Kinder- Und Jugendliteratur in Und Aus Wien Im 20. Jahrhundert
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Kinder- und Jugendliteratur in und aus Wien im 20. Jahrhundert Forschungsstipendium Endbericht Mag. Dr. Susanne Blumesberger Ameisgasse 53/31 1140 Wien Wien, Februar 2007 2 Inhaltsverzeichnis I. Was ist Kinder- und Jugendliteratur?................................................................................ 3 II. Was ist österreichische Kinder- und Jugendliteratur?.................................................... 4 III. Zur Kinder- und Jugendliteraturforschung ................................................................... 4 1. Kinder- und Jugendliteratur in Wien um 1900................................................................. 7 2. Wien und die Zwischenkriegszeit ..................................................................................... 10 3. Wien während des Austrofaschismus/Ständestaat.......................................................... 14 4. Wien während der NS-Zeit................................................................................................ 15 4.1. Wiener Kinder- und Jugendliteratur im Exil. .......................................................... 26 5. Kinder- und Jugendliteratur nach 1945........................................................................... 28 5.1. Die 50er und 60er Jahre .............................................................................................. 30 5.2. Die 70er Jahre .............................................................................................................. 35 5.3. Die 80er Jahre .............................................................................................................. 39 5.4. Die 90er Jahre .............................................................................................................. 40 6. Zentren der Jugendschriftenkritik................................................................................... 42 7. Illustration der Kinder- und Jugendbücher .................................................................... 43 8. Wiener Verlage.................................................................................................................. 45 9. Kinderzeitschriften............................................................................................................. 47 10. Fazit ................................................................................................................................... 49 11. Auswahl an Wiener Autorinnen und Autoren .............................................................. 50 12. Literatur.......................................................................................................................... 126 3 I. Was ist Kinder- und Jugendliteratur? „Die Kinderliteratur hat ihre Wurzeln in jenen literarischen Sphären, die abseits der so genannten Hochliteratur schon seit Jahrhunderten einen didaktischen Kanon bilden: in den ‚einfachen Formen’, der ‚schwarzen Pädagogik’ und den ‚Klassikern’ der Kinderliteratur, sicher nicht in der Trivialliteratur“, ist Ernst Seibert überzeugt.1 Unter Kinder- und Jugendliteratur kann man 1. die Gesamtheit der von Kindern und Jugendlichen tatsächlich konsumierten Literatur verstehen oder als 2. das, was Kinder laut Eltern. Lehrern lesen sollen (intentionale Kinder- und Jugendliteratur) 3. die nichtindendierte Literatur umfasst alle Werke, die von Kindern und Jugendlichen zwar gelesen werden, aber eigentlich nicht für sie bestimmt wird. Zum Teil wird diese Art der Literatur gefördert, toleriert oder auch bekämpft, wie im „Schmutz- und Schundkampf oder sogar verboten. Die intentionale Kinder- und Jugendliteratur ist durch das Eingreifen der Verleger, die eben das drucken, was gerne gekauft wird, aufteilbar in eine sanktionierte Kinder- und Jugendliteratur und eine so genannte kommerzielle Kinder- und Jugendliteratur.2 Im 18. Jahrhundert erzeugten neue Vorstellungen von Kindheit und Jugend Erwartungen an eine bestimmte Lektüre für die Heranwachsenden. Für Kinder und Jugendliche eigens verfasste Literatur wurde benötigt, die so genannte „spezifische Kinder- und Jugendliteratur“. Hans-Heino Ewers erklärt, warum es im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur zu so einer verwirrenden Vielfalt, wobei hier nicht alle Aspekte aufgezählt werden können, kommt: „Wir haben es im Kinder- und Jugendliteraturbereich mit Korpusbildungen auf drei Ebenen zu tun – auf buchgeschichtlicher, bibliothekarischer und literarischer Ebene -, die begrifflich zunächst auseinander zu halten, dann aber in ihren – zumeist partiellen – Überlagerungen und ihrem Zusammenwirken zu erforschen wären. […] Die in der Kinder- und Jugendliteraturkritik anzutreffende Uneinheitlichkeit der Terminologie ist zu einem beträchtlichen Teil durch den schwankenden Gebrauch der Begriffe ‚Kind’/’Kindheit’ und ‚Jugend’ bedingt. Diese Termini werden bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts weitgehend synonym verwendet und bezeichnen die dem Erwachsensein vorausgehenden Lebensabschnitte insgesamt.“3 Das Lexikon des gesamten Buchwesens bietet eine einfache Definition an: 1 Seibert, Ernst: Literarizität. Vom Schlagwort zur Anstrengung des Begriffs. Eine Annäherung an die Kinderliteratur. In: In die Waagschale geworfen. Kritische Sichtweisen der Kinder- und Jugendliteratur in Buch und Medien. Ergebnisse der 29. Tagung des Internationalen Instituts für Jugendliteratur und Leseforschung / Hg. vom Internationalen Institut für Jugendliteratur und Leseforschung. 1994, S. 25. 2 Siehe dazu: Ewers, Hans-Heino: Was ist Kinder- und Jugendliteratur? ein Beitrag zu ihrer Definition und zur Terminologie ihrer wissenschaftlichen Beschreibung. In: Lange, Günter (Hg.): Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 1 und 2. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren, 2000. S. 2-16. 3 Ewers, Hans-Heino: Was ist Kinder- und Jugendliteratur? ein Beitrag zu ihrer Definition und zur Terminologie ihrer wissenschaftlichen Beschreibung. In: Lange, Günter (Hg.): Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 1 und 2. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren, 2000. S. 10. 4 „Jugendbuch bezeichnet das gesamt derjenigen Schriften, die für Kinder und Jugendliche als geeignet angesehen werden. Es handelt sich sowohl um Bücher, die für junge Leser verfasst worden sind, als auch um solche, die sie sich adaptiert haben, sowie um tatsächlich von ihnen gelesene Bücher“4 II. Was ist österreichische Kinder- und Jugendliteratur? Das typisch Österreichische an der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur ist nach Lucia Binder neben der Sprache, die Tatsache, dass Kritik sehr selten destruktiv ist, dass das Bewusstmachen von Problemen auch immer die Möglichkeit zur Überwindung mit einschließt, dass es sich meist um spannend erzählte und anschauliche Geschichten handelt und dass sie einen deutlichen besinnlichen Zug trägt.5 Dagegen meint Wolf Harranth: „Das Eigenartige an der explizit österreichischen Jugendliteratur ist, dass es sie nicht gibt.“6 Er begründet dies damit, dass die Voraussetzung für eine genuin nationale Literatur vier Faktoren sind, die zusammen arbeiten müssen: eine nationale Identität, eine nationale Mentalität, eine nationale Sprache und ein tragfähiger Markt. Diese Faktoren sind oder waren in Österreich über lange Zeit hinweg nicht gegeben. III. Zur Kinder- und Jugendliteraturforschung Der Sektor der Kinderliteratur, wobei damit die explizit für Kinder verfasste Literatur gemeint ist7, stellt in Österreich ein Forschungsdesiderat dar, obwohl es ca. seit Mitte der 70er Jahre an den Universitäten die Möglichkeit gibt, sich über Kinder- und Jugendliteratur zu erkundigen. Während in den Nachbarländern, besonders in Deutschland, schon seit längerer Zeit intensive Diskurse zu registrieren sind, wurde diese Thematik in Österreich von der Literaturwissenschaft nur sehr marginal behandelt. Als der Wiener Germanist Ernst Seibert8 1996 die Kinder- und Jugendliteratur“ als „Stiefkind“9 bezeichnete, fanden kaum wissenschaftlichen Diskussionen zu diesem Thema statt. Inzwischen kann die 1999 gegründete „Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung“ (ÖG-KJLF) auf zahlreiche Arbeiten hinweisen, Ernst Seibert selbst gelang es diesen Bereich an der Wiener Germanistik nicht zuletzt durch seine Habilitation „Kindheitsmuster in der österreichischen Gegenwartsliteratur. Zur Genealogie von Kindheit. Ein 4 Lexikon des gesamten Buchwesens . Hg. Von Corsten, Severin; Günther Pflug und Friedrich Adolf Schmidt-Künsemüller. Stuttgart: Anton Hiersemann 1992. 5 Binder, Lucia: Österreichische Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart. In: Binder, Lucia (Hg.): Österreichische Kinder- und Jugendliteratur. Horn: Berger 1982, S. 21 6 Harranth, Wolf: „Doa is noch woas drinnen für uns“ Zur ganz und gar österreichischen Kinder- und Jugendliteratur. In: Tausend und Ein Buch, Nr. 4-5/1995, S. S. 6-12. 7 Einen Beitrag zur Diskussion um die Definition von Kinder- und Jugendliteratur bietet Hans-Heino Ewers mit „Was ist Kinder- und Jugendliteratur? Ein Beitrag zu ihrer Definition und zur Terminologie ihrer wissenschaftlichen Beschreibung. In: Taschenbuch der Kinder- und Jugendliteratur. Band 1Hg. Von Günter Lange. Bartmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren 2000, S. 2-16 8 Ernst Seibert leitet seit 1989 Lehrveranstaltungen zum Thema Kinder- und Jugendliteratur“ an der Universität Wien und betreut seit längerem einschlägige Diplomarbeiten und Dissertationen 9 Seibert, Ernst: Stiefkind Kinderliteratur. In: Die Universität Nr. 4/1996, S. 15 5 mentalitätsgeschichtlicher Diskurs im Umfeld von Kindheits- und Kinderliteratur“ (2004) zu verankern. Die