Hans Pohl Historische Skizzen Zur Bankassekuranz
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Hans Pohl Historische Skizzen zur Bankassekuranz Hans Pohl Historische Skizzen zur Bankassekuranz Eine Einzelpublikation des Instituts für bankhistorische Forschung e. V., Frankfurt am Main Franz Steiner Verlag Stuttgart 2011 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. ISBN 978-3-515-09878-6 Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbestän digem Papier. © 2011 Franz Steiner Verlag Stuttgart Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Printed in Germany Inhalt Vorwort ........................................................................................................ 7 Einleitung 1. Zu den Begriffen Allfinanz, Bankassekuranz und Assekuranzbank ....... 9 2. Vorläufer ................................................................................................. 14 Historische Skizzen zur Bankassekuranz 1. Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG, ihre Versicherungen und Versicherungsbeteiligungen ............................ 15 2. Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG ............................ 39 3. Die Allianz AG ....................................................................................... 47 4. Von der Agrippina und Colonia zur AXA AG ........................................ 53 5. Von der Aachener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft zur Generali Deutschland Holding AG ....................................................................... 66 Schlusswort ................................................................................................. 75 Anmerkungen .............................................................................................. 77 Quellen- und Literaturverzeichnis ............................................................... 85 Archive ........................................................................................................ 88 Bildnachweis ............................................................................................... 88 Vorwort Die Geschichte der Kreditwirtschaft in Deutschland ist in den letzten Jahr- zehnten gut erforscht worden, sodass wir sowohl Überblicksdarstellungen als auch einige Monografien über Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaf- ten besitzen. Spezialfragen in historischer Perspektive werden seit Jahren auf den wissenschaftlichen Symposien und Kolloquien, vor allem des Instituts für bankhistorische Forschung wie der Wissenschaftsförderung der Sparkas- sen-Finanzgruppe, und in Zeitschriften wie dem Bankhistorischen Archiv be- handelt. In den letzten beiden Jahrzehnten sind zahlreiche deutsche Kreditinsti- tute dazu übergegangen, Allfinanzprodukte anzubieten. Dabei handelt es sich letztlich um die Weiterentwicklung einer seit Jahrhunderten existierenden historischen Erscheinung bis in die neueste Zeit. Mit den vorliegenden Skizzen versuche ich, an einigen Beispielen aus dem privaten Bank- und Versicherungssektor in Bayern und im Rheinland dieser Entwicklung seit dem frühen 19. Jahrhundert nachzugehen, weil in Köln, Aachen und München die frühesten Beispiele von Bankassekuranzen existieren. Da wir das Phänomen bei Instituten aller drei Säulen der Kredit- wirtschaft (Banken, Sparkassen, Genossenschaften) beobachten, wäre eine intensive Beschäftigung mit dem Thema wünschenswert. Dazu sind jedoch jahrelange Forschungen vor allem in Archiven der Kredit- und Versiche- rungswirtschaft erforderlich. Ich kann mich altersbedingt solchen umfangrei- chen Studien nicht mehr widmen. Mit meinen Skizzen will ich jüngere For- scher dazu anregen, sich mit diesem lohnenden Objekt der Kooperation und Integration von Banken und Versicherungen über die letzten beiden Jahrhun- derte zu beschäftigen. In verschiedenen Gesprächen mit Bankiers, besonders mit Herrn Dr. Wilhelm Winterstein, früherem Mitgesellschafter von Merck, Finck & Co. Privatbankiers, jetzt Mitglied im Aufsichtsrat der Generali Deutschland Holding AG, aber auch mit Kollegen und Archivaren über aktu- elle Beziehungen von Banken, zum Beispiel Deutsche oder Dresdner Bank, und Versicherungen, zum Beispiel Deutscher Herold oder Allianz, wurde ich auf die Bedeutung der Bankassekuranz hingewiesen, deren historische Wur- zeln noch nicht erforscht sind. Herr Dr. Winterstein hat auch die Drucklegung der Manuskripte ermöglicht. Für die vielfältige Unterstützung bin ich ihm sehr zu Dank verpflichtet. Herr Prof. h. c. Dr. h. c. Dr. iur. Wolfgang Kaske, Vorsitzender des Auf- sichtsrats der Generali Deutschland Holding AG, war so freundlich, mir zu einem Gespräch über die AachenMünchener zur Verfügung zu stehen, Daten 8 Vorwort zu vermitteln und das Manuskript gegenzulesen. Herr Dr. iur. Harold Kluge M. A., früherer Vorstandsvorsitzender des Deutschen Lloyd, gewährte mir dankenswerterweise Einblick in zwei ungedruckte Manuskripte zur Ge- schichte der Münchener Rück. Mein Kollege und Freund Prof. Dr. Bernd Rudolph, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für bank- historische Forschung, hat meine Untersuchungen mit großem Interesse ver- folgt. Bei meinen Recherchen haben mich die Leiter der Archive bzw. Kom- munikationsabteilungen der betroffenen Banken und Versicherungen unter- stützt und damit meine Arbeit in den Archiven, aber auch aus der Ferne er- leichtert: Elke Pfnür, Leiterin Corporate History der UniCredit Bank AG, Gabriele Teichmann, Leiterin des Hausarchivs des Bankhauses Sal. Oppen- heim jr. & Cie., Barbara Eggenkämper, Leiterin des Firmenhistorischen Ar- chivs der Allianz, Achim Korres, Konzernkommunikation, Historisches Ar- chiv der AXA Konzern AG, Zoran Andric, Consultant Corporate History des Historischen Archivs der Münchener Rückversicherung AG. Einigen von ih- nen bin ich auch für die kritische Durchsicht von Teilen des Manuskripts dankbar. Frank Dreisch vom Institut für bankhistorische Forschung danke ich für die redaktionelle Bearbeitung und Severine Delhougne für die Literatur- beschaffung und die Reinschrift des Manuskripts. Thomas Schaber, Leiter des Franz Steiner Verlags, hat in bewährter Weise die verlegerische Betreu- ung übernommen. Tim Oliver Pohl danke ich für den umsichtigen und sorg- fältigen Satz des Bandes. Bonn, im Februar 2011 Einleitung 1. Zu den Begriffen Allfinanz, Bankassekuranz und Assekuranzbank Die Diskussion um die Begriffe Bankassekuranz und Allfinanz ist seit drei Jahrzehnten in der wissenschaftlichen Literatur im Gange und wird wohl auch nicht so schnell abgeschlossen werden. Nach der Definition von Ger- hard Merk ist die Bankassekuranz (Bancassurance) „das Angebot von in der Regel eng miteinander verzahnten Bank- und Versicherungsleistungen durch ein einziges Unternehmen. Dabei erfolgt der Vertrieb der entsprechenden Fi- nanzprodukte meistens durch eine Bank, die mit einem Versicherungsunter- nehmen kapitalmäßig oder (seltener) durch entsprechende Verträge verbun- den ist.“ Im Grunde handelt es sich um die begriffliche Zusammenfügung von Assekuranz, dem historischen Begriff für Versicherung, und Bank, wobei die Formen der Zusammenarbeit zwischen einer Bank und einer Versiche- rung sehr unterschiedlich sein können. Die Bank bietet Produkte der Versi- cherung am Bankschalter oder durch ihre Berater an und umgekehrt bieten die Versicherungsagenten auch Finanzprodukte an, wobei die letzte Form eher die Ausnahme ist.1 Wie wir aus der Presse wissen, waren solche Bankassekuranzen in den letzten Jahrzehnten in allen drei Säulen des Kreditgewerbes vertreten, bei den Sparkassen die Sparkassenversicherungen, bei den Genossenschaftsbanken die R&V Versicherung und, um zwei wieder aufgegebene Fusionen zu nen- nen, die der Deutschen Bank mit dem Deutschen Herold und die der Allianz mit der Dresdner Bank. Im ersten Fall handelt es sich um eine Bankasseku- ranz, da eine Bank eine Versicherung erwarb, im zweiten um eine Asseku- ranzbank, denn eine Versicherung erwarb eine Bank. Da die erste Form der Integration die ältere ist, spricht man immer nur von der Bankassekuranz. Nach Carsten Zielke bietet die Bankassekuranz zugleich Bank- und Versiche- rungsprodukte durch einen Finanzintermediär an. Als Beispiel nennt er die Genossenschaften, konkret die Spar- und Darlehnskassen, aus denen nach 1918 die R&V Versicherung hervorging.2 „Ein Bankassekurant nimmt finan- zielle Mittel entgegen und stellt Mittel bereit, um eine Realisierung von Wirt- schaftsplänen der Wirtschaftssubjekte zu erleichtern oder sogar deren Reali- sierung zu ermöglichen. Dabei hilft er, ökonomische und reine Risiken einzu- gehen und zu bewältigen.“ Er ist ein „globaler Finanzmittelbereitsteller.“3 10 Einleitung Zielke unterscheidet drei Perioden der historischen Entwicklung von Bankassekuranzen. Die erste von 1970–1980 sei gekennzeichnet gewesen durch den „passiven Verkauf der Produkte“. Die Initiative sei von den Ban- ken ausgegangen, die sich und ihre Produkte schützen wollten, indem sie zum Beispiel zusammen mit einem Hypothekarkredit eine Feuerversicherung für die Immobilie angeboten hätten. Damals habe es nur lose Kooperations- abkommen gegeben und eine „technologische Zusammenarbeit“ habe auch nicht stattgefunden. In der zweiten Periode bis 1990 sei die Initiative beson- ders von den Versicherungen ausgegangen, die ihre Absatzwege