MEHR NEUIGKEITEN AUS IHRER REGION

www.herzkammer.bayern „WER INTEGRIERT WERDEN WILL, MUSS SICH AUCH INTEGRIEREN LASSEN.“ LANDTAGSPRÄSIDENTIN

„BAYERN MUSS BAYERN BLEIBEN: WELTOFFEN UND VIELFÄLTIG, ABER NICHT MULTI-KULTI.“ MINISTERPRÄSIDENT „NUR MIT EINER BEGRENZUNG DER ZUWANDERUNG HABEN WIR EINE CHANCE, DIE MENSCHEN ERFOLGREICH ZU INTEGRIEREN, DIE BEI UNS BLEIBEN.“

CSU-FRAKTIONSVORSITZENDER THOMAS KREUZER 30 INHALT

24 / INTEGRATION BRAUCHT EINE RICHTUNG Wann ist Integration erfolgreich? Was 06 / INTEGRATION DURCH LEITKULTUR können wir von Zuwanderern erwarten? Schon jetzt ist klar: Die Mammut-Aufgabe Wir sagen: Integration braucht eine Asyl wird zur Jahrhundert-Herausforderung Richtung! Integration. Wir stellen uns die Frage: Wie wollen wir zusammenleben? 26 / DER RECHTSSTAAT MUSS REGELN SETZEN UND DURCHSETZEN 10 / WIR MÜSSEN HANDELN – JETZT! Nach Meinung des Staats- und Verfassungs- Die CSU-Fraktion hat in der Flüchtlings- rechtlers Prof. em. Dr. Dr. h.c. Josef Isensee 10 krise schon früh die Probleme beim Namen LVWGHU5HFKWVVWDDWJHUDGH]XYHUSÁLFKWHW genannt. Nicht nur reden, sondern handeln die Regeln eines friedlichen Zusammenle- ist die Devise. bens durchzusetzen.

14 / UMFRAGE – INTEGRATION UND LEITKULTUR Was denken die bayerischen Bürger über die Flüchtlingssituation? Wie stehen sie zum Thema Leitkultur und Integration? Eine von der CSU-Fraktion in Auftrag gegebene Umfrage gibt Antworten.

16 / GASTBEITRAG DES MINISTERPRÄSIDENTEN UND CSU-PARTEIVORSITZENDEN HORST SEEHOFER Unser Land leistet Großes bei der Bewäl- tigung der Flüchtlingskrise. Gleichwohl müssen wir eine Überlastung des Staates und der Gesellschaft verhindern. 38 19 / IMPRESSUM / BILDNACHWEIS 28 / OPTIMISMUS GEMISCHT MIT EINER GESUNDEN DOSIS SKEPSIS 20 / „WER DA NICHT UNTEN WAR, DER KANN Anfang 2009 hat die Bayerische Staats- EIGENTLICH NICHT MITREDEN.“ regierung erstmals in der Geschichte des Im Oktober 2015 kommen täglich bis zu Freistaats einen Integrationsbeauftragten 8.000 Flüchtlinge im Raum Passau an. berufen. Martin Neumeyer gibt seither Polizeioberrat Thomas Lang war hautnah den integrationspolitischen Impulsen von dabei und schildert die Situation damals Fraktion und Staatsregierung ein Gesicht. und heute. Ein Porträt.

4 MEHR AUF WWW.HERZKAMMER.BAYERN

WIR MÜSSEN HANDELN – JETZT!

10 DIE CSU-FRAKTION HAT IN DER FLÜCHTLINGSKRISE FRÜH DIE DIMENSION DES THEMAS ERKANNT UND DIE PROBLEME BEIM NAMEN GENANNT. AUCH BEI DER KLAUSURTAGUNG IN WILD- BAD KREUTH HABEN DIE ABGEORDNETEN KLARE SIGNALE GESETZT: MIT DEN BESCHLÜSSEN ZUR ZUWANDERUNGSBE- GRENZUNG, ZUR INNEREN SICHERHEIT, ZU INTEGRATION UND LEITKULTUR UND NICHT ZULETZT DEN EMPFEHLUNGEN FÜR MODERNES REGIEREN GEBEN WIR POLITISCH DEN TAKT VOR.

11 Die Flüchtlingssituation fordert den Freistaat, aus anderen Ländern und Experten ausge- die Kommunen, die Verwaltung und viele WDXVFKWXPEHVWP|JOLFKH/|VXQJHQ]XÀQGHQ Menschen in Bayern enorm heraus. Die Kapazi- Die Fraktion verabschiedete einstimmig einen tätsgrenzen sind deutlich überschritten. Deshalb 12-Punkte-Plan, um den unbegrenzten Zuzug haben die CSU-Abgeordneten Bundeskanzlerin von Flüchtlingen zu stoppen. Darin fordert die in Kreuth eindringlich zu einem Fraktion vor allem die Einführung einer Ober- Kurswechsel aufgefordert. Wir müssen handeln, grenze für Flüchtlinge und wirksame Einreise- und zwar jetzt, mit nationalen Maßnahmen. Die und Grenzkontrollen an der deutschen Grenze. Zeit drängt, denn wenn sich die Zugangszahlen weiter so entwickeln, wie das im Januar mit Nach den Ereignissen von Köln hat Bayern über 90.000 der Fall war, werden wir auch 2016 sofort reagiert und die Maßnahmen zur inneren über eine Million Flüchtlinge haben. Das sprengt Sicherheit nochmals verstärkt. Zur Sicherheits- die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit. „Wir politik und zu den Übergriffen auf Frauen in werden hier nicht nachgeben, weil es um eine Köln in der Silvesternacht haben die Abgeordne- Schicksalsfrage für unser Land geht“, kündigte ten ebenfalls zwei Resolutionen beschlossen. Au- der Fraktionsvorsitzende Thomas Kreuzer an. ßerdem will die Fraktion mit der Leitkultur der Integration eine Richtung geben. Dazu wurde Gut zwei Drittel der Menschen in Bayern ma- eine Resolution verabschiedet, die die Grundre- chen sich wegen der hohen Zuwanderungszahlen geln für gelingende Integration festlegt. große oder sehr große Sorgen. Das hat eine Um- frage im Auftrag der CSU-Fraktion ergeben, die Der Flüchtlingszustrom hat unter anderem auch während der Klausurtagung vorgestellt wurde. gezeigt, an welchen Stellen Abläufe vereinfacht 82 Prozent der Bayern erwarten deshalb, dass und staatliches Handeln verbessert werden soll- der Staat Maßnahmen zur Verringerung der ten. Mit der Resolution „Die Bürger im Blick – Flüchtlingszahlen ergreift. Die Einführung einer Für einen starken Staat mit weniger Vorschrif- Obergrenze, wie sie von der CSU-Fraktion ge- ten“ setzt sich die Fraktion dafür ein, dass fordert wird, halten 71 Prozent der bayerischen unnötige Vorschriften abgeschafft und mehr Bürgerinnen und Bürger für notwendig. Freiräume für die Menschen geschaffen wer- den. Dazu waren während der Klausurtagung Die CSU ist dabei die Partei, der die Bürger mit in einer Ausstellung Pilotprojekte des Bayeri- Abstand am ehesten zutrauen, die richtigen Wei- schen Finanzministeriums, der BayWa und des chen sowohl in der Flüchtlings- als auch in der Bayerischen Bauindustrieverbands zu sehen, die Integrationspolitik zu stellen. In Kreuth haben zeigen, wie Politik mithilfe innovativer Ansätze sich die Abgeordneten deshalb auch mit Bundes- Regulierungen abbauen, Abläufe verbessern und ÀQDQ]PLQLVWHU:ROIJDQJ6FKlXEOH3ROLWLNHUQ Lösungen transparent vermitteln kann.

ALLE RESOLUTIONEN UND DAS VIDEO ZUR KLAUSURTAGUNG FINDEN SIE AUF WWW.HERZKAMMER.BAYERN UNSER 12-PUNKTE-PLAN ZUR BEWÄLTIGUNG DER FLÜCHTLINGSKRISE

1. Obergrenze für Flüchtlinge. 2. Lückenlose Kontrollen an den deutschen Außengrenzen und Zurückweisung an sichere Drittstaaten. 3. Abstimmung der Grenzkontrollen mit den Transitstaaten.

4. Wirksame Sicherung der EU-Außen- grenzen wiederherstellen.

5. Kapazitäten der Bundespolizei aus- weiten und Unterstützung durch die Bundeswehr ermöglichen. 6. Recht und Sicherheit EU-weit wiederherstellen. 7. Aussetzung des Familiennachzugs. 8. Ausweitung der sicheren Herkunfts- staaten.

9. Einzelfallprüfung und subsidiärer Schutz für Bürgerkriegsflüchtlinge. 10. Umsetzung des Asylpakets II. 11. Maximale Wiedereinreisesperren für illegale Einwanderer. 12. Flüchtlingszentren vor Ort besser unterstützen.

13

GASTBEITRAG von HORST SEEHOFER „DIE GRENZE DER BELASTBARKEIT IST ERREICHT.“

Unser Land steht auch zu Beginn des Jahres 2016 vor einer riesigen Herausforderung. Der anhaltende Andrang von Asylbewerbern und Flüchtlingen verlangt uns unend- lich viel ab – Tag für Tag. Unser Land leistet Großes – jeder an seiner Stelle, seien es die Mitar- beiter der Hilfsorganisationen, Be- hörden, Polizei und vor allem auch die vielen ehrenamtlichen Helfer. Dafür kann man nicht genug danken. Trotz dieses beispiellosen Engagements ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht, an mancher Stelle schon überschritten.

Ich sehe es als unsere Verant- wortung gegenüber der einheimi- schen Bevölkerung an, eine solche Überlastung von Staat und Solidar- gemeinschaft zu verhindern. Dies gelingt aber nur, wenn die Bundes- regierung schnellstmöglich weitere Maßnahmen auf den Weg bringt, die die Sicherung der deutsch- österreichischen Grenze gewähr- leisten und den Zustrom auf ein vernünftiges Maß begrenzen. Dafür werde ich weiterhin kämpfen.

17 „UNSER LAND LEISTET GROSSES.“

Die Bundespolitik ist bereits vielen Forderun- Herausforderung nehmen wir sehr ernst und gen der CSU nachgekommen – mit entspre- kommen mit dem Sonderprogramm „Zusam- chendem Erfolg. Neben der Einführung von menhalt fördern, Integration stärken“ unserer Grenzkontrollen war es wichtig, dass wir uns Verantwortung nach, die notwendigen Inte- bei der Einstufung des Kosovo, Albaniens und grationsleistungen nicht zulasten der einheimi- Montenegros als sichere Herkunftsstaaten, schen Bevölkerung zu erbringen. dem Wechsel von Taschengeldzahlungen in Erstaufnahmeeinrichtungen zu Sachleistungen Die Zahlen – unter anderem 1.700 neue und der zügigeren Rückführung abgelehnter Lehrerstellen, 2.693 neue Stellen im Bereich Antragsteller durchsetzen konnten. Das Resul- Polizei, Justiz und Verwaltung, 28.000 neue tat dieser Maßnahmen: die Zuwanderung aus staatliche beziehungsweise staatlich geförderte dem Westbalkan ist heute kein nennenswertes Mietwohnungen binnen vier Jahren – sprechen Problem mehr. Deshalb setze ich mich beharr- eine klare Sprache. Die bayerische Wirtschaft lich dafür ein, dass weitere Maßnahmen zur hat zudem zugesagt, rund 60.000 Arbeitsplätze Sicherstellung der Ordnung bei der Asylfrage zu schaffen. Dieses in Deutschland einmali- umgesetzt und die Anreize für unbegründete ge Integrationsprogramm hat alleine für das Asylanträge verringert werden. Jahr 2016 ein Volumen von über 489 Millionen Euro. Mit den Vereinbarungen zum Asylpaket II wurden – auf Druck der CSU hin – längst Alle genannten Maßnahmen stellen für mich überfällige Entscheidungen getroffen. Für einen wichtigen Zwischenschritt bei der Be- Asylbewerber aus sicheren Herkunftsländern, wältigung der Flüchtlingskrise dar. Langfristig mit Wiedereinreisesperren, mit Folgeanträgen aber müssen wir verhindern, dass sich so viele oder ohne Mitwirkungsbereitschaft wird nun Menschen auf den Weg in die Europäische Union ein beschleunigtes Asylverfahren durchgeführt. und Deutschland machen. Dazu gehört unter Menschen ohne Bleiberecht werden unmittelbar anderem die gemeinschaftliche Bekämpfung abgeschoben. Für subsidiär Schutzbedürfti- der Ursache von Flucht und Vertreibung in den ge wird der Familiennachzug für zwei Jahre Herkunftsländern durch Mittel der Europäischen ausgesetzt. Marokko, Algerien und Tunesien Union, eine solidarische und faire Verteilung werden als sichere Herkunftsstaaten eingestuft. und Aufnahme schutzbedürftiger Flüchtlinge durch die EU-Mitgliedstaaten, eine wirksame Menschen mit der Perspektive, länger in un- Bekämpfung der Schleuserkriminalität und ein serem Land zu bleiben, wollen wir schnell und effektiver Schutz der EU-Außengrenzen. Solange bestmöglich integrieren. Dabei war und ist für dies jedoch nicht sichergestellt ist, werde ich wei- mich klar: Bayern muss Bayern und Deutsch- terhin auf einen Schutz unserer Binnengrenzen land muss Deutschland bleiben: Weltoffen und und eine Begrenzung der Zuwanderung durch vielfältig, aber nicht „Multi-Kulti“. Auch diese nationale Maßnahmen pochen.

18 FEDERFÜHREND

von Ralf Böhme

IMPRESSUM

Herausgeber: CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag – Maximilianeum – 81627 München Verantwortlich: Öffentlichkeitsarbeit der CSU-Fraktion – Stephanie Bachmann Redaktion: Stephanie Bachmann, Julia Grimminger, Sarah Marfeld, Stefanie Ritthammer, Simon Schmaußer – Dr. Josef Widmann, Marlon Klein, Wolfgang Gruber Layout: Hillert und Co. Werbeagentur GmbH; Holger Prawitt Druck: Druckerei Verlag Vögel – www.voegel.com Bildnachweis: Cover: ANCH, mutation @ Shutterstock; Seiten 2-3: RadekProcyk @ iStock-Photo; Seite 5: Gruppenbild - Rolf Poss; Seiten 6-7: Christina Steinbacher, judithhaeusler; Seiten 8-9: freepik.com, Holger Prawitt; Seiten 10-11: Holger Prawitt; Seiten 12-13: Tilo Hepe, Christina Steinbacher; Seiten 14-15: Christina Steinbacher; Holger Prawitt; Seite 16: CSU; Seiten 20-23: Stephanie Bachmann; Seiten 24-25: biin / photocase.de; Seiten 26-27: triloks @ iStock-Photo, Barbara Frommann; Seiten 28-29: Klaus Becker, Martin Neumeyer, Christina Steinbacher, Rolf Poss; Seite 30: Dikkker / photocase.de; Seite 32: Dr. Petra Bahr; Seite 33: shells1 @ iStock-Photo, Jürgen Priewe @ Fotolia; Seiten 34-35: Christina Steinbacher, Alex Dorow, Melanie Huml; Seite 36: Rolf Poss; Seite 37: SusaZoom @ Fotolia, Holger Prawitt; Seiten 38-39: Christina Steinbacher; Seiten 40-41: Jo Chambers @ Fotolia.com, Michael J. Dremel M. A..

„DIE LAGE AN DEN GRENZEN WAR SEHR BELASTEND.“

„Ich sage immer: Wer da nicht unten war, der kann eigentlich nicht mitreden“, so Lang. Die riesigen Menschenmengen, die extreme Belastungssituati- on – Erlebnisse, die ihn bis heute prägen: „Wenn in Wegscheid mitten im Wald auf der österrei- chischen Seite 3.000 Leute stehen, die unbedingt nach Deutschland reinwollen und man versucht, ein geordnetes Verfahren auf irgendeine Art und Weise sicherzustellen, da kann man manchmal schon verzweifeln.“

Nicht nur zu Fuß und in Bussen kamen tausende Menschen, auch in den Zügen aus Österreich wa- ren seinerzeit mehrere tausend Migranten. „Ohne die Kollegen der Landespolizei wären wir damals untergegangen“, so Lang. Die intensive und gute Zusammenarbeit von Bundes- und Landespolizei habe entscheidend dazu beigetragen, die Situation an den Grenzen in den Griff zu bekommen.

Inzwischen gibt es auch eine kontrollierte Busüber- gabe von Österreich nach Deutschland. Von dort aus werden die Flüchtlinge direkt zur zentralen Grenzkontrollstelle in die Danziger Straße nach Passau gebracht. Im Januar waren es im Schnitt 500 bis 1000 pro Tag. Mit der Verlagerung der Kontrolle weg von der Grenze und der geordneten Überführung der Flüchtlinge sei das organisierte Schleusen deutlich zurückgegangen, so Lang. Die Flüchtlinge hätten keinen Grund mehr, Schleusern viel Geld für die Autobahnfahrt zu zahlen.

22 Rund 600 Bundespolizisten sind derzeit im Raum Passau im Einsatz – die meisten in der zentralen Grenzkontrollstelle. Wie war und ist die Situation bei den Beamten? „Natürlich war die Lage an den Grenzen im Herbst letzten Jah- res teilweise sehr belastend“, so Lang. Trotz des Kräfte raubenden Einsatzes war der Umgang der Beamten gegenüber den Flüchtlingen jedoch immer sehr menschlich und professionell: „Das bekommen die Polizisten auch immer wieder zurückgespiegelt“, so Lang.

Routiniert und professionell geht es auch bei der Erstregistrierung in der Bundespolizeilie- genschaft in der Danziger Straße in Passau zu. Beamte der Bundespolizei fragen die Flücht- linge nach ihren Ausweisdokumenten, nehmen Fingerabdrücke und machen Fotos. Dolmetscher helfen bei der Verständigung. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das eine Außenstelle direkt an der zentralen Kontrollstelle hat, könnten derzeit alle ankommenden Flüchtlinge kontrolliert und registriert werden, so Lang.

Und wenn mehr Flüchtlinge ankommen als erwartet, packen auch die Passauer Bürger mit an. Die Plattform „Passau verbindet“, auf der sich ehrenamtliche Helfer organisieren, hat sich in diesem Zusammenhang zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt bei der Organisation spontaner Hilfe entwickelt. Schon bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2013 gab es ein solches Projekt – und war sehr erfolgreich. Lang: „Wenn in den Hallen erhöhter Bedarf ist, sind ehrenamtliche Helfer innerhalb von Minu- ten zur Stelle.“

Ausgesprochen gut war und ist auch die Zu- sammenarbeit mit den Behörden, der Stadt und den Landkreisen. Hier arbeiten und helfen alle zusammen, „besser geht’s eigentlich nicht“, meint Lang.

Aktuell hat sich – auch witterungsbedingt – die Flüchtlingssituation etwas entspannt. Zudem könnten nach Einschätzung Langs auch die ver- stärkten Kontrollmaßnahmen in Deutschland und den Anrainerstaaten an der Balkanroute Wirkung zeigen. Gleichwohl werde sich die Migrationslage im Frühjahr wieder verschär- fen, schätzt der Bundespolizist. Er hofft, dass es nicht wieder zu 8.000 Flüchtlingen täglich kommen wird.

23 UNSERE RESOLUTION ZUM THEMA LEITKULTUR GIBT’S AUF WWW.HERZKAMMER.BAYERN INTEGRATION BRAUCHT EINE RICHTUNG

Was macht unser Leben in Bayern aus? Welche Grundregeln Regeln und Gesetze sind unerlässlich für das Zusammenle- sind für ein gelingendes Miteinander entscheidend? Wann ist ben. Aber erst durch gemeinsame Werte, geteilte Traditionen Integration erfolgreich? Was können wir von Zuwanderern er- und vertraute Umgangsformen wird unser Miteinander auch warten? Wie können wir ihnen helfen, sich in unserer offenen mit Leben gefüllt. Wir begrüßen andere Menschen mit einem *HVHOOVFKDIW]XUHFKW]XÀQGHQXQGHLQ/HEHQLQ)UHLKHLWXQG Händedruck, wir achten auf die Gleichberechtigung von Frau- Verantwortung zu führen? en und Männern, wir legen Wert auf Gesetzestreue, wir sind es gewohnt, Schwächeren Hilfe anzubieten und wir möchten Mit diesen Fragen beschäftigen sich aktuell sehr viele Men- fremden Menschen offen und nicht hinter einem Schleier ver- schen – nicht nur Politiker oder Journalisten, sondern natür- borgen begegnen. Dieses Zusammenspiel zwischen vertrau- lich auch die Bürgerinnen und Bürger. Bayern ist ein Land der ensvollem Zusammenleben und klarem Ordnungsrahmen, gelingenden Integration. Heimatverbundenheit und Weltoffen- zwischen Selbstverantwortung des Einzelnen und Solidari- heit – das hat unseren Freistaat schon immer ausgezeichnet. tät in der Gemeinschaft macht das Leben in Bayern und in Angesichts der großen Zahl an Zuwanderern, die im letzten Deutschland so lebenswert. Und genau das macht unsere Jahr zu uns gekommen sind, hat das Thema Integration aber bürgerliche Leitkultur aus: Sie wird tagtäglich von unseren eine ganz neue Dimension erhalten. Und der Zustrom hält %UJHULQQHQXQG%UJHUQJHOHEWXQGJHSÁHJW²XQGLVWGDPLW weiter an. Zu uns kommen Menschen aus ganz verschiedenen kein realitätsferner, von oben verordneter Tugendkatalog. Regionen der Welt und aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Und viele von ihnen werden – zumindest für eine gewisse Zeit – Gerade deswegen müssen wir die bei uns geltenden Grundre- bei uns bleiben. Diese Menschen bei uns zu integrieren, ohne geln, Werte, Traditionen und Umgangsformen deutlich artiku- dabei unsere Identität und Vielfalt zugunsten von Multi-Kulti lieren und auf sie hin jede Integration ausrichten. Wir wollen aufzugeben oder Parallelgesellschaften entstehen zu lassen, die Zuwanderer etwa durch Sprach- und Integrationskurse ist die zentrale Zukunftsaufgabe unserer Zeit. dabei unterstützen, ihr Leben in Freiheit und Verantwortung zu führen. Wir erwarten im Gegenzug aber auch, dass sie „Ja“ Dieser Aufgabe stellt sich eine neue Projektgruppe der CSU- sagen zu unserer Leitkultur. Andernfalls kann ein dauerhaf- Fraktion im Bayerischen Landtag um den Parlamentarischen tes friedliches Zusammenleben nicht funktionieren. Geschäftsführer der CSU-Fraktion, Josef Zellmeier, und Land- tagspräsidentin Barbara Stamm. Gemeinsam mit der Staats- Hierzu arbeiten wir auf allen Ebenen zusammen: Unsere regierung arbeitet die Projektgruppe an einem Bayerischen Projektgruppe unter der Federführung von Josef Zellmeier Integrationsgesetz. Im Unterschied zu den Integrationsgeset- und Barbara Stamm macht gemeinsam mit der Bayerischen zen anderer Länder soll es dabei nicht nur um interkulturelle Staatsregierung die Leitkultur zur Grundlage unseres Inte- Öffnung und das Fördern von Integration und Teilhabe ge- grationsgesetzes. Als Vorsitzender der CSU-Grundsatzkom- hen. Uns ist es besonders wichtig auch festzulegen, was wir mission verankert Markus Blume, MdL, die Leitkultur auch von den Zuwanderern erwarten und fordern. Zu gelungener im neuen Grundsatzprogramm der CSU. Und nicht zuletzt Integration gehört für uns nämlich wesentlich mehr als die möchte die Fraktion die Leitkultur zum konkreten Staatsziel Beachtung geltender Gesetze. Unsere Integrationspolitik hat in unserer Verfassung erheben. Gemeinsam werden wir so die eine klare Richtung: unsere bürgerliche Leitkultur. Erfolgsformel für den bayerischen Weg fortschreiben.

25 DER RECHTSSTAAT MUSS REGELN SETZEN UND DURCHSETZEN

GASTBEITRAG von PROF. EM. DR. DR. H.C. JOSEF ISENSEE (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

OPTIMISMUS GEMISCHT MIT EINER GESUNDEN DOSIS SKEPSIS

SYRIEN

ANFANG 2009 HAT DIE BAYERISCHE GRIECHISCH-MAZEDONISCHE GRENZE STAATSREGIERUNG ERSTMALS IN DER GESCHICHTE DES FREISTAATS EINEN INTEGRATIONSBEAUFTRAG- TEN BERUFEN. MARTIN NEUMEYER GIBT SEITHER DEN INTEGRATIONS- POLITISCHEN IMPULSEN VON FRAK- TION UND STAATSREGIERUNG EIN GESICHT. SEIN AMT ÜBT ER MIT ENTHUSIASMUS UND IMMER IM DIREKTEN KONTAKT MIT DEN MEN- TÜRKEI SCHEN AUS – FÜR EIN GUTES MIT- EINANDER ALLER IN BAYERN.

ZWISCHEN LAUFSTALL POLITIK UND FAMILIE – UND WIE GEHT DAS ZUSAMMEN? LANDTAG

IMMER INFORMIERT SEIN, RUND UM DIE UHR ERREICHBAR, SITZUNGEN AUCH AM WOCHEN- ENDE – IN KAUM EINEM ANDEREN BERUF IST MAN ZEITLICH SO GEFORDERT WIE IN DEM DES POLITIKERS. WIE GEHT DAS ZUSAMMEN MIT DEM WUNSCH NACH ZEIT FÜR SICH, FÜR DEN PARTNER UND DIE FAMILIE? WIE LÄSST SICH EIN ABGEORDNETENMANDAT ODER EIN MINISTER- AMT MIT KINDERN UND FAMILIE VEREINBAREN? WIR HABEN MIT DER BAYERISCHEN GESUNDHEITSMINISTERIN MELANIE HUML UND DEM CSU- LANDTAGSABGEORDNETEN ALEX DOROW AUS LANDSBERG DARÜBER GESPROCHEN. Landtagsabgeordneter Alex Dorow mit seiner Familie. Staatsministerin Melanie Huml mit Ehemann Markus und Sohn Emanuel.

Vereinbarkeit ist kein Politikum mehr Ministerin im Homeoffice

„Wie klappt`s denn mit den Kleinen zuhause?“ – Melanie Dabei ist man als Politikerin nie wirklich raus aus dem Huml, seit 2013 bayerische Gesundheitsministerin, wundert aktuellen Tagesgeschäft. „Selbst wenn ich zuhause in sich, dass solche Fragen berufstätigen Frauen immer noch mit meinen Kindern spazieren gehe, werde ich gestellt werden. „Meine männlichen Kollegen, die auch Kinder von Bürgern auf politische Themen und Probleme ange- haben, bekommen solche Fragen viel seltener zu hören“, so sprochen“, so Huml. In der Zeit um die Geburt ihrer beiden Huml. Grund zum Ärgern sind solche Sätze für die Mutter Kinder habe sie kaum Außentermine wahrgenommen, aber von zwei kleinen Söhnen (3 und ein halbes Jahr) aber nicht. $NWHQYRQ]XKDXVHDXVEHDUEHLWHW$UEHLWHQLP+RPHRIÀFH „Der Wunsch, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, wie es viele Frauen und Männer mit Familie tun, hat es wird heute viel selbstverständlicher als früher geäußert – von auch Melanie Huml erleichtert, für ihre Kinder da zu sein Müttern und Vätern – und natürlich auch von Politikerinnen und trotzdem nichts zu verpassen. „Per E-Mail und Tele- und Politikern.“ fon war ich ja immer erreichbar“, betont die Bambergerin. Aber natürlich brauche man auch den Rückhalt der Fami- Dass Spitzenpolitiker mehr Zeit mit der Familie verbringen lie: „Mein Mann und ich haben das Glück, dass uns unsere wollen und dies auch öffentlich äußern, hält auch Alex Dorow Eltern und Schwiegereltern unterstützen.“ für eine gute Entwicklung. Der Vater von fünf Kindern im Alter zwischen 2 und 14 Jahren sagt: „Das wäre vor 20 oder 30 Familie prägt die politische Arbeit Jahren noch undenkbar gewesen.“ Und er selbst? „In der CSU als Familienpartei wurde ich immer unterstützt, als ich in der Die Erfahrungen als berufstätige Eltern haben für Melanie ersten Zeit nach der Geburt meiner Kinder meine Termine Huml und Alex Dorow auch ganz konkrete Auswirkungen deutlich reduziert habe.“ Melanie Huml bestätigt das: „Meine auf die eigene politische Arbeit. „Man wird täglich daran Kabinettskollegen, allen voran Horst Seehofer, haben sich erinnert, dass wir als Politiker auch immer an die nächsten sehr gefreut, als ich ihnen erzählt habe, dass ich zum zweiten Generationen denken und entsprechend handeln müs- Mal Mutter werde. Die Reaktionen waren durchweg positiv.“ sen“, so Huml. Und beim Arztbesuch mit den Kleinen wird die 40-jährige Mutter auch immer wieder mit konkreten Freiheiten trotz Termindruck Erfahrungen und Problemen konfrontiert, die sie dann DXFKLQLKUH$UEHLWDOV*HVXQGKHLWVPLQLVWHULQHLQÁLH‰HQ Haben es Politiker bei der Vereinbarkeit von Familie und lassen kann. „Das ist ganz wichtig für mich“, so Huml. Beruf schwerer oder leichter als andere Berufe? „Wenn ich an $XFKLKUH0LWDUEHLWHULQQHQXQG0LWDUEHLWHUSURÀWLHUHQ die vielen Eltern denke, die aus verschiedenen Gründen beide davon: „Ich habe für meine Mitarbeiter im Ministerium ein arbeiten müssen, im Schichtdienst oder in relativ starren Ta- Eltern-Kind-Büro mit Spielecke und Wickeltisch eingerich- rifvorschriften oder Arbeitsabläufen gefangen sind, so haben tet. Wenn die Betreuung ausfällt, können sie ihr Kind mit wir als Politiker es da eher leicht“, so Dorow. Natürlich gebe zur Arbeit nehmen.“ Schließlich seien es oft ganz einfache es viele feste Termine, wie Ausschuss- und Plenarsitzungen. praktische Dinge, die den Alltag für Familien erleichtern. „Aber darüber hinaus sind wir in der glücklichen Lage, viele 8QG$OH['RURZKDWLQVHLQHUVLHEHQN|SÀJHQ)DPLOLHYRU Termine frei vereinbaren zu können. Als Fernsehmoderator allem eines gelernt, was auch für die Politik unerlässlich habe ich zum Beispiel jedes Wochenende gearbeitet – auch in ist: zuhören und sich gegenseitig respektieren. „Das gilt den Ferien – also zu Zeiten, in denen andere Familien ihre auch für den politischen Diskurs“, so Dorow, der seit 2012 Freizeit genießen.“ im Landtag sitzt.

35

LANDTAG SCHWARZ WEISS

38 MEHR BILDER GIBT’S AUF WWW.HERZKAMMER.BAYERN „WER INTEGRIERT WERDEN WILL, MUSS SICH AUCH INTEGRIEREN LASSEN.“ LANDTAGSPRÄSIDENTIN BARBARA STAMM

„BAYERN MUSS BAYERN BLEIBEN: WELTOFFEN UND VIELFÄLTIG, ABER NICHT MULTI-KULTI.“ MINISTERPRÄSIDENT HORST SEEHOFER MEHR NEUIGKEITEN AUS IHRER REGION

www.herzkammer.bayern