von Salzburg und ihrer Gesandten war aber durch Ilsungs Session - trotz der gegenteiligen Versi­ cherung des Königs - ein für sie negativer Präzedenzfall geschaffen worden. Am Beispiel des Augsburger Tages wird erneut der Unterschied der Stellung ei­ nes Gesandten im Zeremoniell des Reichstags auf der einen und bei der Unter­ zeichnung eines Abschieds auf der anderen Seite deutlich. Während Ilsung in den Beschreibungen der höfischen und kirchlichen Zeremonien nicht einmal erwähnt wird, hat er seinen Erzbischof in Angelegenheiten des „Reichstags-Geschäfts“361 vertreten können. Es ist anzunehmen, daß Ilsung und Liechtenstein in den Ver­ sammlungen des Tages die Plätze innehatten, die ihnen in der Unterschriftenliste zukamen. Insofern deutet sich eine Kongruenz zwischen der Stellung im Abschied und der Session in den Verhandlungen an. Während die fürstliche Selbstdarstellung im Reichstagszeremoniell an seine hi­ storischen Wurzeln im Hof- und Kurfürstentag erinnert, zeigt sich an der repräsen­ tativen Vertretung des Standes durch Gesandte in den Verhandlungen die fort­ schreitende Institutionalisierung des Reichstags. Allerdings galt auch hier weiterhin die Regel, daß persönlich anwesende Fürsten den Vorrang vor Gesandten hatten. Lediglich die Räte des Erzherzogs von Österreich, der Erzbischöfe von Salzburg, Magdeburg, Besançon und Bremen sowie des Hochmeisters waren, wie Sixt Som­ mer schrieb, von wegen der Praeeminentz der Ertz-Bistumb und Ertz-Hertzog- thumb5G1 davon ausgenommen. Hinter der Angabe im Reichsabschied, Paul von Liechtenstein habe für Erzher­ zog Philipp gesessen, darf ein taktisches Manöver des Königs vermutet werden. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 57 Liechtenstein gehörte 1500 ohne Zweifel zum Hof Maximilians363. 1499 war er von diesem zum Landmarschall für Tirol ernannt worden. Er war einer der wichtigsten Finanzexperten des Königs, was seinen Wert als Vertreter des Königs in den Ver­ handlungen der Fürsten und Gesandten nur steigern konnte364. Von Philipp, der seit 1494 Burgund regierte365, dürfte er für den Augsburger Tag nicht beauftragt worden sein. Allem Anschein nach hat Maximilian versucht, die Einwilligung für die Teilnahme eines königlichen Rats an den Verhandlungen der Fürsten dadurch zu erhalten, daß er diesen als Gesandten des Erzherzogs ausgab. Offenbar hatte es nicht genügt, auf seine eigene erzherzogliche Würde hinzuweisen. Ein Rat Maximi­ lians wurde als Rat des Königs, nicht des Erzherzogs, angesehen. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 58

7. Reichsregiment und Sessionsverhandlungen

Zu den Aufgaben des Reichsregiments sollte u. a. die Regelung von Sessions­ streitigkeiten gehören. Im Reichsabschied vom Augsburger Tag wurde die Verfah­ rensweise festgelegt, nach der die Differenzen zwischen den Parteien gelöst werden sollten: Setzen,, ordnen und wollen darauff, daß alle und jede Ständ des H. Reichs, weß Würden,, Stands oder Wesens die seyen, so der Session oder Vorstands halben gegen oder mit einander streitig oder irrig seynd, ihr Gerechtigkeit und Gründ in solchen Sachen hie zwischen und St. Martins Tag nächstkommend, Uns oder dem, so an Unser statt sitzen wird, und Unsern und deß Reichs verordneten Regenten gen Nürnberg in Schrifften zuschicken sollen, die Wir demjenigen, so sie betrifft, fürter zusenden, sein Antwort darinn vernehmen, und alsdann sol­ che Schrifften und Antwort Unsern Churfürsten zuschicken, ihren Rath darinn hören, und darnach solch Schrijft und Antwort auch mit den gemeldten Unsern und deß Reichs Regenten besichtigen, ermessen und erwegen, und darauff zwischen den Partheyen deßhalb Entscheid thun wollen, damit hinfuro ein jeder derselben gegen dem andern seinen Stand und Session wissen mög, und Irrung deßhalb verhüt und vermitten bleibe,366

Vorgesehen war demnach die Beratung und Lösung der Sessionsfragen in sechs Schritten: 1. Die streitenden Parteien sollten beim König bzw. seinem Statthalter (Kurfürst Friedrich von Sachsen) und den Reichsregenten ihre Argumente in schriftlicher Form (Klagelibelle) bis zum 11. November 1500 Vorbringen. 2. Der König und das Reichs regimen t hatten daraufhin den Parteien die Klage­ libelle der jeweils anderen Seite zukommen zu lassen und 3. die Antworten auf dieselben abzuwarten. 4. Die Argumente (siehe 1.) und Antworten (siehe 3.) sollten nun den Kurfürsten zugeschickt werden. 5. Nach Eingang der darauf erwarteten Stellungnahmen der Kurfürsten wollte der König diese sowie die Argumente (siehe 1.) und Antworten (siehe 3.) der Partei­ en gemeinsam mit den Reichsregenten ab wägen. 6. Wenn dies geschehen sei, wollte der König entscheiden.

Maximilian behielt sich die letzte Entscheidung über Präzedenzstreitigkeiten zwischen Reichsfürsten vor, auch wenn die Reichsregenten und die Kurfürsten durch ihre Stellungnahmen an der Entscheidungsfindung in einem römisch-kano­ nischen Verfahren beteiligt werden sollten. Das Reichsregiment erscheint im Ses­ sionsartikel des Augsburger Reichsabschieds nicht als Entscheidungsinstanz. Maxi­ milian hatte nicht auf seine Autorität gegenüber den Reichsfürsten verzichtet367. Die Politik des Königs in den auf den Augsburger Reichstag folgenden Monaten läßt sich in Hinblick auf die Sessionsfrage nur schwer rekonstruieren. Soweit die Quellen überhaupt eine Einschätzung gestatten, hat Maximilian offensichtlich dar­ an festgehalten, die Sessionsfragen selbst zu entscheiden. In diesem Interesse hat er sogar versucht, die Bestimmungen des Augsburger Abschieds zu umgehen. Am 9. Oktober 1500 forderte der König von Donauwörth aus den Erzbischof Ernst von Magdeburg zum wiederholten Mal energisch auf, den nechsten gen Nü- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 59 rembergzu kommen. Er könne dort nur kurze Zeit bleiben und befinde sich bereits auf dem Weg in die Stadt368. Da der König Mitte Oktober auch Erzbischof Bert- hold von Mainz befohlen hatte, alle Regenten nach Nürnberg zu rufen369, ist an­ zunehmen, daß Ernst mit dem Schreiben Maximilians aufgefordert werden sollte, seiner Pflicht als Reichsregent nachzukommen. Das Regiment sollte eigentlich am 16. September 1500370 zusammentreten, doch zunächst (am 21. September 1500) erschien lediglich Berthold von Henneberg371. Maximilian kam am 24. Oktober und blieb bis zum 6. November 1500372. Friedrich von Sachsen und Erzbischof Ernst kamen am 31. Oktober 1500 nach Nürnberg373. Herzog Georg von Bayern, der erste Regent der weltlichen Fürsten, war noch gegen Jahresende nicht erschie­ nen. Andere Regenten kamen überhaupt nicht374. Die erheblichen Verzögerungen beim Zusammentreten des Regiments erklären den energischen Ton Maximilians gegenüber Erzbischof Ernst. Zugleich wird das Interesse des Königs an der neuen Reichsinstitution deutlich. Ein weiterer Brief Maximilians an den Magdeburger Erzbischof, schon vom 2. September 1500375, unterstützt die These, daß er die Sessionsfragen möglichst selbständig klären wollte. In dem Schreiben bezieht er sich direkt auf den hier in­ teressierenden Präzedenzstreit: dieweil nu wir als ertzherzog zu Österreich, auch dein andacht und unseres) furst und lieber andechtiger Leonhard ertzbischove zu Saltzpurg der session halben in irrung stehn. Der König räumte ein, daß die Verhandlungen in der Sessionsfrage vom St.- Martins-Tag (11. November) auf den St.-Gallen-Tag (16. Oktober) vorverlegt wür­ den, wenn Ernst persönlich nach Nürnberg kommen wolle. Die Vergleichung zwi­ schen dem Salzburger und dem Magdeburger Erzbischof sowie zwischen letzterem und Maximilian als Erzherzog von Österreich sollte gütlich oder rechtlich erfolgen, d. h. entweder durch eine gütliche Schlichtung oder ein Urteil376. Die Formulierun­ gen des Briefs lassen annehmen, daß Maximilian Verhandlungen mit den persön­ lich anwesenden Erzbischöfen Leonhard und Ernst wünschte. Die Interpretation des Briefs bereitet allerdings Schwierigkeiten. Zunächst fällt auf, daß er acht Tage vor dem Reichsabschied377 datiert ist, diesen aber anführt: alsdann auf dem yetzgehabten reichstag zu Augspurg durch die versamblung des reichs ain ab- schiedt gemacht ist, under anderm der session der fürsten halben. Zudem meinte Maximilian in seinem Brief, daß am St.-Martins-Tag durch die stende des reichs, so derselben zeitt alda (in Nürnberg - T. W.) erscheinen die Sessions­ streitigkeiten rechtlich und entlieh entscheiden werden sollen, während der Abschied ja lediglich festgelegt hatte, daß die „Parteien“ bis zum genannten Tag ihre Klageli­ belle schriftlich einzureichen hätten. Da der König am 25. August 1500 Augsburg verlassen hatte378 und der Abschied unter der Leitung Bertholds von Henneberg erst in den folgenden Tagen fertiggestellt wurde379, könnten die Differenzen even­ tuell damit erklärt werden, daß Maximilian die Festlegungen des Abschieds wört­ lich noch nicht bekannt waren. Wahrscheinlicher ist, daß der König andere Lösungswege für Präzedenzkonflikte vorzog, als sie der Abschied bestimmte. Dafür spricht das Angebot Maximilians an Erzbischof Ernst, die Verhandlungen vorzuverlegen. Offensichtlich strebte er einen gütlichen Vergleich oder einen rechtlichen Spruch an, bevor das Verfahren unter © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 60 Einbeziehung der Regimentsräte und Kurfürsten beginnen würde. Wahrscheinlich rechnete er mit dem Interesse der Erzbischöfe, ihre Prärogativen nicht vom Regi­ ment und den Kurfürsten diskutieren zu lassen380. Realisiert wurde das Vorhaben allerdings nicht. Die Verhandlungen, die in den ersten Tagen nach der Ankunft des Magdeburger Erzbischofs in Nürnberg stattfanden, wurden vor Reichsregenten geführt. Inwie­ weit Maximilian sich selbst einschaltete, bevor er die Stadt verließ, ist nicht festzu­ stellen. Am 8. November 1500 wandte er sich in einem Brief von Hemau aus an seinen Statthalter Friedrich von Sachsen und Kurfürst Berthold von Henneberg mit der Aufforderung, ihm mitzuteilen, was sie mit Erzbischof Ernst verhandelt hätten381. Die neben dem Original überlieferte Kopie vermerkt einen Zettel zu dem Brief, der den Gegenstand der Verhandlungen nennt: betrifi der yetzberürtem von Maydenburg session582. Eine Lösung des Problems wurde von den drei Regenten nicht gefunden, denn am 20. November 1500 teilte Berthold von Henneberg dem Salzburger Erzbischof mit, daß Ernst dem abschied nach des gehalten reichs tag zu Augspurg seine Argumente in der Sessionsfrage schriftlich vorgebracht habe. Diesel­ ben würden Leonhard in eingeschlossener Abschrifft zur Kenntnis gebracht. Der Erz­ bischof möge darauf antwort tun,, und überschickhen, damit den yetzbestympten ab- scheid und Ordnungen nach gehandlt werden müg^8i. Erst nachdem bereits mit Erzbi­ schof Ernst verhandelt worden war, schickte Berthold von Henneberg Erzbischof Leonhard das Klagelibell des Magdeburger Erzbischofs zu. Der Salzburger Erzbischof hatte bereits am 12. Oktober 1500 seinen Rat Dr. Se­ bastian Ilsung mit einer Instruktion für die Sessionsverhandlungen in Nürnberg versehen384. Ilsung scheint tatsächlich in Nürnberg gewesen zu sein. Zumindest ist sicher, daß der Inhalt seiner Instruktion, die Salzburger Argumente für einen Vor­ rang vor den Erzherzogen von Österreich und den Erzbischöfen von Magdeburg, in Nürnberg bekannt geworden ist. Der den Magdeburger Erzbischof betreffende Teil der Instruktion liegt als Klagelibell (Vorbringen) des Salzburger Anwalts auch in Magdeburger Quellen vor385. Die in Ilsungs Instruktion angeführten Argumente wurden den anderen Parteien abschriftlich zur Kenntnis gebracht. Die Magdebur­ ger Reaktion auf das Salzburger Klagelibell zeigt, daß man Punkt für Punkt auf die in der Instruktion enthaltenen Argumente einging. Nachdem mündliche Verhandlungen mit Erzbischof Ernst von Magdeburg (und eventuell auch Sebastian Ilsung) offensichtlich zu keinem Ergebnis geführt hatten, erfolgte der Austausch der Klagelibelle gemäß den Bestimmungen des Augsburger Abschieds. Für die drei „Parteien“ werden in den Quellen Anwälte genannt, deren Namen allerdings keine Erwähnung finden. Ob es zu einer Konsultierung der Kur­ fürsten (außer den Regenten Berthold von Henneberg und Friedrich von Sachsen) kam und ob der König einen Beschluß faßte, wird nicht mitgeteilt. Da aber auch in späteren Quellen zu Sessionsstreitigkeiten zwischen den beteiligten Parteien auf keinen königlichen Bescheid verwiesen wird386, spricht alles dafür, daß Maximilian keine Entscheidung fällte. Fraglich ist, wie lange Erzbischof Ernst in Nürnberg weilte. Nach dem Augsbur­ ger Abschied hätte er ein Vierteljahr die Regentschaft für die geistlichen Fürsten führen sollen; von seiner Ankunft ab gerechnet also bis ca. Ende Januar/Anfang Fe- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 61

bruar 1501. In einem Schreiben der österreichischen Räte Walther von Stadion und Georg von Neudeck an den König vom 23. Februar 1501 wird Ernst jedoch als Ge­ sprächspartner aufgeführt387. Am 21. März 1501 wird Erzbischof Ernst nicht unter den Regenten erwähnt388. In der Chronik Heinrich Deichslers wird er dagegen zum 9. April 1501 als anwesend verzeichnet389. Am erweiterten Regiment390 hat er teil­ genommen. Dieses hatte nach der Regimentsordnung besonders problematische Angelegenheiten der Politik zu beraten. Es sollte aus den Regenten, allen Kurfür­ sten, den zehn verbleibenden geistlichen (bei Regentschaft des Magdeburger Erzbi­ schofs also die Bischöfe von Würzburg, Worms, Eichstätt, Augsburg und Münster) und weltlichen (bei Regentschaft Herzog Georgs von Bayern also Markgraf Fried­ rich von Brandenburg, Herzog Wilhelm von Jülich, Landgraf Wilhelm von Hessen und Markgraf Christoph von Baden) Fürsten391 bestehen und zum 17. Februar 1501 Zusammenkommen. Die Fürsten trafen jedoch - wenn überhaupt - nur mit Verzö­ gerung ein392. In einem „Beschluß durch Statthalter, Regenten und Räthe des Reichs-Regiments, mit samt denen, so auf Beschreiben der achtzehen Fürsten ankommen seyn, beschehen auf dem Regiments-Tag zu Nürnberg, Anno 1501“, der in der Sammlung der Reichs-Abschiede ohne Datum überliefert, aber vor den 25. Juli zu datieren ist, wird Ernst unter den Anwesenden aufgeführt393. Den ge­ nannten Informationen ist zu entnehmen, daß der Wettiner länger beim Reichsre­ giment blieb, als durch den Augsburger Abschied bestimmt worden war. Die Ursa­ chen für sein offensichtliches Interesse am Regiment liegen im dunkeln. Das Reichsregiment war nicht nur Ort zentralen politischen Handelns und di­ plomatischer Auseinandersetzungen, sondern nicht zuletzt (wie die Reichstage) Ge­ legenheit zu fürstlicher Repräsentation und Machtdemonstration. Erzbischof Ernst von Magdeburg gehörte zu den herausragenden Persönlichkeiten des Regiments, sowohl in dessen Geschäften als auch im zeremoniellen Leben in Nürnberg. Am 3. November 1500 zelebrierte er die Messe394, Schreiben und Mitteilungen von Fürsten bzw. des Königs oder Beglaubigungsschreiben von Gesandten gingen an ihn, Berthold von Henneberg und Friedrich von Sachsen395; in Sitzungen des Regi­ ments gehörte er offenbar zu den ersten Sprechern396; an Verhandlungen war er führend beteiligt397. Bei dem aus Anlaß der Hochzeit des Mainzer Sekretärs Sixtus Ölhafen veranstalteten Turnier gehörte er zu den vornehmsten Gästen398. Erzbischof Ernst von Magdeburg dürfte es in Nürnberg gelungen sein, gemein­ sam mit seinem Bruder Friedrich von Sachsen die Macht und Würde des Hauses Wettin zu demonstrieren sowie seiner Würde als Erzbischof und Primas Germaniae Ausdruck zu verschaffen. Die in den Jahren 1500/01 geführten Verhandlungen um eine Übernahme des Mainzer Erzbistums durch Ernst - wobei die Initiative offen­ bar von Kurfürst Friedrich ausging - fügen sich in dieses Bild399. Den für den 25. Juli ausgeschriebenen Regimentstag400 in Nürnberg hat Erzbi­ schof Ernst wahrscheinlich nicht besucht. Am 5. August 1501 wurden er und Erz­ bischof Leonhard als abwesend verzeichnet401. Im Abschied vom 14. September 1501 wird weder der Erzbischof von Magdeburg noch ein Magdeburger Gesandter genannt. Erzbischof Leonhard schickte nach Aufforderung der versammelten Stän­ de seinen Rat Dr. Jakob Hausheimer nach Nürnberg. Dieser Unterzeichnete den Abschied des Tages an erster Stelle der geistlichen Fürsten, vor dem Gesandten des © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 62

Bamberger Bischofs und den persönlich anwesenden Bischöfen von Worms, Eich­ stätt und Augsburg. Der Gesandte Maximilians von wegen der Ertz-Hertzogen zu Österreich, Dr. Ludwig Fergenhans, setzte seine Unterschrift allerdings gleich nach die kurfürstlichen Unterzeichnungen und vor die der gaistlich Fürsten*02. Der An­ spruch Maximilians auf Präzedenz eines Erzherzogs vor den geistlichen Fürsten hatte hier seinen Niederschlag gefunden. Zugleich wurde durch die Stellung im Abschied die beanspruchte Nähe zum Rang der Kurfürsten ausgedrückt. In der Mainzer Kanzlei wurde der Rang der Erzherzoge unmittelbar bei den Kurfürsten und vor den geistlichen Fürsten offenbar akzeptiert. Neben dem oben erwähnten Plan für ein Kurfürstentum Tirol gibt die Stellung des österreichischen Rats im Ab­ schied von 1501 Zeugnis dafür ab, daß Maximilian 1500 nicht von seiner ursprüng­ lichen Absicht abgerückt war, den Erzherzogen einen kurfürstengleichen oder gar kurfürstlichen Rang zu verschaffen. In den Jahren 1500/01 wurde keine Klärung der Präzedenzfragen auf Reichsta­ gen gefunden, aber erstmals wurde versucht, diese herbeizuführen403. Vorgesehen war dafür ein durch den Reichsabschied von 1500 geregeltes rechtliches Verfahren. Abweichend von den Augsburger Bestimmungen wurde jedoch zunächst mündlich verhandelt. Erst nachdem hier keine Lösung gefunden wurde, erfolgte der im Augs­ burger Abschied als erster Schritt des Verfahrens vorgesehene Austausch schriftli­ cher Vorbringen (Klagelibellen). Auf diese sollte von den jeweiligen Empfängern mit Einreden reagiert werden. Auf der Grundlage der durch den schriftlichen Cha­ rakter des Verfahrens entstandenen Dokumente, die teilweise überliefert sind, kann Einblick in die Argumentationsweise der Fürsten gewonnen werden. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 63

8. Argumente für die Präzedenz

Die Sichtung von Quellen zu Rangfragen auf königlichen Tagen und Reichsta­ gen ergab, daß Erzbischof Ernst von Magdeburg mit der Würde eines Primas Ger- maniae gegen Ende des 15. Jahrhunderts den Anspruch verband, Vorrang auch vor Kurfürsten zu haben. König Maximilian setzte zunächst die auf Rudolf IV. zurück­ gehenden Bemühungen der Habsburger fort, den Erzherzogen von Österreich ei­ nen Platz bei den Kurfürsten zu sichern. Auf dem Augsburger Reichstag im Jahr 1500 strebte er dann für seinen Rat den ersten Rang auf der geistlichen Fürsten­ bank an. Die Forderung des Salzburger Erzbischofs nach Vorrang vor dem Erzbi­ schof von Magdeburg und damit nach Präzedenz vor allen geistlichen (nichtkur­ fürstlichen) Fürsten begegnete erstmals 1496. Im folgenden werden die Argumente der drei an dem Streit beteiligten Seiten wiedergegeben und Ansätze zu deren Interpretation versucht404.

D ie dynastischen Argumente des Hauses Österreich

Die Quellen aus dem Jahr 1500 geben nur wenig Einblick in die Argumentation der österreichischen Erzherzoge. Ein Klagelibell von habsburgischer Seite gegen­ über dem Erzbischof von Salzburg ist bislang nicht bekannt. In einem in Magdeburg überlieferten Furbringen von wegen des hauses zu Oste- reichi05, bei dem es sich offenbar um das Erzbischof Ernst zugestellte österreichische Klagelibell handelt, wird auf die Sessionsbestimmungen des Augsburger Abschieds Bezug genommen und dann mitgeteilt, daß König Maximilian das clagehafiig Er­ scheinen der Parteien vor ihm und dem Regiment angeordnet hätte. Daraufhin ha­ be das Haus Österreich dagegen Klage erhoben, daß der Erzbischof von Magde­ burg m it seim p rim a t den Erzherzogen ihre Session streitig mache. Der Erzbischof sei der Würde eines Primas n it in meldung, egal, ob sie auf eine Privilegierung durch Papst oder Kaiser zurückgehe. Dagegen sei die Session der Erzherzoge durch rö­ misch kaiser und kunig und ex parte per se von natur und aller billigkeit auch langem alter neben den churfürsten un d churfürstlichen Sessionen. Die Primaswürde des Mag­ deburger Erzbischofs wird mit Verweis auf den päpstlichen Primat nicht anerkannt, obgleich der Kaiser den Primastitel für den Magdeburger verwendet habe406. In dem österreichischen Schreiben wurde dem Erzbischof von Magdeburg nahe­ gelegt, er möge seine sippschaft ansehen. Er werde feststellen, daß er vom vater eins churfürstlichen Stands ist und von der mutter ein Österreicher. Er möge sich deshalben vanam gloriam nit lassen denaturiren und sein selb auch aller die ime als entschiedern zuhoren sullen mit übriger arbeit verschon. Konrad Palm hatte gemeint, daß das Haus Österreich „ohne rechte Grundla­ ge .. . und darum um so lauter und unhöflicher“ seine Ansprüche stellte407. Von den angeführten Rechtsgründen fallen vor allem der Anspruch auf Vorrang des Hauses Österreich p er se sowie die zitierte anmaßende Aufforderung an Erzbischof Ernst auf, wegen seiner Herkunft von seinem Vorranganspruch zurückzu treten. Der Verweis auf eine mit dem Haus Österreich verbundene besondere Würde von natur und aller billigkeit dürfte im Zusammenhang mit dem Bestreben der Habs­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 64 burger stehen, ihre Abkunft von Königen und Kaisern sowie von antiken Vorfahren zu betonen und den mit der Dynastie verbundenen Ehren den Anschein von altem und daher besonders legitimierten Recht zu verschaffen408. In diesem Kontext sowie in Verbindung mit der von den Habsburgern seit ca. 1439 betriebenen Politik, das Haus Österreich mit dem Kaisertum zu verbinden, wird der Verweis auf einen „na­ türlichen“ Vorrang der Dynastie zu verstehen sein. Auch daß Erzbischof Ernst seine Verwandtschaft ansehen soll, um dann nachzugeben, kann mit dynastischem Den­ ken erklärt werden. Der Wettiner stammte durch seinen Vater Herzog Ernst von Sachsen (1441-1486) von einem Kurfürsten ab, seine Mutter Elisabeth (1443— 1484) war die Tochter des Wittelsbachers Albrecht III. von Bayern (1401-1460). Die Angabe, Ernst sei über seine mutter ein Österreicher, ist offenbar auf Erzherzo­ gin Margarethe von Österreich (1416/17-1486), die Gattin Kurfürst Friedrichs II. von Sachsen (1412-1464) und Großmutter des Erzbischofs zu beziehen409. Mit dem Hinweis auf die Verwandtschaft mit den Habsburgern sollte der Magdeburger Erzbischof zu Gehorsam gegenüber dem verwandten Haus angehalten werden. Wie aber ist zu verstehen, daß Erzbischof Ernst außerdem an seine kurfürstlich- wettinische Abkunft erinnert wurde? Denkbar ist, daß der Anspruch des Erzbi­ schofs, als Primas den Vorrang vor Kurfürsten zu haben, als seiner eigenen Dynastie schädlich dargestellt werden sollte. Denn mit seinem Präzedenzanspruch begab sich Ernst auch in Rivalität zu seinem Bruder, dem Kurfürsten Friedrich von Sachsen410. Gegen den von den Habsburgern vorgebrachten „vanam-gloriam“-Vorwurf ha­ ben sich sowohl die Erzbischöfe von Magdeburg als auch die Erzbischöfe von Salz­ burg im Präzedenzstreit wiederholt wehren müssen. Sie führten an, nicht für ihr persönliches Ansehen, sondern das des jeweiligen Erzstifts einzutreten. Für die Chancen des Magdeburger Erzbischofs, einen vorderen Rang in der Hierarchie des Reichs zu behaupten, war wesentlich, welche Rechte er mit dem Ti­ tel eines „Primas Germaniae“ verbinden und durchsetzen konnte. Indem das Haus Österreich bestritt, daß der Erzbischof der Würde eines Primas in Anwendung sei, stellte es sich entsprechenden Bemühungen des Magdeburgers entgegen. Auch wenn im österreichischen Furhringen nicht ausdrücklich genannt, bezieht sich der Hinweis auf kaiserlich-königliche Privilegien, die die Session der Erzherzo­ ge betreffen, auf das Privilegium maius und den in diesem enthaltenen Präzedenz- paragraphen. In dem bereits zitierten Schreiben des Administrators Ernst von Salz­ burg (1540—1554) wird dieser Zusammenhang deutlich, wenn mitgeteilt wird, daß das hauß Österreich sein fundament am meisten auf das Privileg Kaiser Friedrichs I. setze411. Es spricht nicht für das damalige Ansehen des Privilegium maius, wenn in der Argumentation der Habsburger die Nennung der Urkunde vermieden wird. Auch die Bestätigungen der „Freiheitsbriefe“ durch Friedrich III. haben daran of­ fenbar nichts geändert. Die Konfirmationen des habsburgischen Königs und Kai­ sers werden in keiner Quelle angeführt. Es scheint daher, daß die „reichsrechtliche Gültigkeit“ (Lhotsky) der Fälschungen, die de iure seit 1442/53 gegeben war, de facto nicht ausschlaggebend für die Verwendung der gefälschten Privilegien wur­ de412. Der Einsatz der „Freiheitsbriefe“ für die Präzedenz des Hauses Österreich in ihrer ,Wirkungsphase“ erfolgte jedenfalls ohne Berufung auf die Bestätigungen. Gleichwohl gehören die Akte von 1442 und 1453 sowie die Verwendung der Frei­ heitsbriefe in den Kontext derselben Haus-Österreich-Politik. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 65 Der Anspruch des Hauses Österreich auf Präzedenz vor den beiden Erzbischöfen ist Ausdruck dynastischer Politik, mit der versucht wurde, den Erzherzogen einen den geistlichen Fürsten übergeordneten Rang zu verschaffen. Zur Begründung wurde auf (gefälschte) Privilegien verwiesen und ein quasi-natur- (von natur) und gewohnheitsrechtlicher Vorrang der Dynastie behauptet.

D ie rechtlichen Argumente des Erzbischofs Leonhard von Salzburg

Ausführlicher als über die Argumentation der Habsburger unterrichten die Quellen über die des Erzbischofs Leonhard. Es stehen die Instruktion an Sebastian Ilsung413, deren Zusammenfassung in Salzburger Akten414 sowie das der Magdebur­ ger Seite übergebene Klagelibell415 zur Verfügung. Die Basis der Salzburger Argu­ mentation war mit der Instruktion für den Salzburger Gesandten zum Nürnberger Reichsregiment gegeben. Von ihr wird daher ausgegangen. Gegenüber dem Haus Österreich versichern der Erzbischof und das Kapitel zu­ nächst ihre Dienstwilligkeit, berufen sich auf die mit den Namen Ruprecht und Virgil verbundenen Ehren ihrer Kirche und führen an, daß der Erzbischof Legat des päpstlichen Stuhls sei. Für den Vorrang des Erzstifts Salzburg vor dem Haus Österreich werden fünf Gründe (Ursachen) angeführt416: 1. Die Würde eines Erzbischofs könne mit der eines Königs verglichen werden. Daher gebühre Erzbischöfen die Session nach dem König und vor Erzherzogen und Herzogen. Außerdem habe der geistliche Stand ohnehin den Vorrang vor dem weltlichen, wie das in den Gesetzen {in alten und neuen gesetzen) festgelegt sei. 2. Ein mehrer grosser taylh der Lande des Hauses Österreich lägen in der Provinz Salzburg und unterständen der geistlichen Jurisdiction des Erzstifts. 3. Sollte dem Haus Österreich der Vorrang gewährt werden, könnten auch andere Häuser, aus denen bereits Könige und Kaiser hervorgegangen seien, diesen ver­ langen. Im übrigen trete Erzbischof Leonhard nicht für sich, sondern für Gottes Ehre und die des Erzstifts ein. 4. Die Erzherzoge hätten in brieffen die Erzbischöfe von Salzburg vorsetzen und vorsiegeln lassen. Als Beispiel wird Erzherzog Sigmund angeführt. 5. Der Erzbischof von Salzburg sei als Legatus natus für seine Provinz und Nori­ cum Vertreter des Papstes und habe Anspruch auf die entsprechenden Ehren. Die Erblande des Königs seien Bestandteil seines Legationsgebiets417.

Ungewöhnlich erscheint der Vergleich der erzbischöflichen Würde mit der des Königs, stand doch der König unangefochten an der Spitze der Hierarchie des Reichs. Der geforderte Vorrang vor weltlichen Fürsten entsprach dagegen jahrhun­ dertealter Tradition und darf als eines der wichtigsten Argumente des Erzbischofs angesehen werden. Ob der Verweis auf die geistliche Gerichtsbarkeit418, die das Erzstift in großen Teilen der Erblande ausübte und die in Konkurrenz zur weltlichen Gerichtsbarkeit stand, ein wirkungsvolles Argument war, bleibt dahingestellt. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 66

Die Befürchtung, andere Dynastien - gemeint sind hier die Wittelsbacher - könnten nach dem Vorbild der Habsburger den Vorrang beanspruchen, war sicher nicht unbegründet. Das Argument macht deutlich, daß die Habsburger ihre könig­ liche Würde einsetzten, um ihre dynastisch motivierten Ziele im Präzedenzstreit zu erreichen. Von fürstlicher Seite wurde dagegen versucht, Vorrechte abzulehnen, die die Erzherzoge als Reichsfürstenstand aufgrund der Verbindung mit dem König­ tum zu erlangen suchten. Das vierte Argument zeigt, welche Bedeutung Rangfolgen in Urkunden beige­ messen wurde. Bei dem angeführten Beispiel handelt es sich um den Beistandspakt, den Erzherzog Sigmund und Erzbischof Johann von Salzburg am 13. Dezember 1488 geschlossen hatten419. In der Intitulatio der Urkunde steht Erzbischof Johann dem Erzherzog voran, was als Ausdruck des Vorrangs interpretiert wurde420. Am meisten Gewicht kam dem Legatentitel des Erzbischofs von Salzburg zu. Während die wesentlichsten Argumente der anderen Parteien bereits in Quellen des 15. Jahrhunderts zu finden waren, geht das Hauptargument des Erzbischofs von Salzburg erst aus den Akten des Jahres 1500 hervor. Die Herkunft der Legaten­ würde der Salzburger Erzbischöfe wurde bereits oben kurz erläutert. Man könnte meinen, daß ihr im Präzedenzstreit vor allem deshalb große Bedeutung zukommen mußte, weil päpstliche Legaten auf königlichen Tagen und Reichstagen des Spät­ mittelalters häufig anwesend waren und dort besondere Rechte hatten421. Der den Legaten auf Reichsversammlungen zustehende Rang war aber nicht eindeutig defi­ niert. Er hing ab vom persönlichen Ansehen des Gesandten, seinem Rang in der kirchlichen Hierarchie sowie davon, ob er Legatus a latere war und vom Papst mit weitgehenden Vollmachten versehen war422. So erhielt beispielsweise der Legat a la­ tere Francesco Todeschini-Piccolomini das Mandat, dem Regensburger Tag von 1471 vorzusitzen. Allerdings ist er dann dem Kaiser gewichen423. Für die Bedeu­ tung, die man an der Kurie dem zeremoniellen Rang von Legaten beimaß, ist das wahrscheinlich von Agostino Patrizi424 stammende Zeremonial aus dem Jahr 1483 aussagekräftig. Es versucht, die Stellung eines Legaten a latere im Zeremoniell zu normieren. Für die Ehrerbietung, die dem Legaten entgegengebracht wurde, war insbesondere seine Stellung beim Empfang durch den Kaiser repräsentativ. Das komplizierte Rangverhältnis zwischen Papst (bzw. dessen Vertreter) und Kaiser be­ rücksichtigend, dachte der Autor daran, quod si Imperator mutata voluntate assumeret sibi dextram, multum legato detraheretur, qui de dextra mutatus est in sinistram. Ideo bene cogitet R"“,s dominus legatus, quia tenendo sem- per sinistram Imperatoris nihil ei detrahitur, sed semel acceptando dextram summittit se peri- culo alicuius detraccionis, si voluntas Imperatoris mutareturl25 Während der Legat beim Empfang die rechte Seite nicht einnehmen soll, damit ihm keine Rangerniedrigung auf Veranlassung des Kaisers widerfahren kann, be­ hauptet Patrizi, daß dem Legaten beim Hochamt der Platz zur Linken des Altars zusteht, weil dieser angeblich der würdigere sei426. Von Darlegungen dieser Art zum Legaten-Zeremoniell ist nichts in die Argu­ mentation des Salzburger Erzbischofs eingegangen. Abgesehen von der Frage, ob das zitierte Zeremonial bekannt war, konnte der Rangunterschied zwischen einem Legaten a latere und einem Legatus natus nicht übersehen werden. Zum Verständnis © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 67 der Salzburger Argumentation sowie der Gegenargumente von seiten Erzbischofs Ernst und des Hauses Österreich ist festzuhalten, daß es um 1500 keine allgemein akzeptierte Ordnung für die Stellung von Legaten auf Reichstagen gab. Die Argumentation des Salzburger Erzbischofs für seinen Vorrang vor dem Erz­ bischof von Magdeburg beginnt mit seiner und des Domkapitels Versicherung, daß es nicht darum ginge, sich mit dem Magdeburger zu zerstreiten oder unpillicher weise des Vorstands zu begern. Man wolle lediglich des Stifts Salzburg altherkommen undfreiheit nicht schmälern lassen. Der Salzburger Erzbischof habe aus folgenden Ursachen pillich vor Magdeburg den vorstandt und session: 1. Der Salzburger Erzbischof sei seit vielen hundert Jahren mit der päpstlichen Le­ gation begnadet und derselben hochwirde in inhabendem gebrauch. Er sei auch Richter in der ersten instanz der bischoven in seiner gnaden provinz underthan per viam simplice querele sowie in Gebrauch anderer, mit der Legation verbundener Rechte. Und weil der Erzbischof von Salzburg päpstliche Gewalt habe und in Norica unsers heiligen vaters des Babists stadt vertrete, so sei es auch pillich das er den vorstandt vor Magdeburg habe. Der Erzbischof von Magdeburg meine, durch germanien primas zu sein und des­ halb den Vorrang vor Salzburg beanspruchen zu können. Der Salzburger Erz­ bischof aber stellt fest, daß, auch wenn der Magdeburger Erzbischof Primas wä­ re, er keinen Vorrang vor einem päpstlichen Legaten habe, denn dieselbige frei- hait der legation des heiligen römischen stuls überträfe die hochwirde der primaten. Der Erzbischof von Magdeburg sei zudem der Würde des Primas nicht in Ge­ brauch. Wäre er es, müßten nach ordenung der recht die Erzbischöfe seines Pri­ matbereichs an ihn appellieren. Da dies nicht geschähe, gehöre dem Erzbischof von Salzburg, der seiner Legatenwürde in Gebrauch sei, nach ordenung der recht der Vorrang, es sey Magdeburgk primas ader nicht. Dies könne mit dem geschrie­ benen Recht nachgewiesen werden. 2. Für den Fall, daß der Magdeburger Erzbischof einwende, Salzburg habe nur in seinem Legationsgebiet Noricum den Vorrang, argumentiert der Anwalt, das dennoch nach ordenung der recht ein legatus natus ausser der gegent seiner legation in ansehung solcher grossen hochwirde dem römischen stul zu eren pillich von dem die mit ime ausser der legation in gleichem standt sindt geeret und angesehen wirdet. 3. Der erzbischöfliche Stuhl zu Salzburg sei auf Veranlassung Kaiser Karls von Papst Leo, der zu Magdeburg durch Kaiser Otto I. errichtet worden. Das Erz­ stift Salzburg sei also hundertsiebzig Jahre älter als das Magdeburger. Der Erzbi­ schof von Salzburg habe daher den Vorrang. 4. Römische Könige und Kaiser hätten Salzburg in ansehung der hochwirde der le­ gation und aus anderen oben mitgeteilten Ursachen auch außerhalb des Lega­ tionsgebiets in Urkunden vor Magdeburg gesetzt, z. B. in Udine (Weyden) im Patriarchat Aquileija. 5. Der Erzbischof von Salzburg kündigt an, sich im Fall des Scheiterns eines gütli­ chen Vergleichs {wo gütlich die sache nit entscheiden werden mocht) an den Papst zu wenden, da die Angelegenheit den Heiligen Stuhl beträfe. Er möchte verhin­ dern, daß er als ein vorwalther und vorweser bapstlicher gewalts in Norica dem hei­ ligen römischen stull zuvorcleinen handelte, und deshalb bey demselbigen heiligen römischen stul in Ungnade unnd sorg wachssen mocht.427 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 68 Im Zentrum der Salzburger Argumentation gegenüber Magdeburg steht die Be­ hauptung, der Salzburger Metropolit sei als Legat des römischen Stuhls von höhe­ rer Würde als der Magdeburger Erzbischof, auch wenn dieser Primas Germaniae wäre. Seiner mit dem Legatentitel verbundenen Rechte sei er in Gebrauch. Der Le­ gat sei auch außerhalb seines Legationsgebiets als Vertreter des Papstes anzusehen. Verwiesen wird auf das geschriebene Recht.

Der Salzburger Erzbischof war bestrebt, mit seinem Titel „Legatus natus“ Rechtsansprüche zu verbinden, die er früher offenbar nicht gestellt hatte. Den Zeit­ genossen scheint es nicht selbstverständlich gewesen zu sein, den Salzburger Erzbi­ schof als Gesandten des Papstes anzusehen und zu ehren. Wie z. B. die Instruktion König Maximilians für den Erbmarschall von Pappenheim, die Session auf dem Reichstag zu Worms 1497 betreffend, gezeigt hat428, war der Legatentitel des Salz­ burger Erzbischofs nicht Anlaß, dem Metropoliten die Ehren eines päpstlichen Le­ gaten zukommen zu lassen. Die Behauptung in dem Salzburger Klagelibell, der Salzburger Erzbischof übe als Legatus natus besondere jurisdiktioneile Rechte in seiner Kirchenprovinz aus, führt zu der Frage, worin diese Rechte bestanden haben könnten. Daß sich die Unterta­ nen der Suffraganbischöfe eines Legatus natus mit einer Klage direkt an diesen wen­ den durften, wurde von Nicolaus de Tudeschis, genannt Panormitanus (1386— 1445), in seiner „Lectura de Decretales“, die in der Salzburger Schrift offenbar zi­ tiert wird, erwähnt429. Guilielmus Durandus stellte in seinem „Speculum iuris“ fest, welche Rechte ein Legatus natus bei Anwesenheit eines Legatus a latere nicht aus­ üben dürfe: „1.) der legatus natus kann unter diesen Umständen keine Exkommu­ nizierten absolvieren in Fällen, in denen ihm die besondere Lossprechungsvoll­ macht übertragen ist; 2.) er darf seine Insignien nicht zeigen {natus, tanquam mi- nor, suis insigniis non utitur) und überhaupt seine Legation nicht ausüben gemäß den Bestimmungen von c. 8 X 1, 30 und c. 7 D 21; 3.) er kann zu diesen Zeiten keine Benefizien verleihen; 4.) er darf keine Prokuration beziehen.“430 Ob sich die Salzburger Erzbischöfe bei der Ausübung gerichtlicher Befugnisse in ihrer Kirchen­ provinz auf Legatenrechte stützten und ob sie die bei Durandus aufgezählten Rech­ te bei Abwesenheit von Legati a latere ausübten, kann bislang nicht gesagt werden. Eine ähnlich intensive Inanspruchnahme von Legatenrechten, wie sie für die Prager Erzbischöfe von 1365 bis 1396 beobachtet wurde, konnte für die Salzburger Metro­ politen bisher nicht nachgewiesen werden431.

Wie oben schon festgestellt wurde, hing das Ansehen eines Legaten von verschie­ denen Umständen ab, zu denen auch der Rang der Legation gehörte. Erzbischof Leonhard von Salzburg war bestrebt, den Rang eines Legatus natus mit ehrenrecht­ lichen Inhalten zu füllen. Die Rechtsquellen boten dafür gewisse Anhaltspunkte. Allerdings wurden die ständigen Legaten im kanonischen Recht nicht ausdrücklich als „legati nati“, sondern in der Formulierung legati, [. . .] praetextu ecclesiarum lega- tionis sibi vendicent dignitatem erwähnt432. Durandus hatte in seinem „Speculum iu­ ris“ ihren Rang folgendermaßen bestimmt: Dici ergo potest quod legatorum alii sunt minimi, ut nuncii et cursores, et alii magni, ut nati, alii maiores ut constituti; alii maximi ut laterales,433 © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 69 Den Legati nati stand nach dieser Definition unter den päpstlichen Legaten der dritte Rang nach den Legati a latere und den Legati missi (= constituti) zu. Im Präze- denzstreit war für den Erzbischof wesentlich, daß nach dem Recht Legaten grund­ sätzlich als Vertreter des Papstes galten434. Als solcher beanspruchte Erzbischof Le­ onhard den Vorrang vor dem Magdeburger Erzbischof, dessen Primatsrechte dar­ über hinaus nicht in Gebrauch seien. Die Papst-Vertretung wäre zwar, was ihre Rechte in der Jurisdiktion betrifft, auf Noricum beschränkt, aber die mit ihr ver­ bundene Ehre komme dem Legaten auch außerhalb seines Legationsgebiets zu. Als Beweis dafür wird die Reihung in Kaiser- und Königsurkunden angeführt435. Erzbischof Leonhard verband mit seinem Titel den Vorranganspruch vor dem Magdeburger Erzbischof. Er versuchte dabei Aussagen zu vermeiden, die das Ver­ hältnis des Legaten zu Kaiser und Kurfürsten belasten könnten. Lediglich die For­ derung, daß er auch außerhalb Noricums Anerkennung als Vertreter des Papstes finden soll, hätte zu einem Rangkonflikt mit den Kurfürsten führen können. Dazu ist es aber offensichtlich nicht gekommen. Die Salzburger Argumentation war insofern widersprüchlich, als sich der Salz­ burger Erzbischof einerseits auf seine Würde als Vertreter des Papstes berief, ande­ rerseits aber diese nur gegenüber dem Magdeburger Erzbischof zur Geltung brin­ gen wollte. Der Anspruch, als Legat den Papst zu repräsentieren, hätte zu der For­ derung führen müssen, den Vorrang vor allen geistlichen Fürsten beanspruchen zu können, die nicht päpstliche Legaten waren. Da es aber „nur“ um den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank ging, verzichtete Erzbischof Leonhard auf diese - konsequentere - Ableitung des Vorranganspruchs aus dem Salzburger Legatentitel.

D ie rechtlichen und dynastischen Argumente des Erzbischofs Ernst von Magdeburg Für die Darstellung der Magdeburger Argumentation stehen mehrere Quellen zur Verfügung. Es handelt sich um die Klagelibelle für den Vorrang vor dem Erzbi­ schof von Salzburg und dem Erzherzog von Österreich sowie um die Einreden ge­ gen deren Argumente. Hinzu kommt ein Traktat des Leipziger Universitätsprofes­ sors Johannes von Breitenbach. Die Argumentation für den Vorrang vor den Erzherzogen von Österreich wird eingeleitet mit dem Hinweis, daß man die Kurfürsten von Mainz und Sachsen als Mitglieder des Reichsregiments ausserhalb rechtens, d. h. allein zu einer underrichti- gung, über die Gründe für den vorstandt und Vorgang des Magdeburger Erzbischofs informieren will436. Auch wenn der Schrift der Charakter einer Klage abgesprochen wird, handelt es sich doch um das Vorbringen (Klagelibell) des Magdeburger Erzbi­ schofs für seinen Vorranganspruch gegenüber den Erzherzogen. Folgende Argumente werden vorgebracht: 1. [. . .] sagen die recht, Got hab erschaffen zway licht, das groß, das ist die sonne da­ durch die gaistlichkeit bedewtet wirt und das clain, das ist der mond dadurch die Weltlichkeit wirt bedewt, umb gleicher weise als die sonne ist über den monden, also ist die geistlichkeit über dye weltlickeit. Nun ist der Ertzbischof zu Magdeburg ein geistlicher fürst und der ertzherzog zu Österreich ein weltlicher fürst, darumb hat der Ertzbischofpillich den vorgangk vor dem ertzherzogen. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 70

2. [. . .] wirt es angezeigt, ¿z&j natürlicher ursach, ¿¿w regiment der sele, die ewig wert, ist bevohlen den geistlichen, und das regiment der weltlichen zewhet sich allein ufden leib und das zeitlich. Darumb dieweill die sele mehr ist dann der leip und das ewige mehr dann das zeitlich, so ist auch die gaistlichkeit mehr dann die Weltlich­ keit. 3. Obwohl ein Erzherzog einem Erzbischof gegleicht werden solle, sei der Erz­ bischof von Magdeburg als primas durch ganze dewtsche landts doch von hö­ herer Würde als andere Erzbischöfe und daher auch höhergestellt als ein Erz­ herzog. 4. Es sei gebräuchlich, daß die Häupter der Geistlichkeit Vorgang hätten vor de­ nen der Weltlichkeit, so der Papst vor dem Kaiser und die geistlichen vor den weltlichen Kurfürsten.437 Die Argumentation des Magdeburger Erzbischofs läuft im wesentlichen auf zwei Aussagen hinaus: Zunächst wird der grundsätzliche Vorrang der Geistlichkeit in der hierarchischen Ordnung der Gesellschaft betont. Darüber hinaus wird auf die Primaswürde des Magdeburger Metropoliten in Deutschland verwiesen. Bemerkenswert ist die Feststellung, daß die Erzherzoge den Erzbischöfen glei­ chen. Warum hier entgegen der ganzen sonstigen Argumentation die Gleichrangig- keit weltlicher mit geistlichen Fürsten akzeptiert wurde, ist schwer zu sagen. Ursa­ che dafür könnte sein, daß aufgrund der Analogie der Titel „Erzbischof‘ und „Erz­ herzog“ eine gewisse Gleichwertigkeit der Würden angenommen wurde. Die For­ mulierung in der Magdeburger Argumentation könnte dann als Erfolg der Habs­ burger gewertet werden. In dem zitierten Kontext erscheint es für den Magdeburger Erzbischof notwen­ dig, auf die Primaswürde zu verweisen, um den Vorrang vor den zwar weltlichen (und eigentlich schon deshalb im Rang nachgeordneten), aber durch die Erzher­ zogswürde Erzbischöfen gleichgestellten österreichischen Fürsten zu behaupten. Nicht erklärt ist damit freilich, warum zuvor so ausführlich der Vorrang der Geist­ lichkeit belegt wurde. Bei letzterem bediente sich der Magdeburger Anwalt neben der Leib-Seele-Ana- logie438 des Lichter-Gleichnisses, das über das gesamte Mittelalter hinweg für das Verhältnis von Sacerdotium und Regnum verwendet wurde439. In Schriften von Autoren des Früh- und Hochmittelalters erscheinen Sonne und Mond als Gleich­ nisse für die von Gott kommenden höchsten Gewalten Papst und Kaiser, wobei sie als einander ebenbürtig beschrieben werden. Erst Innocenz III. (1198-1216) for­ mulierte das Bild von Sonne und Mond im Sinn einer größeren auctoritas des Papsttums. Gesteigert wurde diese Auffassung durch Bonifaz VIII. (1294-1303), der im Gleichnis den Mond auf das Licht der Sonne angewiesen zeigte440. Für den Magdeburger Anwalt war die Verankerung des Gleichnisses im Dekretalenrecht durch die Dekretale Solitae Innocenz III. entscheidend441, da er mit dieser Quelle ein Rechtsargument (sagen die recht) für den Vorrang des Erzbischofs anführen konnte. Insofern ist Konrad Palm zu korrigieren, der die Verwendung des „alten abgebrauchten Bilde(s)“ „überraschend“ fand442. Der Vorrang des Erzbischofs von Magdeburg vor den österreichischen Erzherzo­ gen wird also einerseits durch den im Recht fixierten Vorrang der Geistlichkeit vor © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 71 der Weltlichkeit, andererseits durch den Vorrang des Primas Germaniae vor allen Erzbischöfen und dem mit diesen gleichgestellten Erzherzog begründet.

In der von dem Leipziger Ordinarius Johannes von Breitenbach verfaßten Einre­ de auf das österreichische Klagelibell werden zunächst die oben genannten Argu­ mente des Hauses Österreich zitiert. Des weiteren wird auf die Einrede gegen das Salzburger Klagelibell verwiesen, die auch für den Vorrang gegenüber den Erzher­ zogen gültig (widervernewet und resumiri)AA?> sei. Zwei Punkte werden hinzugefügt: 1. Der Erzbischof von Magdeburg sei verpflichtet, die Rechte und Freiheiten sei­ ner Kirche zu verteidigen. Daher weise sein Anwalt die vanam-gloriam-¥>zsc\i\Ä- digung zurück. 2. Nach den kanonischen Rechten [verordenung der heiligen rechte) habe die geistli­ che fürstliche wirde und der Stand der Erzbischöfe, insbesondere die Hochwürde des Primas, Vorrang vor dem Stand der weltlichen Fürsten. Daher habe der Erz­ bischof und Primas von Magdeburg Vorrang vor eim siechten fürsten und ertzher- zogen zu Österreich. Der Anwalt hoffe, daß das Haus Österreich in der sühne und freuntschafi dahin gewiesen werde, daß dem Erzbischof von Magdeburg der Vorrang gebühre444.

Von der im Magdeburger Klagelibell anklingenden Gleichrangigkeit von Erzher­ zogen mit Erzbischöfen verlautet in der Einrede auf das österreichische Furbringen nichts mehr. Ein Erzherzog sei ein schlichter Fürst und könne sich mit dem Rang eines Metropoliten nicht messen. Auf das österreichische Verlangen, Erzbischof Ernst möge aufgrund seiner Ver­ wandtschaft mit dem Haus Österreich und Kurfürsten zurückstecken, wird nicht eingegangen. Lediglich in einer schriftlichen Stellungnahme, deren Verfasser unbe­ kannt ist445, finden sich Argumente dagegen. Es heißt dort, daß es Erzbischof Ernst nicht zum Nachteil gereichen dürfe, wenn er mit dem Haus Österreich besipt der freuntschajfi sei. Die Tatsache, daß seine Vorfahren nach weltlichem wahne minder geadelth waren als das Haus Österreich, dürfe der göttlichen Ehre (gotliche ehre) nicht Abbruch tun, die jetzt bei dem fürstlichen blute zu Sachssen sei. Daher sei der Vorrang des Primas nicht anzufechten. Zurückgewiesen wird, daß ein Fürst von höherer Abkunft dieselben Würden beanspruchen dürfe wie ein verwandter Erzbi­ schof von minderer Geburt (dy nachrede, das der großbefrundeter fürst were durch sein eygene fruntschajfi von den wirden, die ein mynder der gebordt als ein ertzbischoff hett behalden abegedrungen, zuvorbüteri)AA(\ Der anonyme Autor greift den Satz aus der österreichischen Argumentation auf, in dem der Primat des Magdeburgers bestritten wurde, auch wenn der Kaiser den Primastitel für den Erzbischof verwendet habe. Nach seiner Auffassung bestätigt die Verwendung des Titels durch den Kaiser die Richtigkeit der Magdeburger An­ sprüche: Sicut imperator imperando nomen accepit, sicperfecto primas esse debet vocacione sua dignior etprimus est dignitate et sessioneP1

Die zitierte Stellungnahme ist auch dadurch interessant, daß in ihr die synony­ me Verwendung von Primas- und „Patriarchen“-Titel begegnet, die - wie schon be­ merkt - auf entsprechende Formulierungen im Decretum Gratiani zurückgeht. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 72

Das Klagelibell von Magdeburger Seite für einen Vorrang vor dem Erzbischof von Salzburg wird damit eingeleitet, daß der Anwalt versichert, seine Argumente weder zur Rechtfertigung des Erzstifts Magdeburg noch im Interesse der Minde­ rung der Stellung des Erzstifts Salzburg, sondern nur zur Unterrichtung des Regi­ ments vorzubringen. Er strebe kein gerichtliches Urteil an, sondern hoffe, daß die Regenten den Erzbischof von Salzburg in der güte weisen448. Sein Ziel war, einen von den Regenten vermittelten gütlichen Ausgleich zu erreichen. Folgende Argu­ mente für den Vorrang des Erzbischofs von Magdeburg werden genannt:

1. Die Magdeburger Kirche sei seit ihrer Erhebung - gemeint ist die zum Erzbis­ tum im Jahr 968 - mit dem Privileg versehen, daß ihr Erzbischof allen anderen Metropoliten und Bischöfen in Germanien voranstehe: in der session, zu recht sprechen, confirmirung, underschreibung, in orteil sprechen, desgleichen in aller an­ der geistlichen ordenung. 2. Das Erzbistum sei zudem als prim atei über die Stifte in Germanien errichtet worden. Der Erzbischof von Magdeburg habe daher die Würde eines Primas Germaniae. Mit den drei rheinischen Metropoliten sei er an Würde gleichge­ stellt worden. Deren Bistümer seien nach Auffassung der Zeit (um 968) in der Gallia gelegen. Da die Salzburger Kirche aber in Germanien gelegen sei, gebüh­ re dem Erzbischof von Magdeburg der Vorrang. 3. Die genannten Privilegien seien den Magdeburger Erzbischöfen nicht nur vom Papst, sondern auch von Römischen Königen und Kaisern gegeben worden. Von diesen wie auch von den Konzilien seien sie als Primas angeschrieben und ge­ achtet worden. Die Erzbischöfe von Magdeburg seien der oben genannten Pri­ vilegien in ubung und gebrauch. 4. Ihre Vorrechte in gerichtsbaricken und obirkeit hätten sie wahrgenommen: Von anderen Erzbischöfen und ihren Gerichten sei an den Erzbischof von Magde­ burg appelliert worden; die Erzbischöfe seiner prim atei hätten ihre Konfirma­ tion durch ihn empfangen. Inzwischen sei zwar das Bestätigungsrecht durch ei­ nen Vertrag geändert worden, die Würde des Primas sei dadurch aber nicht ge­ mindert worden: dann wo sich ein freiheit auf vil stucke und artickell erstreckt und in etlichen eine anderunggeschiet dennoch besteht die freiheit in den andern, als die recht das clerlich anzeigen. 5. Der Name „Primas“ verweise auf die Stellung des Magdeburger Erzbischofs als Erster: so aber ein ander ertzbischof soltvorym sein würde sich der namen mit dem wesen nit vorgleichenn. 6. Von der päpstlichen Kanzlei, in der die ertzbischove und bisch ove yrr ordenung hätten, seien die Magdeburger Erzbischöfe in Urkunden vor die Salzburger ge­ setzt worden. Die Erzbischöfe von Magdeburg hätten also nach babistlichen rechte Vorrang vor den Salzburger Erzbischöfen. 7. Auch wenn der Salzburger Erzbischof mit der päpstlichen Legation in Noricum betraut sei, folgt daraus nicht dessen Überordnung über den Primas Germaniae, da der Legation durch ihren Aufgabenbereich (sachen) und ihre räumliche Er­ streckung Grenzen gesetzt seien. 8. Zudem sei sie eine päpstliche Angelegenheit; Fragen der Session aber seien Reichsangelegenheiten und der Erzbischof von Magdeburg habe den ersten © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 73 Rang unter den Erzbischöfen des Reiches in gleicher weise als die churfürsten under ander fürsten mehrer. 9. Würde der Salzburger Metropolit tatsächlich als päpstlicher Legat angesehen werden, müßte er seinen Platz noch vor den Kurfürsten haben, was nicht der Fall sei. Es sei daher bewiesen, daß der Erzbischof von Salzburg der angezogen le- gation in der session des heiligen reichs nit gebraucht, auch nit zugebrauchen hadt. 10. Das Alter eines Stifts gäbe nicht den Ausschlag für die Rangordnung, wenn das jüngere Stift entsprechend privilegiert worden sei. Wenn das nicht der Fall wä­ re, müßten viele Stifte dewtscher und ander nacion den Vorrang vor Magdeburg haben.449

Das Magdeburger Klagelibell für die Präzedenzansprüche gegenüber den Erz­ bischöfen von Salzburg zeigt, daß der Magdeburger Seite wesentliche Salzburger Argumente bekannt waren. Auf sie wurde schon hier und nicht erst in der Einrede gegen das Salzburger Klagelibell eingegangen. Die ersten beiden Punkte beziehen sich auf die im Liber privilegiorum S. Mauri- cii Magdeburgensis zweifach überlieferte Primatsurkunde von 968450. Die weitge­ henden Vorrechte, die die Urkunde den Erzbischöfen von Magdeburg einräumte, ließen sich hervorragend auf die Stellung des Metropoliten im Reichstag anwen­ den. Besonders die Bevorzugung beim Sitzen, Unterschreiben und bei der Mei­ nungsäußerung betrafen, abgesehen vom nicht genannten Vorrang beim Gehen, genau die Punkte, um die es Erzbischof Ernst ging. Hatten die Magdeburger Erzbi­ schöfe schon seit dem 14. Jahrhundert den Titel „Primas Germaniae“ geführt und im 15. Jahrhundert versucht, ihn mit rechtlichem Inhalt zu füllen, war mit der Ent­ stehung des Reichstags die Stunde der (wahrscheinlich gefälschten) Urkunde von 968 gekommen451. In der Situation des sich verdichtenden Reichs, bei sich nun häufenden Zusammenkünften mit anderen Reichsfürsten, bot die Urkunde die entscheidenden Argumente für den Vorrang vor allen geistlichen Fürsten, wobei es eine Sache der Auslegung blieb, ob man die rheinischen Erzbischöfe zur Gallia oder Germania zählte. Die Bemerkung, die linksrheinischen Erzbistümer hätten nach Auffassung des 10. Jahrhunderts in Gallien gelegen, stimmt mit der Tatsache überein, daß nach mittelalterlicher, auf antiker Tradition beruhender Auffassung Germania und Gal­ lia durch den Rhein geschieden wurden. Die Metropolen der drei Erzbistümer ge­ hörten demnach zur Gallia. Allerdings konnten die Begriffe „Gallia“ und „Germa­ nia“ seit dem Hochmittelalter „auch im Sinne von Ost- und Westfranken, von Deutschland und Frankreich gebraucht werden“452. Eindeutig definiert waren sie keineswegs453, wenn auch die antike Tradition überwog. Erst in den gelehrten Schriften der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts wurden „Gallia“ und „Ger­ mania“ konsequent für Frankreich und Deutschland verwendet, womit sich die Grenze zwischen Gallien und Germanien vom Rhein nach Westen zur Reichsgren­ ze verschob454. Wie Eneas Silvio Piccolomini darlegte, gehörten nach dieser Auffas­ sung neben den alten rechtsrheinischen Gebieten „Teile von Gallien, Rhaetien, No­ ricum und dem Skythenland“ zur „Germania“455. Wurde die Urkunde von 968 in der Magdeburger Argumentation von 1500 im wesentlichen im Sinn eines Vor­ rangs vor dem Erzstift Salzburg interpretiert, bot sie doch auch Raum für eine Aus­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 74

weitung des Präzedenzanspruchs über die nun in der Germania gelegenen Erzbistü­ mer Mainz, Köln und Trier. Daß Erzbischof Ernst von Magdeburg diesen An­ spruch gestellt hatte, konnte bereits gezeigt werden. Aus dem „Primas Germania“ sollte ein „Primas für Deutschland“ werden. Letzteres wurde ja auch in der Formu­ lierung primas durch gantze dewtsche landtsi56 ausgedrückt, die erstmals unter Erzbi­ schof Günther (1403-1445) verwendet wurde457. Das dritte Argument bezieht sich auf die Anerkennung des vom Papst verliehe­ nen Primastitels der Magdeburger Erzbischöfe durch Kaiser und Könige sowie Konzilien. Wie Konrad Palm gezeigt hat, wurde der Titel von der Kanzlei Kaiser Sigmunds im Jahr 1424 in drei Urkunden verwendet458. Auch in späteren kaiserli­ chen Urkunden wurde der Magdeburger Erzbischof Primas genannt459. Die Konzi­ lien von Konstanz und Basel haben den Titel, wenn auch unregelmäßig, für den Magdeburger Erzbischof in Anwendung gebracht. Dem Magdeburger Domherrn und Teilnehmer des Konzils zu Basel, Heinrich Toke, war der Titel freilich ver­ traut460. Daß die Erzbischöfe von Magdeburg den Titel seit der Mitte des 14. Jahrhun­ derts verwendeten, wurde oben bereits festgestellt. Für die Geltendmachung damit verbundener Würden war wesentlich, daß die Primatsrechte des Magdeburger Erz­ bischofs auch von anderen Erzbischöfen akzeptiert wurden. Dies behauptet nun der vierte Punkt der Argumentation. Bei diesem fällt zunächst auf, daß neben der bei Pseudoisidor und im Decretum Gratiani für primates festgelegten Funktion als Appellationsinstanz für die Suffra- ganbischöfe das Recht der Konfirmation von Erzbischöfen im Primatsbereich ange­ führt wird. Diese Auffassung beruhte nicht auf einer Erfindung des Magdeburger Anwalts. Heinrich Toke erinnerte in dem Traktat Concilia wie man die halten sol (1442) an frühere, bessere Rechtszustände in der Kirche. Gewählte Bischöfe seien von ihren Erzbischöfen bestätigt worden. War ein Erzbischof gestorben, [. . .] so mochtin die thumherren kisen iren erczbischoff. hatte dan der erczbischoff aber sich einen patriarchen ader einen primaten, als ein bischoff von Magdeborg sin sal allir erczbi- schoffen in dutschen landen, so endorffien sie die köre auch nicht brengin an den babst zcu be- stetigen, sunder alleine an den patriarchen ader primaten, die des erczbischoffs obirste was. hatte adir der erczbischoff sunder mittel ober sich den babist, so muste man von recht die beste- tunge der köre ehaldin von dem babiste. und des selben glich musten auch die patriarchen un- de primaten, die gekorin wordin,461 Die Päpste hätten inzwischen aber, so Toke weiter, das Recht der Bestätigung ganz an sich gezogen und es mit Zahlungsforderungen verbunden. Entgegen dem, was das Dekretalenrecht über die Befugnisse eines Primas mit­ teilte, waren also sowohl Toke als auch der Anwalt des Magdeburger Erzbischofs der Meinung, es hätte früher ihrem Erzbischof zugestanden, die deutschen Erzbi­ schöfe zu konfirmieren. Auch dieser Anspruch geht auf das Privileg von 968 zu­ rück, in dem das Primat in confirmando angeführt wird. Während Toke aber keinen Vertrag erwähnte, durch den dieses Recht abgeändert wurde, meinte der Anwalt ei­ nen solchen zu kennen. Konrad Palm vermutete, daß mit jenem Vertrag, „freilich unzutreffend“, das Wiener Konkordat462 gemeint sei463. Solange sich keine Quellen über besondere © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 75 Vereinbarungen der Kurie mit dem Magdeburger Erzbischof finden lassen, wird dieser Auffassung zuzustimmen sein. So „unzutreffend“, wie Palm meinte, wäre die Erwähnung des Wiener Konkordats allerdings nicht gewesen. In dem Vertrag von 1448 wurde festgelegt, daß die Bestätigung rechtmäßiger Wahlen in allen Metropo­ litan- und Kathedralkirchen sowie in den dem apostolischen Stuhl direkt unter­ stellten Klöstern beim Papst zu liegen habe464. In der Mainzer Akzeptation von 1439 war dagegen die Konfirmation den unmittelbar übergeordneten kirchlichen Würdenträgern der Gewählten überantwortet worden: [. . .] quodque eciam confirmado eleccionum fiat per inmediatum superiorem, ad quem spec- tat ius confirmando et, si ipse sine causa racionabili confirmare distulerit sev recusaverit, me­ diatas superior desuper adiri poterit3 65 Der Wortlaut der Mainzer Akzeptation ließ Raum für Interpretationen, durch welchen inmediatum superiorem eine Wahl zu bestätigen sei. Es lag wohl nicht fern, dabei an den Primas Germaniae als hierarchische Stufe zwischen Metropoliten und Papst zu denken. Das „ius confirmandi“ hatte diesem bis in die Zeit der Konzile und großen Schismen freilich nicht zugestanden466. 1441 aber konfirmierte der Erz­ bischof von Magdeburg als Primas und offensichtlich im Sinn der Akzeptation von 1439 den Bremer Elekten Gerhard. Das Konfirmationsrecht des Magdeburgers projizierte Toke in die Vergangenheit und versuchte ihm so eine höhere Rechtskraft zu geben. Für die Situation um 1500 und den hier interessierenden Präzedenzanspruch des Magdeburger Erzbischofs ist wesentlich, daß der Magdeburger Anwalt den bei To­ ke geäußerten und von Erzbischof Günther verwirklichten Anspruch aufgriff, um die bevorzugte Stellung des Erzbischofs von Magdeburg im Reich zu behaupten. Im fünften Argument greift der Anwalt auf die Anschauung zurück, daß sich Name und Sache, Amtstitel und Amtsausübung zu entsprechen hätten467. Da der Magdeburger Erzbischof aber dem Titel nach ein Primas sei, müsse er folglich auch der erste Erzbischof sein. Ohne daß dies ausdrücklich vermerkt wird, behauptet der Magdeburger damit auch den Vorrang vor den geistlichen Kurfürsten. Daß, wie es im folgenden heißt, die Magdeburger Erzbischöfe in päpstlichen Ur­ kunden regelmäßig vor den Salzburger Metropoliten genannt wurden, darf bezwei­ felt werden. Allerdings würde erst eine systematische Untersuchung von Rangfol­ gen in päpstlichen Urkunden besser gesicherte Feststellungen zulassen. Bemerkens­ wert ist die Tatsache, daß der Magdeburger Anwalt die ordenung der Metropoliten und Bischöfe in der päpstlichen Kanzlei hervorhob, die offenbar als beispielhaft an­ gesehen wurde. Das siebente Argument, die Salzburger Legation sei sachlich und räumlich be­ grenzt, war nicht von der Fland zu weisen. Ob aber die Würde eines Legaten auf seinen Legationsbereich beschränkt war, schien nicht so klar zu sein. Die Magde­ burger Seite sollte in dieser Frage bald einlenken. Mit dem Argument, die Legation des Salzburgers sei eine päpstliche Angelegen­ heit, die Session würde aber im Reich gehalten und der Magdeburger Erzbischof habe den ersten Stand unter den Erzbischöfen in gleicher weise als die churfürsten under ander fürsten mehr, wird ein säkulares, rein reichsrechtliches Verständnis der © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 76

Primaswürde deutlich. Der Vergleich der Stellung des Primas mit der der Kurfür­ sten weist in diese Richtung.

Im neunten Argument griff der Magdeburger Anwalt den schon erwähnten W i­ derspruch zwischen der geforderten Ehre des Salzburger Erzbischofs als Vertreter des Papstes und seinem Anspruch auf den ersten Rang nach den Kurfürsten auf. Da sich der Salzburger den reichsrechtlichen Gegebenheiten hinsichtlich des Vorrangs der Kurfürsten fügte, war nach Meinung des Magdeburger Anwalts seine Legaten­ würde außerhalb Noricums nicht in Anwendung.

Für den Vorrang vor anderen Geistlichen oder Weltlichen war schon im 10. Jahr­ hundert das höhere Alter ein wichtiges Argument468. Wohl auf Veranlassung Ot­ tos I. hatte Papst Johannes XIII. schon 967 festgelegt, daß Magdeburg non posterior sit ceteris urbibus metropolitanis, sed cum primisprima et cum antiquis antiqua incon- imisa permaneantAGQ>. Auf dieses Privileg stützt sich offensichtlich die Argumentation des Magdeburger Anwalts, wenn er von Privilegierungen jüngerer Stifte spricht, die den aus dem Alter resultierenden Rangunterschied nivellieren. Abgesehen von den kurfürstlichen Erzstiften Mainz, Köln und Trier waren auch Salzburg, Bremen und Besançon (daher der Zusatz: und ander nacion) älter als Magdeburg.

In der vom Leipziger Ordinarius Johannes von Breitenbach verfaßten Einrede gegen das Salzburger Klagelibell führt der Magdeburger Anwalt weitere Argumente für den Vorrang des Erzbischofs von Magdeburg an. 1. Der Legatenwürde des Salzburger Metropoliten setzt er nicht nur den Primasti­ tel des Magdeburgers sondern auch die Behauptung entgegen, daß sein gnedig- ster herre zu Magdeburg, als primas undpatriarcha, wan seine fürstliche gnade bey unnserm aller heiligsten vater dem Babste, inn seiner heiligkeit consistorio und ver- samlunge der prelaten erscheinte, vor allen hern cardinalen (aleine ausgeschlossen den hern cardinalen Hostiensem) den Vorgang und session habe. Es were dann aus ubunge undgewonheit anders gehalten und herbracht. 2. Der Magdeburger Anwalt wendet sich dagegen, daß aus der Befugnis des Pri­ mas, Appellationsinstanz zu sein, gefolgert wird, daß an ihn appelliert werden muß. Auch wenn das nicht geschehen wäre, läge kein Grund dafür vor, dem Magdeburger Erzbischof seine Primaswürde abzusprechen. Denn es würde auch ein recht ader gesetze in und mit dem alleine, das es nit gehalten, nit aujfgehaben. Und ein Richter, der nicht richtet, sei dennoch ein Richter ( Und ab wol ein rich- ter nit richtet noch urtteil findet, dennoch ist er ein richter [. . .]). Sollte es aber notwendig sein, könne der Anwalt beweisen, daß von Erzbischöfen an den Magdeburger Erzbischof als Primas appelliert wurde. 3. Der Legatus natus sei auch außerhalb seines Legationsgebiets, dem römischen stull zueren, billich von den, die mit im ausser der légation in gleichem stände sein, zu ehren. Der Erzbischof von Magdeburg aber sei als Primas in höcherm stände. 4. Obwohl das Erzstift Salzburg älter sei als das Erzbistum Magdeburg, habe der Magdeburger Erzbischof auf Grund seiner Primaswürde den Vorrang. 5. Sollte Salzburg in Kaiser- und Königsurkunden vor Magdeburg gesetzt worden sein, so könne das nur aus unbedacht aderyrthumb der cantzley geschehen sein. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 77 6. Sollte sich der Erzbischof von Salzburg an Rom wenden, so habe doch der Mag­ deburger Anwalt keinen Zweifel, daß sein Herr das recht nit alleine von dem hei­ ligen stull zu Rome, bsundern auch von den fürsten und reten des heiligen römischen reichs unerschrocken erhalten werde. 7. Die Reichsräte mögen den hochdurchleuchten angebornen fürstlichen standt und die wirde seins gnedigsten hern von Magdeburg bedenken, der ein geborener Fürst des Herzogtums Sachsen, des Landgrafentums Thüringen und des Markgrafen­ tums Meißen sei. Obwohl kein regierender Fürst, würde er nach Recht und in deutzscher nacion Gewohnheit für ein fürsten, hertzogen zu Sachsen, lanntgraven in Thüringen und marggrave zu Meissen billich geerety geachtet, reputirt und ge­ haltert70.

Die Behauptung, die Magdeburger Erzbischöfe hätten im Kardinals-Konsistori­ um den Platz unmittelbar nach dem Kardinalbischof von Ostia, wurde nicht - wie zunächst zu erwarten wäre - durch eine Urkundenfälschung aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts gestützt, in der dem Magdeburger Erzbischof ein Platz im Konsi­ storium der Kardinäle zugesprochen und die Gleichrangigkeit mit Mainz, Köln und Trier behauptet wurde471. Wie aus dem oben erwähnten Rechtsgutachten des Leipziger Ordinarius Breitenbach hervorgeht, war das geschriebene Recht Grund­ lage des in der Einrede formulierten Anspruchs472. In der Realität des römischen Zeremoniells hatten die Magdeburger Erzbischöfe freilich nicht den behaupteten Rang. Die Zeremonienbücher der römischen Kurie berichten nichts von einer be­ vorzugten Stellung des Magdeburger Erzbischofs. Auch findet sich keine Bestim­ mung über einen Vorrang der primates vor den Kardinälen (außer dem von Ostia)473. Breitenbach, der sich der Kühnheit seines Arguments wohl bewußt war, setzte daher hinzu, daß es im Konsistorium aus Gewohnheit möglicherweise nicht so gehalten würde, wie er zuvor behauptet hatte (es were dann aus ubunge und ge- wonheit anders gehalten und her bracht). Das zweite Argument richtete sich gegen Versuche, den Primatsanspruch des Erzbischofs von Magdeburg abzulehnen, weil er Primatsrechte nicht ausübe und nicht ausgeübt habe. Unverständlich ist, daß in der Einrede keine Beispiele für Ap­ pellationen an den Primas angeführt werden, obwohl ihr Verfasser, wie zu zeigen sein wird, solche zu kennen meinte. Entgegen der pseudoisidorischen Konzeption des Primas als Appellationsinstanz für die Suffraganbischöfe474 wird in der Einrede behauptet, an den Primas solle von allen Ertzbischoven der primarei appelliert wer­ den. Aus dem hier formulierten Anspruch wird das Bestreben des Magdeburger Erzbischofs erneut deutlich, als höchster geistlicher Reichsfürst anerkannt zu wer­ den. Die Kurfürsten von Mainz, Köln und Trier werden von der behaupteten Ap­ pellationshoheit des Magdeburgers nicht ausdrücklich ausgenommen. Bemerkenswert gegenüber den gegenteiligen Aussagen im Magdeburger Klageli- bell ist, daß im dritten Argument der Einrede zugegeben wird, daß der Legat auch außerhalb seines Legationsgebiets von Standesgleichen, also von Erzbischöfen, als Gesandter des Papstes zu ehren sei. Die Primaswürde aber hebe den Magdeburger Erzbischof in einen höheren Stand, so daß ihm diese Pflicht erlassen sei. Nicht zu­ letzt durch dieses Argument wird das Bestreben des Magdeburger Erzbischofs deut- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 78 lieh, mit dem Primastitel einen Rang über den anderen Metropoliten des Reichs zu erlangen. In Reaktion auf den Salzburger Präzedenzanspruch aufgrund des höheren Alters führte der Magdeburger Anwalt im vierten Argument nicht das bereits zitierte Pri­ vileg vom Jahr 967 an475, sondern berief sich auf die mit dem Primastitel verbun­ dene Würde. Mit dem Privileg hätte er lediglich auf die Gleichrangigkeit mit den älteren Bistümern insistieren können, während sich mit dem Primat der Anspruch auf Vorrang verbinden ließ. Die im folgenden Argument aufgestellte Behauptung, die Voranstellung Salz­ burger Erzbischöfe in königlichen und kaiserlichen Urkunden sei, wenn sie denn vorkomme, auf Kanzleifehler zurückzuführen, belegt, daß die Erzbischöfe von Magdeburg keineswegs immer vor die Salzburger gesetzt wurden. Die von Ficker beobachtete Variabilität der Ordnung von Zeugen in Urkunden ließ eine überzeu­ gende Argumentation für die Präzedenz von Fürsten auf der Grundlage von Zeu­ genreihen wahrscheinlich nicht zu476. Gleichwohl hatten die Magdeburger - wie oben gezeigt wurde - in Anschlägen und Abschieden der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Vorrang vor Salzburg. Zuvor hatte bereits die Kanzlei Kaiser Sigmunds die Magdeburger Metropoliten vor die Erzbischöfe von Salzburg, Besan­ çon und Bremen gesetzt477. Das sechste Argument ist offensichtlich als Appell an die Reichsregenten zu ver­ stehen, sich nicht von der Salzburger Drohung einschüchtern zu lassen, die Angele­ genheit könne an die Kurie gebracht werden. Das letzte Argument der Einrede, der Verweis auf die fürstliche Herkunft Erz­ bischof Ernsts von Magdeburg, ist ein deutliches Zeichen für das fürstliche Selbst- bewußtsein des Wettiners. Dynastische Argumente hatten bisher nur in der Aus­ einandersetzung mit dem Haus Österreich eine Rolle gespielt. Während es dort um die Verteidigung der Position gegenüber einer kaiserlichen und daher höhergestell­ ten Dynastie ging, berief sich der Anwalt gegenüber Erzbischof Leonhard von Keutschach478 auf die fürstlichen Standesvorrechte seines Herrn. Im Magdeburger Klagelibell und in der Einrede wird wiederholt auf das ge­ schriebene Recht Bezug genommen. Der Präzedenzanspruch des Erzbischofs von Magdeburg konnte durch die im kanonischen Recht enthaltenen Bemerkungen zur Primaswürde gestützt werden. Von Magdeburger Seite ist ein Rechtsgutachten überliefert, das belegt, welche Bedeutung juristischen Kenntnissen und Argumen­ ten im Verfahren um die Präzedenz beigemessen wurde479. Nicht zufällig stammt das Gutachten von einem Ordinarius der Wettiner-Universität Leipzig.

Das Gutachten des Johannes von Breiten bach

In der Matrikel der Universität Leipzig erscheint zum Sommersemester 1464 ein Iohannes Preytenbach de Koestricz als Angehöriger der Meißner Nation480. Im Jahr darauf wurde er bereits zum Bakkalaureat artium zugelassen481. Breitenbach hat wohl danach in Perugia studiert und eventuell dort zum Doktor beider Rechte pro­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 79 moviert482. 1479 wurde er Ordinarius der Juristenfakultät der Universität Leipzig. Offenbar noch vor seiner Promotion war er in Diensten des Meißener Bischofs Jo­ hann V. von Weißenbach483. Den Wettinern stand er seit 1484 als Mitglied des sächsischen Oberhofgerichts nahe484. Die Herzoge Ernst und Albrecht verwendeten sich beim Merseburger Domkapitel für eine Pfründe für Breitenbach485. 1497 war er an der Herbeiführung eines Vergleichs zwischen der Stadt Magdeburg und Erz­ bischof Ernst beteiligt.486 Aus dem Jahr 1499 ist eine Urkunde überliefert, mit der Breitenbach Erzbischof Ernst bestätigte, daß dieser ihm - und seiner Frau als leip- gedinge - für seine Dienste Sudpfannen bei Halle gelyhen habe487. Breitenbach ver­ pflichtete sich dafür der Dienste beim Erzbischof. Hervorragend beteiligt war der Jurist an der Reformierung der Universität Leip­ zig zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Seine 1502 an Herzog Georg von Sachsen ge­ richteten Vorschläge hinsichtlich der Verbesserung der Zustände an der Juristenfa­ kultät wurden 1504 realisiert488. Auch in späterer Zeit erinnerte man sich an der Leipziger Universität des Ordinarius Breitenbach489. Bekannt sind sowohl theologische als auch juristische Schriften Breitenbachs490. Neben Rechtsgutachten für Wettiner hat er solche auch für anhaltinische Fürsten angefertigt491. Breitenbach stand als gelehrter Rat in fürstlichen Diensten. Offenbar war er - im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen des 15. Jahrhunderts - kein mit Pfrün­ den versehener Kleriker492, sondern lebte von den Einkünften, die ihm die Wettiner (und andere Dienstherren) zukommen ließen. Daneben hatte er wohl ein Einkom­ men als Ordinarius. Hinzu kamen vielleicht Bezahlungen von Rechtsgutachten für verschiedene Auftraggeber. Breitenbach gehörte nicht zum Hof Erzbischof Ernsts, sondern blieb in Leipzig, wo er mit seiner Frau in einem Haus am Peterskirchhof wohnte493. Gestorben ist er um 1508494. Seine informatio iuris et facti, quore reverendissimus dominus Magdeburgensis et primas domino archiepiscopo Saltzburgensis et etiam simplici archiduci Austrie preferri et anteponi debeat495 schickte Johannes von Breitenbach an Fürst Adolf von Anhalt, der seit 1488 Dompropst zu Magdeburg war496. In dem begleitenden Brief vom 14. Dezember 1500 versicherte er dem Fürsten seine Dienste und schrieb, daß er die Klagelibelle der Argumente der drei am Präzedenzstreit beteiligten Parteien ge­ lesen und Einreden sowie eine Information über die Rechtslage angefertigt habe. Er bat nun um Reinschrift der Dokumente durch einen Herrn Caspar in der Kanzlei. Das Gutachten sollte beim Vortrag der Einrede und der Rechtsargumente den Für­ sten und Räten nicht vorgezeigt werden. Auch sollte keine Abschrift davon den an­ deren am Streit beteiligten „Parteien“ gegeben werden497. Dem Brief nach kann vermutet werden, daß Dompropst Adolf von Anhalt in Nürnberg die Verhandlungen für Erzbischof Ernst führte. Auch sonst hatte er das Vertrauen des Wettiners genossen498. Im folgenden wird der Inhalt des Breitenbachschen Gutachtens wiedergege­ ben499. Es soll dabei nicht um die Beurteilung seiner juristischen Qualität gehen. Die Rechtsquellen, auf die sich Breitenbach stützte, werden nur in Auswahl ge­ nannt. Eine vollständige Übersicht über diese müßte durch eine Edition des Gut­ achtens geboten werden. Von Interesse ist zunächst, welche Argumente Breiten­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 80 bach aus juristischer Sicht für den Vorrang der Magdeburger Erzbischöfe vorbrach­ te. Das Gutachten ist zugleich Zeugnis für den Stellenwert, den man der Berufung auf das römische und kanonische Recht im Verfahren beimaß. Bevor er seine Argumente vorbrachte, legte Breitenbach kurz die Aufgabe des Gutachtens dar. Sie bestünde darin, den Nachweis zu führen, daß der Erzbischof Ernst von Magdeburg dem Erzbischof von Salzburg in ambulando, sedendo, subscri- bendo ac in consultationibuspreferendus et anteponendus sei500. Gebeten worden sei er dazu vom Anwalt des Erzbischofs. Grundsätzlich stellte Breitenbach fest, daß der Vorrang habe, der würdiger (di- gnioi) sei und höheres Ansehen (maiorem [. . .] autoritatem) genieße. Der Erzbi­ schof von Magdeburg habe als primas sev patriarcha in Germania größere Würde und Autorität als der Erzbischof von Salzburg. Der Jurist führte die alten Patriar­ chate von Konstantinopel, Jerusalem, Anthiochia und Alexandria an, um dann fest­ zustellen, daß Primas und Patriarch diversitas [. . .] in nomine, aber von gleicher Würde seien501. Er stützte diese Aussage durch das Dekretalenrecht, das, wie oben schon erwähnt, die entsprechenden Formulierungen zur Verfügung stellte. Darauf legte Breitenbach dar, warum ein Primas (= Patriarch) einem Legatus na- tus an Würde überlegen sei. Er griff dazu zunächst die alte, im 4./5. Jahrhundert verfestigte Hierarchie der senatorischen Ämter im spätantiken Rom auf. Diese hat­ te zwischen illustres, spectabiles und clarissimi unterschieden und war sowohl in den Codex Theodesianus als auch in den Codex Iustinianus eingegangen502. Im Mittel- alter wurden die genannten Rangtitel von verschiedenen Autoren und in Kanzleien verwendet503. In einem frühmittelalterlichen Körpervergleich heißt es: Princeps: quasi primum caput [. . .] postprincipem sunt illustres, qui sunt quasi occuli impe- ratoris. post illustres sunt spectabiles, quasi manus. post spectabiles sunt clarissimi, quasi torax. post clarissimos suntpedanei, quasi pedes imperatoris, et inferiores iudices,504 Breitenbach nannte vier Ordnungen der Würden (ordines dignitatum): superillu- stris, illustres, spectabiles et clarissimi. Für den weltlichen Bereich stellte er, sich auf die Digesten, Institutionen Guilielmus Durandus und Baldus de Ubaldis berufend, folgende Rangfolge auf: Der Kaiser sei ein superillustris. In der darauf folgenden Feststellung, daß der Rang des superillustris der Gipfel aller Würden (culmen digni- tatis) sei, klingt ein Körpervergleich in abgewandelter Form (culmen statt caput) an505. Als illustres werden die Könige {reges), als spectabiles die Herzoge und Konsuln {duces et consules) und als clarissimi die Prokonsuln {presides provintiorum) bezeich­ net. Unter Berufung auf Baldus, Durandus, den Codex Iustinianus und den Liber Sextus ordnet er dem Papst die Würde des superillustris, den Kardinälen die der il­ lustres, den Bischöfen die der spectabiles und den Gesandten {alii, qui delegantur aut mittuntur ad regendas provintias) die der clarissimi zu. Legaten des heiligen Stuhls seien daher und weil sie den Prokonsuln vergleichbar seien506, clarissimi zu nennen, während primates sevpatriarches als illustres anzusehen seien, vergleichbar mit Köni­ gen, die viele Provinzen regieren507. Breitenbach schlußfolgerte, daß ein als illustris angesehener Primas einem mit der geringeren Würde des clarissimus ausgestatteten Legatus natus vorzuziehen sei. Ein weiteres Argument für den Vorrang eines Primas vor einem Legatus natus be­ stand für Breitenbach darin, daß dieser den Kardinalpresbytern im Konsistorium © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 81

und auf Konzilien vorstehe, jener aber nicht. Sein Hauptargument dafür war die Nennung des Patriarchen von Grado vor dem Kardinalpresbyter von San Vitale in den Dekretalen Gregors IX.508 Er belegte, daß eine solche Reihung im Rechtstext Ausdruck der Rangfolge sei509. Quellen seiner Argumentation sind das Corpus iuris canonici, die Glossen zu diesem, Bartolus, Dominicus de Sancto Geminiano, Alex­ ander Tartaganus und Petrus de Monte. Allerdings wußte der Jursit, daß der Mag­ deburger Erzbischof keinen Platz im römischen Konsistorium hatte und auch auf Konzilien nicht den Kardinalpresbytern vorgezogen worden war. Er schrieb daher (und wie erwähnt, ging dies in die Einrede ein), daß das Gesagte zuträfe, nisi con- suetudo curie, que foret servanda,, aliud haberet™. Zur Herkunft der Primaswürde der Magdeburger Erzbischöfe schrieb Breiten­ bach, diese seien von Päpsten und Kaisern entsprechend privilegiert worden. Auch seien sie seit Ewigkeiten (a tempore immemorabili) als Inhaber dieser Würde ange­ sehen worden. Die Privilegien hätten nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Erzbi­ schof Günther von Magdeburg (1403-1445) sei von Kaiser Sigismund und von der Kongregation der deutschen Nation als primas germaniae zum Baseler Konzil beru­ fen worden. Aus den genannten Gründen stand für den Juristen fest, daß die Erz­ bischöfe von Magdeburg merito memorato den Vorrang vor den Erzbischöfen von Salzburg zu beanspruchen hatten511. Breitenbach widmete sich im folgenden den Argumenten aus dem Salzburger Klagelibell. Interessant an seiner Vorgehensweise ist, daß er, bevor er zur Wider­ legung der Argumente ansetzt, die Stellen aus dem geschriebenen Recht anführt, auf die sich die Salzburger stützen konnten. Durch Breitenbachs Gutachten wird also deutlich, daß die Berufung auf das Recht in der Salzburger Argumentation kei­ ne leere Floskel darstellten. Rechtsargumente standen gegen Rechtsargumente. Erstens führte der Jurist seine Gründe gegen die Salzburger Aussage an, die Mag­ deburger Erzbischöfe hätten ihre Primatsrechte verloren, weil nicht an sie appelliert worden sei. Neben Rechtsquellen, die belegen sollten, daß ein Recht nicht verloren gehe, wenn es nicht angewendet wird, berief sich Breitenbach auf historische Ereig­ nisse. Es sei nämlich von den Offizialen des Bremer Erzbischofs an die Erzbischöfe Günther und Friedrich (1445-1464) appelliert worden, ebenso von den officialibus generalibusper Thuringiam512. Auch hätte Erzbischof Ernst seine Privilegien zur An­ wendung gebracht, wenn sich Gelegenheit dazu bot. Zur Bekräftigung dieser Aus­ sagen bezeichnete Breitenbach den Erzbischof als primatem modernum^3. Zweitens wandte sich der Jurist dem Argument zu, daß dem Salzburger Erzbi­ schof als Vertreter des Papstes päpstliche Ehre (honor) zustehe. Er führte die diese Aussage stützenden Rechtsbelege an, um dann zu behaupten, daß diese für Legati de latere oder missi, nicht für Legati nati gelten. Letzteren sei nur in Angelegenhei­ ten, die ihrem Aufgabenbereich als Legaten unterworfen sind sowie in ihrem Lega­ tionsgebiet, Ehrerbietung wie einem Papst entgegenzubringen. Da aber darüber hinaus einem Patriarchen und Primas auf Konzilien und im Konsistorium des Pap­ stes dem Recht gemäß der Vorgang vor Kardinalpresbytern zustehe, gebühre ihm dieser erst recht vor einem Legatus natus514. Drittens hatte sich Breitenbach mit der Forderung auseinanderzusetzen, dem Salzburger Erzbischof stehe auch außerhalb seines Legationsgebiets die Ehre eines © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 82

Papstes zu. Breitenbach zitierte unter anderem Durandus, der festgestellt hatte, daß der, der einmal die Legation ausgeübt habe, immer wie ein päpstlicher Gesandter zu ehren sei. Der Jurist führt aber an, daß die Primaswürde des Magdeburger Erzbi­ schofs den Vorrang vor einem Legaten nach sich ziehe. Es könne nicht aus Torheit (ex quadam stultitia) der Geringere dem Würdigeren voranstehen515. Viertens erwiderte Breitenbach auf das Alters-Argument des Erzbischofs von Salzburg. Er schrieb, daß dieser Vorranganspruch dadurch begrenzt sei, daß Jünge­ re den Vorrang vor Älteren hätten, wenn sie mit größerer Würde ausgestattet seien. Der Erzbischof von Magdeburg habe größere Würde, Titel und Ehre (maior digni- tate, denominatione et honore) als der Erzbischof von Salzburg516. Fünftens meinte der Jurist, daß, wenn Salzburg in Briefen der Kaiser und Könige vor Magdeburg gesetzt worden sei, dann nur aus Unaufmerksamkeit (inadver- tentid) oder wegen eines Fehlers (errore) des Kanzlers. Daher diene das Argument aus der Ordnung der Briefe (ex ordine littere) nicht dem Salzburger Anspruch. Die Magdeburger Erzbischöfe seien nicht nur in Briefen der Könige und Kaiser, sondern auch in Briefen der Konzilien vor die Salzburger Erzbischöfe gesetzt worden517. Nachdem Breitenbach auf diese Weise der Salzburger Argumentation widerspro­ chen hatte, fügte er ein Argument für den Vorrang Erzbischof Ernsts hinzu. Dieser sei nicht nur Erzbischof von Magdeburg, Primas und Administrator der Kirche zu Halberstadt, sondern auch Herzog von Sachsen, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen. Breitenbach zitierte Baldus, Alexander Tartaganus, Johan­ nes de Imola und Angelus de Perusio, um eine soziale Rangfolge im weltlichen Be­ reich darzulegen: comes et barones518 debeantpreferri comiti und miles et doctorprefe- rendus esset simplici militi. Die Herrlichkeit des Titels bezeichne die Herrlichkeit und Vortrefflichkeit der Ehre (claritatem et preeminentiam honoris). Gegen den möglichen Einwand, Ernst sei kein regierender Fürst im genannten Herzogtum (,ducatum), brachte der Jurist vor, daß diesem als geborenen Herzog, Landgrafen und Markgrafen dieselbe Ehre zukomme wie einem regierenden Fürst. Er zitierte Baldus und Bartolus mit Aussagen zum Ansehen von Fürstensöhnen in der deut­ schen Nation (natione alamanicd). Diese würden ihren königgleichen519 Vätern in der natürlichen Würde (in dignitate naturali) folgen. Auch ein nichtregierender Sohn des Herzogs würde daher als Herzog angesehen und geehrt. Die Nobilität ge­ höre allen Gliedern der Dynastie an: Et. tune usque ad infmitum erit nobilis Ule ad quem transit, non ex parentum persona, sed ideo quia ipsem habet id ex quo est nobilis [. . .] Sed ex consuetudine omnes descendentes pos- sunt admitti ut heredianturpro nobilibus.52° Weil der „Primas modernus“ Erzbischof Ernst - abgesehen von seinen kirchli­ chen Würden - aufgrund triplicibus illustribus etpreclarissimis dignitatibus (Herzog, Landgraf, Markgraf) ein nobilis sei, gebühre ihm der Vorrang vor dem Erzbischof von Salzburg521. Im letzten Abschnitt des Gutachtens äußerte sich Breitenbach zum Präzedenzan- spruch des Hauses Österreich. Er schrieb, daß Ernst als Magdeburger Erzbischof der Vorrang vor einem einfachen Erzherzog (simplici archiduci Austrie) gebühre, auch wenn diesem mehrere Herzogtümer angehören (etiam plures ducatus obtinenti). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 83 Mit Zitaten aus dem kanonischen Recht belegt er den Vorrang des geistlichen vor dem weltlichen Fürsten. Den Vorwurf, der Erzbischof würde de vana gloria den Vorrang beanspruchen, wies der Jurist zurück. Töricht wäre es, seine Ehre und seinen Ruf zu vernachlässi­ gen. Es würde keine Sünde begangen, noch jemandem Unrecht zugefügt, wenn das Recht zur Geltung komme: Stultus non existeret, qui neglegeret honorem et famam suam. Nec peccatum aliquid faciens lege permitiente, nec alicui irrogat iniuriam, qui iure suo utitur. Cum iuris executio iniuriam non haheat, per iura sole clariora ac vulgatissima.522 Die Einrede des Magdeburger Anwalts in Nürnberg konnte durch das Gutach­ ten Breitenbachs juristisch gestützt werden. Es wird nicht überliefert, welche Be­ deutung den Argumenten des Leipziger Ordinarius im Verfahren vor den Reichs­ regenten dann tatsächlich zukam. Mit seinem Gutachten versuchte Breitenbach die rechtliche Legitimierung des Anspruchs des Erzbischofs Ernst von Magdeburg auf den vordersten Platz in der Hierarchie der Reichskirche. Im Mittelpunkt stand dabei dessen Würde als „Primas Germaniae“. Diese verglich er mit königlichen Würden und sprach ihr den Vor­ rang vor der Würde von Kardinalpriestern zu523. In der Einrede wurde der Präze- denzanspruch vor den anderen Erzbischöfen des Reichs folgerichtig mit der For­ mulierung ausgedrückt, der Primas sei in höherem Stand als die Metropoliten. Das Gutachten weist aber nicht nur auf die aus dem Recht resultierenden Wür­ den des Magdeburger Erzbischofs hin, sondern führt - konkreter als die Einrede — historische Argumente für die Gültigkeit des Primatrangs an (vgl. die Beispiele für Appellationen an den Primas). Auffallend ist, daß weder in Einrede noch Gutach­ ten das im Magdeburger Klagelibell behauptete Konfirmationsrecht wieder auf­ gegriffen wird. Die Absichten des Juristen werden gleichsam in dem Begriff zusammengefaßt, den er im Gutachten zweimal verwendet: primas modernus. Der Magdeburger Erz­ bischof sollte als ein mit Rechten ausgestatteter Primas-Patriarch für Deutschland anerkannt werden. Widersprüchlich ist die Argumentation hinsichtlich der Ehrerbietung, die dem Salzburger Erzbischof als päpstlichem Legaten entgegenzubringen sei. Auch wenn der Jurist zunächst bestritt, daß die entsprechenden Bestimmungen des Rechts für einen Legatus natus gültig seien, akzeptierte er dann doch, daß diesem auch außer­ halb des Legationsgebiets die Ehre eines Papstes zustehe. Ausdruck des reichsfürstlichen Standesbewußtseins der Wettiner ist das von Breitenbach gegenüber Leonhard von Keutschach vorgebrachte dynastische Argu­ ment. Zugleich war der Rang des Erzbischofs Ernst von Magdeburg gegenüber den dynastischen Argumenten der kaiserlich-königlichen Dynastie der Habsburger zu verteidigen. Zu diesem Zweck verwies der Jurist auf die höhere Würde des geist­ lichen Fürsten in der Hierarchie des Reichs. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 84

9. Die weitere Entwicklung bis 1513

Wie schon erwähnt, wurde in Nürnberg keine Lösung des Präzedenzstreits zwi­ schen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie den Erzherzogen von Österreich herbeigeführt. Der bereits zitierte Hinweis des Untermarschalls Sixt Sommer auf einen Befehl des Königs an den Reichserbmarschall, den alternieren­ den Vorsitz der drei Stände zu veranlassen, dürfte mit den Nürnberger Verhandlun­ gen in keinem Zusammenhang stehen524. Auf ein Urteil des Königs hätte man sich im weiteren Verlauf der Streitigkeiten berufen, was nicht der Fall war. Fraglich ist, ob die Mitteilung der Magdeburger Quelle aus dem Jahr 1646, Magdeburg sei zu Ehren Maximilians hinpaßiret; weil Saltzburg auch gewichen sei525, auf Tatsachen beruht. Es heißt dort weiter: Anno 1500, 1507 und 1512 hat das Ertz-Stiffi Magdeburg je und alle Wege auch für dem Hausse Oesterreeich, und dann nach Oesterreich erst Saltzburg gesessen, und ob gleich I. K M. Maximilianus I. als ein Ertz-Hertzog zu Oesterreich, desgleichen der Ertz-Bischojf zu Saltzburg mit Ernesto Ertz-Bischoffen des Primat- und Ertz-Stiffis Magdeburg, der Session halber, streitig werden wollen; So hat doch Ertzbischoff Ernst, hochlöbl. Andenckens, dem Hauß Oesterreich eben so wenig, als dem Ertz-Bischojf zu Saltzburg gewichen; sondern es ha­ ben Se. Fürsti Gn. je und alle Wege, biß sie mit Tode verblichen, des Primat- und Ertz-Stiffis praeminenz und Hoheit, so wohl wider das Hauß Oesterreich als wider Saltzburg zu recht vertretten.52G

Auch wenn sich in den Abschieden der Reichstage von 1505 bis 1512527 kein Ses­ sionsartikel, wie er in den Augsburger Abschied aufgenommen worden war, finden läßt, so ist doch fraglich, ob es im genannten Zeitraum keine Veranlassung für ent­ sprechende Maßnahmen gab. Genauere Einsichten in den weiteren Verlauf des Streits werden erst nach der Edition der Reichstagsakten möglich sein528. Uber die Stellung des Erzbischofs Ernst von Magdeburg, des Erzbischofs Leonhard von Keutschach und der österreichischen Erzherzoge auf den Reichstagen geben die Abschiede begrenzte Auskunft. Sie zeigen, daß der Erzbischof von Magdeburg nicht dem Haus Österreich „gewichen“ ist. Im Abschied des Kölner Reichstags von 1505529 ist - wie zuvor im Nürnberger Abschied von 1501530 - kein Vertreter des Magdeburger Erzbischofs verzeichnet. Ebenso fehlt ein Gesandter des österreichischen Erzherzogs. Bischof Christoph von Chiemsee Unterzeichnete als Salzburger Vertreter an erster Stelle der geistlichen Fürsten. Den Reichstag von Konstanz im Jahr 1507531 hat der Magdeburger Erzbischof persönlich besucht. Im Abschied532 steht er als Primas in Germania gleich nach den Gesandten der Kurfürsten. Ihm folgen für den Ezherzog von Österreich Graf Heinrich von Hardegg und als Gesandter des Erzbischofs von Salzburg Dr. Andre­ as Trautmannsdorf. Im Anschlag des Tages steht der Erzbischof von Magdeburg vor Salzburg an der Spitze der geistlichen Fürsten. Der Erzherzog von Österreich und Herzog von Burgund steht unter den weltlichen Fürsten nach dem König von Dänemark und den Wittelsbachern Albrecht und Wolfgang533. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 85 Während der Wormser Reichstag von 1509534 auseinanderging, ohne daß sich Stände und Kaiser auf einen Abschied geeinigt hatten, ist ein solcher vom Reichs­ tag in Augsburg535, der im darauffolgenden Jahr stattfand, überliefert536. Erzbischof Ernst von Magdeburg, der persönlich anwesend war, Unterzeichnete ihn - unter Nennung seines Primastitels - an erster Stelle nach den Kurfürsten bzw. deren Ge­ sandten und vor dem Bischof Christoph von Brixen als erzherzoglichem Gesand­ ten. Nach diesem steht der Salzburger Kanzler Dr. Wolfgang Pacheimer537. In ei­ nem 1519 verfaßten Schreiben zum Präzedenzstreit teilte er mit, daß der Erzbischof von Magdeburg nach seinem persönlichen Erscheinen auf dem Reichstag den geist­ lichen Fürsten vorgesessen habe. Davor waren der Salzburger Kanzler, der Bischof von Brixen und der für Erzbischof Ernst anwesende Domdechant von Magdeburg dem Präzedenzproblem in der Weise aus dem Weg gegangen, daß im Wechsel im­ mer ein Gesandter den geistlichen Fürsten vorsaß, während die beiden anderen Botschaften nicht erschienen538. Im Haupt- sowie im Nebenabschied539 des Reichstags von Trier und Köln 1512540 wird kein Vertreter des Erzherzogs von Österreich aufgeführt. Als Bevoll­ mächtigter des Erzbischofs von Salzburg steht Erzbischof Uriel von Mainz im Hauptabschied nach den kurfürstlichen Gesandten und vor dem Grafen Magnus von Anhalt als Vertreter des Erzbischofs von Magdeburg. Im Nebenabschied steht der Anhaltiner vor dem den Erzbischof von Salzburg vertretenden Mainzer. - Der Wormser Reichstag des Jahres 1513541 ging wieder ohne Abschied auseinander.

Soweit die Reichstagsabschiede Aussagen zulassen, hat der Erzbischof von Salz­ burg bzw. sein Vertreter auf den genannten Reichstagen seinen Platz - soweit anwe­ send - nach dem Magdeburger Erzbischof und dem Erzherzog von Österreich bzw. deren Gesandten gehabt. 1512 war eine besondere Situation gegeben, da der Main­ zer Kurfürst von Erzbischof Leonhard bevollmächtigt worden war. Wohl auf die Kurwürde des Salzburger Vertreters ist seine Stellung vor dem Magdeburger Ge­ sandten im Hauptabschied zurückzuführen. Der vielleicht 1510 erstmals praktizier­ te tägliche Wechsel beim Vorsitz auf der geistlichen Fürstenbank wurde später durch vertragliche Regelungen fixiert542. Offenbar in der Praxis der Reichstagsver­ handlungen wurde diese Variante zur Lösung des Präzedenzkonflikts gefunden. Al­ lerdings sollte in den Verträgen der späten Zwanziger- und der Dreißigerjahre keine Bestimmung über das Fernbleiben von Fürsten oder Gesandten aufgenommen werden. Erzbischof Ernst hat, wie schon mitgeteilt, seinen Präzedenzanspruch als Primas auch gegenüber seinem kurfürstlichen Bruder Friedrich vertreten. Die Auseinan­ dersetzungen zwischen dem Erzbischof und den Kurfürsten können ungefähr in das Jahr 1504 datiert werden543. An dem Bestreben, mit der Würde eines „Primas Germaniae“ seine Stellung in der Hierarchie des Reichs zu festigen oder gar zu ver­ bessern, hat Erzbischof Ernst also festgehalten. Vom Konzept der Überordnung des Primas Germaniae über die Kurfürsten ist er offensichtlich nicht abgerückt. Für die Bedeutung, die die Würde eines Primas Germaniae im Reich hätte erlan­ gen können, ist die bekannte Anfrage des Kaisers an Jakob Wimpfeling und die Antwort des Humanisten aus den Jahren 1510/11 von Interesse. Maximilian, dem © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 86

an der Selbständigkeit der deutschen Kirche nach französischem Vorbild gelegen war, teilte Wimpfeling unter anderem mit, daß er über die Einsetzung (de instituen- do) eines ständigen Legaten für Deutschland {netto etperpetuo in Germania legato) nachdenke, der höchste geistliche Gerichtsinstanz in Deutschland sein sollte544. Wimpfeling antwortete dem Kaiser, daß de legato nato etprimate sevpatriarcha]m\- sten konsultiert werden müßten. Zwar habe er gehört, daß der Erzbischof von Salz­ burg legatum natum Germaniae und der Erzbischof von Magdeburg primatem sev patriarcham sei, doch fürchte er, der Papst könne die genannten Privilegien per non usum zurückweisen545. Auf dem Wormser Reichstag habe er Mitteilungen de hac materia gelesen, die von einem Gelehrten stammten, der zur Gefolgschaft des Her­ zogs von Sachsen gehört habe {quem dicebant esse de familia ducum Saxoniae). Ein Herr Heinrich vom Rhein {Henricus de Rinow) habe ihm den Namen des gelehrten Autors mitgeteilt: Hans von Hermansgrün {Hermannus Grien)546. Auffallend an dem Schreiben des Humanisten ist, daß er auch den Primastitel (und zwar in der im Decretum Gratiani verankerten Gleichsetzung mit dem Patriarchen-Titel) an­ führte, obwohl Maximilian nur nach der Möglichkeit der Einsetzung eines Legaten gefragt hatte. Daß er den Traktat des Hans von Hermansgrün in Zusammenhang mit Überlegungen zur Einsetzung eines höchsten Kirchenfürsten für Deutschland brachte und darüber hinaus die Würde des Magdeburger Erzbischofs als Primas- Patriarch anführte, kann vorsichtig als Bestätigung der oben skizzierten Interpreta­ tion der Patriarchen-Bestimmung des „Traums“ verstanden werden. Der Primas nach Maximilians Vorstellungen wäre allerdings - im Gegensatz zu den Ideen Her- mansgrüns - ein durch den Kaiser eingesetzter Kirchenfürst gewesen. Genaue Kenntnisse über den Primas und den Legatus natus hatte der Humanist nicht. Da­ her sein Hinweis, man müsse sich an Juristen wenden. Die papstgleiche Stellung ei­ nes Oberhaupts der deutschen Kirche wäre aus dem Recht abzuleiten gewesen, et­ wa so, wie es Breitenbach in seinem Gutachten versucht hatte. Der Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem Humanisten illustriert, wie wenig gefestigt die Stel­ lung des Primas und des Legatus natus in der Reichskirchenhierarchie war. Von ge­ ringer Kenntnis Wimpfelings in den angeschnittenen Fragen zeugt, daß er die Salz­ burger Legation auf Deutschland ausdehnte {Legatus natus im die Germania anstatt für Noricum). Die Befürchtung des Humanisten, die Privilegien der Erzbischöfe von Magde­ burg und Salzburg seien verjährt, erinnert an die Salzburger und österreichische Ar­ gumentation gegen Magdeburg. Gerade gegen das Argument der Nichtnutzung von Privilegien war von Erzbischof Ernst von Magdeburg versucht worden, den Primastitel mit angeblich seit langem ausgeübten Rechten zu füllen. Der von Brei­ tenbach verwendete Begriff „Primas modernus“ war ebenfalls gegen die „non- usum“-Behauptung gerichtet.

Nachdem Albert Werminghoff in Folge von Paul Kalkoff Matthäus Lang und dessen Absichten auf eine Legation hinter der Anfrage an den Humanisten vermu­ tet hatte547, setzte die jüngere Forschung eine Interessengleichheit zwischen dem Kaiser und seinem Diplomaten voraus548. Abgesehen davon, daß der Nachfolger Erzbischof Leonhards von Salzburg, Matthäus Lang, spätestens zu diesem Zeit­ punkt auf die Verbindung des erzbischöflichen Stuhls zu Salzburg mit der Legaten­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 87 würde hingewiesen wurde, ist bemerkenswert, daß die Prärogativa, die in der Mag­ deburger und Salzburger Argumentation von 1500/01 die entscheidende Rolle ge­ spielt hatten, zehn Jahre später wieder diskutiert wurden. Nur ging es jetzt nicht um reichsfürstliche Präzendenzfragen, sondern um die Lösung der deutschen Kir­ che von Rom. Es ist bekannt, daß Maximilian, nachdem Papst Julius II. im August 1511 schwer erkrankt war, Vorbereitungen zur Durchführung des schon länger gehegten Plans traf, selbst zum Papst gewählt zu werden. Im Mittelpunkt seiner Interessen stand die Gewinnung von Einfluß auf die Reichskirche und der Zugriff auf Kirchen­ gelder549. Um diese Ziele zu erreichen, versuchte er beide Wege: einen Primas oder Legaten für Deutschland einzusetzen oder selbst Papst zu werden. Maximilians Pläne waren nicht zuletzt Ausdruck einer deutlichen Distanzierung von Reich und Papsttum550. In Huttens und Luthers Überlegungen zur Reform der Kirche sollte der Primas in Deutschland wieder eine Rolle spielen, eventuell sogar in Hinblick auf den Erz­ bischof von Magdeburg551. Auf die Präzedenzrivalitäten zwischen Reichsfürsten hatten die Schriften des Humanisten und des Reformators keinen Einfluß. Am 3. August 1513 starb der Magdeburger Erzbischof Ernst552. Auf seinem prunkvollen Sarkophag im Magdeburger Dom ist noch heute zu lesen, daß er die Würde eines „GERM. PRIMATIS“ innehatte553. Die Wahl seines Nachfolgers, des Hohenzollern Albrecht, leitet ein neues Kapitel der Präzedenzkonflikte zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie dem Erzherzog von Öster­ reich ein. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 88

10. Rangfragen bis zu den Verträgen von 1530 und 1535

Die beiden Erzbischöfe, die über viele Jahre der ersten Hälfte des 16. Jahrhun­ derts den Kirchen von Salzburg und Magdeburg vorstanden, waren von Geburt sehr verschiedener Herkunft. Albrecht554 wurde 1490 als Sohn des Kurfürsten Jo­ hann Cicero von Brandenburg und Margarethas von Sachsen geboren, Matthäus555 um 1468 als Sohn einer Augsburger Patrizierfamilie556. Nur der Aufstieg des Augs­ burger Kaufmannssohns machte es überhaupt möglich, daß es zu Rangstreitigkei­ ten zwischen den beiden Männern kam. Nach Studium, Förderung durch Herzog Georg von Bayern-Landshut und Diensten bei Erzbischof Berthold von Henneberg machte Lang am Hof des Königs eine glänzende diplomatische Karriere. 1498 wurde er aus Dank für seine Dienste geadelt. Im Jahr 1500 setzte Maximilian durch, daß er Dompropst zu Augsburg wurde557. Seine Kirchenkarriere setzte sich fort mit dem Erlangen der Bischofswür­ de von Gurk im Jahr 1505. Drei Jahre später wurde Lang Kardinaldiakon von Sant’ Angelo558. Abgesehen von der Frage, ob der oben erwähnte Schriftwechsel zwischen dem Kaiser und Wimpfeling im Jahr 1510/11 auf Absichten Längs zurückzuführen ist, zeichnet sich im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts deutlich sein Interesse ab, Legat für Deutschland zu werden559. Konkret wurde der Gegenstand angespro­ chen, als Lang von November 1513 bis Mai 1514 in Rom Verhandlungen für den Kaiser führte560. Zunächst wurde aus diesen Plänen nichts. Lang bemühte sich in­ des seit 1511/12 um die Koadjutorie mit Nachfolgerecht für den Salzburger Erzbi­ schofsstuhl, mit dem die Würde eines Legatus natus verbunden war561. Zur Durch­ setzung dieses Ziels mußte der Widerstand Erzbischof Leonhards, des Domkapitels und der Landstände überwunden werden. Nachdem sich Kaiser und Papst für seine Wahl ausgesprochen hatten und Lang seine Verwendung beim Papst für die Säkula­ risation des Domkapitels versprochen hatte, wurde er am 27. Juni 1514 von den Salzburger Domherren zum Koadjutor mit Nachfolgerecht gewählt562. Im Zusammenhang mit den Bemühungen Längs um das Erzbistum Salzburg sind wahrscheinlich die ersten Berührungspunkte mit Albrecht von Brandenburg entstanden. Der Hohenzoller war im August 1513 vom Magdeburger Domkapitel zum Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Ernst gewählt worden563. Ebenso po­ stulierte ihn das Domkapitel von Halberstadt zum Nachfolger des Wettiners. Im Dezember 1513 bestätigte Papst Leo X. die Entscheidungen der Kapitel mit der Be­ stimmung, Albrecht habe das Halberstädter Bistum als Administrator und das Magdeburger Erzbistum mit demselben Titel bis zur Vollendung des 27. Lebens­ jahres zu führen. Papst Leo X. räumte jedoch ein, daß Albrecht nach Vollendung des 24. Lebensjahrs die Bischofsweihe empfangen dürfe. Am 2. Juli 1514 erhielt er sie im Dom zu Magdeburg564 und führte seitdem den Titel eines Erzbischofs. Nachdem auf Friedrich von Sachsen, den Hochmeister des Deutschen Ordens und Koadjutor von Magdeburg, im Jahr 1510 Albrecht von Brandenburg-Landshut im Amt des Hochmeisters gefolgt war, bedeutete die Übernahme der beiden Bis­ tümer durch Albrecht einen bedeutenden Positionsgewinn der Hohenzollern ge­ genüber den Wettinern. Der Albertiner Friedrich (1504-1539), ein Sohn Herzog © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 89 Georgs, der von den Wettinern als Gegenkandidat zum Hohenzoller Albrecht auf- geboten wurde, fand im Magdeburger Domkapitel keine Stimmen. Erst im Jahr 1628, nachdem sechs hohenzollernsche Erzbischöfe bzw. Administratoren in Magdeburg regiert hatten, folgte mit Herzog August von Sachsen wieder ein Wettiner565. Als Erzbischof Leonhard zum 11. Juni 1514 einen Landtag nach Salzburg berief, a u f dem über die Nachfolgefrage entschieden werden sollte, schickte auch Albrecht als Administrator von Magdeburg und Halberstadt gemeinsam mit seinem Bruder, Kurfürst Joachim L, eine Gesandtschaft nach Salzburg566. Aus der an das Domkapi­ tel gerichteten Beglaubigungsurkunde der Gesandten geht nicht hervor, ob die Ho- henzollern Längs Absichten unterstützten. Ein zweiter Berührungspunkt zwischen Albrecht und Kardinal Lang hatte sich ergeben, als im Februar 1514 der Mainzer Erzbischof Uriel von Gemmingen ver­ storben war. Um die Nachfolge auf dem Mainzer Erzbischofsthron bewarben sich mehrere Kandidaten. Während die pfälzischen Wittelsbacher einen Vertreter ihrer Linie vorschlugen, favorisierte Kaiser Maximilian seinen Neffen Herzog Ernst von Bayern. Diesem hatte er ursprünglich die Nachfolge in Magdeburg sichern wol­ len567 und gab ihm 1513 bei Bemühungen um das Nachfolgerecht in Salzburg seine Unterstützung, bis er sie zur Jahreswende 1513/14 wieder Kardinal Matthäus Lang zukommen ließ. Als Kompensation versuchte er nun, die Wahl des Wittelsbachers beim Mainzer Domkapitel durchzusetzen. Als Alternative schwebte ihm die Wahl des Bischofs Wilhelm von Straßburg vor, der in Straßburg für Herzog Ernst resi­ gnieren sollte. Dieselben Vorstellungen entwickelten die pfälzischen Wittelsbacher im Fall eines Scheiterns ihres Kandidaten568. Als dritte Bewerberpartei kamen die Hohenzollern hinzu. Kurfürst Joachim ließ seine Werbung für seinen Bruder Albrecht vor dem Mainzer Domkapitel vortragen. Er hatte schließlich Erfolg. Am 9. März 1514 postulierten die Domherren Albrecht von Brandenburg zum Erzbi­ schof von Mainz. Folgende Ursachen könnten der Entscheidung des Domkapitels zugrunde gele­ gen haben: Erstens versprach Kurfürst Joachim gleich bei seiner ersten Werbung, die Pallien- und Konfirmationsgelder zu stellen. Zweitens deutete der Kurfürst dem Domkapitel an, daß er die Erfurt betreffenden Rechte der Mainzer Kirche gegen­ über den Wettinern zur Geltung bringen werde569. Mit der Wahl des Domkapitels war aber zunächst nur der erste Schritt zur Erlan­ gung des Erzbistums Mainz getan. Nun mußten die Hohenzollern die Konfirma­ tion Albrechts sowie einen Dispens von der kanonischen Bestimmung erreichen, nicht mehr als ein Bistum besitzen zu dürfen. Ebenso war Dispens von der Festle­ gung notwendig, daß ein Bischof mindestens 29 Jahre alt sein müsse570. Kurfürst Joachim verwendete sich beim Kaiser und bei Fürsten des Reichs um Fürsprache für seinen Bruder beim Papst. Seit März 1514 verhandelten Gesandte der Hohen­ zollern mit der Kurie in Rom. Dort war man zunächst abgeneigt, Albrecht neben Magdeburg und Halberstadt ein drittes Bistum zuzusprechen571. Kaiser Maximilian war, nachdem seine Bemühungen um die Wahl Herzog Ernsts von Bayern in Mainz gescheitert waren, bestrebt, den Wittelsbacher mit den - wie zu hoffen war - frei werdenden Bistümern von Magdeburg und Halberstadt © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 90 zu versorgen. In diesem Sinn wandte er sich an seinen Gesandten in Rom, den Kar­ dinal Matthäus Lang. Wäre Ernst von Bayern in den Besitz der mitteldeutschen Bistümer gekommen, hätte er auch als Gegenkandidat zu Lang in Salzburg kaum mehr Aussichten gehabt. In der Literatur wird das Verhalten Längs in Rom verschieden interpretiert. Ei­ nerseits wird festgestellt, der Kardinal habe sich für die Vergabe Magdeburgs oder Haiberstadts an den Wittelsbacher eingesetzt572. Andererseits findet sich auch die Meinung, Lang habe „die beiden Bistümer . . . für sich selbst“ beansprucht, „mit der Begründung, Papst Leo X. hätte ihm die Zusicherung gegeben, daß ihm alle Pfründen zufallen sollten, die der gewählte Erzbischof (von Mainz - T. W.) bis da­ hin besessen hatte“573. Schließlich wurden auch Argumente für die These vorge­ bracht, Lang habe sich, nachdem er im Schärdinger Vertrag (2. April 1514) das Bis­ tum Gurk Herzog Ernst von Bayern versprochen hatte und sich Hoffnungen auf das Bistum Bourgos zerschlagen hatten, selbst um die Bistümer Magdeburg und Halberstadt bemüht. Vor dem Schärdinger Vertrag sei Lang für die Verleihung der beiden Bistümer an Herzog Ernst eingetreten574. Egal, welche Pläne Kardinal Lang wirklich verfolgte; sie gingen nicht in Erfül­ lung: Nachdem die Gesandten der Hohenzollern darin eingewilligt hatten, der Ku­ rie eine außerordentliche Gebühr von 10.000 Dukaten zu zahlen und vereinbart worden war, daß das Erzstift Mainz auf zehn Jahre einen Ablaß erhalten solle, aus dem sowohl die Gebühr als auch Gelder für den Bau der Peterskirche in Rom zu gewinnen waren, wurde Albrecht am 18. August 1514 im päpstlichen Konsistorium zum Erzbischof von Mainz unter Beibehaltung der beiden anderen Bistümer zuge­ lassen575. Im Vertrag von Schärding hatte sich Kardinal Lang mit Herzog Ernst von Bay­ ern darauf geeinigt, daß der Wittelsbacher Koadjutor von Passau werden sollte. Au­ ßerdem versprach der Kardinal, nach seiner Regierungsübernahme in Salzburg das Bistum Gurk, die Dompropstei Konstanz und die Abtei Viktring an Ernst abzutre­ ten sowie die Zahlung einer jährlichen Pension von 3000 Gulden576. Im März und April 1514 bemühten sich Lang und der ständige Gesandte Kaiser Maximilians in Rom, Alberto Pio, Graf von Carpi, die Legation für den Kardinal zu erhalten. Eine deutsche Legation seines Diplomaten hätte auch im Interesse des Kaisers gelegen, der Reichskirche größere Unabhängigkeit von Rom zu verschaffen und sie stärker seiner Politik unterzuordnen577. Die Kurie lehnte das Begehren Längs mit dem Hinweis auf schlechte Erfahrungen mit dem französischen Legaten dAmboise ab. Auch die Entsendung Längs als Legatus a latere mit Befugnissen (fa- cultates) erfolgte nicht578.

In der Literatur findet sich häufig die Feststellung, Albrecht von Brandenburg habe mit dem Erzbistum Mainz auch die Würde eines „Primas Germaniae“ erhal­ ten579. Dies ist nicht nur deshalb falsch, weil die Erzbischöfe von Magdeburg diesen Titel seit Mitte des 14. Jahrhunderts führten, sondern wird vor allem durch die Quellen aus der Regierungszeit Albrechts in Magdeburg vor seiner Weihe zum Mainzer Erzbischof widerlegt. In dem oben bereits zitierten Beglaubigungsschrei­ ben für seine Gesandten zum Salzburger Landtag im Juni 1514 hat er als Admini­ strator von Magdeburg den Titel „Primas Germaniae“ verwendet580. Auch in seiner © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 91 Wahlkapitulation als Erzbischof von Magdeburg vom 28. März 1514 hat er den Ti­ tel geführt581. Kurfürst Joachim von Brandenburg nannte ihn als Administrator von Magdeburg und Halberstadt Primas in Germanien™2. Vor seiner Inthronisation in Mainz am 6. November 1514583 führte er den Primastitel in der Intitulatio vor dem eines Konfirmierten von Mainz584. Erzbischof Albrecht hat an der Verbindung des Primastitels mit dem Erzbistum Magdeburg, wie sie seine Vorgänger auf dem Mag­ deburger Bischofsthron propagiert hatten, festgehalten. Für die Bedeutung, die Kaiser Maximilian dem Rang des Hauses Österreich auf Reichstagen beimaß, ist aufschlußreich, daß in einem von Konrad Peutinger im Zusammenhang mit den Wiener Verhandlungen von 1515 angefertigten Urkun- den-Konzept zur Erhebung des Erzherzogtums Österreich zum Königreich entspre­ chende Bestimmungen enthalten sind: ... et quod non obstante differentia quae hactenus inter venerabiles et devotos nostros sacri Romani imperiiprincipes et achiepiscopos Salczburgensem et Maidenburgensem velalios quos- cumque et archiducem Austriae super prioritate stationis vel sessionis in conventibus sacri Ro­ mani [imperii] versata fuit, tu, rex Ferdinande, et filii tui descendentes reges Austriae post nos et successores nostros Romanorum reges vel imperatores caesares augustos et principes electores omnibus aliis sacri Romani imperii principibus tarn ecclesiasticis quam saecularibus et tarn stando, eundo quam sedendo a latere dextro praeferri debeatis etpossitis absque omni molesta- tione et impedimento cuiuscumque, etiam non obstantibus quibuscumque iuribus et privile- giis, usibus et consuetudinibus in contrarium facientibus, quibus ut hic expressis et in ea parte dumtaxat ex certa scientia, motu proprio et de plenitudine potestatis nostrae etiam absolutae derogavimus et per praesentes derogamus et derogatum esse volumus2 85 Die reges Austriae sollten also auf der rechten Seite nach den Kurfürsten und vor allen anderen Fürsten ihren Rang haben. Entgegenstehende Privilegien und Rechte sollten von Maximilian außer Kraft gesetzt werden. Die Ansprüche Salzburgs und Magdeburgs wären damit zurückgewiesen worden. Allerdings ist diese Urkunde nie zur Ausfertigung gelangt. Daß der Rangstreit zwischen den beiden erwähnten Me­ tropoliten und den Erzherzogen seinen Niederschlag in dem Konzept Peutingers fand, zeigt einmal mehr, wie wichtig die Entscheidung dieser Auseinandersetzung für den dynastischen Vorranganspruch der Habsburger war. Nach den erfolglosen Reichstagen von Worms 1513 und Mainz 1517586 bildete der letzte Reichstag zu Lebzeiten Kaiser Maximilians I. in zeremonieller Hinsicht einen Höhepunkt. Sein offizieller Anlaß war die Vorbereitung eines Zugs gegen die Türken, inoffiziell ging es um die Gewinnung der Kurfürsten für eine Wahl Karls von Spanien zum römischen König. Der in Augsburg stattfindende Reichstag wur­ de gut besucht. Neben dem Kaiser waren alle Kurfürsten - außer dem unmündigen König Ludwig von Ungarn und Böhmen - persönlich anwesend587. Papst Leo X. sandte, nachdem Kardinal Farnese seine Legation nicht wahrnehmen konnte, den Dominikanergeneral Thomas de Vio aus Caeta, genannt Cajetanus, als Legatus a latere sine facultatibus nach Augsburg. Dem Kaiser gelang es im Frühjahr 1518 mit­ tels seiner Gesandten in Rom, zusätzlich die Legation des Kardinals Lang zu errei­ chen. Am 17. Mai 1518 wurde dieser neben Cajetanus zum Legatus a latere sine fa ­ cultatibus ernannt. Zeitlich wurde seine Legation auf den Aufenthalt des Domini­ kaners beim Kaiser begrenzt588. Damit war der Kaiser zwar nicht der Lösung der © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 92

Reichskirche von Rom nähergekommen, aber für Lang bedeutete die Legation eine Erhöhung seines Rangs. Auf dem Augsburger Tag hat er sich um die entsprechende Repräsentation bemüht. Auch nach der Rückkehr Cajetanus’ nach Rom hat er noch den Titel apostolice sedis ad Germaniam de latere legatus geführt589. Daß dem Diplomaten sehr viel an der Erlangung der Legatenwürde lag, wurde deutlich, als Cajetan erst die Einreise nach Tirol gestattet wurde, als er die päpst­ liche Ernennungsbulle für Lang vorweisen konnte590. Auch beim Einzug in die Reichstagsstadt Augsburg gab es Komplikationen: Albrecht von Brandenburg wei­ gerte sich, seinen Platz an der Seite des Kaisers, der ihm nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle als Erzbischof von Mainz zustand, dem Legaten Lang zu über­ lassen591. Erstmals wird hier von einem Rangstreit der beiden Fürsten berichtet. Ein zeremonieller Höhepunkt des Augsburger Tages war die Kardinalserhebung Albrechts von Brandenburg. Sie geht zurück auf Bemühungen König Franz’ I. von Frankreich, den Kurfürsten für eine Königswahl zu gewinnen. Maximilian machte sich die Strategie des Rivalen zu eigen und suchte ebenfalls beim Papst um eine Rangerhöhung Albrechts nach. Im Ernennungsbreve vom 8. Mai 1518 nahm der Papst lediglich auf die Empfehlungen des Kaisers Bezug592. Die Kardinalsinsignien wurden Albrecht am 1. August 1518 im Augsburger Dom feierlich überreicht593. In der hierbei verlesenen Ernennungsbulle wurde er von Papst Leo X. ausdrücklich Magdeburgensi ecclesiis Germaniae Primas genannt59^, womit deutlich wird, daß auch von der Kurie die Verbindung von Magdeburger Erzbischofsstuhl und Pri­ maswürde akzeptiert wurde. Auf dem Augsburger Reichstag repräsentierten die Fürsten des Reichs in mehre­ ren Zeremonien sowie in Versammlungen ihren Stand595. Zu Präzedenzkonflikten zwischen den Kardinälen ist es offenbar im weiteren Verlauf des Reichstags nicht mehr gekommen. Kardinal Albrecht hatte indes einen Rangkonflikt mit Kurfürst Friedrich von Sachsen um die Umfrage in den Versammlungen zu führen596. Als Kardinalpresbyter mit der Titelkirche San Crisogono597 stand Albrecht in der Hierarchie der Kirche zunächst über dem Kardinaldiakon Lang. Allerdings erhob Papst Leo X. mit Breve vom 9. August 1519 die Kirche S. Angelo in Pescheria für die Zeit, die sie Lang innehaben würde, zur Kardinalpresbyter-Kirche598. Auch wenn nicht nachzuweisen ist, daß die beiden Fürsten in direkter Konkurrenz ihre Rangerhöhungen betrieben, so entsteht aus dem historischen Zusammenhang ihrer Bemühungen und Erfolge doch der Eindruck, jeweils der eine hätte versucht, den Vorrang des anderen einzuholen. Möglicherweise sind auch aus dieser vermuteten Konkurrenzsituation heraus die Bestrebungen Albrechts zu erklären, den Legatenrang zu erhalten. Gelegenheit, diesen Wunsch zu realisieren, bot sich 1517/18, als sich sowohl der französische Kö­ nig Franz I. als auch Kaiser Maximilian I. um die Stimme des Kurfürsten bei der Wahl eines neuen römischen Königs bemühten599. Am 17. September 1517 hatte Albrecht mit König Franz I. ein Bündnis geschlossen und ihm seine Stimme im Fall des Todes des Kaisers und einer dann notwendigen Königswahl versprochen. Franz I. sollte Albrecht dafür eine Pension zahlen. Spätestens im Sommer 1518 wechselte Albrecht jedoch die Fronten und forderte am 13. August seine Verschrei­ bungen an den französischen König zurück. Im selben Monat versprach er dem © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 93 Habsburger Karl von Spanien seine Stimme unter der Bedingung, daß drei weitere Kurfürsten Karl wählen würden. Nach der Wahl sollte Albrecht, so wurde verein­ bart, wertvolle Geschenke und eine Pension in Höhe von jährlich 10.000 Gulden erhalten. Karl sollte die Mainzer Privilegien bestätigen, den Kurfürsten vor Angrif­ fen schützen, die dieser wegen der Wahl erleiden könnte, und beim Papst für eine Legation des Kardinals sowie weitere Privilegierungen eintreten. Albrecht hat in der Folgezeit konsequent an der Wahl Karls von Spanien festgehalten. Er erhoffte sich wohl die Einlösung der großzügig gegebenen Versprechen. Die Vergabe der Legation an Albrecht wurde im Herbst 1518 ernsthaft an der Kurie betrieben600. Noch von Augsburg hat Kaiser Maximilian I. am 20. September 1518 einen Entwurf an Kardinal Medici in Rom gesandt, der - wohl in der Umge­ bung Kardinal Albrechts entstanden — die Rechtsbefugnisse der in Aussicht genom­ menen Legation enthielt. An die Kurie ist eine teilweise veränderte Ausfertigung gelangt601. Die Legation Kardinal Albrechts sollte sich über 12 bis 15 Jahre erstrek- ken und mit weitreichenden Befugnissen (facultates), darunter unter anderem die Jurisdictions- und Appellationshoheit, versehen werden602. Als Legationsgebiet war ganz Deutschland vorgesehen (sedis apostolícete de latere legatum per Gennaniamf05. Offenbar wollte Kaiser Maximilian L, der sich zuvor für die Legation Längs einge­ setzt hatte, seinen Plan, die Reichskirche von Rom zu lösen, nun mit Kardinal Al­ brecht als Oberhaupt der deutschen Kirche realisieren. Wie Aloys Schulte schon feststellte, wäre eine Verwirklichung dieses Legationsprojekts auf einen Patriarchen für Deutschland hinausgelaufen604. Albrechts Vorhaben unterschieden sich aber von den Zielen und Wegen, die sein Vorgänger auf dem Magdeburger Erzbischofs­ thron mit der Konzeption eines Primas-Patriarchen verfolgt hatte. Als Kurfürst von Mainz und Erzkanzler für Germanien hatte er in der Hierarchie des Reichs ohne­ hin den Rang gleich nach dem Kaiser. Worum es ihm offenbar ging, war die papst­ gleiche Stellung in der deutschen Kirche. Um dies zu erreichen, strebte er den Rang eines Legatus a latere per Germaniam mit weitreichenden Befugnissen (facultates) an. Für die Stellung eines solchen Nationallegaten gab es in Frankreich mit Kardi­ nal dAmboise und in England mit Kardinal Wolsey Vorbilder. Von der Kurie wur­ den die Forderungen Albrechts abgewiesen. Legatus a latere ist er, obwohl er sich noch mehrmals darum bemühte, nie geworden605. Kardinal Lang hatte seit 1519 als Erzbischof von Salzburg die Würde eines Lega­ ten des römischen Stuhls inne. Am 8. Juni 1519 war Erzbischof Leonhard von Salz­ burg verstorben. Zwei Tage später bestätigten Domkapitel, erzbischöfliche Räte und Salzburger Landschaft das Nachfolgerecht des Kardinals, das ihm 1514 zugesi­ chert worden war. Papst Leo X. übersandte im August das Pallium und gab die Er­ laubnis für die Priester- und Bischofsweihe Längs, die er beide noch nicht empfan­ gen hatte606. Spätestens 1518/19 wird deutlich, daß sich im Reich zwei geistliche Fürsten, die beide Kardinäle und Erzbischöfe waren, um den ersten Rang in der deutschen Kir­ che bemühten. In diesem Interesse hatten die Kardinäle Albrecht und Matthäus versucht, die Würde eines Legatus a latere zu erhalten. Kardinal Lang und Kardinal Albrecht sind sich seit 1518 des öfteren begegnet. Von Präzedenzstreitigkeiten zwischen ihnen berichten die Quellen so gut wie © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 94

nichts. Bei den Zeremonien, die die Krönung Karls in Aachen am 23. Oktober 1320 begleiteten, haben sie wichtige und ehrenvolle Aufgaben wahrgenommen. So begrüßte AJbrecht den in die Stadt einziehenden König, während Lang dessen Ant­ wort erteilte607. Nur andeutungsweise berichten die Quellen von Problemen, die es mit Kardinal Längs bevorzugter Stellung in den Reichsangelegenheiten gab. So kri­ tisierten kurfürstliche Räte den für ihn vorgesehenen Platz in der Ordnung des fürstlichen Zugs beim Einzug in die Krönungskirche608. Am traditionellen Krö­ nungsmahl hat Lang nicht teilgenommen609. Möglich ist, daß es Schwierigkeiten mit seiner Plazierung gegeben hat. Bei der Krönung stand er hinter dem König und den Erzbischöfen von Mainz und Trier610. Die Kurfürsten hatten ihm vielleicht beim Krönungsmahl einen vergleichbar königsnahen Sitz in der - durch die Gol­ dene Bulle geregelten - Ordnung verweigert. Einen Monat nach der Aachener Krönung sind sich die Kardinäle wieder begeg­ net, als Lang mit dem Kaiser nach Mainz kam611. Von Rangkonflikten, etwa bei der Prozession in den Dom am 25. November 1520, ist nichts zu erfahren612. Für die Beurteilung der Stellung Erzherzog Ferdinands auf den Reichstagen nach der Krönung Karls von Spanien ist zu berücksichtigen, daß er seit 1522 Statthalter des Königs im Reich war. Für seinen Rang in der hierarchischen Ordnung der Für­ sten war daher nicht in erster Linie der Erzherzogtitel, sondern seine Würde als Vertreter des Königs ausschlaggebend613.

Zu den kirchen- und reichsgeschichtlich wichtigsten Reichstagen des 16. Jahr­ hunderts gehört der von Worms 1521614. Auch auf die hier interessierenden Fragen geben die Quellen Auskunft. Zunächst ist für die Akzeptanz des Primastitels Al- brechts aufschlußreich, daß Kaiser Karl V. diesen in seinem an Albrecht gerichteten Ausschreiben zum Reichstag vom 1. November 1520 verwendete615. Vom Reichstag selbst haben sich der Kaiser und Kardinal Albrecht mehrmals an die Kurie gewandt und um die Ausstattung des Hohenzollern mit der Legatenwürde nachgesucht. Karl V. hatte, um Albrecht das Interesse an Zusicherungen König Franz’ I. zu neh­ men, das frühere Versprechen Maximilians an den Kurfürsten wiederholt616. Erfolg war diesen Bemühungen nicht beschieden. Wenn man davon absieht, daß es even­ tuell anläßlich der Exequien des in Worms verstorbenen Kardinals Wilhelm von Croy, Erzbischof von Toledo und Bischof von Cambrai, zu Rangstreitigkeiten ge­ kommen ist, hatte sich Kardinal Albrecht auf dem Reichstag lediglich mit Kurfürst Friedrich von Sachsen wegen der Umfrage auseinanderzusetzen617. Ansonsten blieb sein Rang an der Spitze der Kurfürsten und Fürsten unangefochten. Kardinal Lang hat auf dem Wormser Reichstag mehrmals seinem Anspruch auf eine hervorragende Stellung in der Hierarchie des Reichs Ausdruck geben können. So antwortete er - wie 1520 in Aachen - an Stelle des Kaisers auf die Begrüßungs­ rede Albrechts, verlas am 27. Januar 1521 die Proposition und führte verschiedene Verhandlungen618. Im Abschied des Wormser Reichstags619 steht der Gesandte des Erzherzogs von Österreich, Georg zu Firmian, Oberster Marschall des Innsbrucker Regiments, un­ mittelbar nach den sechs persönlich anwesenden Kurfürsten. Zuvor war lediglich im Abschied des Regiments-Tages von 1501 ein österreichischer Rat unmittelbar nach den Kurfürsten aufgeführt worden620. Nach dem Innsbrucker Marschall steht © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 95 im Abschied von 1521 Kardinal Lang (mit Nennung des Titels des bebstlichen stuls legat) an der Spitze der persönlich anwesenden geistlichen Fürsten. Kardinal Al- brecht (ohne Nennung des Primastitels) wird an der Spitze der Kurfürsten aufge­ führt. Erstmals seit 1500 findet sich wieder die Erwähnung von Sessionsproblemen in einem Reichsabschied. Die Herzoge Friedrich von Bayern und Georg von Sach­ sen willigten in die Setzung ihrer Namen in die Unterzeichnungsliste nur unter der Bedingung ein, daß dadurch inen, iren vettern und beiden heusern Bayern und Sach­ sen an irer session, altem herkommen keine Minderung geschähe621. Es verwundert nicht, daß sich Kardinal Lang später beim Reichsregiment über die Bevorzugung des österreichischen Gesandten beschwerte. Zugleich protestierte el- gegen die Voransetzung des Erzbischofs von Magdeburg in der Matrikel des Wormser Reichstags622, was ein Anhaltspunkt dafür ist, daß auch während der Re­ gierungszeit Albrechts und Längs der Präzedenzstreit zwischen Magdeburg und Salzburg nicht begraben war. In einem Schreiben des Pfalzgrafen Friedrich, des da­ maligen, Erzherzog Ferdinand vertretenden Statthalters des Reichsregiments, be­ richtet dieser über die Beschwerde des Kardinals. Lang habe angeführt, daß ihm der österreichische Gesandte auf dem Reichstag gewichen sei. Um so unverständli­ cher sei es, daß dieser im Abschied und in der Steuerordnung vorgezogen werde623. Noch vom Wormser Reichstag schrieb Kardinal Lang seinem Kanzler Dr. Wolf­ gang Pacheimer, daß er sich in der Sessionsangelegenheit an Rom gewandt habe. Den Inhalt seines Schreibens teile er auf einem Zettel mit. Aufgrund der unsiche­ ren Überlieferungslage kann nur vermutet werden, daß Lang als Kardinal einen Rang nicht unter dem der Kurfürsten forderte. Welchen Platz er genau bean­ spruchte, geht aus den Quellen nicht hervor624. Zu Präzedenzkonflikten zwischen Albrecht und dem österreichischen Erzherzog gab es offenbar keine Veranlassung. Der Kurfürst saß in den Versammlungen ohne­ hin den Fürsten voran, und in Abschieden wurde er an erster Stelle nach dem Kai­ ser bzw. dessen Statthalter genannt. In Anschlägen, in denen auch Magdeburg auf­ geführt wurde, stand Österreich unter den weltlichen Fürsten625. Auf dem Nürnberger Reichstag von 1522 ist es zwischen Eberhard Engelmayr, dem Gesandten des Erzbischofs von Salzburg626, und Sigmund von Herberstein, Rat des Erzherzogs von Österreich, zu Auseinandersetzungen um den Vorsitz ge­ kommen. Als Engelmayr nicht eingeräumt wurde, mit dem österreichischen Rat abwechselnd den geistlichen Fürsten voranzusitzen, verließ er die Versammlung627. Offensichtlich fand man sich aber doch zu einer Regelung bereit, denn der Salzbur­ ger Gesandte wird im Abschied genannt, hat also den Reichstag nicht vorzeitig ver­ lassen628. Er steht nach dem österreichischen Rat, aber mit diesem vor den persön­ lich anwesenden geistlichen Fürsten, Kardinal Albrecht wird an der Spitze der Kur­ fürsten mit dem Primastitel genannt629. Um den Vorrang stritten in Nürnberg auch das Reichsregiment und die kur­ fürstlichen und fürstlichen Stände630. Zusammenhänge mit den Präzedenzkonflik­ ten zwischen den Kardinälen Albrecht und Matthäus sowie dem Erzherzog von Österreich sind nicht zu erkennen. Den zweiten Nürnberger Reichstag von 1522/23 hat Kardinal Lang persönlich besucht631. Zwischen ihm und dem ebenfalls persönlich anwesenden Kardinal Al- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 96

brecht ist es - soweit die Quellen Auskunft geben - zu keinen Vorrangstreitigkeiten gekommen. Auffällig ist aber, daß Lang, der schon am 20. September gemeinsam mit Ferdinand in die Stadt eingezogen war632, nicht unter den Anwesenden bei der Eröffnungsmesse am 17. November 1522 erwähnt wird. In den Aufzeichnungen ei­ nes Mainzer Rats wird die Plazierung der Fürsten in der Sebalduskirche beschrie­ ben. Ecclesia latus dextrum standen Erzherzog Ferdinand, Kardinal Albrecht, die kurfürstlichen Gesandten, die weltlichen Fürsten bzw. deren Botschaften und die städtischen Räte. Latus sinistrum werden der österreichische Rat Freiherr von Poln- heim, die geistlichen Fürsten und deren Gesandte aufgezählt633. Mit rechter und linker Seite sind hier wahrscheinlich die Seiten vom Altar aus gesehen gemeint. Konkretere Angaben zu späteren Reichstagen erlauben diese Vermutung. Warum der Salzburger Erzbischof seinen Platz nicht einnahm, wird nicht berichtet. Kardinal Lang blieb bis Anfang des Jahres 1523 in Nürnberg und ließ dann seine Räte Andreas von Trauttmansdorff, Dr. Nikolaus Ribeisen und Dr. Eberhard En­ gelmayr zurück634. Sessionskonflikte hat es auch auf diesem Reichstag gegeben, so den zwischen Sachsen und Bayern. Interessant ist, daß der Hochmeister Albrecht von Preußen, ein Hohenzoller, in Nürnberg Anspruch auf den ersten Platz nach den Kurfürsten, also auf Vorrang vor den anderen geistlichen Fürsten erhob635. Lediglich Matthäus Lang wollte er mit Rücksicht auf dessen Kardinalsrang den Vorrang einräumen. Neben den drei schon bekannten Bewerbern um den ersten Platz auf der rechten Seite nach den Kurfürsten meldete 1522/23 noch ein vierter Fürst seine Ansprüche an, ohne diese langfristig zu verfolgen. Im Abschied des Tages steht der Hochmei­ ster nach Kardinal Lang an zweiter Stelle der geistlichen Fürsten. Ein Rat Erzherzog Ferdinands wird nicht erwähnt. Kardinal Albrecht hat seinen Platz wieder an der Spitze der Kurfürsten636.

Den dritten Nürnberger Reichstag 1524 haben die Kardinäle Lang und Albrecht nicht persönlich besucht. Der Mainzer ließ sich durch seinen Kanzler und der Erz­ bischof von Salzburg durch den Trierer Kurfürsten vertreten637. Neben dem wieder aufflammenden Umfragestreit zwischen Mainz und Sachsen638 kam es zu Präze- denzkonflikten zwischen Sachsen und Bayern639 und dem Gesandten des Hoch­ meisters mit dem Deutschmeister. Letzterer wollte nicht zulassen, daß ein Gesand­ ter vor ihm, dem persönlich anwesenden Fürsten, säße. Der Rat des Deutschmei­ sters verwies daraufhin auf den Erzbischof von Salzburg und andere Stände, deren Räte auch bei Abwesenheit ihres Herrn dessen Platz einnähmen. Der Deutschmei­ ster wies dieses Argument damit zurück, daß es allein mit ezlichen [. . .] einen alten erlangten und besonderen gebrauch habe640. Die Sonderstellung der Gesandten der Salzburger und Magdeburger Erzbischöfe und der Erzherzoge von Österreich auf Reichstagen konnte bereits beobachtet werden. Die Argumentation des Deutsch­ meisters zeigt, daß das Vorrecht der drei genannten Reichsstände inzwischen als Gewohnheitsrecht akzeptiert wurde641. Offenbar für den dritten Nürnberger Reichstag war eine Instruktion an Dr. Eberhard Engelmayr gedacht, in der der Salzburger Erzbischof bestimmte, daß sein Rat im Fall, daß ein Gesandter für das Erzstift Magdeburg erscheine, nicht hinter diesem sitzen solle. Statt dessen sollten der Salzburger Rat und der österreichische © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 97 Gesandte an Tagen, da der Magdeburger Vorsitze, nicht erscheinen. Wenn entwe­ der ein österreichischer oder Magdeburger Rat anwesend sein sollte, hatte Engel­ mayr mit dem Vorsitz zu alternieren, wobei er dem Rat des anderen Fürsten unter Protest den Vorsitz in der ersten Sitzung gewähren sollte, falls dieser ihn fordere. A u f Verhandlungen über die Session sollte Engelmayr sich nicht einlassen642. Den Speyerer Reichstag von 1526 hat Kardinal Albrecht wieder persönlich be­ sucht, während sich Kardinal Lang offiziell durch Bischof Wilhelm von Straßburg vertreten ließ643. Auch in Speyer lebten die Streitigkeiten zwischen Sachsen und Mainz644 und Sachsen und Bayern645 wieder auf. In beiden Fällen wurde zwar ver­ mittelt, aber eine endgültige Klärung gelang nicht. Den Parteien wurde im Ab­ schied versichert, daß die Session auf dem Reichstag nicht der Ordnung gemäß ein­ genommen wurde und daher kein Präjudiz darstellen würde646. Ein Vertreter des Erzherzogs von Österreich steht im Abschied wieder unmittel­ bar nach den Kurfürsten. Der Bischof von Straßburg erscheint als erster unter den Gesandten geistlicher Fürsten647. Den Regensburger Reichstag von 1527 hat Kardinal Albrecht durch einen Rat beschickt, während Kardinal Lang nicht vertreten war. Im Abschied des Tages wer­ den der Salzburger Erzbischof und der österreichische Erzherzog nicht aufge­ führt648. Ein Sessionsartikel zeigt an, daß es auch auf diesem Reichstag zu Präze- denzkonflikten gekommen war649. Der hier interessierende Streit spielte dabei si­ cher keine Rolle. Der Speyerer Reichstag von 1529650, der vor allem durch die auf ihm vorgetrage­ ne Protestation der evangelischen Stände in die Geschichte eingegangen ist, wurde von den Kardinälen Albrecht und Lang wieder persönlich besucht. Bei der Eröff­ nungsmesse am 15. März stand Albrecht an zweiter Stelle nach Erzherzog Ferdi­ nand auf der vom Altar aus rechten Seite des Chors, wobei berichtet wird, daß zwi­ schen beiden ein Platz frei geblieben sei. Gegenüber, auf der linken Seite vom Altar aus, standen die kaiserlichen Kommissare Balthasar Merklin, Propst zu Waltkirch, Pfalzgraf Friedrich, Bischof Bernhard von Trient und Herzog Wilhelm von Bayern. Auf die Kommissare folgten der österreichische Rat Georg Truchseß, Freiherr zu Waldburg, und Kardinal Lang, die nach dem Gesang des Evangeliums die Plätze wechselten651. Beim Gottesdienst am 31. März soll Albrecht wieder den auf Ferdi­ nand folgenden Rang innegehabt haben, ohne daß diesmal ein freier Platz erwähnt wird. Kardinal Lang hat an dieser Messe offenbar nicht teilgenommen. Ebenso wird kein österreichischer Rat genannt652. Es zeichnet sich eine Rangordnung im Chor der Kirche ab, nach der Erzherzog Ferdinand, die Kurfürsten und weltlichen Fürsten auf der rechten Seite vom Altar und die kaiserlichen Gesandten, der Vertre­ ter des Erzherzogs von Österreich und die geistlichen Fürsten auf der linken Seite vom Altar aus standen653. Von der Ordnung beim Gottesdienst war die der Vollversammlung der Stände verschieden. Ferdinand saß in altiori subsellio, rechts und links neben ihm die Kur­ fürsten gemäß den Bestimmungen der Goldenen Bulle. Vor dem König saßen auf einer Bank die kaiserlichen Kommissare. Auf der Bank rechts vor dem König nah­ men die Vertreter des Erzherzogs von Österreich und Kardinal Lang (täglich ivech- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 98 selnd), gefolgt von den geistlichen Fürsten, ihre Plätze ein. Auf der Bank links vor dem Königsaßen die weltlichen Fürsten654. Wesentlich ist der Flinweis auf das Verhalten des österreichischen Gesandten und Kardinal Längs. Der tägliche Wechsel in den Verhandlungen sowie der Aus­ tausch der Plätze beim Eröffnungsgottesdienst zeigen, daß zwischen dem Salzbur­ ger Erzbischof und dem Haus Österreich nach wie vor Differenzen in der Frage be­ standen, welcher Stand der würdigere sei. Mit dem regelmäßigen Wechsel des Vor­ sitzes hatte man eine Lösung gefunden, die zumindest den Verhandlungsgang auf dem Reichstag ermöglichte, wenn auch keine Entscheidung in der grundsätzlichen Frage nach der Würde des Standes gefallen war. Geeinigt hatten sich Erzherzog Ferdinand und Kardinal Lang am 14. März, einen Tag vor der Eröffnung des Reichstags. Die Initiative zu dieser Regelung ging vom Erzherzog aus, der, bezug­ nehmend auf frühere Beschwerden Längs in der Sessionsangelegenheit655, zwei Räte mit folgender Erklärung an Lang schickte: Der Erzherzog befinde sich zwar im Recht, da aber Lang sich so furderlich undguetwillig zu diesem RT verfuegt habe und ir kgl m. ir ft g person und derselben Stift mit sunderm freundlichem gueten willen ge­ neigt sei sowie auch irer kgl. m. will und gemuet nit sei, sich vil mit ir ft g zu irren, wolle Ferdinand mit Kardinal Lang eine Übereinkunft erzielen. Ebenso denke er an die Regelung von Sessionsstreitigkeiten zwischen anderen Fürsten und Ständen vor und zu anftang dises RT Er schlug vor, daß sich der österreichischen Vertreter und der Salzburger Erzbischof auf diesem Reichstag mit der session oder Vorstand zu rat und zu kirchen [. . .] abwechslen und ein tag umb den andern vor oder absitzen sollen. Und wiewol ir m. ires achtens den ersten tag und achten pillich den Vorstand durch ir potschaft haben solt, so stellt er es doch dem Erzbischof anheim, dieses Recht auszu­ üben. Die Regelung stelle keine Präjudiz für die österreichischen Rechte dar656. Kardinal Lang verwies in seiner Antwort auf die Würde und die Freiheiten des Stifts Salzburg, die er zu wahren habe, nahm den Vorschlag aber mit dem Hinweis an, daß auch auf Reichstagen unter Kaiser Maximilian I. so verfahren worden sei657. Er fügte hinzu: Und so jetzt zum anftang dises R T die versamblung in der kirchen zu dem officio s. Spiritus ge­ halten werd, dabei ir ft g. in eigner person billich erscheinen soll und werde, so gedachte ir ft. g. in anftang desselben ambts vorzusteen, doch zue und nach dem Opfer abzuwechseln und dar­ nach bei dem ambt irer m. potschaft den Vorstand zu lassen.658

Der Vereinbarung vom 14. März folgte am 24. April 1529 der Abschluß eines Vertrags zwischen Erzherzog Ferdinand und Kardinal Lang, in dem sie die obige Regelung für den laufenden Reichstag fixierten. Betont wird, daß den Vertrags­ partnern durch ihre Vergleichung keine Minderung ihrer Rechte und Würden ent­ stünde659. Auch für den seit Jahren andauernden Umfragestreit zwischen Mainz und Sach­ sen konnte in Speyer eine vertragliche Regelung gefunden werden660, die allerdings im Gegensatz zu der zwischen Salzburg und Österreich auch für künftige Reichsta­ ge Geltung haben sollte.

Neben den in der Proposition zu Beginn des Reichstags genannten Verhand­ lungspunkten Türkenhilfe, Glaubensfrage und Reichsbehörden661 gehörte die Vor­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 99 bereitung seiner Königswahl zu den wichtigsten politischen Interessen Erzherzog Ferdinands. Seit 1524 betrieben die Wittelsbacher die Wahl eines Kandidaten aus ihrem Haus662. Die Initiative Erzherzog Ferdinands, einen Ausgleich in der Ses­ sionsfrage mit Kardinal Lang herzustellen, dürfte durch das Interesse des Habsbur­ gers zu erklären sein, die Verhandlungsfähigkeit der Reichsversammlung zu si­ chern663. Daneben könnte aber sowohl das Bemühen um Abbau von Interessenge­ gensätzen zwischen altgläubigen Fürsten, als eventuell auch der Gedanke an eine spätere Vermittlungstätigkeit des Kardinals gegenüber den bayerischen Herzogen eine Rolle gespielt haben. Tatsächlich hat Lang seit 1530 mit den Wittelsbachern verhandelt664. In den Abschied des Reichstags wurde ein die Session betreffender Artikel aufge­ nommen, in dem festgelegt wurde, daz ainem jeden kf, f , prelaten und Stand solch des RT ungeverliche getane umbfrag und Ses­ sion auch die subscription zu end diz abschids bescheen an seinem herprachten geprauch und gerechtigkait in ainichen weg nit nachtailig, schedlich oder vergrijjlich sein soll’665 Erzherzog Ferdinand hatte die Einfügung dieses Artikels in der Sitzung vom 19. April angeregt666. Im Subscriptionsteil des Abschieds steht Albrecht an der Spitze der Kurfürsten, diesmal ohne Nennung des Primastitels. Nach dem Gesandten des brandenburgi- schen Kurfürsten Joachim steht von wegen des haus Österreich Georg Truchseß. Die persönlich erschienenen geistlichen Fürsten führt Matthäus Lang, der h. r kirchen Cardinal, erzbischofzu Salzburg, legat des stuels zu Rom an667. 1529 verdichteten sich die Aktivitäten der Wittelsbacher und Habsburger zur Gewinnung der Kurfürsten. Wittelsbachische und habsburgische Räte verhandel­ ten mit Kardinal Albrecht über dessen Wahlforderungen. Am 31. Juli 1529 gab Al­ brecht dem bayerischen Herzog Wilhelm sein Wahlversprechen, der dem Kurfür­ sten dafür am 3. August 1529 eine Wahlverschreibungsurkunde ausstellte. In dieser versprach der Wittelsbacher unter anderem, beim Papst die Ausstattung Kardinal Albrechts mit der Würde eines Legatus a latere für das Gebiet der Stifte Mainz, Magdeburg und Halberstadt auf Lebenszeit zu erwirken668. Deutlich wird wieder Albrechts Interesse, den Rang eines päpstlichen Legaten zu erhalten. Wie schon 1519 wollte er die Situation einer Königswahl zur Realisierung seiner Legationsplä­ ne nutzen. Auch nachdem er im Vorfeld der zur Jahreswende 1530/31 in Köln voll­ zogenen Wahl Erzherzog Ferdinands669 von dem wittelsbachischen Projekt Abstand genommen hatte, hielt Albrecht an seinem Legationsplan fest. Auf dem Augsburger Reichstag von 1530 führten die Habsburger Geheimver­ handlungen in der Wahlfrage und gewannen die Kurfürsten von Mainz, Trier, Köln, Pfalz und Brandenburg für die Wahl Ferdinands670. Die Historiographie hat sich vor allem mit den religionspolitischen Vorgängen auf dem Reichstag, der Übergabe der Confessio Augustana durch die evangelischen Stände und der katho­ lischen Erwiderung, der Confutatio Augustana, beschäftigt. Erst im letzten Jahr­ zehnt ist die Wahlfrage als wesentliches Problem der Geschichte des Augsburger Reichstags beschrieben worden671. Wie von den Wittelsbachern forderte Kardinal Albrecht auch von den Habsbur­ gern, daß sie sich beim Papst für seine Ausstattung mit der Legatenwürde zu bemü­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 100

hen hätten. Die Legation sollte sich über die Kirchenprovinzen erstrecken, die dem Hohenzoller unterstanden und den Rang einer legatio a latere mit weitreichenden Befugnissen haben (legationem a latere cum facultatibus in forma meliori in diocesi- bus et provinciis meis ad vitam vel facultes ad instar legati de latere)672. Besonderen Wert legte der Kardinal auf das Vergaberecht päpstlicher Lehen in den Kirchenpro­ vinzen Mainz, Magdeburg und Halberstadt (sunderlich das mit erhalten werdt, das ich alle digniteten., prelaturn und geistlich lehen, so sunst Babstlich er haylickaidt zuvor­ leihen gepuren, mir ein leben lang zuvorleihen zugestaldt und impetrirdt werde in allen dreien stiften)615. Nach seiner Krönung in Bologna (24. Februar 1530) hoffte Karl V. auf weiteres Einvernehmen mit Papst Clemens VII. Wohl auch aus diesem Grund ging er schon im September 1530 auf Forderungen ein, deren Erfüllung in der Gewalt des Pap­ stes lagen674. Für Kardinal Albrecht bestand damit Aussicht auf die Erlangung der Rechte eines Legatus a latere für seine Kirchenprovinzen. Die zeremoniellen Ereignisse des Reichstags von 1530 wurden im wesentlichen bereits in der Literatur behandelt, auf die hier verwiesen sei675. Nur die Präzedenz- fragen zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg sowie dem Haus Österreich sollen im folgenden betrachtet werden676. Da weder vom Kurfürsten- noch Fürstenrat Protokolle überliefert sind, bleiben viele Details im dunkeln677. Wie schon 1529 wurde auch 1530 versucht, vor Beginn des Reichstags Regelun­ gen in Präzedenzfragen zu finden. Noch vor Ankunft des Kaisers ließ dieser über seine Räte die anwesenden Stände bitten, sich in Sessionsfragen zu vergleycheri678 bzw. die Sessionskonflikte ruhen zu lassen. Den Ständen würde dadurch nichts von ihren hergebrachten Rechten und Freiheiten genommen werden679. Das Reichsre­ giment wandte sich am 2. Juni 1530 mit der Aufforderung an die Stände, ihre Ses­ sionsstreitigkeiten zu beenden, bevor die Beratungen beginnen sollten680. Die Kur­ fürsten richteten ein Schreiben an den Kaiser, in dem sie ihn um die Lösung der Sessionskonflikte baten681. Bis zum 15. Juni, dem Ankunftstag des Kaisers, ist in dieser Hinsicht offenbar nicht viel geschehen. Bei seinem Empfang an der Lechbrücke war es zwischen Landgraf Philipp von Hessen und dem Herzog von Pommern wegen eines Vor­ rangstreits „fast zu Mord und Totschlag“ gekommen682. Zur Begrüßung, bei der Kardinal Albrecht den Kaiser mit einer Rede willkommen hieß, waren Karl V. und alle Fürsten von ihren Pferden abgestiegen. Lediglich die Kardinäle Lang und Bern­ hard von Trient saßen nicht ab. Kardinal Campeggio hatte es vorgezogen, dem Be­ grüßungszeremoniell nicht beizuwohnen. Ein Berichterstatter vermutet, daß er vielleicht besorgt war, ym werde sein gepuerliche ehre nicht gnugsam gegeben6*5. Das­ selbe darf auch als Motiv für das Verhalten der beiden anderen Kardinäle angenom­ men werden. Die Einnahme der Ordnung für die Einzugsprozession des Kaisers in die Stadt gestaltete sich kompliziert684. Karl V. wünschte die Plazierung Erzherzog Ferdi­ nands zu seiner Rechten und Kardinal Campeggios zu seiner Linken unter dem Baldachin. Damit wäre aber die in der Goldenen Bulle festgelegte Rangfolge bei der Prozession nicht eingehalten worden, nach der den Kurfürsten von Mainz und Köln der rechte bzw. linke Platz unter dem Baldachin zustand685. Schließlich zog © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 101

der Kaiser allein unter dem Baldachin in die Stadt ein, während Kardinal Albrecht und Erzbischof Hermann von Köln rechts bzw. links vor und Erzherzog Ferdinand und Kardinal Campeggio rechts bzw. links hinter dem Baldachin plaziert wurden. Der Mainzer und der Kölner Kurfürst ließen sich auf diese Verfahrensweise, die auch gegen die Goldene Bulle verstieß, nur gegen das Versprechen ein, quod nollet (Karl V. - T. W.) eos gravare in futurum in similibus processionibus, stationibus aut sessionibusG*G. Auf Ferdinand und Campeggio folgten die Kardinäle Lang und Bern­ hard, Bischof von Trient, in roten rocken und cardinals hutleinGS1, deutlich abgeho­ ben von den anderen geistlichen und weltlichen Fürsten. Nach dem Einzug in die Stadt gingen Kaiser, Fürsten und Augsburger Geistlich­ keit in den Dom, wo Kardinal Campeggio den Anwesenden die Benediktion erteil­ te688. Ob Kardinal Lang zuvor versucht hatte, selbst den Segen zu sprechen und Kardinal Campeggio dies verhinderte689, geht aus den konsultierten Quellen nicht hervor690. Im Zusammenhang mit der Fronleichnamsprozession am 16. Juni ist es zu Prä- zedenzkonflikten zwischen Erzbischof Hermann von Köln und den Kardinalen Lang und Bernhard von Trient gekommen. Der Kölner gab schließlich nach691. Kardinal Albrecht trug das Allerheiligste unter dem Baldachin. Rechts von ihm schritt Erzherzog Ferdinand, links Kurfürst Joachim von Brandenburg. Es folgte der Kaiser, dem das Schwert vorangetragen wurde. Hinter ihm gingen Kardinal Campeggio und - diesem folgend - die Kardinäle Lang und Bernhard von Trient692. Die Beispiele belegen, daß es trotz des kaiserlichen Ansuchens an die Fürsten un­ mittelbar vor dem Beginn des Reichstags am 20. Juni 1530 zu Präzedenzkonflikten gekommen war. Vielleicht durch diese Erfahrung eindringlich gemahnt, hat Karl V. dem Problem nun besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Des weiteren zeigen die zitierten Quellen, daß Kardinal Lang in den geschilderten Zeremonien nicht als Erzbischof von Salzburg, sondern als Kardinal auftrat693. Albrecht dagegen ge­ nügten offenbar seine zeremoniellen Rechte als Erzkanzler des Reichs, um seiner Würde Ausdruck zu geben694.

Die Quellen dokumentieren die Bemühungen Karls V, Sessionsvereinbarungen zwischen Fürsten herbeizuführen. Nach dem Bericht des Valentin von Tetleben plante der Kaiser eine Bulla aurea Caroli quinti für die principes non electores [...], domydt in kumpftigen reichtagen und handlungen nicht alleweghe myth der session und precedentie umgangen und dodurch andere rechshandelungen ujfgehalten und verhin­ dert würden695. Am 19. Juni 1530 hatte Karl V. die Kurfürsten und Fürsten in sei­ nem Gemach Zusammenkommen lassen und mit ihnen über Sessionsfragen ver­ handelt. Beschlossen wurde, daß die Fürsten, die in Sessionskonflikte verwickelt waren, ihre Argumente in einer Frist von drei Monaten schriftlich Vorbringen soll­ ten. Dem Kaiser wurde seine Entscheidungsbefugnis in dieser Angelegenheit aus­ drücklich bestätigt {und haben allendthalben ujfseyne keye M de sache mechtichlich gesteldt). Nach schriftlicher Eingabe der fürstlichen Argumente sollte Karl V. neun Monate später eynen mechtigen sprugh thun, doemmydt solln alle pardt verdragen seyn und blyben aenejenige appellation oder reduction. In Ergänzung zur Goldenen Bulle Karls IV. solle schließlich die bereits erwähnte Goldene Bulle Karls V. aufgerichtet © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 102 werden. Tetleben betont die Zustimmung der Fürsten zu den genannten Bestim­ mungen. Noch unter Kaiser Maximilian I. wären sie dazu nicht bereit gewesen696. Wie Tetleben schrieb auch Melanchthon, daß die Fürsten die letzte Entschei­ dung in den Präzedenzfragen dem Kaiser überließen. Karl V. sei es gelungen, die Fürsten vor Beginn des Reichstags zu vertragen, das zuvor nie auf keinem reichstag hat können geschehen. Melanchthon berichtet weiter, daß der Kaiser in dem Ses­ sionsstreit zwischen Salzburg und Österreich begeret habe, das Saltzburg wolle des morgenen tages den Cardinal von Trient, als österreichische botschafi über ihme stehen lassen in der kirchen und im reiten au f das rathhaus zihen lassen. Ebenso habe Karl V. auch Meintz von wegen des primats zu Magdeburg und Saltzburg vereiniget^1. Nach den Angaben des in Tetlebens Protokoll aufgenommenen Sessionsschemas für die Eröffnungsmesse kann vermutet werden, daß Kardinal Bernhard von Trient pro archiducibus Austrie tatsächlich auf der linken Seite vom Altar aus (Sinistro late­ re altaris) vor Kardinal Lang stand698. Nach der Augsburger Chronik allerdings stand Kardinal Lang vor dem Trientiner699. Demnach ist es immerhin möglich, daß Lang, wie ein Jahr zuvor in Speyer, den Wechsel der Plätze während der Messe ge­ fordert und durchgesetzt hatte. Allerdings bliebe unverständlich, warum bei den Chronisten - bei ihrem sonstigen Interesse für diese Dinge - keine Nachricht über den Wechsel zu finden ist. Die Differenz zwischen den Angaben Tetlebens und der Augsburger Chronik, die nicht nur für die Stellung der beiden Kardinäle festzustel­ len ist, läßt keine gesicherten Aussagen über die Rangfolge bei der Eröffnungsmesse zu. Eine dritte Quelle bestätigt allerdings, daß Kardinal Lang auf Veranlassung des Kaisers dem österreichischen Gesandten den Vorrang ließ700. Der Darstellung Tet­ lebens kommt daher größere Wahrscheinlichkeit zu. Nach Tetleben führte der Kaiser auf der rechten Seite vom Altar aus (Dextro late­ re altaris) die Reihe der Kurfürsten (bzw. deren Vertreter) und weltlichen Fürsten an. Unmittelbar neben ihm stand Ferdinand, wie Tetleben schreibt, als ungarischer und böhmischer König701. Da der Erzbischof von Mainz ex iussu Cesaree Maiestatis die Messe zum Heiligen Geist zelebrierte, sei es um den Platz neben dem Kaiser zu keinem Konflikt gekommen (itaque nullum habuit locum nec ulla fuit differentia de loco quoadpersonam suam)702. Ferdinand nahm auch bei weiteren Zeremonien einen besonders privilegierten Rang ein703. Die Fürsten haben diese Rangerhöhung offenbar aufgrund seiner Her­ kunft aus dem kaiserlichen Haus akzeptiert704. Mit der 1530 erfolgten Bestätigung des Privilegium maius durch Karl V, steht die Session Ferdinands mit großer Wahrscheinlichkeit in keinem Zusammenhang, da in dieser der Platz nach den Kurfürsten gefordert wurde705. Wie aber ist Melanchthons oben zitierte Mitteilung zu verstehen, die Kardinäle Albrecht und Lang hätten sich auf Veranlassung Karls V. hinsichtlich des Primats der Erzstifte Magdeburg und Salzburg geeinigt? Auch bei Coelestin findet sich die Feststellung, daß die beiden Kärdinäle eine Übereinkunft non quidem de Electoratu, sed de Primatis Magdeburgensis et Archi-Episcopi Salisburgensis Sessione706 getroffen hätten. Die Vereinbarung zwischen den Kardinälen, die in den angeführten Quellen er­ wähnt wird, steht im Zusammenhang mit einem im September geschlossenen Ver- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 103 trag über die Session der Erzbischöfe von Salzburg und Magdeburg707. Im August wurden die Entwürfe für die zwei parallelen Vertragsurkunden angefertigt708. Ein Exemplar stellte der Salzburger Erzbischof Matthäus709, das andere Erzbischof Al- brecht von Magdeburg aus710. Die Urkunden vom 12. September 1530 wurden von den Kardinälen ausgetauscht, so daß der eine jeweils die Ausfertigung des anderen erhielt. Am 17. Oktober 1530 bestätigte Karl V. den Vertrag, indem er jedem der beiden Fürsten eine Urkunde ausstellen ließ, in die der Text der Vertragsurkunde inseriert wurde711. In der narratio der Vertragsurkunden vom 12. September 1530712 werden die ne­ gativen Folgen des Präzedenzstreits beschrieben, der schon zwischen den Vorgän­ gern auf den Erzbischofstühlen von Magdeburg und Salzburg ausgebrochen sei. Er habe bewirkt, daß die Erzbischöfe nicht auf Reichstagen erschienen seien oder habe zur Verzögerung der Verhandlungen geführt. Beide Seiten brächten berechtigte Ar­ gumente für ihre Ansprüche vor. Kaiser Karl V. habe zu Beginn des Reichstags von Augsburg die gütliche Vergleichung der zwischen Fürsten bestehenden Präzedenz- konflikte eingeleitet. In Fällen, wo der Vergleich nicht gelingen sollte, würde der Kaiser innerhalb eines Jahres die Entscheidung fällen. Im dispositiven Teil einigten sich die beiden Erzbischöfe darauf, daß sie und ihre Nachfolger in Magdeburg und Salzburg sich in allen Reichsversammlungen, ob in Kirchen oder Verhandlungsräumen, täglich mit dem Vorsitz, -gang und -stand ab­ wechseln sollten. Am ersten Tag der Versammlung gebühre dem Erzbischof von Salzburg, am zweiten dem von Magdeburg der Vorrang usw. Gleiches wurde für die Gesandten der Erzbischöfe festgelegt. Sollte aber ein Erzbischof persönlich anwe­ send sein, während der andere durch Gesandte vertreten wird, habe immer der Erz­ bischof den Vorrang vor den Gesandten. - Karl V. erklärte diesen Vertrag durch sei­ ne Konfirmation für alle Zeiten als rechtsgültig. Bemerkenswert ist, daß der Primastitel für den Magdeburger Erzbischof nicht nur in der Bestätigung durch den Kaiser, sondern auch in der Urkunde verwendet wurde, die Kardinal Lang für Albrecht ausstellte. Vielleicht nicht zufällig steht der Primastitel hier an der Stelle, wo festgelegt wird, daß der Magdeburger Erzbischof erst am zweiten Tag der Versammlung den Vorrang haben soll713. Deutlich wird, daß sich mit der Würde eines Primas nicht der Anspruch auf den Vorsitz vor dem Erzbischof von Salzburg verbinden sollte. Die Kardinäle hatten sich aber nicht über den Primat selbst, wie man aufgrund der Mitteilungen Melanchthons und Coele- stins vermuten könnte, sondern nur über den Vorrang auf Reichstagen geeinigt. Die Annahme, der Vertrag von 1530 beträfe die Würde des Primas Germaniae, ist auch in den Salzburger Diözesanschematismus des 19. Jahrhunderts und in die kirchenrechtliche Literatur des 20. Jahrhunderts eingegangen714. Sowohl die zeitgenössische als auch die spätere Interpretation der Vereinbarun­ gen von 1530 läßt erkennen, daß man unter dem Primas Germaniae offenbar den ersten geistlichen Fürsten nach den Kurfürsten verstand. Man identifizierte den er­ sten Erzbischof auf der geistlichen Fürstenbank mit dem Primas Germaniae. Diese Vorstellung führte offensichtlich auch zu jener in der Literatur häufig wie­ derkehrenden Behauptung, Kardinal Matthäus Lang habe 1529 den Titel des deut­ schen Primas gebraucht. Widersprüchlich sind die Feststellungen der Forschung © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 104 darüber, ob Kardinal Lang den Primastitel nur geführt oder durch päpstliche Ver­ leihung erhalten habe715. Erstmals hatte offenbar Willibald Hauthaler den Primas ti- tel mit Kardinal Lang in Verbindung gebracht. In seinem Artikel „Salzburg“ für die zweite Auflage von Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon (1897) teilte er mit: Seit dem Jahre 1529 führte der Erzbischof von Salzburg den Titel „Primas von Deutsch­ land“, zuerst abwechselnd mit dem Erzbischöfe von Magdeburg . . ., seit Aufhebung die­ ses Erzbisthums allein.716 Weder in der von Hauthaler im Artikel genannten Literatur noch in seinem Nachlaß fanden sich Hinweise auf Quellen, die die Verwendung des Primastitels durch den Salzburger Erzbischof belegen würden717. Johann Franz Thaddäus von Klei(n)mayrn hatte noch geschrieben, daß „keine alte Bulle oder Diplome vorhan­ den“ sei, „in welchem den Erzbischöfen zu Salzburg der Titel eines Primaten aus­ drücklich beygeleget“ werde. Allerdings meinte Klei(n)mayrn auch, daß die Erzbi­ schöfe von Salzburg „doch in ältesten Zeiten mit solchen Vorzügen, und Prärogati­ ven ausgezieret“ worden seien, „welche die Würde und Namen eines Primaten wo nicht übertreffen, doch gleichkommen, und selben gleichsam verschlingen“718. Heinz Dopsch wies darauf hin, daß es „für die Annahme des Primastitels durch Matthäus Lang . . . keinen konkreten Nachweis“ gibt719. Dieser Befund kann bestä­ tigt werden. In Magdeburger und Salzburger Quellen, die im Zusammenhang mit dem Präzedenzstreit stehen, fand sich kein Beleg für die Verwendung des Titels durch Lang. Auch in Argumentationen für den Vorrang der Erzbischöfe von Salz­ burg aus dem späteren 16. und frühen 17. Jahrhundert wurde nicht auf den Ge­ brauch des Primastitels durch Lang oder seine Nachfolger in Salzburg verwiesen720. In seinen Urkunden hat der Kardinal den Primastitel 1529/30 nicht geführt721. Die Intitulatio lautet: Wir Matheus von Gottes gnaden der heiligen römischen kirchen car­ dinal, erzbischofen in Salzburg, legat des stuels zu Rom etc?22, oder: Matheus misera- cione divina sacrosanctae romane ecclesie tituli sancti Angeli presbyter cardinalis archi- episcopus Saltzburgensis apostolice sedis legatus etc?25 Nach seiner Erhebung zum Kar­ dinalbischof von Alba bediente sich Matthäus Lang folgender Intitulatio: Mat- thaeus, miseratione divina Episcopus Albanensis, sacrosanctae Romanae Ecclesiae Car­ dinalis, Archiepiscopus Salisburgensis, Apostolicae Sedis Legatus etc?24 Denkbar wäre, daß Hauthaler jener Interpretation folgte, die den (abgesehen von Österreich) ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank mit der Würde eines „Primas Germaniae“ verband. Möglicherweise stützte er sich dabei auf die Nach­ richt bei Marcus Hansiz, der Kardinal sei auf dem Speyerer Reichstag von 1529 der Erste nach den Kurfürsten gewesen (Comitiae Spirae anno 1529, mense Aprili, qui- bus etiam Matthaeus assedit, post Electores Primus)125. Konnte auf diese Weise ein Mißverständnis geklärt werden, so ergab die Durch­ sicht von edierten Urkunden Kardinal Albrechts eine Überraschung, die zu neuen Fragen führt: In Urkunden Albrechts begegnet seit 1531 der Titel „Legatus na- tus“726. Er führte den Legatentitel kontinuierlich bis zu seinem Tod und zum Teil in Verbindung mit dem Primastitel727. Sowohl in seinem Testament von 1540728, dem dazugehörigen Notariatsinstrument729 als auch auf seiner Grabplatte ist der „Lega- tus-natus“-Titel zu finden730. Seit 1532 hat Albrecht den Legaten- und Primastitel häufig in Reichsabschieden verwendet731. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 105 Es ist anzunehmen, daß die Führung des Legatentitels durch den Kardinal im Zusammenhang mit der Wahlforderung von 1530 steht732. Allerdings bleibt unklar, warum sich Albrecht gerade die Würde eines Legatus natus zulegte. Eine päpstliche Verleihung des Legatus-natus-Rangs an den Kardinal ist bislang nicht bekannt ge­ worden. Gefordert hatte Albrecht 1530 den Rang eines Legatus a latere für seine Kirchenprovinzen. Die Beanspruchung des im Vergleich zum Legatus a latere gerin­ geren Rangs eines Legatus natus deutet daraufhin, daß die Wahlforderung des Kur­ fürsten nicht erfüllt wurde. Mit dem Vertrag von 1530 war der Rangstreit zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg sowie den Erzherzogen von Österreich keineswegs been­ det. Der Anspruch letzterer wurde in den Vereinbarungen zwischen den beiden Erzbischöfen nicht berücksichtigt. Aus dem Vertragstext geht nicht hervor, für wel­ chen Rang der tägliche Wechsel vereinbart wurde733. Er läßt offen, ob die Erzbi­ schöfe ihre Plätze nach oder vor den Erzherzogen von Österreich haben sollten. Im Abschied des Augsburger Reichstags wurde wieder festgestellt, daß den Stän­ den kein Präjudiz aus ihrer Session auf dem Reichstag und der Stellung in der Sub­ scription erwachsen sollte. Des weiteren wurde versprochen, sich nach Übergebung eines jeden Gerechtigkeit, in Jahrs Frist darnach wegen der Sessionsstreitigkeiten zu vereinen und zu vertragen75*. Unklar ist, ob damit auch offene Fragen im Präzedenz- konflikt um den ersten Platz zur Rechten der Kurfürsten angesprochen waren. In der Subscriptionsliste des Abschieds stehen die österreichischen Räte Georg Truchseß und Gaudenz von Madruzzo nach den Kurfürsten und deren Gesandten und vor den geistlichen Fürsten mit Kardinal Lang an der Spitze735. Da der Vertrag zwischen den beiden Kardinälen offen ließ, auf welchen Rang sich seine Bestimmungen bezogen, konnte ihn Karl V. konfirmieren, obwohl er kurz zuvor mit der Bestätigung des Privilegium maius den Anspruch des Hauses Österreich auf den ersten Platz zur Rechten der Kurfürsten erneuert hatte. Es ist zu fragen, ob die beiden Kardinäle mit ihrem Vertrag den Anspruch der Erzherzoge von Österreich auf den Rang vor den geistlichen Fürsten indirekt akzeptierten. Kardinal Albrecht hatte als Erzbischof von Mainz ohnehin den ersten Rang im Reich nach Kaiser und König. Für das Erzbistum Magdeburg schickte er nur 1542 und 1543 Gesandte in den Fürstenrat736. Seine Zugeständnisse im Vertrag zeigen ein eher geringes Interesse an der Session im Fürstenrat und der Repräsentation des Magdeburger Erzbistums.

Der Regensburger Reichstag von 1532 wurde durch eine von Kardinal Lang in der Herberge des Kaisers zelebrierten Messe eröffnet. Bei der im Anschluß daran erfolgten Verlesung der Proposition737 saß Gaudenz von Madruzzo als Vertreter des Hauses Österreich auf einem eine Stufe niedriger stehenden Stuhl {auf aim stuel heral?) hinter den Gesandten der Kurfürsten von Mainz und Pfalz und vor Kardinal Lang, der die Reihe der geistlichen Fürsten anführte738. Im Abschied des Reichstags steht der österreichische Gesandte nach den Gesandten der Kurfürsten von Köln und Trier. Auf ihn folgt die Reihe der Geistlich fürsten, so persönlich erschienen wa­ ren, mit Kardinal Lang an der Spitze739. Zu Sessionsstreitigkeiten ist es auch 1532 gekommen, allerdings waren daran weder Albrecht von Mainz, Matthäus Lang oder Gaudenz von Madruzzo beteiligt740. Im Abschied wurde der Sessionsartikel © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 106

von 1530 fast wörtlich wiederholt, eine endgültige Lösung der Präzedenzprobleme also wieder auf den nächsten Reichstag verschoben741. Zu Komplikationen zwischen den Kardinalen konnte es aber kommen, wenn Albrecht von Brandenburg Aufgaben als Erzbischof von Magdeburg wahrnehmen sollte. Als Bischof Philipp von Speyer 1533 sowohl den Erzbischof von Salzburg als auch den Erzbischof von Magdeburg bei der Reichskammergerichts-Visitation ver­ treten sollte, forderte Kardinal Lang, der Bischof möge für ihn, der er als Erzbischof von Salzburg und päpstlicher Legat der forderst ertzbischoff dusserthalb der churfur- sten sei, allein den Vorsitz führen742. Unklar blieb, ob Kardinal Lang seinen noch 1528/29 gegenüber Erzherzog Fer­ dinand zum Ausdruck gebrachten Vorranganspruch aufrecht erhalten würde. Erst der Vertrag zwischen ihm und König Ferdinand als Erzherzog von Österreich aus dem Jahr 1535 und ein Schreiben von 1537 geben darauf Antwort. Der Sessionsvertrag von 1535 ist Bestandteil eines durch Unterhändler in Wien erarbeiteten, aus vier Teilen bestehenden ,Vertragswerkes“743. Georg Heilingsetzer hatte auf die „ganz ähnlichen Bestimmungen“ der Sessionsverträge von 1530 und 1535 hingewiesen und vermutet, daß der frühere dem späteren Vertrag „als Vorlage gedient“ haben könnte744. Ein Vergleich der Verträge ergab jedoch, daß zwischen ihnen größere inhaltliche Unterschiede bestehen. Diese werden deutlich, wenn man den dispositiven Teil der Urkunde von 1535 im einzelnen betrachtet:

Erstens vereinbaren die Vertragspartner, das hinfuro in ewig zeit und albeg on ainich dispu- tation noch einredt vermüg und innhalt unnsers hauß Österreich habenden und langherge­ brachten freyhaiten und gerechtigkhaiten, wir, unnser erben und nachkhomen fiirsten von Österreich ainer aus denselben, welcher der sey des sich unnser erben und nachkhomendt fü r­ sten von Österreich m itainander selbstyederzeit entsliessen und vergleichen mügen, durch sich selbst oder sein potschajft in allen reichswierden und versamblungen den ersten stannd, ganng, sitz, zug und vorrit haben, behalten, steen, geen, sizen und reitten an der gerechten seiten nach den churfursten vor allen anndern fürsten unverkhert beleihen.

Zweitens wird bestimmt, daß, wenn von unnserm hauß Österreich mer als ain furst aigner person in Reichsversammlungen erscheint, dieser wie obvermeldt an widerredens den Vor­ stand, ganng und siz, auch alle wierde [. . .] durch sich selbst oder sein potschafft haben soll. So aber auch der derzeit regierende oder ein späterer Erzbischof von Salzburg persönlich an Reichs versammlungen teilnimmt, sollen den ersten tag die fürsten von Österreich in aig- nen personnen all vor ainem ertzbischof von Salzburg den vorstanndt und ganng haben, und den andern tag darnach ain ertzbischoff zu Salzburg in aigner personn vor allen fürsten von Österreich, ausserhalb des ersten undainigen oder desselben potschajft so albegin vorstannd be­ leihen an und under demselben ersten seinen vorstanndt, ganng und siz, wie mit dem von Österreich den ersten tag gehalten auch haben und also volgennds als lanng und wie ojfi sich in was weg das sey die reichstag oder derselben versamblungen zuetragen und weren albeg die fürsten von Österreich ainigen vorstannds mitainannder ain tag umb den annderen in vor- ganng, standt und siz in allen reichswierden und versamblungen umbwechslen. Diese Be­ stimmungen soll auch Gültigkeit für den Fall haben, daß von allen genannten Fürsten nur Gesandte in den Reichsversammlungen erscheinen.

Drittens wird festgelegt, daß, wenn neben des ersten fürsten von Österreich aigen person oder potschafft standt allain von dem stijfi Salzburg ein potschajft, und von dem hauß Öster­ reich darüber ainer oder mer fürsten ankhamen, so sollen dieselben fürsten von Österreich all © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 107

in aignen personnen unveranndert den vorsiz, stanndt und ganng vor des von Salzburg pot­ schafft haben. Ebenso soll ein Erzbischof von Salzburg, der persönlich in Reichsversamm­ lungen erscheint, den Vorsitz vor Gesandten der Erzherzoge ausserhalb der ersten erhalten. D i e potschafften der erzherzogen zu Österreich und erzbischofen zu Salzburg, wo die m it oder an der fürstenpersonen erscheinen, sollen sich im vorstanndt und ganng gegeneinannder in al­ len reichsversamblungen der obvermelten Ordnung und m aß gleich halten und erzaigen, doch in albeg, wie mer hieroben angezaigt, unvergriffen des hauß Österreichs unvernainten und ge­ wissen ainigen person oder potschafft preeminents und vorstannds in allen reichswierden und versamblungen darinnen khain verännderung oder Verwechslung stat haben, sonnder stättigs fiir und für in seinem vorstandt, ganng, sitz und allen anndern wierden on einredt beieiben solle, treulich und ungeverlich7^ .

Mit der ersten Festlegung wurde eindeutig bestimmt, daß einem Fürsten aus dem Haus Österreich (ainer aus denselben - angesprochen war wohl der älteste Erz­ herzog) bzw. dessen Botschaft gemäß den der Dynastie gegebenen Privilegien im­ mer der erste Rang auf der rechten Seite der Kurfürsten zustehe. Jener eine Fürst wird von den folgenden Vereinbarungen ausdrücklich ausgenommen (ausserhalb des ersten und ainigen oder desselben potschafft etc.). Für weitere Fürsten aus dem Haus Österreich746 und den Erzbischof von Salzburg bzw. beider Gesandtschaften wird der tägliche Wechsel und der Vorsitz des persönlich anwesenden Fürsten be­ stimmt. Im Gegensatz zu dem Vertrag von 1530 wird in dem von 1535 der Vorrang des einen Vertragspartners grundsätzlich anerkannt. Die Räte des Kardinals Mat­ thäus Lang hatten in Wien dem österreichischen Anspruch auf den ersten Rang zur Rechten der Kurfürsten nachgegeben. Heilingsetzer hat daraufhingewiesen, daß das ,Vertragswert von 1535 höchst­ wahrscheinlich nie ratifiziert worden ist747. Den Sessionsvertrag von 1535 bestätigte Kardinal Lang am 10. Dezember 1537 in einem Schreiben an König Ferdinand. Er schränkte die Bestimmungen von 1535 allerdings ein, indem er ihre Gültigkeit auf seine Lebenszeit begrenzte. Er teilte dem König mit, daß er sich mit seinem Dom­ kapitel sowie den Ständen über die Sessionsbestimmungen von 1535 beraten habe. Es stehe nicht in seiner Macht, so weitgehende Artikel zu beschließen, es geschähe denn auf einem Reichstag, da mit all ander anheng, so diser articul nach ihme zeucht, auch möchten erledigt werden. Um aber seinen guten Willen zu beweisen, gestehe er zu, sein lebenlang gehorsamblich nachzugeben, verbunden mit der underthenigen Zu­ versicht König Ferdinand werde solch [. . .] underthenige bewilligung in gnaden vor­ stehen und annemmen und die Bestimmungen der anderen Artikel des Vertrags­ werks von 1535 erfüllen748. Die Einschränkung der Vertragsbestimmungen von 1535 geht offensichtlich auf die Beratungen zurück, die Kardinal Lang mit dem Salzburger Domkapitel und den Ständen geführt hatte. Es ist anzunehmen, daß das Salzburger Domkapitel, das zu den Unterzeichnern des Vertrags gehören sollte749, im Interesse des Ansehens und der Ehre seiner Kirche die Ratifizierung des Vertrags in der ursprünglichen Form verweigerte und die Beschränkung der Bestimmungen auf die Regierungszeit Längs forderte. Mit dem Hinweis auf die notwendige Klärung der Sessionsprobleme auf einem Reichstag könnte Lang auf die ungeklärte Frage angespielt haben, ob Kardinal Al- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 108

Abb. 5 Hieronymus Hopfer, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg, Erzbischof von Salzburg (1519—1540). Aus: Albrecht von Brandenburg. Kurfürst—Erzkanzler—Kardinal (Vollzitat siehe Abb. 6).

brecht den Vorrang der Erzherzoge von Österreich auf der geistlichen Fürstenbank anerkennen würde. Nach den Verträgen von 1530 und 1535 hätte ein Erzbischof von Magdeburg bzw. dessen Gesandter nur noch den zweiten und dritten Platz auf der Seite der geistlichen Fürsten beanspruchen können. Die Verträge von 1530 und 1535 sowie die Erklärung Kardinal Längs von 1537 bilden keinen geschlossenen Komplex von Präzedenzvereinbarungen. Die Rangfol­ ge der drei Fürsten bzw. deren Gesandter war nicht eindeutig geklärt worden. Ein Ausblick auf die Auseinandersetzungen nach dem Ableben der beiden Kardinäle (Matthäus Lang am 30. März 1540; Albrecht von Brandenburg am 24. September 1545) führt dies vor Augen750.

Der Nachfolger Kardinal Längs in Salzburg, Herzog Ernst von Bayern (1540- 1554), setzte dessen in den 30er Jahren betriebene Politik in der Präzedenzfrage nicht fort. 1542/43/44 gestand er jeweils den täglichen Wechsel seiner Gesandten mit denen des Hauses Österreich zu, wobei letztere den Vorsitz am ersten Tag füh­ ren durften751. Jedoch hielt er grundsätzlich daran fest, daß den Erzbischöfen von © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 109 Salzburg als geistlichen Fürsten und päpstlichen Legaten der Vorrang vor den welt­ lichen Erzherzogen gebühre752. Als 1545 Johann Albrecht von Brandenburg (1545-1550) in Magdeburg den Erzbischofsstuhl erhielt, spitzte sich das Problem wieder zu, denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger bestand der neue Erzbischof auf den vordersten Rang des Erz­ stifts Magdeburg auf der geistlichen Fürstenbank. Er geriet damit in Rivalität mit den Erzherzogen und wohl auch dem Salzburger Administrator Ernst. Um keine Rangminderung hinnehmen zu müssen, verzichteten seine Gesandten auf die Ses­ sion in Reichs Versammlungen753. Auf dem Augsburger Reichstag von 1555 kam es zum Sessionsstreit zwischen Magdeburger und Salzburger Gesandten, während ein österreichischer Rat (zumin­ dest dem Abschied nach) den Vorsitz hatte. Von Magdeburger Seite wurde die Gül­ tigkeit des Vertrags von 1530 abgestritten. Kardinal Albrecht wäre nicht dazu be­ fugt gewesen, Rechte des Erzstifts zu veräußern754. Aber auch gegenüber den öster­ reichischen Erzherzogen bzw. deren Gesandten wurde der Magdeburger Präzedenz- anspruch vorgebracht755. Vom Augsburger Reichstag von 1566 berichteten die Magdeburger Gesandten Moritz von Arnim, Dr. Johann Trauterbuel und Romanus Schmidt in einem aus­ führlichen Schreiben an Erzbischof Sigismund (1552-1566) über verschiedene Er­ eignisse, unter anderem über Verhandlungen mit dem Kaiser in der Sessionsfra­ ge756. Aus den Ausführungen der Räte geht hervor, daß sie ursprünglich die Absicht hatten, den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank vor Österreich einzuneh­ men. Dies sei angesichts des Widerstands der Habsburger nicht möglich gewesen. Zudem hätten die Salzburger Gesandten den Vorrang Magdeburgs nicht akzep­ tiert. Die Magdeburger Räte hätten sich darauf mit denen des Erzbischofs von Salz­ burg geeinigt, die Bestimmungen des Vertrags von 1530 für den Platz nach Öster­ reich in Anwendung zu bringen. Sie wechselten also täglich mit den Salzburger Rä­ ten die Plätze, während sich diese mit den österreichischen Gesandten im Vorsitz abwechselten757. Eine neue Qualität erhielt der Präzedenzstreit nach dem Übertritt des Erzbis­ tums Magdeburg zum Protestantismus unter dem schon erwähnten Erzbischof Si­ gismund von Magdeburg. Die evangelischen Administratoren hielten am Primat ihrer Kirche und dem Vorsitz auf der geistlichen Fürstenbank fest758. 1582 bestrit­ ten aber die Salzburger Gesandten die Rechtmäßigkeit der Magdeburger Session überhaupt, da der evangelische Administrator Joachim Friedrich von Brandenburg (1566-1598) weder die päpstliche Konfirmation noch die kaiserlichen Regalien empfangen hatte. Der Administrator verzichtete 1582 auf die Session, versuchte aber 1594 und 1597 erneut seinen Vorrang gegenüber Salzburg und den Anspruch eines evangelischen Stands auf die Session überhaupt zur Geltung zu bringen. Bei­ de Male konnten die Gesandten den Magdeburger Standpunkt nicht durchsetzen. Ausdruck der neuen, konfessionellen Qualität des Streits ist die Tatsache, daß Joa­ chim Friedrich auch die Visitation des Reichskammergerichts, mit der er 1588 an der Reihe gewesen wäre, verweigert wurde. Es ging nun um die Reichsstandschaft evangelischer Administratoren überhaupt759. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 110

A l b ERTVi’MIDI^S A' 5ANC 'ROM ANAE -ECGLAE .TI'SAH • CHRYS O Q OlVy-PBR-CARDiNA' AVAGVN • AC-MAGDE • ARG HI EPS -ELECTOR-1MPE PRiMAS • ADMIN I • HALBER MARCHi'BRANDXNBVRQENSiS -

Abb. 6 Albrecht Dürer, Bildnis des Kardinals Albrecht von Brandenburg (Der „Große Kardinal“; 1523). Aus: Albrecht von Brandenburg. Kurfürst-Erzkanzler- Kardinal. Zum 500. Geburtstag eines deutschen Renaissancefürsten, hg. v. Berthold Roland (Mainz 1990), S. 134. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 111

Während der Osnabrücker Verhandlungen im Jahr 1645 versuchten die Gesand­ ten des Magdeburger Administrators August von Sachsen (1628-1680), die An­ sprüche Magdeburgs auf den Vorsitz auf der geistlichen Fürstenbank und das damit verbundenen Direktorium zu erneuern760. Endgültig beendet wurde der Präzedenz- streit zwischen Magdeburg und Salzburg durch die gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens erfolgte Angliederung Magdeburgs als Herzogtum an Bran­ denburg nach dem Tod des Administrators August im Jahr 1680761. Offenbar erst nachdem die Magdeburger Administratoren nicht mehr den ersten Rang auf der geistlichen Fürstenbank beanspruchen konnten, eigneten sich die Erzbischöfe von Salzburg den Titel „Primas Germaniae“ an762. Für die Entwicklung der Vorstellun­ gen über den Rechtsinhalt des Primastitels ist dieser Vorgang aufschlußreich. Durchgesetzt hatte sich offensichtlich die Auffassung, daß dem ersten geistlichen Fürsten nach den Kurfürsten der Titel eines „Primas Germaniae“ zustehe. Die kai­ serliche Kanzlei bezeichnete die Salzburger Erzbischöfe seit 1666 - wenn auch un­ regelmäßig - als „Primas Germaniae“763. Zu einer päpstlichen Verleihung des Pri­ mastitels an die Erzbischöfe von Salzburg ist es nicht gekommen. Allerdings er­ kannte die Rota Romana in einer Decision aus dem Jahr 1691 der Salzburger Kir­ che den Primat unter den deutschen Bischöfen zu (Primatum inter omnes praesules totius Germaniae)1 CA. Ausdruck des bis in die Gegenwart aufrechterhaltenen Salz­ burger Primats ist die Stellung der Salzburger Erzbischöfe unter den primates in den Schlußakten des ersten und zweiten Vatikanischen Konzils765. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 11. Zusammenfassung

Eingangs der vorliegenden Arbeit wurde nach den Anfängen und Motiven des Präzedenzstreits zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg sowie den Erzherzogen von Österreich gefragt. Es scheint sinnvoll, die Ergebnisse, die bei der Suche nach möglichen Antworten gewonnen werden konnten, in einer knap­ pen Übersicht zusammenzufassen. 1. Es wurde festgestellt, daß der angesprochene Rangstreit nicht losgelöst von den verfassungsgeschichtlichen Wandlungsprozessen an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert zu betrachten ist. Die Entstehung des Reichstags im Zuge der Ver­ dichtung“ des Reichs darf als historische Voraussetzung für die Zuspitzung der Auseinandersetzungen um 1500 angesehen werden. Streitigkeiten um den Rang in der hierarchischen Ordnung der Fürsten, welche in Zeremonien ihren sichtbar-re­ präsentativen Ausdruck fand, sind jedoch älter als der Reichstag. Es konnte gezeigt werden, daß die rechte Seite vom Kaiser oder König aus gesehen als die würdigere galt. Sie wurde den geistlichen Fürsten, dem nach mittelalterlichem CWö-Denken höchsten Stand, zugesprochen. Auseinandersetzungen um den ersten Platz zur Rechten des Kaisers gab es zwischen den Erzbischöfen von Mainz und Köln. In der Goldenen Bulle wurde schließlich die zeremonielle Ordnung der Kurfürsten festge­ legt. Für die Rangfolge der übrigen Fürsten existierte allerdings keine verbindliche gesetzliche Regelung. Zur Erklärung von Rangkonflikten waren darüber hinaus dynastische Politik und dynastisches Denken von Fürsten zu berücksichtigen. Als Kennzeichen des Hegemoniestrebens von Großdynastien im Reich konnte deren Einflußnahme auf geistliche Reichsstände beobachtet werden. Versuche von geistlichen Fürsten, ihren Rang mit Hilfe von Privilegien zu sichern, richteten sich nicht zuletzt gegen die Hegemoniepolitik der Dynastien. Aufgrund von höfisch-aristokratischen Wertvor­ stellungen, die sich im Reichstags-Zeremoniell niederschlugen, war dieses Streben der Geistlichen nicht aussichtslos. Ehre und Ansehen eines Fürsten konnten seinen Vorrang auch vor ihrem territorialen und ökonomischen Besitz nach Mächtigeren garantieren. Der werdende und der frühe Reichstag war vor allem als Zentrum zeremoniellen Lebens zu betrachten, wobei sich auch die Stellung der Reichsstände in den Ver­ sammlungen nach denselben Gesichtspunkten richtete, wie die beim Kirchgang, bei Gastmählern, Turnieren oder anderen zeremoniellen Ereignissen. Als Antrieb für die Auseinandersetzungen um den ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank konnte aber auch das Streben der Fürsten nach den mit dem Direktorium des Für­ stenrats verbundenen Rechten vermutet werden. Wie sich jedoch herausstellte, war die Erlangung des ersten Rangs unter den geistlichen Fürsten nicht das ursprüng­ liche Ziel der Erzherzoge von Österreich und der Erzbischöfe von Magdeburg. 2. Die Grundlage der Rangansprüche der Erzherzoge von Österreich bildete der Präzedenzartikel des Privilegium maius. In der ,Wirkungsphase“ der Fälschung seit dem 15. Jahrhundert wurde die Bestimmung, ein Erzherzog habe Anrecht auf den ersten Platz ad latus dextrum imperii post electores principes, zunächst in dem Sinn © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 113 interpretiert, daß den österreichischen Fürsten der Rang unmittelbar neben dem Pfalzgrafen zustehe. Bei Zeremonien hätten Erzherzoge nach dieser Auffassung ei­ nen Platz bei den Kurfürsten eingenommen, d. h. ihren Rang dem der Königswäh­ ler angeglichen. Insbesondere für den Wahltag von i486 und den Reichstag von 1496 belegen die Quellen das Bestreben der Habsburger, als Erzherzoge einen kur­ fürstengleichen Rang einzunehmen. Wie am Beispiel des Krönungsmahls von i486 gezeigt werden konnte, nahmen auch Gesandte von Erzherzogen den Rang von kurfürstlichen Gesandten ein. Auseinandersetzungen mit den bayerischen Herzogen bzw. deren Gesandten auf der weltlichen Fürstenbank kam dagegen nur sekundäre Bedeutung zu. Sie konn­ ten zwar für i486 nachgewiesen werden und führten vielleicht dazu, daß Räte Erz­ herzog Sigmunds 1489 auf der Bank der Geistlichen Platz nahmen, stehen aber als Motiv für die habsburgische Präzedenzpolitik im Hintergrund. Als auf dem Reichstag von 1496 ein Gesandter Erzherzog Philipps auf der Kur­ fürstenbank Platz nehmen wollte, protestierten die anwesenden Magdeburger Räte. Ihre Beschwerde richtete sich allerdings nicht nur gegen die Bevorzugung der Erz­ herzoge, sondern sie forderten, daß dem Magdeburger Erzbischof und seinen Ge­ sandten der Rang über den Kurfürsten zustehe. Für den Reichstag von 1500 zeichnete sich eine partielle Umorientierung der habsburgischen Politik ab. Maximilian setzte durch, daß sein Rat auf der geistli­ chen Fürstenbank den Platz nach dem Magdeburger Erzbischof und vor dem Salz­ burger Gesandten einnehmen konnte. Wie aus der Stellung des österreichischen Gesandten im Abschied des Regimentstags von 1501 sowie aus Plänen für ein Kur­ fürstentum Tirol hervorgeht, waren die Bemühungen um einen Rang bei oder un­ ter den Kurfürsten damit keineswegs aufgegeben. Nachdem durch den Abschied des Augsburger Reichstags von 1500 die Rege­ lung von Rangkonflikten nach Grundsätzen des römisch-kanonischen Verfahrens festgelegt worden war, reichte das Haus Österreich beim Reichsregiment ein Klage- libell gegen die Magdeburger Präzedenzansprüche ein. Im Kern lief die Argumenta­ tion der Habsburger darauf hinaus, daß einem Erzherzog aufgrund seiner Zugehö­ rigkeit zum Haus Österreich der Vorrang gebühre. Der Dynastie hafte ein quasi- natur- und gewohnheitsrechtlicher Vorrang an. Aufschlußreich für den dynasti­ schen Charakter dieser Argumentation ist, daß das Klagelibell nicht ausdrücklich im Namen des Erzherzogs von Österreich, sondern von wegen des hauses zu Oste­ reich abgefaßt wurde. Auf das Privilegium maius wurde nur indirekt verwiesen. Auffallend ist, daß in keiner der eingesehenen Quellen die Bestätigungen des Maius durch Kaiser Friedrich III. als Argument für die Gültigkeit der im ge­ fälschten Privileg Friedrichs I. getroffenen Bestimmungen angeführt werden. Der de-iure-Sanktionierung der „Freiheitsbriefe“ maß man zumindest im Präzedenz- streit kein argumentatives Gewicht bei.

3. Der auf dem Reichstag von 1496 vorgetragene Anspruch des Magdeburger Erzbischofs auf Vorrang vor den Kurfürsten steht in Zusammenhang mit einer seit Mitte des 15. Jahrhunderts in Magdeburg faßbaren Konzeption eines Primas-Patri­ archen für Deutschland. Grundlage dieser Konzeption war eine in zwei Fassungen abschriftlich überlieferte, eventuell gefälschte Urkunde aus dem Jahr 968, in der © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 114

Papst Johannes XIII. dem ersten Magdeburger Erzbischof Adalbert den Primat in der Germania zuwies. In den auf Pseudoisidor zurückgehenden Bestimmungen des kanonischen Rechts über die primates wurden diese mit den Patriarchen gleichge­ setzt, so daß es theoretisch möglich war, Rechte der Patriarchen auch für die prim a­ tes einzufordern. Seit 1370 führten Magdeburger Erzbischöfe, wenn auch unregelmäßig, den Titel „Primas Germaniae“, ohne daß daraus zunächst Forderungen abgeleitet wurden. Die erste Verbindung der beanspruchten Primaswürde mit konkreten Rechtsbefug­ nissen begegnet im Jahr 1441. Erzbischof Günther konfirmierte unter Berufung auf seine Rechte als Primas die Wahl eines Bremer Erzbischofs. In einem im Jahr darauf entstandenen Traktat des Magdeburger Domherrn Heinrich Toke wurde das ius confirmandi über die deutschen Erzbischöfe als altes Recht des Erzbischofs von Magdeburg, des Primas von Deutschland, dargestellt. Aus einem Klagelibell aus dem Jahr 1300 geht hervor, daß man in Magdeburg der Meinung war, das Konfir­ mationsrecht durch einen Vertrag verloren zu haben. Dieser nicht genauer be­ schriebene Vertrag konnte als das Wiener Konkordat von 1448 identifiziert werden, durch das - im Gegensatz zur Mainzer Akzeptation von 1439 - die Konfirmations­ gewalt für die deutschen Erzbischöfe, Bischöfe und papstunmittelbaren Abte bzw. Abtissinen uneingeschränkt dem Papst zuerkannt wurde. An dem Anspruch, als primatiale Kirche im Reich den anderen Metropolitankir­ chen voranzustehen, hielt man in Magdeburg fest. Deutliche Konturen nahm die damit verbundene Präzedenzpolitik in der Regierungszeit Erzbischof Ernsts von Sachsen, einem Wettiner, an. In einer auf dem Wormser Reichstag von 1495 ver­ breiteten Reformschrift forderte der gelehrte Rat des Erzbischofs, Hans von Her- mansgrün, die Fürsten auf, im Fall der drohenden Kaiserkrönung des französischen Königs durch den Papst, die Geschicke der deutschen Kirche selbst in die Hand zu nehmen und einen Patriarchen für Deutschland einzusetzen. Mit großer Wahr­ scheinlichkeit war mit dem Patriarchen niemand anderer als sein Dienstherr ange­ sprochen, der ohnehin schon den Titel eines „Primas Germaniae“ führte. Am deutlichsten wurde der Anspruch des Magdeburger Erzbischofs in den Jah­ ren 1495/96, da seine Gesandten bei Zeremonien und in Verhandlungen aufgrund der Primaswürde ihres Herrn den Vorrang vor den Kurfürsten forderten. Von öster­ reichischer Seite (und 1500 auch von Salzburger) wurde dagegen vorgebracht, der Erzbischof von Magdeburg habe die Rechte eines Primas zu lange nicht angewen­ det, sie seien praktisch verjährt. Gegen diese „non-usum“-Behauptung wurde im Zusammenhang mit dem Ver­ fahren beim Reichsregiment von 1500 eine umfangreiche Argumentation vorge­ bracht. Der Leipziger Ordinarius Johannes von Breitenbach, der die Einreden auf die Klagelibelle der Habsburger und des Salzburger Erzbischofs sowie ein Rechts­ gutachten anfertigte, verwendete für den Erzbischof von Magdeburg den Begriff „Primas modernus“, um die Gültigkeit der Primatsrechte zu betonen. Der Erzbi­ schof habe als Primas seine Rechte, vor allem als Appellationsinstanz für andere Erzbischöfe, wahrgenommen. Aber selbst, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte der Primas nach Auffassung Breitenbachs nicht seine Rechte verloren. Gegenüber dem Haus Österreich wurde von seiten des Magdeburger Erzbischofs vor allem auf die höhere Würde der Geistlichkeit gegenüber der Weltlichkeit ver­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 115 wiesen. Allerdings klingt im Magdeburger Klagelibell an, daß Erzherzoge wie Erz­ bischöfe anzusehen seien. Die Würde eines Primas sei jedoch größer als die von Erzbischöfen und Erzherzogen. In den Magdeburger Klagelibellen und Einreden sowie dem Gutachten Breiten­ bachs wird vermieden, die Stellung des Primas gegenüber den Kurfürsten zu defi­ nieren. Die synonyme Verwendung der Titel Primas und Patriarch, der behauptete Vorrang vor allen Kardinalen außer dem Kardinalbischof von Ostia sowie die Qua­ lifizierung der primates als „höheren Stand“ zeigen allerdings, daß grundsätzlich an dem Vorranganspruch des Primas Germaniae vor den Kurfürsten festgehalten wur­ de. Die Richtigkeit dieser Annahme belegen Präzedenzstreitigkeiten Erzbischof Ernsts von Magdeburg mit seinem Bruder, dem Kurfürsten Friedrich von Sachsen, die um 1504 zu datieren sind. Gegen die Präzedenzansprüche Erzbischof Leonhards von Salzburg wurde von Magdeburger Seite vor allem auf die Würde des „Primas Germaniae“ verwiesen. Daneben scheint aber die Tatsache bemerkenswert, daß auch die fürstliche Würde des Wettiners Ernst als Argument für den Vorrang angeführt wurde. Dynastisches Denken prägte die Magdeburger Argumentation im Vergleich zu der habsburgi­ schen zwar nur geringfügig, kam aber dennoch deutlich zum Ausdruck. Die Rechte, die der Magdeburger Erzbischof mit dem Primastitel verbinden wollte sowie die Stellung von primates in der Hierarchie der Kirche nach dem ka­ nonischen Recht, wiesen den Rang eines Primas als geistliches Amt aus. Der Vor­ ranganspruch des Salzburger Erzbischofs wurde allerdings unter anderem mit der Begründung abgelehnt, daß die Legatenwürde - auf die dieser seinen Anspruch stützte - eine päpstliche Angelegenheit, die Stellung des Primas unter den deut­ schen Erzbischöfen aber der der Kurfürsten unter anderen Fürsten vergleichbar sei. Der Vergleich des Primas mit den Kurfürsten zeigt ein eher reichsrechtliches Ver­ ständnis des Primas Germaniae. Durchgesetzt hat sich ein dem der Kurfürsten ver­ gleichbar fester Rang des Primas Germaniae nicht.

4. Auf den Tagen des 15. Jahrhunderts hatten Magdeburger Erzbischöfe den Vorrang vor den anderen geistlichen, nichtkurfürstlichen Fürsten des Reichs. In Abschieden und Anschlägen wurde dem Magdeburger der erste Rang nach den Kurfürsten eingeräumt. Erst vom Lindauer Reichstag des Jahres 1496 sind Nach­ richten überliefert, die belegen, daß Gesandte des Erzbischofs von Salzburg den Vorrang vor denen des Erzbischofs von Magdeburg forderten. 1497 entschied Kö­ nig Maximilian in einer Instruktion an den Reichserbmarschall, daß der Salzburger dem Magdeburger Metropoliten nachzusitzen habe. Dem Magdeburger stehe auf­ grund seiner Primaswürde der Vorrang zu. Erzbischof Leonhard von Keutschach hat jedoch weiter auf die Präzedenz seines Erzstifts bestanden. Auf dem Augsburger Reichstag von 1500 gestattete der Salzburger Gesandte Dr. Sebastian Ilsung einem österreichischen Rat den Vorsitz, der den Platz nach dem Magdeburger Erzbischof Ernst von Sachsen einnahm. Der Salzburger konnte auf diese Weise nur auf dem dritten Platz der geistlichen Fürstenbank Platz nehmen. In dem Verfahren vor dem Reichsregiment von 1500 forderte der Salzburger Anwalt, bei dem es sich eventuell wieder um Sebastian Ilsung handelte, den Vorrang seines Erzbischofs vor dem österreichischen Erzherzog und dem Erzbischof von Magde- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 116

bürg. Grundlage des Salzburger Präzedenzanspruchs war die Legatenwürde des Erzbischofs. Einem Legaten des päpstlichen Stuhls seien auch außerhalb seines Le­ gationsgebiets alle ihm zustehenden Ehren entgegenzubringen. Wesentliche, von Salzburger Seite angeführte Argumente waren des weiteren der Verweis auf das hö­ here Alter im Vergleich zum Erzstift Magdeburg und die Berufung auf den Vorrang der Geistlichkeit vor der Weltlichkeit gegenüber den Erzherzogen. Die Verleihung der ständigen Legation an die Erzbischöfe von Salzburg war im Jahr 1179 erfolgt. Papst Alexander III. erklärte Erzbischof Konrad und seine Nach­ folger zum apostolischen Vikar für Noricum. Als Vorlage für die vom Papst ausge­ stellt Urkunde diente die Fassung B einer Salzburger Fälschung, mit der Papst Be­ nedikt VI. Erzbischof Friedrich und seinen Nachfolgern in Salzburg angeblich das apostolische Vikariat für Noricum sowie Ober- und Unterpannonien verliehen ha­ be. Der Fälschungscharakter der Urkunde ist unbestritten, jedoch gibt es unter­ schiedliche Auffassungen über ihre Entstehung in der zweiten Hälfte des 10. oder in der Mitte oder zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Für die Verwendung des Ti­ tels apostolice sedis legatus durch die Salzburger Erzbischöfe seit 1179 hatte die Tatsa­ che, daß das ständige Salzburger Vikariat ursprünglich auf einer Fälschung beruhte, keine Folgen. Von Juristen des 13. Jahrhunderts wurde für Legaten, die diese Würde aufgrund ihres Amts erhielten, der Titel „Legatus natus“ geprägt. In der hierarchisch abge­ stuften Ordnung der Legaten stand den Legati nati der dritte Rang nach den Legati a latere und den Legati missi zu. Wesentlich für die Salzburger Präzedenzansprüche waren die Feststellungen der Juristen über die päpstlichen Ehren, die Legaten grundsätzlich entgegenzubringen seien. In der Auseinandersetzung mit dem Erzbi­ schof von Magdeburg und dem Erzherzog von Österreich konnten sie darauf ver­ weisen und den Vorrang fordern. Eine mit den habsburgischen und Magdeburger Präzedenzansprüchen vergleich­ bare Konzeption zeichnete sich für die Salzburger Erzbischöfe nicht ab. Erzbischof Leonhard von Keutschach forderte lediglich den ersten Rang auf der geistlichen Fürstenbank. An diesem Anspruch hielten die Salzburger auch weiterhin fest.

5. Eine neue Qualität erhielt der Präzedenzstreit nach der Regierungsübernah­ me des Hohenzollers Albrecht von Brandenburg in Magdeburg im Jahr 1513. Al- brecht hielt zwar an der Verbindung der Magdeburger Erzbischofswürde mit dem Titel „Primas Germaniae“ fest, baute bei seinen Präzedenzbestrebungen jedoch nicht auf die Konzeption eines „Primas-Patriarchen“ für Deutschland. Seit 1514 auch Erzbischof von Mainz und seit 1518 Kardinalpriester, erstrebte Albrecht die Würde eines Legatus a latere. Sowohl 1518 als auch 1530 gehörte es zu seinen Wahl­ forderungen, daß der gewählte König ihm den Legatenrang bei der Kurie zu erwir­ ken habe. Zu einer Verleihung der Legation an Albrecht ist es offenbar nie gekom­ men. Allerdings führte der Kardinal seit 1531 den Titel „Legatus natus“. 1519 war in Salzburg Kardinal Matthäus Lang auf Erzbischof Leonhard von Keutschach gefolgt. Seit Beginn des zweiten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts hatte sich der Diplomat des Kaisers darum bemüht, vom Papst mit der Würde eines Le- gatus a latere ausgestattet zu werden. Auch die erfolgreichen Bestrebungen Längs, die Koadjuterie mit Nachfolgerecht in Salzburg zu erlangen, könnten unter ande­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 117 rem auf seine Absichten hinsichtlich des Legatenrangs zurückzuführen sein. Bereits 1518 zum Legatus a latere auf Zeit ernannt, konnte Lang seit 1519 als Salzburger Erzbischof und Legatus natus den Titel eines apostolischen Legaten führen. Die Legationspläne der beiden Fürsten wurden teilweise von Maximilian I. un­ terstützt, wohl mit der Absicht, die Reichskirche durch ein Kirchenoberhaupt von der Kurie zu lösen. Den Rang eines Nationallegaten haben allerdings weder Mat­ thäus Lang noch Albrecht von Brandenburg erreicht. Präzedenzkonflikte zwischen den beiden Kardinälen konnten lediglich 1518 fest­ gestellt werden. Auseinandersetzungen um den Rang der Erzstifte Magdeburg und Salzburg werden 1521 und 1533 faßbar. Insgesamt scheint das Verhältnis der bei­ den Kardinäle kaum durch die Vorrangfrage zwischen den Erzstiften Magdeburg und Salzburg belastet gewesen zu sein. Kardinal Albrecht nahm auf Reichstagen seinen Rang als Kurfüst und Erzkanzler ein. Für das Erzstift Magdeburg schickte er bis 1541 keine Räte in den Fürstenrat, so daß kein Streitpunkt mit Kardinal Lang als Erzbischof von Salzburg bzw. dessen Räten um den Vorsitz auf der Fürstenbank entstehen konnte. Dennoch schlossen die beiden Kardinäle im Zuge einer von Kai­ ser Karl V. angestrebten allgemeinen Regelung von Präzedenzfragen (die ursprüng­ lich zu einer Goldenen Bulle Karls V. führen sollten) im Jahr 1530 einen Vertrag, in dem der tägliche Rangwechsel der Erzbischöfe von Salzburg und Magdeburg bzw. ihrer Gesandten vereinbart wurde. Die Bestimmungen des Vertrags betrafen die Rangfolge auf Reichsversammlungen, nicht die Würde des „Primas Germaniae“. Eine schon bei zeitgenössischen Autoren anzutreffende Interpretation verstand unter dem „Primas Germaniae“ den ersten Erzbischof auf der geistlichen Fürsten­ bank. Dieser Irrtum führte offenbar auch zu der in der Forschungsliteratur vertrete­ nen Auffassung, Kardinal Lang habe 1529 den Primastitel geführt. Problematischer als zwischen Kardinal Albrecht von Brandenburg und Kardinal Matthäus Lang gestaltete sich in den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts die Rangfrage zwischen dem Erzstift Salzburg und den Erzherzogen von Österreich. Konflikte zwischen dem Salzburger Kardinal bzw. seinen Gesandten und den für Österreich in die Versammlungen entsandten Räte traten immer wieder auf. Der Salzburger Erzbischof hielt zunächst am Vorranganspruch auf der geistlichen Für­ stenbank fest. Die Setzung österreichischer Gesandter in Abschieden unmittelbar unter die Kurfürsten und vor den Salzburger deutet aber an, daß sich zunehmend der Standpunkt der Habsburger durchsetzte. Für den Reichstag von 1529 vereinbarten Erzherzog Ferdinand und Kardinal Lang den täglichen Wechsel beim Vorsitz. In einem 1535 von Räten der beiden Fürsten ausgearbeiteten Vertrag wurde bestimmt, daß einem Fürsten aus dem Haus Österreich immer der Vorrang gebühre. Weitere österreichische Fürsten sollten täg­ lich mit dem Erzbischof von Salzburg den Rang wechseln. Der nicht ratifizierte Vertrag wurde 1537 von Kardinal Lang für seine Lebenszeit anerkannt.

6. Auch nach den Vereinbarungen von 1530 und 1535/37 war der Rangstreit zwischen den Erzbischöfen von Salzburg und Magdeburg sowie den Erzherzogen von Österreich nicht beendet. Durch den Übertritt des Erzstifts Magdeburg zur evangelischen Konfession veränderte sich der Charakter der Auseinandersetzungen insofern, als jetzt die Reichsstandschaft nichtkatholischer Geistlicher generell zur © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 118

Debatte stand. Nach der Säkularisation Magdeburgs und der damit verbundenen Aufgabe der Ansprüche auf den ersten Rang der geistlichen Fürstenbank begannen die Erzbischöfe von Salzburg den Titel „Primas Germaniae“ zu führen. Offenbar wurde akzeptiert, daß dem ersten Fürsten auf der geistlichen Fürstenbank die W ür­ de eines „Primas Germaniae“ zustehe. Mit der Konzeption eines „Primas-Patri­ archen“, wie sie in Magdeburg deutlich unter Erzbischof Ernst von Sachsen her­ vortritt, hatte die spätere Auffassung von den Rechten eines Primas nichts mehr gemein. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 119

12. Anhang

Kaiser Karl V. bestätigt die inserierte Urkunde vom 12. September 1530, die Kardinal Matthäus Lang, Erzbischof von Salzburg, für Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg, ausstellen ließ. Die bestätig­ te Urkunde betrifft die Regelung von Präzedenzfragen zwischen den Erzbischöfen von Magdeburg und Salzburg. Augsburg, 17. Oktober 1530

Original im LHM, Rep. U 1, XV, Nr. 36 Pergament Siegel (angehängt) fehlt

Die Bestätigung Karls V. über die Gegenurkunde Kardinal Albrechts von Brandenburg befindet sich im HHStA, AUR, 1530 Oktober 17. Die Ausfertigung der Vertragsurkunde Kardinal Albrechts von Bran­ denburg für Kardinal Matthäus Lang hat sich ebenfalls im HHStA, AUR, 1530 September 12, erhalten. Die Ausfertigung der Gegenurkunde Kardinal Matthäus Längs ist im LHM nicht überliefert. Konzepte zu den Vertragsurkunden vom 12. September 1530 sowie zu der Bestätigungsurkunde Karls V. über die Urkunde Kardinal Albrechts von Brandenburg für Kardinal Matthäus Lang: HHStA, AUR, 1530 September 12. Abschriften der Vertragsurkunden: LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 4 5 - 4 6V; ebd., Nr. 367, fol. 71r-7 2 v; ebd., Nr. 367a, fol. 12r-13r, 15r-l6 r; SLA, GA II, 9, u. ebd. IV, 1. Abschriften der Bestätigungsurkunden Karls V: LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 47r-4 8 r; ebd., Nr. 367, fol. 76r—77r; SLA, GA II, 9, u. ebd. IV, 1.

Wir Karl der Fünft, von Gots gnaden römischer kaiser, zu allen Zeiten merer des reichs, in Ger­ manien, in Hispanien, baider Sicilien, Jherusalem, Hungern, Dalmacien, Croacien etc. kunig, ertzhertzog zu Ostereich, hertzogzu Burgundy etc., grave zu Habspurg, Flandern und Tirol etc., bekennen öffentlich mit diesem briefund thun kundt allermeniglich, das uns der hochwirdig in Got vater herr Albrecht, der hayligen römischen kirchen des tittels sancti Petri ad vincula priester Cardinal, ertzbischojfzu Meintz und Magdburg, primas, administrator des stijfts Halberstat, des hailigen römischen reichs in Germanien ertzcantzler, unser lieberfreundt, neve und churfurst, ai- nen pergamenen vertrag brief, so seiner liebd als ertzbischojfen zu Magdburg, der hochwirdig un­ ser lieber freundt, furst und rath, herr Matheus, der hayligen römischen kirchen Cardinal und ertzbischoff zu Saltzburg, von wegen der irrung, die sich zwischen baider her lieb der session, standts und Vorgangs halben bißher gehalten, und sy sich yetzo derselben miteinander gütlichen vergleicht und vertragen, aufgericht und gegeben hette, der von wort zu wort also lautet. Wir Matheus, von Gots gnaden der hailigen römischen kirchen des tittels sancti Angeli Cardinal, ertzbischove zu Saltzburg, legat des stuels zu Rom etc., bekennen für uns und unser nach körnen an unserm ertzstifft Saltzburg und thun kundt allermeniglich mit diesem brief, wo der fur- khumbt, als sich ain zeyther zwischen uns und unsern vorfordern, den ertzbischoffen zu Saltz­ burg, an ainem und den ertzbischoven zu Magdeburg anders tails irrung gehalten, der session, standts und Vorgangs halben in der churfursten, fürsten und anderer stend etc. des hailigen reichs versamblungen, die ain yeder tail auß ansehenlichen Ursachen vor dem andern zu haben ver- rnaint und furgewendet, derhalben sich etwan bey gedachten unsern vorfordern oder derselben potschafften, so die auf der zeit gehalten reichstagen oder anderswo ankomen, ursach gegeben wor­ den, das sy daselbst nityeder zeit erschienen oder sich davon gesunden, auch dardurch die reichs hendel etwas verlengert worden sein moechten. Und aber die kayserlich mayestat im eingang die- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 120 ses gegenwurtigen reichstags hie zu Augspurg mit allen des hailigen reichs churfursten undfürsten dergleichen irrung irer session halben, wo sich die hielten, gnedige handlung und beger furgeno- men, damit sich ir liebden unter sich selbs fruntlich vergleichen oder derhalben in jars frist irer maiestat ungewaigert erkantnus gewarten wolten. Nach dem dan wir zu baiden seyten meher zu ainigkait dann dergleichen irrunggeneygt, auch vil weniger gewillt sein, ainichen vertzug oder sunderung in den reichs hendeln zu verursachen, das wir demnach uns mit zeitigem rathe wolbedachtem gmuet und rechtem wissen, auch nach vleissi- ger erwegung aines yeden tails furgewandter Ursachen., derhalben für uns und unser nachkomen an unserm ertzstijft Saltzburg mit dem hochwirdigen, hochgebornen fürsten, herrn Albrechten, f t - ¿w/z‘ /V/77 vincula priester Cardinal, ertzbischoven zu Maintz und Magdburg, des hayli- gen römischen reichs ertzkantzler in Germanien, churfursten und marggraven zu Brandenburg etc., unserm besondern lieben herren und guten freundt als ertzbischoven zu Magdeburg, frunt­ lich verglichen und gütlich entschlossen, bewilligt und vertragen haben, der gestalt, das es nun hinfuran zu yeder zeit in allen versamblungen, wie die zu kirchen, zu rath oder sunst durch ge- maine stende des reichs in gegenwurt oder abwesen der kayserlichen maiestat oder sunst zwischen unser oder der unsern zusamenkunft beschehen, obberurter session, standts und Vorgangs halben under uns und allen unsern nachkhomen an baiden obberue[\] ten ertzstifften also gehalten wer­ den. Nemlichen, das wir und unser nachkomen, desgleichen unser besonder lieber herr und frundt, der Cardinal und ertzbischofzu Meintz als ertzbischofzu Magdburg und seiner lieb nach­ komen, so wir baider seits persönlich zugegen sein, alwegen ain tag umb den andern umbwech- seln, und wir und unser nachkomen zu anfang eines yeden reichstags oder wo sunst versamblun­ gen sein wurden, in der ersten versamblung denselben ersten tag und gedachter unser herr und frundt von Maintz als ertzbischove zu Magdeburg undprimat und seiner lieb nachkomen des an­ dern tags darnach die vorderst stat, gang oder session haben, und yeder zeit biß zu endt der reichs- tag oder solcher versamblungen, also ainer ain tag, der ander den andern tag vorsytzen, geen oder steen. Dergleichen sollen yeder zeit beder unser und unserer nachkomen gesandten und verordent botschajfien, wan und so offi die beder seyts von berurter ertzstijft Saltzburg und Magdeburg we­ gen auf den gedachten reichstagen oder versamblungen erscheinen werden, dieselb alternativa und umb wechsl under inen allenthalben auch also halten. Wan aber und sooffr von uns fürsten oder unsern nachkomen ainer aigner person und des andern potschafft unser ertzstijft halben erschei­ nen wurd, als dan soll alwegen der ertzbischoff und furst aigner person des andern abwesenden potschafft allenthalben und on alles widersprechen preferiert werden und den Vorgang und Vorsitz haben. Das alles wir zu baiden seiten für uns und bemelte unser nachkomen also vestiglich zu halten, zu- voltziehen, darwider nit zu handlen, zu reden, noch zu thun, wie das beschehen moecht, einan­ der bey unsern fürstlichen wirden, eren und trewen zugesagt und versprochen haben. Und thun das hiemit wissentlich in crafft diß briefs, den wir zu urkundt mit unserm anhangen­ den insiegel besiegelt und dagegen ainen gleich lautenden, von dem obgemelten unserm herren undfreundt, dem Cardinal und ertzbischoff zu Meintz als ertzbischoven zu Magdeburg, in seiner lieb namen ausgangen und verfertigt, empfangen haben. Geben zu Augspurg am montag nach unser lieben Frawen tag irer gepurdt, tausent fünfhundert und im dreyssigsten. Und badt uns freuntlichs diemutigs vleiss, das wir seiner lieb und derselben nachkomen ertzbi­ schoven zu Maygdburgyetz geschrieben vertrag brief in seinen Worten, puncten, artickeln, clausu­ len, maynungen und inhaltungen zu bestetten und zu confirmirn gnediglichen geruechten, haben wir angesehen solch sein zimlich bete, damit auch sein lieb und derselben nachkhumen des stiffts Magdburg furan uns und unsern nachkomen am reich dester statlicher und mit beruebtem ge- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 121 muet in unsern und des reichs Sachen handlen und aufwarten moegen, und darumb mit wolbe- dachtem mut, gutem zeitigen rath und rechter wissen den obgeschrieben vertrag brief in allen sei­ nen Worten, puncten, artickeln, maynungen und inhaltungen bestat und confirmirt. Bestetten und confirmirn das alles von römischer kaiserlicher macht volkomenhait, wissentlich c r a f f t d iß briefs. Maynen, setzen und wellen von derselben unser kayserlichen macht, das nu furan zu ewi­ gen Zeiten solcher vertrag brief in allen und yeden seinen Worten, puncten, artigkeln, clausulen, maynungen und begreifungen gantz crefiig bestet und confirmirt sein, also gehalten und volntzo- gen, hiewider nit gethan, gehandelt, noch procedirt, sonder obgemelter unser lieber freundt und churfurst als ertzbischof zu Magdburg und alle seine nachkomen, ertzbischoff daselbs, sollen da bey gerublichen beieiben und gehandthabt werden, von allermeniglich unverhindert. Mit urkundt diß briefs mit unserm kayserlichen anhangenden insiegel besigelt. Geben in unser und des reichs Stadt Augspurg, den siebentzehenden tag des monats Octobris nach Christi unsers lieben Herren gebürt im funftzehenhundert und dreyssigsten, unsers kayserthumbs im zehenden und unser reiche im funfizehenden jaren.

Carolus

Baltazar, episcopus Constantinensis, vize cancellarius maiestatis

Ad mandatum caesare et catholice maiestatis proprium Alexander Schweiss © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 122

Abkürzungen

ADB = Allgemeine Deutsche MGH Font, Biographie iur. Germ, AfD = Archiv für Diplomatik ant. = Monumenta Germaniae AHC = Annuarium Historiae Histórica. Fontes iuris Conciliorum Germanici antiqui AHP = Archivum Historiae Pontificiae NDB = Neue Deutsche Biographie AKG = Archiv für Kulturgeschichte ÖAW = Österreichische Akademie der Ausg. = Ausgabe Wissenschaften BAW = Bayerische Akademie der ÖGL = Österreich in Geschichte und Wissenschaften Literatur BDLG = Blätter für deutsche Landesgeschichte QFIAB = Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und BAStPS = Bibliothek, Archiv und Musi­ kalienarchiv der Erzabtei Bibliotheken St. Peter in Salzburg RE = Paulys Real-Encyclopädie der CDB = Codex Diplomaticus Branden- Classischen Altertumswissen­ burgensis schaft CDS = Codex Diplomaticus Saxoniae RI = Regesta Imperii Regiae RTA = Deutsche Reichstagsakten, FBPG = Forschungen zur Branden- Ältere Reihe burgischen und Preußischen RTA, MR = Deutsche Reichstagsakten, Geschichte Mittlere Reihe FDG = Forschungen zur Deutschen RTA, JR = Deutsche Reichstagsakten, Geschichte Jüngere Reihe FSGA = Freiherr vom Stein-Gedächtnis­ RhVjBll = Rheinische Vierteljahresblätter ausgabe (Ausgewählte Quellen SVRG = Schriften des Vereins für zur Deutschen Geschichte des Reformationsgeschichte Mittelalters) TRE = Theologische Realenzyklopädie GWU = Geschichte in Wissenschaft und UBEM = Urkundenbuch des Erzstifts Unterricht Magdeburg GP = Germania Pontificia UBB = Urkundenbuch zur Geschichte HJb = Historisches Jahrbuch der der Babenberger in Österreich Görres-Gesellschaft JbGMOD = Jahrbuch für die Geschichte VuF = Vorträge und Forschungen. Hg. Mittel- und Ostdeutschlands vom Konstanzer Arbeitskreis Komm. = Kommission für mittelalterliche Geschichte LexMa = Lexikon des Mittelalters VMPG = Veröffentlichungen des Max- LHM = Landeshauptarchiv Sachsen- Planck-Instituts für Geschichte Anhalt, Magdeburg Göttingen LThK = Lexikon für Theologie und ZfG = Zeitschrift für Geschichts­ Kirche wissenschaft MGH DFI = Monumenta Germaniae Histo- ZHF = Zeitschrift für Historische rica. Diplomata regum et impe- Forschung ratorum Germaniae, Tom. 10: ZKG = Zeitschrift für Kirchen­ Die Urkunden Friedrichs I. geschichte © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 123

Anmerkungen

1 Siehe Abb. 1-4. - Die Session Burgunds unter den geistlichen Fürsten konnte im Untersuchungs­ zeitraum nicht festgestellt werden. Es ist daher unwahrscheinlich, daß Österreich und Burgund zeit­ gleich auf die geistliche Fürstenbank wechselten, wie Rosemarie Aulinger, Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert. Beiträge zu einer typologischen Analyse schriftlicher und bildlicher Quellen (Göttin­ gen 1980) (= Schriftenreihe d. Histor. Kommission bei d. BAW, Bd. 18), S. 104, annahm. 2 TiLman Struve, Pedes Rei Publicae. Die dienenden Stände im Verständnis des Mittelalters, in: HZ 236 (1983), S. 1-48, hier S. 13 f. - Zum Ordo-Denken vgl. des weiteren Heinrich Fichtenau, Lebens­ ordnungen des 10. Jahrhunderts. Studien über Denkart und Existenz im einstigen Karolingerreich (München 1992), S. 11 ff; Georges Duby, Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus (Frank­ furt/M. 1986) (franz. Orig.:ders., Les trois ordres ou l’imaginaire du féodalisme [Paris 1978]); Otto Ger­ hard Oexle, Die ,Wirklichkeit4 und das ,Wissen4. Ein Blick auf das sozialgeschichtliche Œuvre von Ge­ orges Duby, in: HZ 232 (1981), S. 61-91;ders., Tria généra hominum. Zur Geschichte eines Deutungs­ schemas der sozialen Wirklichkeit in Antike und Mittelalter, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. FS. f. Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag. Hg. v. Lutz Fenske u. a. (Sigmaringen 1984), S. 483-500. - Aus der Lit. zum Verhältnis von geistlicher und weltlicher Macht in theoretischen Schriften des Mittelalters vgl. Lotte Knabe, Die gelasianische Zweigewaltentheorie bis zum Ende des In­ vestiturstreits (Berlin 1936) (= Eberings Historische Studien, Bd. 292); Hartmut Hoffmann, Die beiden Schwerter im hohen Mittelalter, in: DA 20 (1965), S. 78-114, u. Wolfgang Stürner, Peccatum und Pote- stas. Der Sündenfall und die Entstehung der herrscherlichen Gewalt im mittelalterlichen Staatsdenken (Sigmaringen 1987) (= Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters, Bd. 11). - Das Wei­ terwirken der mittelalterlichen Ordnungsvorstellungen in der frühen Neuzeit betonte jüngst Faul Münch, Lebensformen in der frühen Neuzeit (Frankfurt/M.-Berlin 1992), S. 66 ff. 3 Tum Hludowicus agens, clerum populumque senatum / ordinat, instituit, praeparat atque locat, / Dextram qui teneant partem, teneantque sinistram, / Qui prior accedat, quique sequatur iter. / Turba sacer- dotum dextram tenet agmine longo, / Psallentes spectant relligionepatrem, /parte alia proceres lecti, primique potentes / Consistant; populus posteriora tenet. / At médius Caesar gemmis auroque refulgens, / Veste licet ra- diet, plus pietate micat. (Ermoldus Nigellus, Carmina, in: MGH SS, Bd. II, S. 482, Verse 207 ff) Vgl. Walter Ullmann, Die Machtstellung des Papsttums im Mittelalter. Idee und Geschichte (Graz-Wien- Köln 1960) (engl. Orig.: ders., The Growth of Papal Government in the Middle Ages [London, 1955]), S. 215, und Duby, Die drei Ordnungen (wie Anm. 2), S. 120. 4 Vgl. Hans-Werner Goetz, Der ,rechte4 Sitz. Die Symbolik von Rang und Herrschaft im Hohen Mittelalter im Spiegel der Sitzordnung, in: Symbole des Alltags. Alltag der Symbole. FS. f. Harry Küh­ nei zum 65. Geburtstag, hg. v. Gertrud Blaschitz u. a. (Graz 1992), S. 22 u. 37, Abb. 3. 5 Ebd., S. 22 f, S. 39, Abb. 5, u. S. 46, Abb. 12. 6 Siehe die Sächsische Fortsetzung der sächsischen Weltchronik, in: MGH, Deutsche Chroniken, Bd. II, S. 286, u. RI, VI, 1, S. 19. Ernst Schubert, Königswahl und Königtum im spätmittelalterlichen Reich, in: ZHF 4 (1977), S. 275, interpretierte den Rangstreit zwischen den beiden Erzbischöfen als Ausdruck der Frage, „ob die Wahl oder die Krönung die rechtskonstituierende Handlung für ein König­ tum bedeutete“. Engelbert von Köln hätte demnach 1273 die Bedeutung der Krönung hervorgehoben. 7 Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. vom Jahre 1356, bearb. v. Wolfgang D. Fritz, in: MGH Font, iur. Germ. ant. XI (Weimar 1972), S. 56 f. 8 Ebd., S. 77 f 9 Vgl. Otto Nussbaum, Die Bewertung von Rechts und Links in der Römischen Liturgie, in: Jb. f. Antike u. Christentum 5 (1962), S. 158 ff. Zur Bedeutung der Seiten s. auch Ursula Deitmaring, Die Bedeutung von Rechts und Links in theologischen und literarischen Texten bis um 1200, in: Zs. f. deut­ sches Altertum und deutsche Literatur 98 (1969) S. 265-292; Reinhard Elze, Rechts und Links. Bemer­ kungen zu einem banalen Problem, in: Das Andere Wahrnehmen. Beiträge zur europäischen Geschich­ te. August Nitschke zum 65. Geburtstag, hg. v. Martin Kintzinger u. a. (Köln-Weimar-Wien 1991), S. 75-82, u. Goetz, Der ,rechte4 Sitz (wie Anm. 4), S. 11-47. 10 Siehe Deitmaring, Die Bedeutung (wie Anm. 9), S. 267; vgl. ebd. weitere Bibelzitate. 11 Ebd., S. 290. 12 Ebd., S. 268 ff, 284 f. u. 287, vgl. ebd. zahlreiche Quellenbelege. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 124

13 Vgl. Ernst H. Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des Mittelalters (München 1990) (engl. Orig.: ders., The King’s Two Bodies. A Study in Mediaeval Poli­ tical Theology [Princeton, N. J. 1937]), S. 390 f. 14 Vgl. Erika Dinkler von Schubert, Art. „Rechts und Links“, in: Lexikon der christlichen Ikonogra­ phie, Bd. III, hg. v. Engelbert Kirschbaum (Rom-Freiburg-Basel-Wien 1971), Sp. 511 ff. 15 Zu der Bedeutung von Rechts und Links im römischen Ritus vgl. Nussbaum, Die Bewertung (wie Anm. 9), S. 158-171; Deitmaring, Die Bedeutung (wie Anm. 9), S. 286; Rudolf Suntrup, Die Bedeu­ tung der liturgischen Gebärden und Bewegungen in lateinischen und deutschen Auslegungen des 9. bis 13. Jahrhunderts (München 1978) (= Münstersche Mittelalter-Schriften, Bd. 37), S. 206 ff, \i. Josef An­ dreas Jungmann, Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe, Bd. I (Wien- Freiburg-Basel 1962), S. 508-516. 16 Goetz, Der ,rechte4 Sitz, (wie Anm. 4), S. 32 f. 16a Zu Rangfragen zwischen Städten s. nun den Beitrag von Johannes Helmrath, Sitz und Geschich­ te. Köln im Rangstreit mit Aachen auf den Reichstagen des 15. Jahrhunderts, in: Köln - Stadt und Bis­ tum in Kirche und Reich des Mittelalters. FS. f. Odilo Engels, hg. v. Hanna Vollrath u. Stefan Weinfurter (Köln-Weimar-Wien 1993) (= Kölner Historische Abhandlungen, Bd. 39), S. 719-760. 17 Peter Moraw, Art. „Reich III. Von der Völkerwanderung zum Mittelalter“, in: Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, hg. v. Otto Brunner u. a., Bd. V (Stuttgart 1984), S. 454; CarlrichardBrühl, Deutschland und Frankreich. Die Gehurt zwei­ er Völker (Köln-Wien, 1990), S. 260. - Der Erstbeleg des Begriffs „Heiliges Römisches Reich Deut­ scher Nation“ wird in der Lit. verschieden datiert. So plädierte z. B. Siegfried Hoyer, Die Ausstrahlung der revolutionären Hussitenbewegung und das Anwachsen der Klassenkämpfe. Der Ausbau der fürstli­ chen Territorialstaaten (1419 bis zu den siebziger Jahren des 15. Jahrhundert), in: Deutsche Geschichte, Bd. II. Die entfaltete Feudalgesellschaft von der Mitte des 11. bis zu den siebziger Jahren des 15. Jahr­ hunderts, hg. v. Bernhard Töpfern. a. (Berlin 1986), S. 431, für i486. Ulrich Nonn, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation. Zum Nationen-Begriff im 15. Jahrhundert, in: ZHF 9 (1982), S. 130, meinte, erst 1512 sei der Reichstitel im vollen Wortlaut belegt. - Zum Nationen-Begriff vgl. aus den zahlreichen Veröffentl.: Eberhard Isenmann, Kaiser, Reich und deutsche Nation am Ausgang des 15. Jahrhunderts, in: Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung im Mittelalter, hg. v. Joachim Ehlers (Sigma­ ringen 1989) (= Nationes, Bd. 8), S. 155 ff, u. Hans-Dietrich Kahl, Einige Beobachtungen zum Sprach­ gebrauch von natio im mittelalterlichen Latein mit Ausblicken auf das neuhochdeutsche Fremdwort ,Nation4, in: Aspekte der Nationsbildung im Mittelalter. Ergebnisse der Marburger Rundgespräche 1972-1975, hg. v.Helmut Beumann u. Werner Schröder (Sigmaringen 1978) (= Nationes, Bd. 1), S. 63- 108. 18 Zur Verwendung des sakralen Reichsbegriffs in der Reichskanzlei unter Kaiser Friedrich I. vgl. Gottfried Koch, Sacrum Imperium. Bemerkungen zur Herausbildung der stauFischen Herrschaftsideolo­ gie, in: ZfG 16 (1968), S. 596-614 (Wiederabdr. in: Ideologie und Herrschaft im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Klaus-Peter Matschke u. Ernst Werner [Berlin 1988], S. 187-214). 19 Vgl. Peter Moraw, Neue Ergebnisse der deutschen Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters, in: Lectiones eruditorum extraneorum in facultate philosophica Universitatis Carolinae Pragensis factae, Fasciculus 2, ed. v. Ivan Hlavacek (Praha 1993), S. 29-59, hier bes. S. 38 ff; Nonn, Heiliges Römisches Reich (wie Anm. 17), S. 129-142, mit zahlreichen Belegen für die Verwendung des Nationen-Begriffs, sowie Karl Otmar Frh. von Aretin u. Notker Hammerstein, Reich IV. Frühe Neuzeit, in: Historische Grundbegriffe. Historisches Lexikon, Bd. V (wie Anm. 17), S. 461. 20 Moraw, Art. „Reich III“ (wie Anm. 17), S. 455 f. Zum Begriff „Haus Österreich“ vgl. Heinrich Koller, Zur Bedeutung des Begriffs „Haus Österreich“, in: MIÖG 78 (1970), S. 338-346; ders., Zentra­ lismus und Föderalismus in Österreichs Geschichte, in: Föderalismus in Österreich (Salzburg-München 1970) (= Föderative Ordnung, Bd. II, hg. v. Ernst C. Hellblingn. a.), S. 99-155, hier S. 135 ff; ders., Beiträge zum Kaisertum Friedrichs III., in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. FS. Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hg. v. Karl Hauek u. Hubert Mordek (Köln-Wien 1978), S. 585— 599; ders., Zur Herkunft des Begriffs „Haus Österreich“, in: FS. Berthold Sutter, hg. v. GernotKochern. GernotD. Hasiba (Graz 1983), S. 277-288;ders., Aspekte der Politik des Hauses Österreich zur Zeit des Regierungsantrittes Friedrichs III., in: ÖGL 29 (1985), S. 142-159; ders., Der Ausbau königlicher Macht im Reich des 15. Jahrhunderts, in: Das spätmittelalterliche Königtum im europäischen Ver­ gleich, hg. v. Reinhard Schneider (Sigmaringen 1987) (= VuF, Bd. 32), S. 425-464, hier S. 449 ff; Al­ phorn Lhotsky, Was heißt „Haus Österreich“?, in: Anzeiger d. phil.-hist. Klasse d. ÖAW 11 (1956), © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 125

£ ¡55-174, u. Erich Zöllner, Der Österreichbegriff. Formen und Wandlungen in der Geschichte (Wien 1988) (= Österreich Archiv), S. 37 ff. Vgl. auch die kritischen Bemerkungen zu der auf die Dynastie der Habsburger orientierten Österreich-Geschichtsschreibung bei Heinz Dopsch, Probleme der Landes- und Regionalgeschichte am Beispiel Salzburgs, in: Probleme der Geschichte Österreichs und ihrer Darstel­ lung, hg. v. Herwig Wolfram u. Walther Pohl (Wien 1991) (= Veröffentl. d. Komm. f. die Geschichte Österreichs, Bd. 18), S. 193-226, bes. S. 209 ff. 21 Zu Aufgaben der Forschung zur Verfassung des alten Reichs vgl. Peter Moraw u. Volker Press, Pro­ bleme der Sozial- und Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches im Späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit (13.-18. Jahrhundert), in: ZHF 2 (1975), S. 95-108, u. Anton Schindling, Reichstagsakten und Ständeforschung. Aus der Arbeit der Histor. Komm, bei d. BAW, in: GWU 24 (1973), S. 427-434. - Einen Überblick über die spätmittelalterliche Verfassungsentwicklung des Reichs bietet Peter Moraw, Organisation und Funktion von Verwaltung im ausgehenden Mittelalter (ca. 1350— 1500), in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. I. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches, hg. v. Kurt G. A. Jeserich u. a. (Stuttgart 1983), S. 21-65. Vgl. auch ders., Nord und Süd in der Umgebung des deutschen Königtums im späten Mittelalter, in: Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittel­ alters, hg. v. Werner Paravicini (Sigmaringen 1990) (= Kieler historische Studien, Bd. 34), S. 51-70, ders., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter. 1250 bis 1490 (Frankfurt/M.-Berlin 1989) (Propyläen-Studienausg.), S. 355 ff, ders., Neue Ergebnisse (wie Anm. 19), S. 29-59, u.Paul-Joachim Heinig, Die Vollendung der mittelalterlichen Reichsverfassung, in: Wen­ demarken in der deutschen Verfassungsgeschichte. Tagung der Vereinigung für Verfassungsgeschichte in Hofgeismar vom 11. 3.-13. 3. 1991 (Berlin 1993), S. 7-31. 22 Diesen Aspekt betonte zuletzt Heinz Duchhardt, ,Reform 4 und Modernisierung 4 im Reich des frühen 16. Jahrhunderts, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der Frühen Neuzeit, hg. v. Friedhelm Jürgensmeier (Frankfurt/M. 1991) (= Beiträge zur Main­ zer Kirchengeschichte, Bd. 3), S. 215-222, bes. S. 222. Vgl. weiters Wolfgang Sellert, Die Krise des Straf- und Strafprozeßrechts und ihre Überwindung im 16. Jahrhundert durch Rezeption und Säkularisation, in: Säkulare Aspekte der Reformationszeit, hg. v. Heinz Angermeier unter Mitarb. v. Reinhard Seyboth (Mün­ chen-Wien 1983) (= Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 5), S. 27—48, sowie Bernhard Diestelkamp, Zur Krise des Reichsrechts im 16. Jahrhundert, in: ebd., S. 49-64. Zur Frage nach d. Staat­ lichkeit des spätmittelalterl. Reichs vgl. Moraw, Von offener Verfassung (wie Anm. 21), S. 20. 23 Peter Moraw, Königliche Herrschaft und Verwaltung im spätmittelalterlichen Reich (ca. 1350— 1450), in: Das spätmittelalterliche Königtum im europäischen Vergleich (wie Anm. 20), S. 194. Vgl. auch ders., Die Entfaltung der deutschen Territorien im 14. und 15. Jahrhundert, in: Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter, Bd. I (München 1984) (= Münchener Beiträge zur Mediävistik und Re­ naissance-Forschung, Bd. 35), S. 68 f. 24 Peter Moraw, Bestehende, fehlende und heranwachsende Voraussetzungen des deutschen Natio­ nalbewußtseins im späten Mittelalter, in: Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung (wie Anm. 17), S. 101 f. 25 Moraw, Königliche Herrschaft (wie Anm. 23), S. 194. Vgl. auch Isenmann, Kaiser, Reich und deutsche Nation (wie Anm. 17), S. 185 f. 26 Aus der Lit. zur Reichsreform vgl. Heinz Angermeier, Die Reichsreform 1410-1555. Die Staats­ problematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart (München 1984); Peter Moraw, Für­ stentum, Königtum und „Reichsreform 44 im deutschen Spätmittelalter, in: BDLG 122 (1986), S. 117— 136; Koller, Der Ausbau (wie Anm. 20); Heinrich Koller, Zur Beurteilung der Reformatio Friderici, in: Ex ipsis rerum documentis. Beiträge zur Medävistik. FS. Harald Zimmermann, hg. v. Klaus Herbers u. a. (Sigmaringen 1991), S. 591-606, u. Eberhard Isenmann, Integrations- und Konsolidierungsprobleme der Reichsordnung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in: Europa 1500. Integrationsprozesse im Widerstreit: Staaten, Regionen, Verbände, Christenheit, hg. v. Ferdinand Seibt u. Winfried Eberhard (Stuttgart 1987), S. 115-149. 27 Vgl. Moraw, Voraussetzungen (wie Anm. 24), S. 107 ff. 28 Vgl. Siegfried Hoyer, Der meißnisch-sächsische Territorialstaat Anfang des 14. Jahrhunderts bis 1485, in: Geschichte Sachsens, hg. v. Karl Czok (Weimar 1989), S. 155 ff. - In diesem Zusammenhang sind die von Johannes Tylich, Doktor an der Leipziger Juristenfakultät, um 1420 verfaßte Geschichte des wettinischen Hauses sowie die Annales Veterocellensis („De origine principum marchiorum Mis- nensium et Thuringiae lantgravorum“) von 1422 als Ausdruck des fürstlichen Selbsbewußtseins der Wettiner zu erwähnen (vgl. ebd., S. 169). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 126

29 Vgl. Ingetraut Ludolphy, Friedrich der Weise. Kurfürst von Sachsen. 1463-1525 (Göttingen 1984), S. 68, u. Karlheinz Blaschke, Geschichte Sachsens im Mittelalter (Berlin 1991), S. 293. - Zur Entwicklung der beiden Linien nach 1485 vgl. Thomas Klein, Verpaßte Staatsbildung? Die Wettinischen Landesteilungen in Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Der dynastische Fürstenstaat. Zur Bedeu­ tung von Sukzessionsordnungen für die Entstehung des frühmodernen Staates, hg. v. Johannes Kunisch (Berlin 1982) (= Historische Forschungen, Bd. 21), S. 89-114. 30 Vgl. Siegfried Hoyer, Das Herzogtum Sachsen in der Zeit des Frühkapitalismus und der frühbür­ gerlichen Revolution (1485-1547), in: Geschichte Sachsens (wie Anm. 28), S. 174. 31 Vgl. Johannes Schultze, Die Mark Brandenburg, Bd. III (Berlin 1989), S. 76 ff. 32 Ebd, S. 80 ff. 33 Moraw, Die Entfaltung (wie Anm. 23), S. 102 f. Vgl. auch ders., Art. „Fürstentümer, Geistliche, I. Mittelalter“, in: TRE, Bd. XI (Berlin-New York 1983), S. 713, u. M anfred Schulze, Fürsten und Refor­ mation. Geistliche Reformpolitik weltlicher Fürsten vor der Reformation (Tübingen 1991) (= Spätmit­ telalter und Reformation, Neue Reihe, Bd. 2), S. 13 ff. 34 Vgl. zu diesen Fragen ausführl. Heinz Dopsch, Friedrich III., das Wiener Konkordat und die Salz­ burger Hoheitsrechte über Gurk, in: MÖSTA 34 (1981), S. 45-88. Zum Beziehungsgefüge Salzburg- Bayern—Österreich vgl. außerdem ders., Die Wittelsbacher und das Erzstift Salzburg, in: Wittelsbach und Bayern. Bd. I. Die Zeit der frühen Herzoge. Von Otto I. zu Ludwig dem Bayern, hg. v. Hubert Gla- ser (München 1980), S. 268-284; ders., Probleme (wie Anm. 20), S. 212 ff.; Ernst Klebel, Salzburg zwi­ schen Österreich und Bayern, in: MGSL 101 (1961), S. 355-364; Reinhard R. Heinisch, Salzburgs Be­ ziehungen zu Bayern und Österreich in der frühen Neuzeit, in: ÖGL 23 (1979), S. 267-278; Günther Christ, Landeskirchliche Bestrebungen in Bayern und in den österreichischen Erblanden, in: MGSL 116 (1976), S. 137-158, u. Volker Press, Bayern, Österreich und das Reich in der frühen Neuzeit, in: Ver- handl. des Histor. Vereins f. Oberpfalz u. Regensburg 120 (1980), S. 493-519. - Zur Politik der Wit­ telsbacher an der Wende vom 15. zum 16. Jh. vgl. auch Hb. der Bayerischen Geschichte, Bd. II. Be­ gründet v. Max Spindler, 2., überarb. Aufl. (München 1988), S. 310 ff. Einen Überblick zur Kirchenpo­ litik der bayer. Herzoge gibt auch Schulze, Fürsten und Reformation (wie Anm. 33), S. 28 ff. 35 Vgl. Bruno Hennig, Die Kirchenpolitik der älteren Hohenzollern in der Mark Brandenburg und die päpstlichen Privilegien des Jahres 1447 (Leipzig 1906) (= Veröffentl. des Vereins f. die Geschichte der Mark Brandenburg), S. 26 u. 68 ff. 36 Rudolf Zieschang, Die Anfänge eines landesherrlichen Kirchenregiments in Sachsen am Ausgange des Mittelalters, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte 23 (1909), S. 34. Der Text der Bullen ist abgedr. ebd., S. 150 ff. 37 Ebd., S. 128 ff, u. Blaschke, Geschichte Sachsens (wie Anm. 29), S. 322 ff. Vgl. zuletzt auch Bri­ gitte Streich, Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung: Der Wettinische Hof im späten Mittelalter (Köln-Wien 1989) (= Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 101), S. 26 ff. 38 Vgl. Zieschang, Die Anfänge (wie Anm. 36), S. 40. - Insbesondere der Ranganspruch des Wetti­ ners Ernst als Erzbischof von Magdeburg wird zu behandeln sein. Da Biographien oder Studien zu Spe­ zialfragen der Politik Erzbischof Ernsts von Magdeburg fehlen, ist zu verweisen auf Berent Schwineköper, Ernst, Herzog von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg, Administrator von Halberstadt, in: NDB, Bd. V (Berlin 1959), S. 615 f., u. Gustav H ertelu. Friedrich Hülse, Friedrich Wilhelm Hoffmanns Geschich­ te der Stadt Magdeburg, Bd. I (Magdeburg 1885), S. 251-286. Der Band von Hertel und Hülse ist nach wie vor zu Fragen der Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis zur Mitte des 16. Jh. heranzuziehen. Vgl. des weiteren Geschichte der Stadt Magdeburg, von einem Autorenkollektiv unter der Ltg. v. Hel­ mut Asmus (Berlin 1977), u. Christof Römer, Geschichte, in: Sachsen-Anhalt. Historische Landeskunde Mitteldeutschlands, hg. v. Hermann Heckmann (Würzburg 1991), S. 7-44. - Einen Überblick über die Geschichte des Erzbistums im 16. u. 17. Jh. gibt Franz Schräder, Magdeburg, in: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500—1650. Bd. II. Der Nordosten, hg. v. Anton Schindlingn. Walter Ziegler (Münster 1990), S. 69-86. - Die besondere Bedeutung der Wahl des Wettiners Friedrich von Sachsen zum Hochmeister hob Hartmut Boockmann, Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte (München 1982), S. 216, hervor: „Das Hochmeisteramt wurde also zum erstenmal wie eines jener geistlichen Fürstentümer behandelt, auf wel­ che die für den geistlichen Stand bestimmten Angehörigen fürstlicher Familien rechnen konnten.“ 39 Heinz Angermeier, Kirche und Reichstag in der Zeit Maximilians L, vornehmlich am Beispiel von 1495, in: Reichstage und Kirche, hg. v. Erich Meuthen (Göttingen 1991) (= Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 42), S. 55-64, hat auf die Bemühungen der Reichskirche hingewiesen, sich ge­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 127

genüber den weltlichen Fürsten zu behaupten und ihre Beteiligung an der Politik Maximilians I. aus diesem Interesse der geistlichen Fürsten erklärt. 40 Moraw, Die Entfaltung (wie Anm. 23), S. 104 ff. 41 Karl-Friedrich Krieger, Fürstliche Standesvorrechte im Spätmittelalter, in: BDLG 122 (1986), 5 91- 116, hier S. 116. ' 42 Ebd., S. 93 ff 43 Moraw, Fürstentum (wie Anm. 26), S. 120, u. ders., Voraussetzungen (wie Anm. 24), S. 112. Mo- raw, Fürstentum (wie Anm. 26), S. 133, hat überzeugend dargelegt, daß der „Reichsfürstenstand“ für das Spätmittelalter eine „Fiktion“ ist. Erst nach 1470 sei die „Emanzipation der Fürsten von den Kur­ fürsten“ u. nach 1485/86 ihre „Selbstorganisation“ (in der Fürstenkurie des werdenden Reichstags - T. W.) erfolgt. 44 Michael Bojcov arbeitet derzeit über das Zeremoniell im spätmittelalterlichen Reich und hat wichtige methodische Überlegungen zur Diskussion gestellt; vgl. ders., Das politische Zeremoniell im Reich (Mitte des 14. bis Ende des 15. Jahrhunderts). Skizze eines Forschungsprojekts, in: Mitteil. d. Re- sidenzen-Komm. d. Akad. d. Wiss. zu Göttingen 2 (1992), Nr. 1, S. 20 £). Eine systematische Untersu­ chung zum Zeremoniell auf verschiedenen Ebenen läßt auf neue Ergebnisse in Hinblick auf das Reichs­ tags-Zeremoniell hoffen. Vgl. auch Hans Joachim Berbig, Zur rechtlichen Relevanz von Ritus und Zere­ moniell im römisch-deutschen Imperium, in: ZKG 92 (1981), S. 204-249. 45 Peter Moraw, Versuch über die Entstehung des Reichstags, in: Politische Ordnungen und Soziale Kräfte im alten Reich, hg. v. Hermann Weber (Wiesbaden 1980) (= Veröffentl. des Inst. f. Europäische Geschichte Mainz, Abt. Universalgeschichte, Beih. 8), S. 1-36, hat Hoftag, königslosen Tag (bzw. kö­ niglichen Rätetag) und Kurfürstentag als die entscheidenden Wurzeln des Reichstags beschrieben. Siehe auch ders., Art. „Reichstag (ältere Zeit)“, in: HRG, Bd. IV (Berlin 1990), Sp. 781-786, u. ders., Organi­ sation und Funktion (wie Anm. 21), S. 54 ff. Vgl. auch Thomas Michael Martin, Auf dem Weg zum Reichstag. Studien zum Wandel der deutschen Zentralgewalt 1314-1410 (Göttingen 1993) (= Schrif­ tenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 44), S. 327 ff. - Der Frage, inwieweit auch die Konzilien zur Herausbildung des Reichstags beitrugen, ist bislang nicht systematisch nachgegangen worden, vgl. die Anregungen bei Hartmut Boockmann, Reichstag und Konzil im 15. Jahrhundert, in: Kirche und Reichstag (wie Anm. 39), S. 16, u. Moraw, Versuch (ebd.), S. 16. - Zusammenhänge hat es offenbar ge­ geben: Als auf dem Tag zu Wiener Neustadt 1455 die Gesandten des Königs von Aragon und des Kö­ nigs von Polen verlangten, neben dem päpstlichen Legaten und vor den Gesandten der Kurfürsten zu sitzen, argumentierte Bischof Eneas von Siena für dieses Ansinnen, indem er die Verfahrensweise auf Konzilien ins Feld führte. Die Goldene Bulle sei nicht anzuwenden, da der Tag nicht Reichssache, son­ dern Angelegenheit der Christenheit sei. In der Antwort der kurfürstlichen Räte wurde der Tag demge­ genüber als Sache der deutschen Nation bestimmt, vgl. Johann Daniel von Olenschlager, Neue Erläute­ rung der Güldenen Bulle Kaysers Carls des IV. aus den älteren Teutschen Geschichten und Gesetzen . . . (Frankfurt-Leipzig 1766), S. 120 ff, u. Gustav Georg König von Königsthal, Nachlese in den Reichs-Ge­ schichten, bestehend in einer neuen Sammlung von ungedruckten Reichs-Tags- und insbesondere von Reichs-Städtischen Collegial-Handlungen unter der Regierung Kaiser Friedrichs III., I. Sammlung (Frankfurt/M. 1759), S. 74 ff. Die Argumentationen zeigen, daß die Konzilien eine gewisse Vergleichs­ und Vorbildfunktion haben konnten. 46 Vgl. Angermeier, Die Reichsreform (wie Anm. 26), S. 174 ff. 47 Moraw, Versuch (wie Anm. 45), S. 15. 48 Ebd., S. 19 ff 49 Ebd., S. 26. 50 Rudolf Bemmann, Zur Geschichte des deutschen Reichstages im XV. Jahrhundert (Leipzig 1907) (= Leipziger historische Abhandlungen, Bd. 7), S. 22 ff, meinte, die Bildung von drei Kurien für die Reichstage von 1470/71 feststellen zu können. Zu einer festen Institution des Reichstags ist die Fürsten­ kurie offenbar erst im Verlauf des späten 15. Jh. geworden. Moraw, Versuch (wie Anm. 45), S. 29, brachte den in dieser Hinsicht ungenügenden Forschungsstand mit der vorsichtigen Formulierung zum Ausdruck, daß die „fürstliche Kurie“ seit „ungefähr 1470 oder erst seit den achtziger Jahren“ bestand. Vgl. auch oben, Anm. 43. Heinz Angermeier, Der Frankfurter Reichstag von i486 in seinem histori­ schen Zusammenhang, in: RTA, MR, Bd. I, 1, S. 29-79, hier S. 74, meinte, i486 sei zum erstenmal in Kurien verhandelt worden. Ernst Bock, in: RTA, MR, Bd. III, 2, S. 1015, plädierte für 1489. Die Bera­ tung in drei Kurien läßt sich für 1489 belegen, s. RTA, MR, Bd. III, 2, S. 1062 f. u. 1151. Quellen und ältere Lit. zum Thema sind verzeichnet in: Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert. Eine offiziö­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 128

se Darstellung aus der Kurmainzischen Kanzlei, hg. u. erläutert v. Karl Rauch (Weimar 1905) (= Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, Bd. 1, H. 1), S. 111 f. Zu dem wahrscheinlich in der Mainzer Kanzlei vor 1576 entstandenen Traktat vgl. zuletzt Au­ lingen Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 44 ff. Zur vieldiskutierten Entwicklung des Reichsfür­ stenstandes im Mittelalter vgl. Gert Theuerkauf, Art. „Fürst“, in: HRG, Bd. I (Berlin 1971), Sp. 1337- 1351, u. ders., Art. „Reichsfürsten, -stand, -rat“, in: HRG, Bd. IV (Berlin 1990), Sp. 573-576. 51 Die beschriebenen Veränderungen sind in den Quellen auch begrifflich faßbar. Das Wort „Reichstag“ ist nach Moraw und Isenmann erstmals 1495 belegt; vgl. Moraw, Versuch (wie Anm. 45), S. 6, u. Isenmann, Kaiser, Reich und deutsche Nation (wie Anm. 17), S. 192; nach Erich Meuthen, Das 15. Jahrhundert (München-Wien 1984) (= Oldenbourg. Grundriß der Geschichte, Bd. 9), S. 42, be­ reits 1471. Argumente für die Datierung Moraws und Isenmanns führt auch Ferdinand Frensdorjß Reich und Reichstag. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Rechtssprache, in: Hansische Geschichtsblät­ ter 16 (1910), S. 1-43, u. ders., Nachträge zu der Abhandlung ,Reich und Reichstag1, in: Hansische Ge­ schichtsblätter 17 (1911), S. 368-370, an. Schon Johann Joachim Müllervixzs auf die Tatsache hin, daß „in damahligen Zeiten (um 1466 - T. W.) die termini Reichs-Tag it. Reichs-Stände, oder Ständte, noch nicht in Übung gewesen“ seien. Müller schrieb weiter: „Dieser Convent wird ein Keyserlicher Tag ge- nennet und wenn der Stände Erwehnung geschiehet hat man sich der Formeln: des Heil. Reichs Chur- Fürsten, Fürsten, Prälaten, Grafen, Herren und Städte, it. des Heiligen Reichs Churfürsten, Fürsten, Graven und Städte, it. Fürsten und Städte Bothschafften, it. Fürsten und Herren, auch der Fürsten und Städte Bothschafften, bedienet.“, vgl. ders., Des Heil. Römischen Reichs Teutscher Nation Reichs-Tags- Theatrum, wie selbiges unter Keyser Friedrichs V. allerhöchsten Regierung Anno MCCCCXL bis MCCCCXCIII gestanden, Teil IV (Jena 1713), S. 232 f. - Für den vorliegenden Beitrag wurde ent­ schieden, die Versammlungen vor 1495 „Tage“ und die ab 1495 „Reichstage“ zu nennen. Die Begriffs­ wahl erfolgt mit möglichst enger Anlehnung an die Quellen. Im Abschied des Wormser Tags wird von einem gemeinen reichstag alher gen Worms (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 1593, S. 1142) gesprochen. Im Zu­ sammenhang mit früheren Tagen ist der Begriff in den Quellen nicht begegnet. Die in der „Handha­ bung Friedens und Rechts“ festgelegte Übertragung der Exekutionsgewalt auf jährlich abzuhaltende Ständeversammlungen deutet darüber hinaus einen gewissen, um 1495 zu datierenden Qualitätswandel hin zu einer periodisch zusammentretenden Institution an. Der Hof-Charakter des Tags blieb dennoch erhalten, vgl. Paulßoachim Heinig, Reichstag und Reichstagsakten am Ende des Mittelalters, in: ZHF 17 (1990), S. 419-428, bes. S. 421. Eine überzeugende Zäsur läßt sich für die Entstehung des Reichstags kaum angeben. In diesem Sinn wurde das 15. Jh. als „Zeitalter des werdenden Reichstags“ bezeichnet, s. Moraw, Versuch (wie Anm. 45), S. 11. Die Entstehung des Reichstags wird von der Forschung zur Zeit intensiv diskutiert, vgl. zuletzt die Protokolle Nr. 331 und 333 des Konstanzer Arbeitskreises f. mittelal­ terliche Geschichte e. V. zu den Reichenau-Tagungen v. 6.-9. 10. 1992 u. v. 30. 3.-2. 4. 1993: Deut­ scher Königshof, Hoftag und Reichstag im späten Mittelalter (12.-15. Jahrhundert). 52 Ob die Städte tatsächlich nur als „Bestandteile der kaiserlichen Kammer“ ( Krieger, Fürstliche Standesvorrechte [wie Anm. 41], S. 96) oder, wie eine Quelle aus dem Jahr 1422 berichtet, als Glieder des Reichs (vgl. Ernst Schubert, König und Reich. Studien zur spätmittelalterlichen Verfassungsgeschich­ te [Göttingen 1979] [= VMPG, Bd. 63], S. 334) angesehen wurden, bliebe zu diskutieren. 53 Der Begriff „Stände“ als Sammelbegriff für Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte taucht in den Quellen erstmals 1474 auf und setzte sich zwischen i486 und 1491/92 durch; vgl. Isenmann, Kaiser, Reich und deutsche Nation (wie Anm. 17), S. 190 f. 54 Schubert, König und Reich (wie Anm. 52), S. 329. 55 Vgl. Helmut Neuhaus, Reichstag und Supplikationsausschuß. Ein Beitrag zur Reichsverfassungs­ geschichte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (Berlin 1977) (= Schriften zur Verfassungsgeschichte, Bd. 24), S. 46 u. 59 ff. - Zu reichsständischen Beratungsformen neben den Kurien und der Vollver­ sammlung des Reichstags vgl. des weiteren ders., Wandlungen der Reichstagsorganisation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, hg. v. Johannes Kunisch (Berlin 1987) (= ZHF. Beiheft 3), S. 113-140; ders., Zwänge und Entwicklungsmöglichkeiten reichsständischer Beratungsformen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: ZHF 10 (1983), S. 279-298, u.ders., Reichsständische Repräsentationsformen im 16. Jahrhundert. Reichstag-Reichs­ kreistag-Reichsdeputationstag (Berlin 1982) (= Schriften zur Verfassungsgeschichte, Bd. 33). 56 Schubert, König und Reich (wie Anm. 52), S. 341 ff, hier S. 345. - Es würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten, einen Überblick über die Lit. zur Festkultur des Mittelalters zu geben. Es sei daher lediglich auf folgende neueste, das deutsche Spätmittelalter betreffende Beiträge verwiesen: Harry Küh- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 129

nel, Spätmittelalterliche Festkulturkultur im Dienste religiöser, politischer und sozialer Ziele, in: Feste und Feiern im Mittelalter. Paderborner Symposion des Mediävistenverbandes, hg. v. Detlef Altenburg u a. (Sigmaringen 1991), S. 71-85; ThomasZotz, Die Stadtgesellschaft und ihre Feste, in: ebd., S. 201— 213; Dietz-Rüdiger Moser, Fastnacht und Fronleichnam als Gegenfeste. Festgestaltung und Festbrauch im liturgischen Kontext, in: ebd., S. 359-376, u. Alois Niederstätter, Königseintritt und -gastung in der spätmittelalterlichen Reichsstadt, in: ebd., S. 491-500. - Zum höfischen Fest vgl. allgemein: Joachim Bumke, Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter, Bd. I (München 1990), S. 276-379. 57 Zur höfischen Form des Mahls vgl. Bumke, Höfische Kultur, Bd. I (wie Anm. 56), S. 240 ff. u. 248 ff Zu Gastmählern auf Reichstagen des 16. Jh. sowie zur Sitzordnung bei diesen s. Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 282 ff. Vgl. des weiteren Gerd Althoff, Der frieden-, bündnis- und gemeinschaftstiftende Charakter des Mahles im früheren Mittelalter, in: Essen und Trinken in Mittel- alter und Neuzeit, hg. v. Irmgard Bitsch u. a. (Sigmaringen 1987), S. 13-25, sowie Fichtenau, Lebens­ ordnungen (wie Anm. 2), S. 82 ff. 58 Vgl. hierzu den anschaulichen Bericht über das von Maximilian I. 1495 in Worms herausgegebe­ ne verzaichnus, was klaidung ein Hg, ain Lantgf, ain Mgf, ein EB, ain Bf, der land und leut hab, auch sunst ain gemainer B f haben und gebrauchen soll( RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1744, S. 1374 f). 59 Teilweise hat bereits Schubert, König und Reich (wie Anm. 52), S. 341 ff, diese Gelegenheiten der Repräsentation aufgezählt, allerdings mit Betonung der Repräsentation königlicher Autorität. Für das 16. Jh. vgl. Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 263 ff. Einen Überblick zum Thema gibt Albrecht R Luttenberger, Pracht und Ehre. Gesellschaftliche Repräsentation und Zeremoniell auf dem Reichstag, in: Alltag im 16. Jahrhundert. Studien zu Lebensformen in mitteleuropäischen Städten, hg. v. Alfred Köhler u. Heinrich Lutz (München 1987) (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit, Bd. 14), S. 291-327, vor allem S. 311 ff. 60 Vgl. z. B. Gerhard Oestreich, Zur parlamentarischen Arbeitsweise der deutschen Reichstage unter Karl V. (1519-1556), in: MÖSTA 25 (1972), S. 217-243; Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), bes. S. 167 ff; Klaus Schlaich, Die Mehrheitsabstimmung im Reichstag zwischen 1495 und 1613, in: ZHF 10 (1983), S. 299-340, u. die in Anm. 55 genannten Arbeiten von Helmut Neuhaus. - Nach wie vor ist auch heranzuziehen: Friedrich Hermann Schubert, Die deutschen Reichstage in der Staatslehre der frühen Neuzeit (Göttingen 1966) (= Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 7), bes. S. 57 ff 61 Dies hob zuletzt Martin, Auf dem Weg zum Reichstag (wie Anm. 45), S. 138 ff, hervor. Im 16. Jh. wurden für die Reichstage regelmäßig Ordnungen erlassen, in denen Maßnahmen für die Diszi­ plin und Versorgung in der Reichstagsstadt festgelegt wurden. Die internen Verfahren der Reichsver­ sammlung wurden in ihnen nicht berührt, vgl. Rosemarie Aulinger, Reichsstädtischer Alltag und obrig­ keitliche Disziplinierung. Zur Analyse der Reichstagsordnungen im 16. Jahrhundert, in: Alltag im 16. Jahrhundert (wie Anm. 59), S. 258-290. 62 Vgl. Die Goldene Bulle (wie Anm. 7), S. 58. 63 Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 230. 64 Ebd., S. 127. Eine genaue Datierung läßt sich derzeit, da Protokolle von Fürstenratsversammlun­ gen weitgehend fehlen, kaum vornehmen. Das Recht der Umfrage ist unter Maximilian I. vom Mar­ schall von Pappenheim auf den ersten Stand der geistlichen Fürstenbank übergegangen. Aulinger (ebd., S. 353, Anm. 20) vermutete, daß „sich dieser Wechsel möglicherweise 1512“ vollzog. 65 Ebd., S. 239. 66 Ebd., S. 248 ff. 67 Vgl. Schlaich, Mehrheitsabstimmung (wie Anm. 60), S. 323. 68 Vgl. Albrecht R Luttenberger, Reichspolitik und Reichstag unter Karl V: Formen zentralen politi­ schen Handelns, in: Aus der Arbeit an den Reichstagen unter Kaiser Karl V. Sieben Beiträge zu Fragen der Forschung und Edition, hg. v. Heinrich Lutzn. Alfred Köhler (Göttingen 1986) (= Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 26), S. 29. 69 Schlaich, Mehrheitsabstimmung (wie Anm. 60), S. 317; vgl. auch ebd., S. 300-306 u. 315 ff zu den mittelalterlichen Voraussetzungen und den Grundlagen der Verhandlungsführung auf Reichstagen. 70 Vgl. Compendieuse Beschreibung eines Reichs-Tags wie er im Heil. Römischen Reich gehalten wird . . . (Halle 1720), S. 21, s. hier auch den Hinweis, daß ein persönl. anwesender Fürst vor einem Gesandten den Vorrang hat, ausgenommen Gesandte für Österreich, Burgund und Salzburg (ebd., S. 20 f): Ausdruck der privilegierten Stellung der drei Stände auf dem Immerwährenden Reichstag. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 130

71 Traktat über den Reichstag (wie Anm. 50), S. 65. 72 Luttenberger, Reichspolitik und Reichstag (wie Anm. 68), S. 21. 73 Ebd.,S.23ff. 74 Ebd., S. 27 u. 45. 75 Ebd., S. 38. 76 Nach Rudolf Hoke, Art. „Reichsabschiede“, in: HRG, Bd. IV (Berlin 1990), Sp. 519, gab es Reichsabschiede „im eigentlichen Sinn“ (Beschlüsse des Reichstags, die vom Kaiser sanktioniert wur­ den) erst seit dem Lindauer Reichstag von 1496/97. Bemmann, Zur Geschichte (wie Anm. 50), S. 65, hat unter „Abschieden“ von Tagen des 15. Jh. fixierte provisorische Schlüsse verstanden, die zustande kamen, weil man sich nicht auf einen Beschluß einigen konnte. — Im folgenden wird der Begriff „Ab­ schied“ gemäß den Formulierungen in den RTA oder der Sammlung der Reichsabschiede von 1747 ver­ wendet. Bei letzterer handelt es sich um die „Neue und vollständige Sammlung der Reichs-Abschiede, Welche von den Zeiten Kayser Conrads des II. bis jetzo auf den Teutschen Reichs-Tägen abgefasset wor­ den sammt den wichtigsten Reichs-Schlüssen, so auf dem noch fürwährenden Reichs-Tage zur Richtig­ keit gekommen sind.“ Hg. v. Johann Christian Freiherr von Senckenberg, 4 Bde. (Frankfurt/M. 1747); im folgenden zit. als Reichs-Abschiede. 77 Vgl. dazuDieter Rübsamen, Zur Angabe von Zeugen in den Urkunden Kaiser Friedrichs III., in: Diplomatische und chronologische Studien aus der Arbeit an den Regesta Imperii, hg. v. Paul-Joachim Heinig (Köln-Wien 1991) (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, Beihefte zu J. F. Börner, Regesta Imperii, Bd. 8), S. 131-151. 78 Julius Ficker, Vom Reichsfürstenstande. Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung zu­ nächst im 12. und 13. Jahrhundert, Bd. I (Innsbruck 1861), S. 157. 79 Ders., Neue Beiträge zur Urkundenlehre. II, in: MIÖG 2 (1881), S. 184.Ficker, Vom Reichs­ fürstenstande (wie Anm. 78), S. 172, hatte zur Rangordnung der Bischöfe in Zeugenreihen festgestellt, daß diese „sich hie und da an die Kirchenprovinzen hielt“; „die spätere Rangordnung auf den Reichs­ tagen scheint sich vorwiegend auf dieser Grundlage gebildet zu haben, obwohl es an zahlreichen Ab­ weichungen nicht fehlt“. - Für die Entwicklung von Rangordnungsverhältnissen im Spätmittelalter als Voraussetzung der Rangordnung auf Reichstagen gibt es keine Darstellung. Ficker hat hier auf der Grundlage hochmittelalterlicher Urkunden wichtige Anregungen gegeben, die weiterzuverfolgen wären. 80 Vgl. Heinrich Fichtenau, Die Reihung der Zeugen in Urkunden des frühen Mittelalters, in: MIÖG 87 (1979), S. 301-315. 81 Von den 14 Urkunden s. bei Rübsamen, Zur Angabe von Zeugen (wie Anm. 77), S. 143 ff., fol­ gende (in Klammern wird die Numerierung bei Rübsamen angegeben): ( 1.) 1442 Juni 21; (2.) 1442 Juli 18; (3.) 1442 Juli 25; (6.) 1452 November 18; (7.) 1453 Januar 6; (8.) 1453 Januar 24; (9.) 1454 Juni 8, (10.) 1461 Dezember 6; (11.) 1471 Juli 24; (12.) 1471 August 1 und (14.) 1474 Mai 30. 82 Ebd., S. 145 u. 150, in den Urkunden (4.) 1443 August 27 und (13.) 1474 Februar 14. 83 Vgl. die Urkunden ebd., ( 6.), (7.), (8.), (14.), S. 146 f. u. 151 sowie (11.) und ( 12.), S. 149 f. 84 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 28r. 85 RTA, JR, Bd. III, S. 6. 86 LHM, Rep. A l, Nr. 275, 367, 367a. Diese Quellen wurden z. T. schon von KonradPalm, Über den Primat des Erzstiftes Magdeburg, in: FDG 17 (1877), S. 233-274, ausgewertet. Heinz Dopsch, Legatenwürde und Primat der Erzbischöfe von Salzburg, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft (wie Anm. 2), S. 211, Anm. 106, hat wieder auf die Magdeburger Akten aufmerksam gemacht. 87 Vor allem: SLA, Geheimes Archiv (im folgenden GA) IV, 1. 88 Für diese Arbeit wurde Urkunden aus der AUR ausgewertet (HHStA, AUR). 89 Vgl.Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 104 f. u. 235; Heinisch, Salzburgs Bezie­ hungen (wie Anm. 34), S. 268, sowie Gerhard Ammerer, Verfassung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit von Matthäus Lang bis zur Säkularisation (1519-1803) - Aspekte zur Entwicklung der neuzeitlichen Staatlichkeit, in: Geschichte Salzburgs - Stadt und Land, 8 Bde. (Bd. I/1-II/4), hg. v. Heinz Dopsch u. Hans Spatzenegger (Salzburg 1981-1991), hier Bd. II/l, S. 329. - Neben der Auffassung, Österreich und Burgund hätten ihre Session auf der geistlichen Bank wegen des Widerstands Bayerns und anderer weltlicher Fürstenhäuser eingenommen, führt Johann Jacob Moser, Teutsches Staats-Recht, 36. Theil (Leipzig-Ebersdorff im Vogtland 1748), S. 147, auch die Meinung an, die beiden genannten Stände hätten sich „mehreres Ansehen halber . . . auf die Geistliche Banck gesetzet“. 90 Vgl. Heinisch, Salzburgs Beziehungen (wie Anm. 34), S. 268. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 131

91 Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 104, meinte, daß sich „seit dem Ende des 15. Jahrhunderts . . . zwei im Grunde weltliche Fürstentümer, nämlich Österreich und Burgund, auf der geistlichen Bank“ befänden. Maximilian I. habe sie dahin „versetzt“. An anderer Stelle stellte diesel­ be Autorin aber folgendes fest: „Seit dem Reichstag 1500 hatten Österreich und Burgund ihre Session auf der geistlichen Fürstenbank, die ihnen Kaiser Maximilian I. auf Grund der ständigen Rangstreitig­ keiten mit Bayern und Sachsen zugewiesen hatte“ (ebd., S. 235). Zu Burgund s. Anm. 1. 92 Johann Christian Lünig, Theatrum Ceremoniale historo-politicum, oder historisch- und politi­ scher Schau-Platz aller Ceremonien, welche bey Päpstlichen und Kayser- auch Königlichen Wahlen und Crönungen, erlangten Churwürden, . . . ingleichen bey grosser Herren und dero Gesandten Einholun­ gen, Einzügen und Zusammenkünften, . . . Rang-Streitigkeiten, Beylagern, . . . Turnieren, Jagden, Nebst Hof-Ordnungen, Rang-Regiementen, . . . (Leipzig 1719). Vgl. auch Moser Teutsches Staats- Recht (wie Anm. 89), 35. Theil, S. 514 f. 93 Lünig, Theatrum Ceremoniale (wie Anm. 92), 2. Teil, S. 1527. - Auf die archivalische Herkunft hatte bereits Palm, Uber den Primat (wie Anm. 86), S. 261 f., Anm. 6, hingewiesen. Lünig, dessen „Theatrum Ceremoniale“ Palm nicht vorlag, gab als Entstehungsjahr seiner Quelle 1646 an. 94 LHM, Rep. A 1, Nr. 367, fol. 74r, 75r. 95 Zit. bei Lünig, Theatrum (wie Anm. 92), S. 1527. 96 Vgl. ebd., S. 1527 f. 97 Vgl. zu Sixt SommerAulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 125 f. 98 Sixt Sommer (Hoch-Gräfl. Pappenheimischen Lieutnants oder Unter-Marschalls), Von des Heil. Reichs Erb-Marschall-Amts-Verrichtung, in: Johann Georg Estor, Auserlesene kleine Schriften, Bd. I (Gießen 1735), S. 184. Vgl. auch Johann Jacob Moser, Teutsches Staats-Recht, 4. Theil (Lepzig-Ebers- dorff im Vogtland 1741), S. 350. 99 Von Hermann Förster, Der Magdeburgische Sessionsstreit (Breslau 1890), S. 12, wurde die bei Moser (wie Anm. 98) mitgeteilte Nachricht Sixt Sommers kritiklos zitiert. 100 Allerdings regte der König z. B. 1495 im Präzedenzstreit zwischen Herzog Heinrich von Braun­ schweig und Markgraf Friedrich von Brandenburg die bei Sixt Sommer genannte Lösung an (s. die Quellenangaben unten Anm. 222 ff). Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß er diese Verfahrenswei­ se auch für die Regelung von Konflikten zwischen anderen Fürsten vorschlug oder bestimmte. In späte­ ren Quellen wird zuweilen darauf verwiesen, daß zu Zeiten Kaiser Maximilians I. in der oben skizzierten Weise verfahren wurde, so z. B. in dem für den Reichstag von 1529 zwischen Erzherzog Ferdinand und Erzbischof Matthäus Lang geschlossenen Vertrag (Abschrift im SLA, GA IV, fol. 1 l4 r); vgl. die Quellen unten Anm. 656. 101 Müller, Reichs-Tags-Theatrum, Teil III (wie Anm. 51), S. 780 f. Bei den Zitaten Müllers handelt es sich zunächst um Jacob Andreas Crusius, Tractatus de praeeminentia, sessione, praecedentia, et univer- so iure . . . magnatum in Europa (Bremen 1665), S. 225 ff. Crusius (1636-1680) hat sich in dem ge­ nannten Kapitel de praecedentia, sessione, et praeeminentia Archiepiscopi Magdeburgensis, nec non de con- troversia sessionis inter hunc ipsum, et Archiepiscopum Salisburgensem et Archiduces Austrie geäußert, ohne wesentliche Informationen über die historische Entwicklung der Rangstreitigkeiten zu bieten. Weiters wird zit.Johann Sebastian Müller, Annales des Chur- und Fuerstlichen Hauses Sachsen. Von Anno 1400 bis 1700 (Leipzig 1700), S. 25. 102 Ebd., S. 25. 103 Vgl. Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 260 f. 104 Vgl. Johannes Helmrath, Das Basler Konzil 1431-1449. Forschungsstand und Probleme (Köln- Wien 1987) (= Kölner Historische Abhandlungen, Bd. 32), S. 292 f. 105 Ebd., S. 297 ff. Zur Mainzer Akzeptation vgl. Heinz Hürten, Die Mainzer Akzeptation von 1439, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 11 (1959), S. 42-75. 106 Zu diesen Vorgängen vgl. Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 256 ff, vgl. ebd., S. 270 f, das Ansuchen der Bremer und Günthers Konfirmationsurkunde. - Zur Stellung des Primas in der kirchlichen Hierarchie vgl. die grundlegenden Studien von Horst Fuhrmann, Studien zur Geschichte der mittelalterlichen Patriarchate, Teil 1-3, in: ZRG KA, 39 (1953), S. 112-176, 40 (1954), S. 1-84, 41 (1955), S. 95-183, u. ders., Einfluß und Verbreitung der pseudoisidorischen Fälschungen. Von ihrem Auftauchen bis in die neuere Zeit, 3 Bde. (Stuttgart 1972-1974) (= Schriften der MGH, Bd. 24). - Für den Primatsanspruch der Magdeburger Erzbischöfe sollte die in den Dekretalen Pseudoisidors angelegte Gleichsetzung der primates mit den Patriarchen von Bedeutung sein. Über die rechtlichen Befugnisse wurde in der Fälschung lediglich festgestellt, daß ein von seinem Metropoliten bedrängter Suffragan- © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 132 bischof an den Primas appellieren könne. Die primates erscheinen als Instanz zwischen den Metropoli­ ten und dem Papst. Allerdings waren die Rechte der primates regional sehr verschieden. In der Reichskir­ che konnte im Mittelalter kein Erzbischof den Anspruch auf den Primatsrang dauerhaft durchsetzen. Vgl. auch Hans-Jürgen Becker, Art. „Primas“, in: HRG, Bd. III (Berlin 1984), Sp. 1948-1950;Karl Weinzierl, Art. „Primas“, in: LThK, Bd. VIII, S. 760; Paul Hinschius, System des katholischen Kirchen­ rechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, Bd. I (Graz 1959) (Neudr. der Ausg. Berlin 1869), S. 581-629; Hans Erich Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. I. Die katholische Kirche (Köln-Wien 1972), S. 231 f. u. 364; Willibald Maria Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts, V Bde. (Wien-München 1953-1969), hier Bd. I, S. 164 u. 340 £, Bd. III, S. 255 f. - Von den Magdeburger Metropoliten ver­ wendete erstmals Erzbischof Albrecht 1370 den Titel „Primas Germaniae“. Er griff damit auf ein even­ tuell gefälschtes Primatsprivileg für Erzbischof Adalbert von Magdeburg zurück (vgl. unten den Exkurs: Die Ursprünge des Magdeburger Primatsanspruchs . . .). Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 245 ff, erklärte die Verwendung des Titels aus dem Bestreben des Erzbischofs, die Nichtberücksichti­ gung seines Erzstifts in der Goldenen Bulle vielleicht durch einen zeremoniellen Vorrang zu kompensie­ ren. Als weiteren möglichen Grund erwähnte er die Erhebung des Erzbischofs von Prag zum Legatus na- tus für dessen Kirchenprovinz sowie für die Diözesen Bamberg, Meißen und Regensburg im Jahr 1365. Der Magdeburger Erzbischof hätte demnach mit der Führung des Primastitels auf die Privilegierung des erst 1344 zum Metropoliten erhobenen böhmischen Bischofs reagiert. Ob Erzbischof Adalbert davon wußte, daß sich Karl IV. 1374 - ohne Erfolg - an Papst Gregor XI. wandte und um die Ausweitung des Prager Legationssprengels auf die Diözesen Brandenburg, Lebus und Havelberg bat, ist nicht bekannt. Deutlich wird jedenfalls das zeitlich parallele Streben der Metropoliten von Prag und Magdeburg um Rangerhöhung. Von den meisten Magdeburger Erzbischöfen wurde der Primastitel seit 1370 - wenn auch unregelmäßig - geführt, ohne daß zunächst daraus Ansprüche abgeleitet worden wären. Wie zu zeigen sein wird, zeichnet sich aber im 15. Jh. die Konzeption eines auch mit Rechten versehenen Mag­ deburger Primas ab. - Zum Legatenrang der Prager Erzbischöfe vgl. Zdenka Hledikovd, Die Prager Erz­ bischöfe als ständige päpstliche Legaten. Ein Beitrag zur Kirchenpolitik Karls IV, in: Regensburg und Böhmen. FS. zur Tausendjahrfeier des Regierungsantrittes Bischof Wolfgangs von Regensburg und der Errichtung des Bistums Prag (Regensburg 1972) (= Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Bd. 6), S. 221-256, zum Brief Karls IV. (1374) s. ebd., 235 £, sowie Gerhard Losher, Königtum und Kir­ che zur Zeit Karls IV. Ein Beitrag zur Kirchenpolitik im Spätmittelalter (München 1985) (= Veröffentl. des Collegium Carolinum, Bd. 56), S. 64 ff, hier S. 72 f. 107 Vgl. Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 190 f. u. 197. 108 Ebd., S. 215 ff., u. Gustav Georg König von Königsthal, Nachlese in den Reichs-Geschichten, be­ stehend in einer neuen Sammlung von ungedruckten Reichs-Tags- und ins besondere von Reichs-Städti- schen-Collegial-Handlungen unter der Regierung Kaiser Friedrichs III., II. Sammlung (Frankfurt/M. 1759), S. 2 ff. — Zu Laurentius Blumenau vgl. Hartmut Boockmann, Laurentius Blumenau. Fürstlicher Rat-Jurist-Humanist (ca. 1415-1484) (Göttingen 1965) (= Göttinger Bausteine zur Geschichtswissen­ schaft, Bd. 37), hier bes. S. 196 ff. 109 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 219 f. u. 224 f. 110 RTA, Bd. XXII, 1, Nr. 28, S. 101 ff. 111 Ebd., Nr. 23, S. 83. 112 Ebd., Nr. 81, S. 254 ff. 113 Ebd., Nr. 84a, S. 262. 114 Ebd., Nr. 83, S. 267. 115 Vgl. Jacob Reissermayer, Der große Christen tag zu Regensburg 1471, Teil I (Regensburg 1887) (= Programm zum Jahresberichte über das K. neue Gymnasium zu Regensburg für das Studienjahr 1886/87) u. Teil II (Regensburg 1888) (ebd. für das Studienjahr 1887/88), hier Teil II, S. 13. 116 Vgl. Florian Dalham, Dissertatio praevia de hierarchiae Salisburgensis ortu, progressu, libertati- bus ac finibus, in: ders., Concilia Salisburgensia provincialia et Dioecesana . . . (Augsburg 1788), S. 24. Dalham zit. Nikolaus Mameranus, De investitura regalium Mauritio Duci Saxoniae 24. Febr. anno 48 facta, ubi simul vestitus, incedendi et sedendi, ac Electorum ordo in eius modi celebritatibus describitur, in: Simon Schardius, Historicorum Opus, in quatuor tomos divisum, Bd. II (Basel 1574), S. 1667— 1684; wieder in: Schardius redivivus sive rerum Germanicarum scriptores varii olim Ad. Simone Schar- dio, in IV. tomos collecti . . ., Bd. II (Gießen 1673), S. 508-518. Mameranus führt als exemplum statio- nisprincipium ad Fridericum III imperatorem apud Ratisponam comitiis die Ordnung der Fürsten bei ei­ nem Mahl im Freien {in campo super prandium) an, wie er sie auf einem Wandbild gesehen hatte. Die © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 133

Darstellung gibt nach seiner Auffassung zwar nicht die rechtmäßige Rangfolge der Fürsten wieder, ent­ spricht aber der auf dem Regensburger Tag gehaltenen Ordnung ( Atque hic ordo principum etsi confusan- eus videri queat, nec in sui cuiusque iuris observationem distinctus, tarnen sic ibi ponitur, tanquam ita in eo conventu consisterini). Mameranus gibt weiter an, daß bei Abwesenheit des Kaisers {De sessione ordinum statuumque imperii in absentid) der Erzherzog von Österreich a dextris den ersten Platz habe. Seine An­ gaben beziehen sich offenbar auf den Reichstag des 16. Jh.: Archidux Austriae receptus in sessionem Ecclesiasticorum ob contentionem primiloco apud saeculares, sed ita ut vices sedendi proponerentur inter ipsum et Archiepiscopum Salisburgensis: quas tarnen honoris gratia fere semper remittunt, ipsique Archiduci deferunt. Archidux Austriae. Archiepiscopus Salisburgensis Archiepiscopus Magdeburgensis sev Parthenopolitanus, qui licet Primas Germanicae sit et fortasse ratione Pri- matus, primus Uli locus deberetur, tarnen Archiepiscopatus Salisburgensis, cum vetustior esse memoretur, pri- mus ipsi locus defertur: De investitura (wie oben), S. 1678 ff.; z. T. auch von Dalham (wie oben) zit. 117 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 241 u. 247, vgl. auch Müller, Reichs-Tags-Theatrum, Teil IV (wie Anm. 51), S. 486 ff. 118 Vgl. Reissermayer, Der große Christentag, Teil II (wie Anm. 115), S. 14. 119 Ebd., S. 20 f. Zu diesem Rangstreit s. auch Müller, Reichs-Tags-Theatrum, Teil IV (wie Anm. 51), S. 373 ff; Marquard Freher, Rerum Germanicarum Scriptores, ed. v. Burckhard GotthelfStruve, Bd. II (Straßburg 1717), S. 296, u. Hermann Heimpel, Eine unbekannte Schrift über die Kurfürsten auf dem Baseler Konzil, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter (wie Anm. 2), S. 469-482. 120 Bemmann, Zur Geschichte (wie Anm. 50), S. 88. Eventuell bezieht sich folgende Mitteil, aus ei­ nem Brief des Salzburger Kanzlers Wolfgang Pacheimer aus dem Jahr 1519 auf den Reichstag von 1471: Ich hör das mit Österreich die irrung sich allain erhebt hat, mit herzog Sigmunden von Österreich. Dem hab weilunt ertzbischojfBernhart von Salzburg ob reverentiam wollen deferirn und herzog Sigmunden für gescho­ ben. Das hab herzog Sigmund beschehen lassen und darnach in allen Sessionen ainen erzbischove nimmer weichen wollen. So ist auch weilunt ertzbischoff Johannes von Gran auf ainem hochmahl in Niderland in versamblung der fürsten von wegen solicher irrung des session ausgangen und hat nit sizen wollen, sondern sei­ nengerichten tisch aufheben lassen. (Abschrift im SLA, GA IV, 1, fol. 18v.) 121 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 143, S. 221 f. 122 Vgl. Carl Theodor Gemeiner, Regensburgische Chronik, Bd. III/IV, hg. v. Heinz Angermeier (München 1987) (Neudr. der Ausgabe Regensburg 1821), S. 479. Zu den kaiserlichen Instruktionen für den Tag in Regensburg s. auch Reissermayer, Der große Christentag, Teil I (wie Anm. 115), S. 30 u. 68 f. Es handelt sich offenbar um Vorläufer der im 16. Jh. häufig erlassenen Reichstagsordnungen (vgl. oben Anm. 61). - Melchior Goldast von Haiminsfeld, Collectio constitutionum imperialium, 3 Bde. (Frankfurt/M. 1673), hier Bd. I, S. 12, schöpfte für seine „Ordines Sacri Imperii Romano-Germani“ ex Tabulispublicis, quas Fridericus III. Imp. Aug. in Comitiis Ratisponensibus A. C. 1471 conscribi. 123 König von Königsthal, Nachlese in den Reichs-Geschichten (wie Anm. 108), S. 83. Vgl. Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440-1493), hg. v. Heinrich Koller, H. 4, bearb. v. Paul-Joachim Heinig (Wien- Köln-Graz 1986), Nr. 542, S. 294, u. ebd., H. 7, bearb. v. Thomas R. Kraus (Wien-Köln-Graz 1990), Nr. 331, S. 191. 124 Vgl. Helmut Wolff, Päpstliche Legaten auf Reichstagen des 15. Jahrhunderts, in: Reichstage und Kirche (wie Anm. 39), S. 38, Anm. 61. 125 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 241 u. 247. 126 Vgl. Rübsamen, Zur Angabe von Zeugen (wie Anm. 77), S. 149 f. 127 Joseph Chmel, Fiabsburgische Chronik, in: Monumenta Habsburgica, Abt. 1. Actenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I., Bd. 1 (Wien 1854), S. XVII. 128 Ebd., S. LXXXIV, Anm. 129 Ebd., S. LXXXI f. Die Räte des Kurfürsten Ernst von Sachsen stehen hier hinter denen der baye­ rischen Wittelsbacher und anderer nichtkurfürstlicher Fürsten. Sigmunds Gesandte stehen nach denen des sächsischen Kurfürsten und denen des Herzogs von Burgund. 130 Vgl. KarlKüjfner, Der Reichstag zu Nürnberg anno 1480 (Würzburg 1892), S. 15. 131 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 265 u. 268. Bemmann, Zur Geschichte (wie Anm. 50), S. 88, meinte, Erzherzog Sigmunds Gesandte wären 1480 auf dem ersten Platz der rechten Seite gesessen. 132 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 265 u. 268. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 134

133 Vgl. Küffner, Der Reichstag zu Nürnberg (wie Anm. 130), S. 14. 134 Heinz Angermeier, Der Frankfurter Reichstag i486 als Höhepunkt und Grenzfall der Verflech­ tung deutscher und ungarischer Politik, in: den., Das alte Reich in der deutschen Geschichte. Studien über Kontinuitäten und Zäsuren (München 1991), S. 219, sieht „das gesamte Reichstagsgeschehen zu Frankfurt in den Bann des Ungarnkönigs“ gestellt. 133 Angermeier, Der Frankfurter Reichstag von i486 (wie Anm. 50), S. 62. 136 Vgl. Heinz Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert, in: Geschichte Salzburgs (wie Anm. 89), Bd. 1/1, S. 536 ff. - Die Zeitgenossen haben in Johann den Erzbischof von Salzburg gesehen, wie etwa aus dem Anwesenheitsverzeichnis des bayerischen Rats Bernhard Sittich hervorgeht. Er nennt den EB Johann von Salzburg, legat des röm. stuls (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 915b, S. 914) an erster Stelle der geist­ lichen Fürsten. 137 Vgl. Heinz Angermeier, Der Reichstag von 1495 und die Grundsätze bei der Edition der Akten, in: RTA, MR, Bd. V, 1, 1, S. 23-86, hier S. 66 f. 138 Vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 561. 139 Vgl. Hertel/Hülse, Friedrich Wilhelm Hoffmanns Geschichte (wie Anm. 38), S. 260 ff, u. Ge­ schichte der Stadt Magdeburg (wie Anm. 38), S. 70. 140 RTA, MR, Bd. I, 1, Nr. 89, S. 124. - Im Vorfeld des Tages hatte Erzbischof Ernst gemeinsam mit seinem Vater, Herzog Ernst von Sachsen (1441-148 6), mit böhmischen Gesandten über das Pro­ blem des Ausschlusses Böhmens von der Königswahl verhandelt (RTA, MR, Bd. I, 1, Nr. 272, S. 264). 141 Vgl. die Rezension von Heinig, Reichstag und Reichstagsakten (wie Anm. 51), S. 419-428, in der der Frankfurter Tag - die Differenzen zum späteren Reichstag betonend — als „ein mit einem kur­ fürstlichen Wahltag kombinierter Hoftag“ bezeichnet wird (ebd., S. 421). 142 RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 628, S. 643. 143 Ebd., Nr. 923, S. 984 f. 144 Ebd., Nr. 862, S. 783 f. 145 Ebd. 146 Die Angaben Müllers, Reichs-Tags-Theatrum, Teil IV (wie Anm. 51), S. 6 £, zur Session der Habsburger in Frankfurt sind widersprüchlich. Einerseits teilt er mit, Maximilian sei „zur rechten Hand, neben dem Pfalzgraven“ und der Gesandte Sigmunds „zu der rechten Hand“ der Kurfürsten und Maximilians gesessen. Andererseits führt er eine „Ordnung des Sitzens“ an, nach der einem persönl. an­ wesenden Erzherzog der erste Platz „zu der lincken Seiten“ der Kurfürsten zustehe. Nach dem Habsbur­ ger hätten die Fürsten aus den Häusern Bayern, Sachsen und Brandenburg ihre Plätze. Es folgte „ein Herzog von Oesterreich, ob yndert einer, der nicht Ertzherzog were“. Die „Ordnung des Sitzens“ ist eine nicht näher bestimmbare Quelle zur Session auf königlichen Tagen. Sie wird bei Müller (ebd., S. 190 f.) auch im Zusammenhang mit dem Reichstag von 1491 wiedergegeben, auch in: den., Des Heil. Römischen Reichs Teutscher Nation Reichs-Tags-Theatrum, wie selbiges unter Keyser Maximi­ lian I. allerhöchster Regierung gestanden (Jena 1718), Teil II, S. 486. - Das Bestreben der Habsburger, mehreren Fürsten aus ihrem Haus eine Session zu sichern, sollte im Zusammenhang mit Vereinbarun­ gen zwischen Erzbischof Matthäus Lang von Salzburg und König Ferdinand in den Jahren 1535/37 wie­ der eine Rolle spielen; vgl. unten Anm. 743 ff. 147 RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 911, S. 900 fl, Nr. 910, S.886 ff, u. Nr. 915, S. 926 fl (hier werden die Magdeburger Räte erwähnt). 148. Auch bei der Prozession in die Kirche ging Maximilian mit den Kurfürsten und zwar rechts ne­ ben dem Pfalzgrafen. Unmittelbar hinter den beiden Fürsten ging der Erzbischof von Trier, auf den der Herzog von Sachsen mit dem Schwert folgte. Hinter diesem folgten dann der Kaiser sowie rechts von ihm der Erzbischof von Mainz und links der Erzbischof von Köln (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 910, S. 887). - Bernhard Sittich erwähnt, daß Maximilian anläßlich der Messe ein kleyd nach glichet der Kjf. kleydung sowie ein hutlein [. . .] von z w elf guldiner ryfen, bis zum höchsten zusammengebunden als eine rose, und da­ ruf ein guldins cruzlin, die Krone der Erzherzoge, trug (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 915, S. 926). Deutlich repräsentierte Maximilian mit der Kleidung den Zusammenhang zwischen Erzherzogswürde und Kur­ fürstenstand, der in der verfassungsgeschichtlichen Realität nicht bestand. — Auch die Repräsentation Maximilians durch ein großes Gefolge lohnt erwähnt zu werden. Nach den Aufzeichnungen Bernhard Sittichs übertraf sein Gefolge das des Kaisers und die der Kurfürsten bei weitem. Allein die Menge von 900 Pferden muß bei den Zeitgenossen Eindruck gemacht haben. Sittich nennt Maximilian übrigens in seiner Anwesenheitsliste an erster Stelle der weltlichen Fürsten, in der Aufzählung der Gefolge steht er gleich nach den Kurfürsten und vor Salzburg (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 915b, S. 913 ff). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 135

149 RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 915b, S. 924 ff. 150 Wenn Kaiser und Fürsten dieselbe Ordnung wie beim Gottesdienst anläßlich der Königswahl einnahmen, dann wären die Seiten vom Eingang aus bestimmt worden. Der Kaiser wäre demnach wie­ der auf der Epistelseite gestanden. Für spätere Reichstage ist dagegen belegt, daß der Kaiser auf der rech­ ten Seite vom Altar aus stand (vgl. etwa für 1530 unten Anm. 698). 151 Eine konsequente Trennung von weltlichen und geistlichen Fürsten beim Kirchgang hat es in Frankfurt nicht gegeben. Beim Begräbnis der Erzherzogin Margarethe am 19. Feb. i486 standen Kaiser, Kurfürsten, geistliche und weltliche Fürsten gemeinsam u f der rechten syten des chores. Ob auf der ande­ ren Seite des Chores weitere Fürsten standen, wird nicht berichtet (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 911, S. 903). 152 RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 911, S. 904. 153 Die Berichte gehen hier auseinander. Zwei Quellen nennen den Tisch der österreichischen und brandenburgischen Räte gleich neben und unter dem des Pfalzgrafen (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 918, S. 973, u. Nr. 915b, S. 942). Eine Quelle nennt den Tisch der geistlichen Fürsten vor dem der Räte (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr, 876, S. 824), eine andere läßt den Tisch der geistlichen Fürsten auf der linken Seite hinter dem der weltlichen stehen. Auf der rechten Seite wären demnach nach dem Pfalzgrafentisch lediglich der der brandenburgischen und österreichischen Räte sowie Tische für die Städte Aachen und Köln gestanden (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 917, S. 964). Mit letzter Gewißheit kann nicht entschieden werden, welche Quelle die tatsächliche Anordnung der Tische wiedergibt. Da aber der um Ausführlich­ keit bemühte Bericht Bernhard Sittichs (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 915b) durch eine zweite Quelle (RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 918) bestätigt wird, darf seinen Angaben wohl vertraut werden. 154 RTA, MR, Bd. I, 2, Nr. 917, S. 958. 155 Ebd., Nr. 326, S. 340, Nr. 327, S. 341, u. Nr. 330, S. 366. 156 Ebd., Nr. 327, S. 344. 157 Ebd., Nr. 326, S. 340, u. Nr. 330, S. 367. 158 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 278. 159 RTA, MR, Bd. III, 2, Nr. 275b, S. 1060 £; vgl. auch Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 289. 160 RTA, MR, Bd. III, 2, Nr. 289a, S. 1117 ff, Nr. 296, S. 1156 ff, u. Nr. 300, S. 1181 ff. 161 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. I, S. 290. 162 Ebd., S. 294 ff. 163 Zu den „Freiheitsbriefen“ werden gezählt: Eine Bestätigungsurkunde Heinrichs IV. über zwei als Inserte eingerückte Urkunden Caesars und Neros (UBB, Bd. IV, 1, Nr. 576, S. 20-24), das Privilegium maius (MGH, DFL 4, Nr. 1040, S. 344-349) sowie Bestätigungen und Erweiterungen der österreichi­ schen Privilegien durch jeweils eine Urkunde König Heinrichs (VII.), Kaiser Friedrichs II. und König Rudolfs I. (Alphons Lhotsky, Privilegium Maius. Die Geschichte einer Urkunde [Wien 1957] [= Öster­ reich Archiv], S. 86-90). - Die Fälschung auf Kaiser Friedrich II. s. auch (unvollständig) in: Heinrich vonSybelu. Theodor von SickeHfig.), Kaiserukunden in Abbildungen, 11. Lfg. (Berlin 1880-1891), u. Text-Bd. (Berlin 1891), hier Lfg. VI, Tafel 15. 164 Vgl. dazu und zum gesamten Fragenkomplex „Privilegium minus“ zuletzt Heinrich Appelt, Das Herzogtum Österreich, in: Österreich im Hochmittelalter (907-1246) (= Veröffentl. d. Komm, f. die Geschichte Österreichs, Bd. 17) (Wien 1991), S. 271 ff, vgl. auch ders., Privilegium minus. Das staufische Kaisertum und die Babenberger in Österreich (Wien-Köln-Graz 1973) (Böhlau Quellen­ bücher). 165 Peter Moraw, Das „Privilegium maius“ und die Reichsverfassung, in: Fälschungen im Mittelalter, Bd. III (= Schriften der MGH, Bd. 33), S. 204. Vgl. die ebd., S. 201, Anm. 1, angegebene Lit. zum Pri­ vilegium maius sowie, die Literaturhinweise bei Rudolf Hoke, Art. „Privilegium minus, Privilegium ma­ ius“, in: HRG, Bd. III (Berlin 1984), Sp. 2024 f. 166 Vgl. Lhotsky; Privilegium Maius (wie Anm. 163), S. 16 f. 167 Moraw, Das „Privilegium maius“ (wie Anm. 165), S. 207. 168 Heinrich Koller, Art. „Erzherzog“, in: LexMa, Bd. III (München-Zürich 1986), Sp. 2196. 169 MGH, DFL 4, Nr. 1040, S. 348; UBB, Bd. IV, 1, Nr. 804, S. 153; Heinrich Appelt, Die Bedeu­ tung des Titels „archidux palatinus Austriae“, in: FS. Friedrich Hausmann, hg. v. Herwig Ebner (Graz 1977), S. 15-20. - Lhotsky, Privilegium Maius (wie Anm. 163), S. 24, meinte, „daß Rudolf IV. unter den palatini archiduces die Kurfürsten und Träger der Reichserzämter insgesamt verstand, für deren einen er selbst geachtet zu werden wünschte“. 170 MGH, DFL 4, Nr. 1040, S. 348; UBB, Bd. IV, 1, Nr. 804, S. 155. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 136

171 Vgl. Samuel Steinherz, Karl IV. und die österreichischen Freiheitsbriefe, in: MIÖG 9 (1888), S. 63-81, u. Appelt, Die Bedeutung (wie Anm. 169), S. 18. 172 Ebd., S. 13 ff. 173 Vgl. Moratu, Das „Privilegium maius“ (wie Anm. 165), S. 223. - Ein Beispiel für die konkrete Verwendung der Fälschungen im Interesse der Habsburger ist ihre Zitierung in den Zwanzigerjahren des 16. Jh. im Zusammenhang mit der Abwehr bambergischer Ansprüche in Kärnten. Vgl. dazu aus- führl. Wilhelm Neumann, Wirklichkeit und Idee des „windischen“ Erzherzogtums Kärnten. Das Kärnt­ ner Landesbewußtsein und die österreichischen Freiheitsbriefe (Privilegium maius), in: Südostdeutsches Archiv 3 (1960), S. 156 ff. 174 Franz Ferdinand Schroetter, Erste Abhandlung aus dem oesterreichischen Staatsrechte, von den Freiheitsbriefen des durchlaeuchtigsten Erzhauses von Oesterreich, samt einer Einleitung in die österr. Geschichte und einem Anhänge Beylagen (Wien 1762), Nr. 32, S. 185 ff., sowie Sybel/Sickel, Kaiserur­ kunden (wie Anm. 163), Lfg. XI, Tafel 12. Sybel/Sickel, (ebd., Text-Bd., S. 491), hatten auf den beson­ deren Charakter der Urkunde mit „Nennung von Zeugen“ und „ausdrückliche(r) Erwähnung der Zu­ stimmung der Kurfürsten“ hingewiesen: ,Weder die Anführung von Zeugen, noch die Zustimmung der Kurfürsten war bei Privilegienbestätigungen üblich und beides ist hier nur in Anwendung gebracht wor­ den, um diese Urkunde vor andern Privilegienbestätigungen hervorzuheben.“ 175 Ausgewählte Urkunden zur Verfassungs-Geschichte der deutsch-österreichischen Erblande im Mittelalter, hg. v. Ernst Freih. von Schwindn. Alphons Dopsch (Innsbruck 1895), Nr. 195, S. 368 ff. - Zu Fragen der Bestätigung der „Freiheitsbriefe“ durch Friedrich III. vgl. zuletzt Günther Hödl, Die Bestäti­ gung und Erweiterung der österreichischen Freiheitsbriefe durch Kaiser Friedrich III, in: Fälschungen im Mittelalter, Bd. III (wie Anm. 165), S. 225-246. 1473 entstanden Willebriefe der Kurfürsten von Mainz, Sachsen und Brandenburg zu der kaiserlichen Bestätigung von 1453, vgl. Monumenta Habsbur- gica, Abt. 1. Actenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I., Bd. 1, hg. v. Joseph Chmel(Wien 1854), Nr. 136-138, S. 387 ff. 176 UBB, Bd. IV, 1, Nr. 804, S. 157. 177 Vgl.Hermann Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wen­ de zur Neuzeit, Bd. I-V (Wien-München 1971-1986), hier Bd. II, S. 217. 178 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 217 ff. 179 Heinz Angermeier, Der Wormser Reichstag 1495 in der politischen Konzeption König Maximili­ ans I., in: Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V, hg. v. Heinrich Lutz (München- Wien 1982) (= Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 1), S. 7. 180 Ebd., S. 9. 181 Zu den Reformgesetzen von 1495 vgl. Angermeier, Die Reichsreform (wie Anm. 26), S. 164 ff., u. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 217 ff. 182 Vgl. dazuWiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 238. 183 Hermannsgrün studierte wahrscheinlich in Leipzig, Erfurt und Rom, vgl. Heinrich Ulmann, Der Traum des Hans von Hermannsgrün. Eine politische Denkschrift aus d. J. 1495, in: FDG 20 (1880), S. 71, u.Claudia Marti, Zum ,Traum' des Hans von Hermansgrün, in: ZHF 14 (1987), S. 260, Anm. 11. 184 Vgl. Ulmann, Der Traum (wie Anm. 183), S. 69 ff. 185 Ebd., S. 80. 186- Ebd. 187 Ebd., S. 82. 188 Ebd., S. 69. 189 Hermann Wiesflecker, Der Traum des Hans von Hermannsgrün, eine Reformschrift aus dem La­ ger des Königs Maximilian L, in: FS. Karl Eder zum 70. Geburtstag, hg. v. Helmut J. Mezler-Andelberg (Innsbruck 1959), S. 13. Wiesflecker hat seine Auffassung erneut dargelegt in RI, XIV, 1, Nr. 3323, S. 415 f, u. in: Neue Beiträge zu Kaiser Maximilians I. Plänen eines „Königreiches Österreich“, in: For­ schungen zur Landes- und Kirchengeschichte, FS Helmut J. Mezler-Andelberg zum 65. Geburtstag, hg. v. Herwig Ebner u. a. (Graz 1988), S. 529-542, hier bes. S. 532. 190 Weit über die bei Ulmann so nicht festgemachte Zuordnung ging Eduard Ziehen, Mittelrhein und Reich im Zeitalter der Reichsreform 1356-1504, Bd. 2 (Frankfurt/M. 1937), S. 474, hinaus: „Aus diesem ,Traum' spricht fürwahr der kurfürstliche Reichsgedanke!“ 191 Vgl. Schubert, Die deutschen Reichstage (wie Anm. 60), S. 128 ff. 192 Vgl. Angermeier, Der Reichstag von 1495 (wie Anm. 137), S. 27 f., u. 65. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 193 Vgl. Märtl, Zum ,Traum' (wie Anm. 183), S. 261 f. 194 Vgl. Peter Schmid, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen als Reichspolitiker, in: Fort­ schritte in der Geschichtswissenschaft durch Reichstagsaktenforschung. Vier Beiträge aus der Arbeit an den Reichstagsakten des 13. und 16. Jahrhunderts, herausgegeben von Heinz Angermeier u. Erich Meuthen (Göttingen 1988) (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei d. BAW, Bd. 35), S. 60, Anm. 66. 195 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 177), Bd. II, S. 43 ff. 196 Ulmann, Der Traum (wie Anm. 183), S. 87. 197 Ebd. 198 Ebd. 199 Auf diese Passage hatte schon Albert Werminghoff Nationalkirchliche Bestrebungen im deut­ schen Mittelalter (Amsterdam 1965) (Neudr. der Ausg. Stuttgart 1910), S. 119, aufmerksam gemacht und sie folgendermaßen interpretiert: „Hermansgrün vermag jedoch noch nicht die deutsche Kirche oh­ ne ein sichtbares Oberhaupt sich vorzustellen. An ihre Spitze trete ein Patriarch, nicht vielleicht für alle Zukunft, sondern wohl bis zu dem Augenblick, da der Papst, gedrängt durch den Abfall von Deutsch­ land, auf sein Bündnis mit Frankreich Verzicht geleistet habe. Die Einsetzung des Patriarchen aber soll den Fürsten überlassen sein . . 200 Thomas Klein, Politik und Verfassung von der Leipziger Teilung bis zur Teilung des ernestini- schen Staates (1485-1572), in: Geschichte Thüringens, Bd. III, hg. v. Hans Patze u. Walter Schlesinger (Köln-Graz 1967) (= Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 48), S. 187, fragte dagegen, ob Friedrich von Sachsen oder der Kurfürst von der Pfalz gemeint seien. 201 D. 99 pr., in: Corpus Iuris Canonici, 2 Bde., hg. v. Emil Friedberg (Graz 1959) (Neudr. der Ausg. Leipzig 1879/1881), hier Bd. I, Sp. 349. Siehe auch D. 99, c. 1, in: ebd., Sp. 350: patriarchas vel primates, qui unam formam tenent. 202 Die Gleichsetzung der primates mit den Patriarchen von Rom, Alexandrien und Antiochien (in der Ostkirche außerdem Konstantinopel und Jerusalem) ging auf ihren „Erfinder“ Pseudoisidor zurück, der „dadurch einen rechtlich labilen, aber durchaus gängigen Titel mit einem anderen, schon durch sei­ ne Repräsentanten, die Bischöfe der Großkirchen, in der Bedeutung festgelegten, dem es aber an Geläu­ figkeit mangelte“, verband: Fuhrmann, Studien zur Geschichte (wie Anm. 106), II. Teil, S. 32. Vgl. bei Pseudoisidor auch die Formulierung: non omnes primates velpatriarchae esse possunt, sed Ule urbes, quae praefatis et priscis temporibus primatem tenuere (Decretales Pseudoisidorianae et Capitula Angilramni, Ed. PaulHinschius [Berlin 1863], S. 82), mit der ebenfalls die Gleichrangigkeit der beiden Würdenträ­ ger ausgedrückt wird. 203 Siehe dazu S. 69 ff. 204 Die Forderung einer (zeitweiligen) Ersetzung des Papstes geht über die bei Pseudoisidor und im Decretum Gratiani angelegten Rechte des Primas hinaus. Auch Werminghoff, Nationalkirchliche Bestre­ bungen (wie Anm. 199), S. 141, dachte daran, daß mit dem Patriarchen bei Hermansgrün der Erz­ bischof von Magdeburg gemeint sei. 205 Märtl, Zum Traum (wie Anm. 183), S. 261. 206 Die Lebendigkeit des Andenkens an Otto I. und Editha, die im Magdeburger Dom bestattet wurden, bezeugt ein nach 1400 angefertigter Liber Ordinarius. Die Grabmäler des Stifters des Doms und seiner ersten Frau hatten einen zentralen Platz in der Magdeburger Liturgie, vgl. Renate Kroos, Quellen zur liturgischen Benutzung des Domes und zu seiner Ausstattung, in: Der Magdeburger Dom. Ottonische Gründung und staufischer Neubau. Bericht über ein wissenschaftliches Symposion in Mag­ deburg vom 7. 10. bis 11. 10. 1986, hg. v. Ernst Ullmann (Leipzig 1989), S. 88-97, hier S. 90 f. - Aus­ druck der Verehrung der Editha ist auch die Tatsache, daß ihr Grab unter Erzbischof Ernst eine neue Tumba erhielt, vgl. Gottfried Wentzw. BerentSchwineköper, Das Erzbistum Magdeburg, Bd. I, 1 (Berlin- New York 1972) (= Germania Sacra: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Erzbistum Magdeburg, Bd. I), S. 40. 207 Vgl. dazuSchmid, Kurfürst Friedrich (wie Anm. 194), S. 48 ff. - Zum Verhältnis Friedrichs des Weisen zu Maximilian I. vgl. auch Ingeborg Schick, König Maximilian I. und seine Beziehungen zu den weltlichen Reichsfürsten in den Jahren 1496-1506 Diss. (masch.) (Graz 1967), S. 6-31. 1498 be­ stimmte Maximilian Kurfürst Friedrich von Sachsen zum Statthalter des neuen königlichen Hofrats; vgl. Thomas Fellner u. Heinrich Kretschmayr, Die österreichische Zentralverwaltung, Abt. I. Bd. 2. Ak­ tenstücke 1491-1681 (Wien 1907), Nr. 4, S. 6 ff. 208 RTA, MR, Bd. V, 1, 1, Nr. 40, S. 139 f, auch in: RI, XIV, 1, Nr. 3306, S. 413. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 138

209 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 916, S. 787. 210 Außer Hermansgrün werden Graf Hoyer von Mühlingen und Herr zu Barby sowie der Halber­ städter Propst Balthasar von Neustadt erwähnt (RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 1594, S. 1162). „Für das Fernbleiben des EB geben die Streitigkeiten im Gebiet der anhaltinischen Ff., EB Ernsts Aktivität bei der Streitschlichtung und schließlich der Gewinn einiger anhaltinischer Burgen bei dieser Gelegenheit wohl eine gewisse Erklärung“ (RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 916, S. 787, Anm. 1). 211 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 599, S. 673, u. Nr. 920, S. 789. Zu Erzbischof Sigmund vgl.Dopsch , Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 568 f. 212 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 928 ff., S. 792 ff. 213 Vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 570. 214 RTA, MR. Bd. V, 1, 2, Nr. 1592, S. 1136. 215 RTA, MR. Bd. V, 2, Nr. 1855, S. 1689 ff. 216 Ebd., Nr. 1855, S. 1692. 217 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 1592, S. 1135 ff. 218 Ebd., Nr. 1592, S. 1136. 219 Ebd., Nr. 1592, S. 1137. 220 Ebd., Nr. 1598, S. 1172 f. 221 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 1559, S. 1166 ff. 222 RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1736, S. 1332. 223 Ebd. 224 Ebd. 225 Ebd., Nr. 1736, S. 1333, u. ebd., Nr. 1744, S. 1372. 226 Herzog Heinrich betrachtete sich als einen der vier Herzoge, auf die die Mt. gewidem pt sei (ebd., Nr. 1736, S. 1332). - Zu den Quaternionen s. zuletzt Ernst Schubert, Die Quaternionen. Entstehung, Sinngehalt und Folgen einer spätmittelalterlichen Deutung der Reichsverfassung, in: ZHF 20 (1993), S. 1-63. Es ist interessant, daß Markgraf Friedrich gegen diese Regelung mit folgender Begründung nichts einzuwenden hatte: Hat sich mein gn. H, Mgf. Fridrich, gewilligt, so ine Bayrn und Sachsen obsit­ zen laßen, so gönn es ime sein Gn. ganz wol. Sollt er aber maynen, ob ime, Mgf. Fridrichen, allain zu sitzen, wer seins fugs nit, nachdem die drey heuser Bayrn und Sachsen und Brandenburg als Kff. heuser in irer Ord­ nung on mittel zu setzen gehörten und nit Vermischung zwischen in gescheen sollt (RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1744, S. 1372). — Kurfürstliches Bewußtsein hat also auch Rangverhältnisse auf der weltlichen Fürsten­ bank bestimmt. Zu diesem Sessionsstreit vgl. auch RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1733, S. 1303 f; auch in: RI, XIV, 1, Nr. 2236, S. 267. 227 RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1732, S. 1302. 228 Die Beerdigung wird außerdem erwähnt in: RTA, MR, Bd. V, 2, Nr. 1744, S. 1368. 229 RTA, MR, Bd. V, 1, 2, Nr. 1593, S. 1150. 230 RTA, MR, Bd. V, 1, 1, Nr. 361, S. 476 u. 483. 231 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 259, u. RTA, MR, Bd. VI, Nr. 53, S. 160. 232 Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 259. 233 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 41, S. 153. 234 Ebd., Nr. 98, S. 186. 235 Ebd., Nr. 99, S. 187 f 236 Ebd., Nr. 51, S. 348 u. 352. 237 Ebd., Nr. 143, S. 221, Anm. 212. 238 Ebd., Nr. 143, S. 221 f. 239 Ebd., Nr. 143, S. 222. 239a Zumindest für die Vollversammlung vom 15. Dez. 1496 kann die Session Pynnecks auf der Kurfürstenbank belegt werden, s. RTA, MR Bd. VI, Nr. 189, S. 255 f 240 Ebd., Nr. 51, S. 349. 241 Für spätere Zeit sind entsprechende Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern nachweisbar, so um das Jahr 1504; vgl. Ludolphy, Friedrich der Weise (wie Anm. 29), S. 34, u. Paul Kirn, Friedrich der Weise und die Kirche. Seine Kirchenpolitik vor und nach Luthers Hervortreten im Jahre 1517 (Hil­ desheim 1972) (Neudr. der Ausgabe Leipzig-Berlin 1926), S. 12. 242 Neben den geschilderten Auseinandersetzungen betrafen diese die Landgrafen von Hessen und Markgrafen von Baden (RTA, MR, Bd. VI, Nr. 98, S. 186). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 139

243 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 132, S. 484. 244 Noch am 27. Juni 1497 forderte er Philipp dazu auf (RTA, MR, Bd. VI, Nr. 69, S. 418). 243 Den Erbmarschällen oblag es auch auf den Reichstagen des 16. Jh., den Ständen ihre Plätze zu- zuweisen, vgl. Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 126 f. 246 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 33, S. 397. Vgl. auch die Erwähnung des Schreibens bei Moser, Teutsches Staats-Recht, 36. Theil (wie Anm. 89), S. 7 f. 247 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 33, S. 397. 248 Ebd. 249 Ebd., S. 398. 250 Die Goldene Bulle (wie Anm. 7), S. 60. 251 Ganz ohne Konflikte dieser Art ist der Reichstag allerdings nicht vonstatten gegangen. Rang­ streitigkeiten gab es zwischen den Herzogen Albrecht von Sachsen und Georg von Bayern, zwischen den Bischöfen von Würzburg und Worms (RTA, MR, Bd. VI, Nr. 2, S. 605 f, u. Nr. 4, S. 606) und zwi­ schen den Gesandten des Landgrafen von Hessen und des Herzogs von Württemberg, vgl. Anton Braun, Die Verhandlungen zwischen Maximilian I. und den Reichsständen auf dem Reichstag zu Freiburg i. B. 1498 (Freiburg i. B. 1898), S. 81 f. Zu einer Prozession am 21. Juni 1498 verweigerten wegen Rangpro­ blemen alle Kurfürsten und Fürsten die Teilnahme (RTA, MR, Bd. VI, Nr. 5, S. 607). - Auch in den Aufzeichnungen des Stadtschreibers von Freiburg, Jacob Mennel, dem späteren Hofhistoriographen Kö­ nig Maximilians I., wird über Konflikte anläßlich einer Prozession (hier Fronleichnam am 14. Juni 1498) berichtet, vgl. Karl Heinz Burmeister, Jacob Mennel auf dem Reichstag zu Freiburg 1498, in: Innsbrucker Historische Studien 1 (1978), S. 217. Sixt Sommer, Von des Heil. Reichs (wie Anm. 98), S. 176, teilt darüber hinaus mit, daß sich auf dem Reichs-Tag zu Freyburg zwischen denen Churfursten und fürsten eine große Irrung zugetragen, und durch Kayser Maximilian weyland Hrn. Wilhelm Marschalln be­ fohlen worden, der Fürsten und gemeine Stände Banck nicht über sechs Zoll niederer denn der Churfursten zu richten. 252 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 1, S. 499. 253 RTA, MR, Bd. VI, Nr. 119, S. 744. 254 Zum Liber privilegiorum vgl. Walter Möllenberg, Der Liber privilegiorum s. Mauricii Magde- burgensis, in: Kritische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters. FS. f. Robert Holtzmann zum 60. Ge­ burtstag (Berlin 1933) (= Historische Studien, Bd. 238), S. 93- 102, u. Wentz/Schwineköper, Das Erzbis­ tum Magdeburg, Bd. I, 1 (wie Anm. 206), S. 57 f. 255 Papsturkunden 896-1064, 3 Bde., bearb. v. Harald Zimmermann (Wien 1984-1989) (= Veröf- fentl. d. Histor. Komm., Bd. III—V) (im folgenden: Zimmermann, Papsturkunden), hier Bd. I, Nr. 191, S. 376 ff; UBEM, Bd. I, Nr. 63, S. 90 ff, u. RI, II, 5, Nr. 451, S. 179. 256 Verwendet wird die Ed. Zimmermanns, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. I, Nr. 191, S. 376, der in spitze Klammern setzte, „was sich nur in der längeren Fassung findet“. 257 Zur unklaren Übersetzung von lisinis vgl. Carl Gerold Fürst, Cardinalis. Prologomena zu einer Rechtsgeschichte des Römischen Kardinalskollegiums (München 1967), S. 148; Hermann Jakobs, Eu­ gen III. und die Anfänge europäischer Stadtsiegel, nebst Anmerkungen zum Bande IV der Germania Pontificia (Köln-Wien 1980) (= Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia, Bd. VII), S. 43, u. Mogens Rathsack, Die Fuldaer Fälschungen. Eine Rechtshistorische Analyse der päpstlichen Privilegien des Klosters Fulda von 751 bis ca. 1158, 2 Bde. (Stuttgart 1989) (= Päpste und Papsttum, Bd. 24) (dän. Orig.: Fuldaforfalskningerne. En retshistorisk analyse af klostret Fuldas pavelige privilégier 751-ca. 1158 [Kopenhagen 1980]), hier Bd. I, S. 267, Anm. 143. 258 Super hec vero eisdempresbiteris et abbatibus ecclesie sancti Johannis Baptiste in suburbio eiusdem ci­ vitatis constructe tunicis uti concedimus, quibus exceptis et episcopis super altare in honore beati Mauricii dé­ die atum missam celebrare aliquis nullo modo présumât. (Zimmermann, Papsturkunden [wie Anm. 255], Bd. I, Nr. 191, S. 377). Zur Interpretation der Formulierung vgl. das Regest in: RI, II, 5, Nr. 451, S. 179, sowie Thomas Zotz, Pallium et alia quaedam archiepiscopatus insignia. Zum Beziehungsgefüge und zu Rangfragen der Reichskirchen im Spiegel der päpstlichen Privilegierung des 10. und 11. Jahr­ hunderts, in: FS. Berent Schwineköper. Zu seinem 70. Geburtstag, hg. v. Helmut Maurer u. Hans Patze (Sigmaringen 1982), S. 167: Zotz hielt die Aussage über die episcopi für ein Fälschungsindiz und meinte, sie sei dem Privileg für das Marienstift Aachen von 997 entlehnt. 259 Rathsack, Die Fuldaer Fälschungen, Bd. I (wie Anm. 257), S. 253 ff 260 Zu diesem Komplex gehören nach Rathsack neben den beiden Fassungen von RI, II, 5, Nr. 451, auch die Urkunden RI, II, 5, Nr. 738, 600, und wahrscheinlich auch 418. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 140

261 Vgl. Rathsack, Die Fuldaer Fälschungen, Bd. I (wie Anm. 257), S. 275 £ 262 Ebd., S. 259 f. u. 272. 263 Ebd., S. 260 u. 272. 264 Ebd., S. 271. 265 Vgl. Helmut Beumann, Die Bedeutung Lotharingiens für die ottonische Missionspolitik im Osten, in: RhVjBll 33 (1969), S. 43. Wiederabdruck in: ders., Wissenschaft vom Mittelalter. Ausge­ wählte Aufsätze (Köln-Wien 1972), hier S. 406. 266 Vgl. ebd., S. 28 ff. Zum Mainzer Vikariat vgl. ebd., S. 23 ff, u. Ernst Klebel, Das apostolische Vikariat der Erzbischöfe von Mainz, in: Aschaffenburger Jb. f. Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 3 (1956), S. 63-70. 267 Beumann, Die Bedeutung Lotharingiens (wie Anm. 265), S. 43, ging bei seinen Ausführungen davon aus, daß der Germania-Begriff im Magdeburger Primatsprivileg auf der Definition bei Einhard beruhe, nach der das Gebiet bis zur Weichsel zur Germania gehörte. Gegen diese Auffassung klingen Be­ denken bei Dietrich Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, Teil 1 (Köln-Wien 1972) (= Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 67), S. 196 f. an, der ansonsten Beumann folgt. - Rathsack, Die Fuldaer Fälschungen, Bd. I (wie Anm. 257), S. 260 £, meinte, die These Beumanns sti „falsch“ und Einhards Definition für das 10. Jh. anachronistisch. 268 Vgl. Fürst, Cardinalis (wie Anm. 257), S. 147. - Weitere Bedenken brachte Fürst gegen die Ver­ wendung des nach seiner Auffassung latinisierten althochdeutschen Begriffs lisinae in der päpstlichen Urkunde, die Tunika-Bestimmung für den Abt des Klosters Berge sowie die Überlieferung in zwei Fas­ sungen vor (ebd., S. 148 £). 269 Beumann, Die Bedeutung Lotharingiens (wie Anm. 265), S. 43. 270 Ebd. 271 Ebd., S<-44 £ 272 Vgl. Michael F La Plante, A Deperditum for Mainz in 962?, in: AfD 25 (1979), S. 21-36; vgl. auch die Bedenken bei Egon Boshof, Das Erzstift Trier und seine Stellung zu Königtum und Papsttum im ausgehenden 10. Jahrhundert. Der Pontifikat des Theoderich (Köln-Wien 1972) (= Studien und Vorar­ beiten zur Germania Pontificia, Bd. IV), S. 69, u. Heinz Thomas, Erzbischof Siegfried I. von Mainz und die Tradition seiner Kirche. Ein Beitrag zur Wahl Rudolfs von Rheinfelden, in: DA 26 (1970), S. 375 ff. 273 Helmut Beumann, Die Ottonen (Stuttgart-Berlin-Köln, 1991), S. 91 £ u. 205. 274 Beumann, Die Bedeutung Lotharingiens (wie Anm. 265), S. 40. 275 Vgl. Beumann, Die Ottonen (wie Anm. 273), S. 204 £, u. ders., Entschädigungen von Halber- stadt und Mainz bei der Gründung des Erzbistums Magdeburg, in: Ex ipsis rerum documentis (wie Anm. 26), S. 383-398. - Zum Widerstand gegen die Gründung des Erzbistums Magdeburg vgl. auch Odilo Engels, Die Gründung der Kirchenprovinz Magdeburg und die Ravennater „Synode“ von 968, in: AHC 7 (1975), S. 136-158. 276 Vgl. den Hinweis Beumanns auf unveröffentlichte Arbeiten: Die Ottonen (wie Anm. 273), S. 206 £ - Aus den mit Magdeburger Fragen befaßten Studien des Autors vgl. ders., Laurentius und Mauritius. Zu den missionsgeschichtlichen Folgen des Ungarnsieges Ottos des Großen, in: FS. £ Walter Schlesinger. Bd. II, hg. v. dems. (Köln-Wien 1974), S. 238-275, u. ders., Das Kaisertum Ottos des Gro­ ßen. Ein Rückblick nach tausend Jahren, in: HZ 195 (1962), S. 529-573; Wiederabdr. in: ders., Wis­ senschaft vom Mittelalter (wie Anm. 265), S. 411-458. 277 Vgl.Zotz, Pallium (wie Anm. 258), S. 166 £ 278 Vgl.Egon Boshof, Köln, Mainz, Trier - Die Auseinandersetzung um die Spitzenstellung im deut­ schen Episkopat in ottonisch-salischer Zeit, in: Jb. des Kölner Geschichtsvereins 49 (1978), S. 29, u. ders., Das Erzstift Trier (wie Anm. 272), S. 71. 279 Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 243 £, meinte, bei der kürzeren Fassung würde es sich um die Interpolation einer die Gleichstellung mit Köln, Mainz und Trier bestimmenden Urkunde aus der Zeit Erzbischofs Giselhers und bei der längeren Fassung um eine Erweiterung der Bestimmungen unter Erzbischof Norbert von Magdeburg handeln. 280 Vgl. Karl Uhlirz, Geschichte des Erzbistums Magdeburg unter den Kaisern aus sächsischem Hause (Magdeburg 1887), S. 155 ff. 281 Zimmermann, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. I, Nr. 270, S. 531, u. RI, II, 5, Nr. 600, S. 242. 282 Vgl. Paul Kehr, Das Erzbistum Magdeburg und die erste Organisation der christlichen Kirche in Polen (= Abhandl. d. Preußischen Akad. d. Wiss. zu Berlin, H. 1, 1920), S. 18 ff. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 141

283 Vgl. Eugen Ewig, Kaiserliche und apostolische Tradition im mittelalterlichen Trier, in: Trierer Zs. f. Geschichte u. Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete, hg. v. Rheinischen Landesmu­ seum Trier 24/26 (1936/38), S. 177 f. 284 Walter Schlesinger, Zur Geschichte der Magdeburger Königspfalz, in: BDLG 104 (1968), S. 25 f; Wiederabdr. in: Beiträge zur Geschichte des Erzbistums Magdeburg, hg. v. Franz Schräder (Leipzig 1968) (= Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte, Bd. 11), S. 33 f. - Auch Be­ reut Schwineköper, Aus der Geschichte des Magdeburger Domkapitels, in: Beiträge zur Geschichte des Erzbistums Magdeburg (wie oben), S. 96, ließ offen, ob es sich bei dem Privileg von 968 um eine Fäl­ schung oder eine echte Urkunde handelt. Die außerordentliche Ausstattung der Magdeburger Kirche mit Kardinälen veranlaßte ihn zu der Vermutung, daß „in Magdeburg ein anderes Rom gegründet wer­ den sollte“. - Die Schlüsselstellung Magdeburgs in der ottonischen Politik, insbesondere für die Neu­ ordnung der kirchlichen Verhältnisse, hat Wolfgang Ulmann, Magdeburg, das Konstantinopel des Nor­ dens. Aspekte von Kaiser- und Papstpolitik bei der Gründung des Magdeburger Erzbistums 968, in: JbGMOD 21 (1972), S. 1-44, betont. 285 Zimmermann, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. I, Nr. 177, S. 348; RI, II, 5, Nr. 418, S. 165, u. UBEM, Bd. I, Nr. 52, S. 74. 286 Jakobs, Eugen III. (wie Anm. 257), S. 41 f. 287 Vgl. ebd., S. 39 ff. Als Erklärung für das Auftreten der ungewöhnlichen Zahl von XII Kardinal­ presbytern in der Magdeburger Urkunde nahm auch Hans-Walter Klewitz, Die Entstehung des Kardi­ nalkollegiums, in: ZRG KA 25 (1936), S. 115-221, hier S. 153 u. 158; wieder in: ders., Reform­ papsttum und Kardinalkolleg (Darmstadt 1957), S. 9-134, einen möglichen „Lesefehler des Kopisten“ an, der die Abschrift im Liber privilegiorum s. Mauricii angefertigt habe. Denkbar wäre, daß in der Aus­ fertigung VII statt XII stand. Die Zahl von sieben Kardinalpresbytern entspräche der sich offenbar im 10. Jh. nach „Gesichtspunkten der gottesdienstlichen Ordnung“ (Hebdomardardienst) durchsetzenden Siebenzahl der Kardinalpresbyter an den römischen Hauptkirchen. 288 Diese Auffassung vertrat Ernst-Dieter Hehl, Iuxta canones et instituta sanctorum patrum. Zum Mainzer Einfluß auf Synoden des 10. Jahrhunderts, in: Papsttum, Kirche und Recht im Mittelalter. FS. f. Horst Fuhrmann zum 65. Geburtstag, hg. v. HubertMordek (Tübingen 1991), S. 118, Anm. 5. - Zu den Abhängigkeiten und Bedingungen päpstlicher Politik vor der ,Wende“ des 11. Jh. vgl. Gerd Tellen­ bach, Zur Geschichte der Päpste im 10. und früheren 11. Jahrhundert, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft (wie Anm. 2), S. 165-177. - Fuhrmann, Einfluß und Verbreitung, Bd. II (wie Anm. 106), S. 318 u. 392 ff, u. ders., Konstantinische Schenkung und abendländisches Kaisertum, in: DA 22 (1966), S. 168 ff, hat den Einfluß pseudoisidorischer Formulierungen auf päpstliche Urkunden der Ot- tonenzeit untersucht und unter anderem auf die pseudoisidorische Wurzel der Bestimmung, Magde­ burg solle cum primisprima et cum antiquis antiqua sein, hingewiesen. Die Gründung des Erzbistums er­ scheint so als Wiederbegründung im Sinn der Reorganisation der Kirche im Zustand apostolischer und nachapostolischer Zeit. Nach Pseudoisidor hatten nur Kirchen Anrecht auf die Stellung als Metropoli­ tan- oder Primatialkirche, die auf eine primatiale Vergangenheit in heidnischer Zeit verweisen konnten. Bei der Gründung Magdeburgs könnte dieser Gedanke eine Rolle gespielt haben. - Die Feststellung Pseudoisidors, daß auch Kirchen zu Primatialsitzen erhoben werden könnten, „wenn eine neue ,gens‘ zum christlichen Glauben bekehrt werde und die Zahl der Bischöfe die Errichtung einer Primatial- instanz nötig mache“, hat 968 offenbar keine Bedeutung gewonnen, obwohl die Funktion Magdeburgs als Missionskirche dazu Anlaß hätte geben können; vgl. Fuhrmann, Studien zur Geschichte (wie Anm. 106), S. 35. Gegen Fuhrmann meinte Rathsack, daß pseudoisidorische Zitate zwischen 899 und 997 le­ diglich im Zusammenhang mit der Synode von Pavia 997 und der Argumentation gegen die Absetzung des Reimser Bischofs Arnulf faßbar werden. Die von Fuhrmann angeführten Urkunden, einschließlich des Trierer Primatsprivilegs von 969 und die nachfolgenden Bestätigungen, galten Rathsack, Die Fuldaer Fälschungen, Bd. II (wie Anm. 257), S. 591 ff, als Fälschungen. - Abgesehen von der Frage, ob und wie sich der Primat Pseudoisidors in Privilegien für die Reichskirche niederschlug, kann an Fuhrmanns Kus- sage festgehalten werden, daß für das 10. Jh. „das Fehlen des festen Typs eines Primas“ „charakteristisch“ ist: Studien zur Geschichte, Teil III (wie Anm. 106), S. 176. Eine rechtlich widerspruchslose Vergabe von Primatsprivilegien durch die Päpste kann auch daher bei der Beurteilung der Echtheit der Urkun­ den nicht vorausgesetzt werden. 289 Vgl. dazu oben Anm. 106. 290 Vgl. Gesta Archiepiscoporum Magdeburgensium, in: MGH, SS, XIV, S. 381. 291 Vgl. Annales Magdeburgenses, in: MGH, SS, XVI, S. 151. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 142

292 Zum päpstlichen Gesandtschaftswesen allgemein sowie zu den legati nati im besonderen vgl. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts, Bd. I (wie Anm. 106), S. 498 ff; Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1 (wie Anm. 106), S. 231, 327 f. u. 364; Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts (wie Anm. 106), Bd. I, S. 323 ff, u. Bd. III, S. 179 ff; Erwin Gatz, Art. „Gesandtschaftswesen“, in: TRE, Bd. XII (Berlin-New York 1984), S. 340-547; KarlRuess, Die rechtliche Stellung der päpstlichen Legaten bis Bonifaz VIII. (Paderborn 1912) (= Görres-Gesellschaft, Sektion für Rechts- und Sozialwis­ senschaft, H. 13); Franz Wasner, Legatus a latere: Addenda Varia, in: Traditio XVI (I960), S. 405-416; Knut Walf, Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschaftswesens in dem Zeitabschnitt zwischen De- kretalenrecht und Wiener Kongreß (1159-1815) (München 1966) (= Münchner Theologische Stu­ dien, III. Kanonistische Abt., Bd. 24); zu Walf die Rezensionen von Heribert Raab, in: HJb. 89 (1969), S. 409-419, u. PaulMikat, in: ZRG, KA 56 (1970), S. 454-470;Jan S. Robinson, The Papacy 1073- 1198. Continuity and Innovation (Cambridge 1993), S. 146-178, bes. S. 147 ff, u.Erich Meuthen, Die deutsche Legationsreise des Nikolaus von Kues 1451/1452, in: Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik-Bildung-Naturkunde-Theologie, hg. v. Hartmut Boock- mann u. a. (= Abhandl. d. Akad. d. Wiss. in Göttingen, Phil.-hist. Kl., Dritte Folge, Nr. 179) (Göttin­ gen 1989), S. 421-499, mit der S. 422 Anm. 7 gen. Lit. - Grundlegend zum Legatenrang der Salzbur­ ger Erzbischöfe: Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 265 ff 293 Zimmermann, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. I, Nr. 224, S. 441 f; RI, II, 5, Nr. 551, S. 207, u. SUB, Bd. II, Nr. 54, 99 f 294 Vgl. Albert Brackmann, Die Kurie und die Salzburger Kirchenprovinz (Berlin 1912) (= Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia, Bd. I), S. 93 ff; Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 267 f, u. Karl Friedrich Hermann, Kirchliches Leben, in: Geschichte Salzburgs (wie Anm. 89), Bd. 1/2, S. 993. 295 Vgl. Heinrich Fichtenau, Zu den Urkundenfälschungen Pilgrims von Passau, in: ders., Beiträge zur Mediävistik. Ausgewählte Aufsätze, Bd. 2 (Stuttgart 1977), S. 157-179. 296 Vgl. Winfried Stelzer, Gelehrtes Recht in Österreich. Von den Anfängen bis zum frühen 14. Jahr­ hundert (Wien-Köln-Graz 1982) (= MIÖG, Erg. Bd. XXVI), S. 62. - Auf die Beziehung zum Decre- tum Gratiani hatten schon Hauthaler/Martin hingewiesen: vgl. SUB II, S. 754. Es handelt sich um D. 21, c. 2, in: Corpus Iuris Canonici, Bd. I (wie Anm. 201), Sp. 69 f; übern, aus Pseudoisidor, Episto­ la Anacleti, in: Decretales Pseudo-Isidorianae (wie Anm. 202), S. 79. Ob die Verwendung v. Pseudoisi­ dor in d. zweiten Hälfte des 10. Jh. in Salzburg Parallelen findet, müßte gesondert untersucht werden. Vgl. aber auch die Interpretation d. Urkunde bei Friedrich Kempf, Primatiale und episkopal-synodale Struktur der Kirche vor der Gregorianischen Reform, in: AHP 16 (1978), S. 27-66, hier S. 55 ff 297 Zimmermann, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. II, Nr. 566, S. 1073, u. SUB II, Nr. 74, S. 130 f. 298 Ebd. 299 Vgl.Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 266 f. 300 Gegen die Datierung der Fälschung in die Regierungszeit Erzbischof Friedrichs und für ihre Ausfertigung „in der Mitte oder in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“ brachte auch Wilhelm Er­ ben, Untersuchungen zur Geschichte des Erzbischofs Gebhard, in: MGSL 53 (1913), S. 23 ff, wichtige Argumente vor. 301 Vgl. Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 268 f. 302 SUB II, Nr. 367, S. 515, u. GP, Bd. I, Nr. 95, S. 30. 303 Ebd. 304 Ebd. Zu den Legaten Papst Alexanders III. für Deutschland vgl. Werner Ohnsorge, Päpstliche und gegenpäpstliche Legaten in Deutschland und Skandinavien (Berlin 1929) (= Historische Studien, Bd. 188), S. 38 ff. 305 Vgl. dazu zuletztBernhard Töpfer, Kaiser Friedrich I. Barbarossa und der deutsche Reichsepisko­ pat, in: Friedrich Barbarossa. Handlungsräume und Wirkungsweisen des staufischen Kaisers, hg. v. AlfredHaverkamp (Sigmaringen 1992) (= VuF, Bd. XL), S. 392 u. 395. 306 Vgl. Heinz Dopsch, Die Äußere Entwicklung, in: Geschichte Salzburgs (wie Anm. 89), Bd. 1/1, S. 295 ff 307 SUB II, Nr. 419, S. 578 f. 308 Vgl. Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 270. 309 Nach Ruess, Die rechtliche Stellung (wie Anm. 292), S. 114, wurde der Begriff „legatus natus“ zuerst von Hostiensis (vor 1200-1270) verwendet. Guilielmus Durandus, Speculum iuris (Frankfurt © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 143

1668), S. 30, definierte die „legati nati“ folgendermaßen: Nati sive electi sunt, qui nec emanant, nec eis specialiter committitur, sed officium hoc est sue dignitati annexum. Vgl. Walf Die Entwicklung des päpst­ lichen Gesandtschaftswesens (wie Anm. 292), S. 6 f. u. 34. — Wahrscheinlich unter dem Einfluß des ge­ schriebenen Rechts hat die Bezeichnung Eingang in die Kanzleisprache gefunden, vgl. die Beispiele bei Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts, Bd. I (wie Anm. 106), S. 614, 623 u. 630. Die Salz­ burger Erzbischöfe führten den Titel apostolice sedis legatus, der auf ihre Würde als legati nati verwies. 310 SUB II, Nr. 420, S. 380 f. 311 Vgl. Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 271. 312 In dem Schreiben Papst Alexanders III. an die Bischöfe und Prälaten der Salzburger Kirchenpro­ vinz heißt es, Konrad habe die Legation inprovincia vestra etprius in aliis (SUB II, Nr. 420, S. 380) in­ negehabt. - Quellenbelege für die Legation Konrads in Deutschland vgl. bei Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 270, Anm. 44. 313 Unter „Noricum“ wurde hier offensichtlich das Gebiet der Salzburger Kirchenprovinz verstan­ den. Zum „Noricum“-Begriff vgl. ebd. u. Ernst Klebel, Das Fortleben des Namens „Noricum“ im Mit­ telalter, in: Carinthia I 146 (1956), S. 481-492; Zöllner, Der Österreichbegriff (wie Anm. 20), S. 20 ff., sowie ders., Vom bayerischen Ostergau zum Land Österreich. Überlegungen zur Vor- und Frühge­ schichte des österreichischen Landesnamens und ihrem Nachleben in Zeugnissen des Hochmittelalters, in: Ex ipsis rerum documentis (wie Anm. 26), S. 32 f. 314 Vgl. Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 271. 315 Die Lit. (s. Anm. 292) gibt dazu keine befriedigende Auskunft. Vgl. auch unten S. 64 f. 316 Vgl. etwa die von Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 272 f., erwähnte Mög­ lichkeit, der Tätigkeit weiterer päpstlicher Legaten im Erzbistum Salzburg entgegenzuwirken. Die Epi­ sode, bei der Erzbischof Adalbert III. als päpstlicher Legat dem exkommunizierten Herzog Leopold V. die Absolution erteilte, als dieser im Sterben lag (1194/95), führt die Inanspruchnahme der Legaten­ würde vor Augen. - Die Hoheit der Salzburger Erzbischöfe über das Eigenbistum Gurk dürfte dagegen kaum mit ihrem Rang als Legati nati in Verbindung zu bringen sein, wie Walf, Die Entwicklung (wie Anm. 292), S. 32, Anm. 163 irrtümlich meinte. - Zur Einrichtung des Eigenbistums Gurk durch Erz­ bischof Gebhard im Jahr 1072 vgl. Dopsch, Die Äußere Entwicklung (wie Anm. 306), S. 236 f.; ders., Salzburg und der Südosten, in: Südostdeutsches Archiv 21 (1978), S. 5-35, u. ders., Friedrich III. (wie Anm. 34), S. 45-88. 317 Durandus, Speculum iuris (wie Anm. 309), S. 28. Weitere Beispiele bei Robert C. Figueira, : the Pope’s According to Thirteens-Century Canon Law, in: Studi Medievali, Ser. III, 27 (1986), S. 527-574. 318 Zur politischen Situation vgl. Ernst Walter Zeeden, Deutschland von der Mitte des 15. Jahrhun­ derts bis zum Westfälischen Frieden (1648), in: Hb. d. Europäischen Geschichte, hg. v. Theodor Schie­ den Bd. 3 (Stuttgart 1971), S. 479 ff., u.Heinrich Lutz, Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung. Von Maximilian I. bis zum Westfälischen Frieden 1490 bis 1648 (Berlin 1983) (= Propy­ läen Geschichte Deutschlands, Bd. IV), S. 157 ff. 319 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 364; Lngeborg Friedhuber, König Maximilian L, die Erbländer, das Reich und Europa im Jahre 1500. Diss. (masch.) (Graz 1963), S. 17. 320 Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg, Bd. IV u. V, in: Die Chroniken der deut­ schen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. XXIII u. XXV (Leipzig 1894/96), hier Bd. IV, S. 73; im folgenden zit. als Augsburger Chronik, Bd. IV od. V. — Bereits am 25. Februar 1500 hatte sich der König an die anläßlich der Hochzeit des Wettiners Johann mit der Tochter Herzog Magnus’ von Meck­ lenburg, Sophie, in Torgau versammelten Fürsten — unter ihnen auch Erzbischof Ernst von Magdeburg, der die Vermählung vornahm - gewandt, die Gefahr für das Reich durch den französischen König ge­ schildert ( Nemlich das der Babst dem ko. zu Francke zu der keyserlichen krön so er ym e zugesaget had vor- helffen [. . .].) und sie gebeten, nach den Feierlichkeiten nach Bamberg zu kommen, wo er mit ihnen Zu­ sammentreffen wolle. In Augsburg sei nur eine kleine Zahl Stände anwesend und die Verhandlungen würden sich dort angesichts der Gefahr zu sehr in die Länge ziehen (LHM, Rep. A 1, Nr. 269). Zur Hochzeit von 1500 vgl. Klein, Politik und Verfassung (wie Änm. 200), S. 182. 321 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 379. 322 Clemens Sender, Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 73, bezeichnet den Wettiner bei der Aufzählung der Reichstagsteilnehmer als ertzbischojfundprimas zu Maydenburg. 323 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 367 u. 377; Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 22 u. 30. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 144

323a Vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 37 u. 39. 324 Vgl. ebd., S. 51-79; Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 372 £; Angermei­ er, Die Reichsreform (wie Anm. 26), S. 193 £ - Als Beispiele für verfassungsgeschichtliche Beurteilun­ gen des Reichsregiments seien hier angeführt: Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 381, dem „das Königtum . . . zu völliger Macht- und Bedeutungslosigkeit verurteilt“ schien; Anger­ meier, Die Reichsreform (wie Anm. 26), S. 194, der auf die unangetastete Lehnshoheit des Königs hin­ wies und in der „Frage nach dem Regiment. . . eine Frage der Auslegung und nicht der Existenz“ sah. Vgl. des weiteren ders., Begriff und Inhalt der Reichsreform, in: ZRG GA 75 (1958), S. 181-205; ders., Das Reichsregiment in der deutschen Geschichte, in: Das Wappenbuch des Reichsherolds Caspar Sturm, bearb. v. Jürgen Arndt (Neustadt a. d. Aisch 1984) (= Wappenbücher des Mittelalters, Bd. I), S. 43-49, u. Wolf Römisch, Das Reichsregiment. Eine verfassungsgeschichtliche Studie. Diss. (masch.) (München 1970). 325 Einer der Kurfürsten sollte jeweils ein Vierteljahr persönlich anwesend sein. 326 Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 51 ff 327 Ebd., S. 48. 328 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 84. 329 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 368. 330 Ebd., S. 368 u. 520, Anm. 1. 331 Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 39. 332 Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 73 ff. 333 Ebd., S. 82. 334 Gemäß der Goldenen Bulle (wie Anm. 7), S. 78: dux Saxonie imperialem seu regalem ensem defe- rens imperatorem seu regem immediate precedat. 335 Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 83. 336 Ebd., S. 86. 337 Ebd., S. 88. 338 Gemäß der Goldenen Bulle (wie Anm. 7), S. 78: comes veropalatinuspomum imperialeportans a latere dextro et [. . .] marchio Brandemburgensis sceptrum deferens a sinistro latere ipsius ducis Saxonie linea- riter gradiantur. - Herzog Georg von Bayern konnte hier den Pfalzgrafen offenbar als Mitglied des Hau­ ses Wittelsbach vertreten. 339 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 85. 340 Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 521, Anm. 7. 341 SLA, GA IV, 1, fol. 71r-10 9 v. 342 Ebd., fol. 108r. Die Ausführungen beziehen sich demnach auf keine Sitzung in der Fürstenkurie, sondern entweder auf eine aller Stände oder eine der Kurfürsten und Fürsten. 343 SLA, GA IV, l,fol. 94v. 344 Ebd., fol. 138. - Es ist nicht zu sagen, wie zuverlässig die Mitteilung des Administrators Ernst ist. Die Feststellung in dem angeblichen Auszug aus einem Protokoll der Reichstagsverhandlungen, daß österr. Räten erst 1500 der Zugang zur Fürstenversammlung gewährt wurde, bildete eines seiner Haupt­ argumente gegen den Vorrang der Erzherzoge. Die Beteiligung österr. Gesandter an den Beratungen der Fürsten ist jedenfalls schon für frühere Tage belegbar. 345 SLA, GA IV, I, fol. 138r. 346 Vgl. Schlaich, Die Mehrheitsabstimmung (wie Anm. 60), S. 307. 347 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 90. 348 HHStA, AUR, 1500 Juli 28. 349 Die gleichlautende Formulierung in den erwähnten Darlegungen des Administrators Ernst geht auf die Urkunde Maximilians zurück. Sie wird von Ernst zitiert und war seinem Schreiben als Kopie beigefügt, vgl. SLA, GA IV, 1, fol. I44r. 350 Vgl. oben Anm. 64. 351 Hermann Wiesflecker, Maximilians I. Pläne für ein Kurfürstentum Tirol, in: Tiroler Heimat 29/ 30 (1965/66), S. 251. Der Text der Urkunde ist ebd. vollständig ediert. 352 Ebd., S. 246. 353 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 63. 354 Ebd., S. 90. 355 Ebd., S. 63. 356 Ebd., S. 90 f. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 145

357 Wie schon erwähnt, kamen Friedrich und Ernst gemeinsam in Augsburg an. Auf dem Weg dort­ hin machten sie Station in Nürnberg und sungen zu den pridigern ein salve, zu sant Lorentzen ein vesper, an sant Walpurgen ob ent zu unser lieben frawen ein salve: Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürn­ berg. Bd. V, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert. Bd. XI (Leipzig 1874), S. 616 f. (im folgenden zit.: Nürnberger Chronik). Sie verließen gemeinsam Augburg (Augsbur­ ger Chronik [wie Anm. 320], Bd. IV, S. 93), zogen wieder über Nürnberg (Nürnberger Chronik, S. 622) und erschienen dort auch zusammen zum Reichsregiment (Nürnberger Chronik, S. 624). Die Verwandtschaft Emsts mit einem Kurfürsten wurde auf diese Weise in aller Öffentlichkeit bekundet. Gleichzeitig repräsentierten die Brüder die Würde des Hauses Wettin, insbesondere der Ernestiner. 358 Spätere Quellen teilen mit, daß Erzbischof Ernst von Magdeburg 1500 den Vorsitz vor Öster­ reich gehabt habe, so z. B. das oben erwähnte Schreiben des Salzburger Administrators Ernst von Bayern (SLA, GA IV, 1, fol. 95v). 359 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 63. 360 Ebd., S. 90. 361 Vgl. Hartmut Boockmann, Geschäfte und Geschäftigkeit auf dem Reichstag im späten Mittel- alter, in: HZ 246 (1988), S. 297-325. 362 Sommer, Von des Heil. Reichs (wie Anm. 98), S. 183 f. 363 In dem von Administrator Ernst von Salzburg zit. Protokoll vom Augsburger Reichstag wird der österr. Rat als kayi mayt. rath bezeichnet (SLA, GA IV, 1, fol. 138r). 364 Zu Paul von Liechtenstein vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. V, S. 248 ff. 365 Vgl. ebd., S. 184, u. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. I, S. 382 ff. 366 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 85. 367 In diesem Zusammenhang ist die Feststellung Angermeiers, Die Reichsreform (wie Anm. 26), S. 194 ff., zu erwähnen, daß die Stellung des Königs als Lehnsherr und Legitimitätsstifter des Reichs durch das Reichsregiment nicht beeinträchtigt wurde. Seine letzte Entscheidungsgewalt in Präzedenz­ streitigkeiten kann als Ausdruck dieser, den Reichsfürsten nach wie vor übergeordneten Position Maxi­ milians interpretiert werden. Das Reichsregiment sollte zwar an der Urteilsfindung beteiligt werden, hatte aber nicht die Befugnis, Entscheidungen zu fällen. 368 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. L. 369 Dies teilte der Mainzer Erzbischof dem bayerischen Herzog Albrecht mit Brief vom 15. Oktober 1500 mit, vgl. Alfred Schröcker, unio atque concordia. Reichspolitik Bertholds von Henneberg 1484 bis 1504. Diss. (masch.) (Würzburg 1970), S. 305. 370 Vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 83. 371 Vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 305. 372 Vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 85 u. 200. 373 Vgl. Nürnberger Chronik (wie Anm. 357), Bd. V, S. 624. 374 Vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 83. 375 Abschriftl. Überlieferung im LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 130r-13 0 v. Offenbar handelt es sich hier um das Schreiben, auf das sich Maximilian in dem Brief vom 9. Oktober 1500 bezog. 376 Zu den Rechtsbegriffen „gütlich“ und „rechtlich“ vgl. Deutsches Rechtswörterbuch (= Wörter­ buch der älteren deutschen Rechtssprache), Bd. 1 ff. (Weimar 1912 ff), hier Bd. IV, Sp. 1338 ff. 377 Der Abschied gibt als Datum den 10. September 1500 an, vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 65, u. Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 90. 378 Vgl.Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 198. 379 Vgl. ebd., S. 48. Berthold von Mainz verließ Nürnberg am 7. September 1500, vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 304. Der Abschied wird spätestens zu diesem Zeitpunkt fertig gewesen zu sein. 380 Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 49, äußerte die Vermutung, daß Maximilian den Abschied bewußt nicht besiegelt und sich auf diese Weise mit den Bestimmungen von Augsburg nicht einverstanden erklärt habe. Sein Vorgehen in der Präzedenzfrage scheint dies zu bestätigen. 381 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 43r (auch abschriftl. ebd., fol. 130v—131r). 382 Ebd., fol. 131r. 383 HHStA, Beilage zu AUR, 1530 September 12. Es handelt sich um einen Brief, den Berthold von Henneberg im Namen des Königs ( per regem) und sein Sekretär Sixtus Ölhaft in consilio imperii un­ terschrieben. Die Intitulatio nennt jedoch Maximilian, den Römischen König, als Aussteller. - Zum Kanzleibrauch unter Berthold von Henneberg vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 307 f, u. Fried­ huber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 85. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 146

384 HHStA, AUR, 1500 Oktober 12. 385 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. V-2\ 386 Abgesehen von der zeitl. nicht konkretisierbaren Mitteil. bei Sixt Sommer (vgl. oben Anm. 98). 387 Vgl. Victor von Kraus, Das Nürnberger Reichsregiment. Gründung und Verfall 1300-1302 (Innsbruck 1883), S. 214. 388 Vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 322. 389 Vgl. Nürnberger Chronik (wie Anm. 357), Bd. V, S. 633, hier auch Anm. 5, die auf Textun­ sicherheiten schließen läßt. 390 Vgl. Kraus, Das Nürnber Reichsregiment (wie Anm. 387), S. 97 ff. u. S. 130, Anm. 1; Fried­ huber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 54 £, u. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 315. 391 Es sollten alle im Reichsabschied namentlich genannten fürstlichen Regenten anwesend sein, vgl. Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 84. - Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 54, hat daraufhingewiesen, daß diese Regelung „den stark fürstlich-oligarchischen Charakter der In­ stitution“ unterstreicht. 392 Vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 315, u. Kraus, Reichsregiment (wie Anm. 387), S. 98. 393 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 91 ff. - Die Festlegung auf ein Datum vor dem 25. Juli 1501 ergibt sich, weil dieser als Stichtag für die Einzahlung von Geldern für das Regiment ge­ nannt wird. Es handelt sich offenbar um einen Beschluß des verstärkten Reichsregiments aus dem Früh­ jahr 1501. Die Bezeichnung „Regimentstag“ meint nicht den Tag im Juli/August desselben Jahres. 394 Vgl. Nürnberger Chronik (wie Anm. 357), Bd. V, S. 625. 395 Vgl. Kraus, Das Nürnberger Reichsregiment (wie Anm. 387), S. 84, 89, 98 u. 214. 396 Ebd., S. 95, u. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 314. 397 Vgl. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 307. 398 Vgl. Nürnberger Chronik (wie Anm. 357), Bd. V, S. 630. 399 Vgl.Klein, Politik und Verfassung (wie Anm. 200), S. 191; Kim, Friedrich der Weise (wie Anm. 241), S. 5, 14 u. 26, sowie Ludolphy, Friedrich der Weise (wie Anm. 29), S. 242. - Eventuell gehören auch angeblich auf dem Reichstag von 1498 getätigte Äußerungen Friedrichs des Weisen über einen neuen Erzbischof von Mainz in diesen Zusammenhang, vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 290. 400 Zum Nürnberger Regimentstag vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. III, S. 8 ff; Kraus, Das Nürnberger Reichsregiment (wie Anm. 387), S. 133 ff, u. Schröcker, unio (wie Anm. 369), S. 324 ff. 401 Kraus, Das Nürnberger Reichsregiment (wie Anm. 387), S. 135, Anm. 2. 402 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 100. Der frühere Salzburger Gesandte, Dr. Sebastian Ilsung, Unterzeichnete für Herzog Georg von Bayern. 403 Dies würdigte bereits Schubert, Die deutschen Reichstage (wie Anm. 60), S. 64. 404 Zum Teil wurden die einschlägigen Quellen bereits von Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 263 ff, für seine Studie zum Magdeburger Primat ausgewertet. Vgl. auch Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 211. 405 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 131v—132r. Die folgenden Zitate ebd. 406 ln abenennung sulcher primatie ader eins primaten Germanie. Quia papa caput fidei orthodoxe est, que fides credenda sola est, ergo tempora mutant auram, attamen imperator imperando vocabulum sumpsit (LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 132r). Offenbar wird - stark verändert - Dan. 2,21 zit.: et ipse mutat tem­ pora et aetates, transfert regna atque constituit. 407 Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 265. 408 Siehe dazu Alphons Lhotsky, Apis Colonna. Fabeln und Theorien über die Abkunft der Habsbur­ ger. Ein Exkurs zur Cronica Austrie des Thomas Ebendorfer, in: MIÖG 55 (1944), S. 171-245; Jürgen von Ungern-Sternberg, Cäsar und Nero in der Vorstellungswelt des 14. Jahrhunderts. Zu den Privilegien Herzog Rudolfs IV. von Österreich, in: Jb. f. fränkische Landesforschung 36 (1976), S. 105-115, u. zu­ letzt Jean-Marie Moeglin, Dynastisches Bewußtsein und Geschichtsschreibung. Zum Selbstverständnis der Wittelsbacher, Habsburger und Hohenzollern im Spätmittelalter, in: HZ 256 (1993), S. 593-635, bes. S. 616 ff. - Zur „dynastischen Spiritualität“ der Habsburger, die im Zusammenhang mit dem Vor­ ranganspruch des Hauses stehen dürfte, vgl. Elisabeth Koväcs, Die Heiligen und heiligen Könige der frü­ hen Habsburger (1273-1519), in: Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, poli­ tisch-soziale Zusammenhänge, hg. v. Klaus Schreiner unter Mitarb. v. Elisabeth Müller-Luckner (Mün­ chen 1992) (= Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 20), S. 93-126. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 147

409 Zu den genealogischen Angaben vgl. Europäische Stammtafeln, Neue Folge, Bd. 1, hg. v. Detlev Schwennicke (Marburg 1980), Tafel 25, 42 u. 44. 410 Vgl. oben Anm. 241. 411 SLA, GA IV, 1, fol. 88r. 412 Lhotsky, Privilegium Maius (wie Anm. 163), S. 34, meinte, mit den Bestätigungen durch Fried­ rich III. hätten „die österreichischen Freiheitsbriefe nach den immerhin nicht ganz ausdrücklichen Be­ stätigungen durch die Luxemburger zum ersten Male unbezweifelbare reichsrechtliche Gültigkeit er­ langt“. - Für das Ansehen des Maius um die Mitte des 16. Jh. ist die Kritik Administrator Ernsts auf­ schlußreich: Gegen den Salzburger Anspruch auf Vorrang bringe das Haus Österreich nit ain mehrers, als ain angemastes altes unlautters, und vorlangst gef allem, ja nie gebrauchtes privilegium vor, des vor [!] kay- ser Fridrichen dem ersten soll ausgangn sein. In dem Schreiben des Administrators sei das Privileg genug- samb und mit gueten grundt [. . .] abgelaint und widerlegt worden (SLA, GA IV, 1, fol. 108')- 413 HHStA, AUR, 1500 Oktober 12: instructio doctor Ilsung für den reichsrat von Nürnberg der Ses­ sion und ander Sachen halb, montag vor Galln, anno 1500. Das überlieferte Konzept für die Instruktion ist mit zahlreichen Anmerkungen, Durchstreichungen und Korrekturen versehen. 414 SLA, GA IV, 1. 415 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. T-2V. 416 Die Argumente werden durch kurze Inhaltsangaben und wesentliche Zitate wiedergegeben. 417 HHStA, AUR, 1500 Oktober 12. — Die folgenden Darlegungen der Instruktion beziehen sich auf die in der erwähnten Urkunde vom 12. Oktober 1500 gegebene Zusicherung des Königs, den Rang des Erzstifts nicht schmälern zu wollen. Sie wurden aber durchgestrichen und tauchen in der im Salz­ burger Archiv überlieferten Zusammenfassung der Argumente nicht mehr auf. 418 Zur geistlichen Gerichtsbarkeit der Erzbischöfe von Salzburg vgl. Johann Paarhammer, Die geist­ liche Gerichtsbarkeit, in: Geschichte Salzburgs (wie Anm. 89), Bd. 1/2, S. 1054 ff. - Zur Konkurrenz von geistlicher und weltlicher Gerichtsbarkeit vgl. Walter Heinemeyer, Die Territorien zwischen Reichs­ tradition, Staatlichkeit und politischen Interessen, in: Säkulare Aspekte der Reformationszeit (wie Anm. 22), S. 80 ff. 419 Zu diesem Vertrag vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 561. 420 Vgl. die Abschrift im SLA, GA IV, 1, fol. 134r. 421 Woljf Päpstliche Legaten auf Reichstagen (wie Anm. 124), S. 29, hat errechnet, daß „auf rund 20 von insgesamt nahezu 70 ,Reichstagen' des 15. Jahrhunderts“ päpstliche Gesandte anwesend waren. 422 Ebd., S. 27 u. 36. 423 Ebd., S. 27 u. 38 f. 424 Agostino Patrizi war jahrelang päpstlicher Zeremonienmeister und hat gemeinsam mit seinem Amtsnachfolger, Johannes Burckard, das Ceremoniale Romanum (1488) verfaßt, vgl. Franz Wasner, Fif- teenth-century texts on the ceremonial ofthe papal „legatus a latere“, in: Traditio XIV (1958), S. 296 ff; Bernhard Schimmelpfennig, Die Zeremonienbücher der römischen Kurie im Mittelalter (Tübingen 1973) (= Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Bd. XL), S. 136 ff, u. ^ ^ P ä p s t­ liche Legaten auf Reichstagen (wie Anm. 124), S. 37 f 425 Wasner, Fifteenth-centuiy texts (wie Anm. 424), S. 332. 426 Ebd., S. 333. 427 Zit. nach LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. l r-2 v. Vgl. dasselbe auch im HHStA, AUR, 1500 Ok­ tober 12. 428 Vgl. Zitat oben Anm. 246. 429 Etiam legatus natus habet iurisdictionem in tota provincia sibi decreta ita utpossit adiri per subditos suffraganeorum suorum et per viam simplicis querelae. Zit. bei Walf, Die Entwicklung des päpstlichen Ge­ sandtschaftswesens (wie Anm. 292), S. 33, Anm. 169. 430 Walf, Das päpstliche Gesandtschaftswesen (wie Anm. 292), S. 34. Vgl. Durandus, Speculum iu­ ris (wie Anm. 309), S. 30. 431 Hledikovd, Die Prager Erzbischöfe (wie Anm. 106), S. 221-256, hier S. 229 mit Anm. 25, konnte zeigen, daß die Prager Erzbischöfe unter Berufung auf ihre Rechte als Legati nati in ihrem Lega­ tionsgebiet, also auch in den Diözesen Regensburg, Bamberg und Meißen, von 1365 bis 1396 wirksam wurden. Dies läßt sich deutlich an Visitationen, Verordnungen (z. B. über die Wenzelverehrung) und Appellationsentscheidungen der Prager Metropoliten ablesen. Es ist anzumerken, daß Papst Urban V. in seiner Ernennungsbulle für den Prager Erzbischof Johann Ocko von Vlasim vom 28. Mai 1365 die Lösung der Diözese Regensburg aus der Legatengewalt des Salzburger Erzbischofs verfügte; vgl. auch © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 148

Losher, Königtum und Kirche (wie Anm. 106), S. 66 ff. - Zu Salzburg vgl. Paarhammer, Die geistliche Gerichtsbarkeit (wie Anm. 418), S. 1061, u. oben Anm. 316. 432 Proindepraesenti decreto statuimus, ut ecclesiae Romanae legati, quantumcunqueplenam legationem obtineant, sive a nobis missi fuerint sive suarum praetextu ecclesiarum legationis sibi vendicent dignitatem, ex ipsius legationis munere conferendi beneficia nullam habeantpotestatem, nisi hoc alicui specialiter duxerimus indulgendum. VI, I, 13, 1, in: Corpus Juris Canonici, Bd. 2 (wie Anm. 201), Sp. 984. Vgl. Wasner, Fif- teenth-century texts (wie Anm. 424), S. 297. 433 Durandus, Speculum iuris (wie Anm. 309), S. 30. Vgl. Wasner, Fifteenth-century texts (wie Anm. 424), S. 296. Anm. 3. 434 Vgl. die Aussage bei Durandus, Zitat oben Anm. 317. 435 Das in dem Salzburger Klagelibell angeführte Beispiel (Ausstellungsort Udine) konnte nicht nä­ her identifiziert werden. 436 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 132v. 437 Ebd., fol. 132r-13 3 v. 438 Beispiele für die Verwendung dieses Gleichnisses im Mittelalter vgl. bei Wolfgang Weber, Das Sonne-Mond-Gleichnis in der mittelalterlichen Auseinandersetzung zwischen Sacerdotium und Re- gnum, in: Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte. FS. f. Adalbert Erler, hg. v. Hans-Jürgen Becker u. a. (Aalen 1976), S. 148, Anm. 6, u. Knabe, Die gelasianische Zweigewaltentheorie (wie Anm. 2), S. 161 ff. 439 Vgl. die zahlreichen Beispiele bei Weber, Das Sonne-Mond-Gleichnis (wie Anm. 438), S. 147— 175. Siehe ebd. auch die Darstellung der biblischen und orientalisch/ägyptischen Tradition des Bildes. Vgl. des weiteren Knabe, Die gelasianische Zeigewaltentheorie (wie Anm. 2), S. 160. - Zur Verwendung der Sonnensymbolik in Arengen vgl. Heinrich Fichtenau, Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von Urkundenformeln (Graz-Köln 1957) (= MIÖG, Erg. Bd. XVIII), S. 35 f, 110 £, 171, 173 u. 193. 440 Vgl. die ausführliche Darstellung dieser Entwicklung bei Weber, Das Sonne-Mond-Gleichnis (wie Anm. 438), S. 153 ff. - Zur Verwendung der Sonne-Mond-Symbolik durch Innocenz III. vgl. Oth- mar Hageneder, Das Sonne-Mond-Gleichnis bei Innocenz III. Versuch einer teilweisen Neuinterpreta­ tion, in: MIÖG 65 (1957), S. 340-368. 441 X, I, 33, 6, § 4, in: Corpus Juris Canonici (wie Anm. 201), Bd. II, Sp. 198. 442 Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 266. 443 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 39r. 444 Ebd., fol. 38r-39v, u. abschriftl. ebd., fol. 136r-13 7 r. 445 Ebd., fol. 138r; fol. 138v, findet sich ledigl. die Bemerkung: Eyn gudtgeselle hat dis gemacht. 446 Zur Wortbedeutung fruntschajft = Verwandtschaft vgl. Deutsches Rechtswörterbuch (wie Anm. 376), Bd. III, Sp. 874 ff. 447 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 138r. 448 Ebd., fol. 3r. 449 Ebd., fol. 3r-5 v. 450 Vgl. den Exkurs: Die Ursprünge des Magdeburger Primatsanspruchs . . . 451 Vgl. zu dieser Interpretationsweise von Fälschungen die Ausführungen Horst Fuhrmanns: Von der Wahrheit der Fälscher, in: Fälschungen im Mittelalter, Bd. 1 (= Schriften der MGH, Bd. 33), S. 83- 98, bes. S. 90. 452 Brühl, Deutschland und Frankreich (wie Anm. 17), S. 153. 453 So wurde „Gallia“ auch für Lothringen verwendet; vgl. Brühl, Deutschland und Frankreich (wie Anm. 17), S. 138 f, u.MargretLugge, „Gallia“ und „“ im Mittelalter. Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen geographisch-historischer Terminologie und politischem Denken vom 6. bis 15. Jahrhundert (Bonn 1960) (= Bonner Historische Forschungen, Bd. 15), S. 99, 123 ff. u. 184. 454 Vgl. Brühl, Deutschland und Frankreich (wie Anm. 17), S. 38 £, 75, 153 u. 347. - Zur politi­ schen Verwendung des „Germania“-Begriffs bes. bei Hutten vgl. ebd., S. 38 £ Vgl. auch Lugge, „Gallia“ und „Francia“ (wie Anm. 453), S. 209. 455 Ebd., S. 210. 456 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 133r. 457 Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 249, Anm. 4. 458 Ebd., S. 251. 459 Die Verwendung des Primastitels in Reichsabschieden, die durch den Kaiser oder König besie­ gelt wurden, kann in diesem Sinn interpretiert werden. Auch bei anderer Gelegenheit verwendete die kaiserliche Kanzlei den Titel, so im Ausschreiben zum Wormser Reichstag von 1521; vgl. unten Anm. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 149

615; und in Urkunden des Jahres 1530; vgl. Urkunden Karls V. vom 12. Oktober 1530 (s. Anhang) u. 19. Oktober 1530; vgl. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst, Erzkanzler, Kardinal. 1490-1545, hg. v. Berthold Roland (Mainz 1990), S. 119. Dies entgegen Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 252, der den Primastitel erst wieder in der „dritten Bestätigung der Privilegien Magdeburgs durch Karl V.“ 1533 zu entdecken meinte. - In einem Brief, den Karl V. vor seiner Wahl zum römischen König an die Kur­ fürsten Albrecht von Mainz und Johann von Brandenburg sandte (1518 Dezember 24), wurde für Al­ brecht der Primastitel verwendet; vgl. Jakob May, Der Kurfürst, Cardinal und Erzbischof Albrecht II. von Mainz und Magdeburg, Administrator des Bisthums Halberstadt, Markgraf von Brandenburg und seine Zeit, 2 Bde. (München 1865/1873), hier Bd. 1, Beilage XXIII, S. 60 ff. 460 Vgl. Hansgeorg Loebel, Die Reformtraktate des Magdeburger Domherrn Heinrich Toke. Ein Beitrag zur Geschichte der Reichs- und Kirchenreform im 15. Jahrhundert. Diss. (masch.) (Göttingen 1949), S. 112 u. 155. Darüber hinaus zeigt die Statutenerneuerung der erzbischöflichen Kirche zu Mag­ deburg aus dem Jahr 1458 das Selbsbewußtsein des Magdeburger Domkapitels und seines Erzbischofs, einer Primatialkirche vorzustehen: die Magdeburger Kirche habe super omnes nationis illius (Germanie) ecclesias primatus gloria et honor, zit. bei Ingrid Heike Ringel, Nunquam in aliquo Studio generali seu pri- vilegatio . . . studuisti. Eine Studiendispens für Albrecht von Brandenburg, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 40. 461 Loebel, Die Reformtraktate (wie Anm. 460), S. 112. 462 Zum Wiener Konkordat von 1448 vgl. Dopsch, Friedrich III. (wie Anm. 34), S. 45-88, u. Andreas Meyer, Das Wiener Konkordat von 1448 - eine erfolgreiche Reform des Spätmittelalters, in: QFIAB 66 (1986), S. 108-152. 463 Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 264, Anm. 1; er zog weiter in Betracht, daß es sich um einen „fingierten Vertrag“ oder tatsächlich einen „sonderen Vertag“ handeln könnte. Letzter „wäre noch viel überraschender und unerhörter als Gerhards Confirmation“ (ebd). 464 Item in ecclesiis metropolitanis et cathedralibus etiam sedi immediate non subiectis et in monasteriis apostolice sedi immediate subiectis fiant electiones canonice, que ad sedem apostolicam deferantur, quas eciam ad tempus constitutum in constitucione Nicolai, que incipit ,Cupientes\ papa expectet; quo facto si non fu ­ erint presentate vel si presentate minus canonice fuerint, papa provideat; si vero canonice fuerint, papa eos confirmet; Lorenz Weinrich (Hg.), Quellen zur Verfassungsgeschichte des Römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter (1250-1500) (Darmstadt 1983) (= FS GA, A, Bd. 33), Nr. 127, S. 502. 465 RTA, Bd. XIV, Nr. 56, S. 111. - Zum Notariatsinstrument, mit dem der öffentliche Akt der Ak- zeptation der Baseler Dekrete beurkundet wurde vgl. Hürten, Die Mainzer Akzeptation von 1439 (wie Anm. 105), S. 55 ff. Das Baseler Dekret der XII. Sessio (13. Juli 1433) De electionibus et confirmationi- bus episcoporum etpraelatorum hatte lediglich bestimmt, daß Wahlen secundum iuris communis dispositio- nem zu konfirmieren seien, Decrees of the Ecumenical Councils, Vol. 1. Nicaea I to Lateran V, ed. v. Norman P Tanner (Georgetown 1990), S. 470. 466 Zum Konfirmationsrecht vgl. Andreas Meyer, Bischofswahl und päpstliche Provision nach dem Wiener Konkordat, in: Römische Quartalschrift f. christl. Altertumskde. u. Kirchengeschichte 87 (1992), S. 124-135; Paul Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts mit besonderer Rücksicht auf Deutschland, Bd. II (Graz 1959) (Neudr. der Ausg. Berlin 1869), S. 577 f.; Robert L. Benson, The Bishop-Elect. A Study in Medieval Ecclesiastical Office (Princeton 1968), bes. S. 182 ff; Kempf, Prima- tiale und episkopal-synodale Struktur (wie Anm. 296), S. 27-66, u. Martina Stratmann, Das Recht der Erzbischofsweihe im ostfränkisch-deutschen Reich vom 8. bis 13. Jahrhundert (mit einem Ausblick auf Westfranken und England), in: Papsttum, Kirche und Recht (wie Anm. 288), S. 55-77. Der Erzbischof von Hamburg-Bremen wurde 1013 durch den Magdeburger Metropoliten Gero geweiht, ohne daß Magdeburg ein besonderes Weiherecht über Hamburg-Bremen besessen hätte (ebd., S. 68). 467 Dieser Auffassung folgte Papst Zacharias, als er 750/51 bestimmte, daß der in Franken König sein solle, der die königliche Macht habe; vgl. dazu Heinrich Büttner, Aus den Anfängen des abendländi­ schen Staatsgedankens, in: Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen (Lindau-Kon­ stanz 1956) (= VuF, Bd. III), S. 155-167, u. zuletzt Rudolf Schieffer, Die Karolinger (Stuttgart-Berlin- Köln 1992), S. 59. - Als 972 Hermann Billung, derprocurator Saxoniae des seit sechs Jahren in Italien weilenden Ottos des Großen, in Magdeburg mit königlichem Zeremoniell empfangen wurde, sollte der Kaiser mit dieser Provokation offensichtlich dazu gemahnt werden, seine königliche Herrschaft in Sach­ sen, die ihm dem Titel nach zustand, auch auszuüben. Hinter der Handlungsweise Hermanns, des Magdeburger Erzbischofs Adalbert und mehrerer sächsischer Großer stand derselbe Gedanke, der Papst Zacharias dazu veranlaßt hatte, den Merowingern die Berechtigung zum Königtum abzusprechen. Mit © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 150 dem Magdeburger Adventus des faktisch in Sachsen herrschenden Hermann wurde provozierend ver­ sucht, „res und nomen im Zeremoniell wieder zu vereinigen“; Gerd Althoff, Das Bett des Königs in Magdeburg. Zu Thietmar II, 28, in: FS. Berent Schwineköper (wie Anm. 258), S. 141-153, hier S. 151. Das Argument in der Magdeburger Darlegung zeigt an der Wende vom 15. zum 16. Jh. die Le­ bendigkeit derselben Vorstellung von res und nomen. 468 Vgl. Fichtenau, Lebensordnungen (wie Anm. 2), S. 20. 469 Zimmermann, Papsturkunden (wie Anm. 255), Bd. I, Nr. 177, S. 347 ff; UBEM, Bd. I, Nr. 52, S. 73 f; RJ, II, 5, Nr. 418, S. 165; vgl. Claude, Geschichte, Teil I (wie Anm. 267), S. 113; Zotz, Pallium (wie Anm. 258), S. 158, u. Fichtenau, Lebensordnungen (wie Anm. 2), S. 20. 470 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 13r-2 0 v. 471 Insuper archiepiscopum Magadaburgensem inter cardinales episcopos nostre sedis consortium habere et per omnia archiepiscopis Treverensi, Coloniensi, Moguntiensi equalem esse permisit: Zimmermann, Papst­ urkunden (wie Anm. 255), Bd. II, Nr. 412, S. 781 ff. (vgl. ebd. die Ausführungen zu der Frage, ob es sich um eine Fälschung oder um Empfängerdiktat handelt); RI, II, 5, Nr. 738, S. 294 f; UBEM, Bd. I, Nr. 130, S. 185 f. In der Tendenz gingen die Magdeburger Bestrebungen über die in der Urkunde fest­ gelegte Gleichrangigkeit mit den linksrheinischen Erzbischöfen hinaus, vgl. Zotz, Pallium (wie Anm. 258), S. 170 f. 472 Vgl. das Kapitel „Das Gutachten des Johannes von Breitenbach“. 473 Vgl. Schimmelpfennig, Die Zeremonienbücher (wie Anm. 424). In den Quellen zum Präzedenz- streit findet sich kein Bezug zu den Bestimmungen der Zeremonienbücher hinsichtlich der Stellung der Patriarchen oder primates im Zeremoniell. Im Kapitel XLII des Codex Avignon wird festgestellt, daß, wenn ein Patriarch an einer vom Papst zelebrierten Messe teilnimmt, dieser post primum episcopum car- dinalem sitzen soll. Nehmen mehrere Patriarchen an der Messe teil, steht dem primus patriarcha dieser Platz zu (ebd., S. 241 f). Ein Zusammenhang zwischen solchen und ähnlichen Vorschriften für das Ze­ remoniell und der Behauptung des Magdeburger Vorrangs besteht nicht. Die Zeremonienbücher erken­ nen offenbar nur die Patriarchen von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem an (vgl. ebd., S. 154). Primates werden gesondert erwähnt (vgl. ebd., S. 154, 157 u. 159). Ihr zeremonieller Rang war dem der Patriarchen offensichtlich nicht gleichgestellt. - Zum Zeremoniell auf den Konzilien des 15. Jh. vgl. Leo Koep, Die Liturgie des Sessiones Generales auf dem Konstanzer Konzil, in: Das Kon­ zil von Konstanz. Beiträge zu seiner Geschichte und Theologie, hg. v. August Franzen u. WolfgangMüller (Freiburg-Basel-Wien 1964), S. 241-251; Bernhard Schimmelpfennig, Zum Zeremoniell auf den Kon­ zilien von Konstanz und Basel, in: QFLAB 49 (1969), S. 273-292. 474 Vgl. Anm. 106. 475 Vgl. Anm. 469. 476 Vgl. Anm. 78 f. 477 Vgl.Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 260. 478 Leonhard von Keutschach entstammte einem Rittergeschlecht und war Sohn eines Hofrichters, vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 570. 479 Die Bedeutung, die den juristisch Gelehrten im 15. Jh. zukam, wird von Eberhard Isenmann, Reichsrecht und Reichsverfassung in Konsilien reichsstädtischer Juristen (15.-17. Jahrundert), in: Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Roman Schnur (Berlin 1986), S. 545— 628, eindrucksvoll an Beispielen vorgeführt. 480 Die Matrikel der Universität Leipzig, hg. v. Georg Erler, 3 Bde. (Leipzig 1895-1902) (= CDS, Bd. II, 16-18), hier Bd. 1, S. 245. Als Geburtsort Breitenbachs dürfte daher das heutige Bad Köstritz in Thüringen anzunehmen sein. 481 Am 14. Sept. 1465, vgl. ebd., Bd. 2, S. 198, sowie Emil Friedberg, Die Leipziger Juristen­ fakultät. Ihre Doktoren und ihr Heim (FS. zur Feier des 500jährigen Bestehens der Universität Leipzig, Bd. 2) (Leipzig 1909), S. 115. - An der Leipziger Juristenfakultät waren für die Zulassung zum Bak­ kalaureat folgende Voraussetzungen zu erfüllen: 1. mußte man mindestens 17 Jahre alt sein und 2. we­ nigstens 18 Monate Studium hinter sich haben; vgl. Boockmann, Laurentius Blumenau (wie Anm. 108), S. 22. 482 Die Angaben der Literatur zu seinen italienischen Studien sind ungenau, vgl. Theodor Muther, Johann von Breitenbach, in: ADB, Bd. 3 (Leipzig 1876), S. 289, u. Johann Friedrich Schulte, Die Ge­ schichte der Quellen und Literatur des Canonischen Rechts, Bd. II (Graz 1956) (Neudr. der Ausg. Stuttgart 1877), S. 336. 483 Vgl. Muther, Johann von Breitenbach (wie Anm. 482), S. 289. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 151

484 Vgl. ebd., S. 289. - Zum Oberhofgericht vgl. Klein, Politik und Verfassung (wie Anm. 200), S .i6 9 f 485 Vgl. Zieschang, Die Anfänge eines landesherrlichen Kirchenregiments (wie Anm. 36), S. 143, Anm. 3. 486 Vgl. Hertel/Hülsse, Friedrich Wilhelm Hoffmanns Geschichte (wie Anm. 38), S. 271. 487 LHM, Rep. U 1, XXIX, 3b, Wolmirstedt, 1499 Mai 24. Für Erzbischof Ernst wird in der Ur­ kunde unter anderem der Titel primas in germanien verwendet. 488 Vgl. Breitenbachs Bericht an Herzog Georg von Sachsen aus dem Jahr 1502 in: Emil Friedberg, Die Universität Leipzig in Vergangenheit und Gegenwart (Leipzig 1898), S. 117-121. 489 Ausdruck dessen ist die „Festschrift“ „De Iohanne de Breitenbach iure consulto Lipsiensi disserit atque ad Panegyrin Baccalaureorum ad diem XXI. Dec. A.R.S. MDCCXLIII in Acroaterio Philoso- phorum hora in celebrandam invitat D. Christ. Gottl. Ioecher P. P. Ordinis Philosophici Exdecanus“, sowie eine „Festschrift“ gleichen Titels, aber verschiedenen Inhalts „ad diem XXII. Decemb. A.R.S. MDCCXLV“. 490 Vgl. Muther, Johann von Breitenbach (wie Anm. 482), S. 289, u. Schulte, Die Geschichte, Bd. II (wie Anm. 482), S. 337. 491 Vgl. Friedberg, Die Leipziger Juristenfakultät (wie Anm. 481), S. 14, Anm. 3. 492 Möglicherweise ist Johannes von Breitenbach aber identisch mit dem 1479 oder (und?) 1495 zum Akolythen geweihten Iohannes Breytenbach, vgl. Die Matrikel des Hochstifts Merseburg 1469— 1558, hg. v. Georg Buchwald (Weimar 1926), S. 14 u. 48. Zur Selbstversorgung gelehrter Räte vgl. Hart- mut Boockmann, Zur Mentalität spätmittelalterlicher gelehrter Räte, in: HZ 233 (1981) S. 296 ff. 493 Vgl. Friedberg, Die Leipziger Juristenfakultät (wie Anm. 481), S. 24 f. 494 Vgl. ebd., S. 115. Siehe zu Breitenbach auch den entsprechenden Art. v. Franzjosef Pensel, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. v. Kurt Ruh, Bd. IV, Hil-Kob (Berlin-New York 1983), S. 551. 495 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 4L. - Die informatio umfaßt LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 2 8 - 37r. 496 Zu Adolf von Anhalt vgl. Wolf-Heino Struck, Archiv und Verwaltung der Magdeburger Dom­ pröpste Adolf, Magnus und Georg, Fürsten von Anhalt (1488-1553), in: Archivalische Zs. 54 (1958) S. 12; Wentz/Schwineköper, Das Erzbistum Magdeburg, Bd. I, 2 (wie Anm. 206), S. 334 f., u. Ulla Jablo- nowski, Anhaitinische Quellen zu einer Biographie des Kardinals Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz (1490-1545), in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 57. 497 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 27r. 498 Vgl. Struck, Archiv und Verwaltung (wie Anm. 496), S. 13. - Das Privileg für Adolf und Ma­ gnus von Anhalt, das König Maximilian am 3. Dez. 1500 in Nürnberg den beiden Fürsten gewährte, deutet ebenfalls auf die Anwesenheit des Anhaltiners beim Reichsregiment hin, vgl. Friedhuber, König Maximilian (wie Anm. 319), S. 85, Anm. 2. 499 Vgl. auch den Hinweis auf das Gutachten und die knappen Inhaltsangaben bei Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 264. 500 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 28r. 501 Ebd., fol. 28v. 502 Vgl. dazu A dolf Berger, Illustris, in: RE, Bd. IX, 1 (Stuttgart 1965) (Neudr. der Ausg. Stuttgart 1914), Sp. 1070-1085; Wilhelm Enßlin, Spectabilis, in: RE, Bd. III, A, 2 (Stuttgart 1960) (Neudr. der Ausg. Stuttgart 1929), Sp. 1552-1568, u. Ainsworth OBrien Moore, Senatus, in: RE, Bd. Suppl. VI (Stuttgart 1960) (Neudr. der Ausg. Stuttgart 1935), Sp. 660-800, bes. Sp. 797. 503 Isidor schrieb: primi ordinis senatorum dicuntur illustres, secundi spectabiles, tertii clarissimi, iam inferius quartum aliquodgenus non est; zit. bei Enßlin, Spectabilis (wie Anm. 502), Sp. 1556. Zur Ver­ wendung der Titel in der Urkundensprache vgl. Ficker, Vom Reichsfürstenstande, Bd. 1 (wie Anm. 78), S. 147 ff. - Vergleichbare hierarchische Modelle führt Ernst Schubert, Die Quaternionen (wie Anm. 226), S. 44 f. u. 52, an. Auch in den hier angeführten Beispielen begegnen die Verwendung der antiken Titel und die parallele Ordnung von kirchlicher und weltlicher Hierarchie. 504 Zit. bei Struve, Pedes Rei Publicae (wie Anm. 2), S. 29, Anm. 90. Vgl. den Hinweis auf diese Quelle sowie den römisch-rechtlichen Bezug bei Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs (wie Anm. 13), S. 218 £, Anm. 42. - Weitere mittelalterliche Quellen für die Verwendung der Titel werden ge­ nannt bei Domino Du Cange, Glossarium mediae et infimiae latinitatis (Graz 1954) (Neudr. der Ausg. Niort 1883-1887), Bd. II, S. 355, Bd. IV, S. 295 f, 549, u. Bd. VI, S. 664. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 152

505 Die Würde eines superillustris wird bei Baldus erwähnt, aus dessen Schriften Breitenbach zitier­ te; vgl. Kantorowicz, Die zwei Körper des Königs (wie Anm. 13), S. 382. 506 Die Rechtsquellen zu dieser Analogie vgl. bei Mikat, Rez. zu Walfiysie. Anm. 292), S. 460 f. m. Anm. 21. 507 Sed constat, quodprimates sev patriarche sunt illustres [. . .], quia redacti sunt ad instar regum, ex quo multasprovintias regunt (LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 29v; die vorigen Zit. s. ebd., fol. 29r-3 0 r). 508 Quimmo primas nedum legato nato, verum etiam presbitero cardinali est preferendus, prout probat suprascriptio in capitulum constitutis I de appellationibus, ubi patriarcha sev primas Grandensis prefertur presbitero cardinali (LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 30r). Vgl. X, II, 28, 23, in: Corpus Iuris Canonici (wie Anm. 201), Bd. II, Sp. 417. 509 Breitenbach beruft sich unter anderem auf D. 17, c. 7: Episcopos secundum ordinationis suae tem- pus sive ad considendum in concilio, sive ad suscribendum, vel in qualibet alia re, sua attendere loca decerni- mus, etsuorum sibiprerogativam ordinum vindicare. Die kurfürstlichen Gesandten auf dem Baseler Kon­ zil hatten für ihren Vorrang vor den burgundischen Räten mit ähnlichen Verweisen argumentiert, vgl. Heimpel, Eine unbekannte Schrift (wie Anm. 119), S. 479. 510 LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 30v. 511 Ebd., fol. 30vu. 31r. 512 Angesprochen sein dürfte das Erfurter Generalgericht des Mainzer Eb. für Thüringen, vgl. Hans K Schulze, Die Kirche im Hoch- und Spätmittelalter, in: Geschichte Thüringens, Bd. II, 2, hg. v. Hans Patze u. Walter Schlesinger (Köln-Wien 1973) (= Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 48), S. 100 ff. 513 LHM, Rep. A l, Nr. 275, fol. 31v-3 2 r. 514 Ebd., fol. 32v-3 3 r. 515 Ebd., fol. 3 3 -3 3 v. Vgl. Durandus, Speculum iuris (wie Anm. 309), S. 53: Item nota quod ei, qui semelfuit legatus, semper reverentia debetur in memoriam pristinae dignitatis [...]. 516 Ebd., fol. 33v-3 4 r. 517 Ebd., fol. 34v. 518 Breitenbach nennt keine duces. Er identifizierte vermutlich barones mit duces und meinte die Herzogswürde des Wettiners. 519 duces alamanie sunt quam reges, LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 35v. 520 Ebd., fol. 36r. 521 Ebd. 522 Ebd., fol. 36v-3 7 r. 523 Warum im Gutachten - im Gegensatz zur Einrede (in der der Vorrang vor allen Kardinälen au­ ßer dem Kardinalbischof von Ostia behauptet wird) - „nur“ der Vorrang vor den Kardinalpresbytern ge­ fordert wird, bleibt im dunkeln. Die römischen Kardinälen waren dem Rang nach unterteilt in Kardi­ nalbischöfe, Kardinalpriester und Kardinaldiakone. Der Kardinalbischof von Ostia, ausgestattet mit dem Recht der Papstweihe und Kaisersalbung, stand an der Spitze des Kardinalskollegiums, vgl. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1 (wie Anm. 106), S. 277 ff. - Die Plazierung an der Kurie in Rom war des öfteren Anlaß zu Präzedenzstreitigkeiten. So wurde bei Rangstreitigkeiten mit päpstlichen Ge­ sandten auf dem Tag zu Wiener Neustadt 1455 von den Kurfürsten ihre sowie des römischen und des ungarischen Königs ungebührliche Session in Rom kritisiert, vgl. Müller, Reichs-Tags-Theatrum, Teil II (wie Anm. 51), S. 548 ff. Kardinal Lang forderte 1513 anläßlich seiner Erhebung zum Kardinal im Konsistorium „als Vertreter des Kaisers den ersten Platz vor allen Kardinälen“; Wiesflecker, Kaiser Maxi­ milian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 38. 524 Vgl. Anm. 97 u. 98. 525 Vgl. Anm. 94 u. 95. 526 Zit. bei Lünig, Theatrum (wie Anm. 92), S. 1527 f. Vgl. auch Moser, Teutsches Staats-Recht, 35. Theil (wie Anm. 92), S. 515. 527 Zur politischen Geschichte der Reichstage vgl. Elisabeth Rom, Maximilian I. und die Reichstage von 1500 bis 1510. Diss. (masch.) (Graz 1970); Josefa Freidl, Kaiser Maximilian I. und die Reichstage von 1511 bis 1518. Diss. (masch.) (Graz 1975), S. 7-82, u. die entsprechenden Abschnitte bei Wiesflek- ker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. III u. IV (vgl. die folgenden Anm.). 528 Die bisherige Quellenlage ist durch die Anmerkungsapparate in den Bde. III u. IV der Maximi­ lian-Biographie Wiesfleckers (wie Anm. 177) leicht zu erschließen. 529 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. III, S. 206 ff. Den Abschied vgl. in: Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 102 ff. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 153

530 Vgl. Anm. 402. 531 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. III, S. 354 ff. 532 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 112 ff. 533 Ebd., S. 104 ff. 534 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 259 ff. 535 Ebd., S. 264 ff. 536 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 132 ff. 537 Die Schreibung des Namens weicht in den Quellen voneinander ab ( Pachaimer, Pargaimer). Hier wird der zuletzt von Hans Bayr verwendeten Variante gefolgt: Die Personal- und Familienpolitik des Erzbischofs Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540) im Erzstift Salzburg unter Einbeziehung des Zeitraumes von 1495-1519, Teil I. Diss. (masch.) (Salzburg 1990) S. 83 ff.; vgl. ebd. auch Angaben zur Person des Kanzlers. 538 SLA, GA IV, 1, fol. 18r-1 9 r. 539 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 136 ff. u. 147 ff. 540 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 269 ff. 541 Vgl. ebd., S. 277 ff. 542 Vgl. unten Anm. 708 ff. u. 738. 543 Vgl. Anm. 241. 544 Zit. bei Werminghojf, Nationalkirchliche Bestrebungen (wie Anm. 199), S. 123, Anm. 1. Vgl. auch Hermann Ulmann, Studie über Maximilians I. Pläne einer deutschen Kirchenreform im Jahre 1510, in: ZKG 3 (1879), S. 199-219. 545 Zit. bei Werminghojf, Nationalkirchliche Bestrebungen (wie Anm. 199), S. 126, Anm. 1. 546 Ebd. 547 Ebd., S. 130 ff. Gegen die Negativbeurteilung Längs bei Kalkojfu. Werminghojf hatte Stellung genommen: Hans Widmann, Zur Beurteilung des Salzburger Erzbischofs Matthäus Lang, in: MGSL 55 (1915), S. 105-112. 548 Vgl. Karl Stückler, Kardinal Matthäus Lang. Ein Staatsmann Kaiser Maximilians I. im Dienste der Wiederherstellung der Reichsrechte in Italien. Diss. (masch.) (Graz 1955), S. 44 ff.; vgl. ebd. die ausführl. Darstellung der Legationspläne Längs und die Auseinandersetzung mit der älteren Lit. Siehe des weiteren Inge Wiesflecker-Friedhuber, Maximilian L, Matthäus Lang und die Frage der Legation für Deutschland, in: Geschichte und ihre Quellen. FS. f. Friedrich Hausmann zum 70. Geburtstag, hg. v. Reinhard Härtel (Graz 1987), S. 222 f. 549 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 91 ff. u. 472 f. 550 Vgl. zu dieser Entwicklung Angermeier, Kirche und Reichstag (wie Anm. 39), S. 55 — 64. 551 Vgl. Werminghojf, Nationalkirchliche Bestrebungen (wie Anm. 199), S. 137 ff, bes. S. 141. 552 Vgl. Hertel/Hülse, Friedrich Wihelm Hoffmanns Geschichte, Bd. I (wie Anm. 38), S. 283. Bei­ gesetzt wurde Ernst in einem von Peter Vischer angefertigtem Sarkophag im Magdeburger Dom. 553 Vgl. /. G. C. Cantian, Ehernes Grabmal des Erzbischofs Ernst von Magdeburg in der Domkir­ che zu Magdeburg, verfertigt von Peter Fischer, aus Nürnberg (Berlin 1822), S. 2. Ob Cantians Inter­ pretation korrekt ist, Ernst halte den „Ehrenstab eines Primas“ in der rechten Hand (ebd., S. 1), bleibt zu prüfen. 554 Vgl. die grundlegenden Beiträge in dem Sammelband: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22). — An älteren biographischen Arbeiten sind zu nennen: May, Kurfürst, Cardinal und Erz­ bischof (wie Anm. 459); Johann Heinrich Hennes, Albrecht von Brandenburg. Erzbischof von Mainz und von Magdeburg (Mainz 1858), u. H. Gredy, Kardinal-Erzbischof Albrecht II. von Brandenburg in seinem Verhältnisse zu den Glaubenserneuerungen (Mainz 1891). Eine neuere Biographie liegt vor mit Manfred von Roesgen, Kardinal Albrecht von Brandenburg. Ein Renaissancefürst auf dem Mainzer Bi­ schofsthron (Moers 1980). Einen Überblick über Persönlichkeit und Zeit bietet der Ausstellungskat. Al­ brecht von Brandenburg. Kurfürst. Erzkanzler. Kardinal (wie Anm. 459). Des weiteren vgl. Siegfried Hoyer, Kardinal Albrecht als Erzbischof von Magdeburg, in: 1050 Jahre Moritzkloster Magdeburg, Teil II (Magdeburg 1988), S. 106-118; Gustav Adolf Benrath, Art. „Albrecht von Mainz“, in: TRE, Bd. II (Berlin-New York 1978), S. 184-187;Franz Schräder, Kardinal Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg im Spannungsfeld zwischen alter und neuer Kirche, in: Von Konstanz nach Trient. Bei­ träge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. Festgabe für August Franzen, hg. v. Remigius Bäumer (Paderborn 1972), S. 419-445; Hans Wolter, Kardinal Albrecht von Mainz und die Anfänge der katholischen Reform, in: Theologie und Philosophie 51 (1976), S. 4 9 6 - © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 154

511; Anton Philipp Brück, Kardinal Albrecht von Brandenburg, Kurfürst und Erzbischof von Mainz, in: Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache, hg. v. Fritz Reuter (Köln-Wien 1981), S. 257-270. - Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Siegfried H oyer (Leipzig) für die Zusen­ dung seines Beitrags. 555 Vgl. den Überblick bei Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 582 ff., u. ders., Bauernkrieg und Glaubensspaltung, in: Geschichte Salzburgs (wie Anm. 89), Bd. II/l, S. 11 ff. -Aus der neueren Lit. sind weiters zu nennen: Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. V, S. 230 ff, u. Anton Schindling, Art. „Matthäus Lang von Wellenburg“, in: NDB, Bd. 16 (Berlin 1990), S. 394-397. 556 Die ältere These, die Familie Lang sei verarmt, wurde jüngst zurückgewiesen: vgl. Bayr, Die Per­ sonal- und Familienpolitik (wie Anm. 537), S. 286 ff. 557 Neben der in Anm. 555 genannten Lit. vgl. auch Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. II, S. 365 f. u. 408. 558 Vgl. Wihelm von Gulikw. KonradEubel, Hierarchia Catholica, Bd. III (München 1923), S. 72. 559 Vgl. Friedhuber-Wiesflecker, Maximilian L, Matthäus Lang (wie Anm. 548), S. 223. 560 Ebd., S. 224. 561 Zusammenhänge zwischen den Bemühungen Längs um das Erzbistum Salzburg und die Lega­ tenwürde hält auch Friedhuber-Wiesflecker für möglich (vgl. ebd., S. 223). - Zu den Einzelheiten der Entwicklung bis zur Erlangung der Erzbischofswürde durch Lang vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhun­ dert (wie Anm. 136), S. 586 ff, u. Inge Friedhuber, Kaiser Maximilian I. und die Bemühungen Mat­ thäus Längs um das Erzbistum Salzburg, in: FS. Hermann Wiesflecker zum sechzigsten Geburtstag, hg. v. Alexander Novotny u. Othmar Pickl (Graz 1973), S. 123-132. 562 Vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 586 ff. 563 Vgl. Klein, Politik und Verfassung (wie Anm. 200), S. 200. 564 Vgl. Friedhelm Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Kurfürst, Erzbi­ schof von Mainz und Magdeburg, Administrator von Halberstadt, in: Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 459), S. 25 f - Leo X. veröffentlichte kurz darauf, am 5. Mai 1514, eine Bulle, mit der festgelegt wurde, daß höchstens zwei Kirchenämter einer Person zugesprochen werden durften und ein Dispens vom kanonischen Mindestalter eines Bischofs (30. Lebensjahr) nur ab dem 27. Lebensjahr möglich war; vgl. Gertrud Chalopek, Kaiser Maximilian I. und seine Beziehung zu den geistlichen Kurfürsten in den Jahren 1493 bis 1519. Diss. (masch.) (Graz 1980), S. 111 u. 109. 565 Vgl. Klein, Politik und Verfassung (wie Anm. 200), S. 200; Gerd Heinrich, Kardinal Albrecht von Brandenburg und das Haus Hohenzollern, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 29; Schräder, Magdeburg (wie Anm. 38), S. 69 ff, sowie zur Situation von 1628: Rudolf Joppen, Das Erzstift Magdeburg unter Leopold Wilhelm von Österreich, in: Beiträge zur Geschichte des Erzbis­ tums Magdeburg (wie Anm. 284), S. 290-342. - Als die Kardinalserhebung Albrechts von Branden­ burg bevorstand, dachte man am Hof Herzog Georgs von Sachsen an die Übernahme der Erzbistümer Magdeburg und Mainz durch Herzog Friedrich; vgl. Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, hg. v. Felician Gess, 2 Bde. (Köln-Wien 1985) (Neudr. der Ausg. Leipzig 1905/ 17) (= Mitteldeutsche Forschungen, Sonderreihe: Quellen und Darstellungen in Nachdrucken), hier Bd. 1, Nr. 46 f.,S. 34 f. 566 Vgl. die Beglaubigungsurkunde der Gesandten: SLA, GA XI, 3. 567 Vgl. das Kurzregest bei Ulla Jabionski, Anhaitinische Quellen zu einer Biographie des Kardinals Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz (1490-1545), in: Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 59 („LHM, Cölln a. d. Spree, am Tag Franzisci 1512. Kf. Joachim an F AdolP), aus dem hervorgeht, daß Kaiser Maximilian ursprünglich „den Herzog von Bayern“ (Ernst) favorisierte und sich erst nach Bemühungen des Fürsten Adolf von Anhalt für Albrecht von Brandenburg entschied. Vgl. ebd. das Kurzregest LHM, „1509 (Konzept). F. Adolf an Kf. Joachim“, das zeigt, daß sich die Wittelsba­ cher bereits 1509 um die Koadjuterie mit Nachfolgerecht für Herzog Ernst in Magdeburg bemühten. 568 Vgl. Chalopek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 105 f 569 Ebd., S. 107 f., u. RolfDecot, Zwischen altkirchlicher Bindung und reformatorischer Bewegung. Die kirchliche Situation im Erzstift Mainz unter Albrecht von Brandenburg, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 85 f - Zur rechtlichen und politischen Stellung Erfurts zwischen Kursachsen und Kurmainz vgl. Klein, Politik und Verfassung (wie Anm. 200), S. 282 ff. 570 Vgl. Chalopek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 109. 571 Ebd., S. 110. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 155

572 Vgl. Friedhuber, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 561), S. 127 f. 573 Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 364), S. 113. Vgl. auch Aloys Schulte, Die Fugger in Rom. 1495-1523, 2 Bde. (Leipzig 1904), hier Bd. 1, S. 113 ff., u. Bd. 2, S. 92 ff. u. 232 f. (Quellen). Zuletzt auch Decot, Zwischen altkirchlicher Bindung (wie Anm. 569), S. 88. 574 Vgl. Stückler, Kardinal Matthäus Lang (wie Anm. 548), S. 101 f. 575 Vgl. Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 114 f. 576 Vgl. Dopsch, Salzburg im 15. Jahrhundert (wie Anm. 136), S. 588. 577 Zu den Nationallegaten vgl. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1 (wie Anm. 106), S. 437. 578 Vgl. Wiesflecker-Friedhuber, Maximilian L, Matthäus Lang (wie Anm. 548), S. 224 ff. 579 Vgl. unter anderem Gredy, Kardinal-Erzbischof Aibrecht II. (wie Anm. 554), S. 3; Roesgen, Kar­ dinal Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554), S. 58; Gerhard Fischer, Kaiser Maximilian I. und seine Beziehungen zu den weltlichen Reichsfürsten in den Jahren 1506-1518. Diss. (masch.) (Graz 1985), S. 40; Benrath, Art. „Albrecht von Mainz“ (wie Anm. 554), S. 184; Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 564), S. 28; Thomas Tacke, Agnes Pless und Kardinal Albrecht von Branden­ burg, in: AKG 72 (1990), S. 348. 580 Vgl. Anm. 566. 581 Nos Albertus, Dei et Apostolice Sedis gratia Administrator Archiepiscopalis Ecclesie Magdeburgensis, Primas Germanie et Administrator Ecclesie Halberstadensis, Marchio Brandenburgensis, Steninensium, Po- meranie, Casubie et Sclavorum Dux, Burggravius Noribergensis et Rugie Princeps [. . .] (CDB, Bd. III, 3, Nr. 205, S. 236). 582 Ebd., Nr. 204, S. 235. 583 Vgl. Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 116. 584 CDB, Bd. I, 25, Nr. CDXV1I, S. 491: Albertus, deigracia Archiepiscopus Magdeburgensis, primas, Confirmatus Moguntinensis (1514 September 2). - Auch in der Aufforderung des Mainzer Domkapitels an die Untertanen und Städte der Diözese, dem neugewählten Erzbischof {Albrecht Erzbischoffzu Mag­ deburg, Primaten und Administrator zu Halberstadt, Markgrafen zu Brande bürg) zu huldigen (1414 No­ vember 4), wird der Primastitel mit dem Erzbistum Magdeburg in Verbindung gebracht; May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. 1 (wie Anm. 459), Beilage V, S. 19 f. 585 Erich König, Zur Hauspolitik Kaiser Maximilians I. in den Jahren 1516 und 1517, in: Hermann Grauert zur Vollendung des 60. Lebensjahres gewidmet von seinen Schülern. Festgabe zum 7. Septem­ ber 1910, hg. v. Max Jansen (Freiburg/Breisgau 1910), S. 191-204, hier S. 197. Zu den Königreich- Österreich-Plänen Maximilians und zu den Umständen der Entstehung des Peutingerschen Konzepts s. Hermann Wiesflecker, Neue Beiträge (wie Anm. 189). 586 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 277 ff, u.Freidl, Kaiser Maximi­ lian I. (wie Anm. 527), S. 71 ff. 587 Vgl. Sabine Weiß, Kaiser Maximilian L, das Reich, die Erbländer und Europa im Jahre 1518. Diss. (masch.) (Graz 1962), S. 310 f. Neben der ausführl. Darstellung des Reichstags ebd., S. 306 ff; vgl. zum Augsburger Reichstag ferner Wiesflecker, Kaiser Maximilian (wie Anm. 177), Bd. IV, S. 385 ff; Freidl, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 527), S. 129 ff. - Zu den Albrecht von Brandenburg betref­ fenden Fragen vgl. Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 133 ff; May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. 1 (wie Anm. 459), S. 179 ff; Hennes, Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554), S. 66 ff., u. Aloys Schulte, Zwei Aktenstücke zum Leben des Kardinals Albrecht von Brandenburg, in: Studien aus Kunst und Geschichte. Friedrich Schneider zum 70. Geburtstag gewidmet von seinen Freunden und Verehrern (Freiburg i. Br. 1906), S. 203-217. - Für zeremonielle Fragen sind folgende Quellen ergiebig: Ricardo Bartolini, De conventu Augustensi descriptio, in: Jahrbücher des deutschen Reichs und der deutschen Kirche, Bd. I, hg. v.J.F.K Knaake (Leipzig 1872), S. 191-218;Jacob Mennel, De actu ecclesiastico Kalendis Augusti a. 1518 Augustae celebrato historia, in: Jahrbücher des deut­ schen Reichs und der deutschen Kirche. Bd. I (ebd.), S. 219-235, auch als Frühdruck unter dem Titel „De inclito atque apud Germanos rarissimo actu ecclesiastico . . . hystoria“ in der Salzburger Univer­ sitätsbibliothek, vgl. Johann Sallaberger, Die Einladung Martin Luthers nach Salzburg im Herbst 1518, in: Uni Trinoque Domino. Karl Berg. Bischof im Dienste der Einheit. Eine Festgabe Erzbischof Karl Berg zum 80. Geburtstag, hg. v. Hans Paarhammer u. Franz-Martin Schmölz (Salzburg 1989), S. 462, Anm. 29. Vgl. des weiteren die Darstellungen in der Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 135 ff. 588 Vgl. Wiesflecker-Friedhuber, Maximilian L, Matthäus Lang (wie Anm. 548), S. 227 f. 589 Ebd., S. 228. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 156

590 Vgl. Lotte Wurstbauer, Matthäus Lang in Diensten Maximilians I. Diss. (masch.) (Graz 1979), S. 139, u. Wiesflecker-Friedhuber, Maximilian L, Matthäus Lang (wie Anm. 548), S. 228. 591 Vgl. Weiß, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 587), S. 311. Zur Lösung des Konflikts vgl. ebd., S. 311 f. 592 Vgl. ebd., S. 140, u. Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 136 f. 593 Das Zeremoniell wird beschrieben bei Weiß, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 587), S. 312 f.; Hennes, Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554), S. 66 ff.; May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. 1 (wie Anm. 459), S. 179 ff. (Vgl. ebd. die Ausführungen zu den Bedenken des Mainzer Domkapi­ tels wegen der Rangerhöhung des Erzbischofs.) 594 May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. 1 (wie Anm. 459), Beilage XXII a, S. 56. 595 Vgl. vor allem Weiß, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 587), S. 313 ff 596 Vgl. ebd., S. 316 u. 326 f. 597 Vgl. Gulik/Eubel, Hierarchia Catholica, Bd. III (wie Anm. 558), S. 17. 598 HHStA, AUR, 1519 August 9. Bis zur Erhebung zum Kardinalbischof von Alba (26. Februar 1535) war Lang Kardinalpriester und damit von gleicher Kardinalswürde wie Kardinal Albrecht, der 1521 (5. Januar) von der Titelkirche S. Crisogono zur Titelkirche S. Petri ad Vincula transferiert wurde, vgl. Gulik/Eubet, Hierarchia Catholica, Bd. III (wie Anm. 558), S. 61 u. 68. 599 Das folgende nach Weiß, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 587), S. 367 ff, u. Chapolek, Kaiser Maximilian I. (wie Anm. 564), S. 133 ff. 600 Schulte, Zwei Aktenstücke (wie Anm. 587), S. 212 f. 601 Ebd., S. 212 u. 205. Ein Entwurf befindet sich im LHM, Rep. A 2, Nr. 6. 602 Quascunque causas ecclesiasticas etprophanas etiam appellationum quarumlibet audiendi et aliis eti- am cum advocatione committendi et delegandi. Zit. bei Schulte, Zwei Aktenstücke (wie Anm. 587), S. 205. 603 Ebd., S. 207. In dem in Magdeburg (s. Anm. 601) befindlichen Entwurf werden dagegen die Gebiete der Mainzer und Magdeburger Kirchenprovinz sowie das Herrschaftsgebiet der Markgrafen von Brandenburg als Legationsgebiet genannt (vgl. ebd., S. 205). 604 Ebd., S. 211. 605 Ebd., S. 215. Vgl. auch Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Bd. 1 (wie Anm. 106), S. 492, u. A. Schmitt, Art. TVolsey, Thomas“, in: LThK, Bd. 10 (Freiburg i. Br. 1965), Sp. 1219 f. Die Versuche des Papstes im März 1519, Albrecht durch das Versprechen einer deutschen Legation (Germaniae legatio- neiri) für die Wahl Franz’ I. zum röm. König zu bewegen, waren erfolglos (RTA, JR, Bd. I, Nr. 151, S. 420, Anm. 1). Kardinal Lang, der führend an der Vorbereitung der Wahl Karls v. Spanien beteiligt war, bedankte sich bei Kardinal Albrecht für dessen positive Haltung zu Karl (RTA, JR, Bd. I, Nr. 155, S. 428 f). 606 Vgl. Dopsch, Bauernkrieg und Glaubensspaltung (wie Anm. 555), S. 12. 607 RTA,JR, Bd. II, S. 91. 608 Ebd., S. 88, Anm. 2. 609 Vgl. die Platzordnung, ebd., S. 99 f 610 Ebd., S. 95. 611 Karl V. war vom 23. bis 27. November 1520 in Mainz; vgl. Die Protokolle des Mainzer Domka­ pitels, Bd. III. Die Protokolle aus der Zeit des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg 1514-1545, hg. v. Fritz Herrmann (Paderborn 1932), S. 201, Anm. 1, u. F W E. Roth, Beiträge zur Geschichte des Erzbi­ schofs Albrecht II. von Mainz 1514-1545. Nach ungedruckten Quellen mitgetheilt, in: Historisch-po­ litische Blätter für das katholische Deutschland 118 (1896), S. 84. 612 Vgl. Die Protokolle, Bd. III (wie Anm. 611), S. 201, Anm. 1. 613 Zu den Anfängen der Statthalterschaft Ferdinands vgl. Alphons Lhotsky, Das Zeitalter des Hauses Österreich. Die ersten Jahre der Regierung Ferdinands I. in Österreich (1520-1527) (Wien 1971) (= Veröffentl. d. Komm. f. Geschichte Österreichs, Bd. 4), hier bes. S. 114 f. 614 Zum Wormser Reichstag vgl. die Beiträge in: Der Reichstag zu Worms von 1521. Reichspolitik und Luthersache (wie Anm. 554), vor allem aber Heinz Scheible, Fürsten auf dem Reichstag, in: ebd., S. 369-398, u. Brück, Kardinal Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554). - Zur Stellung der geistli­ chen Reichsfürstentümer in den religionspolitischen Konflikten des 16. Jh. vgl. den Überblick bei Anton Schindling, Reichskirche und Reformation. Zu Glaubensspaltung und Konfessionalisierung in den geist­ lichen Fürstentümern des Reiches, in: Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte (wie Anm. 55), S. 81-112. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 157

615 RTA, JR, Bd. II, Nr. 2, S. 137. 616 Vgl. Brück, Kardinal Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554), S. 262. 617 Vgl. ebd., S. 258 f., u. RTA, JR, Bd. II, S. 132, 744, sowie ebd., Nr. 4, S. 145, Nr. 8, S. 157, Nr. 9, S. 162 f., Nr. 105, S. 749 ff. Die „Parteien“ brachten bei Kaiser und Kurfürsten ihre Argumente vor, Vermittlungsversuche Karls V. scheiterten. 618 Vgl. Brück, Kardinal Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 554), S. 385 f. 619 RTA, JR, Bd. II, Nr. 101, S. 729 ff. 620 Vgl. Anm. 402. 621 Zum bayerisch-sächsischen Sessionsstreit in Worms vgl. RTA, JR, Bd. II, S. 744, sowie Nr. 27, S. 149, Nr. 9, S. 160, Nr. 238, S. 937 £, u. Nr. 123, 780 f. 622 Ebd., Nr. 56, S. 427 ff. 623 Schreiben vom 2. Dezember 1521 (Nürnberg) abschriftl. im SLA, GA IV, 1, fol. 24r-2 5 r. 624 Der Brief an den Kanzler vom 11. Februar 1521 abschriftl. im SLA, GA IV, 1, fol. 22r. - Bei der Abschrift ebd., fol. 20r—20v, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Auszug aus dem Schreiben an den Papst. Dort heißt es: Et quamvis nos aliquamdiu repugnaverimus cedere electoribus ob cardinala- tum, tarnen majestas caesar ita nos requisivit [. . .]. 625 In den Anschlägen von 1521 nach dem König von Dänemark und den Herzogen Wilhelm und Ludwig von Bayern (RTA, JR, Bd. II, Nr. 56, S. 428). 626 Kardinal Lang hat den ersten Nürnberger Reichstag nicht persönlich besucht; vgl. Willibald Hauthaler, Cardinal Matthäus Lang und die religiös-soziale Bewegung seiner Zeit (1517-1540), 2 Thei- le, in: MGSL 35/36 (1895/96), hierTheil I, S. 177. 627 RTA, JR, Bd. III, Nr. 33, S. 181, Anm. 2. Vgl. auch Bayr, Die Personal- und Familienpolitik (wie Anm. 537), S. 49. 628 Höchstwahrscheinlich ist ein ohne Datum und Ort abschriftl. überliefertes Schreiben Dr. Eber­ hard Engelmayrs in diese Zusammenhänge zu stellen. Der Rat beschwert sich, daß der Gesandte Erzher­ zog Ferdinands gegen die alte Gewohnheit, sich abzuwechseln, den negsten stand und sitz nach meinen gnedigsten herrn, den churfürsten auf der rechten seithen gefordert habe. Das Nachgeben des Salzburger Gesandten bedeute nicht sein Einverständnis (SLA, GA IV, 1, fol. 26-290- 629 RTA, JR, Bd. III, Nr. 33, S. 181 ff. 630 In solichem hat sich irrung des geens und steens halber begeben, nemlich das stadtheiter und regi- mentspersonen haben vor der churfursten botschaften, auch den anderen fürsten, geistlichen und weltlichen, geen wollen; des sich aber der churfursten botschafi, dergleichen die fürsten beschwert und solichs nit zulass'en wollen. Also sind zuletzt nach vilen streitreden des regiments person anheim plieben, und ist der keiserlich stadtheiter, herzog Fridrich von Beyern, und neben ime doctor Kuchenmyster, als ein geschickte botschafi von Meinz, vor andern gangen und darnach der anderen churfursten botschaften und fürsten, geistlich und welt­ lich, nach irer Ordnung (RTA, JR, Bd. III, Nr. 3, S. 42 £). Vgl. auch ebd., Nr. 124, S. 779, u. Otto Rein­ hard Redlich, Der Reichstag von Nürnberg 1522-23 (Leipzig 1887), S. 36 f. 631 Vgl. Hauthaler, Cardinal Matthäus Lang, Theil I (wie Anm. 626), S. 184 ff., u. Dopsch, Bauern­ krieg und Glaubensspaltung (wie Anm. 555), S. 106. 632 RTA, JR, Bd. III, Nr. 53, S. 316. 633 Ebd., Nr. 51, S. 283 f. 634 Vgl. Bayr, Die Personal- und Familienpolitik (wie Anm. 537), S. 49. 635 RTA, JR, Bd. III, Nr. 175, S. 842. 636 Ebd., Nr. 117, S. 756 f. 637 Papst Clemens VII. erließ Kardinal Lang die Teilnahme (RTA, JR, Bd. IV, Nr. 103, S. 472), vgl. auch Hauthaler, Cardinal Matthäus Lang, Theil II (wie Anm. 626), S. 370. 638 Vgl. RTA, JR, Bd. IV, Nr. 22, S. 54 f. u. 58 f, Nr. 25, S. 112 £, Nr. 26, S. 180 £ u. 192, Nr. 176, S. 651, Nr. 181, S. 658 ff., sowie Nr. 188, S. 675. 639 Vgl. ebd., Nr. 27, S. 216 £ 640 Ebd., Nr. 136, S. 566 £ 641 Neben dem ausdrücklich genannten Erzbischof von Salzburg dürften der Erzbischof von Mag­ deburg und der Erzherzog von Österreich gemeint sein. Die erwähnte Bevorzugung ließ sich oben für deren Gesandte auf früheren Reichstagen nachweisen. 642 SLA, GA IV, 1, fol. 30r-3 3 r. 643 Außerdem schickte Kardinal Lang seinen Rat Dr. Nikolaus Ribeisen zum Reichstag, vgl. Dopsch, Bauernkrieg und Glaubensspaltung (wie Anm. 555), S. 106. Ribeisen trat 1529 in Dienste Erzherzog © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 158

Ferdinands, vgl. RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 847, Anm. 2. 644 Walter Friedensburg, Der Reichstag zu Speier 1526 im Zusammenhang der politischen und kirchlichen Entwicklung Deutschlands im Reformationszeitalter (Berlin 1887) (= Historische Untersu­ chungen, Bd. 5), S. 260. 645 Ebd., S. 261 ff. 646 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 278: Item: Als sich im Anfang dißReichs-Tags etliche Fürsten, Prälaten und andere Ständ in der Session geirret, welche etwas zu Verlängerung des Reichs Handlung und Sachen gelangt: Deßhalben sich Fürsten, Prälaten und Stände, au f Unser des Statthalters und Commissa­ rien freundlich an sie am neundten Tag des Monats Julii gethane Bitt, dieses Reichs-Tags ihre Session gesellig- lich, ungefährlich, und ohn alle Ordnung gehalten, wollen Wir von wegen Kays. Majestät, daß einem jeden Fürsten, Prälaten und Stand solche dieses Reichs-Tags ungefährliche gethane Session und Umfrag, an seinem hergebrachten Gebrauch und Gerechtigkeit in einigem Weg nicht nachtheilig, schädlich oder vergreifflich seyn soll; vgl. Friedensburg, Der Reichstag zu Speier 1526 (wie Anm. 644), S. 260 ff. 647 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 279. 648 RTA, JR, Bd. VII, 2, S. 1003 f. 649 Als auch im Anfang und Ordnung dieses des Reichs Versammlungs-Tags, etliche Fürsten und anderer Staende Bottschaffen der Session und subscription dieses Abschieds, von wegen ihrer Herrn und Obern, nach­ dem es demselbigen, wie sie anzeigten ihren herbrachten Herrlichkeiten, Gebrauch und Gerechtigkeiten zu­ wider, und nachtheilig seyn solt, Beschwerung fürgetragen, deßhalben sich dieselbe Bottschaffen auf gedachte Kayserlichen Statthalters, auch Unsers Verwalters und regiments Begehr und Bitt, des Versammlungs-Tags ihre Session und Subscription gegenwaertigen Abschieds geselliglich, ungefaehrlich, und ohne alle Ordnung gehal­ ten: Daß demnach unsers des Statthalters, Amts-Verwalters und Regiments, von wegen Kayserl. Majestaet Ge- mueth und M eynung ist, daß einem jeden Fuersten und Stand solches diese Versammlungs-Tags ungefehrlich gethane Session, undangezeigte Subscription, an seinem hergebrachten Gebrauch undgerechtigkeit in einigen Weg nicht nachtheilig, schaedlich oder vergreifflich seyn solt (Reichs-Abschiede [wie Anm. 76], Bd. II, S. 288), vgl. auch die Inhaltsangaben in RTA, JR, Bd. VII, 2, Nr. 23, S. 1003. Über den Verhandlungs­ gang, der zu diesem Artikel führte vgl. RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 61. - Der brandenburgisch-ansbachische Gesandte von Wiesenthau verweigerte dennoch seine Setzung in den Abschied, weil er nicht duldete, daß alle bairischen Gesandten über ihm stehen sollten (RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 76). 650 Über den Verlauf des Reichstags informieren: Julius Ney, Geschichte des Reichstags zu Speier im Jahre 1529 (Hamburg 1880); Johannes Kühn, Die Geschichte des Speyrer Reichstags 1529 (Leipzig 1929) (= SVRG, Bd. 146), u. Irmgard Höß, Der Reichstagzu Speyer 1529 - Teilnehmer, Verhandlungs­ punkte, Ergebnisse, in: Das Wappenbuch des Reichsherolds Caspar Sturm (wie Anm. 324), S. 139-150. 651 RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 548. 652 Ebd., S. 625. 653 Ob diese Rangordnung stets eingehalten wurde, läßt sich auf der Grundlage der nicht immer ge­ nauen Angaben der Quellen nicht feststellen. In der Tendenz zeichnet sich das oben skizzierte Bild für die Ordnung der Fürsten in der Kirche ab. 654 Ebd., S. 549 f. 655 Es handelt sich um das unter anderem die Session betreffende Klagelibell des Salzburger Erzbi­ schofs an den Erzherzog aus dem Jahr 1528. In dem die Session betreffenden Teil berufen sich die Salz­ burger Anwälte auf Gott, die christliche Ordnung, den päpstlichen Stuhl und St. Ruprecht sowie St. Virgil, um ihren Anspruch zu legitimieren. Der Erzbischof v. Salzburg sei zudem ewiger legat des Papstes und also in seinerprovinz bebstlicher heyligkeit Verwalter undgewalthaber. Daher hätten die Erzbi­ schöfe von Salzburg von alter die session auf reichstägen und sonst vor den herrn von Österreich gehabt. Her­ vorgehoben wird die höhere Würde des geistlichen Standes, der alweg bisher in dem alten und neuen te- stament, von weltlichen kaysern, königen und andern Stenden, nach Ordnung der standt bevorzugt sei. Die Gewährung des Vorsitzes des österreichischen Rats auf dem Augsburger Reichstag von 1500 sei ohne Wissen des Erzbischofs geschehen. Außerdem habe Maximilian I. diesem verbrieft, daß dem Stift Salz­ burg dadurch kein Nachteil entstehen dürfe. Auch wenn Österreich auf den Reichstagen mit Salzburg gestritten habe, gehöre Salzburg der Vorrang. Der Papst könnte bei einer Minderung der Stellung des Erzstifts und angesichts der Stärke der Gegner (gemeint sind die Lutheraner) dem Stüffl die obgemelt le- gation und ander bebstliche freyhaiten, wurde und einnamen entziehen, was wiederum jene ermuntern würde, die des Stifts abfall und Zerrüttung zum Ziele haben. Das aber könne Österreich nicht wollen, da die Erblande zu mehrern thaib in der Provinz Salzburg lägen. Der Erzherzog von Österreich möge dem Erzbischof von Salzburg daher den Vorgang einräumen (Abschriften im SLA, GA IV, 1, fol. l4 r-1 7 r, u. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 159

GA XXXIV, 4, sowie im KAS, Reformation 11/48). - Durch die Einreichung des Klagelibells in Wien und ein Vorbringen bei Erzherzog Ferdinand in Innsbruck hatte Kardinal Lang vor Beginn des Reichs­ tags seine Ansprüche auf Vorrang vor Österreich deutlich zum Ausdruck gebracht. Neu an der Argu­ mentation ist der Hinweis auf die Gefahr, die dem Stift Salzburg durch die Bestreitung der Präzedenz entstehen könne. Geschickt versuchte Kardinal Lang die Bedrohung durch die Evangelischen als Argu­ ment gegen habsburgische Ansprüche auszuspielen. Zum Klagelibell vgl. auch Georg Heilingsetzer, Ferdi­ nand L, Salzburg und das Land Kärnten 1535/36, in: Carinthia I 164 (1974), S. 114 ff, sowie ders., Studien zu den Verträgen des Jahres 1535 zwischen Salzburg und Österreich (Staatsprüfungsarb. am Inst. f. österr. Geschichtsforschung [masch.] [Wien 1971]), S. 33 ff. - Die Klage des Kardinals in Inns­ bruck wird in der Abred der session halben erwähnt, die Matthäus Lang und Erzherzog Ferdinand am 14. März 1529 schlossen; SLA, GA IV, 1, fol. 1 l4 r—116V, hier fol. 1 l4 r. 656 RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 542. Eine Abschrift der Vereinbarung vom 14. März 1529 befindet sich im SLA, GA IV, 1, fol. 114r—116V; hier heißt es: ersten tag und actum (ebd., fol. 115r). 657 Vgl. die Verfahrensweise auf dem Augsburger Reichstag von 1510, Quelle s. Anm. 538. 658 RTA, JR, Bd. VII, 1,S. 542 f. 659 Ebd., S. 845 f Abschrift des Vertrags im SLA, GA IV, 1, fol. 1 16V—118r. 660 RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 851 f, u. Bd. VII, 2, S. 1344 f. 661 Vgl. Höß, Der Reichstag zu Speyer 1529 (wie Anm. 650), S. 142, und RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 550 ff. 662 Vgl. Alfred Köhler, Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V. Die reichsständische Oppo­ sition gegen die Wahl Ferdinands I. zum römischen König und gegen die Anerkennung seines König­ tums (1524-1534) (Göttingen 1982) (= Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 19), S. 82 ff. 663 Insofern ist die Formulierung in dem Vertrag vom 24. April 1529, die beiden Fürsten wollten die hochwichtigen Sachen, darumb derselb RT ausgeschriben worden [. . .] befurdern (RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 845), keine Floskel. 664 Vgl. Karl Eduard Förstemann, Urkundebuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, 2 Bde. (Hildesheim 1966) (Neudr. der Ausg. Halle 1833/35), hier Bd. II, Nr. 265, S. 767, u. Köhler, Antihabsburgische Politik (wie Anm. 662), S. 123, Anm. 33, sowie S. 212, 250 ff, 271 ff u. 319. 665 RTA, JR, Bd. VII, 2, S. 1308. 666 Ebd., S. 777. Neben den vor Reichstagsbeginn geklärten Präzedenzfragen zwischen Mainz und Sachsen sowie Österreich und Salzburg war damit der Sessionskonflikt zwischen Bayern und Sachsen angesprochen, der den Reichstag beschäftigte (vgl. RTA, JR, Bd. VII, 1, S. 692, u. Bd. VII, 2, S. 1092 f. u. 1113). 667 RTA, JR, Bd. VII, 2, S. 1309. 668 Vgl. Köhler, Antihabsburgische Politik (wie Anm. 662), S. 104. 669 Zur Wahl vgl. ebd., S. 171 ff 670 Vgl. ebd., S. 115 ff 671 Vgl. Helmut Neuhaus, Der Augsburger Reichstag des Jahres 1530. Ein Forschungsbericht, in: ZHF 9 (1982), S. 198. In den Anmerkungen bei Neuhaus findet sich ein ausführl. Überblick über Quel­ len u. Lit. zum Augsburger Reichstag. — Über die in Arbeit befindliche Edition der Reichstagsakten in­ formiert Alfred Köhler, Der Augsburger Reichstag 1530. Von der Bilanz des Jubiläumsjahres 1980 zum Programm einer Edition der Reichstagsakten, in: Aus der Arbeit an den Reichstagen unter Karl V. (wie Anm. 68), S. 158-193. - Zur historischen Wertung des Reichstags, vor allem aus religionspolitischer Sicht, vgl. Heinrich Lutz, Kaiser, Reich und Christenheit. Zur weltgeschichtlichen Würdigung des Augsburger Reichstages 1530, in: HZ 230 (1980), S. 57-88. Die Wahlverhandlungen werden einge­ hend beschrieben bei Köhler, Antihabsburgische Politik (wie Anm. 662), S. 115 ff 672 Zit. Köhler, Antihabsburgische Politik (wie Anm. 662), S. 135, Anm. 60. 673 Ebd. 674 Vgl. ebd., S. 134 ff. 675 Vgl. Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 328 ff; dies., Augsburg und die Reichs­ tage des 16. Jahrhunderts, in: Welt im Umbruch. Augsburg zwischen Renaissance und Barock, Bd. III. Beiträge, hg. v. den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg und dem Zentralinstitut für Kunstge­ schichte in München (Augsburg 1981), S. 9-24, u. zuletzt Herbert Immenkötter, Albrecht von Branden­ burg auf dem Augsburger Reichstag 1530, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 132-139. - Darüber hinaus sei auf zwei von Valentin von Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichs­ © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 160

tages 1530, hg. u. eingel. v. Herbert Grundmann (Göttingen 1958) (= Schriftenreihe d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 4), S. 89, mitgeteilte interessante Details hingewiesen: Er berichtet, die Herzoge Wil­ helm von Baiern und Georg von Sachsen hätten in der Versammlung am 20. Juli 1530 versucht, ihre Plätze auf der Kurfürstenbank einzunehmen. Tetleben argumentiert dagegen mit der Ordnung der Bän­ ke im Versammlungsraum, es erscheint ihm immite et rusticum [...], quod bancus electorum deberet de- curtari quodammodo in contemptum aliorum principum secularium:. Die Episode illustriert, daß nicht nur die Erzherzoge von Österreich versuchten, den Rang neben den Kurfürsten einzunehmen. Des weiteren ist interessant, daß Tetleben mitteilt, die Kurfürsten hätten sich zwar darauf geeinigt, daß persönlich an­ wesende vor den Gesandten anderer Kurfürsten den Vorrang hätten, in der zeremoniellen Praxis aber nähmen die Botschaften den Platz ihrer Herren ein; vgl. ebd., S. 93. Tetleben bezog sich offenbar auf die Goldene Bulle (wie Anm. 7), S. 87 f., in der der Vorrang persönlich anwesender Kurfürsten bestimmt worden war: Quandocunque insuper aliquis princeps elector ecclesiasticus vel eciam secularis iusto impedi­ mento detentus ad imperialem curiam vocatus venire non valens nuncium velprocuratorem cuiuscumque di- gnitatis vel status transmiserit, missus ipse, licet loco mittentis iuxta datum sibi ab eo mandatum admitti de- beat, in mensa tarnen vel sede, que Uli, qui ipsum transmitti deputata fuerat, non sedebit. Die - Kurfürsten hielten sich offenbar nicht an diese Bestimmung. Rosemarie Aulinger wies auf die de facto mit der der Kurfürsten gleiche Session der kurfürstlichen Gesandten in Verhandlungen hin: Das Bild des Reichs­ tages (wie Anm. 1), S. 232. 676 Folgende Editionen wurden ausgewertet: Förstemann, Urkundenbuch, 2 Bde. (wie Anm. 664); Augsburger Chronik (wie Anm. 314), Bd. IV u. V; Briefe und Acten zu der Geschichte des Religionsge­ spräches zu Marburg 1529 und des Reichstages zu Augsburg 1530, hg. v. Friedrich Wilhelm Schirrma­ cher {Amsterdam 1968) (Neudr. derAusg. Gotha 1876); Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675); Nuntiaturberichte aus Deutschland, 1. Abt., 1. Ergänzungsbd. 1530-1531, be- arb. v. Gerhard Müller (Tübingen 1963). 677 Vgl. Köhler, Der Augsburger Reichstag (wie Anm. 671), S. 186. 678 Briefe und Acten (wie Anm. 676), S. 394. 679 Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 57. 680 Vgl. Neuhaus, Der Augsburger Reichstag (wie Anm. 671), S. 196. 681 Allerdings sprechen die Kurfürsten nicht den Streit um den ersten Platz auf der geistlichen Für­ stenbank an, sondern die Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Sachsen, Brandenburg und Braunschweig sowie Hessen und Pommern, vgl. Goldast von Haiminsfeld, Collectio constitutionum im- perialium (wie Anm. 122), Bd. III, S. 509. 682 Herbert Grundmann, Landgraf Philipp von Hessen auf dem Augsburger Reichstag 1530, in: Aus Reichstagen des 15. und 16. Jahrhunderts (Göttingen 1958) (= Schriftenr. d. Histor. Komm, bei d. BAW, Bd. 5), S. 364, Anm. 22; auch in: SVRG, Nr. 176, Jg. 63, H. 2 (Gütersloh 1959), S. 28, Anm. 22. 683 Förstemann, Urkundenbuch (wie Anm. 664), Bd. I, Nr. 92, S. 258. 684 Die Verhandlungen über die Prozessionsordnung fanden schon vor dem Eintreffen des Kaisers statt; vgl. Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 60, u. das bereits er­ wähnte Schreiben der Kurfürsten an den Kaiser in: Goldast von Haiminsfeld, Collectio constitutionum imperialium (wie Anm. 122), Bd. III, S. 509 f. 685 Vgl. Die Goldene Bulle (wie Anm. 7), S. 77 f. Ob der Kaiser für die Erfüllung seines Wunsches, daß der Erzherzog von Österreich den Platz zur Rechten des Kaisers einnehme, auf den Präzedenzpara- graphen des Privilegium maius verwies, geht aus den Quellen nicht hervor. 686 Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 60 f. 687 Briefe und Acten (wie Anm. 676), S. 57. 688 Ebd., S. 61; Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 61, u. Augsburger Chronik (wie Anm. 314), Bd. IV, S. 277. 689 Vgl.Judas Thaddäus Zauner, Chronik von Salzburg, Bd. V (Salzburg 1803), S. 137. 690 Zur Ordnung im Dom vgl. Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 277. - Die Kardi- näle Matthäus Lang und Bernhard von Trient nahmen ihre Plätze wie bei der Einzugsprozession ihrem Kardinalsrang gemäß ein, während Kardinal Albrecht seinen Platz als Kurfürst einnahm (vgl. ebd.). 691 Dies kann aus Beschreibungen d. Prozessionsordnung gefolgert werden; Förstemann, Urkunden­ buch (wie Anm. 664), Bd. I, Nr. 95, S. 273; Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 280. Aller­ dings wird auch berichtet: [. . .] weyl der bischofzu Collen, die cardinal von Salzburg und Lutig nit hat wollen lassen vorghen, als sie auch nit vorgangen seyn. Dem Cardinal Campegio hat ers zu gelassen, dweyl er principalis ist, der vom babstgeschickt ist worden [...]; Briefe u. Acten (wie Anm. 676), S. 397. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 161

692 Förstemann, Urkundenbuch (wie Anm. 664), Bd. I, Nr. 95, S. 271. - In der Augsburger Chro­ nik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 280, wird außerdem der Kardinal Erhard, Bischof von Lüttich, erwähnt. 693 Auf seinen Rang als Legatus natusWwA in den Quellen nicht verwiesen. 694 Seine Primaswürde wird nur bei der Beschreibung seines Einzugs in Augsburg am 18. Mai 1530 in der Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 257, erwähnt. Für seinen Rang bei den Zeremo­ nien spielte sie keine Rolle, vgl. dagegen Immenkötter, Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 675), S. 134. 695 Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 67. 696 Ebd., S. 66 f. Auch Campeggio berichtete über die Entscheidungskraft des Kaisers in Präzedenz- angelegenheiten. Kardinal Lang habe ihm gegenüber zum Ausdruck gebracht, daß die Handlungsweise des Kaisers ein Beispiel dafür sei, wie die die Dinge zu handhaben seien. Ihm sei gelungen, was Kaiser Maximilian I. nicht vollbracht habe; vgl. Nuntiaturberichte aus Deutschland (wie Anm. 676), Nr. 18, S. 65. 697 Briefe und Acten (wie Anm. 676), S. 72. 698 Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 68. - Vor Kardinal Bernhard von Trient stand nach Tetlebens Angaben und dem in der Augsburger Chronik wiedergegebe­ nen Schema Kardinal Campeggio; Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 283. 699 Augsburger Chronik (wie Anm. 320), Bd. IV, S. 283. 700 Georg Coelestin, Historia comitiorum anno MDXXX Augustae celebratorum, repurgatae doctri- nae occasionem, praecipuas de relegione deliberationes, consilia, postulata, responsa, pacis ac concordiae media, pompas, epistolas et tarn pontificiorum quam evangelicorum scripta pleraque complectens (Frankfurt/O. 1577): Cum igitur Cardinalis Salisburgensis cum Austriacis eadem de re contenderet, Caesa­ rea Majestaspostulavit, ut Salisburgensispostridie (am 20. Juni 1530 - T. W.) eundo in Curiam locum su- periorem Cardinali Tridentino, Austriacorum Statuum Legato, concederet eumque ad dextram equitarepate- retur Vgl. auch Moser, Teutsches Staats-Recht, 4. Theil (wie Anm. 98), S. 353. - Inwieweit Kardinal Lang die kaiserliche Entscheidung in diesem konkreten Fall akzeptierte, geht aus der Quelle nicht her­ vor. Da aber von keinen weiteren Präzedenzkonflikten zwischen ihm und dem Kardinal von Trient be­ richtet wird, ist das Einverständnis Längs wahrscheinlich. 701 Zum Erwerb der Stephans- und Wenzelskrone durch Ferdinand nach dem Tod König Ludwigs im Jahr 1526, vgl. Lhotsky, Das Zeitalter des Hauses Habsburg (wie Anm. 613), S. 185 ff. 702 Tetleben, Protokoll des Augsburger Reichstages 1530 (wie Anm. 675), S. 68 f. Tetleben irrt offen­ sichtlich, wenn er schreibt, dem König von Böhmen stehe eigentlich der Platz post Palatinum electorem zu (ebd., S. 69). Nach der Goldenen Bulle (wie Anm. 7), S. 57, gehörte dem böhmischen König der Platz neben dem Mainzer bzw. Kölner Erzbischof auf der vom König aus rechten Seite. 703 Vgl. Aulinger, Das Bild des Reichstags (wie Anm. 1), S. 102. 704 Ebd. 705 Karl V. hatte bereits am 30. Januar 1522 die österreichischen „Freiheitsbriefe“ bestätigt und er­ weitert, vgl. Lhotsy, Privilegium Maius (wie Anm. 163), S. 35, u. ders., Das Zeitalter des Hauses Öster­ reich (wie Anm. 613), S. 115. In der Bestätigung von 1530 hat der Präzedenzartikel folgenden Wort­ laut: So aber der Erz-Herzog au f einer Reichs-Versamblung ist, soll Er als ein Pfaltz-Erz-Herzog gehalten wer­ den, und nichts weniger Sitz, und Gang zu der rechten Stath nach denen Churfursten haben, und behalten; Franz Ferdinand Schroetter, Erste Abhandlung aus dem oesterreichischen Staatsrechte, von den Freiheits­ briefen des durchlaeuchtigsten Erzhauses von Oesterreich, samt einer Einleitung in die oesterr. Ge­ schichte und einem Anhänge Beylagen (Wien 1762), Nr. 35, S. 226. Vgl. auch: Die Reichsregister­ bücher Kaiser Karls V, hg. v. Lothar Gross (Wien-Leipzig o. J.), S. 89, u. Lhotsky, Privilegium Maius (wie Anm. 163), S. 35 f. 706 Coelestin, Historia comitiorum (wie Anm. 700), S. 102; vgl. Moser, Teutsches Staats-Recht, 4. Theil (wie Anm. 98), S. 353. 707 Vgl.Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 236; Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 279; ders., Bauernkrieg und Glaubensspaltung (wie Anm. 555), S. 95; Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 267, u. Zauner, Chronik, Bd. V (wie Anm. 689), S. 142 f. 708 Beilagen zu HHStA, AUR, 1530 September 12. 709 Die Ausfertigung des Salzburgers Erzbischofs ist im LHM nicht überliefert. - Ich danke Herrn Dr. Jürgen H artm ann (Magdeburg) für die freundliche Mitteilung. 710 HHStA, AUR, 1530 September 12. 711 HHStA, AUR, 1530 Oktober 17, u. LHM, Rep. U 1, XV, Nr. 36. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 162

712 Als Textgrundlage für die folgenden Ausführungen diente die im LHM erhaltene Ausfertigung der Bestätigung Karls V. f Kardinal Albrecht v. 17. Oktober 1530; vgl. Anm. 711 u. die Ed. im Anhang. 713 [. . .] und gedachter unser herr und frundt von Mainz als ertzbischove zu Magdeburg und primat und seiner lieb nachkomen (vgl. Anhang). 714 Vgl. die Diözesanschematismen bei Ignaz Schumann von Mannsegg, Reihenfolge der Bischöfe und Erzbischöfe zu Salzburg (Salzburg o. J.), S. 257 f: „Unter mehreren anderen Gegenständen, welche auf diesem Reichstage (Augsburg 1530 - T. W.) verhandelt wurden, kam auch der bisher bestandene Streit zwischen den Metropoliten von Salzburg und Magdeburg zur Sprache, deren jeder den ersten Rang unter den deutschen Bischöfen behaupten wollte. Er wurde durch einen gegenseitigen Vergleich dahin beygelegt, daß, wenn auf kirchlichen oder Reichs-Versammlungen beyde Erzbischöfe persönlich zugegen wären, der Vorrang von einem Tage zum andern abwechselnd von ihnen behauptet würde, je­ doch so, daß der von Salzburg den Anfang damit machte. Hier war also ein getheiltes Primat, von dem es jedoch bald nachher wieder abkam, indem Magdeburg gänzlich in protestantische Hände kam, und das dortige Erzbisthum dadurch einging. Nun blieb also das Primat dem Erzbischöfe von Salzburg al­ lein, obschon indessen der Titel von Seite des Reichs erst viel später förmlich anerkannt wurde.“ — Aus kirchenrechtlicher Sicht vgl. Francisco Xav. Wernz, Ius Canonicum, Bd. II. De personis (Rom 1943), S. 645: „De eadem praerogativa Primatis Germaniae diu contenderunt Archiepiscopus Salisburgensis et Magdeburgensis, donec a. 1530 transactione inita lis sopiretur atque extinctione archidioecesis Magde- burgensis tempore reformationis penitus cessaret.“ Auch Johann Franz Thaddäus von Klei(n)maym, Nachrichten vom Zustande der Gegenden und Stadt Iuvavia etc. (Salzburg 1784), S. 290, sah einen Zu­ sammenhang zwischen dem Primastitel und dem ersten Platz auf der geistlichen Fürstenbank: „Nach­ dem hiemit (nach der Säkularisation Magdeburgs - T. W.) Salzburg das, was Magdeburg unter dem Ti­ tel eines Primas beziehe, und bedeuten wollte, unbestritten und solitarie vor sich hatte, so durfte es mit desto mehrern Fug von der Sache auf den Titel folgeren.“ 715 Nach Christian Greinz, Die flirsterzbischöfliche Kurie und das Stadtdekanat zu Salzburg. Ein Beitrag zur historisch-statistischen Beschreibung der Erzdiözese Salzburg (Salzburg 1929), S. 41, „er­ langte“ der Erzbischof „1529 den Titel ,Primas von Deutschland'“; nach Karl Weinzierl, Art. „Primas“ (wie Anm. 106), Sp. 760, „führt“ der Erzbischof von Salzburg „den Titel eines P(rimas) seit 1529“; Ja­ kob Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1072-1822 (Klagenfurt 1969) (= Aus Forschung und Kunst, Bd. 5), S. 285, schrieb: „. . . seit 1529 konnte er (Lang - T. W.) sich auch Primas von Deutschland nen­ nen“; nach Ernst Walter Zeeden, Salzburg, in: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Land und Konfession 1500-1650; Bd. 1. Der Südosten, hg. v. Anton Schind- lingu.. Walter Ziegler (Münster 1989) (= Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glau­ bensspaltung, Bd. 49), S. 73, hatten die Salzburger Erzbischöfe „seit 1529“ den „Titel ,Primas Germa­ niae'“. - Herrn Prof. Dr. Anton S c h i n d 1 i n g (Osnabrück) habe ich für die freundl. Mitteilung zu dan­ ken, daß er für seine Darstellung des Sachverhalts in der NDB der Forschungslit. gefolgt ist. Kardinal Lang sei es als Erzbischof von Salzburg „in Konkurrenz zu dem Mainzer“ gelungen, daß ihm 1529 der Papst „den Ehrentitel eines ,Primas Germaniae'“ verlieh: ders., Art. „Matthäus Lang“ (wie Anm. 555), S. 396. - Ebenso gilt mein Dank Herrn Jürgen A rn d t, der so freundlich war, mir mitzuteilen, daß er die Bezeichnung „Fürstprimas“ in seine Edition des Wappenbuches des Caspar Sturm aufgrund der gän­ gigen Forschungsmeinung aufgenommen hat, vgl. Das Wappenbuch des Reichsherolds Caspar Sturm (wie Anm. 324), S. 56, 87, 151 u. 152. - In der Hs. selbst wurde der Titel nicht für Lang verwendet; vgl. das Wappen Längs ebd., S. 86. Hermann, Kirchliches Leben (wie Anm. 294), S. 994, schrieb: „Seit 1529 führen die Salzburger Metropoliten den Titel eines Primas Germaniae, obwohl noch die prote­ stantischen Administratoren Magdeburgs an ihrem Primatsanspruch festgehalten haben.“ 716 Willibald Hauthaler, Art. „Salzburg“, in: Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon oder Enzyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften, 2. Aufl., Bd. 10 (Freiburg i. Br. 1897), Sp. 1622; auch als Separatdruck erschienen: ders., Das Erzbistum Salzburg. Zum elfhundertjährigen Ge- dächtniß (798-1898) (Salzburg 1898), Sp. 52. - In der ersten Aufl. hatteJ. E. Gries, Art. „Salzburg“, in: Kirchenlexikon oder Enzyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften, hg. v. Heinrich Joseph Wetzer u. Benedikt Welte, Bd. IX (Freiburg i. Br. 1852), Sp. 593, behauptet, 1062 sei die „Erhebung Gebhards zum Primas von Deutschland“ erfolgt. - Von der neueren Forschung wird eine primatiale Stellung Erzbischof Gebhards nicht angenommen, vgl. den Exkurs: Die Ursprünge des Mag­ deburger Primatsanspruchs . . . 717 Herrn Dr. Adolf Hahn 1 (Salzburg) verdanke ich den wertvolle Hinweis auf die einschlägigen Hauthaler-Akten in der BAStPS (insbes.: Hauthaler-Akten 7, 10, 13 u. 14). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 163

718 Klei(n)mayrn, Nachrichten (wie Anm. 714), S. 288. - Auch Damian Molitor, Dissertatio inau- guralis iuridica de primatibus eorumque iuribus speciatim de Germaniae (Göttingen 1806), S. 26 f., u. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts, Bd. I (wie Anm. 106), S. 610 f., wußten nichts über die Verwendung des Primastitels durch Kardinal Lang zu berichten. 719 Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 279, Anm. 114. 720 Dieser Befund ergab sich bei der Durchsicht der einschlägigen Akten im LHM (Rep. A 1, Nr. 275, Nr. 367 u. 367a) und SLA (GA II, 9; III, 16, IV, 1; IV, 3; IV, 4; IV, 27; VI, 4; VI, 5, u. VI, 6), unter Berücksichtigung der Quellen bis 1646. 721 Diese Feststellung beruht auf der Durchsicht der Ausfertigungen Kardinal Längs aus den Jahren 1529/30, die sich in der AUR des HHStA befinden (1529 o. O., o. D., 1529 Februar 5, 1529 Februar 18, 1529 Mai 13, 1529 August 7, 1529 August 12, 1529 Dezember 11, 1530 März 9, 1530 März 19, 1530 Juni 6, 1530 September 12, 1530 September 21, 1530 September 21, 1530 September 21). - Des weiteren wurden die einschlägigen Überlieferungen im SLA geprüft: Urkunden 1529; Urkunden-Rege- sten (1526-1534); Urkunden-Copialbücher, Bde. 2-5; Hofrat Catenichl, Bde. 12 -15a; GA II, 9, ebd. III, 16, IV, 1; ebd. VI, 5, ebd. VI, 6, ebd. XII, 27, u. ebd. XXXIV, 4; Domkapitelprotokolle 1529/30; Nachlaß Spatzenegger 1/1,1/6 u. VI. 722 Abschrift der Urkunde 1529, Februar 17 im SLA, GA XII, 27. 723 HHStA, AUR, 1529 August 7. 724 Dies teilt Zauner, Chronik von Salzburg, Bd. V (wie Anm. 689), S. 197, Anm., mit. 725 Marcus Hansiz, Germania Sacra, Bd. II. Archiepiscopatus Salisburgensis (Augsburg 1729), S. 599 f Hansiz zitierte - mit anderer Bandangabe (Tom. 2 statt Tom. 3) - Goldast von Haiminsfeldy Collectio constitutionum imperialium (wie Anm. 122), Bd. III, S. 501. - Die Collectio constitutionum wurde auch von Franciscus Antonius Veith, Bibliotheca Augustana complectens notitias varias de vita et scriptis eruditorum quos Augusta Vindelica orbi litterato vel dedit vel aluit, Bd. V (Augsburg 1789), S. 66, für folgende Aussage als Quelle angeführt: „Noster (Lang - T W.) post Electores primus assedit“. Es handelt sich offenbar um die Subscriptionsliste des Reichsabschieds von 1529, in der Lang {Mattha- eus Dei gratia sacrae Romanae Ecclesiae Cardinalis, Archiepiscopus Salisburgensis, Legatus Sedis Romanae) an erster Stelle der Ecclesiastici Principespraesentes steht, allerdings hinter dem an letzter Stelle der Electo­ res aufgeführten Nomine Domus Austriae, Georgius Dapifer Baro in Walpurg (Georg Truchseß, Freiherr von Waldburg); Goldast von Haiminsfeld, wie oben, S. 501. 726 Frühester Beleg für die Selbsbezeichnung „Legatus natus“: 1531, Oktober 11 (CDB I, 11, Nr. CCLV, S. 467): Wyr Albrecht, von gots gnaden Römischer Kirchen des tittels Sancti Petri ad Vincula priester, Cardinal und Legatus natus, Ertzbischoff zcu Magdeburg und Meintz, Primas des heiligen Römi­ schen reichs durch Germanien [...]. Fritz Herrmann, Die Protokolle, Bd. III (wie Anm. 611), S. 503, hatte gemeint, Albrecht würde erstmals am 24. November 1531 als „Legatus natus“ bezeichnet. - Einen früheren Beleg für die Fremdbezeichnung als „Legatus natus“ gibt die „Apología“ des Johannes Crotus Rubeanus (1480-ca. 1545), mit der dieser den Kardinal gegen reformatorische Angriffe verteidigte. In ihrem Titel wird Albrecht unter anderem als „Legatus natus“ angesprochen, vgl. Gredy, Kardinal-Erzbi­ schof Albrecht II. (wie Anm. 554), S. 165; zu Johannes Crotus Rubeanus und seine Beziehung zu Kardi­ nal Albrecht vgl. Sigrid von der Gönna, Albrecht von Brandenburg als Büchersammler und Mäzen der gelehrten Welt, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 22), S. 471 f. - Kaum glaubwürdig ist die Mitteillung in der Chronik von Georg Butze, Die Chroniken der niedersächsischen Städte, Mag­ deburg, Bd. II, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. XXVII (Leipzig 1899), S. 105, daß sich Kardinal Albrecht im Jahr 1520 „Legatus natus“ geschrieben haben soll. Während der Primastitel in den edierten Urkunden Albrechts in den Zwanzigerjahren häufig gebraucht wird, konnte kein Nachweis für die Verwendung des Legaten-Titels vor 1531 gefunden werden. Aller­ dings läßt die Quellenlage - der größte Teil der Urkunden Albrechts ist nicht ediert - derzeit keine end­ gültigen Aussagen zu. 727 Im CDB finden sich Belege sowohl für die Führung des Legatentitels in Verbindung mit dem Primastitel [A] als auch solche für den alleinigen Gebrauch des Legatentitels [B]: [A] : CDB II, 6, Nr. 2539, S. 392 (1533); II, 6, Nr. 2542, S. 402 (1533); I, 17, Nr. CCLVI, S. 221 0541); [B] : II, 6, Nr. 2540, S. 395 (1533); I, 4, Nr. CVIII, S. 183 (1533); II, 6, Nr. 2538, S. 386 (1533); I, 25, Nr. CXCIX, S. 163 f. (1534); I, 11, Nr. CCLVI, S. 469 (1536); II, 6, Nr. 2551, S. 425 (1536); II, 6, Nr. 2548, S. 422 (1536); I, 4, Nr. CIX, S. 184 (1537). Ein weiterer Beleg für 1537: Handschriftensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus 1: Manuscr. Bor. quarto, Nr. 334. Ein Beleg zu 1543 auch bei May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. II (wie © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 164

Anm. 459), Beilage LXIX, S. 527. - Fremdbezeichnungen als „Legatus natus“ finden sich im CDB II, 6, Nr. 2543, S. 410 (1533); II, 6, Nr. 2544, S. 411 (1534); II, 6, Nr. 2545, S. 413 (1535); I, 11, Nr. CCLIX, S. 472 (1540); Supplementbd., Nr. CXXVII, S. 153 (1541). 728 Vgl.May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof, Bd. II (wie Anm. 459), Beilage LXV, S. 516. 729 Vgl. ebd., zu Beilage LXV, S. 519. 730 Der Anfang der Inschrift hat folgenden Wortlaut: ALBERTUS : MISERACIONE : DIVINA : SACROSANCTAE. ROMANAE: ECCLESIAE: TITULI: DIVI: PETRI: AD : VINCULA : PRESBI- TER : CARDINALIS : LEGATUS : NATUS : SANCTARUM SEDIUM : MOGUNTINEN(SLS) : ET MAGDENBURGEN(SIS) : ARCHIEPLSCOPUS: PRLMAS: GERMANIAE [...]; zit. aus dem Ausstel­ lungskat. Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 459), Nr. 55, S. 150. 731 Den Primastitel hatte Albrecht zuvor lediglich in der Siegelankündigung des Abschieds vom Eßlinger Tag im Jahr 1526 verwendet (Reichs-Abschiede [wie Anm. 76], Bd. II, S. 284). 1532 (Re­ gensburg) verwendete er nur den Titel eines geborenen Legaten (RTA, JR, Bd. X, 3, Nr. 303, S. 1082), 1541 (Regensburg), 1542 (Speier), 1542 (Nürnberg), 1543 (Nürnberg) u. 1544 (Speyer) finden sich beide Titel in den Reichsabschieden (Reichs-Abschiede [wie Anm. 76], Bd. II, S. 441, 467, 479, 492 u. 514). 732 Zu denken wäre allerdings auch an die Anknüpfung an Traditionen und Auffassungen, nach de­ nen der Mainzer Kirche der Vorrang vor den anderen deutschen Kirchen zustehe. Vgl. dazu Hubert Be­ cher, Der deutsche Primas. Eine Untersuchung zur deutschen Kirchengeschichte in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Kolmar 1940), S. 14 f, u. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts (wie Anm. 106), Bd. I, S. 607 ff. 733 Lediglich die Formulierung, daß die Erzbischöfe im täglichen Wechsel die vorderst stat, gang oder session haben sollten, könnte auf eine Vereinbarung für den ersten Rang unter den geistlichen Fürsten gedeutet werden. Es wird aber nicht ausdrücklich gesagt, vor oder nach wem dieser vorderste Rang zu finden ist. 734 Reichs-Abschiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 328 f. 735 Auch hier wird nicht der Primastitel für Lang verwendet: Von Gottes Gnaden Wir Matthäus, der Heiligen Römischen Kirchen Cardinal, Ertz-Bischoffzu Saltzburg, Legat des Stuls zu Rom (Reichs-Abschie­ de [wie Anm. 76], Bd. II, S. 329). - Auch Albrecht wird ohne Primastitel aufgeführt: Von Gottes Gna­ den, Wir Albrecht, der Heil. Römischen Kirchen Priester, Cardinal, zu Mayntz und M agdenburg Ertz-Bi­ schoff, Administrator von Halberstadt, durch Germanien Ertz-Cantzler etc. (Reichs-Abschiede [wie Anm. 76], Bd. II, S. 329). 736 Vgl. die Angaben bei Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 362, u. Reichs-Ab­ schiede (wie Anm. 76), Bd. II, S. 479 u. 492. In den Abschieden von 1542 und 1543 steht der Mainzer Kanzler Dr. Jacob Jonas für den Erzbischof von Magdeburg jeweils an der Spitze der geistlichen Fürsten, gefolgt von den Gesandten des Administrators Ernst von Salzburg. Ein Gesandter des Hauses Öster­ reich steht jeweils unmittelbar nach den Kurfürsten und deren Räten. 737 Vgl.Rosemarie Aulinger, Einleitung, in: RTA., JR, Bd. X, 1, S. 147, u. ebd., Nr. 32, S. 305 f, so­ wie ebd., Nr. 33, S. 362 f. 738 RTA, JR, Bd. X, 2, Nr. 178, S. 801. 739 RTA, JR, Bd. X, 3, Nr. 303, S. 1082. 740 Vgl. bes. RTA, JR, Bd. X, 2, Nr. 145 ff, S. 709 ff. 741 RTA, JR, Bd. X, 3, Nr. 303, S. 1080 f. 742 Vgl. den ohne Aussteller abschriftl. überlieferten, höchstwahrscheinlich von Bischof Philipp von Speyer stammenden Brief an Kardinal Albrecht vom 12. Mai 1533 (SLA, GA IV, 1, fol. 32 -3 3 v) sowie das Schreiben des Bischofs an Kardinal Lang vom 19. Mai 1533 (HHStA, Beilage zu AUR, 1530 Sep­ tember 12). 743 Heilingsetzer, Ferdinand I. (wie Anm. 655), S. 119. Grundlage des Artikels ist die Arbeit dess., Studien zu den Verträgen (wie Anm. 655), in welcher die Ed. der Verträge zu finden ist (ebd., S. 89 ff.). 744 Heilingsetzer, Studien zu den Verträgen (wie Anm. 655), S. 55. 745 Ebd., S. 89 ff. 746 Die Frage, ob das Haus Österreich durch mehrere Fürsten auf der geistlichen Fürstenbank ver­ treten werden sollte, wurde aktuell, als nach 1564 Kaiser Maximilian II. sowie die Erzherzoge Ferdinand und Karl Anspruch auf Sitz und Stimme im Fürstenrat stellten, vgl. Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 239 ff. © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 165

747 Vgl. Heilingsetzer, Ferdinand I. (wie Anm. 655), S. 121, u. ders., Studien zu den Verträgen (wie Anm. 655), S. 56 ff. 748 Zit. nach der Abschrift im SLA, GA IV, 1, fol. 4 4 -4 4 v. 749 Vgl.Heilingsetzer, Studien zu den Verträgen (wie Anm. 655), S. 92 f. 750 Hingewiesen sei auf die Zeugnisse der bildenden Kunst, die den Titelgebrauch der beiden Kar- dinäle dokumentieren. — Für Kardinal Lang ist zu denken an das von Hieronymus Hopfer angefertigte Porträt, in dessen Bildunterschrift der Titel ,,LEG(ATUS)“ genannt wird, vgl. Abb. 5. Auf von Albrecht Dürer zwischen 1519 und 1523 angefertigten Bildnissen Kardinal Albrechts ist der Primastitel zu fin­ den. Albrecht hat den Titel auch auf Wappen und Medaillen geführt, vgl. Abb. 6 u. die Abb. in: Kunst der Reformationszeit. Ausstellungskat. (Berlin 1983), S. 130 f, u. Albrecht von Brandenburg (wie Anm. 459), S. 132 f.u. 136 f. 751 Vgl. Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 267, u. Förster, Der Magdeburgische Sessions­ streit (wie Anm. 99), S. 16. 752 Beleg dafür ist das schon erwähnte ausführl. Schreiben des Salzburger Administrators Ernst, in welchem er die Gründe für die Präzedenz darlegt (vgl. Anm. 341). Aulinger, Das Bild des Reichstages (wie Anm. 1), S. 239, vermutete, daß die auf den Reichstagen vereinbarte „Akenrativregelung . . . in der Praxis nicht zum Zuge gekommen“ ist, „da das Problem der Leitung der kurialen Ausschüsse hinzukam. Da in diesen nur selten beide Stände vertreten waren, wurden sie grundsätzlich in das Abkommen über die alternierende Leitung des Fürstenrates nicht miteinbezogen. Gehandhabt wurde die Frage üblicher­ weise in der Form, daß der eine Fürst den Vorsitz im Ausschuß, der andere den im Fürstenrat führte“. 753 Vgl. Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 268, u. Förster, Der Magdeburgische Sessions­ streit (wie Anm. 99), S. 16 f. 754 Vgl. Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 268, u. Förster, Der Magdeburgische Sessions­ streit (wie Anm. 99), S. 18 f. 755 Dies ist einem Schreiben aus der kaiserlichen Kanzlei zu entnehmen (1555 August 15), in dem die Magdeburger Ansprüche zurückgewiesen wurden. Argumentiert wird damit, daß des Kaisers vorfarn am haus Österreich von römischen kaysern und khunigen hochloblichs gedachtnus umb ires tapfern unnd an­ seh enlichen verdienens willen dahin privilegiert unnd befreyt sein, das sy in allen undyegelichen des heilligen reichs Sachen handlangen und versamblungen nach den churfurssten die negst session stand und stim zu der rechten handt haben sollen. Was die Ansprüche des Magdeburger Erzbischofs gegenüber Salzburg betrifft, wollte der Kaiser seiner fürstlichen gnaden khain irrung oder einträg thuen (LHM, Rep. A 1, Nr. 275, fol. 109v). 756 LHM Rep. A 1 Nr. 275, fol. 9 8 -1 05v. Vgl. auch Palm, Über den Primat (wie Anm. 86), S. 268 f. 757 Ebd., S. 269. 758 Ebd., S. 253. Der Titel einer Magdeburger Chronik von 1584 ist bezeichnend für das Selbstver­ ständnis der Magdeburger Administratoren: Chronica des hochlöblichsten keyserfreyen Ertz und Primat Stijfts Magdeburg, darinnen aufs aller kürtzeste verfasset, von weme und zu welcher Zeit diese löbliche alte Stadt Magdeburg anjdncklich gebawet, auch wie dieselbige zum waren christlichen Glauben und endlich zur Hochheit des Ertz Bischöflichen Primat Stijfts in Germania erhaben worden . . . (Magdeburg 1584). 759 Diese Fragen können hier nur angeschnitten werden. Ausführlich werden sie behandelt von För­ ster, Der Magdeburgische Sessionsstreit (wie Anm. 99), S. 32 ff. Vgl. auch die Bemerkungen bei Leopold von Ranke, Zur Deutschen Geschichte. Vom Religionsfrieden bis zum dreißigjährigen Krieg, in: ders., Sämmtliche Werke, Bd. 7 (Leipzig 1868), S. 110 ff; Zeeden, Deutschland von der Mitte des 15. Jahr­ hunderts bis zum Westfälischen Frieden (1648) (wie Anm. 317), S. 553, u. Schräder, Magdeburg (wie Anm. 38), S. 81 f. - Zu 1582 vgl. Max Lossen, Der Magdeburger Sessionsstreit auf dem Reichstag von 1582 (München 1893). Siehe auch den Überblick bei Ammerer, Verfassung, Verwaltung und Gerichts­ barkeit (wie Anm. 89), S. 329 f. 760 Vgl. dazu Winfried Becker, Der Kurfürstenrat. Grundzüge seiner Entwicklung in der Reichsver­ fassung und seine Stellung auf dem Westfälischen Friedenskongreß (Münster 1973) (= Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der neueren Geschichte, E. V, Bd. 5), S. 198 ff., sowie Förster, Der Magdeburgische Sessionsstreit (wie Anm. 99), S. 110. Quellen zu diesen Bemühungen sind die im LHM überlieferten „Akten der erzstiftischen Gesandtschaft in Osnabrück, Sitz und Stimme des Erzbi­ schofs auf den Reichstagen, besonders aber den früher schon stattgehabten Rangstreit mit Salzburg betr., Blatt 1-85, 1645-1646“ (LHM, Rep. A l, Nr. 367). © Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg, Austria; download unter www.zobodat.at 166

761 Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 280; Schräder, Magdeburg (wie Anm. 38), S. 84 ff. 762 Wie in Anm. 714 zit., deutete Klei(n)mayrn diesen Zusammenhang an. 763 Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 280. Vgl. die Beispiele bei Klei(n)mayrn, Nachrichten (wie Anm. 714), S. 291. 764 Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 280, mit Zitat in Anm. 126. - Zur Ver­ wendung des Primastitels durch die Erzbischöfe von Salzburg seit dem 17. Jh. s. ebd., S. 280 ff., sowie allgemein zum Salzburger Primat Hubert Bastgen, Die Praerogativen der Salzburger Metropole. Berichte des Konsistoriums von Salzburg an die Regierung vom Jahre 1806 und 1816, in: HJb 37 (1912), S. 370 f. - Die Primatsfrage in der Kirche Deutschlands des 19. Jh. behandelt eingehend Becher, Der deutsche Primas (wie Anm. 732). 763 In den Akten des ersten Vatikanums steht der Salzburger Erzbischof Maximilian Josef Kardinal Tarnöczy (1851-1876) an erster Stelle der primates. Erzbischof Andreas Rohracher (1943-1969) Unter­ zeichnete die Schlußakte des zweiten Vatikanums nach dem Erzbischof von Dublin, dem Primas Hiber- niae. Vgl. Dopsch, Legatenwürde und Primat (wie Anm. 86), S. 281 f., u. Acta Synodalia Sacrosancti Concilii Oecumenici Vaticani II (Rom 1978), Bd. IV, Teil VII, S. 807.

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