Kinostart: 07. März 2013
K5 International präsentiert in Zusammenarbeit mit K5 Film und Palmstar Media Capital einen Bille August Film
Studio Hamburg Filmproduktion und C-FILMS AG (Schweiz) in Koproduktion mit Cinemate SA, C-Films (Deutschland) GmbH und TMG Tele München Gruppe, Schweizer Fernsehen SRF und
Teleclub AG, in Zusammenarbeit mit dem ZDF
Nachtzug nach Lissabon
Mit Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Jack Huston, Martina Gedeck, Tom Courtenay, August
Diehl, Bruno Ganz, Lena Olin und mit Christopher Lee und Charlotte Rampling
Drehbuch: Greg Latter und Ulrich Herrmann Nach dem Weltbestseller von Pascal Mercier
Koproduzenten: Benjamin Seikel, Ana Costa, Paulo Trancoso, Dr. Herbert Kloiber
Produzenten: Peter Reichenbach, Günther Russ, Kerstin Ramcke, Michael Lehmann, Michael
Steiger
Im Verleih von
Concorde Filmverleih Luise-Ullrich-Str. 6
82031 Grünwald
Tel: 089 / 45 06 10 – 0 Fax: 089 / 45 06 10 – 10 www.concorde-film.de
Pressebetreuung Wolfgang W. Werner
Public Relations Tel: 089 / 383867-0 Fax: 089 /383867-11
e-mail: [email protected]
Pressematerial und Fotos finden Sie unter: www.concorde-film.medianetworx.de
Deutschland, Schweiz, Portugal 2012 / Format: 1:1,85 / Colour / Länge: 110 Min. / Dolby SR /
SRD
Facebook.com/Nachtzug.DerFilm www.nachtzug-nach-lissabon.de
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Inhaltsverzeichnis
- Besetzung
- 3
- Stab
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Kurzinhalt und Pressenotiz Langinhalt
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Pascal Mercier über „Nachtzug nach Lissabon“ Bille August über „Nachtzug nach Lissabon“
Interview mit Bille August Interview mit Jeremy Irons Produktionsnotizen Bio- und Filmografien Bille August Jeremy Irons Mélanie Laurent Jack Huston Martina Gedeck
88910 12 15 15 16 17 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Tom Courtenay August Diehl Bruno Ganz Lena Olin Christopher Lee Charlotte Rampling Studio Hamburg FilmProduktion C-FILMS AG
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Besetzung
Raimund Gregorius Estefania, Amadeu de Prado Mariana
Jeremy Irons Mélanie Laurent Jack Huston Martina Gedeck Tom Courtenay August Diehl Bruno Ganz
Joao Eca, Jorge O'Kelly, Jorge O'Kelly (alt)
- Estefania
- Lena Olin
Adriana, Joao Eca,
Beatriz Batarda Marco D'Almeida mit
Vater Bartolomeu
Adriana (alt),
Christopher Lee und
Charlotte Rampling
Da Silva Clotilde
Nicolau Breyner Jane Thorne
Richter Prado Mendez
Burghart Klaußner Adriano Luz
Catarina Mendez Vater Bartolomeu (jung) Clotilde (jung) Grenzpolizist Pide Agent
Sarah Spale-Bühlmann Filipe Vargas Ana Lúcia Palminha Joao Lagarto Jose Wallenstein
- Eloy Monteiro
- Professor
Principal Buchhändler Mr Kägi Natalie Schüler
Joaquim Leitao Jean-Pierre Cornu Hanspeter Müller-Drossaart Dominique Devenport Max Hubacher
- Gärtner
- Marcal Godinho
Helena Afonso Bruno Salgueiro Maria D´Aires
Maria Prado Schlagender junger Mann Spuckende Frau
- Herren-Ausstatter
- Jorge Veríssimo
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Stab
- Regie
- Bille August
- Drehbuch
- Greg Latter, Ulrich Herrmann
- Produzenten
- Peter Reichenbach, C-Films AG
Günther Russ, Kerstin Ramcke, Michael Lehmann, Studio Hamburg FilmProduktion GmbH Michael Steiger, C-Films AG
Koproduzenten
Casting
Benjamin Seikel, C-Films (Deutschland) Ana Costa, Paulo Trancoso, Cinemate SA Dr. Herbert Kloiber, Tele München Gruppe (TMG) Jeremy Zimmermann
- Kamera
- Filip Zumbrunn
- Musik
- Annette Focks
- Schnitt
- Hansjörg Weissbrich
Augusto Mayer Monika Jacobs Jekaterina Oertl, Linda DeVetta Guy Travers Dieter Stempnierwsky Birgit Mangold
K5 International in Zusammenarbeit mit K5 Film und Palmstar Media Capital
Schweizer Rundfunk (SRF) Teleclub
Produktionsdesign Kostümdesign Make-Up Regieassistent Line Producer Key Controller Weltvertrieb
Sender
- Förderer
- FFA
Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein Medienboard Berlin Brandenburg Deutscher Filmförderfonds Eurimages MEDIA Zürcher Filmstiftung BAK ICA Turismo de Portugal Turismo de Lisboa Camara Municipal de Lisboa
Drehzeit Drehort
11. März bis 4. Mai 2012 Bern, Lissabon und Umgebung
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Kurzinhalt
Pascal Merciers Weltbestseller NACHTZUG NACH LISSABON kommt am 7. März 2013 auf die große Leinwand. Internationale Stars wie Jeremy Irons, Mélanie Laurent, Jack Huston, Martina Gedeck, Tom Courtenay, August Diehl, Bruno Ganz, Lena Olin und mit Christopher Lee und Charlotte Rampling machen diesen Film zu einem Glanzstück unter den Literaturverfilmungen.
Raimund Gregorius (Jeremy Irons), von seinen Schülern liebevoll „Mundus“ genannt,
Lateinlehrer und Altsprachengenie an einem Gymnasium, trifft auf der Kirchenfeldbrücke in Bern auf eine junge Portugiesin. Als diese sich in die kalten Fluten stürzen will, kann er sie gerade noch festhalten und retten. Doch kurz darauf verschwindet die Frau und zurück bleibt nur ihre Jacke mit einem Buch des portugiesischen Arztes Amadeu de Prado darin. In dem Buch entdeckt Raimund Gregorius durch Zufall ein Zugticket und entschließt sich spontan dazu das Ticket zu nutzen. Er macht sich auf, zu einer abenteuerlichen Reise nach Lissabon. Auf der Suche nach dem Autor vor Ort, stößt Gregorius auf Teile eines Puzzlespiels mit höchsten Einsätzen, voller politischer und emotionaler Intrigen. Seine Reise überwindet Zeit und Raum, berührt Fragen der Geschichte, der Philosophie, der Medizin, trifft auf die Liebe, und wird zur befreienden Suche nach dem wahren Sinn des Lebens.
Pressenotiz
Der renommierte dänische Regisseur Bille August übernahm die Regie bei dieser hochkarätig besetzten internationalen Produktion, die mit einer Riege namhafter Schauspieler glänzt. Der britische Oscar®-Preisträger Jeremy Irons spielt die Hauptrolle. Stars der jungen Generation wie Mélanie Laurent und Jack Huston gehören ebenso zum Ensemble wie die deutschsprachigen Stars Martina Gedeck, August Diehl und Bruno Ganz sowie die Weltstars Charlotte Rampling und Christopher Lee. Die Magie der Originalschauplätze steuert das Ihrige dazu bei, um die filmische Reise zu einem besonderen Erlebnis zu machen.
NACHTZUG NACH LISSABON basiert auf dem gleichnamigen, in 15 Sprachen übersetzten Bestseller von Pascal Mercier. Das Werk des Schweizer Philosophieprofessors erschien 2004 beim Hanser Verlag und zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Romanen der letzten Jahre. Allein im deutschsprachigem Raum wurde er zwei Millionen Mal verkauft.
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Langinhalt
Bern. Wieder einmal kann Raimund Gregorius (Jeremy Irons) nachts nicht schlafen und spielt gegen sich selber Schach bis es hell zu werden beginnt. Seit Jahren verläuft das Leben des geschiedenen und einsamen Lehrers in festen Bahnen - ohne Inspiration und ohne Perspektive. Wie jeden Morgen in den vergangenen 30 Jahren macht sich der Lehrer für alte Sprachen auf den Weg ins Gymnasium, der ihn wie immer über die Kirchenfeldbrücke führt. Doch dieser verregnete Tag ist keiner wie jeder andere.
Raimund sieht eine junge Frau im roten Mantel (Sarah Spale-Bühlmann) auf dem Brü- ckengeländer stehen, bereit sich in den Tod zu stürzen. Er eilt zu ihr und kann sie gerade noch rechtzeitig festhalten. Spontan entscheidet er sich, sie mit in die Schule zu nehmen. Doch die geheimnisvolle Fremde verschwindet fast genauso schnell wie sie aufgetaucht ist und lässt nur ihren Mantel zurück. In dessen Tasche findet Raimund ein Buch, "Um ourives das palavras" (Ein Goldschmied der Worte) von Amadeu Inácio de Almeida Prado. Spontan lässt Raimund alles stehen und liegen und macht sich auf die Suche nach der Frau. Sein erster Weg führt ihn in ein Antiquariat, in der sie das Buch gekauft hat. Dort erst entdeckt er zwischen den Seiten ein Zugticket nach Lissabon. Die Abfahrt ist in 15 Minuten. Raimund eilt zum Bahnhof, denn er hofft, die junge Portugiesin am Bahnsteig abzupassen, doch sie ist nicht da. Einem unmittelbaren Impuls folgend, steigt er in den Zug und beginnt sofort, das Buch zu lesen. Er ist fasziniert von diesem Autor (Jack Huston), dessen Foto im Buch einen jungen Mann mit intelligent und melancholisch blickenden Augen zeigt. Seine leidenschaftlichen Worte sprechen ihm aus der Seele. Die Neugier auf ein Leben voller Dramatik und Sehnsüchte jenseits der von ihm kultivierten Routine, wie es das Buch andeutet, nimmt Raimund gefangen. Er will unbedingt mehr über den Autor herausfinden, ihn nach seiner Ankunft in Lissabon kennenlernen. Bei seiner Recherche über Amadeus Schicksal wird Raimund nicht nur in ein düsteres Kapitel portugiesischer Geschichte eintauchen und eine tragische Dreiecksgeschichte aufdecken, sondern vor allem auch einem Menschen begegnen, der lange verschüttete Gefühle in ihm weckt.
In Lissabon angekommen erkundigt sich Raimund nach der Adresse von Amadeu. Bald findet er das Haus in einer noblen Wohngegend. Amadeus Schwester Adriana (Charlotte Rampling) empfängt ihn, weist ihn aber mit den Worten, Amadeu sei nicht zu Hause ab. Beim Verlassen des Hauses aber schickt ihn die Haushälterin zum Friedhof, wo er zu seiner Überraschung auf dem Familiengrab auch Amadeus Namen findet. Er starb bereits vor über 30 Jahren - am Tag der Nelken-Revolution, die die Diktatur beendete. Adriana aber verehrt ihren Bruder, seit er ihr als Medizinstudent durch einen Luftröhrenschnitt einst das Leben rettete, abgöttisch Schon als junge Frau (Beatriz Batarda) half sie ihm in seiner Praxis, in der er als Arzt arbeitete. Und noch heute spricht sie von ihm als ob er noch am Leben wäre.
So bleibt Raimund nur, Amadeus Freunde und Bekannte ausfindig zu machen, um wenigstens ein wenig über den Arzt, der so viel lieber Schriftsteller und Philosoph geworden wäre, in Erfahrung zu bringen.
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Da kommt ihm der Zufall zu Hilfe: In der Augenärztin Mariana de Eca (Martina Gedeck) findet er nicht nur eine warmherzige, interessante Frau, zu der er auf Anhieb Vertrauen hat. Mariana kann ihm auch den Kontakt zu einem Freund von Amadeu vermitteln. Ihr Onkel Joao de Eca (Tom Courtenay) kannte Amadeu einst in den Zeiten der Diktatur in Portugal. Spontan entschließt sie sich, Raimund zu dem in einem Pflegeheim lebenden knorrigen Alten zu führen. Von Joao erfährt Raimund schließlich vieles über das Leben von Amadeu: Er erzählt ihm die Geschichte von Mendez (Adriano Luz), der in den frühen 70er Jahren als Schlächter von Lissabon Chef der gefürchteten Geheimpolizei war und das Schicksal der befreundeten Widerstandskämpfer maßgeblich beeinflusste. Einst brach er dem jungen Joao (Marco D' Almeida) brutal jeden Knochen seiner Hände, um ihn zu zwingen, den Namen einer Mitstreiterin im politischen Widerstand preiszugeben. Sie war für die Polizei von besonderem Wert, denn sie war die Einzige, die von allen die Namen und Adressen wusste. Aber Jao schwieg und kam in Haft. Genau dieser Mendez war auch der Grund, weshalb Amadeu von den Menschen in Lissabon als Verräter verachtet wurde. Denn er hatte ihm aus ärztlichem Pflichtgefühl das Leben gerettet, als Mendez nachts direkt vor seiner Tür zusammengeschlagen wurde.
Eine weitere Spur führt Raimund bei seiner Recherche in eine verfallene Schule zu Pater Bartolomeu (Christopher Lee), der vor über 40 Jahren Amadeus Lehrer war. Schon als Schüler und Student war Amadeu, so erfährt Raimund, ein brillanter Freigeist. Bartolomeu erinnert sich besonders gut an eine scharfsinnige, leidenschaftliche Abschlussrede in einer Kirche, in der Amadeu das Establishment brüskierte, und die Freiheit und die Schönheit über alles andere stellte. Etliche Zuhörer verließen damals empört die Kirche, unter ihnen Amadeus Vater (Burghart Klaußner), ein strenger Richter, mit dem sich Amadeu nie verstand.
Langsam fügt sich in Raimunds Kopf ein Bild von Amadeu zusammen. Noch einmal besucht er Joao, der ihm nun die Geschichte von Estefania erzählt:
Dass er als Verräter gebrandmarkt wurde, trieb Amadeu damals endgültig in den Widerstand, wo auch Jorge (August Diehl), Amadeus bester Freund seit Kindertagen aktiv war. Bei einem der konspirativen Treffen der Gruppe, traf er auf Estefania (Mélanie Laurent), die junge Frau mit dem fantastischen Gedächtnis. Es war Liebe auf den ersten Blick, die beiden waren wie füreinander geschaffen. Alle im Raum spürten es sofort, auch Jorge, dessen Geliebte sie war. Estefania und Amadeu waren hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen zueinander und der Loyalität zu Jorge. Dennoch kamen sie sich immer näher, während Jorges Eifersucht im gleichen Maße zunahm. Als Jorge zufällig die beiden sich innig küssen sah, drehte er durch. Er bat Joao um eine Waffe, um Estefania zum Wohl des Widerstandes zu töten. Denn wenn sie von der Geheimpolizei geschnappt werden würde, wäre keiner von ihnen mehr sicher. Joao gab ihm schließlich widerstrebend seine Pistole, eine Tat, die er Zeit seines Lebens bitter bereute, wie er Raimund verrät. Das Schuldgefühl und die Unwissenheit, was mit Estefania geschehen ist, lasten noch immer schwer auf ihm.
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Raimund, immer stärker in Bann gezogen von seinem Wunsch, die ganze Geschichte Amadeus kennenzulernen, spürt, wie neue Energie in ihm wächst. Endlich hat er wieder eine Aufgabe. Endlich treibt ihn wieder etwas an. Er lädt Mariana zu einem Dinner ein, bei dem er sich so wohl und so glücklich fühlt wie seit Jahren nicht mehr. Er spürt: Da ist mehr zwischen ihnen als nur Sympathie. Um das letzte Geheimnis zu ergründen, muss er Jorge (Bruno Ganz) sprechen, der noch immer in Lissabon eine kleine Apotheke führt. Jorge ist wohl der einzige Mensch, der ihm die ganze Wahrheit verraten kann. Wird es Raimund gelingen, das letzte Puzzlestück der Vergangenheit und der tragischen Verstrickung der Schicksale von Amadeu, Estefania und Jorge aufzudecken? Und was ist mit seinem eigenen Schicksal? Wird Raimund sich trauen, einen Neubeginn zu wagen, sich zu seinen Gefühlen für Mariana zu bekennen?
Pascal Mercier über den Film “Nachtzug nach Lissabon”
Als ich den Film sah, kamen mir die Bilder meiner Phantasie von der Leinwand entgegen. Es war eine Erfahrung von hypnotischer Wucht. Schon mit der ersten Szene fiel ich aus der gewöhnlichen Zeit heraus und fand am Ende nur mühsam in sie zurück. Mit diesem Film läßt man das Gestrüpp und Dickicht des alltäglichen Lebens hinter sich und tritt auf eine Lichtung hinaus. In Bildern von großer Schönheit und poetischer Kraft nimmt die Geschichte den Zuschauer mit ins ferne Portugal und in eine ferne Zeit. Die Geschichte des Films ist nicht deckungsgleich mit der Geschichte des Romans. Das hat mit der Logik des anderen Mediums zu tun. Aber sie bewahrt die seelischen Konturen der Figuren, ihre Tiefe und die Natur des Dramas. Darüber hinaus hat Bille August, dem Buch entsprechend, einen philosophischen Film geschaffen, in dem über existenzielle Fragen nachgedacht wird, die jeden beschäftigen. Wir hören, wie Gregorius aus den Reflexionen des portugiesischen Arztes und Poeten liest. Man möchte, daß die Stimme von Jeremy Irons nicht aufhört. Überhaupt möchte man nicht, daß der Film aufhört. Als
er zu Ende war und das Licht anging, fragte ich: „Wann kann ich ihn das nächste Mal sehen?“
Bille August über “Nachtzug nach Lissabon”
NACHTZUG NACH LISSABON ist ein außergewöhnlicher philosophischer Thriller. Wie der Titel andeutet, handelt es sich um eine Reise. In meinen Augen geht es vor allem um die Reise eines Mannes, der von seinem Leben nichts mehr erwartet, durch eine Zufallsbekanntschaft in eine andere Lebenswirklichkeit geworfen wird, in der er einen neuen Sinn für sein Leben entdecken und Hoffnung für die Zukunft schöpfen kann. Der Ausspruch des Protagonisten in der Eingangssequenz, gerichtet an eine Frau, die er
gerade vor dem Selbstmord bewahren konnte, ‚wissen Sie nicht, dass man sein Leben
in jedem Augenblick verändern kann', ist die Kernaussage. Ironischerweise muss der Protagonist erst noch lernen, sie auch selbst zu beherzigen. Diese Absurdität der condition humaine - eine solche Wahrheit aussprechen, nicht aber nach ihr leben zu können, hat mich schon immer fasziniert. Ich fälle kein Urteil, sondern hege Sympathie dafür. Ich versuche dem Zuschauer diese Widersprüchlichkeit der menschlichen Natur zu zeigen ohne ihn mit dieser Tragik alleine zu lassen, und wünsche ihm, dass auch er die Möglichkeit hat, sein Leben zum Besseren zu wenden.
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Interview mit Bille August
Wie sind Sie zu dem Projekt gekommen?
Ich liebte bereits den Roman, den ich gelesen hatte, als er vor sieben Jahren herauskam. Er beschwört eine wirklich sehr besondere Atmosphäre. Als Studio Hamburg mir dann die Regie anbot, habe ich sofort ja gesagt. Ich wusste, diese Atmosphäre in Kinobilder zu übersetzen, würde mir große Freude bereiten.
Wie haben Sie die literarischen und philosophischen Elemente des Buches in Filmsprache übersetzt?
Film ist ein emotionales Medium und Buch ein intellektuelles, unsere Hauptfigur Raimund Gregorius fungiert als eine Art Brücke, die die beiden Aspekte verbindet. Er ist ein sehr introvertierter Mensch, geht nicht unter Leute, hat nur mit seinen Schülern Kontakt. Doch dann trifft er die junge Frau auf der Brücke, wird auf das Buch aufmerksam, das ihn dazu inspiriert nach Lissabon aufzubrechen, wo er eine für ihn neue Welt entdeckt. Er begibt sich auf eine Reise und lernt dabei etwas über sich selbst. Seine Entwicklung zeigt sich in seinen Begegnungen mit den Menschen. Entsprechend haben wir nur ein paar wenige Voice Over-Passagen.
War der Dreh nicht auch eine Art Reise?
Ja, jeder Tag entwickelt sich anders. Manchmal kommt man mit einer bestimmten Vorstellung von einer Szene an das Set. Und wenn man sie dann dreht, stellt man fest, dass sie nicht richtig war. Beim Sichten und Schneiden des Materials vom Tag am Abend entwickelt man nicht nur ein Gefühl für den Film, sondern kann auch noch korrigieren. Auch die Schauspieler lassen einen neue Dinge entdecken. Wie eine Reise ist der Dreh ein fortlaufender Prozess.
Gibt es verschiedene Looks für die verschiedenen Zeitebenen?
Nein, das empfinde ich als Klischee. Das Publikum heute ist gebildet genug, es braucht keine entsättigten oder Schwarz-Weiß-Bilder, um zu erkennen, dass etwas in der Vergangenheit spielt. Wie bei "The Hours", den ich hervorragend finde, springen wir einfach zwischen den Zeitzonen. Bei "Der Pate", einem meiner absoluten Lieblingsfilme, gibt es jede Menge Rückblenden und er ist in einem Guss. NACHTZUG NACH LISSABON erzählt im Grunde eine einzige Geschichte, ist von einer Stimmung getragen.
Wie ist es 20 Jahre nach "Das Geisterhaus" nach Lissabon zurückzukehren?
Es ist wunderbar. Der große Unterschied ist, dass damals Lissabon für den Film als Chile fungierte und dieses Mal tatsächlich Lissabon im Zentrum steht, wie man ja am Titel schon sieht. Wir zeigen die interessantesten Ecken der Stadt, machten tolle Entdeckungen jenseits der großen Touristenattraktionen. Die Stadt ist filmisch noch nicht so abgegrast wie andere große Städte. Die Leute hier strahlen eine so charmante Unschuld aus.
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Wie hat sich Ihr Stil im Laufe der Jahre verändert?
Man lernt aus der Erfahrung, ich arbeite inzwischen viel ökonomischer, auch vom erzählerischen her.
War Jeremy Irons, Ihr Hauptdarsteller in "Das Geisterhaus", von Anfang an auch hier für die Hauptrolle geplant?
Ja, von Anfang an. Wir brauchten nicht nur einen hervorragenden Schauspieler, sondern auch jemanden, dem man die Rolle eines Hochschullehrers abnimmt, der Intelligenz ausstrahlt, jemand, der vielseitig ist und natürlich auch einen Schauspieler mit bekanntem Namen, der uns hilft, den Film zu finanzieren. Wir schickten ihm das Drehbuch und zwei Tage später sagte er zu.
Auch der Rest der Besetzung bis in die kleinsten Rollen ist beeindruckend. Was überzeugte die Schauspieler?
Das Buch hat wirklich eine Menge schillernder, auch sehr gut geschriebener Nebenfiguren, die eine gewisse Herausforderung für einen Schauspieler darstellen. Und natürlich wollen sie auch gerne mit einem bestimmten Regisseur zusammenarbeiten. Es ist eine Frage des Vertrauens, Schauspieler sind verletzliche Wesen. Wenn sie dir vertrauen, dann kann man mit ihnen alles machen, ihnen alles abverlangen.
Ein Schauspieler braucht Vertrauen, was braucht ein Regisseur?
Das Gefühl, dass sein Film momentan die wichtigste Geschichte ist, die erzählt werden muss. Wenn ein Regisseur mit seinem Film jedem Einzelnen im Publikum das Gefühl vermitteln kann, dass er ein nur für ihn bestimmtes Geheimnis ins Ohr geflüstert bekommt, dann entsteht Magie. Und dieser Stoff hat das Potenzial dafür.
Interview mit Jeremy Irons
Was muss eine Rolle haben, um sie zu überzeugen?
Eigentlich gar nicht so viel. Momentan bin ich sehr beschäftigt, habe sehr viele Rollen
angenommen. Nach Lissabon reise ich nach New Orleans für „Beautiful Creatures – Eine unsterbliche Liebe“ und im Anschluss daran nach Budapest für „Die Borgias“. Es
muss sich tatsächlich nur um eine interessante Figur handeln und der Regisseur sollte jemand sein, mit dem man Lust hat zu arbeiten.
Dann haben Sie bei NACHTZUG NACH LISSABON gleich zugesagt?
Ja, noch bevor ich die Vorlage gelesen hatte. Ich mochte das Drehbuch und wusste,
dass wir in Lissabon drehen werden. Ich war vor 20 Jahren bei Dreharbeiten für „Das Geisterhaus“ bereits dort und fand es wunderbar. Da konnte ich nicht widerstehen. Au-
ßerdem ist NACHTZUG NACH LISSABON ein sehr ungewöhnlicher Film, ganz ohne Explosionen, von der Sorte, für die leider heutzutage viel zu selten Geld ausgegeben wird.
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Was war die schauspielerische Herausforderung?
Ich spiele einen Mann, bei dem die Aktion hauptsächlich in seinem Kopf stattfindet, d.h. ich bin gezwungen sehr wenig, ja fast nichts zu tun. Und Schauspieler möchten immer ganz viel tun. Sich zurück zu nehmen, erforderte einiges an Disziplin. Das ist gut für mich, denn ich bin eigentlich nicht so diszipliniert. Ich bin sehr glücklich mit meinem Beruf. Für mich ist es ein Privileg, mit Menschen zusammenarbeiten zu dürfen, die ich bewundere und ich hoffe, dass ich als Schauspieler immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werde.