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Klasse Ständerpilze Basidiomycetes Blätterpilze

Fam. Mistpilzverw. Porträt Nr. 30 Folgezersetzer Saprophyten

Blaufüßiges Samthäubchen giftig (stark psychoaktiv) Conocybe cyanopus (Atkinson) Kühner

Habitus, Kurzbeschreibung: Kleiner bis winzi- verdickt, Knöllchen aber nicht gerandet. ger, ockerblonder, ringloser Blätterpilz mit Fleisch dünn, unter dem Hutscheitel hyalin- blauender Stielbasis. bräunlich, im Stiel rein weiss. Geruch beson- Beschreibung: Hut 0,5 - 1,5cm ø, erst glockig, ders gequetscht und im frischen Schnitt auffal- später flach kegelig bis ausgebreitet, zuletzt lend leuchtgasartig, an den Stink-Schirmling geschweift-verflacht. Farbe lebhaft gold-ocker, Lepiota cristata erinnernd. Geschmack mild, anfangs auch goldbraun, alt schmutzig etwas zusammenziehend. grauocker. Rand bis fast zur Scheibe gerieft, Anmerkung: Die namengebende Blauverfär- weitgehend ohne Velumreste. Lediglich an bung der Stielbasis kann bei Frischfunden sehr ganz jungen Fruchtkörpern sind manchmal unauffällig sein und sich erst allmählich in einige winzige, flüchtige Fasern wahrzuneh- einem Oxydationsprozess entwickeln. Auch in men. Lamellen lebhaft goldocker, normal weit, diesem Fall war es so und ohne die dankbar

Sporenpulverfarbe: ockerbraun Sporenpulverfarbe: ziemlich breit, dünn. Stiel nur wenig länger als angenommene Hilfe von Herrn Anton Haus- der Hut breit (standortbedingt), hyalin-gelblich, knecht, A - Maissau, wäre die Art vielleicht bis dünn, gebrechlich, ohne Ring, oft deutlich heute nicht korrekt bestimmt. längsrillig. Oben fein silbrig bereift, zur Basis Die Stiele können - je nach Begleitflora - auch hin weisslich befasert. Stielbasis meist knollig mehr als doppelt so lang werden. 030 Conocybe_cyanopus Por30:030 Conocybe cyanopus Por30 13.11.09 03:30 Seite 2

Sporen blond, glatt, ellipsoid, mit Porus Conocybe cyanopus 30 Wichtiges, aber nicht immer aufälliges Sp.-Vol 97 µm3, L/B-Quotient 1,63 Merkmal: blaugrüne Stielbasis Originaldiagnose: Conocybe cyanopus (G.F. Atk.) Kühner [als 'cyanopoda'], Le Genere Galera 7: 128 (1935) Basionym: Galerula cyanopus G.F. Atk., Proc. Am. philos. Soc. 57: 367 (1918) Synonym: cyanopus (Atkinson) Singer Weitere Volksamen: Conocybe à pied bleu (F), Blauwvoetbreeksteeltje (NL), Blåfodet Keglehat (DK), Grönfotshätting (S). Erklärung des Artnamens: cyanopus = blaufüssig, blaustielig Mikromerkmale: Sporen blond, glattwandig, ellipsoidisch,, mit deutlichem Keimporus, 6,8 - 9,0 x 4,2 - 5,5 μm. Basidien viersporig, keulig, z.B. 20 x 9 μm. Cheilozyst- iden vielgestaltig, meist bauchig und lang aus- Blaufüßiges Samthäubchen C. cyanopus gehalst, 30 - 45 x 9 - 10 μm. Kaulozystiden oben massenhaft, in Form und Größe wie die 1930 für den Raum Berlin in Rasen als „nicht Cheilozystiden, aber stärker verbogen. Pilozy- selten“ an. Möglicherweise ist sie partiell stiden spärlich, bis 155 x 18 μm, zwischen den (wegen der diffusen Blaureaktion) übersehen. schlank birnförmigen Zellen der hymeniformen Abgrenzung: Samthäubchen und Glocken- Epidermis entspringend (im Auflicht (40 x, schüpplinge Trockenpräp.) am besten zu sehen). Die Zellen sind im allgemeinen nur mikroskopisch der HDS haben meist einen mit bräunlichem sicher zu bestimmen. Auch die Verwechslungs- Pigment gefüllten Basalteil. gefahr mit einigen - z.T. tödlich giftigen Toxikologie: Die Art gilt als stark psychoaktiv. (!) - Häublingen (, mit hyphiger Von GARTZ (1985 und 1992) wurden 0,78 - HDS) ist extrem(!) groß. Die zögerlich, dann 1,01% i.Tr. und 0,12 - 0,20 % Bae- aber deutlich blau verfärbende Stielbasis ist ocystin festgestellt. Psilocin wurde nicht gefun- ein gutes Kennzeichen der Art. den. Literatur: Vork. lt Lit.: in Rasen u. Gartz, J.: (1985): Zur Ana- Grasflächen, an bemoo- lytik der Inhaltsstoffe Kaulozystiden sten Orten. Selten. Sp zweier Pilzarten... Phar- Erscheinungszeit nach mazie 40 (5): 366 Lit.: August - Okt. KÜHNER, R. (1935): Le Funddaten dieser Auf- Genre Galera. Paris sammlung: 10.9.1998, MEUSERS, M. (1996): MTB 6507-c, Schmelz, auf Bestimmungsschlüssel für ehemaligem Holzlager- europäische Arten der Gat- platz. Die Sägespäne diver- tung Conocybe und Pho- ser Laub- und Nadelholz- liotina. Österr. Z. Pilzk. 5: arten sind mittlerweile 245-272 schütter überwachsen. Der RÄTSCH, CHR. (1998): Enzy- Pilz fruktifiziert am Stan- Cheilo klopädie der psychoakti- dort regelmäßig und reich- ven Pflanzen. AT-Verlag lich seit Jahren ab Mai (!) STAMETS, P.: (1999) Psilocy- Verbreitung: Aufgrund der HDS binpilze der Welt. relativen Seltenheit noch WATLING, R: (1982) British unzureichend bekannt. Flora 3: Bolbitia- Julius Schaeffer gab sie ceae:... Edinburgh