Inhalt JAHRESTAGUNG 2017 DES ARBEITSKREISES
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Inhalt JAHRESTAGUNG 2017 DES ARBEITSKREISES VÖLKERSTRAFRECHT Einführung zum Inhalt der aktuellen Ausgabe Jahrestagung 2017 des Arbeitskreises Völkerstrafrecht Einführung zum Inhalt der aktuellen Ausgabe Von Prof. Dr. Florian Jeßberger, Hamburg 723 AUFSÄTZE Völkerstrafrecht Zwischen parlamentarischer Diplomatie und Aktivismus Über das Gutachten des niederländischen Beirats für Völkerrecht zur Verwendung des Begriffes „Völkermord“ im politischen Raum Von Prof. Dr. Larissa van den Herik, Den Haag 724 Recent developments in the jurisprudence of the International Criminal Court – Part 1 By Eleni Chaitidou, The Hague 733 Die Verfahrens- und Beweisregeln der Kosovo Specialist Chambers Von Simon M. Meisenberg, LL.M., Aachen/Den Haag 746 Aus der Praxis des Generalbundesanwalts im Völkerstrafrecht – Aktuelle Entwicklungen Von Dr. Lars Büngener, Karlsruhe/Frankfurt a.M. 755 Die Zentralstelle für die Bekämpfung von Kriegsverbrechen und weiteren Straftaten nach dem Völkerstrafgesetzbuch (ZBKV) Von Erster Kriminalhauptkommissar Klaus Zorn, Meckenheim bei Bonn 762 Die Zerstörungsabsicht bei dem völkerstrafrechtlichen Verbrechen des Genozids Zugleich eine Anmerkung zur deutschen Rechtsprechung im Verfahren gegen Onesphore R. Von Prof. Dr. Daniela Demko, LL.M.Eur., Leipzig 766 Witness Preparation und historische Wahrheit im Völkerstrafprozess Probleme der Zeugenvorbereitung vor dem Hintergrund der Zielsetzungen des Völkerstrafprozesses Von Dipl.-Jur. Lea Babucke, Hamburg 782 TAGUNGSBERICHTE Völkerstrafrecht Was war und was bleibt? Zur Tätigkeit des Jugoslawien- Strafgerichtshofes – ein Diskussionsbericht Von Wiss. Mitarbeiterin Annegret Hartig, LL.M., Maître en droit, Wiss. Mitarbeiterin Swantje Maecker, LL.M., Hamburg 793 Jahrestagung 2017 des Arbeitskreises Völkerstrafrecht Einführung zum Inhalt der aktuellen Ausgabe Von Prof. Dr. Florian Jeßberger, Hamburg Zur inzwischen dreizehnten Jahrestagung des Arbeitskreises schluss des ersten Tages sowie eine willkommene Gelegen- Völkerstrafrecht1 versammelten sich am 12. und 13.5.2017 heit für vertiefende Diskussionen bot der Empfang der Mit- mehr als 100 Völkerstrafrechtlerinnen und Völkerstrafrecht- glieder des Arbeitskreises in der Residenz des deutschen ler in Den Haag. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die im Botschafters in Den Haag. The Hague Institute for Global Justice stattfand, stand erneut Nach einem Grußwort Steven van Hoogstratens, des der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis über aktuel- kommissarischen Geschäftsführers des The Hague Institute le Fragen und Entwicklungen auf dem Gebiet des Völker- for Global Justice, leitete Dr. Lars Berster8 (Universität zu strafrechts. Die Referate und Diskussionsbeiträge kommen in Köln) den zweiten Sitzungstag mit einem Referat zum dieser Ausgabe der ZIS – Zeitschrift für Internationale Straf- Merkmal der Zerstörungsabsicht beim Völkermordtatbestand rechtsdogmatik – nahezu vollständig zur Veröffentlichung. ein, in dem er sich kritisch mit der Entscheidung des Bundes- Nach der Begrüßung durch den Gastgeber, den deutschen gerichtshofes in der Sache Rwabukombe auseinandersetzte. Richter am Jugoslawien-Strafgerichtshof Christoph Flügge, In der vorliegenden Ausgabe der ZIS findet sich auch die (in und einführenden Worten durch Prof. Dr. Florian Jeßberger Den Haag krankheitsbedingt entfallene) Erwiderung von (Universität Hamburg) eröffnete Prof. Dr. Larissa van den Prof. Dr. Daniela Demko (Universität Leipzig) auf den Bei- Herik,2 Professorin für Völkerrecht an der Universität Leiden, trag Bersters, in der sie ausführlich zur Auslegung des Merk- die Sitzung mit dem Gastvortrag „Between fragmentation and mals der Zerstörungsabsicht Stellung bezieht.9 legal pluralism: The construction of custom and cross- Unter der Überschrift „Was war und was bleibt?“ widme- referencing in international criminal law“. Prof. Dr. Volker te sich der zweite Veranstaltungstag dann ganz dem Rück- Nerlich (IStGH) moderierte die nachfolgende Aussprache. blick auf die Tätigkeit des Jugoslawien-Strafgerichtshofes. Im anschließenden Themenblock „Berichte aus der Pra- Zunächst identifizierte und kommentierte Dr. Serge Bram- xis“ wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie immer mertz (JStGH) aus Sicht der Anklagebehörde Errungenschaf- aus erster Hand über aktuelle völkerstrafrechtliche Entwick- ten, Misserfolge und das Vermächtnis des Gerichtshofes. An lungen informiert. Den Anfang machte Eleni Chaitidou3 der von Prof. Dr. Stefanie Bock (Universität Marburg) gelei- (IStGH) mit einer instruktiven Darstellung der neueren Judi- teten anschließenden Podiumsdiskussion10 nahmen neben katur des Internationalen Strafgerichtshofes. Anknüpfend an Brammertz noch Prof. Dr. Claus Kreß (Universität zu Köln) ein Referat4 der letzten Sitzung des Arbeitskreises berichtete und der deutsche Richter am Internationalen Strafgerichtshof, Simon Meisenberg5 (KSC) sodann über den Stand der Ein- Prof. Dr. Bertram Schmitt, teil. Die äußerst lebhafte Diskus- richtung der Kosovo Specialist Chambers & Specialist Prose- sion wurde sodann unter Einbeziehung des Plenums weiter- cutor‘s Office. Hierbei bildete das Verfahrensrecht einen geführt. Schwerpunkt der Betrachtung. Die zweite Hälfte des Praxis- Die nächste Tagung des Arbeitskreises wird auf Einla- blocks widmete sich den jüngsten Entwicklungen bei der dung von Prof. Dr. Stefanie Bock im Frühjahr 2018 in Mar- Verfolgung von Völkerstraftaten in Deutschland. Hierzu burg stattfinden. Neben den Referaten und Praxisberichten zu berichteten Dr. Lars Büngener6 (GBA) „Aus der Praxis des aktuellen Fragen steht hier zum zweiten Mal die Verleihung Generalbundesanwalts“ und Klaus Zorn7 (BKA) über die des Robert Kempner-Preises auf dem Programm, der vom „Beweissammlung und -sicherung (Syrien) durch das Bun- Arbeitskreis alle zwei Jahre f̈r eine herausragende Monogra- deskriminalamt“. Beide gaben hochinformative Einblicke in fie auf dem Gebiet des V̈lkerstrafrechts vergeben wird.11 die Tätigkeit ihrer jeweiligen Institutionen. Die Berichte über die aktuelle Praxis des Völkerstrafrechts rundete das Referat von Dr. Boris Burghardt (Humboldt-Universität zu Berlin) „Zur Spätverfolgung von NS-Verbrechen“ ab, in dem er sich insbesondere mit der Entscheidung des Bundesgerichtshofes in der Sache Gröning auseinandersetzte. Einen schönen Ab- 1 Weitere Informationen zum Arbeitskreis finden sich unter https://www.jura.uni-hamburg.de/ueber-die- fakultaet/professuren/professur-jessberger/arbeitskreis.html 8 Siehe hierzu bereits Berster, ZIS 2016, 72. (4.12.2017). 9 Demko, ZIS 2017, 766. 2 Siehe zur Frage der Verwendung des Begriffs „Völker- 10 Siehe den Diskussionsbericht von Hartig/Maecker, ZIS mord“ im politischen Raum van den Herik, ZIS 2017, 724. 2017, 793. 3 Chaitidou, ZIS 2017, 733. 11 Siehe hierzu 4 Eckelmans, ZIS 2016, 809. https://www.jura.uni-hamburg.de/ueber-die- 5 Meisenberg, ZIS 2017, 746. fakultaet/professuren/professur- 6 Büngener, ZIS 2017, 755. jessberger/arbeitskreis/kempner-preis-ausschreibung.pdf 7 Zorn, ZIS 2017, 762. (4.12.2017). _____________________________________________________________________________________ Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik – www.zis-online.com 723 Zwischen parlamentarischer Diplomatie und Aktivismus Über das Gutachten des niederländischen Beirats für Völkerrecht zur Verwendung des Begriffes „Völkermord“ im politischen Raum Von Prof. Dr. Larissa van den Herik, Den Haag* I. Einleitung Parlament vorgeschlagen, formell zu der Frage um Rat zu Parlamentarier sind zunehmend mit Angelegenheiten befasst, bitten, ob sich tatsächlich nur Gerichte zu Völkermord äußern die die internationalen Beziehungen betreffen. Die Bandbrei- könnten oder sollten oder ob dies auch für Parlamente und te von Vorhaben, die Parlamente umsetzen, wird vom Begriff Politiker angemessen sei und falls ja, welche Bedeutung eine „parlamentarische Diplomatie“ erfasst. Dieser Beitrag behan- solche Feststellung habe. delt eine spezifische Ausformung dieser parlamentarischen Daraufhin bat der Außenminister EVA und CAVV mit Diplomatie, nämlich die Rolle von Parlamenten in Bezug auf Schreiben vom 19.12.2016 darum, ein gemeinsames Gutach- die Anerkennung und Vorbeugung internationaler Verbre- ten zu dieser Frage – dem Gebrauch des Begriffes „Völker- chen. mord“ durch Politiker – zu erarbeiten. Der Minister fügte Der Beitrag gründet sich auf und präsentiert gleichzeitig hinzu, dass vor dem Hintergrund der Beratungen über einen ein kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Externen Berater Antrag im Parlament auch der Begriff „Verbrechen gegen die des Außenministeriums (EVA)1 veröffentlichtes Gutachten Menschlichkeit“ untersucht werden könne, falls dies ge- des niederländischen Beirats für Völkerrecht (CAVV)2, das wünscht sei. Dieser Bitte nachkommend erstellten EVA und sich mit der Verwendung des Begriffes „Völkermord“ durch CAVV ein Gutachten, das am 3.3.2017 abgeschlossen wurde. Politiker befasst. Die Problematik trat zutage, als im Parla- Die zentralen Ergebnisse und Empfehlungen des Gutachtens ment vertretene politische Parteien den niederländischen werden in diesem Aufsatz zusammengefasst. Außenminister Koenders darum baten, die Massaker an den Yesiden als Völkermord zu verurteilen. In seiner Antwort II. Definition der Kernbegriffe verwies der Minister auf die Gerichte als das angemessene Um die ihnen vorliegende Frage beantworten zu können, Forum für derartige Feststellungen. Daraufhin wurde im definierten EVA und CAVV zunächst, was mit dem Begriff „Politiker“ gemeint ist. Das Gutachten konzentrierte sich ausschließlich auf Politiker, die zur oberen Ebene