Medien ) . M (

S C I P O T R E T N I

/

A S U

A N T E R

; ) . L (

T N E M N I A T R E T N E

E G A T S

/

N E Z T A M

C A M

S I R R O M Schauspieler Stallone, Szene aus „König der Löwen“ in Las Vegas, „“-Darsteller: Die Umarmung der Massen ist ein mühsames Unterfangen

SHOWGESCHÄFT Der Traumfabrikant Das Musical-Genre hat alle Krisen überlebt. Gewinner der Branche ist der Multimillionär Joop van den Ende, der nach Hits wie „König der Löwen“ und „Tarzan“ nun den nächsten Coup vorbereitet.

ls Sylvester Stallone an einem Pla - sei eine gute „Rocky“-Stadt, sie erinnere zen würde, den Champion der Branche, kat vorbeikommt, auf dem er als ihn an Philadelphia. Seine Stimme kriecht der jährlich weit mehr als die Hälfte vom ARocky seine Rechte in die Höhe aus schauerlichen Tiefen empor. In New Umsatz des deutschen Musicalgeschäfts reißt, bleibt er für einen Augenblick ste - York habe er einen ersten musikalischen erwirtschaftet. hen und reckt ebenfalls die Siegerfaust: Durchlauf miterlebt: „Ich habe geweint.“ Die pompösen Spektakel stehen heute Das Original kopiert sich selbst. Mehr Pathos geht nicht. im Wettbewerb mit Popkonzerten, deren Stallone spielt den Boxer nicht, er ist Doch weniger dürfte es gar nicht sein. Bühnenbauten bisweilen die Dimensio - Rocky. Seit 1976 in sechs Filmen. Und Würde „Rocky“ floppen, wären elf Mil - nen kleiner Freizeitparks erreichen. Sie wenn es bald erstmals einen anderen Dar - lionen Euro Produktionskosten verpufft, konkurrieren aber auch mit Komikern, steller geben wird, soll das mit seinem was selbst schmer - die neuerdings Stadien mit Zehntausen - Segen geschehen. Den erteilte er jüngst den Fans füllen. Gemeinsam wiederum öffentlich, bei einer Pressekonferenz der kämpfen die Live-Unterhalter gegen alles Musical-Produktionsfirma Stage Enter - an, was sich bequem vom Sofa aus nutzen tainment in . Es war, als würde lässt, DVDs und Festplattenrekorder, „Jesus Christ Superstar“ vom Messias per - Spielekonsolen oder Facebook. sönlich beworben. Dabei lag die hiesige Musical-Branche Im November dann soll im Operetten - Ende der neunziger Jahre bereits am haus auf der Reeperbahn, wo derzeit die Boden. Der britische Komponist Andrew A P D

Nonnen von „“ frohlocken, das Lloyd Webber, der mit „“ und „Phan - /

E

Musical „Rocky“ welturaufgeführt wer - C tom der Oper“ das Genre in Deutschland N A I L den, die Geschichte vom Gossenjungen, L kultiviert hatte und es jahrelang fast im A - E der sich nach oben boxt. Ein Singspiel mit R Alleingang am Laufen hielt, war mit U T C I

fliegenden Fäusten. Und ein wenig Liebe. P seinen Zauberkräften am Ende. Und die

/

E

Stallone ist Co-Produzent wie auch H Banken drehten der vormals markt- C A T

Wladimir und Vitali Klitschko. Der Alt - S beherrschenden Produktionsfirma Stella,

N E

star reicht den ukrainischen Schwerge - R die unter hohen Kosten ächzte, den Geld - E O wichtshünen gerade bis zu den Schultern. S hahn zu. Erst „König der Löwen“ von In „Rocky“ habe immer ein Musical ge - Unternehmer van den Ende Stage Entertainment brachte von 2001 an steckt, sagt Stallone, 65. Und Hamburg Als Batman verkleidet im Supermarkt die Wende.

140  & '%" # 4/2012 ) . R (

R E E M

N A V

N E E D

Die Umarmung der Massen ist ein müh - „Diese Show war einfach nicht gut, das kauft, sie wurde der Grundstock für Stage. sames Unterfangen, weshalb Stage Enter - war der wahre Grund“, widerspricht heu - Noch im Jahr 2000 stieg van den Ende tainment neue Stoffe gern an Kinohits te der Niederländer Joop van den Ende, ins deutsche Musical-Geschäft ein, als anlehnt oder dafür das Œuvre eines der Gründer von Stage Entertainment. Wettbewerber der Produktionsfirma Stel - Küns tlers oder einer Band plündert, so „,‘ war mein größter Misserfolg.“ la, die 1986 mit „Cats“ den hiesigen Mu - geschehen mit dem Lebenswerk von Offiziell sitzt er nur noch dem Auf - sical-Boom begründet hatte und gerade Abba („Mamma Mia!“), Udo Jürgens sichtsrat vor, nach einem Herzinfarkt vor im Niedergang war. („Ich war noch niemals in New York“) fünf Jahren bestellte er einen Geschäfts - Heute macht Stage Entertainment, das oder Udo Lindenberg („Hinterm Hori - führer, der ihm alles vom Leib hält, was weltweit 28 Theater bespielt, in Deutsch - zont“). Das klingt nach Nummer sicher. mit Banken oder Marketing zu tun hat. land gut 50 Prozent seines Umsatzes von Bloß: Das Publikum bleibt unberechen - Doch bis heute leitet van den Ende seine zuletzt 600 Millionen Euro. Die Hälfte bar. Warum wollte in Frankreich kaum Traumfabrik von Amsterdam aus quasi der Besucher kommt in Gruppen, mit jemand das Armendrama „Les Misé- als Alleinherrscher. dem Kegelclub oder mit Veranstaltern rables“ sehen, obwohl es dort ja spielt – Joop van den Ende misst 1,90 Meter wie TUI, dessen Städtereisenkatalog zu während Spanien danach giert? Was ent - und bewegt sich behutsam. Sein Englisch einem guten Teil aus Musical-Trips be - flammte das Publikum in Japan so für ist holländisch vernuschelt. Im Februar steht. Abendunterhaltung mit Doppelzim - die Musicals über Mozart und Kaiserin wird er siebzig. Er hat Bühnenbau gelernt mer und Frühstück. Dazu vielleicht eine Elisabeth von Österreich? Und wieso ste - und in einer Amateurtruppe Theater ge - Hafenrundfahrt. hen Japaner auf Udo Jürgens? Bei Stage spielt. Als junger Mann stand er für einen Hamburg ist nach New York und Lon - hat man darauf auch keine Antwort. Gelegenheitsjob eine Woche lang als Bat - don der drittgrößte Musical-Standort der Wenn es gut läuft, ist ein Stück so lang - man verkleidet in Filialen der größten Welt geworden. Laut einer Umfrage ist lebig wie „König der Löwen“, das allein niederländischen Supermarktkette und der Hafen nur der zweithäufigste Grund in Hamburg bis heute mehr als acht Mil - sicherte sich danach die Rechte für ein für einen Trip an die Elbe. Wichtiger sind lionen Besucher angezogen hat. Läuft es „Batman“-Theaterstück. Später produzier - die Musicals. nicht, ist eine Show schnell wieder weg. te er die Fernsehshows von Rudi Carrell. Stage betreibt hier drei große Theater, Die Karl-May-Verulke „Der Schuh des Vor allem war van den Ende das ein weiteres soll 2014 eröffnet werden. Manitu“, die fast 12 Millionen Menschen „Ende“ von „“, der niederlän - Darin könnte ein Beatles-Stück gespielt ins Kino gelockt hatte, kam im Berliner dischen TV-Produktionsfirma, die er 1993 werden, raunt ein Mitarbeiter. Oder Theater des Westens auf eine klägliche gemeinsam mit seinem Landsmann John „Pretty Woman“. Vielleicht auch „Spider- halbe Million Besucher und wurde nach de Mol gegründet hatte und im Jahr 2000 Man“, das nach erheblichen technischen anderthalb Jahren abgesetzt. Berlin gilt wieder verkaufte. De Mol macht immer Pannen seit vorigem Jahr am Broadway als schwieriger Markt, Hunderte Veran - noch Fernsehen, die von ihm entwickelte läuft. Andere wissen zu erzählen, Stage staltungen wetteifern allabendlich um Zu - Castingshow „The Voice of Germany“ habe gerade zwei Komponisten damit schauer, Tickets kosten deshalb weniger treibt ProSieben und Sat.1 derzeit in un - beauftragt, den Fantasy-Klassiker „Die als etwa in Hamburg. gewohnte Quotenhöhen. unendliche Geschichte“ zu vertonen. Das Trauma der Stage Entertainment Endemol brachte in den neunziger Jah - Wenn van den Ende nach Hamburg jedoch heißt „Titanic“. In allen Kinos ren „Traumhochzeit“ ins deutsche Fern - kommt, ist das wie Großvater zu Besuch der Welt ein Knaller, soff die Bühnen - sehen, moderiert von de Mols Schwester bei seinen Liebsten. Er ist für alle „der fassung in Hamburg bereits nach zehn Linda, und verantwortet bis heute „Wer Joop“. Stage ist eine Duz-Firma, eine nie - Monaten ab. Der damalige Stage-Chef wird Millionär?“ sowie den Container- derländische Gepflogenheit. versuchte die Pleite damit zu begründen, Knast „Big Brother“. Van den Ende er - „Der Joop“ hält dann gern eine Rede. dass man in der maritimen Stadt offen - hielt für seine gut 25 Prozent der Firma Meist sagt er, dass man eine Familie sei, bar keine sinkenden Schiffe sehen wolle, umgerechnet rund eine Milliarde Euro. „we are one“. Bei seinem jüngsten Besuch erst recht nicht in wirtschaftlich schlech - Zuvor hatte er die Sparte für Live-Un - brachten ihm die Schüler, die auf der von ten Zeiten. terhaltung aus dem Konzern herausge - ihm mitfinanzierten Joop van den Ende

 & '%" # 4/2012 141 Medien

ben, trauern und immer so tun, als wäre es das erste und einzige Mal. Am Wo - chenende gibt es täglich zwei Vorstellun - gen, der Montag ist frei. Berühmt werden kann man nicht, die Namen der Akteure stehen nicht einmal auf den Plakaten. Un - ersetzlich soll sich hier keiner fühlen. Alle Rollen sind mehrfach besetzt, je - den Abend müssen mindestens zwei Tar - zane oder Löwenkönige verfügbar sein. Es kam schon vor, dass die Drittbesetzung aus dem Urlaub auf den Balearen einge - flogen wurde. Darsteller des Udo-Jürgens- Musicals in Hamburg oder Stuttgart spran - gen bei der Schwesterproduktion in Wien ein – und umgekehrt. Während Stage Entertainment bei ei - genen Produktionen alles selbst konfek - tioniert und manisch kontrolliert, mischt G R

U sich bei eingekauften Stoffen der jeweilige B N

E Lizenzgeber selbst in Winzigkeiten ein. G E O

M Es soll dann alles so sein wie in der Ur-

/

F

F version am Broadway oder im Londoner O H

K Westend. Bis zur Betonung der Sätze oder N I R B der Frage, an welcher Stelle des Liebes - Szene aus „Ich war noch niemals in New York“: Warum stehen Japaner auf Udo Jürgens? lieds der Held auf die Knie zu fallen hat. Es ist die Show gewordene Globalisierung. Academy Singen und Tanzen lernen, zum Unsummen für Lizenzen bezahlt und so Beim „König der Löwen“ zum Beispiel Dinner ein Ständchen. „Eye of the Tiger“, die Preise hochgetrieben. „Das war kein legte der Lizenzgeber Disney fest, dass die Hymne aus „Rocky III“. Seine Frau normaler Wettbewerb, das war Krieg.“ fast alle Rollen mit farbigen Darstellern soll vor Rührung eine Träne verdrückt Weil das Musical-Geschäft auch ohne besetzt werden. Für die Hexenshow „Wi - haben. Gegner ein täglicher Kampf ist, muss bei cked“ galt die Auflage, dass Kleider mit Seit Oktober sitzt Janine van den Ende, Stage immer alles mindestens bombas - echten Swarovski-Steinchen geschmückt 55, im Aufsichtsrat von Stage. Wenn sie tisch sein, von den Gefühlen bis zur Tech - sein mussten. Am Ende kosteten allein mit ihrem Mann reist, dekoriert sie gern nik. Fackelte am Ende des Melodrams die Kostüme 2,9 Millionen Euro. seine Theater um. Auf die Foyers aller „Rebecca“ in der Wiener Aufführung nur Künftig will Stage mehr eigene Stücke Häuser, die er von Moskau bis New York der Handlauf des Geländers einer großen entwickeln. Da lassen sich dann auch mal betreibt, hat sie Exponate der gemein - Wendeltreppe vor sich hin, stand bei der regionale Späßchen einstreuen, wie sie samen Sammlung verteilt, die um die Premiere in Stuttgart jüngst schon die vor allem das ältere Publikum goutiert. tausend Stücke moderner Kunst umfasst. gesamte Treppe in Flammen. Dass die gestrenge Leiterin eines Al - Von Zeit zu Zeit wird gewechselt. Das teuerste Musical, die Stage Enter - tenheims im Udo-Jürgens-Musical in Doch Großvater kann auch anstren - tainment in Deutschland zur Aufführung Stuttgart „Frau Sargnägele“ heißt statt, gend sein. Und fordernd. brachte, ist „Tarzan“ mit der Musik von wie in der Hamburger Fassung, „Frau Manchmal schaut Joop van den Ende Phil Collins, das seit gut drei Jahren in Dünnbügel“, ist im Südwesten ein ver - sich Proben neuer Stücke an, danach müs - Hamburg läuft. Bis zur Premiere waren lässlicher Lacher. Wenn Frau Sargnägele sen Bühnenbilder umlackiert werden bereits 18 Millionen Euro ausgegeben, pro dann noch anfängt zu schwäbeln, kennen oder Kostüme neu geschneidert. Biswei - Woche kommt eine weitere halbe Million die Zuschauer kein Halten mehr. Mitun - len straft er mit Liebesentzug. Oder gleich hinzu. Die Stromkosten für die 160 Schein - ter sind selbst bei einem Millionenprojekt mit Rausschmiss. Kurz vor der Premiere werfer sind enorm, ebenso die Ansprüche die besten Effekte äußerst preisgünstig. des Udo-Jürgens-Musicals tauschte er den an die Sicherheit. Die computergesteuer - Seit voriger Woche singen nun Hunder - Regisseur aus, über den Kopf des dama - ten Bungee-Seile, an denen Tarzan, Jane te potentielle Rockys bei Stage Entertain - ligen Deutschland-Chefs hinweg, der da - und die Affenbande durch den Saal flie - ment in Hamburg vor. Erste Plakate hän - nach auch schnell verschwand. gen, werden alle sechs Monate für ein gen in der Stadt, im Radio laufen Spots. Im Interview sagt der fliegende Hollän - paar hunderttausend Euro ausgewechselt. Wenn das Musical ein Erfolg wird, soll es der flauschige Sätze: „Geld ist nicht wich - In einem Musical von Stage mitzuspie - als Nächstes den Broadway und anschlie - tig. Es geht nur darum, sich Träume zu er - len heißt: achtmal pro Woche lieben, ster - ßend womöglich die Welt erobern. möglichen.“ Oder: „Im Träumen Dann wäre wieder Sylvester bin ich besser als im Geschäftema - Zuschauermagnet Stallone gefragt, um vielleicht in chen.“ Die Branche jedoch kennt Weltweite Besucherzahlen bei Moskau oder Paris mit Pathos zu den Träumer als harten Hund. Stage-Entertainment-Produktionen verkünden, wie sehr die jeweilige Als der einstige Marktführer Stadt ihn an Philadelphia erinnere. Stella 2002 bereits zum zweiten 1999/2000 2004/05 2010/11 Auch seine Vorgeschichte müsste Mal pleitegegangen war, kaufte er er eventuell neu definieren. In Teile der Firma auf. Deren vor - Hamburg jedenfalls begründete er maliger Mehrheitseigner Peter 4 Mio. 13 Mio. 14 Mio. seine Zuneigung mit äußerster Schwenkow beklagte damals ei - Professionalität: Er müsse, mut - nen „systematischen Feldzug“ ge - maßte er, in seinem früheren Le - gen sich: Van den Ende habe ein ben ein Deutscher gewesen sein. Dutzend Mitarbeiter abgeworben, A# )$ & K(!$

142  & '%" # 4/2012