Jupp Heynckes Soll Die Mannschaft Retten
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Oktober 2017: Der FC Bayern ist am Boden. In der Bundesliga liegen die Münchner abgeschlagen hinter Tabellenführer BVB, in der Champions League wurden sie gerade von Paris Saint-Germain gedemütigt. Da entscheiden die Bayern-Bosse: Fußballrentner Jupp Heynckes soll die Mannschaft retten. & die Bayern Wie der 73-Jährige das geschafft hat, erzählt dieses Buch. Emotional, erfrischend und ganz nah dran. Autor Detlef Vetten war beim Training an der Säbener Straße, sprach mit Heynckes und vielen Wegbegleitern, beobachtete die entscheidenden Spiele aus nächster Nähe. Dazu kommen immer wieder Rückblicke auf das Leben von Heynckes. So entsteht eine packende Hommage an einen großen Trainer. Detlef Vetten JUPP HEYNCKES JUPP JUPP HEYNCKES Detlef Vetten & die Bayern ISBN 978-3-7307-0411-0 Eine Geschichte vom VERLAG DIE WERKSTATT Siegen und Verlieren VERLAG DIE WERKSTATT VERLAG DIE WERKSTATT C-Jupp Heynckes.indd 1 24.05.18 10:11 Inhalt Am Boden Schnappatmung ......................................9 Wie es begann ....................................... 13 Arbeitssieg ......................................... 25 Aufstieg Meisterschaft, die erste ................................ 45 Herr H. hat Urlaub ................................... 72 Barbara I .......................................... 82 Augsburg und Manni ................................. 85 „Isch bin glücklisch“ .................................. 94 Jupp Heynckes: Die Wurzeln Jahrgang ’45 ..................................... 102 Die anderen: „Bomber“ und „Kaiser“ .................. 115 Dünne Luft Sevilla ........................................... 121 Das Säbener Gefühl ................................. 138 Schluss mit dem „Krampf“ ............................ 153 Barbara II – Buffons Wut ............................. 158 Jupp Heynckes: Der Spieler Sturm und Drang ................................. 161 Die anderen: Paul und Uli ........................... 174 Todeszone Auf Gedeih und Verderb .............................. 181 Barbara III – Der Albtraum ............................ 194 Überfliegers Fehltritt ................................. 198 Jupp Heynckes: Der Trainer Der preußische „Don“ .............................. 204 Die anderen: Arbeit und Gaudi ....................... 217 Der Gipfel? Jupp Heynckes und die Bayern Dem Jupp sein Verein .............................. 222 Altstars ......................................... 232 Machen Sie’s noch mal, Herr H.? ........................ 235 Barbara – Finale .................................... 245 Jupp Heynckes: Zahlen und Fakten ...................... 247 Literaturverzeichnis ................................. 250 Der Autor ........................................ 253 Wie es begann Am 27. September 2017 lassen es sich die Menschen in Schwalmtal gut gehen. Die Sonne wärmt das niederrheinische Land, es werden sanfte 22 Grad gemessen, zum Wochenende soll’s noch sommerlicher werden. Viel zu tun im Garten. Die letzten Tomaten sind reif. Die Kartof- feln ausbuddeln, abbürsten, kühl, trocken und dunkel einlagern. Die Rosen blühen lange in diesem Jahr; Astern, Sonnenhut und Fetthen- nen legen sich ins Zeug. Cando, der Hofhund, genießt Tage wie diesen: Nicht zu heiß ist es – aber ein älterer Herr wie er mag es auch nicht kalt. Das Wetter ist perfekt, Cando aalt sich vor der Haustür. Ein vollkommener Tag in Schwalmtal. Wenn nicht Frau Heyn- ckes den Ärger mit ihrem Knie hätte. Das muss operiert werden. Blöde Geschichte! Ansonsten: alles bestens. Jupp Heynckes – sorgfältig rasiert, im lässigen Outfit – sieht blen- dend aus, er fühlt sich großartig. Blutdruck 120 zu 90. Ruhepuls 60. Morgens treibt er Sport, im Bauernhof gibt es einen Fitnessraum mit einer Mehrzweckkraftanlage. „Daran kann ich 25 Übungen machen. Außerdem fahre ich Rad, mache Gymnastik und gehe schwimmen.“ Der Hofherr kümmert sich ums Müsli-Frühstück, stromert spä- ter mit Cando über die Gemarkungen. Er telefoniert, erledigt den Briefkram, liest, werkelt im Garten, macht Besorgungen in Schwalm- tal und Mönchengladbach, hat immer zu tun, ist selten gestresst. Ein sportlicher Mann, dem man seine 72 nicht ansieht. Er ist ja ein Mensch mit hellem Teint, aber der Sommer an der Sonne hat einen dezenten Bronzeton hinterlassen. 13 Abends gibt es etwas Leichtes, dann noch ein bisschen Kultur, ein wenig Ablenkung durchs Fernsehen. Manchmal kommt die Tochter, oder man hat eine Einladung. An diesem 27. September 2017 ist es Fußball. Bayern spielt in der Champions League. Sehr entspannt schaltet Jupp Heynckes ein. Er freut sich auf den Abend. Ein Glas guten Rotweins wird er sich gönnen. Bier haben sie im Haus Heynckes nicht. Die Bayern spielen. Seine Bayern. Mit den Fußballprofis des FC Bayern München hat Jupp Heynckes den größten Erfolg seiner beruflichen Karriere gefeiert. Bevor er in Rente ging, gewann der Trainer Heynckes mit der Mannschaft das Triple. Das war 2013. Bundesliga, Pokal, Champions League: Erster. Danach war Heynckes endgültig einzigartig in Deutschland. Er ließ sich feiern und federte in den Ruhestand. Schluss mit der Anspannung. Kein Erfolgsdruck mehr. Zeit für die Frau, die Freunde, den Hund. Zeit für sich und zum Leben. Heynckes hat nach seinem Triumph eine Reihe von irren Ange- boten bekommen – da hätte man ihn gern in Gold aufgewogen. Ein halbes Dutzend renommierter Verlage bot viel Geld für seine Biogra- fie. Lächelnd sagte er jedes Mal Nein. Er wollte seine Ruhe. Nicht, dass sein Interesse für den Fußball aufgebraucht gewesen wäre. Er lehnte sich zurück, nippte am Wein, sah zu, genoss, dachte sich seinen Teil. Am Telefon quatschte er mit Insidern stundenlang über die Liga und die Lage. Wusste, welcher Spieler etwas taugte, wel- cher Profi umworben wurde, was Sache war. Ging, sozusagen, immer noch hinter den Kulissen ein und aus. Jupp Heynckes also macht es sich gemütlich und hat Vorfreude. Seine Bayern treffen in Frankreichs Hauptstadt auf die Mannschaft mit dem teuersten Spieler der Welt. Für 222 Millionen Euro ist der Brasilianer Neymar zu Paris Saint-Germain gewechselt – seither gilt das Team als die Equipe mit dem furchterregendsten Angriff auf dem Kontinent. Nun müssen die Bayern – nicht so berauschend in die Saison gestartet – blankziehen. Trainer der Münchner ist der Italiener Carlo Ancelotti. Einer der 14 ganz Teuren, ein Fuchs, ein Titelgarant. Dem wird schon etwas ein- fallen, er muss schlaue Ideen haben, er muss. Die Chefs beim FC Bayern München – Präsident Uli Hoeneß und Boss Karl-Heinz Rummenigge – sind nämlich stinksauer und sehr ungeduldig. Sie hatten sich von Signor Ancelotti versprochen, er würde das teure Ensemble von einem Sieg zum nächsten führen – mit ihm würde München endlich zu Europas Fußballhauptstadt werden. Bislang war Ancelotti das viele Geld nicht wert. Nun – in Paris muss es das Team richten. Jetzt ein großer Auftritt, dann kann die Zukunft doch noch beginnen. Jupp Heynckes weiß, wie sich die letzten Minuten vor einem Match anfühlen. Eigentlich kannst du als Trainer nichts mehr bewerk- stelligen. Und doch bist du ein wichtiger Mann. Die Spieler nehmen schließlich wahr, was sich in den letzten Minuten vor dem Anpfiff tut. Also müssen sie spüren, dass der Coach, dieser Übervater, den Sieg will. Er muss mit ihnen in den „Tunnel“ gehen. Nun gibt es nichts Wichtigeres als die kommenden eineinhalb Stunden. Nur das Gewin- nen zählt. Der Gegner muss bekämpft werden, die Massen draußen warten aufs Spektakel. Jetzt brauchen die modernen Gladiatoren ihren Vorkämpfer. Lässig sollte der Trainer die Siegeszuversicht demonstrieren. Ance- lotti + Bayern = Triumph. So sollte das sein. Und was sieht Jupp Heynckes? Dieser Carlo Ancelotti flaniert durch die Katakomben und unter- hält sich angeregt mit französischen Profis. Er hat jede Zeit der Welt für den Gegner. Trägt seinen maßgeschneiderten Anzug spazieren und kümmert sich kaum um seine Buben. Die stakeln in die Arena und sollen kämpfen. Derweil schäkert Schlachtenlenker Carlo mit dem Feind. Im Fernsehen blenden sie die Mannschaftsaufstellung ein. Jupp Heynckes muss zweimal hinsehen. Auch der Kicker fasst es nicht: „PSG-Coach Unai Emery greift gegenüber dem 0:0 in Montpel- lier, dem ersten Punktverlust der bisherigen Saison, wieder auf seine vermeintlich beste Elf zurück, in der Yuri, Meunier und auch der deutsche Nationalspieler Draxler keinen Platz finden. Kurzawa und 15 Dani Alves bekleiden die Außenpositionen in der Viererkette, außer- dem kehrt Superstar Neymar nach einer angeblichen leichten Fußver- letzung zurück. Bayerns Trainer Carlo Ancelotti wechselt auf sechs Positionen: Süle, Martínez, Alaba (Rückkehr nach Sprunggelenksverletzung), Tolisso, Thiago und James dürfen von Beginn an ran. Boateng (nicht im Kader), Hummels, Rafinha, Rudy, Ribéry und Robben (alle Bank) müssen weichen.“ Kann das gut gehen? Tut es nicht. Der FC Bayern fängt sich kurz nach dem Anpfiff gleich mal einen Treffer ein, berappelt sich ein wenig – und dann wird die Mannschaft auseinandergenommen. Paris gewinnt mit 3:0 – und in Europa sind sich alle einig, dass die Münchner fortan mit Sperrsitzen in der zwei- ten Reihe vorliebnehmen müssen. Jupp Heynckes geht seufzend zu Bett. Das haben seine Bayern nicht verdient. Beim Müsli am nächsten Morgen ahnt er, dass sein Freund Uli in den nächsten Tagen öfter mal anrufen wird. In München nämlich ist Land unter. Die offizielle Verkündung erfolgt um 15:53 Uhr. 16 Zeilen unter der Überschrift „FC Bayern trennt sich von Carlo Ancelotti“. Verwal- tungsprosa, wie sie üblich ist bei Trainerentlassungen, mit Sätzen wie: „Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht