Die Auswirkungen Der Gegenreformation Auf Den Sakralbau Des 17
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Die Auswirkungen der Gegenreformation auf den Sakralbau des 17. Jahrhunderts Reform und Tradition am Beispiel des Wiederaufbaues der ehemaligen Benediktinerabteikirche Corvey / Westfalen im Jahre 1667 Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universität zu Bonn vorgelegt von Beate Johlen, M. A. aus Höxter Bonn 2000 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1. Berichterstatter: Prof. Dr. Hugo Borger 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Barbara Schellewald Tag der mündlichen Prüfung: 3. November 1999 DANKSAGUNG Die vorliegende Dissertation wurde von Herrn Prof. Dr. Hugo Borger sachkundig be- treut. Mein besonderer Dank gilt ihm für die freundliche Unterstützung und für die wert- vollen Hinweise zur Komplettierung der Arbeit. Dank schulde ich ferner Herrn Andreas Budnik, der mir mit technischen Ratschlägen zur Seite stand sowie meinen Eltern für ihre ermutigende Förderung. „Nihil fit tam bene quin non possit fieri me eius, Nihil fit tam male quin non possit fieri peius“ F. Polycarpus capucin. - I - INHALTSVERZEICHNIS Einleitung 1 A. Gegenreformation 9 I. Gegenreformation: Forschungsgeschichte und Begriffsklärung 9 1. Gegenreformation und Katholische Reform am Ende des 17. Jhs. 17 2. Gegenreformation als Begriff in der Kunstgeschichte 23 3. Die Bauinstruktionen des Hl. Carl Borromeo, Bischof von Mailand 30 II. Gegenreformation und Baupraxis 40 1. Nordwestdeutsche Bauten der Jesuiten 42 2. Kapuzinerarchitektur 49 III. Gestaltungsmerkmale der Sakralbaukunst in der 2. Hälfte des 17. Jhs. 54 1. Die Frage nach einem konfessionellen Kirchenbau im 17. Jahrhundert 56 2. Gegenreformation und Stilfragen 65 a) Gotik im Barock - Forschungsgeschichte 67 b) Spezifisch kirchliche Bauformen 75 IV. Gegenreformation und die Rolle der kontemplativen Orden 78 1. Bursfelder Reform als interne Reformbewegung der Benediktiner 80 2. Bursfelder Kongregation und ihre Rolle beim Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg 83 3. Corvey und die Bursfelder Reform 91 B. Corvey - Untersuchung zur neuzeitlichen Corveyer Baugeschichte unter gegenreformatorischen Aspekten 94 I. Der Vorgängerbau 95 1. Die karolingische Basilika von 822/848 95 a) Archivalische Quellen 95 b) Dokumentation des Baues in neuzeitlichen Plänen 98 c) Forschungsgeschichte 103 2. Die Ostkrypta 107 a) Archivalische Quellen 108 b) Dokumentation der Ostkrypta in neuzeitlichen Plänen 109 c) Forschungsgeschichte zur Datierung der überlieferten Baugestalt 110 d) Baugeschichte 112 - II - aa) Die Krypta des Gründungsbaues 112 bb) Die Winkelstollenkrypta 112 cc) Die Ostkrypta unterhalb des barocken Neubaues von 1667 113 3. Das sogenannte Westwerk 114 a) Archivalische Quellen 115 b) Forschungsgeschichte 116 c) Befunde zur Baugeschichte im aufgehenden Mauerwerk 128 aa) Der karolingische Befund 129 bb) Der romanische Baubefund 131 cc) Die Veränderungen um 1590 132 dd) Die baulichen Veränderungen im 17. Jahrhundert 133 4. Die Bedeutung der mittelalterlichen Abtei zu Corvey 134 II. Der Neubau von 1667 139 1. Archivalische Quellen 140 2. Der Außenbau 141 3. Der Innenraum 144 4. Das Verhältnis von Vorgängerbau und Neubau 145 5. Forschungsgeschichte zum Neubau 147 III. Ausstattung 151 1. Archivalische Quellen 152 2. Das Verhältnis von Raum und Ausstattung 156 a) Der Hochaltar 157 b) Die Seitenaltäre 160 c) Das Chorgestühl 162 d) Die Verglasung der Klosterkirche von 1667 163 IV. Planung und Ausführung des Neubaus 163 1. Entwurf von unbekannter Hand 166 2. Entwurf des Ingenieurs Bernhard Spoede 167 3. Entwürfe des Kapuzinerpaters Polycarp von Münster 169 4. Gemeinsamkeiten der angefertigten Entwürfe 177 5. Die Baumeisterfrage 177 a) Nicolaus Dendel 179 b) Bernhard Spoede 182 c) Polycarp von Münster 186 aa) Polycarp von Münster als Baumeister 192 - III - bb) Gelehrten- und Missionstätigkeit im Dienst der Gegenreformation 201 cc) Traditions- und Geschichtsverständnis des Polycarp 204 V. Bedeutung der Kapuzinerbaumeister für den Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg 205 1. Kapuziner 205 2. Benediktiner 206 VI. Auftraggeber und Bauherr Christoph Bernhard von Galen, Fürstbischof von Münster und Administrator von Corvey 207 VII. Einfluß des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg 220 VIII. Gegenreformation im Corveyer Land 226 1. Nachbarschaftskonflikte 228 2. Politische Bedeutung des Wiederaufbaues der Klosterkirche zu Corvey 230 C. Erhalt als Programm 234 Anhang I Literaturverzeichnis IX Abbildungen LXXXIX - 1 - Einleitung In dem Gesamtbild der Kunstentwicklungen und Kulturzustände vergangener Epochen erkannte Jacob Burckhardt (1818-1897) den geistesgeschichtlichen Hintergrund, vor dem das einzelne Kunstwerk zu sehen und einzuordnen ist.1 In seinen Arbeiten griff er Fragestellungen nach dem Zusammenhang zwischen dem Denk- und Kunststil einer Epoche voraus. Im 20. Jahrhundert dienten diese Überlegungen etwa Erwin Panofsky (1892-1968) als methodische Grundlagen in seinem Buch über gotische Architektur und scholastischem Denken.2 Auch die neuere Forschung bestätigt weitgehend, daß Burckhardt - zeitlich weit vor Aby Warburg (1866-1929) und Erwin Panofsky (1892- 1968) - die unterschiedlichen kausalen Zusammenhänge, in die ein Kunstwerk einge- bunden ist, aufzeigte.3 Frühzeitig plädierte er „für eine umfassende Fragestellung, wel- che den verschiedenen Lebens- und Sinnesräumen der künstlerischen Schöpfung, den offenkundigen wie den verborgenen gerecht werden soll.“ 4 Der Altmeister der europäi- schen Kunst- und Kulturwissenschaft betrachtete die kunsthistorische Forschung unter vier Gesichtspunkten, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben: 1. Kunst wird von den lebenden Kräften einer Epoche hervorgebracht; sie hat Anteil an deren epochenspezifischen Konflikten und Widersprüchen. 2. Kunstwerke sind nicht autonom; sie dienen bestimmten Aufgaben und Zwecken, ste- hen in Abhängigkeiten von Auftraggebern und außerkünstlerischen Bedingungen, sind in Traditionen und Zwänge eingebunden. 3. Kunstwerke verteilen sich auf das gesamte Wertgefüge einer Epoche, weshalb nicht ausschließlich die „hohe Kunst“ als Indiz zu befragen ist. 4. Kunstwerke sind am Aufbau und an der Zerstörung von Epochengefügen beteiligt.5 Gerade weil sich die frühneuzeitliche Barockarchitektur in Corvey und deren For- schungsgeschichte im großen und ganzen diesem Verfahren, Architektur als eine Art Vorab eine Erläuterung zur technischen Einrichtung der Fußnoten: Die Literaturangaben beschränken sich in den Fußnoten auf Verfasser und Erscheinungsjahr. Die Bandzahl oder ein Kurztitel ist bei mehrteiligen Werken und bei im gleichen Jahr erschiene- nen Schriften desselben Verfassers hinzugefügt. Dem Jahr der benutzen Ausgabe ist in Klam- mern das Erscheinungsdatum der Erstausgabe vorangestellt, sofern dieses für die Rezeption des Werkes von Bedeutung ist. Die vollständigen bibliographischen Angaben sind im Literatur- verzeichnis zu finden. 1 Burckhardt, J., 1905. Burckhardt, J., 1997, 191-199. Huse, N., 1984, 18. 2 Panofsky, E., 1957. 3 Eine Ausnahme bildet die Untersuchung von Jörg Traeger, der in seinem Buch zur Rezeptions- geschichte des >Renaissancebegriffes< die Ansicht vertritt, daß vornehmlich jüdische und pro- testantische Gelehrte versuchten, den Autonomiegedanken künstlerischer Erscheinungen in ih- ren Studien herauszustellen. Traeger, J., 1997, 12-14. 4 Hofmann, W., 1979. 5 Hofmann, W., 1979. - 2 - Epochenspiegel zu begreifen, bisher entzogen hat, soll mit Hilfe dieser komplexen Me- thode zur Dechiffrierung von Kunst auch der Weg zur ehemaligen Benedikti- nerklosterkirche von Corvey eröffnet werden. Die Untersuchung beginnt daher mit einer deduktiven Argumentation, die ausgehend vom allgemeinen Gesichtspunkt der Gegen- reformation alles Besondere subsumiert. Um Sakralarchitektur im räumlichen und zeitli- chen Kontext erfassen zu können, werden religiöse und politische, formale und iko- nographische Aspekte eingebracht, die zur gegenseitigen Erhellung beitragen. Ein in- duktives Verfahren, mit dem Details, Fakten und Beispiele auf den eher allgemeinen Gesichtspunkt der Gegenreformation hin geordnet werden, wird im zweiten Teil der Un- tersuchung angewandt. In diesem Diskurs ist die Benediktinerklosterkirche von Corvey als extravaganter Fall einer „Reformarchitektur“ zu begreifen, durch die sich die gesam- te Kunst und Geschichte der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erschließt. Sakralarchitektur ist erkanntermaßen Träger von Bedeutungsinhalten.6 Der von Ulrich Schütte vorgebrachte Einwand, daß „Gebäude nicht immaterieller Natur sind, sondern materielle Gegenstände, die mit den optischen und taktilen Eigenschaften der Men- schen wahrgenommen werden“ 7, trifft auf den Kirchenbau des 17. Jahrhunderts nur bedingt zu. Für das 17. Jahrhundert ist davon auszugehen, daß eine Kirche nicht nur funktional bestimmt wurde, sondern zudem auch als baulicher Ausdruck christlicher Tradition eine dichte symbolische Bedeutung in sich trug.8 Um das vorliegende Unternehmen in diese Richtung zu führen, sind die historischen Voraussetzungen der Fragestellung von besonderer Bedeutung. Sie zeigen, daß es nach den Forderungen des Reformkonzils von Trient (1545-1563) eine der vordring- lichsten Aufgaben der Katholischen Kirche war, ihre Bedeutung in sakralen Großbauten darzustellen. Hierbei ist zu beachten, daß die innerkirchliche Reform in Deutschland erst mit der Konsolidierung der Verhältnisse im Gefolge des Friedensschlusses von Münster und Osnabrück im Jahre 1648 eine durchgreifende Wirkung zeigen konnte.9 Vor diesem