Sofa, So Good Couchsurfing Ist Nicht Mehr Nur Etwas Für Nomaden Aus Dem Netz
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FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 19. APRIL 2015, NR. 16 REISE V3 Sofa, so good Couchsurfing ist nicht mehr nur etwas für Nomaden aus dem Netz. Aber je größer die Gemeinschaft wird, desto schwieriger die Frage: Wem gehört sie eigentlich? Gegenstand der Diskussion: Findet auf dieser Couch kultureller Austausch statt? Oder ist sie nur ein kostenloser Schlafplatz? Fotos Göring enn es eng wird, lich gehört. Offiziell ist die Ant- der Plattform nicht: Er verglich beantwortete Fragen von Mitglie- weltweit. Andamanen, Feuerland, noch weitaus mehr Anhänger fin- sen auch, wo das Geld für ihre Ide- muss man eben zu- wort einfach: der Couchsurfing In- das junge Unternehmen mit der dern. Über 2500 Couchsurfer will Kamtschatka – es gibt tatsächlich den wird, und unterstützen andere en herkommen soll: aus der Com- sammenrücken. 50 ternational Inc. Das war aber nicht Datenkrake Facebook und nannte er in zehn Jahren in seiner Woh- kaum ein Fleckchen auf der Welt, Non-Profit-Projekte. Ein paar der munity, nicht von Investoren. „Die Menschen sitzen im immer so. Eine Firma ist die die neuen Geschäftsbedingungen nung nur wenige Kilometer von auf dem man nicht mit Couchsur- Gruppe haben schon bei Couchsur- Welt braucht dringend ein Sozia- KreuzbergerW Café „Mano“, kein Wohnbörse erst seit 2011, vorher „inakzeptabel und unzulässig“. Die der Golden Gate Bridge beher- fing Urlaub machen könnte. fing mitprogrammiert, dann beim les Netzwerk, das nicht auf Daten Platz ist mehr frei, an der Bar steht war sie sieben Jahre eine gemein- Community wehrte sich; auf Face- bergt haben – aber er hat keine Die Frage bleibt, ob viele Mit- Nachfolgeprojekt „BeWelcome“. und Profit aus ist“, sagt Korpela, man in drei Reihen an zum Bestel- nützige Organisation. Dann ent- book gibt es Protestgruppen mit Lust mehr: „Die Community ist glieder auch ein funktionierendes Jetzt wollen sie die Probleme lö- und Souren ergänzt: „Wir wollen len. Berliner ist keiner hier. Die schloss sich das Team um Gründer Tausenden Mitgliedern. Dass sich den Bach runtergegangen.“ Wer Netzwerk garantieren. Am Beispiel sen, die beide Plattformen trotz größer werden als Facebook!“ Gäste sind auf der Reise, bleiben Casey Fenton, sie in ein Unterneh- viele Nutzer im echten Leben ken- sich heute auf Couchsurfing anmel- Paris sieht man, was blanke Nutzer- jahrelanger Erfahrung nicht in den Im Internet lässt es sich noch ein paar Tage in der Hauptstadt, men umzuwandeln und die Anteile nen, macht sie stärker. de, suche nicht nach kulturellem zahlen im Internet bedeuten: Griff bekommen haben. träumen. Im Moment melden sich eine Woche, vielleicht einen Mo- zwischen sich und den neugewon- Im Dezember ging Couchsur- Austausch, sondern nach einem Knapp 122 000 Couchsurfer sind Horrorgeschichten gibt es auch auf Trust Roots etwa 1000 neue nat. Fürs Übernachten zahlen sie nenen Investoren aufzustückeln – fing mit einem Relaunch ins Netz. Gratis-Schlafplatz. Nach Meinung dort angemeldet. Rechnet man nur im Couchsurfer-Paradies. Zuletzt Nutzer im Monat an. Die Wäh- nichts: Dafür nutzen sie die Platt- inklusive der Millionen, die Couch- In einigen Punkten hat das Ma- des Webdesigners ist die Website die ein, die Referenzen haben (also machte ein Italiener Schlagzeilen, rung der Plattform ist Vertrauen: form couchsurfing.com, auf der surfing jedes Jahr durch Spenden nagement eingelenkt. Es gibt zum außerdem technisch immer noch schon mal aktiv waren), schrumpft der mehr als ein Dutzend Frauen niemals Werbung zu schalten, nie- Fremde andere Fremde umsonst einnahm, und der Website, die Beispiel wieder die Gruppen-Funk- „verdammt unbenutzbar“. die Zahl auf knapp 12 000. Und über die Plattform eingeladen und mals kommerziell zu werden. Die auf ihrem Sofa schlafen lassen. Freiwillige in jahrelanger Arbeit tion, in der Nutzer diskutieren Das Verrückte: Während die sucht man unter ihnen nur nach vergewaltigt haben soll. Couchsur- Versprechen klingen wie die, die Oder wie Couchsurfer sich lieber kostenlos programmiert hatten. und Treffen wie das im „Mano“ or- Pioniere den Untergang der Ge- Mitgliedern, die sich kürzlich einge- fing begegnet solchen Fällen mit Couchsurfing einst gab – und ge- nennen: Freunde, die man noch Der Coup spaltete die Gemein- ganisieren. Manchen kommt das meinschaft beklagen, ist die Nut- loggt haben (also ihr Profil noch negativen Bewertungen und dem brochen hat. „Sicher gehen wir da nicht kennt. schaft. Viele fühlten sich verraten zu spät. In vielen Städten sind zerzahl seit dem neuen Geschäfts- nutzen), bleiben 1700 potentielle Löschen verdächtiger Profile – im ein bisschen naiv ran“, erklärt Sou- Auch das Treffen ist über Couch- und stiegen aus. Die meisten aber Gruppen und Events verwaist. modell explodiert. Zehn Millionen Gastgeber übrig. Eine Alternative Nachhinein. Bei Trust Roots soll ren. Aber das komme auch daher, surfing organisiert; es ist eines von gaben der plötzlich kommerziellen Posts wie „Wer möchte heute in Menschen sind mittlerweile auf gibt es bisher nicht, auch wenn ge- ein smarter Algorithmus zwielichti- dass sie in einem Umfeld arbeiten, vier in Berlin, die jede Woche statt- Website eine Chance, wollten „im die Nationalgalerie gehen?“ stehen Couchsurfing angemeldet, Mitte fühlt täglich neue Wohnbörsen star- ge Personen gleich aus der Com- in dem derzeit jede Menge mög- finden. Man spricht Englisch, mit Zweifel für den Angeklagten“ ent- Monate auf der Seite, ohne dass ir- 2011 waren es noch drei Millionen. ten. „So was wie Airbnb“ wollen sie munity aussondern. Wenn ein lich sei. Wenn man den Fokus schwedischem, spanischem oder ko- scheiden, wie es ein Couchsurfing- gendwer antwortet. „Die Neuen“ der Bewegung kom- nicht, sagen die Nutzer; Reisen via Mann beispielsweise nur junge nicht aus den Augen verliere: reanischem Einschlag. Satzfetzen Pionier ausdrückt. Ein schmerzvol- „Früher hatten wir fast jeden men nicht mehr aus Europa und Couchsurfing soll keine Geschäfts- Frauen anschreibt, soll er in der Su- „Dass sich die Menschen auch im fliegen durch die Luft, mit immer ler Erneuerungsprozess begann: Tag ein Treffen mit bis zu 300 Teil- den Vereinigten Staaten, sondern beziehung sein. Und andere bieten che gar nicht erst auftauchen. „Ko- realen Leben treffen!“ denselben Wortgruppen: „. Ho- Liebgewonnene Funktionen und nehmern, jetzt gibt es nur noch aus Russland und Indien. Auf die eben noch keine Sofas in Taiwan. mische Leute treffen dann nur an- MARLENE GÖRING rizont erweitern“, „. mein Leben sorgsam gepflegte Profile ver- eins, und da kommen so 30“, sagt Website gelockt hat sie der Slogan: „Couchsurfing.com wird es im- dere komische Leute“, erklärt Kas- www.couchsurfing.com – Hier findet man bereichert“. Alle hier haben einen schwanden. Nutzer klickten sich Emmanuel Lemor. Er wohnt in „Übernachte bei Einheimischen mer geben, und es wird groß blei- per Souren von Trust Roots. die meisten Gastgeber und Events. glasigen Blick, sind berauscht von orientierungslos durch eine Web- San Francisco, der Stadt, in der statt im Hotel“. Den alten, „Verän- ben“, sagt Mikael Korpela. Mit Das funktioniert auch anders- www.bewelcome.org – Für Leute, die mitge- stalten wollen. Die Community entscheidet Berlin, von Bier und dem Gefühl, site, die täglich anders aussah, auch das „Couchsurfing Headquar- dere die Welt, eine Couch nach Freunden hat er im Dezember die herum. Als eine Art Tinder für Rei- über wichtige Veränderungen gemeinsam. Teil einer globalen Bewegung zu wenn sie nicht gerade sowieso ab- ter“ sitzt, und die mit Berlin, Paris der anderen“, kennen sie nicht Plattform „Trust Roots“ gegrün- sende soll der Algorithmus Men- www.trustroots.org – Anfangs für Tramper sein. Was die meisten nicht wissen: gestürzt war. Gerüchte machten und Rio de Janeiro die aktivsten mehr. Auch wenn die Gastgeber det. Ein Hauptquartier haben sie schen zusammenbringen, die sich konzipiert, am leichtesten zu bedienen. Im Netz herrscht Krieg um die So- die Runde, die neuen Chefs wür- Nutzer hatte, damals. Lemor war auf ihren Sofas etwas ratlos der nicht, ihre Meetings halten sie per potentiell gut verstehen: Musiker, www.hospitalityclub.org – Die zweitgrößte fasurfer-Welt, auch wenn die Fron- den Freiwillige mobben und raus- bis 2011 selbst Freiwilliger. Bis zu Monster-Welle neuer Surfer entge- Skype ab oder beim veganen Tramper, Bergsteiger. Viele kleine Plattform (ca. 330 000 Nutzer) wurde 2000 gegründet. ten hier nicht zu spüren sind. werfen. Selbst Peter Schaar, dem 30 Stunden seiner Freizeit investier- genblicken - bis jetzt funktioniert Brunch. Vor der Konkurrenz ha- Gemeinschaften innerhalb der ei- www.servas.de – Gibt es schon seit 1949 Es geht um nicht weniger als die damaligen Bundesdatenschutzbe- te der Freiberufler wöchentlich, es. Das Unternehmen wirbt mit ben sie keine Angst; sie glauben nen großen Bewegung sollen so und nutzt bis heute gedruckte (echt auf Pa- Frage, wem die Community eigent- auftragten, entging der Wandel entwickelte das Portal weiter oder Schlafplätzen in 200 000 Städten daran, dass diese Art zu reisen entstehen. Souren und Korpela wis- pier!) Gastgeberverzeichnisse. 5-Geschenke-plus exklusiv für Sie! Ihre 5-Geschenke-plus für große Momente • Geschenk 1 GEBURTSTAGSREISE Marie-Sophie Pollak, Rupert Enticknap und Konstantin Wolff begeistern und verzaubern Sie mit EIN FEST FÜR GENIESSER den schönsten klassischen Tönen. • Geschenk 2 In Kaliningrad legen wir Ihnen die geschichtsträchtige Stadt zu Füßen – ein Ausflug nach Wahl**. • Geschenk 3 Exklusiver Besuch des Fram- museums in Oslo in den Abend- stunden mit Sektempfang. • Geschenk 4 Frühschoppen mit Sternekoch- Städtetour