AUSFERTIGUNG

Planfeststellungsbeschluss

für die

Herstellung eines Gewässers durch Aufschluss des Tagebaufeldes Grube 8 und anschließende Ge- winnung von Quarzsand im Quarzsand- und Mahl- werk Weferlingen,

Az.: 404.1.15 – 62211 – 0176

vom 23.10.2019

Sachsen-Anhalt Landesverwaltungsamt

Dieser Planfeststellungsbeschluss umfasst die Seiten 1 - 175

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LANDESVERWALTUNGSAMT

Landesverwaltungsamt  Postfach 20 02 56  06003 Halle (Saale) Referat Wasser

Mit Empfangsbekenntnis

Quarzwerke GmbH Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen Walbeck

Schwarzer Weg 1 39356 Oebisfelde-Weferlingen

Halle, 23.10.2019

Ihr Zeichen: Planfeststellungsverfahren für die Herstellung eines Gewässers durch Mein Zeichen: 404.1.15-62211- 0176 Aufschluss des Tagebaufeldes Grube 8 und anschließende Gewinnung Bearbeitet von: Frau Pienkny von Quarzsand im Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen Kerstin. [email protected] anhalt.de Vorhabenträgerin: Quarzwerke GmbH Frechen Tel.: (0345) 514-2112 Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen Fax: (0345) 514-2155

Fax: (0345) 514-

Das Landesverwaltungsamt erteilt folgenden Dienstgebäude: Dessauer Straße 70 06118 Halle (Saale)

Planfeststellungsbeschluss Hauptsitz: Ernst-Kamieth-Straße 2 06112 Halle (Saale)

Tel.: (0345) 514-0 A Verfügender Teil Fax: (0345) 514-1444 Poststelle@ lvwa.sachsen-anhalt.de I. Feststellung des Planes Internet: Der Plan für das Vorhaben „Herstellung eines Gewässers durch Aufschluss www.landesverwaltungsamt. sachsen-anhalt.de des Tagebaufeldes Grube 8 und anschließende Gewinnung von Quarzsand E-Mail-Adresse nur für im Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen“ wird, wie in den unter II. aufgeführ- formlose Mitteilungen ohne elektronische Signatur ten Planunterlagen angegeben und unter Berücksichtigung der unter III. erteil- ten Genehmigungen und Befreiungen sowie der unter IV. verfügten Auflagen Landeshauptkasse Sachsen-Anhalt Deutsche Bundesbank und Nebenbestimmungen, festgestellt. Filiale Magdeburg BLZ 810 000 00 Konto 810 015 00 BIC MARKDEF1810 IBAN DE21810000000081001500

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Örtliche Lage: Land: Sachsen-Anhalt Landkreis: Börde Gemarkungen: Walbeck, Flur 3, 4, 5 und 7 sowie Schwanefeld, Flur 4

II. Planunterlagen

Festgestellte Planunterlagen

Festgestellt werden die nachfolgend aufgeführten Planunterlagen in der zum Zeitpunkt der Plan- feststellung geltenden Deckblattfassung:

Bezeichnung der Unterlagen Maßstab Seiten/ Blätter Antragsunterlagen (Stand September 2017) S. 1–5  Übersicht über das Vorhaben S. 6–18  Betriebsplanung / Gewässerausbauplanung S. 19-32  Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag S.143-165  Plan zur Wiedernutzbarmachung der Oberfläche (Landschafts- S.166-195 pflegerischer Begleitplan), Maßnahmenblätter (Mi 1 – Mi 3, V 1 – V 6, M 1 – M 9) – un- gültig Anlage 1 Topographische Übersicht 1:25.000 1 Anlage 2 Lageplan 1:15.000 1 Anlage 3.1 Katasterkarte mit Auflistung der betroffenen Flurstücke 1: 7.500 1 Anlage 3.2 Katasterkarte mit Auflistung der betroffenen Flurstücke 1: 7.500 1 Anlage 3.3 Auflistung der durch das Vorhaben betroffenen Flurstücke - 3 Anlage 4 Topographische Übersicht mit Darstellung der fachplaneri- 1:25.000 1 schen Flächenausweisungen Anlage 5 Räumliche und zeitliche Entwicklung des Tagebaus 1:12.000 1 Anlage 7 Lageplan und Schnittdarstellung Außenhalde 1:10.000 1 1: 5.000 Anlage 8 aktuelle Situation Biotoptypen 1:10.000 1 Anlage 9 aktuelle Situation Fledermäuse 1:10.000 1 Anlage 10 aktuelle Situation Avifauna 1:10.000 1 Anlage 11 aktuelle Situation Amphibien und Reptilien 1:10.000 1 Anlage 12 Auszug aus der Bodenkarte 1:50.000 Sachsen-Anhalt 1:20.000 1

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Bezeichnung der Unterlagen Maßstab Seiten/ Blätter Anlage 13 Aktueller Zustand: Oberflächengewässer 1:25.000 1 Anlage 14.1 Lageplan und Schnittdarstellung Außenhalde mit Sicht- 1:10.000 1 achse, ausgehend von der Stiftskirche Anlage 14.2 Lageplan und Schnittdarstellung - 1 Anlage 15 Planungsvarianten 1:15.000 1 Aus „Präzisierende Erläuterung als Antwort auf die Stellungnahmen der 1 Vorblatt ONB Referat 407 vom 20.04.2018 und der UNB Bördekreis vom 06.10.2017“ (übersandt mit Schreiben vom 05.12.2018):  Artprotokolle S. 4 - 48  Maßnahmenblätter S. 49 - 67  Übersicht Anlagen S. 72  Anlage 16 Plan der Wiedernutzbarmachung und der Maßnah- men im Eingriffsbereich 1:5.000 1  Anlage 16.1 Maßnahme 1 Detaildarstellung 1:1.250 1  Anlage 16.2 Maßnahme 2 Detaildarstellung 1:1.000 1 „2.Präzisierende Erläuterungen zu den Antragsunterlagen für eine was- S. 1 -26 serrechtliche Planfeststellung gemäß § 68 WHG für die Herstellung ei- nes Gewässers im Zuge der Gewinnung von Quarzsand“ (Stand De- zember 2018) einschließlich  Ein- und Auslaufbauwerk  Gewässerökologische Zustandserfassungen  Vegetationskundliche Erfassungen im FND Krähenbruch zwecks Beweissicherung  Untersuchung Feuersalamander im Tälchen westlich des ge- planten Tagebaus  Risikomanagement im Tälchen westlich des geplanten Tage- baus (Vegetationsmonitoring, Hydrogeologisches Monitoring)  Risikomanagement  Liste der von den Ersatz- und Kompensationsmaßnahmen be- troffenen Flurstücke und Zugehörigkeit der Flurstücke zu den Maßnahmen

Die „Präzisierende Erläuterung als Antwort auf die Stellungnahmen der ONB Referat 407 vom 20.04.2018 und der UNB Bördekreis vom 06.10.2017“ einschließlich Anlagen wurden im Rahmen

Seite 5/175 der Anhörung den Planunterlagen vollständig hinzugefügt, ebenso die „2. Präzisierende Erläuterun- gen zu den Antragsunterlagen für eine wasserrechtliche Planfeststellung gemäß § 68 WHG für die Herstellung eines Gewässers im Zuge der Gewinnung von Quarzsand“. Die dadurch im Laufe des Planfeststellungsverfahrens geänderten oder ergänzten Seiten bzw. zeichnerischen Darstellungen sind als Deckblätter bezeichnet und die ungültig gewordenen Seiten bzw. Blätter entsprechend mit einem Ungültigkeitsvermerk gekennzeichnet worden.

Unterlagen zur Information

Die nachfolgenden Planunterlagen werden nicht festgestellt, sondern dienen der Information über das Vorhaben.

Bezeichnung der Unterlagen Maß- Blätter/ stab Seiten aus Antragsunterlagen (Stand September 2017)  Umweltverträglichkeit des Vorhabens (Umweltverträglichkeitsstu- die) S. 33-122  Prüfung der Natura 2000-Verträglichkeit des Vorhabens S. 123-142  Übersicht Quellen, Anlagen und Anhänge S. 196-203 Anlage 6 Schemaskizze zur Geometrie der Uferböschungen - 1 Anlage 16 Plan der Wiedernutzbarmachung und der Maßnahmen im Ein- 1: 5.000 1 griffsbereich - ungültig Anhang A Hydrogeologisches Gutachten Grube 8 (Stand 30.08.2017) 99  Anlage 1.1 Übersichtslageplan 1:25.000 1  Anlage 1.2 Übersichtslageplan GK abgedeckt 1:25.000 1  Anlage 1.3 Übersichtslageplan TK 1:10.000 1  Anlage 1.4 Übersichtslageplan GK abgedeckt 1:10.000 1  Anlage 1.5 Übersichtslageplan GK mit Quartär und Lage der 1:10.000 1 hydrogeologischen Schnitte  Anlage 1.6 Istzustand 2014 Grundwassergleichen MODWEF 1:10.000 1  Anlage 1.7 Grundwassergleichen Endsee bei 98 m NHN MOD- 1:10.000 1 WEF  Anlage 1.8 Legende - 5  Anlage 31 Projekt Morsleben, Normalprofil der Kreide und des - 1 Tertiärs in der Allertalzone  Anlage 2.3 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach Din 1: 180 1 4023, B 9/08 mittig Gr. 8 (Höhenmaßstab)

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Bezeichnung der Unterlagen Maß- Blätter/ stab Seiten Grundwasserspiegel Endsee (2014) - 1 Grundwasserspiegel Endsee Grube 8 (2014) - 1 Profilschnitt Bohrprofile nach Din 4023 GWM 1/14A + 1/14 B (Höhenmaßstab) 1: 100 1 Profilschnitt Bohrprofile nach Din 4023 GWM 7/14, GWM 44/04, GWM 3/14, B 9/08 mittig Gr. 8, GWM 2/14 - 1 Profilschnitt Bohrprofile nach Din 4023 GWM 5/14 A (Arteser), FK 1/14 Kräh, FK 2/14 Kräh, FK 3/14 Kräh - 1 Profilschnitt Bohrprofile nach Din 4023 GWM 7/14, GWM 3/14, B9/08 mittig Gr. 8, GWM 2/14 - 1  Anlage 2.4 Übersicht Lagerstättenmodell Quarzwerke, Lage der Explorationsbohrungen, Lage der Schnitte - 1  Anlage 2.5 Schnitt AA`, BB`, CC` - 3  Anlage 2.6 Hydrogeologische Modellvorstellung Grube 8 - 1  Anlage 3.1 Trend der Hellmann –Jahresniederschläge DWD Sta- tion Helmstedt, ab 2013 Station Quarzsandwerke Weferlingen - 1  Anlage 3.1 B Niederschlag DWD Helmstedt - 1  Anlage 3.1 C HAUDE Verdunstung DWD Helmstedt - 1  Anlage 3.1 D Lufttemperatur DWD Helmstedt - 1 - 1  Anlage 3.2 Abflussmessungen vom 08.11.11 bis 10.11.11

 Anlage 3.3 Gewässer Stationsname: Weferlingen, Station - 1 440010 - 1  Anlage 3.4 Abflusspegel MP 1 Ottonenhof Walbeck

 Anlage 3.5 Jahres-Wasserbilanz einer Quarzsandroherde, Lysi- - 1 meterdaten Werk Weferlingen

 Anlage 3.6 Wasserabgabe Quarzwerke, Klostergraben-, - 1 MID Ablauf Klärteich (Grube 1), Monatsmittelwerte

 Anlage 3.6 Wasserabgabe Werk Weferlingen, Leitfähigkeit - 1 mS/cm (25°C)

 Anlage 3.7 B Langsamer Grundwasserabfluss QuK gemäß (12) 1:25.000 1  Anlage 3.8 A Langsamer Grundwasserabfluss QuI gemäß (12) 1:25.000 1  Anlage 4.1 Geplante Wasserspiegel Quarzsandgruben Weferlin- - 1 gen

 Anlage 4.2 Grundwassermonitoring Umfeld Grube 6 - 1  Anlage 4.3 Projekt: Abfrage MST Lappwald - 1

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Bezeichnung der Unterlagen Maß- Blätter/ stab Seiten  Anlage 4.3 Wasserqualität Grube 5 - 1  Anlage 4.3 Wasserqualität TGB-See Gr. 3 und 4 - 1  Anlage 4.3 Wasserqualität Grube 5 - 1  Anlage 4.4 MODWEF Daten Grundwasseraufschlüsse mit neuem GWM 2014 - 1  Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 4023 - B 9/08 mittig Gr. 8 (Höhenmaßstab) 1:180  Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 4023 - FK 1/14 Kräh (Höhenmaßstab) 1: 30  Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 4023 - FK 2/14 Kräh (Höhenmaßstab) 1: 30

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1: 30 4023 - FK 3/14 Kräh (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:250 4023 - GWM 1/14A (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:100 4023 - GWM 1/14B (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:200 4023 - GWM 2/14 (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:200 4023 - GWM 3/14 (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1: 50 4023 - GWM 4/14 (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:200 4023 - GWM 5/14 (Arteser), (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1: 50 4023 - GWM 5/14 B (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:250 4023 - GWM 6/14 A (Höhenmaßstab)

 Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1: 40 4023 - GWM 6/14 B (Höhenmaßstab) insgesamt  Anlage 4.5 Zeichnerische Darstellung von Bohrprofilen nach DIN 1:270 14 4023 - GWM 7/14 (Höhenmaßstab)

 Anlage Schichtenverzeichnis für Bohrungen mit durchgehender - 20 Gewinnung von gekernten Proben

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Bezeichnung der Unterlagen Maß- Blätter/ stab Seiten  Anlage 4.5 Hydraulischer Kurzpumpversuch bzw. Test mit Pro- - 9 benahme Anhang B Art-Protokolle - ungültig - 45 Anhang C Schreiben des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-An- halt vom 10.07.2017 mit Anlagen (Übersichtskarte, Erfassungsbö- - 25 gen) Anhang D Fachbeitrag Wasserrahmenrichtlinie (Stand: 25.09.2017) - 28 Aus „Präzisierende Erläuterung als Antwort auf die Stellungnahmen der ONB Referat 407 vom 20.04.2018 und der UNB Bördekreis vom 06.10.2017“ (übersandt mit Schreiben vom 05.12.2018):  Vorbemerkungen S. 1  Zeitachse für die Umsetzung der Maßnahmen bis zur vollständi- gen Inanspruchnahme des Tagebaufeldes und der Maßnahmen- flächen S. 2 - 3  Liste der von den Rekultivierungsmaßnahmen betroffenen Flur- stücke und Zugehörigkeit der Flurstücke zu den Maßnahmen S. 68 - 71

Hinweise zu den Planunterlagen

Die festgestellten Planunterlagen sind mit dem Siegel Nr. 31 des Landesverwaltungsamtes verse- hen.

III. Genehmigungen und Befreiungen

Eingriffsgenehmigung

Die in den Planunterlagen dargestellten und durch das Vorhaben bedingten Eingriffe in Natur und Landschaft werden genehmigt. Die ausgewiesenen Maßnahmen zum Ausgleich und Ersatz sind – wie planerisch dargestellt - umzusetzen.

Naturschutzrechtliche Befreiungen

Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Harbke-Allertal“ Für das Vorhaben wird eine Befreiung von den Verboten der Verordnung über das Landschafts- schutzgebiet „Harbke-Allertal“ erteilt.

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Naturschutzgebiet (NSG) „Bachtäler des Lappwaldes“ Es wird eine Befreiung von den Verboten der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ erteilt.

Biotopschutz

Es wird für das Vorhaben eine Ausnahme von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG für Hand- lungen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen Beeinträchtigung von gesetzlich ge- schützten Biotopen führen können, erteilt.

Waldumwandlung

Die für das Vorhaben erforderliche dauerhafte Umwandlung von 7,41 ha Wald in eine andere Nut- zungsart wird genehmigt.

Erstaufforstung

Die Genehmigung für die vorgesehene Erstaufforstung einer bisher nicht mit Wald bestockter Flä- che von 13,46 ha wird erteilt.

Denkmalschutzrechtliche Genehmigung

Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung für die Durchführung der baulichen Maßnahmen ent- sprechend der Planunterlagen wird erteilt.

IV. Auflagen und Nebenbestimmungen

Vorbehalt

Änderungen und Ergänzungen dieses Planfeststellungsbeschlusses, die aus bautechnischen, was- ser- bzw. naturschutzrechtlichen oder sonstigen Gründen erforderlich sind, bleiben vorbehalten.

Allgemeine Unterrichtungs- und Beteiligungspflichten

2.1. Beginn und Abschluss der Baumaßnahmen sind dem Landesverwaltungsamt als Planfest- stellungsbehörde und dem Landkreis Börde mindestens zwei Wochen vorab schriftlich an- zuzeigen.

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2.2. Des Weiteren sind Abstimmungen zur Vorbereitung und Ausführung der Baumaßnahmen mit den betroffenen Grundstückseigentümern sowie Eigentümern der Versorgungsleitungen durchzuführen, vgl. auch Ziffer 7.1 bis 7.4.

2.3. Die Arbeiten sind entsprechend der festgestellten Planunterlagen auszuführen. Werden Än- derungen erforderlich, sind diese vor Beginn der Bauausführung bei der Planfeststellungs- behörde zu beantragen.

2.4. Der Planfeststellungsbehörde ist der Sonderbetriebsplan für die Pegelbohrungen und die Errichtung von Grundwassermessstellen zur Einsichtnahme vorzulegen.

Naturschutz, Landschaftspflege, Artenschutz

3.1. Vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft einschließlich Tier- und Pflan- zenwelt sind zu unterlassen. Insbesondere sind die baubedingten Flächeninanspruchnah- men (Arbeitsstreifen, Baustelleneinrichtung, Bauzufahrten, Lagerplätze etc.) sowie Störun- gen durch Lärm auf das unbedingt erforderliche Mindestmaß zu beschränken. Bauzeitlich genutzte Baustelleneinrichtungen, Lagerplätze etc. sind anschließend wieder in ihren ur- sprünglichen Zustand zu versetzen.

3.2. Die im Landschaftspflegerischen Begleitplan bzw. den Planunterlagen festgestellten Ver- meidungs-, Minderungs-, Artenschutz und Ausgleichsmaßnahmen sind vollständig umzu- setzen. Die fachgerechte Ausführung dieser Maßnahmen ist entsprechend den dort im Ein- zelnen formulierten Zielstellungen zu gewährleisten.

3.3. Im Rahmen der Bauüberwachung ist eine Ökologische Baubegleitung (ÖBB) einzurichten.

3.4. Zum Feuersalamander ist eine ergänzende Erfassung im oberen Kleiberggraben durchzu- führen, vorzugsweise im Jahre 2020. Die Ergebnisse sind der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde vorzulegen.

3.5. Die Herstellung des Zauneidechsenhabitats (Maßnahme M 2) ist bis spätestens 3 Jahre vor Inanspruchnahme der betroffenen Flächen umzusetzen.

3.6. Die Korrektur der Anlage des Kastenquartierverbundes für die Fledermäuse (von 10 auf 20 Kästen) ist in der Ausführungsplanung vorzunehmen.

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3.7. Werden während der Baumaßnahmen bisher in den Planunterlagen nicht berücksichtigte Arten im Vorhabengebiet festgestellt, deren Vorkommen zur Auslösung von Verbotstatbe- ständen gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG führen kann, sind in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde erforderliche und zumutbare Maßnahmen zu ergreifen, um artenschutzrechtliche Verbotstatbestände zu vermeiden. Andernfalls wird ein Antrag auf artenschutzrechtliche Ausnahme oder Befreiung gemäß § 45 Abs. 7 bzw. § 67 BNatSchG erforderlich.

3.8. Die Fertigstellung der Kompensationsmaßnahmen sind der Planfeststellungsbehörde je- weils zeitnah anzuzeigen.

3.9. Sollten sich im Rahmen der Ausführung des Vorhabens Änderungen hinsichtlich der von den Rekultivierungsmaßnahmen betroffenen Flurstücke ergeben, sind die Daten zur Füh- rung des Kompensationsverzeichnisses der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde (tabellarisch und Shape-Format) vorzulegen.

3.10. Im Flächennaturdenkmal (FND) „Krähenbruch bei Schwanefeld“ ist vor Beginn des Auf- schlusses der Grube 8 eine Erfassung der Vegetationsbestände auf einem Transsekt durch- zuführen. Die Festlegung der Untersuchungsflächen ist mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde abzustimmen. Die Ergebnisse sind dort ebenfalls vorzulegen.

3.11. Im Rahmen des Risikomanagements ist ein Vegetationsmonitoring im bereits betrachteten Tälchen westlich der geplanten Grube 8 und zusätzlich in einem Auwald im Lappwald als Referenzbestand durchzuführen. Auf drei definierten Probeflächen P 1 bis P 3 ist dazu über einen Verlauf von drei Jahren jeweils in den Monaten Mai, Juli und September die Vegetation zu erfassen und damit ein Bericht des Ausgangszustandes zu erstellen. Der Ausgangszu- standsbericht ist vorzulegen bevor mit der Regelförderung im Nassschnitt begonnen wird. Mit Beginn der Aufschlussphase sind bis zum Erreichen der Endgröße des Tagebaus und damit auch des Gewinnungssees ebenfalls jährlich erneute Erfassungen dieser Probeflä- chen durchzuführen. Sämtliche Berichte sind sowohl der Planfeststellungsbehörde, als auch der unteren und oberen Naturschutzbehörde vorzulegen.

3.12. Der Aufbau und die Begrünung der Außenhalde erfolgt sukzessive (Maßnahme Mi 3). Die Details hinsichtlich der Inanspruchnahme einer ehemaligen Streuobstwiese sind mit der un- teren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde abzustimmen.

3.13. Anfallender unbelasteter Mutterboden (Oberboden) ist nutzbar zu erhalten und zeitnah einer ordnungsgemäßen Wiederverwendung zuzuführen, sodass seine Bodenfunktion gesichert

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oder wiederhergestellt werden. Anfallender Bodenaushub, welcher nicht für die Baumaß- nahme unmittelbar am Standort verwendet wird, ist in einer dafür zugelassenen Anlage zu entsorgen.

3.14. Werden bei dem Vorhaben Verunreinigungen des Bodens festgestellt oder ergeben sich Hinweise / Verdachtsmomente, dass Verunreinigungen erfolgt sind, so sind diese dem Fach- dienst Natur und Umwelt des Landkreises Börde anzuzeigen.

3.15. Soll für das Vorhaben Recyclingmaterial als mineralischer Ersatzbaustoff verwendet wer- den, sind die geltenden abfallrechtlichen Bestimmungen zu beachten und einzuhalten.

3.16. Vor Beseitigung des derzeitigen Aller-Radweges ist ein neuer Weg herzustellen (vgl. Maß- nahme M 9). Es ist zu beachten, dass das Vorranggebiet für Hochwasserschutz VII „Aller“ dabei nicht berührt wird.

Infrastruktur und Wasserwirtschaft

4.1. Die Bauausführung darf nur entsprechend der festgestellten Planunterlagen erfolgen. Bei der Realisierung des Bauvorhabens sind die allgemein anerkannten Regeln der Technik zu beachten und die im Bauwesen erforderliche Sorgfalt anzuwenden.

4.2. Die Baustellen sind nach Abschluss der Arbeiten gründlich zu beräumen. Durch die Bauaus- führung entstandene Schäden sind so zu beseitigen, dass Folgeschäden nicht entstehen können.

4.3. Bei der Verlegung der Förderrohrleitung sind sowohl erforderliche Querungen im Ortsbe- reich (Hof- und Grundstückszufahrten) als auch die Zugänglichkeit für die angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen zu gewährleisten.

4.4. Die Ausführungsplanung für das Ein- und Auslaufbauwerk ist mit dem Unterhaltungsverband Aller abzustimmen.

4.5. Im direkten Abstrom der Grube 8 ist eine Grundwassermessstelle einzurichten. Diese ist noch vor Aufschluss der Grube 8 entsprechend der Grundwasserfließrichtung zu bohren, sodass Nullmessungen durchgeführt werden können.

4.6. Für die gewässerökologische Zustandserfassung ist ein Gewässermonitoring durchzufüh- ren. Dafür sind folgende Messstellen einzurichten:  Kleiberggraben oberhalb Grube 8  Kleiberggraben unterhalb Grube 8 (nach Verlegung in ein neues Bett)

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 Aller oberhalb der Einleitung des Bärengrabens  Aller unterhalb der Einleitung des Bärengrabens

Messumfang „Biologie“:  Kleiberggraben oberhalb Grube 8: Makrozoobenthos (trockenresistente Arten)  Kleiberggraben unterhalb Grube 8: Makrozoobenthos, Makrophyten, Diatomeen  Aller oberhalb der Einleitung des Bärengrabens: Makrozoobenthos, Makrophyten, Diatomeen  Aller unterhalb der Einleitung des Bärengrabens: Makrozoobenthos, Makrophyten, Diatomeen

Messfrequenz „Biologie“:  1 x jährlich über zwei Jahre vor Abbaubeginn (Nullprobe)  1 x jährlich nach Abbaubeginn  Jeweils 2 x in 6 Jahren nach Abschluss des Abbaus.

Messumfang „Chemie“: pH-Wert, Leitfähigkeit, Sauerstoffhaushalt, Säurekapazität, abfiltrierbare Stoffe, Chlorid, Sulfat, Hydrogenkarbonat, Eisen-II, Eisen-ges., Mangan, Natrium, Kalium, Magnesium, Phosphor-ges., Orthophosphat, Nitrat, Nitrit, Ammonium

Messfrequenz „Chemie“:  jeweils 2 x pro Jahr (April / Mai) zeitgleich mit den Untersuchungen zur Grundwas- serbeschaffenheit sowie  im Sommer / Frühherbst als unterstützende Parameter für die Diatomeenbestim- mung

Messumfang GW-Stand: jeweils 1 x monatlich, analog zu den Messungen im Umfeld der bestehenden Gruben

Messumfang GW-Beschaffenheit:  Vor-Ort-Messungen: Temperatur, pH-Wert, Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt, Re- doxpotential  Nährstoffe: P , oPO , NO , NO , NH ges. 4 3 2 4,  Kat- und Anionen: Ca, K, Mg, Na, SO , Cl 4  Weitere Messgrößen: Al, As, B, Cd, CN, Co, Cr , Cu, Fe , Fe II, Hg, Mn, Ni, Pb, ges. ges.

Zn, MKW, Phenole, Gesamthärte, AOX, DOC, HCO3

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Messfrequenz GW-Beschaffenheit: jeweils 1 x pro Jahr (April / Mai) zeitgleich mit den Un- tersuchungen im Oberflächenwasser

Die Erkenntnisse des Gewässermonitorings sind in jährlichen Berichten auszuwerten und sowohl der Planfeststellungsbehörde als auch dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Gewässerkundlicher Landesdienst vorzulegen.

4.7. Sollte über die Grundwassermessstellen und das Vegetationsmonitoring (vgl. Ziffer 3.11) eine signifikante Absenkung des schwebenden Grundwasserspiegels im Feuchtgebiet nach- gewiesen werden, ist im Rahmen des Risikomanagements eine Spundwand entlang des Grubenrandes quer zum Talgrund einzubringen (siehe Maßnahme V 5). Der Grenz- bzw. Alarmwert für den Einbau der Spundwand wird auf der Grundlage der Berichte zum Monito- ring vor dem Aufschluss der Grube 8 durch die Planfeststellungsbehörde unter Einbeziehung der fachkundigen Behörden festgelegt.

4.8. Bei der Lagerung von Mutterboden oder Erdaushub ist der Eintrag von Feststoffen und ab- fließendem Niederschlagswasser in Gewässer zu vermeiden.

4.9. Beim Trockenabbau ist ein Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter über dem höchsten zu erwartenden Grundwasserspiegel einzuhalten.

4.10. Die wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Brauchwasser sowie zur Einleitung des Rückspülwassers ist separat beim Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) im Rahmen des Betriebsplanverfahrens zu beantragen.

4.11. Während der Betriebszeiten der Grube 8 ist ein Trocken-WC aufzustellen. Das Abwasser ist ordnungsgemäß durch ein zugelassenes Unternehmen zu entsorgen.

4.12. Bei der Aufstellung eines Kraftstofftanks mit einem Nutzvolumen ≤ 1.000 Liter muss dieser gemäß Bauartzulassung für die Aufstellung im Freien zugelassen sein. Der Behälter ist mit einem geeigneten Anfahrschutz auszurüsten.

4.13. Die Betankung der im Abbau eingesetzten Geräte und Maschinen hat mit der erforderlichen Sorgfalt und so zu erfolgen, dass eine Gefährdung des Grund- und Oberflächenwassers sowie des Bodens auszuschließen ist. Die Befüllung hat ausschließlich durch einen zuge- lassenen Tankwagen zu erfolgen. Während des Tankvorgangs ist eine ausreichend dimen- sionierte und mineralöldichte Auffangwanne unter dem zu betankenden Fahrzeug / Gerät aufzustellen.

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4.14. Das Austreten wassergefährdender Stoffe ist der unteren Wasserbehörde des Landkreises Börde unverzüglich anzuzeigen.

4.15. Auf dem Betriebsgelände ist eine ausreichende Menge Ölbindemittel vorzuhalten und ge- schützt aufzubewahren. Das Ölbindemittel ist beim Austreten wassergefährdender Stoffe zu verwenden. Verbrauchtes Ölbindemittel ist ordnungsgemäß und schadlos als gefährlicher Abfall in einer dafür zugelassenen Abfallentsorgungsanlage zu entsorgen.

4.16. Das Betriebsgelände ist so zu sichern, dass eine Ablagerung von wassergefährdenden Stof- fen durch Unbefugte ausgeschlossen ist.

Forstwirtschaft

5.1. Die Genehmigung zur Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart gilt ausschließ- lich für den Zweck der Umsetzung des Vorhabens.

5.2. Für die Waldumwandlungsfläche von ca. 7,41 ha sind Ersatzaufforstungen im Ersatzverhält- nis von 2:1 zu erbringen. Die Waldfläche auf der zukünftigen Halde ist lediglich im Verhältnis 1:1 zu ersetzen. Es ist ein Ersatz durch Erstaufforstung bisher nicht mit Wald bestockter Fläche im Umfang von 13,46 ha in räumlich funktionalen Zusammenhang zu erbringen. Wei- terhin ist im Zuge der Rekultivierung der Außenhalde auf 13,46 ha ein naturnaher Laub- mischwald mittels Gehölzeinsaat bzw. Anpflanzung anzulegen.

5.3. Als Ausgleich für den Verlust an Waldfläche sind Ersatzaufforstungen bisher nicht mit Wald bestockter Fläche auf nachstehenden Flurstücken vorzunehmen:

Gemarkung Flur Flurstück Flächengröße in ha Schwanefeld 4 5 0,875 Schwanefeld 4 6 0,245 Schwanefeld 4 7 0,489 Schwanefeld 4 8 0,485 Schwanefeld 4 9 0,737 Schwanefeld 4 10 1,24 Schwanefeld 4 13 2,55 Schwanefeld 4 14 0,514 Schwanefeld 4 15 0,512 Schwanefeld 4 16 0,515 Schwanefeld 4 17 0,516 Schwanefeld 4 18 0,514

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Gemarkung Flur Flurstück Flächengröße in ha Schwanefeld 4 19 0,508 Schwanefeld 4 194/12 2,06 Schwanefeld 4 195/12 0,25 Schwanefeld 4 196/12 0,25 Schwanefeld 4 197/4 1,92 Schwanefeld 4 198/4 0,25 Schwanefeld 4 199/4 0,25 Summe 14,68

Entfällt die Eignung bzw. Verfügbarkeit einzelner Flächen, sind mit der unteren Forstbehörde des Landkreises Börde andere geeignete Aufforstungsflächen abzustimmen.

Die Ersatzaufforstungsfläche auf der Außenhalde muss eine mindestens zwei Meter starke durchwurzelbare Bodenschicht aufweisen und uneingeschränkt mit Bäumen bepflanzt wer- den können. Die Ersatzaufforstungsfläche muss dauerhaft als Waldfläche erhalten werden und regulär forstwirtschaftlich nutzbar sein. Für die Aufforstungsfläche muss eine Befahrbar- keit mit Forsttechnik (Harvester, Forwarder) gewährleistet werden und eine freie Begehbar- keit zur Erholung gegeben sein.

5.4. Die Erstaufforstung bisher nicht mit Wald bestockter Fläche hat innerhalb von zwei Jahren nach der Waldumwandlung bzw. unmittelbar im Anschluss an die vorgesehene, stufenweise Aufschüttung der Außenhalde zu erfolgen.

5.5. Vor Beginn der Pflanzungen ist ein Pflanzplan bei der unteren Forstbehörde des Landkreises Börde einzureichen und mit dieser abzustimmen. Hierbei ist das Merkblatt Pflanzenzahlen zur künstlichen Bestandsbegründung, Anhang II des Ministeriums für Umwelt, Landwirt- schaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, Ausgabe 2017 zu beachten. Für die Saat oder Pflanzung sind standortheimische Bäume oder Sträucher zu verwenden. Hierbei ist für die Pflanzung ausschließlich Pflanzenmaterial der entsprechenden Herkunft gemäß der Forstvermehrungsgut-Herkunftsgebietsverordnung (FoVHgV) zu verwenden. Herkunftsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut in Sachsen-Anhalt sind hierfür maß- geblich. Die Flächen sind bei Erfordernis gegen Wildverbiss mit einem hasendichten Wildschutzzaun von 1,60 m bzw. 2,00 m Höhe, in Abhängigkeit der vorkommenden Schalenwildarten (Reh- wild = 1,60 m; Damwild, Rotwild, Muffelwild = 2,00 m) zu schützen.

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Nach der Pflanzung ist eine regelmäßige Kulturpflege und Nachbesserung von Pflanzen- ausfällen nach Maßgabe der Forstbehörde durchzuführen, solange bis die Kultur durch die Forstbehörde als gesichert angesehen wird. In Anlehnung an die allgemeinen waldbaulichen Grundsätze des Landes Sachsen-Anhalt sind folgende Pflanzenzahlen für die Bewertung des forstrechtlichen Sachverhalts – Kultur- ziel – gemäß Verfügung des Landesverwaltungsamtes vom 25. Juli 2012 zur Begrifflichen Darstellung – Kulturziel- anzusetzen.

Richtwerte für Pflanzenzahlen/Kulturziel nach Baumartengruppen Baumartengruppe Beschreibung Mindestpflanzenzahlen Stck./ha bei einer Mittelhöhe von 1,5 m

Kiefer GKI, SKI 7.000

sonstige Kiefernarten z. B. WKI, MKI 3.500

Fichte alle Fichtenarten 1.500

Lärche ELÄ, JLÄ 1.500

sonstige Nadelbaumar- außer Kiefer-, Fichten- 1.500 ten und Lärchenarten

Eiche alle Eichenarten 6.500

Buche Rotbuche 5.000

Hartlaubbaumarten - 2.500

Gattung Pappel alle Pappelarten 500

Weichlaubbaumarten - 2.500 (Waldsträucher)

Zum Erreichen des Kulturziels ist ein Höhenrahmen (Mittelhöhe) von 1,5 m und Zeithorizont von mindestens 5 Jahren nach Beginn der Aufforstung anzusetzen. Die Verteilung der Forst- pflanzen auf der Aufforstungsfläche hat eine Flächendeckung aufzuweisen, bei welcher ma- ximal ein unbestockter Flächenanteil von 10 % der Gesamtfläche zulässig ist und dabei die Größe einzelner unbestockter Flächen 1.000 m² Größe nicht überschreitet.

5.6. Vor der Erstaufforstung sind sämtliche, auf der Fläche vorhandenen Versiegelungen sowie Ablagerungen (Bauschutt, Müll, Material sowie sonstige Verunreinigungen) zu beräumen und ein kulturfähiger Boden von mindestens zwei Meter durchwurzelbarer Bodenschicht her- zustellen.

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5.7. Der am Westrand der Grube 8 geplante Waldwegeneubau bedarf der Genehmigung der unteren Forstbehörde des Landkreises Börde. Diese ist im Vorfeld der Baumaßnahmen zu beantragen und entsprechend abzustimmen.

Denkmalschutz, Archäologie

6.1. Der Baumaßnahme muss ein fachgerechtes und repräsentatives Dokumentationsverfahren vorgeschaltet werden. Die Dokumentation muss nach aktuellen wissenschaftlichen und technischen Methoden unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorgaben des Landes- amtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) durchgeführt werden. Art, Dauer und Umfang der Dokumentation sind rechtzeitig im Vorfeld der Maßnahme mit dem LDA verbindlich abzustimmen.

6.2. Die bauausführenden Betriebe sind auf die Einhaltung der gesetzlichen Meldepflicht im Falle unerwartet freigelegter archäologischen Funde oder Befunde hinzuweisen. Gemäß § 9 Abs. 3 Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (DenkmSchG LSA) sind Befunde mit den Merkmalen eines Kulturdenkmals „bis zum Ablauf einer Woche nach Anzeige unverän- dert zu lassen“ und vor Gefahren für die Erhaltung der Bodenfunde zu schützen. Innerhalb dieses Zeitraums wird durch die zuständige Denkmalschutzbehörde über die weitere Vorge- hensweise entschieden.

Öffentliche Ver- und Entsorgung

7.1. Heidewasser GmbH

Die Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse im Bereich des geplanten Rohrleitungsbaus sind zu berücksichtigen. Eine protokollarische Abstimmung mit dem Meisterbereich Hal- densleben ist erforderlich.

7.2. Avacon Netz GmbH

Im Vorhabengebiet befinden sich umfangreiche Betriebsmittel dieses Unternehmens, die zu berücksichtigen sind. Abstimmungen sind erforderlich.

7.3. GDMcom mbH als beauftragtes Dienstleistungsunternehmen für ONTRAS Gastransport GmbH Leipzig und GasLINE

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a. Das Vorhabengebiet queren verschiedene Leitungsanlagen dieser Unternehmen, auch stillgelegte. Alle Arbeiten sind deshalb mit der GDMcom unter Einbeziehung der ONT- RAS / GasLINE abzustimmen, damit die öffentliche Sicherheit und die Versorgungsauf- gaben nicht beeinträchtigt oder gefährdet werden.

Abzustimmen sind außerdem notwendige Anpassungs- bzw. Bergungsmaßnahmen, ebenso Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen außerhalb des dargestellten Planungsbe- reiches.

b. Der Beginn der Baumaßnahmen ist mindestens sechs Wochen vorher schriftlich anzu- zeigen („Schachtscheinverfahren“).

c. Die Angaben zur Lage / Lagetiefe der Anlagen sind solange als unverbindlich zu be- trachten, bis die tatsächliche Lage / Lagetiefe in der Örtlichkeit unter Aufsicht des zu- ständigen Betreibers / Dienstleisters der Anlagen festgestellt wurde. Erforderliche Such- schachtungen sind durch die Vorhabenträgerin bzw. das ausführende Unternehmen in Handschachtung auf eigene Kosten durchzuführen.

d. Im Schutzstreifen dürfen für die Dauer des Bestehens der Anlagen keine baulichen An- lagen errichtet oder sonstige Einwirkungen vorgenommen werden, die den Bestand o- der Betrieb der Anlagen vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen bzw. gefährden können. Eine Nutzung des Schutzstreifens als Stell- oder Lagerfläche (Baustellenein- richtung, Gerätschaften, Material, Aushub etc.) ist ausgeschlossen.

e. Grundsätzlich ist die Böschung der Grube 8 langzeitstabil zu sichern. Die Böschungs- schulter darf nicht in den Schutzstreifen hineinreichen.

f. Bepflanzungen haben so zu erfolgen, dass folgende lichte Mindestabstände zu Fern- gasleitungen nicht unterschritten werden:  flachwurzelnde Sträucher und Hecken außerhalb der Schutzstreifen, jedoch nicht näher als 2,5 m  kleinkronige Bäume im Abstand von 5 m  tiefwurzelnde Bäume und Hecken im Abstand von 5 m  großkronige Bäume im Abstand von 10 m.

Zu Kabeln / Kabelschutzrohranlagen ist ein Mindestabstand von 2,5 m einzuhalten.

g. Die stillgelegte Korrosionsschutzanlage kann bei einer Baubehinderung zurückgebaut werden. Der Rückbau erfolgt durch Auftragserteilung an den zuständigen Betreiber /

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Dienstleister der Anlage, mit dem die entsprechenden Modalitäten abzustimmen sind. Ein selbständiger Rückbau der Anlage ist nicht gestattet.

7.4. Deutsche Telekom Technik GmbH (Telekom)

Im Bereich des geplanten Rohrleitungsbaus befinden sich Telekommunikationslinien der Te- lekom, deren Bestand und Betrieb zu gewährleisten ist. Die Vorhabenträgerin hat sich vor Beginn der Baumaßnahmen über deren genaue Lage zu informieren. Bei der Bauausfüh- rung ist darauf zu achten, dass Beschädigungen vermieden werden und aus betrieblichen Gründen (z. B. im Falle von Störungen) der ungehinderte Zugang zu diesen Telekommuni- kationslinien jederzeit möglich ist. Die Kabelschutzanweisung der Telekom ist zu beachten

V. Hinweise

a) Baustellen sind nicht genehmigungsbedürftige Anlagen i. S. d. § 22 BImSchG, die so zu errichten und zu betreiben sind, dass 1. schädliche Umwelteinwirkungen verhindert werden, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind, 2. nach dem Stand der Technik unvermeidbare schädliche Umwelteinwirkungen auf ein Mindestmaß beschränkt werden und 3. die beim Betrieb der Baustelle entstehenden Abfälle ordnungsgemäß beseitigt wer- den können.

b) Bei den geplanten Baumaßnahmen sind die Bestimmungen der AVV Baulärm und der 32. BImSchV zu beachten. Eine sorgfältige Bauplanung unter Berücksichtigung der AVV-Bau- lärm ist insbesondere dort notwendig, wo geringe Abstände zwischen den schutzbedürftigen Wohnbebauungen und dem Vorhaben bestehen.

c) Zur Vermeidung von Staubbelästigungen ist ggf. eine Befeuchtung nicht befestigter Fahr- wege durchzuführen.

d) Eine Belastung des Vorhabenbereiches mit Kampfmitteln oder Resten davon konnte nicht festgestellt werden. Ein Auffinden von Kampfmitteln oder Resten davon kann jedoch nie ganz ausgeschlossen werden. Es wird insoweit auf die Bestimmungen der Gefahrenabwehr- verordnung zur Verhütung von Schäden durch Kampfmittel (KampfM-GAVO) verwiesen.

e) Sollten bei der Rohstoffgewinnung Verunreinigungen entdeckt werden, die auf eine Boden- und / oder Grundwasserverunreinigung hindeuten, ist umgehend der Fachdienst Umwelt

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und Natur des Landkreises Börde (Tel.: 03904/7240-4342) zu benachrichtigen bzw. außer- halb der Dienstzeiten die Leitstelle des Landkreises Börde (03904/42315 oder 112).

f) Eventuell notwendige Wasserhaltungen (z. B. nach Starkregenereignissen oder Schnee- schmelze etc.) sind bei der zuständigen Wasserbehörde zu beantragen (§§ 8 bis 10 WHG), in der Regel der unteren Wasserbehörde des Landkreises Börde.

g) Hinsichtlich der Grenzabstände für den Wald wird auf § 38 Nachbarschaftsgesetz für das Land Sachsen-Anhalt (NbG) verwiesen.

h) Durch die Rodung von Waldflächen kann es in angrenzenden Waldbeständen zu Rand- und Folgeschäden kommen. Insbesondere ist mit Schäden durch Windwurf und Windbruch zu rechnen. Nach § 10 LWaldG sind durch Kahlhiebe kahlgeschlagene Waldflächen, infolge Schadenseintritt unbestockte oder abgestorbene Waldflächen sowie Waldflächen, die einen Bestockungsgrad unter 0,4 aufweisen, innerhalb von drei Jahren nach Entstehung wieder aufzuforsten.

i) Die Aufforstung der Außenhalde soll mittels Gehölzeinsaat bzw. Anpflanzung zur Etablie- rung eines naturnahen Laubmischwaldes erfolgen. Aufgrund der südexponierten Lage und des zu erwartenden erhöhten Wasserabflusses ist die Rekultivierung der Halde als schwierig einzuschätzen. Es ist vor allem bei extremen Trockenperioden mit erheblichen Ausfällen und damit einhergehenden Nachbesserungsarbeiten zu rechnen.

j) Die als Ersatzaufforstungen aufgeforsteten Waldflächen sind dauerhaft als Wald im Sinne des § 2 Abs. 1 LWaldG zu erhalten.

k) Die oberste Landesentwicklungsbehörde führt gemäß § 16 Abs. 1 LEntwG LSA das Raum- ordnungskataster (ROK) des Landes Sachsen-Anhalt, welches die raumbedeutsamen Pla- nungen und Maßnahmen aller Ebenen und Bereiche im Land Sachsen-Anhalt nachweist. Bei Bedarf und auf Antrag werden die Inhalte des ROK zur Verfügung gestellt (Ansprech- partnerin: Frau Hartmann, Tel.: 0345/514-1516). Die Abgabe der Daten erfolgt kostenfrei in digitaler Form (Shape-Format, LS 489).

l) Zur sach- und fachgerechten Führung des ROK ist es erforderlich, die oberste Landesent- wicklungsbehörde vom Abschluss des jeweiligen Verfahrens sowie der Realisierung des Vorhabens in Kenntnis zu setzen. Die Planfeststellungsbehörde wird eine Ausfertigung / Kopie des Planfeststellungsbeschlusses an die oberste Landesentwicklungsbehörde über- senden. Die Vorlage des entsprechenden Lageplans ist durch die Vorhabenträgerin selbst vorzunehmen, ebenso die Anzeige der Inbetriebnahme.

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m) Im Bereich der neu aufzuschließenden Grube 8 befindet sich der gesetzlich geschützte La- gefestpunkt 3732-6800 der Festpunktfelder Sachsen-Anhalts (VermGeoG LSA, § 5). Die entsprechende Festpunktbeschreibung sowie die Koordinaten des Punktes können vom Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt, Dezernat 53 per E-Mail angefordert werden ([email protected]). Unvermeidbare Verän- derungen oder Zerstörungen von Festpunkten sind ebenfalls unter dieser E-Mail-Adresse rechtzeitig zu melden.

n) Bei der Vorbereitung und Ausführung des Vorhabens ist die übersandte Broschüre „Allge- meine Verhaltensregeln und Vorschriften zum Schutz von Anlagen der ONTRAS Gastrans- port GmbH“ zu beachten und einzuhalten. Deren Geltungsbereich erstreckt sich auch auf die GasLINE-Anlagen, für die ONTRAS Dienstleistungen erbringt. Bei stillgelegten Anlagen kommen die Regelungen und Vorschriften nur bedingt zur Anwendung.

o) Beim Bau der geplanten Rohrleitungstrasse ist der Abschnitt „III/2. Kreuzungen“ der benann- ten Broschüre zu beachten. Kreuzungen sind grundsätzlich rechtwinklig, geradlinig und als Unterkreuzung mit einem lichten Mindestabstand von 0,5 m in offener Bauweise auszufüh- ren. Leitungsknickpunkte sind außerhalb des Schutzstreifens einzuordnen.

p) Für die Planung von Anpassungs- und Bergungsmaßnahmen (= Folgemaßnahmen) am ONTRAS- / GasLINE-Anlagenbestand ist durch die Vorhabenträgerin ein formloser Antrag an folgende Stelle zu richten:

ONTRAS Gastransport GmbH Tel.: (0341) 27 111-2730 Bereich Netzbetrieb Fax: (0341) 27 111-2302 (Az.: MANF 600395) Postfach 21 11 48 04112 Leipzig.

VI. Entscheidungen über Stellungnahmen und Hinweise

Forderungen, Hinweise und Bedenken von Behörden, Versorgungsunternehmen und sonstigen Stellen werden, soweit sie nicht durch Auflagen, Nebenbestimmungen oder Planänderungen in die- sem Planfeststellungbeschluss berücksichtigt wurden, aus den in Teil C, Kapitel IX dieser Planfest- stellung dargelegten Gründen zurückgewiesen.

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VII. Kostenentscheidung

Die Kosten des Planfeststellungsverfahrens hat die Vorhabenträgerin zu tragen.

B Sachverhalt

I. Beschreibung des Vorhabens

Veranlassung und Zielstellung

Vorhabenträgerin ist die Quarzwerke GmbH mit Sitz in Frechen, die das Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen betreibt und von diesem hier vertreten wird. Die Gewinnung der Quarzsande in Weferlingen erfolgt derzeit in den Gruben 3, 5 und 6 auf der Basis zugelassener bergrechtlicher Betriebspläne. Zur langfristigen Sicherung der Rohstoffbasis soll nunmehr die Grube 8 aufgeschlossen werden, deren Vorräte von hoher Qualität sind und zu- künftig die Vorräte der Grube 3 ergänzen bzw. ersetzen sollen.

Bestehende rechtliche Verhältnisse

Die Quarzsandlagerstätte Weferlingen zählt innerhalb des 516 ha umfassenden Bergwerkeigen- tums Weferlingen gemäß § 3 BBergG in Verbindung mit dem Einigungsvertrag zu den bergfreien Bodenschätzen. Die künftige Grube 8 fällt damit in den Geltungsbereich des Bundesberggesetzes. Das Bergwerkseigentum Weferlingen ist Eigentum der Quarzwerke GmbH.

Laut Grunderwerbsverzeichnis steht ein Teil der vom Vorhaben betroffenen Flächen in privatem Eigentum (teilweise verpachtet). Die Vorhabenträgerin beabsichtigt, diese Flächen sukzessive zu erwerben bzw. den Eigentümern in Einzelfällen Tauschflächen anzubieten.

Wirtschaftliche Bedeutung des Standortes Weferlingen

Die Quarzsande der einzelnen Standorte der Quarzwerke GmbH werden in der Glas-, Gießerei- und Bauchemieindustrie verwendet. Viele Glas- und Gießereiindustriestandorte befinden sich in ei- ner wirtschaftlichen bzw. wettbewerbsfähigen Entfernung zu den verschiedenen Lagerstätten der Quarzwerke GmbH.

Das Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen versorgt u. a. die beiden Standorte des Floatglaswer- kes Euroglas in und Osterweddingen mit jeweils weit über 100.000 t Quarzsand pro Jahr. Diese zählen nicht nur zu den größten und wichtigsten Glasbetrieben in Sachsen-Anhalt. Eu- roglas ist nach eigenen Angaben eines der größten Glas herstellenden Unternehmen Europas. Für den Herstellungsprozess werden ausschließlich qualitativ hochwertige Quarzsande verwendet.

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Das Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen ist auch ein wichtiger Rohstofflieferant für den Bauche- mieproduzenten Mapei (Klebstoffe, Mörtel, Dichtstoffe, Chemische Produkte für das Baugewerbe), der einen Produktionsstandort in unmittelbarer Nachbarschaft in Weferlingen betreibt. Die Lager- stätte der Grube 8 enthält einen hohen Anteil feinkörniger, heller Sande, die für den Einsatz in der Bauchemie (Fliesenkleber, Estrich, Spachtel- und Ausgleichsmassen, Putze und Ähnliches) beson- ders geeignet sind.

Neben der Glasindustrie setzen auch einige wichtige Gießereien auf die hohe Qualität und die kur- zen Frachtentfernungen vom Quarzsand- und Mahlwerk Weferlingen, wie z. B. die Gießereien Meu- selwitz (Eisengießerei), Elektro Thermit (Schweißverfahren, Bau, Reparatur, Modernisierung und Instandhaltung von Gleisanlagen) und SHB (Stahl- und Hartgusswerk Bösdorf GmbH).

Darüber hinaus werden weitere Unternehmen in der Region wie Keramag (Sanitärprodukte) in Hal- densleben und Quartzforms in Magdeburg beliefert.

Beschreibung des Gesamtvorhabens

Die geplante Abbaufläche resultiert aus den Ergebnissen einer umfangreichen Lagerstättenexplo- ration. Die Quarzsande im Tagebau Grube 8 sollen bis zu einer Aussandungstiefe von 65 m NHN abgebaut werden. Die Abtragsmächtigkeit beträgt damit insgesamt ca. 40 m.

Auf einer Aussandungsfläche von ca. 17,7 ha wird ein Gewässer von ca. 14,6 ha entstehen.

Die Gewinnung des Quarzsandes wird in Kombination von Trocken- und Nassabbau durchgeführt. Die Hauptgewinnung im Tagebaufeld Grube 8 ist als Nassabbau geplant. Für die erste Aufschluss- phase ist eine lokal begrenzte Tagebausümpfung erforderlich. Dazu wird eine Startgrube erstellt. Die anschließende Nassgewinnung wird mit einem schwimmenden Gewinnungsgerät (Saugbagger oder Schneidradbagger) erfolgen, welches den Abbau bis zur Endteufe von ca. 30 m bis 40 m unter dem Wasserspiegel ermöglicht. Der Bagger wird mit einem Positionierungs- und Abbaukontrollsys- tem ausgerüstet, sodass eine Steuerung und Überwachung der Gewinnungstätigkeit möglich ist.

Der Bagger fördert das Rohmaterial mittels Kreiselpumpen zusammen mit Wasser aus dem See als Feststoff-Wasser-Gemisch durch eine Förderrohrleitung mit Steinfangvorrichtung. Der erste Ab- schnitt der Rohrleitung wird flexibel und als schwimmende Rohrleitung ausgelegt, um dem Bagger die notwendige Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Die Förderung erfolgt bis zu einem Lagerplatz, der im Bereich der bisherigen Gruben liegt. Hier werden Wasser und Feststoffe voneinander getrennt. In der förderfreien Zeit wird in erforderlichem Umfang Wasser zurück zur Grube 8 gepumpt, um den Seewasserspiegel konstant zu halten. Da

Seite 25/175 dem im Zuge der Gewinnung entstehenden See mit zunehmender Größe mehr Grundwasser von Westen her zuströmt, kann dieses Zurückpumpen reduziert werden, sobald der See in Grube 8 eine ausreichende Größe erreicht hat.

Der Bau der Rohrleitung mit einer Länge von ca. 2.100 m wird bereits in der Aufschlussphase er- folgen. Die Leitung wird teilweise auf städtischen Flurstücken (Straßen, Wege) und teilweise auf eigenen, parallel verlaufenden Flurstücken weitgehend unterflur verlegt. Das bedeutet, im gesam- ten bebauten Bereich sowie im Bereich der Grundstückszufahrten wird die Rohrleitung mit ca. 1,0 m Rohrdeckung (unterflur) sowie in Teilbereichen außerhalb der Bebauung in ca. 0,4 m Tiefe verlegt und mit dem anfallenden Erdaushub und Mutterboden angedeckt. Sowohl erforderliche Querungen im Ortsbereich (Hof- und Grundstückszufahrten) als auch die Zugänglichkeit für die angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen werden dadurch gewährleistet. Für eine Notentleerung der Leitung sind drei Schächte vorgesehen, die die Straßen- und Wege- nutzung ebenfalls nicht beeinträchtigen.

Die Aufbereitung des Quarzsandes aus dem Tagebaufeld Grube 8 erfolgt in den vorhandenen Auf- bereitungsanlagen im Werk Weferlingen, die bereits mit zahlreichen Sonderbetriebsplänen zuge- lassen sind und durch das Vorhaben nicht geändert werden. Der Schwerpunkt der Aufbereitung liegt im Waschen, Klassieren, Nachreinigen und Trocknen des Quarzsandes. Die in den einzelnen Gruben gewonnenen unterschiedlichen Rohsande werden zu den verschiedenen Feucht- und Tro- ckensandsorten aufbereitet.

Die Quarzsandlagerstätte wird von ca. 5 m nicht verwertbarem Abraum überlagert, was insgesamt ca. 720.000 m³ entspricht. Eine Rückverfüllung dieses Abraummaterials in den See wird nicht vor- genommen. Die Massen sollen auf einer Außenhalde südlich des Tagebaufeldes auf einer derzeit ca. 15 ha großen landwirtschaftlichen Nutzfläche dauerhaft abgelagert werden. Die Halde wird mit Erdbaugeräten lagenweise aufgebaut und landschaftsgerecht modelliert. Der anfallende Oberbo- den soll möglichst getrennt abgeräumt und zur Rekultivierung der Abraumhalde eingesetzt werden. Der Transport des Abraums wird mit LKW erfolgen.

Im Nordwesten des Tagebaus wird ein Betriebsgebäude mit einer voraussichtlichen Größe von 10 x 20 Meter errichtet für notwendige Elektroanlagen (Notstromaggregat, Trafostation und Schaltan- lagen), eine Pumpstation, einen Aufenthaltscontainer sowie sanitäre Einrichtungen.

Für die Energieversorgung der Grube 8 wird ein Mittelspannungsanschluss hergestellt.

Die Verwaltungs- und Sozialräume sind bereits genehmigter Bestand des Quarzsand- und Mahl- werkes Weferlingen und werden durch das Vorhaben nicht verändert, ebenso die Werkstätten und

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Lager für Ersatzteile, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie die bereits vorhandenen Aufbereitungs- anlagen.

Zur bergbaulichen Nutzung des Tagebaufeldes Grube 8 ist ein fakultativer Rahmenbetriebsplan nach dem Bundesberggesetz erforderlich, der hier jedoch nicht Gegenstand der Entscheidung ist. Dieses Verfahren wird separat beim Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) durchgeführt, ebenso die Entscheidung über die Gestaltung der Böschung des entstehen- den Sees. Die Standsicherheit für Gewinnungs- und Endböschungen wird im Betriebsplanverfahren betrachtet.

Ausgehend von einer verfügbaren Rohsandmenge von 6,7 Mio. t und der mittleren Jahresförderung von ca. 650.000 t Rohsand wird davon ausgegangen, dass sich die Laufzeit des Werkes Weferlin- gen durch die beantragte Erweiterung unter Berücksichtigung konjunktureller Schwankungen um ca. 10 bis 12 Jahre verlängern wird. Es ist geplant, die Grube 8 zeitlich parallel zum Abbau in den übrigen Grubenfeldern zu betreiben. Insgesamt soll die Jahresproduktion des Werkes Weferlingen durch den Neuaufschluss der Grube 8 nicht steigen, sodass auch die Inanspruchnahme der öffentlichen Straßen auf dem derzeitigen Niveau verbleibt.

Ein- und Auslaufbauwerk

Der geplante Abbaubereich der Grube 8 wird vom Kleiberggraben gequert, der von Südwesten aus dem Lappwald kommend in die Aue der Aller eintritt, dort in den Bärengraben und mit diesem in die Aller einmündet. Der Tagebau (Grube 8) wird den Kleiberggraben unterbrechen, sodass sowohl ein Einlauf- als auch ein Auslaufbauwerk zu errichten sind.

Das Auslaufbauwerk an der Nordostseite des Tagebaus soll sofort dauerhaft errichtet werden. Auf der Einlaufseite sind mehrere Umbauten notwendig, weil sich der Tagebau in mehreren Schritten entgegen der Fließrichtung des Kleiberggrabens entwickeln wird.

Einlaufbauwerk Dieses hat folgende Funktionen:  dauerhafte sichere Ableitung des Wassers aus dem Kleiberggraben zum Gewinnungssee Grube 8 und  Sicherstellen eines dauerhaft erosionsstabilen Ableitweges für das Brachwasser.

Der Kleiberggraben wird durch den Tagebau auf einem Niveau von ca. 108 m NHN abgeschnitten. Das aus dem Lappwald zufließende Wasser muss über 10 Höhenmeter auf das Seeniveau von 98

Seite 27/175 m NHN abgeleitet werden. Auf Grund der schrittweisen Flächeninanspruchnahme durch den Tage- bau ist für das Einlaufbauwerk zunächst eine temporäre Zwischenlösung vorgesehen. Dafür wird der Kleiberggraben in einem befestigten Einlaufbereich gefasst und das Wasser in zwei parallelen Rohrleitungen über die Böschung bis zum Seeufer geführt. Wenn der Tagebau seine Endfigur er- reicht hat, wird der Zulauf unter dem Randweg hindurchgeführt. Dazu ist ein Betonrohr DN 800 vorgesehen mit anschließender Ableitung des Wassers über ein Raubettgerinne.

Auslaufbauwerk Dieses hat folgende Funktionen:  dauerhafte sichere Ableitung des Wassers aus dem Gewinnungssee in den Kleiberggraben,  Sicherstellen eines Seewasserspiegels auf dem Niveau von 98 m NHN und  Sicherstellen eines maximalen Wasserspiegelanstiegs um 0,5 m im Hochwasserfall zur Aus- nutzung des Rückhaltevermögens des Tagebausees, dann Anspringen eines Notüberlaufs.

Das Auslaufbauwerk wird als Drossel mit Abflussmessung und Notüberlauf erstellt. Die mittlere Ab- flussmenge beträgt 1.200 m³/d (50 m³/h, 14 l/s) und resultiert aus dem Hydrogeologischen Gutach- ten. Der Seespiegel soll damit konstant bei max. 98 m NHN gehalten werden.

Es ist weiter vorgesehen, eine maximale zusätzliche Einstauhöhe von 0,5 m für Niederschläge zu berücksichtigen. Das Auslaufbauwerk wird vor diesem Hintergrund auf drei Seewasserstände hin konstruiert:  Niveau 98,00 m NHN - Ablauf über ein Bauwerk mit Rechen  Niveau 98,50 m NHN - In das Bauwerk wird eine Betonplatte mit auswechselbarem Einschub integriert. Ziel ist es, durch den Einschub den Wasserstand im See bei Starkniederschlägen um bis zu 50 cm anzustauen für eine gezielte Regenrückhaltung.  Niveau 98,70 m NHN - Auf einem um weitere ca. 20 cm höheren Niveau wird ein breiter Über- laufbereich angelegt, um im Katastrophenfall einen unkontrollierten Einstau im See zu verhin- dern.

Die Detailausführung des Auslaufbauwerkes wird noch festgelegt.

Variantenuntersuchung

Im Rahmen der Vorplanungen wurde geprüft, ob Alternativen zum nunmehr beantragten Vorhaben möglich sind. Folgende Teilaspekte des gesamten Vorhabens wurden betrachtet:  Abbau an anderer Stelle  Verzicht auf einen Abbau im FFH-Gebiet  Höhenlage des Seewasserspiegels  Lage der Außenhalde

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 Trassen der Förderrohrleitung

Zur Variantenuntersuchung im Einzelnen (Beschreibung) und deren Auswirkungen auf die Schutz- güter erfolgen Ausführungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung in Teil C, Kapitel V.

II. Planfeststellungsverfahren

Festlegung des vorläufigen Untersuchungsrahmens

Mit Schreiben vom 01.07.2013 erfolgte eine Anzeige des Vorhabens und die Übergabe erster Un- terlagen. Nach Einholung entsprechender Stellungnahmen ist am 28.01.2014 eine Besprechung nach § 5 UVPG (2010) im Landesverwaltungsamt durchgeführt worden. Im Ergebnis dieser Bespre- chung wurde der Untersuchungsrahmen der Umweltverträglichkeitsstudie für das Vorhaben festge- legt.

Antragstellung

Die Vorhabenträgerin beantragte mit Schreiben vom 12.10.2017 die Durchführung eines Planfest- stellungsverfahrens und übergab zeitgleich die Planunterlagen zum Vorhaben.

Einleitung des Verfahrens, Planauslegung und Anhörung

Das Landesverwaltungsamt hat unmittelbar nach der Übergabe der Planunterlagen das Verfahren für das Vorhaben eingeleitet. Im Zeitraum vom 20.11.2017 bis einschließlich 19.12.2017 sowie vom 08.01.2018 bis einschließlich 07.02.2018 erfolgten die öffentlichen Auslegungen der Planunterlagen in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen. Die Auslegungen der Planunterlagen wurden vorher ortsüblich im Amtsblatt „Der Burgenbote“ vom 17.11.2017 sowie 21.12.2017 (Ausgaben 09 und 10) bekannt gemacht. In der ortsüblichen Bekanntmachung wurden diejenigen Stellen bezeichnet, bei denen Einwendungen / Stellungnahmen gegen den Plan innerhalb der festgesetzten Fristen schriftlich ein- zureichen oder mündlich zu Protokoll abzugeben waren.

Die Einwendungsfrist für private Einwender sowie die Frist zur Abgabe einer Stellungnahme für die vom Land Sachsen-Anhalt anerkannten Umwelt- und Naturschutzvereinigungen gegen das Vorha- ben endete am 21.02.2018 (§ 73 Abs. 4 S. 1 VwVfG). Im Rahmen der Anhörung wurde eine private Einwendung vorgebracht und an die Vorhabenträgerin mit Schreiben vom 15.03.2018 weitergelei- tet.

Darüber hinaus erfolgte die Unterrichtung der nicht ortsansässigen, ggf. vom Vorhaben Betroffenen, soweit deren Adressen anhand Liegenschaftsdaten und Melderegister mit vertretbarem Aufwand

Seite 29/175 ermittelbar waren. Da die nicht ortsansässigen Betroffenen vom 1. Auslegungstermin nicht unter- richtet wurden, ist die zweite Auslegung vorgenommen worden.

Weiterhin wurden die Behörden und Träger öffentlicher Belange (TöB), deren Aufgabenbereich durch das Vorhaben berührt wird sowie die betroffenen Versorgungsunternehmen zur Stellung- nahme aufgefordert. Die eingegangenen Stellungnahmen wurden der Vorhabenträgerin mit Schrei- ben vom 01.02.2018, 09.03.2018 sowie 24.04.2018 übersandt mit der Bitte um Erwiderung bzw. Kenntnisnahme. Die Erwiderungen erfolgten mit Schreiben vom 06.06.2018 sowie 21.09.2018 und wurden den Beteiligten, die eine Stellungnahme abgegeben haben, unmittelbar weitergeleitet, ge- meinsam mit den Ladungen zum Erörterungstermin.

Die Erwiderungen der Vorhabenträgerin umfassten neben den Antworten auf die konkreten Ein- wände / Hinweise auch eine „Präzisierende Erläuterung als Antwort auf die Stellungnahmen der ONB Referat 407 vom 20.04.2018 und der UNB Bördekreis vom 06.10.2017“.

Erörterung

Die Erörterung fand am 25.10.2018 im Landesverwaltungsamt statt. Der Erörterungstermin wurde zuvor in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen durch Bekanntmachung im Amtsblatt „Der Burgenbote“ vom 27.09.2018 (Ausgabe 07) ortsüblich bekanntgemacht.

Über die nicht öffentliche Verhandlung wurde eine Niederschrift gefertigt.

Ergänzung der Planunterlagen

Auf Grund der Ergebnisse der Anhörung sowie der Erörterung ergänzte die Vorhabenträgerin mit Schreiben vom 05.12.2018 (E-Mail) die „Präzisierende Erläuterung als Antwort auf die Stellungnah- men der ONB Referat 407 vom 20.04.2018 und der UNB Bördekreis vom 06.10.2017“ um die Flä- chenangaben der von den Rekultivierungsmaßnahmen betroffenen Flurstücke. Die Übersendung erfolgte auch in Form von Shape-Files. Übersandt wurden mit dieser Unterlage außerdem die ge- ringfügig überarbeiteten Art-Protokolle und Maßnahmenblätter.

Mit Schreiben vom 19.12.2018 (E-Mail) legte die Vorhabenträgerin die „2. Präzisierende Erläute- rungen zu den Antragsunterlagen für eine wasserrechtliche Planfeststellung gemäß § 68 WHG für die Herstellung eines Gewässers im Zuge der Gewinnung von Quarzsand“ (Stand Dezember 2018) vor. Diese enthielt im Wesentlichen Erläuterungen zu den Themen Ein- und Auslaufbauwerk, Ge- wässerökologische Zustandserfassungen, Vegetationskundliche Erfassungen im FND Krähen- bruch, Untersuchungen des Feuersalamanders sowie zum Risikomanagement im Tälchen westlich des geplanten Tagebaus (Vegetations- und Hydrologisches Monitoring).

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Die beiden präzisierenden Unterlagen wurden bereits durch die Vorhabenträgerin sowohl der unte- ren als auch der oberen Naturschutzbehörde übersandt, die zweite Präzisierung darüber hinaus auch dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW). Es wurde durch die Planfeststellungsbehörde ein ergänzendes, vereinfachtes Anhörungsverfahren durchgeführt. Die eingegangenen Stellungnahmen wurden der Vorhabenträgerin mit Schreiben vom 08.02.2019, 11.03.2019, 11.04.2019, 20.05.2019 sowie 31.05.2019 zur Kenntnisnahme mit der Möglichkeit der Stellungnahme übersandt.

Umweltverträglichkeitsprüfung

Nach dem Erörterungstermin hat das Landesverwaltungsamt die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben durchgeführt. Auf die entsprechenden Ausführungen in Teil C, Kapitel V. - Umwelt- verträglichkeitsprüfung wird verwiesen.

FFH-Verträglichkeitsprüfung

Durch das Landesverwaltungsamt wurde außerdem eine FFH – Verträglichkeitsprüfung durchge- führt, vgl. Ausführungen in Teil C, Kapitel VI.

C Entscheidungsgründe

I. Verfahren

Notwendigkeit der Planfeststellung

Rechtsgrundlagen der vorliegenden Entscheidung sind die §§ 68 WHG sowie 1 Abs. 1 VwVfG LSA i. V. m. 72 ff VwVfG.

Grundsätzlich bedarf ein Gewässerausbau gemäß § 68 Abs. 1 WHG der Planfeststellung durch die zuständige Behörde. Gewässerausbau ist die Herstellung, die Beseitigung und die wesentliche Um- gestaltung eines Gewässers oder seiner Ufer, vgl.§ 67 Abs. 2 WHG. Hier wird die Gewinnung des Quarzsandes überwiegend im Nassabbau durchgeführt. Das Vorhaben beinhaltet die dauerhafte Freilegung des Grundwassers, sodass eine offene Wasserfläche entstehen wird.

Eine Plangenehmigung nach § 68 Abs. 2 WHG kommt nicht in Betracht, weil für das Vorhaben die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig war.

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Zuständigkeit

Die Zuständigkeit des Landesverwaltungsamtes als obere Wasserbehörde für die Durchführung des Planfeststellungsverfahren ergibt sich aus § 12 Abs. 1 WG LSA in Verbindung mit § 1 Abs. 1 Nr. 9 der Wasser-ZustVO. Danach ist das Landesverwaltungsamt zuständig für die Planfeststellung oder Plangenehmigung (§ 68 WHG) zur Herstellung eines stehenden Gewässers ab 10 ha Was- seroberfläche. Das Vorhaben erfüllt diese Voraussetzungen. Hier soll bei einer geplanten Aussan- dungsfläche von ca. 17,7 ha ein Gewässer mit einer mittleren Wasserfläche von ca. 14,6 ha entste- hen.

Das Vorhaben ist mit Eingriffen in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 BNatSchG ver- bunden. Über deren Zulässigkeit ist gemäß § 17 Abs. 1 BNatSchG durch die verfahrensführende Behörde zu entscheiden. Die Planfeststellungsbehörde entscheidet im Benehmen mit der Natur- schutzbehörde. Hier wurde das Benehmen sowohl mit der unteren als auch mit der oberen Natur- schutzbehörde hergestellt.

Hinsichtlich der Prüfung des Vorhabens auf seine Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes mit gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen Vogelschutzgebietes gemäß § 34 Abs. 1 bis 5 BNatSchG ergibt sich die Zuständigkeit aus § 24 NatSchG LSA. Die Planfeststel- lungsbehörde entscheidet bei der Zulassung des Vorhabens im Benehmen mit der Naturschutzbe- hörde der gleichen Verwaltungsstufe, hier der oberen Naturschutzbehörde.

Beurteilungsgrundlagen

3.1. Allgemeine Grundlage

Grundlagen dieser Planfeststellung sind sowohl die Planunterlagen als auch die Stellungnahmen der beteiligten Fachreferate des Landesverwaltungsamtes, Behörden, Gebietskörperschaften, sonstigen Träger öffentlicher Belange und der öffentlichen Versorgungsunternehmen.

Weiterhin wurden berücksichtigt:  eine private Einwendung,  die Ergebnisse des Erörterungstermins vom 25.10.2018,  die zusammenfassende Darstellung und abschließende Bewertung der Umweltauswirkungen des Vorhabens sowie  die Ergebnisse der Vorprüfung mit den Erhaltungszielen des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“.

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3.2. Rechtliche Beurteilungsgrundlage

Nach § 68 Abs. 3 WHG darf der Plan nur festgestellt werden, wenn eine Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit nicht zu erwarten ist und andere Anforderungen nach diesem Gesetz oder sons- tigen öffentlich-rechtlichen Vorschriften erfüllt werden.

Der rechtliche Beurteilungsmaßstab für die vom Landesverwaltungsamt als Planfeststellungsbe- hörde zu treffende Entscheidung ergibt sich u. a. aus:  dem allgemeinen verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, bestehend aus Erforderlichkeit, Geeignetheit und Angemessenheit,  den gesetzlichen Bestimmungen des Gesetzes zur Ordnung des Wasserhaushaltes (Wasser- haushaltsgesetzes) und des Wassergesetzes für das Land Sachsen-Anhalt,  den gesetzlichen Bestimmungen des Verwaltungsverfahrensgesetzes Land Sachsen-Anhalt i. V. m. dem Verwaltungsverfahrensgesetz,  den gesetzlichen Bestimmungen des Baurechtes und des Denkmalschutzrechtes,  den gesetzlichen Bestimmungen über die Umwelt- sowie FFH-Verträglichkeit,  den gesetzlichen Bestimmungen zum Naturschutz und zur Forstwirtschaft.

Unter Beachtung der gesetzlichen Planungsgrundsätze ist die Erforderlichkeit des konkreten Vor- habens entsprechend der Zielsetzung, der Gewinnung von Quarzsand, objektiv dargelegt. Die Plan- rechtfertigung ist somit gegeben.

Außerdem wurde das aus dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit abgelei- tete und von der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes näher ausgeformte planungs- rechtliche Abwägungsgebot als materielle Schranke des Planungsermessens beachtet mit dem Ziel einer umfassenden und ausgewogenen Lösung der durch die Planung gegebenen Interessenkon- flikte.

Weiter ist die Umweltverträglichkeit des Vorhabens gemäß den §§ 1 ff. UVPG im Rahmen dieser Abwägung berücksichtigt worden.

II. Konzentrationswirkung

Durch die wasserrechtliche Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen Vorbereitungs- und Folgemaßnahmen im Hinblick auf alle von ihm berührten öffentli- chen Belange festgestellt. Neben der Planfeststellung sind andere behördliche Entscheidungen nach Landes- oder Bundesrecht, insbesondere öffentlich-rechtliche Genehmigungen, Verleihun- gen, Erlaubnisse, Bewilligungen, Zustimmungen und Planfeststellungen nicht erforderlich.

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Eine Ausnahme bildet hier die wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Brauchwasser und zur Wiedereinleitung des Rückspülwassers, über die das LAGB im Rahmen des Betriebsplanverfahrens entscheidet, vgl. die Nebenbestimmung Nr. 4.10 in Teil A, Kapitel IV. Eine weitere Ausnahme bildet die in Nebenbestimmung Nr. 5.7 (Teil A, Kapitel IV.) festgesetzte Verfügung, dass die untere Forst- behörde des Landkreises Börde separat über den am Westrand der Grube 8 geplanten Waldwege- neubau entscheidet. Die Begründungen sind den nachfolgenden Kapiteln zu entnehmen.

Der Planfeststellungsbeschluss umfasst die:  wasserrechtliche Planfeststellung nach § 68 Abs. 1 WHG,  naturschutzrechtliche Eingriffsgenehmigung nach § 15 BNatSchG,  Befreiung von den Verboten des § 26 Abs. 2 BNatSchG gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG und § 6 der VO für das LSG „Harbke-Allertal“,  Befreiung von den Verboten des § 23 Abs. 2 BNatSchG gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG und § 13 der VO für das NSG „Bachtäler des Lappwaldes“,  Ausnahme von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG gemäß § 30 Abs. 3 BNatSchG für gesetzlich geschützte Biotope,  Genehmigung zur Umwandlung des Waldes gemäß § 8 Abs. 1 LWaldG,  Genehmigung zur Erstaufforstung gemäß § 9 Abs. 1 LWaldG sowie die  denkmalschutzrechtliche Genehmigung nach § 14 Abs. 2 DenkmSchG LSA.

Nach § 59 Abs. 1 Nr. 1 BauO LSA bedarf das Gesamtvorhaben keiner Baugenehmigung, Abwei- chung, Genehmigungsfreistellung, Zustimmung und Bauüberwachung nach der BauO LSA, da es sich um eine nach anderen Rechtsvorschriften zulassungsbedürftige Anlage handelt, die dem Aus- bau (hier Herstellung) eines Gewässers dient.

Die Vereinbarkeit des Vorhabens mit den öffentlich-rechtlichen Vorschriften wurde geprüft. Durch die Planfeststellung werden alle öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwischen der Vorhabenträgerin und den durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt (§ 75 Abs. 1 VwVfG).

Der Landkreis Börde sowie die Stadt Oebisfelde-Weferlingen haben in ihren Stellungnahmen auch ihr grundsätzliches Einverständnis zu dem Vorhaben erteilt. Damit wurde u. a. das gemeindliche Einvernehmen hergestellt.

III. Planungsermessen

Das Vorhaben wird zugelassen, weil es im Interesse des öffentlichen Wohls unter Beachtung der Rechte Dritter im Rahmen der planerischen Gestaltungsfreiheit vernünftigerweise geboten ist.

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Die verbindlich festgestellte wasserrechtliche Planung  entspricht den Ergebnissen der vorbereitenden Planung,  berücksichtigt die im Wasserrecht und anderen gesetzlichen Vorschriften zum Ausdruck kommenden Planungsleitsätze, Gebote und Verbote und  entspricht den Anforderungen des Abwägungsgebotes.

Durch das Vorhaben sind keine Beeinträchtigungen des Wohles der Allgemeinheit zu erwarten, die nicht durch Auflagen vermieden oder ausgeglichen werden können oder die gegenüber der Durch- führung der Baumaßnahme als vorrangig einzustufen wären und deshalb zur Versagung der Plan- feststellung hätten führen müssen.

IV. Planrechtfertigung

Die Planrechtfertigung für das beantragte Vorhaben ist gegeben.

Die Planrechtfertigung erfordert die Prüfung, ob ein Vorhaben mit den Zielen des jeweiligen Fach- planungsgesetzes übereinstimmt (fachplanerische Zielkonformität) und ob das Vorhaben für sich in Anspruch nehmen kann, in der konkreten Situation erforderlich zu sein. Das ist laut Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichtes nicht erst bei einer Unabweislichkeit des Vorhabens der Fall, son- dern bereits dann, wenn es vernünftigerweise geboten ist. Es gibt einen gesicherten Bedarf für das Vorhaben. Mit der Erweiterung des Quarzsand- und Mahlwerkes Weferlingen um die Grube 8 wird die dortige Gewinnung von Quarzsand um ca. 10 – 12 Jahre verlängert. Dies dient sowohl dem Erhalt des eigenen Standortes als auch dem Erhalt anderer Betriebe. Der Bodenschatz Quarzsand ist vielseitig verwendbar, z. B. für die Glasproduktion, die Bauchemie, für Gießereien bzw. die Her- stellung von Sanitärprodukten. Die langjährig in diesem Wirtschaftssektor tätige Vorhabenträgerin kann auf entsprechende Lieferverträge für größere Vorhaben Dritter verweisen.

Das geplante Vorhaben steht auch im Einklang mit den generellen Zielsetzungen des Fachrechts. Nach § 1 WHG ist es Zweck des Wasserhaushaltsgesetzes, durch eine nachhaltige Gewässerbe- wirtschaftung die Gewässer als Bestandteil des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage des Men- schen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut zu schützen. Damit werden verschiedene Ziele erfasst, die – neben einem ökologischen Schutzweck – den Schutz als nutzba- res Gut bezwecken. So dienen Vorhaben, die einer wasserrechtlichen Planfeststellung bedürfen, keinesfalls immer wasserrechtlichen Zielen, wie der Gewässerrenaturierung oder dem Hochwas- serschutz. Sie können alle erdenklichen anderen öffentlichen oder privaten Ziele verfolgen, wie z.B. auch dem Zweck der Gewinnung von Quarzsand oder anderen Bodenschätzen im Tagebau mit der Folge der Schaffung künstlicher Gewässer. In derartigen Fällen kann die Erreichung der angestreb- ten Ziele nicht am Wasserrecht gemessen werden. Das wasserrechtliche Vorhaben dient hier der

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Verwirklichung der Ziele eines anderen Fachrechtes und wird daran gemessen, ob es im Hinblick auf jene Ziele vernünftigerweise geboten ist.

Ziel des Vorhabens ist die gesetzlich gewährleistete wirtschaftliche Ausbeutung des Grundeigen- tums durch die Gewinnung von Bodenschätzen zur Rohstoffversorgung, vgl. § 1 Nr. 1 BBergG. Die sog. Rohstoffsicherungsklausel (§ 48 Abs. 1 S. 2 BBergG) bestimmt, dass Aufsuchung und Gewin- nung so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, insbesondere wegen der besonderen Standort- gebundenheit bergbaulicher Tätigkeiten und der volkswirtschaftlichen Bedeutung einer gesicherten Versorgung mit Rohstoffen.

Die Planrechtfertigung ist damit gegeben.

V. Umweltverträglichkeitsprüfung

Vorbemerkungen

Das Vorhaben ist unter Ziffer 13.18.1 der Anlage 1 UVPG einzuordnen: „Wasserwirtschaftliche Vor- haben mit Benutzung oder Ausbau eines Gewässers: sonstige der Art nach nicht von den Nummern 13.1 bis 13.17 erfasste Ausbaumaßnahmen im Sinne des Wasserhaushaltsgesetzes, soweit die Ausbaumaßnahmen nicht von Nummer 13.18.2 erfasst sind“.

Aufgrund von erwarteten, erheblich nachteiligen Umweltauswirkungen wurde auf die Möglichkeit der Durchführung einer vorgelagerten allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalls nach § 3c UVPG (2010) zur Feststellung der UVP-Pflicht verzichtet. Stattdessen wurde unmittelbar ein wasserrecht- liches Planfeststellungsverfahren eingeleitet.

Am 15.05.2014 trat die UVP-Änderungs-Richtlinie (2014) in Kraft. Die Frist zur Umsetzung der UVP- Änderungs-Richtlinie in nationales Recht lief zum 16.05.2017 ab. Am 29.07.2017 trat das nationale Gesetz zur Modernisierung des Rechts der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPMG 2017) in Kraft.

Durch die o. g. Fristenregelung sind die Maßgaben der UVP-Änderungs-Richtlinie erst für Vorhaben bindend, welche nach dem 15.05.2017 beantragt wurden. Hier wurde zum geplanten Vorhaben bereits am 28.01.2014 die Besprechung zur Festlegung des vorläufigen Untersuchungsrahmens durchgeführt, mithin vor dem betreffenden Stichtag. Somit bildet gemäß § 74 Abs. 2 Nr. 1 UVPMG (2017) die vorherige Fassung des UVP-Gesetzes (2010) die Grundlage der vorliegenden Umwelt- verträglichkeitsprüfung.

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Zusammenfassende Darstellung nach § 11 UVPG

2.1. Kurzbeschreibung des Vorhabens und Bedarfsbegründung

Der Geltungsbereich für den geplanten Gewässerausbau umfasst folgende Elemente:

 geplante Aussandungsfläche (Tagebaufeld Grube 8) von insgesamt ca. 17,7 ha, auf der das Gewässer mit einer mittleren Wasserfläche von ca. 14,6 ha entstehen wird  geplante Rohrleitungstrasse von ca. 2.100 m Länge (1,4 ha Fläche) für die Installation und den Betrieb der Verbindungsrohrleitung zum Werk  geplante Fläche von ca. 14,9 ha für die Errichtung einer Außenhalde  Nutzung einer ca. 500 m langen Wegetrasse zum Transport des anfallenden Abraums vom Tagebau zur Außenhalde  ökologische Maßnahmenflächen in einem Umfang von ca. 10,2 ha. Der gewinnbare Vorrat an Quarzsand beläuft sich in der Grube 8 nach derzeitigem Kenntnisstand auf insgesamt ca. 3,35 Mio. m³ (ca. 6,7 Mio. t). Die anfallende Abraummenge wird auf ca. 0,72 Mio. m³ geschätzt. Bei einer mittleren Jahresförderung von ca. 0,65 Mio. t Rohsand ergibt sich durch die beantragte Erweiterung unter Berücksichtigung konjunktureller Schwankungen eine Verlängerung der Laufzeit des Werkes Weferlingen um ca. 10 bis 12 Jahre. Es ist geplant, die Grube 8 zeitlich parallel zum Abbau in den übrigen Grubenfeldern zu betreiben. Insbesondere der Qualitätsmix der Sande aus den Gruben 6 und 8 ist bei einer gemeinsamen Nutzung geeignet, die Marktanforderungen zu er- füllen.

Im Weiteren wird zur Kurzbeschreibung des Vorhabens auf die Ausführungen in Teil B, Kapitel I. dieses Beschlusses verwiesen.

2.2. Alternativen und Optimierung

Im Vorfeld der Planungen wurden Alternativen hinsichtlich folgender Teilaspekte geprüft:  Abbau an anderer Stelle  Verzicht auf einen Abbau im FFH-Gebiet  Höhenlage des Seewasserspiegels  Lage der Außenhalde  Trassen der Förderrohrleitung.

Im Folgenden werden in Kurzform die wichtigsten Aspekte benannt, aufgrund derer die verfolgte Planungsvariante als Vorzugslösung herausgearbeitet wurde.

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Abbau an anderer Stelle Die Suche nach einer geeigneten alternativen Gewinnungsfläche war aufgrund der Art des Vorha- bens (Rohstoffgewinnung) an konkrete, spezifische Voraussetzungen gebunden:  Lage in einem hochwertigen Lagerstättenteil  eigentumsrechtliche Rahmenbedingungen (im Eigentum der Quarzwerke GmbH stehendes Bergwerkseigentum)  keine Belegung durch naturschutzrechtlichen, wasserschutzrechtlichen oder sonstigen recht- lichen Gebietsschutz (keine Ausweisung als Naturschutzgebiet, Wasserschutzgebiet etc.)  räumliche Nähe zum Werk Weferlingen (erforderlich für die Erhaltung des bestehenden Werk- standortes).

Innerhalb des in Betracht kommenden Lagerstättenstreifens sind die Abgrenzungen der hochwerti- gen Lagerstättenteile aufgrund umfangreicher geologischer Erkundungsarbeiten gut bekannt. Die geplante Abbaufläche der Grube 8 ist der einzige Bereich innerhalb des Lagerstättenstreifens und des Bergwerkseigentums, in dem die Sande auf zusammenhängender Fläche in der notwendigen hohen Qualität anstehen. Nachteilig an dieser aus Lagerstättensicht einzig möglichen Abbaufläche ist die teilweise Inanspruchnahme von Flächen eines FFH-Gebiets (nähere Ausführung hierzu er- folgen unten). Die Distanz der Abbaufläche Grube 8 zum Werk Weferlingen ist mit ca. 2 km bereits relativ groß. Eine noch größere Transportentfernung für die Sande würde die Wirtschaftlichkeit des Gesamtvorhabens gefährden.

Verzicht auf einen Abbau im FFH-Gebiet Die südwestliche Ecke (ca. 1,4 ha) der geplanten Grube 8 liegt innerhalb des FFH-Gebietes DE3732-301 „Lappwald südlich Walbeck“. Aufgrund der möglichen Abbaugeometrie („einsprin- gende Ecke“) würde ein Verzicht auf diesen Bereich einen unverhältnismäßig großen Abbauverlust von mindestens 1 Mio. t (ca. 15 % der gewinnbaren Vorräte) bedeuten. Im Ergebnis der Alterna- tivenprüfung wurde festgestellt, dass der Verzicht auf einen Abbau im FFH-Gebiet angesichts der besonderen Qualität der in Grube 8 lagernden Quarzsande, welche eine große volkswirtschaftliche Bedeutung haben, in Relation zur geringen flächenhaften Inanspruchnahme innerhalb des FFH- Gebietes als unverhältnismäßig anzusehen sei. Zur Planungsvariante wurde im nachfolgenden Pla- nungsprozess eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt, welche im Ergebnis erhebliche Be- einträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes DE3732-301 ausschließt.

Höhenlage des Seewasserspiegels Auf Grund der örtlichen Verhältnisse ist es in Grenzen möglich, das Höhenniveau des zukünftigen Restsees zu beeinflussen. Im Rahmen der hydrogeologischen Modellierung wurde daher u. a. un- tersucht, welche Auswirkungen die Höhenlage des zukünftigen Seewasserspiegels auf die lokale Hydrologie hat und wo der optimale Seewasserspiegel liegt. Im Ergebnis der hydrologischen Unter- suchungen wurden eine künftige Höhe des Seewasserspiegels bei 98 m NHN herausgearbeitet.

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Alle hypothetisch untersuchten Alternativen waren mit erheblichen Nachteilen behaftet (Errichtung unverhältnismäßig hoher Dämme, erhöhte Erosionsgefährdung, Grundwasseranstieg im Bereich eines Friedhofs etc.) und wurden aus diesem Grund ausgeschlossen.

Lage der Außenhalde Lediglich zwei Standorte erfüllten die Kriterien für die Standortwahl der geplanten Außenhalde (Grundfläche von ≥ 10 ha, um eine landschaftsgerechte Modellierung der Halde zu ermöglichen; keine Waldfläche; Lage außerhalb des Überschwemmungsgebietes der Aller; möglichst kleine Transportentfernung zur Grube 8; keine Berührung von Ortslagen). Neben der im Ergebnis weiter beplanten Fläche (dreiseitig von Wald umfasste Ackerfläche südlich des Tagebaus) wurde eine nördliche, zwischen Tagebau und Friedhof Walbeck liegende Alternativfläche untersucht. Den Vor- teilen der nördlichen Fläche (kürzere Entfernung zum Tagebau) standen erhebliche Nachteile ge- genüber (Belastungen für die Ortslage Walbeck und wesentlich höhere Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes), die zu einem Ausschluss dieser Variante führten. Die südliche Planungsvari- ante bietet zudem die Möglichkeit, die Fläche der Außenhalde langfristig (nach landschaftsgerech- ter Herstellung und initialer Bewaldung) als Ergänzungsbereich des angrenzenden FFH-Gebietes zu entwickeln.

Trassen der Förderrohrleitung Aufgrund der räumlichen Trennung der geplanten Grube 8 (Gewinnungsfläche) zum Werkstandort (Aufbereitung) wurden mehrere Möglichkeiten zum Transport des gewonnenen Quarzsandes ge- prüft (Transport per LKW, per Gurtbandanlage oder hydraulisch durch eine Rohrleitung).

Die Variante des LKW-Transports wurde insbesondere aufgrund der damit verbundenen erhebli- chen Verkehrsbelastungen der Ortslage Walbeck verworfen. Für die Gurtbandanlage wäre eine aus möglichst geraden Einzelelementen zusammengesetzte Trasse erforderlich, die etwa 2 m Breite haben müsste. Gegenüber der Variante der Rohrleitung wurden für die Gurtband-Variante wesent- lich stärkere Beeinträchtigungen der Anwohner durch akustische und visuelle Störungen prognos- tiziert. Zudem müsste für eine Gurtbandanlage eine Lösung gefunden werden, deren Querung durch Fahrzeuge zu ermöglichen, was neben einer weiteren Verstärkung der visuellen Störreize das erforderliche Investitionsvolumen erheblich erhöhen würde. Letztlich wurde somit die hydrauli- sche Förderung durch eine Rohrleitung als die Vorzugslösung ermittelt.

Zur Lage der Rohrleitungstrasse wurden zwei Varianten untersucht (eine westliche Variante entlang der Waldkante des Lappwaldes sowie eine weiter östlich gelegene Variante bei Walbeck). Die west- liche Trasse würde über große Strecken die Neuanlage eines Fahrweges erfordern, während bei der östlichen Variante eine vorhandene Wegeverbindung zwischen Grube 8 und Werk genutzt wer- den kann (ein Fahrweg entlang der Trasse ist aus Kontroll- und Wartungsgründen erforderlich). Ein

Seite 39/175 weiterer Nachteil der westlichen Variante besteht darin, dass diese eine hohe, steile Böschung süd- lich der Riole quert und auf einer Länge von ca. 450 m durch das FFH-Gebiet DE3732-301 „Lapp- wald südlich Walbeck“ verläuft. Aufgrund der deutlich geringeren Flächeninanspruchnahme (infolge der Nutzung des vorhandenen Fahrweges) und der nur geringfügigen Betroffenheit hochwertiger Biotopstrukturen wurde die östliche Variante als Vorzugslösung herausgearbeitet. Eine Querung des FFH-Gebietes ist zwar auch bei dieser Variante unvermeidbar, die Querungslänge ist mit ca. 20 m jedoch bedeutend kürzer. Zudem erfolgt die Querung des FFH-Gebietes bei der östlichen Variante im Bereich der Ortslage.

Die geplante Rohrleitungstrasse wird weitgehend unterflur verlegt.

Sonstige Optimierungen Über die Prüfung der Alternativen hinaus erfolgte dahingehend eine Optimierung, dass die Haupt- gewinnung im Nassabbau vorgesehen ist. Hierdurch wird lediglich zur Abraumgewinnung und für die erste Aufschlussphase eine lokal begrenzte Tagebausümpfung erforderlich.

2.3. Untersuchungsraum und Untersuchungsrahmen

Der Untersuchungsraum zum geplanten Vorhaben hat eine Größe von ca. 230 ha. Er erstreckt sich über einen südlich der Ortslage Walbeck gelegenen Bereich und besitzt etwa eine Nord-Süd-Aus- dehnung von ca. 2 km und eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 1,2 km. Die Bereiche der künftigen Grube 8 und der geplanten Außenhalde einschließlich ca. 300 m bis 400 m breiter, umgebender Pufferflächen sowie des zwischen Grube und Halde gelegenen Korridors, welcher auch den Trans- portweg zur Außenhalde beinhaltet, sind vollständig in den Untersuchungsraum integriert. Von der geplanten Rohrleitungstrasse, welche von der Grube 8 zur bestehenden, nordwestlich gelegenen Grube 6 führen wird, ist nur der südliche Teil in den Untersuchungsraum eingeschlossen (ca. 400 m des insgesamt ca. 2.100 m langen Leitungskorridors).

Innerhalb des Untersuchungsraumes erfolgte in den Jahren 2011, 2014 und 2016 eine flächende- ckende Erfassung der Biotoptypen. Die Erfassung erfolgte anhand des Bewertungsmodells Sach- sen-Anhalt (2004). Im Rahmen der Erfassung der Biotoptypen wurden zur Abgrenzung der unter- schiedlichen Vegetationseinheiten exemplarisch Florenerfassungen durchgeführt. Darüber hinaus konzentrierte sich die Untersuchung der Flora auf sensible Bereiche des Untersuchungsraumes.

Faunistische Erfassungen wurden zu den Artengruppen der Fledermäuse, Vögel, Reptilien und Am- phibien durchgeführt. Die Erfassung der Fledermäuse erfolgte im Jahr 2014. Im Rahmen der Un- tersuchung wurden Detektorerfassungen, Horchboxeinsätze sowie Netzfang mit Telemetrie und Ausflugszählungen eingesetzt. Die Erfassungsmethodik und die Erfassungszeiten wurden im Vor- feld mit der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz des Landes Sachsen-Anhalt abgestimmt.

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Die avifaunistischen Erfassungen erfolgten im Zeitraum 2010 bis 2014. Hierbei wurde der Untersu- chungsraum aufgrund seiner Größe in verschiedenen Teilflächen unterteilt, welche entsprechend ihrer Strukturvielfalt und Attraktivität für Vögel einer unterschiedlichen Untersuchungsintensität un- terlagen. Schwerpunkte im Rahmen der avifaunistischen Untersuchungen waren vor allem der ge- plante Eingriffsbereich (Tagebaufläche, Außenhalde, Verbindungstrasse) und die direkt angrenzen- den avifaunistisch relevanten Flächen. Sonderkartierungen erfolgten zu frühzeitig das Revier be- setzenden Vogelarten (v. a. zur Erfassung von Spechtarten, unter Einsatz von Klangattrappen), zu nacht- bzw. dämmerungsaktiven Vogelarten (v. a. zur Erfassung von Eulen, ebenfalls unter Einsatz von Klangattrappen).

Im Ergebnis der Besprechung zur Festlegung des vorläufigen Untersuchungsrahmens war zum Vorhaben keine gesonderte Reptilienkartierung vorgesehen. Im Rahmen der Geländebegehungen, welche zur Erfassung der Biotoptypen sowie anderer Artengruppe erfolgten, wurden jedoch Repti- lien beobachtet. Somit wurde auch die Artengruppe der Reptilien im Rahmen der Begehungen be- rücksichtigt (Erfassungen im Frühjahr und Sommer 2014).

Zur Artengruppe der Amphibien erfolgte vom zeitigen Frühjahr bis zum Sommer 2014 eigenständige Erfassungen. Im Rahmen der übrigen Geländearbeiten wurden ebenfalls Amphibienbeobachtungen getätigt und dokumentiert. Da im Untersuchungsraum keine Gewässer vorhanden sind, die sich für den Einsatz von Fallen oder Reusen eignen, erstreckten sich die Amphibienuntersuchungen vor- nehmlich auf nächtliche Sichtbeobachtung, Verhören und Keschern.

Bezüglich der abiotischen Schutzgüter erfolgten im Rahmen der Planungen keine eigenen Unter- suchungen der Vorhabenträgerin. Bei der Beschreibung dieser Schutzgüter wird entsprechend der Darstellung in der Antragsunterlage teilweise von dem oben definierten Untersuchungsraum abge- wichen (z. B. erfolgt die Bestandsbeschreibung zum Teilschutzgut „Oberflächengewässer“ in einem großräumigeren Maßstab, um das Wirkgefüge des Gewässersystems besser darstellen zu können).

2.4. Beschreibung der Ausgangslage bezüglich der Schutzgüter

2.4.1 Schutzgut Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit Im geplanten Vorhabenbereich befinden sich keine Siedlungsstrukturen. Große Teile der betroffe- nen Flächen unterliegen einer land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung. Die dem Vorhaben am nächsten gelegenen Ortslagen sind Walbeck (ca. 400 m nördlich des geplanten Tagebaufeldes) und Schwanefeld (ca. 1,2 km östlich des Tagebaufeldes). Die geplante Außenhalde reicht am nächsten an einen südwestlich des Ortskerns von Schwanefeld gelegenen Siedlungsbereich heran (Abstand ca. 700 m). Die geplante Rohrleitungstrasse, durch die der gewonnene Quarzsand zur

Seite 41/175 nördlich gelegenen Aufbereitungsanlage transportiert wird, tangiert den westlichen Ortsrand von Walbeck (die Leitung verläuft im Randbereich eines vorhandenen Weges).

Innerhalb des Untersuchungsraumes befinden sich keine zentralen Orte im Sinne des § 2 Abs. 2 Nr. 2 ROG. Das nächstgelegene Grundzentrum ist der Flecken Weferlingen (Ortsteil der Stadt Oe- bisfelde – Weferlingen), ca. 4 km nördlich des geplanten Tagebaufeldes. Die niedersächsische Kreisstadt Helmstedt liegt ca. 4,5 km südwestlich der geplanten Außenhalde.

Auf Grund der Erschließung durch vorhandene Wege ist eine Bedeutung des Untersuchungsrau- mes für die Erholungsnutzung (v. a. für Spaziergänger) gegeben. Vom geplanten Tagebaufeld wird eine Wegeverbindung geschnitten, welche zugleich Teil des Aller-Radweges ist. Beim Aller-Rad- weg handelt es sich um einen im Landesradverkehrsplan aufgeführten Radweg von landesweiter Bedeutung. Ein weiterer Weg, welcher vom Friedhof Walbeck in südliche Richtung führt, ist nach den Planunterlagen als Wanderweg ausgewiesen (Kleiberg-Rundweg bzw. Langeleber-Rundweg).

2.4.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Pflanzen / Biotope Der Untersuchungsraum wird von Wald-, Grünland- und Ackerflächen dominiert. Eine besondere Bedeutung kommt den im Untersuchungsraum vorhandenen Gewässern, Feuchtlebensräumen und Laubwäldern zu.

Ausgedehnte Waldbereiche befinden sich v. a. im zentralen, westlichen und südlichen Teil des Un- tersuchungsraumes. Waldflächen ragen in den südlichen / südwestlichen Teil des geplanten Tage- baufeldes hinein (v. a. Kiefernforst, aber auch Laubholzmischbestand und alter Hainsimsen-Bu- chenwald). Vorhanden sind hier auch weitere Gehölzbestände (z. B. Gebüsche). Die Außenhalde nimmt zum überwiegenden Teil Intensivacker in Anspruch. Randlich sind hier aber auch Nadelforst, ein angrenzender, brach gefallener Streuobstbestand sowie eine Baumreihe (aus überwiegend hei- mischen Arten) vorhanden. Von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung sind der im Untersu- chungsraum vorhandene Buchenhallenwald, Eichen-Hainbuchenwald und ein bachbegleitender Er- lenwald. Hierbei handelt es sich um Klimaxbestände. Allerdings besitzt nur der Hainsimsen-Buchen- wald eine gute Ausprägung.

Im Untersuchungsraum sind mehrere Gräben vorhanden. Der Kleiberggraben (Graben mit artenrei- cher Vegetation) verläuft quer durch den geplanten Tagebaubereich. Randlich wird der Graben im betreffenden Bereich z. T. von Seggenried begleitet. Im Nordosten schneidet der Untersuchungs- raum den Niederungsbereich der Aller an. Neben dem Flusslauf und den Mündungsbereichen der Gräben ist hier auch ein Tümpel vorhanden.

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Ausgedehnte Grünlandbestände (Intensiv-Grünland) befinden sich im nordöstlichen Teil des Unter- suchungsraumes (Bereich der Allerniederung). Zerstreut sind im Untersuchungsraum auch weitere Grünlandbestände vorhanden (v. a. mesophiles Grünland, z. T. ruderalisiert). Im Bereich des ge- planten Tagebaufeldes ist neben mesophilem Grünland auch eine von Binsen dominierte Nass- wiese anzutreffen. Ein kleiner Bereich mit standortgerechten Sukzessionsstadien liegt am Nordrand des Aufschlusses. Hier bilden Sandtrockenrasenaspekte, ein lockeres Feldgehölz und eine Brache einen durch trockene Standortbedingungen geprägten Biotopkomplex.

Ausgedehnte Ackerflächen, welche einer intensiven Nutzung unterliegen, befinden sich im Bereich der geplanten Außenhalde sowie im Norden und Osten des Untersuchungsraums. Im äußersten Norden des Untersuchungsraums befindet sich ein Friedhof (mit altem Baumbestand). Die sonsti- gen Siedlungsbiotope (z. B. Ortslage Walbeck) befinden sich außerhalb des Untersuchungsraums.

In Tabelle 1 sind die im Untersuchungsraum erfassten, höherwertigen Biotope aufgeführt (darge- stellt sind alle Biotoptypen, die gemäß Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt einen Biotopwert von mindestens 14 Punkten aufweisen). In der Spalte „Status“ ist vermerkt, ob es sich hierbei um ge- setzlich geschützte Biotope handelt. Eine komplette Übersicht der Biotoptypen des Untersuchungs- raumes, inklusive der mittel- bis geringwertigen Strukturen ist den Planunterlagen zu entnehmen.

Tabelle 1: Höherwertige Biotoptypen im Untersuchungsraum

Code* Biotoptyp Status Wälder

WLAa Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) (LRT 9110) / Altbestand

WMA Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) (LRT 9130) Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichen-Hainbuchenwald (Carpinion be- WCA tuli) (LRT 9160) WEA Erlen- und Eschenwälder an Fließgewässern (Alno-Padion) (prioritärer LRT 91E0*) §

WWA Weichholzauwälder an Fließgewässern (Salicion albae) (prioritärer LRT 91E0*) §

WRB Waldrand, Waldsaum mittlerer Standorte

WUA Waldlichtungsflur

XGb Mischbestand Nadelholz und Laubholz/ alte bis mittelalte Bäume

XQV Mischbestand Laubholz, heimische Arten Gehölze

HFB Moor- und Sumpfgebüsch (heimische Arten)

HRA Obstbaumreihe

HRB Baumreihe aus überwiegend heimischen Arten §

HGA Feldgehölz aus überwiegend heimischen Arten §

HHB Strauch-Baumhecke aus überwiegend heimischen Arten

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Code* Biotoptyp Status

HYA Gebüsch frischer Standorte (überwiegend heimische Arten) §

HSFa Streuobstbestand, brach gefallen/ Altbestand

Gewässer

FBE Naturnaher Bach ohne Arten des FFH-Fließgewässer-LRT §

FGR Graben mit artenreicher Vegetation (unter als auch über Wasser) §

ST Tümpel §

Niedermoore, Sümpfe, Röhrichte

NSD/ Komplex aus Groß- und Kleinseggenried § NSA

Schilf-Landröhricht (in der Antragsunterlage dem Code NUY „Sonstige feuchte NLA § Hochstaudenflur“ zugeordnet) Grünland

GFD Seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese §

GMA Mesophiles Grünland

GMF Ruderales mesophiles Grünland

Magerrasen

RSY Sonstige Sandtrockenrasen

Ruderalfluren

URA Ruderalflur, gebildet von ausdauernden Arten

Grünanlagen

PYD Friedhof mit altem Baumbestand (gut strukturiert)

LRT Lebensraumtyp nach Anhang I der FFH-Richtlinie § geschütztes Biotop gem. § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG LSA bzw. geschützte Baumreihen nach § 21 NatSchG LSA i. V. m. § 29 BNatSchG

Nachweise geschützter oder gefährdeter Pflanzenarten im Untersuchungsraum sind in den Planun- terlagen nicht dokumentiert. Nach Kap. 5.2 der Planunterlagen kommen im Eingriffsbereich keine Pflanzenarten des Anhanges IV der FFH-Richtlinie vor.

Tiere Faunistische Untersuchungen wurden zu den Artengruppen der Fledermäuse, Vögel, Reptilien und Amphibien durchgeführt.

Fledermäuse Nach den Planunterlagen wurden im Untersuchungsraum insgesamt 12 Fledermausarten nachge- wiesen (siehe Tabelle 2). Alle betreffenden Arten sind gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 14 BNatSchG streng

Seite 44/175 geschützt (Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie) und weisen in Sachsen-Anhalt einen Gefähr- dungsstatus auf (RL Fledermäuse 2004). Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr und Mopsfleder- maus sind zusätzlich im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgeführt.

Tabelle 2: Streng geschützte bzw. in Sachsen-Anhalt gefährdete Fledermausarten des Unter- suchungsraums

Artname Anhang II/ IV Status RL LSA der FFH-RL BNatSchG

Abendsegler (Nyctalus noctula) Anh. IV § 3

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Anh. II/ IV § 1

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Anh. IV § 2

Graues Langohr (Plecotus austriacus) Anh. IV § 2

Große Bartfledermaus [Syn.: Brandtfledermaus] (Myotis 1 Anh. IV § brandtii)

Großes Mausohr (Myotis myotis) Anh. II/ IV § 1

Fransenfledermaus (Myotis nattereri Anh. IV § 2

Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Anh. IV § 2

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) Anh. II/ IV § 1

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) Anh. IV § 2

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Anh. IV § 3

Zwergfledermaus Anh. IV § 2

BNatSchG-Schutzstatus: § = streng geschützt

Rote Liste-Kategorien: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste

Von Kleiner und Großer Bartfledermaus, Großem Mausohr, Bechsteinfledermaus, Abendsegler, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Grauem Langohr erfolgten u. a. Fänge trächtiger bzw. laktierender Weibchen.

Die Nachweise der Waldarten Bechsteinfledermaus und Abendsegler wurden im Buchenhallenwald südwestlich des geplanten Tagebaufeldes erbracht. Ein in der gesamten Ausflugskontrollphase ge- nutztes Wochenstubenquartier der Bechsteinfledermaus befindet sich nahe des geplanten Tage- bauaufschlusses. In Nähe des betreffenden Quartierbaums wird anhand der Untersuchungsergeb- nisse auch ein Sommer- bzw. Balzquartier des Abendseglers vermutet. Des Weiteren wurden durch Telemetrie drei Tagesquartiere der Mopsfledermaus nachgewiesen (1 Quartier im Abbaubereich und 2 weitere in dessen Umfeld). Der untersuchte Bereich wird von Mopsfledermaus-Männchen als Nahrungshabitat genutzt, das Vorhandensein eines Wochenstubenquartiers der betreffenden Art

Seite 45/175 im geplanten Eingriffsbereich ist in Auswertung der Erfassungsergebnisse jedoch nicht anzuneh- men.

Von den Waldarten Große Bartfledermaus, Wasserfledermaus und Fransenfledermaus wurden nur einzelne bzw. wenige Nachweise im Gebiet getätigt, so dass davon auszugehen ist, dass auch diese Arten lediglich bei der Nahrungssuche oder bei der Passage erfasst wurden.

Die Wochenstubenquartiere der Arten Kleine Bartfledermaus, Mausohr, Breitflügelfledermaus, Zwergfledermaus und Graues Langohr befinden sich i. d. R. in bzw. an Gebäuden (Gebäudefleder- mäuse), so dass der Untersuchungsraum diesbezüglich kein Potenzial bietet. Ein Wochenstuben- quartier des Mausohrs konnte in der Ortslage von Walbeck ermittelt werden (außerhalb des Unter- suchungsraums). Das Vorhandensein von Quartieren der übrigen genannten Arten in der Ortslage ist ebenfalls wahrscheinlich. Die Gebäudefledermäuse nutzen den Untersuchungsraum ausschließ- lich als Nahrungshabitat oder für Transferflüge.

Vögel Nach den Planunterlagen wurden im Untersuchungsraum insgesamt 79 Vogelarten erfasst, darun- ter 61 Arten, für die eine Brut nachgewiesen wurde bzw. ein Brutverdacht besteht.

Tabelle 3 enthält eine Auswahl der im Untersuchungsraum bzw. im unmittelbaren Eingriffsbereich nachgewiesenen Vogelarten. Dargestellt sind Arten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie (VSchRL), nach Anlage 1 Spalte 3 der Bundesartenschutzvorordnung (BArtSchV) streng ge- schützte Arten sowie in Sachsen-Anhalt gefährdete Arten (RL BRUTVÖGEL LSA 2017). Arten der Vorwarnliste der Roten Liste sind nur aufgeführt, sofern sie gleichzeitig weitere Kriterien erfüllen.

Tabelle 3: Vorkommen bemerkenswerter Vogelarten im Untersuchungsraum

Status Status Anhang I RL Artname BArtSchV EB UR VSchRL LSA Alpenstrandläufer (Calidris alpina) DZ x

Baumfalke (Falco subbuteo) N B? 3

Bekassine (Gallinago gallinago) B x 1

Bluthänfling (Carduelis cannabina) B B 3

Braunkehlchen (Saxicola rubetra) B? 3

Feldlerche (Alauda arvensis) B 3

Feldschwirl (Locustella naevia) B B 3

Grauspecht (Picus canus) NG B x x

Grünspecht (Picus viridis) B B x

Heidelerche (Lullula arborea) DZ? x x V

Kiebitz (Vanellus vanellus) B x 2

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Status Status Anhang I RL Artname BArtSchV EB UR VSchRL LSA Kranich (Grus grus) x

Kuckuck (Cuculus canorus) B 3

Neuntöter (Lanius collurio) B B x V

Rauchschwalbe (Hirundo rustica) NG NG 3

Rotmilan (Milvus milvus) NG B x V

Schwarzmilan (Milvus migrans) NG x

Schwarzspecht (Dryocopus martius) NG B x x

Turteltaube (Streptopelia turtur) B B 2

Wendehals (Jynx torquilla) B NG x 3

Weißstorch (Ciconia ciconia) NG x x

Wiesenpieper (Anthus pratensis) DZ 2

Status: EB = Eingriffsbereich, UR = Untersuchungsraum außerhalb des Eingriffsbereiches B = Brutvogel, NG = Nahrungsgast, DZ = Durchzügler, ? = Status unsicher

Rote Liste-Kategorien: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste

Bezüglich des Untersuchungsraums wird eine regionale Bedeutung für die Avifauna abgeleitet. Auf- grund der z.T. kleinräumigen Verzahnung unterschiedlicher Habitatstrukturen (Offenland, Gehölze, Wald etc.) und des Aufeinandertreffens von großflächigen Strukturelementen (Grünlandbereiche, Äcker, Wälder) wurde im Untersuchungsraum eine relativ artenreiche Vogelgesellschaft nachge- wiesen.

Die geplante Tagebaufläche weist landwirtschaftlich nicht genutzte, kleinräumig verzahnte Struktu- ren auf, die einer Reihe bedeutsamer/ seltener Arten geeignete Brutbedingungen bieten. Ebenfalls von besonderer avifaunistischer Bedeutung sind innerhalb des Untersuchungsraumes die von Laubgehölzen dominierten Waldbereiche, welche vom Lappwald her in das Gebiet hineinragen (be- deutsam für Vogelarten strukturreicher Wälder und Waldränder). Dem gegenüber ist die avifaunis- tische Bedeutung des Standortes der künftigen Außenhalde, welcher im Bestand von einer ausge- räumten Ackerfläche dominiert wird, als eher gering einzustufen (hier wurden keine Nachweise von in Tabelle 3 aufgeführten Arten erbracht).

Reptilien Nach den Planunterlagen wurden im Untersuchungsraum Vorkommen von 3 Reptilienarten nach- gewiesen. Der Tabelle 4 ist eine Übersicht der erfassten, streng geschützten bzw. in Sachsen-An- halt gefährdeten Arten zu entnehmen.

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Tabelle 4: Streng geschützte bzw. in Sachsen-Anhalt gefährdete Reptilienarten des Untersuchungsraums

Artname Anhang II/ IV Status RL LSA der FFH-RL BNatSchG Zauneidechse (Lacerta agilis) Anh. IV § 3

Ringelnatter (Natrix natrix) 3

Rote Liste-Kategorien: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet BNatSchG-Schutzstatus: § = streng geschützt

Der Nachweis der Zauneidechse erfolgte im Bereich eines Sandtrockenrasens im nördlichen Be- reich des geplanten Tagebaufeldes (kleine Population). Die Ringelnatter besiedelt die Aue der Aller sowie deren Umfeld. Des Weiteren erfolgte im Bereich des Friedhofs Walbeck ein Nachweis der Blindschleiche (Anguis fragilis), bei der es sich um eine relativ häufige Art handelt. Im Untersuchungsraum stellen vor allem die halboffenen und offenen, weniger intensiv genutzten Flächen potenzielle Lebensräume für Reptilien dar. Im Bereich des geplanten Tagebaufeldes sind die im Norden gelegene kleine Kuppenlage mit Sandmagerrasenaspekten sowie die daran angren- zende, mit Staudensukzession bestockte Brache geeignete Habitate für die Zauneidechse.

Amphibien Im Untersuchungsraum wurden nach den Planunterlagen Vorkommen von 6 Amphibienarten nach- gewiesen. Der Tabelle 5 ist eine Übersicht der erfassten, streng geschützten bzw. in Sachsen-An- halt gefährdeten Amphibienarten zu entnehmen.

Tabelle 5: Im Untersuchungsraum vorkommende streng geschützte Amphibienarten

Artname Anhang II/ IV Status RL LSA der FFH-RL BNatSchG Feuersalamander (Salamandra salamandra) 3

Kammmolch (Triturus cristatus) Anh. II, IV §

Laubfrosch (Hyla arborea) Anh. IV § 3

Rote Liste-Kategorien: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet BNatSchG-Schutzstatus: § = streng geschützt

Der Feuersalamander wurde über Larvenfunde in einem westlich des geplanten Tagebaufeldes ge- legenen, temporär wasserführenden Abschnitt des Kleiberggrabens nachgewiesen. Der Kleiberg- graben quert in seinem weiteren Verlauf das Vorhabengebiet. Im innerhalb des geplanten Tage- baufeldes gelegenen Grabenabschnitt erfolgten jeweils Einzelnachweise des Feuersalamanders und Laubfroschs. Das lokale Hauptreproduktionsgewässer liegt ca. 50 m außerhalb des Untersu- chungsraums (im FND „Krähenbruch“). Im Bereich des Kleiberggraben erfolgte auch der einmalige Nachweis eines adulten Kammmolchs. Der Graben stellt jedoch kein Reproduktionsgewässer für

Seite 48/175 die Art dar. Das Hauptreproduktionsgewässer des Kammmolchs befindet sich wahrscheinlich in Nähe des Naturschwimmbades Walbeck (nördlich des Untersuchungsraumes).

Zur Absicherung der Aussagen zur Bestandssituation des Feuersalamanders ist im Sommer 2019 oder 2020 eine ergänzende Erfassung der Art im Bereich des das Tagebaufeld westlich benach- barten Grabenabschnitts (oberer Kleiberggraben) vorgesehen. Hierbei wird auch die Feuchtesitua- tion bzw. die Nutzbarkeit des Auwaldes westlich des geplanten Tagebaufeldes für den Feuersala- mander beschrieben (siehe „2. Präzisierende Erläuterungen zu den Antragsunterlagen …“, Dezem- ber 2018, Kap. 5).

Innerhalb des geplanten Tagebaufeldes wurden im feuchten Randbereich des Kleiberggrabens Erd- kröte, Gras- und Teichfrosch nachgewiesen. Hierbei handelt es sich nicht um streng geschützte oder gefährdete Arten (bei Erdkröte und Grasfrosch handelt es sich um Arten der Vorwarnliste Sachsen-Anhalts).

Insgesamt wird eingeschätzt, dass der Untersuchungsraum der Artengruppe der Amphibien zumeist allenfalls mäßig wertvolle Lebensraumstrukturen bietet. Insbesondere dem innerhalb des Tagebau- feldes liegenden Abschnitt des Kleiberggrabens und dem angrenzenden nassen Ried kommen eher eine Bedeutung als Trittsteinbiotope für Amphibien, denn als Dauerlebensräume zu. Der Buchen- wald und die artenreicheren Mischwälder stellen Landlebensräume des Grasfroschs und der Erd- kröte dar.

Schutzgebiete und Schutzobjekte nach Naturschutzrecht In Tabelle 6 sind die innerhalb eines Radius von ca. 2 km um das Vorhaben gelegenen, nach Na- turschutzrecht ausgewiesenen Schutzgebiete aufgeführt. Hierbei handelt es sich sowohl um euro- parechtliche Schutzgebiete (FFH-Gebiete) als auch um nationalrechtliche Schutzkategorien (LSG, NSG, NuP, FND). Neben der UVS wurde zur Prüfung des Vorhandenseins entsprechender Schutz- gebiete auch das GIS-Auskunftssystem des Landes Sachsen-Anhalt sowie die vom Niedersächsi- schen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz veröffentlichten Umweltkarten aus- gewertet.

Tabelle 6: Schutzgebiete nach Naturschutzrecht

Name/ Kategorie Lage zum Vorhaben/ Anmerkungen FFH-Gebiet DE 3732-301 „Lappwald süd- Überlagerung mit dem südwestlichen Randbereich des geplanten westlich Walbeck“ Tagebaufeldes; südwestlich von Walbeck Querung durch die ge- plante Förderrohrleitung auf einer Länge von ca. 20 m; nördlich da- von grenzt die Rohrleitungstrasse auf ca. 70 m Länge an; die ge- plante Außenhalde und der zu dieser führende ca. 500 m lange Transportweg angrenzend/ das FFH-Gebiet überlagert sich flä-

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Name/ Kategorie Lage zum Vorhaben/ Anmerkungen chendeckend mit dem NSG „Bachtäler des Lappwaldes“ und er- streckt sich westlich des Vorhabens bis zur Landesgrenze Nieder- sachsen

FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und ca. 550 m westlich der Außenhalde; ca. 700 m westlich des geplan- Pfeifengraswiesen im südlichen Lappwald“ ten Tagebaufeldes/ erstreckt sich bis zur Grenze zu Sachsen-An- (Land Niedersachsen) halt; schließt NSG „Lappwald“ vollständig ein und setzt sich nach Süden fort

Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Harbke- gesamter Vorhabenbereich innerhalb des LSG/ das Schutzgebiet Allertal“ ist sehr großflächig und schließt den gesamten Untersuchungs- raum ein; Ortslagen sind ausgespart; grenzt im Westen an das nie- dersächsische LSG „Lappwald“

LSG „Lappwald“ (Land Niedersachsen) ca. 1 km südwestlich der geplanten Außenhalde/ das LSG erstreckt sich bis zur Grenze zu Sachsen-Anhalt, spart jedoch den Bereich des NSG „Lappwald“ aus

Naturpark „Elm-Lappwald“ (Land Nieder- ca. 550 m westlich der Außenhalde; ca. 700 m westlich des geplan- sachsen) ten Tagebaufeldes/ sehr großflächig; erstreckt sich bis zur Grenze zu Sachsen-Anhalt; schließt alle aufgeführten niedersächsischen Schutzgebiete ein

Naturschutzgebiet (NSG) „Bachtäler des Überlagerung mit dem südwestlichen Randbereich des geplanten Lappwaldes“ Tagebaufeldes; südwestlich von Walbeck Querung durch die ge- plante Förderrohrleitung auf einer Länge von ca. 20 m; nördlich da- von grenzt die Rohrleitungstrasse auf ca. 70 m Länge an; die ge- plante Außenhalde und der zu dieser führende ca. 500 m lange Transportweg angrenzend/ das NSG überlagert sich flächende- ckend mit dem FFH-Gebiet DE 3732-301 und erstreckt sich westlich des Vorhabens bis zur Landesgrenze Niedersachsen

NSG „Lappwald“ (Land Niedersachsen) ca. 550 m westlich der Außenhalde; ca. 700 m westlich des geplan- ten Tagebaufeldes/ erstreckt sich bis zur Grenze zu Sachsen-An- halt; liegt innerhalb des FFH-Gebietes DE 3732-303

Flächennaturdenkmal (FND) „Krähen- ca. 500 m südöstlich des geplanten Tagebaufeldes; ca. 500 m nord- bruch“ östlich der Außenhalde

Eine Übersicht der gemäß § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG LSA geschützten Biotope des Un- tersuchungsraum ist Tabelle 1 im Unterpunkt „Pflanzen / Biotope“ des vorliegenden Kapitels zu entnehmen. Gemäß Anlage 8 der Planunterlagen befinden sich im Bereich des geplanten Tage- baufeldes Seggenriede, eine Nasswiese, Hecken und Feldgehölze, welche die Kriterien gesetzlich geschützter Biotope erfüllen. Am östlichen Rand der geplanten Außenhalde und entlang des südli- chen Teils des zur Halde führenden Transportweges befindet sich eine Baumreihe, die nach § 21 NatSchG LSA i. V. m. § 29 BNatSchG geschützt ist.

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2.4.3 Schutzgut Boden Die Quarzsandlagerstätten, zu denen auch das geplante Tagebaufeld Grube 8 gehört, sind Teil der Kreidefüllung des Allertalgrabens. Die hochwertigen kreidezeitlichen Quarzsande stehen in einem Areal von etwa 1 km Breite und 10 km Länge an. Die von Südost nach Nordwest verlaufende Stö- rungszone des Allertalgrabens wird im Südwesten durch die Lappwaldscholle und im Nordosten durch die Weferlinger Triasplatte begrenzt. Die Basis der Kreidefüllung des Allertalgrabens bilden schlecht durchlässige Sedimentgesteine des Juras und des Zechsteins. Die für den Abbau relevan- ten Quarzsande des Allertalgrabens sind im Wesentlichen Sedimente aus der Oberkreide. Im Han- genden dieser Ablagerungen befinden sich vereinzelt tertiäre und quartäre Lockergesteine.

Die Planunterlagen verweisen auf die bodenkundliche Kartierung Sachsen-Anhalt, nach der entlang der Aller insbesondere Gley-Vega als Bodentyp verbreitet ist. Bei Vega und Gley-Vega handelt es sich um Aueböden, die durch periodische Überflutungen entstanden sind. Heute findet im Bereich des geplanten Vorhabens jedoch keine regelmäßige Überflutung mehr statt. Westlich, im Talbe- reich, der zu den Lappwaldhängen in Braunerde übergeht, schließt an die Gley-Vega-Böden Braun- erde-Podsol an. Im Bereich der Feuchtflächen des geplanten Tagebaufeldes sind darüber hinaus die Bodentypen Regosol sowie (kleinflächig) Pseudogley anzutreffen. Im Bereich der geplanten Au- ßenhalde steht Braunerde-Podsol an.

2.4.4 Schutzgut Wasser Grundwasser Im Bereich des geplanten Tagebaufeldes Grube 8, welches zur sogenannten Westrandstörung ge- hört, stehen wasserdurchlässige Quarzsande an. Im tieferen Untergrund befinden sich wasserun- durchlässige Juratone. Etwa mittig des geplanten Südwestrandes der Grube 8 endet die steil ste- hende, teils überkippte Dichtwand aus Ton. Südlich der Dichtwand steht Rät an, eine im Obertrias entstandene geologische Stufe, welche einen gering wasserdurchlässigen Grundwasserleiter dar- stellt. Diese Schicht ist hydraulisch direkt an wasserdurchlässige Kreidesande angeschlossen, wel- che im hydrogeologischen Modell den Hauptgrundwasserleiter bilden.

Der mittlere Grundwasserabfluss liegt am Abflusspegel Aller Weferlingen bei 72 mm/a, die Grund- wasserneubildungsrate wird für den vom Vorhaben betroffenen Großraum als mittel eingestuft. Im Bereich des Lappwaldes wurde anhand zum Vorhaben durchgeführter Messreihen eine vorläufige Grundwasserneubildungsrate von ca. 75 mm/a ermittelt. Im Bereich der Kreidesande (s. o.) sind gemäß einer Modellrechnung Grundwasserneubildungsraten bis zu 450 mm/a möglich. Messungen im Bereich des vorhandenen Tagebaugeländes (im Zuge eines Monitorings) zeigen für den (nieder- schlagsarmen) Messzeitraum 2013/ 2014 Werte, die bei ca. 400 mm/a Grundwasserneubildung und somit unterhalb der Werte der Modellrechnung liegen. Nähere Details zu den beschriebenen Sach- verhalten sind dem Hydrologischen Gutachten – Anhang A der Planunterlagen – zu entnehmen.

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Oberflächenwasser Als regionaler Vorfluter prägt die Aller den Betrachtungsraum (zur Lage des schutzgutbezogenen Betrachtungsraums siehe Anlage 13 der Planunterlagen). Bei der Aller, einem Nebenfluss der We- ser, handelt es sich um ein Gewässer I. Ordnung (siehe Anlage 1 des WG LSA). Die Aller durchfließt den Betrachtungsraum von Südsüdost nach Nordnordwest, beginnend auf einem Niveau von 110 m NHN nördlich Bartensleben bis ca. 90 m NHN östlich der Quarzsandtagebaue. Das durchschnitt- liche Gefälle (Luftlinie) beträgt ca. 0,3 %.

Im Betrachtungsraum fließen der Aller vom im Südwesten gelegenen Lappwaldrücken her die Bach- läufe Düsterbeek, Rote Riede und Riole zu. Bei diesen handelt es sich um Gewässer II. Ordnung. Das durchschnittliche Gefälle der Bachtäler des Lappwaldes liegt bei 1,6 %, wobei flachere Ab- schnitte (z. B. im Bereich des mäandrierenden Unterlaufes des Düsterbeeks und des Oberlaufs der Roten Riede) sowie steilere Abschnitte (mit über 3% Gefälle, z.B. im Oberlauf der Riole) auftreten können. Weiterhin münden mehrere, meist künstlich angelegte Entwässerungsgräben in die Aller (z. T. verlaufen die Entwässerungsgräben auch parallel zur Aller).

Die Oberläufe der Bachtäler des Lappwaldes sind nur temporär Wasser führend. So lagen diese Bereiche z. B. im November 2011 trocken (in diesem Zeitraum wurden im Rahmen des Hydrogeo- logischen Gutachtens Abflussmessungen durchgeführt, siehe Anlage 3.2 zum Anhang A der Plan- unterlagen). Zum Zeitpunkt der betreffenden Messung lag der Abfluss der Aller (Referenzgewässer) am Pegel Weferlingen mit 480 l/s nur leicht unterhalb des MNQ-November-Wertes (MNQ – mittlerer Niedrigwasserabfluss im Messzeitraum), die Abweichung betrug hier ca. 10 %.

Der Grund, weshalb die Oberläufe der Bäche trockenfallen, besteht darin, dass sie nur temporär mit Wasser aus geringmächtigen Grundwasserleitern und Oberflächenabflüssen versorgt werden. Die Grundwasserleiter laufen schnell leer und die Bachläufe zeigen dann nur wetterbedingte Ab- flüsse oder fallen vollständig trocken. Erkennbare Abflüsse mit stellenweise stehendem Wasser in den Bachabschnitten und Abflussmengen zwischen 0,01 l/s und 0,05 l/s wurden in den unteren Hochlagen des Lappwaldes in der Riole, der Roten Riede und im Düsterbeek gemessen. Ein deut- licher Zuwachs des Abflusses im Düsterbeek war erst in tiefen Geländeeinschnitten messbar, ins- besondere dort, wo der Rätsandstein angeschnitten wird. Hier erreichte der Abfluss im Düsterbeek bereits 4 l/s, nach Zufluss der Roten Riede (0,5 l/s) und vor Einmündung der Riole ca. 7 l/s. Die Messergebnisse lassen darauf schließen, dass im betreffenden Bereich dem Düsterbeek verstärkt Grundwasser zufließt. Die Riole lieferte am Zusammenfluss mit dem Düsterbeek nur 0,5 l/s (den- noch trägt das Gewässer im weiteren Verlauf ihren Namen). Unterhalb des Zusammenflusses von Düsterbeek und Riole fließt dem Bach natürliches, salzhalti- ges Grundwasser aus dem Bullenspring, einer artesischen Quelle, zu und erhöht den Abfluss um 4,5 l/s. Die Riole mündet im Bereich der Ortslage Walbeck in die Aller.

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In tieferen Geländeeinschnitten können sich kleinere Wasserflächen und Schlammlöcher ausbilden (z.B. am Südwestrand der geplanten Grube 8 in zwei kleinen Bachtälern des Lappwaldes). Davon abgesehen sind im Betrachtungsraum keine stehenden natürlichen Oberflächengewässer vorhan- den. An der Riole befindet sich ein Freibad (südwestlich der Ortslage Walbeck), welches im Neben- schluss von dieser durchströmt wird.

Wasserrechtliche Schutzgebiete Wasserrechtliche Schutzgebiete (Wasserschutzgebiete, Heilquellenschutzgebiete, Heilwasser- brunnen) befinden sich nicht im näheren Umfeld des geplanten Vorhabens. Gemäß GIS-Auskunfts- system des Landes Sachsen-Anhalt befindet sich das dem Vorhaben am nächsten gelegene was- serrechtliche Schutzgebiet ca. 2,1 km südlich der geplanten Außenhalde (Wasserschutzgebiet „Be- endorf Brunnen Aussicht“).

2.4.5 Schutzgüter Klima und Luft Der Untersuchungsraum liegt klimatisch im Übergangsbereich der atlantisch zur kontinental gepräg- ten Zone. An der Wetterstationen Helmstedt, ca. 6,5 km südwestlich des Vorhabens wurde im lang- jährigen Mittel eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,9 °C gemessen (Messreihe der Jahre 1961 bis 1990, vgl. Kap. 3.2.5 der Planunterlagen). Dabei lag das langjährige Monatsmittel im Ja- nuar bei 0,3 °C und im Juli bei 17,6 °C. Bezüglich der Niederschlagsmengen wurde an der Wetter- station Walbeck (ca. 400 m nördlich des Plangebietes) eine mittlere Jahressumme von 585 mm ermittelt. Im niederschlagsreichsten Monat (Juni) wurden durchschnittlich 68 mm, im niederschlags- ärmsten Monat (Februar) lediglich 35 mm registriert. Der Bereich Walbeck gehört dem Sommerre- gentyp des Tieflandes an (nähere Details zu den Temperatur- und Niederschlagsverhältnissen im Betrachtungsraum sind Kap. 3.2.5 der Planunterlagen zu entnehmen).

Bestimmend für das Mikroklima des Untersuchungsraums sind u. a. die kompakten Waldbestände des Lappwaldes, die die typische klimatische Waldfunktion erfüllen (relativ geringer Temperatur- Tagesgang, geringe Windgeschwindigkeit, ausgeglichene Luftfeuchtigkeit etc.). Die Waldbereiche des Untersuchungsraumes wirken als Frischluftentstehungsgebiete, aufgrund der fehlenden Nähe zu klimatischen Belastungsräumen sind sie jedoch im GIS-Auskunftssystem des Landes Sachsen- Anhalt nicht in der Kategorie „Klimaschutzwald“ erfasst.

2.4.6 Schutzgut Landschaft Der Vorhabenbereich liegt im Westen des Ohre-Aller-Hügellandes, einem hügeligen Wald- und Of- fenland zwischen Calvörde und Helmstedt (Naturraum 4.2 gemäß MRLU 2001).

Der Raum wird geprägt von einer sanften Hügellandschaft mit Wäldern sowie großräumig landwirt- schaftlichen Flächen und Siedlungslagen. Das breite Tal der Aller wird landwirtschaftlich genutzt und so als Offenlandschaft erhalten. In die Offenflächen eingestreut finden sich Kleingehölze und

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Baumreihen, welche die Weite der Landschaft eingrenzen. Vor allem aufgrund der Reliefbewegung wird die Landschaft im betrachteten Raum als abwechslungsreich wahrgenommen. Die landschaft- lich prägenden Grundelemente, wie die Waldbereiche oder das offene Allertal, tragen zudem zum Naturerleben bei. Der geplante Eingriffsbereich der Grube 8 vereint viele Elemente der umgeben- den Landschaft. Geprägt wird er von offenen landwirtschaftlichen Flächen, Seggenried, ruderalen Strukturen, dem Wegenetz sowie von Waldbereichen.

Ca. 1 km nördlich des künftigen Tagebaufeldes bzw. 2 km nördlich der geplanten Außenhalde be- findet sich ein Aussichtspukt an der Ruine der Stiftskirche Walbeck.

2.4.7 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter Gemäß Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) vom 06.12.2017 befinden sich im Vorhabenbereich und in dessen Umfeld zahlreiche archä- ologische Kulturdenkmale i. S. § 2 DenkmSchG LSA (Siedlungen - Jungsteinzeit bis Mittelalter, undatiert; Brandbestattungen - Bronzezeit, Eisenzeit; Körperbestattungen - Bronzezeit, Mittelalter, undatiert; Befestigungsanlagen - Mittelalter, undatiert; Einzelfunde - Jungsteinzeit bis Mittelalter). Das LDA schätzt in seiner o. g. Stellungnahme ein, dass die Fundstellen im Bereich der geplanten Grube 8 sowie im Areal der geplanten Außenhalde eine sehr hohe Qualität und Integrität besit- zen. So ist in einem Bereich, der im Südosten vom geplanten Tagebaufeld angeschnitten wird, eine jungsteinzeitliche Fundstelle bekannt. Weitere bekannte archäologische Fundstellen befin- den sich innerhalb von Walbeck und Schwanefeld bzw. in deren Ortsrandlagen sowie in Rand- lage des Streitholzes, ca. 1 km südlich der geplanten Außenhalde.

Darüber hinaus bestehen aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege aufgrund der topographi- schen Situation, der naturräumlichen Gegebenheiten sowie in Anbetracht analoger Gegebenheiten vergleichbarer Siedlungsregionen begründete Anhaltspunkte, dass im Vorhabenbereich weitere, bislang unbekannte Kulturdenkmale vorhanden sind.

Etwa 2 km nördlich des geplanten Tagebaufeldes befindet sich die Ruine der Stiftskirche in Walbeck (Baudenkmal).

Im Kapitel 3.2.7 der Planunterlagen sind Rad- und Wanderwege als Sachgüter aufgeführt. Die be- treffen Wegeverbindungen werden beim Schutzgut Mensch hier unter Ziffer 2.4.1 abgehandelt (auf- grund ihrer Bedeutung für die Erholungsnutzung).

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2.5. Methoden und Randbedingungen bei der Ermittlung der Umweltauswirkungen

Der Zweck einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht gemäß § 1 UVPG in der Sicherstellung ei- ner wirksamen Umweltvorsorge bei bestimmten öffentlichen und privaten Vorhaben nach einheitli- chen Grundsätzen. Die Auswirkungen dieser Vorhaben auf die Umwelt sind frühzeitig und umfas- send zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten. Das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprü- fung ist bei allen behördlichen Entscheidungen über die Zulässigkeit des Vorhabens möglichst früh- zeitig zu berücksichtigen. Die UVP umfasst nach § 2 UVPG die Ermittlung, Beschreibung und Be- wertung der Auswirkungen eines Vorhabens auf die Schutzgüter Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Klima, Luft, Landschaft, Kultur- und sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkungen zwischen diesen.

Die Auswirkungen eines Vorhabens sind einerseits von der Art und dem Umfang der von ihm aus- gehenden Umweltwirkungen und andererseits von der Existenz und der Sensibilität der durch das Vorhaben betroffenen Schutzgüter abhängig.

Bei der Einstufung des Grades der Umweltwirkungen sind nach § 6 Abs. 3 Ziffer 3 und Abs. 4 Ziffer 2 des UVPG diejenigen Umweltwirkungen herauszuarbeiten, die der „Beschreibung der zu erwar- tenden erheblichen nachteiligen Auswirkungen des Vorhabens unter Berücksichtigung des allge- meinen Kenntnisstandes…“ dienlich sind.

Grundlagen der zusammenfassenden Darstellung sind die Planunterlagen der Vorhabenträgerin, die behördlichen Stellungnahmen sowie die dokumentierten Äußerungen der betroffenen Öffent- lichkeit. In die Betrachtung und Beurteilung wurden die folgenden Unterlagen, Fachgutachten und Stellungnahmen einbezogen:  Planunterlagen der Vorhabenträgerin (Textteil, Anlagen 1 bis 16, Anhänge A bis D)  Stellungnahmen und Einwendungen (datiert auf den Zeitraum 26.10.2017 bis 17.10.2018)  Erwiderungen der Vorhabenträgerin zu den Stellungnahmen und Einwendungen  Niederschrift über den Erörterungstermin vom 05.11.2018. Darüber hinaus werden die Ergebnisse eigener Ermittlungen berücksichtigt.

2.6. Grundsätzliche Umweltauswirkungen des Vorhabens

Im Folgenden werden die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf die einzelnen Schutz- güter dargestellt. Dem Charakter des Vorhabens geschuldet, erfolgt die Beschreibung der zu er- wartenden Auswirkungen auf die Schutzgüter für die bau-, anlagen- und betriebsbedingten Wirk- faktoren gemeinsam (nach einer relativ kurzen Einrichtungsphase konzentrieren sich die relevanten Wirkungen des Vorhabens auf die Betriebsphase des Tagebaufeldes).

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2.6.1 Schutzgut Mensch einschließlich menschlicher Gesundheit Durch das Vorhaben ist sowohl in der Einrichtungsphase aus auch im Abbaubetrieb mit der Frei- setzung von Schall- und Schadstoffemissionen zu rechnen (z. B. durch die eingesetzten Fahrzeuge und Maschinen). Des Weiteren ist davon auszugehen, dass es temporär zu Staubentwicklungen kommt. Der Quarzsandabbau soll, soweit möglich, im Nassabbau erfolgen. Ein Trockenabbau ist jedoch in einzelnen Abbauphasen unumgänglich. Beim Nassabbau sind bedeutend geringere Stau- bentwicklungen als beim Trockenabbau zu erwarten. Staubentwicklungen außerhalb des Tagebau- feldes sind v. a. durch die Transporte zur Außenhalde und im Zuge der Aufhaldung des Abraums zu erwarten. Die Förderung des Quarzsandes zur vorhandenen Aufbereitungsanlage erfolgt mittels einer Rohrleitung, so dass diesbezüglich in der Betriebsphase mit keinen relevanten Emissionen zu rechnen ist.

Im Zuge des geplanten Abbaubetriebes kommt es zur Umnutzung einer überwiegend land- und forstwirtschaftlich genutzten Fläche von insgesamt ca. 33 ha (ca. 18 ha Abbaufläche, ca. 15 ha Außenhalde). Des Weiteren werden vorhandene Wegebeziehungen mit hoher Bedeutung für die Erholungsnutzung zerschnitten (u. a. der überregional bedeutsame Aller-Radweg, siehe hier Ziffer 2.4.1).

2.6.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Pflanzen / Biotope Auf den durch das geplante Vorhaben überplanten Flächen (v. a. Tagebaufläche, Außenhalde) kommt es zum Verlust der vorhandenen Biotopstrukturen. Neben dem Abtrag der Vegetationsdecke sind v. a. durch den Einschlag der auf den Eingriffsflächen vorhandenen Gehölze Verluste von Bi- otopstrukturen zu erwarten, die eine lange Entwicklungszeit aufweisen. Nach Ende des Abbaube- triebes bzw. der Aufhaldung werden auf den Eingriffsflächen neue Biotopstrukturen entstehen, wel- che in Ihrer Art jedoch i. d. R. nicht den verlorengehenden Strukturen entsprechen. Zwischen der Beseitigung der vorhandenen Biotope (dies erfolgt im Zuge der Vorbereitung des Abbaubetriebes abschnittsweise, verteilt auf einzelne Kampagnen, vgl. Ziffer 2.1) und dem Beginn der Etablierung neuer Biotopstrukturen (sukzessive nach Abschluss des Abbaus/ der Aufhaldung in einzelnen Teil- bereichen) besteht ein beträchtlicher zeitlicher Versatz.

Durch das geplante Vorhaben werden Flächen im Gesamtumfang von ca. 34,7 ha in Anspruch genommen. Betroffen sind v. a. intensiv bewirtschaftete Ackerflächen (ca. 18,5 ha). Diese weisen jedoch Grenzlinien zu Wald, Gebüschen oder anderen strukturreicheren Lebensräumen auf. Hö- herwertige Biotopstrukturen gehen im Umfang von ca. 11,4 ha verloren. Den höchsten Anteil haben daran Waldbiotope (Verlust von ca. 9,2 ha). Details zu den Verlusten an höherwertigen Biotopstruk- turen sind Tabelle 7 zu entnehmen (Entsprechend Tabelle 1 unter Ziffer 2.4.2 werden die Biotope als höherwertiger gewertet, welche gemäß Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt einen Biotopwert

Seite 56/175 von mindestens 14 Punkten aufweisen. Nicht enthalten sind die Biotopverluste im Bereich der au- ßerhalb der Eingriffsflächen geplanten Kompensationsmaßnahmen, auf denen höherwertige Bio- topstrukturen geschaffen werden). Die Datenbasis der Tabelle 7 bilden die Angaben der Tabellen 12, 13, 18 und 20 im Kap. 6.6 der Planunterlagen.

Tabelle 7: Verluste höherwertiger Biotopstrukturen im Bereich der Eingriffsflächen

Biotopverlust Biotopverlust TB AH TW RT gesamt beanspruchte Gesamtfläche 178.167 m² 149.012 m² 5.606 m² 14.578 m² 347.363 m² davon höherwertige Biotope:

Wälder 2.194 m² 1.939 m² 2.622 m² 6.755 m²

Gehölze 21.932 m² 5.738 m² 461 m² 28.131 m²

Gewässer 500 m² 500 m²

Niedermoor, Sumpf, Röhricht 8.253 m² 8.253 m²

Grünland 48.262 m² 3.845 m² 52.107 m²

Magerrasen 1.616 m² 1.616 m²

Ruderalfluren 9.739 m² 6.811 m² 339 m² 16.889 m²

höherwertige Biotope gesamt 92.496 m² 12.549 m² 2.400 m² 6.806 m² 114.251 m²

TB – Tagebaufeld Grube 8/ AH – Außenhalde/ TW – Transportweg/ RT -Rohrleitungstrasse

Neben den mit der Flächeninanspruchnahme verbundenen direkten Wirkungen sind durch das Vor- haben indirekte Einflüsse auf die benachbarten Biotopstrukturen / Pflanzenstandorte zu erwarten. Sowohl in der Einrichtungsphase aus auch im Abbaubetrieb ist mit der Freisetzung von Staub- und Schadstoffemissionen zu rechnen. Dabei ist davon auszugehen, dass betreffende Emissionen v. a. im Zuge der Bauphase (z. B. während der Schachtarbeiten zur Verlegung der Transportleitung), des phasenweise erfolgenden Trockenabbaus des Quarzsandes sowie beim Transport und bei der Aufhaldung des Abraums hervorgerufen werden. Der Nassabbau des Quarzsandes, der das bevor- zugte Abbauverfahren darstellt, erfolgt unter Einsatz eines elektrisch betriebenen Baggerschiffs. Diesbezüglich sind nur geringe Emissionen zu erwarten. Gleichfalls ist durch den Betrieb der Rohr- leitung, welche den Quarzsand zur Aufbereitungsanlage fördert, mit keinen relevanten Emissionen zu rechnen.

Weitere indirekte Beeinträchtigungen können durch die mit dem geplanten Abbaubetrieb verbun- dene Grundwasserabsenkung auftreten. Hierdurch sind nachteilige Auswirkungen auf die dem ge- planten Tagebaufeld benachbarten grundwasserbeeinflussten Biotope möglich. Eine diesbezüglich hohe Empfindlichkeit weisen insbesondere die naturschutzfachlich wertvollen Feuchtwaldbereiche

Seite 57/175 unmittelbar westlich des Tagebaufeldes auf (v. a. ein ca. 160 m entfernter Weichholzauwald, wel- cher linienhaft im oberen Bereich des den Tagebau durchfließenden Kleiberggrabens ausgebildet ist).

Tiere Entsprechend den obigen Ausführungen gehen durch das geplante Vorhaben Habitatstrukturen für Tiere verloren. Zur Abschätzung, welche Arten betroffen sind, wurden zum Vorhaben faunistische Untersuchungen durchgeführt (untersucht wurden die Artengruppen der Fledermäuse, Vögel, Rep- tilien und Amphibien, vgl. Ziffer 2.4.2). Neben den direkten Habitatverlusten sind weitere Beein- trächtigungen von Tieren durch vorhabenbedingte Schall-, Staub- und Schadstoffemissionen sowie visuelle Reize (Lichtemissionen, Scheuchwirkungen durch Maschinen und Menschen) zu erwarten. Mit entsprechenden Emissionen ist sowohl in der Einrichtungsphase als auch im Abbau-/ Aufhal- dungsbetrieb zu rechnen. Der als bevorzugtes Verfahren vorgesehene Nassabbau (unter Einsatz eines elektrisch betriebenen Baggerschiffs) ist relativ emissionsarm (nur geringe Schall-, Schad- stoffemissionen und visuellen Reize, keine Staubentwicklungen). Durch den Betrieb der Rohrlei- tung, welche den Quarzsand zur Aufbereitungsanlage fördert, ist mit keinen relevanten Emissionen/ Störungen von Tieren zu rechnen (allenfalls geringe, nur sporadisch auftretende Störungen im Zuge von Reparatur- und Wartungsarbeiten). Somit konzentrieren sich die Emissionen / Störungen auf die Bauphase, den phasenweise erfolgenden Trockenabbau des Quarzsandes sowie auf Transport und Aufhaldung des Abraums (vgl. Unterpunkt „Pflanzen / Biotope“).

Im Folgenden werden in Kurzform die wesentlichen Auswirkungen auf die vorhabenrelevanten Ar- tengruppen dargestellt. Nähere Ausführungen zu den Ergebnissen der im Untersuchungsraum durchgeführten faunistischen Untersuchungen sind Ziffer 2.4.2 zu entnehmen. Hinsichtlich des spe- ziellen Artenschutzes sei zudem auf das weiter unten folgende diesbezügliche Unterkapitel sowie auf den von der Vorhabenträgerin vorgelegten Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag (Kap. 5 der Plan- unterlagen) verwiesen.

Fledermäuse Die meisten der im Untersuchungsraum nachgewiesenen 12 Fledermausarten nutzen die Eingriffs- flächen als Nahrungshabitat sowie die Wege und Grenzlinien als Teil ihrer Flugrouten. Die im Rah- men der faunistischen Sonderuntersuchungen südwestlich des geplanten Tagebaufeldes erfasste Wochenstube der Bechsteinfledermaus ist vom Vorhaben nicht direkt betroffen, jedoch sind Beein- trächtigungen des Nahrungshabitats und Störungen während der Wochenstubenzeit denkbar. Vom Abendsegler wurde im betreffenden Bereich ein Männchen- und Balzquartier nachgewiesen. Auf der benachbarten Eingriffsfläche (Tagebaufeld) ist jedoch aufgrund des Fehlens geeigneter Habi- tatbedingungen mit keinen Quartieren der Art zu rechnen (ausreichend starke potenzielle Quartier- bäume fehlen). Bezüglich der Mopsfledermaus geht vorhabenbedingt ein Männchen-Tagesquartier

Seite 58/175 im künftigen Abbaubereich dauerhaft verloren (die Nutzung entsprechender Tagesquartiere erfolgt durch die Art sporadisch und unterliegt einem ständigen Wechsel).

Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse ist ausschließlich für die Mopsfledermaus ein Quartierverlust anzunehmen. Insgesamt ist einzuschätzen, dass von den vorhabenbedingten Wir- kungen v. a. Nahrungshabitate und Flugrouten von Fledermäusen betroffen sind. Vornehmlich für Großes Mausohr, Bechsteinfledermaus, Abendsegler und Zwergfledermaus sind Verluste / Beein- trächtigungen von Nahrungshabitaten möglich. Durch die Entstehung eines Gewässers im Abbau- bereich kann es insbesondere für die Gebäudefledermäuse, welche ihre Quartiere im Bereich der Ortslage Walbeck haben, zur Zerschneidung bestehender Flugrouten kommen (z. B. Großes Mau- sohr).

Vögel Vorhabenbedingt kommt es infolge der Beseitigung der vorhandenen Biotope zum Verlust von Ha- bitatstrukturen gefährdeter / empfindlicher Vogelarten. Habitate betreffender Arten gehen insbeson- dere im Bereich des geplanten Tagebaufeldes verloren. So ist ein Biotopkomplex aus Ruderalflur und Gebüschstrukturen im Norden des Tagebaufeldes u. a. Habitat der in Sachsen-Anhalt gefähr- deten Arten Wendehals und Bluthänfling sowie des Neuntöters (Art der Vorwarnliste). Avifaunistisch bedeutsam ist auch ein Feuchtbiotopkomplex im Bereich des den künftigen Tagebaus querenden Kleiberggrabens (Seggenried, Feucht- und Nassgrünland, Feuchtgebüsche). Hier wurden u. a. Brut- vorkommen vom Feldschwirl (in Sachsen-Anhalt gefährdet) und Gelbspötter (Art der Vorwarnliste Sachsen-Anhalts) nachgewiesen. Im Bereich einer, am südöstlichen Tagebaurand gelegenen Baumreihe wurde ein Brutvorkommen der Turteltaube (in Sachsen-Anhalt gefährdet) erfasst. Im Süden des Tagebaufeldes wurden bei den avifaunistischen Erfassungen im Jahr 2014 Brutnach- weise des Baumpiepers (Art der Vorwarnliste) erbracht. Da im Zuge eines forstlichen Gehölzein- schlags im Winter 2015 / 2016 jedoch der hier vorhandene alte Kiefernwald beseitigt wurde, ist bereits im Bestand von einem Verlust des betreffenden Brutplatzes auszugehen. Potenziell für den Baumpieper geeignete Habitatstrukturen befinden sich jedoch auch derzeit noch im Eingriffsbe- reich.

Ein weiterer avifaunistisch bedeutsamer Bereich befindet sich im Südosten des Untersuchungs- raums, ≥ 300 m östlich des geplanten Abraum-Transportweges. Der betreffende Bereich grenzt an die Grabensysteme in der Alleraue und ist von kleinräumig strukturierten Waldflächen und Grünland geprägt. Hier wurden u. a. Bluthänfling und Gelbspötter nachgewiesen, darüber hinaus besteht für den Baumfalken (in Sachsen-Anhalt gefährdet) Brutverdacht. Im genannten Bereich erfolgt im Zuge des Vorhabens keine Flächeninanspruchnahme.

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Im nordwestlichen Bereich der geplanten Außenhalde wurde der Baumpieper als Brutvogel erfasst. Darüber hinaus liegen für diesen Bereich keine Brutnachweise von Arten der Roten Liste/ Vorwarn- liste Sachsen-Anhalts vor. In Randbereichen der künftigen Halde wurden die Heidelerche als Durch- zügler und der Sperber als Nahrungsgast erfasst. Insgesamt ist der überwiegenden Fläche der künftigen Außenhalde im Bestand aufgrund der Dominanz von Intensivacker eine eher geringe avifaunistische Bedeutung zuzuordnen. Hingegen ist der an die Haldenfläche angrenzende Bu- chenwald aufgrund seiner Altersstruktur von höherer avifaunistischer Bedeutung. Für die hier sie- delnden Arten (z. B. Schwarzspecht, Grauspecht, Waldlaubsänger) ist aufgrund der Entfernung zum Vorhaben bzw. der artspezifischen Verhaltensweisen keine Betroffenheit abzuleiten.

Im Bereich des künftigen Transportweges und der geplanten Rohrleitungstrasse wurden keine Ar- ten der Roten Liste bzw. der Vorwarnliste Sachsen-Anhalts nachgewiesen, jedoch sind im näheren Umfeld bemerkenswerte Brutnachweise dokumentiert (z. B. Nachweis des Grünspechts im Bereich des an die Rohrleitungstrasse grenzenden Friedhofs Walbeck).

Auf einer nordöstlich an das geplante Tagebaufeld grenzenden Grünlandfläche, die in die Alleraue übergeht, wurden trotz überwiegend intensiver Mähnutzung, Brutnachweise bemerkenswerter Bo- denbrüterarten erbracht (z. B. Kiebitz). Insbesondere im zeitigen Frühjahr ist dieser Bereich auf- grund sich bildender temporärer Wasserflächen auch für Durchzügler und Nahrungsgäste bedeut- sam (z. B. für Waldwasserläufer oder Alpenstrandläufer). Die erfassten Habitate werden im Zuge des Vorhabens nicht in Anspruch genommen, Störeinflüsse sind jedoch nicht auszuschließen.

Reptilien Im nördlichen Bereich des geplanten Tagebaufeldes geht ein Sandtrockenrasen verloren, in dem ein Bestand der Zauneidechse nachgewiesen wurde. Ohne geeignete Vermeidungsmaßnahmen ist über die Habitatzerstörung hinaus im Zuge der Bauvorbereitung/ Baudurchführung die Tötung von Individuen der Zauneidechse möglich. Bezüglich des verbleibenden Resthabitats besteht ange- sichts dessen geringer Größe die Gefahr einer Unterschreitung des für den Populationserhalt erfor- derlichen Minimalareals.

Der Bereich der Alleraue, in dem die Ringelnatter nachgewiesen wurde, ist vom Vorhaben nicht betroffen.

Amphibien Die relevanten Reproduktionslebensräume der nachgewiesenen Amphibienarten liegen außerhalb des Wirkkorridors des geplanten Vorhabens. Einzelnachweise von Amphibien erfolgten im Bereich eines durch das künftige Tagebaufeld verlorengehenden Feuchtbiotopkomplex (Kleiberggraben mit angrenzendem Seggenried / Nasswiese), u. a. wurden hier Nachweise der streng geschützten Arten

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Kammmolch und Laubfrosch erbracht. Hinsichtlich ihrer potenziellen Eignung als Reproduktionsha- bitat werden die verlorengehenden Strukturen jedoch als eher suboptimal eingestuft (siehe Kap. 3.5, S. 114 der Planunterlagen).

Direkt westlich des geplanten Tagebaufeldes wurde im Rahmen der Amphibienuntersuchungen ein Larvalhabitat des in Sachsen-Anhalt gefährdeten Feuersalamanders erfasst (Abschnitt des Klei- berggrabens im Waldrandbereich). Der Nachweis einer gesicherten Reproduktion konnte aufgrund der nur temporären Wasserführung des Grabens jedoch nicht erbracht werden. Der Nachweisort befindet sich außerhalb der Eingriffsfläche und bleibt erhalten. Dennoch sind Beeinträchtigungen des potenziellen Reproduktionsraums nicht auszuschließen, da sich der Kleiberggraben im Bereich des geplanten Tagebaufeldes fortsetzt. Auf einer Länge von ca. 50 m ist der Graben auch innerhalb des Tagebaufeldes potenziell als Reproduktionsgewässer geeignet (der betreffende Abschnitt liegt gleichfalls im Wald und ist ausreichend beschattet, in seiner östlichen Fortsetzung ist der Graben aufgrund zu starker Besonnung nicht mehr als Larvalgewässer des Feuersalamanders geeignet).

Schutzgebiete und Schutzobjekte nach Naturschutzrecht

Europarechtlich geschützte Gebiete Das FFH-Gebiet DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ ist vom geplanten Vorhaben direkt betroffen (siehe in Tabelle 6 unter Ziffer 2.4.2). Aus diesem Grund wurde eine Prüfung der Verträg- lichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen dieses FFH-Gebietes vorgelegt (Kap. 4 der Plan- unterlagen „Prüfung der Natura 2000-Verträglichkeit des Vorhabens“).

Durch das Vorhaben sind folgende relevante Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen des FFH- Gebietes DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ möglich:  kleinflächiger Verlust von Flächen der Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL Lebens- raumtypen 9110 „Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)“ und 9160 „Subatlantischer o- der mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)“ in Randbereichen des FFH-Gebietes  kleinflächiger Verlust potenzieller Teilbereiche des Sommerlebensraums der Bechsteinfleder- maus (Art nach Anhang II der FFH-RL) durch Waldrodung – die Flächen befinden sich im Einzugsbereich eines außerhalb der Eingriffsflächen liegenden Wochenstubenquartiers der Bechsteinfledermaus  Verlust potenziell für die Mopsfledermaus (Art nach Anhang II der FFH-RL) geeigneter Nah- rungshabitate / Zwischenquartiere in räumlicher Nähe zum FFH-Gebiet (durch Einschlag von ca. 1 ha Kiefernwald außerhalb des FFH-Gebietes)  Zerschneidung von Strukturen mit Leitlinienfunktionen für das Große Mausohr (Art nach An- hang II der FFH-RL) infolge der Entstehung des künftigen Tagebaugewässers

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 Gefahr indirekter Beeinträchtigungen von Flächen des an das Tagebaufeld grenzenden Le- bensraumtyps 9160 „Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen- Hainbuchenwald (Carpinion betuli)“ sowie des ca. 160 m entfernten prioritären Lebens- raumtyps 91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“ infolge der betriebsbedingten Absenkung des Grundwasserspiegels.

Ein weiteres Natura-2000-Gebiet (FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeifengraswiesen im südlichen Lappwald“), welches bereits auf dem Territorium des Landes Niedersachsen liegt, befin- det sich ca. 550 m westlich des Vorhabens (siehe in Tabelle 6 unter Ziffer 2.4.2). Aufgrund der relativ große Entfernung und in Anbetracht der geologischen Situation ist bezüglich dieses FFH- Gebietes weder direkt noch indirekt (z. B. über den Wasserpfad) eine Betroffenheit abzuleiten.

Nationalrechtlich geschützte Gebiete Im Umfeld des geplanten Vorhabens befinden sich mehrere nach dem nationalen Naturschutzrecht geschützte Gebiete (LSG, NSG, FND – siehe Tabelle 6 unter Ziffer 2.4.2). Eine Betroffenheit besteht bezüglich des LSG „Harbke-Allertal“, innerhalb dessen der gesamte Vorhabenbereich liegt sowie hinsichtlich des NSG „Bachtäler des Lappwaldes“, welches sich in randlichen Bereichen mit dem Vorhabengebiet überlagert.

Die restlichen Schutzgebiete sind mit einem Abstand von ≥ 500 m relativ weit vom Vorhaben ent- fernt. Aufgrund dessen sowie in Anbetracht der geologischen Situation ist bezüglich dieser Gebiete weder direkt noch indirekt eine Betroffenheit abzuleiten.

Gesetzlich geschützte Biotope Insgesamt gehen durch das Vorhaben ca. 2,7 ha gesetzlich geschützter Biotope verloren. Den größten Anteil daran hat ein ca. 1,6 ha großer Feuchtlebensraumkomplex, welcher sich innerhalb des geplanten Tagebaufeldes befindet (Kleiberggraben mit artenreicher Vegetation, Seggenried, Nasswiese). Hierbei handelt es sich um relativ seltene Lebensraumstrukturen. Weiterhin verloren- gehende geschützte Biotope sind Feldgehölze und Gebüschstrukturen (ca. 1,1 ha). Darüber hinaus gehen nach § 21 NatSchG LSA i. V. m. § 29 BNatSchG geschützte Baumreihen im Umfang von ca. 0,84 ha verloren. Weitere Details zu den im Untersuchungsraum vorhandenen geschützten Bioto- pen sind Ziffer 2.4.2 zu entnehmen.

Spezieller Artenschutz Mit dem zum Vorhaben erstellten Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag (ASB – Kap. 5 der Planunter- lagen) liegt eine eigenständige Abhandlung der europarechtlich streng geschützten Arten nach An- hang IV der FFH-RL sowie der wild lebenden europäischen Vogelarten nach Art. I der VSchRL vor (Vorkommen ausschließlich nationalrechtlich streng geschützter Arten sind im Untersuchungsraum

Seite 62/175 nicht bekannt). Im ASB wurde für Mopsfledermaus, Zauneidechse, Laubfrosch sowie für 20 Vogel- arten eine Relevanz hinsichtlich des Eintretens von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 BNatSchG abgeleitet (siehe Tabellen 10 und 11 im Kap. 5.3 der Planunterlagen).

2.6.3 Schutzgut Boden Infolge des geplanten Quarzsandabbaus gehen im Bereich des künftigen Tagebaufeldes Böden im Gesamtumfang von ca. 18 ha verloren. Durch den Eingriff im betreffenden Bereich werden die vor- handenen Böden entfernt und im Bereich der späteren Uferböschungen durch Rohböden ersetzt. Diese werden sich aufgrund der Nährstoffarmut nur sehr langsam entwickeln.

Das Hydrogeologische Gutachten prognostiziert infolge des Nassabbaus für die direkt am südwest- lichen Seeufer des künftigen Abgrabungssees gelegenen Flächen eine maximale Grundwasserab- senkung von ca. 8 m (Bezug genommen wird dabei auf den im Jahr 2014 ermittelten Grundwasser- stand). Dennoch wird das Risiko einer Austrocknung der betroffenen, im Bestand von feuchten Standortbedingungen geprägten Böden als eher gering eingeschätzt. Grund hierfür ist das Vorhan- densein einer Sperrschicht aus Ton, welche in einer Tiefe von ca. 5,40 m bis 8,20 m unter Gelände erbohrt wurde. Diese Sperrschicht (Stauer) führt dazu, dass im betreffenden Bereich zwei Grund- wasserstockwerke ausgebildet sind. Während das untere Grundwasserstockwerk (unterhalb des Stauers) von der Grundwasserabsenkung betroffen ist, wird für das obere Grundwasserstockwerk, welches die Böden oberhalb der Sperrschicht mit Feuchtigkeit speist, keine Relevanz abgeleitet. Die Böden oberhalb des Stauers sind im Bestand feinsandig bis schwach schluffig und bilden die Vegetationstragschicht. Es wird davon ausgegangen, dass mögliche Veränderungen im Bodenwas- serhaushalt oberhalb des geplanten Tagebaus allenfalls kleinflächig, in dessen Randlage wirksam werden. Allenfalls in der östlichen Hälfte der vorhandenen Kreiderinne (nordöstlich der Grube 8) kann die maximale Grundwasserabsenkung den Wasserhaushalt der Vegetationstragschicht be- einflussen (Drainagewirkung), da hier im Istzustand ein Grundwasserflurabstand < 3 m ausgewie- sen ist. Die maximal zu erwartende Grundwasserabsenkung in diesem Bereich, welcher ackerbau- lich genutzt wird, beträgt ca. 1 m.

Nähere Details zum Sachverhalt der Auswirkungen auf den Grundwasseranstrom sind Kap. 5.9.3 des Hydrogeologischen Gutachtens (Anhang A der Planunterlagen) zu entnehmen. Der Gewässer- kundliche Landesdienst folgt den zu den Grundwasserverhältnissen getroffenen Aussagen des Hydrogeologischen Gutachtens und verweist darauf, dass die Modellaussage im Vorfeld durch die Nullmessungen und später durch das geplante abbaubegleitende Monitoring überprüfbar ist (vgl. Stellungnahme vom 07.02.2019). Das Landesamt für Geologie und Bergwesen folgt der Einschät- zung des Hydrogeologischen Gutachtens, dass durch den Nassabbau nur geringe Auswirkungen auf das hydrologische Umfeld zu erwarten sind (Stellungnahme vom 02.01.2018).

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Im Bereich der geplanten Außenhalde werden die anstehenden Böden durch Abschälen zerstört. Nach dem Abschälen des Bodens werden die Abraummassen des Tagebaus auf der Fläche aufge- haldet. Der betroffene Bereich hat eine Größe von ca. 15 ha.

Weitere Beeinträchtigungen von Böden sind im Bereich der geplanten Rohrleitung möglich (Verän- derung von Bodenstruktur und -gefüge infolge der Aufgrabung, Leitungsverlegung und Wiederan- deckung). Außerdem ist im Bereich des Transportweges zur Außenhalde aufgrund der Belastungen durch den LKW-Verkehr mit Bodenverdichtungen zu rechnen.

2.6.4 Schutzgut Wasser

Grundwasser Das Hydrogeologische Gutachten prognostiziert infolge des Nassabbaus für die direkt am südwest- lichen Seeufer des künftigen Abgrabungssees gelegenen Flächen eine maximale Grundwasserab- senkung von ca. 8 m. Aufgrund einer im Untergrund vorhandenen Sperrschicht aus Ton sind im betroffenen Bereich zwei Grundwasserstockwerke ausgebildet. Während das untere Grundwasser- stockwerk (unterhalb des Stauers) von der Grundwasserabsenkung betroffen ist, wird für das obere Grundwasserstockwerk, welches die Böden oberhalb der Sperrschicht mit Feuchtigkeit speist, keine Relevanz abgeleitet. Allenfalls in der östlichen Hälfte der vorhandenen Kreiderinne (nordöstlich der Grube 8) kann die maximale Grundwasserabsenkung den Wasserhaushalt der oberflächennahen Bodenschichten beeinflussen. Die maximal zu erwartende Grundwasserabsenkung in diesem Be- reich beträgt ca. 1 m. Bezüglich näherer Erläuterungen zu den genannten Sachverhalten wird hier auf Ziffer 2.6.3 sowie Kap. 5.9.3 des Hydrogeologischen Gutachtens (Anhang A der Planunterlagen) verwiesen.

Für die mindestens 350 m vom geplanten nördlichen Ufer des Endsees entfernten, bebauten Flä- chen von Walbeck wird keine Grundwasserabsenkung erwartet.

Im Zuge des fortschreitenden Nassabbaus und nach der Aussandung ist nicht völlig auszuschlie- ßen, dass salzhaltiges Grundwasser aufgrund des sich neu einstellenden hydraulischen Potenzials in geringen Mengen zum Seegrund aufsteigt und sich im Tiefsten des Sees einlagert. Voraussicht- lich wird sich im Endsee jedoch aufgrund des Zuflusses von meteorischem (aus Niederschlägen gespeistem) Grundwasser ein neutraler pH-Wert einstellen.

Oberflächenwasser Die durch das geplante Vorhaben in Anspruch genommenen Flächen liegen außerhalb ausgewie- sener Überschwemmungsgebiete. Gemäß GIS-Auskunftssystem 2019 endet das Überschwem- mungsgebiet der Aller ca. 100 m östlich des geplanten Tagebaufeldes. Unabhängig davon, sind

Seite 64/175 durch die mit dem Vorhaben verbundenen hydraulischen Veränderungen keine nachteiligen Aus- wirkungen auf den Hochwasserschutz zu erwarten. Im Gegenteil kann der im Bereich des Tage- baufeldes entstehende See eventuelle Hochwässer, welche potenziell nach Starkregenereignissen im Bereich seines kleinen Einzugsgebietes auftreten könnten, sicher zurückhalten.

Die entstehende Wasserfläche (Förderteich) der Grube 8 bleibt während der Gewinnungsphase weitgehend abflusslos. Der Abfluss aus dem betreffenden Tagebaufeld wird an den Kleiberggraben angebunden, der das geplante Abbaugelände quert. Der Graben wird zunächst in Trockenperioden keinen Abfluss zeigen (ähnlich der derzeitigen Situation). Mit zunehmender Größe des Fördertei- ches können außerhalb der Gewinnungsphasen Abflüsse im Kleiberggraben entstehen, wenn z. B. der Wasserzustrom in den Förderteich die Transportwassermengen übersteigt oder Starkregen fällt. Wie häufig dies auftritt, hängt von der Länge der Stillstandzeiten, der Teichgröße und den Nieder- schlagsereignissen ab. Die Gesamtwasserbilanz ändert sich in der Zeit des Nassabbaus in Grube 8 nicht wesentlich, da die erhöhte Abflussbildung in der entstehenden, vegetationsarmen Gruben- fläche die erhöhte Verdunstung der langsam wachsenden Wasserfläche weitgehend kompensiert. Nach der Aussandung wird aufgrund der dann stärkeren Verdunstung langfristig eine negative Was- serbilanz der Seefläche prognostiziert. Dennoch wird ein kontinuierlicher Abfluss gewährleistet, da oberstromig Grundwasser aus dem Lappwald zuströmen wird. Der See wird somit trotz erhöhter Verdunstung nicht austrocknen (siehe Kap. 3.3.5 der Planunterlagen).

Der Trockenwetterabfluss im Ablaufgraben des künftigen Endsees (unterer Teil des Kleiberggra- bens) wird gegenüber dem Istzustand zunehmen. Dabei kann der Salzgehalt leicht ansteigen und künftig etwa dem der Aller und der Quellen im Allertal entsprechen.

Wasserrechtliche Schutzgebiete Relevante Auswirkungen auf wasserrechtliche Schutzgebiete sind durch das geplante Vorhaben nicht zu erwarten.

2.6.5 Schutzgüter Klima und Luft Während der Einrichtung des Tagebaus sowie im Zuge des Abbaus und der Aufhaldung ist mit Staub- und Schadstoffemissionen zu rechnen. Der Abbau des Quarzsandes ist jedoch in erster Linie im Nassabbauverfahren geplant, welches nur relativ geringe Emissionen verursacht. Rele- vante Staub- und Schadstoffemissionen sind insbesondere durch den Transport der Abraummas- sen zur Außenhalde, die Aufhaldung und Geländemodellierung im Haldenbereich sowie in den Pha- sen des Trockenabbaus zu erwarten (vgl. Ausführungen zum Schutzgut Mensch).

Die geplante Realisierung des Tagebaus beeinflusst verschiedene Klimaelemente. So führt die ge- plante Veränderung der Flächennutzung zu einer Veränderung im Verdunstungsverhalten. Die Ver- änderungen im Bereich der geplanten Außenhalde sind dabei von untergeordneter Bedeutung, da

Seite 65/175 sich die Verdunstungsraten von Grünland und Waldflächen nicht grundsätzlich voneinander unter- scheiden. Anders ist es bei der Abbaufläche, die heute überwiegend als Grünland genutzt wird und zu einem kleineren Teil bewaldet ist. Hier wird eine ca. 15 ha große Wasserfläche entstehen, was zu einer erheblichen Erhöhung der Verdunstungsrate führen wird. Die ca. 3,1 ha umfassenden Ufer- böschungen werden sich langfristig zu Waldflächen entwickeln, wobei die Geländeneigung den Kaltluftabfluss beschleunigen wird. Insgesamt ist davon auszugehen, dass im Bereich des Tage- baufeldes die Verdunstungsrate um ca. 170 mm/a ansteigen wird (von derzeit ca. 580 mm/a auf ca. 750 mm/a, siehe Kap. 3.3.6 der Planunterlagen).

Hinsichtlich einer möglichen Veränderung der Windgeschwindigkeit können relevante Auswirkun- gen der künftig bewaldeten Außenhalde ausgeschlossen werden, da die betreffende Fläche dies- bezüglich zu klein ist. Die Wasserfläche des künftigen Restsees wird gegenüber den heute von Grünland dominierten Strukturen eine geringere Rauigkeit aufweisen. Daher ist über dem künftigen See eine Erhöhung der Windgeschwindigkeiten zu erwarten, durch die umliegenden Gehölzbe- stände werden diese jedoch innerhalb einer kurzer Distanz wieder auf das ursprüngliche Maß re- duziert.

Aufgrund der Wärmeträgheit des Wasserkörpers ist zu erwarten, dass z. B. bei großräumig wind- schwacher Strahlungswitterung mitunter erhebliche Temperaturunterschiede zwischen den oberflä- chennahen Bereichen des künftigen Restsees und dem umgebenden Gelände auftreten werden. Diese Höhe der Temperaturunterschiede wird jedoch noch von weiteren Faktoren beeinflusst (i. d. R. sind tagsüber und im Sommer größere Temperaturunterschiede zu erwarten).

2.6.6 Schutzgut Landschaft Die Fläche des künftigen Tagebaufeldes ist, da sie etwa auf dem Niveau der Allertalsohle liegt, nur aus nächster Nähe oder von den gegenüberliegenden Hanglagen her einsehbar. Theoretisch ein- sehbar wäre der künftige Tagebau von einem ca. 1 km entfernten Aussichtspunkt her, welcher sich in unmittelbarer Nähe der Ruine der Stiftskirche Walbeck befindet. Aufgrund vorhandener Baumreihen ist die Sicht auf das künftige Tagebaugelände jedoch bereits im Bestand weitgehend verdeckt. Zwischen dem Aussichtspukt und der ca. 2 km entfernten Außen- halde befinden sich Waldbestände, die als Sichtschutz fungieren. Lediglich der Hochpunkt der Halde wird bis zu seiner Begrünung vom Aussichtpunkt aus als grobe Struktur erkennbar sein. Eine Visualisierung des betreffenden Sachverhaltes ist Anlage 14.1 der Planunterlagen zu entnehmen.

Sichtverschattend aus den übrigen Himmelsrichtungen wirken die geschlossene Bewaldung am Lappwaldhang sowie die Gehölzreihen im Allertal. Die Sicht von Schwanefeld aus wird durch die vorgelagerte Talkante und den Fuchskuhlenberg verschattet. Die Außenhalde ist dreiseitig von Wald umgeben. Bäume und Haldenkörper sind ähnlich hoch. Nur vom eingangs genannten Aus- sichtspunkt, von den Feldwegen des gegenüberliegenden Plateaus und vom direkten Umfeld aus

Seite 66/175 ist eine Einsicht in die Außenhalde gegeben. Die sichtrelevanten Feldwege sind ca. 1,5 km von der Halde entfernt, sie sind nicht als Wanderwege oder anderweitig besonders erholungsrelevante Strukturen ausgewiesen. Markante Landschaftselemente werden durch das Vorhaben nicht besei- tigt.

2.6.7 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter Der Vorhabenbereich überlagert sich mit Bereichen bekannter archäologischer Kulturdenkmale (Bodendenkmale). Darüber hinaus ist im Baubereich mit dem Vorhandensein weiterer, bisher nicht bekannter archäologisch bedeutsamer Bodendenkmale / Relikte zu rechnen. Ohne vorherige fach- kundige Sichtung und Sicherung von Bereichen oder Objekten von archäologischem Interesse wä- ren Beschädigungen oder Verluste archäologisch relevanter Kulturdenkmale möglich.

Eine Betroffenheit von Baudenkmalen ist nicht zu erwarten. Die Ruine der Stiftskirche in Walbeck liegt ca. 2 km nördlich des geplanten Tagebaufeldes und damit außerhalb des Wirkkorridors des Vorhabens (die Belange eines in Nähe der Stiftskirche gelegenen Aussichtspunktes werden unter Ziffer 2.6.6 abgehandelt).

Bezüglich der betroffenen Rad- und Wanderwege wird auf die Ausführungen unter Ziffer 2.6.1 ver- wiesen.

2.7. Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und zur Kompensation der Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt

Mit dem Vorhaben werden Maßnahmen umgesetzt, mit denen erhebliche nachteilige Umweltaus- wirkungen vermieden oder vermindert werden sollen. Zur Kompensation nicht vermeidbarer Ein- griffe in Natur und Landschaft sowie in das vorhandene Wegenetz ist darüber hinaus die Realisie- rung weiterer Maßnahmen geplant. Eine Übersicht der betreffenden Maßnahmen, gruppiert ent- sprechend der verschiedenen Maßnahmentypen, ist Tabelle 8 zu entnehmen. Die Nummern der Maßnahmen wurden aus den Planunterlagen übernommen. Bezüglich näherer Details zu den vor- gesehenen Maßnahmeninhalten wird auf Kapitel. 6.3 und 6.4 der Planunterlagen verwiesen.

Tabelle 8: Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und zur Kompensation der Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt

Maßn.- Maßnahmenbezeichnung Kurzbeschreibung der Maßnahmeninhalte Nr. Vermeidungsmaßnahmen

V 1 Bauzeitenfenster Waldein- Fällarbeiten im Zeitraum Ende November bis Ende Januar; unmittel- schlag bar vor dem Einschlag Kontrolle der zu fällenden Bäume auf Fleder- (ASB-Maßnahme) mausbesatz; Schutz ggf. angetroffener Fledermäuse (Fällung der

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Maßn.- Maßnahmenbezeichnung Kurzbeschreibung der Maßnahmeninhalte Nr.

betroffenen Bäume erst nachdem die Tiere das Quartier nachweis- lich verlassen haben); im Falle von Quartiernachweisen Schaffung von Ersatzquartieren (Anlage von Kastenquartierverbünden) im di- rekten Umfeld; Einbeziehung einer ökologischen Baubegleitung (Maßnahme dient dem Schutz von Vögeln und Fledermäusen) V 2 Bauzeitfenster für die Beräu- Beräumung des Oberbodens im Zeitraum Oktober bis Ende März – mung von Oberboden mit hierdurch Verhinderung einer ökologischen Fallenwirkung für Brut- krautiger Vegetation und vögel Sträuchern (ASB-Maßnahme)

V 3 Artpotential Sandmagerra- nach Abschluss der Abfangmaßnahme von Zauneidechsen (siehe V sen 6) achtsames Aufnehmen und Übertragen von Teilen des Oberbo- (ASB-Maßnahme) dens des betroffenen Sandmagerrasens auf Teilflächen des Zau- neidechsenersatzbiotops; Koordinierung und Betreuung der Maß- nahme durch die ökologische Baubegleitung (Maßnahme dient der Verbesserung des Besiedelungspotentials des Ersatzhabitats für Zauneidechsen)

V 4 Artpotential Seggenried und Verbringen von Teilen des Seggenriedes bzw. der Nasswiese in den Nasswiese Bereich der abgesenkten Sohle des der Grube 8 im Nordosten be- nachbarten Ablaufgrabens; insbesondere Umsiedlung der großen Bulten der Rispensegge sowie von Teilen des Schwarzseggen- sumpfes; Betreuung der Maßnahme durch die ökologische Baube- gleitung (Maßnahme dient der Vermeidung von Artverlusten und der Lenkung der Biotopentwicklung)

V 5 Erhalt Feuchtwald vorhabenbegleitende Kontrolle des Grundwasserspiegels über (Risikomanagement) Grundwassermessstellen und Vegetationsmonitoring im Bereich des südwestlich an die Grube 8 grenzenden Bachtals (Bereich Feucht- wald); im Falle einer festgestellten signifikanten Absenkung des für das Bachtal relevanten schwebenden Grundwasserspiegels Einbrin- gen einer Spundwand entlang des Grubenrandes quer zum Talg- rund (zur Abdichtung des angeschnittenen Erdreichs oberhalb der wasserstauenden Tonschicht gegen die aufgefahrene Grubenbö- schung); Betreuung der Maßnahme durch die ökologische Baube- gleitung (Maßnahme dient im Sinne eines vorsorgenden Risikoma- nagements der Sicherung der temporären Überschwemmung und Durchfeuchtung des Auwaldstandortes – die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Bedingungen, welche die Umsetzung der Maßnahme erforderlich machen, wird als eher gering eingeschätzt)

V 6 Abfangen Zauneidechse im Vorfeld des Abbaubetriebes Fangen und Umsiedeln von Zau- (CEF-Maßnahme) neidechsen sowie von anderen Reptilien auf einem vom Vorhaben betroffenen Sandtrockenrasen und auf angrenzenden Flächen; In- stallierung von Schutzzäunen zur Verhinderung der Wiedereinwan- derung von Tieren; Betreuung der Maßnahme durch die ökologische Baubegleitung (Maßnahme dient der Vermeidung des Tötens von Zauneidechsen und anderen Reptilien)

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Maßn.- Maßnahmenbezeichnung Kurzbeschreibung der Maßnahmeninhalte Nr. Minderungsmaßnahmen

Mi 1 Schutz des anfallenden separate Gewinnung anfallenden Oberbodens; möglichst umge- Oberbodens hende Verwendung des Bodens für Renaturierungsmaßnahmen (z. B. zur Bodenverbesserung auf der Außenhalde) bzw. sachge- rechte Lagerung an geeigneter Stelle für eine spätere Nutzung Mi 2 Wanderbiotope Förderung einer vorübergehenden Besiedlung temporär nicht ge- (ASB-Maßnahme) nutzter Betriebsflächen durch Pionierarten (Tiere/ Pflanzen); Schutz von kurzlebigen Pionierhabitaten, Sukzessionsstadien und Rohbö- den gegen Befahren, Materiallagerung u. ä.; Überwachung der Maßnahme durch eine ökologische Baubegleitung (Maßnahme dient v. a. dem Schutz von Insekten, Herpeten und Vögeln)

Mi 3 Schnelle Begrünung der Au- sukzessive Begrünung der Außenhalde (frühzeitig, jeweils mit der ßenhalde Teilfertigstellung des Erdreliefs in den einzelnen Haldenbereichen); hierdurch Ermöglichung einer frühzeitigen Bewaldung der Halde Multifunktionale Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen

M 1 Komplex aus trockenem und Verschwenkung und Aufweitung sowie Absenkung des Sohlniveaus feuchtem Grünland, Flachge- des nordöstlich der Grube 8 benachbarten Ablaufgrabens; Einbrin- wässern, Schilf- und Wei- gen von einer Nasswiese entnommener Plaggen von Seggenried (in denbeständen (2,6 ha) Verbindung mit Maßnahme V 4); Anlegen eines Kleingewässers im Sohlbereich; Schaffung der Entwicklungsmöglichkeiten für einen Schilfgürtel; Initiierung von Grauweiden-Gebüschen (Salix cinerea); extensive Pflege der verbliebenen Wiesenflächen; Betreuung der Maßnahme durch die ökologische Baubegleitung

M 2 Sandtrockenrasen (0,3 ha, Schaffung der Entwicklungsmöglichkeiten von Sandtrockenrasen CEF-Maßnahme) auf einer Ackerfläche (in räumlicher Nähe zu einem zu überbauen- den Magerrasen); Einbringen von Substrat der Ausgangsfläche (in Verbindung mit Maßnahme V 3); Anlegen von Stein- und Stubben- haufen; Betreuung der Maßnahme durch die ökologische Baubeglei- tung (Maßnahme dient v. a. zur Schaffung von Ersatzhabitaten für Reptilien und Vögel)

M 3 Leitlinien (Heckenstrukturen) Anlage von Heckenstrukturen entlang von Wegen und an den Gren- (1,5 ha, ASB-Maßnahme) zen von Maßnahmenflächen – Ergänzung von teils unterbrochenen Hecken (Maßnahme dient u. a. der Schaffung von Ersatzhabitaten/ Leitstrukturen für Fledermäuse und Vögel) M 4 Waldaufwertung sukzessiver Umbau eine westlich der Grube 8 gelegenen Koniferen- (1,9 ha, ASB-Maßnahme) parzelle zu Laubwald (Maßnahme dient u. a. der Aufwertung von Habitatstrukturen für Fledermäuse und Vögel)

M 5 Waldneuanlage auf Außen- sukzessive Anlage von standortgerechtem Laubwald und Gebüsch- halde fluren auf der geplanten Außenhalde (Maßnahme dient u. a. der (15 ha, ASB-Maßnahme) Schaffung von Habitatstrukturen für Vögel, Fledermäuse sowie von Landlebensräumen für Amphibien) M 6 Sicherung des Quartierver- Herausnahme eines südlich an die Grube 8 grenzenden Kiefernalt- bundes der Mopsfledermaus bestandes aus der Nutzung; bei Bedarf Erhöhung des Anteils von (1 ha, CEF-Maßnahme)

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Maßn.- Maßnahmenbezeichnung Kurzbeschreibung der Maßnahmeninhalte Nr.

stehendem Totholz, z. B. durch Ringeln einzelner Bäume (Maß- nahme dient v. a. der Schaffung von Ersatzhabitaten für die Mops- fledermaus, jedoch auch für weitere Fledermausarten und Vögel) M 7 Sukzession zu Wald Überlassung der nach Fertigstellung der Außenhalde bzw. nach Ab- (0,24 ha, ASB-Maßnahme) schluss der letzten Abraumkampagne nicht mehr genutzten Flächen des Transportweges zur Sukzession (Maßnahme dient zur Entwick- lung von Waldbiotopen und zur Schaffung von Habitatstrukturen für Wirbellose und Vögel) M 8 Staudensukzession Überlassung der an die Gewinnungsfläche der Grube 8 angrenzen- (0,6 ha, ASB-Maßnahme) den, nicht mehr genutzten Flächen zur Staudensukzession (Maß- nahme dient zur Entwicklung von Habitatstrukturen für Wirbellose und Vögel) Sonstige Kompensationsmaßnahmen

M 9 Erhalt der Durchgängigkeit Anlegen von Ersatzwegen, da im Rahmen des Gewinnungsbetrie- des Wegesystems bes Teile des bestehenden Wegesystems beseitigt werden (Maß- (1,9 ha) nahme dient zum Erhalt der Durchgängigkeit des Wegesystems für die Naherholung sowie für Forst- und Landwirtschaft

Neben den in Tabelle 8 aufgeführten Maßnahmen werden in Kapitel 2.10.2. der Planunterlagen noch folgende immissionsmindernde Maßnahmen benannt:  Reduktion der Umschlagvorgänge auf das betriebsnotwendige Maß  weitgehender Verzicht auf staubende Arbeiten (Abraumbewegung etc.) bei Wetterlagen, die Emissionen besonders begünstigen (z.B. bei langanhaltender Trockenheit, Frostperioden und bei hohen Windgeschwindigkeiten)  Feuchthalten der unbefestigten Fahrwege im Tagebau bei Wetterlagen, die Staubemissionen besonders begünstigen  räumliche Begrenzung der Ausdehnung der in der Betriebsphase jeweils offenen Fläche auf das betriebstechnische Mindestmaß (zur weitgehenden Vermeidung von Abwehungen von offenen Flächen)  Einsatz moderner Geräte nach dem Stand der Technik und Ausrüstung dieser mit Lärm- schutzeinrichtungen (Einhausungen, Schalldämpfer etc.)  regelmäßige Wartung aller maschinellen Einrichtungen und Prüfung auf etwaige Beschädi- gungen, bei notwendigem Ersatz von Betriebsmitteln Einsatz möglichst emissionsreduzierter Ersatzgeräte.

Als weitere Maßnahme wird dem Vorhaben ein fachgerechtes und repräsentatives archäologisches Dokumentationsverfahren vorgeschaltet. Art, Dauer und Umfang dieser Dokumentation werden rechtzeitig vor der geplanten Inanspruchnahme der Flächen mit dem Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt abgestimmt (siehe Kap. 3.2.7 der Planunterlagen).

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Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter

3.1. Einleitung Die Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter wird gemäß § 12 UVPG auf der Grundlage der nach § 11 UVPG (2010) erfolgten zusammenfassenden Darstellung durchgeführt (zu den rechtlichen Rahmenbedingungen siehe Ziffer 1.2). Gegenstand der Bewertung ist die opti- mierte Planungsvariante des Vorhabens (Details hierzu siehe Ziffer 2.2). Als Bewertungsmaßstäbe gelten die für die Art des Verfahrens maßgeblichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften. Die Um- weltverträglichkeitsprüfung dient der wirksamen Umweltvorsorge nach Maßgabe der geltenden Ge- setze.

Unter diesen generellen Aspekten sind die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung zu be- trachten. Im Ergebnis der Bewertung wird der Grad der Erheblichkeit der zu erwartenden vorhaben- bedingten Beeinträchtigungen bezüglich der einzelnen Schutzgüter abgeleitet. Hierbei werden die Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung bzw. zur Kompensation der Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt berücksichtigt (siehe Ziffer 2.7). Im Wesentlichen erfolgt eine Klassifizierung anhand von Bewertungsrängen, die zusammenfassend im Kap. 4 in Form einer Matrix aufgelistet werden.

Bezüglich der Bewertungsränge wird folgende Klassifizierung verwendet:

+  positive Auswirkungen 0  keine relevanten Auswirkungen

1  geringe negative Auswirkungen (Unterschreitung der Erheblichkeitsschwelle) 2  geringe erheblich negative Auswirkungen (durch entsprechende Maßnahmen potenziell ausgleich- oder ersetzbar) 3  sehr erheblich negative Auswirkungen

Als Bewertungsmaßstäbe für die Verträglichkeit des Vorhabens mit den einzelnen Schutzgütern wurden neben den Vorgaben des UVPG gesetzliche Richt- und Grenzwerte sowie die spezifischen Regelungen des einschlägigen Fachrechts herangezogen.

3.2. Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter

3.2.1 Schutzgut Mensch einschließlich menschliche Gesundheit Siedlungsbereiche befinden sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft der geplanten Erweiterungs- flächen des Tagebaus. Am nächsten gelegen ist die Ortslage Walbeck, mit einem Abstand von ca. 400 m zum Tagebaufeld. Allerdings tangiert die geplante Rohrleitungstrasse, durch die der gewon- nene Quarzsand zur Aufbereitungsanlage transportiert wird, den westlichen Ortsrand von Walbeck (siehe Ziffer 2.4.1).

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Der Abbau des Quarzsandes ist in erster Linie im Nassabbauverfahren geplant. Bei diesem Verfah- ren sind bedeutend geringere Staubemissionen als im Trockenabbau zu erwarten. Da das Haupt- gewinnungsgerät elektrisch angetrieben wird, sind abbaubedingt relativ geringe Schall- und Schad- stoffemissionen zu erwarten. Die Staub-, Schall- und Schadstoffemissionen, welche insbesondere durch den Transport der Abraummassen zur Außenhalde, die Aufhaldung und Geländemodellie- rung im Haldenbereich sowie in den Phasen des Trockenabbaus zu erwarten sind, werden durch eine Reihe immissionsmindernder Maßnahmen reduziert (siehe Ziffer 2.7). Im Zuge des Förderns des gewonnenen Quarzsandes zur Aufbereitungsanlage sind keine relevanten Emissionen zu er- warten, da dies mittels einer unterirdisch verlegten Rohrleitung erfolgt. Auch durch notwendige War- tungs- und Instandsetzungsarbeiten an der betreffenden Leitung sind keine relevanten Emissionen zu erwarten. Es ist davon auszugehen, dass diese Arbeiten nur in zeitlich versetzten Intervallen von jeweils relativ kurzer Dauer erfolgen.

Aufgrund der relativ großen Entfernung zu den Siedlungsstrukturen sind durch das geplante Vorha- ben keine erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigungen der Wohnfunktion zu erwarten.

Auswirkungen auf die Wohnumfeld- und Erholungsfunktion sind durch die Inanspruchnahme von Wegen und durch Biotopverluste (v. a. Verlust von Waldstrukturen) zu erwarten. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Durchgängigkeit der betroffenen Wegeverbindungen (Allerradweg, Wanderweg) durch die geplante Kompensationsmaßnahme M 9 (siehe Ziffer 2.7) dauerhaft aufrechterhalten wird. Diesbezügliche Einschränkungen werden sich somit auf die relativ kurze Phase der Wege- bauarbeiten beschränken.

Die durch das Vorhaben beanspruchten Bereiche befinden sich nicht im unmittelbaren Wohnumfeld der benachbarten Ortslagen, wodurch ihre Bedeutung für die Naherholung eingeschränkt wird (die diesbezügliche Bedeutung nimmt stetig mit der steigenden Entfernung zu den Wohnbereichen ab). Zu großen Teilen werden Ackerflächen überbaut, welche bezüglich der Erholungsfunktion eher von geringem Wert sind. Der vom Vorhaben verursachte Biotopverlust wird durch eine Reihe land- schaftspflegerischer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert (Maßnahmen M 1 bis M 8, siehe Ziffer 2.7). Nach Abschluss des Abbaubetriebes werden die Vorhabenflächen langfristig wie- der als Teil des Erholungsraumes zur Verfügung stehen. Insgesamt sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Schutzgutes Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit allenfalls als gering erheblich ne- gativ einzustufen (Bewertungsrang 2).

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3.2.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Pflanzen / Biotope Aufgrund der vorhabenbedingten direkten Flächeninanspruchnahme (v. a. Tagebaufläche, Außen- halde) und dem damit verbundenen vollständigen Verlust der vorhandenen Biotopstrukturen kommt es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Teilschutzgutes Pflanzen / Biotope. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die beanspruchten Flächen dem Naturhaushalt auf langfristige Sicht nicht verloren gehen, sondern dass hier nach Ende des Abbaubetriebes bzw. der Aufhaldung neue Biotopstruk- turen entstehen. Teilweise beginnt dieser Prozess bereits während des laufenden Betriebes (Ent- stehung eines Restsees, kampagnenartige Bewaldung bereits fertiggestellter Haldenbereiche etc.). Die entstehenden Biotope werden in Ihrer Art i. d. R. nicht den verlorengehenden Strukturen ent- sprechen. Durch eine gesteuerte Entwicklung werden jedoch langfristig auf einem Teil der Flächen hochwertigere Biotope etabliert. So werden mittels der geplanten landschaftspflegerischen Maß- nahmen M 3 und M 5 (siehe Ziffer 2.7) im Bereich der Außenhalde standortgerechter Laubwald und Gebüschfluren angelegt, welche einen weit höheren Biotopwert besitzen als die im Bestand über- wiegend auf der Fläche vorhandene Ackerflur. Verloren gehen dem gegenüber höherwertige Bio- topstrukturen v. a. im Bereich des geplanten Tagebaufeldes (Gehölze, Feuchtbiotopkomplexe, Grünlande u.a. – vgl. Tabelle 7 unter Ziffer 2.6.2). Teilweise werden durch geeignete Vermeidungs- maßnahmen im näheren Umfeld der Eingriffsflächen Voraussetzungen geschaffen, die in räumli- cher Nähe eine zeitnahe Entwicklung wertvoller Ersatzbiotope ermöglichen (z. B. Maßnahmen V 3 und V 4 zur Etablierung von Sandmagerrasen bzw. Seggenried und Nasswiesen – siehe Ziffer 2.7). Beeinträchtigungen des Teilschutzgutes Pflanzen / Biotope verbleiben insbesondere durch die Ver- luste höherwertiger Biotopstrukturen (welche z. B. nicht vollständig durch den ökologischen Wert des entstehenden Restsees ausgeglichen werden können) sowie aus der zumeist langen Entwick- lungszeit, bis auf den Eingriffsflächen neu entstehende hochwertige Biotopstrukturen ihre volle öko- logische Funktion erfüllen können (Etablierung der Biotope zumeist erst nach Abschluss der Be- triebstätigkeit in den betreffenden Bereichen, lange Entwicklungszeit von Waldbiotopen etc.). Diese Beeinträchtigungen werden durch eine Reihe landschaftspflegerischer Ausgleichsmaßnahmen kompensiert (insbesondere Maßnahmen M 1 bis M 8, siehe Ziffer 2.7). Die Ausgleichsmaßnahmen dienen des Weiteren zur Kompensation indirekter Beeinträchtigungen den Vorhabenbereichen be- nachbarter Biotope durch vorhabenbedingte Staub- und Schadstoffimmissionen etc. Bereits im Vor- feld erfolgt eine Minimierung diesbezüglicher Beeinträchtigungen, indem mit dem Vorhaben immis- sionsmindernde Maßnahmen umgesetzt werden (siehe Kap Ziffer 2.7).

Weitere indirekte Beeinträchtigungen können durch die mit dem geplanten Abbaubetrieb verbun- dene Grundwasserabsenkung auftreten. Eine diesbezüglich hohe Empfindlichkeit weisen insbeson- dere die naturschutzfachlich wertvollen Feuchtwaldbereiche unmittelbar westlich des Tagebaufel- des auf (v. a. ein ca. 160 m entfernter Weichholzauwald im oberen Bereich des Kleiberggrabens –

Seite 73/175 siehe Ziffer 2.4.2). Der Grundwasserhorizont, welcher in den empfindlichen Bereichen die Vegeta- tionstragschicht mit Feuchtigkeit versorgt, ist jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht von der vorhabenbedingten Grundwasserabsenkung betroffen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die empfindlichen Biotope (insbesondere der o. g. Feuchtwaldbestand) über einem schwebenden Grundwasserhorizont auf einer wasserundurchlässigen Tonschicht liegen und nicht maßgeblich von dem im Grundwassermodell berücksichtigten tieferen Grundwasserhorizont abhängig sind. Ledig- lich letzterer erfährt im Worst-Case-Szenario eine Absenkung (der Sachverhalt der unterschiedli- chen Grundwasserstockwerke ist näher unter Ziffer 2.6.3 erläutert). Um möglichen Prognoseunsi- cherheiten zu begegnen, wird der Bereich des Feuchtwaldes zusätzlich durch ein geeignetes Risi- komanagement abgesichert. Vorsorglich erfolgt hier eine betriebsbegleitende Überwachung mit Hilfe von Grundwassermessstellen und einem Vegetationsmonitoring. Sollten sich im Zuge der Überwachung entgegen der Prognose Auswirkungen einer erheblichen Grundwasserabsenkung zeigen, wird nach fachlicher Rücksprache mit Hydrogeologen und den zuständigen Behörden als Vermeidungsmaßnahme eine Spundwand eingezogen bzw. eine Einspeisung von Grundwasser in Trockenphasen aus einer der beiden dort vorhandenen Grundwassermessstellen eingerichtet (Ver- meidungsmaßnahme V 5, siehe Ziffer 2.7). Hierdurch sind selbst im Worst-Case-Szenario erhebli- che Beeinträchtigungen der empfindlichen, stark grundwasserabhängigen Biotope im Umfeld des geplanten Tagebaufeldes auszuschließen. Der Gewässerkundliche Landesdienst als Fachbehörde folgt der vorgeschlagenen Vorgehensweise.

Nicht auszuschließen ist, dass nordöstlich des geplanten Tagebaufeldes die maximale Grundwas- serabsenkung den Wasserhaushalt der oberen Bodenschichten beeinflusst. Die maximal zu erwar- tende Grundwasserabsenkung in diesem Bereich beträgt ca. 1 m (siehe Ziffer 2.6.4). Der betref- fende Bereich wird jedoch von intensiv genutzten Ackerflächen dominiert, welche diesbezüglich nur eine relativ geringe Empfindlichkeit aufweisen. Somit sind auch hieraus keine erheblich nachteiligen Wirkungen auf das Teilschutzgut Pflanzen / Biotope abzuleiten.

Bezüglich der landschaftspflegerischen Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung wird auf Kap. 6.6 der Planunterlagen verwiesen. Grundlage dieser Bilanzierung ist das Bewertungsmodell Sachsen-An- halt (2004). Bezüglich der Eingriffsregelung ergibt sich aus der Bilanz ein Biotopwertüberschuss. Der Eingriff in die Biotope wird unter Anrechnung der vorgesehenen landschaftspflegerischen Maß- nahmen somit vollständig kompensiert.

Unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Teilschutz- gutes Pflanzen / Biotope insgesamt als gering erheblich negativ einzustufen.

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Tiere Durch das geplante Vorhaben gehen Habitatstrukturen für Tiere verloren. Darüber hinaus ist sowohl in der Einrichtungsphase als auch im Abbaubetrieb mit der Freisetzung von Schall-, Staub- und Schadstoffemissionen sowie mit visuellen Reizen (Lichtemissionen, Scheuchwirkungen durch Ma- schinen und Menschen) zu rechnen, welche sich nachteilig auf in den an das Vorhaben grenzenden Bereichen lebenden Tiere auswirken können (vgl. Ziffer 2.6.2 Unterpunkt „Tiere“). Entsprechende Emissionen / Störungen werden sich v. a. auf die Phasen des Trockenabbaus des Quarzsandes sowie auf die mit dem Transport und der Aufhaldung des Abraums in Zusammenhang stehenden Arbeiten konzentrieren (vgl. Ziffer 2.6.2 Unterpunkt „Tiere“). Beim Nassabbauverfahren des Quarz- sandes, welches überwiegend zur Anwendung kommen soll, erfolgt der Einsatz eines elektrisch betriebenen Baggerschiffs. Diesbezüglich sind nur relativ geringe Störungen zu erwarten (nur ge- ringe Schall-, Schadstoffemissionen und visuellen Reize, keine Staubentwicklungen) und es wird davon ausgegangen, dass die im Umfeld lebenden Tiere aufgrund der anhaltenden gleichbleiben- den Einflüsse einen Gewöhnungseffekt entwickeln werden. Infolge des Betriebes der Rohrleitung, welche den Quarzsand zur Aufbereitungsanlage fördert, ist mit keinen relevanten Auswirkungen auf Tiere zu rechnen (allenfalls werden geringe, sporadische Störungen im Zuge von Reparatur- und Wartungsarbeiten auftreten). Zur Vermeidung / Kompensation erheblicher Beeinträchtigungen der Fauna werden landschaftspflegerische Maßnahmen umgesetzt (siehe folgende Ausführungen und Ziffer 2.7).

Bezüglich der Fledermäuse sind Beeinträchtigungen von Nahrungshabitaten und Flugrouten mög- lich (im Untersuchungsraum wurden 12 Fledermausarten nachgewiesen). Darüber hinaus geht im künftigen Abbaubereich ein Männchen-Tagesquartier der Mopsfledermaus verloren. Des Weiteren sind Störungen der Bechsteinfledermaus während der Wochenstubenzeit nicht auszuschließen. Durch die Vermeidungsmaßnahme V 1 (Bauzeitenfenster Waldeinschlag) wird sichergestellt, dass es im Zuge der Fällarbeiten zu keiner Tötung von Fledermäusen kommt und dass im Falle von Quartiernachweisen Ersatzquartiere im direkten Umfeld der Eingriffsflächen geschaffen werden. Mit der Maßnahme M 6 werden Ersatzhabitate für die Mopsfledermaus geschaffen, in denen sich u. a. Tagesquartiere entwickeln können. Grundsätzlich besteht im Umfeld der Eingriffsflächen ein relativ großes Angebot an Wald-, Offen- land- und Grenzstrukturen, sodass den Fledermausarten auch nach Realisierung des Vorhabens ein ausreichendes Angebot an geeigneten Nahrungshabitaten zur Verfügung steht. Zusätzlich wer- den durch Neuanlage und ökologische Aufwertung von Waldstrukturen (Maßnahmen M 4 und M 5) weitere Ersatzhabitate und Nahrungsräume für Fledermäuse geschaffen. Durch den Tagebauaufschluss werden vorhandene Fledermaushabitate und Leitlinien zerstört, je- doch entsteht mit dem Restsee ein neues Nahrungshabitat sowie eine einfach anzufliegende Trink- stelle. Die Beeinträchtigung von Fledermaus-Flugrouten wird durch die Schaffung neuer Leitstruk- turen (Anlage und Ergänzung von Heckenstrukturen – Maßnahme M 3) vermieden / kompensiert.

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Vom Vorhaben sind Biotopstrukturen betroffen, die eine relativ hohe avifaunistische Bedeutung be- sitzen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um verinselte Bereiche oder essenzielle Trittsteinbiotope (an den Wirkkorridor schließen weitere avifaunistisch wertvolle Bereiche an). Die mit dem Vorhaben verbundenen Verluste / Beeinträchtigungen avifaunistisch bedeutsamer Habitatstrukturen werden durch mehrere Maßnahmen kompensiert, die zur Schaffung von Ersatzhabitaten und Leitstrukturen dienen (Maßnahmen M 1 bis M 8). Die Effekte des zeitlichen Versatzes, welcher zwischen den Verlusten hochwertiger Habitate und der Erreichung der vollen Funktionsfähigkeit der Ersatzhabi- tate liegt, werden durch die Maßnahmen V 4, Mi 2 und Mi 3 reduziert. Individuenverluste im Zusam- menhang mit den geplanten Fällarbeiten und der Baufeldfreimachung werden durch die Maßnahme V 1 und V 2 vermieden.

Bezüglich der Artengruppe der Reptilien ist die teilweise Zerstörung eines Zauneidechsenhabitats im Norden des geplanten Tagebaufeldes relevant. Erhebliche Beeinträchtigungen der betroffenen Zauneidechsenpopulation werden durch Umsiedlung angetroffener Tiere und Schaffung eines Er- satzhabitats vermieden / kompensiert (Maßnahmen V 3, V 6, Mi 2 und M 2).

Durch das Vorhaben werden Lebensräume von Amphibien überbaut. Die relevanten Reprodukti- onslebensräume der nachgewiesenen Amphibienarten liegen jedoch außerhalb des Wirkkorridors (die Eignung der betroffenen Strukturen als Reproduktionshabitate werden anhand der Ergebnisse der faunistischen Sonderuntersuchungen nur als suboptimal eingestuft, vgl. Ziffer 2.6.2). Die Zer- störung der Amphibienlebensräume im Bereich des Tagebaufeldes wird durch die Schaffung eines geeigneten Ersatzhabitats im räumlichen Zusammenhang kompensiert (Maßnahmen M 1). Die Ver- meidungs- und Minderungsmaßnahmen V 4 bzw. Mi 2 dienen der schnellen Entwicklung dieses Habitats sowie der zwischenzeitlichen Nutzbarkeit von im Eingriffsbereich gelegenen Nischenle- bensräumen.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass die vom Vorhaben betroffenen Tierpopulationen angesichts der geplanten landschaftspflegerischen Maßnahmen erhalten bleiben und auch künftig deren Re- produktion gesichert ist. Die trotz der vorgesehenen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen verbleibenden, vom Vorhaben verursachten relevanten Beeinträchtigungen von Tieren werden durch die geplanten Kompensationsmaßnahmen vollumfänglich ausgeglichen. Auch der auf der Eingriffsfläche entstehende Restsee sowie die im Endstand begrünte Außenhalde bieten mittel- bis langfristig ein Besiedelungspotential für Tiere.

Unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Teilschutz- gutes Tiere insgesamt als gering erheblich negativ einzustufen.

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Auswirkungen auf naturschutzrechtliche Schutzgebiete und auf Belange des speziellen Artenschut- zes

Europarechtliche Schutzgebiete Zum FFH-Gebiet DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ wurde durch die Vorhabenträgerin eine Prüfung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des genannten Natura- 2000-Gebietes vorgelegt. Eine Übersicht der möglichen relevanten Beeinträchtigungen von Erhal- tungszielen des FFH-Gebietes ist hier Ziff. 2.6.2, Unterpunkt „Europarechtlich geschützte Gebiete“ zu entnehmen. Bezüglich näherer Details zur FFH-Verträglichkeitsprüfung der Vorhabenträgerin wird auf Kapitel 4 der Planunterlagen verwiesen.

Um eine erhebliche Beeinträchtigung des ca. 160 m westlich des geplanten Tagebaufeldes gelege- nen prioritären Lebensraumtyps 91E0* „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)“ infolge der betriebsbedingten Absenkung des Grund- wasserspiegels auszuschließen, ist ein Risikomanagement vorgesehen, welches bei der Bewertung der FFH-Verträglichkeit berücksichtigt wird. Das geplante Risikomanagement, welches als vorsorg- liche Maßnahme zur Schadensbegrenzung zu werten ist, entspricht der in Ziffer 2.7 aufgeführten Vermeidungsmaßnahme V 5. Inhalt der Maßnahme ist die vorhabenbegleitende Kontrolle des Grundwasserspiegels und daraus resultierend, bei Erfordernis das Einbringen einer Spundwand entlang des Grubenrandes.

Die FFH-Verträglichkeitsprüfung der Vorhabenträgerin kommt zu dem Ergebnis, dass unter Berück- sichtigung des geplanten Risikomanagements keine erheblichen Beeinträchtigungen von Erhal- tungszielen des FFH-Gebietes DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ zu erwarten sind.

Hinsichtlich eines weiteres Natura-2000-Gebietes (niedersächsisches FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeifengraswiesen im südlichen Lappwald“) besteht keine Betroffenheit (vgl. Ziffer 2.6.2, Unterpunkt „Europarechtlich geschützte Gebiete“).

Nationalrechtlich geschützte Gebiete Eine Betroffenheit nationalrechtlich geschützter Gebiete besteht bezüglich des LSG „Harbke-Aller- tal“, innerhalb dessen der gesamte Vorhabenbereich liegt sowie hinsichtlich des NSG „Bachtäler des Lappwaldes“, welches sich in randlichen Bereichen mit dem Vorhabengebiet überlagert (siehe Ziffer 2.6.2, Unterpunkt „Nationalrechtlich geschützte Gebiete“).

Sowohl für das LSG als auch für das NSG sind erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten (z. B. durch Verlust höherwertiger / geschützter Biotopstrukturen, Beeinträchtigungen faunistisch relevan- ter Strukturen etc.). Mit dem geplanten Vorhaben werden Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung sowie zum Ausgleich und Ersatz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt umgesetzt (siehe

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Ziffer 2.7). Hierdurch werden u. a. Voraussetzungen zur Etablierung höherwertiger Biotope nach Abschluss des Abbaubetriebes und z. T. bereits abbaubegleitend geschaffen. Zu berücksichtigen ist, dass die vorhabenbedingte Flächeninanspruchnahme innerhalb der betroffenen Schutzgebiete im Verhältnis zur deren großen räumlichen Ausdehnung relativ gering ist. Die für die Schutzgebiets- ausweisung maßgebliche Gebietscharakteristik bleibt im Wesentlichen erhalten.

Entsprechend der Bewertung zu den Unterpunkten „Pflanzen / Biotope“ und „Tiere“ sind bezüglich der nationalrechtlich geschützten Gebiete unter Berücksichtigung der vorhabenbegleitenden Maß- nahmen geringe erheblich negative Umweltauswirkungen zu erwarten. Aufgrund der erheblichen Betroffenheit ist eine naturschutzrechtliche Befreiung nach § 67 BNatSchG erforderlich.

Gesetzlich geschützte Biotope / geschützte Landschaftsbestandteile Insgesamt gehen durch das Vorhaben ca. 2,7 ha gesetzlich geschützter Biotope sowie ca. 0,84 ha geschützter Baumreihen verloren (siehe Ziffer 2.6.2, Unterpunkt „Gesetzlich geschützte Biotope / geschützte Landschaftsbestandteile“). Mit dem geplanten Vorhaben werden Maßnahmen zur Ver- meidung, Minderung sowie zum Ausgleich und Ersatz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt umgesetzt (siehe Ziffer 2.7). Hierdurch werden u. a. Voraussetzungen zur Etablierung geschützter Biotope in räumlicher Nähe zu den verlorengehenden Strukturen geschaffen (z. B. durch die Maß- nahmen V 3, V 4, M 1 bis M 3).

Entsprechend der Bewertung im Unterpunkt „Pflanzen / Biotope“ sind bezüglich der gesetzlich ge- schützten Biotope / geschützten Landschaftsbestandteile unter Berücksichtigung der vorhabenbe- gleitenden Maßnahmen geringe erheblich negative Umweltauswirkungen zu erwarten. Aufgrund der erheblichen Betroffenheit ist eine naturschutzrechtliche Befreiung nach § 67 BNatSchG erforderlich, die in Teil A, Kapitel III., Ziffer 3 erteilt wurde.

Spezieller Artenschutz Zum geplanten Vorhaben wurde ein Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt, in dem für eine Reihe von Arten eine Relevanz hinsichtlich des Eintretens von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 BNatSchG abgeleitet wurde (siehe Ziffer 2.6.2, Unterpunkt „Spezieller Artenschutz“). Zur Vermei- dung der betreffenden Verbotstatbestände wurden artenschutzrechtliche Maßnahmen definiert, welche mit dem Vorhaben umgesetzt werden. Die betreffenden Maßnahmen wurden in den Land- schaftspflegerischen Begleitplan (Kap. 6 der Planunterlagen) übernommen und sind in Ziffer 2.7 enthalten (dort gekennzeichnet als ASB-Maßnahmen bzw. CEF-Maßnahmen).

Unter Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Vermeidungsmaßnahmen / CEF-Maßnahmen sowie der sonstigen vorhabenbegleitenden Maßnahmen ist kein Eintreten von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 BNatSchG zu erwarten.

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Gesamtbewertung der Umweltauswirkungen bezüglich des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biolo- gische Vielfalt Im Ergebnis der obigen Teilbewertungen sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltaus- wirkungen bezüglich des Schutzgutes Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt unter Berücksichti- gung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen, welche z. T. gleichfalls Funktionen artenschutzrechtlicher Vermeidungs- und CEF-Maßnahmen sowie vorsorgli- cher Maßnahmen zur Schadensbegrenzung erfüllen, insgesamt als gering erheblich negativ einzu- stufen (Bewertungsrang 2).

3.2.3 Schutzgut Boden Erhebliche Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden resultieren in erster Linie aus den vorha- benbedingten Verlusten und Beeinträchtigungen natürlicher Bodenstrukturen. So werden im Be- reich des geplanten Tagebaufeldes die vorhandenen Bodenstrukturen im Gesamtumfang von ca. 18 ha entfernt. Die Rohböden, welche im Bereich der späteren Uferböschungen an deren Stelle treten, werden sich aufgrund der Nährstoffarmut nur sehr langsam entwickeln und bieten somit kei- nen adäquaten Ersatz für die verlorengehenden Strukturen. Im Bereich der Außenhalde werden die anstehenden Böden auf einer Gesamtfläche von ca. 15 ha durch Abschälen und Überschüttung zerstört. Nach Abschluss der Aufhaldung erfolgt jedoch kam- pagnenweise die Wiederandeckung mit dem zwischengelagerten Oberboden (siehe Maßnahme Mi 1 in Ziffer 2.7, die Andeckung beginnt abschnittsweise bereits während des laufenden Betriebes). Die Etablierung natürlicher Bodenstrukturen wird durch eine im Anschluss geplante Bewaldung der Fläche unterstützt (Maßnahme M 5). Somit fallen die Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden im Bereich der Außenhalde etwas geringer aus, jedoch wird auch hier die Erheblichkeitsschwelle überschritten (insbesondere aufgrund der erheblichen Veränderungen von Bodenstruktur und -ge- füge und wegen des zeitlichen Versatzes bis zur Wiederherstellung der Bodenfunktionen). Des Wei- teren sind in den Bereichen der geplanten Rohrleitung zur Aufbereitung sowie des Transportweges zur Außenhalde Beeinträchtigungen durch Störungen des Bodengefüges, Verdichtungen etc. zu erwarten.

Die beschriebenen, vorhabenbedingten Verluste und Beeinträchtigungen der Böden werden durch die geplanten, multifunktional wirkenden Ausgleichsmaßnahmen M 1 bis M 5, M 7 und M 8 kom- pensiert.

Eine erhebliche Beeinträchtigung von Böden außerhalb der Eingriffsflächen erscheint unwahr- scheinlich. Das Risiko einer Austrocknung der dem Tagebaufeld westlich benachbarten, im Bestand durch feuchte Standortbedingungen geprägten Böden wird trotz vorgesehener Grundwasserabsen- kung als eher gering eingeschätzt (aufgrund des Vorhandenseins zweier, durch eine Sperrschicht getrennter Grundwasserstockwerke – vgl. Ziffer 2.6.3). Um auch ein Restrisiko eventueller Beein-

Seite 79/175 trächtigungen der betroffenen empfindlichen Böden (und des darauf stockenden geschützten Au- waldes) auszuschließen, ist ein Risikomanagement vorgesehen, welches die vorhabenbegleitende Kontrolle des Grundwasserspiegels und daraus resultierend bei Erfordernis das Einbringen einer Spundwand entlang des Grubenrandes zum Inhalt hat (Vermeidungsmaßnahme V 5).

Aufgrund der geologischen Verhältnisse und angesichts des geplanten Risikomanagements ist al- lenfalls im Bereich nordöstlich des geplanten Tagebaufeldes eine relevante Grundwasserabsen- kung zu erwarten. Diese wird entsprechend den Prognosen des Hydrogeologischen Gutachtens (Anhang A der Planunterlagen) maximal 1 m betragen. Da die hier anstehenden Böden im Bestand intensiv ackerbaulich genutzt werden und hinsichtlich einer Entwässerung eine relativ geringe Emp- findlichkeit aufweisen, sind hieraus jedoch keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes abzuleiten.

Unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men (einschließlich des vorgesehenen Risikomanagements) sind die durch das Vorhaben zu er- wartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Schutzgutes Boden insgesamt als gering erheblich negativ einzustufen (Bewertungsrang 2).

3.2.4 Schutzgut Wasser Über die grundlegende Änderung der hydrologischen Verhältnisse im Bereich des geplanten Tage- baufeldes hinaus (Entstehung eines Restsees infolge des Abbaubetriebes) ist in dessen benach- barten Bereichen mit einer Absenkung des Grundwassers bis maximal ca. 8 m zu rechnen (vgl. Ziffer 2.6.4). Somit sind durch das Vorhaben Eingriffe in die Grundwasserverhältnisse zu erwarten. Bezüglich des Ausmaßes der Eingriffserheblichkeit ist allerdings zu berücksichtigen, dass in den Bereichen, welche empfindliche feuchtigkeitsgeprägte Böden und Vegetation aufweisen, die wert- gebenden Strukturen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von der Grundwasserabsenkung nicht be- troffen sind. Dies ist auf das Vorhandensein zweier durch eine Sperrschicht getrennter Grundwas- serstockwerke in diesen Bereichen zurückzuführen. Um auch ein Restrisiko eventueller Beeinträch- tigungen der betroffenen empfindlichen Böden (und des darauf stockenden geschützten Auwaldes) auszuschließen, ist ein Risikomanagement vorgesehen, welches die vorhabenbegleitende Kontrolle des Grundwasserspiegels und daraus resultierend, bei Erfordernis das Einbringen einer Spund- wand entlang des Grubenrandes zum Inhalt hat (Vermeidungsmaßnahme V 5 – vgl. hierzu Ziffer 2.7, 3.2.2 und 3.2.3).

Gemäß Fachbeitrag zur Wasserrahmenrichtlinie hat das Abbauvorhaben auf die berichtspflichtigen Grundwasserkörper keine nachteiligen Auswirkungen. Die geringen Grundwasserabsenkungen rei- chen nicht aus, den Chemismus des Grundwassers oder den Grundwasservorrat so zu beeinflus- sen, dass nach Wasserrahmenrichtlinie eine Veränderung zu erwarten wäre (siehe Kap. 6.6 des Anhangs D der Planunterlagen).

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Durch den Quarzsandabbau wird erheblich in ein vorhandenes Oberflächengewässer eingegriffen, indem ein Teil des Gewässerlaufes des Kleiberggrabens vollständig zerstört wird. Der betreffende Bereich wird Teil des neu entstehenden Restsees, welcher gegenüber dem Graben eine grundle- gend veränderte Gewässerstruktur, -morphologie und gleichfalls eine veränderte Wassergüte auf- weisen wird. Dieser Eingriff ist unvermeidbar, eine Umverlegung des Grabens um die Grube herum wird als fachlich nicht sinnvoll erachtet, was in der Stellungnahme des Gewässerkundlichen Lan- desdienstes bestätigt wird.

Nach Abschluss der Aussandung wird aufgrund der dann stärkeren Verdunstung langfristig eine negative Wasserbilanz der Seefläche prognostiziert. Der See wird entsprechend der Prognosen jedoch nicht austrocknen (siehe Kap. 3.3.5 der Planunterlagen). Die betreffenden Beeinträchtigun- gen lassen keine großräumigen Auswirkungen erwarten, da für den ergiebigen Grundwasserleiter des Allertalgrabens die Mehrverdunstung als nicht relevant eingeschätzt und der nicht auszuschlie- ßende leichte Anstieg des Salzgehaltes im See etwa dem Salzgehalt der Aller und der Quellen im Allertal entsprechen wird (siehe Kap. 3.3.5 der Planunterlagen sowie hier Ziffer 2.6.4). Die prognos- tizierten Unterschiede der Salzgehalte der oberflächennahen und tieferen Grundwasserschichten sind relativ gering und lassen im künftigen Restsee keine Ausbildung einer ausgeprägten Halokline (Übergangszone zwischen Wasserschichten unterschiedlichen Salzgehalts, die deren Vermischung verhindert) erwarten, welche erheblich nachteilige Auswirkungen auf die Gewässergüte sowie auf die aquatische Fauna haben könnte (entnommen der Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018 zur Stellungnahme des LVwA, Referat 409 „Agrarwirtschaft, Ländliche Räume, Fische- rei, Forst und Jagdhoheit“ vom 14.12.2017).

Die erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Wasser werden durch die geplanten, multi- funktional wirkenden Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. Insbesondere die Maßnahmen zur Neu- anlage / ökologischen Aufwertung von Wald (M 4, M 5, M 7) sowie zur Etablierung eines Feuchtle- bensraumkomplexes (M 1) haben positive Effekte bezüglich der lokalen hydrologischen Verhält- nisse (z. B. wegen des guten Wasserspeichervermögens des Waldbodens).

Gemäß den Aussagen des Fachbeitrags zur Wasserrahmenrichtlinie sind durch das geplante Vor- haben keine Veränderungen der Oberflächengewässer Aller und Riole zu erwarten (siehe Kap. 6.5 des Anhangs D der Planunterlagen). Die Vorhabenträgerin hat in ihrer Erwiderung vom 21.09.2018 zur Stellungnahme des Gewässerkundlichen Landesdienstes vom 07.12.2017 ergänzend ausge- führt, dass der Oberflächenwasserkörper Aller (WESOW02-00) vom Vorhaben nicht messbar be- einflusst wird. Selbst wenn eine repräsentative Messstelle direkt an der Einleitstelle des Ablaufgra- bens in die Aller läge, würde dort keine Veränderung messbar sein. Als Beweis wird angeführt, dass der mittlere Abfluss (MQ) der Aller 900 l/s und der mittlere Niedrigwasserabfluss (MNQ) bei 567 l/s liegt. Der prognostizierte MQ des Ablaufgrabens beträgt lediglich 14 l/s (Worst-Case-Modell). Somit

Seite 81/175 erhöht sich der MQ der Aller durch den Zufluss des Ablaufgrabens um lediglich 1,6 % und der MNQ um 2,5 %. Diese Auswirkungen werden als vernachlässigbar eingeschätzt. Des Weiteren wird an- geführt, dass die aktuelle mittlere Leitfähigkeit der Aller 1,77 mS/cm beträgt, die voraussichtliche Leitfähigkeit des Ablaufgrabens hingegen nur 1 mS/cm aufweist. Daraus wird abgeleitet, dass das Ableitwasser tendenziell zu einer Reduzierung des Salzgehaltes der Aller führen wird. Unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnah- men (einschließlich des vorgesehenen Risikomanagements) sind die durch das Vorhaben zu er- wartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Schutzgutes Wasser insgesamt als gering erheblich negativ einzustufen (Bewertungsrang 2).

3.2.5 Schutzgüter Klima und Luft V. a. im Zuge des (nur in einer relativ kurzen Phase geplanten) Trockenabbaus und sowie durch Transport und Aufhaldung des Abraums ist mit Staub- und Schadstoffemissionen zu rechnen (vgl. Ziffer 2.6.5). Die diesbezüglichen Beeinträchtigungen werden durch eine Reihe immissionsmindern- der Maßnahmen reduziert (siehe Ziffer 2.7). Es ist davon auszugehen, dass sich die relevanten Auswirkungen auf die Luftqualität auf den Vorhabenstandort und seine Randbereiche beschränken.

Auch bezüglich der Auswirkungen auf das Klima sind ausschließlich lokal eng begrenzte Verände- rungen zu erwarten. Durch die nach der Aufhaldung geplante Bepflanzung der Außenhalde (Maß- nahmen Mi 3 und M 5, siehe Ziffer 2.7) wird sich der dortige gegenwärtige Ackerstandort langfristig zu Wald entwickeln. Da Wald eine wichtige Funktion als Frischluftentstehungsgebiet erfüllt, sind hieraus langfristig positive Wirkungen auf das Standortklima abzuleiten. Durch die mit der Entste- hung des Restsees verbundenen lokalklimatischen Wirkungen (Veränderung von Verdunstungs- rate, Windgeschwindigkeit und Lufttemperatur) sind keine derart starken Auswirkungen auf die Standortverhältnisse zu erwarten, dass hieraus erheblich nachteilige Auswirkungen abzuleiten wä- ren. Weitaus tiefgreifender sind die durch direkte Umgestaltung der Biotopstrukturen verursachten Standortänderungen (z. B. Umwandlung eines Feuchtgrünlandkomplexes in eine offene Wasserflä- che).

Hinsichtlich eventueller lufthygienischer Austauschbeziehungen zu klimatischen Belastungsräumen besteht keine Betroffenheit. Es sind im Bestand keine entsprechenden Wechselwirkungen zu Bal- lungszentren, größeren Industriegebieten o. ä. vorhanden.

Insgesamt sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen bezüglich der Schutzgüter Luft und Klima allenfalls als gering erheblich negativ einzustufen (Bewertungsrang 2). Die Beeinträchtigungen können insbesondere durch die geplante Neuanlage von Wald auf Außen- halde (Maßnahme M 5) ausgeglichen werden.

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3.2.6 Schutzgut Landschaft Durch das geplante Vorhaben kommt es zu einer erheblichen Umgestaltung der Landschaft. Insbe- sondere die Abgrabung und Entstehung eines Restsees im Bereich des geplanten Tagebaufeldes sowie die Aufhaldung des Abraums führen zu Veränderungen des Landschaftsbildes. Darüber hin- aus gehen vom betriebsbedingten Lkw-Transport der Abraummassen zur Außenhalde relevante Störungen des Landschaftsempfindens aus. Die Störungen durch die Transportleitung des Quarz- sandes zur Aufbereitungsanlage beschränken sich hingegen im Wesentlichen auf die Phase der Leitungsverlegung. Die Leitung wird weitgehend unterflur angeordnet, sodass in der Betriebsphase die Störungen des Landschaftsempfindens auf sporadische Wartungs- oder Reparaturarbeiten be- grenzt sind.

Bei der Bewertung der Beeinträchtigungen der Landschaft ist zu berücksichtigen, dass die Sicht auf die geplante Außenhalde und auf das Tagebaufeld aufgrund des Reliefs und der vorhandenen sicht- verschattenden Strukturen (Wald, Gehölzreihen etc.) stark eingeschränkt wird. Erhebliche Störun- gen bedeutsamer Sichtbeziehungen sind nicht zu erwarten. Zudem ist im Bereich des Tagebaufel- des davon auszugehen, dass sich die relevanten Störungen des Landschaftsempfindens auf den Beginn der Abbauphase konzentrieren. Der künftige Restsee wird sich in die relativ kleinräumige Landschaft des Allertals einfügen und zumindest auf langfristiger Sicht kein störendes Landschaft- selement darstellen. Die Außenhalde erreicht erst mit der zweiten Abraumkampagne ihre Endhöhe. Durch die unmittelbar anschließende Begrünung (Maßnahmen Mi 3 und M 5, siehe Ziffer 2.7) wird die diesbezügliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes mittel- bis langfristig kompensiert.

Insgesamt sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen bezüglich des Schutzgutes Landschaft allenfalls als gering erheblich negativ einzustufen (Bewertungsrang 2).

3.2.7 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Sachgüter Aufgrund der Betroffenheit archäologischer Kulturdenkmale (siehe Ziffer 2.6.7) wird dem Vorhaben ein archäologisches Dokumentationsverfahren vorgeschaltet, dessen Rahmenbedingungen vorab mit dem Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie Sachsen-Anhalt abgestimmt werden (siehe Ziffer 2.7). Angesichts der denkmalpflegerischen Begleitung sind durch das Vorhaben keine erheb- lichen Beeinträchtigungen von Bodendenkmalen oder sonstigen Objekten von archäologischem In- teresse zu erwarten.

Eine Betroffenheit besteht auch bezüglich regional bzw. überregional bedeutsamer Wegeverbin- dungen (Allerradweg, Wanderweg). Diese haben eine hohe Bedeutung für die Erholungsnutzung (siehe hierzu Bewertung in Ziffer 3.2.1) und sind in den Planunterlagen als relevante Sachgüter aufgeführt (Kap. 3.2.7 der Planunterlagen). Durch die geplante Kompensationsmaßnahme M 9 (siehe Ziffer 2.7) wird die Durchgängigkeit der betroffenen Wegeverbindungen dauerhaft aufrecht- erhalten. Beeinträchtigungen der betreffenden Sachgüter werden sich somit auf die relativ kurze

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Phase der Wegebauarbeiten beschränken. Erheblich nachteilige Umweltauswirkungen sind hieraus nicht abzuleiten.

Unter Berücksichtigung des geplanten archäologischen Dokumentationsverfahrens sowie der Kom- pensationsmaßnahme M 9 sind die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen be- züglich des Schutzgutes Kulturgüter und sonstige Sachgüter insgesamt als allenfalls gering negativ einzustufen (Bewertungsrang 1).

3.3 Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern Das Geflecht der Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern ist sehr komplex. So bestehen z. B. Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern Mensch / Tiere, Pflanzen und biolo- gische Vielfalt sowie Klima und Luft hinsichtlich der Immissionen von Staub und Luftschadstoffen. Des Weiteren bestehen hinsichtlich des betroffenen Wegenetzes Wechselwirkungen zwischen dem Schutzgut Mensch (Erholungsnutzung) sowie dem Schutzgut Kulturgüter und sonstigen Sachgüter (Wegebeziehungen als Sachgüter). Das Landschaftsempfinden (Teilaspekt des Schutzguts Land- schaft) steht wiederum in einem engen funktionalen Zusammenhang mit der Erholungsfunktion (Teilaspekt des Schutzguts Mensch).

Entscheidend bei der Bewertung der Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ist die Feststellung, ob trotz der mit dem Vorhaben verbundenen Wirkungen eine wei- tere ökologisch wertvolle und dem Naturraum angepasste Entwicklung, z. B. der Fauna und Flora möglich ist, die auch dem Landschaftsempfinden / der Erholungseignung Rechnung trägt.

Durch die Wirkungen des Vorhabens sind allenfalls geringe erheblich negative Auswirkungen auf Schutzgüter zu erwarten (siehe Ziffer 3.2). Die betreffenden Beeinträchtigungen können räumlich begrenzt werden. In Ableitung der in Ziffer 3.2 vorgenommenen schutzgutbezogenen Bewertung sind bezüglich des geplanten Vorhabens keine Faktoren erkennbar, die zu erheblichen Beeinträch- tigungen von Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern führen könnten.

Zusammenfassende Bewertung

Unter Ziffer 3.2 wurde eine Bewertung der Auswirkungen des geplanten Vorhabens (optimierte Pla- nungsvariante) auf die Schutzgüter vorgenommenen. Die Bewertung erfolgte auf Grundlage der in Ziffer 2.6 dargestellten Umweltauswirkungen des Vorhabens und unter Berücksichtigung der mit dem Vorhaben verbundenen, Ziffer 2.7 zu entnehmenden Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und Kompensation nachteiliger Umweltauswirkungen. In Tabelle 9 werden die verbalen Bewertun- gen in Form von Bewertungsrängen zusammengefasst.

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Tabelle 9: Bewertungsränge der vorhabenbedingten Auswirkungen auf die Schutzgüter

Bewertungsränge Schutzgut 3 2 1 0 +

Mensch einschließlich der menschlichen Ge- X sundheit

Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt X

Boden X

Wasser X

Klima / Luft X

Landschaft X

Kulturgüter und sonstige Sachgüter X

+ positive Auswirkungen 0 keine relevanten Auswirkungen 1 geringe negative Auswirkungen (Unterschreitung der Erheblichkeitsschwelle) 2 geringe erheblich negative Auswirkungen (durch entsprechende Maßnahmen potenziell ausgleich- oder ersetzbar) 3 sehr erheblich negative Auswirkungen

In der Summe sind durch das Vorhaben unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen allenfalls geringe erheblich negative Auswirkungen auf die Schutzgüter zu erwarten. Diese werden durch geeignete Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vollumfänglich kom- pensiert. In der Gesamtbetrachtung kann das Vorhaben somit als umweltverträglich im Sinne des UVPG bewertet werden. Die getroffene Einschätzung ergeht unter der Voraussetzung der Realisierung der in Ziffer 2.7 aufgeführten vorhabenbezogenen Maßnahmen sowie unter Einhaltung der zum Vorhaben erteilten Nebenbestimmungen.

VI. FFH-Verträglichkeitsprüfung

Einleitende Bemerkungen

Gemäß § 34 Abs. 1 BNatSchG sind Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Ver- träglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebiets zu überprüfen, wenn sie einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen geeignet sind, das Gebiet erheblich zu beeinträchtigen, und nicht unmittelbar der Verwaltung des Gebiets dienen. Die Prüfung der Verträglichkeit eines Vorhabens ist demnach erforderlich, wenn durch ein Vorhaben erhebliche Beeinträchtigungen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen nicht offensichtlich ausgeschlossen werden können.

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Ergibt die Prüfung der Verträglichkeit, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen eines FFH-Gebietes oder eines Vogelschutzgebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz- zweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann, ist es unzulässig (§ 34 Abs. 2 BNatSchG). Abwei- chend hiervon darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgeführt werden, soweit es aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaft- licher Art, notwendig ist und zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an an- derer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen zu erreichen, nicht gegeben sind (§ 34 Abs. 3 BNatSchG).

Anwendungsbereich

Wie in Kapitel V. „Umweltverträglichkeitsprüfung“ (Ziff. 2.4.2, Tabelle 6) bereits ausgeführt, befinden sich im Umkreis von ca. 2 km um das Vorhaben folgende europäische Schutzgebiete:  FFH-Gebiet DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ und  FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeiffengraswiesen im südlichen Lappwald“.

Vogelschutzgebiete sind im Bereich des geplanten Vorhabens nicht ausgewiesen.

Das FFH-Gebiet DE 3732-301 „Lappwald südwestlich Walbeck“ ist vom geplanten Vorhaben direkt betroffen. Da erhebliche Beeinträchtigungen dieses Schutzgebietes nicht ausgeschlossen werden konnten, hat die Vorhabenträgerin die zur Prüfung der Verträglichkeit erforderlichen Unterlagen in einer „Prüfung der Natura 2000-Verträglichkeit des Vorhabens“ zusammengefasst und diese als Teil der Planunterlagen vorgelegt. Darin wurden die zu erwartenden Auswirkungen des gesamten Vorhabens auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung bewertet. Insbesondere wurden die Auswirkungen auf die vorhandenen Lebensraumty- pen und Arten gemäß der FFH-Richtlinie dargestellt und einer Bewertung zugeführt. Auf der Grundlage dieser Verträglichkeitsuntersuchung einschließlich der Ergänzung der Planun- terlagen vom Dezember 2018 („2. Präzisierende Erläuterungen…“) sowie der Stellungnahmen der unteren und oberen Naturschutzbehörden hat die Planfeststellungsbehörde die entsprechende Ver- träglichkeitsprüfung für dieses Schutzgebiet gemäß § 34 BNatSchG durchgeführt.

Für das FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeiffengraswiesen im südlichen Lappwald“, das sich vom Projektareal aus gesehen hinter dem FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ befin- det, wurde eine mögliche Beeinträchtigung durch die Vorhabenträgerin ausgeschlossen.

Rechtliche Grundlagen

Die Europäische Union hat zum Erhalt der Natur und der biologischen Vielfalt zwei Richtlinien er- lassen:

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Die Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft L 206 vom 22.07.1992, S. 7-50), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/17/EU vom 13.05.2013 (ABI. L 158 vom 10.06.2013, S. 193-229) hat das Ziel, zur Sicherung der Artenvielfalt durch Erhaltung der na- türlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten beizutragen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – FFH-Richtlinie). Zur Schaffung dieses zusammenhängenden ökologischen Netzes (Natura 2000) wurden die Mit- gliedstaaten aufgefordert, auf Grund festgelegter Kriterien besondere Schutzgebiete auszuweisen und an die Kommission zu melden. Die ausgewiesenen besonderen Schutzgebiete auf der Grund- lage der Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30.11.2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (ABI. L 20 vom 26.01.2010, S. 7-25), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/17/EU vom 13.05.2013 (ABI. L 158 vom 10.06.2013, S. 193-229) sind dabei Bestandteil dieses europäischen Netzwerkes (Vogelschutz-Richtlinie – VSchRL).

Die Bundesrepublik Deutschland hat der Europäischen Kommission mehrere Vorschlagslisten wei- tergeleitet. Im Oktober 2000 wurde auch das direkt betroffene FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ (EU-Code: DE 3732-301, Landescode: FFH0028) der Europäischen Kommission vorge- schlagen.

Die Gebietsvorschläge wurden von der Europäischen Kommission hinsichtlich ihrer gemeinschaft- lichen Bedeutung bewertet und in einem anschließenden Abstimmungsprozess mit den Mitglied- staaten eine Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) festgelegt. Mit Entschei- dung der Europäischen Kommission vom 07.12.2004 wurde auch das FFH-Gebiet „Lappwald süd- westlich Walbeck“ auf die „erste Liste von Gebieten mit gemeinschaftlicher Bedeutung in der konti- nentalen biogeografischen Region“ aufgenommen und somit als Gebiet von gemeinschaftlicher Be- deutung festgelegt. Die Gebietserfassung wurde im Mai 2018 aktualisiert.

Sobald ein Gebiet in diese Liste aufgenommen worden ist, unterliegt es nach Art. 4 Abs. 5 FFH- Richtlinie den Bestimmungen des Art. 6 Abs. 2, 3 und 4 FFH-Richtlinie. Diese gemeinschaftsrecht- lichen Bestimmungen sind mit § 34 BNatSchG in nationales Recht umgesetzt worden.

Am 21.12.2018 ist die Landesverordnung zur Unterschutzstellung der Natura 2000-Gebiete im Land Sachsen-Anhalt (N2000-LVO LSA) gem. § 23 NatSchG LSA in Kraft getreten. Diese dient der recht- lichen Sicherung von 26 Europäischen Vogelschutzgebieten gemäß Vogelschutzrichtlinie (VSchRL) und 216 Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH- RL) und damit der Umsetzung des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Die darin enthaltenen allgemeinen sowie gebietsbezogenen Schutzbestimmungen sind zu beachten.

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FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ DE 3732-301

4.1. Gebietsbeschreibung Das FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ hat eine Gesamtfläche von ca. 511 ha und be- findet sich im Landkreis Börde in den Gemarkungen Beendorf, Schwanefeld und Walbeck. Es er- streckt sich im „Ohre-Allertal-Hügelland“ auf der Weferlinger Triasplatte.

Das Gebiet umfasst ein geschlossenes Waldgebiet zwischen der Landesgrenze zu Niedersachsen im Westen und Walbeck, Schwanefeld und Beendorf im Osten. Im Norden erstreckt sich das Gebiet entlang des Bachtals der Riole vom Mittelberg bis zur Badeanstalt bei Walbeck und schließt den Bachlauf der Riole von dort bis zur Aller mit ein. In Richtung Süden umfasst das Gebiet das Streit- holz und wird dabei im Osten durch die Waldkante bzw. die Straßen abgegrenzt, die Südgrenze des Gebietes bildet der Nordwald, wobei die Grenze südlich der Heinen und der Straße verläuft. Im Westen verläuft die Grenze entlang der Landesgrenze zu Niedersachsen, vgl. Anlage Nr. 3.43, § 1 N2000-LVO LSA.

Das Gebiet ist deckungsgleich mit dem Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ (NSG0158) und überschneidet sich mit dem Landschaftsschutzgebiet „Harbke-Allertal“ (LSG0012OK).

Die Gebietscharakterisierung nennt unter Berücksichtigung der Auswahlkriterien für das Schutzge- bietssystem NATURA 2000 folgende Biotopkomplexe:

Fels- und Rohbodenkomplexe 2 % Grünlandkomplexe mittlerer Standorte 6 % Feuchtgrünlandkomplexe auf mineralischen Böden 2 % Laubwaldkomplexe (bis 30 % Nadelbaumanteil) 23 % Bergmischwaldkomplex 4 % Nadelwaldkomplexe (bis max. 30 % Laubholzanteil 25 % Mischwaldkomplex (30-70 % Nadelholzanteil, ohne natürl. Bergmischwälder) 38 %

Das FFH-Gebiet wird als strukturreiches Waldgebiet mit wertvollen Eichen-Hainbuchen- und Buch- wäldern, naturnahen Fließgewässern und einer reichhaltigen Amphibienfauna charakterisiert.

Die naturnahen Bachtäler werden von standorttypischen Wald- und Grünlandgesellschaften beglei- tet. Es ist von einem Vorkommen charakteristischer Tier- und Pflanzenarten auszugehen und gilt als wohl größtes Flachlandvorkommen der Elritze.

Nach dem Standarddatenbogen weist das FFH-Gebiet die folgenden Lebensraumtypen (LRT) nach Anhang I der FFH-Richtlinie auf:

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Code Name des Lebensraumtyps 3150 Natürliche eutrophe Seen 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 6510 Magere Flachland-Mähwiesen 9110 Hainsimsen-Buchenwald 9130 Waldmeister-Buchenwald 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald 91E0* Auenwälder

Die Buchenwälder sind überwiegend als LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald und flächig unterge- ordnet als LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald ausgebildet. Von den Eichen-Hainbuchen-Wäldern dominiert der LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald, hinter den der LRT 9170 Labkraut- Eichen-Hainbuchenwald deutlich zurücktritt. Bachbegleitend ist der LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder ausgebildet. In Standgewässern trifft man den LRT 3150 Eutrophe Seen i.d.R. in der Ausbildung von Wasserschweberbeständen an. Fließgewässer wie die Riole besiedelt der LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation. Im Offenland und Gewässer begleitend kommen Bestände des LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen und nur kleinflächig des LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren vor.

In diesem FFH-Gebiet sind folgende Tierarten nach Anhang II der FFH-Richtlinie laut Standardda- tenbogen vorhanden:  Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)  Fischotter (Lutra lutra)  Großes Mausohr (Myotis myotis)  Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus).

Der Fischotter (Lutra lutra) tritt nur unregelmäßig in der Riole auf. Das von Fließgewässern durch- zogene, strukturreiche Waldgebiet stellt einen sehr guten Lebensraum für Fledermausarten dar. Vor allem Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) aber auch Großes Mausohr (Myotis myotis) und Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) kommen hier vor.

Das Gebiet ist durch Grundwasserabsenkung, Bergbau und Ableitung von Wasser aus der Riole für Nebennutzungen gefährdet.

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4.2. Schutz- und Erhaltungsziele Das übergreifende Schutz- und Erhaltungsziel des FFH-Gebietes ist nach dem Standarddatenbo- gen die Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der gemeldeten Le- bensräume (einschließlich aller dafür charakteristischer Arten) nach Anhang I und der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie.

Der Erhaltungszustand eines natürlichen Lebensraums wird gemäß Artikel 1 lit. e) der FFH-Richtli- nie als günstig erachtet, wenn  sein natürliches Verbreitungsgebiet sowie die Flächen, die er in diesem Gebiet einnimmt, beständig sind oder sich ausdehnen und  die für seinen langfristigen Fortbestand notwendige Struktur und spezifischen Funktionen bestehen und in absehbarer Zukunft wahrscheinlich weiterbestehen werden und  der Erhaltungszustand der für ihn charakteristischen Arten im Sinne des Buchstaben i) günstig ist.

Der Erhaltungszustand einer Art wird gemäß Artikel 1 lit. i) der FFH-Richtlinie als günstig erachtet, wenn  aufgrund der Daten über die Populationsdynamik der Art anzunehmen ist, dass diese Art ein lebensfähiges Element des natürlichen Lebensraumes, dem sie angehört, bildet und lang- fristig weiterhin bilden wird, und  das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Art weder abnimmt noch in absehbarer Zeit ver- mutlich abnehmen wird und  ein genügend großer Lebensraum vorhanden ist und wahrscheinlich weiterhin vorhanden sein wird, um langfristig ein Überleben der Populationen dieser Art zu sichern.

Diese Anforderungen werden im Rahmen der N2000-LVO LSA wie folgt umgesetzt:  Die Schutz- und Erhaltungsziele sind als Schutzzweck in § 5 des Kapitels 1 sowie gebiets- spezifisch in § 2 der jeweiligen gebietsbezogenen Anlage festgesetzt.  Die Gebote und auf den jeweiligen Schutzzweck ausgerichteten Verbote sind als Schutzbe- stimmungen in den §§ 6 bis 12 des Kapitels 2 sowie ergänzend in § 3 der jeweiligen gebiets- bezogenen Anlage festgesetzt. Sie entsprechen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaß- nahmen. Ergänzende Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen sind in Anlage Nr. 4 verankert.

Kapitel 1 § 5 N2000-LVO LSA „Schutzzweck für die FFH-Gebiete“ 1. Der Schutzzweck umfasst die durch diese Verordnung festgelegten Schutz- und Erhaltungs- ziele gemäß § 23 Absatz 2 NatSchG LSA.

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2. Der Schutzzweck umfasst die Gewährleistung der Kohärenz des Schutzgebietssystems NA- TURA 2000 und die Wahrung oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustan- des  der LRT gemäß Anhang I FFH-RL einschließlich ihrer charakteristischen Tier- und Pflan- zenarten als maßgebliche Bestandteile der besonderen Schutzgebiete, einschließlich der mit ihnen räumlich und funktional verknüpften und für die Erhaltung der ökologischen Funktionalität bedeutsamen Lebensräume im jeweiligen besonderen Schutzgebiet,  der Populationen wildlebender Tier- und Pflanzenarten gemäß Anhang II FFH-RL als maß- gebliche Bestandteile der besonderen Schutzgebiete, einschließlich der mit ihren Habitat- flächen räumlich und funktional verknüpften und für die Erhaltung der ökologischen Funkti- onalität bedeutsamen Lebensräume im jeweiligen besonderen Schutzgebiet.

3. Die LRT und Arten sowie deren ökologische Erfordernisse und erforderliche Lebensraumbe- standteile für einen günstigen Erhaltungszustand sind in § 1 der Anlage Nr. 2 gelistet.

4. In § 2 der jeweiligen gebietsbezogenen Anlage sind die maßgeblichen Bestandteile des jewei- ligen besonderen Schutzgebietes gelistet; darüber hinaus werden jeweils ergänzende Festle- gungen zum gebietsbezogenen Schutzzweck getroffen.

In den FFH-Gebieten sind alle Handlungen untersagt, die dem Schutzzweck dieser Verordnung zuwiderlaufen, vgl. Kapitel 2, § 6 Abs. 1 S. 1 N2000-LVO LSA.

Anlage Nr. 3.43, § 2 N2000-LVO LSA „Gebietsbezogener Schutzzweck“ (FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich von Walbeck“) Der Schutzzweck des Gebietes umfasst ergänzend zu Kapitel 1 § 5 dieser Verordnung:

1. die Erhaltung des auf der Weferlinger Triasplatte befindlichen Laubwaldkomplexes mit seinen gebietstypischen Lebensräumen, insbesondere der naturnahen, störungsarmen, alt- und tot- holzreichen Laub- und Laubmischwälder im Komplex mit naturnahen Fließ- und Stillgewässern sowie artenreichen Frischwiesen,

2. die Erhaltung oder die Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes insbesondere folgender Schutzgüter als maßgebliche Gebietsbestandteile:

 LRT gemäß Anhang I FFH-RL:

Prioritäre LRT:91E0* Auen-Wälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior

Weitere LRT:3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions, 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des

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Ranunculion fluitantis und des Callitrichio-Batrachion, 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alope- curus pratensis, Sanguisorba officinalis), 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum), 9130 Waldmeister- Buchenwald (Asperulo-Fagetum), 9160 Subatlantischer oder mitteleu- ropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli), 9170 Lab- kraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum),

einschließlich ihrer jeweiligen charakteristischen Arten, hier insbesondere Braunes Lang- ohr (Plecotus auritus), Eisvogel (Alcedo atthis), Elritze (Phoxinus phoxinus), Fransenfleder- maus (Myotis nattereri), Große Bartfledermaus (Myotis brandtii), Laubfrosch (Hyla arbo- rea), Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus); konkrete Ausprägungen und Erhaltungszustände der LRT des Gebietes sind hierbei zu be- rücksichtigen,

 Arten gemäß Anhang II FFH-RL:

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii), Fischotter (Lutra lutra), Großes Mausohr (Myotis myotis), Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus).

Darüber hinaus wird auf die Anlage 2 der N2000-LVO LSA verwiesen – „Maßgebliche Bestandteile der besonderen Schutzgebiete sowie ökologische Erfordernisse und erforderliche Lebensraumbe- standteile für einen günstigen Erhaltungszustand“ sowie auf die Anlage 4 der N2000-LVO LSA „Ent- wicklungs- und Bewirtschaftungsmaßgaben“.

Anlage 2 der N2000-LVO LSA (§ 2 Abs. 2 Nr. 1 und Abs. 3 Nr. 9) Ökologische Erfordernisse und erforderliche Lebensraumbestandteile für einen günstigen Erhal- tungszustand

 der LRT gem. Anhang I FFH-RL sind insbesondere für die LRT der Wälder (u. a. LRT 9110, 9160, 91E0*):  natürliche oder naturnahe, lebensraumtypische Standortbedingungen in Bezug auf dem Wasserhaushalt (insbesondere für die hydromorph geprägten LRT 9160, 91E0*… hin- reichend hohe Wasserstände bzw. ggf. regelmäßig stattfindende Überflutungsereig- nisse), auf den Nährstoffhaushalt (insbesondere für die LRT nährstoffärmerer Bodenver- hältnisse: ggf. LRT 9110 …), auf das Bestandsinnenklima, auf das Lichtregime und auf den Humuszustand,  ein lebensraumtypisches Arteninventar,  ein hinreichend hoher Anteil an Alt- und Biotopbäumen,

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 ein hinreichend hoher Anteil an jeweils lebensraumtypischen Strukturen (z. B. stehendes und liegendes Totholz, Horst- und Höhlenbäume, Waldinnen- und –außenränder, Stock- werkaufbau, Geländestrukturen),  ein Mosaik unterschiedlicher Waldentwicklungsphasen mit einem hinreichend hohen An- teil von Reife- und Zerfallsphase sowie Naturverjüngung,  ein hinreichend hoher Anteil weitgehend störungsfreier oder störungsarmer Bestände.

 der Tier- und Pflanzenarten gem. Anhang II FFH-RL sind insbesondere für die Fledermausarten (u. a. Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, Mopsfledermaus):

 ausgedehnte, strukturreiche Laub(misch)wälder oder sonstige artspezifisch geeignete Wald- und Gehölzbestände (z. B. Hallenwälder, Streuobstwiesen) mit hohem Alt- und Totholzanteil,  das Vorkommen von geeigneten Leitstrukturen und von Jagdhabitaten, die lediglich ei- ner extensiven Nutzung unterliegen,  das hinreichende Vorhandensein von Quartierbäumen (insbesondere (Alt-)Bäume mit Höhlen und Spaltenquartieren, Stammanrissen, stehendem Totholz und Totholz im Kronenbereich),  störungsarme bzw. –freie natürliche und anthropogene Quartiere mit geeigneten Struk- turen und mikroklimatischen Bedingungen zur Nutzung als Wochenstuben-, Schwärm-, Zwischen-, Ausweich- oder Winterquartier  wenig zersiedelte oder zerschnittene Landschaften zwischen den Habitaten.

Anlage 4 der N2000-LVO LSA (§ 3 Abs. 1 Nr. 1 und Abs. 2 Nr. 7) Maßgaben für die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes

 der LRT gem. Anhang I FFH-RL sind insbesondere für die LRT der Wälder (u. a. LRT 9110, 9160, 91E0*):

 die Erhaltung und Förderung einheimischer, gebiets- und lebensraumtypischer Arten im Rahmen der Bewirtschaftung, die Förderung der Eichenanteile in Eichen-LRT durch Mischregulierung,  die Förderung von Naturverjüngung unter Berücksichtigung des LRT-Artenspektrums, z. B. für eichengeprägte Lebensräume die Durchführung historischer Nutzungsformen (Mit- tel-, Hudewaldwirtschaft)  die Vermeidung von Düngung, Biozideinsatz, Kalkung, Entwässerung, Befahrung, Bo- denbearbeitung sowie von Kahlhieben, Stoffeinträgen und überhöhten Schalenwildbe- ständen,  die Entwicklung von LRT-typischen Waldrand- und Waldinnenstrukturen,

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 das Belassen einer möglichst hohen Anzahl von Alt- und Biotopbäumen bzw. eines ho- hen Anteils Totholz,  ein Bewirtschaftungsverzicht in Altholzinseln und störungsempfindlichen bzw. seltenen LRT,  ggf. die Wiederherstellung natürlich hoher Grundwasserbedingungen bzw. einer natürli- chen Überflutungsdynamik für hydromorph geprägte LRT,

 der Tier- und Pflanzenarten gem. Anhang II FFH-RL sind insbesondere für die Fledermausarten:

 des Offenlandes und des Siedlungsbereiches (Großes Mausohr) die Erhaltung oder die Wiederherstellung der Lebensräume (strukturreiche Offenländer, insbesondere in Form kleinräumig gegliederter Kulturlandschaften mit Streuobstwiesen, extensiv genutztem Grünland und blütenreichen Weg- und Feldsäumen, verzahnt mit standortgerechten Laubwaldbeständen einheimischer Gehölzarten, speziell für das Große Mausohr Ver- meidung von starken Auflichtungen in der Baumschicht, um unterwuchsarme Hallen- waldstrukturen zu erhalten und zu fördern, sowie im Fall der Teichfledermaus naturnahe Fließ- und Stillgewässer als Jagdhabitat), die Förderung von Laubholzbeständen mit ei- nem Bestandsalter von mindestens 80 Jahren vorzugsweise als Altholzinseln von mehr als 30 % des Gesamtwaldbestandes zur Sicherung der Quartierbaumdichte, die Siche- rung von bekannten ober- und unterirdischen Quartieren mittels fledermausgerechter Verschlüsse sowie die Durchführung fledermausgerechter Umbauten, Sanierungen und Beleuchtungen in Gebäudequartieren und die Vermeidung von Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder sonstigen insektizid-wirkenden Sub- stanzen,

 des Waldes (Bechsteinfledermaus, Mopsfledermaus), die Erhaltung oder die Wiederher- stellung der Lebensräume (strukturreiche Laub(misch)waldbestände einheimischer Ge- hölzarten mit lichtem Unterwuchs und einem langfristig gesicherten Mosaik aus mehre- ren Waldentwicklungsphasen), die Erhaltung von Waldlichtungen, Leitstrukturen z. B. Hecken, Gehölzreihen, krautige Feldraine und Waldränder) und geeigneten, insekten- reichen Jagdhabitaten, die Vermeidung von Beeinträchtigungen durch starke Auflichtun- gen in unterwuchsarmen Waldbeständen oder durch den Einsatz von Pflanzenschutz- mitteln, die Gewährleistung eines Laubholzbestandes mit einem Bestandsalter von min- destens 80 Jahren vorzugsweise als Altholzinseln von mehr als 30 % des Gesamtwald- bestandes zur Sicherung der Quartierbaumdichte sowie die Sicherung von bekannten ober- und unterirdischen Quartieren mittels fledermausgerechter Verschlüsse.

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4.3. Erläuterungen zum Vorhaben

Kurzbeschreibung des Vorhabens Diesbezüglich wird zunächst auf die Ausführungen in Teil B, Kapitel I dieses Planfeststellungsbe- schlusses verwiesen. Geplant ist die Erweiterung des Quarzsand- und Mahlwerkes Weferlingen durch den Aufschluss der Grube 8 und die anschließende Gewinnung von Quarzsand. Auf einer Aussandungsfläche von insgesamt ca. 17,7 ha wird ein Gewässer mit einer mittleren Wasserfläche von ca. 14,6 ha und einer Tiefe von max. 38 m entstehen. Für die Installation und den Betrieb der Verbindungsrohrleitung zum Werk wird eine Rohrleitungstrasse von ca. 2.100 m Länge benötigt. Der entstehende Abraum (ca. 5 m bzw. insgesamt ca. 720.000 m³) wird auf einer Außenhalde süd- lich des Tagebaufeldes auf einer derzeit ca. 15 ha großen landwirtschaftlichen Nutzfläche dauerhaft abgelagert.

Die vom Vorhaben betroffene Fläche liegt im breiten Allertal im Übergang zu den Hanglagen des Lappwaldes. Der Lappwaldrücken wird von vielfältigen Waldformationen bestanden. Hier im Über- gang zum Allertal wird auf den über Talniveau gelegenen Lappwaldrandflächen Ackerbau betrieben, während die feuchte Sohle des Allertals von Grünland bestimmt ist. In den Verzahnungsbereichen sind verschiedene Feldgehölze, Brachen, Bachtäler und wegbegleitende Baumhecken eingestreut. Diese vielfältigen Nutzungen ergeben die hohe Standortvielfalt im Gebiet.

Die Eingriffsfläche ist im Rahmen der Planung bereits reduziert worden, sodass das FFH-Gebiet (insgesamt ca. 511 ha) vom südwestlichen Randbereich des geplanten Tagebaufeldes mit einer Größe von ca. 1,3 ha überlagern wird. Außerdem wird das FFH-gebiet südwestlich von Walbeck durch die geplante Förderrohrleitung auf einer Länge von ca. 20 m gequert.

Im Jahre 2017 wurde durch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) eine Neukar- tierung der FFH-Lebensraumtypen vorgenommen, aus der sich eine Konkretisierung der betroffe- nen Lebensraumtypen, deren Lage im Raum und der Größe der Flächen ergibt. Es wird insoweit auf Anhang C der Planunterlegen und die vorherigen Ausführungen verwiesen. Der Großteil der Schutzgebietsfläche ist hier mit einem Kiefernbestand im Dickungsstadium (ca. 1,14 ha) bestockt. Der Lebensraumtypen Hainsimsen-Buchenwald (LRT 9110) ist mit ca. 0,11 ha und Stieleichen- Hainbuchenwald (LRT 9160) mit ca. 0,03 ha betroffen. Ein prioritärer Auwald (LRT 91E0*) liegt in ca. 160 m Entfernung zur Eingriffsgrenze oberhalb im Tal.

Wirkfaktoren Um feststellen zu können, ob und in welchem Umfang Beeinträchtigungen zu erwarten sind, wurden von der Vorhabenträgerin mögliche Wirkfaktoren ermittelt (vgl. Kapitel 4.5 der Planunterlagen) und die Prognose der Beeinträchtigungen dargestellt (Kapitel 4.6 der Planunterlagen). Als Wirkfaktoren

Seite 95/175 werden allgemein Ursachen definiert, die Auswirkungen auslösen. In Bezug auf die FFH-Verträg- lichkeitsprüfung werden Wirkfaktoren als die von einem Vorhaben ausgehenden Einflüsse betrach- tet, die bestimmte Umweltveränderungen verursachen können. Die relevanten Wirkfaktoren können dabei grundsätzlich bau-, anlage- oder betriebsbedingt auftreten. Als baubedingte Wirkfaktoren gel- ten Wirkfaktoren, die während des Baubetriebes, und damit zeitlich begrenzt auftreten. Die anlage- bedingten Wirkfaktoren erfolgen hingegen durch die Anlage selbst und bewirken so eine dauerhafte Veränderung von Natur und Landschaft. Die betriebsbedingten Wirkfaktoren erfolgen wiederum in- folge der Nutzung und des Betriebes der Anlage bzw. auf Grund von Unterhaltungsmaßnahmen.

Im Bereich der Überlagerung des Vorhabens und des FFH-Gebietes können sich direkte Lebens- raumverluste und Beeinträchtigung von Tieren und Pflanzen durch die geplante Abgrabung erge- ben. Als möglicher, vom Vorhaben ausgehender Wirkfaktor, der auf das FFH-Gebiet wirkt, ist also vor allem die anlage- und baubedingte Beräumung der Oberfläche zu werten, die den Verlust von FFH-Lebensräumen und von Lebensräumen von Zielarten mit sich bringt. Weitere Wirkfaktoren können Emissionen (z.B. Lärmwirkung) und andere Störfaktoren, wie menschliche Silhouetten, sein. Da die Abraumkampagnen nur von relativ kurzer Dauer sind, treten diese Faktoren in den Hintergrund.

Betriebsbedingt wirkt insbesondere die laufende Gewinnung auf das Umfeld ein. Die zu erwarten- den Beeinträchtigungen sind jedoch relativ gering, weil der Nassabbau nicht mit Sprengungen oder anderen Lärmwirkungen oder großen Fahrzeugbewegungen verbunden ist. Der Transport des ge- wonnenen Materials erfolgt umweltschonend durch eine Rohrleitung, durch welche das Wasser- Sand-Gemisch gepumpt wird.

In Vorbereitung des Gewinnungsbetriebes und durch die laufende Gewinnung im Tagebaugewäs- ser wird außerdem der Grundwasserspiegel in der Kreiderinne abgesenkt (siehe Anhang A der Planunterlagen – Hydrogeologisches Gutachten). Diese Grundwasserabsenkung wird sich nur im oberstromigen Umfeld negativ auswirken. Mögliche Beeinträchtigungen im FFH-Gebiet könnten da- her in den Bereichen mit geringem Grundwasserflurabstand auftreten, wie z.B. dem Feuchtwald. Unterstromig kommt es im unmittelbaren Abgrabungsumfeld zu einer geringen Anhebung des Grundwasserspiegels, was sich auf die Grünlandbestände des Allertals aus naturschutzfachlicher Sicht positiv auswirken wird.

4.4. Abgrenzung des detailliert zu untersuchenden Bereiches Für die Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes ist zunächst der Untersuchungsraum zu betrachten. Dieser umfasst das gesamte betroffene Schutz- gebiet und darüber hinaus gegebenenfalls auch die Strukturen, Funktionen und funktionalen Bezie- hungen außerhalb des Schutzgebietes, die für einen günstigen Erhaltungszustand der Lebens- räume und Arten des Schutzgebietes unerlässlich sind.

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Vom Untersuchungsraum ist der Wirkraum abzugrenzen, in dem vorhabenbedingte Wirkprozesse auftreten können. Die Abgrenzung des Wirkraums wird durch die Überlagerung der für die Erhal- tungsziele maßgeblichen Bestandteile des Schutzgebietes mit der maximalen Reichweite der für sie relevanten Wirkprozesse des Vorhabens bestimmt. Der Wirkraum betrifft somit den Bereich des Schutzgebiets, für den detaillierte Untersuchungen erforderlich sind. Der Wirkraum kann gegebe- nenfalls auch die funktionalen Beziehungen außerhalb des Gebietes umfassen.

Im Falle des FFH-Gebietes „Lappwald südlich Walbeck“ geht die Vorhabenträgerin davon aus, dass nicht nur das Schutzgebiet selbst betroffen ist, sondern sich hier mögliche indirekte Betroffenheiten über den Wasserpfad für den unmittelbar angrenzenden Eichen-Hainbuchenwald (LRT 9160) erge- ben können sowie für den ca. 160 m oberhalb im Tal liegenden Auwald (LRT 91E0*), sodass diese ebenfalls zu untersuchen sind.

Nach Auffassung der Planfeststellungsbehörde ist der von der Vorhabenträgerin ermittelte Bereich geeignet, um die durch das Vorhaben möglicherweise auftretenden Beeinträchtigungen zu erfassen und zu bewerten.

4.5. Voraussichtlich betroffene Lebensräume und Arten Auf der Grundlage des festgelegten Wirkraumes sind die folgenden Lebensräume und Arten in Be- zug auf vorhabenbedingte Beeinträchtigungen zu untersuchen. Bezüglich deren Bestandssituation und Lage im Wirkraum sowie der jeweiligen Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen wird auf die vorherigen Kapitel verwiesen. a) Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie

Code Name des Lebensraumtyps 9110 Hainsimsen-Buchenwald 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald 91E0* Auenwälder

Von der dauerhaften Beseitigung der Vegetation und des Oberbodens sind innerhalb des Schutz- gebietes die FFH-Lebensraumtypen „Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)“ (9110) und der Stieleichen-Hainbuchenwald (9160) betroffen. Der im betrachteten Talbereich ebenfalls vorliegende bachbegleitende prioritäre Auwald (91E0*) kommt im direkten Eingriffsbereich nicht vor. Er liegt in ca. 160 m Entfernung zur Eingriffsgrenze, oberhalb am Bachlauf.

Seite 97/175 b) Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie:  Bechsteinfledermaus  Großes Mausohr  Mopsfledermaus

Innerhalb der geplanten Eingriffsfläche im FFH-Gebiet konnten im Rahmen der umfangreichen Un- tersuchungen keine Fledermausquartiere nachgewiesen werden.

Vorkommen des Fischotters sind im Eingriffsbereich nicht bekannt, auch bietet der betroffene Le- bensraumkomplex keine für den Fischotter relevanten Lebensraumstrukturen.

4.6. Beeinträchtigung von Lebensräumen nach Anhang I der FFH-Richtlinie Zu prüfen war, ob das Vorhaben zu erheblichen Beeinträchtigungen für die Lebensräume LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald, LRT 9160 – Stieleichen-Hainbuchenwald und LRT 91E0* – Auenwälder führen kann.

Die Ermittlung der Beeinträchtigungen ist auf der Grundlage einer Prognose durchzuführen, die den aktuellen fachlichen Standards genügt. Die Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen orientiert sich im Einzelfall am Maßstab der gebietsspezifisch festgelegten Erhaltungsziele und des entsprechend abgeleiteten Schutzzwecks der Schutzgebietsverordnung (inkl. der weiteren Bestim- mungen). Es ist zu berücksichtigen, dass z. B. eine direkte Flächeninanspruchnahme nicht zwangs- läufig und stets eine erhebliche Beeinträchtigung darstellen muss, wenn ein gewisses Maß einer solchen Veränderung für den zu sichernden günstigen Erhaltungszustand eines Lebensraums in einem FFH-Gebiet insgesamt nicht entscheidend und ein entsprechender Verlust in diesem Kontext als „Bagatelle“ zu betrachten wäre.

Für die Beurteilung der Erheblichkeit wird auf die Fachkonventionsvorschläge zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung, Lambrecht & Trautner (2007) Bezug ge- nommen. Diese stellen einen Bewertungsrahmen dar und bestehen aus den 5 Kriterien: A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten (spezielle Ausprägungen des Lebensraumtyps oder Arthabitats, die ggf. nur in besonderem Maße auf der in Anspruch zu nehmenden Fläche vorhanden sind) B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust“ (Überschreitung eines art- bzw. lebensraumtypisch abgeleiteten Schwellenwertes) C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium) zum besonderen Schutz kleinflächig ausgebildeter Vorkommen D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“ sowie E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

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Diese 5 Kriterien müssen allesamt erfüllt sein. Auszugehen ist von der Grundannahme, dass die direkte und dauerhafte Inanspruchnahme eines Lebensraums nach Anhang I der FFH-Richtlinie, der in einem FFH-Gebiet nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu ent- wickeln ist, im Regelfall eine erhebliche Beeinträchtigung darstellt.

4.6.1 LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald

Prognose der Beeinträchtigungen Anlage- und baubedingt kommt es zu einer Beeinträchtigung durch die dauerhafte Beseitigung der Vegetation und des Oberbodens (direkter Flächenentzug). In den Randbereichen des FFH- Gebietes wird der FFH-Lebensraumtyps Hainsimsen-Buchenwald kleinflächig (1.153 m²) zer- stört, der dort als jüngerer Eichenwald mit Buchenstangenholz ausgebildet ist. Weitere Beeinträchtigungen (andere Wirkfaktoren) sind für den LRT 9110 nicht zu erwarten.

Bewertung der Beeinträchtigungen durch den direkten Flächenentzug

A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten

Auf der betroffenen Fläche sind keine speziellen Ausprägungen des LRT 9110 vorhanden. Es handelt sich hier um eine Ausbildung des LRT 9110 ohne besondere Funktion. Der betroffene Bestand weist in der führenden Baumschicht Eichen auf und nur in der zweiten Baumschicht aufkommende Jungbuchen. Weder die führenden Eichen noch die aufkommenden Buchen liegen in einem z.B. für die Ausbildung von Höhlen oder besonders dicken Borken notwendi- gen Alter vor. Bei der qualitativen Beurteilung der Lebensraumfunktionen ist auch ihre Bedeutung im Hin- blick auf ihre charakteristischen Arten zu berücksichtigen. Ein Vorliegen von Fledermausquar- tieren bzw. Bruthöhlen oder Großnester von Vögeln konnte nicht festgestellt werden.

B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust

Durch den geplanten Eingriff werden 1.153 m² des LRT 9110 direkt in Anspruch genommen. Der Lebensraumtyp ist nach Standarddatenbogen im FFH-Gebiet mit insgesamt 160,619 ha vertreten. Damit liegt der quantitativ-absolute Flächenverlust bei ca. 0,072 %, mithin deutlich unter 0,1 % der Gesamtfläche des Lebensraumtyps im FFH-Gebiet. Das bedeutet, dass zum LRT 9110 der Orientierungswert für den quantitativ-absoluten Flächenverlust laut Tabelle (Stufe 3) von 2.500 m² deutlich unterschritten wird.

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C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium)

Ergänzend zu den unter B. bestimmten Orientierungswerten wird ein spezifischer relativer Schwellenwert eingestellt. Die 1%-Regelung dient dem besonderen Schutz kleinflächiger, aber für die Erhaltungsziele relevanter Vorkommen von Lebensraumtypen innerhalb eines FFH-Gebietes bzw. dem Schutz kleiner Bestände in ihren Grundfunktionen. Bezugsfläche ist das Schutzgebiet. Wie bereits unter B. ausgeführt, ist hier der LRT 9110 im FFH-Gebiet mit insgesamt 160,619 ha vertreten. Das 1 %-Kriterium für den Umfang der Flächeninanspruchnahme wird daher deutlich unterschritten.

D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“

Andere Pläne / Projekte sind nicht bekannt und demzufolge nicht zu berücksichtigen.

E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

Auch durch andere Wirkfaktoren des Gesamtvorhabens werden keine erheblichen Beein- trächtigungen des LRT 9110 verursacht. Weitere Beeinträchtigungen sind nicht erkennbar.

Im Ergebnis der Prüfung erfolgen durch den mit dem Vorhaben vorzunehmenden direkten Flächen- entzug keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und Erhaltungsziele des LRT 9110 – Hainsimsen-Buchenwald. Die Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes des Lebensraumtyps bleibt vollständig gewahrt. Zusätzlich unterstützende oder kompensierende Maßnahmen – über die in diesem Planfeststellungsbeschluss verfügten bzw. in den Planunterlagen festgestellten hinaus - sind nicht notwendig.

4.6.2 LRT 9160 – Stieleichen-Hainbuchenwald

Prognose der Beeinträchtigungen Anlage- und baubedingt kommt es zu einer Beeinträchtigung durch die dauerhafte Beseitigung der Vegetation und des Oberbodens (direkter Flächenentzug). In den Randbereichen des FFH- Gebietes kommt es zur kleinflächigen Zerstörung des FFH-Lebensraumtyps Stieleichen-Hain- buchenwald (333 m²). Darüber hinaus könnte es zu einer indirekten Beeinträchtigung von Flächen des an das Tage- baufeld grenzenden Lebensraumtyps 9160 in Folge einer betriebsbedingten Absenkung des Grundwasserspiegels kommen.

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Bewertung der Beeinträchtigungen durch den direkten Flächenentzug

A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten

Nach der im Jahr 2017 aktualisierten Kartierung des Landesamtes für Umwelt handelt es sich um eine arme Ausprägung des LRT 9160 mit einem hohen Anteil an Mischbaumarten. Im geplanten Eingriffsbereich ist also keine spezielle Ausprägung des LRT mit besonderer Funk- tion vorhanden. Im Eingriffsbereich finden sich nur einzelne lebensraumtypische Bäume. Diese weisen ein schwaches bis höchstens mittleres Baumholz auf. Auf dieser kleinen Fläche konnten keine Fledermausquartiere oder Höhlen von Vögeln festgestellt werden.

B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust

Durch den geplanten Eingriff werden 333 m² des Eichen-Hainbuchenwaldes (9160) direkt in Anspruch genommen Der Lebensraumtyp ist nach Standarddatenbogen im FFH-Gebiet mit insgesamt 7,46 vertreten. Damit liegt der quantitativ-absolute Flächenverlust bei ca. 0,45 % der Gesamtfläche des Lebensraumtyps im FFH-Gebiet. Das bedeutet, dass zum LRT 9160 der Orientierungswert für den quantitativ-absoluten Flächenverlust laut Tabelle (Stufe 2) von 500 m² deutlich unterschritten wird.

C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium)

Wie bereits unter B, ausgeführt, ist der LRT im FFH-Gebiet mit insgesamt 7,46 ha vertreten. Das 1 %-Kriterium für den Umfang der Flächeninanspruchnahme wird daher deutlich unter- schritten.

D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“

Andere Projekte oder Pläne sind nicht bekannt.

E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

Auch durch andere Wirkfaktoren des Gesamtvorhabens werden keine erheblichen Beein- trächtigungen verursacht. Untersucht und geprüft wurde eine indirekte Beeinträchtigung von Flächen des an das Tagebaufeld grenzenden LRT 9160 in Folge einer betriebsbedingten Ab- senkung des Grundwasserspiegels in der Kreiderinne in Vorbereitung des Gewinnungsbetrie- bes und durch die laufende Gewinnung im Tagebaugewässer. Eine in das temporär feuchte Bachtal westlich der Grube 8 hineinreichende erhebliche Grundwasserabsenkung betrifft nur

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den tieferen Grundwasserleiter. Mögliche indirekte Betroffenheiten über den Wasserpfad wer- den für den unmittelbar angrenzenden Eichen-Hainbuchenwald (9160) sowie den über 160 m oberhalb im Tal liegenden Auwald (91E0*) ausgeschlossen. Detaillierte Ausführungen erfol- gen unter der nachfolgenden Ziffer 4.6.3 zum LRT 91E0*.

Unter Berücksichtigung der aufgeführten Vermeidungs-, Minderungs- und Ausgleichsmaß- nahmen sowie des dargestellten Risikomanagements werden keine erheblichen Beeinträch- tigungen verursacht.

Im Ergebnis der Prüfung erfolgen sowohl durch den mit dem Vorhaben vorzunehmenden direkten Flächenentzug als auch indirekt über den Wasserpfad keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und der Erhaltungsziele des LRT 9160 – Stieleichen-Hainbuchenwald. Die Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes des Lebensraumtyps bleibt vollständig gewahrt.

4.6.3 LRT 91E0* - Auenwälder

Prognose der Beeinträchtigungen Der LRT 91E0* ist ca. 160 m vom Ort des geplanten Eingriffs entfernt und nicht direkt betroffen. Die dauerhafte Beseitigung der Vegetation und des Oberbodens ist damit nicht zu betrachten. Es besteht jedoch die Gefahr einer indirekten Beeinträchtigung von Flächen des LRT 91E0* infolge der betriebsbedingten Absenkung (Vorbereitung und laufende Gewinnung) des Grund- wasserspiegels in der Kreiderinne. Ebenso für den unmittelbar angrenzenden Eichen-Hainbu- chenwald (LRT 9160).

Nach den Planunterlagen (hier hydrologisches Gutachten, Anhang A) befindet sich im betrach- teten Bachtälchen ein schwebendes Grundwasserstockwerk über einer mächtigen wasserstau- enden Tonschicht im Untergrund. Dieses im Bezug zum Lappwald nur kleinräumig vorliegende Grundwasserstockwerk wird von dem hydrologischen Modell, das großräumig die Situation der tieferen Grundwasserleiter berechnet, nicht ausreichend berücksichtigt. Zwar treffen die Modell- Aussagen bezüglich einer Absenkung des tieferen Grundwassers zu, jedoch ist das Vorkommen des Auwaldes hier nicht von diesem abhängig. Dies zeigt sich auch an vergleichbaren anderen Auwald-Vorkommen im Lappwald, die auf Standorten mit großem Grundwasser-Flurabstand stocken. Voraussichtlich sind diese ebenso von kleinräumig wirksamen schwebenden Grund- wasservorkommen über wasserstauenden Schichten abhängig.

Der betroffene Feuchtwald ist vielmehr abhängig vom Niederschlagwasser. Da unter der was- serstauenden Schicht gespanntes Grundwasser vorliegt, müsste dieser Bestand bei hydrauli- scher Durchgängigkeit permanent durchnässt sein. Stattdessen kann im Jahresverlauf eine

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stark wechselnde Durchfeuchtung des Untergrundes festgestellt werden. Im Verlauf eines nor- malen Sommers trocknet der Talgrund bis zu den herbstlichen Niederschlägen aus. Die dort stockende Vegetation ist an diese Situation angepasst. Der tiefere Grundwasserspiegel ist des- halb für den hier kleinräumig stockenden, prioritären Auwald nicht von Belang. Der schwebende Grundwasserhorizont wird durch eine mehrere Meter starke Dichtschicht in ca. 5 m unterflur verursacht.

Bei dem Waldbestand handelt es sich um einen linearen Feuchtwald (prioritärer Lebensraum- typ) entlang eines Bachlaufes. Nach Aussage des Grundwassermodells wird sich im ungüns- tigsten Fall eine Grundwasserabsenkung einstellen. Der Auwald stockt jedoch über einem schwebenden Grundwasserspiegel, der von einem kleinräumigen Stauhorizont verursacht wird. Das Hydrologische Gutachten zeigt, dass der Grundwasserflurabstand in der Kreiderinne auch ohne Tagebauaufschluss hier bereits 3 m beträgt. Bei diesem großen Grundwasserflurabstand wirkt sich eine eventuelle weitere Absenkung des tieferen Grundwassers nicht auf den über dem schwebenden Horizont stockenden Auwald aus.

Dass das Grundwasser ober- und unterhalb der mehrere Meter mächtigen Tonlage voneinander entkoppelt ist, wurde durch die Druckverhältnisse und die unterschiedliche Hydrochemie nach- gewiesen.

Bewertung der Beeinträchtigungen durch abiotische Standortfaktoren Betroffen von der Grundwasserabsenkung ist lediglich der tiefere Grundwasserleiter. Mögliche indirekte Beeinträchtigungen über den Wasserpfad werden sowohl für den unmittelbar angren- zenden Eichen-Hainbuchenwald (LRT 9160) als auch den über 160 m oberhalb im Tal liegenden Auwald (LRT 91E0*) ausgeschlossen.

Der Gewässerkundliche Landesdienst Sachsen-Anhalt (GLD) hat die Problematik überprüft mit dem Ergebnis, dass zwischen der niedersächsischen Grenze und der künftigen Grube 8 sowohl ein oberflächennaher als auch ein tieferer Grundwasserleiter (GWL) vorhanden sind, getrennt durch einen durchgehenden Grundwasser-Stauer. Durch den Abbau in der Grube 8 wird es lediglich zu einer Absenkung des unteren GWL kommen. Der obere GWL, der für LRT 91E0* und LRT 9160 von Bedeutung ist, wird nicht beeinträchtigt. Diese Modellaussage wird durch Nullmessungen und durch das abbaubegleitende Monitoring nachgewiesen. Mit negativen Aus- wirkungen auf die Wasserbilanz ist durch das Vorhaben nicht zu rechnen.

Maßnahmen zur Schadensbegrenzung Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass im GW-Stauer kleinräumig durchlässiges Material eingeschlossen ist, sodass eine Verbindung zwischen dem oberen und dem unteren GWL besteht und dadurch eine flurnahe Grundwasserabsenkung eintritt. Für diesen Fall sehen

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die Planunterlagen die Errichtung einer Spundwand vor, um ein Auslaufen des oberen GWL zu verhindern.

Das geplante Risikomanagement (Grundwasser- und Vegetationsmonitoring), welches als vor- sorgliche Maßnahme zur Schadensbegrenzung zu werten ist, entspricht der Vermeidungsmaß- nahme V 5. Inhalt der Maßnahme ist die vorhabenbegleitende Kontrolle des Grundwasserspie- gels und daraus resultierend, bei Erfordernis das Einbringen einer Spundwand entlang des Gru- benrandes quer zum Talgrund (siehe auch Nebenbestimmung Nr. 4.7). Die Spundwand dient so der Verlängerung der vorhandenen natürlichen Dichtwand aus steil stehenden Juratonen und damit dem Rückhalt von Wasser des schwebenden Grundwasserstockwerkes und sichert die temporäre Überschwemmung und Durchfeuchtung des Standortes, vergleichbar zur heutigen Situation.

Grundwassermonitoring: Um den oberen Grundwasserleiter detailliert beobachten zu können, wird ein Netz aus mehre- ren Grundwassermessstellen eingerichtet. Zwei davon liefern bereits seit 2014 Messdaten im Stundentakt, weitere sollen noch im Jahr 2019 eingerichtet werden. Die Vorhabenträgerin hat dazu beim LAGB mit Schreiben vom 28.11.2018 die Einrichtung von sechs weiteren Grundwas- sermessstellen beantragt. An allen Messstellen werden hydraulische Tests und hydrochemische Untersuchungen durch- geführt. Die Dokumentation des Grundwasserspiegels erfolgt mit Datensammlern im Stunden- Takt, die regelmäßig ausgelesen und kalibriert werden. Hinsichtlich der konkreten Messstellen und des Umfangs des Monitorings wird auf die mit dem GLD abgestimmten und hier verfügte Nebenbestimmung Nr. 4.6 (Teil A, Kapitel IV) verwiesen.

Vegetationsmonitoring: Das Vegetationsmonitoring beginnt im Jahr 2020. Damit sollen Veränderungen der Vegetation festgestellt werden, die durch eine Grundwasserabsenkung hervorgerufen werden. Das Moni- toring wird im Tälchen westlich der geplanten Grube 8 und zusätzlich in einem Auwald im Lapp- wald als Referenzbestand durchgeführt. Der Referenzwald dient insbesondere dazu, klimati- sche Ereignisse zu erfassen. Die Auswahl des Referenzwaldes erfolgt zu Beginn des Vegetationsmonitorings im Jahr 2020. Dafür ist ein Auwald zu wählen, der außerhalb der im worst-case-Fall betroffenen Flächen der Grundwasserabsenkung liegt und eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Auwald im Tälchen westlich der Grube 8 aufweist. Laut den festgestellten Planunterlagen wird Hauptkriterium ein ähnlich kleines Einzugsgebiet mit geringen Abflüssen sein. Für das Vegetationsmonitoring ist auf drei definierten Probeflächen P 1 bis P 3 von jeweils 50 m² über einen Verlauf von drei Jahren jeweils in den Monaten Mai, Juli und September die Vegetation zu erfassen und damit ein Bericht des Ausgangszustandes zu erstellen. Die Lage

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der Probeflächen P 1 bis P 3 ist den festgestellten Planunterlagen zu entnehmen, hier „2. Prä- zisierende Erläuterungen…“, Abbildung 10. Der Ausgangszustandsbericht ist vorzulegen bevor mit der Regelförderung im Nassschnitt begonnen wird. Mit Beginn der Aufschlussphase sind bis zum Erreichen der Endgröße des Tagebaus und damit auch des Gewinnungssees ebenfalls jährlich erneute Erfassungen dieser Probeflächen durchzuführen. Die Ermittlung der Feuchtestufe der Vegetation erfolgt sowohl mit technischen Messverfahren als auch mit „Ökologische Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa“ nach ELLENBERG (1992), einem System zur Bioindikation. Die Zeigerwerte nach Ellenberg (Kurzbezeichnung) sind von ökologischen und botanischen Beobachtungen und Erfahrungen abgeleitete Kerngrößen für einzelne Pflanzenarten. Es handelt sich damit um ein empirisches Verfahren, bei dem das reale Vorkommen der jeweiligen Art im Gelände bewertet wird. Die Auswertung wird nach Vorkom- men / Nichtvorkommen der Arten (= ungewichtete Zeigerwerte) und nach Deckungsgrad der entsprechenden Arten (= gewichtete Arten) erfolgen. Durch einen Vergleich der aktuellen Messungen, der Nullproben und des Referenzwaldes kön- nen Veränderungen festgestellt werden, die für das Auslösen des Risikomanagements notwen- dig sind. Das Vegetationsmonitoring wurde hier als Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel IV unter Ziffer 3.11 verfügt.

Erheblichkeit der Beeinträchtigung Im Ergebnis der Prüfung sind unter Berücksichtigung der aufgeführten Vermeidungs-, Minde- rungs- und Ausgleichsmaßnahmen sowie des dargestellten Risikomanagements durch das Vor- haben keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und der Erhaltungsziele für die LRT 91E0* und 9160 zu erwarten. Die Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes dieser hydro- morph geprägten Lebensraumtypen bleibt vollständig gewahrt.

4.7. Beeinträchtigung von Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie Zu prüfen ist, ob das Vorhaben zu erhebliche Beeinträchtigungen für die Arten Bechsteinfleder- maus, Mopsfledermaus und großes Mausohr führen kann.

Für die Beurteilung der Erheblichkeit wird ebenfalls auf die Fachkonventionsvorschläge zur Bestim- mung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung, Lambrecht & Trautner (2007) Bezug genommen (vgl. Ausführungen unter Ziffer 4.6). Ausgegangen wird wiederum von der Grund- annahme, dass es sich bei dem betroffenen Bestand im Natura 2000-Gebiet um einen nach den jeweiligen Erhaltungszielen dieses Gebietes zu schützenden Bestand handelt.

Bezugsgröße sind also die Bestände des Gebietes.

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4.7.1 Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

Prognose der Beeinträchtigungen Die Bechsteinfledermaus ist in Sachsen-Anhalt in Laubwald- bzw. Laub-Nadelwaldgebieten ver- streut verbreitet und bevorzugt Laubwaldgebiete mit einem hohen Anteil höhlenreicher Eichen- bestände.

Auszugehen ist hier von einem kleinflächigen Verlust potenzieller Teilbereiche des Sommerle- bensraums der Bechsteinfledermaus durch Waldrodung. Die Flächen befinden sich im Einzugs- bereich eines außerhalb der Eingriffsflächen liegenden Wochenstubenquartiers der Bechstein- fledermaus.

Die Bechsteinfledermaus nutzt den Buchenhallenwald als Wochenstubenquartier und Nah- rungshabitat. Das ermittelte Wochenstuben-Quartier liegt in einiger Entfernung zur Vorhaben- grenze in dem südlich angrenzenden Hallenbuchenwald. Dieser zusammenhängende Buchen- hallenwald mit dem Quartier (und weiteren Baumhöhlen) bleibt in seiner Größe von ca. 27 ha vollständig erhalten. Insgesamt befinden sich im FFH-Gebiet ca. 170 ha Buchenwald. Geplant ist der Einschlag der nordöstlich an den Buchenwald angrenzenden Kieferndickung sowie zu- sätzlich von knapp 0,15 ha Laubwald.

Bewertung der Beeinträchtigungen durch den direkten Flächenentzug

A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten

Bei Tierarten üben in den meisten Fällen unterschiedliche Flächen oder Strukturen des Ge- samthabitats unterschiedliche Funktionen aus. Diese funktionalen Aspekte sind in Bezug auf bestimmte essenzielle Funktionen zwingend zu berücksichtigen. Ebenso ist zu differenzieren, inwieweit bestimmte Flächen auf Grund besonderer Qualitäten für das langfristige Überleben innerhalb eines Habitats entscheidend sind.

Im Rahmen der Erfassungen wurden 12 weibliche und eine männliche Bechsteinfledermaus innerhalb des FFH-Gebiets gefangen. Mittels Telemetrie wurde eine Wochenstubenkolonie mit min. 16 Tieren in der Ortslage von Walbeck ermittelt. Die Tiere konnten jagend nur in Laubwaldbeständen nachgewiesen werden. Als qualitativ-funktionale Besonderheit ist für diese Art das Quartier anzusehen. Hier im FFH-Gebiet stellen insbesondere die großen alten Buchen mit (Schwarz-)Specht- oder Faulhöhlen Besonderheiten für diese Art (z.B. Männchen- quartiere) dar. Höhlen finden sich jedoch nur im Hallenbuchenwald. Winterquartiere liegen im Untersuchungsgebiet nicht vor. Das nächste bekannte Winterquartier ist das FFH-Gebiet Zis- terne Weferlingen.

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Im betroffenen Bereich finden sich keine Altbäume bzw. kein Hallenbuchenwald, der den ge- nannten Anforderungen entspricht. Daher wird davon ausgegangen, dass auf der Eingriffsflä- che keine qualitativ-funktionalen Besonderheiten beeinträchtigt werden. Die in Anspruch ge- nommenen Flächen sind kein für die Art essenzieller bzw. obligatorischer Bestandteil des Ha- bitats. Es sind keine Habitatteile betroffen, die für die Tiere von zentraler Bedeutung sind.

B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust

Die Bechsteinfledermaus gehört zu den Arten ohne räumlich oder typusbezogen stark diffe- renzierende Teilhabitate, die in einzelnen Lebensabschnitten oder für bestimmte Funktionen zwar bestimmte Strukturen im Habitat benötigen können. Diese sind aber regelmäßig vorhan- den und gehören zur „üblichen“ Ausstattung. Die Orientierungswerte beziehen sich deshalb auf die Habitate insgesamt und können entsprechend im Rahmen des Fachkonventionsvor- schlages angewendet werden.

Bei Säugetieren erfolgt hinsichtlich der Flächenansprüche eine individuenbezogene Betrach- tung. Primär relevante Größenordnung ist die Größe des typischen Aktionsraums von Tieren, der für ihre wesentlichen Bedürfnisse ausreicht, also alle relevanten Teilhabitate und Lebens- stätten beinhaltet und z. B. ausreichend Nahrung bereitstellt.

Hintergrund für die individuenbezogene Betrachtung bei Säugetieren ist, dass vor allem bei diesen Artengruppen Gebietsausweisungen nur in den seltensten Fällen Größen erreichen, die tatsächlich eine Population umfassen können. Bei der Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen sind insoweit andere Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und der Bezug auf Fortpflanzungseinheiten (Individuen bzw. Familien oder Brutpaare) auszurichten. Deren Bestandsveränderungen sind auch direkt auf Individuenebene zu bemessen. Zudem ist bei Säugetieren die individuenbezogene Betrachtung auch auf Grund der in der Regel deutlich höheren Lebensdauer der Einzelindividuen und der geringeren Fortpflanzungsrate gegenüber den übrigen behandelten Tiergruppen – und damit der höheren Bedeutung des Einzelindividuums für Bestand und Erhaltungszustand – angemessen.

Für die Ableitung der Orientierungswerte werden sodann die zum Teil recht unterschiedlichen Größenangaben einer Flächenklasse zugeordnet, hier Flächenklasse 3. Die Einteilung der Flächenklassen erfolgt in Anlehnung an die Einteilung der Flächenkategorie einer für 30 Jahre überlebensfähigen Population. Bei einer Flächenklasse 3 bedeutet dies eine Flächengröße von 16 ha. Als Größenordnung der Orientierungswerte bei direktem Flächenentzug in Habitaten der Tier- arten wird für die Arten, bei denen wie hier eine individuenbezogene Betrachtung zugrunde

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gelegt worden ist, 1/100 des jeweiligen Flächenanspruches entsprechend der Flächenklasse als Basiswert herangezogen, hier 1.600 m².

Der Orientierungswert für tolerierbare Flächenverluste in Habitaten beträgt für die Bechstein- fledermaus also 1.600 m² für die Stufe I (Grundwert). Der betroffene Laubwaldanteil, der le- diglich ein Nahrungshabitat für die Art darstellt, hat eine Größe von 1.486 m² und liegt damit unter dem benannten Orientierungswert für die Stufe I.

C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium)

Die Beschränkung des ggf. hinnehmbaren absoluten Flächenverlustes (siehe B.) auf einen definierten relativen Wert dient dem besonderen Schutz kleinflächiger Vorkommen von Arten und ihren Habitaten innerhalb eines FFH-Gebietes. Der Umfang der direkten Flächeninanspruchnahme darf nicht größer als 1 % der Gesamtflä- che des jeweiligen Lebensraums bzw. Habitats der Art im Gebiet sein. Das 1 %-Kriterium wird schon bei alleiniger Betrachtung der im FFH-Gebiet liegenden Buchenwälder deutlich unter- schritten. Es wird insoweit auf die vorhergehenden Ausführungen zu den LRT verwiesen.

D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“

Andere Projekte und Pläne sind nicht bekannt und demzufolge nicht zu berücksichtigen.

E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

Voraussetzung für eine Verträglichkeit des Vorhabens ist, dass neben der Flächeninan- spruchnahme auch keine anderen Wirkfaktoren einzeln oder im Zusammenwirken mit ande- ren Wirkfaktoren erhebliche Beeinträchtigungen verursachen. Dies wurde untersucht, hier u. a. nichtstoffliche Einwirkungen in Form von akustischen Reizen (Lärm) oder Licht. Die Wir- kungen werden als sehr begrenzt eingeschätzt. Durch das Nassabbauverfahren sind keine relevanten Auswirkungen (auch keine Staubentwicklungen) zu erwarten, ebenfalls nicht durch den Betrieb der Rohrleitung. Durch die Vermeidungsmaßnahme V 1 (Bauzeitenfenster Waldeinschlag) wird außerdem si- chergestellt, dass es im Zuge der Fällarbeiten zu keiner Tötung von Fledermäusen kommt und dass im Falle von Quartiernachweisen Ersatzquartiere im direkten Umfeld der Eingriffs- flächen geschaffen werden. Durch den Tagebauaufschluss werden zwar vorhandene Fledermaushabitate und Leitlinien zerstört, jedoch entsteht mit dem Gewässer ein neues Nahrungshabitat und eine einfach an- zufliegende Trinkstelle. Die Beeinträchtigung der Flugrouten von Fledermäusen wird durch die Schaffung neuer Leitstrukturen (siehe Maßnahme M 3) vermieden bzw. kompensiert.

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Beeinträchtigungen auf die Bechsteinfledermaus durch andere Wirkfaktoren sind deshalb auszuschließen bzw. werden als nicht erheblich eingestuft.

Im Ergebnis der Prüfung erfolgen durch das Vorhaben keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und der Erhaltungsziele der Bechsteinfledermaus. Die Sicherung des günstigen Erhaltungs- zustandes der Art bleibt vollständig gewahrt.

4.7.2 Großes Mausohr (Myotis myotis)

Prognose der Beeinträchtigungen Das Mausohr ist eine gut bearbeitete Fledermausart in Sachsen-Anhalt, über deren Verbrei- tungsbild und Populationsgrößen ein guter Kenntnisstand besteht.

Das Große Mausohr nutzt den betroffenen Bereich mit seinen Laubwäldern vorwiegend als Nah- rungshabitat. Der Laubwald des FFH-Gebietes, insbesondere die Bereiche mit Hallenbuchen- wald, wird von den Tieren genutzt, deren Wochenstube in der Ortslage von Walbeck nachge- wiesen wurde.

Auszugehen ist hier von einer Zerschneidung von Strukturen mit Leitlinienfunktionen für das Große Mausohr durch die Entstehung des künftigen Tagebaugewässers. Im Sinne einer Scha- densbegrenzungsmaßnahme werden jedoch durch frühzeitige Heckenpflanzungen neue Leitli- nien zwischen der Ortslage und dem Wald etabliert, die auch für die weiteren Arten Leitlinien- funktion übernehmen (vgl. Maßnahme M 3). Mausohren jagen darüber hinaus auch über Grünland, das im Allertal großflächig zu finden ist. Es ist demnach nicht zwingend von einer Fragmentierung des Lebensraumes für diese Art durch den künftigen See auszugehen.

Bewertung der Beeinträchtigungen durch den direkten Flächenentzug

A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten

Im Rahmen der Erfassungen konnten 17 weibliche und 8 männliche Mausohren gefangen werden. Mittels Telemetrie wurde in der Ortslage von Walbeck eine Wochenstube mit min. 186 Tieren ermittelt. Die Art jagt insbesondere in den bodenoffenen Laubwäldern des FFH- Gebietes. Winterquartiere und auch Männchensommerquartiere (Höhlen in Altbäumen) liegen im Eingriffsbereich innerhalb des FFH-Gebietes nicht vor. Das nächste bekannte Winterquar- tier ist das FFH-Gebiet Zisterne Weferlingen. Daher wird davon ausgegangen, dass in der Eingriffsfläche keine qualitativ-funktionalen Besonderheiten beeinträchtigt werden.

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B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust

Das Große Mausohr gehört zu den Arten mit meist spezifischen Brut- oder Quartieransprü- chen, die regelmäßig nur an wenigen Stellen im Gebiet erfüllt sind (z. B. große Mausohr- Kolonien in Dachstühlen). Die Orientierungswerte beziehen sich in fast allen Fällen nur auf die Nahrungshabitate.

Zur Herleitung der Orientierungswerte wird auf das vorstehende Kapitel 4.7.1 verweisen.

Der Orientierungswert für tolerierbare Flächenverluste in Habitaten beträgt für das Große Mausohr 8.000 m² für die Stufe II auf Grund der gebietstypischen Gegebenheiten. Im FFH- Gebiet sind bestimmte Bestands-Mindestgrößen laut den vorliegenden Daten zum Gebiet vor- handen, hier mehr als 100 adulte Individuen (siehe Punkt A.).

Der betroffene Laubwaldanteil, der lediglich ein Nahrungshabitat für die Art darstellt, hat eine Größe von 1.486 m² und liegt damit unter dem benannten Orientierungswert für die Stufe II.

C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium)

Das 1 %-Kriterium wird deutlich unterschritten.

D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“

Andere Projekte oder Pläne sind nicht bekannt.

E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

Beeinträchtigungen durch andere Wirkfaktoren sind auszuschließen bzw. werden als nicht erheblich eingestuft.

Im Ergebnis der Prüfung erfolgen durch das Vorhaben keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und der Erhaltungsziele für das Große Mausohr. Die Sicherung des günstigen Erhaltungs- zustandes der Art bleibt vollständig gewahrt

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4.7.3 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus).

Prognose der Beeinträchtigungen Die Mopsfledermaus zeigt nach gegenwärtigem Kenntnisstand eine lückige Verbreitung in Sachsen-Anhalt.

Auszugehen ist hier von einem Verlust potenziell geeigneter Nahrungshabitate / Zwischenquar- tiere in räumlicher Nähe zum FFH-Gebiet durch Einschlag von ca. 1 ha Kiefernwald außerhalb des FFH-Gebietes.

Die Mopsfledermaus wurde im Rahmen der Erfassungen mit mäßiger Häufigkeit nachgewiesen. Quartiere einer männlichen Mopsfledermaus konnten westlich der Vorhabenfläche auf dem Hö- henrücken im FFH-Gebiet in einer abgängigen Eiche sowie in einem älteren Kiefernforst außer- halb nachgewiesen werden. Da durch den Einschlag von knapp 1 ha Kiefernwald mit nachge- wiesener Quartierfunktion außerhalb des FFH-Gebietes eine Beeinträchtigung der Art nicht aus- zuschließen ist, wird im Sinne einer vorgezogenen Ausgleichsmaßnahme 1 ha des verbleiben- den hiebsreifen Kiefernwaldes angrenzend an den Tagebau aus der Nutzung genommen. Der Wald übernimmt aktuell schon Quartierfunktion, die durch geeignete Maßnahmen (Ringeln, keine Nutzung) optimiert wird (vgl. Maßnahme M 6). Im Rahmen der umfangreichen Untersu- chungen konnten keine weiblichen Mopsfledermäuse erfasst werden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei dem untersuchten Raum nur um ein suboptimales Nahrungshabitat han- delt. Weibchen nutzten aufgrund ihres hohen Energiebedarfs in der Wochenstubenzeit bevor- zugt Lebensräume mit einem hohen Nahrungsangebot.

Bewertung der Beeinträchtigungen durch den direkten Flächenentzug

A. Qualitativ-funktionale Besonderheiten

Im Rahmen der Erfassungen wurden vier männliche Mopsfledermäuse beim Flug entlang des außerhalb des FFH-Gebiets liegenden Weges zwischen geplantem Aufschluss und der ge- planten Halde gefangen. Dieser Weg wurde jedoch vermutlich nicht regelmäßig als Nahrungs- habitat genutzt, da sonst mehr Fänge bzw. auch Wiederfänge dort gemacht worden wären. Mittels Telemetrie eines Männchens konnten in fünf Tagen drei Sommerquartiere ermittelt werden. Eines lag in großem Abstand westlich der Vorhabenfläche im FFH-Gebiet. Zwei lagen außerhalb des FFH-Gebietes im alten Kieferforst, davon eines innerhalb der geplanten Auf- schlussfläche. Die Tiere nutzten Rindentaschen an alten abgängigen Bäumen. Die genutzten Baumstrukturen waren alle relativ gut anzufliegen, lagen frei im Luftraum und nicht in dichten Beständen bzw. an deren Rändern. Im FFH-Gebiet wurden vereinzelt bioakustische Nach- weise jagender Mopsfledermäuse erbracht.

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Es wird davon ausgegangen, dass der Eingriffsbereich im FFH-Gebiet und das Umfeld nur von Männchen genutzt wird, weil nur solche gefangen wurden. Dies lässt auf ein suboptimales Nahrungsangebot schließen. Winterquartiere liegen im Eingriffsbereich nicht vor. Auch Som- merquartiere konnten im Eingriffsbereich nicht nachgewiesen werden. Innerhalb der FFH-Ge- bietsfläche, auf der der Wald eingeschlagen werden soll, finden sich großflächig jüngere vitale Bäume. Nennenswertes stehendes Totholz oder ältere Gehölze mit Quartierpotential für Mopsfledermäuse sind im Vergleich zum (nicht beeinträchtigten) Umfeld deutlich unterreprä- sentiert. Der betroffene Bereich weist damit keine qualitativ-funktionalen Besonderheiten auf.

B. Orientierungswert „quantitativ-absoluter Flächenverlust

Die Mopsfledermaus gehört ebenso wie das Große Mausohr zu den Arten mit meist spezifi- schen Brut- oder Quartieransprüchen, die regelmäßig nur an wenigen Stellen im Gebiet erfüllt sind. Die Orientierungswerte beziehen sich in fast allen Fällen nur auf die Nahrungshabitate.

Zur Herleitung der Orientierungswerte wird auf das vorstehende Kapitel 4.7.1 verweisen.

Der Orientierungswert für tolerierbare Flächenverluste in Habitaten beträgt für die Mopsfle- dermaus 1.600 m² für die Stufe I (Grundwert). Der betroffene Laubwaldanteil, der lediglich ein Nahrungshabitat für die Art darstellt, hat eine Größe von 1.486 m² und liegt damit unter dem benannten Orientierungswert für die Stufe I.

C. Ergänzender Orientierungswert „quantitativ-relativer Flächenverlust“ (1 %-Kriterium)

Das 1 %-Kriterium wird deutlich unterschritten.

D. Kumulation „Flächenentzug durch andere Projekte und Pläne“

Andere Projekte und Pläne sind nicht bekannt.

E. Kumulation mit anderen Wirkfaktoren.

Beeinträchtigungen durch andere Wirkfaktoren sind auszuschließen bzw. werden als nicht erheblich eingestuft.

Im Ergebnis der Prüfung erfolgen durch das Vorhaben keine erheblichen Beeinträchtigungen der Schutz- und der Erhaltungsziele für die Mopsfledermaus. Die Sicherung des günstigen Erhaltungs- zustandes der Art bleibt vollständig gewahrt

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4.8. Zusammenfassendes Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung

Gemäß § 34 BNatSchG war das Vorhaben auf seine Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes „Lappwald südwestlich Walbeck“ (FFH0028; DE 3732 301) zu überprüfen, da eine erhebliche Beeinträchtigung nicht bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden konnte.

Das betreffende Schutzgebiet wurde eingangs zunächst allgemein beschrieben und die dort vor- kommenden Lebensraumtypen und Arten aufgeführt. Weiterhin wurden die in der N2000-LVO LSA enthaltenen Schutz- und Erhaltungsziele des Gebietes aufgeführt. Nach kurzer Beschreibung des Vorhabens wurden die möglichen Wirkfaktoren ermittelt, um den Wirkraum festlegen zu können. Danach wurden die detailliert zu untersuchenden Bereiche abgegrenzt und anschließend die be- treffenden Lebensräume und Arten in Bezug auf vorhabenbedingte Beeinträchtigungen untersucht.

Im Ergebnis der Prüfung wird festgestellt, dass durch das Vorhaben weder die Lebensräume nach Anhang I einschließlich ihrer jeweiligen charakteristischen Arten noch die Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie erheblich beeinträchtigt werden. Eine erhebliche Beeinträchti- gung des Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maß- geblichen Bestandteilen kann somit ausgeschlossen werden.

FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeiffengraswiesen im südlichen Lapp- wald“

Das FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeiffengraswiesen im südlichen Lappwald“ befindet sich auf dem Territorium des Landes Niedersachsen, ca. 550 m westlich der geplanten Außenhalde und ca. 700 m westlich des geplanten Tagebaufeldes. Für dieses FFH-Gebiet, das sich vom Pro- jektareal aus gesehen hinter dem FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ befindet, wurde eine mögliche Beeinträchtigung ausgeschlossen. Laut Betroffenheitsabschätzung der Vorhabenträ- gerin besteht kein weiterer Untersuchungsbedarf. Da beide FFH-Gebiete über vergleichbare Schutzziele verfügen und diese Gebiete räumlich hintereinander auf dem Lappwaldrücken ange- ordnet sind, ist eine mögliche Beeinträchtigung nur zu prüfen, wenn für das näher liegende Gebiet eine erhebliche Beeinträchtigung prognostiziert wird, was nicht der Fall ist.

Insoweit wird auch auf die Umweltverträglichkeitsprüfung in Teil C, Kapitel V, Ziffer 2.6.2 und 3.2.2 verwiesen. Dort wurde ebenfalls festgestellt, dass auf Grund der relativ großen Entfernung und der geologischen Situation weder eine direkte noch eine indirekte Betroffenheit, wie z. B. über den Was- serpfad, erkennbar ist.

Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung ist demzufolge für dieses Gebiet nicht durchzuführen.

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VII. Begründung der Genehmigungen und Befreiungen

Eingriffsgenehmigung

Rechtsgrundlagen für die Genehmigung der Eingriffe in Natur und Landschaft (siehe Teil A, Kapitel III, Ziffer 1) sind die §§ 13 ff. BNatSchG.

Die mit dem Vorhaben verbundenen Baumaßnahmen stellen Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 BNatSchG dar. Insbesondere bei der Störung des Bodengefüges und der Beseitigung von Bäumen handelt es sich um Eingriffe, die die Funktionsfähigkeit des Naturhaushal- tes und das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können.

Gemäß § 15 Abs. 1 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beein- trächtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Die Vermeidbarkeit eines Eingriffes ist nicht schon deshalb zu bejahen, weil er gänzlich unterlassen oder an anderer Stelle ausgeführt werden kann. Vermeidbar ist der Eingriff erst dann, wenn kein Bedarf für das mit dem Eingriff ver- folgte Ziel vorliegt, das mit dem Eingriff verfolgte Ziel nicht erreichbar ist oder der verfolgte Zweck auch auf andere, die Landschaft oder Natur schonendere Weise erreicht werden kann.

Die Erforderlichkeit des Vorhabens ergibt sich aus den Ausführungen unter Teil C, Kap. IV (Plan- rechtfertigung) dieses Planfeststellungsbeschlusses. Zweifel dahingehend, dass die mit dem Vor- haben verfolgten Ziele nicht realisierbar sind, kann die Planfeststellungsbehörde nicht erkennen. Andere Alternativen kommen nicht in Betracht.

Der Eingriff entspricht auch dem Minimierungsgebot. Zum einen wurden bereits bei der Erarbeitung der Antragsunterlagen zum Planfeststellungsverfahren eingriffsmindernde Empfehlungen beachtet. Zum zweiten wurden mit den im LBP enthaltenen Schutz- und Vermeidungsmaßnahmen alle pla- nerischen Möglichkeiten zur Minimierung der Eingriffswirkungen ausgeschöpft. Die verbliebenen, mit dem Eingriff verbundenen Beeinträchtigungen sind demnach nicht vermeidbar.

Ein Eingriff darf gemäß § 15 Abs. 5 BNatSchG nicht zugelassen oder durchgeführt werden, wenn

 die Beeinträchtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessenen Frist auszuglei- chen oder zu ersetzen sind und

 die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abwägung aller Anfor- derungen an Natur und Landschaft anderen Belangen im Range vorgehe

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Die nicht zu vermeidenden Beeinträchtigungen sind somit gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG von der Vorhabenträgerin durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen). Gemäß § 15 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG ist eine Beeinträchtigung dann ausgeglichen, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschafts- bild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neugestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung nach § 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Natur- haushaltes in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind oder das Land- schaftsbild landschaftsgerecht neugestaltet ist.

Nach Herstellung des Benehmens mit der oberen Naturschutzbehörde wird festgestellt, dass die im LBP enthaltenen Maßnahmen geeignet und angemessen sind, die erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft soweit wie möglich zu vermeiden und unvermeidbare Beeinträchtigungen gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG zu kompensieren. Mit den im Teil A, Kap. IV unter Punkt 3 verfügten Nebenbestimmungen wird überdies sichergestellt, dass die vorgesehenen Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen in einer angemessenen Frist fachgerecht umgesetzt werden.

Anhaltspunkte für derart schwerwiegende Auswirkungen, bei denen sich einem objektiven fachkun- digen Betrachter der Verzicht auf die Baumaßnahmen aufdrängen würde – wie etwa der Verlust von seltenen Tier- oder Pflanzenarten, der komplette Wegfall eines Biotops oder unumkehrbaren Folgen für chemische, biologische oder physikalische Prozesse – sind nicht ersichtlich.

In Verbindung mit den planfestgestellten landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen wird bei der Umsetzung des Vorhabens der Ausgleich oder Ersatz der hervorgerufenen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft gewährleistet. Die festgesetzten Maßnahmen sind somit geeignet und zweck- mäßig, um die gestörten oder verloren gegangenen Funktionen im Naturhaushalt mittelfristig aus- zugleichen oder zu ersetzen. Der Eingriff ist damit aus naturschutzrechtlicher Sicht zulässig. Der Eingriff wird gemäß § 15 BNatSchG unter Beachtung des § 17 BNatSchG für die beantragten Maß- nahmen genehmigt.

Naturschutzrechtliche Befreiungen

Landschaftsschutzgebiet (LSG) „Harbke-Allertal“ Die naturschutzrechtliche Befreiung von den Verboten der Verordnung des Landkreises Bördekreis über das Landschaftsschutzgebiet „Harbke-Allertal“ (LSG0012OK) wird nach § 67 Abs. 1 BNatSchG gewährt.

Das Vorhaben soll in seiner Gesamtheit innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Harbke-Allertal“ umgesetzt werden. Die Unterschutzstellung dieses Gebietes erfolgte (nach Überarbeitung und flä- chenmäßiger Erweiterung auf 12.713 ha) durch Bekanntmachung der Verordnung des Landkreises

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Bördekreis über das Landschaftsschutzgebiet „Harbke-Allertal“ vom 02.02.1998 im Amtsblatt des damaligen Landkreises Bördekreis (Nr. 22/06) vom 08.12.2006.

Gemäß § 26 Abs. 2 BNatSchG sind in einem Landschaftsschutzgebiet unter besonderer Beachtung des § 5 Absatz 1 BNatSchG und nach Maßgabe näherer Bestimmungen alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen.

Das gesamte Vorhaben mit der geplanten Aussandungsfläche (Grube 8) und der Errichtung der Außenhalde führt zu einer Beeinträchtigung des Charakters und des besonderen Schutzzweckes des Landschaftsschutzgebietes, vgl. § 3 der VO über das LSG „Harbke-Allertal“. Im Landschafts- schutzgebiet sind nach § 5 der VO über das LSG „Harbke-Allertal“ insbesondere folgende Hand- lungen verboten: die Errichtung oder wesentliche Änderung von baulichen Anlagen aller Art (Nr. 1), die Beseitigung von Gewässern oder Feuchtstellen (Nr. 2), die Veränderung oder Beeinträchtigung der Bodengestalt durch Entnahme oder Aufschütten von Bodenbestandteilen und Einbringen von Stoffen aller Art (Nr. 4), die Beschädigung, Beseitigung oder wesentliche Veränderung von Feldge- hölzen, Bäumen, Hecken, Gebüschen, Feldrainen oder bisher ungenutzten Flächen (Nr. 5), die Umwandlung von Wald in andere Nutzungsarten (Nr. 7) etc.

Gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kann eine Befreiung von den Verboten gewährt werden, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder wenn gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. In diesem Zusammenhang wird auch auf § 6 der VO über das LSG „Harbke-Allertal“ verwiesen.

Vorliegend besteht einerseits ein überwiegend öffentliches Interesse an dem Vorhaben. Nähere Ausführungen dazu sind den nachfolgenden Kapiteln, vorrangig der „Abwägung der Belange“ (Ka- pitel XI.), zu entnehmen. Darüber hinaus würden die Verbote zu einer unzumutbaren Belastung führen, zumal die Abweichungen mit den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar sind. Das Verbot würde hier dazu führen, dass das Vorhaben in seiner Gesamtheit nicht realisiert werden könnte. Mit dem geplanten Vorhaben werden außerdem Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung sowie zum Ausgleich und Ersatz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt umgesetzt. So werden u. a. Voraussetzungen zur Etablierung höherwertiger Biotope nach Abschluss des Abbaubetriebes und z. T. bereits abbaubegleitend geschaffen. Die Abweichungen sind damit bei Einhaltung der unter Ziffer 3 in Teil A, Kapitel IV verfügten Nebenbestimmungen mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar.

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Auch ist die vorhabenbedingte Flächeninanspruchnahme innerhalb des betroffenen Schutzgebietes im Verhältnis zu dessen räumlichen Ausdehnung relativ gering. Die für die Schutzgebietsauswei- sung maßgebliche Gebietscharakteristik bleibt im Wesentlichen erhalten.

Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Börde hat im Rahmen der Beteiligung im Planfest- stellungsverfahren ihre Zustimmung erteilt, ebenso die obere Naturschutzbehörde.

Demzufolge wird gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG i. V. m. § 6 der VO über das LSG „Harbke-Allertal“ eine Befreiung von den Verboten des § 26 Abs. 2 BNatSchG gewährt.

Naturschutzgebiet (NSG) „Bachtäler des Lappwaldes“ Die naturschutzrechtliche Befreiung von den Verboten der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ (NSG0158) wird nach § 67 Abs. 1 BNatSchG gewährt.

Dieses NSG mit einer Größe von 590 ha befindet sich unmittelbar südwestlich von Walbeck und erstreckt sich entlang der Landesgrenze zu Niedersachsen. Die „Bachtäler des Lappwaldes“ liegen im LSG „Harbke-Allertal“.

Schutzziel ist Schutz und Erhaltung naturnaher Bachtäler im östlichen Lappwald, Erhaltung und Entwicklung der struktur- und artenreichen heimischen Waldbestände, der Wasserläufe sowie Feucht- und Frischwiesen, Erhaltung und Förderung des Bachforellenbestandes und eines Flach- landvorkommens der Elritze. Das Gebiet befindet sich in einem guten Zustand. Die naturfernen Forste sind in standortheimische und naturnah strukturierte Waldbestände umzuwandeln.

Das NSG wird hier überlagert vom südwestlichen Randbereich des geplanten Tagebaufeldes. Durch das Vorhaben sind Beeinträchtigungen des NSG zu erwarten.

Gemäß § 23 Abs. 2 BNatSchG sind in einem Naturschutzgebiet alle Handlungen, die zu einer Zer- störung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, nach Maßgabe näherer Bestimmungen verboten.

Nach § 4 Abs. 1 der VO über das NSG „Bachtäler des Lappwaldes“ sind alle Handlungen verboten, die das Naturschutzgebiet oder einzelne seiner Bestandteile zerstören, beschädigen, verändern oder zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führen können. Dazu zählen insbesondere nach Ab- satz 2 das Verlassen der Wege und nach Absatz 3 die Errichtung von baulichen Anlagen (Nr. 1), die Veränderung der Bodengestalt (Nr.3), die Art oder den Umfang der bisherigen Grundstücksnut- zung zu ändern (Nr. 4), Grund- oder Oberflächenwasser über den bisherigen Umfang hinaus zu entnehmen (Nr. 6) etc.

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Gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG kann eine Befreiung von den Verboten gewährt werden, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder wenn gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG die Durchführung der Vorschrift im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. In diesem Zusammenhang wird auch auf § 13 der VO über das NSG „Bachtäler des Lappwaldes“ verwiesen.

Wie bereits im vorhergehenden Abschnitt zum LSG ausgeführt, besteht ein überwiegend öffentli- ches Interesse an dem Vorhaben. Die Begründung dazu ist den nachfolgenden Kapiteln, vorrangig der „Abwägung der Belange“ (Kapitel XI.), zu entnehmen. Die Verbote würden zu einer unzumut- baren Belastung führen, konkret dazu, dass das Vorhaben in seiner Gesamtheit nicht realisiert wer- den könnte. Mit dem geplanten Vorhaben werden Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung sowie zum Ausgleich und Ersatz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt umgesetzt. So werden u. a. Voraussetzungen zur Etablierung höherwertiger Biotope nach Abschluss des Abbaubetriebes und z. T. bereits abbaubegleitend geschaffen. Die Abweichungen sind damit bei Einhaltung der unter Ziffer 3 in Teil A, Kapitel IV verfügten Nebenbestimmungen mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar.

Darüber hinaus ist die vorhabenbedingte Flächeninanspruchnahme innerhalb des betroffenen Schutzgebietes im Verhältnis zu dessen räumlichen Ausdehnung relativ gering. Die für die Schutz- gebietsausweisung maßgebliche Gebietscharakteristik bleibt im Wesentlichen erhalten.

Sowohl die obere Naturschutzbehörde als auch die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Börde haben im Rahmen der Beteiligung im Planfeststellungsverfahren ihre Zustimmung erteilt.

Demzufolge wird gemäß § 67 Abs. 1 BNatSchG i. V. m. § 13 der VO über das NSG „Bachtäler des Lappwaldes“ eine Befreiung von den Verboten des § 23 Abs. 2 BNatSchG gewährt.

Biotopschutz

Das Vorhaben ist mit den Zielen des Biotopschutzes vereinbar.

Mit der baulichen Umsetzung des Vorhabens werden Biotope beeinträchtigt, die nach § 30 BNatSchG gesetzlich geschützt sind. Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erhebli- chen Beeinträchtigung gesetzlich geschützter Biotope führen können, sind gemäß § 30 Abs. 2 BNatSchG grundsätzlich verboten. Von diesen Verboten des Absatzes 2 kann gemäß § 30 Abs. 3

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BNatSchG eine Ausnahme zugelassen werden, wenn die Beeinträchtigungen der Biotope ausge- glichen werden können.

Das Vorhaben führt zu einer direkten Inanspruchnahme von Flächen durch den Tagebau und die Außenhalde und damit zu einem vollständigen Verlust von vorhandenen Biotopstrukturen. In Teil C, Kapitel V, Ziffer 2.4.2 sind in Tabelle 1 alle im Untersuchungsraum erfassten, höherwerti- gen Biotope dargestellt, also die Biotoptypen die gemäß Bewertungsmodell Sachsen-Anhalt einen Biotopwert von mindestens 14 Punkten aufweisen. Die gemäß § 30 BNatSchG bzw. § 22 NatSchG LSA gesetzlich geschützten Biotope bzw. geschützte Baumreihen nach § 21 NatSchG LSA i. V. m. § 29 BNatSchG sind gesondert gekennzeichnet. Es wird insoweit darauf verwiesen sowie auf die Details zu den Verlusten an höherwertigen Biotopstrukturen in Tabelle 7, Teil C, Kapitel V, Ziffer 2.6.2.

Die beanspruchten Flächen gehen dem Naturhaushalt langfristig gesehen aber nicht verloren. So entstehen nach dem Abbaubetrieb bzw. der Aufhaldung neue Biotopstrukturen. Mit den geplanten landschaftspflegerischen Maßnahmen M3 und M 5 werden im Bereich der Außenhalde Gebüsche / Hecken und ein standortgerechter Laubwald angelegt, die einen weit höheren Biotopwert besitzen als die im Bestand auf der Fläche überwiegend vorhandene Ackerflur. Auch durch geeignete Vermeidungsmaßnahmen im Umfeld der Eingriffsflächen werden Vorausset- zungen geschaffen, die in räumlicher Nähe eine zeitnahe Entwicklung wertvoller Ersatzbiotope er- möglichen, vgl. V 3 und V 4 zur Etablierung von Sandmagerrasen sowie Seggenried und Nass- wiese.

Die Beeinträchtigungen der besonders geschützten Biotope werden insgesamt vollständig durch die landschaftspflegerischen Maßnahmen ausgeglichen, sodass hier gem. § 30 Abs. 3 BNatSchG eine Ausnahme von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG zugelassen wird.

Darüber hinaus hätte von den Verboten des BNatSchG auch eine Befreiung nach § 67 Abs. 1 BNatSchG gewährt werden können, wenn dies aus Gründen des überwiegenden öffentlichen Inte- resses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist oder die Durchführung der Vorschriften im Einzelfall zu einer unzumutbaren Belastung führen würde und die Abweichung mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbar ist. Diese Voraussetzungen liegen hier ebenfalls vor, vgl. die vorhergehenden Ausführungen unter Ziffer 2 und 3. Da hier jedoch bereits eine Ausnahme von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG zugelassen wurde, war die Erteilung einer Befreiung nach § 67 Abs. 1 BNatSchG nicht mehr notwendig.

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Waldumwandlung

Mit der Umsetzung des geplanten Vorhabens ist eine dauerhafte Umwandlung einer Waldfläche in eine andere Nutzungsart notwendig. Bei der betroffenen Fläche von 7,41 ha handelt es sich um Wald im Sinne des § 2 LWaldG. Danach ist Wald jede mit Waldbäumen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze.

Nach § 9 Abs. 1 Bundeswaldgesetz (BWaldG) darf Wald nur mit Genehmigung der nach Landes- recht zuständigen Behörde gerodet und in eine andere Nutzungsart umgewandelt werden (Um- wandlung). Bei der Entscheidung über einen Umwandlungsantrag sind die Rechte, Pflichten und wirtschaftlichen Interessen des Waldbesitzers sowie die Belange der Allgemeinheit gegeneinander und untereinander abzuwägen. Die Genehmigung soll versagt werden, wenn die Erhaltung des Waldes überwiegend im öffentlichen Interesse liegt, insbesondere wenn der Wald für die Leistungs- fähigkeit des Naturhaushalts, die forstwirtschaftliche Erzeugung oder die Erholung der Bevölkerung von wesentlicher Bedeutung ist.

Gemäß § 8 Abs.1 LWaldG darf Wald nur mit Genehmigung der Forstbehörde in eine andere Nut- zungsart umgewandelt werden (Umwandlung). Nach § 8 Abs. 2 LWaldG soll die Genehmigung zum vollen oder teilweisen Ausgleich nachteiliger Wirkungen der Umwandlung auf die Schutz- und Er- holungsfunktion mit Nebenbestimmungen, insbesondere mit der Auflage zur Erstaufforstung in ei- nem Flächenumfang, der mindestens der umzuwandelnden Fläche entspricht, versehen werden. Die Forstbehörde kann in begründeten Ausnahmefällen auch Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Wälder oder Maßnahmen zur Beseitigung oder erheblichen Verminderung von Altlasten im Wald als Ersatz zulassen.

Die Voraussetzungen für die Genehmigung zur Waldumwandlung gemäß § 8 Abs. 1 LWaldG liegen vor. Die Erhaltung des Waldes liegt hier nicht überwiegend im öffentlichen Interesse. Der Wald ist nicht von wesentlicher Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die forstwirtschaft- liche Erzeugung oder die Erholung der Bevölkerung. Zum Ersatz der Waldumwandlung werden Ersatzaufforstungen im räumlich funktionalen Zusammenhang festgelegt, hier auf bisher nicht mit Wald bestockter Fläche. Außerdem wird im Zuge der Rekultivierung der Deponie ein naturnaher Laubmischwald mittels Gehölzeinsaat bzw. Anpflanzung angelegt. Insoweit wird auch auf die ver- fügten Auflagen bzw. Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 5 verwiesen. Dadurch erfolgt eine Kompensation der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion.

Zuständig (sachlich und örtlich) für die Erteilung der Genehmigung der Waldumwandlung ist gemäß § 33 Abs. 2 LWaldG die untere Forstbehörde des Landkreises Börde. Auf Grund der Konzentrati- onswirkung wird diese Genehmigung hier in die Planfeststellung integriert

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Erstaufforstung

Die Genehmigung für die Erstaufforstung von Flächen in einem Umfang von mindestens 13,46 ha wird auf der Grundlage von § 9 LWaldG erteilt. Gemäß § 9 Abs. 1 Satz 2 LWaldG darf die Geneh- migung nur versagt werden, wenn Erfordernisse der Raumordnung, der Landesplanung, des Na- turschutzes oder der Landschaftspflege der Erstaufforstung entgegenstehen oder erhebliche Nach- teile für die benachbarten Grundstücke zu erwarten sind und den Erfordernissen nicht durch Aufla- gen entsprochen werden kann.

Nach Anhörung der zuständigen Behörden bzw. Fachreferate sowie nach öffentlicher Auslegung der Planunterlagen sind entsprechende Versagungsgründe nicht ersichtlich. Der Genehmigung für die Erstaufforstung stehe auch keine Belange der forstlichen Rahmenplanung entgegen, weil es im gesamten Landkreis Börde kein Aufforstungsausschlussgebiet der forstlichen Rahmenplanung nach § 6 Abs. 3 Nr. 3 LWaldG gibt.

Die Genehmigung wird demnach erteilt. Hinsichtlich der dazu verfügten Nebenbestimmungen wird auf Teil A, Kapitel IV, Ziffer 5 verwiesen.

Zuständig (sachlich und örtlich) für die Erteilung der Genehmigung für die Erstaufforstung ist gemäß § 33 Abs. 2 LWaldG die untere Forstbehörde des Landkreises Börde. Auf Grund der Konzentrati- onswirkung wird diese Genehmigung hier in die Planfeststellung integriert.

Denkmalrechtliche Genehmigung

Rechtsgrundlage der denkmalrechtlichen Genehmigung in Teil A, Kapitel III, Ziffer 6 ist § 14 Denk- mSchG LSA. Sie dient der Wahrung archäologischer Belange und wird mit Nebenbestimmungen in Abstimmung mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde erteilt.

Die Zuständigkeit der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde ergibt sich aus § 4 Abs. 3 DenkmSchG LSA. Auf Grund der Konzentrationswirkung wird die denkmalrechtliche Geneh- migung in die Planfeststellung integriert.

VIII. Begründung der Auflagen und Nebenbestimmungen

Die Nebenbestimmungen sind gemäß § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG der Vorhabenträgerin zur Wahrung des Wohls der Allgemeinheit bzw. zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen auf Rechte anderer auf- zuerlegen. Sie ergeben sich aus den anerkannten Regeln der Technik, die im Zusammenhang mit dem hier beantragten Vorhaben angewandt werden müssen.

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Vorbehalt

Die Verfügung des Vorbehalts in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 1 erfolgt nach § 36 Abs. 2 Nr. 5 VwVfG. Danach können nachträglich Auflagen bzw. Nebenbestimmungen angeordnet werden, deren Not- wendigkeit sich erst im Zuge der zunehmenden Konkretheit des Vorhabens, d. h. im Rahmen der Ausführungsplanung ergeben. Dies betrifft insbesondere Vorhaben, die einerseits einer komplexen Regelung bedürfen und deren Auswirkungen andererseits auf prognostischen Beurteilungen basie- ren. Damit soll sichergestellt werden, dass das Vorhaben geordnet umgesetzt wird. Der Vorbehalt wird von der Maßgabe begrenzt, dass die in Frage stehenden Regelungen die Substanz und Aus- gewogenheit der Planung selbst nicht berühren.

Allgemeine Unterrichtungs- und Beteiligungspflichten

Rechtsgrundlage der Nebenbestimmungen im Teil A, Kapitel IV, Ziffer 2 ist § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG.

Zu Ziffer 2.1 Die Informationspflicht besteht gegenüber dem Landesverwaltungsamt als zuständige Planfeststel- lungsbehörde sowie obere Wasser- und Naturschutzbehörde und dem Landkreis Börde als zustän- dige Gefahrenabwehr-, untere Wasser-, Denkmalschutz-, Fischerei- sowie Naturschutzbehörde.

Aufgabe der Wasserbehörden ist es unter anderem, das Wassergesetz für das Land Sachsen-An- halt und das Wasserhaushaltsgesetz zu vollziehen und Gefahren für Gewässer abzuwehren. Aus diesem Grund sind die Wasserbehörden über Bautätigkeiten in und an Gewässern zu informieren, damit sie im Gefahrenfall gezielt Anordnungen treffen können.

Zu Ziffer 2.2 Durch die Baumaßnahmen werden auch kommunale und private Flächen tangiert. Grundstücke Dritter dürfen für die erforderliche Bautätigkeit nur nach vorheriger Ankündigung durch den Ausbau- unternehmer bzw. seinen Beauftragten betreten und vorübergehend benutzt werden.

Zu Ziffer 2.3 Der Planfeststellungsbeschluss ergeht auf der Grundlage der vorgelegten Planunterlagen. Die Zu- lässigkeit des Vorhabens und seiner Auswirkungen wird unter der Voraussetzung festgestellt, dass ein reibungsloser und ordnungsgemäßer Bauablauf gewährleistet wird. Sofern sich Unregelmäßig- keiten bei der Baudurchführung ergeben, sind aus sicherheitstechnischen und schadensminimie- renden Gründen die entsprechenden Maßnahmen durchzuführen und es ist den Meldepflichten nachzukommen. Sofern Änderungen oder Ergänzungen der Planunterlagen notwendig werden, sind diese vor Baubeginn bei der Planfeststellungsbehörde zu beantragen.

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Zu Ziffer 2.4 Hier wurde verfügt, dass der Planfeststellungsbehörde der Sonderbetriebsplan für die Pegelboh- rungen und die Errichtung von Grundwassermessstellen zur Einsichtnahme vorzulegen ist. Die Vor- habenträgerin hatte dies beim LAGB mit Schreiben vom 28.11.2018 als Ergänzung zum Sonderbe- triebsplan vom 21.11.2012 beantragt mit der Begründung, Zweck der 6 Pegelbohrungen sei u. a. das Monitoring der Hydrologie im FFH-Gebiet. Der Planfeststellungsbehörde wurde der Antrag vom 28.11.2018 durch die Vorhabenträgerin zur Kenntnisnahme vorgelegt. Die Verfügung dieser Vorlage dient der Kontrolle der Nebenbestimmung unter Ziffer 4.5 und 4.6 (Monitoring).

Naturschutz, Landschaftspflege, Artenschutz

Zur hinreichenden und angemessenen Gewährleistung der Umsetzung der naturschutzrechtlichen Anforderungen war die Aufnahme von Auflagen und Nebenbestimmungen in den Planfeststellungs- bescheid erforderlich.

Rechtsgrundlage für die Nebenbestimmungen im Teil A, Kapitel IV. Ziffer 3.1 bis 3.12 sind die §§ 13 bis 15 BNatSchG zum allgemeinen Schutz von Natur und Landschaft in Verbindung mit § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG. Damit wird sichergestellt, dass vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft gemäß § 15 Abs. 1 BNatSchG unterlassen werden und Verstöße gegen arten- schutzrechtliche Zugriffsverbote gemäß § 44 Abs. 1 Ziff. 1 BNatSchG ausgeschlossen werden kön- nen.

Die Vermeidungs-, Minimierungs-, Artenschutz- und Ausgleichsmaßnahmen sind Bestandteil der festgestellten Planunterlagen und Grundlage des Planes. Sie sind entsprechend fachgerecht und zeitnah umzusetzen, um die volle Wirksamkeit entfalten zu können (Ziffer 3.2).

Die Nebenbestimmung unter Ziffer 3.4 zur ergänzenden Erfassung des Feuersalamanders im obe- ren Kleinberggraben war eine Forderung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde im Rahmen der Anhörung. Laut den nachgereichten Planunterlagen („2. Präzisierende Erläuterun- gen…“) soll die Erfassung im Sommer 2019 oder 2020 im Rahmen von drei nächtlichen Begehun- gen im oberen Kleiberggraben erfolgen mit Beschreibung der Feuchtesituation bzw. der Nutzbarkeit des Auwaldes westlich der Grube 8 für die Art. Die Erfassung basiere auf Sichtbeobachtung und Kescherfang. Für den Fall, dass Wasserflächen vorhanden sind, sollen zudem Flaschenreusen ein- gesetzt werden. Die Darstellung der Ergebnisse soll in Text und Karte erfolgen. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Börde erklärte dazu mit Schreiben vom 16.05.2019, dass die Methodik prinzipiell akzeptiert wird. Auf Grund der aktuellen hydrologischen Verhältnisse (Grundwasserdefizit, Trockenfallen des Kleiberggrabens, Fehlen von Tümpeln) sei

Seite 123/175 eine Geländeerfassung im Jahr 2020 zu bevorzugen. Dies wurde in der verfügten Nebenbestim- mung berücksichtigt.

Die Nebenbestimmung Nr. 3.5 zur Herstellung des Zauneidechsenhabitates (vgl. Maßnahme M2) ist eine Forderung der oberen Naturschutzbehörde.

Mit der Verfügung der Nebenbestimmung unter Ziffer 3.6 wird die Maßnahme M 6 (Anlage eines Kastenquartierverbundes für Fledermäuse) gemäß Absprache zwischen der Vorhabenträgerin und der unteren Naturschutzbehörde korrigiert. Damit ist eine Anpassung in der Ausführungsplanung möglich, sodass keine Änderung der Planunterlagen erfolgen muss.

Die Nebenbestimmungen unter Ziffer 3.7 und 3.8 dienen der Gewährleistung der behördlichen Kon- trolle. Gemäß § 17 Abs. 7 BNatSchG prüft die Zulassungsbehörde die frist- und sachgerechte Durchführung der Vermeidungs- sowie der festgesetzten Kompensationsmaßnahmen einschließ- lich der erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen und kann vom Verursacher des Eingriffs die Vor- lage eines Berichts verlangen.

Zur Führung des Kompensationsverzeichnisses ist es notwendig, dass die Vorhabenträgerin der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde die genaue Größe der betroffenen Flurstücke mitteilt (tabellarisch und Shape-Format). Dies ist zwar bereits erfolgt. Für den Fall, dass sich im Rahmen der Ausführung des Vorhabens jedoch Änderungen / Aktualisierungen ergeben, wurde die Nebenbestimmung unter Ziffer 3.9 aufgenommen.

Unter Ziffer 3.10 wurde verfügt, dass eine Erfassung der Vegetationsbestände im FND Krähenbruch vor Beginn des Aufschlusses der Grube 8 durchzuführen ist. Es handelt sich dabei um eine Forde- rung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde. Nach Begehung der Flächen und den entsprechenden Abstimmungen hat die Vorhabenträgerin in der „2. Präzisierenden Erläute- rung…“ folgende Details zu dieser vegetationskundlichen Erfassung selbst festgelegt: Die Erfassung wird vor Beginn des ersten Aufschlusses der Grube 8 auf einem Transsekt erfolgen. Bei der sensiblen Fläche handelt es sich um eine Nasswiese mit Seggenbeständen. Diese liegt an einem leichten Hang. Auf Grund der Hanglage wird davon ausgegangen, dass sich die Vegetation entsprechend eines Feuchtigkeits- und Nährstoffgradienten senkrecht zu den Höhenlinien ausge- bildet hat. Die Probeflächen sollen daher in etwa auf dieser Linie liegen. Die Erfassung der Vegetation nach Braun-Blanquet soll auf ca. 10 Probeflächen im späten Frühjahr (etwa Ende Mai – Anfang Juni) erfolgen, wenn ein großer Teil der Feucht-Vegetation in Blüte steht. Anhand der Ergebnisse der Probeflächen könne eine Vegetationskarte der Feuchtbereichs erstellt werden. Die Probeflächen werden dauerhaft gekennzeichnet, sodass sie als Referenzflächen für ein späteres Monitoring fungieren können.

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Für die Vegetationserfassung sind zwei Durchgänge vorgehen. Die Darstellung der Ergebnisse wird in Form von Text, Tabelle und Karte erfolgen. Einen Datenabgleich mit der UNB hat die Vorhabenträgerin bereits durchgeführt. Die Festlegung der Untersuchungsflächen wird in Absprache mit der UNB erfolgen, die sich mit Schreiben vom 16.05.2019 bereits mit dem Untersuchungsumfang einverstanden erklärt hat.

Unter Ziffer 3.11 wurde verfügt, dass im Rahmen des Risikomanagements ein Vegetationsmonito- ring durchzuführen ist. Damit sollen Veränderungen der Vegetation festgestellt werden, die durch eine Grundwasserabsenkung hervorgerufen werden. Laut den Planunterlagen wird das Monitoring im Tälchen westlich der geplanten Grube 8 und zusätzlich in einem Auwald im Lappwald als Refe- renzbestand durchgeführt. Der Referenzwald dient insbesondere dazu, klimatische Ereignisse zu erfassen. Die Auswahl des Referenzwaldes erfolgt zu Beginn des Vegetationsmonitorings im Jahr 2020. Dafür ist ein Auwald zu wählen, der außerhalb der im worst-case-Fall betroffenen Flächen der Grundwasserabsenkung liegt und eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Auwald im Tälchen westlich der Grube 8 aufweist. Laut den festgestellten Planunterlagen wird Hauptkriterium ein ähn- lich kleines Einzugsgebiet mit geringen Abflüssen sein. Für das Vegetationsmonitoring ist auf drei definierten Probeflächen P 1 bis P 3 von jeweils 50 m² über einen Verlauf von drei Jahren jeweils in den Monaten Mai, Juli und September die Vegetation zu erfassen und damit ein Bericht des Ausgangszustandes zu erstellen. Die Lage der Probeflächen P 1 bis P 3 ist den festgestellten Planunterlagen zu entnehmen, hier „2. Präzisierende Erläuterun- gen…“, Abbildung 10. Der Ausgangszustandsbericht ist vorzulegen bevor mit der Regelförderung im Nassschnitt begonnen wird. Mit Beginn der Aufschlussphase sind bis zum Erreichen der End- größe des Tagebaus und damit auch des Gewinnungssees (laut Angaben der Vorhabenträgerin nach ca. 10 Jahren) jährlich erneute Erfassungen dieser Probeflächen durchzuführen. Die Ermittlung der Feuchtestufe der Vegetation erfolgt sowohl mit technischen Messverfahren als auch mit „Ökologische Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa“ nach ELLENBERG (1992), einem System zur Bioindikation. Die Zeigerwerte nach Ellenberg (Kurzbezeichnung) sind von ökologi- schen und botanischen Beobachtungen und Erfahrungen abgeleitete Kerngrößen für einzelne Pflanzenarten. Es handelt sich damit um ein empirisches Verfahren, bei dem das reale Vorkommen der jeweiligen Art im Gelände bewertet wird. Die Auswertung wird nach Vorkommen / Nichtvorkom- men der Arten (= ungewichtete Zeigerwerte) und nach Deckungsgrad der entsprechenden Arten (= gewichtete Arten) erfolgen. Durch einen Vergleich der aktuellen Messungen, der Nullproben und des Referenzwaldes können Veränderungen festgestellt werden, die für das Auslösen des Risikomanagements notwendig sind. Die obere Naturschutzbehörde hat dieser Vorgehensweise grundsätzlich zugestimmt, gab jedoch den Hinweis, dass die Vegetationserfassungen vor und während des Aufschlusses mit der gleichen Methodik erfolgen sollen. Davon geht die Planfeststellungsbehörde aus, da andernfalls keine realen Vergleiche möglich sind. Sämtliche Berichte sind sowohl der Planfeststellungsbehörde als auch der unteren und oberen Naturschutzbehörde vorzulegen.

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Die Verfügung der Nebenbestimmung unter Ziffer 3.12 dient dem Artenschutz im Rahmen der Ge- staltung der Außenhalde. Die betroffene Streuobstwiese ist nach Feststellung der unteren Natur- schutzbehörde ein Rückzugsgebiet für diverse Arten, sodass Details hinsichtlich der Inanspruch- nahme und der Bepflanzung / Aufforstung mit unteren Naturschutzbehörde abzustimmen sind.

Unter den Ziffern 3.13 bis 3.15 wurden abfall- und bodenschutzrechtlichen Nebenbestimmungen verfügt. Es wird insoweit auf die Regelungen des Kreislaufwirtschafts- sowie des Bundes-Boden- schutzgesetzes einschließlich deren Verordnungen verwiesen. Grundsätzlich ist mit Grund und Boden sparsam umzugehen. Bodenversiegelungen sind auf das notwendige Maß zu begrenzen. Die Vorhabenträgerin hat bei der Umsetzung des Vorhabens zu berücksichtigen, dass die Flurstü- cke 123/1 und 384 der Flur 4 der Gemarkung Walbeck im Altlastenkataster des Landkreises Börde unter der Bezeichnung „Ablagerung am Krähenberg“ als Altablagerung registriert sind. Es wird auch auf die Merkblätter 19 und 20 der Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) verwiesen mit den jeweiligen Einbaubeschränkungen bzw. Einbauverboten u. a. in festgelegten Schutzgebie- ten sowie den Dokumentationspflichten bei der Verwertung von mineralischen Abfällen der Einbau- klasse 2. Ein geplanter Einbau von Recyclingmaterial der Einbauklasse 2 (Z 2 – Material) ist im Vorfeld mit der unteren Abfallbehörde des Landkreises Börde abzustimmen.

Unter Ziffer 3.16 wurde festgesetzt, dass vor Beseitigung des derzeitigen Aller-Radweges ein neuer Weg herzustellen ist. Dies war eine Forderung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde. Die Vorhabenträgerin hatte dies in Ihrer Planung bereits berücksichtigt (vgl. Maßnahme M 9). Im Landesradverkehrswegeplan (LRVP) wurde der Aller-Radweg als Radweg der Klasse 2 festge- stellt. Die durchgängige Befahrbarkeit ist somit Ziel des überregionalen touristischen Radwegver- bundes des Landes Sachsen-Anhalt. Die Sicherung des Aller-Radweges ist mithin auch als Ziel der Raumordnung und als Bestandteil des kreislichen und kommunalen Radwegesystems zu betrach- ten. Laut Hinweis der Regionalen Planungsgemeinschaft Magdeburg befindet sich östlich angrenzend das Vorranggebiet für Hochwasserschutz VII „Aller“, das von einer Bebauung freizuhalten ist.

Infrastruktur und Wasserwirtschaft

Die in Teil A, Kapitel IV., Ziffer 4.1 bis 4.16 verfügten Nebenbestimmungen sollen sicherzustellen, dass keine Gefährdungen schützenswerter Interessen im Sinne des § 6 WHG eintreten. Bei Einhal- tung der Nebenbestimmungen und einer Bauausführung nach den anerkannten Regeln der Technik sind keine negativen Auswirkungen auf Gewässer und den Wasser- bzw. den Naturhaushalt zu

Seite 126/175 befürchten. Die wasserwirtschaftlichen Nebenbestimmungen sind gemäß den fachgesetzlichen Re- gelungen der §§ 70 und 13 WHG in Verbindung mit § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG erforderlich.

Zu Ziffer 4.3 Der Zugang zu den betroffenen Grundstücken und landwirtschaftlichen Flächen ist zu gewährleiten. Dies ist eine eigene Verpflichtung der Vorhabenträgerin. Es wird insoweit auch auf die Maßnahme M 9 verwiesen, wonach die Durchgängigkeit des öffentlichen Wegenetzes mit der Stadt Oebisfelde- Weferlingen vertraglich gesichert wird.

Zu Ziffer 4.4 Mit der Herstellung der Grube 8 wird ein Teilstück des Kleiberggrabens beseitigt und durch ein Standgewässer ersetzt. Bei diesem Graben handelt es sich um ein temporäres Gewässer, aus dem Lappwald aus südwestlicher Richtung kommend. Eine Verlegung des Kleiberggrabens um die künf- tige Grube 8 herum ist aus fachlicher Sicht des Gewässerkundlichen Landesdienstes (GLD) nicht sinnvoll. Eventuelle Auswirkungen auf den Kleiberggraben werden durch das biologische Monito- ring unter Ziffer 4.6 ausreichend dokumentiert. Es wurde hier verfügt, dass die Ausführungsplanung für das Ein- und Auslaufbauwerk mit dem Un- terhaltungsverband Aller abzustimmen ist. Dies war eine freiwillige Verpflichtung der Vorhabenträ- gerin, vgl. „2. Präzisierende Erläuterungen …“, Punkt 2.1 und wurde hier als Nebenbestimmung aufgenommen, weil es für das Einlaufbauwerk auf Grund der schrittweisen Inanspruchnahme der Flächen eine temporäre Zwischenlösung geben wird, genaue Details mithin noch nicht feststehen. Gleiches trifft auch auf die Konstruktion des Auslaufbauwerkes zu. Auch hier steht die Detailaus- führung noch nicht fest.

Zu Ziffer 4.5 Es wurde verfügt, dass im direkten Abstrom der Grube 8 eine Grundwassermessstelle einzurichten ist und die Bohrung noch vor Aufschluss der Grube 8 entsprechend der Grundwasserfließrichtung erfolgt, sodass Nullmessungen durchgeführt werden können. Diese Nebenbestimmung ist eine For- derung des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Gewäs- serkundlicher Landesdienst (GLD) und dient der Erkundung und langfristigen Überwachung des Grundwasserabstroms.

Unter Ziffer 4.6 wurde ein Monitoring für eine gewässerökologische Zustandserfassung verfügt. Da- mit sollen jegliche Veränderungen der Grundwasserstände sowie des chemischen bzw. biologi- schen Zustandes der Grundwasserkörper vor und während des Abbauvorhabens erfasst und doku- mentiert werden. Die Einzelheiten (Messstellen, Messumfang¸ Messfrequenz) sind das Resultat ei- ner Absprache der Vorhabenträgerin mit dem GLD.

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Hinweise zu Ziffer 4.5 und 4.6: Wie unter Ziffer 2.4 ausgeführt, hat die Vorhabenträgerin mit Schreiben vom 28.11.2018 beim LAGB bereits einen „Antrag auf Ergänzung zum Sonderbetriebsplan gemäß § 52 Abs. 2 Bundesbergge- setz (BBergG) für Pegelbohrungen und Errichtung von Grundwassermessstellen für die Quarzsand- lagerstätte Weferlingen in der Gemarkung Weferlingen“ gestellt. Danach werden die Bohrungen als Kernbohrungen ausgeführt. Anhand der durchgängig gewonnenen Bohrkerne wird der Gutachter Bohrprofile erstellen und den Ausbau als Grundwassermessstellen festlegen.

Zu Ziffer 4.7 Der Einbau einer Spundwand zur Rückhaltung des oberen Grundwassers ist eine Maßnahme des Risikomanagements für den Fall, dass mit dem Grundwasser- bzw. dem Vegetationsmonitoring (vgl. Ziffer 3.11) eine signifikante Absenkung des schwebenden Grundwasserspiegels im Feucht- gebiet nachgewiesen wird. Dazu ist die Spundwand entlang des Grubenrandes quer zum Talgrund einzubringen (siehe auch Maßnahme V 5). Sie dient der Verlängerung der vorhandenen natürlichen Dichtwand aus steil stehenden Juratonen. Lage und Tiefe werden mittels Kernbohrung festgelegt. Ausführungen dazu wurden auch in Teil C, Kapitel VI. „FFH-Verträglichkeit“ unter Ziffer 4 gemacht. Es wird insoweit darauf verwiesen. Diese Nebenbestimmung ist sowohl eine Forderung des GLD als auch Teil der festgestellten Plan- unterlagen, vgl. „2. Präzisierende Erläuterungen …“, Punkte 6.4 sowie 6.5 zum Risikomanagement. Die Bedingungen für das Vorliegen einer signifikanten Absenkung des schwebenden Grundwas- serspiegels - hier konkret der Grenz- bzw. Alarmwert für den Einbau der Spundwand - wird auf der Grundlage der Berichte zum Monitoring vor dem Aufschluss der Grube 8 durch die Planfeststel- lungsbehörde festgelegt. Dafür sind Abstimmungen mit der Vorhabenträgerin und den fachkundigen Behörden notwendig, die bereits in das Verfahren eingebunden sind. So wurde in den Nebenbe- stimmungen unter Ziffer 3.11 verfügt, dass sämtliche Berichte zum Vegetationsmonitoring der Plan- feststellungsbehörde und der unteren bzw. oberen Naturschutzbehörde vorzulegen sind. Zum Grundwassermonitoring wurde unter Ziffer 4.6. verfügt, dass die Erkenntnisse in jährlichen Berich- ten auszuwerten und der Planfeststellungsbehörde sowie dem GLD vorzulegen sind.

Zu Ziffer 4.8 und 4.9 Diese Nebenbestimmungen sind Forderungen des Landkreises Börde, Sachgebiet Wasserwirt- schaft, Bereich Gewässerschutz und dienen der Gefahrenabwehr.

Zu Ziffer 4.10 Laut Hinweis des LAGB im Rahmen der Erörterung wird dort im Rahmen des Betriebsplanverfah- rens über Entnahme und Wiedereinleitung des Brauchwassers im Einvernehmen mit der zuständi- gen Wasserbehörde entschieden. In diesem Zusammenhang wird auch auf § 19 Abs. 2 WHG verwiesen.

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Zu Ziffer 4.11 Rechtsgrundlage dieser Nebenbestimmung ist § 55 WHG. Danach ist Abwasser so zu beseitigen, dass das Wohl der Allgemeinheit nicht beeinträchtigt wird.

Zu Ziffer 4.12 bis 4.16 Mit diesen Nebenbestimmungen wurde der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen geregelt. Da mit dem Vorhaben Einwirkungen auf Gewässer bzw. das Grundwasser verbunden sein können, wird auf die erforderliche Sorgfalt nach § 5 WHG hingewiesen. Die Anzeigepflicht beim Austritt was- sergefährdender Stoffe besteht nach § 24 Abs. 2 AwSV i. V. m. § 86 WG LSA. Die Bevorratung und Anwendung von Ölbindemitteln sowie die Sicherung des Betriebsgeländes dienen der Gefahrenab- wehr nach § 5 WHG.

Forstwirtschaft

Sowohl die Genehmigung zur Waldumwandlung als auch zur Erstaufforstung stehen im Einklang mit den zu geltenden Rechtsgrundlagen, wenn die in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 5 verfügten Nebenbe- stimmungen beachtet werden. Rechtsgrundlage ist § 74 Abs. 2 S. 2 VwVfG in Verbindung mit den fachgesetzlichen Regelungen.

Zu Ziffer 5.1 Die Genehmigung zur Waldumwandlung ist notwendig, um das Vorhaben in seiner Gesamtheit um- setzen zu können. Sie ist demzufolge an das konkrete Vorhaben gebunden.

Zu Ziffer 5.2 Gemäß § 8 Abs.2 LWaldG soll die Genehmigung zum vollen oder teilweisen Ausgleich nachteiliger Wirkungen der Umwandlung auf die Schutz- und Erholungsfunktion mit Nebenbestimmungen, ins- besondere mit der Auflage zur Erstaufforstung in einem Flächenumfang, der mindestens der umzu- wandelnden Fläche entspricht, versehen werden.

Zu Ziffer 5.3 Eine Flächenfestsetzung ist erforderlich, um entsprechende Ersatzaufforstungen sicherstellen und Belange der Raumordnung berücksichtigen zu können.

Zu Ziffer 5.4 Die Fertigstellung der Erstaufforstung hat innerhalb eines festgesetzten Zeitraumes zu erfolgen, damit ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Waldumwandlung und deren Ausgleich gewahrt bleibt. Nach Ablauf des festgelegten Zeitraumes kann davon ausgegangen werden, dass Umstände eingetreten sind, die eine Überprüfung der Genehmigung erforderlich machen.

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Zu Ziffer 5.5 Die Erstellung eines Pflanzplanes, dessen Abstimmung mit der unteren Forstbehörde des Landkrei- ses Börde sowie die anschließende Kulturpflege und Nachbesserung von Pflanzenausfällen der Aufforstung dienen der Gewährleistung, dass die Ersatzaufforstung Waldflächen im Sinne des § 2 LWaldG bilden und diese die Waldfunktionen nach § 1 Nr.1 LWaldG erfüllen können. Festlegungen zur Verteilung der Forstpflanzen auf der Aufforstungsfläche bezüglich Flächende- ckung und maximal unbestockter Flächenanteile entsprechen der Verfügung des Landesverwal- tungsamtes zur Anwendung des § 10 Abs. 2 WaldG LSA „Begriffliche Darstellung –Kulturziel“ vom 25. Juli 2012. Wildschutzzäune sind in Abhängigkeit von Baumart und angepassten Wildbeständen erforderlich, um Pflanzenanwuchs und ungestörte Entwicklung der Kultur zu gewährleisten. Durch die Verwendung von Pflanzenmaterial gemäß der Verordnung über Herkunftsgebiete für forstliches Vermehrungsgut (Forstvermehrungsgut- Herkunftsgebietsverordnung FoVHgV) kann davon ausgegangen werden, dass das Pflanzenmaterial den klimatischen und standörtlichen Be- dingungen angepasst ist.

Zu Ziffer 5.6 Diese Nebenbestimmung dient der Herstellung eines kulturfähigen Bodens als Vorbereitung der Flächen für die Ersatzaufforstung und letztendlich auch dem zu erreichenden Ziel.

Zu Ziffer 5.7 Rechtsgrundlage für den am Westrand der Grube 8 geplante Waldwegeneubau ist § 11 Lan- deswaldgesetz Sachsen-Anhalt (LWaldG). Dieser bedarf der Genehmigung der unteren Forstbe- hörde des Landkreises Börde und ist im Vorfeld der Baumaßnahmen zu beantragen und abzustim- men.

Denkmalschutz, Archäologie

Die Nebenbestimmungen zu Archäologie und Denkmalschutz (Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6) sind ge- mäß den fachgesetzlichen Regelungen in Verbindung mit § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG erforderlich.

Im Vorhabenbereich und im unmittelbaren Umfeld befinden sich gemäß § 2 DenkmSchG LSA zahl- reiche archäologische Kulturdenkmale (Siedlungen - Jungsteinzeit bis Mittelalter, undatiert; Brand- bestattungen – Bronzezeit, Mittelalter, undatiert; Befestigungsanlagen – Mittelalter, undatiert; Ein- zelfunde – Jungsteinzeit bis Mittelalter). Hinsichtlich ihrer annähernden Ausdehnung wurde der Vor- habenträgerin eine Anlage übersandt.

Diese Fundstellen im Bereich der geplanten Grube 8 und im Areal der geplanten Außenhalde be- sitzen eine sehr hohe Qualität und Integrität. Das Vorhaben könnte deshalb zu erheblichen Eingrif-

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Weiter bestehen aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege auf Grund der topografischen Situ- ation und der naturräumlichen Gegebenheiten (Bodenqualität, Gewässernetz, klimatische Bedin- gen) sowie analoger Gegebenheiten vergleichbarer Siedlungsregionen in Kombination mit o. a. Siedlungsregion begründete Anhaltspunkte dafür, dass bei Bodeneingriffen bislang unbekannte Kulturdenkmale entdeckt werden.

Außerdem hat die Lage des Vorhabens (direkt östlich der innerdeutschen Grenze) dazu geführt, dass über das Ausmaß und den Zustand der Kulturdenkmale weniger bekannt ist, als in den Ge- bieten, in denen in der gesamten zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine intensive Landesauf- nahme stattfinden konnte. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass genau dieser Umstand eine Erhaltung von Kulturdenkmalen bewirkte, die sonst durch land- und forstwirtschaftli- che Tätigkeiten stark verändert wurden. Derart gering veränderte Kulturdenkmale sind von großer Seltenheit.

Aus facharchäologischer Sicht muss deshalb im Rahmen der Baumaßnahme ein fachgerechtes und repräsentatives Dokumentationsverfahren vorgeschaltet werden. Die Dokumentation muss nach aktuellen wissenschaftlichen und technischen Methoden unter Berücksichtigung der entspre- chenden Vorgaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) durchgeführt werden. Dies wurde als Nebenbestimmung unter Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6.1 verfügt.

Mit der Nebenbestimmung unter Ziffer 6.2 soll sichergestellt werden, dass auch die bauausführen- den Betriebe im Falle eines Fundes der gesetzlichen Meldepflicht nach § 9 Abs. 3 DenkmSchG LSA nachkommen und damit die Belange der Bodendenkmalpflege Berücksichtigung finden.

Öffentliche Ver- und Entsorgung

Die in Teil A, Kapitel IV. Ziffer 7 verfügten Nebenbestimmungen haben ihre Rechtsgrundlage in § 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG und dienen dem Schutz und dem uneingeschränkten Betrieb der beste- henden Versorgungsanlagen nebst den notwendigen Nebeneinrichtungen.

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Den Versorgungsunternehmen lagen die Planunterlagen im Rahmen des Anhörungsverfahrens vor. Zum Schutz der Anlagen und zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit wurden Hinweise gegeben und Auflagen erteilt.

Die öffentlichen Versorgungsunternehmen haben den in den Planunterlagen beschriebenen Maß- nahmen grundsätzlich zugestimmt. Die tatsächliche Betroffenheit im Einzelfall soll entsprechend der Flächen und Trassen vor Beginn der Bautätigkeit geprüft werden. Die Abstimmungen sind – wie von den Versorgungsträgern gefordert – durchzuführen.

Eventuell entstehende Kosten auf Grund der durch das Planvorhaben notwendig werdender Um- verlegungen oder Änderungen von Versorgungsanlagen etc. hat die Vorhabenträgerin als Verursa- cherin zu tragen.

Sind Erlaubnisse und Genehmigungen (Schachtscheine, Genehmigungen zur Aufgrabung, u. a.) notwendig, so sind diese rechtzeitig vor Baubeginn einzuholen.

IX. Entscheidungen über Stellungnahmen

Entsprechend den im Anhörungsverfahren abgegebenen Stellungnahmen stimmen die Träger öf- fentlicher Belange, Fachbehörden und Versorgungsunternehmen dem Vorhaben grundsätzlich zu.

Auf Grund der im Anhörungsverfahren vorgebrachten Stellungnahmen und Einwendungen sowie der Erörterung hat die Vorhabenträgerin die Planunterlagen überarbeitet und mit Schreiben vom 21.09.2018 bzw. 05.12.2018 der Planfeststellungsbehörde vorgelegt. Die Planänderung besteht im Wesentlichen aus den geringfügig überarbeiteten Art-Protokollen und Maßnahmenblättern sowie der Listen der von den Rekultivierungsmaßnahmen betroffenen Flurstücke und der Zugehörigkeit der Flurstücke zu den Maßnahmen (tabellarisch und in Form von Shape-Files).

Mit Schreiben vom 19.12.2018 legte die Vorhabenträgerin die „2. Präzisierende Erläuterungen zu den Antragsunterlagen für eine wasserrechtliche Planfeststellung gemäß § 68 WHG für die Herstel- lung eines Gewässers im Zuge der Gewinnung von Quarzsand“ (Stand Dezember 2018) vor. Diese enthielt im Wesentlichen Erläuterungen zu den Themen Ein- und Auslaufbauwerk, Gewässerökolo- gische Zustandserfassungen, Vegetationskundliche Erfassungen im FND Krähenbruch, Untersu- chungen des Feuersalamanders sowie zum Risikomanagement (Vegetations- und Hydrologisches Monitoring).

Sämtliche Unterlagen wurden sowohl der unteren als auch der oberen Naturschutzbehörde über- sandt, die zweite Präzisierung darüber hinaus auch dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und

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Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, Gewässerkundlicher Landesdienst (GLD). Es wurde durch die Planfeststellungsbehörde ein ergänzendes, vereinfachtes Anhörungsverfahren durchgeführt.

Folgende Stellungnahmen wurden im Verfahren abgegeben bzw. wird über die nachfolgenden Stel- lungnahmen, die im Erörterungstermin nicht behandelt bzw. die nicht einvernehmlich geregelt wur- den (auch außerhalb des Erörterungstermins), wie folgt entschieden:

Gebietskörperschaften

1.1. Stadt Oebisfelde-Weferlingen

Die Stadt Oebisfelde-Weferlingen erklärte in ihrer Stellungnahme vom 23.01.2018, dass es unter Einbeziehung des Ortschaftsrates Walbeck sowie des Bau- und Vergabeausschusses keine Einwände zum Vorhaben gibt. Einer Entscheidung der Planfeststellungsbehörde be- darf es deshalb nicht. Die Stellungnahme wurde der Vorhabenträgerin zur Kenntnis über- sandt.

1.2. Landkreis Börde

Stellungnahmen vom 08.02.2018, 09.04.2019, 16.05.2019 sowie 31.05.2019 Erwiderung der Vorhabenträger vom 21.09.2018

Mit Stellungnahme vom 08.02.2018 stimmten untere Wasser-, Naturschutz-, Bodenschutz-, Abfall- und Denkmalschutzbehörden dem Vorhaben grundsätzlich zu.

Die aus dem Sachgebiet Wasserwirtschaft, Bereich Gewässerschutz geforderten Auflagen und Hinweise wurden zum größten Teil in dieser Planfeststellung berücksichtigt, vgl. Teil A, Kapitel IV, Ziffer 4.6 bis 4.16. Die geforderten Auflagen, die die Bohrungen der Grundwassermessstellen und auch deren Rückbau betreffen, konnten hier nicht verfügt werden. Die Planfeststellungsbehörde ist dafür nicht zuständig ist, sondern das LAGB. Die Vorhabenträgerin hat beim LAGB bereits mit Schreiben vom 28.11.2018 einen „Antrag auf Ergänzung zum Sonderbetriebsplan gemäß § 52 Abs. 2 Bundesberggesetz (BBergG) für Pegelbohrungen und Errichtung von Grundwas- sermessstellen für die Quarzsandlagerstätte Weferlingen in der Gemarkung Weferlingen“ gestellt. Die geforderten Auflagen müssen demzufolge im Betriebsplanverfahren geltend ge- macht werden. Auch über Entnahme und Wiedereinleitung des Brauchwassers entscheidet das LAGB im Einvernehmen mit der zuständigen Wasserbehörde, vgl. Nebenbestimmung Nr. 4.10 in Teil A, Kapitel IV. Einer Entscheidung der Planfeststellungsbehörde bedarf es dazu nicht.

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Zum Denkmalschutz wurde hier die Durchführung eines fachgerechtes und repräsentatives Dokumentationsverfahren verfügt, vgl. Nebenbestimmung unter Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6.1 und 6.2.

Die zum Abfall- und Bodenschutz verlangten Auflagen bzw. Nebenbestimmungen wurden ebenfalls in diesen Planfeststellungsbeschluss aufgenommen, vgl. Teil A, Kapitel IV, Ziffer 3.13 bis 3.15.

Durch den Fachdienst Kreisplanung wurde festgestellt, dass das Vorhaben aus baupla- nungsrechtlicher Sicht gemäß § 35 Abs. 2 BauGB zulässig ist, wenn keine Belange des Naturschutzes beeinträchtigt werden. Diesbezüglich wird auf die Abwägung der Belange am Ende dieses Beschlusses Bezug genommen. Es wurde weiter mit Verweis auf den Kreisentwicklungsplan darauf hingewiesen, dass die bergbauliche Tätigkeit in dem Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung den kreislichen Entwick- lungszielen entspricht. Die Sicherung des Aller-Radweges sei als Ziel der Raumordnung und als Bestandteil des kreislichen und kommunalen Radwegesystems zu betrachten. Die Si- cherung des Aller-Radweges wurde hier berücksichtigt, vgl. die verfügte Nebenbestimmung Nr. 3.16 in Teil A, Kapitel IV.

Am Erörterungstermin (25.10.2018) haben Vertreter der unteren Wasserbehörde (UWB) und der unteren Naturschutzbehörde (UNB) teilgenommen. Die Vertreterin der UWB erklärte, dass sie hinsichtlich des Bereiches Wasserbau mit der Erwiderung der Vorhabenträgerin einverstanden sei und sich diese Teile der Stellungnahme damit erledigt hätten. Eine Erörterung der einzelnen Punkte sei nicht notwendig. Die Vorha- benträgerin hatte in ihrer Erwiderung im Wesentlichen darauf hingewiesen, dass es vor Be- ginn der Arbeiten einer bergrechtlichen Zulassung durch einen Hauptbetriebsplan bedarf und in diesem Verfahren die UWB und der zuständige Unterhaltungsverband beteiligt wer- den. Einer Verfügung von Nebenbestimmungen in dieser Planfeststellung zum Bereich Was- serbau bedarf es demzufolge nicht.

Der Vertreter der UNB führte im Rahmen der Erörterung aus, dass bei einer Besprechung mit der Vorhabenträgerin am 10.04.2018 bereits Abstimmungen erfolgt seien. Er fordere aber für das flächenhafte Naturdenkmal „Krähenbruch bei Schwanefeld“ noch eine Kartie- rung der Vegetation vor Beginn des Vorhabens und verwies auf die Beeinflussung durch das Grundwasser. Zwischen der Vorhabenträgerin und dem Vertreter der UNB wurde vereinbart, dass in einer gemeinsamen Abstimmung eine Referenzfläche abgegrenzt und untersucht werden soll. Mit der Aufnahme einer entsprechenden Nebenbestimmung in den Planfest- stellungsbeschluss sei die Forderung aber erfüllt.

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Zwischen der Vorhabenträgerin und dem Vertreter der UNB gab es nach der Erörterung eine Begehung der Flächen und die geforderten Abstimmungen. Details zur vegetationskundli- chen Erfassung wurden in der „2. Präzisierenden Erläuterung…“ ausgeführt. Der Vertreter der UNB hat sich mit Schreiben vom 16.05.2019 mit dem dort dargestellten Untersuchungs- umfang einverstanden erklärt. Die entsprechende Nebenbestimmung wurde in Teil A, Kapi- tel IV, Ziffer 3.10 verfügt.

Es wurde der Hinweis gegeben, dass das Problem der Erfassung der besonders geschütz- ten Arten im Rahmen der Besprechung mit der Vorhabenträgerin am 10.04.2018 geklärt worden sei. Die Vorhabenträgerin habe mit ihrer Erwiderung vom 21.09.2018 eine Präzisie- rung der Planunterlagen vorgenommen. Der Vertreter der UNB erklärte, dass er § 44 BNatSchG geprüft habe und nunmehr mit der Erfassung einverstanden sei. Diesbezüglich bestünden keine weiteren Forderungen. Einer Entscheidung der Planfeststellungsbehörde bedarf es deshalb nicht.

Der Vertreter der UNB trug im Rahmen der Erörterung weiter vor, dass eine ergänzende Erfassung des Feuersalamanders durch die Vorhabenträgerin gefordert worden war und dies noch nicht erfolgt sei. Es wurde übereinstimmend erklärt, dass mit der Aufnahme einer entsprechenden Nebenbestimmung in den Planfeststellungsbeschluss die Forderung erfüllt sei. Es wird insoweit auf die verfügte Nebenbestimmung Nr. 3.4 in Teil A, Kapitel IV. und die entsprechende Begründung verwiesen. Die Vorhabenträgerin hat diesbezüglich ihre Plan- unterlagen bereits ergänzt.

Die Vorhabenträgerin beabsichtige laut Maßnahmenblatt M 6 die Anlage eines Kastenquar- tierverbundes (10 Kästen) für Fledermäuse. Laut Absprache mit der UNB seien jedoch 20 Kästen verabredet und protokolliert worden. Eine Einigung wurde dahingehend erzielt, dass eine Korrektur in der Ausführungsplanung möglich sei, sodass keine Änderung der Planun- terlagen erfolgen müsse. Einer Entscheidung durch die Planfeststellungsbehörde dazu be- darf es zwar nicht, eine rechtliche Sicherung ist dennoch erfolgt, vgl. Nebenbestimmung Nr. 3.6 in Teil A, Kapitel IV.

Bei einer gemeinsamen Befahrung der Vorhabenträgerin mit dem Vertreter der UNB der für die Abraumhalde vorgesehenen Fläche am 04.10.2018 sei eine ehemalige Streuobstwiese in Augenschein genommen worden. Diese habe zwar den Charakter einer Streuobstwiese verloren, jedoch sei die Fläche ein Rückzugsgebiet für diverse Arten, sodass der Aufbau der Halde geändert werden müsse. Dieser Teil der Gesamtfläche soll erst in Anspruch genom- men werden, wenn der benachbarte Bereich bepflanzt bzw. aufgeforstet ist. Der Vertreter der UNB hat im Rahmen der Erörterung dazu den Vorschlag gemacht, dieses Problem in

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den Hauptbetriebsplan zu verschieben. Die entsprechende Befahrungsnotiz wurde der Plan- feststellungsbehörde vorgelegt. Dem Vorschlag der UNB zur Verschiebung in den Hauptbetriebsplan wird nicht gefolgt. Die Außenhalde und deren Gestaltung sind Bestandteil der Planfeststellung. Es wird insoweit auf die festgestellten Planunterlagen verwiesen – hier konkret auf den „Plan zur Wiedernutz- barmachung der Oberfläche (Landschaftspflegerischer Begleitplan), Ziffer 6.5 „Wiedernutz- barmachung im Eingriffsbereich“ sowie das Maßnahmenblatt Mi 3 „Schnelle Begrünung der Außenhalde“. Demnach wird das Relief der Außenhalde unter Berücksichtigung des Land- schaftsbildes sowie der unterzubringenden Abraummenge gestaltet. Die Begrünung erfolgt sukzessive mit der Teilfertigstellung des Endreliefs. Der Boden ist immer – soweit möglich – mit Vegetation bestockt. Details hinsichtlich der Inanspruchnahme der betroffenen Streuobstwiese sind zwischen der Vorhabenträgerin und der UNB selbst zu klären. Aus diesem Grund wurde hier die Neben- bestimmung Nr. 3.12 in Teil A, Kapitel IV. verfügt.

Der Vertreter der UNB gab weiter an, dass in den Planunterlagen im Landschaftspflegeri- schen Begleitplan (LBP) zwar nunmehr die Flurstücke ergänzt und präzisiert wurden. Zur Führung des Kompensationsverzeichnisses sei es jedoch notwendig, die genaue Größe der Inanspruchnahme der einzelnen Flurstücke darzustellen. Es sei ausreichend, dies in der Ausführungsplanung zu berücksichtigen. Die Übersendung (tabellarisch und Shape-Format) soll an UNB und ONB erfolgen. Dieser Forderung ist die Vorhabenträgerin bereits nachgekommen. Mit Schreiben vom 05.12.2018 wurden die gewünschten Daten übersandt. Für den Fall, dass sich im Rahmen der Ausführung des Vorhabens Änderungen ergeben, wurde die Nebenbestimmung Nr. 3.9 in Teil A, Kapitel IV verfügt.

Der Vertreter der UNB hob hervor, dass die Vorhabenträgerin zum LBP bereits ergänzende Unterlagen vorgelegt habe. So seien Maßnahmenblätter konkretisiert und zusätzliche Un- terlagen vorgelegt worden (vgl. Anlagen 16/1 und 16/2).

Der Vertreter der UNB führte außerdem aus, dass vor Beginn des Vorhabens der Allerrad- weg wiederhergestellt werden soll. Die Vorhabenträgerin bestätigte, dass es zu den ersten Maßnahmen gehören werde, vor Beseitigung des derzeitigen Allerradweges einen neuen Weg herzustellen. Die Forderung wurde übereinstimmend als erledigt erklärt. Zur rechtlichen Sicherung wurde eine entsprechende Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 3.16 verfügt.

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Mit Stellungnahme vom 16.05.2019 trug der Vertreter der UNB vor, dass:  das Vorhaben mit den Schutzzielen der LSG-Verordnung „Harbke-Allertal“ verein- bar sei,  eine Ausnahmegenehmigung gem. §§ 30 Abs.3 BNaSchG i. V. m. 22 NatSchG LSA erteilt werde sowie  eine Befreiung von den Verboten der Verordnung zum NSG „Bachtäler des Lapp- waldes“.

Der Vertreter der unteren Forstbehörde (UFB) erteilte mit Stellungnahmen vom 09.04.2019 bzw. 31.05.2019 die Genehmigungen zur dauerhaften Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart sowie für Erstaufforstungen als Ersatzmaßnahme. Diese Genehmigungen wur- den hier in die Planfeststellung integriert (Teil A, Kapitel III, Ziffern 4 und 5), ebenso die damit verbundenen und geforderten Nebenbestimmungen (Teil A, Kapitel IV, Ziffer 5).

Eine Ausnahme bildet die geforderte Nebenbestimmung, dass mit Verweis auf § 75 Abs. 4 VwVfG „die Genehmigung erlischt, wenn die Waldumwandlung nicht innerhalb von 5 Jahren seit Eintritt der Unanfechtbarkeit begonnen ist.“ Zur Begründung wurde auf § 8 Abs. 3 LWaldG verwiesen, wonach eine angemessene Frist für die Durchführung zu setzen ist und die Genehmigung erlischt, wenn mit der Umwandlung nicht bis zum Ablauf der gesetzten Frist begonnen wurde. Die Verfügung einer derartigen Nebenbestimmung ist obsolet, da gemäß § 75 Abs. 4 VwVfG der gesamte Planfeststellungsbeschluss außer Kraft tritt, wenn mit der Durchführung des Planes nicht innerhalb von fünf Jahren nach Eintritt der Unanfecht- barkeit begonnen wird. Darauf wird in Teil F „Verfahrensrechtliche Hinweise“ unter Ziffer 2 hingewiesen.

Auch die geforderte Nebenbestimmung, dass der UFB ein Nachweis des Eigentums oder der Verfügungsberechtigung für die zur Aufforstung vorgesehenen Flächen vorzulegen ist, kann hier in der Planfeststellung nicht verfügt werden. Zum einen wurde dafür keine Rechts- grundlage angegeben und ist für die Planfeststellungsbehörde auch nicht erkennbar. Zur Begründung wurde lediglich darauf hingewiesen, dass sich die zur Erstaufforstung bean- tragten Flurstücke nicht komplett im Eigentum der Vorhabenträgerin befänden. Durch den Planfeststellungsbeschluss werden jedoch grundsätzlich nur öffentlich-rechtliche Beziehun- gen zwischen dem Träger des Vorhabens und den durch den Plan Betroffenen rechtsge- staltend geregelt. Bestehende Eigentumsverhältnisse werden durch die Planfeststellung nicht verändert und sind demzufolge auch nicht zu kontrollieren. Für einen für das Vorhaben erforderlichen Grunderwerb oder das Treffen von Nutzungsvereinbarungen o. ä. ist die Vor- habenträgerin selbst verantwortlich. Von Seiten der Planfeststellungsbehörde besteht inso- fern kein Entscheidungsbedarf.

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Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass in Teil A, Kapitel IV, unter Ziffer 5.3 bereits Folgen- des festgelegt wurde: “Entfällt die Eignung bzw. Verfügbarkeit einzelner Flächen, sind mit der unteren Forstbehörde des Landkreises Börde andere geeignete Aufforstungsflächen ab- zustimmen“. Damit wird die untere Forstbehörde auf diesem Weg darüber in Kenntnis ge- setzt, wenn die Vorhabenträgerin über einzelne Flächen nicht verfügen kann.

Es wurden außerdem die Samtgemeinde Grasleben und der Landkreis Helmstedt im Anhörungs- verfahren beteiligt. Die Samtgemeinde Grasleben äußerte sich nicht. Der Landkreis Helmstedt gab in seiner Stellungnahme vom 01.12.2017 an, dass keinerlei Einwände oder Bedenken gegen das Vorhaben bestehen.

Fachreferate des Landesverwaltungsamtes

2.1. Referat 404 (Wasser, Bereich Wasserwirtschaft)

Es wurde eine fachliche Stellungnahme mit Datum vom 11.01.2018 abgegeben und zu- nächst auf die Stellungnahme des Gewässerkundlichen Landesdienstes (GLD) vom 07.12.2017 verwiesen. Die dort aufgeführten Hinweise und Forderungen seien einzuhalten. Eine Entscheidung dazu wird unter Ziffer 3.8 dieses Kapitels getroffen. Es wird insoweit da- rauf verwiesen.

Weiter wurde vorgetragen, dass noch kein Standsicherheitsgutachten vorläge und dies nachzuliefern sei. Auch wären die Auswirkungen des Abflusses auf die Aller zu beschreiben. Die Vorhabenträgerin erwiderte dazu mit Schreiben vom 21.09.2018, dass die Standsicher- heit im bergrechtlichen Hauptbetriebsplanverfahren betrachtet werde und die Auswirkungen auf die Aller als vernachlässigbar eingeschätzt werden.

Eine Vertreterin hat am Erörterungstermin teilgenommen. Sie hatte lediglich Fragen zum Wasserabfluss. Nach der Erläuterung durch die Vorhabenträgerin wurde die Stellungnahme übereinstimmend für erledigt erklärt. Einer Entscheidung durch die Planfeststellungsbehörde bedarf es deshalb nicht.

2.2. Referat 407 (Naturschutz, Landschaftspflege, Bildung für nachhaltige Entwicklung)

Stellungnahmen vom 20.04.2018, 17.10.2018 und 08.03.2019 Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018

Mit den Stellungnahmen vom 20.04.2014 und 17.10.2018 wurden zunächst Bedenken zur FFH-Verträglichkeit (Grundwassersituation), zum Artenschutz (Hinweis zur Zauneidechse)

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sowie zur Eingriffsregelung (Überarbeitung der Maßnahmenblätter) geltend gemacht. Es werde eine Prüfung des hydrogeologischen Gutachtens empfohlen.

Ein Vertreter des Referates 407 (ONB – Obere Naturschutzbehörde) hat am Erörterungster- min teilgenommen. Er machte Ausführungen zur Zauneidechse und verwies auf seine Stellungnahme vom 17.10.2018. Die Herstellung des Zauneidechsenhabitats sei bis spätestens 3 Jahre vor der Inanspruchnahme umzusetzen. Die Vorhabenträgerin verwies auf die geplante ökologische Baubegleitung und sagte zu, dass die Forderung berücksichtigt werde, ggf. über Nebenbe- stimmungen im Planfeststellungsbeschluss. Dies ist hier verfügt worden, vgl. Teil A, Kapitel VI, Ziffer 3.5. Die Forderung ist damit erfüllt.

Zum Maßnahmenblatt M1 (Herstellung von Extensivgrünland) wurde die Empfehlung einer mehrfachen Beerntung gegeben, dem die Vorhabenträgerin zustimmte. Die Pflegemahd sei mit Hinweis auf Brutvögel 2x pro Jahr durchzuführen. Dem stimmte die Vorhabenträgerin ebenfalls zu. Einer Entscheidung durch die Planfeststellungsbehörde bedarf es damit nicht. Im Übrigen enthält das Maßnahmenblatt M 1 bereits entsprechende Umsetzungsdetails.

Zur Sicherung des Quartierverbundes der Mopsfledermaus sei die im Artblatt getroffene Festlegung ins Maßnahmenblatt zu übernehmen. Dies ist erfolgt. Das überarbeitete Maß- nahmenblatt M 6 wurde mit Schreiben vom 05.12.2018 durch die Vorhabenträgerin vorgelegt und ist Bestandteil der festgestellten Planunterlagen (Teil A, Kapitel II, Ziffer 1). Darüber hinaus wurde unter Ziffer 3.6 in Teil A, Kapitel IV eine Korrektur des Quartierverbundes von 10 auf 20 Kästen in der Ausführungsplanung verfügt.

Der Vertreter des Referates 407 empfahl bzw. forderte im Rahmen des Erörterungstermins nochmals die Prüfung des hydrogeologischen Gutachtens, um ein Abfallen des Grundwas- sers ausschließen zu können. Dies hat die Planfeststellungsbehörde veranlasst. Die Prüfung erfolgte durch den Gewässerkundlichen Landesdienst (GLD). Es wird insoweit auf dessen Stellungnahme vom 07.02.2019 verwiesen, vgl. die Ausführungen unter der nachfolgenden Ziffer 3.8. Der Vertreter des Referates 407 bestätigte daraufhin mit Schreiben vom 08.03.2019, dass damit eine erhebliche Beeinträchtigung der prioritären LRT 91EO* und 9160 ausgeschlos- sen werden kann.

Zur Durchführung des Vegetationsmonitorings wurden abschließend noch Hinweise gege- ben, auf die innerhalb der Begründung zur Nebenbestimmung 3.11 bereits eingegangen wurde. Es wird insoweit darauf verweisen.

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2.3. Referat 409 (Agrarwirtschaft, Ländliche Räume, Fischerei, Forst- und Jagdhoheit)

Stellungnahmen vom 14.12.2017 und 05.10.2018 Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018

Mit Stellungnahme vom 14.12.2017 wurde mitgeteilt, dass Belange der Fischerei der Sand- gewinnung im Tagebau und der Herstellung eines neuen Baggersees nicht entgegenstehen. Es wurde jedoch um Beachtung verschiedener Hinweise zur Wasserqualität bzw. zu fische- reirechtlichen Gesichtspunkten (auch Hege) gebeten. Nach der Erwiderung der Vorhaben- trägerin wurde mit Schreiben vom 05.10.2018 (E-Mail) erklärt, dass die vorgebrachten Hin- weise gegenstandslos geworden seien. Einer Entscheidung der Planfeststellungsbehörde bedarf es demzufolge nicht.

Zum Bereich obere Forst- und Jagdbehörde wurde vorgetragen, dass die Hinweise der bis- herigen Stellungnahme zur inhaltlichen und räumlichen Abgrenzung des Untersuchungsrah- mens im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von Wald berücksichtigt wurden. Der Empfehlung, die Ergebnisse des Monitorings zu den tatsächlichen Auswirkungen sämtlicher Quarzsandgruben in Jahresberichten zusammenzufassen und den Aufsichtsbehörden unter Einbeziehung der unteren Forstbehörde des Landkreises Börde vorzulegen, werde gefolgt. Einer Entscheidung der Planfeststellungsbehörde bedarf es deshalb hier auch nicht.

Weitere Behörden bzw. Träger öffentlicher Belange (TöB)

3.1. Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg

Stellungnahmen vom 12.12.2017 und 16.10.2018 Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018

Mit Stellungnahme vom 12.12.2017 wurde darauf hingewiesen, dass sich die Gewinnung von Rohstoffen im Rahmen einer räumlich geordneten Gesamtentwicklung des Landes un- ter Beachtung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Erfordernisse vollziehen muss. Die Fläche des Vorhabens befinde sich zwar vorwiegend im Vorranggebiet für Rohstoffgewin- nung Nr. V „Quarzsand Walbeck / Weferlingen“, in dem der Abbau von Rohstoffen das über- wiegende öffentliche Interesse darstelle. Jedoch gehe die Grube 8 in ihrer Ausdehnung über das Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung hinaus. Im südwestlichen Bereich reiche die Grube in das Vorranggebiet für Natur und Landschaft XXI "Lappwald". Die struktur- und ar- tenreichen heimischen Laubwaldbestände, die naturnahen Bachtälern des östlichen Lapp- waldes sowie die Feucht- und Frischwiesen seien zu erhalten.

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Die Vorhabenträgerin antworte darauf mit Schreiben vom 21.09.2018, dass dieser Bereich sehr detailliert im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung betrachtet worden sei und es im Antrag bereits entsprechende Anpassungen der geplanten Abbaufläche gegeben habe.

Die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg führte in ihrer Stellungnahme vom 12.12.2017 weiter aus, dass die naturfernen Forste in standortheimische und naturnah struk- turierte Waldbestände umzuwandeln wären. Laut Antwort der Vorhabenträgerin sei dies im Rahmen der Neuaufforstung- und Waldaufwertungsmaßnahmen geplant.

Es wurde außerdem auf den Aller-Radweg verwiesen, der sich am östlichen Grubenrand innerhalb der Vorhabenfläche befindet. Bei dessen Verlegung soll berücksichtigt werden, dass sich östlich angrenzend das Vorranggebiet für Hochwasserschutz VII "Aller" befinde, das freizuhalten sei. Laut Erwiderung der Vorhabenträgerin wäre dies im Rahmen der Pla- nung vollumfänglich berücksichtigt worden. Der Aller-Radweg werde außerhalb des Vor- ranggebietes für Hochwasserschutz umgelegt.

Am Erörterungstermin hat die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg nicht teilge- nommen. Sie erklärte jedoch mit Schreiben vom 16.10.2018, dass mit der Antwort der Vor- habenträgerin vom 21.09.2018 die Stellungnahme vom 12.12.2017 vollumfänglich berück- sichtigt und alle Konflikte geklärt wurden. Einer Entscheidung durch die Planfeststellungs- behörde bedarf es damit nicht mehr. Es wird ergänzend jedoch auf die FFH-Verträglichkeitsprüfung in Teil C, Kapitel VI. dieses Beschlusses verwiesen sowie auf die Ausführungen zu den Neuaufforstungs- und Waldauf- wertungsmaßnahmen und der Umverlegung des Aller-Radweges (Nebenbestimmung 3.16 in Teil A, Kapitel IV).

3.2. Unterhaltungsverband Aller

Der Unterhaltungsverband Aller hat keine Stellungnahme zum Vorhaben abgegeben.

3.3. Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB)

Stellungnahmen vom 08.12.2017 (Dezernat 13 „Übertagebergbau“) und 02.01.2018 (Dezer- nat 23 „Angewandte Geologie und Georisiken“) Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018

Mit Stellungnahme vom 02.01.2018 wurde durch das Dezernat 23 „Angewandte Geologie und Georisiken“ vorgetragen, dass das im Hydrogeologischen Gutachten beschriebene Strömungsmodell auf einer nicht korrekten Darstellung der Strömungsverhältnisse basiere

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und deshalb nur eingeschränkt für die Bewertung der Grundwassersituation geeignet sei. Es werde jedoch insgesamt der Einschätzung gefolgt, dass mit dem Nassabbau nur geringe Auswirkungen auf das hydrologische Umfeld zu erwarten seien. Über das geplante Grund- wassermonitoring könne ein nicht auszuschließendes Restrisiko bewertet und ggf. entspre- chende Maßnahmen eingeleitet werden. Es wurde vorgeschlagen, als Nebenbestimmung aufzunehmen, dass für zukünftige Auswertungen der Hydroisohypsenplan überarbeitet wer- den und bei Notwendigkeit einer Modellierung eine entsprechende Korrektur des Modells erfolgen sollte. Am Erörterungstermin am 25.10.2018 haben Vertreter des Dezernates 23 nicht teilgenom- men. Der Verhandlungsleiter hat deshalb festgelegt, dass eine Entscheidung nach Akten- lage erfolgt. Dem Vorschlag für die Aufnahme der Nebenbestimmung wird durch die Planfeststellungs- behörde nicht gefolgt. Das Hydrogeologische Gutachten ist nicht Bestandteil der festgestell- ten Planunterlagen und damit auch nicht der Planfeststellung. Dieses Gutachten gehört zu den Unterlagen, die lediglich der Information über das Verfahren dienen, vgl. auch Teil A, Kapitel II, Ziffer 2. Aus diesem Grund ist der Vorschlag des LAGB lediglich als Hinweis an die Vorhabenträgerin zu verstehen, zumal innerhalb der Planfeststellung bereits Regelun- gen zum Grundwassermonitoring und damit für eine Bewertung der Grundwassersituation getroffen wurden (Teil A, Kapitel IV, Ziffer 4.5 bis 4.7).

Mit Stellungnahme vom 08.12.2017 wurde durch das Dezernat 13 „Übertagebergbau“ aus- geführt, dass aus bergbaulicher Sicht keine Bedenken hinsichtlich des Aufschlusses der Grube 8 bestehen. Dieser Aufschluss diene der Sicherung der Rohstoffversorgung unter Berücksichtigung des Lagerstättenschutzes. Es wurde weiter der Hinweis gegeben, dass gemäß § 51 Abs. 1 BBergG für die im Zusammenhang mit der Grube 8 stehenden bergbau- lichen Arbeiten und Maßnahmen durch den Unternehmer (hier Vorhabenträgerin) Betriebs- pläne aufzustellen seien, zuzulassen durch das LAGB. Am Erörterungstermin haben Vertreter des Dezernates 13 teilgenommen. Einer Erörterung dieser Stellungnahme bedurfte es nicht. Der gegebene Hinweis wurde durch die Planfest- stellungsbehörde zur Kenntnis genommen.

Es wurden weiter auf Grund einer Vorbesprechung vom 08.10.2018 mit der Vorhabenträge- rin und deren Erwiderung auf die Stellungnahmen anderer TöB folgende Hinweise gegeben:

 Referat 404 - Die Standsicherheit für Gewinnungs- und Endböschungen werde im Be- triebsplanverfahren betrachtet. Bei Einhaltung der vorgegebenen Böschungswinkel werde aber kein gesondertes Standsicherheitsgutachten gefordert.

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Die fachlich zuständige Vertreterin des Referates 404 hat dies zur Kenntnis genommen und für ausreichend erklärt.

 Referat 409 - Es wurde bestätigt, dass keine Hege notwendig sei, solange es sich um ein Betriebsgewässer handele. Im Rahmen des Abschlussbetriebsverfahrens werde ge- prüft, ob vor der Entlassung aus der Bergaufsicht eine Hegepflicht bestehe.

Die Planfeststellungsbehörde hat dies zur Kenntnis genommen. Einer Entscheidung dazu bedarf es nicht, weil das Referat 409 bereits mit Schreiben vom 05.10.2018 (E- Mail) seine diesbezüglichen Hinweise für gegenstandslos erklärt hatte, vgl. Ziffer 2.3 die- ses Kapitels.

 Landkreis Börde - Über Entnahme und Wiedereinleitung des Brauchwassers entscheide das LAGB im Einvernehmen mit der zuständigen Wasserbehörde. Ein- und Auslaufbau- werke seien aber Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens und nicht des Hauptbe- triebsplanverfahrens.

Dem stimmt die Planfeststellungsbehörde zu. In den Nebenbestimmungen (Teil A, Kapi- tel IV, Ziffer 4.10) wurde verfügt, dass die wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Brauchwasser sowie zur Einleitung des Rückspülwassers beim LAGB zu beantragen ist. Über die Ein- und Auslaufbauwerke wurde in dieser Planfeststellung entschieden, vgl. Teil A, Kapitel IV, Ziffer 4.4.

Zur Vorbesprechung der Vorhabenträgerin mit dem LAGB am 08.10.2018 wurde im Erörte- rungstermin ein Vermerk vorgelegt, der sowohl die drei vorstehenden als auch noch folgen- den weiteren Punkt enthielt:

 Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Das Dokumentations- verfahren sei nicht im Betriebsplanverfahren, sondern im Rahmen des wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahrens zu regeln.

Dem wird zugestimmt. Dies ist hier auch erfolgt, vgl. die denkmalschutzrechtliche Ge- nehmigung in Teil A, Kapitel III, Ziffer 6 sowie die dazugehörigen Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6.

3.4. Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte, Außenstelle Wanzleben

Mit Schreiben vom 08.11.2017 wurde erklärt, dass aus Sicht der Abteilung Agrarstruktur und der Fachstelle Landwirtschaft keine Bedenken hinsichtlich des Vorhabens bestehen.

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3.5. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Hinsichtlich der archäologischen Belange wurde mit Stellungnahme vom 06.12.2017 darauf verwiesen, dass sich sowohl im Bereich des geplanten Vorhabens als auch im unmittelbaren Umfeld zahlreiche archäologische Kulturdenkmale befinden, die zu sichern sind. Dem Vor- haben wurde zugestimmt, wenn durch Nebenbestimmungen gewährleistet wird, dass die Kulturdenkmale in Form einer fachgerechten Dokumentation der Nachwelt erhalten bleiben (Sekundärerhaltung). Die Vorhabenträgerin hat dies zur Kenntnis genommen und wird das entsprechende Doku- mentationsverfahren baubegleitend durchführen. Diese Forderung wurde darüber hinaus als Nebenbestimmung in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6 aufgenommen.

3.6. Landesanstalt für Altlastenfreistellung des Landes Sachsen-Anhalt

Mit Schreiben vom 24.11.2017 wurde erklärt, dass durch das Vorhaben keine Flächen be- troffen sind, die sich in einem Ökologischen Großprojekt befinden. Auch konnte für die Lie- genschaften kein wirksamer Freistellungsantrag ermittelt werden. Dieses Schreiben wurde der Vorhabenträgerin zur Kenntnisnahme übersandt.

3.7. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt

Zum Vorhaben wurden keine Bedenken oder Anregungen geäußert. Mit Stellungnahme vom 22.11.2017 wurde lediglich darauf hingewiesen, dass sich im Bereich der neu aufzuschlie- ßenden Sandgrube der gesetzlich geschützte Lagefestpunkt 3732-6800 der Festpunktfelder Sachsen-Anhalts (VermGeoG LSA, § 5) befindet. Die Stellungnahme wurde der Vorhabenträgerin zur Kenntnis übersandt. Der gegebene Hin- weis wurden außerdem in diesen Planfeststellungsbeschluss unter Teil A, Kapitel V aufge- nommen.

3.8. Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (Geschäftsbereich Gewässer- kundlicher Landesdienst – GLD)

Mit Schreiben vom 07.12.2017 gab der GLD zum Vorhaben eine erste Stellungnahme ab. Die Vorhabenträgerin erwiderte darauf mit Schriftsatz vom 21.09.2018. Es fand außerdem ein Gespräch am 19.09.2018 zwischen beiden Parteien statt, bei dem bereits einige Kritik- punkte geklärt werden konnten. Am Erörterungstermin (25.10.2018) hat der GLD nicht teil- genommen, seine Stellungnahme aber mit Schreiben vom 07.02.2019 wie folgt konkretisiert:

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Im direkten Abstrom der Grube 8 fehle eine Grundwassermessstelle. Die Vorhabenträgerin habe dies bereits im Gespräch am 19.09.2018 akzeptiert und die Errichtung der Messstelle zugesagt. Diese soll entsprechend der Grundwasserfließrichtung an geeigneter Stelle noch vor Aufschluss der Grube 8 gebohrt werden, sodass Nullmessungen durchgeführt werden können. Durch die Absprache bedarf es keiner Entscheidung der Planfeststellungsbehörde mehr. Zur rechtlichen Sicherung wurde die Errichtung der GW-Messstelle hier als Nebenbe- stimmung in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 4.5 verfügt.

Der aus dem Lappwald aus südwestlicher Richtung kommende Kleiberggraben quere den geplanten Abbaubereich der Grube 8. Bei entsprechendem Abbaufortschritt sei ein Einlauf- bauwerk zu errichten, dessen Gestaltung laut den Ausführungen des GLD im Hauptbetriebs- plan geregelt werden könne. Dem ist nicht so. Ein- und Auslaufbauwerke sind Gegenstand des Planfeststellungsverfahren. Es wird insoweit auf die Ausführungen in den vorstehenden Kapiteln verwiesen und auf die Nebenbestimmung im Teil A, Kapitel IV, Ziffer 4.4.

Hinsichtlich der Böschungsgestaltung hatte der GLD zunächst die vorgesehene Profilierung für eine diverse Makrophytenlebensgemeinschaft für nicht ausreichend erachtet. Die Vorha- benträgerin erwiderte dazu, dass es bei der geforderten flacheren Böschungsgestaltung nicht möglich sei, größere Quarzsandmengen abzubauen, was wirtschaftliche Auswirkungen habe. Beide Parteien vereinbarten als Kompromiss, dass „nach dem Abbau durch Abschie- ben des Mutterbodens auf den angrenzenden Flächen weitere Flachwasserzonen geschaf- fen werden können. Größe und Gestaltung der Flächen kann in einem Hauptbetriebsplan geregelt werden“. Einer Entscheidung hierzu bedarf es durch die Vereinbarung nicht. Außer- dem ist die Böschungsgestaltung nicht Inhalt der Planfeststellung. Die Standsicherheit für Gewinnungs- und Endböschungen wird im Betriebsplanverfahren betrachtet, was das LAGB im Rahmen der Erörterung bestätigte.

Der GLD hält im Rahmen der Ist-Zustandserfassung der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) die Erfassung der Eintags-, Stein- und Köcherfliegen der Gewässer für erforderlich. Diese Forderung wird zurückgewiesen. Die UVS ist nicht Bestandteil der festgestellten Plan- unterlagen und damit auch nicht der Planfeststellung. Die UVS gehört zu den Unterlagen, die lediglich der Information über das Verfahren dienen, vgl. auch Teil A, Kapitel II, Ziffer 2. In diesem Verfahren wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt. Hin- sichtlich der Prüfung und des Ergebnisses wird auf die umfangreichen Ausführungen in Teil C, Kapitel V. verwiesen.

In der UVP wurden sämtliche Schutzgüter (auch das Schutzgut Wasser) und die Wechsel- wirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern geprüft und bewertet. Darauf wird Bezug genommen, weil der GLD außerdem vorgetragen hat, dass das Schutzgut Wasser nicht

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ausreichend berücksichtigt worden sei. Er gab die Empfehlung, gewässerökologische Zu- sammenhänge stärker in den Antragsunterlagen zu berücksichtigen. Die UVP kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass unter Berücksichtigung der geplanten Vermeidungs-, Minderungs- und Kompensationsmaßnahmen einschließlich des vorgesehenen Risikomanagements die durch das Vorhaben zu erwartenden Umweltauswirkungen hinsichtlich des Schutzgutes Wasser insgesamt als gering erheblich negativ einzustufen sind. Die Beeinträchtigungen können räumlich begrenzt werden. Durch das Vorhaben sind keine Faktoren erkennbar, die zu erheblichen Beeinträchtigungen von Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern füh- ren können. Die Forderung des GLD nach einer Änderung der Antragsunterlagen hinsichtlich des Schutzgutes Wasser wird deshalb zurückgewiesen.

Der GLD bemängelte weiter die Ausführungen der Vorhabenträgerin zur FFH-Verträglichkeit und zum Artenschutz. Durch die Planfeststellungsbehörde wurde eine FFH-Verträglichkeits- prüfung durchgeführt (Teil C, Kapitel VI). Diese Prüfung ersetzt eventuelle Mängel der „Prü- fung der Natura 2000-Verträglichkeit“ durch die Vorhabenträgerin. Darüber hinaus gehört auch die „Prüfung der Natura 2000-Verträglichkeit“ nicht zu den festgestellten Planunterla- gen, sondern dient lediglich der Information über das Vorhaben (Teil A, Kapitel II, Ziffer 2).

Hinsichtlich des Landschaftspflegerischen Begleitplanes (LBP) wurde vorgetragen, dass durch die unzureichende Berücksichtigung einzelner Arten in der UVS, der Verträglichkeits- prüfung und im Artenschutz Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen fehlen würden. Dies ist zu- rückzuweisen. Zur Begründung wird auf die vorstehenden Absätze und die verfügten Ne- benbestimmungen verwiesen. Weitere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind nicht not- wendig.

Es wurde weiter vorgetragen, dass der Fachbeitrag Wasserrahmenrichtlinie hinsichtlich der ausgewerteten Grundlagendaten unvollständig sei. Der gesamte Quarzsandtagebau ein- schließlich der geplanten Grube 8 befinde sich im Oberflächenwasserkörper (OWK) WESOW02-00 „Aller von unterhalb Bruchgraben bis oberhalb Schölecke“ und im Grundwas- serkörper DENI_4_2106. Die kleinen Fließgewässer im künftigen Abbaugebiet wären ebenso wie der entstehende Abgrabungssee nicht berichtspflichtig, jedoch sei die Auswir- kung der Aussandung auf den gesamten Oberflächenwasserkörper abzuschätzen. Zur Be- weissicherung wurde ein erweitertes biologisches, chemisches und hydrologisches Monito- ring der Gewässer empfohlen. Da es entsprechende Absprachen mit der Vorhabenträgerin bzw. dem von ihr beauftragten Ingenieurbüro pro terra gab, wurde das Monitoring hier voll- ständig als Nebenbestimmung Nr. 4.6 (Teil A, Kapitel IV) verfügt und die Forderung / Emp- fehlung des GLD damit erfüllt.

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Der Kleiberggraben oberhalb der Grube 8 wurde mit in das Monitoring aufgenommen, um mögliche Auswirkungen auf dieses temporäre Gewässer ausreichend dokumentieren zu können. Ausgenommen wurde die Riole, weil laut GLD nicht mehr von deren Beeinträchti- gung ausgegangen wird.

Zur Problematik „Absenkung Grundwasser und Beeinträchtigung des prioritären Lebensrau- mes 91E0*“ trug der GLD vor, dass zwischen der niedersächsischen Grenze und der künf- tigen Grube 8 sowohl ein oberflächennaher als auch ein tieferer Grundwasserleiter (GWL) vorhanden seien, getrennt durch einen durchgehenden Grundwasser-Stauer. Durch den Ab- bau in der Grube 8 werde der untere GWL abgesenkt, der obere aber nicht beeinträchtigt, der für den LRL 91E0* von Bedeutung sei. Durch Nullmessungen und das abbaubegleitende Monitoring wäre diese Modellaussage nachgewiesen. Jedoch könne nie ausgeschlossen werden, dass im GW-Stauer kleinräumig durchlässiges Material eingeschlossen sei, sodass eine Verbindung zwischen 1. und 2. GWL bestehe und dadurch eine flurnahe Grundwasser- absenkung eintrete. Für diesen Fall sehe der Antrag die Errichtung einer Spundwand vor, um ein Auslaufen des 1. GWL zu verhindern. Dadurch werde eine mögliche Beeinträchti- gung des prioritären LRT 91E0* ausreichend berücksichtigt. Die Option zur Errichtung einer Spundwand sei in die Planfeststellung aufzunehmen. Dies wurde hier gemacht, vgl. Neben- bestimmung Nr. 4.7 (Teil A, Kapitel IV).

3.9. Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt (MLV)

Stellungnahme vom 05.01.2018 Erwiderung der Vorhabenträgerin vom 21.09.2018

In der Landesplanerischen Stellungnahme vom 05.01.2018 hat das MLV festgestellt, dass die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens nicht geboten ist. Da die geplante Abbau- fläche der Grube 8 im REP Magdeburg (Regionaler Entwicklungsplan für die Planungsregion Magdeburg) als Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlagerstätte Walbeck / We- ferlingen festgelegt sei, wäre die Raumverträglichkeit bereits im Rahmen des Aufstellungs- verfahrens des REP Magdeburg geprüft worden.

Das geplante raumbedeutsame Vorhaben sei mit den Zielen der Raumordnung vereinbar.

Das Vorhaben sei raumbedeutsam aufgrund seiner Größe (Aussandungsfläche ca. 17,7 ha; Fläche der Außenhalde ca. 14,9 ha) und der mit der Errichtung des Vorhabens verbundenen Auswirkungen auf die planerisch gesicherten Raumfunktionen.

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Die Fläche der geplanten Grube 8 liege teilweise innerhalb des im LEP-LSA 2010 (Landes- entwicklungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt) und überwiegend innerhalb des im REP Magdeburg festgelegten Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlager- stätte Walbeck / Weferlingen“. Ca. 1,9 ha der geplanten Abbaufläche von 17,7 ha liege außerhalb der festgelegten Vor- ranggebiete für Rohstoffgewinnung. Dieser Bereich sei im REP MD als Vorbehaltsgebiet für Rohstoffgewinnung Nr. 20 „Walbeck-Weferlingen (Quarzsand) und im LEP-LSA 2010 als Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems Nr. 7 „Fließgewässer im Bördehügelland ausgewiesen. In Vorbehaltsgebieten sei den bestimmten raumbedeutsa- men Funktionen oder Nutzungen bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen.

Die Fläche der Außenhalde, auf der der nicht verwertbare Abraum dauerhaft abgelagert werden soll, liege zur Hälfte innerhalb des im REP Magdeburg festgelegten Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlagerstätte Walbeck / Weferlingen und sei mit den Zielen der Raumordnung vereinbar, da sie mit dem Abbau unmittelbar verbunden ist. Darüber hinaus befinde sich die gesamte Fläche der Außenhalde innerhalb des im LEP-LSA 2010 ausgewiesenen Vorbehaltsgebietes für den Aufbau eines ökologischen Verbundsys- tems Nr. 7 „Fließgewässer im Bördehügelland“. Auch hier wäre der bestimmten raumbe- deutsamen Funktion bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen.

Die Planfeststellungsbehörde hat eine entsprechende Abwägung vorgenommen. Es wird in- soweit auf Teil C, Kapitel XI „Abwägung der Belange“, Ziffer 10 verwiesen.

Es wurde abschließend darum gebeten, die oberste Landesentwicklungsbehörde über den Fortgang des Verfahrens zu informieren. Dem wird die Planfeststellungsbehörde nachkom- men und eine Kopie des Planfeststellungsbeschlusses übersenden.

Umwelt- und Naturschutzvereinigungen

Es hat keine vom Land Sachsen-Anhalt anerkannte Umwelt- oder Naturschutzvereinigung eine Stellungnahme vorgelegt.

Versorgungsträger

5.1. Heidewasser GmbH

Die Heidewasser GmbH gab innerhalb ihrer Stellungnahme vom 03.01.2018 an, dass sich im Bereich der geplanten Grube 8 keine Trinkwasserleitungen befänden. Berührungspunkte

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gäbe es im Bereich des geplanten Rohrleitungsbaus. Beigefügt waren zwei Übersichtspläne mit der Eintragung der Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse. Weiter wurde der Hin- weis gegeben, dass für den Rohrleitungsbau eine protokollarische Abstimmung mit dem Meisterbereich Haldensleben (Ansprechpartner: Herr Schuppan, Tel. 03904/45075) erfor- derlich sei. Diese Stellungnahme wurde der Vorhabenträgerin weitergeleitet mit der Bitte um Beachtung des Hinweises. Darüber hinaus wurde eine entsprechende Nebenbestimmung im Teil A, Kapitel IV, Ziffer 7.1 verfügt.

5.2. Avacon Netz GmbH

Die Avacon Netz GmbH führte innerhalb ihrer Stellungnahme vom 05.12.2017 aus, dass sich im Vorhabengebiet umfangreiche Betriebsmittel des Unternehmens befänden. Die Ava- con Netz GmbH sei in Abstimmung mit dem Eigentümer und plane die Umverteilung der Netzanlagen in ihrem Verantwortungsbereich. Weitere Anregungen bzw. Bedenken gäbe es nicht. Diese Stellungnahme wurde der Vorhabenträgerin ebenfalls weitergeleitet mit der Bitte um Beachtung. Darüber hinaus wurde eine entsprechende Nebenbestimmung im Teil A, Kapitel IV, Ziffer 7.2 verfügt.

5.3. GDMcom mbH für ONTRAS Gastransport GmbH

Laut Stellungnahme der GDMcom mbH vom 02.01.2018 als beauftragtes Dienstleistungs- unternehmen befinden sich im Vorhabengebiet Anlagen der ONTRAS Gastransport GmbH Leipzig und der GasLINE Telekommunikationsnetzgesellschaft deutscher Gasversorgungs- unternehmen mbH & Co. KG, Straelen („GasLINE“). Die Versorgungsanlagen wurden im Einzelnen aufgeführt. Beigefügt war auch das Merkblatt „Beteiligung der ONTRAS Gastrans- port GmbH an der Planung und in Genehmigungsverfahre bei Vorhaben Dritter“ sowie die Broschüre „Allgemeine Verhaltensregeln und Vorschriften zum Schutz von Anlagen der ONTRAS Gastransport GmbH“, die der Vorhabenträgerin im Original weitergeleitet wurden. Die GDMcom forderte, zahlreiche Hinweise und Forderungen in den Planfeststellungsbe- schluss aufzunehmen. Dies ist hier erfolgt, vgl. die verfügten Nebenbestimmungen im Teil A, Kapitel IV. Ziffer 7.3 und die Hinweise unter Teil A, Kapitel V. Die Vorhabenträgerin erwiderte mit Schreiben vom 21.09.2018, dass dies der üblichen Vor- gehensweise entspricht und akzeptiert wird. Sie führte weiter aus, dass Leitungsauskünfte von allen Leitungsbetreibern eingeholt wurden und eine Feinabstimmung von notwendigen Anpassungs- und / oder Bergungsmaßnahmen im Rahmen der Ausführungsplanung vorge- nommen wird.

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5.4. Deutsche Telekom Technik GmbH (Telekom)

Mit Stellungnahme vom 15.12.2017 verwies die Telekom darauf, dass sich im Bereich des geplanten Rohrleitungsbaus Telekommunikationslinien der Telekom befinden, deren Be- stand und Betrieb zu gewährleisten ist. Die Vorhabenträgerin soll sich vor Beginn der Bau- maßnahmen über deren genaue Lage informieren und bei der Bauausführung darauf ach- ten, dass Beschädigungen vermieden werden und aus betrieblichen Gründen (z. B. im Falle von Störungen) der ungehinderte Zugang zu diesen Telekommunikationslinien jederzeit möglich ist. Des Weiteren soll die Kabelschutzanweisung der Telekom beachtet werden. Diese Forderungen wurden hier als Nebenbestimmung im Teil A, Kapitel IV. Ziffer 7.4 ver- fügt. Die Vorhabenträgerin erwiderte außerdem mit Schreiben vom 21.09.2018, dass dies der üblichen Vorgehensweise entspricht und akzeptiert wird. Sie wies darauf hin, dass Leitungs- auskünfte von allen Leitungsbetreibern eingeholt wurden und eine Feinabstimmung von not- wendigen Anpassungs- und / oder Bergungsmaßnahmen im Rahmen der Ausführungspla- nung vorgenommen wird.

X. Entscheidungen über private Einwendungen

Im Planfeststellungsbeschluss entscheidet die Planfeststellungsbehörde über die Einwendungen, über die bei der Erörterung bzw. im Laufe des Planfeststellungsverfahrens keine Einigung erzielt werden konnte. Als Einwendung im Sinne des § 73 Abs. 4 VwVfG LSA wird nur die Geltendmachung von tatsächlichen und rechtlichen Gesichtspunkten angesehen, die der Wahrung eigener, durch das Vorhaben berührter Belange (bzw. Rechtsgüter) desjenigen dienen, der die Einwendung er- hebt.

Im Verfahren wurde eine private Einwendung mit Datum vom 02.01.2018 erhoben. Der Einwender trug vor, dass ein Flurstück mit einer Größe von 4.855 m² in seinem Eigentum stehe, welches vom Bauvorhaben unmittelbar betroffen sei. Dieses werde schon seit langer Zeit als Ackerland von einer Agrargenossenschaft landwirtschaftlich genutzt. Es habe mit einem Vertreter der Vorhabenträgerin bereits mehrere Gespräche hinsichtlich eines Erwerbs durch die Vorhabenträgerin gegeben. Dieser Absicht stünde der Einwender kritisch gegenüber und erhebe Einspruch zu diesem Bauvorhaben.

Die Vorhabenträgerin erwiderte darauf mit Schreiben vom 06.06.2018, dass dem Eigentümer An- gebote zum Erwerb des Grundstückes gemacht worden seien und man sich um ein Tauschgrund- stück bemühe. Im Übrigen handele es sich um eine Fläche, die der Eigentümer verpachtet habe und die nur im Zusammenhang mit anderen Grundstücken landwirtschaftlich bewirtschaftet werden könne.

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Der Einwender hat nicht am Erörterungstermin teilgenommen. Er bat um eine Entscheidung nach Aktenlage.

Die Einwendung wird zurückgewiesen. Bestehende Eigentums- und Pachtverhältnisse werden durch die Planfeststellung nicht verändert. Durch den Planfeststellungsbeschluss werden grund- sätzlich nur öffentlich-rechtliche Beziehungen zwischen dem Träger des Vorhabens und den durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt. Für einen für das Vorhaben erforderlichen Grunderwerb, die Bereitstellung von Tausch- und Ersatz- flächen oder auch das Treffen von Nutzungsvereinbarungen ist die Vorhabenträgerin selbst verant- wortlich. Entsprechende Regelungen sind grundsätzlich auf privatrechtlicher Basis zwischen dem Einwender und der Vorhabenträgerin zu treffen. Von Seiten der Planfeststellungsbehörde besteht insofern kein Entscheidungsbedarf.

XI. Abwägung der Belange

Wichtigste Voraussetzung der Rechtmäßigkeit dieser Planfeststellung ist die Übereinstimmung mit zwingendem materiellem Recht, wobei die Rechtsnormen der konzentrierten Gesetze uneinge- schränkt zu beachten sind. Sind die Tatbestandsvoraussetzungen zur Erteilung der Planfeststellung gegeben und bestehen keine zwingenden Versagensgründe, liegt die Entscheidung im pflichtge- mäßen Ermessen der verfahrensführenden Behörde.

Die Entscheidung über die Zulassung setzt eine umfassende planerische Abwägung voraus, wobei in die Abwägung alle relevanten Belange öffentlich-rechtlicher und privater Art einzustellen sind.

In der vorstehenden Begründung wurden die einzelnen öffentlichen und privaten Belange ausrei- chend gewürdigt und festgestellt, dass sie gegenüber den mit dem Vorhaben verfolgten öffentlichen Belangen nicht überwiegen. Durch Nebenbestimmungen sowie die vorgenommene Planergänzung vom Dezember 2018 (2. Präzisierende Erläuterungen…) wurde sichergestellt, dass keine einzelnen öffentlichen und privaten Interessen in unzumutbarer Weise zurückstehen müssen.

Dem öffentlichen Interesse an der Verwirklichung des Vorhabens in der planfestgestellten Variante stehen in der Zusammenfassung folgende Belange gegenüber:

1. Naturschutz, Landschaftspflege

Die Planfeststellungsbehörde hat sich im Verfahren davon überzeugt, dass dem gesetzlichen Ver- meidungsgebot nach §§ 13 und 15 Abs. 1 BNatSchG Rechnung getragen wurde. Die vorgesehenen

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Eingriffe durch das Gesamtvorhaben sind unvermeidbar. Den Belangen von Natur- und Land- schaftsschutz wird durch die vorgesehenen landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen sowie durch die im Teil A, Kapitel IV unter Ziffer 3 verfügten Nebenbestimmungen entsprochen.

Für das vom Vorhaben berührte Landschaftsschutzgebiet „Harbke-Allertal“ wurde eine naturschutz- rechtliche Befreiung erteilt, ebenso für das berührte Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“.

Außerdem ist das Vorhaben mit den Zielen des Biotopschutzes vereinbar.

2. Umweltverträglichkeit

Die Umweltverträglichkeit des Vorhabens ist gegeben. Die Planfeststellungsbehörde hat die Aus- wirkungen der planfestgestellten Maßnahmen auf die im UVPG genannten Schutzgüter unter Be- rücksichtigung der Wechselwirkungen geprüft. Die Prüfung erfolgte unter Auswertung der von der Vorhabenträgerin vorgelegten Unterlagen zur Umweltverträglichkeit sowie der von den zuständigen Behörden / Trägern öffentlicher Belange vorgetragenen Anmerkungen. Die Planfeststellungsbe- hörde ist der Überzeugung, dass das Vorhaben umweltverträglich im Sinne der gesetzlichen Vor- schriften ist und dass die Einwirkungen auf die Umwelt beherrschbar sind.

3. FFH-Verträglichkeit

Gemäß § 34 Abs. 1 BNatSchG war das Vorhaben auf seine Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebietes „Lappwald südwestlich von Walbeck“ (FFH0028LSA; DE 3732-301) zu überprü- fen, da eine erhebliche Beeinträchtigung nicht bereits im Vorfeld auszuschließen war. Im Ergebnis der Verträglichkeitsprüfung wurde festgestellt, dass das Vorhaben zu keinen erheblichen Beein- trächtigungen des betreffenden Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen wird. Das Vorhaben ist demnach als verträglich im Sinne des § 34 Abs. 1 BNatSchG zu bewerten und mit den Belangen des Natura 2000-Gebiets- schutzes vereinbar.

4. Besonderer Artenschutz

Das Vorhaben ist mit den Zielen des Artenschutzes gem. § 44 BNatSchG vereinbar. Die Vorhaben- trägerin hat dazu eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorgenommen. Der artenschutz- rechtliche Fachbeitrag und die Artprotokolle sind Bestandteil der festgestellten Planunterlagen. Bei der Realisierung des Vorhabens einschließlich Vermeidung, Verminderungs- sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind keine artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände zu erwarten, die eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG erforderlich machen.

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5. Wasserwirtschaft

Die Umsetzung des Vorhabens erfolgt nach den einschlägigen anerkannten Regeln der Technik. Die im Teil A, Kapitel IV unter Ziffer 4 verfügten Nebenbestimmungen sind gemäß § 6 WHG in Verbindung mit §§ 36, 74 Abs. 2 Satz 2 VwVfG zulässig und erforderlich, um das Wohl der Allge- meinheit zu gewährleisten, insbesondere den Schutz von Leben, Gesundheit und Eigentum der ansässigen Bevölkerung.

Das Vorhaben in seiner Gesamtheit entspricht auch den allgemeinen Grundsätzen der Gewässer- bewirtschaftung. Der Wasserhaushalt ist von elementarer Bedeutung für alle Ökosysteme und be- stimmt maßgeblich deren Zustand. Die Sicherstellung eines möglichst dauerhaft unverändert und naturnah bestehenden Wasserhaushaltes ist somit eine der zentralen Voraussetzungen für die dau- erhafte Erhaltung der Schutzgüter. Durch das Vorhaben ist weder mit einer Verschlechterung des Zustands eines Oberflächenwasserkörpers noch mit einer Verschlechterung des Grundwassers zu rechnen

Zum Grundwasser i. S. d. Regelung gehören dabei nicht nur der erste Grundwasserleiter, sondern alle Grundwasserstockwerke. Das Maß des Austausches zwischen den unterschiedlichen Grund- wasserstockwerken ist einzelfallbezogen sehr unterschiedlich. Die Grundwasserleiter können als Teil eines komplexen Grundwassersystems miteinander mehr oder weniger stark in Austausch ste- hen und über den Sättigungsgrad und Wasserdurchlässigkeit der überlagernden Schichten auch die Bodenfeuchte maßgeblich beeinflussen. Im Einzelfall können diese Stockwerke aber auch von- einander unabhängig existieren, wie vorliegend. Um eine weiträumige Grundwasserabsenkung zu verhindern, wird hier zum einen eine Nassgewin- nung der Quarzsande der Trockengewinnung vorgezogen. Die Grundwasserabsenkung im Grund- wasseranstrom des künftigen Sees soll somit minimal bleiben. Außerdem ist ein Risikomanagement in Form eines Grundwasser- und eines Vegetationsmonito- rings als vorsorgliche Maßnahme zur Schadensbegrenzung geplant, um den Grundwasserspiegel vorhabenbegleitend kontrollieren zu können. Dazu wurden im Vorfeld verschiedene Grundwasser- pegel sowie Oberflächenwassermessstellen auf der Grundlage von Sonderbetriebsplänen errichtet und im Sinne von Nullmessungen untersucht. Einen Antrag auf Ergänzung zum Sonderbetriebsplan für Pegelbohrungen und Errichtung von Grundwassermessstellen für die Errichtung von sechs wei- teren Grundwassermessstellen hat die Vorhabenträgerin bereits beim LAGB beantragt. An allen Messstellen werden hydraulische Tests und hydrochemische Untersuchungen durchgeführt und entsprechend dokumentiert. Mit dem Vegetationsmonitoring sollen Veränderungen der Vegetation festgestellt werden, die eben- falls durch eine Grundwasserabsenkung hervorgerufen werden.

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Aus gewässerökologischer Sicht gibt es keine Einwände gegen das Vorhaben. Ein Verstoß gegen das wasserrechtliche Verschlechterungsverbot für bereits bestehenden Gewässer ist nicht ersicht- lich. Gemäß § 27 Abs. 1 Nr. 1 WHG sind oberirdische Gewässer so zu bewirtschaften, dass eine Verschlechterung ihres ökologischen und chemischen Zustandes vermieden wird. Eine Verschlech- terung in diesem Sinne liegt vor, sobald sich der Zustand von mindestens einer Qualitätskompo- nente (QK) des Anhang V der Wasserrahmenrichtlinie um eine Klasse verschlechtert. Dass ein derartiger Verstoß gegen das Verschlechterungsverbot vorliegt, ist nicht ersichtlich. Zum Gewäs- serschutz enthält dieser Planfeststellungsbeschluss in Teil A, Kapitel IV unter Ziffer 4 zahlreiche Nebenbestimmungen (u. a. Monitoring Chemie), bei deren Einhaltung Auswirkungen auf Oberflä- chengewässer nicht zu erwarten sind. Mit dem biologischen Monitoring werden eventuelle Auswirkungen auf den Kleiberggraben doku- mentiert und überwacht. Dies ist notwendig, weil mit der Herstellung der Grube 8 ein Teil des Ge- wässerlaufes des Kleiberggrabens vollständig zerstört und durch ein Standgewässer ersetzt wird. Bei diesem Graben handelt es sich um ein temporäres Gewässer. Der betroffene Bereich des neu entstehenden Restsees wird im Verhältnis zum Graben eine grundlegend veränderte Gewäs- serstruktur, -morphologie und auch eine veränderte Wassergüte aufweisen. Dieser Eingriff ist je- doch unvermeidbar. Eine Verlegung des Kleiberggrabens um die künftige Grube 8 herum ist aus fachlicher Sicht des Gewässerkundlichen Landesdienstes (GLD) nicht sinnvoll.

Durch das Vorhaben sind auch keine nachteiligen Auswirkungen auf den Hochwasserschutz zu erwarten. Der im Bereich des Tagebaufeldes entstehende See kann eventuelle Hochwässer, wel- che potenziell nach Starkregenereignissen im Bereich des relativ kleinen Einzugsgebietes von ca. 1,3 km² auftreten können, sogar zurückhalten. Ein Auslaufbauwerk soll den Seespiegel des Abgra- bungssees bei 98 m NHN gewährleisten und eine maximale zusätzliche Einstauhöhe von + 0,5 m zulassen. Damit wird ein Retentionsraum von 75.000 m³ zur Verfügung gestellt, was einem Effek- tivregen von 57 mm entspricht. Auf diese Weise kann der Abgrabungssee Starkniederschläge aus seinem Einzugsgebiet puffern und bildet einen großzügigen Retentionsraum für Oberflächenab- flüsse. Weitere Ausführungen dazu sind dem Hydrogeologischen Gutachten (Anhang A der Plan- unterlagen) zu entnehmen sowie den „2. Präzisierende Erläuterungen …“ vom Dezember 2018 zur Konstruktion des Auslaufbauwerkes.

Die Vorhabenträgerin wird auch geeignete Maßnahmen dahingehend ergreifen, dass im Falle eines Hochwassers keine Sedimente in die abstromigen Gräben und damit in das Allertal ausgespült wer- den. Im Hochwasserfall kann es dazu kommen, dass mit dem Oberflächenabfluss auch Sand und Schlamm im künftigen Tagebau Grube 8 mobilisiert werden. Aufgrund dessen, dass der Ablaufgra- ben auf höherem Niveau als der Gewinnungsteich des Tagebaus einbindet, wird der Austrag von Sedimenten in die Ablaufgräben in Richtung Allertal verhindert. Der Abgrabungssee wirkt damit wie ein Sedimentfang.

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Bei der Abgrenzung der geplanten Abbaufläche wurde weiter berücksichtigt, dass nordöstlich an- grenzend das Überschwemmungsgebiet der Aller liegt, was nicht berührt wird.

Wasserrechtliche Schutzgebiete (Wasserschutzgebiete, Heilquellenschutzgebiete, Heilwasser- brunnen) befinden sich nicht im näheren Umfeld des geplanten Vorhabens. Gemäß GIS-Auskunfts- system des Landes Sachsen-Anhalt befindet sich das dem Vorhaben am nächsten gelegene was- serrechtliche Schutzgebiet ca. 2,1 km südlich der geplanten Außenhalde (Wasserschutzgebiet „Be- endorf Brunnen Aussicht“).

Unter diesen Aspekten sind die angeordneten Nebenbestimmungen gerechtfertigt und verhältnis- mäßig, da hier die Interessen der Allgemeinheit gewahrt sowie Gewässerverunreinigungen oder sonstige nachteilige Veränderungen der Gewässereigenschaften verhindert werden.

6. Forstwirtschaft

Die im Zuge des Vorhabens vorgesehene Waldumwandlung wird durch Ersatzaufforstungen aus- geglichen. Die entsprechenden Genehmigungen wurden mit dem Planfeststellungsbeschluss er- teilt. Nach regelkonformer Umsetzung der Maßnahmen verbleibt kein Kompensationsdefizit bezüg- lich der erforderlichen Holzungen. Die diesbezüglichen forstrechtlichen Belange finden mit den im Teil A, Kapitel IV unter Punkt 5 verfügten Nebenbestimmungen ihre Berücksichtigung.

Die durch das Bauvorhaben direkt in Anspruch genommene Waldfläche kann nicht weiter reduziert werden. Durch einen schutzgutübergreifenden Vergleich ist die Variante mit der geringstmöglichen Beeinträchtigung der Schutzgüter ermittelt worden.

Die Erhaltung des Waldes liegt hier auch nicht im überwiegend öffentlichen Interesse. Der Wald ist nicht von wesentlicher Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, die forstwirtschaft- liche Erzeugung oder die Erholung der Bevölkerung.

Die Ersatzaufforstungen wurden in einem räumlich funktionalen Zusammenhang festgelegt, auf bis- her nicht mit Wald bestockter Fläche.

Außerdem wird im Zuge der Rekultivierung der Deponie ein naturnaher Laubmischwald mittels Ge- hölzeinsaat bzw. Anpflanzung angelegt. Dadurch erfolgt eine Kompensation der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion.

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7. Abfallwirtschaft und Bodenschutz

Das Vorhaben ist mit den Belangen des Abfall- und Bodenschutzrechts vereinbar. Es wird insoweit auf die entsprechenden Nebenbestimmungen in Teil A, Kapitel IV Ziffer 3.13 bis 3.15 dieses Be- schlusses verwiesen.

8. Immissionsschutz

Dem Vorhaben stehen keine Belange des Immissionsschutzes entgegen. Nach § 50 BImSchG sind bei raumbedeutsamen Planungen schädliche Umwelteinwirkungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete mög- lichst zu vermeiden. Schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne dieses Gesetzes sind Immissionen, die nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.

Vom Vorhaben gehen hauptsächlich baubedingte sowie in geringem Umfang betriebsbedingte Emissionen aus.

Siedlungsbereiche befinden sich nicht in unmittelbarer Nachbarschaft zu den geplanten Erweite- rungsflächen. Die Ortslage Walbeck ist am nächsten gelegen, mit einem Abstand von ca. 400 m zum Tagebaufeld Grube 8.

Die Hauptgewinnung des Quarzsandes wird im Nassschnitt erfolgen. Mit diesem Verfahren sind bedeutend geringere Staubemissionen als im Trockenschnitt zu erwarten. Da das Hauptgewin- nungsgerät elektrisch angetrieben wird, sind abbaubedingt relativ geringe Schall- und Schadstof- femissionen zu erwarten.

Der Transport des Rohmaterials bis zur Aufbereitung erfolgt mittels einer weitgehend unterflur ver- legten Rohrleitung, sodass keine relevanten Emissionen zu erwarten sind.

Hinsichtlich der Staub-, Schall und Schadstoffemissionen, die insbesondere durch den Transport der Abraummassen zur Außenhalde, die Aufhaltung selbst sowie die Geländemodellierung im Haldenbereich sowie in den Phasen des Trockenabbaus zu erwarten sind, wird die Vorhabenträge- rin eine Reihe von immissionsmindernden Maßnahmen ergreifen. Es wird dazu auf die festgestell- ten Planunterlagen (Ziffer 2.10.2.2 „Immissionsschutzmaßnahmen“) verwiesen. Damit wird sicher- gestellt, dass schädliche Umwelteinwirkungen durch Geräusche oder nachteilige Wirkungen infolge von Luftschadstoffen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft im vertretbaren Rahmen verblei- ben. Darüber hinaus wurde der Immissionsschutz im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung untersucht, vgl. Teil C, Kapitel V. Es ist davon auszugehen, dass sich die relevanten Auswirkungen

Seite 156/175 bezüglich der Luftqualität auf den Standort des Vorhabens und seine Randbereiche beschränken wird.

Das Vorhaben ist demnach mit den Belangen des Immissionsschutzes vereinbar. Die gesonderte Verfügung von Nebenbestimmungen in diesem Planfeststellungsbeschluss war nicht notwendig. In Teil A, Kapitel V. wurden entsprechende Hinweis gegeben.

9. Archäologie und Denkmalschutz

Das Vorhaben ist mit den Belangen der Archäologie und des Denkmalschutzes vereinbar.

Nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt sowie der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Börde befinden sich im Vorhabenbereich der ge- planten Grube 8 und im Areal der geplanten Außenhalde sowie im unmittelbaren Umfeld zahlreiche archäologische Kulturdenkmale, wie Siedlungen, Brandbestattungen, Körperbestattungen, Befesti- gungsanlagen sowie Einzelfunde. Diese Fundstellen im Bereich besitzen eine sehr hohe Qualität und Integrität. Darüber hinaus bestehen begründete Anhaltspunkte, dass bei den geplanten Boden- eingriffen bislang unbekannte Bodendenkmale entdeckt werden.

Gemäß §§ 1 und 9 DenkmSchG LSA ist die Erhaltung der durch die Baumaßnahmen tangierten archäologischen Kulturdenkmale grundsätzlich im Rahmen des Zumutbaren zu sichern (substanzi- elle Primärerhaltungspflicht). Aus archäologischer Sicht kann dem Vorhaben zugestimmt werden, wenn gemäß § 14 Abs. 9 DenkmSchG LSA durch Nebenbestimmungen gewährleistet ist, dass das Kulturdenkmal in Form einer fachgerechten Dokumentation der Nachwelt erhalten bleibt (Sekundä- rerhaltung). Dem wurde hier bei der Planfeststellung entsprochen. Auf die entsprechenden Neben- bestimmungen in Teil A, Kapitel IV, Ziffer 6 wird verwiesen.

Hinweis: Die Veranlasser von Veränderungen und von Maßnahmen an Kulturdenkmalen können im Rahmen des Zumutbaren zur Übernahme der Dokumentationskosten verpflichtet werden, hier also die Vor- habenträgerin.

Eine Betroffenheit von Baudenkmalen ist nicht zu erwarten. Die Ruine der Stiftskirche in Walbeck liegt ca. 2 km nördlich des geplanten Tagebaufeldes und damit außerhalb des Wirkkorridors des Vorhabens.

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10. Raumordnung

Das geplante raumbedeutsame Vorhaben ist mit den Zielen der Raumordnung vereinbar. Es wer- den allerdings Grundsätze der Raumordnung aus dem LEP-LSA 2010 und dem REP Magdeburg berührt. Gemäß § 4 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 ROG sind bei Entscheidungen öffentlicher Stellen über die Zulässigkeit raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen von Personen des Privatrechtes, die der Planfest- stellung bedürfen, die Ziele der Raumordnung zu beachten sowie Grundsätze und sonstige Erfor- dernisse der Raumordnung in Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen zu berücksichtigen.

Die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens ist gemäß § 15 Abs.1 Raumordnungsgesetz (ROG) hier nicht geboten. Von der Durchführung eines Raumordnungsverfahrens kann nach § 16 Abs. 2 ROG abgesehen werden, wenn sichergestellt ist, dass die Raumverträglichkeit des Vorha- bens anderweitig geprüft wird. Da die geplante Abbaufläche der Grube 8 bereits im REP Magdeburg als Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlagerstätte Walbeck / Weferlingen festgelegt ist, wurde die Raumverträglichkeit im Rahmen des Aufstellungsverfahrens des REP Magdeburg geprüft.

Raumbedeutsamkeit Gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 6 ROG sind raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen: Planungen ein- schließlich der Raumordnungspläne, Vorhaben und sonstige Maßnahmen, durch die Raum in An- spruch genommen oder die räumliche Entwicklung oder Funktion eines Gebietes beeinflusst wird, einschließlich des Einsatzes der hierfür vorgesehenen öffentlichen Finanzmittel. Das Vorhaben ist raumbedeutsam im Sinne von raumbeeinflussend. Die Raumbedeutsamkeit ergibt sich aus der Größe des geplanten Vorhabens (Aussandungsfläche ca. 17,7 ha; Fläche der Außen- halde ca. 14,9 ha) und den mit der Errichtung des Vorhabens verbundenen Auswirkungen auf die planerisch gesicherten Raumfunktionen.

Landesplanung Die Ziele und Grundsätze der Raumordnung für das Land Sachsen-Anhalt sind im Landesentwick- lungsplan 2010 des Landes Sachsen-Anhalt (LEP-LSA 2010) festgelegt. Laut der Überleitungsvor- schrift in § 2 der Verordnung über den LEP-LSA 2010 gelten die Regionalen Entwicklungspläne für die Planungsregionen fort, soweit sie den in der Verordnung festgelegten Zielen der Raumordnung nicht widersprechen. Für das Vorhabengebiet ist der Regionale Entwicklungsplan für die Planungs- region Magdeburg (REP MD), nach Veröffentlichung in den Amtsblättern der Mitglieder am 01. Juli 2006 in Kraft getreten, maßgebend auf der Ebene der Regionalplanung.

Die Fläche der geplanten Grube 8 liegt teilweise innerhalb des im LEP-LSA 2010 unter Ziffer 4.2.3. Nr. XI und überwiegend innerhalb des im REP Magdeburg unter Ziffer 5.3.6.4 Z Nr. III fest gelegten

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Vorranggebietes für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlagerstätte Walbeck / Weferlingen“. Die Gewin- nung von Rohstoffen muss sich im Rahmen einer räumlich geordneten Gesamtentwicklung des Landes unter Beachtung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Erfordernisse vollziehen, wobei unter dem Gebot der Nachhaltigkeit die Ausweisung von Vorranggebieten für Rohstoffgewinnung erfolgt, die die langfristige Verfügbarkeit überregional bedeutsamer Bodenschätze sichert (vorsor- gende Sicherung der Versorgung der Volkswirtschaft mit Rohstoffen) und mithin im öffentlichen Interesse liegt. Abbauvorhaben in Vorranggebieten für Rohstoffgewinnung entsprechen dabei den Zielen der Raumordnung. Deshalb ist der geplante Abbau in diesem Bereich mit den Zielen der Raumordnung vereinbar

Ca. 1,9 ha der insgesamt geplanten Abbaufläche von 17,7 ha liegt außerhalb der festgelegten Vor- ranggebiete für Rohstoffgewinnung. Dieser Bereich ist im REP MD als Vorbehaltsgebiet für Roh- stoffgewinnung Nr. 20 „Walbeck-Weferlingen (Quarzsand) (Ziffer 5.7.7.2 Z) und im LEP-LSA 2010 als Vorbehaltsgebiet für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems Nr. 7 „Fließgewässer im Bördehügelland“ unter (Ziffer 4.1.1. G 90) ausgewiesen. Vorbehaltsgebiete für Rohstoffgewinnung sind Gebiete mit Rohstoffvorkommen, die rohstoffgeolo- gisch und rohstoff-wirtschaftlich noch nicht abschließend untersucht sind und dienen in erster Linie der nachhaltigen Sicherung von Rohstoffvorkommen (REP MD, Ziffer 5.7.7.1 G). Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems dienen der Entwicklung und Sicherung eines überregionalen, funktional zusammenhängenden Netzes ökologisch bedeutsamer Freiräume. In Vorbehaltsgebieten ist den bestimmten raumbedeutsamen Funktionen oder Nutzungen bei der Ab- wägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen. Das Erfordernis der Rohstoffsicherung ist hier höher zu bewerten als andere Nutzungsansprüche. Die Rohstoffsicherung liegt auf Grund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung im öffentlichen Inte- resse. Die im Quarzsandtagebau Walbeck/Weferlingen gewonnenen Sande der Oberkreide stellen hochwertige Ausgangsprodukte für den Einsatz hauptsächlich in der Glasindustrie auch außerhalb Sachsen-Anhalts dar. Der hohe Reinheitsgrad der Sande ist ortsgebunden und erfordert sogar die landesplanerische Sicherung der Rohstoffbasis u.a. für die standortnah angesiedelte moderne Glasindustrie. Zur Festsetzung der Abbaufläche wurde eine umfangreiche Lagerstättenexploration durchgeführt. Es handelt sich also um ein Gebiet mit erkundetem Rohstoffvorkommen. Damit wird die langfristige Verfügbarkeit eines überregional bedeutsamen Bodenschatzes gesichert. Das schließt nicht aus, dass in Teilbereichen andere Belange einem Abbau entgegenstehen kön- nen, zumal das Vorhaben weitreichende Einflüsse auf die Natur hat. Mit den vorgelegten Planun- terlagen und den in dieser Planfeststellung verfügten Genehmigungen und zahlreichen Nebenbe- stimmungen wurde ausreichend und angemessen berücksichtigt, dass Vorbehaltsgebiete für den Aufbau eines ökologischen Verbundsystems der Entwicklung und Sicherung eines überregionalen, funktional zusammenhängenden Netzes ökologisch bedeutsamer Freiräume dienen und natur- raumtypische, reich mit naturnahen Elementen ausgestattete Landschaften sowie Verbundachsen

Seite 159/175 zum Schutz naturnaher Landschaftsteile und Kulturlandschaften mit ihren charakteristischen Le- bensgemeinschaften umfassen. Zur Umsetzung des Verbundsystems wurden hier Maßnahmen zum Ausgleich und zum Ersatz von unvermeidbaren Beeinträchtigungen des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes festgesetzt mit einem räumlich-funktionalen Zusammenhang zum Eingriff. Es wird insoweit darauf verwiesen.

Die Fläche der Außenhalde, auf der der nicht verwertbare Abraum dauerhaft abgelagert werden soll, liegt zur Hälfte innerhalb des im REP Magdeburg unter Ziffer 5.3.6.4 Z Nr. III festgelegten Vor- ranggebietes für Rohstoffgewinnung „Quarzsandlagerstätte Walbeck / Weferlingen und ist mit die- sem Ziel der Raumordnung vereinbar, da es mit dem Abbau unmittelbar verbunden ist. Darüber hinaus befindet sich die gesamte Fläche der Außenhalde jedoch innerhalb des im LEP- LSA 2010 unter Ziffer 4.1.1. G 90 ausgewiesenen Vorbehaltsgebietes für den Aufbau eines ökolo- gischen Verbundsystems Nr. 7 „Fließgewässer im Bördehügelland“. Auch hier ist der bestimmten raumbedeutsamen Funktion bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beizumessen. Zur Begründung wird auf den vorherigen Abschnitt verwiesen. Die nachhaltige Sicherung von Rohstoffvorkommen ist auch hier höher zu bewerten als andere Nutzungsansprüche.

Das Vorhaben entspricht damit den Zielen der Landesentwicklung. Mit dem Landesentwicklungs- plan wurde ein räumliches Konzept für die Entwicklung des Landes vorgelegt, welches die Perspek- tiven und Standortvorteile Sachsen-Anhalts vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen auf- zeigt. Diese sind geprägt durch eine rasch voranschreitende Internationalisierung und Globalisie- rung, ein erweitertes und zusammenwachsendes Europa sowie von Auswirkungen des Demografi- schen Wandels. Diese Veränderungen führen zur Ausdehnung der internationalen Arbeitsteilung, zu verstärkter Wirtschaftskonkurrenz auf nationaler und regionaler Ebene und zu einer Neubewer- tung von Standortqualitäten. Unter konsequenter Anwendung des Leitziels, gleichwertige und gesunde Lebens- und Arbeitsbe- dingungen in allen Landesteilen zu erreichen, sollen umweltverträgliche und ausgewogene Raum- strukturen geschaffen und die wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden. Der Erhalt und weitere Ausbau der sozialen und technischen Infrastruktur, insbesondere auch in strukturschwachen länd- lichen Räumen, ist hier eine vordringliche Aufgabe. Für den ländlichen Raum, zu dem auch das Vorhabengebiet gehört, sind laut Landesentwicklungsplan verschiedene Maßnahmen zu unterstüt- zen, wie z. B. die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen außerhalb der Landwirtschaft. In allen Teilräumen des Landes ist die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken und zu entwickeln. Dem entspricht das Vorhaben unter Beachtung ökologischer Erfordernisse.

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Regionalplanung Neben den Zielen und Grundsätzen der Raumordnung werden auch die in Aufstellung befindlichen Ziele der Raumordnung als sonstige Erfordernisse der Raumordnung als unbenannter öffentlicher Belang im Sinne des § 35 Abs. 3 S. 1 BauGB beachtet.

Die Regionale Planungsgemeinschaft Magdeburg (RPG Magdeburg) stellt derzeit für ihren neu ab- gegrenzten Zuständigkeitsbereich den REP Magdeburg neu auf. Die Regionalversammlung hat am 02.06.2016 den Entwurf des Regionalen Entwicklungsplanes der Planungsregion Magdeburg mit Umweltbericht zur öffentlichen Auslegung und Trägerbeteiligung vom 11.07.2016 bis 11.10.2016 beschlossen. Mit Beginn der öffentlichen Beteiligung gelten für das Gebiet der Planungsregion Mag- deburg in Aufstellung befindliche Ziele der Raumordnung, die als sonstige Erfordernisse der Raum- ordnung gemäß § 4 Abs. 1 ROG in Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen öffentlicher Stel- len über die Zulässigkeit raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen sind.

Danach muss sich die Gewinnung von Rohstoffen im Rahmen einer räumlich geordneten Gesamt- entwicklung des Landes unter Beachtung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Erfordernisse vollziehen (Z 133, 1. Entwurf REP MD). Die Fläche des Vorhabens befindet sich vorwiegend im Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung Nr. V "Quarzsand Walbeck / Weferlingen" (Z 136, 1. Entwurf REP MD). Vorranggebiete für Rohstoffgewinnung sind Gebiete mit erkundeten Rohstofflagerstät- ten, die bereits wirtschaftlich genutzt werden, die für eine wirtschaftliche Nutzung vorgesehen sind oder in denen das Rohstoffvorkommen wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung geschützt werden soll (Z 135, 1. Entwurf REP MD). In diesen Vorranggebieten stellt der Abbau von Rohstoffen das überwiegende öffentliche Interesse dar.

Die Grube 8 wird in ihrer Ausdehnung über das Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung hinausgehen. Im südwestlichen Bereich reicht die Grube in das Vorranggebiet für Natur und Landschaft XXI "Lappwald". Die struktur- und artenreichen heimischen Laubwaldbestände, die naturnahen Bachtä- lern des östlichen Lappwaldes sowie die Feucht- und Frischwiesen sind in diesem Vorranggebiet zu erhalten. Die naturfernen Forste sind in standortheimische und naturnah strukturierte Waldbe- stände umzuwandeln. Die geschlossenen Laubwälder stellen aufgrund ihrer Großflächigkeit und Seltenheit eine überregional bedeutsame Biotopverbundfläche dar. (Z 109, 1. Entwurf REP MD). Diese naturschutzrechtlichen Belange wurden sowohl bei der Aufstellung der Planunterlagen durch die Vorhabenträgerin als auch innerhalb der Planfeststellung berücksichtigt. Es wird dazu u. a. auf die FFH-Verträglichkeitsprüfung in Teil C, Kapitel VI. und auf die in diesem Zusammenhang erlas- senen Nebenbestimmungen (Teil A, Kapitel IV, Ziffer 3 und 4) verwiesen. Die naturfernen Forste werden in standortheimische und naturnah strukturierte Waldbestände um- gewandelt. Auch dazu wurden innerhalb der Planfeststellung zahlreiche Nebenbestimmung (Teil A,

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Kapitel IV., Ziffer 5) sowie die erforderlichen Genehmigungen zur Waldumwandlung und Erstauf- forstung (Teil A, Kapitel III, Ziffer 4 und 5) erteilt. Es wird sowohl darauf als auch auf die entspre- chenden Begründungen verwiesen.

Am östlichen Grubenrand (innerhalb der Vorhabenfläche) befindet sich der Aller-Radweg, welcher im 1. Entwurf des REP MD als Ziel in Text und Karte dargestellt ist (Z 80, Nr. 3, 1. Entwurf REP MD). Mit der Verlegung dieses Radweges wird berücksichtigt, dass sich östlich angrenzend das Vorranggebiet für Hochwasserschutz VII "Aller" (Z 116, 1. Entwurf REP MD) befindet. In Teil A, Kapitel IV wurde unter Ziffer 3.16. als Nebenbestimmung verfügt, dass dieses Vorranggebiet nicht berührt wird.

Die geplante Abraumhalde befindet sich auf einer Weißfläche (soweit nicht Vorrang für Rohstoffge- winnung). Diese Fläche ist frei von raumordnerischen Festlegungen. Dementsprechend stehen der geplanten Abraumhalde keine in Aufstellung befindlichen Ziele entgegen.

Dem Rohstoffabbau nachfolgende Nutzungen dienen der regionalen Gesamtentwicklung. Es wurde darauf hingewirkt, dass der Rohstoffabbau mit sukzessiven Rekultivierungsmaßnahmen einher- geht. Dazu wird auf die landschaftspflegerischen Begleitmaßnahmen verwiesen, die Teil der fest- gestellten Planunterlagen sind. Eine Übersicht ist auch der Tabelle 8 in Teil C, Kapitel V, Ziffer 2.7 zu entnehmen. Die Entwicklungsvorstellungen der betroffenen Gemeinden sind dabei angemessen berücksichtigt worden (entspricht G 145, 1. Entwurf REP MD). Sämtliche betroffenen Gebietskörperschaften wur- den in das Verfahren einbezogen.

Walbeck ist zudem als regional bedeutsamer Standort für Kultur- und Denkmalpflege festgelegt (Z 159, 1. Entwurf REP MD). Regional bedeutsame Standorte für Kultur- und Denkmalpflege werden zur Sicherung und Erhaltung von baulichen und landschaftlichen Kulturgütern festgelegt (Z 160, 1. Entwurf MD). Dies wurde berücksichtigt und eine denkmalrechtliche Genehmigung erteilt sowie ent- sprechende Nebenbestimmungen.

Bezüglich der umweltbeeinträchtigende Belange ist eine Abstimmung mit der jeweiligen Fachbe- hörde erfolgt.

Damit wurden hier sämtliche Belange der Raumordnung (auch die in Aufstellung befindlichen Ziele) ausreichend berücksichtigt.

11. Bergbau und Geologie

Aus bergbaulicher Sicht bestehen keine Bedenken gegen das Vorhaben. Der Aufschluss der Grube 8 dient der Sicherung der Rohstoffversorgung unter Berücksichtigung des Lagerstättenschutzes.

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Für die im Zusammenhang mit der Grube 8 stehenden bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen sind durch die Vorhabenträgerin Betriebspläne nach dem Bundesberggesetz aufzustellen, die hier nicht Gegenstand der Planfeststellung sind. Diese sind durch das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) zuzulassen.

Auch seitens des Fachbereiches „Angewandte Geologie und Georisiken“ bestehen grundsätzlich keine Bedenken. Mit dem Nassabbau sind nur geringe Auswirkungen auf das Hydrologische Umfeld zu erwarten. Über das Grundwassermonitoring kann ein nicht auszuschließendes Restrisiko bewer- tet und ggf. Maßnahmen eingeleitet werden.

12. Planungsalternativen

In die Abwägung sind auch sich ernsthaft anbietende Planungsalternativen einzustellen. Die Vor- habenträgerin hat in der Vorbereitungsphase bereits verschiedene bauliche Ausführungen für das Gesamtvorhaben untersucht und eine Vorzugslösung ausgewählt. Es wird insoweit auf die festge- stellten Planunterlagen, Ziffer 3.6 „Prüfung möglicher Alternativen zum Vorhaben“ verwiesen.

Aufgrund der in Teil C, Kapitel V, Ziffer 2.2 dieser Planfeststellung („Alternativen und Optimierung“) dargestellten und geprüften Alternativen kommen die anderen Varianten nicht ernsthaft in Betracht, weil das Vorhaben mit der Rohstoffgewinnung an konkrete, spezifische Voraussetzungen gebunden ist. Die geplante Abbaufläche der Grube 8 ist der einzige Bereich innerhalb des Lagerstättenstrei- fens und des Bergwerkeigentums, in dem die Sande auf einer zusammenhängenden Fläche in der notwendigen hohen Qualität anstehen. Zur weiteren Begründung wird auf diesen Abschnitt Bezug genommen.

Insgesamt sind weitere öffentliche Belange vom Vorhaben nicht betroffen bzw. wird diesbezüglich auf die Ausführungen in den vorstehenden Kapiteln verwiesen. So ist das Vorhaben auch aus bau- planungsrechtlicher Sicht gemäß § 35 Abs. 2 BauGB zulässig, da Belange des Naturschutzes nicht beeinträchtigt werden.

13. Private Belange

Die vom Vorhaben berührten privaten Belange sind ebenfalls in die Abwägung einzustellen. Ge- schützt sind insbesondere das Eigentum und auch sonstige dingliche Rechte sowie die Grund- rechtsgüter Leben und körperliche Unversehrtheit des Art. 2 Abs. 2 GG.

Dem öffentlichen Interesse an der Gewinnung des Bodenschatzes Quarzsand ist hier ein deutlich höheres Gewicht beizumessen als dem Interesse der privaten Eigentümer am Erhalt ihres Grund- eigentums, zumal der Planfeststellungsbeschluss weder enteignungsrechtliche Vorwirkung entfaltet

Seite 163/175 noch bestehende Eigentums- und Pachtverhältnisse durch die Planfeststellung verändert werden. Die Vorhabenträgerin beabsichtigt, die dauerhaft in Anspruch zu nehmenden Grundstücke zu er- werben bzw. den Betroffenen Tausch- oder Ersatzflächen anzubieten. Entsprechende Verträge sind grundsätzlich auf privatrechtlicher Basis zwischen den betroffenen Parteien selbst abzuschließen.

Darüber hinaus ist von einem geringen Eigeninteresse des privaten Einwenders auszugehen, da seine Flächen nach eigenen Angaben bereits seit langer Zeit als Ackerland von einer Agrargenos- senschaft landwirtschaftlich genutzt werden.

Weiter wird auf die beim Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt durchzuführende Hauptbetriebsplanzulassung verwiesen, die erst eine gestattende Wirkung für die Aufsuchungs- und Gewinnungstätigkeit entfaltet. Die Vorhabenträgerin hat erst in diesem Verfahren die Gewinnungs- berechtigung nachzuweisen, z. B. durch die Vorlage vertraglicher Vereinbarungen.

Weitere private Belange, die gegen das Vorhaben sprechen, sind nicht bekannt geworden bzw. sind weitere wesentliche Rechtsverletzungen nicht erkennbar.

XII. Gesamtergebnis der Abwägung

Die Vorhabenträgerin hat einen Anspruch darauf, dass die Behörde über ihren Antrag auf Planfest- stellung ohne zu ihren Lasten gehende Abwägungsfehler entscheidet, wenn der Planfeststellung kein mittels Abwägung nicht zu überwindender Versagungsgrund entgegensteht.

Zur Fortführung der Rohstoffgewinnung und zur Standortsicherung des Quarzsand- und Malwerkes Weferlingen plant die Vorhabenträgerin den Neuaufschluss der Grube 8 zur Gewinnung von Quarz- sand unter Freilegung des Grundwassers auf einer Gesamtfläche von ca. 14,6 ha (Aussandungs- fläche ca. 17,7 ha). Anschließend sollen die gewonnenen Rohstoffe in den bereits vorhandenen und zugelassenen Anlagen aufbereitet werden.

Gewinnung bedeutet nach § 4 Abs. 2 BBergG das Lösen oder Freisetzen von Bodenschätzen ein- schließlich der damit zusammenhängenden vorbereitenden, begleitenden und nachfolgenden Tä- tigkeiten.

Die Verlängerung der Laufzeit des Quarzsand- und Mahlwerkes Weferlingen durch die Grube 8 um ca. 10 – 12 Jahre dient der Förderung der regionalen Wirtschaft. So ist Quarzsand vielseitig ver- wendbar und ein wichtiger Rohstoff u.a. für die regionale Gießerei- und Glasindustrie, die aufgrund der im Verhältnis zum Wert des Sandes hohen Transportkosten auf ortsnah gelegene hochwertige

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Quarzsandvorkommen angewiesen ist. Damit werden durch das Vorhaben nicht nur Arbeitsplätze direkt im Quarz- und Mahlwerk Weferlingen gesichert, sondern auch weitere indirekt in der Region.

Die Quarzsandlagerstätte Weferlingen zählt innerhalb des 516 ha umfassenden Bergwerkeigen- tums Weferlingen gemäß § 3 BBergG in Verbindung mit dem Einigungsvertrag zu den bergfreien Bodenschätzen. Durch Kap. V Sachgebiet D Abschnitt III Nr. 1 a) des Einigungsvertrages wurden die ehemals volkseigenen Bodenschätze im Sinne des § 3 BergG DDR in bergfreie Bodenschätze gem. § 3 Abs. 3 BBergG umgewandelt. In Verbindung mit der Anlage zu der Verordnung über die Verleihung von Bergwerkseigentum vom 15.08.1990 gelten nach den Ziffern 9.24 - Quarzsande zur Herstellung von Gießereisanden bzw. 9.25 - Quarzsande zur Herstellung von Glassanden als berg- freie Bodenschätze.

Das Vorhaben liegt im überwiegenden öffentlichen Interesse. Die Gewinnung des bergfreien Bo- denschatzes entspricht dem in § 1 Nr. 1 BBergG ausdrücklich niedergelegten Gesetzeszweck der Gewinnung von Bodenschätzen zur Rohstoffversorgung. Dabei bestimmt die sogenannte Rohstoff- sicherungsklausel des § 48 Abs. 1 Satz 2 BBergG, dass die Aufsuchung und Gewinnung so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Diese Vorschrift räumt dem Interesse an der Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen wegen der besonderen Standortgebundenheit bergbaulicher Tä- tigkeiten und der volkswirtschaftlichen Bedeutung einer gesicherten Versorgung mit Rohstoffen ei- nen Vorrang ein.

Der öffentliche Belang der Rohstoffsicherung dient mithin nicht den wirtschaftlichen Interessen ein- zelner Unternehmen, sondern der Versorgung des Marktes mit Rohstoffen. Der wirtschaftlich sinn- volle, kontinuierliche Abbau der Lagerstätten ist vom Gesetzgeber gewollt.

Dem öffentlichen Interesse an der Aufsuchung und Gewinnung von Quarzsand kommt auch des- halb besonderes Gewicht zu, weil sich sowohl der derzeitige Tagebau in Weferlingen als auch die überwiegende Fläche des geplanten Vorhabens laut dem Regionalen Entwicklungsplan Magdeburg im Vorranggebiet für Rohstoffgewinnung Nr. V „Quarzsand Walbeck/Weferlingen“ befindet. Die ziel- gerichtete Festlegung eines Vorranggebietes in einem Regionalplan schließt andere raumbedeut- same Funktionen oder Nutzungen in diesem Gebiet aus. Eine anderweitige Bodennutzung ist also durch das Raumordnungsrecht wesentlich eingeschränkt.

Das Vorhaben mit der Herstellung eines oberirdischen Gewässers ist angesichts seiner Größe von ca. 14,6 ha und den damit einhergehenden Auswirkungen auf den Wasserhaushalt nicht unbedeu- tend. Gemäß § 67 Abs. 1 WHG sind Gewässer so auszubauen, dass natürliche Rückhalteflächen erhalten bleiben, das natürliche Abflussverhalten nicht wesentlich verändert wird, naturraumtypi- sche Lebensgemeinschaften bewahrt und sonstige nachteilige Veränderung des Zustandes des Gewässers vermieden oder - soweit dies nicht möglich ist - ausgeglichen werden. Dies ist hier der

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Fall. Die Planfeststellungsbehörde hat in den vorhergehenden Abschnitten die unterschiedlichen öffentlichen und privaten Belange ermittelt, die Umwelt- und die FFH-Verträglichkeit des Vorhabens geprüft sowie alle Belange in die Abwägung eingestellt und diese gegeneinander und untereinander gerecht abgewogen. Demnach können die einzelnen öffentlichen und privaten Belange gegenüber dem mit dem Vorhaben verfolgten öffentlichen Belang nicht überwiegen.

Auch konnte durch die im Planfeststellungsbeschluss verfügten Nebenbestimmungen und eine auf das Ziel einer Minimierung unvermeidbarer Eingriffe ausgerichteten Planung sichergestellt werden, dass keine einzelnen öffentlichen und privaten Interessen in unzumutbarer Weise zurückstehen müssen.

D Kostenentscheidung

Die Kostenentscheidung im Teil A, Kapitel VII beruht auf §§ 1, 2, 3 und 5 VwKostG LSA.

Danach hat die Vorhabenträgerin die Kosten (Gebühren und Auslagen) zu tragen, weil sie durch den Antrag auf Planfeststellung Anlass zu dieser Amtshandlung gegeben hat. Eine Gebührenbefreiung nach § 2 Abs. 1 VwKostG LSA kommt nicht in Betracht, weil die Stellung des Antrages auf Planfeststellung vom 12.10.2017 durch die Vorhabenträgerin keine Ausübung öf- fentlicher Gewalt darstellt. Von der Erhebung einer Gebühr wird auch nicht nach § 2 Abs. 2 VwKostG LSA ganz oder teilweise abgesehen, weil an einer Nichterhebung kein öffentliches Interesse be- steht.

Über die Höhe der Kosten ergeht ein gesonderter Kostenfestsetzungsbescheid.

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E Rechts behelfsbelehirung

Gegen diesen Planfeststellungsbeschluss kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Klage beim

Verwaltungsgericht Magdeburg Breiter Weg 203-206 39104 Magdeburg erhoben werden.

Im Auftrag

Ausfertiqunq Die vorstehende Ablichtung stimmt mit der Urschrift des Planfeststellungsbeschlusses des Landesverwaltungsamtes vom 23.10.2019, Az.: 404.1.15-62211-0176, überein.

Landesverwaltungsamt Halle (Saale), di, io. 2D719

Im Auftrag j ~L Pienkny ~ Seite 167/175

F Verfahrensrechtliche Hinweise

1. Offensichtliche Unrichtigkeiten im Planfeststellungsbeschluss (z. B. Schreibfehler) können durch die Planfeststellungsbehörde jederzeit berichtigt werden. Bei berechtigtem Interesse eines von der Planfeststellung Betroffenen hat die Planfeststellungsbehörde zu berichtigen, ohne dass es hierzu jeweils der Erhebung einer Klage bedarf (§ 42 VwVfG).

2. Dieser Planfeststellungsbeschluss tritt gemäß § 75 Abs. 4 VwVfG außer Kraft, wenn mit der Durchführung des Planes nicht innerhalb von fünf Jahren nach Eintritt der Unanfechtbarkeit begonnen wird. Als Beginn der Durchführung des Plans gilt jede erstmals nach außen er- kennbare Tätigkeit von mehr als nur geringfügiger Bedeutung zur plangemäßen Verwirkli- chung des Vorhabens. Eine spätere Unterbrechung der Verwirklichung des Vorhabens be- rührt den Beginn der Durchführung nicht.

3. Der Planfeststellungsbeschluss wird gemäß § 74 Abs. 4 Satz 1 VwVfG der Vorhabenträgerin sowie denjenigen, über deren Einwendungen entschieden worden ist, zugestellt.

4. Eine Ausfertigung dieses Planfeststellungsbeschlusses und der im Teil A, Kapitel II. unter Punkt 1. festgestellten Planunterlagen werden darüber hinaus nach vorheriger ortsüblicher Bekanntmachung in der Stadt Oebisfelde-Weferlingen zwei Wochen lang zur Einsichtnahme ausgelegt, vgl. § 74 Abs. 4 Satz 2 VwVfG. Mit dem Ende der Auslegung gilt der Planfeststellungsbeschluss gegenüber denjenigen Be- troffenen, die keine Einwendungen erhoben haben, als zugestellt.

5. Für die Dauer der Auslegung des Planfeststellungsbeschlusses werden dessen Inhalt und die zur Einsicht ausgelegten festgestellten Planunterlagen zusätzlich auf der Internetseite www.lvwa.sachsen-anhalt.de/service/planfeststellungsverfahren veröffentlicht.

6. Die in der Rechtsbehelfsbelehrung genannte Frist zur Klageerhebung wird im Falle der Num- mer 3. mit der unmittelbaren Zustellung, im Falle der Nummer 4. mit dem Ende der Ausle- gungsfrist in Lauf gesetzt.

7. Den zuständigen Behörden ist der Zugang so weit zu gestatten, wie es zur Kontrolle der Einhaltung der Nebenbestimmungen erforderlich ist.

8. Jede Änderung ist unverzüglich anzuzeigen. Für wesentliche Änderungen ist ein neuer An- trag zu stellen.

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Inhaltsverzeichnis

A Verfügender Teil...... 2 I. Feststellung des Planes ...... 2 II. Planunterlagen ...... 3 Festgestellte Planunterlagen ...... 3 Unterlagen zur Information ...... 5 Hinweise zu den Planunterlagen ...... 8 III. Genehmigungen und Befreiungen ...... 8 Eingriffsgenehmigung ...... 8 Naturschutzrechtliche Befreiungen ...... 8 Biotopschutz ...... 9 Waldumwandlung ...... 9 Erstaufforstung ...... 9 Denkmalschutzrechtliche Genehmigung ...... 9 IV. Auflagen und Nebenbestimmungen ...... 9 Vorbehalt ...... 9 Allgemeine Unterrichtungs- und Beteiligungspflichten ...... 9 Naturschutz, Landschaftspflege, Artenschutz ...... 10 Infrastruktur und Wasserwirtschaft ...... 12 Forstwirtschaft ...... 15 Denkmalschutz, Archäologie ...... 18 Öffentliche Ver- und Entsorgung ...... 18 V. Hinweise...... 20 VI. Entscheidungen über Stellungnahmen und Hinweise ...... 22 VII. Kostenentscheidung ...... 23 B Sachverhalt ...... 23 I. Beschreibung des Vorhabens ...... 23 Veranlassung und Zielstellung ...... 23 Bestehende rechtliche Verhältnisse ...... 23 Wirtschaftliche Bedeutung des Standortes Weferlingen ...... 23 Beschreibung des Gesamtvorhabens ...... 24 Ein- und Auslaufbauwerk ...... 26 Variantenuntersuchung ...... 27 II. Planfeststellungsverfahren ...... 28 Festlegung des vorläufigen Untersuchungsrahmens ...... 28 Antragstellung ...... 28 Einleitung des Verfahrens, Planauslegung und Anhörung ...... 28 Erörterung ...... 29 Ergänzung der Planunterlagen ...... 29 Umweltverträglichkeitsprüfung ...... 30 FFH-Verträglichkeitsprüfung ...... 30 C Entscheidungsgründe ...... 30 I. Verfahren ...... 30 Notwendigkeit der Planfeststellung ...... 30 Zuständigkeit ...... 31 Beurteilungsgrundlagen ...... 31

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II. Konzentrationswirkung ...... 32 III. Planungsermessen ...... 33 IV. Planrechtfertigung ...... 34 V. Umweltverträglichkeitsprüfung ...... 35 Vorbemerkungen ...... 35 Zusammenfassende Darstellung nach § 11 UVPG ...... 36 Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter ...... 70 Zusammenfassende Bewertung ...... 83 VI. FFH-Verträglichkeitsprüfung ...... 84 Einleitende Bemerkungen ...... 84 Anwendungsbereich ...... 85 Rechtliche Grundlagen ...... 85 FFH-Gebiet „Lappwald südwestlich Walbeck“ DE 3732-301 ...... 87 FFH-Gebiet DE 3732-303 „Wälder und Pfeiffengraswiesen im südlichen Lappwald“ ...... 112 VII. Begründung der Genehmigungen und Befreiungen ...... 113 Eingriffsgenehmigung ...... 113 Naturschutzrechtliche Befreiungen ...... 114 Biotopschutz ...... 117 Waldumwandlung ...... 119 Erstaufforstung ...... 120 Denkmalrechtliche Genehmigung ...... 120 VIII. Begründung der Auflagen und Nebenbestimmungen ...... 120 Vorbehalt ...... 121 Allgemeine Unterrichtungs- und Beteiligungspflichten ...... 121 Naturschutz, Landschaftspflege, Artenschutz ...... 122 Infrastruktur und Wasserwirtschaft ...... 125 Forstwirtschaft ...... 128 Denkmalschutz, Archäologie ...... 129 Öffentliche Ver- und Entsorgung ...... 130 IX. Entscheidungen über Stellungnahmen ...... 131 Gebietskörperschaften ...... 132 Fachreferate des Landesverwaltungsamtes ...... 137 Weitere Behörden bzw. Träger öffentlicher Belange (TöB) ...... 139 Umwelt- und Naturschutzvereinigungen ...... 147 Versorgungsträger ...... 147 X. Entscheidungen über private Einwendungen ...... 149 XI. Abwägung der Belange ...... 150 1. Naturschutz, Landschaftspflege ...... 150 2. Umweltverträglichkeit ...... 151 3. FFH-Verträglichkeit ...... 151 4. Besonderer Artenschutz ...... 151 5. Wasserwirtschaft ...... 152 6. Forstwirtschaft ...... 154 7. Abfallwirtschaft und Bodenschutz ...... 155 8. Immissionsschutz ...... 155 9. Archäologie und Denkmalschutz ...... 156 10. Raumordnung ...... 157 11. Bergbau und Geologie ...... 161

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12. Planungsalternativen ...... 162 13. Private Belange ...... 162 XII. Gesamtergebnis der Abwägung ...... 163 D Kostenentscheidung ...... 165 E Rechtsbehelfsbelehrung ...... 166 F Verfahrensrechtliche Hinweise ...... 167

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Fundstellennachweise

AVV Baulärm Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm – Geräuschimmissionen - vom 19.08.1970, Beilage zum Bundesanzeiger Nr. 160 vom 01.09.1970

AwSV Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen vom 18.04.2017 (BGBl. I S. 905)

BauGB Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 03.11.2017 (BGBl. I S. 3634)

BauO LSA Bauordnung des Landes Sachsen-Anhalt vom 10.09.2013 (GVBl. LSA S. 440, 441), zuletzt geän- dert durch Art. 1 des Gesetzes vom 26.07.2018 (GVBl. LSA S. 187)

BBergG Bundesberggesetz vom 13.08.1980 (BGBl. I S. 1310), zuletzt geändert durch Art. 2 Abs. 4 des Gesetzes vom 20.07.2017 (BGBl. I S. 2808)

BBodSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bun- des-Bodenschutzgesetz) vom 17.03.1998 (BGBl. I S. 502), zuletzt geändert durch Art. 3 Abs. 3 der Verordnung vom 27.09.2017 (BGBl. I S. 3465)

Berg DDR Berggesetz der Deutschen Demokratischen Republik vom 12.05.1969 (GBl. I Nr. 5 S. 29)

BImSchG Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz) in der Fassung der Be- kanntmachung vom 17.05.2013 (BGBl. I S. 1274), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 08.04.2019 (BGBl. I S. 432)

BNatSchG Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz) vom 29.07.2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Art. 8 des Gesetzes vom 13.05.2019 (BGBl. I S. 706)

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BodSchAG LSA Ausführungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt zum Bundes-Bodenschutzgesetz (Bodenschutz- Ausführungsgesetz Sachsen-Anhalt) vom 02.04.2002 (GVBl. LSA S. 214), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 16.12.2009 (GVBl. LSA S. 708)

BWaldG Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) vom 02.05.1975 (BGBl. I S. 1037), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 17.01.2017 (BGBl. I S. 75)

DenkmSchG LSA Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 21.10.1991 (GVBl. LSA S. 368), zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 20.12.2005 (GVBl. LSA S. 769, 801)

Einigungsvertrag Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands vom 31.08.1990 (BGBl. II S. 889)

FFH-Richtlinie Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft L 206 vom 22.07.1992, S. 7-50), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/17/EU vom 13.05.2013 (ABI. L 158 vom 10.06.2013, S. 193-229) - Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

FoVHgV Verordnung über Herkunftsgebiete für forstliches Vermehrungsgut (Forstvermehrungsgut-Her- kunftsgebietsverordnung) vom 7. Oktober 1994 (BGBL.I.S.3578), zuletzt geändert durch Art. 1 der Verordnung vom 15.Januar 2003 (BGBl.I.S.238)

GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungs- nummer 100-1 veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 28.03.2019 (BGBl. I S. 404)

KampfM-GAVO Gefahrenabwehrverordnung zur Verhütung von Schäden durch Kampfmittel vom 20.04.2015 (GVBl. LSA S. 167), zuletzt geändert durch Art. 5 der Verordnung vom 18.12.2018 (GVBl. LSA S. 443, 444)

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LAMBRECHT, H. & TRAUTNER, J. (2007) Fachinformationssystem und Fachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH-VP – Endbericht zum Teil Fachkonventionen, Schlussstand Juni 2007. – FuE-Vorhaben im Rahmen des Umweltforschungsplanes des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Re- aktorsicherheit im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz

LEntwG LSA Landesentwicklungsgesetz Sachsen-Anhalt vom 23.04.2015 (GVBl. LSA S. 170), zuletzt geändert durch §§ 1 und 2 des Gesetzes vom 30.10.2017 (GVBl. LSA S. 203)

LWaldG Gesetz zur Erhaltung und Bewirtschaftung des Waldes, zur Förderung der Forstwirtschaft sowie zum Betreten und Nutzen der freien Landschaft im Land Sachsen-Anhalt (Landeswaldgesetz Sach- sen-Anhalt) vom 25.02.2016 (GVBl. LSA S. 77)

N2000-LVO LSA Landesverordnung zur Unterschutzstellung der Natura 2000-Gebiete im Land Sachsen-Anhalt vom 21.12.2018

NatSchG LSA Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 10.12.2010 (GVBl. LSA S. 569), zuletzt geän- dert durch Art. 5 des Gesetzes vom 18.15.2015 (GVBl. LSA S. 659, 662)

NbG Nachbarschaftsgesetz vom 13.11.1997 (GVBl. LSA S. 958), zuletzt geändert durch Art. 6 des Ge- setzes vom 18.05.2010 (GVBl. LSA S. 340, 341)

ROG Raumordnungsgesetz vom 22.12.2008 (BGBl. I S. 2986), zuletzt geändert durch Art. 2 Abs. 15 des Gesetzes vom 20.07.2017 (BGBl. I S. 2808)

UVP-Änderungsrichtlinie (2014) Richtlinie 2014/52/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16.04.2014 zur Änderung der Richtlinie 2011/92/EU über die Umweltverträglichkeitsprüfung bei bestimmten öffentlichen und privaten Projekten (ABl. L 124 v. 25.04.2014, S. 1 ff.)

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UVPG (2010) Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung in der Fassung der Bekanntmachung vom 24. Feb- ruar 2010 (BGBl. I S. 94), zuletzt geändert durch Art. 4 des Gesetzes vom 13.10.2016 (BGBl. I S. 2258)

UVPMG (2017) Gesetz zur Modernisierung des Rechts der Umweltverträglichkeitsprüfung vom 20.07.2017 in der Fassung der Bekanntmachung vom 28.07.2017 (BGBl. I S. 2808)

VermGeoG LSA Vermessungs- und Geoinformationsgesetz Sachsen-Anhalt in der Fassung der Bekanntmachung vom 15.09.2004

VO über das LSG „Harbke-Allertal“ (LSG 00012OK) Verordnung des Landkreises Bördekreis über das Landschaftsschutzgebiet „Habke-Allertal“ vom 02.02.1998

VO über das NSG „Bachtäler des Lappwaldes“ (NSG0158) Verordnung über das Naturschutzgebiet „Bachtäler des Lappwaldes“ vom 02.02.1998

VSchRL Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30.11.2009 über die Er- haltung der wildlebenden Vogelarten (ABI. L 20 vom 26.01.2010, S. 7-25), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/17/EU vom 13.05.2013 (ABI. L 158 vom 10.06.2013, S. 193-229) - Vogelschutz- Richtlinie

VwKostG LSA Verwaltungskostengesetz des Landes Sachsen-Anhalt vom 27.06.1991 (GVBl. LSA S. 154), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 18.05.2010 (GVBl. LSA S. 340)

VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.01.2003 (BGBl. I S. 102), zuletzt geändert durch Art. 5 Abs. 25 des Gesetzes vom 21.06.2019 (BGBl. I S. 846)

VwVfG LSA Verwaltungsverfahrensgesetz Sachsen-Anhalt vom 18.11.2005 (GVBl. LSA S. 698, 699), zuletzt geändert durch Art. 3 des Gesetzes vom 26.03.2013 (GVBl. LSA S. 134, 143)

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Wasser-ZustVO Verordnung über abweichende Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts vom 23.11.2011 (GVBl. LSA S. 809), zuletzt geändert durch Verordnung vom 01.04.2016 (GVBl. LSA S. 159)

WG LSA Wassergesetz für das Land Sachsen-Anhalt vom 16.03.2011 (GVBl. LSA S. 492), zuletzt geändert durch Art. 2 der Verordnung vom 17.02.2017 (GVBl. LSA S. 33)

WHG Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz) vom 31.07.2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 04.12.2018 (BGBl. I S. 2254)

32. BImSchV 32. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes (Geräte- und Maschi- nenlärmschutzverordnung) vom 29.08.2002 (BGBl. I S. 3478), zuletzt geändert durch Art. 83 der Verordnung vom 31.08.2015 (BGBl. I S. 1474)

LAGA M 20 Anforderungen an die stoffliche Verwertung von mineralischen Reststoffen/Abfällen – Technische Regeln - vom 06.11.2003