Bunbury – Ernst Ist Das Leben Von Oscar Wilde Deutsche Fassung Von Elfriede Jelinek Besetzung
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3. Streben nach Glückseligkeit Allerdings ist Schönheit natürlich wichtiger als Wahrheit Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg Bunbury – Ernst ist das Leben von Oscar Wilde Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek Besetzung John Worthing Bunbury - Frank Wiegard Ernst ist das Leben von Oscar Wilde Algernon Moncrieff Deutsche Fassung von Elfriede Jelinek Holger Stockhaus nach einer Übersetzung von Karin Rausch * 22.12.07 Pastor Chasuble Jens Koch Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek Merriman ca. 2 ½ Stunden, eine Pause Ronald Funke Unser herzlicher Dank gilt der Firma Lane für das Dixi-Klo in unserem Bühnenbild. Björn Bonn 4 Inszenierungsteam Lady Bracknell Regie Simone Mende Bernd Mottl Honourable Gwendolen Fairfax Bühne Monika Wiedemer Ben Baur Cecily Cardew Kostüme Joanna Kitzl Frank Bloching Miss Prism Dramaturgie Klaus Cofalka-Adami Axel Preuß Regieassistenz Martin Süß 5 Bühnenbildassistenz Inspizienz Anja Koch Silvia Edvesi Kostümassistenz Souffl age Miriam Kranz Miguel Wegerich Dramaturgieassistenz Verena Vollertsen Regiehospitanz Jana Piechota & Wiebke Schwegler Dramaturgiehospitanz Inga Kunz 6 Technik und Werkstätten Technische Direktion Ton Ivica Fulir Wolfgang Freymüller Magali Deschamps Technische Leitung Andreas Legnar Raphael Weber Thomas Mandl Technische Einrichtung Enrico Knorr Leitung Kostümabteilung Viola Schütze Leiter der Abteilung Beleuchtung Maria Schneider (Stv.) Steff Flächsenhaar Gewandmeisterinnen Lichtgestaltung Dagmar Gröver Andreas Rinkes Alexandra Partzsch 7 Leiterin der Abteilung Maske Leiter Schlosserei Kerstin Geiger Karl-Heinz Weis Anja Dehn (Stv.) Leiter Schreinerei Leiterin der Abteilung Requisite Klaus Volpp Esther Hilkert Leiter Malsaal Dietmar Lechner Dekorationswerkstatt Markus Rothmund 8 Bunbury – Ernst ist das Proben 9 Zum Stück C Ernst sein ist alles Die Komödie The Importance of Being Earnest zählt zu den bekanntesten und besten Bühnenwerken Oscar Wildes und kennzeichnet den Höhepunkt seines Schaffens. Der Inhalt lässt sich kurz und bündig zusammenfassen: Zwei Freunde, Algernon Moncrieff und John Worthing, haben sich um der lieben Freiheit willen einen fi ktiven Freund bzw. Bruder zugelegt, um ihren sozialen Verpfl ichtungen aus dem Weg zu gehen. Während Algy einen stets kranken Freund namens Bunbury „besitzt“ und so vor allem den Dinner- 10 parties seiner Tante Lady Bracknell entgeht, hat John einen Bruder namens Ernst erfunden, der sich regelmäßig in Schwulitäten bringt. Vorgeblich um ihn vor Schlimmerem zu bewahren, fährt John regelmäßig vom Land nach Lon- don. Dort gibt er sich als Ernst Worthing aus und vergnügt sich mit seinem Freund Algernon im Nachtleben der Großstadt. Soweit die Vorgeschichte. Als John, den in London alle nur unter dem Namen Ernst kennen, Algernons Cousine Gwendolen Fairfax, die Tochter Lady Bracknells, kennen lernt, be- schließt er, seinem dandyhaften Treiben ein Ende zu bereiten und Gwendolen einen Heiratsantrag zu machen. Sie willigt in die Heirat ein, allein wegen des Namens, da sie sich schon immer vorgenommen hatte, jemanden zu heiraten, dessen Name Ernst ist. Was sich in der Folge entspinnt, ist eine Verwechslungskomödie der beson- deren Art, da Algy sich als Ernst Worthing auf das Landgut seines Freundes begibt und dort dessen Mündel Cecily kennen und lieben lernt. Auch er macht 11 ihr einen Heiratsantrag. Wie der Zufall will, hat auch Cecily eine besondere Affi nität zu dem Namen Ernst. Doch dem Glück steht etwas im Wege: Weder Algy noch John heißen wirklich Ernst. Und auch Lady Bracknell, die resolute Mutter Gwendolens, ist gegen die Hochzeit ihrer Tochter mit John ... Im Jahre 1894 bat der Regisseur George Alexander, der bereits Lady Winder- meres Fächer inszeniert hatte, Oscar Wilde um ein neues Stück. Dieser reagierte sofort mit einem Brief, der ein Exposé von Bunbury enthielt und ein rhetorisches Feuerwerk mit „Fin-de-siècle-Gerede“ ankündigte. Die Pole des moralischen Spektrums markierte Wilde durch das „Doppelleben“ der beiden Protagonisten auf der einen und die „Anstandsdrachen“, Lady Bracknell und Miss Prism, auf der anderen Seite. Gut hundert Jahre später hat sich Elfriede Jelinek des Stücks angenommen und auf der Basis einer Übersetzung von Karin Rausch eine eigene Fassung 12 geschrieben. Das inhaltliche und auch sprachliche Grundgerüst der Wilde- schen Komödie bleibt zwar in dieser Fassung erhalten, jedoch hat Jelinek dem Ganzen noch einiges hinzugefügt: Während Wilde im Kern der Komödie auf die selbstgerechte Moral und Heu- chelei der Upper Class der viktorianischen Gesellschaft abzielte, reagiert Jeli- nek auf den Umstand, dass wir in einem anderen Jahrhundert leben. Sie fügt en passant pointierte Wortgefechte zu aktuellen Themen wie dem Verhältnis der Geschlechter oder der Frage nach der Moral unseres Zeitalters ein. Auch spitzt sie weitere Themen zu: So werden aus den subtilen Anspielungen auf das homosexuelle Verhältnis von Algernon und John überdeutliche Dialoge. Überhaupt sprechen die Figuren bei Jelinek deutlich mehr Subtexte aus, gera- ten häufi g in eine Art Wortschwall und entlarven so ihren wahren Charakter. Für die Figurenzeichnung hat dies zur Folge, dass die Dekadenz der Figuren deutlicher erzählt wird. 13 Auf der sprachlichen Ebene gibt es zahlreiche neue stilistische Merkmale: Wortspiele und Kalauer in Jelinekscher Manier führen zu neuen Assoziationen und Sprachwitzen. Zudem legt Jelinek den Figuren häufi g Versprecher in den Mund, die wiederum Subtexte entlarven. So lobt beispielsweise Lady Brack- nell aus Versehen die „solventen“ anstelle der „soliden“ Fähigkeiten Cecily Cardews. Auf diese Weise legt sie offen, dass sie nur der fi nanzielle Hinter- grund von Miss Cardew für die Heirat mit ihrem Neffen interessiert. Auch verwenden die Figuren häufi g umgangsprachliche Redeformen, die nicht der damaligen Sprechweise der Upper Class entsprechen. Insgesamt zeichnet sich Jelineks Fassung deshalb durch eine frivolere und gewalttätigere Sprache aus als Wildes Dialogkomödie. 14 Zum Autor R Oscar Wilde Oscar Wilde wurde 1854 in Dublin, Irland oder journalistischen Arbeiten. Er griff geboren. Nach seinem Studium der Klas- den aufkommenden Trend des Ästhetizis- sischen Philologie in Oxford zog er 1878 mus im 19. Jahrhundert auf. Durch seinen nach London – mit dem festen Vorsatz, auffälligen Kleidungsstil – er trug gern berühmt zu werden. Zunächst wurde Seidenstrümpfe, Kniebundhosen, Blumen ihm die gewünschte Aufmerksamkeit im Knopfl och, Samtjacken und auffällige jedoch mehr durch sein extrovertiertes Krawatten – wurde Wilde zum Prototyp Auftreten zuteil als durch seine Werke des Dandyismus. Gleichzeitig parodierte 15 und überhöhte er sich selbst, um, wie er der Wildes einziger blieb, folgten in den professionell feststellte, seine eigene Per- 90er Jahren die vier Bühnenstücke Lady son zu kommerzialisieren. 1884 heiratete Windermere’s Fan, A Woman of No er Constance Lloyd, mit der er in Chelsea Importance, An Ideal Husband und The lebte und zwei Söhne hatte. Importance of Being Earnest, vier Komö- Der literarische Durchbruch gelang ihm dien, die alle in der Upper Class spielen. 1891 mit dem Roman The Picture of Mit der Uraufführung von The Impor- Dorian Gray, der ihm gleichzeitig den tance of Being Earnest am St. James Ruf eines Skandalautors einbrachte, weil Theater 1895 wurde Wilde endgültig zum er vom Hedonismus und Schönheitswahn Liebling der Londoner Society und zum des wohlhabenden Gentleman Dorian erfolgreichen Dramatiker. Gleichzeitig Gray erzählt, der sich ewige Jugend er- brachte ihn die selbstgerechte Moral kauft, indem er ein Selbstporträt anstelle der Londoner Gesellschaft, wie er sie im seiner selbst altern lässt. Auf den Roman, Stück thematisierte, noch im gleichen 16 Jahr zu Fall: Im sogenannten Queens- berry-Prozess wurde er wegen seines Verhältnisses zu dem sechzehn Jahre jüngeren Lord Alfred Douglas und wegen weiterer Affären mit jungen Männern zu zwei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit verurteilt. Seine letzten Jahre verbrachte er vereinsamt und verarmt überwiegend in Paris. Er verstarb am 30. November 1900. 17 Zur Autorin T Elfriede Jelinek Elfriede Jelinek wurde 1946 in der Steier- Kunstgeschichte, ebenfalls in Wien. Erste Ge- mark in Österreich geboren. Bereits mit dichte und Kompositionen entstanden. 1968 14 Jahren begann sie eine Ausbildung zur verließ Jelinek krankheitsbedingt für ein Jahr Berufsmusikerin am Konservatorium in nicht das Haus. Zwei Jahre später gab sie ihr Wien in den Fächern Orgel, Klavier, Block- Romandebüt mit wir sind lockvögel, baby!, fl öte und Komposition. Nach der Matura ein Roman, der mit verschiedenen Genres 1964 erlitt Jelinek einen psychischen wie Comic, Trashfi lm und Fernsehen spielt Zusammenbruch. Sie studierte darauf für und stark medienkritisch angelegt ist. Nach sechs Semester Theaterwissenschaft und Aufenthalten in Berlin und Rom trat sie der 18 Kommunistischen Partei Österreichs bei und zur „Nestbeschmutzerin“ des Landes. In heiratete den in München lebenden Informa- dem Stück kritisiert sie den „Natürlich- tiker Gottfried Hüngsberg. keitsschleim“ des herrschenden Theaterge- Zu Jelineks berühmten Romanen zählen schmacks. Die aus ihrer Sicht Jelineks kin- Die Liebhaberinnen (1975), Die Klavier- dische Verweigerung Österreichs, politische spielerin (1983) und Lust (1989), in denen Verantwortung für die eigene Vergangenheit die Feministin das Verhältnis der Geschlech- zu übernehmen, zählt zu einem der Leitmo- ter und die „beschädigte“ Familie themati- tive Jelineks. siert. Die Klavierspielerin wurde 2001 von Seit den 1990ern schreibt Jelinek vor