Einige Inedita Zur Frühgeschichte Der Paläontologie an Der Universität Wien
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Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 122 Biograsche Materialien Bernhard Hubmann & Claus Wagmeier Rudolf Hoernes (1850 –1912) Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 122 www.geologie.ac.at Geologische Bundesanstalt Berichte der Geologischen Bundesanstalt (ISSN 1017-8880) Band 122 Rudolf Hoernes (1850–1912), vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Bernhard Hubmann & Claus Wagmeier 34 Abb. Impressum Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 122 ISSN 1017-8880 Wien, im September 2017 Rudolf Hoernes (1850–1912), vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Umschlaggestaltung: Elfriede Dörflinger, Geologische Bundesanstalt Umschlag: Rudolf HOERNES. Foto von Leopold BUDE (1840-1907), „k.u.k. österreich. u. königl. belg. Hof-Photograph“, Graz um 1895 (Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Fotosammlung, TF- 004301) Zitiervorschlag: Hubmann, B. & Wagmeier, C. (2017): Rudolf Hoernes (1850–1912), vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit. – Berichte der Geologischen Bundesanstalt, 122, 165 S., Wien. Alle Rechte für das In- und Ausland vorbehalten © Geologische Bundesanstalt (GBA) Neulinggasse 38, 1030 Wien, www.geologie.ac.at Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Geologische Bundesanstalt Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Arbeiten verantwortlich und sind mit der digitalen Verbreitung Ihrer Arbeiten im Internet einverstanden. Satz und Layout: Bernhard Hubmann, NAWI Graz Geozentrum (Bereich Paläontologie und Stratigraphie), 8010 Graz, Heinrichstraße 26 Druck: Riegelnik, Ges.m.b.H., Piaristengasse 17–19, 1080 Wien Ziel der „Berichte der Geologischen Bundesanstalt <ISSN 1017-8880> ist die Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse durch die Geologische Bundesanstalt. Die „Berichte der Geologischen Bundesanstalt“ sind im Buchhandel nicht erhältlich. Rudolf Hoernes (1850–1912), Vorwort vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Vorwort Rudolf HOERNES (7. 10. 1850 – 20. 8. 1912) war eine bedeutende Persönlichkeit in den Erdwissen- schaften der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts geboren, erlebte er die rasante Entfaltung seiner Wissenschaft: Als er in das Gymnasium eintrat, kamen die ersten deutschen Übersetzungen von Charles DARWINs evolutionären Konzepten in den Buchhandel; als er zum Ordinarius ernannt wurde, begann mit Marcel Alexandre BERTRANDs Untersuchungen die Deckenlehre aufzukeimen; und etwa ein halbes Jahr vor HOERNES‘ Tod stellte Alfred WEGENER die bahnbrechende Theorie driftender Kontinente auf. Rudolf HOERNES hat von Jugend an nicht nur die Entwicklungen der geologischen Disziplinen, sondern die Fortschritte der Naturwissenschaften allgemein – auf nationaler, wie auf internationaler Ebene – mitverfolgt. Nichts wäre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts „so durchgreifend, nichts für die gesamte Kultur des Menschengeschlechtes so entscheidend gewesen, wie die Fortschritte der Naturwissenschaften in dieser Zeit“, meinte sein Onkel, der Wiener Geologe und Politiker Eduard SUESS (1831–1914), in seiner Abschieds-Vorlesung nach 44 Jahren universitärer Unterrichtstätigkeit am 13. Juli 1901. Diese Feststellung von Eduard SUESS klingt plausibel vor dem Hintergrund der Entdeckung der Spektralanalyse (Robert BUNSEN und Gustav Robert KIRCHHOFF), der Entwicklung des Periodensystems der Elemente (Dmitri Iwanowitsch MENDELEJEW bzw. Julius Lothar MEYER), der Entdeckung der Röntgenstrahlung (Wilhelm Conrad RÖNTGEN) und der Radioaktivität (Antoine Henri BECQUEREL), der erstmaligen Bestimmung der Halbwertszeit eines radioaktiven Elements (Ernest RUTHERFORD) sowie der Formulierung der Quantentheorie (Max PLANCK), aber auch der Erfindung des Kühlschranks (Carl von LINDE), des Telefons (Alexander Graham BELL), der Glühlampe und des Phonographen (Thomas Alva EDISON), oder des Baus eines mittels VerbrennungsmotorBECKE angetriebenen Automobils (Carl BENZ) – um nur einige Meilensteine der Entdeckungen und Erfindungen zu nennen. Da HOERNES auch die künstlerischen Tätigkeiten seiner Gattin Jenny REUSS-HOERNES (Poesie) und seiner Tochter Tanna KASIMIR-HOERNES (Malerei, Radierung) verfolgte, sei aber zudem an den bedeutenden Wandel in der Dichtkunst (von Adalbert STIFTER bis hin zu Arthur SCHNITZLER und Franz KAFKA) und der bildenden Kunst (vom Nazarenerstil Leopold KUPELWIESERs bis zur Wiener Moderne Gustav KLIMTs und Egon SCHIELEs) jener Epoche gedacht. Keinesfalls weniger plakativ zeigt sich während der Lebenszeit von HOERNES der stilistische Wandel in der Musik, der von der Hoch/Spät- romantik Anton BRUCKNERs und Gustav MAHLERs bis zur Dodekaphonie Arnold SCHÖNBERGs reicht, oder die Veränderung in der Baukunst, die den Bogen vom Eklektizismus bis zum Jugendstil (Otto WAGNER, Josef HOFFMANN) und der funktionalistischen Architektur (Adolf LOOS) spannt. Die sechs Dezennien ab der Mitte des Jahrhunderts waren also durch bemerkenswerte Ver- änderungen geprägt, die alle Bereiche der Gesellschaft unmittelbar oder zumindest mittelbar betrafen. Als HOERNES im Juni 1876 nach Graz berufen wurde, befand sich sein neuer Lebensmittelpunkt im Zustand stetiger Erweiterung und Modernisierung: das Bahnhofsgebäude war soeben erweitert und die geradlinige Verbindung zur Keplerbrücke hin mit repräsentativen Bauten versehen worden. Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 122, Wien 2017 3 Rudolf Hoernes (1850–1912), Vorwort vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Ab den 1870er Jahren siedelten sich um, vor allem aber hinter dem Bahnhof unterschiedliche Industriebetriebe an und prägten mit ihren hohen Schloten das Bild der westlichen Stadthälfte. Die vielen Arbeitsplätze zogen die entsprechenden Bevölkerungsschichten an. Zählte Graz 1869 noch 81.119 Einwohner, so übersprang die Stadt im Jahr 1880 mit 116.770 Seelen die Großstadtschwelle. Die steigenden Bevölkerungszahlen – die Volkszählung 1910 registrierte bereits 151.781 Personen – machten sich im progressiv zunehmenden Bau von Wohnungen, aber auch von öffentlichen Gebäuden und vielen Schulen bemerkbar. Für den Neubau der Universität, die schon jahrzehntelang unter beengter Situation litt, entschied man sich für ein Konzept, das die einzelnen Lehrkanzeln in getrennten Gebäuden vorsah, welche sich um ein großes Kollegiengebäude versammeln. Dementsprechend konnte die Verwirklichung auch schrittweise durchgeführt werden und so folgte dem Anatomischen Institut (1869) im Jahr 1872 das Physikalische Institut und 1874 das Chemische Institut. Das Hauptgebäude der Universität, in das auch das Institut von HOERNES einziehen sollte, wurde allerdings erst 1891 in Angriff genommen. In den Jahren vor dem „Großen Krieg“ kündigte sich zaghaft das Zeitalter der Massenuniversitäten an und so waren im Jahr 1901 an der Karl-Franzens-Universität 1.510, an der Technischen Hochschule in Graz 371 Studierende inskribiert. In diese Zeit des Aufschwungs fallen allerdings auch Ereignisse, die bereits das nahe Ende der Monarchie anzukündigen schienen, allen voran die Okkupation (1878/79) und später die Annexion (1908) Bosniens und der Herzegowina … Dank Ohne die vielseitigen Informationen, die uns Stephan Hoernes (Steinmann Institut der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität Bonn) in äußerst zuvorkommender Weise zur Verfügung gestellt hat, wäre die vorliegende Abhandlung um einige Details über die Familiengeschichte Hoernes ärmer. Ganz herzlich wollen wir uns auch für diverse Fotos für den Abdruck bedanken. Bei unseren Recherchen haben uns freundlicher Weise folgende Damen und Herren unterstützt: Daniela Angetter (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichts- forschung, Forschungsbereich Österreichisches Biographisches Lexikon, Wien), Andrea Ehrenreich (Evangelisches Pfarramt, Heilandskirche, Graz), Christa Hammerl (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik), Thomas Hofmann (Verlag und Archiv, Geologische Bundesanstalt, Wien), Sabine Krammer und Heinz Langmann (beide Karl-Franzens-Universität Graz, Universitätsarchiv), Birgit Piller (Gemeinde Marz), Bernhard Reismann (Archiv der Technischen Universität Graz), Albert Schedl (Geologische Bundesanstalt, Wien), Johannes Seidl (Archiv der Universität Wien), Isabella Wasner-Peter (Wien Bibliothek, Dokumentation). 4 Berichte der Geologischen Bundesanstalt, ISSN 1017-8880, Band 122, Wien 2017 Rudolf Hoernes (1850–1912), vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Rudolf Hoernes (1850–1912), vielseitiger Erdwissenschaftler und „Kämpfer für die Freiheit der Wissenschaft“ im Spiegel seiner Zeit Bernhard Hubmann* & Claus Wagmeier** * NAWI Graz Geozentrum (Bereich Paläontologie und Stratigraphie), Heinrichstraße 26, A-8010 Graz; e-mail: [email protected] ** BG/BRG Fürstenfeld, Realschulstraße 6, 8280 Fürstenfeld; e-mail: [email protected] Inhalt Kindheit und Ausbildung .............................................................................................................................. 6 Berufung an die Universität Graz ............................................................................................................... 13 Rudolf Hoernes und der Aufbau der Geologisch-Paläontologischen Abteilung ........................................ 19 Erdbebenforschung und die Kontroverse mit Rudolf Falb