Polizeigewalt Gegen Kinder Und Jugendliche in Brasilien Und Waffenhandel
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Hört auf uns zu töten! Polizeigewalt gegen Kinder und Jugendliche in Brasilien und Waffenhandel Hilfe für Kinder in Not Bruno Langeani und Natália Pollachi Hört auf uns zu töten! Polizeigewalt gegen Kinder und Jugendliche in Brasilien und Waffenhandel 2 Impressum Autoren Bilder Bruno Langeani und Natália Pollachi, Titel: Bruno Itan #olharcomplexo, Instituto Sou da Paz Polizeieinsatz in Rio de Janeiro Seite 9: Bruno Itan #olharcomplexo Koordination Seite 11: Cipó – Comunicação Interativa Ralf Willinger und Andrea Zellhuber Seite 13: Bruno Itan #olharcomplexo Redaktion Seite 16: Ralf Willinger / terre des hommes Bruno Langeani, Natália Pollachi, Ralf Willinger und Seite 23: Cipó – Comunicação Interativa Andrea Zellhuber Seite 26: Fernando Frazão / Agência Brasil Seite 33: Ralf Willinger / terre des hommes Übersetzung ins Deutsche Seite 35: Kathrin Harms / terre des hommes Erika Weisser Seite 37: Bernardo Guerreiro / Mídia NINJA Assistenz bei der Datenerfassung und -analyse (CC BY-NC-SA 2.0) Martha Gaudêncio, Beatriz Graeff und Ingrid Passos Seite 38: Wikipedia Seite 39-1: Sachverständigengutachten Lektorat (Polizei Bundesstaat Rio de Janeiro, 2018) Renata Itaborahy, Izabelle Mundim, Cristina Nemme Seite 39-2: Rosilene Miliotti / The Intercept Brasil und Carolina Ricardo Seite 40: TV Globo Reportage, Sendung „Fantástico“, Mai 2013 Bildauswahl und -recherche Seite 41: El País, „Briefe von Kindern der Favela da Maré“, Fabiana Kuriki, Ralf Willinger, Andrea Zellhuber 16.8.2019 Autor Firmenprofile (in Kap. 7) Seite 42: picture aliance / REUTERS / Sergio Moraes Stephan Möhrle, Rüstungsinformationsbüro Freiburg Seite 43-1+2: Facebook Seite 47: Bruno Itan #olharcomplexo Infografik Seite 48: Bericht des Ermittlungsverfahrens Mayara Alves (Polizei Bundesstaat Ceará, 2018) Design Seite 51: Bericht des Ermittlungsverfahrens kippconcept gmbh, Bonn (Polizei Bundesstaat Ceará, 2018) Seite 52-1+2: Ballistisches Gutachten Wir bedanken uns bei den verschiedenen Partnern und Seite 53: Google Maps Organisationen, die mit uns zusammengearbeitet und die für Seite 57: TV Record die Erstellung dieser Studie notwendigen Informationen zur Seite 58: Ralf Willinger / terre des hommes Verfügung gestellt haben. Seite 60-1: Fernando Frazao / Agência Brasil Umsetzung Seite 60-2: José Braz – EPTV Instituto Sou da Paz Seite 61: Bruno Itan #olharcomplexo Kontakt: [email protected] Seite 67: El País, „Briefe von Kindern der Favela da Maré“, 16.8.2019 Geschäftsführerin: Carolina Ricardo Seite 69-1+2: Cipó – Comunicação Interativa São Paulo, Brasil Seite 71: Ratao Diniz / BrasilPhotos / Alamy Stock Foto Tel. + 55 (0) 11 / 3093-7333 Seite 75: Bruno Itan #olharcomplexo www.soudapaz.org Seite 77: Denny Cesare / Estadão Conteúdo Herausgeber Seite 78: terre des hommes terre des hommes Deutschland & terre des hommes schweiz Seite 80: Bruno Itan #olharcomplexo Seite 87-1+2: André Gustavo Stumpf (CC BY 2.0) terre des hommes schweiz Seite 88: terre des hommes Kontakt: Andrea Zellhuber Seite 89: Bruno Itan #olharcomplexo Laufenstr. 12 CH-4053 Basel, Schweiz ISBN-Nummer: 978-3-941553-36-1 Tel. +41 (0)61 / 338 9138 Druckexemplare (kostenlos, gerne gegen Spende) bestellbar www.terredeshommes.ch bei terre des hommes Deutschland, Bestellnr. 301.1413.00 Kostenloser Download der Studie terre des hommes Deutschland e.V. in deutsch und portugiesisch Kontakt: Ralf Willinger www.tdh.de/polizeigewalt Ruppenkampstr. 11a www.terredeshommesschweiz.ch/waffen 49084 Osnabrück, Deutschland © 2021 Alle Rechte vorbehalten Tel. +49 (0) 541 / 7101-0 www.tdh.de I www.tdh-latinoamerica.de Juni 2021 Hört auf uns zu töten! Polizeigewalt gegen Kinder und Jugendliche in Brasilien und Waffenhandel 3 Vorwort „Hört auf uns zu töten!“ steht auf dem Schild, dass ein Militär. Aus Airbus-Hubschraubern heraus erschießt die 10-jähriger Junge bei einer Demonstration gegen Poli- Polizei in Rio de Janeiro Menschen, Wohnhäuser wer- zeigewalt in Salvador de Bahia hochhält. „Stoppt die den mit Kugeln durchsiebt, Schulen, Kindergärten und Ermordung der schwarzen Jugend“ auf einem anderen Gesundheitszentren müssen wochenlang schließen. Die Schild, dass zwei junge Frauen tragen. Kinder fühlen sich nirgends mehr sicher, sind traumati- siert und berichten darüber in erschütternden Bildern Nicht erst seit dem Massaker bei einem Polizeiein- und Briefen an die Justiz von Rio de Janeiro (Kapitel 3). satz im Viertel Jacarezinho in Rio de Janeiro im Mai 2021 mit 28 Toten ist bekannt: Die exzessive Gewalt Deutschland ist der wichtigste Waffenlieferant Brasi- von Polizei und Militär hat in Brasilien dramatische liens, 2020 erhielt das Land deutsche Rüstungsgüter Ausmaße angenommen, mit einem starken Anstieg im Wert von 114 Millionen Euro. Die Schweiz lieferte seit dem Amtsantritt von Präsident Bolsonaro. 2019 im letzten Jahr Kriegsmaterial im Wert von über 30 starben dadurch 6.375 Menschen – mehr als in Millionen Schweizer Franken nach Brasilien. Damit jedem anderen Land. rangiert Brasilien auf Platz 8 der Empfängerländer von Schweizer Rüstungsexporten. Im Kreuzfeuer der institutionellen Gewalt sind Men- schen in Favelas und städtischen Randgebieten, insbesondere Kinder, Jugendliche und junge Menschen: Waffenexporte trotz Menschenrechtsverletzungen 74 % der Opfer sind jünger als 29 Jahre, 24 % sogar jünger als 19 Jahre. 99 % der Opfer sind männlichen Diese Exporte sind ein eklatantes Beispiel, dass die Geschlechts, 79 % sind Schwarze. Diese Zahlen werfen Menschenrechtslage in der Bewilligungspraxis in beiden ein Schlaglicht auf tief verankerte soziale Ungleichheit Ländern nicht berücksichtigt wird. Nach europäischem und strukturellen Rassismus. In Rio de Janeiro wurde Recht – dem Gemeinsamen Standpunkt der EU zu Rüs- 2019 fast jeder dritte gewaltsame Todesfall durch tungsexporten – und den politischen Richtlinien der Bun- die Polizei verursacht, in São Paulo jeder fünfte. In desregierung zu Rüstungsexporten dürfen an Länder mit manchen Randvierteln São Paulos ist die Polizei für fast bewaffneten Konflikten und schweren Menschenrechts- die Hälfte aller gewaltsamen Todesfälle verantwort- verletzungen keine Rüstungsgüter geliefert werden. lich. Strafverfolgung von gewalttätigen Polizisten und Daran hält sich die Bundesregierung nicht: Ein Großteil Militärs findet in Brasilien kaum statt, es herrscht fast der deutschen Rüstungsexporte (2020: über 50 %) komplette Straflosigkeit. geht in sogenannte Drittländer (weder NATO noch EU noch diesen gleichgestellt), viele davon mit bewaffneten Konflikten und massiven Menschenrechtsverletzungen. Jungen unter Generalverdacht Für die Schweiz galten mit der Kriegsmaterialverord- Wie diese Studie dokumentiert, geht die Polizei gegen nung ähnliche Regelungen, bevor sie seit 2014 immer Kinder und Jugendliche oft besonders brutal vor, Jun- weiter aufgeweicht wurden. Das will die Eidgenössi- gen und junge Männer aus armen Verhältnissen stehen sche Volksinitiative „Gegen Waffenexporte in Bür- unter Generalverdacht. Statt Minderjährige besonders gerkriegsländer (Korrektur-Initiative)“ rückgängig zu schützen, wie es gemäß der UN-Kinderrechtskon- machen, die von terre des hommes schweiz unterstützt vention sein sollte, werden sie beispielsweise bei Ver- wird. Sie ist eine wichtige Chance, stärkere demokra- haftungen fast doppelt so oft getötet wie Erwachsene. tische Kontrolle und strengere Regeln für Rüstungsex- Im sogenannten „Krieg gegen die Drogen“ dringen porte zu erreichen. Polizei und Militär rücksichtslos mit Kriegswaffen, Panzerwagen und Hubschraubern in Wohnviertel ein – Gerade für Länder wie Brasilien, Mexiko, Kolumbien viele davon aus deutscher oder Schweizer Produktion, oder die Philippinen, in denen es exzessive Polizeige- wie die Mowag Radschützenpanzer (Kapitel 3). walt, eine kriminelle Unterwanderung der Polizei und einen sogenannten „Krieg gegen die Drogen“ gibt, ist Die Fallbeispiele der Studie dokumentieren den Einsatz es überlebenswichtig, dass Menschenrechtskriterien von Gewehren und Maschinenpistolen von Heckler eingehalten und keine Rüstungsgüter geliefert werden. & Koch, Pistolen von SIG Sauer und Walther oder Denn der „Krieg gegen die Drogen“ ist in all die- Hubschraubern von Airbus bei schwersten Menschen- sen Ländern vor allem ein brutaler Krieg gegen die rechtsverletzungen, oft begangen von Polizei oder eigene arme Bevölkerung. terre des hommes Deutschland & terre des hommes schweiz & Instituto Sou da Paz 4 Die vorliegende Studie dokumentiert auch, wie wenig Es wird höchste Zeit für ein Ende von Gewalt und der brasilianische Staat willens oder in der Lage ist, Waffenexporten und für ein Umdenken in Politik und seine Waffen- und Munitionsbestände zu kontrollieren Gesellschaft. Wir hoffen, dass diese Studie, die in und vor Veruntreuung und Verschwinden zu schützen. Brasilien, Deutschland, der Schweiz und international Die eklatanten Mängel bei der staatlichen Waffenkont- verbreitet wird, dazu beitragen kann. rolle verhindern eine wirksame Bekämpfung des illega- len Waffenhandels. Das Risiko, dass Waffen, die nach Zum Schluss möchten wir den Kolleginnen und Kolle- Brasilien exportiert werden, in die Hände des organisier- gen vom Instituto Sou da Paz für ihre ausgezeichnete ten Verbrechens geraten, ist dementsprechend groß. Arbeit danken, ebenso wie unseren brasilianischen Partnerorganisationen CEDECA Sapopemba und Das Fazit ist klar: In ein solches Land dürfen keiner- Cipó Comunicação Interativa, sowie dem Centro lei Waffen, Munition, Panzerwagen, Hubschrauber de Direitos Humanos de Sapopemba, der Rede de und andere Rüstungsgüter geliefert werden – dafür Proteção e Resistência