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Die Familiie deer Erdzuunnggeen

K. Montag, red.

keine Speisepilze in diesem Beitrag

5Gemeine Haarzunge hirsutum 4 Trockene Erdzunge cookeianum Beide Fotos: MARkuS WILHELM

Erdzungen und ihre Verwandten sind seltene und schützenswerte kostbar - keiten, die teilweise in offenem, unge - düngtem Grasland wachsen, aber auch an bewaldeten Standorten und an Gewässern. Wer sie finden möchte, muss schon ein bißchen genauer hin - sehen und wer die einzelnen Arten, insbesondere die der Gattung Ge - Die Familie (Erdzungenverwandte) gehört oglossum, säuberlich auseinanderhal - zu den Schlauchpilzen (Ascomycetes) und hier insbeson - ten will, muss sich unbedingt eines dere zu den inoperculaten Ascomyceten. Diese Ordnung Mikroskopes bedienen. () ist dadurch gekennzeichnet, dass die reifen In dieser Arbeit soll aber weniger auf Sporen durch einen komplexen, mit Melzers Reagenz oder die oft subtilen und fließenden mikro - Lugolscher Lösung anfärbbarem Apikalapparat aus dem skopischen unterscheidungsmerk - entlassen werden. male der einzelnen Arten eingegangen Im Gegensatz dazu haben die Pezizales am Scheitel ein werden, sondern es soll primär ein Au - Deckelchen, das sich bei der Sporenreife öffnet. Diese genmerk darauf gelegt werden, was nennt man operculate Ascomyceten (von Operculum , lat. überhaupt zur Familie gehört und was = Deckel). diese Zugehörigkeit im Einzelnen Im engen Sinn besteht die Familie der Erdzungen (Ge - kennzeichnet. oglossaceae) aus drei Gattungen:

Der Tintling 3 (2010) Seite 43 Schwarze Erdzunge Die Trockene Erdzunge 1. Geoglossum , Erdzunge. Das ist die Ty - Geoglossum umbratile G. cookeianum hat pusgattung der Familie Geoglossaceae Foto: MARkuS WILHELM ebenfalls solche typisch und sie wurde von CHRISTIAAn HEnDRIk Geoglossum barlae wird verbogenen Paraphy - PERSOOn (1761-1836) 1794 beschrieben, - wie auch G. nigritum - sen, dann aber meist bevor ELIAS MAGnuS FRIES sie 1821 sank - heute als Synonym zu mehr im Stielbereich. tionierte. G. umbratile betrachtet. Foto: FELIx HAMPE 2. Trichoglossum, Haarzunge 3. , Stielzunge 4. Thuemenidium, Erdzunge. Diese Gattung wird von den meisten Autoren heute trotz hyaliner Sporen als Synonym zu Geoglos - sum betrachtet. Im weiteren Sinn gehören der Familie fol - gende Gattungen an: 5. Mitrula , Haubenpilz 6. Heyderia , nadelhaubenpilz 7. , Spateling 8. , kreisling 9. , Gallertkopf 10. , Gallertkäppchen Diese Auffassung teilen indes längst nicht alle Autoren, sondern führen die Gattungen 5 - 10 teilweise in , und Hemiphacidiaceae. Alle diese saprobiontisch lebenden Ascomy - cetengattungen haben folgende gemeinsa - men, charakteristischen Merkmale: Frucht - körper mit ± deutlich abgesetztem Hut- und Stielteil, ± elastisches Fleisch, septierte, oft bananenförmig gekrümmte, schwarze oder hyaline Ascosporen. Die Typusgattung ist zugleich die arten - reichste: Geoglossum ist in Mitteleuropa mit acht bis neun Arten vertreten.

Der Tintling 3 (2010) Seite 44 Die kahle Erdzunge G. glabrum ist die Typusart der Gattung. Sie wächst in nas - sen uferbereichen oder in Sphagnum und ist sehr selten. Foto: MARkuS WILHELM

Die Größe der Zungen variiert mit der Länge des umgebenden Grases: Dort wo es kurz und moosig ist, erreichen die schwarzen, trockenen Ascocarpien u.u. nur 3 cm Länge, in höherem Gras müssen sie sich bis zu 7 cm recken, um ihre Spo - ren dem Wind anvertrauen zu können. Diese Sporen liegen zu acht parallel in einem 160 200 x 15 - 20 µm großen Ascus, sind leicht gebogen, haben reif fast stets sieben Septen, sind braun pigmentiert, Jod+ und messen 60 - 85 x 5,5 - 7 µm. nie sind sie länger als 90 µm (Abgrenzung zu G. fallax !). unreif sind sie kürzer und breiter, heller gefärbt und seltener septiert. Daher dürfen stets nur reife, ausgefallene Sporen gemessen werden. Sie werden übrigens nur im kopfteil gebildet, der fein kleiig-schup - pige, matte, schlanke, oft nur wenig abge - setzte Stiel ist steril. Interessant sind die Para -

Die Täuschende Erd - zunge, auch Schuppige E. G. fallax hat bis zu 100 µm lange Sporen mit bis zu 12 Septen. Sie ist schon makrosko - pisch durch die bän - derartige Stielbeschup - pung kenntlich. Fotos: 55 MARkuS WILHELM 4DIRk WIESCHOLLEk

Die häufigste von ihnen ist die Trockene Erd - zunge ( G. cookeanum ). Sie ist im Spätherbst ty - pisch für trockene Ma - gerrasen, sandige Böden und selbst bewachsene Dünen. Sofern ihr der Standort zusagt, wächst sie in individuenreichen Gesellschaften.

3 (2010) Seite 45 Die Schleimige Erdzunge Geoglossum glutinosum wuchs am 30.9.2004 in Bonaduz (CH, GR) auf etwa 1000 mnn, in moorigem Boden in Moos und Sphagnum an einem Teichrand. r. oben.: Leicht gebogene Ascosporen, regelmäßig mit sieben Septen Paraphysen mit braunen Pigmentkör - nern, in Schleim eingebettet Alle drei Fotos: MARkuS WILHELM physen: Sie sind sehr verschiedenartig geformt, im Scheitelbereich des kopf - teiles meistens fadenförmig bis zylin - drisch und mit leicht braun pigmentierten, oft Die Täuschende Erdzunge G. fallax kann dem mehrfach abgeschnürten Endgliedern. Vielfach Mikroskopiker das Leben ziemlich schwer ma - findet man auch - besonders im Stielteil - bizarr chen. Insbesondere dann, wenn er nur eine ein - geformte, gegliederte Paraphysen, die schne - zige Aufsammlung hat, deren spät reifende Spo - ckenförmig eingerollt oder spazierstockartig ver - ren noch 40 - 50 µm groß und nur ein- bis bogen sind oder die Form von Entenköpfen zweimal septiert sind. Reif haben sie bis zu 13 haben ( LEHR 2005). Die Paraphysen ragen im fer - Septen und sind im Schnitt 80 - 100 x 5 - 6 µm tilen kopfteil nur wenig über die Asci hinaus groß. ( kASPAREk 1996). und sind auch am sterilen Stiel reichlich vorhan - Dabei gehört Geoglossum fallax zu den wenigen den. Sie sind gemäß Literatur auch DAS unter - Erdzungenarten, die schon im Feld richtig anges - scheidungsmerkmal zur nächsten Artengruppe: prochen werden können: Die Täuschende Erd - Zu G. umbratile/barlae/nigritum . nach Ansicht zunge ist gekennzeichnet durch feine, spitz - heutiger Autoren ist davon nur noch G. umbra - schuppige Wärzchen, die an der Stielspitze in ± tile, die Schwarze Erdzunge, übrig geblieben. natterförmigen Bändern angeordnet sind. Ein Andere Autoren gehen noch ein Stück weiter weiterer Volksname ist daher Schuppige Erd - und integrieren diese in G. cookeanum , weil zunge, oder, auf niederländisch: Fijngeschubde ihnen die extrem variablen Paraphysen als prak - aardtong. tisch einziges Merkmal zur Arttrennung nicht Die Schleimige Erdzunge G. glutinosum ist, wie geeignet erscheinen. BEnkERT (1996), der die Pa - der name sagt, schleimig, zumindest bei feuch - riser Originalbelege BOuDIER s von G. barlae tem Wetter. In trockenem Zustand genügt ein (siehe die Tafel auf S. 44) untersucht hat, konnte Wiederanfeuchten, um die Schleimigkeit zu er - feststellen, dass diese allesamt mit G. cookea - kennen. Die Zellen ihrer Fruchtschicht sind in num identisch waren. einer gelatinösen, hyalinen Masse eingebettet.

Der Tintling 3 (2010) Seite 46 Schwarzote Erdzunge Foto: ROy AnDERSOn i

Die typisch kopfigen Pa - raphysen mit den brau - nen Pigmentkörnchen tun ihr Übriges, um die recht seltene, auf feuchte Stellen auf sau - ren Böden angewiesene Erdzunge leicht be - stimmbar sein zu lassen. Es ist die einzige Erd - zunge, die schleimig bzw. gelatinös ist. Die Glatte Erdzunge G. glabrum ist die Typusart der Gattung. Bereits CARL VOn LInné hat die - sen Pilz gekannt und ihn 1753 als Clavaria ophio - glossoides beschrieben. Gleichwohl ist sie hier zu Lande ausnehmend selten; in der Online-kartierung i finden sich Geoglossum auf. Bei der Typusart der hyalin - gerade mal zwei dünne Fundmeldungen. sporigen Gattung Thuemenidium handelt es sich Die Glatte Erdzunge ist durch gerade Paraphy - um eine vergleichsweise große Erdzunge, was sen mit abrupt erweiterter, dunkelbraun pig - sich in einem ihrer Synonyme äußert: Microglos - mentierter Endzelle (8-15 µm ø) gekennzeich - sum robustum . net. Sie wächst in Mooren zwischen Torfmoos FREDI kASPAREk hat die Art in Hullern am See (Sphagnum ). (MTB Haltern-4209/2) in den frühen 80er Jahren In Deutschland sind noch fünf weitere Geoglos - gefunden. Hier seine kurzbeschreibung: Frucht - sum -Arten gemeldet, allesamt mit jeweils ganz körper 1- 6 x 0,3 - 0,7 cm, Stielteil zylindrisch wenigen Fundstellen: Sumpf-E. G. sphagnophi - und feinschuppig, allmählich zur Spitze keulig lum, Hochland-E. G. starbaekii, klebrige E. G. anschwellend und glatt, kopfteil gelegentlich peckianum und G. simile , für die der hübsche spatelförmig eingedrückt, ganzer Fruchtkörper norwegische name „Trolljordtunge“ zu finden erst purpurbraun, reif schwarzpurpurn. Sporen war. Sie hat Paraphysen mit meist zahlreichen 20 - 35 x 5 - 6 µm, zylindrisch-gebogen, hyalin, doppelzelligen Endgliedern und wächst an nas - glatt, mehrfach septiert. Einzeln und gesellig sen Standorten in Bruchwäldern, Erlen-Eschen - wachsend. Ökologie-Substrate: Auf einer wie - wäldern und Mooren zwischen Sphagnum. senartigen Fläche zwischen Moosen und Grä - sern auf sandigem Magerboden, umgrenzt mit Ein Sonderfall ist die Schwarzrote Erdzunge, Laubgebüschen. Phänologie: Herbst. Verbrei - oder, in Übersetzung des Artnamens, Schwarz - tung: sehr selten. Lebensweise: Saprophyt. Be - purpurne Erdzunge Geoglossum atropureum . lege: zur Bestimmung ausgeliehen, nicht zurück Diese Erdzunge war wegen ihrer hyalinen Spo - erhalten, det. Maas-Geesteranus, (durch Frau ren zuvor in einer eigenen Gattung: Thuemeni - Runge). dium . Inzwischen wurde erkannt, dass der Pig - Darüber hinaus sind in der Online-kartierung mentierung der Sporen kein taxonomischer Wert zwei bayerische Funde der Schwarzroten Erd - zukommt und die Gattung ging als Synonym in zunge gemeldet, in 2002 und 2007. i

Der Tintling 3 (2010) Seite 47 bis fast spindelig, hyalin, erst spät septiert, glattwan - dig, mit 2 - 4 Trop - fen. Paraphysen fa - denförmig, farblos, septiert, Spitze bis 3 µm angeschwol - len. Die Pilze wachsen einzeln bis gesellig im Winterhalbjahr, gerne an Bachläu - fen oder an feuch - ten, moosigen Stel - len in Wäldern. 2. , die Olivbraune Stiel - zunge, hat lichte, ± ocker- bis karton - Olivbraune Stielzunge braune Farbtöne, Microglossum die sich auch am olivaceum 5 Exsikkat erhalten. Foto: FELIx HAMPE Die schwachen 4Grüne Erdzunge Olivtöne treten meistens zurück. Foto: MARkuS WILHELM Der spatelförmige, abgeflachte kopf - Die nachbargattung teil ist meist 2 - 3 Microglossum - Stiel - cm hoch und fast zungen - unterscheidet stets kürzer als der sich von der ± runde, oft ver - schwarzfrüchtigen Gat - drehte Stiel. Spo - tung Geoglossum ren 14 - 20 x 5 - 6 durch grün, olivgrün, µm, spindelig, olivbraun oder rötlich leicht verbogen, pigmentierte, oft lebhaft gefärbte Fruchtkörper. erst völlig reif septiert, mit 4 großen und mehre - Die Sporen sind hyalin. ren kleinen Tropfen. Paraphysen fädig, oft ver - zweigt, farblos, an der Spitze nicht erweitert. Die Arten sind allesamt sehr selten und es liegen insgesamt nur sehr wenige Fundmeldungen vor. 3. Microglossum nudipes , die Nacktfuß-Stiel - Hier vorgestellte Arten sind zunge , Der oft auffallend zugespitzte kopfteil 1. Microglossum viride , Grüne Stielzunge, mit dieser seltenen Art ist meistens etwas dunkler Fruchtkörpern von 1 - 4 cm Höhe und bis zu 5 gefärbt als der glatte, glänzende, völlig kahle mm Breite, schlank keulig bis typisch zusam - Stielteil. Die Sporen messen 15 - 20 x 5,5 - 6 mengedrückt zungenförmig und oft längsgerillt, µm, farblos, spindelig, etwas verbogen, mit 2 - 4 wie alle Geoglossaceen in einen fertilen kopf großen Tropfen, erst spät septiert. Paraphysen fa - und einen ± deutlich abgesetzten Stiel geglie - denförmig, einfach oder septiert, an der Spitze dert, Türkis- bis Olivgrün, glatt, glänzend, Stiel bis 3 µm aufgetrieben. Vorkommen: Im Moos körnig rau, wie der kopf gefärbt. Sporen 13 - 16 auf sauren Böden, innerhalb und außerhalb von x 5 - 6 µm, verlängert-elliptisch, nierenförmig Wäldern.

Der Tintling 3 (2010) Seite 48 4. Microglossum fuscoru - bens , die Rote Stielzunge , wurde in Deutschland bis - her nicht nachgewiesen; die beiden abgebildeten kollek - tionen stammen aus Frank - reich. Die lebhaften Orange- und Rosatöne der Art lassen trotz ihrer mor - phologische Variabilität kaum eine Verwechslung zu. Die beiden abgebildeten kollektionen wuchsen bei Doubs in der Mitte von Ost - frankreich und sind somit auch in Deutschland oder der Schweiz zu erwarten.

Die dritte Gat - tung aus der en - geren Verwandt - 5 3 Die schon makro - schaft der skopisch gut kenntliche Erdzungen ist Rote oder Orangerote Trichoglossum , Stielzunge Microglos - Haarzungen. sum fuscorubens wurde Die Gattung in Deutschland bisher unterscheidet nicht nachgewiesen, ist sich von Ge - hier aber durchaus zu oglossum , Erd - erwarten. zungen, durch Beide Fotos: JEAn -M ARC Setae, die den MOInGEOn i ganzen Frucht - körper überzie - hen und den stets schwarzen Zungen makro -

nacktfuß- Stielzunge Microglossum nudipes Die Grüntöne dieser Art erin - nern an das auffallende Grün des Grünspan- Becherlings (Chlorociboria ssp .). Foto: FELIx HAMPE

3 (2010) S. 49 Die tiefschwarz gefärbte Gemeine Haarzunge hat durch die zahlreichen, schwarzen, dickwandigen Setae, die den ganzen Fruchtkörper bedecken, ein mattes, samtig-haariges Aussehen. Foto: FREDI kASPAREk 36 Setae 6 Asci und Sporen Zwei Mikrofotos : M ARkuS WILHELM

skopisch ein samtig-mattes Aussehen ver - leihen. Die Sporen sind pigmentiert und mehrfach septiert. Einigermaßen verbreitet ist nur die Ge - meine Haarzunge T. hirsutum . Sie ist deut -

Der Tintling 3 (2010) Seite 50 4Rehms Haubenpilz Mitrula reh - mii Foto: MARkuS WIILHELM 6 Sumpf-Haubenpilz Mitrula pa - ludosa Foto: kLAuS RÖDDER

3Sclerotien- Haubenpilz Mitrula sclerotiorum. Dieser Pilz parasitiert ver - mutlich die lich in kopf und Stiel gegliedert, Sklerotien von wobei der kopfteil kurz und rund - Sclerotinia tri - lich bis breit spatelförmig ist. Tri - foliorum, dem choglossum hirsutum wächst gesel - kleekrebs . lig in offenem Grasland, auf Foto: Wacholderheiden, Magerweiden, MARkuS an Moorrändern, anmoorigen Wie - WIILHELM sen, gerne auf sandigen, sauren, nährstoffarmen Böden. als zur engeren Familie gehörend akzeptiert nicht verschwiegen werden sollen zwei weitere wurde. Die Hauptunterschiede sind Sporen, die Gattungen aus diesem engeren Verwandtschafts - nur einfach septiert sind, gelbe bis lachsorange bereich der Erdzungen: Bryoglossum und Not - Farben der fertilen kopfteile und ± aquatische homitra . In erstere, derzeit nur zwei Arten um - Lebensweise. neue phylogenetische untersu - fassende Gattung wurde 1977 der oben rechts chungen haben aber ergeben, dass Mitrula - abgebildete Haubenpilz Mitrula rehmii kombi - ebenso wie die nachfolgende Gattung Heyderia niert. Die zweite, Nothomitra , umfasst derzeit - doch erheblich abweichende Genome haben drei Arten, von denen eine, Nothomitra cinna - (ZHEnG et al 2005) und dass ihre systematische momea Maas Geest, eine mit Microglossum nah Stellung derzeit unsicher ist. Die Autoren sehen verwandte oder sogar identische Erdzunge ist. Es Mitrula näher bei den Helotiaceae als bei den wird in diesem Zusammenhang ausdrücklich Geoglossaceae. auf MOInGEOn , S. u. J. (2004) verwiesen. Der mit seinen lachsorange Tönen farblich von den anderen, gelbköpfigen Mitrula -Arten abwei - Damit wenden wir uns der eingangs erwähnten chende M. rehmii (benannt zu Ehren von HEIn - entfernteren Verwandschaft zu und handeln die RICH REHM (1828 - 1916), einem Ascomyceten - etwas kürzer ab. Wie im richtigen Leben eben... forscher) besiedelt vorzugsweise verfaulende Die Gattung Mitrula - Haubenpilze - ist die Gat - Sphagnumreste an Gebirgsbächen. tung, die bisher als am nächsten mit Microglos - Er wird in Schweden Stor Mossmurkling ge - sum verwandt galt und von den meisten Autoren nannt. Es ist in diesem Zusammenhang interes -

Der Tintling 3 (2010) Seite 51 sant, dass die Schweden alle hier bearbeiteten Gattungen außerhalb der Erdzungen s. str. als Murkling bezeichnen, während die Erdzun - gen selbst Jordtunga heißen und dieser name wirklich nur den drei kerngattungen vorbehal - ten ist. Die Gattung Heyderia - Häubchenpilze - um - fasst gerade mal 5 - 6 Arten mit allesamt nur wenige Millimeter großen Fruchtkörpern. Ihre Hutteile sind vom Stiel durch einen ringförmi - gen Graben deutlich abgesetzt, was ein wich - tiges Trennmerkmal zu Mitrula ist. Eine dieser Arten ist der Gelbe Sklerotien- Häubchenpilz Heyderia sclerotiporus , der auf den Sklerotien des Linsen-Fadenkeulchens Thyphula phacorrhiza wächst. ( kASPAREk 2000). Seit 1984 muss die Art auf den namen Episclerotium sclerotipus hören. Die monoty - pische Gattung unterscheidet sich durch die aufsitzende Lebensweise von Heyderia und wird bei den Helotiaceae geführt. Bei BOuDIER

25.10.2009, Gommern, drei Fruchtkörper auf einer Kiefernnadel.

5Gelber Häubchenpilz Heyderia sclerotiporus Foto: FREDI kASPAREk 3nadel-Häubchenpilz Heyderia pusilla Foto: HARTMuT SCHuBERT 6Gelber Spateling Spathularia fla - vida Foto: HAnS -J ÜRGEn SCHäFER

wird der Pilz als Mitrula sclerotipus geführt. Heyderia pusilla , der nadel-Häubchenpilz, besiedelt Fichten- Tan - nen- und kiefernna - deln. Der leicht zu übersehende Winzling hat spindelig- zylindri - sche, leicht gebogene Sporen mit mehreren Tropfen von 14,4 x 2,8 ~ µm.

3 (2010) Seite 52 5Helm-kreis - ling Cudonia circinans Foto: GEORG SCHABEL 44 Sarcoleotia turficola , Sumpf-Gallert - kopf Foto: MAR - kuS WILHELM

Die Gattung Spathularia - Spateling - wird, wie die nachfolgende Gattung Cudonia , von man - chen Autoren bei den Cudoniaceae geführt. Die Gattung besteht praktisch nur aus dieser einen, leicht kenntlichen, aber seltenen Art, dem Gel - ben Spateling S. flavida. Makroskopisches Hauptunterscheidungsmerkmal zu den vorge - nannten Gattungen ist der flache, flatterige, sehen, aber nicht gelatinös sind. Der Helm- gelbe kopfteil. Der Gelbe Spateling wächst von kreisling hat nadelförmige, septierte Sporen, die von August bis Oktober in nadelwäldern. bei der Vollreife konidien abschnüren können. Er wächst in Gebirgs-Fichtenwäldern und ist sel - Die Gattung Cudonia - Kreisling - bildet, zumin - ten bis lückenhaft verbreitet. dest bei der Typusart C. circinans , Fruchtkörper, die habituell dem Gallertkäppchen ähnlich Ebenfalls nicht gelatinös ist die Gattung Sarco -

Der Tintling 3 (2010) Seite 53 3Gemeines Gallertkäpp - chen Foto: GÜnTER HECk

6 Schwarz - grünes Gallert - käppchen Leotia atrovirens Foto: CHRIS MATHERLEy i

leotia - Gallertkopf . kennzeichen sind ellipsoi - dische Sporen, die erst sehr spät septiert sind. Der 1 - 2 cm große Sumpf-Gallertkopf S. turfi - cola , ist gekennzeichnet durch olivlichen Hut auf weinrosa Stiel und Vorkommen in Sphag - num. Er ist ebenfalls recht selten. Bleibt noch, als letzter Vertreter der Erdzungen - verwandten im erweiterten Sinn, die Gattung Leotia - Gallertkäppchen. Die Fruchtkörper die - ser Gattung haben gelatinöses Fleisch und ein - fach bis mehrfach septierte Sporen. Während L. lubrica häufig ist, ist das Schwarzgrüne Gallert - käppchen L. atrovirens eine große Seltenheit... .. die zudem neuerdings Coryne atrovirens heißt. Es ist viel im Fluss, derzeit...

Literatur: kASPAREk , F. (2000): Über einige bemerkenswerte BEnkERT , D. (1976): Bemerkenswerte Ascomyceten Schlauchpilze. Tintling 1: 14-15 der DDR II - Die Gattungen Geoglossum und LEHR , T. (2005): Von Entenköpfen und Perlenket - Trichoglossum in der DDR, in: MyMi 20: 47-92 ten. SPR 41/2:42-47 BEnkERT , D. (1996): Zur Variabilität der Paraphy - Moingeon, S. u. J. (2004): Contributions à sen in der Gattung Geoglossum . Feddes Rep. l’étude des Geoglossaceae à hyalines. 107, S. 269-276 Miscellanea Mycologica n° 80-81: 25-35 BOuDIER , E . (1905-1910): Icones Mycologicae ZHEnG WAnG , B InDER , M. u. H IBBET , D. S (2005): BREITEnBACH , J. & k RänZLIn , F. (1984): Pilze der Life history and systematics of the aquatic dis - Schweiz Bd. 1- Ascomyceten comycete Mitrula (Helotiales, ) Dennis, R.W.G. (1978): British Ascomycetes based on cultural, morphological, and mole - kASPAREk , F. (1996): Die Täuschende Erdzunge. cular studies. - (Am. J. Bot. 92: 1565-1574 i Tintling 3: 17-18 SCHILLInG , A . Online-kartierung i

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