Manibus LUDOVICI BEDELI Nostra in Causa Permagni, Da Turn
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• 16. V.1849 IN NANTES t 26.1.1922 IN PARIS Manibus LUDOVICI BEDELI nostra in causa Permagni, da turn Die Vorarbeiten zn dem vorliegenden Manuskript gehen bis in das Jahr 1910 zurück, wo Herr Schenkung und ich in meinem Institut eine Kartothek über „Sammlungsverbleib" anzulegen begonnen hatten. Ur- sprünglich waren diese Angaben nur zur internen Orientierung gedacht, aber als schließlich alle möglichen Entomologen der Welt immer wieder um entsprechende Auskunft baten (einmal wurden 240 Angaben auf ein- mal erbeten!), beschloß ich schon vor dem Kriege, diese Kartothek in Form eines „Supplement-Heftes" später einmal zu veröffentlichen. Der Krieg schiea dann die Vorbedingung zum Abschluß dieses Manuskriptes; d. h. die internationalen Beziehungen, zu vernichten. Zum Gluck ist es mir aber bereits 1919 gelungen, mich im wesentlichen außerhalb der internationalen Politik zu Stollen, wodurch der Abschluß der Arbeit allein ermöglicht wurde. Beim Durchblättern der vorliegenden Liste wird man wohl hier und da erstaunt sein, wie es möglich gewesen sei, daß von Sammlungen, welche so vielen Gefahren ausgesetzt sind wie gerade Insektensammlungen (Änthrenen, Motten, Feuchtigkeit, Feuer, Geringschätzung durch nicht interessierte Erben etc.) relativ so viel erhalten worden ist. Es hat zweifelsohne oft ein gut Stück Glück dabei mitgespielt, aber in erster Linie verdanken wir es der Liebe der Menschen zur Entomologie und in zweiter Linie wohl auch etwas der Liebe der Menschen zum — Gelde. Vor allem ist aber bemerkenswert, zu sehen, wie oft sich dasselbe Schicksal abgespielt hat, daß eine berühmte Sammlung durch Vereinzelung bereits dem Untergang scheinbar rettungslos preisgegeben zu sein schien, und wie oft doch so vieles von ihr gerettet worden ist. Immer wieder muß ich bei diesem Ideengang an eine Sammlung und an ein Entomologen- Schicksal denken, das mich von Jugend an besonders begeistert hat, an das des Grafen C. P. F. M. A. Dejean. Welch guter Geist hat über den Geschicken dieses grandiosen Entomologen gewaltet, trotz all seiner Stürme: Auf den Schlachtfeldern zwischen Portugal und der Moskwa hat er so viel von seinen Lieblingen gesammelt; seine Kataloge beherrschten wie keine seitdem die entomologische Welt; mit seiner zierlichen, minu- tiösen Handschrift hat er seine Riesenkorrespondenz bewältigt. Mehr als einmal hat er in den schwersten politischen Stürmen führend mit einge- griffen: Als sein Kaiser von Elba ausbrach', eilte er sofort wieder zn 1* __ 4 — ihm und stand ihm noch bei Waterloo als Adjutant zur Seite, wenn er dies auch mit der Proskription bezahlen mußte: Im Exil hat er dann, von einem einzigen getreuen Diener begleitet, meist zu Fuß wandernd, die jetzigen jugoslawischen Länder entomologisch durchforscht. Trotz alledem scheint er nie einen persönlichen Feind gehabt zu haben: aus der Verbannung 1818 zurückgekehrt, war er sofort wieder die führende Größe von Frankreichs entomologischer Welt. Einen Augenblick schien es, als ob das Glück seine mit den ursprünglichen entomologischen Schätzen des einzigen ihm ebenbürtigen französischen Zeitgenossen Latreille (Dejean hatte einst alle seine Nicht-Coleopteren seinem Freunde ge- schenkt, welche er dann später mit dem Kauf der I. Latr ei 11 eschen Sammlung wieder zurückbekam) vereinigte Sammlung hat verlassen wollen; doch heute sehen wir den größten Teil der Gruppen seiner Sammlung als »monumenta aere perennia« in sicheren Häfen geborgen. •—• Die vorliegende Zusammenstellung kann selbstverständlich keinen ' Anspruch auf Vollständigkeit machen, aber ihre Publikation ist für mich die einzige Möglichkeit, in dem erstrebten Ziele noch wesentlich weiter zu kommen. Wenn ich jetzt ohne sie an irgend eine Stelle der Welt die Bitte um Auskünfte über Sammlungsverbleib ausspreche, passiert es so oft, daß mir der Betreffende zahllose Samminngen angibt, von denen mir kaum eine noch unbekannt ist. Nur eine erstmalige Veröffent- lichung des mir bisher Bekannten kann in heuristischer Weise erfolg- reiche Ergänzungen bringen. • Die Schwierigkeiten, welche zu bewältigen waren, sind recht mannig- facher Art. Ich will hier nur einige davon skizzieren. Zunächst die Frage, welche Sammlungen gehören überhaupt in das vorliegende Verzeichnis? Von vornherein scheiden alle Sammlungen aus, welche noch in Händen des ersten Besitzers sind. Im übrigen habe ich die Grenze etwas weit gezogen und auch kleine Sammlungen auf- genommen, wenn ich zuverlässige Angaben davon erhielt. Man kann nie wissen, ob nicht in solch einer Belegstücke für Lokal-Faunen etc. enthalten sein können! Außer wirklichen, geschlossenen Sammlungen habe ich Ausbeuten großer historischer Expeditionen, d. h. solcher, welche in der Literatur bearbeitet worden sind, tunlichst berücksichtigt. Ergebnisse kleiner Original-Aufsammlungen sind fortgelassen. Selbst- verständlich gehen diese Begriffe mit allen Nuancen ineinander über, und liegt es deshalb im Wesen der Sache, daß die Berechtigung mancher gegebener bezw. fortgelassener Angaben fraglich erscheinen muß. Unter allen Umständen gehört Einzelmaterial, welches gelegentlich von Original- Sammlern, Händlern, Tau&cnfreunden oder sonstigen Korrespondenten er- worben worden ist, nicht in die Liste; auch dann nicht, wenn es viele Einzel-Individuen umfaßt haben mag. Mitteilungen über Jahr und Quelle meiner Angaben wären wünschens- wert gewesen, mußten aber leider fortbleiben, da einerseits die Arbeits- leistung für sieb, zu groß und andererseits die Arbeit zu dick geworden wäre, als daß ich die Mittel zu ihrem Druck hätte aufbringen können.' Schwierigkeiten ergaben sich weiterhin oft, wenn ein Autor bei der Abfassung einer Arbeit ein besonderes Material zugrunde gelegt hat, welches nicht seiner Stammsammlnng angehört hat. Als Paradigmata mögen die Fälle mancher älteren schwedischen Entomologen gelten! Manches davon habe ich aufgenommen, manches habe ich nicht feststellen können, vieles habe ich wissentlich fortgelassen, da sonst der Ballast zu groß geworden und ins Uferlose geraten wäre. Besonders verdunkelnd haben vielfach voreilige, beziehungsweise falsche Angaben in Nekrologen, Annoncen und sonstigen (oft redaktionellen) Mitteilungen gewirkt. Persönliche Schicksale haben häufig die Bettung berühmter Samm- lungen mehr oder weniger verhindert oder ihre Erinnerung ausgelöscht, so daß es heute manchmal nur einem Zufall möglich geworden ist, noch einiges Licht über sie zu bringen. "Wir müssen uns dabei klar sein daß manche große Sammlungen von reinen Liebhabern, die selbst keine Wissenschaftler waren (zum Teil nicht einmal ein persönliches Verständnis für die Wissenschaft besessen haben), zusammen gebracht worden sind. Es bestehen alle Übergänge von diesen bis zu den wissenschaftlichsten Sammlern und wissenschaftlichen Instituten. Schon bei dieser Frage zeigt sich, daß nicht nur ein gut Stück Geschichte der Museologie, sondern auch ein gut Stück Geschichte der Entomologie iu dieser Arbeit steckt Daß z. B. der Polengraf Mniszech eine der berühmtesten Coleopteren- Sammlungen der Welt gehabt hat, die dann in mehrfachen Teilen ver- kauft worden ist und sich zum erheblichon Teil in der B. Oberthür- schen Sammlung wieder vereinigt hat, wissen noch viele. Daß Henry Deyrolle sein Privatkustos war, ist schon weniger bekannt; daß er aber einen entomophil veranlagten Bruder gehabt hat, weiß kaum noch ein Entomologe. — Der Name James Thomson ist vielen sehr geläufig; daß er ein Crösus von New York gewesen ist und trotz seines großen Reichtums seine Sammlung plötzlich verkaufte (zum Teil stückweise aus- suchbarl), um sich auf seine schöne Besitzung in Nizza zurückzuziehen, ist nur noch wenigen bekannt. Ebenso ahnen nur noch wenige den ge- waltigen Umfang der von ihm zu horriblen Preisen zusammengekauften Schätze. — Wie oft bin ich um Bat gefragt worden über den Verbleib der Sammlungen von F. L. deLaporte Gomte de Castelnau und F.E. Guerin-Meneville, und wie mühsam ist es gewesen, gerade über diese beiden historischen Sammlungen viele Einzelheiten zusammen zu bringen, obwohl ich seit 30 Jahren darnach gefahndet habe; hat mir doch die ß menschlich so große Persönlichkeit des ersteven trotz mancher mangel- hafter Art- und Gattungs-Diagnosen von jeher imponiert, und habe ich von jeher in dem letzteren einen der besten Art-Beschreib er gesehen, wozu ihn sein alter Beruf als Zeichner besonders prädisponiert hat. — Wer kennt heute den Namen Monchicourt, und welche Bedeutung hat dieser begeisterte Coleopterophile einst eine kurze Spanne Zeit für die franzö- sischen Sammlungen gehabt, bis die in seinem ländlichen Schloß aufge- speicherten Sammlungen, deren Quellen bis zu den berühmtesten, ältesten, historischen Samminngen zurückgingen, durch Schimmel und Feuchtigkeit so stark gelitten hatten, daß der Besitzer die Liebe zu ihnen verlor. Lange Monate habe ich vergeblich versucht, das Schicksal gerade dieser Sammlung zu ergründen. Es ist seltsam genug, denn derjenige, der sie gekauft und die I. Auswahl für sich behalten hatte, war gleichfalls ein Liebhaber vom Schlage llonchicourts, der Vicomte und spätere Comte de Bonneuil, und derjenige, der dann wieder den wesentlichsten Teil davon gekauft bat, ist — in einen entsetzlichen Konflikt mit dem Straf- gesetzbuch seines Landes geraten. Frankreich war in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts „das" historischste Land der großen Insekten-Sammlungen gewesen. Drum spielt es auch im vorliegenden Manuskript eine der Hauptrollen. Gerade hierin schien nach dem Krieg der wundeste Punkt meiner Arbeit zu liegen; vor allem, weil ich wußte, daß Louis Bedel ein umfangreiches Ver- zeichnis über