Sind Conventions Nur Für »Echte Fans«?
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Sind Conventions nur für »echte Fans«? Messe | Comic Con Dortmund Spring Edition Dortmunds Westfalenhallen öffneten erneut ihre Tore für einige Stars und Sternchen der Comic- und Serienszene. Zwischen Assassinen, Jedi-Rittern, K.I.T.T. und Gotham-Cosplayern. An verschiedenen Orten der Welt finden die Messen der Popkultur bereits länger großen Zulauf. ANNA NOAH war dabei – und legte den Schwerpunkt ihrer Betrachtung auf »Gotham«. Wer kommt auf Conventions? Bereits im Vorfeld gab es verschiedene Zu- und Absagen von bekannten Leuten aus Film und Fernsehen, deshalb sollte man immer vor Ort bereits gedruckte Programmhefte mit aktuellen Handzetteln abgleichen, da sich die Liste der anwesenden Stars frequentiert änderte. Neben den alten Hasen Charly Sheen und Lee Majors waren die meisten angereisten Schauspieler aus der DC-Serie »Gotham« prominent vertreten. Sean Pertwee (Alfred Pennyworth), Robin Lord Taylor (Oswald Cobblepot, Pinguin), Erin Richards (Barbara Kean), Camren Bicondova (Selina Kyle, Catwoman) Drew Powell (Butch Gilzean, Solomon Grundy), Donal Logue (Harvey Bullock) und Tonya Pinkins (Ethel Peabody) hatten neben ihren Bühnenauftritten viel Besuch von den Fans an ihren Autogrammständen. Und das, obwohl ein Autogramm im Mittel mit 40 Euro zu Buche schlägt, Selfies sind häufiger sogar noch teurer. Verglichen mit der ComicCon in Berlin fiel der Bereich der Comic-Künstler durch die ganze Starpräsenz etwas klein aus. Doch dafür lohnte es sich umso mehr, die Stände etwas genauer zu betrachten, zumal die Messehallen nicht stark überfüllt waren. So blieb genügend Luft zwischen den Ständen und die Besucher mussten sich nicht drängeln. Und das, obwohl das »Weekend of Hell« als zweite Veranstaltung parallel stattfand. Die Zukunft der Comicszene »Lilly Swan« aus dem Chemnitzer Independent-Verlag »TheNextArt« schafft es seit 2016, für das Publikum interessant zu bleiben. Begonnen hat für Erschaffer Michael Feldmann alles mit dem sechsteiligen Postapokalypse-Zyklus »Hades-Syndrom« und nun gibt es bereits eine neuere, ebenfalls sechsteilige, Reihe Sind Conventions nur für »echte Fans«? »Hades-Syndrom: Hunting Season«. Für die Realisierung des Projekts »The Ustica-Conspiracy« gab es 2017 eine Kickstarter-Aktion. Leider ist es zunehmend so, dass der Seriensektor immer mehr dominiert und durch die Verbreitung auf Online-Plattformen wie Amazon Prime oder Netflix bestärkt wird, während sich die Comic-Formen weitaus mehr um die Gunst der Leser bemühen müssen. Vor allem wenn es darum geht, potentielle Interessenten nicht gleich mit mehrteiligen Bänden abzuschrecken. Trotz aller Schwierigkeiten hat die deutsche Comic-Szene einiges zu bieten. Die Hoffnung der Herausgeber ist, dass ihnen solche Messen als Plattform dienen, vor allem um neue Leser auf ihre Werke aufmerksam zu machen. Völlig abseits der Omnipräsenz von Marvel und DC. Bösewichte und andere Dilemmata in »Gotham« Die Erzählung von »Batman« ist eigentlich eine ergreifende, emotionale Geschichte: Privilegierter Junge, verwandelt die Emotionen des Mordes an seinen Eltern in eine Mission, um die Ungerechtigkeiten aller korrupten Systeme seiner Stadt zu bekämpfen. Das allein gäbe eine Menge an verwertbarem Stoff. Doch »Gotham« wirkt von Anfang an, als hätte es kein wirkliches Konzept dahinter gegeben. Gelegentlich gibt es Kapitalismuskritik, was man so in dieser Serie eher nicht erwarten würde. Andererseits scheitert die Auseinandersetzung mit Macht und Korruption regelmäßig, womit auch das wieder relativiert wird. Sind Conventions nur für »echte Fans«? Die erste Staffel kam als komplettes Durcheinander daher. Es gab keinen roten Faden, kein Gefühl für den Zuschauer, dass wichtig war, was gerade erzählt wurde. Vielmehr wurden nacheinander verschiedene Bösewichte aus dem DC-Universum kreiert und bekämpft. Ein gewisser Jim Gordon muss sich als »ehrlicher« Polizist in einer Welt voller Wahnsinniger behaupten. Sein Partner, Harvey Bullock, schwingt zwar große Motivationsreden, kommt aber als tieferer Charakter gänzlich zu kurz. Immerhin sorgt er für gute Momente, wenn er einen seiner sarkastischen Sprüche ablässt. Tatsache war, dass man fast bis Staffel drei Woche für Woche je eine Episode sah – und sich fragte, was sich die Drehbuchautoren dabei gedacht haben. Und ja, Ursprungsgeschichten sind oft vorhersehbar, weil der Zuschauer das End-Ziel kennt. Daher liegt es an den Produzenten, diese besonders einzigartig zu gestalten. Dies gelingt erst in der vierten Staffel. Dort bekommt der Zuschauer erstmals einen kleinen Hinweis, was die Serie neben dem bekannten Ende eventuell aussagen wollen könnte. Das wurde nach drei Staffeln von losen Geschichten, gescheiterten Jim-Gordon-Romanzen und einem weinerlich-depressiven Bruce Wayne auch endlich Zeit. Die Serie konzentrierte sich mehr auf Gotham City. Auf einmal wurde herausgearbeitet, dass es tatsächlich nicht nur um super-coole Schurken, Romanzen und Kampftechniken geht, sondern um einen gebrochenen Jungen, der versucht, eine kaputte Stadt sicherer zu machen. Sind Conventions nur für »echte Fans«? Am Ende der vierten Staffel wird »Gotham« niedergebrannt und alle Brücken gesprengt. Die Stadt ist ein regierungsloses Niemandsland, eingeteilt in Territorien krimineller Gruppierungen. Helden als auch Schurken müssen sich für einen Kampf zusammenschließen. Staffel fünf wurde auf zwölf statt zweiundzwanzig Folgen reduziert. Das war zwar für die echten Fans bitter, aber dadurch gab es zwangsweise ein schnelleres Voranschreiten der Events. Denn manche vorhergehende Staffel wirkte aufgebläht und ineffizient. Der Pinguin Robin Lord Taylor wurde der Star der Serie. Mit ihm stand und fiel die Show. Ein Charakter, über den von Anfang an trotz sämtlicher Schwächen der Serie alle gesprochen haben. Und das, obwohl er entgegen seines Comicspiegelbildes eher dürr ist, was für viele Zuschauer merkwürdig erschien – glaubt man dem Internet. Eine weitere Veränderung des Comicfigur ist die sehr enge Beziehung zu Riddler. Der Schauspieler hält den Charakter laut Interviews zwar nicht für ausdrücklich homo- oder bisexuell, aber es ist offensichtlich, dass im aktuellen Remake zwischen den beiden romantische Gefühle existieren. Auffällig ist auch, dass der Pinguin ansonsten nie Interesse an Frauen zeigt, egal ob romantischer oder sexueller Natur. Davon abgesehen gibt Robin eine brillante Darstellung des unscheinbaren Vogels mit der Absicht »King of Gotham« zu werden. Sogar Danny DeVito, der den Pinguin einst verkörperte, ist von ihm überzeugt. »I’ve watched the show. I think he’s a very good young Penguin. He’s a terrific actor,« sagte er bei Cinemablend. In der dritten Staffel wird der Wunsch nach Macht auf die moralische Spitze getrieben, als er versucht, Bürgermeister von Gotham City zu werden. Dies realisiert der Sender Fox mit einem Seitenhieb auf den damals aktuellen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dem überhaupt gar nicht offensichtlichen Gotham-Wahlslogan »Make Gotham Save Again«. Allein die Tatsache, in einer Stadt, die den Pinguin und seine Machenschaften kennt, für so ein Amt zu kandidieren, fühlt sich aberwitzig an und ist damit durchaus pinguinesk. Sind Conventions nur für »echte Fans«? Wer sollte ihn also wählen? Aber verdammt, er sieht einfach so gut aus und wirkt äußerst respektvoll … vielleicht hat er sich ja geändert? So einem gibt man doch seine Stimme gern! Und da hat sie auch schon zugeschlagen, die Pinguin-Wirkung. Neben seinen verzeihbaren Unzulänglichkeiten schafft er es immer wieder, auch andere Bösewichte mit ins eigene Boot zu holen. Sei es Edward Nygma (der Riddler), Fish Mooney oder Barbara Kean. Gespielt von dem absolut großartigen Robin Lord Taylor bekommt die Figur des Pinguins eine niemals vom Drehbuch her vorgesehene Tiefe. Chapeau! Gothams Allstars auf der Bühne und im Gespräch Ein Highlight der Convention waren die Bühnenauftritte der angereisten Darsteller. Sie stellten sich geduldig den Fragen des Publikums. Viele interessierte, welcher Aspekt der Comicfiguren mit den Persönlichkeiten der Darsteller übereinstimmt. Großer Ehrgeiz (Robin), Introvertiertheit aber keine Schwäche (Camren), die Liebe für jemanden (Sean), das weder gut noch schlecht sein (Donal), Intuition (Erin). Weitere Fragen lauteten unter anderem, wie »das mit dem unechten Babybauch« funktioniert hat (Gurte), ob sie sich innerhalb der Serie weitere Szenen gewünscht hätten, wie sie sich am Set verstanden haben, ob der Pinguin wirklich ein herzloses Monster ist und was die beliebtesten Szenen der Darsteller waren. Drew Powell grinst und meint: »The shot with the bazooka«. Sind Conventions nur für »echte Fans«? Spannend war für Sean Pertwee zu sehen, wie David Mazouz (Bruce Wayne) mit zwölf Jahren und die anwesende Camren (Selina Kyle) mit vierzehn Jahren den Dreh begannen und innerhalb der Produktion erwachsen geworden sind. Die Fragen nach dem Staffelfinale sowie zukünftigen Projekten blieben auch nicht aus. Robin Lord Taylor sagte dazu nur eins: »Das Finale ist so perfekt, dass man es nur schwer fortsetzen könnte.« In einer Folge hat Erin Richards die Regie übernommen. »Ich liebe es, Geschichten zu erzählen, egal ob als Regisseurin oder Schauspielerin.« Den besonderen Gang des Pinguins vorzuspielen verweigert Robin mit guter Begründung: »Ohne die Nase und das Kostüm würde es der Performance an der Magie fehlen.« Während des zweiten Panels gab es eine lautstarke Durchsage bezüglich Charly Sheen und das doppelt – zuerst auf Deutsch und dann noch mal auf Englisch. Sean bewegte den Mund einfach weiter, obwohl sein Mikrofon ausgeschaltet war, sodass es wirkte,